I
Verzeichnis der Kunstdenkmäler
der Provinz Posen
Julius Kohte
I - i \ v s'c j oun/,|,i.; . »)
HARVARD
COLLEGE
LIBRARY
TRANSFERRED TO
FINE ARTS LIBRARY
VERZEICHNIS
DER
KÜNSTDENKMÄLER DER PROYINZ POSEN
DRITTER HAND:
DIE LANDKREISE DES REGIERUNGSBEZIRKS POSEN
LIEFERUNG 1
KNTHAI.TKSD IMK KKK1SK
POSEN-OST UND -WEST, OBORNIK, SAMTER, GRÄTZ UND NEUTOM1SCHEL
IM AUFTRAGE DES IMtOVIXZIAL-VERBANDES
BKA Ii »KIT KT
VON
JULIUS KOHTE
HKdIEIlTNOS-nAl'MEIKTER
BERLIN
VERLAG VON JULIUS SPRINGER
18»;.
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HARVARD UN1VERSITY
AREDIA ff^^ LIBRARY OF THE
P/UM- ^ ** At ~~
Mit dem vorliegenden Hefte wird die erste Lieferung des im Auftrage des
Provinzial -Verbandes bearbeiteten Verzeichnisses der Knnstdenkmäler der Provinz
Posen im Ansehlus.se an die Inventarien der übrigen preussischen Provinzen der
Öffentlichkeit übergeben. Die Aidage des Werkes ist in vier Bänden nach
folgender Einteilung geplant:
Hand I: Einleitung. Abrils der Staats- und Kulturgeschichte der Provinz,
vertatst vom Kgl. Archivar Dr. Warschauer in Posen. TJeberblkk der
kunstgesehieht liehen Ent Wickelung der Provinz. Sachübersicht der
Denkmäler. Verzeichnisse der Literatur, der Künstler und der Ort-
schaften. Deukmalskarte der Provinz 1 : 500000.
Band II: Kunstdenkmäler des Stadtkreises Posen.
Band III: Knnstdenkmäler der Landkreise des Regierungsbezirks Posen.
Band IV: Knnstdenkmäler des Regierungsbezirks Bromberg.
Es wird beabsichtigt. Band III und IV vorweg zu veröffentlichen, dagegen
den erst nach vollständiger Bereisnng der Provinz zu bearbeitenden Band T so-
wie den die Hauptstadt Posen enthaltenden Hund (I am Schlüsse auszugehen.
Doch ist das gesamte Material soweit vorbereitet, dals der Absehlufs des Unter-
nehmens binnen zwei Jahren zu erwarten steht. Band III und IV werden in
mehreren einzeln käuflichen Heften erscheinen, von denen jedes eine Gruppe
landschaftlich verwandter Kreise umfassen soll. Band I und II werden gleich-
falls einzeln käuflich sein.
1
Posen, im Febrnnr 1 *!»."».
Der Landeshauptmann der Provinz Posen.
Dr. von Dziembowaki.
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— -,f *<>
KREIS POSEN-OST.
Kommenderle, Landgemeinde vor dem Warschauer Thore bei
Posen.
* Katholische Pfarrkirche S. Johannes von Jerusalem.
Patron: der Staut.
Mieczislaus III. der Alte. Ilerzog von Grol'spolen, siedelte im Einvernehmen
mit Bischof Radwan von Posen (11 50—70) die Johanniter- Ritter in Posen
an und schenkte ihnen 1187 das vor der Stadt gelegene Hospital zu S. Michael
(Bestätigung« - Urkunden des Bischofs Benedikt II. von 115)1? und de* Papstes Cölestin III. von
1192, Cod. dipl. No. 29 und 30). An Stelle der alten Kirche errichteten die Ritter
einen Neubau, welchen sie zu Ehren ihres Schutzherrn weihten. Ein Pfarrer
der Hospitalkirche wird 1348 urkundlich genannt (Cod. dipl. No. 1278). Gegen
den Ausgang des Mittelalters erfuhr die Kirche eine wesentliche Umgestal-
tung. 173<> baute der Komtur Michael Dabrowski, Generalmajor des pol-
nischen Heeres, auf der Südseite eine Grabkapelle an (Knrytkowski II, S. 28). —
Die Komturei sowie die Vorstadt, welche im Mittelalter bei der S. Johannes-
Kirche bestand, sind beide bis auf die letzte Spur untergegangen.
Geputzter Ziegelbau von 8 m innerer Breite, im Osten ein geviert-
förmiger Chor von Gm Breite, auf der Nordseite ein 4,30 m breites Neben-
schiff; im Chore ein Kreuzgewölbe, in den beiden Schiffen Sterngewölbe.
Die auf der Nordseite des Chores gelegene Sakristei hat. ein Tonnengewölbe,
lieber dem Westjoche des Nebenschiffes ein niedriger Turm (Abb. 1—3».
Dem ursprünglichen Bau gehört das Hauptschiff und der Chor an, wie
die Untersuchung des unverputzt gebliebenen Mauerwerks im Daehraume
ergiebt. Soweit dasselbe der romanischen Zeit entstammt, ist es in Ziegeln
von 30:14: 7 cm Abmessung ausgeführt, deren Fugen kantig verstrichen
sind, und ist ein bestimmter Wechsel von Bindern und Läufern noch nicht
zu beobachten. Auf der Nordseite sind unter dem Dacho des Nebenschiffes
drei ursprüngliche, im Rundbogen geschlossene Fenster des Hauptschiffes 1 )
') E» siud die drei östlichen in dem Längeusclmitte Alib. :S.
1
2
Kommendem.
a
und mit i*r dem Dache der Sakristei ein gleidigestaltetes Chortenster erhalten.
Di«> inneren sowie die äul'seren Leibungen dieser Fenster bestehen aus einer
Schräge und werden durch eine hnchkantig gestellte Ziegelschicht von ein-
ander getrennt; im II« »gen sind die Ziegel zugehauen und die Leibungsflächen
AI>1>. t— "j. Ansicht d««s Wotportals net>»t Schnitt 1 : T>0.
verputzt; die Sohlbänke sind mit einem wetterfesten Mörtel abgeglichen;
Spuren einer Verglasung oder eines Verschlusses sind nicht vorhanden.
Auch die Westfront des Hauptschiffes ist im wesentlichen noch die alte.
Die halbkreisförmig übei*wöll»to Thür (Abb. 4 ."»' wird von zwei Säulen ein-
geschlossen. Die Schütte derselben sind verjüngt; derjenige der rechten ist
achteckig, derjenige der linken zeigt im Schnitt einen Vierpal's. Die Basen
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Kivi> PlMCH-Oxt.
haben das attische Profil mit Eckblättern. Die Kapitale stehen höher als der
Kämpfer des Thürbogens. Als Kapital der linken Säule dient eine nmge-
stülpte Basis der gleichen Art, während die rechte Sänle ein "YVürfelkapitäl
besitzt, dessen Schilde mit Palmetten geschmückt sind. Das Gewände der
Thür ist ans hartem Sandstein gefertigt, welcher mit dem Spitzeisen be-
Al>b. G. Tnuf^tcin «Icr S. Juhanncs-Kirclie bei Posen.
arbeitet ist; die Sänlen bestehen aus Granit. Ueber dem Portale öffnet sich
der Dachraum mit einem Kreisfenster, welches aufsen und innen zweimal
abgetreppt ist und von acht nach Art der Speichen eines Hades zusammen-
gestellten Ziegeln gefüllt wird.
Dieser erste Bau hatte noch keine Strebepfeiler und besals jedenfalls
über dem Schiffe, vermutlich auch idter dein Chore eine Holzdecke. Da
sämtliche Formen noch den reinen romanischen Stil zeigen, so ist die Ent-
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Koaunenderiei
stehung in die Zeit um 1200 zu verlegen. Das Kreuzgewölbe des Altai-
raumes dürfte erst um rlie Mitte des 13. Jahrhunderts hinzugekommen sein.
Die busenlosen Kappen steigen gegen den Scheitel an: die Grate sind stumpfe
Spitzbögen, die Schildbögen dagegen halbkreisförmig 5 beide siud mit den für
AM». 7. Monstr.mz d.-r S. .lohannes-Kirclio Posen.
die Zeit des Ueberganges vom romanischen zum gotischen Stile bemerkens-
werten Hundstäben besetzt.
In der Spätgotik wurde die Nordmauer des Schilfes mit vier, teils
spitzen, teils halbrunden Bögen durchbrochen, das Nebenschiff und die Sa-
kristei angefügt und das ganze Bauwerk so umgestaltet, wie es sich, bis auf
die Veränderungen des vorigen .Jahrhunderts, noch jetzt darbietet. Die
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Ii Kreti PoMMfO»l.
Ziegel der spätgotischen Bauteile sind H um stark, während dir beiden an-
deren Abmessungen mit den ältesten Ziegeln annähernd übereinstimmen.
Die Dabrowskische Kapelle ist ein unbedeutender barocker Kuppelbau.
Nowag, Z. f. 13. 1872, S. 581.
Luszozkiewii'z, S. Ii. s. I, S. 5!). Tf. 17.
Altar im Seitenschiffe, aus Holz, im Stile der deutschen Renaissance.
Fünf unbedeutende Oelbilder, in der Mitte Maria zwischen S. Stanislaus und
S. .Johannes dem Täufer, links Martertod und Wunder des S. Stanislaus,
rechts Tod S. .Johannes des Täufers und S. Johannes der Evangelist.
Al»b. 8. Kclcli der S. Juhanncs-Kirche l>ei Posen.
Taufstein (Abb. 6), achteckig, 78 cm hoch, mit spätestgotischem Mals-
werk und der Jahreszahl 1522.
Beichtstuhl mit guter Rokoko-Schuiteerei.
^Monst ranz (Abb. 7) aus vergoldetem Silber. 7<» cm hoch, spätgotisch,
fünftürmiger Aufbau mit dem gekreuzigten und dem auferstandenen Heiland
sowie S. Peter und S. Paul.
•Kelch 'Abb. Hi aus vergoldetem Silber, spätgotisch; am Sockel bereits
gravierte Renaissance-Ornamente mit der Jahreszahl 1518; auf den rhoin-
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l\oinnu-n<l«*rie. — Clmjtii.n.
7
bischen Feldern des Knaufes der Name Ihesus. Die Patene hat statt des
Weihekreuzes ein liegendes lateinisches Kreuz, auf welchem ein Lamm ruht.
Zwei (4 locken von ÜO cm Durchmesser. IbCT» und 1616 gegossen.
CllOjllica, Dorf 14 km nördlich von Posen, im Mittelalter Haupt-
ort eiues Kreises lOpolc .
Katholische Pfarrkirche S. .Johannes der Täufer.
Patron: «Ii«? Gutshcrrsclmft.
Ein Pfarrer von Chojnica wird urkundlich 13.TJ genannt Cml. .lipl. X... HÖH'.
AM>. !>. Kirclio in Clinjuioa.
Einschiffiger, spätgotischer Ziegelhau von 9 in innerer Breite, im Osten
dreiseitig geschlossen, mit Sterngewölben überdeckt ; an den Ecken der West-
front zwei Treppentürme (Abb. {)>. In der Barockzeit wurde das Aeufsere
geputzt und die Sakristei erneuert. Uber dem Westeingange (Ins Wappen
Xaleez mit der Jahreszahl 1531,
Die aus der Bauzeit der Kirche stammende Thür zur Sakristei ist
auf der Seite des Kirchenraumes mit Eisenblechen beschlagen, welche von
rautenförmigen Bändern gehalten werden und in getriebener Arbeit teils den
doppelköpfigen deutschen Reichsadler, teils den doppelschwänzigen böh-
mischen Löwen zeigen.
Monstranz aus vergoldetem Silber, spätgotisch. Zwei seitliche Türme
mit den Staudbildern der Heiligen Adalbert und Stanislaus schliefsen sich
schneckenartig einem höheren Mittelturme an, unter welchem die h. Jungfrau
und auf dessen Spitze eine kleine Kreuzigungsgrnppe steht. Höhe HO cm.
Auf dem Eul'se die Inschrift:
Andreas Przcczlawski, decanus Posnaniensis, ad laudem de/' hoc opus
comparavü. Anno domhii 1554.
Kelch aus vergoldetem Silber, Renaissance, \'tH2 von Janusius Prze-
clawski geschenkt.
Pacificale aus vergoldetem Silber, barock, tiO cm hoc-h.
Silbernes Räuchergefüi's. 17. Jahrhundert.
Ewige Lampe ans Zink, die Wände iins naturtreuem Blnmenwerk
gebildet, IS. Jahrhundert.
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8 Kreis Posen-Ott
Glocke von 67 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift:
Benedictus dominus deus Israel, qnia vi(sitavit) iS39 v ).
Oberhalb und unterhalb der Schrift hübsche, aus Füllhörnern und Pal-
metten gebildete Ornamente.
Grabdenkmäler:
Links vom Hauptaltare: Grabstein des Peter Przeelawski f 1540,
1555 gefertigt; mit der Rüstung angethan, ist der Veratorbene nach italie-
nischer Art liegend dargestellt. Darüber einfacher Aufbau mit der Inschrift :
Pietro Przeczlawski, juveni et generis claritatc et probitatc ac manmetudine
worum insigni, acerba morte extineto Andreas Przecz/aivski, decanus Posua-
niensis, fratro suavissimo posuit MDLV. — Mortnus anno dorn in i MD XL, etatis
suae LXXV.
Rechts vom Altare: Doppelgrabmal, Pilasterbau desselben Stiles, oben
die liegende Figur des Janusius Przedawski f 159"), unten diejenige seiner
Frau Anna geb. Sadowska f 1598. Die Inschrift des Mannes ist lateinisch,
die der Frau polnisch.
Epitaphien für zwei 1566 und 1584 verstorbene Mitglieder derselben
Familie, Holzbilder mit Tempera bemalt, die Kreuzigung und die Aufer-
stehung darstellend, in der Art der deutschen Renaissance mit Pfeilern und
Gebälk umrahmt.
Abb. 10. Kirch*! in Gluschin.
GlllSCllill, polnisch Gluszyna, Dorf 9 km südlich von Posen.
* Katholische Kirche S. Jakobus.
Patron: der Magistrat der Stadt Posen.
Die ehemalige Pfarrkirche in Gluschin wird zum ersten Male 1290 ur-
kundlich erwähnt, als sie zur Kollegiatkirehe erhoben wurde (Cod. dipl. N<». 7M).
') Anfang der Dank.-aiiunt; des Zacharias. Erling. Lucbo I, GH.
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GlllM-llill.
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Im Jahre 1582 wurde sie der Allerheiligen -Kirche in Posen und, nachdem
diese zerstört und aufgehoben worden war, 1720 der Pfarrkirche 8. Maria
Magdalena einverleibt, zu deren Pfarrei sie auch gegenwärtig gehört (Koryt-
kowski II, S. 29).
Frühgotischer Ziegelbau ' Abb. 10 —11). An das mit einer Holzdecke
überspannte, 1) m breite Schiff lehnt sich im Osten ein rechteckiger, ü,.'K) m
breiter und mit zwei Kreuzgewölben ausgestatteter Chor und im Westen ein
zu diesem Chore in den Abmessungen und der Wölbung symmetrischer Baum.
Gesamte innere Länge der Kirche .'»2 m. Auf der Nordseite des Chores liegt
die Sakristei, welche bei 4 m Spannweite im Osten nach drei Seiten des
Abb. 11. Grumlrifü der Kirche in GUiM-liin.
Abi». 12." Otiuebtn. S-Iinitt <l< r Kensti-r. Sockelgcnims.
Achtecks geschlossen und mit einem Kreuzgewölbe überdeckt ist, neben dieser
eine Kanuner mit Tonnengewölbe.
Auf der Innenseite der südlichen Chormauer sind drei spit/.bogige
Nischen neben einander ausgespart. Der ursprüngliche Hingang auf der Süd-
seite des Schiffes ist jetzt geschlossen; doch ist nicht zu entscheiden, ob an
der Stelle des gegenwärtigen Westeinganges auch bereits im Mittelalter eine,
wenn auch kleine Thür bestanden habe. Die Spitzfenster haben ihre ur-
sprüngliche Gestalt bewahrt (Abb. 12 1. Auch das Aeul'sere der Kirche ist
glüc klicherweise unverputzt geblieben, leider aber in den letzten Jahren neu
verfugt worden. Tm Ziegelverbande wechseln je zwei Läufer mit einem
Binder. Das Sockelgesims i Abb. 13) sowie das Kaffgesims sind aus Form-
ziegeln gebildet. Die Giebel sind einfach abgetreppt gemauert lind die
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10
Kivis lW'ii-0>1.
(Üebellinic sowohl auf der Vorder- wie aul' der Bückscitc durch vorgekragt«*
Binderköpfe besonders betont.
Zwei spätgotische Weihwassersteine aus (.Jranit, von einfacher Ge-
stalt, mit Spuren alter Beiladung.
Kicill, Dorf 1) km nordöstlich von Posen,
katholische Pfarrkirche S. Joseph.
l'atinii: «l.'i- Staat.
Die 1510 erwähnte Kirche wurde Ibl'O wiederhergestellt, der vorhan-
dene Hau 1 741* — 51 errichtet und 1752 geweiht (K.iryik<>w>ki II, S. i;»7).
Einschiffiger Holzbau von ausgehöhltem Fach werk, mit dreiseitig ge-
schlossenem Chor und tpiadratischem West 1 tum. Breit- des Sehill'es S.25 in.
Glocken: Ii 52 im Durchmesser. Am Halse die Inschrift:
Georg Friedrich Traue in Posen gofs mich.
2> TO cm Durchmesser. Am Halse Kokoko-Ornameut. auf der Vorder-
ansicht die Inschrift:
Johan Christian Xerger, Glockcngisser aus Posen, /,"_>.
Von den beiden andern (^locken, welche keine (Jiel'ser-Inschrii'ten tragen,
gehört dem Ornament nach die gröl'sere mit 41 em Durchmesser in die erste
Hälfte, die kleinere mit 2ti cm Durchmesser in den Ausgang des 18. Jahr-
hunderts.
Kobylepole, Dorf »5 km östlich von Bosen.
Schlofs, Putzbau in hellenistischen Formen, nach dem Entwürfe von
A. Stiller errichtet (Z. f. H. 1^,5, S. 510).
Im Parke ein Standbild des S.Johannes von Ncpomuk auf reichem,
barockem Unterhau, Sandstein, lt»l>4 aufgestellt.
OwillSk, tiutsbezirk 1.5 km nördlich von Posen, auf dem rechten
Warthe-Ufer gelegen.
Katholische Pfarrkirche. S. Johannes dem Täufer geweiht, ehemals
Kirche des Cistereienserinnen-Klost ers.
I >!«• Baula.stcti tragfii «lir» (JtiKliesit/.cr von Owiusk, Hulivlinwo, Iva<li>j<'w<> und Wictv-unka.
Das Kloster der Cistercienserinnen in Owinsk war eine Tochter des in
den ersten Jahren des l.'J. Jahrhunderts gestifteten Klosters Trebnitz bei
Breslau. Das Jahr der (iründung ist nicht bekannt. Die ältesten Urkunden
sind aus den Jahren 1250 und 1252 erhalten und beziehen sich auf Schen-
kungen des Herzogs Przemislaus von («rol'spoleu und seines Bruders Boles-
laus :C(ni. »lipl. Nc. 2H4 iifut 30:5). Der mittelalterliche Hau brannte im Anfange
des vorigen Jahrhunderts ab und machte darauf dein noch bestehenden
Neubau Platz. Dem Buche zufolge, in welchem die Kinnahmen und Aus-
gaben dieses Neubaues sowie die Verträge der Werkleute eingetragen wurden,
und welches sich zur Zeit in der Hinherei der Kirche befindet, wurden die
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Klein. Kobjlepole. — Owinsk.
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Bauarbeiten im Jahre 17^0 begonnen. Architekt «tar der vermutlich damals
in Reisen bei Lissa ansässige Italiener Pompeo Ferrari: -Pan Pompeij Favrreri
Wloeh. Architekt - wird er im Verzeichnisse .ler Werkleute. „Pan Pompe jo
Ferreri Wloeh, rezydent Rvdzenski" wirrl er in seinem Venrage genannt.
Die bedeutenderen Handwerker wurden ans (Uogau und Lissa herüber-
genommen. Nach einer in der Sakristei aufbewahrten Pergamenturkunde
wurde die Kirche 17.'>1 von Thomas Franz Czapski. Bischof von Kulm und
Abt von Oliva, geweiht. Nach der Authebung des Klosters ISlM wurde in
dasselbe eine Provinzial-Irrenanstalt gelegt und die Kirche zur Pfarrkirche
umgewandelt.
Winter, Cistercienser, II, S. 29.
AMi. M. Klicmalip; Kl<»t.'ikiivln' in <>winsk.
Die Kirche, ein Centralbau. umschliel'st im (Jrundril's annähernd ein
Quadrat von 27 m Seitenlänge. Der Hauptaltar sieht im Osten: hinter
ihm liegt die Sakristei. Die Walmkuppel ruht auf vier Pfeilern und
erhebt sich, da das nördliche und südliche Seitenschiff schmaler sind als das
östliche und westliche, ülier einem länglichen Achteck. Das Kloster liegt anf
«ler Südseite, um einen viereckigen Hof angeordnet. Vor der Westseite der
Kirche, in einer Ecke zwischen dieser und dem Kloster, steht der quadratische
Glockenturm. Die in Putz hergestellten Einzelformen sind recht nüchtern
behandelt: doch gewährt im Aeufseren (He Hache Kuppel mit ihrer Laterne
und dem Glockenturme einen malerischen Reiz, welcher an die Centralbanten
( »beritaliens erinnert (Abb. 14.
Mehrere Altäre aus Stuckmarmor.
Chorgestühl, barock, mit Intarsien.
Beichtstühle, Rokoko, in einfachen Holzformen, aber mit reicher
Bemalnng.
Parkettfußboden der Sakristei, mit der eingelegten Jahreszahl 1788.
Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance.
Pacifieale aus vergoldetem Silber. l&J'J geschenkt, IM) cm hoch. Drei
andere von gewöhnlichen Abmessungen sind etwas jünger, eines von H'>7S.
Silberner Teller mit schönem Akanthuswerk. Anfang des IS. Jahr-
hunderts.
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Kreis l*osen-0»t.
Verschiedene St ick^»reien im Barock- und RokokostiJ, Priestergewänder.
Altarbekleidungen und Kelchdecken; einige mit figürlichem Schmuck, so eine
rote Kasel mit den Standbildern des Mehhisedech und Aaron, ein Antepen-
dium mit Christus und den 24 Greisen der Offenbarung, ein anderes mit
Christus als gutem Hirten.
Glocken: Die eine mit 42 cm Durchmesser trägt am Halse die Inschrift:
Gloria in excelsis deo. Joan Malczewski, x.O. 1 ) Anno r-jt.
die andere mit ">0 cm Durchmesser:
Soli deo gloria. Mc fecil Adam Iluldt, Postiania tjfij.
Die katholische Kapelle S. Nikolaus, welche bis zur Aufhebung
des Klosters als Pfarrkirche diente, ist ein unbedeutender einschiffiger, im
Osten geradlinig geschlossener Ziegelbau, welcher zwar in das Mittelalter
zurückreicht, aber in der Barockzeit umgebaut und geputzt wurde.
Von den neben der Kapelle aufgehängten Glocken wurde die eine mit
70 cm Durchmesser ltil 4 gegossen; die andere mit 52 cm Durchmesser trägt
am Halse die Inschrift:
Soli deo gloria. Me fecit Adam Haidt, Porta uia (!) ipy.
Schwersenz, polnisch Swarzedz, Stadt, und Dorf 10km östlich
von Posen, am Schwersenzer See gelegen, Station der Eisenbahn Posen-
Stralkowo.
Sigismund Gradzinski, Woiwode von Kaiisch und Grundherr des Dorfes
Schwersenz, gründete neben diesem Dorfe im Jahre 16:18 eine Stadt, zu deren
Bevölkerung er deutsche Protestanten und Juden herbeizog und denselben
die volle Freiheit ihrer Bekenntnisse gewährte. So konnte sich in Schwer-
senz zur Zeit der gröfsten Bedrückung des Protestantismus eine lutherische
Gemeinde entwickeln, mit welcher die Posener lutherische Gemeinde von
1040 bis 1780 vereinigt war.
Thönert, Geschichte der evangelischen Kirche zu Sehwersen*. Z. G. I.. II, S. 298.
A. Warschauer, Die Entstellung einer jüdischen Gemeinde. Zeitschrift für die Ge-
schichte der .luden in Deutschland. IV. ßraunsehweig 18W. S. 170.
Evangelische Pfarrkirche, in der Stadt.
Unmittelbar nach der Anlage der Stadt hatten sich die Protestanten
aus zwei Wohnhäusern durch Beseitigung der Zwischenwände eine Kirche
hergerichtet. Im Jahre 17t>2 wurde der Neubau einer steinernen Kirche be-
gonnen, aber aus Mangel an Geldmitteln im Jahre 1800 wieder eingestellt
und schliei'slich infolge der kriegerischen Unruhen ganz aufgegeben. Die
gegenwärtige Kirche wurde 18.56 errichtet.
Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, 17.*). r i und 177(5.
Zwei Oblaten büchsen aus vergoldetem Silber, die eine 172.-1 von der
„Zunft der Schmiede in Schwersenz-, die andere 1780 von dem -Schuhmacher-
') Xiadz Owiöski, iVii-ster vmi Owiiisl.
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Schwer»euz. — Splawi*. — Wierzcnica.
13
Gewerck" geschenkt. Die erstere, von Gottfried Warnheid aus Posen ge-
fertigt (Thönen, S. :J11), trägt einen dreipal's artigen Stempel mit einer Edel-
mannskrone und den Buchstaben GW.
Standleuehter aus Messing, vier grol'se, von denen zwei 1689 ge-
schenkt wurden, und zwei kleine.
Kronleuchter aus Messing, zwei grol'se für 18 und 8 Kerzen und ein
kleiner für 0 Kerzen. Alle drei haben auf der Spitze den doppelköpfigen
deutschen Reichsadler. Ende des 17. Jahrhunderts.
Vortragekreuz aus Messing, 1784 geschonkt.
Gestickte Seidendecke von 1013, im Provinzial-Musenni zu Posen.
Glocken: I i 33 cm Durchmesser. Am Halse die eingegrabene Inschrift :
i6s3- Mcrtin Schipel.
2i 72 cm Durchmesser. Am Halse:
Soli dco gloria.
Auf der Vorderansicht:
Anno /yyj ist diese Glocke gestiftet von den Vorsteher der evangelischen
Gemeinde in Posen und Schzverscntz. Mich goß Adam Huldt.
Katholische Pfarrkirche S. Martin, im Dorfe.
Die urkundlich 1377 genannte Kirche (Cod. dipl. N'o. 173*) ist, wie noch
spärliche Reste bekunden, aus einem spätgotischen Ziegelbau hervorge-
gangen, hat aber infolge wiederholter Umbauten den geschichtlichen Wert
verloren.
Von den Glocken wurde die gröfsere mit 00 cm Durchmesser im Jahre
1")99 gegossen. Die andere mit 70 cm Durchmesser stammt aus dem Jahre
1740 und trögt am Halse die Umschrift:
Christian Heinrich Witte in Posen goß mich.
Splawie, Dorf 9 km südöstlich von Posen.
Katholische Pfarrkirche S. Andreas.
Die Kirche, deren Planer im Jahre 1380 urkundlich genannt wird
(v. L.>k>zytki, Grodbücher I, N'o. <>7) t ist ein einschiffiger, im Osten dreiseitig ge-
schlossener und mit Strebepfeilern besetzter Ziegelbau, welcher in seinen ge-
putzten Umfassungsmauern dem Ausgange des Mittelalters angehört, aber im
übrigen völlig verändert und verunstaltet worden ist.
Monstranz aus vergoldetem Silber, .V) cm hoch, Anfang des 18. Jahr-
hunderts. Stempel des Goldschmieds (5. Warnheid aus Posen.
Wlerzenlca, Gntsbezirk II km nordöstlich von Posen.
Katholische Pfarrkirche S. Nikolaus.
Patron: die Gut-dierrsehaft.
Ein Pfarrer der Kirche wird als Zeuge unter einer Urkunde von 133")
genannt (Cd. dipl. Xo. 1153 .
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14
Die vorhandene Kitvhe ' Al»l>. !."»• i*t «'in im 18. Jahrhundert errichte-
ter Hofcban von ausgehöhltem Fachwerk, mit Schindeln gedeckt, einschiffig
bei 7 m lichter Breit»', mit dreiseitig geschlossenem Chore im Osten. Das
ohi're Stockwerk des quadratischen Türmen vor der Westfront löst sich vom
Kirchendache ah: auf il»'m letzteren ein (ilockentnnnchen.
Ahl). 1"). Kirch»; in Wicrzi'iiira.
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KREIS POSEN-WEST.
CeradZ kONCielny, Kuvheu-Cfends, Dorf km westlich
von Posen.
Katholische Pfarrkirche S. Stanislaus.
Patron: <Iit Besitzer von Jankowicc.
Die Kirche wird bereits 12'.»H hei der Teilung des P>scner Archidia-
kouaU erwähnt (Cod rlipl. So. 770).
Abb. H>. Kirche in tVr.nl/. kolcfolnj-
Spätgotischer, jetzt überputzter Ziegelbau. Der (irundrifs (Abb. 1 ti <
wird von einem annähernd quadratischen, von spitzbogigen (Jurten um-
schlossenen Mittelfehie gebildet, weichein sich östlich der einjochige, flach
dreiseitig geschlossene, H m breite Chor und nördlich und südlich nach der
Art eines Querschiffeti je ein rechteckiges Feld anfügen. Chor und Schill'
hal)en Sterngewölbe. Die Sakristei, welche auf der Nordseite des Chores
gelegen und mit diesem durch eine tlachbogige Thür verbunden ist, ist mit
der Kirche gleichaltrig, wurde aber in der Barockzeit umgebaut. Vor dem
spitzhogigen Westeingange wurde 171."» (Jahreszahl der Wetterfahne) eine
Vorhalle errichtet, in deren (iiebel die Glocken aufgehängt sind.
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Iii
Ktvis lW»-\V.-st.
In der Renaissancezeit wurde auf der Südseite des Chores eine Kapelle
angebaut, deren Kreuzgewölbe an den Rippen mit Lanbstäben geschmückt ist.
Spätgotische Holzgruppe. Die sitzende S. Anna hält auf ihrem
Schofse das Cliristkind, vor ihr steht die klein gebildete S. Maria. Beschä-
digt, doch die alte Bemalung erhalten. Höhe 1.1") m.
Holzrelief, Gottvater, welcher, von Engeln umgeben, den Leichnam
des Sohnes hält. Höhe 80 cm. Erste Hälfte des 10. Jahrhunderts.
Drei Oelgemälde, Verkündigung Maria , Kreuztragung und Auf-
erstehung Christi, aus dem 18. Jahrhundert, 18f>I von der Grundherriii
Gräfin d'Engeström geb. Chlapowska der Kirche geschenkt.
G locken: 1) 58 ein Durchmesser, spätgotisch. Am Halse die Umschrift:
Maria, mir aus not durch hilf.
*2) ;").'! tm Durchmesser. Am Halse die zweizeilige Tnschrift :
/;/ honorem deiparac virginis ei Zaudern S. Stanis/ai episcopi et martiris
Herum restaurata A. D. 1644.
In der Kapelle befinden sich die Grabsteine des Andreas Jankowski
t 1 ">6~> und des Stephan Potulicki t 1572: beide Verstorbene sind im
Schmucke ihrer Rüstung nach deutscher Art stehend dargestellt. Dir' Platte
des Andreas Jankowski hat lateinische, diejenige des Stophan Potulicki,
welche ihm seine Gattin Ursula geb. Jankowska widmete, polnische Inschrift.
Da Stephan Potulicki als Sohn eines Woiwoden von Brze6c ün Kujawien)
genannt wird, sein Vater Peter aber erst 1580 — M."5 der Woiwodschaft Brzese
vorstand und danach die Woiwodschaft Kaiisch übernahm (llerliarz poUki I, S. 161;,
so kann die Platte erst in jenen Jahren gefeitigt worden sein. Sie stellt
innerhalb einer von ungeschickten korinthischen Säulen umrahmten Nische.
Kiekl'Z, Dorf .') km nordwestlich von Posen.
Katholische Pfarrkirche S. Michael.
I';itr<>n: die Giit.-lii'iT-i-liaft.
Die Gründung der Kirche reicht zum mindesten in das 14. Jahrhundert
zurück, da ein »Paulus, plebanus de Kekers", 1J97 urkundlich genannt wird
(v. I.cks/.v. ki, Gri)<llnK-la>r I, N<>. 2507). Vermutlieh bestand die Kirche damals nur
aus Holz und wurde erst später in Ziegeln errichtet: eine Neuweihung soll
— nach einer Visitationsurkunde von 1778 - im Jahre 1">91 stattgefunden
haben. Die Gnmdherrin Marianna Zakrzewska verwitwete Kierska liefs den
gegenwärtigen Bau, zu dessen Chormauern ältere Teile benutzt sein mögen,
in den Jahren 1707 bis 1770 ausführen. Der Turm, welcher 1H">2 einstürzte,
wurde 180:5 wieder aufgebaut.
Geputzter Ziegelbau in einfachem Rokokostil. Dem im lichten 9 m
breiten Schiffe schliefst sich im Osten der geradlinig endende Chor und diesem
wieder die Sakristei an; im Westen ein quadratischer Turm. Schiff und Chor
sind mit Ilaehen Tonnengewölben überdeckt.
Am südlichen Pfeiler des Chorbogens ist die Bauinschrift ange-
bracht :
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Kickrz. — Komomik. — Konarawn.
17
llliislris magnifica Marianna, prirno magntfici Samue/is Kicrski castellanidae
Rogosniensis, sccundo illustris magnifid Atidreac \l yssogota Zakrzeivski castel-
lani Ca/ist'ensis consors relicta vidua, bonorum Kiekrz et Hasmva atque oppidi
Sarno7L> haeredissa, eccUsfam harte navi majori ampliavit, ([ttrrimj a fitnda-
mentis erectis adornavit, minorem vero navim undique fortificare et iegmento
de integro eooperirc cum extriteta parva turri jt/ssit. Fabrica haec j?6j caepta
et fj-o anno finita. Reliqua sunt in globulo turris magnae.
Taufkessel aus Zinn, mit gra viertem Ornamentfriese, samt dem Deckel
83 cm hoch. 1582.
Monstranz aus vergoldetem Silber, 7"> cm hoch, 18. Jahrhundert.
Messingkronleuchter für t! Kerzen, auf der Spitze der doppelköpfige
deutsche Reichsadler, 17. Jahrhundert.
Votivtafel des Czenstochauer Marienhildes mit gutem Silberbeschlag.
18:22 cm, Anfang des 18. Jahrhunderts.
Weil'se Kasel und rotes Pluviale, gestickt, barock.
Kelchdecke aus weifser Seide mit farbiger Stickerei, 1720.
Oelbildnis der Marianna Zakrzewska, leider schlecht erhalten.
Komomik, Dorf 12 km südwestlich von Posen, erhielt von Bischof
Johannes II. von Posen <128«5— 07) deutsches Recht.
Katholische Pfarrkirche S. Andreas.
Patron: der Staat.
Ein Pfarrer der Kirche wird 1.'58.'5 urkundlich genannt <<\u1. tiipl. N». 1815).
Spätgotischer, einschiffiger Ziegelbau, im Osten dreiseitig geschlossen,
an der Südwestecke ein Treppenturm. Nur die Mauern sind alt. Die Fenster
wurden im vorigen Jahrhundert verändert: doch war bis zu dem 1802 statt-
gehabten Abputz der Fronten ihre ursprüngliche, spitzbogige Gestalt noch
erkennbar; dieselbe war mit einem Putzstreifen umzogen, auf welchem, wie
einige Reste bekundeten, eine ornamentale Zeichnung eingeritzt war.
Spätgotische Monstranz aus vergoldetem Silber, mit den Standbildern
des Apostels S. Andreas und des Täufers S. Johannes; der Fufs im 17. Jahr-
hundert erneuert : 7f> cm hoch.
Kelch aus vergoldetem Silber, 17. Jahrhundert, mit dem Stempel MB.
Pacificale, Silber, barock, 47 cm hoch.
C4 locke von .V> cm Durchmesser. Am Halse die Umschrift und die
Jahreszahl, beide durch einen Spitzbogenfries getrennt:
Verbttm dominum ff) mattet in eternutn. 1570.
KonarzeWO, Dorf 17 km südwestlich von Posen.
Katholische Pfarrkirche S. Martin.
Patron: (Iii- Giit^liriTsi-haft.
Die Kirche (Abb. 17» war ursprünglich ein einschiffiger, spätgotischer
Ziegelbau, welcher vier Joche mal's. im Osten dreiseitig schlols und mit
einein fiachbogigen Sterngewölbe überdeckt war. Andreas Wadomicki. welcher
3
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18
Kreit. lWii-We-i.
1726 als Woiwode von Posen starb, Hofs um 1700 die Kirche auf der Ostseite
erweitern. Der alte Chorschlufs wurde abgebrochen, das Schill' um 2 Joche
verlängert und wiederum dreiseitig geschlossen ; dieser Anbau erhielt ein
hölzernes Spiegelgewölbe mit Stichkappen. Unter ihm liegt eine Gruft, deren
Gewölbe von einem in der Mitte stehenden, achteckigen Pfeiler getragen
werden. Derselben oder einer etwas späteren Zeit gehört der Westturm
mit seinem geschweiften Helme an. Innere Breite der Kirche 9 m, innere
Länge .'11 m.
Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, 22 cm hoch. Der ältere, aus der
ersten Hälfte des 1«. Jahrhunderts stammende, hat eine sechsteilige gotische
Abi». 17. Kirche in Konarz.ewo.
Grundform und am Knaufe den Namen Ihesus; Fufs und Schale zeigen aber
bereits gravierte Renaissance-Ornamente. Der andere Kelch gehört in den
Anfang des 18. Jahrhunderts.
Speisekelch aus vergoldetem Silber, 1642.
Pacificale, Silber, ~>4 cm hoch, Stempel der Stadt Posen und Meister-
st einpel
Sieben Mefsgewänder, 18. Jahrhundert.
Glocken: V\ 68 cm Durchmesser. Am Halse in gotischen Kleinbuch-
staben die Umschrift:
O rex glorie veni cum pace. () konig der eren kom mit /rede.
MCCCCLXXXXHII (i4r, 4 j.
2) 75 cm Durchmesser. Am Halse in lateinischen Grofsbuchstaben die
Umschrift : Jesus Nazarenus, rex Judeorum.
Tu der Gruft der Mar morsarg des Andreas Kadomicki.
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Konarzewo. Lodz, — Lussowo.
19
Herrenhaus, zweigeschossiger, barocker Putzbau, nach «lern Entwürfe
eines der damals im Lande ansässigen italienischen Architekten ausgeführt.
Ueber dem Haupteingange das Wappen Kotwiez mit der Inschrift:
/6qj. Hafte aedem fieri euravit Andreas a Radontieko Radomieki,
Osieeensis eapilaneus.
Im Innern einige Stuckdecken aus dem Anfange des 18. Jahrhunderts.
AufcenanMcht in der Photogrnpldenmappe des Pnsoner Knnstvereina für 18'.»2.
Dorf 22 km südwestlich von Posen.
Katholische Pfarrkirche S. Hedwig.
Die Kirche wird 1298 bei der Teilung des Posener Archidiakonats genannt
(Cod. dipl. No. 770). Der einschiffige, im Osten dreiseitig geschlossene, kunstlose
Holzbau wurde 1673 geweiht und 1784 wiederhergestellt (Kontkow-dci II, S. 41).
Spätgotische Monstranz, 63 cm hoch, und ein Kelch von 1677.
Zwei mittelgrofse Glocken von 1612 und 16H4.
LU8HOWO, Dorf 16 km westlich von Posen.
Katholische Pfarrkirche S. Hedwig und S. Jakobus.
Patron: der Staat.
Die erste Erwähnung der Kirche ist mit ihrer Erhebung zur Pfarr-
kirche aus dein Jahre 1288 erhalten (Cod. dipl. No. t»28); ein Pfarrer von Lussowo
wird 1390 urkundlich genannt (v. Lekszycki, Grodliücher I, No. 898). Im Jahre 1499
wurde die Kirche vermutlich nach einem vorausgegangenen Neubau geweiht
imd 1 77b nochmals ausgebaut (Lukaszewic*, Dyoc. Pozn. I, S. 279).
ALI». 18. Kirche in Lussowo.
Einschiffiger, spätgotischer Ziegelbau, drei .Joche lang, sowohl im Osten
als auch im Westen dreiseitig geschlossen (Abb. IHi. Sterngewölbe. Auf
der Nordseite die mit einem Tonnengewölbe überdeckte Sakristei. Im Aus-
gange des 16. Jahrhunderts wurde die Westseite verändert, weshalb es nicht
zu entscheiden ist, ob an dieser Stelle bereits ursprünglich ein Eingang be-
standen habe. Lichte Spannweite 7 m. Ziegelformat 28 : 8 : 13 cm.
Monstranz aus vergoldetem Silber, Pokoko, 177.'».
Kelch aus vergoldetem Silber. Spätrenaissanee.
Silbernes Pacificale, 1598 geschenkt, f>3 cm hoch. Kenaissance; der
Knauf mit spätgotischem Malswerk von einem älteren Stücke übernommen.
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Kr.is IVs.'ii-West.
Die in einem besonderen Holzt urmo aufgehängten Glocken sind un-
zugänglich.
Link« vom Hauptaltare das Grabina 1 des Stanislaus Kierski f l *»01>
und seiner Gemahlin, noch zu seinen Lobzeiten errichtet. In einer mit
Pfeilern und Gebälk umrahmten Nische ruht oben der Verstorbene, unten
seine Frau, deren Grabschrift nicht ausgefüllt ist.
Modrze, Dorf 20 km südwestlich von Posen, vormals Mittelpunkt
einer kleinen Kastellanei.
Katholische Pfarrkirche S. Egidius.
Die Kirche wird 1208 bei der Teilung des Posener Archidiakonats,
ein Pfarrer derselben unter einer Urkunde von 1.170 (Cod. dinl. Nu. 770 und 1 7:J0)
genannt. Im Jahre 1505 befand sie sich in so baufälligem Zustande, dal's
Papst Julius II. zu ihrer Herstellung einen Ablafs bewilligte (Elin iiln-r-, Urkun-
den No. ir>;.
Geputzter Ziegelbau, an Stelle eines älteren Holzbaues ITH4 ausgeführt
(Lukasxewicz, I)y. c IWn. 1, S. 277). Einschiffig bei ll,;$0m Breite, mit schmalem,
dreiseitig geschlossenem Chore, mit Holzdeckcn übersj)annt.
Taufst ein, jetzt als Weihwasserstein dienend, mit spätgotischem Mais-
werk und der Jahreszahl 1521, 07 ein hoch. Dem Tanfsteine der S. Johannes-
Kirche bei Posen (Abb. Ol verwandt.
Kruzifix vom ehemaligen Triumphbalken, überlebensgrofs, Renaissance.
Monstranz aus vergoldetem Silber, barock, (55 cm hoch.
Spätgotische Glocke von 88 cm Durchmesser, 15J54 gegossen.
SkOl'ZeWO, Dorf 10 km westlich von Posen.
Katholische Pfarrkirche S. Vincenz und S. Martin.
Patron: di<- rk-silzer von Skorzew", l)<unl>rowka und Konurzi-wo.
Kirche und Pfarrer werden im Jahre 1*}00 urkundlich genannt (Cod.
di|d. No. 20O:().
Einschiffiger, spätgotischer Ziegelbau, drei Joche lang, im Osten sowie
im Westen dreiseitig geschlossen, also der benachbarten Kirche in Lnssowo
ähnlich (Abb. 18;, mit weicherauch das Ziegelformat übereinstimmt.
/•' • Gegenwärtig der Gewölbe beraubt und mit einer Holzdecke ver-
f\-_ sehen. Auf der Nordseite die mit einem Tonnengewölbe überdeckte
— Sakristei. Lichte Weite 0,5 m. In den drei östlichen Strebe-
pfeilern sind hohe spitzbogige Nischen ausgespart. Die ursprüng-
Alib. 19. liehen, mit einem Nasensteine hergestellten Abdeckungen der
I * SO
Strebepfeiler sind an einigen Stellen noch erhalten (Abb. 10i. In
der Mitte der Westseite und der Südseite sind alte Spitzbogenthüren, deren
profilierte Gewände im 18. Jahrhundert verstümmelt und glatt überputzt
wurden. In derselben Zeit wurden auch die Fenster erweitert.
Monstranz aus vergoldetem Silber, 1705. Am Sockel die Keliefdar-
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Modrzc. — Skiwwo. - Slupia. Soliot«.
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Stellungen Christi auf dem Oelberge und an der Säule sowie die Brustbilder
der Heiligen Peter und Paul. Stempel PR.
Gewänder: Oestickte barocke Kasel. Pluviale vom Ende des vorigen
Jahrhunderts, der Vordersanm und die Kappe von einem Goldbrokate des
1(5. Jahrhunderts.
Gnfseiseme Platte, den gekreuzigten Heiland nebst einem langen
Spruchbande darstellend, dessen Schrift durch Rost und Tünche unlesbar
geworden. Renaissance. An dem Gewände der Südthür eingesetzt.
Glocke, 7(> cm Durchmesser, den Ornamenten nach von dem Meister
der Glocke von 1">;19 in Chojnica, Kreis Posen -Ost. gegossen. Am Halse
die Umschrift:
O rex glorie veni cum pace. Ave. Anno domini MDXL1II 0543)>
Eine kleine, neuerdings umgegossene Glocke hat die alte Inschrift :
Samuel Simon Koysch me fectt anno domini 1660.
Slupia, Dorf 20 km südwestlich von Posen, vor Ausgang des 14.
Jahrhunderts mit deutschem Rechte bewidmet. Besitzer des Dorfes waren
nach einander das Kloster Lubin, der bischöfliche Stuhl und das Jesuiten-
Kollegium in Posen.
Katholische Pfarrkirche Allerheiligen.
1298 bei der Teilung dos Posener Arehirliakonats genannt (Cod.di|d. Xo.77U>,
1849 als geputzter Ziegelbau erneuert.
Monstranz aus vergoldetem Silber, spätgotisch, mit den Standbildern
der Heiligen Peter und Paul sowie der h. Jungfrau, auf der Spitze der Ge-
kreuzigte: im 17. Jahrhundert teilweis verändert und mit einem neuen Ful'se
versehen; 71 cm hoch.
Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance. :H) und 27 cm
hoch.
Speisekelch aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance.
Pacificale aus teilweis vergoldetem Silber, barock, in Kreuzgestalt,
f>8 cm hoch.
Zwei Mefskännchen mit Schüssel, Silber, 18. Jahrhundert, mit dem
Stempel \VB.
Silbernes Räuehorgefäfs aus dem 17. und Weihrauchschiffchen
aus dem 18. Jahrhundert,
Zwei Messingleuchter, lfi'W geschenkt, ">7 cm hoch.
Sobotft, Dorf IG km nordwestlich von Posen.
Katholische Pfarrkirche zur Geburt S. Maria.
Patron: die Gutslicnueliuft.
Pfarrer von Sobota werden W»7 und l.*597 urkundlich genannt ((VI. dipl.
X». 1579 un.l v. Lekuvcki, Grodhücher I, No. 2507). Die gegenwärtige Kirche ent-
stammt dem Anfange des 1(>. Jahrhunderts und wurde 1780 neu ausgebaut
(Koirtkow.ki II. S. 184).
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Kreis IVsou-WeM.
Einschiffiger, spätgotischer Ziegelbau, im Schifte 0,80 m breit, im Osten
ein dreiseitig geschlossener ('hör; ein Tnrm fehlt. Von den Sterngewölben
ist nur dasjenige über dem ('höre erhalten. An der Ostseite der nördlich
vom (.'höre befindlichen Sakristei ist, obwohl überputzt, eine über mehrere
Ziegel eingeritzte Inschrift mit der Jahreszahl 1517 erkennbar. Der Triumph-
balken unter dem Chorbogen ist noch gotisch, das Kruzifix aber in kleinem
Malsstabe später erneuert; die Standbilder der Maria und des Johannes
fehlen.
Monstranz aus vergoldetem Silber, dreitürmiger, spätgotischer Aufbau
mit dem Auferstandenen und den Heiligen Maria, Lorenz und Katharina;
der Fufs erneuert ; 72 cm hoch.
Kelch aus vergoldetem Silber, spätgotisch; der sechsteilige Fufs trägt
am Knaufe den Namen Ihesus.
Ein anderer Kelch aus der Spätrenaissance. In demselben Stile zwei
Pacificale, das eine von 1018.
(Hocken: 1) ll'icm Durchmesser. Am Halse die Umschrift in lateini-
schen Grofsbuchstaben:
Maria maier gracie sueure ttobis. tftt.
2) 50 cm Durchmesser. Am Halse:
Wilhelm Hampel hat mich gegossen. A. D. 1699.
An der Vorderseite:
Maria mater gratiae per misericordiam ab hoste ttos protege.
Grabdenkmäler:
Grabsteine des Nikolaus Sobocki f 1504 und seiner Ehefrau Katha-
rina geb. Splawska, zum ersten Male mit Michael Kierski vermählt; hand-
werksmäfsige, der deutschen Auffassung sich anschliefsende Arbeiten. In
der Südmauer des Chores.
Gegenüber ein Doppelgrab, Pilasterbau in italienischem Stile. Oben
die liegende Figur des Dobrogost Sobocki, Tmchsefs von Posen, f 1570,
unten die seiner Ehefrau Anna geb. Kierska f 1601. Den Inschriften zufolge
(was auch durch den Fugenschnitt bestätigt wird) von der Witwe nach dem
Tode des Gatten gesetzt und nach dem Tode der Mutter von den Söhnen
wiederhergestellt. Die Inschrift über der Grabplatte der Frau in polnischer
Sprache.
Zwei gegenwärtig unbenutzte Glocken aus der abgebrochenen
Kirche zu Zydowo.
1 ) 80 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift :
Laudatc dominum in cimbalis bette sonattiibus. /6jj.
2) 50 cm Durchmesser, 1 757 gegossen.
Sten sehe wo, polnisch Stfjszewo, Stadt 22 km südwestlich von
Posen, als Stadt seit dem Ausgange des 14. Jahrhunderts genannt.
Geringe Heste des Schlosses sind in der Niederung auf der Südseite
der Stadt erhalten.
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St«n»chüwt>. — Tarnowo. - Touiieo. 23
Katholische Pfarrkirche zur h. Dreieinigkeit.
Ein Pfarrer der Kirche tritt als Zeuge 1315 auf (Cod. dipl. No.!t77). In
den Jahren 1720 und 1770 wurde die Kirche durchgreifend umgebaut und
mit zwei Soitenkapellen erweitert (Korytkowski U, S. 44).
Einschiffiger, jetzt überputzt er, spätgotischer Ziegelbau von 9,70 m
innerer Breite, im Osten dreiseitig geschlossen. Nur die Umfassungsmauern
sind geblieben; die Gewölbe gehören dem Umbau des vorigen Jahrhunderts an.
Zwei Glocken: die eine mit 78cm Durchmesser, 1661 gegossen; die
andere mit 70 cm etwa gleichaltrig.
TamOWO, Dorf H>km westlich von Posen.
Katholische Pfarrkirche Allerheiligen.
Patron: der Staat.
Im Jahre 1288 wurde das Dorf Tarnowo nach Lussowo eingepfarrt
(Cod. dipl. Xo. 628). Eine selbständige Pfarrkirche erhielt es 1464 von Bischof
Andreas IV. (Lukaszcwicz, Üycc. Horn. I, S. 256).
Einschiffiger, spätgotischer Ziegelbau, im Osten dreiseitig geschlossen, im
Westen ein unvollendeter Turm. Flachbogiges Sterngewolbe. Lichte Weite 7 m.
Kelch aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance.
Gewirktes Antependium des Hauptaltares, mit Darstellungen aus der
Geschichte Abrahams (Austreibung der Hagar, Hagar in der Wüste. Opfer
Isaaks), 18. Jahrhundert.
Glocken: 1) 46 cm Durchmesser, bezeichnet l.")9ä.
2) *)0 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift :
Ave Maria plena gratia, dominus tecum,
3) 80 cm Durchmesser, mit Rokoko-Ornament.
Joannes Fridericus Schlenkermann fudit Posnaniac
4) 41 cm Durchmesser:
Joh. Friedr. Schien ker mann gofs mich in Posen itfoj.
5) 30 cm Durchmesser, mit Rokoko-Ornament, wahrscheinlh-h ebenfalls
von Schlenkermann gegossen.
TomlCe, Dorf 23 km südwestlich von Posen.
Katholische Pfarrkirche S. Barbara.
Die Kirche wurde von Nikolaus Tomicki, Bannerträger von Posen, 1463
gegründet und 1770 wiederhergestellt (Korytkowski, U, S. 45 .
Einschiffiger, spätgotischer Ziegelbau von 8.70 m lichter Breite, im
Osten dreiseitig geschlossen; die Gewölbe in einfachem Rokoko erneuert.
Hölzerner Tanfkessel, Renaissance.
Glocken: 1) 68 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift:
O rex glorie veni cum pac. Anno /jjr.
Die Ornamente sind dieselben wie an der Glocke von 1539 in Chojnien.
Kreis Posen-Ost.
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Kreis IWn-Wext.
2.i 55 ein Durchmesser, am Halse die zweizeilige Umschrift:
Przcs boszum potne niial tnie Hanns Renagel '). Gloria in excelsis den.
In der Ansicht ein kleines Standbild der Maria mit der Jahreszahl 1013.
Grabdenkmäler:
Grabplatte des Nikolaus Tomicki, Sandstein, 2.20m hoch und 1,35m
breit, jetzt an der Nordwand aufgestellt. Auf dem Rande die Inschrift:
Hic jacet generosus dominus Nicolaus Thamiczki, vcxilli/erus Poznaniensis,
fundator hujus ecclesie. Requiescai in pacc. tjjS.
Peter Tomicki, Bischof von Krakau und Posen und Vicekanzler des
polnischen Reiches, liel's diese Platte 1524 durch eine *Messingplatt o mit
eingegrabener Zeichnung ersetzen, welche noch gegenwärtig die vor dem
Hochaltare befindliche Gruft überdeckt. Der Verstorbene ist mit der Rüstung
angethau, hat die Hände zum Gebete an einander gelegt und hält dabei im
linken Arme die lang wallende Fahne. Der schmale Rand ist mit Renaissance-
Ornamenten gefüllt, Unter dem Bilde ist die Inschrift tafel angeordnet:
Nicoiao Thomiczki, vexillifero Posnaniensi pace et hello claro ac singulari
virtnte, prudencia, pictate vile, innocencia et cultu dei ac religionis insigni.
Petrus, Cracoviettsis et Posnaniensis episcopus et regni Poloni vicecancellarius,
parenti optima ac bene merenti posuit die seatnda mensis July MDXXIIII.
Die vortrefflich erhaltene Platte ist 2,75 m hoch und 1,40 m breit und
setzt sich ans vier grofsen Mitteltafeln sowie aus sechs schmalen, die beiden
seitlichen Randfriese bildenden Tafelt» zusammen. Sie darf als eine Arbeit
der Gielshütte Peter Vischers in Nürnberg betrachtet werden (Ko.it«>, Z. II. (J«>.
VII, S. 488).
Sandsteinplatte mit langer, völlig ausgetretener Inschrift; unter der-
selben in einem Rundstück ein Wappen (Przyjaciel V i und die Buchstaben
AW. Höhe 1.93 m, Breite 89 cm. Vermutlich aus der zweiten Hälfte des
17. Jahrhunderts. Im Fufsboden der Kirche.
Wiry, Dort* 11 km südlich von Posen, 1357 Wyr Thctttonicum
genannt.
Katholische Pfarrkirche S. Florian.
Die seit dem Ausgange des Mittelalters genannte Kirche ging 105b' bei
dem schwedischen Kriege in Flammen auf, wurde 1(103 und nochmals 1748
erneuert und 1782 geweiht (Kurytkow*ki II. S. 4(1).
Einscliiffiger Faehwerkbau mit dreiseitig geschlossenem Chor und West-
turm, im Schiffe 9 m breit ; am Triumphbogen die Jahreszahl 1748.
Spätgotische Monstranz aus vergoldetem Silber.
Einfacher Kelch aus vergoldetem Silber, 18. Jahrhundert, Stempel GW.
Einige Zinnleuchter von 1790.
Glocke von 45 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift:
Verbum domitti mattet in eternttm. MDXL VIII OS-l'V-
■) Yn.<t. \n>ty pojiMK' ii Ii* 1 mit? llnim* KfiiuiH.
Mit -rüttlii lit-r Hilf«- grifs mich llan> K«n:i^»>].
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KREIS OBORNIK.
Bialenzyil, Dorf 1*J km östlich von Obornik.
Katholische Pfarrkirche S. Timotheus.
Im Mittelalter gegründet, 1823 als Ziegelbau erneuert.
Kruzifix vom ehemaligen Triumphhaiken, lebensgrofs, mittelmäfsige
Arbeit des 16. oder 17. Jahrhunderts.
Monstranz aus versilbertem Kupfer, barock.
Einfacher Kelch aus vergoldetem Silber, 17:14.
Silbernes Pacificale in Kreuzgestalt, 66 cm hoch, Rokoko.
Drei mittelalterliche Glocken:
1) 45 cm Durchmesser, am Halse in Majuskeln:
O rex gtorie veni cum pacc.
2) ").") cm Durchmesser, am Halse in Minuskeln:
Maria mir aus not durch hilf.
3) r>2 cm Durchmesser, am Halse un verständliche Minuskelschrift.
KirCheil-DombrOWka, polnisch Dabröwka koscielna. Dorf
26 km südöstlich von Obornik.
Katholische Pfarrkirche zur Himmelfahrt S. Maria.
Patron: der Staat,
Ein Pfarrer der Kirche wird urkundlich 1348 genannt (Oul. dipl. Nu. 1-Jt»9).
Im Jahre 1736 fand ein Neubau statt ; nachdem dieser 1774 vom Witze ge-
troffen wurde, wurde 1776 (Inschrift am Triumphbalken) die gegenwärtig
bestehende Kirche errichtet (Korjtki»w«ki I, S. 29).
Geräumiger, einschiffiger Holzbau, die Kirche aus Schrotholzbohlen,
der Turm aus Fachwerk, aul'sen mit Brettern bekleidet und mit Schindeln
gedeckt. Auf der Ostseite dreiseitig geschlossen, auf der Nord- und der
Südseite eine Kapelle; der quadratische Turm vor der Westfront mit durch-
brochener Haube. Längs der Westwand des Schilfes ein«* Empore, welche
sich auch längs der Nord- und der Südwand bis zu den genannten Kapellen
fortsetzt.
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Kn i.-. Ubornik.
GOSÜII, polnisch Mm •owana Goslina'i. Stadt IG km südöstlich von
Obornik, besafs im Ausgange des 14. Jahrhunderts deutsches Hecht.
Katholische Pfarrkirche 8. Jakobus.
BuuWten trä^'t ili<- Gut.-*ln;rr-i.-liaft.
Einschiffiger, spätgotischer Hau, welcher, da die Strebepfeiler fehlen,
von Anfang her auf eine Holzdeck«' angelegt war. Das 8,.'i0 in breite Schiff
enthält die ursprüngliche, ein einfaches Rechteck bildende Kirche. Die
Westfront sowie der Sockel der westlichen Hälfte der Seitemnauern sind
aus Granitquadern hergestellt, deren Fugen mit Bruchstücken von Horn-
blende ausgezwickt sind; alle übrigen Teile sind gegenwärtig verputzt, ins-
besondere die in Ziegeln hergestellten, mit Blenden gegliederten beiden
Giebel. Es ist nicht ausgeschlossen, dafs die Westfront mit den angrenzenden
Teilen der Seitenmauern oder auch nur die Grauitquader von einem roma-
nischen Bau übernommen wurden.
Im Jahre 1717 wurde auf der Ostseite der ge viert förmige Chor ange-
baut, dessen Dach den spätgotischen Ostgiebel verdeckt (Korytkowski II, S. 108).
Holzfiguren vom ehemaligen Triumphbalken; Christus am Kreuze in
halber Lebensgrösse; Maria, Johannes und die am Kreuze knieende Magdalena
kleiner. Gute Arbeiten der Spätgotik, jetzt mit einem Gold- und Silber-
anstrich überzogen.
Monstranz aus vergoldetem Silber. Maria mit dem Leichname Christi,
in welchem die Hostienbüchse eingesetzt ist. Arbeit vom Anfange des
IS. Jahrhunderts mit drei Stempeln, dem Breslauer Johanneskopf, daneben
B und ferner P. Höhe 72 cm.
Zwei einfach geschmückte Kelche aus vergoldetem Silber, der eine
mit dem Stempel WH.
Drei barocke Kasein sowie eine Dalmatika aus roter Seide mit far-
biger Aufnäharbeit.
Grabstein der Ursula Lwowska von Ostrorög. Gemahlin des Peter
Potulicki. Woiwoden von Kaiisch, *!' 1")7">. Der an der südlichen Aufsen-
seite eingemauerte. 1,80 m breite und 0,JH) in hohe Stein stellt die Verstorbene
schlafend mit polnischer Umschrift dar und kann, da Peter Potulicki das
genannte Amt lf>8.'5 übernahm 3 ', erst nach diesem Jahre gefertigt sein.
Evangelische Pfarrkirche.
Die anfänglich nach Schwersenz eingeplante Gemeinde wurde im Aus-
gange des 18. Jahrhunderts selbständig {'/.. Ct. L. II, S. Uli';. Die 1812— UJ
errichtete Kirche ist ein in Ziegeln ausgefühlter, geputzter Rundbau mit
Holzkuppel und Emporen.
Messingkronleuchter, 18. Jahrhundert, 1811 geschenkt.
Glocke von ()0 cm Durchmesser, 1791 für die Gemeinde gegossen.
Am Halse die. Umschrift:
Joh. Fricdr. Schien kermann goß mich in Posen.
') Zu deutsch: Gomauert Gosliii.
») Vgl. 8. IG.
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Go^lin. - Gniniwlorf. — Lnkowo. Maniowo.
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GraniSdOl'f, Dorf 15 km nordwestlich von Rogasen. HVXt von
deutschen evangelischen Einwanderern angelegt,
Evangelische Pfarrkirche.
Das ursprüngliche Kirchengebäude wurde 1742 durch einen Brand ver-
nichtet. An die Stelle desselben trat noch in demselben .lahre ein Fach-
werkbau, welcher 18o7> durch den vorhandenen Neubau ersetzt wurde.
F. K. H:i<(lrich, Geschieht*» d*»r «•vang. lisi li. n Kirehengemehule (irnmxlorf «fit ihrer
Gründunp 1635 l.is 1HH5. Ostrowo 1885.
Mittelgrofse Glocke, am Halse die doppelzcilige Umschrift:
Ich diene der Gemein mit meinem Schal! und Klang,
Dient ihr Göll mit Gedeih, Gehorsam und Gesang.
Auf der einen Seite wird der (iiefser genannt:
Gegossen anno ijjq durch Johann Heinrich Scheel in Stettin,
auf der anderen Seite der Pastor Martin Pilatzki mit sechs Mitgliedern des
Gemeinde-Vorstandes.
LllkOWO, Dorf 5 km östlich von Obornik.
Katholische Pfarrkirche S. Michael.
Der Pfarrer wird KW7 urkundlich genannt [v. l.ek-/.veki, (iriMÜMii hor I. Nu. 2li>_>).
Holzbau des 18. .Jahrhunderts, einschiffig, mit dreiseitig geschlossenem
Chor und Westtunu; die Kirche in ausgebohltem, der Turm in ausgemauert cm
Kachwerk : Tonnengewölbe.
Monstranz aus vergoldetem Silber, Rokoko. f»4 cm hoch, mit den
Stempeln ICP und S.
Kelch aus vergoldetem Silber, Rokoko, 1 7.">4 geschenkt.
Mehrere Kasein, Pluvinle. Decken und Bänder aus dem 18. .lalu-
hundert. Eine schöne, zugleich gut erhaltene Kasel ist mit Benutzung eines
Seidengürtels gefertigt, dessen Muster einem anderen Gürtel im Provinzial-
Museutn zu Posen entspricht; das Kreuz zeigt naturalistisches Ornament mit
der Taube in der Mitte
Zwei mittelgrofse G locken mit gotischen Miuuskelschriften, von denen
die eine heilsen soll: Ihcsus Xazarcß/us. rex Judcorum.
Die dritte Glocke von .'54 cm Durchmesser trägt am Halse die Umschrift:
Fccit J. Zach. Xettlwrdt a Posen anno j~yS'.
ManleWO, Landgemeinde 7 km südöstlich von Obornik.
Zur gegenwärtigen Gemeinde Maniewo gehört das untergegangene Dorf
Radzim an der Warthe. Radzim war im Mittelalter Sitz eines Kastellans,
und die Bodenerhebungen der dortigen Warthe -Insel sind als der Ort der
Burg zu betrachten. Bronzcwalfen i Schwerter. Dolche, ('ehe, Lanzenspitzen >,
welche an dieser Stelle in dem ursprünglich nur einen Nebenarm vorstellen-
den Strombette gefunden wurden und teilweis in das Provinzial-Museum
zu Posen gelangt sind, zeugen von einer Bedeutung des Ortes schon vor
Beginn unserer Zeitrechnung.
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28
Kreta Obornik.
Die katholische, S. Nikolaus geweihte Pfarrkirche in Radaim wurde
1230 gegründet [Lakauewiez, Ujiv. Pom. I, S. 2*.H)). Die älteste urkundliche Erwäh-
nung hat sieh aber erst aus dem Jahre l.'lbO erhalten, als König Kasimir
der Grol'se die Dörfer Maniewo. Radzim und Hrzeziny auf dem "Wege des
Austausches dem Posener S. .Johannes-Hospitale überlief» und diesem insbe-
sondere das L'atronat der Pfarrkirche in Uadzim verlieh N.i. 1 tl8 '..
Die Kirche bestand als Holzbau bis vor einigen Jahrzehnten, Wurde aber
abgebrochen und dafür im Dorfe Maniewo eiji Neubau errichtet.
Abli. 20. Kelch der Kirche in Maniewo.
Kelch aus vergoldetem Silber Abb. 20>. Der sechspafsartige Fufs, der
Knaufund der untere Teil der Schale mit graviertem, spätestgntischem Mals-
werk; am Fufse eine aufgelegte Kreuzigungsgru]>pe. am Knaule sechs rhom-
bische Felder mit dem verkehrt gestellten Namen Ihesus. Die Schale bereits
in der Weise der Renaissance geschweift. Posener Arbeit aus der Mitte des
Hi. Jahrhunderts. Höhe 19 cm.
Objezierze, Gutsbezirk «km südlich von Obornik.
In einem schon zu vorgeschichtlicher Zeit stark besiedelten Landstriche
gelegen, erscheint Objezierze auch frühzeitig in den Urkunden. Gegen Aus-
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Objezierze.
29
gang des 12. Jahrhunderts schenkten Bischof Eadwan und Herzog Mieezis-
laus II T. dem S. Johannes-Hospital bei Posen die Zölle mehrerer Dörfer,
darunter diejenigen von Objezierze; ihre Nachfolger bestätigten die Schen-
kung 1218, 1225 und 1238.
1,7V '
Al.b. 22. Grundriß der Kirche in Objencroe. Aid». 23. Romsiniüdies Purtal.
1 :74.
Katholische Pfarrkirche S. Bartholomäus.
Patron: die Gutidierrscliaft.
Die Kirche (Abb. 21 22) ist aus einem einschiffigen, romanischen
Bau hervorgegangen, welcher im Osten vermutlich einen halbrund geschlosse-
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Kreit Obornik.
neu Chor nur! im Westen einen quadratischen Turm hatte. Als sie in spät-
gotischer Zeit deni räumlichen Bedürfnisse nicht mehr genügen mochte,
wurde der alte Chor abgehrochen und das Langhaus gegen Osten verlängert
und dreiseitig geschlossen. Ursprünglich auf eine Holzdecke angelegt, wurde
sie nunmehr mit Strebepfeilern besetzt und vermutlich mit Sterngewölben
überspannt, welche ans unbekanntem Anla sse später wieder beseitigt wur-
den. Auf der Nordseite wurde eine Sakristei errichtet. Im vorigen Jahr-
Al'b. 21. Keliquinr »l«-r Kirche in < Mtjrziriv.«-.
hundert, vielleicht 177") (Korjtkovslü II. 8. 179), wurde die Kirche neu ausgebaut
und mit nüchternen Holzdecken versehen. Lichte Weite. 7,.~><> m.
Die unteren Teile des romanischen Baues bestehen aus Granitquadern,
welche am Erdreich bis zu .'!,*> om. in Kopfhöhe iL* — !."> cm hoch sind: die
Fugen sind nachgeritzt. Bings um die Kirche zog sieh ein aus einer Schräge
gebildeter Sockel. Auf dieser Schräge findet sich an einer Stelle der Süd-
seite mit lateinischen Großbuchstaben des 14. Jahrhunderts die Inschrift
eingegraben: Hie jaeef Kiene, dahinter ein kleines Wappen mit einem nach
links geneigten Pfeile. Die oberen Teile der Umfassungsmauern und des
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< »Iji-zii rzr.
31
Turmes besteben aus Ziegeln von 20 : l.'l : 7,.") cm Abmessung, in der Süd-
maner des Langhauses ist unter einer wertlosen, neueren Vorballe ein altes
Portal (Abb. 23) erhalten, welches bei doppelt abgestufter Leibung im Rund-
bogen geschlossen ist. während die Thiiröffnung von einem geraden Sturze
überdeckt wird: das Kämpfergesims setzt sich aus Platte und Schräge zu-
sammen: das senkrechte Gewände ist in Granit, die Bögen sind in Ziegeln
AM". 25. Retiqnwr der Kirche in Objotieno.
ausgeführt. Auch der Turm Abb. 21 1 ist der Hauptsache nach romanisch
und hat ain obersten Stockwerke Rundbogenfriese; die Strebepfeiler und
der Helm gehören dem vorigen .lahrhundcrt an. Bei der spätgotischen Er-
weiterung wurden die Granitipiader und Ziegel der abgebrochenen Bauteile
sehr zahlreich wieder benutzt.
Zwei Kelche aus vergoldetem Silber. Der ältere, im Stile der Hoch-
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:\2
Kreis Olnirnik.
renaissance, ist 21 cm hoch und wurde 1559 gefertigt: die Flächen des seehs-
pafsförmigen Fufses sind mit zartem Rankenwerk gefüllt. Der jüngere, in
den Formen der Spätrenaissance, wurde 1(134 geschenkt.
Pacificale aus vergoldetem Silber, (55 i m hoch, 1(557.
*Re]iquiaru m (Fig. 24 — 25) in Gestalt eines Giebelhäuschens. Die
hölzernen Wände .sind von vergoldeten, mit (5 ruhenschmelz überzogenen
Kupferblechen bekleidet. Auf der vorderen Langseite ist der Martertod des
S.Dionysius, Schutzheiligen von Frankreich, dargestellt; auf der Dachfläche
wird der Heilige enthauptet ; auf der Wandfläche darunter übergiebt er einem
Priester, welcher vor einem mit Kreuz und Kelch besetzten Altare steht,
sein Haupt, während hinter ihm sein Mörder zusammenbricht und Gott aus
den Wolken die segnende Hand herabreicht. Die beiden Schmalseiten zeigen
jede die schlanke Gestalt eines mit der Toga bekleideten Heiligen. Die
Dach- und die Wandfläche der Rückseite, von denen die letztere zum Oeffnen
umgelegt worden kann, werden von einem Flächenmuster bedeckt. Der
Kamm auf der Firstlinie trägt zwei Plättchen mit Engelgestalten. Die in
Linien eingeritzten figürlichen Darstellungen zeigen eine edle Haltung; auf
der Vorderseite sind die Köpfe in Relief aufgesetzt. Das Email hat sich,
soweit es nicht äulsere Schäden erlitten hat , vorzüglich erhalten ; die
Farben sind ohne Tönung aufgetragen, und als Haupt färbe ist Dunkelblau,
daneben sind Grünblau. Smalteblau, Rot, Gelb und Weifs verwendet. Das
Kästchen inifst bis zur First krönuug 24 cm. Als Zeit dor Verfertigung
ist die erste Hälfte des Kl. Jahrhunderts und als Ort derselben Limoges
anzunehmen.
Ewige Lampe, Silber. Spätrenaissance.
Achteckiger Weih Wasserkessel aus vergoldetem Kupfer, mit einge-
ritztem, nüchternem Mafswerk, erste Hälfte des 1(5. Jahrhunderts.
Zwei kleine Messingkronleuchter, der eine mit dem doppelköpfigen
deutschen Reichsadler auf der Spitze aus der zweiten Hälfte des 17. Jahr-
hunderts, der andere jünger.
Vier Zinnie uchter von 1780.
Zwei Glocken von 70 und 75 cm Durchmesser mit gotischen Minuskel-
schriften.
Grabplatten des Andreas Objezierski f 155*4 und seiner Frau, an der
Umfassungsmauer, die erste links, die zweite rechts vom Hochaltare ein-
gemauert. Beide sind liegend dargestellt. Nur das Denkmal des Mannes
ist mit Inschrift versehen.
Oborilik, Kreishauptstadt, Station der Eisenbahn Posen-Schneide-
mühl, auf dem rechten Ufer der Warthe.
Obornik besah im 14. Jahrhundert Magdeburger Recht ; als die Ver-
leihungs -Urkunde bei einem Brande um 1480 verloren ging, erhielt es 1485
von König Kasimir Jagello seine rechtliche Stellung von neuem bestätigt.
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Oliomik. — Parkowo.
33
Katholische Pfarrkirche zur Himmelfahrt S. Mariä.
I>ir Baiila>t«'ii trägt il<?r Staat.
Ein Pfarrer von Obornik nennt- sich als Verfasser einer Urkunde vom
Jahre 1303 (('ml «Upl. No. 868).
Arg verstümmelter, spätgotischer Ziegelbau, von welchem nur die Um-
fassungsmauern und die Pfeiler alt sind; dus Hauptschiff endet im Osten
dreiseitig, hat auf der Nordseite ein Nebenschiff und im Westen einen
ge viert formigen Turm.
Mefskelch und Speisekelch aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance.
Deckel eines Käuchergefä l'ses, Messing, spätgotisch.
Taufkessel aus getriebenem Kupfer, 40 cm hoch, aus dem 18. Jahr-
hundert. Am Deckel die Umschrift :
Ehr sei Gott in der Höhe.
Kupferner Weihwasserkessel, mit getriebenem Rankenfriese, aus der-
selben Zeit.
Zwei Standlenchter aus Messing, welche beide am Fufse die In-
schrift tragen:
Das Geiv: der Buchbinder, Zin- und G/ockengiescr ij6q.
Holzrelief, die h. Jungfrau innerhalb eines Rosenkranzes, 18. Jahr-
hundert.
Glocke von 42 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift:
/oh. Fried r. Schienkerntann gofs wich in Posen t?yt.
Die katholische Kapelle zum h. Kreuze ist ein einschiffiger Fach-
werk bati mit Westturm und dreiseitig geschlossenem Chor. 1 Tt>t> errichtet.
Die Bildung der evangelischeu Gemeinde in Obornik geht in das Jahr
1775 zurück. Die alte Kirche, ein Fachwerkban. stand auf dem Markte,
war 1777 geweiht, aber bei dem Stadtbrande von 1 Hl 4 zerstört worden. Im
Jahre 1821 erhielt die Gemeinde von der Regierung das Gebäude des auf-
gehobenen Franzi skalier- Klosters überwiesen und richtete dasselbe zum
gottesdienstlicheu Gebrauche ein.
B. Warnitz, Knrzr; Geseliiclitc d«>r «.'vaiiß'-lUi'h-lutlirrisi'lM'n G'-mcinilc zu Olmrtiik vwi
1777 l.is 1877. Obornik 1877.
ParkOWO, Dorf 9 km nordöstlich von Ob. »rnik. Station der Eisen-
bahn Posen-Sehneidemühl.
Katholische Pfarrkirche S. Margarete.
Die Kirche wurde 1448 zur Pfarrkirche erhoben. Das gegenwärtige
Gebäude, ein Kuppelbau mit Umgang, aus Ziegeln errichtet und geputzt,
wurde 1781 — 1802 in klassizistischen Formen ausgeführt. 184~> geweiht und
18">3 mit Ziukdächem versehen (K«rytkowxki II, S. '200).
Monstranz aus vergoldetem Silber, Rokoko. »>f> cm hoch. Stempel
der Stadt Breslau nebst Zeichen des Beschanmeisters und Meisterstempel GK
(llo*pnWrg, Nn. 446, 449 mul 47i>).
Mehrere Kasein und Pluviale des 18. Jahrhunderts.
f.
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Kreis Obornik.
RitSCh dl Wälde, polnisch Ryczywol. Stadt 13 km nordwestlich
von Rogasen.
Katholische Pfarrkirche S. Nikolaus.
1450 gegründet. I f> ">:i erneuert (KurvtUwski II, S. 18:)).
Kunstloser, einschiffiger Holzbau, im Osten dreiseitig ge-
schlossen. In geringer Entfernung vor der Westfront der Glocken-
turm.
n Monstranz aus teilweis vergoldetem Silber, dreitünniger Spitz-
bau der Spätrenaissance. 68 cm hoch, mit den Standbildern der
h. Jungfrau, des S. Adalbert und S. Nikolaus, auf der Spitze die
A\>h.2(i. Kreuzigungsgruppe: 1620 beschafft und 1747 erneuert.
Glocken: Die grölst e mit 85 cm Durchmesser, spätgotisch. In
der Ansicht ein fiach erhabenes Weihekreuz (Abb. 26), am Halse die Umschrift:
O rex glorie prcveni cum pace. Maria . . hilf uns.
Die drei anderen hängen unzugänglich. Eine derselben mit der Inschrift:
Christian Hampel mc fecit.
ROgRHen, polnisch Rogozno, Stadt 17 km nordöstlich von Obornik,
Station der Eisenbahn Posen-Schneidemühl.
Rogasen. 1248 Rogozne, 125.") Rogosen genannt, lag an der von Posen
nach Norden führenden Handelstra l'se. welche hier unter dem Schutze einer
Burg die den Abflufs des Rogasener Sees aufnehmende Welna kreuzte; seit
alter Zeit war es Sitz eines Kastellans. Deutsches Stadtrecht erhielt es im
Jahre 12H0 von Przemislaus IL, welcher, nachdem er sich einige Monate
zuvor zum König hatte krönen lassen, hier im Februar 12U6 ermordet wurde.
Nach einem Brande bestätigte König Wladislaus II. im Jahre 1427 das
deutsche Recht. Rogasen war königliche Stadt, wurde aber während des
15. und 16. Jahrhunderts vorübergehend verpfändet. Im 17. und 18. Jahr-
hundert wurde es durch Krieg und Feuersbrunst heimgesucht. Um die
Mitte des 18. Jahrhunderts wurde südlich von der Altstadt den See entlang
die von deutschen Handwerkern bevölkerte Neustadt angelegt.
Katholische Pfarrkirche S. Veit.
Pa(r<»u: iler Staat.
Die Kirche wird zum ersten Male 125ti, ein Pfarrer derselben 1326
urkundlich erwähnt (C.hI. x„. 344 und 10G8).
Ziegelbau vom Ausgange der Gotik. 1526 begonnen ( Abb. 27). Drei-
schiffige Hallenkirche, deren Mittelschiff auf der Ostseite sich in einem drei-
seitig schliefsenden Chor fortsetzt, während die Seitenschiffe geradlinig enden;
Mittelschiff und Chor haben Sterngewölbe, die Seitenschiffe Kreuzgewölbe.
Ein Turmbau fehlt. Das Innere der Kirche mifst in der Breite des Chores
0.50 m, des Mittelschiffes 8.20 m und des Langhauses 10,50 m. Die recht-
eckigen Pfeiler des Langhauses sind an den Kanten zweimal um einen
halben Stein abgestuft und mit Rundstäben. Fasen oder auch Kehlen aus-
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Kogaaen.
35
gestattet; sie haben gegen das Mittelschiff und die Seitenschiffe teils drei-
teilige Runddienste, teils rechteckige, an den Kanten abgefaste Dienste,
denen sich die Gewölbe ohne Vermittelung besonderer Kapitale aufsetzen.
Im Chore sind die Gewölbeanfänge mit kleinen Menschenköpfen geschmückt.
An der Nordwestecke des nördlichen Seitenschiffes ist eine nach dem Dache
Abb. 27. Katholisch« Pfarrkirche in Röpsen.
führende "Wendeltreppe angelegt, welcher sich über dem nordwestlichen
Strebepfeiler des Mittelschiffes eine zweite Wendeltreppe für das Hauptdach
anschliefst. Die Sakristei und die Schatzkammer liegen auf der Südseite des
Chores; beide haben Tonnengewölbe.
Das Innere der Kirch«' wurde im 17.
oder 18. Jahrhundert geputzt und dabei teil-
weis verändert. Die Fenster sind sämtlich
erneuert. Alt ist noch das Gewände der
Westthür (Abb. 28).
Auf den Au Isen flächen sind die Ziegel
mit zahlreichen Namen und Inschriften be-
deckt, deren wichtigste sich links, unterhalb des
östlichen Chorfensters befindet und, auf drei
Ziegeln noch vor dem Brand»- eingegraben,
den Tag der Grundsteinlegung meldet'):
Fnndacio prima injech'o lapidis fera'a Juiy tjjö hora <S' vcl. XO. XV.
Die Südseite der Kirche ist besonders in den Ecken der Strebepfeiler sehr
reich an Näpfchensteinen (llookonbeek, NApfehciKtemc. X. H. Oetf. t, S. 118 nnd IT, S.86).
Altar am Ostende des nördlichen Seit*'nschiffVs. Klappaltar mit wert-
losen Bildern, in die Mauer eingelassen und von barocken, aus Holz ge-
schnitzten Ornamenten und in Stuck modellierten Trophäen umrahmt.
') Ein« zweite Inschrift von 1 52*», welche Lukaswwirs, Dy<v. IWn. I. S. 3W mitteilt. \A
nicht zu tindt'ii.
6«
rz i
Abb, 2H. Rngusen. Thürpewänilc.
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Krt'ii» Obornik.
Taufkessel ans Messingguis, von drei Klauenfüfsen getragen. 60tra
hoch. Die Inschrift, welche den Rand dos Kessels umzieht, ist nicht völlig
verständlich, bekundet jedoch, dafs der Kessel für die Kirche, „in honorem
saneti Viti" gegossen wurde; sie wird von fünf Heiligengestalten unter-
brochen, welche innerhalb einer mafs werkartigen, wenig erhabenen Umrah-
mung stehen. Rohe Arbeit um 1500.
Slilisli.-i'li uhiti-Uvu«' Al>l<il(luii<{ in R;u'7.yii>ki, \WjM>nitii«-niu \Yi«'lkn[><>l>ki I, S. 1<>~.
Der sechseckige, mit Oelfarbe bemalte, hölzerne Deekol des Tant-
kessels stammt ans der ersten Hälfte des 1«. Jahrhunderts. Die geschweiften
Grate waren ehemals mit Krabben besetzt; die Flächen zeigen die Tauf«
Christi. 8. Veit, den Evangelisten S. Johannes, den auferstandenen Christus,
Maria mit dem Kinde und S. Katharina. Ohne die jetzt feldende Spitze
Ö4 cm hoch. In der Sakristei aufbewahrt.
Kruzifix aus Holz, bemalt, derbe Arbeit vom Ausgange des Mittel-
alters. Vom ehemaligen Triumphbalken, jetzt in der Vorhalle des südlichen
Einganges.
Christus im Elend sowie Anna und Maria das Kind haltend, be-
malte Holzbildwerke derselben Zeit.
Silberne Monstranz, teilweis vergoldet, dreitürmiger, spätgotischer
Aufbau mit den Standbildern der h. Jungfrau sowie S. Benedikts und
S. Adalbe rts. Der Ful's 1(528 erneuert. Der auf der Unterseite eingegrabe-
nen Inschrift zufolge gehörte die Monstranz dem aufgehobenen Benediktiner-
Kloster in Lubin. Höhe 1 m.
Pacificale aus vergoldetem Silber, das Kreuz von 1">1(>, der Ful's aus
dem 17. Jahrhundert. Höhe 4."> cm.
Silberne ewige Lampe. H>89.
Mehrere gestickte Priestergewänder aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
Die drei (Hocken hängen unzugänglich.
Die in der Neustadt gelegene evangelische Pfarrkirche, deren Ge-
meinde sich mit der Gründung der Neustadt bildete, ist ein Putzbau aus
der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts.
Getriebene Messingschüssel im Provinzial-Museum zu Posen.
RoSClinOWO, Gutsbezirk 6 km östlich von Obornik.
Katholische Pfarrkirche S. Katharina.
Im Mittelalter gegründet, 1798 als Ziegelbau erneuert.
Kelch aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance, mit den Stempeln der
Stadt Posen (zwei Schlüssel unter einer Krone) und des Meisters IW.
Zwei silberne Pacificale, 104.") und I7tȊ geschenkt.
Glocke von 49 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift:
Gloria in exce/sis deo. i6X\.
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Rosclinowo. — NVelna.
37
Wdllftj Gutsbezirk 10 km nordöstlich von Obornik, am Welna-Bache.
Katholische Kirche zum h. Kreuze, zur Pfarrei Parkowo gehörig.
Patron: das Kl<»ter Berge in Magdeburg.
Die Kirche wurde im Anfange des 1 7. Jahrhunderts von der Guts-
herrsehaft erbaut, 1727 erneuert und 17.51 geweiht K..ntkmv«ki II, S.2<>1;.
Abb. 2«.>. Kirche in Welna.
Einschiffiger Holzbau von ausgebohltem Fachwerk, in Gestalt eines
lateinischen Kreuzes, im Osten dreiseitig geschlossen; Breite des Mittelschiffes
6,50 m. Neben dem Chore liegen zwei Sakristeien, und als Fortsetzung der-
selben zieht sich ein niedriger Gang um das Mittelschiff herum, so dal's der
äul'sere Anblick einen gewissen malerischen Reiz gewährt ( Abb. 29i.
Das Innere ist mit Leimfarben-Malereien ausgestattet. An der Decke:
Kaiser Constantin erblickt das h. Kreuz, und seine Mutter Helena findet
dasselbe auf Golgatha. An den Wänden: Christus, Maria und die Apostel.
Die Oelbilder am Gestühl, welche das Vaterunser, die Seligpreisungen und
Allegorisches darstellen, sind unbedeutende handwerkliche Leistungen.
Die katholischen Pfarrkirchen in Boruschin, Ludom und Polajewo sind
neuere Ziegelbauten, die in Lang-Goslin ein kunstloser Holzbau von 1778.
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KREIS SAMTER.
Biezdl'OWO, Dorf 5kin südwestlich von Wronke.
Katholische Pfarrkirche, dem h. Kreuze und S. Nikolaus geweiht.
Patron: dio Gutshorrsdiaft.
Die Kirche gehört im wesentlichen einem spätgotischen Ziegelhau an,
dessen Grundrifs bei der .stattlichen inneren Breite von 11 m die übliche
einschiffige, im Osten dreiseitig geschlossene Gestalt besitzt. Ursprünglich
gewölbt, erhielt die Kirche im 18. Jahrhundert eine Holzdecke; gleich-
zeitig wurden zu beiden Seiten des Ilochaltares Emporen eingebaut, das
Aeui'sere geputzt und vor der Westfront ein Turm mit gefälliger Haube
errichtet, welche 1890, vom Blitze getroffen, in Anschlufs an die alte Gestalt
erneuert wurde.
Kruzifix aus Holz, bemalt, aus dem 15. oder IG. Jahrhundert, ehemals
auf dem Triumphbalken, jetzt hinter dem Hochaltäre aufgestellt.
Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, der eine in reicher Spätrenais-
sance von 1655, der andere von 1729 ohne Schmuckwerk.
Zwei Pacificale aus vergoldetem Silber, Rokoko, das eine von 177t)
in Sonnenform, das andere in Kreuzgestalt.
Pluviale, barockes Silbergewebe mit in Gold gestickten Blumenranken.
G locken: 1) zwei spätgotische Glocken von 75 und 6.-J cm Durch-
messer, am Halse der gröfseren: Got, Maria helpc nur. Nicolans.
2) 50 cm Durchmesser, 1608 von O. Albrecht aus Landsberg a. W. ge-
gossen : Verbum domini manet in aeternum.
Ioachimus Conovius fiastor. Anno MDCVIII.
Hans Neumann, Thomas Pole, Kirchveter.
M. Otto Albrecht.
Grabplatte des Lukas Bobolecki, Sohn des Stanislaus Bobolecki von
Bnin, f 1622 im Alter von 16 Jahren, bereits zu seinen Lebzeiten gesetzt;
in italienischer Auflassung. Innen an der Nordmauer.
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Birulrnwo. — Kythin. — Du*tlinik. — Kjtimterz. 30,
BythlU, Dorf ir)km südwestlich von Samter.
Katholische Pfarrkirche, S.Maria, Allerheiligen und S.Nikolaus geweiht.
Patron: die GuUlierrschaft.
Spätgotischer Ziegelbau, an Stolle eines älteren Baues 1">34 errichtet,
einschiffig bei 0,30 m innerer Breite, im Osten dreiseitig geschlossen; an der
Südwestecke eine Wendeltreppe zum Daehraume. Die Gewölbe sind durch
eine Holzdecke ersetzt. Rechts neben dem östlichen Fenster der Südseite
ist auf zwei Ziegeln das Jahr der Erbauung eingegraben:
Anno dotnini 1534.
Monstranz aus vergoldetem Silber, Renaissance, Spitzbau mit den
Standbildern der Heiligen Nikolaus und Stanislaus.
Glocke von 60cm Durchmesser, 1791 gegossen. Am Halse die Umschrift:
/oh. Friedr. Schlenkermann goß mich in Posen.
DUSChnik, Dorf 23 km südwestlich von Samter.
Katholische Pfarrkirche S. Martin.
Patron: der Staat.
Einschiffiger, spätgotischer Ziegelbau von H.öO m innerer Weite, im
Osten dreiseitig geschlossen, mit Sterngewölben überdeckt ; an der Nordwest-
ecke ein runder Treppentnrm. Gröfsere Bauarbeiten fanden 1760, 1830 und
1891 statt (Korytkoweki II, S. 143).
Triumphbalken, Christus am Kreuze, Maria und Johannes. 16. Jahr-
hundert. Bei den letzten Bauarbeiten verständnislos übertüncht.
Monstranz aus vergoldetem Silber, 70 cm hoch, 1703.
Spätgotischer Kelch aus vergoldetem Silber, 21 cm hoch. Auf dem
vierpafsförmigen Fulse die gravierten Brustbilder der h. Jungfrau, S. Barbara
und S. Katharina sowie eine aufgelegte Kreuzigungsgruppe.
Vier Kelche der Renaissance, einer aus dem Itf., die drei anderen aus
dem 17. Jahrhundert.
Spätgotische Glocke von 86 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift :
In nomine domini. Amen. O rex glnrt'e veni cum pacc.
Grabtafel an der Südmauer, mit einfacher Renaissance-Umrahmung.
Die gemalte Schrift der Tafel wurde durch den neuerdings aufgetragenen
Oelanstrich zugedeckt.
Kupferne Grabplatte des Pfarrers Andreas Cichowski f 17»>4. mit
einer Inschrift bedeckt; jetzt anl'sen an der Nordmauer aufgestellt.
KaZDlierZ, Dorf II km südlich von Samter. Station der Eisen-
bahn Posen -Meseritz.
Der Höhennicken westlich von Kazmierz ist besonders reich an vor-
geschichtlichen, mit der Hallstätter Zeit beginnenden Funden.
Ii. Florschiit/., Der Urncnfricdhof von Kaiiiiier/.. Z. H. Ges. V. 181.
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Krei«. Samter.
Katholische Pfarrkirche S. Maria.
Patron: die Gntshemctiuft.
Die Kirche bestand bereits \'2W bei der Teilung des Posener Archi-
diakonats (Cod. <U|>I. N<>. 77t 1494 wurde sie in Ziegeln neu erbaut und 173«
wieder hergestellt (Korjtkowski II, S. 177).
Spätgotischer Ziegelbau i Abb. :\0i. Dem 8,00 m breiten Schilfe fügt
sich östlich ein 7,70 m breiter, dreiseitig geschlossener Chor und nördlich,
durch zwei Bögen getrennt, ein .*5,70 m breites Seitenschirl* an. Sternge-
wölbe. Der zerstörte Westgiebel zeigt übereinander zwei Keinen Blenden,
von welchen die obere flaehbogig, die untere kielfönnig geschlossen und jede
Blende mit einem Kreuze ausgesetzt ist.
AM'. 90. Kirche in Kaimim.
Altar im Seitenschiff, Spiitrenaissancc. Im Sockel auf Holz gemalt
S. Anna mit Maria und dem Kinde zwischen Engeln.
Kruzifix vom ehemaligen Triumphbalken, aus bemaltem Holze, spät-
gotisch; jetzt in der südlichen Vorhalle. Daselbst noch ein zweites Kruzifix
von jüngerem Ursprünge und geringerem Werte.
Die h. Jungfrau, bemaltes Hochrelief aus Holz, spätgotisch.
Chorstuhl für 5 Sitze, spätgotisch, mit Malereien aus dem Anfange
des 17. Jahrhunderts.
Beichtstuhl, Spätrenaissance, mit Kesten ornamentaler Bemalung.
Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance.
Glocke von 2.") cm Durchmesser, bezeichnet 1042.
Kleines Wandgrab des Johannes Niegolewski, Landrichters von Posen,
und seiner Frau Agnes geb. Konarzewska f 1031. Beide kuieen unter einem
Kreuze, nur die (Trabschrift der Frau ist ausgefüllt. Auf der Innenseite der
Südmauer.
OborsitzkO, polnisch Obrzyeko. Stadt 11 km nordwestlich von
Samter, am buken Ufer der Warthe.
Obersitzko war seit dem Anfange des IS. Jahrhunderts Kastellanei.
Der Grundherr Christoph Kadziwill erwirkte löMH für den Ort das magde-
burgische Stadtrecht: sein Sohn gewährte 104.*'. den zuziehenden Ansiedlern
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Old-rsilzko.
41
freie Ausübung ihres Bekenntnisses: infolge dessen Uelsen sieh zahlreiche
Evangelische aus den deutschen Nachbargebieten in Obersitzko nieder.
Später gelangten in den Besitz der Stadt die Familien Radomieki und Ra-
czynski, welcher letzteren sie noch jetzt gehört.
J. Friedlinder, Dar Fand v<>n Obrtycko, Silbonnünzou au* uVm /• Imt. n cliristlicli«m
Jahrhundert. Berlin 1811.
\h\>. 31-32. Kath. Pfarrkirche in Oberailxko.
Katholische Pfarrkirche S. Peter und S. Paul, am westlichen Ende
der Stadt gelegen.
Patron: der Beiitzer der Herrschaft Obcnüuko.
Die ersten urkundlichen Erwähnungen der Kirche sind aus den Jahren
1256 und 1298 (Cod. dipL No. 844 und 770) erhalten. Als im .lahre. 17K1 der
(>
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42
Kreta Samter.
Turmhelm der gegenwärtigen Kirche erneuert wurde, fand man in dem
Knaule desselben ein vom 2l>. Oktober 1728 ausgestelltes Schriftstück, laut
«reichem der Grundherr Wladislaus Kadomicki den Bau der Kirche 1714
nach der Zeichnung des italienischen Baumeisters Pompeo Ferrari') be-
gonnen und sein Sohn Joseph Radomicki denselben vollendet hatte.
Die Kirche (Abb. .'51 ;»2i, ein einfacher, durch gute Verhältnisse aus-
gezeichneter, barocker Pntzbau, hat eine centrale Gestalt mit nach Osten
gerichteter Hauptachse. Um eine Vierung von
8,75 m Spannweite, deren Walmkuppel mit
einem vierseitigen Zeltdache abgedeckt ist, legen
sich vier tonnengewölbte Kreuzarme. Die beiden
in der Hauptachse gelegenen Kreuzarme erwei-
tern sich jeder zu einer halbrunden Nische,
von denen die westliche die Orgelbühne und die
hinter dem Hauptaltare gelegene östliche die
Sakristei enthält, während über ihr sich der mit
Schindeln gedeckte Glockenturm aufbaut.
Monstranz aus vergoldetem Silber, spät-
gotisch, einen einfachen Spitzbau zwischen
zwei Strebepfeilern darstellend, ">8 cm hoch
( Abb. 33).
Eine zweite Monstranz, barock, 78 cm
hoch.
Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, jeder
23 cm hoch:
1) spätgotisch: auf dem sechspafsförmigen
Fufse die gravierten Bilder des auferstandenen
Heilands sowie der Heiligen Paul, Magdalena.
Maria, Katharina und Peter.
8) Spütrenaissance, 1605 geschenkt.
Waschbecken aus schwarzem Marmor, in
der Sakristei, 1727.
Stuhl, mit geprefstem, farbigem Leder be-
Ai.l». 33. OUorsitzko. Monstranz, spannt, aus der ersten Hälfte des 18. Jahr- #
hunderts.
Drei kleine, unzugänglich aufgehängte Glocken.
Im nördlichen Kreuzarme das Grabdenkmal Ignaz II. Raczynski,
Erzbischofs von Gnesen, f 1823 in Galizien und 18f>4 in der Kirche beige-
setzt. Das Modell des Denkmals fertigte 1H41 L. \V. Wichmann in Berlin.
Auf einem, von zwei gedrungeneu Pfeilern getrageneu Tuterbau mit der In-
schrift kniet die Gestalt des Krzbischofs, den Stab im Arme, die Mitra zu
') -Za ahryseni architekta Ferarego Pmiipi-ij Wlocliu, kt/iry na ten koeciot nhry* wydal.-
D:is sehr MfttSrte Scbliftat&ek wurde wieder in d«*n neuen Turmknopf <icl>'gt, nachdem der da-
malige I'fanvr Martin Plucinnki «•im- Alisehrift desselben zu den l'farrakten genommen hatte.
Google
OUersif/.kü.
4:i
seinen Füf'sen, betend vor einem kleinen Alture. Das architektonische Bei-
werk in den Formen der Berliner Bauschule. Der Unterbau ans grauem
Marmor, die Gestalt und der Altar ans Bronze.
Im südlichen Kreuzarme ein 3 m hohes nnd (Im langes Oelgemälde,
darstellend das Abendmahl Christi, von Engenio Caxes aus Madrid in der
Art der späteren Italiener UKW gemalt, von Graf Athanasius Raczynski 18.->H
aus dem Refektorium des Hieronymiten-Klosters in Guadelupe erworben').
•I. A. C. Bennudez, Diceionario histnric" de los m«s düstres |irofesores de Ins bella*
arte* en Espafia. Madrid 1800. Bd. I, S. 30T>.
Evangelische Pfarrkirche, auf der Nordseite fies Marktes.
Di«' Baulasten tragt die Gemeinde.
Die Aufzeichnungen der Kirchenbücher reichen bis in das Jahr Hi4!>
zurück. Nachdem die Gemeinde sich 1734 von derjenigen zu Peterawe ge-
trennt hatte, wurde 1 739 ihr erstes Gotteshaus bei einem Stadtbrande ver-
nichtet. Ein sofort begonnener Neubau wurde 1740 auf herrschaftlichen
Befehl geschlossen und erst 17b'8, nachdem die Ausübung des lutherischen
Bekenntnisses in Polen freigegeben worden war. wieder geöffnet. 1775
wurde die Ausführung eines hölzernen Turmes gestattet.
Rechteckiger Fachwerkbau mit doppelten Emporen, welche nach den
Gewerken abgeteilt sind. Tonnengewölbe. Feber der Haupt front ein mit
Brettern bekleideter Turin.
Hölzerner Taufengel vor dem Altare hängend.
Mehrere Zinnleuchter des vorigen Jahrhunderts, von welchen zwei
Stück 1742 „eine löbliche Briederst hafft der Schuhknechte in Gbersitzco"
stiftete.
Zwei kleine Messingkronleuchter des 18. Jahrhunderts, der eine 177;'
vom Stadtrichter J. G. Börwaldt geschenkt.
Von den drei G locken trägt die gröJste mit ">7 cm Durchmesser die
Inschriften: Gloria in exce/sis deo. Me fecit Adam Hu/dt. Posen.
Die von Gott wiedererlangte Freyheit unser liberum exercitinm.
Obrytzko. Anno fj68.
Die beiden anderen mit .">;"> und 43 cm Durchmesser tragen am Halse
die Umschrift : Joh. Friedr. Schienkerntann goß mich in Posen ijqO.
Ehemaliges Rathaus*, in der Mitte des Marktes stehend.
Eigentum der Grundherrschafl und gegenwärtig vermietet,
Unverputzter, barocker Ziegelbau.
Ein Fenster der Südseite wurde 18.j7 mit einer vom Jahre l.~>-?7 da-
tierten Marmor -Umrahnnu ig im Stile der Frührenaissance eingej'al'st. welche
Graf Athanasius Kaczynski 1843 in Kloster Batalha in Portugal erworben
hatte.
') Graf A. Kaczynski bekleidete von 1*12 bis 1S.V2 das Amt dos preufsuchen Gesandten
in Lisaabon und in Madrid. Sein Bericht über die Erwerbung des Bildes im Pfarrarduvo.
6*
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44
Kivi.- Samtir.
OttorOAVO, Dorf 12 km südwestlich von Samter.
Katholische Pfarrkirche zur Himmelfahrt S. Maria.
Patron: «Ii«- GuUherrschaft.
Die Kirche wird 12!>8 bei der Teilung des Posener Archidiakonats
urkundlich genannt (Cod. dipl. N<». 770).
Einschiffiger, spätgotischer Ziegelbau (Abb. ."»4.. 1 .">."(."> begonnen, zwei-
jochig bei i>,f>0 m innerer Breite, im Osten nach drei Seiten des Achtecks
geschlossen, mit Sterngewölben überspannt. Auf der Nordseite die mit
Abl>. 84. Kirclio in Ottorowo. Sockel gm ms.
einem Tonnengewölbe versehene Sakristei. An der Südwest ecke eine zum
Dache führende Wendeltreppe. Unter dem gegen Südost gerichteten Fenster
ist auf vier Ziegeln die Inschrift eingegraben:
Hoc opus intcplum edificarc anno
Die Fenster wurden im 18. Jahrhundert bis auf eines, welches man
vermauerte, sämtlich erneuert. Fm die Kirche und die Sakristei zieht sich
ein aus einer Schräge gebildetes Sockelgesims ' Abb. .'{."><, welches sich zu
einer rechteckigen Umrahmung um die beiden Thüren verkröpft.
Monstranz aus vergoldetem Silber, Spätrenaissanee; Spitzbau mit den
Standbildern der Heiligen Adalbert und Stanislaus, auf der Spitze ein Pelikan.
Höhe 87 cm.
Kelch aus vergoldetem Silber von Nifrfl und Patene von 1700.
Pacificale aus getriebenem Silber, 1 7. Jahrhundert, Iii cm hoch.
Glocken: 1) 00 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift: .
Ave Maria gracia pleno, dominus tecuiu. 154t.
Die Modelle der Ornamente sind dieselben wie an der 1Ö;J9 gegossenen
Glocke in Chojnica, Kreis Posen-Ost.
i\ Eine kleine (Hocke mit der Umschrift am Halse:
Jo/i. Friedr. Schlenktrmann goß mich in Posen tjps.
