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PEEISSCHRIFTEN
GEKRÖNT UND nERAüSGEGEBEN
VON DER
FÜRSTLICH JABLONOWSKI'SCHEN GESELLSCHAFT
ZU LEIPZIG.
K». XXII DER HISTORISCn-NATlONALÜKUNOMlSCHEN SECTION.
XXXV. HEINRICH SCHURTZ, DAS AFRIKANISCHE GEWERBE.
LEIPZIG
DRUCK UND VERLAG ^ VON B. G. TEÜBNI^l
1900.
DAS AFRIKANISCHE GEWERBE
TON
HEINRICH SCHUßTZ.
/ SCtItKS
GEKRÖNTE PREISSCHEIFT.
LEIPZIG
DRüOK UND VERLAG VON B. Ö. TEÜBNER
1900.
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Eingereicht und preisgekrönt im Jahre 1899
■Is Lßsmg der PreiMmfgab«:
„Kint eingehenda UntersuchuHg und vergkichende Darstellung des naiioHdlen Gewerbet
tondertr Btr^dcsidltigrtng der BetriA^orme» der SUffftmwcmdlimg wnd der Abeatxvoeiaen
der FMuie**
^jgitized l?yGoogIe
i
Inhalt.
SatU
Eiuleitung 1
I. Arbeitgteilung zwischen den beiden Geachlechteru 7
1. AllgemeiucH 7
2. Töpferei 13
3. Flechten, Spinnun, Weben 19
4. Salzsiederei. Gold- und Erzwascherei 25
II. Orts- und Stamme^gewcrbe . 29
1. Allg>'Tnpineg 2t»
2 (ipvvrrlu lii tri.h iinat^tpr Statmtip SÄ
3. Eisenarbeit als Gewerbe bea timmter Orte und St iimm«> 45
4 Andn; lokalisierte Gewerbe 52
5. Kuti^tehnDj^ und Wc^en des StammeHyewerbea 57
III. Gewerbe als Beachiiltiynng Einzelner 00
1. All^'riiieineg 06
2. Aualiililuiig und xoziaie Stellung der Handwerker 71
3. f^ti Tsirht der einzelnen Gewerbe 84
DL HOlu ro ;;;ewerblicbc OrganiHationsformen t>fi
1. Keime der Organisation 9G
2. HoflianthvfrktM- , . ^ , , . . , . IM
8. GewLTbt'UUi'i-eht.T am Hofe ■ , , . ■ , , , IM
V. Absatz gewerblicher ErzeugniBse 115
1. iJaa Marktwcaeu 116
2. HandolsVirihirhp . . . 122
ä. Fcrnliuuilrl um! nLiiulcl.svülktT . . LH
4. Gewerbliche Produkte als Geld 132
Rückblick 140
163169
Abkürzungen der Litteiatur.
M. D. S. — Mittoilniij^fri an* flcTi (Iriitsrhcn SchntzfTPhiftcn.
jP. M. — Ftitenaauus Mittoiluagoi. £. — Kr<riuizuiigiibaud.
P. R> <?. 8. >■ ProeeedingB of tiie Royal Geographica! Society, Londoa.
H. H. = Staudingev, Im Kurzen der HaufMÜSnder.
S. S. = Xachtigal. Sahara und Sudan
Emin ■> Kmiu Paschas Ketaebriele und Berichte.
StaUnMim StoUrnann, Hit Emin Faaoh» int Hen von Afrika.
Jonod — Junod, Len Ba Rouga (Bulletin de la 9oaM£ Neuchatdoiee de Q4o-
Dapper = iJappt'r, Xauijeurige Begebrijvinge der Alrikansche Gewcaten. 1676.
BoBman » Boaman, BeecbrijTing van de Gninese Gkiud', Tand- en Slave-Kuet. 1704.
Cnilli«' = Cuillie, Journal d'un voyugc ä Temboctou.
Payeur-I>idelot -- M. Payeiir-Didolot i. Bull, de la Soc. de Geographie de TEst. 1895/90.
TauliUchke = Faulitscbkc, Ethnographie Nordost- Afrikas. I. Materiellu Kultar.
n. Geifttigfe Kultar.
nartli = Barth, R^iseu in Afrika.
Masui = Tb. Maaoi, L'Etat iiid«peodant du Oougo ä l'Kxposition BruxeUcs-
Tecvueien. 1897.
Eiuleitiing.
Wenn es gil^ em gt^twn» G«1»iflt d«r Erde Tom Standponkte der YdOcer^
knnde nach irgend einer Richtung hin zu darchforflchen, so ist es kein Zn&U,
dab flieh der Blick anwillkürlich zunächst auf Afrika lenkt. Eine Reihe von
Vorzügen findet sich liior vereinigt, rirolse Teile Afrikas sind erst in neuerer
Zeit von Europäern betreten und uiimittelbar beeiuflufst worden, nnd die
Forscher, dio hierbei thiitig gewesen sind, stehen nieist anf der Höhe der
heutigen Wissensehattj das i:it uameuÜich ein \ oi7.ug gegenüber Pulyne8ieu,
dee«^ höchst interessante Zustände m dßt Hauptsache nadi Blterenf zum Teil
unUarm und wenig Terla&Uclien Qnidlen imtersaeht werden mflsaen. Afrikas
Volksleben bietet ferner anfserordfflitliehe GegensatBe der EntwicUui^ denn
auf dem Boden desselben Erdteils, der einst die ägyptische Kultur erisltthen
sah, finden wir noeli heute kkssische Vertreter der unsteten Völker, und neben
ihnen Stämme auf dfu versehiedensten Stufen der (Jesittung unil der wirt-
schaftlichen Bethätigung; in diesem Snine ist das Studiuni der atrikiinischen
Verhältnisse aussichtsreicher als das der amerikanischen oder gar der austra-
lischen, fludlich ist der massige, gesclUosscuu Bau des afrikanischen Fest-
landes nicht ohne Bedeutung, denn er gewährt «ine gewisse Bfiigsdial^ daTs
fremde Einflösse nicht so leicht den Kern des Volkes nnd der einheimischen
Kultur beeiuAussen und umgestalten können, wie das anderwärts der Fall ist.
Aber wer daraufhin ein allgemeines Thema der Völker oder Wirtschafts-
gcsehichte auf Grund der afrikanischen V^erbältnisse zu behandeln unternimiut,
wird G<'falirrri 71t bedenken luiljen, mit denen ein all/ui'asehes Verall-
geniemcrii seMuer i^rgebuisst- verbunden sein würde. Das Lul) Afrikas als
eines vorzüglich günstigen tiebietos vergleichender ethnographischer Studien
bedarf denn dock mancher Einschränkung. Zun&chst ist zwar die Gestalt
Erdteils äuJhern Einwirkungen ungünstig, aber die geographisdie Lage in der
Nachbarschaft alter KuHnigebiete hebt diese Eigeutttmliolikeit teilweise wieder
auf. Au unmittelbaren tiefen EingriiTeu hat es, von Nordostafrika und der
Misehzone des Sudan abgesehen, zwar bis nahe aur G^^wart gef't^hlt, aber
mittelbar sind doch Kultiirergebnisse dnrrh den ganzen Erdteil durchgesiekcrt.
sei es von Norden her, sei es von der ^eite Arnbions und Indiens. J)u'
Scliueiiigkeit, mit der »ich die aiuenkanisehen Kulturpilanzeu Mais, Maniok
und Tabak oder von Osten her der lluni durch Afrika verbreitet haben, zeigt
Sur Genüge, wie zum mindesten gemsse Kulturgüter, deren Wnl leicht ret-
stilndlidi ist, in ihren Wanderui^en hier kaum auf unfiberwindliche Schranken
Schufts, JlM »(^lliMiliche Otwnb». 1
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SnntiUTViio.
stofsen. Weiter ist nit'ht zn vergessen, dafs die Volker Afrikas bei aller
Mannigfaltigkeit ihres W esens docli keines weij;s eine voUstiiiKiljrf Mustt rk;u-tt(
aller Kulturarten zeigen; die Wirtschaftsformcu der kalten und selbst der
gemälsigteii Zone sind auf afrikanischem Boden nicht vertreten, ebenso feklt
fast ganz die inaulare, Torwiegend auf die Ausbeutung der Sohitze des Meeree
angewiesene BeTdlkenmg^ wie sie ftar emen grolseu Teil Polynesiens und des
sfidöstlichen Asiens charakteristisch ist.
Zur Vorsicht mahnt auch die Thataache, dafs trotz niannigfacher Völker-
mischung doch nur drei üauptrassen im tropischen Afrika in Betracht kommen,
die der dunkeln Ne<j;er, der braunen Hamiten und der hellfarliiL't n Zwerg-
völker, und dal's von dit sen « ndcr die Neger dem atVikaniBcheu \ Olkstum
seine Eigenart verleihen. Nun ist für den ('harakter des Nt^ers vor allem
ein Mangel an Phantasie und Oberhaupt gtistiger Feinsinnigkeit bezeichnend.
Wie die bildende Kunst, der Tanz und die Dichtung der Neger etwas Plumpes,
Unfertiges haben im Ver^leidh mit den Leistungen vieler andrer Naturv^Ucer,
so zeigt die Mythologie einen weit roheren Bau als etwa die der Pol3ne8ier,
und es kann demnach nii^t Wunder nehmen, dal's auch die Gesellschaft in
allen ihren Ver/.weignnpen und Aiif«raben selten mit Folgerichtigkeit aus-
t^ehnut ist und in iiirt'r Art oft <las gcradt' (ipfjenteil des peinlich durch j^eführtcn
iiHÜscheu Familien- und Kastt'nwt'st'ii.s (lursteilt, Da» Vorwalten des Xeger-
elementes giebt auch in wirtsciiaitiicner li*i/aekung Al'riku eine gewisse Uni-
fonuitlt; wo es die Natur des Bodens geetattet, herrscht der Hackbau, in
dar Steppe aber der Nomadismus, der wohl auf semitisehe Anregung surück-
geht, und nur die Beste der Zwergvölker stehen meist noch auf der Stufe
der reinen Jäger und Sammler.
Es ist also kein Bild der menschlichen Wirtschaft schlechthin, das uns
einp Betrachtung des südlichsten der alten Erdteile Inetet. gondern ein Hild
iler afrikanischen Wirtschaft, das immer nur ein Beitrag zu einem Alles
uiiiiassenden (iemälde sein kaim. Bei einer üutersuchiing insbesondere des
Gewerbes, das neben Ackerbau und V^iehzucht zurücktritt und oft nur in
seinen Keimen vorhanden ist, wird der Begriff des Wortes nicht zu eng ge-
fidat werden dürfen, da sonst zahhieiche Vorstufen und Abzweigungen der
Entwiddung aus dem Rehmen der Arbeit herausfallen Wörden, während doch
das Verständnis gerade dieser Dinge urierläfslich ist.
Wer über das Gewerbe primitiver Völker arbeiten will, mufs auf den
Forschungen und Einteilnnt;«<^rundsätzen Karl Büchers') ftirsen, die hier
zunächst in alier Kürze an/udeuten sind. Bücher unterscheidet zwei Arten
der ökonomischen Bethätigung, die l rproduktiou einerseits, das (iewerbe
andrerseits; beiden gegenüber stehen die Distribution (Handel n. s. w.), des
Yenieherungswesen und die persönlichen DienstleistungMi. Urproduktion
und (bewerbe sind zunächst immer eng verbunden: Wer die Rohstoffe erzeugt,
verarbeitet sie auch weiter und verwendet die auf diese Weise entstehenden
1) Kurl Hiiclier, Kntstehun^^ der VolkswirWhatt Arl.fit uiul Uli.ylhiaai». Die
Wirtüchafl der Naturvölker. Artikel im 11. il. Si. und Wörterbucb der Volküw.
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Enn.BiTi'vo.
s
gewerblichen Produkte in der eigenen Wirtschaft, wobei bereits eine scharfe
IVennung Her Thiitigkeit nach den Oegchlpchtem besteht. Diese Stufe der
StoÜ'verarbeitiuig bezeichnet Büchtr als Hauswerk. Eine höhere Stnfe des
Hauswerkü entsteht, wenn Überschüsse dieser gewerblichen Thätigkeit gegen
andre Produkte aubgttausclit werden; die Entwicklung vollzieht sich meist
nieht in der WeiM, daft einzeLtie Penonen tin Gewerbe beaimden emsig
betreiboi und die ebenen StammeagenoBseii mit dem Überachufa veraoiigen,
aomdem in der Form des Stainmesgowerbcs: Eine ganze sociale Gruppe
wendet sich einem beetimmien Gewt-rbt zu und tritt in ein TauschverhUltnia
mit anderen Gruppen. Eine weitere Stufe ist das Lobnwpvk. Hior liat der
OewerhetreilH'iide nichts mehr mit der Urproduktion zu thun, sondern Ijesitzt
nur öein Haiidwerkiizeng und erhält von dem Ur])roducenten die Hohstofte
zur Verarbeitung; er betreibt sein Gewerbe entweder im Umherziehen, indem
er bei aeinen Auftraggebern Torabergebend Wohnung und Koafe ^iSlt (Stor),
oder im dgenen Hauae (Heimweork). Beim Handwerk (Preiawerk) endlidi
besital dar GawerbetreibeBde aimtlidie Betriabamittal und eraeogfe Tauaehwerte
für Konaumentan, die nicht seinem Haushalte angeihOren.
Von vornherein ist zu bemerken, dafs das afrikanische Gewerbe in der
Hauptsache als Hauswerk erscheint , alter dabei doch in so ditterenzierten
Formen^ dais dic5»er weite Befj;ritf zu ihrer Charakterisierung nicht hinreicht.
Zuiiüchät bedarf schon der liegrifl' Urproduktion einer genaueren Beleuch-
tung. Bücher selbst weist darauf hin, dafs die Urproduktion der Männer
von der der IVauen ganz Teradiieden iat, daft die Frauen im allgemdnen
die pflanalidie Koafe beaorgen und im Zuaammenhange meiat denn auch
pflamziiclie Stoffe mit Toriiebe gewerblicb Terarbeiten, wilirend die Ißuner
als Jäger und Fischer Rohstoffe tierischen Ursprungs gewinnen und weiter
umbilden.-) Die Frau ist dann vielfach zum Anbau von Nutzpflanzen, der
Mann zur Viehzucht übergegangen. Aber es ist nicht empfehlenswert, die
Grenze zu scharf zu ziehen. Vor allem ist zu bedenken, dnfs e«? sieh bei der
Einteilung der Wirtschaft zuerst um die Beschaffung von Nuhrungsiui tteln
handelt, und dafa der Frau aus keinem anderen Grunde das Einsammeln
pflanalieher Nährstoffe aufSllt, ab weil dies die leiditere und gefiihilosere
Arbeit ist; eine Art niedere Jagd betreibt aie daneben aueh, indem sie Larven,
Mttseheln, Eier u. dergl. sammelt, Eidechsen and andere kleine Tiere erlegt
u. s. w. Den Mann seinerseits hindert nichts^ pflanzUehe Stoffe zur ller^
Stellung der Waffen, Boote und Hütten zu verwenden; fo gehört die Holz-
technik überall zum Thätigkeitskreise der A[ünncr. während Frauen nicht
selten Schmucksachen ans tierischen Teilen, J^lusclulschalen, F^df^m u. dergl.
herstellen. Schon auf dieser Stulu kami es vorkommen, dafs das eine Geschlecht
ala Urproducent eines Stoffe^ erscheint, den das andere dann weiter verarbeitei
Auf höheren Stufm der Entwiddnug ist dieser Vorgang sogar recht hautig,
wie ans zahlreichen Bdapielen weiter unten au ersehen ist; so wird die
2) Vergl. darüber auch : J n I i u » Lippert, KuItar|fMdiiclitef und K arl v. d. Siei neu ,
Unter den Völkern OeutniU>rMiU«M.
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4
Bftimiwolle meist voa Ava. Frauen angebsut^ aber toü den Maaneni Terarbdtet»
am nnteren Sambesi ziehen die Frauen in ibren Garten die Kdebasseu, die
dann Ton den lifönnem au Oetafaen umgefonnt werdoi, bei den N"
Komis am unteren Ogowe machen die Frauen die Schnüre^ aus denen die
Männer dann ihre Fischnetze flechten; auch das Stroh, aus dem in so vielen
Gebieten die Männer Körbe flechten, stammt wohl oit von den Feldern der
Frauen.
