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Full text of "Verzeichnis der kunstdenkmäler der provinz Posen"

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I 




Verzeichnis der Kunstdenkmäler 
der Provinz Posen 

Julius Kohte 



I - i \ v s'c j oun/,|,i.; . ») 





HARVARD 
COLLEGE 
LIBRARY 



TRANSFERRED TO 
FINE ARTS LIBRARY 




VERZEICHNIS 

DER 

KÜNSTDENKMÄLER DER PROYINZ POSEN 

DRITTER HAND: 
DIE LANDKREISE DES REGIERUNGSBEZIRKS POSEN 

LIEFERUNG 1 

KNTHAI.TKSD IMK KKK1SK 

POSEN-OST UND -WEST, OBORNIK, SAMTER, GRÄTZ UND NEUTOM1SCHEL 

IM AUFTRAGE DES IMtOVIXZIAL-VERBANDES 
BKA Ii »KIT KT 

VON 

JULIUS KOHTE 

HKdIEIlTNOS-nAl'MEIKTER 



BERLIN 

VERLAG VON JULIUS SPRINGER 

18»;. 



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HARVARD UN1VERSITY 



AREDIA ff^^ LIBRARY OF THE 

P/UM- ^ ** At ~~ 



Mit dem vorliegenden Hefte wird die erste Lieferung des im Auftrage des 
Provinzial -Verbandes bearbeiteten Verzeichnisses der Knnstdenkmäler der Provinz 
Posen im Ansehlus.se an die Inventarien der übrigen preussischen Provinzen der 
Öffentlichkeit übergeben. Die Aidage des Werkes ist in vier Bänden nach 
folgender Einteilung geplant: 

Hand I: Einleitung. Abrils der Staats- und Kulturgeschichte der Provinz, 
vertatst vom Kgl. Archivar Dr. Warschauer in Posen. TJeberblkk der 
kunstgesehieht liehen Ent Wickelung der Provinz. Sachübersicht der 

Denkmäler. Verzeichnisse der Literatur, der Künstler und der Ort- 
schaften. Deukmalskarte der Provinz 1 : 500000. 

Band II: Kunstdenkmäler des Stadtkreises Posen. 

Band III: Knnstdenkmäler der Landkreise des Regierungsbezirks Posen. 
Band IV: Knnstdenkmäler des Regierungsbezirks Bromberg. 

Es wird beabsichtigt. Band III und IV vorweg zu veröffentlichen, dagegen 
den erst nach vollständiger Bereisnng der Provinz zu bearbeitenden Band T so- 
wie den die Hauptstadt Posen enthaltenden Hund (I am Schlüsse auszugehen. 
Doch ist das gesamte Material soweit vorbereitet, dals der Absehlufs des Unter- 
nehmens binnen zwei Jahren zu erwarten steht. Band III und IV werden in 
mehreren einzeln käuflichen Heften erscheinen, von denen jedes eine Gruppe 
landschaftlich verwandter Kreise umfassen soll. Band I und II werden gleich- 
falls einzeln käuflich sein. 

1 

Posen, im Febrnnr 1 *!»."». 

Der Landeshauptmann der Provinz Posen. 

Dr. von Dziembowaki. 



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— -,f *<> 



KREIS POSEN-OST. 



Kommenderle, Landgemeinde vor dem Warschauer Thore bei 
Posen. 

* Katholische Pfarrkirche S. Johannes von Jerusalem. 
Patron: der Staut. 

Mieczislaus III. der Alte. Ilerzog von Grol'spolen, siedelte im Einvernehmen 
mit Bischof Radwan von Posen (11 50—70) die Johanniter- Ritter in Posen 
an und schenkte ihnen 1187 das vor der Stadt gelegene Hospital zu S. Michael 
(Bestätigung« - Urkunden des Bischofs Benedikt II. von 115)1? und de* Papstes Cölestin III. von 

1192, Cod. dipl. No. 29 und 30). An Stelle der alten Kirche errichteten die Ritter 
einen Neubau, welchen sie zu Ehren ihres Schutzherrn weihten. Ein Pfarrer 
der Hospitalkirche wird 1348 urkundlich genannt (Cod. dipl. No. 1278). Gegen 
den Ausgang des Mittelalters erfuhr die Kirche eine wesentliche Umgestal- 
tung. 173<> baute der Komtur Michael Dabrowski, Generalmajor des pol- 
nischen Heeres, auf der Südseite eine Grabkapelle an (Knrytkowski II, S. 28). — 
Die Komturei sowie die Vorstadt, welche im Mittelalter bei der S. Johannes- 
Kirche bestand, sind beide bis auf die letzte Spur untergegangen. 

Geputzter Ziegelbau von 8 m innerer Breite, im Osten ein geviert- 
förmiger Chor von Gm Breite, auf der Nordseite ein 4,30 m breites Neben- 
schiff; im Chore ein Kreuzgewölbe, in den beiden Schiffen Sterngewölbe. 
Die auf der Nordseite des Chores gelegene Sakristei hat. ein Tonnengewölbe, 
lieber dem Westjoche des Nebenschiffes ein niedriger Turm (Abb. 1—3». 

Dem ursprünglichen Bau gehört das Hauptschiff und der Chor an, wie 
die Untersuchung des unverputzt gebliebenen Mauerwerks im Daehraume 
ergiebt. Soweit dasselbe der romanischen Zeit entstammt, ist es in Ziegeln 
von 30:14: 7 cm Abmessung ausgeführt, deren Fugen kantig verstrichen 
sind, und ist ein bestimmter Wechsel von Bindern und Läufern noch nicht 
zu beobachten. Auf der Nordseite sind unter dem Dacho des Nebenschiffes 
drei ursprüngliche, im Rundbogen geschlossene Fenster des Hauptschiffes 1 ) 



') E» siud die drei östlichen in dem Längeusclmitte Alib. :S. 



1 



2 




Kommendem. 



a 



und mit i*r dem Dache der Sakristei ein gleidigestaltetes Chortenster erhalten. 
Di«> inneren sowie die äul'seren Leibungen dieser Fenster bestehen aus einer 
Schräge und werden durch eine hnchkantig gestellte Ziegelschicht von ein- 
ander getrennt; im II« »gen sind die Ziegel zugehauen und die Leibungsflächen 




AI>1>. t— "j. Ansicht d««s Wotportals net>»t Schnitt 1 : T>0. 



verputzt; die Sohlbänke sind mit einem wetterfesten Mörtel abgeglichen; 
Spuren einer Verglasung oder eines Verschlusses sind nicht vorhanden. 

Auch die Westfront des Hauptschiffes ist im wesentlichen noch die alte. 
Die halbkreisförmig übei*wöll»to Thür (Abb. 4 ."»' wird von zwei Säulen ein- 
geschlossen. Die Schütte derselben sind verjüngt; derjenige der rechten ist 
achteckig, derjenige der linken zeigt im Schnitt einen Vierpal's. Die Basen 



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4 



Kivi> PlMCH-Oxt. 



haben das attische Profil mit Eckblättern. Die Kapitale stehen höher als der 
Kämpfer des Thürbogens. Als Kapital der linken Säule dient eine nmge- 
stülpte Basis der gleichen Art, während die rechte Sänle ein "YVürfelkapitäl 
besitzt, dessen Schilde mit Palmetten geschmückt sind. Das Gewände der 
Thür ist ans hartem Sandstein gefertigt, welcher mit dem Spitzeisen be- 




Al>b. G. Tnuf^tcin «Icr S. Juhanncs-Kirclie bei Posen. 

arbeitet ist; die Sänlen bestehen aus Granit. Ueber dem Portale öffnet sich 
der Dachraum mit einem Kreisfenster, welches aufsen und innen zweimal 
abgetreppt ist und von acht nach Art der Speichen eines Hades zusammen- 
gestellten Ziegeln gefüllt wird. 

Dieser erste Bau hatte noch keine Strebepfeiler und besals jedenfalls 
über dem Schiffe, vermutlich auch idter dein Chore eine Holzdecke. Da 
sämtliche Formen noch den reinen romanischen Stil zeigen, so ist die Ent- 



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Koaunenderiei 

stehung in die Zeit um 1200 zu verlegen. Das Kreuzgewölbe des Altai- 
raumes dürfte erst um rlie Mitte des 13. Jahrhunderts hinzugekommen sein. 
Die busenlosen Kappen steigen gegen den Scheitel an: die Grate sind stumpfe 
Spitzbögen, die Schildbögen dagegen halbkreisförmig 5 beide siud mit den für 




AM». 7. Monstr.mz d.-r S. .lohannes-Kirclio Posen. 



die Zeit des Ueberganges vom romanischen zum gotischen Stile bemerkens- 
werten Hundstäben besetzt. 

In der Spätgotik wurde die Nordmauer des Schilfes mit vier, teils 
spitzen, teils halbrunden Bögen durchbrochen, das Nebenschiff und die Sa- 
kristei angefügt und das ganze Bauwerk so umgestaltet, wie es sich, bis auf 
die Veränderungen des vorigen .Jahrhunderts, noch jetzt darbietet. Die 



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Ii Kreti PoMMfO»l. 

Ziegel der spätgotischen Bauteile sind H um stark, während dir beiden an- 
deren Abmessungen mit den ältesten Ziegeln annähernd übereinstimmen. 

Die Dabrowskische Kapelle ist ein unbedeutender barocker Kuppelbau. 
Nowag, Z. f. 13. 1872, S. 581. 
Luszozkiewii'z, S. Ii. s. I, S. 5!). Tf. 17. 
Altar im Seitenschiffe, aus Holz, im Stile der deutschen Renaissance. 
Fünf unbedeutende Oelbilder, in der Mitte Maria zwischen S. Stanislaus und 
S. .Johannes dem Täufer, links Martertod und Wunder des S. Stanislaus, 
rechts Tod S. .Johannes des Täufers und S. Johannes der Evangelist. 




Al»b. 8. Kclcli der S. Juhanncs-Kirche l>ei Posen. 



Taufstein (Abb. 6), achteckig, 78 cm hoch, mit spätestgotischem Mals- 
werk und der Jahreszahl 1522. 

Beichtstuhl mit guter Rokoko-Schuiteerei. 
^Monst ranz (Abb. 7) aus vergoldetem Silber. 7<» cm hoch, spätgotisch, 
fünftürmiger Aufbau mit dem gekreuzigten und dem auferstandenen Heiland 
sowie S. Peter und S. Paul. 

•Kelch 'Abb. Hi aus vergoldetem Silber, spätgotisch; am Sockel bereits 
gravierte Renaissance-Ornamente mit der Jahreszahl 1518; auf den rhoin- 



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l\oinnu-n<l«*rie. — Clmjtii.n. 



7 



bischen Feldern des Knaufes der Name Ihesus. Die Patene hat statt des 
Weihekreuzes ein liegendes lateinisches Kreuz, auf welchem ein Lamm ruht. 
Zwei (4 locken von ÜO cm Durchmesser. IbCT» und 1616 gegossen. 

CllOjllica, Dorf 14 km nördlich von Posen, im Mittelalter Haupt- 
ort eiues Kreises lOpolc . 

Katholische Pfarrkirche S. .Johannes der Täufer. 
Patron: «Ii«? Gutshcrrsclmft. 

Ein Pfarrer von Chojnica wird urkundlich 13.TJ genannt Cml. .lipl. X... HÖH'. 




AM>. !>. Kirclio in Clinjuioa. 



Einschiffiger, spätgotischer Ziegelhau von 9 in innerer Breite, im Osten 
dreiseitig geschlossen, mit Sterngewölben überdeckt ; an den Ecken der West- 
front zwei Treppentürme (Abb. {)>. In der Barockzeit wurde das Aeufsere 
geputzt und die Sakristei erneuert. Uber dem Westeingange (Ins Wappen 
Xaleez mit der Jahreszahl 1531, 

Die aus der Bauzeit der Kirche stammende Thür zur Sakristei ist 
auf der Seite des Kirchenraumes mit Eisenblechen beschlagen, welche von 
rautenförmigen Bändern gehalten werden und in getriebener Arbeit teils den 
doppelköpfigen deutschen Reichsadler, teils den doppelschwänzigen böh- 
mischen Löwen zeigen. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, spätgotisch. Zwei seitliche Türme 
mit den Staudbildern der Heiligen Adalbert und Stanislaus schliefsen sich 
schneckenartig einem höheren Mittelturme an, unter welchem die h. Jungfrau 
und auf dessen Spitze eine kleine Kreuzigungsgrnppe steht. Höhe HO cm. 
Auf dem Eul'se die Inschrift: 

Andreas Przcczlawski, decanus Posnaniensis, ad laudem de/' hoc opus 
comparavü. Anno domhii 1554. 

Kelch aus vergoldetem Silber, Renaissance, \'tH2 von Janusius Prze- 
clawski geschenkt. 

Pacificale aus vergoldetem Silber, barock, tiO cm hoc-h. 

Silbernes Räuchergefüi's. 17. Jahrhundert. 

Ewige Lampe ans Zink, die Wände iins naturtreuem Blnmenwerk 
gebildet, IS. Jahrhundert. 



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8 Kreis Posen-Ott 

Glocke von 67 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift: 
Benedictus dominus deus Israel, qnia vi(sitavit) iS39 v ). 
Oberhalb und unterhalb der Schrift hübsche, aus Füllhörnern und Pal- 
metten gebildete Ornamente. 
Grabdenkmäler: 

Links vom Hauptaltare: Grabstein des Peter Przeelawski f 1540, 
1555 gefertigt; mit der Rüstung angethan, ist der Veratorbene nach italie- 
nischer Art liegend dargestellt. Darüber einfacher Aufbau mit der Inschrift : 
Pietro Przeczlawski, juveni et generis claritatc et probitatc ac manmetudine 
worum insigni, acerba morte extineto Andreas Przecz/aivski, decanus Posua- 
niensis, fratro suavissimo posuit MDLV. — Mortnus anno dorn in i MD XL, etatis 

suae LXXV. 

Rechts vom Altare: Doppelgrabmal, Pilasterbau desselben Stiles, oben 
die liegende Figur des Janusius Przedawski f 159"), unten diejenige seiner 
Frau Anna geb. Sadowska f 1598. Die Inschrift des Mannes ist lateinisch, 
die der Frau polnisch. 

Epitaphien für zwei 1566 und 1584 verstorbene Mitglieder derselben 
Familie, Holzbilder mit Tempera bemalt, die Kreuzigung und die Aufer- 
stehung darstellend, in der Art der deutschen Renaissance mit Pfeilern und 
Gebälk umrahmt. 




Abb. 10. Kirch*! in Gluschin. 



GlllSCllill, polnisch Gluszyna, Dorf 9 km südlich von Posen. 
* Katholische Kirche S. Jakobus. 

Patron: der Magistrat der Stadt Posen. 

Die ehemalige Pfarrkirche in Gluschin wird zum ersten Male 1290 ur- 
kundlich erwähnt, als sie zur Kollegiatkirehe erhoben wurde (Cod. dipl. N<». 7M). 

') Anfang der Dank.-aiiunt; des Zacharias. Erling. Lucbo I, GH. 



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GlllM-llill. 



0 



Im Jahre 1582 wurde sie der Allerheiligen -Kirche in Posen und, nachdem 
diese zerstört und aufgehoben worden war, 1720 der Pfarrkirche 8. Maria 
Magdalena einverleibt, zu deren Pfarrei sie auch gegenwärtig gehört (Koryt- 
kowski II, S. 29). 

Frühgotischer Ziegelbau ' Abb. 10 —11). An das mit einer Holzdecke 
überspannte, 1) m breite Schiff lehnt sich im Osten ein rechteckiger, ü,.'K) m 
breiter und mit zwei Kreuzgewölben ausgestatteter Chor und im Westen ein 
zu diesem Chore in den Abmessungen und der Wölbung symmetrischer Baum. 
Gesamte innere Länge der Kirche .'»2 m. Auf der Nordseite des Chores liegt 
die Sakristei, welche bei 4 m Spannweite im Osten nach drei Seiten des 




Abb. 11. Grumlrifü der Kirche in GUiM-liin. 




Abi». 12." Otiuebtn. S-Iinitt <l< r Kensti-r. Sockelgcnims. 



Achtecks geschlossen und mit einem Kreuzgewölbe überdeckt ist, neben dieser 
eine Kanuner mit Tonnengewölbe. 

Auf der Innenseite der südlichen Chormauer sind drei spit/.bogige 
Nischen neben einander ausgespart. Der ursprüngliche Hingang auf der Süd- 
seite des Schiffes ist jetzt geschlossen; doch ist nicht zu entscheiden, ob an 
der Stelle des gegenwärtigen Westeinganges auch bereits im Mittelalter eine, 
wenn auch kleine Thür bestanden habe. Die Spitzfenster haben ihre ur- 
sprüngliche Gestalt bewahrt (Abb. 12 1. Auch das Aeul'sere der Kirche ist 
glüc klicherweise unverputzt geblieben, leider aber in den letzten Jahren neu 
verfugt worden. Tm Ziegelverbande wechseln je zwei Läufer mit einem 
Binder. Das Sockelgesims i Abb. 13) sowie das Kaffgesims sind aus Form- 
ziegeln gebildet. Die Giebel sind einfach abgetreppt gemauert lind die 

8 



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10 



Kivis lW'ii-0>1. 



(Üebellinic sowohl auf der Vorder- wie aul' der Bückscitc durch vorgekragt«* 
Binderköpfe besonders betont. 

Zwei spätgotische Weihwassersteine aus (.Jranit, von einfacher Ge- 
stalt, mit Spuren alter Beiladung. 

Kicill, Dorf 1) km nordöstlich von Posen, 
katholische Pfarrkirche S. Joseph. 

l'atinii: «l.'i- Staat. 

Die 1510 erwähnte Kirche wurde Ibl'O wiederhergestellt, der vorhan- 
dene Hau 1 741* — 51 errichtet und 1752 geweiht (K.iryik<>w>ki II, S. i;»7). 

Einschiffiger Holzbau von ausgehöhltem Fach werk, mit dreiseitig ge- 
schlossenem Chor und tpiadratischem West 1 tum. Breit- des Sehill'es S.25 in. 

Glocken: Ii 52 im Durchmesser. Am Halse die Inschrift: 
Georg Friedrich Traue in Posen gofs mich. 

2> TO cm Durchmesser. Am Halse Kokoko-Ornameut. auf der Vorder- 
ansicht die Inschrift: 

Johan Christian Xerger, Glockcngisser aus Posen, /,"_>. 

Von den beiden andern (^locken, welche keine (Jiel'ser-Inschrii'ten tragen, 
gehört dem Ornament nach die gröl'sere mit 41 em Durchmesser in die erste 
Hälfte, die kleinere mit 2ti cm Durchmesser in den Ausgang des 18. Jahr- 
hunderts. 

Kobylepole, Dorf »5 km östlich von Bosen. 

Schlofs, Putzbau in hellenistischen Formen, nach dem Entwürfe von 
A. Stiller errichtet (Z. f. H. 1^,5, S. 510). 

Im Parke ein Standbild des S.Johannes von Ncpomuk auf reichem, 
barockem Unterhau, Sandstein, lt»l>4 aufgestellt. 

OwillSk, tiutsbezirk 1.5 km nördlich von Posen, auf dem rechten 
Warthe-Ufer gelegen. 

Katholische Pfarrkirche. S. Johannes dem Täufer geweiht, ehemals 
Kirche des Cistereienserinnen-Klost ers. 

I >!«• Baula.stcti tragfii «lir» (JtiKliesit/.cr von Owiusk, Hulivlinwo, Iva<li>j<'w<> und Wictv-unka. 

Das Kloster der Cistercienserinnen in Owinsk war eine Tochter des in 
den ersten Jahren des l.'J. Jahrhunderts gestifteten Klosters Trebnitz bei 
Breslau. Das Jahr der (iründung ist nicht bekannt. Die ältesten Urkunden 
sind aus den Jahren 1250 und 1252 erhalten und beziehen sich auf Schen- 
kungen des Herzogs Przemislaus von («rol'spoleu und seines Bruders Boles- 
laus :C(ni. »lipl. Nc. 2H4 iifut 30:5). Der mittelalterliche Hau brannte im Anfange 
des vorigen Jahrhunderts ab und machte darauf dein noch bestehenden 
Neubau Platz. Dem Buche zufolge, in welchem die Kinnahmen und Aus- 
gaben dieses Neubaues sowie die Verträge der Werkleute eingetragen wurden, 
und welches sich zur Zeit in der Hinherei der Kirche befindet, wurden die 



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Klein. Kobjlepole. — Owinsk. 



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Bauarbeiten im Jahre 17^0 begonnen. Architekt «tar der vermutlich damals 
in Reisen bei Lissa ansässige Italiener Pompeo Ferrari: -Pan Pompeij Favrreri 
Wloeh. Architekt - wird er im Verzeichnisse .ler Werkleute. „Pan Pompe jo 
Ferreri Wloeh, rezydent Rvdzenski" wirrl er in seinem Venrage genannt. 
Die bedeutenderen Handwerker wurden ans (Uogau und Lissa herüber- 
genommen. Nach einer in der Sakristei aufbewahrten Pergamenturkunde 
wurde die Kirche 17.'>1 von Thomas Franz Czapski. Bischof von Kulm und 
Abt von Oliva, geweiht. Nach der Authebung des Klosters ISlM wurde in 
dasselbe eine Provinzial-Irrenanstalt gelegt und die Kirche zur Pfarrkirche 
umgewandelt. 

Winter, Cistercienser, II, S. 29. 




AMi. M. Klicmalip; Kl<»t.'ikiivln' in <>winsk. 



Die Kirche, ein Centralbau. umschliel'st im (Jrundril's annähernd ein 
Quadrat von 27 m Seitenlänge. Der Hauptaltar sieht im Osten: hinter 
ihm liegt die Sakristei. Die Walmkuppel ruht auf vier Pfeilern und 
erhebt sich, da das nördliche und südliche Seitenschiff schmaler sind als das 
östliche und westliche, ülier einem länglichen Achteck. Das Kloster liegt anf 
«ler Südseite, um einen viereckigen Hof angeordnet. Vor der Westseite der 
Kirche, in einer Ecke zwischen dieser und dem Kloster, steht der quadratische 
Glockenturm. Die in Putz hergestellten Einzelformen sind recht nüchtern 
behandelt: doch gewährt im Aeufseren (He Hache Kuppel mit ihrer Laterne 
und dem Glockenturme einen malerischen Reiz, welcher an die Centralbanten 
( »beritaliens erinnert (Abb. 14. 

Mehrere Altäre aus Stuckmarmor. 

Chorgestühl, barock, mit Intarsien. 

Beichtstühle, Rokoko, in einfachen Holzformen, aber mit reicher 
Bemalnng. 

Parkettfußboden der Sakristei, mit der eingelegten Jahreszahl 1788. 

Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance. 

Pacifieale aus vergoldetem Silber. l&J'J geschenkt, IM) cm hoch. Drei 
andere von gewöhnlichen Abmessungen sind etwas jünger, eines von H'>7S. 

Silberner Teller mit schönem Akanthuswerk. Anfang des IS. Jahr- 
hunderts. 



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12 



Kreis l*osen-0»t. 



Verschiedene St ick^»reien im Barock- und RokokostiJ, Priestergewänder. 
Altarbekleidungen und Kelchdecken; einige mit figürlichem Schmuck, so eine 
rote Kasel mit den Standbildern des Mehhisedech und Aaron, ein Antepen- 
dium mit Christus und den 24 Greisen der Offenbarung, ein anderes mit 
Christus als gutem Hirten. 

Glocken: Die eine mit 42 cm Durchmesser trägt am Halse die Inschrift: 
Gloria in excelsis deo. Joan Malczewski, x.O. 1 ) Anno r-jt. 
die andere mit ">0 cm Durchmesser: 

Soli deo gloria. Mc fecil Adam Iluldt, Postiania tjfij. 

Die katholische Kapelle S. Nikolaus, welche bis zur Aufhebung 
des Klosters als Pfarrkirche diente, ist ein unbedeutender einschiffiger, im 
Osten geradlinig geschlossener Ziegelbau, welcher zwar in das Mittelalter 
zurückreicht, aber in der Barockzeit umgebaut und geputzt wurde. 

Von den neben der Kapelle aufgehängten Glocken wurde die eine mit 
70 cm Durchmesser ltil 4 gegossen; die andere mit 52 cm Durchmesser trägt 
am Halse die Inschrift: 

Soli deo gloria. Me fecit Adam Haidt, Porta uia (!) ipy. 

Schwersenz, polnisch Swarzedz, Stadt, und Dorf 10km östlich 
von Posen, am Schwersenzer See gelegen, Station der Eisenbahn Posen- 
Stralkowo. 

Sigismund Gradzinski, Woiwode von Kaiisch und Grundherr des Dorfes 
Schwersenz, gründete neben diesem Dorfe im Jahre 16:18 eine Stadt, zu deren 
Bevölkerung er deutsche Protestanten und Juden herbeizog und denselben 
die volle Freiheit ihrer Bekenntnisse gewährte. So konnte sich in Schwer- 
senz zur Zeit der gröfsten Bedrückung des Protestantismus eine lutherische 
Gemeinde entwickeln, mit welcher die Posener lutherische Gemeinde von 
1040 bis 1780 vereinigt war. 

Thönert, Geschichte der evangelischen Kirche zu Sehwersen*. Z. G. I.. II, S. 298. 
A. Warschauer, Die Entstellung einer jüdischen Gemeinde. Zeitschrift für die Ge- 
schichte der .luden in Deutschland. IV. ßraunsehweig 18W. S. 170. 

Evangelische Pfarrkirche, in der Stadt. 

Unmittelbar nach der Anlage der Stadt hatten sich die Protestanten 
aus zwei Wohnhäusern durch Beseitigung der Zwischenwände eine Kirche 
hergerichtet. Im Jahre 17t>2 wurde der Neubau einer steinernen Kirche be- 
gonnen, aber aus Mangel an Geldmitteln im Jahre 1800 wieder eingestellt 
und schliei'slich infolge der kriegerischen Unruhen ganz aufgegeben. Die 
gegenwärtige Kirche wurde 18.56 errichtet. 

Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, 17.*). r i und 177(5. 

Zwei Oblaten büchsen aus vergoldetem Silber, die eine 172.-1 von der 
„Zunft der Schmiede in Schwersenz-, die andere 1780 von dem -Schuhmacher- 



') Xiadz Owiöski, iVii-ster vmi Owiiisl. 



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Schwer»euz. — Splawi*. — Wierzcnica. 



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Gewerck" geschenkt. Die erstere, von Gottfried Warnheid aus Posen ge- 
fertigt (Thönen, S. :J11), trägt einen dreipal's artigen Stempel mit einer Edel- 
mannskrone und den Buchstaben GW. 

Standleuehter aus Messing, vier grol'se, von denen zwei 1689 ge- 
schenkt wurden, und zwei kleine. 

Kronleuchter aus Messing, zwei grol'se für 18 und 8 Kerzen und ein 
kleiner für 0 Kerzen. Alle drei haben auf der Spitze den doppelköpfigen 
deutschen Reichsadler. Ende des 17. Jahrhunderts. 

Vortragekreuz aus Messing, 1784 geschonkt. 

Gestickte Seidendecke von 1013, im Provinzial-Musenni zu Posen. 
Glocken: I i 33 cm Durchmesser. Am Halse die eingegrabene Inschrift : 

i6s3- Mcrtin Schipel. 
2i 72 cm Durchmesser. Am Halse: 

Soli dco gloria. 
Auf der Vorderansicht: 
Anno /yyj ist diese Glocke gestiftet von den Vorsteher der evangelischen 
Gemeinde in Posen und Schzverscntz. Mich goß Adam Huldt. 

Katholische Pfarrkirche S. Martin, im Dorfe. 

Die urkundlich 1377 genannte Kirche (Cod. dipl. N'o. 173*) ist, wie noch 
spärliche Reste bekunden, aus einem spätgotischen Ziegelbau hervorge- 
gangen, hat aber infolge wiederholter Umbauten den geschichtlichen Wert 
verloren. 

Von den Glocken wurde die gröfsere mit 00 cm Durchmesser im Jahre 
1")99 gegossen. Die andere mit 70 cm Durchmesser stammt aus dem Jahre 
1740 und trögt am Halse die Umschrift: 

Christian Heinrich Witte in Posen goß mich. 

Splawie, Dorf 9 km südöstlich von Posen. 
Katholische Pfarrkirche S. Andreas. 

Die Kirche, deren Planer im Jahre 1380 urkundlich genannt wird 
(v. L.>k>zytki, Grodbücher I, N'o. <>7) t ist ein einschiffiger, im Osten dreiseitig ge- 
schlossener und mit Strebepfeilern besetzter Ziegelbau, welcher in seinen ge- 
putzten Umfassungsmauern dem Ausgange des Mittelalters angehört, aber im 
übrigen völlig verändert und verunstaltet worden ist. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, .V) cm hoch, Anfang des 18. Jahr- 
hunderts. Stempel des Goldschmieds (5. Warnheid aus Posen. 



Wlerzenlca, Gntsbezirk II km nordöstlich von Posen. 

Katholische Pfarrkirche S. Nikolaus. 

Patron: die Gut-dierrsehaft. 

Ein Pfarrer der Kirche wird als Zeuge unter einer Urkunde von 133") 
genannt (Cd. dipl. Xo. 1153 . 



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Die vorhandene Kitvhe ' Al»l>. !."»• i*t «'in im 18. Jahrhundert errichte- 
ter Hofcban von ausgehöhltem Fachwerk, mit Schindeln gedeckt, einschiffig 
bei 7 m lichter Breit»', mit dreiseitig geschlossenem Chore im Osten. Das 
ohi're Stockwerk des quadratischen Türmen vor der Westfront löst sich vom 
Kirchendache ah: auf il»'m letzteren ein (ilockentnnnchen. 




Ahl). 1"). Kirch»; in Wicrzi'iiira. 



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KREIS POSEN-WEST. 



CeradZ kONCielny, Kuvheu-Cfends, Dorf km westlich 
von Posen. 

Katholische Pfarrkirche S. Stanislaus. 
Patron: <Iit Besitzer von Jankowicc. 

Die Kirche wird bereits 12'.»H hei der Teilung des P>scner Archidia- 
kouaU erwähnt (Cod rlipl. So. 770). 




Abb. H>. Kirche in tVr.nl/. kolcfolnj- 



Spätgotischer, jetzt überputzter Ziegelbau. Der (irundrifs (Abb. 1 ti < 
wird von einem annähernd quadratischen, von spitzbogigen (Jurten um- 
schlossenen Mittelfehie gebildet, weichein sich östlich der einjochige, flach 
dreiseitig geschlossene, H m breite Chor und nördlich und südlich nach der 
Art eines Querschiffeti je ein rechteckiges Feld anfügen. Chor und Schill' 

hal)en Sterngewölbe. Die Sakristei, welche auf der Nordseite des Chores 
gelegen und mit diesem durch eine tlachbogige Thür verbunden ist, ist mit 
der Kirche gleichaltrig, wurde aber in der Barockzeit umgebaut. Vor dem 
spitzhogigen Westeingange wurde 171."» (Jahreszahl der Wetterfahne) eine 
Vorhalle errichtet, in deren (iiebel die Glocken aufgehängt sind. 



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Iii 



Ktvis lW»-\V.-st. 



In der Renaissancezeit wurde auf der Südseite des Chores eine Kapelle 
angebaut, deren Kreuzgewölbe an den Rippen mit Lanbstäben geschmückt ist. 

Spätgotische Holzgruppe. Die sitzende S. Anna hält auf ihrem 
Schofse das Cliristkind, vor ihr steht die klein gebildete S. Maria. Beschä- 
digt, doch die alte Bemalung erhalten. Höhe 1.1") m. 

Holzrelief, Gottvater, welcher, von Engeln umgeben, den Leichnam 
des Sohnes hält. Höhe 80 cm. Erste Hälfte des 10. Jahrhunderts. 

Drei Oelgemälde, Verkündigung Maria , Kreuztragung und Auf- 
erstehung Christi, aus dem 18. Jahrhundert, 18f>I von der Grundherriii 
Gräfin d'Engeström geb. Chlapowska der Kirche geschenkt. 

G locken: 1) 58 ein Durchmesser, spätgotisch. Am Halse die Umschrift: 
Maria, mir aus not durch hilf. 

*2) ;").'! tm Durchmesser. Am Halse die zweizeilige Tnschrift : 
/;/ honorem deiparac virginis ei Zaudern S. Stanis/ai episcopi et martiris 

Herum restaurata A. D. 1644. 

In der Kapelle befinden sich die Grabsteine des Andreas Jankowski 
t 1 ">6~> und des Stephan Potulicki t 1572: beide Verstorbene sind im 
Schmucke ihrer Rüstung nach deutscher Art stehend dargestellt. Dir' Platte 
des Andreas Jankowski hat lateinische, diejenige des Stophan Potulicki, 
welche ihm seine Gattin Ursula geb. Jankowska widmete, polnische Inschrift. 
Da Stephan Potulicki als Sohn eines Woiwoden von Brze6c ün Kujawien) 
genannt wird, sein Vater Peter aber erst 1580 — M."5 der Woiwodschaft Brzese 
vorstand und danach die Woiwodschaft Kaiisch übernahm (llerliarz poUki I, S. 161;, 
so kann die Platte erst in jenen Jahren gefeitigt worden sein. Sie stellt 
innerhalb einer von ungeschickten korinthischen Säulen umrahmten Nische. 

Kiekl'Z, Dorf .') km nordwestlich von Posen. 
Katholische Pfarrkirche S. Michael. 

I';itr<>n: die Giit.-lii'iT-i-liaft. 

Die Gründung der Kirche reicht zum mindesten in das 14. Jahrhundert 
zurück, da ein »Paulus, plebanus de Kekers", 1J97 urkundlich genannt wird 
(v. I.cks/.v. ki, Gri)<llnK-la>r I, N<>. 2507). Vermutlieh bestand die Kirche damals nur 
aus Holz und wurde erst später in Ziegeln errichtet: eine Neuweihung soll 
— nach einer Visitationsurkunde von 1778 - im Jahre 1">91 stattgefunden 
haben. Die Gnmdherrin Marianna Zakrzewska verwitwete Kierska liefs den 
gegenwärtigen Bau, zu dessen Chormauern ältere Teile benutzt sein mögen, 
in den Jahren 1707 bis 1770 ausführen. Der Turm, welcher 1H">2 einstürzte, 
wurde 180:5 wieder aufgebaut. 

Geputzter Ziegelbau in einfachem Rokokostil. Dem im lichten 9 m 
breiten Schiffe schliefst sich im Osten der geradlinig endende Chor und diesem 
wieder die Sakristei an; im Westen ein quadratischer Turm. Schiff und Chor 
sind mit Ilaehen Tonnengewölben überdeckt. 

Am südlichen Pfeiler des Chorbogens ist die Bauinschrift ange- 
bracht : 



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Kickrz. — Komomik. — Konarawn. 



17 



llliislris magnifica Marianna, prirno magntfici Samue/is Kicrski castellanidae 
Rogosniensis, sccundo illustris magnifid Atidreac \l yssogota Zakrzeivski castel- 
lani Ca/ist'ensis consors relicta vidua, bonorum Kiekrz et Hasmva atque oppidi 
Sarno7L> haeredissa, eccUsfam harte navi majori ampliavit, ([ttrrimj a fitnda- 
mentis erectis adornavit, minorem vero navim undique fortificare et iegmento 
de integro eooperirc cum extriteta parva turri jt/ssit. Fabrica haec j?6j caepta 
et fj-o anno finita. Reliqua sunt in globulo turris magnae. 

Taufkessel aus Zinn, mit gra viertem Ornamentfriese, samt dem Deckel 
83 cm hoch. 1582. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, 7"> cm hoch, 18. Jahrhundert. 

Messingkronleuchter für t! Kerzen, auf der Spitze der doppelköpfige 
deutsche Reichsadler, 17. Jahrhundert. 

Votivtafel des Czenstochauer Marienhildes mit gutem Silberbeschlag. 
18:22 cm, Anfang des 18. Jahrhunderts. 

Weil'se Kasel und rotes Pluviale, gestickt, barock. 

Kelchdecke aus weifser Seide mit farbiger Stickerei, 1720. 

Oelbildnis der Marianna Zakrzewska, leider schlecht erhalten. 

Komomik, Dorf 12 km südwestlich von Posen, erhielt von Bischof 
Johannes II. von Posen <128«5— 07) deutsches Recht. 

Katholische Pfarrkirche S. Andreas. 

Patron: der Staat. 

Ein Pfarrer der Kirche wird 1.'58.'5 urkundlich genannt <<\u1. tiipl. N». 1815). 

Spätgotischer, einschiffiger Ziegelbau, im Osten dreiseitig geschlossen, 
an der Südwestecke ein Treppenturm. Nur die Mauern sind alt. Die Fenster 
wurden im vorigen Jahrhundert verändert: doch war bis zu dem 1802 statt- 
gehabten Abputz der Fronten ihre ursprüngliche, spitzbogige Gestalt noch 
erkennbar; dieselbe war mit einem Putzstreifen umzogen, auf welchem, wie 
einige Reste bekundeten, eine ornamentale Zeichnung eingeritzt war. 

Spätgotische Monstranz aus vergoldetem Silber, mit den Standbildern 
des Apostels S. Andreas und des Täufers S. Johannes; der Fufs im 17. Jahr- 
hundert erneuert : 7f> cm hoch. 

Kelch aus vergoldetem Silber, 17. Jahrhundert, mit dem Stempel MB. 

Pacificale, Silber, barock, 47 cm hoch. 

C4 locke von .V> cm Durchmesser. Am Halse die Umschrift und die 
Jahreszahl, beide durch einen Spitzbogenfries getrennt: 

Verbttm dominum ff) mattet in eternutn. 1570. 

KonarzeWO, Dorf 17 km südwestlich von Posen. 
Katholische Pfarrkirche S. Martin. 

Patron: (Iii- Giit^liriTsi-haft. 

Die Kirche (Abb. 17» war ursprünglich ein einschiffiger, spätgotischer 

Ziegelbau, welcher vier Joche mal's. im Osten dreiseitig schlols und mit 

einein fiachbogigen Sterngewölbe überdeckt war. Andreas Wadomicki. welcher 

3 



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18 



Kreit. lWii-We-i. 



1726 als Woiwode von Posen starb, Hofs um 1700 die Kirche auf der Ostseite 
erweitern. Der alte Chorschlufs wurde abgebrochen, das Schill' um 2 Joche 
verlängert und wiederum dreiseitig geschlossen ; dieser Anbau erhielt ein 
hölzernes Spiegelgewölbe mit Stichkappen. Unter ihm liegt eine Gruft, deren 
Gewölbe von einem in der Mitte stehenden, achteckigen Pfeiler getragen 
werden. Derselben oder einer etwas späteren Zeit gehört der Westturm 
mit seinem geschweiften Helme an. Innere Breite der Kirche 9 m, innere 
Länge .'11 m. 

Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, 22 cm hoch. Der ältere, aus der 
ersten Hälfte des 1«. Jahrhunderts stammende, hat eine sechsteilige gotische 




Abi». 17. Kirche in Konarz.ewo. 



Grundform und am Knaufe den Namen Ihesus; Fufs und Schale zeigen aber 
bereits gravierte Renaissance-Ornamente. Der andere Kelch gehört in den 
Anfang des 18. Jahrhunderts. 

Speisekelch aus vergoldetem Silber, 1642. 

Pacificale, Silber, ~>4 cm hoch, Stempel der Stadt Posen und Meister- 
st einpel 

Sieben Mefsgewänder, 18. Jahrhundert. 

Glocken: V\ 68 cm Durchmesser. Am Halse in gotischen Kleinbuch- 
staben die Umschrift: 

O rex glorie veni cum pace. () konig der eren kom mit /rede. 
MCCCCLXXXXHII (i4r, 4 j. 
2) 75 cm Durchmesser. Am Halse in lateinischen Grofsbuchstaben die 
Umschrift : Jesus Nazarenus, rex Judeorum. 

Tu der Gruft der Mar morsarg des Andreas Kadomicki. 



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Konarzewo. Lodz, — Lussowo. 



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Herrenhaus, zweigeschossiger, barocker Putzbau, nach «lern Entwürfe 
eines der damals im Lande ansässigen italienischen Architekten ausgeführt. 
Ueber dem Haupteingange das Wappen Kotwiez mit der Inschrift: 

/6qj. Hafte aedem fieri euravit Andreas a Radontieko Radomieki, 

Osieeensis eapilaneus. 
Im Innern einige Stuckdecken aus dem Anfange des 18. Jahrhunderts. 
AufcenanMcht in der Photogrnpldenmappe des Pnsoner Knnstvereina für 18'.»2. 

Dorf 22 km südwestlich von Posen. 
Katholische Pfarrkirche S. Hedwig. 

Die Kirche wird 1298 bei der Teilung des Posener Archidiakonats genannt 
(Cod. dipl. No. 770). Der einschiffige, im Osten dreiseitig geschlossene, kunstlose 
Holzbau wurde 1673 geweiht und 1784 wiederhergestellt (Kontkow-dci II, S. 41). 

Spätgotische Monstranz, 63 cm hoch, und ein Kelch von 1677. 

Zwei mittelgrofse Glocken von 1612 und 16H4. 

LU8HOWO, Dorf 16 km westlich von Posen. 

Katholische Pfarrkirche S. Hedwig und S. Jakobus. 

Patron: der Staat. 

Die erste Erwähnung der Kirche ist mit ihrer Erhebung zur Pfarr- 
kirche aus dein Jahre 1288 erhalten (Cod. dipl. No. t»28); ein Pfarrer von Lussowo 
wird 1390 urkundlich genannt (v. Lekszycki, Grodliücher I, No. 898). Im Jahre 1499 
wurde die Kirche vermutlich nach einem vorausgegangenen Neubau geweiht 
imd 1 77b nochmals ausgebaut (Lukaszewic*, Dyoc. Pozn. I, S. 279). 




ALI». 18. Kirche in Lussowo. 



Einschiffiger, spätgotischer Ziegelbau, drei .Joche lang, sowohl im Osten 
als auch im Westen dreiseitig geschlossen (Abb. IHi. Sterngewölbe. Auf 
der Nordseite die mit einem Tonnengewölbe überdeckte Sakristei. Im Aus- 
gange des 16. Jahrhunderts wurde die Westseite verändert, weshalb es nicht 
zu entscheiden ist, ob an dieser Stelle bereits ursprünglich ein Eingang be- 
standen habe. Lichte Spannweite 7 m. Ziegelformat 28 : 8 : 13 cm. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, Pokoko, 177.'». 

Kelch aus vergoldetem Silber. Spätrenaissanee. 

Silbernes Pacificale, 1598 geschenkt, f>3 cm hoch. Kenaissance; der 
Knauf mit spätgotischem Malswerk von einem älteren Stücke übernommen. 



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20 



Kr.is IVs.'ii-West. 



Die in einem besonderen Holzt urmo aufgehängten Glocken sind un- 
zugänglich. 

Link« vom Hauptaltare das Grabina 1 des Stanislaus Kierski f l *»01> 
und seiner Gemahlin, noch zu seinen Lobzeiten errichtet. In einer mit 
Pfeilern und Gebälk umrahmten Nische ruht oben der Verstorbene, unten 
seine Frau, deren Grabschrift nicht ausgefüllt ist. 



Modrze, Dorf 20 km südwestlich von Posen, vormals Mittelpunkt 
einer kleinen Kastellanei. 

Katholische Pfarrkirche S. Egidius. 

Die Kirche wird 1208 bei der Teilung des Posener Archidiakonats, 
ein Pfarrer derselben unter einer Urkunde von 1.170 (Cod. dinl. Nu. 770 und 1 7:J0) 
genannt. Im Jahre 1505 befand sie sich in so baufälligem Zustande, dal's 
Papst Julius II. zu ihrer Herstellung einen Ablafs bewilligte (Elin iiln-r-, Urkun- 
den No. ir>;. 

Geputzter Ziegelbau, an Stelle eines älteren Holzbaues ITH4 ausgeführt 
(Lukasxewicz, I)y. c IWn. 1, S. 277). Einschiffig bei ll,;$0m Breite, mit schmalem, 
dreiseitig geschlossenem Chore, mit Holzdeckcn übersj)annt. 

Taufst ein, jetzt als Weihwasserstein dienend, mit spätgotischem Mais- 
werk und der Jahreszahl 1521, 07 ein hoch. Dem Tanfsteine der S. Johannes- 
Kirche bei Posen (Abb. Ol verwandt. 

Kruzifix vom ehemaligen Triumphbalken, überlebensgrofs, Renaissance. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, barock, (55 cm hoch. 

Spätgotische Glocke von 88 cm Durchmesser, 15J54 gegossen. 



SkOl'ZeWO, Dorf 10 km westlich von Posen. 
Katholische Pfarrkirche S. Vincenz und S. Martin. 

Patron: di<- rk-silzer von Skorzew", l)<unl>rowka und Konurzi-wo. 

Kirche und Pfarrer werden im Jahre 1*}00 urkundlich genannt (Cod. 
di|d. No. 20O:(). 

Einschiffiger, spätgotischer Ziegelbau, drei Joche lang, im Osten sowie 
im Westen dreiseitig geschlossen, also der benachbarten Kirche in Lnssowo 
ähnlich (Abb. 18;, mit weicherauch das Ziegelformat übereinstimmt. 
/•' • Gegenwärtig der Gewölbe beraubt und mit einer Holzdecke ver- 
f\-_ sehen. Auf der Nordseite die mit einem Tonnengewölbe überdeckte 
— Sakristei. Lichte Weite 0,5 m. In den drei östlichen Strebe- 
pfeilern sind hohe spitzbogige Nischen ausgespart. Die ursprüng- 
Alib. 19. liehen, mit einem Nasensteine hergestellten Abdeckungen der 

I * SO 

Strebepfeiler sind an einigen Stellen noch erhalten (Abb. 10i. In 
der Mitte der Westseite und der Südseite sind alte Spitzbogenthüren, deren 
profilierte Gewände im 18. Jahrhundert verstümmelt und glatt überputzt 
wurden. In derselben Zeit wurden auch die Fenster erweitert. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, 1705. Am Sockel die Keliefdar- 



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Modrzc. — Skiwwo. - Slupia. Soliot«. 



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Stellungen Christi auf dem Oelberge und an der Säule sowie die Brustbilder 
der Heiligen Peter und Paul. Stempel PR. 

Gewänder: Oestickte barocke Kasel. Pluviale vom Ende des vorigen 
Jahrhunderts, der Vordersanm und die Kappe von einem Goldbrokate des 
1(5. Jahrhunderts. 

Gnfseiseme Platte, den gekreuzigten Heiland nebst einem langen 
Spruchbande darstellend, dessen Schrift durch Rost und Tünche unlesbar 
geworden. Renaissance. An dem Gewände der Südthür eingesetzt. 

Glocke, 7(> cm Durchmesser, den Ornamenten nach von dem Meister 
der Glocke von 1">;19 in Chojnica, Kreis Posen -Ost. gegossen. Am Halse 
die Umschrift: 

O rex glorie veni cum pace. Ave. Anno domini MDXL1II 0543)> 
Eine kleine, neuerdings umgegossene Glocke hat die alte Inschrift : 
Samuel Simon Koysch me fectt anno domini 1660. 

Slupia, Dorf 20 km südwestlich von Posen, vor Ausgang des 14. 
Jahrhunderts mit deutschem Rechte bewidmet. Besitzer des Dorfes waren 
nach einander das Kloster Lubin, der bischöfliche Stuhl und das Jesuiten- 
Kollegium in Posen. 

Katholische Pfarrkirche Allerheiligen. 

1298 bei der Teilung dos Posener Arehirliakonats genannt (Cod.di|d. Xo.77U>, 
1849 als geputzter Ziegelbau erneuert. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, spätgotisch, mit den Standbildern 
der Heiligen Peter und Paul sowie der h. Jungfrau, auf der Spitze der Ge- 
kreuzigte: im 17. Jahrhundert teilweis verändert und mit einem neuen Ful'se 
versehen; 71 cm hoch. 

Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance. :H) und 27 cm 

hoch. 

Speisekelch aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance. 
Pacificale aus teilweis vergoldetem Silber, barock, in Kreuzgestalt, 
f>8 cm hoch. 

Zwei Mefskännchen mit Schüssel, Silber, 18. Jahrhundert, mit dem 
Stempel \VB. 

Silbernes Räuehorgefäfs aus dem 17. und Weihrauchschiffchen 
aus dem 18. Jahrhundert, 

Zwei Messingleuchter, lfi'W geschenkt, ">7 cm hoch. 

Sobotft, Dorf IG km nordwestlich von Posen. 
Katholische Pfarrkirche zur Geburt S. Maria. 

Patron: die Gutslicnueliuft. 

Pfarrer von Sobota werden W»7 und l.*597 urkundlich genannt ((VI. dipl. 
X». 1579 un.l v. Lekuvcki, Grodhücher I, No. 2507). Die gegenwärtige Kirche ent- 
stammt dem Anfange des 1(>. Jahrhunderts und wurde 1780 neu ausgebaut 
(Koirtkow.ki II. S. 184). 



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Kreis IVsou-WeM. 



Einschiffiger, spätgotischer Ziegelbau, im Schifte 0,80 m breit, im Osten 
ein dreiseitig geschlossener ('hör; ein Tnrm fehlt. Von den Sterngewölben 
ist nur dasjenige über dem ('höre erhalten. An der Ostseite der nördlich 
vom (.'höre befindlichen Sakristei ist, obwohl überputzt, eine über mehrere 
Ziegel eingeritzte Inschrift mit der Jahreszahl 1517 erkennbar. Der Triumph- 
balken unter dem Chorbogen ist noch gotisch, das Kruzifix aber in kleinem 
Malsstabe später erneuert; die Standbilder der Maria und des Johannes 
fehlen. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, dreitürmiger, spätgotischer Aufbau 
mit dem Auferstandenen und den Heiligen Maria, Lorenz und Katharina; 
der Fufs erneuert ; 72 cm hoch. 

Kelch aus vergoldetem Silber, spätgotisch; der sechsteilige Fufs trägt 
am Knaufe den Namen Ihesus. 

Ein anderer Kelch aus der Spätrenaissance. In demselben Stile zwei 
Pacificale, das eine von 1018. 

(Hocken: 1) ll'icm Durchmesser. Am Halse die Umschrift in lateini- 
schen Grofsbuchstaben: 

Maria maier gracie sueure ttobis. tftt. 
2) 50 cm Durchmesser. Am Halse: 

Wilhelm Hampel hat mich gegossen. A. D. 1699. 
An der Vorderseite: 

Maria mater gratiae per misericordiam ab hoste ttos protege. 
Grabdenkmäler: 

Grabsteine des Nikolaus Sobocki f 1504 und seiner Ehefrau Katha- 
rina geb. Splawska, zum ersten Male mit Michael Kierski vermählt; hand- 
werksmäfsige, der deutschen Auffassung sich anschliefsende Arbeiten. In 
der Südmauer des Chores. 

Gegenüber ein Doppelgrab, Pilasterbau in italienischem Stile. Oben 
die liegende Figur des Dobrogost Sobocki, Tmchsefs von Posen, f 1570, 
unten die seiner Ehefrau Anna geb. Kierska f 1601. Den Inschriften zufolge 
(was auch durch den Fugenschnitt bestätigt wird) von der Witwe nach dem 
Tode des Gatten gesetzt und nach dem Tode der Mutter von den Söhnen 
wiederhergestellt. Die Inschrift über der Grabplatte der Frau in polnischer 
Sprache. 

Zwei gegenwärtig unbenutzte Glocken aus der abgebrochenen 
Kirche zu Zydowo. 

1 ) 80 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift : 

Laudatc dominum in cimbalis bette sonattiibus. /6jj. 

2) 50 cm Durchmesser, 1 757 gegossen. 

Sten sehe wo, polnisch Stfjszewo, Stadt 22 km südwestlich von 
Posen, als Stadt seit dem Ausgange des 14. Jahrhunderts genannt. 

Geringe Heste des Schlosses sind in der Niederung auf der Südseite 
der Stadt erhalten. 



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St«n»chüwt>. — Tarnowo. - Touiieo. 23 

Katholische Pfarrkirche zur h. Dreieinigkeit. 

Ein Pfarrer der Kirche tritt als Zeuge 1315 auf (Cod. dipl. No.!t77). In 
den Jahren 1720 und 1770 wurde die Kirche durchgreifend umgebaut und 
mit zwei Soitenkapellen erweitert (Korytkowski U, S. 44). 

Einschiffiger, jetzt überputzt er, spätgotischer Ziegelbau von 9,70 m 
innerer Breite, im Osten dreiseitig geschlossen. Nur die Umfassungsmauern 
sind geblieben; die Gewölbe gehören dem Umbau des vorigen Jahrhunderts an. 

Zwei Glocken: die eine mit 78cm Durchmesser, 1661 gegossen; die 
andere mit 70 cm etwa gleichaltrig. 



TamOWO, Dorf H>km westlich von Posen. 

Katholische Pfarrkirche Allerheiligen. 

Patron: der Staat. 

Im Jahre 1288 wurde das Dorf Tarnowo nach Lussowo eingepfarrt 
(Cod. dipl. Xo. 628). Eine selbständige Pfarrkirche erhielt es 1464 von Bischof 
Andreas IV. (Lukaszcwicz, Üycc. Horn. I, S. 256). 

Einschiffiger, spätgotischer Ziegelbau, im Osten dreiseitig geschlossen, im 
Westen ein unvollendeter Turm. Flachbogiges Sterngewolbe. Lichte Weite 7 m. 

Kelch aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance. 

Gewirktes Antependium des Hauptaltares, mit Darstellungen aus der 
Geschichte Abrahams (Austreibung der Hagar, Hagar in der Wüste. Opfer 
Isaaks), 18. Jahrhundert. 

Glocken: 1) 46 cm Durchmesser, bezeichnet l.")9ä. 

2) *)0 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift : 

Ave Maria plena gratia, dominus tecum, 

3) 80 cm Durchmesser, mit Rokoko-Ornament. 

Joannes Fridericus Schlenkermann fudit Posnaniac 

4) 41 cm Durchmesser: 

Joh. Friedr. Schien ker mann gofs mich in Posen itfoj. 

5) 30 cm Durchmesser, mit Rokoko-Ornament, wahrscheinlh-h ebenfalls 
von Schlenkermann gegossen. 

TomlCe, Dorf 23 km südwestlich von Posen. 

Katholische Pfarrkirche S. Barbara. 

Die Kirche wurde von Nikolaus Tomicki, Bannerträger von Posen, 1463 
gegründet und 1770 wiederhergestellt (Korytkowski, U, S. 45 . 

Einschiffiger, spätgotischer Ziegelbau von 8.70 m lichter Breite, im 
Osten dreiseitig geschlossen; die Gewölbe in einfachem Rokoko erneuert. 

Hölzerner Tanfkessel, Renaissance. 

Glocken: 1) 68 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift: 

O rex glorie veni cum pac. Anno /jjr. 
Die Ornamente sind dieselben wie an der Glocke von 1539 in Chojnien. 
Kreis Posen-Ost. 



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Kreis IWn-Wext. 



2.i 55 ein Durchmesser, am Halse die zweizeilige Umschrift: 
Przcs boszum potne niial tnie Hanns Renagel '). Gloria in excelsis den. 
In der Ansicht ein kleines Standbild der Maria mit der Jahreszahl 1013. 
Grabdenkmäler: 

Grabplatte des Nikolaus Tomicki, Sandstein, 2.20m hoch und 1,35m 
breit, jetzt an der Nordwand aufgestellt. Auf dem Rande die Inschrift: 
Hic jacet generosus dominus Nicolaus Thamiczki, vcxilli/erus Poznaniensis, 
fundator hujus ecclesie. Requiescai in pacc. tjjS. 

Peter Tomicki, Bischof von Krakau und Posen und Vicekanzler des 
polnischen Reiches, liel's diese Platte 1524 durch eine *Messingplatt o mit 
eingegrabener Zeichnung ersetzen, welche noch gegenwärtig die vor dem 
Hochaltare befindliche Gruft überdeckt. Der Verstorbene ist mit der Rüstung 
angethau, hat die Hände zum Gebete an einander gelegt und hält dabei im 
linken Arme die lang wallende Fahne. Der schmale Rand ist mit Renaissance- 
Ornamenten gefüllt, Unter dem Bilde ist die Inschrift tafel angeordnet: 
Nicoiao Thomiczki, vexillifero Posnaniensi pace et hello claro ac singulari 
virtnte, prudencia, pictate vile, innocencia et cultu dei ac religionis insigni. 
Petrus, Cracoviettsis et Posnaniensis episcopus et regni Poloni vicecancellarius, 
parenti optima ac bene merenti posuit die seatnda mensis July MDXXIIII. 

Die vortrefflich erhaltene Platte ist 2,75 m hoch und 1,40 m breit und 
setzt sich ans vier grofsen Mitteltafeln sowie aus sechs schmalen, die beiden 
seitlichen Randfriese bildenden Tafelt» zusammen. Sie darf als eine Arbeit 
der Gielshütte Peter Vischers in Nürnberg betrachtet werden (Ko.it«>, Z. II. (J«>. 
VII, S. 488). 

Sandsteinplatte mit langer, völlig ausgetretener Inschrift; unter der- 
selben in einem Rundstück ein Wappen (Przyjaciel V i und die Buchstaben 
AW. Höhe 1.93 m, Breite 89 cm. Vermutlich aus der zweiten Hälfte des 
17. Jahrhunderts. Im Fufsboden der Kirche. 

Wiry, Dort* 11 km südlich von Posen, 1357 Wyr Thctttonicum 
genannt. 

Katholische Pfarrkirche S. Florian. 

Die seit dem Ausgange des Mittelalters genannte Kirche ging 105b' bei 
dem schwedischen Kriege in Flammen auf, wurde 1(103 und nochmals 1748 
erneuert und 1782 geweiht (Kurytkow*ki II. S. 4(1). 

Einscliiffiger Faehwerkbau mit dreiseitig geschlossenem Chor und West- 
turm, im Schiffe 9 m breit ; am Triumphbogen die Jahreszahl 1748. 

Spätgotische Monstranz aus vergoldetem Silber. 

Einfacher Kelch aus vergoldetem Silber, 18. Jahrhundert, Stempel GW. 
Einige Zinnleuchter von 1790. 

Glocke von 45 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift: 
Verbum domitti mattet in eternttm. MDXL VIII OS-l'V- 

■) Yn.<t. \n>ty pojiMK' ii Ii* 1 mit? llnim* KfiiuiH. 
Mit -rüttlii lit-r Hilf«- grifs mich llan> K«n:i^»>]. 



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KREIS OBORNIK. 



Bialenzyil, Dorf 1*J km östlich von Obornik. 
Katholische Pfarrkirche S. Timotheus. 
Im Mittelalter gegründet, 1823 als Ziegelbau erneuert. 
Kruzifix vom ehemaligen Triumphhaiken, lebensgrofs, mittelmäfsige 
Arbeit des 16. oder 17. Jahrhunderts. 

Monstranz aus versilbertem Kupfer, barock. 
Einfacher Kelch aus vergoldetem Silber, 17:14. 
Silbernes Pacificale in Kreuzgestalt, 66 cm hoch, Rokoko. 
Drei mittelalterliche Glocken: 

1) 45 cm Durchmesser, am Halse in Majuskeln: 

O rex gtorie veni cum pacc. 

2) ").") cm Durchmesser, am Halse in Minuskeln: 

Maria mir aus not durch hilf. 

3) r>2 cm Durchmesser, am Halse un verständliche Minuskelschrift. 

KirCheil-DombrOWka, polnisch Dabröwka koscielna. Dorf 
26 km südöstlich von Obornik. 

Katholische Pfarrkirche zur Himmelfahrt S. Maria. 

Patron: der Staat, 

Ein Pfarrer der Kirche wird urkundlich 1348 genannt (Oul. dipl. Nu. 1-Jt»9). 
Im Jahre 1736 fand ein Neubau statt ; nachdem dieser 1774 vom Witze ge- 
troffen wurde, wurde 1776 (Inschrift am Triumphbalken) die gegenwärtig 
bestehende Kirche errichtet (Korjtki»w«ki I, S. 29). 

Geräumiger, einschiffiger Holzbau, die Kirche aus Schrotholzbohlen, 
der Turm aus Fachwerk, aul'sen mit Brettern bekleidet und mit Schindeln 
gedeckt. Auf der Ostseite dreiseitig geschlossen, auf der Nord- und der 
Südseite eine Kapelle; der quadratische Turm vor der Westfront mit durch- 
brochener Haube. Längs der Westwand des Schilfes ein«* Empore, welche 
sich auch längs der Nord- und der Südwand bis zu den genannten Kapellen 
fortsetzt. 

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Kn i.-. Ubornik. 



GOSÜII, polnisch Mm •owana Goslina'i. Stadt IG km südöstlich von 
Obornik, besafs im Ausgange des 14. Jahrhunderts deutsches Hecht. 
Katholische Pfarrkirche 8. Jakobus. 

BuuWten trä^'t ili<- Gut.-*ln;rr-i.-liaft. 

Einschiffiger, spätgotischer Hau, welcher, da die Strebepfeiler fehlen, 
von Anfang her auf eine Holzdeck«' angelegt war. Das 8,.'i0 in breite Schiff 
enthält die ursprüngliche, ein einfaches Rechteck bildende Kirche. Die 
Westfront sowie der Sockel der westlichen Hälfte der Seitemnauern sind 
aus Granitquadern hergestellt, deren Fugen mit Bruchstücken von Horn- 
blende ausgezwickt sind; alle übrigen Teile sind gegenwärtig verputzt, ins- 
besondere die in Ziegeln hergestellten, mit Blenden gegliederten beiden 
Giebel. Es ist nicht ausgeschlossen, dafs die Westfront mit den angrenzenden 
Teilen der Seitenmauern oder auch nur die Grauitquader von einem roma- 
nischen Bau übernommen wurden. 

Im Jahre 1717 wurde auf der Ostseite der ge viert förmige Chor ange- 
baut, dessen Dach den spätgotischen Ostgiebel verdeckt (Korytkowski II, S. 108). 

Holzfiguren vom ehemaligen Triumphbalken; Christus am Kreuze in 
halber Lebensgrösse; Maria, Johannes und die am Kreuze knieende Magdalena 
kleiner. Gute Arbeiten der Spätgotik, jetzt mit einem Gold- und Silber- 
anstrich überzogen. 

Monstranz aus vergoldetem Silber. Maria mit dem Leichname Christi, 
in welchem die Hostienbüchse eingesetzt ist. Arbeit vom Anfange des 
IS. Jahrhunderts mit drei Stempeln, dem Breslauer Johanneskopf, daneben 
B und ferner P. Höhe 72 cm. 

Zwei einfach geschmückte Kelche aus vergoldetem Silber, der eine 
mit dem Stempel WH. 

Drei barocke Kasein sowie eine Dalmatika aus roter Seide mit far- 
biger Aufnäharbeit. 

Grabstein der Ursula Lwowska von Ostrorög. Gemahlin des Peter 
Potulicki. Woiwoden von Kaiisch, *!' 1")7">. Der an der südlichen Aufsen- 
seite eingemauerte. 1,80 m breite und 0,JH) in hohe Stein stellt die Verstorbene 
schlafend mit polnischer Umschrift dar und kann, da Peter Potulicki das 
genannte Amt lf>8.'5 übernahm 3 ', erst nach diesem Jahre gefertigt sein. 

Evangelische Pfarrkirche. 

Die anfänglich nach Schwersenz eingeplante Gemeinde wurde im Aus- 
gange des 18. Jahrhunderts selbständig {'/.. Ct. L. II, S. Uli';. Die 1812— UJ 
errichtete Kirche ist ein in Ziegeln ausgefühlter, geputzter Rundbau mit 
Holzkuppel und Emporen. 

Messingkronleuchter, 18. Jahrhundert, 1811 geschenkt. 

Glocke von ()0 cm Durchmesser, 1791 für die Gemeinde gegossen. 
Am Halse die. Umschrift: 

Joh. Fricdr. Schien kermann goß mich in Posen. 

') Zu deutsch: Gomauert Gosliii. 
») Vgl. 8. IG. 



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Go^lin. - Gniniwlorf. — Lnkowo. Maniowo. 



27 



GraniSdOl'f, Dorf 15 km nordwestlich von Rogasen. HVXt von 
deutschen evangelischen Einwanderern angelegt, 
Evangelische Pfarrkirche. 

Das ursprüngliche Kirchengebäude wurde 1742 durch einen Brand ver- 
nichtet. An die Stelle desselben trat noch in demselben .lahre ein Fach- 
werkbau, welcher 18o7> durch den vorhandenen Neubau ersetzt wurde. 

F. K. H:i<(lrich, Geschieht*» d*»r «•vang. lisi li. n Kirehengemehule (irnmxlorf «fit ihrer 
Gründunp 1635 l.is 1HH5. Ostrowo 1885. 
Mittelgrofse Glocke, am Halse die doppelzcilige Umschrift: 
Ich diene der Gemein mit meinem Schal! und Klang, 
Dient ihr Göll mit Gedeih, Gehorsam und Gesang. 
Auf der einen Seite wird der (iiefser genannt: 

Gegossen anno ijjq durch Johann Heinrich Scheel in Stettin, 
auf der anderen Seite der Pastor Martin Pilatzki mit sechs Mitgliedern des 
Gemeinde-Vorstandes. 

LllkOWO, Dorf 5 km östlich von Obornik. 

Katholische Pfarrkirche S. Michael. 

Der Pfarrer wird KW7 urkundlich genannt [v. l.ek-/.veki, (iriMÜMii hor I. Nu. 2li>_>). 

Holzbau des 18. .Jahrhunderts, einschiffig, mit dreiseitig geschlossenem 
Chor und Westtunu; die Kirche in ausgebohltem, der Turm in ausgemauert cm 
Kachwerk : Tonnengewölbe. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, Rokoko. f»4 cm hoch, mit den 
Stempeln ICP und S. 

Kelch aus vergoldetem Silber, Rokoko, 1 7.">4 geschenkt. 

Mehrere Kasein, Pluvinle. Decken und Bänder aus dem 18. .lalu- 
hundert. Eine schöne, zugleich gut erhaltene Kasel ist mit Benutzung eines 
Seidengürtels gefertigt, dessen Muster einem anderen Gürtel im Provinzial- 
Museutn zu Posen entspricht; das Kreuz zeigt naturalistisches Ornament mit 
der Taube in der Mitte 

Zwei mittelgrofse G locken mit gotischen Miuuskelschriften, von denen 
die eine heilsen soll: Ihcsus Xazarcß/us. rex Judcorum. 

Die dritte Glocke von .'54 cm Durchmesser trägt am Halse die Umschrift: 
Fccit J. Zach. Xettlwrdt a Posen anno j~yS'. 

ManleWO, Landgemeinde 7 km südöstlich von Obornik. 

Zur gegenwärtigen Gemeinde Maniewo gehört das untergegangene Dorf 
Radzim an der Warthe. Radzim war im Mittelalter Sitz eines Kastellans, 
und die Bodenerhebungen der dortigen Warthe -Insel sind als der Ort der 
Burg zu betrachten. Bronzcwalfen i Schwerter. Dolche, ('ehe, Lanzenspitzen >, 
welche an dieser Stelle in dem ursprünglich nur einen Nebenarm vorstellen- 
den Strombette gefunden wurden und teilweis in das Provinzial-Museum 
zu Posen gelangt sind, zeugen von einer Bedeutung des Ortes schon vor 
Beginn unserer Zeitrechnung. 



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28 



Kreta Obornik. 



Die katholische, S. Nikolaus geweihte Pfarrkirche in Radaim wurde 
1230 gegründet [Lakauewiez, Ujiv. Pom. I, S. 2*.H)). Die älteste urkundliche Erwäh- 
nung hat sieh aber erst aus dem Jahre l.'lbO erhalten, als König Kasimir 
der Grol'se die Dörfer Maniewo. Radzim und Hrzeziny auf dem "Wege des 
Austausches dem Posener S. .Johannes-Hospitale überlief» und diesem insbe- 
sondere das L'atronat der Pfarrkirche in Uadzim verlieh N.i. 1 tl8 '.. 
Die Kirche bestand als Holzbau bis vor einigen Jahrzehnten, Wurde aber 
abgebrochen und dafür im Dorfe Maniewo eiji Neubau errichtet. 




Abli. 20. Kelch der Kirche in Maniewo. 



Kelch aus vergoldetem Silber Abb. 20>. Der sechspafsartige Fufs, der 
Knaufund der untere Teil der Schale mit graviertem, spätestgntischem Mals- 
werk; am Fufse eine aufgelegte Kreuzigungsgru]>pe. am Knaule sechs rhom- 
bische Felder mit dem verkehrt gestellten Namen Ihesus. Die Schale bereits 
in der Weise der Renaissance geschweift. Posener Arbeit aus der Mitte des 
Hi. Jahrhunderts. Höhe 19 cm. 

Objezierze, Gutsbezirk «km südlich von Obornik. 
In einem schon zu vorgeschichtlicher Zeit stark besiedelten Landstriche 
gelegen, erscheint Objezierze auch frühzeitig in den Urkunden. Gegen Aus- 



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Objezierze. 



29 



gang des 12. Jahrhunderts schenkten Bischof Eadwan und Herzog Mieezis- 
laus II T. dem S. Johannes-Hospital bei Posen die Zölle mehrerer Dörfer, 
darunter diejenigen von Objezierze; ihre Nachfolger bestätigten die Schen- 
kung 1218, 1225 und 1238. 




1,7V ' 

Al.b. 22. Grundriß der Kirche in Objencroe. Aid». 23. Romsiniüdies Purtal. 

1 :74. 

Katholische Pfarrkirche S. Bartholomäus. 



Patron: die Gutidierrscliaft. 

Die Kirche (Abb. 21 22) ist aus einem einschiffigen, romanischen 
Bau hervorgegangen, welcher im Osten vermutlich einen halbrund geschlosse- 



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Kreit Obornik. 



neu Chor nur! im Westen einen quadratischen Turm hatte. Als sie in spät- 
gotischer Zeit deni räumlichen Bedürfnisse nicht mehr genügen mochte, 
wurde der alte Chor abgehrochen und das Langhaus gegen Osten verlängert 
und dreiseitig geschlossen. Ursprünglich auf eine Holzdecke angelegt, wurde 
sie nunmehr mit Strebepfeilern besetzt und vermutlich mit Sterngewölben 
überspannt, welche ans unbekanntem Anla sse später wieder beseitigt wur- 
den. Auf der Nordseite wurde eine Sakristei errichtet. Im vorigen Jahr- 




Al'b. 21. Keliquinr »l«-r Kirche in < Mtjrziriv.«-. 



hundert, vielleicht 177") (Korjtkovslü II. 8. 179), wurde die Kirche neu ausgebaut 
und mit nüchternen Holzdecken versehen. Lichte Weite. 7,.~><> m. 

Die unteren Teile des romanischen Baues bestehen aus Granitquadern, 
welche am Erdreich bis zu .'!,*> om. in Kopfhöhe iL* — !."> cm hoch sind: die 
Fugen sind nachgeritzt. Bings um die Kirche zog sieh ein aus einer Schräge 
gebildeter Sockel. Auf dieser Schräge findet sich an einer Stelle der Süd- 
seite mit lateinischen Großbuchstaben des 14. Jahrhunderts die Inschrift 
eingegraben: Hie jaeef Kiene, dahinter ein kleines Wappen mit einem nach 
links geneigten Pfeile. Die oberen Teile der Umfassungsmauern und des 



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< »Iji-zii rzr. 



31 



Turmes besteben aus Ziegeln von 20 : l.'l : 7,.") cm Abmessung, in der Süd- 
maner des Langhauses ist unter einer wertlosen, neueren Vorballe ein altes 
Portal (Abb. 23) erhalten, welches bei doppelt abgestufter Leibung im Rund- 
bogen geschlossen ist. während die Thiiröffnung von einem geraden Sturze 
überdeckt wird: das Kämpfergesims setzt sich aus Platte und Schräge zu- 
sammen: das senkrechte Gewände ist in Granit, die Bögen sind in Ziegeln 





AM". 25. Retiqnwr der Kirche in Objotieno. 

ausgeführt. Auch der Turm Abb. 21 1 ist der Hauptsache nach romanisch 
und hat ain obersten Stockwerke Rundbogenfriese; die Strebepfeiler und 
der Helm gehören dem vorigen .lahrhundcrt an. Bei der spätgotischen Er- 
weiterung wurden die Granitipiader und Ziegel der abgebrochenen Bauteile 
sehr zahlreich wieder benutzt. 

Zwei Kelche aus vergoldetem Silber. Der ältere, im Stile der Hoch- 



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:\2 



Kreis Olnirnik. 



renaissance, ist 21 cm hoch und wurde 1559 gefertigt: die Flächen des seehs- 
pafsförmigen Fufses sind mit zartem Rankenwerk gefüllt. Der jüngere, in 
den Formen der Spätrenaissance, wurde 1(134 geschenkt. 

Pacificale aus vergoldetem Silber, (55 i m hoch, 1(557. 
*Re]iquiaru m (Fig. 24 — 25) in Gestalt eines Giebelhäuschens. Die 
hölzernen Wände .sind von vergoldeten, mit (5 ruhenschmelz überzogenen 
Kupferblechen bekleidet. Auf der vorderen Langseite ist der Martertod des 
S.Dionysius, Schutzheiligen von Frankreich, dargestellt; auf der Dachfläche 
wird der Heilige enthauptet ; auf der Wandfläche darunter übergiebt er einem 
Priester, welcher vor einem mit Kreuz und Kelch besetzten Altare steht, 
sein Haupt, während hinter ihm sein Mörder zusammenbricht und Gott aus 
den Wolken die segnende Hand herabreicht. Die beiden Schmalseiten zeigen 
jede die schlanke Gestalt eines mit der Toga bekleideten Heiligen. Die 
Dach- und die Wandfläche der Rückseite, von denen die letztere zum Oeffnen 
umgelegt worden kann, werden von einem Flächenmuster bedeckt. Der 
Kamm auf der Firstlinie trägt zwei Plättchen mit Engelgestalten. Die in 
Linien eingeritzten figürlichen Darstellungen zeigen eine edle Haltung; auf 
der Vorderseite sind die Köpfe in Relief aufgesetzt. Das Email hat sich, 
soweit es nicht äulsere Schäden erlitten hat , vorzüglich erhalten ; die 
Farben sind ohne Tönung aufgetragen, und als Haupt färbe ist Dunkelblau, 
daneben sind Grünblau. Smalteblau, Rot, Gelb und Weifs verwendet. Das 
Kästchen inifst bis zur First krönuug 24 cm. Als Zeit dor Verfertigung 
ist die erste Hälfte des Kl. Jahrhunderts und als Ort derselben Limoges 
anzunehmen. 

Ewige Lampe, Silber. Spätrenaissance. 

Achteckiger Weih Wasserkessel aus vergoldetem Kupfer, mit einge- 
ritztem, nüchternem Mafswerk, erste Hälfte des 1(5. Jahrhunderts. 

Zwei kleine Messingkronleuchter, der eine mit dem doppelköpfigen 
deutschen Reichsadler auf der Spitze aus der zweiten Hälfte des 17. Jahr- 
hunderts, der andere jünger. 

Vier Zinnie uchter von 1780. 

Zwei Glocken von 70 und 75 cm Durchmesser mit gotischen Minuskel- 
schriften. 

Grabplatten des Andreas Objezierski f 155*4 und seiner Frau, an der 
Umfassungsmauer, die erste links, die zweite rechts vom Hochaltare ein- 
gemauert. Beide sind liegend dargestellt. Nur das Denkmal des Mannes 
ist mit Inschrift versehen. 



Oborilik, Kreishauptstadt, Station der Eisenbahn Posen-Schneide- 
mühl, auf dem rechten Ufer der Warthe. 

Obornik besah im 14. Jahrhundert Magdeburger Recht ; als die Ver- 
leihungs -Urkunde bei einem Brande um 1480 verloren ging, erhielt es 1485 
von König Kasimir Jagello seine rechtliche Stellung von neuem bestätigt. 



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Oliomik. — Parkowo. 



33 



Katholische Pfarrkirche zur Himmelfahrt S. Mariä. 

I>ir Baiila>t«'ii trägt il<?r Staat. 

Ein Pfarrer von Obornik nennt- sich als Verfasser einer Urkunde vom 
Jahre 1303 (('ml «Upl. No. 868). 

Arg verstümmelter, spätgotischer Ziegelbau, von welchem nur die Um- 
fassungsmauern und die Pfeiler alt sind; dus Hauptschiff endet im Osten 
dreiseitig, hat auf der Nordseite ein Nebenschiff und im Westen einen 
ge viert formigen Turm. 

Mefskelch und Speisekelch aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance. 

Deckel eines Käuchergefä l'ses, Messing, spätgotisch. 

Taufkessel aus getriebenem Kupfer, 40 cm hoch, aus dem 18. Jahr- 
hundert. Am Deckel die Umschrift : 

Ehr sei Gott in der Höhe. 

Kupferner Weihwasserkessel, mit getriebenem Rankenfriese, aus der- 
selben Zeit. 

Zwei Standlenchter aus Messing, welche beide am Fufse die In- 
schrift tragen: 

Das Geiv: der Buchbinder, Zin- und G/ockengiescr ij6q. 

Holzrelief, die h. Jungfrau innerhalb eines Rosenkranzes, 18. Jahr- 
hundert. 

Glocke von 42 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift: 
/oh. Fried r. Schienkerntann gofs wich in Posen t?yt. 

Die katholische Kapelle zum h. Kreuze ist ein einschiffiger Fach- 
werk bati mit Westturm und dreiseitig geschlossenem Chor. 1 Tt>t> errichtet. 

Die Bildung der evangelischeu Gemeinde in Obornik geht in das Jahr 
1775 zurück. Die alte Kirche, ein Fachwerkban. stand auf dem Markte, 
war 1777 geweiht, aber bei dem Stadtbrande von 1 Hl 4 zerstört worden. Im 
Jahre 1821 erhielt die Gemeinde von der Regierung das Gebäude des auf- 
gehobenen Franzi skalier- Klosters überwiesen und richtete dasselbe zum 
gottesdienstlicheu Gebrauche ein. 

B. Warnitz, Knrzr; Geseliiclitc d«>r «.'vaiiß'-lUi'h-lutlirrisi'lM'n G'-mcinilc zu Olmrtiik vwi 
1777 l.is 1877. Obornik 1877. 

ParkOWO, Dorf 9 km nordöstlich von Ob. »rnik. Station der Eisen- 
bahn Posen-Sehneidemühl. 

Katholische Pfarrkirche S. Margarete. 

Die Kirche wurde 1448 zur Pfarrkirche erhoben. Das gegenwärtige 
Gebäude, ein Kuppelbau mit Umgang, aus Ziegeln errichtet und geputzt, 
wurde 1781 — 1802 in klassizistischen Formen ausgeführt. 184~> geweiht und 
18">3 mit Ziukdächem versehen (K«rytkowxki II, S. '200). 

Monstranz aus vergoldetem Silber, Rokoko. »>f> cm hoch. Stempel 
der Stadt Breslau nebst Zeichen des Beschanmeisters und Meisterstempel GK 
(llo*pnWrg, Nn. 446, 449 mul 47i>). 

Mehrere Kasein und Pluviale des 18. Jahrhunderts. 

f. 



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Kreis Obornik. 



RitSCh dl Wälde, polnisch Ryczywol. Stadt 13 km nordwestlich 
von Rogasen. 

Katholische Pfarrkirche S. Nikolaus. 

1450 gegründet. I f> ">:i erneuert (KurvtUwski II, S. 18:)). 

Kunstloser, einschiffiger Holzbau, im Osten dreiseitig ge- 
schlossen. In geringer Entfernung vor der Westfront der Glocken- 
turm. 

n Monstranz aus teilweis vergoldetem Silber, dreitünniger Spitz- 
bau der Spätrenaissance. 68 cm hoch, mit den Standbildern der 
h. Jungfrau, des S. Adalbert und S. Nikolaus, auf der Spitze die 
A\>h.2(i. Kreuzigungsgruppe: 1620 beschafft und 1747 erneuert. 

Glocken: Die grölst e mit 85 cm Durchmesser, spätgotisch. In 
der Ansicht ein fiach erhabenes Weihekreuz (Abb. 26), am Halse die Umschrift: 
O rex glorie prcveni cum pace. Maria . . hilf uns. 
Die drei anderen hängen unzugänglich. Eine derselben mit der Inschrift: 

Christian Hampel mc fecit. 

ROgRHen, polnisch Rogozno, Stadt 17 km nordöstlich von Obornik, 
Station der Eisenbahn Posen-Schneidemühl. 

Rogasen. 1248 Rogozne, 125.") Rogosen genannt, lag an der von Posen 
nach Norden führenden Handelstra l'se. welche hier unter dem Schutze einer 
Burg die den Abflufs des Rogasener Sees aufnehmende Welna kreuzte; seit 
alter Zeit war es Sitz eines Kastellans. Deutsches Stadtrecht erhielt es im 
Jahre 12H0 von Przemislaus IL, welcher, nachdem er sich einige Monate 
zuvor zum König hatte krönen lassen, hier im Februar 12U6 ermordet wurde. 
Nach einem Brande bestätigte König Wladislaus II. im Jahre 1427 das 
deutsche Recht. Rogasen war königliche Stadt, wurde aber während des 
15. und 16. Jahrhunderts vorübergehend verpfändet. Im 17. und 18. Jahr- 
hundert wurde es durch Krieg und Feuersbrunst heimgesucht. Um die 
Mitte des 18. Jahrhunderts wurde südlich von der Altstadt den See entlang 
die von deutschen Handwerkern bevölkerte Neustadt angelegt. 

Katholische Pfarrkirche S. Veit. 

Pa(r<»u: iler Staat. 

Die Kirche wird zum ersten Male 125ti, ein Pfarrer derselben 1326 
urkundlich erwähnt (C.hI. x„. 344 und 10G8). 

Ziegelbau vom Ausgange der Gotik. 1526 begonnen ( Abb. 27). Drei- 
schiffige Hallenkirche, deren Mittelschiff auf der Ostseite sich in einem drei- 
seitig schliefsenden Chor fortsetzt, während die Seitenschiffe geradlinig enden; 
Mittelschiff und Chor haben Sterngewölbe, die Seitenschiffe Kreuzgewölbe. 
Ein Turmbau fehlt. Das Innere der Kirche mifst in der Breite des Chores 
0.50 m, des Mittelschiffes 8.20 m und des Langhauses 10,50 m. Die recht- 
eckigen Pfeiler des Langhauses sind an den Kanten zweimal um einen 
halben Stein abgestuft und mit Rundstäben. Fasen oder auch Kehlen aus- 



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Kogaaen. 



35 



gestattet; sie haben gegen das Mittelschiff und die Seitenschiffe teils drei- 
teilige Runddienste, teils rechteckige, an den Kanten abgefaste Dienste, 
denen sich die Gewölbe ohne Vermittelung besonderer Kapitale aufsetzen. 
Im Chore sind die Gewölbeanfänge mit kleinen Menschenköpfen geschmückt. 
An der Nordwestecke des nördlichen Seitenschiffes ist eine nach dem Dache 




Abb. 27. Katholisch« Pfarrkirche in Röpsen. 

führende "Wendeltreppe angelegt, welcher sich über dem nordwestlichen 
Strebepfeiler des Mittelschiffes eine zweite Wendeltreppe für das Hauptdach 
anschliefst. Die Sakristei und die Schatzkammer liegen auf der Südseite des 
Chores; beide haben Tonnengewölbe. 

Das Innere der Kirch«' wurde im 17. 
oder 18. Jahrhundert geputzt und dabei teil- 
weis verändert. Die Fenster sind sämtlich 
erneuert. Alt ist noch das Gewände der 
Westthür (Abb. 28). 

Auf den Au Isen flächen sind die Ziegel 
mit zahlreichen Namen und Inschriften be- 
deckt, deren wichtigste sich links, unterhalb des 
östlichen Chorfensters befindet und, auf drei 
Ziegeln noch vor dem Brand»- eingegraben, 
den Tag der Grundsteinlegung meldet'): 

Fnndacio prima injech'o lapidis fera'a Juiy tjjö hora <S' vcl. XO. XV. 
Die Südseite der Kirche ist besonders in den Ecken der Strebepfeiler sehr 
reich an Näpfchensteinen (llookonbeek, NApfehciKtemc. X. H. Oetf. t, S. 118 nnd IT, S.86). 

Altar am Ostende des nördlichen Seit*'nschiffVs. Klappaltar mit wert- 
losen Bildern, in die Mauer eingelassen und von barocken, aus Holz ge- 
schnitzten Ornamenten und in Stuck modellierten Trophäen umrahmt. 

') Ein« zweite Inschrift von 1 52*», welche Lukaswwirs, Dy<v. IWn. I. S. 3W mitteilt. \A 
nicht zu tindt'ii. 

6« 















rz i 







Abb, 2H. Rngusen. Thürpewänilc. 



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Krt'ii» Obornik. 



Taufkessel ans Messingguis, von drei Klauenfüfsen getragen. 60tra 
hoch. Die Inschrift, welche den Rand dos Kessels umzieht, ist nicht völlig 
verständlich, bekundet jedoch, dafs der Kessel für die Kirche, „in honorem 
saneti Viti" gegossen wurde; sie wird von fünf Heiligengestalten unter- 
brochen, welche innerhalb einer mafs werkartigen, wenig erhabenen Umrah- 
mung stehen. Rohe Arbeit um 1500. 

Slilisli.-i'li uhiti-Uvu«' Al>l<il(luii<{ in R;u'7.yii>ki, \WjM>nitii«-niu \Yi«'lkn[><>l>ki I, S. 1<>~. 

Der sechseckige, mit Oelfarbe bemalte, hölzerne Deekol des Tant- 
kessels stammt ans der ersten Hälfte des 1«. Jahrhunderts. Die geschweiften 
Grate waren ehemals mit Krabben besetzt; die Flächen zeigen die Tauf« 
Christi. 8. Veit, den Evangelisten S. Johannes, den auferstandenen Christus, 
Maria mit dem Kinde und S. Katharina. Ohne die jetzt feldende Spitze 
Ö4 cm hoch. In der Sakristei aufbewahrt. 

Kruzifix aus Holz, bemalt, derbe Arbeit vom Ausgange des Mittel- 
alters. Vom ehemaligen Triumphbalken, jetzt in der Vorhalle des südlichen 
Einganges. 

Christus im Elend sowie Anna und Maria das Kind haltend, be- 
malte Holzbildwerke derselben Zeit. 

Silberne Monstranz, teilweis vergoldet, dreitürmiger, spätgotischer 
Aufbau mit den Standbildern der h. Jungfrau sowie S. Benedikts und 
S. Adalbe rts. Der Ful's 1(528 erneuert. Der auf der Unterseite eingegrabe- 
nen Inschrift zufolge gehörte die Monstranz dem aufgehobenen Benediktiner- 
Kloster in Lubin. Höhe 1 m. 

Pacificale aus vergoldetem Silber, das Kreuz von 1">1(>, der Ful's aus 
dem 17. Jahrhundert. Höhe 4."> cm. 

Silberne ewige Lampe. H>89. 

Mehrere gestickte Priestergewänder aus dem 17. und 18. Jahrhundert. 
Die drei (Hocken hängen unzugänglich. 

Die in der Neustadt gelegene evangelische Pfarrkirche, deren Ge- 
meinde sich mit der Gründung der Neustadt bildete, ist ein Putzbau aus 
der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts. 

Getriebene Messingschüssel im Provinzial-Museum zu Posen. 

RoSClinOWO, Gutsbezirk 6 km östlich von Obornik. 
Katholische Pfarrkirche S. Katharina. 

Im Mittelalter gegründet, 1798 als Ziegelbau erneuert. 
Kelch aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance, mit den Stempeln der 
Stadt Posen (zwei Schlüssel unter einer Krone) und des Meisters IW. 
Zwei silberne Pacificale, 104.") und I7tȊ geschenkt. 
Glocke von 49 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift: 
Gloria in exce/sis deo. i6X\. 



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Rosclinowo. — NVelna. 



37 



Wdllftj Gutsbezirk 10 km nordöstlich von Obornik, am Welna-Bache. 
Katholische Kirche zum h. Kreuze, zur Pfarrei Parkowo gehörig. 
Patron: das Kl<»ter Berge in Magdeburg. 

Die Kirche wurde im Anfange des 1 7. Jahrhunderts von der Guts- 
herrsehaft erbaut, 1727 erneuert und 17.51 geweiht K..ntkmv«ki II, S.2<>1;. 




Abb. 2«.>. Kirche in Welna. 



Einschiffiger Holzbau von ausgebohltem Fachwerk, in Gestalt eines 
lateinischen Kreuzes, im Osten dreiseitig geschlossen; Breite des Mittelschiffes 
6,50 m. Neben dem Chore liegen zwei Sakristeien, und als Fortsetzung der- 
selben zieht sich ein niedriger Gang um das Mittelschiff herum, so dal's der 
äul'sere Anblick einen gewissen malerischen Reiz gewährt ( Abb. 29i. 

Das Innere ist mit Leimfarben-Malereien ausgestattet. An der Decke: 
Kaiser Constantin erblickt das h. Kreuz, und seine Mutter Helena findet 
dasselbe auf Golgatha. An den Wänden: Christus, Maria und die Apostel. 
Die Oelbilder am Gestühl, welche das Vaterunser, die Seligpreisungen und 
Allegorisches darstellen, sind unbedeutende handwerkliche Leistungen. 



Die katholischen Pfarrkirchen in Boruschin, Ludom und Polajewo sind 
neuere Ziegelbauten, die in Lang-Goslin ein kunstloser Holzbau von 1778. 



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KREIS SAMTER. 



Biezdl'OWO, Dorf 5kin südwestlich von Wronke. 
Katholische Pfarrkirche, dem h. Kreuze und S. Nikolaus geweiht. 
Patron: dio Gutshorrsdiaft. 

Die Kirche gehört im wesentlichen einem spätgotischen Ziegelhau an, 
dessen Grundrifs bei der .stattlichen inneren Breite von 11 m die übliche 
einschiffige, im Osten dreiseitig geschlossene Gestalt besitzt. Ursprünglich 
gewölbt, erhielt die Kirche im 18. Jahrhundert eine Holzdecke; gleich- 
zeitig wurden zu beiden Seiten des Ilochaltares Emporen eingebaut, das 
Aeui'sere geputzt und vor der Westfront ein Turm mit gefälliger Haube 
errichtet, welche 1890, vom Blitze getroffen, in Anschlufs an die alte Gestalt 
erneuert wurde. 

Kruzifix aus Holz, bemalt, aus dem 15. oder IG. Jahrhundert, ehemals 
auf dem Triumphbalken, jetzt hinter dem Hochaltäre aufgestellt. 

Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, der eine in reicher Spätrenais- 
sance von 1655, der andere von 1729 ohne Schmuckwerk. 

Zwei Pacificale aus vergoldetem Silber, Rokoko, das eine von 177t) 
in Sonnenform, das andere in Kreuzgestalt. 

Pluviale, barockes Silbergewebe mit in Gold gestickten Blumenranken. 
G locken: 1) zwei spätgotische Glocken von 75 und 6.-J cm Durch- 
messer, am Halse der gröfseren: Got, Maria helpc nur. Nicolans. 

2) 50 cm Durchmesser, 1608 von O. Albrecht aus Landsberg a. W. ge- 
gossen : Verbum domini manet in aeternum. 

Ioachimus Conovius fiastor. Anno MDCVIII. 
Hans Neumann, Thomas Pole, Kirchveter. 
M. Otto Albrecht. 

Grabplatte des Lukas Bobolecki, Sohn des Stanislaus Bobolecki von 
Bnin, f 1622 im Alter von 16 Jahren, bereits zu seinen Lebzeiten gesetzt; 
in italienischer Auflassung. Innen an der Nordmauer. 



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Birulrnwo. — Kythin. — Du*tlinik. — Kjtimterz. 30, 



BythlU, Dorf ir)km südwestlich von Samter. 

Katholische Pfarrkirche, S.Maria, Allerheiligen und S.Nikolaus geweiht. 

Patron: die GuUlierrschaft. 

Spätgotischer Ziegelbau, an Stolle eines älteren Baues 1">34 errichtet, 
einschiffig bei 0,30 m innerer Breite, im Osten dreiseitig geschlossen; an der 
Südwestecke eine Wendeltreppe zum Daehraume. Die Gewölbe sind durch 
eine Holzdecke ersetzt. Rechts neben dem östlichen Fenster der Südseite 
ist auf zwei Ziegeln das Jahr der Erbauung eingegraben: 

Anno dotnini 1534. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, Renaissance, Spitzbau mit den 
Standbildern der Heiligen Nikolaus und Stanislaus. 

Glocke von 60cm Durchmesser, 1791 gegossen. Am Halse die Umschrift: 
/oh. Friedr. Schlenkermann goß mich in Posen. 



DUSChnik, Dorf 23 km südwestlich von Samter. 
Katholische Pfarrkirche S. Martin. 

Patron: der Staat. 

Einschiffiger, spätgotischer Ziegelbau von H.öO m innerer Weite, im 
Osten dreiseitig geschlossen, mit Sterngewölben überdeckt ; an der Nordwest- 
ecke ein runder Treppentnrm. Gröfsere Bauarbeiten fanden 1760, 1830 und 
1891 statt (Korytkoweki II, S. 143). 

Triumphbalken, Christus am Kreuze, Maria und Johannes. 16. Jahr- 
hundert. Bei den letzten Bauarbeiten verständnislos übertüncht. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, 70 cm hoch, 1703. 

Spätgotischer Kelch aus vergoldetem Silber, 21 cm hoch. Auf dem 
vierpafsförmigen Fulse die gravierten Brustbilder der h. Jungfrau, S. Barbara 
und S. Katharina sowie eine aufgelegte Kreuzigungsgruppe. 

Vier Kelche der Renaissance, einer aus dem Itf., die drei anderen aus 
dem 17. Jahrhundert. 

Spätgotische Glocke von 86 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift : 
In nomine domini. Amen. O rex glnrt'e veni cum pacc. 

Grabtafel an der Südmauer, mit einfacher Renaissance-Umrahmung. 
Die gemalte Schrift der Tafel wurde durch den neuerdings aufgetragenen 
Oelanstrich zugedeckt. 

Kupferne Grabplatte des Pfarrers Andreas Cichowski f 17»>4. mit 
einer Inschrift bedeckt; jetzt anl'sen an der Nordmauer aufgestellt. 



KaZDlierZ, Dorf II km südlich von Samter. Station der Eisen- 
bahn Posen -Meseritz. 

Der Höhennicken westlich von Kazmierz ist besonders reich an vor- 
geschichtlichen, mit der Hallstätter Zeit beginnenden Funden. 

Ii. Florschiit/., Der Urncnfricdhof von Kaiiiiier/.. Z. H. Ges. V. 181. 



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40 



Krei«. Samter. 



Katholische Pfarrkirche S. Maria. 

Patron: die Gntshemctiuft. 

Die Kirche bestand bereits \'2W bei der Teilung des Posener Archi- 
diakonats (Cod. <U|>I. N<>. 77t 1494 wurde sie in Ziegeln neu erbaut und 173« 
wieder hergestellt (Korjtkowski II, S. 177). 

Spätgotischer Ziegelbau i Abb. :\0i. Dem 8,00 m breiten Schilfe fügt 
sich östlich ein 7,70 m breiter, dreiseitig geschlossener Chor und nördlich, 
durch zwei Bögen getrennt, ein .*5,70 m breites Seitenschirl* an. Sternge- 
wölbe. Der zerstörte Westgiebel zeigt übereinander zwei Keinen Blenden, 
von welchen die obere flaehbogig, die untere kielfönnig geschlossen und jede 
Blende mit einem Kreuze ausgesetzt ist. 




AM'. 90. Kirche in Kaimim. 



Altar im Seitenschiff, Spiitrenaissancc. Im Sockel auf Holz gemalt 
S. Anna mit Maria und dem Kinde zwischen Engeln. 

Kruzifix vom ehemaligen Triumphbalken, aus bemaltem Holze, spät- 
gotisch; jetzt in der südlichen Vorhalle. Daselbst noch ein zweites Kruzifix 
von jüngerem Ursprünge und geringerem Werte. 

Die h. Jungfrau, bemaltes Hochrelief aus Holz, spätgotisch. 

Chorstuhl für 5 Sitze, spätgotisch, mit Malereien aus dem Anfange 
des 17. Jahrhunderts. 

Beichtstuhl, Spätrenaissance, mit Kesten ornamentaler Bemalung. 

Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance. 

Glocke von 2.") cm Durchmesser, bezeichnet 1042. 

Kleines Wandgrab des Johannes Niegolewski, Landrichters von Posen, 
und seiner Frau Agnes geb. Konarzewska f 1031. Beide kuieen unter einem 
Kreuze, nur die (Trabschrift der Frau ist ausgefüllt. Auf der Innenseite der 
Südmauer. 

OborsitzkO, polnisch Obrzyeko. Stadt 11 km nordwestlich von 
Samter, am buken Ufer der Warthe. 

Obersitzko war seit dem Anfange des IS. Jahrhunderts Kastellanei. 
Der Grundherr Christoph Kadziwill erwirkte löMH für den Ort das magde- 
burgische Stadtrecht: sein Sohn gewährte 104.*'. den zuziehenden Ansiedlern 



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Old-rsilzko. 



41 



freie Ausübung ihres Bekenntnisses: infolge dessen Uelsen sieh zahlreiche 
Evangelische aus den deutschen Nachbargebieten in Obersitzko nieder. 
Später gelangten in den Besitz der Stadt die Familien Radomieki und Ra- 
czynski, welcher letzteren sie noch jetzt gehört. 

J. Friedlinder, Dar Fand v<>n Obrtycko, Silbonnünzou au* uVm /• Imt. n cliristlicli«m 
Jahrhundert. Berlin 1811. 




\h\>. 31-32. Kath. Pfarrkirche in Oberailxko. 



Katholische Pfarrkirche S. Peter und S. Paul, am westlichen Ende 

der Stadt gelegen. 

Patron: der Beiitzer der Herrschaft Obcnüuko. 

Die ersten urkundlichen Erwähnungen der Kirche sind aus den Jahren 

1256 und 1298 (Cod. dipL No. 844 und 770) erhalten. Als im .lahre. 17K1 der 

(> 



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42 



Kreta Samter. 



Turmhelm der gegenwärtigen Kirche erneuert wurde, fand man in dem 
Knaule desselben ein vom 2l>. Oktober 1728 ausgestelltes Schriftstück, laut 
«reichem der Grundherr Wladislaus Kadomicki den Bau der Kirche 1714 
nach der Zeichnung des italienischen Baumeisters Pompeo Ferrari') be- 
gonnen und sein Sohn Joseph Radomicki denselben vollendet hatte. 

Die Kirche (Abb. .'51 ;»2i, ein einfacher, durch gute Verhältnisse aus- 
gezeichneter, barocker Pntzbau, hat eine centrale Gestalt mit nach Osten 

gerichteter Hauptachse. Um eine Vierung von 
8,75 m Spannweite, deren Walmkuppel mit 
einem vierseitigen Zeltdache abgedeckt ist, legen 
sich vier tonnengewölbte Kreuzarme. Die beiden 
in der Hauptachse gelegenen Kreuzarme erwei- 
tern sich jeder zu einer halbrunden Nische, 
von denen die westliche die Orgelbühne und die 
hinter dem Hauptaltare gelegene östliche die 
Sakristei enthält, während über ihr sich der mit 
Schindeln gedeckte Glockenturm aufbaut. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, spät- 
gotisch, einen einfachen Spitzbau zwischen 
zwei Strebepfeilern darstellend, ">8 cm hoch 
( Abb. 33). 

Eine zweite Monstranz, barock, 78 cm 

hoch. 

Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, jeder 
23 cm hoch: 

1) spätgotisch: auf dem sechspafsförmigen 
Fufse die gravierten Bilder des auferstandenen 
Heilands sowie der Heiligen Paul, Magdalena. 
Maria, Katharina und Peter. 

8) Spütrenaissance, 1605 geschenkt. 
Waschbecken aus schwarzem Marmor, in 
der Sakristei, 1727. 

Stuhl, mit geprefstem, farbigem Leder be- 
Ai.l». 33. OUorsitzko. Monstranz, spannt, aus der ersten Hälfte des 18. Jahr- # 

hunderts. 

Drei kleine, unzugänglich aufgehängte Glocken. 

Im nördlichen Kreuzarme das Grabdenkmal Ignaz II. Raczynski, 
Erzbischofs von Gnesen, f 1823 in Galizien und 18f>4 in der Kirche beige- 
setzt. Das Modell des Denkmals fertigte 1H41 L. \V. Wichmann in Berlin. 
Auf einem, von zwei gedrungeneu Pfeilern getrageneu Tuterbau mit der In- 
schrift kniet die Gestalt des Krzbischofs, den Stab im Arme, die Mitra zu 

') -Za ahryseni architekta Ferarego Pmiipi-ij Wlocliu, kt/iry na ten koeciot nhry* wydal.- 
D:is sehr MfttSrte Scbliftat&ek wurde wieder in d«*n neuen Turmknopf <icl>'gt, nachdem der da- 
malige I'fanvr Martin Plucinnki «•im- Alisehrift desselben zu den l'farrakten genommen hatte. 




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OUersif/.kü. 



4:i 



seinen Füf'sen, betend vor einem kleinen Alture. Das architektonische Bei- 
werk in den Formen der Berliner Bauschule. Der Unterbau ans grauem 
Marmor, die Gestalt und der Altar ans Bronze. 

Im südlichen Kreuzarme ein 3 m hohes nnd (Im langes Oelgemälde, 
darstellend das Abendmahl Christi, von Engenio Caxes aus Madrid in der 
Art der späteren Italiener UKW gemalt, von Graf Athanasius Raczynski 18.->H 
aus dem Refektorium des Hieronymiten-Klosters in Guadelupe erworben'). 

•I. A. C. Bennudez, Diceionario histnric" de los m«s düstres |irofesores de Ins bella* 
arte* en Espafia. Madrid 1800. Bd. I, S. 30T>. 

Evangelische Pfarrkirche, auf der Nordseite fies Marktes. 

Di«' Baulasten tragt die Gemeinde. 

Die Aufzeichnungen der Kirchenbücher reichen bis in das Jahr Hi4!> 
zurück. Nachdem die Gemeinde sich 1734 von derjenigen zu Peterawe ge- 
trennt hatte, wurde 1 739 ihr erstes Gotteshaus bei einem Stadtbrande ver- 
nichtet. Ein sofort begonnener Neubau wurde 1740 auf herrschaftlichen 
Befehl geschlossen und erst 17b'8, nachdem die Ausübung des lutherischen 
Bekenntnisses in Polen freigegeben worden war. wieder geöffnet. 1775 
wurde die Ausführung eines hölzernen Turmes gestattet. 

Rechteckiger Fachwerkbau mit doppelten Emporen, welche nach den 
Gewerken abgeteilt sind. Tonnengewölbe. Feber der Haupt front ein mit 
Brettern bekleideter Turin. 

Hölzerner Taufengel vor dem Altare hängend. 

Mehrere Zinnleuchter des vorigen Jahrhunderts, von welchen zwei 
Stück 1742 „eine löbliche Briederst hafft der Schuhknechte in Gbersitzco" 
stiftete. 

Zwei kleine Messingkronleuchter des 18. Jahrhunderts, der eine 177;' 
vom Stadtrichter J. G. Börwaldt geschenkt. 

Von den drei G locken trägt die gröJste mit ">7 cm Durchmesser die 
Inschriften: Gloria in exce/sis deo. Me fecit Adam Hu/dt. Posen. 

Die von Gott wiedererlangte Freyheit unser liberum exercitinm. 

Obrytzko. Anno fj68. 
Die beiden anderen mit .">;"> und 43 cm Durchmesser tragen am Halse 
die Umschrift : Joh. Friedr. Schienkerntann goß mich in Posen ijqO. 

Ehemaliges Rathaus*, in der Mitte des Marktes stehend. 
Eigentum der Grundherrschafl und gegenwärtig vermietet, 
Unverputzter, barocker Ziegelbau. 

Ein Fenster der Südseite wurde 18.j7 mit einer vom Jahre l.~>-?7 da- 
tierten Marmor -Umrahnnu ig im Stile der Frührenaissance eingej'al'st. welche 
Graf Athanasius Kaczynski 1843 in Kloster Batalha in Portugal erworben 
hatte. 



') Graf A. Kaczynski bekleidete von 1*12 bis 1S.V2 das Amt dos preufsuchen Gesandten 
in Lisaabon und in Madrid. Sein Bericht über die Erwerbung des Bildes im Pfarrarduvo. 

6* 



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44 



Kivi.- Samtir. 



OttorOAVO, Dorf 12 km südwestlich von Samter. 

Katholische Pfarrkirche zur Himmelfahrt S. Maria. 
Patron: «Ii«- GuUherrschaft. 

Die Kirche wird 12!>8 bei der Teilung des Posener Archidiakonats 
urkundlich genannt (Cod. dipl. N<». 770). 

Einschiffiger, spätgotischer Ziegelbau (Abb. ."»4.. 1 .">."(."> begonnen, zwei- 
jochig bei i>,f>0 m innerer Breite, im Osten nach drei Seiten des Achtecks 
geschlossen, mit Sterngewölben überspannt. Auf der Nordseite die mit 




Abl>. 84. Kirclio in Ottorowo. Sockel gm ms. 



einem Tonnengewölbe versehene Sakristei. An der Südwest ecke eine zum 
Dache führende Wendeltreppe. Unter dem gegen Südost gerichteten Fenster 
ist auf vier Ziegeln die Inschrift eingegraben: 

Hoc opus intcplum edificarc anno 

Die Fenster wurden im 18. Jahrhundert bis auf eines, welches man 
vermauerte, sämtlich erneuert. Fm die Kirche und die Sakristei zieht sich 
ein aus einer Schräge gebildetes Sockelgesims ' Abb. .'{."><, welches sich zu 
einer rechteckigen Umrahmung um die beiden Thüren verkröpft. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, Spätrenaissanee; Spitzbau mit den 
Standbildern der Heiligen Adalbert und Stanislaus, auf der Spitze ein Pelikan. 
Höhe 87 cm. 

Kelch aus vergoldetem Silber von Nifrfl und Patene von 1700. 
Pacificale aus getriebenem Silber, 1 7. Jahrhundert, Iii cm hoch. 
Glocken: 1) 00 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift: . 

Ave Maria gracia pleno, dominus tecuiu. 154t. 
Die Modelle der Ornamente sind dieselben wie an der 1Ö;J9 gegossenen 
Glocke in Chojnica, Kreis Posen-Ost. 

i\ Eine kleine (Hocke mit der Umschrift am Halse: 

Jo/i. Friedr. Schlenktrmann goß mich in Posen tjps. 



PcteraWC, Dorf .'Jkm nordwestlich von Obersitzko, jenseit der 
Warthe. 

Peterawe. in polnischer Zeit Piotrowo genannt, war ein deutschrecht- 
liehes Dorf, als Herzog Przemislaus II. es 1280 den Dominikanern in Wronke 



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Ottorowo. — Potentin'. — Pinne. 