PcteraWC, Dorf .'Jkm nordwestlich von Obersitzko, jenseit der
Warthe.
Peterawe. in polnischer Zeit Piotrowo genannt, war ein deutschrecht-
liehes Dorf, als Herzog Przemislaus II. es 1280 den Dominikanern in Wronke
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Ottorowo. — Potentin'. — Pinne.
4f)
schenkte. Seitdem deutsehe Einwanderer den Ort Hil.'l von neuem begrün-
deten, entstand hier eine evangelische Gemeinde, mit welcher bis 17.*>4 die-
jenige von Obersitzko vereinigt war.
Evangelische Pfarrkirche.
Die ursprüngliche, lr>72 ans Schrotholz errichtete Kirche hing mit dem
Pfarrhause zusammen. Im Jahre IS.'W liefs die (»einfinde sie abtragen und
unter Benutzung alter Bauteile, insbesondere der Kanzel und des Tauteugels,
tien gegenwärtigen Fachwerkbau auf dem Anger der breiten Dorfstralse
ausführen (nach de« Pfarrakten).
Mittelgrofse Glocke mit der Inschrift:
Gloria in excelsis deo. t6i<S. S. Anna in Peterave.
Herr Daniel Michaelaj Pastor. Daniel Selicke Schulze.
Herr Andreas Raeschkc in Stettin ist mein Beförderer.
Roloff Blasser in Stettin hat mich gegossen.
Pinne, polnisch Pniewy, Stadt 25 km südwestlich von Samter,
Station der Eisenbahn Rokietniee-Meseritz. an der Strafte von Posen nach
Schwerin, seit 1287 urkundlich genannt.
AM.. :$7.
Abb. 3(i. Katholische Pfarrkirche in Pinne. Pinne« V<-\\A< r (WirilerluT.-K'llun»).
I : 1X5.
katholische Pfarrkirche S. Lorenz.
Patron: die Gutsherrsclmft.
T T eber den rrsprnng der Kirche ist nichts bekannt. Nach einem im
Anfange des 17. Jahrhunderts stattgehabten Brande wiederhergestellt, wurde
sie lfiji> neu geweiht; doch bedingte ein Brand im Jahre 177l' eine aber-
malige Wiederherstellung (Korjtknwaki II, S. 1Ü0).
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4<i
Kreit. Samter.
Verstüininelter, spätgotischer Ziegelbau, dreiscluffige Hallenkirche mit
kurzen Seitenschiffen und weit nach Osten verlängertem, dreiseitig ge-
schlossenem Mittelschiff; an der Südwestecke ein quadratischer, mit Blenden
gegliederter Turm (Abb. 30). Die Gewölbe sind durch Holzdocken ersetzt.
Auf der Südseite eine Vorhalle mit geputztem Renaissance-Giebel, dessen
drei Säulen in Nischen stehen. Lichte Weite des Mittelschiffes lim.
Der "Westgiebel zeigt die bekannte Abtreppung der Schichten mit
einer besonderen Betonung der Giebellinie durch vorgesteckte Binderköpfe.
Unter dem Hauptgesimse zieht sich ein vertiefter geputzter Fries hin; vom
Hauptgesimse selbst sind nur die beiden unteren Schichten alt, eine Kehle,
darüber ein Viertelstab. Den Sockel bildet eine Rollschicht, welche nach
einem Viertelstabe geformt, teilweis aber auch schlichtweg zugehauen ist.
Die Fenster sind viereckig verändert worden, doch erkennt man noch, dals
die Leibung der ursprungliehen Spitzfenster geputzt und auch in der An-
sicht mit einem Putzstreifen umzogen war, welcher auf der Spitze ein
Kreuzchen trug (Abb. 37). Der Eingang zur Kirche unter der Vorhalle auf
der Südseite ist alt, sein aus Formziegeln gebildetes Gewände aber über-
putzt; er wird von einer Holzthür des 17. Jahrhunderts verschlossen.
Vier Kelche aus vergoldetem Silber, Renaissance, Barock und Rokoko.
Glocken: 1» 33 cm Durchmesser, ringsum sauberes Blumenwerk, dar-
über die Umschrift: Ave Maria graeia. 1541,
2) ÖO cm Durchmesser, am Halse die Umschrift :
Innicium sapicncie timor dei. 155$.
3) 42 cm Durchmesser, am Halse: Anno domini 1602.
4> 03 cm Durchmesser, am Halse:
U'oiciech Mrsyglod dal ten dzivon swoim koste m robic anno 1623.
Prclany (!) jest xo roku /yjy '/,
am Rande: Johann Christian Bruck gofs mich in Posen anno i?2j.
f>! 27 cm Durchmesser, am Halse: Campana agonisantium,
am Runde: Fecit a Posen J. Z. Ncuberdt tjffi.
Die beiden ersten Glocken hängen im Turme, die drei anderen über
dem Eingänge zum Friedhofe.
Schloff*. Zweigeschossiger, barocker Putzbau von länglicher Grund-
form, auf der Vorderseite zwei kurze Seitenflügel, in der Mitte der Vorder-
und der Gartenseite breite Risalite, welche, wie die Ansichten der Seitenflügel,
mit hohen Giebeln ausgestattet sind. 1730 errichtet.
Psarskle, Outsbezirk lH km westlich von Samter.
Katholische Pfarrkirche zur Himmelfahrt S. Maria.
Patrone: die Besitzer von Psniskio und Zajontsclikowo.
') Adall>«rt Mntyglml Itefs die-e Glocke auf seine K<»ten inaclien anno 1023. Sie wurde
umyegosyi-n iiu Jalne 1727.
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I'sarskii-.
47
Die 14(52 gegründete und 1500 geweihte Kirche (Korjtkowski H. S. 151) ist
ein einschiffiger, spätgotischer Ziegelbau, vier mit Sterngewölben überdeckte
Joche lang, von denen das östliche flach dreiseitig endet. Vor der West-
f -
zu
Abb. IM. Kirche in l'sarskie.
seite erhebt sieh ein quadratischer Turm, welcher über dem reich profilier-
ten, spitzbogigen Eingange mit Blenden gegliedert ist und einen 1840 er-
neuerten, gemauerten Helm trägt (Abb. .'58 und
Unter dem barocken Hauptgesimse zieht sich ein
drei Schichten hohes deutsches Hund und ein ver-
tiefter, geputzter Fries hin. Von den in der Barock-
zeit veränderten Fenstern ist die ursprüngliehe.
aufsen mit einem Stabe eingefafste Gestalt n<>< h
erkennbar. Lichte Weite 8,70 m.
In der Rückwand einer Sitzbank zwei alte
Füllungen mit spätgotischem Malswerk.
Barocke Monstranz aus vergoldetem Silber, 70 cm hoch.
Getriebene Messingschüssel, deren Schmuck sich auf ein rosetten-
artiges Ornament in der Mitte beschränkt, 10 — 17. Jahrhundert, ."»4 cm
Durchmesser.
Sechs barocke Wand I euch t er ans getriebenem Silber.
Abb. 39. l'sankic.
Tluirgcwäiule.
48
Kreis Saint er.
Grabmal des Grundherrn Lukas Bninski, architektonischer Aufbau
mit dem Tode als Sensenmann, ohne Inschrift, an der Südseite, zweite
Hälfte des 18. Jahrhunderts.
AM». 40. Katholische Pfarrkirche in Samter.
S «Hilter, polnisch Szamotuly, Kreishauptstadt, Station der Eisen-
bahn Posen-Kreuz.
Samter, 12.'J1 Samotnl, l.'$45 Samptnr genannt, lag an der von Posen
nach Driesen führenden Strafse und erhielt 1450 Magdeburger Recht. Es
scheidet sich in eine Altstadt mit der katholischen und eine in der Rich-
tung nach Wronke und Obersitzko angebauten Neustadt mit der evangeli-
schen Pfarrkirche, ohne dafs über die Gründung der Neustadt Nachrichten
bekannt sind. Ursprünglich war Samter im Besitze der Familie Szamotulski,
bis mit der Heirat. Lukas II. Görka und der Katharina Ssamotulska 151.'$
die Stadt unter den Familien Szamotulski und Görka geteilt wurde; jene
war auf der Stelle des späteren Franziskaner-Klosters ansässig; dieser ge-
hörte das in veränderter Gestalt noch erhaltene Schlofs bei der Neustadt.
Erst l(i.'$4 wurde Samter wieder unter einem Besitzer dauernd vereinigt.
Die Familie Görka begünstigte die Einführung der Reformation, insbesondere
die Zuwanderung vertriebener Evangelischer; sogar die Pfarrkirche gelangte
in protestantischen Besitz. Nach dem Aussterben der Görkas wurde die
Pfarrkirche 1594 wieder katholisch, der evangelische Gottesdienst 1(320 über-
haupt aufgehoben und erst 1784 eine evangelische Pfarrkirche, zunächst aus
Fachwerk wieder erbaut.
Lopinski, Materialien zur Geschichte von Santter. 3 Teile. Jahresberichte der Laml-
wirtschafts-Schule zu Samter. Samter. 1886, 1887 nn<l 1892. 4°. — Besprechung
und Ergänzung von A. Warschauer, Z. H. G* s. f, S. lOf», III, S. 243.
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Suintt-r. 49
♦Katholische Pfarrkirche S. Stanislaus.
l'iitrnn: der Besitzer der Herrschaft Samter.
Im Jahre 1298 bei der Teilung des Posener Archidiakonats znni ersten
Male urkundlich genannt (Cod. dipl. No. 770), wurde die Kirche von Bischof
AM<. 11 — Katholische Pfarrkirche in Samter. Gnuidrifs und Schnitt.
7
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:,o
Kivi* S:init« r.
i
Andreas IV. 1 14:>M- 7'J 1 zur Kollegiatkin Ii«' erhoben. Ueber die Baugeschichte
siiul keine sicheren Nachrichten bekannt. Ber Ueberliefernng zufolge be-
gannen zwei Brüder Szamotulski. Bohrogost, Unferkämmerer von Gnesen,
und Vincenz. Kastellan von Meseritz. 142.' 5 die gegenwärtige Kirch* 4 , welche
in den .Jahren 1S84 — Ktl neu ausgebaut wunle (K..rytk<»w>ki II, S. 185).
Spätgotischer Ziegelbau, dreis.hif tige Basilika, im Osten und im Westen
ohne besondere Ausbildung eines Chores oder eines Turmbaues von geraden
Mauern geschlossen und durchweg mit Stenigewölbeu überdeckt i Abb.40 — 42).
Während der Ausführung erfuhr der ursprüngliche Entwurf in den Ostteilen
verschiedene Abweichungen. Bas östliche .loch des nördlichen Seitenschiffes
enthält im Krdgeschofs die tonuengewölbte Sakristei, welche sich über die
Flucht der Ostnniuer hinaus zwischen den Strebepfeilern erweitert.
Bas zweite Pfeilerpaar, von Osten
her gezählt, hat zur Aufnahme von vier
Gurt bögen eine längliche Gestalt mit
rechteckigen Vorlagen ; die übrigen Pfeiler
sind quadratisch und nach den SclüfTen
zu mit Bündeldiensten ausgestattet, wel-
chen sich die Sterngewölbe ohne Ver-
mittehing eines.Kapitäls aufsetzen 1 ); jetzt
ist alles dick mit Putz bedeckt. Bie
drei Eingänge zeigen den Schmuck reich
profilierter und glasierter Ziegel, welche
in den Farben Schwarzbraun. Gelbbraun
und Grün wechseln ' Abb. 4.'$ '. Bas Mittel-
schiff hat einfache, mit Blenden belebte
Staffelgiebel, von denen der östliche auf der Spitze ein Glockentürmchen
mit einer Wetterfahne von lö.M trägt. Für den Zugang zu den Bächern
.sind einige versteckt angebrachte Wendeltreppen vorgesehen.
Die Kirche ist eine der ansehnlichsten der Provinz, ihr Inneres nament-
lich von schöner Wirkung. Für eine genaue zeitliche Bestimmung bieten
die einfachen Formen allerdings geringen Anhalt. Ba aber die zu den Ein-
gängen verwendeten Formziegel dieselben sind wie an den Eingängen der
S.Marien-Kirche in Posen, so darf man den Schlul's ziehen, dafs auch die Pfarr-
kirche in Samter im wesentlichen vor der Mitte des l.">. Jahrhunderts entstand.
^Hochaltar, Spätrenaissance, Mitte des 1 7. Jahrhunderts. Bie Bilder
desselben stellen dar:
r.
■-■
Abb. 43. Sumtor. Tliün^wändv.
Linker Flügel:
1 uiicuscitc:
S. Stunislaiis.
Au Isen scitc:
S Cyrillus u. S. Methodius
S. Katharina u. S Odilia.
Im Aufsätze:
Krönung' M.uiü.
Mittelbild:
Hiiim.ellahrt Mnriii.
I.V.'l.
I in Soc k e I:
Anbetung der Könige.
Kecliter Flügel:
Innenseite:
S. Martin.
An ('seil seile:
S. Johannes u. S. Lukas.
K. Harham u. S Dorothea.
') l>i«' M-Iiwerffdlig<>n StMckkii|>itälf rühren < i >t v..m bitten Ausbau Imt.
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:>•>
Kruis Samter,
Nur das Aufsatzbild stammt aus der Zeit des Altares; alle übrigen
sind, in Oel auf Holztafeln gemalt, von einem älteren, dreiteiligen Klapp-
altare entnommen. Von grofser Schönheit, sind das Mittelbild und die
Innenbilder der beiden Flügel (Abb. 44 i, welche einen Maler der fränki-
schen Schule als Urheber vermuten lassen. Das Mittelhild ist leider sehr
nachgedunkelt; auch wurde die iu den Wolken schwebende Gestalt der
Maria beim Bau des Altares erneuert; dagegen ist die alte Jahreszahl 1521
unten noch deutlich erhalten. Die Flügelbilder sind sämtlich übermalt. Die
Spruchbänder auf den Bildern der Heiligen Stanislaus und Martin: ..Quam
Abb. I"). Kclirjuiar der katholischen Pfarrkirche in Swnter,
pulchri sunt gressus tui in calceamentis" und _Quae est ista, quae ascendit
per desertum" sind aus dem Hohenliede Salomonis VII. 1 und VTII. .") ent-
lehnt. Das jetzt im nördlichen Seitenschiffe aufgehängte Sockelbild zeigt
wie die drei Haupthildcr im Hintergrunde eine Landschaft; dagegen haben
die Aufsenseiten der Flügel gemusterten Goldgrund.
Altar im südlichen Seitenschiffe, mit vier schlanken Säulen, von denen
jede am unteren Teile des Schaftes mit den Standbildern dreier Apostel in
Hochrelief besetzt ist. Renaissance der zweiten Hälfte des 1(5. Jahrhunderts.
Die übrigen Altäre gehören dem Barock- und Rokokostile an. Der am
Ostende des südlichen Seitenschiffes wurde 1701 errichtet, der alte, aus
Ziegeln gemauerte Wandaltar hinter ihm bei den letzten Bauarbeiten be-
<-
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S;iiuUt.
53
seitigt. <41eiih/.eitig winde «Ii»- hölzerne, mit eingelegter Arbeit ausgestattet*'
Kanzel veräufsert.
Von einem spätgotischen Chorstuhle wurden fünf Füllungen der Vor-
tlerwand für das neue Gestühl wieder verwendet, die Baldachine dagegen
ebenfalls veräu Isert.
abb. Iß. Sntntcr. Waadgmb «k- J. Roko*M>wi>ki,
Bemaltes, hölzernes Kruzifix vom ehemaligen Trimnphhalken, 1 5. oder
Mi. Jahrhundert; jetzt in der südlichen Vorhalle aufgestellt.
Sechseckiger Taufst ein aus Sandstein mit Alabaster-Reliefen der
.Jugendgeschichte Christi, zweite Hälfte des Iii. Jahrhunderts.
Kunstloses Weihwasserbecken aus (iranit, in der südlichen Vorhalle.
Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, SpätrenaUsance.
Kelici uiarium aus vergoldetem Kupfer für den Kopf der S. Odilia
Abb. 45), 1496 vermutlich in Posen gefertigt, sechseckig, mit »lern Heikel
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:>4
Krt'i- Samter.
17 cm hoch. An den Seiten die gravierten Bilder der S. Odilia und ihres
Vaters sowie der Heiligen Stanislaus, Martin. Katharina und Barbara. Auf
dem Deekel ein Band mit der Inschrift:
Magister Stau/ans Myschtiar. ecc/esie />r<'/>osi/i(s, atnw domini MCCCCXCl'J.
Größte ewige Lampe ans versilbertem Kupfer. 17. Jahrhundert.
AM>. 47. Sdilofutunn in Suntcr. SfidortMite.
Kronleuchter aus Messing mit zwei Reihen von je acht Kerzen, auf
der Spitze ein Männchen mit einer Fahne, 1 7. Jahrhundert.
Glocken. Seit dem Abbruch des Turmes über dem westlichen Joche
des südlichen Seitensehilles im Jahre \HIVJ hängen die Glocken über dem
Eingänge zum Friedhofe.
1) 80 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift:
( )iitnis o/>ns 1 1 fandet dominum , fattdemus ergo cum in cibalis
bene sonanftibus). fS'Vj.
') lrrtfnnlii.il statt Omnis xf>irittts. P«ulm 180, 8,
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Sanitär.
56
2> bO cm Durchmesser:
Vigi/aie et orale, qitia ncscitis dient. i5</i.
'*> 1 ,.").» cm Durchmesser:
Joh. Frieär. Schknkermann gofs mich in Posen ipyf.
Das Ornament bewegt sich noch in Rokokotonnen.
Al>li. -IS. Sclilol'slumi in SauiU-r. NordnittM'ilr.
Orabdenkm Hier:
*Messingplat t e des Andreas Szamotnlski. Woiwoden von l'nsen. v I.MI
(Tafel Ii. Tn gravierter Zeichnung dargestellt, steht der Verstorbene mit der
Panzerrüstung angethan, das Schwert zu seiner Linken, die Fahne zu seiner
Rechten und den Helm zu seinen FiUsen, die lliinde betend an einander ge-
legt, vor einer auf schlanken Säulen ruhenden, gewölbtoll Halle, welc he durch
einen gemusterten Teppich verschlossen wird. In den Ecken sind die Wappen
Nalecz, Sulima und (tissa angebracht, während die Zeichnung des vierten
Wappens nicht ausgefüllt wurde. Die ringsum laufende Inschrift lautet:
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;>i;
Kreis Saint er.
In hoc monumento requicscit olitn magnißcus ille Andreas de Schamothuly,
palatimts Poznaniensis, tot ins regni Senator optimus, doctrina, eloquentia prit-
dcntiaqHc apnd varias gentes tamqttam deiphinus . . . spectatissitnus, quem LIX
ctatis sttc agentem am/um tum sine magno reipublice incommodo immatnra
mors de medio snstit/it anno safvationis ÄilCCCCCXI die XXIII Mensis Maß'.
Die gegenwärtig im südlichen Seitenschiffe aufgestellte Platte ist 1.42m
hreh, 2.n7 m hoch, fast 1 cm stark und aus sieben Teilen zusammengesetzt.
Sie ist vermutlich aus der Werkstatt Peter Visehers in Nürnberg hervor-
gegangen und trägt das Gepräge der deutschen Frührenaissanee; die Schatten
sind durch Struhlagen angedeutet, sogar auf den Fleischteilen (Kohte, Z.H.
G.'>. Ml, S. 4*7).
Wandgrab des Grundherrn Jakob Rokossowski, polnischen Oberschatz-
kämmerers, t 1580 ' Abb. 4»i . Der Verstorbene ist in einer von Pfeilern und
Gebälk umschlossenen Nische zum Schlafe gelagert dargestellt; der Unter-
bau ist gequadert : der Aufsatz trägt das Wappen. Das auf der Nordseite
des Mittelschiffes stellende Grabmal ist denjenigen der Familie Görka und
des Bischofs Adam J. Konarski im Posener Dome, welche beide Hieronymus
Ganavesi aus Krakau fertigte, so innig verwandt, dafs man es demselben
Künstler ohne Bedenken zuschreiben darf. Das Material ist wie dort
weicher Sandstein mit Einlagen aus rotem Marmor: aus letzterem bestehen
auch die Bild- und die Inschrifttafel.
Grabplatte der Grundherriii Anna Mvcielska geb. Niegolewska f 1723.
aus schwarzem Marmor mit polnischer Inschrift. An der Wand des süd-
lichen Seitenschiffes.
Katholische Kreuzkirche, ehemals Kircho dcsKeformaton-Klosters.
Dureli K:il>iin't -.t'rlafs vi im 15. Juli 18:W der katholischen Gemeinde iil>enviesen.
Das Kloster wurde 1(>7Ö von Johann Korzbok Lacki, Besitzer von
Samter, an Stelle den Szamotulskischen Schlosses gegründet. Die Kirche,
ein gegen Süden gerichteter, einschiffiger, mit flachem Tonnengewölbe über-
spannter Putzbau, wurde BJH2 geweiht (f,«|>iu*ki, Materialien I, S. 9.?.
Schlots.
Hi>iizer: der Herzog von ?\ichsen-K'>hurg-G<>tlia.
Nach der Teilung Samters im Jahre 1.">D> soll Lukas Görka das Schlofs
in der Neustadt errichtet haben: dasselbe wurde 18ö9 völlig umgebaut und
bietet kein Interesse mehr.
In geringer Entfernung vom Schlosse erhebt sich an einem Teiche, der
ehemals als Wasserlauf das Schlofs umzogen haben mag, ein Verteidigungs-
turm aus spätgotischer Zeit , im Volksinunde der -Turm der schwarzen
Prinzessin" genannt i ''Abb. 47 — 40 1. Derselbe bildet im Grnndrifs ein von
Norden nach Süden gerichtetes Rechteck von 8,2."» ni Breite und 10,70 m
Länge und ist an den Ecken mit schwachen Strebepfeilern besetzt. Das
ErdgeschoJs hat ein Tonnengewölbe und drei alte Kreisfenster: über seinen
Zugang lä Ist sich gegenwärtig nichts ermitteln. Die drei Stockwerke darüber
haben Balkendecken; das erste und das /.weite Stockwerk werden von einer
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Samt er.
57
mit Bogenblenden gegliederten Mauer in zwei Räume geschieden. Ant" der
Ostseite des ersten Stockwerkes liegt koch über dem Erdreich die ehemalige
Eingangsthür. Das dritte Storkwerk hat ringsum senkrechte Schiefsscharten,
welche außen durch einen Flachbogenfries verbunden und gegenwärtig bis
auf eine vermauert sind 'Abb. 50). Wie sich der von jeher frei stehende
Turm der Anlage des Schlosses einfügte, ist nicht bekannt. Jedenfalls wurde
er bereits im 1 6. Jahrhundert seiner ursprünglichen Bestimmung entzogen und
zu Wohnzwecken hergerichtet : auf der Xordseite wurde eine Wendeltreppe,
auf der Südseite ein Erker angefügt, der im dritten Stockwerk profilierte
Sandstein-Fenster erhielt. Im 18. Jahrhundert wurde der Turm ganz entstellt.
AM». 4'.». Schlofsturni in Samter. Abb. 50. Scbtofirturm in Saint, r.
Grundrih. SeMafMcharteu. 1 : Inn.
Die Ziegel des ursprünglichen Baues messen 29: 14:9 cm; als Knnstform ist
nur die einfache Schräge verwendet. Die Ziegel der Anbauten messen
29 : 13 : 8 cm.
Die Wappentafel im dritten Stockwerke des Turmes befand sich
ehemals über einer Thür des Schlosses, wurde aber beim Umbau durch Un-
achtsamkeit zerbrochen und darauf an ihrem jetzigen Orte eingemauert.
Sie mifst in der Länge l,H()m. in der Breite noch HO cm und zeigt die von
zwei Landsknechten gehaltenen Wappen Lodzia und Nalecz als Abzeichen
der Familien (Jörka und Szamotulski. Die am oberen Bande angebrachte
Inschrift :
Lucas de Gorka, efoinesj. cfasiellanetts/ Po(suaniensis) et cafuffattetts/
Majoris Polonfiae) generalis.
nennt Lukas G6rka noch nicht als Woiwoden von Posen, weshalb die Tafel
vor 1535 (Waracbaoer, Chronik der SindtHcliri'ilair von Pom .. No. 41) gefertigt sein mnl's'i.
') K. Kaczynski, Wspomnienia \Vielkopol*ki I. S. 172 giel.t die Inschrift ungenau wieder
nnter Beifügung der Jahreszahl 1518. .letzt ist eine Jahreszahl niclit mehr vorhatulen.
t"el»er die Geschichte der mit Lukas III. (i.'.rka, einem Enkel de» vorgenannten Lukas IL,
vermählten Prinzessin Halszka von 0>trog, TOB welcher der Turm seinen Namen erhalten hat.
vgl. A. Przezdziecki, Jagiellonki Polskie w XVI. wicku. Krakau 184*.8 15.1. II. S. 35 und J. Caro,
Beate und Halszka, eine polni-oh-nissiscbt. Geschichte aus dem IC. Jahrhundert. Breslau 1^*3.
Die Ertliche Ueberlieferung erzählt von einein unterirdischen Gange, der den Turm mit
der Stadt verhand, sowie von einigen anderen Türmen, welche in der Nahe standen.
8
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r>8
Krt'is Santli r.
S C ll a V f e 11 O r t , polnisch Ostrorög, Stadt 8 km westlich von
Samter. im Mittelalter angelegt.
Von dem Schlosse zwischen der Stadt und dem See hat sieh nur ein
Erdhügel mit den Spuren der ein Viereck umscldiefsendcn Rianern erhalten.
E. Calli. r, t'Mroröt». Knzniki XVIII, S. 87.
Katholische Pfarrkirche zur Himmelfahrt S. Maria.
I'mIimii: ili.- GiiIvliL-nxliaft
IVber die Erbauung der Kirche ist nichts Urkundliches bekannt: von
l.Vü his 1 f >:i*3 gehörte sie den von der Grundherrsi haft Ostrorög beschützten
böhmischen Brüdern .
Spätgotischer Ziegelhau. dreischiftige. fünfjochige Hallenkirche mit
Westturin, ohne Ausbildung des Chores: einfache viereckige Pfeiler mit, aus-
geeckten Kanten. Die Umfassungsmauern unrcgolmäl'sig angelegt; das nörd-
liche Seitenschiff im Osten schief verschnitten. In der Barockzeit geputzt
und mit Hachen bemalten Holzdeckeu ausgestattet. Innere Breite 17 m.
Barocke Monstranz aus vergoldetem Silber, 74 cm hoch, mit dem
Meisterstempel NO. Eine andere im Bokokostil f>7 cm hoch.
Mehrere Priestergewänder, Kasein, Pluviale und Dahnatiken, aus
dem Ende des 1 7. Jahrhunderts und dem 18. Jahrhundert.
Glocken: 1) Wi cm Durchmesser. Am Halse zwischen zwei Spitz-
bngcnfriesen die Inschrift:
Kva/ta vocem tu am quasi 1 1. Domine, ctiam si me oecidas, in te
sperabo tarnen. /jvVf.
2i "»Sem Durchmesser. Am Halse die Umschrift:
Gencrosi Stanis/ai Bronikmesky, B. A'. et D. K. eura et stantibus.
l'nter den herabhängenden Akanthnsblättein auf der einen Seite: Me feeit
während der Name des Gielsers vergessen ist. Auf der anderen Seite das
Wappen des Stifters.
."»' 47 « in Durchmesser. Am Halse reiches PHanzenwerk, darunter die
verbundenen Wappen Sreniawa und Grabic eines Kwilecki und seiner Ge-
mahlin. Am Bande die Inschrift:
Johan Christian Sartorins, Glocken-Gu isser in Seineersens, tjyH.
WiltSCll 1 II, Dorf 18 km südwestlich von Samter.
Katholische Pfarrkirche Allerheiligen und s. Hedwig.
121>S bei der Teilung des Posener Aivhidiakonats genannt (Cod. di|d. So. 770).
Die mehrfach veränderte Kirche war in ihrer ursprünglichen Gestalt,
ein spätgotischer, mit den Kirchen in Ottorowo und Bythin gleichaltriger
Ziegelbau, von einfacher rechteckiger Grundform, drei Joche lang. 8,70 m
im Licht mal se breit, mit einem Treppenturme an der Südwestecke.
Monstranz aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance, mit den Bildern
der Heiligen Maria, Stephan. Hedwig, Peter und Paul. Höhe 74 cm.
') Zu iT-.ni/. Ii luhtt. , r )8. 1.
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S.li:irf»'h(.i1. - WiltM'liiu. - Wrmike.
f>9
Zwei Kelche ans vergoldetem Silber. Spätrcnaissanee, 1 ~>«#T und l(»t.">
geschenkt. Ein anderer mit Bluiuenwerk aus der Mitte des 18. .Jahrhunderts.
Pacificale aus getriebenem Silber, in Kreuzgestalt, barock, mit dem
Stempel AW.
Glocken: I i .Vi cm Durchmesser. Am Halse die Umschrift:
/ 'erbnni domini mattet in ctcrnntn. I. X, R. /. /j;/.
2 92 cm Durchmesser. Am Halse nennt sich der Pfarrer:
Jesus, Maria. S. Jatvorski, f>. II 'i/ezittski. A. tjt*'.
am Rande der ('-Heiser: G. Hawftci mc fecit. Posen.
Wro Ilke, Stadt 17 km nordwestlich von Samt er, Station der
Eisenbahn Posen-Kreuz.
An der Stelle gelegen, wo die von Posen nach Priesen rührende Stralse
die Warthe überschritt, und bereits 12.">I als Stadt genannt, erscheint Wronke
gegen Ausgang des 14. Jahrhunderts im Besitze des deutschen Hechtes.
Katholische Pfarrkirche s. Katharina.
Patron: itii; Gut.<ln.*rrschaft von Nendorf Ivi Wronko.
Die Kirche wird 1298 bei der Teilung des Posener Arehidiakonats ge-
nannt (( <li|.l. Nu. 77u}. Eine Xeiiweihung fand 10f>0 statt Korytkow...ki II, S l.Vi .
Verstümmelter, spätgotischer Ziegelbau, dreischifrige und dreijochige
Hallenkirche von 19,.")0 in innerer Breite. Der geradlinig geschlossene Chor
hat wie in Samter in der Mitte der Ostmauer einen Strebepfeiler, welcher
sich bis zur Giebelspitze fortsetzt: zu beiden Seiten desselben sind im
Giebelfehle je zwei mit. flachen Kielbögen überdeckte und mit einer Art
Fensterkreuz ausgefüllte Blenden ausgespart. Pie Pfeiler des Langhauses
wurden in späterer Zeit bis zum Kämpfer ummauert und die Gewölbe durch
Holzdecken ersetzt.
Wag, /.. f. \i. 1872, S.
Maria mit dem Leichnam Christi. Holzgruppe, handwerksmäfsige Arbeit
des lt». Jahrhunderts.
Katholische Kirche zur Verkündigung S. Maria, ehemals Kirche des
Dominikaner- Klosters.
Kig.-nti'tm.T: der Krzbisdi.Mlicli« Stuhl in P.im-ii.
Herzog Pr/emislaus IL rief 1279 die Brüder des Predigerordens nach
Wronke und stattete ihr Kloster mit reichen Schenkungen aus. damit sie
dasselbe in Ziegeln und Granit nie lateribus seil lapidibus'i ausführen könnten
(<Y.«I. dipl. Xo.4*9 und 4M).
Die vorhandene Kirche ist ein Putzbau aus der zweiten Hälfte des
17. Jahrhunderts, von einschiffiger, kreuzförmiger Anlage. Chor und Kreuz-
tliigel iui Halbkreise geschlossen. Haupt schiff und Querst hitf sind mit
Tonnengewölben überdeckt und haben eine Spannweite vmi 8.f>0 bezw.
.">,80 m. Ueber der Vierung ein Dachreiter.
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-
KREIS GRÄTZ.
Bilk, Stadt IM km nordöstlich von Grütz, Station der Eisenbahn Posen-
Bent sehen.
Herzog Przemislaus I. schenkte bei seinem Tode ]2.">7 Buk dem bischöf-
liehen Stuhle von Posen, in dessen Besitze es bis zur preufsischen HeiTsehaft
bliel). Buk lag an der von Posen nach Krossen führenden Strafse. Ver-
mutlieh wurde hier vor 12">7 neben einem älteren Dorfe eine deutsche Stadt
angelegt, wenngleich Buk erst um 1400 im sicheren Besitze des deutschen
Rechtes erscheint, zu welcher Zeit mehrmals die Vögte der Sfadt. insbesondere
1409 _dv vovtynne vom Buge" genannt werden.
Katholische Pfarrkirche S. Peter und Paul.
Patron: ilcr Staat.
Einer Kapelle in Buk wird bereits in der Schenkungs-Erkunde von 12.">7
gedacht; die Pfarrkirche wird zum ersten Male bei der Teilung des Posener
Archidiakonats 121)8 genannt < .»<|. di|.|. No. und 770). Eni er Bischof Andreas III.
(1414 — 2»)' soll ein Neubau aus Ziegeln stattgefunden haben. Nach dem Ein-
stürze des Turmes 180t> wurde der alte Bau abgetragen und 184b durch den
vorhandenen Neubau ersetzt ;K.»rytkow>ki II, S. :)7 .
Dieser ist unter Sehinkelschem Einflüsse in griechisch-ionischen Formen
ausgeführt. Von den drei Schiften hat «las mittlere ein hölzernes Tonnen-
gewölbe und endet im Osten mit einer halbrunden Altarnische; die Seiten-
schiffe sind flach gedeckt. Die Architekturformen sind in Putz hergestellt
und Sandstein nur für die Säulen und Architrave der westlichen Vorhalle
verwendet.
Die von der OI.<>r-HaiHle|iut;ili<ni gi-jnüfto Zeiclmuiiu im Sdiiiikel-Miiseuin zu Berlin.
* Spätgotische Monstranz uns vergoldetem Silber (Abb. ."»1). Enter dem
92 cm hohen, dreiteiligen Aufbau, dessen beide seitliche Türmchen sich dem
mittleren schneckenartig anlehnen, stehen links S. Sebastian und S. Adalbert,
rechts S. Chrysostomus und S. Stanislaus, über der Hostienbüchse Maria und
ein Evangelist; die Spitze trägt den gekreuzigten Heiland. Genaueren Auf-
schlufs über die Entstehungszeit könnte die Inschrift geben:
Mafios Koszye/ presuf, Jacobus Sfcfaui comvndor.
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Buk.
61
Zwei Pacifieale aus vergoldetem Silber, in Kreuzgestalt, 17. Jahr-
hundert, T»> und 7t'2 ein hm-h. Ein drittes in Kundgestalt von 1(520.
M.Ii. öl. Mdii-tnni/ der katliuli*<-lim Pfartkimlic in link.
Kelch aus vergoldetem Silber. Hochrenaissance, am Sockel die Bilder
der Heiligen Maria, .Joseph und Ro< lins. Ein '/.weiter Kelch aus der Spät-
renaissame.
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Krau Gritx.
Silbernes Weihrauehsehiffehon. Renaissance. Per Löffel mit dem
Namen Maria und einer Kreuzblume auf der Spitze stammt aus dem Anfange
des 1(5. Jahrhunderts.
Tafel aus getriebenem Silber, für die Mefskännehen. barock.
Zahlreiche Priestergewänder aus dem 18. Jahrhundert. Pie meist
gewebten, seltener gestickten Muster zeigen bald üppiges Blumenwerk in
reicher, mit Gold- und Silber gemischten Farbgebung, bald auch kleine Streu-
AI.».. 58. Kreuzkapelle in Utile.
bhimen; zu einigen Stücken wurden gemusterte Seidengürtel benutzt. Ein
Pluviale mit einem Streumuster von streng gezeichneten farbigen Lilien auf
hellbraunem, mit Goldfäden durchzogenem Grunde erinnert an orientalische
Vorbilder. Vier Kasein tragen im Futter die Jahreszahlen 1718, 1759, 1 772
und 1774.
Von den sechs, neuerdings umgegossenen Glocken waren nach einem
im Pfarrarchive aufbewahrten Schriftstück von lH.'U» drei Stück mit den
Durchmessern X 4". 2' 8"," und 1' 7" von Adam Hul.lt in Posen 1 7*17 und
1771 gegossen.
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Buk. - - Dakowy mokre. - Druzvn. • Gnin.
Doppelgrabtafel atis rotem Marmor für Matthias und Stanislaus Xie-
golewski t H334 und 1028.
Katholische Kapelle zum h. Kreuze.
Holzbau von ausgebohltem Fachwerk mit Brett Verkleidung (Abb.. ">2 — .*>4i.
1 ♦ »<"K > gegründet und 17t>0 erneuert {KnrytU«>ki II, :J8). Der Grundrifs bildet
ein gleichschenkliges Kreuz, innerhalb dessen sich auf acht Säulen eine mit
Laterne ausgestattete Flachkuppel erhebt. Der Hochaltar steht im Westen.
Lichte Weite zwischen den Stirnwänden der KreuzaiHie 18,20 in.
Am Krankenhause eine Wappen ta fei von dein ursprünglichen, im
.Fahre H500 vollendeten Hau. mit der Inschrift:
Staufs/ans Reszka de Buk, abbas Andreuvietisi's l > , deo , charitati et
patriae. Opera reverendissimi dumim Jacobi lirzeznicki, sußraganei
Posnaniemis, perfectum anno MDC.
DakOWJ' lllOkrC, Dorf V km nordöstlich von Grätz.
Katholische Pfarrkirche S. Katharina.
Einschiffiger, spätgotischer Ziegelbau, 1504 geweiht (KorytUwski H. 8. 65» •,
von welchem nach den Veränderungen des 18. Jahrhunderts nur noch die
überputzten Umfassungsmauern geblieben sind.
Einfache Monstranz aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance, in drei-
türmigem Aufbau nach Art der spätgotischen Vorbilder, 170*5 ausgebessert
und neu vergoldet. 72 ein hoch.
DrilZyil, Dorf J» km östlich von («rät/., vormals Mittelpunkt einer
kleinen Kastellanei.
Herzog Mieczislaus der Alte schenkte Druzyu dein St. Johannes-Hospi-
tale bei Posen; seine Nachfolger bestätigten diese Schenkung 1225 und 12.JH
(Cod. dipl. So. 117 und 213). Die Pfarrkirche von Druzyu wird zum ersten Male
urkundlich 1208 bei der Teilung des Posener Anhidiakonats erwähnt (Cod. «lipL
N... 770). Im Jahre lt»H2 wurde die Pfarrei aufgehoben und derjenigen von
Granowo einverleibt. Die Kirche, ein Ziegelbau, wurde im Anfange dieses
Jahrhunderts niedergerissen: ihren Standort bekundet ein Erdhügel in der
Mitte des Dorfes. Ausgrabungen zur Ermittelung des Grundrisses haben
seither nicht stattgefunden.
Gill II, Dorf 5 km südwestlich von Grätz.
Katholische Pfarrkirche, S. Johannes dem Täufer geweiht.
Patron: die Gutsliorr-ehaft.
Die Kirche wird seit dein Ausgange des Mittelalters genannt. Als die
Familie Gninski. welcher dos Dorf gehörte, um die Mitte des HJ. Jahrhunderts
') Abt de> L'i»tfrziciiMT-Klost..rs Aiidivi.w (Jedr/i-jüw).
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IM
Kivi* Gr.it/..
zum Protestantismus übertrat, wurde auch die Kirche bis lölK protestantisch.
Das vorhandene Bauwerk wurde 1 ~t.\H errichte! (Korytkow>ki II, S. 60).
Einschiffiger, im Osten dreiseitig geschlossener Holzbau von ausge-
bohltem Fachwerk, im Lichtmafse 1().."»0 m breit, mit einem hölzernen Stieh-
bogengewölbe überdeckt; rechts und links zwei symmetrische Kapellen; vor
der Westseite ein quadratischer Turm. Die Kapellen haben Zwiebeldächer,
der Turm eine durchbrochene Haube.
Silberne Monstranz. 11 »40 geschenkt; doch sind nur der Fufs und die
Figürchen der beiden Heiligen Stanislaus und Adalbert alt. das übrige wert-
lose neuere Arbeit.
Zwei barocke Kelche aus vergoldetem Silber. Die Schale des gröfseren
ist mit Blattwerk überzogen, in welchem die Brustbilder der vier Evan-
gelisten angebracht sind; der Fufs trägt die Köpfe Christi, Maria, Benedikts
und ein bischöfliches Wappen. Stempel
Die beiden Glocken stammen aus der evangelischen Zeit.
1 ) 00 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift :
Sanctus deits Sabaot unsere //ob/s pecato/'r (!) JS5--
'2< ")K cm Durchmesser, am Halse die Umschrift:
Wer Codt vortrattwet , hat ü'o/ gebatnvet. An/w tsvS- M- Jacnp Stclmachcr.
Die Gestalt der Glocke hat noch das scldanke mittelalterliche Verhältnis;
die Schrift und die sie einfassenden, aus Pidmetten und Köpfchen zusammen-
gesetzten Ornamentstreifen sind sehr zierlich, die Henkel schnurartig gebildet.
Dieselben Ornamente verwendete der G iefser O. Albrecht aus Landsberg a.W.
11)2") in Semmritz, Kreis Schwerin.
GrailOWO, Dorf II km östlich von Grätz.
Katholische Pfarrkirche S. Martin.
Patron: t\n- (iiitulieiT.scIiaft.
Die Kirche wird bereits 12S>8 bei der Teilung des Posener Archidiakonats
genannt (Cod. di|»l. N... 770). Während der zweiten Hälfte des Ii». Jahrhunderts
gelangte sie in evangelischen Besitz. Der vorhandene Bau wurde 1 T^t*
errichtet und 1740 geweiht (Korvik<>w-.ki II. S. M).
Einschiffiger Holzbau von ausgebohltem Fachwerk. Dem 11.70 m breiten
Schiffe fügt sich im Osten ein dreiseitig geschlossener ('hör und im Westen
in der Breite des Schiffes eine Vorhalle an, Tiber welcher sich ein quadratischer
Turm mit barocker Haube erhebt. Schilf. Chor und Vorhalle haben gerade
Holzdecken.
Monstranz aus vergoldetem Silber. Rokoko. X'J cm hoch.
Spätgotischer Kelch aus vergoldetem Silber, am Knaufe der Name
Thesits; vermutlich aus dem Anfange des Jahrhunderts.
Die Glocken sind aus dein nicht mehr genügend sicheren Turme ab-
genommen und in einem besonderen Gehäuse aufgehängt worden:
1 '.»0 cm Durchmesser, am Halse das grofse lateinische Alphabet und
die Jahreszahl 1.*>L'.">.
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Granowo. — Grit*.
63
2) 59 « in Durchmesser, am Hals*- der Anfang der Grufses Gabriels:
Ave Maria gracia piena, dominus, /f/.?.
:>) $8 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift:
Anno ijjj goß mich Christian Heinrich Witte in Posen.
Abb. 55.
Gl'RtZ, polnisch Grodzisk, Kreishauptstadt. Endpunkt einer von der
Linie Posen-Bentsehen in Opalenitza abgehenden Zweigbahn.
Grätz tritt 130H zum ersten Male in den Urkunden auf. Schon damals
besafs es deutsches Stadtrecht, und unter den Bürgern scheint, den über-
Abb. 5«;. Plan der Stadl Grütz. 1 : 15000.
lieferten Namen nach, die Zahl der Deutschen eine sehr beträchtliche gewesen
zu sein. Seit dem 15. Jahrhundert gehörte Grätz der Familie Ostrordg: im
17. .Jahrhundert kam es an die in Opalenitza ansäl'sige Familie Opalinski.
Stanislaus Ostrorüg, Starost von Meseritz, begünstigte die Einführung der
Reformation und übergab die Pfarrkirche im Jahre 1511:» den Kvangeltsehen,
denen sie jedoch sein Sohn Johann 159."i wieder nahm. Um das Jahr 1»>20
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tili
Ktvi> Grat/.
wurde den Evangelischen der öffentliche Gottesdienst sogar verboten; erst
1775 erlangten sie denselben zurück. Das Hauptgewerbe der Stadt war seit
den letzten Jahrhunderten dasjenige der Brauer.
A. Warschauer, Geschichte des Grätzer Bieres. Z. 11. Gr*. VIII, S. 3.'t3.
Dem Lageplane nach zu urteilen (Abb. .~>G) wurde nördlich neben der
ursprünglichen Stadt mit der katholischen Pfarrkirche zu einer nicht bekannten
Zeit eine Neustadt mit der evangelischen Pfarrkirche gegründet. Daneben
entstand im Nordwesten längs des Weges nach Opalcnitza eine Vorstadt mit
dem Bernhardiner-Kloster.
Katholische Pfarrkirche S. Hedwig.
Patron: der Besitzer des Schlosses Grätz.
Ueber die Geschichte der Kirche während des Mittelalters sind keine
beglaubigten Nachrichten erhalten; vermutlich erwuchs die Kirche mit der
Aussetzung der Stadt zu deutschem Hechte. In der ersten Hälfte des
17. Jahrhunderts begann Johann von Bnin Opalinski, Woiwode von Posen,
einen Umbau, welcher 1(54« geweiht, aber erst 1672 von seinem Sohne Johann
Leopold vollendet wurde. Eine "Wiederherstellung, welcher sich der Neubau
des 17t>fl eingestürzten Turmes anschlol's, fand 181)4 statt (Korytkowski II, S. <ll}.
Die Kirche reicht in die spätgotische Zeit zurück und hatte ursprüng-
lich ein sechs Joche langes Schiff von lO.ÖO m lichter Weite . welches im
Osten nach drei Seiten des Achtecks geschlossen und mit Kreuz- oder Stern-
gewölben überdeckt war. Vor der Westseite erhob sich ein massiger Turm,
gegen welchen hin das letzte Joch sich etwas verjüngte. Bei dem Umbau
des 17. Jahrhunderts wurde über dem Hochaltare eine Kuppel aufgeführt;
zugleich wurden die beiden nächsten Joche des Langhauses nördlich und
südlich um je ein Quadrat in der Art eines zweischifligen Querhauses erweitert
und diese nt>u gebildeten vier quadratischen Felder ebenfalls mit Kuppeln über-
wölbt. Das Langhaus erhielt ein Tonnengewölbe mit Stichkappen. Die ge-
nannten Kuppeln werden alle fünf mit gewölbtem Dache aufsen sichtbar und
verleihen dem sonst künstlerisch unbedeutenden Gebäude ein stattliches Aus-
sehen. Die die vier Nebenkuppeln überragende Chorkuppel trägt auf dem
Scheitel das vergoldete Standbild des S.Florian und etwas tiefer das Wappen
Lodzia mit den Buchstaben
J(ohamies) Lfcopoldus) I (odzia) D(e) B(nw) O(palinski)
C(asteiiaiieus) N(aklensis)
und der Jahreszahl Hm2').
Acht Heiligenfiguren aus bemaltem Holze, von einem gotischen
Flügelaltare, jetzt in der Sakristei aufgestellt.
Taufstein, von flach erhabenen Engeln umgeben, Spätrenaissance.
Monstranz aus vergoldetem Silber (Abb. .VT), spätgotisch, 1 m hoch.
Die Hostienbüchse wird von zwei durchbrochenen Strebepfeilern eingefafst
und von einem kräftigen Spitzbau überragt : rechts und links die Standbilder
') V^l. At>k ">r>, die mit Benutzung einer Ueisiskizzo V. v. Quast.« aus dem Jahre 1841 ge-
zeichnet wurde.
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Grit/. 67
des S. Joseph und des Evangelisten S. Johannes; oben <ler gekreuzigte
Heiland.
Vier Kelche aus vergoldetem Silber, 17. .Jahrhundert, drei aus den
Jahreu 162«.». lti.JH und 1091.
Zwei silberne Pacifieale, Spütrenaissanee, das eine von 1 G.-J9.
Ahl», in. Grätx. Ilowtnins.
Taufwasserkanne aua getriebenem Knpfer, zweite Hälfte des 18. Jahr-
hunderts.
Zwei Kronleuchter ans Messing. Ende des 17. Jahrhunderts, jeder mit
dem doppelküpfigen deutschen Adler auf der Spitze; der eine für sechs
Kerzen, der andere mit fast 2 m Durchmesser für zwei Reihen von je zehn
Kerzen (Abb. .">H).
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r>8
Kreis Griil z.
Kasel nebst Zubehör aus einem licwclii' mit üppigen farbigen Blumen
auf silbernem Grunde, erste Hälft e des 18. .Jahrhunderts.
Decke, Goldbrokat mit streng gezeichneten Ranken und Kosen, vermut-
lich aus derselben Zeit.
(Trabst ein der „Frau Kve geborte- Köchin, Herrn ( Jirge Lachhammers
eheliche Hausfrau 1 *, f 1 027 Abb. f>9i. Wie die Inschrift, so entspricht auch
die Darstellung der Verstorbenen, welche aufrecht stehend die Hände im Ge-
bete an einander gelegt hat, den deutschen Grabsteinen jener Zeit. Breite
0,88 m. Höhe 1,8:1 m.
AI. Ii. f)8. CJrfUz. Krnnleuelitcr.
Katholische Kirche, dem Namen Jesu und der unbefleckten Empfängnis
S. Maria geweiht, ehemals Kirche des Bernhardiner-Klost ers.
Die Haulasl.n trägt <W Staat.
Kloster und Kirche wurden lb(52 von Johann Leopold Opalinski erbaut
Korytkow.ki II, S. 62.. Die 17*tt> geweihte Kirche ist ein gegen Norden gerich-
teter Putzbau mit einschiffigem, tonnengewölbtem Langhause, welches von
dem geradlinig geschlossenen Chore durch ein Quersehiff getrennt wird.
Hinter dem Chore erhebt sich ein Turm, in dessen Haube fünf alte Glocken
hängen. Eine derselben mit 78 cm Durchmesser wurde 1 7.1:4 gegossen und
trägt am Halse die Umschrift:
Johann Christian Jintck in J'oscn goß mich.
Zwei andere gol's .Johann Friedrich Schlenkermann in Posen.
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( SriUs.
6i*
Grabstein des letzten Opalinski, Adalhert von Bniu. Woiwoden von
Sieradz. j 1T7.">. aus rotem Marmor, vmi Wappen- and Rokoko-Ornamenten
umrahmt.
Evangelische Pfarrkirche.
Xa< h<l«*m den Evangelischen die Freiheit dos Gottesdienstes znrückge-
gehen worden war. wurde die Kirche, ein rechteckiger Faehwerkhan mit doppel-
AMi. 51). Grfits. GraM.in.
ten Emporen und flachem Tonnengewölbe. 1787 errichtet, der Turm erst in
den zwanziger Jahren dieses .Jahrhunderts aufgeführt.
<". W. A. Kraus«', Predigt am Jul»elfo»to der evangelischen Kirclit» zu Qrfttl (mit ge-
schichtlichcn Nachrichten). Lassa 1839.
T. Fischer, GedenkMätter für die < vangeliache Gemeinde V. A. C. zu Grfttl zum 75jfili-
rigen Kirehwcihfeste. Griitz 1S«!3.
F. K. Haedrich, Festschrift zum lQOjfthrigeti Kirohweilife^te am 2. Dozemlter 188S. Ge-
schichte der evangelischen Kirchen gemeinde in Grälz i. Posen. Grätz 1888.
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70
Kn>i- Cräu.
Hölzerner Taufengel und einige Zi n ngerät e im Provinzial-Musenm
zu Posen.
Siullicli der katholischen Pfarrkir« he, am Rande des ehemaligen Stadt-
grabens steht ein 17«)<» errichtetes Standbild des S. Johannes von Nepomuk
aus Sandstein. An dem modernen Unterbau desselben sind zwei runde Flach-
reliefe aus der ersten Hälfte des 1 7. Jahrhunderts eingemauert, welche die
Schöpfung der Eva und die ihr Kind anbetende Maria darstellen und mit
deutschen Sprüchen versehen sind.
Xiepi'USZeWO, Dorf 7 km nordöstlich von Buk.
Katholische Pfarrkirche S. Lorenz.
Bei der Teilung des Posener Atvhidhikonats im Jahre 1298 urkundlich
genannt (C-ni. dipl. \». 770 . wurde die Kirche in spätgotischer Zeit als einschif-
figer, im Osten dreiseitig geschlossener Ziegelbau erneuert, im 18. Jahrhundert
aber durchgreifend verändert, und mit Hacher Holzdecke versehen.
Opaleilitza, polnisch Opalenica. Stadt Dkm nördlich von Grätz.
Station der Eisenhahn Posen-Bentschen. Khenuds der Familie Opalinski ge-
hörig, deren Schlofs in diesem Jahrhundert abgebrochen wurde.
Katholische Pfarrkirche s. Matthäus.
Patron: <li<< Gatsliorr.*clmft.
Der Feberlieferung nach wurde die Kirche 1401 gegründet. Ihr Pfarrer
erscheint seit 14!».'J mehrmals in den Rechnungen der Stadt Posen (Warschauer,
,St;i<lttiueli von 1*.»..« n I, S. .'»'i.V. Der bestehende Bau gehört in den Anfang des
1<>. Jahrhunderts und wurde nach einem Brande 1Ö20 von Johann Opalinski.
AVoiwodeil Von Posen, wiederhergestellt und 1(549 geweiht (Lukaszewicz. Pye«.'.
hu», ir. s. 4.")S).
Spätgotischer Ziegelbau. Obwohl das Langhaus nur 10.40 m im lichten
breit ist. wird es durch zwei Reihen von je drei Pfeilern in drei Schifte ge-
teilt. Der Chor, welcher nur wenig schmaler ist als das Langhaus, ist ge-
radlinig geschlossen. Die Pfeiler des Langhauses sind achteckig und haben
Rundstäbe an den Ecken; die Gewände der Fenster bestehen aus einer ein-
fachen Schräge. Auf der Nordseite des Chores liegt die tonnengewölbte
Sakristei, darüber eine Empore.
Dem Bau des 1 7. Jahrhunderts gehören die Gewölbe au. Der Chor er-
hielt ein Tonnengewölbe, dessen Stuckdekoration, ein einfaches Bandwerk, in
der Mitte das Wappen des Bauherrn 'Lodzia). mit den Buchstaben
J(aii) Z B(uina) Ofpaliuski)
zeigt. Das Langhaus erhielt Kreuzgewölbe mit erhabenen Laubrippen, welche
sich den achteckigen Pfeilern unvermittelt aufsetzen.
Das auf Leinwand gemalte, eine Dreieinigkeit darstellende Mittelbild des
barocken Hauptaltares wurde von einem Renaissauce-Altare übernommen.
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Xii>l>ni»zewn. — Opidenitz». — WW-hnik.
71
Klappaltar aus der Mitte des II». Jahrhunderts, mit zwei aufseien
festen und zwei inneren drehbaren, mit Temperabildern bemalten Holzflugeln:
Im Aufsätze:
Gottvater mit dem gekreuzigten Christus.
Im geöffneten Zustande:
Himmelfahrt Christi.
Im geschlossenen Zustande:
Der Judaskul's. Geifsclung.
K rcuzt ragung. K rcuzn bnalime .
Im Sockel:
Grablegung Christi.
S. Maria.
S. Johannes d. Täufer
Jesus auf d. Oelberge.
Eeoe homo.
. Anna selhdritt.
S. Matthäus.
Verspottung.
Auferstehung.
In einer auf der Südseite angebauten neuen Kapelle aufgestellt.
Glocken: 1) 6*6 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift:
Anno tjjj goß mich Johann Christian Hrnck in Posen.
2) 74 em Durehmesser, am Halse die zweizeilige Inschrift:
Johann Zacharias Ncnbcrt in Posen gojs mich.
Anno ijxh Laudetur Jesus Christus. Amen.
Abl>. 60. Ehemalige Dotfterkirchc in Wosulinik.
polnisch Wozniki, Vorwerk 7 km nördlich von (trütz.
Katholische Kirche S. Antonius, ehemals Kirche des Reformaten-
Klosters, zur Pfarrei Ptaszkowo gehörig.
Eigentümer: der Besitzer von Kotove.
Das Kloster wurde 1000 als Holzbau gegründet lind, nachdem es 170t*»
abgebrannt war (Lukaszewicz, Dyec Pn/.n. II. S. 164), 172a in Ziegeln erneuert
' Jahreszahl über dem Haupteingange <. lS.Jt» wurde das Kloster aufgehoben
und danach bis auf die Kirche und einen geringen Rest abgebrochen.
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12
Krei.- Grat*.
Die in der Waldeinsamkeit versteckte Kirche (Abb. 60) ist gegen Westen
gerichtet, hat ein lim breites Schiff tind einen schmaleren, dreiseitig ge-
schlossenen Chor; hinter dem Hochaltäre ist eine Sakristei eingebaut: die
Gewölbe sind Tonnengewölbe mit Stichkappen. Der Ausbau der Kirche zog
sich, den Formen nach zu urteilen, bis über die Mitte des 18. Jahrhunderts
hin und bietet wenig Besonderes.
Antependium des Hochalt ares. hölzenies Flachrelief, rechts die Klage
um den Leichnam Christi, links den die Blutmale Christi empfangenden
S. Franz darstellend.
Cf rabtafel der Christine Raczynska geb. Krassowska. Gattin des Michael
Raczynski, Woiwoden von Kaiisch, f 1724, aus getriebenem Blech.
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kreis n i :utomischel
Mit Ausnahm«'' d<-r katholischen Pfarrkir« he in Neustadt sind die Kirchen des
Kreises neuere Holz- oder Ziegelbauten.
Brody, Dorf 1K km nordöstlich von X«>momis<h.|.
Katholische Pfarrkirche s. Andren*.
Patron: «lie Gut-lierrschutt.
Einschiffiger, im Osten dreiseitig geschlossen«-!* Holzbau, welchem sieh
rechts und links zwei symmetrische Kapellen mir] im Westen ««in niedrig«-!-
Turm anfügen. Den Inschriften am Triumphhaiken und au der Westthür
des Schiffes gemäls wurde die Kirche ll'ü.'t errichtet. Die T'mfassungswände
sind in Fachwerk hergestellt, aul'sen mit Hretiern. innen mit Dohlen ver-
kleidet, welche sich hu «len Ecken nach Art <les Hlo<-khau<-s überschneiden.
Durch Vorkragung der Hohlen wird l>ei der Kreuzung des Schities mit d«-n
heiden Kapellen «1er Kindruck einer Vierung gewonnen. Die gestoch«-nen
Ornament«- an <I«'U beiden Thür«-u und d« i m Triumphhalkeu verleihen im
Verein mit den profilierten Köpfen der überkragenden Hohlen d«-tn Gebäude
ein gewisses künstlerisches Gepräge. dess«-u die poseiischen Holzkirchen sonst,
entbehren. Lichte Weite des Schiffes 10 m.
Spätgotisch«- Glocke von lnitth-rcr Grösse, am Halse die Dinschrift:
Art Maria gracia fi/cua . dominus trat in bcncdic/faj .
Kin«> kleine Glock«-:
Johann Friedrich Schlaikcrmann goß mich in Posen ijqo.
Bllkowiee, Dorf X km östli« h von Xeiitolil isi hei.
Katholische Pfarrkirche S. Mnrtin.
Holzbau, 1 7:J7 errichtet und g«-w«-iht (K„rvtUwski I), ?. 59.;. einschiffig bei
i>,70 m Weite, im Osten ein dreiseitig geschlossener (.'hör. über der Hanpt-
front ein Turm mit duivlibrochener Haube, auf der Xor«lseitc des ("mores die
in
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74
Kreis Xeutniui^diel.
Sakristei. Fachwerk, innen mit Schrotholzbohlen, aufseu mit Brettern ver-
kleidet, mit Schindeln gedeckt.
Einige einlache Altargeräte ans vergoldetem Silber. Monstranz barock.
Zwei Kelche, der eine Spätrenaissance, der andere 1 Tti.J geschenkt, aber noch
in Barockformen. Speisekelch barock. PaciHcale 1H54 geschenkt.
Zwei spätgotische Glocken von 50 und 48 cm Durchmesser. Am Halse
der erstercn die von Lilien unterbrochene Umschrift:
O rc x gloric vetti cum pacc.
Neustadt bei Pinne, polnisch Lwowek, Stadt 15 km nörd-
lich von Neutoinisehel, \) km südwestlich von Pinne, 1410 nach deutschem
Beeilte angelegt.
Katholische Pfarrkirche, der Himmelfahrt S. Mariä, S. .Johannes dem
Täufer und S. Johannes dem Evangelisten geweiht.
Patron: die Gut-licnx-haft.
lieber den Ursprung der Kirche ist nichts bekannt. In den Jahren
1H4H, 1HUH, 1738 und 1813 hatte sie durch Feuersbrunst zu leiden ( Jahres-
zahlen im nördlichen Seitenschiff i.
Spätgotischer, gegenwärtig tiberputzter und verstümmelter Ziegelbau,
dreischiffige Hallenkirche. Das Mittelschiff hat sechs rechteckige Joche; die
Umfassungsmauern der Seitenschiffe sind im letzten östlichen Joche in dia-
gonaler Richtung nach dem Mittelschiffe hinübergezogen. Dem Mittelschiffe
schliefst sich noch ein geviertförmiger, in der Barockzeit turmartig erhöhter
Altarranm an: zugleich setzen sich die Seitenschiffe, wenn auch etwas nie-
driger, bis zur Ostmauer desselben fort. Westlich stand vor dem Mittelschiffe
ein Turin, welcher 181.*} einstürzte und seitdem abgetragen wurde. Neben
dem nördlichen Seitenschiffe liegt ein zweites niedrigeres Schiff, welches sich
ehemals mit Spitzbogen gegen jenes öffnete, aber jetzt teilweis als Sakristei
und Schatzkammer ausgebaut ist. Auf der Südseite eine alte Vorhalle. Ur-
sprünglich war die Kirche überall mit Sterngewölben überdeckt : doch sind die
über dem Mittelschiffe und dem Hochaltare im 17. oder 18. Jahrhundert durch
scharfkantige Kreuzgewölbe ersetzt worden. Die Pfeiler der Kirche sind
einfach rechteckig und an den Kanten um einen halben Stein ausgeeckt.
Lichte Breite der drei Hauptschiffe 14,30 m, des Mittelschiffes Hm.
An einem der Sterngewölbe der nördlichen Abseite ( jetzt Schatzkammer)
sind unter der Tünche Reste ornamentaler Renaissance-Malerei erhalten.
Der Hochaltar, das Chorgestühl, die Gemeindebänke und die Beicht -
stülde im Rokokostile.
Monstranzen aus vergoldetem Silber:
1) -"Spätgotisch von 15.57 (Jahreszahl auf der Unterseite des Fufsesi.
reicher mehrt ünniger Aufbau, unter welchem die Figuren des auferstandenen
Heilands, sowie der Heiligen Maria, Johannes des Evangelisten, Lorenz.
Barbara und Katharina stehen: auf der Spitze der gekreuzigte Christus
zwischen Maria und Johannes. Der Fufs hat getriebene Buckel. Höhe 1 m.
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Ntustatlt l>. i Pinne.
75
i> Barock, tun die Hostienbüchse eine Darstellung des Abendmahls
Christi. 81 cm hoch.
Kelche aus vergoldetem Silber, von 16(3."», 1747. 17f>.'> und 1770.
Speisekelch aus vergoldetem Silber. K>42, 4."> cm hoch.
Silbernes Pacificale in Kreuzgestalt, spätgotisch, vom Anfange des
1*>. Jahrhunderts; der Fufs barock; *»0 cm hoch.
Barockes Rauch fal's aus getriebenem Silber.
Ewige Lampe und Weih rauchsehiffchen aus getriebenem Silber,
Rokoko.
Zahlreiche Priestergewänder des \H. Jahrhunderts.
Von den (»docken gehen zwei Stück mit 4M cm Durihmesser in das
14. oder 1T>. Jahrhundert zurück. Die eine derselben trägt am Halse in
Großbuchstaben die Umschrift: Ave Maria gracea plciia.
Die die Inschrift einfassenden Schnüre sind unter Benutzung von Bindfäden
geformt. Die ander«* hat am Halse einen aus Münzabdrücken gebildeten Fries.
Die grofse. recht nachlässig modellierte (Hocke von 1 ,40 m Durchmesser
gols Karl Kalliefe in Lissa 18.">4.
Katholische Kirche zum h. Kreuze auf dem katholischen Friedhofe,
am Wege nach Pinne.
Barocker Putzbau in Gestalt eines griechischen Kreuzes : über der
Vierung eine hohe Kuppel, deren Trommel mit einer Feusterreihe durch-
brochen ist: über den Kreuzarmen Spiegelgewölbe, welche wie die Kuppel
aus Holz hergestellt sind.
Evangelische Pfarrkirche, südöstlich vor der Stadt gelegen.
Das Kirchspiel hat sich aus Bauländer-Gemeinden in der Gegend von
Neustadt gebildet: doch konnte zum Bau einer Kirche erst geschritten werden,
nachdem 17ö'H der polnische Reichstag den Evangelischen die Freiheit ihres
Bekenntnisses zurückgegeben hatte. Am Ü. April 1778 wurde der Grund-
stein gelegt: die Maurerarbeiten führte der Maurermeister Höhne aus Posen,
die Zimmerarbeiten der Zimmermeister Thomas aus Zirkc aus. Die Ein-
weihung fand am 1.'». August 1770 statt: doch wurde die Orgel erst 178U,
die Kanzel 1787 aufgestellt und der Turm erst 17!»7 vollendet.
O. lfaylünder, Nachrichten «her ilio cvaugeliM-he Kirchen-Gemeinde iiu^-lnir^L>chcr Knn-
f<>ssion Neustadt 1>ei Pinne zu ihren» hundertjährigen .Inbilimm hiii 1*>. August 1879.
Diesdorf in Schlesien.
Einschiffiger geputzter Ziegelbati mit doppelten hölzernen Kinporen und
flacher Decke, hinter dem Altare. über welchem sieh die Kanzel befindet,
dreiseitig geschlossen: vor dem Haupteingange ein mäl'sig hoher Turm.
Silberner Kelch mit dem Stempel der Stadt Posen und der Jahreszahl
1810 und dem Stempel des Goldschmieds A. H. Ltireen. .">() ein hoch. Dazu
die Patene.
Zwei Zinnleuchter von 1 77S.
Glocke von (>."> cm Durchmesser, am Halse die Umschrift:
Johann Friedrich Sc h Zenker mann t;o/'s tu ich in Posen tjiji.
10*
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7«
Klt±i> Ni'iitomi-fliel.
nisch Xowy Tomysl. Kreishaupt studt. Station
d«»r Eisenbahn Poseu-Bent sehen.
Die Stadt Xeutomisehel ist ans verschiedenen Hauländer-Oemeinden mit
deutscher Bevölkerung hervorgegangen, welchen der CJrundherr Felix Szoldrski
1778 die Errichtung eines lutherischen Kirchspiels gestattete. König Stanislaus
August genehmigte 1 78b die < »ründung der Stadt nach magdeburgischem Kochte.
A. Wamlisuu-r, Z. H. G< -. II, S. 131».
TU. Stn»'iliike, Kurzgefaßt.- Chro D ik der St;ult V'nt.imisilit'l. Noutomiscliel 1*8*.
Evangelische Pfarrkirche.
Der Grundstein zum Bau wurde am 7. Mai 1 7 71* gelegt: die Einweihung
fand im Oktober 1780 statt .;>tr<.t>.lick.; S. 2).
Put/bau von kreuzförmiger Anlage, mit doppelten hölzernen Emporen
und hölzernen Tonnengewölben: an der Vorderfront ein quadratischer Turm,
die übrigen Fronten mit Staffelgiebeln. Innere Weite der Kreuzarme ~>'2 m.
I.iclitiini' k der \ut.-(-ir,m>h lit 1 » » - 1 Stn^dicki*.
Zwei nachlässig ausgeführte Glocken von MK) und H.'J cm Durchmesser:
die erstere trägt auf der Vorderseite die Inschrift:
Karl Kallie/e in Lissa,
die zweite: Parat /tu' Tomysl t<St6.
Durch Feuer sind rcir geflossen. Karl Kallie/e Aal uns heyde
zur Ehre Gottes gegossen.
WytOllliSChel, Dorf X km nordöstlich von Netitomischel.
Katholische Pfarrkirche S. Michael.
Pfarrer der Kirche werden urkundlich ll>:>0 und 1 2i*4 genannt (C.d. dipl.
N... 2S6 und 7-J0:.
(geputzter Ziegelbau, int .lahre 1X00 errichtet i.lahreszahl und Wappen
des (Grundherrn in einem Keuster . einschiffig, mit zwei symmetrischen
Kapellen. Die beabsichtigte Wölbung unterblieb.
S. Anna selbdritt, spätgotische Holzgru])pe.
Zwei Kelche aus vergr»ldetem Silber, sehr beschädigt:
1) spätgotisch, l.*)K». mit seehsteiligem Fufse. am Knaufe: O Maria;
'Jt die Aidage noch spätgotisch, die gravierten Ornamente aber Renais-
sance. Am Knaufe: Ihesus.
Drei (5 locken von 77. Ö."> und .V» cm Durchmesser, am Halse die Umschrift :
Johann Christian liruck go/s müh in Posen anno /-jo.
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Inhalt8-Verzeichnis.
Kreis Posen -Ost.
Kommenderie 1. - Chojnka 7. - Gluscbin H. — Kicin 10. — Kobylepole. 10. — Owinsk 1«>.
— Schwersenz 12. Splawie 13. Wierzenica 13.
Kreis Posen -West.
Ceradz koseielny 15. Kiekra Vi. Komornik 17. - Konaizewo 17. Lodz 11». -
Lussowo l'J. — Modrae 20. Skorzewo 20. - Slupia 21. Söhnt n 21. — Stenwhewo 22
- - Tamowo 23. - Tomiee 23. Wiry 21.
tiialeiizyu 25. Kirchen -Dombrowka 25. — Gosli» 2u\ Grainsdorf 27. — Lukowo v.l.
— Manicwo 27. Objezierae 28. obornik 32. Parkowo 33. Hitschenwalde 34. —
Rngaxen 34. — Rnschnowo 30. Welna 37.
Biezdrowo 38. - Bytbin 3U. Dn>rhnik 39. - Kazmiera 39. - Obei>itzko 40. — Ottmowo 44.
— Peterawe 41. Pinne 45. Psnrskic 4(>. — Saniter 4M. — Scharfe imrt 58. Willa h in 58.
— Wronke 59.
Kreis Grfttz.
Buk 60. - Dakowy innkre »i3. Druzyu <i3. Gnin (i3. (Irammo r,4. Oriitz «5. —
Xicpruszewo 70. Opalenitza 70. Wnsclniik 71.
Kreis Neutouiischel.
Brody 73 - Bukowk-c 73. Neustadt lud Pinne 74. - Neutoinischol 7o\ - Wytoniisebel 7(1.
Kreis Obornik.
Kreis Saniter.
Abkürzungen von Literaturangaben.
('. d. B. (Yntndblatt ihr Bauu-iwaltuni;. Berlin.
('ml. dipl. Codex diplouiutic u> Mujnri> Polouiae. Posen 1877— Ml.
S. h. s. Sj>ruvvozd:mia komi-vi i\» kulaiiia hUtorvi s/.tuki w PuU'c. Krakau.
Z. f. B. Zeitschrift fur Bauwesen. Berlin.
'/.. (i. 1.. Zeitschrift für Geschichte und l.amle>kumle dir Provinz, Posen. Po.»cn.
Z. H. Ges. Zeitschrift der Historischen Gesellschaft für die Provinz. P.»eii. Pom.-ii.
Maßstab der (Irutuirinne
Maßstab (hr Einzelheiten
1 : 100.
1 : >.->.
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Druck von Gustav Beilade (Otto Francko) In Berlin N.
und Autotypien von Mei«*nb»ch, Klffarlb k Co. in
Photoljplen von Wein wurm k Hafaor tu Stuttgart.
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KUNSTDENKMALER DER PROVINZ POSEN
DRITTER BAND:
DIE LANDKREISE DES REGIERUNGSBEZIRKS POSEN
LIEFERUNG II
ENTHALTEND DIE K KEINE
BIRNUAI M. SCHWERIN, MESERITZ, BOMST, SCHMIEGEL UND KOSTEN
TM AUFTRAGE DES PROVINZIAL- VERBANDES
BEARBEITET
VON
JULIUS KOHTB
RBOIBRUNQ8-BAUMEI8TEK
BERLIN
VERLAG VON .IULIU8 SPRINGER
1896
HARVARD UNIVERSITY
JHAnsferreo / > C LIBRARY Or THE
GERMAN IC MUSEUM
Von dem
Verzeichnis
ilor
Kunstdenkmäler der Provinz Posen
ist erschienen:
Band III, Lieferung 1. Kreis Posen -Ost und -West, Obornilt, Samter, Grata und
Neutomischel. Preis M. 2,-.
do. „ 2. Kreis Birnbaum, Schwerin, Meseritz, Bomst, Schmiedel und
Kosten. Preis M. 2,—.
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KREIS BIRNBAUM.
Birnbaillll, polnisch Mie^zvchöd, Kreishauptstadt, an der Warthe,
Station der Eisenbahn Posen-Meseritz.
Birnbaum, im Mittelalter gegründet, war eine adelige Stadt und gelangte
1597 in den Besitz der zum Protestantismus übergetretenen Familie v. Unruh,
welche die Herrschaft fast 200 Jahre lang behielt.
W. IU-inhoUl, Chronik iler Stadt und des Kreiste Birnbaum. Birnljuuni 1843.
Katholische Pfarrkirche, in di r Altstadt.
Patron: iler Staat.
Spätgotischer Ziegelbau, im (Jrundrifs ein einfaches Rechteck von 8 m
Spannweite. Dio Strebepfeiler lassen vermuten, dafs die Kirche ursprüng-
lich gewölbt war; die Ostfront hat auch in der Mitte einen Strebepfeiler.
Auf der Südseite steht nahe der Westfront ein quadratischer Turm, welchem
sich ein runder Treppenturm anlehnt. Die beiden Giebel gehören der Re-
naissance, das hölzerne Tonnengewölbe sowie der Ausbau dem 17. und
18. Jahrhundert an. Im Jahre 1660 fand eine Weihung der Kirche statt
(Korytkowski II, S. 148).
An dem südwestlichen Strebepfeiler eine kleine, auf einem senkrechten
Thonstück modellierte, bärtige Fratze.
Barockes Holzbild, die Anbetung des Christkindes durch die Hirten
darstellend, von denen einer auf dem Dudelsack blast; darüber im Halbrund
Gottvater.
*
Taufkessel aus Holz, einfach, mit aufgemaltem Zierrat, Renaissance.
Monstranz aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance, dreitürmiger Auf-
bau mit den Heiligen Maria, Stanislaus und Adalbert, 67 cm hoch.
Zwei einfache silberne Kelche. Der eine mit dem Stempel der Stadt
Augsburg, unter dem Pinienzapfen E (1741 — 43 1 . und dem Meisterstempel
FN. Der andere mit dem alleinigen Stempel NO.
Zwei silberne Kreuze. Das eine nüchterne Arbeit aus der Mitte des
16. Jahrhunderts, 40 cm hoch. Das andere reich getrieben, aus dem 17. Jahr-
hundert, 89 cm hoch, 1847 aus dem Bestände des Klosters Lubin überwiesen.
U
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78
Kreis Iliniliiuiin.
Weih Wasserkessel aus getriebenem Kupfer. 1711.
Zwei Messinglem hter, 17. .Jahrhundert, 34 ein hoch.
Mittelgrofse Glocke, am Rande:
Opera Joamiis /.achariac Xeuberdt /jt/f.
Evangelische Pfarrkirche, in der Lindenstadt.
Mit dem Eindringen der Reformation wurde der Gottesdienst in der
mittelalterliehen Pfarrkirche protestantisch, 1591 aber der katholische Gottes-
dienst wiederhergestellt. Nachdem Christoph v. Unruh 1 597 die Herrschaft
Birnbaum erworben hatte, gestattete er im Jahre 1000 unweit seines Schlosses
den Bau einer evangelischen Pfarrkirche. Die alte Kirche brannte lti92 ab;
der darauf von dem Zimmeruieister Hans Lindener aus Bojanowo errichtete
Fachwerkbau wich wieder dem gegenwärtigen, geputzten Ziegelbau, welcher
nach Plänen der preußischen Überbaudepntation ausgeführt und am 15. Ok-
tober 1840 geweiht wurde (nach dir, mit der Xcuhcgrüniluui' d, * Kirch*|>uU urigeh'gten,
liancUcliriftliclicu l'farrchroiiik).
Fünf silberne, barocke Kelche. Der älteste wurde 1005 geschenkt.
Zwei andere in einfacher Ausführung sind als Lissaer Arbeit beglaubigt ;
der eine, 1719 geschenkt, trägt neben dem städtischen Stempel eine 12 und
den Meisterstempel ICS, der andere den Meisterstempel IFC. Wiederum
ohne Stempel ist ein .'11 cm hoher, durch reiches, getriebenes und graviertes
Schmuckwerk ausgezeichneter Kelch aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.
Silberne Weinkanne, 1732 geschenkt, mit zwei Steinpein, einer Doppel-
lilio und den Buchstaben CB.
Drei silberne Oblatenbüchsen. Die eine achteckig, 11:9:5cm, auf
dem Deckel getriebenes Blumenwerk; Stempel der Stadt Augsburg und
Meisterstempel GOT. Die andere oval, 12: 10: 5,5 cm, mit getriebenem
Blumenwerk auf dem Deckel und den Seiten ; undeutlicher Stadtstempel
(nach rechts springender Löwe?) und Meisterstempel IL. Die dritte und
kleinste von 1702 ohne Stempel.
Zwei Altarkreuze. Das eine aus 'Zinn, 1,10 m hoch, auf vierseitigem
Fufse, 1702 gestiftet. Das andere aus Silber, 01 cm hoch, auf dreiseitigem
Fufse, vom Ende des 18. Jahrhunderts, mit dem Stempel WIEN.
Zwei runde Messingleuchter, 71 cm hoch, 1712 geschenkt.
Altardecke im Provinzial-Museum zu Posen.
Glocken. Im Jahre 1093 goj's Wilhelm Hampel aus Posen am Orte
in Birnbaum eine 10 Centner schwere, später umgegossene Glocke für die
Kirche (Kohle, Z. II. Ges. VIII. S. 41t»). Von den beiden vorhandenen Glocken
wurde die gröl'sere mit 93cm Durchmesser 1752 beschafft; sie trägt am
Halse zwischen Rokokofriesen die Inschrift:
Johann Gottfried U 'ein hold gofs mich.
Die andere in i Ist 70cm Durchmesser und trägt am Halse die Inschrift:
Johann Friedrich Schlenkermann goß wich in Posen 1789.
Grabstein des Christoph v. Unruh, Starosten von Deutsch-Krone und
Gnesen, f 1089 (Abb. 01). ehemals vor dem Altäre liegend, jetzt in derVor-
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Dirnlmnm.
79
halle unter dem Turme aufgestellt. Roter Marmor, leider übertüncht, Höhe
2, <».") m. Breite 1.02 in. Auf dem Rande die Umschrift:
I/lustris et magnificus dominus Christophorus de Miedzychod Unrug, capitaneus
l 'a/censis et Cncsncttsis, suac regiae majestatis coloncllus etc., placidcute dotnino
obdormwit anno MDCLXXXIX die XXIX. Jannarii, aetatis anni LXIIII.,
mensis IX. et I. die/', cujus ossa requicscant in pace.
At>l>. 61. Birnbaum. Ural>|>hittc ile- < 'liristo|»li v. Unruh.
In der Sakristei mehrere Blechsehilde mit Itilduissen , ans dem
18. Jahrhundert, ohne besonderen Wert. Au der Orgelhidme ein besseres
mit dem Bildnisse des Ratsherrn Klippel, in Rokokorahmen.
Brustbild des in der evangelischen Pfarrkirche beigesetzten Christoph
v. Unruh, 1077 gefertigt, ursprünglich auf der Treppe des alten Herren-
hauses, rätst im Provin/.ial-Museum zu Posen.
J ir
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80
Kreis Birnbaum.
GrofS-ChrzypskO, Dorf 22 km östlich von Birnbaum.
Katholische Pfarrkirche S. Adalbert.
Patron: der Staut.
Einschiffiger, im Osten dreiseitig geschlossener, spätgotischer Ziegelbau,
welcher im 17. und 18. Jahrhundert verschiedene Verstümmelungen erfahren,
insbesondere seine Gewölbe verloren hat.
Silberne Monstranz, spätgotisch; der Fufs und teilweis die Ornamente
des Oberbaues in der Spätrenaissance erneuert; H.'U-m hoch.
Drei Kelche aus vergoldetem Silber. Der eine spätgotisch vom An-
fange des 10. Jahrhunderts, 21 cm hoch; die beiden anderen aus dem
17. .Jahrhundert.
Glocken: 1) 58 cm Durchmesser. Am Halse die Umschrift:
Gloria in excelsis deo. Anno 1666.
Am Rande: Joachim Witarns hat mich gemacht in Posen i66ö.
2) 72 ein Durchmesser. Am Halse die Umschrift:
Christian Heinrich Witte in Posen go/s mich.
Auf der Vorderseite:
Ave Maria gratia plena, dominus tecum. Benedictus fruetus ventris tut'.
P'nsa anno 16/5. Re/usa post ruptum anno ^46.
Abl>. <V2. Kirelie in Kiilune. Westunsieht.
KillllUC, polnisch Kamionna, ehemals Stadt, seit 1874 Dorf. 6 km süd-
östlich von Birnbaum, an der alten Strafse von Posen nach Schwerin gelegen.
♦Katholische Pfarrkirche zur Geburt S. Maria.
Patron: der Staat. Laut Erkenntnis d> s Iteichsgerielits vom 8. Oktober 1883 erfolgt die
Verteilung der Biiulusti'ii zwischen Patron und Gemeinde gemäfs den Bestimmungen der
Lundkirelien.
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Grofs-Chrzypsko. — Kähuie.
81
Die Kirche ist ein spätgotischer Ziegelbau ' Abb. f>2 — 65), der Ueber-
lieferung gemäfs 1400 ausgeführt (Korytkoweki II, S. 143), gegen Nordosten ge-
4wM 1 1 i 1 1 1 1 > i (•
Abh. 63. Kirclie in Kühi.R'. Ostfront. 1:200.
Abb. 64—65. Kirche in Käliiin'. Grumlrifs und Fries.
richtet, einschiffig bei einer inneren Breite von 0,10 m und sechs Joche lang
bei einer inneren Länge von 26,50m, in einer Höhe von 10 m mit Stern-
gewölben üb€rdeckt. Auf der Nnrdseite liegt die Sakristei, auf der Süd-
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82
Krei* Birnbaum.
und der Westseite liegen zwei Vorhallen, von denen die erstere ein altes
Sterngewölbe hat. Auf der Südseite steht lerner ein runder Treppen-
turin, der nachträglich mit zwei Strebepfeilern besetzt und oben viereckig
gestaltet wurde; der gemauerte Helm des Turmes steigt zwischen vier Eck-
krönungen auf. Das auf der Nordseite der drei westlichen Joche beabsich-
tigte Nebenschiff' unterblieb bereits während der Ausführung. Dasselbe
sollte sich gegen das Hauptschiff mit drei Spitzbögen öffnen; in der Mauer
über diesen sind drei spitzbogige Nischen, eine gröfsere nebenan im vierten
Joche ausgespart.
Den Hauptschmuck des Gebäudes bilden die Giebel der beiden Schmal-
seiten. Der Ostgiebel (Abb. ö.'l) ist in drei Geschosse geteilt, von denen
jedes mit einem Netzwerk sich durchschneidender, gemauerter Ualbkreisbögen
bedeckt ist und die beiden unteren mit geschweiften Eckkrönungen ausge-
stattet sind; die sechs Eckpfeiler sind viereckig und an den Kanten mit
übereck vorgestreckten Ziegeln besetzt. Dieselben Kunstformen wiederholen
sich an den Eckkrönungen des Turmes. Auch der Westgiebel (Abb. 62) war
einst in mehrere Geschosse geteilt; doch ist nur das unterste noch alt; das-
selbe zeigt eine Reihe sich durchschneidender Rundbögen, welche von Pfei-
lern und Kragsteinen getragen werden. Auf der Osthälfte der Südfront
zieht sich unter der Dachtraufe ein aus Formziegeln gebildeter Fries hin
(Abb. 6.*)), welchem auf der Westhälfte derselben Front ein drei Schichten
hohes deutsches Band entspricht. Der runde Treppenturm war ursprünglich
mit vier ebensolchen Bändern umgürtet.
Der Sockel ist teils aus einer zugehauenen Schräge hergestellt, teils
schlichtweg abgesetzt. Die Südthür ist mit einer Schräge und zwei Rund-
stäben umrahmt. Die spitzbogigen Fenster haben eine schräge, geputzte
Leibung. Die beulen Fenster der Ostfront sind mit einem gemauerten
Pfosten geteilt, welcher ein aus drei Spitzbogen zusammengesetztes, eben-
falls gemauertes Mals werk trägt (Abb. (Uli. Die Ziegel messen 27:13:9 cm.
Christus um Kreuze, Maria und Johannes, ehemals auf dem, vor
dem zweiten östlichen Joche noch vorhandenen Triumphbalken, jetzt in
einem neueren Altare aufgestellt.
Christus im Elend, kleines bemaltes Holzbildwerk der Spätgotik.
Monstranz aus vergoldetem Silber, in Sonnenform, 81 cm hoch, An-
fang des 18. Jahrhunderts.
Drei Kelche aus vergoldetem Silber, barock; einer mit, dem Stempel
Pacificale in Krenzgestalt. 57 cm hoch. Anfang des 18. Jahrhunderts.
Mehrere Ornate aus dem 18. Jahrhundert,
Die Kirche liegt weithin sichtbar, am Rande eines vor ihrer Westseite
abfallenden Höhenzuges, dessen steile Böschung schon im Mittelalter durch
eine Futtermauer gesichert wurde i Abb. 62;.
Auf der modernen Mauer vor der Ostseite des Kirchplatzes eine von
dem Turme herstammende Wetterfahne mit der Jahreszahl 1683.
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Kwiltscli. — Luboscl).
83
K W i 1 1 8 C h , Dorf 1 4 km südöst lieh von Birn bäum. Station der
Eisenbahn Posen-Meseritz.
Katholische Pfarrkirche S. Michael.
1) i»< Haulasten trägt die Gntshorrsehaft als Patron.
Ein ., Johannes, plebanus Quileczski,* wird urkundlich 13% genannt
i;L.-U/._v.-ki. Grodl.ikhcr I, No. 2188). Von 1544 — 1<>40 war die Kirche im Besitze
der Reformierten'). Der vorhandene Bau entstand 17l>0' — 82 (Korvtkuw>ki II, S. 114%
Putzbau in einfachen Rokokoformen, gegen Osten gerichtet, bestehend
aus einem Turme, einem Schifte und einem innen rund, aufsen dreiseitig
geschlossenen Chore, zu dessen Seiten zwei Sakristeien und über diesen zwei
Kniporen angeordnet sind. Schirl* und ( 'bor haben flach gewölbt e Holzdecken.
An den Pfeilern des Chorbogens Kanzel und Taufwasserbehälter
in symmetrischer Ausbildung.
Monstranzen: 1) aus vergoldetem Kupfer, spätgotisch. Spitzturm,
die Hostienbüchse von zwei Strebepfeilern umschlossen. Der Fuls sechs-
teilig, am Knaufe der Name Ihesus. Höhe 53 cm.
2) Aus vergoldetem Silber, erste Hälfto des 18. Jahrhunderts, Stempel AT.
Zwei Kelche, lf> ( .)7 und 1748.
Zwei Pacificale aus vergoldetem Silber: 1) In Kreuzform, erste Hälfte
des 18. Jahrhunderts, 54 cm hoch, Stempel AT.
2) In Sonnenform, am Schalte die knieende h. Helena, Rokoko.
(J locke, das Spruchband von Rokoko -Ornamenten eingefalst. Am
Rande: Me feeit Adam IluUit, Posnania
Unter den Gewändern zwei Kasein, mit Benutzung von Seidengürteln
gefertigt.
Im Innern, an den Langseiten des Schilfes vier Wandgräber von
Angehörigen der Familie Kwilecki, Ende des 18. Jahrhunderts.
Auch dem in der Achse der Kirche angelegten Friedhofe ist eine
einfache architektonische Ausbildung zu teil geworden. Vor der Kirche
wurde 1790 eine Mariensäulo aus Sandstein aufgestellt.
LllbOSCll, Dorf 21 km südöstlich von Birnbaum, Station der
Eisenbahn Posen-Meseritz.
Katholische Pfarrkirche zur Heimsuchung S. Mariä.
Ein Pfarrer der Kirche wird 1:508 urkundlich genannt (Cod. dipl. No. l'.w;).
Der alte Holzbau wurde 1818 durch einen geputzten Ziegelbau ersetzt.
Hölzernes Taufbecken mit hohem Deckel, erste Hälfte des 17. Jahr-
hunderts.
Kelch aus vergoldetem Silber, barock.
Messingschüssel mit der Darstellung der beiden, die grol'se Traube
tragenden Kundschafter, 17. Jahrhundert.
Zwei Messingleuchter, 38 cm hoch, 18. Jahrhundert.
') Nach d<*r Knt/.ii'liutii; der Kiivlir in KwiltM-li bilden- i-ioli die noeli bestellende evari^eli-
i-clie Pfarrei im benachbarten Or/e^eliknwo.
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Kreis Birnbaum.
GrofH-Lllttom, Dorf 17 km sudöstlich von Binibaum.
Katholische Pfarrkirche S. Andreas.
Patron: der Staat.
Dio von der Gemahlin des sächsisch-polnischen Staatsministers v. Brühl
als Grundherrin in den Jahren 1753- (>2 an Stelle eines älteren Holzbanes
errichtete Kirche (Pfurrnrchivalieii) ist ein geputzter, mit Gewölben ausgestatteter
Ziegelbau, dessen Schiff bei 10 m Weite drei Joche und der gegen Norden
gerichtete, geradlinig endende Chor zwei Joche zählt. Neben dem Chore
sind zwei Sakristeien angelegt. Vor der Südfront erhebt sich ein Turm mit
durchbrochener Haube.
Hochaltar mit einem von vier Säulen getragenen Ueberbau, nach
dem Vorbilde des Hochalt ares von S. Peter in Rom.
Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance.
Kasel, im Provinzial-Museiun zu Posen.
ZlrkC, polnisch Sierakow, Stadt 13 km nordöstlich von Birnbaum,
an einem alten Uebergange über die Warthe gelegen, 1251 zum ersten Male
urkundlich und zwar unter dem deutscheu Namen genannt, war mittelbar
und erhielt von König Kasimir dem Grol'sen deutsches Stadtrecht ; Bestäti-
gungen desselben folgten 1410 und 1513').
Katholische Pfarrkirche zur unbefleckten Empfängnis S. Mariä.
Patron: dor Staat.
Nachdem die mittelalterliche Pfarrkirche 1817 bei einem Stadtbrande
zerstört und nicht wiederhergestellt worden war, wurde die Kirche des auf-
gehobenen Bernhardiner-Klosters zur Pfarrkirche umgewandelt. Den Bau
derselben hatte der Grundherr Peter üpalinski, Woiwode von Posen, 1619
begonnen (KorvtUwski II. S. IJk»).
Die als Putzbau hergestellte, gegen Südwest gerichtete Kirche hat ein
10.50 in breites, geradlinig geschlossenes Hauptschiff, welches in der Mitte
von einem 7,00 m breiten, kürzeren Querschiff durchschnitten wird. Beide
Schiffe sind mit Tonnengewölben bedeckt. Ueber der Vierung eine von
vier Fenstern beleuchtete Kuppel, deren Dach mit den Dächern der beiden
Schiffe zusammengezogen ist. Vor der Hanptfront zwei mäfsig hohe Türme.
Die reiche Ausstattung stammt meist aus der Zeit unmittelbar nach
Fertigstellung des Baues.
Hochaltar aus bemaltem Holze, zweigeschossiger Aufbau in reichen
Formen der Spätrenaissance. Auf dein unteren Oelbilde die Kreuzabnahme
Christi, auf dem oberen der die Wundmale empfangende h. Franz, daneben
die Standbilder der Heiligen Peter, Paul, Adalbert und Stanislaus.
Vier Altäre von verwandter Anlage im Querschiffe, zwei ans der Spät -
renaissance, zwei aus der Barockzeit. Zwei kleine Altäre der Spätrenaissance
an den Vierungspfeilern.
') St. A. I'.mi.ii. Zirke C. 1.
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Grofc-Luttom. — Zirke.
85
Am Eingänge des Chorramnes ein lettnerartiges, schmiedeeisernes
Gitter anf hölzerner Brüstung.
Die *Chorstühle (Abb. 66) in edelen Formen der deutschen Spät-
renaissance; die Füllungen mit vortrefflichen Intarsien, deren Zeichnung
abwechselnd hell auf dunklem Grunde und dunkel auf hellem Grunde ge-
geben ist. Die "Wände neben dem Hochaltäre haben eine dem Chorgestühl
entsprechende Täfelung mit grofsen Intarsia-Füllungen (Abb. (57). Laut einer
Inschrift auf der Nordseito wurde das Gestühl im Jahre 1G41 von einem
Bruder Hilarion vollendet:
Za roskazaniem przelozonych zakonu reguly Franciszka s obserwantmv,
ku czci bogu niesmicrlelnemu y nicpokalany krolowy nicbieski kn cAwa/ie
zrobiel brat Hilarion s Posnania te Stahe roku /£//')•
Derselben Zeit und demselben Künstler sind zuzuschreiben die Patro-
natsbank an einem der Viemngspfeiler, zwei Sitzbänke sowie eino Vor-
der- und eine Rückwand des Gemeindegestühls mit ihren Intarsien, in
deren Ornament Figuren der antiken Fonnenwelt, an der Patronatsbank
die Standbilder der Heiligen Peter, Andreas. Lukas und Christopherus auf-
treten.
Auch ein nicht mehr benutzter, in einem Nebenraume untergebrachter
Schrank mit Lesepult, welches von einem, jetzt abhanden gekommenen
Engel getragen wurde, entspricht in seiner Ausführung den vorgenannten
Stücken.
Holzthür des Haupteinganges, ebenfalls aus der Zeit des Gestühls.
Monstranz aus vergoldetem Silber, 17. Jahrhundert, mit Benutzung
spätgotischer Bruchstücke.
Eine kleine Monstranz, Rokoko, mit Reuaissance-Fnfs.
Sechs Kelche aus vergoldetem Silber, 17. Jahrhundert. Einer von
1643 mit dem Stempel der Stadt Posen und einem undeutlichen Meister-
stempel. Ein anderer mit den Stempeln von Fraustadt und des Meisters MR.
Drei Speisekelche aus vergoldetem Silber, 17. Jahrhundert.
Zwei reich getriebene silberne Leuchter, 75 cm hoch, 1697 geschenkt,
mit den Stempeln der Stadt Glogau und des Meisters ME. Zwei einfachere,
82 cm hoch, 1688, Stempel IR.
Silbernes Räucherschiffchen, Rokoko; Berliner Stempel mit L,
Kontrollzeichen M und undeutlicher Meisterstempel.
Ewige Lampe. Kupfer, 1648.
Glocke, 107 cm Durchmesser, 1775. Am Rande:
Me fecit Adam Huldt, Posnania.
Wandgrab des Stifters des Klosters Peter von Bnin Opalinski f 1624,
von seinen Söhnen Christoph und Lukas nach seinem Tode gesetzt. Archi-
tektonischer Aufbau aus schwarzem Marmor und Alabaster mit der im Ge-
') Anf Befehl der Oberen des Mönchsordens des Ii. Fmnz von den Observanten, dem un-
sterblichen Gotto zu Ehren und der fleckenlosen Hininielbkönigin zum Preise vollendete Bruder
Ililarion aus Posen dieses Gestühl im Jahre KMl.
12
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Kreis liirnbauin.
beto knicenden Gestalt <l^s Verstorbenen zwischen zwei allegorischen Ge-
staltt'ii. Im südlichen Kreuzanne.
Wandgrab des Johann von Bnin Opalinski f 1095 und seiner Gattin
Sophie geb. Czarnkowska f 1701, Schwiegereltern des Königs Stanislaus
Leazczynski. Errichtet 1748. Stuck, mit den gemalten Bildnissen des Ehe-
paares. Im Langhause.
Abb. 66. Chorstuhle der katholischen Pfarrkirche in Zirko.
Evangelische Pfarrkirche.
Die Gemeinde wurde 1770 gebildet, der mit Emporen ausgestattete,
turmlose Fachwerkbau 1782 — 1785 vom Zimmermeister Gottlieb Werehan
ausgeführt.
Krakau, Geschieht»' der evari^eli-cli-lutherischcu Kinhorigoineinde zu Zirko von 1776 bis
1876. Zirko 187C.
"Weinkanno aus graviertem Zinn, 177."> gestiftet. Im Deckel drei
Stempel, der Stettiner Greifenkopf, (JK über einer Taube mit dem Oel-
blatte, LT PROBE.
Schüssel, Zinn, auf der Rückseite Stempel des Posener Zinngiefsers
J. G. Wolfowitz von 178i».
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J
Abb. 67. Holztäfelung aus ilor katholischen Pfarrkirche in Zirke. 1 : »*>.
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88
Kreit; Birnbaum.
Kronleuchter, Messing, bestehend aus zwei Keifen über einander mit
8 und 12 Kerzen, in der Mitte ein kleiner türkischer Krieger. Um 1700 von
den -Meistern des Componir(ten) Schunde-, Stellmacher-, Schlosser-, Bötteher-
Gewerks* gestiftet, 1835 ausgebessert.
Glocke, mit klassischem Zierrat, 1701 von Philipp Heinrich Panl
Schwelm in Altenstettin gegossen.
Gedenktafel für den um die Gründung der Gemeinde verdienten
Grundherrn Nikolaus v. Gartenberg f 1786, aus schwarzem Marmor, mit Um-
rahmung und Wappen aus Stuck. Sein Üelbildnis an der Orgelempore.
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KREIS SCHWERIN
AlthOfclien, Dorf 5 km nördlich von Biesen, auf dem rechten
Ufer der Obra.
Der Ueberlieferung zufolge gelangte der Ort 1232 in den Besitz des
Klosters Dobrilug; von diesem kam er an dessen in Semmritz gegründetes,
später nach Biesen verlegtes Tochterkloster. Seit 1500 wurde das anmutig
gelegene Althöfchen Wohnsitz der Biesener Aebte.
A. Pick, Zur Geschichte von Althöfchen, der Residenz der Blescncr Aebte. Z. IL Ges.
II, S. 33.
Katholische Kirche S. Joseph, zur Pfarrei Biesen gehörig.
Geputzter Ziegelbau, 1768 errichtet und 1778 geweiht (Korytkowski II, S. 263).
Einschiffig, zu beiden Seiten des gegen Osten gerichteten, halbrund ge-
schlossenen Chores zwei Kapellen. Vor der Westfront zwei niedrige Türme
mit durchbrochener Haube.
Biesen, polnisch Bledzew, Stadt 11 km südwestlich von Schwerin,
auf dem linken Ufer der Obra.
Im Jahre 1312 schenkte Markgraf Waldemar von Brandenburg die
Dörfer „Blesowe^ und „Valkenwalde'* dem Kloster Semmritz. Biesen gefiel
den Mönchen besser als ibr ursprünglicher Sitz, weshalb sie im Beginne des
15. Jahrhunderts das Kloster nach dort verlegten'). Von ihnen erhielt
Biesen Stadtrecht. Die Aebte waren bis 1541) deutscher, seitdem polnischer
Nationalität. Das Kloster wurde 1835 aufgehoben und um 1840 samt der
Kirche abgebrochen.
L. v. Ledebur, Zur Geschichte des Cistereicnser-Klosters Biesen. In dessen Neues all-
gemeines Anliiv für dio G.Mhieht.-kunde de* Preußische» Staat.s. III, Herlin,
Posen und Brombei- 1*36. S. 2t»3.
Winter, Cistercienser II, S. 36<>.
') Im Jahre 1418 nennt aich ..Johannes, abbas d«' BN'dzewi.,- urkundlich nach dem neuen
Orte. St. A. Posen, Kloster Biesen A. 16.
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Kreis Schwerin.
Katholische Pfarrkirche S. Katharina.
Patron: der Staat,
Einschiffiger, spätgotischer Ziegelbau von lim lichter Weite, im Osten
dreiseitig geschlossen, auf der Nordseite die mit einem Kreuzgewölbe über-
deckte Sakristei, darüber eine Empore. In den Jahren 1881 — 82 neu aus-
gebaut, auf der Westseite verlängert und mit einem übermülsig hohen Turme
versehen, auf der Südseite, der Sakristei gegenüber mit
einer Kapelle erweitert. Die alten, teils stuinpfspitzbogig,
teils rundbogig geschlossenen Fenster sind mit Kundstab
und Fase umrahmt (Abb. 68).
Christus am Kreuze, Holz, bemalt, spätgotisch,
Abb. 68. «lesen, vermutlich das alte Triumphkreuz ; im Altaro der neuen
Kapelle. Daselbst auch die Standbilder der Heiligen
Maria und Johannes, welche mit einem anderen Kruzifixe in der Vorhalle
einer späteren Erneuerung dos Triumphbalkens angehören mögen.
Monstranz aus vergoldetem Silber, 1716, aus dem Kloster. Die alte
Monstranz der Pfarrkirche jetzt in der katholischen Pfarrkirche zu Schwerin.
Barocker Kelch aus vergoldetem Silber, mit dem Stempel der Stadt
Glogau und dem Meisterstempel IG IS.
Kelch und Paten e aus vergoldetem Silber, 1740.
Weihrauchschiff, Nautilus-Muschel auf einem Fufse aus vergoldetem
Silber, Mitte des 18. Jahrhunderts.
Kupferne Hostienbüchse mit getriebenen Ornamenten, 1727.
Silbernes Räuchergefäfs, barock.
Ewige Lampe, Kupfer, 17. Jahrhundert.
Glocken: l)00cm Durchmesser. Am Halse eine mehrzeilige Um-
schrift mit der Angabe des Giefsers:
Anno 1669 Bledzotviae. Frandscns Voillard N. G. C. Francof.
In der Ansicht ein kleines Schild mit einer Glocke und den Buchstaben F V.
Die Buchstaben der Inschrift auf Plättchen hergestellt.
2) 1,10 m Durchmesser, 1646, aus dem Kloster. Am Halse eine mehr-
zeilige Inschrift, deren Buchstaben wiederum auf Plättchen hergestellt, mit
dem Namen des Giefsers:
Dei auxüio Stephanus Meutel me fecit.
Zwei unbenutzte Stund englocken aus dem Kloster, 66 und 05 cm
Durchmesser, 1637 gegossen.
GollmÜtZ, Dorf 4 km südöstlich von Schwerin.
Katholische Kirche S. Kasimir, zur Pfarrei Rokitten gehörig.
Der im Osten zweiseitig geschlossene Ziegelbau mag spätgotischen Ur-
sprunges sein, wurde aber 1881 neu verblendet. Geputzter Westturm von 1830.
Geschnitzter Hochaltar, erste Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Zwei spätgotische Glocken von 85 und 77 cm Durchmesser, boide mit
der Umschrift : O rex gloric Cristc vetri cum pace.
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Biesen. — Gollmütz. — Neudorf. - Oscht. - Foppe.
91
N'e Udorf, Dorf 17 km südöstlich von Schwerin.
Katholische Kirche S. Anna, ehemals Pfarrkirche, seit 1G61 der Pfarrei
Falkenwalde unterstellt, Geputzter Ziegelbau von 1750, mit Chor und Turm
(Korvtkowski II, S. 265).