Dafs der Urprodueent nicht mit dem gewerblichen Verarheikr zusanimen-
fäUt, kommt in Afrika gar nicht so selttsu vor, ohne dal's mau doch tou
Handwerk im engeren Sinne sprechen kOnnte. Namenttich das £isen geht
Mnfig durch die Hiiode zweier Arbeiter, des HfittenmatmeSf der es aus den
firsen redueiert und in Form tou Barren oder rohen Werkzeugen (Hacken,
Asten, Lanzenspit/en ) weiter verhandelt, und des Schmiedes, der es weiter
zu allerlei Gerät umformt. Diese Art der j^ewerbliflii n l'roduktion ist durch
die Einfuhr von Eis(»n und aiidcrfii Mi-talleit ans Kuiupa verstärkt, aber
keineswegs erst lurvorgf rufen w*)rdt'u, wie es nauiciitlich die Verhältnisse
des innern Kougubeckens mit »einem ausgedehnten Kupier- und Eiscuhaudel
beweisen.
Ferner ist das Stammesgewerbe, wie sich aeigen wird, keine ganz
einfache und leidit au deut^de Erscheinung. In Afrika ist es oft richtiger,
▼on einem Ortsgewerbe zu sprechen. Aufserordeutlich häufig sehen wir das
Stammes oder Ortsgewerbe nicht in seiner klassischen Form derart ent-
wickelt, dais alle in Retnudit kommenden Fnniilitn 5»ieh ihm widmpii. srmdern
in der Weise, dafs nur einige hestininitc i'amilieu das Gewi i als ererbte
Thätigkeit betreiben, während vielleicht die Masse des Stammes sich dem
Feldbau oder aadereu gewerblichen Arbeiten widmet.
Das Lohn werk in seiner reinen Form ist in Afrika nicht häufig naeb-
zuweisen. An und fSr sich herrscht das Hauswerk in seinen Tersehiedenen
Stufen flberall vor and zeigt, wie wir schon gesehen haben, st^r die Nei-
gnng, immittelbar in das Handwerk überzugehen. Aufserdem dürfte es sich
empfehlen, bei der Betrachtung des Lohn Werkes nicht aus den Augen zu
lassen, dal's dit- verschiedenen Arten des Gewerbes nicht iu gleicher Weise
geeignet sind, in die Form dos liohnwerks über/ncfhen.
Wo die Urproduktion naturtri iiiüfs sehr eng uut dem Gewerbe verknüpft
ist, wie beim Korbmacher oder Mattenfleehter, der sich einfach die nötigen
Ruten und Hislme aus dem nächsten Walde holt, oder auch beim Weber,
der die selbstgezogene Baumwolle verarbeitet, kann sich das Lohnwerk schwer
mtwickeln; wo dagegen die gewerbliche IMtigkeit die Stoffe nur Torfiher-
geheud beeinflufst, wie bei der Lndigofärberei im Sudan oder beim Verzieren
von Kalebassen und Holzgeräten mit Brandmustern, liegt seine Entstehung
sehr nahe. Im übrigen erscheint ps nnch am häufi'^ton in der Fnnn, dfil'-ä
der Gewerbetreihpndp die AusbesscrmiLi' von Gprütcii vni u ji mi ihI betreibt:
neuerdings giebt uuuientheh das Ausbessern von Gewelir«'ii den atrikunischeu
Schmieden viel zu thun und acheint stellenweise wirkliche StSrarbeit hervor-
gerufen zu haben.
EiffLsiimre.
6
Eine genauere Betrat^htuu^ ilt-r urrikaiiischen Verhältnisse zeigt, dalis
neben den Kisher genannten Kntwiikiungsfomien noch manche aiidt re Eiu-
ÜÜBse zu Ijerikksiclitigen sind. Das afrikanische üewcibe iu seinen höheren
Formen ist nicht Terstiodlich ohne Kenntnis der mystisehen Anediauungen^
die eng mit dem Qewerhebetrieh Terbnnden sin^ den Wettbewerb oinechiiaken
und das Leben und Eigentiun des Arbeiters ftueh dort sichern, wo sein
Beruf geringer Achtung geniefst. Jedes (iewerbe hat ^pine Geheimnisse, die
m den Augen des Negers von höchster Wichtigke it sind und innerhalb der
Famiii«' tnlvr des Stamme!« vererbt werden; der riusrlR'i\ der nie iiiclit kfiiiif^
erreicht mit seiner Arbeit nichts oder hat Krankheit und Tod /u <;üwärtigen.
Diese myf«tis<^hen V(U*stelluugen werden, wie sich zeigen wird, /.uweilen mit
Bewuistseiu dazu benutzt, ein gewerbliches Monopol zu schafteuj wo iii
Afrika etwas wie eine Oiganiiation zu finden ist, die einigermafsen an das
Zunftwesen des Hittelidters erinnert, liegt die Wurzel der Erscfaeinung im
Mystieismus, und daraus eigiebt sieh auch, dafs sie nur aufserlich jenen
enropftischen Gegenstücken ähnlich ist.
Wo gröfsere staatliche Gemeinschaften entstehen, wird auch der Ge-
werbebetrieb oinigcrn!fi(s»Mi nrtjanisiert, indem t utwedcr Handwerker selbst im
Rat der Häuptlinge ersclaimn, oder div Ohirhäupter gewerbetreibender
Stämme am Hofe als höhere Beamte vertreten sind, oder endlich besondere
Gewerbeaufseher bestellt werden; freilich ist die Hauptaufgabe dieser Auf-
seher die Steuererhebung^ erat in aweiter Linie fOhlen sie sich als Vertreter
ihrer ScbutsbefoUenen am Hofe. Im gsosen bleibt es bei diesen Ansitzen,
eine Organisation, die von den Handwerkern selbst ansgdit» ist nicht naeh-
znweisen.
Wo gewerbliche Gruppen dennoch eine Sonderstellung einnehmen, ist
das - abgesehen von den eben erwülmten Verbilnden lud mystischer Grund-
lage — fast immer dem Umstände zuzuschreiben, dafs ihr (rewerbe Tera<'htet
und vom übrigen Yulkt^ gemieden ist. Zum Teil hängt das mit dem Herein-
tragen gewerblicher Thätigkeit Ton an&en her zusammen. Der fremde Hand-
werker, mag er nun als Sklave oder als freier Einwanderer gekonunm sein,
^ed»t steh erst allm&blieb, wenn ttberhaupt, dem Stammesverbande fester
an, und selbst in diesem Falle deuten noch mancherlei Spuren auf denfrOhem
Unterschied hin. Wo kultumrme Wand» rvolker ein Gewerbe bringen, sichert
ihnen die allgemeine Mifsachtung das iMonopol dieses Berufes und hält oft
lange Zrit die sel'shaften Rewnbiicr drs l^aiules von scinrr Ausübung zurück.
Wenn die Gewerbetn ibcudcu und mit ihnett die Gewerbe selbst wandern
können, so giebt es doch anderseits natürliche Schranken dieser Wanderungen,
oder anders ausgedrttckt der Betrieb mancher Gewerbe^ die sich mit der Yer-
arbeitnng bestimmter nur stdlenweise Torhandener Rohstoffe beschäftigen,
ist in Gebieten nidit möglich oder doch nidtt lohnend, wo diese Rohstofle
fehlen. Von den Fischern, den Salzsiedem oder den Goldwäschern, die ohne^
hin nur bedingt als Gewerbsleute im engeren Sinne bezeichnet werden können,
gilt (\n9 itm meisten; nhor mich die Töpferei ist nuf das Vorhandensein ge-
eigneten Bodens augewiescnj und die Schmigdckuust im Grolaen %u betreiben
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ist mich ntir dort inö^licli. wo Eisonor/e und Hrrmistofff in vft»nilgt^nder
M(ii)^r viirliündfii Hiini. liechnt't man hierzu iiücli die aiuleieu (iründp, die
zur Jjokalisit'naig der gewerblichen Thätigkeit drängen, wie die Gunst der
Uandekwege, die Festigkeit der Tradition und berkdimnlicheii Übung und
die Sicherheit gevieser Örtlichkeiten vor feindlichoi Überfallen , so erklärt
es aieh wohl, warum in Afrika das Gewerbe ndi so häufig sur förmliehen
Orts- und Stamm esindnstrie answächHt.
Dhb Haften der Gewerbe am Boden, ihr enger Zusammenhang mit dem
Wesen der Sippoti niul der Stämme, nnti endlich die Ühertrajjimsron neupr
Korti^keiten von aubea her zwingen dn/.u, beim Studium des iitiikiinisohen
Gewerbes die geographischen Bedingungen und Probleme nie ganz
aus dem Auge zu verlieren. Das ist freilich eine Forderung^ wie ine hei
allen nationalökonomisdien Arbeiten, die eine ethnographische Gnunllage be-
siiMn, mdir oder weniger entschieden gestellt werden muTs.
Jede Schilderung afrikanischer VerhUtnisse muCs endlieh einen Umstand
beröcksichtigen , der die Erkenntnis der ursprQnglichen Zustände sehr er-
schwert: Viele der besten Berichte stammen aus einer Zt it, in der euro-
päische oder arabische Einflüsse sich bor^it« stark geltend gemacht hfittt n:
diese Einflüsse uIht haben nirht wit- manche frühere langsam und fast un-
merklich gewirkt, sondern mit revolutionärer Kraft durchgegritten und die
früheren Kenntnisse nnd Sittoi oft grfindlieh xeratSrL Vnr der Einfuhr enro-
pftischer BanmwoUstoflb ist die KLeiderindastrie yielfiM^ erloschen, Tor den
ins Land gebrachten fremden Eisenwaren die einheimische Sdimiedekunst und
hier nnd da selbst die Töpferei. In manchen Küstengebieten^ wie in Kamerun,
ist der alte Gewerbfleifs fast ganz veniichtet nnd an spine Stelle der Zwischen-
handel getreten; l)is ;in den Xyassa hin ist in Südosten die Rnum wo 11 Weberei
vor der europäisclien Einfnlir /u Grunde gegangen. Bei mancben Stämmen,
win den Moubuttu, hat WLiii^er der unmittelbare Einflufs des auswärtigen
Wettbewerbs zerstörend gewirkt, als der Zerfall der gröl'seren Staaten und
die innem Kämpfe, die dnrdi das Vordringe der Franden Teranlafst wurden.
Daf&r Mitstehen freilich auch mancherlei neue Thatigkeiten und besonders
nach einer Richtung hin, der des Kunstgewerbes, wirkt die Kauflust der
Europäer stellenweise ermutigend: Bei den Kaffern ist die Herstellung schdn
geschnitzter Stöcke, an der Loangoküste das Beschnitzen von Elefantenzähnen
infolgedessen zum Bernte einzelner liefrnbter Ijcute geworden. Den stärksten
Einflufs aber hat das Eimliingeu der Europäer auf den Haudt l «^eUbt. indem
zimächst Monopole des Zwischenhandels entstanden und tlann wieder zerstört
wurden, neue Wertmesser sich herausbildeten und dann wieder dem eoro-
|Musch«a Qeldsystem weichen muisten. Man mddite angesichtB dieser Um-
wiUsungen fast an der Aufgabe yerzweifeln, ein Bild des afrikanischen Ge-
werbes an geben. Aber wer Züge des Völkerlebens zu schildern unternimmt,
wird niemals etwas Gegebenes mit ruhiger Hand zeichnen können, sondern er
wird dem ewigen Werden und Vergehen mit demselben autincrksamen Auge
folir«'n miif»?!fMi, mit d<'!n er das Keimen, Blühen und Welken einer Pflanze
beobachten mulia, wenn er in Wahrheit ihr Sein luid Wesen erforschen will.
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L
Arbeiteteiiang zwischen den beiden GeschlecIitenL
1. Allgemeines.
Die Teilung dpr Arbeit zwischen den Geschlechtern, wie sie bei
meisi^n NatnrriUkern herrseht, iät nicht ein Ergebnis vernünftiger Erwägungen,
sondern hat sich nach und nach ans den hetiondorn Thätigkeiten und Neigungen
der Geschlechter herausgebildet und führt, du dif weibliche Arbeit zunächst
luich Erfindung des Hackbaus einer grüfstrtu Sttigurung fähig ist und über-
dies die uatUrlichti Schwäche des Weibes von den Männern gern in über-
triebener Weise auagebeiitei wird, m nn^eicher Belastung. Unter den
primitiTaten YerbSltnisaen ist diese üngleicfaheit noch nicht sehr grofo, im
QegenteU ist hier noch die natflrliche Anordnung lebendig, dafs der Mann
die mühseligere tind gefährlichere Jagd ausübt, die Frau dagegen sich mit
der leichteren Arbeit des Sammeins pflanzlicher Stoffe beschäftigt. Sobald
aber dir Frun vom blofsen Samnuln der Krflchte und Wurzeln zum Anbau
übergellt, It <^t sie Mich eine Last aut, dif ImM ^eung schwer auf ihre Schultern
drückt, oline daliü der Manu so leicht Mieue mtichtj ihr mit seinen stärkeren
Kräften beizustehen; lieber verwendet er Zeit und Kraft, die ihn die leichtere
Nahmngsyeraorgung durch die Arbeit der Weiber gewimien Mst» an kriege-
rischen Unternehmungen oder nutsloeem ZeitTsiireib, ftdia er sidi nicht gar
dem reinen Müfsiggang in die Arme wirft. Gelingt ihm selbst dagegen der
Fortschritt zur Viehzucht, so betrachtet er diese verhält nismäfsig leichte
Thäti^ki'it /imächst als sein ausPchlierHliilu's Monopol und warbt cifcrsfuhtig
darüber, dais das Weib sich nidit in diese Dinge einmischt. Erst itlliiiahlich
beginnt die Vernunft und Billitxkcit ihrer Stimme Gehör m vcrachalVt ii: der
Mann entachlHlst sich, selbst zur Hacke zu greifen und den Boden zu be-
ariieiteu, und er gestattet nunmehr auch der Fnui, bei der Viehancht hUlf-
reiche Hand zn leistoi und namentlidi das Geschäft des Melkens^ Ittr das ja
die Frau imbedingt geeigneter ist als der Hann, an seiner Stelle ansanttben.
Mit diesen grundlegenden Thätigkeiten des Nuhnmgserwerbes aber werden
dann andi manchwl^ Fertigk> i^^- . die sich an sie knüpfen oder durch sie
bervorgernfen sind, anders uiittr die Geschlechter verteilt oder fortan von
hridi ii j^rt iiiciiisuni ausgeübt. Man kann die erste, aus dem Nahrungserwerb
ur^'atiisch < r\vachs*'ude Arbeitsteihmg der KUizu wegen die primäre, die zweite,
auf veruüiittigeu Erwägungen beruhende die sekundäre nennen.
8
In Afrika liat sich diese Umsetzung orst teilweise und in sehr rer-
schiedoiein Grade voUsogen. Vielfach ist noch der gesamte Aekerlmu ein
Geschäft der Frau; anderwärts arbeiten wenigstens männliche Sklaven in den
Keldern oder di(; Männer roden den Urwald, mu\ hei manchen Stämmen
haben Hie fn^Vn Mrumcr hereit^J die TIati]ittliiitigkeit auf sieh genommeM, «o-
dals (k ill W t'ilte nur dif «'ii4»'utliclit.*u hauswirtschalllicheti Arbeiten ?.iif";illt ii.
also abt>;t'sehen von der Ptiege der Kinder dii; Bereiturjg der Malilzeiten mit
den dazu nötigen Vorarbeiten, unter denen das Holen von Wasser und Brenn-
holz und das Stampfen und Reiben des Getreides besonders zu nennen sind.