4f) 



schenkte. Seitdem deutsehe Einwanderer den Ort Hil.'l von neuem begrün- 
deten, entstand hier eine evangelische Gemeinde, mit welcher bis 17.*>4 die- 
jenige von Obersitzko vereinigt war. 
Evangelische Pfarrkirche. 

Die ursprüngliche, lr>72 ans Schrotholz errichtete Kirche hing mit dem 
Pfarrhause zusammen. Im Jahre IS.'W liefs die (»einfinde sie abtragen und 
unter Benutzung alter Bauteile, insbesondere der Kanzel und des Tauteugels, 
tien gegenwärtigen Fachwerkbau auf dem Anger der breiten Dorfstralse 
ausführen (nach de« Pfarrakten). 

Mittelgrofse Glocke mit der Inschrift: 

Gloria in excelsis deo. t6i<S. S. Anna in Peterave. 
Herr Daniel Michaelaj Pastor. Daniel Selicke Schulze. 
Herr Andreas Raeschkc in Stettin ist mein Beförderer. 
Roloff Blasser in Stettin hat mich gegossen. 

Pinne, polnisch Pniewy, Stadt 25 km südwestlich von Samter, 
Station der Eisenbahn Rokietniee-Meseritz. an der Strafte von Posen nach 
Schwerin, seit 1287 urkundlich genannt. 




AM.. :$7. 



Abb. 3(i. Katholische Pfarrkirche in Pinne. Pinne« V<-\\A< r (WirilerluT.-K'llun»). 

I : 1X5. 

katholische Pfarrkirche S. Lorenz. 

Patron: die Gutsherrsclmft. 

T T eber den rrsprnng der Kirche ist nichts bekannt. Nach einem im 
Anfange des 17. Jahrhunderts stattgehabten Brande wiederhergestellt, wurde 
sie lfiji> neu geweiht; doch bedingte ein Brand im Jahre 177l' eine aber- 
malige Wiederherstellung (Korjtknwaki II, S. 1Ü0). 



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4<i 



Kreit. Samter. 



Verstüininelter, spätgotischer Ziegelbau, dreiscluffige Hallenkirche mit 
kurzen Seitenschiffen und weit nach Osten verlängertem, dreiseitig ge- 
schlossenem Mittelschiff; an der Südwestecke ein quadratischer, mit Blenden 
gegliederter Turm (Abb. 30). Die Gewölbe sind durch Holzdocken ersetzt. 
Auf der Südseite eine Vorhalle mit geputztem Renaissance-Giebel, dessen 
drei Säulen in Nischen stehen. Lichte Weite des Mittelschiffes lim. 

Der "Westgiebel zeigt die bekannte Abtreppung der Schichten mit 
einer besonderen Betonung der Giebellinie durch vorgesteckte Binderköpfe. 
Unter dem Hauptgesimse zieht sich ein vertiefter geputzter Fries hin; vom 
Hauptgesimse selbst sind nur die beiden unteren Schichten alt, eine Kehle, 
darüber ein Viertelstab. Den Sockel bildet eine Rollschicht, welche nach 
einem Viertelstabe geformt, teilweis aber auch schlichtweg zugehauen ist. 
Die Fenster sind viereckig verändert worden, doch erkennt man noch, dals 
die Leibung der ursprungliehen Spitzfenster geputzt und auch in der An- 
sicht mit einem Putzstreifen umzogen war, welcher auf der Spitze ein 
Kreuzchen trug (Abb. 37). Der Eingang zur Kirche unter der Vorhalle auf 
der Südseite ist alt, sein aus Formziegeln gebildetes Gewände aber über- 
putzt; er wird von einer Holzthür des 17. Jahrhunderts verschlossen. 

Vier Kelche aus vergoldetem Silber, Renaissance, Barock und Rokoko. 

Glocken: 1» 33 cm Durchmesser, ringsum sauberes Blumenwerk, dar- 
über die Umschrift: Ave Maria graeia. 1541, 

2) ÖO cm Durchmesser, am Halse die Umschrift : 

Innicium sapicncie timor dei. 155$. 

3) 42 cm Durchmesser, am Halse: Anno domini 1602. 
4> 03 cm Durchmesser, am Halse: 

U'oiciech Mrsyglod dal ten dzivon swoim koste m robic anno 1623. 
Prclany (!) jest xo roku /yjy '/, 
am Rande: Johann Christian Bruck gofs mich in Posen anno i?2j. 
f>! 27 cm Durchmesser, am Halse: Campana agonisantium, 

am Runde: Fecit a Posen J. Z. Ncuberdt tjffi. 
Die beiden ersten Glocken hängen im Turme, die drei anderen über 
dem Eingänge zum Friedhofe. 

Schloff*. Zweigeschossiger, barocker Putzbau von länglicher Grund- 
form, auf der Vorderseite zwei kurze Seitenflügel, in der Mitte der Vorder- 
und der Gartenseite breite Risalite, welche, wie die Ansichten der Seitenflügel, 
mit hohen Giebeln ausgestattet sind. 1730 errichtet. 



Psarskle, Outsbezirk lH km westlich von Samter. 
Katholische Pfarrkirche zur Himmelfahrt S. Maria. 

Patrone: die Besitzer von Psniskio und Zajontsclikowo. 

') Adall>«rt Mntyglml Itefs die-e Glocke auf seine K<»ten inaclien anno 1023. Sie wurde 
umyegosyi-n iiu Jalne 1727. 



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I'sarskii-. 



47 



Die 14(52 gegründete und 1500 geweihte Kirche (Korjtkowski H. S. 151) ist 
ein einschiffiger, spätgotischer Ziegelbau, vier mit Sterngewölben überdeckte 
Joche lang, von denen das östliche flach dreiseitig endet. Vor der West- 




f - 



zu 



Abb. IM. Kirche in l'sarskie. 

seite erhebt sieh ein quadratischer Turm, welcher über dem reich profilier- 
ten, spitzbogigen Eingange mit Blenden gegliedert ist und einen 1840 er- 
neuerten, gemauerten Helm trägt (Abb. .'58 und 
Unter dem barocken Hauptgesimse zieht sich ein 
drei Schichten hohes deutsches Hund und ein ver- 
tiefter, geputzter Fries hin. Von den in der Barock- 
zeit veränderten Fenstern ist die ursprüngliehe. 
aufsen mit einem Stabe eingefafste Gestalt n<>< h 
erkennbar. Lichte Weite 8,70 m. 

In der Rückwand einer Sitzbank zwei alte 
Füllungen mit spätgotischem Malswerk. 

Barocke Monstranz aus vergoldetem Silber, 70 cm hoch. 

Getriebene Messingschüssel, deren Schmuck sich auf ein rosetten- 
artiges Ornament in der Mitte beschränkt, 10 — 17. Jahrhundert, ."»4 cm 
Durchmesser. 

Sechs barocke Wand I euch t er ans getriebenem Silber. 



Abb. 39. l'sankic. 
Tluirgcwäiule. 



48 



Kreis Saint er. 



Grabmal des Grundherrn Lukas Bninski, architektonischer Aufbau 
mit dem Tode als Sensenmann, ohne Inschrift, an der Südseite, zweite 
Hälfte des 18. Jahrhunderts. 




AM». 40. Katholische Pfarrkirche in Samter. 



S «Hilter, polnisch Szamotuly, Kreishauptstadt, Station der Eisen- 
bahn Posen-Kreuz. 

Samter, 12.'J1 Samotnl, l.'$45 Samptnr genannt, lag an der von Posen 
nach Driesen führenden Strafse und erhielt 1450 Magdeburger Recht. Es 
scheidet sich in eine Altstadt mit der katholischen und eine in der Rich- 
tung nach Wronke und Obersitzko angebauten Neustadt mit der evangeli- 
schen Pfarrkirche, ohne dafs über die Gründung der Neustadt Nachrichten 
bekannt sind. Ursprünglich war Samter im Besitze der Familie Szamotulski, 
bis mit der Heirat. Lukas II. Görka und der Katharina Ssamotulska 151.'$ 
die Stadt unter den Familien Szamotulski und Görka geteilt wurde; jene 
war auf der Stelle des späteren Franziskaner-Klosters ansässig; dieser ge- 
hörte das in veränderter Gestalt noch erhaltene Schlofs bei der Neustadt. 
Erst l(i.'$4 wurde Samter wieder unter einem Besitzer dauernd vereinigt. 
Die Familie Görka begünstigte die Einführung der Reformation, insbesondere 
die Zuwanderung vertriebener Evangelischer; sogar die Pfarrkirche gelangte 
in protestantischen Besitz. Nach dem Aussterben der Görkas wurde die 
Pfarrkirche 1594 wieder katholisch, der evangelische Gottesdienst 1(320 über- 
haupt aufgehoben und erst 1784 eine evangelische Pfarrkirche, zunächst aus 
Fachwerk wieder erbaut. 

Lopinski, Materialien zur Geschichte von Santter. 3 Teile. Jahresberichte der Laml- 
wirtschafts-Schule zu Samter. Samter. 1886, 1887 nn<l 1892. 4°. — Besprechung 
und Ergänzung von A. Warschauer, Z. H. G* s. f, S. lOf», III, S. 243. 



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Suintt-r. 49 

♦Katholische Pfarrkirche S. Stanislaus. 

l'iitrnn: der Besitzer der Herrschaft Samter. 

Im Jahre 1298 bei der Teilung des Posener Archidiakonats znni ersten 
Male urkundlich genannt (Cod. dipl. No. 770), wurde die Kirche von Bischof 




AM<. 11 — Katholische Pfarrkirche in Samter. Gnuidrifs und Schnitt. 

7 



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Kivi* S:init« r. 



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Andreas IV. 1 14:>M- 7'J 1 zur Kollegiatkin Ii«' erhoben. Ueber die Baugeschichte 
siiul keine sicheren Nachrichten bekannt. Ber Ueberliefernng zufolge be- 
gannen zwei Brüder Szamotulski. Bohrogost, Unferkämmerer von Gnesen, 
und Vincenz. Kastellan von Meseritz. 142.' 5 die gegenwärtige Kirch* 4 , welche 
in den .Jahren 1S84 — Ktl neu ausgebaut wunle (K..rytk<»w>ki II, S. 185). 

Spätgotischer Ziegelbau, dreis.hif tige Basilika, im Osten und im Westen 
ohne besondere Ausbildung eines Chores oder eines Turmbaues von geraden 
Mauern geschlossen und durchweg mit Stenigewölbeu überdeckt i Abb.40 — 42). 
Während der Ausführung erfuhr der ursprüngliche Entwurf in den Ostteilen 
verschiedene Abweichungen. Bas östliche .loch des nördlichen Seitenschiffes 
enthält im Krdgeschofs die tonuengewölbte Sakristei, welche sich über die 
Flucht der Ostnniuer hinaus zwischen den Strebepfeilern erweitert. 

Bas zweite Pfeilerpaar, von Osten 
her gezählt, hat zur Aufnahme von vier 
Gurt bögen eine längliche Gestalt mit 
rechteckigen Vorlagen ; die übrigen Pfeiler 
sind quadratisch und nach den SclüfTen 
zu mit Bündeldiensten ausgestattet, wel- 
chen sich die Sterngewölbe ohne Ver- 
mittehing eines.Kapitäls aufsetzen 1 ); jetzt 
ist alles dick mit Putz bedeckt. Bie 
drei Eingänge zeigen den Schmuck reich 
profilierter und glasierter Ziegel, welche 
in den Farben Schwarzbraun. Gelbbraun 
und Grün wechseln ' Abb. 4.'$ '. Bas Mittel- 
schiff hat einfache, mit Blenden belebte 
Staffelgiebel, von denen der östliche auf der Spitze ein Glockentürmchen 
mit einer Wetterfahne von lö.M trägt. Für den Zugang zu den Bächern 
.sind einige versteckt angebrachte Wendeltreppen vorgesehen. 

Die Kirche ist eine der ansehnlichsten der Provinz, ihr Inneres nament- 
lich von schöner Wirkung. Für eine genaue zeitliche Bestimmung bieten 
die einfachen Formen allerdings geringen Anhalt. Ba aber die zu den Ein- 
gängen verwendeten Formziegel dieselben sind wie an den Eingängen der 
S.Marien-Kirche in Posen, so darf man den Schlul's ziehen, dafs auch die Pfarr- 
kirche in Samter im wesentlichen vor der Mitte des l.">. Jahrhunderts entstand. 

^Hochaltar, Spätrenaissance, Mitte des 1 7. Jahrhunderts. Bie Bilder 
desselben stellen dar: 




r. 
■-■ 



Abb. 43. Sumtor. Tliün^wändv. 



Linker Flügel: 
1 uiicuscitc: 
S. Stunislaiis. 

Au Isen scitc: 
S Cyrillus u. S. Methodius 
S. Katharina u. S Odilia. 



Im Aufsätze: 
Krönung' M.uiü. 

Mittelbild: 
Hiiim.ellahrt Mnriii. 
I.V.'l. 

I in Soc k e I: 
Anbetung der Könige. 



Kecliter Flügel: 
Innenseite: 

S. Martin. 
An ('seil seile: 
S. Johannes u. S. Lukas. 
K. Harham u. S Dorothea. 



') l>i«' M-Iiwerffdlig<>n StMckkii|>itälf rühren < i >t v..m bitten Ausbau Imt. 



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:>•> 



Kruis Samter, 



Nur das Aufsatzbild stammt aus der Zeit des Altares; alle übrigen 
sind, in Oel auf Holztafeln gemalt, von einem älteren, dreiteiligen Klapp- 
altare entnommen. Von grofser Schönheit, sind das Mittelbild und die 
Innenbilder der beiden Flügel (Abb. 44 i, welche einen Maler der fränki- 
schen Schule als Urheber vermuten lassen. Das Mittelhild ist leider sehr 
nachgedunkelt; auch wurde die iu den Wolken schwebende Gestalt der 
Maria beim Bau des Altares erneuert; dagegen ist die alte Jahreszahl 1521 
unten noch deutlich erhalten. Die Flügelbilder sind sämtlich übermalt. Die 
Spruchbänder auf den Bildern der Heiligen Stanislaus und Martin: ..Quam 




Abb. I"). Kclirjuiar der katholischen Pfarrkirche in Swnter, 



pulchri sunt gressus tui in calceamentis" und _Quae est ista, quae ascendit 
per desertum" sind aus dem Hohenliede Salomonis VII. 1 und VTII. .") ent- 
lehnt. Das jetzt im nördlichen Seitenschiffe aufgehängte Sockelbild zeigt 
wie die drei Haupthildcr im Hintergrunde eine Landschaft; dagegen haben 
die Aufsenseiten der Flügel gemusterten Goldgrund. 

Altar im südlichen Seitenschiffe, mit vier schlanken Säulen, von denen 
jede am unteren Teile des Schaftes mit den Standbildern dreier Apostel in 
Hochrelief besetzt ist. Renaissance der zweiten Hälfte des 1(5. Jahrhunderts. 

Die übrigen Altäre gehören dem Barock- und Rokokostile an. Der am 
Ostende des südlichen Seitenschiffes wurde 1701 errichtet, der alte, aus 
Ziegeln gemauerte Wandaltar hinter ihm bei den letzten Bauarbeiten be- 



<- 



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S;iiuUt. 



53 



seitigt. <41eiih/.eitig winde «Ii»- hölzerne, mit eingelegter Arbeit ausgestattet*' 
Kanzel veräufsert. 

Von einem spätgotischen Chorstuhle wurden fünf Füllungen der Vor- 
tlerwand für das neue Gestühl wieder verwendet, die Baldachine dagegen 
ebenfalls veräu Isert. 




abb. Iß. Sntntcr. Waadgmb «k- J. Roko*M>wi>ki, 



Bemaltes, hölzernes Kruzifix vom ehemaligen Trimnphhalken, 1 5. oder 
Mi. Jahrhundert; jetzt in der südlichen Vorhalle aufgestellt. 

Sechseckiger Taufst ein aus Sandstein mit Alabaster-Reliefen der 
.Jugendgeschichte Christi, zweite Hälfte des Iii. Jahrhunderts. 

Kunstloses Weihwasserbecken aus (iranit, in der südlichen Vorhalle. 

Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, SpätrenaUsance. 

Kelici uiarium aus vergoldetem Kupfer für den Kopf der S. Odilia 
Abb. 45), 1496 vermutlich in Posen gefertigt, sechseckig, mit »lern Heikel 



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:>4 



Krt'i- Samter. 



17 cm hoch. An den Seiten die gravierten Bilder der S. Odilia und ihres 
Vaters sowie der Heiligen Stanislaus, Martin. Katharina und Barbara. Auf 
dem Deekel ein Band mit der Inschrift: 

Magister Stau/ans Myschtiar. ecc/esie />r<'/>osi/i(s, atnw domini MCCCCXCl'J. 
Größte ewige Lampe ans versilbertem Kupfer. 17. Jahrhundert. 




AM>. 47. Sdilofutunn in Suntcr. SfidortMite. 



Kronleuchter aus Messing mit zwei Reihen von je acht Kerzen, auf 
der Spitze ein Männchen mit einer Fahne, 1 7. Jahrhundert. 

Glocken. Seit dem Abbruch des Turmes über dem westlichen Joche 
des südlichen Seitensehilles im Jahre \HIVJ hängen die Glocken über dem 
Eingänge zum Friedhofe. 

1) 80 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift: 

( )iitnis o/>ns 1 1 fandet dominum , fattdemus ergo cum in cibalis 
bene sonanftibus). fS'Vj. 

') lrrtfnnlii.il statt Omnis xf>irittts. P«ulm 180, 8, 



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Sanitär. 



56 



2> bO cm Durchmesser: 

Vigi/aie et orale, qitia ncscitis dient. i5</i. 
'*> 1 ,.").» cm Durchmesser: 

Joh. Frieär. Schknkermann gofs mich in Posen ipyf. 
Das Ornament bewegt sich noch in Rokokotonnen. 




Al>li. -IS. Sclilol'slumi in SauiU-r. NordnittM'ilr. 



Orabdenkm Hier: 

*Messingplat t e des Andreas Szamotnlski. Woiwoden von l'nsen. v I.MI 
(Tafel Ii. Tn gravierter Zeichnung dargestellt, steht der Verstorbene mit der 
Panzerrüstung angethan, das Schwert zu seiner Linken, die Fahne zu seiner 
Rechten und den Helm zu seinen FiUsen, die lliinde betend an einander ge- 
legt, vor einer auf schlanken Säulen ruhenden, gewölbtoll Halle, welc he durch 
einen gemusterten Teppich verschlossen wird. In den Ecken sind die Wappen 
Nalecz, Sulima und (tissa angebracht, während die Zeichnung des vierten 
Wappens nicht ausgefüllt wurde. Die ringsum laufende Inschrift lautet: 



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;>i; 



Kreis Saint er. 



In hoc monumento requicscit olitn magnißcus ille Andreas de Schamothuly, 
palatimts Poznaniensis, tot ins regni Senator optimus, doctrina, eloquentia prit- 
dcntiaqHc apnd varias gentes tamqttam deiphinus . . . spectatissitnus, quem LIX 
ctatis sttc agentem am/um tum sine magno reipublice incommodo immatnra 
mors de medio snstit/it anno safvationis ÄilCCCCCXI die XXIII Mensis Maß'. 

Die gegenwärtig im südlichen Seitenschiffe aufgestellte Platte ist 1.42m 
hreh, 2.n7 m hoch, fast 1 cm stark und aus sieben Teilen zusammengesetzt. 
Sie ist vermutlich aus der Werkstatt Peter Visehers in Nürnberg hervor- 
gegangen und trägt das Gepräge der deutschen Frührenaissanee; die Schatten 
sind durch Struhlagen angedeutet, sogar auf den Fleischteilen (Kohte, Z.H. 
G.'>. Ml, S. 4*7). 

Wandgrab des Grundherrn Jakob Rokossowski, polnischen Oberschatz- 
kämmerers, t 1580 ' Abb. 4»i . Der Verstorbene ist in einer von Pfeilern und 
Gebälk umschlossenen Nische zum Schlafe gelagert dargestellt; der Unter- 
bau ist gequadert : der Aufsatz trägt das Wappen. Das auf der Nordseite 
des Mittelschiffes stellende Grabmal ist denjenigen der Familie Görka und 
des Bischofs Adam J. Konarski im Posener Dome, welche beide Hieronymus 
Ganavesi aus Krakau fertigte, so innig verwandt, dafs man es demselben 
Künstler ohne Bedenken zuschreiben darf. Das Material ist wie dort 
weicher Sandstein mit Einlagen aus rotem Marmor: aus letzterem bestehen 
auch die Bild- und die Inschrifttafel. 

Grabplatte der Grundherriii Anna Mvcielska geb. Niegolewska f 1723. 
aus schwarzem Marmor mit polnischer Inschrift. An der Wand des süd- 
lichen Seitenschiffes. 

Katholische Kreuzkirche, ehemals Kircho dcsKeformaton-Klosters. 

Dureli K:il>iin't -.t'rlafs vi im 15. Juli 18:W der katholischen Gemeinde iil>enviesen. 

Das Kloster wurde 1(>7Ö von Johann Korzbok Lacki, Besitzer von 
Samter, an Stelle den Szamotulskischen Schlosses gegründet. Die Kirche, 
ein gegen Süden gerichteter, einschiffiger, mit flachem Tonnengewölbe über- 
spannter Putzbau, wurde BJH2 geweiht (f,«|>iu*ki, Materialien I, S. 9.?. 

Schlots. 

Hi>iizer: der Herzog von ?\ichsen-K'>hurg-G<>tlia. 

Nach der Teilung Samters im Jahre 1.">D> soll Lukas Görka das Schlofs 
in der Neustadt errichtet haben: dasselbe wurde 18ö9 völlig umgebaut und 
bietet kein Interesse mehr. 

In geringer Entfernung vom Schlosse erhebt sich an einem Teiche, der 
ehemals als Wasserlauf das Schlofs umzogen haben mag, ein Verteidigungs- 
turm aus spätgotischer Zeit , im Volksinunde der -Turm der schwarzen 
Prinzessin" genannt i ''Abb. 47 — 40 1. Derselbe bildet im Grnndrifs ein von 
Norden nach Süden gerichtetes Rechteck von 8,2."» ni Breite und 10,70 m 
Länge und ist an den Ecken mit schwachen Strebepfeilern besetzt. Das 
ErdgeschoJs hat ein Tonnengewölbe und drei alte Kreisfenster: über seinen 
Zugang lä Ist sich gegenwärtig nichts ermitteln. Die drei Stockwerke darüber 
haben Balkendecken; das erste und das /.weite Stockwerk werden von einer 



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Samt er. 



57 



mit Bogenblenden gegliederten Mauer in zwei Räume geschieden. Ant" der 
Ostseite des ersten Stockwerkes liegt koch über dem Erdreich die ehemalige 
Eingangsthür. Das dritte Storkwerk hat ringsum senkrechte Schiefsscharten, 
welche außen durch einen Flachbogenfries verbunden und gegenwärtig bis 
auf eine vermauert sind 'Abb. 50). Wie sich der von jeher frei stehende 
Turm der Anlage des Schlosses einfügte, ist nicht bekannt. Jedenfalls wurde 
er bereits im 1 6. Jahrhundert seiner ursprünglichen Bestimmung entzogen und 
zu Wohnzwecken hergerichtet : auf der Xordseite wurde eine Wendeltreppe, 
auf der Südseite ein Erker angefügt, der im dritten Stockwerk profilierte 
Sandstein-Fenster erhielt. Im 18. Jahrhundert wurde der Turm ganz entstellt. 




AM». 4'.». Schlofsturni in Samter. Abb. 50. Scbtofirturm in Saint, r. 

Grundrih. SeMafMcharteu. 1 : Inn. 

Die Ziegel des ursprünglichen Baues messen 29: 14:9 cm; als Knnstform ist 
nur die einfache Schräge verwendet. Die Ziegel der Anbauten messen 
29 : 13 : 8 cm. 

Die Wappentafel im dritten Stockwerke des Turmes befand sich 
ehemals über einer Thür des Schlosses, wurde aber beim Umbau durch Un- 
achtsamkeit zerbrochen und darauf an ihrem jetzigen Orte eingemauert. 
Sie mifst in der Länge l,H()m. in der Breite noch HO cm und zeigt die von 
zwei Landsknechten gehaltenen Wappen Lodzia und Nalecz als Abzeichen 
der Familien (Jörka und Szamotulski. Die am oberen Bande angebrachte 
Inschrift : 

Lucas de Gorka, efoinesj. cfasiellanetts/ Po(suaniensis) et cafuffattetts/ 

Majoris Polonfiae) generalis. 
nennt Lukas G6rka noch nicht als Woiwoden von Posen, weshalb die Tafel 
vor 1535 (Waracbaoer, Chronik der SindtHcliri'ilair von Pom .. No. 41) gefertigt sein mnl's'i. 



') K. Kaczynski, Wspomnienia \Vielkopol*ki I. S. 172 giel.t die Inschrift ungenau wieder 
nnter Beifügung der Jahreszahl 1518. .letzt ist eine Jahreszahl niclit mehr vorhatulen. 

t"el»er die Geschichte der mit Lukas III. (i.'.rka, einem Enkel de» vorgenannten Lukas IL, 
vermählten Prinzessin Halszka von 0>trog, TOB welcher der Turm seinen Namen erhalten hat. 
vgl. A. Przezdziecki, Jagiellonki Polskie w XVI. wicku. Krakau 184*.8 15.1. II. S. 35 und J. Caro, 
Beate und Halszka, eine polni-oh-nissiscbt. Geschichte aus dem IC. Jahrhundert. Breslau 1^*3. 

Die Ertliche Ueberlieferung erzählt von einein unterirdischen Gange, der den Turm mit 
der Stadt verhand, sowie von einigen anderen Türmen, welche in der Nahe standen. 

8 



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r>8 



Krt'is Santli r. 



S C ll a V f e 11 O r t , polnisch Ostrorög, Stadt 8 km westlich von 
Samter. im Mittelalter angelegt. 

Von dem Schlosse zwischen der Stadt und dem See hat sieh nur ein 
Erdhügel mit den Spuren der ein Viereck umscldiefsendcn Rianern erhalten. 

E. Calli. r, t'Mroröt». Knzniki XVIII, S. 87. 

Katholische Pfarrkirche zur Himmelfahrt S. Maria. 

I'mIimii: ili.- GiiIvliL-nxliaft 

IVber die Erbauung der Kirche ist nichts Urkundliches bekannt: von 
l.Vü his 1 f >:i*3 gehörte sie den von der Grundherrsi haft Ostrorög beschützten 
böhmischen Brüdern . 

Spätgotischer Ziegelhau. dreischiftige. fünfjochige Hallenkirche mit 
Westturin, ohne Ausbildung des Chores: einfache viereckige Pfeiler mit, aus- 
geeckten Kanten. Die Umfassungsmauern unrcgolmäl'sig angelegt; das nörd- 
liche Seitenschiff im Osten schief verschnitten. In der Barockzeit geputzt 
und mit Hachen bemalten Holzdeckeu ausgestattet. Innere Breite 17 m. 

Barocke Monstranz aus vergoldetem Silber, 74 cm hoch, mit dem 
Meisterstempel NO. Eine andere im Bokokostil f>7 cm hoch. 

Mehrere Priestergewänder, Kasein, Pluviale und Dahnatiken, aus 
dem Ende des 1 7. Jahrhunderts und dem 18. Jahrhundert. 

Glocken: 1) Wi cm Durchmesser. Am Halse zwischen zwei Spitz- 
bngcnfriesen die Inschrift: 

Kva/ta vocem tu am quasi 1 1. Domine, ctiam si me oecidas, in te 

sperabo tarnen. /jvVf. 

2i "»Sem Durchmesser. Am Halse die Umschrift: 
Gencrosi Stanis/ai Bronikmesky, B. A'. et D. K. eura et stantibus. 
l'nter den herabhängenden Akanthnsblättein auf der einen Seite: Me feeit 
während der Name des Gielsers vergessen ist. Auf der anderen Seite das 
Wappen des Stifters. 

."»' 47 « in Durchmesser. Am Halse reiches PHanzenwerk, darunter die 
verbundenen Wappen Sreniawa und Grabic eines Kwilecki und seiner Ge- 
mahlin. Am Bande die Inschrift: 

Johan Christian Sartorins, Glocken-Gu isser in Seineersens, tjyH. 

WiltSCll 1 II, Dorf 18 km südwestlich von Samter. 

Katholische Pfarrkirche Allerheiligen und s. Hedwig. 

121>S bei der Teilung des Posener Aivhidiakonats genannt (Cod. di|d. So. 770). 

Die mehrfach veränderte Kirche war in ihrer ursprünglichen Gestalt, 
ein spätgotischer, mit den Kirchen in Ottorowo und Bythin gleichaltriger 
Ziegelbau, von einfacher rechteckiger Grundform, drei Joche lang. 8,70 m 
im Licht mal se breit, mit einem Treppenturme an der Südwestecke. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance, mit den Bildern 
der Heiligen Maria, Stephan. Hedwig, Peter und Paul. Höhe 74 cm. 

') Zu iT-.ni/. Ii luhtt. , r )8. 1. 



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S.li:irf»'h(.i1. - WiltM'liiu. - Wrmike. 



f>9 



Zwei Kelche ans vergoldetem Silber. Spätrcnaissanee, 1 ~>«#T und l(»t."> 
geschenkt. Ein anderer mit Bluiuenwerk aus der Mitte des 18. .Jahrhunderts. 

Pacificale aus getriebenem Silber, in Kreuzgestalt, barock, mit dem 
Stempel AW. 

Glocken: I i .Vi cm Durchmesser. Am Halse die Umschrift: 

/ 'erbnni domini mattet in ctcrnntn. I. X, R. /. /j;/. 
2 92 cm Durchmesser. Am Halse nennt sich der Pfarrer: 
Jesus, Maria. S. Jatvorski, f>. II 'i/ezittski. A. tjt*'. 
am Rande der ('-Heiser: G. Hawftci mc fecit. Posen. 

Wro Ilke, Stadt 17 km nordwestlich von Samt er, Station der 
Eisenbahn Posen-Kreuz. 

An der Stelle gelegen, wo die von Posen nach Priesen rührende Stralse 
die Warthe überschritt, und bereits 12.">I als Stadt genannt, erscheint Wronke 
gegen Ausgang des 14. Jahrhunderts im Besitze des deutschen Hechtes. 

Katholische Pfarrkirche s. Katharina. 

Patron: itii; Gut.<ln.*rrschaft von Nendorf Ivi Wronko. 

Die Kirche wird 1298 bei der Teilung des Posener Arehidiakonats ge- 
nannt (( <li|.l. Nu. 77u}. Eine Xeiiweihung fand 10f>0 statt Korytkow...ki II, S l.Vi . 

Verstümmelter, spätgotischer Ziegelbau, dreischifrige und dreijochige 
Hallenkirche von 19,.")0 in innerer Breite. Der geradlinig geschlossene Chor 
hat wie in Samter in der Mitte der Ostmauer einen Strebepfeiler, welcher 
sich bis zur Giebelspitze fortsetzt: zu beiden Seiten desselben sind im 
Giebelfehle je zwei mit. flachen Kielbögen überdeckte und mit einer Art 
Fensterkreuz ausgefüllte Blenden ausgespart. Pie Pfeiler des Langhauses 
wurden in späterer Zeit bis zum Kämpfer ummauert und die Gewölbe durch 
Holzdecken ersetzt. 

Wag, /.. f. \i. 1872, S. 

Maria mit dem Leichnam Christi. Holzgruppe, handwerksmäfsige Arbeit 
des lt». Jahrhunderts. 

Katholische Kirche zur Verkündigung S. Maria, ehemals Kirche des 
Dominikaner- Klosters. 

Kig.-nti'tm.T: der Krzbisdi.Mlicli« Stuhl in P.im-ii. 

Herzog Pr/emislaus IL rief 1279 die Brüder des Predigerordens nach 
Wronke und stattete ihr Kloster mit reichen Schenkungen aus. damit sie 
dasselbe in Ziegeln und Granit nie lateribus seil lapidibus'i ausführen könnten 
(<Y.«I. dipl. Xo.4*9 und 4M). 

Die vorhandene Kirche ist ein Putzbau aus der zweiten Hälfte des 
17. Jahrhunderts, von einschiffiger, kreuzförmiger Anlage. Chor und Kreuz- 
tliigel iui Halbkreise geschlossen. Haupt schiff und Querst hitf sind mit 
Tonnengewölben überdeckt und haben eine Spannweite vmi 8.f>0 bezw. 
.">,80 m. Ueber der Vierung ein Dachreiter. 



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- 



KREIS GRÄTZ. 



Bilk, Stadt IM km nordöstlich von Grütz, Station der Eisenbahn Posen- 
Bent sehen. 

Herzog Przemislaus I. schenkte bei seinem Tode ]2.">7 Buk dem bischöf- 
liehen Stuhle von Posen, in dessen Besitze es bis zur preufsischen HeiTsehaft 
bliel). Buk lag an der von Posen nach Krossen führenden Strafse. Ver- 
mutlieh wurde hier vor 12">7 neben einem älteren Dorfe eine deutsche Stadt 
angelegt, wenngleich Buk erst um 1400 im sicheren Besitze des deutschen 
Rechtes erscheint, zu welcher Zeit mehrmals die Vögte der Sfadt. insbesondere 
1409 _dv vovtynne vom Buge" genannt werden. 

Katholische Pfarrkirche S. Peter und Paul. 

Patron: ilcr Staat. 

Einer Kapelle in Buk wird bereits in der Schenkungs-Erkunde von 12.">7 
gedacht; die Pfarrkirche wird zum ersten Male bei der Teilung des Posener 
Archidiakonats 121)8 genannt < .»<|. di|.|. No. und 770). Eni er Bischof Andreas III. 
(1414 — 2»)' soll ein Neubau aus Ziegeln stattgefunden haben. Nach dem Ein- 
stürze des Turmes 180t> wurde der alte Bau abgetragen und 184b durch den 
vorhandenen Neubau ersetzt ;K.»rytkow>ki II, S. :)7 . 

Dieser ist unter Sehinkelschem Einflüsse in griechisch-ionischen Formen 
ausgeführt. Von den drei Schiften hat «las mittlere ein hölzernes Tonnen- 
gewölbe und endet im Osten mit einer halbrunden Altarnische; die Seiten- 
schiffe sind flach gedeckt. Die Architekturformen sind in Putz hergestellt 
und Sandstein nur für die Säulen und Architrave der westlichen Vorhalle 
verwendet. 

Die von der OI.<>r-HaiHle|iut;ili<ni gi-jnüfto Zeiclmuiiu im Sdiiiikel-Miiseuin zu Berlin. 
* Spätgotische Monstranz uns vergoldetem Silber (Abb. ."»1). Enter dem 
92 cm hohen, dreiteiligen Aufbau, dessen beide seitliche Türmchen sich dem 
mittleren schneckenartig anlehnen, stehen links S. Sebastian und S. Adalbert, 
rechts S. Chrysostomus und S. Stanislaus, über der Hostienbüchse Maria und 
ein Evangelist; die Spitze trägt den gekreuzigten Heiland. Genaueren Auf- 
schlufs über die Entstehungszeit könnte die Inschrift geben: 
Mafios Koszye/ presuf, Jacobus Sfcfaui comvndor. 



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Buk. 



61 



Zwei Pacifieale aus vergoldetem Silber, in Kreuzgestalt, 17. Jahr- 
hundert, T»> und 7t'2 ein hm-h. Ein drittes in Kundgestalt von 1(520. 




M.Ii. öl. Mdii-tnni/ der katliuli*<-lim Pfartkimlic in link. 



Kelch aus vergoldetem Silber. Hochrenaissance, am Sockel die Bilder 
der Heiligen Maria, .Joseph und Ro< lins. Ein '/.weiter Kelch aus der Spät- 
renaissame. 



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Krau Gritx. 



Silbernes Weihrauehsehiffehon. Renaissance. Per Löffel mit dem 
Namen Maria und einer Kreuzblume auf der Spitze stammt aus dem Anfange 
des 1(5. Jahrhunderts. 

Tafel aus getriebenem Silber, für die Mefskännehen. barock. 

Zahlreiche Priestergewänder aus dem 18. Jahrhundert. Pie meist 
gewebten, seltener gestickten Muster zeigen bald üppiges Blumenwerk in 
reicher, mit Gold- und Silber gemischten Farbgebung, bald auch kleine Streu- 




AI.».. 58. Kreuzkapelle in Utile. 




bhimen; zu einigen Stücken wurden gemusterte Seidengürtel benutzt. Ein 
Pluviale mit einem Streumuster von streng gezeichneten farbigen Lilien auf 
hellbraunem, mit Goldfäden durchzogenem Grunde erinnert an orientalische 
Vorbilder. Vier Kasein tragen im Futter die Jahreszahlen 1718, 1759, 1 772 
und 1774. 

Von den sechs, neuerdings umgegossenen Glocken waren nach einem 
im Pfarrarchive aufbewahrten Schriftstück von lH.'U» drei Stück mit den 
Durchmessern X 4". 2' 8"," und 1' 7" von Adam Hul.lt in Posen 1 7*17 und 
1771 gegossen. 



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Buk. - - Dakowy mokre. - Druzvn. • Gnin. 



Doppelgrabtafel atis rotem Marmor für Matthias und Stanislaus Xie- 
golewski t H334 und 1028. 

Katholische Kapelle zum h. Kreuze. 

Holzbau von ausgebohltem Fachwerk mit Brett Verkleidung (Abb.. ">2 — .*>4i. 
1 ♦ »<"K > gegründet und 17t>0 erneuert {KnrytU«>ki II, :J8). Der Grundrifs bildet 
ein gleichschenkliges Kreuz, innerhalb dessen sich auf acht Säulen eine mit 
Laterne ausgestattete Flachkuppel erhebt. Der Hochaltar steht im Westen. 
Lichte Weite zwischen den Stirnwänden der KreuzaiHie 18,20 in. 

Am Krankenhause eine Wappen ta fei von dein ursprünglichen, im 
.Fahre H500 vollendeten Hau. mit der Inschrift: 

Staufs/ans Reszka de Buk, abbas Andreuvietisi's l > , deo , charitati et 

patriae. Opera reverendissimi dumim Jacobi lirzeznicki, sußraganei 
Posnaniemis, perfectum anno MDC. 

DakOWJ' lllOkrC, Dorf V km nordöstlich von Grätz. 

Katholische Pfarrkirche S. Katharina. 

Einschiffiger, spätgotischer Ziegelbau, 1504 geweiht (KorytUwski H. 8. 65» •, 
von welchem nach den Veränderungen des 18. Jahrhunderts nur noch die 
überputzten Umfassungsmauern geblieben sind. 

Einfache Monstranz aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance, in drei- 
türmigem Aufbau nach Art der spätgotischen Vorbilder, 170*5 ausgebessert 
und neu vergoldet. 72 ein hoch. 

DrilZyil, Dorf J» km östlich von («rät/., vormals Mittelpunkt einer 
kleinen Kastellanei. 

Herzog Mieczislaus der Alte schenkte Druzyu dein St. Johannes-Hospi- 
tale bei Posen; seine Nachfolger bestätigten diese Schenkung 1225 und 12.JH 
(Cod. dipl. So. 117 und 213). Die Pfarrkirche von Druzyu wird zum ersten Male 
urkundlich 1208 bei der Teilung des Posener Anhidiakonats erwähnt (Cod. «lipL 
N... 770). Im Jahre lt»H2 wurde die Pfarrei aufgehoben und derjenigen von 
Granowo einverleibt. Die Kirche, ein Ziegelbau, wurde im Anfange dieses 
Jahrhunderts niedergerissen: ihren Standort bekundet ein Erdhügel in der 
Mitte des Dorfes. Ausgrabungen zur Ermittelung des Grundrisses haben 
seither nicht stattgefunden. 

Gill II, Dorf 5 km südwestlich von Grätz. 

Katholische Pfarrkirche, S. Johannes dem Täufer geweiht. 

Patron: die Gutsliorr-ehaft. 

Die Kirche wird seit dein Ausgange des Mittelalters genannt. Als die 
Familie Gninski. welcher dos Dorf gehörte, um die Mitte des HJ. Jahrhunderts 

') Abt de> L'i»tfrziciiMT-Klost..rs Aiidivi.w (Jedr/i-jüw). 



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IM 



Kivi* Gr.it/.. 



zum Protestantismus übertrat, wurde auch die Kirche bis lölK protestantisch. 
Das vorhandene Bauwerk wurde 1 ~t.\H errichte! (Korytkow>ki II, S. 60). 

Einschiffiger, im Osten dreiseitig geschlossener Holzbau von ausge- 
bohltem Fachwerk, im Lichtmafse 1().."»0 m breit, mit einem hölzernen Stieh- 
bogengewölbe überdeckt; rechts und links zwei symmetrische Kapellen; vor 
der Westseite ein quadratischer Turm. Die Kapellen haben Zwiebeldächer, 
der Turm eine durchbrochene Haube. 

Silberne Monstranz. 11 »40 geschenkt; doch sind nur der Fufs und die 
Figürchen der beiden Heiligen Stanislaus und Adalbert alt. das übrige wert- 
lose neuere Arbeit. 

Zwei barocke Kelche aus vergoldetem Silber. Die Schale des gröfseren 
ist mit Blattwerk überzogen, in welchem die Brustbilder der vier Evan- 
gelisten angebracht sind; der Fufs trägt die Köpfe Christi, Maria, Benedikts 
und ein bischöfliches Wappen. Stempel 

Die beiden Glocken stammen aus der evangelischen Zeit. 

1 ) 00 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift : 

Sanctus deits Sabaot unsere //ob/s pecato/'r (!) JS5-- 

'2< ")K cm Durchmesser, am Halse die Umschrift: 
Wer Codt vortrattwet , hat ü'o/ gebatnvet. An/w tsvS- M- Jacnp Stclmachcr. 

Die Gestalt der Glocke hat noch das scldanke mittelalterliche Verhältnis; 
die Schrift und die sie einfassenden, aus Pidmetten und Köpfchen zusammen- 
gesetzten Ornamentstreifen sind sehr zierlich, die Henkel schnurartig gebildet. 
Dieselben Ornamente verwendete der G iefser O. Albrecht aus Landsberg a.W. 
11)2") in Semmritz, Kreis Schwerin. 

GrailOWO, Dorf II km östlich von Grätz. 

Katholische Pfarrkirche S. Martin. 

Patron: t\n- (iiitulieiT.scIiaft. 

Die Kirche wird bereits 12S>8 bei der Teilung des Posener Archidiakonats 
genannt (Cod. di|»l. N... 770). Während der zweiten Hälfte des Ii». Jahrhunderts 
gelangte sie in evangelischen Besitz. Der vorhandene Bau wurde 1 T^t* 
errichtet und 1740 geweiht (Korvik<>w-.ki II. S. M). 

Einschiffiger Holzbau von ausgebohltem Fachwerk. Dem 11.70 m breiten 
Schiffe fügt sich im Osten ein dreiseitig geschlossener ('hör und im Westen 
in der Breite des Schiffes eine Vorhalle an, Tiber welcher sich ein quadratischer 
Turm mit barocker Haube erhebt. Schilf. Chor und Vorhalle haben gerade 
Holzdecken. 

Monstranz aus vergoldetem Silber. Rokoko. X'J cm hoch. 

Spätgotischer Kelch aus vergoldetem Silber, am Knaufe der Name 
Thesits; vermutlich aus dem Anfange des Jahrhunderts. 

Die Glocken sind aus dein nicht mehr genügend sicheren Turme ab- 
genommen und in einem besonderen Gehäuse aufgehängt worden: 

1 '.»0 cm Durchmesser, am Halse das grofse lateinische Alphabet und 
die Jahreszahl 1.*>L'.">. 



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Granowo. — Grit*. 



63 



2) 59 « in Durchmesser, am Hals*- der Anfang der Grufses Gabriels: 

Ave Maria gracia piena, dominus, /f/.?. 
:>) $8 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift: 

Anno ijjj goß mich Christian Heinrich Witte in Posen. 




Abb. 55. 



Gl'RtZ, polnisch Grodzisk, Kreishauptstadt. Endpunkt einer von der 
Linie Posen-Bentsehen in Opalenitza abgehenden Zweigbahn. 

Grätz tritt 130H zum ersten Male in den Urkunden auf. Schon damals 
besafs es deutsches Stadtrecht, und unter den Bürgern scheint, den über- 




Abb. 5«;. Plan der Stadl Grütz. 1 : 15000. 



lieferten Namen nach, die Zahl der Deutschen eine sehr beträchtliche gewesen 
zu sein. Seit dem 15. Jahrhundert gehörte Grätz der Familie Ostrordg: im 
17. .Jahrhundert kam es an die in Opalenitza ansäl'sige Familie Opalinski. 
Stanislaus Ostrorüg, Starost von Meseritz, begünstigte die Einführung der 
Reformation und übergab die Pfarrkirche im Jahre 1511:» den Kvangeltsehen, 
denen sie jedoch sein Sohn Johann 159."i wieder nahm. Um das Jahr 1»>20 



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tili 



Ktvi> Grat/. 



wurde den Evangelischen der öffentliche Gottesdienst sogar verboten; erst 
1775 erlangten sie denselben zurück. Das Hauptgewerbe der Stadt war seit 
den letzten Jahrhunderten dasjenige der Brauer. 

A. Warschauer, Geschichte des Grätzer Bieres. Z. 11. Gr*. VIII, S. 3.'t3. 

Dem Lageplane nach zu urteilen (Abb. .~>G) wurde nördlich neben der 
ursprünglichen Stadt mit der katholischen Pfarrkirche zu einer nicht bekannten 
Zeit eine Neustadt mit der evangelischen Pfarrkirche gegründet. Daneben 
entstand im Nordwesten längs des Weges nach Opalcnitza eine Vorstadt mit 
dem Bernhardiner-Kloster. 

Katholische Pfarrkirche S. Hedwig. 

Patron: der Besitzer des Schlosses Grätz. 

Ueber die Geschichte der Kirche während des Mittelalters sind keine 
beglaubigten Nachrichten erhalten; vermutlich erwuchs die Kirche mit der 
Aussetzung der Stadt zu deutschem Hechte. In der ersten Hälfte des 
17. Jahrhunderts begann Johann von Bnin Opalinski, Woiwode von Posen, 
einen Umbau, welcher 1(54« geweiht, aber erst 1672 von seinem Sohne Johann 
Leopold vollendet wurde. Eine "Wiederherstellung, welcher sich der Neubau 
des 17t>fl eingestürzten Turmes anschlol's, fand 181)4 statt (Korytkowski II, S. <ll}. 

Die Kirche reicht in die spätgotische Zeit zurück und hatte ursprüng- 
lich ein sechs Joche langes Schiff von lO.ÖO m lichter Weite . welches im 
Osten nach drei Seiten des Achtecks geschlossen und mit Kreuz- oder Stern- 
gewölben überdeckt war. Vor der Westseite erhob sich ein massiger Turm, 
gegen welchen hin das letzte Joch sich etwas verjüngte. Bei dem Umbau 
des 17. Jahrhunderts wurde über dem Hochaltare eine Kuppel aufgeführt; 
zugleich wurden die beiden nächsten Joche des Langhauses nördlich und 
südlich um je ein Quadrat in der Art eines zweischifligen Querhauses erweitert 
und diese nt>u gebildeten vier quadratischen Felder ebenfalls mit Kuppeln über- 
wölbt. Das Langhaus erhielt ein Tonnengewölbe mit Stichkappen. Die ge- 
nannten Kuppeln werden alle fünf mit gewölbtem Dache aufsen sichtbar und 
verleihen dem sonst künstlerisch unbedeutenden Gebäude ein stattliches Aus- 
sehen. Die die vier Nebenkuppeln überragende Chorkuppel trägt auf dem 
Scheitel das vergoldete Standbild des S.Florian und etwas tiefer das Wappen 
Lodzia mit den Buchstaben 

J(ohamies) Lfcopoldus) I (odzia) D(e) B(nw) O(palinski) 
C(asteiiaiieus) N(aklensis) 
und der Jahreszahl Hm2'). 

Acht Heiligenfiguren aus bemaltem Holze, von einem gotischen 
Flügelaltare, jetzt in der Sakristei aufgestellt. 

Taufstein, von flach erhabenen Engeln umgeben, Spätrenaissance. 

Monstranz aus vergoldetem Silber (Abb. .VT), spätgotisch, 1 m hoch. 
Die Hostienbüchse wird von zwei durchbrochenen Strebepfeilern eingefafst 
und von einem kräftigen Spitzbau überragt : rechts und links die Standbilder 

') V^l. At>k ">r>, die mit Benutzung einer Ueisiskizzo V. v. Quast.« aus dem Jahre 1841 ge- 
zeichnet wurde. 



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Grit/. 67 

des S. Joseph und des Evangelisten S. Johannes; oben <ler gekreuzigte 
Heiland. 

Vier Kelche aus vergoldetem Silber, 17. .Jahrhundert, drei aus den 
Jahreu 162«.». lti.JH und 1091. 

Zwei silberne Pacifieale, Spütrenaissanee, das eine von 1 G.-J9. 




Ahl», in. Grätx. Ilowtnins. 



Taufwasserkanne aua getriebenem Knpfer, zweite Hälfte des 18. Jahr- 
hunderts. 

Zwei Kronleuchter ans Messing. Ende des 17. Jahrhunderts, jeder mit 
dem doppelküpfigen deutschen Adler auf der Spitze; der eine für sechs 
Kerzen, der andere mit fast 2 m Durchmesser für zwei Reihen von je zehn 
Kerzen (Abb. .">H). 



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r>8 



Kreis Griil z. 



Kasel nebst Zubehör aus einem licwclii' mit üppigen farbigen Blumen 
auf silbernem Grunde, erste Hälft e des 18. .Jahrhunderts. 

Decke, Goldbrokat mit streng gezeichneten Ranken und Kosen, vermut- 
lich aus derselben Zeit. 

(Trabst ein der „Frau Kve geborte- Köchin, Herrn ( Jirge Lachhammers 
eheliche Hausfrau 1 *, f 1 027 Abb. f>9i. Wie die Inschrift, so entspricht auch 
die Darstellung der Verstorbenen, welche aufrecht stehend die Hände im Ge- 
bete an einander gelegt hat, den deutschen Grabsteinen jener Zeit. Breite 
0,88 m. Höhe 1,8:1 m. 




AI. Ii. f)8. CJrfUz. Krnnleuelitcr. 



Katholische Kirche, dem Namen Jesu und der unbefleckten Empfängnis 
S. Maria geweiht, ehemals Kirche des Bernhardiner-Klost ers. 
Die Haulasl.n trägt <W Staat. 

Kloster und Kirche wurden lb(52 von Johann Leopold Opalinski erbaut 
Korytkow.ki II, S. 62.. Die 17*tt> geweihte Kirche ist ein gegen Norden gerich- 
teter Putzbau mit einschiffigem, tonnengewölbtem Langhause, welches von 
dem geradlinig geschlossenen Chore durch ein Quersehiff getrennt wird. 
Hinter dem Chore erhebt sich ein Turm, in dessen Haube fünf alte Glocken 
hängen. Eine derselben mit 78 cm Durchmesser wurde 1 7.1:4 gegossen und 
trägt am Halse die Umschrift: 

Johann Christian Jintck in J'oscn goß mich. 

Zwei andere gol's .Johann Friedrich Schlenkermann in Posen. 



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( SriUs. 



6i* 



Grabstein des letzten Opalinski, Adalhert von Bniu. Woiwoden von 
Sieradz. j 1T7.">. aus rotem Marmor, vmi Wappen- and Rokoko-Ornamenten 
umrahmt. 

Evangelische Pfarrkirche. 

Xa< h<l«*m den Evangelischen die Freiheit dos Gottesdienstes znrückge- 
gehen worden war. wurde die Kirche, ein rechteckiger Faehwerkhan mit doppel- 




AMi. 51). Grfits. GraM.in. 



ten Emporen und flachem Tonnengewölbe. 1787 errichtet, der Turm erst in 
den zwanziger Jahren dieses .Jahrhunderts aufgeführt. 

<". W. A. Kraus«', Predigt am Jul»elfo»to der evangelischen Kirclit» zu Qrfttl (mit ge- 

schichtlichcn Nachrichten). Lassa 1839. 
T. Fischer, GedenkMätter für die < vangeliache Gemeinde V. A. C. zu Grfttl zum 75jfili- 

rigen Kirehwcihfeste. Griitz 1S«!3. 
F. K. Haedrich, Festschrift zum lQOjfthrigeti Kirohweilife^te am 2. Dozemlter 188S. Ge- 
schichte der evangelischen Kirchen gemeinde in Grälz i. Posen. Grätz 1888. 



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70 



Kn>i- Cräu. 



Hölzerner Taufengel und einige Zi n ngerät e im Provinzial-Musenm 
zu Posen. 

Siullicli der katholischen Pfarrkir« he, am Rande des ehemaligen Stadt- 
grabens steht ein 17«)<» errichtetes Standbild des S. Johannes von Nepomuk 
aus Sandstein. An dem modernen Unterbau desselben sind zwei runde Flach- 
reliefe aus der ersten Hälfte des 1 7. Jahrhunderts eingemauert, welche die 
Schöpfung der Eva und die ihr Kind anbetende Maria darstellen und mit 
deutschen Sprüchen versehen sind. 

Xiepi'USZeWO, Dorf 7 km nordöstlich von Buk. 
Katholische Pfarrkirche S. Lorenz. 

Bei der Teilung des Posener Atvhidhikonats im Jahre 1298 urkundlich 
genannt (C-ni. dipl. \». 770 . wurde die Kirche in spätgotischer Zeit als einschif- 
figer, im Osten dreiseitig geschlossener Ziegelbau erneuert, im 18. Jahrhundert 
aber durchgreifend verändert, und mit Hacher Holzdecke versehen. 

Opaleilitza, polnisch Opalenica. Stadt Dkm nördlich von Grätz. 
Station der Eisenhahn Posen-Bentschen. Khenuds der Familie Opalinski ge- 
hörig, deren Schlofs in diesem Jahrhundert abgebrochen wurde. 

Katholische Pfarrkirche s. Matthäus. 

Patron: <li<< Gatsliorr.*clmft. 

Der Feberlieferung nach wurde die Kirche 1401 gegründet. Ihr Pfarrer 
erscheint seit 14!».'J mehrmals in den Rechnungen der Stadt Posen (Warschauer, 
,St;i<lttiueli von 1*.»..« n I, S. .'»'i.V. Der bestehende Bau gehört in den Anfang des 
1<>. Jahrhunderts und wurde nach einem Brande 1Ö20 von Johann Opalinski. 
AVoiwodeil Von Posen, wiederhergestellt und 1(549 geweiht (Lukaszewicz. Pye«.'. 

hu», ir. s. 4.")S). 

Spätgotischer Ziegelbau. Obwohl das Langhaus nur 10.40 m im lichten 
breit ist. wird es durch zwei Reihen von je drei Pfeilern in drei Schifte ge- 
teilt. Der Chor, welcher nur wenig schmaler ist als das Langhaus, ist ge- 
radlinig geschlossen. Die Pfeiler des Langhauses sind achteckig und haben 
Rundstäbe an den Ecken; die Gewände der Fenster bestehen aus einer ein- 
fachen Schräge. Auf der Nordseite des Chores liegt die tonnengewölbte 
Sakristei, darüber eine Empore. 

Dem Bau des 1 7. Jahrhunderts gehören die Gewölbe au. Der Chor er- 
hielt ein Tonnengewölbe, dessen Stuckdekoration, ein einfaches Bandwerk, in 
der Mitte das Wappen des Bauherrn 'Lodzia). mit den Buchstaben 

J(aii) Z B(uina) Ofpaliuski) 
zeigt. Das Langhaus erhielt Kreuzgewölbe mit erhabenen Laubrippen, welche 
sich den achteckigen Pfeilern unvermittelt aufsetzen. 

Das auf Leinwand gemalte, eine Dreieinigkeit darstellende Mittelbild des 
barocken Hauptaltares wurde von einem Renaissauce-Altare übernommen. 



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Xii>l>ni»zewn. — Opidenitz». — WW-hnik. 



71 



Klappaltar aus der Mitte des II». Jahrhunderts, mit zwei aufseien 
festen und zwei inneren drehbaren, mit Temperabildern bemalten Holzflugeln: 

Im Aufsätze: 
Gottvater mit dem gekreuzigten Christus. 
Im geöffneten Zustande: 
Himmelfahrt Christi. 

Im geschlossenen Zustande: 
Der Judaskul's. Geifsclung. 
K rcuzt ragung. K rcuzn bnalime . 

Im Sockel: 
Grablegung Christi. 



S. Maria. 
S. Johannes d. Täufer 

Jesus auf d. Oelberge. 

Eeoe homo. 



. Anna selhdritt. 
S. Matthäus. 

Verspottung. 
Auferstehung. 



In einer auf der Südseite angebauten neuen Kapelle aufgestellt. 
Glocken: 1) 6*6 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift: 

Anno tjjj goß mich Johann Christian Hrnck in Posen. 
2) 74 em Durehmesser, am Halse die zweizeilige Inschrift: 
Johann Zacharias Ncnbcrt in Posen gojs mich. 
Anno ijxh Laudetur Jesus Christus. Amen. 




Abl>. 60. Ehemalige Dotfterkirchc in Wosulinik. 



polnisch Wozniki, Vorwerk 7 km nördlich von (trütz. 
Katholische Kirche S. Antonius, ehemals Kirche des Reformaten- 
Klosters, zur Pfarrei Ptaszkowo gehörig. 
Eigentümer: der Besitzer von Kotove. 

Das Kloster wurde 1000 als Holzbau gegründet lind, nachdem es 170t*» 
abgebrannt war (Lukaszewicz, Dyec Pn/.n. II. S. 164), 172a in Ziegeln erneuert 
' Jahreszahl über dem Haupteingange <. lS.Jt» wurde das Kloster aufgehoben 
und danach bis auf die Kirche und einen geringen Rest abgebrochen. 



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12 



Krei.- Grat*. 



Die in der Waldeinsamkeit versteckte Kirche (Abb. 60) ist gegen Westen 
gerichtet, hat ein lim breites Schiff tind einen schmaleren, dreiseitig ge- 
schlossenen Chor; hinter dem Hochaltäre ist eine Sakristei eingebaut: die 
Gewölbe sind Tonnengewölbe mit Stichkappen. Der Ausbau der Kirche zog 
sich, den Formen nach zu urteilen, bis über die Mitte des 18. Jahrhunderts 
hin und bietet wenig Besonderes. 

Antependium des Hochalt ares. hölzenies Flachrelief, rechts die Klage 
um den Leichnam Christi, links den die Blutmale Christi empfangenden 
S. Franz darstellend. 

Cf rabtafel der Christine Raczynska geb. Krassowska. Gattin des Michael 
Raczynski, Woiwoden von Kaiisch, f 1724, aus getriebenem Blech. 



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kreis n i :utomischel 



Mit Ausnahm«'' d<-r katholischen Pfarrkir« he in Neustadt sind die Kirchen des 
Kreises neuere Holz- oder Ziegelbauten. 

Brody, Dorf 1K km nordöstlich von X«>momis<h.|. 
Katholische Pfarrkirche s. Andren*. 

Patron: «lie Gut-lierrschutt. 

Einschiffiger, im Osten dreiseitig geschlossen«-!* Holzbau, welchem sieh 
rechts und links zwei symmetrische Kapellen mir] im Westen ««in niedrig«-!- 
Turm anfügen. Den Inschriften am Triumphhaiken und au der Westthür 
des Schiffes gemäls wurde die Kirche ll'ü.'t errichtet. Die T'mfassungswände 
sind in Fachwerk hergestellt, aul'sen mit Hretiern. innen mit Dohlen ver- 
kleidet, welche sich hu «len Ecken nach Art <les Hlo<-khau<-s überschneiden. 
Durch Vorkragung der Hohlen wird l>ei der Kreuzung des Schities mit d«-n 
heiden Kapellen «1er Kindruck einer Vierung gewonnen. Die gestoch«-nen 
Ornament«- an <I«'U beiden Thür«-u und d« i m Triumphhalkeu verleihen im 
Verein mit den profilierten Köpfen der überkragenden Hohlen d«-tn Gebäude 
ein gewisses künstlerisches Gepräge. dess«-u die poseiischen Holzkirchen sonst, 
entbehren. Lichte Weite des Schiffes 10 m. 

Spätgotisch«- Glocke von lnitth-rcr Grösse, am Halse die Dinschrift: 
Art Maria gracia fi/cua . dominus trat in bcncdic/faj . 

Kin«> kleine Glock«-: 

Johann Friedrich Schlaikcrmann goß mich in Posen ijqo. 

Bllkowiee, Dorf X km östli« h von Xeiitolil isi hei. 

Katholische Pfarrkirche S. Mnrtin. 

Holzbau, 1 7:J7 errichtet und g«-w«-iht (K„rvtUwski I), ?. 59.;. einschiffig bei 
i>,70 m Weite, im Osten ein dreiseitig geschlossener (.'hör. über der Hanpt- 
front ein Turm mit duivlibrochener Haube, auf der Xor«lseitc des ("mores die 

in 



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74 



Kreis Xeutniui^diel. 



Sakristei. Fachwerk, innen mit Schrotholzbohlen, aufseu mit Brettern ver- 
kleidet, mit Schindeln gedeckt. 

Einige einlache Altargeräte ans vergoldetem Silber. Monstranz barock. 
Zwei Kelche, der eine Spätrenaissance, der andere 1 Tti.J geschenkt, aber noch 
in Barockformen. Speisekelch barock. PaciHcale 1H54 geschenkt. 

Zwei spätgotische Glocken von 50 und 48 cm Durchmesser. Am Halse 
der erstercn die von Lilien unterbrochene Umschrift: 

O rc x gloric vetti cum pacc. 

Neustadt bei Pinne, polnisch Lwowek, Stadt 15 km nörd- 
lich von Neutoinisehel, \) km südwestlich von Pinne, 1410 nach deutschem 
Beeilte angelegt. 

Katholische Pfarrkirche, der Himmelfahrt S. Mariä, S. .Johannes dem 
Täufer und S. Johannes dem Evangelisten geweiht. 
Patron: die Gut-licnx-haft. 

lieber den Ursprung der Kirche ist nichts bekannt. In den Jahren 
1H4H, 1HUH, 1738 und 1813 hatte sie durch Feuersbrunst zu leiden ( Jahres- 
zahlen im nördlichen Seitenschiff i. 

Spätgotischer, gegenwärtig tiberputzter und verstümmelter Ziegelbau, 
dreischiffige Hallenkirche. Das Mittelschiff hat sechs rechteckige Joche; die 
Umfassungsmauern der Seitenschiffe sind im letzten östlichen Joche in dia- 
gonaler Richtung nach dem Mittelschiffe hinübergezogen. Dem Mittelschiffe 
schliefst sich noch ein geviertförmiger, in der Barockzeit turmartig erhöhter 
Altarranm an: zugleich setzen sich die Seitenschiffe, wenn auch etwas nie- 
driger, bis zur Ostmauer desselben fort. Westlich stand vor dem Mittelschiffe 
ein Turin, welcher 181.*} einstürzte und seitdem abgetragen wurde. Neben 
dem nördlichen Seitenschiffe liegt ein zweites niedrigeres Schiff, welches sich 
ehemals mit Spitzbogen gegen jenes öffnete, aber jetzt teilweis als Sakristei 
und Schatzkammer ausgebaut ist. Auf der Südseite eine alte Vorhalle. Ur- 
sprünglich war die Kirche überall mit Sterngewölben überdeckt : doch sind die 
über dem Mittelschiffe und dem Hochaltare im 17. oder 18. Jahrhundert durch 
scharfkantige Kreuzgewölbe ersetzt worden. Die Pfeiler der Kirche sind 
einfach rechteckig und an den Kanten um einen halben Stein ausgeeckt. 
Lichte Breite der drei Hauptschiffe 14,30 m, des Mittelschiffes Hm. 

An einem der Sterngewölbe der nördlichen Abseite ( jetzt Schatzkammer) 
sind unter der Tünche Reste ornamentaler Renaissance-Malerei erhalten. 

Der Hochaltar, das Chorgestühl, die Gemeindebänke und die Beicht - 
stülde im Rokokostile. 

Monstranzen aus vergoldetem Silber: 

1) -"Spätgotisch von 15.57 (Jahreszahl auf der Unterseite des Fufsesi. 
reicher mehrt ünniger Aufbau, unter welchem die Figuren des auferstandenen 
Heilands, sowie der Heiligen Maria, Johannes des Evangelisten, Lorenz. 
Barbara und Katharina stehen: auf der Spitze der gekreuzigte Christus 
zwischen Maria und Johannes. Der Fufs hat getriebene Buckel. Höhe 1 m. 



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Ntustatlt l>. i Pinne. 



75 



i> Barock, tun die Hostienbüchse eine Darstellung des Abendmahls 
Christi. 81 cm hoch. 

Kelche aus vergoldetem Silber, von 16(3."», 1747. 17f>.'> und 1770. 

Speisekelch aus vergoldetem Silber. K>42, 4."> cm hoch. 

Silbernes Pacificale in Kreuzgestalt, spätgotisch, vom Anfange des 
1*>. Jahrhunderts; der Fufs barock; *»0 cm hoch. 

Barockes Rauch fal's aus getriebenem Silber. 

Ewige Lampe und Weih rauchsehiffchen aus getriebenem Silber, 
Rokoko. 

Zahlreiche Priestergewänder des \H. Jahrhunderts. 

Von den (»docken gehen zwei Stück mit 4M cm Durihmesser in das 
14. oder 1T>. Jahrhundert zurück. Die eine derselben trägt am Halse in 
Großbuchstaben die Umschrift: Ave Maria gracea plciia. 
Die die Inschrift einfassenden Schnüre sind unter Benutzung von Bindfäden 
geformt. Die ander«* hat am Halse einen aus Münzabdrücken gebildeten Fries. 

Die grofse. recht nachlässig modellierte (Hocke von 1 ,40 m Durchmesser 
gols Karl Kalliefe in Lissa 18.">4. 

Katholische Kirche zum h. Kreuze auf dem katholischen Friedhofe, 
am Wege nach Pinne. 

Barocker Putzbau in Gestalt eines griechischen Kreuzes : über der 
Vierung eine hohe Kuppel, deren Trommel mit einer Feusterreihe durch- 
brochen ist: über den Kreuzarmen Spiegelgewölbe, welche wie die Kuppel 
aus Holz hergestellt sind. 

Evangelische Pfarrkirche, südöstlich vor der Stadt gelegen. 

Das Kirchspiel hat sich aus Bauländer-Gemeinden in der Gegend von 
Neustadt gebildet: doch konnte zum Bau einer Kirche erst geschritten werden, 
nachdem 17ö'H der polnische Reichstag den Evangelischen die Freiheit ihres 
Bekenntnisses zurückgegeben hatte. Am Ü. April 1778 wurde der Grund- 
stein gelegt: die Maurerarbeiten führte der Maurermeister Höhne aus Posen, 
die Zimmerarbeiten der Zimmermeister Thomas aus Zirkc aus. Die Ein- 
weihung fand am 1.'». August 1770 statt: doch wurde die Orgel erst 178U, 
die Kanzel 1787 aufgestellt und der Turm erst 17!»7 vollendet. 

O. lfaylünder, Nachrichten «her ilio cvaugeliM-he Kirchen-Gemeinde iiu^-lnir^L>chcr Knn- 

f<>ssion Neustadt 1>ei Pinne zu ihren» hundertjährigen .Inbilimm hiii 1*>. August 1879. 

Diesdorf in Schlesien. 

Einschiffiger geputzter Ziegelbati mit doppelten hölzernen Kinporen und 
flacher Decke, hinter dem Altare. über welchem sieh die Kanzel befindet, 
dreiseitig geschlossen: vor dem Haupteingange ein mäl'sig hoher Turm. 

Silberner Kelch mit dem Stempel der Stadt Posen und der Jahreszahl 
1810 und dem Stempel des Goldschmieds A. H. Ltireen. .">() ein hoch. Dazu 
die Patene. 

Zwei Zinnleuchter von 1 77S. 

Glocke von (>."> cm Durchmesser, am Halse die Umschrift: 

Johann Friedrich Sc h Zenker mann t;o/'s tu ich in Posen tjiji. 

10* 



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7« 



Klt±i> Ni'iitomi-fliel. 



nisch Xowy Tomysl. Kreishaupt studt. Station 

d«»r Eisenbahn Poseu-Bent sehen. 

Die Stadt Xeutomisehel ist ans verschiedenen Hauländer-Oemeinden mit 
deutscher Bevölkerung hervorgegangen, welchen der CJrundherr Felix Szoldrski 
1778 die Errichtung eines lutherischen Kirchspiels gestattete. König Stanislaus 
August genehmigte 1 78b die < »ründung der Stadt nach magdeburgischem Kochte. 
A. Wamlisuu-r, Z. H. G< -. II, S. 131». 

TU. Stn»'iliike, Kurzgefaßt.- Chro D ik der St;ult V'nt.imisilit'l. Noutomiscliel 1*8*. 

Evangelische Pfarrkirche. 

Der Grundstein zum Bau wurde am 7. Mai 1 7 71* gelegt: die Einweihung 
fand im Oktober 1780 statt .;>tr<.t>.lick.; S. 2). 

Put/bau von kreuzförmiger Anlage, mit doppelten hölzernen Emporen 
und hölzernen Tonnengewölben: an der Vorderfront ein quadratischer Turm, 
die übrigen Fronten mit Staffelgiebeln. Innere Weite der Kreuzarme ~>'2 m. 

I.iclitiini' k der \ut.-(-ir,m>h lit 1 » » - 1 Stn^dicki*. 

Zwei nachlässig ausgeführte Glocken von MK) und H.'J cm Durchmesser: 
die erstere trägt auf der Vorderseite die Inschrift: 

Karl Kallie/e in Lissa, 
die zweite: Parat /tu' Tomysl t<St6. 

Durch Feuer sind rcir geflossen. Karl Kallie/e Aal uns heyde 
zur Ehre Gottes gegossen. 



WytOllliSChel, Dorf X km nordöstlich von Netitomischel. 
Katholische Pfarrkirche S. Michael. 

Pfarrer der Kirche werden urkundlich ll>:>0 und 1 2i*4 genannt (C.d. dipl. 
N... 2S6 und 7-J0:. 

(geputzter Ziegelbau, int .lahre 1X00 errichtet i.lahreszahl und Wappen 
des (Grundherrn in einem Keuster . einschiffig, mit zwei symmetrischen 
Kapellen. Die beabsichtigte Wölbung unterblieb. 

S. Anna selbdritt, spätgotische Holzgru])pe. 

Zwei Kelche aus vergr»ldetem Silber, sehr beschädigt: 

1) spätgotisch, l.*)K». mit seehsteiligem Fufse. am Knaufe: O Maria; 

'Jt die Aidage noch spätgotisch, die gravierten Ornamente aber Renais- 
sance. Am Knaufe: Ihesus. 

Drei (5 locken von 77. Ö."> und .V» cm Durchmesser, am Halse die Umschrift : 
Johann Christian liruck go/s müh in Posen anno /-jo. 



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Inhalt8-Verzeichnis. 



Kreis Posen -Ost. 

Kommenderie 1. - Chojnka 7. - Gluscbin H. — Kicin 10. — Kobylepole. 10. — Owinsk 1«>. 

— Schwersenz 12. Splawie 13. Wierzenica 13. 

Kreis Posen -West. 

Ceradz koseielny 15. Kiekra Vi. Komornik 17. - Konaizewo 17. Lodz 11». - 
Lussowo l'J. — Modrae 20. Skorzewo 20. - Slupia 21. Söhnt n 21. — Stenwhewo 22 

- - Tamowo 23. - Tomiee 23. Wiry 21. 



tiialeiizyu 25. Kirchen -Dombrowka 25. — Gosli» 2u\ Grainsdorf 27. — Lukowo v.l. 
— Manicwo 27. Objezierae 28. obornik 32. Parkowo 33. Hitschenwalde 34. — 
Rngaxen 34. — Rnschnowo 30. Welna 37. 



Biezdrowo 38. - Bytbin 3U. Dn>rhnik 39. - Kazmiera 39. - Obei>itzko 40. — Ottmowo 44. 

— Peterawe 41. Pinne 45. Psnrskic 4(>. — Saniter 4M. — Scharfe imrt 58. Willa h in 58. 

— Wronke 59. 

Kreis Grfttz. 

Buk 60. - Dakowy innkre »i3. Druzyu <i3. Gnin (i3. (Irammo r,4. Oriitz «5. — 
Xicpruszewo 70. Opalenitza 70. Wnsclniik 71. 

Kreis Neutouiischel. 

Brody 73 - Bukowk-c 73. Neustadt lud Pinne 74. - Neutoinischol 7o\ - Wytoniisebel 7(1. 



Kreis Obornik. 



Kreis Saniter. 



Abkürzungen von Literaturangaben. 



('. d. B. (Yntndblatt ihr Bauu-iwaltuni;. Berlin. 

('ml. dipl. Codex diplouiutic u> Mujnri> Polouiae. Posen 1877— Ml. 

S. h. s. Sj>ruvvozd:mia komi-vi i\» kulaiiia hUtorvi s/.tuki w PuU'c. Krakau. 

Z. f. B. Zeitschrift fur Bauwesen. Berlin. 

'/.. (i. 1.. Zeitschrift für Geschichte und l.amle>kumle dir Provinz, Posen. Po.»cn. 

Z. H. Ges. Zeitschrift der Historischen Gesellschaft für die Provinz. P.»eii. Pom.-ii. 



Maßstab der (Irutuirinne 
Maßstab (hr Einzelheiten 



1 : 100. 
1 : >.->. 



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Druck von Gustav Beilade (Otto Francko) In Berlin N. 
und Autotypien von Mei«*nb»ch, Klffarlb k Co. in 
Photoljplen von Wein wurm k Hafaor tu Stuttgart. 



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KUNSTDENKMALER DER PROVINZ POSEN 



DRITTER BAND: 
DIE LANDKREISE DES REGIERUNGSBEZIRKS POSEN 

LIEFERUNG II 



ENTHALTEND DIE K KEINE 

BIRNUAI M. SCHWERIN, MESERITZ, BOMST, SCHMIEGEL UND KOSTEN 



TM AUFTRAGE DES PROVINZIAL- VERBANDES 
BEARBEITET 

VON 

JULIUS KOHTB 

RBOIBRUNQ8-BAUMEI8TEK 



BERLIN 

VERLAG VON .IULIU8 SPRINGER 

1896 



HARVARD UNIVERSITY 



JHAnsferreo / > C LIBRARY Or THE 



GERMAN IC MUSEUM 



Von dem 



Verzeichnis 

ilor 

Kunstdenkmäler der Provinz Posen 



ist erschienen: 



Band III, Lieferung 1. Kreis Posen -Ost und -West, Obornilt, Samter, Grata und 

Neutomischel. Preis M. 2,-. 



do. „ 2. Kreis Birnbaum, Schwerin, Meseritz, Bomst, Schmiedel und 

Kosten. Preis M. 2,—. 



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KREIS BIRNBAUM. 



Birnbaillll, polnisch Mie^zvchöd, Kreishauptstadt, an der Warthe, 
Station der Eisenbahn Posen-Meseritz. 

Birnbaum, im Mittelalter gegründet, war eine adelige Stadt und gelangte 
1597 in den Besitz der zum Protestantismus übergetretenen Familie v. Unruh, 
welche die Herrschaft fast 200 Jahre lang behielt. 

W. IU-inhoUl, Chronik iler Stadt und des Kreiste Birnbaum. Birnljuuni 1843. 

Katholische Pfarrkirche, in di r Altstadt. 

Patron: iler Staat. 

Spätgotischer Ziegelbau, im (Jrundrifs ein einfaches Rechteck von 8 m 
Spannweite. Dio Strebepfeiler lassen vermuten, dafs die Kirche ursprüng- 
lich gewölbt war; die Ostfront hat auch in der Mitte einen Strebepfeiler. 
Auf der Südseite steht nahe der Westfront ein quadratischer Turm, welchem 
sich ein runder Treppenturm anlehnt. Die beiden Giebel gehören der Re- 
naissance, das hölzerne Tonnengewölbe sowie der Ausbau dem 17. und 
18. Jahrhundert an. Im Jahre 1660 fand eine Weihung der Kirche statt 
(Korytkowski II, S. 148). 

An dem südwestlichen Strebepfeiler eine kleine, auf einem senkrechten 
Thonstück modellierte, bärtige Fratze. 

Barockes Holzbild, die Anbetung des Christkindes durch die Hirten 
darstellend, von denen einer auf dem Dudelsack blast; darüber im Halbrund 
Gottvater. 

* 

Taufkessel aus Holz, einfach, mit aufgemaltem Zierrat, Renaissance. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance, dreitürmiger Auf- 
bau mit den Heiligen Maria, Stanislaus und Adalbert, 67 cm hoch. 

Zwei einfache silberne Kelche. Der eine mit dem Stempel der Stadt 
Augsburg, unter dem Pinienzapfen E (1741 — 43 1 . und dem Meisterstempel 
FN. Der andere mit dem alleinigen Stempel NO. 

Zwei silberne Kreuze. Das eine nüchterne Arbeit aus der Mitte des 
16. Jahrhunderts, 40 cm hoch. Das andere reich getrieben, aus dem 17. Jahr- 
hundert, 89 cm hoch, 1847 aus dem Bestände des Klosters Lubin überwiesen. 

U 



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78 



Kreis Iliniliiuiin. 



Weih Wasserkessel aus getriebenem Kupfer. 1711. 
Zwei Messinglem hter, 17. .Jahrhundert, 34 ein hoch. 
Mittelgrofse Glocke, am Rande: 

Opera Joamiis /.achariac Xeuberdt /jt/f. 

Evangelische Pfarrkirche, in der Lindenstadt. 

Mit dem Eindringen der Reformation wurde der Gottesdienst in der 
mittelalterliehen Pfarrkirche protestantisch, 1591 aber der katholische Gottes- 
dienst wiederhergestellt. Nachdem Christoph v. Unruh 1 597 die Herrschaft 
Birnbaum erworben hatte, gestattete er im Jahre 1000 unweit seines Schlosses 
den Bau einer evangelischen Pfarrkirche. Die alte Kirche brannte lti92 ab; 
der darauf von dem Zimmeruieister Hans Lindener aus Bojanowo errichtete 
Fachwerkbau wich wieder dem gegenwärtigen, geputzten Ziegelbau, welcher 
nach Plänen der preußischen Überbaudepntation ausgeführt und am 15. Ok- 
tober 1840 geweiht wurde (nach dir, mit der Xcuhcgrüniluui' d, * Kirch*|>uU urigeh'gten, 
liancUcliriftliclicu l'farrchroiiik). 

Fünf silberne, barocke Kelche. Der älteste wurde 1005 geschenkt. 
Zwei andere in einfacher Ausführung sind als Lissaer Arbeit beglaubigt ; 
der eine, 1719 geschenkt, trägt neben dem städtischen Stempel eine 12 und 
den Meisterstempel ICS, der andere den Meisterstempel IFC. Wiederum 
ohne Stempel ist ein .'11 cm hoher, durch reiches, getriebenes und graviertes 
Schmuckwerk ausgezeichneter Kelch aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. 

Silberne Weinkanne, 1732 geschenkt, mit zwei Steinpein, einer Doppel- 
lilio und den Buchstaben CB. 

Drei silberne Oblatenbüchsen. Die eine achteckig, 11:9:5cm, auf 
dem Deckel getriebenes Blumenwerk; Stempel der Stadt Augsburg und 
Meisterstempel GOT. Die andere oval, 12: 10: 5,5 cm, mit getriebenem 
Blumenwerk auf dem Deckel und den Seiten ; undeutlicher Stadtstempel 
(nach rechts springender Löwe?) und Meisterstempel IL. Die dritte und 
kleinste von 1702 ohne Stempel. 

Zwei Altarkreuze. Das eine aus 'Zinn, 1,10 m hoch, auf vierseitigem 
Fufse, 1702 gestiftet. Das andere aus Silber, 01 cm hoch, auf dreiseitigem 
Fufse, vom Ende des 18. Jahrhunderts, mit dem Stempel WIEN. 

Zwei runde Messingleuchter, 71 cm hoch, 1712 geschenkt. 

Altardecke im Provinzial-Museum zu Posen. 

Glocken. Im Jahre 1093 goj's Wilhelm Hampel aus Posen am Orte 
in Birnbaum eine 10 Centner schwere, später umgegossene Glocke für die 
Kirche (Kohle, Z. II. Ges. VIII. S. 41t»). Von den beiden vorhandenen Glocken 
wurde die gröl'sere mit 93cm Durchmesser 1752 beschafft; sie trägt am 
Halse zwischen Rokokofriesen die Inschrift: 

Johann Gottfried U 'ein hold gofs mich. 
Die andere in i Ist 70cm Durchmesser und trägt am Halse die Inschrift: 
Johann Friedrich Schlenkermann goß wich in Posen 1789. 

Grabstein des Christoph v. Unruh, Starosten von Deutsch-Krone und 
Gnesen, f 1089 (Abb. 01). ehemals vor dem Altäre liegend, jetzt in derVor- 



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Dirnlmnm. 



79 



halle unter dem Turme aufgestellt. Roter Marmor, leider übertüncht, Höhe 
2, <».") m. Breite 1.02 in. Auf dem Rande die Umschrift: 

I/lustris et magnificus dominus Christophorus de Miedzychod Unrug, capitaneus 
l 'a/censis et Cncsncttsis, suac regiae majestatis coloncllus etc., placidcute dotnino 
obdormwit anno MDCLXXXIX die XXIX. Jannarii, aetatis anni LXIIII., 
mensis IX. et I. die/', cujus ossa requicscant in pace. 




At>l>. 61. Birnbaum. Ural>|>hittc ile- < 'liristo|»li v. Unruh. 



In der Sakristei mehrere Blechsehilde mit Itilduissen , ans dem 
18. Jahrhundert, ohne besonderen Wert. Au der Orgelhidme ein besseres 
mit dem Bildnisse des Ratsherrn Klippel, in Rokokorahmen. 

Brustbild des in der evangelischen Pfarrkirche beigesetzten Christoph 
v. Unruh, 1077 gefertigt, ursprünglich auf der Treppe des alten Herren- 
hauses, rätst im Provin/.ial-Museum zu Posen. 

J ir 



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80 



Kreis Birnbaum. 



GrofS-ChrzypskO, Dorf 22 km östlich von Birnbaum. 
Katholische Pfarrkirche S. Adalbert. 

Patron: der Staut. 

Einschiffiger, im Osten dreiseitig geschlossener, spätgotischer Ziegelbau, 
welcher im 17. und 18. Jahrhundert verschiedene Verstümmelungen erfahren, 
insbesondere seine Gewölbe verloren hat. 

Silberne Monstranz, spätgotisch; der Fufs und teilweis die Ornamente 
des Oberbaues in der Spätrenaissance erneuert; H.'U-m hoch. 

Drei Kelche aus vergoldetem Silber. Der eine spätgotisch vom An- 
fange des 10. Jahrhunderts, 21 cm hoch; die beiden anderen aus dem 
17. .Jahrhundert. 

Glocken: 1) 58 cm Durchmesser. Am Halse die Umschrift: 

Gloria in excelsis deo. Anno 1666. 
Am Rande: Joachim Witarns hat mich gemacht in Posen i66ö. 
2) 72 ein Durchmesser. Am Halse die Umschrift: 

Christian Heinrich Witte in Posen go/s mich. 
Auf der Vorderseite: 
Ave Maria gratia plena, dominus tecum. Benedictus fruetus ventris tut'. 
P'nsa anno 16/5. Re/usa post ruptum anno ^46. 




Abl>. <V2. Kirelie in Kiilune. Westunsieht. 



KillllUC, polnisch Kamionna, ehemals Stadt, seit 1874 Dorf. 6 km süd- 
östlich von Birnbaum, an der alten Strafse von Posen nach Schwerin gelegen. 
♦Katholische Pfarrkirche zur Geburt S. Maria. 

Patron: der Staat. Laut Erkenntnis d> s Iteichsgerielits vom 8. Oktober 1883 erfolgt die 
Verteilung der Biiulusti'ii zwischen Patron und Gemeinde gemäfs den Bestimmungen der 
Lundkirelien. 



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Grofs-Chrzypsko. — Kähuie. 



81 



Die Kirche ist ein spätgotischer Ziegelbau ' Abb. f>2 — 65), der Ueber- 
lieferung gemäfs 1400 ausgeführt (Korytkoweki II, S. 143), gegen Nordosten ge- 




4wM 1 1 i 1 1 1 1 > i (• 

Abh. 63. Kirclie in Kühi.R'. Ostfront. 1:200. 




Abb. 64—65. Kirche in Käliiin'. Grumlrifs und Fries. 



richtet, einschiffig bei einer inneren Breite von 0,10 m und sechs Joche lang 
bei einer inneren Länge von 26,50m, in einer Höhe von 10 m mit Stern- 
gewölben üb€rdeckt. Auf der Nnrdseite liegt die Sakristei, auf der Süd- 



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82 



Krei* Birnbaum. 



und der Westseite liegen zwei Vorhallen, von denen die erstere ein altes 
Sterngewölbe hat. Auf der Südseite steht lerner ein runder Treppen- 
turin, der nachträglich mit zwei Strebepfeilern besetzt und oben viereckig 
gestaltet wurde; der gemauerte Helm des Turmes steigt zwischen vier Eck- 
krönungen auf. Das auf der Nordseite der drei westlichen Joche beabsich- 
tigte Nebenschiff' unterblieb bereits während der Ausführung. Dasselbe 
sollte sich gegen das Hauptschiff mit drei Spitzbögen öffnen; in der Mauer 
über diesen sind drei spitzbogige Nischen, eine gröfsere nebenan im vierten 
Joche ausgespart. 

Den Hauptschmuck des Gebäudes bilden die Giebel der beiden Schmal- 
seiten. Der Ostgiebel (Abb. ö.'l) ist in drei Geschosse geteilt, von denen 
jedes mit einem Netzwerk sich durchschneidender, gemauerter Ualbkreisbögen 
bedeckt ist und die beiden unteren mit geschweiften Eckkrönungen ausge- 
stattet sind; die sechs Eckpfeiler sind viereckig und an den Kanten mit 
übereck vorgestreckten Ziegeln besetzt. Dieselben Kunstformen wiederholen 
sich an den Eckkrönungen des Turmes. Auch der Westgiebel (Abb. 62) war 
einst in mehrere Geschosse geteilt; doch ist nur das unterste noch alt; das- 
selbe zeigt eine Reihe sich durchschneidender Rundbögen, welche von Pfei- 
lern und Kragsteinen getragen werden. Auf der Osthälfte der Südfront 
zieht sich unter der Dachtraufe ein aus Formziegeln gebildeter Fries hin 
(Abb. 6.*)), welchem auf der Westhälfte derselben Front ein drei Schichten 
hohes deutsches Band entspricht. Der runde Treppenturm war ursprünglich 
mit vier ebensolchen Bändern umgürtet. 

Der Sockel ist teils aus einer zugehauenen Schräge hergestellt, teils 
schlichtweg abgesetzt. Die Südthür ist mit einer Schräge und zwei Rund- 
stäben umrahmt. Die spitzbogigen Fenster haben eine schräge, geputzte 
Leibung. Die beulen Fenster der Ostfront sind mit einem gemauerten 
Pfosten geteilt, welcher ein aus drei Spitzbogen zusammengesetztes, eben- 
falls gemauertes Mals werk trägt (Abb. (Uli. Die Ziegel messen 27:13:9 cm. 

Christus um Kreuze, Maria und Johannes, ehemals auf dem, vor 
dem zweiten östlichen Joche noch vorhandenen Triumphbalken, jetzt in 
einem neueren Altare aufgestellt. 

Christus im Elend, kleines bemaltes Holzbildwerk der Spätgotik. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, in Sonnenform, 81 cm hoch, An- 
fang des 18. Jahrhunderts. 

Drei Kelche aus vergoldetem Silber, barock; einer mit, dem Stempel 

Pacificale in Krenzgestalt. 57 cm hoch. Anfang des 18. Jahrhunderts. 

Mehrere Ornate aus dem 18. Jahrhundert, 

Die Kirche liegt weithin sichtbar, am Rande eines vor ihrer Westseite 
abfallenden Höhenzuges, dessen steile Böschung schon im Mittelalter durch 
eine Futtermauer gesichert wurde i Abb. 62;. 

Auf der modernen Mauer vor der Ostseite des Kirchplatzes eine von 
dem Turme herstammende Wetterfahne mit der Jahreszahl 1683. 



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Kwiltscli. — Luboscl). 



83 



K W i 1 1 8 C h , Dorf 1 4 km südöst lieh von Birn bäum. Station der 
Eisenbahn Posen-Meseritz. 

Katholische Pfarrkirche S. Michael. 

1) i»< Haulasten trägt die Gntshorrsehaft als Patron. 

Ein ., Johannes, plebanus Quileczski,* wird urkundlich 13% genannt 
i;L.-U/._v.-ki. Grodl.ikhcr I, No. 2188). Von 1544 — 1<>40 war die Kirche im Besitze 
der Reformierten'). Der vorhandene Bau entstand 17l>0' — 82 (Korvtkuw>ki II, S. 114% 

Putzbau in einfachen Rokokoformen, gegen Osten gerichtet, bestehend 
aus einem Turme, einem Schifte und einem innen rund, aufsen dreiseitig 
geschlossenen Chore, zu dessen Seiten zwei Sakristeien und über diesen zwei 
Kniporen angeordnet sind. Schirl* und ( 'bor haben flach gewölbt e Holzdecken. 

An den Pfeilern des Chorbogens Kanzel und Taufwasserbehälter 
in symmetrischer Ausbildung. 

Monstranzen: 1) aus vergoldetem Kupfer, spätgotisch. Spitzturm, 
die Hostienbüchse von zwei Strebepfeilern umschlossen. Der Fuls sechs- 
teilig, am Knaufe der Name Ihesus. Höhe 53 cm. 

2) Aus vergoldetem Silber, erste Hälfto des 18. Jahrhunderts, Stempel AT. 
Zwei Kelche, lf> ( .)7 und 1748. 

Zwei Pacificale aus vergoldetem Silber: 1) In Kreuzform, erste Hälfte 
des 18. Jahrhunderts, 54 cm hoch, Stempel AT. 

2) In Sonnenform, am Schalte die knieende h. Helena, Rokoko. 

(J locke, das Spruchband von Rokoko -Ornamenten eingefalst. Am 
Rande: Me feeit Adam IluUit, Posnania 

Unter den Gewändern zwei Kasein, mit Benutzung von Seidengürteln 
gefertigt. 

Im Innern, an den Langseiten des Schilfes vier Wandgräber von 
Angehörigen der Familie Kwilecki, Ende des 18. Jahrhunderts. 

Auch dem in der Achse der Kirche angelegten Friedhofe ist eine 
einfache architektonische Ausbildung zu teil geworden. Vor der Kirche 
wurde 1790 eine Mariensäulo aus Sandstein aufgestellt. 

LllbOSCll, Dorf 21 km südöstlich von Birnbaum, Station der 
Eisenbahn Posen-Meseritz. 

Katholische Pfarrkirche zur Heimsuchung S. Mariä. 

Ein Pfarrer der Kirche wird 1:508 urkundlich genannt (Cod. dipl. No. l'.w;). 
Der alte Holzbau wurde 1818 durch einen geputzten Ziegelbau ersetzt. 

Hölzernes Taufbecken mit hohem Deckel, erste Hälfte des 17. Jahr- 
hunderts. 

Kelch aus vergoldetem Silber, barock. 

Messingschüssel mit der Darstellung der beiden, die grol'se Traube 
tragenden Kundschafter, 17. Jahrhundert. 

Zwei Messingleuchter, 38 cm hoch, 18. Jahrhundert. 

') Nach d<*r Knt/.ii'liutii; der Kiivlir in KwiltM-li bilden- i-ioli die noeli bestellende evari^eli- 
i-clie Pfarrei im benachbarten Or/e^eliknwo. 



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84 



Kreis Birnbaum. 



GrofH-Lllttom, Dorf 17 km sudöstlich von Binibaum. 
Katholische Pfarrkirche S. Andreas. 

Patron: der Staat. 

Dio von der Gemahlin des sächsisch-polnischen Staatsministers v. Brühl 
als Grundherrin in den Jahren 1753- (>2 an Stelle eines älteren Holzbanes 
errichtete Kirche (Pfurrnrchivalieii) ist ein geputzter, mit Gewölben ausgestatteter 
Ziegelbau, dessen Schiff bei 10 m Weite drei Joche und der gegen Norden 
gerichtete, geradlinig endende Chor zwei Joche zählt. Neben dem Chore 
sind zwei Sakristeien angelegt. Vor der Südfront erhebt sich ein Turm mit 
durchbrochener Haube. 

Hochaltar mit einem von vier Säulen getragenen Ueberbau, nach 
dem Vorbilde des Hochalt ares von S. Peter in Rom. 

Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance. 

Kasel, im Provinzial-Museiun zu Posen. 

ZlrkC, polnisch Sierakow, Stadt 13 km nordöstlich von Birnbaum, 
an einem alten Uebergange über die Warthe gelegen, 1251 zum ersten Male 
urkundlich und zwar unter dem deutscheu Namen genannt, war mittelbar 
und erhielt von König Kasimir dem Grol'sen deutsches Stadtrecht ; Bestäti- 
gungen desselben folgten 1410 und 1513'). 

Katholische Pfarrkirche zur unbefleckten Empfängnis S. Mariä. 
Patron: dor Staat. 

Nachdem die mittelalterliche Pfarrkirche 1817 bei einem Stadtbrande 
zerstört und nicht wiederhergestellt worden war, wurde die Kirche des auf- 
gehobenen Bernhardiner-Klosters zur Pfarrkirche umgewandelt. Den Bau 
derselben hatte der Grundherr Peter üpalinski, Woiwode von Posen, 1619 
begonnen (KorvtUwski II. S. IJk»). 

Die als Putzbau hergestellte, gegen Südwest gerichtete Kirche hat ein 
10.50 in breites, geradlinig geschlossenes Hauptschiff, welches in der Mitte 
von einem 7,00 m breiten, kürzeren Querschiff durchschnitten wird. Beide 
Schiffe sind mit Tonnengewölben bedeckt. Ueber der Vierung eine von 
vier Fenstern beleuchtete Kuppel, deren Dach mit den Dächern der beiden 
Schiffe zusammengezogen ist. Vor der Hanptfront zwei mäfsig hohe Türme. 

Die reiche Ausstattung stammt meist aus der Zeit unmittelbar nach 
Fertigstellung des Baues. 

Hochaltar aus bemaltem Holze, zweigeschossiger Aufbau in reichen 
Formen der Spätrenaissance. Auf dein unteren Oelbilde die Kreuzabnahme 
Christi, auf dem oberen der die Wundmale empfangende h. Franz, daneben 
die Standbilder der Heiligen Peter, Paul, Adalbert und Stanislaus. 

Vier Altäre von verwandter Anlage im Querschiffe, zwei ans der Spät - 
renaissance, zwei aus der Barockzeit. Zwei kleine Altäre der Spätrenaissance 
an den Vierungspfeilern. 

') St. A. I'.mi.ii. Zirke C. 1. 



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Grofc-Luttom. — Zirke. 



85 



Am Eingänge des Chorramnes ein lettnerartiges, schmiedeeisernes 
Gitter anf hölzerner Brüstung. 

Die *Chorstühle (Abb. 66) in edelen Formen der deutschen Spät- 
renaissance; die Füllungen mit vortrefflichen Intarsien, deren Zeichnung 
abwechselnd hell auf dunklem Grunde und dunkel auf hellem Grunde ge- 
geben ist. Die "Wände neben dem Hochaltäre haben eine dem Chorgestühl 
entsprechende Täfelung mit grofsen Intarsia-Füllungen (Abb. (57). Laut einer 
Inschrift auf der Nordseito wurde das Gestühl im Jahre 1G41 von einem 
Bruder Hilarion vollendet: 

Za roskazaniem przelozonych zakonu reguly Franciszka s obserwantmv, 
ku czci bogu niesmicrlelnemu y nicpokalany krolowy nicbieski kn cAwa/ie 
zrobiel brat Hilarion s Posnania te Stahe roku /£//')• 

Derselben Zeit und demselben Künstler sind zuzuschreiben die Patro- 
natsbank an einem der Viemngspfeiler, zwei Sitzbänke sowie eino Vor- 
der- und eine Rückwand des Gemeindegestühls mit ihren Intarsien, in 
deren Ornament Figuren der antiken Fonnenwelt, an der Patronatsbank 
die Standbilder der Heiligen Peter, Andreas. Lukas und Christopherus auf- 
treten. 

Auch ein nicht mehr benutzter, in einem Nebenraume untergebrachter 
Schrank mit Lesepult, welches von einem, jetzt abhanden gekommenen 
Engel getragen wurde, entspricht in seiner Ausführung den vorgenannten 
Stücken. 

Holzthür des Haupteinganges, ebenfalls aus der Zeit des Gestühls. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, 17. Jahrhundert, mit Benutzung 
spätgotischer Bruchstücke. 

Eine kleine Monstranz, Rokoko, mit Reuaissance-Fnfs. 

Sechs Kelche aus vergoldetem Silber, 17. Jahrhundert. Einer von 
1643 mit dem Stempel der Stadt Posen und einem undeutlichen Meister- 
stempel. Ein anderer mit den Stempeln von Fraustadt und des Meisters MR. 

Drei Speisekelche aus vergoldetem Silber, 17. Jahrhundert. 

Zwei reich getriebene silberne Leuchter, 75 cm hoch, 1697 geschenkt, 
mit den Stempeln der Stadt Glogau und des Meisters ME. Zwei einfachere, 
82 cm hoch, 1688, Stempel IR. 

Silbernes Räucherschiffchen, Rokoko; Berliner Stempel mit L, 
Kontrollzeichen M und undeutlicher Meisterstempel. 

Ewige Lampe. Kupfer, 1648. 

Glocke, 107 cm Durchmesser, 1775. Am Rande: 
Me fecit Adam Huldt, Posnania. 

Wandgrab des Stifters des Klosters Peter von Bnin Opalinski f 1624, 
von seinen Söhnen Christoph und Lukas nach seinem Tode gesetzt. Archi- 
tektonischer Aufbau aus schwarzem Marmor und Alabaster mit der im Ge- 



') Anf Befehl der Oberen des Mönchsordens des Ii. Fmnz von den Observanten, dem un- 
sterblichen Gotto zu Ehren und der fleckenlosen Hininielbkönigin zum Preise vollendete Bruder 
Ililarion aus Posen dieses Gestühl im Jahre KMl. 

12 



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80 



Kreis liirnbauin. 



beto knicenden Gestalt <l^s Verstorbenen zwischen zwei allegorischen Ge- 
staltt'ii. Im südlichen Kreuzanne. 

Wandgrab des Johann von Bnin Opalinski f 1095 und seiner Gattin 
Sophie geb. Czarnkowska f 1701, Schwiegereltern des Königs Stanislaus 
Leazczynski. Errichtet 1748. Stuck, mit den gemalten Bildnissen des Ehe- 
paares. Im Langhause. 




Abb. 66. Chorstuhle der katholischen Pfarrkirche in Zirko. 



Evangelische Pfarrkirche. 

Die Gemeinde wurde 1770 gebildet, der mit Emporen ausgestattete, 
turmlose Fachwerkbau 1782 — 1785 vom Zimmermeister Gottlieb Werehan 
ausgeführt. 

Krakau, Geschieht»' der evari^eli-cli-lutherischcu Kinhorigoineinde zu Zirko von 1776 bis 
1876. Zirko 187C. 

"Weinkanno aus graviertem Zinn, 177."> gestiftet. Im Deckel drei 
Stempel, der Stettiner Greifenkopf, (JK über einer Taube mit dem Oel- 
blatte, LT PROBE. 

Schüssel, Zinn, auf der Rückseite Stempel des Posener Zinngiefsers 
J. G. Wolfowitz von 178i». 



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J 




Abb. 67. Holztäfelung aus ilor katholischen Pfarrkirche in Zirke. 1 : »*>. 



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88 



Kreit; Birnbaum. 



Kronleuchter, Messing, bestehend aus zwei Keifen über einander mit 
8 und 12 Kerzen, in der Mitte ein kleiner türkischer Krieger. Um 1700 von 
den -Meistern des Componir(ten) Schunde-, Stellmacher-, Schlosser-, Bötteher- 
Gewerks* gestiftet, 1835 ausgebessert. 

Glocke, mit klassischem Zierrat, 1701 von Philipp Heinrich Panl 
Schwelm in Altenstettin gegossen. 

Gedenktafel für den um die Gründung der Gemeinde verdienten 
Grundherrn Nikolaus v. Gartenberg f 1786, aus schwarzem Marmor, mit Um- 
rahmung und Wappen aus Stuck. Sein Üelbildnis an der Orgelempore. 



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KREIS SCHWERIN 



AlthOfclien, Dorf 5 km nördlich von Biesen, auf dem rechten 
Ufer der Obra. 

Der Ueberlieferung zufolge gelangte der Ort 1232 in den Besitz des 
Klosters Dobrilug; von diesem kam er an dessen in Semmritz gegründetes, 
später nach Biesen verlegtes Tochterkloster. Seit 1500 wurde das anmutig 
gelegene Althöfchen Wohnsitz der Biesener Aebte. 

A. Pick, Zur Geschichte von Althöfchen, der Residenz der Blescncr Aebte. Z. IL Ges. 
II, S. 33. 

Katholische Kirche S. Joseph, zur Pfarrei Biesen gehörig. 

Geputzter Ziegelbau, 1768 errichtet und 1778 geweiht (Korytkowski II, S. 263). 
Einschiffig, zu beiden Seiten des gegen Osten gerichteten, halbrund ge- 
schlossenen Chores zwei Kapellen. Vor der Westfront zwei niedrige Türme 
mit durchbrochener Haube. 

Biesen, polnisch Bledzew, Stadt 11 km südwestlich von Schwerin, 
auf dem linken Ufer der Obra. 

Im Jahre 1312 schenkte Markgraf Waldemar von Brandenburg die 
Dörfer „Blesowe^ und „Valkenwalde'* dem Kloster Semmritz. Biesen gefiel 
den Mönchen besser als ibr ursprünglicher Sitz, weshalb sie im Beginne des 
15. Jahrhunderts das Kloster nach dort verlegten'). Von ihnen erhielt 
Biesen Stadtrecht. Die Aebte waren bis 1541) deutscher, seitdem polnischer 
Nationalität. Das Kloster wurde 1835 aufgehoben und um 1840 samt der 
Kirche abgebrochen. 

L. v. Ledebur, Zur Geschichte des Cistereicnser-Klosters Biesen. In dessen Neues all- 
gemeines Anliiv für dio G.Mhieht.-kunde de* Preußische» Staat.s. III, Herlin, 
Posen und Brombei- 1*36. S. 2t»3. 

Winter, Cistercienser II, S. 36<>. 



') Im Jahre 1418 nennt aich ..Johannes, abbas d«' BN'dzewi.,- urkundlich nach dem neuen 
Orte. St. A. Posen, Kloster Biesen A. 16. 



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90 



Kreis Schwerin. 



Katholische Pfarrkirche S. Katharina. 

Patron: der Staat, 

Einschiffiger, spätgotischer Ziegelbau von lim lichter Weite, im Osten 
dreiseitig geschlossen, auf der Nordseite die mit einem Kreuzgewölbe über- 
deckte Sakristei, darüber eine Empore. In den Jahren 1881 — 82 neu aus- 
gebaut, auf der Westseite verlängert und mit einem übermülsig hohen Turme 
versehen, auf der Südseite, der Sakristei gegenüber mit 
einer Kapelle erweitert. Die alten, teils stuinpfspitzbogig, 
teils rundbogig geschlossenen Fenster sind mit Kundstab 
und Fase umrahmt (Abb. 68). 

Christus am Kreuze, Holz, bemalt, spätgotisch, 
Abb. 68. «lesen, vermutlich das alte Triumphkreuz ; im Altaro der neuen 
Kapelle. Daselbst auch die Standbilder der Heiligen 
Maria und Johannes, welche mit einem anderen Kruzifixe in der Vorhalle 
einer späteren Erneuerung dos Triumphbalkens angehören mögen. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, 1716, aus dem Kloster. Die alte 
Monstranz der Pfarrkirche jetzt in der katholischen Pfarrkirche zu Schwerin. 

Barocker Kelch aus vergoldetem Silber, mit dem Stempel der Stadt 
Glogau und dem Meisterstempel IG IS. 

Kelch und Paten e aus vergoldetem Silber, 1740. 

Weihrauchschiff, Nautilus-Muschel auf einem Fufse aus vergoldetem 
Silber, Mitte des 18. Jahrhunderts. 

Kupferne Hostienbüchse mit getriebenen Ornamenten, 1727. 
Silbernes Räuchergefäfs, barock. 
Ewige Lampe, Kupfer, 17. Jahrhundert. 

Glocken: l)00cm Durchmesser. Am Halse eine mehrzeilige Um- 
schrift mit der Angabe des Giefsers: 

Anno 1669 Bledzotviae. Frandscns Voillard N. G. C. Francof. 
In der Ansicht ein kleines Schild mit einer Glocke und den Buchstaben F V. 
Die Buchstaben der Inschrift auf Plättchen hergestellt. 

2) 1,10 m Durchmesser, 1646, aus dem Kloster. Am Halse eine mehr- 
zeilige Inschrift, deren Buchstaben wiederum auf Plättchen hergestellt, mit 
dem Namen des Giefsers: 

Dei auxüio Stephanus Meutel me fecit. 

Zwei unbenutzte Stund englocken aus dem Kloster, 66 und 05 cm 
Durchmesser, 1637 gegossen. 

GollmÜtZ, Dorf 4 km südöstlich von Schwerin. 

Katholische Kirche S. Kasimir, zur Pfarrei Rokitten gehörig. 

Der im Osten zweiseitig geschlossene Ziegelbau mag spätgotischen Ur- 
sprunges sein, wurde aber 1881 neu verblendet. Geputzter Westturm von 1830. 

Geschnitzter Hochaltar, erste Hälfte des 18. Jahrhunderts. 

Zwei spätgotische Glocken von 85 und 77 cm Durchmesser, boide mit 
der Umschrift : O rex gloric Cristc vetri cum pace. 




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Biesen. — Gollmütz. — Neudorf. - Oscht. - Foppe. 



91 



N'e Udorf, Dorf 17 km südöstlich von Schwerin. 
Katholische Kirche S. Anna, ehemals Pfarrkirche, seit 1G61 der Pfarrei 
Falkenwalde unterstellt, Geputzter Ziegelbau von 1750, mit Chor und Turm 
(Korvtkowski II, S. 265). 