Glocke, 85 cm Durchmesser, spätgotisch, von 1523; am Halse ein
Bogettfries, darüber die von Münzabdrücken unterbrochene Umschrift:
O rex glorie triste vcni cum pace. MCCCCCXXIII.
Die andere, 1883 umgegossene Glocke nannte (nach dem Kirehl.uche iu Fiilkeu-
waldo) den Kirchenvorstand und den Giefser:
Der edle und erndtjeste Martin Praeske, Jürgen Klick, Augustin Schulke,
Thomas Schulke. Meister Jacob Stellmacher hat mi gegossen anno /jpf.
OSCht, Dorf 16 km südöstlich von Schwerin, 1360 vom Kloster
Semmritz käuflich erworben.
Katholische Kirche S. Nikolaus, zur Pfarroi Fulkenwalde gehörig.
Patron: tlor Staat.
Die Kirche war ursprünglich Pfarrkirche und soll der Ueberlieferung
gcmäfs 1370 gegründet sein. Bald danach, im Jahre 1385 nennt sich
„dominus Nicolaus, plebanus ville Oschitz vicariusque perpetuus in ecclesia
sancti Georgii prope pontem Nove Lands bergk," als Zeuge unter zwei Ur-
kunden (Cod. dipl. No. 1831 und 1832).
Kleiner Bau von rechteckigem Grundrisse, aus Granit- und Ziegelsteinen
errichtet, innen und aufsen geputzt. Der Mangel an Strebepfeilern läfst
sehliefsen, dals sio von Anfang her eine Holzdecke besafs. Auf der Xordseite
liegt eine quadratische Sakristei mit spätgotischem Sterngewölbe, weshalb
auch der Bau der jetzt aller Kunstfonnen beraubten Kirche dem Ausgange
des Mittelalters zuzuschreiben ist. Im Jahre 1806 wurde der Turm vor der
Westseite aufgeführt, 1888 die Kirche selbst neu ausgebaut und erweitert.
Kelch aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance.
Glocken: 1) 80 cm, spätgotisch vou 1512, am Halse die Umschrift:
Ihesus Nasarenns rex ludeorum. Anno domin i MCCCCCXII.
Die einzelnen Worte sind durch Lilien, Anfang und Ende der
Schrift durch ein Giefserzeichen (Abb. 69) und ein Kruzifix getrennt.
Dasselbe Giefserzeichen kehrt in den benachbarten Kirchen auf eini-
gen Glocken wieder, welche sich alle durch schöne Modellierung und
vorzüglichen Gnfs auszeichnen. Aljb.^J'.).
2) 70 cm, am Halse die Umschrift:
Verbum domini manet in cternum. 1558.
Poppe, Dorf 7 km südlich von Schwerin. Markgraf Waldemar von
Brandenburg schenkte es 1312 dem Kloster Semmritz.
Katholische Kirche, S. Johannes dem Täufer geweiht, zur Pfarrei
Biesen gehörig. Neuer Ziegelbau an Stelle eines alten Holzbaues.
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Kreis Schwerin.
Zwei spätgotische Glocken: 1) 73 cm, mit Spruchband.
2) 35 cm, 1522 gegossen. Am Halse: /. N. R.J. XXII, dazwischen
Lilien sowie das Meist erzek-hen der Glocke von 1512 in Oscht (Abb. 00).
PrittiBCh, Dorf 12 km östlich von Schwerin, am Wege nach
Posen, trat mit der Einführung der Reformation zur lutherischen Lehre über
(Acta l.ist. eccl. V, S. 179).
Die katholische Pfarrei wurde 1740 wiederhergestellt, ihre Kirche 1870
in Ziegeln erbaut.
Evangelische Pfarrkirche.
Der 1074 nach einem Brande erneuerte Fachwerkbau wurde 185ti ab-
gebrochen und statt seiner ein Ziegelbau aufgeführt.
Taufkessel aus bemaltem Holz, 17. Jahrhundert, unbenutzt und be-
schädigt.
Zinnkelch mit zwei Stempeln, einem heraldischen Adler und einem
Gefüfs zwischen den Buchstaben GK und der Jahreszahl 1710.
Altarkreuz, Zinn, 1731 vom Amtschreiber Johann Wiese geschenkt.
Von den Stempeln nur das Beschauzeichen der Stadt Posen erkennbar.
Drei reichere Zinnleuchter von 1725. Zwei eiufache Zinnleuchter
mit zwei Stempeln, dem Wappen der Stadt Züllichau und den Buchstaben
G H neben einem Baume.
Messingkronleuchter für sechs Kerzen.
Zahlreiche Blechschilde mit Bildnissen oder Wappen bemalt, auch
getrieben, 17. und 18. Jahrhundert.
Kleines Glasgemälde, Wappen des Grundherrn „Carolin» Magnus
Kalckreutt u , 1077.
Kokitteil, Dorf II km südöstlich von Schwerin, 1378 vom Kloster
Semmritz durch Austausch erworben.
Katholische Pfarrkirche Allerheiligen.
Patron: d«r Staat.
Die Pfarrkirche in Rokittcn wurde der Ueberlieferung gemäfs 1333
gegründet. Im Jahre 1061 wurde sie dem Cistercienser-Kloster in Biesen
einverleibt und blieb diesem unterstellt bis zur Aufhebung des Klosters.
Der vorhandene Bau wurde 1746 — 48 ausgeführt und erhielt 1756 seine
reiche Ausstattung (Korvtkowski II, S.271).
Dreischiffige, als Putzbau ausgeführte Hallenkirche von 18 m Weite,
gegen Norden gerichtet. Das Mittelschiff (Abb. 70) setzt sich aus drei, mit
Stutzkuppeln überdeckten Quadraten zusammen, von welchen das mittlere
durch Abschrägung der Pfeilerecken besonders betont ist. Die schmalen
Seitenschilfe haben Tonnengewölbe. Die Altarnische ist innen rund, aufson
dreiseitig; ihr gegenüber liegt am Südende des Mittelschiffes ein recht-
eckiges, mit einem Tonnengewölbe bedecktes Joch mit der Orgelbuhne.
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Prittwch. — Rokitten.
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Vor den Seitenschiffen stehen zwei Türine mit oheüskartigen Helmen. Die
Seitenschiffe sind nehen dem Chore zweigeschossig und enthalten unten die
heiden Sakristeien. Die Verhältnisse des Baues sind hei der geringen Höhe
derliewülhe nicht glücklich, die Einzelheiten kümmerlich. Für diese Mängel
mul's die Bemalung der Gewollte entschädigen i Verkündigung Maria,
Dreieinigkeit, Paradies, Evangelisten. Kirchenväter, ( »rdeusstifter) sowie der
\\>\>. 70. Katliolix ln' Pfarrkirche in Rokitton.
reiche Aushau, der Hauptaltar und die vier Nehenaltäro, die Kanzel und
der Taufwasserliehälter, heide am Eingange zum Chore, die heiden Chorstühle
für je fünf Sitze, sowie die vier Beichtstidde.
Bank für drei Sitze, mit hoher Bückwand und niedriger Vorderwand;
die Füllungen mit Intarsien, welche denen der katholischen Pfarrkirche in
Zirke von 1G41 gleichen und auf denselhen Künstler zurückzuführen sind.
Monstranz aus vergoldetem Silber, Anfang des 1H. Jahrhunderts,
10.°, cm hoch, Stempel $c.
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Kreis Schwerin.
Speisekelch aus vergoldetem Silber, mit dem Deekel 03 cm hoch, der
Kirche 1695 geschenkt. Am Fufso die vier Evangelisten; an der Schale
Christus auf dem Oelberge, sowie die Verspottung, Peinigung und Kreuz-
tragung; am Deckel die Brustbilder der zwölf Apostel.
Kelche aus vergoldetem Silber: 1) 27 cm hoch, 1G17; an der Schale
die Heiligen Maria, Lorenz und Bernhard. 2) 20,5 cm hoch, 1740. 31 29 cm
hoch, in guten Rokokoformen , Stempel der Stadt Augsburg mit L (1753
bis 1755) und des Goldschmieds Franz Thaddäus Lanz (Ko.«-uI..tk No. 358).
Schüssel mit zwei Mefskännchen, Silber, einfach, 1792.
Ewige Lampe, Silber, barock.
Kruzifix, Elfenbein, zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Drei Mefsgewänder mit reicher Gold- und Silberstickerei; in der
Stickerei des einen die Jahreszahl 1712.
Zwei spätgotische Glocken mit Spruchband um den Hals, 88 und
45 cm Durchmesser.
Schwerin» polnisch Skwierzyna, Kreishauptstadt, am Zusammen-
flusse der Warthe und der Obra, Stat ion der Eisenbahn Landsberg a.W.-Meserit z.
An der aus Mittelpommern nach Posen fiüironden Haudelstrafse ge-
legen, erscheint Schwerin in den Urkunden zum ersten Male 1251 und zwar
unter dem deutschen Namen. Im 14. Jahrhundert gehörte es den Herzögen
von Glogau und den Markgrafen von Brandenburg. Wann es mit deutschem
Stadtrecht bewidmet wurde, ist nicht bekannt ; 1400 erhielt es als eine könig-
liche Stadt dasselbe von Wladislaus Jagello von neuem bestätigt. Um die
Mitte des 10. Jahrhunderts nahm die Bürgerschaft die Reformation an,
mufste aber 1004, gleichzeitig mit Meseritz die alte Pfarrkirche abtreten.
1078 und 1712 brannte die Stadt ab.
.1. Szastecki, Urkundliches zur Geschichte der Stadt Schwerin an der Warthe. Pro-
gramm der Städtischen Höheren Knabenschule. Schwerin a. W. 1883.
A. Warschauer, Eine Episodo aus der Geschichte d. r St:ult Schwerin a. W. Z. II. Ges.
IV, S. 430 und 400.
Katholische Pfarrkirche S. Nikolaus.
Patron: der Staat.
Eine Pfarrkirche bestand in Schwerin jedenfalls schon zu Anfang des
14. Jahrhunderts, da im Jahre 1.'528 „Mattheus, plebanus ac preposittis in
Sverin," sich gemeinsam mit dem Pfarrer von Meseritz in einer Urkunde
nennt (Cod. dipl. N,>. 10-12).
Die vorhandene Kirche geht auf einen spätgotischen Ziegelbau zurück,
wurde aber in den Jahren 1801—0.1 durchgreifend erneuert. Sie bildet eine
dreischiffigo Hallenkirche von 12 m innerer Weite, ist im Osten dreiseitig
geschlossen und vier Joche lang, die im Mittelschiffe annähernd quadratische
Gest alt haben. Mit Ausnahme der vier Strebepfeiler auf der Ostseite gehören
alle Strebepfeiler dem letzten Umbau an; dasselbe gilt im Innern von den
schlanken Pfeilern und den achtteiligen Gewölben. Die Sakristei auf der
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ScIi wenn.
95
Nordseite bestand bereits im Mittelalter. Am besten erhalten ist die West-
front ( Abb. 71), deren Formen für die Spätzeit des ostdeutsehen Backst ein-
baues kennzeichnend sind. Der großenteils erneuerte Turm hat einen ge-
mauerten Zinnenkranz mit vier Ecktürmehen, aus deren Mitte ein hoher
gemauerter Helm aufsteigt.
Al>!>. 71. K*tholfache Pfarrkirche in Schwerin.
Monstranz aus vergoldetem Silber, ehemals der Pfarrkirche in Biesen
gehörig, 1719 aus dem Metalle einer älteren gefertigt.
Kelch aus vergoldetem Silber, 1077.
Zwei Glocken von 72 und 100 cm Durchmesser, am Rande:
Fccit J. F. Schramm /fjo.
Evangelische Pfarrkirche.
Der vorhandene Ziegelbau, von rechteckiger Grundform und daran
schliefsender Altarnische, mit einer Holzdecke überspannt, wurde mit staat-
13»
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<J0
Kreis Schwerin.
lieher Unterstützung und unter persönlicher Teilnahme König Friedrich
Wilhelm IV. 1847 — 54 ausgeführt. Der schlanke achteckige Glockenturm
steht frei vor der Hauptfront und ist mit dieser durch eine offene Vorhalle
verbunden.
Kelch und Weinkanne, Zinn, jetzt im Provinzial- Museum zu Posen.
Zwei Messiiigkronlenchter, der eine 1726 geschenkt.
Glocke, 48 cm Durchmesser, 1701 gegossen. Am Halse:
Johannes Zacharias Xeuberdt Posuauiensis fecit nie.
Schwirle, Dorf 9 km Südost 1 ich von Schwerin.
Katholische Kirche S. Amin, zur Pfarrei Kokittcn gehörig.
Patron : <lcr .Staut.
Kleiner Blockholzbau von 1554, mit Schindeln gedeckt, im Schifte
7 m breit, mit dreiseitig geschlossenem Chore, auf dessen Nordseite die
Sakristei. Das Dach behält auch über dem ('höre die Breite des Schilfes,
hängt dort also über. Das Türmchen über der Westfront ist erneuert. Der
Dachstuhl wurde neuerdings durch eine auf der Unterseite der Balken an-
gebrachte Bretterdecke geschlossen; die Kanten der Balken sind mit Stäben
und Fasen gebrochen, und einer derselben trägt die Inschrift:
Fundatum /SS-/-
Kelch aus vergoldetem Silber, barock, mit den Stempeln des Gold-
schmieds EK aus Danzig.
Zwei kleine spätgotische. Glocken.
Seill 111 Titz, polnisch Zemsko, Dorf 4 km nordöstlich von Biesen,
jenseits der Obra.
Im Jahre 12(50 schenkten die beiden Grundherren von Seinmritz ihr
Gut dein Cistercicnser-Kloster Dobrilug zur Atdage eines Tochterklosters.
Noch in demselben .Jahre bestätigte Herzog Bolesluus von Grofspolen die m
Schenkung, und 12GV> überwies Bischof Nikolaus 1. von Posen dem bedürfti-
gen Kloster die Zehnteiunahmen des Ortes (C.hI. ilij.l. No ;JH5, 387 nnd 433). Im
Anfange des 15. .Jahrhunderts wurde der Sitz des Klosters nach Biesen
verlegt.
Katholische Kirche zur Verkündigung S. Maria, der Pfarrei Biesen
unterstellt. Kunstloser Putzbau des 18. Jahrhunderts; der Turm vor der
Westseite 18.'»ö errichtet.
Glocke, 80cm Durchmesser, 1(525. Am Halse ein mehrzelliges deut-
sches Spruchband mit den Namen des derzeitigen Abtes und des Kirchen-
vorstandes. Am Kunde:
Durch das A'cinvcr bin ich geflossen.
JA. Oito Albrccht von Aandtsberg hat mich gegossen.
Die Ornament fl iese sind dieselben wie au der von Jakob Stellmacher 1595
gegossenen Glocke in Gnin. Kreis Grätz.
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Schwirle. Sciuniritz. — Trc-hLn-h. — WierzcVuiuin.
<>7
TreblHCh, Dorf 8 km nordwestlich von Schwerin, am Wege nach
Lands borg a. W.
Katholische Pfarrkirche, S. Johannes von Nepomnk geweiht.
Der alte Holzbau brannte 1840 ab; an seine Stelle trat der 184»» 4K
ausgeführte Ziegelbau ^Kniytk.m-ki II, S. 27. r »;.
Drei Kelche ans vergoldetem Silber, 1H. Jahrhundert.
Monstranz, für den Neubau gefertigt, in klassischem Stile, um die
Hostienbüchse eine Strahlensonne. Drei Stempel, Stadt Posen. 1.". lötig),
C. G. BLATT.
Wierzebauni, Dorf -ja km östlich von Schwerin.
Katholische Pfarrkirche S. Nikolaus.
Die Pfarrei wurde 141.") gegründet. Die Kirche wurde im 1(5. Jahr-
hundert protestantisch, ](>'2~> dem katholischen (Jottesdiensle zurückgegeben
und der Pfarrkirche in Goray unterstellt, 17.'J8 aber wieder selbstständig
und 1748 erneuert (Korytko«>ki II, S. 12. r »).
Einschiffiger Bloekholzbau mit kleinem, dreiseitig geschlossenem Chore.
Das mit Schindeln gedeckte Dach des Schiffes bedeckt auch den Chor, so
dafs es in den Ecken zwischen beiden überhängt, Das Mittelschiff nimmt
vor dem Chore die Breite desselben au und gewährt so rechts und links
Raum für zwei Sakristeien. Tonnengewölbe. Vor der Westseite ein Fach-
werkturm mit Brettverkleidung.
Monstranz aus vergoldetem Silber, Rokoko.
Kelch aus vergoldetem Silber. Renaissance. Stempel der Stadt Thorn
und des Meisters I K.
Die katholische Pfarrkirche in Goray wurde im 1H., die katholische in
Falkenwalde und die evangelische iti Schwe inert, wurden im DJ. Jahrhundert
als einlache Ziegelbauten erneuert,
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KREIS MESERITZ.
AltenllOf, Dorf 12 kin südöstlich von Meseritz, ehemals dem
Kloster Paradies gehörig.
Katholische Pfarrkirche S. Lorenz.
Patron: tler Staat.
Spätgotischer Ziegelbau, gegenwärtig geputzt, einschiffig, im Osten ein
dreiseitig geschlossener Chor, im Westen ein unvollendeter, rechteckiger
Turm, auf der Nordseite des Chores die Sakristei.
Nur das Mauerwerk mit den Strebepfeilern ist alt ;
die Gewölbe sind durch Holzdecken ersetzt, die
Fenster erneuert. Von Kunstformen hat sich allein
die Umrahmung der Turmthür erhalten (Abb. 72);
eine ähnliche Umrahmung besafs auch die jetzt durch
eine Vorhalle verdeckte Thür in der Südmauer des
Schiffes. Am Eingange des Chores liegt noch an der
alten Stelle der seiner Bildwerke beraubte Triumph-
balken, obwohl der Chorbogen selbst fehlt. Innere
Breite des Schiffes 8.80 m, des Chores 7,50 m.
Die beiden Seitenaltäre und die Kanzel aus
der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Monstranz, Silber, dreitünniger Aufbau in den
Formen der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, mit
den Standbildern der Heiligen Maria, Lorenz und
Adalbert, auf der Spitze ein Kruzifix.
Zwei barocke Kelche aus vergoldet ein Silber.
Silbernes Pacificale, Renaissance.
Glocke, 74 cm Durchmesser, lb\">5 gegossen, mit dem Spruche:
Laudale dominum in cymbalis bene sonanlibns.
«ailCll WitZ, Dorf II km südöstlich von Meseritz. Der Name
ist aus dem polnischen Bukowiec gebildet. Im Jahre 1901 kam das Dorf
durch Schenkung an das Kloster Paradies, welches sich desselben aber wieder
Abb. 72. Altetiliof.
Wectpoitst. 1:100.
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Altenhof. — Bauchwitz.
99
entäufserte; in der Reforniationszeit wurde es mit seiner Gutsherrschaft
evangelisch.
Evangelische Pfarrkirche.
P»tron: di<< GuUhcrrscliiift.
Einschiffiger Blockholzbau von 9,50 m Weite, im Osten eiu rechteckiger
Chor, auf dessen Xordseite die Sakristei ' Abb. 73). Der Chor hat ein Tonnen-
gewölbe, das Schiff eine gerade Decke in der Kämpferhöhe des Gewölbes.
Auf der Bretterwand, welche den Dachraum des Schilfes gegen den ('hör
verschliefst, ist das Baujahr 1550 mit alten Zahlen eingeschnitten. Der in
Fachwerk ausgeführte, quadratische Glockenturm vor der Westseite, dessen
Wetterfahne die Jahreszahl 1737 trägt, wurde vermutlich damals der Kirche
angefügt. Ihn umzieht ein wieder aus Schrotholz hergestellter Gang in Ge-
stalt eines halben Achtecks. Kirche und Turm sind mit Schindeln gedeckt.
Ahl). 73. Kirclie in Bauchwitz.
Der aus dem 10. Jahrhundert stammende Altar war ursprünglich ein
dreiteiliger Klappaltar. Das Sockelbild stellt das Abendmahl, das Mittelbild
die Kreuzigung, das Aufsatzbild die Himmelfahrt Christi dar, die Innenseiten
der beiden Flügel die vier Evangelisten, die Aufsenseitcn vier Szenen aus der
Leidensgeschichte Christi. Alle Bilder sind von einem einheimischen Maler
auf Holz gemalt und durch den Versuch bemerkenswert, den mittelalterlichen
Klappaltar in protestantischem Sinne zu gestalten. In der Barockzeit wurden
die Flügel festgestellt und mit einer hölzernen Umrahmung versehen, deren
Malerei unter der neuerdings aufgetragenen Tünche noch durchblickt.
Kanzeldockel, bemalt, 1575.
Taufkessel, Holz, in einfacher achteckiger Becherform, mit adeligen
Wappen bemalt, 1632.
Drei Kelche aus vergoldetem Silber. Der 21 cm hohe, mit den Stem-
peln der Stadt Berlin und des Meisters SM (Rosenborg No. 385 und 414), vom Endo
des 17. Jahrhunderts. Zwei andere, 20 cm hoch, 1737 und 1738 geschenkt.
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100
Kreis Upgants.
Ein Paar Zinnleuchter, 1(577. Ein zweites Paar nebst Kruzifix,
18. Jahrhundert, mit dem Stempel von S. Friedrieh Flies in Lissa.
Kleiner Messingkronleuchtcr.
Glocke, 9") tm Durehmesser, ohne Jahr, am Halse die Umschrift:
O Christc rex ghriae veni cum pace.
Gos mich Georg Ho/man in Franckfuri an der Oder.
Bdl tSClieil, polnisch Zbaszyii, Stadt 32 km südöstlich von Meseritz,
Knotenpunkt der Fisenbahnen Dach Frankfurt a. 0., Posen, Guben, Meseritz
und Lissa.
Auf einer Landzunge zwischen dem Beutschcner See und dem Obra-
flusse gelegen, verdankt Bentsehen, 1232 Sbansin, 1311) Bentzin geschrieben,
seine Entstehung einer Burg, welche als Sitz eines Kastellans die von Posen
nach Frössen führende Handelstrafsc an dieser Stelle sicherte. Es gehört
in die Reihe der im 13. Jahrhundert mit deutschem Rechte bewidmeten
Städte und war im 14. Jahrhundert vorübergehend mit dem Herzogtum
Glogau und der Mark Brandenburg vereinigt. Ursprünglich eine königliche
Stadt, Würde Bentsehen seit 13H3 mittelbar.
Abb. 74. KatholUeho Pfarrkirche in BoBtsebfln.
Katholische Pfarrkirche zur Himmelfahrt S. Mariä.
Patron« der BeMtzor der Bentecliener Güter.
Ein Pfarrer der Kirche nennt sich bereits unter einer Urkunde vom
Jahre 1238 (Cod. dipl. N<> '215). 151 Ii wurde die Kirche zur Kollegiatkirche er-
hoben; gleichzeitig wurden ihr die früheren Pfarrkirchen in Brandorf und
Kübnitz unterstellt. Der zum Protestantismus übergetretene Grundherr
Abraham Zhasld übergab sie um die Mitte des 10. Jahrhunderts den Evan-
gelischen, denen sie um H>40 wieder genommen wurde. Der bestehende Bau
wurde im Ausgange des 18. Jahrhunderts von dem Grundherrn Eduard Gar-
czynski errichtet und am 2. Oktober 170(5 geweiht. Eine Wiederherstellung
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BenUchen.
101
der Kirche wurde 1850 durch einen gröfseren Brand veranlafst. (Pfamiku-n.
Korjtko Ws ki II, S. 270.)
Einschiffiger Putzbau in späten Rokokoformen (Abb. 74). Das zwei-
j och ige Schiff ist mit Stutzkuppeln überdeckt und erhält im Inneren durch
die Abstumpfung der Ecken eine elliptische Gestalt. Die nach innen ge-
zogenen Pfeiler der breiten Gurtbögen schliefsen vier tiefe Nischen ein. Die
Flucht der Seitenmauem ist in den beiden Jochen merkwürdigerweise ver-
setzt. Der gegen Süden gekehrte Chor schliefst gerade; neben ihm liegen
symmetrisch eine Sakristei und eine Kapelle. Die Hauptansicht hat zwei
Türme mit durchbrochener Haube.
Monstranz aus vergoldetem Silber,
1716.
Fünf barocke Kelche aus vergoldetem
Silber, einer von 1713.
Silbernes Ostens orium für ein
Bruchstück des h. Kreuzes, 35 cm hoch,
vom Anfange des 19. Jahrhunderts, mit
den Stempeln der Stadt Posen und des
Goldschmieds L B. Die Reliquie in einer
kleinen emaillierten goldenen Kapsel der
Spätrenaissance.
Spätgotisches Pacificale ans vergol-
detem Silber, in Kreuzform, 58 cm hoch.
Am Fufso die Umschrift:
Abrakamus de Sbaschin, castcllajicus
Bydgosthiensis. Sahcta (!) Maria ora
pro eo. 1521.
Ein anderes Pacificale aus getrie-
benem Silber von 1762, 49 cm hoch.
Zwei silberne Wcinkän neben mit
Schüssel, 17. Jahrhundert.
Behälter für geweihtes Oel, der Fufs von einem spätgotischen Kelche.
Kleiner Messingkronleuchter, Ende des 17. Jahrhunderts.
Mehrere Priestergewänder aus dem 18. Jahrhundert. Wertvoll eine
vollständige Ausstattung von grünem Seidenstoff mit gewebtem, edel ge-
zeichnetem, goldenem Pflanzenwerk; auf den Seitenteilen der Kasel ein
Stroublumen-Muster.
Die Glocken wurden 1851 von J. 0. Brese in Posen umgegossen.
Wandgräber des Stephan Garezynski, Woiwoden von Posen, f 1755
und seiner Ehefrau Sophie geb. Tucholka, verw. Czapska f 1739, von dem
Sohne beider gesetzt; an den Pfeilern des Gurtbogens vor der Orgelempore.
Gemalto Kirchonfahne im Provinzial-Museum zu Posen.
Von dem am Rande des Sees gelegeneu Schlosse sind nur noch wenige
Reste vorhanden, welche einem in der Spütrenaissance ausgeführten Putzbau
11
Abi.. 75.
Tltortunu tk-s Schloss«*
Bctitsclicn.
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102
Krds M. soritz.
angehören. Am besten erhalten ist der 1G27 errichtete, malerische Thor-
turm (Abb. 75), welcher auf der Innenseite über dem Bogen das Wappen
der Familien Oiswieki und Zbaski mit der Inschrift trägt:
Patriae charissimis tiberis totisqne familiac am/eis in necessitate existeniibus
propitgnaculum a piae memoriae d. d. Abrahatno de Zbqszyn Zbqsky avo stio
iueeptum nunc iugenio, arie, siimmo cum labore snmptnque per magnificum
d. Abrahamum de Cisivica Cisivicky, castellancum Sremeusem, continuatum
anno die jo. Octobris.
Die Wetterfahne ist gezeichnet: S(tephanus) G(arczynsky) 1806.
Auf der Landseite ist das Schlols mit Erdwällen für Feuergeschütze
umschlossen.
BetSCllC, polnisch Pszczew, Stadt 14 km östlich von Meseritz, am
Wege nach Birnbaum, Station der Eisenbahn Posen-Meseritz.
Betsehe, seit 1250 urkundlich genannt, gehörte dem Bischöfe von Posen.
Die Pfarrkirche und die Vocjtei erscheinen in einer Urkunde des Bischofs
Andreas IV. vom Jahre 1440 1 ); doch ist die Kirche erheblieh älter, da
Archidiakono von Betsehe schon in den Urkunden des 14. Jahrhunderts
wiederholt auftreten. Von dem i:\21 zum ersten Male erwähnten Schlosse
ist nur noch ein Erdinigel übrig.
Katholische Pfarrkirche S. Maria Magdalena.
ßuuhiHti'ii träfet die Gemeinde.
Die neuerdings erheblich veränderte Kirche ist ein Ziegelbau der Spät-
renaissance, 1054 geweiht (K..rvik,. W ski H, S. 270), einschiffig, mit einem nach
Norden gewandten, dreiseitig geschlossenen, jetzt verlängerten Chore und
einem quadratischen, zweigeschossigen Turme vor der Südseite. Die ur-
sprünglich im Rohbau hergestellten Fronten haben aus Formsteinen ge-
mauerte, toskanische Pilaster und Gesimse.
Monstranz aus vergoldetem Silber, erste Hälfte des 18. Jahrhunderts,
02 cm hoch.
Kelch aus vergoldetem Silber, 1051.
Pacificale in Kreuzgestalt, 17. Jahrhundert, 57 cm hoch.
Ewige Lampe, Silber, barock.
Von den Glocken wurden zwei Stück von 04 und 73 cm Durchmesser,
mit zartem Ornament und auf Plättchen hergestellten Buchstaben, 1054 ver-
mutlich von einem lothringischen Meister gegossen.
15 rft t Z, Stadt lökm südlich von Meseritz, ehemals eine königliche Stadt.
Mit dem Eindringen der Reformation kam die mittelalterliche Pfarr-
kirche in den Besitz der Protestanten ; doch wurden sie unter Sigismund III.
gezwungen, die Kirche an die Katholiken abzutreten und sich eine eigene zu
bauen. 1807 wurden beide Kirchen bei einem Stacltbraiide zerstört.
') St. A. Posen, Bet.seli« A. 7.
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Britz. - Chlastawc.
103
Die evangelische Pfarrkirche wurde bereits 1808 ans Fachwerk mit
Emporen wieder aufgebaut, Auf dem Dache eine Wetterfahne von 1085,
vom alten Bau übernommen.
Zwei Kelche aus vergoldetem Silber: 1) Einfach, auf sechsteiligem Fufse,
am runden Knaufe der Name Jesus; 17. Jahrhundert; drei Stempel, Stadt
Striegau, C und CHR (Monogramm). Dieselben Stempel auf der Patene.
2) 1710 geschenkt, reich getrieben.
Patene ans vergoldetem Silber. Stempel der Stadt Zülliehau und
Meisterstempel SW.
Silberne Oblatenschachtel, 1700 geschenkt, mit den Stempeln des-
selben Züllichauer Goldschmieds.
Zwei Zinnleuchter m it ornamentiertem Fufse, 170*3 geschenkt.
Die katholische Pfarrkirche wurde, erst 18f>9 — «10 in Ziegeln erbaut
und, nachdem sie seit dem 17. Jahrhundert der Pfarrei Bomst einverleibt
gewesen, als Pfarrkirche wiederhergestellt (K,.rvtkow>ki II, S. 263).
Die beiden Glocken stammen aus der aufgehobenen katholischen
Kireho in Dürrlettcl: 1)60 cm Durchmesser, am Halse zwischen zwei
gedrehten Schnüren die Umschrift:
Maria. Anno domini MCCCCCII/f (1504).
2) 8.'} cm Durchmesser, am Halse die Umschrift:
O rex glorie Christus vcui cum pace.
In der Ansicht die Jahreszahl 1")16.
Clllasta We, Dorf 6 km westlich von Deutschen.
Evangelische Pfarrkirche.
Patron: die Gutslinrrsclmft.
Die Gemeinde gehört zu den ältesten der Gegend. Die Verzeichnisse
iles Kirchenbuches gehen bis 1038 zurück. In demselben ist die auf die
Kirche bezügliche Nachricht eingetragen: „Anno 10.T) haben leichtfertige
böse Buben in der Nacht vor Fronleichnams-Tag das Kirchlein zur Chlastawe
angezündet und zu («runde verbrand." 10.57 erfolgte der Neubau; aber bis
zur Vollendung zogen sich noch mehrere Jahrzehnte hin.
Die Kirche ist ein einschiffiger Bau aus Lehmfachwerk, auf den Aufsen-
seiten mit Brettern bekleidet. Hinter dem dreiseitigen Schlufs der Ostseite
liegt die Sakristei. Das mit Schindeln gedeckte Dach trägt ein Türmchen.
Obwohl das Innere nur 0,00 111 Breite bei 1") m Länge mil'st, so werden doch
die Balken des sichtbar gelassenen Dachstuhles von einem Unterzuge ge-
tragen, welchen wiederum eine mit vier Kopfbändern versehene Saide stützt
(Abb. 70). Auf der Westseite sind über einander zwei Emporen eingebaut;
eine dritte umsehliefst den Altar. Auf der Nordseito ist aufserdem ein Vor-
raum und darüber eine Laube für die Gutsherrschaft angefügt. Die Balken-
fasen sowie die Säule und die Kopf bänder tragen in ihrer Formgebung noch
das Gepräge der Holzbaukunst des Mittelalters. Die ganze Kirche ist in
handwerklicher, doch liebevoller Weise mit Temperamalereien ausgestattet.
11*
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Kreis Moments.
Die an den Sparren und Kehlhölzern angebrachte Bretterdecke zeigt ein
Rankenwerk.
Der Altar stellt in seinem Hauptbilde den thronenden Heiland dar,
welcher in der Linken die Siegesfahne hält, mit der rechten auf die Sakra-
mente des h. Abendmahls weist und mit den Füfsen einen Drachen und ein
Skelett , die Hollo und den Tod, niedertritt. Das Sockelbild zeigt das
Abendmahl, das Krönungsbild die Himmelfahrt Christi.
Abb. 7G. Inneres der Kirclie in Chlastawe.
Die an der Südwand stehende Kanzel ist mit den Standbildern des
Gottessohnes, der Apostel Paulus, Andreas und Bartholomäus sowie der vier
Evangelisten bemalt. Auch nennt sich der Maler:
Anno 165t die 30. July Christophorus Petzclius pictor.
Eine Inschrift an der Brüstung der unteren "Westempore besagt, dafs
die Empore zum ersten Male 1638 und nochmals 1680 gemalt wurde. Sie
zeigt Tücher mit den zehn Geboten, doch blau in blau gemalt, während alle
übrigen Darstellungen in der Kirche farbig sind.
1692 wurde die Sakristei gebaut und der Beichtstuhl in derselben
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Urofc-Dammor.
10f>
gefertigt. Die wiederum in den Dachstuhl reichende Brett erdec ke der
Sakristei zeigt eine Musterung von natürlichen farbigen Blumen, der Peieht-
stuhl auf der Vorderseite seines Pultes ein«* Darstellung des Pharisäers und
des Zöllners.
Zwei ebenfalls in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gefertigte
Kirchstühle haben allegorische Gemälde.
Achteckiges, hölzernes Taufbecken aus derselben Zeit, mit Zinn-
schüssel von 1701.
Orgel auf der Empore hinter dem Altare, Kokoko.
Kleiner Messingkronleuchter, 17. — 18. Jahrhundert.
Ueber dem Eingange zum Friedhofe ein turinartiges, hölzernes Thor-
gebäude vom Jahre 1<>I»0. Von den daselbst aufgehängten (»locken
trägt die gröfste mit 58 cm Durchmesser am Hals.« und an der Vorder-
seite die Inschrift :
Verbutn dontini mattet in acternum. Umgegossen A. C. fjJj.
Alexander Bronikmvski, haeres in Chlastaive, Kosieczytt et Knrsko.
Fecit Johatt J-rid. Schräm a Frattckf.
Die beiden anderen Glocken mit 48 bezw. 40 cm Durchmesser wurden eben-
falls von Schramm in Frankfurt a. 0. 172.") umgegossen.
Grofs-Da mmer, Dorf 25 km südöstlich von Meseritz, Station
der Eisenbahn Bentsehen- Meseritz.
Katholische Pfarrkirche S. Jakobus.
Die Kirche wurde 1459 gegründet. Der vorhandene, nach einem
Brande um die Mitto des 17. Jahrhunderts errichtete und lObO geweihte Bau
(Korjtkow>ki II, S. 264) ist einschiffig und hat im Osten einen, nach einem
gedrückten Halbrund geschlossenen Chor; ein Turm fehlt. Das überputzte
Mauerwerk besteht zumeist aus (iranittindlingen ; für die Ecken sind Ziegel
benutzt.
Glocken: 1) 87 cm Durchmesser, am Halse eine drcizeilige Umschrift
mit dem Namen des Giefsers:
M. Otto Albrcs von Lansbcrg hat ttti gössen anno t6t$.
2) Gfirra Durchmesser, ohne Tnschrift, am Halse: Anno i'<t<).
Das Schlofs wurde 1850 — 50 nach dem Entwürfe von A. Stüler
(Z. f. B. 1865, S. 510) als Putzbau unter Verwendung von Thonstücken errichtet ;
es bildet ein Rechteck mit Ziegeldach und vier achteckigen Türmen an den
Ecken. Die beiden Hauptgeschosse sind gleichwertig behandelt; die über
einander aufgebauten Fenster beider haben innerhalb einer rechteckigen Um-
rahmung zwei schlanke ionische, mit Kundbögen verbundene Säulen.
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Ktvis Mescrit/..
Georgsdorf, 1,5 m westlieh von Meseritz, auf dem rechten Ufer
der Obra, urkundlich 1259 nebst der Kirche als „villa saneti Adalbert i"
(Cod. dipl. \.>. ;J79), darnach polnisch Wojeiechowo genannt.
Katholische Kirche 8. Adalbert, ursprünglich Pfarrkirche, jetzt der
Pfarrei Moseritz unterstellt, kleiner Fachwerkbau des 18. Jahrhunderts. Im
Turme zwei spätgotische Glocken von 60 cm Durchmesser. Die eine ohne
Inschrift. Am Halse der anderen die von gedrehten Schnüren umschlossene
Umschrift:
Ave Maria gracia pleua, dominus tecum, benedicta tu in mu/ieribus.
Ober-Görzig, Dorf 6 km westlich von Meseritz, auf dem linken
Ufer der Obra,
Evangelische Kirche, zur Pfarrei Weifsensee gehörig.
Fachwerkbau mit Emporen, 1736 errichtet (Jahreszahl der Wetterfahne),
im Osten dreiseitig geschlossen, über der Hauptfront ein Turm. Nach einem
1777 stattgehabten Brande wiederhergestellt.
Taufbecken aus Holz, Rokoko, in Gestalt einer Vase gefällig ge-
schnitzt, auf dem Deckel ein Pelikan 1 ).
Vier barocke Zinnleuchter mit ornamentiertem Fufse.
Kleiner Messingkronleuchter.
Drei Glocken: Ii Im Turme, 35 cm Durchmesser, spätgotisch, am
Halse die Buchstaben I.N.R.I. und eine Giefsermarke (Abb. 60).
2) Unter einem besonderen Gerüste zwei Glocken von 85 und 70 cm
Durchmesser:
Gegossen von Johann Christoph Fischer zu Königsberg in der Neumark 1804.
GrUIlzig, Dorf 13 km nordwestlich von Meseritz.
Der Pfarrer Heinrich und der Schulze Theoderich von -,Grunz" nennen
sich als Zeugen unter einer Urkunde vom Jahre 1307 ((.'ml. «lipt. Xo. Uli). Mit
dem Eindringen der Reformation wurde das Dorf protestantisch, die Kirche
aber 164H von der polnischen Regierung eingezogen (Thomas S. und im
Anfange dieses Jahrhunderts abgebrochen. Erhalten blieb nur das hölzerne
Glockengerüst mit zwei spätgotischen Glocken:
1) 75 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift:
Ihesus Nasaren us rex Iudeorum. Anno domin i MCCCCCXI (1511).
Anfang und Ende sind durch ein Kruzifix und eine Giefsermarke (Abb. 69)
bezeichnet, die einzelnen Worte durch Lilien getrennt, Die Ausführung des
Schriftbandes ist von seltener Sauberkeit.
2) 67 cm Durchmesser, ohne Inschrift.
) Ein gleiches Taufbecken in ilor evangelischen Pfarrkirche in Tempel, Krei» Ost-Sternberg.
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Oorgsdorf. — Ober-Görzig. — Grunzig. — Hochwald«-. — Kuinscht. — Kalau. 107
Hochwalde, Dorf II kin südwestlich von Meseritz. ein alter
Besitz des Klosters Paradies.
Katholische Kirche S. Barbara, zur Pfarrei Kalau gehörig.
Patron: der Staat.
Geputzter barocker Ziegelbau, bestehend aus Turm, Schiff und halbrund
geschlossenem Chor, zu dessen Seiten zwei Sakristeien; gewölbte Bretter-
decken. Jahreszahl der Wetterfahne 1 73.*i. Geweiht 1 738 KoryiW-ki II, S. 2(17).
Bemerkenswert durch die Erhaltung der mit Sorgfalt ausgeführten alten
Ausstattung: Drei Altäre, Kanzel, Orgel und Gestühl, dessen Wangen
mit flachem Bandwerk ausgestochen.
Glocken: 1) 70 cm Durchmesser, 75 cm Höhe, spätgotisch, ohne Inschrift.
2) 48 cm Durchmesser, aus der Bauzeit der Kirche, am Halse die Umschrift :
So/i deo gloria. Goß mich Christian See in Crossen.
KalnSCht, Dorf f.km südwestlich von Meseritz, 1328 als Eigen-
tum des Bischofs von Lelms, 1300 im Besitze des deutschen Rechtes genannt.
Katholische Kirche S. Martin, zur Pfarrei Meseritz gehörig.
Fachwerkbau mit dreiseitigem Ostsohlufs, 1728 geweiht (Inschrift: der
Holztafel in der Sakristei). Vor der Westseite ZiegoRnrm von 1880.
Spätgotische Monstranz aus vergoldetem Silber, Spitzturm zwischen
zwei Strebepfeilern auf sechsteiligem Fulse, ")8 cm hoch. Ueber der Hostien-
büchse die Umschrift:
Visen buit Ihcsns et diseipuli ejus cum eo et').
Glocke von 71 cm Durchmesser, mit der Jahreszahl 1581 und der
Umschrift : Verb um domini manet in efermtm.
Kalail, Dorf 0 km südlich von Meseritz, gehörte ztir Ausstattung
des Klosters Paradies und erhielt von diesem noch im 13. Jahrhundert, deut-
sches Kocht.
Katholische Pfarrkirche s. Nikolaus.
Patron: d< r Stuat.
Laut den Beschreibungen der Visitations-Urknnden von 1605, 1724 und
1738 wurde die Kirche im Ausgange des 17. Jahrhunderts von dem Abte
Kasimir Szczuka von Paradies (1008—00) gebaut; doch bekunden das Mauer-
werk und die Strebepfeiler, dals ein mittelalterlicher Bau in umfassender
Weise benutzt wurde.
Einschiffiger, geputzter Ziegelbau von 0 m lichter AVeite, mit geradlinig
geschlossenem Chore im Osten und zwei symmetrischen Sakristeien zu beiden
Seiten desselben (Abb. 771 Vor der Westseite, steht ein drei (Jeschosse hoher,
quadratischer Turm. Auf der Nordseite sind die Strebepfeiler durch Rund-
bögen verbunden. Statt der früheren Ziegelgewölbe hat die Kirche jetzt ein
') Evang. Likho 22, II.
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108
Kais MomtU/.
flaches, hölzernes Tonnengewölbe, und wie die Spuren am Turme beweisen,
liegt auch das Dach tiefer als ursprünglich. In der ersten Hälfte dieses
Jahrhunderts trat an Stelle des geschweiften, zweimal durchbrochenen Turm-
helines eine schlichte Pyramide. Die gemauerte Orgelbühne wurde 1884
durch eine geringwertige hölzerne Bühne , ebenso die barocko Ausstattung
durch eine unbedeutende gotisierende ersetzt.
Al>b. 77. Kirche- in Kulan.
Kelch aus vergoldetem Silber, 17. Jahrhundert, Stempel IM. Der Fufs
eines anderen Kelches derselben Zeit, mit den flach erhabenen Standbildern
der Heiligen Bernhard, Benedikt und Martin, wurde für die Herstellung einer
wertlosen neuen Monstranz benutzt.
Sechs Zinnleuchter, 17f»4, aus Kloster Paradies.
Zwei (iloeken von t>0 und 70 cm Durchmesser. Die kleinere trägt am
Halse die Inschrift:
Anno tyjij goß mich Christian Heinrich Wide in Posen,
die gröfsere: Anno i?jo goß mich Caspar Koerbcr in Breslau.
KoS('hmill, Dorf 13 km westlich von Bontsckon, gelangte 1232
in den Besitz der Templer, welche es mit deutschem Rechte ausstatteten,
und 1 4-51) in den Besitz dos Klosters Paradies.
Katholische Pfarrkirche S. Stanislaus.
Patron: >l< r St.iat.
Einschiffiger, im Osten dreiseitig geschlossener Blockholzbau, mit niedri-
gem Fach werkt urmo im Westen, 1740 errichtet und geweiht (Kur}'tk«>w»ki II, S.267).
Haupt alt ar aus der Bauzeit der Kirche.
Kronleuchter aus Messing, für sechs Kerzen, oben der doppelköpfige
deutsche Reichsadler, unten eine Kugel.
Stolaband im Provinzial-Museum zu Posen.
Glocken: 1) !W cm Durchmesser, um den Hals ein Mafswerkfries,
lb\ Jahrhundert.
'1) f30 cm Durchmesser, am Halse eine zweizeilige, die Namen der Kirchen-
ältesten gebende Umschrift:
Peter Schot:, Volten Scholz, Girgc Scholz, Adam Larsche, Härtel Scholz,
Hans Fleischer, Girgc Scholz, l 'alten Zantuch. C. //. Anno i6jj.
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Koschmin. — Kranz. - Kurzi^. — Kuschten.
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Di»- Ornamente sind dieselben wie an der Glocke von 15<.*5 in Cinin,
Kreis Grätz.
.*V> 70 cm Durchmesser, ans Kloster Paradies, am Rande:
Me fecit Erdmann KaUieffc Lcssnae anno iy,?o.
Kran/, Dorf 10km südwestlich von Beut sehen.
Evangelische Pfarrkirche.
Das alte. 1879 abgebrochene Kirchengebände, ein Lehmfachwerkban,
ähnlich demjenigen in Chlastawe, stammte wie dieses ans der Mitte des
17. Jahrhunderts. Der Dachst nid wurde von zwei geschnitzten Eichenholz-
sänlen getragen. Der Turm, dessen Fachwerk im unteren Teile ausgemauert
war, mochte jünger sein als die Kirche. Der Neubau erfolgte als Ziegelbau
nach einem Entwürfe v. Tiedemanns.
Zinnkelch und Paten e, 1057 vom Pastor David Hiersenkorn ge-
schenkt. Der Kelch mit zwei Stempeln, einem Adler und CF über einer
Blattranke. Am Kelche der Spruch:
Hoc aeeipite in calice, quod fluxit ex Christi laiere.
An tler Patene: Hoc aeeipite in pane, quod pependit in crucc.
Oblatenbüchse aus getriebenetn Silber, Rokoko.
Zwei Paar Zinnleuchter, 1002 und 10M.
O locke, 80cm Durchmessel', 101. '5.
K Urzig, Dorf 9 km westlich von Meseritz, zu Beginn des 14. Jahr-
hunderts im Besitze des deutschen Rechtes genannt.
Evangelische Kirche.
Mit der Annahme der Reformation wurde die mittelalterliche Pfarr-
kirche evangelisch und im 18. Jahrhundert der Pfarrei Pieske einverleibt.
Geputzter Ziegelbau, 1803 geweiht. (Inschrift über der Thür), gegen Osten
gerichtet, hinter dem Altaro die Sakristei, über dieser der Turm.
Getriebene Messingschüssel mit der Verkündigung Mariil und Umschrift
aus gotischen Kleinbuchstaben, 40,5 cm Durchmesser, 1(5. — 17. .luhrhundert.
Glocken: 1) 70cm Durchmesser, spätgotisch, die Henkel schnurartig,
am Halse die von Münzabdrücken unterbrochene Umschrift :
Ave Maria gracia pleno, dominus.
2) 35 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift :
Veit von Stcnscsh auf Kurzik anno i6jo.
Die Ornamente wie an der (Hocke von 1595 in Guiu, Kreis Grätz.
KllSCllten, Dorf 7 km südwestlich von Deutschen.
Katholische Pfarrkirche S. Simon und Judas.
Patron: die Gutshonwchuft.
Einschiffiger Blockholzbau mit geradlinig geschlossenem Chore. Vor
der Westfront ein später angefügter Turm aus gelöschtem, mit Brettern
15
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Kivi.s Mtsi ritz.
bekleidetem Fachwerk. Die Kirche wurde 1401'» gegründet und 1408 geweiht
(Koryikt.wski II, S. 'Ji',7 j: der vorhandene Hau geholt aber einer späteren Erneue-
rung an. deren Zeitstellung hei dem Mangel an Kunst Tonnen sehwer zu be-
stimmen ist.
Eingangsthür unter dein Turme, mit spätgotischem Beschläge. Die
beiden Bänder setzen sieh aus je drei übereck gestellten Quadraten zusammen,
deren Ecken Blatt büschel entwachsen.
(i locken: I i l\2 cm Durchmesser, spätgotisch. Die Umschrift von Müuz-
abdrücken unterbrochen, von denen einer das kleine Posencr Wappen zeigt.
2i 70 cm Durchmesser, spätgotisch, ohne Inschrift.
•T) .">.'} cm Durchmesser, 161.'$. Die Ornamente wie an der Glocke von
l">i»T) in Gnin, Kreis (»rätz.
4) T)0em Durchmesser, auf der Vorderseite die Inschrift:
Simon Koyschc mc fca't anno i6jo.
KlttSCh ka il, Dorf 1 8 km Südost lieh von Meseritz, ehemals dem
Kloster Paradies gehörig.
Katholische Pfarrkirche S. Johannes der Täufer.
Di.' H:uilu>t»'ti trü^t «W Staat.
Die Kirche, ein spätmittelalterlicher Steinbau, wurde mit der Einfüh-
lung der Reformation evangelisch, lÜKl aber den Katholiken zurückgegeben
(Knrytkow^ki II, S. L»r,4). Sie hat seitdem wiederholte Verunstaltungen erfahren.
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J
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AM.. TK. Grumlrif.s »kr Kirche in Kut*ehk:iu.
Das alte Mauerwerk ist aus Granit fmdliugen, die Ecken sind aus Ziegeln
hergestellt; Formsteine sind nirgend verwendet. Mit Ausnahme des Turmes
sind jetzt alle Ansichten überputzt. In ihrer ältesten Gestalt bestand die
Kirche (Abb. 78 — 7*.)) aus dem kurzen Schiffe, dein rechteckigen Chore und
der nördlich neben diesem gelegenen Sakristei. Im IG. Jahrhundert wurde
der rechteckige Turm vor der Westfront errichtet. Schiff und Chor hatten
von jeher llolzdeckeu. Die beiden Thülen des Schilfes sind spitzbogig; die
alten Fenster sind sämtlich zerstört oder vermauert. In der Barockzeit
wurde die aus dem Lot gewichene südliche Chormauer auf der Anfsenseite
verstärkt. Der Spitzbogen der Tnnuthür ist im Scheitel ausgerundet; sonst
ist für die Fenster und Blenden fies Turmes der Bund- und der. Flachbogen
verwendet. Ursprünglich hatte der Turm jedenfalls ein von Nord nach Süd
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KuUclikau. — Lagowiti. Hl
streichendes Satteldach; jetzt trägt er einen übermäfsig schlanken Helm.
Auf «1er Innenseite der Tnrmthür sind noch die Holzfntter eines Balkenvcr-
schlusses erhalten.
drittelst ück eines spätgotischen, ge-
schnitzten nnd bemalten Flügelaltares.
Maria mit dem Kinde. Hechts nnd links
von ihr, über einander aufgestellt, je
zwei kleinere Figuren, von denen nur
noch S. Katharina und 8. Barbara er-
halten sind. Arg beschädigt, in der
Turinhalle untergebracht.
Glocken: 1 ) 1 05 cm Durchmesser,
im Jahre 1">00 gegossen. Um den Hals:
O rex gloric vcni cum pace. O konigk
der cren kom mit /rede. MCCCCC.
2) 78 cm Durchmesser, aus Kloster
Paradies, 1891 unter Beibehaltung der
alten Inschriften umgegossen. Auf der
Vorderansicht:
S. Martinus patrouus eccksiae,
Brouisius fuudator.
Am Halse:
Ar/na fcrant alii et debeliant
viribus hosles,
Tu patroa'nio profege ab hoste tuos.
A. D.
Am Bande:
Conßagratum monasterium cum
tempto ex tolo anno domini
die io. Aprilis.
3) Eine kleine Glocke von UHU.
LagOWitZ, Dorf 14km südöstlich von Mes.ritz.
Katholische Kirche S. Johannes der Täuf r.
Die im Mittelalter der Pfarrkirche zu Bauchwitz unterstellte Kirche
wurde mit dieser im lf>. Jahrhundert protestantisch, 1718 aber den Evan-
gelischen genommen, den Katholiken überwiesen und der Pfarrei Altenhof
einverleibt (Korytkowski U. S. 274\
Das Gebäude (Abb. 80), welches mit der 1;V>0 ausgeführten evangeli-
schen Pfarrkirche in Bauchwitz gleichzeitig «Mitstanden s«>iu mag, ist ein mit.
Schindeln gedeckter, einschiffiger Blockholzbau von gering<M'en Abmessungen
als jene. Im Osten liegt der rechteckige Chor, hinter welch«Mii die Sakristei
folgt, im Westen ein «jiiadratischer. aus EachwtM-k hergestellter Turm mit
geheischten Seitenwänden und d«M- .Jahreszahl 1772 in der Wetterfahne. Der
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Kn is Mi'M>ritz.
Turm wird von einem viereckigen Umgange in der Breite des Schiffes um-
schlossen. Das Schiff hat eine flache Decke, der Chor ein Tonnengewölbe.
Taufkessel aus Holz, in sechseckiger Becherform, 17. Jahrhundert.
(Hocken: 1) 85 cm Durchmesser, spätgotisch, von 1508. Auf der Vor-
der- und der Rückansicht ein Kruzifix. Am Halse zwischen zwei gedrehten
Schnüren die Umschrift:
O rex glorie veni cum pace. Anno dornt ni AfCCCCCVIIf.
Abl>. 80. Kirclie in Lagowitz.
2) 35 cm Durchmesser, aus der protestantischen Zeit. Am Halse die
Umschrift : Lorcntz Kökcritz go/s mich von Stettin. V. D. M, /. At.
Auf der Vorder- und der Rückansicht :
Eva Stcntschin geb. Dziemboivskin, Erb/ran, Christian von Los, Erbherr
zu Lagivitz. David Rosenberg, pastor cv, A. C. i68j. S. D. G.
Lomnitz, Dorf 7 km nördlich von Bentschen.
Katholische Kirche S. Lorenz, zur Pfarrei Bentschen gehörig.
Gegründet 1 1»44. Kleiner Centraibau in (Jestalt eines griechischen
Kreuzes, über der Vierung eine Klippel mit schlanker Spitze; Bohlenfach-
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Meseritz.
113
werk, aufsen und innen mit Brettern bekleidet; 1 770 ausgeführt und geweiht
( Bentjcliener Pf:iirukU'n).
Mehrere Zinnleuchter, 1771.
Unter den Gewändern bemerkenswert die vollständige Ausstattung
eines Priesters, (Joldgewebe mit zartem Pflanzenornament, durch Stickerei
weiter ausgeführt, zur Zeit des Neubaues beschafft.
Zwei kleine Glocken, 1770 gegossen, am Halse zwischen Rokoko-
Ornament die Umschrift:
So/t deo gloria. Jlfe fecit Adam Huldt Posttatita.
A».b. 81. Phm tU-r Stadt M— ritz um 1800. 1 : 10000.
MCHerltZ, polnisch Mi.-dzyrzecz' i, Kreishauptstadt, Knotenpunkt
der Eisenbahnen nach Posen, Bentscheu, Heppen und Landsberg a.W.
Bischof Thietmar von Merseburg i'lOOO 1018 1 erwähnt in seiner Chronik
eine Abtei Mezerici, durch welche König Heinrich Tl. im Jahre 100") auf
einem Kriegszuge gegen Herzog Boleslans I. kam (Shm. Genn. lii.-t. Scripi. III,
S. 818); in den Urkunden erscheint der Ort zum ersten Male 1230 und zwar
unter dem heutigen deutscheu Namen. Am Zusammenflüsse der Obra und
der Paeklitz gelegen, wurde Meseritz zur Sicherung der aus der Mark nach
Polen führenden Stralse frühzeitig mit einer Burg befestigt, welche abwech-
selnd den pommersehen und den glogauischeu Herzögen sowie den Mark-
grafen von Brandenburg gehörte, bis sie im 14. .Jahrhundert dauernd mit
') In (ieuUclu-r lVWr>ct/.uii>;: ZwiM-licn ihn Flüren. Mjfd*Jf /.wüschen, nvka Fiat».
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Kreis Meseritz.
Polen vereinigt wurde. Bereits um die Mitte des 13. Jahrhunderts war
Meseritz im Besitze des deutschen Stadt rechtes; besonders blühte das Tueh-
machergewerbe. Das protestantische Bekenntnis wurde 154") eingeführt und
behauptete sich trotz der Bedrückungen der polnischen Regierung. 1»<04
wurde die alte Pfarrkirche den Evangelischen genommen; 10'.)7 machten sich
die Jesuiten in der Nähe des Schlosses ansässig. Der dreifsigjährige Krieg,
die schwedisch- polnischen Kriege und auch der siebenjährige Krieg trafen
Abb. 82-83. Katholische Pfarrkirche in Meseritz. Grundriß und Schnitt. 1:400.
die Stadt schwer; in den Jahren 1660, 1731, 1824 und 1827 wurde sie durch
Feuersbrünst e heimgesucht.
Zachert» Chronik der Stadt Meseritz, nach der Originalhandschrift herausgegeben von
A. Warschauer. Posen 1883. Sonderabdruck der Z. G. L. I-IL
Wuttke, S. 305 ff.
A. Sarg, Materialion zu einer Geschichte der Stadt Aloeritz. Jahresberichte über das
Königliche Siimdtan-ProgymnaMajU zu Tretnöwen. Tremessen 1875, 1877, 1881
und 1882.
Danysz, Die katholische Pfarrkirche und der Mapistrat in Meseritz von der Reformation
l>is 1744, nach dem Archive der katholischen Kirche darstellt. Jahresbericht des
Königlichen Gymnasiums zu Me-eritz für 1885—80.
Meseritz (Abb. 81) liegt auf der von der Obra und der Packlitz ge-
bildeten Landzunge, gegenüber auf dem jenseitigen Ufer der Packlitz das
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Meseritz.
115
Schleis. Der Einschränkung zwischen den beiden Flüssen entsprechend, zeigt
der Zug der Straften nicht die sonst übliche regehnäftige Anlage der ost-
deutschen Städte. Im Jahre 12f>8 erhielt Meseritz eine Plankenbefestigung
(Mon.Pol.liist.il, S. .V.»5 : vermutlich im späteren Mittelalter wurde es, mit Aus-
nahme einer Strecke längs der Packlitz, mit einer Mauer umgürtet, aufter-
halb welcher auf der Ostseite ein von der Obra gespeister Graben floft.
Abb. M. Ostfront der katholischen Pfarrkirche in lleMritS. 1 : 300.
Von den vier Thoren führte eines nach dem Schlosse, die anderen auf die
Straften nach Frankfurt, Schwerin und Posen (Zachort S. (>). Mauer und Thore
sind jetzt abgebrochen.
Plan der Stadt und ihrer Umgebung, um 1WJ0 aufgenommen. St. A. Posen, Plnu-
sammlung No. SbÜ.
* Katholische Pfarrkirche S. Johannes der Täufer.
Die Baulasten trägt der Staut.
Ein Pfarrer der Kirche wird urkundlich 1232 genannt (('od. dipl. No. 13").
Spätgotischer Ziegelbau, dreischiffige, fünf Joche lange Hallenkirche
mit geradlinig geschlossenem Chore (Abb. 82— 84). Die Pfeiler des Lang-
hauses sind, mit Ausnahme des Westpaares, achteckig mit halbrundem
Dienste gegen das Mittelschiff. Ihnen setzen sich ohne Vermittelung von
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1 IG
Kreis Mo-r-rit/.
Kapitalen die spitzbogigen Gurte auf, welche, den diagonalen Flächen der
Pfeiler entsprechend, dreimal um einen halben Stein abgetreppt sind; an
dein westlichen Pfeilerpaare laufen diese Abtreppungen bis auf den Sockel
herab; die beiden westlichen Gurte sind einfach rechteckig. Die Gewölbe
des Langhauses sind Sterngewölbe; doch ist, der Querschnitt der Rippen in
den beiden östlichen Feldern des Mittelschiffes aus zwei symmetrischen
Kehlen gebildet, während die Rippen aller übrigen Felder aus einem schmäch-
tigen Rnndstabe bestehen. Tu den beiden östlichen Jochen sowie auch auf
der Südseite des mittleren Joches ist die Uebermauerung der Gurtbögen zur
besseren Beleuchtung der Gewölbe des Mittelschi fies mit einem schmalen
Fenster durchbrochen. Auf der Innenseite der Umfassungsmauern des Lang-
hauses sind zahlreiche llachbogige Nischen ausgespart. Der Chor hat ein ver-
mutlich im 17. .Jahrhundert ausgeführtes Tonnengewölbe mit Stichkappen.
Auf der Nordseite des Chores liegt die durch eine Rundbogenthür mit ihm
verbundene Sakristei; dieselbe hat ein zweijochiges Kreuzgewölbe, dessen
Rippen sich aus Wulst und Kehle zusammensetzen. Das gesamte Innere
ist zur Zeit dick übertüncht. Fenster und Thüren wurden bei der 18">t>
bis 18(52 stattgehabten Wiederherstellung erneuert; nur in der Ostmauer des
Chores und in der Südmauer des Langhauses sind Reste der ursprünglichen
Fenster erkennbar, welche schmaler waren als die heutigen und eine einfache
schräge Leibung hatten. Auch die iiufseren Gesimse gehören dem letzten
Umbau an.
Alt sind dagegen die Giebel. Der Westgiebel hat sieben einfache,
spitzbogige Blenden. Einen reicheren Anblick gewährt die Ostfront (Abb. 84).
Der östliche Giebel des Langhauses ist in zehn senkrechte Felder zerlegt,
deren Blenden von je zwei auf einem Sandsteinkopfe ruhenden Flachbögen
überdeckt werden, während die Pfeiler zwischen den Blenden fialenartig über
die Giebellinie hinausgeführt sind. Der Chorgiebel hat sieben ebenfalls
fialenartig endende Pfeiler, zwischen welchen die für die ostdeutsche Spät-
gotik bezeichnenden Nachahmungen von Fensterkreuzen angebracht sind.
Kurze Zeit nach Fertigstellung des Baues, etwa in der ersten Hälfte
dos 1(5. Jahrhunderts, wurde über der Sakristei eine vom nördlichen Seiteu-
sehiffe zugängliche Empore angelegt, deren Oeffnung nach dem Chore jetzt
geschlossen ist. Das Ostfenster der Empore ist gegenwärtig in Ueberein-
stimmung mit den Fenstern der Kirche umgestaltet ; dagegen ist das Nord-
fenster mit seinem Kielbogen noch alt, wenngleich vermauert. An den
beiden Giebeln der Empore ist die Verwendung des Vorhangbogens zu
bemerken.
Das Langbaus hat eine innere Breite von 1(5 m. Die alten Ziegel
messen 27:12:8 cm; die der Empore und ihrer Treppe sind etwas breiter.
Die Mörtelfugen sind überall nachgeritzt.
Der barocke Ausbau der Kirche (Zacfiert S. 121) wurde kürzlich beseitigt
und durch unzureichende neue Einrichtungen ersetzt. In den Nischen am
Eingange des Chores zwei Rokokostatuen, rechts S. Agnes, links ein König.
Kelch aus vergoldetem Silber, 1728.
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Meseritz.
117
Weih Wasserbecken aus getriebenem Kupfer, 1724.
Standleuchtor aus Messing, mit dreieckigem Sockel, die Füfse als
Delphine gebildet. Ende des 17. Jahrhunderts.
Kleiner Kronleuchter aus Messing für zwei Reihen Kerzen, die Arme
der unteren Reihe erneuert, oben der doppelköpfigo deutsche Reichsadler,
unten eine Kugel. Aus derselben Zeit.
Zwei Zinnlenchter, 1692.
Spoisekelch und Priestergewänder im Provinzial-Musenm zu Posen.
Bei dem Brande der Kirche 1824 wurden die Glocken zertrümmert
und 1832 umgegossen. Erhalten blieb nur eine Glocke von 40 cm Durch-
messer, welche 1752, dem ornamentalen Beiwerke nach, vermutlich von
Ch. H. Wittei in Posen gegossen wurde.
Evangelische Pfarrkirche.
Nach dem Verluste der mittelalterlichen Pfarrkirche bauten die Evan-
gelischen zwischen dem Markte und der nördlichen Stadtmauer eine neue,
hölzerne Kirche, welche unter dem Namen „Schifflein Christi" 1009 geweiht,
aber bei dem Stadtbrande von 1006 zerstört wurde. Der noch in demselben
Jahre bewirkte Neubau ging wieder bei dem Brando von 1731 zu Grunde.
Doch beeilte man sich, unverzüglich einen Neubau aus Fachwerk herzustellen,
dessen Entwurf der Oberbaudirektor der Neumark v. Hornburg in Küstrin
fertigte und dessen Ausführung dem Meister George Köbel aus Krossen
oblag. Nachdem auch dieser Bau 1827 abbrannte, wurde die gegenwärtige
Kirche nach dem Entwürfe der preufsischen Ober- Baudeputation ausgeführt
und am 3. August 1834 geweiht. Während die alte Kirche abseits vom
Markte stand und gegen Osten gerichtet war, wurde die Front des Neubaues
gegen Süden gewendet und bis an den Markt vorgeschoben. Die Kirche ist
ein geputzter Ziegelbau, hat doppelte Emporen und eine halbrunde, aufsen
nicht sichtbare Altarnische; der Turm erhebt sich unvermittelt über der
dreipfortigen Hauptfront. Rechts und links von der Kirche sind am Markte
zwei symmetrische Pfarrgebäude errichtet und mit der Kirche durch Garten-
anlagen verbunden.
Zachert, S. 10 und 112 ff. Sarg, Materialien II.
Altarbild, Oelgemälde von J. Hühner, 1835 aufgestellt. Unten sitzen
die vier Evangelisten, ihre Schriftwerke in den Händen ; über ihnen erscheint
in einem Wolkenkranze der weifs gekleidete Heiland. An einer Stufe der
Spruch: „Ich bin bei Euch alle Tage bis an der Welt Ende. u Auf dieser
Stufe, ohne rechte Verbindung mit der übrigen Darstellung, Kelch und Brot.
Die Kirche bositzt noch eine reichhaltige Ausstattung von alten Altar-
geräten:
Fünf Kelche aus vergoldetem Silber: 1) 1019 geschenkt. 2) 1047, mit.
Stempel MR und undeutlichem Stadtstempel. 3) 1070, mit dem Stempel
GWK und einem heraldischen Adler. 4) 1077. 5) 1095.
Zwei kleine silberne Kelche für Kranken-Kommunion, 1727 und 1775
geschenkt.
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Kreis Meseritz.
Vier Patenen aus vergoldetem Silber. Davon eine 1637 geschenkt,
mit Stempel MK und undeutlichem Stadtstempel. Eine andere von 1G98.
Drei silberne Weinkannen aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Die beste derselben (Abb. 85) von 1(582, mit vergoldeten, getriebenen Orna-
menten und dem Meisterstempel GWK, ringsum die Namen der Geistlichen
und Kirchenältesten, im Deckel eine Denkmünze mit der Anbetung der
Hirten auf der oberen und der Beschneidung Christi auf der unteren Seite.
Zwei Speisek eiche aus vergoldetem Silber. Der eine auf einem Sechs-
pafsfufse, 15 cm hoch, 1675 von einem Ehepaare geschenkt. Der zweite
Abb. 85. Wfinkanno der evangelischen Pfarrkirche in Meseritz.
(Abb. 86), 39 cm hoch, Geschenk der Witwe; die Büchse von herzförmiger
Gestalt, mit getriebenen, vierkantigen Buckeln; am Fufso der Stempel der
Stadt Nürnberg und der Meisterstempel 1P, ferner ein graviertes Fraustädter
Kreuz.
Kleine silberne Oblatenbüchse, erste Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Altarkreuz aus getriebenem Silber, 1724.
Drei Stück dreiarmige Messingleuchtcr, von denen zwei 1680 und
1705 geschenkt.
Auf dem evangelischen Friedhofe in der Posener Vorstadt mehrere
gute Sandstein-Denkmäler aus dem 18. Jahrhundert.
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Meseritz.
119
In der Synagoge, einem unbedeutenden Neubau:
Kleiner zweireihiger Messingkronlouchter, mit dem doppelköpfigen
deutschen Reichsadler auf der Spitz» 1 , Ende des 17. Jahrhunderts.
Altaraufsatz mit vier Armleuchtern, aus getriebenem Messing, An-
fang des 18. Jahrhunderts.
Drei Schilde für die Thorarollen, ans getriebenem Silber. Davon zwei,
doch nicht gleiche Stücke im Rokokostile, mit dem Berliner Stempel, hinter
dem Bär ein F, und dem M»-ist»-rstempel MÜLLER. Auf dem dritten, in
AM». Speisekelch der fvang. Pfurrkiirli«» in McsuriU.
neuklassischen Formen ausgeführten Schilde der Berliner Stempel mit I und
undeutlicher Meisterstempel (IWnliere, N.». 391, 3:»7 uml 1:28).
Das Rathaus nimmt noeh seinen alten Standort in der Mitte des
Marktes ein. Im Jahre 1 ~>8 1 gestattete König Stephan einen Neubau des
Rathauses aus Ziegeln, nachdem dasselbe bis dahin ans Holz bestanden
haben mag'). Durch die zahlreichen Stadt brande und die darauf erfolgten
Erneuerungen hat aber das (Jebäude an Bedeutung Verloren.
') St. A. Posen. Depositum Mc-eiitz A. 20. Cum vero lialii-unt • ives .-.•u nppitlarii pnn-ilicti
in animo, pro commodo ciusilem oppitli ac ornamento »Immun consilii pnl»lici sive, uti «liti om
suevit, praetorium ex cocto hton »»»n-lruore ac MtlificUPQ. ^
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120
Kreis Meseritz.
Wohnhaus am Markte No. 74, 1798—99 erbaut, mit guter Putzfront
in der Weist? des Uebergangcs vom Rokoko zum Klassizismus.
Schlofs.
Eigentümer: Landrat a. I). St. v. Dzieml>owski.
Das Schlofs (Abb. 81) liegt, von der Stadt durch die Packlitz getrennt,
auf dem Südufer der Obra, welche an dieser Stelle eine ehemals sehr morastige
Niederung durchschneidet. Jenseit des ersteren Flüfschens gelaugte man
in eine Vorburg, von dieser in die mit Wall und Graben umzogene, auf
einem künstlich erhöhten Hügel angelegte, gemauerte Hauptburg. Der Thor-
bau derselben wurde durch zwei Thore geschlossen, von welchen aber nur
der Bogen des äufseren mit den Löchern und dem Anschlage der Zugbrücke
erhalten ist. Südlich neben dem Thorbau steht der Rumpf eines lö m
Abb. 87. Ruin« des Schlosses Meseritz.
dicken K und t urines, im Inneren mit einem kuppelartigen Gewölbe. Von der
übrigen Burg stehen nur noch die kräftigen Umfassungsmauern (Abb. 87).
Auf der Nordsoite, nach der Obra zu, von wo ein feindlicher Angriff minder
zu befürchten war, lag das Wohnhaus, dessen Ausdehnung durch die wenigen
Resto der Grundmauern vorgezeichnet ist. Die geiahniete Südseite nahm
der Hof ein; hier war die Ringmauer mit Pfeilern verstärkt, die, durch
Rundbögen verbunden, einen Wehrgang trugen. An der Nordwest- und der
Südwestecke traten dort ein rechteckiges, hier ein halbrundes Weichhaus
über die Flucht der Mauer heraus. Die Ziegel des Mauerwerks messen im
Mittel 28 : 13 : 9 cm.
Wenngleich das Schlofs als Gebäude bereits in einer Urkunde vom
Jahre 1259 genannt wird (Cod. dipL No. 379), so kann doch der vorhandene Bau
nach der Mauerart und den wenigen erhaltenen Kunstformen nicht vor dem
Ausgange des 15. Jahrhunderts entstanden sein. Im Jahre 1691 wurde ein
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Paradies.
121
neuer Ausbau begonnen, aber bald wieder eingestellt, da das Schleis, welches
seine militärische Bedeutung verloren hatte, auch als Wohnsitz aufgegeben
wurde 1 ).
Paradies, Dorf Iii km südwestlich von Meseritz.
♦Königliches Scbullehrcr-Seminar, ehemals Cistercienscr-Kloster.
Graf Bronisz auf Goscichowo schenkte im Jahre 1230 unter Zustimmung
der geistlichen und weltlichen Oberen sein Stammgut dem Abte Heinrich
von Lohnin zur Gründung eines Cistercienser- Klosters, welches den Namen
„Paradies der heiligen Maria u erhielt (Cod. dipl. No. 12G und zahlreiche der folgenden
Urkunden). Schon vor Gründung des Klosters hat to er sich bemüht, deutsche
Ansiedler herbeizuziehen; jetzt übernahmen die Cistercienser, welche in der
Niederung des Packlitz-Flusses ein erwünschtes Arbeitsfeld fanden, mit Er-
folg die Aufgabe, deutsche Kultur im Lande zu verbnuten. 1278 gründeten
sie das Tochterkloster Fehlen (Priment) im Obrabruehe. Die Mitglieder des
Klosters, insbesondere die Aebte, waren während des Mittelalters fast aus-
schliefslich deutscher Nationalität; 1558 wurde dem Kloster das Recht der
freien Abtswahl von der polnischen Regierung genommen und der Abtstuhl
seitdem mit adeligen J^olen besetzt.
Ueber den Bau der Kirche und des Klosters ist aus dem Mitteiah er
nichts überliefert. Wir wissen nur, dafs l'.Wl die Kirche mit dem Haupt-
altarft und dreizehn Nebonaltärcn durch Weihbischof Nikolaus von Posen
geweiht wurde (\V. Ketr/.ynski, Mon. Pol. hi>i. V, S. 931). Im Jahro 1»>.'5.'5 wurde das
Kloster durch einen verheerenden Brand verwüstet. König Wladislaus IV.
nahm sich des Wiederaufbaues an, und als 1(5.">7 ein neuer Abt berufen
wurde, wurde diesem die Förderung des Baues zu einer dringenden Pflicht
gemacht. Abt Kasimir Szczuka {10ti(> — 1 *>V**.I ) lief's den Hochaltar aufrichten;
indessen ist dem vorhandenen Hochaltare, abgesehen von der Jahreszahl
17.U), ein späterer Ursprung beizumessen. Die Vollendung der Türme zog
sich bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts hin; der Balkon über dem
Haupteingange wurde laut Jahreszahl des schmiedeeisernen Gitters erst 1788
angebracht. 1834 wurde das Kloster aufgehoben und zwei Jahre später in
demselben ein katholisches Schullehrer-Seminar eröffnet.
Winkr, Cistercienser, II, S. 3(12.
Th. Wanninski , Urkundlich«.* Geschichte des ehemaligen Cist.rcienser- Klostors zu Para-
dies. Meseritz 18S0.
Markgraf, Zur Geschieht« dos Kloster.» Paradies. '/.. II. Ges. III, .< '2_»S.
Die Ausführung der Kirche (Abb. SS — 8D) wurde, der mittelalterlichen
Gepflogenheit entgegen, im Westen begonnen. Wahrscheinlich sollte das
Bauwerk die Gestalt einer kreuzförmigen, nach Oistenieu.serart turmlosen
Basilika erhalten; doch wurde nur das Langhaus vollendet. Das Querschiff
erscheint im Grundrisse des Klosters zwar vorbereitet, gelangte aber nicht
') Ein gemauerter Wiirtturm westwärts vom Schlosse war bereits im 18. Jahrhundert ab-
gebrochen. Zachert S. 13 ff.
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122
Kreis Moseritz.
mehr zur Ausführung. Das Mittelschiff hat vier, die beiden Seitenschiffe
haben je acht annähernd quadratische Joche, welche alle mit spitzbogigen
Kreuzgewölben überdeckt sind. Das Mauerwerk besteht aus Ziegeln, und in
den einzelnen Schichten wechseln, soweit die unverputzt gebliebenen Flächen
im Dachraume das erkennen lassen, je zwei Läufer mit einem Binder. Die
Pfeiler erhielten mit der barocken Verputzung neue Kämpfer- und Sockel-
gesimse; sie sind durch Spitzbögen verbunden, deren Scheitel im 18- Jahr-
hundert ausgerundet und mit Engelköpfen und Muscheln geschmückt wurden.
M ■ ■ ■ I ■ ■ ■ ' i 1 i 1 1
Abb. 88. Grun<lrifs tles eliomuligon Klosters Paradies. 1 : 800.
Dagegen sind die Gewölbe noch die alten; sie werden im Mittelschiffe von
vorgekragten Diensten, in den Seitenschiffen von "Wandpfeilern getragen.
Die kräftigen Formen der Rippen (Abb. 90) sowie die Itundstäbe der Schild-
bögen des Mittelschiffes deuten auf die Frühzeit der Gotik; sie sind nach
Art des Hausteinbaues aus grofsen Thonstücken hergestellt. Die Schluß-
steine der Seitenschiffe sind mit Laubwerk, zuweilen auch mit Getier ge-
schmückt. Aehnliches Laubwerk haben auch die unteren Endigungen der
Mittelschiffdienste, während ihre Kapitale glatt gelassen sind. In dem Zu-
gange des nördlichen Turmes ist eine Ecksänle von einem Portale des ur-
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Paradi^
123
sprünglichen Baues erhalten, deren Schaft wiederum aus cylindrischen Tbon-
stücken, nicht aus Ziegeln hergestellt ist (Abb. 91).
Die Entstehung des Baues ist unter dem Einflüsse gleichzeitiger Hau-
steinbauten in die Mitte des 13. Jahrhunderts zu verlegen. Mangel an Geld-
Abb. 89. Ehemalige Klosterkirche in Paradies
mittein scheint im 14. Jahrhundert zur Einstellung der Arbeiten und 1397
zur Weihung des unvollendeten Baues geführt zu haben. Im 17. und
18. Jahrhundert erfolgte der bereits erwähnte barocke Ausbau der Kircho
und die Bereicherung mit zwei Türmen vor der Westfront.
1
Abb. 90. Panidu's.
Gewölberippen.
Abb. 91.
Paradies.
Portiiirest.
Der bis zum Gewölbe reichende Hochaltar gehört der Blüte des
Barockstiles an. Dagegen sind die Kanzel, das Gestühl vor den Pfeilern
sowie das schmiedeeiserne Gitter des Westeinganges in guten neuklassischen
Formen gearbeitet.
Das Kloster (Abb. 88) bildet ein Reehteek, dessen Nordwestecke die
Kirche mit einer geringen Verschiebung der Fluchten einnimmt und dessen
drei übrige Ecken durch niedrige Türme ausgezeichnet sind; es uinschliclst
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124
Kreis Meseritz.
zwei Höfe, einen kleineren, welcher südlich von der Kirche, und einen
größeren, welcher östlich von diesem gelegen ist. Die Flügel des kleineren
Hofes gehen in ihren Grundzügen auf den mittelalterlichen Bau zurück, wie
die noch erhaltenen Strebepfeiler sowie zwei rechteckige Kreuzgewölbe über
einem Räume des Mitteltlügels bekunden, deren Rippen denen der Kirche
verwandt sind. Alles übrige ist in schlichten, meist in Putz hergestellten
Barockformen ausgeführt; über die Zeitstellung gewährt die Jahreszahl 1750
im Gange des Südflügels einigen Anhalt.
Ansicht il-s Kl.ist. ts mit <W Kirvlm sowie Innenansicht «I>t Kirche in Lichtdruck l»ei
Warniinski.
Holzthür mit Umrahmung und Gebälk, 17. Jahrhundert; in dem vor-
genannten gotisch überwölbten Räume.
Grofser Kachelofen, die weifs glasierton Kacheln mit flach erhabenen,
spaten Rokoko-Ornamenten.
Gottesdienstliche Geräte:
Monstranz aus vergoldetem Silber, dreiteiliger Spitzbau in Renaissance-
formen, 00 cm hoc h.
Vier Kelche aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance.
Spätgotisches Pacificale in Kreuzform, aus vergoldetem Silber, 1524.
Silbenies Räuchergefäfs mit der Inschrift:
Stanislaus Wierzbinski, abbas Paradiensis, 1583,
und dem Wappen desselben. Das leider stark beschädigte Geföfs erinnert
trotz seines späten Ursprunges an mittelalterliche Vorbilder. Im Stempel
ein böhmischer Löwe.
Zwei Mefskännchen aus vergoldetem Silber, in gutem Barock, leider
zerbrochen.
Waschbecken der Sakristei, Zinn, 1639.
Missale von 1669, mit silbernem Beschläge, vorn das Monogramm
Christi, hinten die h. Jungfrau auf der Mondsichel; durch Brand beschädigt.
Ein zweites Missale von 1729, ebenfalls mit gutem Silberbeschlage,
Stempel der Stadt Breslau (Johanneskopf), daneben D, im Meisterstempel
ein Lamm. Auf der Vorderseite der mit der Milch Maria erquickte S. Beru-
hard, auf der Rückseite S. Katharina von Siena, zu welcher sich Christus
vom Kreuze herabläfst.
Mehrere Priester- und Diakonengewänder, Barock und Rokoko.
Die vier Glocken in den Tönen C, E, G, C gofs 1779 Friedrich Gott-
hold Körner zu Freistadt und Lauban (Wurminski S. 201).
Eine aufser Gebrauch gesetzte fünfte Glocke von 65 cm Durchmesser
trägt am Rande die Inschrift :
Me fecit Erdmann Kalliefc tessnac anno 1780.
Eine Glocke E. Kalliefes aus demselben Jahre wurde an die katholische
Pfarrkirche in Koschmin, eine andere, 16;>5 gegossene Glocke an die katho-
lische Pfarrkirche in Kutschkau abgegeben.
Grabstein des Abtes Marktis Lqtowski f 1629, das Todesjahr nicht
ausgefüllt. Bunter Marmor. In der Vorhalle.
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Pieske. — PoliUig.
125
Oelbild, oben spitzbogig geschlossen, darstellend die Gründung des
Klosters sowie den Tod des Gründers in der Mongolensehlacht bei Liegnitz,
17. Jahrhundert, von geringem Werte; im südlichen Seitenschiffe.
Lichtdruck bei Warminski.
Einige andere Oelbilder wurden an den Posener Dom abgegeben.
Der Westfront der Kirche gegenüber steht unter einer hohen Baum-
gmppe eine in späten Rokokoformen errichtete Mariensänle, deren vier-
eckiger Sockel mit den Flachbildern der Verkündigung Maria, ihres Besuches
bei Elisabeth, der Geburt und der Beschneidung Christi geschmückt ist.
Eine Steinbrtistung fafst das Denkmal ein und trägt auf den Ecken vier
Standbilder, den Heiland, S. Bernhard, S. Benedikt und S. Scholastika.
Pi6Sk6, Dorf 11 km westlich von Meseritz, im Mittelalter dem
Kloster Paradies gehörig, seit der Reformation protestantisch.
Ein „Johannes, plebanus in Pezych," nennt sich als Zeuge unter einer
Urkunde von 1303 (Cod. dipl. No. 875).
Evangelische Pfarrkirche, geputzter Ziegelbau von 1847.
Silberner Kelch, inschriftlich 1644 gefertigt und geschenkt, noch in
gotischer Anlage, auf sechsteiügem Fufse, an dessen Knaufe sechs rhombische
Felder mit der Beschriftung: /. N. R. I. 44.
Getriebene Messingschüssel, Maria in der Glorie darstellend, ringsum
ein aus lateinischen Grofsbuchstaben gebildetes Schriftband.
Glocke, 58 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift:
Soli deo gloria. Gofs mich Johann Jacob Schultz aus Berlin anno 1715.
Die grofse Glocke wurde nach dem 1671 stattgehabten Brande der
Kirche 1672 und nochmals 1828 umgegossen.
Wandgrab der Frau Christiane Elisabeth Friederike v. Unruh f 1737,
aus der alten Kirche.
PolitzigT, Dorf 8 km östlich von Meseritz, an der Obra.
Evangelische Pfarrkirche.
Bescheidener Fachwerkbau, 1714 begonnen. Altar und Kanzel mit
Schnitzwerk, inschriftlich 1725 gefertigt.
Silberner Kelch auf sechsteiligem Fufse, 17. Jahrhundert, mit den
Stempeln der Stadt Berlin und des Goldschmieds Bernhard Weidemann
(Rosenberg No. 420).
Silberne Oblatenschachtel, graviert, 1669.
Zwei Leuchter, in Silber reich getrieben, Rokoko, 1781, 62 cm hoch.
Altarbehang aus brauner Seide mit farbiger Aufnäharbeit, darstellend
Scenen aus der Geschichte Christi und die Wappen v. Kaiekreuth und
v. Seherr-Thofs. Um 1700.
Kelchdecke, Stickerei auf grüner Seide, 1791.
17
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120
Kreifi Meseritz.
Zwei Glocken, 49 und 38 cm Durchmesser:
Goß mich J. F. Schramm in Frankfurt a. d. Oder.
Nach der neuerdings vertagten Geschichte der Kirche im Pfarrarchive 1748
oder 40 gegossen, was die auf der Glocke angebrachten Namen des Guts-
herrn und des Pfarrers bestätigen.
Tir SCh tieffCl, polnisch Trziel, Stadt 22 km südöstlich von
Meseritz, nn der Obra.
Tirsehtiegel, ehemals eine mittelbare Stadt, wird urkundlich zum ersten
Male 131 i) unter dem Namen Torstetel erwähnt, als sie von Schlesien an
Brandenburg überging. Nach dein Aussterben der askanischen Markgrafen
wurde sie polnisch. Gegenüber der auf dem rechten Ufer der Obra gelege-
nen Altstadt wurde im Anfange des 18. Jahrhunderts von evangelischen Ein-
wanderern auf dorn linken Ufer die Neustadt angelegt, welche bald jene
überholte.
Katholische Pfarrkirche S. Adalbert, Fachwerkbau von 1824.
Monstranz aus vergoldetem Silber, erste Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Auf dem Fufse S. Adalbert als Träger des Strahlenkranzes; auf dessen Vor-
derseite Maria mit. dem die Hostienbüchse aufnehmenden Leichname Christi;
auf der Rückseite das h. Abendmahl. Breslauer Arbeit, Stadtstempel Johannes-
kopf, daneben C, Meisterstempel TS (Rosenbtrg No. 477).
Evangelische Pfarrkirche.
Ursprünglich nach Bauchwitz eingepfarrt, wurde die Gemeinde 177f) zur
selbständigen Pfarrei erhoben. Die Kirche, ein Fachwerkbau mit doppelten
Emporen, wurde in den Jahren 1780 81 durch den Zimmermeister Theodor
Romanowski aus Pinne und den vermutlich ortsangesessenen Maurermeister
Anton Herlitze, der gemauerte Turm im Anfange dieses Jahrhunderts aus-
geführt (nach den l'furnikt«ii).
Weiukanne und drei Teller, Zinn; Stadtstempel von Züllichau, im
Meisterstempel um einen Adler die Buchstaben MIZ.
Oblatenbüchse, Silber, 178").
Zwei Leuchter. Zinn, 1777.
We i f 8 e 11 8 e C , Dorf 1 1 km nordwestlich von Meseritz, vermutlich
im 13. Jahrhundert nach deutschem Rechte angelegt.
Evangelische Pfarrkirche.
Ein „Friderieus, plebanns in Wicense,- nennt sich als Zeuge unter
einer Urkunde vom Jahre 1303 (Cod. dipl. No. 875). Mit dem Eindringen der
Reformat ion wurde das Kirchspiel evangelisch. Der alte Fachwerkbau wurde
durch den 1807 ausgeführten, anmutig gelegenen Ziegelbau ersetzt.
Spätgotische Glocke von 8") cm Durchmesser, mit tauartig geformten
Henkeln. Am Halse der verstümmelte lateinische Text vom Evang. Matth.
11, 28, durch Münzabdrücke unterbrochen. In der Ansicht: Spes mea Christe.
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TirschtieKel. — Weifsenspp. Wischen.
127
WiSChen, Dorf 9 km südöstlich von Meseritz, 1256 vom Kloster
Paradies angekauft.
Katholische Kirche S. Joseph, zur Pfarrei Altenhof gehörig.
Geputzter Ziegelbau, einschiffig, mit Stutzkuppeln gewölbt, vor der
Hauptfront ein niedriger Turm, die Sakristei hinter dem Hochaltäre. 1792
an Stelle eines älteren Holzbaues errichtet (Korytkowski II, S. 274).
Getriebenes kupfernes Weihwasser b ecken, 1718.
Zwei Glocken: 1) 50 cm Durchmesser, spätgotisch, ohne Inschrift.
2) 70 cm Durchmesser, 1718 gegossen, am Halse die Umschrift :
So/i deo gloria. Goß mich Christian See in Crossen.
Von den übrigen Pfarrkirchen des Kreises sind die evangelischen in
Bentschen und Friedenhorst Faehwerkbaut«Mi vom Ende des 18., die katho-
lische in Lewitz ein Ziegelbau aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.
17'
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KREIS BOMST
AltklOSter, Dorf 18 km südöstüch von Wöllstein, ehemals dem
Kloster Priment gehörig.
Katholische Pfarrkirche S. Adalbert.
Patron: der Staat.
Barocker Ziegelbau, einschiffig, gewölbt, der Altarraum gegen Westen
gerichtet, vor der Hauptansicht ein Turm. Die Fronten aus Formsteinen
gemauert, die Verputzung nicht ausgeführt. 1775 an Stelle eines älteren
Holzbaues errichtet (Korytkowski II, S. 251).
Monstranz und zwei Kelche in einfachen Rokokoformen, aus getrie-
benem Silber.
Zwei Glocken, 17. Jahrhundert, die Buchstaben auf Plättchen herge-
stellt. Beide mit demselben Meisterschilde, am Halse der gröfseren:
/. B. Mabillot goß mich . . .
Bomst) polnisch Babimost, Stadt 20 km westlich von Wollstein,
Station der Eisenbahn Bentschen-Guben.
Im Jahre 1257 wurde Bomst, damals noch ein Dorf, vom Kloster Obra
erworben. 1329 nennt Herzog Heinrich von Glogau unter den Städten und
Burgen, welche er als Lehnbesitz dem Könige Johann von Böhmen unter-
stellte, auch Bomst; doch kam dieses unter Kasimir dem Grofsen an Polen.
Deutsches Stadtrecht erhielt es 1513 von König Sigismund I. 1 )
Katholische Pfarrkirche S. Lorenz.
Patron: der Staat.
Ein Pfarrer der Kirche wird urkundlich 1334 genannt (Cod. dipl.No. 1137).
Der vorhandene Bau wurde nach einem 1730 stattgehabten Brande errichtet
und bildet eine mit Kreuzgewölben überdeckte, dreischiffige, vier Joche lange
Basilika mit einjochigem, halbrund geschlossenem und gegen Westen gerich-
tetem Chore. Die Orgel trägt die Jahreszahl 1736. Die beiden Türme an
der Ostfront wurden nach dem Brande von 1832 erneuert.
') St. A. Poson, Borna C. 15.
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Altkloster. — BomsL
129
Bemaltes hölzernes Kruzifix, Spätrenaissance, vermutlich vom Triumph-
balken der alten Kirche; jetzt über der Orgel aufgestellt.
Vier Flügel eines spätgotischen Altares, von dem 1866 gestorbe-
nen Propst Henke aus der Pfarrkircho zu Züllichau erworben und der
Bomster Kirche geschenkt; ein jeder 0,80 m breit und 2,15 in hoch; an den
Pfeilern des Langhauses aufgehängt. War der Altar geöffnet, so zeigten die
beiden inneren Flügel, wie die erhaltenen Reste bekunden, zwei Reihen von
je vier kleinen hölzernen Standbildern auf gemustertem Goldgrund, welchen
im Schreine einige Figuren gröfseren Mafsstabos entsprechen mochten. Waren
nur die beiden inneren Flügel geschlossen, so sah der Beschauer in zwei
Reihen über einander acht in Oel gemalte Darstellungen des Leidens Christi,
von dem Gebete auf dem Oelberge an bis zur Kreuzigung (a— h); die vier
übrigen Darstellungen (i— m) erblickte er, sobald auch die beiden äul'seren
Flügel zugeklappt waren.
a) Christus betet auf dem Oelberge unter den schlafenden Jüngern ; im
Hintergrunde naht Judas mit den Kriegsknechton.
b) Judas küfst den Heiland ; die Kriegsknechte bemächtigen sich seiner.
Petrus hat einen derselben niedergeworfen und ihm das Ohr abgehauen,
welches Christus im Begriffe steht wieder anzuheilen.
c) Christus wird von den Juden vor Pilatus verklagt.
d) Der an die Säule gebundene Christus wird von den Kriegsknechten
gegeifselt.
e) Er wird, die Dornenkrone auf dem Haupte, von ihnen vorspottet.
f) Ecce homo. Pilatus sehr würdig dargestellt. In der Architektur
des Palastes ist die Jahreszahl 1499 und ein Meisterschild angebracht, wel-
ches ein Scepter zwischen den Buchstaben C R trägt.
g) Simon von Kyrene nimmt Christus das Kreuz ab.
h) Christus am Kreuze, an welchem Magdalena niodergesunken ist;
links Maria und Johannes, rechts eine Volksmenge.
Die Bilder a — h sind sämtlich Arbeiten des Malers CR und huben
gemusterten goldenen Hintergrund; sie sind gut erhalten.
i) Die Kreuzabnahme. k) Die Grablegung.
1) Die Auferstehung. m) Die Himmelfahrt Christi.
Die sehr mifshandelten Bilder i--m haben natürlichen Hintergrund.
Von den silbernen, teilweis vergoldeten Altargeräton wurde ein Re-
naissance-Kelch 1620 geschenkt. Die übrigen Stücke, eine Monstranz, ein
Kelch, ein Pacificale und eine ewige Lampe gehören der Barockzeit an.
Evangelische Pfarrkirche.
Christoph Zegocki, Starost von Bomst, gestattete 1652 die Bildung einer
deutschen evangelischen Gemeinde. Das vorhandene Gebäude wurde 1782
begonnen und 1789 geweiht.
J. Kohl«, Urkundliches zur Geschichte der evangelischen Pfarrkirche in Bomst.
Z. II. Ges. X.
Einschiffiger, geputzter Ziegelbau, auf drei Seiten mit hölzernen Em-
poren cingefafst, deren Säulen zugleich die gewölbte Holzdecke tragen. Die
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Kreis Bombt.
gegen Osten gerichtete Kirche hat vor der Westfront einen mäfsig hohen
Turm und bildete ursprünglich ein schlichtes Rechteck; 1891 wurde eine
halbrunde Altarnische angefügt und gleichzeitig das Innere neu ausgebaut.
Zwei Messingkronleuchter, um 1700.
Zinnschüssel, 18. Jahrhundert, Stempel der Stadt Züllichau, im Meister-
stempel eine Justitia.
Borili-KircliplatZ, Hauländer-Gemeinde, 5 km südlich von
Neutomischel.
Evangelische Pfarrkirche.
Palron: der Staat.
Die Kirche wurde 1776 gegründet, das vorhandene Gebäude, ein recht-
eckiger Fachwerkbau mit Emporen und Schindeldach, 1781 errichtet (nach den
Pfarrakton}.
Silberner Kelch, Rokoko.
Zwei Zinnleuchter, 1800, zwei Stempel, eine Doppellilie und MIZ
um einen Adler.
Zwei Glocken: 1) 1714. 2) 1824 von Karl Kalliefe in Lissa gegossen.
Fehlen, polnisch Wielen, Dorf 19 km südöstlich von Wollstein, an
einer Seengruppe des Obrabruches gelegen. Die Cistercienser aus Paradies
gründeten hier, vom Grundherrn gerufen, das Toehterkloster „ Marie nsee tt , für
welches sie 1278 die landesherrliche Bestätigung erhielten (Cod. dijil. Nu. 473).
Nachdem das Kloster im Anfange des 15. Jahrhunderts die Stadt Priment
erworben hatte, siedelte es dorthin über.
Katholische Kirche S. Maria, zur Pfarrei Altkloster gehörig.
Barocker Ziegelbau, in Gestalt eines lateinischen Kreuzes, gegen Süden
gewandt, mit Stutzkuppeln gewölbt, vor der Hauptansicht ein unvollendeter
Turm. Die Fronten aus Formsteinen gemauert, die Verputzung nicht aus-
geführt. An Stelle eines älteren Holzbaues 1 731 errichtet (Korytkowski II, S. 255).
In den Ecken des Kreuzes grofse Wasserspeier aus getriebenem Kupfer.
Drei Glocken: Die beiden gröfseren mit 62 und 75 cm Durchmesser,
1638 und 1640 von Simon Koische gegossen, die dritte mit 52 cm Durch-
messer, 1644 von demselben Giefser, wenngleich sein Name fehlt.
Kiebel, Dorf 8 km südlich von Wollstein, ehemals Stadt, als solche
in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts im Besitze des deutschen Rechtes
genannt.
Katholische Pfarrkirche S. Bartholomäus.
Im Mittelalter gegründet, im 17. und 18. Jahrhundert erneuert. Der
vorhandene Bau wurde, nachdem der alto Holzbau 1823 bei einem Stadt-
brande zerstört worden war, 1852 begonnen und 1857 geweiht.
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Borui-Kirchplatz. — Fehion. — Ki.>bel. — Köbnit/.. - Neu-Kramzig. 131
Monstranz und Kelch ans getriebenem Silber, vergoldet, Rokoko.
Raucher Schiffchen, aus getriebenem Silber, Rokoko, Stempel der
Stadt Lissa und Meistorstempel HC.
Einige Kasein und zwei Dalmatiken, 18. Jahrhundert.
Katholische Kapelle S. Lorenz.
Blockholzbau, bestehend ans Turm, Schilf und dreiseitig geschlossenem
Chor, neuerdings wiederhergestellt und das Aeufsere mit Brettern bekleidet.
Auf dem Dache ehemals eine Wetterfahne von 1T>87, jetzt in der Propstei
aufbewahrt; an ihrer Stelle eine neue.
KÖbllltZ, Dorf 14 km nordwestlich von Wollstein.
Katholische Kirche zur unbefleckten Empfängnis S. Maria, der Pfarrei
Bentschen, Kreis Meseritz, unterstellt.
Die Kirche wurde 1407 gegründet und 1516 der Pfarrkirche von Bent-
schen einverleibt; von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis 1638 war sie
protestantisch (Bontachener Pfarrakten). Das vorhandene Gebäude, ein einschiffi-
ger, gegen Westen gerichteter Putzbau mit flacher Decke, hinter dem Hoch-
altare dreiseitig geschlossen, mit einem quadratischen Turme vor der Haupt-
front, wurde 1778 errichtet (Jahreszahl an der Südostecke).
Zwei geschnitzte Beichtstühle, Rokoko.
Monstranz aus vergoldetem Silber, barock, 1769 geschenkt , 56 cm
hoch, unter der Hostie flach erhaben S. Hedwig. Stempel der Stadt Breslau,
B und Meisterstempel TS (Rosonberg No. 410, 448 und 477).
Glocke von 90 cm Durchmesser, spätgotisch von 1507, am Halse die
Umschrift: O rex glorie veni cum pace. Anno domitti MCCCCCVII.
Die dio Schrift einfassenden Schnüre über natürlichen Bindfäden ge-
formt. Auf der Vorderansicht zwei Münzabdrücke, der eine mit dem Breslauer
Johanneskopf, der andere mit S. Anna selbdritt; auf der Rückseite der letz-
tere Abdruck noch einmal sowie ein gröfserer mit der sitzenden Maria.
NeU-KraillKig, Dorf 5 km südwestlich von Bomst, kam 1314
durch Schenkung in den Besitz des Klosters Obra.
Katholische Pfarrkirche zur Geburt S. Mariä.
Patron: der Staat.
Ein „Gerhardus, plebanus de Kremmen," wird als Zeuge unter einer
Urkunde von 1311 genannt (Cod. dijd. No. 947).
Die aus Feldsteinen aufgeführte und geputzte Kirche ist ein Centraibau
in einfachen Rokokoformen, an dessen quadratischen, mit einer Holzdecko
überspannten Mittelraum sich östlich der innen halbrund, aufsen dreiseitig
geschlossene Chor, sowie nördlich und südlich eine halbrunde Nische an-
fügen. Der Hauptaltar trägt die Jahreszahl 1 769. Der Turm vor der West-
front wurde 1855 errichtet.
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132
Kreis Bomst.
Monstranz ans vergoldetem Kupfer, Spätrenaissance, 75 cm hoch.
Ueber dem Fufse erhebt sich ein dreigeschossiger, nach oben sich verjüngen-
der Säulenbau, welcher im unteren Geschosse die von einer Sonne umstrahlte
Hostienbüchse und daneben die Standbilder der Heiligen Peter und Paul, im
mittleren S. Maria zwischen S. Joseph und S. Johannes dem Evangelisten,
im oberen die Taube und auf der Spitze eine Krono mit dem gekreuzigten
Heiland zeigt. Dieselbe Darstellung wiederholt sich auf beiden Seiten der
Monstranz.
Barocker Kelch aus vergoldetem Silber.
Pacificale, Zinn, 18. Jahrhundert; im Stadtstempel ein Turm und die
Zahl 00, im Meisterstempel HK mit einer ankerförmigen Hausmarke.
Glocken: 1) 48 cm Durchmesser, spätgotisch, ohne Inschrift.
2) 75 cm Durchmesser; am Halse die Umschrift:
Gloria in excelsis deo. G. Hampel me fecit in Posen /7/p.
Obl'a, Dorf 0 km südwestlich von Wollstein, am gleichnamigen
Flusse gelegen.
Katholische Pfarrkirche S. Jakobus, bis 1835 Kirche des Cister-
cienser-Klosters.
Die Baulasten trugt der Staat.
Im Jahre 1231 siedelte Sandivogius, Kantor des Gnesener Domes,
Cistercieuser-Mönche aus Lekno behufs Gründung eines Tochterklosters auf
seinem Gute Obra an (Cod. dipL No. 130 und 131). Bereits 1238 wird urkundlich
ein Abt des Klosters genannt (Cod. dipl. No. 215).
Herzog Przemislaus II. gestattete 1280 dem
Kloster, das Dorf Obra nach deutschem
Rechte anzulegen (Cod. dipl. No. 497). Das ur-
sprünglich deutsche Kloster erhielt seit 1552
polnische Aebte.
Winter, Cistercienser II, S. 3G9.
Die vorhandenen, in Putz ausgeführten
Bauten (Abb. 92) sind von geringem künstle-
rischen Werte. Die Kirche wurde 1722 be-
gonnen, aber da der Bau sehr langsam be-
trieben wurde, erst 1787 geweiht (Korytkowski
IT, S. 66). Sie hat ein zwischen den Um-
fassungsmauern 14 m breites, drei Joche langes
Schiff und einen gegen Osten gewandten,
Abb. 92. Obra. zweijochigen Chor, beide mit Stutzkuppeln
Grundrifs des ehemaligen Klosters, überwölbt. Die zwei niedrigen Türme der
Westfront sind ohne Helme.
Zu höherer Bedeutung erheben sich nur die beiden rechts und links
vom Eingange der Kirche aufgestellten Beichtstühle sowie die Wand-
schränke der Sakristei, sämtlich in Rokokoart geschnitzt.