Zuweilen wird das Getreidestampfen von den Frauen gnneinsam au bestimmten
SteUen des Dorfes Torgenommen, wo grolse ausgehöhlte Holz- oder Felsblöcke
gewisHermaTäen al» ,,Dorfmühlen'' dienen und Gesang oder Geschwätz die
Arbeit erleichtern.*) Die Küche wird nunmehr ganz der Frau ülni bissen,
und währen«! ursprüiigh'rh meist getrennte Wirtschaft herrschte, die Männer
ihre Jagdbeute sellist l>ricton und von den Frauen nur die v»*ffptHbiH?!<bf
Zukost erhielten, wandert julzL alles Genielsbare in die Frauenküchc, und diui
Kochen und Braten gilt als Domäne der Weiber. Das ist eine Art der Arbeits-
teilung, die hier und da wirklich zu einem Gewerbebetrieb geflOhrt hat, den
die Frauen beherrschoi, dort nämlich, wo Mufig Karawanen oder einzelne
Beisende vorüberkommen und gegen Bezahlung Nahrungsmittel verlangen;
der Gedanke, einen Kleinhandel mit fertig gekochten Speisen zu eröffnen,
liegt verlockt lul nalif Fjine merkwürdige Übergaugsform zu diesetii Handel
findet sit h iui Hmterlaiidt- von Angola. „Bei dem Tauschverkehr im Lauer''
scbrril»{ liiitfiifr*), „bildeten nich uiicb Jene Freundschaften, welche die we.-jt-
atrikaiiirschcii Weiber mit den Fremden bei längerer Anwesenheit derselben
zu schliefsen püegen*, sie tragen für die Beköstigung derselben Sorge in der
Hoffiiung auf ein Oesdienk beim Absdiied und bei der BfleUcehr". Dasselbe
beobachtete Sehtttt. „Ein solches Yerbältnis bei den Luba^, setzt er hinzu*)
„hatte durchaus nichts mit Herzensaffekten zu schaffen, es war lediglich ein
Kontrakt nach welchem die Afitdchen dort den auserwählten Fremden während
seiner Anwesenheit mit Speise und Trank versehen und dafür entsprechende
Gegenleistungen an Zeu<f nnd Perlen erwarten: eine Verpflicbinn<i also für
die Frau, alle vou ihr zum Verkaut gebrachten Elswarcu nur an den einen
Mann zu verkaufen, und für den Mann, solche nur von ihr zu eikauleu."
Die Angaben H. Muellers*) lassen allerdings erkennen, dab hier nioht nur
ein Tauschgeschäft stattfindet, sondern eine Art wilder Ehe geschlolsen wird.
Wie er behauptet, ist die Sitte im Lundareidi eist durch den damaligen
Muata Yamwo eingetiihrt worden, der allen Weibern, die auf diese Weise
mit fremdem Händlern verkehrten, Straflosigkeit zusicherte, falls sie ihm eine
entsprechende Ahpibe zahlten: in Wirkli<bkeit bat der Kiinitr \v(dil nur eine
schon vorhandene Öittc als Vorwand zur Besteuerung der Frauen und zur
1) Stanley, Through the ^^all^ i tutiueut II. .S. 82. ffraf Schweinitz, Durch
Ostalrika in Kriep uiul Friericn. S, 171. — 2; Uüthi- r , Rt*ist>n im Kougolando, S. Itl —
ij Reisen im 8Üdwestliih»>n Bi-ckcQ Ucb Kougo. S. lö"J, ij ilucller h. WiBsmann,
Im Innern Afrikas. 8. 9».
1. Aibenams. 9
rnittcIHaren Äusbeutunt; der KivitiHpii licnnt/.t. Diese Form des Geschenk-
haiidels ist anderwärts längst überwuiidcii. Schon zur Zeit ßosmans bezogen
die Weiber in Weidah den Markt mit fertig bereiteten Speisen^), warme
Nalirimgsmittel sah Adam» auf dem Markt zu Adrah von alten Woiberu aus-
geboten*), und der ElemTerkauf dieser Art scheint heute im westlicheu Sudui
und den vom Handel starker berfihrten Efistengebieten ganz aUgemdn au
iMjin. Im Hintcrlande von Togo halten die Weiber gekodite Hirseklofse feil,
wie Kling berichtet^), und von Kete-Kratyi adireibt Klose*): „Überall
sitzen auf den Stralsen Weiber, die fertige Speisen zum Genüsse verkaufen,
wie [jer(»steten Mais, Erdnüsse in Honijr, sowie Fleischkugeln mit einer fertigen
Kräutersance, Maisbrote sowie auch euro|iiii.sebpn Zucker, dvv st ficken weise
verkauft wird, und allerhand sonstige Leckerbissen, die das Herz des Negers
erfreuen.'' Dnnoan fmd au Podefo im nordliehen DahomeAi am Wege einm
Harkt mit fertig gekochten Speisen fttr die Betsenden*), Garkfichen im Markte
orte Ja sdiüdert RohUs.^ Koch entwic^ter ist dieser Handel in den
Haussaländem. „Der Handel/' sagt Standinger „mit zubereiteten kleinen
Gerichten, als Furra, Bohnenkuchen u. s. w. wird von Weibern ans allen
Ständen besorgt, ^lelb-t in vornehmen Familien helfen Frauen den otl sehr
mifslichen Kaf»st'nverhiiltnisaen des Haushalts auf, indem sie Gerichte kochen
oder backen und sie durch ihre Dienerinnen auf den Markt schicken.'* Wie
sogar eine Art automatischen Verkauies eich aul diese Weise entwickeln
kann, zeigen die interessanten Angaben Willsons^*) Aber Yornba. „Ich habe
oft gesdien,'' bedchtet er, ,,dab auf einer Matte an der Seite d«r Stralse
Portionen Ton Agidi oder Bohnenbrot oder gdcochten Tams oder Akara sorg-
fältig zum Verkauf ausgelegt waren, während daneben eine zerbrocliene Kale-
bafse zum Emfang der Katu-imuscheln , der LandeHmünze, aufgestellt war.
Meine Leute ptlepten im Vorflbertjehen zu nehmen, was sie gerade brauchten,
und daftir eine Anzahl Kauris in die KaJebal'se m werfen, nicht ohne vorher
untereinander den genauen Preis festgestellt zu haben, den sie in der letzten
Stadt oder auf dem letzten Marktplatz bezahlt hatten Obwohl ich unter
meinen TrSgem Leute hatte, die innerhalb des Wdchbildes Ton Lagos mit
der Gewohnheit, sich stillschweigend zu drttcken, nicht ganz unvertraut waren,
so sahlten sie hier doch niemals au wenig und nahmen auch nie etwas,
dessen Preis sie nicht kannten. Die Eigentttmerin der Waren arbeitele viel-
leicht in ein oder zwt i Meilen Entfernung ruhirr 7,1 Hause, ^riihrend ihre
Matten für sie das Geschäft an der Strafse besorgt "'!"
Nicht überall ist freilich das Monopol der Sjm iseliereituug dem weib-
lichen Geschlechte zugefallen, aber es sind immer ganz besondere Umstände,
die Männer den Beruf der Sodikfinstler ergreifm lassm. Die Furdit vor
Bezauberung und Vergiftung, die alle Neger beherrscht, Ulfst es den Haupt-
6) BoKman S. lt!l. - «1 Froin Cape Palma«« to thc River Ton;:'. S IM -
7) M. D. S. VI. S. 134. — «) M. D. S. IX. S. 19«. — 9} Duncan, ltei8en 111 Wc«tatnka.
L 8. S76. — 10) P. M. B. 1878. 8. 6S. — 11) H. H. 8. 614. Vw^. auch Passarg«,
Adamaua. S. 85. — VI) MüIhoh i. P. K. ii. S. 1891. S. 58a. Vergl. die Angaben do»-
Belben Verfassers in Journal ot' the Manchester Geograph, Soc. 8. 99.
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10
I. A — i i Bi w Mww swiMsnr nm bkipbx Gs»cRi,RrHTisiur.
liiigen zuweilen ifttlich' eradiemen, die Aufsidit über die KUche den Weibern
SU nehmen und lieber einem Tertrauenewflrdigen Mann ihree Gefolges m Über-
geben, der dann niobt selten aU holier WiUr&entriger snm engen Itate des
Hemchers gehört. Die Könige der Wahnmastaaten hatten Köche, die mit
ihnen durch BlutbrUderschaft \»i}ninden waren, wHhrend imter dem Vnlke
sich ansschliefslich Weiher mit dor Kücho brschärtifjtiMi i; unter den höchsten
Raten des Königs von Uganda Ix't'iiiulm sirh der Oberkocli und d< r OIxt-
bräumeister. Auch iu Dalmnieb war der Hofkoeh einer der angesehensten
Beamten.*^) Wae den Qandd mit gekochten Speigen betriffl| eo eeheint er
nur dort Ton HSimem auegettbt su worden, wo der Beruf des Fleischers be-
stellt imd mit dem des Garkochs Terbunden ist> so in den iabmitisehen Ge-
bieten am oberen Niger'") und in Kuka.*') Der Verkauf des rohen Fleisches
liegt wohl stets in den Händen der Männer, soweit es sich um das Fleisch
▼on Ororsvieh handelt.*'*'»
Kine fllr Afrika sehr wichtige Verarbeitung den geHtuintncn (ictitide«
und mancher andrer Früchte ist ihre ürawandluag in Bier. Auch tiiese
Thätigkeit fallt der Frau zu, obgleicJi beim Vertilgen der Getränke die
Männer allenthalben doi Löwenanteil beanspruchen. Da zur Bereitung eines
guten Bieres grofse Sorgfalt ndtig ist, erklärt es sidi leicht, dafs nicht
jede Frau b^iedigende Erfolge erzielt, v^rend andere, wie die Monbattu«
königin Nenjena**), sich eines besonderen Rufes erfreuen. Dennoch kommt
es selten vm einem wirklichen Schankbetriebe, wenigstens im mittleren
und «!ndli( hon Afrika, wahrend allerdings die Baggara-Frauen im östliclu ii
Sudan in ht sondct i n Merissakneipen ihr Getränk absetzen.^) Von den
Basari im Hiiiterlande von Togo erwähnt (iraf v. Zecli, dafs die Frauen
auch Bier auf den Markt bringen und oft glänzende Geschäfte machen.^')
Im wesÜidien Sudan scheint es auch minnliche Bierbrauer au geben, deren
Betrieb mit Scfaenkwirtschaft verbunden ist.*') Auch in den Wahnmastaaten,
die sich überhaupt durch manche gewerbliche Besonderheit ausaeichnen,
brauen die Männer Bii i ^) Der Palmwein, der sonst meist von den
Männern beschaüt wird, bildet am unteren Niger einen Handelsg^enstand
der Weiber. -'i
Wenn Kochkunst und Hiciliriimni 'riiiiti^keiten «1er Frauen sind, die
nur ausnahmsweise von iMännern ausgeübt werden, so ist dagegen Alles, was
mit yiehsneht und Jagd snaammemhängt, zunächst Münnerarbeit und wird
erst allmähUch den Frauen zugSjiglich. Die Abneigung, den Weibera an
der Viehhaltung Anteil zu geiriihren, yerdichtet sich vielfach zu der aber-
gläubischen Tdtc, dafs die Berührung der Weiber das Vieh krank mach«.
Besonders das Melken bleibt lange ein Vorrecht der Männw, selbst in den
i3) Emin S. 73. — 14> Wilsou-Felkiu, Uganda I. S. 98. 15) Laftitle, Le
lMum6 8. 89. — 16) GatUi«! II. S. 176. - 17) 8. 8. I. 8. 681. 18) So im SomaU-
I»ndt', wo die Weiber nur Jlühiier- und fiazelhinfloiHch vf iliüiifen, nach Revoil ((Molnig
Bd. 47. R - l'.ii ('a»ati, Zelui Jahre im Ae<|nat()ria I. S. 141. W< Schwein-
furtb, Im Herzeu vou Afrika I. .S. 70. — 'il) M. D. S. XJ. Ö. laß. — Tij Cftillie 11.
& 160. — 83) Stuhl mann 8. m — S4) LemAire, Africaines. 8. 176.
1. Al.I.OEintTNES.
11
▼ergleichsweise kultivierten Wahumastaaton^^); wie es hier Hofkttcho ji^iebt,
so Riirh besondert' Molker Ap^ Klm^?.^) Boi den südafrikanischen Hirten-
»tämmen ist «las Melken ebenfalls ein Vorrecht rler Männer*'), und ebenso
bei den Viehzüchtern des Nilthaies mit alleiniger Ausnahme der Diuka, die
auch den Frauen dieses Ocscliäft gestatten.^) Bei den Bari dürfen die Frauen
weder melken nocb Bich irgendwie mit dem Vieh m aehaffen madbeo.*")
Die Wakikayn in Oatelnka lauea beide Geeehlechter nun Heiken zu, leh-
rend die Waksmba noch zäh an der ursprtln^clien Sitte feBthalten.**)
Eine intereesante Übergangsform findet sich bei den Hassanieh- Arabern
im östlichen Sudan, wo die Männer die Kflhe, die Frauen aber die Ziegen
melken.")
Für die alte Männerbesehaftiijimji; «h-r ist das woibliclie (ieschiechfc
wenig geeignet'*), eher schon zur weiteren Verarlieitnng der Beute, nament-
lich zum Beinigen und Gerben der Felle, das in Afrika meist noch in den
Bftnden der MBnner liegt, wie bei den BarotBe"*) und flberlianpt in Sfld-
afirika, an dem sieh aber auch Frauen bier und da betelUgm.**) Wo aieb
die Lederurbcit zu einem besonderen Berufe umbildet» sind ee ind^Men immer
Ifilnner, die sich ihm widmen.
Wichtii^cr Ist die Tfilnnhnic dtT Prniicn an einor andrrn Bt^st^'liaftigung,
dif ursjiriiDglii-li wohl doii Miimicrn vorbeluilten war, obwohl daniher keine
Yoüa Klarheit zu erliuigeu ist, au der Fischerei, die übrigens in mehreren
Teilen Ost- und Südafrikas, wo tuuu 1' ischnahrung verschmäht, überhaupt
fehlt; 80 dürfte sie an der Delagoabai, wo m&imliiAft Fischer th&tig sind,
aber aueh Weiber den Ackerbau aufgegeben haben, um Krabben an fischen,
erst unter europÜBdiem Einflnfs zur Blttte gelangt sein.*'') Möglidi ist es
inim«!hin, dafs der Fang kleiner Flufs- odi r Uferfische stellenweise ran jeher
Sache der Frauen gewesen ist, sodafs also eine primäre Arbeitsteilung
die GrofsfiRcherei den Mnnnorn, die Kleinfischerei den Frauen zufallen liefs.
Wenigstens ist diese Arbeitsteilung iioeb jetzt /u Ix obachten. so in Sansibar")
und besonders in Kamerun, wo dit: Männer, allerdings nieist Sklaven, die
Reulscn auslegen und Fischfallen errichten, wälirend die Weiber im seichten
Wasser mit Handnetsen fisciien.*') Gans in Ana Wanäm der Weiber scheint
dw Fang der FluTsfische und -moUusken bei den Hanyema su liegen")^ und
in einem graJken Teile des Kongobedeens beteilige sich die Frauen wenig-
stens sehr lebhaft an dieser Tliftttgkeit. An der Äquatontation beobaditete
M) Emin 8. tt7. P. II. 1879. 8. 899. — SS) Cftsati a. k. 0. H. 8. 17. —
27) Kritsch, Die Einj<(!bomen Südafrika^ S. s6. 186. — 28) Krain S. WZ. — 29t JcphRon
und Stanley, Emin Pa«?cha. 8. 125. — 30) Ililfh brandt i Z. f. E. 1878. S. 376. -
81) Pctherick, Egypt, the Soudan and Central Afrika. S. 178. ■ 32) Höchstens als
Treiber finden Frauen und Kinder Terwendon^, wie bei den Tannd« (If. D. 8. VIII.
S. 61). — 3.4) BertranH, Ati pays rlcs Ba-Rot«i S. .'UrJ ."^t;! Dir Frauen drr Bastards
und Nama fertigen Pclzdockcn (äcbwabc, Mit Schwert und Pflug. S. 412). —
86) Junod, S. 108. — 36) v. d. Decken, BeiseQ in Osiafrika L S.84. — 87) Büchner,
Kamerun. S. 39. — 88} St&nley, Through the dank eoatinentIL 8.89. Livingvtone«
leiste fieiee H. 8. IM.
12
I. ABBBITtTBILf»a SWMCHSK OSM SnOSM GBacHLBCBTBBJC.
Fraiifois Fischeriiuien'*), Tom obern Uban^i bildet deren Lemaire ah*%
im H<»nbattu]aiid ist der Fischfang ganz die Sache der Frauen*^), ebenso
nach Weatman^ bei den BaU'ki-. Auch in Kafanga fischtii die Weiber, wie
Canieroii bezeugt.*') Arn Hnschauiicbstcn schildert Emiu die Fischerei der
Littuknfnuicn. ..Der Fis( hfimg," sagt er '*}. ..wird in Latnkü aJi nllpTi dazu
f^eeiguutcn Stellen mit ^rofser Ausdauer lietrieben und zwar Lrewflliiilieli von
Frauen. Die dazu gebräucbliclien Netze dieueu auch als Bekleidung und
werden doppelt und dreifach über einander gerollt und in Form von Schilrzen
um die Hftften geschlungen. Trefien mm 5—6 Frauen am Wasser ansammen,
so werden diese Schfiraen losgebnflpft, aneinander gebunden und das Ganze
als Zugaetz gebraucht, das gewöhnlich eine ganze Anzahl Fische, oft aber
auch ein kleines Krokodil ans Land befordert. Dieses wird mvht unter all-
gemeinem Gelächter mit St<>cken gesehlagen und dann wieder ins Wasser
geworfen, die Fische dagegen unter die Fiseherinnen verteilt.**
Wethliehe l'isicher landen sich auch am tiarabia, wo sie bei niedrigem
Wasser in Körben eine Art Sardelleu fingen.*'') In der llauptsa<die freihch
scheint in den meisten Gebieten der Fischfang von den Männern ausschliefin
lieh betrieben zu werden, so an der Loangokflste^ wo man Knaben zur Unter-
stütaui^; heraiusieht^), und Überhaupt am untern Kongo.