Glocke, 85 cm Durchmesser, spätgotisch, von 1523; am Halse ein 
Bogettfries, darüber die von Münzabdrücken unterbrochene Umschrift: 
O rex glorie triste vcni cum pace. MCCCCCXXIII. 
Die andere, 1883 umgegossene Glocke nannte (nach dem Kirehl.uche iu Fiilkeu- 
waldo) den Kirchenvorstand und den Giefser: 
Der edle und erndtjeste Martin Praeske, Jürgen Klick, Augustin Schulke, 
Thomas Schulke. Meister Jacob Stellmacher hat mi gegossen anno /jpf. 

OSCht, Dorf 16 km südöstlich von Schwerin, 1360 vom Kloster 
Semmritz käuflich erworben. 

Katholische Kirche S. Nikolaus, zur Pfarroi Fulkenwalde gehörig. 
Patron: tlor Staat. 

Die Kirche war ursprünglich Pfarrkirche und soll der Ueberlieferung 
gcmäfs 1370 gegründet sein. Bald danach, im Jahre 1385 nennt sich 
„dominus Nicolaus, plebanus ville Oschitz vicariusque perpetuus in ecclesia 
sancti Georgii prope pontem Nove Lands bergk," als Zeuge unter zwei Ur- 
kunden (Cod. dipl. No. 1831 und 1832). 

Kleiner Bau von rechteckigem Grundrisse, aus Granit- und Ziegelsteinen 
errichtet, innen und aufsen geputzt. Der Mangel an Strebepfeilern läfst 
sehliefsen, dals sio von Anfang her eine Holzdecke besafs. Auf der Xordseite 
liegt eine quadratische Sakristei mit spätgotischem Sterngewölbe, weshalb 
auch der Bau der jetzt aller Kunstfonnen beraubten Kirche dem Ausgange 
des Mittelalters zuzuschreiben ist. Im Jahre 1806 wurde der Turm vor der 
Westseite aufgeführt, 1888 die Kirche selbst neu ausgebaut und erweitert. 

Kelch aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance. 

Glocken: 1) 80 cm, spätgotisch vou 1512, am Halse die Umschrift: 

Ihesus Nasarenns rex ludeorum. Anno domin i MCCCCCXII. 
Die einzelnen Worte sind durch Lilien, Anfang und Ende der 
Schrift durch ein Giefserzeichen (Abb. 69) und ein Kruzifix getrennt. 
Dasselbe Giefserzeichen kehrt in den benachbarten Kirchen auf eini- 
gen Glocken wieder, welche sich alle durch schöne Modellierung und 
vorzüglichen Gnfs auszeichnen. Aljb.^J'.). 
2) 70 cm, am Halse die Umschrift: 

Verbum domini manet in cternum. 1558. 

Poppe, Dorf 7 km südlich von Schwerin. Markgraf Waldemar von 
Brandenburg schenkte es 1312 dem Kloster Semmritz. 

Katholische Kirche, S. Johannes dem Täufer geweiht, zur Pfarrei 
Biesen gehörig. Neuer Ziegelbau an Stelle eines alten Holzbaues. 



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92 



Kreis Schwerin. 



Zwei spätgotische Glocken: 1) 73 cm, mit Spruchband. 
2) 35 cm, 1522 gegossen. Am Halse: /. N. R.J. XXII, dazwischen 
Lilien sowie das Meist erzek-hen der Glocke von 1512 in Oscht (Abb. 00). 

PrittiBCh, Dorf 12 km östlich von Schwerin, am Wege nach 
Posen, trat mit der Einführung der Reformation zur lutherischen Lehre über 
(Acta l.ist. eccl. V, S. 179). 

Die katholische Pfarrei wurde 1740 wiederhergestellt, ihre Kirche 1870 
in Ziegeln erbaut. 

Evangelische Pfarrkirche. 

Der 1074 nach einem Brande erneuerte Fachwerkbau wurde 185ti ab- 
gebrochen und statt seiner ein Ziegelbau aufgeführt. 

Taufkessel aus bemaltem Holz, 17. Jahrhundert, unbenutzt und be- 
schädigt. 

Zinnkelch mit zwei Stempeln, einem heraldischen Adler und einem 
Gefüfs zwischen den Buchstaben GK und der Jahreszahl 1710. 

Altarkreuz, Zinn, 1731 vom Amtschreiber Johann Wiese geschenkt. 
Von den Stempeln nur das Beschauzeichen der Stadt Posen erkennbar. 

Drei reichere Zinnleuchter von 1725. Zwei eiufache Zinnleuchter 
mit zwei Stempeln, dem Wappen der Stadt Züllichau und den Buchstaben 
G H neben einem Baume. 

Messingkronleuchter für sechs Kerzen. 

Zahlreiche Blechschilde mit Bildnissen oder Wappen bemalt, auch 
getrieben, 17. und 18. Jahrhundert. 

Kleines Glasgemälde, Wappen des Grundherrn „Carolin» Magnus 
Kalckreutt u , 1077. 

Kokitteil, Dorf II km südöstlich von Schwerin, 1378 vom Kloster 
Semmritz durch Austausch erworben. 

Katholische Pfarrkirche Allerheiligen. 

Patron: d«r Staat. 

Die Pfarrkirche in Rokittcn wurde der Ueberlieferung gemäfs 1333 
gegründet. Im Jahre 1061 wurde sie dem Cistercienser-Kloster in Biesen 
einverleibt und blieb diesem unterstellt bis zur Aufhebung des Klosters. 
Der vorhandene Bau wurde 1746 — 48 ausgeführt und erhielt 1756 seine 
reiche Ausstattung (Korvtkowski II, S.271). 

Dreischiffige, als Putzbau ausgeführte Hallenkirche von 18 m Weite, 
gegen Norden gerichtet. Das Mittelschiff (Abb. 70) setzt sich aus drei, mit 
Stutzkuppeln überdeckten Quadraten zusammen, von welchen das mittlere 
durch Abschrägung der Pfeilerecken besonders betont ist. Die schmalen 
Seitenschilfe haben Tonnengewölbe. Die Altarnische ist innen rund, aufson 
dreiseitig; ihr gegenüber liegt am Südende des Mittelschiffes ein recht- 
eckiges, mit einem Tonnengewölbe bedecktes Joch mit der Orgelbuhne. 



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Prittwch. — Rokitten. 



93 



Vor den Seitenschiffen stehen zwei Türine mit oheüskartigen Helmen. Die 
Seitenschiffe sind nehen dem Chore zweigeschossig und enthalten unten die 
heiden Sakristeien. Die Verhältnisse des Baues sind hei der geringen Höhe 
derliewülhe nicht glücklich, die Einzelheiten kümmerlich. Für diese Mängel 
mul's die Bemalung der Gewollte entschädigen i Verkündigung Maria, 
Dreieinigkeit, Paradies, Evangelisten. Kirchenväter, ( »rdeusstifter) sowie der 




\\>\>. 70. Katliolix ln' Pfarrkirche in Rokitton. 



reiche Aushau, der Hauptaltar und die vier Nehenaltäro, die Kanzel und 
der Taufwasserliehälter, heide am Eingange zum Chore, die heiden Chorstühle 
für je fünf Sitze, sowie die vier Beichtstidde. 

Bank für drei Sitze, mit hoher Bückwand und niedriger Vorderwand; 
die Füllungen mit Intarsien, welche denen der katholischen Pfarrkirche in 
Zirke von 1G41 gleichen und auf denselhen Künstler zurückzuführen sind. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, Anfang des 1H. Jahrhunderts, 
10.°, cm hoch, Stempel $c. 



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94 



Kreis Schwerin. 



Speisekelch aus vergoldetem Silber, mit dem Deekel 03 cm hoch, der 
Kirche 1695 geschenkt. Am Fufso die vier Evangelisten; an der Schale 
Christus auf dem Oelberge, sowie die Verspottung, Peinigung und Kreuz- 
tragung; am Deckel die Brustbilder der zwölf Apostel. 

Kelche aus vergoldetem Silber: 1) 27 cm hoch, 1G17; an der Schale 
die Heiligen Maria, Lorenz und Bernhard. 2) 20,5 cm hoch, 1740. 31 29 cm 
hoch, in guten Rokokoformen , Stempel der Stadt Augsburg mit L (1753 
bis 1755) und des Goldschmieds Franz Thaddäus Lanz (Ko.«-uI..tk No. 358). 

Schüssel mit zwei Mefskännchen, Silber, einfach, 1792. 

Ewige Lampe, Silber, barock. 

Kruzifix, Elfenbein, zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts. 

Drei Mefsgewänder mit reicher Gold- und Silberstickerei; in der 
Stickerei des einen die Jahreszahl 1712. 

Zwei spätgotische Glocken mit Spruchband um den Hals, 88 und 
45 cm Durchmesser. 



Schwerin» polnisch Skwierzyna, Kreishauptstadt, am Zusammen- 
flusse der Warthe und der Obra, Stat ion der Eisenbahn Landsberg a.W.-Meserit z. 

An der aus Mittelpommern nach Posen fiüironden Haudelstrafse ge- 
legen, erscheint Schwerin in den Urkunden zum ersten Male 1251 und zwar 
unter dem deutschen Namen. Im 14. Jahrhundert gehörte es den Herzögen 
von Glogau und den Markgrafen von Brandenburg. Wann es mit deutschem 
Stadtrecht bewidmet wurde, ist nicht bekannt ; 1400 erhielt es als eine könig- 
liche Stadt dasselbe von Wladislaus Jagello von neuem bestätigt. Um die 
Mitte des 10. Jahrhunderts nahm die Bürgerschaft die Reformation an, 
mufste aber 1004, gleichzeitig mit Meseritz die alte Pfarrkirche abtreten. 
1078 und 1712 brannte die Stadt ab. 

.1. Szastecki, Urkundliches zur Geschichte der Stadt Schwerin an der Warthe. Pro- 
gramm der Städtischen Höheren Knabenschule. Schwerin a. W. 1883. 

A. Warschauer, Eine Episodo aus der Geschichte d. r St:ult Schwerin a. W. Z. II. Ges. 
IV, S. 430 und 400. 

Katholische Pfarrkirche S. Nikolaus. 

Patron: der Staat. 

Eine Pfarrkirche bestand in Schwerin jedenfalls schon zu Anfang des 
14. Jahrhunderts, da im Jahre 1.'528 „Mattheus, plebanus ac preposittis in 
Sverin," sich gemeinsam mit dem Pfarrer von Meseritz in einer Urkunde 
nennt (Cod. dipl. N,>. 10-12). 

Die vorhandene Kirche geht auf einen spätgotischen Ziegelbau zurück, 
wurde aber in den Jahren 1801—0.1 durchgreifend erneuert. Sie bildet eine 
dreischiffigo Hallenkirche von 12 m innerer Weite, ist im Osten dreiseitig 
geschlossen und vier Joche lang, die im Mittelschiffe annähernd quadratische 
Gest alt haben. Mit Ausnahme der vier Strebepfeiler auf der Ostseite gehören 
alle Strebepfeiler dem letzten Umbau an; dasselbe gilt im Innern von den 
schlanken Pfeilern und den achtteiligen Gewölben. Die Sakristei auf der 



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ScIi wenn. 



95 



Nordseite bestand bereits im Mittelalter. Am besten erhalten ist die West- 
front ( Abb. 71), deren Formen für die Spätzeit des ostdeutsehen Backst ein- 
baues kennzeichnend sind. Der großenteils erneuerte Turm hat einen ge- 
mauerten Zinnenkranz mit vier Ecktürmehen, aus deren Mitte ein hoher 
gemauerter Helm aufsteigt. 




Al>!>. 71. K*tholfache Pfarrkirche in Schwerin. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, ehemals der Pfarrkirche in Biesen 
gehörig, 1719 aus dem Metalle einer älteren gefertigt. 
Kelch aus vergoldetem Silber, 1077. 

Zwei Glocken von 72 und 100 cm Durchmesser, am Rande: 

Fccit J. F. Schramm /fjo. 

Evangelische Pfarrkirche. 

Der vorhandene Ziegelbau, von rechteckiger Grundform und daran 

schliefsender Altarnische, mit einer Holzdecke überspannt, wurde mit staat- 

13» 



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<J0 



Kreis Schwerin. 



lieher Unterstützung und unter persönlicher Teilnahme König Friedrich 
Wilhelm IV. 1847 — 54 ausgeführt. Der schlanke achteckige Glockenturm 
steht frei vor der Hauptfront und ist mit dieser durch eine offene Vorhalle 
verbunden. 

Kelch und Weinkanne, Zinn, jetzt im Provinzial- Museum zu Posen. 
Zwei Messiiigkronlenchter, der eine 1726 geschenkt. 
Glocke, 48 cm Durchmesser, 1701 gegossen. Am Halse: 
Johannes Zacharias Xeuberdt Posuauiensis fecit nie. 

Schwirle, Dorf 9 km Südost 1 ich von Schwerin. 
Katholische Kirche S. Amin, zur Pfarrei Kokittcn gehörig. 

Patron : <lcr .Staut. 

Kleiner Blockholzbau von 1554, mit Schindeln gedeckt, im Schifte 
7 m breit, mit dreiseitig geschlossenem Chore, auf dessen Nordseite die 
Sakristei. Das Dach behält auch über dem ('höre die Breite des Schilfes, 
hängt dort also über. Das Türmchen über der Westfront ist erneuert. Der 
Dachstuhl wurde neuerdings durch eine auf der Unterseite der Balken an- 
gebrachte Bretterdecke geschlossen; die Kanten der Balken sind mit Stäben 
und Fasen gebrochen, und einer derselben trägt die Inschrift: 

Fundatum /SS-/- 

Kelch aus vergoldetem Silber, barock, mit den Stempeln des Gold- 
schmieds EK aus Danzig. 

Zwei kleine spätgotische. Glocken. 

Seill 111 Titz, polnisch Zemsko, Dorf 4 km nordöstlich von Biesen, 
jenseits der Obra. 

Im Jahre 12(50 schenkten die beiden Grundherren von Seinmritz ihr 
Gut dein Cistercicnser-Kloster Dobrilug zur Atdage eines Tochterklosters. 
Noch in demselben .Jahre bestätigte Herzog Bolesluus von Grofspolen die m 
Schenkung, und 12GV> überwies Bischof Nikolaus 1. von Posen dem bedürfti- 
gen Kloster die Zehnteiunahmen des Ortes (C.hI. ilij.l. No ;JH5, 387 nnd 433). Im 
Anfange des 15. .Jahrhunderts wurde der Sitz des Klosters nach Biesen 
verlegt. 

Katholische Kirche zur Verkündigung S. Maria, der Pfarrei Biesen 
unterstellt. Kunstloser Putzbau des 18. Jahrhunderts; der Turm vor der 
Westseite 18.'»ö errichtet. 

Glocke, 80cm Durchmesser, 1(525. Am Halse ein mehrzelliges deut- 
sches Spruchband mit den Namen des derzeitigen Abtes und des Kirchen- 
vorstandes. Am Kunde: 

Durch das A'cinvcr bin ich geflossen. 
JA. Oito Albrccht von Aandtsberg hat mich gegossen. 
Die Ornament fl iese sind dieselben wie au der von Jakob Stellmacher 1595 
gegossenen Glocke in Gnin. Kreis Grätz. 



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Schwirle. Sciuniritz. — Trc-hLn-h. — WierzcVuiuin. 



<>7 



TreblHCh, Dorf 8 km nordwestlich von Schwerin, am Wege nach 
Lands borg a. W. 

Katholische Pfarrkirche, S. Johannes von Nepomnk geweiht. 

Der alte Holzbau brannte 1840 ab; an seine Stelle trat der 184»» 4K 
ausgeführte Ziegelbau ^Kniytk.m-ki II, S. 27. r »;. 

Drei Kelche ans vergoldetem Silber, 1H. Jahrhundert. 

Monstranz, für den Neubau gefertigt, in klassischem Stile, um die 
Hostienbüchse eine Strahlensonne. Drei Stempel, Stadt Posen. 1.". lötig), 
C. G. BLATT. 

Wierzebauni, Dorf -ja km östlich von Schwerin. 
Katholische Pfarrkirche S. Nikolaus. 

Die Pfarrei wurde 141.") gegründet. Die Kirche wurde im 1(5. Jahr- 
hundert protestantisch, ](>'2~> dem katholischen (Jottesdiensle zurückgegeben 
und der Pfarrkirche in Goray unterstellt, 17.'J8 aber wieder selbstständig 
und 1748 erneuert (Korytko«>ki II, S. 12. r »). 

Einschiffiger Bloekholzbau mit kleinem, dreiseitig geschlossenem Chore. 
Das mit Schindeln gedeckte Dach des Schiffes bedeckt auch den Chor, so 
dafs es in den Ecken zwischen beiden überhängt, Das Mittelschiff nimmt 
vor dem Chore die Breite desselben au und gewährt so rechts und links 
Raum für zwei Sakristeien. Tonnengewölbe. Vor der Westseite ein Fach- 
werkturm mit Brettverkleidung. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, Rokoko. 

Kelch aus vergoldetem Silber. Renaissance. Stempel der Stadt Thorn 
und des Meisters I K. 



Die katholische Pfarrkirche in Goray wurde im 1H., die katholische in 
Falkenwalde und die evangelische iti Schwe inert, wurden im DJ. Jahrhundert 
als einlache Ziegelbauten erneuert, 



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KREIS MESERITZ. 



AltenllOf, Dorf 12 kin südöstlich von Meseritz, ehemals dem 
Kloster Paradies gehörig. 

Katholische Pfarrkirche S. Lorenz. 

Patron: tler Staat. 

Spätgotischer Ziegelbau, gegenwärtig geputzt, einschiffig, im Osten ein 
dreiseitig geschlossener Chor, im Westen ein unvollendeter, rechteckiger 

Turm, auf der Nordseite des Chores die Sakristei. 
Nur das Mauerwerk mit den Strebepfeilern ist alt ; 
die Gewölbe sind durch Holzdecken ersetzt, die 
Fenster erneuert. Von Kunstformen hat sich allein 
die Umrahmung der Turmthür erhalten (Abb. 72); 
eine ähnliche Umrahmung besafs auch die jetzt durch 
eine Vorhalle verdeckte Thür in der Südmauer des 
Schiffes. Am Eingange des Chores liegt noch an der 
alten Stelle der seiner Bildwerke beraubte Triumph- 
balken, obwohl der Chorbogen selbst fehlt. Innere 
Breite des Schiffes 8.80 m, des Chores 7,50 m. 

Die beiden Seitenaltäre und die Kanzel aus 
der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. 

Monstranz, Silber, dreitünniger Aufbau in den 
Formen der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, mit 
den Standbildern der Heiligen Maria, Lorenz und 
Adalbert, auf der Spitze ein Kruzifix. 

Zwei barocke Kelche aus vergoldet ein Silber. 
Silbernes Pacificale, Renaissance. 

Glocke, 74 cm Durchmesser, lb\">5 gegossen, mit dem Spruche: 
Laudale dominum in cymbalis bene sonanlibns. 

«ailCll WitZ, Dorf II km südöstlich von Meseritz. Der Name 
ist aus dem polnischen Bukowiec gebildet. Im Jahre 1901 kam das Dorf 
durch Schenkung an das Kloster Paradies, welches sich desselben aber wieder 




Abb. 72. Altetiliof. 
Wectpoitst. 1:100. 



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Altenhof. — Bauchwitz. 



99 



entäufserte; in der Reforniationszeit wurde es mit seiner Gutsherrschaft 
evangelisch. 

Evangelische Pfarrkirche. 

P»tron: di<< GuUhcrrscliiift. 

Einschiffiger Blockholzbau von 9,50 m Weite, im Osten eiu rechteckiger 
Chor, auf dessen Xordseite die Sakristei ' Abb. 73). Der Chor hat ein Tonnen- 
gewölbe, das Schiff eine gerade Decke in der Kämpferhöhe des Gewölbes. 
Auf der Bretterwand, welche den Dachraum des Schilfes gegen den ('hör 
verschliefst, ist das Baujahr 1550 mit alten Zahlen eingeschnitten. Der in 
Fachwerk ausgeführte, quadratische Glockenturm vor der Westseite, dessen 
Wetterfahne die Jahreszahl 1737 trägt, wurde vermutlich damals der Kirche 
angefügt. Ihn umzieht ein wieder aus Schrotholz hergestellter Gang in Ge- 
stalt eines halben Achtecks. Kirche und Turm sind mit Schindeln gedeckt. 




Ahl). 73. Kirclie in Bauchwitz. 

Der aus dem 10. Jahrhundert stammende Altar war ursprünglich ein 
dreiteiliger Klappaltar. Das Sockelbild stellt das Abendmahl, das Mittelbild 
die Kreuzigung, das Aufsatzbild die Himmelfahrt Christi dar, die Innenseiten 
der beiden Flügel die vier Evangelisten, die Aufsenseitcn vier Szenen aus der 
Leidensgeschichte Christi. Alle Bilder sind von einem einheimischen Maler 
auf Holz gemalt und durch den Versuch bemerkenswert, den mittelalterlichen 
Klappaltar in protestantischem Sinne zu gestalten. In der Barockzeit wurden 
die Flügel festgestellt und mit einer hölzernen Umrahmung versehen, deren 
Malerei unter der neuerdings aufgetragenen Tünche noch durchblickt. 

Kanzeldockel, bemalt, 1575. 

Taufkessel, Holz, in einfacher achteckiger Becherform, mit adeligen 
Wappen bemalt, 1632. 

Drei Kelche aus vergoldetem Silber. Der 21 cm hohe, mit den Stem- 
peln der Stadt Berlin und des Meisters SM (Rosenborg No. 385 und 414), vom Endo 
des 17. Jahrhunderts. Zwei andere, 20 cm hoch, 1737 und 1738 geschenkt. 



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100 



Kreis Upgants. 



Ein Paar Zinnleuchter, 1(577. Ein zweites Paar nebst Kruzifix, 
18. Jahrhundert, mit dem Stempel von S. Friedrieh Flies in Lissa. 
Kleiner Messingkronleuchtcr. 

Glocke, 9") tm Durehmesser, ohne Jahr, am Halse die Umschrift: 
O Christc rex ghriae veni cum pace. 
Gos mich Georg Ho/man in Franckfuri an der Oder. 

Bdl tSClieil, polnisch Zbaszyii, Stadt 32 km südöstlich von Meseritz, 
Knotenpunkt der Fisenbahnen Dach Frankfurt a. 0., Posen, Guben, Meseritz 
und Lissa. 

Auf einer Landzunge zwischen dem Beutschcner See und dem Obra- 
flusse gelegen, verdankt Bentsehen, 1232 Sbansin, 1311) Bentzin geschrieben, 
seine Entstehung einer Burg, welche als Sitz eines Kastellans die von Posen 
nach Frössen führende Handelstrafsc an dieser Stelle sicherte. Es gehört 
in die Reihe der im 13. Jahrhundert mit deutschem Rechte bewidmeten 
Städte und war im 14. Jahrhundert vorübergehend mit dem Herzogtum 
Glogau und der Mark Brandenburg vereinigt. Ursprünglich eine königliche 
Stadt, Würde Bentsehen seit 13H3 mittelbar. 




Abb. 74. KatholUeho Pfarrkirche in BoBtsebfln. 



Katholische Pfarrkirche zur Himmelfahrt S. Mariä. 
Patron« der BeMtzor der Bentecliener Güter. 

Ein Pfarrer der Kirche nennt sich bereits unter einer Urkunde vom 
Jahre 1238 (Cod. dipl. N<> '215). 151 Ii wurde die Kirche zur Kollegiatkirche er- 
hoben; gleichzeitig wurden ihr die früheren Pfarrkirchen in Brandorf und 
Kübnitz unterstellt. Der zum Protestantismus übergetretene Grundherr 
Abraham Zhasld übergab sie um die Mitte des 10. Jahrhunderts den Evan- 
gelischen, denen sie um H>40 wieder genommen wurde. Der bestehende Bau 
wurde im Ausgange des 18. Jahrhunderts von dem Grundherrn Eduard Gar- 
czynski errichtet und am 2. Oktober 170(5 geweiht. Eine Wiederherstellung 



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BenUchen. 



101 



der Kirche wurde 1850 durch einen gröfseren Brand veranlafst. (Pfamiku-n. 
Korjtko Ws ki II, S. 270.) 

Einschiffiger Putzbau in späten Rokokoformen (Abb. 74). Das zwei- 
j och ige Schiff ist mit Stutzkuppeln überdeckt und erhält im Inneren durch 
die Abstumpfung der Ecken eine elliptische Gestalt. Die nach innen ge- 
zogenen Pfeiler der breiten Gurtbögen schliefsen vier tiefe Nischen ein. Die 
Flucht der Seitenmauem ist in den beiden Jochen merkwürdigerweise ver- 
setzt. Der gegen Süden gekehrte Chor schliefst gerade; neben ihm liegen 
symmetrisch eine Sakristei und eine Kapelle. Die Hauptansicht hat zwei 
Türme mit durchbrochener Haube. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, 

1716. 

Fünf barocke Kelche aus vergoldetem 
Silber, einer von 1713. 

Silbernes Ostens orium für ein 
Bruchstück des h. Kreuzes, 35 cm hoch, 
vom Anfange des 19. Jahrhunderts, mit 
den Stempeln der Stadt Posen und des 
Goldschmieds L B. Die Reliquie in einer 
kleinen emaillierten goldenen Kapsel der 
Spätrenaissance. 

Spätgotisches Pacificale ans vergol- 
detem Silber, in Kreuzform, 58 cm hoch. 
Am Fufso die Umschrift: 

Abrakamus de Sbaschin, castcllajicus 
Bydgosthiensis. Sahcta (!) Maria ora 
pro eo. 1521. 

Ein anderes Pacificale aus getrie- 
benem Silber von 1762, 49 cm hoch. 

Zwei silberne Wcinkän neben mit 
Schüssel, 17. Jahrhundert. 

Behälter für geweihtes Oel, der Fufs von einem spätgotischen Kelche. 

Kleiner Messingkronleuchter, Ende des 17. Jahrhunderts. 

Mehrere Priestergewänder aus dem 18. Jahrhundert. Wertvoll eine 
vollständige Ausstattung von grünem Seidenstoff mit gewebtem, edel ge- 
zeichnetem, goldenem Pflanzenwerk; auf den Seitenteilen der Kasel ein 
Stroublumen-Muster. 

Die Glocken wurden 1851 von J. 0. Brese in Posen umgegossen. 

Wandgräber des Stephan Garezynski, Woiwoden von Posen, f 1755 
und seiner Ehefrau Sophie geb. Tucholka, verw. Czapska f 1739, von dem 
Sohne beider gesetzt; an den Pfeilern des Gurtbogens vor der Orgelempore. 

Gemalto Kirchonfahne im Provinzial-Museum zu Posen. 

Von dem am Rande des Sees gelegeneu Schlosse sind nur noch wenige 

Reste vorhanden, welche einem in der Spütrenaissance ausgeführten Putzbau 

11 




Abi.. 75. 



Tltortunu tk-s Schloss«* 
Bctitsclicn. 



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102 



Krds M. soritz. 



angehören. Am besten erhalten ist der 1G27 errichtete, malerische Thor- 
turm (Abb. 75), welcher auf der Innenseite über dem Bogen das Wappen 
der Familien Oiswieki und Zbaski mit der Inschrift trägt: 
Patriae charissimis tiberis totisqne familiac am/eis in necessitate existeniibus 
propitgnaculum a piae memoriae d. d. Abrahatno de Zbqszyn Zbqsky avo stio 
iueeptum nunc iugenio, arie, siimmo cum labore snmptnque per magnificum 
d. Abrahamum de Cisivica Cisivicky, castellancum Sremeusem, continuatum 

anno die jo. Octobris. 

Die Wetterfahne ist gezeichnet: S(tephanus) G(arczynsky) 1806. 

Auf der Landseite ist das Schlols mit Erdwällen für Feuergeschütze 
umschlossen. 

BetSCllC, polnisch Pszczew, Stadt 14 km östlich von Meseritz, am 
Wege nach Birnbaum, Station der Eisenbahn Posen-Meseritz. 

Betsehe, seit 1250 urkundlich genannt, gehörte dem Bischöfe von Posen. 
Die Pfarrkirche und die Vocjtei erscheinen in einer Urkunde des Bischofs 
Andreas IV. vom Jahre 1440 1 ); doch ist die Kirche erheblieh älter, da 
Archidiakono von Betsehe schon in den Urkunden des 14. Jahrhunderts 
wiederholt auftreten. Von dem i:\21 zum ersten Male erwähnten Schlosse 
ist nur noch ein Erdinigel übrig. 

Katholische Pfarrkirche S. Maria Magdalena. 

ßuuhiHti'ii träfet die Gemeinde. 

Die neuerdings erheblich veränderte Kirche ist ein Ziegelbau der Spät- 
renaissance, 1054 geweiht (K..rvik,. W ski H, S. 270), einschiffig, mit einem nach 
Norden gewandten, dreiseitig geschlossenen, jetzt verlängerten Chore und 
einem quadratischen, zweigeschossigen Turme vor der Südseite. Die ur- 
sprünglich im Rohbau hergestellten Fronten haben aus Formsteinen ge- 
mauerte, toskanische Pilaster und Gesimse. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, erste Hälfte des 18. Jahrhunderts, 
02 cm hoch. 

Kelch aus vergoldetem Silber, 1051. 

Pacificale in Kreuzgestalt, 17. Jahrhundert, 57 cm hoch. 
Ewige Lampe, Silber, barock. 

Von den Glocken wurden zwei Stück von 04 und 73 cm Durchmesser, 
mit zartem Ornament und auf Plättchen hergestellten Buchstaben, 1054 ver- 
mutlich von einem lothringischen Meister gegossen. 

15 rft t Z, Stadt lökm südlich von Meseritz, ehemals eine königliche Stadt. 

Mit dem Eindringen der Reformation kam die mittelalterliche Pfarr- 
kirche in den Besitz der Protestanten ; doch wurden sie unter Sigismund III. 
gezwungen, die Kirche an die Katholiken abzutreten und sich eine eigene zu 
bauen. 1807 wurden beide Kirchen bei einem Stacltbraiide zerstört. 

') St. A. Posen, Bet.seli« A. 7. 



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Britz. - Chlastawc. 



103 



Die evangelische Pfarrkirche wurde bereits 1808 ans Fachwerk mit 
Emporen wieder aufgebaut, Auf dem Dache eine Wetterfahne von 1085, 
vom alten Bau übernommen. 

Zwei Kelche aus vergoldetem Silber: 1) Einfach, auf sechsteiligem Fufse, 
am runden Knaufe der Name Jesus; 17. Jahrhundert; drei Stempel, Stadt 
Striegau, C und CHR (Monogramm). Dieselben Stempel auf der Patene. 
2) 1710 geschenkt, reich getrieben. 

Patene ans vergoldetem Silber. Stempel der Stadt Zülliehau und 
Meisterstempel SW. 

Silberne Oblatenschachtel, 1700 geschenkt, mit den Stempeln des- 
selben Züllichauer Goldschmieds. 

Zwei Zinnleuchter m it ornamentiertem Fufse, 170*3 geschenkt. 

Die katholische Pfarrkirche wurde, erst 18f>9 — «10 in Ziegeln erbaut 
und, nachdem sie seit dem 17. Jahrhundert der Pfarrei Bomst einverleibt 
gewesen, als Pfarrkirche wiederhergestellt (K,.rvtkow>ki II, S. 263). 

Die beiden Glocken stammen aus der aufgehobenen katholischen 
Kireho in Dürrlettcl: 1)60 cm Durchmesser, am Halse zwischen zwei 
gedrehten Schnüren die Umschrift: 

Maria. Anno domini MCCCCCII/f (1504). 

2) 8.'} cm Durchmesser, am Halse die Umschrift: 

O rex glorie Christus vcui cum pace. 
In der Ansicht die Jahreszahl 1")16. 

Clllasta We, Dorf 6 km westlich von Deutschen. 
Evangelische Pfarrkirche. 

Patron: die Gutslinrrsclmft. 

Die Gemeinde gehört zu den ältesten der Gegend. Die Verzeichnisse 
iles Kirchenbuches gehen bis 1038 zurück. In demselben ist die auf die 
Kirche bezügliche Nachricht eingetragen: „Anno 10.T) haben leichtfertige 
böse Buben in der Nacht vor Fronleichnams-Tag das Kirchlein zur Chlastawe 
angezündet und zu («runde verbrand." 10.57 erfolgte der Neubau; aber bis 
zur Vollendung zogen sich noch mehrere Jahrzehnte hin. 

Die Kirche ist ein einschiffiger Bau aus Lehmfachwerk, auf den Aufsen- 
seiten mit Brettern bekleidet. Hinter dem dreiseitigen Schlufs der Ostseite 
liegt die Sakristei. Das mit Schindeln gedeckte Dach trägt ein Türmchen. 
Obwohl das Innere nur 0,00 111 Breite bei 1") m Länge mil'st, so werden doch 
die Balken des sichtbar gelassenen Dachstuhles von einem Unterzuge ge- 
tragen, welchen wiederum eine mit vier Kopfbändern versehene Saide stützt 
(Abb. 70). Auf der Westseite sind über einander zwei Emporen eingebaut; 
eine dritte umsehliefst den Altar. Auf der Nordseito ist aufserdem ein Vor- 
raum und darüber eine Laube für die Gutsherrschaft angefügt. Die Balken- 
fasen sowie die Säule und die Kopf bänder tragen in ihrer Formgebung noch 
das Gepräge der Holzbaukunst des Mittelalters. Die ganze Kirche ist in 

handwerklicher, doch liebevoller Weise mit Temperamalereien ausgestattet. 

11* 



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104 



Kreis Moments. 



Die an den Sparren und Kehlhölzern angebrachte Bretterdecke zeigt ein 
Rankenwerk. 

Der Altar stellt in seinem Hauptbilde den thronenden Heiland dar, 
welcher in der Linken die Siegesfahne hält, mit der rechten auf die Sakra- 
mente des h. Abendmahls weist und mit den Füfsen einen Drachen und ein 
Skelett , die Hollo und den Tod, niedertritt. Das Sockelbild zeigt das 
Abendmahl, das Krönungsbild die Himmelfahrt Christi. 




Abb. 7G. Inneres der Kirclie in Chlastawe. 



Die an der Südwand stehende Kanzel ist mit den Standbildern des 
Gottessohnes, der Apostel Paulus, Andreas und Bartholomäus sowie der vier 
Evangelisten bemalt. Auch nennt sich der Maler: 

Anno 165t die 30. July Christophorus Petzclius pictor. 

Eine Inschrift an der Brüstung der unteren "Westempore besagt, dafs 
die Empore zum ersten Male 1638 und nochmals 1680 gemalt wurde. Sie 
zeigt Tücher mit den zehn Geboten, doch blau in blau gemalt, während alle 
übrigen Darstellungen in der Kirche farbig sind. 

1692 wurde die Sakristei gebaut und der Beichtstuhl in derselben 



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Urofc-Dammor. 



10f> 



gefertigt. Die wiederum in den Dachstuhl reichende Brett erdec ke der 
Sakristei zeigt eine Musterung von natürlichen farbigen Blumen, der Peieht- 
stuhl auf der Vorderseite seines Pultes ein«* Darstellung des Pharisäers und 
des Zöllners. 

Zwei ebenfalls in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gefertigte 
Kirchstühle haben allegorische Gemälde. 

Achteckiges, hölzernes Taufbecken aus derselben Zeit, mit Zinn- 
schüssel von 1701. 

Orgel auf der Empore hinter dem Altare, Kokoko. 

Kleiner Messingkronleuchter, 17. — 18. Jahrhundert. 

Ueber dem Eingange zum Friedhofe ein turinartiges, hölzernes Thor- 
gebäude vom Jahre 1<>I»0. Von den daselbst aufgehängten (»locken 
trägt die gröfste mit 58 cm Durchmesser am Hals.« und an der Vorder- 
seite die Inschrift : 

Verbutn dontini mattet in acternum. Umgegossen A. C. fjJj. 

Alexander Bronikmvski, haeres in Chlastaive, Kosieczytt et Knrsko. 
Fecit Johatt J-rid. Schräm a Frattckf. 
Die beiden anderen Glocken mit 48 bezw. 40 cm Durchmesser wurden eben- 
falls von Schramm in Frankfurt a. 0. 172.") umgegossen. 



Grofs-Da mmer, Dorf 25 km südöstlich von Meseritz, Station 
der Eisenbahn Bentsehen- Meseritz. 

Katholische Pfarrkirche S. Jakobus. 

Die Kirche wurde 1459 gegründet. Der vorhandene, nach einem 
Brande um die Mitto des 17. Jahrhunderts errichtete und lObO geweihte Bau 
(Korjtkow>ki II, S. 264) ist einschiffig und hat im Osten einen, nach einem 
gedrückten Halbrund geschlossenen Chor; ein Turm fehlt. Das überputzte 
Mauerwerk besteht zumeist aus (iranittindlingen ; für die Ecken sind Ziegel 
benutzt. 

Glocken: 1) 87 cm Durchmesser, am Halse eine drcizeilige Umschrift 
mit dem Namen des Giefsers: 

M. Otto Albrcs von Lansbcrg hat ttti gössen anno t6t$. 
2) Gfirra Durchmesser, ohne Tnschrift, am Halse: Anno i'<t<). 

Das Schlofs wurde 1850 — 50 nach dem Entwürfe von A. Stüler 
(Z. f. B. 1865, S. 510) als Putzbau unter Verwendung von Thonstücken errichtet ; 
es bildet ein Rechteck mit Ziegeldach und vier achteckigen Türmen an den 
Ecken. Die beiden Hauptgeschosse sind gleichwertig behandelt; die über 
einander aufgebauten Fenster beider haben innerhalb einer rechteckigen Um- 
rahmung zwei schlanke ionische, mit Kundbögen verbundene Säulen. 



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106 



Ktvis Mescrit/.. 



Georgsdorf, 1,5 m westlieh von Meseritz, auf dem rechten Ufer 
der Obra, urkundlich 1259 nebst der Kirche als „villa saneti Adalbert i" 
(Cod. dipl. \.>. ;J79), darnach polnisch Wojeiechowo genannt. 

Katholische Kirche 8. Adalbert, ursprünglich Pfarrkirche, jetzt der 
Pfarrei Moseritz unterstellt, kleiner Fachwerkbau des 18. Jahrhunderts. Im 
Turme zwei spätgotische Glocken von 60 cm Durchmesser. Die eine ohne 
Inschrift. Am Halse der anderen die von gedrehten Schnüren umschlossene 
Umschrift: 

Ave Maria gracia pleua, dominus tecum, benedicta tu in mu/ieribus. 



Ober-Görzig, Dorf 6 km westlich von Meseritz, auf dem linken 
Ufer der Obra, 

Evangelische Kirche, zur Pfarrei Weifsensee gehörig. 

Fachwerkbau mit Emporen, 1736 errichtet (Jahreszahl der Wetterfahne), 
im Osten dreiseitig geschlossen, über der Hauptfront ein Turm. Nach einem 
1777 stattgehabten Brande wiederhergestellt. 

Taufbecken aus Holz, Rokoko, in Gestalt einer Vase gefällig ge- 
schnitzt, auf dem Deckel ein Pelikan 1 ). 

Vier barocke Zinnleuchter mit ornamentiertem Fufse. 

Kleiner Messingkronleuchter. 

Drei Glocken: Ii Im Turme, 35 cm Durchmesser, spätgotisch, am 
Halse die Buchstaben I.N.R.I. und eine Giefsermarke (Abb. 60). 

2) Unter einem besonderen Gerüste zwei Glocken von 85 und 70 cm 
Durchmesser: 

Gegossen von Johann Christoph Fischer zu Königsberg in der Neumark 1804. 



GrUIlzig, Dorf 13 km nordwestlich von Meseritz. 

Der Pfarrer Heinrich und der Schulze Theoderich von -,Grunz" nennen 
sich als Zeugen unter einer Urkunde vom Jahre 1307 ((.'ml. «lipt. Xo. Uli). Mit 
dem Eindringen der Reformation wurde das Dorf protestantisch, die Kirche 
aber 164H von der polnischen Regierung eingezogen (Thomas S. und im 
Anfange dieses Jahrhunderts abgebrochen. Erhalten blieb nur das hölzerne 
Glockengerüst mit zwei spätgotischen Glocken: 

1) 75 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift: 

Ihesus Nasaren us rex Iudeorum. Anno domin i MCCCCCXI (1511). 
Anfang und Ende sind durch ein Kruzifix und eine Giefsermarke (Abb. 69) 
bezeichnet, die einzelnen Worte durch Lilien getrennt, Die Ausführung des 
Schriftbandes ist von seltener Sauberkeit. 

2) 67 cm Durchmesser, ohne Inschrift. 



) Ein gleiches Taufbecken in ilor evangelischen Pfarrkirche in Tempel, Krei» Ost-Sternberg. 



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Oorgsdorf. — Ober-Görzig. — Grunzig. — Hochwald«-. — Kuinscht. — Kalau. 107 

Hochwalde, Dorf II kin südwestlich von Meseritz. ein alter 
Besitz des Klosters Paradies. 

Katholische Kirche S. Barbara, zur Pfarrei Kalau gehörig. 

Patron: der Staat. 

Geputzter barocker Ziegelbau, bestehend aus Turm, Schiff und halbrund 
geschlossenem Chor, zu dessen Seiten zwei Sakristeien; gewölbte Bretter- 
decken. Jahreszahl der Wetterfahne 1 73.*i. Geweiht 1 738 KoryiW-ki II, S. 2(17). 

Bemerkenswert durch die Erhaltung der mit Sorgfalt ausgeführten alten 
Ausstattung: Drei Altäre, Kanzel, Orgel und Gestühl, dessen Wangen 
mit flachem Bandwerk ausgestochen. 

Glocken: 1) 70 cm Durchmesser, 75 cm Höhe, spätgotisch, ohne Inschrift. 

2) 48 cm Durchmesser, aus der Bauzeit der Kirche, am Halse die Umschrift : 
So/i deo gloria. Goß mich Christian See in Crossen. 

KalnSCht, Dorf f.km südwestlich von Meseritz, 1328 als Eigen- 
tum des Bischofs von Lelms, 1300 im Besitze des deutschen Rechtes genannt. 

Katholische Kirche S. Martin, zur Pfarrei Meseritz gehörig. 

Fachwerkbau mit dreiseitigem Ostsohlufs, 1728 geweiht (Inschrift: der 
Holztafel in der Sakristei). Vor der Westseite ZiegoRnrm von 1880. 

Spätgotische Monstranz aus vergoldetem Silber, Spitzturm zwischen 
zwei Strebepfeilern auf sechsteiligem Fulse, ")8 cm hoch. Ueber der Hostien- 
büchse die Umschrift: 

Visen buit Ihcsns et diseipuli ejus cum eo et'). 

Glocke von 71 cm Durchmesser, mit der Jahreszahl 1581 und der 
Umschrift : Verb um domini manet in efermtm. 

Kalail, Dorf 0 km südlich von Meseritz, gehörte ztir Ausstattung 
des Klosters Paradies und erhielt von diesem noch im 13. Jahrhundert, deut- 
sches Kocht. 

Katholische Pfarrkirche s. Nikolaus. 

Patron: d< r Stuat. 

Laut den Beschreibungen der Visitations-Urknnden von 1605, 1724 und 
1738 wurde die Kirche im Ausgange des 17. Jahrhunderts von dem Abte 
Kasimir Szczuka von Paradies (1008—00) gebaut; doch bekunden das Mauer- 
werk und die Strebepfeiler, dals ein mittelalterlicher Bau in umfassender 
Weise benutzt wurde. 

Einschiffiger, geputzter Ziegelbau von 0 m lichter AVeite, mit geradlinig 
geschlossenem Chore im Osten und zwei symmetrischen Sakristeien zu beiden 
Seiten desselben (Abb. 771 Vor der Westseite, steht ein drei (Jeschosse hoher, 
quadratischer Turm. Auf der Nordseite sind die Strebepfeiler durch Rund- 
bögen verbunden. Statt der früheren Ziegelgewölbe hat die Kirche jetzt ein 

') Evang. Likho 22, II. 



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108 



Kais MomtU/. 



flaches, hölzernes Tonnengewölbe, und wie die Spuren am Turme beweisen, 
liegt auch das Dach tiefer als ursprünglich. In der ersten Hälfte dieses 
Jahrhunderts trat an Stelle des geschweiften, zweimal durchbrochenen Turm- 
helines eine schlichte Pyramide. Die gemauerte Orgelbühne wurde 1884 
durch eine geringwertige hölzerne Bühne , ebenso die barocko Ausstattung 
durch eine unbedeutende gotisierende ersetzt. 




Al>b. 77. Kirche- in Kulan. 



Kelch aus vergoldetem Silber, 17. Jahrhundert, Stempel IM. Der Fufs 
eines anderen Kelches derselben Zeit, mit den flach erhabenen Standbildern 
der Heiligen Bernhard, Benedikt und Martin, wurde für die Herstellung einer 
wertlosen neuen Monstranz benutzt. 

Sechs Zinnleuchter, 17f»4, aus Kloster Paradies. 

Zwei (iloeken von t>0 und 70 cm Durchmesser. Die kleinere trägt am 
Halse die Inschrift: 

Anno tyjij goß mich Christian Heinrich Wide in Posen, 
die gröfsere: Anno i?jo goß mich Caspar Koerbcr in Breslau. 

KoS('hmill, Dorf 13 km westlich von Bontsckon, gelangte 1232 
in den Besitz der Templer, welche es mit deutschem Rechte ausstatteten, 
und 1 4-51) in den Besitz dos Klosters Paradies. 

Katholische Pfarrkirche S. Stanislaus. 

Patron: >l< r St.iat. 

Einschiffiger, im Osten dreiseitig geschlossener Blockholzbau, mit niedri- 
gem Fach werkt urmo im Westen, 1740 errichtet und geweiht (Kur}'tk«>w»ki II, S.267). 
Haupt alt ar aus der Bauzeit der Kirche. 

Kronleuchter aus Messing, für sechs Kerzen, oben der doppelköpfige 
deutsche Reichsadler, unten eine Kugel. 

Stolaband im Provinzial-Museum zu Posen. 

Glocken: 1) !W cm Durchmesser, um den Hals ein Mafswerkfries, 
lb\ Jahrhundert. 

'1) f30 cm Durchmesser, am Halse eine zweizeilige, die Namen der Kirchen- 
ältesten gebende Umschrift: 

Peter Schot:, Volten Scholz, Girgc Scholz, Adam Larsche, Härtel Scholz, 
Hans Fleischer, Girgc Scholz, l 'alten Zantuch. C. //. Anno i6jj. 



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Koschmin. — Kranz. - Kurzi^. — Kuschten. 



109 



Di»- Ornamente sind dieselben wie an der Glocke von 15<.*5 in Cinin, 
Kreis Grätz. 

.*V> 70 cm Durchmesser, ans Kloster Paradies, am Rande: 
Me fecit Erdmann KaUieffc Lcssnae anno iy,?o. 

Kran/, Dorf 10km südwestlich von Beut sehen. 
Evangelische Pfarrkirche. 

Das alte. 1879 abgebrochene Kirchengebände, ein Lehmfachwerkban, 
ähnlich demjenigen in Chlastawe, stammte wie dieses ans der Mitte des 
17. Jahrhunderts. Der Dachst nid wurde von zwei geschnitzten Eichenholz- 
sänlen getragen. Der Turm, dessen Fachwerk im unteren Teile ausgemauert 
war, mochte jünger sein als die Kirche. Der Neubau erfolgte als Ziegelbau 
nach einem Entwürfe v. Tiedemanns. 

Zinnkelch und Paten e, 1057 vom Pastor David Hiersenkorn ge- 
schenkt. Der Kelch mit zwei Stempeln, einem Adler und CF über einer 
Blattranke. Am Kelche der Spruch: 

Hoc aeeipite in calice, quod fluxit ex Christi laiere. 
An tler Patene: Hoc aeeipite in pane, quod pependit in crucc. 

Oblatenbüchse aus getriebenetn Silber, Rokoko. 

Zwei Paar Zinnleuchter, 1002 und 10M. 

O locke, 80cm Durchmessel', 101. '5. 

K Urzig, Dorf 9 km westlich von Meseritz, zu Beginn des 14. Jahr- 
hunderts im Besitze des deutschen Rechtes genannt. 

Evangelische Kirche. 

Mit der Annahme der Reformation wurde die mittelalterliche Pfarr- 
kirche evangelisch und im 18. Jahrhundert der Pfarrei Pieske einverleibt. 
Geputzter Ziegelbau, 1803 geweiht. (Inschrift über der Thür), gegen Osten 
gerichtet, hinter dem Altaro die Sakristei, über dieser der Turm. 

Getriebene Messingschüssel mit der Verkündigung Mariil und Umschrift 
aus gotischen Kleinbuchstaben, 40,5 cm Durchmesser, 1(5. — 17. .luhrhundert. 

Glocken: 1) 70cm Durchmesser, spätgotisch, die Henkel schnurartig, 
am Halse die von Münzabdrücken unterbrochene Umschrift : 

Ave Maria gracia pleno, dominus. 

2) 35 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift : 

Veit von Stcnscsh auf Kurzik anno i6jo. 

Die Ornamente wie an der (Hocke von 1595 in Guiu, Kreis Grätz. 

KllSCllten, Dorf 7 km südwestlich von Deutschen. 
Katholische Pfarrkirche S. Simon und Judas. 

Patron: die Gutshonwchuft. 

Einschiffiger Blockholzbau mit geradlinig geschlossenem Chore. Vor 

der Westfront ein später angefügter Turm aus gelöschtem, mit Brettern 

15 



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110 



Kivi.s Mtsi ritz. 



bekleidetem Fachwerk. Die Kirche wurde 1401'» gegründet und 1408 geweiht 
(Koryikt.wski II, S. 'Ji',7 j: der vorhandene Hau geholt aber einer späteren Erneue- 
rung an. deren Zeitstellung hei dem Mangel an Kunst Tonnen sehwer zu be- 
stimmen ist. 

Eingangsthür unter dein Turme, mit spätgotischem Beschläge. Die 
beiden Bänder setzen sieh aus je drei übereck gestellten Quadraten zusammen, 
deren Ecken Blatt büschel entwachsen. 

(i locken: I i l\2 cm Durchmesser, spätgotisch. Die Umschrift von Müuz- 
abdrücken unterbrochen, von denen einer das kleine Posencr Wappen zeigt. 

2i 70 cm Durchmesser, spätgotisch, ohne Inschrift. 

•T) .">.'} cm Durchmesser, 161.'$. Die Ornamente wie an der Glocke von 
l">i»T) in Gnin, Kreis (»rätz. 

4) T)0em Durchmesser, auf der Vorderseite die Inschrift: 
Simon Koyschc mc fca't anno i6jo. 



KlttSCh ka il, Dorf 1 8 km Südost lieh von Meseritz, ehemals dem 
Kloster Paradies gehörig. 

Katholische Pfarrkirche S. Johannes der Täufer. 

Di.' H:uilu>t»'ti trü^t «W Staat. 

Die Kirche, ein spätmittelalterlicher Steinbau, wurde mit der Einfüh- 
lung der Reformation evangelisch, lÜKl aber den Katholiken zurückgegeben 
(Knrytkow^ki II, S. L»r,4). Sie hat seitdem wiederholte Verunstaltungen erfahren. 









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AM.. TK. Grumlrif.s »kr Kirche in Kut*ehk:iu. 



Das alte Mauerwerk ist aus Granit fmdliugen, die Ecken sind aus Ziegeln 
hergestellt; Formsteine sind nirgend verwendet. Mit Ausnahme des Turmes 
sind jetzt alle Ansichten überputzt. In ihrer ältesten Gestalt bestand die 
Kirche (Abb. 78 — 7*.)) aus dem kurzen Schiffe, dein rechteckigen Chore und 
der nördlich neben diesem gelegenen Sakristei. Im IG. Jahrhundert wurde 
der rechteckige Turm vor der Westfront errichtet. Schiff und Chor hatten 
von jeher llolzdeckeu. Die beiden Thülen des Schilfes sind spitzbogig; die 
alten Fenster sind sämtlich zerstört oder vermauert. In der Barockzeit 
wurde die aus dem Lot gewichene südliche Chormauer auf der Anfsenseite 
verstärkt. Der Spitzbogen der Tnnuthür ist im Scheitel ausgerundet; sonst 
ist für die Fenster und Blenden fies Turmes der Bund- und der. Flachbogen 
verwendet. Ursprünglich hatte der Turm jedenfalls ein von Nord nach Süd 



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KuUclikau. — Lagowiti. Hl 

streichendes Satteldach; jetzt trägt er einen übermäfsig schlanken Helm. 
Auf «1er Innenseite der Tnrmthür sind noch die Holzfntter eines Balkenvcr- 
schlusses erhalten. 

drittelst ück eines spätgotischen, ge- 
schnitzten nnd bemalten Flügelaltares. 
Maria mit dem Kinde. Hechts nnd links 
von ihr, über einander aufgestellt, je 
zwei kleinere Figuren, von denen nur 
noch S. Katharina und 8. Barbara er- 
halten sind. Arg beschädigt, in der 
Turinhalle untergebracht. 

Glocken: 1 ) 1 05 cm Durchmesser, 
im Jahre 1">00 gegossen. Um den Hals: 
O rex gloric vcni cum pace. O konigk 
der cren kom mit /rede. MCCCCC. 

2) 78 cm Durchmesser, aus Kloster 
Paradies, 1891 unter Beibehaltung der 
alten Inschriften umgegossen. Auf der 
Vorderansicht: 

S. Martinus patrouus eccksiae, 
Brouisius fuudator. 

Am Halse: 

Ar/na fcrant alii et debeliant 
viribus hosles, 
Tu patroa'nio profege ab hoste tuos. 
A. D. 

Am Bande: 

Conßagratum monasterium cum 
tempto ex tolo anno domini 
die io. Aprilis. 

3) Eine kleine Glocke von UHU. 

LagOWitZ, Dorf 14km südöstlich von Mes.ritz. 
Katholische Kirche S. Johannes der Täuf r. 

Die im Mittelalter der Pfarrkirche zu Bauchwitz unterstellte Kirche 
wurde mit dieser im lf>. Jahrhundert protestantisch, 1718 aber den Evan- 
gelischen genommen, den Katholiken überwiesen und der Pfarrei Altenhof 
einverleibt (Korytkowski U. S. 274\ 

Das Gebäude (Abb. 80), welches mit der 1;V>0 ausgeführten evangeli- 
schen Pfarrkirche in Bauchwitz gleichzeitig «Mitstanden s«>iu mag, ist ein mit. 
Schindeln gedeckter, einschiffiger Blockholzbau von gering<M'en Abmessungen 
als jene. Im Osten liegt der rechteckige Chor, hinter welch«Mii die Sakristei 
folgt, im Westen ein «jiiadratischer. aus EachwtM-k hergestellter Turm mit 

geheischten Seitenwänden und d«M- .Jahreszahl 1772 in der Wetterfahne. Der 

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112 



Kn is Mi'M>ritz. 



Turm wird von einem viereckigen Umgange in der Breite des Schiffes um- 
schlossen. Das Schiff hat eine flache Decke, der Chor ein Tonnengewölbe. 

Taufkessel aus Holz, in sechseckiger Becherform, 17. Jahrhundert. 

(Hocken: 1) 85 cm Durchmesser, spätgotisch, von 1508. Auf der Vor- 
der- und der Rückansicht ein Kruzifix. Am Halse zwischen zwei gedrehten 
Schnüren die Umschrift: 

O rex glorie veni cum pace. Anno dornt ni AfCCCCCVIIf. 




Abl>. 80. Kirclie in Lagowitz. 



2) 35 cm Durchmesser, aus der protestantischen Zeit. Am Halse die 
Umschrift : Lorcntz Kökcritz go/s mich von Stettin. V. D. M, /. At. 
Auf der Vorder- und der Rückansicht : 

Eva Stcntschin geb. Dziemboivskin, Erb/ran, Christian von Los, Erbherr 
zu Lagivitz. David Rosenberg, pastor cv, A. C. i68j. S. D. G. 

Lomnitz, Dorf 7 km nördlich von Bentschen. 
Katholische Kirche S. Lorenz, zur Pfarrei Bentschen gehörig. 
Gegründet 1 1»44. Kleiner Centraibau in (Jestalt eines griechischen 
Kreuzes, über der Vierung eine Klippel mit schlanker Spitze; Bohlenfach- 



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Meseritz. 



113 



werk, aufsen und innen mit Brettern bekleidet; 1 770 ausgeführt und geweiht 
( Bentjcliener Pf:iirukU'n). 

Mehrere Zinnleuchter, 1771. 

Unter den Gewändern bemerkenswert die vollständige Ausstattung 
eines Priesters, (Joldgewebe mit zartem Pflanzenornament, durch Stickerei 
weiter ausgeführt, zur Zeit des Neubaues beschafft. 

Zwei kleine Glocken, 1770 gegossen, am Halse zwischen Rokoko- 
Ornament die Umschrift: 

So/t deo gloria. Jlfe fecit Adam Huldt Posttatita. 




A».b. 81. Phm tU-r Stadt M— ritz um 1800. 1 : 10000. 



MCHerltZ, polnisch Mi.-dzyrzecz' i, Kreishauptstadt, Knotenpunkt 
der Eisenbahnen nach Posen, Bentscheu, Heppen und Landsberg a.W. 

Bischof Thietmar von Merseburg i'lOOO 1018 1 erwähnt in seiner Chronik 
eine Abtei Mezerici, durch welche König Heinrich Tl. im Jahre 100") auf 
einem Kriegszuge gegen Herzog Boleslans I. kam (Shm. Genn. lii.-t. Scripi. III, 
S. 818); in den Urkunden erscheint der Ort zum ersten Male 1230 und zwar 
unter dem heutigen deutscheu Namen. Am Zusammenflüsse der Obra und 
der Paeklitz gelegen, wurde Meseritz zur Sicherung der aus der Mark nach 
Polen führenden Stralse frühzeitig mit einer Burg befestigt, welche abwech- 
selnd den pommersehen und den glogauischeu Herzögen sowie den Mark- 
grafen von Brandenburg gehörte, bis sie im 14. .Jahrhundert dauernd mit 

') In (ieuUclu-r lVWr>ct/.uii>;: ZwiM-licn ihn Flüren. Mjfd*Jf /.wüschen, nvka Fiat». 



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114 



Kreis Meseritz. 



Polen vereinigt wurde. Bereits um die Mitte des 13. Jahrhunderts war 
Meseritz im Besitze des deutschen Stadt rechtes; besonders blühte das Tueh- 
machergewerbe. Das protestantische Bekenntnis wurde 154") eingeführt und 
behauptete sich trotz der Bedrückungen der polnischen Regierung. 1»<04 
wurde die alte Pfarrkirche den Evangelischen genommen; 10'.)7 machten sich 
die Jesuiten in der Nähe des Schlosses ansässig. Der dreifsigjährige Krieg, 
die schwedisch- polnischen Kriege und auch der siebenjährige Krieg trafen 





Abb. 82-83. Katholische Pfarrkirche in Meseritz. Grundriß und Schnitt. 1:400. 



die Stadt schwer; in den Jahren 1660, 1731, 1824 und 1827 wurde sie durch 
Feuersbrünst e heimgesucht. 

Zachert» Chronik der Stadt Meseritz, nach der Originalhandschrift herausgegeben von 
A. Warschauer. Posen 1883. Sonderabdruck der Z. G. L. I-IL 

Wuttke, S. 305 ff. 

A. Sarg, Materialion zu einer Geschichte der Stadt Aloeritz. Jahresberichte über das 
Königliche Siimdtan-ProgymnaMajU zu Tretnöwen. Tremessen 1875, 1877, 1881 
und 1882. 

Danysz, Die katholische Pfarrkirche und der Mapistrat in Meseritz von der Reformation 
l>is 1744, nach dem Archive der katholischen Kirche darstellt. Jahresbericht des 
Königlichen Gymnasiums zu Me-eritz für 1885—80. 

Meseritz (Abb. 81) liegt auf der von der Obra und der Packlitz ge- 
bildeten Landzunge, gegenüber auf dem jenseitigen Ufer der Packlitz das 



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Meseritz. 



115 



Schleis. Der Einschränkung zwischen den beiden Flüssen entsprechend, zeigt 
der Zug der Straften nicht die sonst übliche regehnäftige Anlage der ost- 
deutschen Städte. Im Jahre 12f>8 erhielt Meseritz eine Plankenbefestigung 
(Mon.Pol.liist.il, S. .V.»5 : vermutlich im späteren Mittelalter wurde es, mit Aus- 
nahme einer Strecke längs der Packlitz, mit einer Mauer umgürtet, aufter- 
halb welcher auf der Ostseite ein von der Obra gespeister Graben floft. 




Abb. M. Ostfront der katholischen Pfarrkirche in lleMritS. 1 : 300. 



Von den vier Thoren führte eines nach dem Schlosse, die anderen auf die 
Straften nach Frankfurt, Schwerin und Posen (Zachort S. (>). Mauer und Thore 
sind jetzt abgebrochen. 

Plan der Stadt und ihrer Umgebung, um 1WJ0 aufgenommen. St. A. Posen, Plnu- 
sammlung No. SbÜ. 

* Katholische Pfarrkirche S. Johannes der Täufer. 

Die Baulasten trägt der Staut. 

Ein Pfarrer der Kirche wird urkundlich 1232 genannt (('od. dipl. No. 13"). 

Spätgotischer Ziegelbau, dreischiffige, fünf Joche lange Hallenkirche 
mit geradlinig geschlossenem Chore (Abb. 82— 84). Die Pfeiler des Lang- 
hauses sind, mit Ausnahme des Westpaares, achteckig mit halbrundem 
Dienste gegen das Mittelschiff. Ihnen setzen sich ohne Vermittelung von 



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1 IG 



Kreis Mo-r-rit/. 



Kapitalen die spitzbogigen Gurte auf, welche, den diagonalen Flächen der 
Pfeiler entsprechend, dreimal um einen halben Stein abgetreppt sind; an 
dein westlichen Pfeilerpaare laufen diese Abtreppungen bis auf den Sockel 
herab; die beiden westlichen Gurte sind einfach rechteckig. Die Gewölbe 
des Langhauses sind Sterngewölbe; doch ist, der Querschnitt der Rippen in 
den beiden östlichen Feldern des Mittelschiffes aus zwei symmetrischen 
Kehlen gebildet, während die Rippen aller übrigen Felder aus einem schmäch- 
tigen Rnndstabe bestehen. Tu den beiden östlichen Jochen sowie auch auf 
der Südseite des mittleren Joches ist die Uebermauerung der Gurtbögen zur 
besseren Beleuchtung der Gewölbe des Mittelschi fies mit einem schmalen 
Fenster durchbrochen. Auf der Innenseite der Umfassungsmauern des Lang- 
hauses sind zahlreiche llachbogige Nischen ausgespart. Der Chor hat ein ver- 
mutlich im 17. .Jahrhundert ausgeführtes Tonnengewölbe mit Stichkappen. 
Auf der Nordseite des Chores liegt die durch eine Rundbogenthür mit ihm 
verbundene Sakristei; dieselbe hat ein zweijochiges Kreuzgewölbe, dessen 
Rippen sich aus Wulst und Kehle zusammensetzen. Das gesamte Innere 
ist zur Zeit dick übertüncht. Fenster und Thüren wurden bei der 18">t> 
bis 18(52 stattgehabten Wiederherstellung erneuert; nur in der Ostmauer des 
Chores und in der Südmauer des Langhauses sind Reste der ursprünglichen 
Fenster erkennbar, welche schmaler waren als die heutigen und eine einfache 
schräge Leibung hatten. Auch die iiufseren Gesimse gehören dem letzten 
Umbau an. 

Alt sind dagegen die Giebel. Der Westgiebel hat sieben einfache, 
spitzbogige Blenden. Einen reicheren Anblick gewährt die Ostfront (Abb. 84). 
Der östliche Giebel des Langhauses ist in zehn senkrechte Felder zerlegt, 
deren Blenden von je zwei auf einem Sandsteinkopfe ruhenden Flachbögen 
überdeckt werden, während die Pfeiler zwischen den Blenden fialenartig über 
die Giebellinie hinausgeführt sind. Der Chorgiebel hat sieben ebenfalls 
fialenartig endende Pfeiler, zwischen welchen die für die ostdeutsche Spät- 
gotik bezeichnenden Nachahmungen von Fensterkreuzen angebracht sind. 

Kurze Zeit nach Fertigstellung des Baues, etwa in der ersten Hälfte 
dos 1(5. Jahrhunderts, wurde über der Sakristei eine vom nördlichen Seiteu- 
sehiffe zugängliche Empore angelegt, deren Oeffnung nach dem Chore jetzt 
geschlossen ist. Das Ostfenster der Empore ist gegenwärtig in Ueberein- 
stimmung mit den Fenstern der Kirche umgestaltet ; dagegen ist das Nord- 
fenster mit seinem Kielbogen noch alt, wenngleich vermauert. An den 
beiden Giebeln der Empore ist die Verwendung des Vorhangbogens zu 
bemerken. 

Das Langbaus hat eine innere Breite von 1(5 m. Die alten Ziegel 
messen 27:12:8 cm; die der Empore und ihrer Treppe sind etwas breiter. 
Die Mörtelfugen sind überall nachgeritzt. 

Der barocke Ausbau der Kirche (Zacfiert S. 121) wurde kürzlich beseitigt 
und durch unzureichende neue Einrichtungen ersetzt. In den Nischen am 
Eingange des Chores zwei Rokokostatuen, rechts S. Agnes, links ein König. 

Kelch aus vergoldetem Silber, 1728. 



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Meseritz. 



117 



Weih Wasserbecken aus getriebenem Kupfer, 1724. 

Standleuchtor aus Messing, mit dreieckigem Sockel, die Füfse als 
Delphine gebildet. Ende des 17. Jahrhunderts. 

Kleiner Kronleuchter aus Messing für zwei Reihen Kerzen, die Arme 
der unteren Reihe erneuert, oben der doppelköpfigo deutsche Reichsadler, 
unten eine Kugel. Aus derselben Zeit. 

Zwei Zinnlenchter, 1692. 

Spoisekelch und Priestergewänder im Provinzial-Musenm zu Posen. 

Bei dem Brande der Kirche 1824 wurden die Glocken zertrümmert 
und 1832 umgegossen. Erhalten blieb nur eine Glocke von 40 cm Durch- 
messer, welche 1752, dem ornamentalen Beiwerke nach, vermutlich von 
Ch. H. Wittei in Posen gegossen wurde. 

Evangelische Pfarrkirche. 

Nach dem Verluste der mittelalterlichen Pfarrkirche bauten die Evan- 
gelischen zwischen dem Markte und der nördlichen Stadtmauer eine neue, 
hölzerne Kirche, welche unter dem Namen „Schifflein Christi" 1009 geweiht, 
aber bei dem Stadtbrande von 1006 zerstört wurde. Der noch in demselben 
Jahre bewirkte Neubau ging wieder bei dem Brando von 1731 zu Grunde. 
Doch beeilte man sich, unverzüglich einen Neubau aus Fachwerk herzustellen, 
dessen Entwurf der Oberbaudirektor der Neumark v. Hornburg in Küstrin 
fertigte und dessen Ausführung dem Meister George Köbel aus Krossen 
oblag. Nachdem auch dieser Bau 1827 abbrannte, wurde die gegenwärtige 
Kirche nach dem Entwürfe der preufsischen Ober- Baudeputation ausgeführt 
und am 3. August 1834 geweiht. Während die alte Kirche abseits vom 
Markte stand und gegen Osten gerichtet war, wurde die Front des Neubaues 
gegen Süden gewendet und bis an den Markt vorgeschoben. Die Kirche ist 
ein geputzter Ziegelbau, hat doppelte Emporen und eine halbrunde, aufsen 
nicht sichtbare Altarnische; der Turm erhebt sich unvermittelt über der 
dreipfortigen Hauptfront. Rechts und links von der Kirche sind am Markte 
zwei symmetrische Pfarrgebäude errichtet und mit der Kirche durch Garten- 
anlagen verbunden. 

Zachert, S. 10 und 112 ff. Sarg, Materialien II. 

Altarbild, Oelgemälde von J. Hühner, 1835 aufgestellt. Unten sitzen 
die vier Evangelisten, ihre Schriftwerke in den Händen ; über ihnen erscheint 
in einem Wolkenkranze der weifs gekleidete Heiland. An einer Stufe der 
Spruch: „Ich bin bei Euch alle Tage bis an der Welt Ende. u Auf dieser 
Stufe, ohne rechte Verbindung mit der übrigen Darstellung, Kelch und Brot. 

Die Kirche bositzt noch eine reichhaltige Ausstattung von alten Altar- 
geräten: 

Fünf Kelche aus vergoldetem Silber: 1) 1019 geschenkt. 2) 1047, mit. 
Stempel MR und undeutlichem Stadtstempel. 3) 1070, mit dem Stempel 
GWK und einem heraldischen Adler. 4) 1077. 5) 1095. 

Zwei kleine silberne Kelche für Kranken-Kommunion, 1727 und 1775 
geschenkt. 

16 



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118 



Kreis Meseritz. 



Vier Patenen aus vergoldetem Silber. Davon eine 1637 geschenkt, 
mit Stempel MK und undeutlichem Stadtstempel. Eine andere von 1G98. 

Drei silberne Weinkannen aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. 
Die beste derselben (Abb. 85) von 1(582, mit vergoldeten, getriebenen Orna- 
menten und dem Meisterstempel GWK, ringsum die Namen der Geistlichen 
und Kirchenältesten, im Deckel eine Denkmünze mit der Anbetung der 
Hirten auf der oberen und der Beschneidung Christi auf der unteren Seite. 

Zwei Speisek eiche aus vergoldetem Silber. Der eine auf einem Sechs- 
pafsfufse, 15 cm hoch, 1675 von einem Ehepaare geschenkt. Der zweite 




Abb. 85. Wfinkanno der evangelischen Pfarrkirche in Meseritz. 

(Abb. 86), 39 cm hoch, Geschenk der Witwe; die Büchse von herzförmiger 
Gestalt, mit getriebenen, vierkantigen Buckeln; am Fufso der Stempel der 
Stadt Nürnberg und der Meisterstempel 1P, ferner ein graviertes Fraustädter 
Kreuz. 

Kleine silberne Oblatenbüchse, erste Hälfte des 18. Jahrhunderts. 
Altarkreuz aus getriebenem Silber, 1724. 

Drei Stück dreiarmige Messingleuchtcr, von denen zwei 1680 und 
1705 geschenkt. 

Auf dem evangelischen Friedhofe in der Posener Vorstadt mehrere 
gute Sandstein-Denkmäler aus dem 18. Jahrhundert. 



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Meseritz. 



119 



In der Synagoge, einem unbedeutenden Neubau: 

Kleiner zweireihiger Messingkronlouchter, mit dem doppelköpfigen 
deutschen Reichsadler auf der Spitz» 1 , Ende des 17. Jahrhunderts. 

Altaraufsatz mit vier Armleuchtern, aus getriebenem Messing, An- 
fang des 18. Jahrhunderts. 

Drei Schilde für die Thorarollen, ans getriebenem Silber. Davon zwei, 
doch nicht gleiche Stücke im Rokokostile, mit dem Berliner Stempel, hinter 
dem Bär ein F, und dem M»-ist»-rstempel MÜLLER. Auf dem dritten, in 




AM». Speisekelch der fvang. Pfurrkiirli«» in McsuriU. 

neuklassischen Formen ausgeführten Schilde der Berliner Stempel mit I und 
undeutlicher Meisterstempel (IWnliere, N.». 391, 3:»7 uml 1:28). 

Das Rathaus nimmt noeh seinen alten Standort in der Mitte des 
Marktes ein. Im Jahre 1 ~>8 1 gestattete König Stephan einen Neubau des 
Rathauses aus Ziegeln, nachdem dasselbe bis dahin ans Holz bestanden 
haben mag'). Durch die zahlreichen Stadt brande und die darauf erfolgten 
Erneuerungen hat aber das (Jebäude an Bedeutung Verloren. 

') St. A. Posen. Depositum Mc-eiitz A. 20. Cum vero lialii-unt • ives .-.•u nppitlarii pnn-ilicti 
in animo, pro commodo ciusilem oppitli ac ornamento »Immun consilii pnl»lici sive, uti «liti om 
suevit, praetorium ex cocto hton »»»n-lruore ac MtlificUPQ. ^ 



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120 



Kreis Meseritz. 



Wohnhaus am Markte No. 74, 1798—99 erbaut, mit guter Putzfront 
in der Weist? des Uebergangcs vom Rokoko zum Klassizismus. 

Schlofs. 

Eigentümer: Landrat a. I). St. v. Dzieml>owski. 

Das Schlofs (Abb. 81) liegt, von der Stadt durch die Packlitz getrennt, 
auf dem Südufer der Obra, welche an dieser Stelle eine ehemals sehr morastige 
Niederung durchschneidet. Jenseit des ersteren Flüfschens gelaugte man 
in eine Vorburg, von dieser in die mit Wall und Graben umzogene, auf 
einem künstlich erhöhten Hügel angelegte, gemauerte Hauptburg. Der Thor- 
bau derselben wurde durch zwei Thore geschlossen, von welchen aber nur 
der Bogen des äufseren mit den Löchern und dem Anschlage der Zugbrücke 
erhalten ist. Südlich neben dem Thorbau steht der Rumpf eines lö m 




Abb. 87. Ruin« des Schlosses Meseritz. 



dicken K und t urines, im Inneren mit einem kuppelartigen Gewölbe. Von der 
übrigen Burg stehen nur noch die kräftigen Umfassungsmauern (Abb. 87). 
Auf der Nordsoite, nach der Obra zu, von wo ein feindlicher Angriff minder 
zu befürchten war, lag das Wohnhaus, dessen Ausdehnung durch die wenigen 
Resto der Grundmauern vorgezeichnet ist. Die geiahniete Südseite nahm 
der Hof ein; hier war die Ringmauer mit Pfeilern verstärkt, die, durch 
Rundbögen verbunden, einen Wehrgang trugen. An der Nordwest- und der 
Südwestecke traten dort ein rechteckiges, hier ein halbrundes Weichhaus 
über die Flucht der Mauer heraus. Die Ziegel des Mauerwerks messen im 
Mittel 28 : 13 : 9 cm. 

Wenngleich das Schlofs als Gebäude bereits in einer Urkunde vom 
Jahre 1259 genannt wird (Cod. dipL No. 379), so kann doch der vorhandene Bau 
nach der Mauerart und den wenigen erhaltenen Kunstformen nicht vor dem 
Ausgange des 15. Jahrhunderts entstanden sein. Im Jahre 1691 wurde ein 



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Paradies. 



121 



neuer Ausbau begonnen, aber bald wieder eingestellt, da das Schleis, welches 
seine militärische Bedeutung verloren hatte, auch als Wohnsitz aufgegeben 
wurde 1 ). 

Paradies, Dorf Iii km südwestlich von Meseritz. 
♦Königliches Scbullehrcr-Seminar, ehemals Cistercienscr-Kloster. 

Graf Bronisz auf Goscichowo schenkte im Jahre 1230 unter Zustimmung 
der geistlichen und weltlichen Oberen sein Stammgut dem Abte Heinrich 
von Lohnin zur Gründung eines Cistercienser- Klosters, welches den Namen 
„Paradies der heiligen Maria u erhielt (Cod. dipl. No. 12G und zahlreiche der folgenden 
Urkunden). Schon vor Gründung des Klosters hat to er sich bemüht, deutsche 
Ansiedler herbeizuziehen; jetzt übernahmen die Cistercienser, welche in der 
Niederung des Packlitz-Flusses ein erwünschtes Arbeitsfeld fanden, mit Er- 
folg die Aufgabe, deutsche Kultur im Lande zu verbnuten. 1278 gründeten 
sie das Tochterkloster Fehlen (Priment) im Obrabruehe. Die Mitglieder des 
Klosters, insbesondere die Aebte, waren während des Mittelalters fast aus- 
schliefslich deutscher Nationalität; 1558 wurde dem Kloster das Recht der 
freien Abtswahl von der polnischen Regierung genommen und der Abtstuhl 
seitdem mit adeligen J^olen besetzt. 

Ueber den Bau der Kirche und des Klosters ist aus dem Mitteiah er 
nichts überliefert. Wir wissen nur, dafs l'.Wl die Kirche mit dem Haupt- 
altarft und dreizehn Nebonaltärcn durch Weihbischof Nikolaus von Posen 
geweiht wurde (\V. Ketr/.ynski, Mon. Pol. hi>i. V, S. 931). Im Jahro 1»>.'5.'5 wurde das 
Kloster durch einen verheerenden Brand verwüstet. König Wladislaus IV. 
nahm sich des Wiederaufbaues an, und als 1(5.">7 ein neuer Abt berufen 
wurde, wurde diesem die Förderung des Baues zu einer dringenden Pflicht 
gemacht. Abt Kasimir Szczuka {10ti(> — 1 *>V**.I ) lief's den Hochaltar aufrichten; 
indessen ist dem vorhandenen Hochaltare, abgesehen von der Jahreszahl 
17.U), ein späterer Ursprung beizumessen. Die Vollendung der Türme zog 
sich bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts hin; der Balkon über dem 
Haupteingange wurde laut Jahreszahl des schmiedeeisernen Gitters erst 1788 
angebracht. 1834 wurde das Kloster aufgehoben und zwei Jahre später in 
demselben ein katholisches Schullehrer-Seminar eröffnet. 
Winkr, Cistercienser, II, S. 3(12. 

Th. Wanninski , Urkundlich«.* Geschichte des ehemaligen Cist.rcienser- Klostors zu Para- 
dies. Meseritz 18S0. 
Markgraf, Zur Geschieht« dos Kloster.» Paradies. '/.. II. Ges. III, .< '2_»S. 

Die Ausführung der Kirche (Abb. SS — 8D) wurde, der mittelalterlichen 
Gepflogenheit entgegen, im Westen begonnen. Wahrscheinlich sollte das 
Bauwerk die Gestalt einer kreuzförmigen, nach Oistenieu.serart turmlosen 
Basilika erhalten; doch wurde nur das Langhaus vollendet. Das Querschiff 
erscheint im Grundrisse des Klosters zwar vorbereitet, gelangte aber nicht 



') Ein gemauerter Wiirtturm westwärts vom Schlosse war bereits im 18. Jahrhundert ab- 
gebrochen. Zachert S. 13 ff. 



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122 



Kreis Moseritz. 



mehr zur Ausführung. Das Mittelschiff hat vier, die beiden Seitenschiffe 
haben je acht annähernd quadratische Joche, welche alle mit spitzbogigen 
Kreuzgewölben überdeckt sind. Das Mauerwerk besteht aus Ziegeln, und in 
den einzelnen Schichten wechseln, soweit die unverputzt gebliebenen Flächen 
im Dachraume das erkennen lassen, je zwei Läufer mit einem Binder. Die 
Pfeiler erhielten mit der barocken Verputzung neue Kämpfer- und Sockel- 
gesimse; sie sind durch Spitzbögen verbunden, deren Scheitel im 18- Jahr- 
hundert ausgerundet und mit Engelköpfen und Muscheln geschmückt wurden. 




M ■ ■ ■ I ■ ■ ■ ' i 1 i 1 1 

Abb. 88. Grun<lrifs tles eliomuligon Klosters Paradies. 1 : 800. 



Dagegen sind die Gewölbe noch die alten; sie werden im Mittelschiffe von 
vorgekragten Diensten, in den Seitenschiffen von "Wandpfeilern getragen. 
Die kräftigen Formen der Rippen (Abb. 90) sowie die Itundstäbe der Schild- 
bögen des Mittelschiffes deuten auf die Frühzeit der Gotik; sie sind nach 
Art des Hausteinbaues aus grofsen Thonstücken hergestellt. Die Schluß- 
steine der Seitenschiffe sind mit Laubwerk, zuweilen auch mit Getier ge- 
schmückt. Aehnliches Laubwerk haben auch die unteren Endigungen der 
Mittelschiffdienste, während ihre Kapitale glatt gelassen sind. In dem Zu- 
gange des nördlichen Turmes ist eine Ecksänle von einem Portale des ur- 



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Paradi^ 



123 



sprünglichen Baues erhalten, deren Schaft wiederum aus cylindrischen Tbon- 
stücken, nicht aus Ziegeln hergestellt ist (Abb. 91). 

Die Entstehung des Baues ist unter dem Einflüsse gleichzeitiger Hau- 
steinbauten in die Mitte des 13. Jahrhunderts zu verlegen. Mangel an Geld- 




Abb. 89. Ehemalige Klosterkirche in Paradies 



mittein scheint im 14. Jahrhundert zur Einstellung der Arbeiten und 1397 
zur Weihung des unvollendeten Baues geführt zu haben. Im 17. und 
18. Jahrhundert erfolgte der bereits erwähnte barocke Ausbau der Kircho 
und die Bereicherung mit zwei Türmen vor der Westfront. 




1 



Abb. 90. Panidu's. 
Gewölberippen. 




Abb. 91. 
Paradies. 
Portiiirest. 



Der bis zum Gewölbe reichende Hochaltar gehört der Blüte des 
Barockstiles an. Dagegen sind die Kanzel, das Gestühl vor den Pfeilern 
sowie das schmiedeeiserne Gitter des Westeinganges in guten neuklassischen 
Formen gearbeitet. 

Das Kloster (Abb. 88) bildet ein Reehteek, dessen Nordwestecke die 
Kirche mit einer geringen Verschiebung der Fluchten einnimmt und dessen 
drei übrige Ecken durch niedrige Türme ausgezeichnet sind; es uinschliclst 



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124 



Kreis Meseritz. 



zwei Höfe, einen kleineren, welcher südlich von der Kirche, und einen 
größeren, welcher östlich von diesem gelegen ist. Die Flügel des kleineren 
Hofes gehen in ihren Grundzügen auf den mittelalterlichen Bau zurück, wie 
die noch erhaltenen Strebepfeiler sowie zwei rechteckige Kreuzgewölbe über 
einem Räume des Mitteltlügels bekunden, deren Rippen denen der Kirche 
verwandt sind. Alles übrige ist in schlichten, meist in Putz hergestellten 
Barockformen ausgeführt; über die Zeitstellung gewährt die Jahreszahl 1750 
im Gange des Südflügels einigen Anhalt. 

Ansicht il-s Kl.ist. ts mit <W Kirvlm sowie Innenansicht «I>t Kirche in Lichtdruck l»ei 
Warniinski. 

Holzthür mit Umrahmung und Gebälk, 17. Jahrhundert; in dem vor- 
genannten gotisch überwölbten Räume. 

Grofser Kachelofen, die weifs glasierton Kacheln mit flach erhabenen, 
spaten Rokoko-Ornamenten. 

Gottesdienstliche Geräte: 

Monstranz aus vergoldetem Silber, dreiteiliger Spitzbau in Renaissance- 
formen, 00 cm hoc h. 

Vier Kelche aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance. 

Spätgotisches Pacificale in Kreuzform, aus vergoldetem Silber, 1524. 

Silbenies Räuchergefäfs mit der Inschrift: 

Stanislaus Wierzbinski, abbas Paradiensis, 1583, 
und dem Wappen desselben. Das leider stark beschädigte Geföfs erinnert 
trotz seines späten Ursprunges an mittelalterliche Vorbilder. Im Stempel 
ein böhmischer Löwe. 

Zwei Mefskännchen aus vergoldetem Silber, in gutem Barock, leider 
zerbrochen. 

Waschbecken der Sakristei, Zinn, 1639. 

Missale von 1669, mit silbernem Beschläge, vorn das Monogramm 
Christi, hinten die h. Jungfrau auf der Mondsichel; durch Brand beschädigt. 

Ein zweites Missale von 1729, ebenfalls mit gutem Silberbeschlage, 
Stempel der Stadt Breslau (Johanneskopf), daneben D, im Meisterstempel 
ein Lamm. Auf der Vorderseite der mit der Milch Maria erquickte S. Beru- 
hard, auf der Rückseite S. Katharina von Siena, zu welcher sich Christus 
vom Kreuze herabläfst. 

Mehrere Priester- und Diakonengewänder, Barock und Rokoko. 

Die vier Glocken in den Tönen C, E, G, C gofs 1779 Friedrich Gott- 
hold Körner zu Freistadt und Lauban (Wurminski S. 201). 

Eine aufser Gebrauch gesetzte fünfte Glocke von 65 cm Durchmesser 
trägt am Rande die Inschrift : 

Me fecit Erdmann Kalliefc tessnac anno 1780. 

Eine Glocke E. Kalliefes aus demselben Jahre wurde an die katholische 
Pfarrkirche in Koschmin, eine andere, 16;>5 gegossene Glocke an die katho- 
lische Pfarrkirche in Kutschkau abgegeben. 

Grabstein des Abtes Marktis Lqtowski f 1629, das Todesjahr nicht 
ausgefüllt. Bunter Marmor. In der Vorhalle. 



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Pieske. — PoliUig. 



125 



Oelbild, oben spitzbogig geschlossen, darstellend die Gründung des 
Klosters sowie den Tod des Gründers in der Mongolensehlacht bei Liegnitz, 
17. Jahrhundert, von geringem Werte; im südlichen Seitenschiffe. 
Lichtdruck bei Warminski. 

Einige andere Oelbilder wurden an den Posener Dom abgegeben. 

Der Westfront der Kirche gegenüber steht unter einer hohen Baum- 
gmppe eine in späten Rokokoformen errichtete Mariensänle, deren vier- 
eckiger Sockel mit den Flachbildern der Verkündigung Maria, ihres Besuches 
bei Elisabeth, der Geburt und der Beschneidung Christi geschmückt ist. 
Eine Steinbrtistung fafst das Denkmal ein und trägt auf den Ecken vier 
Standbilder, den Heiland, S. Bernhard, S. Benedikt und S. Scholastika. 



Pi6Sk6, Dorf 11 km westlich von Meseritz, im Mittelalter dem 
Kloster Paradies gehörig, seit der Reformation protestantisch. 

Ein „Johannes, plebanus in Pezych," nennt sich als Zeuge unter einer 
Urkunde von 1303 (Cod. dipl. No. 875). 

Evangelische Pfarrkirche, geputzter Ziegelbau von 1847. 

Silberner Kelch, inschriftlich 1644 gefertigt und geschenkt, noch in 
gotischer Anlage, auf sechsteiügem Fufse, an dessen Knaufe sechs rhombische 
Felder mit der Beschriftung: /. N. R. I. 44. 

Getriebene Messingschüssel, Maria in der Glorie darstellend, ringsum 
ein aus lateinischen Grofsbuchstaben gebildetes Schriftband. 

Glocke, 58 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift: 
Soli deo gloria. Gofs mich Johann Jacob Schultz aus Berlin anno 1715. 

Die grofse Glocke wurde nach dem 1671 stattgehabten Brande der 
Kirche 1672 und nochmals 1828 umgegossen. 

Wandgrab der Frau Christiane Elisabeth Friederike v. Unruh f 1737, 
aus der alten Kirche. 



PolitzigT, Dorf 8 km östlich von Meseritz, an der Obra. 
Evangelische Pfarrkirche. 

Bescheidener Fachwerkbau, 1714 begonnen. Altar und Kanzel mit 
Schnitzwerk, inschriftlich 1725 gefertigt. 

Silberner Kelch auf sechsteiligem Fufse, 17. Jahrhundert, mit den 
Stempeln der Stadt Berlin und des Goldschmieds Bernhard Weidemann 
(Rosenberg No. 420). 

Silberne Oblatenschachtel, graviert, 1669. 

Zwei Leuchter, in Silber reich getrieben, Rokoko, 1781, 62 cm hoch. 

Altarbehang aus brauner Seide mit farbiger Aufnäharbeit, darstellend 
Scenen aus der Geschichte Christi und die Wappen v. Kaiekreuth und 
v. Seherr-Thofs. Um 1700. 

Kelchdecke, Stickerei auf grüner Seide, 1791. 

17 



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120 



Kreifi Meseritz. 



Zwei Glocken, 49 und 38 cm Durchmesser: 

Goß mich J. F. Schramm in Frankfurt a. d. Oder. 
Nach der neuerdings vertagten Geschichte der Kirche im Pfarrarchive 1748 
oder 40 gegossen, was die auf der Glocke angebrachten Namen des Guts- 
herrn und des Pfarrers bestätigen. 

Tir SCh tieffCl, polnisch Trziel, Stadt 22 km südöstlich von 
Meseritz, nn der Obra. 

Tirsehtiegel, ehemals eine mittelbare Stadt, wird urkundlich zum ersten 
Male 131 i) unter dem Namen Torstetel erwähnt, als sie von Schlesien an 
Brandenburg überging. Nach dein Aussterben der askanischen Markgrafen 
wurde sie polnisch. Gegenüber der auf dem rechten Ufer der Obra gelege- 
nen Altstadt wurde im Anfange des 18. Jahrhunderts von evangelischen Ein- 
wanderern auf dorn linken Ufer die Neustadt angelegt, welche bald jene 
überholte. 

Katholische Pfarrkirche S. Adalbert, Fachwerkbau von 1824. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, erste Hälfte des 18. Jahrhunderts. 
Auf dem Fufse S. Adalbert als Träger des Strahlenkranzes; auf dessen Vor- 
derseite Maria mit. dem die Hostienbüchse aufnehmenden Leichname Christi; 
auf der Rückseite das h. Abendmahl. Breslauer Arbeit, Stadtstempel Johannes- 
kopf, daneben C, Meisterstempel TS (Rosenbtrg No. 477). 

Evangelische Pfarrkirche. 

Ursprünglich nach Bauchwitz eingepfarrt, wurde die Gemeinde 177f) zur 
selbständigen Pfarrei erhoben. Die Kirche, ein Fachwerkbau mit doppelten 
Emporen, wurde in den Jahren 1780 81 durch den Zimmermeister Theodor 
Romanowski aus Pinne und den vermutlich ortsangesessenen Maurermeister 
Anton Herlitze, der gemauerte Turm im Anfange dieses Jahrhunderts aus- 
geführt (nach den l'furnikt«ii). 

Weiukanne und drei Teller, Zinn; Stadtstempel von Züllichau, im 
Meisterstempel um einen Adler die Buchstaben MIZ. 

Oblatenbüchse, Silber, 178"). 

Zwei Leuchter. Zinn, 1777. 

We i f 8 e 11 8 e C , Dorf 1 1 km nordwestlich von Meseritz, vermutlich 
im 13. Jahrhundert nach deutschem Rechte angelegt. 
Evangelische Pfarrkirche. 

Ein „Friderieus, plebanns in Wicense,- nennt sich als Zeuge unter 
einer Urkunde vom Jahre 1303 (Cod. dipl. No. 875). Mit dem Eindringen der 
Reformat ion wurde das Kirchspiel evangelisch. Der alte Fachwerkbau wurde 
durch den 1807 ausgeführten, anmutig gelegenen Ziegelbau ersetzt. 

Spätgotische Glocke von 8") cm Durchmesser, mit tauartig geformten 
Henkeln. Am Halse der verstümmelte lateinische Text vom Evang. Matth. 
11, 28, durch Münzabdrücke unterbrochen. In der Ansicht: Spes mea Christe. 



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TirschtieKel. — Weifsenspp. Wischen. 



127 



WiSChen, Dorf 9 km südöstlich von Meseritz, 1256 vom Kloster 
Paradies angekauft. 

Katholische Kirche S. Joseph, zur Pfarrei Altenhof gehörig. 

Geputzter Ziegelbau, einschiffig, mit Stutzkuppeln gewölbt, vor der 
Hauptfront ein niedriger Turm, die Sakristei hinter dem Hochaltäre. 1792 
an Stelle eines älteren Holzbaues errichtet (Korytkowski II, S. 274). 

Getriebenes kupfernes Weihwasser b ecken, 1718. 

Zwei Glocken: 1) 50 cm Durchmesser, spätgotisch, ohne Inschrift. 

2) 70 cm Durchmesser, 1718 gegossen, am Halse die Umschrift : 
So/i deo gloria. Goß mich Christian See in Crossen. 



Von den übrigen Pfarrkirchen des Kreises sind die evangelischen in 
Bentschen und Friedenhorst Faehwerkbaut«Mi vom Ende des 18., die katho- 
lische in Lewitz ein Ziegelbau aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. 



17' 



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KREIS BOMST 



AltklOSter, Dorf 18 km südöstüch von Wöllstein, ehemals dem 
Kloster Priment gehörig. 

Katholische Pfarrkirche S. Adalbert. 

Patron: der Staat. 

Barocker Ziegelbau, einschiffig, gewölbt, der Altarraum gegen Westen 
gerichtet, vor der Hauptansicht ein Turm. Die Fronten aus Formsteinen 
gemauert, die Verputzung nicht ausgeführt. 1775 an Stelle eines älteren 
Holzbaues errichtet (Korytkowski II, S. 251). 

Monstranz und zwei Kelche in einfachen Rokokoformen, aus getrie- 
benem Silber. 

Zwei Glocken, 17. Jahrhundert, die Buchstaben auf Plättchen herge- 
stellt. Beide mit demselben Meisterschilde, am Halse der gröfseren: 

/. B. Mabillot goß mich . . . 

Bomst) polnisch Babimost, Stadt 20 km westlich von Wollstein, 
Station der Eisenbahn Bentschen-Guben. 

Im Jahre 1257 wurde Bomst, damals noch ein Dorf, vom Kloster Obra 
erworben. 1329 nennt Herzog Heinrich von Glogau unter den Städten und 
Burgen, welche er als Lehnbesitz dem Könige Johann von Böhmen unter- 
stellte, auch Bomst; doch kam dieses unter Kasimir dem Grofsen an Polen. 
Deutsches Stadtrecht erhielt es 1513 von König Sigismund I. 1 ) 

Katholische Pfarrkirche S. Lorenz. 

Patron: der Staat. 

Ein Pfarrer der Kirche wird urkundlich 1334 genannt (Cod. dipl.No. 1137). 
Der vorhandene Bau wurde nach einem 1730 stattgehabten Brande errichtet 
und bildet eine mit Kreuzgewölben überdeckte, dreischiffige, vier Joche lange 
Basilika mit einjochigem, halbrund geschlossenem und gegen Westen gerich- 
tetem Chore. Die Orgel trägt die Jahreszahl 1736. Die beiden Türme an 
der Ostfront wurden nach dem Brande von 1832 erneuert. 

') St. A. Poson, Borna C. 15. 



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Altkloster. — BomsL 



129 



Bemaltes hölzernes Kruzifix, Spätrenaissance, vermutlich vom Triumph- 
balken der alten Kirche; jetzt über der Orgel aufgestellt. 

Vier Flügel eines spätgotischen Altares, von dem 1866 gestorbe- 
nen Propst Henke aus der Pfarrkircho zu Züllichau erworben und der 
Bomster Kirche geschenkt; ein jeder 0,80 m breit und 2,15 in hoch; an den 
Pfeilern des Langhauses aufgehängt. War der Altar geöffnet, so zeigten die 
beiden inneren Flügel, wie die erhaltenen Reste bekunden, zwei Reihen von 
je vier kleinen hölzernen Standbildern auf gemustertem Goldgrund, welchen 
im Schreine einige Figuren gröfseren Mafsstabos entsprechen mochten. Waren 
nur die beiden inneren Flügel geschlossen, so sah der Beschauer in zwei 
Reihen über einander acht in Oel gemalte Darstellungen des Leidens Christi, 
von dem Gebete auf dem Oelberge an bis zur Kreuzigung (a— h); die vier 
übrigen Darstellungen (i— m) erblickte er, sobald auch die beiden äul'seren 
Flügel zugeklappt waren. 

a) Christus betet auf dem Oelberge unter den schlafenden Jüngern ; im 
Hintergrunde naht Judas mit den Kriegsknechton. 

b) Judas küfst den Heiland ; die Kriegsknechte bemächtigen sich seiner. 
Petrus hat einen derselben niedergeworfen und ihm das Ohr abgehauen, 
welches Christus im Begriffe steht wieder anzuheilen. 

c) Christus wird von den Juden vor Pilatus verklagt. 

d) Der an die Säule gebundene Christus wird von den Kriegsknechten 
gegeifselt. 

e) Er wird, die Dornenkrone auf dem Haupte, von ihnen vorspottet. 

f) Ecce homo. Pilatus sehr würdig dargestellt. In der Architektur 
des Palastes ist die Jahreszahl 1499 und ein Meisterschild angebracht, wel- 
ches ein Scepter zwischen den Buchstaben C R trägt. 

g) Simon von Kyrene nimmt Christus das Kreuz ab. 

h) Christus am Kreuze, an welchem Magdalena niodergesunken ist; 
links Maria und Johannes, rechts eine Volksmenge. 

Die Bilder a — h sind sämtlich Arbeiten des Malers CR und huben 
gemusterten goldenen Hintergrund; sie sind gut erhalten. 

i) Die Kreuzabnahme. k) Die Grablegung. 

1) Die Auferstehung. m) Die Himmelfahrt Christi. 

Die sehr mifshandelten Bilder i--m haben natürlichen Hintergrund. 

Von den silbernen, teilweis vergoldeten Altargeräton wurde ein Re- 
naissance-Kelch 1620 geschenkt. Die übrigen Stücke, eine Monstranz, ein 
Kelch, ein Pacificale und eine ewige Lampe gehören der Barockzeit an. 

Evangelische Pfarrkirche. 

Christoph Zegocki, Starost von Bomst, gestattete 1652 die Bildung einer 
deutschen evangelischen Gemeinde. Das vorhandene Gebäude wurde 1782 

begonnen und 1789 geweiht. 

J. Kohl«, Urkundliches zur Geschichte der evangelischen Pfarrkirche in Bomst. 
Z. II. Ges. X. 

Einschiffiger, geputzter Ziegelbau, auf drei Seiten mit hölzernen Em- 
poren cingefafst, deren Säulen zugleich die gewölbte Holzdecke tragen. Die 



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Kreis Bombt. 



gegen Osten gerichtete Kirche hat vor der Westfront einen mäfsig hohen 
Turm und bildete ursprünglich ein schlichtes Rechteck; 1891 wurde eine 
halbrunde Altarnische angefügt und gleichzeitig das Innere neu ausgebaut. 
Zwei Messingkronleuchter, um 1700. 

Zinnschüssel, 18. Jahrhundert, Stempel der Stadt Züllichau, im Meister- 
stempel eine Justitia. 

Borili-KircliplatZ, Hauländer-Gemeinde, 5 km südlich von 
Neutomischel. 

Evangelische Pfarrkirche. 

Palron: der Staat. 

Die Kirche wurde 1776 gegründet, das vorhandene Gebäude, ein recht- 
eckiger Fachwerkbau mit Emporen und Schindeldach, 1781 errichtet (nach den 
Pfarrakton}. 

Silberner Kelch, Rokoko. 

Zwei Zinnleuchter, 1800, zwei Stempel, eine Doppellilie und MIZ 
um einen Adler. 

Zwei Glocken: 1) 1714. 2) 1824 von Karl Kalliefe in Lissa gegossen. 

Fehlen, polnisch Wielen, Dorf 19 km südöstlich von Wollstein, an 
einer Seengruppe des Obrabruches gelegen. Die Cistercienser aus Paradies 
gründeten hier, vom Grundherrn gerufen, das Toehterkloster „ Marie nsee tt , für 
welches sie 1278 die landesherrliche Bestätigung erhielten (Cod. dijil. Nu. 473). 
Nachdem das Kloster im Anfange des 15. Jahrhunderts die Stadt Priment 
erworben hatte, siedelte es dorthin über. 

Katholische Kirche S. Maria, zur Pfarrei Altkloster gehörig. 

Barocker Ziegelbau, in Gestalt eines lateinischen Kreuzes, gegen Süden 
gewandt, mit Stutzkuppeln gewölbt, vor der Hauptansicht ein unvollendeter 
Turm. Die Fronten aus Formsteinen gemauert, die Verputzung nicht aus- 
geführt. An Stelle eines älteren Holzbaues 1 731 errichtet (Korytkowski II, S. 255). 

In den Ecken des Kreuzes grofse Wasserspeier aus getriebenem Kupfer. 

Drei Glocken: Die beiden gröfseren mit 62 und 75 cm Durchmesser, 
1638 und 1640 von Simon Koische gegossen, die dritte mit 52 cm Durch- 
messer, 1644 von demselben Giefser, wenngleich sein Name fehlt. 

Kiebel, Dorf 8 km südlich von Wollstein, ehemals Stadt, als solche 
in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts im Besitze des deutschen Rechtes 
genannt. 

Katholische Pfarrkirche S. Bartholomäus. 

Im Mittelalter gegründet, im 17. und 18. Jahrhundert erneuert. Der 
vorhandene Bau wurde, nachdem der alto Holzbau 1823 bei einem Stadt- 
brande zerstört worden war, 1852 begonnen und 1857 geweiht. 



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Borui-Kirchplatz. — Fehion. — Ki.>bel. — Köbnit/.. - Neu-Kramzig. 131 



Monstranz und Kelch ans getriebenem Silber, vergoldet, Rokoko. 
Raucher Schiffchen, aus getriebenem Silber, Rokoko, Stempel der 
Stadt Lissa und Meistorstempel HC. 

Einige Kasein und zwei Dalmatiken, 18. Jahrhundert. 

Katholische Kapelle S. Lorenz. 

Blockholzbau, bestehend ans Turm, Schilf und dreiseitig geschlossenem 
Chor, neuerdings wiederhergestellt und das Aeufsere mit Brettern bekleidet. 
Auf dem Dache ehemals eine Wetterfahne von 1T>87, jetzt in der Propstei 
aufbewahrt; an ihrer Stelle eine neue. 



KÖbllltZ, Dorf 14 km nordwestlich von Wollstein. 

Katholische Kirche zur unbefleckten Empfängnis S. Maria, der Pfarrei 
Bentschen, Kreis Meseritz, unterstellt. 

Die Kirche wurde 1407 gegründet und 1516 der Pfarrkirche von Bent- 
schen einverleibt; von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis 1638 war sie 
protestantisch (Bontachener Pfarrakten). Das vorhandene Gebäude, ein einschiffi- 
ger, gegen Westen gerichteter Putzbau mit flacher Decke, hinter dem Hoch- 
altare dreiseitig geschlossen, mit einem quadratischen Turme vor der Haupt- 
front, wurde 1778 errichtet (Jahreszahl an der Südostecke). 

Zwei geschnitzte Beichtstühle, Rokoko. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, barock, 1769 geschenkt , 56 cm 
hoch, unter der Hostie flach erhaben S. Hedwig. Stempel der Stadt Breslau, 
B und Meisterstempel TS (Rosonberg No. 410, 448 und 477). 

Glocke von 90 cm Durchmesser, spätgotisch von 1507, am Halse die 
Umschrift: O rex glorie veni cum pace. Anno domitti MCCCCCVII. 

Die dio Schrift einfassenden Schnüre über natürlichen Bindfäden ge- 
formt. Auf der Vorderansicht zwei Münzabdrücke, der eine mit dem Breslauer 
Johanneskopf, der andere mit S. Anna selbdritt; auf der Rückseite der letz- 
tere Abdruck noch einmal sowie ein gröfserer mit der sitzenden Maria. 



NeU-KraillKig, Dorf 5 km südwestlich von Bomst, kam 1314 
durch Schenkung in den Besitz des Klosters Obra. 
Katholische Pfarrkirche zur Geburt S. Mariä. 

Patron: der Staat. 

Ein „Gerhardus, plebanus de Kremmen," wird als Zeuge unter einer 
Urkunde von 1311 genannt (Cod. dijd. No. 947). 

Die aus Feldsteinen aufgeführte und geputzte Kirche ist ein Centraibau 
in einfachen Rokokoformen, an dessen quadratischen, mit einer Holzdecko 
überspannten Mittelraum sich östlich der innen halbrund, aufsen dreiseitig 
geschlossene Chor, sowie nördlich und südlich eine halbrunde Nische an- 
fügen. Der Hauptaltar trägt die Jahreszahl 1 769. Der Turm vor der West- 
front wurde 1855 errichtet. 



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132 



Kreis Bomst. 



Monstranz ans vergoldetem Kupfer, Spätrenaissance, 75 cm hoch. 
Ueber dem Fufse erhebt sich ein dreigeschossiger, nach oben sich verjüngen- 
der Säulenbau, welcher im unteren Geschosse die von einer Sonne umstrahlte 
Hostienbüchse und daneben die Standbilder der Heiligen Peter und Paul, im 
mittleren S. Maria zwischen S. Joseph und S. Johannes dem Evangelisten, 
im oberen die Taube und auf der Spitze eine Krono mit dem gekreuzigten 
Heiland zeigt. Dieselbe Darstellung wiederholt sich auf beiden Seiten der 
Monstranz. 

Barocker Kelch aus vergoldetem Silber. 

Pacificale, Zinn, 18. Jahrhundert; im Stadtstempel ein Turm und die 
Zahl 00, im Meisterstempel HK mit einer ankerförmigen Hausmarke. 
Glocken: 1) 48 cm Durchmesser, spätgotisch, ohne Inschrift. 
2) 75 cm Durchmesser; am Halse die Umschrift: 

Gloria in excelsis deo. G. Hampel me fecit in Posen /7/p. 

Obl'a, Dorf 0 km südwestlich von Wollstein, am gleichnamigen 
Flusse gelegen. 

Katholische Pfarrkirche S. Jakobus, bis 1835 Kirche des Cister- 
cienser-Klosters. 

Die Baulasten trugt der Staat. 

Im Jahre 1231 siedelte Sandivogius, Kantor des Gnesener Domes, 
Cistercieuser-Mönche aus Lekno behufs Gründung eines Tochterklosters auf 
seinem Gute Obra an (Cod. dipL No. 130 und 131). Bereits 1238 wird urkundlich 

ein Abt des Klosters genannt (Cod. dipl. No. 215). 
Herzog Przemislaus II. gestattete 1280 dem 
Kloster, das Dorf Obra nach deutschem 
Rechte anzulegen (Cod. dipl. No. 497). Das ur- 
sprünglich deutsche Kloster erhielt seit 1552 
polnische Aebte. 

Winter, Cistercienser II, S. 3G9. 
Die vorhandenen, in Putz ausgeführten 
Bauten (Abb. 92) sind von geringem künstle- 
rischen Werte. Die Kirche wurde 1722 be- 
gonnen, aber da der Bau sehr langsam be- 
trieben wurde, erst 1787 geweiht (Korytkowski 
IT, S. 66). Sie hat ein zwischen den Um- 
fassungsmauern 14 m breites, drei Joche langes 
Schiff und einen gegen Osten gewandten, 
Abb. 92. Obra. zweijochigen Chor, beide mit Stutzkuppeln 

Grundrifs des ehemaligen Klosters, überwölbt. Die zwei niedrigen Türme der 

Westfront sind ohne Helme. 
Zu höherer Bedeutung erheben sich nur die beiden rechts und links 
vom Eingange der Kirche aufgestellten Beichtstühle sowie die Wand- 
schränke der Sakristei, sämtlich in Rokokoart geschnitzt. 




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Ohra. — Priment. 133 

Kelche ans vergoldetem Silber, drei Stücke aus der Spätrenaissance, 
ein anderer vom Anfange des IS. Jahrhunderts mit den Stempeln der Stadt 
Augsburg und des Goldschmieds ST. 