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Ohra. — Priment. 133
Kelche ans vergoldetem Silber, drei Stücke aus der Spätrenaissance,
ein anderer vom Anfange des IS. Jahrhunderts mit den Stempeln der Stadt
Augsburg und des Goldschmieds ST.
Zwei Mefskännehen mit Schüssel, ans getriebenem Silber, Anfang
des 18. Jahrhunderts. Zwei andere, ebenfalls mit Schüssel, aus gegossenem
Silber, Rokoko; Stempel der Stadt Danzig und der Name SCHLAUB1TZ,
die Kännchen mit dem Zeichen R, die Schüssel mit CT.
Pacificale, aus getriebenem Silber, kreuzförmig, 17. Jahrhundert.
Zwei Lesepulte aus Messing, jetzt im Posener Dome.
Von den Gewändern zu bemerken zwei gestickte Kelchdecken mit
den Jahreszahlen 1718 und 1787, eine Kasel mit dem Wappen des Abtes
Andreas Chlewski und der Jahreszahl 16.50.
Von den drei Glocken ist die mit ")2 cm Durchmesser spätgotisch. An
der Vorderseite ein Kruzifix; um den Hals, durch Lilien getrennt, die Worte:
O rex glorie vetri sutn pase (!).
Primeilt, polnisch Przem<;t, ehemals Stadt, jetzt Dorf 17 km süd-
östlich von Wollstein, am Rande des Obrabruclies gelegen, in polnischer Zeit
Sitz eines Kastellans. Die Gründung der Stadt nach deutschem Rechte er-
folgte vermutlich noch im 13. Jahrhundert.
♦Katholische Pfarrkirche S. Johannes der Täufer, bis 180") Kirche
des Cistercienser-Klosters.
Laut Vertrug vom 20. Novomlx r 1838 trägt «1<t Staut di<; Unterhaltungskosten des Ge-
bäudes, «las Kirchen vermögen, liezw. im Fülle der Uuzulüngliehkeit desselben die Ge-
meinde, die Unterhaltungskosten der Einrichtung.
Bereits 1210 schenkte Herzog Wladislaus von Kaiisch dem Abte des
Cistercienser-Klosters Pforta einige Besitzungen in der „provintia Premon-
tensi" behufs Anlage eines Tochterklosters i(.\.d. dipl. N«». (W). Wie weit dieses
Vorhaben zur Ausführung kam, ist unbekannt. Im Jahre 1408 überlief«
König Wladislaus Jagello dem Cistereienser-Kloster Felden, dem Tochter-
stifte des Klosters Paradies, die Stadt Priment, sofern es dieselbe vom der-
zeitigen Pfandinhaber einlöse; 1422 kaufte das Kloster in der That die
Vogtei (St A. Posen, Kloster Priment A. und 10). Um jene Zeit fand auch die Ver-
legung des Klosters von Fehlen nach Priment statt.
Winter, Cistorcienser II, S. »71.
Warminski, Geschieht.' «los ehemaligen Ci-tercienser-Kloster* zu Paradies, S. . r >0.
Von dem mittelalterlichen Bau blieb nichts erhalten, seit an seiner Stelle
1651 der Grundstein zu dem vorhandenen Neubau gelegt wurde, welcher 1696
seine Weihe erhielt. Dieser ist eine dreisehiffige, kreuzförmige Basilika
(Abb. 93 — 96) mit geradlinig geschlossenem Chore im Osten; nach Art der
Spätrenaissance treten der Chor und die Krenzfiügel nicht über die Flucht
der Ableiten hinaus. Mittelschiff, Krenzflügel und Chor haben Tonnen-
gewölbe mit Stichkappen, die Vierung eine Stutzkuppel, die Abseiten Kreuz-
gewölbe. Vor der Westfront steigen zwei Türme mit schlanken, zweimal
18
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Kreis Rbmst.
134
durchbrochenen, geschweifteu Helmen auf; die Wetterfahne des nördlichen
Turmes trägt, die .Jahreszahl 172f>; der Helm des südlichen Turmes wurde
M > ■ i ■ | i ■ , ■ 1 ■ . . ■ | ■ ■ . . I
Abb. 93—04. Ehemalige Klo>terkirche in Priment. Schnitt und Grundriß.
hei einem Sturme 1792 herabgeworfen und seitdem bedauerlicherweise nicht
wieder aufgebaut. Zwischen den beiden Türmen wurde unmittelbar nach
Vollendung des Baues eine Vorhalle, zwar in verwandten Formen, doch ohne
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Kreis Bomst.
rechte Vermittelung angefügt. Im Jahre 1742 brannte die Kirche ah; ver-
mutlieh bei der darnach stattgehabten Wiederherstellung wurden die Giebel
des Querschiffes und des Chores niedriger als ursprünglich gestaltet und der
First der damals in Kupfer erneuerten Dächer um etwa 2 m gesenkt.
Die Kunst teile der Fronten sind in Formziegeln vorgemauert, der be-
absichtigte Abputz nicht ausgeführt. Doch ist das Mauerwerk so sorgfältig
hergestellt und sind die Ziegel so vortrefflich gebrannt, dafs das Gebäude
als Rohbau auch bei der 1884- 80 stattgehabten Wiederherstellung erhalten
blieb. Das Innere zeigt in den Hauptschiffen eine korinthische Ordnung
mit gutem, in Stuck hergestelltem Schmuckwerk. Die Gewölbe des Chores
und der Vierung sind mit Malereien bedeckt, deren Wiederherstellung nicht
geglückt ist.
Zwei Inschriften in den Schildern über den Scheiteln der den Chor-
raum von den Abseiten trennenden Bögen geben über die Baugeschichte
Aufschlufs. Die südliche:
Anno a partu virginis löst Mensis funii 24. sacro natalis magni firaecursoris
foaunis Baptistae perillnstris et revcrendissimus dominus Sigismundus a Su-
lanki Sulinski, abbas Premcntcnsis, secrctarius regitts, lapidem primarium
annucnte illustrissimo et revcrendissimo domino loci ordinario in fundamentis
ecclesiae hujus ßxit. Quam flagranti studio amplißcandi culhis dwini in hono-
rem sacratissimae deiparac virginis in coelum assttmptae ac in titulum sancti
foaunis Baptistae opcre ampliori et sumptu de novo erigi et fabricari fecit.
Die nördliche:
Perillnstris ac revercndus dominus Nicolaus Zegocki, abbas, sacrae regiae
majcstatis secrctarius, novo studio fabricari haue fecit ecclesiam. Perillnstris
ac revercndus dominus Alexander Koszanozvski, abbas, sacrae regiae majcstatis
secrctarius, slucaloria adoruavit. Iltustrissimus dominus Andreas de Szotdry
Szotdrski, Bieclioviensis castellaneus, eo pietatis et religionis zelo affectus . . .
ergo Iota pro basilica caementum dedit. Admodum reverendi patres priores
foanncs Pazvlowski, Robcrtus Zbarski novo altaria sua cum dcattratione
decoraverunt die 12. tnensis Octobris anno domini 1696.
Die Kirche, deren Entwurf auf einen in italienischer Schule gebildeten
Architekten zurückzuführen ist, darf als der schönste Kirchenbau der Provinz
Posen bezeichnet werden. Die Hauptabmessungen betragen: Gesamtlänge
im Lichten 44 m, Gesamtbreite im Lichten 25 m, Breite des Mittelschiffes
im Lichten 10,00 m, Höhe desselben 20 m, Höhe der Turmspitze über dem
Fufsboden 00 m.
Von dem Klostergebäude ist nur ein Gang neben der Kirche sowie der
zur Propstoi eingerichtete Südflügel erhalton. Die Sakristei liegt hinter der
Ostseite der Kirche.
Krutt^.-, Die Klosturkird.e in Primont. C. .1. B. 1884, S. 305 mit Grundrifs, Quer- und
Längsschnitt, und Vorderfront.
Die Ausstattung ist noch durchweg die alte.
Hochaltar mit den Oclbildern der h. Dreieinigkeit und der Himmel-
fahrt S. Maria.
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I'rimcnt.
137
Kanzel mit Darstellungen aus dem Leben des h. Bernhard.
Drei prächtige, geschnitzte Chorstühle und zwei Beichtstühle, an
fli-n Langseiten aufgestellt, ein Priesterstuhl am nordöstlichen Vierungs-
pfeiler, alle mit Figuren von Aposteln, Kirchenvätern, Ordenstil'tern u. s. w.
geschmückt (Abb. 97 — 98). In derselben Art drei kleinere Beichtstühle
sowie das Gemeindegestühl.
AM». %. Ehemalige Kliotcikin lic in I'rimcnt. Inneres.
Monstranz aus vergoldetem Silber, T'.l ein hoch, Rokoko; Stempel der
Stadt Breslau (.Johanneskopf), daneben H, Meisterstempel GDN.
Acht Kelcho aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance, Barock und
Rokoko. Einer der ältesten, mit einem Kruzifix und den Figuren Mariä und
der Apostel am Fufse, 1620 geschenkt.
Grofses Vortragekreuz und Pacif'icale aus vergoldetem Silber, Spät-
renaissance.
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Kreis Dornst.
Ewige Lampe von ausgeschnittenem Messing, 17. Jahrhundert.
Antependium mit gestickten naturalistischen Blumen, auf neuen
Sammet übertragen, barock.
Einige gestickte Kasein, 18. Jahrhundert.
Zwei Oelbilder mit Darstellungen aus der Geschichte des h. Bernhard,
erste Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Abb. 97. Primuiit. Cliorßestiiiil.
Glocken. Eine neuerdings umgegossene Glocke wurde 1626 „per
Gallos u gegossen (Inschrift bei «Ion Ffurrakten). 1729 gol's Körber in Breslau drei
Glocken, von denen nur eine noch erhalten ist und am Halse die Umschrift
trägt: Gofs mich Caspar Koerbcr in Breslau anno 1729.
Katholische Kirche S. Peter und Patd, die ursprüngliche Pfarrkirche,
in Primentdorf.
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Priment — Kakwitz. 139
Die Kirche, deren Pfarrer in einer Urkunde von 1281 genannt wird
(Cod. dipL No. 500), ist ein geputzter, einschiffiger Ziegelbau mit Turm vor der
Westfront. Sie scheint einen spätgotischen Ziegelbau zu enthalten, dessen
dreiseitiger Schlufs später, vielleicht Hif>0 rechteckig umschlossen und mit
einem Giebel überbaut wurde. Weitere Zut baten folgten bei dem Ausbau
vom Jahre 1775 (KörjUumtki IT, S. 212).
A!>1>. 08. Primont. Priestersitz.
RakwltZ, Stadt und Dorf 11 km östlich von Wollstein. Die
Stadt wurde 1662 von dem Grundherrn Christoph Grzymultowski neben
einem älteren Dorfe nach magdeburgischem Rechte angelegt; der Name
Freistadt, welchen sie bei der Gründung erhielt, ist erloschen, der gegen-
wärtige Name aus dem polnischen Rakoniewice gebildet.
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Kreis Rumst.
Evangelische Pfarrkirche.
Rechteckiger Fachwerkbau mit. doppelten Emporen, der Mittelraum mit
einem Tonnengewölbe üben leckt , vor der schmalen Westseite ein Turm:
1H. Jahrhundert. Altar und Kanzel stehen getrennt ; der nicht mehr benutzte
Taufengel hängt über dem Altäre.
.1. ("Ii. KrumMmltz, Da* Danknpfer einer christlichen Gemeinde vor hnudertjührineu
Schutz und Gnade (Pestpredigt heim liundertjfdiri<;en Bestehen der Gemeinde mit
gMchicht liehen Anmerkungen). Züllicliau. 17G2. 4°.
Einige einfache Altargeräte: Silberner Kelch von 1729. Silberne
Patenc, 17. — IS. .Jahrhundert, Stempel von Züllichau und DI; eine zweite
von 1732. Zinnerne Weinkanne von 1732; eine zweite von 17f>0 mit dem
Stempel von Lissa und 1BB über einem Lamme mit der Kreuzfahne. Einige
Zinnleuchter, 1738 und 1745. Zwei Zinnteller mit denselben Stempeln wie
dus zinnerne Pacificale in Nen-Kramzig.
Katholische Pfarrkirche S. Martin, 1797 als Steiubau erneuert.
Kelch aus getriebenem Silber, Rokoko, 17G0.
Abb, 99. Häuser am Markte in Kakwitz.
Rakwitz ist reich an alten Wohnhäusern, welche zum Teil in die Zeit
unmittelbar nach der Gründung der Stadt zurückgehen, so eines an der
Westseite des Marktes, welches an einem Dockenbalken die Jahreszahl 1669
trägt. Sie sind sämtlich aus Holz, ursprünglich in Blockweise erbaut. Der
nach der Strafse gewendete Giebel wird meist von einem Laubeugange ge-
tragen; sonst ist die künstlerische Ausbildung auf einfache Formen be-
schränkt. Am besten erhalten hat sich die "Westseite des Marktes (Abb. 99).
Das Modell eines Hauses im Provinzial-Museum zu Posen.
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Ruchocico. — Schnftsenze. — Sthwenten. — Siedlec.
141
RllChOCice, Dorf 17 km nordöstlich von Wöllstein.
Katholische Pfarrkirche S. Ursula.
Tm Mittelalter gegründet, Holzbau mit Chor, 1737 errichtet (.Jahreszahl
am Hochaltare). Der Turm abgetragen.
Kelch aus vergoldetem Silber, barock.
Antepeudium, Plattsticharbeit auf roter Seid«-, mit zehn allegorischen
weiblichen Gestalten.
Zwei Glocken, die eine von 1735, die andere spätgotisch mit der Uni-
schrift : O rex glorie veni cum pacc.
SchUSSenZC, Dorf 19 km südlich von Wollstein, gehörte zur Aus-
stattung des Klosters Fehlen.
Katholische Pfarrkirche S. Michael.
Putron: <1<T Staat.
Blockholzbau, neuerdings mit Brettern bekleidet. Turm mit durch-
brochener Haube, flachgedecktes »Schiff", dreiseitig geschlossener Chor, auf
dessen Südseite die Sakristei. Erbaut und geweiht 1777 (Korytkowski 11, S. 2iWl).
Glocke, 50 cm Durchmesser, 1753; am Halse die Umschrift :
Johann Zacharias Ncuberdt in Posen gofs muh.
Schwellten, Dorf 13 km südwestlich von Wöllstein, im Anlange
des 18. Jahrhunderts von schlesischen Einwanderern angelegt.
Evangelische Pfarrkirche.
Fachwerkbau mit Emporen und Turm vor der Haupt front, I7!H>
(Jahreszahl der Wetterfahne) begonnen, im nächsten Jahre geweiht,
Unter einem besonderen Gerüste drei Glocken von f>4, 7<S und 04 cm
Durchmesser, 1*05 von Erdmann Kalliefe in Lissa gegossen; am Halse
Rokokoschimick.
Siedlee, Dorf 8 km nordwestlich von Wöllstein, ein alter Besitz
des Klosters Obra, 1257 mit deutschem Rechte bewidmet.
Katholische Pfarrkirche S. Michael.
Patron: der Staat.
Von Bischof Nikolaus II. von Posen unter dem Patronatu des Abtes
von Obra 1380 gegründet (t'o»l. di|.l. N<>. 17*2).
Holzbau, mit Schindeln gedeckt, einschiffig, mit dreiseitig geschlossenem
Chore im Osten, Schiff und Chor mit Stirhbogeugewülben überdeckt: auf
der Nordseite des Chores die Sakristei; vor der Westfront ein Turm mit
geschweifter, durchbrochener Haube (Abb. 100). In den beiden Wetterfahnen
und am Triumphbalken die Jahreszahl 1727.
Droi geschnitzte barocke Altäre.
Die Figuren des Triumphbalkens haben eine verzückte Haltung:
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Krois Hornist.
doch sind die vier Kanten des Balkens noch in mittelalterlicher Weise mit
reichen Fasen gebrochen. Gleiche Fasen kehren an den Deckenbalken der
Sakristei wieder.
Altarkreuz, reich in Silber getrieben, 82 cm hoch, mit dem Wappen
des Abtes Andreas Chlowski von Obra (1613 — 33) und dem Meisterstempel TI
über einem Dreiblatte.
Abb. 100. Kirche in Siedlec.
Kelch aus vergoldetem Silber, 1681.
W a seh b ecken, Zinn, 1790, gestempelt mit einer grofsen Rose unter
einer Krone.
Gestickte Kasel, Gold auf Silber, barock.
Tut'horze, Dorf 9 km nordwestlieh von Wollstein.
Katholische Pfarrkirche zur h. Dreieinigkeit.
Holzbau von 1732 i Inschrift der Wetterfahne), bestehend ans einem
Turm mit durchbrochener Haube, einem flachbogig überdeckten Schilf und
einem dreiseitig geschlossenen Chor, auf dessen Nordseito die Sakristei.
Flügelaltar, ehemals Hochaltar, jetzt in der Vorhalle unter dem Turm
aufgehängt. Im HauptbUde die h. Dreieinigkeit, im Sockel das h. Abend-
mahl, im Aufsatze Christus an der Säule und die Jahreszahl 1592. Auf den
Innenseiten der Flügel die vier Evangelisten ; die Aufsenseiten zur Zeit nicht
sichtbar. Mit Tempera auf Holz gemalt.
Glocke, 74cm Durchmesser, lt>76 gegossen, am Rande: I.W.A.
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Tueliorze. — Unrulistadt. — Wöllstein.
143
Unruh Stadt. 18 km südwestlich von Wöllstein, an der Faulen
Obra, nach der Gutsherrschaft v. Unruh genannt, im Anfange des 17. Jahr-
hunderts von Zuwandorern aus den benachbarten deutschen Gebieten neben
dem älteren Dorfe Karge angelegt.
Evangelische Pfarrkirche, Steinbau, im Anfange dieses Jahrhunderts
errichtet und nachmals umgebaut.
Taufkessel, Holz, bemalt, 17. Jahrhundert.
Kelch aus getriebenem Silber, vergoldet, 1705, 25,5 cm hoch.
Silberne Weinkanne, einfach, 18. Jahrhundert, Steinpol der Stadt
Züllkhau und des Meisters SW.
Silberne Oblatenbüchse, einfach, Stempel der Stadt Glogau und ME.
Silberner Löffel, Stempel 1CS eines Lissaer Meisters und 12.
Zinnteller, zwei Stempel, Stadt Züllichau und MIZ um einen Adler.
Zwei Blum enge fäfse, Zinn, 1752.
Schüssel aus getriebenem Messing, Adam und Eva, ringsum eine vier-
mal wiederkehrende Legende von lateinischen Majuskeln, Zeichen des Stifters
SIL 1G70.
Drei Kronleuchter, Messing, 17. — 18. Jahrhundert , auf der Spitze des
einen der doppelköpfige deutsche Reichsadler.
Wollstein, polnisch Wolsztyn, Kreishauptstadt, Station der Eisen-
bahn Bentsehen-Lissa. Im Mittelalter nach deutschem Rechte angelegt.
Katholische Pfarrkirche zur unbeflec kten Empfängnis S. Maria.
Patron: ilie Gutdlierrschaft.
Die Gründung der Kirche geht in das Mittelalter zurück. Wie die
über den beiden Sakristeithüren angebrachten polnischen Inschriften bekunden,
wurde der gegenwärtige Bau 1 707 von dem Grundherrn Raphael Gajewski,
Kastellau von Rogasen, begonnen, 1779 vollendet und 1787 geweiht. Er
bildet eine als Putzbau ausgeführte, dreischiftige Hallenkirche von drei
Jochen Länge, welchen sich ein schmaleres viertes Joch für die Orgelbühne
und den Turm anfügt. Der gegen Süden gerichtete Chor ist zweijochig und
hat zu beiden Seiten zwei Sakristeien, darüber zwei Emporen, so dais der
ganze Grundrifs ein einfaches Rechteck umschliefst. Die mit Figuren be-
malten Gewölbe sind Stutzkuppeln. Der Turm über der Hauptfront wurde,
nachdem er 1810 abgebrannt war, 1830 wieder hergestellt. Dem nüchternen
Aenlseren stehen die Bauformen des Innern zwar einfach, doch würdig gegen-
über. Die schlanken Pfeiler sind achteckig. Unter ihren Kämpfergesimsen
sowie unter der Orgelbühuo entwickelt sich gefälliges Schmuckwerk.
Aus der Bauzeit der Kirche stammen der Hochaltar und die beiden
Altäre an den Schmalseiten der Seitenschiffe, ferner die Kanzel und der
mit einer Taufe Christi ausgestattete Taufwasserbehälter, die beiden
letzteren rechts und links am Eingange zum Chore.
Monstranz aus vergoldetem Silber, 78 cm hoch. Dreitürmiger spät-
gotischer Aufbau. Der Fuss 1591 erneuert, Stempel MR.
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Kreit Rumst.
Kelche au« vergoldetem Silber. Im Stile der Renaissance ein Kelch
von 1(508, an der Schale eines zweiten ringsumlaufcud eine Darstellung des
h. Abendmahls. Im Barockstile drei Stink von 17.-58, 1741 und 1747; ein
vierter von einfacher Ausführung hat neben dem Probierstrich den Stempel
der Stadt, Züllichau und den Stempel WIEN.
Spätgotisches Pacificale, 7f> cm hoch. Das Kreuz aus Platten von
vergoldetem Silber hergestellt: auf der Vorderseite die gravierten Darstellungen
der heiligen Jungfrau und fünf Heiliger; der Ful's aus getriebenem Silber.
17. Jahrhundert. Hin anderes kreuzförmiges Pacificale, 40 cm hoch, 17f>»>.
(■Hocken, unter einem besonderen Gel »Hude:
1) f>f> cm Durchmesser, am Halse in gotischen Kleinbuchstaben, die ein-
zelnen Worte durch Lilien getrennt, die Umschrift:
O rex gloric vciii cum pacc.
2) 70 cm Durchmesser, am Halse das lateinische grol'se Alphabet und
die Jahreszahl lf>22.
o) 7il cm Durchmesser, am Halse in gotischen Kleinbuchstaben, die ein-
zelnen Worte durch Kreuz«- getrennt, die Umschrift:
Saticta Caterina ora pro nobis. ijjj.
4) ('»(» cm Durchmesser, von Joachim Roth gegossen. Um den Hals:
O rex g/oric veni cum pacc. I. R. 1617.
Evangelische Pfarrkirche.
Die Gemeinde besteht seit Einführung der Reformation. An Stelle der
1810 abgebrannten Kirche wurde die gegenwärtige nach Plänen der preufsi-
schen Ober- Baudeputation ausgeführt und 18)12 geweiht.
Zwei silberne Kelche. Der eine reicher, 17. Jahrhundert. Der andere
einfach, nebst Puten«', 1719, Stempel SW.
Silberne Weinkanne, 1742.
Silberne Oblatendose, getrieben, 1720.
Alturkruzifix aus Holz, mit silbernem Körper, 1744.
Zwei Zinnlou«hter, mit ornamentiertem, dreieckigem Fulso, 1710.
Bibel von lö4<l, mit Silb«'ibeschlag von lb50.
Die evangelischen und die katholischen Pfarrkirchen in Kopnitz, Rostar-
schewo und <_b»scicszyn sind neuere Ziegelbauten.
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KREIS SCHMIEGEL.
Alt-IViilltSCll, Dorf 7 km nördlich von Schmirgel.
Katholische Pfarrkirche Allerheiligen.
Dio H;inla-k-n trügt <lio GutsluTisolmft als Patron.
Im Mittelalter gegründet. Barocker Ziegelbau, 1096 errichtet. Ein-
schiffig, drei Joche lang, über dem mittleren eine Stutzkuppel, über den
beiden äufseren ein Tonnengewölbe mit Stichkappen. Die gegen Osten ge-
richtete Nische des Hochaltares halbrund geschlossen. Auf der Westseite
ein schmales Joch für die Orgelempore. Das Innero von glücklichen Ver-
hältnissen, zwischen den Umfassungsmauern 11,70 m, zwischen den Pfeilern
8,50 m breit. Die Fenster über dem Hauptgesimse. An den Gewölben figür-
liche Malereien. Das Aoufsere Rohbau, die Knnstteile aus Formziegeln. Die
alte Sakristei auf der Nordseite.
Drei Nebenaltäre, Holz, Rokoko.
Maria mit dem Kinde, spätgotisches Hochrelief, Holz, bemalt.
Monstranz aus vergoldetem Silber, barock, die Sonne um dio Hostieu-
büchse von einem Franziskaner-Mönche getragen. Höhe 87 cm.
Kelch aus vergoldetem Silber, 1700. Am Fufso die Evangelisten. Die
Sehale mit Blattwerk überlangen, dazwischen die Brustbilder der Heiligen
Johannes von Nepomuk, Stanislaus Kostka und Rochus. Stempel der Stadt
Fraustadt und des Meisters IGT. Höhe 20,5 cm.
Pacificale, Silber, 17. Jahrhundert.
Unter den silbernen Votivtafeln eine vom Anfange des 18. Jahrhunderts
mit den Stompein der Stadt Posen (zwei Schlüssel unter einer Krouo) und
des Meisters GN.
Gewirkter persischer Teppich, 17.— 18. Jahrhundert, die Farben treff-
lich erhalten.
Glocken: 1) Gl cm Durchmesser, spätgotisch, ohne Inschrift. 2) (50 cm,
1G2Ö, die Buchstabon auf Plättchen. 3) 43 cm, 1090. 4) 05 cm, 1091.
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Krci.s Si'liini<'m l.
( ZJK'Z, Dorf .'l km nördlich von Schmirgel.
Katholische Pfarrkirche S. Michael.
Die l!:uila-trn t räjjt <li>* Gut-licrr>oliaft :il> l'ntnin.
Die urkundlich seit 144H genannte Kirche ist ein spätgotischer Ziegel-
hau (Ahh. 101), das Schilf drei Joche, der dreiseitig geschlossene Chor zwei
Joche lang, mit Strebepfeilern besetzt. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts
wurden die Umfassungsmauern erhöht, das Innere mit Wandpfeilern bekleidet
und mit Tonnengewölben überdeckt, sowie die auf der Nordseite des Chores
gelegene Sakristei vergrößert und über ihr ein Stockwerk aufgesetzt. 1668
AM>. 101. Kirche in Czncz.
wurde die Kirche neu geweiht, 1682 vor der Hauptfront ein quadratischer
Turm aufgeführt, dessen achteckige, durchbrochene Kupferhaube 1830 ab-
stürzte (Korvtkow-tki II, S. 92).
Oelbild hinter dem Hochaltare, ohne besonderen Wert, den Stifter des
Umbaues Adalbert von Blociszewo Gajewski vor S. Maria und S. Dominikus
darstellend, 1 ('».").">.
Geschnitzte Holzthür vor dem oberen Geschosse der Sakristei.
Monstranz aus vergoldetem Silber, erste Hälfte des 18. Jahrhunderts,
mit dem Stempel von Glogau und dem Meisterstempel GS.
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Czacz. — Görka duchovraa. — Prochy.
147
Zwei Kelche aus vergoldetem Silber: 1) 30 cm hoch, 1090 geschenkt.
2) 27 cm hoch; auf den Schildern der Schale graviert der Einzug Christi in
Jerusalem, das Abendmahl und das Gebet auf dem Gel berge; 1007 geschenkt;
Stempel
Zwei Pacificale aus vergoldetem Silber, 17. Jahrhundert, das eine 1017
geschenkt.
Zwei silberne Reliquiare in halbsechseckiger Gestalt, zweite Hälfte
des 17. Jahrhunderts, Stempel WB.
Silbernes Reliquiar in Sarggestalt, oben ein schlafender Krieger in
römischer Tracht, erste Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Ewige Lampe, Messing, kugeltonnig, ehemals ein Uhrgehäuse, mit
dem Namen n Woeich s Blociszewa Gaiewsky 1 *.
Zwei Standlouchter, Messing, 58 cm hoch, 1041 und 1009 geschenkt,
doch nach demselben Modell. Zwei kleinere, 40 cm hoch, 1085 geschenkt.
Mehrere Priestergewänder und Altarbekleidungen aus dem ^.Jahr-
hundert mit vortrefflichen, gestickten und gewebten Mustern. Darunter ein
Antependium, ein Pluviale und eine Kasel aus gemusterter weifser Seide
mit reicher farbiger Plattsticharbeit; in dem Antependium die gestickte
Jahreszahl 1724; die Stickerei der Kasel neuerdings auf roten Sanimet über-
tragen. Einige andere gestickte Kasein, zu deren Säulen Seidenpässe benutzt
sind. Vorzüglich erhaltener Seidenpafs mit dem Zeichen der Fabrik Stuck.
GÖrka (lllChOWna, Dorf 8 km südöstlich von Schmiegel, ein
alter Besitz des Klosters Lubin.
Katholische Pfarrkirche S. Michael.
Spätgotischer Ziegelbau mit kleinem, dreiseitig geschlossenem Chore, im
18. und 19. Jahrhundert verunstaltet und erweitert, so dafs nur noch die
Umfassungsmauern alt sind.
Drei barocke Kelche ans vergoldetem Silber.
Getriebene Messingschüssel, in der Mitte Adam und Eva, ringsum
ein aus gotischen Minuskeln sowie ein zweites, aus lateinischen Majuskeln
gebildetes Spruchband. Auf dem Rande sind die Namen eingegraben:
Michael Jage, Jeremias Krause, David König, Jacob Finster, Johannes
Purcfaviz, Zacharias Ungerathen , Daniel Schmidt, Balzer Minder lieh, Jonas
Pri'ijer scriptor. Anno i6jj.
PrOCll y, Gutsbezirk 18 km nordwestlich von Schmiegel.
Katholische Pfarrkirche S. Nikolaus.
1 ,'380 urkundlich genannt (Goch ilipl. Nu. 1T8.'J). Langgestreckter einschiffiger
Holzbau von ausgebohltem Fachwerk, mit Turm vor der Westseite, aus dem
18. Jahrhundert.
Spätgotisches Holzrelief, S. Anna und S.Maria sitzend, darüber die
Brustbilder der vier grofsen Propheten; in einem Seiteualtare.
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148
Kreis« Schmieget.
Einige einfache Altargeräte: Monstranz, 1GD0; Kelch und Pacificale,
1 8. Jahrhuiulert.
Unter einein besonderen Gerüste ZW ei spätgotische Glocken. Die eine
von 45 cm Durchmesser ohne Inschrift. Die zweite von 57 ein Durchmesser,
mit der von Lilien unterbrochenen Umschrift:
Bcvare alle, di dese gelake horn oder seit, almechtiger.
Im Turme eine kleine Glocke mit der Inschrift (nadi d.n Pforrakun):
Alles fiacli Gottes Willen. i6ij.
In der Sakristei eine unbenutzte Stundenglocke, an deren Hals die
Umschrift : /. C. Bruck a Posen anno /yjj.
HlMlOIIlitZ, Dorf 7 km südlich von Schmiegel, ehemals dem
Kloster Lubin gehörig.
Katholische Pfarrkirche, 18f>l als geputzter Ziegelbau erneuert. Die
Kanzel mit der Jahreszahl 1717, aus der alten Kirche übernommen.
Kelch aus vergoldetem Silber, spätest gotisch von 15.50; am sechsteiligen
Fufse die Leidcnswerlczeuge graviert ; am Knaufe die Buchstaben INR/SM.
Rol>aCZyil, Dorf 4 km südöstlich von Schmiegel, ehemals der in
dem benachbarten Alt- Boy en ansässigen Familie v. Bojanowski gehörig.
Abseits vom Dorfe der evangelische Friedhof, im Viereck von einer
Mauer umschlossen. In der Mitte der Vorderseite ist das Portal, neben
diesem sind zwei symmetrische, viereckige Gebäude angelegt, deren pyra-
midenförmige Hauben mit Schindeln gedeckt sind. Das rechte Gebäude ent-
hält eine gegen den Friedhof geöffnete Begräbniskapolle, das linke eine
Gruft für Karl Alexander v. Bojanowski f 1755 und seine Gattin Eleonore»
geb. Freiin v. Bothmann. Vor dem Eingänge der Gruft steht ein Sandstein-
donkmal, welches die Witwe ihrem Gatten und ihren vier verstorbenen
Kindern errichtete, eine Urno auf einem Sockel, daneben eine trauernd*;
weibliche Gestalt, unten ein knieender Engel mit dem Bojanowskischcn
"Wappen. Denkmal und Baulichkeiten wurden den deutschen Inschriften
zufolge 178i) ausgeführt und bieten, wenngleich von nur geringem künst-
lerischen Werte, doch ein stimmungsvolles Landschaftsbild.
fihrcuWrg, CS<>.<vliiclii> «Irr Kunst S. 1 It.
ScHmiCgCl, polnisch Smigiel, Kreishauptstadt, 4 km westlich von
Bahnhof Alt-Boyen (Posen-Lissa).
Schmiegel wurde im Mittelalter als adelige Stadt gegründet. Die Re-
formation fand in der Bürgerschaft zahlreiche Anhänger; die mittelalterliche»
Pfarrkirche verblieb aber den Katholiken, und die Evangelischen bauten sich
nach verschiedenen Wechselfällen 1044 eine neue Pfarrkirche. Vorübergehenel
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UadomitK. — Robnczyn. — Schmiedel.
149
bestand neben der evangelischen und der katholischen auch eine ansehnliche
sooinianische Gemeinde.
Martin Adelt, HLitoria de Arinnisrno nlim Smiglatn infestante. Oder Hi-torisolio
Nacliriclit von des ehemaligen Seliinieglisenen Arianisrui Anfang und Ende. JS'elist
einer Kirehen-Historie Iiis auf gegen wärt ige Zeit der Stadt Selimicgol in (iros-Polilen.
Dunstig 1711.
Aeta hist. eeel. XII, 1718, S. 731 (Geschichte und B.-Hclireil.uiig der älteren evangeli-
schen Pfarrkirche).
E. Luckfiel, Der Soeiniaiiismu* und seine Entwicklung in Gmfspolen. Z. H. Ges. VII,
S. 115.
Katholische Pfarrkirche zur Himmelfahrt. S. Mariä.
Patron: der Besitzer der Selimi<>gr-Ii r Gütt r.
Spätgotischer Ziegelbau; das Lunghans dreisehiffig und dreijochig; der
gegen Norden gerichtete, zweijochige Chor dreiseitig geschlossen; auf seiner
Nordseite die Sakristei. Die mittelalterliehen Gewölbe sind teils durch neue
Gewölbe, teils durch Holzdecken ersetzt. Um das Jahr 1630 fand eine Neu-
weihung der Kirche statt. 1791 stürzte der Turm vor der Westfront ein
und wurde abgetragen. 1825 wurde die durch Brand verwüstete Kirche in
umfassender Weise wieder hergestellt (Korytkowki II, S. 213).
Die Pfeiler des Langhauses sind achteckig. Die Spitzbögen über ihnen
sind den diagonalen Pfeilerflüchen entsprechend mit Abtreppung gemauert
und an den Kanten mit Rundstäben versehen, wie in der katholischen Pfarr-
kirche in Bromberg. Auch der Chorbogen ist spitz, ebenso auf der Nord-
seite des Schiffes eine vermauerte Thür mit profilierter äufserer Leibung.
Die Strebepfeiler des Chores sind giebelartig abgedeckt. Lichte Weite des
Chores 10,40 m, des Schiffes 14,20 m.
Einige einfache Altargeräte ans vergoldetem Silber, 17. — 18. Jahr-
hundert. Monstranz 1690, einer der drei Kelche 1691, Pacificalo mit
Stempel NO, 1702 geschenkt. Ewige Lampe aus Silber, erste Hälfte des
1 8. Jahrhunderts.
Drei Glocken, zwei 1825, die dritte 1833 von Karl Kalliefe in Lissa
gegossen.
Grabstein aus farbigem Marmor mit Sandstein-Umrahmung, von dem
dissidentischen Kaspar Jaruzel Brzezuicki seiner katholischen Gattin Ursula
von Wielgawiesz (Grofsdorf) 1677 errichtet 1 ). Oben die nur zur Hälfte dar-
gestellte Frau, von vom gesehen, die Hände betend auf der Brust an ein-
ander gelegt. Darunter die Inschrift.
Katholische Kapelle S. Veit.
Einschiffiger, mit Schindeln gedeckter Fachwerkbau, im Osten dreiseitig
geschlossen, im Westen ein Turm; 1769 errichtet (Ki.r\tk.»\v.<ki II, S. 214;.
Hochaltar, Spätrenaissance, mit Benutzung der Bildwerke eines ge-
schnitzten spätgotischen Flügelaltares. Im Mittelfelde Hochrelief der Himmel-
fahrt S. Mariä. In den beiden Seitenfeldem je zwei Flachreliefe ; unten links
') Nicht 1611, wie irrtümlich Adelt S. 33 und nach ihm Lmktiel S. 178 angeben.
20
150 Kreis Schniiegel.
die Verkündigung, rechts Maria Besuch bei Elisabeth; oben links Maria das
Kind anbetend, rechts die Anbetung der drei Könige.
Seitonaltar, im Mittelfelde Maria mit dein Leichname Christi, darüber
Maria mit dem Kinde. Spätrcnaissance.
Evangelische Pfarrkirche.
Genutzter Ziegelbau, nach dem Entwürfe der preufsisehen Ober- Bau-
deputation ausgeführt und 18.'10 geweiht.
Kleine Weinkanne aus Zinn mit gravierten Ornamenten, 1810
geschenkt.
Grofse Schüssel ans Zinn für die Abendmahlsgeräte, 1747.
Taufschüssel aus Zinn, 18:50 geschenkt. Drei Stempel, Stadt Lissa,
ein Adler mit W auf der Brust, TFB über einem Pelikane.
Drei kupferne Sammelbecken, das eine von 1708.
Blaue Seidendecke mit gewebtem Muster und der gestickten .Jahres-
zahl 1744.
Zwei Lehnstühle mit geprefstem, farbigem Leder überzogen, erste
Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Auf dem evangelischen Friedhofe einige Grabplatten und Denk-
mäler von Sandstein, aus dem 18. Jahrhundert.
Wieliell OWO, Stadt 17 km nordwestlich von Schmiegel, ehemals
dem bischöflichen Stuhle von Posen gehörig, 1429 zur Stadt nach magde-
burgischem Bechte erhoben.
Katholische Pfarrkirche S. Maria Magdalena.
Im Jahre 1411 erscheint ein „her Niclos, pfarer von Welichowo, u in
den Katsakten der Stadt Posen (W^lmm-r, Stadtl.uel. [, S. 73). Der vorhandene
Steinbau wurde 1781 an Stelle eines älteren Holzbaues ausgeführt und
geweiht (KorylUwski II, S. 71:.
Kelch aus vergoldetem Silber, spütestgotisch, mit geschweifter Schale.
Die übrigen Altargeräte ohne besonderes Interesse. Monstranz
barock. Drei Kelche aus dem 17. Jahrhundert , davon zwei 1030 und 1001
geschenkt.
Glocke, Mein Durchmesser. Am Halse über einer Reihe herabfallen-
der Blüten die Umschrift:
Saticia Maria Magdalena cum omntbits sanetis o. p. n.
Ioachim Rotht. 1604.
PollliSCh-Wilke, Dorf 0 km nordwestlich von Schmiegel, am
Südrande des Obra-Bruches.
Katholische Pfarrkirche S. Hedwig.
Patron : die Gutsherr •H-liaft.
Spätgotischer Ziegelbau (Abb. 102.1. einschiffig, vier Joche lang, drei-
seitig geschlossen, mit Sterngewölbe überdeckt. Auf der Nordseite die
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Wielichowo. Polnisch-Wilke.
151
Sakristei. Ueber der spitzbogigen Thür Her Westfront eine mit zwei Flach-
bögen geschlossene Blende, in welcher ein gemauertes Kreuz steht; darüber
ein Fries mit kreuzförmig gestellten Ziegeln und ein zwei Schichten hohes
deutsche» Band; der Giebel mit kleinen, halbkreisförmigen, von Pfeilern ge-
tragenen Wimpergen. Unter der Dachtraufe, der Westfront entsprechend,
ein vertiefter horizontaler Putzfries, darüber ein zwei Schichten hohes deut-
sches Band. Der Sockel aus zugehauenen Ziegeln. Die Fenster verstümmelt.
Auf einem Ziegel der Südfront die Jahreszahl 1540.
An der Westfront zwei Fratzen, auf senkrecht gestellten Ziegeln
modelliert.
Triumphbalken, reich gekehlt, mit kleinen Figuren.
Al>b. 102. Kirche in l\>lnis C li-Wilk<-.
An der Thür der Südfront drei schmiedeeiserne Bänder.
Grabmäler des Nikolaus üssowski f 1575 und seiner Frau Anna geb.
Zychlinska f 1590, Sandstein, diu liegenden Figuren in Hochrelief. Die
Bildtafel der Frau links vom Hochaltare; darüber die Schrift tafel, gehalten
von zwei Genien. Die Bildtafel des Mannes jetzt in der Kammer neben der
Sakristei.
Der am Rande eines Abhanges, etwa 12 m von der Südwest ecke der
Kirche entfernt, stehende Glockenturm diente ursprünglich zur militärischen
Sicherung der den Obra-Bruch durchschneidenden Strafse von Schmiegel nach
Wielichowo. Er ist quadratisch, an den Ecken mit Strebepfeilern besetzt.
Das Erdgesehofs ist mit Balken überdeckt, die daselbst der Kirche gegenüber
angelegte Thür rundbogig. Eine Wendeltreppe in der Nordost ecke führt
innen zum ersten Stockwerke. Hier ist, auf der Innenseite eine Thür vor-
gesehen, die von aufsen nur mittelst einer Leiter zu erreichen war, aber noch
während des Baues in der Aufsenaiisicht geschlossen wurde. Die wenigen
20'
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152
Kn-is Schmieröl.
Fenster des Erdgeschosses und des ersten Stockwerkes sind schmal, schiefs-
sehartenartig. Das zweite Stockwerk, in welchem jetzt, die Glocken hängen,
hat dagegen breite Spitzbogen-Fenster. Das dritte Stockwerk hat vier kleine
Fenster sowie über der Thür des Erdgeschosses zu deren Verteidigung eine
Pechnase; hier ist auch noch ein Kamin für den Wärter erhalten. "Wie der
Turm abgeschlossen war, ob etwa mit einem Zinnenkränze, ist nicht bekannt.
Er ist um einige Jahrzehnte älter als die Kirche, wurde aber anscheinend
mit dem Bau derselben seiner ursprünglichen Bestimmung entzogen.
(3 locke, sehr nachlässig gegossen:
Simon Koyski mc fecit (16)64.
WoyilitZ, Dorf 10 km öst lieh von Kosten.
Katholische Pfarrkirche S. Lorenz.
Ein Pfarrer der Kirche wird in einer Urkunde vom Jahre 1.182 genannt
(Cod. dipl. No. ISO;,).
Spätgotischer Ziegelbau, mit rechteckigem Chore, mit Strebepfeilern
besetzt, ohne Turm, im 17. — 18. Jahrhundert verunstaltet, neuerdings unter
teilweiser Benutzung der Umfassungsmauern umgebaut und erweitert.
Rückwand der Kanzel, Baldachin mit Engeln, barock.
Altargeräte aus vergoldetem Silber: Monstranz und Kelch barock,
erstere 1725 geschenkt; Speisekelch Renaissance.
Unter den Gewändern bemerkenswert zwei gestickte Kasein und ein
Pluviale, 17. 18. Jahrhundert.
Von den drei Glocken trägt die gröfste von 87 cm Durchmesser am
Halse die Umschrift:
O rex gloric veni cum fiace. Ave Maria gracia ple(na).
Anno domini MD XL VII 05-f/J-
Das Schriftband fassen schöne Renaissance-Ornamente ein; der Gnfs ist vor-
t. reiflich. Die mittlen» Glocke ist spätgotisch, mit Spruchband um den Hals.
Die übrigen katholischen Kirchen des Kreises sind teils unbedeutende
Holzbauten des 17. — 18. .Jahrhunderts, teils neue Ziegelbauten.
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KREIS KOSTEN.
CzCIlipin, Stadt lOkin nordöstlich von Kosten, Station der Eisen-
bahn Posen-Lissa.
Katholische Pfarrkirche S. Michael.
1470 urkundlich genannt, ltM8 wiederhergestellt (K«>rytkuw.*ki H, S. 93).
Einschiffiger spätgotischer Ziegelbau, der Gewölbe berauht und geputzt.
Das Schiff und der dreiseitig geschlossen.- Chor von gleicher Breit.; durch
einen Spitzbogen geschieden, beide nur zwei Joche lang. Die Chorfenster
haben noch den alten gemauerten Mittelpfosten. Der Turm Viarock.
In den beiden symmetrischen Kapellen am Chore zwei barocke Altäre
mit gutem Schnitzwerk.
In dem Altäre der südlichen Kapelle Maria mit dem Kinde, grol'ses
spätgotisches Standbild aus bemaltem Holze.
Monstranz, Silber, Spätrenuissan.c, in Anlehnung an mittelalterliche
Vorbilder, 81 cm hoch. Stempel EW.
Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, 17. Jahrhundert.
Paeificale, Silber, das Kreuz spätgotisch, der Eufs Spät renaissance,
71 cm hoch.
Dose für geweihtes Gel, Rokoko, 1751.
Schlufs, barocker Putzbau von 1730 (Inschrift j. Die beiden Seitenflügel
der Vorderfront sowie die Risalite der Rückfront mit hohen (liebeln.
Neben dein Schlosse die ehemalige Schlofskapelle, jetzt evangelische
Pfarrkirche. Einschiffiger Putzbau von 1780 (Inschrift), im Besitze der
evangelischen Gemeinde seit 1855.
DalCWO, Dorf 20 km südöstlich von Kosten, ehemals dem Kloster
Lubin gehörig.
Katholische Pfarrkirche S. Adalbert.
Der Pfarrer wird VVMj urkundlich genannt (v. Lnk>zv< ki, Grmli.fu-lierll, N<>. 1M7).
Verunstalteter gotischer Ziegelbau, einschiffig, mit rechteckigem Chore,
auf dessen Nordseite die Sakristei. An den Ecken der Fronten Eisenen.
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154
Kreis Kosten.
Kanzel, Holz, deutsche Renaissance.
Monstranz, Silber, dreitürmigor Aufbau in den Formen der Spät-
renaissanco mit den Figuren der Heiligen Maria, Benedikt und Adalbert.
Zwei Kelcho aus vergoldetem Silber, Renaissance und Rokoko.
GlUChOWO, Dorf 11 km nordöstlich von Kosten, ehemals dem
Kloster Lubin gehörig.
Katholische Pfarrkirche 8. Katharina.
Pal rou : die Gutsliorr.scliaft.
Im Jahre 1298 urkundlich genannt (Cod. dipl. No. 770). An Stelle eines
Holzbaus 1751 in Ziegeln erneuert (Visitation von 1778 \>>'\ den PfarraktciC
Barocker Ziegelbau, die Kunstteile aus Formziegeln. Einschiffig mit
geradlinig geschlossenem Chore, zu dessen Seiten zwei symmetrische Kapellen,
die wie der Chor einfache Giebel haben. Holzdecken. Der Turm unvollendet,
auf der hölzernen Spitze eine Wetterfahne mit der Jahreszahl 1728.
Martyrium der h. Apollonia, figurenreiches Mittelstück eines spät-
gotischen Altares vom Ausgange des 15. Jahrhunderts. Holz, bemalt. Im
linken (neuen) Seitenaltare.
In demselben Altare als Sockelbild die Krenztragung Christi, spät-
gotisches Hochrelief, von geringerem Werte als das vorgenannte.
S. Katharina, spätgotisches Standbild aus bemaltem Holze, im rechten
Seitenaltare.
Kruzifix, 10. Jahrhundert, vermutlich das alte Triumphkrenz.
An der Kanzel die kleinen sitzenden Figuren der vier Evangelisten,
barock, ähnlich denen an der Kanzel der katholischen Pfarrkirche in Kosten.
Weihwassergefäfs, Holz, mit barockem Schnitzwerk.
Die Wangen des Gestühls mit ausgestochenen, späten Rokoko -Orna-
menten.
Monstranz, Silber, teilweis vergoldet, in reichem Augsburger Rokoko,
03 cm hoch, Stempel AGW und Pinienzapfen mit Q (1703 — 1705).
Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, 17. und 18. Jahrhundert.
Pacificale, Silber, das Kreuz spätgotisch, der Fufs Spätrenaissance.
Kleiner Leuchter aus getriebenem Silber, Spätrenaissance, 1053.
Glocke, 75 cm Durchmesser, spätgotisch, 1470, am Halse die Umschrift :
O rex glorie vem cum pace. Anno domini MCCCCLXX. Bartholomcus.
Eine zweite, kleinere Glocke von 1502.
Gryzyil, Dorf 7 km südöstlich von Kosten.
Katholische Pfarrkirche S. Barbara.
Ein Pfarrer der Kirche wird urkundlich 1388 genannt (Cod. dipl. Ko. 1883).
An Stello des 1884 abgebrannten Holzbaus wurde ein Ziegelbau nach dem
Entwürfe von A. Lange in Breslau ausgeführt.
Monstranz 1740, zwei Kelche 1750 und 1707.
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Gluchowo. — Gryzyn. — Koston.
155
Raine der S. Martins-Kirehe, ausserhalb des Dorfes.
Spätgotischer Steinban aus dem 15. Jahrhundert (Abb. 103 — 104), ein-
schiffig bei nur 5,80 m lichter Weite, mit rechteckigem Chore, auf Holzdecken
Abb. 103. Kirclienruino bei Gryzyn. Innenansicht.
angelegt, unvollendet. Die Arbeiten wurden eingestellt, als man das Mauer-
werk abgeglichen hatte und im Begriffe stand, den Dachstuhl aufzubringen.
Seitdem hat das Bauwerk, abgesehen, dafs die
Ziegelsteine der beiden Thüren und dreier Fenster
ausgebrochen wurden, keine Veränderungen er-
fahren. Das in Arbeitshöhen von 50 cm ausge-
führte Mauerwerk besteht aus Granitfindlingen.
Ein Fenster auf der Südseite hat noch die alte
Ziegel-Einfassung, das Fenster in der Ost mauer des
Chores Leibungen aus Granitsteinen. Die Nordseite
ist ohne Fenster. Die Rüstlöcher gehen durch die ganze Stärke der Mauern.
An der Südthür ist noch das Loch für den Balkenverschlufs erkennbar.
Abh. 104. Kircbenruine
l>ei Grvzvn.
KOSteil, Kreishauptstadt, an der Obra, Station der Eisenbahn
Posen-Lissa.
Kosten, polnisch Koseian, in den ältesten Aufzeichnungen gewöhnlich
Costan geschrieben, war dem Könige unmittelbar unterstellt und hatte
schon im Vi. Jahrhundert deutsches Stadtrecht empfangen. Es lag an der
Stral'se 4 vou Posen nach Fraustadt und war als Hauptort eines Kreises im
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Krois Kosten.
Mittelalter eine ansehnliche Stadt, deren Tuehmacherei sich eines geachteten
Rufes erfreute, vorfiel aber mit dem allgemeinen Niedergange Polens im 17.
und 18. Jahrhundert.
Katholische Pfarrkirche zur Himmelfahrt S. Maria, in der Altstadt.
P.itron: <!<t Slasit.
Die Pfarrkirche in Kosten winl zum ersten Mal»' urkundlich erwähnt,
als ein Pfleger derselben sich unter zwei Schriftstücken vom Jahre ViHl als
Zeuge nennt (C...!. «lipl. No. 1KC.0 und 1S<J1).
Das vorhandene Bauwerk ist eine spätgotische Hallenkirche, welche als
das Ergebnis verschiedener Bauzeiten zu betrachten ist, deren eingehende
Untersuchung aber die im Jahre 1891 stattgehabte, verfehlte Wiederherstellung
unmöglich macht. Die Nord- und die Südinauer des ( .l m weiten, vier Joche
langen Chores entstammen von einem ursprünglichen, einschiffigen Bau.
Nach Durchbrechung jener Mauern erhielt der Chor zwei breite Seitenschiffe,
so dafs er gegenwärtig 2t J m innere Breite mifst. Die Ostansicht des Chores
und seiner Seitenschiffe setzt sich in unregelmäfsigem Zuge aus sieben Seiten
zusammen. Das durch Spitzbögen vom Chore geschiedene Langhaus ist drei-
schifiig und ebenfalls vier Joche lang, von denen aber das westliche sehr
schmal ist ; es ist auf der Nord- und der Südseite mit Kapellen besetzt. Das
Mittelschiff mifst 8 m, alle drei Schiffe messen 10,70 in innere Breite. Die
rechteckigen Pfeiler sind an den Ecken mit Rundstäben besetzt und haben
gegen das Mittelschiff und die Seiteuschiffe breite Vorlagen mit einer Halb-
säule zur Aufnahme der Gewölbe. Im Chore hat das Mittelschiff ein rund-
bogiges Sterngewölbe, die Seitenschiffe teils Stern-, teils Netzgewölbe; iin
Langhause hat das Mittelschiff ein Netzgewölbe mit spitzbogigen Querrippen,
die Seiteuschiffe Sterngewölbe; die Kapellen haben verschiedene, meist spätere
tiewölbe. Die Scheitel aller Gewölbe liegen annähernd in gleicher Höhe.
In dem nördlichen Seitenschiffe des Chores ist die Sakristei mit einem
Tonnengewölbe eingebaut, so dafs über ihr eine geräumige Empore gebildet
wird. Vor der Westseite liegt ein unvollendeter Turm, dessen Mauerwerk
nur die Höbe der Kirche erreicht. Das kunstlose Aeufsero macht mit dem
plumpen niedrigen Dache einen unerfreulichen Eindruck. Anziehender wirkt
das weiträumige innere in «lern Schmucke zahlreicher alter Ausstattung-
stücke.
Wappentafel an einem Pfeiler des Mittelschiffes in Putz hergestellt,
mit einfacher Renaissance -Umrahmung; der polnische Adler, darunter das
— vermutlich auf die Familie Opalinski bezügliche — Wappen Lodzia sowie
das Wappen der Stadt Kosten (ein Turm). Der Dienst des Pfeilers wurde
abgeschlagen und der stehen gelassene Teil desselben durch ein Männchen
mit ei nein korinthischen Kapital gestützt.
Spätgotischer Flügelaltar (Abb. 10.7). Tin Mittelschreine die in
kräftigem Hochrelief aus Holz geschnitzte und bemalte Ausgiefsung des
h. Geistes. Im Sockelschreine fünf Büsten, Gottvater zwischen S. Magdalena,
S. Margarete, S. Barbara (Abb. 10t» 1 und einer vierten weiblichen Heiligen
ohne Attribut. Auf den Flügeln Gemälde, auf den Aufsenseiten vier Dar-
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Kosten.
157
• Stellungen ans der Jugendgeschichtc, anf den Innenseiten vier Darstellungen
ans der Leidensgeschichte Christi. Der Altar ist der am hosten erhaltene
unter den wenigen mittelalterlichen Altären der Provinz. In der nordwest-
liehen Kapelle aufgestellt.
Drei spatgotische, hemalte Holzfiguren, Bischof S. Valentin und zwei
weibliche Heilige, vermutlich Reste von zerstörten Altären.
Hochaltar, Renaissance, vom Ende des 10. Jahrhunderts, aus bemaltem
und vergoldetem Holze. Dreigeschossiger, architektonischer Auf hau. Im Mittel-
felde des Hauptgeschosses S. Maria mit dem Kinde; daneben vier Reliefe,
die Verkündigung und die Heimsuchung Maria, die Geburt Christi und die
Anbetung der Könige. Die beiden seitlichen Felder mit den Standbildern
S. Johannes des Täufers und S. Johannes des Evangelisten wurden inschrift-
lich erst 1620 hinzugefügt. Im zweiten Geschosse S. Maria in der Glorie;
daneben vier Reliefe, die Darbringung Christi im Tempel, die Flucht nach
Aegypten, das Jesuskind zwischen Maria und Joseph, der zwölfjährige Jesus
im Tempel. Ueber den Standbildern der beiden Johannes zwei Tafeln mit
der Taufe Christi und dem Martyrium S. Johannes des Evangelisten. Im
dritten Geschosse die Krönung Mariä. Vor dem Altare zwei Engelgestalten
und eine Brüstung.
Drei andere Renaissance-Altäre anf der Choreinpore und in der süd-
westlichen Kapelle, Ende des Iti. Jahrhunderts. Ein guter Altar aus der
Mitte des 17. Jahrhunderts in der südöstlichen Kapelle.
Sechs Rokoko-Altäre im Chore und in den Kapellen.
Kanzel, erste Hälfte des 18. Jahrhunderts, mit den Statuetten der
sitzenden Evangelisten.
Die Orgel und die in Putz hergestellte Bühne aus derselben Zeit.
Zweisitziger Priesterstuhl mit Baldachin, 17. Jahrhundert.
Hochkreuz im Triumphbogen, Christus am Kreuze, die darunter
kniende Magdalena, Maria und Johannes sowie zwei Kriegsleute. Die
Figuren spätgotisch, der geschwungene Balken vom Anfange des 18. Jahr-
hunderts.
Christus und dio Schacher am Kreuze, bemalte Holzarbeit des
10. — 17. Jahrhunderts. In der nördlichen Vorhalle.
Bogenfeld über einer Thür des Chores, Holzschnitzerei des 17. Jahr-
hunderts.
Zwei spätgotische Schmiedebänder an einer kleinen Thür im Chore.
Drei schmiedeeiserne Gitter, eine Thür und zwei Bogcnstüeke, ver-
mutlich aus dem 17. Jahrhundert; in den Kapellen untergebracht.
Monstranzen aus vergoldetem Silber:
1) Einfach spätgotisch, dreiteiliger Aufbau mit den Standbildern der
Heiligen Maria, Stanislaus und Adalbert, auf der Spitze die Krenzigungs-
grnppe. Höhe 80 cm.
2) Kokoko, Breslauer Stempel mit Jahresmarke (Roscnb. rg, N<>. 44« und -Iii»;
und Meistcrstempel AM.
Vier spätgotische Kelche aus vergoldetem Silber, auf Seehspafsfnfs,
21
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158
Kreta Kosten.
der Knauf mit sechs viereckigen Feldern besetzt, die kegelförmige Schale
von einem Blattkranze eingefafst:
1) Am Falke die gravierten Bilder Christi und der Heiligen Maria,
Katharina, Apollonia, Agnes und Barbara. Auf den Feldern des Knaufes
der Name Maria, darüber am Schafte die Buchstaben SRMONE darunter
der Name Anna. Der Blatt kränz der Schale streng gezeichnet.
AM». 10."). Spätgotischer Altar »ler katholi.sihen Pfarrkirche in Kosten.
2) Am FufifB rlie gravierten Bilder Christi und der Heiligen Paulus,
Katharina, Maria, Barbara und Petrus. Auf den Feldern des Knaufes der
Name Ibesus Christus.
3) Am Fnfse ein aufgelegtes Kruzifix und die gravierten Bilder der
Beiligen Johannes, Petrus, Paulus, Barbara und Maria. Auf dem Knaufe,
sowie über und tmter demselben die Inschriften:
Maria. Hilf got. Hilf Maria.
4 Mit glattem Fnfse, auf dem Knaufe der Name Maria.
Vier Kelche aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance; drei derselben
1620, ICÄ7 und 1680 geschenkt, Bin fünfter barock.
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Kosten.
159
Pacificale ans vergoldetem Silber, spätgotisch, auf der Vorderseite
aufgelegtos Blattwerk, auf der Rückseite die gravierte Kreuzigungsgrnppo
mit spätem Mals werk, auf der Spitze ein Pelikan. Der Fufs erneuert.
Höhe 52 cm.
Silberne Kapsel für einen Schüdelkuoehen, mit Filigran-Ornamenten und
Edelsteinen besetzt, spätgotisch. Umschrift :
De capite . . . decem tnilia militum mor/irttm. 1482.
Silberne Kapsel für einen Schädel, in der Art der vorigen.
Ai.l». 1»m;. Koüton. S. Butan.
Heliijuiariu in ans vergoldetem Silber, in (festall eines schlanken drei-
seitigen Spitzbaues, spätgotisch. Zur Aufbewahrung einer Hippe, an deren
oberem Ende eine Blechfassnng mit der Inschrift:
ISalizar Geriehen.
Ossa et rcliquie de decem mtilio martintm. Anno Dom in i tfJO.
Sieben silberne Löffel mit pnlniselien Wappen, barock.
Glocken: 1) 1,65 m Durchmesser, ohne die Henkel l,."»Om hocli, !,")().">
gegossen, leider gesprungen. Dm den Hals in gotischen Kleinbuchstaben:
O rex glorie rem' cum fiace. Snb Matthia anrifabro et Matkia l'en'nei (?)
viiriäs. MCCCCCV.
Etwas tiefer die ringsum verteilten Namen der vier Kvangelisten. Ris auf
die Riemchen am Halse und am Rande ist die Glocke schmucklos; ihre
Rippe bildet eine straf!' gezeichnete Linie.
21«
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100
Kreil Kosten
2) 65 om Durchmesser, 1T>7."> gegossen.
3) 110 und 92 em Durchmesser, beide von J. Cb. Bruck in Posen \~c2i\
gegossen. Am Rande der größeren:
Durch Golt und seine Gnade gqfs mich Johann Christian Bruck in Posen
anno ijjo.
Abb. -107. Kosten. Wandgrab des Matthias von Hnin Opalinski.
Grabdenkmäler:
Wandgrab des Matthias von Bnin Opalinski f 1541 und seiner Frau
Hedwig geb. Lnbranska f 1Ö59, von beider Sohne Andreas, Krongrol'smarsehall,
gesetzt (Abb. 107). Unter dem oberen Bogen die schlafende Gestalt des
Vaters, im unteren die der Mutter. Die Gesamtanlage ist die von den
italienischen Künstlern eingeführte; doch bekunden sich in den Einzelheiten,
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Kosten.
lül
besonders in der schmiedewerkartigen Umrahmung der Schrifttafeln deutsche
Einflüsse. Kalkstein mit Einlagen von farbigem Marmor. Links vom Hoch-
altäre.
Wandgrab des Johannes Orzelski, Starost von Kosten, und seiner Frau
Anna geb. Stryikowska, 1505 errichtet. Zwei Rundbilder mit den Bildnissen
beider, innerhalb einer architektonischen Umrahmung; darüber das Wappen.
Ausführung und Material dem vorgenannten Denkmal verwandt. Hechts
hinter dem Hochaltare.
Kleine Steinplatte für Ursula PachtU t 1<>44, Tochter des Doktors
Georg Pachur aus Glogau. Links hinter dem Hochaltare.
Kleine Steinplatte mit hölzerner Umrahmung für zwei Kinder (ohne
Vatersnamen), 1G47. Auf der Südseite des Triumphbogens.
Aufsen an der Nordmauer zwei Grabsteine. Der eine mit der Gestalt
eines Geistlichen, lb\- 17. Jahrhundert. Der andere mit Inschrift und Um-
rahmung, 1741.
Katholische Kapelle zum h. Geiste, in der Posener Vorstadt.
Spätgotischer Ziegelbau, drei Joche lang, im Osten dreiseitig geschlossen,
auf der Nordseite eine Sakristei mit Tonnengewölbe. Ueber der Westfront
der Kirche und der Nordfront der Sakristei geputzte Renaissancegiebel. Im
Ausgange des 17. Jahrhunderts wurde das Mauerwerk erhöht und an Stelle
der Gewölbe eine Holzdec ke angelegt. Die Bretter derselben wurden mit
Fugenleisten gedichtet und einzeln mit Rankenwerk bemalt, dessen Farben
von zwei zu zwei Brettern wechseln.
Geschnitzter Hochaltar, Anfang des 18. Jahrhunderts.
Triumphbalken, lf>°ö; an den Kanten Fasen nach mittelalterlicher Art.
Abb. 108. Kosten. Putzfriös.
Katholische Kapelle zum h. Kreuze, in der Breslauer Vorstadt.
Spätgotischer Ziegelbau von etwas mehr als 7 m Spannweite, zwei
Joche lang, im Osten dreiseitig geschlossen. Das Innere hat gegenwärtig
eine Holzdecke; doch mag die Kapelle ehemals Gewölbe besessen haben, da
das Aeufsere mit Strebepfeilern besetzt ist , von denen einer auch in der
Mitte der Ostseite angebracht ist. Das Hauptgesims fehlt; unter demselben
zieht sich ein drei Schichten hoher, vertiefter Putzfries hin, auf weichein ein
aus Kreisbögen zusammengesetztes Band eingeritzt und mit Braunrot bemalt
ist (Abb. 108). Die Fenster wurden in der Barockzeit verunstaltet. Dio
Westthür und die Thür zu der auf der Südseite gelegenen Sakristei, beide
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102
Krois Ko»tfii.
im Spitzbogen geschlossen, haben noch einfache spiitgotische Bänder. Der
Westgiebel und die Sakristei sind erneuert.
Die wertlose neue Kanzel wird von drei spätgotischen Standbildern
(Bischöfcui aus bemaltem Holze getragen.
(i locke mit der Umschrift: Gloria in exelsis dco. A. D. i6 ( fj.
Katholische Kirche zum h. Kreuze, ehemals Kapelle an dem 1410
gegründeten Dominika n o r ■ K I o s t e r <t.uka.«ziwioz, Uvoc. Pozn. II, S. 172).
Nach der Aufhebung des Klosters wurde 18Ü2 die Kirche der evangelischen
Gemeinde überwiesen und in der Kapelle der schon früher von den Mönchen
besorgte, deutsche katholische Gottesdienst wiederhergestellt. Einige Jahre
später wurde die Kirche samt dem Kloster abgebrochen.
Kleiner barocker Putzbau vom Ende des 17. Jahrhunderts, zweijochig
mit dreiseitigem Sehluis, gegen Westen gerichtet. Tonnengewölbe mit Stich-
kappen. An den Wänden und dem Gewölbe einfaches Stuckwerk.
Hochaltar in reichem Barock, die beiden Nebenaltäre Rokoko.
Der Eingang mit einem schmiedeeisernen Gitter verschlossen, dessen
beide Thülen mit gewundenen Stäben gemustert, und dessen Bogeilfeld mit
Ranken gefüllt. Aus der Bauzeit der Kapelle.
Kelch aus vergoldetem Silber, 1700 geschenkt.
Glocke mit der Inschrift:
/. C. Bruck goj's mich in Posen. A. D. jyjj.
Kapelle der Provinzial- Irrenpflege -Anstalt, ehemals Kirche des
Bernhardiner- Klosters, für den evangelischen und den katholischen
Gottesdienst gleichzeitig benutzt.
Das Bernhardiner- Kloster wurde 1 4"»G gegründet. Im Anfange des
17. Jahrhunderts erfolgte ein gröl'serer Umbau, nach welchem die Kirche
Hill neu geweiht wurde ;K<»rytk»w*ki II, S. 97). Diese war ein spätgotischer,
mit Strebepfeilern besetzter Ziegelbau, einschiffig, mit langem, dreiseitig ge-
schlossenem Chore. Das Schiff ist für die Zwecke der Anstalt völlig umge-
baut; nur der Chor dient noch dem Gottesdienste. An der Westfront drei
zu einer Gruppe zusammengezogene Spitzbogen-Fenster. Der Altar inschrift-
lich 1780 geweiht.
Monstranz aus vergoldetem Silber, ltokoko. Unter der die Hostien-
büchse umstrahlenden Sonne kuieeu Abel und Melchisedech. Höhe 89 cm.
Kelch aus vergoldetem Silber; am Fnfse drei Rundstücke mit dem
Brust bilde Christi, der Verkündigung Maria und dem die Wundmalo empfan-
genden h. Franz; 211 cm hoch; 17. Jahrhundert. Ein anderer Kelch barock,
25 cm hoch.
Paeificale aus vergoldetem Silber, 'Mi cm hoch, Rokoko.
Silbernes Weihrauchschiffchen, 17. Jahrhundert.
Silbernes Weihrauchgefäfs, 1728 geschenkt.
Silberne, von einem Fnfse getragene, kreisrunde Schüssel. In der
Mitte die gravierte Darstellung des von zwei Engeln angebeteten Christkindes
und tles über ihm schwebenden Gottvaters; auf dem Rande in kirchen-
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Kosten. — Kriewen.
163
slavischer Schrift der Spruch Evang. Lucae 2, 14. Vier Stempel: S. Georg
zu Pferde, MY, 1795 AT und CA.
Evangelische Pfarrkirche. Nach Abbruch der 1832 der Gemeinde
überlassenen ehemaligen Dominikaner-Kirche wurden in die gegenwärtige,
1843—1846 ausgeführte Kirche übernommen:
Kelch aus vergoldetem Silber, barock, Stempel der Stadt Posen und
des Goldschmieds WB,
Glocken: 1) 70 ein Durchmesser, spätgotisch. Um den Hals ein platt-
deutsches Schriftband (heip godt my . . .) , darunter ein Fries sich durch-
schneidender Kundbögen.
2} 62 cm Durchmesser. Um den Hals:
Johan Christian Bruc goß mich in Posen anno i;jr.
KriCWeil, polnisch Krzywin, Stadt 18 km südöstlich von Kosten,
ehemals dem Kloster Lubin gehörig und Sitz eines Kastellans, empfing bereits
im 13. Jahrhundert deutsches Stadtrecht.
Katholische Pfarrkirche S.Nikolaus.
Patron: der Staat
Ein Pfarrer Hermann von Kriewen nennt sich als Schreiber einer Ur-
kunde von 1282 (CV..I. ilipl. No. 50«).
Spätgotischer Ziegelbau, einschiffig, fünf Joche lang, im Osten drei-
seitig geschlossen, ehemals gewölbt. An der Südwestecke ein Treppenturm.
Auf der Nordseite die Sakristei. Unter der Orgelempore die Stumpfe zweier
achteckiger Pfeiler, die auf eine, vielleicht nur beabsichtigte dreischiffige
Anlage schlicfsen lassen. Die "West- und die Südthür spitzbogig, mit Kund-
stäben umrahmt. Die Fenster, soweit alt, mit schräger Leibung. Am Turme
und ehemals vermutlich auch unter der Dachtraufe ein vertiefter Putzfries
mit Kragsteinen, ähnlich wie an der Kirche zu Rombin. An der Thür der
nördlichen Vorhalle zwei spätgotische Schmiedebänder.
Hochaltar und vier Nebenaltäre aus bemaltem Holze, Spätrenais-
sance, in mehrgeschossigem, mit Figuren besetztem Aufbau, ähnlich dem
Hochaltare der katholischen Pfarrkirche in Kosten. Tin Hochaltäre fünf
Standbilder von einem spätgotischen Flügelaltare; im Mittelfelde Maria mit
dem Kindo zwischen S. Nikolaus und S. Eustachius; auf den Flügeln zwei
unbekannte Heilige.
Zwischen dem dritten und vierten Joche war ehemals ein Triumphbogen
gespannt. Der Balken daselbst ist erneuert, das Kruzifix aber spätgotisch.
Auf den Pfeilern des Bogens zwei grofse weibliehe Heilige, Holz, 17. Jahr-
hundert .
Beichtstuhl, Spätrenaissance, mit Triglyphengebälk.
Monstranz, Silber, Rokoko.
Kelch aus vergoldetem Silber, 1657.
Getriebene Messingschüssel, Maria mit dem Kinde, ringsum die fünf-
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1(54
Kreis Kosten.
mal wiederholte Majuskelschrift: Aus Not hilf Got. 16. — 17. Jahrhundert .
Durehmesser 08 cm.
Glocke, 1,15 m Durchmesser, von Joachim Roth gegossen:
Mein Klang, o Christ, ermahnt dich frei, das du wachst und betest darhey.
I. R. 1604.
Grabstein des Andreas Minkowski. Kämmerers der Woiwodschaft
Pos.-n, f 1">71, in der Rüstung stehend dargestellt.
Abb. 109. Lubin. Giebel der ehemaligen Klosterkirche.
ItMO.
Llll)ill, 22 km südöstlich von Kosten.
Katholische Pfarrkirche zur Geburt S. Maria, ehemals Kirche des
Benediktiner-Klosters.
Diu Baulasten trägt il*T Staat.
Die Gründung des Benediktiner- Klosters in Lubin, über welche ge-
sicherte Nachrichten nicht, mehr vorliegen, erfolgte der Ueberlieferung ge-
mäls im 12. Jahrhundert ; in glaubwürdigen Urkunden erscheint das Kloster
seit dem 13. Jahrhundert.
Die Kirche war zweifellos schon in romanischer Zeit als Steinbau er-
richtet worden; Reste desselben werden in dem AVestturme und in dem nur
0,110 m breiten Schiffe enthalten sein. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts
wurde der ursprüngliche Chor beseitigt und statt seiner ein 9 m breiter
rechteckiger Chor ausgeführt, der 1402 geweiht wurde 1 ). In der Barockzeit
') Geschichte des Klosters, um die Mitte dt-* 17. Juhrhumlerts niedergeschrieben. St A.
IWn. M>. Ii. lt.
S. 77. A. 1444. Hie (abba> Stephanus) opera sua et impen-is anteriorem ccclcsiae no.-,trae
partem *eu clionim fratrum ad erat ein ferream porrectum cum contipio sihi sacrario supellectili
sacrae a-servandae opportum» ••( supra illml sito S. Stanislai sacello, ubi nunc bibliothee«, extnixit.
S. 99. Ultimi* diebus April is a. 1462. Idem ahhas (Albertus) extruetam per antecessorem
eeeb'siae nostrac prorani ad cratem us<pie ferream protensam . . . cum altaribu* . . , consecrari fecit.
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LuKin.
HJ5
wurde die Kirche mit einem 9,20 m breiten Querschiffe durchschnitten, wur-
den ferner die Aufsenfronten überputzt und das Innere mit hoch angelegten
glatten Gewölben bedeckt. Glücklicherweise blieb von dieser Verunstaltung
der dem Bau des 15. Jahrhunderts angehörende, mit profilierten Spitzblenden
ausgesetzte Staffelgiebel über der Ostmaner des Chores verschont (Abb. 109).
Hauptaltar und Chorstühle in üppigem Barock, die Nebenaltäre
Rokoko.
Kanzel aus Stuckmas.se, Rokoko.
AM». HO. Bringt litche Pfarrkirche in Labia.
Thür zur Sakristei, spätgotisch, Eisenblech. Auf der Seite der Kirche
mit sich durchkreuzenden Bändern beschlagen, zwischen diesen geschmiedete
Rosetten. Oben vier Wappen, darunter das Wappen Lodzin mit einem
Bischofstabe, vermutlich auf Bischof Andreas IV. von Posen zurückgehend.
Wandschränke der Sakristei, einfaches Barock.
Monstranz aus vergoldetem Silber, 1715.
Kelch, 17. Jahrhundert, Meisterstempel FW und undeutlicher Stadt-
stempel.
Pacificale in Sonnenform, barock.
Vier Glocken unter einem besonderen Gehäuse, aus der heutigen evan-
i'2
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166
Kreis K«$t<>n.
gelischen Pfarrkirche, 17. 18. Jahrhundert. Eine derselben, weil gesprungen,
aufser Gebrauch, von 64 cm Durchmesser, 1661» gegossen, die Buchstaben
auf Plättehen. Drei Glocken der Klosterkirche wurden 1839 der katholischen
Pfarrkirche in Kolmar i. P. überwiesen.
Grabmäler, Sandstein:
1 ) Die Verstorbenen liegend dargestellt, die Inschrift ringsumlaufend :
Für Abt Paul Chojnacki, zu seinen Lebzeiten 1554 gefertigt, und Adam
Bielewski f 1602, in der Südmauer des Schiffes. Für Abt Andreas Chrczo-
nowski, zu seinen Lebzeiten 1587 gefertigt, und seinen Bruder Stanislaus
f 1585. gegenüber in der Nordmauer des Schiffes.
AM>. 111 -112. Evangelische Pfarrkirche in Lul.in.
Grundrif* und Schnitt,
2) Das Brustbild des Verstorbenen, die Inschrift darunter: Für Abt
Stanislaus Kiszewski f 1604 und Administrator Johannes Gninski, Weih-
bischof von Posen, f 1(526', beide an der Mauer des Kirchhofes.
.
♦Evangelische Pfarrkirche.
Die Rutilusti'ii trugt die Gemeinde.
Die Kirche (Abb. 110 112), ursprünglich Pfarrkirche des Ortes und
S. Leonhard geweiht, seit 1854 im Besitze der evangelischen Gemeinde, wurde
als ein romanischer Steinbau in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts
von dem Kloster errichtet. Der ursprüngliche Bau ist in dem heutigen
Altar- und Herrschaft sraume noch erhalten; er bestand aus einem nur 5,20 m
breiten, flachgedeckten Schiffe, einem annähernd quadratischen, 3,80 m breiten,
mit einem rippenlosen Kreuzgewölbe überdockten Chore und einer an diesen
sich schliefsenden halbrunden Altarnische. In spätgotischer Zeit wurde die
Westmauer der Kirche spitzbogig durchbrochen und ein zweites 8,50 m breites
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Lubin.
167
Schiff in der Hauptachse angefügt. Auch wurde das Mauerwerk des alten
Baues erhöht und über dem ursprünglichen Chore eine Glockenstube ein-
gerichtet. Die Giebel über der Westfront des Langhauses und über der Ost-
front des Chores gehören bereits der .Renaissance an. Der letztere ist durch
das Wappen des Abtes Paul Chojnacki und die Jahreszahl 1540 zeitlich
festgestellt.
Das Mauerwerk des romanischen Baues besteht aus kloinen Granit-
quadern, deren Fugen verstrich noch der ursprüngliche ist; die Kunstteile
Ahb. 113. Hvangclisclio Pfarrkirche in Labia.
Fenster und Bogenfriw.
sind aus Ziegeln gemauert. Die Fenster wurden bei dein spätgotischen
Umbau erneuert. Nur das Fenster der Apsis blieb unversehrt (Abb. 113);
die Leibungen desselben sind schräg; die äußere ist mit einem Rundstabe
aus Thonstücken und einem reicheren Profile aus Sandstein, der Bogen noch-
mals mit einer Flachschicht aus Formziegeln umrahmt. In der Mitte der
Südseite des ursprünglichen Schiffes ist neben dem spätgotischen Fenster
noch der Rest eines in Ziegeln gemauerten romanischen Fensters zu be-
merken. Das an der Apsis erhaltene Hauptgesims (Abb. 118) wird von einem
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l(Jg Kr.-is Kosten.
aus Formsteinen gemauerten Rundbogenl riese auf Ziegelkonsolen und einer
Ziegel-Schrägschieht darüber gebildet.
Das spätgotische Schilf war ehemals gewölbt, wie die Strebepfeiler der
Fronten und die in den beiden westlichen Ecken noch erhaltenen Gewölb-
rest e bekunden. Die Nordwestecke ist mit einem zum Dachraume führenden
Troppenturme besetzt. Die Thür der Westfront, ist spitzbogig; die Kanten
ihrer zweimal abgesetzten Leibung sind abgeschrägt.
SAotuw.-ki, S. h. s. III. 8. % mit urmiividiciH.lyn Aufnahmen Tf. I, 3 und Tf. II.
Oborzysk, Gutsbezirk 5 km nordöstlich von Kosten.
Katholische Pfarrkirche S. Nikolaus.
Spätgotischer Ziegelbau, einschiffig, mit rechteckigem Chore, durch
spätere Aenderungen völlig entstellt.
RaCOt, Dorf «5 km südöstlich von Kosten.
Evangelische Scklofskirchc.
Besitzerin: die Orofslierzo^in von Sachsen -Weimar.
Kleiner geputzter Centraibau in Gestalt eines griechischen Kreuzes,
über der Vierung eine Stutzkuppel, über den Kreuzarmen Tonnengewölbe;
aufsen und innen mit Pilastern bekleidet; das Innere einfach, doch würdig.
Um 1780 für den katholischen Gottesdienst gebaut. Ueber dem alten Altare
in dem östlichen Kreuzarme ein Aufbau mit freistehenden Säulen, dazwischen
die neue Kanzel.
Kronleuchter, Messing, mit acht Armen, unten eine durchbrochene
Kugel, oben ein stilisierter Adler. Renaissance, zweite Hälfte des 10. Jahr-
hunderts.
Rombin, Dorf H> km östlich von Kosten.
Katholische Pfarrkirche S. Peter und Paul.
Patron: die (Jut»lierrM-liaft von Turew.
Der Pfarrer wird urkundlich 1391 genannt (v. Lcksiycki, Grodbüoher, I,
N<>. 1011).
Spätgotischer Ziegelbau, einschiffig, im Osten dreiseitig geschlossen. Die
Gewölbe durch eine Holzdecke ersetzt. In der Barockzeit mit zwei symme-
trischen Kapellen auf der Nord- und der Südseite erweitert und auf der Ost-
seite mit einer Sakristei versehen; diese drei Anbauten mit geschweiften
Dächern. Unter der Dachtraufe und in der gleichen Höhe an der Westfront
ein vertiefter Putzfries mit Kragsteine» (Abb. 114). Die spitzbogige Thür der
Westfront trägt ein von einer Kielbogen-Blende umschlossenes, gemauertes
Kreuz. Der Giebel der Westfront mit halbrunden Wimpergen besetzt.
Kanzel, Holz, deutsche Renaissance.
Monstranz, Silber, spätgotisch vom Ende des 15. Jahrhunderts, drei-
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Oborzy-k. — Rucot. — Rombin. — Rotdorf.
100
türmiger Aufbau mit den Figuren der Heiligen Peter und Paul. Der Ful's
im Anfange des 18. Jahrhunderts erneuert.
Kelch aus vergoldetem Silber, Renaissance.
Speisekelch aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance.
Pacificale, Silber. Das Kreuz spätestgotisck. Am Knaufe zweimal
der Name Ihesus. Der Ful's Renaissance.
Ewige Lampe, Silber, barock.
Glocken, über dem Eingänge zum Kirchhofe aufgehängt:
1) 77 cm Durchmesser. Am Halse:
A feine Cot in der Ho sei Ehre und Danck für seine Genade. Anno töjo.
Am Rande:
Durchs Fenwr ieh flos, mit Go/es Hilfe Simonis Koisch von Glogatv mie/i gofs.
2 04 cm Durchmesser. Am Halse:
Mein Klanck, o Christ, ermant dich frei, das du wachest und betest darbet'.
Durchs Feur ich flos, Simonis Koisch von Glogatv mich gofs anno /6jo.
60 cm Durchmesser. Am Halse:
F'udit me Samuel Scholtz, tormentorum campanarumque fnsor, E/biug ad
S. Malhiam in suburbio U'ralislav. ijjj. Laschini.
AI>1>. 114. Rombin. Fries. 1 : 50.
Grabmäler hinter dem Hochaltare: links Johannes Rombinski f 100.1;
rechts vermutlich sein Sohn des gleichen Namens, das Todesjahr nicht ausge-
füllt. Beide liegend mit der Rüstung dargestellt.
Kot <l Ol'!, polnisch Czerwona Wies, 2,f> km westlich von Kriewen,
in polnischer Zeit nach der Kirche Ozerwony Koseiol (Rotkinhi genannt.
Katholische Pfarrkirche S. Aegidius.
Patron: dir; Gutslierrscliiift.
Die Kirche war ursprünglich ein romanischer Ziegelbau, dessen ältt-ste
urkundliche Erwähnungen in den aus den Jahren l-.'57 und ll'Hl? stammenden
Ortshezeiehnungen „Rufa Ecch-sia" und >Ruffuin Templum" gegeben sind
(Cod. dipl. No. 206 und 808). 1 77* wurde die Kirche auf der Westseite mit einem
zweiten achteckigen Schiffe erweitert, der Hochaltar in drin ursprünglichen
Schiffe aufgestellt und der ehemalige Chor zur Sakristei eingerichtet: dabei
wurden die alten Ziegelfronten geputzt.
Das ehemalige, nur 0 in breite Schilf war schon von Anfang her, wie
heute, flach gedeckt : die Südmauer des Schiffes hatte eine in den Hissen des
Putzes erkennbare Rundbogen-Thür. Der ehemalige Chor, ein Quadrat von
4 m Seite, besitzt noch das alte rippenlose Kreuzgewölbe und in der Süd-
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170
Kreis Kosten.
mauer ein altes Eundbogen-Fenster. Der ehemalige Triumphbogen ist eben-
falls rund.
Spätgotische Holzbildwerke: Maria mit dem Kinde, die alte Uemalung
durch neue Tünche überdeckt, 15. Jahrhundert. S. Aegidius, mit alter Be-
malung, im Hochaltare, 1(5. Jahrhundert.
Monstranz und Pacificale, Silber, barock.
Kasel, Silbergewebe, Anfang des 18. Jahrhunderts.
Die Glocken hängen unzugänglich unter einem besonderen Gerüste.
Die katholische Pfarrkirche in Golembin ist ein kunstloser Holzbau des
17. Jahrhunderts. Die katholischen Pfarrkirchen in Choryu, Konojad und
Wyskoc wurden im 10. Jahrhundert als Ziegelbauten erneuert.
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Inhalts-Verzeichnis.
Kreis Birnbaum.
Birnbnuui 77. — Grofs-Chrzypsko 80. - Kahme 80. — Kwiltoch 8:5. — Lubosch 83. -
Grofs-Luttora 84. — Zirkc 84.
Kreis Schwerin.
Althöfcben 89. — Biesen 81). — Golhnütz 90. — Keudorf 91. — Oscht 91. — Poppe 91. —
Prittisch 92. — Rokitten 92. — Schwerin 91. — Schwirle 96. — Semmritz 9«». — Trebisch 97.
— Wierzebaum 97.
Kreis Meseritz.
Altenhof 98. - Bauchwitz 98. — Bentschen 100. - Betsche 102. - Brlttz 102. — Chlnstawe 103.
— Groffl-Dannuer 106. - Georgsdorf 106. — Ober- Görtzig 106. — Grunzig 106. — .Hoch-
walde 107. — Kainscht 107. — Kalau 107. -- Koschinin 108. — Kranz 109. — Kurzig 109. —
Kuschten 109. — Kutschkau 110. — Lagowitz 111. — Lomnitz 112. — Meseritz 113. -
Paradies 121. - Pieske 125. - Politzig 12ö. - Tirschtiegel 126. Weifsensee 126. -
Wischen 127.
Kreis Bomst.
Altkloster 128. — Bonist 128. — Borui-Kircliplatz 130. — l'ehlen 130. — Kiebel 130. —
Köbnitz 131. — Neu-Krainzig 131. — Obra 132. — Priment 133. — Rakwitz 139. — Rucho-
cicc 141. — Schussenze 141. — Schwenten 141. — Siedlec 141. — Tuchorze 14'J. — Unruh-
stadt 143. - Wöllstein 113.
Kreis Schniiegel.
Alt-Bialtsch 145. - Czacz 146. - Görka duchowna 117. - Procliy 147. — Radomitz 148. -
Kobaezyn 148. - Schiniegel 148. Wielicliowo 150. - Polnisch -Wilke 150. - Woynitz 152.
Kreis Koste«.
Czempin 153. — Dalewo 153. — Glnchowo 154. — Gryzyn 154. — Kosten 155. - Kriewen 163.
— Lubin 164. - Oborzysk 168. - Kacot 168. - Hombin 168. — Rotdorf 16<J.
Abkflrznngen von Litcratnrangaben.
C. d. B. Centralblatt der Bauverwaltunj;. Berlin.
Cod. dipl. Codex diplomaticus Majori* P<il««ni;»o. Posen 1877—81.
S. Ii. s. Sprawo/dania koiuisyi ilo badania historyi sztuki w Polsce. Krakau.
Z. f. B. Zeitschrift für Bauwesen. Berlin.
Z. G. L. Zeitschrift für Geschichte und Landeskunde der Provinz Posen. Posen.
Z.H. Ges. Zeitschrift der Historischen Gesellschaft für die Provinz Posen. Posen.
Maßstab der Grundrisse . . . . 1 : 400.
Maßstab der Einzelheiten . . . 1 : 2ö.
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Druck tob Ouliv Schade {Otto Franeka) In Berlin N.
Kupferliebtdrncke und Autotypien von Metaanbach, Ulffarth & Co. in B«rlin-Sebaaaberg.
Pbototyplcn Ton Wetnwurm k Ma(n«r In 8tutt«art.
Digitiz.ejj
VERZEICHNIS
DER
UNSTDENKMÄLER DER PROYINZ POSEN
DRITTER BAND:
DIE LANDKREISE DES REGIERUNGSBEZIRKS POSEN
LIEFERUNG III
ENTHALTEND DIE KKE1HE
FRAUSTADT, LISSA, RAWTTSCH UND GOSTVN
IM AUFTRAGE DES PKOV1NZI AL ■ VERBANDES
BEARBEITET
VON
JULIUS KOHTE
KEOIKRUNQS- BAUMEISTER
BERLIN
VERLAG VON JULIUS SPRINGER
1896
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HARVARD UNIVERSITY
LIBRARY OF TUE
6ERMANIC MUSEUM
Von dem
Verzeichnis
Kunstdenkmäler der Provinz Posen
ist erschienen:
Band III, Lieferung 1. Kreis Posen-Ost und -West, Obornik, Samter, Gräte and
Nentomisehel. Preis M. 2,—.
do. „ 2. Kreis Birnbaum, Schwerin, Meseritz, Bomst, Schmiegel und
Kogten. Preis M. 2,—.
do. „ Kreis FTanstadt, Lissa, Rawitech und Gostyn. Frei* M. 2,—.
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KREIS FRAUSTADT.
Bargen, Dorf 9 km nordöstlich von Fraustadt.
Katholische Pfarrkirche zur Geburt S. Maria.
Patron: die Gutshorr.-iclmft.
Spätgotischer Ziegelbau (Abb. 115), 1470 errichtet, gemäfs der auf
einem Ziegel der Südostmauer des Chores eingegrabenen Inschrift :
Anno \F°CCCC° sepluagesimo.
Das zweijochige Schiff' mifst 8 m Breite; der Chor ist dreiseitig ge-
schlossen; beide sind ihrer Gewölbe beraubt. Die Sakristei auf der Nord-
seite des Chores hat dagegen noch das alte Tonnengewölbe. Ein Turin
Abb. 115. Kirch.' in Bargen.
fehlt. Die Fenster, welche anfänglich nur auf der Südseite vorhanden waren,
sind schmal, spitzbogig geschlossen, bei schräger Leibung. Der Westgiebel
wird von diagonal gestellten Pfosten durchschnitten, zwischen denen spitz-
bogige Blenden ausgespart sind. H>72 fand eine Neuweihung der Kirche
statt (Korytkowski II, S. 130).
Christus im Elend, rohes spätgotisches Holzbildwerk.
Kelch aus vergoldetem Silber, spätgotisch, 17 cm hoch. Auf dem
Fufse graviertes Rankenwerk. Auf den Feldern des Knaufes sowie am
Schafte über und unter dem Knaufe drei nachlässig hergestellte Inschriften,
von welchen die obere: Maria berol, die mittlere und die untere: Hilf got
zu lesen sind.
äi
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172
Kreis Fraustadt.
Zwei spätgotische Glocken. Die gröfsere von (59 cm Durchmesser,
1457 gegossen, trägt, in der Ansicht, die flach erhabene Kreuzigungsgruppe
und um den Hals zwischen doppelten Schnüren die von Lilien unterbrochene
Umschrift: O rcx gloric rem' cum ßace. Auno dotnini MCCCCLfff.
Die kleinere von f>ß cm Durchmesser hat, denselben Spruch mit zwei
Münzabdrücken.
BrenilO, Dorf 15 km nordwestlich von Fraustadt.
Katholische Pfarrkirche S. Hedwig.
Die alte Holzkirche brannte 1750 ab; an ihrer Stelle wurde der ge-
putzte Ziegelbau 17K1 ausgeführt (Korvtkow»ki II, S. 253).
Die drei Glocken gofs Erdmann Kalliefe in Lissa 1770, 1789 und
1790. Die erstere wurde neuerdings umgegossen.
Bilk WitZ, Dorf 17 km nordöstlich von Fraustadt.
Katholische Pfarrkirche S. Martin.
Im Mittelalter gegründet. 1825 an Stelle eines Holzbaues als geputzter
Ziegelbau erneuert.
Silberne Monstranz, Spitzbau, Mitte des 17. Jahrhunderts.
Alt-Driel>itZ, Dorf 7 km südwestlich von Fraustadt, Station
der Eisenbahn Lissa-Hansdorf, im Mittelalter dem Breslauer Dome gehörig.
Evangelische Pfarrkirche.
Patrone: ili.> Besitw-r v..m Mittel- uud Nit'il.-r-Alt-Drk'l.itz und Ncu-Driebiti.
Nachdem die im Mittelalter gegründete Kirche mit Einführung der
Reformation protestantisch geworden war, wurde an Stelle des ursprüng-
lichen Holzbaues ein Steinbau aus Ziegeln und Granitfindlingen, von einfach
rechteckiger Grand form und mit einem Turme vor der schmalen "Westfront
errichtet. Da die Kirche auch von den ihres Gottesdienstes beraubten
Protestanten der benachbarten schlesischen Ortschaften benutzt wurde, so
sah man sich noch im Laufe des 17. Jahrhunderts zu einer Erweiterung
auf der Südseite sowie zur Anlage doppelter Emporen genötigt. 1737 wurde
die Kirche einer Erneuerung unterzogen und im nächsten Jahre neu geweiht
(Inschrift an der Kanzel. — Pfarrarcliivali.>n).
Der Grundrii's der Kirche bildet ein von doppelten Emporen um-
schlossenes Quadrat; der Mittelraum hat ein flaches hölzernes Walmgewölbe.
Die aus Stein hergestellten Teile, der Turm, die Nordmauer und die an-
stoßende Hälfte der Ostmauer wurden vom älteren Bau übernommen. Alles
Uebrige ist Fachwerk.
Grol'ser Kelch aus vergoldetem Silber, mit aufgelegtem Silberschmuck,
erste Hälfte des 18. Jahrhunderts, Stempel der Stadt Glogan und MF.
Zinnkanne, jetzt im Provinzial-Musenm in Posen.
Digitized by VjOOQIc
Brenno. — Bukwitz. — Driel>itz. — Fraustaclt.
173
Drei Zinnteller mit dem Stempel der Stadt Gingau. Im Meister-
stempel zweier Teller ein Merkur zwischen den Buchstaben WM, im Meister-
stenipel des dritten ein Engel zwischen den Buchstaben AS.
Messingkronleuchter, oben der doppelköpfige deutsche Reichsadler,
unten eine Kugel.
Drei spätgotische Glocken: 1} 81cm Durchmesser, ohne Inschrift.
2r 54cm Durchmesser. 1407 gegossen, am Halse die Umschrift:
O rex glorie veni cum pace. MCCCCLXXXXVIL
3} 44 cm Durchmesser, am Halse derselbe Spruch. Die meist aus
Minuskeln, teilweis aber noch aus Majuskeln hergestollte Schrift sowie zwei
trennende Ornamente lassen den Ursprung der Glocke in die Zeit um 1400
verlegen.
Unter den Grabdenkmälern zn bemerken das für Pastor T. F. Faust
f 1739, eine Platte aus schwarzem Marmor mit Stuckumrahmung, innen an
der Ostmaner.
FrailStadt, polnisch Wsehowa, Kreishauptstadt. Station der Eisen-
bahn Lissa-Hansdorf.
Fraustadt war der Hauptort des gleichnamigen Lüudchens. Wann es
zur deutschrechtlichen Stadt erhoben wurde, ist nicht bekannt; jedenfalls
bestand es als solche schon in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, zu
welcher Zeit es in den Urkunden als Stadt meist unter dem deutschen
Namen auftritt. Es gehörte den Herzögen von Glogau, wurde aber an
König Johann von Böhmen verpfändet, 1343 von König Kasimir dem
Grofsen von Polen besetzt und diesem im Frieden von 134b* abgetreten.
Seitdem blieb es bis 1793 Vinter polnischer Herrschaft.
An der Strafse von Glogau nach Kosten gelegen, erstarkte Fraustadt
trotz mehrmaligen Brandunglücks durch die Rührigkeit seiner Bürgerschaft.
Es hatte eine städtische Münze, welche erst im 17. Jahrhundert einging,
und seit den letzten Jahren des IG. Jahrhunderts auch eine königliche Münze.
Das wichtigste Gewerbe war die Tuchmneherei ; daneben erhoben sich ver-
schiedene Zweigo des Kunstgewerbes zu achtenswerten Leistungen. Im
Jahre 1552 trat die Stadt zur lutherischen Lehre über. Valerius Herherger,
einer der bedeutendsten protestantischen Theologen seiner Zeit, erblickte hier
1302 das Licht der Welt und wirkte an der Pfarrkirche von 1590 bis zu
seinem Tode 1(527. Im Jahre 1(504 mufste die Gemeinde auf Veranlassung
der polnischen Regierung die alte Pfarrkirche an die kleine katholische
Minderheit zurückgeben; sie baute sich ein neues Gotteshaus „zum Kripplein
Christi. 1 * Zur Förderung des Katholizismus wurden das eingegangene Bern-
hardiner Kloster bald darauf wiederhergestellt und 1 722 die Jesuiten in der
Stadt angesiedelt. Neben der unter königlicher Hoheit stehenden Altstadt
legten zuziehende schlesische Protestanten im 17. Jahrhundert die Neustadt
unter starosteilieher Hoheit an. 1700 siegte nördlich bei Fraustadt der schwe-
dische General Reinschild über die Sachsen und Russen. 1 S01 brannte die
23»
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174
Kreis Fraustadt.
Neustadt samt dem angrenzenden Teile der Altstadt nieder. 1832 wurde die
Neustadt mit der Verwaltung der Altstadt vereinigt. Im Gegensätze zu der
Mehrzahl der im Mittelalter gegründeten grofspolnischen Städte, deren deutsche
Insassen sich polemisierten, hat die Bürgerschaft von Fraustadt ihr Deutsch-
tum bewahrt. In der Neuzeit ist mit der Verschiebung der Verkehrswege ein
Stillstand in der Entwicklung der Stadt eingetreten.
Das älteste, in einem Siegel von l.'UO erhaltene Wappen der Stadt
zeigt, ihrem Namen entsprechend, die sitzende h. Jungfrau mit dem Christ-
kinde auf dem Schofse. Spätere Siegel stellen die Krönung Maria
Efl dar. Neben diesem, dem grofsen Wappen war ein kleines Wappen
\J5y^ in Gebrauch, das Jagellonenkreuz mit zwei kleinen Ringen zwischen
Abb 116 ( J° n beiden Querbalken, welches auch die städtischen Stempel der
in Fraustadt gefertigten Goldschmiede- und Zinnarbeiten wiederholen
(Abb. HCl Vergl. Band I, Verzeichnis der Künstler.
SaniiKil Friedrich Lauteibach, Das merckwürdige Leben, guter Nach-Rulim und seliger
Ab:>chied des theuren und um die Kirche Gottes hoch verdienten Theologi Hn.
Yidcrii Herbergers. weiland Predigers zur Fraustadt in Grofs-Pohlcn. Leipzig 1708.
— , Frauotädtisches Zion. Das ist Historische Kr/ählung desjenigen, was sich von An. 1500
Inf« 1700 im Kirch -Wesen xu Fraustadt in der Cron-Pohlen zugetragen. Leipzig 1711.
Stan miasta J. K. Mci Wschowy. Lissa 1783.
A. Fechner, Einige Nachrichten über die Gründung der evangelischen Kirche der Neu-
stadt, genannt zur heiligen Dreifaltigkeit in Fraustadt. Fraustadt 1846.
.1. F. Specht, Der neue Zion oder die Geschichte der evangelisch-lutheri»chcn Gemeinde
am Kripplein Christi zu Fraustadt. Fraustadt 1855.
Wuttke S. 294 ff.
M. Kirniis, Beiträge zur Wappen- und Münzkunde Grolspolcn*. I. Fraustadt. Z. G. L.
III, S. 327.
— , Mün/.geschicht« der Stadt Fraustadt. Berlin 1885. Neue Beitrage. Berlin 1886.
Sonderdruck der Berliner MünzhlAtter.
A. Braune, Geschichte der Stadt Fraustadt. Fraustadt 1889.
A. Henschel, Valerius Herberger. Schriften des Vereins für Refonnations-Geschichte.
Halle a. S. 1889.
J. Kohto und F. Sehwartz, Die kulturgeschichtliche Ausstellung in Fraustadt 1892.
Z. IL Ges. VII, S. 427.
M. Friebe, Geschichte der ehemaligen Lateinschulen Fraustadts. Beilago zum 41. Jahres-
bericht des Königlichen Gymnasiums zu Fraustadt. Fraustadt 1894.
Mittelalterliche Befestigung.
Wie die meisten Städte des Posener Landes war Fraustadt lange Zeit
nur durch Plankenwerk liefst igt, ehe es mit Mauern umschlossen wurde.
Noch im Jahre 1345 gestattete König Kasimir den Bürgern, in den benach-
barten Waldungen Holz für das Plankonwerk der Stadt zu fällen, „ad plan-
candam eandem civitatem w (C.d. dipl. No. 1211). 1525 erteilte König Sigismund
der Stadt einen Münzbrief zu Gunsten ihres Mauerbaues; 1587 wurde ein
Teil der Mauer auf der Ostseite erhöht (Lau^rha.h, Fraustädtisches Zion S. 64).
Der Lauf der Mauer (Abb. 117), welche das nur mäfsige Gebiet der
Altstadt umschlol's. ist an den überkommenen Kesten und dem breiten Graben
noch zu verfolgen. Die Mauer besteht teils aus Granitfindlingen, teils aus
Ziegeln und gehört der spätgotischen Zeit an. Nur zwei Thore waren vor-
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Fraustadt.
175
hauden, auf der Nordseite das Polnische, auf der Südseite das Glogauer
Thor; zwischen beiden lag auf der Ostseite auf einem Hügel das Schlots.
Auf dem Zwinger am Polnischen Thore wurde 1004 das „Kripplein Christi"
erbaut und dabei der ehemalige Thorturm zum Kirchturme umgestaltet 1 ).
Das Glogauer Thor mit seinem, dem vorigen ähnlichen Turme wurde 1801
abgebrochen (Geometrische Aufnahme im Besitze des Magistrat*). Weichhäuser waren
nicht vorhanden.
Aufnahmen der Stadt im Mafsitfube 1 : 5000, aus dem Jahre 1780 auf dem Magistrate in
Kronstadt, au» dem Jahre 1794 im Staatsarchive in Posen, Plansammlung No. 476.
AM». 117. Plan der Stadt Frausta.l» im Jahre 1704. 1 : 10000.
Katholische Pfarrkirche S. Stanislaus.
Patron: der Staat.
Ein „Jordanus, plebanus in Frovenstadt," wird als Zeuge unter einer
Urkunde vom Jahre 1326 genannt (Cod. dipl. N<>. inr»2).
Die Kirche ist, wie die erhaltenen Reste bekunden, aus einem spät-
gotischen Ziegelbau der zweiten Hillfte dos 15. Jahrhunderts hervorge-
gangen. Als dieser 152'J bei einein Stadt brande schwer geschädigt wurde,
veranlafste der aus Fraustadt gebürtige Matthäus Lamprecht, Domherr zu
') Vgl. S. 181.
L,
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176
Kreis Frausta.lt.
Breslau und Arehidiakon zu Glogau. eine umfassende Wiederherstellung,
deren Arbeiten sieh durch mehrere Jahrzehnte hinzogen; die Gewölbe wur-
den erst nach Lamprechts Tode 11502; geschlossen, der Knopf auf den neuen
Turm 1582 gesetzt. Ein 1085 stattgehabter Brand gab Anlafs zu einem
nochmaligen Umbau, welcher wiederum erst vier Jahrzehnte später zum Ab-
schlösse gelangte und der Kirche ihre heutige Gestalt verlieh.
Lauterbach, Frau-tädti-cht-s Zion.