Die Anfertigung von hdlzernen Gerätschaften scheint äberoll
den Männern zuzufallen und ist anscheinend von Anfang an von ihnen aus-
gebildet worden; es hängt dsis vielleicht damit zusammen, dafs viele Waffen
ziigleieh als Werkzeuge für die llolzverarbeitung gebruucht werden können
und in iniif^^igcn Stunden that*<äc]ilich no verwendet werden; andre Waffen
wieder, clereu Anfertigung natürlich den Mänueru obliegt, bestehen ganz
oder tdlwetse aus Hob, und ihre gewohnhatsmifsige HersteUung befördert
die technische Fertigkeii Selbst die Kalebassen, die in den Gärten der
FVauen gezogen werden, formen am untern Sambesi die Männer zu Gef&fsen
um, ebenso fertigen sie Trinkbeclier aus Kokosschalen.^ Die Holztechnik
der Männer steht den Thonarbeiten der Frauen ergänzend gegenüber. Als
Beispiel dieser Art Arbeitsteilung können die Rrironga dienen, bei denen
alles hölzerne Hniisgerät vou Mitnnern gefertigt \\inl, die Frnnen dagegen
die Töpfe herstellen*" I, ebenso die Bewuluier B()Ull^!^, bei denen die gleichen
Verhältnisse herrschen. *) Auch bei den Makalaka arbeiten die Männer in
Holz; die Arbeitsteilm^ ist ttberlumpi bei diesem Stamme schon n«niich
zweckmifsig geregelt und mag als Typus einer bessern Form der Verhllt-
nisse hier angeführt werdra. „Dem Manne," schreibt Manch''), fjde^ die
'^9) V. Franvois» 1**® Erforschun}; des Tschuap» und Lidongo. 8. 47. 4o Le*
inaire, Africaines .S. — 41j Eniin ^" 1" WoHtttiarck i. Bull. 8oc.
(ieogr. de Lillö 188«. S. m. — 43) Cara».'ron, (juur durch Afrika 1. S. 311. —
44) Btuhlmann S. 798. — 46) Ehrmsnn, Neueste Kunde von Afrika T. S. 836. —
46) Soviiiix, Aus Westafrika 1. S. l.")5. — 47 1 Nipperdey i. Kevue Colouiale Inter-
nationale l>«r<7. .S. 20i-|. — 4H) P Guyot i. Bnll. Soe. Geogr. de l'Est. 18.S4. S. 011. —
49; JuDod. S. IUI. — öU; G. Ualu i. Journal Antbrop. laalil. '^5 (18i»6; £>. 2U4. —
61) F. M. E. 1874. S. iTt. Die Ifakalaka stehen wohl nicht sumilig auf dieser höheren
@1
Die Verbreituiij*
Männer Löpferei
in Afrika.
nur nuinnliTÄf T»pfer
WMmännlithe tuul weMith» Tipfer
mmJbudtdm nitUlatlt^iw
tit äfft welli gth^lmm. Cebitt0i,
Die Verbreitu
PariaJisch nu ede
in Afrika
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9. TSppmff.
13
Pflicht ob, für niclirrr*« WtnljiT die Ilüttpii im Stan*! /'i halten, Holz ZU
fallen. Brennholz lu iiüüdei zu j^sniMneiji, Schüsseln, Stumpl'biöcke ans Holz
hensustellen, Waffen, Messer und Ackergeräte uu2ufertigen, auf die .Ja^d zu
gehen, weuu er Fleisch essen will oder seinen Weibern neue Kieidaugä^tücke
venwtlMifiieii aall, auf den Handel anssngehen, Körbe ans sSben, biegsamm
Baumzweigen, Deeken und SBclce ans Baatfaeom aiutnfertigen, Wald in Acker-
feld nmsugeetalteii, beim Saen und Ernten m hdfen, sentorungalQatig^
Paviane aus den Maisfeldem fernzuhalten u. s. w. Den Weibern liegt ob,
auf Reinlichkeit und Ordnung innerhalb ihrer Hütten zu halten, Wasser und
Holz aus oft bedeuteudeu Entfernungen herbeizutragen, taglich die zur
Nahrunp; bestimmte Hirse zu waschen, zn trocknen, zu mahlen und zu kochen;
ihnen fallt die Hau])tarbeit bei Bestelliusg der Felder zu, sie haben Salz
und Bier zu bereiten, und die Erziehung der Kinder ist ihre ausschlielsUche
Aufgabe, darum kfimmeri sidi der Hann ganz und gar nidii'' Bemerkena-
werfe ist bn dieser Sdhilderung namentlich, wie sich die Hanner an der Feld-
arbeit und der Beschaffung des Brennholzes zu beteiligen befpnnen.
Zum Hanswerk höherer Ordnung haben sich die bisher genannten Be*
scliätligungen, soweit sie vorwiegend in den Händen der Frmu'n liefen, kaum
entwickelt, aber sie dienen dazu, das Wesen und den hOrtgang der Arbeits-
teilung zu verstehen. Als Beruf und zuweilen al» (iewerbe der Frauen er-
scheinen dagegen die Töpferei uud teilweise die Flechtkuunt mit ihren Seiten-
sweigen, der Spinnerei und Weberd, bis sieh auch in diesen Gebieten der
ThStigkeit der Hann entachliefst, an der Arbeit teilzunehmen oder aich ihr
auwsehliefslicb m widmen.
Die Töpferei scheint überall, soweit sie überhaupt bekannt ist und geübt
wird, eine Erfindung des weiblichen Geschlechtes zu sein, das bei der Zu-
bereitung der vegetabilisi^en Nsihrung des kodumden Waasen drii^^ender
bedurfte als der Mann bei der Herriehtung seiner Jagdbeute. Die Kunst^
mit Hfllfe glühender Steine in nicht feuerfesten Getalsen su kochen^ ist an-
scheinend älter als die Töpferei uud war hier und da noch bis in die neneste
Zeit gebräuchlich. In Afrika selbst sind nur sehr geringe Reste nachweisbar.
Wie aus der Henntzung mit Lehm ü;etlichtoter Körbe und Kürbissehalen sich
die Töpt't n i wabrsi'heinlich entwickelt liat, ist schon ölter sfi sehildert \v<>rd>'ii ')
uud kann hier um so mehr Ubergaugen werden, als der Vorgang in Ainka
wohl in derselben Weise erfolgt ist wie anderswo. Spuren fremden Einflusses
seigt die afrikanische T(Spferei nur wenig. Dats die Kunst ungleich rertreten
Stofie. Wahrscheinlich Nind nie die Nachkommen der Kcwohner des alten Reiches Mono-
inotajm, das im »üdafrikaniKrhen < Jold^rt'netf anf dfn Trüniniern der arabiMcben
Herrscbafl errichtet wurde. Vergl. darüber meine iTeschichte Afrika« in Heliuolls Weit-
gescfalchte, Bd. III.
i) Kesonders eingebend voD K. d. Steinen (Unter den NatoneUceni Centnl«
bnuilieoB. 8. 216).
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14
I. Auantniunro iwncnv vmt mimii OiscaucnBur.
ist und mandiaL Sttnuneiiy wie den Fan*), gans ftlilt, liegt wohl lunpt-
tödblidi au den natdrlidieii Yei-hXltmsBeii dee Bodeaa, der nidit flberall
bmnokbaren Stoff liefert. Bei dem häufigen Wanderungen und Verschiebungen
kann es überdies geschehen, dafs ein Stamm längere Zeit Gebiete bewohnt,
in denen die Töpferei aus Maugel au Thou oder Brennstoff immöglich ist.
dals er auf diese Weise die Kunst verlernt, und sie auch dann, wcuu ihn
das Schicksal witder in günstigere (legeudea führt, nicht wieder aufnimmt.
Hier und da mügeu auch gewerbHedsige Ortt; durch iebhatte Ausfuhr ihrer
▼orirefflidien Fabrikate das Toptgewnbe in der Nachbarschaft lahmgelegt
haben. Bei den eigentlichen Nomaden endlieh tritt die Töpferei natni^emafa
zorQek, da man den lerbrechlieben Thonwaren die hSlxemen Tonüeht Ab-
gesehen Ton dieser Äusnahme wird (he Töpferei in Afiika zweifellos seit
alter Zeit geübt, wie das u. a. die Angaben Oampa beaeugen, der in Leo-
poldville in tieferen Schichten des Bodens Seherben von Thongetafsen fand.
nn<l /war von einer Art, wie sie heute nicht mehr gefertigt werden (vgl. Lemaire,
Cougo et Belgique S. 126).
Bei weitaus den meisten Stämmen Afrikas liäit die Frau noch die Töpferei
fest in der Hand und betreibt ate neben ihrer sonstigen Tl&tigkeit, nicht
gerade als eigentUdtes nnd einxiges Gewerbe, aber doch in der Weise, dab
mehr als der eigne Bedarf hergesteUt nnd der Übersehnfs auf den Markt ge-
bracht oder sonst ausgetauscht und verhandelt wird. Wo geeigneter Roh-
stoff vor!) m Im ist, nimmt der Betrieb zuweilen einen beträchtlichen Umfang
an. Da die entwickelteren Formen des OewerVtes hesser in anderen Znsainrnen-
hauf^ besprochen werden, s(» mögen liier eine h*eiht' von Zeugnissen genügen,
die von weiblichen Töpfern aus den verschiedensten Gegenden des Erdteils
bwichten.
Die Weiber der WadoS im Hinteilande von Saadani stellen Thongefafee
her, die aom Eoehen, Wasserholen nnd Bierbranen dienen.') Bei den Wapo-
komo am Tana hat insofern schon eine weitere Entwicklung %um Gewerbe
im engeren Sinne stattgefunden, als es meist ältere, alleinstehende Frauen
sind, die sich der Töpferei widmen.*) lu Bondei scheinen ebenfalls nicht
alle l'Vauen die Töpferei zu verstehen, sondern die Kunst seheint in nianehen
Familien erblieh zu sein, wie sich aus einem merkwür(lii;en Herichte Dales
über BeschneidungHxeremonien ergiebt.''j l>ie Herstellung von Thongefäfsen
liegt femer auch bei den WanjamWesi ganz dm Frauen ob, die ihre Eneiig>-
nisae mit Hilfe eines sdtwarzen Pfianaensaftea mit einer sehr einfachen Oma>
8) Lern, Skizsen aua WestafrUca. ä.M. ~ S) Stublmann 8.79. — t) Zeitscbrift
der Berliner CtaaeUachaft f. Brdkuude 1877. S. idst. — 5) „If tbe grandmother has b«ea
;i niiiiifi or pottor, the rt latioris will take iiiud and a_^pi»t i)f' iiialie*lt< rnmi Then tlie
pereuu whö mtHtliin thu cliungu couking pot;, ehewa tbe mahedü and eiugs: 'Kiumbo
yeu. Kii&nbo* (putter; lal la! putterv;. The otbers antwer 'Cbahonga' (hcals). Then
the j>ott«r >;iiigH: 'Eiumbo chu nuvetu na kiselemke hcole'. (May ihf art ot |i<ittfrj'
which is in our house, prospcri Wln'ii t,hc chungii i-; lim'aln'fK the child is siueared all
over with eurtb, ou the hands etc., aud iboj mj.^' 'Mpehul MpehoT (^Genllyl Geutljl;
The next day the child is eiroamci«ed." 6. Dale i. Joura. Authrop. Instit. 1896. 5. liNS.
15
mentik versehen.*') Es ist hier vielleiclit der Ort, darauf hinzuweisen, dafs
dif (reriiif^fügigkoit kflnstlerischer Phantasie, die für die Thongefäfskunst
Diclit nur diT Afrikaner charakteristisch ist, znm Teil wohl auf die geringe
Kunstbegaljuiig lien weihlichen Geschlecht» /.urücki'ührt, daä ja auf keinem
Gebiete der fireischafifeuden Kunst weder im Natur- noch im Kultorzustande
aidi mit dem miimliolMii m mesaen Tormag. Als TöpforiBoen. nennt ferner
Lieder die Frauen der Halma^; anf dar Nyasaa-InBel Lnkon» widmen
aieb ebenftlla die Frauen der Töpfwei*) nnd zwar nur in der Trockenzeit,
WM wohl ancli in anderen GegMiden ans naheliegenden Grflnden der Fall
aein wird.
An der Westküste Afrikas finden wir dieselben Verhältnisse. Die
Frauen töpfeni in Yorulju^i und in Diiliomeh hier allerdings, wie noch
zu er^vahueu sein wird^ nicht mehr ausschlieijBlich in der alten Form des
Hansbebiebes. Auch in Liberia iat die TSpüBrd Baebe der Weiber, aber atark
ira ROckgange, da die maaeenhafte Einftdur enropüacher eiaemer Kochtöpfe
den Eifer erlahmen ]afat.>t) Weibliehe Töpfer fend Cailli^ in Senegambieu"}
und Hecquard in Futa.'^) Im Hinterlande ron Togo blüht das Gewerbe in
bestimmten Orten, die in ihrer Nähe Thon und Lehmlager besitzen; in
solchen Ortschaften sind fast alle Weiber Töpferinnen, doch findet kein ge-
meinsamer Hetrieli statt und jede Frau brennt ihre Tliongefäfse für sich.")
Ausschiiefslich Frauen als Töpferinneu linden sich weiter in Kalabar'^); an
der Küste des Kongogebietes und am untern und mittem Kongo herrscht
ebenfalla die Frauentöpferei, doch kaaen Tereinaelte Angaben darauf acMiefaen,
dafe aieh hier «tollenweiae männliche T5pf«> finden.'^ Aach bei den Inin^
am Gabun bestanden dieadben Veihaltniaae, nur dafa hier die europiiaehe
Einfiilir sehou sehr zerstörend gewirkt hat,*")
Aus dem Innern Afrikas liegen mehrere Angaben vor. Weibliche Töpfer
sind bei den Baya im »Südosten Adanianns'") nnd hei den benachbarten
Yaunde*") beobachtet worden; die I raueti der Yaunde arbeiten iür <len eig-
nen üausbedart und verkaufen ihre Erzeuguisse nur ausnahmsweise. Ferner
nnd Bu erwähnen die Monbnttn am obem Ubangi-'), die Lnr und andere
Stimme am Albert Nyam»'*) und die Baaiba am Weatofer dea Viktorta-
Seea.**) Auch die Weiber der Baluba im südlichen Kongobecken fertigen
C) Stuhlmaiin S. 79. - 7) Lieder iu M. 1). S. X. S. 12H. - «) Maples iu ScotÜsh
(Jeograph. Magaxiuc 1888. S. 427. — *J) Burton, Al>eokuta ftud tlif Cumentons Mouii-
taiQ8 I. S. 164. — 10) Burton, A Missiun tu Üelele U. S. 171. - 11) Uflttikül'er,
Liberia II. S. SM. — 12) CaillU L S. 144. — IB} Heoqnard, B«jM nach Wertafrika. .
S. 242. — 14: Nach luündlicben Angaben de« llerru Missinnari Kiews in Bremen. Vergl.
auch Peter Hall in Mittb. Ucograpb. ilea. Jenu. VU[. 8. 114. — lo) Goldie in Boottisb
Oeogr. Mag. im. 8. 381. — Iß) Lemaire, Africatnes. S. — 17) Johniton, Der
Kongo. 8. 88S. Ton mBinUdien TOpfem ^feehea Deitraiv (Bull. Soc, Boy. Beige de
Geogr IKin, S 199) und Musui (8 Toi, der inni' Anekdote über einen Töpfer vom
Markte zu Kiiui>e«e enciUiit — Itij Leux, bki%ten aua Weatafnka. 67. — 19) Cloxel,
Le« Bayaa. 8. U. — SO) Zenker in If. D. 8. Vm. 8. «8. — 81) Sehweinfnrth
in Z. f. E. 187S. S. 8. — 88) Emia 8. tW. 8tttlilM»nn 8. 687. — 8S) Stuhlmann
8. 782.