Zwei Mefskännehen mit Schüssel, ans getriebenem Silber, Anfang 
des 18. Jahrhunderts. Zwei andere, ebenfalls mit Schüssel, aus gegossenem 
Silber, Rokoko; Stempel der Stadt Danzig und der Name SCHLAUB1TZ, 
die Kännchen mit dem Zeichen R, die Schüssel mit CT. 

Pacificale, aus getriebenem Silber, kreuzförmig, 17. Jahrhundert. 

Zwei Lesepulte aus Messing, jetzt im Posener Dome. 

Von den Gewändern zu bemerken zwei gestickte Kelchdecken mit 
den Jahreszahlen 1718 und 1787, eine Kasel mit dem Wappen des Abtes 
Andreas Chlewski und der Jahreszahl 16.50. 

Von den drei Glocken ist die mit ")2 cm Durchmesser spätgotisch. An 
der Vorderseite ein Kruzifix; um den Hals, durch Lilien getrennt, die Worte: 

O rex glorie vetri sutn pase (!). 



Primeilt, polnisch Przem<;t, ehemals Stadt, jetzt Dorf 17 km süd- 
östlich von Wollstein, am Rande des Obrabruclies gelegen, in polnischer Zeit 
Sitz eines Kastellans. Die Gründung der Stadt nach deutschem Rechte er- 
folgte vermutlich noch im 13. Jahrhundert. 

♦Katholische Pfarrkirche S. Johannes der Täufer, bis 180") Kirche 
des Cistercienser-Klosters. 

Laut Vertrug vom 20. Novomlx r 1838 trägt «1<t Staut di<; Unterhaltungskosten des Ge- 
bäudes, «las Kirchen vermögen, liezw. im Fülle der Uuzulüngliehkeit desselben die Ge- 
meinde, die Unterhaltungskosten der Einrichtung. 
Bereits 1210 schenkte Herzog Wladislaus von Kaiisch dem Abte des 
Cistercienser-Klosters Pforta einige Besitzungen in der „provintia Premon- 
tensi" behufs Anlage eines Tochterklosters i(.\.d. dipl. N«». (W). Wie weit dieses 
Vorhaben zur Ausführung kam, ist unbekannt. Im Jahre 1408 überlief« 
König Wladislaus Jagello dem Cistereienser-Kloster Felden, dem Tochter- 
stifte des Klosters Paradies, die Stadt Priment, sofern es dieselbe vom der- 
zeitigen Pfandinhaber einlöse; 1422 kaufte das Kloster in der That die 
Vogtei (St A. Posen, Kloster Priment A. und 10). Um jene Zeit fand auch die Ver- 
legung des Klosters von Fehlen nach Priment statt. 

Winter, Cistorcienser II, S. »71. 

Warminski, Geschieht.' «los ehemaligen Ci-tercienser-Kloster* zu Paradies, S. . r >0. 
Von dem mittelalterlichen Bau blieb nichts erhalten, seit an seiner Stelle 
1651 der Grundstein zu dem vorhandenen Neubau gelegt wurde, welcher 1696 
seine Weihe erhielt. Dieser ist eine dreisehiffige, kreuzförmige Basilika 
(Abb. 93 — 96) mit geradlinig geschlossenem Chore im Osten; nach Art der 
Spätrenaissance treten der Chor und die Krenzfiügel nicht über die Flucht 
der Ableiten hinaus. Mittelschiff, Krenzflügel und Chor haben Tonnen- 
gewölbe mit Stichkappen, die Vierung eine Stutzkuppel, die Abseiten Kreuz- 
gewölbe. Vor der Westfront steigen zwei Türme mit schlanken, zweimal 

18 



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Kreis Rbmst. 



134 



durchbrochenen, geschweifteu Helmen auf; die Wetterfahne des nördlichen 
Turmes trägt, die .Jahreszahl 172f>; der Helm des südlichen Turmes wurde 




M > ■ i ■ | i ■ , ■ 1 ■ . . ■ | ■ ■ . . I 
Abb. 93—04. Ehemalige Klo>terkirche in Priment. Schnitt und Grundriß. 

hei einem Sturme 1792 herabgeworfen und seitdem bedauerlicherweise nicht 
wieder aufgebaut. Zwischen den beiden Türmen wurde unmittelbar nach 
Vollendung des Baues eine Vorhalle, zwar in verwandten Formen, doch ohne 



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136 



Kreis Bomst. 



rechte Vermittelung angefügt. Im Jahre 1742 brannte die Kirche ah; ver- 
mutlieh bei der darnach stattgehabten Wiederherstellung wurden die Giebel 
des Querschiffes und des Chores niedriger als ursprünglich gestaltet und der 
First der damals in Kupfer erneuerten Dächer um etwa 2 m gesenkt. 

Die Kunst teile der Fronten sind in Formziegeln vorgemauert, der be- 
absichtigte Abputz nicht ausgeführt. Doch ist das Mauerwerk so sorgfältig 
hergestellt und sind die Ziegel so vortrefflich gebrannt, dafs das Gebäude 
als Rohbau auch bei der 1884- 80 stattgehabten Wiederherstellung erhalten 
blieb. Das Innere zeigt in den Hauptschiffen eine korinthische Ordnung 
mit gutem, in Stuck hergestelltem Schmuckwerk. Die Gewölbe des Chores 
und der Vierung sind mit Malereien bedeckt, deren Wiederherstellung nicht 
geglückt ist. 

Zwei Inschriften in den Schildern über den Scheiteln der den Chor- 
raum von den Abseiten trennenden Bögen geben über die Baugeschichte 
Aufschlufs. Die südliche: 

Anno a partu virginis löst Mensis funii 24. sacro natalis magni firaecursoris 
foaunis Baptistae perillnstris et revcrendissimus dominus Sigismundus a Su- 
lanki Sulinski, abbas Premcntcnsis, secrctarius regitts, lapidem primarium 
annucnte illustrissimo et revcrendissimo domino loci ordinario in fundamentis 
ecclesiae hujus ßxit. Quam flagranti studio amplißcandi culhis dwini in hono- 
rem sacratissimae deiparac virginis in coelum assttmptae ac in titulum sancti 
foaunis Baptistae opcre ampliori et sumptu de novo erigi et fabricari fecit. 
Die nördliche: 

Perillnstris ac revercndus dominus Nicolaus Zegocki, abbas, sacrae regiae 
majcstatis secrctarius, novo studio fabricari haue fecit ecclesiam. Perillnstris 
ac revercndus dominus Alexander Koszanozvski, abbas, sacrae regiae majcstatis 
secrctarius, slucaloria adoruavit. Iltustrissimus dominus Andreas de Szotdry 
Szotdrski, Bieclioviensis castellaneus, eo pietatis et religionis zelo affectus . . . 
ergo Iota pro basilica caementum dedit. Admodum reverendi patres priores 

foanncs Pazvlowski, Robcrtus Zbarski novo altaria sua cum dcattratione 
decoraverunt die 12. tnensis Octobris anno domini 1696. 
Die Kirche, deren Entwurf auf einen in italienischer Schule gebildeten 
Architekten zurückzuführen ist, darf als der schönste Kirchenbau der Provinz 
Posen bezeichnet werden. Die Hauptabmessungen betragen: Gesamtlänge 
im Lichten 44 m, Gesamtbreite im Lichten 25 m, Breite des Mittelschiffes 
im Lichten 10,00 m, Höhe desselben 20 m, Höhe der Turmspitze über dem 
Fufsboden 00 m. 

Von dem Klostergebäude ist nur ein Gang neben der Kirche sowie der 
zur Propstoi eingerichtete Südflügel erhalton. Die Sakristei liegt hinter der 
Ostseite der Kirche. 

Krutt^.-, Die Klosturkird.e in Primont. C. .1. B. 1884, S. 305 mit Grundrifs, Quer- und 
Längsschnitt, und Vorderfront. 

Die Ausstattung ist noch durchweg die alte. 

Hochaltar mit den Oclbildern der h. Dreieinigkeit und der Himmel- 
fahrt S. Maria. 



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I'rimcnt. 



137 



Kanzel mit Darstellungen aus dem Leben des h. Bernhard. 

Drei prächtige, geschnitzte Chorstühle und zwei Beichtstühle, an 
fli-n Langseiten aufgestellt, ein Priesterstuhl am nordöstlichen Vierungs- 
pfeiler, alle mit Figuren von Aposteln, Kirchenvätern, Ordenstil'tern u. s. w. 
geschmückt (Abb. 97 — 98). In derselben Art drei kleinere Beichtstühle 
sowie das Gemeindegestühl. 




AM». %. Ehemalige Kliotcikin lic in I'rimcnt. Inneres. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, T'.l ein hoch, Rokoko; Stempel der 
Stadt Breslau (.Johanneskopf), daneben H, Meisterstempel GDN. 

Acht Kelcho aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance, Barock und 
Rokoko. Einer der ältesten, mit einem Kruzifix und den Figuren Mariä und 
der Apostel am Fufse, 1620 geschenkt. 

Grofses Vortragekreuz und Pacif'icale aus vergoldetem Silber, Spät- 
renaissance. 



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138 



Kreis Dornst. 



Ewige Lampe von ausgeschnittenem Messing, 17. Jahrhundert. 
Antependium mit gestickten naturalistischen Blumen, auf neuen 
Sammet übertragen, barock. 

Einige gestickte Kasein, 18. Jahrhundert. 

Zwei Oelbilder mit Darstellungen aus der Geschichte des h. Bernhard, 
erste Hälfte des 18. Jahrhunderts. 




Abb. 97. Primuiit. Cliorßestiiiil. 



Glocken. Eine neuerdings umgegossene Glocke wurde 1626 „per 
Gallos u gegossen (Inschrift bei «Ion Ffurrakten). 1729 gol's Körber in Breslau drei 
Glocken, von denen nur eine noch erhalten ist und am Halse die Umschrift 
trägt: Gofs mich Caspar Koerbcr in Breslau anno 1729. 

Katholische Kirche S. Peter und Patd, die ursprüngliche Pfarrkirche, 
in Primentdorf. 



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Priment — Kakwitz. 139 

Die Kirche, deren Pfarrer in einer Urkunde von 1281 genannt wird 
(Cod. dipL No. 500), ist ein geputzter, einschiffiger Ziegelbau mit Turm vor der 
Westfront. Sie scheint einen spätgotischen Ziegelbau zu enthalten, dessen 
dreiseitiger Schlufs später, vielleicht Hif>0 rechteckig umschlossen und mit 
einem Giebel überbaut wurde. Weitere Zut baten folgten bei dem Ausbau 
vom Jahre 1775 (KörjUumtki IT, S. 212). 




A!>1>. 08. Primont. Priestersitz. 



RakwltZ, Stadt und Dorf 11 km östlich von Wollstein. Die 
Stadt wurde 1662 von dem Grundherrn Christoph Grzymultowski neben 
einem älteren Dorfe nach magdeburgischem Rechte angelegt; der Name 
Freistadt, welchen sie bei der Gründung erhielt, ist erloschen, der gegen- 
wärtige Name aus dem polnischen Rakoniewice gebildet. 



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140 



Kreis Rumst. 



Evangelische Pfarrkirche. 

Rechteckiger Fachwerkbau mit. doppelten Emporen, der Mittelraum mit 
einem Tonnengewölbe üben leckt , vor der schmalen Westseite ein Turm: 
1H. Jahrhundert. Altar und Kanzel stehen getrennt ; der nicht mehr benutzte 

Taufengel hängt über dem Altäre. 

.1. ("Ii. KrumMmltz, Da* Danknpfer einer christlichen Gemeinde vor hnudertjührineu 
Schutz und Gnade (Pestpredigt heim liundertjfdiri<;en Bestehen der Gemeinde mit 
gMchicht liehen Anmerkungen). Züllicliau. 17G2. 4°. 

Einige einfache Altargeräte: Silberner Kelch von 1729. Silberne 
Patenc, 17. — IS. .Jahrhundert, Stempel von Züllichau und DI; eine zweite 
von 1732. Zinnerne Weinkanne von 1732; eine zweite von 17f>0 mit dem 
Stempel von Lissa und 1BB über einem Lamme mit der Kreuzfahne. Einige 
Zinnleuchter, 1738 und 1745. Zwei Zinnteller mit denselben Stempeln wie 
dus zinnerne Pacificale in Nen-Kramzig. 

Katholische Pfarrkirche S. Martin, 1797 als Steiubau erneuert. 
Kelch aus getriebenem Silber, Rokoko, 17G0. 




Abb, 99. Häuser am Markte in Kakwitz. 



Rakwitz ist reich an alten Wohnhäusern, welche zum Teil in die Zeit 
unmittelbar nach der Gründung der Stadt zurückgehen, so eines an der 
Westseite des Marktes, welches an einem Dockenbalken die Jahreszahl 1669 
trägt. Sie sind sämtlich aus Holz, ursprünglich in Blockweise erbaut. Der 
nach der Strafse gewendete Giebel wird meist von einem Laubeugange ge- 
tragen; sonst ist die künstlerische Ausbildung auf einfache Formen be- 
schränkt. Am besten erhalten hat sich die "Westseite des Marktes (Abb. 99). 
Das Modell eines Hauses im Provinzial-Museum zu Posen. 



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Ruchocico. — Schnftsenze. — Sthwenten. — Siedlec. 



141 



RllChOCice, Dorf 17 km nordöstlich von Wöllstein. 
Katholische Pfarrkirche S. Ursula. 

Tm Mittelalter gegründet, Holzbau mit Chor, 1737 errichtet (.Jahreszahl 
am Hochaltare). Der Turm abgetragen. 

Kelch aus vergoldetem Silber, barock. 

Antepeudium, Plattsticharbeit auf roter Seid«-, mit zehn allegorischen 
weiblichen Gestalten. 

Zwei Glocken, die eine von 1735, die andere spätgotisch mit der Uni- 
schrift : O rex glorie veni cum pacc. 

SchUSSenZC, Dorf 19 km südlich von Wollstein, gehörte zur Aus- 
stattung des Klosters Fehlen. 

Katholische Pfarrkirche S. Michael. 

Putron: <1<T Staat. 

Blockholzbau, neuerdings mit Brettern bekleidet. Turm mit durch- 
brochener Haube, flachgedecktes »Schiff", dreiseitig geschlossener Chor, auf 
dessen Südseite die Sakristei. Erbaut und geweiht 1777 (Korytkowski 11, S. 2iWl). 

Glocke, 50 cm Durchmesser, 1753; am Halse die Umschrift : 
Johann Zacharias Ncuberdt in Posen gofs muh. 

Schwellten, Dorf 13 km südwestlich von Wöllstein, im Anlange 
des 18. Jahrhunderts von schlesischen Einwanderern angelegt. 

Evangelische Pfarrkirche. 

Fachwerkbau mit Emporen und Turm vor der Haupt front, I7!H> 
(Jahreszahl der Wetterfahne) begonnen, im nächsten Jahre geweiht, 

Unter einem besonderen Gerüste drei Glocken von f>4, 7<S und 04 cm 
Durchmesser, 1*05 von Erdmann Kalliefe in Lissa gegossen; am Halse 
Rokokoschimick. 

Siedlee, Dorf 8 km nordwestlich von Wöllstein, ein alter Besitz 
des Klosters Obra, 1257 mit deutschem Rechte bewidmet. 

Katholische Pfarrkirche S. Michael. 

Patron: der Staat. 

Von Bischof Nikolaus II. von Posen unter dem Patronatu des Abtes 
von Obra 1380 gegründet (t'o»l. di|.l. N<>. 17*2). 

Holzbau, mit Schindeln gedeckt, einschiffig, mit dreiseitig geschlossenem 
Chore im Osten, Schiff und Chor mit Stirhbogeugewülben überdeckt: auf 
der Nordseite des Chores die Sakristei; vor der Westfront ein Turm mit 
geschweifter, durchbrochener Haube (Abb. 100). In den beiden Wetterfahnen 
und am Triumphbalken die Jahreszahl 1727. 

Droi geschnitzte barocke Altäre. 

Die Figuren des Triumphbalkens haben eine verzückte Haltung: 

19 



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142 



Krois Hornist. 



doch sind die vier Kanten des Balkens noch in mittelalterlicher Weise mit 
reichen Fasen gebrochen. Gleiche Fasen kehren an den Deckenbalken der 
Sakristei wieder. 

Altarkreuz, reich in Silber getrieben, 82 cm hoch, mit dem Wappen 
des Abtes Andreas Chlowski von Obra (1613 — 33) und dem Meisterstempel TI 
über einem Dreiblatte. 




Abb. 100. Kirche in Siedlec. 



Kelch aus vergoldetem Silber, 1681. 

W a seh b ecken, Zinn, 1790, gestempelt mit einer grofsen Rose unter 
einer Krone. 

Gestickte Kasel, Gold auf Silber, barock. 

Tut'horze, Dorf 9 km nordwestlieh von Wollstein. 
Katholische Pfarrkirche zur h. Dreieinigkeit. 

Holzbau von 1732 i Inschrift der Wetterfahne), bestehend ans einem 
Turm mit durchbrochener Haube, einem flachbogig überdeckten Schilf und 
einem dreiseitig geschlossenen Chor, auf dessen Nordseito die Sakristei. 

Flügelaltar, ehemals Hochaltar, jetzt in der Vorhalle unter dem Turm 
aufgehängt. Im HauptbUde die h. Dreieinigkeit, im Sockel das h. Abend- 
mahl, im Aufsatze Christus an der Säule und die Jahreszahl 1592. Auf den 
Innenseiten der Flügel die vier Evangelisten ; die Aufsenseiten zur Zeit nicht 
sichtbar. Mit Tempera auf Holz gemalt. 

Glocke, 74cm Durchmesser, lt>76 gegossen, am Rande: I.W.A. 



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Tueliorze. — Unrulistadt. — Wöllstein. 



143 



Unruh Stadt. 18 km südwestlich von Wöllstein, an der Faulen 
Obra, nach der Gutsherrschaft v. Unruh genannt, im Anfange des 17. Jahr- 
hunderts von Zuwandorern aus den benachbarten deutschen Gebieten neben 
dem älteren Dorfe Karge angelegt. 

Evangelische Pfarrkirche, Steinbau, im Anfange dieses Jahrhunderts 
errichtet und nachmals umgebaut. 

Taufkessel, Holz, bemalt, 17. Jahrhundert. 

Kelch aus getriebenem Silber, vergoldet, 1705, 25,5 cm hoch. 

Silberne Weinkanne, einfach, 18. Jahrhundert, Steinpol der Stadt 
Züllkhau und des Meisters SW. 

Silberne Oblatenbüchse, einfach, Stempel der Stadt Glogau und ME. 

Silberner Löffel, Stempel 1CS eines Lissaer Meisters und 12. 

Zinnteller, zwei Stempel, Stadt Züllichau und MIZ um einen Adler. 

Zwei Blum enge fäfse, Zinn, 1752. 

Schüssel aus getriebenem Messing, Adam und Eva, ringsum eine vier- 
mal wiederkehrende Legende von lateinischen Majuskeln, Zeichen des Stifters 
SIL 1G70. 

Drei Kronleuchter, Messing, 17. — 18. Jahrhundert , auf der Spitze des 
einen der doppelköpfige deutsche Reichsadler. 

Wollstein, polnisch Wolsztyn, Kreishauptstadt, Station der Eisen- 
bahn Bentsehen-Lissa. Im Mittelalter nach deutschem Rechte angelegt. 
Katholische Pfarrkirche zur unbeflec kten Empfängnis S. Maria. 

Patron: ilie Gutdlierrschaft. 

Die Gründung der Kirche geht in das Mittelalter zurück. Wie die 
über den beiden Sakristeithüren angebrachten polnischen Inschriften bekunden, 
wurde der gegenwärtige Bau 1 707 von dem Grundherrn Raphael Gajewski, 
Kastellau von Rogasen, begonnen, 1779 vollendet und 1787 geweiht. Er 
bildet eine als Putzbau ausgeführte, dreischiftige Hallenkirche von drei 
Jochen Länge, welchen sich ein schmaleres viertes Joch für die Orgelbühne 
und den Turm anfügt. Der gegen Süden gerichtete Chor ist zweijochig und 
hat zu beiden Seiten zwei Sakristeien, darüber zwei Emporen, so dais der 
ganze Grundrifs ein einfaches Rechteck umschliefst. Die mit Figuren be- 
malten Gewölbe sind Stutzkuppeln. Der Turm über der Hauptfront wurde, 
nachdem er 1810 abgebrannt war, 1830 wieder hergestellt. Dem nüchternen 
Aenlseren stehen die Bauformen des Innern zwar einfach, doch würdig gegen- 
über. Die schlanken Pfeiler sind achteckig. Unter ihren Kämpfergesimsen 
sowie unter der Orgelbühuo entwickelt sich gefälliges Schmuckwerk. 

Aus der Bauzeit der Kirche stammen der Hochaltar und die beiden 
Altäre an den Schmalseiten der Seitenschiffe, ferner die Kanzel und der 
mit einer Taufe Christi ausgestattete Taufwasserbehälter, die beiden 
letzteren rechts und links am Eingange zum Chore. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, 78 cm hoch. Dreitürmiger spät- 
gotischer Aufbau. Der Fuss 1591 erneuert, Stempel MR. 

19* 



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144 



Kreit Rumst. 



Kelche au« vergoldetem Silber. Im Stile der Renaissance ein Kelch 
von 1(508, an der Schale eines zweiten ringsumlaufcud eine Darstellung des 
h. Abendmahls. Im Barockstile drei Stink von 17.-58, 1741 und 1747; ein 
vierter von einfacher Ausführung hat neben dem Probierstrich den Stempel 
der Stadt, Züllichau und den Stempel WIEN. 

Spätgotisches Pacificale, 7f> cm hoch. Das Kreuz aus Platten von 
vergoldetem Silber hergestellt: auf der Vorderseite die gravierten Darstellungen 
der heiligen Jungfrau und fünf Heiliger; der Ful's aus getriebenem Silber. 
17. Jahrhundert. Hin anderes kreuzförmiges Pacificale, 40 cm hoch, 17f>»>. 

(■Hocken, unter einem besonderen Gel »Hude: 

1) f>f> cm Durchmesser, am Halse in gotischen Kleinbuchstaben, die ein- 
zelnen Worte durch Lilien getrennt, die Umschrift: 

O rex gloric vciii cum pacc. 

2) 70 cm Durchmesser, am Halse das lateinische grol'se Alphabet und 
die Jahreszahl lf>22. 

o) 7il cm Durchmesser, am Halse in gotischen Kleinbuchstaben, die ein- 
zelnen Worte durch Kreuz«- getrennt, die Umschrift: 

Saticta Caterina ora pro nobis. ijjj. 
4) ('»(» cm Durchmesser, von Joachim Roth gegossen. Um den Hals: 
O rex g/oric veni cum pacc. I. R. 1617. 

Evangelische Pfarrkirche. 

Die Gemeinde besteht seit Einführung der Reformation. An Stelle der 
1810 abgebrannten Kirche wurde die gegenwärtige nach Plänen der preufsi- 
schen Ober- Baudeputation ausgeführt und 18)12 geweiht. 

Zwei silberne Kelche. Der eine reicher, 17. Jahrhundert. Der andere 
einfach, nebst Puten«', 1719, Stempel SW. 

Silberne Weinkanne, 1742. 

Silberne Oblatendose, getrieben, 1720. 

Alturkruzifix aus Holz, mit silbernem Körper, 1744. 

Zwei Zinnlou«hter, mit ornamentiertem, dreieckigem Fulso, 1710. 

Bibel von lö4<l, mit Silb«'ibeschlag von lb50. 



Die evangelischen und die katholischen Pfarrkirchen in Kopnitz, Rostar- 
schewo und <_b»scicszyn sind neuere Ziegelbauten. 



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KREIS SCHMIEGEL. 



Alt-IViilltSCll, Dorf 7 km nördlich von Schmirgel. 
Katholische Pfarrkirche Allerheiligen. 

Dio H;inla-k-n trügt <lio GutsluTisolmft als Patron. 

Im Mittelalter gegründet. Barocker Ziegelbau, 1096 errichtet. Ein- 
schiffig, drei Joche lang, über dem mittleren eine Stutzkuppel, über den 
beiden äufseren ein Tonnengewölbe mit Stichkappen. Die gegen Osten ge- 
richtete Nische des Hochaltares halbrund geschlossen. Auf der Westseite 
ein schmales Joch für die Orgelempore. Das Innero von glücklichen Ver- 
hältnissen, zwischen den Umfassungsmauern 11,70 m, zwischen den Pfeilern 
8,50 m breit. Die Fenster über dem Hauptgesimse. An den Gewölben figür- 
liche Malereien. Das Aoufsere Rohbau, die Knnstteile aus Formziegeln. Die 
alte Sakristei auf der Nordseite. 

Drei Nebenaltäre, Holz, Rokoko. 

Maria mit dem Kinde, spätgotisches Hochrelief, Holz, bemalt. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, barock, die Sonne um dio Hostieu- 
büchse von einem Franziskaner-Mönche getragen. Höhe 87 cm. 

Kelch aus vergoldetem Silber, 1700. Am Fufso die Evangelisten. Die 
Sehale mit Blattwerk überlangen, dazwischen die Brustbilder der Heiligen 
Johannes von Nepomuk, Stanislaus Kostka und Rochus. Stempel der Stadt 
Fraustadt und des Meisters IGT. Höhe 20,5 cm. 

Pacificale, Silber, 17. Jahrhundert. 

Unter den silbernen Votivtafeln eine vom Anfange des 18. Jahrhunderts 
mit den Stompein der Stadt Posen (zwei Schlüssel unter einer Krouo) und 
des Meisters GN. 

Gewirkter persischer Teppich, 17.— 18. Jahrhundert, die Farben treff- 
lich erhalten. 

Glocken: 1) Gl cm Durchmesser, spätgotisch, ohne Inschrift. 2) (50 cm, 
1G2Ö, die Buchstabon auf Plättchen. 3) 43 cm, 1090. 4) 05 cm, 1091. 



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Krci.s Si'liini<'m l. 



( ZJK'Z, Dorf .'l km nördlich von Schmirgel. 
Katholische Pfarrkirche S. Michael. 

Die l!:uila-trn t räjjt <li>* Gut-licrr>oliaft :il> l'ntnin. 

Die urkundlich seit 144H genannte Kirche ist ein spätgotischer Ziegel- 
hau (Ahh. 101), das Schilf drei Joche, der dreiseitig geschlossene Chor zwei 
Joche lang, mit Strebepfeilern besetzt. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts 
wurden die Umfassungsmauern erhöht, das Innere mit Wandpfeilern bekleidet 
und mit Tonnengewölben überdeckt, sowie die auf der Nordseite des Chores 
gelegene Sakristei vergrößert und über ihr ein Stockwerk aufgesetzt. 1668 




AM>. 101. Kirche in Czncz. 



wurde die Kirche neu geweiht, 1682 vor der Hauptfront ein quadratischer 
Turm aufgeführt, dessen achteckige, durchbrochene Kupferhaube 1830 ab- 
stürzte (Korvtkow-tki II, S. 92). 

Oelbild hinter dem Hochaltare, ohne besonderen Wert, den Stifter des 
Umbaues Adalbert von Blociszewo Gajewski vor S. Maria und S. Dominikus 
darstellend, 1 ('».").">. 

Geschnitzte Holzthür vor dem oberen Geschosse der Sakristei. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, erste Hälfte des 18. Jahrhunderts, 
mit dem Stempel von Glogau und dem Meisterstempel GS. 



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Czacz. — Görka duchovraa. — Prochy. 



147 



Zwei Kelche aus vergoldetem Silber: 1) 30 cm hoch, 1090 geschenkt. 
2) 27 cm hoch; auf den Schildern der Schale graviert der Einzug Christi in 
Jerusalem, das Abendmahl und das Gebet auf dem Gel berge; 1007 geschenkt; 
Stempel 

Zwei Pacificale aus vergoldetem Silber, 17. Jahrhundert, das eine 1017 
geschenkt. 

Zwei silberne Reliquiare in halbsechseckiger Gestalt, zweite Hälfte 
des 17. Jahrhunderts, Stempel WB. 

Silbernes Reliquiar in Sarggestalt, oben ein schlafender Krieger in 
römischer Tracht, erste Hälfte des 18. Jahrhunderts. 

Ewige Lampe, Messing, kugeltonnig, ehemals ein Uhrgehäuse, mit 
dem Namen n Woeich s Blociszewa Gaiewsky 1 *. 

Zwei Standlouchter, Messing, 58 cm hoch, 1041 und 1009 geschenkt, 
doch nach demselben Modell. Zwei kleinere, 40 cm hoch, 1085 geschenkt. 

Mehrere Priestergewänder und Altarbekleidungen aus dem ^.Jahr- 
hundert mit vortrefflichen, gestickten und gewebten Mustern. Darunter ein 
Antependium, ein Pluviale und eine Kasel aus gemusterter weifser Seide 
mit reicher farbiger Plattsticharbeit; in dem Antependium die gestickte 
Jahreszahl 1724; die Stickerei der Kasel neuerdings auf roten Sanimet über- 
tragen. Einige andere gestickte Kasein, zu deren Säulen Seidenpässe benutzt 
sind. Vorzüglich erhaltener Seidenpafs mit dem Zeichen der Fabrik Stuck. 

GÖrka (lllChOWna, Dorf 8 km südöstlich von Schmiegel, ein 
alter Besitz des Klosters Lubin. 

Katholische Pfarrkirche S. Michael. 

Spätgotischer Ziegelbau mit kleinem, dreiseitig geschlossenem Chore, im 
18. und 19. Jahrhundert verunstaltet und erweitert, so dafs nur noch die 
Umfassungsmauern alt sind. 

Drei barocke Kelche ans vergoldetem Silber. 

Getriebene Messingschüssel, in der Mitte Adam und Eva, ringsum 
ein aus gotischen Minuskeln sowie ein zweites, aus lateinischen Majuskeln 
gebildetes Spruchband. Auf dem Rande sind die Namen eingegraben: 
Michael Jage, Jeremias Krause, David König, Jacob Finster, Johannes 
Purcfaviz, Zacharias Ungerathen , Daniel Schmidt, Balzer Minder lieh, Jonas 

Pri'ijer scriptor. Anno i6jj. 

PrOCll y, Gutsbezirk 18 km nordwestlich von Schmiegel. 
Katholische Pfarrkirche S. Nikolaus. 

1 ,'380 urkundlich genannt (Goch ilipl. Nu. 1T8.'J). Langgestreckter einschiffiger 
Holzbau von ausgebohltem Fachwerk, mit Turm vor der Westseite, aus dem 
18. Jahrhundert. 

Spätgotisches Holzrelief, S. Anna und S.Maria sitzend, darüber die 
Brustbilder der vier grofsen Propheten; in einem Seiteualtare. 



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148 



Kreis« Schmieget. 



Einige einfache Altargeräte: Monstranz, 1GD0; Kelch und Pacificale, 
1 8. Jahrhuiulert. 

Unter einein besonderen Gerüste ZW ei spätgotische Glocken. Die eine 
von 45 cm Durchmesser ohne Inschrift. Die zweite von 57 ein Durchmesser, 
mit der von Lilien unterbrochenen Umschrift: 

Bcvare alle, di dese gelake horn oder seit, almechtiger. 
Im Turme eine kleine Glocke mit der Inschrift (nadi d.n Pforrakun): 

Alles fiacli Gottes Willen. i6ij. 
In der Sakristei eine unbenutzte Stundenglocke, an deren Hals die 
Umschrift : /. C. Bruck a Posen anno /yjj. 

HlMlOIIlitZ, Dorf 7 km südlich von Schmiegel, ehemals dem 
Kloster Lubin gehörig. 

Katholische Pfarrkirche, 18f>l als geputzter Ziegelbau erneuert. Die 
Kanzel mit der Jahreszahl 1717, aus der alten Kirche übernommen. 

Kelch aus vergoldetem Silber, spätest gotisch von 15.50; am sechsteiligen 
Fufse die Leidcnswerlczeuge graviert ; am Knaufe die Buchstaben INR/SM. 



Rol>aCZyil, Dorf 4 km südöstlich von Schmiegel, ehemals der in 
dem benachbarten Alt- Boy en ansässigen Familie v. Bojanowski gehörig. 

Abseits vom Dorfe der evangelische Friedhof, im Viereck von einer 
Mauer umschlossen. In der Mitte der Vorderseite ist das Portal, neben 
diesem sind zwei symmetrische, viereckige Gebäude angelegt, deren pyra- 
midenförmige Hauben mit Schindeln gedeckt sind. Das rechte Gebäude ent- 
hält eine gegen den Friedhof geöffnete Begräbniskapolle, das linke eine 
Gruft für Karl Alexander v. Bojanowski f 1755 und seine Gattin Eleonore» 
geb. Freiin v. Bothmann. Vor dem Eingänge der Gruft steht ein Sandstein- 
donkmal, welches die Witwe ihrem Gatten und ihren vier verstorbenen 
Kindern errichtete, eine Urno auf einem Sockel, daneben eine trauernd*; 
weibliche Gestalt, unten ein knieender Engel mit dem Bojanowskischcn 
"Wappen. Denkmal und Baulichkeiten wurden den deutschen Inschriften 
zufolge 178i) ausgeführt und bieten, wenngleich von nur geringem künst- 
lerischen Werte, doch ein stimmungsvolles Landschaftsbild. 
fihrcuWrg, CS<>.<vliiclii> «Irr Kunst S. 1 It. 

ScHmiCgCl, polnisch Smigiel, Kreishauptstadt, 4 km westlich von 
Bahnhof Alt-Boyen (Posen-Lissa). 

Schmiegel wurde im Mittelalter als adelige Stadt gegründet. Die Re- 
formation fand in der Bürgerschaft zahlreiche Anhänger; die mittelalterliche» 
Pfarrkirche verblieb aber den Katholiken, und die Evangelischen bauten sich 
nach verschiedenen Wechselfällen 1044 eine neue Pfarrkirche. Vorübergehenel 



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UadomitK. — Robnczyn. — Schmiedel. 



149 



bestand neben der evangelischen und der katholischen auch eine ansehnliche 

sooinianische Gemeinde. 

Martin Adelt, HLitoria de Arinnisrno nlim Smiglatn infestante. Oder Hi-torisolio 
Nacliriclit von des ehemaligen Seliinieglisenen Arianisrui Anfang und Ende. JS'elist 
einer Kirehen-Historie Iiis auf gegen wärt ige Zeit der Stadt Selimicgol in (iros-Polilen. 
Dunstig 1711. 

Aeta hist. eeel. XII, 1718, S. 731 (Geschichte und B.-Hclireil.uiig der älteren evangeli- 
schen Pfarrkirche). 

E. Luckfiel, Der Soeiniaiiismu* und seine Entwicklung in Gmfspolen. Z. H. Ges. VII, 
S. 115. 

Katholische Pfarrkirche zur Himmelfahrt. S. Mariä. 

Patron: der Besitzer der Selimi<>gr-Ii r Gütt r. 

Spätgotischer Ziegelbau; das Lunghans dreisehiffig und dreijochig; der 
gegen Norden gerichtete, zweijochige Chor dreiseitig geschlossen; auf seiner 
Nordseite die Sakristei. Die mittelalterliehen Gewölbe sind teils durch neue 
Gewölbe, teils durch Holzdecken ersetzt. Um das Jahr 1630 fand eine Neu- 
weihung der Kirche statt. 1791 stürzte der Turm vor der Westfront ein 
und wurde abgetragen. 1825 wurde die durch Brand verwüstete Kirche in 
umfassender Weise wieder hergestellt (Korytkowki II, S. 213). 

Die Pfeiler des Langhauses sind achteckig. Die Spitzbögen über ihnen 
sind den diagonalen Pfeilerflüchen entsprechend mit Abtreppung gemauert 
und an den Kanten mit Rundstäben versehen, wie in der katholischen Pfarr- 
kirche in Bromberg. Auch der Chorbogen ist spitz, ebenso auf der Nord- 
seite des Schiffes eine vermauerte Thür mit profilierter äufserer Leibung. 
Die Strebepfeiler des Chores sind giebelartig abgedeckt. Lichte Weite des 
Chores 10,40 m, des Schiffes 14,20 m. 

Einige einfache Altargeräte ans vergoldetem Silber, 17. — 18. Jahr- 
hundert. Monstranz 1690, einer der drei Kelche 1691, Pacificalo mit 
Stempel NO, 1702 geschenkt. Ewige Lampe aus Silber, erste Hälfte des 
1 8. Jahrhunderts. 

Drei Glocken, zwei 1825, die dritte 1833 von Karl Kalliefe in Lissa 
gegossen. 

Grabstein aus farbigem Marmor mit Sandstein-Umrahmung, von dem 
dissidentischen Kaspar Jaruzel Brzezuicki seiner katholischen Gattin Ursula 
von Wielgawiesz (Grofsdorf) 1677 errichtet 1 ). Oben die nur zur Hälfte dar- 
gestellte Frau, von vom gesehen, die Hände betend auf der Brust an ein- 
ander gelegt. Darunter die Inschrift. 

Katholische Kapelle S. Veit. 

Einschiffiger, mit Schindeln gedeckter Fachwerkbau, im Osten dreiseitig 
geschlossen, im Westen ein Turm; 1769 errichtet (Ki.r\tk.»\v.<ki II, S. 214;. 

Hochaltar, Spätrenaissance, mit Benutzung der Bildwerke eines ge- 
schnitzten spätgotischen Flügelaltares. Im Mittelfelde Hochrelief der Himmel- 
fahrt S. Mariä. In den beiden Seitenfeldem je zwei Flachreliefe ; unten links 



') Nicht 1611, wie irrtümlich Adelt S. 33 und nach ihm Lmktiel S. 178 angeben. 

20 



150 Kreis Schniiegel. 

die Verkündigung, rechts Maria Besuch bei Elisabeth; oben links Maria das 
Kind anbetend, rechts die Anbetung der drei Könige. 

Seitonaltar, im Mittelfelde Maria mit dein Leichname Christi, darüber 
Maria mit dem Kinde. Spätrcnaissance. 

Evangelische Pfarrkirche. 

Genutzter Ziegelbau, nach dem Entwürfe der preufsisehen Ober- Bau- 
deputation ausgeführt und 18.'10 geweiht. 

Kleine Weinkanne aus Zinn mit gravierten Ornamenten, 1810 
geschenkt. 

Grofse Schüssel ans Zinn für die Abendmahlsgeräte, 1747. 
Taufschüssel aus Zinn, 18:50 geschenkt. Drei Stempel, Stadt Lissa, 
ein Adler mit W auf der Brust, TFB über einem Pelikane. 
Drei kupferne Sammelbecken, das eine von 1708. 

Blaue Seidendecke mit gewebtem Muster und der gestickten .Jahres- 
zahl 1744. 

Zwei Lehnstühle mit geprefstem, farbigem Leder überzogen, erste 
Hälfte des 18. Jahrhunderts. 

Auf dem evangelischen Friedhofe einige Grabplatten und Denk- 
mäler von Sandstein, aus dem 18. Jahrhundert. 

Wieliell OWO, Stadt 17 km nordwestlich von Schmiegel, ehemals 
dem bischöflichen Stuhle von Posen gehörig, 1429 zur Stadt nach magde- 
burgischem Bechte erhoben. 

Katholische Pfarrkirche S. Maria Magdalena. 

Im Jahre 1411 erscheint ein „her Niclos, pfarer von Welichowo, u in 
den Katsakten der Stadt Posen (W^lmm-r, Stadtl.uel. [, S. 73). Der vorhandene 
Steinbau wurde 1781 an Stelle eines älteren Holzbaues ausgeführt und 
geweiht (KorylUwski II, S. 71:. 

Kelch aus vergoldetem Silber, spütestgotisch, mit geschweifter Schale. 

Die übrigen Altargeräte ohne besonderes Interesse. Monstranz 
barock. Drei Kelche aus dem 17. Jahrhundert , davon zwei 1030 und 1001 
geschenkt. 

Glocke, Mein Durchmesser. Am Halse über einer Reihe herabfallen- 
der Blüten die Umschrift: 

Saticia Maria Magdalena cum omntbits sanetis o. p. n. 
Ioachim Rotht. 1604. 

PollliSCh-Wilke, Dorf 0 km nordwestlich von Schmiegel, am 
Südrande des Obra-Bruches. 

Katholische Pfarrkirche S. Hedwig. 

Patron : die Gutsherr •H-liaft. 

Spätgotischer Ziegelbau (Abb. 102.1. einschiffig, vier Joche lang, drei- 
seitig geschlossen, mit Sterngewölbe überdeckt. Auf der Nordseite die 



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Wielichowo. Polnisch-Wilke. 



151 



Sakristei. Ueber der spitzbogigen Thür Her Westfront eine mit zwei Flach- 
bögen geschlossene Blende, in welcher ein gemauertes Kreuz steht; darüber 
ein Fries mit kreuzförmig gestellten Ziegeln und ein zwei Schichten hohes 
deutsche» Band; der Giebel mit kleinen, halbkreisförmigen, von Pfeilern ge- 
tragenen Wimpergen. Unter der Dachtraufe, der Westfront entsprechend, 
ein vertiefter horizontaler Putzfries, darüber ein zwei Schichten hohes deut- 
sches Band. Der Sockel aus zugehauenen Ziegeln. Die Fenster verstümmelt. 
Auf einem Ziegel der Südfront die Jahreszahl 1540. 

An der Westfront zwei Fratzen, auf senkrecht gestellten Ziegeln 
modelliert. 

Triumphbalken, reich gekehlt, mit kleinen Figuren. 




Al>b. 102. Kirche in l\>lnis C li-Wilk<-. 



An der Thür der Südfront drei schmiedeeiserne Bänder. 

Grabmäler des Nikolaus üssowski f 1575 und seiner Frau Anna geb. 
Zychlinska f 1590, Sandstein, diu liegenden Figuren in Hochrelief. Die 
Bildtafel der Frau links vom Hochaltare; darüber die Schrift tafel, gehalten 
von zwei Genien. Die Bildtafel des Mannes jetzt in der Kammer neben der 
Sakristei. 

Der am Rande eines Abhanges, etwa 12 m von der Südwest ecke der 
Kirche entfernt, stehende Glockenturm diente ursprünglich zur militärischen 
Sicherung der den Obra-Bruch durchschneidenden Strafse von Schmiegel nach 
Wielichowo. Er ist quadratisch, an den Ecken mit Strebepfeilern besetzt. 
Das Erdgesehofs ist mit Balken überdeckt, die daselbst der Kirche gegenüber 
angelegte Thür rundbogig. Eine Wendeltreppe in der Nordost ecke führt 
innen zum ersten Stockwerke. Hier ist, auf der Innenseite eine Thür vor- 
gesehen, die von aufsen nur mittelst einer Leiter zu erreichen war, aber noch 

während des Baues in der Aufsenaiisicht geschlossen wurde. Die wenigen 

20' 



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152 



Kn-is Schmieröl. 



Fenster des Erdgeschosses und des ersten Stockwerkes sind schmal, schiefs- 
sehartenartig. Das zweite Stockwerk, in welchem jetzt, die Glocken hängen, 
hat dagegen breite Spitzbogen-Fenster. Das dritte Stockwerk hat vier kleine 
Fenster sowie über der Thür des Erdgeschosses zu deren Verteidigung eine 
Pechnase; hier ist auch noch ein Kamin für den Wärter erhalten. "Wie der 
Turm abgeschlossen war, ob etwa mit einem Zinnenkränze, ist nicht bekannt. 
Er ist um einige Jahrzehnte älter als die Kirche, wurde aber anscheinend 
mit dem Bau derselben seiner ursprünglichen Bestimmung entzogen. 
(3 locke, sehr nachlässig gegossen: 

Simon Koyski mc fecit (16)64. 

WoyilitZ, Dorf 10 km öst lieh von Kosten. 
Katholische Pfarrkirche S. Lorenz. 

Ein Pfarrer der Kirche wird in einer Urkunde vom Jahre 1.182 genannt 

(Cod. dipl. No. ISO;,). 

Spätgotischer Ziegelbau, mit rechteckigem Chore, mit Strebepfeilern 
besetzt, ohne Turm, im 17. — 18. Jahrhundert verunstaltet, neuerdings unter 
teilweiser Benutzung der Umfassungsmauern umgebaut und erweitert. 

Rückwand der Kanzel, Baldachin mit Engeln, barock. 

Altargeräte aus vergoldetem Silber: Monstranz und Kelch barock, 
erstere 1725 geschenkt; Speisekelch Renaissance. 

Unter den Gewändern bemerkenswert zwei gestickte Kasein und ein 
Pluviale, 17. 18. Jahrhundert. 

Von den drei Glocken trägt die gröfste von 87 cm Durchmesser am 
Halse die Umschrift: 

O rex gloric veni cum fiace. Ave Maria gracia ple(na). 
Anno domini MD XL VII 05-f/J- 
Das Schriftband fassen schöne Renaissance-Ornamente ein; der Gnfs ist vor- 
t. reiflich. Die mittlen» Glocke ist spätgotisch, mit Spruchband um den Hals. 



Die übrigen katholischen Kirchen des Kreises sind teils unbedeutende 
Holzbauten des 17. — 18. .Jahrhunderts, teils neue Ziegelbauten. 



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KREIS KOSTEN. 



CzCIlipin, Stadt lOkin nordöstlich von Kosten, Station der Eisen- 
bahn Posen-Lissa. 

Katholische Pfarrkirche S. Michael. 

1470 urkundlich genannt, ltM8 wiederhergestellt (K«>rytkuw.*ki H, S. 93). 

Einschiffiger spätgotischer Ziegelbau, der Gewölbe berauht und geputzt. 
Das Schiff und der dreiseitig geschlossen.- Chor von gleicher Breit.; durch 
einen Spitzbogen geschieden, beide nur zwei Joche lang. Die Chorfenster 
haben noch den alten gemauerten Mittelpfosten. Der Turm Viarock. 

In den beiden symmetrischen Kapellen am Chore zwei barocke Altäre 
mit gutem Schnitzwerk. 

In dem Altäre der südlichen Kapelle Maria mit dem Kinde, grol'ses 
spätgotisches Standbild aus bemaltem Holze. 

Monstranz, Silber, Spätrenuissan.c, in Anlehnung an mittelalterliche 
Vorbilder, 81 cm hoch. Stempel EW. 

Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, 17. Jahrhundert. 

Paeificale, Silber, das Kreuz spätgotisch, der Eufs Spät renaissance, 
71 cm hoch. 

Dose für geweihtes Gel, Rokoko, 1751. 

Schlufs, barocker Putzbau von 1730 (Inschrift j. Die beiden Seitenflügel 
der Vorderfront sowie die Risalite der Rückfront mit hohen (liebeln. 

Neben dein Schlosse die ehemalige Schlofskapelle, jetzt evangelische 
Pfarrkirche. Einschiffiger Putzbau von 1780 (Inschrift), im Besitze der 
evangelischen Gemeinde seit 1855. 

DalCWO, Dorf 20 km südöstlich von Kosten, ehemals dem Kloster 
Lubin gehörig. 

Katholische Pfarrkirche S. Adalbert. 

Der Pfarrer wird VVMj urkundlich genannt (v. Lnk>zv< ki, Grmli.fu-lierll, N<>. 1M7). 
Verunstalteter gotischer Ziegelbau, einschiffig, mit rechteckigem Chore, 
auf dessen Nordseite die Sakristei. An den Ecken der Fronten Eisenen. 



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154 



Kreis Kosten. 



Kanzel, Holz, deutsche Renaissance. 

Monstranz, Silber, dreitürmigor Aufbau in den Formen der Spät- 
renaissanco mit den Figuren der Heiligen Maria, Benedikt und Adalbert. 
Zwei Kelcho aus vergoldetem Silber, Renaissance und Rokoko. 

GlUChOWO, Dorf 11 km nordöstlich von Kosten, ehemals dem 
Kloster Lubin gehörig. 

Katholische Pfarrkirche 8. Katharina. 

Pal rou : die Gutsliorr.scliaft. 

Im Jahre 1298 urkundlich genannt (Cod. dipl. No. 770). An Stelle eines 
Holzbaus 1751 in Ziegeln erneuert (Visitation von 1778 \>>'\ den PfarraktciC 

Barocker Ziegelbau, die Kunstteile aus Formziegeln. Einschiffig mit 
geradlinig geschlossenem Chore, zu dessen Seiten zwei symmetrische Kapellen, 
die wie der Chor einfache Giebel haben. Holzdecken. Der Turm unvollendet, 
auf der hölzernen Spitze eine Wetterfahne mit der Jahreszahl 1728. 

Martyrium der h. Apollonia, figurenreiches Mittelstück eines spät- 
gotischen Altares vom Ausgange des 15. Jahrhunderts. Holz, bemalt. Im 
linken (neuen) Seitenaltare. 

In demselben Altare als Sockelbild die Krenztragung Christi, spät- 
gotisches Hochrelief, von geringerem Werte als das vorgenannte. 

S. Katharina, spätgotisches Standbild aus bemaltem Holze, im rechten 
Seitenaltare. 

Kruzifix, 10. Jahrhundert, vermutlich das alte Triumphkrenz. 

An der Kanzel die kleinen sitzenden Figuren der vier Evangelisten, 
barock, ähnlich denen an der Kanzel der katholischen Pfarrkirche in Kosten. 

Weihwassergefäfs, Holz, mit barockem Schnitzwerk. 

Die Wangen des Gestühls mit ausgestochenen, späten Rokoko -Orna- 
menten. 

Monstranz, Silber, teilweis vergoldet, in reichem Augsburger Rokoko, 
03 cm hoch, Stempel AGW und Pinienzapfen mit Q (1703 — 1705). 
Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, 17. und 18. Jahrhundert. 
Pacificale, Silber, das Kreuz spätgotisch, der Fufs Spätrenaissance. 
Kleiner Leuchter aus getriebenem Silber, Spätrenaissance, 1053. 
Glocke, 75 cm Durchmesser, spätgotisch, 1470, am Halse die Umschrift : 
O rex glorie vem cum pace. Anno domini MCCCCLXX. Bartholomcus. 
Eine zweite, kleinere Glocke von 1502. 

Gryzyil, Dorf 7 km südöstlich von Kosten. 
Katholische Pfarrkirche S. Barbara. 

Ein Pfarrer der Kirche wird urkundlich 1388 genannt (Cod. dipl. Ko. 1883). 
An Stello des 1884 abgebrannten Holzbaus wurde ein Ziegelbau nach dem 
Entwürfe von A. Lange in Breslau ausgeführt. 

Monstranz 1740, zwei Kelche 1750 und 1707. 



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Gluchowo. — Gryzyn. — Koston. 



155 



Raine der S. Martins-Kirehe, ausserhalb des Dorfes. 
Spätgotischer Steinban aus dem 15. Jahrhundert (Abb. 103 — 104), ein- 
schiffig bei nur 5,80 m lichter Weite, mit rechteckigem Chore, auf Holzdecken 




Abb. 103. Kirclienruino bei Gryzyn. Innenansicht. 



angelegt, unvollendet. Die Arbeiten wurden eingestellt, als man das Mauer- 
werk abgeglichen hatte und im Begriffe stand, den Dachstuhl aufzubringen. 
Seitdem hat das Bauwerk, abgesehen, dafs die 
Ziegelsteine der beiden Thüren und dreier Fenster 
ausgebrochen wurden, keine Veränderungen er- 
fahren. Das in Arbeitshöhen von 50 cm ausge- 
führte Mauerwerk besteht aus Granitfindlingen. 
Ein Fenster auf der Südseite hat noch die alte 
Ziegel-Einfassung, das Fenster in der Ost mauer des 
Chores Leibungen aus Granitsteinen. Die Nordseite 
ist ohne Fenster. Die Rüstlöcher gehen durch die ganze Stärke der Mauern. 
An der Südthür ist noch das Loch für den Balkenverschlufs erkennbar. 




Abh. 104. Kircbenruine 
l>ei Grvzvn. 



KOSteil, Kreishauptstadt, an der Obra, Station der Eisenbahn 
Posen-Lissa. 

Kosten, polnisch Koseian, in den ältesten Aufzeichnungen gewöhnlich 
Costan geschrieben, war dem Könige unmittelbar unterstellt und hatte 
schon im Vi. Jahrhundert deutsches Stadtrecht empfangen. Es lag an der 
Stral'se 4 vou Posen nach Fraustadt und war als Hauptort eines Kreises im 



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Krois Kosten. 



Mittelalter eine ansehnliche Stadt, deren Tuehmacherei sich eines geachteten 
Rufes erfreute, vorfiel aber mit dem allgemeinen Niedergange Polens im 17. 
und 18. Jahrhundert. 

Katholische Pfarrkirche zur Himmelfahrt S. Maria, in der Altstadt. 

P.itron: <!<t Slasit. 

Die Pfarrkirche in Kosten winl zum ersten Mal»' urkundlich erwähnt, 
als ein Pfleger derselben sich unter zwei Schriftstücken vom Jahre ViHl als 
Zeuge nennt (C...!. «lipl. No. 1KC.0 und 1S<J1). 

Das vorhandene Bauwerk ist eine spätgotische Hallenkirche, welche als 
das Ergebnis verschiedener Bauzeiten zu betrachten ist, deren eingehende 
Untersuchung aber die im Jahre 1891 stattgehabte, verfehlte Wiederherstellung 
unmöglich macht. Die Nord- und die Südinauer des ( .l m weiten, vier Joche 
langen Chores entstammen von einem ursprünglichen, einschiffigen Bau. 
Nach Durchbrechung jener Mauern erhielt der Chor zwei breite Seitenschiffe, 
so dafs er gegenwärtig 2t J m innere Breite mifst. Die Ostansicht des Chores 
und seiner Seitenschiffe setzt sich in unregelmäfsigem Zuge aus sieben Seiten 
zusammen. Das durch Spitzbögen vom Chore geschiedene Langhaus ist drei- 
schifiig und ebenfalls vier Joche lang, von denen aber das westliche sehr 
schmal ist ; es ist auf der Nord- und der Südseite mit Kapellen besetzt. Das 
Mittelschiff mifst 8 m, alle drei Schiffe messen 10,70 in innere Breite. Die 
rechteckigen Pfeiler sind an den Ecken mit Rundstäben besetzt und haben 
gegen das Mittelschiff und die Seiteuschiffe breite Vorlagen mit einer Halb- 
säule zur Aufnahme der Gewölbe. Im Chore hat das Mittelschiff ein rund- 
bogiges Sterngewölbe, die Seitenschiffe teils Stern-, teils Netzgewölbe; iin 
Langhause hat das Mittelschiff ein Netzgewölbe mit spitzbogigen Querrippen, 
die Seiteuschiffe Sterngewölbe; die Kapellen haben verschiedene, meist spätere 
tiewölbe. Die Scheitel aller Gewölbe liegen annähernd in gleicher Höhe. 
In dem nördlichen Seitenschiffe des Chores ist die Sakristei mit einem 
Tonnengewölbe eingebaut, so dafs über ihr eine geräumige Empore gebildet 
wird. Vor der Westseite liegt ein unvollendeter Turm, dessen Mauerwerk 
nur die Höbe der Kirche erreicht. Das kunstlose Aeufsero macht mit dem 
plumpen niedrigen Dache einen unerfreulichen Eindruck. Anziehender wirkt 
das weiträumige innere in «lern Schmucke zahlreicher alter Ausstattung- 
stücke. 

Wappentafel an einem Pfeiler des Mittelschiffes in Putz hergestellt, 
mit einfacher Renaissance -Umrahmung; der polnische Adler, darunter das 
— vermutlich auf die Familie Opalinski bezügliche — Wappen Lodzia sowie 
das Wappen der Stadt Kosten (ein Turm). Der Dienst des Pfeilers wurde 
abgeschlagen und der stehen gelassene Teil desselben durch ein Männchen 
mit ei nein korinthischen Kapital gestützt. 

Spätgotischer Flügelaltar (Abb. 10.7). Tin Mittelschreine die in 
kräftigem Hochrelief aus Holz geschnitzte und bemalte Ausgiefsung des 
h. Geistes. Im Sockelschreine fünf Büsten, Gottvater zwischen S. Magdalena, 
S. Margarete, S. Barbara (Abb. 10t» 1 und einer vierten weiblichen Heiligen 
ohne Attribut. Auf den Flügeln Gemälde, auf den Aufsenseiten vier Dar- 



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Kosten. 



157 



• Stellungen ans der Jugendgeschichtc, anf den Innenseiten vier Darstellungen 
ans der Leidensgeschichte Christi. Der Altar ist der am hosten erhaltene 
unter den wenigen mittelalterlichen Altären der Provinz. In der nordwest- 
liehen Kapelle aufgestellt. 

Drei spatgotische, hemalte Holzfiguren, Bischof S. Valentin und zwei 
weibliche Heilige, vermutlich Reste von zerstörten Altären. 

Hochaltar, Renaissance, vom Ende des 10. Jahrhunderts, aus bemaltem 
und vergoldetem Holze. Dreigeschossiger, architektonischer Auf hau. Im Mittel- 
felde des Hauptgeschosses S. Maria mit dem Kinde; daneben vier Reliefe, 
die Verkündigung und die Heimsuchung Maria, die Geburt Christi und die 
Anbetung der Könige. Die beiden seitlichen Felder mit den Standbildern 
S. Johannes des Täufers und S. Johannes des Evangelisten wurden inschrift- 
lich erst 1620 hinzugefügt. Im zweiten Geschosse S. Maria in der Glorie; 
daneben vier Reliefe, die Darbringung Christi im Tempel, die Flucht nach 
Aegypten, das Jesuskind zwischen Maria und Joseph, der zwölfjährige Jesus 
im Tempel. Ueber den Standbildern der beiden Johannes zwei Tafeln mit 
der Taufe Christi und dem Martyrium S. Johannes des Evangelisten. Im 
dritten Geschosse die Krönung Mariä. Vor dem Altare zwei Engelgestalten 
und eine Brüstung. 

Drei andere Renaissance-Altäre anf der Choreinpore und in der süd- 
westlichen Kapelle, Ende des Iti. Jahrhunderts. Ein guter Altar aus der 
Mitte des 17. Jahrhunderts in der südöstlichen Kapelle. 

Sechs Rokoko-Altäre im Chore und in den Kapellen. 

Kanzel, erste Hälfte des 18. Jahrhunderts, mit den Statuetten der 
sitzenden Evangelisten. 

Die Orgel und die in Putz hergestellte Bühne aus derselben Zeit. 

Zweisitziger Priesterstuhl mit Baldachin, 17. Jahrhundert. 

Hochkreuz im Triumphbogen, Christus am Kreuze, die darunter 
kniende Magdalena, Maria und Johannes sowie zwei Kriegsleute. Die 
Figuren spätgotisch, der geschwungene Balken vom Anfange des 18. Jahr- 
hunderts. 

Christus und dio Schacher am Kreuze, bemalte Holzarbeit des 
10. — 17. Jahrhunderts. In der nördlichen Vorhalle. 

Bogenfeld über einer Thür des Chores, Holzschnitzerei des 17. Jahr- 
hunderts. 

Zwei spätgotische Schmiedebänder an einer kleinen Thür im Chore. 
Drei schmiedeeiserne Gitter, eine Thür und zwei Bogcnstüeke, ver- 
mutlich aus dem 17. Jahrhundert; in den Kapellen untergebracht. 
Monstranzen aus vergoldetem Silber: 

1) Einfach spätgotisch, dreiteiliger Aufbau mit den Standbildern der 
Heiligen Maria, Stanislaus und Adalbert, auf der Spitze die Krenzigungs- 
grnppe. Höhe 80 cm. 

2) Kokoko, Breslauer Stempel mit Jahresmarke (Roscnb. rg, N<>. 44« und -Iii»; 

und Meistcrstempel AM. 

Vier spätgotische Kelche aus vergoldetem Silber, auf Seehspafsfnfs, 

21 



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158 



Kreta Kosten. 



der Knauf mit sechs viereckigen Feldern besetzt, die kegelförmige Schale 
von einem Blattkranze eingefafst: 

1) Am Falke die gravierten Bilder Christi und der Heiligen Maria, 
Katharina, Apollonia, Agnes und Barbara. Auf den Feldern des Knaufes 
der Name Maria, darüber am Schafte die Buchstaben SRMONE darunter 
der Name Anna. Der Blatt kränz der Schale streng gezeichnet. 




AM». 10."). Spätgotischer Altar »ler katholi.sihen Pfarrkirche in Kosten. 



2) Am FufifB rlie gravierten Bilder Christi und der Heiligen Paulus, 
Katharina, Maria, Barbara und Petrus. Auf den Feldern des Knaufes der 
Name Ibesus Christus. 

3) Am Fnfse ein aufgelegtes Kruzifix und die gravierten Bilder der 
Beiligen Johannes, Petrus, Paulus, Barbara und Maria. Auf dem Knaufe, 
sowie über und tmter demselben die Inschriften: 

Maria. Hilf got. Hilf Maria. 
4 Mit glattem Fnfse, auf dem Knaufe der Name Maria. 
Vier Kelche aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance; drei derselben 
1620, ICÄ7 und 1680 geschenkt, Bin fünfter barock. 



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Kosten. 



159 



Pacificale ans vergoldetem Silber, spätgotisch, auf der Vorderseite 
aufgelegtos Blattwerk, auf der Rückseite die gravierte Kreuzigungsgrnppo 
mit spätem Mals werk, auf der Spitze ein Pelikan. Der Fufs erneuert. 
Höhe 52 cm. 

Silberne Kapsel für einen Schüdelkuoehen, mit Filigran-Ornamenten und 
Edelsteinen besetzt, spätgotisch. Umschrift : 

De capite . . . decem tnilia militum mor/irttm. 1482. 
Silberne Kapsel für einen Schädel, in der Art der vorigen. 




Ai.l». 1»m;. Koüton. S. Butan. 



Heliijuiariu in ans vergoldetem Silber, in (festall eines schlanken drei- 
seitigen Spitzbaues, spätgotisch. Zur Aufbewahrung einer Hippe, an deren 
oberem Ende eine Blechfassnng mit der Inschrift: 

ISalizar Geriehen. 
Ossa et rcliquie de decem mtilio martintm. Anno Dom in i tfJO. 
Sieben silberne Löffel mit pnlniselien Wappen, barock. 
Glocken: 1) 1,65 m Durchmesser, ohne die Henkel l,."»Om hocli, !,")()."> 
gegossen, leider gesprungen. Dm den Hals in gotischen Kleinbuchstaben: 
O rex glorie rem' cum fiace. Snb Matthia anrifabro et Matkia l'en'nei (?) 

viiriäs. MCCCCCV. 
Etwas tiefer die ringsum verteilten Namen der vier Kvangelisten. Ris auf 
die Riemchen am Halse und am Rande ist die Glocke schmucklos; ihre 
Rippe bildet eine straf!' gezeichnete Linie. 

21« 



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100 



Kreil Kosten 



2) 65 om Durchmesser, 1T>7."> gegossen. 

3) 110 und 92 em Durchmesser, beide von J. Cb. Bruck in Posen \~c2i\ 
gegossen. Am Rande der größeren: 

Durch Golt und seine Gnade gqfs mich Johann Christian Bruck in Posen 

anno ijjo. 




Abb. -107. Kosten. Wandgrab des Matthias von Hnin Opalinski. 



Grabdenkmäler: 

Wandgrab des Matthias von Bnin Opalinski f 1541 und seiner Frau 
Hedwig geb. Lnbranska f 1Ö59, von beider Sohne Andreas, Krongrol'smarsehall, 
gesetzt (Abb. 107). Unter dem oberen Bogen die schlafende Gestalt des 
Vaters, im unteren die der Mutter. Die Gesamtanlage ist die von den 
italienischen Künstlern eingeführte; doch bekunden sich in den Einzelheiten, 



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Kosten. 



lül 



besonders in der schmiedewerkartigen Umrahmung der Schrifttafeln deutsche 
Einflüsse. Kalkstein mit Einlagen von farbigem Marmor. Links vom Hoch- 
altäre. 

Wandgrab des Johannes Orzelski, Starost von Kosten, und seiner Frau 
Anna geb. Stryikowska, 1505 errichtet. Zwei Rundbilder mit den Bildnissen 
beider, innerhalb einer architektonischen Umrahmung; darüber das Wappen. 
Ausführung und Material dem vorgenannten Denkmal verwandt. Hechts 
hinter dem Hochaltare. 

Kleine Steinplatte für Ursula PachtU t 1<>44, Tochter des Doktors 
Georg Pachur aus Glogau. Links hinter dem Hochaltare. 

Kleine Steinplatte mit hölzerner Umrahmung für zwei Kinder (ohne 
Vatersnamen), 1G47. Auf der Südseite des Triumphbogens. 

Aufsen an der Nordmauer zwei Grabsteine. Der eine mit der Gestalt 
eines Geistlichen, lb\- 17. Jahrhundert. Der andere mit Inschrift und Um- 
rahmung, 1741. 

Katholische Kapelle zum h. Geiste, in der Posener Vorstadt. 

Spätgotischer Ziegelbau, drei Joche lang, im Osten dreiseitig geschlossen, 
auf der Nordseite eine Sakristei mit Tonnengewölbe. Ueber der Westfront 
der Kirche und der Nordfront der Sakristei geputzte Renaissancegiebel. Im 
Ausgange des 17. Jahrhunderts wurde das Mauerwerk erhöht und an Stelle 
der Gewölbe eine Holzdec ke angelegt. Die Bretter derselben wurden mit 
Fugenleisten gedichtet und einzeln mit Rankenwerk bemalt, dessen Farben 
von zwei zu zwei Brettern wechseln. 

Geschnitzter Hochaltar, Anfang des 18. Jahrhunderts. 

Triumphbalken, lf>°ö; an den Kanten Fasen nach mittelalterlicher Art. 




Abb. 108. Kosten. Putzfriös. 

Katholische Kapelle zum h. Kreuze, in der Breslauer Vorstadt. 

Spätgotischer Ziegelbau von etwas mehr als 7 m Spannweite, zwei 
Joche lang, im Osten dreiseitig geschlossen. Das Innere hat gegenwärtig 
eine Holzdecke; doch mag die Kapelle ehemals Gewölbe besessen haben, da 
das Aeufsere mit Strebepfeilern besetzt ist , von denen einer auch in der 
Mitte der Ostseite angebracht ist. Das Hauptgesims fehlt; unter demselben 
zieht sich ein drei Schichten hoher, vertiefter Putzfries hin, auf weichein ein 
aus Kreisbögen zusammengesetztes Band eingeritzt und mit Braunrot bemalt 
ist (Abb. 108). Die Fenster wurden in der Barockzeit verunstaltet. Dio 
Westthür und die Thür zu der auf der Südseite gelegenen Sakristei, beide 



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102 



Krois Ko»tfii. 



im Spitzbogen geschlossen, haben noch einfache spiitgotische Bänder. Der 
Westgiebel und die Sakristei sind erneuert. 

Die wertlose neue Kanzel wird von drei spätgotischen Standbildern 
(Bischöfcui aus bemaltem Holze getragen. 

(i locke mit der Umschrift: Gloria in exelsis dco. A. D. i6 ( fj. 

Katholische Kirche zum h. Kreuze, ehemals Kapelle an dem 1410 
gegründeten Dominika n o r ■ K I o s t e r <t.uka.«ziwioz, Uvoc. Pozn. II, S. 172). 
Nach der Aufhebung des Klosters wurde 18Ü2 die Kirche der evangelischen 
Gemeinde überwiesen und in der Kapelle der schon früher von den Mönchen 
besorgte, deutsche katholische Gottesdienst wiederhergestellt. Einige Jahre 
später wurde die Kirche samt dem Kloster abgebrochen. 

Kleiner barocker Putzbau vom Ende des 17. Jahrhunderts, zweijochig 
mit dreiseitigem Sehluis, gegen Westen gerichtet. Tonnengewölbe mit Stich- 
kappen. An den Wänden und dem Gewölbe einfaches Stuckwerk. 

Hochaltar in reichem Barock, die beiden Nebenaltäre Rokoko. 

Der Eingang mit einem schmiedeeisernen Gitter verschlossen, dessen 
beide Thülen mit gewundenen Stäben gemustert, und dessen Bogeilfeld mit 
Ranken gefüllt. Aus der Bauzeit der Kapelle. 

Kelch aus vergoldetem Silber, 1700 geschenkt. 

Glocke mit der Inschrift: 

/. C. Bruck goj's mich in Posen. A. D. jyjj. 

Kapelle der Provinzial- Irrenpflege -Anstalt, ehemals Kirche des 
Bernhardiner- Klosters, für den evangelischen und den katholischen 
Gottesdienst gleichzeitig benutzt. 

Das Bernhardiner- Kloster wurde 1 4"»G gegründet. Im Anfange des 
17. Jahrhunderts erfolgte ein gröl'serer Umbau, nach welchem die Kirche 
Hill neu geweiht wurde ;K<»rytk»w*ki II, S. 97). Diese war ein spätgotischer, 
mit Strebepfeilern besetzter Ziegelbau, einschiffig, mit langem, dreiseitig ge- 
schlossenem Chore. Das Schiff ist für die Zwecke der Anstalt völlig umge- 
baut; nur der Chor dient noch dem Gottesdienste. An der Westfront drei 
zu einer Gruppe zusammengezogene Spitzbogen-Fenster. Der Altar inschrift- 
lich 1780 geweiht. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, ltokoko. Unter der die Hostien- 
büchse umstrahlenden Sonne kuieeu Abel und Melchisedech. Höhe 89 cm. 

Kelch aus vergoldetem Silber; am Fnfse drei Rundstücke mit dem 
Brust bilde Christi, der Verkündigung Maria und dem die Wundmalo empfan- 
genden h. Franz; 211 cm hoch; 17. Jahrhundert. Ein anderer Kelch barock, 
25 cm hoch. 

Paeificale aus vergoldetem Silber, 'Mi cm hoch, Rokoko. 
Silbernes Weihrauchschiffchen, 17. Jahrhundert. 
Silbernes Weihrauchgefäfs, 1728 geschenkt. 

Silberne, von einem Fnfse getragene, kreisrunde Schüssel. In der 
Mitte die gravierte Darstellung des von zwei Engeln angebeteten Christkindes 
und tles über ihm schwebenden Gottvaters; auf dem Rande in kirchen- 



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Kosten. — Kriewen. 



163 



slavischer Schrift der Spruch Evang. Lucae 2, 14. Vier Stempel: S. Georg 
zu Pferde, MY, 1795 AT und CA. 

Evangelische Pfarrkirche. Nach Abbruch der 1832 der Gemeinde 
überlassenen ehemaligen Dominikaner-Kirche wurden in die gegenwärtige, 
1843—1846 ausgeführte Kirche übernommen: 

Kelch aus vergoldetem Silber, barock, Stempel der Stadt Posen und 
des Goldschmieds WB, 

Glocken: 1) 70 ein Durchmesser, spätgotisch. Um den Hals ein platt- 
deutsches Schriftband (heip godt my . . .) , darunter ein Fries sich durch- 
schneidender Kundbögen. 

2} 62 cm Durchmesser. Um den Hals: 

Johan Christian Bruc goß mich in Posen anno i;jr. 

KriCWeil, polnisch Krzywin, Stadt 18 km südöstlich von Kosten, 
ehemals dem Kloster Lubin gehörig und Sitz eines Kastellans, empfing bereits 
im 13. Jahrhundert deutsches Stadtrecht. 

Katholische Pfarrkirche S.Nikolaus. 

Patron: der Staat 

Ein Pfarrer Hermann von Kriewen nennt sich als Schreiber einer Ur- 
kunde von 1282 (CV..I. ilipl. No. 50«). 

Spätgotischer Ziegelbau, einschiffig, fünf Joche lang, im Osten drei- 
seitig geschlossen, ehemals gewölbt. An der Südwestecke ein Treppenturm. 
Auf der Nordseite die Sakristei. Unter der Orgelempore die Stumpfe zweier 
achteckiger Pfeiler, die auf eine, vielleicht nur beabsichtigte dreischiffige 
Anlage schlicfsen lassen. Die "West- und die Südthür spitzbogig, mit Kund- 
stäben umrahmt. Die Fenster, soweit alt, mit schräger Leibung. Am Turme 
und ehemals vermutlich auch unter der Dachtraufe ein vertiefter Putzfries 
mit Kragsteinen, ähnlich wie an der Kirche zu Rombin. An der Thür der 
nördlichen Vorhalle zwei spätgotische Schmiedebänder. 

Hochaltar und vier Nebenaltäre aus bemaltem Holze, Spätrenais- 
sance, in mehrgeschossigem, mit Figuren besetztem Aufbau, ähnlich dem 
Hochaltare der katholischen Pfarrkirche in Kosten. Tin Hochaltäre fünf 
Standbilder von einem spätgotischen Flügelaltare; im Mittelfelde Maria mit 
dem Kindo zwischen S. Nikolaus und S. Eustachius; auf den Flügeln zwei 
unbekannte Heilige. 

Zwischen dem dritten und vierten Joche war ehemals ein Triumphbogen 
gespannt. Der Balken daselbst ist erneuert, das Kruzifix aber spätgotisch. 
Auf den Pfeilern des Bogens zwei grofse weibliehe Heilige, Holz, 17. Jahr- 
hundert . 

Beichtstuhl, Spätrenaissance, mit Triglyphengebälk. 
Monstranz, Silber, Rokoko. 
Kelch aus vergoldetem Silber, 1657. 

Getriebene Messingschüssel, Maria mit dem Kinde, ringsum die fünf- 



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1(54 



Kreis Kosten. 



mal wiederholte Majuskelschrift: Aus Not hilf Got. 16. — 17. Jahrhundert . 
Durehmesser 08 cm. 

Glocke, 1,15 m Durchmesser, von Joachim Roth gegossen: 
Mein Klang, o Christ, ermahnt dich frei, das du wachst und betest darhey. 

I. R. 1604. 

Grabstein des Andreas Minkowski. Kämmerers der Woiwodschaft 
Pos.-n, f 1">71, in der Rüstung stehend dargestellt. 




Abb. 109. Lubin. Giebel der ehemaligen Klosterkirche. 

ItMO. 

Llll)ill, 22 km südöstlich von Kosten. 

Katholische Pfarrkirche zur Geburt S. Maria, ehemals Kirche des 
Benediktiner-Klosters. 

Diu Baulasten trägt il*T Staat. 

Die Gründung des Benediktiner- Klosters in Lubin, über welche ge- 
sicherte Nachrichten nicht, mehr vorliegen, erfolgte der Ueberlieferung ge- 
mäls im 12. Jahrhundert ; in glaubwürdigen Urkunden erscheint das Kloster 
seit dem 13. Jahrhundert. 

Die Kirche war zweifellos schon in romanischer Zeit als Steinbau er- 
richtet worden; Reste desselben werden in dem AVestturme und in dem nur 
0,110 m breiten Schiffe enthalten sein. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts 
wurde der ursprüngliche Chor beseitigt und statt seiner ein 9 m breiter 
rechteckiger Chor ausgeführt, der 1402 geweiht wurde 1 ). In der Barockzeit 

') Geschichte des Klosters, um die Mitte dt-* 17. Juhrhumlerts niedergeschrieben. St A. 
IWn. M>. Ii. lt. 

S. 77. A. 1444. Hie (abba> Stephanus) opera sua et impen-is anteriorem ccclcsiae no.-,trae 
partem *eu clionim fratrum ad erat ein ferream porrectum cum contipio sihi sacrario supellectili 
sacrae a-servandae opportum» ••( supra illml sito S. Stanislai sacello, ubi nunc bibliothee«, extnixit. 

S. 99. Ultimi* diebus April is a. 1462. Idem ahhas (Albertus) extruetam per antecessorem 
eeeb'siae nostrac prorani ad cratem us<pie ferream protensam . . . cum altaribu* . . , consecrari fecit. 



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LuKin. 



HJ5 



wurde die Kirche mit einem 9,20 m breiten Querschiffe durchschnitten, wur- 
den ferner die Aufsenfronten überputzt und das Innere mit hoch angelegten 
glatten Gewölben bedeckt. Glücklicherweise blieb von dieser Verunstaltung 
der dem Bau des 15. Jahrhunderts angehörende, mit profilierten Spitzblenden 
ausgesetzte Staffelgiebel über der Ostmaner des Chores verschont (Abb. 109). 

Hauptaltar und Chorstühle in üppigem Barock, die Nebenaltäre 
Rokoko. 

Kanzel aus Stuckmas.se, Rokoko. 




AM». HO. Bringt litche Pfarrkirche in Labia. 



Thür zur Sakristei, spätgotisch, Eisenblech. Auf der Seite der Kirche 
mit sich durchkreuzenden Bändern beschlagen, zwischen diesen geschmiedete 
Rosetten. Oben vier Wappen, darunter das Wappen Lodzin mit einem 
Bischofstabe, vermutlich auf Bischof Andreas IV. von Posen zurückgehend. 

Wandschränke der Sakristei, einfaches Barock. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, 1715. 

Kelch, 17. Jahrhundert, Meisterstempel FW und undeutlicher Stadt- 
stempel. 

Pacificale in Sonnenform, barock. 

Vier Glocken unter einem besonderen Gehäuse, aus der heutigen evan- 

i'2 



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166 



Kreis K«$t<>n. 



gelischen Pfarrkirche, 17. 18. Jahrhundert. Eine derselben, weil gesprungen, 
aufser Gebrauch, von 64 cm Durchmesser, 1661» gegossen, die Buchstaben 
auf Plättehen. Drei Glocken der Klosterkirche wurden 1839 der katholischen 
Pfarrkirche in Kolmar i. P. überwiesen. 
Grabmäler, Sandstein: 

1 ) Die Verstorbenen liegend dargestellt, die Inschrift ringsumlaufend : 
Für Abt Paul Chojnacki, zu seinen Lebzeiten 1554 gefertigt, und Adam 
Bielewski f 1602, in der Südmauer des Schiffes. Für Abt Andreas Chrczo- 
nowski, zu seinen Lebzeiten 1587 gefertigt, und seinen Bruder Stanislaus 
f 1585. gegenüber in der Nordmauer des Schiffes. 




AM>. 111 -112. Evangelische Pfarrkirche in Lul.in. 
Grundrif* und Schnitt, 



2) Das Brustbild des Verstorbenen, die Inschrift darunter: Für Abt 

Stanislaus Kiszewski f 1604 und Administrator Johannes Gninski, Weih- 

bischof von Posen, f 1(526', beide an der Mauer des Kirchhofes. 

. 

♦Evangelische Pfarrkirche. 

Die Rutilusti'ii trugt die Gemeinde. 

Die Kirche (Abb. 110 112), ursprünglich Pfarrkirche des Ortes und 
S. Leonhard geweiht, seit 1854 im Besitze der evangelischen Gemeinde, wurde 
als ein romanischer Steinbau in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts 
von dem Kloster errichtet. Der ursprüngliche Bau ist in dem heutigen 
Altar- und Herrschaft sraume noch erhalten; er bestand aus einem nur 5,20 m 
breiten, flachgedeckten Schiffe, einem annähernd quadratischen, 3,80 m breiten, 
mit einem rippenlosen Kreuzgewölbe überdockten Chore und einer an diesen 
sich schliefsenden halbrunden Altarnische. In spätgotischer Zeit wurde die 
Westmauer der Kirche spitzbogig durchbrochen und ein zweites 8,50 m breites 



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Lubin. 



167 



Schiff in der Hauptachse angefügt. Auch wurde das Mauerwerk des alten 
Baues erhöht und über dem ursprünglichen Chore eine Glockenstube ein- 
gerichtet. Die Giebel über der Westfront des Langhauses und über der Ost- 
front des Chores gehören bereits der .Renaissance an. Der letztere ist durch 
das Wappen des Abtes Paul Chojnacki und die Jahreszahl 1540 zeitlich 
festgestellt. 

Das Mauerwerk des romanischen Baues besteht aus kloinen Granit- 
quadern, deren Fugen verstrich noch der ursprüngliche ist; die Kunstteile 




Ahb. 113. Hvangclisclio Pfarrkirche in Labia. 
Fenster und Bogenfriw. 



sind aus Ziegeln gemauert. Die Fenster wurden bei dein spätgotischen 
Umbau erneuert. Nur das Fenster der Apsis blieb unversehrt (Abb. 113); 
die Leibungen desselben sind schräg; die äußere ist mit einem Rundstabe 
aus Thonstücken und einem reicheren Profile aus Sandstein, der Bogen noch- 
mals mit einer Flachschicht aus Formziegeln umrahmt. In der Mitte der 
Südseite des ursprünglichen Schiffes ist neben dem spätgotischen Fenster 
noch der Rest eines in Ziegeln gemauerten romanischen Fensters zu be- 
merken. Das an der Apsis erhaltene Hauptgesims (Abb. 118) wird von einem 



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l(Jg Kr.-is Kosten. 

aus Formsteinen gemauerten Rundbogenl riese auf Ziegelkonsolen und einer 
Ziegel-Schrägschieht darüber gebildet. 

Das spätgotische Schilf war ehemals gewölbt, wie die Strebepfeiler der 
Fronten und die in den beiden westlichen Ecken noch erhaltenen Gewölb- 
rest e bekunden. Die Nordwestecke ist mit einem zum Dachraume führenden 
Troppenturme besetzt. Die Thür der Westfront, ist spitzbogig; die Kanten 
ihrer zweimal abgesetzten Leibung sind abgeschrägt. 

SAotuw.-ki, S. h. s. III. 8. % mit urmiividiciH.lyn Aufnahmen Tf. I, 3 und Tf. II. 

Oborzysk, Gutsbezirk 5 km nordöstlich von Kosten. 
Katholische Pfarrkirche S. Nikolaus. 

Spätgotischer Ziegelbau, einschiffig, mit rechteckigem Chore, durch 
spätere Aenderungen völlig entstellt. 

RaCOt, Dorf «5 km südöstlich von Kosten. 
Evangelische Scklofskirchc. 

Besitzerin: die Orofslierzo^in von Sachsen -Weimar. 

Kleiner geputzter Centraibau in Gestalt eines griechischen Kreuzes, 
über der Vierung eine Stutzkuppel, über den Kreuzarmen Tonnengewölbe; 
aufsen und innen mit Pilastern bekleidet; das Innere einfach, doch würdig. 
Um 1780 für den katholischen Gottesdienst gebaut. Ueber dem alten Altare 
in dem östlichen Kreuzarme ein Aufbau mit freistehenden Säulen, dazwischen 
die neue Kanzel. 

Kronleuchter, Messing, mit acht Armen, unten eine durchbrochene 
Kugel, oben ein stilisierter Adler. Renaissance, zweite Hälfte des 10. Jahr- 
hunderts. 

Rombin, Dorf H> km östlich von Kosten. 
Katholische Pfarrkirche S. Peter und Paul. 

Patron: die (Jut»lierrM-liaft von Turew. 

Der Pfarrer wird urkundlich 1391 genannt (v. Lcksiycki, Grodbüoher, I, 
N<>. 1011). 

Spätgotischer Ziegelbau, einschiffig, im Osten dreiseitig geschlossen. Die 
Gewölbe durch eine Holzdecke ersetzt. In der Barockzeit mit zwei symme- 
trischen Kapellen auf der Nord- und der Südseite erweitert und auf der Ost- 
seite mit einer Sakristei versehen; diese drei Anbauten mit geschweiften 
Dächern. Unter der Dachtraufe und in der gleichen Höhe an der Westfront 
ein vertiefter Putzfries mit Kragsteine» (Abb. 114). Die spitzbogige Thür der 
Westfront trägt ein von einer Kielbogen-Blende umschlossenes, gemauertes 
Kreuz. Der Giebel der Westfront mit halbrunden Wimpergen besetzt. 

Kanzel, Holz, deutsche Renaissance. 

Monstranz, Silber, spätgotisch vom Ende des 15. Jahrhunderts, drei- 



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Oborzy-k. — Rucot. — Rombin. — Rotdorf. 



100 



türmiger Aufbau mit den Figuren der Heiligen Peter und Paul. Der Ful's 
im Anfange des 18. Jahrhunderts erneuert. 

Kelch aus vergoldetem Silber, Renaissance. 

Speisekelch aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance. 

Pacificale, Silber. Das Kreuz spätestgotisck. Am Knaufe zweimal 
der Name Ihesus. Der Ful's Renaissance. 

Ewige Lampe, Silber, barock. 

Glocken, über dem Eingänge zum Kirchhofe aufgehängt: 
1) 77 cm Durchmesser. Am Halse: 
A feine Cot in der Ho sei Ehre und Danck für seine Genade. Anno töjo. 
Am Rande: 

Durchs Fenwr ieh flos, mit Go/es Hilfe Simonis Koisch von Glogatv mie/i gofs. 
2 04 cm Durchmesser. Am Halse: 
Mein Klanck, o Christ, ermant dich frei, das du wachest und betest darbet'. 
Durchs Feur ich flos, Simonis Koisch von Glogatv mich gofs anno /6jo. 
60 cm Durchmesser. Am Halse: 
F'udit me Samuel Scholtz, tormentorum campanarumque fnsor, E/biug ad 
S. Malhiam in suburbio U'ralislav. ijjj. Laschini. 




AI>1>. 114. Rombin. Fries. 1 : 50. 



Grabmäler hinter dem Hochaltare: links Johannes Rombinski f 100.1; 
rechts vermutlich sein Sohn des gleichen Namens, das Todesjahr nicht ausge- 
füllt. Beide liegend mit der Rüstung dargestellt. 



Kot <l Ol'!, polnisch Czerwona Wies, 2,f> km westlich von Kriewen, 
in polnischer Zeit nach der Kirche Ozerwony Koseiol (Rotkinhi genannt. 

Katholische Pfarrkirche S. Aegidius. 

Patron: dir; Gutslierrscliiift. 

Die Kirche war ursprünglich ein romanischer Ziegelbau, dessen ältt-ste 
urkundliche Erwähnungen in den aus den Jahren l-.'57 und ll'Hl? stammenden 
Ortshezeiehnungen „Rufa Ecch-sia" und >Ruffuin Templum" gegeben sind 
(Cod. dipl. No. 206 und 808). 1 77* wurde die Kirche auf der Westseite mit einem 
zweiten achteckigen Schiffe erweitert, der Hochaltar in drin ursprünglichen 
Schiffe aufgestellt und der ehemalige Chor zur Sakristei eingerichtet: dabei 
wurden die alten Ziegelfronten geputzt. 

Das ehemalige, nur 0 in breite Schilf war schon von Anfang her, wie 
heute, flach gedeckt : die Südmauer des Schiffes hatte eine in den Hissen des 
Putzes erkennbare Rundbogen-Thür. Der ehemalige Chor, ein Quadrat von 
4 m Seite, besitzt noch das alte rippenlose Kreuzgewölbe und in der Süd- 



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170 



Kreis Kosten. 



mauer ein altes Eundbogen-Fenster. Der ehemalige Triumphbogen ist eben- 
falls rund. 

Spätgotische Holzbildwerke: Maria mit dem Kinde, die alte Uemalung 
durch neue Tünche überdeckt, 15. Jahrhundert. S. Aegidius, mit alter Be- 
malung, im Hochaltare, 1(5. Jahrhundert. 

Monstranz und Pacificale, Silber, barock. 

Kasel, Silbergewebe, Anfang des 18. Jahrhunderts. 

Die Glocken hängen unzugänglich unter einem besonderen Gerüste. 



Die katholische Pfarrkirche in Golembin ist ein kunstloser Holzbau des 
17. Jahrhunderts. Die katholischen Pfarrkirchen in Choryu, Konojad und 
Wyskoc wurden im 10. Jahrhundert als Ziegelbauten erneuert. 



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Inhalts-Verzeichnis. 



Kreis Birnbaum. 

Birnbnuui 77. — Grofs-Chrzypsko 80. - Kahme 80. — Kwiltoch 8:5. — Lubosch 83. - 
Grofs-Luttora 84. — Zirkc 84. 

Kreis Schwerin. 

Althöfcben 89. — Biesen 81). — Golhnütz 90. — Keudorf 91. — Oscht 91. — Poppe 91. — 
Prittisch 92. — Rokitten 92. — Schwerin 91. — Schwirle 96. — Semmritz 9«». — Trebisch 97. 

— Wierzebaum 97. 

Kreis Meseritz. 

Altenhof 98. - Bauchwitz 98. — Bentschen 100. - Betsche 102. - Brlttz 102. — Chlnstawe 103. 

— Groffl-Dannuer 106. - Georgsdorf 106. — Ober- Görtzig 106. — Grunzig 106. — .Hoch- 
walde 107. — Kainscht 107. — Kalau 107. -- Koschinin 108. — Kranz 109. — Kurzig 109. — 
Kuschten 109. — Kutschkau 110. — Lagowitz 111. — Lomnitz 112. — Meseritz 113. - 
Paradies 121. - Pieske 125. - Politzig 12ö. - Tirschtiegel 126. Weifsensee 126. - 
Wischen 127. 

Kreis Bomst. 

Altkloster 128. — Bonist 128. — Borui-Kircliplatz 130. — l'ehlen 130. — Kiebel 130. — 
Köbnitz 131. — Neu-Krainzig 131. — Obra 132. — Priment 133. — Rakwitz 139. — Rucho- 
cicc 141. — Schussenze 141. — Schwenten 141. — Siedlec 141. — Tuchorze 14'J. — Unruh- 
stadt 143. - Wöllstein 113. 

Kreis Schniiegel. 

Alt-Bialtsch 145. - Czacz 146. - Görka duchowna 117. - Procliy 147. — Radomitz 148. - 
Kobaezyn 148. - Schiniegel 148. Wielicliowo 150. - Polnisch -Wilke 150. - Woynitz 152. 

Kreis Koste«. 

Czempin 153. — Dalewo 153. — Glnchowo 154. — Gryzyn 154. — Kosten 155. - Kriewen 163. 

— Lubin 164. - Oborzysk 168. - Kacot 168. - Hombin 168. — Rotdorf 16<J. 



Abkflrznngen von Litcratnrangaben. 

C. d. B. Centralblatt der Bauverwaltunj;. Berlin. 

Cod. dipl. Codex diplomaticus Majori* P<il««ni;»o. Posen 1877—81. 

S. Ii. s. Sprawo/dania koiuisyi ilo badania historyi sztuki w Polsce. Krakau. 

Z. f. B. Zeitschrift für Bauwesen. Berlin. 

Z. G. L. Zeitschrift für Geschichte und Landeskunde der Provinz Posen. Posen. 

Z.H. Ges. Zeitschrift der Historischen Gesellschaft für die Provinz Posen. Posen. 



Maßstab der Grundrisse . . . . 1 : 400. 
Maßstab der Einzelheiten . . . 1 : 2ö. 



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Druck tob Ouliv Schade {Otto Franeka) In Berlin N. 
Kupferliebtdrncke und Autotypien von Metaanbach, Ulffarth & Co. in B«rlin-Sebaaaberg. 
Pbototyplcn Ton Wetnwurm k Ma(n«r In 8tutt«art. 



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VERZEICHNIS 

DER 

UNSTDENKMÄLER DER PROYINZ POSEN 



DRITTER BAND: 
DIE LANDKREISE DES REGIERUNGSBEZIRKS POSEN 

LIEFERUNG III 

ENTHALTEND DIE KKE1HE 

FRAUSTADT, LISSA, RAWTTSCH UND GOSTVN 

IM AUFTRAGE DES PKOV1NZI AL ■ VERBANDES 
BEARBEITET 

VON 

JULIUS KOHTE 

KEOIKRUNQS- BAUMEISTER 



BERLIN 

VERLAG VON JULIUS SPRINGER 

1896 



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HARVARD UNIVERSITY 
LIBRARY OF TUE 
6ERMANIC MUSEUM 



Von dem 

Verzeichnis 

Kunstdenkmäler der Provinz Posen 

ist erschienen: 



Band III, Lieferung 1. Kreis Posen-Ost und -West, Obornik, Samter, Gräte and 

Nentomisehel. Preis M. 2,—. 

do. „ 2. Kreis Birnbaum, Schwerin, Meseritz, Bomst, Schmiegel und 

Kogten. Preis M. 2,—. 

do. „ Kreis FTanstadt, Lissa, Rawitech und Gostyn. Frei* M. 2,—. 



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KREIS FRAUSTADT. 



Bargen, Dorf 9 km nordöstlich von Fraustadt. 
Katholische Pfarrkirche zur Geburt S. Maria. 

Patron: die Gutshorr.-iclmft. 

Spätgotischer Ziegelbau (Abb. 115), 1470 errichtet, gemäfs der auf 
einem Ziegel der Südostmauer des Chores eingegrabenen Inschrift : 

Anno \F°CCCC° sepluagesimo. 

Das zweijochige Schiff' mifst 8 m Breite; der Chor ist dreiseitig ge- 
schlossen; beide sind ihrer Gewölbe beraubt. Die Sakristei auf der Nord- 
seite des Chores hat dagegen noch das alte Tonnengewölbe. Ein Turin 




Abb. 115. Kirch.' in Bargen. 



fehlt. Die Fenster, welche anfänglich nur auf der Südseite vorhanden waren, 
sind schmal, spitzbogig geschlossen, bei schräger Leibung. Der Westgiebel 
wird von diagonal gestellten Pfosten durchschnitten, zwischen denen spitz- 
bogige Blenden ausgespart sind. H>72 fand eine Neuweihung der Kirche 
statt (Korytkowski II, S. 130). 

Christus im Elend, rohes spätgotisches Holzbildwerk. 

Kelch aus vergoldetem Silber, spätgotisch, 17 cm hoch. Auf dem 
Fufse graviertes Rankenwerk. Auf den Feldern des Knaufes sowie am 
Schafte über und unter dem Knaufe drei nachlässig hergestellte Inschriften, 
von welchen die obere: Maria berol, die mittlere und die untere: Hilf got 
zu lesen sind. 

äi 



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172 



Kreis Fraustadt. 



Zwei spätgotische Glocken. Die gröfsere von (59 cm Durchmesser, 
1457 gegossen, trägt, in der Ansicht, die flach erhabene Kreuzigungsgruppe 
und um den Hals zwischen doppelten Schnüren die von Lilien unterbrochene 
Umschrift: O rcx gloric rem' cum ßace. Auno dotnini MCCCCLfff. 

Die kleinere von f>ß cm Durchmesser hat, denselben Spruch mit zwei 
Münzabdrücken. 

BrenilO, Dorf 15 km nordwestlich von Fraustadt. 
Katholische Pfarrkirche S. Hedwig. 

Die alte Holzkirche brannte 1750 ab; an ihrer Stelle wurde der ge- 
putzte Ziegelbau 17K1 ausgeführt (Korvtkow»ki II, S. 253). 

Die drei Glocken gofs Erdmann Kalliefe in Lissa 1770, 1789 und 
1790. Die erstere wurde neuerdings umgegossen. 

Bilk WitZ, Dorf 17 km nordöstlich von Fraustadt. 
Katholische Pfarrkirche S. Martin. 

Im Mittelalter gegründet. 1825 an Stelle eines Holzbaues als geputzter 
Ziegelbau erneuert. 

Silberne Monstranz, Spitzbau, Mitte des 17. Jahrhunderts. 

Alt-Driel>itZ, Dorf 7 km südwestlich von Fraustadt, Station 
der Eisenbahn Lissa-Hansdorf, im Mittelalter dem Breslauer Dome gehörig. 
Evangelische Pfarrkirche. 

Patrone: ili.> Besitw-r v..m Mittel- uud Nit'il.-r-Alt-Drk'l.itz und Ncu-Driebiti. 

Nachdem die im Mittelalter gegründete Kirche mit Einführung der 
Reformation protestantisch geworden war, wurde an Stelle des ursprüng- 
lichen Holzbaues ein Steinbau aus Ziegeln und Granitfindlingen, von einfach 
rechteckiger Grand form und mit einem Turme vor der schmalen "Westfront 
errichtet. Da die Kirche auch von den ihres Gottesdienstes beraubten 
Protestanten der benachbarten schlesischen Ortschaften benutzt wurde, so 
sah man sich noch im Laufe des 17. Jahrhunderts zu einer Erweiterung 
auf der Südseite sowie zur Anlage doppelter Emporen genötigt. 1737 wurde 
die Kirche einer Erneuerung unterzogen und im nächsten Jahre neu geweiht 
(Inschrift an der Kanzel. — Pfarrarcliivali.>n). 

Der Grundrii's der Kirche bildet ein von doppelten Emporen um- 
schlossenes Quadrat; der Mittelraum hat ein flaches hölzernes Walmgewölbe. 
Die aus Stein hergestellten Teile, der Turm, die Nordmauer und die an- 
stoßende Hälfte der Ostmauer wurden vom älteren Bau übernommen. Alles 
Uebrige ist Fachwerk. 

Grol'ser Kelch aus vergoldetem Silber, mit aufgelegtem Silberschmuck, 
erste Hälfte des 18. Jahrhunderts, Stempel der Stadt Glogan und MF. 

Zinnkanne, jetzt im Provinzial-Musenm in Posen. 



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Brenno. — Bukwitz. — Driel>itz. — Fraustaclt. 



173 



Drei Zinnteller mit dem Stempel der Stadt Gingau. Im Meister- 
stempel zweier Teller ein Merkur zwischen den Buchstaben WM, im Meister- 
stenipel des dritten ein Engel zwischen den Buchstaben AS. 

Messingkronleuchter, oben der doppelköpfige deutsche Reichsadler, 
unten eine Kugel. 

Drei spätgotische Glocken: 1} 81cm Durchmesser, ohne Inschrift. 

2r 54cm Durchmesser. 1407 gegossen, am Halse die Umschrift: 
O rex glorie veni cum pace. MCCCCLXXXXVIL 

3} 44 cm Durchmesser, am Halse derselbe Spruch. Die meist aus 
Minuskeln, teilweis aber noch aus Majuskeln hergestollte Schrift sowie zwei 
trennende Ornamente lassen den Ursprung der Glocke in die Zeit um 1400 
verlegen. 

Unter den Grabdenkmälern zn bemerken das für Pastor T. F. Faust 
f 1739, eine Platte aus schwarzem Marmor mit Stuckumrahmung, innen an 
der Ostmaner. 

FrailStadt, polnisch Wsehowa, Kreishauptstadt. Station der Eisen- 
bahn Lissa-Hansdorf. 

Fraustadt war der Hauptort des gleichnamigen Lüudchens. Wann es 
zur deutschrechtlichen Stadt erhoben wurde, ist nicht bekannt; jedenfalls 
bestand es als solche schon in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, zu 
welcher Zeit es in den Urkunden als Stadt meist unter dem deutschen 
Namen auftritt. Es gehörte den Herzögen von Glogau, wurde aber an 
König Johann von Böhmen verpfändet, 1343 von König Kasimir dem 
Grofsen von Polen besetzt und diesem im Frieden von 134b* abgetreten. 
Seitdem blieb es bis 1793 Vinter polnischer Herrschaft. 

An der Strafse von Glogau nach Kosten gelegen, erstarkte Fraustadt 
trotz mehrmaligen Brandunglücks durch die Rührigkeit seiner Bürgerschaft. 
Es hatte eine städtische Münze, welche erst im 17. Jahrhundert einging, 
und seit den letzten Jahren des IG. Jahrhunderts auch eine königliche Münze. 
Das wichtigste Gewerbe war die Tuchmneherei ; daneben erhoben sich ver- 
schiedene Zweigo des Kunstgewerbes zu achtenswerten Leistungen. Im 
Jahre 1552 trat die Stadt zur lutherischen Lehre über. Valerius Herherger, 
einer der bedeutendsten protestantischen Theologen seiner Zeit, erblickte hier 
1302 das Licht der Welt und wirkte an der Pfarrkirche von 1590 bis zu 
seinem Tode 1(527. Im Jahre 1(504 mufste die Gemeinde auf Veranlassung 
der polnischen Regierung die alte Pfarrkirche an die kleine katholische 
Minderheit zurückgeben; sie baute sich ein neues Gotteshaus „zum Kripplein 
Christi. 1 * Zur Förderung des Katholizismus wurden das eingegangene Bern- 
hardiner Kloster bald darauf wiederhergestellt und 1 722 die Jesuiten in der 
Stadt angesiedelt. Neben der unter königlicher Hoheit stehenden Altstadt 
legten zuziehende schlesische Protestanten im 17. Jahrhundert die Neustadt 
unter starosteilieher Hoheit an. 1700 siegte nördlich bei Fraustadt der schwe- 
dische General Reinschild über die Sachsen und Russen. 1 S01 brannte die 

23» 



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174 



Kreis Fraustadt. 



Neustadt samt dem angrenzenden Teile der Altstadt nieder. 1832 wurde die 
Neustadt mit der Verwaltung der Altstadt vereinigt. Im Gegensätze zu der 
Mehrzahl der im Mittelalter gegründeten grofspolnischen Städte, deren deutsche 
Insassen sich polemisierten, hat die Bürgerschaft von Fraustadt ihr Deutsch- 
tum bewahrt. In der Neuzeit ist mit der Verschiebung der Verkehrswege ein 
Stillstand in der Entwicklung der Stadt eingetreten. 

Das älteste, in einem Siegel von l.'UO erhaltene Wappen der Stadt 
zeigt, ihrem Namen entsprechend, die sitzende h. Jungfrau mit dem Christ- 
kinde auf dem Schofse. Spätere Siegel stellen die Krönung Maria 
Efl dar. Neben diesem, dem grofsen Wappen war ein kleines Wappen 
\J5y^ in Gebrauch, das Jagellonenkreuz mit zwei kleinen Ringen zwischen 
Abb 116 ( J° n beiden Querbalken, welches auch die städtischen Stempel der 
in Fraustadt gefertigten Goldschmiede- und Zinnarbeiten wiederholen 
(Abb. HCl Vergl. Band I, Verzeichnis der Künstler. 

SaniiKil Friedrich Lauteibach, Das merckwürdige Leben, guter Nach-Rulim und seliger 
Ab:>chied des theuren und um die Kirche Gottes hoch verdienten Theologi Hn. 
Yidcrii Herbergers. weiland Predigers zur Fraustadt in Grofs-Pohlcn. Leipzig 1708. 
— , Frauotädtisches Zion. Das ist Historische Kr/ählung desjenigen, was sich von An. 1500 
Inf« 1700 im Kirch -Wesen xu Fraustadt in der Cron-Pohlen zugetragen. Leipzig 1711. 
Stan miasta J. K. Mci Wschowy. Lissa 1783. 

A. Fechner, Einige Nachrichten über die Gründung der evangelischen Kirche der Neu- 
stadt, genannt zur heiligen Dreifaltigkeit in Fraustadt. Fraustadt 1846. 

.1. F. Specht, Der neue Zion oder die Geschichte der evangelisch-lutheri»chcn Gemeinde 
am Kripplein Christi zu Fraustadt. Fraustadt 1855. 

Wuttke S. 294 ff. 

M. Kirniis, Beiträge zur Wappen- und Münzkunde Grolspolcn*. I. Fraustadt. Z. G. L. 
III, S. 327. 

— , Mün/.geschicht« der Stadt Fraustadt. Berlin 1885. Neue Beitrage. Berlin 1886. 

Sonderdruck der Berliner MünzhlAtter. 
A. Braune, Geschichte der Stadt Fraustadt. Fraustadt 1889. 

A. Henschel, Valerius Herberger. Schriften des Vereins für Refonnations-Geschichte. 
Halle a. S. 1889. 

J. Kohto und F. Sehwartz, Die kulturgeschichtliche Ausstellung in Fraustadt 1892. 
Z. IL Ges. VII, S. 427. 

M. Friebe, Geschichte der ehemaligen Lateinschulen Fraustadts. Beilago zum 41. Jahres- 
bericht des Königlichen Gymnasiums zu Fraustadt. Fraustadt 1894. 

Mittelalterliche Befestigung. 

Wie die meisten Städte des Posener Landes war Fraustadt lange Zeit 
nur durch Plankenwerk liefst igt, ehe es mit Mauern umschlossen wurde. 
Noch im Jahre 1345 gestattete König Kasimir den Bürgern, in den benach- 
barten Waldungen Holz für das Plankonwerk der Stadt zu fällen, „ad plan- 
candam eandem civitatem w (C.d. dipl. No. 1211). 1525 erteilte König Sigismund 
der Stadt einen Münzbrief zu Gunsten ihres Mauerbaues; 1587 wurde ein 
Teil der Mauer auf der Ostseite erhöht (Lau^rha.h, Fraustädtisches Zion S. 64). 

Der Lauf der Mauer (Abb. 117), welche das nur mäfsige Gebiet der 
Altstadt umschlol's. ist an den überkommenen Kesten und dem breiten Graben 
noch zu verfolgen. Die Mauer besteht teils aus Granitfindlingen, teils aus 
Ziegeln und gehört der spätgotischen Zeit an. Nur zwei Thore waren vor- 



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Fraustadt. 



175 



hauden, auf der Nordseite das Polnische, auf der Südseite das Glogauer 
Thor; zwischen beiden lag auf der Ostseite auf einem Hügel das Schlots. 
Auf dem Zwinger am Polnischen Thore wurde 1004 das „Kripplein Christi" 
erbaut und dabei der ehemalige Thorturm zum Kirchturme umgestaltet 1 ). 
Das Glogauer Thor mit seinem, dem vorigen ähnlichen Turme wurde 1801 
abgebrochen (Geometrische Aufnahme im Besitze des Magistrat*). Weichhäuser waren 
nicht vorhanden. 

Aufnahmen der Stadt im Mafsitfube 1 : 5000, aus dem Jahre 1780 auf dem Magistrate in 
Kronstadt, au» dem Jahre 1794 im Staatsarchive in Posen, Plansammlung No. 476. 




AM». 117. Plan der Stadt Frausta.l» im Jahre 1704. 1 : 10000. 



Katholische Pfarrkirche S. Stanislaus. 

Patron: der Staat. 

Ein „Jordanus, plebanus in Frovenstadt," wird als Zeuge unter einer 
Urkunde vom Jahre 1326 genannt (Cod. dipl. N<>. inr»2). 

Die Kirche ist, wie die erhaltenen Reste bekunden, aus einem spät- 
gotischen Ziegelbau der zweiten Hillfte dos 15. Jahrhunderts hervorge- 
gangen. Als dieser 152'J bei einein Stadt brande schwer geschädigt wurde, 
veranlafste der aus Fraustadt gebürtige Matthäus Lamprecht, Domherr zu 



') Vgl. S. 181. 



L, 



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176 



Kreis Frausta.lt. 



Breslau und Arehidiakon zu Glogau. eine umfassende Wiederherstellung, 
deren Arbeiten sieh durch mehrere Jahrzehnte hinzogen; die Gewölbe wur- 
den erst nach Lamprechts Tode 11502; geschlossen, der Knopf auf den neuen 
Turm 1582 gesetzt. Ein 1085 stattgehabter Brand gab Anlafs zu einem 
nochmaligen Umbau, welcher wiederum erst vier Jahrzehnte später zum Ab- 
schlösse gelangte und der Kirche ihre heutige Gestalt verlieh. 
Lauterbach, Frau-tädti-cht-s Zion. 

Den Ältesten Teil der Kirche (Abb. 119) stellt 
das geradlinig geschlossene dreijochige Hauptschifi' 
des Chores mit seinem Netzgewölbe und dem 
spitzen Triumphbogen dar. Die beiden Abseiten 
des Chores wurden einige Jahrzehnte nach Voll- 
endung des Hauptschiffes angefügt, nachdem man 
die Mauern desselben mit Spitzbögen durchbrochen 
hatte. 