Den Ältesten Teil der Kirche (Abb. 119) stellt
das geradlinig geschlossene dreijochige Hauptschifi'
des Chores mit seinem Netzgewölbe und dem
spitzen Triumphbogen dar. Die beiden Abseiten
des Chores wurden einige Jahrzehnte nach Voll-
endung des Hauptschiffes angefügt, nachdem man
die Mauern desselben mit Spitzbögen durchbrochen
hatte.
In die spätgotische Zeit gehen auch die
unteren Teile des Westturmes zurück, dessen Ein-
gangsthür mit einfach abgetreppter Leibung spitz-
bogig geschlossen ist. Das übrige Mauerwerk des
Turmes (Abb. 118) dürfte, wenngleich es spät-
gotischen Verband zeigt , erst der Wiederher-
stellung des 10. Jahrhunderts angehören. Die
spärlich angebrachten Fenster sind rundbogig ge-
schlossen, lieber die Bauzeit giebt eine Sand-
steintafel am südlichen Strebepfeiler Aufschlufs:
Kirchcnvcter I. P. W. D. G. S. /jfo,
darunter das Stadtwappen. Vier gemauerte Eck-
brüstnngen vermitteln den Uebergang zu dem
achteckigen Teile, welcher wiederum mit einer
gemauerten Brüstung endet. Das Mauerwerk des achteckigen Helmes stammt
von der unter Meister Kaspar Frantz aus Frankstein 172(5 stattgehabten Er-
neuerung iltmuno S. ',')); darüber steigt die geschweifte, in Kupfer gedeckte
Haube auf, deren Wetterfahne das Stadtwappen mit eben derselben Jahres-
zahl zeigt. Bis zu dem letzten gemauerten Gesimse mifst die Höhe des
Turmes 52,.'$0 in, bis znr Spitze rund 08 m (Aufnahm.- d«> Krdshauamts Lissa).
Im Langhause, auf welches hauptsächlich die von Matthäus Lamprecht
eingeleitete Wiederherstellung sieh erstreckt haben mag, scheinen nur die
Mauerfluchten des Mittelschiffes vom alten Bau übernommen zu sein; im
übrigen hat dasselbe einem barocken Neubau Platz gemacht. Während aber
die krSftig. n Formen der Seitenschiffe bald nach dem Jahre 1085 entstanden
sein mögen, deuten die nüchternen Formen der das Mittelschiff überdecken-
den Walmkuppel auf eine der Vollendung des Turmes näher liegende Zeit.
Die Kuppel überragt die Seitenschiffe und empfängt ihr Licht durch die
Fenster der Obermauern, ist aber mit einem Satteldache abgedeckt. Von
den Abseiten des Chores wurde bei dem Barockbau die nördliche neu ge-
Ahl>. 118. Turm d«-r katb.
Pfarrkirche in Fnuutadt
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in Kkai stadi
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Frau.stadt.
177
wölbt, die südliche aber völlig umgestaltet, und in dem östlichen Joche
beider wurden zwei niedrige Sakristeien eingerichtet.
Wandgemälde im südlichen Seitenschiffe des Langhauses, darstellend
eine Ansicht von Fraustadt zur Zeit des Neubaues.
Denktafel für den Probst Pogaliuski, „ecclesiae turrisque rest anrät or,"
1787, Holz. Im Schiffe über der Westthür.
Monstranz aus vergoldetem Silber, einfach barock, Wem hoch. Städti-
scher Stempel von Fraustadt und Meisterstempel GZ.
■
Abb. 119. Katholische Pfarrkircho in Frausta<lt.
Kelche aus vergoldetem Silber:
1) »Spätgotisch von 148«, 23 cm hoch (Tafel H l In reicher und voll-
endeter Ausbildung, der sechsteiligo Fufs und die Schale mit Blattwerk
fiberfangen. Um die Schale in das Schriftband:
Hoc opus fecit fieri Barbara Cheophamina de Lada hic sepulta anno i486.
2) Spätgotisch von lf>17, 21 cm hoch, mit erhabenen und gravierten
Darstellungen (Abb. 120). Auf dem Fufse die Brustbilder Christi, Mariä, der
Apostel Matthäus und Johannes und der Heiligen Adalbert und Stanislaus
sowie zwei Wappenschilde. Die Edelsteine am Knaufe sind ausgebrochen.
Auf der Unterseite des Fufses Stempel ]?>, auf dem Rande die Umschrift:
Patrie ob amorem, opera et ope Matt hei Lampricht, decretorum doctoris,
canonici Wratislaviensis ac archidiaconi Glogoviensis, et Johannis Dorinogk
gentilium pro fraternitaie altaristarunt in Wschova facta MDXVII.
3) Einfach spätgotisch, gleichfalls mit der Jahreszahl 1517.
4t) Barock von 173"), mit. dem Stempel von Fraustadt und dem Meister-
st empel G BZ.
Speisekelch aus vergoldetem Silber, mit Deckel, Spätrenaissance.
Silbernes Pacificale, das Kreuz einfach spätgotisch, der Fufs Renaissance.
178
Kreis Kraustadt.
Silberner Reliquienarm, spätgotisch, mit dem gravierten Standbilde
der b. Ursula.
Getriebene Messingschüssel von 42 cm Durehmesser, in der Mitte die
beiden Kundschafter mit der Traube, eingefafst von der viermal wieder-
kehrenden Majuskelschrift: Wart gclnk atzeich, sowie einem breiten Ranken-
friese. Iß. — 17. .Fahrhundert.
Abb. 120. Ki'loli der kath. Pfarrkirche in Kraustadt.
Messingkronleuchter, zweireihig, oben ein Männchen, unten eine
Kugel. 17. — 18. Jahrhundert.
Kinige Priestergewänder aus dem 18. Jahrhundert, bemerkenswert eine
Kasel und zwei Dalmatiken, Goldgewebe mit farbigen, naturalistischen Blumeu.
Von den vier Glocken sind zwei Stück spätgotisch. Die eine von
8"> cm Durchmesser, 1488 gegossen, trägt am Halse einen Rundbogenfries
und darüber die Umschrift:
O rex veni cum pace. 0 konig der cren kom mit /rede.
Anno domint APCCCCLXXXVTI1*. Ave regina ce/orum.
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Fniiistatlt
179
Die zweite von 1,10 cm Durchmesser wurde 1Ö08 für die katholische
Kirche in Ober-Pritschen gegossen il.uuUrbae!., Fnuistadtisirlws Zion S. 174); sie hat
die Inschrift:
O rcx glorie veni cum pace. O kunig der eren htm mti (!) dein /rede.
MCCCCCVIll.
Die beiden anderen G locken von 110 und 90 cm Durchmesser wurden
lT.'JO beschafft. Sie tragen am Halse den Spruch:
Zu Gottes Ehr bin ich durch Fenrs Glud geflossen.
Diesem folgt die Inschrift des Giefscrs, auf der gröfsercn (5 locke:
Stephan II eruer iu Lissa hat mich gasen,
auf der kleineren: Stephan Werner hat mich in Januari zu Lissa gössen.
Katholische Kirche S.Joseph, ehemals Kirche des Bernhardiner-
Klosters.
Duroli Ksil>iTi«'ts«rlsifx vom 1. April 1KJ.J il<>r k:itli«li*<-.lu>u (icnniiul<' ülnrwR>i>n.
Das Kloster wurde 1450 gegründet. Mit der Einführung der Refor-
mation in Fraustadt, wurde es nach Kosten verlegt, mit der Gegenreformation
1029 in Fraustadt wiederhergestellt.
Areliiviiini convcntu* Y^Iiovciim-. foilruni minonini oKs.rvaiitiuoi. Hantlsc lirift von 1790
im kutlioli.-vlieu l'farrarvliiv«?.
Ziegelbau der Spatrenaissance (Abb. 121), in der ersten Hälfte des
17. Jahrhunderts von Nikolaus Tarnowiccki errichtet. Das Schiff 10 m im
Lichten breit, der gegen Osten gewandte Chor dreiseitig geschlossen, beide
mit Tonnengewölben überdeckt; vor der Westseite ein Turm mit geschweif-
ter Haube; auf dem Chore ein Dachreiter. Die Fronten mit schwachen
Strebepfeilern besetzt; iu den Fenstern eine Art Mafswerk.
Im 18. Jahrhundert erhielt die Kirche ihre Rokoko -Einrichtung und
ihre (iewolbmalereien; am Chorgewölbe die h. Dreifaltigkeit zwischen
Engelchören, am Gewölbe des Schiffes Chöre von Heiligen.
Kreuzgang vor der Ost- und der Nordseite der Kirche, die Ecken
ttirmartig erhöht. An der Westseite des Friedhofes eine Kapelle. Das
unbedeutende Kloster auf der Südseite der Kirche, jetzt katholische Schule.
Schmiedeeiserne Gitter vor der Westthür der Kirche und der Thür
der Kapelle, 17. Jahrhundert.
Kruzifix, Holz, spätgotisch, im Altare der Kapelle. Die rohen Formen
des Körpers sind vielleicht absichtlich, um einen altertümlichen Eindruck zu
erwecken; doch verweisen die Züge des Kopfes auf die spätgotische Zeit.
Silberne Monstranz, Spitzbau, Spätrenaissance, unter den Seitentürm-
chen zwei Bernhardiner-Mönche.
Wandgräber: 1) Für Nikolaus Tarnowiecki t 1040, welcher laut In-
schrift „has aedes sacras a fundamentis erigcndas curavit." Tafel aus schwar-
zem Marmor, mit Säulen und Gebälk umrahmt. Das den Verstorbenen
knieend darstellende Alabaster-Figürchen verstümmelt.
2) Für den Pfarrer Philipp Valentin Hoffmann f 1 7">4, „bcnefactor
ecclesiae hujus et eonventus." Grabstein mit der im Gebete knieenden Figur
des Verstorbenen, bemalt.
24
180
Kn is Fraustadt.
Kreuzigimgsgruppe auf dem Friedhofe, an der Ostseite der Kirche,
Sandstein, von derher Ausführung, 17.-51 aufgestellt.
Altstädtische evangelische Pfarrkirche zum Kripplein Christi.
Patron: ilio Stadtverwaltung.
Die Kirche wurde gegen Ende des Jahres 1(504 aus zwei am Polni-
schen Thore gelegenen Wohnhäusern hergerichtet, als die mittelalterliehe
At»b. 121. Ehemalige Klosterkirche in Fraustadt.
Pfarrkirche den Protestanten entzogen wurde; am Weihnachtsfeste desselben
Jahres hielt Valerius Herberger den ersten Gottesdienst in der Kirche ab
und gab ihr den Namen „ Kripplein Christi 6 . Die Ausführung besorgte Hans
Grantz aus Röhrsdorf. Im Jahre 1644 durch Feuer zerstört, wurde die
Kirche einer Erneuerung unterzogen und 1 (547 wieder geweiht. Nach dem
Stadtbrande im Jahre 108") erhielt sie statt der älteren drei Satteldächer ein
einziges Satteldach mit breiten Giebeln.
Lauterbaoh, Frau>tüdti-clies Zion und Lehen Herbergen«.
Frau Stadt
181
Dem letzten Bau verdankt die Kirche im wesentlichen ihre heutige,
mehr geschichtlich als künstlerisch bemerkenswerte Gestalt (Abb. 122). Sie
nimmt den Platz zwischen der inneren und der äufseren Mauer am ehe-
maligen Polnischen Thore ein. Die innere, aus Granit findlingen errichtete
Mauer bildet die Südmauer der Kirche. Die äufsere Mauer, welche dieWest-
und die Nordmauer der Kirche trägt, besteht aus Ziegeln und stöfst stumpf
gegen die innere, weshalb sie sowie auch das Thor einer in spätgotischer
Zeit erfolgten Verstärkung der Befestigung angehören mag. Der Thorturm
ist bis auf das oberste Geschofs noch alt, das Thor selber weggebrochen.
Innerhalb dieser gegebenen Mauerliuehten wird die Kirche von drei-
geschossigen, hölzernen Emporen umzogen und von drei schlanken, die Decke
tragenden Holzsäuion in zwei Schilfe geteilt. Das Aeufsere ist einfach, ge-
AM>. 122. Alt-stfultiricho ovangolischc Pfarrkirolio in Fraustadl.
winut aber durch die Gruppierung mit dem Glockenturme und dem benach-
barten alten Sehulgebüude. Bemerkenswert hinsichtlich der Entstehuugszeit
des Bauwerks ist das Nachleben mittelalterlicher Formen. Die Fenster haben
zum Teil spitzbogige Gestalt; der mit Lisenen und Rundbögen gegliederte
Ostgiebel trägt ein Eoehrelief der Kreu/.igungsgruppe.
Altar, Kanzel und Tauf st ein stehen am östlichen Ende des nörd-
lichen Schiffes. Im Mittelfelde des geschnitzten hohen Altares ein Relief
des h. Abendmahls, im Aufsatze die Kreuzigungsgruppe, zu beiden Seiten
die Standbilder der Evangelisten. An den Brüstungen der 1600 vollendeten
Kanzel die Standbilder Christi, Pauli und der Apostel. Der 1601 geschenkte
Taufst ein aus schwarzem Marmor, auf dein hölzernen Deckel eine Darstellung
der Taufe Christi. Die grofse Orgel auf der Westempore 1686 vollendet
(Latit..r»»uch, FranstädtUclK-s Zion S. Mf>-54«).
24*
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\H'J Kivis PntHtadt.
Silberne Weinkannen für die Abendmahlsfeier:
1) *Im Stile der deutschen Hochrenaissance, vergoldet, 37 cm hoch
(Abb. 123). Auf jeder Seite der Kann« ein stehender Engel mit Marter-
werkzeugen, auf dem Deckel eine kleine allegorische Figur. Vom Anfange
Al>!>. 123. WYinkanne der »ll^tfidtisclien evftDgcIuehen Pfarrkirche in Fraustailt.
des 17. Jahrhunderts, mit den Stempeln der Stadt Nürnberg und des Gold-
schmieds Michel Muller (Homberg No. ISIS).
2) Achteckig, mit zwei Reihen gravierter Uürgerwappen, 17. Jahrhundert
(Abb. 124, links . Stempel der Stadt Breslau iWl und Meisterstempel M
(K<iM-iili«'rg X<>. 44:2 and 455).
'■) Barock, mit naturalistischem Blumenwerk auf vergoldetem Grunde.
Stempel der Stadt Augsburg und des Meist, im HP (Abb. 124, rechts).
y Google
Frau-Iiidt.
183
4i Mit graviertoii Rokoko-Ornamenten, 1 7r>"> geschenkt. Unklarer Stadt-
stempel und Meisterstempel OC. Im Deckel eine silberne Denkmünze mit
der Taufe Christi und der Zuführung der Kinder.
Abb. 124. AltarpTiitc <l<-r ulMfultiM-lu'ti ovangrlttcben Ptkrrkircbo in Fniu«tadt,
Kelche aus vergoldetem Silher:
1) Einfach spätgotisch, mit gechspafsformigem Ful'se and sechs rhom-
bischen Feldern am Knaufe. Von der abgegriffenen Inschrift auf der Hnter-
seite noch lesbar: Der Knappen Köllig.
2) Mit spätgotischem Knaufe; die Schale und der sechspafsförmige Fufs
1606 erneuert (L auterbach, Leben Herbergen 8. .'11*!).
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184
Kreis Fraustadt.
3) Spätrenaissanc e, am Knaufe in gotischer Art sechs rhombische Felder
mit dem Namen Jesus und der Jahreszahl 1047, 21 cm hoch.
4) Spätrenaissanec, 1050 geschenkt, 32 cm hoch (Abb. 124).
5) Barock. 1712 geschenkt, dazu die Patene.
0) Barock, 1724 geschenkt, mit den Stempeln von Fraustadt und des
Goldschmieds GZ.
Zwei silberne Oblatenbüchsen. Die grofse, viereckige trägt zwischen
graviertem Ornamentwerk des 17. Jahrhunderts die ebenfalls gravierten Dar-
Ahh. 125. Kronleuchter der idt-tfidtischen evangelische » Pfarrkirche in FrnustadU 1:25.
Stellungen der Geburt, Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt Christi
und der Ausgiefsung des h. Geistes. Die kleine, ovale mit graviertem.
Blumenwerk wurde 1701) geschenkt.
Silberner Becher mit Deckel, 1714 geschenkt; im Boden eine silberne
Münze der Herzöge Johann Kasimir und Johann Ernst von Sachsen aus dem
Jahre 1590.
Zwei Standleuchtcr aus getriebenem Silber, barock, mit den Stempeln
der Stadt Augsburg und des jüngeren Abraham Drentwet (Rosen)>erg No. 3G0),
1713 geschenkt, 04 cm hoch (Abb. 124).
Zwei Standleucht er aus Messing, 90 cm hoch, der Fufs von drei
kleinen Löwen getragen.
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FraosUdt.
185
Zwei zweiarmige Standleuchter aus Mossing, zweito Hälfte des
17. Jahrhunderts.
Vier kleine Messingleuchter, zwei Stück von 1689 mit dem Stempel
P und zwei Stück von 1717, im Stempel ein nach rechts gewandter mensch-
licher Kopf.
Sechsarmiger silberner Kronleuchter, 1752 geschenkt.
Kronleuchter aus Messing:
1) 1,50 ra Durchmesser, für 10 Kerzen, 1085 geschenkt; auf der Spitze
der doppelköpfige deutsche Reichsadler; auf der mittleren Platte fünf kleine
orientalische Krieger; unten eine Kugel mit Löwenkopf (Abb. 125).
2) Drei Stück für zwei Reihen von je sechs Kerzen, auf der Spitze der
doppelköpfigc deutsche Adler; zwei derselben 1685 geschenkt.
3) Für sechs Kerzen, wiederum mit dem doppelköpfigen deutschen
Adler auf der Spitze.
4) Für zwei Reihen von je acht Kerzen, auf der Spitze Jupiter auf
dem Adler; 1703 geschenkt.
An der Kanzel ein Armleuchter aus Messing, zweite Hälfte des
17. Jahrhunderts.
Kronleuchter aus Zinn für zwei Reihen von je sechs Kerzen; auf
der Spitze der die Schuhe ausziehende Moses; von den Schuhmachern 1755
geschenkt, 1800 ausgebessert.
Waiidleuchter aus getriebenem Messing. 1 7. Jahrhundert.
Auf der Kanzel eine Sanduhr in einer Umrahmung aus getriebenem
Silberblec h von 1759.
Von den Glocken (Lanterhnch, Prnust&ritiscWs Zion S. 544) tragen zwei Stück
von 00 und 75 cm Durchmesser am Halse einen Rokokofries und auf der
Vorder- und der Rückansicht die Inschrift:
Gut denkende Christen in Breslau ließen mich 1688 durch Sigismund Göetz
in Breslau giefsen und machten damit dem Kripplein Christi zu Fraustadt
ein Geschenke. Durch den Gebrauch schadhaft geworden, wurde ich durch
Johann Friedrich Schlenkermann in Posen von freiwilligen Beiträgen der
Fraustädtischen evangelischen Bürgerschaft umgegossen iSoo.
An den Jochen guter Schmiedebeschlag.
Die beiden grofsen Glocken, von denen dio eine 1715 umgegossen
wurde, wurden neuerdings abermals umgegossen.
Fünf barocke Gedächtnistafeln, die bedeutendste im Anbau neben
dem Turme für Ludwig Karl v. d. Osten-Sacken, sächsisch-polnischen Oberst,
gefallen in der Schlacht bei Fraustadt 1706 (Lnuterbacli, Kraustiuhisches Zion S. 548).
Zahlreiche Oelbilder verstorbener Pfarrer, darunter ein um 1700 ge-
maltes Oelbild des Valerius Herberger.
Neustädtiscbe evangelische Pfarrkirche zur h. Dreifaltigkeit.
Die Gründung der Gemeinde geht in das Jahr 1646 zurück. Die alte
Kirche wurde bei dem Stadt brande 1801 zerstört, der vorhandene Bau 1837
bis 1839 ausgeführt.
18<>
Kivis Fraustaut
Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, 17. Jahrhundert, der eine mit
gravierten Wappen. Ein dritter, greiser Kelch, 1704, auf Sechspafsfufs.
Silberne Weinkanne, 1700 beschafft, nach Verpfandung 17251 wieder
eingelöst. Auf der Vorder- und der Rückseite zwei gravierte Rundbilder
mit Darstellungen des Abendmahls Christi und des jüdischen Ostermahls.
Wasserkanne, Zinn, mit guten ornamentalen Gravierungen, 17(54.
Alib. 12& Frau.-tadt. Grabstein de» Valerius Horberger.
Zinnteller, mit dem Stempel von Fraustadt und dem Meisterstempel
ORK über einem doppelschwänzigen Löwen. Zwei Zinnteller, deren Stempel
einen auf das Fraustädter Wappen sich lehnenden Mann zeigt. In den
Stempeln zweier anderer Teller die Buchstaben SNS \?) über einer allegori-
schen Gestalt des Glaubens und die Jahreszahl 17(54 zwischen zwei Sternen
und einem halben Rade.
Messingschüssel mit ornamentalen Gravierungen, vermutlich aus der
ersten Hälfte des IM. Jahrhunderts.
Fraustadt.
187
Evangelischer Friedhof.
"Wenige Jahre nach Erbauung der altstädtischen Pfarrkirche legten die
Evangelischen einen neuen, den gegenwärtigen Friedhof an, dessen Einfahrt
eine Wetterlahne mit der Jahreszahl 1009 trägt. Die Grabmäler sind meist
Sandsteinplatten, welche an der mit geputzten Pilastern und Gesimsen be-
kleideten Innenseite der Umfassungsmauern, seltener inmitten des Friedhofes
vi
ii
Y '-' f •
m
l
Abb. 127. Fraustadt. Graltstein des San». Friedr. I.autorbach.
freistehend aufgestellt sind. Sie tragen langatmige Inschriften im Sinne des
17. und 18. Jahrhunderts; die umrahmenden Ornamente folgen der Stilent-
wicklung der Spätrenaissance, des Barocks und des Rokoko und sind oftmals
mit allegorischen Figuren und Bildern durchmischt. Die älteren Platten
waren in der Kegel farbig bemalt ; doch sind bei der an verschiedenen
Platten neuerdings vorgenommenen Reinigung mit dem Schmutze auch dio
alten Farben heruntergegangen. Besonders namhaft zu machen sind:
Grabsteine der Familie Herberger, links vom Eingange, Valerius
188
Krei» Fraustadt.
Herberger f 1027 (Abb. 120), seine Frau Anna geb. Rüdiger f 1629, sein
Sohn Zacharias f 10.31, dessen Frau Dorothea geb. Ptutschlender f 1028 und
Sohn Valerius f 1041. Alle fünf mit Kosten der ursprünglichen Bemalung.
Am unteren Rande der Platte des älteren Valerius Herberger nennt sich der
Bildhauer: Cunrad Rot f.'J
Grabsteine des Jonas Deutschlender f 1604 und seiner Frau f 1001,
Spätrenaissauce, ganz bemalt.
Grabstein des Johann Kaspar Roth f 1004, barock, mit Farbspuren.
Abi». 128. Evangelischer Friedhof in Fraustadt.
Grabstoine des Bartholomäus Grotke f 1715 und dessen Frau, beide
gleichzeitig gearbeitet, auf der Platte der Frau das Todesjahr nachträglich
eingesetzt; tüchtige ornamentale Umrahmung.
Grabsteine des Paators Samuel Friedrich Lauterbach f 1729 (Abb. 127.»
und seiner Frau Anna Burbara geb. Prüfer f 1717, mit, allegorischen Figuren
und Bildern.
Von freistehenden Grabmälern sind zu bemerken:
Sarkophag von Sandstein mit reichem, figürlichem und ornamentalem
') Der Wortlaut der Grabsehrift i.-t abgedruckt in den von Lautorbaeh und Hcnschcl rer-
fafsten Lebensbeschreibung!'!!.
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Fraa*tadt.
189
Schmuckwerk aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, die Inschrift auf
der Platte leider mit Moos überwachsen ( Abb. 128).
Schlanke Pyramide mit Rokoko-Zierrat für Pastor Christian Anton
Heroldt f 1779.
An der Nordmauer das Grosmannsche Familiengrab (Abb. 128),
eiuo Halle mit Tonnengewölbe auf fünf toskanischen Säulen, in den Zwickeln
der Rundbögen Engelköpfe. Spätreuaissance, die Kunstteile aus Sandstein.
Nebenan eine Halle auf schwerfälligen Pfeilern, die Formen aus Mörtel geputzt.
Das Rathaus auf dem alt städtischen Markte wurde in den sechziger
Jahren dieses Jahrhunderts einem Umbau unterzogen. Aeltere Reste besitzt
es nur noch in dem Turme an der Nordwestecke sowie in dem Netzgewölbo
über dem benachbarten Kassenraume; beide stammen von einem spätgotischen
Bau der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts.
Im Centrnlgefüngllisse, dem ehemaligen Schlosse, ein geschnitzter
barocker Beichtstuhl von 1722. vermutlich aus einer evangelischen Kirche.
Bürgerhäuser.
Die Wohnhäuser der Altstadt bergen noch mannigfache Reste aus dem
17. und 18. Jahrhundert. Die in Putz hergestellten Fronten der Häuser sind
gewöhnlich nur drei Fenster breit und haben über dem Erdgeschosse ein
oder zwei Stockwerke, darüber einen Giebel.
Pfarrkirch-Platz 1. Im Erdgeschosse ein Raum mit flachem Tonnen-
gewölbe, an dessen Schmalseite die ehemalige Kapelle mit zwei Ecksäulen,
vermutlich vom Anfange des 17. Jahrhunderts. Im Keller ein spätestgotisches
Sterngewölbe auf Pfeilern, aus der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts.
Zweieimer-Strafse 1, Ecke des Ringes, Fronten aus dem 17. Jahr-
hundert.
Zweieimer-Strafso 10, neben der Kirche zum Kripplein Christi, ehe-
mals evangelische Schule, welche 1007 nach dem Verluste der alten Pfarr-
kirche hierher verlegt wurde. Das Gebäude wurde bei den Bränden der
Kirche 1044 und 1085 in Mitleidenschaft gezogen und erhielt seine gegen-
wärtige Gestalt 1080. Der Giebel im Stile der Spätrenaissance, mit Schnecken-
werk und zwei rundbogigen Blenden, darunter ein Fries mit der Inschrift:
Fundamentinn ra'publicae recta adolescentum educatio.
Die Häuser Prediger-Strafse f>, 7 und 9 wurden gleichfalls nach
dem Stadtbrande von 10S") erneuert; ihre Giebelfronten bilden eine stattliche
Baugruppe, und auch ihr Inneres hat die alte Anlage bis auf geringe Aende-
rungen bewahrt. Das am besten erhaltene Haus No. 5 (Abb. 129 — DU) trägt
an den Balkendecken die Jahreszahl 1087, nti der Front die Jahreszahl 1089.
Den Charakter des Putzbaues berücksichtigend, laden die Gesimse der Fronten
nur mäfsig aus; die Ornamente sind auf rauhem Grunde aus dem Putze flach
modelliert. Der Giebel von No. 9 ist dein der alten evangelischen Schule
ähnlich gestaltet; unter dein Giebel von No. 7 ist die Inschrift lesbar:
Honeste vwere, neminem laederc unkuiqitc situ in tribuere disce.
2b*
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190
Kreit* Fraustadt.
Auf besonderen "Wohlstand deuten im Inneren der Häuser die steinernen
Wölbungen und die Decken mit sichtbaren profilierten Balken. Die Treppen
empfangen durch den Dachraum ihr Licht, und um dieses nach unten zu
leiten, sind verschiedene Stufen durchbrochen und mit Eisengittern bedeckt.
Front des Hauses Ring 25 aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
MH 1 ■ 1 1 1
1 : 150.
Al.b. 129—131. Wolmliau* Prodiger- Str. 5 in Fraustadt.
Das Haus Grosmann, Breit e-Stra fse 25, ein dreigeschossiger Putz-
bau, war ursprünglich im Uebergang«» vom Barock zum Rokoko ausgeführt,
mit einem wuchtigen Giebel in der Mitte (getuschte Zeichnung der Front im
Besitze der Familie). Nach dem Brande 1801 wurde es in klassizistischen
Formen erneuert.
Geiersdorf, Dorf 4 km nordöstlich von Fraustadt.
Katholische Pfarrkirche S. Hedwig.
Patron: die Gutslierrscliuft.
Spätgotischer Ziegelhau, das Schiff drei Joche lang, der zweijochige
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Geieredorf. — Gollmit*.
101
Chor dreiseitig geschlossen, ehemals gewölbt, Auf der Nordseite des Chores
die Sakristei mit altem Tonnengewölbe. Ein Turm fehlt.
In dem Westgiebel fünf senkrechte Blenden; auf der abgetreppten
Giebellinie einige Fialen. Die spitzbogige Westthür von einem aus der
Mauerflucht heraustretenden Spitzbogen umrahmt, der vermittelst zweier
gepaarter Spitzbögen eine Nachbildung der
drei Kreuze Christi und der beiden Schacher
trägt (Abb. 132). Die spitzbogigen Fenster
mit schräger, geputzter Leibung; die Nord-
seite ohne Fenster. Ueber dem Sakristei-
fenster ein geputztes Kreuz.
Mit dem Uebertritt der Grundherrschaft
Ossowski zur Reformation wurde die Kirche
protestantisch, 1610 aber der katholische
Gottesdienst wiederhergestellt.
Hauptaltar, Holz, Spätrenaissance.
Die drei G locken hängen über dem
Eingange zum Friedhofe. Die gröfste von
88 cm Durchmesser wurde 1460 gegossen und
trägt um den Hals einen rundbogigen Mafs-
werkfries, darüber zwischen doppelten Schnür-
chen die Inschrift:
O rex glorie veni cum pacc. O konig der
eren kom mit dein /rede. Amen.
Anno Christi M' CCCCLX".
Die mittlere, Glocke ist spätgotisch, ohne
Inschrift. Die kleine, ebenfalls ohne Inschrift,
jünger.
Im Chore der Grabstein des Albert Ossowski f 1572, mit der Gestalt
des Verstorbenen und der Umschrift :
Hic jacet nobilis ac gencrosits dominus Albertus Osovsky Abcschatz, ha er es in
Geiersdorf, qui obiit anno /jyj die ij. Apritis.
Gollmitz, Dorf 12 km nordöstlich von Fraustadt,
Katholische Pfarrkirche S. Peter und Paul.
Im Mittelalter gegründet. Einfacher Steinbau mit Turm, 177«) errichtet
(Korytkow.-ki II, S. 135).
Monstranz aus vergoldetem Silber, TJokoko. Stempel der Stadt Lissa
und Meisterstempel IE.
Kelch aus vergoldetem Silber, barock, 1745. Der Stempel des Gold-
sehinieds vielleicht derselbe wie vor; daneben der Stempel 12; ein Stadt-
sterapel nicht vorhanden.
Glocke, spätgotisch, mit Schriftband.
Grabstein, 1791, an der Aufsenseite.
AM). 132. Kirche in Geiersilorf.
We*tporteL 1 : 100.
192
Kreis Fraustadt.
Nieder-HeierSdorf, Dorf 8 km südlich von Fraustadt.
Evangelische Pfarrkirche.
Pal run«: ilic Gutsherren von Olxr- untl Niecler-Hoiersdatt
Die Kirche ist ein spätgotischer Ziegelbau, der einzige in der Provinz,
welcher nach der Gegenreformation im Besitze der Protestanten geblieben ist;
sie gleicht, in ihrer Anlage und Formgebung der mittelalterlichen Pfarrkirche
in Ober-Pritschen. Das Schiff zählt nur zwei Joche, der Chor schliefst gerad-
linig: beide sind ihrer Gewölbe beraubt, und die neuere Holzdecke durch-
Alil>. Kelch il<T Kirche in Nieder- Hoiersdorf.
schneidet sogar den spitzen Chorbogen. Die Sakristei auf der Nordseite hat
dagegen das alte Tonnengewölbe gerettet. Vor der Westseite steht ein Turm,
dessen Helm unschön erneuert ist.
Die Gewände der spitzbogigen Fenster und Thüren sind ohne Verwen-
dung von Formziegeln um je einen halben Stein abgesetzt gemauert. Die
Abdeckungen der Giebel zeigen die übliche Abtreppung der Ziegelschichten.
Das Ostfenster des Chores hat ein einfaches gemauertes Mafswerk. Der
Sockel der Fronten ist aus zwei Schichten von zugehauenen Schrägsteinen
hergestellt.
Kanzel, Holz, Spätrenaissance, am nördlichen Pfeiler des Chorbogeus.
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Heiersdorf. — Hinzentlorf.
193
Mit ihr gleichzeitig wurden die Emporen an der West- und der Südseite des
Schiffes eingebaut.
Thür der Sakristei mit einfachem spätgotischem Besehlage. Aehnlieher
Beschlag an der jetzt aufser Gebrauch gesetzten Westthür des Schiffes.
Kelche aus vergoldetem Silber:
1) 1595 geschenkt. 20 cm hoch, vermutlich in Fraustadt gefertigt; die
Grundform noch spätgotisch, das Einzelne in der Art der deutschen Hoch-
renaissance (Abb. 133).
2) Spätrenaissance, 24,5 cm hoch.
Zwei silberne Oblatenbüchsen, 17. Jahrhundert. Die eine vergoldet,
darauf graviert das Opferlamm und Ornamente der deutschen Spätrenaissance.
Glocken: 1) spätgotisch von 1490, am Halse die Umschrift:
0 rex glorte veni cum pace. O konigk der er in kom mit dein /rede. LXXXX.
2) 1713, an dem ausgesprnngeuen Rande die Giefserinschrift:
Goß mich / Christian Dcmjminger von Liegnitz in Lissa.
In der Sakristei Holzstuhl mit gedrehten Stäbeu, 1610.
Holzschnitt, darstellend das Wappen Kotwitz, 15<>0. Auf eine Holz-
tafel geklebt und eingerahmt. In der Sakristei.
Grabstein für .1. Korzbok (Kurzbach) Zawadzki f Hilf», mit der Gestalt
des Verstorbenen; die Umschrift zerstört. In der Kapelle auf der Nordseite.
Denktafel für Andreas Potworowski y 1G94, von seiner Frau Anna
geb. v. Schlichting gestiftet. Bildnis mit prächtigem Barockrahmen. Ueber
der Sakristeithür, die hohe spitzbogige Blende derselben verdeckend.
Zahlreiche Blechschilde mit aufgemalten Bildnissen oder getriebenen
Wappen, 17. — 18. Jahrhundert.
Hinzendorf, Dorf lOkin südöstlich von Fraustadt, 1307 Heyne-
mannisdorf geschrieben, als Herzog Heinrich von Glogau es dem neuge-
gründeten Klarissinuen-Kloster in Glogau schenkte.
Katholische Kirche S. Maria Magdalena, zur Pfarrei Kursdorf gehörig.
Geputzter Ziegelbau von 1752 i. Jahreszahl über dem Haupteingange ),
gegen Osten gerichtet. Das Schiff zu beiden Seiten flachbogig erweitert;
westlich ein Joch mit der Orgelempore und ein quadratischer Turin; östlich
der zweijochige Chor, dessen Ostmauer leicht geschweift. Stutzkappen.
Der Hauptaltar, die vierNebenaltäre und dieKanzel in gutem Rokoko.
Runder Taufsteiu mit unbeholfenen Ornamenten, 10. Jahrhundert..
Glocken: 1) Eine kleine spätgotische Glocke mit Spruchband zwischen
gedrehten Schnüren.
2) Eine kleine Glocke, an deren Halse die Umschrift :
Gos mich Joachim Rothe anno 1632.
3) Die grofse von 1.21 m Durchmesser trägt am Halse die Umschrift :
Durchs Feur bin ich geflossen, Johann Gottfried Tacubert hat mich gegossen
in Liegnitz anno 1752.
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194
Krois Fraustadt.
Il^en, Dorf 9 km nordwestlich von Fraustadt.
Katholische Pfarrkirche S. Bartholomäus.
Ziegelbau, 1860 geweiht, an Stelle eines älteren Holzbaues.
Kelch aus vergoldetem Silber, 28 cm hoch, 1 7. Jahrhundert, Stempel^.
Zwei Kasein, 17. — 18. Jahrhundert. Die Säule der ersten in Gold und
Silber gestickt; die Seitenteile ans einem vermutlich älteren Sammetstoffe.
Die zweite aus Silbergeweben einer polnischen Fabrik; auf der Säule Rosetten-
formen, auf den Seitenteilen grofse Streublumen.
Kleln-KreiltSCh, Dorf 13 km nordöstlich von Fraustadt.
Katholische Pfarrkirche S. Maria.
Der alte, 1*140 erneuerte Blockholzbau (K«rytkow»ki II, S. 136) wurde 1890
abgebrochen und statt seiner ein Ziegelbau nach dem Entwürfe von A. Lange
in Breslau ausgeführt.
Taufst ein, Renaissance. 1")80 gefertigt, mit Wappenschmuck und deut-
schen Inschriften. Am Sockel der Name und der Spruch des Bildhauers:
Alb. Bi siu. Wem das Stuck nicht gefeit, der keu/t anders um sein Geld.
Kelch uns vergoldetem Silber, Spätrenaissance, 1042.
Ewige Lampe, Silber, barock.
Zwei spätgotische G locken 60 und 03 cm Durchmesser, am Halse die
Jahreszahlen 1495 und 1499 mit dem Spruche: O rex glorie veni cum pace.
Kursdorf, Dorf 4 km südwestlich von Fraustadt, 1307 Conradis-
dorf geschrieben, als Herzog Heinrich von Glogau es dem neugegründeten
Klarissinnen-Kloster in Glogau schenkte.
Katholische Pfarrkirche S. Jakobus.
Die Buula.ilen tragen die Gutsherren von Kursdorf und Ilinzendorf als Patrone.
Das vorhandene Bauwerk ist aus einem Ziegelbau des 10. Jahrhunderts
hervorgegangen, von welchem aber seit dem Umbau des 18. Jahrhunderts
nur der quadratische Westturm seine ursprüngliche Gestalt gerettet hat.
Die Ecken desselben sind mit Strebepfeilern besetzt, die flachbogige Thür
liegt auf der Südseite; die Fenster sind klein und rundbogig geschlossen;
der Ziegelverband ist der spätgotische. Das vierseitig abgewalmte Dach des
Turmes hat einen von West nach Ost gerichteten First.
Ueber der Thür eine Sandsteintafel von lf>83, in den Formen der
deutschen Renaissance, mit Kruzifix und deutscher Inschrift.
Das dreischiffige. gewölbte Langhaus in einfachen Barockformen. Die
Seitenschiffe schmal. Der kurze ("hör dreiseitig geschlossen. Strebepfeiler
nur an den Ecken des südlichen Seitenschiffes.
Holzstandbilder, Maria und Johannes, spätgotisch, vom ehemaligen
Triumphbalken. Jetzt in den Nischen des Friedhofportals aufgestellt.
Zwei barocke Kelche aus vergoldetem Silber.
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Ilgen. — Klein-KreuUch. — Kursdorf. — Lache. — Lissen. — Luschwitz. — Ober-Pritecheu. 195
Lache, Dorf 20 km nordwestlich von Fraustadt.
Katholische Pfarrkirche S. Andreas.
Kleiner Granitbau von rechteckigem Grundrisse, gegen Osten gewandt,
mit hölzernem Tonnengewölbe überdeckt, auf der Nordseite eine Sakristei.
Die Fronten geputzt, das Mauerwerk aus unbehauenen Feldsteinen. In der
ersten Hälfte des 18. Jahrhundorts an Stelle eines älteren Holzbaues errichtet.
An dem der Figuren beraubten Triumphbalken die Jahreszahl 1730.
Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, der eine einfach von 1608; der
andere reicher von 1655 mit dem Stempel WB.
LiSSen, Dorf 7 km westlich von Fraustadt.
Katholische Pfarrkirche S. Maria.
Ziegelbau, an Stelle eines Holzbaues errichtet und 1867 geweiht.
Monstranz aus vergoldetem Silber, in guten neuklassischen Formen,
1782 geschenkt, 52 cm hoch. Im Stadtstempel ein nach rechts springonder,
zweischwänziger Löwe, darüber die Zahl 13, zu beiden Seiten die Jahreszahl
1781. Meisterstempel IDF.
Zwei symmetrische Kelche aus vergoldetem Silber, zweite Hälfte dos
17. Jahrhunderts.
Glocken: 1) 72 cm Durchmesser, spätgotisch, am Halse zwischen Münz-
abdrücken die Umschrift: O rex glorie vetti cum pace.
2) 53 cm Durchmesser, am Halse über einem Rundbogenfriese die Um-
schrift: Gott so/t thn deine Nodt vorlhrauen. LR. T. 1398.
LUSChwitZ, Dorf 14 km nördlich von Fraustadt, Station der
Eisenbahn Lissa -Bentschen.
Katholische Pfarrkirche zur h. Dreieinigkeit.
Patron: die GuUlierrscImft.
Geputzter Ziegelbau der Spätrenaissance, an Stelle eines mittelalter-
lichen Holzbaues errichtet, 1660 geweiht (K»rytliow>ki II, S. 138). Einschiffig mit
Tonnengewölbe, hinter dem Hochaltare halbrund geschlossen. An der "West-
front zwei niedrige Türme.
Kelche aus vergoldetem Silber. Zwei Stück aus der Frührenaissance,
in gotischer Anlage ; auf dem einen das Wappen Nalecz mit den Buchstaben
AG; der andere, mit Benutzung einer Kokosschale, von 1542. Ein dritter
aus der Spätrenaissance, Mitte des 17. Jahrhunderts.
Silberbekleidung des Marienbildes in einem Soitenaltare, 1695.
Mehrere reichgestickte barocke Kasein, eine mit der Jahreszahl 1718.
Ober-PritSChen, Dorf westlich von Fraustadt.
Im Jahre 1273 schenkte Herzog Przemislaus das Dorf Pritschen einem
gewissen Walther, damit er es nach magdeburgischem Rechte anlege, verbot
2»J
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196
Kreis Fraustadt.
aber den Bau einer Kirche daselbst. 1.345 schenkte König Kasimir der Grofse
der Stadt Fraustadt das Dorf nebst der Kirche, welche inzwischen also er-
baut worden war (C..,l. dipl. X.». 453 und 1241:. Nochmals wird die. Kirche 1404
erwähnt, als König Wladislaus .lagello der Stadt den Besitz von Ober-
Pritschen bestätigte. Nachdem Fraustadt die Reformation angenommen
hatte, trat Ober-Pritschen 1578 zur lutherischen Lehre über. Doch entrifs
die polnische Regierung 1642 der Gemeinde die mittelalterliche Kirche,
welcho darauf 1677 der katholischen Pfarrei in Fraustadt einverleibt wurde.
Ober-Pritschen blieb bis 1858 Kämmereigut, in welchem Jahre es die Stadt-
verwaltung veräufserte.
AM». 134. Katholische Kirche in Ober-Pritschen.
Katholische Kirche S. Georg, im Volke die „rote Kirche" genannt.
Patron: der Staat.
Die Kirche, ein spätgotischer Ziegelbau, entstammt einer vermutlich in
den letzten Jahren des 15. Jahrhunderts stattgehabten Erneuerung (Abb. 134
bis 135). Das zweijoehige Schilf hat 10 m lichte Weite; durch einen spitzen
Triumphbogen geschieden, schliefst sich ihm auf der Ostseite ein 8 m breiter,
quadratischer Chor an, auf dessen Nordseite die tonnengewölbte Sakristei
liegt. Vor der Westseite des Schiffes erhebt sich ein quadratischer Glocken-
turm. Wie die Strebepfeiler vermuten lassen, war die Kirche ursprünglich
auf Gewölbe angelegt. Indessen beweisen die noch vorhandenen alten Wand-
malereien sowie die Spureu des Mauerwerks über dem Triumphbogen und
der Ostmauer des Chores, dafs man die Ausführung der Gewölbe unterliefs
und an ihrer Stelle Schiff und Chor mit Hachen Holzdecken überspannte.
Um die Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Vorhallo vor dem südlichen
Eingange des Schiffes angefügt. Auf weitere Bauarbeiten deuten zwei In-
schriften in dem Putzfriese über den beiden Südfenstern des Chores, die
erste über dem östlichen Fenster: G. K. //. A r . tS95, die zweite über dem west-
lichen, nach Schliefsung der dortigen Thür erneuerten Fenster: 1665. A.B.
Bei der einen oder der anderen Gelegenheit wurden die alten Decken be-
seitigt und durch hölzerne Tonnengewölbe ersetzt, der Dachstuhl erneuert
und auf der Westseite des Schiffes eine hölzerne Empore oingebaut, mit
profilierton Balken, von drei Säulen mit Würfelkapitälen getragen. Im
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Ober-Pritschen.
197
18. Jahrhundort erhielt die Kirche eine neue Ausstattung; gegenwärtig steht
sie unbenutzt.
Der Sockel der Fronten ist aus Granitfindlingen hergestellt und mit einer
Ziegel -Schrägschicht abgedeckt. Schrägziegel kehren auch an den beiden
Eingängen auf der Südseite des Schiffes und des Chores wieder; im übrigen
sind die Thürgewände einfach ausgeeckt. Als Bogenform ist der Spitzbogen
verwendet; doch sind die vier Blenden des Ostgiebels rundbogig geschlossen.
Abb. 135. Katholische Kirche in Ober-Pritschen.
Die geputzte schräge Leibung der Fenster ist noch die alte. Auf der Nord-
seite entbehrt die Kirche der Fenster. Unter der Traufe laufen wagrechte
Putzfriese; vom alten Hauptgesimse ist nichts erhalten. Die Ziegel der
Kirche messen 28 : 12,f> : 8 — 10 cm, die der südlichen Vorhalle 27 : 13 : 8 cm.
Die beiden Thüren vor dem Turme und der Sakristei, welche von
einer hohen spitzbogigen Blende umschlossen werden, haben noch den alten
Kunst besehlag ' Abb. UHi). wenngleich derjenige der Turinthür stark beschädigt
ist. All«- Aufsenthüroii waren ehemals von innen durch Querbalken gesichert.
Im Jahre 1889 entdeckte man unter der barocken Tünche der Wände
Malereien aus der zweit en Hälfte des 16. Jahrhunderts. Auf der Nord wand
des Schiffes zeigten 9ich, in Kopfhöhe über dem Fufsboden beginnend, zwei
Reihen Figuren übereinander, welche, etwas unter Lebensgröfse gegeben,
schwarz umrändert und mit mehreren Tönen ausgearbeitet, vermutlich die
Apostel darstellen sollten. Darunter las man Teile des apostolischen Glau-
bensbekenntnisses in deutscher Sprache. Da der Malgrund leicht abfiel,
waren diese Malereien nicht zu retten. Doch traten nach ihrer Beseitigung
*mittelalterliehe Malereien zu Tage, welche meist nur in schwachen
Spuren erhalten und bisher nicht erschöpfend freigelegt worden sind.
26*
198
Kreis Fraustadt.
Die erwähnte Nordwand des Schiffes ist über einem hohen Sockel mit
zwei Reihen Bilder bedeckt. In der oberen Reihe ist links die Hölle dar-
gestellt, in deren Flammen menschliche Gestalten zu bemerken sind. In das
Höllenfeuer hinein ziehen die sieben Todsünden, eine jede dargestellt durch
ein Tier, welches einen Mann und eine Frau trägt. Voran die Hoffart, durch
ein Pferd dargestellt, und der Geiz, durch einen Bären, dessen Reiter einen
Geldbeutel hält. Die beiden folgenden, vermutlich die Unkeuschheit und
den Neid darstellenden Gruppen sind durch eingedrungenes Regenwasser
vernichtet. Den Schlufs des Zuges bilden die Gruppen der Unmäfsigkeit,
des Zornes und der Trägheit, welche durch ein Schwein, einen Hund und
einen Esel gekennzeichnet sind. Die untere, nach rechts hin sich ent-
wickelnde Reihe deutet mit der Darstellung des Leidens Christi auf den Weg
zum Heile. Die Scenen links sind leider durch die Orgelempore zerstört
worden; noch erhalten sind die Geifselung und die Verurteilung Christi so-
wie rechts die Darstellung der Kreuzigung.
Im Chorraume sind zahlreiche Reste von Malereien verschiedenen Mafs-
stabes aufgedeckt, ohne dafs aber der Zusammenhang erkennbar wäre. Man
bemerkt auf dem Sockel ein Teppichwerk, darüber auf der Nordwand S. Georg
zu Pferde, auf der Ost wand S. Christopherus, zwischen den Fenstern der
Südwand oben Adam und Eva, unten Maria sitzend, das Kind auf dem
Schofse, während zwei Engel ihre Krono halten und andere Personen ihr
anbetend nahen. Alle Malereien sind auf den nassen Wandputz aufgetragen,
zwar derb, doch ohne grobe Verzeichnungen. Die Leibung des Triumph-
bogens zeigt Reste von schwarzer Schablonenmalerei.
Ilildcbrandt, Die Wandgemälde <ler roten Kirclio in Ober-PriUchen bei Fraustadt.
Z. II. Cos. VII, S. 466.
Bilder eines zerstörten spätgotischen Altarwerkes, auf Holz gemalt.
Der Altar bestand aus einem 1,25 m breiten, 1,67 m hohen Mittelbilde und
vier halb so breiten Flügeln, von denen die beiden äufseren fest standen, die
beiden inneren zum Verschlusse des Mittelbildes beweglich waren. Auf dem
Haupt bilde die h. Jungfrau mit dem Kinde, zwischen S. Katharina und S. Bar-
bara stehend; zwei Engel halten eine Krone über ihrem Haupte; zu ihren
Fülsen kniet ein Fürst und ein Geistlicher. Die beiden beweglichen Flügel
zeigten, wenn der Altar geöffnet, auf ihren Innenseiten acht männliche Heilige,
dagegen wenn der Altar geschlossen, auf ihren Aufsenseiten die Verkündi-
gung und die Krönung Maria. Die beiden festen, bei Verschlufs des Haupt-
bildes sichtbaren Flügel zeigten acht weibliche Heilige. Leider sind mehrere
der Figuren unkenntlich geworden.
Nikolau., 9 Im »«öffneten Zustande: , Erasmus
Stephan und Lorenz Hnupttuld Martfa| Wenzel
Im geschlossenen Zustande:
Dorothea ? Krönung Maria Agnes Lucia
? ? Verkündigung Mariii Ursula mit Gefährtin.
Auf dem die Breite der drei festen Flügel einnehmenden Sockelbilde die
Brustbilder Christi und der zwölf Apostel. Mit Ausnahme der beiden das
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Ober-Pribschen.
199
Hauptbild verdeckenden Darstellungen haben alle Bilder einen gemusterten
goldenen Hintergrund. Der Altar entstammt der "Werkstatt eines schlesi-
schen Malers vom Anfange des 16. Jahrhunderts. Das am unteren Rande des
Mittelbildes nachträglich aufgemalte Wappen geht auf den Propst Christoph
Zegocki zurück, durch dessen Bemühungen die Kirche 1642 dem katholischen
Gottesdienst zurückgegeben wurde.
Zwei spätgotische Holzfiguren, Maria und eine unbekannte Heilige.
Glocken: 1) 60 cm Durchmesser, 1465 gegossen. Am Halse die von
einigen Münzabdrücken unterbrochene Umschrift:
O rex g/orie vcni cum pace. Anno domini APCCCCPLXV 9 .
2) 40 cm Durchmesser. Am Halse die Umschrift:
Anno goß mich Stephau Werner in Lissa.
Evangelische Pfarrkirche zum h. Geiste.
Patron: die Gutsherrschaft.
Der 1642 nach dem Verluste der mittelalterlichen Kirche errichtete Bau
brannte 1706 ab. Der sofort begonnene, noch bestehende Neubau wurde am
Pfingstfeste 1707 geweiht (Lauterbach, Fruustailtisehes Zi<>n).
Abb. 136. Katholische Kirche in Ober-Pritschen.
Thür zur Sakristei.
200
Kreis Fraustadt.
Das geräumige, in seinen Einzelformen bescheidene Gebäude ist in
Fachwerk hergestellt und umschliefst ein Rechteck mit doppelten Emporen,
von welchen die obere nur auf der Westseite ausgeführt ist. Von besserem
Werte ist die alte, aus Holz geschnitzte Ausstattung, der Altar, die
Kanzel, ein Beichtstuhl sowie das inschriftlich 1707 gestiftete Tauf-
becken, welche im Verein mit vier aus dem 18. Jahrhundert stammenden
Gedächtnistafeln dem Inneren ein malerisches Gepräge verleihen.
Kelch aus vergoldetem Silber, 1693 geschenkt, 27 cm hoch.
Kelch und Oblatenschachtel aus getriebenem Silber, die letztere
1705 geschenkt ; beide mit den gleichen Stempeln, einem Stadtthor und BP.
Silberne, teilweis vergoldete Weinkanne mit dem gravierten Bilde des
Lammes; auf dem Rande der Kanne und des Deckels die Stempel der Stadt
Franst ad t und des Meisters GZ; 1719 geschenkt.
Kleines silbernes Kruzifix auf altem Holzfufse, 1712 geschenkt.
Drei Messingkronleuchter, 18. Jahrhundert.
Zwei barocke, schmiedeeiserne Kastenschlösser.
In der Herrenlaube unter der Westempore ein Stuhl mit geschnitzter
Kücklehne aus dein 1 7. Jahrhundert.
Mittel-RÖhrsdorf, Dorf 4 km nördlich von Fraustadt.
Katholische Pfarrkirche S. Fabian und S. Sebastian.
Die Bütilasten trugen die Gut-dierren von Ober-, Mittel- und Nioder-Röhrsdorf als Patrone.
Spätgotischer Granitbau. aus unbearbeiteten Findlingen errichtet (Abb. 137).
Einschiffig mit rechteckigem Chore, ohne Strebepfeiler, lieber dem Schiffe
eine Holzdecke, über dem Chore ein erst neuerdings ausgeführtes Stern-
go wölbe. Auf der Nordseite des Chores eine Sakristei mit Tonnengewölbe,
daneben eine Vorhalle mit Kreuzgewölbe. In der Ecke zwischen dieser und
dem Schiffe ein hölzerner Glockenturm. In der Nordmauer des Schiffes eine
Spitzbogen-Thür mit abgetreppter Leibung, aus Ziegeln gemauert.
Unter der Gutsherrsehaft Ossowski gelangte die Kirche um die Mitte
des 1«. Jahrhunderts in den Besitz der Protestanten, denen sie bis zuin
Jahre 1700 verblieb (Korytkowski II, S. 257).
Zwei silberne Kelche, erste Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Zwei Messingleuchter vom Ende des 17. Jahrhunderts, ähnlich den
beiden von den Tuchmachorn gestifteten in der katholischen Pfarrkirche zu
Schwetzkau.
Glocke, 52cm Durchmesser, vermutlich aus dem 14. Jahrhundert. Am
Halse Grofsbuchstaben und Trennungszeichen aus Wachsfäden geformt.
Grabplatten, innen an der Nordmauer des Chores, für Johann Ossowski,
Landschreiber von Fraustadt, f 1 574, seine Frau Hedwig und beider Töchter-
chen. Alle drei Personen stehend dargestellt, in den Ecken Wappen. Die
Platte des Mannes mit lateinischer Umschrift; die der Frau und der Tochter
mit polnischer Umschrift ohne Jahreszahlen.
Denktafel für Barbara Ossowska, von ihrem Gatten Andreas Ossowski,
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Röhrsdorf. — Schlichtingsheim.
201
Starosten von Fraustadt, nach ihrem Tode gesetzt, bezeichnet 1(562. Ans
rotem Marmor mit figürlichem und ornamentalem Schmuckwerk, in dessen
Mitte das bemalte Bildnis mit lateinischer Inschrift.
AI>1>. 137. Kirche in Mittel- Uöhr.-ilorf.
Schlich! iU HS hei Ii», Stadt 11 km südwestlich von Fraustadt.
an der Stral'se nach Glogan.
Um den ans Schlesien vertriebenen Protestanten eine Heimstätte zn
bieten, gründete Johann Georg v. Schlicht ing mit Genehmigung König
Wladislaus IV. bei seinem Gute Gurschen 1044 die Stadt Schlicht ingsheim
und in derselben im nächsten Jahre ein evangelisches Pfarrspiel.
J. G. UoberfoM, Nachrichten ül«-r die evangelische Kirche in Sehliehtingsheim. '1896.
Evangelische Pfarrkirche.
Patron: der Besitzer von Gurschen.
Die Kirche ist. noch die ursprüngliche, ein kreuzförmiger Fachwerkbau,
dessen Kreuzarme wie der gegen Osten gerichtete Altarraum fünfseitig ge-
schlossen sind. Ueber der Westseite ein Türmchen. Die Kanzel steht am
nordöstlichen Vierungspfeiler. Ihr gegenüber sind im Schiffe und in den
Kreuzarmen Emporen angelegt, welche jedoch, um einen gröfseren Mittelraum
zu lassen, die Kreuzarme nicht ganz ausfüllen. Das sonst, anspruchslose
Innere gewinnt durch die alte Ausstattung und eine grol'so Zahl von Bildern
und Denktafeln ein geschichtliches Interesse.
"Wandgrab für Samuel v. Schlichting t 1701, mit seinem gemalten,
von mythologischen Gipsfiguren umgebenen Bildnisse, an der Nordwand
des Altarraumcs.
202
Kreis Frnustadt.
Drei silberne Kelche: 1) 1G66, Spätrenaissance, ohne Stempel.
2) Spätrenaissance, mit einem Schliehtingschen Heiratswappen, dem
Stempel von Fraustadt und einem unklaren Meisterstempel (Stern?).
3) Tu reichen Rokokoformen, zum Teil vergoldet, 1751. Drei Stempel,
Breslauer Jokanneskopf, Jahresbuchstabe (Roscnbcrg No. 449) und IGS. Dazu
die Patene.
Silberne Patene, Stempel der Stadt Glogau (Rabe auf einem Zweige
sitzend, darunter die Zahl 12) und Meisterstempel EL.
Oblate n büchsc, elliptisch, aus Silber, prächtig getrieben, auf dem
Deckel Früchte, an den Seiten Akanthusranken. Breslauer Stempel W (Rosen-
l>erg No. 444) und Meisterstempel AS. Um 1700.
Schüssel aus getriebenem Silber. Zwei Stempel, Breslauer Johannes-
kopf und Meisterstempel TS (Rosfnberg No. 477).
Kruzifix, Silber, zum Teil vergoldet, 28 cm hoch, 1705, am Fufse ein
kleines Relief der Grablegung Christi sowie graviertes Oniamentwerk. Stempel
von Augsburg und MH.
Fünf kleino Messingkronleuchter, 17. — 18. Jahrhundert.
Die drei Glocken (Ueberfeld S. 2t») sind unter einem besonderen Gehäuse
aufgehängt. Die gröfste derselben, vom Jahre 1758, im Durchmesser 1,03 m
breit, trägt die Inschrift des Lissaer Glockengiefsers:
Me refudit Stephanus Werner.
Tillendorf, Dorf 5 km westlich von Fraustadt.
Katholische Kirche zur Geburt S. Mariä, ehemals Pfarrkirche, jetzt
der Pfarrei Lissen einverleibt.
Patron: «1er Besitzer von Grofs - Lia**>n und Grofs- Tillendorf.
Einschiffiger, spätgotischer Steinbau aus Granitfindlingen, von ähn-
licher Ausführung wie die Kirche in Röhrsdorf. Der Grundrifs bildet ein
bereits ursprünglich auf eine Heizdecke angelegtes Rechteck von 6,30 m
Lichtmafs; auf der Nordseite die tonnengewölbte Sakristei. Der Westturm
jünger, aus Fachwerk, mit Brettern bekleidet.
Kronleuchter aus Messing, sechsarmig, oben der doppelköpfige deutsche
Reichsadler, unten eine Kugel. Zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts. Ge-
schenkt 1848.
Glocken: 1) 58 cm Durchmesser. Am Halse die zweizeilige Umschrift:
In dem Namen Johannes der Even gelt st (!) . Hanns Tasse, Seren, Genoth. 1551.
2) 49 cm Durchmesser, mit Rokoko-Ornament und der Inschrift:
Mein Klang ermahnt dich, o Christ, /ruh und abents, su beten, das du wacht-
sam bist. Anno fj68 die 30. Augusti. Antonius Fengler, p. I.
Ulbersdorf, Dorf 4 km Östlich von Franstadt.
Evangelische Pfarrkirche.
Das Pfarrspiel wurde 1G46 gegründet. Der alte, aus Lebmfachwerk her-
gestellte Bau war im Osten dreiseitig geschlossen, seine Decke von drei
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Tillendorf. - Ulbersdorf. — Zedlitz.
203
schlichten Holzsäulen gestützt; er wurde 1894 abgebrochen und unter Be-
nutzung einiger Stücke der alten Ausstattung durch einen Ziegelbau ersetzt.
B. G. Anders, Kur/.gefitfste historische Nachricht von der evangelisch-lutherischen Kirche
zu Ulbersdorf bei Fraustadt in Südpreufsen. Lissa 1796.
Kelch aus vergoldetem Silber, barock.
Oblatenbüchse aus getriebenem Silber, 18. Jahrhundert. Drei Stempel,
Breslauer Johanneskopf, daneben C, Meisterstempel OFT.
Kronleuchter aus Schmiedeeisen, kegelartig, die Wandung aus durch-
lochtem Stabwerk, 17. — 18. Jahrhundert.
Kronleuchter aus Zink, 1757 gestiftet.
Zwei Glocken, 92 und 75 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift:
Johann George Krieger goß mich in Breslau im Jar /79J.
Grabstein der Frau Ursula v. Kotwitz, der Stifterin der Kirche,
7 1G48, mit der Gestalt der Verstorbenen.
Ahl.. 138. Kirche in Zedlitz.
Zedlitz, Dorf 5 km südöstlich von Fraustadt.
Katholische Pfarrkirche, S. Johannes dorn Evangelisten geweiht.
Patrone: die Gutsherren von Obor- und Nieder-Zedlitz.
Der Ueberlieferung zufolgo soll die Kirche im Jahre 1300 gegründet
und 1310 geweiht worden sein (Korytkowski II. S. '258). Ein pOtto, plebanus de
Sedlnicz," wird in zwei Urkunden von .1333 und 1371 genannt (Cod. dipl.
No. 1123 und 1646). Im 16. und 17. Jahrhundert gehörte die Kirche den Pro-
testanten.
Einschiffiger, spätgotischer Ziegelbau (Abb. 138). Das Schiff inifst
10,25 m Breite bei 12 m Länge, der Chor 7,50 m Breite bei 9 m Länge.
Beide sind ihrer Gewölbe beraubt, doch der spitze Triumphbogen noch er-
halten. Da das Aeul'sere des Schiffes nicht nur an den Ecken der West-
front sowie in der Mitto der Nord- und der Südfront, sondern auch in der
Mitte der Westfront mit einem Strebepfeiler besetzt ist, so ist anzunehmen,
(lals ein in der Mitte des Schiffes stehender, jetzt beseitigter Pfeiler die
Gewölbe desselbon getragen habe. Der Turm wurde erst nach Vollendung
der Kirche, aber noch in spätgotischer Zeit auf der Nordseite, in der Ecke
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204
Kreis KrauMudt.
zwischen Schiff and Chor errichtet, und zwar an jener ungewohnten Stelle
jedenfalls aus dem Grunde, weil er vor der Westfront zu nahe an die noch
vorhandene Friedhofmauer herangetreten wäre. Ein Zugang zur Kirche
liegt unter dem Turme; zwei andere liegen einander gegenüber in den beiden
östlichen Feldern des Schilfes. Die Sakristei befindet sich auf der Südseite
des Chores; sie hat noch das alte Tonnengewölbe.
Abb, 13'J. Grabstein an der Kirche in Zedlitz.
Die Durchbildung beschränkt sich auf die einfachsten Formen. Die
Giebel Bind mit schlichter Abtreppung gemauert. Der Westgiebel ist völlig
si Imiucklos gelassen. Der Ostgiebel und der Turm haben teils spitz-, teils
rundbogige, ehemals geputzte Blenden. Unter der Traufe ist ringsum ein
vertiefter wagrechter Putzfries angelegt, ßesto vom alten Hauptgesimse
sind nur am Chore erhalten, eine Schicht hochkantig gestellter, gekehlter
Ziegel. Das Gewände zweier rundbogiger Nischen des Chorgiebels ist von
einem Putzstreifen mit einem Kreuzchen auf dem Scheitel umschlossen.
Mittleres Ziegelmals 20:12:8 cm. Die unteren Teile des Mauerwerks be-
stehen aus Granit fimllingen.
Auf im Jahre 1604 stattgehabte Bauarbeiten deutet eine zerstörte In-
schrift über der nördlichen Thür des Schiffes.
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Zedlitz.
205
Zwei barocke Seitenaltäre, die Rahmen der Rückwand mit vortrefflich
geschnitztem Bhunenwerk.
Aufsen am Chore zwei spätgotische Holzbildwerke, Kruzifix und
Maria, sehr verwittert.
Kasel mit stilisierter Stickerei, im Futter die Jahreszahl 1737.
Glocken: 1) 69cm Durchmesser, spätgotisch, um den Hals ein Spruchband.
2) 95 cm Durchmesser, 1715, um den Hals:
Sabbata pango, fulgura frango, fnnera plango.
Excito lentos, dissipo vcntos, paco ementos.
Am Rande: Gos mich Christian Demminger von Liegnitz.
Spätgotischer Grabstein (Abb. 1.19), aufsen vor der vormauerten süd-
lichen Thür des Schiffes aufgestellt, ehemals am nördlichen Pfeiler des Chor-
bogens. Ein Ritter in Plattenrüstung, auf seiner Brust ein unbekanntes
Wappenschild, in fast vollem Hochrelief dargestellt. Auf dem Rande eine
deutsche Umschrift:
Nach gotis gebort APCCCC unde in deme XL VIII jore OlI'V • • •
Die Buchstaben ehemals mit schwarzem Harze gefüllt. Höhe des Steines
1,77 m, Breite 0,95 m.
Das Bruchstück eines anderen spätgotischen Grabsteines mit geritzter
Zeichnung und ausgelegter Umschrift im Fulsboden vor der Turmthür.
27"
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KREIS LISSA
Golem bitZ, Dorf 8kin nördlich von Lissa.
Katholische Pfarrkirche S. Nikolaus.
1447 gegründet, 1686" als Holzbau, 1814 als geputzter Ziegelbau erneuert
(Korytkowski II, S. 207).
Silberne, teilweis vergoldete Monstranz, Spitzbau, Mitto des 17. Jahr-
hunderts. Auf dem in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erneuerten
Fulse die Stempel der Stadt Lissa und des Meisters SO.
Glocke, 80cm Durchmesser, am Rande:
Me fecü Erdmann Kalliefe Lessnae anno fjS8.
Eine kleinere Glocke spätgotisch, um den Hals ein Schriftband.
Klink d « polnisch Kqkolewo, Dorf 8 km östlich von Lissa, Station
der Eisenbahn Lissa- Ostrowo.
Katholische Pfarrkirche Allerheiligen.
Die Kirche wurde 1501 als ein spätgotischer Ziegelbau errichtet (Korvt-
W.-ki II, S. 209), dessen einfac h rechteckige Anlage in don heutigen Umfassungs-
mauern und Eckstrebepfeilern noch erkennbar ist. Ihre gegenwärtige Ge-
stalt erhielt sie am Schlüsse des 18. Jahrhunderts. Das Innere wurdo mit
zwei Stutzkuppeln überwölbt, auf der Ostseite eine Sakristei und auf der
Westseite, inschriftlich 1797, ein Turm mit obeliskartigem Helme angefügt.
Silberne Monstranz vom Anfange des 18. Jahrhunderts. Stempel der
Stadt Breslau {Johanneskopf), daneben E und K.
Kol eh aus vergoldetem Silber, Renaissance.
Kasel, aus golddurchwirkten Seidenpässen hergestellt, 1801 geschenkt.
LafSWitZ, Dorf ti km westlich von Lissa.
Evangelische Pfarrkirche.
Pfarrer des Ortes werden urkundlich 1333 und 1371 genannt (Cod. dipt.
N'o. 112JJ und 1646). 1514 wurde die Kirche der Lissaer Pfarrkirche einverleibt.
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Golembitz. — Kankel. — Lafswitz. — Alt-Laube. — Lissa.
207
Um die Mitte des 16. Jahrhunderts wurde das Dorf von böhmischen Brüdern
neu besiedelt. Diese nahmen die Kirche in Besitz, verloren sie aber 1 üf>2
und erriehteten danach 1668 den bestehenden Fachwerkbau (St. A. iWn. Dep.
Lafnwitz und Visitationen der kath. Pfarrkiriho in Li**»).
Kolch aus getriebenem Silber, 1636.
Silberne Oblatenbüchse, Stempel der Stadt Lissa und des Meisters SO.
Ziunsehüssel mit Gravierungen (Storch). Von den Stempeln erkenn-
bar ein Adler, auf dessen Brust W, und IFB über einem Pelikane.
Kleiner Messing-Kronleuchter, 1683.
Zinnerne Taufschüssel von 1560 und hölzernes Taufbecken von
1663 im Provinzial-Museum zu Posen.
Alt-Lailbe, Dorf 10 km westlich von Lissa.
Katholische Pfarrkirche S. Martin.
Patron: dio Gutdicrrscliaft.
Die Kirche war ursprünglich ein spätgotischer Ziegelbau, bestehend aus
einem Schiffe, einem geradlinig geschlossenen ('höre und einer auf dessen
Nordseite gelegenen Sakristei. Da nur die Ecken des Chores mit Strebe-
pfeilern besetzt sind, so mag nur dieser in Stein gewölbt und das Schilf von
je her mit Holz überdeckt gewesen sein. Die alte, tonnengewölbte Sakristei
wurde kürzlich durch eine neue ersetzt. Alt ist noch, wenngleich überputzt,
der Chorgiebel, welcher, wie auch der Ostgiebel der Schilfes, nach Schichten
abgetreppt ist. Mit der Einführung der Reformation wurde die Kirche pro-
testantisch, in den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts aber dem katholischen
Gottesdienste ziirückgegeben. Im Laufe des 17. oder IS. .Jahrhunderts wurde
sie auf der Westseite verlängert, mit einem Turme versehen und neu aus-
gebaut.
Maria mit dem Kinde, sitzend, spätgotische Holzgruppe, übertüncht.
Kruzifix im Chore, Holz, 16. — 1 7. Jahrhundert.
Triumphbalken mit der Kreuzigungsgruppe, 1 7. Jahrhundert, in dem
halbkreisförmigen, vermutlich damals neugestalteten Chorbogen.
Monstranz aus vergoldetem Silber, in guten Rokokotonnen, (56 cm
hoch. Stempel der Stadt Augsburg mit X (1 757— 175!)) und des Gold-
schmieds Joseph Tobias Hezebik (Ro>enber<i N.>. 377}.
Kelche aus vergoldetem Silber:
1) Rokoko, Stempel der Stadt Breslau, Marke L, Meisterst enipel GAW.
2) Einfach, 1764. Stempel der Stadt Lissa und Meist erst enipel HC.
LiSSa, polnisch Leszno, Kreishanptstadt, Knotenpunkt der Eisen-
bahnen nach Posen, Breslau, Glogan, Bentschen. Jarotschin und Ostrowo.
Der Grundherr Graf Raphael Leszczynski erhob im Jahre 1547 mit
Genehmigung Königs Sigismund I. das Dorf Lissa — damals Liesno, aber
bereits 1561 mit dem heutigen deutschen Namen geschrieben zur Stadt
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Kreis Lissa.
nach magdeburgischem Rechte. Zahlreiche der evangelischen Deutschen,
welche unter den Drangsalen der Religionskriege ihre Heimat verliefsen und
sich nach Polen wandten, machten sich in der neuen Stadt ansässig. Nament-
lich wurde dieselbe ein Sammelort für die Anhänger der Unität der böhmi-
schen Brüder; hier wirkte Arnos Oomenius mit einigen Unterbrechungen von
1628 bis 1(556 als Rektor der Lateinschule und Senior der Unitätsgemeinde.
Die Familie Leszczynski, welche sich der Unität angeschlossen hatte, trat
um das Jahr 1652 zur katholischen Lehre zurück, liefs jedoch den Evan-
gelischen ihre Freiheiten. Von den beiden schwedisch -polnischen Kriegen
wurde die Stadt, auf der Seite der Schweden stehend, wiederholt unmittelbar
getroffen. Nach dem Sturze des Königs Stanislaus Leszczynski kam sie
durch Kauf 1737 an die Familie Sutkowski. 1767 und 17<M) wurde sie durch
Brand verheert.
Comenius, Lesnao excidium, anno 1650 in Aprili factum, fide historica narrutiiin. Amster-
dam 1650. Neudruck, Lissa 1894, Beilage zum Programm des Königlichen Gym-
nasiums zu Lissa i. P. 4°.
E. Pflug, Das Wichtigste und Merkwürdigste aus der Geschichte der Stadt Lissa von
ihrer Entstehung bis zum Brande 1790. Provinzial-BIätter für das Grofsherzogtum
Posen. Posen 184(5. S. 82 und 169.
A. Ziegler, Zur dreihundertjfthrigen Jubelfeier der ehemaligen Schule, des nachherigen
Gymnasiums der reformierton Brüder-Unität, jetzigen Königlichen Gymnasiums zu
Lissa. Beiträge zur älteren Geschichte des Gymnasiums. Lissa 1855. 4°.
Wuttke, S. 354 ff.
St. Karwowski, Kroniku mia.sta Leszim. Posen 1877.
J. Kvacsala, Des Comenius Aufenthalt in Lissa. Z. H. Ges. VIII, S. 1.
Beschreibung der Stadt bei v. Holsehe, West-, Süd- und Nen-Ostpreufsen II, S. 272.
Kleine Ansicht der Stadt vor dem Brande 1790. Beschreibung von Südpreufson und
Neu-Ostpreufsen, Tafel VII.
Das 17. und 18. Jahrhundert sahen in Lissa eine rege Bauthätigkeit; es
folgten teils nach, teils neben einander die Bauten der reformierten, der
katholischen und der lutherischen Pfarrkirche, ferner des Rathauses und im
benachbarten Reisen der Bau des Schlosses. Dabei erfreute sich das Kunst-
handwerk einer regen Pflege, wie innerhalb des Posener Landes nur
wieder in Posen und in Fraustadt. Erzeugnisse der Lissaer Werk-
stätten sind nicht nur in der Stadt, sondern im Lande überhaupt
sehr verbreitet, namentlich Glocken sowie Silber- und Zinnarbeiten.
, .', ' Der städtische Stempel der letzteren zeigt das Wappen der Stadt
(Abb. 140), welches in zwei senkrechte Hälften geteilt ist, rechts
einen halben Stierkopf mit einem Ringe durch die Nase (Wieuiawa, Ab-
zeichen der Familie Leszczynski), links ein Beil (Topor). Vgl. Band I, Ver-
zeichnis der Künstler.
Lissa hatte eine Befestigung mit Erdwällen und Gräben, welche auf der
Nordseite auch das Schlofs, jetzt Landgericht, umzogen und erst in neuerer
Zeit eingeebnet und zu Spazierwegon timgewandelt wurden.
Drei Pläne der Stadt aus dem Jahre 1797 im Mafsstabo 1 : 1500, St. A. Posen, Plan-
sammlung No. 99, 140 und 194; ein vierter im Besitze des Lissaer Magistrats. Aus
dem Jahre 1737 in etwa« kleinerem Mafsstabe, St. A. Posen, Plansaramlung No. 67.
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Lissa.
200
'"Katholische Pfarrkirche 8. Nikolaus.
Patron: der Besitzer der LUsaer Güter.
Nach einer 1636 gehaltenen Predigt des Arnos Comenius bestand die
Kin-he schon 1450 (Karwowski S. 91). Um das Jahr 1555 gelangte sie bei dem
Uebertritte der Familie Leszczynski zum Protestantismus in den Besitz der
[tWtj > I I I [ I I I t | I ( I I | > 4 I I I
Abb. 141 — 142. Katholische Pfarrkirche in Lissa.
böhmischen Brüder, welche sie laut einer Urkunde des katholischen Pfarr-
archivs vom Jahre 1660 erweiterten. 1652 wurde die Kirche den Katholiken
zurückgegeben; da jedoch die katholische Gemeinde in Lissa zu jener Zeit
nur klein war, so befand sich die Kirche, nachdem sie im ersten schwedi-
schen Kriege abgebrannt war, noch 1685, wie die damalige Visitation besagt,
210
Kreil Lissa.
in sehr vernachlässigtem Zustande. Bald danach scheint Boguslaus Lesz-
c/.ynski. Bischof von Luck (1088 — Ol), den Bau der heutigen Kirche bewirkt
zu haben, wie einerseits die Verwandtschaft derselben mit der 1651 begonnenen
und ltJOti geweihten Klosterkirche zu Priment, andererseits das an der Orgel-
bühne angebrachte Leszczyuskische Wappen mit der Bischofsmitra vermuten
Abb. 143. Katholische Pfarrkirche in Lissa. Wandgrab.
lassen. Die Visitationen von 1710 and 1 737 beschreiben die Kirche im
wesentlichen in ihrem gegenwärtigen Zustande.
Die als l'utzbau hergestellte, drei schilfige Hallenkirche (Abb. 141 — 144
hat ein im lichten 19 m breites, drei jochiges Langhaus, welches von Tonnen-
gewölben mit Stichkappcn ttberdecki wird. Der quadratische Chor hat eine
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Lissa.
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Zwiekelknppel. In die mit Sttitzkappen überdeckten Abseiten des Chores
sind bis EU halber Höhe zwei Sakristeien eingebaut. Da die Seitenschiffe
nur schmal sind, so gewinnt das Innere eine einheitliche, durch glückliche
Verhältnisse und gefalliges Schmuckwerk gesteigerte Wirkung. Mittelschiff
nnd Chor haben ein über die Seitenschiffe erhöhtes, von besonderen Mauern
Abb. 114. Katholische Pfarrkirche in 'Lissa. Inneres.
getragenes Dach. An der Westfront steigen zwei Türme auf, deren Helme
wie auch das Kirchendach der grofse Stadtbrand im Jahre 1790 zerstörte
(Nachricht im Tauf buche); bei der Wiederherstellung erhielten die Türme niedrige
Hauben und wurden die Dächer der Seitenschiffe steiler als ursprünglich
gelegt.
28
212
Kreis Lissa.
Die Kirche ist kein einheitlich entstandener Bau wie die ihr verwandte
Kirche in Priment. Der östliche Abseid ufs mag nach dem Vorbilde der
letzteren ursprünglich reicher geplant gewesen sein. Naeh Vollendung der drei
Joche des Langhauses scheinen die Arbeiten eine vielleicht durch den Tod des
Bischofs Boguslaus veranlafste Unterbrechung und der Grundrifs der Kirche
in den östlichen Teilen eine Vereinfachung erfahren zu haben. Die Seiten-
schiffe sind am westlichen Ende mit Schneckengiebeln abgeschlossen, ver-
mutlich in der Absicht, die oberen Geschosse der Türme fortzulassen; doch
kehrte man hier bald wieder zum alten Plane zurück, und in den Visitationen
von 1719 und 17.-57 finden die Türme ausdrückliche Erwähnung.
Gemeinsam mit der Ausführung des Bauwerks entstanden die beiden
Wandgräber am Ostendo der Seitenschiffe sowie das Denkmal des Johannes
von Nepomuk am östlichen Pfeiler der Südseite des Mittelschiffes, alle drei
aus Stuck modelliert Abb. 143 — 144). Die beiden Grabinäler entbehren der
Inschriften; doch schwebt über beiden das Wappen der Grafen Leszczynski
und ist das nördliche Grab durch die Bischofsmitra über dem Wappen so-
wie durch Figuren mit geistlichen, das südliche Grab durch Figuren mit
weltlichen Attributen ausgezeichnet. Im Einklänge damit nennt der Visi-
tationsbericht von 1737 die beiden Gräber als diejenigen des Bischofs
Boguslaus Leszczynski, des mutinal'slichen Erbauers der Kirche, f 1G91, und
seines Bruders, des Schatzkämmerers Raphael, Vaters des Königs Stanislaus
Leszczynski, f 1703 (Herharz |n»]ski VI, S. 77—78); ihre Leichname wurden bei
einer Oeffnung der Gräber im Jahre 1888 noch vorgefunden.
Auch der Hochaltar, die Nebenaltäre und die Kanzel waren 1737
beendet und scheinen bis auf den ersteren die alten geblieben zu sein.
Dieser wurde 1744 im Auftrage des Alexander Joseph Sulkowski durch den
Bildhauer Stühl erneuert (EhrenWff, Geschichte der Kunst, S. 13.S. Visitation von 1778);
grölser als der ursprüngliche Hochaltar, in Stuckmarmor hergestellt, zeigt er
links und rechts die Wappen des Stifters und seiner Gemahlin. Die übrigen
Altäre an den Langseiten und den Pfeilern sowie die Kanzel sind aus Holz
geschnitzt. Letztere, an dem östlichen Pfeiler der Nordseite, hat einen turm-
artigen Schalldeckel mit den Figuren Christi, Mariä, Johannes des Täufers,
der Evangelisten und der Kirchenväter.
Monstranz aus vergoldetem Silber, dreitürmiger Spitzbau, 95cm hoch,
17. Jahrhundert.
Sieben Kelche aus vergoldetem Silber, 17.— 18. Jahrhundert. Der
älteste, lf>18 geschenkt, mit ornamentalen Gravierungen. Ein einfacher aus
dem 18. Jahrhundert mit dem Stempel der Stadt Lissa und dem Meister-
stempel HC. Ein dritter von 1729 aus der aufgehobenen katholischen
Kirche in Laiswitz.
Speisekelch aus vergoldetem Silber, mit Filigran überzogen und mit
Edelsteinen besetzt, mit dem Deckel 44 cm hoch. Stempel der Stadt Glogau
und Moisterstempel IS.
Reliquiar aus vergoldetem Silber, Kapsel auf vierseitigem Fufse,
barock, 23,5 cm hoch.
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Li!.*».
213
Grofse ewige Lampe, Silber, Anfang des 18. Jahrhunderts. Eine
kleinere sowie ein Rauehfafs aus derselben Zeit.
Verschiedene einfache Zinnie uchter aus dem 18. Jahrhundert, einige
mit den Jahreszahlen 1728, 1739 und 1783.
Glocke, 83 cm Durchmesser, 1504 gegossen, am Halse zwischen doppel-
ten Riemchen die Umschrift:
O rex glort'e veni cum pace. MCCCCCIIIL
In der Sakristei drei gleichartige silberne Blech tu fein, von den Särgen
dreier in der Kirche beigesetzter Angehöriger der Familie Leszczynski, welche
den Inschriften zufolge 1682 neu beigesetzt worden waren.
Al.b. 146. Evangelische S. Johannes-Kirche in Lissa.
Evangelische S. Johannes-Kirche, Pfarrkirche der ehemaligen Gemeinde
der böhmischen Brüder, welche sich 18.'J7 der Union anschlofs.
Die Baulasten trägt die Gemeinde.
Laut der Inschrift über dem Haupteiligauge:
Aedes sacratas coetits Christi Lcsnensis confessioms Bohcmiensis fundavit
anno MDCLII, erexit MDCLIII, exornavit MDCLIW
wurde der Grundstein zur Kirche nach der Entziehung der mittelalterlichen
Pfarrkirche 1052 gelegt, der Ruhbau 1053 und der Ausbau 1054 bewirkt.
Die Jahreszahl 1053 kehrt auch auf der an einem der südlichen Strebepfeiler
angebrachten Sonnenuhr wieder. Zu umfangreichen Wiederherstellungs-
arbeiten wurde man nac h der Einäscherung der Stadt durch die Russen 1707
benötigt.
Schiedowitz, Geschichte der evangelischen Johannes-Kirche in Lissa. 1839. Handschrift
im Pfnrrarchive.
Die Kirche (Abb. 145) ist ein ein schilfiger Ziegelbau von 10 m Spann-
weite, gegen Osten gerichtet und dort fünfseitig geschlossen, mit einem
hölzernen Tonnengewölbe überdeckt. Der Westfront ist ein schlanker qua-
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Kreis Lissa.
dratischer Turm vorgelegt. Sein oberstes, mit einer gemauerten Brüstung
abgeschlossenes Geschofs hat auf jeder Seite zwei gröfsere, gepaarte Fenster,
welche mit einem gedrückten Rundbogen überdeckt und mit einer Fase um-
säumt sind. Der gemauerte achteckige Aufsatz trägt den zu Anfang des
l'J. Jahrhunderts erneuerten, geschweiften und durchbrochenen Kupferhelm.
Das Aeulsere der Kirche und des Turmes ist mit abgetreppten Strebepfeilern
besetzt. Auf der Nord- und auf der Südseite sind vor den Eingängen der
Langseiten Vorhallen angeordnet , auf der Nordseite aufserdem die Sakristei,
welche in einem Obergeschosse das Archiv enthält. Die Fronten bestehen
aus unverputztem, sorgfältig hergestelltem Mauerwerk, dessen Ziegel in moder-
Abll. 116. Kelche der .T.>li:eim>>-Kiivli«> in Lit.su.
nein Verbände liegen und mit geringen Schwankungen 27 : 12 : 7 cm messen.
Alle Einzelheiten sind schlicht behandelt. Der Sockel ist mit einer über die
Mauerflucht vortretenden Schrägschicht abgedeckt. Die Fenster sind rund-
bogig, von einem gemauerten Pfosten geteilt, ihre Leibungen geputzt. Auch
das Hauptgesims und die Umrahmung der Thüren der beiden Vorhallen sind
geputzt.
Die im Anfange des 18. Jahrhunderts stattgehabte Wiederherstellung
hat das Aeufsere der Kirche wenig verändert. Dagegen rührt, aus dieser
Zeit das Tonnengewölbe und der Wandschmuck des Innern her, wie die
Ornamente an der Gewölbfläche und an den Scheiteln der Fenster bekunden.
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Li-»:i.
215
ferner die die Kirche mit Ausnahme der fünfeckigen Ostseite umziehende
Empore, über welcher an der Westseite eine zweite Empore für die Orgel
angebracht ist.
Die Teilung der Langfronten in vier, durch Strebepfeiler getrennte
Joche läfst vermuten, dal's das Innere ursprünglich dreischiffig mit steinernen
Gewölben angelegt oder doch geplant gewesen sei; auf diese Teilung nimmt
das vorhandene hölzerne Tonnengewölbe keinen Bezug.
Alili. 147. Kelcli <l<»r S. Joliaiuu'x-Kirrlip in I.Usi.
Wetterfahne von ausgeschnittenem Eisenblech mit der Jahreszahl 1 *>t »7
und dem von einem doppelschwänzigen Löwen gehaltenen Stadtwappen.
Kanzel und Taufkessel aus Holz geschnitzt, erste Hälfte des 18. Jahr-
hunderts. An der Kanzel ein Stundenglas auf schmiedeeisernem Ständer.
Der Altar ist nach reformierter Weise ein schmuckloser Tisch.
Vier Kelche aus vergoldetem Sill>er, auf sechsteiligem Fufs mit Knauf:
1) 20,5 cm hoch, spätgotisch. Auf dem Fufse graviert der die Wund-
male zeigende Heiland, S. Peter und S. Paul, auf den Zwischenfeldern Mals-
werk (Abb. 146, rechts).
2) 21,5cm hoch, spätgotisch, mit Filigran überzogen (Abb. 146, in der Mitte).
21«
Kreis Lissa.
3) *19etn hoch, Renaissance, an der Sehale und dem Schafte farbiges
Schmelzwerk. Am Schafte ein Schild mit dem Opferlamme. Auf dem Fufse
eine die Bedeutung des Todes Christi erklärende lateinische Inschrift. Auf
der Unterseite die Jahreszahl 15G4 (Abb. 147).
4) 20,5 cm hoch, Spätrenaissance. Auf dem Fufse sechs Reliefe von
Scenen aus der Kindheit Christi, an der Schale quadratische Felder mit
GlasHufs (Abb. 14«, links).
Von den Paten en zeigt eine statt des Kreuzes den Heiland mit den
Leidenswerkzeugen.
Silberner Kelch mit Deckel in klassischen Formen, 1823 geschenkt.
Stempel der Stadt Lissa, daneben LT und Meisterstempel Q.
Vier silberne, teilweis vergoldete Weinkannen von einfacher Form:
1) Zwei Stück 33 cm hoch, Stempel der Stadt Lissa und $. Die eine
laut Inschrift von den „Briegischen Glaubensgenossen" 1694 geschenkt.
Dazu zwei silberne Teller mit denselben Stempeln.
2) Zwei Stück 2« cm hoch, 1088, Stempel FGH, der Stadtstempel zer-
stört; vermutlich ebenfalls in Lissa gefertigt.
Teller aus getriebenem Kupfer, 1709.
Zinnteller: 1) Zwei Stück, 1773; zwei Stempel, Stadt Lissa und ein Vogel.
2) Ohne Jahr; drei Stempel, ein Adler, auf dessen Brust "NV, Stadt
Lissa und GB über einem Pelikane.
3) Zwei Stück, 180« und 1813; zwei Stempel, Stadt Lissa und IFB
über einem Pelikane.
Taufschüssel aus Zinn, mit denselben Stempeln wie der Zinnteller 2).
Drei Messingkronleuchter, der eine, auf dessen Spitze ein auf einem
Adler reitendes Männchen, mit der Jahreszahl 1702.
Altarbehänge, 18. Jahrhundert, in verschiedener Ausführung. Blauer
Seidenstoff, das Muster durch Goldstickerei bereichert, mit den Jahreszahlen
173« und 1747. Grüner Seidenstoff, in Streifen gemustert und mit Gold-
stickerei weiter ausgeführt. Gelbe Seide mit farbiger Aufnäharbeit. "Weifse
Seide mit farbigen* Plattsticharbeit. Quadratische Filetmuster mit Leinen-
stickerei wechselnd. Silberstoff mit grofsein Goldniuster, Sterne zwischen
Akanthusblättern.
Die drei Glocken wurden nach dem 1707 stattgehabten Brande von
den Gebrüdern Sebastian und Siegmund Götz in Breslau 1714 neugegossen.
Erhalten ist aus dieser Zeit nur eine Glocke von 80cm Durchmesser, unter
deren Stiftern sich ein «, David Schultz, Hutf- und Waffenschmidt, u nennt.
Die beiden anderen Glocken wurden neuerdings umgegossen, und zwar die
grol'se, l,«f>m messende, von Karl Kalliefe in Lissa 1833; ihr Ornament be-
wegt sich noch in Rokokoformeu; der Gufs ist mangelhaft.
Zwei Grabsteine mit den Gestalten der Verstorbenen, der eine für
Sophie Bronikowska f 1«7«, der andere für einen unbekannten Adeligen.
Einige ornamentale Grabsteine aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
Auf dem benachbarten Friedhofe andere Grabsteine der letzteren Art
sowie freistehende Denkmäler, besonders in Obeliskform.
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Lissa.
217
♦Evangelische Kreuz -Kirche, Pfarrkirche der ehemaligen lutherischen
(Gemeinde.
Olm».« Patron.
Im Jahre 1635 erwirkten die Lutheraner von Graf Raphael Leszczynski
einen Schutzbrief für die Freiheit ihres Gottesdienstes und den Bau einer
Kirche; von den späteren Grundherren liefsen sie sich denselben mehrmals
bestätigen (Urkunden im Pfarrarehive). Die alte, aus Faohwerk erbaute Kirche
ging bei der Einnahme der Stadt durch die Russen 1707 zu Grunde. Rührig
sammelte man die Mittel für einen massiven Neubau, den noch bestehenden,
und forderte ihn soweit, dafs die Bibliothek über der Sakristei inschriftlich
1709 eingerichtet werden konnte; doch zog sich die Vollendung des Baues
einige Jahrzehnte hin. Der Stadtbrand 1700 zerstörte den Turmhelm sowie
die Dächer mit dem Vierungs- Türmchen und verwüstete die Kirche derartig,
dal's der Gottesdienst zeitweilig in die S. Johannes -Kirche verlegt werden
inufste. Wiederum vergingen mehrere Jahre über den Herstellungsbau, auf
welchen sich die Jahreszahl 1804 an dem nördlichen Pfeiler neben der Grgel
bezieht; die Neuweihnng fand am 9. Juni 1805 statt (St. A. Posen, Lissa C. 21).
Die Kirche (Abb. 148 — 150), der bedeutendste ältere protestantische
Kirchenbau der Provinz, bildet ein Rechteck von 24 m innerer Breite und
44 m innerer Länge, dessen Hauptachse von West nach Ost gerichtet ist und
nus dessen Langseiten zwei kurze Querflügel heraustreten. Mit Ausnahme
des Turmes haben alle Fronten sichtbares Ziegelwerk; die Kunstteile sind in
Formziegeln vorgemauert und diese mit einer zarten Putzschicht überzogen.
Im Innern wird durch sechs Pfeiler ein annähernd elliptischer Mittelraum
geschaffen, dem sich östlich die aufsen nicht sichtbare Nische für den Altar
anschliefst. Dieser sowie die am südöstlichen Vierungspfeiler aufgestellte
Kanzel und dio doppelten, nüchternen Emporen gehören dein Bau vom An-
fange des 19. Jahrhunderts an. Die Gewölbe sind aus Holz. Die Sakristei
liegt an der Südostecke, über ihr die Bibliothek. Für den Zugang der Em-
poren sind je zwei Wendeltreppen neben dem Turme und je zwei in den
beiden Kreuzarmen sowie eine der Sakristei gegenüber gelegene, vom Altare
durch eine Mauer getrennte, siebente Treppe vorgesehen.
Im Pfarrarchive befindet sich ein Entwurf zu dem vor der Westseite
stehenden Turme, welcher die Unterschrift „Carl Martin Frantz, Kögl. Poll.
Baumeister," und in der Wetterfahne des schlankeu Helmes die Jahreszahl
1743 trägt (Abb. 151). In der Ausführung wurde das Obergeschofs zweck-
mäfsig verbreitert; dasselbe ist seit der Wiederherstellung der Kirche mit
einem schlichten Pyramidendache abgedeckt.
Vier Kelche aus getriebenem und vergoldetem Silber, 17. — 18. Jahr-
hundert. Bemerkenswert :
1) 1667 geschenkt, Stadtstempel von Fraustadt und Meisterstempel MR,
2) 1753, Stadtstempel von J^issa und Meistersteinpol AAH.
Vier silberne Weinkannen, teilweis vergoldet:
1) 15,5 cm hoch, mit Buckeln besetzt, Stadtstempel von Augsburg, im
Meisterstempel ein nach rechts gewandter Schwan.
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218
Krei» Lissa.
2) 18 cm hoch, für Kranken -Kommunion. Arbeit des vorgenannten
Meisters MK aus Fraustadt.
3) 22,5 cm hoch, einlach, mit graviertem Zierrat. Stempel der Stadt
Lissa, daneben die Zahl 12, Meisterstempel ICS.
Alili. 148—149. Evangelische Kreuz-Kircho in Lissa.
4) 24,") cm hoch, der vorigen ähnlich, im Deckel eine Denkmünze auf
Georg Wilhelm, letzten Herzog von Liegnitz-Brieg f 1675. Stadtstempel von
Lissa und Meisterstempcl $.
Drei Weinkannen, Zinn. Davon zwei Stück mit drei Stempeln, einem
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Lissa.
219
Adler, auf dessen Brnst AV, Stadt Lissa, IFB über einem Pelikane. Die-
selben Stempel auf einer zinnernen Taufschüssel.
Silberne Oblatenbüchsen: 1) mit getriebenem Akanthuswerk, 1710,
Stempel von Fraustadt und Meisterstempel GZ.
2) einfach, oval. Stempel rler Stadt Lissa, 12, KS.
A.bb. 150. Evangelische Kroog-Kirche in Lissa.
Mehrere Zinnteller, einige mit dein Stempel der Stadt Lissa und dem
Meisterstempel ICK über einem Lamm mit der Kreuzfahne. Zwei Zinn-
bleche mit dem Stempel der Stadt Lissa und dem Meisterstempel IFB
über einem Pelikane.
Kruzifix und zwei Standleuchter, Zinn, nach dem Brande von 1707
geschenkt.
Zahlreiche gestickte und gewehte Altar- und Kelchdecken. Beson-
ders zn bemerken einige Kelrhdecken mit farbiger Plattstieharbeit, die älteste
Kreia Lissa.
von 16(1") mit der Anbetung der drei Könige, andere von 1732, 1739 und
1K0H. Kelchdeeke mit Kreuzstichstickerei, 17. — 18. Jahrhundert. Gewellte
Alturdccke, weift und grün, mit derselben Inschrift von 1728 und denselben
Darstellungen uns der Geschichte Christi wie die an das Provinzial-Museum
zu Posen abgegebene Altardecke der evangelischen Pfarrkirche in Zaborowo.
Al>li. IM. Kvati^fliMriiu Krcuz-Kircbe in Li.»sa.
Kutwurf zur Turmfront.
Ueber den Tinguls der (»locken schlofs man 1782 einen Vertrag mit
Karl Kalliete in Lissa im Pfamrchivi-); 186") wurden dieselben von K. Schön
in Posen von neuem umgegossen.
An der Mauer des die Kirche umschliefsenden Friedhofs zahlreiche
Grabplatten von Sandstein, 17. — 18. Jahrhundert. Die älteste für eine
1641 verstorbene Pastorentochter, mit der stehenden BeliefSgur.
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Lis«a.
221
Synagoge. Einfacher, mehrmals erneuerter, barocker Putzbau, dessen
Fronten mit toskanischen Pilastem bekleidet sind.
Kelch aus vergoldetem Silber, 1582, in einfachen Renaissanccformen,
20,") cm hoch.
Sechs Thoraschilde aus getriebenem Silber. Das iiiteste aus dem
17. Jahrhundert. Vier andere barock; auf einem derselben der Stempel der
Stadt Lissa und des Meisters IL: auf einem anderen, 1774 geschenkten
•doch älteren) Schilde die Stempel 1CS und 12, der zugehörige Lissaer Stadt-
AM». 1.V2. Ratluiu» in
Stempel vermutlich abgebrochen. Das reichste, 1744 gestiftete, in Rokoko-
formen ausgeführte und vergoldete Sehild zeigt Moses und Aaron neben den
Gesetzestafeln, umrahmt von zwei frei vortretenden Säulen, darüber eine von
zwei Löwen gehaltene Krone; als Stempel sind der Breslauer Johanneskopf,
daneben der Jahresbuchstube G und die Meistermarke 1KR eingeschlagen. Aus
dem Ende des 18. .Jahrhunderts ein Sehild mit dem Stempel der Stadt Berlin,
einem undeutlichen Jahresbm hstabeii und <lem Namenstempel (JERTZMER.
Drei grofse Thorakronen aus getriebenem Silber, barock. Davon
zwei mit dem Stempel der Stadt Lissa; die eine mit dem Meist erstempel
HC, die andere mit der Marke 12 und dem Meisterstempel ICS.
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222
Kais List».
Von den gestickten Vorhängen des Thoraschrankes EU bemerken
als der älteste und beste derjenige von 1721, mit kräftig erhabener Stickerei;
dazu der obere Ueberhang. Ein anderer Ueberhang mit gestickten Symbolen,
von 1757; der zugehörige Vorhang verloren gegangen 1 ).
Das Rathaus (Abb. 152? nimmt seinen ursprünglichen Standort auf
dem Markte ein. Einige an der Hauptfront vermauerte Inschriften beziehen
sich auf frühere Bauarbeiten, so eine mit dem Stadtwappen und der Jahres-
zahl 16.'59, eine andere mit AVappen und Namen des Schatzkämmerers Bogus-
lans Leszezynski 3 ). Seine heutige Gestalt erhielt es 1738 durch Graf Alexan-
der Joseph Sutkowski, dessen Wappen mit der genannten Jahreszahl über
dem Eingange angebracht ist. Dach und Tnrmhelm wurden 1790 beim
Stadt brande zerstört.
Barocker Pntzban, von rechteckigem Grundrisse, sieben Fensterachsen
lang und drei breit, zwei Stockwerke hoch, an den Ecken mit korinthischen
Halbsäulen besetzt. In der Mitte der nach Osten gewandten Hauptfront ein
mit drei Ordnungen bekleideter Turm, dessen hoher, geschweifter Helm eine
Wetterfahne mit der Jahreszahl 1817 trägt.
Am Markte No. 2.") und No. 29 zwei Wohnhäuser, deren Putzfrouten
die Strafse laubenartig überbauen. Die Front des ersteren zweiachsig, das
Dach durch eine Brüstung verdeckt; am Erker sowie am Gewölbe die Jahres-
zahl 1090 mit einer Hausmarke und dem Namen Abraham Keil.
AM,. 163. Kirehe in Marko.
Mlll'ke, Dorf 8 km nördlich von Lissa.
Katholische Pfarrkirche Allerheiligen.
Patron: der Staat
Spätgotischer Ziegelbau (Abb. 15.1), das Mauerwerk mit Granittiudlingen
gemischt, jetzt überputzt. Das 8 m breite und 10 m lauge Schiff wird von
zwei, in der Hauptachse stehenden Bundpfeilern geteilt, welche die unregel-
mäfsig ausgeführten Sterngewölbe tragen. Am Aeufseren entsprechen die
Strebepfeiler nicht der inneren Teilung, so dafs eine Aendemng des ursprüng-
') Die Jahreszahlen naeli der Leber.Mt7.iing des Herrn Rabbiners Dr. Bäck in Lissa.
*) Des Vaters der in der katholischen Pfankireho beigesetzten Brüder Boguslaus und
Raphael.
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Lissa. — Oporowo.
liehen Bauplanes zu vermuten ist. Ein Rundbogen trennt das Schiff von
dem geviertförmigen , mit einer Holzdecke ausgestatteten Chore. Nördlich
neben diesem liegt die mit einem Tonnengewölbe überdeckte Sakristei. Die
noch alten Fenster der Nord- und der Ostseite haben spitzbogige Gestalt
und einfache schräge Leibung. Von Kunstformen hat sieh nur der Rundstab
am Kämpfer der beiden Pfeiler, ferner der Sockel am Aeufsereu des Chores
erhalten, welcher aus viertelstabförmigen, hochkantig gesetzten Ziegeln ge-
mauert ist.
Die Kirche war bis 1595 im Besitze der Protestanten (Komkowski II, S.209).
Monstranz aus vergoldetem Silber, Rokoko, 80 cm hoch.
Drei Kelche aus vergoldetem Silber, 17. und 18. Jahrhundert.
Antependium ans geprefstem, buntem Leder, Anfang des 18. Jahr-
hunderts.
Zwei spätgotische Glocken, die eine von 04 cm Durchmesser mit der
Jahreszahl 1516, die andero von 36 cm ohne Inschrift. Im Fachwerkturme
vor der Westfront.
Zwei Grabsteine in deutscher Art, rechts und links vom Hochaltare
vermauert, für einen Ritter und einen Knaben aus der Familie Kotwitz.
Der erstere Grabstein mit zerstörter polnischer Umschrift und der Jahreszahl
1574, der andere ohne Jahresangabe, mit deutscher Inschrift und protestan-
tischen Sprüchen.
OporOWO, Dorf 19 km östlich von Lissa.
Katholische Pfarrkirche S. Maria und S. Stanislaus.
Patron: die Gatslierrscliaft.
Ein Pfarrer der Kirche wird unter einer Urkunde vom Jahre l.")78 ge-
nannt (Cod. di,>l. No. 174S).
Fachwerkbau, innen mit Bohlen bekleidet. Einschiffig, mit dreiseitig
geschlossenem Chore und einer Sakristei auf dessen Nordseite (Abb. 154).