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16
I. ABaunnauiMO twiMsu nsv Mioaii GssonuMvntM.
üioiigeföbe^), und Cameron beobachtet daeaelbe in Eisungi.^^j Bei dem
StSmmeii mn obem Nil eclieuit ^ Töpferei eben&Ua noeh guis ein Monopol
der Frauen au sein; beetimmte Zengniaae liegen Tor von den Boi^*')^ den
Djor-^;, deu Bari**), deu Schuli*') und den Latuka.**;
In Südafrika ist die Töpferei, w« sie geübt wird auch Sache der Frauen;
die Angfibpn Fritschs üIxt Kafferu untl Hetschuaneii lassen das weuigsteus
vermuteu, und mit Sicherlieit sind Töpterumeu bei deu Aiaiepa, deu Basuto
und deu Bokalia in Transvaal nachzuweisen.^') Barruw versichert guuz all-
gemein, daJa bei den Kafferu die Töpferei denFranesi anfallt. '-j Von deu Xusa-
kaffem bericbtet Kropf, ddä es hier Töpferinnen und Korbmadierinnen gebe;
daa Korbmachen Teratandm fiwt alle Frau^ die Töpferei aber nur einige.^)
Nach Serpa Pinto müssen sich unter deu Menschenopfern, die in Bihe zu be-
atinunten SSeiten dar^tLraeht werden, eine Tüpferin uud eine KorbHechterin
befinden, was diirauf schliefsen Iii Ist. dafs auch hif>r schon eine berufsmiilsi^
Ausübung sUtttiudet.^*) Bei di-u Harotse tiiptem ausschlieffilich die Kraut'ii.
Da ihm Weib einmal mit der li^diandluii^ d«*« Thones vertraut ist, werden
ihm auch andere iu dieses Gebiet talieude Arbeiteu Uberlassen, so vor allem
die HeretoUnng odMr Dichtaug der IbnswSiide, eofem dieee aus Lehm er-
rietet oder damit bekleidet werden. Ale eine Vorstufe dieeor Thatigkeit
kann es gelten, wenn in der Gegoid von Tete am untern Sambesi die Körbe
TOD den Männern geflochten, von den Kniueu aber mit L«>hm gedichtet
we]:den, denn auch die Ilauswäude bestehen ja meist aus Flechtwerk. ^'^ ) Bei
den Betsclmanen und Sulu holen und knot«"n die Frauen den Thon zum Haus-
bau. sU'llt'U deu Fulsboden der Hütte lier und vem'hmien'U die aus Fsu'h-
werk erbauten Wände"';; dieselU^ Tiiätigkeit entialtea sie hei den Basutn-''')
und deu Barouga.^") Bei den Xosa fertigen die Männer die Latten und
ateeken sie in die Erde, die Franen binden sie xnsammen und beetreiclien
das Hau mit einer Miedinng von Erde und Knhdflnger.^") Ans den 6e-
bietm »wischen Nyassa und Tauganyika berichtet WalJace, dab der Ihue-
bau mit Ausnahme der Lehmarbeit, die von deu Frauen besorgt wird, Sache
der Männer ist.^') Die Männer d*M" Lur richten die Hütte auf, aber das Dichten
der Wäi)de ist dann die Aufgabe (!•■;• Krnnen.'-) Hi'i tlfii Massai Itfkltndon
Weiber^.^ie Tembebauteu mit Lehw^'^j, uud ebenso schallen sie bei deu Baluba
24; i'ogge in JUitteil. der MrikauittcbüU GcemUscbatl IV. 262. - 25^ l'umcron,
Qo«r doRili Afrika I. S. 249. — S6) Heuglin in K. M. B. 18ti6. ^H. 16.) S. 5. —
i ' \ 'nt'iirtli, bn Her/Hn von Al'rika I. 8.231. 2Hi JepliHon u. .^tuiiloy,
' , 'tu -ii S. 228. ~- 2«) Kiuiii .S. 26G. - ;tij; .Stulilmanu S. 7»2. 31) 6ch\ö-
«.AUti in Vfc.-bandl. d. Berliner Qc»eUäcü. f. Anthrop. S. «9. — 42) Harrow, Travel«
in Sontlieni Afrika L ü. «07. — 33) MiU. d. Qeogr. Ge». Jena. X. S. 19. — 34) Serpa
Pinto, Wanderung quer diin.Ii Afrika I S lOl 35 1 nertrand, Au pavK des Hii-
Küt^i. b. äU2. — ÜQ) Gu>ot iu bull. iSoc. Ucogr. de l'Ksi. I»«i4. ä. 611. — 3<> Frituck,
Die Eingebomen SüdafrikM, 8. 189. IH«. — 38) Kndamann in Z. f. £. 1m74. B. »4. —
39; .Inn Oll S. 221. — 40) Kropf in Mitt. d. Öeogr. Gcb. Jeoa IX. S. 7. Sic fei1ijrt-u
aucb ileu LehmfiiW < iU'u , vorgl. .Icanueret in Bull. Soc. Neuchut»'!. de Geotfr. \ III.
S. 129. — 41/ (ieugrupbical Journal .XIII. 1HU9. S. 60i>. — 4i) 8tubluiaun üld. —
43) Bftumana, Durch MiMflailaDd sur Nilquelle. S. 172.
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t. TöPTBKM.
17
den Lehm zum Hausbau herbei.^) VoUig als Fnmeiiarbeit scheint der
Uütteubau bei den Herer« enttvickelt zn sein. *'*)
Vereinzelt steht die Nachricht, dafs die Frauen der (ioldlcflste auch Fi-
guren aus Thun modellieren^*); es entspricht diese künstlerische Thlitigkeit
sonst nicht den Neigungen des weiblichen Geschlechtes. Die aus Thon her-
geiteUten ^efeuehe", die nidil selten TorkonuneDi sind meut adkent roh
geerbeitet und halten keinen Yeigleieh mit den hökemen QStter- und
Goietsrflgiiren aus. Dafs bei den Beisdmanen die Kinder, die in ihren
ersten Lebensjahren uaturgemä£s die Besehiftagnngeu der Mutter beobaclittui
und nachahmen, sich thftaerne ftinderfigiumi als Spielzeug fertigoi, erwähnt
Hartmann. ■•^)
Wenden wir uns mmniphr 7,nr Töpferei der Männer, die in Afrikii
ebeuiails vertreten ist, so ist vor aiieni, uucii ehe wir ein geographisches Bild
der TerbSltnisBe «i gewinnen «neben, nadi Übergungsformen su forschen,
die die Umwandlung dar Frauentii&tigkeit in eine solche der Hinner tw-
stSndlidh maehen; es werden demnach die FSUe besonders wichtig sein, wo
das Gewerbe gleichzeitig von Männern und Weibern ausgeübt wird, da sieh
dann vielleieht crgiebt, welcher Zweig der TdpÜBrei dem männlichen Qe-
selileclite «^o Tnnn^tv!, dals es seine Abneigong geg^ Weiberarbeit zu über^
winden vermochte.
Die Verbältnisse in Kamerun, wo l)eide Geschlechter t5pfeni und das
Anhäufen einer üburtriebeu grolseu Menge vuu Gefüi'seu in den Uäus':rn
ttblich ist^"), geben keinen Anfimdilafs. Dagegen indei ikdi in ialibmoh«i
andern Gebieten die lehrreiche Eredietnuug; dafo swar die Fnmen alles tiiS-
neme Haus- und Kflehengetfit henustellen pflegen, die M Saner ab» ihre ge-
liebten Tliui^pfeifeu, aus denen sie den selbst gebauten oder von auTsen ein-
gefUhrten Tabak schmauchen, selbst anfertigen; es entspricht ganz dieser
Thatsnt lie, d.ifs ^'erade die Pfeifenköpfo nntor uüen afrikanischen Thonwaren
um kimatreielisten ausgeführt und am pliantasievDÜsten geformt und verziert,
zu sein pflegen. So findet sich denn vielfach und vielleicht noch häufiger,
als die vorhandenen Zeugnisse vermuten hissen, ein kleines Thonpfeifeu-
gewerbe der MSuner neben der noch immer in den Händen der Weiber be-
findlichen Töpferei im eigentlidien Sinne des Wortes. Hier und ^| Tritd
ausdrücklich als Besonderheit «rwShnl^ dab die Frauen auch die Thou|»u»il«n
fertigen, so bei den Lur^") und in Asehanti.^) In den Händen der Männer
liegt dagegen die Pl'eit'entöpferei bei den Yaunde im Hinterland von Kr • *
und zwar sind e.s die jungen Leute, die sich dieser Beschäftigung \p i
Die prachtvollen Pfeiteiiköpfe der l)enaelibiirteii Hali''-), die neufKrdings in <•
Menge in die deutschen Museen gelaugt sind, lassen wenigstens > vermuten,
44) Pogge ia Mitt. d. AfHk. OcidlMh. IT. S. 86«. — M) Galtoa, Beridtt eia» ,
PofHchfra im tropischen Sildafrika. S. 109. — 46) CruielcBhaiik, Ein IHjühriger Auf
enthalt an der Goldküst«. S. 281. — 47) Verb, der Berliner Qe«. f. Authropolugiu IX.
8. 457. — 48) BucliQer, Kamerun. S. 41. — 49) Bmin 8, 148. — fiO) Bamseyer u,
KQhne, Vier Jahre ia Aaante. 8. 271. — 51) Zenker in M. D. S. Vm. 8. OS. — 5<) Veigl.
», Luachaii, H- ittfigp zur Völkerkunde. 8.54.
Sehurlx, Usb »frikiiuUcbu U«warbp. li
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I. AMmTSTsamo smiemot oxv minnr Gswubcrtimi.
dafil liier niehl nur HSiiner die Yerfertiger sind, eondeni daTs sogur be-
Bondors geediickte Pendniidikeitai die Pfeifen berafBmifBig henteUen. Aadi
bei den Laiuka im obern Nilgebiet ist die Pfeifentöpferei Sache der Männer."*)
In Ostafrika scheinen vielfach dieselben Verhältnisse zu herrschen, so unter
den Uferbewohuern des Albert-Nyanza, bei den Basiba am Viktoria .See und
in ganz ünyamwesi.'^*) In Teto stallen die Wrihci nur Korhtüpfe her, die
Männer Pfeifen und daneben plumpe Tassen, div sie an tlit- Europäer ver-
iiandeln. "*') Die senegambischen Töpfer scheinen noch mit Vorliebe Pfeifen-
köpfe zu fertigen, während wahrscheinlich ein Teil des gewöhnlichen Thon
geeehim von den Fraaen heigeetellt wird.^ Verg^iehaweiae mag angeftthrt
sein, dab audi bei den Hnronra in Nordamerika und ebenso wohl bei den
andern TiHlianerstammen die Pfeifen von den Männern angefertigt wurden.''^
Es ist liet Merkenswert, wie aucb sonst gelegentlich der Tabak die VeranlaMmiS^
ist, dal's die Mänrior m<*h mit Wfihfnirlx'it bpfassen. Bei den Bamni^a waren
die Tabnksfj'lder die erstrn T^unilstücke, die von den Männern eiireiiliändig
bebaut wurden, bis sieb U{u:li und nach die Herren (l(>r Si-li(l])t'ung da/u ver-
standen, auch den gewühulicheu Ackerfeldern ihre Thiitigkeit zu widmen.'*)
Durch die Pfeifentöpferei tat eine Brficke geschaffen, die allmihlieh die
MSnner aom eigentliehra T^forgewerbe hinflberleitet, wie das ja in Kamerun
und vielleicht auch an der LoangokOste geschehen ist. Dab die Umbildung
l^genwärtig bei den meisten Stammen noch keinen grofsen Fortschritt ge-
macht hat, erklärt sich hun dem verhältnismäfsig sjiäten Begitm des Um-
schwungs, <ler ja erst damals einsetzen konnte, als nach der Eut<l('('knng
Amerikas die Tabak])flan7,e tiac-li Afrika kam und ihren Triumph?,«^ »hirch
den Erdteil antrat. Wenn wir aber in Afrika (itlueie linden, in denen die
Töpferei ausschlielslich von Männern betrieben wird, so dürfen wir wolil von
Tomherein revmuteny dafs m diesen Fallen nicht erst die Pfeifentöpferei der
Ifännerarbeit Bahn gebrochen hat, sondern dafs hier KnltnreinflQsse von
anfsen hereingetr^en worden sind. Diese Vermutung wird ftst zur Gewüs-
heit, wenn wir die Lage der betreffenden (iebiete ins Auge fassen. Es handelt
sich in der Hauptsache einmal um Teile des von anfsen her seit lange l>c-
einflnfsten Sudans, und zweitons um die Wabuniastaaten Uganda und Unyoro
im Bereiche der gi'ofsen Seen, deren henselipndf Bevf>lke»-tin<;, die VValiuina,
"ing mit den liamitischen Völkern Ostafrika» uiui iuHhesondere mit den (ialla
isammcnhaugt. Bei den Galla aber und ihren Nachbarvölkern ist die Töpferei
4n Gewerbe der Männer, das am eifrigsten in Harrar und Schon betrieben
wird, wo eich ein ansgeaeichneter Töpferton flndei'^)
Die von den Wagandatöpfera hergestellten Thonwaren, unter denen sich
natürlich ebenfalls Pfeifeuköpfe finden, werden wegen ifana' Sdiönheit und
Sauberkeit sehr gerühmt*'*') und sind, da sie in grofsen Ma.ssen hergestellt
werden, aulserordentUch billig. Die Töpferarbeiten der Wanyoro, die eben-
6S) Euin S. S28. — 44) Sta1llin»nn S. 79. 17(. fi87. 722. ^r>} V. Cniyot in
hxiW. Hoc. G^ogr, de l'Est. 1884. S fill. - 56) Khrmanii, N.-uente Kiunle von AtVikii 1
S. 33i>. — Ö7J Parkmau, Die JeMuiU'u in Nordauierika. S, H». ■— wS; Juuud S. 107. -
59) Paulitxclike L 8, ses8. eu) StuhliDaiin H. 176. — Ol) Ausland 8. 0.
t. TdPvmin. — !■ Sv Fi«:RTini, SFnarani, Wi
19
fiills ausschliefslich von Miinnt'i'ii gefertigt werden, können sieli mit denen
der Wagauda üiclit messen, ^-j Nach dem Nilgebiete 7Ai schneidet die Grenze
der Männertöpferei ziemlich scharf mit dem zweiten Grade nördlicher Breite
und dem Somenetflnaae ftb.'*) Kartqgraphüeh dufgestdlt wQxde «ich die
Zone, in der die Tdf^rei ale Gewerbe der lifibiiiMr betrieben inrd, zungen-
förmig Ton Abeennien her bis in die nördliehen Wahnmaelasten ersbecken.
Im Sudan fehlt eine Abgrenzung dieser Art, \ ielmelir schainea eich Bier
die verschiedenen Zonen ziemlieh wirr durcheinander zu schieben. Bis Feesan
im Norden dehnt sich hier das Reich der Weibertöpferei aus*^*), dafür aber
ist es im Süden mehrtnch durch brotrhen, so in Bormi, wn der Töpfer
(Ngema) mit seiner Ware als stehende Figur auf den Märkten erscheint*^'),
in Garua^j und stellenweise im Hinterlande von Senegambieu. In den
Hanlaafiadem adieinra dagegen die Frauen meiak das Monopol der Töpferei
xtt bdumpten*'), 'wihraid in Shendj am Nü daa Gewerbe in den Händen
dttr lObmer iat.**) In Adunftoa beteiligen sidi meiafc beide QeacUecbfcer au
dm Herrtellung von Thon waren"), in Futa überwiegt die Frauenarbeit™)
Die sporadische Männerttipferei am untern Kongo ist schon erwähnt.