In die spätgotische Zeit gehen auch die 
unteren Teile des Westturmes zurück, dessen Ein- 
gangsthür mit einfach abgetreppter Leibung spitz- 
bogig geschlossen ist. Das übrige Mauerwerk des 
Turmes (Abb. 118) dürfte, wenngleich es spät- 
gotischen Verband zeigt , erst der Wiederher- 
stellung des 10. Jahrhunderts angehören. Die 
spärlich angebrachten Fenster sind rundbogig ge- 
schlossen, lieber die Bauzeit giebt eine Sand- 
steintafel am südlichen Strebepfeiler Aufschlufs: 

Kirchcnvcter I. P. W. D. G. S. /jfo, 
darunter das Stadtwappen. Vier gemauerte Eck- 
brüstnngen vermitteln den Uebergang zu dem 
achteckigen Teile, welcher wiederum mit einer 
gemauerten Brüstung endet. Das Mauerwerk des achteckigen Helmes stammt 
von der unter Meister Kaspar Frantz aus Frankstein 172(5 stattgehabten Er- 
neuerung iltmuno S. ',')); darüber steigt die geschweifte, in Kupfer gedeckte 
Haube auf, deren Wetterfahne das Stadtwappen mit eben derselben Jahres- 
zahl zeigt. Bis zu dem letzten gemauerten Gesimse mifst die Höhe des 
Turmes 52,.'$0 in, bis znr Spitze rund 08 m (Aufnahm.- d«> Krdshauamts Lissa). 

Im Langhause, auf welches hauptsächlich die von Matthäus Lamprecht 
eingeleitete Wiederherstellung sieh erstreckt haben mag, scheinen nur die 
Mauerfluchten des Mittelschiffes vom alten Bau übernommen zu sein; im 
übrigen hat dasselbe einem barocken Neubau Platz gemacht. Während aber 
die krSftig. n Formen der Seitenschiffe bald nach dem Jahre 1085 entstanden 
sein mögen, deuten die nüchternen Formen der das Mittelschiff überdecken- 
den Walmkuppel auf eine der Vollendung des Turmes näher liegende Zeit. 
Die Kuppel überragt die Seitenschiffe und empfängt ihr Licht durch die 
Fenster der Obermauern, ist aber mit einem Satteldache abgedeckt. Von 
den Abseiten des Chores wurde bei dem Barockbau die nördliche neu ge- 




Ahl>. 118. Turm d«-r katb. 
Pfarrkirche in Fnuutadt 



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Kki.i ii UKH K atihjmschkn IVah UKIKCHK 
in Kkai stadi 



UigitizGd by 



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Frau.stadt. 



177 



wölbt, die südliche aber völlig umgestaltet, und in dem östlichen Joche 
beider wurden zwei niedrige Sakristeien eingerichtet. 

Wandgemälde im südlichen Seitenschiffe des Langhauses, darstellend 
eine Ansicht von Fraustadt zur Zeit des Neubaues. 

Denktafel für den Probst Pogaliuski, „ecclesiae turrisque rest anrät or," 
1787, Holz. Im Schiffe über der Westthür. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, einfach barock, Wem hoch. Städti- 
scher Stempel von Fraustadt und Meisterstempel GZ. 



■ 




Abb. 119. Katholische Pfarrkircho in Frausta<lt. 

Kelche aus vergoldetem Silber: 

1) »Spätgotisch von 148«, 23 cm hoch (Tafel H l In reicher und voll- 
endeter Ausbildung, der sechsteiligo Fufs und die Schale mit Blattwerk 
fiberfangen. Um die Schale in das Schriftband: 

Hoc opus fecit fieri Barbara Cheophamina de Lada hic sepulta anno i486. 

2) Spätgotisch von lf>17, 21 cm hoch, mit erhabenen und gravierten 
Darstellungen (Abb. 120). Auf dem Fufse die Brustbilder Christi, Mariä, der 
Apostel Matthäus und Johannes und der Heiligen Adalbert und Stanislaus 
sowie zwei Wappenschilde. Die Edelsteine am Knaufe sind ausgebrochen. 
Auf der Unterseite des Fufses Stempel ]?>, auf dem Rande die Umschrift: 

Patrie ob amorem, opera et ope Matt hei Lampricht, decretorum doctoris, 
canonici Wratislaviensis ac archidiaconi Glogoviensis, et Johannis Dorinogk 
gentilium pro fraternitaie altaristarunt in Wschova facta MDXVII. 

3) Einfach spätgotisch, gleichfalls mit der Jahreszahl 1517. 

4t) Barock von 173"), mit. dem Stempel von Fraustadt und dem Meister- 
st empel G BZ. 

Speisekelch aus vergoldetem Silber, mit Deckel, Spätrenaissance. 
Silbernes Pacificale, das Kreuz einfach spätgotisch, der Fufs Renaissance. 



178 



Kreis Kraustadt. 



Silberner Reliquienarm, spätgotisch, mit dem gravierten Standbilde 
der b. Ursula. 

Getriebene Messingschüssel von 42 cm Durehmesser, in der Mitte die 
beiden Kundschafter mit der Traube, eingefafst von der viermal wieder- 
kehrenden Majuskelschrift: Wart gclnk atzeich, sowie einem breiten Ranken- 
friese. Iß. — 17. .Fahrhundert. 




Abb. 120. Ki'loli der kath. Pfarrkirche in Kraustadt. 



Messingkronleuchter, zweireihig, oben ein Männchen, unten eine 
Kugel. 17. — 18. Jahrhundert. 

Kinige Priestergewänder aus dem 18. Jahrhundert, bemerkenswert eine 
Kasel und zwei Dalmatiken, Goldgewebe mit farbigen, naturalistischen Blumeu. 

Von den vier Glocken sind zwei Stück spätgotisch. Die eine von 
8"> cm Durchmesser, 1488 gegossen, trägt am Halse einen Rundbogenfries 
und darüber die Umschrift: 

O rex veni cum pace. 0 konig der cren kom mit /rede. 
Anno domint APCCCCLXXXVTI1*. Ave regina ce/orum. 



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Fniiistatlt 



179 



Die zweite von 1,10 cm Durchmesser wurde 1Ö08 für die katholische 
Kirche in Ober-Pritschen gegossen il.uuUrbae!., Fnuistadtisirlws Zion S. 174); sie hat 
die Inschrift: 

O rcx glorie veni cum pace. O kunig der eren htm mti (!) dein /rede. 

MCCCCCVIll. 

Die beiden anderen G locken von 110 und 90 cm Durchmesser wurden 
lT.'JO beschafft. Sie tragen am Halse den Spruch: 

Zu Gottes Ehr bin ich durch Fenrs Glud geflossen. 
Diesem folgt die Inschrift des Giefscrs, auf der gröfsercn (5 locke: 

Stephan II eruer iu Lissa hat mich gasen, 
auf der kleineren: Stephan Werner hat mich in Januari zu Lissa gössen. 

Katholische Kirche S.Joseph, ehemals Kirche des Bernhardiner- 
Klosters. 

Duroli Ksil>iTi«'ts«rlsifx vom 1. April 1KJ.J il<>r k:itli«li*<-.lu>u (icnniiul<' ülnrwR>i>n. 

Das Kloster wurde 1450 gegründet. Mit der Einführung der Refor- 
mation in Fraustadt, wurde es nach Kosten verlegt, mit der Gegenreformation 
1029 in Fraustadt wiederhergestellt. 

Areliiviiini convcntu* Y^Iiovciim-. foilruni minonini oKs.rvaiitiuoi. Hantlsc lirift von 1790 
im kutlioli.-vlieu l'farrarvliiv«?. 

Ziegelbau der Spatrenaissance (Abb. 121), in der ersten Hälfte des 
17. Jahrhunderts von Nikolaus Tarnowiccki errichtet. Das Schiff 10 m im 
Lichten breit, der gegen Osten gewandte Chor dreiseitig geschlossen, beide 
mit Tonnengewölben überdeckt; vor der Westseite ein Turm mit geschweif- 
ter Haube; auf dem Chore ein Dachreiter. Die Fronten mit schwachen 
Strebepfeilern besetzt; iu den Fenstern eine Art Mafswerk. 

Im 18. Jahrhundert erhielt die Kirche ihre Rokoko -Einrichtung und 
ihre (iewolbmalereien; am Chorgewölbe die h. Dreifaltigkeit zwischen 
Engelchören, am Gewölbe des Schiffes Chöre von Heiligen. 

Kreuzgang vor der Ost- und der Nordseite der Kirche, die Ecken 
ttirmartig erhöht. An der Westseite des Friedhofes eine Kapelle. Das 
unbedeutende Kloster auf der Südseite der Kirche, jetzt katholische Schule. 

Schmiedeeiserne Gitter vor der Westthür der Kirche und der Thür 
der Kapelle, 17. Jahrhundert. 

Kruzifix, Holz, spätgotisch, im Altare der Kapelle. Die rohen Formen 
des Körpers sind vielleicht absichtlich, um einen altertümlichen Eindruck zu 
erwecken; doch verweisen die Züge des Kopfes auf die spätgotische Zeit. 

Silberne Monstranz, Spitzbau, Spätrenaissance, unter den Seitentürm- 
chen zwei Bernhardiner-Mönche. 

Wandgräber: 1) Für Nikolaus Tarnowiecki t 1040, welcher laut In- 
schrift „has aedes sacras a fundamentis erigcndas curavit." Tafel aus schwar- 
zem Marmor, mit Säulen und Gebälk umrahmt. Das den Verstorbenen 
knieend darstellende Alabaster-Figürchen verstümmelt. 

2) Für den Pfarrer Philipp Valentin Hoffmann f 1 7">4, „bcnefactor 
ecclesiae hujus et eonventus." Grabstein mit der im Gebete knieenden Figur 
des Verstorbenen, bemalt. 

24 



180 



Kn is Fraustadt. 



Kreuzigimgsgruppe auf dem Friedhofe, an der Ostseite der Kirche, 
Sandstein, von derher Ausführung, 17.-51 aufgestellt. 

Altstädtische evangelische Pfarrkirche zum Kripplein Christi. 

Patron: ilio Stadtverwaltung. 

Die Kirche wurde gegen Ende des Jahres 1(504 aus zwei am Polni- 
schen Thore gelegenen Wohnhäusern hergerichtet, als die mittelalterliehe 




At»b. 121. Ehemalige Klosterkirche in Fraustadt. 



Pfarrkirche den Protestanten entzogen wurde; am Weihnachtsfeste desselben 
Jahres hielt Valerius Herberger den ersten Gottesdienst in der Kirche ab 
und gab ihr den Namen „ Kripplein Christi 6 . Die Ausführung besorgte Hans 
Grantz aus Röhrsdorf. Im Jahre 1644 durch Feuer zerstört, wurde die 
Kirche einer Erneuerung unterzogen und 1 (547 wieder geweiht. Nach dem 
Stadtbrande im Jahre 108") erhielt sie statt der älteren drei Satteldächer ein 
einziges Satteldach mit breiten Giebeln. 

Lauterbaoh, Frau>tüdti-clies Zion und Lehen Herbergen«. 




Frau Stadt 



181 



Dem letzten Bau verdankt die Kirche im wesentlichen ihre heutige, 
mehr geschichtlich als künstlerisch bemerkenswerte Gestalt (Abb. 122). Sie 
nimmt den Platz zwischen der inneren und der äufseren Mauer am ehe- 
maligen Polnischen Thore ein. Die innere, aus Granit findlingen errichtete 
Mauer bildet die Südmauer der Kirche. Die äufsere Mauer, welche dieWest- 
und die Nordmauer der Kirche trägt, besteht aus Ziegeln und stöfst stumpf 
gegen die innere, weshalb sie sowie auch das Thor einer in spätgotischer 
Zeit erfolgten Verstärkung der Befestigung angehören mag. Der Thorturm 
ist bis auf das oberste Geschofs noch alt, das Thor selber weggebrochen. 

Innerhalb dieser gegebenen Mauerliuehten wird die Kirche von drei- 
geschossigen, hölzernen Emporen umzogen und von drei schlanken, die Decke 
tragenden Holzsäuion in zwei Schilfe geteilt. Das Aeufsere ist einfach, ge- 




AM>. 122. Alt-stfultiricho ovangolischc Pfarrkirolio in Fraustadl. 



winut aber durch die Gruppierung mit dem Glockenturme und dem benach- 
barten alten Sehulgebüude. Bemerkenswert hinsichtlich der Entstehuugszeit 
des Bauwerks ist das Nachleben mittelalterlicher Formen. Die Fenster haben 
zum Teil spitzbogige Gestalt; der mit Lisenen und Rundbögen gegliederte 
Ostgiebel trägt ein Eoehrelief der Kreu/.igungsgruppe. 

Altar, Kanzel und Tauf st ein stehen am östlichen Ende des nörd- 
lichen Schiffes. Im Mittelfelde des geschnitzten hohen Altares ein Relief 
des h. Abendmahls, im Aufsatze die Kreuzigungsgruppe, zu beiden Seiten 
die Standbilder der Evangelisten. An den Brüstungen der 1600 vollendeten 
Kanzel die Standbilder Christi, Pauli und der Apostel. Der 1601 geschenkte 
Taufst ein aus schwarzem Marmor, auf dein hölzernen Deckel eine Darstellung 
der Taufe Christi. Die grofse Orgel auf der Westempore 1686 vollendet 
(Latit..r»»uch, FranstädtUclK-s Zion S. Mf>-54«). 

24* 



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\H'J Kivis PntHtadt. 

Silberne Weinkannen für die Abendmahlsfeier: 

1) *Im Stile der deutschen Hochrenaissance, vergoldet, 37 cm hoch 
(Abb. 123). Auf jeder Seite der Kann« ein stehender Engel mit Marter- 
werkzeugen, auf dem Deckel eine kleine allegorische Figur. Vom Anfange 




Al>!>. 123. WYinkanne der »ll^tfidtisclien evftDgcIuehen Pfarrkirche in Fraustailt. 



des 17. Jahrhunderts, mit den Stempeln der Stadt Nürnberg und des Gold- 
schmieds Michel Muller (Homberg No. ISIS). 

2) Achteckig, mit zwei Reihen gravierter Uürgerwappen, 17. Jahrhundert 
(Abb. 124, links . Stempel der Stadt Breslau iWl und Meisterstempel M 
(K<iM-iili«'rg X<>. 44:2 and 455). 

'■) Barock, mit naturalistischem Blumenwerk auf vergoldetem Grunde. 
Stempel der Stadt Augsburg und des Meist, im HP (Abb. 124, rechts). 



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Frau-Iiidt. 



183 



4i Mit graviertoii Rokoko-Ornamenten, 1 7r>"> geschenkt. Unklarer Stadt- 
stempel und Meisterstempel OC. Im Deckel eine silberne Denkmünze mit 
der Taufe Christi und der Zuführung der Kinder. 




Abb. 124. AltarpTiitc <l<-r ulMfultiM-lu'ti ovangrlttcben Ptkrrkircbo in Fniu«tadt, 
Kelche aus vergoldetem Silher: 

1) Einfach spätgotisch, mit gechspafsformigem Ful'se and sechs rhom- 
bischen Feldern am Knaufe. Von der abgegriffenen Inschrift auf der Hnter- 
seite noch lesbar: Der Knappen Köllig. 

2) Mit spätgotischem Knaufe; die Schale und der sechspafsförmige Fufs 
1606 erneuert (L auterbach, Leben Herbergen 8. .'11*!). 



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184 



Kreis Fraustadt. 



3) Spätrenaissanc e, am Knaufe in gotischer Art sechs rhombische Felder 
mit dem Namen Jesus und der Jahreszahl 1047, 21 cm hoch. 

4) Spätrenaissanec, 1050 geschenkt, 32 cm hoch (Abb. 124). 

5) Barock. 1712 geschenkt, dazu die Patene. 

0) Barock, 1724 geschenkt, mit den Stempeln von Fraustadt und des 
Goldschmieds GZ. 

Zwei silberne Oblatenbüchsen. Die grofse, viereckige trägt zwischen 
graviertem Ornamentwerk des 17. Jahrhunderts die ebenfalls gravierten Dar- 




Ahh. 125. Kronleuchter der idt-tfidtischen evangelische » Pfarrkirche in FrnustadU 1:25. 



Stellungen der Geburt, Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt Christi 
und der Ausgiefsung des h. Geistes. Die kleine, ovale mit graviertem. 
Blumenwerk wurde 1701) geschenkt. 

Silberner Becher mit Deckel, 1714 geschenkt; im Boden eine silberne 
Münze der Herzöge Johann Kasimir und Johann Ernst von Sachsen aus dem 
Jahre 1590. 

Zwei Standleuchtcr aus getriebenem Silber, barock, mit den Stempeln 
der Stadt Augsburg und des jüngeren Abraham Drentwet (Rosen)>erg No. 3G0), 
1713 geschenkt, 04 cm hoch (Abb. 124). 

Zwei Standleucht er aus Messing, 90 cm hoch, der Fufs von drei 
kleinen Löwen getragen. 



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FraosUdt. 



185 



Zwei zweiarmige Standleuchter aus Mossing, zweito Hälfte des 
17. Jahrhunderts. 

Vier kleine Messingleuchter, zwei Stück von 1689 mit dem Stempel 
P und zwei Stück von 1717, im Stempel ein nach rechts gewandter mensch- 
licher Kopf. 

Sechsarmiger silberner Kronleuchter, 1752 geschenkt. 
Kronleuchter aus Messing: 

1) 1,50 ra Durchmesser, für 10 Kerzen, 1085 geschenkt; auf der Spitze 
der doppelköpfige deutsche Reichsadler; auf der mittleren Platte fünf kleine 
orientalische Krieger; unten eine Kugel mit Löwenkopf (Abb. 125). 

2) Drei Stück für zwei Reihen von je sechs Kerzen, auf der Spitze der 
doppelköpfigc deutsche Adler; zwei derselben 1685 geschenkt. 

3) Für sechs Kerzen, wiederum mit dem doppelköpfigen deutschen 
Adler auf der Spitze. 

4) Für zwei Reihen von je acht Kerzen, auf der Spitze Jupiter auf 
dem Adler; 1703 geschenkt. 

An der Kanzel ein Armleuchter aus Messing, zweite Hälfte des 
17. Jahrhunderts. 

Kronleuchter aus Zinn für zwei Reihen von je sechs Kerzen; auf 
der Spitze der die Schuhe ausziehende Moses; von den Schuhmachern 1755 
geschenkt, 1800 ausgebessert. 

Waiidleuchter aus getriebenem Messing. 1 7. Jahrhundert. 

Auf der Kanzel eine Sanduhr in einer Umrahmung aus getriebenem 
Silberblec h von 1759. 

Von den Glocken (Lanterhnch, Prnust&ritiscWs Zion S. 544) tragen zwei Stück 
von 00 und 75 cm Durchmesser am Halse einen Rokokofries und auf der 
Vorder- und der Rückansicht die Inschrift: 

Gut denkende Christen in Breslau ließen mich 1688 durch Sigismund Göetz 
in Breslau giefsen und machten damit dem Kripplein Christi zu Fraustadt 
ein Geschenke. Durch den Gebrauch schadhaft geworden, wurde ich durch 
Johann Friedrich Schlenkermann in Posen von freiwilligen Beiträgen der 
Fraustädtischen evangelischen Bürgerschaft umgegossen iSoo. 
An den Jochen guter Schmiedebeschlag. 

Die beiden grofsen Glocken, von denen dio eine 1715 umgegossen 
wurde, wurden neuerdings abermals umgegossen. 

Fünf barocke Gedächtnistafeln, die bedeutendste im Anbau neben 
dem Turme für Ludwig Karl v. d. Osten-Sacken, sächsisch-polnischen Oberst, 
gefallen in der Schlacht bei Fraustadt 1706 (Lnuterbacli, Kraustiuhisches Zion S. 548). 

Zahlreiche Oelbilder verstorbener Pfarrer, darunter ein um 1700 ge- 
maltes Oelbild des Valerius Herberger. 

Neustädtiscbe evangelische Pfarrkirche zur h. Dreifaltigkeit. 

Die Gründung der Gemeinde geht in das Jahr 1646 zurück. Die alte 
Kirche wurde bei dem Stadt brande 1801 zerstört, der vorhandene Bau 1837 
bis 1839 ausgeführt. 



18<> 



Kivis Fraustaut 



Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, 17. Jahrhundert, der eine mit 
gravierten Wappen. Ein dritter, greiser Kelch, 1704, auf Sechspafsfufs. 

Silberne Weinkanne, 1700 beschafft, nach Verpfandung 17251 wieder 
eingelöst. Auf der Vorder- und der Rückseite zwei gravierte Rundbilder 
mit Darstellungen des Abendmahls Christi und des jüdischen Ostermahls. 

Wasserkanne, Zinn, mit guten ornamentalen Gravierungen, 17(54. 




Alib. 12& Frau.-tadt. Grabstein de» Valerius Horberger. 



Zinnteller, mit dem Stempel von Fraustadt und dem Meisterstempel 
ORK über einem doppelschwänzigen Löwen. Zwei Zinnteller, deren Stempel 
einen auf das Fraustädter Wappen sich lehnenden Mann zeigt. In den 
Stempeln zweier anderer Teller die Buchstaben SNS \?) über einer allegori- 
schen Gestalt des Glaubens und die Jahreszahl 17(54 zwischen zwei Sternen 
und einem halben Rade. 

Messingschüssel mit ornamentalen Gravierungen, vermutlich aus der 
ersten Hälfte des IM. Jahrhunderts. 



Fraustadt. 



187 



Evangelischer Friedhof. 

"Wenige Jahre nach Erbauung der altstädtischen Pfarrkirche legten die 
Evangelischen einen neuen, den gegenwärtigen Friedhof an, dessen Einfahrt 
eine Wetterlahne mit der Jahreszahl 1009 trägt. Die Grabmäler sind meist 
Sandsteinplatten, welche an der mit geputzten Pilastern und Gesimsen be- 
kleideten Innenseite der Umfassungsmauern, seltener inmitten des Friedhofes 



vi 

ii 




Y '-' f • 

m 
l 



Abb. 127. Fraustadt. Graltstein des San». Friedr. I.autorbach. 

freistehend aufgestellt sind. Sie tragen langatmige Inschriften im Sinne des 
17. und 18. Jahrhunderts; die umrahmenden Ornamente folgen der Stilent- 
wicklung der Spätrenaissance, des Barocks und des Rokoko und sind oftmals 
mit allegorischen Figuren und Bildern durchmischt. Die älteren Platten 
waren in der Kegel farbig bemalt ; doch sind bei der an verschiedenen 
Platten neuerdings vorgenommenen Reinigung mit dem Schmutze auch dio 
alten Farben heruntergegangen. Besonders namhaft zu machen sind: 

Grabsteine der Familie Herberger, links vom Eingange, Valerius 



188 



Krei» Fraustadt. 



Herberger f 1027 (Abb. 120), seine Frau Anna geb. Rüdiger f 1629, sein 
Sohn Zacharias f 10.31, dessen Frau Dorothea geb. Ptutschlender f 1028 und 
Sohn Valerius f 1041. Alle fünf mit Kosten der ursprünglichen Bemalung. 
Am unteren Rande der Platte des älteren Valerius Herberger nennt sich der 
Bildhauer: Cunrad Rot f.'J 

Grabsteine des Jonas Deutschlender f 1604 und seiner Frau f 1001, 
Spätrenaissauce, ganz bemalt. 

Grabstein des Johann Kaspar Roth f 1004, barock, mit Farbspuren. 




Abi». 128. Evangelischer Friedhof in Fraustadt. 

Grabstoine des Bartholomäus Grotke f 1715 und dessen Frau, beide 
gleichzeitig gearbeitet, auf der Platte der Frau das Todesjahr nachträglich 
eingesetzt; tüchtige ornamentale Umrahmung. 

Grabsteine des Paators Samuel Friedrich Lauterbach f 1729 (Abb. 127.» 
und seiner Frau Anna Burbara geb. Prüfer f 1717, mit, allegorischen Figuren 
und Bildern. 

Von freistehenden Grabmälern sind zu bemerken: 

Sarkophag von Sandstein mit reichem, figürlichem und ornamentalem 

') Der Wortlaut der Grabsehrift i.-t abgedruckt in den von Lautorbaeh und Hcnschcl rer- 
fafsten Lebensbeschreibung!'!!. 



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Fraa*tadt. 



189 



Schmuckwerk aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, die Inschrift auf 
der Platte leider mit Moos überwachsen ( Abb. 128). 

Schlanke Pyramide mit Rokoko-Zierrat für Pastor Christian Anton 
Heroldt f 1779. 

An der Nordmauer das Grosmannsche Familiengrab (Abb. 128), 
eiuo Halle mit Tonnengewölbe auf fünf toskanischen Säulen, in den Zwickeln 
der Rundbögen Engelköpfe. Spätreuaissance, die Kunstteile aus Sandstein. 
Nebenan eine Halle auf schwerfälligen Pfeilern, die Formen aus Mörtel geputzt. 

Das Rathaus auf dem alt städtischen Markte wurde in den sechziger 
Jahren dieses Jahrhunderts einem Umbau unterzogen. Aeltere Reste besitzt 
es nur noch in dem Turme an der Nordwestecke sowie in dem Netzgewölbo 
über dem benachbarten Kassenraume; beide stammen von einem spätgotischen 
Bau der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts. 

Im Centrnlgefüngllisse, dem ehemaligen Schlosse, ein geschnitzter 
barocker Beichtstuhl von 1722. vermutlich aus einer evangelischen Kirche. 

Bürgerhäuser. 

Die Wohnhäuser der Altstadt bergen noch mannigfache Reste aus dem 
17. und 18. Jahrhundert. Die in Putz hergestellten Fronten der Häuser sind 
gewöhnlich nur drei Fenster breit und haben über dem Erdgeschosse ein 
oder zwei Stockwerke, darüber einen Giebel. 

Pfarrkirch-Platz 1. Im Erdgeschosse ein Raum mit flachem Tonnen- 
gewölbe, an dessen Schmalseite die ehemalige Kapelle mit zwei Ecksäulen, 
vermutlich vom Anfange des 17. Jahrhunderts. Im Keller ein spätestgotisches 
Sterngewölbe auf Pfeilern, aus der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts. 

Zweieimer-Strafse 1, Ecke des Ringes, Fronten aus dem 17. Jahr- 
hundert. 

Zweieimer-Strafso 10, neben der Kirche zum Kripplein Christi, ehe- 
mals evangelische Schule, welche 1007 nach dem Verluste der alten Pfarr- 
kirche hierher verlegt wurde. Das Gebäude wurde bei den Bränden der 
Kirche 1044 und 1085 in Mitleidenschaft gezogen und erhielt seine gegen- 
wärtige Gestalt 1080. Der Giebel im Stile der Spätrenaissance, mit Schnecken- 
werk und zwei rundbogigen Blenden, darunter ein Fries mit der Inschrift: 
Fundamentinn ra'publicae recta adolescentum educatio. 

Die Häuser Prediger-Strafse f>, 7 und 9 wurden gleichfalls nach 

dem Stadtbrande von 10S") erneuert; ihre Giebelfronten bilden eine stattliche 

Baugruppe, und auch ihr Inneres hat die alte Anlage bis auf geringe Aende- 

rungen bewahrt. Das am besten erhaltene Haus No. 5 (Abb. 129 — DU) trägt 

an den Balkendecken die Jahreszahl 1087, nti der Front die Jahreszahl 1089. 

Den Charakter des Putzbaues berücksichtigend, laden die Gesimse der Fronten 

nur mäfsig aus; die Ornamente sind auf rauhem Grunde aus dem Putze flach 

modelliert. Der Giebel von No. 9 ist dein der alten evangelischen Schule 

ähnlich gestaltet; unter dein Giebel von No. 7 ist die Inschrift lesbar: 

Honeste vwere, neminem laederc unkuiqitc situ in tribuere disce. 

2b* 



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190 



Kreit* Fraustadt. 



Auf besonderen "Wohlstand deuten im Inneren der Häuser die steinernen 
Wölbungen und die Decken mit sichtbaren profilierten Balken. Die Treppen 
empfangen durch den Dachraum ihr Licht, und um dieses nach unten zu 
leiten, sind verschiedene Stufen durchbrochen und mit Eisengittern bedeckt. 

Front des Hauses Ring 25 aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. 




MH 1 ■ 1 1 1 

1 : 150. 



Al.b. 129—131. Wolmliau* Prodiger- Str. 5 in Fraustadt. 

Das Haus Grosmann, Breit e-Stra fse 25, ein dreigeschossiger Putz- 
bau, war ursprünglich im Uebergang«» vom Barock zum Rokoko ausgeführt, 
mit einem wuchtigen Giebel in der Mitte (getuschte Zeichnung der Front im 
Besitze der Familie). Nach dem Brande 1801 wurde es in klassizistischen 
Formen erneuert. 

Geiersdorf, Dorf 4 km nordöstlich von Fraustadt. 
Katholische Pfarrkirche S. Hedwig. 

Patron: die Gutslierrscliuft. 

Spätgotischer Ziegelhau, das Schiff drei Joche lang, der zweijochige 



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Geieredorf. — Gollmit*. 



101 



Chor dreiseitig geschlossen, ehemals gewölbt, Auf der Nordseite des Chores 
die Sakristei mit altem Tonnengewölbe. Ein Turm fehlt. 

In dem Westgiebel fünf senkrechte Blenden; auf der abgetreppten 
Giebellinie einige Fialen. Die spitzbogige Westthür von einem aus der 
Mauerflucht heraustretenden Spitzbogen umrahmt, der vermittelst zweier 
gepaarter Spitzbögen eine Nachbildung der 
drei Kreuze Christi und der beiden Schacher 
trägt (Abb. 132). Die spitzbogigen Fenster 
mit schräger, geputzter Leibung; die Nord- 
seite ohne Fenster. Ueber dem Sakristei- 
fenster ein geputztes Kreuz. 

Mit dem Uebertritt der Grundherrschaft 
Ossowski zur Reformation wurde die Kirche 
protestantisch, 1610 aber der katholische 
Gottesdienst wiederhergestellt. 

Hauptaltar, Holz, Spätrenaissance. 

Die drei G locken hängen über dem 
Eingange zum Friedhofe. Die gröfste von 
88 cm Durchmesser wurde 1460 gegossen und 
trägt um den Hals einen rundbogigen Mafs- 
werkfries, darüber zwischen doppelten Schnür- 
chen die Inschrift: 
O rex glorie veni cum pacc. O konig der 

eren kom mit dein /rede. Amen. 
Anno Christi M' CCCCLX". 

Die mittlere, Glocke ist spätgotisch, ohne 
Inschrift. Die kleine, ebenfalls ohne Inschrift, 
jünger. 

Im Chore der Grabstein des Albert Ossowski f 1572, mit der Gestalt 
des Verstorbenen und der Umschrift : 

Hic jacet nobilis ac gencrosits dominus Albertus Osovsky Abcschatz, ha er es in 
Geiersdorf, qui obiit anno /jyj die ij. Apritis. 

Gollmitz, Dorf 12 km nordöstlich von Fraustadt, 
Katholische Pfarrkirche S. Peter und Paul. 

Im Mittelalter gegründet. Einfacher Steinbau mit Turm, 177«) errichtet 
(Korytkow.-ki II, S. 135). 

Monstranz aus vergoldetem Silber, TJokoko. Stempel der Stadt Lissa 
und Meisterstempel IE. 

Kelch aus vergoldetem Silber, barock, 1745. Der Stempel des Gold- 
sehinieds vielleicht derselbe wie vor; daneben der Stempel 12; ein Stadt- 
sterapel nicht vorhanden. 

Glocke, spätgotisch, mit Schriftband. 

Grabstein, 1791, an der Aufsenseite. 




AM). 132. Kirche in Geiersilorf. 
We*tporteL 1 : 100. 



192 



Kreis Fraustadt. 



Nieder-HeierSdorf, Dorf 8 km südlich von Fraustadt. 
Evangelische Pfarrkirche. 

Pal run«: ilic Gutsherren von Olxr- untl Niecler-Hoiersdatt 

Die Kirche ist ein spätgotischer Ziegelbau, der einzige in der Provinz, 
welcher nach der Gegenreformation im Besitze der Protestanten geblieben ist; 
sie gleicht, in ihrer Anlage und Formgebung der mittelalterlichen Pfarrkirche 
in Ober-Pritschen. Das Schiff zählt nur zwei Joche, der Chor schliefst gerad- 
linig: beide sind ihrer Gewölbe beraubt, und die neuere Holzdecke durch- 




Alil>. Kelch il<T Kirche in Nieder- Hoiersdorf. 



schneidet sogar den spitzen Chorbogen. Die Sakristei auf der Nordseite hat 
dagegen das alte Tonnengewölbe gerettet. Vor der Westseite steht ein Turm, 
dessen Helm unschön erneuert ist. 

Die Gewände der spitzbogigen Fenster und Thüren sind ohne Verwen- 
dung von Formziegeln um je einen halben Stein abgesetzt gemauert. Die 
Abdeckungen der Giebel zeigen die übliche Abtreppung der Ziegelschichten. 
Das Ostfenster des Chores hat ein einfaches gemauertes Mafswerk. Der 
Sockel der Fronten ist aus zwei Schichten von zugehauenen Schrägsteinen 
hergestellt. 

Kanzel, Holz, Spätrenaissance, am nördlichen Pfeiler des Chorbogeus. 



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Heiersdorf. — Hinzentlorf. 



193 



Mit ihr gleichzeitig wurden die Emporen an der West- und der Südseite des 
Schiffes eingebaut. 

Thür der Sakristei mit einfachem spätgotischem Besehlage. Aehnlieher 
Beschlag an der jetzt aufser Gebrauch gesetzten Westthür des Schiffes. 
Kelche aus vergoldetem Silber: 

1) 1595 geschenkt. 20 cm hoch, vermutlich in Fraustadt gefertigt; die 
Grundform noch spätgotisch, das Einzelne in der Art der deutschen Hoch- 
renaissance (Abb. 133). 

2) Spätrenaissance, 24,5 cm hoch. 

Zwei silberne Oblatenbüchsen, 17. Jahrhundert. Die eine vergoldet, 
darauf graviert das Opferlamm und Ornamente der deutschen Spätrenaissance. 

Glocken: 1) spätgotisch von 1490, am Halse die Umschrift: 
0 rex glorte veni cum pace. O konigk der er in kom mit dein /rede. LXXXX. 

2) 1713, an dem ausgesprnngeuen Rande die Giefserinschrift: 
Goß mich / Christian Dcmjminger von Liegnitz in Lissa. 

In der Sakristei Holzstuhl mit gedrehten Stäbeu, 1610. 

Holzschnitt, darstellend das Wappen Kotwitz, 15<>0. Auf eine Holz- 
tafel geklebt und eingerahmt. In der Sakristei. 

Grabstein für .1. Korzbok (Kurzbach) Zawadzki f Hilf», mit der Gestalt 
des Verstorbenen; die Umschrift zerstört. In der Kapelle auf der Nordseite. 

Denktafel für Andreas Potworowski y 1G94, von seiner Frau Anna 
geb. v. Schlichting gestiftet. Bildnis mit prächtigem Barockrahmen. Ueber 
der Sakristeithür, die hohe spitzbogige Blende derselben verdeckend. 

Zahlreiche Blechschilde mit aufgemalten Bildnissen oder getriebenen 
Wappen, 17. — 18. Jahrhundert. 

Hinzendorf, Dorf lOkin südöstlich von Fraustadt, 1307 Heyne- 
mannisdorf geschrieben, als Herzog Heinrich von Glogau es dem neuge- 
gründeten Klarissinuen-Kloster in Glogau schenkte. 

Katholische Kirche S. Maria Magdalena, zur Pfarrei Kursdorf gehörig. 

Geputzter Ziegelbau von 1752 i. Jahreszahl über dem Haupteingange ), 
gegen Osten gerichtet. Das Schiff zu beiden Seiten flachbogig erweitert; 
westlich ein Joch mit der Orgelempore und ein quadratischer Turin; östlich 
der zweijochige Chor, dessen Ostmauer leicht geschweift. Stutzkappen. 

Der Hauptaltar, die vierNebenaltäre und dieKanzel in gutem Rokoko. 

Runder Taufsteiu mit unbeholfenen Ornamenten, 10. Jahrhundert.. 

Glocken: 1) Eine kleine spätgotische Glocke mit Spruchband zwischen 
gedrehten Schnüren. 

2) Eine kleine Glocke, an deren Halse die Umschrift : 

Gos mich Joachim Rothe anno 1632. 

3) Die grofse von 1.21 m Durchmesser trägt am Halse die Umschrift : 
Durchs Feur bin ich geflossen, Johann Gottfried Tacubert hat mich gegossen 

in Liegnitz anno 1752. 



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194 



Krois Fraustadt. 



Il^en, Dorf 9 km nordwestlich von Fraustadt. 

Katholische Pfarrkirche S. Bartholomäus. 

Ziegelbau, 1860 geweiht, an Stelle eines älteren Holzbaues. 

Kelch aus vergoldetem Silber, 28 cm hoch, 1 7. Jahrhundert, Stempel^. 

Zwei Kasein, 17. — 18. Jahrhundert. Die Säule der ersten in Gold und 
Silber gestickt; die Seitenteile ans einem vermutlich älteren Sammetstoffe. 
Die zweite aus Silbergeweben einer polnischen Fabrik; auf der Säule Rosetten- 
formen, auf den Seitenteilen grofse Streublumen. 

Kleln-KreiltSCh, Dorf 13 km nordöstlich von Fraustadt. 
Katholische Pfarrkirche S. Maria. 

Der alte, 1*140 erneuerte Blockholzbau (K«rytkow»ki II, S. 136) wurde 1890 
abgebrochen und statt seiner ein Ziegelbau nach dem Entwürfe von A. Lange 
in Breslau ausgeführt. 

Taufst ein, Renaissance. 1")80 gefertigt, mit Wappenschmuck und deut- 
schen Inschriften. Am Sockel der Name und der Spruch des Bildhauers: 
Alb. Bi siu. Wem das Stuck nicht gefeit, der keu/t anders um sein Geld. 

Kelch uns vergoldetem Silber, Spätrenaissance, 1042. 

Ewige Lampe, Silber, barock. 

Zwei spätgotische G locken 60 und 03 cm Durchmesser, am Halse die 
Jahreszahlen 1495 und 1499 mit dem Spruche: O rex glorie veni cum pace. 



Kursdorf, Dorf 4 km südwestlich von Fraustadt, 1307 Conradis- 
dorf geschrieben, als Herzog Heinrich von Glogau es dem neugegründeten 
Klarissinnen-Kloster in Glogau schenkte. 

Katholische Pfarrkirche S. Jakobus. 

Die Buula.ilen tragen die Gutsherren von Kursdorf und Ilinzendorf als Patrone. 

Das vorhandene Bauwerk ist aus einem Ziegelbau des 10. Jahrhunderts 
hervorgegangen, von welchem aber seit dem Umbau des 18. Jahrhunderts 
nur der quadratische Westturm seine ursprüngliche Gestalt gerettet hat. 
Die Ecken desselben sind mit Strebepfeilern besetzt, die flachbogige Thür 
liegt auf der Südseite; die Fenster sind klein und rundbogig geschlossen; 
der Ziegelverband ist der spätgotische. Das vierseitig abgewalmte Dach des 
Turmes hat einen von West nach Ost gerichteten First. 

Ueber der Thür eine Sandsteintafel von lf>83, in den Formen der 
deutschen Renaissance, mit Kruzifix und deutscher Inschrift. 

Das dreischiffige. gewölbte Langhaus in einfachen Barockformen. Die 
Seitenschiffe schmal. Der kurze ("hör dreiseitig geschlossen. Strebepfeiler 
nur an den Ecken des südlichen Seitenschiffes. 

Holzstandbilder, Maria und Johannes, spätgotisch, vom ehemaligen 
Triumphbalken. Jetzt in den Nischen des Friedhofportals aufgestellt. 

Zwei barocke Kelche aus vergoldetem Silber. 



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Ilgen. — Klein-KreuUch. — Kursdorf. — Lache. — Lissen. — Luschwitz. — Ober-Pritecheu. 195 

Lache, Dorf 20 km nordwestlich von Fraustadt. 
Katholische Pfarrkirche S. Andreas. 

Kleiner Granitbau von rechteckigem Grundrisse, gegen Osten gewandt, 
mit hölzernem Tonnengewölbe überdeckt, auf der Nordseite eine Sakristei. 
Die Fronten geputzt, das Mauerwerk aus unbehauenen Feldsteinen. In der 
ersten Hälfte des 18. Jahrhundorts an Stelle eines älteren Holzbaues errichtet. 
An dem der Figuren beraubten Triumphbalken die Jahreszahl 1730. 

Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, der eine einfach von 1608; der 
andere reicher von 1655 mit dem Stempel WB. 

LiSSen, Dorf 7 km westlich von Fraustadt. 
Katholische Pfarrkirche S. Maria. 

Ziegelbau, an Stelle eines Holzbaues errichtet und 1867 geweiht. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, in guten neuklassischen Formen, 
1782 geschenkt, 52 cm hoch. Im Stadtstempel ein nach rechts springonder, 
zweischwänziger Löwe, darüber die Zahl 13, zu beiden Seiten die Jahreszahl 
1781. Meisterstempel IDF. 

Zwei symmetrische Kelche aus vergoldetem Silber, zweite Hälfte dos 
17. Jahrhunderts. 

Glocken: 1) 72 cm Durchmesser, spätgotisch, am Halse zwischen Münz- 
abdrücken die Umschrift: O rex glorie vetti cum pace. 

2) 53 cm Durchmesser, am Halse über einem Rundbogenfriese die Um- 
schrift: Gott so/t thn deine Nodt vorlhrauen. LR. T. 1398. 

LUSChwitZ, Dorf 14 km nördlich von Fraustadt, Station der 
Eisenbahn Lissa -Bentschen. 

Katholische Pfarrkirche zur h. Dreieinigkeit. 

Patron: die GuUlierrscImft. 

Geputzter Ziegelbau der Spätrenaissance, an Stelle eines mittelalter- 
lichen Holzbaues errichtet, 1660 geweiht (K»rytliow>ki II, S. 138). Einschiffig mit 
Tonnengewölbe, hinter dem Hochaltare halbrund geschlossen. An der "West- 
front zwei niedrige Türme. 

Kelche aus vergoldetem Silber. Zwei Stück aus der Frührenaissance, 
in gotischer Anlage ; auf dem einen das Wappen Nalecz mit den Buchstaben 
AG; der andere, mit Benutzung einer Kokosschale, von 1542. Ein dritter 
aus der Spätrenaissance, Mitte des 17. Jahrhunderts. 

Silberbekleidung des Marienbildes in einem Soitenaltare, 1695. 

Mehrere reichgestickte barocke Kasein, eine mit der Jahreszahl 1718. 

Ober-PritSChen, Dorf westlich von Fraustadt. 

Im Jahre 1273 schenkte Herzog Przemislaus das Dorf Pritschen einem 

gewissen Walther, damit er es nach magdeburgischem Rechte anlege, verbot 

2»J 



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196 



Kreis Fraustadt. 



aber den Bau einer Kirche daselbst. 1.345 schenkte König Kasimir der Grofse 
der Stadt Fraustadt das Dorf nebst der Kirche, welche inzwischen also er- 
baut worden war (C..,l. dipl. X.». 453 und 1241:. Nochmals wird die. Kirche 1404 
erwähnt, als König Wladislaus .lagello der Stadt den Besitz von Ober- 
Pritschen bestätigte. Nachdem Fraustadt die Reformation angenommen 
hatte, trat Ober-Pritschen 1578 zur lutherischen Lehre über. Doch entrifs 
die polnische Regierung 1642 der Gemeinde die mittelalterliche Kirche, 
welcho darauf 1677 der katholischen Pfarrei in Fraustadt einverleibt wurde. 
Ober-Pritschen blieb bis 1858 Kämmereigut, in welchem Jahre es die Stadt- 
verwaltung veräufserte. 




AM». 134. Katholische Kirche in Ober-Pritschen. 



Katholische Kirche S. Georg, im Volke die „rote Kirche" genannt. 
Patron: der Staat. 

Die Kirche, ein spätgotischer Ziegelbau, entstammt einer vermutlich in 
den letzten Jahren des 15. Jahrhunderts stattgehabten Erneuerung (Abb. 134 
bis 135). Das zweijoehige Schilf hat 10 m lichte Weite; durch einen spitzen 
Triumphbogen geschieden, schliefst sich ihm auf der Ostseite ein 8 m breiter, 
quadratischer Chor an, auf dessen Nordseite die tonnengewölbte Sakristei 
liegt. Vor der Westseite des Schiffes erhebt sich ein quadratischer Glocken- 
turm. Wie die Strebepfeiler vermuten lassen, war die Kirche ursprünglich 
auf Gewölbe angelegt. Indessen beweisen die noch vorhandenen alten Wand- 
malereien sowie die Spureu des Mauerwerks über dem Triumphbogen und 
der Ostmauer des Chores, dafs man die Ausführung der Gewölbe unterliefs 
und an ihrer Stelle Schiff und Chor mit Hachen Holzdecken überspannte. 
Um die Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Vorhallo vor dem südlichen 
Eingange des Schiffes angefügt. Auf weitere Bauarbeiten deuten zwei In- 
schriften in dem Putzfriese über den beiden Südfenstern des Chores, die 
erste über dem östlichen Fenster: G. K. //. A r . tS95, die zweite über dem west- 
lichen, nach Schliefsung der dortigen Thür erneuerten Fenster: 1665. A.B. 
Bei der einen oder der anderen Gelegenheit wurden die alten Decken be- 
seitigt und durch hölzerne Tonnengewölbe ersetzt, der Dachstuhl erneuert 
und auf der Westseite des Schiffes eine hölzerne Empore oingebaut, mit 
profilierton Balken, von drei Säulen mit Würfelkapitälen getragen. Im 



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Ober-Pritschen. 



197 



18. Jahrhundort erhielt die Kirche eine neue Ausstattung; gegenwärtig steht 
sie unbenutzt. 

Der Sockel der Fronten ist aus Granitfindlingen hergestellt und mit einer 
Ziegel -Schrägschicht abgedeckt. Schrägziegel kehren auch an den beiden 
Eingängen auf der Südseite des Schiffes und des Chores wieder; im übrigen 
sind die Thürgewände einfach ausgeeckt. Als Bogenform ist der Spitzbogen 
verwendet; doch sind die vier Blenden des Ostgiebels rundbogig geschlossen. 




Abb. 135. Katholische Kirche in Ober-Pritschen. 

Die geputzte schräge Leibung der Fenster ist noch die alte. Auf der Nord- 
seite entbehrt die Kirche der Fenster. Unter der Traufe laufen wagrechte 
Putzfriese; vom alten Hauptgesimse ist nichts erhalten. Die Ziegel der 
Kirche messen 28 : 12,f> : 8 — 10 cm, die der südlichen Vorhalle 27 : 13 : 8 cm. 

Die beiden Thüren vor dem Turme und der Sakristei, welche von 
einer hohen spitzbogigen Blende umschlossen werden, haben noch den alten 
Kunst besehlag ' Abb. UHi). wenngleich derjenige der Turinthür stark beschädigt 
ist. All«- Aufsenthüroii waren ehemals von innen durch Querbalken gesichert. 

Im Jahre 1889 entdeckte man unter der barocken Tünche der Wände 
Malereien aus der zweit en Hälfte des 16. Jahrhunderts. Auf der Nord wand 
des Schiffes zeigten 9ich, in Kopfhöhe über dem Fufsboden beginnend, zwei 
Reihen Figuren übereinander, welche, etwas unter Lebensgröfse gegeben, 
schwarz umrändert und mit mehreren Tönen ausgearbeitet, vermutlich die 
Apostel darstellen sollten. Darunter las man Teile des apostolischen Glau- 
bensbekenntnisses in deutscher Sprache. Da der Malgrund leicht abfiel, 
waren diese Malereien nicht zu retten. Doch traten nach ihrer Beseitigung 
*mittelalterliehe Malereien zu Tage, welche meist nur in schwachen 

Spuren erhalten und bisher nicht erschöpfend freigelegt worden sind. 

26* 



198 



Kreis Fraustadt. 



Die erwähnte Nordwand des Schiffes ist über einem hohen Sockel mit 
zwei Reihen Bilder bedeckt. In der oberen Reihe ist links die Hölle dar- 
gestellt, in deren Flammen menschliche Gestalten zu bemerken sind. In das 
Höllenfeuer hinein ziehen die sieben Todsünden, eine jede dargestellt durch 
ein Tier, welches einen Mann und eine Frau trägt. Voran die Hoffart, durch 
ein Pferd dargestellt, und der Geiz, durch einen Bären, dessen Reiter einen 
Geldbeutel hält. Die beiden folgenden, vermutlich die Unkeuschheit und 
den Neid darstellenden Gruppen sind durch eingedrungenes Regenwasser 
vernichtet. Den Schlufs des Zuges bilden die Gruppen der Unmäfsigkeit, 
des Zornes und der Trägheit, welche durch ein Schwein, einen Hund und 
einen Esel gekennzeichnet sind. Die untere, nach rechts hin sich ent- 
wickelnde Reihe deutet mit der Darstellung des Leidens Christi auf den Weg 
zum Heile. Die Scenen links sind leider durch die Orgelempore zerstört 
worden; noch erhalten sind die Geifselung und die Verurteilung Christi so- 
wie rechts die Darstellung der Kreuzigung. 

Im Chorraume sind zahlreiche Reste von Malereien verschiedenen Mafs- 
stabes aufgedeckt, ohne dafs aber der Zusammenhang erkennbar wäre. Man 
bemerkt auf dem Sockel ein Teppichwerk, darüber auf der Nordwand S. Georg 
zu Pferde, auf der Ost wand S. Christopherus, zwischen den Fenstern der 
Südwand oben Adam und Eva, unten Maria sitzend, das Kind auf dem 
Schofse, während zwei Engel ihre Krono halten und andere Personen ihr 
anbetend nahen. Alle Malereien sind auf den nassen Wandputz aufgetragen, 
zwar derb, doch ohne grobe Verzeichnungen. Die Leibung des Triumph- 
bogens zeigt Reste von schwarzer Schablonenmalerei. 

Ilildcbrandt, Die Wandgemälde <ler roten Kirclio in Ober-PriUchen bei Fraustadt. 
Z. II. Cos. VII, S. 466. 

Bilder eines zerstörten spätgotischen Altarwerkes, auf Holz gemalt. 
Der Altar bestand aus einem 1,25 m breiten, 1,67 m hohen Mittelbilde und 
vier halb so breiten Flügeln, von denen die beiden äufseren fest standen, die 
beiden inneren zum Verschlusse des Mittelbildes beweglich waren. Auf dem 
Haupt bilde die h. Jungfrau mit dem Kinde, zwischen S. Katharina und S. Bar- 
bara stehend; zwei Engel halten eine Krone über ihrem Haupte; zu ihren 
Fülsen kniet ein Fürst und ein Geistlicher. Die beiden beweglichen Flügel 
zeigten, wenn der Altar geöffnet, auf ihren Innenseiten acht männliche Heilige, 
dagegen wenn der Altar geschlossen, auf ihren Aufsenseiten die Verkündi- 
gung und die Krönung Maria. Die beiden festen, bei Verschlufs des Haupt- 
bildes sichtbaren Flügel zeigten acht weibliche Heilige. Leider sind mehrere 
der Figuren unkenntlich geworden. 

Nikolau., 9 Im »«öffneten Zustande: , Erasmus 

Stephan und Lorenz Hnupttuld Martfa| Wenzel 

Im geschlossenen Zustande: 

Dorothea ? Krönung Maria Agnes Lucia 

? ? Verkündigung Mariii Ursula mit Gefährtin. 

Auf dem die Breite der drei festen Flügel einnehmenden Sockelbilde die 
Brustbilder Christi und der zwölf Apostel. Mit Ausnahme der beiden das 



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Ober-Pribschen. 



199 



Hauptbild verdeckenden Darstellungen haben alle Bilder einen gemusterten 
goldenen Hintergrund. Der Altar entstammt der "Werkstatt eines schlesi- 
schen Malers vom Anfange des 16. Jahrhunderts. Das am unteren Rande des 
Mittelbildes nachträglich aufgemalte Wappen geht auf den Propst Christoph 
Zegocki zurück, durch dessen Bemühungen die Kirche 1642 dem katholischen 
Gottesdienst zurückgegeben wurde. 

Zwei spätgotische Holzfiguren, Maria und eine unbekannte Heilige. 



Glocken: 1) 60 cm Durchmesser, 1465 gegossen. Am Halse die von 
einigen Münzabdrücken unterbrochene Umschrift: 

O rex g/orie vcni cum pace. Anno domini APCCCCPLXV 9 . 
2) 40 cm Durchmesser. Am Halse die Umschrift: 

Anno goß mich Stephau Werner in Lissa. 

Evangelische Pfarrkirche zum h. Geiste. 

Patron: die Gutsherrschaft. 

Der 1642 nach dem Verluste der mittelalterlichen Kirche errichtete Bau 
brannte 1706 ab. Der sofort begonnene, noch bestehende Neubau wurde am 
Pfingstfeste 1707 geweiht (Lauterbach, Fruustailtisehes Zi<>n). 




Abb. 136. Katholische Kirche in Ober-Pritschen. 
Thür zur Sakristei. 



200 



Kreis Fraustadt. 



Das geräumige, in seinen Einzelformen bescheidene Gebäude ist in 
Fachwerk hergestellt und umschliefst ein Rechteck mit doppelten Emporen, 
von welchen die obere nur auf der Westseite ausgeführt ist. Von besserem 
Werte ist die alte, aus Holz geschnitzte Ausstattung, der Altar, die 
Kanzel, ein Beichtstuhl sowie das inschriftlich 1707 gestiftete Tauf- 
becken, welche im Verein mit vier aus dem 18. Jahrhundert stammenden 
Gedächtnistafeln dem Inneren ein malerisches Gepräge verleihen. 

Kelch aus vergoldetem Silber, 1693 geschenkt, 27 cm hoch. 

Kelch und Oblatenschachtel aus getriebenem Silber, die letztere 
1705 geschenkt ; beide mit den gleichen Stempeln, einem Stadtthor und BP. 

Silberne, teilweis vergoldete Weinkanne mit dem gravierten Bilde des 
Lammes; auf dem Rande der Kanne und des Deckels die Stempel der Stadt 
Franst ad t und des Meisters GZ; 1719 geschenkt. 

Kleines silbernes Kruzifix auf altem Holzfufse, 1712 geschenkt. 

Drei Messingkronleuchter, 18. Jahrhundert. 

Zwei barocke, schmiedeeiserne Kastenschlösser. 

In der Herrenlaube unter der Westempore ein Stuhl mit geschnitzter 
Kücklehne aus dein 1 7. Jahrhundert. 

Mittel-RÖhrsdorf, Dorf 4 km nördlich von Fraustadt. 
Katholische Pfarrkirche S. Fabian und S. Sebastian. 

Die Bütilasten trugen die Gut-dierren von Ober-, Mittel- und Nioder-Röhrsdorf als Patrone. 

Spätgotischer Granitbau. aus unbearbeiteten Findlingen errichtet (Abb. 137). 
Einschiffig mit rechteckigem Chore, ohne Strebepfeiler, lieber dem Schiffe 
eine Holzdecke, über dem Chore ein erst neuerdings ausgeführtes Stern- 
go wölbe. Auf der Nordseite des Chores eine Sakristei mit Tonnengewölbe, 
daneben eine Vorhalle mit Kreuzgewölbe. In der Ecke zwischen dieser und 
dem Schiffe ein hölzerner Glockenturm. In der Nordmauer des Schiffes eine 
Spitzbogen-Thür mit abgetreppter Leibung, aus Ziegeln gemauert. 

Unter der Gutsherrsehaft Ossowski gelangte die Kirche um die Mitte 
des 1«. Jahrhunderts in den Besitz der Protestanten, denen sie bis zuin 
Jahre 1700 verblieb (Korytkowski II, S. 257). 

Zwei silberne Kelche, erste Hälfte des 17. Jahrhunderts. 

Zwei Messingleuchter vom Ende des 17. Jahrhunderts, ähnlich den 
beiden von den Tuchmachorn gestifteten in der katholischen Pfarrkirche zu 
Schwetzkau. 

Glocke, 52cm Durchmesser, vermutlich aus dem 14. Jahrhundert. Am 
Halse Grofsbuchstaben und Trennungszeichen aus Wachsfäden geformt. 

Grabplatten, innen an der Nordmauer des Chores, für Johann Ossowski, 
Landschreiber von Fraustadt, f 1 574, seine Frau Hedwig und beider Töchter- 
chen. Alle drei Personen stehend dargestellt, in den Ecken Wappen. Die 
Platte des Mannes mit lateinischer Umschrift; die der Frau und der Tochter 
mit polnischer Umschrift ohne Jahreszahlen. 

Denktafel für Barbara Ossowska, von ihrem Gatten Andreas Ossowski, 



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Röhrsdorf. — Schlichtingsheim. 



201 



Starosten von Fraustadt, nach ihrem Tode gesetzt, bezeichnet 1(562. Ans 
rotem Marmor mit figürlichem und ornamentalem Schmuckwerk, in dessen 
Mitte das bemalte Bildnis mit lateinischer Inschrift. 




AI>1>. 137. Kirche in Mittel- Uöhr.-ilorf. 



Schlich! iU HS hei Ii», Stadt 11 km südwestlich von Fraustadt. 
an der Stral'se nach Glogan. 

Um den ans Schlesien vertriebenen Protestanten eine Heimstätte zn 
bieten, gründete Johann Georg v. Schlicht ing mit Genehmigung König 
Wladislaus IV. bei seinem Gute Gurschen 1044 die Stadt Schlicht ingsheim 
und in derselben im nächsten Jahre ein evangelisches Pfarrspiel. 

J. G. UoberfoM, Nachrichten ül«-r die evangelische Kirche in Sehliehtingsheim. '1896. 

Evangelische Pfarrkirche. 

Patron: der Besitzer von Gurschen. 

Die Kirche ist. noch die ursprüngliche, ein kreuzförmiger Fachwerkbau, 
dessen Kreuzarme wie der gegen Osten gerichtete Altarraum fünfseitig ge- 
schlossen sind. Ueber der Westseite ein Türmchen. Die Kanzel steht am 
nordöstlichen Vierungspfeiler. Ihr gegenüber sind im Schiffe und in den 
Kreuzarmen Emporen angelegt, welche jedoch, um einen gröfseren Mittelraum 
zu lassen, die Kreuzarme nicht ganz ausfüllen. Das sonst, anspruchslose 
Innere gewinnt durch die alte Ausstattung und eine grol'so Zahl von Bildern 
und Denktafeln ein geschichtliches Interesse. 

"Wandgrab für Samuel v. Schlichting t 1701, mit seinem gemalten, 
von mythologischen Gipsfiguren umgebenen Bildnisse, an der Nordwand 
des Altarraumcs. 



202 



Kreis Frnustadt. 



Drei silberne Kelche: 1) 1G66, Spätrenaissance, ohne Stempel. 

2) Spätrenaissance, mit einem Schliehtingschen Heiratswappen, dem 
Stempel von Fraustadt und einem unklaren Meisterstempel (Stern?). 

3) Tu reichen Rokokoformen, zum Teil vergoldet, 1751. Drei Stempel, 
Breslauer Jokanneskopf, Jahresbuchstabe (Roscnbcrg No. 449) und IGS. Dazu 
die Patene. 

Silberne Patene, Stempel der Stadt Glogau (Rabe auf einem Zweige 
sitzend, darunter die Zahl 12) und Meisterstempel EL. 

Oblate n büchsc, elliptisch, aus Silber, prächtig getrieben, auf dem 
Deckel Früchte, an den Seiten Akanthusranken. Breslauer Stempel W (Rosen- 
l>erg No. 444) und Meisterstempel AS. Um 1700. 

Schüssel aus getriebenem Silber. Zwei Stempel, Breslauer Johannes- 
kopf und Meisterstempel TS (Rosfnberg No. 477). 

Kruzifix, Silber, zum Teil vergoldet, 28 cm hoch, 1705, am Fufse ein 
kleines Relief der Grablegung Christi sowie graviertes Oniamentwerk. Stempel 
von Augsburg und MH. 

Fünf kleino Messingkronleuchter, 17. — 18. Jahrhundert. 

Die drei Glocken (Ueberfeld S. 2t») sind unter einem besonderen Gehäuse 
aufgehängt. Die gröfste derselben, vom Jahre 1758, im Durchmesser 1,03 m 
breit, trägt die Inschrift des Lissaer Glockengiefsers: 

Me refudit Stephanus Werner. 

Tillendorf, Dorf 5 km westlich von Fraustadt. 
Katholische Kirche zur Geburt S. Mariä, ehemals Pfarrkirche, jetzt 
der Pfarrei Lissen einverleibt. 

Patron: «1er Besitzer von Grofs - Lia**>n und Grofs- Tillendorf. 

Einschiffiger, spätgotischer Steinbau aus Granitfindlingen, von ähn- 
licher Ausführung wie die Kirche in Röhrsdorf. Der Grundrifs bildet ein 
bereits ursprünglich auf eine Heizdecke angelegtes Rechteck von 6,30 m 
Lichtmafs; auf der Nordseite die tonnengewölbte Sakristei. Der Westturm 
jünger, aus Fachwerk, mit Brettern bekleidet. 

Kronleuchter aus Messing, sechsarmig, oben der doppelköpfige deutsche 
Reichsadler, unten eine Kugel. Zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts. Ge- 
schenkt 1848. 

Glocken: 1) 58 cm Durchmesser. Am Halse die zweizeilige Umschrift: 
In dem Namen Johannes der Even gelt st (!) . Hanns Tasse, Seren, Genoth. 1551. 

2) 49 cm Durchmesser, mit Rokoko-Ornament und der Inschrift: 
Mein Klang ermahnt dich, o Christ, /ruh und abents, su beten, das du wacht- 
sam bist. Anno fj68 die 30. Augusti. Antonius Fengler, p. I. 

Ulbersdorf, Dorf 4 km Östlich von Franstadt. 
Evangelische Pfarrkirche. 

Das Pfarrspiel wurde 1G46 gegründet. Der alte, aus Lebmfachwerk her- 
gestellte Bau war im Osten dreiseitig geschlossen, seine Decke von drei 



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Tillendorf. - Ulbersdorf. — Zedlitz. 



203 



schlichten Holzsäulen gestützt; er wurde 1894 abgebrochen und unter Be- 
nutzung einiger Stücke der alten Ausstattung durch einen Ziegelbau ersetzt. 

B. G. Anders, Kur/.gefitfste historische Nachricht von der evangelisch-lutherischen Kirche 
zu Ulbersdorf bei Fraustadt in Südpreufsen. Lissa 1796. 

Kelch aus vergoldetem Silber, barock. 

Oblatenbüchse aus getriebenem Silber, 18. Jahrhundert. Drei Stempel, 
Breslauer Johanneskopf, daneben C, Meisterstempel OFT. 

Kronleuchter aus Schmiedeeisen, kegelartig, die Wandung aus durch- 
lochtem Stabwerk, 17. — 18. Jahrhundert. 

Kronleuchter aus Zink, 1757 gestiftet. 

Zwei Glocken, 92 und 75 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift: 

Johann George Krieger goß mich in Breslau im Jar /79J. 
Grabstein der Frau Ursula v. Kotwitz, der Stifterin der Kirche, 
7 1G48, mit der Gestalt der Verstorbenen. 




Ahl.. 138. Kirche in Zedlitz. 



Zedlitz, Dorf 5 km südöstlich von Fraustadt. 

Katholische Pfarrkirche, S. Johannes dorn Evangelisten geweiht. 

Patrone: die Gutsherren von Obor- und Nieder-Zedlitz. 

Der Ueberlieferung zufolgo soll die Kirche im Jahre 1300 gegründet 
und 1310 geweiht worden sein (Korytkowski II. S. '258). Ein pOtto, plebanus de 
Sedlnicz," wird in zwei Urkunden von .1333 und 1371 genannt (Cod. dipl. 
No. 1123 und 1646). Im 16. und 17. Jahrhundert gehörte die Kirche den Pro- 
testanten. 

Einschiffiger, spätgotischer Ziegelbau (Abb. 138). Das Schiff inifst 
10,25 m Breite bei 12 m Länge, der Chor 7,50 m Breite bei 9 m Länge. 
Beide sind ihrer Gewölbe beraubt, doch der spitze Triumphbogen noch er- 
halten. Da das Aeul'sere des Schiffes nicht nur an den Ecken der West- 
front sowie in der Mitto der Nord- und der Südfront, sondern auch in der 
Mitte der Westfront mit einem Strebepfeiler besetzt ist, so ist anzunehmen, 
(lals ein in der Mitte des Schiffes stehender, jetzt beseitigter Pfeiler die 
Gewölbe desselbon getragen habe. Der Turm wurde erst nach Vollendung 

der Kirche, aber noch in spätgotischer Zeit auf der Nordseite, in der Ecke 

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204 



Kreis KrauMudt. 



zwischen Schiff and Chor errichtet, und zwar an jener ungewohnten Stelle 
jedenfalls aus dem Grunde, weil er vor der Westfront zu nahe an die noch 
vorhandene Friedhofmauer herangetreten wäre. Ein Zugang zur Kirche 
liegt unter dem Turme; zwei andere liegen einander gegenüber in den beiden 
östlichen Feldern des Schilfes. Die Sakristei befindet sich auf der Südseite 
des Chores; sie hat noch das alte Tonnengewölbe. 




Abb, 13'J. Grabstein an der Kirche in Zedlitz. 

Die Durchbildung beschränkt sich auf die einfachsten Formen. Die 
Giebel Bind mit schlichter Abtreppung gemauert. Der Westgiebel ist völlig 
si Imiucklos gelassen. Der Ostgiebel und der Turm haben teils spitz-, teils 
rundbogige, ehemals geputzte Blenden. Unter der Traufe ist ringsum ein 
vertiefter wagrechter Putzfries angelegt, ßesto vom alten Hauptgesimse 
sind nur am Chore erhalten, eine Schicht hochkantig gestellter, gekehlter 
Ziegel. Das Gewände zweier rundbogiger Nischen des Chorgiebels ist von 
einem Putzstreifen mit einem Kreuzchen auf dem Scheitel umschlossen. 
Mittleres Ziegelmals 20:12:8 cm. Die unteren Teile des Mauerwerks be- 
stehen aus Granit fimllingen. 

Auf im Jahre 1604 stattgehabte Bauarbeiten deutet eine zerstörte In- 
schrift über der nördlichen Thür des Schiffes. 



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Zedlitz. 



205 



Zwei barocke Seitenaltäre, die Rahmen der Rückwand mit vortrefflich 
geschnitztem Bhunenwerk. 

Aufsen am Chore zwei spätgotische Holzbildwerke, Kruzifix und 
Maria, sehr verwittert. 

Kasel mit stilisierter Stickerei, im Futter die Jahreszahl 1737. 

Glocken: 1) 69cm Durchmesser, spätgotisch, um den Hals ein Spruchband. 

2) 95 cm Durchmesser, 1715, um den Hals: 

Sabbata pango, fulgura frango, fnnera plango. 
Excito lentos, dissipo vcntos, paco ementos. 
Am Rande: Gos mich Christian Demminger von Liegnitz. 

Spätgotischer Grabstein (Abb. 1.19), aufsen vor der vormauerten süd- 
lichen Thür des Schiffes aufgestellt, ehemals am nördlichen Pfeiler des Chor- 
bogens. Ein Ritter in Plattenrüstung, auf seiner Brust ein unbekanntes 
Wappenschild, in fast vollem Hochrelief dargestellt. Auf dem Rande eine 
deutsche Umschrift: 

Nach gotis gebort APCCCC unde in deme XL VIII jore OlI'V • • • 
Die Buchstaben ehemals mit schwarzem Harze gefüllt. Höhe des Steines 
1,77 m, Breite 0,95 m. 

Das Bruchstück eines anderen spätgotischen Grabsteines mit geritzter 
Zeichnung und ausgelegter Umschrift im Fulsboden vor der Turmthür. 



27" 



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KREIS LISSA 



Golem bitZ, Dorf 8kin nördlich von Lissa. 
Katholische Pfarrkirche S. Nikolaus. 

1447 gegründet, 1686" als Holzbau, 1814 als geputzter Ziegelbau erneuert 
(Korytkowski II, S. 207). 

Silberne, teilweis vergoldete Monstranz, Spitzbau, Mitto des 17. Jahr- 
hunderts. Auf dem in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erneuerten 
Fulse die Stempel der Stadt Lissa und des Meisters SO. 

Glocke, 80cm Durchmesser, am Rande: 

Me fecü Erdmann Kalliefe Lessnae anno fjS8. 

Eine kleinere Glocke spätgotisch, um den Hals ein Schriftband. 

Klink d « polnisch Kqkolewo, Dorf 8 km östlich von Lissa, Station 
der Eisenbahn Lissa- Ostrowo. 

Katholische Pfarrkirche Allerheiligen. 

Die Kirche wurde 1501 als ein spätgotischer Ziegelbau errichtet (Korvt- 
W.-ki II, S. 209), dessen einfac h rechteckige Anlage in don heutigen Umfassungs- 
mauern und Eckstrebepfeilern noch erkennbar ist. Ihre gegenwärtige Ge- 
stalt erhielt sie am Schlüsse des 18. Jahrhunderts. Das Innere wurdo mit 
zwei Stutzkuppeln überwölbt, auf der Ostseite eine Sakristei und auf der 
Westseite, inschriftlich 1797, ein Turm mit obeliskartigem Helme angefügt. 

Silberne Monstranz vom Anfange des 18. Jahrhunderts. Stempel der 
Stadt Breslau {Johanneskopf), daneben E und K. 

Kol eh aus vergoldetem Silber, Renaissance. 

Kasel, aus golddurchwirkten Seidenpässen hergestellt, 1801 geschenkt. 

LafSWitZ, Dorf ti km westlich von Lissa. 
Evangelische Pfarrkirche. 

Pfarrer des Ortes werden urkundlich 1333 und 1371 genannt (Cod. dipt. 
N'o. 112JJ und 1646). 1514 wurde die Kirche der Lissaer Pfarrkirche einverleibt. 



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Golembitz. — Kankel. — Lafswitz. — Alt-Laube. — Lissa. 



207 



Um die Mitte des 16. Jahrhunderts wurde das Dorf von böhmischen Brüdern 
neu besiedelt. Diese nahmen die Kirche in Besitz, verloren sie aber 1 üf>2 

und erriehteten danach 1668 den bestehenden Fachwerkbau (St. A. iWn. Dep. 
Lafnwitz und Visitationen der kath. Pfarrkiriho in Li**»). 
Kolch aus getriebenem Silber, 1636. 

Silberne Oblatenbüchse, Stempel der Stadt Lissa und des Meisters SO. 
Ziunsehüssel mit Gravierungen (Storch). Von den Stempeln erkenn- 
bar ein Adler, auf dessen Brust W, und IFB über einem Pelikane. 
Kleiner Messing-Kronleuchter, 1683. 

Zinnerne Taufschüssel von 1560 und hölzernes Taufbecken von 
1663 im Provinzial-Museum zu Posen. 



Alt-Lailbe, Dorf 10 km westlich von Lissa. 
Katholische Pfarrkirche S. Martin. 

Patron: dio Gutdicrrscliaft. 

Die Kirche war ursprünglich ein spätgotischer Ziegelbau, bestehend aus 
einem Schiffe, einem geradlinig geschlossenen ('höre und einer auf dessen 
Nordseite gelegenen Sakristei. Da nur die Ecken des Chores mit Strebe- 
pfeilern besetzt sind, so mag nur dieser in Stein gewölbt und das Schilf von 
je her mit Holz überdeckt gewesen sein. Die alte, tonnengewölbte Sakristei 
wurde kürzlich durch eine neue ersetzt. Alt ist noch, wenngleich überputzt, 
der Chorgiebel, welcher, wie auch der Ostgiebel der Schilfes, nach Schichten 
abgetreppt ist. Mit der Einführung der Reformation wurde die Kirche pro- 
testantisch, in den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts aber dem katholischen 
Gottesdienste ziirückgegeben. Im Laufe des 17. oder IS. .Jahrhunderts wurde 
sie auf der Westseite verlängert, mit einem Turme versehen und neu aus- 
gebaut. 

Maria mit dem Kinde, sitzend, spätgotische Holzgruppe, übertüncht. 
Kruzifix im Chore, Holz, 16. — 1 7. Jahrhundert. 

Triumphbalken mit der Kreuzigungsgruppe, 1 7. Jahrhundert, in dem 
halbkreisförmigen, vermutlich damals neugestalteten Chorbogen. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, in guten Rokokotonnen, (56 cm 
hoch. Stempel der Stadt Augsburg mit X (1 757— 175!)) und des Gold- 
schmieds Joseph Tobias Hezebik (Ro>enber<i N.>. 377}. 

Kelche aus vergoldetem Silber: 

1) Rokoko, Stempel der Stadt Breslau, Marke L, Meisterst enipel GAW. 

2) Einfach, 1764. Stempel der Stadt Lissa und Meist erst enipel HC. 

LiSSa, polnisch Leszno, Kreishanptstadt, Knotenpunkt der Eisen- 
bahnen nach Posen, Breslau, Glogan, Bentschen. Jarotschin und Ostrowo. 

Der Grundherr Graf Raphael Leszczynski erhob im Jahre 1547 mit 
Genehmigung Königs Sigismund I. das Dorf Lissa — damals Liesno, aber 
bereits 1561 mit dem heutigen deutschen Namen geschrieben zur Stadt 



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208 



Kreis Lissa. 



nach magdeburgischem Rechte. Zahlreiche der evangelischen Deutschen, 
welche unter den Drangsalen der Religionskriege ihre Heimat verliefsen und 
sich nach Polen wandten, machten sich in der neuen Stadt ansässig. Nament- 
lich wurde dieselbe ein Sammelort für die Anhänger der Unität der böhmi- 
schen Brüder; hier wirkte Arnos Oomenius mit einigen Unterbrechungen von 
1628 bis 1(556 als Rektor der Lateinschule und Senior der Unitätsgemeinde. 
Die Familie Leszczynski, welche sich der Unität angeschlossen hatte, trat 
um das Jahr 1652 zur katholischen Lehre zurück, liefs jedoch den Evan- 
gelischen ihre Freiheiten. Von den beiden schwedisch -polnischen Kriegen 
wurde die Stadt, auf der Seite der Schweden stehend, wiederholt unmittelbar 
getroffen. Nach dem Sturze des Königs Stanislaus Leszczynski kam sie 
durch Kauf 1737 an die Familie Sutkowski. 1767 und 17<M) wurde sie durch 
Brand verheert. 

Comenius, Lesnao excidium, anno 1650 in Aprili factum, fide historica narrutiiin. Amster- 
dam 1650. Neudruck, Lissa 1894, Beilage zum Programm des Königlichen Gym- 
nasiums zu Lissa i. P. 4°. 

E. Pflug, Das Wichtigste und Merkwürdigste aus der Geschichte der Stadt Lissa von 
ihrer Entstehung bis zum Brande 1790. Provinzial-BIätter für das Grofsherzogtum 
Posen. Posen 184(5. S. 82 und 169. 

A. Ziegler, Zur dreihundertjfthrigen Jubelfeier der ehemaligen Schule, des nachherigen 
Gymnasiums der reformierton Brüder-Unität, jetzigen Königlichen Gymnasiums zu 
Lissa. Beiträge zur älteren Geschichte des Gymnasiums. Lissa 1855. 4°. 

Wuttke, S. 354 ff. 

St. Karwowski, Kroniku mia.sta Leszim. Posen 1877. 
J. Kvacsala, Des Comenius Aufenthalt in Lissa. Z. H. Ges. VIII, S. 1. 
Beschreibung der Stadt bei v. Holsehe, West-, Süd- und Nen-Ostpreufsen II, S. 272. 
Kleine Ansicht der Stadt vor dem Brande 1790. Beschreibung von Südpreufson und 
Neu-Ostpreufsen, Tafel VII. 

Das 17. und 18. Jahrhundert sahen in Lissa eine rege Bauthätigkeit; es 
folgten teils nach, teils neben einander die Bauten der reformierten, der 
katholischen und der lutherischen Pfarrkirche, ferner des Rathauses und im 
benachbarten Reisen der Bau des Schlosses. Dabei erfreute sich das Kunst- 
handwerk einer regen Pflege, wie innerhalb des Posener Landes nur 
wieder in Posen und in Fraustadt. Erzeugnisse der Lissaer Werk- 
stätten sind nicht nur in der Stadt, sondern im Lande überhaupt 
sehr verbreitet, namentlich Glocken sowie Silber- und Zinnarbeiten. 
, .', ' Der städtische Stempel der letzteren zeigt das Wappen der Stadt 
(Abb. 140), welches in zwei senkrechte Hälften geteilt ist, rechts 
einen halben Stierkopf mit einem Ringe durch die Nase (Wieuiawa, Ab- 
zeichen der Familie Leszczynski), links ein Beil (Topor). Vgl. Band I, Ver- 
zeichnis der Künstler. 

Lissa hatte eine Befestigung mit Erdwällen und Gräben, welche auf der 
Nordseite auch das Schlofs, jetzt Landgericht, umzogen und erst in neuerer 
Zeit eingeebnet und zu Spazierwegon timgewandelt wurden. 

Drei Pläne der Stadt aus dem Jahre 1797 im Mafsstabo 1 : 1500, St. A. Posen, Plan- 
sammlung No. 99, 140 und 194; ein vierter im Besitze des Lissaer Magistrats. Aus 
dem Jahre 1737 in etwa« kleinerem Mafsstabe, St. A. Posen, Plansaramlung No. 67. 




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Lissa. 



200 



'"Katholische Pfarrkirche 8. Nikolaus. 

Patron: der Besitzer der LUsaer Güter. 

Nach einer 1636 gehaltenen Predigt des Arnos Comenius bestand die 
Kin-he schon 1450 (Karwowski S. 91). Um das Jahr 1555 gelangte sie bei dem 
Uebertritte der Familie Leszczynski zum Protestantismus in den Besitz der 




[tWtj > I I I [ I I I t | I ( I I | > 4 I I I 

Abb. 141 — 142. Katholische Pfarrkirche in Lissa. 



böhmischen Brüder, welche sie laut einer Urkunde des katholischen Pfarr- 
archivs vom Jahre 1660 erweiterten. 1652 wurde die Kirche den Katholiken 
zurückgegeben; da jedoch die katholische Gemeinde in Lissa zu jener Zeit 
nur klein war, so befand sich die Kirche, nachdem sie im ersten schwedi- 
schen Kriege abgebrannt war, noch 1685, wie die damalige Visitation besagt, 



210 



Kreil Lissa. 



in sehr vernachlässigtem Zustande. Bald danach scheint Boguslaus Lesz- 
c/.ynski. Bischof von Luck (1088 — Ol), den Bau der heutigen Kirche bewirkt 
zu haben, wie einerseits die Verwandtschaft derselben mit der 1651 begonnenen 
und ltJOti geweihten Klosterkirche zu Priment, andererseits das an der Orgel- 
bühne angebrachte Leszczyuskische Wappen mit der Bischofsmitra vermuten 




Abb. 143. Katholische Pfarrkirche in Lissa. Wandgrab. 



lassen. Die Visitationen von 1710 and 1 737 beschreiben die Kirche im 
wesentlichen in ihrem gegenwärtigen Zustande. 

Die als l'utzbau hergestellte, drei schilfige Hallenkirche (Abb. 141 — 144 
hat ein im lichten 19 m breites, drei jochiges Langhaus, welches von Tonnen- 
gewölben mit Stichkappcn ttberdecki wird. Der quadratische Chor hat eine 



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Lissa. 



211 



Zwiekelknppel. In die mit Sttitzkappen überdeckten Abseiten des Chores 
sind bis EU halber Höhe zwei Sakristeien eingebaut. Da die Seitenschiffe 
nur schmal sind, so gewinnt das Innere eine einheitliche, durch glückliche 
Verhältnisse und gefalliges Schmuckwerk gesteigerte Wirkung. Mittelschiff 
nnd Chor haben ein über die Seitenschiffe erhöhtes, von besonderen Mauern 




Abb. 114. Katholische Pfarrkirche in 'Lissa. Inneres. 



getragenes Dach. An der Westfront steigen zwei Türme auf, deren Helme 
wie auch das Kirchendach der grofse Stadtbrand im Jahre 1790 zerstörte 
(Nachricht im Tauf buche); bei der Wiederherstellung erhielten die Türme niedrige 
Hauben und wurden die Dächer der Seitenschiffe steiler als ursprünglich 
gelegt. 

28 



212 



Kreis Lissa. 



Die Kirche ist kein einheitlich entstandener Bau wie die ihr verwandte 
Kirche in Priment. Der östliche Abseid ufs mag nach dem Vorbilde der 
letzteren ursprünglich reicher geplant gewesen sein. Naeh Vollendung der drei 
Joche des Langhauses scheinen die Arbeiten eine vielleicht durch den Tod des 
Bischofs Boguslaus veranlafste Unterbrechung und der Grundrifs der Kirche 
in den östlichen Teilen eine Vereinfachung erfahren zu haben. Die Seiten- 
schiffe sind am westlichen Ende mit Schneckengiebeln abgeschlossen, ver- 
mutlich in der Absicht, die oberen Geschosse der Türme fortzulassen; doch 
kehrte man hier bald wieder zum alten Plane zurück, und in den Visitationen 
von 1719 und 17.-57 finden die Türme ausdrückliche Erwähnung. 

Gemeinsam mit der Ausführung des Bauwerks entstanden die beiden 
Wandgräber am Ostendo der Seitenschiffe sowie das Denkmal des Johannes 
von Nepomuk am östlichen Pfeiler der Südseite des Mittelschiffes, alle drei 
aus Stuck modelliert Abb. 143 — 144). Die beiden Grabinäler entbehren der 
Inschriften; doch schwebt über beiden das Wappen der Grafen Leszczynski 
und ist das nördliche Grab durch die Bischofsmitra über dem Wappen so- 
wie durch Figuren mit geistlichen, das südliche Grab durch Figuren mit 
weltlichen Attributen ausgezeichnet. Im Einklänge damit nennt der Visi- 
tationsbericht von 1737 die beiden Gräber als diejenigen des Bischofs 
Boguslaus Leszczynski, des mutinal'slichen Erbauers der Kirche, f 1G91, und 
seines Bruders, des Schatzkämmerers Raphael, Vaters des Königs Stanislaus 
Leszczynski, f 1703 (Herharz |n»]ski VI, S. 77—78); ihre Leichname wurden bei 
einer Oeffnung der Gräber im Jahre 1888 noch vorgefunden. 

Auch der Hochaltar, die Nebenaltäre und die Kanzel waren 1737 
beendet und scheinen bis auf den ersteren die alten geblieben zu sein. 
Dieser wurde 1744 im Auftrage des Alexander Joseph Sulkowski durch den 
Bildhauer Stühl erneuert (EhrenWff, Geschichte der Kunst, S. 13.S. Visitation von 1778); 
grölser als der ursprüngliche Hochaltar, in Stuckmarmor hergestellt, zeigt er 
links und rechts die Wappen des Stifters und seiner Gemahlin. Die übrigen 
Altäre an den Langseiten und den Pfeilern sowie die Kanzel sind aus Holz 
geschnitzt. Letztere, an dem östlichen Pfeiler der Nordseite, hat einen turm- 
artigen Schalldeckel mit den Figuren Christi, Mariä, Johannes des Täufers, 
der Evangelisten und der Kirchenväter. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, dreitürmiger Spitzbau, 95cm hoch, 
17. Jahrhundert. 

Sieben Kelche aus vergoldetem Silber, 17.— 18. Jahrhundert. Der 
älteste, lf>18 geschenkt, mit ornamentalen Gravierungen. Ein einfacher aus 
dem 18. Jahrhundert mit dem Stempel der Stadt Lissa und dem Meister- 
stempel HC. Ein dritter von 1729 aus der aufgehobenen katholischen 
Kirche in Laiswitz. 

Speisekelch aus vergoldetem Silber, mit Filigran überzogen und mit 
Edelsteinen besetzt, mit dem Deckel 44 cm hoch. Stempel der Stadt Glogau 
und Moisterstempel IS. 

Reliquiar aus vergoldetem Silber, Kapsel auf vierseitigem Fufse, 
barock, 23,5 cm hoch. 



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Li!.*». 



213 



Grofse ewige Lampe, Silber, Anfang des 18. Jahrhunderts. Eine 
kleinere sowie ein Rauehfafs aus derselben Zeit. 

Verschiedene einfache Zinnie uchter aus dem 18. Jahrhundert, einige 
mit den Jahreszahlen 1728, 1739 und 1783. 

Glocke, 83 cm Durchmesser, 1504 gegossen, am Halse zwischen doppel- 
ten Riemchen die Umschrift: 

O rex glort'e veni cum pace. MCCCCCIIIL 

In der Sakristei drei gleichartige silberne Blech tu fein, von den Särgen 
dreier in der Kirche beigesetzter Angehöriger der Familie Leszczynski, welche 
den Inschriften zufolge 1682 neu beigesetzt worden waren. 




Al.b. 146. Evangelische S. Johannes-Kirche in Lissa. 



Evangelische S. Johannes-Kirche, Pfarrkirche der ehemaligen Gemeinde 
der böhmischen Brüder, welche sich 18.'J7 der Union anschlofs. 

Die Baulasten trägt die Gemeinde. 

Laut der Inschrift über dem Haupteiligauge: 
Aedes sacratas coetits Christi Lcsnensis confessioms Bohcmiensis fundavit 
anno MDCLII, erexit MDCLIII, exornavit MDCLIW 
wurde der Grundstein zur Kirche nach der Entziehung der mittelalterlichen 
Pfarrkirche 1052 gelegt, der Ruhbau 1053 und der Ausbau 1054 bewirkt. 
Die Jahreszahl 1053 kehrt auch auf der an einem der südlichen Strebepfeiler 
angebrachten Sonnenuhr wieder. Zu umfangreichen Wiederherstellungs- 
arbeiten wurde man nac h der Einäscherung der Stadt durch die Russen 1707 
benötigt. 

Schiedowitz, Geschichte der evangelischen Johannes-Kirche in Lissa. 1839. Handschrift 
im Pfnrrarchive. 

Die Kirche (Abb. 145) ist ein ein schilfiger Ziegelbau von 10 m Spann- 
weite, gegen Osten gerichtet und dort fünfseitig geschlossen, mit einem 
hölzernen Tonnengewölbe überdeckt. Der Westfront ist ein schlanker qua- 



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214 



Kreis Lissa. 



dratischer Turm vorgelegt. Sein oberstes, mit einer gemauerten Brüstung 
abgeschlossenes Geschofs hat auf jeder Seite zwei gröfsere, gepaarte Fenster, 
welche mit einem gedrückten Rundbogen überdeckt und mit einer Fase um- 
säumt sind. Der gemauerte achteckige Aufsatz trägt den zu Anfang des 
l'J. Jahrhunderts erneuerten, geschweiften und durchbrochenen Kupferhelm. 
Das Aeulsere der Kirche und des Turmes ist mit abgetreppten Strebepfeilern 
besetzt. Auf der Nord- und auf der Südseite sind vor den Eingängen der 
Langseiten Vorhallen angeordnet , auf der Nordseite aufserdem die Sakristei, 
welche in einem Obergeschosse das Archiv enthält. Die Fronten bestehen 
aus unverputztem, sorgfältig hergestelltem Mauerwerk, dessen Ziegel in moder- 




Abll. 116. Kelche der .T.>li:eim>>-Kiivli«> in Lit.su. 



nein Verbände liegen und mit geringen Schwankungen 27 : 12 : 7 cm messen. 
Alle Einzelheiten sind schlicht behandelt. Der Sockel ist mit einer über die 
Mauerflucht vortretenden Schrägschicht abgedeckt. Die Fenster sind rund- 
bogig, von einem gemauerten Pfosten geteilt, ihre Leibungen geputzt. Auch 
das Hauptgesims und die Umrahmung der Thüren der beiden Vorhallen sind 
geputzt. 

Die im Anfange des 18. Jahrhunderts stattgehabte Wiederherstellung 
hat das Aeufsere der Kirche wenig verändert. Dagegen rührt, aus dieser 
Zeit das Tonnengewölbe und der Wandschmuck des Innern her, wie die 
Ornamente an der Gewölbfläche und an den Scheiteln der Fenster bekunden. 



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Li-»:i. 



215 



ferner die die Kirche mit Ausnahme der fünfeckigen Ostseite umziehende 
Empore, über welcher an der Westseite eine zweite Empore für die Orgel 
angebracht ist. 

Die Teilung der Langfronten in vier, durch Strebepfeiler getrennte 
Joche läfst vermuten, dal's das Innere ursprünglich dreischiffig mit steinernen 
Gewölben angelegt oder doch geplant gewesen sei; auf diese Teilung nimmt 
das vorhandene hölzerne Tonnengewölbe keinen Bezug. 




Alili. 147. Kelcli <l<»r S. Joliaiuu'x-Kirrlip in I.Usi. 



Wetterfahne von ausgeschnittenem Eisenblech mit der Jahreszahl 1 *>t »7 
und dem von einem doppelschwänzigen Löwen gehaltenen Stadtwappen. 

Kanzel und Taufkessel aus Holz geschnitzt, erste Hälfte des 18. Jahr- 
hunderts. An der Kanzel ein Stundenglas auf schmiedeeisernem Ständer. 
Der Altar ist nach reformierter Weise ein schmuckloser Tisch. 

Vier Kelche aus vergoldetem Sill>er, auf sechsteiligem Fufs mit Knauf: 

1) 20,5 cm hoch, spätgotisch. Auf dem Fufse graviert der die Wund- 
male zeigende Heiland, S. Peter und S. Paul, auf den Zwischenfeldern Mals- 
werk (Abb. 146, rechts). 

2) 21,5cm hoch, spätgotisch, mit Filigran überzogen (Abb. 146, in der Mitte). 



21« 



Kreis Lissa. 



3) *19etn hoch, Renaissance, an der Sehale und dem Schafte farbiges 
Schmelzwerk. Am Schafte ein Schild mit dem Opferlamme. Auf dem Fufse 
eine die Bedeutung des Todes Christi erklärende lateinische Inschrift. Auf 
der Unterseite die Jahreszahl 15G4 (Abb. 147). 

4) 20,5 cm hoch, Spätrenaissance. Auf dem Fufse sechs Reliefe von 
Scenen aus der Kindheit Christi, an der Schale quadratische Felder mit 
GlasHufs (Abb. 14«, links). 

Von den Paten en zeigt eine statt des Kreuzes den Heiland mit den 
Leidenswerkzeugen. 

Silberner Kelch mit Deckel in klassischen Formen, 1823 geschenkt. 
Stempel der Stadt Lissa, daneben LT und Meisterstempel Q. 

Vier silberne, teilweis vergoldete Weinkannen von einfacher Form: 

1) Zwei Stück 33 cm hoch, Stempel der Stadt Lissa und $. Die eine 
laut Inschrift von den „Briegischen Glaubensgenossen" 1694 geschenkt. 
Dazu zwei silberne Teller mit denselben Stempeln. 

2) Zwei Stück 2« cm hoch, 1088, Stempel FGH, der Stadtstempel zer- 
stört; vermutlich ebenfalls in Lissa gefertigt. 

Teller aus getriebenem Kupfer, 1709. 

Zinnteller: 1) Zwei Stück, 1773; zwei Stempel, Stadt Lissa und ein Vogel. 

2) Ohne Jahr; drei Stempel, ein Adler, auf dessen Brust "NV, Stadt 
Lissa und GB über einem Pelikane. 

3) Zwei Stück, 180« und 1813; zwei Stempel, Stadt Lissa und IFB 
über einem Pelikane. 

Taufschüssel aus Zinn, mit denselben Stempeln wie der Zinnteller 2). 

Drei Messingkronleuchter, der eine, auf dessen Spitze ein auf einem 
Adler reitendes Männchen, mit der Jahreszahl 1702. 

Altarbehänge, 18. Jahrhundert, in verschiedener Ausführung. Blauer 
Seidenstoff, das Muster durch Goldstickerei bereichert, mit den Jahreszahlen 
173« und 1747. Grüner Seidenstoff, in Streifen gemustert und mit Gold- 
stickerei weiter ausgeführt. Gelbe Seide mit farbiger Aufnäharbeit. "Weifse 
Seide mit farbigen* Plattsticharbeit. Quadratische Filetmuster mit Leinen- 
stickerei wechselnd. Silberstoff mit grofsein Goldniuster, Sterne zwischen 
Akanthusblättern. 

Die drei Glocken wurden nach dem 1707 stattgehabten Brande von 
den Gebrüdern Sebastian und Siegmund Götz in Breslau 1714 neugegossen. 
Erhalten ist aus dieser Zeit nur eine Glocke von 80cm Durchmesser, unter 
deren Stiftern sich ein «, David Schultz, Hutf- und Waffenschmidt, u nennt. 
Die beiden anderen Glocken wurden neuerdings umgegossen, und zwar die 
grol'se, l,«f>m messende, von Karl Kalliefe in Lissa 1833; ihr Ornament be- 
wegt sich noch in Rokokoformeu; der Gufs ist mangelhaft. 

Zwei Grabsteine mit den Gestalten der Verstorbenen, der eine für 
Sophie Bronikowska f 1«7«, der andere für einen unbekannten Adeligen. 
Einige ornamentale Grabsteine aus dem 17. und 18. Jahrhundert. 

Auf dem benachbarten Friedhofe andere Grabsteine der letzteren Art 
sowie freistehende Denkmäler, besonders in Obeliskform. 



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Lissa. 



217 



♦Evangelische Kreuz -Kirche, Pfarrkirche der ehemaligen lutherischen 
(Gemeinde. 

Olm».« Patron. 

Im Jahre 1635 erwirkten die Lutheraner von Graf Raphael Leszczynski 
einen Schutzbrief für die Freiheit ihres Gottesdienstes und den Bau einer 
Kirche; von den späteren Grundherren liefsen sie sich denselben mehrmals 
bestätigen (Urkunden im Pfarrarehive). Die alte, aus Faohwerk erbaute Kirche 
ging bei der Einnahme der Stadt durch die Russen 1707 zu Grunde. Rührig 
sammelte man die Mittel für einen massiven Neubau, den noch bestehenden, 
und forderte ihn soweit, dafs die Bibliothek über der Sakristei inschriftlich 
1709 eingerichtet werden konnte; doch zog sich die Vollendung des Baues 
einige Jahrzehnte hin. Der Stadtbrand 1700 zerstörte den Turmhelm sowie 
die Dächer mit dem Vierungs- Türmchen und verwüstete die Kirche derartig, 
dal's der Gottesdienst zeitweilig in die S. Johannes -Kirche verlegt werden 
inufste. Wiederum vergingen mehrere Jahre über den Herstellungsbau, auf 
welchen sich die Jahreszahl 1804 an dem nördlichen Pfeiler neben der Grgel 
bezieht; die Neuweihnng fand am 9. Juni 1805 statt (St. A. Posen, Lissa C. 21). 

Die Kirche (Abb. 148 — 150), der bedeutendste ältere protestantische 
Kirchenbau der Provinz, bildet ein Rechteck von 24 m innerer Breite und 
44 m innerer Länge, dessen Hauptachse von West nach Ost gerichtet ist und 
nus dessen Langseiten zwei kurze Querflügel heraustreten. Mit Ausnahme 
des Turmes haben alle Fronten sichtbares Ziegelwerk; die Kunstteile sind in 
Formziegeln vorgemauert und diese mit einer zarten Putzschicht überzogen. 
Im Innern wird durch sechs Pfeiler ein annähernd elliptischer Mittelraum 
geschaffen, dem sich östlich die aufsen nicht sichtbare Nische für den Altar 
anschliefst. Dieser sowie die am südöstlichen Vierungspfeiler aufgestellte 
Kanzel und dio doppelten, nüchternen Emporen gehören dein Bau vom An- 
fange des 19. Jahrhunderts an. Die Gewölbe sind aus Holz. Die Sakristei 
liegt an der Südostecke, über ihr die Bibliothek. Für den Zugang der Em- 
poren sind je zwei Wendeltreppen neben dem Turme und je zwei in den 
beiden Kreuzarmen sowie eine der Sakristei gegenüber gelegene, vom Altare 
durch eine Mauer getrennte, siebente Treppe vorgesehen. 

Im Pfarrarchive befindet sich ein Entwurf zu dem vor der Westseite 
stehenden Turme, welcher die Unterschrift „Carl Martin Frantz, Kögl. Poll. 
Baumeister," und in der Wetterfahne des schlankeu Helmes die Jahreszahl 
1743 trägt (Abb. 151). In der Ausführung wurde das Obergeschofs zweck- 
mäfsig verbreitert; dasselbe ist seit der Wiederherstellung der Kirche mit 
einem schlichten Pyramidendache abgedeckt. 

Vier Kelche aus getriebenem und vergoldetem Silber, 17. — 18. Jahr- 
hundert. Bemerkenswert : 

1) 1667 geschenkt, Stadtstempel von Fraustadt und Meisterstempel MR, 

2) 1753, Stadtstempel von J^issa und Meistersteinpol AAH. 
Vier silberne Weinkannen, teilweis vergoldet: 

1) 15,5 cm hoch, mit Buckeln besetzt, Stadtstempel von Augsburg, im 
Meisterstempel ein nach rechts gewandter Schwan. 



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218 



Krei» Lissa. 



2) 18 cm hoch, für Kranken -Kommunion. Arbeit des vorgenannten 
Meisters MK aus Fraustadt. 

3) 22,5 cm hoch, einlach, mit graviertem Zierrat. Stempel der Stadt 
Lissa, daneben die Zahl 12, Meisterstempel ICS. 




Alili. 148—149. Evangelische Kreuz-Kircho in Lissa. 



4) 24,") cm hoch, der vorigen ähnlich, im Deckel eine Denkmünze auf 
Georg Wilhelm, letzten Herzog von Liegnitz-Brieg f 1675. Stadtstempel von 
Lissa und Meisterstempcl $. 

Drei Weinkannen, Zinn. Davon zwei Stück mit drei Stempeln, einem 



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Lissa. 



219 



Adler, auf dessen Brnst AV, Stadt Lissa, IFB über einem Pelikane. Die- 
selben Stempel auf einer zinnernen Taufschüssel. 

Silberne Oblatenbüchsen: 1) mit getriebenem Akanthuswerk, 1710, 
Stempel von Fraustadt und Meisterstempel GZ. 

2) einfach, oval. Stempel rler Stadt Lissa, 12, KS. 




A.bb. 150. Evangelische Kroog-Kirche in Lissa. 



Mehrere Zinnteller, einige mit dein Stempel der Stadt Lissa und dem 
Meisterstempel ICK über einem Lamm mit der Kreuzfahne. Zwei Zinn- 
bleche mit dem Stempel der Stadt Lissa und dem Meisterstempel IFB 
über einem Pelikane. 

Kruzifix und zwei Standleuchter, Zinn, nach dem Brande von 1707 
geschenkt. 

Zahlreiche gestickte und gewehte Altar- und Kelchdecken. Beson- 
ders zn bemerken einige Kelrhdecken mit farbiger Plattstieharbeit, die älteste 



Kreia Lissa. 



von 16(1") mit der Anbetung der drei Könige, andere von 1732, 1739 und 
1K0H. Kelchdeeke mit Kreuzstichstickerei, 17. — 18. Jahrhundert. Gewellte 
Alturdccke, weift und grün, mit derselben Inschrift von 1728 und denselben 
Darstellungen uns der Geschichte Christi wie die an das Provinzial-Museum 
zu Posen abgegebene Altardecke der evangelischen Pfarrkirche in Zaborowo. 




Al>li. IM. Kvati^fliMriiu Krcuz-Kircbe in Li.»sa. 
Kutwurf zur Turmfront. 



Ueber den Tinguls der (»locken schlofs man 1782 einen Vertrag mit 
Karl Kalliete in Lissa im Pfamrchivi-); 186") wurden dieselben von K. Schön 
in Posen von neuem umgegossen. 

An der Mauer des die Kirche umschliefsenden Friedhofs zahlreiche 
Grabplatten von Sandstein, 17. — 18. Jahrhundert. Die älteste für eine 
1641 verstorbene Pastorentochter, mit der stehenden BeliefSgur. 



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Lis«a. 



221 



Synagoge. Einfacher, mehrmals erneuerter, barocker Putzbau, dessen 
Fronten mit toskanischen Pilastem bekleidet sind. 

Kelch aus vergoldetem Silber, 1582, in einfachen Renaissanccformen, 
20,") cm hoch. 

Sechs Thoraschilde aus getriebenem Silber. Das iiiteste aus dem 
17. Jahrhundert. Vier andere barock; auf einem derselben der Stempel der 
Stadt Lissa und des Meisters IL: auf einem anderen, 1774 geschenkten 
•doch älteren) Schilde die Stempel 1CS und 12, der zugehörige Lissaer Stadt- 




AM». 1.V2. Ratluiu» in 



Stempel vermutlich abgebrochen. Das reichste, 1744 gestiftete, in Rokoko- 
formen ausgeführte und vergoldete Sehild zeigt Moses und Aaron neben den 
Gesetzestafeln, umrahmt von zwei frei vortretenden Säulen, darüber eine von 
zwei Löwen gehaltene Krone; als Stempel sind der Breslauer Johanneskopf, 
daneben der Jahresbuchstube G und die Meistermarke 1KR eingeschlagen. Aus 
dem Ende des 18. .Jahrhunderts ein Sehild mit dem Stempel der Stadt Berlin, 
einem undeutlichen Jahresbm hstabeii und <lem Namenstempel (JERTZMER. 

Drei grofse Thorakronen aus getriebenem Silber, barock. Davon 
zwei mit dem Stempel der Stadt Lissa; die eine mit dem Meist erstempel 
HC, die andere mit der Marke 12 und dem Meisterstempel ICS. 



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222 



Kais List». 



Von den gestickten Vorhängen des Thoraschrankes EU bemerken 
als der älteste und beste derjenige von 1721, mit kräftig erhabener Stickerei; 
dazu der obere Ueberhang. Ein anderer Ueberhang mit gestickten Symbolen, 
von 1757; der zugehörige Vorhang verloren gegangen 1 ). 

Das Rathaus (Abb. 152? nimmt seinen ursprünglichen Standort auf 
dem Markte ein. Einige an der Hauptfront vermauerte Inschriften beziehen 
sich auf frühere Bauarbeiten, so eine mit dem Stadtwappen und der Jahres- 
zahl 16.'59, eine andere mit AVappen und Namen des Schatzkämmerers Bogus- 
lans Leszezynski 3 ). Seine heutige Gestalt erhielt es 1738 durch Graf Alexan- 
der Joseph Sutkowski, dessen Wappen mit der genannten Jahreszahl über 
dem Eingange angebracht ist. Dach und Tnrmhelm wurden 1790 beim 
Stadt brande zerstört. 

Barocker Pntzban, von rechteckigem Grundrisse, sieben Fensterachsen 
lang und drei breit, zwei Stockwerke hoch, an den Ecken mit korinthischen 
Halbsäulen besetzt. In der Mitte der nach Osten gewandten Hauptfront ein 
mit drei Ordnungen bekleideter Turm, dessen hoher, geschweifter Helm eine 
Wetterfahne mit der Jahreszahl 1817 trägt. 

Am Markte No. 2.") und No. 29 zwei Wohnhäuser, deren Putzfrouten 
die Strafse laubenartig überbauen. Die Front des ersteren zweiachsig, das 
Dach durch eine Brüstung verdeckt; am Erker sowie am Gewölbe die Jahres- 
zahl 1090 mit einer Hausmarke und dem Namen Abraham Keil. 




AM,. 163. Kirehe in Marko. 



Mlll'ke, Dorf 8 km nördlich von Lissa. 
Katholische Pfarrkirche Allerheiligen. 

Patron: der Staat 

Spätgotischer Ziegelbau (Abb. 15.1), das Mauerwerk mit Granittiudlingen 
gemischt, jetzt überputzt. Das 8 m breite und 10 m lauge Schiff wird von 
zwei, in der Hauptachse stehenden Bundpfeilern geteilt, welche die unregel- 
mäfsig ausgeführten Sterngewölbe tragen. Am Aeufseren entsprechen die 
Strebepfeiler nicht der inneren Teilung, so dafs eine Aendemng des ursprüng- 

') Die Jahreszahlen naeli der Leber.Mt7.iing des Herrn Rabbiners Dr. Bäck in Lissa. 
*) Des Vaters der in der katholischen Pfankireho beigesetzten Brüder Boguslaus und 
Raphael. 



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Lissa. — Oporowo. 



liehen Bauplanes zu vermuten ist. Ein Rundbogen trennt das Schiff von 
dem geviertförmigen , mit einer Holzdecke ausgestatteten Chore. Nördlich 
neben diesem liegt die mit einem Tonnengewölbe überdeckte Sakristei. Die 
noch alten Fenster der Nord- und der Ostseite haben spitzbogige Gestalt 
und einfache schräge Leibung. Von Kunstformen hat sieh nur der Rundstab 
am Kämpfer der beiden Pfeiler, ferner der Sockel am Aeufsereu des Chores 
erhalten, welcher aus viertelstabförmigen, hochkantig gesetzten Ziegeln ge- 
mauert ist. 

Die Kirche war bis 1595 im Besitze der Protestanten (Komkowski II, S.209). 
Monstranz aus vergoldetem Silber, Rokoko, 80 cm hoch. 
Drei Kelche aus vergoldetem Silber, 17. und 18. Jahrhundert. 
Antependium ans geprefstem, buntem Leder, Anfang des 18. Jahr- 
hunderts. 

Zwei spätgotische Glocken, die eine von 04 cm Durchmesser mit der 
Jahreszahl 1516, die andero von 36 cm ohne Inschrift. Im Fachwerkturme 
vor der Westfront. 

Zwei Grabsteine in deutscher Art, rechts und links vom Hochaltare 
vermauert, für einen Ritter und einen Knaben aus der Familie Kotwitz. 
Der erstere Grabstein mit zerstörter polnischer Umschrift und der Jahreszahl 
1574, der andere ohne Jahresangabe, mit deutscher Inschrift und protestan- 
tischen Sprüchen. 

OporOWO, Dorf 19 km östlich von Lissa. 
Katholische Pfarrkirche S. Maria und S. Stanislaus. 

Patron: die Gatslierrscliaft. 

Ein Pfarrer der Kirche wird unter einer Urkunde vom Jahre l.")78 ge- 
nannt (Cod. di,>l. No. 174S). 

Fachwerkbau, innen mit Bohlen bekleidet. Einschiffig, mit dreiseitig 
geschlossenem Chore und einer Sakristei auf dessen Nordseite (Abb. 154). 
Laut der Jahreszahl an der Westthür und der Denktafel an der Nordwaud 
1640 errichtet und 1644 geweiht; 1870 unter Leitung von A. Lange in Bres- 
lau neu ausgebaut. Der Chorbogen, mit Balken und Kruzifix, rundbogig, 
auf vorgekragten Bohlenköpfen ruhend. Ueber der Sakristei eine Herren- 
laube mit durchbrochener Brüstung. Die Dächer stehen über die Fronten 
vor. Der gemauerte Turm vor der Westseite aus dem Anfange des 19. Jahr- 
hunderts. 