Laut der Jahreszahl an der Westthür und der Denktafel an der Nordwaud
1640 errichtet und 1644 geweiht; 1870 unter Leitung von A. Lange in Bres-
lau neu ausgebaut. Der Chorbogen, mit Balken und Kruzifix, rundbogig,
auf vorgekragten Bohlenköpfen ruhend. Ueber der Sakristei eine Herren-
laube mit durchbrochener Brüstung. Die Dächer stehen über die Fronten
vor. Der gemauerte Turm vor der Westseite aus dem Anfange des 19. Jahr-
hunderts.
Zwei Seitenaltäre, Holz, barock.
Kronleuchter, die h. Margarete auf dem Drachen stehend, bemalte
spätgotische Holzfigur, innerhalb einer schmiedeeisernen, aus einer Messing-
krone aufsteigenden und mit Messingarmen besetzten Umrahmung des
17. Jahrhunderts. Im Sehiffe aufgehängt.
Monstranzen: 1) Spätgotisch, fünftürmiger Spitzbau, ohne den fehlen-
den Helm des Mittelturmes 1 m hoch. Silber, die zahlreichen Figürchen ver-
goldet. Der Fuls im 17. Jahrhundert erneuert.
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224
Kreis Li-aa.
•J Späti-fiiaissaiKt'. in Sonueiiform, aus vergoldetem Silber, Bl om hoch,
am Fufse der Stempel Die Umrahmung der Büchse im Anlange des
18. .Jahrhunderts erneuert.
Zwei Kelche aus getriebenem and vergoldetem Silber, 17. Jahrhundert.
An der Schale des reicheren drei Reliefe, Geifselung, Dornenkrönung und
Kreuzigung Christi; am Knaufe drei Kugelgestalten vor Musehein schwebend;
am Ful'se die Marterwerkzeuge.
AM». lf>4. IniitTo iU?r Kitvlic in <*|iori>wo.
Zwei Melskännchen aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance.
Zwei Glocken, von dem Meister der Glocke von 1539 in Chojnica,
Kreis Posen-Ost. Am Halse Umschrift zwischen Kenaissance-Ornamenten:
1) 63 cm Durehmesser:
Ave Maria graa'a pkna. . Inno domini 1540.
'J SO ein Durehmesser:
O rex g/orie rem cum pace. Ave. Anno domini MDXLVI 0S4^)-
Googl
Oporowo. — Pawlowitz. — Roisen.
225
Unbenutzte St undenglocke, am Halse die Umschrift:
Durch das Feier ich flos, Simon Koyski mich gos. Anno 164?.
Unbenutzte Wetterfahne, 1764.
Pawlowltz, Dorf 12 km östlich von Lissa, Station der Eisenbahn
Lissa -Ostrowo.
Katholische Pfarrkirche S. Nikolaus.
Patron: die Gutsherrschaft.
Geputzter Ziegelbau, einschiffig, im Osten dreiseitig geschlossen, mit
Stutzkappen gewölbt. Vor der Westfront ein Turm, an der Ostseite die
Sakristei, an den beiden Langseiten zwei symmetrische
Kapellen, alle vier mit geschweiften, kupfernen Hauben
bedeckt. Die mit Strebepfeilern besetzten Umfassungs-
mauern der Kirche, vielleicht auch des Turmes gehen
auf einen spätgotischen Ziegelbau zurück. Die gegen-
wärtige Gestalt sowie der Ausbau der Kirche stammen
von eiuer der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts statt-
gehabten Erneuerung Kn^tkow-ki II, S läfi).
Achteckiger Taufstein (Abb. 155), 1 m hoch, Sand-
stein, mit der Inschrift: M. P. /so/.
Kelche aus vergoldetem Silber. Zwei Stück Abb. 155.
barock, 27,5 cm hoch; auf dem einen der Stempel von Pawlowitz. Taufstein.
Posen (zwei Schlüssel unter einer Krone) und \VB;
der andere 1(389 geschenkt, mit dem Stempel von Lissa und $. Ein dritter
Kelch in spätem Rokoko ohne Stempel.
Kupferner Wasserbehälter in der Sakristei, 1782.
Zwei mittelgrofse Glocken, unter einem Holzgerüste, die eine ohne In-
schrift, spätgotisch, die andere mit der Umschrift:
Da paccm domine in diebus nos/ris, qttia'J. /s86.
Schloß*. Putzbau vom Ende des 18. Jahrhunderts, mit den beiden
Nebengebäuden vor der Haupt front durch viertelkreisförmig geführte Bogeu-
reihen verbunden. Das Innere im Laufe der ersten Hälfte des 19. .Jahr-
hunderts in edlem Gesehmacke ausgebaut.
Reiseil, polnisch Rydzyna, Stadt 9 km südöstlich von Lissa, Station
der Eisoubahu Posen-Breslau.
Reisen, eine adelige Stadt, erhielt im Mittelalter deutsches Recht. Ur-
sprünglich der Eamilie Rydzynski gehörig, ging es im 17. Jahrhundert an die
Grafen Leszczynski, 17:57 an die Grafen, späteren Fürsten Sulkowski über.
Pläne der Stadt und den ScMoMM, um 1740 und 17'.»l aufgenommen. St. A. Posen,
Planfammlung No. 189 und 31.
') Antiphona pro pacc. Der Schlußsatz ist zu ergänzen: tjuia tum est slius, <pii pugtttf
pro nubis, nisi tu deus noster.
220 Kreis Lissa.
Katholische Pfarrkirche S. Stanislaus.
Patron: der Hesitzer «l.r Herrschaft R«isi»i>.
Die bestehende Kirche wurde nach Abbruch einer älteren im Jahre
1742 von Alexander Joseph Sulkowski errichtet und 1783 von seinem Sohne
August neu ausgebaut.
Geputzter Ziegelbau, aufsen von einfach rechteckiger Gestalt, gegen
Nordosten gerichtet, vor der Südwestfront ein quadratischer Turm mit an-
sprechender Haube aus getriebenem Kupfer. Ueber dAm Eingange das Sul-
kowskiseho Wappen. Das mit zwei Stutzkappen überwölbte Innere ist der
katholischen Pfarrkirche in Bentschen verwandt. Die nach innen vortreten-
den, mit Altären besetzten Pfeiler schlief sen auf jeder Seite zwei tiefe
Nischen ein; die beiden Pfeiler vor der Chornische sind diagonal abgeschrägt.
Auf der Nordseite des Chores ist eine Sakristei, auf der Südseite eine Laube
für die Herrschaft, über beiden sind Emporen angelegt. Die Altäre sind in
die Struktur des Baues eingezogen ; die Einzelformen stehen auf dem Ueber-
gange vom Rokoko zum Klassizismus. Innere Weite der Umfassungsmauern
10,75 m. Ueber der Sakristeithür die teilweis zerstörte Inschrift:
Deo optimo maximo. Anno dotntni MDCCXLII magnißcam dontum hatte
drvo Stanislao episcopo et martyri dicatam Alexander Josephus Sulkowski,
prineeps sacri Roma tri imperii, dux Biel f cz Jetisis exerit. Quae multa suppfe]-
dita[ntis] magni patris magno filio . . . Augusto Sulkowski, palatino Posnaniae,
scholarum Piarum hoc loci fundatore, . . . uro a/lario et sculptoria eleganlissi-
mam intro itiduit faciem anno domini MDCCLXXXV in VI.
Zwei Beichtstühle, Rokoko.
Tabernakel des Hochaltares, Silber, Rokoko.
Monstranz aus vergoldetem Silber, Rokoko, 53 cm hoch. Stempel der
Stadt Breslau (Johanneskopf'), D und Meisterstempel NO.
Kelche aus vergoldetem Silber: 1) 20 cm hoch, 17. Jahrhundert.
2j 29 cm hoch, 1090 geschenkt, l\) 24 cm hoch, einfach, 18. Jahrhundert,
Stempel der Stadt Lissa und Meisterstempel HC.
Becher aus vergoldetem Silber, russische Arbeit, 15,5 cm hoch, die
Schale mit Schmelzwerk überfangen, innerhalb desselben vier bemalte Por-
zellanschilde. Am Rande eine kirchcnslavischc Umschrift. Vier Stempel:
S.Georg zu Pferde, CIIK, AOII, 1782 CB.
Paeifiealo: 1) Aus vergoldetem Silber, 27 cm hoch: der sechsteilige
Fufs mit Knauf von einem spätgotischen Kelche; die sonnenförmige Um-
rahmung der Reliquie und die Figuren der S. Maria und des S. Stanislaus
aus der Spätrenaissance.
2) Silber, 42 cm hoch, Mitte des 18. Jahrhunderts, Stempel der Stadt
Lissa und Meisterstempel HC.
:\) Aus vergoldetem Kupfer, 40 cm hoch, dem vorigen ähnlich, vermut-
lich von demselben Meister.
Sechs Altarleuchtor aus gegossenem Silber, 60 cm hoch, Mitte des
18. Jahrhunderts. Dazu ein Kreuz in denselben Formen aus Messingguss.
Silberne ewige Lampe, barock.
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Reisen.
227
"Weihwassergefäfs, Kupfer, eimerartig, mit eingegrabenen Ornamenten,
18. Jahrhundert.
Unter den Priestergewändem eine Kasel und zwei Stolabänder von
rotem Sammet, 15. — 16. Jahrhundert. Zahlreiche Stücke aus dem 17.— 18.
Jahrhundert.
W " ■ ■ i ■ ■ ■ ■ I f 4 — — I
Abb. 15«. Schlots Reisen.
Glocken: 1) 71 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift:
Laudate dominum omnes gentes. Christian Uampel me fecit ijtj.
2) 1,13 cm Durchmesser, 1751 gegossen. Am Halse:
Goß mich Stephan Werner in Lissa.
In der Ansicht das Wappen Sutkowski mit der Inschrift:
Pius ecclesiae S. Stanislai Rydzynensis fitndator, illustr. comes Alexander
Josephus Sulkowski , primus ex Sulkoviis in Lessno haeres, ^finita ecclesiae
magnifica struetura et per/ecto interna splendore ultimum hoc decoris opus
fieri curavit MDCCLI.
3) 90cm Durchmesser, am Halse:
Divo Josepho Calasauctio'J dicatam fecit Er d mann Kallic/e
anno domini 1702 Lesnae.
•) Joseph vou Calasanza, Stifter des Piaristen-Ordens. f 1G48, heilig gesprochen 1767. Di.-
Schule der Piaristen in Reken findet in der Ilauiusehrift S. 226 Erwähnung.
30
Kreis Lissa.
Spätgotischer Grabstein hinter dorn Hochaltare, einen Rydzynski dar-
stellend, welcher, mit dem Mantel angethan und auf einem Löwen stehend,
in der Rechten ein Schwert, in der Linken einen Schild mit dem "Wappen
Wierzbno hält. Auf dem Bande eine Umschrift. Uebertüneht, l,5;lm breit
und ohne den fortgeschlagenen oberen Band 2,.'i0 m hoch.
Evangelische Pfarrkirche.
Die Gemeinde wurde 177t» von der Pfarrei Zaborowo abgezweigt.
Ziegelbau von 1784 mit unverputzten Fronten, vor der Hauptfront ein Turin.
In dem mit Holzdecken überspannten Innern elliptische Emporen; dem Ein-
lange gegenüber die aufsen nicht sichtbare Altarnische.
Abb. 157. Schlafs ReiMB.
Kleiner Kronleuchter aus Messing, oben ein fliegender Adler, 18. Jahr-
hundert.
Weinkanne, Zinn, isfrj. St einpel der Stadt Lissa und IEH über
einem Pelikane.
Die beiden grofsen ({locken wurden von August Kalliefe in Lissa
18. r >f> umgegossen.
Rathans an der Westseite de« Marktes, geputzte Giebelfrout, darüber
ein Turm mit Wetterfahne von 17.">l'.
Auf dem Markte Denkmal in Obeliskfonn, Maria zwischen Gottvater
und Christus. Sandstein, Rokoko.
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Reisen.
229
*Schlofs.
Boitzer: Fürst Stilkowski.
Nachdem Alexander Joseph Sulkowski 1737 die Herrschaft Kelsen er-
worben hatte, begann er einen Neubau oder durchgreifenden Umbau des
Schlosses, welcher 1750 im wesentlichen zum Abschluß gelangte. Beide
Jahreszahlen stehen auf den im Rokokostile gehaltenen Pfeilern vor dem
Haupt eingange.
Das Schlofs (Abb. 156 — 158) bildet ein drei Stockwerke hohes Viereck
von 45 : 4H m, welches an den Ecken mit turmartigen Risaliten besetzt ist und
im Innern einen Hof umschließt. Die Fronten sind in Putz unter mäf'siger
Verwendung von Sandstein ausgeführt und wirken mehr durch ihre Massen als
Abb. 158. Schlofs Etelsen,
durch ihre kleinlichen, auf dem üebergango vom Barock zum Rokoko stehen-
den Einzelformen. Tu der Mitte der nach Nordwesten mach Lissa) gewandten
Hauptfront liegt das grofse mit dem Sulkowskischen Wappen geschmückte
Treppenhaus; die nordöstliche und die südwestliche Front haben breite Mittel-
risalite, von denen das der letzteren bogenförmig, dem elliptischen Grund-
risse der inneren Säle entsprechend, vortritt. Die an der Hauptfront ge-
legenen Säle des zweiten Stockwerks haben eine bevorzugte Ausstattung er-
halten. Die beiden, vom Treppenhause nach links gelegenen Säle sowie der
benachbarte Theatersaal an der nordöstlichen Front haben (üpsdecken, deren
kräftiges Blattwerk auf einen gemeinsamen Künstler zurückgeht. Einem
anderen Künstler gehören die gefälligen (üpsdecken in den beiden Sälen rechter
Hand an: die erste zeigt ein reiches Laubwerk, in den Ecken die Figuren
:io*
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21)0
Kreis Lissn.
der vier Jahreszeiten, dazwischen die gemalten Bilder der vier Weltteile; die
zweite Decke zeigt allerhand Seetiere nnd -pflanzen. Diesen beiden Sälen
schliefst sich in der Achse der südwestlichen Front ein grofser rechteckiger,
an der Fensterseite sich elliptisch erweiternder Saal an, dessen Formgebung
mit den korinthischen Wandsäulen bereits zum klassizistischen Stile über-
leitet, Die Wände der Säle sind teils mit farbigem Stuckmarmor überzogen,
teils waren sie ehemals mit Wandteppichen bekleidet.
Das Schlofs ist mit einem Wassergraben umgeben. Jenseits desselben
liegen an dem nachbogig abgerundeten Platze vor der Hauptfront, längs der
Strafse nach Lissa sich fortsetzend, zwei symmetrische Nebengebäude mit
klassizistischen Fronten. In dem Garten des westlichen dieser beiden Ge-
bäude steht ein aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammendes, aus
Sandstein hergestelltes Standbild eines Reiters, vor dessen aufspringendem
Pferde ein Türke kniet. Ein drittes Gebäude in der Art der ebengeuannten
liegt vor der Südwestseite des Schlosses.
Auf wen der Entwurf des Schlosses zurückgeht, ist nicht überliefert.
Als Architekten werden seit 1742 Karl Martin Frautz, seit 1766 Ignatz Graff
genannt ; auch die unter ihnen arbeitenden Künstler und Werkmeister waren
Deutsche, meist Schlesier.
H. Elirenltern, Geschieht« der Kunst im Gebiete der Provinz Posen, S. 135 ff., nach Akten-
stücken des Fürstlich Suikowskischen Frnnilionarchiv» in Reisen.
Retschke, Dorf 12 km nordöstlich von Lissa.
Katholische Pfarrkirche zur Himmelfahrt S. Mariä.
Im Mittelalter gegründet. Fachwerkbau von 1775 (Korjtkowaki II, S.207),
einschiffig mit Turm, über dem Hauptaltare unter Benutzung der dreiseitig
gebrochenen Ostwand kuppelartig erhöht.
Hoher Taufkessel, aus Holz geschnitzt, barock, auf dem Deckel die
Taufe Christi.
Monstranz aus getriebenem Silber, einfach barock, erste Hälfte des
18. Jahrhunderts. Drei Stempel, Stadt Lissa, 12 und ICS.
ScllWetzkaU, polnisch Swieciechowa, Stadt 6 km westlich von
Lissa, gehörte ehemals dem Kloster Lubin und erhielt von diesem 1277 mit
Erlaubnis des Herzogs deutsches Stadtrecht.
Katholische Pfarrkirche.
Putron: der Stsiut.
Ein Pfarrer der Kirche wird urkundlich 1333 genannt (Cod. dipl. No. 1123).
Von dem lf>!>8 geweihten, spätestgotischen Ziegelbau (Korytkowski II, S. 137)
ist nur noch der Westturm nebst einem Teile der Westfront erhalten. Die
Thür des Turmes hat einfach abgetreppte Leibung; der Scheitel des Spitz-
bogens ist ansgerundet. Von den drei Reihen der den Turm umziehenden
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Rebschke. — Sdiwetzkau.
231
Blenden sind die beiden unteren spitz, die oberste halbrund geschlossen.
Das letzte Stockwerk des Turmes bat gepaarte Rundbogenfenster, ähnlich
dem Turme der katholischen Pfarrkirche in Fraustadt.
Die Kirche selbst wurde 1730 einem Umbau unterzogen und 1754 neu
geweiht (Inschrift im Chore). Die Aufsenfronten sind unter Benutzung von
Formsteineu im Rohbau belassen. Im Inneren überragt das mit einem hohen
Spiegelgewölbe bedeckte Mittelschiff die beiden drei Joche langen Seiten-
schiffe. Der Chorraum ist quadratisch, mit halbrunder Altaruischo; auf
seiner Südseite schliefst sich die Sakristei an. Lichte Weite des Langhauses
16,70 m.
Die Altäre, die Orgel und die Kanzel in Holz geschnitzt, Barock
und Rokoko.
Einfacher Beichtstuhl mit farbiger Rokokomalerei.
Silberne Monstranzen: 1) Spitzbau, Spätrenaissance, Mitte des 17. Jahr-
hunderts, 87 cm hoch.
2) In Sonnenform, barock, vom Anfange des 18. Jahrhunderts, vergoldet,
64 cm hoch.
Sieben Kelche aus vergoldetem Silber, 17. — 18. Jahrhundert, in ver-
schiedener Ausführung. Ein einfacher Kelch 1705 geschenkt; ein anderer,
Breslauer Arbeit, Stempel Johanneskopf, daneben Z, Meisterstempel IG. Ein
reich getriebener Kelch 1741 geschenkt, barock. Zwei andere von derselben
Art mit dem Stempel der Stadt Glogau und dem Meisterstempel IS.
Speisekelch aus vergoldetem Silber, mit Filigran überzogen und mit
Edelsteinen besetzt, 49 cm hoch, 1716 geschenkt, mit den Stempeln desselben
Glogauer Goldschmieds, ähnlich dem Speisekelcho der katholischen Pfarr-
kirche in Lissa.
Pacificale in Kreuzgestalt: 1) Renaissance, Fufs und Kreuz von ver-
schiedenen Goldschmieden, jener mit vortrefflich getriebenen Ornamenten
von einem tüchtigen süddeutschen Meister; Silber.
2) Barock, am Fufse vier Brustbilder, Stempel der Stadt Lissa und des
Meisters SO; Silber.
3) Rokoko, aus versilbertem Kupfer.
Ewige Lampen: 1) Spätrenaissance, Silber.
2) Barock, Silber, Stempel der Stadt Lissa, 12 und ICS.
3) Messing, unten ein Kopf mit Ring, zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Räuchergefäfs und Räucherschiffchen, Silber, barock.
Getriebene Silberschüssel, Mitte des 18. Jahrhunderts.
Die Silberbekleidung des Marienbildes im Hochaltare von 1710.
Eine zweite in einem Seitenaltare. Zahlreiche Votivtafoln.
Vier Paar Messingleuchter, 17. — 18. Jahrhundert, davon ein Paar
mit den Zeichen der Tuchmacher. Ein kleineres Paar von 1(587.
Drei einfache Zinnteller, Stempel der Stadt Lissa, im Meisterstempel
die Buchstaben ICK über einem Lamme mit der Kreuzfahne und der Jahres-
zahl 1751.
Von den Zinnleuchtern ein Paar auf ornamentiertem Fufse, 1750.
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232
Kreis Li^a.
Zwm Altarbekleidungen aus geprefstein, farbigom Leder, barock,
m*ste Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Mehrere gewebte und gestickte Kasein, Barock und Rokoko.
Kelchdecke, gewebt, mit Silberfäden durchzogen, im Muster orienta-
lische Anklänge.
Glocke, 80cm Durchmesser, 1772, am Halse:
Durch das Feuer bin ich geflosen, Adam Hu/dt hat mich gegossen in Posen.
An der Aufsenseite der Kirche drei Grabsteine, der eine aus der
ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, mit Knorpel-Ornament der deutschen
Spätrenaissance; der zweite 173(5, der dritte nach 1790.
Storchnest, polnisch Osieczna, Stadt 10 km nordöstlich von Lissa.
Die ehemals mittelbare Stadt besals am Ausgange des 14. Jahrhunderts
deutsches Recht und gewann im 16. Jahrhundert durch den Zuzug protestan-
tischer Einwanderer. In ihren Besitz gelangto vorübergehend die alte Pfarr-
kirche; doch wurde die protestantische Pfarrei um 1670 unterdrückt und erst
1793 wiederhergestellt (Posener Sonntagsblatt 1*93, S. 47).
Katholische Pfarrkirche zur h. Dreieinigkeit.
Patron: ilor Ht>>itwr dVr ll«-rrs« liaft Storolmost.
Der Pfarrer wird urkundlich 1397 genannt (v. Lekszycki, Grodhficher I, Xo. S404).
Spätgotischer Ziegelbau, 1 f)f>3 geweiht (Korvtkowski IT, S. 210). Die Kirche
war ursprünglich eine dreisehiftige Hallenkirche, auf der Ostseite dreiseitig
geschlossen, mit zwei Türmchen an den Ecken der Westfront und einer
Sakristei auf der Nordseite. 1777 (Inschrift am ('höre) wurde das Innere
unter Beseitigung der Pfeiler central umgestaltet und vor der Westfront eiu
Turm errichtet. Vom ursprünglichen Bau blieben erhalten die Sterngewölbe
über dem östlichen, rechteckigen Joche des Mittelschiffes und den beiden
benachbarten, dreieckigen Jochen der Seitenschiffe. 1859 Brand, 1860 — 1861
Wiederherstellung des Gebäudes, 1869 der oberen Teile des Turmes und der
beiden Seitentürmchen.
Monstranz, Silber, Spitzbau, 17. Jahrhundert.
Kronleuchter, Messing, oben der doppelköpfige, jetzt seiner Flügel
beraubte deutsche Reichsadler, 17. Jahrhundert.
Katholische Kirche S. Valentin, ehemals Kirche des Reformaten-
Klost ers.
Kigfiitümer: cl.;r Krzl.iwliöfliclii> Stulil in Posen.
Das Kloster 1622 gegründet, seit 1842 Dementen- Anstalt. Die Kirche
1682 erbaut (Korvtkowski II. S. 211).
Einschiffiger, barocker Putzbau von 13 m lichter Weite. Tonnengewölbe
mit Stichkappen, über dem Hochaltare eine Stutzkuppel. Auf der Ostseite
hinter dem Hochaltare die Sakristei. Der Ausbau, insbesondere die Rück-
wände und die Bekleidungen der Altäre aus Eichenholz geschnitzt, Rokoko.
Der Marmorfufsboden von 1789.
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Storchnest. — Swierczrn. — IVutsch-Wilko.
233
Auf dem Friedhofe vor der Kirche:
Grabmal in Gestalt einer schlanken Pyramide, 1709.
Standbild des S. Johannes von Nepomuk auf einem hohen dreiseitigen
geputzten Sockel, 1716.
Schlofs. Inschriftlich 1601 von Andreas Czarnkowski, Kastellan von
Kaiisch, wiederhergestellt und vollendet. Das verunstaltete Mauerwerk zeigt
den spätgotischen Verband.
Portal, auf einer Freitreppe zugänglich, Sandstein, von zwei toskani-
schen Pilastern mit Gebälk umrahmt. Reicher Reliefschmuck, auf den
Pilastern Waffenstüeke, im Friese Rankenwerk, in den Zwickeln zwei Genien,
als Krönung das Wappen Nale.cz, die verjüngte Leibung mit Kassetten.
Swierczyn, Dorf i;> km nordöstlich von Lissa.
Katholische Pfarrkirche S. Lukas.
Patron: die Gutsherrsoliaft.
Im Mittelalter gegründet. Holzbau, 1675 geweiht (Kuryikow-ki II, S. 227;,
aus Fachwerk mit vorgelegten Bohlen, einschiflig, im Osten ein dreiseitig ge-
schlossener Chor, im Westen ein quadratischer Turm. Unter der Decke ein
niedriges Gesims mit Zahnschnitt. Auf dem Schilfe ein Dachreiter mit
Wetterfahne von 1731. Ausbau barock. Unter dem aus vorgekragten Bohlen
gebildeton Chorbogen ein Triumphbalken mit der Krouzigungsgruppe.
Vier kleino weibliche Heilige von einem spätgotischen Flügelaltare,
Hochrelief, Holz, übertüncht.
Monstranz, Kupfer, getrieben und versilbert, Rokoko.
Kelch, Silber, getrieben und vergoldet, 1685 geschenkt.
Pacificale, Silber, in schöner getriebener Arbeit, kreuzförmig, Anfang
des 18. Jahrhunderts.
Zwei kleine Messingleuchter, barock.
Pluviale, Silbergewebe, erste Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Glocken: 1) 61 cm Durchmesser, spätgotisch, ohne Inschrift.
2) 6l> cm Durchmesser, von Joachim Roth gegossen, unter der Umschrift
ein Kranz herabfallender Blumen:
Hec sunt nomina Jesus Christus, Maria. J. R. 1610.
3) 35cm Durchmesser, am Halse die Umschrift:
Sebastian Goeiz fecit Wratishwiae anno ijjj.
DeutSCh-Wllke, Dorf 5 km nordwestlich von Lissa, Station
der Eisenbahn Lissa -Bentschen.
Katholische Pfarrkirche S. Martin.
Patron: der Staat.
Spätgotischer Ziegelbau, das Schiff zweijochig, der ebenfalls zweijochige
Chor dreiseitig geschlossen, beide der Gewölbe beraubt. Die auf der Nord-
seite des Chores gelegene Sakristei mit altem Tonnengewölbe. Ihr gegen-
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234
Kreis Lissa.
über auf der Südseite des Chores eine Kapelle aus dem 17. Jahrhundert,
deren rippenloses Kreuzgewölbe mit einfachem Bandwerk bedeckt ist. Die
Fronten geputzt, Thören und Fenster erneuert. Der Turm vor der West-
front aus dem Anfange des 19. Jahrhunderts.
Von 1580 bis 1636 diente die Kirche dem protestantischen Gottesdienste
(Korytkowski II, S. 138).
Monstranzen: 1) Aus vergoldetem Messing, einfach spätgotisch. Die
Gestalt der Maria und die kuppelartige Spitze in den Formen des Ueber-
ganges zur Renaissance aus Silber erneuert.
2) Aus vergoldetem Silber, Anfang tles 18. Jahrhunderts. Stempel der
Stadt Breslau (Johanneskopf), B, Meisterstempel CiB.
Kelch aus vergoldetem Silber, Rokoko.
Grofse silberne ewige Lampe, Mitte des 18. Jahrhunderts.
Votivtüfelehen aus getriebenem Silber, Rokoko. Stempel der Stadt
Lissa und Meisterstempel HC
Mehrere gewebte und gestickte Kasein sowie ein Baldachin mit
Goldstickerei, 18. Jahrhundert.
Zwei Glocken, 1849 von August Kalliefe in Lissa gegossen.
Kleiner Grabstein für zwei Mädchen, 17. Jahrhundert, mit polnischer
Inschrift, aufsen an der Kapelle eingemauert.
ZabOl'OWO, 2,5 km südlich von Lissa, ehemals mittelbare Stadt,
1644 von evangelischen Einwanderern nach magdeburgischem Rechte an-
gelegt, seit 1893 Dorf.
Evangelische Pfarrkirche.
Fachwerkbau vom Ende des 18. Jahrhunderts, die Gefache ehemals mit
Lehm, neuerdings mit Ziegeln ausgesetzt. lieber dem von Emporen um-
schlossenen Mittelraume eine Tonnendecke; vor der Westseite ein Turm.
Einfacher Kelch aus vergoldetem Silber, Stempel der Stadt Lissa und
Meisterstempel HC
Einige Zinnteller mit drei Stempeln, einem Adler, Stadt Lissa, IMK
über dem böhmischen Löwen. Ein anderer von 1767 mit dem Stempel der
Statlt Züllichau und MIZ um den brandenburgischen Adler.
Zwei Zinnie nchter mit ornamentiertem Fufse, 1718.
Drei kleine Messingkronleuchter, der eine 1766 geschenkt.
Verschiedene andere Geräte sowie eine gewebte Altardecke wurden
an das Provinzial-Museum in Posen abgegeben.
Drei Epitaphien, Holz, 18. Jahrhundert.
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KREIS ßAWITSCH
Bärsdorf, Dorf bei Bojanowo.
Katholische Pfarrkirche S. Michael.
Kunstloser, geputzter Granitbau von rechteckiger Grundform, vermut-
lich im Ausgange des Mittelalters errichtet.
Glocke, 82 cm Durchmesser, 17(50 gegossen, am Rande:
MDCCf.X. Paul Scer, Meister in Schwer seufz.
BojailOWO, Stadt V\ km nordwestlich von Kawitsch, Station der
Eisenbahn Posen-Breslau.
Bojanowo wurde von der protestantischen Familie Bojanowski im
17. Jahrhundert gegründet. 1857 brannte fast die ganze Stadt nieder und
wtirde seitdem neu aufgebaut. Auch die evangelische Pfarrkirche r zur Barm-
herzigkeit Gottes,** ein kreuzförmiger Fachwerkbau. ging zu Grunde ; an ihre
Stelle trat der 1800 geweihte Ziegelbau.
Oll Dill, 21 km östlich von Rawitseh, im Mittelalter als Stadt ge-
gründet, erhielt 1895 Verfassung als Landgemeinde.
Katholische Pfarrkirche S. Nikolaus.
Patron: die Gufelicrrachaft.
Im Jahre 1445 gegründet (KorytUwski II, S. 74}.
Einschiffiger Blockholzbau mit dreiseitig geschlossenem Chore. IG'M
geweiht. An der Westfront ein Turm aus Fachwerk. 17;H) errichtet. Am
Chore treten die Dachbalken, von Kopfbändern gestützt, über die Fluchten
der Wände hinaus. Die Hölzer der West- und der Südthür gefallig aus-
geschnitten; an der letzteren drei alte Schmiedebänder. Reich profilierter
Triumphbalken unter einem durch vorgekragte Bohlen gebildeten Bogen.
Kanzel und Taufe. Holz, barock.
Weihwasserstein. Granit, einfach spätgotisch.
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2:$0 Kw.is Rawitsdi.
Monstranz aus vergoldetem Silber, in Sonnenform, 1682, Stempel GN.
Hostienbüchse aus vergoldetem Kupfer, mit gravierten Renaissance-
Ornamenten, zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts. Der Deckel fehlt.
Glocke, 1,11 m Durchmesser, am Halse die Inschrift:
S// nomen domin i bcmdiclum. Xfe fea't Stcphanus Werner Lesnae anno fjjj.
Grabstein des Peter Jastr/.ebski f 1613, der Verstorbene stehend dar-
gestellt, in den Ecken vier Wappen. Au der Fried hofmaner.
GolejewkO, Dorf 12 km östlich von Rawitsch.
Katholische Pfarrkirche Allerheiligen.
Im Mittelalter gegründet. Kunstloser, zweisehiffiger Blockholzbau, im
16. — 17. Jahrhundert in verschiedenen Abschnitten entstanden.
Kelch aus vergoldetem Silber, zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts,
Stempel WB.
Einige Priestergewänder aus dem 18. Jahrhundert.
Antepondium, roter Sainmet mit Gold- und Silberstickerei (drei grofsen,
streng gezeichneten Rosen).
Grabstein des Albert Ohoinski f 1 555 ; der Verstorbene stehend darge-
stellt, in den Ecken vier Wappen, der Hintergrund mit Rankenwerk gemustert.
Mehrere Blechschilder mit Bildnissen und Wappen, 17.™ 18. Jahr-
hundert.
GÖ1* Che II, polnisch Gorka miejska, Stadt Okm nordöstlich von
Rawitsch.
Katholische Pfarrkirche S. Nikolaus.
Patron: tlcr Hesitz<r iler Herrschaft Reisen uml Görclicn.
Laut einer Visitation vom Jahre 178.'i soll die Kirche 1252 von Bischof
Thomas von Breslau geweiht worden sein.
Ziegelbau, laut Jahreszahl auf einer Sandsteintafel am südwestlichen
Strebepfeiler des Turmes 1609 errichtet. Einschiffig bei 12 m innerer Breit e,
im Osten dreiseitig geschlossen, im Westen ein Turm. Nur das mit Strebe-
pfeilern besetzte, in spätgotischem Verbände hergestellte Mauerwerk selbst
ist alt, alles Uebrige erneuert.
Monstranz aus vergoldetem Silber, Spitzbau, 86 cm hoch, 17. Jahr-
hundert.
Kelche aus vergoldetem Silber: 1) Spätrenaissance. 2) Rokoko. .'?) Ein-
fach, Stempel der Stadt Lissa und Meisterstempel HC.
Kreuz ans vergoldetem Silber, T.i cm hoch, 17. Jahrhundert, Stempel
Die einen Dorn der Marterkrone Christi bergende Kapsel von einer Nach-
bildung jener Krone umschlossen.
Pacificale aus getriebenem Silber, 49cm hoch, erste Hälfte des
18. Jahrhunderts. Stempel der Stadt Rawitsch (Jungfrau auf einem Bären
reitend) und Meisterstempel GF.
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Dubiii. — (.Jolejcwko. — Ciörchcn. — Jutrnschin. — Konary.
237
Evangelische Pfarrkirche.
Das seit der Einführung Her Reformation bestehende Pfarrspiel wurde
1639 bei der Gründung der evangelischen Pfarrkirche in Rawitsch aufge-
hoben (Timm»* S. 82;. Der vorhandene Fachwerkban. „der Berg Tabor u ge-
nannt, wurde nach der Freigebung des protestantischen Bekenntnisses 1778
errichtet.
Die drei Glocken tragen am Halse die Inschrift:
Johann George Krieger goß mich in Breslau im Jahr i?<?j.
Katholische Kirche zum h. Kreuze, aufserhalb der Stadt, ehemals
Kirche des 1622 gegründeten Reformaten-Klosters.
Barocker Putzbau, einschiffig, gewölbt, 1742 errichtet (Jahreszahl am
Chorgewölbe} und 1745 geweiht (K«.rvtkow*ki II, S. 78).
J U t r O 8 C Ii 1 II , Stadt 22 km öst lieh von Rawitsch.
Die katholische Pfarrkirche, ein mittelalterlicher Ziegelbau, brannte 180t»
ab und wurde abgetragen; seitdem wurde der Gottesdienst in die 1777 er-
richtete, geschichtlich wertlose Friedhofkapelle verlegt.
Evangelische Pfarrkirche.
Das Pfarrspiel bildete sich um 1040 aus eingewanderten Deutschen,
wurde 1719 unterdrückt (TIm.ujus S. 137) und 1777 wiederhergestellt. Die da-
mals errichtete Fachwerkkirche brannte 18(51 ab und wurde durch einen
Ziegelbau ersetzt. Aus der alten Kirche wurden gerettet:
Taufbecken, von einem Engel getragen, sowie Beichtstuhl mit breiter
Kückwand, beide in vortrefflichen barocken Formen aus Holz geschnitzt.
Taufschüssel, Zinn, 1798. Stempel der Stadt Rawitsch (Bär), im
Meisterstempel ein Anker mit den Buchstaben IGN.
Glocke, 52cm Durchmesser, gesprungen, am Rande:
Ei me Jecit Erdmann Kailife I^cssnc anno 1719.
Die beiden anderen Glocken wurden 1810 von Benjamin Krieger in
Breslau umgegossen.
Koiiary, Dorf 14 km nordöstlich von Rawitsch.
Katholische Pfarrkirche S. Michael.
Patrun: tlie GuUlicrrscliaft.
Spätgotischer Ziegelbau, gemäfs einer 1007 stattgehabten Visitation
1512 an Stelle eines Holzbaues errichtet (hukaszpwi. z, lH.-e. IV.zn. II. 109). Ein-
schiffig, mit kurzem, dreiseitig geschlossenem Chore, auf dessen Nordseite die
tonnengewölbte Sakristei. Die jetzt geputzten Fronten sind mit Strebe-
pfeilern besetzt. 1061 wurde die Kirche vom Blitze getroffen und wieder-
hergestellt (Jahreszahl 1004 an dem neuerdings beseitigten Triumphbalken).
In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erhielt sie die noch vorhandenen,
teilweis gut geschnitzten Altäre.
31 •
238
Kreis liawil-cli.
♦Monstranz aus vergoldetem Silber, spätgotisch, dreitürmiger Spitz-
bau in zierlichen Formen, 05 cm hoch. Geschenk des Bischofs Johannes
Konarski von Krakau 'f 152.")'. dessen Wappen (Habdank) auf dem Ftifse
graviert.
Spätgotischer Kelch aus vergoldetem Silber. Am Knaufe sowie über
und unter demselben am Schafte: Jesus C. (zweimal) und Maria J. Auf den
Feldern des Fufses ist der auferstandene Heiland zwischen Mals werk graviert
und das "Wappen Habdank in erhabener Arbeit aufgelegt.
Ein zweiter Kelch, Renaissance, 1008.
Zwei spätgotische Glocken, die gröfsere mit, die kleinere ohne Inschrift.
I* akosla W, Dorf 14 km östlich von Ra witsch.
Katholische Pfarrkirche S. Valentin.
Tm Mittelalter gegründet. Rechteckiger Blockholzbau. 1G44 geweiht
(»,<ik;i,/.< wi> z, Dvoc. Pom. II. S. 100', im 18. Jahrhundert in Fachwerk erweitert.
Flügelaltar, spätgotisch von 1523. Auf den Aufsenseiten der Flügel
gemalt die Verkündigung Mariä. Die drei geschnitzten Standfiguren des
Mittelfeldes sowie die beiden der Innenseiten der Flügel fehlen.
Vier kleine, spätgotische Holzfiguren von einer Anbetung der drei
Könige. Maria mit dem Kinde sitzend, zwei knieende Könige, Gottvater.
Drei derb gearbeitete Holzfiguren von einem spätgotischen Triumph-
balken. Maria und Johannes stehend, Magdalena knieend.
S. Valentin und S. Katharina (?). spätgotische Holzstandbilder, in
neuen Altären aufgestellt.
Monstranz und zwei Kelche aus vergoldetem Silber, barock.
Ewige Lampe aus getriebenem Messing, barock.
Glocken: 1) f>l cm Durchmesser, am Halse die Umschrift:
Ave Maria graa'a pleno, dominus teatm, benedicta. i^tp.
Darüber ein Ornanientfries, darunter Mafswerk.
2) 4") cm Durehmesser, die Schrift auf Plättchen:
Laudetur sauclissimum sacrameutum. A. D. 1688.
RawltSCll, polnisch Rawicz, Kreishauptstadt, Station der Eisen-
bahn Posen-Breslau.
Rawitsch verdankt seine Gründung dem Grafen Adam Albrecht Przy-
jemski, welcher seit dem Jahre 1032 deutsche Einwanderer bei seinem Gute
Sierakowo ansiedelte und 1038 von König "Wladislaus IV. die Erlaubnis zur
Anlage einer Stadt nach inagdeburgisehem Hechte erwirkte, die ihren Namen
nach dem "Wappen des Grundherrn erhielt. Im folgenden Jahre setzte dieser
die Gerechtsame der neuen Stadt fest und gestattete die Gründung eines
evangelischen Pfarrspiels.
K. Kai-cr. B< iträL't' zur C'.-i'liiclitp >l« r Stadt Rawicz im 17. Jahrhundert. Programm
der Realschule. Kawitsdi 1*65.
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Pakoslaw. — Rawitsch.
'21)9
Als Wappen wurde der Stadt ein nach rechts schreitender Bär ver-
liehen 1 ), wogegen das Wappen des Adelsverbandes Rawicz auf diesem Bären
eine Jungfrau sitzend zeigt. Die Beschaumarken der in Rawitseh gefertigten
Silber- und Zinnarbeiten geben sowohl das eine wie das andere Wappen.
Die regelmäßige und geräumige Anlage der Stadt bekundet die Art
ihrer Entstehung. Die ehemaligen Wälle sind zu Spazierwegen umgestaltet.
♦Evangelische Pfarrkirche zur h. Dreieinigkeit.
(Mine Patron.
Die erste Kirche wurde 1639 aus Faehwerk erbaut und im zweiten
schwedischen Kriege 1707 zerstört. Feindlicher Widerstand verzögerte dio
Herstellung der neuen Kirche bis 1724; diese wurde wiederum 1801 bei
einem Stadtbrande vernichtet.
AM». 159. (irundrif» der cvungoli.-clicn Pfnrrkirclio in Rawitseh.
Der Neubau (Abb. lf)9 — 160). ein Putzbau in neuklassischen Formen,
wurde nach einem 1802 von K. G. Langhans in Berlin vorfafsten Entwürfe
durch den Bauinspektor Krause in Posen 1803 bis 1808 ausgeführt (Inschrift
über dem Haupteingange. — St A. Po*.*, Rawit-.-li r. 22 -24). Die Kirche bildet
ein Rechteck, in welchem doppelte Emporen einen elliptischen Mittelraum
umziehen. Die untere Empore wird von sechzehn Pfeilern getragen: über
diesen stehen ionische Säulen, zwischen denen die obere Empore eingebaut
ist. Der Altar und ülter ihm die Kanzel stehen an der Schmalseite dein
Haupteingange gegenüber; sie gehören einer Erneuerung an, wenngleich ihre
Anlage der ursprünglichen entspricht. Das Spiegelgewölbe des Mittelraumes
') Zeichnung in der Gn'iiulutij's-l 'rkun.l.' v.mi 163*. St A. Posen, Den. Magistrat Rawi^ch A. 1.
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240
Kri'is Kuwitpcli.
ist uns Holz hergestellt. Die Sakristei liegt an der Schmalseite liiiiter «lern
Altare. Die sehliehten Fronten haben ein Kragsteingesims, welches auch den
Giebel der Vorhalle abschliefst. Diese öffnet sich mit einem weitgespannten,
von zwei toskanischen Säulen getragenen Kundbogen; über ihr steigt ein
runder Turm mit offener Säulenstellung und Kuppel auf.
Reich geschnitztes, barockes Taufbecken aus der ersten Hälfte des
18. Jahrhunderls. Auf dem Deckel die Taufe Christi. Darüber von vier
geschweiften Stützen getragen Gottvater.
AM». 160. Kvang. Pfarrkirche in Rawitsch. Inneres.
Kelche aus vergoldetem Silber:
1) Schmucklos, auf sechsteiligem Fufse, Stempel der Stadt Breslau
(Johanneskopf i und Meisterstempel GK. Dazu die Patene.
2) Mit getriebenen Ornamenten, vom Anfange des 18. Jahrhunderts.
Breslauer Stempel, daneben T (?) und Meisterstempel GG.
3) 1713, ohne Stempel.
4) Mit getriebenem Blumenwerk. Dazu die Patene.
Patene aus vergoldetem Silber, Breslauer Stempel, B und CWN.
Silberne Weinkannen: Ii 1077 mit gravierten Ornamenten.
2) Einfach, Breslauer Stempel mit Jahresbuchstaben (Kosonbeng No. 44i>)
und Meisterstempel AM.
Grofses Vortragekreuz, Silber, teilweis vergoldet, barock. Der Ge-
kreuzigte zwischen den Evangelistenzeichen. Stempel der Stadt Rawitsch
• Jungfrau auf einem Bären reitend) und Meisterstempel G F.
Taufschüssel, Silber, gerippt, Breslauer Stempel, I und TS (Itoscn-
Kerg No. 477}.
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Rawitsch. — Sarne.
241
Kleine Schüssel, Silber, Breslauer Stempel, S und ein dritter undeut-
licher Stempel.
Zwei Leuchter für drei Kerzen, uns gegossenem Messing. Ende des
17. Jahrhunderts.
Zwei Leuchter aus getriebenem Messing mit aufgelegten silbernen
Ornamenten, 1752.
Auf dem evangelischen Friedhofe mehrere Grabplatten und Denk-
mäler von Sandstein aus dem 17.— 18. Jahrhundert.
Katholische Kirche bei dem 1073 gegründeten, jetzt zur Strafanstalt
eingerichteten Reformaten-Kloster. Einschiffiger, gewölbter Putzbau, 1732
errichtet und 1782 geweiht (Korytkowski II, S. 128).
Rathaus, auf dem Markte.
Mit Benutzung der Mauern des 168.'$ begonnenen, 1707 abgebrannten
Baues 175'$ — 1754 erneuert (Jahreszahl 1754 über dem Eingange und in der
Wetterfahne). Zweigeschossiger Putzbau, neun Fensterachsen lang und drei
breit, mit ionischen Pilastern bekleidet, auf dem hohen Dache ein Türmchen.
W. Heine, Eine Urkunde zur Geschichte der Stadt Itnwitsch. Z. II. (Jos. I, S. 485.
Im Saale mehrere alte Oelbildnisse. Zu bemerken: A. A. Przyjemski,
der Gründer der Stadt, nach seinem Tode gemalt, und Grundherr J. N. My-
cielski, von G. Knoefvell 1780 gemalt,
KlirenKerg, Kulturgeschichtliche Ausstellung der Provinz Posen. Z. II. Ges. V, S. (1.
Harne, polnisch Sarnowa, Stadt 4 km nordöstlich von Rawitseh.
Katholische Pfarrkirche S. Andreas.
Spätgotischer Ziegelbau, von welchem nur die Umfassungsmauern er-
halten sind, einschiffig, im Osten dreiseitig geschlossen. In der ersten Hälfte
des 18. Jahrhunderts völlig umgestaltet und mit einem West türme versehen;
an einem der östlichen Strebepfeiler das Wappen Lodzia, bezeichnet :
I(oanna) Z S(zoldrskich) Z(akrztivska). lfiS.
Aus derselben Zeit die Altäre und die Kanzel mit barockem Schnitzwerk.
Monstranz aus vergoldetem Silber, in Sonnenform, barock, mit dem-
selben Wappen.
Kelche aus vergoldetem Silber:
1) 24,5 cm hoch, Spätrenaissauce, doch noch in gotischer Anlage, 1(>4.'$
geschenkt, Heber und unter dem Knaufe: Jehsus und S. Maria. Stempel
der Stadt Breslau (W) und FXT
2) 20.5 cm. Spätrenaissance.
Grabstein für Joseph Szczaniecki geb. 1710, f 1787. S. Joseph mit
dem Kinde in Hochrelief. Innen an der Südmauer.
Evangelische Pfarrkirche.
Die Gemeinde bildete sich 178(> und baute die vorhandene Fachwerk-
kirche im folgenden Jahre. Die doppelt über einander angelegten Emporen
242
Kreis Riiwitaoh.
sind an den Langseiten ausgerundet, so dafs der Mittelraum centrale Gestalt
gcwinnt. An der gegen Osten gerichteten Haupt front ein Turm.
Kanzel, Holz, in kräftigen Rokokoformen.
Taufkessel, Holz, barock, Wiederholung desjenigen der evangelischen
Pfarrkirche zu Rawitsch. Beim Kirchenbau aus Rawitsch geschenkt.
Kelch aus getriebenem Silber, Rokoko, 1 787.
T a u f s c h ü s s e 1 , Zinn , mit der gravierten Darstellung der Taufe
Christi, 1085.
SobialkOWO, Dorf II km nordöstlich von Rawitsch.
Katholische Pfarrkirche S. Jakobus.
Der Pfarrer wird mit dem Schulzen des Dorfes urkundlich 1U02 ge-
nannt ;(7>il. ilipl. Nn. 146H). Die Kirche wurde 1580 der Pfarrkirche zu Görehen
einverleibt (ürktind*- im An-Iüw il.TseUien) und 1808 wieder selbständig.
Kunstloser Blockholzbau, einschilfig, mit dreiseitig geschlossenem Chore,
aus dem 16.— IT. Jahrhundert.
Mehrere rohe spätgotische Holzfiguren, Christus am Kreuze, Maria,
Johannes, Hedwig und Katharina.
Monstranz aus vergoldetem Silber, Rokoko, mit der Inschrift:
Z. Gaab /cdt anno 1760.
(i locke, 75cm Durchmesser, spätgotisch, um den Hals:
O rex glon'c veni cum fiace. Nico/ans ....
WaSChke, Dorf 2,5 km westlich von Panitz, Kreis Gostyn.
Evangelische Pfarrkirche.
Ohne I'atnui.
Nachdem die 1.">71 an die Evangelischen übergegangene Pfarrkirche in
Punitz denselben noch vor Ablauf des 10. Jahrhunderts wieder entrissen
worden war, bauten sie mit Unterstützung des protestantischen Grundherrn
Bartholomäus Zawadzki die Kirche in Waschke in den Jahren 1000 — 1001).
Diese diente seit 1078 sowohl der lutherischen wie der reformierten Gemeinde
zum (iottesdieuste, bis 180.'} die erstere sich in Panitz eine eigene Kirche
baute ukkIi d.n bis 1614 zdiüik^lu-mien KirchenliAchurn).
Geputzter Ziegelbau von einfach rechteckigem Grundrisse. Die Fenster
spitzbogig. Das Mauerwerk mit Granitsteinen gemischt.
Kanzel, Holz, Renaissance, erste Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Taufkessel, Holz, barock, mit geschnitzter und eingelegter Arbeit.
Kelch, Silber, getrieben und vergoldet, 24,5 cm hoch, die Gestalt des
Pulses noch gotisch, die Ornamente der Schale Renaissance. Auf der Unter-
seite die Inschrift :
Gemacht zu der Frauxvstadt in Pollen bey //ans Jordan itijo.
Oblatenbüchse, Silber, graviert und vergoldet, mit der Darstellung
des h. Abendmahls.
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Soliialkowo. — Wusclike.
Kleine Silberschüssel, Breslauer Stempel Johanneskopf), (J und BI.
Weinkanne, Zinn, l*i3t> „der Gemeinde zu Waszkau" Reschenkt, 1824
-umgearbeitet". Aus dieser Zeit der Stempel der Stadt Lissa nebst dem
Meisterstempel 1FB über einem Pelikane.
Kleiner Zinnkeleh mit gravierten Blumenranken, Ende des 18. Jahr-
hunderts.
Taufengel und zwei Blechsehilde im Provinzial-Mnsetim zu Posen.
Die katholische Pfarrkirche in Sackern ist ein kunstloser Holzbau des
IM. Jahrhunderts; die in Laszezyn, Szkaradowo und Slupia wurden im 10. Jahr-
hundert als Ziegelbauten erneuert.
KREIS GOSTYN
Doma Cll OWO, Dorf t> km nordöstlich von Krübon.
Katholische Pfarrkirche 8. Michael.
Pntrnn: <W St;iat.
Einschiffiger Blockholzbau mit dreiseitig geschlossenem Chore, vermut-
lich um die Mitte des lb. Jahrhunderts errichtet. 1580 wurde der Sakristei
gegenüber auf der Südseite des Chores eine gemauerte Kapelle angefügt
(fitikiisz. wicz, Dv<-c Pozn. l\, S. 15), deren im spätgotischen Verbände aufgeführte
Fronten ein einfaches Hauptgesims tiagen; die Rippen des Krouzgewölbes
der Kapelle sind mit Laubstäben besetzt.
Kelch aus vergoldetem Silber, aus der zweiten Hälfte des IG. Jahr-
hunderts, von spätgotischer Gestalt, mit einfachem Renaissanceschmuck, dem
Stempel der Stadt Nürnberg und dem vermutlich auf Christoph Straub
zurückgehenden Meist erst cmpel (Urenberg No. V2A8).
Glocken: 1) Ob" cm Durchmesser, spätgotisch, am Halse die Umschrift:
Ruffe mit meyme clange den reichen ufnd den] armen, c. v. d. Hilf Maria.
2) 85 cm Durchmesser, am Rande:
Joannes C/tristiattus Bruck mc feeit Posnaniae. Anno tjjj den J. Angnstus.
Orientalischer Teppich, 1 7. Jahrhundert.
Gostyil» Kreishaupt-stadt, Station der Eisenbahn Lissa -Ostrowo.
Herzog Przemislaus II. gestattete 1278 dem Grundherrn von Gostyn,
auf seinem Besit /.turne eine Stadt nach deutschem Rechte zu gründen; seit
den ersten Jahren des 14. Jahrhunderts werden Vogt und Bürger der jungen
Stadt wiederholt in Urkunden genannt. Gostyn erlangte eine mittlere Be-
deutung unter den grol'spolniscken Städten. Die Reformation wurde hier
bald nach ihrem Kindringen unterdrückt.
Dicht bei der Stadt ist ein Burgwall von ansehnlicher Höhe erhalten.
* Katholische Pfarrkirche S. Margarete.
Patrone: die Be.-it/er von Podr/eee, LVajkowo und Piibin.
Pfarrer der Kirc he werden seit LHO urkundlich genannt (Cod. di|.l. No. 934).
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Domachowo. — Gnstyn.
245
Spätgotischer Ziegelbau des 15. Jahrhunderts (Abb. 161—162), drei-
schiffige Hallenkirche von vier Jochen, der zweijoehige Chor dreiseitig ge-
schlossen, vor der Westseite ein kräftiger, geviert förmiger Turm. Dio Kirche
war ursprünglich durchweg mit Sterngewölben über-
deckt ; im Mittelschiffe sind dieselben durch Kreuz-
gewölbe der Spätrenaissance ersetzt. Die Vorhalle
auf der Südseite, mit einem Kreuzgewölbe auf
derben Rundstabrippen, wurde nach Vollendung
der Kirche 1523 (Jahreszahl über dem Fenster
neben der Thür] errichtet. Dio erst 1529 (Jahres-
Abb. 161—162. Katholisch«? Pfarrkkcha in Gostyn, Sfidfront und Grand rifa.
zahl am südwestlichen Strebepfeiler) ausgeführte S. Annen-Kapelle auf der
Südseite des Chores enthält im Erdgeschosse die mit einem flachen Tonnen-
gewölbe überdeckte Sakristei: sie ist mittelst einer Treppe vom südlichen
Seitenschiffe zugänglich, gegen den Hochaltar mit zwei Hilgen geöffnet, auf
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246
Kreis Gostyn.
der Ostseite flach dreiseitig geschlossen und mit einem Sterngewölbe über-
deckt, dessen schwächliche Rippen ein engmaschiges Netzwerk bilden. Auch
die Vollendung des Turmes erfolgte erst zur Zeit des Baues der Vorhalle und
der Kapelle.
Die Durchbildung der Kirche ist einfach. Der Sockel ist aus zwei
Schrägschichten hergestellt. Die Gewände der Fenster lassen, da sie über-
putzt sind, die alte Gestalt nicht erkennen; die breiten Fenster in der Süd-
mauer der S. Annen-Kapelle haben je drei senkrechte gemauerte Pfosten,
welche gegen das Gewände anlaufen. Der Giebel der Vorhalle hat Kielbogen-
Blenden ; die Blenden in den beiden Giebeln der Kapelle sind mit gepaarten
Flachbögen geschlossen. Am Turme und an der Vorhalle kehrt ein geputzter
wagrechter Fries mit gemauerten Konsolen wieder. Die grofsen spitzbogigen
Fenster der beiden obersten Turmgeschosse sind mit einem einfachen, aus
gemeinen Ziegeln gemauerten Mafswerk ausgesetzt. Den Abschlufs des
Turmes bildet ein Zinnenkranz mit vier Ecktürmen, deren Helme wie der
Turmhelm selbst fehlen.
Ninvajr, Z. f. Ii. 1872, S. f>82.
Sokotowski, S. Ii. ü. IV, S. XLII.
Ohorstühle, teils im ('höre, teils in der S. Annen-Kapelle aufgestellt,
einfach spätgotisch, mit der Inschrift : 1514 . . . hoc disposuit.
Im übrigen bewegt sich der Ausbau der Kirche in den Stilformen des
17. — 18. Jahrhunderts. Der Hauptaltar der Kirche und derjenige der Kapelb»
in den Formen der Spätrenaissance; im Mittelfelde des letzteren Altares zwei
spätgotische Bildwerke, S. Anna mit dem Christkinde sitzend, S. Maria
neben ihr stehend. Aus dem 1 7. Jahrhundert die Orgel der S. Annen-Kapelle
und ihre Bühne, am Pfosten der letzteren die Jahreszahl HJ90; ebenda ein
bemalter Priesterstuhl mit Baldachin. Im Barockstile die Nebenaltäre und
die Kanzel. Im Rokokostile die Taufe, sechs Beichtstühle und die Sitzbänke
der Gemeinde.
Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance und Barock.
Speisekelch ans vergoldetem Silber. Spätrenaissance, Stempel der
Stadt Pusen izwei Schlüssel unter einer Krönet und Mcisterstempel SS über
einer Lilie.
Silbenies Pacificale, in Kreuzform, Renaissance.
Getriebene Messingschüssel mit der Verkündigung Mariä und einer
Umschrift aus gotischen Kleinbuchstaben.
Messingkronleuchter, vier Arme au einer Kugel, darüber Jupiter auf*
einem Adler.
Auf der Anhöhe östlich von Gostyn liegt, die Landschaft beherrschend,
das ehemalige Philippiner- Kloster mit seiner Kuppelkirche.
Die Un1erliulttin<i>kosten werden aus den Kinkfrnften des Klosters bestritten.
Das Kloster wurde an der Stelle einer älteren Kapelle in den Jahren
1 < »öS — 1G70 gegründet (nruckexemplur der Gründung-Urkunden, St. A. Posen) Und samt
der Kirche mit Unterstützung der Familien Konarzewski und Mycielski
(Wappen Wnjby und Lodzia), den Besitzern von Gostyn, bis zur Mitte des
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Qott] n.
247
18. Jahrhunderts erbaut. Die Kirche (Abb. 168) wurde nach dem Vorbilde
der 1031 von Baldassare Longhena begonnenen Kirche S. Maria della salute
in Venedig'/ errichtet, deren tirundrils sie in etwas verkleinerten Abmessun-
gen ziemlich getreu wiederholt. Der Auf Vi fs erfuhr manche Vereinfachungen;
an die Stelle des Marmors traten Stuck und Putz, während zugleich die
Einzelformen in der Wiedergabe eine gröbere Fassung erlitten. Um den
achteckigen Kuppelraum, der durch eine Fensterreihe in der Trommel
selbständig beleuchtet und von einem Walmgewölbe überdeckt wird, legt
sich ein ebenfalls achteckiger Umgang. Aus diesem treten auf der Xord-
Atil». 1()3. Kirche <U > t-licinaligfii PliilippineMQtttoM l>ei Gt»iyn.
und auf der Südseite je drei Kapellen heraus, deren Fronten wie an S. Maria
della salute flache Giebel tragen; auf der "Westseite liegt der mit zwei Türm-
chen ausgestattete Haupteingang. Der Chorraum auf der Ostseite hat eine
Zwickelkuppel, welcher sich rechts und links zwei Halbkuppeln und in der
Hauptachse eine rechteckige, aufsen wiederum von zwei Türmchen eingefaßte
Nische für den Hochaltar anschlief'sen. Die Kuppel des Schiffes entbehrt
nach aufsen der wirkungsvollen, strebepfeilerartigen Sehnecken ihres Vor-
bildes. Das Kuppelgewölbe über dem Chore wird nach aufsen überhaupt
') L. Cicognaro, l.n f:iltl>ri«lii.' i> i mnnuiiionti ><o>|iiciii <li Wn. /ia. V.-ii' ili^. Aufl. 1S,')8
l.is 1840. Fol. S. 8!) and Tf. 213—216.
248
Kreis Go»tyn.
nicht sichtbar und ist unter Verzicht auf die das Bild von S. Maria della
salute bestimmende zweite Kuppel mit einem von Nord nach Süd gerichteten
Satteldache überdeckt.
Eine reichere, «lern Barockstile angehörende Ausstattung mit Stuckwerk
gelaugte nur im Chore, an den Leibungen und dem Tonnengewölbe der
Nische des Hochaltares zur Ausführung. Die benachbarte Thür zur Sakristei
trägt die Jahreszahl 1725. Der übrige Ausbau bewegt sich in Rokokoformen,
die aus Stuckmarmor hergestellten Altäre und Kanzel, das grofse Tabernakel
des Ilochaltares aus Messing mit Silberbeschlag, die Beichtstühle und die
Gemeindebänke sowie die Ausmalung der grofsen Kuppel mit Scenen aus
dem Leben des h. Philipp; die Klippel trägt aufsen die Jahreszahl 1756.
Die übrigen Wandgemälde der Kirche gehören einem neueren Ausbau an.
Auch die Wandschränke der hinter dem Chore gelegenen Sakristei
haben Rokokoschmuck. Die beiden zinnernen Waschbeerken daselbst tragen
drei Stempel, einen Adler mit W auf der Brust, das Lissaer Stadtwappen
und die Meist ennarke ICK über einem Lamm mit der Kreuzfahne und der
Jahreszahl 1751.
Das sich südöstlich an die Kirche schliefsende, um einen Hof ange-
ordnete Kloster wurde 1748 erneuert; es ist ein kunstloser Putzbau, nur
an der Westseite durch zwei breite Giebel und einen Mittelturm ausge-
zeichnet und steht, seitdem 1875 seine Insassen aus Preufsen verwiesen
wurden, unter staatlicher Verwaltung.
Pumiatka jubileuszu ilwuclisotlutnie^o z-jroiuutl/t'iiia XX. Filipino» na G<»rz«> t>wi?tej
Gostvn-ikü'j. IV* en 1809.
Monstranz aus vergoldetem Silber, mit reichom getriebenen Rokoko-
schmuck, 72 cm hoch. Stempel der Stadt Augsburg mit O (1759—1761) und
Meisterstempel KD iIWi-1-.Tjr NV 99 und 367).
Speisekelch aus vergoldetem Silber, 40 cm hoch, ersto Hälfte des
18. Jahrhunderts.
Zwei Missale mit Silberbeschlag, das eine von 1640, das andere von 1747.
Zahlreiche Priestergewänder des 18. Jahrhunderts. Die übrigen
besseren Geräte wurden an andere Kirchen verteilt. Eine Monstranz und ein
Speisekelch in der katholischen Pfarrkirche zu Dölzig.
Alt-Gostyil, Dorf 5 km nordwestlich von der Stadt Gostyn.
'"Katholische Pfarrkirche S. Martin.
Dif Hunla>t>'ii tr.igt ila> katlmlnchf Ho-pital in Gostyn.
Im Jahre LSOl gründete der Besitzer von Gostyn mit Genehmigung
des Bischofs von Posen ein Hospital in Gostyn und schenkte dasselbe dem
Benediktiner- Kloster Lubin; zur Ausstattung erhielt das Hospital das Dorf
Alt-Gostyn nebst der dortigen Pfarrkirche « \>,|. dipl. No. 841 und 843). Bald
nach der Uebernahme dieser Kirche bewirkte das Kloster einen Neubau der-
selben in Ziegeln, welcher sich mit geringen Aenderungen bis heute er-
halten hat.
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Alt-C-tyn.
249
Frühgotischer Ziegelbau (Abb. 164—165')). Das 8 m im Lichten breite
Schiff ist mit einer flachen Holzdeeke, der 5 m breit«-, rechteckige Chor mit
zwei Kreuzgewölben, die auf seiner Nordseite gelegene Sakristei mit einem
spitzbogigen Tonnengewölbe überspannt. Die alte, in Felder geteilte Holz-
decke des Schiffes wurde 1893 gelegentlich der neuen Ausmalung der Kirche
Abi.. 164— 166. Katholisch« Pfarrkirche in AJt-Goatjn.
Ostfront 1 : 200. Grundriß 1 : 400.
beseitigt. Die Kreuzgewölbe des Chores sind spitzbogig, mit ansteigenden
Kappen; die kräftigen aus einem Kundstabe zwischen zwei Kehlen gebilde-
ten, leider überputzten Kippen ruhen auf Konsolen, die aus drei vorgekragten
') Die Giebelabdeckung und das Fenster der Sukri«tei sowie die beiden Tliüren des Kirchen-
■ohUea sind ergänzt.
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250
Kreil» C«n*tyn.
Ziegeln gebildet werden; Schlul'ssteine sind nicht vorhanden; die Schildbögen
sind aus gemeinen Ziegeln gemauert.
Die sorgfältig hergestellten Fronten sind an den Eiken mit Lisenen
besetzt, welche mit kleinen einlachen Giebeln abschliefsen. Die Giebel des
Chores und des Schiffes /.»'igen die bekannte Abtreppung der Schichten mit
vortretenden Binderköpfen. Der Sockel ist. da am ganzen Bau, von den
Gewölbrippen abgesehen, keine Formsteine verwendet sind, aus zwei vor-
tretenden Ziegelschichtcn gebildet.
Die zum Teil rundhogigen Fenster haben im 16. oder 17. Jahrhundert
eine \ 'eberarbeit ung erfahren; ihre schrägen Leibungen erhielten damals
eine Putzschicht, welche auch die Ansicht des Fensters umrahmt und auf
dem Scheitel eine Kugel mit Kreuz trägt.
V«»n dem mittelalterlichen Ausbau der Kirche ist nur die spätgotisch«
Sakristeithür erhalten, welche aus Eisenblech mit aufgelegten Flach-
schienen hergestellt ist und in den von fliesen gebildeten rhombischen Fel-
dern kleine geschmiedete Rosetten trägt.
Monstranz aus vergoldetem Silber, N5 cm hoch, 1708 geschenkt, in
edelem Barock. Am Schafte S. Benedikt und das Opferlamm. Auf dem
Fulse die getriebenen Brustbilder der Heiligen Benedikt, Nikolaus, Kasimir
und Katharina. Im Stempel die Buchstaben MM unter einer Krone.
Kelche aus vergoldetem Silber. Zwei Stück aus der Spätrenaissance,
davon der eine mit dem Stempel MR. Ein dritter barock, mit dem Stempel )$/-
Pacifieale aus vergoldetem Silber, Renaissance, um den Knauf die
Inschrift : R. p. Matinus Koevicski ') , preposi/us in Veteri Gostin,
comparavit anno dotnini /6{].
Der getriebene Fufs um 1700 erneuert, mit dem Stempel des vorgenannten
barocken Kelches.
Unter den Gewändern zu bemerken eine Alba mit Goldstickerei von 1718.
Glocken, abgesondert aufgehängt:
1 1 50 cm Durchmesser, spätgotisch, ohne Inschrift.
2} 07 cm Durehmesser. Am Halse die Giclserinschrift :
Bat'tholomcus Koysc/ie ntc /tri/. Augustinus Koysche. Anno domini 1634.
."> 45cm Durchmesser, am Halse:
Gloria in exceisis den. Anno 1766.
Cll, polnisch Krobia, Stadt 12 km südlich von Gostyn, Station
der P^isenbahn Lissa -Ostro wo.
Kröben gehörte den Bischöfen von Posen. Einen Ausbau des jetzt
abgebrochenen Schlosses leitete um das Jahr 1550 Giovanni Battista aus
Lugano, der Architekt des Posener Kathauses (Ehrenliorg, Geecliiclito dor Kunst,
Urkundliche Beilage Xo. 2K).
') Martin K>>wi..«ki.
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Kxöl «Ml.
251
Katholische Pfarrkirche S. Nikolaus.
Patron: dir Staat.
Geputzter Ziegelbau, an Stella eines mittel« Iterlichen Baues 1 T. r >7 — 1 707
errichtet i Korytk»w,ki II, S. dreischiftige Basilika, mit Stutzkappcu über-
wölbt, der Chor auf der West-, der Turm auf der Ostseite. Am Taufsteine
die Jahreszahl 1762.
Priestorstnhl in guter Spätrenaissance.
Zwei Monstranzen, die «'ine aus vergoldetem Silber barock, die andere
ans vergoldetem Kupfer Rokoko.
Kelche aus vergoldetem Silber:
1) Spätgotisch, 21 cm hoch. Auf dem sechsteiligen Fufse graviert
Christus, Peter und Paul, Maria mit dem Kinde, Katharina und Barbara.
Auf den Feldern des Knaufes der Name S. Maria. Um die Schale ein
mehrfach geschlungenes Band mit der Inschrift :
Isie calix comparatus est per Jacobum de Cozmiuck pro sua pareutumquc
suornm salule. *S°9'J-
2) Spätgot isch, 20 cm hoch, auf dem Fufse graviert die Marterwerkzeuge.
3) Barock, erste Hälfte des 18. Jahrhunderts, 28,") cm hoch. An dem
Fufse und der Schale je drei kleine Reliefe aus dem alten Testamente und
je drei kleine bemalte Porzellanschilde mit entsprechenden Darstellungen aus
dem neuen Testamente. Dazwischen ornamentales Bandwerk. Augsburger
Stempel und IDS.
4) Barock, mit Akanthusranken, erste Hälfte des 18. Jahrhunderts.
31,">cm hoch. Auf dem Fufse die Brustbilder der Heiligen Nikolaus, Paul
und Johannes des Täufers.
5) Rokoko, 26 cm hoch. Sechs Porzellan Schilde, mit Seenen aus der
Jugendgeschichte Christi bemalt. Undeutlicher Stadtstempel, FST und BH.
Pacificale: 1) 17. Jahrhundert, in Kreuzform, Silber.
2) Rokoko, in Sonnenform, aus vergoldetem Silber. Drei Stempel,
Breslauer Johanneskopf, Jahresmarke (K...M iibi>r^ Xo. iW) und GDN.
3) Dem vorigen verwandt, aber kleiner. Drei Stempel, Breslauer Jo-
hanneskopf, D und ?GL.
Vier Messingleuchter, 1681.
Unter den Stoffen hervorzuheben ein Pluviale von blauer Seide mit
gewebten farbigen Blumen sowie eine gewebte persische Decke aus roter
Seide, in deren Mitte ein Turmbau.
Grabstein für Balthasar Czaeki, Kämmerer von Posen, f 1602, stehend
dargestellt, mit Stab und Schwert in den Händen, zu seinen Füfsen der
Helm; in den Ecken vier Wappen. Im südlichen Seitenschiffe.
S. Egidieil -Kapelle, auf dem Friedhofe.
Kleiner romanischer Steinbau von T>,.">0 m innerer Weite. Das Mauer-
werk besteht teils aus kleinen, mäfsig zugerichteten Granitquadern, teils aus
') Di.-sf Lo»iirt <Kt Jalirt.-zalil i-t nulit völlig ^< -iclicrt, wiinl» »Imt <I<'ü Kui-immi «1«>* Orna-
u><'iit-s utul «li-r Schrift <'»tspi\' ( .li<'ii.
33
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1
2f)2 Krvi« Ori->tyn.
gröfseren Quadern von hartem Sandstein, ans welchem insbesondere die Ecken
sowie ein in der Südmauer noch erkennbares schmales Rundbogenfenster mit
einfacher schräger Leibung hergestellt sind. Das Fenster und die Thür der-
selben Südmauer, beide aus Ziegeln hergestellt und im Spitzbogen geschlossen,
gehören einer spätgotischen Erneuerung an. Die Nordmauer ist ohne Fenster.
K>()r> wurde die Kapelle wieder hergestellt (Inschrift auf einem Quader )
und vermutlich auch damals die Apsis auf der Ostseite errichtet. Diese
schliefst sich der lichten Breite der Kapelle in gedrückt-halbrundem Zuge an,
während sie gegen die Aulsenfronten um ein geringes Mafs eingezogen ist.
Wie der östliche Absehluss ursprünglich gestaltet war, bleibt ungewifs; viel-
leicht war er einfach geradlinig. Eine nochmalige Umgestaltung der Kapelle
folgte im Anfange des l'J. Jahrhunderts. Das Innere hat eine Holzdecke.
Ein Quader der Südseite trägt die bei dem Umbau des 17. Jahrhunderts
eingegrabene Jahreszahl 1140.
Nowai;, Z. f. 15. 1872, S. 57G.
Suknlow-ki. S. Ii. s. III. S. Ol mit Anfn:iliint>u, Tuf.-I f, 2 um! 5 -10.
Niepart, Dorf 7 km südlich von Kröben.
Katholische Pfarrkirche S. Peter.
Patron: ilit« Gutslierrschnft.
Seit 1302 urkundlich genannt (<\.<l. dipl. No. HC,'.)).
Spätgotischer Ziegelbau, einschiffig, vier Joche lang, im Osten dreiseitig
geschlossen, mit Strebepfeilern besetzt. In der Barockzeit wurde die Süd-
maner erneuert und vor der Westseite ein Turm begonnen; damals wurden
auch die Fenster Hachbogig erneuert, mit geputzten Leibungen und einem
geputzten Krenzehen auf dem Scheitel. Die Nordmauor hatte ursprünglich
nur im östlichen Joche ein Fenster. Die Frouteu haben einen Sockel aus
kehlförmigen Ziegeln. Die Thür in dem alten spitzbogigen Eingange der
Westmauer trägt die Inschrift:
Haec ecclesia aedijkata est anno donu'ni 1500. A. D. 1666.
Fünf geschnitzte Barockaltäre.
Monstranz aus vergoldetem Silber, barock. Kelch, Renaissance.
Unter den Stoffen zwei goldgestickte Korporale mit den Jahreszahlen
HilW und 1GW.
Grabstein, 1573, mit deutscher Inschrift.
PeilipOWO, Dorf 10km östlich von Kröben, Station der Eisen-
bahn Lissa- Ostrowo.
Katholische Pfarrkirche S. Hedwig.
1446 zur Pfarrkirche erhoben, 1(528 neu geweiht (Lukaszewicz, Dvoc. Pozn.
II, S. 111).
Spätgotischer Ziegelbau, einschiffig mit dreiseitig geschlossenem Chore.
Die Tonnengewölbe des Schiffes und des Chores vermutlich aus dem Anfange
des 17. Jahrhunderts. 1830 nach den Plänen des Architekten Lanci als
1
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Niepsrt. — Pampowo. 253
Ziegelbau in aufwandvollen, aber unerfreulichen Formen umgebaut und er-
weitert.
Im Hauptaltare Oelbild der Himmelfahrt S. Maria, lf>22 von Balthasar
Strobel gemalt (Korytkowski II, S. 79), in herber Auffassung, neuerdings übermalt.
Drei Kelche aus vergoldetem Silber:
1) 21,5 cm hoch, 1573, die Anlage noch spätgotisch, der Fufs und der
untere Teil der Schale mit Filigran überzogen.
2) 25 cm hoch, Spätrenaissance.
Al>l>. H16. Kdcli def Kirche in Pempowo.
3) 27 cm hoch Abb. Ulli . Spätrenaissance, 1 082 geschenkt, Stempel der
Stadt Posen (zwei Schlüssel unter einer Krone) und Meisterstempel
Grabplatte für Melchior Konarzewski f 15!*."), mit der in Hochrelief aus-
geführten, liegenden Gestalt des Verstorbenen. Im nördlichen Seitenschiffe.
Grabplatte für Johann Sicdlecki f 155«) und seine Gemahlin Agnes
geb. Rombinska f 1571, Schrifttafel mit vier Wappen. Im Chore an der
Nordmauer.
Zwei Denktafoln aus schwarzem Marmor für Melchior Konarzewski
1 1657 und Andreas Konarzewski f 1051. Rechts und links vom Hochaltare.
33»
254
Kreis Gostyil.
1'llllltZ, polnisch Poniec, Stadt 12 km westlich von Kröben, Station
der Eisenbahn Lissa-Ostrowo. An der von Posen über Schrimm nach Bres-
lau führenden Strafse gelegen und vermutlich im 13. Jahrhundert mit deut-
schem Stadtrechte bewidmet.
Ueber die evangelische Pfarrei vgl. Wasehke, Kreis Rawitsch.
Katholische Pfarrkirche zur Geburt S. Mariä.
Patron: der Besitzer der Herrschaft Punitz.
Seit dem Jahre 1300 urkundlich genannt (Cod. dipl. No. 924 und 925).
Langgestreckter, spätgotischer Ziegelbau von 9 m innerer Breite, im
Osten dreiseitig geschlossen (Abb. 167). Im letzten Viertel des 18. Jahr-
hunderts in neuklassischen Formen umgebaut, mit Stutzkappen überwölbt,
von denen eine jede zwei der alten Joche überspannt, und mit einem ge-
fälligen Westturme versehen.
Abb. 167. Katholische Pfarrkirche in Punitz.
Taufst ein, Sandstein, spätgotisch, mit der Angabe: M. P. 1501. Aehn-
lich demjenigen in Pawlowitz, doch dreizehnseitig.
Zwei Monstranzen aus vergoldetem Silber, barock, erste Hälfte des
18. Jahrhunderts.
Einige Kelche aus vergoldetem Silber. 17.— 18. Jahrhundert. Einer der-
selben in edler Hochrenaissance, mit unklarem Stempel. Ein anderer 1750
geschenkt, mit drei Stempeln, Stadt Lissa, 12 und ICS.
Pacificale aus vergoldetem Silber, kreuzförmig, 17. Jahrhundert.
Grabdenkmäler: Aufsen an der Südseite ein Wandgrab für Johann
Kydzynski. Die Marmorplatte mit dem ruhend dargestellten Verstorbenen
wird von zwei Konsolen umschlossen, welche ein Gebälk in den Formen der
deutschen Spätreuaissance mit polnischer Inschrift und Wappen tragen.
Material der Umrahmung Sandstein.
Im Innern ein Grabstein für Nikolaus Zawadzki, der Verstorbene auf-
recht dargestellt, zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts.
Sa HClberg", Stadt 4 km östlich von Gostyn, Station der Eisen-
bahn Lissa-Ostrowo. 1773 von dem Besitzer des benachbarten Grofs-Strzelce
nach magdeburgischem Rechte angelegt.
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l'unit/.. — rl.iii.ll.erg. — Seiile. — Siemowo. — Skoraszewive. 255
Evangelische Pfarrkirche, mit der Gründung der Pfarrei 1775 gebaut,
bescheidener Fachwerkbau mit Emporen und Turm.
Glocke, 44 cm Durchmesser, von Erdmann Kalliefo in Lissa 1790 ge-
gossen.
S6ide, polnisch Zytowiecko, Dorf 5 km nordwestlich von Kröben.
Katholische Pfarrkirche S. Stanislaus.
Im Mittelalter gegründet. Geputzter Ziegelbau, 1777 errichtet (K«.rvt-
ko W >ki II, S. 131), gewölbte, dreisehiffige und dreijochige Hallenkirche mit West-
tnrm. Die Mauern des mittleren Joches des Hauptschiffes und der beiden
Seitenschiffe sind zur Betonung der Querachse bogenförmig geführt.
Grofse hölzerne Truhe, 17. Jahrhundert, bemalt.
Unter den Silbergeräten zu bemerken ein Kelch aus vergoldetem
Silber, 1720 geschenkt.
Sie lHOWOj Dorf 9 km westlich von Gostyn, ehemals dem Kloster
Lubin gehörig.
Katholische Pfarrkirche S. Maria Magdalena.
1438 gegründet (Korytkowtki II, S. 223). Neuer Ziegelbau.
Monstranz aus vergoldetem Silber, Anfang des 18. Jahrhunderts. Am
Sockel das Abendmahl Christi, Christus auf dem Oelberge, die Dornenkrönung
und die Peinigung.
Zwei Kelche aus vergoldetem Silber: 1) 1028 geschenkt.
2) 1719, am Sockel die Bilder Jesu, Maria und Adalberts.
Glocke, am Halse die Umschrift:
Johann Christian Bruck goß mich in Posen anno tyjy.
Eine kleinere Glocke gofs 1849 August Kalliefe in Lissa.
SkOraSZewice, Dorf 8 km südöstlich von Kröben.
Katholische Pfarrkirche S. Katharina.
Einschiffigor Blockholzbau mit dreiseitig geschlossenem Chore, auf der
Stolle eines 1597 abgebrannten Baues lt>.'59 errichtet und 1(587 geweiht
(Kontkow^ki II, S. 80).
Aus der Bauzeit der Kirche stammen der Hochaltar mit einem Oel-
bilde der h. drei Könige sowie die beiden kleinen Seitenaltäre des Chores,
in guten Hochrenaissanceformen geschnitzt. Auf dem Triumphbalken steht
nur noch das Kruzifix; die Figuren der Maria, des Johannes und der knieen-
den Magdalena sind herabgenommen, aber noch vorhanden. Kanzel und
zwei Nebenaltäre im Schiffe, barock.
*Spät gotischer Kelch aus vergoldetem Silber. Am unteren Teile der
leicht geschweiften Schale Zellenschmelz und ein aufstrebender Blätterkranz.
Am Knaufe Wimperge und Strebepfeiler; der Uebergang zum Schafte durch
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25«
Kreis (ȟ.^tjm.
trapezartige Felder vermittelt, von denen die oberen mit ähnlichem Zellen-
sehmelz wie die Sehale bedeckt sind, die unteren ihn aber verloren haben.
Auf dem sechspafsförmigen Fufso in gravierter Zeichuung die Heiligen Maria
mit dem Christkinde, Katharina, Dorothea, Agnes, Margarete und Barbara.
GrofS-Strzelce, Dorf bei Sandberg.
Katholische Pfarrkirche S. Martin.
1 .189 gegründet, 1487— 1490 von Bischof Uriel Görka von Posen als
Ziegelbau hergestellt und geweiht (laiki.s/.^wioz, Dvec. l'o/n. II, s>. 00). Dieser Bau,
von dem nur noch die Umfassungsmauern bestehen, war einschiffig, im Osten
ohne Ausbildung ein<>s besonderen Chores dreiseitig geschlossen und, wie die
Strebepfeiler der Fronten bekunden, mit Gewölben ausgestattet. Der Turin
wurde 1802 errichtet.
Kelch aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance.
(»locke, 97 cm Durchmesser, 1498, mit Spruchband.
Epitaph für den Dichter Kaspar Miaskowski t 1622, aus buntem
Marmor, Spätrenaissance 1 ).
Die katholischen Plärrkirchen in Jezewo, Kolaczkowice und Smolitz
sind kunstlose Holzbauten.
') Die von ih m Dichter selbst verfugte (irub*clirift ist abgedruckt bei J. Rymarkiewicz,
Zbi.'.r rvtiu.'.w Kuspr» Mi;i*kow.»kieg«>. Posen 1855. II, S. 164.
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Inhalts-Verzeichnis.
Kreis Fraustudt.
Bargen 171. — Brenuo 172. — Bukwitz 172. — Alt-Driebitz 172. — Fraustadt 173. —
Geiersdorf 190. — Gollmitz 191. — Nieder- Heiersdorf 192. — Hinzendorf 193. — Ilgen 194. —
Klein-Kreutsch 194. - Künsdorf 194. - Lache 195. - Lissen 195. - Luschwite 195. -
Ober- Pritschen 195. - Mittel -Röhrsdorf 200. - Schlichtingsheim 201. - Tillcndorf 202. -
Ulbersdorf 202. - Zedlitz 203.
Golembitz 206. - Kankel 200. — Lafswitz 206. — Alt- Laube 207. — Lissa 207. — Murke 222.
— Oporowo 223. — Pawlowitz 225. — Reisen 225. - Retschke 230. — Schwetzkau 230. —
Storchnest 232. - Swierczyn 233. — Deutsch -Wilke 233. — Zaborowo 234.
Bärsdorf 235. - Bojanowo 235. - Dnbin 235. - Golejewko 236. Görclien 236. -
Jutroschin 237. — Kouary 237. - Pakoslaw 218. - Rawitsch 238. - Same 211. - Sobial-
kowo 242. — Waschke 242.
Domnchowo 244. — Gostyn 244. — Alt-Gostyn 248. — Kröben 250. — Xiepart 252. — Pem-
powo 252. - Punitz 254. - Sandberg 251. - Seide 255. - Siemowo 255. - Skoraszewice 255.
- Gross-Strzelce 256.
Kreis Lissa.
Kreis Uawitsch.
Kreis Gostyn.
Abkürzungen von Literatnrangaben.
C. (I. B.
Cod. dipl.
S. h. s.
Z. f. B.
Z. G. I,.
Z. H. Ges.
Centralblatt der Buuvcrwitltung. Berlin.
Codex diplomiitieus Majori* Poloniue. Posen 1877 — 81.
Sprnwozdaniu komisyi do hadaniii lustoryi .tztuki w Polsce. Krakau.
Zeitschrift für Bauwesen. Berlin.
Zeitschrift für Geschichte und Landeskunde der Provinz. Posen. Posen.
Zeitschrift der Historischen Gesellschuft für die Provinz. Posen. Posen.
Maßstab der Grundrisse
Maßstab der Einzelheiten
1 : 400.
1 : 2.5.
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Druck von Gu»tav Schade (OMo Pranoke) In Berlin X.
Ktipferliehtdraek«, Autotypien und PhototypKo roa Mellenbach, Rlffarlh * Co. In Berllo-Scböneberg
und Wein warm * Hafner la Stuttgart.
VERZEICHNIS
DER
KÜNSTDENKMÄLER DER PROVINZ POSEN
DRITTER BAND:
DIE LANDKREISE DES REGIERUNGSBEZIRKS POSEN
LIEFERUNG IV
ENTHALTEND DIE KREISE
SCHKD1M, SCHRODA, WREECHEN, JAROTSCHIN, PLESCHEN, KROTOSCHIN,
KOSCHMIN, ADELNAU, OSTROWO, SCHILDBERG UND KEMPEN
IM AUFTRAGE DES PROVINZIAL -VERBANDES
BEARBEITET
VON
JULIUS KOHTE
REQIERUNGS-BAEMEI8TEU
BERLIN
VERLAG VON JULIUS SPRINGER
im
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TRANSFERREO T«.
Von dem
Verzeichnis
der
Kunstdenkmäler der Provinz Posen
ist erschienen:
Bund III, Lieferung 1. Kreis Posen-Ost und -West, Obornik, Samter, Grätz and
Neutomischel. Preis M. 2,— .
do. „ 2. Kreis Birnbaum, Schwerin, Heseritz, Borns t, Schmiedel und
Kosten. Preis M. 2,-.
do. „ 3. Kreis Fraustadt, Lissa, Rawitsch und Gostyn. Preis M. 2,—.
do. „ 4. Kreis Scbrimm, Schroda, Wreschen, Jarotschin, Pieschen,
Krotoschin, Kosehmin, Adelnau, Ostrowo, Schildberg und
Kempen. Preis M. 2,—.
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VERZEICHNIS
DER
KUNSTDENKMÄLER
DER
PROVINZ POSEN
in.
DIE LANDKREISE
DES
REGIERUNGSBEZIRKS POSEN
BERLIN
VERLAG VON JULIUS SPRINGER
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DIE
KUNSTDENKMÄLER
DER
LANDKREISE
DES
REGIERUNGSBEZIRKS POSEN
IM AUFTRAGE DES PRO VINZIAL - VERBANDES
BEARBEITET
VON
JULIUS KOHTE
KEGlEKUNüS- BAUM EIST KU
BERLIN
VERLAG VON JULIUS SPRINGER
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HARVARD UNIVERSITY
LIBRARY OF THE
GERMAN IC MUSEUM
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Vorwort
Der den gröfscren Teil fies ehemaligen Grol'spolens umfassende
Regierungsbezirk Posen stellt, wie er landschaftlich aus einer weiten
Ebene gebildet wird, auch kunstgesehiehtheh ein einziges Gebiet dar,
dessen Teile sieh nur durch das Mals ihrer Ergiebigkeit unterscheiden.
Wahrend in der Umgebung der kulturtragenden Hauptstadt, ferner in
dem fruchtbaren, von den Strafsen nach Brandenburg und Pommern
durchschnittenen Kreise Samter sowie in dem zu Schlesien neigenden
Landchen Fraustadt auf dem Gebiete der kirchlichen Baukunst der ur-
sprüngliche Holzbau bereits im Mittelalter dem Steinbmi weichen inufste,
dauern im übrigen Holz- und Steinbau neben einander fort. Je weiter
man nach Osten vorschreitet, desto mehr gewinnt der Holzbau sogar
das Uebergewicht. so dafs im Kreise Kempen keine Steinkirche über
den Beginn des 19. Jahrhunderts zurückgeht. Mit der Entwicklung
der Bauwerke hält die ihrer Ausstattung gleichen Schritt. Die nachfol-
gende Beschreibung beginnt mit den der Hauptstadt Posen benachbarten
Kreisen: sie wendet sich dann den an Brandenburg und Niedersehlesien
grenzenden Landstrichen zu. welche dem Forseher die gröfstc Ausbeute
im Bezirke gewähren, und schlieft mit den ärmeren Landstrichen längs
der polnischen Grenze.
Die zeichnerischen Darstellungen der Bauwerke sind sämtlich vom
Verfasser gefertigt. Die Grundrisse sowie die Einzelheiten der Kirchen
sind in einheitlichem Mafsstalx' aufgetragen, jene 1:400. diese 1:2").
Zu den nachfolgend genannten Abbildungen wurden dem Verfasser vor-
handene Aufnahmen zur Benutzung überlassen:
Zu Abb. (>3 — (>4 vom Kreisbauamte in Birnbaum, zu Abb. 74. 77.
78, 82 — 84 und 88 vom Kreisbauamte in Meseritz. zu Abb. 1)2 — !).">
vom Kreisbauamte in Wollstein, zu Abb. 122 von Herrn Maurermeister
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VI Vorwort.
Michel in Fraustadt, zu AI »I». 12!)— 1 M I von Herrn Uegierungs-Baii-
mcister P. Witti" in Merlin, zu AM). K>0 von Seiner Durchlaucht dem
Fürsten Sulkowski in lfeisen. zu AM». 101 — 102 von Herrn Landes-
bauinspeetor Ziemski in Bromberg, zu Ahl». 170 — 171 vom Kreishauaintc
in Schlimm, zu AM». 17."» von Herrn Kreisbauinspector Freude in
Wresehen, zu Ahl». 11.41—42. 107, ISO— 182 von Herrn Regierungs-
HannieUter Rakowiez in Posen, zu Abb. 1!)S) vom Magistrate in Ostrowo.
zu Ahl». 2l>2 und 200 von Herrn Kreisbauinspector Dahms in Ostrowo.
Von den photographischen Aufnahmen fertigte Herr Photograph
Szvmonowicz in Posen die Vorlagen zu Tafel I sowie zu den Ahh. I.
4. 0. 7. 8, 20. 24 — 2:». 44 — 4.'). :»1. :>7— ;>8. 00. J)7. 10:>. 107. 1 7,i.
1S4— 1!)0 und 15)7 — 1!)8. Herr Photograph (i. Anschütz in Lissa
feiligte die Vorlagen zu Tafel II sowie zu den Ahh. 120. 123 — 124.
14)5 — 144 und 140 — 14 7. Herr Photograph Fischer in Meseritz die
Vorlage zu Ahl». 8(5. Alle übrigen photographischen Vorlagen wurden
von dein Verfasser aufgenommen.
Mit Ausnahme der Stöcke zu Ahl». ."»2 — 04. welche K. (jiaillard in
Herlin lieferte, war die Herstellung der Tafeln und der Abbildungen
den An>talten Meisenbach. Hilfarth & Co. in Berlin - Schöneherg und
Weinwurui & Hafner in Stuttgart ühertragen. Frstere lieferte die Kupfer-
tafeln, letztere die Strichätzungen der Ahhildungen. während die Her-
>telhmg der Tonätzungen unter beiden Anstalten verteilt war.
Posen, im Mai 185)0.
Julius Kolite.
Abkürzungen von Literaturangaben.
i'. il. 15. < Vntrulblatt clor Bauverwalttm^. Berlin.
Cod. dipl. Codex diplomatii:u> Majori» Polomao. Posen 1877—81.
S\ Ii. s. S|imwo/.duiiia komisvi do badania liUorvi sztiiki w Polsce. Krakau.
Z. f. B. Zeitschrift für Bauwesen. Berlin.
Z. G. L. Zeitschrift für G< » liichtc und Landr-kunde der Provinz Posen. Posen.
/,. II. (ö-s. Zeitschrift d. r Hi-tori-clu n Gesellschaft für dir Provinz Posen. Posen.
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Inhalts-Verzeichnis
des III. Banden.
Kreis Posen-Ost. Selle
Kninmciiilertf 1
Chojnicn 7
Gluschin 8
Kicin 10
Kobylepole 10
Owinsk 10
Schwerscia 12
Splawie 13 |
Wierzcnica Ii» .
Kreis Posen -West.
Oeradz koscielny 15
Kiekrz 16
Komornik 17
Konarzcwo 17
Lodz 19
Liissowo 1!»
Modrae 20
Skorzewn 20
Slnpia ... 21
Sobota 21
Stcnsehewn 22
Tarnowo 23
Tomic»- 23
Wiry 21
Kreis Obornik.
Bialenzyn 25
KirehenDombrowka 25
Goslin 26
Grainsdorf 27
Luknwo 27
Maniewo 27
Objezierze 28
Obornik 32
Parkowo 33
Kitschen waldc 31
Kojrasfii 31
Koschnowo 36
Wehm 37
Kreis Samter.
Biezdrowo 38
Bythin 39
DuMchnik 89
Kainii« rz 39
Ohersitzko Kl
Ottorowo 44
Pcterawc 41
Pinne 45
Psnrskic 46
Samter 48
Katholisch«*. Pfarrkirche 49
SchlolH 56
Scharfenort 5H
Will schin 58
Wronk«- 51»
Kreis Grätz.
Buk 60
Pakowy niokre 63
Pruzyii 63
Gnin
Granown 64
Grätz 65
N'icprnszi'wo 70
Opalcnitza 70
Woselmik 71
Kreis Neutomischel.
Bro«ly 73
Hukowifc 73
Neustadt b«>i Pinii.- 74
Ncutnnnsclu'l 76
Wytoinisch«'! 76
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VIII
liili:ilt.-j-Vfrzoiclaiis.
Kreis ßirubauiu.
Birnbaum 77
Grofs-l'hrzypsko 80
Kahme 80
Kwiltscli 83
LubuM-h 83
Grofs-Luttom S4
Zirke 81
Kreis Schwerin.
Althöfchcii 89
Biesen 8'.»
(Jollinütz 90
Nendorf 91
Osclit 91
Poppe 91
Prittiseh 92
Hokittcn 92
Schwerin 94
Schwirle 96
Sem in ritz 90
Trebisch 97
Wierzebaum 97
Kreis Meseritz.
Altenhof 98
Bauchwitz 98
Deutschen 100
Betsche 102
Bratz 102
Chlastnwe 103
Grofs-I Jammer 105
Georgsdorf 1<«
Ober-Görzig 10ti
Grunzig 106
Hochwalde 107
Kainscht 107
Kalau 107
Koschmin 108
Kranz 109
Kurzig 109
Kuschten 109
Kntschkan llo
Lagowitz 111
Lomnitz HL*
Meseritz 113
Katholische Pfarrkirche . . . . 11')
Evangelische. Pfarrkirche . ... 117
Schlofs 120
Paradies 121
Pieske 125
Politzig 12-,
Tirschtiegel 126
Weifsensee 120
Wischen 127
Kreis Bonist.
' Altkloster 128
Bomst 128
Borul-Kirchplatz 13«)
■ Fehlen 130
Kiebel 130
Köbnitz 131
Neu-Kramzig 131
Obra 132
Priinent . . 133
link witz 139
Buchocice .... 141
Schussenze 141
Schwellten 141
Siedlec 141
Tuehorze 142
Unruhstadt 143
Wöllstein 143
Kreis Schmiege!.
Alt Bialt.sch 145
Czacz 14G
Görka duchowna 147
, Prochy 147
Badomitz 148
Robaczyn 148
Schmiedel 118
Wieiichowo 150
Polnisch-Wilke 150
i Woynitz 152
Kreis Kosten.
l'zempin 153
I Dalewo 153
Gluchowo ... 154
Gryzyn 154
| Kosten 155
; Kriewen 103
Lubin 164
Oborzysk 168
Kacot KMJ
Konibin 168
Kotdorf 169
Kreis Franstadt.
Bargen 171
, Brenno 172
Bukwitz 172
Alt Driebitz 172
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Inhalt.*- Verzeichnis.
Seite
Kronstadt 173
Katholisch« Pfarrkirche .... 175
Klosterkirche 175»
Altstädtische evangelische Pfarr-
kirche 180
Xeustadtische evangelische Pfarr-
kirche 1S5
Evangelischer Friedhof .... 187
Bürgerhäuser 189
Geiersdorf 190
Golhnltz 191
Nieder-Heiersdorf . . 192
Hinzendorf 193
Ilgen 194
Klein-Kreutsch 194
Kursdorf 194
Uche 195
Lissen 195
Luschwits 195
Ober-Pritschen 195
Mittel-Röhrsdorf 200
Schlichtingsheim 201
Tillendorf 202
Ulbersdorf 202
Zedlitz 203
Kreis Lissa.
Golenibitz 20<J
Kankel 200
Lafswitz . . . .' 206
Alt-Laube 207
Lissa 207
Katholische Pfarrkirche .... 209
Evangelische S. Johannes-Kirche . 213
Evangelische Kreuz-Kirche . . . 217
Synagoge 221
Kathaus 222
Marke 222
Oporowo 223
Pnwlowitz 225
Reisen 225
Retschke 230
Schwetzkau 230
Storchnest 232
Swierczyn 233
Deutsch-Wilke 233
Znborowo 231
Kreis Rawitsch.
Bärsdorf 235
Bojanowo 235
Dubin 235
Golejewko 230
Seite
I Görchen 230
Jutrosehin .237
Konary 2.'J7
Pakoslaw 238
Rawitsch 238
Sa i ne 241
Sobialkowo 242
Wasch ke 242
Kreis Gostyn.
Dotnachowo 244
Gostyn 244
Katholische Pfarrkirche .... 244
Philippiner-Kloster 246
Alt-Gostyn 218
Krähen 250
| Niepnrt 252
! Pempowo 252
j Punitz 254
Sandherg 254
! Seide 255
Siemowo 255
Skoraszewice 255
Grofs-Strzelce 256
Kreis Schrimm.
Bnin 257
Brodnica 259
Chwalkowo 259
Dölzig 259
Einehen 201
Jaszkowo 201
Kunowo 202
• Kurnik 202
1 Morkn 204
Moschin 265
Rogahn 2(55
Schrimm 205
Wlosciejewki 209
Xions 270
Kreis Schroda.
Ungrowo 271
Giecz und Grodzisko 271
Kosihuty 272
Kostschin 272
Krerewo 273
Mondre 274
Monschnik 274
Xietrznnowo 274
Ostrow 275
Pudewitz 277
Samomiuchol 27S
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Inhalu-YcrzeiclinU.
Seile
Schroda 279
Oroia-Siekierki 2S7
Snieciska 288
Tnlce 288
l'sarzewn 2S9
Weiiglewo 289
Winnagora 289
Kreis Wreachen.
Biechowo 291
Graboszewo 291
Milo*law 292
Skarboszewo 292
Staw 293
Stralknwo 293
Wresehen 293
Kreia Jarotachüi.
Brzostkow 296
Dinihno 296
Gora 298
Jaratsclu-wo ... 298
Jarotsthin 299
Mieschkow 21*9
Naustadt an der Wart In- 300
Hadlin 301
Zirkow 304
Kreia Pieschen.
Goliuhow 306
Gorzno 307
Li-nartowitz 307
Pieschen 307
Sobotka 308
Sciwina J109
Tur>ko 309
Kreia Krotoachin.
Brniee 310
Kobylin 311
Krotoschin 313
Lutogniew 311
Kozdraivw-o 315
Zduny 31 ö
Seil«
Kreis Koschmin.
Koschinin 317
Pogorzela 320
Kadenz 321
Zdziesz 321
Adelnau . .
Itaschkow
Sulmirschütz
Kreis Oatrowo.
Antonia
Gostyczyn
Olobok
Oatrowo
Skalmirschütz
Szcznry
Grofs-WyKocko
323
324
324
32*
329
33t)
330
Kreis Schildberg.
Bukownica
Grabow .
Kotlow
Mixstadt .
Schildberg
Kreis Kempen.
Baranow .
Bok-slawiec
Donaborow .
Kempen .
Koehlow .
Mikorzyn
Myjomice
Olszowa . .
Opatow . .
332
333
334
33t
337
337
3»»
340
341
341
341
Berichtigungen und Nachträge . 343
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DIE LANDKREISE
REGIERUNGSBEZIRKS POSEN
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KREIS SCHRIMM.
X$ II 1 II 9 Stadt IG km nördlich von Schrimm, ehemals mittelbar und
Sitz eines Kastellans, erhielt vermutlieh im 14. Jahrhundert Stadtrecht.
Katholische Pfarrkirche S. Adalbert und S. Hedwig.
Die Baulasten trägt der Besitzer der Herrschaft Kurnik.
Der Pfarrer der Kirche wird 1419 genannt (Warschauer, Stadtbuch von Posen
I, S. 112). Bischof Andreas IV. von Posen (1438 — 79) erhob sie 14(5.5 zum
Range einer Kollegiatkirehe (Urkunde im Pfarrarchive) und stiftete 1470 eine
Abl>. lt!8. Unit). Bauinschrift.
Summe zur Gründung eines Altares (St. A. Posen, Resignation™ Posn. 1476, Bl. GT>).
Auf denselben Bisc hof geht auch das vorhandene Kirchengebäude zurück,
wie eine Sandsteintafel mit seinem Wappen (Lodzia) und den bischöflichen
Abzeichen bekundet, während von der roh ausgeführten Inschrift nur sein
Name, nicht aber die Jahreszahl zu entziffern ist (Abb. 108).
Spätgotischer Ziegelbau, dreisehiftige Hallenkirche, vier volle Joche laug.
im Osten in der ganzen Breit« dreiseitig geschlossen, so daft im Mittelschiffe
:t4
258
Kreis Schlimm.
noch ein kurzes fünf "tos Joch von trapezförmiger Gestalt und daneben als
Abschlufs der Seitenschiffe zwei Joche von dreieckiger Gestalt entstehen
(Abb. 1 Ol» >. Spitzbogige Sterngewölbe auf achteckigen Pfeilern. Vor der
Westfront ein Glockenturm, dessen Hehn 1787 und 1 8.T7 vom Blitze getroffen
und erneuert wurde (Pfan-akten). Im 18. Jahrhundert wurden die Fronten ge-
putzt und die auf der Nordseite gelegene Sakristei umgestaltet.
Thür der Sakristei, oben halbkreisförmig abgerundet, aus Eisenblech,
auf der Seite der Kirche mit Bändern versteift. In den von diesen gebil-
deten Feldern einfache geschmiedete Rosetten sowie das Wappen Lodzia mit
einem Bischofstabe. Aus der Bauzeit der Kirche.
Hochaltar, aus Holz geschnitzt, Spätrenaissanee.
Spätgotischer Taufstein, achteckig, am Becken Mafswerk.
A Iii». 1G9. Katholische Pfarrkirche in Boso.
Monstranzen aus vergoldetem Silber:
1) Spätgotisch, Anfang des 10. Jahrhunderts, 79 cm hoch. Auf dem
Fufse die gravierten Brustbilder des gepeinigten Christus sowie der Heiligen
Maria, Agnes, Hedwig, Ursula und Katharina; unter dem Bilde der Maria
das Wappen Lodzia mit den Buchstaben I. B.
2) Barock, Anfang des 18. Jahrhunderts.
Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, 1014 und 1078.
Zwei Mefskännchen, Silber, 17. Jahrhundert, Stempel P.
Ewige Lampe, Silber, barock.
Getriebene Messingschüssel, Adam und Eva unter dem Baume.