In Ostafrika ist es wohl auch auf den Eintiuls der Araber oder der
Hamiton zurückzuführen, wenn sich Itei den Wambngwe ein besonderer Stand
von männlichen Töpfern ausgebildet hat''^; die Werkst iitte eines solchen Dorf-
töpfers, der mit sämtlichen Bewobuem der Siedelung die Flucht ei-gritfen
hatte, konnte Stnhhnann genauer beaichtigen.^=^
Ea aind alao, um ea an wiederholen, swd ünau^ien, die den Wideav
willen der Männer gegen das Weibergewerbe der Topferei überwinden, ein-
mal die Pfeifentöpferei, die an den verschiedenaten Punkten ihren JBinfluls
gellend macht, aber zu kurze Zeit wirkt, um in die alten Anschannngen
gründlich Bresche zn legen, und anderseits das Beispiel des Handwerker-
standes hülier kultivierter Völker, das erat in den iiandgebieteu der uigri-
tischen Welt zu wirken begonnen hat
3. Flechten, Spiiiuen, Weben.
Daa Flechten bi^aaroer Zweige oder Halme zu Matten lind Körben,
Sebftaaeln und Netzen scheint so recht ein Gescliäft der Weiber zu sein, und
wer mit logi*<clicn Sdildrisen statt mit den gegebenen Tliatsachen arbeite-
mag, der wird leiclit nacliweisea können, wie die Frauen Ixim Einsamnieii. -
von Früchten und Knulleu zuerst zum Korbflechten gedrüugt wurden, oder
wie sie, anfangs vielleicht aus Spielerei, das wirre Gras oder Stroh der Lager
at&tte an aierUehen Hatten umzuformen h^imen, bia aie dann au höherer
C2) Em In in P. M. 1879. S. 35»2. — 63) Emin S. 26«. — ti4) Kohlfs in V. M. E.
1K72. (;J4.) .S. 57 — S.S. I. S t!?') fifi Passarge, Admuuua. S. 8«. — «7) Hohlts
in P. M. E. 1S72. S. ö7. 6«) Burckhardt, lieiaen ia Nubiun. S. 4üi4. — 61») Taasarge,
Adaatuuia. S. 488. — 76) M. B. Noviot in Bull. 8oe. G^ogr. d'Anven 1886. 8. Stl.
Milnnlicb« Tupfer in Baul«! erwähnt Pobequiu in Bull, Sf.r Gt^ogr. Paria I8OT. S.Sil. —
71) Baumaou, i>arch Mossailand. ä. 184. — 72) ätuhlmann ä. 681.
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Technik und «ndlidi cur Kumt der Weberei i^elangien. Die tiuitrikiilidiiai
VerldltniBse, wenigstens soweit wir sie in Afrika beobaohtoa kfinno^ deuten
nicht auf eine ao einfache Entwi(Atog hin. An sieh hat ^ der Mann, der
tifih mit Jagd und Fischfang ])eächäftigli^ Tielleidit ebensoviel Grund als die
Frau, sich Gefafs©, Körbe und Neiae zu fertif^en, und er hat überdies, was
sehr in Betracht komtTit, im allgpmpinpn mehr Ztn't, kleine teclinische Ge-
schicklichkeiten zu ertiiidi ii uiul iius/ubilclou, ai» «las mit Arbeiten meist Uber-
lastete Weib. Welchem üesclilechte uuii thatsächlicli die Erfindung der Fleeht-
kumt zu danken ist, läfst sieh mit Hülfe des afrikanischen Materials nicht
nadiweieen, eher erhalten wir den Eindrack, dab BnnKchst von einer ArbeitB-
teilnng awisehen beiden Geeehleehtem auf diesem Oebiete nicht die Bede ge-
weseai ist, und dafs sich, wenn wir jetzt doch Ticl&eh eine solche Arbeite-
teilnng erblicken, die Verhältnisse erst tiaehtrSglieh und in lokal Terschiedener
Weise in diesem Sinne entwickelt haben.
.Itiletifalls p^ebührt den Männern ein grofser Anteil an der gesamten ge-
werbiichcMi Tliiitigkeit, deren Ausgangspunkt die Flechtkunst ist. Al>«?«"<eben
Vüm Fischfang, der ja in der Hauptsache Männcrarbeit und überall eng mit
dem Flechten Ton Netzen, Keulsen nnd Körben rerbanden ist, scheint der
Bau der HSuser, der ebenfalls meist von den Mbmem mit oder ohne Bei-
hülfe der Frauen ausgelBhrt wird, des siftrkere Qeschleebt aur Auabildung
der Flechtkunst gedrängt zu haben, da im gröfsten Teile AMkas die Häuser
aus Zweigen oder Halmen geflochten werden.^) Auch dort, wo die Weiber
dip Hauptarbeit beim Bau zu leisten hulicn, ist das fcintMo FloehttMi docli
iininer Sache der Männer. Bei den Amasos» schatlt dt-r Mann zimiklist )iur
die stärkeren Hölzer zum Bau herbei nnd hilft auch vielleicht bei ihn i Auf-
richtung. „Die ganze übrige Arbeit," sagt i'ritscli „d. h. das Ferngmacheu
des korbartigen Gerflstes der Hfitte, das Ausfallen der Zwischenräume nüt
Strohflechtwerk, die Anlage des Lehmfufsbodens und der napfförmigen Feuer-
stelle mit niedriger IJmwallung von Lehm wird der Frau zugeschoben. Nur
die Thflr der Hfitte, ein flacher Deckel von KorbgoHecht, wird wiederum von
dem Manne angefertigt, weil das kunstgemä Ist» Flechten überhaupt
dem mannliclifn (»cMclt Ipclitc '/nkoninit." Audi Ihm di ti I?aroncrn rr-
scheinen die MäiiDfi- als 'l'liürtlri-liti'r/*) Dif Sitte, der Krau fast du: m<aiiiie
Bauthäligkeit /,u übtnlasÄSen, .sidieint allgeuuMii Hüdwärts vom Sambesi zu lierr-
schen'), obwohl z. B. bei den Basuto in Transvaal die Arbeit der Männer
** sdion sürker hervortritt, da von ihnen auch der Dachstuhl erbaut und ge-
deckt wird.*) Im flbrigen Afrika ist es dagi^n nur die Vertrautheit der
Weiber mit der Lehmarbeit, die sie eis wichtige Teilnehmer am Hausbau
erscheinen läfst, und vielfach haben sie Überhaupt nichts damit zu thun.
„Männer und Frauen," sagt Pogge von den Baluba*), „teilen sich bei dein
Bau eines Uauaea derart in die Arbeit^ dai's erstere das Holz dazu fällen und
1) Vergl. «luniljor H. Frobenini, Afrikanücbe Bautjpen. — 2i FritHcli, Die Eia-
g»>l»oni<'it Sfidafrikuj«. 8, H7. IiiiumI S '-"il Ii Holut), Vtm «Ut ( iii)Bta<lt ins
Laud der Muscbukuliuube II. .S. 17h. - !">. Kndf inauu i. Z. t. Iv Itili. ä. aü. Eljeiujo bei
den Barongft (Juuod 8. 319). — 6) Togg*- i. Hitt. d. Afrikaa. tioBellsch.. IV. S. 3ö8.
L. kj, i^cd by Google
S. Funnmoi, Shiiiimt, Wbbbii.
21
fttr die Zwedce d«8 Baues bearbeiten und Bchliefelieh auch das Dadi aufaelaMm,
wSihreiid die Frauen den Lehm zum Bau herbntragen, womit die ans Soihilf
bestehenden l/Hblde innen und aufsen beworfen werden.^ In U^^da iat der
Bau der Häuser ausschlicfslich Männersache^), ebenso bei dem Wasiba") und
den Lur. ^) Mit Vorliebe wird (hv ITa\is]).ixi a!s prpTneinsam<» Arbeit aller
Männer aus<fe führt, wii' bei den B-iya"^i xwd besonders im norrlriytlichen
Afrika, wo nllertlin^rs auth die Fratioi wieder lierangeiiogen werden. „Der
Hausbau/' »agi Paulitächke'*) von den Galla, geschieht bei ihnen gemein-
sdiaftlich, das iat unter Mitwirkung aller Nachbarn, ja selbst sugereister
Fremder. Die Männer bäum die Wände, die Fraueo ontersttltEt Ton MSnnem
gleichseitig ganz separat das Dach." Wo sich ein Gewerbe aus dem Haus-
bau gebildet hat, wie bei den M'bochis am unt< rn Alima**) oder vielfach im
Sudan, liegt e» auHschliefslick in den Händen Ton Männern. Dachfleohter im
UauTsaliiiule erwäbT^t Rtjuidin<;er.
Was nun die ieuiere Flechtliuiist anbelangt, die die Ilerntellung' von
allerlei Hausgerät zum Zweeke hat, ho scheint der Anteil des niännlichen
Ge8chlechtc8 zu überwiegen, namentlich bei der Eorbflediterei, während sich
diat Anfertigung rem. Matlwn die Frauen mindMitens ebenso emsig widmen
wie die Männer. Dabei ist in vielen FUlen eine Arbeitsteilung zwisehen den
Gesdileehtem mehr oder weniger streng durchgefilhrt, ob sie aber prim&rer
oder sekundärer Art ist, läl'st sich schwer entscheiden. Dal's sich Männer
und Weiber unterschiedslos am Flechten beteiligen, kommt iiocli am häufigsten
in Südafrika vor, so bei den Hottentotten, wo aber die Frauenarbeit Über-
wiest"), oder tiei den Basuto in TrRHHvaal. Eine andre Zone dieser Art
scheint in der Umgebung dei Xilquelieu zu liegen. Bei den Latuka im obern
Nilgebiet scheinen die Ehegatten gemdnsum dm Flechtarbeit obzuliegen und
die Ergebnisse an benachbarte Stämme zu Terhandeln**); auch die Monbuttu
betreiben die Flechtkunst ohne Unterschied der Gesehlediter*'), und bei den
Lur machen zwar meist die Männer Körbe^ aber die Frauen -^ind von dieser
Arbeit nicht aufgeschlossen.^") In Ussiba endlich wird di** Korbniacherei
unterschiedslos von beiden Gescblecbterii , aber niebt als bestininiter Beruf
geübt, und in Ussukuma beteiligen »ich ebenialls Männer und Frauen zugleich
an der Flechtarbeit.**)
Am oberen Sambesi ist dagegen die Arbeitsteilung durchgeführt, aller"
dinge nicht flberaU in gleidber Weise. |,Wahrend es bei den anderen Gan-
gneilft^iftnimen'', schreibt Serpa Pinto *X ,^itte ist» dafs die Frauen die Eörbe^
die Ifinmer die Matten anfer%en, ist in Eanzunba das ümgekehrte der Ge-
brauch." WeiblidLe Korbflechter, die Cyptiagtas für ihre Arbeiten benutaen.
7) Emin i P M 1x79. S. .S92. — 8) H. rmann i M P S. VII. S. 57. — 9) Emin
8.148. — 10) Cloxel, Lea Bayas. S. 16 — ii) I'aulitBchke I. S. 128. — 12) Payeur-
Didetot Tl. fl. «17. — 18) H. H. 8. «99. — 14) Kolbens Reise an daa Vorgc-biirge der
guhn ITüfTnuiifj S -)i > — ir/ Euderaann i. Z. f. E. 1874. S. 24. — 16) Stuhlmann
S. 792. — 17} Schweinfurth, Im Herzen von Afrika II. S. üft. Z f K 1«73. S. 8. —
18) Stuhlmann S. 514. — 19) Kollmaan, Der Kordweeten unsrcr ostafrikanischea
Xotoaie, B, 71. 118. — SO) 8erpa Fintos Wanderung quer durch Afinka L 8. Vli.
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22
J. AaBBITüTtaUlKK ZWInniEn DRS BEIDKN GKlKinLKCHTEUK.
findeu sich auch hei den Kaffeni.*') In Uganda, wo die Männer iui ühngen
ungemein zahlreiche Gewerbe betreiben, ist gerade das Korbflechten eine
Thätifikoit der Woiber.**) Im ganzen treten Männer als Korbmaeher viel
häufiger a\it' wie iils Mattenflochter. Als besonder» <roHL'liickto Korbmacher
werden die Maniier der Matabele gerühmt, die sich im Marutsereich nieder-
gelassen hatten ^^); bei den Baronga im Gebiete der Delagoabei ist da« Kurb-
flechten anssdilierslicli dm Miamern Torbehalteu -'), ebenso bei denMakalkk».^)
In ünyamweM fleehton die Hamier aus Gras KOrbe und Uatteu.**) Auch
im Sndui sdieint die Korbmacberei allgemein vom miimliehen Gesohlecht
ansgeübt zu werdm, allerdings mit Ausnahme von Bambuk, wo das Flechten
von Matten, KfJrben und Mfltzen ganz in den Hiiiuleii der Weiber lievrt*'),
ebenso ist bei den Sc-hir am obem Nil alles Flechten, aueli das der Körbe,
Frauenarbeit und fast eijie kleine Industrie zu nennen.**) Da die Ilüliucr-
zuchi meist deu Frauen zugehört, ist es sehr natürlich, dals sie am untern
Kongo die HtOmarkSrbe iledilen und daduroh wohl ttbabanpi aar Korb-
maeherei veranlafiife werden.") Bei den N'Komis an der Küste Ton Gabun
bleibt alle flecbtaibeit den Frauen aberkuMen.**^
Mattenflechten als Mannerarbeit kommt in der Hauptsache nur in dm
kultivierteren Gebieten Afrikas toTj wo es dann in den Städten meist zum
wirklichen Berufe geworden ist, so zu Garo-n-Bautschi im Haufsalaiide^' i, in
Kukn^'!, in den Handelsorten des Togolandes'') und in Adamaua. ^^j Auch
bei den Galla finden sich gewerbsmüfsige Flechter.*''') Ein auswbliefsliches
Gewerbe der Männer ist aber auch in diesen Teilen Athkas das Maitc-nÜechteu
niebt ttberaU, wie das eben ervriUmte Beispiel BambnlES und Sliere Nadi-
richten aus Senei^bien*^ beweisen; selbst in Mursok werden Matten, Sbricke
und Sftoke von den Frauen gefStttigt*'), und auch in Abessinien herrsehen
Sbnliebe Verhältnisse.'*) In Sansibar und auch bei den Somali fleeht<?n i beiifalls
die Weiber Matten."*) über da.s weniger von ! r Kultur beeinflufste Afrika
fehlen leider penanere Angaben fast gan?., doi li \\ urden z, H. bei den Mpongwe
aTii Gabun die Matten von den Weibern bergestellt.*") Au:^ Mada^iaskar wird
berichtet, dafs dort das Mattenflechten und selbst die Korbuiacherei Sache
der Frauen ist**) Von mauulicheu Mattenflechteru und Korbmachern meldet
dagegen Wallace von den S^onmen im Nordwesten des Nyassa-Sees.^*)
21) Barrow, TravelB in Southern Afrika I. 8. 204. — S2) Stnhlmann K. ik2. _
28; Holiib, Kulturskizze de« Manitse-Mumbunda-Itpicht-K. S. 87. — 24} .lunod S. 226. —
2ö) Maucb i. P, M. E. IbU. S. 42. — 2tt> ÖtuhlmaBn S. 7». 27) tJolberrj, KeLsc
durch da« westtiehe Afrika. 8. 858. — 28) Marno, Reise in die ü^yptiincfae Aeqoatorial-
provinz. S. 60. — 29) Johnston, Der Kongo. S. Sh.i — .•(0) A. Foröt i. Boll. Boe.
(Jeogr. Paris 189?*. 322. Auch Fiideu und Schnüre werden hier von Frauen ver-
fertigt. — 31; Uoblfs i. r, M.E. l»7a. S.ö7. — 32) S. S, I. S. ti23. — 3.H) Kloae i. AI.
D. S. IX. 8. 205. — 84) Pnsaar^e, Adamaua. S. 468. 488. — 86) PaolitBchk« I.
S. i;JG. — .'{ßj Khrniunn, Neuente Knude von Afrika T. 8.885. — H7. S S. I. S. 4.'»7.
Rohlfs i P. M. E. 1872. S. 57. — SHi v. Heuglin. Reise nach AbcHsinicn. .S it;* —
39) V. d, Decken, Kcisph in Ostafnka H. S. 2S»8. 326. — 40} Burton, Two tnps to
Gorilla land L S. 164. — 41) Sibree, Madagaakar. S. 218. 894. — 42) Q«ograi»hieal
Joamal XHI. S. 601.
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3. Whwtmai» SnmMn, Wraw.