Zwei Seitenaltäre, Holz, barock. 

Kronleuchter, die h. Margarete auf dem Drachen stehend, bemalte 
spätgotische Holzfigur, innerhalb einer schmiedeeisernen, aus einer Messing- 
krone aufsteigenden und mit Messingarmen besetzten Umrahmung des 
17. Jahrhunderts. Im Sehiffe aufgehängt. 

Monstranzen: 1) Spätgotisch, fünftürmiger Spitzbau, ohne den fehlen- 
den Helm des Mittelturmes 1 m hoch. Silber, die zahlreichen Figürchen ver- 
goldet. Der Fuls im 17. Jahrhundert erneuert. 



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224 



Kreis Li-aa. 



•J Späti-fiiaissaiKt'. in Sonueiiform, aus vergoldetem Silber, Bl om hoch, 
am Fufse der Stempel Die Umrahmung der Büchse im Anlange des 

18. .Jahrhunderts erneuert. 

Zwei Kelche aus getriebenem and vergoldetem Silber, 17. Jahrhundert. 
An der Schale des reicheren drei Reliefe, Geifselung, Dornenkrönung und 
Kreuzigung Christi; am Knaufe drei Kugelgestalten vor Musehein schwebend; 
am Ful'se die Marterwerkzeuge. 




AM». lf>4. IniitTo iU?r Kitvlic in <*|iori>wo. 



Zwei Melskännchen aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance. 
Zwei Glocken, von dem Meister der Glocke von 1539 in Chojnica, 
Kreis Posen-Ost. Am Halse Umschrift zwischen Kenaissance-Ornamenten: 
1) 63 cm Durehmesser: 

Ave Maria graa'a pkna. . Inno domini 1540. 
'J SO ein Durehmesser: 

O rex g/orie rem cum pace. Ave. Anno domini MDXLVI 0S4^)- 



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Oporowo. — Pawlowitz. — Roisen. 



225 



Unbenutzte St undenglocke, am Halse die Umschrift: 

Durch das Feier ich flos, Simon Koyski mich gos. Anno 164?. 
Unbenutzte Wetterfahne, 1764. 

Pawlowltz, Dorf 12 km östlich von Lissa, Station der Eisenbahn 
Lissa -Ostrowo. 

Katholische Pfarrkirche S. Nikolaus. 

Patron: die Gutsherrschaft. 

Geputzter Ziegelbau, einschiffig, im Osten dreiseitig geschlossen, mit 
Stutzkappen gewölbt. Vor der Westfront ein Turm, an der Ostseite die 
Sakristei, an den beiden Langseiten zwei symmetrische 
Kapellen, alle vier mit geschweiften, kupfernen Hauben 
bedeckt. Die mit Strebepfeilern besetzten Umfassungs- 
mauern der Kirche, vielleicht auch des Turmes gehen 
auf einen spätgotischen Ziegelbau zurück. Die gegen- 
wärtige Gestalt sowie der Ausbau der Kirche stammen 
von eiuer der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts statt- 
gehabten Erneuerung Kn^tkow-ki II, S läfi). 

Achteckiger Taufstein (Abb. 155), 1 m hoch, Sand- 
stein, mit der Inschrift: M. P. /so/. 

Kelche aus vergoldetem Silber. Zwei Stück Abb. 155. 

barock, 27,5 cm hoch; auf dem einen der Stempel von Pawlowitz. Taufstein. 
Posen (zwei Schlüssel unter einer Krone) und \VB; 

der andere 1(389 geschenkt, mit dem Stempel von Lissa und $. Ein dritter 
Kelch in spätem Rokoko ohne Stempel. 

Kupferner Wasserbehälter in der Sakristei, 1782. 

Zwei mittelgrofse Glocken, unter einem Holzgerüste, die eine ohne In- 
schrift, spätgotisch, die andere mit der Umschrift: 

Da paccm domine in diebus nos/ris, qttia'J. /s86. 

Schloß*. Putzbau vom Ende des 18. Jahrhunderts, mit den beiden 
Nebengebäuden vor der Haupt front durch viertelkreisförmig geführte Bogeu- 
reihen verbunden. Das Innere im Laufe der ersten Hälfte des 19. .Jahr- 
hunderts in edlem Gesehmacke ausgebaut. 

Reiseil, polnisch Rydzyna, Stadt 9 km südöstlich von Lissa, Station 
der Eisoubahu Posen-Breslau. 

Reisen, eine adelige Stadt, erhielt im Mittelalter deutsches Recht. Ur- 
sprünglich der Eamilie Rydzynski gehörig, ging es im 17. Jahrhundert an die 
Grafen Leszczynski, 17:57 an die Grafen, späteren Fürsten Sulkowski über. 

Pläne der Stadt und den ScMoMM, um 1740 und 17'.»l aufgenommen. St. A. Posen, 
Planfammlung No. 189 und 31. 




') Antiphona pro pacc. Der Schlußsatz ist zu ergänzen: tjuia tum est slius, <pii pugtttf 
pro nubis, nisi tu deus noster. 



220 Kreis Lissa. 

Katholische Pfarrkirche S. Stanislaus. 

Patron: der Hesitzer «l.r Herrschaft R«isi»i>. 

Die bestehende Kirche wurde nach Abbruch einer älteren im Jahre 
1742 von Alexander Joseph Sulkowski errichtet und 1783 von seinem Sohne 
August neu ausgebaut. 

Geputzter Ziegelbau, aufsen von einfach rechteckiger Gestalt, gegen 
Nordosten gerichtet, vor der Südwestfront ein quadratischer Turm mit an- 
sprechender Haube aus getriebenem Kupfer. Ueber dAm Eingange das Sul- 
kowskiseho Wappen. Das mit zwei Stutzkappen überwölbte Innere ist der 
katholischen Pfarrkirche in Bentschen verwandt. Die nach innen vortreten- 
den, mit Altären besetzten Pfeiler schlief sen auf jeder Seite zwei tiefe 
Nischen ein; die beiden Pfeiler vor der Chornische sind diagonal abgeschrägt. 
Auf der Nordseite des Chores ist eine Sakristei, auf der Südseite eine Laube 
für die Herrschaft, über beiden sind Emporen angelegt. Die Altäre sind in 
die Struktur des Baues eingezogen ; die Einzelformen stehen auf dem Ueber- 
gange vom Rokoko zum Klassizismus. Innere Weite der Umfassungsmauern 
10,75 m. Ueber der Sakristeithür die teilweis zerstörte Inschrift: 
Deo optimo maximo. Anno dotntni MDCCXLII magnißcam dontum hatte 
drvo Stanislao episcopo et martyri dicatam Alexander Josephus Sulkowski, 
prineeps sacri Roma tri imperii, dux Biel f cz Jetisis exerit. Quae multa suppfe]- 
dita[ntis] magni patris magno filio . . . Augusto Sulkowski, palatino Posnaniae, 
scholarum Piarum hoc loci fundatore, . . . uro a/lario et sculptoria eleganlissi- 
mam intro itiduit faciem anno domini MDCCLXXXV in VI. 

Zwei Beichtstühle, Rokoko. 

Tabernakel des Hochaltares, Silber, Rokoko. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, Rokoko, 53 cm hoch. Stempel der 
Stadt Breslau (Johanneskopf'), D und Meisterstempel NO. 

Kelche aus vergoldetem Silber: 1) 20 cm hoch, 17. Jahrhundert. 
2j 29 cm hoch, 1090 geschenkt, l\) 24 cm hoch, einfach, 18. Jahrhundert, 
Stempel der Stadt Lissa und Meisterstempel HC. 

Becher aus vergoldetem Silber, russische Arbeit, 15,5 cm hoch, die 
Schale mit Schmelzwerk überfangen, innerhalb desselben vier bemalte Por- 
zellanschilde. Am Rande eine kirchcnslavischc Umschrift. Vier Stempel: 
S.Georg zu Pferde, CIIK, AOII, 1782 CB. 

Paeifiealo: 1) Aus vergoldetem Silber, 27 cm hoch: der sechsteilige 
Fufs mit Knauf von einem spätgotischen Kelche; die sonnenförmige Um- 
rahmung der Reliquie und die Figuren der S. Maria und des S. Stanislaus 
aus der Spätrenaissance. 

2) Silber, 42 cm hoch, Mitte des 18. Jahrhunderts, Stempel der Stadt 
Lissa und Meisterstempel HC. 

:\) Aus vergoldetem Kupfer, 40 cm hoch, dem vorigen ähnlich, vermut- 
lich von demselben Meister. 

Sechs Altarleuchtor aus gegossenem Silber, 60 cm hoch, Mitte des 
18. Jahrhunderts. Dazu ein Kreuz in denselben Formen aus Messingguss. 

Silberne ewige Lampe, barock. 



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Reisen. 



227 



"Weihwassergefäfs, Kupfer, eimerartig, mit eingegrabenen Ornamenten, 
18. Jahrhundert. 

Unter den Priestergewändem eine Kasel und zwei Stolabänder von 
rotem Sammet, 15. — 16. Jahrhundert. Zahlreiche Stücke aus dem 17.— 18. 
Jahrhundert. 




W " ■ ■ i ■ ■ ■ ■ I f 4 — — I 

Abb. 15«. Schlots Reisen. 



Glocken: 1) 71 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift: 
Laudate dominum omnes gentes. Christian Uampel me fecit ijtj. 

2) 1,13 cm Durchmesser, 1751 gegossen. Am Halse: 

Goß mich Stephan Werner in Lissa. 
In der Ansicht das Wappen Sutkowski mit der Inschrift: 

Pius ecclesiae S. Stanislai Rydzynensis fitndator, illustr. comes Alexander 
Josephus Sulkowski , primus ex Sulkoviis in Lessno haeres, ^finita ecclesiae 
magnifica struetura et per/ecto interna splendore ultimum hoc decoris opus 

fieri curavit MDCCLI. 

3) 90cm Durchmesser, am Halse: 

Divo Josepho Calasauctio'J dicatam fecit Er d mann Kallic/e 
anno domini 1702 Lesnae. 

•) Joseph vou Calasanza, Stifter des Piaristen-Ordens. f 1G48, heilig gesprochen 1767. Di.- 
Schule der Piaristen in Reken findet in der Ilauiusehrift S. 226 Erwähnung. 

30 



Kreis Lissa. 



Spätgotischer Grabstein hinter dorn Hochaltare, einen Rydzynski dar- 
stellend, welcher, mit dem Mantel angethan und auf einem Löwen stehend, 
in der Rechten ein Schwert, in der Linken einen Schild mit dem "Wappen 
Wierzbno hält. Auf dem Bande eine Umschrift. Uebertüneht, l,5;lm breit 
und ohne den fortgeschlagenen oberen Band 2,.'i0 m hoch. 

Evangelische Pfarrkirche. 

Die Gemeinde wurde 177t» von der Pfarrei Zaborowo abgezweigt. 
Ziegelbau von 1784 mit unverputzten Fronten, vor der Hauptfront ein Turin. 
In dem mit Holzdecken überspannten Innern elliptische Emporen; dem Ein- 
lange gegenüber die aufsen nicht sichtbare Altarnische. 




Abb. 157. Schlafs ReiMB. 



Kleiner Kronleuchter aus Messing, oben ein fliegender Adler, 18. Jahr- 
hundert. 

Weinkanne, Zinn, isfrj. St einpel der Stadt Lissa und IEH über 
einem Pelikane. 

Die beiden grofsen ({locken wurden von August Kalliefe in Lissa 
18. r >f> umgegossen. 

Rathans an der Westseite de« Marktes, geputzte Giebelfrout, darüber 
ein Turm mit Wetterfahne von 17.">l'. 

Auf dem Markte Denkmal in Obeliskfonn, Maria zwischen Gottvater 
und Christus. Sandstein, Rokoko. 



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Reisen. 



229 



*Schlofs. 

Boitzer: Fürst Stilkowski. 

Nachdem Alexander Joseph Sulkowski 1737 die Herrschaft Kelsen er- 
worben hatte, begann er einen Neubau oder durchgreifenden Umbau des 
Schlosses, welcher 1750 im wesentlichen zum Abschluß gelangte. Beide 
Jahreszahlen stehen auf den im Rokokostile gehaltenen Pfeilern vor dem 
Haupt eingange. 

Das Schlofs (Abb. 156 — 158) bildet ein drei Stockwerke hohes Viereck 
von 45 : 4H m, welches an den Ecken mit turmartigen Risaliten besetzt ist und 
im Innern einen Hof umschließt. Die Fronten sind in Putz unter mäf'siger 
Verwendung von Sandstein ausgeführt und wirken mehr durch ihre Massen als 




Abb. 158. Schlofs Etelsen, 



durch ihre kleinlichen, auf dem üebergango vom Barock zum Rokoko stehen- 
den Einzelformen. Tu der Mitte der nach Nordwesten mach Lissa) gewandten 
Hauptfront liegt das grofse mit dem Sulkowskischen Wappen geschmückte 
Treppenhaus; die nordöstliche und die südwestliche Front haben breite Mittel- 
risalite, von denen das der letzteren bogenförmig, dem elliptischen Grund- 
risse der inneren Säle entsprechend, vortritt. Die an der Hauptfront ge- 
legenen Säle des zweiten Stockwerks haben eine bevorzugte Ausstattung er- 
halten. Die beiden, vom Treppenhause nach links gelegenen Säle sowie der 
benachbarte Theatersaal an der nordöstlichen Front haben (üpsdecken, deren 
kräftiges Blattwerk auf einen gemeinsamen Künstler zurückgeht. Einem 
anderen Künstler gehören die gefälligen (üpsdecken in den beiden Sälen rechter 

Hand an: die erste zeigt ein reiches Laubwerk, in den Ecken die Figuren 

:io* 



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21)0 



Kreis Lissn. 



der vier Jahreszeiten, dazwischen die gemalten Bilder der vier Weltteile; die 
zweite Decke zeigt allerhand Seetiere nnd -pflanzen. Diesen beiden Sälen 
schliefst sich in der Achse der südwestlichen Front ein grofser rechteckiger, 
an der Fensterseite sich elliptisch erweiternder Saal an, dessen Formgebung 
mit den korinthischen Wandsäulen bereits zum klassizistischen Stile über- 
leitet, Die Wände der Säle sind teils mit farbigem Stuckmarmor überzogen, 
teils waren sie ehemals mit Wandteppichen bekleidet. 

Das Schlofs ist mit einem Wassergraben umgeben. Jenseits desselben 
liegen an dem nachbogig abgerundeten Platze vor der Hauptfront, längs der 
Strafse nach Lissa sich fortsetzend, zwei symmetrische Nebengebäude mit 
klassizistischen Fronten. In dem Garten des westlichen dieser beiden Ge- 
bäude steht ein aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammendes, aus 
Sandstein hergestelltes Standbild eines Reiters, vor dessen aufspringendem 
Pferde ein Türke kniet. Ein drittes Gebäude in der Art der ebengeuannten 
liegt vor der Südwestseite des Schlosses. 

Auf wen der Entwurf des Schlosses zurückgeht, ist nicht überliefert. 
Als Architekten werden seit 1742 Karl Martin Frautz, seit 1766 Ignatz Graff 
genannt ; auch die unter ihnen arbeitenden Künstler und Werkmeister waren 
Deutsche, meist Schlesier. 

H. Elirenltern, Geschieht« der Kunst im Gebiete der Provinz Posen, S. 135 ff., nach Akten- 
stücken des Fürstlich Suikowskischen Frnnilionarchiv» in Reisen. 



Retschke, Dorf 12 km nordöstlich von Lissa. 

Katholische Pfarrkirche zur Himmelfahrt S. Mariä. 

Im Mittelalter gegründet. Fachwerkbau von 1775 (Korjtkowaki II, S.207), 
einschiffig mit Turm, über dem Hauptaltare unter Benutzung der dreiseitig 
gebrochenen Ostwand kuppelartig erhöht. 

Hoher Taufkessel, aus Holz geschnitzt, barock, auf dem Deckel die 
Taufe Christi. 

Monstranz aus getriebenem Silber, einfach barock, erste Hälfte des 
18. Jahrhunderts. Drei Stempel, Stadt Lissa, 12 und ICS. 



ScllWetzkaU, polnisch Swieciechowa, Stadt 6 km westlich von 
Lissa, gehörte ehemals dem Kloster Lubin und erhielt von diesem 1277 mit 
Erlaubnis des Herzogs deutsches Stadtrecht. 

Katholische Pfarrkirche. 

Putron: der Stsiut. 

Ein Pfarrer der Kirche wird urkundlich 1333 genannt (Cod. dipl. No. 1123). 

Von dem lf>!>8 geweihten, spätestgotischen Ziegelbau (Korytkowski II, S. 137) 
ist nur noch der Westturm nebst einem Teile der Westfront erhalten. Die 
Thür des Turmes hat einfach abgetreppte Leibung; der Scheitel des Spitz- 
bogens ist ansgerundet. Von den drei Reihen der den Turm umziehenden 



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Rebschke. — Sdiwetzkau. 



231 



Blenden sind die beiden unteren spitz, die oberste halbrund geschlossen. 
Das letzte Stockwerk des Turmes bat gepaarte Rundbogenfenster, ähnlich 
dem Turme der katholischen Pfarrkirche in Fraustadt. 

Die Kirche selbst wurde 1730 einem Umbau unterzogen und 1754 neu 
geweiht (Inschrift im Chore). Die Aufsenfronten sind unter Benutzung von 
Formsteineu im Rohbau belassen. Im Inneren überragt das mit einem hohen 
Spiegelgewölbe bedeckte Mittelschiff die beiden drei Joche langen Seiten- 
schiffe. Der Chorraum ist quadratisch, mit halbrunder Altaruischo; auf 
seiner Südseite schliefst sich die Sakristei an. Lichte Weite des Langhauses 
16,70 m. 

Die Altäre, die Orgel und die Kanzel in Holz geschnitzt, Barock 
und Rokoko. 

Einfacher Beichtstuhl mit farbiger Rokokomalerei. 

Silberne Monstranzen: 1) Spitzbau, Spätrenaissance, Mitte des 17. Jahr- 
hunderts, 87 cm hoch. 

2) In Sonnenform, barock, vom Anfange des 18. Jahrhunderts, vergoldet, 
64 cm hoch. 

Sieben Kelche aus vergoldetem Silber, 17. — 18. Jahrhundert, in ver- 
schiedener Ausführung. Ein einfacher Kelch 1705 geschenkt; ein anderer, 
Breslauer Arbeit, Stempel Johanneskopf, daneben Z, Meisterstempel IG. Ein 
reich getriebener Kelch 1741 geschenkt, barock. Zwei andere von derselben 
Art mit dem Stempel der Stadt Glogau und dem Meisterstempel IS. 

Speisekelch aus vergoldetem Silber, mit Filigran überzogen und mit 
Edelsteinen besetzt, 49 cm hoch, 1716 geschenkt, mit den Stempeln desselben 
Glogauer Goldschmieds, ähnlich dem Speisekelcho der katholischen Pfarr- 
kirche in Lissa. 

Pacificale in Kreuzgestalt: 1) Renaissance, Fufs und Kreuz von ver- 
schiedenen Goldschmieden, jener mit vortrefflich getriebenen Ornamenten 
von einem tüchtigen süddeutschen Meister; Silber. 

2) Barock, am Fufse vier Brustbilder, Stempel der Stadt Lissa und des 
Meisters SO; Silber. 

3) Rokoko, aus versilbertem Kupfer. 
Ewige Lampen: 1) Spätrenaissance, Silber. 

2) Barock, Silber, Stempel der Stadt Lissa, 12 und ICS. 

3) Messing, unten ein Kopf mit Ring, zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts. 
Räuchergefäfs und Räucherschiffchen, Silber, barock. 
Getriebene Silberschüssel, Mitte des 18. Jahrhunderts. 

Die Silberbekleidung des Marienbildes im Hochaltare von 1710. 
Eine zweite in einem Seitenaltare. Zahlreiche Votivtafoln. 

Vier Paar Messingleuchter, 17. — 18. Jahrhundert, davon ein Paar 
mit den Zeichen der Tuchmacher. Ein kleineres Paar von 1(587. 

Drei einfache Zinnteller, Stempel der Stadt Lissa, im Meisterstempel 
die Buchstaben ICK über einem Lamme mit der Kreuzfahne und der Jahres- 
zahl 1751. 

Von den Zinnleuchtern ein Paar auf ornamentiertem Fufse, 1750. 



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232 



Kreis Li^a. 



Zwm Altarbekleidungen aus geprefstein, farbigom Leder, barock, 
m*ste Hälfte des 18. Jahrhunderts. 

Mehrere gewebte und gestickte Kasein, Barock und Rokoko. 

Kelchdecke, gewebt, mit Silberfäden durchzogen, im Muster orienta- 
lische Anklänge. 

Glocke, 80cm Durchmesser, 1772, am Halse: 
Durch das Feuer bin ich geflosen, Adam Hu/dt hat mich gegossen in Posen. 

An der Aufsenseite der Kirche drei Grabsteine, der eine aus der 
ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, mit Knorpel-Ornament der deutschen 
Spätrenaissance; der zweite 173(5, der dritte nach 1790. 

Storchnest, polnisch Osieczna, Stadt 10 km nordöstlich von Lissa. 

Die ehemals mittelbare Stadt besals am Ausgange des 14. Jahrhunderts 
deutsches Recht und gewann im 16. Jahrhundert durch den Zuzug protestan- 
tischer Einwanderer. In ihren Besitz gelangto vorübergehend die alte Pfarr- 
kirche; doch wurde die protestantische Pfarrei um 1670 unterdrückt und erst 
1793 wiederhergestellt (Posener Sonntagsblatt 1*93, S. 47). 

Katholische Pfarrkirche zur h. Dreieinigkeit. 

Patron: ilor Ht>>itwr dVr ll«-rrs« liaft Storolmost. 

Der Pfarrer wird urkundlich 1397 genannt (v. Lekszycki, Grodhficher I, Xo. S404). 

Spätgotischer Ziegelbau, 1 f)f>3 geweiht (Korvtkowski IT, S. 210). Die Kirche 
war ursprünglich eine dreisehiftige Hallenkirche, auf der Ostseite dreiseitig 
geschlossen, mit zwei Türmchen an den Ecken der Westfront und einer 
Sakristei auf der Nordseite. 1777 (Inschrift am ('höre) wurde das Innere 
unter Beseitigung der Pfeiler central umgestaltet und vor der Westfront eiu 
Turm errichtet. Vom ursprünglichen Bau blieben erhalten die Sterngewölbe 
über dem östlichen, rechteckigen Joche des Mittelschiffes und den beiden 
benachbarten, dreieckigen Jochen der Seitenschiffe. 1859 Brand, 1860 — 1861 
Wiederherstellung des Gebäudes, 1869 der oberen Teile des Turmes und der 
beiden Seitentürmchen. 

Monstranz, Silber, Spitzbau, 17. Jahrhundert. 

Kronleuchter, Messing, oben der doppelköpfige, jetzt seiner Flügel 
beraubte deutsche Reichsadler, 17. Jahrhundert. 

Katholische Kirche S. Valentin, ehemals Kirche des Reformaten- 
Klost ers. 

Kigfiitümer: cl.;r Krzl.iwliöfliclii> Stulil in Posen. 

Das Kloster 1622 gegründet, seit 1842 Dementen- Anstalt. Die Kirche 
1682 erbaut (Korvtkowski II. S. 211). 

Einschiffiger, barocker Putzbau von 13 m lichter Weite. Tonnengewölbe 
mit Stichkappen, über dem Hochaltare eine Stutzkuppel. Auf der Ostseite 
hinter dem Hochaltare die Sakristei. Der Ausbau, insbesondere die Rück- 
wände und die Bekleidungen der Altäre aus Eichenholz geschnitzt, Rokoko. 
Der Marmorfufsboden von 1789. 



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Storchnest. — Swierczrn. — IVutsch-Wilko. 



233 



Auf dem Friedhofe vor der Kirche: 
Grabmal in Gestalt einer schlanken Pyramide, 1709. 
Standbild des S. Johannes von Nepomuk auf einem hohen dreiseitigen 
geputzten Sockel, 1716. 

Schlofs. Inschriftlich 1601 von Andreas Czarnkowski, Kastellan von 
Kaiisch, wiederhergestellt und vollendet. Das verunstaltete Mauerwerk zeigt 
den spätgotischen Verband. 

Portal, auf einer Freitreppe zugänglich, Sandstein, von zwei toskani- 
schen Pilastern mit Gebälk umrahmt. Reicher Reliefschmuck, auf den 
Pilastern Waffenstüeke, im Friese Rankenwerk, in den Zwickeln zwei Genien, 
als Krönung das Wappen Nale.cz, die verjüngte Leibung mit Kassetten. 

Swierczyn, Dorf i;> km nordöstlich von Lissa. 
Katholische Pfarrkirche S. Lukas. 

Patron: die Gutsherrsoliaft. 

Im Mittelalter gegründet. Holzbau, 1675 geweiht (Kuryikow-ki II, S. 227;, 
aus Fachwerk mit vorgelegten Bohlen, einschiflig, im Osten ein dreiseitig ge- 
schlossener Chor, im Westen ein quadratischer Turm. Unter der Decke ein 
niedriges Gesims mit Zahnschnitt. Auf dem Schilfe ein Dachreiter mit 
Wetterfahne von 1731. Ausbau barock. Unter dem aus vorgekragten Bohlen 
gebildeton Chorbogen ein Triumphbalken mit der Krouzigungsgruppe. 

Vier kleino weibliche Heilige von einem spätgotischen Flügelaltare, 
Hochrelief, Holz, übertüncht. 

Monstranz, Kupfer, getrieben und versilbert, Rokoko. 

Kelch, Silber, getrieben und vergoldet, 1685 geschenkt. 

Pacificale, Silber, in schöner getriebener Arbeit, kreuzförmig, Anfang 
des 18. Jahrhunderts. 

Zwei kleine Messingleuchter, barock. 

Pluviale, Silbergewebe, erste Hälfte des 18. Jahrhunderts. 

Glocken: 1) 61 cm Durchmesser, spätgotisch, ohne Inschrift. 

2) 6l> cm Durchmesser, von Joachim Roth gegossen, unter der Umschrift 
ein Kranz herabfallender Blumen: 

Hec sunt nomina Jesus Christus, Maria. J. R. 1610. 

3) 35cm Durchmesser, am Halse die Umschrift: 

Sebastian Goeiz fecit Wratishwiae anno ijjj. 

DeutSCh-Wllke, Dorf 5 km nordwestlich von Lissa, Station 
der Eisenbahn Lissa -Bentschen. 

Katholische Pfarrkirche S. Martin. 

Patron: der Staat. 

Spätgotischer Ziegelbau, das Schiff zweijochig, der ebenfalls zweijochige 
Chor dreiseitig geschlossen, beide der Gewölbe beraubt. Die auf der Nord- 
seite des Chores gelegene Sakristei mit altem Tonnengewölbe. Ihr gegen- 



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234 



Kreis Lissa. 



über auf der Südseite des Chores eine Kapelle aus dem 17. Jahrhundert, 
deren rippenloses Kreuzgewölbe mit einfachem Bandwerk bedeckt ist. Die 
Fronten geputzt, Thören und Fenster erneuert. Der Turm vor der West- 
front aus dem Anfange des 19. Jahrhunderts. 

Von 1580 bis 1636 diente die Kirche dem protestantischen Gottesdienste 
(Korytkowski II, S. 138). 

Monstranzen: 1) Aus vergoldetem Messing, einfach spätgotisch. Die 
Gestalt der Maria und die kuppelartige Spitze in den Formen des Ueber- 
ganges zur Renaissance aus Silber erneuert. 

2) Aus vergoldetem Silber, Anfang tles 18. Jahrhunderts. Stempel der 
Stadt Breslau (Johanneskopf), B, Meisterstempel CiB. 

Kelch aus vergoldetem Silber, Rokoko. 

Grofse silberne ewige Lampe, Mitte des 18. Jahrhunderts. 

Votivtüfelehen aus getriebenem Silber, Rokoko. Stempel der Stadt 
Lissa und Meisterstempel HC 

Mehrere gewebte und gestickte Kasein sowie ein Baldachin mit 
Goldstickerei, 18. Jahrhundert. 

Zwei Glocken, 1849 von August Kalliefe in Lissa gegossen. 

Kleiner Grabstein für zwei Mädchen, 17. Jahrhundert, mit polnischer 
Inschrift, aufsen an der Kapelle eingemauert. 

ZabOl'OWO, 2,5 km südlich von Lissa, ehemals mittelbare Stadt, 
1644 von evangelischen Einwanderern nach magdeburgischem Rechte an- 
gelegt, seit 1893 Dorf. 

Evangelische Pfarrkirche. 

Fachwerkbau vom Ende des 18. Jahrhunderts, die Gefache ehemals mit 
Lehm, neuerdings mit Ziegeln ausgesetzt. lieber dem von Emporen um- 
schlossenen Mittelraume eine Tonnendecke; vor der Westseite ein Turm. 

Einfacher Kelch aus vergoldetem Silber, Stempel der Stadt Lissa und 
Meisterstempel HC 

Einige Zinnteller mit drei Stempeln, einem Adler, Stadt Lissa, IMK 
über dem böhmischen Löwen. Ein anderer von 1767 mit dem Stempel der 
Statlt Züllichau und MIZ um den brandenburgischen Adler. 

Zwei Zinnie nchter mit ornamentiertem Fufse, 1718. 

Drei kleine Messingkronleuchter, der eine 1766 geschenkt. 

Verschiedene andere Geräte sowie eine gewebte Altardecke wurden 
an das Provinzial-Museum in Posen abgegeben. 

Drei Epitaphien, Holz, 18. Jahrhundert. 



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KREIS ßAWITSCH 



Bärsdorf, Dorf bei Bojanowo. 
Katholische Pfarrkirche S. Michael. 

Kunstloser, geputzter Granitbau von rechteckiger Grundform, vermut- 
lich im Ausgange des Mittelalters errichtet. 

Glocke, 82 cm Durchmesser, 17(50 gegossen, am Rande: 
MDCCf.X. Paul Scer, Meister in Schwer seufz. 

BojailOWO, Stadt V\ km nordwestlich von Kawitsch, Station der 
Eisenbahn Posen-Breslau. 

Bojanowo wurde von der protestantischen Familie Bojanowski im 
17. Jahrhundert gegründet. 1857 brannte fast die ganze Stadt nieder und 
wtirde seitdem neu aufgebaut. Auch die evangelische Pfarrkirche r zur Barm- 
herzigkeit Gottes,** ein kreuzförmiger Fachwerkbau. ging zu Grunde ; an ihre 
Stelle trat der 1800 geweihte Ziegelbau. 

Oll Dill, 21 km östlich von Rawitseh, im Mittelalter als Stadt ge- 
gründet, erhielt 1895 Verfassung als Landgemeinde. 
Katholische Pfarrkirche S. Nikolaus. 

Patron: die Gufelicrrachaft. 

Im Jahre 1445 gegründet (KorytUwski II, S. 74}. 

Einschiffiger Blockholzbau mit dreiseitig geschlossenem Chore. IG'M 
geweiht. An der Westfront ein Turm aus Fachwerk. 17;H) errichtet. Am 
Chore treten die Dachbalken, von Kopfbändern gestützt, über die Fluchten 
der Wände hinaus. Die Hölzer der West- und der Südthür gefallig aus- 
geschnitten; an der letzteren drei alte Schmiedebänder. Reich profilierter 
Triumphbalken unter einem durch vorgekragte Bohlen gebildeten Bogen. 

Kanzel und Taufe. Holz, barock. 

Weihwasserstein. Granit, einfach spätgotisch. 



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2:$0 Kw.is Rawitsdi. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, in Sonnenform, 1682, Stempel GN. 

Hostienbüchse aus vergoldetem Kupfer, mit gravierten Renaissance- 
Ornamenten, zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts. Der Deckel fehlt. 

Glocke, 1,11 m Durchmesser, am Halse die Inschrift: 
S// nomen domin i bcmdiclum. Xfe fea't Stcphanus Werner Lesnae anno fjjj. 

Grabstein des Peter Jastr/.ebski f 1613, der Verstorbene stehend dar- 
gestellt, in den Ecken vier Wappen. Au der Fried hofmaner. 

GolejewkO, Dorf 12 km östlich von Rawitsch. 
Katholische Pfarrkirche Allerheiligen. 

Im Mittelalter gegründet. Kunstloser, zweisehiffiger Blockholzbau, im 
16. — 17. Jahrhundert in verschiedenen Abschnitten entstanden. 

Kelch aus vergoldetem Silber, zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts, 
Stempel WB. 

Einige Priestergewänder aus dem 18. Jahrhundert. 

Antepondium, roter Sainmet mit Gold- und Silberstickerei (drei grofsen, 
streng gezeichneten Rosen). 

Grabstein des Albert Ohoinski f 1 555 ; der Verstorbene stehend darge- 
stellt, in den Ecken vier Wappen, der Hintergrund mit Rankenwerk gemustert. 

Mehrere Blechschilder mit Bildnissen und Wappen, 17.™ 18. Jahr- 
hundert. 

GÖ1* Che II, polnisch Gorka miejska, Stadt Okm nordöstlich von 
Rawitsch. 

Katholische Pfarrkirche S. Nikolaus. 

Patron: tlcr Hesitz<r iler Herrschaft Reisen uml Görclicn. 

Laut einer Visitation vom Jahre 178.'i soll die Kirche 1252 von Bischof 
Thomas von Breslau geweiht worden sein. 

Ziegelbau, laut Jahreszahl auf einer Sandsteintafel am südwestlichen 
Strebepfeiler des Turmes 1609 errichtet. Einschiffig bei 12 m innerer Breit e, 
im Osten dreiseitig geschlossen, im Westen ein Turm. Nur das mit Strebe- 
pfeilern besetzte, in spätgotischem Verbände hergestellte Mauerwerk selbst 
ist alt, alles Uebrige erneuert. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, Spitzbau, 86 cm hoch, 17. Jahr- 
hundert. 

Kelche aus vergoldetem Silber: 1) Spätrenaissance. 2) Rokoko. .'?) Ein- 
fach, Stempel der Stadt Lissa und Meisterstempel HC. 

Kreuz ans vergoldetem Silber, T.i cm hoch, 17. Jahrhundert, Stempel 
Die einen Dorn der Marterkrone Christi bergende Kapsel von einer Nach- 
bildung jener Krone umschlossen. 

Pacificale aus getriebenem Silber, 49cm hoch, erste Hälfte des 
18. Jahrhunderts. Stempel der Stadt Rawitsch (Jungfrau auf einem Bären 
reitend) und Meisterstempel GF. 



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Dubiii. — (.Jolejcwko. — Ciörchcn. — Jutrnschin. — Konary. 



237 



Evangelische Pfarrkirche. 

Das seit der Einführung Her Reformation bestehende Pfarrspiel wurde 
1639 bei der Gründung der evangelischen Pfarrkirche in Rawitsch aufge- 
hoben (Timm»* S. 82;. Der vorhandene Fachwerkban. „der Berg Tabor u ge- 
nannt, wurde nach der Freigebung des protestantischen Bekenntnisses 1778 
errichtet. 

Die drei Glocken tragen am Halse die Inschrift: 

Johann George Krieger goß mich in Breslau im Jahr i?<?j. 

Katholische Kirche zum h. Kreuze, aufserhalb der Stadt, ehemals 
Kirche des 1622 gegründeten Reformaten-Klosters. 

Barocker Putzbau, einschiffig, gewölbt, 1742 errichtet (Jahreszahl am 
Chorgewölbe} und 1745 geweiht (K«.rvtkow*ki II, S. 78). 



J U t r O 8 C Ii 1 II , Stadt 22 km öst lieh von Rawitsch. 

Die katholische Pfarrkirche, ein mittelalterlicher Ziegelbau, brannte 180t» 
ab und wurde abgetragen; seitdem wurde der Gottesdienst in die 1777 er- 
richtete, geschichtlich wertlose Friedhofkapelle verlegt. 

Evangelische Pfarrkirche. 

Das Pfarrspiel bildete sich um 1040 aus eingewanderten Deutschen, 
wurde 1719 unterdrückt (TIm.ujus S. 137) und 1777 wiederhergestellt. Die da- 
mals errichtete Fachwerkkirche brannte 18(51 ab und wurde durch einen 
Ziegelbau ersetzt. Aus der alten Kirche wurden gerettet: 

Taufbecken, von einem Engel getragen, sowie Beichtstuhl mit breiter 
Kückwand, beide in vortrefflichen barocken Formen aus Holz geschnitzt. 

Taufschüssel, Zinn, 1798. Stempel der Stadt Rawitsch (Bär), im 
Meisterstempel ein Anker mit den Buchstaben IGN. 

Glocke, 52cm Durchmesser, gesprungen, am Rande: 

Ei me Jecit Erdmann Kailife I^cssnc anno 1719. 

Die beiden anderen Glocken wurden 1810 von Benjamin Krieger in 
Breslau umgegossen. 

Koiiary, Dorf 14 km nordöstlich von Rawitsch. 

Katholische Pfarrkirche S. Michael. 

Patrun: tlie GuUlicrrscliaft. 

Spätgotischer Ziegelbau, gemäfs einer 1007 stattgehabten Visitation 
1512 an Stelle eines Holzbaues errichtet (hukaszpwi. z, lH.-e. IV.zn. II. 109). Ein- 
schiffig, mit kurzem, dreiseitig geschlossenem Chore, auf dessen Nordseite die 
tonnengewölbte Sakristei. Die jetzt geputzten Fronten sind mit Strebe- 
pfeilern besetzt. 1061 wurde die Kirche vom Blitze getroffen und wieder- 
hergestellt (Jahreszahl 1004 an dem neuerdings beseitigten Triumphbalken). 
In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erhielt sie die noch vorhandenen, 
teilweis gut geschnitzten Altäre. 

31 • 



238 



Kreis liawil-cli. 



♦Monstranz aus vergoldetem Silber, spätgotisch, dreitürmiger Spitz- 
bau in zierlichen Formen, 05 cm hoch. Geschenk des Bischofs Johannes 
Konarski von Krakau 'f 152.")'. dessen Wappen (Habdank) auf dem Ftifse 
graviert. 

Spätgotischer Kelch aus vergoldetem Silber. Am Knaufe sowie über 
und unter demselben am Schafte: Jesus C. (zweimal) und Maria J. Auf den 
Feldern des Fufses ist der auferstandene Heiland zwischen Mals werk graviert 
und das "Wappen Habdank in erhabener Arbeit aufgelegt. 

Ein zweiter Kelch, Renaissance, 1008. 

Zwei spätgotische Glocken, die gröfsere mit, die kleinere ohne Inschrift. 

I* akosla W, Dorf 14 km östlich von Ra witsch. 
Katholische Pfarrkirche S. Valentin. 

Tm Mittelalter gegründet. Rechteckiger Blockholzbau. 1G44 geweiht 
(»,<ik;i,/.< wi> z, Dvoc. Pom. II. S. 100', im 18. Jahrhundert in Fachwerk erweitert. 

Flügelaltar, spätgotisch von 1523. Auf den Aufsenseiten der Flügel 
gemalt die Verkündigung Mariä. Die drei geschnitzten Standfiguren des 
Mittelfeldes sowie die beiden der Innenseiten der Flügel fehlen. 

Vier kleine, spätgotische Holzfiguren von einer Anbetung der drei 
Könige. Maria mit dem Kinde sitzend, zwei knieende Könige, Gottvater. 

Drei derb gearbeitete Holzfiguren von einem spätgotischen Triumph- 
balken. Maria und Johannes stehend, Magdalena knieend. 

S. Valentin und S. Katharina (?). spätgotische Holzstandbilder, in 
neuen Altären aufgestellt. 

Monstranz und zwei Kelche aus vergoldetem Silber, barock. 

Ewige Lampe aus getriebenem Messing, barock. 

Glocken: 1) f>l cm Durchmesser, am Halse die Umschrift: 
Ave Maria graa'a pleno, dominus teatm, benedicta. i^tp. 
Darüber ein Ornanientfries, darunter Mafswerk. 

2) 4") cm Durehmesser, die Schrift auf Plättchen: 

Laudetur sauclissimum sacrameutum. A. D. 1688. 



RawltSCll, polnisch Rawicz, Kreishauptstadt, Station der Eisen- 
bahn Posen-Breslau. 

Rawitsch verdankt seine Gründung dem Grafen Adam Albrecht Przy- 
jemski, welcher seit dem Jahre 1032 deutsche Einwanderer bei seinem Gute 
Sierakowo ansiedelte und 1038 von König "Wladislaus IV. die Erlaubnis zur 
Anlage einer Stadt nach inagdeburgisehem Hechte erwirkte, die ihren Namen 
nach dem "Wappen des Grundherrn erhielt. Im folgenden Jahre setzte dieser 
die Gerechtsame der neuen Stadt fest und gestattete die Gründung eines 
evangelischen Pfarrspiels. 

K. Kai-cr. B< iträL't' zur C'.-i'liiclitp >l« r Stadt Rawicz im 17. Jahrhundert. Programm 
der Realschule. Kawitsdi 1*65. 



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Pakoslaw. — Rawitsch. 



'21)9 



Als Wappen wurde der Stadt ein nach rechts schreitender Bär ver- 
liehen 1 ), wogegen das Wappen des Adelsverbandes Rawicz auf diesem Bären 
eine Jungfrau sitzend zeigt. Die Beschaumarken der in Rawitseh gefertigten 
Silber- und Zinnarbeiten geben sowohl das eine wie das andere Wappen. 

Die regelmäßige und geräumige Anlage der Stadt bekundet die Art 
ihrer Entstehung. Die ehemaligen Wälle sind zu Spazierwegen umgestaltet. 

♦Evangelische Pfarrkirche zur h. Dreieinigkeit. 

(Mine Patron. 

Die erste Kirche wurde 1639 aus Faehwerk erbaut und im zweiten 
schwedischen Kriege 1707 zerstört. Feindlicher Widerstand verzögerte dio 
Herstellung der neuen Kirche bis 1724; diese wurde wiederum 1801 bei 
einem Stadtbrande vernichtet. 




AM». 159. (irundrif» der cvungoli.-clicn Pfnrrkirclio in Rawitseh. 

Der Neubau (Abb. lf)9 — 160). ein Putzbau in neuklassischen Formen, 
wurde nach einem 1802 von K. G. Langhans in Berlin vorfafsten Entwürfe 
durch den Bauinspektor Krause in Posen 1803 bis 1808 ausgeführt (Inschrift 
über dem Haupteingange. — St A. Po*.*, Rawit-.-li r. 22 -24). Die Kirche bildet 
ein Rechteck, in welchem doppelte Emporen einen elliptischen Mittelraum 
umziehen. Die untere Empore wird von sechzehn Pfeilern getragen: über 
diesen stehen ionische Säulen, zwischen denen die obere Empore eingebaut 
ist. Der Altar und ülter ihm die Kanzel stehen an der Schmalseite dein 
Haupteingange gegenüber; sie gehören einer Erneuerung an, wenngleich ihre 
Anlage der ursprünglichen entspricht. Das Spiegelgewölbe des Mittelraumes 

') Zeichnung in der Gn'iiulutij's-l 'rkun.l.' v.mi 163*. St A. Posen, Den. Magistrat Rawi^ch A. 1. 



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240 



Kri'is Kuwitpcli. 



ist uns Holz hergestellt. Die Sakristei liegt an der Schmalseite liiiiter «lern 
Altare. Die sehliehten Fronten haben ein Kragsteingesims, welches auch den 
Giebel der Vorhalle abschliefst. Diese öffnet sich mit einem weitgespannten, 
von zwei toskanischen Säulen getragenen Kundbogen; über ihr steigt ein 
runder Turm mit offener Säulenstellung und Kuppel auf. 

Reich geschnitztes, barockes Taufbecken aus der ersten Hälfte des 
18. Jahrhunderls. Auf dem Deckel die Taufe Christi. Darüber von vier 
geschweiften Stützen getragen Gottvater. 




AM». 160. Kvang. Pfarrkirche in Rawitsch. Inneres. 
Kelche aus vergoldetem Silber: 

1) Schmucklos, auf sechsteiligem Fufse, Stempel der Stadt Breslau 
(Johanneskopf i und Meisterstempel GK. Dazu die Patene. 

2) Mit getriebenen Ornamenten, vom Anfange des 18. Jahrhunderts. 
Breslauer Stempel, daneben T (?) und Meisterstempel GG. 

3) 1713, ohne Stempel. 

4) Mit getriebenem Blumenwerk. Dazu die Patene. 

Patene aus vergoldetem Silber, Breslauer Stempel, B und CWN. 

Silberne Weinkannen: Ii 1077 mit gravierten Ornamenten. 

2) Einfach, Breslauer Stempel mit Jahresbuchstaben (Kosonbeng No. 44i>) 
und Meisterstempel AM. 

Grofses Vortragekreuz, Silber, teilweis vergoldet, barock. Der Ge- 
kreuzigte zwischen den Evangelistenzeichen. Stempel der Stadt Rawitsch 
• Jungfrau auf einem Bären reitend) und Meisterstempel G F. 

Taufschüssel, Silber, gerippt, Breslauer Stempel, I und TS (Itoscn- 
Kerg No. 477}. 



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Rawitsch. — Sarne. 



241 



Kleine Schüssel, Silber, Breslauer Stempel, S und ein dritter undeut- 
licher Stempel. 

Zwei Leuchter für drei Kerzen, uns gegossenem Messing. Ende des 
17. Jahrhunderts. 

Zwei Leuchter aus getriebenem Messing mit aufgelegten silbernen 
Ornamenten, 1752. 

Auf dem evangelischen Friedhofe mehrere Grabplatten und Denk- 
mäler von Sandstein aus dem 17.— 18. Jahrhundert. 

Katholische Kirche bei dem 1073 gegründeten, jetzt zur Strafanstalt 
eingerichteten Reformaten-Kloster. Einschiffiger, gewölbter Putzbau, 1732 
errichtet und 1782 geweiht (Korytkowski II, S. 128). 

Rathaus, auf dem Markte. 

Mit Benutzung der Mauern des 168.'$ begonnenen, 1707 abgebrannten 
Baues 175'$ — 1754 erneuert (Jahreszahl 1754 über dem Eingange und in der 
Wetterfahne). Zweigeschossiger Putzbau, neun Fensterachsen lang und drei 
breit, mit ionischen Pilastern bekleidet, auf dem hohen Dache ein Türmchen. 

W. Heine, Eine Urkunde zur Geschichte der Stadt Itnwitsch. Z. II. (Jos. I, S. 485. 

Im Saale mehrere alte Oelbildnisse. Zu bemerken: A. A. Przyjemski, 
der Gründer der Stadt, nach seinem Tode gemalt, und Grundherr J. N. My- 
cielski, von G. Knoefvell 1780 gemalt, 

KlirenKerg, Kulturgeschichtliche Ausstellung der Provinz Posen. Z. II. Ges. V, S. (1. 



Harne, polnisch Sarnowa, Stadt 4 km nordöstlich von Rawitseh. 
Katholische Pfarrkirche S. Andreas. 

Spätgotischer Ziegelbau, von welchem nur die Umfassungsmauern er- 
halten sind, einschiffig, im Osten dreiseitig geschlossen. In der ersten Hälfte 
des 18. Jahrhunderts völlig umgestaltet und mit einem West türme versehen; 
an einem der östlichen Strebepfeiler das Wappen Lodzia, bezeichnet : 

I(oanna) Z S(zoldrskich) Z(akrztivska). lfiS. 
Aus derselben Zeit die Altäre und die Kanzel mit barockem Schnitzwerk. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, in Sonnenform, barock, mit dem- 
selben Wappen. 

Kelche aus vergoldetem Silber: 

1) 24,5 cm hoch, Spätrenaissauce, doch noch in gotischer Anlage, 1(>4.'$ 
geschenkt, Heber und unter dem Knaufe: Jehsus und S. Maria. Stempel 
der Stadt Breslau (W) und FXT 

2) 20.5 cm. Spätrenaissance. 

Grabstein für Joseph Szczaniecki geb. 1710, f 1787. S. Joseph mit 
dem Kinde in Hochrelief. Innen an der Südmauer. 

Evangelische Pfarrkirche. 

Die Gemeinde bildete sich 178(> und baute die vorhandene Fachwerk- 
kirche im folgenden Jahre. Die doppelt über einander angelegten Emporen 



242 



Kreis Riiwitaoh. 



sind an den Langseiten ausgerundet, so dafs der Mittelraum centrale Gestalt 
gcwinnt. An der gegen Osten gerichteten Haupt front ein Turm. 
Kanzel, Holz, in kräftigen Rokokoformen. 

Taufkessel, Holz, barock, Wiederholung desjenigen der evangelischen 
Pfarrkirche zu Rawitsch. Beim Kirchenbau aus Rawitsch geschenkt. 
Kelch aus getriebenem Silber, Rokoko, 1 787. 

T a u f s c h ü s s e 1 , Zinn , mit der gravierten Darstellung der Taufe 
Christi, 1085. 

SobialkOWO, Dorf II km nordöstlich von Rawitsch. 

Katholische Pfarrkirche S. Jakobus. 

Der Pfarrer wird mit dem Schulzen des Dorfes urkundlich 1U02 ge- 
nannt ;(7>il. ilipl. Nn. 146H). Die Kirche wurde 1580 der Pfarrkirche zu Görehen 
einverleibt (ürktind*- im An-Iüw il.TseUien) und 1808 wieder selbständig. 

Kunstloser Blockholzbau, einschilfig, mit dreiseitig geschlossenem Chore, 
aus dem 16.— IT. Jahrhundert. 

Mehrere rohe spätgotische Holzfiguren, Christus am Kreuze, Maria, 
Johannes, Hedwig und Katharina. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, Rokoko, mit der Inschrift: 

Z. Gaab /cdt anno 1760. 

(i locke, 75cm Durchmesser, spätgotisch, um den Hals: 
O rex glon'c veni cum fiace. Nico/ans .... 

WaSChke, Dorf 2,5 km westlich von Panitz, Kreis Gostyn. 
Evangelische Pfarrkirche. 

Ohne I'atnui. 

Nachdem die 1.">71 an die Evangelischen übergegangene Pfarrkirche in 
Punitz denselben noch vor Ablauf des 10. Jahrhunderts wieder entrissen 
worden war, bauten sie mit Unterstützung des protestantischen Grundherrn 
Bartholomäus Zawadzki die Kirche in Waschke in den Jahren 1000 — 1001). 
Diese diente seit 1078 sowohl der lutherischen wie der reformierten Gemeinde 
zum (iottesdieuste, bis 180.'} die erstere sich in Panitz eine eigene Kirche 
baute ukkIi d.n bis 1614 zdiüik^lu-mien KirchenliAchurn). 

Geputzter Ziegelbau von einfach rechteckigem Grundrisse. Die Fenster 
spitzbogig. Das Mauerwerk mit Granitsteinen gemischt. 

Kanzel, Holz, Renaissance, erste Hälfte des 17. Jahrhunderts. 

Taufkessel, Holz, barock, mit geschnitzter und eingelegter Arbeit. 

Kelch, Silber, getrieben und vergoldet, 24,5 cm hoch, die Gestalt des 
Pulses noch gotisch, die Ornamente der Schale Renaissance. Auf der Unter- 
seite die Inschrift : 

Gemacht zu der Frauxvstadt in Pollen bey //ans Jordan itijo. 

Oblatenbüchse, Silber, graviert und vergoldet, mit der Darstellung 
des h. Abendmahls. 



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Soliialkowo. — Wusclike. 



Kleine Silberschüssel, Breslauer Stempel Johanneskopf), (J und BI. 

Weinkanne, Zinn, l*i3t> „der Gemeinde zu Waszkau" Reschenkt, 1824 
-umgearbeitet". Aus dieser Zeit der Stempel der Stadt Lissa nebst dem 
Meisterstempel 1FB über einem Pelikane. 

Kleiner Zinnkeleh mit gravierten Blumenranken, Ende des 18. Jahr- 
hunderts. 

Taufengel und zwei Blechsehilde im Provinzial-Mnsetim zu Posen. 



Die katholische Pfarrkirche in Sackern ist ein kunstloser Holzbau des 
IM. Jahrhunderts; die in Laszezyn, Szkaradowo und Slupia wurden im 10. Jahr- 
hundert als Ziegelbauten erneuert. 



KREIS GOSTYN 



Doma Cll OWO, Dorf t> km nordöstlich von Krübon. 
Katholische Pfarrkirche 8. Michael. 

Pntrnn: <W St;iat. 

Einschiffiger Blockholzbau mit dreiseitig geschlossenem Chore, vermut- 
lich um die Mitte des lb. Jahrhunderts errichtet. 1580 wurde der Sakristei 
gegenüber auf der Südseite des Chores eine gemauerte Kapelle angefügt 
(fitikiisz. wicz, Dv<-c Pozn. l\, S. 15), deren im spätgotischen Verbände aufgeführte 
Fronten ein einfaches Hauptgesims tiagen; die Rippen des Krouzgewölbes 
der Kapelle sind mit Laubstäben besetzt. 

Kelch aus vergoldetem Silber, aus der zweiten Hälfte des IG. Jahr- 
hunderts, von spätgotischer Gestalt, mit einfachem Renaissanceschmuck, dem 
Stempel der Stadt Nürnberg und dem vermutlich auf Christoph Straub 
zurückgehenden Meist erst cmpel (Urenberg No. V2A8). 

Glocken: 1) Ob" cm Durchmesser, spätgotisch, am Halse die Umschrift: 
Ruffe mit meyme clange den reichen ufnd den] armen, c. v. d. Hilf Maria. 

2) 85 cm Durchmesser, am Rande: 
Joannes C/tristiattus Bruck mc feeit Posnaniae. Anno tjjj den J. Angnstus. 

Orientalischer Teppich, 1 7. Jahrhundert. 

Gostyil» Kreishaupt-stadt, Station der Eisenbahn Lissa -Ostrowo. 

Herzog Przemislaus II. gestattete 1278 dem Grundherrn von Gostyn, 
auf seinem Besit /.turne eine Stadt nach deutschem Rechte zu gründen; seit 
den ersten Jahren des 14. Jahrhunderts werden Vogt und Bürger der jungen 
Stadt wiederholt in Urkunden genannt. Gostyn erlangte eine mittlere Be- 
deutung unter den grol'spolniscken Städten. Die Reformation wurde hier 
bald nach ihrem Kindringen unterdrückt. 

Dicht bei der Stadt ist ein Burgwall von ansehnlicher Höhe erhalten. 

* Katholische Pfarrkirche S. Margarete. 

Patrone: die Be.-it/er von Podr/eee, LVajkowo und Piibin. 

Pfarrer der Kirc he werden seit LHO urkundlich genannt (Cod. di|.l. No. 934). 



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Domachowo. — Gnstyn. 



245 



Spätgotischer Ziegelbau des 15. Jahrhunderts (Abb. 161—162), drei- 
schiffige Hallenkirche von vier Jochen, der zweijoehige Chor dreiseitig ge- 
schlossen, vor der Westseite ein kräftiger, geviert förmiger Turm. Dio Kirche 

war ursprünglich durchweg mit Sterngewölben über- 
deckt ; im Mittelschiffe sind dieselben durch Kreuz- 
gewölbe der Spätrenaissance ersetzt. Die Vorhalle 
auf der Südseite, mit einem Kreuzgewölbe auf 
derben Rundstabrippen, wurde nach Vollendung 
der Kirche 1523 (Jahreszahl über dem Fenster 
neben der Thür] errichtet. Dio erst 1529 (Jahres- 




Abb. 161—162. Katholisch«? Pfarrkkcha in Gostyn, Sfidfront und Grand rifa. 

zahl am südwestlichen Strebepfeiler) ausgeführte S. Annen-Kapelle auf der 
Südseite des Chores enthält im Erdgeschosse die mit einem flachen Tonnen- 
gewölbe überdeckte Sakristei: sie ist mittelst einer Treppe vom südlichen 
Seitenschiffe zugänglich, gegen den Hochaltar mit zwei Hilgen geöffnet, auf 



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246 



Kreis Gostyn. 



der Ostseite flach dreiseitig geschlossen und mit einem Sterngewölbe über- 
deckt, dessen schwächliche Rippen ein engmaschiges Netzwerk bilden. Auch 
die Vollendung des Turmes erfolgte erst zur Zeit des Baues der Vorhalle und 
der Kapelle. 

Die Durchbildung der Kirche ist einfach. Der Sockel ist aus zwei 
Schrägschichten hergestellt. Die Gewände der Fenster lassen, da sie über- 
putzt sind, die alte Gestalt nicht erkennen; die breiten Fenster in der Süd- 
mauer der S. Annen-Kapelle haben je drei senkrechte gemauerte Pfosten, 
welche gegen das Gewände anlaufen. Der Giebel der Vorhalle hat Kielbogen- 
Blenden ; die Blenden in den beiden Giebeln der Kapelle sind mit gepaarten 
Flachbögen geschlossen. Am Turme und an der Vorhalle kehrt ein geputzter 
wagrechter Fries mit gemauerten Konsolen wieder. Die grofsen spitzbogigen 
Fenster der beiden obersten Turmgeschosse sind mit einem einfachen, aus 
gemeinen Ziegeln gemauerten Mafswerk ausgesetzt. Den Abschlufs des 
Turmes bildet ein Zinnenkranz mit vier Ecktürmen, deren Helme wie der 
Turmhelm selbst fehlen. 

Ninvajr, Z. f. Ii. 1872, S. f>82. 
Sokotowski, S. Ii. ü. IV, S. XLII. 

Ohorstühle, teils im ('höre, teils in der S. Annen-Kapelle aufgestellt, 
einfach spätgotisch, mit der Inschrift : 1514 . . . hoc disposuit. 

Im übrigen bewegt sich der Ausbau der Kirche in den Stilformen des 
17. — 18. Jahrhunderts. Der Hauptaltar der Kirche und derjenige der Kapelb» 
in den Formen der Spätrenaissance; im Mittelfelde des letzteren Altares zwei 
spätgotische Bildwerke, S. Anna mit dem Christkinde sitzend, S. Maria 
neben ihr stehend. Aus dem 1 7. Jahrhundert die Orgel der S. Annen-Kapelle 
und ihre Bühne, am Pfosten der letzteren die Jahreszahl HJ90; ebenda ein 
bemalter Priesterstuhl mit Baldachin. Im Barockstile die Nebenaltäre und 
die Kanzel. Im Rokokostile die Taufe, sechs Beichtstühle und die Sitzbänke 
der Gemeinde. 

Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance und Barock. 

Speisekelch ans vergoldetem Silber. Spätrenaissance, Stempel der 
Stadt Pusen izwei Schlüssel unter einer Krönet und Mcisterstempel SS über 
einer Lilie. 

Silbenies Pacificale, in Kreuzform, Renaissance. 

Getriebene Messingschüssel mit der Verkündigung Mariä und einer 
Umschrift aus gotischen Kleinbuchstaben. 

Messingkronleuchter, vier Arme au einer Kugel, darüber Jupiter auf* 
einem Adler. 

Auf der Anhöhe östlich von Gostyn liegt, die Landschaft beherrschend, 
das ehemalige Philippiner- Kloster mit seiner Kuppelkirche. 

Die Un1erliulttin<i>kosten werden aus den Kinkfrnften des Klosters bestritten. 

Das Kloster wurde an der Stelle einer älteren Kapelle in den Jahren 

1 < »öS — 1G70 gegründet (nruckexemplur der Gründung-Urkunden, St. A. Posen) Und samt 
der Kirche mit Unterstützung der Familien Konarzewski und Mycielski 
(Wappen Wnjby und Lodzia), den Besitzern von Gostyn, bis zur Mitte des 



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Qott] n. 



247 



18. Jahrhunderts erbaut. Die Kirche (Abb. 168) wurde nach dem Vorbilde 
der 1031 von Baldassare Longhena begonnenen Kirche S. Maria della salute 
in Venedig'/ errichtet, deren tirundrils sie in etwas verkleinerten Abmessun- 
gen ziemlich getreu wiederholt. Der Auf Vi fs erfuhr manche Vereinfachungen; 
an die Stelle des Marmors traten Stuck und Putz, während zugleich die 
Einzelformen in der Wiedergabe eine gröbere Fassung erlitten. Um den 
achteckigen Kuppelraum, der durch eine Fensterreihe in der Trommel 
selbständig beleuchtet und von einem Walmgewölbe überdeckt wird, legt 
sich ein ebenfalls achteckiger Umgang. Aus diesem treten auf der Xord- 




Atil». 1()3. Kirche <U > t-licinaligfii PliilippineMQtttoM l>ei Gt»iyn. 



und auf der Südseite je drei Kapellen heraus, deren Fronten wie an S. Maria 
della salute flache Giebel tragen; auf der "Westseite liegt der mit zwei Türm- 
chen ausgestattete Haupteingang. Der Chorraum auf der Ostseite hat eine 
Zwickelkuppel, welcher sich rechts und links zwei Halbkuppeln und in der 
Hauptachse eine rechteckige, aufsen wiederum von zwei Türmchen eingefaßte 
Nische für den Hochaltar anschlief'sen. Die Kuppel des Schiffes entbehrt 
nach aufsen der wirkungsvollen, strebepfeilerartigen Sehnecken ihres Vor- 
bildes. Das Kuppelgewölbe über dem Chore wird nach aufsen überhaupt 



') L. Cicognaro, l.n f:iltl>ri«lii.' i> i mnnuiiionti ><o>|iiciii <li Wn. /ia. V.-ii' ili^. Aufl. 1S,')8 
l.is 1840. Fol. S. 8!) and Tf. 213—216. 



248 



Kreis Go»tyn. 



nicht sichtbar und ist unter Verzicht auf die das Bild von S. Maria della 
salute bestimmende zweite Kuppel mit einem von Nord nach Süd gerichteten 
Satteldache überdeckt. 

Eine reichere, «lern Barockstile angehörende Ausstattung mit Stuckwerk 
gelaugte nur im Chore, an den Leibungen und dem Tonnengewölbe der 
Nische des Hochaltares zur Ausführung. Die benachbarte Thür zur Sakristei 
trägt die Jahreszahl 1725. Der übrige Ausbau bewegt sich in Rokokoformen, 
die aus Stuckmarmor hergestellten Altäre und Kanzel, das grofse Tabernakel 
des Ilochaltares aus Messing mit Silberbeschlag, die Beichtstühle und die 
Gemeindebänke sowie die Ausmalung der grofsen Kuppel mit Scenen aus 
dem Leben des h. Philipp; die Klippel trägt aufsen die Jahreszahl 1756. 
Die übrigen Wandgemälde der Kirche gehören einem neueren Ausbau an. 

Auch die Wandschränke der hinter dem Chore gelegenen Sakristei 
haben Rokokoschmuck. Die beiden zinnernen Waschbeerken daselbst tragen 
drei Stempel, einen Adler mit W auf der Brust, das Lissaer Stadtwappen 
und die Meist ennarke ICK über einem Lamm mit der Kreuzfahne und der 
Jahreszahl 1751. 

Das sich südöstlich an die Kirche schliefsende, um einen Hof ange- 
ordnete Kloster wurde 1748 erneuert; es ist ein kunstloser Putzbau, nur 
an der Westseite durch zwei breite Giebel und einen Mittelturm ausge- 
zeichnet und steht, seitdem 1875 seine Insassen aus Preufsen verwiesen 
wurden, unter staatlicher Verwaltung. 

Pumiatka jubileuszu ilwuclisotlutnie^o z-jroiuutl/t'iiia XX. Filipino» na G<»rz«> t>wi?tej 
Gostvn-ikü'j. IV* en 1809. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, mit reichom getriebenen Rokoko- 
schmuck, 72 cm hoch. Stempel der Stadt Augsburg mit O (1759—1761) und 
Meisterstempel KD iIWi-1-.Tjr NV 99 und 367). 

Speisekelch aus vergoldetem Silber, 40 cm hoch, ersto Hälfte des 
18. Jahrhunderts. 

Zwei Missale mit Silberbeschlag, das eine von 1640, das andere von 1747. 

Zahlreiche Priestergewänder des 18. Jahrhunderts. Die übrigen 
besseren Geräte wurden an andere Kirchen verteilt. Eine Monstranz und ein 
Speisekelch in der katholischen Pfarrkirche zu Dölzig. 



Alt-Gostyil, Dorf 5 km nordwestlich von der Stadt Gostyn. 

'"Katholische Pfarrkirche S. Martin. 

Dif Hunla>t>'ii tr.igt ila> katlmlnchf Ho-pital in Gostyn. 

Im Jahre LSOl gründete der Besitzer von Gostyn mit Genehmigung 
des Bischofs von Posen ein Hospital in Gostyn und schenkte dasselbe dem 
Benediktiner- Kloster Lubin; zur Ausstattung erhielt das Hospital das Dorf 
Alt-Gostyn nebst der dortigen Pfarrkirche « \>,|. dipl. No. 841 und 843). Bald 
nach der Uebernahme dieser Kirche bewirkte das Kloster einen Neubau der- 
selben in Ziegeln, welcher sich mit geringen Aenderungen bis heute er- 
halten hat. 



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Alt-C-tyn. 



249 



Frühgotischer Ziegelbau (Abb. 164—165')). Das 8 m im Lichten breite 
Schiff ist mit einer flachen Holzdeeke, der 5 m breit«-, rechteckige Chor mit 
zwei Kreuzgewölben, die auf seiner Nordseite gelegene Sakristei mit einem 
spitzbogigen Tonnengewölbe überspannt. Die alte, in Felder geteilte Holz- 
decke des Schiffes wurde 1893 gelegentlich der neuen Ausmalung der Kirche 





Abi.. 164— 166. Katholisch« Pfarrkirche in AJt-Goatjn. 
Ostfront 1 : 200. Grundriß 1 : 400. 

beseitigt. Die Kreuzgewölbe des Chores sind spitzbogig, mit ansteigenden 
Kappen; die kräftigen aus einem Kundstabe zwischen zwei Kehlen gebilde- 
ten, leider überputzten Kippen ruhen auf Konsolen, die aus drei vorgekragten 

') Die Giebelabdeckung und das Fenster der Sukri«tei sowie die beiden Tliüren des Kirchen- 
■ohUea sind ergänzt. 



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250 



Kreil» C«n*tyn. 



Ziegeln gebildet werden; Schlul'ssteine sind nicht vorhanden; die Schildbögen 
sind aus gemeinen Ziegeln gemauert. 

Die sorgfältig hergestellten Fronten sind an den Eiken mit Lisenen 
besetzt, welche mit kleinen einlachen Giebeln abschliefsen. Die Giebel des 
Chores und des Schiffes /.»'igen die bekannte Abtreppung der Schichten mit 
vortretenden Binderköpfen. Der Sockel ist. da am ganzen Bau, von den 
Gewölbrippen abgesehen, keine Formsteine verwendet sind, aus zwei vor- 
tretenden Ziegelschichtcn gebildet. 

Die zum Teil rundhogigen Fenster haben im 16. oder 17. Jahrhundert 
eine \ 'eberarbeit ung erfahren; ihre schrägen Leibungen erhielten damals 
eine Putzschicht, welche auch die Ansicht des Fensters umrahmt und auf 
dem Scheitel eine Kugel mit Kreuz trägt. 

V«»n dem mittelalterlichen Ausbau der Kirche ist nur die spätgotisch« 
Sakristeithür erhalten, welche aus Eisenblech mit aufgelegten Flach- 
schienen hergestellt ist und in den von fliesen gebildeten rhombischen Fel- 
dern kleine geschmiedete Rosetten trägt. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, N5 cm hoch, 1708 geschenkt, in 
edelem Barock. Am Schafte S. Benedikt und das Opferlamm. Auf dem 
Fulse die getriebenen Brustbilder der Heiligen Benedikt, Nikolaus, Kasimir 
und Katharina. Im Stempel die Buchstaben MM unter einer Krone. 

Kelche aus vergoldetem Silber. Zwei Stück aus der Spätrenaissance, 
davon der eine mit dem Stempel MR. Ein dritter barock, mit dem Stempel )$/- 

Pacifieale aus vergoldetem Silber, Renaissance, um den Knauf die 
Inschrift : R. p. Matinus Koevicski ') , preposi/us in Veteri Gostin, 

comparavit anno dotnini /6{]. 
Der getriebene Fufs um 1700 erneuert, mit dem Stempel des vorgenannten 
barocken Kelches. 

Unter den Gewändern zu bemerken eine Alba mit Goldstickerei von 1718. 
Glocken, abgesondert aufgehängt: 
1 1 50 cm Durchmesser, spätgotisch, ohne Inschrift. 
2} 07 cm Durehmesser. Am Halse die Giclserinschrift : 
Bat'tholomcus Koysc/ie ntc /tri/. Augustinus Koysche. Anno domini 1634. 
."> 45cm Durchmesser, am Halse: 

Gloria in exceisis den. Anno 1766. 

Cll, polnisch Krobia, Stadt 12 km südlich von Gostyn, Station 

der P^isenbahn Lissa -Ostro wo. 

Kröben gehörte den Bischöfen von Posen. Einen Ausbau des jetzt 

abgebrochenen Schlosses leitete um das Jahr 1550 Giovanni Battista aus 

Lugano, der Architekt des Posener Kathauses (Ehrenliorg, Geecliiclito dor Kunst, 
Urkundliche Beilage Xo. 2K). 

') Martin K>>wi..«ki. 



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Kxöl «Ml. 



251 



Katholische Pfarrkirche S. Nikolaus. 

Patron: dir Staat. 

Geputzter Ziegelbau, an Stella eines mittel« Iterlichen Baues 1 T. r >7 — 1 707 
errichtet i Korytk»w,ki II, S. dreischiftige Basilika, mit Stutzkappcu über- 

wölbt, der Chor auf der West-, der Turm auf der Ostseite. Am Taufsteine 
die Jahreszahl 1762. 

Priestorstnhl in guter Spätrenaissance. 

Zwei Monstranzen, die «'ine aus vergoldetem Silber barock, die andere 
ans vergoldetem Kupfer Rokoko. 

Kelche aus vergoldetem Silber: 

1) Spätgotisch, 21 cm hoch. Auf dem sechsteiligen Fufse graviert 
Christus, Peter und Paul, Maria mit dem Kinde, Katharina und Barbara. 
Auf den Feldern des Knaufes der Name S. Maria. Um die Schale ein 
mehrfach geschlungenes Band mit der Inschrift : 

Isie calix comparatus est per Jacobum de Cozmiuck pro sua pareutumquc 

suornm salule. *S°9'J- 

2) Spätgot isch, 20 cm hoch, auf dem Fufse graviert die Marterwerkzeuge. 

3) Barock, erste Hälfte des 18. Jahrhunderts, 28,") cm hoch. An dem 
Fufse und der Schale je drei kleine Reliefe aus dem alten Testamente und 
je drei kleine bemalte Porzellanschilde mit entsprechenden Darstellungen aus 
dem neuen Testamente. Dazwischen ornamentales Bandwerk. Augsburger 
Stempel und IDS. 

4) Barock, mit Akanthusranken, erste Hälfte des 18. Jahrhunderts. 
31,">cm hoch. Auf dem Fufse die Brustbilder der Heiligen Nikolaus, Paul 
und Johannes des Täufers. 

5) Rokoko, 26 cm hoch. Sechs Porzellan Schilde, mit Seenen aus der 
Jugendgeschichte Christi bemalt. Undeutlicher Stadtstempel, FST und BH. 

Pacificale: 1) 17. Jahrhundert, in Kreuzform, Silber. 

2) Rokoko, in Sonnenform, aus vergoldetem Silber. Drei Stempel, 
Breslauer Johanneskopf, Jahresmarke (K...M iibi>r^ Xo. iW) und GDN. 

3) Dem vorigen verwandt, aber kleiner. Drei Stempel, Breslauer Jo- 
hanneskopf, D und ?GL. 

Vier Messingleuchter, 1681. 

Unter den Stoffen hervorzuheben ein Pluviale von blauer Seide mit 
gewebten farbigen Blumen sowie eine gewebte persische Decke aus roter 
Seide, in deren Mitte ein Turmbau. 

Grabstein für Balthasar Czaeki, Kämmerer von Posen, f 1602, stehend 
dargestellt, mit Stab und Schwert in den Händen, zu seinen Füfsen der 
Helm; in den Ecken vier Wappen. Im südlichen Seitenschiffe. 

S. Egidieil -Kapelle, auf dem Friedhofe. 

Kleiner romanischer Steinbau von T>,.">0 m innerer Weite. Das Mauer- 
werk besteht teils aus kleinen, mäfsig zugerichteten Granitquadern, teils aus 

') Di.-sf Lo»iirt <Kt Jalirt.-zalil i-t nulit völlig ^< -iclicrt, wiinl» »Imt <I<'ü Kui-immi «1«>* Orna- 
u><'iit-s utul «li-r Schrift <'»tspi\' ( .li<'ii. 

33 



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1 



2f)2 Krvi« Ori->tyn. 

gröfseren Quadern von hartem Sandstein, ans welchem insbesondere die Ecken 
sowie ein in der Südmauer noch erkennbares schmales Rundbogenfenster mit 
einfacher schräger Leibung hergestellt sind. Das Fenster und die Thür der- 
selben Südmauer, beide aus Ziegeln hergestellt und im Spitzbogen geschlossen, 
gehören einer spätgotischen Erneuerung an. Die Nordmauer ist ohne Fenster. 

K>()r> wurde die Kapelle wieder hergestellt (Inschrift auf einem Quader ) 
und vermutlich auch damals die Apsis auf der Ostseite errichtet. Diese 
schliefst sich der lichten Breite der Kapelle in gedrückt-halbrundem Zuge an, 
während sie gegen die Aulsenfronten um ein geringes Mafs eingezogen ist. 
Wie der östliche Absehluss ursprünglich gestaltet war, bleibt ungewifs; viel- 
leicht war er einfach geradlinig. Eine nochmalige Umgestaltung der Kapelle 
folgte im Anfange des l'J. Jahrhunderts. Das Innere hat eine Holzdecke. 

Ein Quader der Südseite trägt die bei dem Umbau des 17. Jahrhunderts 
eingegrabene Jahreszahl 1140. 

Nowai;, Z. f. 15. 1872, S. 57G. 

Suknlow-ki. S. Ii. s. III. S. Ol mit Anfn:iliint>u, Tuf.-I f, 2 um! 5 -10. 

Niepart, Dorf 7 km südlich von Kröben. 
Katholische Pfarrkirche S. Peter. 

Patron: ilit« Gutslierrschnft. 

Seit 1302 urkundlich genannt (<\.<l. dipl. No. HC,'.)). 

Spätgotischer Ziegelbau, einschiffig, vier Joche lang, im Osten dreiseitig 
geschlossen, mit Strebepfeilern besetzt. In der Barockzeit wurde die Süd- 
maner erneuert und vor der Westseite ein Turm begonnen; damals wurden 
auch die Fenster Hachbogig erneuert, mit geputzten Leibungen und einem 
geputzten Krenzehen auf dem Scheitel. Die Nordmauor hatte ursprünglich 
nur im östlichen Joche ein Fenster. Die Frouteu haben einen Sockel aus 
kehlförmigen Ziegeln. Die Thür in dem alten spitzbogigen Eingange der 
Westmauer trägt die Inschrift: 

Haec ecclesia aedijkata est anno donu'ni 1500. A. D. 1666. 

Fünf geschnitzte Barockaltäre. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, barock. Kelch, Renaissance. 
Unter den Stoffen zwei goldgestickte Korporale mit den Jahreszahlen 
HilW und 1GW. 

Grabstein, 1573, mit deutscher Inschrift. 

PeilipOWO, Dorf 10km östlich von Kröben, Station der Eisen- 
bahn Lissa- Ostrowo. 

Katholische Pfarrkirche S. Hedwig. 

1446 zur Pfarrkirche erhoben, 1(528 neu geweiht (Lukaszewicz, Dvoc. Pozn. 
II, S. 111). 

Spätgotischer Ziegelbau, einschiffig mit dreiseitig geschlossenem Chore. 
Die Tonnengewölbe des Schiffes und des Chores vermutlich aus dem Anfange 
des 17. Jahrhunderts. 1830 nach den Plänen des Architekten Lanci als 



1 



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Niepsrt. — Pampowo. 253 

Ziegelbau in aufwandvollen, aber unerfreulichen Formen umgebaut und er- 
weitert. 

Im Hauptaltare Oelbild der Himmelfahrt S. Maria, lf>22 von Balthasar 
Strobel gemalt (Korytkowski II, S. 79), in herber Auffassung, neuerdings übermalt. 
Drei Kelche aus vergoldetem Silber: 

1) 21,5 cm hoch, 1573, die Anlage noch spätgotisch, der Fufs und der 
untere Teil der Schale mit Filigran überzogen. 

2) 25 cm hoch, Spätrenaissance. 




Al>l>. H16. Kdcli def Kirche in Pempowo. 



3) 27 cm hoch Abb. Ulli . Spätrenaissance, 1 082 geschenkt, Stempel der 
Stadt Posen (zwei Schlüssel unter einer Krone) und Meisterstempel 

Grabplatte für Melchior Konarzewski f 15!*."), mit der in Hochrelief aus- 
geführten, liegenden Gestalt des Verstorbenen. Im nördlichen Seitenschiffe. 

Grabplatte für Johann Sicdlecki f 155«) und seine Gemahlin Agnes 
geb. Rombinska f 1571, Schrifttafel mit vier Wappen. Im Chore an der 
Nordmauer. 

Zwei Denktafoln aus schwarzem Marmor für Melchior Konarzewski 

1 1657 und Andreas Konarzewski f 1051. Rechts und links vom Hochaltare. 

33» 



254 



Kreis Gostyil. 



1'llllltZ, polnisch Poniec, Stadt 12 km westlich von Kröben, Station 
der Eisenbahn Lissa-Ostrowo. An der von Posen über Schrimm nach Bres- 
lau führenden Strafse gelegen und vermutlich im 13. Jahrhundert mit deut- 
schem Stadtrechte bewidmet. 

Ueber die evangelische Pfarrei vgl. Wasehke, Kreis Rawitsch. 

Katholische Pfarrkirche zur Geburt S. Mariä. 

Patron: der Besitzer der Herrschaft Punitz. 

Seit dem Jahre 1300 urkundlich genannt (Cod. dipl. No. 924 und 925). 

Langgestreckter, spätgotischer Ziegelbau von 9 m innerer Breite, im 
Osten dreiseitig geschlossen (Abb. 167). Im letzten Viertel des 18. Jahr- 
hunderts in neuklassischen Formen umgebaut, mit Stutzkappen überwölbt, 
von denen eine jede zwei der alten Joche überspannt, und mit einem ge- 
fälligen Westturme versehen. 




Abb. 167. Katholische Pfarrkirche in Punitz. 



Taufst ein, Sandstein, spätgotisch, mit der Angabe: M. P. 1501. Aehn- 
lich demjenigen in Pawlowitz, doch dreizehnseitig. 

Zwei Monstranzen aus vergoldetem Silber, barock, erste Hälfte des 
18. Jahrhunderts. 

Einige Kelche aus vergoldetem Silber. 17.— 18. Jahrhundert. Einer der- 
selben in edler Hochrenaissance, mit unklarem Stempel. Ein anderer 1750 
geschenkt, mit drei Stempeln, Stadt Lissa, 12 und ICS. 

Pacificale aus vergoldetem Silber, kreuzförmig, 17. Jahrhundert. 

Grabdenkmäler: Aufsen an der Südseite ein Wandgrab für Johann 
Kydzynski. Die Marmorplatte mit dem ruhend dargestellten Verstorbenen 
wird von zwei Konsolen umschlossen, welche ein Gebälk in den Formen der 
deutschen Spätreuaissance mit polnischer Inschrift und Wappen tragen. 
Material der Umrahmung Sandstein. 

Im Innern ein Grabstein für Nikolaus Zawadzki, der Verstorbene auf- 
recht dargestellt, zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts. 

Sa HClberg", Stadt 4 km östlich von Gostyn, Station der Eisen- 
bahn Lissa-Ostrowo. 1773 von dem Besitzer des benachbarten Grofs-Strzelce 
nach magdeburgischem Rechte angelegt. 



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l'unit/.. — rl.iii.ll.erg. — Seiile. — Siemowo. — Skoraszewive. 255 

Evangelische Pfarrkirche, mit der Gründung der Pfarrei 1775 gebaut, 
bescheidener Fachwerkbau mit Emporen und Turm. 

Glocke, 44 cm Durchmesser, von Erdmann Kalliefo in Lissa 1790 ge- 
gossen. 

S6ide, polnisch Zytowiecko, Dorf 5 km nordwestlich von Kröben. 

Katholische Pfarrkirche S. Stanislaus. 

Im Mittelalter gegründet. Geputzter Ziegelbau, 1777 errichtet (K«.rvt- 
ko W >ki II, S. 131), gewölbte, dreisehiffige und dreijochige Hallenkirche mit West- 
tnrm. Die Mauern des mittleren Joches des Hauptschiffes und der beiden 
Seitenschiffe sind zur Betonung der Querachse bogenförmig geführt. 

Grofse hölzerne Truhe, 17. Jahrhundert, bemalt. 

Unter den Silbergeräten zu bemerken ein Kelch aus vergoldetem 
Silber, 1720 geschenkt. 

Sie lHOWOj Dorf 9 km westlich von Gostyn, ehemals dem Kloster 
Lubin gehörig. 

Katholische Pfarrkirche S. Maria Magdalena. 

1438 gegründet (Korytkowtki II, S. 223). Neuer Ziegelbau. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, Anfang des 18. Jahrhunderts. Am 
Sockel das Abendmahl Christi, Christus auf dem Oelberge, die Dornenkrönung 
und die Peinigung. 

Zwei Kelche aus vergoldetem Silber: 1) 1028 geschenkt. 

2) 1719, am Sockel die Bilder Jesu, Maria und Adalberts. 

Glocke, am Halse die Umschrift: 

Johann Christian Bruck goß mich in Posen anno tyjy. 

Eine kleinere Glocke gofs 1849 August Kalliefe in Lissa. 

SkOraSZewice, Dorf 8 km südöstlich von Kröben. 
Katholische Pfarrkirche S. Katharina. 

Einschiffigor Blockholzbau mit dreiseitig geschlossenem Chore, auf der 
Stolle eines 1597 abgebrannten Baues lt>.'59 errichtet und 1(587 geweiht 
(Kontkow^ki II, S. 80). 

Aus der Bauzeit der Kirche stammen der Hochaltar mit einem Oel- 
bilde der h. drei Könige sowie die beiden kleinen Seitenaltäre des Chores, 
in guten Hochrenaissanceformen geschnitzt. Auf dem Triumphbalken steht 
nur noch das Kruzifix; die Figuren der Maria, des Johannes und der knieen- 
den Magdalena sind herabgenommen, aber noch vorhanden. Kanzel und 
zwei Nebenaltäre im Schiffe, barock. 

*Spät gotischer Kelch aus vergoldetem Silber. Am unteren Teile der 
leicht geschweiften Schale Zellenschmelz und ein aufstrebender Blätterkranz. 
Am Knaufe Wimperge und Strebepfeiler; der Uebergang zum Schafte durch 



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25« 



Kreis (ȟ.^tjm. 



trapezartige Felder vermittelt, von denen die oberen mit ähnlichem Zellen- 
sehmelz wie die Sehale bedeckt sind, die unteren ihn aber verloren haben. 
Auf dem sechspafsförmigen Fufso in gravierter Zeichuung die Heiligen Maria 
mit dem Christkinde, Katharina, Dorothea, Agnes, Margarete und Barbara. 

GrofS-Strzelce, Dorf bei Sandberg. 
Katholische Pfarrkirche S. Martin. 

1 .189 gegründet, 1487— 1490 von Bischof Uriel Görka von Posen als 
Ziegelbau hergestellt und geweiht (laiki.s/.^wioz, Dvec. l'o/n. II, s>. 00). Dieser Bau, 
von dem nur noch die Umfassungsmauern bestehen, war einschiffig, im Osten 
ohne Ausbildung ein<>s besonderen Chores dreiseitig geschlossen und, wie die 
Strebepfeiler der Fronten bekunden, mit Gewölben ausgestattet. Der Turin 
wurde 1802 errichtet. 

Kelch aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance. 

(»locke, 97 cm Durchmesser, 1498, mit Spruchband. 

Epitaph für den Dichter Kaspar Miaskowski t 1622, aus buntem 
Marmor, Spätrenaissance 1 ). 



Die katholischen Plärrkirchen in Jezewo, Kolaczkowice und Smolitz 
sind kunstlose Holzbauten. 

') Die von ih m Dichter selbst verfugte (irub*clirift ist abgedruckt bei J. Rymarkiewicz, 
Zbi.'.r rvtiu.'.w Kuspr» Mi;i*kow.»kieg«>. Posen 1855. II, S. 164. 



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Inhalts-Verzeichnis. 



Kreis Fraustudt. 



Bargen 171. — Brenuo 172. — Bukwitz 172. — Alt-Driebitz 172. — Fraustadt 173. — 
Geiersdorf 190. — Gollmitz 191. — Nieder- Heiersdorf 192. — Hinzendorf 193. — Ilgen 194. — 
Klein-Kreutsch 194. - Künsdorf 194. - Lache 195. - Lissen 195. - Luschwite 195. - 
Ober- Pritschen 195. - Mittel -Röhrsdorf 200. - Schlichtingsheim 201. - Tillcndorf 202. - 
Ulbersdorf 202. - Zedlitz 203. 



Golembitz 206. - Kankel 200. — Lafswitz 206. — Alt- Laube 207. — Lissa 207. — Murke 222. 
— Oporowo 223. — Pawlowitz 225. — Reisen 225. - Retschke 230. — Schwetzkau 230. — 
Storchnest 232. - Swierczyn 233. — Deutsch -Wilke 233. — Zaborowo 234. 



Bärsdorf 235. - Bojanowo 235. - Dnbin 235. - Golejewko 236. Görclien 236. - 
Jutroschin 237. — Kouary 237. - Pakoslaw 218. - Rawitsch 238. - Same 211. - Sobial- 
kowo 242. — Waschke 242. 



Domnchowo 244. — Gostyn 244. — Alt-Gostyn 248. — Kröben 250. — Xiepart 252. — Pem- 
powo 252. - Punitz 254. - Sandberg 251. - Seide 255. - Siemowo 255. - Skoraszewice 255. 
- Gross-Strzelce 256. 



Kreis Lissa. 



Kreis Uawitsch. 



Kreis Gostyn. 



Abkürzungen von Literatnrangaben. 



C. (I. B. 
Cod. dipl. 
S. h. s. 
Z. f. B. 
Z. G. I,. 
Z. H. Ges. 



Centralblatt der Buuvcrwitltung. Berlin. 
Codex diplomiitieus Majori* Poloniue. Posen 1877 — 81. 
Sprnwozdaniu komisyi do hadaniii lustoryi .tztuki w Polsce. Krakau. 
Zeitschrift für Bauwesen. Berlin. 

Zeitschrift für Geschichte und Landeskunde der Provinz. Posen. Posen. 
Zeitschrift der Historischen Gesellschuft für die Provinz. Posen. Posen. 



Maßstab der Grundrisse 
Maßstab der Einzelheiten 



1 : 400. 
1 : 2.5. 



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Druck von Gu»tav Schade (OMo Pranoke) In Berlin X. 
Ktipferliehtdraek«, Autotypien und PhototypKo roa Mellenbach, Rlffarlh * Co. In Berllo-Scböneberg 

und Wein warm * Hafner la Stuttgart. 



VERZEICHNIS 

DER 

KÜNSTDENKMÄLER DER PROVINZ POSEN 



DRITTER BAND: 
DIE LANDKREISE DES REGIERUNGSBEZIRKS POSEN 



LIEFERUNG IV 

ENTHALTEND DIE KREISE 

SCHKD1M, SCHRODA, WREECHEN, JAROTSCHIN, PLESCHEN, KROTOSCHIN, 
KOSCHMIN, ADELNAU, OSTROWO, SCHILDBERG UND KEMPEN 



IM AUFTRAGE DES PROVINZIAL -VERBANDES 
BEARBEITET 

VON 

JULIUS KOHTE 

REQIERUNGS-BAEMEI8TEU 



BERLIN 

VERLAG VON JULIUS SPRINGER 

im 



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TRANSFERREO T«. 



Von dem 

Verzeichnis 

der 

Kunstdenkmäler der Provinz Posen 

ist erschienen: 



Bund III, Lieferung 1. Kreis Posen-Ost und -West, Obornik, Samter, Grätz and 

Neutomischel. Preis M. 2,— . 

do. „ 2. Kreis Birnbaum, Schwerin, Heseritz, Borns t, Schmiedel und 

Kosten. Preis M. 2,-. 

do. „ 3. Kreis Fraustadt, Lissa, Rawitsch und Gostyn. Preis M. 2,—. 

do. „ 4. Kreis Scbrimm, Schroda, Wreschen, Jarotschin, Pieschen, 

Krotoschin, Kosehmin, Adelnau, Ostrowo, Schildberg und 
Kempen. Preis M. 2,—. 



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VERZEICHNIS 

DER 

KUNSTDENKMÄLER 

DER 

PROVINZ POSEN 



in. 

DIE LANDKREISE 

DES 

REGIERUNGSBEZIRKS POSEN 



BERLIN 

VERLAG VON JULIUS SPRINGER 



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DIE 



KUNSTDENKMÄLER 

DER 

LANDKREISE 

DES 

REGIERUNGSBEZIRKS POSEN 

IM AUFTRAGE DES PRO VINZIAL - VERBANDES 

BEARBEITET 

VON 

JULIUS KOHTE 

KEGlEKUNüS- BAUM EIST KU 



BERLIN 

VERLAG VON JULIUS SPRINGER 



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HARVARD UNIVERSITY 
LIBRARY OF THE 
GERMAN IC MUSEUM 




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Vorwort 



Der den gröfscren Teil fies ehemaligen Grol'spolens umfassende 
Regierungsbezirk Posen stellt, wie er landschaftlich aus einer weiten 
Ebene gebildet wird, auch kunstgesehiehtheh ein einziges Gebiet dar, 
dessen Teile sieh nur durch das Mals ihrer Ergiebigkeit unterscheiden. 
Wahrend in der Umgebung der kulturtragenden Hauptstadt, ferner in 
dem fruchtbaren, von den Strafsen nach Brandenburg und Pommern 
durchschnittenen Kreise Samter sowie in dem zu Schlesien neigenden 
Landchen Fraustadt auf dem Gebiete der kirchlichen Baukunst der ur- 
sprüngliche Holzbau bereits im Mittelalter dem Steinbmi weichen inufste, 
dauern im übrigen Holz- und Steinbau neben einander fort. Je weiter 
man nach Osten vorschreitet, desto mehr gewinnt der Holzbau sogar 
das Uebergewicht. so dafs im Kreise Kempen keine Steinkirche über 
den Beginn des 19. Jahrhunderts zurückgeht. Mit der Entwicklung 
der Bauwerke hält die ihrer Ausstattung gleichen Schritt. Die nachfol- 
gende Beschreibung beginnt mit den der Hauptstadt Posen benachbarten 
Kreisen: sie wendet sich dann den an Brandenburg und Niedersehlesien 
grenzenden Landstrichen zu. welche dem Forseher die gröfstc Ausbeute 
im Bezirke gewähren, und schlieft mit den ärmeren Landstrichen längs 
der polnischen Grenze. 

Die zeichnerischen Darstellungen der Bauwerke sind sämtlich vom 
Verfasser gefertigt. Die Grundrisse sowie die Einzelheiten der Kirchen 
sind in einheitlichem Mafsstalx' aufgetragen, jene 1:400. diese 1:2"). 
Zu den nachfolgend genannten Abbildungen wurden dem Verfasser vor- 
handene Aufnahmen zur Benutzung überlassen: 

Zu Abb. (>3 — (>4 vom Kreisbauamte in Birnbaum, zu Abb. 74. 77. 
78, 82 — 84 und 88 vom Kreisbauamte in Meseritz. zu Abb. 1)2 — !)."> 
vom Kreisbauamte in Wollstein, zu Abb. 122 von Herrn Maurermeister 



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VI Vorwort. 

Michel in Fraustadt, zu AI »I». 12!)— 1 M I von Herrn Uegierungs-Baii- 
mcister P. Witti" in Merlin, zu AM). K>0 von Seiner Durchlaucht dem 
Fürsten Sulkowski in lfeisen. zu AM». 101 — 102 von Herrn Landes- 
bauinspeetor Ziemski in Bromberg, zu Ahl». 170 — 171 vom Kreishauaintc 
in Schlimm, zu AM». 17."» von Herrn Kreisbauinspector Freude in 
Wresehen, zu Ahl». 11.41—42. 107, ISO— 182 von Herrn Regierungs- 
HannieUter Rakowiez in Posen, zu Abb. 1!)S) vom Magistrate in Ostrowo. 
zu Ahl». 2l>2 und 200 von Herrn Kreisbauinspector Dahms in Ostrowo. 

Von den photographischen Aufnahmen fertigte Herr Photograph 
Szvmonowicz in Posen die Vorlagen zu Tafel I sowie zu den Ahh. I. 
4. 0. 7. 8, 20. 24 — 2:». 44 — 4.'). :»1. :>7— ;>8. 00. J)7. 10:>. 107. 1 7,i. 
1S4— 1!)0 und 15)7 — 1!)8. Herr Photograph (i. Anschütz in Lissa 
feiligte die Vorlagen zu Tafel II sowie zu den Ahh. 120. 123 — 124. 
14)5 — 144 und 140 — 14 7. Herr Photograph Fischer in Meseritz die 
Vorlage zu Ahl». 8(5. Alle übrigen photographischen Vorlagen wurden 
von dein Verfasser aufgenommen. 

Mit Ausnahme der Stöcke zu Ahl». ."»2 — 04. welche K. (jiaillard in 
Herlin lieferte, war die Herstellung der Tafeln und der Abbildungen 
den An>talten Meisenbach. Hilfarth & Co. in Berlin - Schöneherg und 
Weinwurui & Hafner in Stuttgart ühertragen. Frstere lieferte die Kupfer- 
tafeln, letztere die Strichätzungen der Ahhildungen. während die Her- 
>telhmg der Tonätzungen unter beiden Anstalten verteilt war. 

Posen, im Mai 185)0. 

Julius Kolite. 



Abkürzungen von Literaturangaben. 

i'. il. 15. < Vntrulblatt clor Bauverwalttm^. Berlin. 

Cod. dipl. Codex diplomatii:u> Majori» Polomao. Posen 1877—81. 

S\ Ii. s. S|imwo/.duiiia komisvi do badania liUorvi sztiiki w Polsce. Krakau. 

Z. f. B. Zeitschrift für Bauwesen. Berlin. 

Z. G. L. Zeitschrift für G< » liichtc und Landr-kunde der Provinz Posen. Posen. 

/,. II. (ö-s. Zeitschrift d. r Hi-tori-clu n Gesellschaft für dir Provinz Posen. Posen. 



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Inhalts-Verzeichnis 

des III. Banden. 



Kreis Posen-Ost. Selle 

Kninmciiilertf 1 

Chojnicn 7 

Gluschin 8 

Kicin 10 

Kobylepole 10 

Owinsk 10 

Schwerscia 12 

Splawie 13 | 

Wierzcnica Ii» . 

Kreis Posen -West. 

Oeradz koscielny 15 

Kiekrz 16 

Komornik 17 

Konarzcwo 17 

Lodz 19 

Liissowo 1!» 

Modrae 20 

Skorzewn 20 

Slnpia ... 21 

Sobota 21 

Stcnsehewn 22 

Tarnowo 23 

Tomic»- 23 

Wiry 21 

Kreis Obornik. 

Bialenzyn 25 

KirehenDombrowka 25 

Goslin 26 

Grainsdorf 27 

Luknwo 27 

Maniewo 27 

Objezierze 28 

Obornik 32 

Parkowo 33 

Kitschen waldc 31 



Kojrasfii 31 

Koschnowo 36 

Wehm 37 

Kreis Samter. 

Biezdrowo 38 

Bythin 39 

DuMchnik 89 

Kainii« rz 39 

Ohersitzko Kl 

Ottorowo 44 

Pcterawc 41 

Pinne 45 

Psnrskic 46 

Samter 48 

Katholisch«*. Pfarrkirche 49 

SchlolH 56 

Scharfenort 5H 

Will schin 58 

Wronk«- 51» 

Kreis Grätz. 

Buk 60 

Pakowy niokre 63 

Pruzyii 63 

Gnin 

Granown 64 

Grätz 65 

N'icprnszi'wo 70 

Opalcnitza 70 

Woselmik 71 

Kreis Neutomischel. 

Bro«ly 73 

Hukowifc 73 

Neustadt b«>i Pinii.- 74 

Ncutnnnsclu'l 76 

Wytoinisch«'! 76 



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VIII 



liili:ilt.-j-Vfrzoiclaiis. 



Kreis ßirubauiu. 

Birnbaum 77 

Grofs-l'hrzypsko 80 

Kahme 80 

Kwiltscli 83 

LubuM-h 83 

Grofs-Luttom S4 

Zirke 81 

Kreis Schwerin. 

Althöfchcii 89 

Biesen 8'.» 

(Jollinütz 90 

Nendorf 91 

Osclit 91 

Poppe 91 

Prittiseh 92 

Hokittcn 92 

Schwerin 94 

Schwirle 96 

Sem in ritz 90 

Trebisch 97 

Wierzebaum 97 

Kreis Meseritz. 

Altenhof 98 

Bauchwitz 98 

Deutschen 100 

Betsche 102 

Bratz 102 

Chlastnwe 103 

Grofs-I Jammer 105 

Georgsdorf 1<« 

Ober-Görzig 10ti 

Grunzig 106 

Hochwalde 107 

Kainscht 107 

Kalau 107 

Koschmin 108 

Kranz 109 

Kurzig 109 

Kuschten 109 

Kntschkan llo 

Lagowitz 111 

Lomnitz HL* 

Meseritz 113 

Katholische Pfarrkirche . . . . 11') 

Evangelische. Pfarrkirche . ... 117 

Schlofs 120 

Paradies 121 

Pieske 125 

Politzig 12-, 



Tirschtiegel 126 

Weifsensee 120 

Wischen 127 

Kreis Bonist. 

' Altkloster 128 

Bomst 128 

Borul-Kirchplatz 13«) 

■ Fehlen 130 

Kiebel 130 

Köbnitz 131 

Neu-Kramzig 131 

Obra 132 

Priinent . . 133 

link witz 139 

Buchocice .... 141 

Schussenze 141 

Schwellten 141 

Siedlec 141 

Tuehorze 142 

Unruhstadt 143 

Wöllstein 143 

Kreis Schmiege!. 

Alt Bialt.sch 145 

Czacz 14G 

Görka duchowna 147 

, Prochy 147 

Badomitz 148 

Robaczyn 148 

Schmiedel 118 

Wieiichowo 150 

Polnisch-Wilke 150 

i Woynitz 152 

Kreis Kosten. 

l'zempin 153 

I Dalewo 153 

Gluchowo ... 154 

Gryzyn 154 

| Kosten 155 

; Kriewen 103 

Lubin 164 

Oborzysk 168 

Kacot KMJ 

Konibin 168 

Kotdorf 169 

Kreis Franstadt. 

Bargen 171 

, Brenno 172 

Bukwitz 172 



Alt Driebitz 172 



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Inhalt.*- Verzeichnis. 



Seite 



Kronstadt 173 

Katholisch« Pfarrkirche .... 175 

Klosterkirche 175» 

Altstädtische evangelische Pfarr- 
kirche 180 

Xeustadtische evangelische Pfarr- 
kirche 1S5 

Evangelischer Friedhof .... 187 

Bürgerhäuser 189 

Geiersdorf 190 

Golhnltz 191 

Nieder-Heiersdorf . . 192 

Hinzendorf 193 

Ilgen 194 

Klein-Kreutsch 194 

Kursdorf 194 

Uche 195 

Lissen 195 

Luschwits 195 

Ober-Pritschen 195 

Mittel-Röhrsdorf 200 

Schlichtingsheim 201 

Tillendorf 202 

Ulbersdorf 202 

Zedlitz 203 

Kreis Lissa. 

Golenibitz 20<J 

Kankel 200 

Lafswitz . . . .' 206 

Alt-Laube 207 

Lissa 207 

Katholische Pfarrkirche .... 209 

Evangelische S. Johannes-Kirche . 213 

Evangelische Kreuz-Kirche . . . 217 

Synagoge 221 

Kathaus 222 

Marke 222 

Oporowo 223 

Pnwlowitz 225 

Reisen 225 

Retschke 230 

Schwetzkau 230 

Storchnest 232 

Swierczyn 233 

Deutsch-Wilke 233 

Znborowo 231 

Kreis Rawitsch. 

Bärsdorf 235 

Bojanowo 235 

Dubin 235 

Golejewko 230 



Seite 

I Görchen 230 

Jutrosehin .237 

Konary 2.'J7 

Pakoslaw 238 

Rawitsch 238 

Sa i ne 241 

Sobialkowo 242 

Wasch ke 242 

Kreis Gostyn. 

Dotnachowo 244 

Gostyn 244 

Katholische Pfarrkirche .... 244 

Philippiner-Kloster 246 

Alt-Gostyn 218 

Krähen 250 

| Niepnrt 252 

! Pempowo 252 

j Punitz 254 

Sandherg 254 

! Seide 255 

Siemowo 255 

Skoraszewice 255 

Grofs-Strzelce 256 

Kreis Schrimm. 

Bnin 257 

Brodnica 259 

Chwalkowo 259 

Dölzig 259 

Einehen 201 

Jaszkowo 201 

Kunowo 202 

• Kurnik 202 

1 Morkn 204 

Moschin 265 

Rogahn 2(55 

Schrimm 205 

Wlosciejewki 209 

Xions 270 

Kreis Schroda. 

Ungrowo 271 

Giecz und Grodzisko 271 

Kosihuty 272 

Kostschin 272 

Krerewo 273 

Mondre 274 

Monschnik 274 

Xietrznnowo 274 

Ostrow 275 

Pudewitz 277 

Samomiuchol 27S 



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Inhalu-YcrzeiclinU. 



Seile 

Schroda 279 

Oroia-Siekierki 2S7 

Snieciska 288 

Tnlce 288 

l'sarzewn 2S9 

Weiiglewo 289 

Winnagora 289 

Kreis Wreachen. 

Biechowo 291 

Graboszewo 291 

Milo*law 292 

Skarboszewo 292 

Staw 293 

Stralknwo 293 

Wresehen 293 

Kreia Jarotachüi. 

Brzostkow 296 

Dinihno 296 

Gora 298 

Jaratsclu-wo ... 298 

Jarotsthin 299 

Mieschkow 21*9 

Naustadt an der Wart In- 300 

Hadlin 301 

Zirkow 304 

Kreia Pieschen. 

Goliuhow 306 

Gorzno 307 

Li-nartowitz 307 

Pieschen 307 

Sobotka 308 

Sciwina J109 

Tur>ko 309 

Kreia Krotoachin. 

Brniee 310 

Kobylin 311 

Krotoschin 313 

Lutogniew 311 

Kozdraivw-o 315 

Zduny 31 ö 



Seil« 



Kreis Koschmin. 



Koschinin 317 

Pogorzela 320 

Kadenz 321 

Zdziesz 321 



Adelnau . . 

Itaschkow 

Sulmirschütz 



Kreis Oatrowo. 

Antonia 

Gostyczyn 

Olobok 

Oatrowo 

Skalmirschütz 

Szcznry 

Grofs-WyKocko 



323 
324 
324 



32* 



329 
33t) 
330 



Kreis Schildberg. 



Bukownica 
Grabow . 
Kotlow 
Mixstadt . 
Schildberg 



Kreis Kempen. 



Baranow . 
Bok-slawiec 
Donaborow . 
Kempen . 
Koehlow . 
Mikorzyn 
Myjomice 
Olszowa . . 
Opatow . . 



332 
333 
334 
33t 



337 
337 



3»» 
340 
341 
341 
341 



Berichtigungen und Nachträge . 343 



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DIE LANDKREISE 



REGIERUNGSBEZIRKS POSEN 



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KREIS SCHRIMM. 



X$ II 1 II 9 Stadt IG km nördlich von Schrimm, ehemals mittelbar und 
Sitz eines Kastellans, erhielt vermutlieh im 14. Jahrhundert Stadtrecht. 

Katholische Pfarrkirche S. Adalbert und S. Hedwig. 

Die Baulasten trägt der Besitzer der Herrschaft Kurnik. 

Der Pfarrer der Kirche wird 1419 genannt (Warschauer, Stadtbuch von Posen 
I, S. 112). Bischof Andreas IV. von Posen (1438 — 79) erhob sie 14(5.5 zum 
Range einer Kollegiatkirehe (Urkunde im Pfarrarchive) und stiftete 1470 eine 




Abl>. lt!8. Unit). Bauinschrift. 



Summe zur Gründung eines Altares (St. A. Posen, Resignation™ Posn. 1476, Bl. GT>). 

Auf denselben Bisc hof geht auch das vorhandene Kirchengebäude zurück, 

wie eine Sandsteintafel mit seinem Wappen (Lodzia) und den bischöflichen 

Abzeichen bekundet, während von der roh ausgeführten Inschrift nur sein 

Name, nicht aber die Jahreszahl zu entziffern ist (Abb. 108). 

Spätgotischer Ziegelbau, dreisehiftige Hallenkirche, vier volle Joche laug. 

im Osten in der ganzen Breit« dreiseitig geschlossen, so daft im Mittelschiffe 

:t4 




258 



Kreis Schlimm. 



noch ein kurzes fünf "tos Joch von trapezförmiger Gestalt und daneben als 
Abschlufs der Seitenschiffe zwei Joche von dreieckiger Gestalt entstehen 
(Abb. 1 Ol» >. Spitzbogige Sterngewölbe auf achteckigen Pfeilern. Vor der 
Westfront ein Glockenturm, dessen Hehn 1787 und 1 8.T7 vom Blitze getroffen 
und erneuert wurde (Pfan-akten). Im 18. Jahrhundert wurden die Fronten ge- 
putzt und die auf der Nordseite gelegene Sakristei umgestaltet. 

Thür der Sakristei, oben halbkreisförmig abgerundet, aus Eisenblech, 
auf der Seite der Kirche mit Bändern versteift. In den von diesen gebil- 
deten Feldern einfache geschmiedete Rosetten sowie das Wappen Lodzia mit 
einem Bischofstabe. Aus der Bauzeit der Kirche. 

Hochaltar, aus Holz geschnitzt, Spätrenaissanee. 

Spätgotischer Taufstein, achteckig, am Becken Mafswerk. 




A Iii». 1G9. Katholische Pfarrkirche in Boso. 



Monstranzen aus vergoldetem Silber: 

1) Spätgotisch, Anfang des 10. Jahrhunderts, 79 cm hoch. Auf dem 
Fufse die gravierten Brustbilder des gepeinigten Christus sowie der Heiligen 
Maria, Agnes, Hedwig, Ursula und Katharina; unter dem Bilde der Maria 
das Wappen Lodzia mit den Buchstaben I. B. 