10. — 17. Jahrhundert.
Kasel nebst Kelchdet ke, Gorporale und Stola, in Goldstickerei, barock.
Die drei Glocken wurden lH.'V.» von August Kalliefe in Lissa umge-
gossen.
Evangelische Pfarrkirche.
Geputzter Ziegelbau mit Emporen; der Grundrifs rechteckig. 1777 aus-
geführt, nachdem die Gemeinde im Jahre zuvor selbständig geworden war.
Kelch aus vergoldetem Silber, 17. Jahrhundert.
Taufen gel. noch im Gebrauch. 18. Jahrhundert.
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linin. Ilrmlnka. — Cliwalkuw». — Dölzig. "J^i)
Brort lllCOi) Dorf 10 km nordwestlich von Schrimiu.
Katholische Pfarrkirche S. Katharina.
1298 urkundlich genannt (Co.l. «lipl. No 770}, an Stelle eines Holzbaues
18t>3 — 70 als Ziegelbau erneuert (Kwytkowski II, S. 216). Die Geräte zum Teile
noch alt. zu bemerken:
Silberne Monstranz, spätgotisch, fünft finniger Aufbau mit den ver-
goldeten Figuren des auferstandenen Heilands, Peters und Pauls sowie sechs
anderer Apostel.
Kelch aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance.
ChwalkOWO, Dorf 20 km südöstlich von Schrimni.
Katholische Pfarrkirche S. Michael.
Im Mittelalter gegründet. Geputzter, gotisierender Ziegelbau, 1810 aus-
geführt, 1891 mit einem Chore versehen.
Zwei Hochreliefe, tüchtige Arbeiten der Spätgotik vom Ausgange
des l.">. Jahrhunderts, darstellend die Anbetung der h. drei Könige und die
Grablegung Christi, jene vermutlich das Mittel-, diese das Sockelbild des
ursprünglichen Altares. Aus Holz geschnitzt, jetzt an den Längsinauern des
Schilfes angebracht und neu bemalt. Arbeiten desselben Bildschnitzers in
Jaratschewo, Kreis .larotschin.
Taufwasserbehälter, der Kessel von einem Engel getragen, auf dem
Deckel die Taufe Christi. Holz, neu bemalt. Mitte des 18. Jahrhunderts.
Glocken: 1) 59cm Durchmesser, um den Hals über durchschlungenen
Rundbögen: Jehus Nasarens rex Iutiorum (.'). tS7°-
2) 71 cm Durchmesser, am Halse die auf Plättchen hergestellte Umschrift :
Sit nomen domini bcncdictitm in seculttni, A. D. /0j6.
Darunter treffliches naturtreues Pfianzenwcrk.
Dölzigs polnisch Dolsk, Stadt 12 km südlich von S. hrimin, am
Dolziger Seo gelegen.
Dölzig wird ll.'Jti als Dorf im Besitze des Erzhischofs von diesen ge-
nannt. Seit dem 18. Jahrhundert gehörte es dem bischöflichen Stuhle von
Posen. Bischof Johannes V. erwirkte 1859 von König Kasimir die Erhe-
bung des Ortes zur Stadt nach Neumarkter Rechte.
J. .Iabc7.vn.Hki, Rys historye/.ny nii«>ta ]>oUku i jogo ok*»lic. l'oscn 18f>7.
Katholische Pfarrkirche S. Michael.
Patron: der Staat.
Die Pfarrkirche in Dölzig wurde 1888 nach Aufhebung zweier benach-
barter Pfarrkirchen gegründet <:. H I. ilipl. N... 1811).
Spätgotischer Ziegelbau der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, drei-
schiffige, mit Sterngewölben überdeckte Hallenkirche, fünf Joche lang, im
Osten dreiseitig geschlossen ' AM>. 1 70 Die im Westen 12,25 m von ein-
ander entfernten Längsmauern nähern sich im Osten bis auf 10,40 in. Die«
S4*
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200 Kri's Sclirimm.
achteckigen Pfeiler der 10.70 m hohen Gewölbe halten ein ans Platte lUld
Randstab gebildetes Kapital. Die alten spitzbogigen Fenster wurden 180:j
ohne Grund flaehbogig verändert. Auf der Südseite eine Kapelle mit altem
Sterngewölbe; neben dieser eine zweite Kapelle aus dem 16. Jahrhundert,
mit Kreuzgewölbe auf schweren Rundstab-Rippen. Der Ausbau der Kirche
bewegt sich in den Formen des 17. und 1H. .Jahrhunderts.
In der Sakristei eine Nische für das Wasserbecken, mit Pilastern
und Gebälk umschlossen, Renaissance, Marmor; im Zwickelfelde das Wappen
Lodzia mit den Buchstaben:
A(ndrcas) O(paUnski) E(piscopus) P(osnaniensis) 1 ).
AM». 170. Katholische Pfarrkirche in Dölzig.
Chorgestühl, einfach spätgotisch.
Oelbild vom Ende des 1"). Jahrhunderts, jetzt im Provinzial-Museum
zu Posen.
Große Monstranz aus vergoldetem Silber, Rokoko, Stempel der Stadt
Augsburg mit P (1701 0.1, Rodenberg N<>. 100) und Meisterstempel ID. Aus dem
vormaligen Philippiner-Kloster bei Gostyn.
Kleine Monstranz aus vergoldetem Silber, Rokoko, 1781.
Kelche aus vergoldetem Silber:
1) Spätrenaissance, 1660, Stempel der Stadt Posen (zwei Schlüssel unter
einer Krone), der Meisterstempel fehlt.
*1) Spätrenaissance, 1670, aus dem Gostyner Kloster.
})) Barock, Anfang des 18. Jahrhunderts, Stempel der Stadt Breslau
(Johanneskopf ), B und öWI (?).
Speisekelch aus vergoldetem Silber, in reicher Spätrenaissance, 1670;
an der Schale drei Reliefe, Ecce homo, Kreuzigung und Auferstehung Christi.
Ebenfalls aus dem Gostyner Kloster.
') Rischof Andreas VL von Posen, 1607-23.
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Emilien. — Jasaikowo.
201
£mcllCI1, polnisch Mchy, Dorf 17 km südöstlich von Schrimm.
Katholische Pfarrkirche S. Martin.
Patron: dio Gntsherrschaft.
Im Mittelalter gegründet. Ziegelbau der Renaissance, im Anfange des
17. Jahrhunderts errichtet, 1657 geweiht (Luknszowicz, Dycc. l'ozn. II, S. 236;. Ein-
schiffig, im Osten dreiseitig geschlossen, drei Joche lang, zwischen dem
zweiten und dem dritten Joche zur Absonderung des Hochaltares ein Rund-
bogen. Tonnengewölbe mit Stichkappen; die Felderteilungen in den beiden
westlichen Jochen mit flachem Bandwerk, über dem Hochaltäre mit dünnen
Laubstäben bewirkt. Vor der Westfront ein quadratischer Turm mit schlan-
ker, durchbrochener Kupferhanbe. Die Fronten in Ziegelbau; die Pilaster
und Gesimse, ebenso die quaderartige Einfassung der Ecken und der Fenster
geputzt. An der Turmbau be die Jahreszahl 1015 mit zwei "Wappen (das
erste Nowina), in der Wetterfahne 1616. Heber dem Chorbogen eine Tafel:
H. P. A. O. t6t6. Aufsen an der Ostseite eine geputzte Tafel mit der Jahres-
zahl 1643.
Die beiden Altäre an den Pfeilern des Chorbogens im Rokokostile.
Barocke Monstranz aus vergoldetem Silber, 76 cm hoch, Stempel VW
und Marke K.
Kelch aus vergoldetem Silber, in guten Formen der Spätrenaissance,
26,5 cm hoch.
Unter den Stoffen zu bemerken: Zwei gleiche Kasein, Gewebe mit
üppigen Blumen, die Säulen aus einem Seidenpafs. Antependium, Aufnäh-
arbeit, 18. Jahrhundert.
Glocke, 64 cm Durchmesser. Um den Hals, von zierlichen Renaissance-
Ornamenten eingefafst, das Monogramm Christi und die Inschrift:
In cotweniendo poßu/os in unnm et reges, ut serviant domino'). 1634.
Die Buchstaben auf Plättchen. In den Ansichten ein Kruzifix mit zwei
Sternen, ein zweites, aus Ornamentstücken gebildetes Kreuz, ein Bild der
Maria und das Wappen Nowina. Der Güls vorzüglich.
Rechts vom Hochaltare Grabmal für Stanislaus Sapinski (vom Ver-
bände Nowina) f 1584 und seine Gattin Katharina geb. Wloseiejowska f 1588.
Zweigeschossiger Bau in rohen Renaissance-Formen, in flachbogigen Nischen
die Hochreliefe der schlafenden Gestalten.
JftSZkOWO, Dorf 6 km nordwestlich von Schrimm, auf dem linken
Ufer der Warthe.
Katholische Kirche S. Barbara, ehemals Pfarrkirche, jetzt zur Pfarrei
Zabno gehörig.
Patron: die Gutslierrschaft.
Spätgotischer Ziegelbau, einschiffig, mit dreiseitig geschlossenem Chore.
Uuregelmäfsiges Sterngewölbe, im Schifte stumpfspitzbogig, im ("bore rund-
') Psalm 101, 23 der Valuta (102, 23 <lcr Uelwrsotzung Luthers).
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2&2
Kreis S. lirimni.
bogig; der Triumphbogen spitz. Das dreijochige Schiff ist. von den Eck-
strcbepfeilern abgesehen, nur in der Mitte der Langseiten mit je einem
Strebepfeiler, der zweijochige Chor nur an den Ecken mit Strebepfeilern
besetzt. Auf der Nordseite des Chores die mit einem Tonnengewölbe über-
deckte Sakristei. Ein Turm fehlt. Innere Breite des Schiffes 8,10 m, des
Chores i\ m.
Der Ostgiebel des Schiffes ist alt; auf den einzelnen Staffeln zinnen-
artige Aufsätze; darunter flach bogige Blenden. Der Westgiebel wurde unter
Wiederholung dieses Motivs erneuert: doch wurden die hohen, im unteren
Teile noch erhaltenen Blenden nicht wiederhergestellt. Die breit angelegten
Fenster sind noch die ursprünglichen; ihre Bögen sind spitze Stichbögen,
ihre glatten Gewände geputzt. Die einfache Thür der Westfront ist rund-,
die vermauerte Thür der Nordfront spitzbogig geschlossen.
Nach der Reformation wurde die Kirche protestantisch, um 1640 aber
der katholische Gottesdienst wiederhergestellt (i.ukaszewie/., pyec. Pozn. II, 8.52).
Die fünf alten Seitenflächen der kunstlos erneuerten Kanzel sind in
einfacher Art mit flachem spätestgotischem Mafswerk bedeckt.
Am Schreine des Hochaltares zwölf kleine Messingbleche mit Reliefen
aus den Leiden Christi; zwei andere mit Maria und Johannes. Renaissance.
Glocken: 1) Iii ora Durchmesser, am Halse die Umschrift:
Verbtttn domitti mattet in eternum. A. D. ts^7-
2) 88 cm Durchmesser, am Halse die zweizeilige Umschrift:
Laudatc dcitm in cymbaiis, laitdate dann in cymbalis bette sonantibus,
jubilationis ottittis spiritus laudct dominum. Simon Koyski me fecit. A. D. 1663.
KlinO WO, Dorf 17 km südlich von Schrimm.
Katholische Pfarrkirche S. Andreas.
Blockholzbau mit dreiseitig geschlossenem (.'höre, laut Jahreszahl am
Triumphbulken 171.'} errichtet. Das Dach behält auch über dem Chore die
Breite des Schiffes.
Barocke Monstranz und zwei Kelche der Spätrenaissance.
IVlirnik, Stadt 18 km nördlich von Schrimm, im Mittelalter als
adelige Stadt gegründet, im 15. und H». Jahrhundert den Grafen Görka gehörig.
Katholische Pfarrkirche Allerheiligen.
Die B:iul:i.»tcn trä^rt tlor IJ.-iiz.r il<r HiiTM-lmft Kurnik.
Die Kirche wurde 14.17 von den Besitzern gegründet, die Gründung
1449 von Bischof Andreas TV. von Posen bestätigt. 1493 wurde die Kirche
von Bischof Uriel Görka zur Kollegiatkirehe erhoben; 1550 wurde sie mit
dem Uebert ritte der Familie Görka protestantisch, 1592 aber mit dem Aus-
sterben derselben wieder katholisch ffjuka-z.>wiez, Dyec. Po/:n. T, S. 335).
Spätgotischer Ziegelbau, dreischiflige Hallenkirche, zwischen den Um-
fassungsmauern 1<>.:-K)m breit. Das Mittelschiff ist vier Joche lang und
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Kunowo. — Kuroik. 263
«
dreiseitig geschlossen; die schmalen Seitenschiffe, setzen sich zu einem fünf-
seitigen Umgange hinter dem Hochaltare fort. An der nördlichen Langseite
die ursprüngliche Sakristei. Spätere Anhauten und Aenderungen hahen die
Kirche sehr entstellt. Die Hauptfront sowie ein Teil der südlichen Langseite
wurden nach einem Brande 1830 in Ziegeln erneuert.
Die am Chorumgange in ihrer alten Gestalt erhaltenen Strebepfeiler
treten nur lisenenartig aus der Front heraus und bestehen aus zwei kräftigen
Eckpfosten und einem schwächeren Mittelpfosten. Unter den Fenstern sind
Reste eines Kaffgesimses erhalten; die Leibungen der Fenster waren aus
Schräge und Rundstab hergestellt. Die Formsteine der Strebepfeiler sind
teilweis grün, gelb oder braun, die des Kaffgesimses sämtlich grün glasiert.
Die beiden Langfronten haben zwei symmetrische, jetzt vermauerte Spitz-
bogenthüren, darüber je zwei kleine Spitzbogennischen. Die überputzten
Pfeiler der Schiffe setzen sich ans acht grofsen und acht kleinen Diensten
zusammen; ihre Kapitale sowie die Stutzkappen-Gewülbe sind erneuert.
Die Kirche entstand unter derselben Bauleitung wie die S. Marien-Kirche
in Posen, welcher sie sich nicht nur in der allgemeinen Plananlage, sondern
sogar in den verwendeten Formsteinen anschliesst; besonders auffallend ist
die Verwandtschaft der Strebepfeiler, welche die Gestalt jener unter Fort-
lassung der Nischen und Giebelchen wiederholen.
Christus im Elend, bemaltes spätgotisches Holzbildwerk.
Silberne Monstranzen: 1) Spätgotisch, der Ful's aus der Spätrenaissance,
beschädigt. 2) Spätrenaissance, dreitürmig, 82 cm hoch. Stempel der Stadt
Posen (zwei Schlüssel unter einer Krone) und Meisterstempel FW.
Kelche ans vergoldetem Silber: 1) Spätestgotisch. 2) Renaissance mit
gotischen Anklängen. 3i Spätrenaissance, 1020.
Speisekelch aus vergoldetem Silber, barock.
Zwei silberne Mefskünnchen, 1039.
Getriebene Messingschüssel von 40cm Durchmesser, spätgotisch; auf
dem Rande Ornament, in der Mitte eine allegorische Darstellung des Glanbens.
Mehrere kostbare Priestergewänder aus dem 18. Jahrhundert.
Grabdenkmäler für die beiden Woiwoden von Posen Grafen Lukas
und Stanislaus G6rka f 1573 bezw. 15H2, rechts und links hinter dem Hoch-
altäre. Beide in der Rüstung schlafend, in Hochrelief dargestellt, darunter
die Schrifttafeln. Das erste Denkmal aus weil'sem, das zweite aus schwarzem
Marmor.
Ein gleicher (Trabstein aus weifsem Marmor für Andreas Gorka,
Kastellan von Meseritz. f 1583 ist an der neuen Haupt front der Kirche
eingemauert. Die Schrifttafel befindet sich in der inschriftlich 1603 voll-
endeten, im 18. Jahrhundert umgestalteten Kapelle an der Südseite der Kirche.
Synagoge.
Rechteckiger Bali von ausgehöhltem Fachwerk, innen kuppelartig über-
deckt, 1708 errichtet.
Getriebene Messingsc •hüssel von 03 i-ni Durchmesser. In der Mitte der
204 Krois Sclirimm.
österreichisch«* Adler mit Wappenschild auf der Brust, eingefafst von einem
Sthrift bände in gotisch«-» Kleinbuchstaben. Auf dem Rande in mehrmaliger
Wiederholung ein von einem Hunde verfolgter Hirsch. 17. Jahrhundert.
Schlofs.
Ein Schlofs als Wohnsitz des Grundherrn bestand in Kurnik jedenfalls
schon im 14. Jahrhundert. Im Jahre 1426 liefs Graf Nikolaus Görka durch
den Zinnnermeister Nikolaus aus Posen ein neues Schlofs, doch nur aus
Holz aufführen. An die Stelle desselben trat im 16. oder 1 7. Jahrhundert ein
Steinbau, ein einfacher Putzbau im Stile der deutschen Spätrenaissance, mit
hohem Dache und steilen Giebeln, in der Art eines noch jetzt erhalt enon
Nebengebäudes. Schinkels Pläne, das Schlofs in mittelalterlichem Sinne mit
einem die Dächer verdeckenden Zinnenkranze umzubauen, gelangten nur in
verstümmelter Gestalt zur Ausführung. In den letzten Jahren erlitt das
Gebäude einen nochmaligen Umbau.
.1. Zukrzew*ki, Umowa o budowe zamkn Kornika w r. 1126. S. h. s. III, S. 61.
lialinski u. l.ipin-ki, Storoiytnu Polxka I, S. 101.
Schinkel, Architoktoni>clie Entwürfe Bl. 27—30, mit den Aufnahmen des ursprünglichen
Zustande*.
Unter der Ausstattung des Schlosses ist als vermutlich einheimische
Arbeit bemerkenswert ein auf Holz gemaltes, oben rnndbogig geschlossenes
Oelbild der Verkündigung Maria. Der Engel naht von links, rechts kniet
Maria an einem mit den drei Sibyllen geschmückten Pulte; darüber Gott-
vater. Im Hintergrunde eine Landschaft mit der Begegnung Mariä mit
Elisabeth. Unten der Stifter mit seinem aus den Abzeichen Lodzia, Ogori-
czyk, Nabjcz und Sulima gebildeten Wappen, daneben die Jahreszahl 1520.
Morka, Dorf 10 km südwestlich von Schrimm.
Katholische Pfarrkirche Allerheiligen.
Der Dekan von Morka erseheint, in einer Urkunde vom Jahre 1371
(Cml.dipl. No. 1G19).
Lehmfachwcrkbau, bestehend aus Turm, Schiff und dreiseitig ge-
schlossenem Chor, vermutlich in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts er-
richtet. Auf der Nordseite des Chores eine etwas jüngere, gemauerte
Sakristei mit Tonnengewölbe.
Monstranz, dreitürmiger Spitzbau aus teil weis vergoldetem Silber,
Renaissance vom Anfange des 17. Jahrhunderts. Die Wimperge der Türm-
chen von einer spätgotischen Monstranz übernommen.
Aus derselben Zeit zwei Kelche und ein Pacificale.
Zwei Glocken, von 70 und 69 cm Durchmesser, 1612 gegossen.
Di«* dritte Glocke von '.\4 cm Durchmesser, 1728 gegossen, trägt am
Rande die Umschrift: Stephan Werner me fecit Lesnae.
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Morku. -- Mosehin. — Rogalin. — Scharon). 265
MOSChill, polnisch Mosina, Stadt 20 km nordwestlieh von Schrimm,
Station der Eisenbahn Posen-Lissa.
Moschin, an der Strafse von Posen nach Breslau gelegen, erscheint zu
Anfang des 14. Jahrhunderts im Besitze des deutschen Stadtreehtes.
Katholische Pfarrkirche S. Nikolaus.
»
Genannt 1298 in der Urkunde über die Teilung des Posener Archi-
diakonats (Cod. dipl. No. 770). Putzbau, 1839 an Stelle eines Holzbaues errichtet.
Monstranz, Silber, teilweis vergoldet, spätgotischer Spitzbau vom An-
fange des 16. Jahrhunderts, V.) cm hoch. Am Ful'se die gravierten Bilder der
Heiligen Ursula, Nikolaus, Lucia, Apollonia, Lorenz und Hedwig; ferner das
Wappen Nale.cz mit den Buchstaben H. G. W. P.
Kelch ans vergoldetem Silber, 17. Jahrhundert.
Patene ans vergoldetem Silber, aus der abgebrochenen S. Stanislaus-
Kirche, 1749.
Kasel mit gewebten farbigen Blumen, Mitte des 18. Jahrhunderts.
Glocken: 1) 7"> cm Durchmesser, spätgotisch, am Halse die Umschrift:
Goth behüte mich vor der Helle »o/h. Maria. Dorote.
2) 50 cm Durchmesser, um Halse:
Johann Christian Bruck goß mich in Posen tjjj.
Rog'ftlin, Rittergut 17 km nordwestlich von Schlimm, der gräflich
ßaezynskischen Familie gehörig.
Schlofe, einfacher neuklassischer Putzbau; an der Hauptfront zwei im
Viertelkreise geschwungene, niedrige Flügel. In den letzten Jahren des
18. Jahrhunderts begonnen, unter Graf Eduard Baczvnski im Anfange des
19. Jahrhunderts neu ausgebaut. Aus dieser Zeit rühren her das Treppen-
hans, im ersten Stockwerke der runde Waffcnsaal 1 ) in unbeholfenen neu-
gotischen Formen, daneben ein Zimmer in klassischem Geschmack.
Die in der Achse des Schlosses gelegene Grabkapelle ist eine 1820
in unechten Baustoffen ausgeführte Nachbildung des unter dem Namen
„Maison earree" bekannten römischen Tempels bei Nimes; die Gruftkammer
lediglich als ein Versuch, in gotischem Stile zu arbeiten, bemerkenswert.
Scilrimill, polnisch Srem, Kreishauptstadt, an der Warthe, End-
punkt einer in Czempin von der Linie Posen-Lissa abzweigenden Nebenbahn.
Schrimm, bereits 1130 urkundlich genannt, erwuchs als Mittelpunkt
einer Kastellanei unter dem Schutze einer Feste, welche den Uebergang
über die hier ihren Lauf von Westen nach Norden verändernde Warthe be-
herrschte und die von Posen nach Breslau führend«' Heerstralse sicherte.
1253 wurde auf dem linken Ufer ein städtisches Gemeinwesen nach dettt-
') Eine Tnsclirift erinnert an den in diesem Saale 1806 zwi.-clieii Frankreich und Sachsen
unterzeichneten Frieden.
35
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266
Ktvi.x Siliriiiiin.
schem Rechte begründet, VA*X\ nach dem rechten Ufer vorlogt. Sehrinini ent-
wickelte sieh im Mittelalter sehr vorteilhaft, vorlor aber, seitdem der Haml«-1
/.wischen Posen und Schlesien sich mehr dos Weges über Kosten bediente.
M. Kiintn'ki, Sclirinim im Mittelalter (Iii* 1500). Juliresl>ericlite «los Königlichen Gym-
nasium» in Sclirimm. Schlimm 1884».
Katholische Pfarrkirche zur Himmelfahrt 8. Maria.
Patron: der Staat.
Bei der Teilung dos PosemT Archidiakonats \'2W erwähnt (C.»l. dipl. N...770 .
Einschiffigor, spätgotischer Ziegelbau, mit Stemgewölben überdeckt, im
Oston ein geradlinig geschlossener Chor von derselben Breite wie das Schiff,
vor der Westseite ein Turm (Abb. 171 172 . In ihrer ursprünglichen Ge-
stalt scheint die Kirche Bich auf den heutigen Chor beschrankt zu haben.
Abb. 171. KatlioÜM-lie Pfarrkirche in Sehrinini.
Indessen kann die Jahreszahl 13ti{), welche auf einem Zievel in Brusthöhe
an der Ost mauer eingegraben steht, wenn sie alt ist, sich nur auf die unteren
Mauerteile beziehen. Ihre heutige (Jostalt erhielt die Kirche bei einem
am Ende des 1T>. oder Anfange des Ii». Jahrhunderts stattgehabten Bau.
Der Turm, weh her sich auf den mit Zinnen besetzten Staffelgiebel der
ehemaligen Westfront stützt, mag erst um die Mitte des 1(3. Jahrhunderts
hinzugekommen »ein; seine Oetfnungen zeigen durchweg den Rundbogen.
Oer Ostgiebel über dem Chore hat sechs von Pfeilern getrennte Felder,
wel< Im- oberhalb des Daches giebelföiinig abgeschlossen und kreisrund durch-
brochen sind. Zwei gleiche Felder kehren an den freien Teilen des West-
giebels neben dem Turme wieder. Im IS. Jahrhundert wurde die Kirche
neu ausgebaut. Thülen und Fenster erhielten ihre Gestalt meist bei einem
in den letzten Jahrzehnten stattgehabten Umbau. Das Innere wurde 180:?
ausgemalt. Die Sakristei auf der Nordseite des Chores und die Kapelle an
der Nordwestecke des Schiffes sind in ihren Umfassungsmauern mittelalter-
lich. Innere Breite dos Schiffes 10,40 m, innere Länge der Kirche ."58 m,
Höhe der Gewölbe 13,50 m, Höhe des Turmes 62m.
Nowag, Z. f. U. 1872, S. 583.
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Schlimm.
267
Zwei Beichtstühle, Rokoko.
Kruzifix, aus hemaltem Holzt-, in anderthalbfacher Lebensgröfse, vom
ehemaligen Triumphhaiken, 16. Jahrhundert.
Monstranz aus vergoldetem Silher, dreitürmigcr Aut'hau mit den
Standbildern der Heiligen Maria, Peter, Paul, Stanislaus und Adalhert und
dem Kruzifixe. Spätrenaissance, 1655 geschenkt. Höh«' 1,10 m.
Monstranz aus vergoldetem Silher, barock, in Gestalt einer Sonne,
1699 geschenkt. Höhe 7."> cm. Stempel Eine zweite barocke Monstranz
78 cm hoch.
Abb. 172. Katholische Pfunkiivlu' in Schlimm.
Kelche aus vergoldetem Silber:
1) Aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, 23 cm hoch, von spät-
gotischer Form; am Sockel eine aufgelegte Kreuzigungsgruppe sowie gravierte
Darstellungen von sechs Heiligen zwischen Renaissance-Ornament. Ein zweiter
Kelch aus derselben Zeit, 21 cm hoch, mit der Darstellung der Marterwerkzeuge.
2) Spätrenaissance, 1627, 27 cm hoch; am Fufse die Himmelfahrt Maria,
S.Martin und S.Dorothea, dazwischen die Marterwerkzeuge Christi; undeut-
licher, hausmarkenartiger Stempel. Ein zweiter Kelch der Spätrenaissance. 16.'!7.
3) Einfach, 1669, Stempel \{k r .
4) Zwei Kelche, der eine in frühem, der andere in spätem Rokoko.
Silbernes Pacificale, teilweis vergoldet. Am Fufse die Brustbilder
der Heiligen Maria, Martin, Johannes und Lorenz. Um 1600. Höhe H4 cm.
Zwei silberne Mefskän nchen mit Schüssel. Spät ivnaissanee, 1647.
Ewige Lampe, Silher, Itarock.
Kreis Schrinini.
( letriebene Messingschüssftlnj
1) 44 ein Durchmesser, in der Mitte die Verkündigung Maria, eingefal'st
von einer in gotischen Kleinbuchataben und einer zweiten in lateinischen
Großbuchstaben hergestellten Lebende. 1(»80 geschenkt.
2) 38 cm Durchmeaaer, ebenfalls mit der Verkündigung Maria.
AU>. I7.'i. Si'liriinin. ä|iätgi>ti.sulic Kasel.
♦Spätgotische Kasel (Abb. IT.*}), von grünem Sainmet mit Granatapfel-
muster. Auf den Säulen der Vorder- und der Rückseite in Stickerei S. Anna,
die kleine Maria und das Christkind auf den Armen haltend, sowie die heiligen
Frauen Apollonia, Katharina, Urania und Barbara.
Wlosciojewki.
2m
Aus dem Barock- und dem Rokokostile mehrere gewebte und gestickte
Kasein und ein violettes Pluviale mit gestickten goldenen Streublumen.
Die grofse Glocke wurde 1841 von August Kalliefe in Lissa umgegossen.
Grabstein des Georg Jaczynski, f 1597, Vicestarost von Schlimm, in
Hochrelief, in der Rüstung liegend dargestellt, von Konsolen und Gebälk
umschlossen. Rechts vor dem Hochaltare.
Katholische Kirche zur Geburt S. Maria, ehemals Kirche des Fran-
ziskaner-Klosters, jetzt der katholischen Pfarrkirche einverleibt.
Geputzter Ziegelbau, um lti88 ausgeführt. ({,ukus/.ewicz, Dync. P««n. II, S. 7).
Die drei gleich hohen Schiffe haben Stntzkappen; der geradlinig geschlossene,
gegen Nordost gerichtete Chor hat Kreuzgewölbe.
Glocken: 1) 64 cm Durchmesser. Am Halse:
Vigilatc et orate, quin nescitis dient. 1596.
2) 75 cm Durchmesser:
Te deum laudamus, te dominum confitemur. Anno domini 1624.
Evangelische Pfarrkirche, ehemals Hospitalkirche zum h. Geiste.
Einschiffiger, im Osten geradlinig geschlossener, spätgotischer Ziegelbau
von 8 m lichter Weite. 1837 der evangelischen Gemeinde überwiesen und
1840 neu ausgebaut.
Katholische Kapelle S. Ignatius, bei dem 1610 gegründeten, jetzt zur
Landarmen - Anstalt eingerichtet en .1 e s u i t e n - K o 1 1 e g i u m.
Kleiner gewölbter Putzbau mit drei Schiffen und halbrundem Chore,
1766 errichtet (Korytkowski II, S. 225).
WlOSCiejewkl, Dorf 14 km südöstlich von Schrimm.
Katholische Pfarrkirche zur unbefleckten Empfängnis S. Maria.
Patron: die Gutshorrschaft.
Spätgotischer Ziegelbau, einschiffig, im Osten dreiseitig geschlossen,
drei Joche lang, der Gewölbe beraubt. Auf der Nordseite die Sakristei mit
altem Tonnengewölbe. 1059 wurde die Kirche neu geweiht (Ijukaszewiez, Dycc.
V07.H. II, S.237).
Die Westfront besteht noch in ihrer ursprünglichen Gestalt. Die Thür
ist einfach abgetreppt gemauert. Die Staffeln des dreigeschossig aufgebauten
Giebels tragen zinnenartige Aufsätze. Die beiden unteren Geschosse des
Giebels haben sechs bezw. vier rohe Blenden, welche mit einer aus gemeinen
Ziegeln bündig mit der Mauerrlucht hergestellten, gitterartigen Musterung
ausgesetzt sind. Das dritte Geschofs hat zwei mit gepaarten Spitzbögen
überdeckte Blenden.
Glocken, unter einem Gerüste aufgehängt:
1) 71 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift:
Laudate dominum in cymbalis bene sonantibus. Omnis opus') landet
dominum. Anno domini 1624.
') Irrtümlich htutt: Omnis s/>iritus. Psitlm 150, G.
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270
Kreis Schrimm.
Die ornamentale Ausbildung ist die gleiche wie die der Glocke in
Kmrlion aus demselben Jahre.
2) 41 ein Durchmesser, um den Hals:
Gottfrid und Sigmund Götz goß mich zu Breslaiv anno
Der dem Prozessionswege zugekehrte Teil der Schrift wurde neuerdings
fort geteilt.
'.)> Eine kleine Glocke mit der Umschrift:
Gloria in excelsis deo. 1666.
XI Oll 8, polnisch Ksia.z, Stadt 15 km östlich von Schrimm. 1234
noch als Dorf genannt, besafs Xions im 15. Jahrhundert deutsches Stadtrecht.
Katholische Pfarrkirche S. Nikolaus.
Mit der Kirche in Schrimm 1298 urkundlich genannt (Cod. dipl. No. 770).
Geputzter, barocker Ziegelbau von kreuzförmiger Anlage, mit Holzdecke.
Der Ausbau, von einem barocken Seitenaltare abgesehen, im Rokokostile.
Monstranz aus vergoldetem Silber, Rokoko, 64 cm hoch. Stempel der
Stadt Augsburg mit L (175,*$ — 55, Ro.senl.erg No. 94) und FCM.
Kelch, 2."J cm hoch, und Pacifieale, 56 cm hoch, aus der ersten
Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Glocken: lj 1,02 m Durchmesser, 1468 gegossen, am Halse die Umschrift:
O rex glorie veni cum pace. Johannes. Maria. A. D. MCCCCLXVIII.
2) 76 cm Durchmesser, 1509 gegossen, am Halse die Umschrift:
In nomine Ihesn omne genn flectatur celcstium. A. D. MCCCCCIX.
Evangelische Pfarrkirche.
Begründung des Pfarrspiels und Bau der Kirche 1794.
(M. Kroli»), Zur Geschichte der evangelischen Kirche zu Xion» von 1794—1894. Posen 1894.
Rechteckiger Fachwerkbau mit Emporen. In dem Turme über der
Hauptfront zwei kleine Glocken mit der Inschrift des Breslauer Giefsers:
G. D. Krieger, tjpo').
Die katholischen Pfarrkirchen in Blociszewo, Gogolew, Rogalinek, Wiesz-
czyczyn und Zabno sind einfache Holzbauten des 17. — 18. Jahrhunderts von
der mehrfach beschriebenen Art. Die in Nitsche wurde im 19. Jahrhundert
als Ziegelbau erneuert.
Die evangelische Pfarrkirche in Krosno ist ein Fachwerkbau von 1780,
ahnlich dem in Xions.
') Die Jahreszahl der zweiten Glocke» wurde durch eine Gewehrkugel bei dem 1848 statt-
gi'hiiliti-u Gefechte herausgeschlagen.
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KREIS SCHRODA.
BagrOWO, Dorf 7 km nordostlich von Sehrod*,
Katholische Kirche S. Katharina, zur Pfarrei Monselmik gehörig.
Im Mittelalter gegründet, 1741 neu geweiht (Korjtkowiki II, S. 233).
Einschiffiger Bio« kholzbau mit dreiseitig gesc hlossenem Chore; vor der
Westseite ein Kaehwerktunii mit einem haroeken hölzernen Helme.
Glocke, 70 cm Durchmesser, am Halse zwischen Akanthusblättern und
Gehängen die Umschrift:
A/e fecit Nicolaus Pctersilge in T/iorn anno tflfp.
GlCCZ und Gl'OdziskO 1 )» Dorf und Vorwerk 12 km nordöst-
lich von Schroda, in polnischer Zeit Mittelpunkt einer Kastellanei.
Eine „ecclesia beati Johannis de Gdecz to wird bereits in einer Urkunde
vom Jahre 1240 behandelt: nochmals erscheint die „ecclesia de (><ze< /.."
doch ohne Angabe des Titels in der die Teilung des Posener Archidiakonats
betreffenden Urkunde vom Jahre 1208 (Co&dipl No. 224 uad 770).
A Iii». 174. Kirche in Giccz.
Katholische Pfarrkirche zur Himmelfahrt S. Maria.
Patrun: «k«r Staat.
Kleiner romanischer ( i ranitquaderhau mit halbrund geschlossenem Chore
(Abb. 174). In der Nordmauer des Schiffes zwei, im Chore drei schmale
alte Fenster mit schräger Leibimg. In der Sfidmauer des Schiffes eine
kunstlose Thür mit abgetreppter Leibung und halbkreisförmigem Rogenfeld.
') Grodzisko, Burg.
272
Kreis Sc.lirodn.
Die Halbkuppel der Ohornische und der Triumphbogen sind herausgeschlagen,
die Kirche überhaupt sehr verunstaltet.
Nowng, Z. f. B. 1872, S. 676.
Sokotew-ki, S. Ii. s. III, S. 93 und Taf. I, 1.
Weihwassergefäl's aus Granit, kelchförmig, eijifach spätgotisch.
Silberne Monstranz in dreitürmigem Spitzbau, 71 cm hoch, Gemisch
von spätgotischen und Renaissance-Formen.
Katholische Pfarrkirche zu S. Johannes dem Täufer, in Mitten eines
ausgedehnten Burgwalles gelegen.
Einschiffiger Blockholzbau mit dreiseitig geschlossenem Chore, ohne
Turm, vermutlich in der Barockzeit erneuert.
Zwei spätgotische Glocken, um den Hals der grösseren das grolse
lateinische Alphabet und die Jahreszahl 1515, um den Hals der kleineren
zwei gedrehte Schnüre.
KoSCllUty, Dorf 5 km westlich von Sehroda.
Katholische Pfarrkirche S. Katharina.
Der Pfarrer wird urkundlich 1399 genannt (v. Leks&ycki, Grodbücher II, No. 762).
Kunstloser Holzbau mit Chor und Turm, im 18. Jahrhundert erneuert.
Kleine Monstranz aus vergoldetem Silber, 1750.
Zwei spätgotische Glocken, 55 und 32 cm Durchmesser, mit Spruch-
band, die zweite von 1539.
KOStSCllill» polnisch Kostrzyn, Stadt 20 km östlich von Posen,
Station der Eisenbahn Posen-Stralkowo.
Kostschin war Mittelpunkt einer kleinen Kastellanei. Im Jahre 1251
gestattete Herzog Przemislaus dem Schulzen Hermann, hier eine Stadt nach
deutschem Rechte anzulegen. 1298 schenkte Herzog Wladislaus Kostschin
den Franziskaner-Nonnen in Gnesen, in deren Besitze es bis zur Aufhebung
des Klosters verblieb.
Katholische Pfarrkirche S. Peter und Paul.
Patron: der Stastt.
Pfarrer der Kirche werden 1257 und 1262, die Kirche selbst 1298 ur-
kundlich genannt (Cod. dipl. No. 8ö9, 603 und 783).
Dreischiffige, spätgotische Hallenkirche mit dreiseitig geschlossenem
Chore (Abb. 175); die Sterngewölbe nur noch über dem Chore erhalten. Auf
dessen Nordseite die mit einem Tonnengewölbe bedockte Sakristei. Der
Turm vor der Westseite wurde 1839 abgetragen. Die Pfeiler sind sechseckig;
die Fenster wurden vermutlich bei dem 1791 stattgehabten Ausbau (Inschrift
über der Westthür) verunstaltet. Von den beiden symmetrischen Thüren des
Langhauses ist die südliche vermauert.
Wandschrein zur Aufbewahrung des Sakraments, Sandstein, derbe
Arbeit der deutschen Renaissance aus der Mitte des 10. Jahrhunderts. Die
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IviM-liuty. — Ko-tscliin. - Krcrcwo.
27.5
mit einer schmiedeeisernen Thür verschlossene Nische ornamental umrahmt,
darüber Gebälk. An der Mauer links vom Hochaltare.
Taufstein, achteckig, dem Sakramentschreine verwandt.
Holzstandbild, Maria mit dem Kinde, spätgotisch.
Messingbecken mit getriebenen Ornamenten und Schrift band von
gotischen Minuskeln.
Glocken: 1) 74 cm Durchmesser, mit Kenaissam e-Zicrrat ; um den Hals:
Pclronella est nomen tue am, facta sunt per Johaunem liachei'cns
anno domini X VC XIV).
2) I,10m Durchmesser, 1712, mit der Inschrift des Posener Giefsers:
Christian Hampcl me fecit.
Abb. 175. Katholischo Pfarrkirchu'in Ko.stst'hin.
KrereWO, Dorf 0 km nordwestlich von Schroda.
Katholische Pfarrkirche S. Johannes der Täufer.
Patron: <l.»r Staat.
1330 und 1344 urkundlich genannt (Cd. <lip!. N... 1109 nmi 1-2.J1).
Spätgotischer Ziegelbau, einschiffig, zwei fast quadratische Joche lang,
im Osten dreiseitig geschlossen, der Gewölbe beraubt. In der Mitte der
Nordfront ein runder, jetzt unzugänglicher Treppenturin.
Kelche aus vergoldetem Silber:
1) Spätgotisch. 21,5 cm hoch, mit architektonischem Zierwerk. Der
Fufs achtteilig, die Umrisse der einzelnen Flächen kieltörmig geschweift;
der Knauf wie gewöhnlich sechseckig.
2) Hochrenaissance, 1Ö12, die Schale erneuert,
Zwei Mefskännchen mit Schüssel, Silber, 1 7. Jahrhundert.
Glocken: 1) 53 cm Durchmesser, spätgotisch, ohne Inschrift.
2) 02cm Durchmesser, am Rande die Umschrift:
Anno tjjy die it. Xovcmbris Johan Christian Sartorit/s mich gohs,
durchs Feuer ich flohs. Schiverseuhs. In honorem S. Joanis ßa/>tislae
dedicaa (!) hec campana.
') Uie Jahreszahl könnte 151 1 g»<l<-ut»>t wenh'ti; «loch scheint die Gluck«' einig«» Jahrzehnt«»
jünger tm sein und «lern Charakter de* Ornament.- naoli ein Schri'ibfe hiYr vorzuliegen.
»5
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274
Kreis Schnull».
MOIHlre, Dorf 7 km südlich von Schioda.
Katholische Pfarrkirche S. Hedwig.
Patron: das katholische PrnMerMtninar in Posen.
Einschiffiger Holzbau mit rechteckigem Chore, 1 1H~) an Stelle eines
mittelalterlichen Baues errichtet (Korytkowski II, S. 2314).
Achteckiger Weih wasserstein aus Granit, roh spätgotisch, 1,10 m hoch.
Glocken: 1) 41 cm Durchmesser, 1573, am Halse, die Umschrift:
Jesus Nazarcnus rex Yudco(rum).
2) 75 cm Durchmesser. Die zweizeilige Umschrift und das Ornament
darunter von roher Ausführung:
l.audatc dominum in cymbalis bene sonantibus. Anno domini 1638.
Per tnc fecit (!) Bartholomcus Koscke.
M OHSrllllik, Dorf 4 km nordöstlich von Schroda, ehemals dem
Posener Domkapitel gehörig.
Katholische Pfarrkirche S. Lorenz.
Patron: der Staat.
Im Mittelalter gegründet, 1629 neu geweiht (Korytkowski II, S. 233).
Einschiffiger Blockholzbau mit dreiseitig geschlossenem Chore, ohne
Turm. Im Chorbogrn ein Triumphbalken mit der Kreuzigungsgruppe.
Taufstein, kelchförmig, unbeholfen spätgotisch; alle Flächen schräg
gerippt.
Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, Hochrenaissance, Anfang des
17. Jahrhunderts.
Zwei Kasein des 17. Jahrhunderts, die eine aus weifser Seide mit ge-
stickten farbigen und goldenen Blumen, die andere aus roter, mit Goldladen
dtmhwirkter Seide mit streng gezeichneten Streublumen.
Zwei spätgotische Glocken mit Spruchband, die gröfsere mit der
Jahreszahl 1521.
NletrzailOWO, Dorf 7 km südöstlich von Schroda.
Katholische Pfarrkirche Allerheiligen.
Patron: die Gutslierr.schaft.
Im Mittelalter gegründet, um die Mitte des 17. Jahrhunderts erneuert
und 1077 geweiht (KorytW,ki II, S. 234).
Einschiffiger geputzter Ziegelbau, im Osten ein dreiseitig geschlossener
Chor, im Westen ein quadratischer Turm mit durchbrochener Haube. Tonnen-
gewölbe mit Stichkappen.
Zwei Glocken von 02 und 87 cm Durchmesser, 1087 und 1717 gegossen.
An der zweiten sind die Buchstaben des Schriftbandes auf Plättchen her-
gestellt.
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Mondrc. — Monsclinik. — Nietr/.auowo. — Ostrow.
275
Ostrow, Insel im Lednica-See, zur Landgemeinde Latalice gehörig,
8 km nordöstlich von Pudewitz.
* Burgruine.
Eigentümer: Graf Wosierski-Kwilecki auf WroblewO bei Wronke.
Ostrow wird urkundlich 1136 unter den Besitzungen des Gnesener
Domes, die Burg, welche im Mittelalter Sitz eines Kastellans war, 1234 zum
ersten Male genannt (Cod. dipl. No. 7 und 168).
Abb. 176. Lngeplan der Burgwülle im Lednica-See.
1:1
Der von Norden nach Süden gestreckte, bereits in vorgeschichtlicher
Zeit besiedelte Lednica-See umschliefst eine 5 ha grofse Insel, deren Süd-
spitze ein Erdwall von etwa 100 m Durchmesser einnimmt. Innerhalb des
Walles, auf dessen Scheitel Reste verbrannten Plankenwerks zu bemerken
sind, liegt nahe dem Ufer die Ruine des Burggebäudes, eines romanischen
Steinbaues, von welchem wenig mehr als die Fundamente der Umfassungs-
und Zwischenmauern sowie einiger Pfeiler erkennbar sind (Abb. 17)5 17'.)).
Abb. 177. Kapelle der Burgruine Ostrow.
Am besten erhalten ist die östlich sich anschliefsende centrale Burgkapelle,
welche bei bescheidenen Abmessungen von vier Pfeilern getragen wurde,
hinter denen ein ringförmiger Umgang gebildet war. In der nach Nordost
gekehrten Hauptachse schlofs sich eine halbrunde Nische für einen Altar au,
auf welchen Fundament reste zu deuten scheinen. In der Südmauer der
Kapelle sind die Bruchstücke zweier Fenster erhalten, deren schräge Lei-
bungen gegen einen vermutlich aus Holz hergestellten Rahmen anliefen.
Der Altarnische gegenüber gelangte man durch eine rundbogige Thür in
einen rechteckigen Raum von unbekannter Bestimmung, dessen Tonnen-
gewölbe in neuerer Zeit wiederhergestellt wurde. Neben der Thür befinden
•21i i
Krris Scliroda.
nofa ein jetzt verschütteter Schöpfbrunnen, weiter die Reste eines geradlinig
aufsteigenden Treppenlanfea sowie einer Wendeltreppe, von denen jener auf
eint- Empore über dem Tonnengewölbe, «lies«' zu dem Wohugehäude gefühlt
halten mag. Die Kapelle war vermutlich nach Art der Doppelkapellen
gleichzeitiger deutscher Burgen zweigeschossig angelegt.
Das Mauerwerk der Ruine besteht aus lagerhaft zugerichteten Granit*
steinen, neben welchen auch Stin ke eines löcherigen, doch festen Kalksteins
Vorkommen. Die alten Teile des Tonnengewölbes sowie der Thürbogen der
Kapelle sind aus schmalen, schieferig gespalteten Steinstücken auf einer voll-
ständigen Brett erst lialung hergestellt. Die Umfassungsmauern des Tonnen*
gewolltes sind sorgfältiger als das übrige Mauerwerk ausgeführt; die Granit-
steine sind hier zu Quadern bearbeitet, welche, wie noch auf den Innen-
I 1
\\>\k 178. Burgruine CMrow. Mick auf ilie Kapelle.
-^•iton erkennbar, bis auf den mittleren Scheitel von dein Mörtel der Fugen
bedeckt und mit einem, die Fuge andeutenden, geritzten Striche umrahmt
waren. Der Mörtel besteht fast aus reinem Gips. Kunstformen sind nicht
vorhanden: doch genügen die angeführten technischen Einzelheiten, um die
Entstehung des Bauwerks in die reife romanische Zeit, etwa in die zweite
Hälfte ilcs 12. Jahrhunderts zu verlegen. Da sich spätere Stilepochen an dem
Bauwerke nicht mehr bethätigt haben, so scheint man dasselbe noch vor
Ablauf des Mittelalters aufgegeben und verlassen zu haben; in Ueberein-
Stimmung damit wird es in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in der
Geschichte Polens von DlugOSch als Ruine genannt (Hist. Pol. I, S. 31).
Wie Pfaldreste darthnn, war die Insel mit dem östlichen Ufer durch
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Pudewitz.
277
eine Brücke verbunden und führte eine zweite Brinke auf die der Ruine
gegenüber liegende kleine Inse], welche ebenfalls von einem Burgwalle ein-
genommen wird. Ein dritter Burgwall ist auf dem westlichen Ufer am
Kordende des Sees erhalten.
A. Przoidziee.ki, Wyknpaliskn na wyspie jeziora Ledniey pod Gne/.nem. Kocznik ("es.
Kröl. Towarzystwa NaukowflgO Krakow skie^n Bd. XL. Krakau 18(i9, S. 27ti. Uitdio-
teku Wurszawska 18611, III. S. 2f).'l. Mit einer Aufnalime lies Grundrisses.
(J. Polkowski), Opisy staruzytnich ruin na wyspie jezior.i Ledn ickiego. Guesen l*7l>.
M. Si>ki>tow>ki. Kuiii v na »Mrnwie jezior.i Ledniey. Paniieluik III, S. 117. Mit Auf-
nahnien Mm \V. i.it'.zi zkiewicz, Lageplfme der Hurg und der kleinen Insel Aid». 5
und 9, Grundrisse und Schnitt« der Ruine Tf. XII— XIV.
L. v. Jazdzewski, I'o.,ener Arcliäolngisclie Mitteilungen I, S. It2.
Elirenlierg, Z. II. Ges. IV, S. 444.
Abb. 17'.*. Burgruine Ostrow. Inneres der Kapelle.
PlldewitZ, polnisch Pol.iedziska. Stadt 20 km östlich von Posen,
Station der Eisenbahn Poscn-Thorn.
Pudewitz, 124G Pobedziska, l.">02 Podewycz geschrieben, besals bereits
um die Mitte des 13. Jahrhunderts deutsches Stadtreiht; ursprünglich eine
königliehe Stadt, Würde es später wiederholt verpfändet. Bei der Plünderung
durch das Heer des deutschen Ordens im Jahre 1331 wurden die Burg und
die Pfarrkirche ausgeraubt und verbrannt; zu jener Zeit war die Stadt noch
nicht durch Planken befestigt 1 '.
') Zeugnisse des Pfarrer* und iwofor llürger von Pudewitz. I.ites et res gestae. 2. Aufl.
IUI. I, S. 3T.2, :W>3 und MH\.
278
Kreis Schroclu.
Katholische Pfarrkirche.
Patron: iW Staat.
Frühgotischer Ziegelbau, vermutlich in der ersten Hälfte de» 14. Jahr-
hunderts errichtet, 1500 von nettem geweiht (Korjtkowski 1, S. 38). Einschiffig
bei 10 m Lichtinafs, im Osten ein gcviertförmiger, 0,50 m breiter Chor;
nördlich von diesem die Sakristei. Langhaus und Chor scheinen von je ht*r
auf llolzdeckeu angelegt gewesen zu sein, da nur an dem Westjoche dos
Langhauses Strebepfeiler vorkommen. Im Ziegel verbände wechseln zwei
Läufer mit einem Binder. Sämtliche Thüren und Fenster sind verändert;
doch sind Spuren der ursprünglichen Fenster auf der Südseite erkennbar.
Dagegen ist die Abtreppung des Ostgiebels des Langhauses noch alt, ob-
gleich im oberen Teile zerstört.
Monstranz und Kelch aus vergoldetem Silber, barock, die Monstranz
1747 gefertigt.
Vier mittelgrofse Glocken: Die älteste (leider gesprungen i hat die
Umschrift: Grate et vigilate, quin ueseitis diem. Anno domini t^So.
Die zweite trägt die Jahreszahl 1028, die dritte die Inschrift des Giefsers:
Simon Koyski rue Jecit anno domini 1650.
Die vierte hat am Halse reiches Ornament und auf der Vorderseite die
Inschrift : 5. Adalbertus. S. Stanislaus. Te den/n laudamus.
Johann Christian Sartoritis gos mich in Schwersenz 175$.
Links vom Hochaltare die Grabtafel des Pfarrers Stanislaus Groth,
Domherrn von Gnesen, f 1G;!4, aus rotem Marmor, den Verstorbenen betend
vor dem Kreuze darstellend.
Evangelische Pfarrkirche.
Die Gemeinde wurde 171)5 von Schwersenz abgezweigt. Die 1821 ge-
weihte Kirche ist ein rechteckiger Putzbau in einfachen klassizistischen
Formen, mit flacher Decke, doppelten Emporen und einem Turme vor der
Haupt front.
Glocke, 40 cm Durchmesser, am Halse und an der Vorderseite:
Joh. Fricdr. Schlenkermann gofs mich in Posen ifpj.
Vor die evangelische Gemeinde 17. A. C. zu Pudewitz.
Sail tOlllI SCll el, polnisch Zaniemysl, Stadt 11 km südwestlich
von St hroda. nach der Mitte des 18. .Jahrhunderts von evangelischen Ein-
wanderern angelegt.
Evangelische Pfarrkirche.
Das Pfarrspiel wurde nach der Freigebung des evangelischeu Bekennt-
nisses 1770 gegründet, der vorhandene Ziegelbau 1854 ausgeführt.
Zwei Zinnleuchter, 1706.
Messingkronleuchter für zwei Reihen von je sechs Kerzen, auf der
Spitze der doppelköpfige deutsche Reichsadler, 18. Jahrhundert.
Glocke. 60cm Durchmesser, am Halse die Umschrift:
Johann Friedrich Schlcnkermann gojs mich in Posen rj8g.
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Santomisehol. — Schrmla.
279
Im benachbarten Dorfe Niezamischel, polnisch Niezamysl:
Katholische Pfarrkirche S. Lorenz.
Ein „Damianus, plebanus in Nisainisele," wird als Zeuge unter einer
Urkunde vom Jahre 1239 genannt (Cod. dijd. No. 217). Von der alten, 1840
abgebrochenen Kirche, einem spätgotischen Ziegelbau, ist nur die ehemalige
Sakristei mit ihrem Tonnengewölbe und darüber eine Kapelle mit zwei-
wöchigem Sterngowölbe am Ufer des Raczynski -Sees erhalten. Das Aeufsere
dieses gegenwärtig als Grabkapelle benutzten Baurestes wurde 1864 neu mit
Ziegeln umkleidet 1 ). Der von dem Grafen Eduard Raczynski bewirkte Neu-
bau der Kirche am Ende der breiten Dorfstrafse ist ein wenig befriedigender,
gotisierender Ziegelbau. Aus der alten Kirche entstammen:
Zwei plumpe spätgotische Tabernakel aus Sandstein, jetzt neben dem
Haupteingange des Neubaues aufgestellt.
Schlichtes spätgotisches Weihwasserbecken aus Granit.
Rest von der Schnitzerei einer Holzthür der Spätrenaissance, an einer
Seitenthür wieder verwendet.
Glocken: 1) (30cm Durchmesser, spätgotisch, am Halse zwischen zwei
über Bindfäden geformten Linien die Umschrift, die einzelnen Worte durch
Lilien getrennt: Dens ubicumquc. Ista campana andietur.
2) 91 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift:
Vigilate et orate, quia ncscitis dicm neque horam.
Darunter oin Fries sich durchschneidender Rundbögen und die Jahres-
zahl 1590.
Aufsen an der westlichen Langseite der Kirche das Grabmal des
Grafen Eduard Raczynski f 1845, ein einfacher Sarkophag aus poliertem
grauem Granit, nach dem Entwurf von Cantian in Berlin ausgeführt. Die
unvermittelt auf demselben sitzende, von A. Wolf in Berlin modellierte und
in Lauchhammer gegossene, weibliche Bronzestatue (Inschriften am Sockel)
war ursprünglich als Krönung des von Raczynski gestifteten Priel snitz-
Brunnens auf der Wilhelm-Stral'se in Posen bestimmt und stellte seine Gattin
als Hygieia dar. Nach seinem unerwarteten Tode liefs die Witwe Kopf und
Schwanz der um den linken Arm sich ringelnden Schlange entfernen und die
Statue auf den heutigen Standort setzen (G. Cunr.ul, Z. !1. Co*. I, S. 200 und 217).
Sehr Oda, polnisch Sroda, Kreishauptstadt, Station der Eisenbahn
Posen-Kreuzburg.
Sehroda, an der von Posen über Peisern nach Warschau führenden
Strafse gelegen, besals in der zweiton Hälfte des 14. Jahrhunderts deutsches
Stadtrecht. Es war eine königliche Stadt und im 15. Jahrhundert einer der
bedeutendsten Orte Grofspolens; hier traten die Landtags- und Adelsver-
sammlungen der Woiwodschaften Posen und Kaiisch zusammen.
') Uebcr dem unteren Hingänge ist die Inschrift angebracht : Acdificatum 1632, reno-
vatum 1864. Doch kann «lio erste Jahreszahl nur auf eine Wiederherstellung des spätgotischen
Baues hezug hahen.
280
Ki-. i- S»lir. m!:i.
* Katholische Pfarrkirche S. Maria.
Palrun: ih'f M<->it/.<'r vnti Wiiiiia^nr.i.
Im Jahn- 1 1*7* i wird der Pfarrer von Schroda. im .Jahre 1281 die Kirche
seihst zum ersten Male urkundlich genannt (Cod. N7>. 460 nnd f»oo). Der
TIeberliefcruiig gemüls wurde 142.'» ein Neubau aus Ziegeln begonnen und
1428 die Kirche zur Kollegiatkirehe erhoben (Luki^zowiVz, Dv.c. IWn. I. S. 31f< .
Hieronymus Costomski, Woiwode von Posen, erbaute im .Jahre 1598 die
Crabkapelle auf der Südseite des Chores; gleichzeitig mögen auch Wieder-
herstellniigsarlieiten an der Kirch»' selbst stattgefunden haben, da der Ost-
giebel «'ine Wetterfahne von 159b trägt. Andere Bauarbeiten folgten im
1H. und 19. Jahrhundert. Die Mauern der Seitenschiffe wurden 18»i9 durch-
greifend erneuert: 1 f<! H 92 wurde das ganze Bauwerk einer mit geringem
Verständnis ausgeführten Wiederherstellung unterzogen.
~r— r— • ~— 1
AKti. ISO. K:»tlj.)li>< he Pfarrkirrli«' in Sclmula. Westfront.
Spätgotischer Ziegelbau ' Abb. 180 184), dreischiffige Basilika, deren
Mittelschiff nur um 5 m höher ist. als die Seitenschiffe; der lang gestreckte
Chor nach drei Seiten des Achtecks geschlossen; vor dem westlichen Ein-
gange ein rechteckiger Turm. Der ('hör hat Kreuzgewölbe, das Langhaus
Stcrngewölhe, die Sakristei ein Tonnengewölbe. Wie die Ansatzspnren im
äufseren Mauerwerk, ferner der Zustand im Dachraume der Seitenschiffe be-
zeugen, gehört der Chor, das Mittelschiff und die Sakristei einem älteren Bau
an, dessen Entstehungszeit in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts fallen
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Soliroda.
281
H4-
>7* X I X f /
Abb. 181—182. Kstholwcho Pfarrkiroho in Schröck. Orondrib und Schnitt.
dürfte. Die (Jewölhe des Chores sind noch die alten; das Langhaus war
ursprünglich einschiffig, und um seine beträchtliche Spannweite von 11,5 m
zu verringern, waren die kräftigen Strebepfeiler zur Hälfte in das Innere
gezogen und auf beiden Seiten durch Spitzbögen verbunden. Gegen den
Ausgang des 15. oder den Anfang des lß. Jahrhunderts wurden die Mauern
des Langhauses durchbrochen, die beiden Seitenschiffe angefügt und alle
drei Schilfe mit Sterngewölben überdeckt : dabei wurden die ursprünglichen
Strebepfeiler, um einen freieren Durchblick der Seitenschiffe zu gewinnen.
87
282
Kreis Sehroda.
in ihrer Ausladung verkürzt. Aus derselben Zeit stammen auch die oberen
Geschosse des Turmes, welche mit geputzten Friesen und Blenden gegliedert
sind und zugleich eine lebhafte Vorliebe« für die Verwendung des Rundbogens
bekunden. Der Turm entbehrt des Helmes und ist mit einem Fialenkranze
abgeschlossen, dessen gegenwärtige Gestalt von einer 1836 stattgehabten
Erneuerung herrührt (Jahreszahl der Wetterfahnen).
Im übrigen haben die wiederholten Erneuerungs-
arbeiten fast alle Einzelheiten des Baues zerstört oder
r i ot .]! unkenntlich gemacht; nur das Turmportal hat sein
— — ^; ■ Gewände in unveränderter Gestalt gerettet (Abb. 183).
— - s ^—~ <■ — Von der im 17. Jahrhundert bewirkten Ausmalung des
A1 Ti a?? S '' , i ' r '" la ' Innern wurde 1801 nur für die Gewölberippen des Mittel-
schiffes das alte Vorbild beibehalten, grüne, schwarz um-
rissene Blätter, zwischen denen rote Beeren herauswachsen.
NowHg, Z. f. B. 1872, S. 5S0')-
Die Altäre und die Kanzel gehören teils dem Barock-, teils dem
Rokokostile an.
Triumphbalken unter dem Chorbogen (Abb. 184), Christus am Kreuze,
unter welchem S. Maria Magdalena kniet, daneben links S. Maria, rechts
S. Johannes, spätgotisch. Am Balken eine schwer lesbare Inschrift. Die
alte Bemalung 1891 übertüncht.
Chorgestühl (Abb. 184 1, einfach spätgotisch. Auf einer Füllung der
Vorderwände der Name und das Wappen des Bischofs Johannes VII. Lu-
brauski von Posen (1408 — 1520).
Drei spätgotische Hochreliefe aus Sandstein:
1) Brustbild Gottvaters (Abb. 185), in langem, lockigem Haar und
Bart, eine Krone auf dem Haupte, die Rechte segnend erhoben, in der Lin-
ken einen Reichsapfel haltend. Die halbkreisförmig geschlossene Tafel wird
von einem wellenförmigen, den Wolkenkranz andeutenden Ornament um-
rahmt. Von einem, in einer grülseren deutschen Schule gebildeten Steinmetz.
Innen über dem ( modernen i Eingange zum südlichen Seitenschiff.
2) Sinnbild des heiligen Geistes, in der Art des oben genannten
Werkes, jedoch von quadratischer Gestalt. Innen über dem (ebenfalls moder-
nem Eingänge zum nördlichen Seitenschiff.
3) Das Abendmahl Christi (Abb. 186). An der hinteren Seite des
Tisches sitzt in der Mitte Christus, zu beiden Seiten die Jünger; der durch
Geldbeutel bezeichnete Judas allein auf der vorderen Seite; auf dem Tische
das zubereitet»- Lamm. Der Herr hält mit seiner Linken den sich ihm an-
schmiegenden Johannes und reicht mit der Rechten dem Judas den Bissen
hin. Derbe Arbeit eines einheimischen Handwerkers. 1,90 m lang, 42 cm
hoch. Ehemals aufsen am Chore, jetzt an einem Pfeiler des südlichen Seiten-
schiffes eingemauert.
') Die von Nowag erwähnten „gemalten Flügel eines Altarsehreines aus dem 15. (?) Jahr-
hundert" sind ßegenwärti*; nicht mehr vorhanden.
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Schroda.
2*3
*(iotischer Kelch aus vergoldetem Silber (Abb. 187), um 1370 gefertigt,
21,5 im hoch. Der Fufs rund, der Knauf sechsteilig, die Schale kegelförmig,
Abb. 181. Inneres der katholischen Pfarrkirche in Schroda.
mit teils stilisiertem, teils natnrtrouem Blattwerk bedeckt. Anf dem Rande
des Fnfses in Grol'sbuchstaben:
Dominus Thomas, picbanns de Sroda, custos Gnesnensis,
tshim kalicem comparavit ').
') Pfarrer Thomas von Schroda wird in den Jahren 13611— 1376 urkundlich genannt.
J. Knrvtkowski, Praliui i kanoniiv katedrv HMtropolitelnej Gnfolnfo&akicj IV, S. Hl und &35i
284
Kivi.-. Sehroda.
Um die Schale in Kleinbuchstaben:
/ ernte, comedüe paucm et bibitc vinum, quod miscui vobis ').
Der Hintergrund des ersten Schritt l>am.lfs sowie verschiedene Teile des Blatt -
Werks waren ehemals mit Mauern Schmelz gefüllt.
Vier auilere Kelche aus dem 17. Jahrhundert, einer derselben l»i*<>
geschenkt.
Al»b. 1HT). Schrudu. Gottvater.
Glucke, 1,50 m Durchmesser, 1(333 gegossen.
(i rahstein des Ambrosius Pampowski, Woiwoden von Sieradz, f l.">10
'Abb. 1KX |j im südlichen Seitenschiffe. Der Verstorbene mit der Panzer-
rüstung augethan, stehend dargestellt. Zwischen den Wappen Gozdawa.
Kotwicz, Habdank und einem vierten, nicht polnischen Wappen die Umschrift :
Hie jaeet magnificus dominus Ambrosius Pautpowsky,
palatiuus Siradiensis, qui obiil A. D. M. S'°-
Abb. ts»!. Scbroda. Abendmahl Cliri^ti.
Die <i <»st oinskische ( i ra hk a pel le (AM». 182) in der Ecke zwischen
dem Chore und dem südlichen Seitenschiffe ist ein achteckiger Kuppelhau
') !>|>rficli«! SaloiiHiiii.t f>.
Si-hrodsi.
285
im Stile der italienischen Spätrenaissance. Die Wahnknppel hat gefällige
Stuckdekoration mit den Wappen Nalecz, Leliwa, Ogoriczyk und Ostoja.
Das marmorne Portal im ('höre wird von zwei toskanischen Säulen mit Ge-
bälk umrahmt und von einer zweirlügligen *Bronzethür (Abb. 189) ver-
schlossen. Diese zeigt eine durchbrochene Arbeit mit dem Rollwerk der
deutschen Renaissance; jeder Flügel ist aus zwei, auf dem Mittelstege ver-
nieteten Feldern zusammengesetzt. In der Mitte der beiden oberen Felder
die Wappen Nalecz und Leliwa. Auf den oberen Rahinenstücken die Duch-
Abl>. 187. Kelch der katholischen Pfiirrkirclie in Sclirotlu.
stallen und die Jahreszahl: ZG, U P S S. 1598. Auf den unteren nennt
sich Christoph Oldendorf aus Danzig als der Giefscr, auf dem linken Flügel
vom Innern der Kapelle aus gesehen):
Dh'itto auxilio fudid (!) mc Christof Oldendorf (iedanensis.
Auf dem rechten Flügel:
Mit Gottes Hülfe gos mich Christof Oldendorf zu Danszih.
Altar der Kapelle, aus H«»lz, im Stile der deutschen SpStrenaisaance.
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286
Kri'i* Schröck.
Gegenüber das Doppelgrab, welches Hieronymus Gostomski seiner
Schwiegermutter Anna Östron >g, Gemahlin des Prokop Sieniawski, Truchsefs
von Lemberg, f 1.">H4 und seiner Gattin Ursula f 1598 setzte. Architek-
tonischer Aufbau aus buntein Marmor in den Formen der italienischen
Spätrenaissance: von den beiden Bildtafeln wurde anscheinend nur die der
Gattin ausgeführt.
Rechts vom Altäre das kleinere Wandgrab des Knaben Sigismund
Stadnicki, Sohn des Adam Stadnicki von Zmigrod, Starosten von Ko|o, und
AM«. 1SM. Schroda. Gnbütein (tat A. I'ampowbki.
der Anna GrOstomska, von König Sigismund III. aus der Taufe gehoben;
gewidmet von seinem Oheim Hieronymus Gostomski; ohne Datum. Im Stile
des vorigen Grabmals.
Das 1-471* gegründete Dominikaner-Klost er (Luka&zewicz, Dyoc.Pozn. I,S.319)
war ein unbedeutender Ziegelbau nahe der Stadtmauer. An seine Stelle trat
1880 — 81 die neue evangelische Pfarrkirche mit ihren Gartenaulagen.
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GrolV-Siekierki.
287
Ali)). 189. Uronzethür der katholischen Pfarrkirche in Schrodu.
Grof8-Siekierki, Gutsbezirk 5 km westlich von Kostschin,
ckomals im Besitze des Posener Jesuiten-Kollegiums.
Katholische Pfarrkirche 8. Hedwig.
Patmn: die GutatuumoliafL
Der Pfarrer wird urkundlich 1991 genannl (».Leknzyiki, GrodiuVher I, N<». lüll).
Einschiffiger Holzbau; im Osten ein dreiseitig geschlossener Chor; im
Westen ein Turm mit gefalliger Haube; 17»>2 ausgeführt (Korytkowttki II, S. 106).
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28H
Kreis ivlirotJa.
Sllieeiska, Dorf 7 km südwestlich von Schioda.
Katholische Pfarrkirche S. Joseph.
Im Mittelalter gegründet. Der 17t>7 erneuerte Holzbau (K.-rytk<.w.-ki II,
8. 2:VT») wird durch einfache Pfosten in ein breites Mittelschiff und zwei
schmale Seitenschiffe geschieden; das Mittelschiff verlängert sich westlich zu
einem rechteckigen Räume für den Hochaltar. Ein Turm fehlt.
Glocken: 1) 85 cm Durchmesser, spätgotisch, am Halse unverständ-
liche Minuskelschrift.
2) 55 cm Durchmesser. Nahe der Krone die Jahreszahl 1444, darunter
die Umschrift : 0 rex glorie veni cum pacc. O. s. martyr.
?t) HO cm Durehmesser. Am Halse die zweizeilige Umschrift:
l'igi/atc et orale, qttoniam ncscitis, quando dominus veni/.
Michael Richter. Anno domini j6j$.
Tille«, Dorf 12 km südöstlich von Posen, an der alten Strafse
nach Sehroda gelegen.
Kirche zur Geburt S. Maria.
Patron: »Iii? GiiC-ihiTr-eliaft.
Die 13(53 zum ersten Male urkundlich genannte Kirche (Cod. <lipl. Xo. 119<V)
war ursprünglich ein spätromanischer Ziegelbau, dessen Schiff 8,50 m und
dessen geviert förmiger Chor 5.20 m Breite mafs. Schiff und Chor hatten
schon von Anfang her nur Holzdeekeii. In der Südmauer des Schiffes ist
eine vermauerte Kundbogen-Thür, in der Ostmauer des Chores sowie in der
Nordmauer des Schities je ein vermauertes Rundbogen-Fenster mit. schräger
Leibung erhalten. Im Verbände der Ziegel wechseln meist zwei Läufer mit
einem Binder. In der Barockzeit wurde die Kirche neu ausgebaut und auf
der Westseite, doch nicht in der Breite des alten Schiffes, verlängert.
Zwei kleine spätgotische Holzstaudbilder, S. Dorothea und S. Bar-
bara, im nördlichen Seitenaltare.
Silberne, teilweis vergoldete Monstranz, 83 cm hoch. Ueber dem im
1 7. Jahrhundert erneuerten Fufse erhebt sich ein spätgotischer dreiachsiger
Spilzbau, dessen äufsere Pfeiler den mittleren sich schneckenartig anschmiegen.
In den beiden Seitenfeldern die Standbilder der Heiligen Stanislaus und
Adalbert, umgeben von sechs nackten Engeln mit Marterwerkzeugen; über
der Hostie innerhalb eines Fialenkranzes die h. Jungfrau zwischen zwei
musizierenden Engeln. Auf der Spitze des aus gewundenem Drahte ge-
bildeten Turmhelmes ein Kruzifix.
Kelch aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance. Am Sockel drei Rund-
bilder, S. Maria, S. Joseph, S. Stanislaus und S. Adalbert; an der Schale drei
andere, der an die Säule gebundene und der das Kreuz tragende Heiland,
sowie die Kreuzigungsgrnppe. Unbekannter Meisterstempel.
Zwei Mefskännehen nebst Schüssel, Silber, 1 7. Jahrhundert. Stempel
der Stadt Posen (zwei Schlüssel unter einer Krone) und Meisterstempel j^.
Pacificale, 40 cm hoch, Silber, Anfang des 18. Jahrhunderts.
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Snieeiska. — Tulce. — Usarzewo. — Wenglcwo. - Winuagnra.
289
Sechs einfache Zinnleuchter, 1747.
Einfacher Weihwasserstein, Granit, 16. Jahrhundort.
Glocken: 1) 85 cm Durchmesser. Am Halse in gotischen Kleinbuch-
staben die Umschrift: Sanc/a Maria ora pro nobis. 1536.
2) 70 cm Durchmesser, 1669 für die Kirche in Tulce gegossen.
Grabstein des Leonhard Modrzewski f 1594. Der mit seiner Rüstung
bekleidet« Verstorbene aufrecht stellend dargestellt, in den Ecken die Wappen
Grzymala, Korzbok, Jastrzebiec und Nale.cz. Grauer Marmor; 80 cm breit und
1,70 m hoch; gegenwärtig im Triumphbogen vermauert.
Sandstein-Säule auf dem Friedhofe, ehemals vor dem Pfarrgebäude,
Spätrenaissance. Ueber dem toskanisehen Kapitäl ein viereckiger Aufsatz
mit den Reliefen der Peinigung, der Kreuztragung und der Kreuzabnahme,
sowie dem gekreuzigten Heiland zwischen zwei knieenden Geistlichen. Am
Schafte die Wappen beider in eingegrabener Zeichnung.
ÜSarzeWO, Dorf 14 km nordöstlich von Posen.
Katholische Pfarrkirche S. Michael.
Der Pfarrer wird urkundlich 1391 genannt (y. Lokszycki, CrodlHichor I, No. 991).
Kunstloser Fachwerkbau von 1749, 1869 mit einem Turme versehen
(Korytkowski II, S. 107).
Zwei Glocken, die eine spätgotisch von 1519, die andere 1753 von
Johann Zacharias Neuberdt in Posen gegossen.
WeitgleWO, Dorf 4 km nördlich von Pudewitz.
Katholische Pfarrkirche S. Katharina.
Im Mittelalter gegründet. Kleiner Holzbau mit dreiseitig geschlossenem
Chore, 1818 erneuert.
Holzstandbild, S. Maria, ursprünglich zu einer Kreuzigungsgruppe
gehörig, von schlanken Verhältnissen, bessere Arbeit der Spätgotik; jetzt
übertüncht und im linken Xebenaltare aufgestellt; 1,30 cm hoch.
Kelch aus vergoldetem Silber, 1641 geschenkt.
Zwei spätgotische Glocken: 1) 71 cm Durchmesser, um den Hals in
Kleinbuchstaben: Hoc opus in honorem dive Katherine est. 152?.
2) 58 cm Durchmesser, ohne Inschrift, um den Hals zwei über natür-
lichen Bindfäden geformte Schnüre.
WinnagOra 1 ), Dorf 2 km westlich von Müoslaw, Kreis Wreschen.
Boleslaus, Herzog von Grofspolen, schenkte das Dorf 1250 dem bischöf-
lichen Stuhle in Posen, von welchem es noch im .Laufe des 13. Jahrhunderts
mit Neumarkter Recht bewidmet wurde.
') WiniiHgöni. WeinlMjrjf.
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290
KriMK Schroda.
Katholische Pfarrkirche S. Michael.
Die Kirche wurde von den Posener Bischöfen nach Erwerbung des
Dorfes gegründet. Eine Urkunde des Bisehofs Andreas I. aus dem Jahre
1305 behandelt ihr Vermögen (Cod. dipl. No. 896).
Geputzter Ziegelbau, einschiffig, mit nach Norden gerichtetem Chore, zu
dessen Seiten zwei Sakristeien. 1766 gebaut und geweiht (Korvtkowski II, S. 102).
Spätgotischer Taufst ein aus Granit, einfach kelchförmig. Der ge-
schnitzte Holzdeekel aus dem 17. Jahrhundert.
Spätgotische Monstranz aus vergoldetem Silber. Ueber der Hostien-
büchse fünf an einander gedrängte Türmchen mit den Figuren des auf-
erstandenen Heilands sowie der Heiligen Barbara und Katharina. Auf dem
Fufse graviert S. Anna selbdritt, S. Martin, S. Georg und S. Margarete. Der
Knauf im 17. Jahrhundert erneuert. Ohne die jetzt fehlende Spitze des
Mitteltürmchens 80 cm hoch.
Kelch aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance, mit je drei kleinen
Relief bildern aus der Leidensgeschichte des Herrn, am Fufse (Fufs Waschung,
Abendmahl, Oelberg) und an der Schale (Auferstehung, Erscheinung in
Emmaus, Himmelfahrt).
Glocken: 1) 73 cm Durchmesser, spätgotisch, am Halse die Umschrift :
O rex glorie veni cum pace.
2) 02 cm Durchmesser, spätgotisch, neuerdings unter Beibehaltung der
alten Minuskel-Umschrift umgegossen:
Sanc/a Maria ora pro nobis. Anno 1535.
3) 38 cm Durchmesser, von dem Posener Giefser Christian Heinrich
Witte. Um den Hals:
Goß mich C. H. Ii ', in Posen anno 1738.
Die übrigen katholischen Pfarrkirchen des Kreises sind kunstlose Holz-
bauten der mehrfach beschriebenen Art oder neuere Ziegelbauten.
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KREIS WRESCHEN.
Die katholischen Pfarrkirchen des Kreiseß Wreschen sind mit Ausnahme
derjenigen in Wreschen, Miloslaw und Biechowo kunstlose Holzbauten, welche
ira 19. Jahrhundert zum Teile als Ziegelbauten orueuert wordon sind.
BiechOWO, Dorf 9 km südlich von AVreschen, ehemals Mittel-
punkt einer Kastellanei.
Katholische Pfarrkirche S. Maria.
Patron: der Staat.
Die Kirche wird urkundlich 1390 genannt (Cod. dipl. No. 1903). Von 1719
bis 1809 war sie mit einer Philippiner -Niederlassung besetzt. 1734 begann
der Grundherr des Dorfes einen Neubau, welcher um 1750 (Jahreszahl au
der Hauptfront) vollendet wurde.
Geputzter Ziegelbau, dreischiffige, mit Stutzkappen überwölbte Hallen-
kirche. Das Mittelschiff halbrund geschlossen, lieber den beiden östlichen
Jochen der Seitenschiffe eine Empore. An der Westseite die Orgelempore.
Ausbau in gewandten Formen des Ueberganges von Barock zum Rokoko.
Kelch aus vergoldetem Silber, spätgotisch vom 15. Jahrhundert. An
der Schale und dem Knaufe Reste von Zellenschmelz; am Knaufe sechs
vierblättrige Rosen. Auf den Flächen des Fufses in gravierter Zeichnung,
ehemals auf Schmelzgrund die vier Kirchenväter, S. Andreas und S. Margarete.
Von geringerem Werte die barocke Monstranz und zwei Kelche, der
eine Spätrenaissance, der andere barock mit dem Stempel GW.
Ewigo Lampe, Silber, barock.
Antopendium, barock, Bandwerk und Zweige in Plattstich, auf neuen
Stoff übertragen.
GraDOSZeWO, Dorf 14km südöstlich von Wreschen.
Katkolische Pfarrkirche S. Margarete.
Der Pfarrer wird 1394 urkundlich genannt (v. Lek.«zycki, Grodhiklier II, No. 367).
Blockholzbau, vermutlich ans der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts.
Das Schiff mit flacher Deek«\ der geradlinig geschlossene Chor mit Tonnen-
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25)2
Kivir. Wroclien.
gewölbe: auf seiner Nordseite die Sakristei. Vor der Westseite des Schiffes
ein Fachwcrkturni.
Taufstein, Granit, spätgotisch, von einfacher kelchförmiger Gestalt.
Zweisitzige Bank. Die hohe Rückwand farbig bemalt, mit Renaissance-
Ornamenten, vier Wappen und der Inschrift:
Vilibrordiis Mlodziejevski etatis sue fecit vel construxit 65., anno domini 1388.
Kelch aus getriebenem Silber, barock, mit kräftigem Blattwerk. Stempel
der Stadt Augsburg und Meisterstempel E (?).
MI lOS la\V, Stadt 15 km südlich von Wreschen, Station der Eisen-
bahn Gnesen-Jarotschin, erscheint gegen Ausgang des 14. Jahrhunderts im
Besitze deutschen Stadtrechtes.
Katholische Pfarrkirche S. Jakobus.
Der Pfarrer wird 1393 urkundlich genannt (v. Letszycki, Grodbücher II, No. 301).
Spätgotischer Ziegelbau, einschiffig, im Osten dreiseitig geschlossen.
Neuerdings durchgreifend timgebaut.
Hochaltar, Spätrenaissance, in dreigeschossigem Aufbau, mit den Stand-
bildern S. Mariä, der Erzengel Michael und Gabriel sowie der Diöcesanheiligen
Stanislaus und Adalbert. In der Barockzeit einige Teile ergänzt,
Monstranz aus vergoldetem Silber. Spätgotischer Spitzbau, in der
Barockzeit mit einer Strahlensonne eingefafst und mit neuem Fufse versehen.
Kelche aus vergoldetem Silber: 1) 26,5 cm hoch, in guten Formen
vom Anfange des 17. Jahrhunderts. 2) 24,5 cm hoch, barock, Stempel WB.
SkarDOSZeWO, Dorf 17 km östlich von Wreschen, gelangte
1188 in den Besitz des Klosters Lond und wurde 1282 an den bischöflichen
Stuhl von Posen ausgetauscht.
Katholische Pfarrkirche zur h. Dreieinigkeit.
Patron: d»-r Staat.
Blockholzbau, vermutlich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts
errichtet, Das Schiff mit flacher Decke, der geradlinig geschlossene Chor
mit Tonnengewölbe; auf seiner Nordseite die Sakristei.
Der Hochalt ar und der Taufst ein Renaissance vom Ende des 16. Jahr-
hunderts, Arbeiten eines einheimischen Holzschnitzers. Im Hochaltare ein
spätgotisches Bildwerk, S. Maria mit dem Kinde sitzend, ihr gegenüber
S. Anna, im Hintergrunde S. Joseph und drei Männer; darüber die Taube
und Gottvater.
Monstranz aus vergoldetem Silber, 1620 geschenkt, dreitürmiger Spitz-
bau der Spätrenaissance.
Mittelgroße Glocke, am Halse die Umschrift:
O rex glorie veni cum pacc. Anno domini 1541.
lieber und unter dem Schrift bände Renaissance-Ornamente, welche auf den
Meister der Glocke von 1539 in Chojniea deuten.
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Miloslaw. - Skarboszewo. — Staw. - Stralkowo. — Wrescliun.
293
Staw, Dorf 13 km östlich von Wreschen.
Katholische Pfarrkirche S. Hedwig.
Der Pfarrer wird seit 1391 wiederholt urkundlich genannt (v. Lekszvcki,
Ürodhächor II, No. 12Ga).
Blockholzbau, im 18. Jahrhundert erneuert und 1780 geweiht (Korytkowski
I, S. 142). Einschiffig, der Chor dreiseitig geschlossen, auf seiner Nordseite
die Sakristei, vor der Westseite ein Fachwerkturm.
Die beiden Nebenaltäre des Schiffes in guten Rokokoformen.
Altar der Kapelle auf der Nordseite des Schiffes in guter Spätreuaissance.
Wandspindchen in der Sakristei, anmutige Arbeit des 15. Jahrhun-
derts. Die Vorderansicht und die beiden Seitenansichten mit geschnitztem
Malswerk bedeckt. Vermutlich zur Aufbewahrung der Monstranz bestimmt.
Zwei Weihwassersteine, spätgotisch, von einfacher kelchartiger Gestalt.
Silberne Monstranz, der Fufs Spätrenaissance von 1634, der Oberbau
schlecht barock erneuert.
StralkOWO, polnisch Strzalkowo, Dorf 17 km östlich von Wreschen,
Endpunkt der Bahnlinie Posen-Stralkowo.
Katholische Pfarrkirche S. Dorothea.
Der Pfarrer wird 1397 urkundlich genannt (v. Lekszvcki, Grodhüchcr II, No. 10G1).
Einschiffiger Blockholzbau mit dreiseitig geschlossenem Chore, um 1640
erneuert und 1645 geweiht (Korytkowski I, S. 142). Der Ausbau ebenfalls aus
dem 17. Jahrhundert.
Speisekelch aus vergoldetem Silber, 1681.
Kasel, Silbergewebe, mit Streublumen und Blumengefäfsen, 17. Jahr-
hundert,, vermutlich aus einer polnischen Fabrik. Aus ähnlichein Stoffe die
Kappe und der Besatz eines Pluviale.
Wl' eSClieil, polnisch Wrzesnia, Kreishauptstadt, Kreuzungspunkt
der Bahnlinien Posen-Stralkowo und Gnesen-Jarotschin.
Ehemals mittelbar, seit 1357 als Stadt genannt, nach einem Brande
1671 im Besitze deutschen Rechtes bestätigt.
Katholische Pfarrkirche.
Patron: clor Besitzer dos Schlotes \V röschen.
Der Pfarrer wird urkundlich 1390 genannt (v. I.okszyeki, Grudliücher II, N«>. 14).
Die Kirche ist ein verstümmelter, spätgotischer Ziegelbau aus der Mitte
des 15. Jahrhunderts, eine dreischiffige Basilika, deren Mittelschiff die Seiten-
schiffe bedontend überragt. Vom Mittelschiffe wird durch einen spitzen
Triumphbogen ein dreiseitig endender Chor abgeschieden, hinter welchem
die Seitenschiffe einen ebenfalls dreiseitigen, jetzt zu Kapellen und zur
Sakristei ausgebauten Umgang bilden. Die Abseiten sowie die Obermauern
des Mittelschiffes und des Chores waren ehemals durchweg mit Strebepfeilern
besetzt, das Innere jedenfalls gewölbt. Im 17. Jahrhundert erlitt das Bau-
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204
Krina Wreechen.
werk eine gründliche Erneuerung. Die Mauern des Chorumganges, ebenso
die des Mittelschiffes wurden unter Fortlassung der Strebepfeiler neu auf-
geführt; die Abseiten erhielten rippenlose Kreuzgewölbe, Mittelschiff und
Chor flache Holzdecken. In den Jahren 188G — 87 wurde das Innere einer
nochmaligen, zwar mit bedeutenden Mitteln, aber von ungeübten Kräften
ausgeführten Wiederherstellung unterzogen.
Die die Schiffe trennenden Pfeiler sind schlicht rechteckig; doch ist es
unsicher, wie weit ihre Gestalt noch mittelalterlich ist. Sonst hat sich von
ursprünglichen Kunstforraen nur wenig erhalten. Das spitzbogige West-
portal, obwohl von Verstümmelungen nicht verschont geblieben, zeigt ein
abgesetztes Gewände mit dreiteiligen Kundstäben. Der Sockel der Aufsen-
fronten war aus zwei Ziegelschichten, einem Viertelstabe und einer Kehle
darüber, gebildet.
Gegen Ausgang des lf>. Jahrhunderts wurde vor der Westseite des
Mittelschiffes ein quadratischer Turm errichtet, welcher den Strebepfeilern
und dem Giebel des Mittelschiffes aufgesetzt ist. Der Turm bildet im Erd-
geschoi's eine gegen Norden und Süden mit Spitzbögen geöffnete, gegen
Westen aber geschlossene Halle. Darüber sind auf allen drei Seiten des
Turmes je drei schlanke, mit Spitzbögen überdeckte Blenden ausgespart,
über diesen wieder je vier Blenden, welche mit gepaarten, auf Kragsteinen
ruhenden Flachbögen überdeckt sind. Die Fenster innerhalb dieser Blenden
sind teils spitz-, teils rundbogig geschlossen. Die beiden freien Ecken des
Turmes sind mit je zwei, in der Richtung der Mauern angelegten, mäfsig
vorspringenden Strebepfeilern besetzt. Das Maxierwerk des Turmes zeigt
einige sich kreuzende, aus glasierten Binderköpfen hergestellte Bänder.
X..w»g, Z. f. B. 1872 S. 680.
F. Sti«l.l< w*ki, Fura Wrzesin.-ka. Posen 1887. Sondorubdruck des Kuryor Poznanski.
Hochaltar, aus Holz geschnitzt, bemalt und vergoldet, zweigeschossiger
Aufbau der Spätrenaissance, mit den Oelbildern der Himmelfahrt und der
Krönung Maria sowie den Standbildern der Heiligen Adalbert und Stanis-
laus, Peter und Paul. Kanzel, llokoko.
Kruzifix, vermutlich vom ehemaligen Triumphbalken.
Monstranz aus vergoldetem Silber, Anfang des 18. Jahrhunderts.
Fünf Kelche aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance und Barock.
Einer derselben vom Ende des 17. Jahrhunderts, mit dem Stempel der Stadt
Posen und dem Meisterstempel WS über einer Lilie.
Silbernes Pacificale in Krenzgestalt, Anfang des 18. Jahrhunderts.
Zwei getriebene Messingschüsseln, 10.— 1 7. Jahrhundert:
1} 02,5 cm Durchmesser. In der Mitto die Verkündigung Maria; rings-
um zwei Kreise, der innere mit der sechsmaligen, der änlsere mit der elf-
maligen Wiederholung eines vom Hunde verfolgten Hirsches'). Das übliche
Schriftband fehlt.
') Sehr ähnlich der ScIiüs-h-I im Doni«.- zu Brandenliarg a. H. Bernau, Inventar 'der Bau-
unil Kunst-Denkmäler in der Provinz Brandenburg, S. 222 und Fig. 48.
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Wreechen.
295
2) 38 cm Durchmesser. In der Mitte wieder die Verkündigung Maria,
ringsum ein Schrifthand aus gotischen Kleinbuchstaben.
An der Thür des nördlichen Seitenschiffes zwei schmiedeeiserne
Bünder aus der Bauzeit der Kirche.
Evangelische Pfarrkirche.
Die Gemeinde bildete sich um das Jahr 1750 und wurde 1779 selb-
ständig. An die Stelle des alten Putzbauns trat 1894 ein gotischer Ziegelbau.
(Bock), Nachrichten über die evangelische Kirche zu Wreechen zur Feier ihres hundert-
jährigen Jubiläums am 9. November 1879. Wreechen 187*.».
Glocke, am Halse die Umschrift:
Johann Friedrich Schlenkermann goß mich in Posen /fpy.
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KREIS JAROTSCHIN
BrZOStkOW, Dorf 14 km nordöstlich von Jarotschin.
Katholische Pfarrkirche S. Johannes der Täufer.
l>i<» Hmila-ston trugt die Gut^herrscliaft.
Im Mittelalter gegründet.
Geputzter Ziegelbau in klassizistischen Formen ( Abb. 190), 1830 errichtet
und 1840 geweiht (Korjtkowski II, S. IM). Einschiffig, von rechteckiger Grund-
form, mit flacher Decke. Neben dem Hochaltäre zwei symmetrische Sa-
kristeien mit Emporen. Vor der Westseite eine Säulenhalle, über welcher
sich ein Glockenturm aufbaut. Die Altäre und die Wände des Chorraumes
mit Stuckmarmor bekleidet.
Silbernes Kreuz von einfacher Ausführung, unter dem Gekreuzigten
ein zweiter Querbalken mit den Standbildern der vier Evangelisten. Vom
Ende des 18. Jahrhunderts. Stempel der Stadt Posen (zwei Schlüssel unter
einer Krone» und Meisterstempel ICZ (?).
DeitlbllO, Dorf 14 km nördlich von Neustadt, auf dem linken
Ufer der Warthe.
Katholische Pfarrkirche zur Himmelfahrt S. Maria.
Patron: <li<> Gu1>lit-n>i.-huft.
Spätgotischer Ziegelbau, einschiffig, im Osten dreiseitig geschlossen,
der Gewölbe beraubt; auf der fensterlosen Nordseite die Sakristei mit altem
Tonnengewölbe; an der Südwestecke ein runder Treppenturm. Die ursprüng-
liche Gestalt durch wiederholte Umbauten verdorben. Eine innen an der
Südmauer angebrachte Sandstein -Tafel mit dem Wappen Doliwa und den
bischöflichen Abzeichen bekundet, dals der Bau von dem damaligen Besitzer
des Dorfes Erzbischof Vineenz II. Kot von Gnesen 1447 ausgeführt wurde:
Hec ccclesia constructa est per Vinccntium Kooth. archiepiscopum Gneznettsem
et primatem, M 'CCCO'XL VII".
Von einigen älteren Holzbildwerken bemerkenswert das in einem Seiten-
altare aufgestellte spätgotische Kruzifi x . vermutlich das ulte Trinmphkrenz.
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Itrzostkow. — DeruUnn.
207
Monstranz ans vergoldetem Silber, Rokoko. Stempel der Stadt Breslau
(Johanneskopf), Jahresmarke (Ro*pnl>erg No. 450) und Meisterstempel GDN.
* Kelch aus vergoldetem Silber, spätgotisch, 1498 von dem Grundherrn
Ambrosius Pampowski geschenkt ')■ Der untere Teil der Schale mit Blatt-
Aliti. 15KJ. Katholische Pfarrkirche in BnostltOW.
werk übertangen. Auf den Feldern des Knaufes der Name Maria. Auf den
sechs Flächen des Fufses in gravierter Zeichnung das Wappen Gozdawa, dar-
über S. Maria mit dem Kinde, ferner S. Barbara, S. Peter, der auferstandene
Christus, S. Paul, S. Katharina.
') Nacli den Pfarnikten: die Jahreszahl auf der Unterseite des Keh-he*. Der (Jralotein des
A. Patnpowski in der katholischen Pfarrkirche zu Schmdu.
39
298
Krois .lurotseliin.
Ein anderer spätgotischer Kelch von 1515 wurde an den Posener Dom
abgegeben.
Kelch in den üblichen Formen der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Schüssel von getriebenem Silber für zwei Mefskänncheu, nm 1700.
Anf dem Rande prächtiges Ranken werk. Stempel der Stadt Glogau und
Meisterstempel M F.
Silberbeschlag eines Mefsbnches, erste Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Die Glocken hängen unzugänglich.
Gora 1 ), Dorf ioi im westlich von Jarotsehin.
Katholische Pfarrkirche zur Himmelfahrt S. Mariä.
Im Mittelalter gegründet, im 19. Jahrhundert als Ziegelbau hergestellt.
Kelch aus vergoldetem Silber, Renaissance der zweiten Hälfte des
IG. Jahrhunderts, die Grundform noch spätgotisch.
JaratSClieWO, Stadt 14km westlich von Jarotschin, 1519
vom Dorfe zur Stadt nach magdeburgischem Rechte erhoben.
Katholische Pfarrkirche S. Maria Magdalena.
Die im Mittelalter gegründete Kirche wurde 1671 als Holzbau (l.ukaszo-
wifz, Dyec. Pozn. II, S. 136) erneuert. Im 18. Jahrhundert wurde der Turm, 1843
die Kirche selbst als geputzter Ziegelbau hergestellt.
Einige spätgotische Bildwerke, welche aus der abgebrochenen Kreuz-
Kapelle in die Pfarrkirche überführt wurden, stammen vermutlich von dem
Hochaltare jener. Das Mittelfeld desselben stellte jedenfalls die Kreuzigung
Christi dar. Zu ihr gehören das jetzt in einem Seitenaltare der Pfarrkirche
angebrachte Kruzifix sowie eine geschmacklos übertünchte Gruppe, die weh-
klagende Maria, von Johannes und Magdalena gehalten. Die durch den
Ausdruck in den Köpfen der Leidtragenden bemerkenswerte Grablegung
Christi, welche als Sockelbild des genannten Altares verwendet ist, nahm an
dem ursprünglichen Altäre vermutlich einen gleichen Standort ein. Vgl. die
Bildwerke in Chwalkowo, Kreis Sehrimm.
S.Adalbert und S.Stanislaus, Holzbildwerke der Spätrenaissance,
im Hochaltäre.
Monstranz, Rokoko, Silber, die Strahlensonne vergoldet. Stempel der
Stadt Augsburg mit L (1753—55) und Meisterstempel IRD.
Kelch aus vergoldetem Silber, barock, Stempel
Einige Priestergewänder aus dem 18. Jahrhundert.
Glocken: 1) 93 cm Durchmesser, am Halse:
Me feeit Stephanus Werner Lcsnae anno /jr^?.
2) Zwei kleine spätgotische Glocken, um deren Hals ein Spruchband.
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Goru. — .lantl^clicwo. — .liiroUchin. — Mieachkow.
299
JärotSChin» polnisch Jaroeiu, Kreishauptstadt, Knotenpunkt
dor Eisenbahnen nach Posen, Gnesen, Ostrowo, Oels und Lissa. Ehemals in
adeligem Besitze, seit 1257 als Stadt genannt.
Katholische Pfarrkirche S. Martin.
Die Baulasten tragt der Besitzer der Herrschaft Jarotschin.
Geputzter, einschiffiger Ziegelbau, im Osten flach dreiseitig geschlossen,
im Westen ein Turm. Die Umfassungsmauern scheinen, wie das unverputzte
Mauerwerk im Innern des Turmes bekundet, auf einen spätgotischen Bau
zurückzugehen. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde die Kirche durchgreifend
erneuert, mit einem Tonnengewölbe mit Stichkappen überdeckt und mit
zwei symmetrischen Kapellen erweitert.
Barocker Kelch aus vergoldetem Silber, 1728 geschenkt.
Getriebene Messingschüssel mit der Verkündigung S. Maria und einer
Umschrift von gotischen Kleinbuchstaben, 16.— 17. Jahrhundert, beschädigt.
Glocken: I) 66 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift:
Jacob Getz goß mich anno domini i6oj.
2) 23 cm Durchmesser:
Goß mich Christian Gerstner in Brestaw tyyj.
Ruine der Spitalkirche zum h. Geiste.
Spätgotischer Ziegelbau, 1516 errichtet 1 ), einschiffig, drei Joche lang,
im Osten dreiseitig geschlossen. Nur die mit Strebepfeilern besetzten Um-
fassungsmauern stehen noch; doch war das Innere mit einer»Holzdecke, nicht
mit Gewölben geschlossen. Die Fenster haben schräge Leibung; die Thüreu
in der West- und der Südmauer sind mit mehrfachen Rundstäben umrahmt.
Auf der fensterlosen Nordseite die Reste einer kleinen Sakristei.
In der Vorhalle des Schlosses
die Gipsabgüsse der Grabsteine des Matthias und Martin Sulimowski
in der katholischen Pfarrkircho zu Radenz, Kreis Koschmin.
Mieschkow, ehemals Stadt, jetzt Dorf 6 km nordwestlich von
Jarotschin, Station der Eisenbahn Poseii-Jarotschin.
Katholische Pfarrkirche S. Maria und S. Lorenz.
Der erste Bau 1290 geweiht (Cod. üipl. No. 616). Geputzter Ziegelbau von
1776, einschiffig, gewölbt, mit rechteckigem Chore und Westturm.
Standkreuz aus vergoldetem Silber, russische Arbeit. 1800 gefertigt,
von einfacher Gestalt. Auf der Vorderseite auf Porzellan gemalt der ge-
kreuzigte Heiland in altertümlicher Autfassung, am Stamme des Kreuzes
oben Gottvater, unten ein Totenkopf, am Querbalken Maria und Johannes.
Darunter in gravierter Zeichnung Adam und Eva. Vier Stempel: 84, AD II,
S. Georg zu Pferde, 1800 AR.
') Diese Jahreszahl steht auf drei Ziegeln eingegraben, eitlem neben der Südthür und zweien
neben der Westthür, von denen der eine nudi der Beschriftung verkehrt vermauert wurde.
39«
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30ö
Kivis ,1arolM'liin.
Neustadt an der Warthe, polnisch Nowemiasto, Stadt
5 km von Bahnhof Falkstätt (Posen- Jarotsekin). Ehemals in adeligem Be-
sitze, im Mittelalter als Stadt angelegt.
Katholische Pfarrkirche zur h. Dreieinigkeit.
Patron: der Ue>it/er der H<'rr>eliaft Neustedt.
Ein Pfarrer der Kirche wird urkundlich 139.'} genannt (%. Lek.szycki, Gr.nl-
l.üclu r I f Xo. 1370).
Spätgotischer Ziegelbau der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, in der
Anlage der katholischen Pfarrkirche in Bnin verwandt. Dreischiffige Hallen-
kirche, mit Sterngewölben überdeck!, vier volle Joche lang, auf der Ostseite
in der ganzen Breite dreiseitig geschlossen, so dafs im Mittelschiffe noch ein
fünftes, trapezförmiges Joch, daneben in den Seitenschiffen zwei dreieckige
Joche enstehen. Die achteckigen Pfeiler haben ein aus Platte und Rundstab
gebildetes Kämpfergesims. Die Fenster haben einfache schräge Leibung und
gemauerten Pfosten; in der Nordmauer treten Blenden an Stelle der Fenster.
Die West- und die Südthür sind mit Kundstäben umrahmt. Alle Bögen haben
runde oder stumpfspitze Gestalt. Die Breitenmafse der unregelmäfsig ange-
legten Kirche erweitern sich von Ost nach West, das Lichtmafs der Um-
fassungsmauern von 11,60 auf 13.20 m, das der Pfeiler von 4,50 auf 6,00 m.
Die Südwestecke nimmt ein Treppenturm ein. Die Sakristei liegt auf der
Nordseite, über ihr eine spätere Empore. Die beiden Giebel über derWest-
nnd der Ostmauer der Sakristei zeigen Kielbogen -Blenden mit grofsen ge-
mauerten Kreuzen; ihre Abdeckungen sind zerstört.
Auf der Südseite baute 1503 der Grundherr Weihhischof Johannes
Rozdrazewski eine mit einer Kuppel überdeckte Kapelle. Die Sandstein-
Tafel mit der Bauinschrift ist wie die dem Andenken seiner Mutter 1614
gewidmete Tafel im Sinne der Spätrenaissanco umrahmt.
Chorgestühl, teils der Früh-, teils der Spätrenaissance angehörend,
mit alter Bemalung.
Einfacher spätgotischer Taufwasserstein.
Maria mit dem Leichnam Christi, derbes Schnitzwerk der Spätgotik.
Kruzifix, 16.— 17. Jahrhundert, in einem barocken Soitenaltare, ver-
mutlich das alte Triumphkreuz.
Ab e n dm ah 1 Christi, 16.-17. Jahrhundert, Holzrelief, als Sockelbild
in einem barocken Seitenalt are. Christus ist nach mittelalterlicher Ueber-
lieferung im Begriffe, dem Judas den Bissen zu reichen.
Gottvater, Flachrelief aus Sandstein, Frührenaissance. Ueber dem
südlichen Eingange.
Au der Südthür des Schiffes und an der Thür der Sakristei einige
spätgot ische Schmiede b ander.
Monstranz aus vergoldetem Silber, Anfang des 18. Jahrhunderts.
Vier Kelche aus vergoldetem Silber, 24- 30,5 cm hoch, 17. Jahrhundert,
davon zwei 1651 und 1654 geschenkt.
Silberbeschlag eines Missale von 1741.
Pluviale und drei Kasein mit barocker Plattstich-Stickerei.
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Neustadt an d«r War! ho. — Itadlin.
301
Vier Seidongürtel, davon drei mit den eingewebten Marken:
1) SLUCK, 2) PASCHALIS, 3) Ewon Mikomvicz a Constantinopol.
Glocken: 1) 1,05 m Durchmesser, 1598, unter dem Schriftbande ein
Fries sich durchschneidender Bundbögen.
2) 78 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift:
Bartholomen* Koysche nt€ fecit anno domini 1658.
Al.b. 191. Kirche in Radiin.
Radli II, Dorf b" km nördlich von .larotschin, Station der Eisen-
bahn Jarotschin-Gnesen.
"Katholische Pfarrkirche S. Maria und S. Valentin.
Patron: die Gutsherrschaft.
Dio Kirche wird bereits in der Urkunde von 1201 genannt, mit welcher
der damaligo Grundherr die Aussetzung des Dorfes zu deutschem Hechte
gestattete (Cod. dipl. No. 667). Ursprünglich zur Pfarrei Mieschkow gehörig,
wurde sie 1050 zur Pfarrkirche erhoben und der Neubau 1088 geweiht
(nach den Visitationsberiehten).