28
Im gamesn darf man Bagon, dafs in dw Fleehtkttnrt ebenso wit» in fielen
andern Fertigkeiten eine Arbeitsteilung angestrebt wird, und dafs aadl
dort, wo beide Qeedlilechter die Thifcigkeit ausObeu, eine gewisse Neigung
vorhanden ist. wenigstens dpn einen oder den andern Zweig des rJtnvorltt'S
einem der beiden (ifsdilt-chtor voi/m behalten. Der (inind Vuyt wohl in jeiu'r
doppelten Wirtschaft '-^ i, die das Li'bi>n der meisten XaturvolktT charakteri
siert oder docli in ilnreu Nachklängen bei ihnen noch wirksam ist, und die
sieh unter dm Negern in ausgepr^ter Fom a. B. noeh 1>ei den Scmgo
indei^), und fiberltanpt am nntem Kaaigo, wo das VermSgen dee Mannes
ToUetlndig nm dem der Fkrau getrennt iat und der Gatte flellwt die Hohner
und Eier b{?aihlen mufs, die ihm sein Weib liefert.**)
Aus der Betrachtung der Flechtkuust ergiebt sich schon, dafs wahr-
scheinlich auch ihre höhere Entwicklungsstufe, die Weberei, bald in dtit
Händen des einen, buhl in denen des andern Geschlecht«« ruhen wird, und
es liifst sich, da g(>rade das ieine Flechten oft den Männern zukommt, sogar
▼ermuten, dals auch bei der Weberei das nuinnlicbe Geschlecht starker be-
teiligt sein wird als das weibliche. Doreh die Thatsaclmi wird diese Vor*
auisetaung im ganaen bestätigt^ obwohl immerhin eine Reihe von fUlen
naehxttweisen ist, in denen die Frauen eutwe<ler die Weberei ausschlielalieh
ausüben oder sich doch an ihr beteiligen. Bei den Bakulxi herr.stht die be-
sondere Art (h'r Arheitsteiinni;, (lafs die Männer die groben, die Frauen die
feineren Stotie aus IJaphiafasern fertigen.**) Wo iiaumwolle gebaut wirrl.
liegt d«'n Frauen in der Kegel die \'()rarln'it den Spinnens ob, was sieii wohl
geuQgeud au» dem Umstände erklärt, daiä der Baumwollbau wie alier andre
Feldbau sum grölsten 1!eil Weiberarbeit ist, und dafs sieh ihm die erste Zu-
riehttuig des Rohmaterials entsprechmd anschlieM.") In Adamana spinnen
freilich aueh die Männer^ ebenso b« den Wafipa'*) und bei d«i Stammen
swischeu Ul)angi und Schari^), aber in Euka sah NaehtigaP') und in (iaro-
n-Bautschi Hohlfs^^) nur die Weiber spiimen, und ebenso spinnen bei den
Mmidingos die Weiber, wahrend die ^fänner weben.*') Dassellie wird ans
Sierra Leone berichtet, •^*) In den iiaufsalandeni ist das »Spinnen eine be
liebte Nebenbeschäftigung der Hökerinnen.''') Auch bei den Galla ist das
Bereiteji der Baumwolle Hache der Frauen.^) Im Togidande Mpianen diu
Franen die ^nmwolle, die dann von den Minnem verwebt wird"), in
IS V.'i-;:!. durfiWr Bücher, Die Wirtschaft der Naturvölker. S. 23. Hntj<tchun;r
der \ nlk^wirtschuft. S. 36. Lippert, Kulturgcscliicht/C II. — 44 Pogge. Im In-
des Muula Jamwo. S. 40. — 4ö) Lcuiairc, Africaiuc«. S. 215. 227. - 46) Wis.-iniHnn,
Wolf und Mncllor, Im Inaern Afrika«. S.«iS. — 47) a.a.O. 8.llf). — 48) Pa«s»rge,
Adaniuiia. S. 42. — 41» L. A. Wallaee iii (iinpraphical Journal XIII. S. 013. —
60) Weiitil i. Conipt. rend. Socicte (ieogr. Paris ixti«. S. 432. — bl) ü, Ü. I. Ö. 623. —
6S) liolilfä iu P. M. K. a. 67. — 68) Auderson, Narrative of a Joume^ to
HiMardu. 8. 56. 79. Skisse der l^eeltuiigen und .Niederlassungeu der Europäer in W.-
und N. -Afrika. S. 211. — 54) J. MaKhow-;. Uvho nach Sierra Leone. 8 ini IK». _
66; ü. U. 6. 580. — öl>) PaalitBchkc I. ä. — 57; M. D. Ü. VI. 271. IJora-
berger ia F. H. tfWI. 8. 61. Dtveb miadliche Angaben de« Hen» llinioaMrit Ficts
beitfttigi.
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24
T. AnBETTSTKiLnitt xiTiicinm not mtDER GnCBuic*TBwt.
Liberia ist das Pflanzen. Erntfü und Spinnen ilci- Binmiwollo die AuFj^ahp
der Weiher, das Weben die dvv Männer"^), und auch in Si'tK'^anihicii und
ain obfTii Nigt r fällt das Spinnen den Franon ■/m.-'-') Almlkha Vcrhältuisse
herrschen in Yoruba, wo sich die Weiber der gesamten Bearbeitung der
Bolibaninwolle iuitenadheii.*°) Am l^mganjika dagegen besorgen die FVanen
nur dM Auapflfldten der Samenkapseln and die Männer spinnen selbst das
Garn, das sie fSr ilire Oenrebe braudien.**) In Wadai seheinen die Manner
sogar die gesainte Bearbeitung der Baumwolle zn ttbemelunen. „Tier Haus
herr," schreibt Nachtigal aus dem Dorfe »Snrl>n*''\ ,,war eigentlich ein Schrift-
gelohrtt r, beschäftigte sich aber mit der IJcarhcitiincr von Baumwolle, wie
denn überhaupt die Männer in Wadai auf «lern ötfiiitliehe.n Platze sowohl
als in ihren Wohnungen fast stets Baumwolle spiudeiu, Teqäqi weben oder
die rohe Baumwolle bis zum Spindeln vorbereiten. Hierzu bearbeiten sie
dieselbe sunaohst anf swei Hobwaben, die in einem Bebmen befestigt sind,
sodafs die SamenkSmer der Baumwolle surflekbleiben. Naobher wird sie
miUds eines Bogens, den eine Bhnd halt, durch die andere auf der mKlsig
angezogenen und zuriieksclmelleuden Sehne zerzupft/' Auch findet sich in
jedem Dorfe ein Schattendach, „unter dem die Männer den Tag verbringen,
Baumwolle spindelnd, webend und nahend, was neben den Landarbeiten ihre
Hauptbesch ä 1 1 i >4 u ng bildet".
Falls der Webstuhl eine ufrikanischo Erfindung ist, was allerdings sehr
zweifelhaft erscheint, dann dflrfte er von den Männern erdacht worden sein,
die ihn, wie gesagt, im gröfsten Teile seines Verbreitungsgebietes ansschliefriieh
handhaboi. Wer freilich hoffen wflrde, aus dner kartographischen Darstellung
der Gebiete der Männer- und Frauenweberei ein klares Bild der jetaigen Zu-
stände und damit auch einen Sclilüssel zu der Frage zu gewinnen, wie der
Webstuhl Hich in .Afrika verbreitet haben mnfj, dem stände eine Knttäuschung
bevor. Dasselbe unregelnmfsige und kuneiihaft wechselnde Vorkommen, das
die Arbeitsti'iluug in der Flechtarbeit cliarakterisierte, tritt auch hier zu
Tage, und das Wirken äuiuerer Einflüsse Hilst sich auf diesem Wege kaum
nachweiso). Ybo der nordafnkaaiMihM Ifisohsone ist au erwähnen, dafs die
Wollweberei bei den eigentliehen N<Mnadenstammen, wie bei den Mauren im
Norden Senegambiens*") und bei den Wuiderhirten im Sennaar**) gana den
Franen zufallt. Die Kameelhaardecken der Ifsa- Somali werden von Frauen
gewebt. ^'^ Auch in Kamernn w» ben die Frauen**) und vielfach in Senegam-
bien.*') Bemerkenswert ist du- Notiz LaiKiers, dafs die Frauen des Sultans
von Seg'Seg im Hauisalando sich mit Spimieu und Weben beachäftigen.^)
6») Bfittikol'er, Liberia II. 8. 882. — 69) Cailliü I. 8. 3«. 44«. II. 6. 80».
60) R. u. J. Lander, Reiw zar Extonehaag des N^ns I. 8. 90. 96. — 61) Camcron,
Quer durch Afrika I. S. 238. — Gi) S. S. H. 8. l«. «44. — 68) Caillic I. S. 154.
(toM.erry. Hri^. das w.-^tll, Afrika. S. 181. — «4) v. Iliiniior i. ?. M. I»«'.!.
8. la», — 65} E. dt> l'oncins i. bull. Soc. (itiogr. Pwi« 1808. S. 437. — 66} Den harn
n. Ctapperton, Reisen und Entdeckungen. S. 1S6. — 67) Ebrinaiiti, Neueste Kunde
TOD Afrika I. S. S85. — 68) Lander, Records of CIsp|iertons Inst eipeditioa lo Aftika
I. S. 143.
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3. Fuicvm, Snintnr, Wns». — 4. Saumicdwci, Gou>- toi» Ewwiicrawi, 26
In dflm indostrielleo Udah am nntem Niger adieinem die WeiW ebenMIs
der Weberei olmdiegen^, ebenso, an der Loangokfiate und in der Gegend
der Konf^omündung.'*) Daneben finden sich grofine Gebiete, in denen das
Weben Mlbiaerarbeit ist, aber vereinzelt avich von Weberinnen berichtet
wird, wie Sierra Leone'*), die nm\ Tofrolund, wo Kling in Dje-
rakam groise Webstühle bemerkte, die von Frauen ^;olumdhabt wurden.'*)
Anf Madagaskar scheint die Weberei ausschliershch von Frauen betrieben zu
werden.
Eng Tobimden mit dw Weberei iai im Sudan yiel&ob die F&rberei,
die Hier meisfc als ein Ton Hinnem anflgeflbtes Gewerbe eredieint und awar,
wie das die Natur des Geweorbes mit sieh brii^, Torwiegend In der Form
des Lohnwerks. Stellenweise aber fallt doch das Farben den Frauen zu, so
in Yoruba, wo die Männer weben und schneidern, die Frauen aber das Färben
der Stoffe {ibpmchmpn.'"') In dersellten Weise ist die Arbeit bei den Man-
duigo verteilt '^1, Caillie erwähnt weibiiclie l'ärher im senegambischen Hinter-
lands^'), und auch in Futa fand Noirot die Färberei in der Hauptsache von
Frauen ausgeübt.")
4. Salzsiederei, tiold- and finwäaeiierei..
Wer es nicht ohnehin wüTste, daTs die Hauptmasse der Bewohner Afrikas
vorwiegend von Vegetabilien lebt, würde es aus der Wichtigkeit ermessen
können, die dem Salze und seinen Fundstellen im Dasein der Neger zukommt.
Wo immer eine salzhalti^f (^n lle flielst oder sinlxiger Boden anspelanpt werden
kauu, da entsteht ein gewerbÜeilsiges Treiben, und oft sind ganze Stämme
damit beschäftigt, SalzTorrate für sich und die benachbarten Völker zu ge-
winnen. Wo aber die mientbelnliclie Wäiae selten oder uiersehwinglich ist
und der Handel sie nicht ins Land flilirtf da versteht man es, durch Aus-
langen von Pflanzenasche und andern Substanzen «Auen notdttrftigett Ersata
an sehaffm.^)
Von der Salzsiederei nh S'tiiinmesc^cwerbe hoI! an dieser Stelle nirlit die
Rede sein: es handelt sieh mir um ilie Frage, inwiefern sich das weililiclu^
Go8ehleeht au der Salzsiederei Inteilifjt, von der doch wohl Hn7,nnehn)en ist,
dafs die Frauen sie erfunden haben, da die reizlose vegetabilische kost der
Weiber eker aur Salsbereitung drüben mu^e als die Masehkost der HGbrmer.
Giebt es dodi heute noch Völker, die das Salz, da sie fast ansacMiefslieh Ton
Fleischkost leben, weder kennm noch sch&taen. Wo die Fraueo sich eine
69) Lemaire, AiiioaiticB. S. 'Ji5. — 70) John^ton, Der Kongo. iS. 383. ■- 71) P.
R. (}. S. 1892. S. 436. - 72^ Monrad, Gemälde der Kfl^to von Guinea. S. 260. —
7S) M. D. 8. VI. S. lU. — 74) Sibree, Madagaskar. S. — 76} Bartou, AbeokuU
und the CuneroonB Monntainit I. 8. 168. — 76) IfUDgo Park» «wette B«i*e. 8. S7.
Anderson, Narrati ve of a Joumey to Musardu, — 77) Caillitf 1. 8.M. II. 8. 67. — '
78) Bull. Soc. Göogr. d'Anver». l^sr, S, 1-22.
1) So bei den HeideastänuneQ Adamanas (vgl. Pasearge, Adamaua. S. 470) und
Bomt vielfiwh.
26
1. AllI»BIT«TKIU"\<J KWlS«'Hi:X DK>" IIKIDK.'« <TK<»f HLKCirrKKS.
▼efhiiltiiiHinärsig nnabhilngige Stellung bewahrt luben und eigne Wirtschaft
führen, Hcheüit ihnen in der That die Salzbereitung aussehliclHlieh zuzufallen,
8o bei den MakuH in Ostafrika „Neben dem Ackerbau," «agt Litnler*), „bildet
die Salzgewinnung und die damit verbundene Töpt't ri'i die ITnuptbescbiit'tij^unii;
der Weiber." Wie diese Verbindung von Töpferei und Sulzmachen zu vw
stehen ist, lehrt eine Angabe Livingstones'), der von den Manjema berichtet:
ffHMash<eriBche Frauen Ivemien lAufig Um neacsi Thoutüpfe in einem Feuer,
das rie dureh Anzünden eines Haufens Qraswuraeln entfibcbi haben; am nSch-
sfan Morgen udien sie Salz aus der Asche und ireffien auf diese Weise swei
Fliegen mit einem Schlage." Auch in Unyamwesi, wo man im allgemeinen
eingeführtes Salz verwendet, wissen die Frauen sirli im Xotfalb' Salz aus
PilanzcnaHehe herzustellen.^ 1 i^al/Tuacheriuneu sah ferner Caillie im nörd-
lichen Seuegambien an der Arrteit i
In der Hauptsache freilich scheint das Arbeitsmonopoi der Frauen auf
diesem Oebiete durchbrochen m. sein od«r sieh dodi nur noch auf die HsF"
Stellung der Sonogate des echten Kochsalses za. besiehen, da ttberall, wo
nafcttrliehes Salz in grölserer Menge yorhanden ist, der ganse Stamm aioh
seiner Gewinnung widmet, wobei dann die schwerere Arbeit den Männern
zufällt, falls die Frauen flberhaapt noch teilnehmen. So kommt es, dafs auch
der Salzhandf'l wohl nirgends ein Privilcp (}•■'■ W'-mImt ist; die Behauptung
HichardsoiiH^' I, dafs in den Oasen der Sahara der Sakhaudel von den Frauen
betriclicn wird, steht vereinzelt.
Eini- gewisse Verwandtschaft mit der Produktion des Kochsalzes hat die
■Gewinnujig andrer mineraHseher Stoffe, des Goldes und gewisser Eisenenee,
aus dem Sande der FlQsse und sonstigen sedimentären Ablagerungen. Wemi
hierbn die Frauen mit Vorliebe smn Waaehen des Goldes oder Erzes heran-
geacgen werden, so handelt es sieb in diesem Falle sicher um eine nachtrag-
liehe zweckmafsige Arbeitsteilung, da nichts dafür spricht, dals die Frauen
die Oold- uud Erzwäscherci erfimden haben. Am erstm liefse sich das noch
von (iiT (ioldgewiimung annehmen, aber wenn aurli die Angabe Ratzels"),
dafs nirgends im nigritischen Afrika Gold zu Schmuck oder Kimstwerkeu
verarbeitet wird, wenigstens für die Goldküste nicht ganz zutrifft^), so ge-
nügt aie dodi um na«shzuweiseD, dafe nicht das Bedttrfois nach Schmuck,
sowlern iureerer Einflnfs die Goldwiseherei angeregt hat. Die Eisenbereitung
ist ganz Sache der Minner, das Schlammen des Erzes also unbedingt ein den
Frauen übertragener Teil ursprünglicher Mäimerarbeit.
Von Goldwä-schereien kann natürlich nur in den Gebieten die Rede sein,
die nennen^iwprte Moniron von Gold liefern, also im westlichen Sudan mit
dem dazu <^t h(ni>i;( n Kü.steuirtude ufid im südöstlichen Afrika, im alten Heiche
Monomota})a, und in der That finden wir m beiden Landstrichen Weiber beim
Goldwaschen beschäftigt In Bambuk scheinen die beid^ 6eschlecht4>r sich
2) Lietl«T in M D S. X. S. 12S. :! Llvinpstone» letzte lleisi- U. S. llö. —
1) Rvicliard iti Zeitschrift der Ueselhchntl t. Erdkunde zu iterlin iüü'J. S. 320. —
5) Cailli« 1. S. — 6) Sendung nach CentrBl-Afrika. 8. 81». — 7) Völkerkunde n.