2) Barock, Anfang des 18. Jahrhunderts. 

Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, 1014 und 1078. 
Zwei Mefskännchen, Silber, 17. Jahrhundert, Stempel P. 
Ewige Lampe, Silber, barock. 

Getriebene Messingschüssel, Adam und Eva unter dem Baume. 
10. — 17. Jahrhundert. 

Kasel nebst Kelchdet ke, Gorporale und Stola, in Goldstickerei, barock. 

Die drei Glocken wurden lH.'V.» von August Kalliefe in Lissa umge- 
gossen. 

Evangelische Pfarrkirche. 

Geputzter Ziegelbau mit Emporen; der Grundrifs rechteckig. 1777 aus- 
geführt, nachdem die Gemeinde im Jahre zuvor selbständig geworden war. 
Kelch aus vergoldetem Silber, 17. Jahrhundert. 
Taufen gel. noch im Gebrauch. 18. Jahrhundert. 



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linin. Ilrmlnka. — Cliwalkuw». — Dölzig. "J^i) 

Brort lllCOi) Dorf 10 km nordwestlich von Schrimiu. 
Katholische Pfarrkirche S. Katharina. 

1298 urkundlich genannt (Co.l. «lipl. No 770}, an Stelle eines Holzbaues 
18t>3 — 70 als Ziegelbau erneuert (Kwytkowski II, S. 216). Die Geräte zum Teile 
noch alt. zu bemerken: 

Silberne Monstranz, spätgotisch, fünft finniger Aufbau mit den ver- 
goldeten Figuren des auferstandenen Heilands, Peters und Pauls sowie sechs 
anderer Apostel. 

Kelch aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance. 

ChwalkOWO, Dorf 20 km südöstlich von Schrimni. 
Katholische Pfarrkirche S. Michael. 

Im Mittelalter gegründet. Geputzter, gotisierender Ziegelbau, 1810 aus- 
geführt, 1891 mit einem Chore versehen. 

Zwei Hochreliefe, tüchtige Arbeiten der Spätgotik vom Ausgange 
des l.">. Jahrhunderts, darstellend die Anbetung der h. drei Könige und die 
Grablegung Christi, jene vermutlich das Mittel-, diese das Sockelbild des 
ursprünglichen Altares. Aus Holz geschnitzt, jetzt an den Längsinauern des 
Schilfes angebracht und neu bemalt. Arbeiten desselben Bildschnitzers in 
Jaratschewo, Kreis .larotschin. 

Taufwasserbehälter, der Kessel von einem Engel getragen, auf dem 
Deckel die Taufe Christi. Holz, neu bemalt. Mitte des 18. Jahrhunderts. 

Glocken: 1) 59cm Durchmesser, um den Hals über durchschlungenen 
Rundbögen: Jehus Nasarens rex Iutiorum (.'). tS7°- 

2) 71 cm Durchmesser, am Halse die auf Plättchen hergestellte Umschrift : 
Sit nomen domini bcncdictitm in seculttni, A. D. /0j6. 
Darunter treffliches naturtreues Pfianzenwcrk. 

Dölzigs polnisch Dolsk, Stadt 12 km südlich von S. hrimin, am 
Dolziger Seo gelegen. 

Dölzig wird ll.'Jti als Dorf im Besitze des Erzhischofs von diesen ge- 
nannt. Seit dem 18. Jahrhundert gehörte es dem bischöflichen Stuhle von 
Posen. Bischof Johannes V. erwirkte 1859 von König Kasimir die Erhe- 
bung des Ortes zur Stadt nach Neumarkter Rechte. 

J. .Iabc7.vn.Hki, Rys historye/.ny nii«>ta ]>oUku i jogo ok*»lic. l'oscn 18f>7. 

Katholische Pfarrkirche S. Michael. 

Patron: der Staat. 

Die Pfarrkirche in Dölzig wurde 1888 nach Aufhebung zweier benach- 
barter Pfarrkirchen gegründet <:. H I. ilipl. N... 1811). 

Spätgotischer Ziegelbau der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, drei- 
schiffige, mit Sterngewölben überdeckte Hallenkirche, fünf Joche lang, im 
Osten dreiseitig geschlossen ' AM>. 1 70 Die im Westen 12,25 m von ein- 
ander entfernten Längsmauern nähern sich im Osten bis auf 10,40 in. Die« 

S4* 



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200 Kri's Sclirimm. 

achteckigen Pfeiler der 10.70 m hohen Gewölbe halten ein ans Platte lUld 
Randstab gebildetes Kapital. Die alten spitzbogigen Fenster wurden 180:j 
ohne Grund flaehbogig verändert. Auf der Südseite eine Kapelle mit altem 
Sterngewölbe; neben dieser eine zweite Kapelle aus dem 16. Jahrhundert, 
mit Kreuzgewölbe auf schweren Rundstab-Rippen. Der Ausbau der Kirche 
bewegt sich in den Formen des 17. und 1H. .Jahrhunderts. 

In der Sakristei eine Nische für das Wasserbecken, mit Pilastern 
und Gebälk umschlossen, Renaissance, Marmor; im Zwickelfelde das Wappen 
Lodzia mit den Buchstaben: 

A(ndrcas) O(paUnski) E(piscopus) P(osnaniensis) 1 ). 




AM». 170. Katholische Pfarrkirche in Dölzig. 



Chorgestühl, einfach spätgotisch. 

Oelbild vom Ende des 1"). Jahrhunderts, jetzt im Provinzial-Museum 
zu Posen. 

Große Monstranz aus vergoldetem Silber, Rokoko, Stempel der Stadt 
Augsburg mit P (1701 0.1, Rodenberg N<>. 100) und Meisterstempel ID. Aus dem 
vormaligen Philippiner-Kloster bei Gostyn. 

Kleine Monstranz aus vergoldetem Silber, Rokoko, 1781. 

Kelche aus vergoldetem Silber: 

1) Spätrenaissance, 1660, Stempel der Stadt Posen (zwei Schlüssel unter 
einer Krone), der Meisterstempel fehlt. 

*1) Spätrenaissance, 1670, aus dem Gostyner Kloster. 

})) Barock, Anfang des 18. Jahrhunderts, Stempel der Stadt Breslau 
(Johanneskopf ), B und öWI (?). 

Speisekelch aus vergoldetem Silber, in reicher Spätrenaissance, 1670; 
an der Schale drei Reliefe, Ecce homo, Kreuzigung und Auferstehung Christi. 
Ebenfalls aus dem Gostyner Kloster. 

') Rischof Andreas VL von Posen, 1607-23. 



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Emilien. — Jasaikowo. 



201 



£mcllCI1, polnisch Mchy, Dorf 17 km südöstlich von Schrimm. 
Katholische Pfarrkirche S. Martin. 

Patron: dio Gntsherrschaft. 

Im Mittelalter gegründet. Ziegelbau der Renaissance, im Anfange des 
17. Jahrhunderts errichtet, 1657 geweiht (Luknszowicz, Dycc. l'ozn. II, S. 236;. Ein- 
schiffig, im Osten dreiseitig geschlossen, drei Joche lang, zwischen dem 
zweiten und dem dritten Joche zur Absonderung des Hochaltares ein Rund- 
bogen. Tonnengewölbe mit Stichkappen; die Felderteilungen in den beiden 
westlichen Jochen mit flachem Bandwerk, über dem Hochaltäre mit dünnen 
Laubstäben bewirkt. Vor der Westfront ein quadratischer Turm mit schlan- 
ker, durchbrochener Kupferhanbe. Die Fronten in Ziegelbau; die Pilaster 
und Gesimse, ebenso die quaderartige Einfassung der Ecken und der Fenster 
geputzt. An der Turmbau be die Jahreszahl 1015 mit zwei "Wappen (das 
erste Nowina), in der Wetterfahne 1616. Heber dem Chorbogen eine Tafel: 
H. P. A. O. t6t6. Aufsen an der Ostseite eine geputzte Tafel mit der Jahres- 
zahl 1643. 

Die beiden Altäre an den Pfeilern des Chorbogens im Rokokostile. 
Barocke Monstranz aus vergoldetem Silber, 76 cm hoch, Stempel VW 
und Marke K. 

Kelch aus vergoldetem Silber, in guten Formen der Spätrenaissance, 
26,5 cm hoch. 

Unter den Stoffen zu bemerken: Zwei gleiche Kasein, Gewebe mit 
üppigen Blumen, die Säulen aus einem Seidenpafs. Antependium, Aufnäh- 
arbeit, 18. Jahrhundert. 

Glocke, 64 cm Durchmesser. Um den Hals, von zierlichen Renaissance- 
Ornamenten eingefafst, das Monogramm Christi und die Inschrift: 

In cotweniendo poßu/os in unnm et reges, ut serviant domino'). 1634. 

Die Buchstaben auf Plättchen. In den Ansichten ein Kruzifix mit zwei 
Sternen, ein zweites, aus Ornamentstücken gebildetes Kreuz, ein Bild der 
Maria und das Wappen Nowina. Der Güls vorzüglich. 

Rechts vom Hochaltare Grabmal für Stanislaus Sapinski (vom Ver- 
bände Nowina) f 1584 und seine Gattin Katharina geb. Wloseiejowska f 1588. 
Zweigeschossiger Bau in rohen Renaissance-Formen, in flachbogigen Nischen 
die Hochreliefe der schlafenden Gestalten. 

JftSZkOWO, Dorf 6 km nordwestlich von Schrimm, auf dem linken 
Ufer der Warthe. 

Katholische Kirche S. Barbara, ehemals Pfarrkirche, jetzt zur Pfarrei 
Zabno gehörig. 

Patron: die Gutslierrschaft. 

Spätgotischer Ziegelbau, einschiffig, mit dreiseitig geschlossenem Chore. 
Uuregelmäfsiges Sterngewölbe, im Schifte stumpfspitzbogig, im ("bore rund- 



') Psalm 101, 23 der Valuta (102, 23 <lcr Uelwrsotzung Luthers). 



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2&2 



Kreis S. lirimni. 



bogig; der Triumphbogen spitz. Das dreijochige Schiff ist. von den Eck- 
strcbepfeilern abgesehen, nur in der Mitte der Langseiten mit je einem 
Strebepfeiler, der zweijochige Chor nur an den Ecken mit Strebepfeilern 
besetzt. Auf der Nordseite des Chores die mit einem Tonnengewölbe über- 
deckte Sakristei. Ein Turm fehlt. Innere Breite des Schiffes 8,10 m, des 
Chores i\ m. 

Der Ostgiebel des Schiffes ist alt; auf den einzelnen Staffeln zinnen- 
artige Aufsätze; darunter flach bogige Blenden. Der Westgiebel wurde unter 
Wiederholung dieses Motivs erneuert: doch wurden die hohen, im unteren 
Teile noch erhaltenen Blenden nicht wiederhergestellt. Die breit angelegten 
Fenster sind noch die ursprünglichen; ihre Bögen sind spitze Stichbögen, 
ihre glatten Gewände geputzt. Die einfache Thür der Westfront ist rund-, 
die vermauerte Thür der Nordfront spitzbogig geschlossen. 

Nach der Reformation wurde die Kirche protestantisch, um 1640 aber 
der katholische Gottesdienst wiederhergestellt (i.ukaszewie/., pyec. Pozn. II, 8.52). 

Die fünf alten Seitenflächen der kunstlos erneuerten Kanzel sind in 
einfacher Art mit flachem spätestgotischem Mafswerk bedeckt. 

Am Schreine des Hochaltares zwölf kleine Messingbleche mit Reliefen 
aus den Leiden Christi; zwei andere mit Maria und Johannes. Renaissance. 

Glocken: 1) Iii ora Durchmesser, am Halse die Umschrift: 
Verbtttn domitti mattet in eternum. A. D. ts^7- 

2) 88 cm Durchmesser, am Halse die zweizeilige Umschrift: 
Laudatc dcitm in cymbaiis, laitdate dann in cymbalis bette sonantibus, 
jubilationis ottittis spiritus laudct dominum. Simon Koyski me fecit. A. D. 1663. 

KlinO WO, Dorf 17 km südlich von Schrimm. 
Katholische Pfarrkirche S. Andreas. 

Blockholzbau mit dreiseitig geschlossenem (.'höre, laut Jahreszahl am 
Triumphbulken 171.'} errichtet. Das Dach behält auch über dem Chore die 
Breite des Schiffes. 

Barocke Monstranz und zwei Kelche der Spätrenaissance. 

IVlirnik, Stadt 18 km nördlich von Schrimm, im Mittelalter als 
adelige Stadt gegründet, im 15. und H». Jahrhundert den Grafen Görka gehörig. 
Katholische Pfarrkirche Allerheiligen. 

Die B:iul:i.»tcn trä^rt tlor IJ.-iiz.r il<r HiiTM-lmft Kurnik. 

Die Kirche wurde 14.17 von den Besitzern gegründet, die Gründung 
1449 von Bischof Andreas TV. von Posen bestätigt. 1493 wurde die Kirche 
von Bischof Uriel Görka zur Kollegiatkirehe erhoben; 1550 wurde sie mit 
dem Uebert ritte der Familie Görka protestantisch, 1592 aber mit dem Aus- 
sterben derselben wieder katholisch ffjuka-z.>wiez, Dyec. Po/:n. T, S. 335). 

Spätgotischer Ziegelbau, dreischiflige Hallenkirche, zwischen den Um- 
fassungsmauern 1<>.:-K)m breit. Das Mittelschiff ist vier Joche lang und 



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Kunowo. — Kuroik. 263 

« 

dreiseitig geschlossen; die schmalen Seitenschiffe, setzen sich zu einem fünf- 
seitigen Umgange hinter dem Hochaltare fort. An der nördlichen Langseite 
die ursprüngliche Sakristei. Spätere Anhauten und Aenderungen hahen die 
Kirche sehr entstellt. Die Hauptfront sowie ein Teil der südlichen Langseite 
wurden nach einem Brande 1830 in Ziegeln erneuert. 

Die am Chorumgange in ihrer alten Gestalt erhaltenen Strebepfeiler 
treten nur lisenenartig aus der Front heraus und bestehen aus zwei kräftigen 
Eckpfosten und einem schwächeren Mittelpfosten. Unter den Fenstern sind 
Reste eines Kaffgesimses erhalten; die Leibungen der Fenster waren aus 
Schräge und Rundstab hergestellt. Die Formsteine der Strebepfeiler sind 
teilweis grün, gelb oder braun, die des Kaffgesimses sämtlich grün glasiert. 
Die beiden Langfronten haben zwei symmetrische, jetzt vermauerte Spitz- 
bogenthüren, darüber je zwei kleine Spitzbogennischen. Die überputzten 
Pfeiler der Schiffe setzen sich ans acht grofsen und acht kleinen Diensten 
zusammen; ihre Kapitale sowie die Stutzkappen-Gewülbe sind erneuert. 

Die Kirche entstand unter derselben Bauleitung wie die S. Marien-Kirche 
in Posen, welcher sie sich nicht nur in der allgemeinen Plananlage, sondern 
sogar in den verwendeten Formsteinen anschliesst; besonders auffallend ist 
die Verwandtschaft der Strebepfeiler, welche die Gestalt jener unter Fort- 
lassung der Nischen und Giebelchen wiederholen. 

Christus im Elend, bemaltes spätgotisches Holzbildwerk. 

Silberne Monstranzen: 1) Spätgotisch, der Ful's aus der Spätrenaissance, 
beschädigt. 2) Spätrenaissance, dreitürmig, 82 cm hoch. Stempel der Stadt 
Posen (zwei Schlüssel unter einer Krone) und Meisterstempel FW. 

Kelche ans vergoldetem Silber: 1) Spätestgotisch. 2) Renaissance mit 
gotischen Anklängen. 3i Spätrenaissance, 1020. 

Speisekelch aus vergoldetem Silber, barock. 

Zwei silberne Mefskünnchen, 1039. 

Getriebene Messingschüssel von 40cm Durchmesser, spätgotisch; auf 
dem Rande Ornament, in der Mitte eine allegorische Darstellung des Glanbens. 

Mehrere kostbare Priestergewänder aus dem 18. Jahrhundert. 

Grabdenkmäler für die beiden Woiwoden von Posen Grafen Lukas 
und Stanislaus G6rka f 1573 bezw. 15H2, rechts und links hinter dem Hoch- 
altäre. Beide in der Rüstung schlafend, in Hochrelief dargestellt, darunter 
die Schrifttafeln. Das erste Denkmal aus weil'sem, das zweite aus schwarzem 
Marmor. 

Ein gleicher (Trabstein aus weifsem Marmor für Andreas Gorka, 
Kastellan von Meseritz. f 1583 ist an der neuen Haupt front der Kirche 
eingemauert. Die Schrifttafel befindet sich in der inschriftlich 1603 voll- 
endeten, im 18. Jahrhundert umgestalteten Kapelle an der Südseite der Kirche. 

Synagoge. 

Rechteckiger Bali von ausgehöhltem Fachwerk, innen kuppelartig über- 
deckt, 1708 errichtet. 

Getriebene Messingsc •hüssel von 03 i-ni Durchmesser. In der Mitte der 



204 Krois Sclirimm. 

österreichisch«* Adler mit Wappenschild auf der Brust, eingefafst von einem 
Sthrift bände in gotisch«-» Kleinbuchstaben. Auf dem Rande in mehrmaliger 
Wiederholung ein von einem Hunde verfolgter Hirsch. 17. Jahrhundert. 

Schlofs. 

Ein Schlofs als Wohnsitz des Grundherrn bestand in Kurnik jedenfalls 
schon im 14. Jahrhundert. Im Jahre 1426 liefs Graf Nikolaus Görka durch 
den Zinnnermeister Nikolaus aus Posen ein neues Schlofs, doch nur aus 
Holz aufführen. An die Stelle desselben trat im 16. oder 1 7. Jahrhundert ein 
Steinbau, ein einfacher Putzbau im Stile der deutschen Spätrenaissance, mit 
hohem Dache und steilen Giebeln, in der Art eines noch jetzt erhalt enon 
Nebengebäudes. Schinkels Pläne, das Schlofs in mittelalterlichem Sinne mit 
einem die Dächer verdeckenden Zinnenkranze umzubauen, gelangten nur in 
verstümmelter Gestalt zur Ausführung. In den letzten Jahren erlitt das 

Gebäude einen nochmaligen Umbau. 

.1. Zukrzew*ki, Umowa o budowe zamkn Kornika w r. 1126. S. h. s. III, S. 61. 
lialinski u. l.ipin-ki, Storoiytnu Polxka I, S. 101. 

Schinkel, Architoktoni>clie Entwürfe Bl. 27—30, mit den Aufnahmen des ursprünglichen 
Zustande*. 

Unter der Ausstattung des Schlosses ist als vermutlich einheimische 
Arbeit bemerkenswert ein auf Holz gemaltes, oben rnndbogig geschlossenes 
Oelbild der Verkündigung Maria. Der Engel naht von links, rechts kniet 
Maria an einem mit den drei Sibyllen geschmückten Pulte; darüber Gott- 
vater. Im Hintergrunde eine Landschaft mit der Begegnung Mariä mit 
Elisabeth. Unten der Stifter mit seinem aus den Abzeichen Lodzia, Ogori- 
czyk, Nabjcz und Sulima gebildeten Wappen, daneben die Jahreszahl 1520. 

Morka, Dorf 10 km südwestlich von Schrimm. 
Katholische Pfarrkirche Allerheiligen. 

Der Dekan von Morka erseheint, in einer Urkunde vom Jahre 1371 

(Cml.dipl. No. 1G19). 

Lehmfachwcrkbau, bestehend aus Turm, Schiff und dreiseitig ge- 
schlossenem Chor, vermutlich in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts er- 
richtet. Auf der Nordseite des Chores eine etwas jüngere, gemauerte 
Sakristei mit Tonnengewölbe. 

Monstranz, dreitürmiger Spitzbau aus teil weis vergoldetem Silber, 
Renaissance vom Anfange des 17. Jahrhunderts. Die Wimperge der Türm- 
chen von einer spätgotischen Monstranz übernommen. 

Aus derselben Zeit zwei Kelche und ein Pacificale. 

Zwei Glocken, von 70 und 69 cm Durchmesser, 1612 gegossen. 

Di«* dritte Glocke von '.\4 cm Durchmesser, 1728 gegossen, trägt am 
Rande die Umschrift: Stephan Werner me fecit Lesnae. 



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Morku. -- Mosehin. — Rogalin. — Scharon). 265 

MOSChill, polnisch Mosina, Stadt 20 km nordwestlieh von Schrimm, 
Station der Eisenbahn Posen-Lissa. 

Moschin, an der Strafse von Posen nach Breslau gelegen, erscheint zu 
Anfang des 14. Jahrhunderts im Besitze des deutschen Stadtreehtes. 

Katholische Pfarrkirche S. Nikolaus. 

» 

Genannt 1298 in der Urkunde über die Teilung des Posener Archi- 
diakonats (Cod. dipl. No. 770). Putzbau, 1839 an Stelle eines Holzbaues errichtet. 

Monstranz, Silber, teilweis vergoldet, spätgotischer Spitzbau vom An- 
fange des 16. Jahrhunderts, V.) cm hoch. Am Ful'se die gravierten Bilder der 
Heiligen Ursula, Nikolaus, Lucia, Apollonia, Lorenz und Hedwig; ferner das 
Wappen Nale.cz mit den Buchstaben H. G. W. P. 

Kelch ans vergoldetem Silber, 17. Jahrhundert. 

Patene ans vergoldetem Silber, aus der abgebrochenen S. Stanislaus- 
Kirche, 1749. 

Kasel mit gewebten farbigen Blumen, Mitte des 18. Jahrhunderts. 
Glocken: 1) 7"> cm Durchmesser, spätgotisch, am Halse die Umschrift: 

Goth behüte mich vor der Helle »o/h. Maria. Dorote. 
2) 50 cm Durchmesser, um Halse: 

Johann Christian Bruck goß mich in Posen tjjj. 

Rog'ftlin, Rittergut 17 km nordwestlich von Schlimm, der gräflich 
ßaezynskischen Familie gehörig. 

Schlofe, einfacher neuklassischer Putzbau; an der Hauptfront zwei im 
Viertelkreise geschwungene, niedrige Flügel. In den letzten Jahren des 

18. Jahrhunderts begonnen, unter Graf Eduard Baczvnski im Anfange des 

19. Jahrhunderts neu ausgebaut. Aus dieser Zeit rühren her das Treppen- 
hans, im ersten Stockwerke der runde Waffcnsaal 1 ) in unbeholfenen neu- 
gotischen Formen, daneben ein Zimmer in klassischem Geschmack. 

Die in der Achse des Schlosses gelegene Grabkapelle ist eine 1820 
in unechten Baustoffen ausgeführte Nachbildung des unter dem Namen 
„Maison earree" bekannten römischen Tempels bei Nimes; die Gruftkammer 
lediglich als ein Versuch, in gotischem Stile zu arbeiten, bemerkenswert. 

Scilrimill, polnisch Srem, Kreishauptstadt, an der Warthe, End- 
punkt einer in Czempin von der Linie Posen-Lissa abzweigenden Nebenbahn. 

Schrimm, bereits 1130 urkundlich genannt, erwuchs als Mittelpunkt 
einer Kastellanei unter dem Schutze einer Feste, welche den Uebergang 
über die hier ihren Lauf von Westen nach Norden verändernde Warthe be- 
herrschte und die von Posen nach Breslau führend«' Heerstralse sicherte. 
1253 wurde auf dem linken Ufer ein städtisches Gemeinwesen nach dettt- 

') Eine Tnsclirift erinnert an den in diesem Saale 1806 zwi.-clieii Frankreich und Sachsen 
unterzeichneten Frieden. 

35 



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266 



Ktvi.x Siliriiiiin. 



schem Rechte begründet, VA*X\ nach dem rechten Ufer vorlogt. Sehrinini ent- 
wickelte sieh im Mittelalter sehr vorteilhaft, vorlor aber, seitdem der Haml«-1 
/.wischen Posen und Schlesien sich mehr dos Weges über Kosten bediente. 

M. Kiintn'ki, Sclirinim im Mittelalter (Iii* 1500). Juliresl>ericlite «los Königlichen Gym- 
nasium» in Sclirimm. Schlimm 1884». 

Katholische Pfarrkirche zur Himmelfahrt 8. Maria. 

Patron: der Staat. 

Bei der Teilung dos PosemT Archidiakonats \'2W erwähnt (C.»l. dipl. N...770 . 

Einschiffigor, spätgotischer Ziegelbau, mit Stemgewölben überdeckt, im 
Oston ein geradlinig geschlossener Chor von derselben Breite wie das Schiff, 
vor der Westseite ein Turm (Abb. 171 172 . In ihrer ursprünglichen Ge- 
stalt scheint die Kirche Bich auf den heutigen Chor beschrankt zu haben. 




Abb. 171. KatlioÜM-lie Pfarrkirche in Sehrinini. 



Indessen kann die Jahreszahl 13ti{), welche auf einem Zievel in Brusthöhe 
an der Ost mauer eingegraben steht, wenn sie alt ist, sich nur auf die unteren 
Mauerteile beziehen. Ihre heutige (Jostalt erhielt die Kirche bei einem 
am Ende des 1T>. oder Anfange des Ii». Jahrhunderts stattgehabten Bau. 
Der Turm, weh her sich auf den mit Zinnen besetzten Staffelgiebel der 
ehemaligen Westfront stützt, mag erst um die Mitte des 1(3. Jahrhunderts 
hinzugekommen »ein; seine Oetfnungen zeigen durchweg den Rundbogen. 
Oer Ostgiebel über dem Chore hat sechs von Pfeilern getrennte Felder, 
wel< Im- oberhalb des Daches giebelföiinig abgeschlossen und kreisrund durch- 
brochen sind. Zwei gleiche Felder kehren an den freien Teilen des West- 
giebels neben dem Turme wieder. Im IS. Jahrhundert wurde die Kirche 
neu ausgebaut. Thülen und Fenster erhielten ihre Gestalt meist bei einem 
in den letzten Jahrzehnten stattgehabten Umbau. Das Innere wurde 180:? 
ausgemalt. Die Sakristei auf der Nordseite des Chores und die Kapelle an 
der Nordwestecke des Schiffes sind in ihren Umfassungsmauern mittelalter- 
lich. Innere Breite dos Schiffes 10,40 m, innere Länge der Kirche ."58 m, 
Höhe der Gewölbe 13,50 m, Höhe des Turmes 62m. 
Nowag, Z. f. U. 1872, S. 583. 



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Schlimm. 



267 



Zwei Beichtstühle, Rokoko. 

Kruzifix, aus hemaltem Holzt-, in anderthalbfacher Lebensgröfse, vom 
ehemaligen Triumphhaiken, 16. Jahrhundert. 

Monstranz aus vergoldetem Silher, dreitürmigcr Aut'hau mit den 
Standbildern der Heiligen Maria, Peter, Paul, Stanislaus und Adalhert und 
dem Kruzifixe. Spätrenaissance, 1655 geschenkt. Höh«' 1,10 m. 

Monstranz aus vergoldetem Silher, barock, in Gestalt einer Sonne, 
1699 geschenkt. Höhe 7."> cm. Stempel Eine zweite barocke Monstranz 

78 cm hoch. 




Abb. 172. Katholische Pfunkiivlu' in Schlimm. 



Kelche aus vergoldetem Silber: 

1) Aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, 23 cm hoch, von spät- 
gotischer Form; am Sockel eine aufgelegte Kreuzigungsgruppe sowie gravierte 
Darstellungen von sechs Heiligen zwischen Renaissance-Ornament. Ein zweiter 
Kelch aus derselben Zeit, 21 cm hoch, mit der Darstellung der Marterwerkzeuge. 

2) Spätrenaissance, 1627, 27 cm hoch; am Fufse die Himmelfahrt Maria, 
S.Martin und S.Dorothea, dazwischen die Marterwerkzeuge Christi; undeut- 
licher, hausmarkenartiger Stempel. Ein zweiter Kelch der Spätrenaissance. 16.'!7. 

3) Einfach, 1669, Stempel \{k r . 

4) Zwei Kelche, der eine in frühem, der andere in spätem Rokoko. 
Silbernes Pacificale, teilweis vergoldet. Am Fufse die Brustbilder 

der Heiligen Maria, Martin, Johannes und Lorenz. Um 1600. Höhe H4 cm. 
Zwei silberne Mefskän nchen mit Schüssel. Spät ivnaissanee, 1647. 
Ewige Lampe, Silher, Itarock. 



Kreis Schrinini. 



( letriebene Messingschüssftlnj 

1) 44 ein Durchmesser, in der Mitte die Verkündigung Maria, eingefal'st 
von einer in gotischen Kleinbuchataben und einer zweiten in lateinischen 
Großbuchstaben hergestellten Lebende. 1(»80 geschenkt. 

2) 38 cm Durchmeaaer, ebenfalls mit der Verkündigung Maria. 




AU>. I7.'i. Si'liriinin. ä|iätgi>ti.sulic Kasel. 



♦Spätgotische Kasel (Abb. IT.*}), von grünem Sainmet mit Granatapfel- 
muster. Auf den Säulen der Vorder- und der Rückseite in Stickerei S. Anna, 
die kleine Maria und das Christkind auf den Armen haltend, sowie die heiligen 
Frauen Apollonia, Katharina, Urania und Barbara. 



Wlosciojewki. 



2m 



Aus dem Barock- und dem Rokokostile mehrere gewebte und gestickte 
Kasein und ein violettes Pluviale mit gestickten goldenen Streublumen. 

Die grofse Glocke wurde 1841 von August Kalliefe in Lissa umgegossen. 

Grabstein des Georg Jaczynski, f 1597, Vicestarost von Schlimm, in 
Hochrelief, in der Rüstung liegend dargestellt, von Konsolen und Gebälk 
umschlossen. Rechts vor dem Hochaltare. 

Katholische Kirche zur Geburt S. Maria, ehemals Kirche des Fran- 
ziskaner-Klosters, jetzt der katholischen Pfarrkirche einverleibt. 

Geputzter Ziegelbau, um lti88 ausgeführt. ({,ukus/.ewicz, Dync. P««n. II, S. 7). 
Die drei gleich hohen Schiffe haben Stntzkappen; der geradlinig geschlossene, 
gegen Nordost gerichtete Chor hat Kreuzgewölbe. 

Glocken: 1) 64 cm Durchmesser. Am Halse: 

Vigilatc et orate, quin nescitis dient. 1596. 

2) 75 cm Durchmesser: 

Te deum laudamus, te dominum confitemur. Anno domini 1624. 

Evangelische Pfarrkirche, ehemals Hospitalkirche zum h. Geiste. 

Einschiffiger, im Osten geradlinig geschlossener, spätgotischer Ziegelbau 
von 8 m lichter Weite. 1837 der evangelischen Gemeinde überwiesen und 
1840 neu ausgebaut. 

Katholische Kapelle S. Ignatius, bei dem 1610 gegründeten, jetzt zur 
Landarmen - Anstalt eingerichtet en .1 e s u i t e n - K o 1 1 e g i u m. 

Kleiner gewölbter Putzbau mit drei Schiffen und halbrundem Chore, 
1766 errichtet (Korytkowski II, S. 225). 

WlOSCiejewkl, Dorf 14 km südöstlich von Schrimm. 
Katholische Pfarrkirche zur unbefleckten Empfängnis S. Maria. 

Patron: die Gutshorrschaft. 

Spätgotischer Ziegelbau, einschiffig, im Osten dreiseitig geschlossen, 

drei Joche lang, der Gewölbe beraubt. Auf der Nordseite die Sakristei mit 

altem Tonnengewölbe. 1059 wurde die Kirche neu geweiht (Ijukaszewiez, Dycc. 
V07.H. II, S.237). 

Die Westfront besteht noch in ihrer ursprünglichen Gestalt. Die Thür 
ist einfach abgetreppt gemauert. Die Staffeln des dreigeschossig aufgebauten 
Giebels tragen zinnenartige Aufsätze. Die beiden unteren Geschosse des 
Giebels haben sechs bezw. vier rohe Blenden, welche mit einer aus gemeinen 
Ziegeln bündig mit der Mauerrlucht hergestellten, gitterartigen Musterung 
ausgesetzt sind. Das dritte Geschofs hat zwei mit gepaarten Spitzbögen 
überdeckte Blenden. 

Glocken, unter einem Gerüste aufgehängt: 

1) 71 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift: 
Laudate dominum in cymbalis bene sonantibus. Omnis opus') landet 

dominum. Anno domini 1624. 

') Irrtümlich htutt: Omnis s/>iritus. Psitlm 150, G. 



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270 



Kreis Schrimm. 



Die ornamentale Ausbildung ist die gleiche wie die der Glocke in 
Kmrlion aus demselben Jahre. 

2) 41 ein Durchmesser, um den Hals: 

Gottfrid und Sigmund Götz goß mich zu Breslaiv anno 

Der dem Prozessionswege zugekehrte Teil der Schrift wurde neuerdings 
fort geteilt. 

'.)> Eine kleine Glocke mit der Umschrift: 

Gloria in excelsis deo. 1666. 

XI Oll 8, polnisch Ksia.z, Stadt 15 km östlich von Schrimm. 1234 
noch als Dorf genannt, besafs Xions im 15. Jahrhundert deutsches Stadtrecht. 

Katholische Pfarrkirche S. Nikolaus. 

Mit der Kirche in Schrimm 1298 urkundlich genannt (Cod. dipl. No. 770). 

Geputzter, barocker Ziegelbau von kreuzförmiger Anlage, mit Holzdecke. 
Der Ausbau, von einem barocken Seitenaltare abgesehen, im Rokokostile. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, Rokoko, 64 cm hoch. Stempel der 
Stadt Augsburg mit L (175,*$ — 55, Ro.senl.erg No. 94) und FCM. 

Kelch, 2."J cm hoch, und Pacifieale, 56 cm hoch, aus der ersten 
Hälfte des 17. Jahrhunderts. 

Glocken: lj 1,02 m Durchmesser, 1468 gegossen, am Halse die Umschrift: 
O rex glorie veni cum pace. Johannes. Maria. A. D. MCCCCLXVIII. 

2) 76 cm Durchmesser, 1509 gegossen, am Halse die Umschrift: 

In nomine Ihesn omne genn flectatur celcstium. A. D. MCCCCCIX. 

Evangelische Pfarrkirche. 

Begründung des Pfarrspiels und Bau der Kirche 1794. 

(M. Kroli»), Zur Geschichte der evangelischen Kirche zu Xion» von 1794—1894. Posen 1894. 

Rechteckiger Fachwerkbau mit Emporen. In dem Turme über der 
Hauptfront zwei kleine Glocken mit der Inschrift des Breslauer Giefsers: 

G. D. Krieger, tjpo'). 



Die katholischen Pfarrkirchen in Blociszewo, Gogolew, Rogalinek, Wiesz- 
czyczyn und Zabno sind einfache Holzbauten des 17. — 18. Jahrhunderts von 
der mehrfach beschriebenen Art. Die in Nitsche wurde im 19. Jahrhundert 
als Ziegelbau erneuert. 

Die evangelische Pfarrkirche in Krosno ist ein Fachwerkbau von 1780, 
ahnlich dem in Xions. 

') Die Jahreszahl der zweiten Glocke» wurde durch eine Gewehrkugel bei dem 1848 statt- 
gi'hiiliti-u Gefechte herausgeschlagen. 



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KREIS SCHRODA. 



BagrOWO, Dorf 7 km nordostlich von Sehrod*, 

Katholische Kirche S. Katharina, zur Pfarrei Monselmik gehörig. 

Im Mittelalter gegründet, 1741 neu geweiht (Korjtkowiki II, S. 233). 

Einschiffiger Bio« kholzbau mit dreiseitig gesc hlossenem Chore; vor der 
Westseite ein Kaehwerktunii mit einem haroeken hölzernen Helme. 

Glocke, 70 cm Durchmesser, am Halse zwischen Akanthusblättern und 
Gehängen die Umschrift: 

A/e fecit Nicolaus Pctersilge in T/iorn anno tflfp. 



GlCCZ und Gl'OdziskO 1 )» Dorf und Vorwerk 12 km nordöst- 
lich von Schroda, in polnischer Zeit Mittelpunkt einer Kastellanei. 

Eine „ecclesia beati Johannis de Gdecz to wird bereits in einer Urkunde 
vom Jahre 1240 behandelt: nochmals erscheint die „ecclesia de (><ze< /.." 
doch ohne Angabe des Titels in der die Teilung des Posener Archidiakonats 
betreffenden Urkunde vom Jahre 1208 (Co&dipl No. 224 uad 770). 




A Iii». 174. Kirche in Giccz. 

Katholische Pfarrkirche zur Himmelfahrt S. Maria. 

Patrun: «k«r Staat. 

Kleiner romanischer ( i ranitquaderhau mit halbrund geschlossenem Chore 
(Abb. 174). In der Nordmauer des Schiffes zwei, im Chore drei schmale 
alte Fenster mit schräger Leibimg. In der Sfidmauer des Schiffes eine 
kunstlose Thür mit abgetreppter Leibung und halbkreisförmigem Rogenfeld. 



') Grodzisko, Burg. 



272 



Kreis Sc.lirodn. 



Die Halbkuppel der Ohornische und der Triumphbogen sind herausgeschlagen, 

die Kirche überhaupt sehr verunstaltet. 
Nowng, Z. f. B. 1872, S. 676. 
Sokotew-ki, S. Ii. s. III, S. 93 und Taf. I, 1. 

Weihwassergefäl's aus Granit, kelchförmig, eijifach spätgotisch. 
Silberne Monstranz in dreitürmigem Spitzbau, 71 cm hoch, Gemisch 
von spätgotischen und Renaissance-Formen. 

Katholische Pfarrkirche zu S. Johannes dem Täufer, in Mitten eines 
ausgedehnten Burgwalles gelegen. 

Einschiffiger Blockholzbau mit dreiseitig geschlossenem Chore, ohne 
Turm, vermutlich in der Barockzeit erneuert. 

Zwei spätgotische Glocken, um den Hals der grösseren das grolse 
lateinische Alphabet und die Jahreszahl 1515, um den Hals der kleineren 
zwei gedrehte Schnüre. 

KoSCllUty, Dorf 5 km westlich von Sehroda. 
Katholische Pfarrkirche S. Katharina. 

Der Pfarrer wird urkundlich 1399 genannt (v. Leks&ycki, Grodbücher II, No. 762). 
Kunstloser Holzbau mit Chor und Turm, im 18. Jahrhundert erneuert. 
Kleine Monstranz aus vergoldetem Silber, 1750. 

Zwei spätgotische Glocken, 55 und 32 cm Durchmesser, mit Spruch- 
band, die zweite von 1539. 

KOStSCllill» polnisch Kostrzyn, Stadt 20 km östlich von Posen, 
Station der Eisenbahn Posen-Stralkowo. 

Kostschin war Mittelpunkt einer kleinen Kastellanei. Im Jahre 1251 
gestattete Herzog Przemislaus dem Schulzen Hermann, hier eine Stadt nach 
deutschem Rechte anzulegen. 1298 schenkte Herzog Wladislaus Kostschin 
den Franziskaner-Nonnen in Gnesen, in deren Besitze es bis zur Aufhebung 
des Klosters verblieb. 

Katholische Pfarrkirche S. Peter und Paul. 

Patron: der Stastt. 

Pfarrer der Kirche werden 1257 und 1262, die Kirche selbst 1298 ur- 
kundlich genannt (Cod. dipl. No. 8ö9, 603 und 783). 

Dreischiffige, spätgotische Hallenkirche mit dreiseitig geschlossenem 
Chore (Abb. 175); die Sterngewölbe nur noch über dem Chore erhalten. Auf 
dessen Nordseite die mit einem Tonnengewölbe bedockte Sakristei. Der 
Turm vor der Westseite wurde 1839 abgetragen. Die Pfeiler sind sechseckig; 
die Fenster wurden vermutlich bei dem 1791 stattgehabten Ausbau (Inschrift 
über der Westthür) verunstaltet. Von den beiden symmetrischen Thüren des 
Langhauses ist die südliche vermauert. 

Wandschrein zur Aufbewahrung des Sakraments, Sandstein, derbe 
Arbeit der deutschen Renaissance aus der Mitte des 10. Jahrhunderts. Die 



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IviM-liuty. — Ko-tscliin. - Krcrcwo. 



27.5 



mit einer schmiedeeisernen Thür verschlossene Nische ornamental umrahmt, 
darüber Gebälk. An der Mauer links vom Hochaltare. 

Taufstein, achteckig, dem Sakramentschreine verwandt. 

Holzstandbild, Maria mit dem Kinde, spätgotisch. 

Messingbecken mit getriebenen Ornamenten und Schrift band von 
gotischen Minuskeln. 

Glocken: 1) 74 cm Durchmesser, mit Kenaissam e-Zicrrat ; um den Hals: 

Pclronella est nomen tue am, facta sunt per Johaunem liachei'cns 

anno domini X VC XIV). 

2) I,10m Durchmesser, 1712, mit der Inschrift des Posener Giefsers: 

Christian Hampcl me fecit. 




Abb. 175. Katholischo Pfarrkirchu'in Ko.stst'hin. 



KrereWO, Dorf 0 km nordwestlich von Schroda. 
Katholische Pfarrkirche S. Johannes der Täufer. 
Patron: <l.»r Staat. 

1330 und 1344 urkundlich genannt (Cd. <lip!. N... 1109 nmi 1-2.J1). 

Spätgotischer Ziegelbau, einschiffig, zwei fast quadratische Joche lang, 
im Osten dreiseitig geschlossen, der Gewölbe beraubt. In der Mitte der 
Nordfront ein runder, jetzt unzugänglicher Treppenturin. 

Kelche aus vergoldetem Silber: 

1) Spätgotisch. 21,5 cm hoch, mit architektonischem Zierwerk. Der 
Fufs achtteilig, die Umrisse der einzelnen Flächen kieltörmig geschweift; 
der Knauf wie gewöhnlich sechseckig. 

2) Hochrenaissance, 1Ö12, die Schale erneuert, 

Zwei Mefskännchen mit Schüssel, Silber, 1 7. Jahrhundert. 
Glocken: 1) 53 cm Durchmesser, spätgotisch, ohne Inschrift. 
2) 02cm Durchmesser, am Rande die Umschrift: 
Anno tjjy die it. Xovcmbris Johan Christian Sartorit/s mich gohs, 
durchs Feuer ich flohs. Schiverseuhs. In honorem S. Joanis ßa/>tislae 

dedicaa (!) hec campana. 

') Uie Jahreszahl könnte 151 1 g»<l<-ut»>t wenh'ti; «loch scheint die Gluck«' einig«» Jahrzehnt«» 
jünger tm sein und «lern Charakter de* Ornament.- naoli ein Schri'ibfe hiYr vorzuliegen. 

»5 



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274 



Kreis Schnull». 



MOIHlre, Dorf 7 km südlich von Schioda. 
Katholische Pfarrkirche S. Hedwig. 

Patron: das katholische PrnMerMtninar in Posen. 

Einschiffiger Holzbau mit rechteckigem Chore, 1 1H~) an Stelle eines 
mittelalterlichen Baues errichtet (Korytkowski II, S. 2314). 

Achteckiger Weih wasserstein aus Granit, roh spätgotisch, 1,10 m hoch. 
Glocken: 1) 41 cm Durchmesser, 1573, am Halse, die Umschrift: 

Jesus Nazarcnus rex Yudco(rum). 
2) 75 cm Durchmesser. Die zweizeilige Umschrift und das Ornament 
darunter von roher Ausführung: 

l.audatc dominum in cymbalis bene sonantibus. Anno domini 1638. 
Per tnc fecit (!) Bartholomcus Koscke. 

M OHSrllllik, Dorf 4 km nordöstlich von Schroda, ehemals dem 
Posener Domkapitel gehörig. 

Katholische Pfarrkirche S. Lorenz. 

Patron: der Staat. 

Im Mittelalter gegründet, 1629 neu geweiht (Korytkowski II, S. 233). 

Einschiffiger Blockholzbau mit dreiseitig geschlossenem Chore, ohne 
Turm. Im Chorbogrn ein Triumphbalken mit der Kreuzigungsgruppe. 

Taufstein, kelchförmig, unbeholfen spätgotisch; alle Flächen schräg 
gerippt. 

Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, Hochrenaissance, Anfang des 
17. Jahrhunderts. 

Zwei Kasein des 17. Jahrhunderts, die eine aus weifser Seide mit ge- 
stickten farbigen und goldenen Blumen, die andere aus roter, mit Goldladen 
dtmhwirkter Seide mit streng gezeichneten Streublumen. 

Zwei spätgotische Glocken mit Spruchband, die gröfsere mit der 
Jahreszahl 1521. 

NletrzailOWO, Dorf 7 km südöstlich von Schroda. 
Katholische Pfarrkirche Allerheiligen. 

Patron: die Gutslierr.schaft. 

Im Mittelalter gegründet, um die Mitte des 17. Jahrhunderts erneuert 
und 1077 geweiht (KorytW,ki II, S. 234). 

Einschiffiger geputzter Ziegelbau, im Osten ein dreiseitig geschlossener 
Chor, im Westen ein quadratischer Turm mit durchbrochener Haube. Tonnen- 
gewölbe mit Stichkappen. 

Zwei Glocken von 02 und 87 cm Durchmesser, 1087 und 1717 gegossen. 
An der zweiten sind die Buchstaben des Schriftbandes auf Plättchen her- 
gestellt. 



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Mondrc. — Monsclinik. — Nietr/.auowo. — Ostrow. 



275 



Ostrow, Insel im Lednica-See, zur Landgemeinde Latalice gehörig, 
8 km nordöstlich von Pudewitz. 

* Burgruine. 

Eigentümer: Graf Wosierski-Kwilecki auf WroblewO bei Wronke. 

Ostrow wird urkundlich 1136 unter den Besitzungen des Gnesener 
Domes, die Burg, welche im Mittelalter Sitz eines Kastellans war, 1234 zum 
ersten Male genannt (Cod. dipl. No. 7 und 168). 




Abb. 176. Lngeplan der Burgwülle im Lednica-See. 
1:1 



Der von Norden nach Süden gestreckte, bereits in vorgeschichtlicher 
Zeit besiedelte Lednica-See umschliefst eine 5 ha grofse Insel, deren Süd- 
spitze ein Erdwall von etwa 100 m Durchmesser einnimmt. Innerhalb des 
Walles, auf dessen Scheitel Reste verbrannten Plankenwerks zu bemerken 
sind, liegt nahe dem Ufer die Ruine des Burggebäudes, eines romanischen 
Steinbaues, von welchem wenig mehr als die Fundamente der Umfassungs- 
und Zwischenmauern sowie einiger Pfeiler erkennbar sind (Abb. 17)5 17'.)). 




Abb. 177. Kapelle der Burgruine Ostrow. 

Am besten erhalten ist die östlich sich anschliefsende centrale Burgkapelle, 
welche bei bescheidenen Abmessungen von vier Pfeilern getragen wurde, 
hinter denen ein ringförmiger Umgang gebildet war. In der nach Nordost 
gekehrten Hauptachse schlofs sich eine halbrunde Nische für einen Altar au, 
auf welchen Fundament reste zu deuten scheinen. In der Südmauer der 
Kapelle sind die Bruchstücke zweier Fenster erhalten, deren schräge Lei- 
bungen gegen einen vermutlich aus Holz hergestellten Rahmen anliefen. 
Der Altarnische gegenüber gelangte man durch eine rundbogige Thür in 
einen rechteckigen Raum von unbekannter Bestimmung, dessen Tonnen- 
gewölbe in neuerer Zeit wiederhergestellt wurde. Neben der Thür befinden 



•21i i 



Krris Scliroda. 



nofa ein jetzt verschütteter Schöpfbrunnen, weiter die Reste eines geradlinig 
aufsteigenden Treppenlanfea sowie einer Wendeltreppe, von denen jener auf 
eint- Empore über dem Tonnengewölbe, «lies«' zu dem Wohugehäude gefühlt 
halten mag. Die Kapelle war vermutlich nach Art der Doppelkapellen 
gleichzeitiger deutscher Burgen zweigeschossig angelegt. 

Das Mauerwerk der Ruine besteht aus lagerhaft zugerichteten Granit* 
steinen, neben welchen auch Stin ke eines löcherigen, doch festen Kalksteins 
Vorkommen. Die alten Teile des Tonnengewölbes sowie der Thürbogen der 
Kapelle sind aus schmalen, schieferig gespalteten Steinstücken auf einer voll- 
ständigen Brett erst lialung hergestellt. Die Umfassungsmauern des Tonnen* 
gewolltes sind sorgfältiger als das übrige Mauerwerk ausgeführt; die Granit- 
steine sind hier zu Quadern bearbeitet, welche, wie noch auf den Innen- 

I 1 




\\>\k 178. Burgruine CMrow. Mick auf ilie Kapelle. 

-^•iton erkennbar, bis auf den mittleren Scheitel von dein Mörtel der Fugen 
bedeckt und mit einem, die Fuge andeutenden, geritzten Striche umrahmt 
waren. Der Mörtel besteht fast aus reinem Gips. Kunstformen sind nicht 
vorhanden: doch genügen die angeführten technischen Einzelheiten, um die 
Entstehung des Bauwerks in die reife romanische Zeit, etwa in die zweite 
Hälfte ilcs 12. Jahrhunderts zu verlegen. Da sich spätere Stilepochen an dem 
Bauwerke nicht mehr bethätigt haben, so scheint man dasselbe noch vor 
Ablauf des Mittelalters aufgegeben und verlassen zu haben; in Ueberein- 
Stimmung damit wird es in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in der 
Geschichte Polens von DlugOSch als Ruine genannt (Hist. Pol. I, S. 31). 

Wie Pfaldreste darthnn, war die Insel mit dem östlichen Ufer durch 



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Pudewitz. 



277 



eine Brücke verbunden und führte eine zweite Brinke auf die der Ruine 
gegenüber liegende kleine Inse], welche ebenfalls von einem Burgwalle ein- 
genommen wird. Ein dritter Burgwall ist auf dem westlichen Ufer am 
Kordende des Sees erhalten. 

A. Przoidziee.ki, Wyknpaliskn na wyspie jeziora Ledniey pod Gne/.nem. Kocznik ("es. 

Kröl. Towarzystwa NaukowflgO Krakow skie^n Bd. XL. Krakau 18(i9, S. 27ti. Uitdio- 

teku Wurszawska 18611, III. S. 2f).'l. Mit einer Aufnalime lies Grundrisses. 
(J. Polkowski), Opisy staruzytnich ruin na wyspie jezior.i Ledn ickiego. Guesen l*7l>. 
M. Si>ki>tow>ki. Kuiii v na »Mrnwie jezior.i Ledniey. Paniieluik III, S. 117. Mit Auf- 

nahnien Mm \V. i.it'.zi zkiewicz, Lageplfme der Hurg und der kleinen Insel Aid». 5 

und 9, Grundrisse und Schnitt« der Ruine Tf. XII— XIV. 
L. v. Jazdzewski, I'o.,ener Arcliäolngisclie Mitteilungen I, S. It2. 
Elirenlierg, Z. II. Ges. IV, S. 444. 




Abb. 17'.*. Burgruine Ostrow. Inneres der Kapelle. 



PlldewitZ, polnisch Pol.iedziska. Stadt 20 km östlich von Posen, 
Station der Eisenbahn Poscn-Thorn. 

Pudewitz, 124G Pobedziska, l.">02 Podewycz geschrieben, besals bereits 
um die Mitte des 13. Jahrhunderts deutsches Stadtreiht; ursprünglich eine 
königliehe Stadt, Würde es später wiederholt verpfändet. Bei der Plünderung 
durch das Heer des deutschen Ordens im Jahre 1331 wurden die Burg und 
die Pfarrkirche ausgeraubt und verbrannt; zu jener Zeit war die Stadt noch 
nicht durch Planken befestigt 1 '. 



') Zeugnisse des Pfarrer* und iwofor llürger von Pudewitz. I.ites et res gestae. 2. Aufl. 
IUI. I, S. 3T.2, :W>3 und MH\. 



278 



Kreis Schroclu. 



Katholische Pfarrkirche. 

Patron: iW Staat. 

Frühgotischer Ziegelbau, vermutlich in der ersten Hälfte de» 14. Jahr- 
hunderts errichtet, 1500 von nettem geweiht (Korjtkowski 1, S. 38). Einschiffig 
bei 10 m Lichtinafs, im Osten ein gcviertförmiger, 0,50 m breiter Chor; 
nördlich von diesem die Sakristei. Langhaus und Chor scheinen von je ht*r 
auf llolzdeckeu angelegt gewesen zu sein, da nur an dem Westjoche dos 
Langhauses Strebepfeiler vorkommen. Im Ziegel verbände wechseln zwei 
Läufer mit einem Binder. Sämtliche Thüren und Fenster sind verändert; 
doch sind Spuren der ursprünglichen Fenster auf der Südseite erkennbar. 
Dagegen ist die Abtreppung des Ostgiebels des Langhauses noch alt, ob- 
gleich im oberen Teile zerstört. 

Monstranz und Kelch aus vergoldetem Silber, barock, die Monstranz 
1747 gefertigt. 

Vier mittelgrofse Glocken: Die älteste (leider gesprungen i hat die 
Umschrift: Grate et vigilate, quin ueseitis diem. Anno domini t^So. 

Die zweite trägt die Jahreszahl 1028, die dritte die Inschrift des Giefsers: 
Simon Koyski rue Jecit anno domini 1650. 

Die vierte hat am Halse reiches Ornament und auf der Vorderseite die 
Inschrift : 5. Adalbertus. S. Stanislaus. Te den/n laudamus. 

Johann Christian Sartoritis gos mich in Schwersenz 175$. 

Links vom Hochaltare die Grabtafel des Pfarrers Stanislaus Groth, 
Domherrn von Gnesen, f 1G;!4, aus rotem Marmor, den Verstorbenen betend 
vor dem Kreuze darstellend. 

Evangelische Pfarrkirche. 

Die Gemeinde wurde 171)5 von Schwersenz abgezweigt. Die 1821 ge- 
weihte Kirche ist ein rechteckiger Putzbau in einfachen klassizistischen 
Formen, mit flacher Decke, doppelten Emporen und einem Turme vor der 
Haupt front. 

Glocke, 40 cm Durchmesser, am Halse und an der Vorderseite: 
Joh. Fricdr. Schlenkermann gofs mich in Posen ifpj. 
Vor die evangelische Gemeinde 17. A. C. zu Pudewitz. 

Sail tOlllI SCll el, polnisch Zaniemysl, Stadt 11 km südwestlich 
von St hroda. nach der Mitte des 18. .Jahrhunderts von evangelischen Ein- 
wanderern angelegt. 

Evangelische Pfarrkirche. 

Das Pfarrspiel wurde nach der Freigebung des evangelischeu Bekennt- 
nisses 1770 gegründet, der vorhandene Ziegelbau 1854 ausgeführt. 
Zwei Zinnleuchter, 1706. 

Messingkronleuchter für zwei Reihen von je sechs Kerzen, auf der 
Spitze der doppelköpfige deutsche Reichsadler, 18. Jahrhundert. 
Glocke. 60cm Durchmesser, am Halse die Umschrift: 

Johann Friedrich Schlcnkermann gojs mich in Posen rj8g. 



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Santomisehol. — Schrmla. 



279 



Im benachbarten Dorfe Niezamischel, polnisch Niezamysl: 
Katholische Pfarrkirche S. Lorenz. 

Ein „Damianus, plebanus in Nisainisele," wird als Zeuge unter einer 
Urkunde vom Jahre 1239 genannt (Cod. dijd. No. 217). Von der alten, 1840 
abgebrochenen Kirche, einem spätgotischen Ziegelbau, ist nur die ehemalige 
Sakristei mit ihrem Tonnengewölbe und darüber eine Kapelle mit zwei- 
wöchigem Sterngowölbe am Ufer des Raczynski -Sees erhalten. Das Aeufsere 
dieses gegenwärtig als Grabkapelle benutzten Baurestes wurde 1864 neu mit 
Ziegeln umkleidet 1 ). Der von dem Grafen Eduard Raczynski bewirkte Neu- 
bau der Kirche am Ende der breiten Dorfstrafse ist ein wenig befriedigender, 
gotisierender Ziegelbau. Aus der alten Kirche entstammen: 

Zwei plumpe spätgotische Tabernakel aus Sandstein, jetzt neben dem 
Haupteingange des Neubaues aufgestellt. 

Schlichtes spätgotisches Weihwasserbecken aus Granit. 

Rest von der Schnitzerei einer Holzthür der Spätrenaissance, an einer 
Seitenthür wieder verwendet. 

Glocken: 1) (30cm Durchmesser, spätgotisch, am Halse zwischen zwei 
über Bindfäden geformten Linien die Umschrift, die einzelnen Worte durch 
Lilien getrennt: Dens ubicumquc. Ista campana andietur. 

2) 91 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift: 

Vigilate et orate, quia ncscitis dicm neque horam. 

Darunter oin Fries sich durchschneidender Rundbögen und die Jahres- 
zahl 1590. 

Aufsen an der westlichen Langseite der Kirche das Grabmal des 
Grafen Eduard Raczynski f 1845, ein einfacher Sarkophag aus poliertem 
grauem Granit, nach dem Entwurf von Cantian in Berlin ausgeführt. Die 
unvermittelt auf demselben sitzende, von A. Wolf in Berlin modellierte und 
in Lauchhammer gegossene, weibliche Bronzestatue (Inschriften am Sockel) 
war ursprünglich als Krönung des von Raczynski gestifteten Priel snitz- 
Brunnens auf der Wilhelm-Stral'se in Posen bestimmt und stellte seine Gattin 
als Hygieia dar. Nach seinem unerwarteten Tode liefs die Witwe Kopf und 
Schwanz der um den linken Arm sich ringelnden Schlange entfernen und die 
Statue auf den heutigen Standort setzen (G. Cunr.ul, Z. !1. Co*. I, S. 200 und 217). 

Sehr Oda, polnisch Sroda, Kreishauptstadt, Station der Eisenbahn 
Posen-Kreuzburg. 

Sehroda, an der von Posen über Peisern nach Warschau führenden 
Strafse gelegen, besals in der zweiton Hälfte des 14. Jahrhunderts deutsches 
Stadtrecht. Es war eine königliche Stadt und im 15. Jahrhundert einer der 
bedeutendsten Orte Grofspolens; hier traten die Landtags- und Adelsver- 
sammlungen der Woiwodschaften Posen und Kaiisch zusammen. 

') Uebcr dem unteren Hingänge ist die Inschrift angebracht : Acdificatum 1632, reno- 
vatum 1864. Doch kann «lio erste Jahreszahl nur auf eine Wiederherstellung des spätgotischen 
Baues hezug hahen. 



280 



Ki-. i- S»lir. m!:i. 



* Katholische Pfarrkirche S. Maria. 

Palrun: ih'f M<->it/.<'r vnti Wiiiiia^nr.i. 

Im Jahn- 1 1*7* i wird der Pfarrer von Schroda. im .Jahre 1281 die Kirche 
seihst zum ersten Male urkundlich genannt (Cod. N7>. 460 nnd f»oo). Der 
TIeberliefcruiig gemüls wurde 142.'» ein Neubau aus Ziegeln begonnen und 
1428 die Kirche zur Kollegiatkirehe erhoben (Luki^zowiVz, Dv.c. IWn. I. S. 31f< . 
Hieronymus Costomski, Woiwode von Posen, erbaute im .Jahre 1598 die 
Crabkapelle auf der Südseite des Chores; gleichzeitig mögen auch Wieder- 
herstellniigsarlieiten an der Kirch»' selbst stattgefunden haben, da der Ost- 
giebel «'ine Wetterfahne von 159b trägt. Andere Bauarbeiten folgten im 
1H. und 19. Jahrhundert. Die Mauern der Seitenschiffe wurden 18»i9 durch- 
greifend erneuert: 1 f<! H 92 wurde das ganze Bauwerk einer mit geringem 
Verständnis ausgeführten Wiederherstellung unterzogen. 




~r— r— • ~— 1 

AKti. ISO. K:»tlj.)li>< he Pfarrkirrli«' in Sclmula. Westfront. 



Spätgotischer Ziegelbau ' Abb. 180 184), dreischiffige Basilika, deren 
Mittelschiff nur um 5 m höher ist. als die Seitenschiffe; der lang gestreckte 
Chor nach drei Seiten des Achtecks geschlossen; vor dem westlichen Ein- 
gange ein rechteckiger Turm. Der ('hör hat Kreuzgewölbe, das Langhaus 
Stcrngewölhe, die Sakristei ein Tonnengewölbe. Wie die Ansatzspnren im 
äufseren Mauerwerk, ferner der Zustand im Dachraume der Seitenschiffe be- 
zeugen, gehört der Chor, das Mittelschiff und die Sakristei einem älteren Bau 
an, dessen Entstehungszeit in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts fallen 



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Soliroda. 



281 




H4- 



>7* X I X f / 






Abb. 181—182. Kstholwcho Pfarrkiroho in Schröck. Orondrib und Schnitt. 

dürfte. Die (Jewölhe des Chores sind noch die alten; das Langhaus war 

ursprünglich einschiffig, und um seine beträchtliche Spannweite von 11,5 m 

zu verringern, waren die kräftigen Strebepfeiler zur Hälfte in das Innere 

gezogen und auf beiden Seiten durch Spitzbögen verbunden. Gegen den 

Ausgang des 15. oder den Anfang des lß. Jahrhunderts wurden die Mauern 

des Langhauses durchbrochen, die beiden Seitenschiffe angefügt und alle 

drei Schilfe mit Sterngewölben überdeckt : dabei wurden die ursprünglichen 

Strebepfeiler, um einen freieren Durchblick der Seitenschiffe zu gewinnen. 

87 



282 



Kreis Sehroda. 



in ihrer Ausladung verkürzt. Aus derselben Zeit stammen auch die oberen 
Geschosse des Turmes, welche mit geputzten Friesen und Blenden gegliedert 
sind und zugleich eine lebhafte Vorliebe« für die Verwendung des Rundbogens 
bekunden. Der Turm entbehrt des Helmes und ist mit einem Fialenkranze 
abgeschlossen, dessen gegenwärtige Gestalt von einer 1836 stattgehabten 
Erneuerung herrührt (Jahreszahl der Wetterfahnen). 

Im übrigen haben die wiederholten Erneuerungs- 
arbeiten fast alle Einzelheiten des Baues zerstört oder 
r i ot .]! unkenntlich gemacht; nur das Turmportal hat sein 
— — ^; ■ Gewände in unveränderter Gestalt gerettet (Abb. 183). 

— - s ^—~ <■ — Von der im 17. Jahrhundert bewirkten Ausmalung des 
A1 Ti a?? S '' , i ' r '" la ' Innern wurde 1801 nur für die Gewölberippen des Mittel- 
schiffes das alte Vorbild beibehalten, grüne, schwarz um- 
rissene Blätter, zwischen denen rote Beeren herauswachsen. 
NowHg, Z. f. B. 1872, S. 5S0')- 
Die Altäre und die Kanzel gehören teils dem Barock-, teils dem 
Rokokostile an. 

Triumphbalken unter dem Chorbogen (Abb. 184), Christus am Kreuze, 
unter welchem S. Maria Magdalena kniet, daneben links S. Maria, rechts 
S. Johannes, spätgotisch. Am Balken eine schwer lesbare Inschrift. Die 
alte Bemalung 1891 übertüncht. 

Chorgestühl (Abb. 184 1, einfach spätgotisch. Auf einer Füllung der 
Vorderwände der Name und das Wappen des Bischofs Johannes VII. Lu- 
brauski von Posen (1408 — 1520). 

Drei spätgotische Hochreliefe aus Sandstein: 

1) Brustbild Gottvaters (Abb. 185), in langem, lockigem Haar und 
Bart, eine Krone auf dem Haupte, die Rechte segnend erhoben, in der Lin- 
ken einen Reichsapfel haltend. Die halbkreisförmig geschlossene Tafel wird 
von einem wellenförmigen, den Wolkenkranz andeutenden Ornament um- 
rahmt. Von einem, in einer grülseren deutschen Schule gebildeten Steinmetz. 
Innen über dem ( modernen i Eingange zum südlichen Seitenschiff. 

2) Sinnbild des heiligen Geistes, in der Art des oben genannten 
Werkes, jedoch von quadratischer Gestalt. Innen über dem (ebenfalls moder- 
nem Eingänge zum nördlichen Seitenschiff. 

3) Das Abendmahl Christi (Abb. 186). An der hinteren Seite des 
Tisches sitzt in der Mitte Christus, zu beiden Seiten die Jünger; der durch 
Geldbeutel bezeichnete Judas allein auf der vorderen Seite; auf dem Tische 
das zubereitet»- Lamm. Der Herr hält mit seiner Linken den sich ihm an- 
schmiegenden Johannes und reicht mit der Rechten dem Judas den Bissen 
hin. Derbe Arbeit eines einheimischen Handwerkers. 1,90 m lang, 42 cm 
hoch. Ehemals aufsen am Chore, jetzt an einem Pfeiler des südlichen Seiten- 
schiffes eingemauert. 



') Die von Nowag erwähnten „gemalten Flügel eines Altarsehreines aus dem 15. (?) Jahr- 
hundert" sind ßegenwärti*; nicht mehr vorhanden. 



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Schroda. 



2*3 



*(iotischer Kelch aus vergoldetem Silber (Abb. 187), um 1370 gefertigt, 
21,5 im hoch. Der Fufs rund, der Knauf sechsteilig, die Schale kegelförmig, 




Abb. 181. Inneres der katholischen Pfarrkirche in Schroda. 



mit teils stilisiertem, teils natnrtrouem Blattwerk bedeckt. Anf dem Rande 
des Fnfses in Grol'sbuchstaben: 

Dominus Thomas, picbanns de Sroda, custos Gnesnensis, 
tshim kalicem comparavit '). 

') Pfarrer Thomas von Schroda wird in den Jahren 13611— 1376 urkundlich genannt. 
J. Knrvtkowski, Praliui i kanoniiv katedrv HMtropolitelnej Gnfolnfo&akicj IV, S. Hl und &35i 



284 



Kivi.-. Sehroda. 



Um die Schale in Kleinbuchstaben: 

/ ernte, comedüe paucm et bibitc vinum, quod miscui vobis '). 
Der Hintergrund des ersten Schritt l>am.lfs sowie verschiedene Teile des Blatt - 
Werks waren ehemals mit Mauern Schmelz gefüllt. 

Vier auilere Kelche aus dem 17. Jahrhundert, einer derselben l»i*<> 
geschenkt. 




Al»b. 1HT). Schrudu. Gottvater. 



Glucke, 1,50 m Durchmesser, 1(333 gegossen. 

(i rahstein des Ambrosius Pampowski, Woiwoden von Sieradz, f l.">10 
'Abb. 1KX |j im südlichen Seitenschiffe. Der Verstorbene mit der Panzer- 
rüstung augethan, stehend dargestellt. Zwischen den Wappen Gozdawa. 
Kotwicz, Habdank und einem vierten, nicht polnischen Wappen die Umschrift : 
Hie jaeet magnificus dominus Ambrosius Pautpowsky, 
palatiuus Siradiensis, qui obiil A. D. M. S'°- 




Abb. ts»!. Scbroda. Abendmahl Cliri^ti. 



Die <i <»st oinskische ( i ra hk a pel le (AM». 182) in der Ecke zwischen 
dem Chore und dem südlichen Seitenschiffe ist ein achteckiger Kuppelhau 

') !>|>rficli«! SaloiiHiiii.t f>. 



Si-hrodsi. 



285 



im Stile der italienischen Spätrenaissance. Die Wahnknppel hat gefällige 
Stuckdekoration mit den Wappen Nalecz, Leliwa, Ogoriczyk und Ostoja. 
Das marmorne Portal im ('höre wird von zwei toskanischen Säulen mit Ge- 
bälk umrahmt und von einer zweirlügligen *Bronzethür (Abb. 189) ver- 
schlossen. Diese zeigt eine durchbrochene Arbeit mit dem Rollwerk der 
deutschen Renaissance; jeder Flügel ist aus zwei, auf dem Mittelstege ver- 
nieteten Feldern zusammengesetzt. In der Mitte der beiden oberen Felder 
die Wappen Nalecz und Leliwa. Auf den oberen Rahinenstücken die Duch- 




Abl>. 187. Kelch der katholischen Pfiirrkirclie in Sclirotlu. 

stallen und die Jahreszahl: ZG, U P S S. 1598. Auf den unteren nennt 
sich Christoph Oldendorf aus Danzig als der Giefscr, auf dem linken Flügel 
vom Innern der Kapelle aus gesehen): 

Dh'itto auxilio fudid (!) mc Christof Oldendorf (iedanensis. 
Auf dem rechten Flügel: 

Mit Gottes Hülfe gos mich Christof Oldendorf zu Danszih. 
Altar der Kapelle, aus H«»lz, im Stile der deutschen SpStrenaisaance. 



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286 



Kri'i* Schröck. 



Gegenüber das Doppelgrab, welches Hieronymus Gostomski seiner 
Schwiegermutter Anna Östron >g, Gemahlin des Prokop Sieniawski, Truchsefs 
von Lemberg, f 1.">H4 und seiner Gattin Ursula f 1598 setzte. Architek- 
tonischer Aufbau aus buntein Marmor in den Formen der italienischen 
Spätrenaissance: von den beiden Bildtafeln wurde anscheinend nur die der 
Gattin ausgeführt. 

Rechts vom Altäre das kleinere Wandgrab des Knaben Sigismund 
Stadnicki, Sohn des Adam Stadnicki von Zmigrod, Starosten von Ko|o, und 




AM«. 1SM. Schroda. Gnbütein (tat A. I'ampowbki. 



der Anna GrOstomska, von König Sigismund III. aus der Taufe gehoben; 
gewidmet von seinem Oheim Hieronymus Gostomski; ohne Datum. Im Stile 
des vorigen Grabmals. 

Das 1-471* gegründete Dominikaner-Klost er (Luka&zewicz, Dyoc.Pozn. I,S.319) 
war ein unbedeutender Ziegelbau nahe der Stadtmauer. An seine Stelle trat 
1880 — 81 die neue evangelische Pfarrkirche mit ihren Gartenaulagen. 



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GrolV-Siekierki. 



287 




Ali)). 189. Uronzethür der katholischen Pfarrkirche in Schrodu. 



Grof8-Siekierki, Gutsbezirk 5 km westlich von Kostschin, 
ckomals im Besitze des Posener Jesuiten-Kollegiums. 

Katholische Pfarrkirche 8. Hedwig. 
Patmn: die GutatuumoliafL 

Der Pfarrer wird urkundlich 1991 genannl (».Leknzyiki, GrodiuVher I, N<». lüll). 
Einschiffiger Holzbau; im Osten ein dreiseitig geschlossener Chor; im 
Westen ein Turm mit gefalliger Haube; 17»>2 ausgeführt (Korytkowttki II, S. 106). 



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28H 



Kreis ivlirotJa. 



Sllieeiska, Dorf 7 km südwestlich von Schioda. 
Katholische Pfarrkirche S. Joseph. 

Im Mittelalter gegründet. Der 17t>7 erneuerte Holzbau (K.-rytk<.w.-ki II, 
8. 2:VT») wird durch einfache Pfosten in ein breites Mittelschiff und zwei 
schmale Seitenschiffe geschieden; das Mittelschiff verlängert sich westlich zu 
einem rechteckigen Räume für den Hochaltar. Ein Turm fehlt. 

Glocken: 1) 85 cm Durchmesser, spätgotisch, am Halse unverständ- 
liche Minuskelschrift. 

2) 55 cm Durchmesser. Nahe der Krone die Jahreszahl 1444, darunter 
die Umschrift : 0 rex glorie veni cum pacc. O. s. martyr. 

?t) HO cm Durehmesser. Am Halse die zweizeilige Umschrift: 
l'igi/atc et orale, qttoniam ncscitis, quando dominus veni/. 
Michael Richter. Anno domini j6j$. 

Tille«, Dorf 12 km südöstlich von Posen, an der alten Strafse 
nach Sehroda gelegen. 

Kirche zur Geburt S. Maria. 
Patron: »Iii? GiiC-ihiTr-eliaft. 

Die 13(53 zum ersten Male urkundlich genannte Kirche (Cod. <lipl. Xo. 119<V) 
war ursprünglich ein spätromanischer Ziegelbau, dessen Schiff 8,50 m und 
dessen geviert förmiger Chor 5.20 m Breite mafs. Schiff und Chor hatten 
schon von Anfang her nur Holzdeekeii. In der Südmauer des Schiffes ist 
eine vermauerte Kundbogen-Thür, in der Ostmauer des Chores sowie in der 
Nordmauer des Schities je ein vermauertes Rundbogen-Fenster mit. schräger 
Leibung erhalten. Im Verbände der Ziegel wechseln meist zwei Läufer mit 
einem Binder. In der Barockzeit wurde die Kirche neu ausgebaut und auf 
der Westseite, doch nicht in der Breite des alten Schiffes, verlängert. 

Zwei kleine spätgotische Holzstaudbilder, S. Dorothea und S. Bar- 
bara, im nördlichen Seitenaltare. 

Silberne, teilweis vergoldete Monstranz, 83 cm hoch. Ueber dem im 
1 7. Jahrhundert erneuerten Fufse erhebt sich ein spätgotischer dreiachsiger 
Spilzbau, dessen äufsere Pfeiler den mittleren sich schneckenartig anschmiegen. 
In den beiden Seitenfeldern die Standbilder der Heiligen Stanislaus und 
Adalbert, umgeben von sechs nackten Engeln mit Marterwerkzeugen; über 
der Hostie innerhalb eines Fialenkranzes die h. Jungfrau zwischen zwei 
musizierenden Engeln. Auf der Spitze des aus gewundenem Drahte ge- 
bildeten Turmhelmes ein Kruzifix. 

Kelch aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance. Am Sockel drei Rund- 
bilder, S. Maria, S. Joseph, S. Stanislaus und S. Adalbert; an der Schale drei 
andere, der an die Säule gebundene und der das Kreuz tragende Heiland, 
sowie die Kreuzigungsgrnppe. Unbekannter Meisterstempel. 

Zwei Mefskännehen nebst Schüssel, Silber, 1 7. Jahrhundert. Stempel 
der Stadt Posen (zwei Schlüssel unter einer Krone) und Meisterstempel j^. 

Pacificale, 40 cm hoch, Silber, Anfang des 18. Jahrhunderts. 



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Snieeiska. — Tulce. — Usarzewo. — Wenglcwo. - Winuagnra. 



289 



Sechs einfache Zinnleuchter, 1747. 

Einfacher Weihwasserstein, Granit, 16. Jahrhundort. 

Glocken: 1) 85 cm Durchmesser. Am Halse in gotischen Kleinbuch- 
staben die Umschrift: Sanc/a Maria ora pro nobis. 1536. 

2) 70 cm Durchmesser, 1669 für die Kirche in Tulce gegossen. 

Grabstein des Leonhard Modrzewski f 1594. Der mit seiner Rüstung 
bekleidet« Verstorbene aufrecht stellend dargestellt, in den Ecken die Wappen 
Grzymala, Korzbok, Jastrzebiec und Nale.cz. Grauer Marmor; 80 cm breit und 
1,70 m hoch; gegenwärtig im Triumphbogen vermauert. 

Sandstein-Säule auf dem Friedhofe, ehemals vor dem Pfarrgebäude, 
Spätrenaissance. Ueber dem toskanisehen Kapitäl ein viereckiger Aufsatz 
mit den Reliefen der Peinigung, der Kreuztragung und der Kreuzabnahme, 
sowie dem gekreuzigten Heiland zwischen zwei knieenden Geistlichen. Am 
Schafte die Wappen beider in eingegrabener Zeichnung. 

ÜSarzeWO, Dorf 14 km nordöstlich von Posen. 
Katholische Pfarrkirche S. Michael. 

Der Pfarrer wird urkundlich 1391 genannt (y. Lokszycki, CrodlHichor I, No. 991). 

Kunstloser Fachwerkbau von 1749, 1869 mit einem Turme versehen 
(Korytkowski II, S. 107). 

Zwei Glocken, die eine spätgotisch von 1519, die andere 1753 von 
Johann Zacharias Neuberdt in Posen gegossen. 

WeitgleWO, Dorf 4 km nördlich von Pudewitz. 
Katholische Pfarrkirche S. Katharina. 

Im Mittelalter gegründet. Kleiner Holzbau mit dreiseitig geschlossenem 
Chore, 1818 erneuert. 

Holzstandbild, S. Maria, ursprünglich zu einer Kreuzigungsgruppe 
gehörig, von schlanken Verhältnissen, bessere Arbeit der Spätgotik; jetzt 
übertüncht und im linken Xebenaltare aufgestellt; 1,30 cm hoch. 

Kelch aus vergoldetem Silber, 1641 geschenkt. 

Zwei spätgotische Glocken: 1) 71 cm Durchmesser, um den Hals in 
Kleinbuchstaben: Hoc opus in honorem dive Katherine est. 152?. 

2) 58 cm Durchmesser, ohne Inschrift, um den Hals zwei über natür- 
lichen Bindfäden geformte Schnüre. 

WinnagOra 1 ), Dorf 2 km westlich von Müoslaw, Kreis Wreschen. 

Boleslaus, Herzog von Grofspolen, schenkte das Dorf 1250 dem bischöf- 
lichen Stuhle in Posen, von welchem es noch im .Laufe des 13. Jahrhunderts 
mit Neumarkter Recht bewidmet wurde. 

') WiniiHgöni. WeinlMjrjf. 



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290 



KriMK Schroda. 



Katholische Pfarrkirche S. Michael. 

Die Kirche wurde von den Posener Bischöfen nach Erwerbung des 
Dorfes gegründet. Eine Urkunde des Bisehofs Andreas I. aus dem Jahre 
1305 behandelt ihr Vermögen (Cod. dipl. No. 896). 

Geputzter Ziegelbau, einschiffig, mit nach Norden gerichtetem Chore, zu 
dessen Seiten zwei Sakristeien. 1766 gebaut und geweiht (Korvtkowski II, S. 102). 

Spätgotischer Taufst ein aus Granit, einfach kelchförmig. Der ge- 
schnitzte Holzdeekel aus dem 17. Jahrhundert. 

Spätgotische Monstranz aus vergoldetem Silber. Ueber der Hostien- 
büchse fünf an einander gedrängte Türmchen mit den Figuren des auf- 
erstandenen Heilands sowie der Heiligen Barbara und Katharina. Auf dem 
Fufse graviert S. Anna selbdritt, S. Martin, S. Georg und S. Margarete. Der 
Knauf im 17. Jahrhundert erneuert. Ohne die jetzt fehlende Spitze des 
Mitteltürmchens 80 cm hoch. 

Kelch aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance, mit je drei kleinen 
Relief bildern aus der Leidensgeschichte des Herrn, am Fufse (Fufs Waschung, 
Abendmahl, Oelberg) und an der Schale (Auferstehung, Erscheinung in 
Emmaus, Himmelfahrt). 

Glocken: 1) 73 cm Durchmesser, spätgotisch, am Halse die Umschrift : 

O rex glorie veni cum pace. 

2) 02 cm Durchmesser, spätgotisch, neuerdings unter Beibehaltung der 
alten Minuskel-Umschrift umgegossen: 

Sanc/a Maria ora pro nobis. Anno 1535. 

3) 38 cm Durchmesser, von dem Posener Giefser Christian Heinrich 
Witte. Um den Hals: 

Goß mich C. H. Ii ', in Posen anno 1738. 



Die übrigen katholischen Pfarrkirchen des Kreises sind kunstlose Holz- 
bauten der mehrfach beschriebenen Art oder neuere Ziegelbauten. 



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KREIS WRESCHEN. 



Die katholischen Pfarrkirchen des Kreiseß Wreschen sind mit Ausnahme 
derjenigen in Wreschen, Miloslaw und Biechowo kunstlose Holzbauten, welche 
ira 19. Jahrhundert zum Teile als Ziegelbauten orueuert wordon sind. 

BiechOWO, Dorf 9 km südlich von AVreschen, ehemals Mittel- 
punkt einer Kastellanei. 

Katholische Pfarrkirche S. Maria. 

Patron: der Staat. 

Die Kirche wird urkundlich 1390 genannt (Cod. dipl. No. 1903). Von 1719 
bis 1809 war sie mit einer Philippiner -Niederlassung besetzt. 1734 begann 
der Grundherr des Dorfes einen Neubau, welcher um 1750 (Jahreszahl au 
der Hauptfront) vollendet wurde. 

Geputzter Ziegelbau, dreischiffige, mit Stutzkappen überwölbte Hallen- 
kirche. Das Mittelschiff halbrund geschlossen, lieber den beiden östlichen 
Jochen der Seitenschiffe eine Empore. An der Westseite die Orgelempore. 
Ausbau in gewandten Formen des Ueberganges von Barock zum Rokoko. 

Kelch aus vergoldetem Silber, spätgotisch vom 15. Jahrhundert. An 
der Schale und dem Knaufe Reste von Zellenschmelz; am Knaufe sechs 
vierblättrige Rosen. Auf den Flächen des Fufses in gravierter Zeichnung, 
ehemals auf Schmelzgrund die vier Kirchenväter, S. Andreas und S. Margarete. 

Von geringerem Werte die barocke Monstranz und zwei Kelche, der 
eine Spätrenaissance, der andere barock mit dem Stempel GW. 

Ewigo Lampe, Silber, barock. 

Antopendium, barock, Bandwerk und Zweige in Plattstich, auf neuen 
Stoff übertragen. 

GraDOSZeWO, Dorf 14km südöstlich von Wreschen. 
Katkolische Pfarrkirche S. Margarete. 

Der Pfarrer wird 1394 urkundlich genannt (v. Lek.«zycki, Grodhiklier II, No. 367). 
Blockholzbau, vermutlich ans der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts. 
Das Schiff mit flacher Deek«\ der geradlinig geschlossene Chor mit Tonnen- 



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25)2 



Kivir. Wroclien. 



gewölbe: auf seiner Nordseite die Sakristei. Vor der Westseite des Schiffes 
ein Fachwcrkturni. 

Taufstein, Granit, spätgotisch, von einfacher kelchförmiger Gestalt. 

Zweisitzige Bank. Die hohe Rückwand farbig bemalt, mit Renaissance- 
Ornamenten, vier Wappen und der Inschrift: 

Vilibrordiis Mlodziejevski etatis sue fecit vel construxit 65., anno domini 1388. 

Kelch aus getriebenem Silber, barock, mit kräftigem Blattwerk. Stempel 
der Stadt Augsburg und Meisterstempel E (?). 

MI lOS la\V, Stadt 15 km südlich von Wreschen, Station der Eisen- 
bahn Gnesen-Jarotschin, erscheint gegen Ausgang des 14. Jahrhunderts im 
Besitze deutschen Stadtrechtes. 

Katholische Pfarrkirche S. Jakobus. 

Der Pfarrer wird 1393 urkundlich genannt (v. Letszycki, Grodbücher II, No. 301). 

Spätgotischer Ziegelbau, einschiffig, im Osten dreiseitig geschlossen. 
Neuerdings durchgreifend timgebaut. 

Hochaltar, Spätrenaissance, in dreigeschossigem Aufbau, mit den Stand- 
bildern S. Mariä, der Erzengel Michael und Gabriel sowie der Diöcesanheiligen 
Stanislaus und Adalbert. In der Barockzeit einige Teile ergänzt, 

Monstranz aus vergoldetem Silber. Spätgotischer Spitzbau, in der 
Barockzeit mit einer Strahlensonne eingefafst und mit neuem Fufse versehen. 

Kelche aus vergoldetem Silber: 1) 26,5 cm hoch, in guten Formen 
vom Anfange des 17. Jahrhunderts. 2) 24,5 cm hoch, barock, Stempel WB. 

SkarDOSZeWO, Dorf 17 km östlich von Wreschen, gelangte 
1188 in den Besitz des Klosters Lond und wurde 1282 an den bischöflichen 
Stuhl von Posen ausgetauscht. 

Katholische Pfarrkirche zur h. Dreieinigkeit. 

Patron: d»-r Staat. 

Blockholzbau, vermutlich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts 
errichtet, Das Schiff mit flacher Decke, der geradlinig geschlossene Chor 
mit Tonnengewölbe; auf seiner Nordseite die Sakristei. 

Der Hochalt ar und der Taufst ein Renaissance vom Ende des 16. Jahr- 
hunderts, Arbeiten eines einheimischen Holzschnitzers. Im Hochaltare ein 
spätgotisches Bildwerk, S. Maria mit dem Kinde sitzend, ihr gegenüber 
S. Anna, im Hintergrunde S. Joseph und drei Männer; darüber die Taube 
und Gottvater. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, 1620 geschenkt, dreitürmiger Spitz- 
bau der Spätrenaissance. 

Mittelgroße Glocke, am Halse die Umschrift: 

O rex glorie veni cum pacc. Anno domini 1541. 
lieber und unter dem Schrift bände Renaissance-Ornamente, welche auf den 
Meister der Glocke von 1539 in Chojniea deuten. 



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Miloslaw. - Skarboszewo. — Staw. - Stralkowo. — Wrescliun. 



293 



Staw, Dorf 13 km östlich von Wreschen. 
Katholische Pfarrkirche S. Hedwig. 

Der Pfarrer wird seit 1391 wiederholt urkundlich genannt (v. Lekszvcki, 
Ürodhächor II, No. 12Ga). 

Blockholzbau, im 18. Jahrhundert erneuert und 1780 geweiht (Korytkowski 
I, S. 142). Einschiffig, der Chor dreiseitig geschlossen, auf seiner Nordseite 
die Sakristei, vor der Westseite ein Fachwerkturm. 

Die beiden Nebenaltäre des Schiffes in guten Rokokoformen. 

Altar der Kapelle auf der Nordseite des Schiffes in guter Spätreuaissance. 

Wandspindchen in der Sakristei, anmutige Arbeit des 15. Jahrhun- 
derts. Die Vorderansicht und die beiden Seitenansichten mit geschnitztem 
Malswerk bedeckt. Vermutlich zur Aufbewahrung der Monstranz bestimmt. 

Zwei Weihwassersteine, spätgotisch, von einfacher kelchartiger Gestalt. 

Silberne Monstranz, der Fufs Spätrenaissance von 1634, der Oberbau 
schlecht barock erneuert. 

StralkOWO, polnisch Strzalkowo, Dorf 17 km östlich von Wreschen, 
Endpunkt der Bahnlinie Posen-Stralkowo. 
Katholische Pfarrkirche S. Dorothea. 

Der Pfarrer wird 1397 urkundlich genannt (v. Lekszvcki, Grodhüchcr II, No. 10G1). 

Einschiffiger Blockholzbau mit dreiseitig geschlossenem Chore, um 1640 
erneuert und 1645 geweiht (Korytkowski I, S. 142). Der Ausbau ebenfalls aus 
dem 17. Jahrhundert. 

Speisekelch aus vergoldetem Silber, 1681. 

Kasel, Silbergewebe, mit Streublumen und Blumengefäfsen, 17. Jahr- 
hundert,, vermutlich aus einer polnischen Fabrik. Aus ähnlichein Stoffe die 
Kappe und der Besatz eines Pluviale. 

Wl' eSClieil, polnisch Wrzesnia, Kreishauptstadt, Kreuzungspunkt 
der Bahnlinien Posen-Stralkowo und Gnesen-Jarotschin. 

Ehemals mittelbar, seit 1357 als Stadt genannt, nach einem Brande 
1671 im Besitze deutschen Rechtes bestätigt. 

Katholische Pfarrkirche. 

Patron: clor Besitzer dos Schlotes \V röschen. 

Der Pfarrer wird urkundlich 1390 genannt (v. I.okszyeki, Grudliücher II, N«>. 14). 

Die Kirche ist ein verstümmelter, spätgotischer Ziegelbau aus der Mitte 
des 15. Jahrhunderts, eine dreischiffige Basilika, deren Mittelschiff die Seiten- 
schiffe bedontend überragt. Vom Mittelschiffe wird durch einen spitzen 
Triumphbogen ein dreiseitig endender Chor abgeschieden, hinter welchem 
die Seitenschiffe einen ebenfalls dreiseitigen, jetzt zu Kapellen und zur 
Sakristei ausgebauten Umgang bilden. Die Abseiten sowie die Obermauern 
des Mittelschiffes und des Chores waren ehemals durchweg mit Strebepfeilern 
besetzt, das Innere jedenfalls gewölbt. Im 17. Jahrhundert erlitt das Bau- 



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204 



Krina Wreechen. 



werk eine gründliche Erneuerung. Die Mauern des Chorumganges, ebenso 
die des Mittelschiffes wurden unter Fortlassung der Strebepfeiler neu auf- 
geführt; die Abseiten erhielten rippenlose Kreuzgewölbe, Mittelschiff und 
Chor flache Holzdecken. In den Jahren 188G — 87 wurde das Innere einer 
nochmaligen, zwar mit bedeutenden Mitteln, aber von ungeübten Kräften 
ausgeführten Wiederherstellung unterzogen. 

Die die Schiffe trennenden Pfeiler sind schlicht rechteckig; doch ist es 
unsicher, wie weit ihre Gestalt noch mittelalterlich ist. Sonst hat sich von 
ursprünglichen Kunstforraen nur wenig erhalten. Das spitzbogige West- 
portal, obwohl von Verstümmelungen nicht verschont geblieben, zeigt ein 
abgesetztes Gewände mit dreiteiligen Kundstäben. Der Sockel der Aufsen- 
fronten war aus zwei Ziegelschichten, einem Viertelstabe und einer Kehle 
darüber, gebildet. 

Gegen Ausgang des lf>. Jahrhunderts wurde vor der Westseite des 
Mittelschiffes ein quadratischer Turm errichtet, welcher den Strebepfeilern 
und dem Giebel des Mittelschiffes aufgesetzt ist. Der Turm bildet im Erd- 
geschoi's eine gegen Norden und Süden mit Spitzbögen geöffnete, gegen 
Westen aber geschlossene Halle. Darüber sind auf allen drei Seiten des 
Turmes je drei schlanke, mit Spitzbögen überdeckte Blenden ausgespart, 
über diesen wieder je vier Blenden, welche mit gepaarten, auf Kragsteinen 
ruhenden Flachbögen überdeckt sind. Die Fenster innerhalb dieser Blenden 
sind teils spitz-, teils rundbogig geschlossen. Die beiden freien Ecken des 
Turmes sind mit je zwei, in der Richtung der Mauern angelegten, mäfsig 
vorspringenden Strebepfeilern besetzt. Das Maxierwerk des Turmes zeigt 
einige sich kreuzende, aus glasierten Binderköpfen hergestellte Bänder. 
X..w»g, Z. f. B. 1872 S. 680. 

F. Sti«l.l< w*ki, Fura Wrzesin.-ka. Posen 1887. Sondorubdruck des Kuryor Poznanski. 

Hochaltar, aus Holz geschnitzt, bemalt und vergoldet, zweigeschossiger 
Aufbau der Spätrenaissance, mit den Oelbildern der Himmelfahrt und der 
Krönung Maria sowie den Standbildern der Heiligen Adalbert und Stanis- 
laus, Peter und Paul. Kanzel, llokoko. 

Kruzifix, vermutlich vom ehemaligen Triumphbalken. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, Anfang des 18. Jahrhunderts. 

Fünf Kelche aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance und Barock. 
Einer derselben vom Ende des 17. Jahrhunderts, mit dem Stempel der Stadt 
Posen und dem Meisterstempel WS über einer Lilie. 

Silbernes Pacificale in Krenzgestalt, Anfang des 18. Jahrhunderts. 

Zwei getriebene Messingschüsseln, 10.— 1 7. Jahrhundert: 

1} 02,5 cm Durchmesser. In der Mitto die Verkündigung Maria; rings- 
um zwei Kreise, der innere mit der sechsmaligen, der änlsere mit der elf- 
maligen Wiederholung eines vom Hunde verfolgten Hirsches'). Das übliche 
Schriftband fehlt. 

') Sehr ähnlich der ScIiüs-h-I im Doni«.- zu Brandenliarg a. H. Bernau, Inventar 'der Bau- 
unil Kunst-Denkmäler in der Provinz Brandenburg, S. 222 und Fig. 48. 



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Wreechen. 



295 



2) 38 cm Durchmesser. In der Mitte wieder die Verkündigung Maria, 
ringsum ein Schrifthand aus gotischen Kleinbuchstaben. 

An der Thür des nördlichen Seitenschiffes zwei schmiedeeiserne 
Bünder aus der Bauzeit der Kirche. 

Evangelische Pfarrkirche. 

Die Gemeinde bildete sich um das Jahr 1750 und wurde 1779 selb- 
ständig. An die Stelle des alten Putzbauns trat 1894 ein gotischer Ziegelbau. 

(Bock), Nachrichten über die evangelische Kirche zu Wreechen zur Feier ihres hundert- 
jährigen Jubiläums am 9. November 1879. Wreechen 187*.». 

Glocke, am Halse die Umschrift: 

Johann Friedrich Schlenkermann goß mich in Posen /fpy. 



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KREIS JAROTSCHIN 



BrZOStkOW, Dorf 14 km nordöstlich von Jarotschin. 
Katholische Pfarrkirche S. Johannes der Täufer. 

l>i<» Hmila-ston trugt die Gut^herrscliaft. 

Im Mittelalter gegründet. 

Geputzter Ziegelbau in klassizistischen Formen ( Abb. 190), 1830 errichtet 
und 1840 geweiht (Korjtkowski II, S. IM). Einschiffig, von rechteckiger Grund- 
form, mit flacher Decke. Neben dem Hochaltäre zwei symmetrische Sa- 
kristeien mit Emporen. Vor der Westseite eine Säulenhalle, über welcher 
sich ein Glockenturm aufbaut. Die Altäre und die Wände des Chorraumes 
mit Stuckmarmor bekleidet. 

Silbernes Kreuz von einfacher Ausführung, unter dem Gekreuzigten 
ein zweiter Querbalken mit den Standbildern der vier Evangelisten. Vom 
Ende des 18. Jahrhunderts. Stempel der Stadt Posen (zwei Schlüssel unter 
einer Krone» und Meisterstempel ICZ (?). 

DeitlbllO, Dorf 14 km nördlich von Neustadt, auf dem linken 
Ufer der Warthe. 

Katholische Pfarrkirche zur Himmelfahrt S. Maria. 

Patron: <li<> Gu1>lit-n>i.-huft. 

Spätgotischer Ziegelbau, einschiffig, im Osten dreiseitig geschlossen, 
der Gewölbe beraubt; auf der fensterlosen Nordseite die Sakristei mit altem 
Tonnengewölbe; an der Südwestecke ein runder Treppenturm. Die ursprüng- 
liche Gestalt durch wiederholte Umbauten verdorben. Eine innen an der 
Südmauer angebrachte Sandstein -Tafel mit dem Wappen Doliwa und den 
bischöflichen Abzeichen bekundet, dals der Bau von dem damaligen Besitzer 
des Dorfes Erzbischof Vineenz II. Kot von Gnesen 1447 ausgeführt wurde: 
Hec ccclesia constructa est per Vinccntium Kooth. archiepiscopum Gneznettsem 

et primatem, M 'CCCO'XL VII". 

Von einigen älteren Holzbildwerken bemerkenswert das in einem Seiten- 
altare aufgestellte spätgotische Kruzifi x . vermutlich das ulte Trinmphkrenz. 



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Itrzostkow. — DeruUnn. 



207 



Monstranz ans vergoldetem Silber, Rokoko. Stempel der Stadt Breslau 
(Johanneskopf), Jahresmarke (Ro*pnl>erg No. 450) und Meisterstempel GDN. 

* Kelch aus vergoldetem Silber, spätgotisch, 1498 von dem Grundherrn 
Ambrosius Pampowski geschenkt ')■ Der untere Teil der Schale mit Blatt- 




Aliti. 15KJ. Katholische Pfarrkirche in BnostltOW. 



werk übertangen. Auf den Feldern des Knaufes der Name Maria. Auf den 
sechs Flächen des Fufses in gravierter Zeichnung das Wappen Gozdawa, dar- 
über S. Maria mit dem Kinde, ferner S. Barbara, S. Peter, der auferstandene 
Christus, S. Paul, S. Katharina. 

') Nacli den Pfarnikten: die Jahreszahl auf der Unterseite des Keh-he*. Der (Jralotein des 
A. Patnpowski in der katholischen Pfarrkirche zu Schmdu. 

39 



298 



Krois .lurotseliin. 



Ein anderer spätgotischer Kelch von 1515 wurde an den Posener Dom 
abgegeben. 

Kelch in den üblichen Formen der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. 

Schüssel von getriebenem Silber für zwei Mefskänncheu, nm 1700. 
Anf dem Rande prächtiges Ranken werk. Stempel der Stadt Glogau und 
Meisterstempel M F. 

Silberbeschlag eines Mefsbnches, erste Hälfte des 18. Jahrhunderts. 

Die Glocken hängen unzugänglich. 

Gora 1 ), Dorf ioi im westlich von Jarotsehin. 
Katholische Pfarrkirche zur Himmelfahrt S. Mariä. 
Im Mittelalter gegründet, im 19. Jahrhundert als Ziegelbau hergestellt. 
Kelch aus vergoldetem Silber, Renaissance der zweiten Hälfte des 
IG. Jahrhunderts, die Grundform noch spätgotisch. 

JaratSClieWO, Stadt 14km westlich von Jarotschin, 1519 
vom Dorfe zur Stadt nach magdeburgischem Rechte erhoben. 
Katholische Pfarrkirche S. Maria Magdalena. 

Die im Mittelalter gegründete Kirche wurde 1671 als Holzbau (l.ukaszo- 
wifz, Dyec. Pozn. II, S. 136) erneuert. Im 18. Jahrhundert wurde der Turm, 1843 
die Kirche selbst als geputzter Ziegelbau hergestellt. 

Einige spätgotische Bildwerke, welche aus der abgebrochenen Kreuz- 
Kapelle in die Pfarrkirche überführt wurden, stammen vermutlich von dem 
Hochaltare jener. Das Mittelfeld desselben stellte jedenfalls die Kreuzigung 
Christi dar. Zu ihr gehören das jetzt in einem Seitenaltare der Pfarrkirche 
angebrachte Kruzifix sowie eine geschmacklos übertünchte Gruppe, die weh- 
klagende Maria, von Johannes und Magdalena gehalten. Die durch den 
Ausdruck in den Köpfen der Leidtragenden bemerkenswerte Grablegung 
Christi, welche als Sockelbild des genannten Altares verwendet ist, nahm an 
dem ursprünglichen Altäre vermutlich einen gleichen Standort ein. Vgl. die 
Bildwerke in Chwalkowo, Kreis Sehrimm. 

S.Adalbert und S.Stanislaus, Holzbildwerke der Spätrenaissance, 
im Hochaltäre. 

Monstranz, Rokoko, Silber, die Strahlensonne vergoldet. Stempel der 
Stadt Augsburg mit L (1753—55) und Meisterstempel IRD. 
Kelch aus vergoldetem Silber, barock, Stempel 
Einige Priestergewänder aus dem 18. Jahrhundert. 
Glocken: 1) 93 cm Durchmesser, am Halse: 

Me feeit Stephanus Werner Lcsnae anno /jr^?. 
2) Zwei kleine spätgotische Glocken, um deren Hals ein Spruchband. 



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Goru. — .lantl^clicwo. — .liiroUchin. — Mieachkow. 



299 



JärotSChin» polnisch Jaroeiu, Kreishauptstadt, Knotenpunkt 
dor Eisenbahnen nach Posen, Gnesen, Ostrowo, Oels und Lissa. Ehemals in 
adeligem Besitze, seit 1257 als Stadt genannt. 

Katholische Pfarrkirche S. Martin. 

Die Baulasten tragt der Besitzer der Herrschaft Jarotschin. 

Geputzter, einschiffiger Ziegelbau, im Osten flach dreiseitig geschlossen, 
im Westen ein Turm. Die Umfassungsmauern scheinen, wie das unverputzte 
Mauerwerk im Innern des Turmes bekundet, auf einen spätgotischen Bau 
zurückzugehen. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde die Kirche durchgreifend 
erneuert, mit einem Tonnengewölbe mit Stichkappen überdeckt und mit 
zwei symmetrischen Kapellen erweitert. 

Barocker Kelch aus vergoldetem Silber, 1728 geschenkt. 

Getriebene Messingschüssel mit der Verkündigung S. Maria und einer 
Umschrift von gotischen Kleinbuchstaben, 16.— 17. Jahrhundert, beschädigt. 

Glocken: I) 66 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift: 
Jacob Getz goß mich anno domini i6oj. 

2) 23 cm Durchmesser: 

Goß mich Christian Gerstner in Brestaw tyyj. 

Ruine der Spitalkirche zum h. Geiste. 

Spätgotischer Ziegelbau, 1516 errichtet 1 ), einschiffig, drei Joche lang, 
im Osten dreiseitig geschlossen. Nur die mit Strebepfeilern besetzten Um- 
fassungsmauern stehen noch; doch war das Innere mit einer»Holzdecke, nicht 
mit Gewölben geschlossen. Die Fenster haben schräge Leibung; die Thüreu 
in der West- und der Südmauer sind mit mehrfachen Rundstäben umrahmt. 
Auf der fensterlosen Nordseite die Reste einer kleinen Sakristei. 

In der Vorhalle des Schlosses 

die Gipsabgüsse der Grabsteine des Matthias und Martin Sulimowski 
in der katholischen Pfarrkircho zu Radenz, Kreis Koschmin. 

Mieschkow, ehemals Stadt, jetzt Dorf 6 km nordwestlich von 
Jarotschin, Station der Eisenbahn Poseii-Jarotschin. 

Katholische Pfarrkirche S. Maria und S. Lorenz. 

Der erste Bau 1290 geweiht (Cod. üipl. No. 616). Geputzter Ziegelbau von 
1776, einschiffig, gewölbt, mit rechteckigem Chore und Westturm. 

Standkreuz aus vergoldetem Silber, russische Arbeit. 1800 gefertigt, 
von einfacher Gestalt. Auf der Vorderseite auf Porzellan gemalt der ge- 
kreuzigte Heiland in altertümlicher Autfassung, am Stamme des Kreuzes 
oben Gottvater, unten ein Totenkopf, am Querbalken Maria und Johannes. 
Darunter in gravierter Zeichnung Adam und Eva. Vier Stempel: 84, AD II, 
S. Georg zu Pferde, 1800 AR. 

') Diese Jahreszahl steht auf drei Ziegeln eingegraben, eitlem neben der Südthür und zweien 
neben der Westthür, von denen der eine nudi der Beschriftung verkehrt vermauert wurde. 

39« 



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30ö 



Kivis ,1arolM'liin. 



Neustadt an der Warthe, polnisch Nowemiasto, Stadt 

5 km von Bahnhof Falkstätt (Posen- Jarotsekin). Ehemals in adeligem Be- 
sitze, im Mittelalter als Stadt angelegt. 

Katholische Pfarrkirche zur h. Dreieinigkeit. 

Patron: der Ue>it/er der H<'rr>eliaft Neustedt. 

Ein Pfarrer der Kirche wird urkundlich 139.'} genannt (%. Lek.szycki, Gr.nl- 
l.üclu r I f Xo. 1370). 

Spätgotischer Ziegelbau der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, in der 
Anlage der katholischen Pfarrkirche in Bnin verwandt. Dreischiffige Hallen- 
kirche, mit Sterngewölben überdeck!, vier volle Joche lang, auf der Ostseite 
in der ganzen Breite dreiseitig geschlossen, so dafs im Mittelschiffe noch ein 
fünftes, trapezförmiges Joch, daneben in den Seitenschiffen zwei dreieckige 
Joche enstehen. Die achteckigen Pfeiler haben ein aus Platte und Rundstab 
gebildetes Kämpfergesims. Die Fenster haben einfache schräge Leibung und 
gemauerten Pfosten; in der Nordmauer treten Blenden an Stelle der Fenster. 
Die West- und die Südthür sind mit Kundstäben umrahmt. Alle Bögen haben 
runde oder stumpfspitze Gestalt. Die Breitenmafse der unregelmäfsig ange- 
legten Kirche erweitern sich von Ost nach West, das Lichtmafs der Um- 
fassungsmauern von 11,60 auf 13.20 m, das der Pfeiler von 4,50 auf 6,00 m. 
Die Südwestecke nimmt ein Treppenturm ein. Die Sakristei liegt auf der 
Nordseite, über ihr eine spätere Empore. Die beiden Giebel über derWest- 
nnd der Ostmauer der Sakristei zeigen Kielbogen -Blenden mit grofsen ge- 
mauerten Kreuzen; ihre Abdeckungen sind zerstört. 

Auf der Südseite baute 1503 der Grundherr Weihhischof Johannes 
Rozdrazewski eine mit einer Kuppel überdeckte Kapelle. Die Sandstein- 
Tafel mit der Bauinschrift ist wie die dem Andenken seiner Mutter 1614 
gewidmete Tafel im Sinne der Spätrenaissanco umrahmt. 

Chorgestühl, teils der Früh-, teils der Spätrenaissance angehörend, 
mit alter Bemalung. 

Einfacher spätgotischer Taufwasserstein. 

Maria mit dem Leichnam Christi, derbes Schnitzwerk der Spätgotik. 

Kruzifix, 16.— 17. Jahrhundert, in einem barocken Soitenaltare, ver- 
mutlich das alte Triumphkreuz. 

Ab e n dm ah 1 Christi, 16.-17. Jahrhundert, Holzrelief, als Sockelbild 
in einem barocken Seitenalt are. Christus ist nach mittelalterlicher Ueber- 
lieferung im Begriffe, dem Judas den Bissen zu reichen. 

Gottvater, Flachrelief aus Sandstein, Frührenaissance. Ueber dem 
südlichen Eingange. 

Au der Südthür des Schiffes und an der Thür der Sakristei einige 
spätgot ische Schmiede b ander. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, Anfang des 18. Jahrhunderts. 

Vier Kelche aus vergoldetem Silber, 24- 30,5 cm hoch, 17. Jahrhundert, 
davon zwei 1651 und 1654 geschenkt. 

Silberbeschlag eines Missale von 1741. 

Pluviale und drei Kasein mit barocker Plattstich-Stickerei. 



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Neustadt an d«r War! ho. — Itadlin. 



301 



Vier Seidongürtel, davon drei mit den eingewebten Marken: 
1) SLUCK, 2) PASCHALIS, 3) Ewon Mikomvicz a Constantinopol. 
Glocken: 1) 1,05 m Durchmesser, 1598, unter dem Schriftbande ein 
Fries sich durchschneidender Bundbögen. 

2) 78 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift: 

Bartholomen* Koysche nt€ fecit anno domini 1658. 




Al.b. 191. Kirche in Radiin. 



Radli II, Dorf b" km nördlich von .larotschin, Station der Eisen- 
bahn Jarotschin-Gnesen. 

"Katholische Pfarrkirche S. Maria und S. Valentin. 

Patron: die Gutsherrschaft. 

Dio Kirche wird bereits in der Urkunde von 1201 genannt, mit welcher 
der damaligo Grundherr die Aussetzung des Dorfes zu deutschem Hechte 
gestattete (Cod. dipl. No. 667). Ursprünglich zur Pfarrei Mieschkow gehörig, 
wurde sie 1050 zur Pfarrkirche erhoben und der Neubau 1088 geweiht 
(nach den Visitationsberiehten). 