Geputzter Ziegelbau der Hochrenaissance, aus der ersten Hälfte des
17. Jahrhunderts (Abb. 191-104). Die drei Joche des Schiffes sind mit
einem Tonnengewölbe überdeckt, welches auf kräftigen, mit korinthischen
Pilastern bekleideten Widerlagern ruht, deren Hauptgesitns an den Wänden
fortläuft. Dio Gurte des Gewölbes sowie die Grate der Stichkappen sind
mit zarten Rosetten- und Perlschnüren besetzt. Den Hochaltar nimmt eine
Halbkuppel-Nische auf.
Die dem mittleren Joche der Kirche auf der Nordseite sich ansehliefsende
Kapelle wurde vor dem Hau der Kirche in den letzten Jahren des 10. oder
den ersten des 17. Jahrhunderts, mit der Ausführung des Grabmals für
den Kronmarschall Andreas Opalinski und seine Gemahlin hergestellt'). Die
') Kino moderne Inschrift im Inneren der Kapelle giebt als Bauzeit »lau Jahr 1625 an. Je-
doch ist der Bau der Kapelle nicht allein auf Grund der Inschrift des Grabmals früh« zu setzen,
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.'502
Kivi.s .larot.scliin.
Kapelle ist achteckig, mit einer durch eine Laterne beleuchteten Walm-
kuppel überwölbt. Das flach modellierte Stückwerk der letzteren (Abb. 194)
zeigt zwischen Fruchtschnüren eine Musterung zonenweis geordneter Kreise,
welche mit den Brustbildern der Evangelisten und vier anderer Heiliger,
den Warenzeichen des Stifters, im übrigen mit Engelköpfen und Rosen
h*H — i — i — i — • — | — i — i — i — i — |
Abi». 192— VM. Kirch« in Rudiin. «^uor- und Lüngschnitt.
i : soo.
gefüllt sind. Die Aufseiifronteii der Kirche und der Kapelle sind anspruchs-
los belassen.
Grabmal für Andreas von Bnin Opalinski, Marschall fies Königreichs
Polen, t l r>l>- J und seine Gattin Katharina geh. Koscielecka f 1601. Innen
fondefH M ttekon auch im Putzt» der AttfiieiMcitM twei alte InsolirifUm mit den Jahreszahlen
Kill und 1G14 eingegraben.
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Ka.llin.
303
an der Nordmauer der Kapelle, von der Witwe errichtet und von den Söhnen
Andreas') und Lukas nach dem Tode der Mutter vollendet. Unter einer
von zwei korinthischen Säulen mit verkröpftem Gebälk umrahmten, rund-
bogigen Nische liegt die Gestalt des Mannes auf einem Sarkophage, tiefer
vor demselben die der Frau. Im Bogenfelde ein flaches Rundbild der
h. Jungfrau mit dem Kinde. Ueber dorn Gebälke das Wappenschild. Hechts
und links zwei Nischen für kleinere Standfiguren. Die Architektur und das
Ornament in reifen Formen der italienischen Hochrenaissance. Sandstein
und roter Marmor. Die Seitenfiguren bei der 1889 stattgehabten Wieder-
herstellung der Kapelle erneuert.
Abb. Hiullin. Von ik-r Kuppel «Irr Kapelle.
Grabmal für Bischof Andreas VI. von Posen (1607 — 1623), Sohn des
vorgenannten Ehepaares. Schlafende Gestalt aus rotem Marmor, unter einer
Architektur ans schwarzem Marmor. Von geringem künstlerischem Werte,
aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Innen an der Südmauer der Kirche,
der Kapelle gegenüber.
Altar der Kapelle. Holz, deutsche Spätrenaissam e.
Wandgestühl der Kapelle, einfach barock.
Kruzifix hinter dem Hochalt are, Holz, lebensgrofs, in edler Haltung.
17. Jahrhundert.
Getriebener kupferner Taufkessel mit Deckel, 1685.
•) Noch ab. Propst von Plotzk genannt.
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.504
Krei* JaroUcliin.
Zwei Kelche aus vergoldetem Silber:
1) der Fnfs barock, die mit Filigran überfangene Schale älter.
2) 1730 geschenkt, Stempel der Stadt Lissa und Meisterstempel SO,
Grofse Zinn platte, in rohem Flachrelief den Gekreuzigten darstellend.
17. — 18. Jahrhundert.
Weil'ses Pluviale mit farbigen und goldenen Baumgruppen orientali-
scher Auffassung; der Besatz und die Kappe aus roter Seide mit goldge-
webten Ornamenten.
Die Glocken hängen unzugänglich.
Die Ruinen des ausgedehnten Schlosses stammen von einem vermut-
lieh im Anfange des 17. Jahrhunderts ausgeführten Ziegelbau. An Kunst-
formen siud, von wenigen Stuckresten der Wände und Gewölbanfänge ab-
gesehen, nur die Sandstein-Umrahmungen dreier Fenster zu bemerken, in den
Formen der durch deutsche Einflüsse veränderten italienischen Renaissance.
Zci'kOW, Stadt 1 1 km nordöstlich von Jarotschin, Station der
Eisenbahn Gneseu- Jarotschin. Urkundlich 1257 noch als Dorf, 1283 als
Stadt genannt.
M. W. Lukaszowicz, Strainica Ostrow i minsto ftcrküw. Posen 1891.
Katholische Pfarrkirche S. Stanislaus.
Patrone: die Besitzer der früheren Herrschaft Zerkow.
An Stelle eines älteren Baues im Anfange des 18. Jahrhunderts errichtet.
Ueber der Thür zur Sakristei die Jahreszahl 1718.
Einschiffiger, barocker Putzbau, fünf Joche lang, das Innere von guten
Verhältnissen. Die vier westlichen Joche mit einem Tonnengewölbe mit
Stichkappen, das fünfte Joch mit einer flachen elliptischen Zwickelkuppel
bedeckt, welcher sich östlich eine breite Nische mit einer Halbkuppel anlehnt.
An den Bauteilen gefälliges Stuckwerk.
Aus der Bauzeit der Kirche der Hochaltar und zwei Nebenaltäre,
mit reichem Schnitzwerk umrahmt, sowie die Kanzel.
Hölzerner Taufkessel mit Deckel aus getriebenem Kupfer, 164G.
Monstranz aus vergoldetem Silber, erste Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Stempel der Stadt Glogau und Meisterstempel MF.
Dieselben Stempel kehren wieder auf einem schmucklosen Kelche sowie
auf zwei Mefskännchen und der zti diesen gehörigen Schüssel. Letztere
gleicht bei etwas kleineren Abmessungen der in Dembno befindlichen Schüssel
aus der Werkstatt desselben Goldschmieds.
Zwei Kelche aus vorgoldetom Silber, 17. Jahrhundert, der ältere 1G32
gekauft.
Grofscr Speisekelch aus vergoldetem Silber, Rokoko, mit drei Stempeln,
Stadt Breslau (Johanneskopf), G und MA.
Silbernes Standkreuz, Rokoko, Stempel von Breslau, G und HAASE.
Silbernes Pacificale, barock, Stempel von Lissa, 14 und ICS.
Zwei kleine gegossene Messingleuchter, Ende des 17. Jahrhunderts.
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Zerkow.
Die grofse, 1632 gegossene Glocke von 92 cm Durchmesser zeigt die
Buchstaben auf Plättchen hergestellt.
In einer Kapelle auf der Nordseite zwei Grabmäler für Johannes und
Andreas Roszkowski Grafen Görka t 1G13 und 1615, architektonisch um-
rahmte Wandnischen aus rotem Marmor mit, den liegenden Gestalten der
Verstorbenen.
Ebendaselbst drei Särge aus schwarzem Marmor, welche der Grundherr
Matthias Radomicki, Woiwode von Inowrazlaw 1 ), für seine Mutter, seinen
1690 verstorbenen Bruder und seine 1709 verstorbene Tochter in gleichen
Formen fertigen liefs.
') 1726 wurde er Woiwoile von Posen. Herbarz polski l, S. 171.
Die übrigen katholischen Pfarrkirchen des Kreises sind kunstlose Holz-
bauton «der neue Ziegelbauten.
40
KREIS PLESCHEN.
Die katholischen Pfarrkirchen des Kreises Pieschen sind mit Ausnahme
derjenigen in Pieschen, Sowiua und Goluehow kunstlose Holzbauten, welche
seit dem Ausgange des 18. Jahrhunderts zum Teil als Ziegelbauten erneuert
worden sind.
GolUChOW, Dorf 11 km südöstlich von Pieschen.
Katholische Pfarrkirche zur Himmelfahrt S. Maria.
Patron; die Gutslierrscliaft.
Die Kirche wurde im Mittelalter gegründet, vielleicht von dem Kloster
Olobok, welchem das Dorf im lfJ. Jahrhundert gehörte. Im 16. Jahrhundert
wurde sie unter der Herrschaft der Familie Loszezynski protestantisch, in der
ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts der katholische Gottesdienst aber wieder-
hergestellt.
Geputzter Ziegelbau, von der Familie Leszczynski errichtet, deren
Wappen mit der Jahreszahl 1612 am Chorgewölbe angebracht ist. Ein-
schiffig, mit dreiseitig geschlossenem Chore, nur an den Ecken desselben
mit Strebepfeilern besetzt. Schiff und Chor haben Tonnengewölbe mit
Stichkappen. Die ebenfulls tonnengewölbte Sakristei auf der Nordseite liegt,
dem allgemeinen Gebrauche entgegen, nicht neben dem Chore, sondern neben
dem Schiffe. Die Thür auf der Südseite des Schiffes hat eine Sandstein-
I.Tinrahmung in einfachen Renaissanceformen. Im 18. Jahrhundert wurde die
Kirche neu ausgebaut und vor der Westfront ein Turm errichtet.
Monstranz aus vergoldetem Silber, in gutem Barock, am Sockel die
Bilder der Evangelisten. Stempel der Stadt Augsburg und unbekannter
Meisterstempel.
Kelch aus vergoldetem Silber, barock, Stempel der Stadt Augsburg
und Meisterstempel TLS.
Speisekelch aus vergoldetem Silber, Renaissance der ersten Hälfte
des 17. Jahrhunderts.
Paeificale, Silber, teilweis vergoldet, kreuzförmig, aus derselben Zeit.
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Golucliow. — (iorzno. — Lenartcnvitz. — Pieschen.
:$07
Anisen am Chore Grabtafel für den vielleicht beim Bau der Kirche
oder des Schlosses beschäftigten Maurer Anton Lainsit f 1622:
Hie situs est Antonius Lamsit, murarius, quem aiumnum suum ecclesia agnovit
et laeta cxccpit, anno a Christo nato 1622 die Octobris 6., aetatis sitae 6. .
Das Schlote geht ebenfalls auf einen Bau der Leszczynskis zurück; es
setzt sich gegenwärtig aus drei, einen viereckigen Hof umsckliefsenden
Flügeln zusammen, wurde aber unter seiner derzeitigen Besitzerin Gräfin
Dzialynska unter Benutzung von Vorbildern der französischen Renaissance
durchgreifend erneuert und zur Unterbringung ihrer ansehnlichen, früher in
Paris aufgestellten Sammlungen eingerichtet. Diese begreifen neben einer
Bibliothek, Kupferstichen und Oelbildnissen hauptsächlich kunstgewerbliche
Arbeiten des klassischen Altertums sowie des Mittelalters und der Renais-
sance, letztere meist französischer Herkunft. Von dem ursprünglichen Ge-
bäude stammt die auf toskanischen Säulen ruhende Bogenhalle im Hefe,
während im Innern ein Thürgewände von li>57 sowie zwei Kamine von 1019
über die Baugeschichte Aufschlufs geben.
M. Sokotowski, G-.lucl.0w. Pnteg4<l Polski. B.l. 80. Knikau 1880. S. 197.
Jean de Witte, De>eri|>lion «t<?s cullcctinns «l'antiijiiilc's enii.servces a Duitcl Lambert.
Paris 18H(j. Kl. Fol. (Uchamlolt <lie antiken Vasen, Terrakotten, Hronzen □. s. w.)
G O r Z 11 O , Dorf 1 7 km südlich von Pieschen.
Katholische Kirche S. Matthäus, ehemals Pfarrkirche, in neuerer Zeit,
nach Szczury, Kreis Ostrowo. eiugepfurrt.
Einschiffiger Blockholzbau, im Osten ein dreiseitig geschlossener Chor,
im Westen ein quadratischer, seines Helmes beraubter Turm. 1755—57 er-
richtet (Kon-tkowski I, S. 125).
Drei Ilolzstandbilder aus dem Mittclschreiiie eines spätgotischen
Altares, S. Maria mit dem Kinde zwischen S. Johannes dem Täufer und
S. Johannes dem Evangelisten. Uehertüncht.
Monstranz, Silber, Spätrenaissauce, dreitürmiger Spitzbau, 70cm hoch.
LonartOWltZ, Dorf 2,5 km östlich von Pieschen.
Katholische Pfarrkirche zur Himmelfahrt S. Maria.
144(i gegründet. Holzbau, ans Turm, Schilf und dreiseitig geschlossenem
Chor bestehend, 1758 errichtet (Korvtkowski I, S. i:-fc»).
Kelch aus vergoldetem Silber, Renaissance, laut Jahreszahl auf dem
Wappenschilde des Fufses 1010 gefertigt,
IM CS dl CI1» polnisch Pleszew, Kreishauptstadt. Station der Eisen-
bahn Posen-Kreuzburg, als adelige Stadt im Mittelalter angelegt.
Die evangelische Pfarrei wurde 17U4 gegründet.
Festschrift zur Feier <lc> 100 jährigen Hestchens <l< > evangelischen Kirclien.systeins
Pieschen. Pieschen 1894.
40*
308
Kn'iü Ph-M-Iien.
Katholische Pfarrkirche S. Johannes der Täufer.
Der Pfarrer wird urkundlich 1393 genannt (v. Leksjsjcki, Grodbücher I, No. 1370).
Geputzter Ziegelbau, unter Benutzung eines spätgotischen Baues mit
rechteckigem Chore und tonnengewölbter Sakristei (,T. de Lasco, lib. benef. II, S. 31)
im 19. Jahrhundert erneuert.
Monstranz aus vergoldetem Silber, 1705.
Kelch aus vergoldetem Silber, Spätrenaissauce, Stempel von Fraustadt
und Meisterstempel MR.
Sobotka, Dorf 14 km südöstlich von Pieschen.
Ratholische Pfarrkirche zur Geburt S. Maria.
Palron: die Gutshorrsclinft.
Ein Gabriel, Pfarrer von Sobotka und Domherr zu Gnesen, wird unter
den Zeugen einer Urkunde vom Jahro 1301 genannt (Cod. dipL No. 845).
IS
ja
I
Abb. 15)5. Kirche in Sobotka.
Abb. 196. Portal. 1 : 100.
Um diese Zeit scheint auch die Kirche als ein frühgotischer Ziegelbau
(Abb. 195) mit 8,80 m breitem Schilf, zwei schmäleren Kreuzarmen und recht-
eckigem Chore entstanden zu sein. Das Innere hatte ursprünglich durch-
weg Holzdecken; die Strebepfeiler des Aenfseren sowie die tonnengewölbte
Sakristei gehören der Spätgotik, das Tonnengewölbe des Chores der Spät-
renaissance an. Im Ausgange des 18. Jahrhunderts wurde die Kirche einer
Neugestaltung unterzogen, die Sakristei erweitert und das Schiff mit vier
Holzsäulen in drei Schiffe zerlegt; alle Fenster wurden erneuert und die
Westfront des Schiffes sowie die beiden Fronten der Kreuzarme mit hohen
geschweiften Giebeln ausgestattet. Genauer wird diese vierte Bauzeit durch
die Jahreszahlen 1783, 1780 und 1790 an der Sakristei und dem nördlichen
Kreuzarme bestimmt.
Von mittelalterlichen Einzelformen ist auf der Nordseite des Schiffes
ein vom ursprünglichen Bau stammendes Portal erhalten, dessen Rundstäbe
am Kämpfer wulstartige Ringe tragen (Abb. 196). Wie dieses, so sind auch
das überputzte Westportal und der Chorbogen noch spitz gestaltet. In dem
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Solmlka. — H.iwinii. — Tursk«.
:',fv.»
frühgotischcn Mauerwerk wechseln je zwei Läufer mit einem Binder, in dem
spätgotischen nur je ein Läufer mit einem Binder, während das Mauerwerk
des 18. Jahrhunderts den modernen Verband aufweist. Am Ostgiebel sind
alle drei Arten des Mauerwerks mit den jeweiligen Giebellinien über ein-
ander erkennbar.
Die vier Nebenaltäro und dio Kanzel barock geschnitzt.
Taufst ein aus schwarzem Marmor, 1075.
Monstranz aus vergoldetem Silber, in Sonnenform, 1682, Stempel 1Z.
Zwei Kelche der Spätrenaissance, der reichere von 1637. Ein dritter
Kelch, dessen Schale von einem Standbilde S. Josephs getragen, 177.'* ge-
schenkt.
Pacificale, das Kreuz aus dem 16. Jahrhundert, der Ful's vom Anfange
des 18. Jahrhunderts.
Zwei Kasein, mit Benutzung von Silberbrokat -Gürteln hergestellt.
Die eine, an welcher nicht nur die Seitenstücke, sondern auch die Säule aus
solchen bestehen, zeichnet sich durch vortreffliche Erhaltung aus.
Die grofse Glocke wurde 1558 gegossen. Die zweite trägt am Halse
dio Umschrift: Johann Göttlich Xcrgcr gus mich anno domini tyjrj.
SOWlna, Dorf 7 km südlich von Pieschen, seit 1136 unter den
Besitzungen des Gnesener Domes genannt.
Katholische Pfarrkirche zur Verkündigung S. Maria.
Die Kircho wird urkundlich 1327, der Pfarrer 1381 genannt (('od. dipl.
No. 1078, 1786 und 1787).
Kleiner Blockholzbau mit dreiseitig geschlossenem Chore. An den
Altarschranken die Jahreszahl 1685.
Grofse silberne Monstranz, Spätrenaissance, dreitürmiger Spitzbau mit
den Standbildern der Heiligen Maria, Adalbert und Stanislaus, oben ein
Kruzifix. Stempel der Stadt Posen (zwei Schlüssel unter einer Krone) und
Meisterstempel I\V.
Aus derselben Zeit ein gefälliger, vergoldeter Kelch.
TlirskO, Dorf 0 km östlich von Pieschen.
Katholische Pfarrkirche S. Andren».
Im Mittelalter gegründet. Geputzter Ziegelbau, dreischiffige, gewölbte
Basilika mit Westturm, 1777 — 86 ausgeführt.
T. Basinski, Dzieje eudowno^'o obrazu n. Marvi Panny i kosciotii w Tursku. Gnoson 1S82.
Zwei silberne Mefskännchon, Rokoko, Stempel der Stadt Breslau
(Johanneskopf), Marke C und Meisterstempel TA.
Glocke, 45 cm Durchmesser, aus dem 14. Jahrhundert, am Halse in
Majuskeln die Umschrift: O rex gloric pene'J.
') Die letzten Buchstaben vermutlich eine Verstümmelung der Worte: veni cum pace.
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KREIS KROTOSCHIN
Der Kreis Krotosehin wurde 1887 in die Kreise Krotosehin und Kosch-
min geteilt.
J. Lukuszewicz, Krütki lnst«>r)vziii>-st:ity.-.lyezny npis miast i wsi w dzi.siejszym jiowiecie
Krotn*zjnskiiii oil najdawniejszTch e/.u.s.'.w ai po ink 1794. Posen 1S69. 2 Bände.
CC?, Dorf 7 km nordwestlich von Krotosehin.
Katholische Pfarrkirche S. Nikolaus.
Patron: der Besitzer der Herrschaft Krotoscliin.
Die Kirche wurde im Mittelalter gegründet, im Anlange des 17. Jahr-
hunderts zugleich mit der in Rozdrazewo erneuert und mit ihr 1044 geweiht
(i,uka*zpwicz, Ovee. P.i/.n. II, S. 152).
Einschiffiger Ziegelbau der Renaissance. Das Schiff zählt drei Joche,
der einjochige Chor ist. dreiseitig geschlossen; auf seiner Nordseite liegt die
Sakristei; Schiff, Chor und Sakristei sind mit rippenlosen Kreuzgewölben
überdeckt, welche im Schiffe auf Wandvorlagen mit einfachen Kämpfer-
gesimsen ruhen. Der Westseite des Schiffes ist ein Turm vorgelegt. Der
Ziegelverband der Fronten ist der der Neuzeit. Alle Bögen der Kirche sind
halbrund, diejenigen des Turmes zum Teile flach gestaltet. Die Fenster der
Kirche haben schräge Leibung und einen gemauerten Mittelpfosten. In dem
Triumphbogen liegt ein Balken mit dem Gekreuzigten zwischen zwei Engeln.
Der einfach gegliederte, geputzte Ostgiebel des Schiffes zeigt Reste von
Sgrafittoinalerei.
Monstranz aus vergoldetem Silber, Rokoko, 1759 beschafft, Stempel
der Stadt Breslau (Johanneskopf), G und IC.
Glocken: 1) 70cm Durchmesser, spätgotisch, 1447, am Halse:
An no dornt ttt M°CCCC°XLVII.
2) 47 cm Durchmesser. Renaissance, 15GG.
Grabstein der Anna Rozdrazewska geb. Lukowska, der Stifterin des
Neubaues der Kirche. Die Verstorbene ist nach deutscher Art stehend dar-
gestellt; auf dem Rande ein ausgestochenes Blattornament. Von der unten
angebrachten polnischen Inschrift ist nur noch der Anfang lesbar.
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Benice. — Kohylin.
311
K.Ol>yHll, Stadt 13 km westlich von Krot oschin, Station der
Eisenbahn Lissa -Ostrowo.
Kobylin wurde als eine mittelbare Stadt 1303 nach Neumarkter Recht
angelegt und erhielt 1630 ein evangelisches Pfarrspiel.
)jiika»/owicz, P«w. Krotosz. I, S. 1 ff.
Katholische Pfarrkirche S. Stanislaus.
Patron: der Besitzer von Bäsch Low.
Die Kirche wurde 1289 auf Ansuchen des damaligen Grundherrn von
Erzbischof Jakob II. von Onesen gegründet (Cod. dipl. No. G3S).
Spätgotischer Ziegelbau, 1518 geweiht (Luka.*zewicz, a. a. 0. S. 179). Ein-
schiffig, im Osten ein dreiseitig geschlossener Chor, im Westen ein Turm,
auf der Südseite des Chores die mit einem Tonnengewölbe überdeckte Sa-
kristei nebst Schatzkammer. Der Ausbau in den Formen des 17. und 18.
Jahrhunderts.
Die mit Figuren und Ornamenten bemalte, von 1517 datierte Holz-
decke über dem Chore wurde in den letzten Jahren beseitigt.
M. Sokolowski, O dekornoyi wewn?tr«u'j drewninnych koseiolöw. Krakau 1884. S. 5.
Gemälde dos Hochaltares, von einem Dreiflügelalt are der ersten Hälfte
des 10. Jahrhunderts, darstellend die Legende des h. Stanislaus, in Oel auf
Holz gemalt.
Linker Flügel: Mittelbild: Rechter Flügel:
Innenseite: Innenseite:
S. Stanislaus verkauft das S. Stanislaus erweckt den
(iut Piotrowin. S. Stanislaus von König verstorbenen Besitzer von
Der erweckte Besitzer Holeslaus Siniaty Piotrowin.
von Piotrowin zeugt für am Altare überfallen. Die Mannen des Königs
S. Stanislaus vor dein Könige. zerstückeln den Heiligen.
Aufsen seite: Anisen seite:
Verkündigung S. Marin. Himmelfahrt S. Maria.
S. Barbara und S. Katharina. S. Elisabeth und S. Hedwig.
Das in überlcbensgrofsen Figuren dargestellte Mittelbild sowie die Innen-
seiten der Flügel durch Uebermalung verdorben. Der gemusterte goldene
Hintergrund nur auf den, jetzt dem Beschauer abgewandten Aufsonseiten der
Flügel erhalten.
Spätgotischer Weihwasserstein, achteckig, atifeinem Fufse, mit rohem
Mafia werk und der Jahreszahl 1518.
Knieender Engel mit dem Osterleuchter, aus Holz geschnitzt und weil's
gestrichen, bemerkenswerte Barockarbeit.
Monstranz aus vergoldetem Silber, der beschädigte Oberbau spät-
gotisch, der Fufs Renaissance. Eine zweite Monstranz einfach barock.
Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance, der eine 1031
geschenkt.
Kleiner silberner Kelch für Kranken-Kommunion, Renaissance.
Silberne Hostienbüchse, für Kranken-Kommunion, von cylindriseher
Gestalt, Durchmesser 7 cm, Höhe 3 ein. Auf dem Deckel ist ein die Kreuz-
fahne tragendes Lamm graviert, mit der Umschrift:
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Kreis Krotoschin.
Magister Mathias de Cobihno hunc (!) pixidem procuravit pro eclesia,
ut ibidem oretitr pro eo. Anno fjpj.
Auf der Wandung graviertes spätgotisches Rankenwerk.
Paeificale, barock, 1774 geschenkt oder ausgebessert, Stempel der
Stadt Breslau, Buchstabe Z und Meisterstempel IGG.
Mehrere gute Ornate des 17. und 18. Jahrhunderts.
Katholische Kirche S. Johannes der Täufer, ehemals Kirche des um
die Mitte des 15. Jahrhunderts gegründeten Bernhardiner-Klosters.
Die Kirche ist aus einem einschiffigen, spätgotischen Ziegelbau hervor-
gegangen, der jedoch durch einen Umbau des 18. Jahrhunderts entstellt wurde.
Von dem unverputzt gebliebenen Chore stammt die Nordmauer der beiden
westlichen Joche aus dem 15. Jahrhundert, während das dritte Joch nebst
dem dreiseitigen Abschlüsse einer im 10. Jahrhundert stattgehabten Erwei-
terung angehört. Die damals hergestellten Chorfenster haben geputzte
schräge Leibung mit einem geputzten Kreuzchen auf dem Scheitel.
Bildwerk eines schlafend dargestellten Ritters, Hochrelief aus rotem
Marmor, 10. — 17. Jahrhundert. In der Vorhalle.
Drei gemalte Bildnisse mit reicher Barock-Umrahmung.
Evangelische Pfarrkirche zum Schifflein Christi.
Die Kirche, die dritte an ihrer Stelle, wurde als Fachwerkbau mit
doppelten Emporen und einem Turme vor der Hauptfront 1764 errichtet.
C. Mover, Geiloiikliliittor aus der Gi-si'hMite <1<;* üvitiigulisclion Kireheiisjrstcms KobyÜD.
Rawitsch 18&4.
Altar und Kanzel stehen getrennt. Vor dem Altare ein Triumphbalken
mit dem Gekreuzigten zwischen Marin und Johannes; auf der Rückseite die
Jahreszahlen 1 704 — 65.
Silberner Kelch, 17. Jahrhundert, mit mittelalterlichen Anklängen,
Stempel der Stadt Lissa und undeutlicher Namenstempel. Ein zweiter ein-
facher Kelch, 18. Jahrhundert,
Silberne Oblatenbüchse, 18. Jahrhundert, unbekannter Stadtstempel
(dreitünniges Thor?) und Stempel EGW.
Silberne Tauf wasserbüchse, 1705.
Zwei zinnerne Taufschüsseln, Lissaer Stempel und IFB über einem
Pelikane. Auf der gröfseren, 1809 geschenkten, als dritter Stempel ein Adler
mit W auf der Brust.
Von den Zinnleuchtern zwei Stück auf ornamentiertem Fufse, 1091
geschenkt,
Zwei Stand leuchter aus Messing.
Zwei Kronleuchter aus Messing, der eine 1093, der andere 1701 ge-
schenkt, auf der Spitze der doppelköpfige deutsche Reichsadler. Der Schenker
und vermutlich Verfertiger des ersten nennt sich inschriftlich:
Gottfried Mentz, ein Kupjferknabe von Hirschberg ans Schlesien.
Von den vier Glocken wurde eine von Erdmann Kalliefe in Lissa 1798,
die drei übrigen von George Benjamin Krieger in Breslau 1820 gegossen.
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Kroutsdiin.
313
KrOtOSClllll, polnisch Krot oszyn, Kreishauptstadt , Kreuzungs-
punkt der Bahnlinien Lissa-Ostrowo und Oels-Jarotsehin.
Krotoschin, Mittelpunkt der seit 1819 den Fürsten Thum und Taxis ge-
hörigen Herrschaft, erhielt 1415 magdeburgisches Recht; die Regelung der
inneren Verhältnisse der Stadt folgte 1453. Seit dem 17. 'Jahrhundert gewann
Krotoschin durch den Zuzug deutscher Protestanten.
*.ukasz«\vic/., Pmv. Krotnsz. II, S. 15)3 ff.
A. Kgg<-Iing, Mitteilungen lx'tr.'flend dio Ge.-cliichte der Stadt KrotoMihin. Jahresbericht
de* Königlichen Willn-Ims-Gyniiiiisiuin zu Krotoschin 1886. — A. Warschauer, Z. H.
(Je*. II, S. 4f>t;.
Katholische Pfarrkirche S. Johannes der Täufer.
Patron: der Besitzer der Herrschaft Krotoschin.
An Stelle eines älteren Holzbaues errichtete der Grundherr Johannes
Rozdrazewski, Kastellan von Posen, im Ausgange des 16. Jahrhunderts den
bestehenden Ziegelbau und übergab ihn 1592 den böhmischen Brüdern, deren
Bekenntnis er selbst angenommen hatte. Nach seinem Tode 1601 wurde die
Kirche dem katholischen Gottesdienste zurückgegeben und neu geweiht.
Dreisehifngo Hallenkirche, das Mittelschiff im Osten dreiseitig geschlossen,
vor der Westseite ein quadratischer Turm. Die beiden Seitenschiffe erweitern
sich am Ostetide über die Fluchten der Längsmauern hinaus zu zwei, mit
geputzten Renaissance-Giebeln ausgestatteten Kapellen. Das Mittelschiff hat
ein Tonnengewölbe mit Stichkappcu; die Seitenschiffe haben Kreuzgewölbe.
Die unverputzten Fronten zeigen den spätgotischen Ziegelverband. Die
Schrägschicht des Sockels ist aus gemeinen Ziegeln zugehauen. Sämtliche
Thüren und Fenster der Kirche sind erneuert; nur der Turm, dessen Ober-
teile einem nüchternen Neubau angehören, hat noch ursprüngliche Spitzbogen-
Fenster mit gerader Leibung.
Hochaltar, mehrgeschossiger Aufbau in der Art der deutschen Spät-
renaissance, mit reichem, figürlichem und ornamentalem Schnitzwerk. Aus
derselben Zeit der Altar am Ostende des südlichen Seitenschiffes und die
Kanzel. Die übrigen Nebenaltäre in guten Barock- und Rokokoformen.
Triutnphbalkeii, Christus am Kreuze, an welchem Maria Magdalena
kniet, zu beiden Seiten Maria und Johannes. Aus der Bauzeit der Kirche.
Spätgotisches Hochrelief aus bemaltem Holze, die heiligen Sippen
darstellend.
Im Chore zwei 'Wandstühle mit je fünf Sitzen, Spätrenaissance.
Monstranzen aus vergoldetem Silber:
1) 72 cm hoch, Spätrenaissanee, Spitzbau nach mittelalterlicher Art,
mit den Figuren der Heiligen Adalbert und Stanislaus.
2) 1,26 m hoch, Spätrenaissanee von 1635, in mehrgeschossigem Aufbau,
mit den beiden vorgenannten Heiligen sowie Maria und Johannes dem Täufer.
Zwei Speisekolehe aus vergoldetem Silber: der eine Spätrenaissance;
der andere barock, mit dem Stempel SC.
Kleines Rcliquiar aus vergoldetem Silber, barock, für eine Sammlung
von Reliquien.
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Kreis Krotoschin.
Zwei kleine sechsarmige Messingkronleuchter, Rokoko; auf der
Spitze rles einen der doppelköpfige deutsche Adler.
Das aus drei Glocken bestehende Geläute gofs Johann Friedrieh
Schlenkermann in Posen 1709.
In der Kapelle am Ostende des südlichen Seitenschiffes das Wandgrab
des Erbauers der Kirche Johannes Rozdrazewski. Auf einem Sarge liegend
die Gestalt des Toten innerhalb einer viereckigen Nische, an deren Rück-
wand die Grabschrift. (Lukaszewicz, a. a. 0. S. 211). Das Schmuckwerk im Sinne
der deutschen Renaissance.
Katholische Kirche S. Peter und S. Paul, ehemals Kirche des 1731
gegründeten Trinitarier-Klosters, jetzt von den deutschen Katholiken
der Pfarrei benutzt.
Die UnUTluilturiK wird aus dem Kloster -Yt-nnoucn bi-stritten.
Geputzter Ziegelbau, 177"> geweiht (Inschrift im Chore), von ähnlicher
Anlage wie die katholischen Pfarrkirchen in Bentschen und Reisen. Das
geräumige Schiff mit zwei Stutzkappen zwischen drei breiten Gurtbögen
überwölbt, von denen die beiden äufseron über diagonal abgeschrägten Pfei-
lern aufsteigen. Der nach Osten gewandte, einjochige Chor innen rund,
aufsen viereckig geschlossen; auf beiden Seiten zwei Sakristeien, darüber
Emporen. Vor der Westfront ein quadratischer Turm mit atisgerundeten
Seiten und kräftig umrisseiier Kupferhaube.
Das ehemalige Klostergebäude gegenüber der Kirche, nach Aufhebung
des Klosters 181t) zum Gymnasium, jetzt zur Kaserne eingerichtet, ist ein
zweigeschossiger barocker Pntzbau von einfacher Formgebung.
Evangelische Pfarrkirche.
Patron: d<-r Itesit/or di-r Herrschaft Krotoscliin.
Die evangelische Gemeinde in Krotoschin bildete sich gleichzeitig mit
der in Zdnny und blieb mit ihr bis 1700 vereinigt,
Die Kirche, ein kreisrunder, geputzter Ziegelbau mit doppelten hölzernen
Emporen, wurde 1789—90 errichtet. 1884 — 8.") wurde die Vorhalle mit den
beiden Türmen dem Haupteingange vorgelegt, dabei bedauerlicherweise die
Laterne über der Kuppel der Kirche abgetragen.
(FüllknifiX Geschichte dos cvungclischen Kirchspiels Krotoscliin. Krotoscliin 1890.
Aus der Zeit der Gründung der Gemeinde stammen ein silberner Kelch
und ein Altarkreuz, beide 1790 geschenkt, letzteres mit dem Stempel IG(».
Das Rathaus auf dem Markto ist ein bescheidener Putzbau von 1680,
erhält aber durch den auf der Südseite angefügten, mit einer zweimal durch-
brochenen Haube ausgestatteten, schlanken Turm einigen malerischen Reiz.
LutOgfllleW, Dorf 5 km westlich von Krotoschin.
Katholische Pfarrkirche zur h. Dreieinigkeit.
1401 gegründet <f,ukas/ewic/., Pow. Krotosz. II, S. 260). Geputzter Ziegelban,
1832 vollendet und geweiht.
Taufstein, Spätrenaissance, mit biblischen und allegorischen Reliefen.
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Lutogniuw. — IWdiaz.-wo. — Zduny.
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Monstranz ans vergoldetem Silber, Rokoko, Stempel der Stadt Augs-
burg mit R (1705 — 07, Rogenberg No. 104) und Meisterstempel AUW.
Kelch ans vergoldetem Silber, barock, Stempel Z nnd IIP.
Spätgotische Glocke, 55 cm Durchmesser, am Halse die Umschrift:
O konig der ercn kom mit /rede. Ilicsus, Got, Maria.
RozdraäeWO, Dorf 10km nordöstlich von Krot oschin.
Katholische Pfarrkirche S. Johannes der Täufer.
Patron: dor Besitzer der Hunschnft Krotn.scliin.
Die Kirche wird urkundlich 1303 genannt (Cod. dipl. No. 14%?.
Einschiffiger Ziegelbau der Renaissance, mit der Kirche in Beniee im
Anfange des 17. Jahrhunderts errichtet und 1044 geweiht'), von etwas
gröfseren Abmessungen als jene. Das Schiff ist drei Joche lang, der ein-
jochige Chor dreiseitig geschlossen; auf seiner Nordseite liegt diu Sakristei,
vor der Westseite des Schiffes der Turm. Schiff, Chor und Sakristei haben
Kreuzgewölbe. Die des Schiffes steigen über Wandvorlagen mit einfachen
Kämpfergesimsen auf und sind an den Graten mit Laubstäben besetzt. Die
Kappen des Chorgewölbes sind durch einfaches Band werk in Felder geteilt.
Breite zwischen den Seitenmauern des Schiffes 10,00 m.
Der Triumphbalken im Chorbogen trägt den Gekreuzigten, unter ihm
knieend Magdalena, zu beiden Seiten Maria und Johannes. Auf der Unter-
seite die Jahreszahl 1017.
Der Hochaltar und ein Nebenaltar Spätrenaissance, zwei Nebenaltäro
barock. Einfache Thür im Südeingange, mit Eisen beschlagen, 1500, vom
älteren Kirchengebäude übernommen.
Speisekelch aus vergoldetem Silber, erste Hälfte des 17. Jahrhunderts.
ZdUIiy, Stadt 7 km südlich von Krotoschin, Station der Eisenbahn
O eis - Jar otsc hin.
Herzog Boleslaus von Grofspolen gestattete 1201, das Dorf Zduny zur
Stadt nach Neumarkter Rechte zu erheben, tauschte es aber 1200 an den
bischöflichen Stuhl von Breslau aus, welcher .1207 die Erlaubnis zur Grün-
dung der Stadt von neuem gewährte. Neben dieser mittelalterlichen, nur
unbedeutenden Stadt machten sich 16IJ5 aus Schlesien vertriebene Protestanten
ansässig, welche 1637 von dem Grundherrn Peter Sienuta die Erlaubnis zur
Gründung der Neustadt Deutsch -Zduny und eines evangelischen Kirchspiels
erwirkten. Daneben wurde 1047 als dritte Stadt Sienutowo angelegt. Alle
drei Städte wurden 1772 unter der Herrschaft der Familie Sulkowski Vereinigt.
Lukaszewicz, Pow. Krutosz. II, S. 15J>.
A. Heuschel, Zduny. Ortskunde, herausgegeben von Clir. G. Hottinger. No. 5. Stras-
burg
') Die Angabe des Jahres W>\ hei liiikaszewicz, Dyee. I'o/.n. II, S. 150 beruht auf einem
Schreibfehler.
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Krd>» Krntosihin.
Katholische Pfarrkirche S. Johannes der Täufer.
l'utron: der Besitzer von Basehkow.
Ein Pfarrer der Kirche nennt sieh als Schreiber einer Urkunde vom
Jahre 1359 (C...1. dipl. Ko. 1398).
Geputzter Ziegelbau, 1719 — 30 errichtet. Das Schiff ist flachgedeckt.,
der nach Westen gewandte, rechteckige Chor gewölbt; vor der schmalen
Hauptfront ein Turm. Von dorn Ausbau sind die Kanzel und die Taufe
bemerkenswert, beide einander entsprechend am Eingange des Chores auf-
gestellt und in guten Baroekformen geschnitzt.
Monstranz aus vergoldetem Silber, 1744, Maria und die Apostel dar-
stellend, und ein Kelch, 1742.
Kleiner Messingkronleuchter, auf der Spitze der polnische Adler.
Evangelische Pfarrkirche.
Diu Buiilastan trägt <lio Gemeinde.
Der 1637 errichtete Holzbau brannte 1789 ab. Der darauf nach den
Rissen von J. F. Hansen ans Breslau ausgeführte und am 18. November 1792
geweihte, geputzte Ziegelbau bildet ein schlichtes Rechteck, in welchem
doppelte hölzerne Emporen einen elliptischen Mittelraum umschliefsen und
vor dessen nach Osten gewandter Haupt front sich ein Turm erhebt. Altar
und Kanzel stehen getrennt.
A. Henseliel, Geschieht© der evnngelisehen Gemeinde zu Zduny. Z. II. Ges. IV, S. 1
und UV). Nou»odruckt Diesdorf hei Gaildorf 1892.
Drei grofse silberne Kelche:
1) Spätrenaissance, der Fufs nach spätgotischer Art sechsteilig, tun
Knaufe sechs kleine rhombische Felder mit dem Namen .Ihesus. 26.5 cm hoch.
2) Barock, 30 cm hoch. 3) Einfach, 26 cm hoch.
Zwei silberne Weinkannen, die eine von 1669, die andere von 1757
mit dem Stempel IGG.
Ovale silberne Oblatenbüchse, barock.
Silbernes Altarkreuz, 53 ein hoch, 1765 geschenkt, Rokoko, mit den
Stempeln der Stadt Breslau und des Goldschmieds B. Hentschel (RoscnKerg
No. 110, 149 und 182).
Silberne Taufschüssel, 1754 geschenkt, Rokoko, Breslauer Stempel
nebst Jahresmarke (R.^enber^ N<>. 41(5 und 119), Meisterstempel IGS.
Die drei Glocken tragen am Halse die Umschrift:
Mit Gott gofs mich Ernst Göttlich Morelzki in Breslau anno ijSp.
An der Innenseite der Westmauer vier Grabsteine aus dem 18. Jahr-
hundert, mit alter farbiger Bcmalnng.
Die übrigen katholischen Pfarrkirchen des Kreises sind kunstlose Holz-
bauten von der verbreiteten Art oder neue Ziegelbauten.
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KREIS KOSCHMIN
KoSChmin, polnisch Kozinin, Kreishauptstadt, Station der Eisen-
bahn Jarotschin-Oels.
Kosehniiu, vermutlich im 13. Jahrhundert angelegt, war eine mittelbare
Stadt, im 14. und 15. Jahrhundert im Besitze der Familie G6rka. Die evan-
gelische Gemeinde wurdo 1775 selbständig.
Katholische Pfarrkirche S. Lorenz.
Patrone: die Besitzer von Lipowioc, Orla, Stnniowo und Czarnywul.
Die Kirclie (Abb. 197) ist eine dreiseliiffige Basilika mit Turm, deren
Mittelschiff und dreiseitig geschlossener Chor von einem spätgotischen Ziegel-
bau übernommen wurden. Nach einem Umbau, welcher ihr die gegenwärtige
Gestalt gab, wurde sie 1G77 geweiht, (Inschrift über dem Monstranzschreine).
Die Kreuzgewölbe des Langhauses sowie das Tonnengewölbe des Chores sind
mit einfachem Stückwerk überzogen; die auf der Nordseite des Chores ge-
legene Sakristei hat ein Tonnengewölbe. Der Ausbau bewegt siel» in den
Stilformen des 17. und 18. Jahrhunderts.
Der Hochaltar wurde gelegentlich des Umbaues der Kirche erneuert,
dabei aber von dem ursprünglichen Hochaltäre das *Mittolbild übernommen,
ein den Tod Maria darstellendes Hochrelief (Abb. 198), dessen Ausführung
einem bedeutenden süddeutschen Bildhauer vom Ausgange des 15. Jahr-
hunderts zuzuschreiben ist. Maria ist niedergesunken und reicht ihren
Gürtel dem vor ihr knieenden Thomas; die anderen Apostel stehen der
Sterbenden bei; der Ausdruck der Köpfe von treffender Charakteristik. Zu
beiden Seiten des Reliefs die Standbilder der Heiligen Adalbert und Stanis-
laus, darüber ein Relief mit der Krönung Maria zwischen den Standbildern
der Heiligen Lorenz und Florian, aus der Zeit des Altares.
Wandschrein zur Aufbewahrung der Monstranz, Sandstein, Spät-
renaissance. Links vom Hochaltare.
Tafelbild, Maria Himmelfahrt, Maria von vier anmutigen Engeln be-
gleitet, schwebt auf goldenem Hintergrunde. Rechts unten, in kleinem Maß-
stäbe dargestellt, die Apostel an ihrem Grabe innerhalb einer Landschaft.
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Krci» RoMshmin.
Vom Anfange des H». Jahrhunderts. Die Farben sehr nachgedunkelt. In
t'ineni Nebenaltare.
Maria, spätgotisches Holzbildwerk, vermutlieh von dem alten Triumph-
balken. Der gegenwärtige, von dem Umbau stammende Triumphbalken mit
unbedeutenden Figuren.
Al»ti. 197. Kathnlincli« Pfarrkirche in KuseliBitn. Wiek auf den lloi-lmitur.
Taut'stein von schwarzem Marmor, 1083. Der aus Kupfer getriebene
spitze Deckel spätgotisch.
Zwei "Weihwassersteine aus Granit, au jedem ein Menschenkopf,
derbo Arbeiten vom Ausgang«« des Mittelalters.
Zw«-i Kelche aus vergoldetem Silber, Öpätrenaissauce.
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Kotchmin.
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Glocke von 1,26 m Durchmesser, 104(5, mit der Umschrift:
Anno domini MDXLV1 regnante Sigistnundo primo, rege Po/onie, ci domin n
Andrea comite a Gorca, castcllano Poznanicnsi et capitaneo Afajoris Polonie
generali, he rede, et Bartholomeo Szosnizki, preposito in Goswin,
hoc opus /actum est in lajide da.
Abb. 1!'H. Katholucli« Pfarrkirche in ECoMhmm, MittilMM ilc» Hochaltäre«.
Wandgrab für Graf Andreas Görka, Kasteihin von Moseritz, und seine
1579 gestorbene, lf>90 hier beigesetzte Frau Barbara geh. Herburt von Fulsz-
tyn. Zu Lebzeiten beider gefertigt. Hochrelief, die Gatten rechts und ünks
unter dem Kruzifixe knieend, umscldossen von zwei korinthischen Säulen mit
verkröpftem Gebälk. Darüber als Krönung die Wappen; im Sockel die
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320
Kreis K>»climiii.
Schrifttafeln, von denen nur die der Frau ausgefüllt ist 1 ). Sandstein und
roter Marmor. An der Südmauer des Chores (Abb. 107).
Grabstein einer unbekannten, stehend dargestellten Frau, roter Marmor.
Im nördlichen Seitenschiffe.
Katholische Kirche S. Stanislaus, ehemals Kirche des Reformaten-
K lost ei s, von dem 1644 gestorbenen Dekan Paul Gajewski begonnen (In-
schrift über dem Eingange zum Chore).
Einschiffiger Ziegelbau mit dreiseitig geschlossenem Chore; Schiff und
Chor haben Tonnengewölbe mit Stichkappen. Auf der Südseite ein Kreuz-
gang, ähnlich dem an der Klosterkirche in Fraustadt. Die Fronten des
Chores haben sichtbares Ziegelwerk, die Fronten des Langhauses wurden
1712 (Inschrift unter dem Hauptgesimse) geputzt. Alle Fenster haben ge-
putzte Leibung mit Kreuzen oder Kugeln auf dem Scheitel.
Die Ckorstühlo, die Altäre und die Kanzel aus dem 17. und 18. Jahr-
hundert.
Ehemaliges Schlots, seit 1805 evangelisches Schullehrer-Seminar.
Das Schlols, ehemals ein um einen viereckigen Hof angelegter Bau,
scheint seine Gestalt im 10. und 17. Jahrhundert erhalten zu haben, wenn-
gleich es urkundlich bereits 1338 genannt wird (Cod. dipl. Ko. 1188). Infolge
wiederholter Erneuerungen hat es sein geschichtliches Interesse verloren.
Der Westflügel ist ganz abgebrochen. Am unteren Teile des Turmes an
der Nordwestecke Reste von spätgotischem Mauerwerk.
C. Pflanz, Das Schlots in Koschmin. Koschmin 1886.
Ansicht des Schlosses vor dem Unibau Kaczynski, Wsponmioiiia Wielkopolski, Atlas
No. 40 sowie Pflanz, Titelbild.
Pogorzela, Stadt i:>km westlich von Koschmin.
Katholische Pfarrkirche S. Michael.
Die Baulasten tragen die Besitzer von Pogorzela und GIucliow.
Der TJeberlieferung zufolge 1341 gegründet. Geputzter Ziegelbau, 1778
bis 1781 ausgeführt (Korytkowski II, S. 117), in Gestalt eines mit Stutzkappen ge-
wölbten lateinischen Kreuzes. Das vierwöchige Schiff erweitert sich rechts
und links zu schmalen, mit Quertonnen überwölbten Abseiten. Vor der nach
Westen gerichteten Hauptfront ein Turm.
Kleine Monstranz aus vergoldetem Silber, Rokoko.
Kelch aus vergoldetem Silber, 1048, Stempel j^.
Glocken: 1) 72 cm Durchmesser, am Halse in Majuskelschrift die
Namen der Erzengel Michael, Gabriel und Uriel sowie die Jahreszahl 1515.
2) Wem Durchmesser, am Halse Psalm 150 sowie die Giefserinschrift :
Jacob Gctz goß müh anno 1616.
Grabstein der Anna Pogorzelska geb. Kakolewska f 1588, stehend
dargestellt. Aufsen an der Südseite des Schiffes.
') Dat. Grabmal ile> 1583 verstorbenen Grafen in der katholischen Pfarrkirche zu Kurnik.
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Pnjjorzcla. — Kaihnz. — Zilzh>.z.
:i2i
Ii cl(l e 11 Z, polnisch Borzeciczki, Dorf 8 kiu westlich von Koschmin.
Katholische Pfarrkirche S. Martin.
Patron: tli« Gutshorrsiliaft.
Die bis zum Anfange des 1 7. Jahrhunderts protestantische Kirche wurde
nach Einführung des katholischen Gottesdienstes 1649 zur Pfarrkirche er-
hoben (f-ukaszowiez, Dyoc. Pozn. II, S. 131). Einfacher geputzter Ziegelbau in Gestalt
eines griechischen Kreuzes, im 17.— 18. Jahrhundert errichtet und ausgebaut.
Ein Kelch aus vergoldetem Silber, Spätrenaissanee, etwas älter ein
silbernes Pacificale.
Stuhl, barock geschnitzt, mit geprefstem. farbigem Leder überzogen.
Glocken: 1) 57 cm Durchmesser, aus der protestantischen Zeit. Am
Halse und auf den Ansichten die Inschriften mit den Wappen des Stifters
und seiner Frau: Verbum domin i vianct in aedernum (.').
Gcncrosus dominus Kristo/orns Micielski me fieri fecit anno 1604.
Generosa Anna de Sokolovo Micielka (/).
2) 77 cm Durchmesser, gesprungen. Am Halse die Widmung:
Ad majorem dei gloriam ei saneti Scbasiiani honorem.
Darunter in deutscher Sprache der Sprach Jesaias 2, H. Auf den Ansichten
mit den Wappen die Namen der Stifter und der des Gielgen»:
Cristo/ei und Apolo von Kttlicki. Durch Hizzc und Feir bin ich geßoscn,
Simon Koysche hat mich gegossen im Jahre i6jy.
i\) 1,15 m Durchmesser. Am Halse die Umschrift:
Mit Gottes Hilf gos mich Maitis Uhl von Dauzig anno domini j6jj.
Grabsteine, die Verstorbenen stehend darstellend:
1) Matthias Sulimowski t 1005. Die Inschrift auf dieser sowie auf der
zweiten Platte in polnischer Sprache. Rechts vom Hochaltare.
2) Martin Sulimowski, zu dessen Lebzeiten gefertigt, weshalb die Jahres-
zahl nicht ausgefüllt. Links vom Hochaltäre.
iY) Eine Frau vom Wappen Lodzia. Ohne Inschrift. In der Sakristei.
(.ii|>-.:il>j;üs-M' dor beiden eiMen im Schinne Jun<tsclim.
Z<1k1C8Z 9 Dorf bei Borek (Station der Bahnlinie Lissa-Jarotschiu),
ehemals Vorstadt, l.*W2 mit magdeburgischem Hechte bewidmet.
Katholische Pfarrkirche S. Maria und S. Filippo Neri geweiht.
Patron: *1 (»ut»!iorr>c!iaft.
Geputzter Ziegelbau, an Stelle eines alteren Baues Hi.'l5 begonnen und
1055 geweiht, ehemals mit einer Philippiner-Niederlassung besetzt, 1 80tt zur
Pfarrkirche erhoben.
A. Hrauilowski, KoieiiM Zdzic^ki w purufii JWeekiej. Po.»en 1SS0.
— . Hi-torvii k<iM i..t,'iw Zilziozkioli i eiidnwtivvli wizorunk.'.w Mntki Uuzkiej Horeekiej na
Zdzieiii. Posen 1891.
Snkotow.-ki, S. Ii. s. IV, S. XXX.
Dreischiffige, gewölbte Basilika. Der rechteckige Chor besteht aus zwei,
das Langhaus aus vier, annähernd «piadrat ischeu Jochen; doch hat der Chor
gröfscre Spannweite als das Mittelschiff. Die beiden östlichen Joche der
42
Krvi* Koschinin.
Seitenschiffe erweitern sieh zu niedrigen Kreuznügcln. denen sieh zwoi runde
Kapellen anschliefsen. Die Westfront nimmt ein ungefüger, über zwei
niedrigen Seitenbauten aufsteigender Turm ein. Wände und Gewölbe sind
mit malsvollem, an den Kapitalen der Pfeiler und den Anfängen der Ge-
wölbe ins Ornamentale und Figürliche übergehendem Stuckwerk bekleidet.
Ungünstig wirkt die zu geringe Breite des Mittelschiffes im Verhältnis zu
seiner Höhe.
S. Anna, mit der kleinen Maria sitzend, spätgotisches Holzbildwerk
von 1510. Am Wege zur Kirche aufgestellt.
Kelch aus vergoldetem Silber, 1674 geschenkt, Stempel LW.
Verschiedene prächtige Ornate aus dem 17. — 18. Jahrhuudert: Kasel
mit schwerer Stickerei, einem goldenen Flächenmuster auf silbernem Grunde.
Pluviale, hellrotes Gewebe mit goldener und silberner Zeichnung; das ge-
stickte Skapulier der vorgenannten Kasel ähnlich. Pluviale, rote Seide mit
Goldfäden durchzogen, mit grofsen gestickten Streublumen bedeckt. Zwei
Dalmatiken, Gewebe mit naturalistischen farbigen Blumen. Kasel von grünem
Seidenstoff, das reiche, aus senkrechten Wellenlinien wachsende Muster hell-
grün und golden. Oerselbe Stoff kehrt an zwei Pluvialen wieder.
Mittelgrofse Glocke, am Halse die Giefserinschrift:
Et me feeit Erdmann Kallife a Ecssna 7777.
Die übrigen katholischen Pfarrkirchen fies Kreises sind kunstlose Holz-
bauten von der verbreiteten Art oder neue Ziegelbauten.
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KREIS ADELN AU.
Die katholischen Kirchen des Kreises Adelnan sind kunstlose Bloek-
holzbauteu, von denen die bedeutenderen erst seit dem Ende des 18. Jahr-
hunderts in Ziegeln erneuert worden sind.
A (l e 1 n a U , polnisch Odolanöw, Kreishauptstadt, 1 ;i km südwestlich
von Ostrowo, in der Bartsch -Niederung gelegen.
Katholische Pfarrkirche S. Martin, der Ueberlieferung zufolge im
Jahre 1400 gegründet, geputzter Ziegelbau von 1794 (Korvtkowski II, S. 114).
Einige mittelwertige Geräte von vergoldetem Silber: Barocke Monstranz
mit den Heiligen Martin und Barbara. Einfacher Kelch, Renaissance, 1000,
Stempel GZD. Ein anderer Kelch aus der Spätrenaissance. Speisekelch,
Renaissance, Stempel VW und K.
Glocke, 1,02 m Durchmesser, 1036 gegossen, die Buchstaben auf Plätt-
chen. In der Ansicht ein Meisterschild, eine Glocke mit der Umschrift:
Joannes Brioquey.
Evangelische Pfarrkirche.
Die Gemeinde bildete sich bald nach der Freigebung des evangelischen
Bekenntnisses. Die Kirche wurde 1779 gebaut und im nächsten Jahre ge-
weiht, Achteck mit hölzerner Empore. Die Umfassungsmauern ursprünglich
in Fachwerk hergestellt, bei dem letzten Durchbau der Kirche massiv erneuert,
Auf dem steilen Dache ein gelalliges Türmchen.
Altar, Kanzel und Taufstein in Rokokoformen aus Holz geschnitzt,
Leider wurden alle drei neuerdings mit Oelfarbe übertüncht und die ursprüng-
lich mit dem Altare verbundene Kanzel gesondert aufgestellt,
Drei Glocken von 92. 72 und 01 cm Durchmesser. Am Halse:
Johann George Krieger gojs mich in Breslau im Jar ijyt.
42*
Kivi« Aik-liwu.
RaschkOW, Stadt 10 km nördlich von Adclnau.
Katholische Pfarrkirche zur Auffindung des h. Kreuzes, im Mittel-
alter gegründet, Ziegelbau an Stelle eines 1882 abgebrannten Holzbaues.
Kelch aus vergoldetem Silber, einfach spätgotisch, 10,:") cm hoch. Der
Ful's sechsteilig, der Knauf rund, lieber und unter demselben am Schafte
die Inschriften: Das blttt Jesu Christi. Hilf got.
Sil 1 III i TSC hÜ t Z, polnisch Sulmierzycc, Stadt 10 km westlich
vm Adclnau.
Katholische Pfarrkirche, neuer Ziegelbau, aus einem Umbau der
früheren Hospitalkirche hervorgegangen (Korytkowski I, S. 9ö;.
Zwei Monstranzen, dreitürmige Spitzbauten aus teilweis vergoldetem
Silber, Spätrenaissnnce der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Zwei Glocken von 01 und 40 ein Durchmesser, 10f)5 von Sebastian
Götz in Breslau gegossen. Auf dem Platze der abgebrocheneu Pfarrkirche.
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KREIS OSTROWO.
Antoniii, lö km süillich von Ostrowo, Station der Eisenbahn
Posen-Kreuzburg.
Magdschlofs. 1822—24 nach den Entwürfen Schinkels für Fürst Anton
Radziwill, Statthalter des Grofsherzogtuins Posen, erbaut.
Dos Schlols, welches bestimmt war, einer grösseren Jagdgesellschaft
Unterkommen zu gewähren, besteht aus einem geräumigen achteckigen Saale
und vier kurzen in Gestalt eines griechischen Kreuzes angebauten Flügeln.
Letztere enthalten in drei Geschossen die auf den Galerien des Saales zu-
gänglichen Wohnungen der Jäger. Der Unterbau besteht aus Ziegeln und
Raseneisenstein: die übrigen Geschosse sind aus Blockholz errichtet, doch
die Balken an den Ecken nicht nach der ursprünglichen Art des Blockbaues
überschnitten, sondern in einen Pfosten eingelassen. Das Zeltdach des Saales
trägt eine Plattform zum Ausblick über die umliegenden Waldungen; die
Anbauten haben inälsig steile Giebel; das Einzelne lehnt sich nach Schinkels
Art an die griechische Antike an. In der Mitte des Saales steht eine grofse
gemauerte Säule, welche die Decke trägt und die Essen zweier Kamine auf-
nimmt. Für den Ausbau ist matt poliertes Birkenholz verwendet, die Ein-
richtung des Schlosses mit Möbeln, Japan- und Wedgewood-Porzellan, Hirsch-
geweihen u. s. w. noch die alte.
Schinkel, Arcliitckloni>ehe Entwürfe. Bl. 27 — 29. Schauhilri des Aoufopron, Ansieht
des grofcen Saales und geometrische Zeichnungen des Schlosses.
Im Saale Gipsbüste des Fürsten Anton Radziwill, nach der Toten-
maske von L. Wichmann 1 modelliert.
Auf einer Insel bei dem Schlosse ein Sarkophag für Helene und Lulu
Radziwill, Kinder des Fürsten Anton, f 180:$ und 1808. Weii'ser Marmor,
verkleinerte Narhbildung des Sarkophages des L. 0. Scipio Barbatus im
Vatikane. Ursprünglich im Garten des ehemaligen Palastes Radziwill in
Berlin, Wilhelm- St raise 77, aufgestellt und nach Verkauf desselben an das
Deutsche Reich nach Antonin überfuhrt.
Im Parke zwei neuere, doch bereits bei der Ausführung des Schlosses
geplante Blockholzgebäude von anmutiger Gruppierung.
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Krei» Ostrowo.
GostyCZyil, Dorf 18km östlich von Ostrowo.
Katholische Pfarrkirche S. Nikolaus.
In Urkunden seit 12! 14 genannt (Cod. dipl. NV 729).
Spätgotischer Ziegelbau, einschiffig, mit geradlinig geschlossenem Chore,
ohne Strebepfeiler. Im 17. und 18. Jahrhundert umgestaltet und erweitert,
Altargeräte aus vergoldetem Silber: Monstranz 1720, Kelch 1599, ein
anderer aus dem 17. Jahrhundert.
Mehrere Priestergewänder, Barock und Rokoko. Eine Kasel, kräf-
tiges rotes Gewebe mit stilisiertem Ornament, wie eines der Antependien in
Olobok. Ein Seidenpafs, dessen Marken vermutlich abgeschnitten.
Olobok, Dorf 17 km östlich von Ostrowo, auf dem linken Ufer
der Prosna.
Katholische Pfarrkirche, dem Evangelisten S. Johannes geweiht, ehe-
mals Kirche des Cist ercienserinnen-Klosters.
Die Huulastoit trägt der Staat.
Im Jahre 1213 schenkte Herzog Wladislaus von Kaiisch die Ortschaft
Olobok nebst verschiedenen anderen zum Baue eines von dem Kloster Trebnitz
bei Breslau abgezweigton Tochterklosters (Cod. dipl. No. 81).
Winter, Cist. rci. iis. r II, S. 30.
Die Kirche (Abb. 199) ist ein einschiffiger, geputzter Ziegelbau mit
geradlinig geschlossenem Chore. Schiff und Chor sind zweijochig, mit Kreuz-
gewölben überdeckt. Das auf der Nordseite der Kirche angelegte, aus einem
zweigeschossigen Nord- und einem eben solchen Ostflügel sowie einem ein-
geschossigen Westflügel bestehende Kloster wurde neuerdings bis auf den
Gang neben der Kirche sowie den Kapitelsaal und die Schatzkammer hinter
dem Chore abgebrochen. Die Anlage der Kirche und des Klosters geht noch
in die spätgotische Zeit zurück'), hat aber im 17. und 18. Jahrhundert durch-
greifende Aeuderungen erfahren. Die Ueberwölbung der Kirche, deren ärm-
liche Kämpfergesimse von dem reichen Ausbau ungünstig abstechen, scheint
der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts anzugehören. Aus derselben Zeit
stammen auf der Südseite der Kirche die Vorhalle und die Sakristei, jene
mit einer Kuppel, diese mit. einem Tonnengewölbe überdeckt, welche beide
durch flache Blattwellen in Felder geteilt sind. Das Tonnengewölbe der
Sakristei trägt in der Mitte das Wappen der Aebtissin Sophie Benedikta
Ciebieku ';. Um das Jahr 1780 wurden Kirche und Kloster einer nochmaligen
Umgestaltung unterzogen; insbesondere wurde eine neue Westfront mit hohem
Turme aufgeführt und das Innere neu ausgebaut und gemalt. Einige Jahres-
zahlen geben über den Fortgang der Bauarbeiten Auskunft, 1779 an der
') Die beiden unverputzt gebliebenen Strebepfeiler an der Südostecke des Chores zeigen
.spiitgoti.-idie> Mauerwerk, das noeli erhalten«', letzte südliche Joch des westlichen Kreuzgangflugels
einen von zwei Hohlkehlen umrahmten Spitzbogen.
\'^\. S. y2S, ewige Lampe.
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Olobok.
:$27
Sängerbühno im Chore, 1786 un den Gewölben des südlichen Kreuzganges.
1788 am Turme.
Der Ausbau der Kirche bewegt sich in gewandten Rokokoformeii :
Hochaltar, die ganze Breite des Chores einnehmend. Zwei Neben-
altäre vor dem Eingang zum Chore. Kanzel an der Südmauer des Chores.
Vor ihr stehend ein Engel mit dorn Tauf Wasserbecken.
In der Nische auf der Nordseite des Hochaltares ein Beichtstuhl mit
Kommunionschranke, mit Schnitzwerk umrahmt, beide von aufsen zu-
gänglich. Auf der Nordseite des Schiffes der Sitz der Aobtissiu, eben-
falls von aufsen zugänglich, mit geschnitzter Vergitterung. Wandgestühl.
Abb. li»9. Gruiulrifs des ehemaligen Klosters Olobok.
l:iooo.
Monstranz, Silber, zum Teil vergoldet, in guten Rokokoformen, 75cm
hoch. Stempel der Stadt Augsburg mit Q (1763—65, Rodenberg No. 102) und
Meisterstempel AUW.
Drei Kelche aus vergoldetem Silber: 1) Renaissance.
2) Zwei Stück barock, mit Brustbildern und figürlichen Scenen zwischen
dem Ornament. Der eine mit dem Stempel tyj^.
Orgel und Bühno über dem westlichen Joche des Schiffes, eino zweite
Bühne auf der Nordseite des westlichen Chorjoches, beide mit geschnitzter
Vergitterung.
Die Benin lung der Gewölbe und Wände im neuklassischen Stile.
Christus am Kreuze, spätgotisch, 1510; auf den Enden des Kreuzes
je eine Rose eingeschnitten. Vermutlich das alte Triumphkreuz, jetzt am
Nordpfeiler des Chorbogens.
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32*
Kreis ÜMimwo.
Speisekelehe aus vergoldetem Silber: 1) 31 cm hoch, 100~>.
2) 42 im hoch, 1000, Meisterstempel SS über einer Lilie.
Silberne Paeifiealc: 1) Kreuzförmig, Mitte des 10. Jahrhunderts, am
Knaufe der Name Jhesus. Der FuJ's im 17. Jahrhundert erneuert.
2) Sonnenförmig, vergoldet, Rokoko, 1770.
Einbände zweier Missale mit Silberbeschlag, 17. Jahrhundert.
Zwölf kleine Silbertafeln, die Standbilder der Apostel in Flachrelief
getrieben, Rokoko.
Grofse ewige Lampe, Silber, laut der polnischen Inschrift 1672 von
der Aebtissin Sophie Benedikta Gebieka geschenkt.
Messingschüssel, mit getriebenen Ornamenten, 48 cm Durchmesser,
10. — 17. Jahrhundert.
Mehrere Priestergewiinder, Barock und Bokoko, in verschiedener
Ausführung.
Mehrere kostbare Antependien. Einige mit gestickten Blumen. Silber-
gewebe mit aufrecht stehenden, grünen Akanthuszweigen. Kräftiges rotes
Gewebe mit streng stilisiertem Ornament grofsi-n Malsstabes, an orientalische
Vorbilder erinnernd. Goldgewebe mit einem reichen mehrfarbigen, morgen-
und abendländische Formen verbindenden Ornament.
Glocken unter einem frei stehenden Gehäuse. Die grofse von 1,3") m
sowie die kleine von 51 cm Durchmesser, 1701 und 1 746 gegossen, sind ohne
(iiel'ser-lnschriften. Am Halse der mittleren Glocke von 93 cm Durchmesser:
Joannes Georgiits Krieger nie fitdit Vratislaviac anno
Grabplatten: 1) Für Aebtissin Sophie Lubienska f 1036, von ihrem
Bruder Erzbisehof Matthias II. von Gnesen gewidmet (ll.rWz poLski VI, S. 281).
Marmor, Brustbild mit Wappen Poinian. Im Ful'sboden der Kapelle neben
der südlichen Vorhalle.
2) Für Aebtissin Ida Wielewiejska t 1797. Aus graviertem Messing,
Wappen Poraj. Im Fufsboden des Schilfes.
Kapelle auf dem Friedhofe, ehemals Pfarrkirche des Dorfes.
Einschifliger Blockholzbau mit dreiseitig geschlossenem Chore, im 16.
oder 17. Jahrhundert errichtet. Das Doch tritt auch über dem Chore in der
Breite des Schilfes, von Kopfbändern getragen, über die Flucht der Um-
fassungswände hinaus. Dachreiter mit Wetterfahne von 1777. Der Triumph-
balken mit der Kreuzigungsgruppe aus neuerer Zeit.
Hochaltar, mit zwei festen und zwei beweglichen, gemalten Flügeln.
Im geöffneten Zustande darstellend die Taufe Christi, links S. Michael, rechts
den Evangelisten S. Johannes. Im geschlossenen Zustando acht Bilder aus
dem Leiden Christi, im Krönungsbilde die vierzehn Nothelfer, im Sockel-
bilde das h. Abendmahl. Auf dein Hauptbilde die Jahreszahl 1600 mit dem
Zeichen Uebermalt.
Standbilder zweier heiliger Frauen, derb spätgotisch, am nördlichen
Seitenaltare.
Ebendaselbst ein kleines Keliquiar, in gewandten Rokokoformen ge-
schnitzt, mit den Figürchen der Heiligen Michael. Katharina und Barbara.
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Ostmwii. — Sknlinirstliütz.
320
Priestersitz, Rokoko.
Glocke, 41 cm Durchmesser, am Halso:
Johann George Krieger goß mich in Breslau im Jar fjog.
OstrOWO, Kreishauptstadt, im Anfange des 18. Jahrhunderts ge-
gründet, Knotenpunkt der Eisenbahnen nach Posen, Lissa und Kreuzburg.
II. Brandt, Beitrage zur Geschichte der Stadt Oatrowo in süd|»reufsiseli(.r Zeit. Pro-
gramm des Königlichen Gymnasiums. Ostrowo 1895.
Katholische Pfarrkirche S. Stanislaus und 8. Andreas.
Die nach einem Brande 1782 als Blockholzbau erneuerte Kirche bildet
eine dreischiffige, turmlose Basilika. Das breite Mittelschiff' wird durch kreis-
runde Fenster erleuchtet. Die Seitenschiffe folgen dem dreieckigen Schlüsse
des Mittelschiffes auch auf der Ostseite und sind hier zur Sakristei eingerichtet.
Die einzelnen Joche der Seitenschiffe sind unter einander rundbogig, gegen
das Mittelschiff flachbogig geöffnet.
P. W. Pabisz, Opis historyezuy kosciota w Oatrowie. Ostrowo 1875.
Die Altäre sind zum Teil in flottem Rokoko ausgeführt; einer derselben
trägt dio Jahreszahl 1792.
Die Glocken hängen in einem besonderen Gehäuse, in dessen Wetter-
fahne die Jahreszahl 1788 eingeschnitten ist. Die grölste Glocke, im Durch-
messer 95 cm breit, von gedrückter Form, trägt zwischen dem Spruchbande
und einem Kranze herabfallender Blätter die Gielser-Inschrift:
i6j2 Simon Kosche et Bartholomaeus Kosche itterquc
fratres Glogovienses me Jecerunt.
Evangelische Pfarrkirche.
Die Gemeinde, deren Anfänge mit der Entstehung der Stadt zusammen-
fallen, wurde 1778 von Zduny abgezweigt , die Kirche noch in demselben
Jahre atis Fachwerk errichtet. Von rechteckigem Grundrisse, wird sie ringsum
von doppelten, mit den Abzeichen der Gewerke ausgestatteten Emporen
umschlossen. Altar und Kanzel stehen getrennt. Der ehemals schwebende
Taufengel ist jetzt stehend verwendet. Mitten durch die Kirche geht ein
profilierter Triumphbalken, dessen handwerklich ausgeführte Figuren, den
Gekreuzigten zwischen Maria und Johannes darstellend, an das Provinzial-
Museum zu Posen abgegeben wurden. Der gemauerte Turm vor der West-
seite wurde um die Mitte des II). Jahrhunderts errichtet.
Drei Glocken von 87, 75 und 60 cm Durchmesser. Am Halse:
Johann George Krieger gojs mich in Breslau anno tjyS.
Auf dem Friedhofe Sandsteindenkmal für den Kaufmann Gh. A. Glotz
aus Kaiisch f 1779, eine Urne auf Sockel, in spätem Rokoko.
S k a 1 m 1 r S C Ii Ü t Z , polnisch Skalmierzyce, Dorf 1 3 km nördlich
von Ostrowo, Endpunkt einer in Ostrowo abzweigenden Nebenbahn, am Wege
nach Kaiisch, ehemals der Gnesener Dompropst ei gehörig.
4:i
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3:$0 Kreis Ostrowo.
Katholische Pfarrkirche 8. Katharina.
Patron: «Vr Staat.
Die Kirche, ein geputzter Ziegelbau ohne Strebepfeiler, ist einschiffig
und im Osten in der lichten Breite von 8,20 m halbkreisförmig geschlossen.
Der Turm und die Westhälfte gehören einer 1873 stattgehabten Erweiterung
an; dagegen seheint der ursprüngliche Bau dem Ausgange des spätgotischen
Stiles zu entstammen. Ein das Innere durchsehneidender Rundbogen sondert
den Hochaltar von der Gemeinde. 1021 wurde auf der Nordseite neben der
Sakristei eine Kapelle, 1701 ihr gegenüber auf der Südseite eine zweite an-
gebaut und damals auch die Kirche durchgreifend umgestaltet (Korytkowski
II, S. 123}.
Altar der nördlichen Kapelle, Spätrenaissance.
Monstranz, Silber, zum Teil vergoldet, 97 cm hoch, 1023 geschenkt.
Dreitürmiger Aufbau in guten Formen der Spätrenaissance. Unter den beiden
Seitentürmen zwei grofse knieende Engel, über der Hostienbüchse die h.
Jungfrau mit dem Kinde, über ihr schwebend die Taube. Auf der Spitze
des Mittelturmes der gekreuzigte Heiland, anf den Mitteltürmen zwei Engel
mit Marterwerkzeugen.
Kelch aus vergoldetem Silber, Frührenaissance in gotischer Anlage.
Die Schale leicht geschweift. Am Knaufe der Name Jhesus. Auf den Fel-
dern des Fufses in gravierter Zeichnung die Bilder Christi und vier Heiliger
sowie das "Wappen des Stifters. Um den Rand des Fufses die Inschrift:
Me fieri fccii Simon Sczypierski, vicarius perpetnus ecclesie catcdralis
Poznaniensis, anno domini /S3<9.
Pacificale in Kreuzgestalt, 85 cm hoch, Spätrenaissance, 1059 geschenkt.
(Hocke, 84 cm Durchmesser, am Rande: ,
Sebastian Gerstner nie fudit Wratislaviae rjg6.
SzCZUry, Dorf 9 km nördlich von Ostrowo.
Katholische Pfarrkirche S. Michael.
Im Mittelalter gegründet. 1702 erneuert und geweiht (Knrytkowski II, S. 12»}.
Einschiffiger Blockholzbau mit dreiseitig endendem Chore. Trimnph-
balken mit der Kreuzigtmgsgruppe und vier Heiligen.
Monstranz, Silber, dreitürmiger Spitzbau der Spätrenaissance, 85 cm
hoch, Stempel der Stadt Posen (zwei Schlüssel unter einer Krone) und
Meisterstempel 1W.
GrofS-WySOCkO, Dorf 4km südöstlich von Ostrowo, am
Nordrande der Bartsch- Niederung.
Katholische Pfarrkirche zum h. Kreuze.
Patron: die tiiit>ilierrst:liaft.
1298 in der Urkunde über die Teilung des Posener Archidiakonats ge-
nannt <L\.,I. <li])]. N<>. 770).
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Szcznry. — Grofe-Wyjiocko.
Einschiffiger, spätgotischer Ziegelbau mit rechteckigem Chore, bereits
ursprünglich nur mit Holzdecken überspannt. Das Mauerwerk in der zweiten
Hälfte des 17. Jahrhunderts grofsenteils erneuert und erhöht. An den alten
Resten zahlreiche Näpfchensteine (Hippauf, Posener Provinzial-BläUer 1880, No. 7). Im
Innern unter dem neuen Putze einige Reste von spätgotischer Wandmalerei.
Christus am Kreuze, S.Margarete und der Evangelist S.Johannes,
bemerkenswerte spätgotische Holzbildwerke, am barocken Hochaltare.
Zwei Kelche aus vergoldetem Silber, Renaissance, der gröfsoro aus der
zweiten Hälfte des IB., der kleinere aus dem Anfange des 17. Jahrhunderts.
Die katholischen Pfarrkirchen in Biskupice szalono und Ocionz sind
bescheidene Blockholzbauten von derselben Anlage wie die Kirche in Szczury.
Die katholischen Pfarrkirchen in Lewkow und Rossosehütz sind geputzte
Ziegelbauten aus dem 19. Jahrhundert.
43'
KREIS SCHILDBERG
BllkoWIlica, Dort «. »km nordöstlich von Schildbcrg, ehemals
dem Gnesencr Domo gehörig, 1204 mit Neumarkter Recht bewidmet.
Katholische Pfarrkirche, den Aposteln S. Philipp lind S. Jakob geweiht.
Patron: dar Staat.
Im Mittelalter gegründet. Geputzter Ziegelbau, einschiffig, mit recht-
eckigem Chore; über dem Schiffe ein zweijockiges Tonnengewölbe mit Stich-
kappen, über dem ("höre zwei Kreuzgewölbe; die achlichten Fronten ohne
Strebepfeiler. An Stelle eines Holzbaues 1721 errichtet, der Turm 1803 er-
neuert (Knrytkow>ki II, S. 18S\
Monstranz von getriebenem und vergoldetem Silber, barock, aus der
ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts; Stempel der Stadt Breslau (Johannes-
kopf i, Jahresmarke (Kn.s.. n Wg N... 419) und Meisterstempel IGD.
GrabOW, Stadt ir>km nordöstlich von Schildberg, auf dem linken
Ufer der Prosna, 1410 nach magdeburgischem Rechte begründet.
St. Kanvowski, Grabow w dawntj ziemi Wicluri*kii''j. Posen 1890.
Katholische Pfarrkirche S. Nikolaus, vermutlich aus einem spätgoti-
schen Ziegelbau hervorgegangen, aber infolge wiederholter Erneuerungen
des geschichtlichen Interesses beraubt.
Monstranz in dreitürmigem Spitzbau und zwei Kelche, mittelwertige
Arbeiten der Spätrenaissance.
Katholische Kirche zur unbefleckten Empfängnis S. Maria, ehemals
Kirche d«s Franziskaner-Klosters.
Geputzter Ziegelbau der Spätrenaissanee, 1642 begonnen, 1658 geweiht
(Kanvnvski 1 IG), einschiffig, gewölbt ; der lange halbrund geschlossene Chor
im Westen, der Turm im Osten gelegen.
Monstranz, barock, aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, unbe-
kannte Stadtmarke und Meisterstempel ICH.
l'hrglocke mit der Aufschrift:
Seliastiantts Gcrstiter me fudil Vratislaviae jypj.
i
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Buliowniia. — Gralmw. — Kotlow.
333
KotlOW, Dorf 13 km nördlich von Schildberg, 1357 unter den
Besitzungen des Gnesener Domes genannt.
Katholische Pfarrkirche zur Geburt S. Maria, auf einem steilen Hügel
am Südrande der Bartsch-Niederung gelegen.
Die Banlaston trügt der Inhalier des Pfarramts.
Romanischer Granitquaderbau, einschiffig mit einjochigeni, halbkreis-
förmig geschlossenem Chore (Abb. 200). Die Chornische besitzt noch die
alte Halbkuppel; dagegen ist ihr Stirnbogen und ebenso der Triumphbogen
herausgeschlagen. Die schmalen, halbrund geschlossenen Fenster haben schräge
Leibungen. Die beiden symmetrisch angelegten Thüren in den Seitenmauern
<£yn\U 2!>,cwv
AM>. 200. Kirche in Kotlow. Ahl». 201. Kfimpfer-tcin.
des Schiffes haben abgetreppte Leibungen, welche ein schmuckloses halb-
kreisförmiges Bogenfeld umschliefsen ; das Kämpfergesims besteht aus einer
schlichten Schräge 1 ). Zu beachten sind zwei halbrunde Nischen zu beiden
Seiten des Triumphbogens, welche jetzt von barocken Altären verdeckt wer-
den. Die Ecken der Fronten sowie die Fenster und Thüren bestehen aus
Sandsteinquadern, deren Ansichten mit dem Spitzeisen bearbeitet sind. Der
Mörtel der Fugen ist meist verwittert und die alte Behandlung derselben
mit einem eingeritzten Striche nur noch an wenigen Stellen zu beobachten.
Das Bauwerk hat verschiedene Erneuerungen erfahren und bedurfte zu
seiner Sicherung mehrerer Strebepfeiler, besonders auf der Ostseite. Li der
Barockzeit, wurde vor der Westfront ein niedriger Turm angefügt; aus der-
selben Zeit stammt die heutige Westthür des Schiffes.
S«.kotow*ki, S. h. s. III, S. 1)9 und Tf. I, 4 u. III.
In der Mauer des Friedhofs zwei romanische Bruchstücke, ein Kämpfer-
stein, welcher in der Kehle einen Menschenkopf und in der freien Seiten-
ansicht ein hundartiges Tier trägt (Abb. 201), sowie das Kapitäl einer
kleinen Wandsäule mit völlig verwittertem Blattwerk.
An der Südthür des Schiffes drei spätgotische Schmiedebänder.
Glocken: I i 96 cm Durchmesser, 1557, am Halse die Umschrift:
St'/ nomen domini benedicium ex hoc nunc et usque in sccnlum. MDL VII.
Die begleitenden Renaissance-Friese deuten auf den Meister der Glocke von
1539 in Chojnica, Kreis Posen-Ost.
2) 80 cm Durchmesser:
George Benjamin Krieger goß mich in Breslau im Jahre 1816.
') Aehnlich dem Portal in Otjezierze. Abb. 23.
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Kr. is Si-l.ilillM.rp.
Mixstadt, n km nördlich von Schildberg.
Katholische Pfarrkirche zur h. Dreifaltigkeit.
Blockkolzbau, bestellend aus Turm. Schiff und Chor.
Monstranz von getriebenem und vergoldetem Silber, barock, aus der
ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, Stempel der Stadt Breslau (Johannes-
kopf), Marke B und Meisterstempel SCL.
Schild berg, polnisch Ost rzeszow, Kreishanptstadt, Stat ion der
Eisenbahn Posen -Kreuzburg. An der alten Strafse von Breslau nach Kaiisch
gelegen, 128."$ als Stadt unter dem Namen Siltperch urkundlich genannt.
Katholische Pfarrkirche zur Himmelfahrt S. Mariä.
Putron: rter Staut.
Spätgotischer Ziegelbau (Abb. 202), lb2.'i geweiht (S. nttm« S. 93). Das
10,75 m breite Schilf ist zwei .loche lang, der 8 m breite Chor dreiseitig
geschlossen und mit einem Kreuzgewölbe bedeckt. Die Rippen desselben
sind aus Formziegeln, die des Chorschlusses aus gemeinen Ziegeln gemauert.
Al.b. 202. KutlL.lis. l... Pfarrkiivl.e in SohildlM-rg.
Das Schiff, dessen Achse von der des Chores nach Süden verschoben ist, hat
seine Gewölbe verloren: doch bekunden die an der Nord- und der Westmaner
erhaltenen Schildbögen sowie die an der Nord- und der Südmauer unter den
Gewölbanfängen ausgekragten Liseuen, ferner die Fensterteilung der West-
front, dafs die Gewölbe des Schiffes i Kreuz- oder Sterngewölbe) von einem
in der Mitte stehenden, jetzt ebenfalls beseitigten Pfeiler getragen wurden.
Die Sakristei auf der Nordseite des Chores hat das alte Tonnengewölbe ge-
rettet. Der Hau der Kirche erfuhr nach der Herstellung des Chores und der
Sakristei eine zeitweilige Unterbrechung, wie die Fuge zwischen der Nord-
mauer des Schiffes und der Westmauer der Sakristei bekundet. Im Einzelnen
hat die Kirche mehrfache Erneuerungen erlitten; die rundbogigen Blenden
des Westgiebels sind vermauert.
Antonius Aloysius Söiituru, Protocollnm visit.itionis canonicue fcclesisirum ut ptirochianini
alm.tc aicv?c«?>is \Vn»ti*lavien>is in part-itui» iniJyti rogni Poloniae sitarum. 1784.
Hamlselirift ira Pfarrarchivo.
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Mixstadt. — Scliilclberg.
Tri umphbalken mit einer kleinen spätgotischen Kreuzigungsgruppe.
Einige mittelwertige Silbergeräte der Spätronaissance und des Barocks:
Kelch 1637, kreuzförmiges Pacilicale 1690, drei Monstranzen um 1700.
(4 locken: 1) 76 cm Durchmesser, vom Meister der Glocke in Chojnica
gegossen, am Halse zwischen zwei Ornamentfriesen dio Umschrift:
Ihesus Nasarcnns, rex ludeorum. Anno domini /JJp.
Die grofse, 97 cm breite, I8">7 umgegossene Glocke wurde vermutlich
mit. jener von demselben Meister gegossen; am Halse die alte Umschrift:
O rex gloric veni cum pace. Ave Maria gracia p. tS39<
2) 66 cm Durchmesser, 1604 gegossen, am Halse:
Jacob Getz gqfs mich.
AM.. 208. Ruine dos Schlosses Schildbelg.
Katholische Kirche, ehemals Kirche des Reformaten-Klosters.
Geputzter Ziegelbau der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, einschiffig,
mit langem, halbrund geschlossenem Chore, gewölbt. In der ersten Hälfte
des 18. Jahrhunderts ausgebaut.
Glocken: 1) 83 cm Durchmesser, am Halse:
.]/<• Judi/ Johan Sebastian Gerstner in BreslatV anno fffO.
'2 ">8 cm Durchmesser, am Halse:
Johann Friedrich Schlenkcrmann gofs mich in Posen ifjQ.
Katholische Kapelle S. Nikolaus.
Einschiffiger Blockholzbau mit einem dreiseitig geschlossenen Chore im
(»sten und einem niedrigen Turme im Westen. An der Orgelbilhne die
336
Kreis Sehildberjj.
Jahreszahl 17:")H. Der Hochaltar von 1771, Arbeit eines ortsangesessenen
Bildschnitzers.
Reste eines spätgotischen Flügelaltares. Der Schrein enthielt drei
Standbilder, in der Mitte die h. Jungfrau mit dem Kinde, links S. Nikolaus,
rechts S. Katharina; dieselben stehen jetzt in den drei Altären der Kapelle.
Die beiden, jetzt an den Wänden des Schifies hängenden Flügel sind bemalt,
die sorgfältig behandelten Innenseiten mit Kreidegrund überzogen. Der linke
Flügel zeigt auf der Innenseite S. Barbara, auf der Anfsenseite S. Lorenz,
der rechte Flügel auf der Innenseite S. Dorothea, auf der Aufsenseite einen
unbekannten Heiligen 1 ).
Katholische Kapelle S. Anna.
Blockholzbau mit Chor, 1794 geweiht. Der Hochaltar in rohen Formeu
der Spätrenaissance, inschriftlich 1623 geweiht.
Tafelbild, auf Kreidegrund gemalt, erste Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Christi Abschied von seiner Mutter, im landschaftlichen Hintergründe die
Kreuziguugsgruppe.
Schlofsruine.
Durch Kabinetserlafs vom 9. Januar 1843 der evangelischen Gemeinde zur Benutzung l»ei
dem beabsichtigten, doch an einer anderen Stelle ausgeführten Kirchenbau überlassen.
Von dem ehemaligen, jetzt von Wohnhäusern umbauten Schlosse ist
der Zng der ein Rechteck bildenden Umfassungsmauer erkennbar. Auf der
Südseite tritt aus der Flucht der Mauer ein Turm (Abb. 203) heraus, der
unten i» in im Quadrate mifst, oben ins Achteck übergeht und zur Zeit noch
rund 24 in hoch ist ; in der Nordmauer des Turmes ist die hoch gelegene
Zugangsthür zu bemerken.
Nach Johann von Czarnikau soll König Kasimir der Grofse die Burg
erbaut haben (Mon. Pol. hist. IT, S. 625); urkundlich werden der Starost und der
Burggraf von Schildberg 1337 und 1386 genannt (Cod. dipl. No. 1166 und 1852).
Der Ziegelverband und die wenigen, teils stumpfspitzen, teils halbrunden
Bögen des Turmes deuten auf die Spätzeit des gotischen Stiles.
Aulser den vorgenannten sind ältere katholische Pfarrkirchen im Kreise
Schildberg in Chlewo. Parzynow und Rogaszyce erhalten, alle drei kunstlose
Blockholzbauten.
') Mit rotem Kock und weitem Mefsgewande darüber, rotem Narett, Kelch und Schwert.
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KREIS KEMPEN.
Die katholischen Kirchen des in der südöstlichen Ecke der Provinz
gelegenen, von Schlesien und Polen eingeschlossenen Kreises Kempen sind,
soweit sie nicht erst im 19. Jahrhundert in Ziegeln erneuert wurden, ein-
fache Blockholzbanten.
P. Fabisx, Kronika dekanalna Kempiiiska. Breslau 1856.
BRüRnOW, Stadt 2 km südöstlich von Kempen.
Katholische Pfarrkirche S. Lorenz und S. Andreas.
Blockholzbau von ähnlicher Grundform wie der in Mikorzyn, an Stelle
eines älteren Baues 17.32 errichtet.
l\ Fabisz, Kronika parafialna Barauowska. Breslau 1853.
BoleSlawleC, Dorf 1 « km südöstlich von Kempen, auf dem
linken Ufer der Prosna gelegen; gegenüber auf dem rechten Ufer die gleich-
namige, zum Königreich Polen gehörige Stadt.
Schiofsruine.
Durch Vertrag vom 21. November 1853 wimle das Gut Boleslnwiec .-eitons de» Staates an
den Besitzer von Siemianice verankert: doch wurde die Burg selbst auf Veranlassung
v. Quasts von dem Verkaufe ausgenommen.
Das Schlofs Boleslawiec wird in einer Urkunde vom Jahre 1277 zum
ersten Male genannt (Cod. dipl. No. 471). Die vorhandenen Reste gehören jedoch
einer erst in spätgotischer Zeit stattgehabten Erneuerung an.
Die in der Niederung dos Prosna -Flusses auf einem kunstlichen Hügel
angelegte Burg bildete ein von Norden nach Süden gestrecktes Rechteck
von (>0 : 45 m, welchem sich auf der Nordseite eine kleine Vorburg anschlofs.
Das Wohnhans lag auf der Südseite. Erhalten ist neben einigen Resten
der Umfassungsmauer der auf dem Hofe freistehende, achteckige Turm von
10 m Breite und 24 m Höhe (Abb. 204), dessen Mauerwerk in jeder Seilicht
den der Spätgotik eigenen Weihsei von je einem Binder mit einem Läufer
■14
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338
Kreis Kemja-n.
zeigt. Durch eine auf der Südseite in halber Höhe angelegte Thür konnten
sich die Insassen der Burg in der Not auf den Turm zurückziehen. Das
Erdgesehofs des Turmes ist mit einem Tonnengewölbe überdeckt.
AMi. 204. Kuiii'- den Sohloaea Bolctlavisc.
Donaborow, Dorf 6km östlich von Kempen.
Katholische Pfarrkirche 8. Martin.
1405 gegründet (Korjtkomki II, 8. 84), Blockholzbau ohne Chor.
Zwei spätgotische Bildwerke, S. Maria und S.Johannes, ehemals ver-
mutlich auf dem jetzt beseitigten Triumphbalken neben einem Kruzifixe
aufgestellt.
Kelch aus vergoldetem Silber, Spätrenaissauce, 1648.
Oloeke, bO cm Durchmesser, gegossen 1547 von dem Meister der
Glocke von 1539 in Chojnica, Kreis Posen-Ost. Am Halse zwischen Renais-
sance-Ornamenten die Umschrift:
Ave Maria gracia plcna. Anno domin i MüXLVII.
K Ul ]> 1* 11 , polnisch Kepno, Kreishauptstadt, Kreuzungspunkt der
Bahnlinien Posen- Kreuzburg und Oels-Willielmsbrüek.
Kempen 1. esland schon im 13. und 14. Jahrhundert als eine königliche
Stailt unter dem Namen Langenfurt, verfiel aber, ging in adeligen Besitz
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Di>n:il...row. — Kempen. — Kovhlow.
330
über und wurde lotiO mit Genehmigung des Königs Johann Kasimir von
protestantischen Schlesien! nach magdeburgischen) Hechte neu begründet.
P. Pictüdi, Beiträge zur Geschichte der Stuilt Kempen in Posen. Jalire>l» richte des
Städtischen Proffvmnasiuins 1891, 93, 94 und 96. — A. Warschauer, Z. H. Ges.
VIII, S. 113 und X, S. 338.
C. E. Sommer, Kurze Geschichte der üvau»olischen Parodiie und Kirche zu Kempen.
Oels 1851.
Von dem ehemaligen Schlosse hat sich ein Erdhügel auf den Wiesen
nordwestlich bei der Stadt erhalten.
Evangelische Pfarrkirche. Die Gemeinde erhielt ihr Gründungs-
Privilegium 10(51; jedoch wurde sie noch im 17. Jahrhundert ihres Gottes-
dienstes beraubt und ihre Kirche 1718 zerstört. Die nach der Freigebung
des protestantischen Bekenntnisses 1779 errichtete Kirche, ein Holzbau,
brannte 1 8.">4 ab; der an seine Stelle getretene Ziegelbau wurde 18b\*> geweiht.
Speisekelch aus getriebenem und vergoldetem Silber, 22 cm hoch,
Renaissance um 1600, Stempel der Stadt Augsburg und Meisterstempel D
(Rosenberg X«. 128?). Der Kirche 17()(> geschenkt.
Katholische Pfarrkirche S. Martin.
Das Pfarrspiel wurde lt>84 von Baranow abgezweigt, damals auch der
kreuzförmige, nach Süden gerichtete Blockholzbau errichtet.
Monstranz aus vergoldetem Silber, mittel wertigo Barockarbeit, Stem-
pel MA.
Aus einem roten Sammetstoffa mit goldgestickter Rautenmusterung
wurden mehrere Ornate und ein Antependium gefertigt.
Die beiden unzugänglich aufgehängten Glocken wurden vermutlich
von Siegmund Götz in Breslau 108ti und lb'87 gegossen (Kul.i.sz, Knmika deka-
nidna Kempinska S. 112).
Synagoge, Neubau von 1815. Das Privilegium der jüdischen Gemeinde
wurde 1074 ausgestellt, die erste Synagoge \\>X\) erbaut.
Von den Thoraschilden aus vergoldetem Silber wurden zwei Stück
vom Ende des 1H. Jahrhunderts ihren Stempeln zufolge von J. Oh. Müller in
Berlin gefertigt (RnsenlM-rg No. 428).
Unter den Thoravorhängeu zu bemerken ein blauer Sammet mit ge-
stickten goldenen Ranken sowie ein Seidengewebe mit silbernem Blumen-
werk auf hellblauem Grunde.
IVOCh low, Dorf 10 km nördlich von Kempen.
Katholische Pfarrkirche S. Katharina.
Der Blockholzbau brannte 18<Ki ab.
Fufs eines silbernen Kelches von gotischer Anlage, auf den sechs
Seiten in gravierter Zeichnung Christus und Renaissance-Blattwerk, sowie
ein aufgelegtes Wappen (Waz.i mit der Jahreszahl 1577. .Jetzt als Speise-
kelch dienend.
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Kreis Kempen.
Mlkorzyil, Dorf 10km nördlich von Kempen.
Katholische Pfarrkirche S. Egidius.
Patron: dio Gutshorrschaft.
Turmloser Blockholzbau mit dreiseitig geschlossenem Chore (Abb. 205),
ans kräftigen, bis zu 50 cm hohen Kieferstämmen errichtet. Schiff und Chor
haben Tonnengewölbe; das des Schiffes steigt über zwei schmalen, flach ge-
deckten Abseiten auf. Die beiden einfach geschnitzten Pfosten derselben
lassen ihren Formen nach auf das 17. Jahrhundert sehliefsen.
Im Hochaltare *StandbiId des h. Egidius, unter Lebensgröfse aus Holz
geschnitzt, vom Anfange dos 16. Jahrhunderts, an die Art des Tilman
Riemenschneider erinnernd.
Monstranz aus getriebenem und vergoldotom Silber, barock, erste
Hälfte des 18. Jahrhunderts; drei Stempel, Stadt Breslau (Johanneskopf),
Jahresbuchstabe (Roscnbcrß No. 44'J) und IGD.
Zwei raittelgrofse (t locken: 1) Spätgotisch, ohne Inschrift.
2) Renaissance, 1543, von dem Meister der Glocke von 1539 in Chojnica:
Ave Marie gracia piena, dornt'). Anno domini MÜXLIII.
') dominus tecunt.
Abb. 205. Kirche in Mikorzyn.
Abb. 20(5. Kirche in Oputow.
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Mikorzyn. — Mv ■ >
— OU/.owa. —
Opttow.
341
M y j 0 111 1 C e , Dorf 5 km nördlich von Kempen.
Katholische Pfarrkirche Allerheiligen, 18<>0 als Ziegelbau erneuert.
Monstranz, Silber, getrieben und zum Teil vergoldet. Spitzbau der
Spätrenaissance, 85 cm hoch, rechts und links zwei das Allerheiligste ver-
ehrende Engel, darüber die h. Jungfrau.
Af>b. 207. Kirche in Opatow.
OlSZOW 21 , Dorf 4 km nordöstlich von Kempen.
Katholische Pfarrkirche S. Hedwig.
Blockholzbau mit dreiseitig geschlossenem Chore und gehuschtem Turm**.
Gemalter Altar, auf dem Mittelbilde die Kreuzigung Christi mit dem
Zeichen MB 15U5, auf den beiden Seitenbildcrn S. Stanislaus und S. Elisabeth.
Von geringem künstlerischem Werte.
OpatOW, Dorf 13 km südöstlich von Kempen.
Herzog Przemislaus II. gestattete 1280, das dem S. Vincenz-Kloster in
Breslau gehörige Dorf mit deutschem Rechte zu bewidmen.
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.542
Kreis Kcnipon.
Katholische Pfarrkirche S. Florian.
Patron: diu Gutsliurrscliaft.
Einschiffiger Blockkolzbau mit dreiseitig geschlossenem Ckore und zwei
symmetrischen, ebenfalls dreiseitig geschlossenen Kapellen (Abb. 200 — 207),
mutmafslkh im 17. Jahrhundert errichtet. Das Dach behält, von Kopfbändern
getragen, auch über dem Chore die Breite des Schiffes bei. Im 18. Jahr-
hundert wurde das Schiff verlängert, das Innere der Kirche neu ausgebaut
und der Dachstuhl erneuert.
Triumphbalken mit Kreuzigungsgruppe. An der Kanzel zwei kleine
spätgotische Standbilder der Heiligen Katharina und Hedwig.
Glocken, iu einem besonderen Turme:
1) 50 cm Durchmesser, spätgotisch, ohne Inschrift.
2) 80 cm Durchmesser, am Halse:
Gottfried Schneirad me feeit Wratislavia (!) anno tyjj.
.'$) b7> cm Durchmesser, 181(5:
George Benjamin Krieger go/s mich in Breslau.
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Berichtigungen und N<ichträge zum III. Bande.
S. 21. Katholische Pfarrkirche in Slupia. Die beiden Mefskännchen
und die Schüssel mit dem Stempel WB sind in das 17. (statt in das 18.)
Jahrhundert zu verweisen.
S. 75. Evangelische Pfarrkirche in Neustadt b. P. Der Name des
Posener Goldschmieds auf Zeile 5 von unten ist zu lesen: Ahlgreen.
S. 78. Evangelische Pfarrkirche in Birnbaum. Der anf Zeile 28 an-
geführte Stadtstempel einer Oblatenbüchse ist zu berichtigen: Nach links
(in heraldischem Sinne, statt rechts) springender Löwe.
S. 129. Evangelische Pfarrkirche in Bonist. Die Angabe des nach
Veröffentlichung des Inventars erschienenen Aufsatzes zur Geschichte der
Kirche ist hinsichtlich der Seitenzahl zu ergänzen: Z. H. Ges. X, S. 145.
S. 159. Katholische Pfarrkirche in Kosten. Das Geläute der Kirche
wurde nach Veröffentlichung des Inventars umgegossen. Nach Herabnahme
dor grofsen Glocke von 1505 war der Name des zweiten Kirchenpflegers
richtiger zu lesen: Vermel statt Verinei.
Auf der Haube der Glocke fand sich der Name: fjacjobns de Plocsko.
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Druck von (!n-,(:iv Sehnde (Otto Francke) in Berlin N.
uign
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Inhalts-Verzeichnis.
Kreis Schrimm.
Bnin 257. — Brodnica 259. — Chwalkowo 251». — Dölzig 25«». — Einehen 261. — Jaszkowo 261.
— Kunowo 262. — Kurnik 262. — Morkn 264. — Mosehin 265. — Rogahn 265. — Schrimm 265.
— Wlosciejewki 269. — Xions 270.
Kreis Sehroda.
Bagrowo 271. — Giecz und Grodzisko 271. — Koschuty 272. — Kostecliin 272. — Krerewo 278.
— Mondrc 274. — Monschnik 274. — Nietrzanowo 274. — Ostrow 275. — Pudewitz 277. —
Sanknnischel 278. — fichroda 279. — Grols-Siekicrki 287. — Snieciska 288. ~ Tulee 288. —
Psarzewo 289. — Wenglew» 289. — Winnagora 289.
Kreis Wresehen.
Biechowo 291. — Graboszcwo 291. — Miloslaw 292. — Skarboszewo 292. — Staw 293. —
Stralkowo 298. - Wieschen 293.
Kreis Jarotschin.
Br/ostkow 296. — Dembno 296. — Gora 298. - Juratschcwo 298. — Jarotschin 299. —
Mieschkow 299. — Neustadt an der Warthe 300. — Radiin 801. — Zcrkow 304.
Kreis Pieschen.
Goluchow 306. — Gorzno 307. — Lenartowitz 307. — Pieschen 307. — Sobotka 308. —
Sowina 309. — Tursko 309.
Kreis Krotoschin.
Benice 310. — Kobylin 311. — Krotoschin 313. — Lutogniew 314. — Rozdraiewo 315. —
Zduny 315.
Kreis Koschmin.
Koschniin 317. - Pogorzcla 320. - Radenz 321. - Zdziesz 322.
Kreis Adelnan.
Adelnau 323. - Rasehkow 324. - Sulmirschütz 324.
Kreis Ostrowo.
Antoniu 325. — Gostyczyn 326. — Olobok 826. — Ostrowo 329. — Skahnirschütz 329. —
Szc/ury 330. - Grofs-Wysocko 330.
Kreis Schildberg.
Bukownica 332. - Grabow 332. --- Kollow 333. - Mixstadt 334. - Schildberg 334.
Kreis Kempen.
Baranow 337. — Boleslawicc 337. — Donaborow 338. — Kempen 338. — Kochlow 339. —
Mikorzvn 340. - Myjomiee 341. - Olszown 841. - Opatow 841.
Abkürzungen von Literaturangaben.
C. (I. B. Onlralblatt der Bauverwaltung. Berlin.
Cotl. dipl. Codex diplomaticus Majori« Poloniac. Posen 1877—81.
S. h. s. Sprawnzdania komisji do badania historyi sztuki w PoUce. Krakau.
Z. f. B. Zeitschrift für Bauwesen. Berlin.
Z. G. L. Zeitschrift für Geschichte und Landeskunde der Provinz Posen. Posen.
Z.H. (Jos. Zeitschrift der Historischen Gesellschaft für die Provinz Posen. Posen.
Maßstab der Grundrisse . . . . 1 : 400.
Moftstab der Einzelheiten ..../: '25.
Druck von Gustav Schade (Otto Francke) In Berlin K.
Autotypien von Maisenbach, Hilfarth k Co. in Berlin -SehSaeberg
Pbototvplen von Weinwurm & Hafner In Stuttgart.
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