Geputzter Ziegelbau der Hochrenaissance, aus der ersten Hälfte des 
17. Jahrhunderts (Abb. 191-104). Die drei Joche des Schiffes sind mit 
einem Tonnengewölbe überdeckt, welches auf kräftigen, mit korinthischen 
Pilastern bekleideten Widerlagern ruht, deren Hauptgesitns an den Wänden 
fortläuft. Dio Gurte des Gewölbes sowie die Grate der Stichkappen sind 
mit zarten Rosetten- und Perlschnüren besetzt. Den Hochaltar nimmt eine 
Halbkuppel-Nische auf. 

Die dem mittleren Joche der Kirche auf der Nordseite sich ansehliefsende 
Kapelle wurde vor dem Hau der Kirche in den letzten Jahren des 10. oder 
den ersten des 17. Jahrhunderts, mit der Ausführung des Grabmals für 
den Kronmarschall Andreas Opalinski und seine Gemahlin hergestellt'). Die 

') Kino moderne Inschrift im Inneren der Kapelle giebt als Bauzeit »lau Jahr 1625 an. Je- 
doch ist der Bau der Kapelle nicht allein auf Grund der Inschrift des Grabmals früh« zu setzen, 



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.'502 



Kivi.s .larot.scliin. 



Kapelle ist achteckig, mit einer durch eine Laterne beleuchteten Walm- 
kuppel überwölbt. Das flach modellierte Stückwerk der letzteren (Abb. 194) 
zeigt zwischen Fruchtschnüren eine Musterung zonenweis geordneter Kreise, 
welche mit den Brustbildern der Evangelisten und vier anderer Heiliger, 
den Warenzeichen des Stifters, im übrigen mit Engelköpfen und Rosen 




h*H — i — i — i — • — | — i — i — i — i — | 

Abi». 192— VM. Kirch« in Rudiin. «^uor- und Lüngschnitt. 

i : soo. 



gefüllt sind. Die Aufseiifronteii der Kirche und der Kapelle sind anspruchs- 
los belassen. 

Grabmal für Andreas von Bnin Opalinski, Marschall fies Königreichs 
Polen, t l r>l>- J und seine Gattin Katharina geh. Koscielecka f 1601. Innen 

fondefH M ttekon auch im Putzt» der AttfiieiMcitM twei alte InsolirifUm mit den Jahreszahlen 
Kill und 1G14 eingegraben. 



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Ka.llin. 



303 



an der Nordmauer der Kapelle, von der Witwe errichtet und von den Söhnen 
Andreas') und Lukas nach dem Tode der Mutter vollendet. Unter einer 
von zwei korinthischen Säulen mit verkröpftem Gebälk umrahmten, rund- 
bogigen Nische liegt die Gestalt des Mannes auf einem Sarkophage, tiefer 
vor demselben die der Frau. Im Bogenfelde ein flaches Rundbild der 
h. Jungfrau mit dem Kinde. Ueber dorn Gebälke das Wappenschild. Hechts 
und links zwei Nischen für kleinere Standfiguren. Die Architektur und das 
Ornament in reifen Formen der italienischen Hochrenaissance. Sandstein 
und roter Marmor. Die Seitenfiguren bei der 1889 stattgehabten Wieder- 
herstellung der Kapelle erneuert. 




Abb. Hiullin. Von ik-r Kuppel «Irr Kapelle. 



Grabmal für Bischof Andreas VI. von Posen (1607 — 1623), Sohn des 
vorgenannten Ehepaares. Schlafende Gestalt aus rotem Marmor, unter einer 
Architektur ans schwarzem Marmor. Von geringem künstlerischem Werte, 
aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Innen an der Südmauer der Kirche, 
der Kapelle gegenüber. 

Altar der Kapelle. Holz, deutsche Spätrenaissam e. 

Wandgestühl der Kapelle, einfach barock. 

Kruzifix hinter dem Hochalt are, Holz, lebensgrofs, in edler Haltung. 
17. Jahrhundert. 

Getriebener kupferner Taufkessel mit Deckel, 1685. 

•) Noch ab. Propst von Plotzk genannt. 



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.504 



Krei* JaroUcliin. 



Zwei Kelche aus vergoldetem Silber: 

1) der Fnfs barock, die mit Filigran überfangene Schale älter. 

2) 1730 geschenkt, Stempel der Stadt Lissa und Meisterstempel SO, 
Grofse Zinn platte, in rohem Flachrelief den Gekreuzigten darstellend. 

17. — 18. Jahrhundert. 

Weil'ses Pluviale mit farbigen und goldenen Baumgruppen orientali- 
scher Auffassung; der Besatz und die Kappe aus roter Seide mit goldge- 
webten Ornamenten. 

Die Glocken hängen unzugänglich. 

Die Ruinen des ausgedehnten Schlosses stammen von einem vermut- 
lieh im Anfange des 17. Jahrhunderts ausgeführten Ziegelbau. An Kunst- 
formen siud, von wenigen Stuckresten der Wände und Gewölbanfänge ab- 
gesehen, nur die Sandstein-Umrahmungen dreier Fenster zu bemerken, in den 
Formen der durch deutsche Einflüsse veränderten italienischen Renaissance. 

Zci'kOW, Stadt 1 1 km nordöstlich von Jarotschin, Station der 
Eisenbahn Gneseu- Jarotschin. Urkundlich 1257 noch als Dorf, 1283 als 
Stadt genannt. 

M. W. Lukaszowicz, Strainica Ostrow i minsto ftcrküw. Posen 1891. 

Katholische Pfarrkirche S. Stanislaus. 

Patrone: die Besitzer der früheren Herrschaft Zerkow. 

An Stelle eines älteren Baues im Anfange des 18. Jahrhunderts errichtet. 
Ueber der Thür zur Sakristei die Jahreszahl 1718. 

Einschiffiger, barocker Putzbau, fünf Joche lang, das Innere von guten 
Verhältnissen. Die vier westlichen Joche mit einem Tonnengewölbe mit 
Stichkappen, das fünfte Joch mit einer flachen elliptischen Zwickelkuppel 
bedeckt, welcher sich östlich eine breite Nische mit einer Halbkuppel anlehnt. 
An den Bauteilen gefälliges Stuckwerk. 

Aus der Bauzeit der Kirche der Hochaltar und zwei Nebenaltäre, 
mit reichem Schnitzwerk umrahmt, sowie die Kanzel. 

Hölzerner Taufkessel mit Deckel aus getriebenem Kupfer, 164G. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, erste Hälfte des 18. Jahrhunderts. 
Stempel der Stadt Glogau und Meisterstempel MF. 

Dieselben Stempel kehren wieder auf einem schmucklosen Kelche sowie 
auf zwei Mefskännchen und der zti diesen gehörigen Schüssel. Letztere 
gleicht bei etwas kleineren Abmessungen der in Dembno befindlichen Schüssel 
aus der Werkstatt desselben Goldschmieds. 

Zwei Kelche aus vorgoldetom Silber, 17. Jahrhundert, der ältere 1G32 
gekauft. 

Grofscr Speisekelch aus vergoldetem Silber, Rokoko, mit drei Stempeln, 
Stadt Breslau (Johanneskopf), G und MA. 

Silbernes Standkreuz, Rokoko, Stempel von Breslau, G und HAASE. 

Silbernes Pacificale, barock, Stempel von Lissa, 14 und ICS. 

Zwei kleine gegossene Messingleuchter, Ende des 17. Jahrhunderts. 



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Zerkow. 



Die grofse, 1632 gegossene Glocke von 92 cm Durchmesser zeigt die 
Buchstaben auf Plättchen hergestellt. 

In einer Kapelle auf der Nordseite zwei Grabmäler für Johannes und 
Andreas Roszkowski Grafen Görka t 1G13 und 1615, architektonisch um- 
rahmte Wandnischen aus rotem Marmor mit, den liegenden Gestalten der 
Verstorbenen. 

Ebendaselbst drei Särge aus schwarzem Marmor, welche der Grundherr 
Matthias Radomicki, Woiwode von Inowrazlaw 1 ), für seine Mutter, seinen 
1690 verstorbenen Bruder und seine 1709 verstorbene Tochter in gleichen 
Formen fertigen liefs. 

') 1726 wurde er Woiwoile von Posen. Herbarz polski l, S. 171. 



Die übrigen katholischen Pfarrkirchen des Kreises sind kunstlose Holz- 
bauton «der neue Ziegelbauten. 



40 



KREIS PLESCHEN. 



Die katholischen Pfarrkirchen des Kreises Pieschen sind mit Ausnahme 
derjenigen in Pieschen, Sowiua und Goluehow kunstlose Holzbauten, welche 
seit dem Ausgange des 18. Jahrhunderts zum Teil als Ziegelbauten erneuert 
worden sind. 



GolUChOW, Dorf 11 km südöstlich von Pieschen. 
Katholische Pfarrkirche zur Himmelfahrt S. Maria. 

Patron; die Gutslierrscliaft. 

Die Kirche wurde im Mittelalter gegründet, vielleicht von dem Kloster 
Olobok, welchem das Dorf im lfJ. Jahrhundert gehörte. Im 16. Jahrhundert 
wurde sie unter der Herrschaft der Familie Loszezynski protestantisch, in der 
ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts der katholische Gottesdienst aber wieder- 
hergestellt. 

Geputzter Ziegelbau, von der Familie Leszczynski errichtet, deren 
Wappen mit der Jahreszahl 1612 am Chorgewölbe angebracht ist. Ein- 
schiffig, mit dreiseitig geschlossenem Chore, nur an den Ecken desselben 
mit Strebepfeilern besetzt. Schiff und Chor haben Tonnengewölbe mit 
Stichkappen. Die ebenfulls tonnengewölbte Sakristei auf der Nordseite liegt, 
dem allgemeinen Gebrauche entgegen, nicht neben dem Chore, sondern neben 
dem Schiffe. Die Thür auf der Südseite des Schiffes hat eine Sandstein- 
I.Tinrahmung in einfachen Renaissanceformen. Im 18. Jahrhundert wurde die 
Kirche neu ausgebaut und vor der Westfront ein Turm errichtet. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, in gutem Barock, am Sockel die 
Bilder der Evangelisten. Stempel der Stadt Augsburg und unbekannter 
Meisterstempel. 

Kelch aus vergoldetem Silber, barock, Stempel der Stadt Augsburg 
und Meisterstempel TLS. 

Speisekelch aus vergoldetem Silber, Renaissance der ersten Hälfte 
des 17. Jahrhunderts. 

Paeificale, Silber, teilweis vergoldet, kreuzförmig, aus derselben Zeit. 



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Golucliow. — (iorzno. — Lenartcnvitz. — Pieschen. 



:$07 



Anisen am Chore Grabtafel für den vielleicht beim Bau der Kirche 
oder des Schlosses beschäftigten Maurer Anton Lainsit f 1622: 
Hie situs est Antonius Lamsit, murarius, quem aiumnum suum ecclesia agnovit 
et laeta cxccpit, anno a Christo nato 1622 die Octobris 6., aetatis sitae 6. . 

Das Schlote geht ebenfalls auf einen Bau der Leszczynskis zurück; es 
setzt sich gegenwärtig aus drei, einen viereckigen Hof umsckliefsenden 
Flügeln zusammen, wurde aber unter seiner derzeitigen Besitzerin Gräfin 
Dzialynska unter Benutzung von Vorbildern der französischen Renaissance 
durchgreifend erneuert und zur Unterbringung ihrer ansehnlichen, früher in 
Paris aufgestellten Sammlungen eingerichtet. Diese begreifen neben einer 
Bibliothek, Kupferstichen und Oelbildnissen hauptsächlich kunstgewerbliche 
Arbeiten des klassischen Altertums sowie des Mittelalters und der Renais- 
sance, letztere meist französischer Herkunft. Von dem ursprünglichen Ge- 
bäude stammt die auf toskanischen Säulen ruhende Bogenhalle im Hefe, 
während im Innern ein Thürgewände von li>57 sowie zwei Kamine von 1019 
über die Baugeschichte Aufschlufs geben. 

M. Sokotowski, G-.lucl.0w. Pnteg4<l Polski. B.l. 80. Knikau 1880. S. 197. 

Jean de Witte, De>eri|>lion «t<?s cullcctinns «l'antiijiiilc's enii.servces a Duitcl Lambert. 
Paris 18H(j. Kl. Fol. (Uchamlolt <lie antiken Vasen, Terrakotten, Hronzen □. s. w.) 

G O r Z 11 O , Dorf 1 7 km südlich von Pieschen. 

Katholische Kirche S. Matthäus, ehemals Pfarrkirche, in neuerer Zeit, 
nach Szczury, Kreis Ostrowo. eiugepfurrt. 

Einschiffiger Blockholzbau, im Osten ein dreiseitig geschlossener Chor, 
im Westen ein quadratischer, seines Helmes beraubter Turm. 1755—57 er- 
richtet (Kon-tkowski I, S. 125). 

Drei Ilolzstandbilder aus dem Mittclschreiiie eines spätgotischen 
Altares, S. Maria mit dem Kinde zwischen S. Johannes dem Täufer und 
S. Johannes dem Evangelisten. Uehertüncht. 

Monstranz, Silber, Spätrenaissauce, dreitürmiger Spitzbau, 70cm hoch. 

LonartOWltZ, Dorf 2,5 km östlich von Pieschen. 

Katholische Pfarrkirche zur Himmelfahrt S. Maria. 

144(i gegründet. Holzbau, ans Turm, Schilf und dreiseitig geschlossenem 
Chor bestehend, 1758 errichtet (Korvtkowski I, S. i:-fc»). 

Kelch aus vergoldetem Silber, Renaissance, laut Jahreszahl auf dem 
Wappenschilde des Fufses 1010 gefertigt, 



IM CS dl CI1» polnisch Pleszew, Kreishauptstadt. Station der Eisen- 
bahn Posen-Kreuzburg, als adelige Stadt im Mittelalter angelegt. 
Die evangelische Pfarrei wurde 17U4 gegründet. 

Festschrift zur Feier <lc> 100 jährigen Hestchens <l< > evangelischen Kirclien.systeins 
Pieschen. Pieschen 1894. 

40* 



308 



Kn'iü Ph-M-Iien. 



Katholische Pfarrkirche S. Johannes der Täufer. 

Der Pfarrer wird urkundlich 1393 genannt (v. Leksjsjcki, Grodbücher I, No. 1370). 

Geputzter Ziegelbau, unter Benutzung eines spätgotischen Baues mit 
rechteckigem Chore und tonnengewölbter Sakristei (,T. de Lasco, lib. benef. II, S. 31) 
im 19. Jahrhundert erneuert. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, 1705. 

Kelch aus vergoldetem Silber, Spätrenaissauce, Stempel von Fraustadt 
und Meisterstempel MR. 



Sobotka, Dorf 14 km südöstlich von Pieschen. 
Ratholische Pfarrkirche zur Geburt S. Maria. 

Palron: die Gutshorrsclinft. 

Ein Gabriel, Pfarrer von Sobotka und Domherr zu Gnesen, wird unter 
den Zeugen einer Urkunde vom Jahro 1301 genannt (Cod. dipL No. 845). 












IS 


ja 






I 




Abb. 15)5. Kirche in Sobotka. 



Abb. 196. Portal. 1 : 100. 



Um diese Zeit scheint auch die Kirche als ein frühgotischer Ziegelbau 
(Abb. 195) mit 8,80 m breitem Schilf, zwei schmäleren Kreuzarmen und recht- 
eckigem Chore entstanden zu sein. Das Innere hatte ursprünglich durch- 
weg Holzdecken; die Strebepfeiler des Aenfseren sowie die tonnengewölbte 
Sakristei gehören der Spätgotik, das Tonnengewölbe des Chores der Spät- 
renaissance an. Im Ausgange des 18. Jahrhunderts wurde die Kirche einer 
Neugestaltung unterzogen, die Sakristei erweitert und das Schiff mit vier 
Holzsäulen in drei Schiffe zerlegt; alle Fenster wurden erneuert und die 
Westfront des Schiffes sowie die beiden Fronten der Kreuzarme mit hohen 
geschweiften Giebeln ausgestattet. Genauer wird diese vierte Bauzeit durch 
die Jahreszahlen 1783, 1780 und 1790 an der Sakristei und dem nördlichen 
Kreuzarme bestimmt. 

Von mittelalterlichen Einzelformen ist auf der Nordseite des Schiffes 
ein vom ursprünglichen Bau stammendes Portal erhalten, dessen Rundstäbe 
am Kämpfer wulstartige Ringe tragen (Abb. 196). Wie dieses, so sind auch 
das überputzte Westportal und der Chorbogen noch spitz gestaltet. In dem 



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Solmlka. — H.iwinii. — Tursk«. 



:',fv.» 



frühgotischcn Mauerwerk wechseln je zwei Läufer mit einem Binder, in dem 
spätgotischen nur je ein Läufer mit einem Binder, während das Mauerwerk 
des 18. Jahrhunderts den modernen Verband aufweist. Am Ostgiebel sind 
alle drei Arten des Mauerwerks mit den jeweiligen Giebellinien über ein- 
ander erkennbar. 

Die vier Nebenaltäro und dio Kanzel barock geschnitzt. 

Taufst ein aus schwarzem Marmor, 1075. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, in Sonnenform, 1682, Stempel 1Z. 

Zwei Kelche der Spätrenaissance, der reichere von 1637. Ein dritter 
Kelch, dessen Schale von einem Standbilde S. Josephs getragen, 177.'* ge- 
schenkt. 

Pacificale, das Kreuz aus dem 16. Jahrhundert, der Ful's vom Anfange 
des 18. Jahrhunderts. 

Zwei Kasein, mit Benutzung von Silberbrokat -Gürteln hergestellt. 
Die eine, an welcher nicht nur die Seitenstücke, sondern auch die Säule aus 
solchen bestehen, zeichnet sich durch vortreffliche Erhaltung aus. 

Die grofse Glocke wurde 1558 gegossen. Die zweite trägt am Halse 
dio Umschrift: Johann Göttlich Xcrgcr gus mich anno domini tyjrj. 

SOWlna, Dorf 7 km südlich von Pieschen, seit 1136 unter den 
Besitzungen des Gnesener Domes genannt. 

Katholische Pfarrkirche zur Verkündigung S. Maria. 

Die Kircho wird urkundlich 1327, der Pfarrer 1381 genannt (('od. dipl. 
No. 1078, 1786 und 1787). 

Kleiner Blockholzbau mit dreiseitig geschlossenem Chore. An den 
Altarschranken die Jahreszahl 1685. 

Grofse silberne Monstranz, Spätrenaissance, dreitürmiger Spitzbau mit 
den Standbildern der Heiligen Maria, Adalbert und Stanislaus, oben ein 
Kruzifix. Stempel der Stadt Posen (zwei Schlüssel unter einer Krone) und 
Meisterstempel I\V. 

Aus derselben Zeit ein gefälliger, vergoldeter Kelch. 

TlirskO, Dorf 0 km östlich von Pieschen. 
Katholische Pfarrkirche S. Andren». 

Im Mittelalter gegründet. Geputzter Ziegelbau, dreischiffige, gewölbte 
Basilika mit Westturm, 1777 — 86 ausgeführt. 

T. Basinski, Dzieje eudowno^'o obrazu n. Marvi Panny i kosciotii w Tursku. Gnoson 1S82. 

Zwei silberne Mefskännchon, Rokoko, Stempel der Stadt Breslau 
(Johanneskopf), Marke C und Meisterstempel TA. 

Glocke, 45 cm Durchmesser, aus dem 14. Jahrhundert, am Halse in 
Majuskeln die Umschrift: O rex gloric pene'J. 

') Die letzten Buchstaben vermutlich eine Verstümmelung der Worte: veni cum pace. 



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KREIS KROTOSCHIN 



Der Kreis Krotosehin wurde 1887 in die Kreise Krotosehin und Kosch- 
min geteilt. 

J. Lukuszewicz, Krütki lnst«>r)vziii>-st:ity.-.lyezny npis miast i wsi w dzi.siejszym jiowiecie 
Krotn*zjnskiiii oil najdawniejszTch e/.u.s.'.w ai po ink 1794. Posen 1S69. 2 Bände. 

CC?, Dorf 7 km nordwestlich von Krotosehin. 
Katholische Pfarrkirche S. Nikolaus. 

Patron: der Besitzer der Herrschaft Krotoscliin. 

Die Kirche wurde im Mittelalter gegründet, im Anlange des 17. Jahr- 
hunderts zugleich mit der in Rozdrazewo erneuert und mit ihr 1044 geweiht 
(i,uka*zpwicz, Ovee. P.i/.n. II, S. 152). 

Einschiffiger Ziegelbau der Renaissance. Das Schiff zählt drei Joche, 
der einjochige Chor ist. dreiseitig geschlossen; auf seiner Nordseite liegt die 
Sakristei; Schiff, Chor und Sakristei sind mit rippenlosen Kreuzgewölben 
überdeckt, welche im Schiffe auf Wandvorlagen mit einfachen Kämpfer- 
gesimsen ruhen. Der Westseite des Schiffes ist ein Turm vorgelegt. Der 
Ziegelverband der Fronten ist der der Neuzeit. Alle Bögen der Kirche sind 
halbrund, diejenigen des Turmes zum Teile flach gestaltet. Die Fenster der 
Kirche haben schräge Leibung und einen gemauerten Mittelpfosten. In dem 
Triumphbogen liegt ein Balken mit dem Gekreuzigten zwischen zwei Engeln. 
Der einfach gegliederte, geputzte Ostgiebel des Schiffes zeigt Reste von 
Sgrafittoinalerei. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, Rokoko, 1759 beschafft, Stempel 
der Stadt Breslau (Johanneskopf), G und IC. 

Glocken: 1) 70cm Durchmesser, spätgotisch, 1447, am Halse: 

An no dornt ttt M°CCCC°XLVII. 
2) 47 cm Durchmesser. Renaissance, 15GG. 

Grabstein der Anna Rozdrazewska geb. Lukowska, der Stifterin des 
Neubaues der Kirche. Die Verstorbene ist nach deutscher Art stehend dar- 
gestellt; auf dem Rande ein ausgestochenes Blattornament. Von der unten 
angebrachten polnischen Inschrift ist nur noch der Anfang lesbar. 



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Benice. — Kohylin. 



311 



K.Ol>yHll, Stadt 13 km westlich von Krot oschin, Station der 
Eisenbahn Lissa -Ostrowo. 

Kobylin wurde als eine mittelbare Stadt 1303 nach Neumarkter Recht 
angelegt und erhielt 1630 ein evangelisches Pfarrspiel. 
)jiika»/owicz, P«w. Krotosz. I, S. 1 ff. 

Katholische Pfarrkirche S. Stanislaus. 

Patron: der Besitzer von Bäsch Low. 

Die Kirche wurde 1289 auf Ansuchen des damaligen Grundherrn von 
Erzbischof Jakob II. von Onesen gegründet (Cod. dipl. No. G3S). 

Spätgotischer Ziegelbau, 1518 geweiht (Luka.*zewicz, a. a. 0. S. 179). Ein- 
schiffig, im Osten ein dreiseitig geschlossener Chor, im Westen ein Turm, 
auf der Südseite des Chores die mit einem Tonnengewölbe überdeckte Sa- 
kristei nebst Schatzkammer. Der Ausbau in den Formen des 17. und 18. 
Jahrhunderts. 

Die mit Figuren und Ornamenten bemalte, von 1517 datierte Holz- 
decke über dem Chore wurde in den letzten Jahren beseitigt. 

M. Sokolowski, O dekornoyi wewn?tr«u'j drewninnych koseiolöw. Krakau 1884. S. 5. 

Gemälde dos Hochaltares, von einem Dreiflügelalt are der ersten Hälfte 

des 10. Jahrhunderts, darstellend die Legende des h. Stanislaus, in Oel auf 
Holz gemalt. 

Linker Flügel: Mittelbild: Rechter Flügel: 

Innenseite: Innenseite: 

S. Stanislaus verkauft das S. Stanislaus erweckt den 

(iut Piotrowin. S. Stanislaus von König verstorbenen Besitzer von 

Der erweckte Besitzer Holeslaus Siniaty Piotrowin. 

von Piotrowin zeugt für am Altare überfallen. Die Mannen des Königs 

S. Stanislaus vor dein Könige. zerstückeln den Heiligen. 

Aufsen seite: Anisen seite: 

Verkündigung S. Marin. Himmelfahrt S. Maria. 

S. Barbara und S. Katharina. S. Elisabeth und S. Hedwig. 

Das in überlcbensgrofsen Figuren dargestellte Mittelbild sowie die Innen- 
seiten der Flügel durch Uebermalung verdorben. Der gemusterte goldene 
Hintergrund nur auf den, jetzt dem Beschauer abgewandten Aufsonseiten der 
Flügel erhalten. 

Spätgotischer Weihwasserstein, achteckig, atifeinem Fufse, mit rohem 
Mafia werk und der Jahreszahl 1518. 

Knieender Engel mit dem Osterleuchter, aus Holz geschnitzt und weil's 
gestrichen, bemerkenswerte Barockarbeit. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, der beschädigte Oberbau spät- 
gotisch, der Fufs Renaissance. Eine zweite Monstranz einfach barock. 

Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance, der eine 1031 
geschenkt. 

Kleiner silberner Kelch für Kranken-Kommunion, Renaissance. 

Silberne Hostienbüchse, für Kranken-Kommunion, von cylindriseher 
Gestalt, Durchmesser 7 cm, Höhe 3 ein. Auf dem Deckel ist ein die Kreuz- 
fahne tragendes Lamm graviert, mit der Umschrift: 



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Kreis Krotoschin. 



Magister Mathias de Cobihno hunc (!) pixidem procuravit pro eclesia, 
ut ibidem oretitr pro eo. Anno fjpj. 
Auf der Wandung graviertes spätgotisches Rankenwerk. 

Paeificale, barock, 1774 geschenkt oder ausgebessert, Stempel der 
Stadt Breslau, Buchstabe Z und Meisterstempel IGG. 

Mehrere gute Ornate des 17. und 18. Jahrhunderts. 

Katholische Kirche S. Johannes der Täufer, ehemals Kirche des um 
die Mitte des 15. Jahrhunderts gegründeten Bernhardiner-Klosters. 

Die Kirche ist aus einem einschiffigen, spätgotischen Ziegelbau hervor- 
gegangen, der jedoch durch einen Umbau des 18. Jahrhunderts entstellt wurde. 
Von dem unverputzt gebliebenen Chore stammt die Nordmauer der beiden 
westlichen Joche aus dem 15. Jahrhundert, während das dritte Joch nebst 
dem dreiseitigen Abschlüsse einer im 10. Jahrhundert stattgehabten Erwei- 
terung angehört. Die damals hergestellten Chorfenster haben geputzte 
schräge Leibung mit einem geputzten Kreuzchen auf dem Scheitel. 

Bildwerk eines schlafend dargestellten Ritters, Hochrelief aus rotem 
Marmor, 10. — 17. Jahrhundert. In der Vorhalle. 

Drei gemalte Bildnisse mit reicher Barock-Umrahmung. 

Evangelische Pfarrkirche zum Schifflein Christi. 

Die Kirche, die dritte an ihrer Stelle, wurde als Fachwerkbau mit 
doppelten Emporen und einem Turme vor der Hauptfront 1764 errichtet. 

C. Mover, Geiloiikliliittor aus der Gi-si'hMite <1<;* üvitiigulisclion Kireheiisjrstcms KobyÜD. 
Rawitsch 18&4. 

Altar und Kanzel stehen getrennt. Vor dem Altare ein Triumphbalken 
mit dem Gekreuzigten zwischen Marin und Johannes; auf der Rückseite die 
Jahreszahlen 1 704 — 65. 

Silberner Kelch, 17. Jahrhundert, mit mittelalterlichen Anklängen, 
Stempel der Stadt Lissa und undeutlicher Namenstempel. Ein zweiter ein- 
facher Kelch, 18. Jahrhundert, 

Silberne Oblatenbüchse, 18. Jahrhundert, unbekannter Stadtstempel 
(dreitünniges Thor?) und Stempel EGW. 

Silberne Tauf wasserbüchse, 1705. 

Zwei zinnerne Taufschüsseln, Lissaer Stempel und IFB über einem 
Pelikane. Auf der gröfseren, 1809 geschenkten, als dritter Stempel ein Adler 
mit W auf der Brust. 

Von den Zinnleuchtern zwei Stück auf ornamentiertem Fufse, 1091 
geschenkt, 

Zwei Stand leuchter aus Messing. 

Zwei Kronleuchter aus Messing, der eine 1093, der andere 1701 ge- 
schenkt, auf der Spitze der doppelköpfige deutsche Reichsadler. Der Schenker 
und vermutlich Verfertiger des ersten nennt sich inschriftlich: 

Gottfried Mentz, ein Kupjferknabe von Hirschberg ans Schlesien. 

Von den vier Glocken wurde eine von Erdmann Kalliefe in Lissa 1798, 
die drei übrigen von George Benjamin Krieger in Breslau 1820 gegossen. 



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Kroutsdiin. 



313 



KrOtOSClllll, polnisch Krot oszyn, Kreishauptstadt , Kreuzungs- 
punkt der Bahnlinien Lissa-Ostrowo und Oels-Jarotsehin. 

Krotoschin, Mittelpunkt der seit 1819 den Fürsten Thum und Taxis ge- 
hörigen Herrschaft, erhielt 1415 magdeburgisches Recht; die Regelung der 
inneren Verhältnisse der Stadt folgte 1453. Seit dem 17. 'Jahrhundert gewann 
Krotoschin durch den Zuzug deutscher Protestanten. 
*.ukasz«\vic/., Pmv. Krotnsz. II, S. 15)3 ff. 

A. Kgg<-Iing, Mitteilungen lx'tr.'flend dio Ge.-cliichte der Stadt KrotoMihin. Jahresbericht 
de* Königlichen Willn-Ims-Gyniiiiisiuin zu Krotoschin 1886. — A. Warschauer, Z. H. 
(Je*. II, S. 4f>t;. 

Katholische Pfarrkirche S. Johannes der Täufer. 

Patron: der Besitzer der Herrschaft Krotoschin. 

An Stelle eines älteren Holzbaues errichtete der Grundherr Johannes 
Rozdrazewski, Kastellan von Posen, im Ausgange des 16. Jahrhunderts den 
bestehenden Ziegelbau und übergab ihn 1592 den böhmischen Brüdern, deren 
Bekenntnis er selbst angenommen hatte. Nach seinem Tode 1601 wurde die 
Kirche dem katholischen Gottesdienste zurückgegeben und neu geweiht. 

Dreisehifngo Hallenkirche, das Mittelschiff im Osten dreiseitig geschlossen, 
vor der Westseite ein quadratischer Turm. Die beiden Seitenschiffe erweitern 
sich am Ostetide über die Fluchten der Längsmauern hinaus zu zwei, mit 
geputzten Renaissance-Giebeln ausgestatteten Kapellen. Das Mittelschiff hat 
ein Tonnengewölbe mit Stichkappcu; die Seitenschiffe haben Kreuzgewölbe. 
Die unverputzten Fronten zeigen den spätgotischen Ziegelverband. Die 
Schrägschicht des Sockels ist aus gemeinen Ziegeln zugehauen. Sämtliche 
Thüren und Fenster der Kirche sind erneuert; nur der Turm, dessen Ober- 
teile einem nüchternen Neubau angehören, hat noch ursprüngliche Spitzbogen- 
Fenster mit gerader Leibung. 

Hochaltar, mehrgeschossiger Aufbau in der Art der deutschen Spät- 
renaissance, mit reichem, figürlichem und ornamentalem Schnitzwerk. Aus 
derselben Zeit der Altar am Ostende des südlichen Seitenschiffes und die 
Kanzel. Die übrigen Nebenaltäre in guten Barock- und Rokokoformen. 

Triutnphbalkeii, Christus am Kreuze, an welchem Maria Magdalena 
kniet, zu beiden Seiten Maria und Johannes. Aus der Bauzeit der Kirche. 

Spätgotisches Hochrelief aus bemaltem Holze, die heiligen Sippen 
darstellend. 

Im Chore zwei 'Wandstühle mit je fünf Sitzen, Spätrenaissance. 
Monstranzen aus vergoldetem Silber: 

1) 72 cm hoch, Spätrenaissanee, Spitzbau nach mittelalterlicher Art, 
mit den Figuren der Heiligen Adalbert und Stanislaus. 

2) 1,26 m hoch, Spätrenaissanee von 1635, in mehrgeschossigem Aufbau, 
mit den beiden vorgenannten Heiligen sowie Maria und Johannes dem Täufer. 

Zwei Speisekolehe aus vergoldetem Silber: der eine Spätrenaissance; 
der andere barock, mit dem Stempel SC. 

Kleines Rcliquiar aus vergoldetem Silber, barock, für eine Sammlung 
von Reliquien. 

41 



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314 



Kreis Krotoschin. 



Zwei kleine sechsarmige Messingkronleuchter, Rokoko; auf der 
Spitze rles einen der doppelköpfige deutsche Adler. 

Das aus drei Glocken bestehende Geläute gofs Johann Friedrieh 
Schlenkermann in Posen 1709. 

In der Kapelle am Ostende des südlichen Seitenschiffes das Wandgrab 
des Erbauers der Kirche Johannes Rozdrazewski. Auf einem Sarge liegend 
die Gestalt des Toten innerhalb einer viereckigen Nische, an deren Rück- 
wand die Grabschrift. (Lukaszewicz, a. a. 0. S. 211). Das Schmuckwerk im Sinne 
der deutschen Renaissance. 

Katholische Kirche S. Peter und S. Paul, ehemals Kirche des 1731 
gegründeten Trinitarier-Klosters, jetzt von den deutschen Katholiken 
der Pfarrei benutzt. 

Die UnUTluilturiK wird aus dem Kloster -Yt-nnoucn bi-stritten. 

Geputzter Ziegelbau, 177"> geweiht (Inschrift im Chore), von ähnlicher 
Anlage wie die katholischen Pfarrkirchen in Bentschen und Reisen. Das 
geräumige Schiff mit zwei Stutzkappen zwischen drei breiten Gurtbögen 
überwölbt, von denen die beiden äufseron über diagonal abgeschrägten Pfei- 
lern aufsteigen. Der nach Osten gewandte, einjochige Chor innen rund, 
aufsen viereckig geschlossen; auf beiden Seiten zwei Sakristeien, darüber 
Emporen. Vor der Westfront ein quadratischer Turm mit atisgerundeten 
Seiten und kräftig umrisseiier Kupferhaube. 

Das ehemalige Klostergebäude gegenüber der Kirche, nach Aufhebung 
des Klosters 181t) zum Gymnasium, jetzt zur Kaserne eingerichtet, ist ein 
zweigeschossiger barocker Pntzbau von einfacher Formgebung. 

Evangelische Pfarrkirche. 

Patron: d<-r Itesit/or di-r Herrschaft Krotoscliin. 

Die evangelische Gemeinde in Krotoschin bildete sich gleichzeitig mit 
der in Zdnny und blieb mit ihr bis 1700 vereinigt, 

Die Kirche, ein kreisrunder, geputzter Ziegelbau mit doppelten hölzernen 
Emporen, wurde 1789—90 errichtet. 1884 — 8.") wurde die Vorhalle mit den 
beiden Türmen dem Haupteingange vorgelegt, dabei bedauerlicherweise die 
Laterne über der Kuppel der Kirche abgetragen. 

(FüllknifiX Geschichte dos cvungclischen Kirchspiels Krotoscliin. Krotoscliin 1890. 
Aus der Zeit der Gründung der Gemeinde stammen ein silberner Kelch 
und ein Altarkreuz, beide 1790 geschenkt, letzteres mit dem Stempel IG(». 

Das Rathaus auf dem Markto ist ein bescheidener Putzbau von 1680, 
erhält aber durch den auf der Südseite angefügten, mit einer zweimal durch- 
brochenen Haube ausgestatteten, schlanken Turm einigen malerischen Reiz. 

LutOgfllleW, Dorf 5 km westlich von Krotoschin. 
Katholische Pfarrkirche zur h. Dreieinigkeit. 

1401 gegründet <f,ukas/ewic/., Pow. Krotosz. II, S. 260). Geputzter Ziegelban, 
1832 vollendet und geweiht. 

Taufstein, Spätrenaissance, mit biblischen und allegorischen Reliefen. 



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Lutogniuw. — IWdiaz.-wo. — Zduny. 



315 



Monstranz ans vergoldetem Silber, Rokoko, Stempel der Stadt Augs- 
burg mit R (1705 — 07, Rogenberg No. 104) und Meisterstempel AUW. 
Kelch ans vergoldetem Silber, barock, Stempel Z nnd IIP. 
Spätgotische Glocke, 55 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift: 
O konig der ercn kom mit /rede. Ilicsus, Got, Maria. 

RozdraäeWO, Dorf 10km nordöstlich von Krot oschin. 

Katholische Pfarrkirche S. Johannes der Täufer. 
Patron: dor Besitzer der Hunschnft Krotn.scliin. 

Die Kirche wird urkundlich 1303 genannt (Cod. dipl. No. 14%?. 

Einschiffiger Ziegelbau der Renaissance, mit der Kirche in Beniee im 
Anfange des 17. Jahrhunderts errichtet und 1044 geweiht'), von etwas 
gröfseren Abmessungen als jene. Das Schiff ist drei Joche lang, der ein- 
jochige Chor dreiseitig geschlossen; auf seiner Nordseite liegt diu Sakristei, 
vor der Westseite des Schiffes der Turm. Schiff, Chor und Sakristei haben 
Kreuzgewölbe. Die des Schiffes steigen über Wandvorlagen mit einfachen 
Kämpfergesimsen auf und sind an den Graten mit Laubstäben besetzt. Die 
Kappen des Chorgewölbes sind durch einfaches Band werk in Felder geteilt. 
Breite zwischen den Seitenmauern des Schiffes 10,00 m. 

Der Triumphbalken im Chorbogen trägt den Gekreuzigten, unter ihm 
knieend Magdalena, zu beiden Seiten Maria und Johannes. Auf der Unter- 
seite die Jahreszahl 1017. 

Der Hochaltar und ein Nebenaltar Spätrenaissance, zwei Nebenaltäro 
barock. Einfache Thür im Südeingange, mit Eisen beschlagen, 1500, vom 
älteren Kirchengebäude übernommen. 

Speisekelch aus vergoldetem Silber, erste Hälfte des 17. Jahrhunderts. 

ZdUIiy, Stadt 7 km südlich von Krotoschin, Station der Eisenbahn 
O eis - Jar otsc hin. 

Herzog Boleslaus von Grofspolen gestattete 1201, das Dorf Zduny zur 
Stadt nach Neumarkter Rechte zu erheben, tauschte es aber 1200 an den 
bischöflichen Stuhl von Breslau aus, welcher .1207 die Erlaubnis zur Grün- 
dung der Stadt von neuem gewährte. Neben dieser mittelalterlichen, nur 
unbedeutenden Stadt machten sich 16IJ5 aus Schlesien vertriebene Protestanten 
ansässig, welche 1637 von dem Grundherrn Peter Sienuta die Erlaubnis zur 
Gründung der Neustadt Deutsch -Zduny und eines evangelischen Kirchspiels 
erwirkten. Daneben wurde 1047 als dritte Stadt Sienutowo angelegt. Alle 

drei Städte wurden 1772 unter der Herrschaft der Familie Sulkowski Vereinigt. 
Lukaszewicz, Pow. Krutosz. II, S. 15J>. 

A. Heuschel, Zduny. Ortskunde, herausgegeben von Clir. G. Hottinger. No. 5. Stras- 
burg 



') Die Angabe des Jahres W>\ hei liiikaszewicz, Dyee. I'o/.n. II, S. 150 beruht auf einem 
Schreibfehler. 

41» 



316 



Krd>» Krntosihin. 



Katholische Pfarrkirche S. Johannes der Täufer. 

l'utron: der Besitzer von Basehkow. 

Ein Pfarrer der Kirche nennt sieh als Schreiber einer Urkunde vom 
Jahre 1359 (C...1. dipl. Ko. 1398). 

Geputzter Ziegelbau, 1719 — 30 errichtet. Das Schiff ist flachgedeckt., 
der nach Westen gewandte, rechteckige Chor gewölbt; vor der schmalen 
Hauptfront ein Turm. Von dorn Ausbau sind die Kanzel und die Taufe 
bemerkenswert, beide einander entsprechend am Eingange des Chores auf- 
gestellt und in guten Baroekformen geschnitzt. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, 1744, Maria und die Apostel dar- 
stellend, und ein Kelch, 1742. 

Kleiner Messingkronleuchter, auf der Spitze der polnische Adler. 

Evangelische Pfarrkirche. 

Diu Buiilastan trägt <lio Gemeinde. 

Der 1637 errichtete Holzbau brannte 1789 ab. Der darauf nach den 
Rissen von J. F. Hansen ans Breslau ausgeführte und am 18. November 1792 
geweihte, geputzte Ziegelbau bildet ein schlichtes Rechteck, in welchem 
doppelte hölzerne Emporen einen elliptischen Mittelraum umschliefsen und 
vor dessen nach Osten gewandter Haupt front sich ein Turm erhebt. Altar 
und Kanzel stehen getrennt. 

A. Henseliel, Geschieht© der evnngelisehen Gemeinde zu Zduny. Z. II. Ges. IV, S. 1 
und UV). Nou»odruckt Diesdorf hei Gaildorf 1892. 
Drei grofse silberne Kelche: 

1) Spätrenaissance, der Fufs nach spätgotischer Art sechsteilig, tun 
Knaufe sechs kleine rhombische Felder mit dem Namen .Ihesus. 26.5 cm hoch. 

2) Barock, 30 cm hoch. 3) Einfach, 26 cm hoch. 

Zwei silberne Weinkannen, die eine von 1669, die andere von 1757 
mit dem Stempel IGG. 

Ovale silberne Oblatenbüchse, barock. 

Silbernes Altarkreuz, 53 ein hoch, 1765 geschenkt, Rokoko, mit den 
Stempeln der Stadt Breslau und des Goldschmieds B. Hentschel (RoscnKerg 
No. 110, 149 und 182). 

Silberne Taufschüssel, 1754 geschenkt, Rokoko, Breslauer Stempel 
nebst Jahresmarke (R.^enber^ N<>. 41(5 und 119), Meisterstempel IGS. 

Die drei Glocken tragen am Halse die Umschrift: 
Mit Gott gofs mich Ernst Göttlich Morelzki in Breslau anno ijSp. 

An der Innenseite der Westmauer vier Grabsteine aus dem 18. Jahr- 
hundert, mit alter farbiger Bcmalnng. 



Die übrigen katholischen Pfarrkirchen des Kreises sind kunstlose Holz- 
bauten von der verbreiteten Art oder neue Ziegelbauten. 



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KREIS KOSCHMIN 



KoSChmin, polnisch Kozinin, Kreishauptstadt, Station der Eisen- 
bahn Jarotschin-Oels. 

Kosehniiu, vermutlich im 13. Jahrhundert angelegt, war eine mittelbare 
Stadt, im 14. und 15. Jahrhundert im Besitze der Familie G6rka. Die evan- 
gelische Gemeinde wurdo 1775 selbständig. 

Katholische Pfarrkirche S. Lorenz. 

Patrone: die Besitzer von Lipowioc, Orla, Stnniowo und Czarnywul. 

Die Kirclie (Abb. 197) ist eine dreiseliiffige Basilika mit Turm, deren 
Mittelschiff und dreiseitig geschlossener Chor von einem spätgotischen Ziegel- 
bau übernommen wurden. Nach einem Umbau, welcher ihr die gegenwärtige 
Gestalt gab, wurde sie 1G77 geweiht, (Inschrift über dem Monstranzschreine). 
Die Kreuzgewölbe des Langhauses sowie das Tonnengewölbe des Chores sind 
mit einfachem Stückwerk überzogen; die auf der Nordseite des Chores ge- 
legene Sakristei hat ein Tonnengewölbe. Der Ausbau bewegt siel» in den 
Stilformen des 17. und 18. Jahrhunderts. 

Der Hochaltar wurde gelegentlich des Umbaues der Kirche erneuert, 
dabei aber von dem ursprünglichen Hochaltäre das *Mittolbild übernommen, 
ein den Tod Maria darstellendes Hochrelief (Abb. 198), dessen Ausführung 
einem bedeutenden süddeutschen Bildhauer vom Ausgange des 15. Jahr- 
hunderts zuzuschreiben ist. Maria ist niedergesunken und reicht ihren 
Gürtel dem vor ihr knieenden Thomas; die anderen Apostel stehen der 
Sterbenden bei; der Ausdruck der Köpfe von treffender Charakteristik. Zu 
beiden Seiten des Reliefs die Standbilder der Heiligen Adalbert und Stanis- 
laus, darüber ein Relief mit der Krönung Maria zwischen den Standbildern 
der Heiligen Lorenz und Florian, aus der Zeit des Altares. 

Wandschrein zur Aufbewahrung der Monstranz, Sandstein, Spät- 
renaissance. Links vom Hochaltare. 

Tafelbild, Maria Himmelfahrt, Maria von vier anmutigen Engeln be- 
gleitet, schwebt auf goldenem Hintergrunde. Rechts unten, in kleinem Maß- 
stäbe dargestellt, die Apostel an ihrem Grabe innerhalb einer Landschaft. 



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Krci» RoMshmin. 



Vom Anfange des H». Jahrhunderts. Die Farben sehr nachgedunkelt. In 
t'ineni Nebenaltare. 

Maria, spätgotisches Holzbildwerk, vermutlieh von dem alten Triumph- 
balken. Der gegenwärtige, von dem Umbau stammende Triumphbalken mit 
unbedeutenden Figuren. 




Al»ti. 197. Kathnlincli« Pfarrkirche in KuseliBitn. Wiek auf den lloi-lmitur. 



Taut'stein von schwarzem Marmor, 1083. Der aus Kupfer getriebene 
spitze Deckel spätgotisch. 

Zwei "Weihwassersteine aus Granit, au jedem ein Menschenkopf, 
derbo Arbeiten vom Ausgang«« des Mittelalters. 

Zw«-i Kelche aus vergoldetem Silber, Öpätrenaissauce. 



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Kotchmin. 



319 



Glocke von 1,26 m Durchmesser, 104(5, mit der Umschrift: 
Anno domini MDXLV1 regnante Sigistnundo primo, rege Po/onie, ci domin n 
Andrea comite a Gorca, castcllano Poznanicnsi et capitaneo Afajoris Polonie 
generali, he rede, et Bartholomeo Szosnizki, preposito in Goswin, 
hoc opus /actum est in lajide da. 




Abb. 1!'H. Katholucli« Pfarrkirche in ECoMhmm, MittilMM ilc» Hochaltäre«. 



Wandgrab für Graf Andreas Görka, Kasteihin von Moseritz, und seine 
1579 gestorbene, lf>90 hier beigesetzte Frau Barbara geh. Herburt von Fulsz- 
tyn. Zu Lebzeiten beider gefertigt. Hochrelief, die Gatten rechts und ünks 
unter dem Kruzifixe knieend, umscldossen von zwei korinthischen Säulen mit 
verkröpftem Gebälk. Darüber als Krönung die Wappen; im Sockel die 



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320 



Kreis K>»climiii. 



Schrifttafeln, von denen nur die der Frau ausgefüllt ist 1 ). Sandstein und 
roter Marmor. An der Südmauer des Chores (Abb. 107). 

Grabstein einer unbekannten, stehend dargestellten Frau, roter Marmor. 
Im nördlichen Seitenschiffe. 

Katholische Kirche S. Stanislaus, ehemals Kirche des Reformaten- 
K lost ei s, von dem 1644 gestorbenen Dekan Paul Gajewski begonnen (In- 
schrift über dem Eingange zum Chore). 

Einschiffiger Ziegelbau mit dreiseitig geschlossenem Chore; Schiff und 
Chor haben Tonnengewölbe mit Stichkappen. Auf der Südseite ein Kreuz- 
gang, ähnlich dem an der Klosterkirche in Fraustadt. Die Fronten des 
Chores haben sichtbares Ziegelwerk, die Fronten des Langhauses wurden 
1712 (Inschrift unter dem Hauptgesimse) geputzt. Alle Fenster haben ge- 
putzte Leibung mit Kreuzen oder Kugeln auf dem Scheitel. 

Die Ckorstühlo, die Altäre und die Kanzel aus dem 17. und 18. Jahr- 
hundert. 

Ehemaliges Schlots, seit 1805 evangelisches Schullehrer-Seminar. 

Das Schlols, ehemals ein um einen viereckigen Hof angelegter Bau, 
scheint seine Gestalt im 10. und 17. Jahrhundert erhalten zu haben, wenn- 
gleich es urkundlich bereits 1338 genannt wird (Cod. dipl. Ko. 1188). Infolge 
wiederholter Erneuerungen hat es sein geschichtliches Interesse verloren. 
Der Westflügel ist ganz abgebrochen. Am unteren Teile des Turmes an 
der Nordwestecke Reste von spätgotischem Mauerwerk. 
C. Pflanz, Das Schlots in Koschmin. Koschmin 1886. 

Ansicht des Schlosses vor dem Unibau Kaczynski, Wsponmioiiia Wielkopolski, Atlas 
No. 40 sowie Pflanz, Titelbild. 



Pogorzela, Stadt i:>km westlich von Koschmin. 
Katholische Pfarrkirche S. Michael. 

Die Baulasten tragen die Besitzer von Pogorzela und GIucliow. 

Der TJeberlieferung zufolge 1341 gegründet. Geputzter Ziegelbau, 1778 
bis 1781 ausgeführt (Korytkowski II, S. 117), in Gestalt eines mit Stutzkappen ge- 
wölbten lateinischen Kreuzes. Das vierwöchige Schiff erweitert sich rechts 
und links zu schmalen, mit Quertonnen überwölbten Abseiten. Vor der nach 
Westen gerichteten Hauptfront ein Turm. 

Kleine Monstranz aus vergoldetem Silber, Rokoko. 

Kelch aus vergoldetem Silber, 1048, Stempel j^. 

Glocken: 1) 72 cm Durchmesser, am Halse in Majuskelschrift die 
Namen der Erzengel Michael, Gabriel und Uriel sowie die Jahreszahl 1515. 

2) Wem Durchmesser, am Halse Psalm 150 sowie die Giefserinschrift : 
Jacob Gctz goß müh anno 1616. 

Grabstein der Anna Pogorzelska geb. Kakolewska f 1588, stehend 
dargestellt. Aufsen an der Südseite des Schiffes. 

') Dat. Grabmal ile> 1583 verstorbenen Grafen in der katholischen Pfarrkirche zu Kurnik. 



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Pnjjorzcla. — Kaihnz. — Zilzh>.z. 



:i2i 



Ii cl(l e 11 Z, polnisch Borzeciczki, Dorf 8 kiu westlich von Koschmin. 

Katholische Pfarrkirche S. Martin. 

Patron: tli« Gutshorrsiliaft. 

Die bis zum Anfange des 1 7. Jahrhunderts protestantische Kirche wurde 
nach Einführung des katholischen Gottesdienstes 1649 zur Pfarrkirche er- 
hoben (f-ukaszowiez, Dyoc. Pozn. II, S. 131). Einfacher geputzter Ziegelbau in Gestalt 
eines griechischen Kreuzes, im 17.— 18. Jahrhundert errichtet und ausgebaut. 

Ein Kelch aus vergoldetem Silber, Spätrenaissanee, etwas älter ein 
silbernes Pacificale. 

Stuhl, barock geschnitzt, mit geprefstem. farbigem Leder überzogen. 
Glocken: 1) 57 cm Durchmesser, aus der protestantischen Zeit. Am 
Halse und auf den Ansichten die Inschriften mit den Wappen des Stifters 
und seiner Frau: Verbum domin i vianct in aedernum (.'). 

Gcncrosus dominus Kristo/orns Micielski me fieri fecit anno 1604. 

Generosa Anna de Sokolovo Micielka (/). 
2) 77 cm Durchmesser, gesprungen. Am Halse die Widmung: 
Ad majorem dei gloriam ei saneti Scbasiiani honorem. 
Darunter in deutscher Sprache der Sprach Jesaias 2, H. Auf den Ansichten 
mit den Wappen die Namen der Stifter und der des Gielgen»: 
Cristo/ei und Apolo von Kttlicki. Durch Hizzc und Feir bin ich geßoscn, 
Simon Koysche hat mich gegossen im Jahre i6jy. 
i\) 1,15 m Durchmesser. Am Halse die Umschrift: 
Mit Gottes Hilf gos mich Maitis Uhl von Dauzig anno domini j6jj. 
Grabsteine, die Verstorbenen stehend darstellend: 

1) Matthias Sulimowski t 1005. Die Inschrift auf dieser sowie auf der 
zweiten Platte in polnischer Sprache. Rechts vom Hochaltare. 

2) Martin Sulimowski, zu dessen Lebzeiten gefertigt, weshalb die Jahres- 
zahl nicht ausgefüllt. Links vom Hochaltäre. 

iY) Eine Frau vom Wappen Lodzia. Ohne Inschrift. In der Sakristei. 
(.ii|>-.:il>j;üs-M' dor beiden eiMen im Schinne Jun<tsclim. 

Z<1k1C8Z 9 Dorf bei Borek (Station der Bahnlinie Lissa-Jarotschiu), 
ehemals Vorstadt, l.*W2 mit magdeburgischem Hechte bewidmet. 

Katholische Pfarrkirche S. Maria und S. Filippo Neri geweiht. 

Patron: *1 (»ut»!iorr>c!iaft. 

Geputzter Ziegelbau, an Stelle eines alteren Baues Hi.'l5 begonnen und 
1055 geweiht, ehemals mit einer Philippiner-Niederlassung besetzt, 1 80tt zur 
Pfarrkirche erhoben. 

A. Hrauilowski, KoieiiM Zdzic^ki w purufii JWeekiej. Po.»en 1SS0. 

— . Hi-torvii k<iM i..t,'iw Zilziozkioli i eiidnwtivvli wizorunk.'.w Mntki Uuzkiej Horeekiej na 

Zdzieiii. Posen 1891. 
Snkotow.-ki, S. Ii. s. IV, S. XXX. 

Dreischiffige, gewölbte Basilika. Der rechteckige Chor besteht aus zwei, 

das Langhaus aus vier, annähernd «piadrat ischeu Jochen; doch hat der Chor 

gröfscre Spannweite als das Mittelschiff. Die beiden östlichen Joche der 

42 



Krvi* Koschinin. 



Seitenschiffe erweitern sieh zu niedrigen Kreuznügcln. denen sieh zwoi runde 
Kapellen anschliefsen. Die Westfront nimmt ein ungefüger, über zwei 
niedrigen Seitenbauten aufsteigender Turm ein. Wände und Gewölbe sind 
mit malsvollem, an den Kapitalen der Pfeiler und den Anfängen der Ge- 
wölbe ins Ornamentale und Figürliche übergehendem Stuckwerk bekleidet. 
Ungünstig wirkt die zu geringe Breite des Mittelschiffes im Verhältnis zu 
seiner Höhe. 

S. Anna, mit der kleinen Maria sitzend, spätgotisches Holzbildwerk 
von 1510. Am Wege zur Kirche aufgestellt. 

Kelch aus vergoldetem Silber, 1674 geschenkt, Stempel LW. 

Verschiedene prächtige Ornate aus dem 17. — 18. Jahrhuudert: Kasel 
mit schwerer Stickerei, einem goldenen Flächenmuster auf silbernem Grunde. 
Pluviale, hellrotes Gewebe mit goldener und silberner Zeichnung; das ge- 
stickte Skapulier der vorgenannten Kasel ähnlich. Pluviale, rote Seide mit 
Goldfäden durchzogen, mit grofsen gestickten Streublumen bedeckt. Zwei 
Dalmatiken, Gewebe mit naturalistischen farbigen Blumen. Kasel von grünem 
Seidenstoff, das reiche, aus senkrechten Wellenlinien wachsende Muster hell- 
grün und golden. Oerselbe Stoff kehrt an zwei Pluvialen wieder. 

Mittelgrofse Glocke, am Halse die Giefserinschrift: 

Et me feeit Erdmann Kallife a Ecssna 7777. 



Die übrigen katholischen Pfarrkirchen fies Kreises sind kunstlose Holz- 
bauten von der verbreiteten Art oder neue Ziegelbauten. 



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KREIS ADELN AU. 



Die katholischen Kirchen des Kreises Adelnan sind kunstlose Bloek- 
holzbauteu, von denen die bedeutenderen erst seit dem Ende des 18. Jahr- 
hunderts in Ziegeln erneuert worden sind. 

A (l e 1 n a U , polnisch Odolanöw, Kreishauptstadt, 1 ;i km südwestlich 
von Ostrowo, in der Bartsch -Niederung gelegen. 

Katholische Pfarrkirche S. Martin, der Ueberlieferung zufolge im 
Jahre 1400 gegründet, geputzter Ziegelbau von 1794 (Korvtkowski II, S. 114). 

Einige mittelwertige Geräte von vergoldetem Silber: Barocke Monstranz 
mit den Heiligen Martin und Barbara. Einfacher Kelch, Renaissance, 1000, 
Stempel GZD. Ein anderer Kelch aus der Spätrenaissance. Speisekelch, 
Renaissance, Stempel VW und K. 

Glocke, 1,02 m Durchmesser, 1036 gegossen, die Buchstaben auf Plätt- 
chen. In der Ansicht ein Meisterschild, eine Glocke mit der Umschrift: 

Joannes Brioquey. 

Evangelische Pfarrkirche. 

Die Gemeinde bildete sich bald nach der Freigebung des evangelischen 
Bekenntnisses. Die Kirche wurde 1779 gebaut und im nächsten Jahre ge- 
weiht, Achteck mit hölzerner Empore. Die Umfassungsmauern ursprünglich 
in Fachwerk hergestellt, bei dem letzten Durchbau der Kirche massiv erneuert, 
Auf dem steilen Dache ein gelalliges Türmchen. 

Altar, Kanzel und Taufstein in Rokokoformen aus Holz geschnitzt, 
Leider wurden alle drei neuerdings mit Oelfarbe übertüncht und die ursprüng- 
lich mit dem Altare verbundene Kanzel gesondert aufgestellt, 

Drei Glocken von 92. 72 und 01 cm Durchmesser. Am Halse: 
Johann George Krieger gojs mich in Breslau im Jar ijyt. 



42* 



Kivi« Aik-liwu. 



RaschkOW, Stadt 10 km nördlich von Adclnau. 

Katholische Pfarrkirche zur Auffindung des h. Kreuzes, im Mittel- 
alter gegründet, Ziegelbau an Stelle eines 1882 abgebrannten Holzbaues. 

Kelch aus vergoldetem Silber, einfach spätgotisch, 10,:") cm hoch. Der 
Ful's sechsteilig, der Knauf rund, lieber und unter demselben am Schafte 
die Inschriften: Das blttt Jesu Christi. Hilf got. 

Sil 1 III i TSC hÜ t Z, polnisch Sulmierzycc, Stadt 10 km westlich 
vm Adclnau. 

Katholische Pfarrkirche, neuer Ziegelbau, aus einem Umbau der 
früheren Hospitalkirche hervorgegangen (Korytkowski I, S. 9ö;. 

Zwei Monstranzen, dreitürmige Spitzbauten aus teilweis vergoldetem 
Silber, Spätrenaissnnce der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. 

Zwei Glocken von 01 und 40 ein Durchmesser, 10f)5 von Sebastian 
Götz in Breslau gegossen. Auf dem Platze der abgebrocheneu Pfarrkirche. 



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KREIS OSTROWO. 



Antoniii, lö km süillich von Ostrowo, Station der Eisenbahn 
Posen-Kreuzburg. 

Magdschlofs. 1822—24 nach den Entwürfen Schinkels für Fürst Anton 
Radziwill, Statthalter des Grofsherzogtuins Posen, erbaut. 

Dos Schlols, welches bestimmt war, einer grösseren Jagdgesellschaft 
Unterkommen zu gewähren, besteht aus einem geräumigen achteckigen Saale 
und vier kurzen in Gestalt eines griechischen Kreuzes angebauten Flügeln. 
Letztere enthalten in drei Geschossen die auf den Galerien des Saales zu- 
gänglichen Wohnungen der Jäger. Der Unterbau besteht aus Ziegeln und 
Raseneisenstein: die übrigen Geschosse sind aus Blockholz errichtet, doch 
die Balken an den Ecken nicht nach der ursprünglichen Art des Blockbaues 
überschnitten, sondern in einen Pfosten eingelassen. Das Zeltdach des Saales 
trägt eine Plattform zum Ausblick über die umliegenden Waldungen; die 
Anbauten haben inälsig steile Giebel; das Einzelne lehnt sich nach Schinkels 
Art an die griechische Antike an. In der Mitte des Saales steht eine grofse 
gemauerte Säule, welche die Decke trägt und die Essen zweier Kamine auf- 
nimmt. Für den Ausbau ist matt poliertes Birkenholz verwendet, die Ein- 
richtung des Schlosses mit Möbeln, Japan- und Wedgewood-Porzellan, Hirsch- 
geweihen u. s. w. noch die alte. 

Schinkel, Arcliitckloni>ehe Entwürfe. Bl. 27 — 29. Schauhilri des Aoufopron, Ansieht 
des grofcen Saales und geometrische Zeichnungen des Schlosses. 

Im Saale Gipsbüste des Fürsten Anton Radziwill, nach der Toten- 
maske von L. Wichmann 1 modelliert. 

Auf einer Insel bei dem Schlosse ein Sarkophag für Helene und Lulu 
Radziwill, Kinder des Fürsten Anton, f 180:$ und 1808. Weii'ser Marmor, 
verkleinerte Narhbildung des Sarkophages des L. 0. Scipio Barbatus im 
Vatikane. Ursprünglich im Garten des ehemaligen Palastes Radziwill in 
Berlin, Wilhelm- St raise 77, aufgestellt und nach Verkauf desselben an das 
Deutsche Reich nach Antonin überfuhrt. 

Im Parke zwei neuere, doch bereits bei der Ausführung des Schlosses 
geplante Blockholzgebäude von anmutiger Gruppierung. 



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320 



Krei» Ostrowo. 



GostyCZyil, Dorf 18km östlich von Ostrowo. 

Katholische Pfarrkirche S. Nikolaus. 

In Urkunden seit 12! 14 genannt (Cod. dipl. NV 729). 

Spätgotischer Ziegelbau, einschiffig, mit geradlinig geschlossenem Chore, 
ohne Strebepfeiler. Im 17. und 18. Jahrhundert umgestaltet und erweitert, 

Altargeräte aus vergoldetem Silber: Monstranz 1720, Kelch 1599, ein 
anderer aus dem 17. Jahrhundert. 

Mehrere Priestergewänder, Barock und Rokoko. Eine Kasel, kräf- 
tiges rotes Gewebe mit stilisiertem Ornament, wie eines der Antependien in 
Olobok. Ein Seidenpafs, dessen Marken vermutlich abgeschnitten. 



Olobok, Dorf 17 km östlich von Ostrowo, auf dem linken Ufer 
der Prosna. 

Katholische Pfarrkirche, dem Evangelisten S. Johannes geweiht, ehe- 
mals Kirche des Cist ercienserinnen-Klosters. 

Die Huulastoit trägt der Staat. 

Im Jahre 1213 schenkte Herzog Wladislaus von Kaiisch die Ortschaft 
Olobok nebst verschiedenen anderen zum Baue eines von dem Kloster Trebnitz 
bei Breslau abgezweigton Tochterklosters (Cod. dipl. No. 81). 
Winter, Cist. rci. iis. r II, S. 30. 

Die Kirche (Abb. 199) ist ein einschiffiger, geputzter Ziegelbau mit 
geradlinig geschlossenem Chore. Schiff und Chor sind zweijochig, mit Kreuz- 
gewölben überdeckt. Das auf der Nordseite der Kirche angelegte, aus einem 
zweigeschossigen Nord- und einem eben solchen Ostflügel sowie einem ein- 
geschossigen Westflügel bestehende Kloster wurde neuerdings bis auf den 
Gang neben der Kirche sowie den Kapitelsaal und die Schatzkammer hinter 
dem Chore abgebrochen. Die Anlage der Kirche und des Klosters geht noch 
in die spätgotische Zeit zurück'), hat aber im 17. und 18. Jahrhundert durch- 
greifende Aeuderungen erfahren. Die Ueberwölbung der Kirche, deren ärm- 
liche Kämpfergesimse von dem reichen Ausbau ungünstig abstechen, scheint 
der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts anzugehören. Aus derselben Zeit 
stammen auf der Südseite der Kirche die Vorhalle und die Sakristei, jene 
mit einer Kuppel, diese mit. einem Tonnengewölbe überdeckt, welche beide 
durch flache Blattwellen in Felder geteilt sind. Das Tonnengewölbe der 
Sakristei trägt in der Mitte das Wappen der Aebtissin Sophie Benedikta 
Ciebieku ';. Um das Jahr 1780 wurden Kirche und Kloster einer nochmaligen 
Umgestaltung unterzogen; insbesondere wurde eine neue Westfront mit hohem 
Turme aufgeführt und das Innere neu ausgebaut und gemalt. Einige Jahres- 
zahlen geben über den Fortgang der Bauarbeiten Auskunft, 1779 an der 



') Die beiden unverputzt gebliebenen Strebepfeiler an der Südostecke des Chores zeigen 
.spiitgoti.-idie> Mauerwerk, das noeli erhalten«', letzte südliche Joch des westlichen Kreuzgangflugels 
einen von zwei Hohlkehlen umrahmten Spitzbogen. 
\'^\. S. y2S, ewige Lampe. 



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Olobok. 



:$27 



Sängerbühno im Chore, 1786 un den Gewölben des südlichen Kreuzganges. 
1788 am Turme. 

Der Ausbau der Kirche bewegt sich in gewandten Rokokoformeii : 
Hochaltar, die ganze Breite des Chores einnehmend. Zwei Neben- 
altäre vor dem Eingang zum Chore. Kanzel an der Südmauer des Chores. 
Vor ihr stehend ein Engel mit dorn Tauf Wasserbecken. 

In der Nische auf der Nordseite des Hochaltares ein Beichtstuhl mit 
Kommunionschranke, mit Schnitzwerk umrahmt, beide von aufsen zu- 
gänglich. Auf der Nordseite des Schiffes der Sitz der Aobtissiu, eben- 
falls von aufsen zugänglich, mit geschnitzter Vergitterung. Wandgestühl. 




Abb. li»9. Gruiulrifs des ehemaligen Klosters Olobok. 

l:iooo. 



Monstranz, Silber, zum Teil vergoldet, in guten Rokokoformen, 75cm 
hoch. Stempel der Stadt Augsburg mit Q (1763—65, Rodenberg No. 102) und 
Meisterstempel AUW. 

Drei Kelche aus vergoldetem Silber: 1) Renaissance. 

2) Zwei Stück barock, mit Brustbildern und figürlichen Scenen zwischen 
dem Ornament. Der eine mit dem Stempel tyj^. 

Orgel und Bühno über dem westlichen Joche des Schiffes, eino zweite 
Bühne auf der Nordseite des westlichen Chorjoches, beide mit geschnitzter 
Vergitterung. 

Die Benin lung der Gewölbe und Wände im neuklassischen Stile. 

Christus am Kreuze, spätgotisch, 1510; auf den Enden des Kreuzes 
je eine Rose eingeschnitten. Vermutlich das alte Triumphkreuz, jetzt am 
Nordpfeiler des Chorbogens. 



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32* 



Kreis ÜMimwo. 



Speisekelehe aus vergoldetem Silber: 1) 31 cm hoch, 100~>. 
2) 42 im hoch, 1000, Meisterstempel SS über einer Lilie. 
Silberne Paeifiealc: 1) Kreuzförmig, Mitte des 10. Jahrhunderts, am 
Knaufe der Name Jhesus. Der FuJ's im 17. Jahrhundert erneuert. 
2) Sonnenförmig, vergoldet, Rokoko, 1770. 

Einbände zweier Missale mit Silberbeschlag, 17. Jahrhundert. 

Zwölf kleine Silbertafeln, die Standbilder der Apostel in Flachrelief 
getrieben, Rokoko. 

Grofse ewige Lampe, Silber, laut der polnischen Inschrift 1672 von 
der Aebtissin Sophie Benedikta Gebieka geschenkt. 

Messingschüssel, mit getriebenen Ornamenten, 48 cm Durchmesser, 
10. — 17. Jahrhundert. 

Mehrere Priestergewiinder, Barock und Bokoko, in verschiedener 
Ausführung. 

Mehrere kostbare Antependien. Einige mit gestickten Blumen. Silber- 
gewebe mit aufrecht stehenden, grünen Akanthuszweigen. Kräftiges rotes 
Gewebe mit streng stilisiertem Ornament grofsi-n Malsstabes, an orientalische 
Vorbilder erinnernd. Goldgewebe mit einem reichen mehrfarbigen, morgen- 
und abendländische Formen verbindenden Ornament. 

Glocken unter einem frei stehenden Gehäuse. Die grofse von 1,3") m 
sowie die kleine von 51 cm Durchmesser, 1701 und 1 746 gegossen, sind ohne 
(iiel'ser-lnschriften. Am Halse der mittleren Glocke von 93 cm Durchmesser: 
Joannes Georgiits Krieger nie fitdit Vratislaviac anno 

Grabplatten: 1) Für Aebtissin Sophie Lubienska f 1036, von ihrem 
Bruder Erzbisehof Matthias II. von Gnesen gewidmet (ll.rWz poLski VI, S. 281). 
Marmor, Brustbild mit Wappen Poinian. Im Ful'sboden der Kapelle neben 
der südlichen Vorhalle. 

2) Für Aebtissin Ida Wielewiejska t 1797. Aus graviertem Messing, 
Wappen Poraj. Im Fufsboden des Schilfes. 

Kapelle auf dem Friedhofe, ehemals Pfarrkirche des Dorfes. 

Einschifliger Blockholzbau mit dreiseitig geschlossenem Chore, im 16. 
oder 17. Jahrhundert errichtet. Das Doch tritt auch über dem Chore in der 
Breite des Schilfes, von Kopfbändern getragen, über die Flucht der Um- 
fassungswände hinaus. Dachreiter mit Wetterfahne von 1777. Der Triumph- 
balken mit der Kreuzigungsgruppe aus neuerer Zeit. 

Hochaltar, mit zwei festen und zwei beweglichen, gemalten Flügeln. 
Im geöffneten Zustande darstellend die Taufe Christi, links S. Michael, rechts 
den Evangelisten S. Johannes. Im geschlossenen Zustando acht Bilder aus 
dem Leiden Christi, im Krönungsbilde die vierzehn Nothelfer, im Sockel- 
bilde das h. Abendmahl. Auf dein Hauptbilde die Jahreszahl 1600 mit dem 
Zeichen Uebermalt. 

Standbilder zweier heiliger Frauen, derb spätgotisch, am nördlichen 
Seitenaltare. 

Ebendaselbst ein kleines Keliquiar, in gewandten Rokokoformen ge- 
schnitzt, mit den Figürchen der Heiligen Michael. Katharina und Barbara. 



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Ostmwii. — Sknlinirstliütz. 



320 



Priestersitz, Rokoko. 

Glocke, 41 cm Durchmesser, am Halso: 

Johann George Krieger goß mich in Breslau im Jar fjog. 

OstrOWO, Kreishauptstadt, im Anfange des 18. Jahrhunderts ge- 
gründet, Knotenpunkt der Eisenbahnen nach Posen, Lissa und Kreuzburg. 

II. Brandt, Beitrage zur Geschichte der Stadt Oatrowo in süd|»reufsiseli(.r Zeit. Pro- 
gramm des Königlichen Gymnasiums. Ostrowo 1895. 

Katholische Pfarrkirche S. Stanislaus und 8. Andreas. 

Die nach einem Brande 1782 als Blockholzbau erneuerte Kirche bildet 
eine dreischiffige, turmlose Basilika. Das breite Mittelschiff' wird durch kreis- 
runde Fenster erleuchtet. Die Seitenschiffe folgen dem dreieckigen Schlüsse 
des Mittelschiffes auch auf der Ostseite und sind hier zur Sakristei eingerichtet. 
Die einzelnen Joche der Seitenschiffe sind unter einander rundbogig, gegen 

das Mittelschiff flachbogig geöffnet. 

P. W. Pabisz, Opis historyezuy kosciota w Oatrowie. Ostrowo 1875. 

Die Altäre sind zum Teil in flottem Rokoko ausgeführt; einer derselben 
trägt dio Jahreszahl 1792. 

Die Glocken hängen in einem besonderen Gehäuse, in dessen Wetter- 
fahne die Jahreszahl 1788 eingeschnitten ist. Die grölste Glocke, im Durch- 
messer 95 cm breit, von gedrückter Form, trägt zwischen dem Spruchbande 
und einem Kranze herabfallender Blätter die Gielser-Inschrift: 
i6j2 Simon Kosche et Bartholomaeus Kosche itterquc 
fratres Glogovienses me Jecerunt. 

Evangelische Pfarrkirche. 

Die Gemeinde, deren Anfänge mit der Entstehung der Stadt zusammen- 
fallen, wurde 1778 von Zduny abgezweigt , die Kirche noch in demselben 
Jahre atis Fachwerk errichtet. Von rechteckigem Grundrisse, wird sie ringsum 
von doppelten, mit den Abzeichen der Gewerke ausgestatteten Emporen 
umschlossen. Altar und Kanzel stehen getrennt. Der ehemals schwebende 
Taufengel ist jetzt stehend verwendet. Mitten durch die Kirche geht ein 
profilierter Triumphbalken, dessen handwerklich ausgeführte Figuren, den 
Gekreuzigten zwischen Maria und Johannes darstellend, an das Provinzial- 
Museum zu Posen abgegeben wurden. Der gemauerte Turm vor der West- 
seite wurde um die Mitte des II). Jahrhunderts errichtet. 

Drei Glocken von 87, 75 und 60 cm Durchmesser. Am Halse: 
Johann George Krieger gojs mich in Breslau anno tjyS. 

Auf dem Friedhofe Sandsteindenkmal für den Kaufmann Gh. A. Glotz 
aus Kaiisch f 1779, eine Urne auf Sockel, in spätem Rokoko. 

S k a 1 m 1 r S C Ii Ü t Z , polnisch Skalmierzyce, Dorf 1 3 km nördlich 
von Ostrowo, Endpunkt einer in Ostrowo abzweigenden Nebenbahn, am Wege 
nach Kaiisch, ehemals der Gnesener Dompropst ei gehörig. 

4:i 



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3:$0 Kreis Ostrowo. 

Katholische Pfarrkirche 8. Katharina. 

Patron: «Vr Staat. 

Die Kirche, ein geputzter Ziegelbau ohne Strebepfeiler, ist einschiffig 
und im Osten in der lichten Breite von 8,20 m halbkreisförmig geschlossen. 
Der Turm und die Westhälfte gehören einer 1873 stattgehabten Erweiterung 
an; dagegen seheint der ursprüngliche Bau dem Ausgange des spätgotischen 
Stiles zu entstammen. Ein das Innere durchsehneidender Rundbogen sondert 
den Hochaltar von der Gemeinde. 1021 wurde auf der Nordseite neben der 
Sakristei eine Kapelle, 1701 ihr gegenüber auf der Südseite eine zweite an- 
gebaut und damals auch die Kirche durchgreifend umgestaltet (Korytkowski 
II, S. 123}. 

Altar der nördlichen Kapelle, Spätrenaissance. 

Monstranz, Silber, zum Teil vergoldet, 97 cm hoch, 1023 geschenkt. 
Dreitürmiger Aufbau in guten Formen der Spätrenaissance. Unter den beiden 
Seitentürmen zwei grofse knieende Engel, über der Hostienbüchse die h. 
Jungfrau mit dem Kinde, über ihr schwebend die Taube. Auf der Spitze 
des Mittelturmes der gekreuzigte Heiland, anf den Mitteltürmen zwei Engel 
mit Marterwerkzeugen. 

Kelch aus vergoldetem Silber, Frührenaissance in gotischer Anlage. 
Die Schale leicht geschweift. Am Knaufe der Name Jhesus. Auf den Fel- 
dern des Fufses in gravierter Zeichnung die Bilder Christi und vier Heiliger 
sowie das "Wappen des Stifters. Um den Rand des Fufses die Inschrift: 
Me fieri fccii Simon Sczypierski, vicarius perpetnus ecclesie catcdralis 
Poznaniensis, anno domini /S3<9. 

Pacificale in Kreuzgestalt, 85 cm hoch, Spätrenaissance, 1059 geschenkt. 

(Hocke, 84 cm Durchmesser, am Rande: , 
Sebastian Gerstner nie fudit Wratislaviae rjg6. 

SzCZUry, Dorf 9 km nördlich von Ostrowo. 
Katholische Pfarrkirche S. Michael. 

Im Mittelalter gegründet. 1702 erneuert und geweiht (Knrytkowski II, S. 12»}. 

Einschiffiger Blockholzbau mit dreiseitig endendem Chore. Trimnph- 
balken mit der Kreuzigtmgsgruppe und vier Heiligen. 

Monstranz, Silber, dreitürmiger Spitzbau der Spätrenaissance, 85 cm 
hoch, Stempel der Stadt Posen (zwei Schlüssel unter einer Krone) und 
Meisterstempel 1W. 

GrofS-WySOCkO, Dorf 4km südöstlich von Ostrowo, am 
Nordrande der Bartsch- Niederung. 

Katholische Pfarrkirche zum h. Kreuze. 

Patron: die tiiit>ilierrst:liaft. 

1298 in der Urkunde über die Teilung des Posener Archidiakonats ge- 
nannt <L\.,I. <li])]. N<>. 770). 



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Szcznry. — Grofe-Wyjiocko. 



Einschiffiger, spätgotischer Ziegelbau mit rechteckigem Chore, bereits 
ursprünglich nur mit Holzdecken überspannt. Das Mauerwerk in der zweiten 
Hälfte des 17. Jahrhunderts grofsenteils erneuert und erhöht. An den alten 
Resten zahlreiche Näpfchensteine (Hippauf, Posener Provinzial-BläUer 1880, No. 7). Im 
Innern unter dem neuen Putze einige Reste von spätgotischer Wandmalerei. 

Christus am Kreuze, S.Margarete und der Evangelist S.Johannes, 
bemerkenswerte spätgotische Holzbildwerke, am barocken Hochaltare. 

Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, Renaissance, der gröfsoro aus der 
zweiten Hälfte des IB., der kleinere aus dem Anfange des 17. Jahrhunderts. 



Die katholischen Pfarrkirchen in Biskupice szalono und Ocionz sind 
bescheidene Blockholzbauten von derselben Anlage wie die Kirche in Szczury. 
Die katholischen Pfarrkirchen in Lewkow und Rossosehütz sind geputzte 
Ziegelbauten aus dem 19. Jahrhundert. 



43' 



KREIS SCHILDBERG 



BllkoWIlica, Dort «. »km nordöstlich von Schildbcrg, ehemals 
dem Gnesencr Domo gehörig, 1204 mit Neumarkter Recht bewidmet. 

Katholische Pfarrkirche, den Aposteln S. Philipp lind S. Jakob geweiht. 

Patron: dar Staat. 

Im Mittelalter gegründet. Geputzter Ziegelbau, einschiffig, mit recht- 
eckigem Chore; über dem Schiffe ein zweijockiges Tonnengewölbe mit Stich- 
kappen, über dem ("höre zwei Kreuzgewölbe; die achlichten Fronten ohne 
Strebepfeiler. An Stelle eines Holzbaues 1721 errichtet, der Turm 1803 er- 
neuert (Knrytkow>ki II, S. 18S\ 

Monstranz von getriebenem und vergoldetem Silber, barock, aus der 
ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts; Stempel der Stadt Breslau (Johannes- 
kopf i, Jahresmarke (Kn.s.. n Wg N... 419) und Meisterstempel IGD. 

GrabOW, Stadt ir>km nordöstlich von Schildberg, auf dem linken 
Ufer der Prosna, 1410 nach magdeburgischem Rechte begründet. 

St. Kanvowski, Grabow w dawntj ziemi Wicluri*kii''j. Posen 1890. 

Katholische Pfarrkirche S. Nikolaus, vermutlich aus einem spätgoti- 
schen Ziegelbau hervorgegangen, aber infolge wiederholter Erneuerungen 
des geschichtlichen Interesses beraubt. 

Monstranz in dreitürmigem Spitzbau und zwei Kelche, mittelwertige 
Arbeiten der Spätrenaissance. 

Katholische Kirche zur unbefleckten Empfängnis S. Maria, ehemals 
Kirche d«s Franziskaner-Klosters. 

Geputzter Ziegelbau der Spätrenaissanee, 1642 begonnen, 1658 geweiht 
(Kanvnvski 1 IG), einschiffig, gewölbt ; der lange halbrund geschlossene Chor 
im Westen, der Turm im Osten gelegen. 

Monstranz, barock, aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, unbe- 
kannte Stadtmarke und Meisterstempel ICH. 

l'hrglocke mit der Aufschrift: 

Seliastiantts Gcrstiter me fudil Vratislaviae jypj. 



i 

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Buliowniia. — Gralmw. — Kotlow. 



333 



KotlOW, Dorf 13 km nördlich von Schildberg, 1357 unter den 
Besitzungen des Gnesener Domes genannt. 

Katholische Pfarrkirche zur Geburt S. Maria, auf einem steilen Hügel 
am Südrande der Bartsch-Niederung gelegen. 

Die Banlaston trügt der Inhalier des Pfarramts. 

Romanischer Granitquaderbau, einschiffig mit einjochigeni, halbkreis- 
förmig geschlossenem Chore (Abb. 200). Die Chornische besitzt noch die 
alte Halbkuppel; dagegen ist ihr Stirnbogen und ebenso der Triumphbogen 
herausgeschlagen. Die schmalen, halbrund geschlossenen Fenster haben schräge 
Leibungen. Die beiden symmetrisch angelegten Thüren in den Seitenmauern 





<£yn\U 2!>,cwv 

AM>. 200. Kirche in Kotlow. Ahl». 201. Kfimpfer-tcin. 

des Schiffes haben abgetreppte Leibungen, welche ein schmuckloses halb- 
kreisförmiges Bogenfeld umschliefsen ; das Kämpfergesims besteht aus einer 
schlichten Schräge 1 ). Zu beachten sind zwei halbrunde Nischen zu beiden 
Seiten des Triumphbogens, welche jetzt von barocken Altären verdeckt wer- 
den. Die Ecken der Fronten sowie die Fenster und Thüren bestehen aus 
Sandsteinquadern, deren Ansichten mit dem Spitzeisen bearbeitet sind. Der 
Mörtel der Fugen ist meist verwittert und die alte Behandlung derselben 
mit einem eingeritzten Striche nur noch an wenigen Stellen zu beobachten. 

Das Bauwerk hat verschiedene Erneuerungen erfahren und bedurfte zu 
seiner Sicherung mehrerer Strebepfeiler, besonders auf der Ostseite. Li der 
Barockzeit, wurde vor der Westfront ein niedriger Turm angefügt; aus der- 
selben Zeit stammt die heutige Westthür des Schiffes. 
S«.kotow*ki, S. h. s. III, S. 1)9 und Tf. I, 4 u. III. 

In der Mauer des Friedhofs zwei romanische Bruchstücke, ein Kämpfer- 
stein, welcher in der Kehle einen Menschenkopf und in der freien Seiten- 
ansicht ein hundartiges Tier trägt (Abb. 201), sowie das Kapitäl einer 
kleinen Wandsäule mit völlig verwittertem Blattwerk. 

An der Südthür des Schiffes drei spätgotische Schmiedebänder. 

Glocken: I i 96 cm Durchmesser, 1557, am Halse die Umschrift: 
St'/ nomen domini benedicium ex hoc nunc et usque in sccnlum. MDL VII. 
Die begleitenden Renaissance-Friese deuten auf den Meister der Glocke von 
1539 in Chojnica, Kreis Posen-Ost. 

2) 80 cm Durchmesser: 

George Benjamin Krieger goß mich in Breslau im Jahre 1816. 

') Aehnlich dem Portal in Otjezierze. Abb. 23. 



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Kr. is Si-l.ilillM.rp. 



Mixstadt, n km nördlich von Schildberg. 

Katholische Pfarrkirche zur h. Dreifaltigkeit. 

Blockkolzbau, bestellend aus Turm. Schiff und Chor. 

Monstranz von getriebenem und vergoldetem Silber, barock, aus der 
ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, Stempel der Stadt Breslau (Johannes- 
kopf), Marke B und Meisterstempel SCL. 

Schild berg, polnisch Ost rzeszow, Kreishanptstadt, Stat ion der 
Eisenbahn Posen -Kreuzburg. An der alten Strafse von Breslau nach Kaiisch 
gelegen, 128."$ als Stadt unter dem Namen Siltperch urkundlich genannt. 

Katholische Pfarrkirche zur Himmelfahrt S. Mariä. 

Putron: rter Staut. 

Spätgotischer Ziegelbau (Abb. 202), lb2.'i geweiht (S. nttm« S. 93). Das 
10,75 m breite Schilf ist zwei .loche lang, der 8 m breite Chor dreiseitig 
geschlossen und mit einem Kreuzgewölbe bedeckt. Die Rippen desselben 
sind aus Formziegeln, die des Chorschlusses aus gemeinen Ziegeln gemauert. 




Al.b. 202. KutlL.lis. l... Pfarrkiivl.e in SohildlM-rg. 



Das Schiff, dessen Achse von der des Chores nach Süden verschoben ist, hat 
seine Gewölbe verloren: doch bekunden die an der Nord- und der Westmaner 
erhaltenen Schildbögen sowie die an der Nord- und der Südmauer unter den 
Gewölbanfängen ausgekragten Liseuen, ferner die Fensterteilung der West- 
front, dafs die Gewölbe des Schiffes i Kreuz- oder Sterngewölbe) von einem 
in der Mitte stehenden, jetzt ebenfalls beseitigten Pfeiler getragen wurden. 
Die Sakristei auf der Nordseite des Chores hat das alte Tonnengewölbe ge- 
rettet. Der Hau der Kirche erfuhr nach der Herstellung des Chores und der 
Sakristei eine zeitweilige Unterbrechung, wie die Fuge zwischen der Nord- 
mauer des Schiffes und der Westmauer der Sakristei bekundet. Im Einzelnen 
hat die Kirche mehrfache Erneuerungen erlitten; die rundbogigen Blenden 
des Westgiebels sind vermauert. 

Antonius Aloysius Söiituru, Protocollnm visit.itionis canonicue fcclesisirum ut ptirochianini 
alm.tc aicv?c«?>is \Vn»ti*lavien>is in part-itui» iniJyti rogni Poloniae sitarum. 1784. 
Hamlselirift ira Pfarrarchivo. 



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Mixstadt. — Scliilclberg. 



Tri umphbalken mit einer kleinen spätgotischen Kreuzigungsgruppe. 
Einige mittelwertige Silbergeräte der Spätronaissance und des Barocks: 
Kelch 1637, kreuzförmiges Pacilicale 1690, drei Monstranzen um 1700. 

(4 locken: 1) 76 cm Durchmesser, vom Meister der Glocke in Chojnica 
gegossen, am Halse zwischen zwei Ornamentfriesen dio Umschrift: 
Ihesus Nasarcnns, rex ludeorum. Anno domini /JJp. 
Die grofse, 97 cm breite, I8">7 umgegossene Glocke wurde vermutlich 
mit. jener von demselben Meister gegossen; am Halse die alte Umschrift: 
O rex gloric veni cum pace. Ave Maria gracia p. tS39< 
2) 66 cm Durchmesser, 1604 gegossen, am Halse: 

Jacob Getz gqfs mich. 




AM.. 208. Ruine dos Schlosses Schildbelg. 



Katholische Kirche, ehemals Kirche des Reformaten-Klosters. 
Geputzter Ziegelbau der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, einschiffig, 
mit langem, halbrund geschlossenem Chore, gewölbt. In der ersten Hälfte 
des 18. Jahrhunderts ausgebaut. 

Glocken: 1) 83 cm Durchmesser, am Halse: 

.]/<• Judi/ Johan Sebastian Gerstner in BreslatV anno fffO. 
'2 ">8 cm Durchmesser, am Halse: 

Johann Friedrich Schlenkcrmann gofs mich in Posen ifjQ. 

Katholische Kapelle S. Nikolaus. 

Einschiffiger Blockholzbau mit einem dreiseitig geschlossenen Chore im 
(»sten und einem niedrigen Turme im Westen. An der Orgelbilhne die 



336 



Kreis Sehildberjj. 



Jahreszahl 17:")H. Der Hochaltar von 1771, Arbeit eines ortsangesessenen 
Bildschnitzers. 

Reste eines spätgotischen Flügelaltares. Der Schrein enthielt drei 
Standbilder, in der Mitte die h. Jungfrau mit dem Kinde, links S. Nikolaus, 
rechts S. Katharina; dieselben stehen jetzt in den drei Altären der Kapelle. 
Die beiden, jetzt an den Wänden des Schifies hängenden Flügel sind bemalt, 
die sorgfältig behandelten Innenseiten mit Kreidegrund überzogen. Der linke 
Flügel zeigt auf der Innenseite S. Barbara, auf der Anfsenseite S. Lorenz, 
der rechte Flügel auf der Innenseite S. Dorothea, auf der Aufsenseite einen 
unbekannten Heiligen 1 ). 

Katholische Kapelle S. Anna. 

Blockholzbau mit Chor, 1794 geweiht. Der Hochaltar in rohen Formeu 
der Spätrenaissance, inschriftlich 1623 geweiht. 

Tafelbild, auf Kreidegrund gemalt, erste Hälfte des 16. Jahrhunderts. 
Christi Abschied von seiner Mutter, im landschaftlichen Hintergründe die 
Kreuziguugsgruppe. 

Schlofsruine. 

Durch Kabinetserlafs vom 9. Januar 1843 der evangelischen Gemeinde zur Benutzung l»ei 
dem beabsichtigten, doch an einer anderen Stelle ausgeführten Kirchenbau überlassen. 

Von dem ehemaligen, jetzt von Wohnhäusern umbauten Schlosse ist 
der Zng der ein Rechteck bildenden Umfassungsmauer erkennbar. Auf der 
Südseite tritt aus der Flucht der Mauer ein Turm (Abb. 203) heraus, der 
unten i» in im Quadrate mifst, oben ins Achteck übergeht und zur Zeit noch 
rund 24 in hoch ist ; in der Nordmauer des Turmes ist die hoch gelegene 
Zugangsthür zu bemerken. 

Nach Johann von Czarnikau soll König Kasimir der Grofse die Burg 
erbaut haben (Mon. Pol. hist. IT, S. 625); urkundlich werden der Starost und der 
Burggraf von Schildberg 1337 und 1386 genannt (Cod. dipl. No. 1166 und 1852). 
Der Ziegelverband und die wenigen, teils stumpfspitzen, teils halbrunden 
Bögen des Turmes deuten auf die Spätzeit des gotischen Stiles. 



Aulser den vorgenannten sind ältere katholische Pfarrkirchen im Kreise 
Schildberg in Chlewo. Parzynow und Rogaszyce erhalten, alle drei kunstlose 
Blockholzbauten. 



') Mit rotem Kock und weitem Mefsgewande darüber, rotem Narett, Kelch und Schwert. 



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KREIS KEMPEN. 



Die katholischen Kirchen des in der südöstlichen Ecke der Provinz 
gelegenen, von Schlesien und Polen eingeschlossenen Kreises Kempen sind, 
soweit sie nicht erst im 19. Jahrhundert in Ziegeln erneuert wurden, ein- 
fache Blockholzbanten. 

P. Fabisx, Kronika dekanalna Kempiiiska. Breslau 1856. 

BRüRnOW, Stadt 2 km südöstlich von Kempen. 
Katholische Pfarrkirche S. Lorenz und S. Andreas. 
Blockholzbau von ähnlicher Grundform wie der in Mikorzyn, an Stelle 
eines älteren Baues 17.32 errichtet. 

l\ Fabisz, Kronika parafialna Barauowska. Breslau 1853. 

BoleSlawleC, Dorf 1 « km südöstlich von Kempen, auf dem 
linken Ufer der Prosna gelegen; gegenüber auf dem rechten Ufer die gleich- 
namige, zum Königreich Polen gehörige Stadt. 

Schiofsruine. 

Durch Vertrag vom 21. November 1853 wimle das Gut Boleslnwiec .-eitons de» Staates an 
den Besitzer von Siemianice verankert: doch wurde die Burg selbst auf Veranlassung 
v. Quasts von dem Verkaufe ausgenommen. 

Das Schlofs Boleslawiec wird in einer Urkunde vom Jahre 1277 zum 
ersten Male genannt (Cod. dipl. No. 471). Die vorhandenen Reste gehören jedoch 
einer erst in spätgotischer Zeit stattgehabten Erneuerung an. 

Die in der Niederung dos Prosna -Flusses auf einem kunstlichen Hügel 

angelegte Burg bildete ein von Norden nach Süden gestrecktes Rechteck 

von (>0 : 45 m, welchem sich auf der Nordseite eine kleine Vorburg anschlofs. 

Das Wohnhans lag auf der Südseite. Erhalten ist neben einigen Resten 

der Umfassungsmauer der auf dem Hofe freistehende, achteckige Turm von 

10 m Breite und 24 m Höhe (Abb. 204), dessen Mauerwerk in jeder Seilicht 

den der Spätgotik eigenen Weihsei von je einem Binder mit einem Läufer 

■14 



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338 



Kreis Kemja-n. 



zeigt. Durch eine auf der Südseite in halber Höhe angelegte Thür konnten 
sich die Insassen der Burg in der Not auf den Turm zurückziehen. Das 
Erdgesehofs des Turmes ist mit einem Tonnengewölbe überdeckt. 




AMi. 204. Kuiii'- den Sohloaea Bolctlavisc. 



Donaborow, Dorf 6km östlich von Kempen. 
Katholische Pfarrkirche 8. Martin. 

1405 gegründet (Korjtkomki II, 8. 84), Blockholzbau ohne Chor. 

Zwei spätgotische Bildwerke, S. Maria und S.Johannes, ehemals ver- 
mutlich auf dem jetzt beseitigten Triumphbalken neben einem Kruzifixe 
aufgestellt. 

Kelch aus vergoldetem Silber, Spätrenaissauce, 1648. 

Oloeke, bO cm Durchmesser, gegossen 1547 von dem Meister der 
Glocke von 1539 in Chojnica, Kreis Posen-Ost. Am Halse zwischen Renais- 
sance-Ornamenten die Umschrift: 

Ave Maria gracia plcna. Anno domin i MüXLVII. 



K Ul ]> 1* 11 , polnisch Kepno, Kreishauptstadt, Kreuzungspunkt der 
Bahnlinien Posen- Kreuzburg und Oels-Willielmsbrüek. 

Kempen 1. esland schon im 13. und 14. Jahrhundert als eine königliche 
Stailt unter dem Namen Langenfurt, verfiel aber, ging in adeligen Besitz 



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Di>n:il...row. — Kempen. — Kovhlow. 



330 



über und wurde lotiO mit Genehmigung des Königs Johann Kasimir von 
protestantischen Schlesien! nach magdeburgischen) Hechte neu begründet. 

P. Pictüdi, Beiträge zur Geschichte der Stuilt Kempen in Posen. Jalire>l» richte des 
Städtischen Proffvmnasiuins 1891, 93, 94 und 96. — A. Warschauer, Z. H. Ges. 
VIII, S. 113 und X, S. 338. 

C. E. Sommer, Kurze Geschichte der üvau»olischen Parodiie und Kirche zu Kempen. 
Oels 1851. 

Von dem ehemaligen Schlosse hat sich ein Erdhügel auf den Wiesen 
nordwestlich bei der Stadt erhalten. 

Evangelische Pfarrkirche. Die Gemeinde erhielt ihr Gründungs- 
Privilegium 10(51; jedoch wurde sie noch im 17. Jahrhundert ihres Gottes- 
dienstes beraubt und ihre Kirche 1718 zerstört. Die nach der Freigebung 
des protestantischen Bekenntnisses 1779 errichtete Kirche, ein Holzbau, 
brannte 1 8.">4 ab; der an seine Stelle getretene Ziegelbau wurde 18b\*> geweiht. 

Speisekelch aus getriebenem und vergoldetem Silber, 22 cm hoch, 
Renaissance um 1600, Stempel der Stadt Augsburg und Meisterstempel D 
(Rosenberg X«. 128?). Der Kirche 17()(> geschenkt. 

Katholische Pfarrkirche S. Martin. 

Das Pfarrspiel wurde lt>84 von Baranow abgezweigt, damals auch der 
kreuzförmige, nach Süden gerichtete Blockholzbau errichtet. 

Monstranz aus vergoldetem Silber, mittel wertigo Barockarbeit, Stem- 
pel MA. 

Aus einem roten Sammetstoffa mit goldgestickter Rautenmusterung 
wurden mehrere Ornate und ein Antependium gefertigt. 

Die beiden unzugänglich aufgehängten Glocken wurden vermutlich 
von Siegmund Götz in Breslau 108ti und lb'87 gegossen (Kul.i.sz, Knmika deka- 
nidna Kempinska S. 112). 

Synagoge, Neubau von 1815. Das Privilegium der jüdischen Gemeinde 
wurde 1074 ausgestellt, die erste Synagoge \\>X\) erbaut. 

Von den Thoraschilden aus vergoldetem Silber wurden zwei Stück 
vom Ende des 1H. Jahrhunderts ihren Stempeln zufolge von J. Oh. Müller in 
Berlin gefertigt (RnsenlM-rg No. 428). 

Unter den Thoravorhängeu zu bemerken ein blauer Sammet mit ge- 
stickten goldenen Ranken sowie ein Seidengewebe mit silbernem Blumen- 
werk auf hellblauem Grunde. 



IVOCh low, Dorf 10 km nördlich von Kempen. 
Katholische Pfarrkirche S. Katharina. 
Der Blockholzbau brannte 18<Ki ab. 

Fufs eines silbernen Kelches von gotischer Anlage, auf den sechs 
Seiten in gravierter Zeichnung Christus und Renaissance-Blattwerk, sowie 
ein aufgelegtes Wappen (Waz.i mit der Jahreszahl 1577. .Jetzt als Speise- 
kelch dienend. 

44* 



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Kreis Kempen. 



Mlkorzyil, Dorf 10km nördlich von Kempen. 
Katholische Pfarrkirche S. Egidius. 

Patron: dio Gutshorrschaft. 

Turmloser Blockholzbau mit dreiseitig geschlossenem Chore (Abb. 205), 
ans kräftigen, bis zu 50 cm hohen Kieferstämmen errichtet. Schiff und Chor 
haben Tonnengewölbe; das des Schiffes steigt über zwei schmalen, flach ge- 
deckten Abseiten auf. Die beiden einfach geschnitzten Pfosten derselben 
lassen ihren Formen nach auf das 17. Jahrhundert sehliefsen. 



Im Hochaltare *StandbiId des h. Egidius, unter Lebensgröfse aus Holz 
geschnitzt, vom Anfange dos 16. Jahrhunderts, an die Art des Tilman 
Riemenschneider erinnernd. 

Monstranz aus getriebenem und vergoldotom Silber, barock, erste 
Hälfte des 18. Jahrhunderts; drei Stempel, Stadt Breslau (Johanneskopf), 
Jahresbuchstabe (Roscnbcrß No. 44'J) und IGD. 



Zwei raittelgrofse (t locken: 1) Spätgotisch, ohne Inschrift. 
2) Renaissance, 1543, von dem Meister der Glocke von 1539 in Chojnica: 
Ave Marie gracia piena, dornt'). Anno domini MÜXLIII. 



') dominus tecunt. 




Abb. 205. Kirche in Mikorzyn. 




Abb. 20(5. Kirche in Oputow. 



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Mikorzyn. — Mv ■ > 



— OU/.owa. — 



Opttow. 



341 



M y j 0 111 1 C e , Dorf 5 km nördlich von Kempen. 

Katholische Pfarrkirche Allerheiligen, 18<>0 als Ziegelbau erneuert. 

Monstranz, Silber, getrieben und zum Teil vergoldet. Spitzbau der 
Spätrenaissance, 85 cm hoch, rechts und links zwei das Allerheiligste ver- 
ehrende Engel, darüber die h. Jungfrau. 




Af>b. 207. Kirche in Opatow. 



OlSZOW 21 , Dorf 4 km nordöstlich von Kempen. 
Katholische Pfarrkirche S. Hedwig. 

Blockholzbau mit dreiseitig geschlossenem Chore und gehuschtem Turm**. 

Gemalter Altar, auf dem Mittelbilde die Kreuzigung Christi mit dem 
Zeichen MB 15U5, auf den beiden Seitenbildcrn S. Stanislaus und S. Elisabeth. 
Von geringem künstlerischem Werte. 



OpatOW, Dorf 13 km südöstlich von Kempen. 
Herzog Przemislaus II. gestattete 1280, das dem S. Vincenz-Kloster in 
Breslau gehörige Dorf mit deutschem Rechte zu bewidmen. 



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.542 



Kreis Kcnipon. 



Katholische Pfarrkirche S. Florian. 

Patron: diu Gutsliurrscliaft. 

Einschiffiger Blockkolzbau mit dreiseitig geschlossenem Ckore und zwei 
symmetrischen, ebenfalls dreiseitig geschlossenen Kapellen (Abb. 200 — 207), 
mutmafslkh im 17. Jahrhundert errichtet. Das Dach behält, von Kopfbändern 
getragen, auch über dem Chore die Breite des Schiffes bei. Im 18. Jahr- 
hundert wurde das Schiff verlängert, das Innere der Kirche neu ausgebaut 
und der Dachstuhl erneuert. 

Triumphbalken mit Kreuzigungsgruppe. An der Kanzel zwei kleine 
spätgotische Standbilder der Heiligen Katharina und Hedwig. 

Glocken, iu einem besonderen Turme: 

1) 50 cm Durchmesser, spätgotisch, ohne Inschrift. 

2) 80 cm Durchmesser, am Halse: 

Gottfried Schneirad me feeit Wratislavia (!) anno tyjj. 
.'$) b7> cm Durchmesser, 181(5: 

George Benjamin Krieger go/s mich in Breslau. 



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Berichtigungen und N<ichträge zum III. Bande. 

S. 21. Katholische Pfarrkirche in Slupia. Die beiden Mefskännchen 
und die Schüssel mit dem Stempel WB sind in das 17. (statt in das 18.) 
Jahrhundert zu verweisen. 

S. 75. Evangelische Pfarrkirche in Neustadt b. P. Der Name des 

Posener Goldschmieds auf Zeile 5 von unten ist zu lesen: Ahlgreen. 

S. 78. Evangelische Pfarrkirche in Birnbaum. Der anf Zeile 28 an- 
geführte Stadtstempel einer Oblatenbüchse ist zu berichtigen: Nach links 
(in heraldischem Sinne, statt rechts) springender Löwe. 

S. 129. Evangelische Pfarrkirche in Bonist. Die Angabe des nach 
Veröffentlichung des Inventars erschienenen Aufsatzes zur Geschichte der 
Kirche ist hinsichtlich der Seitenzahl zu ergänzen: Z. H. Ges. X, S. 145. 

S. 159. Katholische Pfarrkirche in Kosten. Das Geläute der Kirche 
wurde nach Veröffentlichung des Inventars umgegossen. Nach Herabnahme 
dor grofsen Glocke von 1505 war der Name des zweiten Kirchenpflegers 
richtiger zu lesen: Vermel statt Verinei. 

Auf der Haube der Glocke fand sich der Name: fjacjobns de Plocsko. 



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Druck von (!n-,(:iv Sehnde (Otto Francke) in Berlin N. 



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Inhalts-Verzeichnis. 



Kreis Schrimm. 

Bnin 257. — Brodnica 259. — Chwalkowo 251». — Dölzig 25«». — Einehen 261. — Jaszkowo 261. 

— Kunowo 262. — Kurnik 262. — Morkn 264. — Mosehin 265. — Rogahn 265. — Schrimm 265. 

— Wlosciejewki 269. — Xions 270. 

Kreis Sehroda. 

Bagrowo 271. — Giecz und Grodzisko 271. — Koschuty 272. — Kostecliin 272. — Krerewo 278. 

— Mondrc 274. — Monschnik 274. — Nietrzanowo 274. — Ostrow 275. — Pudewitz 277. — 
Sanknnischel 278. — fichroda 279. — Grols-Siekicrki 287. — Snieciska 288. ~ Tulee 288. — 
Psarzewo 289. — Wenglew» 289. — Winnagora 289. 

Kreis Wresehen. 

Biechowo 291. — Graboszcwo 291. — Miloslaw 292. — Skarboszewo 292. — Staw 293. — 
Stralkowo 298. - Wieschen 293. 

Kreis Jarotschin. 

Br/ostkow 296. — Dembno 296. — Gora 298. - Juratschcwo 298. — Jarotschin 299. — 
Mieschkow 299. — Neustadt an der Warthe 300. — Radiin 801. — Zcrkow 304. 

Kreis Pieschen. 

Goluchow 306. — Gorzno 307. — Lenartowitz 307. — Pieschen 307. — Sobotka 308. — 
Sowina 309. — Tursko 309. 

Kreis Krotoschin. 

Benice 310. — Kobylin 311. — Krotoschin 313. — Lutogniew 314. — Rozdraiewo 315. — 
Zduny 315. 

Kreis Koschmin. 

Koschniin 317. - Pogorzcla 320. - Radenz 321. - Zdziesz 322. 

Kreis Adelnan. 

Adelnau 323. - Rasehkow 324. - Sulmirschütz 324. 

Kreis Ostrowo. 

Antoniu 325. — Gostyczyn 326. — Olobok 826. — Ostrowo 329. — Skahnirschütz 329. — 
Szc/ury 330. - Grofs-Wysocko 330. 

Kreis Schildberg. 

Bukownica 332. - Grabow 332. --- Kollow 333. - Mixstadt 334. - Schildberg 334. 

Kreis Kempen. 

Baranow 337. — Boleslawicc 337. — Donaborow 338. — Kempen 338. — Kochlow 339. — 
Mikorzvn 340. - Myjomiee 341. - Olszown 841. - Opatow 841. 



Abkürzungen von Literaturangaben. 

C. (I. B. Onlralblatt der Bauverwaltung. Berlin. 

Cotl. dipl. Codex diplomaticus Majori« Poloniac. Posen 1877—81. 

S. h. s. Sprawnzdania komisji do badania historyi sztuki w PoUce. Krakau. 

Z. f. B. Zeitschrift für Bauwesen. Berlin. 

Z. G. L. Zeitschrift für Geschichte und Landeskunde der Provinz Posen. Posen. 

Z.H. (Jos. Zeitschrift der Historischen Gesellschaft für die Provinz Posen. Posen. 



Maßstab der Grundrisse . . . . 1 : 400. 
Moftstab der Einzelheiten ..../: '25. 



Druck von Gustav Schade (Otto Francke) In Berlin K. 
Autotypien von Maisenbach, Hilfarth k Co. in Berlin -SehSaeberg 
Pbototvplen von Weinwurm & Hafner In Stuttgart. 



9 



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