8. 76. — S) Bovman 8. 193.
4. RAUumDBoa, Gold« nn> EsiwXscnKBi.
27
in xweekeuisprechaidar Weise in die Arbeit geteilt lu haben; bei der An»-
beatnng der bertüuntai Goldmixien des Landes, die an bearbeitsm Jedon frei
stehty graben die Msiuier die goldhaltige Erde aas» die dann von dmt Frauen
geschlämmt and gewaschen wird.^ Zaweilou i^clieinen allcrdii^ andi Frauen
selbständig zu arbeiten und sich auf diese Weise ein Vermögen zu sammeln.
Ähnliche Zustände herrschen seit langer Zeit an der Goldküste"); auch hier
waschen die Weiber, z. B. in Akem'-), alier nicht ausschliefslich, da auch
Männer nicht selten als Goldsucher von der Küste nach dem Imieru gehen. '-^^
Die Goldmiuen von Mamakono in Futa-Djallon werden in der Weise aus-
gebeutet» dab die Fraum den Goldsand waschen, wShrend die Wauaer gold-
haltige Felsen aertdilagen and auf diese Weise mit grölserer Hohe eine
▼erhSllnisnnGi^ geringfl^igefe Ausbeute erzielen.'^*) Im s&ddstliohen Afrika
ist die (Joldgewiimnng durch Eingebome, die ehemals sehr be<leutend gewesen
sein mufs, in neuerer Zeit sehr zurOckgegangen, aber wo sie noch blüht, sind
ebenfalls Weiber bpim Goldwiischcii beschäfUg^t. Kerr sah zu Hchibinf^a im
nördlichen Matabeleland die Sklavinnen des Häuptlings »Sukami bei dieser
Arbeit, ohne tlais ihnen anscheinend Männer behültlich waren.
Dab an den Punkten, wo Eisenerz durch Schlamme eisenhaltigen Sandes
gewonnen werden mufs, die Frauen auch zu diesw Arbeit gern yerwendet
werden, ist eine sdione, abra offenbar selbstilndig entstandene Parallele zur
GoldwSscherei der Weiber. Es handelt sich in diesem Falle besonders um
einige ostafrikanische Gebiete der Eisenindustrie, so vor allem um die Land-
schaft Pare, wo Baumaim das Erzwasehen beobaclitete. „Eine Person," schreibt
er'^), „meist ein Weib oder ein Knabe, steifet in den eisenführenden, meist
etwa kuittieten IJacb und legt etwji.s von dem schwarzen Lehm an eine
geneigte Uferstelle. Hierauf wird uiit «len Händen reichlich Wasser darüber
gegossen, bis die leichteren Sandteile weggeschwemmt werden und der schwere,
natfirlieh noch sehr unreme Eisenstaub am Boden liegen bleibt. Dieser wird
dann getroeknet und vorerst in Bananenblfttter TWpackt aufbewahrt.*' Auch
das Ausschmelzen des Eisens wird hier in äiBt Hauptsache von Frauen yer-
richtet^ die unter Oberleitung eint s Schmiedes stehen, die Männer haben also
einen weiteren Teil ihrer Thätigkeit den Frauen fibertragen. Beim Schmiode-
volk der Wa-Jtumba sind ebenfalls beide Geschlechter am Gewerbe beteiligt.
Als Lasf) eine ihrer Sicdelungen besuchte, waren alle Mäimer weggej^angen,
um Holzkohlen für die Schmelzarbeit zu brennen, die Frauen dagegen lagen
emsig der Erzwasoherei ob. ^s war da ein weibliches Oberhaupt und
einige zwanzig Weiber unter ihrer Leitung^ Ton denen einige das Erz grubtti,
andre es wuschen, reinigten und worfelten.^ In Ugaeno ist es nicht anders.
y) Hecqiiard, KpUo narli Wpst - Afrika 27:r Bull. Soc. Ui'ol't Piiri-; 18tf7.
S. 260. Allen aud Thomaoo, Expedition to thc river Ni^j^er I. 8. 136. Samoilung
merkwürdiger Reisen I. 8. 1S5. 164. — 10) Golberrj, Reise durch daa nordwestliche
Afirika. 8. ä85. — 11) Bostnan S. 81. 18) Hajr in QloboB. Bd. Bl. 8. 168. —
13) Duncuii. Reisen in WeBtafrili n T. S. 172. — H> Rayol i. Rtnuc Maritima et Volo-
oiale 18d7. ä. 27S. — lö) Scottiish Geograph. Magazine 18»ti. 391. — 16) Baumanu,
UBambara. S. 3SS. — 17) P. Bw 0. S. 1888. S. 590.
Digitizec uy google
28
I. ARnKiTüTEii.rxo zwiÄcnKX pex rkiden fir.Hnii.KrHTERS.
^Daa Enssuohen/' schreibt Hans Meyer"), „ist Frauenarbeit, das Schnieken,
Schmipdpn imd allo uciti're Beurboitun^ ist Sache der Miituier.'' Auch in
iiiL'n sali V. d. Dt'ckou Frauen mit der Erzwäscberei beschälligt'-'i, während
am t.liircn Koii^o muh A. Merlon das Schlämmen dos £isenense8 den Kin-
dern zuiäilt.-^j Am ol>erii Ogowc sind es Weiber und Kinder gemeinschaft-
lich, die d» En itk den Bachen aufsuchen und sehllminen.*')
is^ Oätafrikaiiische (tlet4!dicrfahrt''n. S', it)». — 19) licinen in Ostafrikn II. S 19
20} Bull. Soc. ßoy. Beige do Ueographie lSb7. S. 713. — 21} L. Gairal, Lc Congo
Pmiifab. S. 164.
II.
Orts- und Stammesgewerbe.
1. Allgemeine.
Ea vfirde vielleicht der natSrlichen Entwioklnng mehr entsprechen, wenn
nach der Arbeitsteilung zwischen Mann and Weib die Entstehung bestimm'
ter Gewerbe innerhalb der Stömme gesdiildert würde. In der That liegt
es ja whx nahe, dafs sich bald die Uesunders Geachickten einer bestimmten
gewerblichen Th&tigkeit widmen, dalH sie für die Erzeugnisse ihrer Kunst
di^nötigen Nahninps- und Genufsmittfl von ihren Volksgonosseu pintunsichpn
und so allmählicii einen Teil der Arln'it ^lll^^schlie^ali^•h betreiben, ist doch
selbst hei den un.stfteii AnstnilRni lAw Anfiiiiir soK-lur Vtrlialtiiifsse zu be-
obachten! ,^ie AusiruiuLger," sagt Ijunihültü^j, ,,8ind iiu ganzen recht g^^
schickt mit ihrm HBnden, dodi ist ilire Begabung natttrikii s^r TersehiedMi-
artig. Der eine »eidinet sich z. B. als Korbmachw aus, der andere macht
die besten Fiaehemetae, Waffen u. s. w." Dranoeh hat sich bei den Ein-
gebomen Neuhollanda kein Handwerkerstand entwickelt, und der Handel
nach ftufsen hin, der ziemlich lebhaft botrieben wird, urufofst in der Regel
nur ein bestimmtes Produkt, das der Stamm als solcher gewinnt oder 1i»t-
KtelH und in den Verkehr brin^'t, und gegen das er wieder j^mz bestimmte
Dinge von andern Stämmen eiutuuscht.*) In Guyana stellen die Indianer-
stanuue in äholichuu herkömmlichen Handelsbeziehungen ohne wirUiche
Handwerker innerhalb ihrer YerbSnde au besitsoi. Wenn wir also iu AfHka
das Stammes- und das Einzelgewerbe Tidfach neben einander finden, so lasa^
die eben genannten Beispiele Termutaif das Karl Bflehnera Theorie die rich-
tige ist und die Herstellung gewerblicher Erzeugnisse durch Stammesbetrieb
älter ist oder doch einer nrsprüngüchen Entwicklungsstufe entspricht als der
Einzelbetrieb.
Wenn das auf den ersten Blick seltsam und unnatürlich erscheint, so
liegt vielleicht die Ursache des Miisverstäudnisses wieder in dem bedenklichen
Auadruck ,^beitatetlung." In Wahrheit ist wie bei dem Eutstdiw bestimm-
ter weiblicher Beschüftigungszweige audi hier sunSehst nicht die Bede von
allgemeimm, allen Völkern dnes grölseren Gebietes bekanntm Berufen, die
1) Unter Menuchent'reHsem. S. 383. — 2) Ltrou^h Smyth, The Aborijtfine» of
Yietoria I. iJ. 18*2. — '^j Ita Thuru, Aiuaiig tüe ludiaui« ui' Uuj'aua. S. S7t. ^
30
II. Obth- rxD Stajuusukwkjuik.
mm beBondemi Sümmen ttbertKftgen werden, cdest ym ProdaldNi, die »nf
jeden Fall hergestellt werden müssen, sondern «»s handelt sich meist um
die Herausbildung einer neuen Thätigkeit, die durch die Gunst der Umstände
veranlafst wird. Eisenschmelzerei , Salzgewinnung und Tö])ferei. die an be-
stimmte Bodenverhältnisse gebumleii nind, lassen das HiM der Entwicklung
um deutlichsten erkennen. Zunächst wird man nur so viel erzeugt haben,
als für die eigenen BedüH'nisse hinreichte, bi» dami die wachsende Nachfrage
benachbarter Stamme bu lebhafterer Thätigkeit antrieb. Diese NachbanrÖlker
sahen sich dann gezwungen, ancb ihroraeits ein Tanschprodukt au fertigen,
um übertianpt £bodel treiben zu können nnd nicht Ton der ümselsuhg der
Güter aasgescfalossen zu bleiben. Unter den Eingebomen Guyanas ist ein
einziger Stamm ohne besondre Industrie und deshalb verachtet und in übler
Lage.*)
Es »cLeiiit, dafs nieh auf diese Weise die Untergruppen griU'.spi tr Stäninie
oder der Bewohner eiries Staates zu törndichen Handwerkerkasten umbilden
und eine entwickelte gewerbliche Arbeitsteilung durchführen können. Was
Holub von den Stämmen des Marateereiehes bericbtet, läfst eine derartige
Entwicklung klar erkennen. „Viele Stämm^" sagt er^), ,,haben sich seit un-
denklicher Zeit einer bestimmten Beschäftigung gewidmet nnd arbeiten, sei
es als Kanoe oder Ituder-, als Lanzen- oder Bootverl'ertiger, als Fischer u. s.'^.,
sind also Zünfte geworden nnd fiiliren diesbezügliche Kamen, die f^teli naoli
und nacli zu Stnmmesuanu n herungebildet haben. \^ « rui die Leute auch
Marutse .sind, so besitzt doch jeder dieser Zweigstämme schon seine be.stinnnien
VoiTechte und Abgaben, die ihn von den andern Bruderstünmieu unterscheiden.
Wir haben hier ein Beispiel^ wie sieh ein Volk in verschiedene Zweige auf- •
löst und wie mit der Zeit adbst das Bewufstsein der Einheit verschwindet . . .
Welche praktische Bedeutung diese Stammeinteilung hat, zeigen verschiedene
Thatsachen, so dafs die königlichen Nachkommen zur Erziehung an verschie-
dene Zweigstämme des Marutsevcdkes gegeben, diese zu ihrem Lieblings-
stamnie nniehen. deren Wohnsitze für ihre engere Heinmt erklären, anderseits
wieder der Unistaiid, dafs die verschii dciu n \'olk.szweige, ihre Blutsverwandt-
schaft verleugnend, einander offen belehden und absehhicbten." Spuren einer
derartigen gewerblichen äouderung finden sich merkwürdiger Weise auch bei
den Hottentotten, die uns sonst als typische Viehzttchter entgegentreten.
Unter den Stammesnamen der Korana, die teilweise auf Totemisnius oder
reine Spitznamen zurflckfitliren, finden steh auch die Bezeichnungen „Schneider"
und „Q%rher'\'^)
Die westlichen i'ulbe zählen unter ihren Unterabteilungen wirkliehe lland-
werkerstämme, wie Bartli berichtet. Nach der Saire'*) sind diese UnterMtäinnte
der Fiübe Abköninilinüc einer Anzahl von Brüdern. V «»n dem jiinirstcn und
klügsten atauuut die voniehmste Abteilung der Diavaudus, von dem iUtesteu
4) a. a. 0. .S. 273. - Ti- Hnlnf», Vnn ih'r t';ipst;u!t in« Land <ler Maschnkulunibe I.
8. 364. — ti) FrÜBch, Diu Eiiigebumeu SüdiifrikaR S. 3G7. P. M. Iä5t». ä. öS. —
7) Barth IV. 8. 147. — 8) Eaffenel, Noiweaii vu^ uge dans le pays de« n^gres U,
S. S9?. «
1. ÄMXiamaaaam. 31
£6 der Toro^ (Biciitnr oder Oeldorteo), ron dtn «brigen die der Befloi
(Eisenarbeiter), dar Tiapaloe (Krieger nnd Jäger), der Koliabee (JSger) ond
der TinbabiB (Fiadier). Zum Teil mögen KreuBOiigen mit fremden Yelke-
elementen die Entstehung dieser Zweigstämme begünstigt haben; übrigens
gelten alle Fulbe, soweit sie nicht reine Hirten sind, als geschickte Handwerker.
Auch die .Tolnf in Scnrgambien haben ihre Handwerkrrl-rH«t»'Ti, <1»'!'.»'n nlirij^ens
im Gegensat/ /u den Kdlen meist eint' gewisse Anrüchigkeit luiklebt, nämlich
die Tug oder ScbniitHlf, die Oudan uder Leilerarbeitei, die Moul oder Fischer
tmd diu Oämell oder Musiker und Sänger, die mit den Griots identisch su
sein scheineD.*)
£e trägt sehr zur KlSmng der Frage bei, wenn wir ein«i Bliek auf einige
Formen dw Urproduktion werfen, die meist mit einer gewissen Weiter-
verarbeitung der Stoffe verbunden sind, indem z. B. der Fischer seinen Fang
räuchert oder trocknet, auf Stäbchen spiefst u. dgl., der Salzmach« ! dan
gewonnene Salz reinitrt. zn Kuchen formt, ndor in Körbchen verpackt. Der
Ausdnick „Gewerbe" für diese Thätigkeitm ist also nicht giinz zu verwerten.
Am leichtesten und häutigsten ist w(dil die Fischerei zum Stammes- oder
Ortsgewerbe geworden, mit Ausnahme der Gebiete natfirlicli, wo man Fische
Oberhaupt nicht iTst, wie im Kafferlande.**) Fast flberaU werden den St&mmen,
die im Besits flschreieher Gewisser oder gttnatig gelegener Strecken des
Heeresufers sind, andre benachbart sein, die dieser Vorteile mtbehren nnd
l^m an Tausch und Handel bereit sind, oder es entstehen wenigstens an
passenden Stellen ])esondre, ausschliefslicb von Fischern bewohnte Dörfer.
Ein merkwürdijjcs D()|)])fl(l(M-t' dieser Art erwähnt Ihipper von «ler (iokiküste.
„Aneniaho,** sclircil)t er"), „/.ertallt in zwei Teile, deren einer von Fischern
de« Mijurttammesi, der andre von solchen des Fantistammes bewohnt ist, die
fnr ihren Fang an den Brasso des Ortes woehenilieh eine geringe Abgabe
Salden.^ In Afrika haben sich Fischerrölker oder Sieddlungen so häufig und
überall in so ähnlicher Weise entwickelt, daTs eine eingehende Darstellung der
Terscliiedenen einzelnen Fälle hier wohl unt^ rldeiljeii kann.**) Überall finden
sich Fischerstämme, die sich ausschliefslicb oder doch vorwiegend ihrer be-
aondern Thätijjkeit widmen nnd alle Vegetahiiien. die <iie mr Nuhrnnp be-
nötigen, HO wie alle sonstitren Handelswaren von den Nachbai-?<täinnien »(eirt'n
Fische eintiiuHcheii. In diesem Verhältnis standen z. B. die Bewohner der
Pirateninseln an der Guineaküste zu den Festlandstämmen''), und die Fiiiuher
an der Goldkfiste lu den Binnenländern.'*) Die Bogos am obem Niger treiben
arasehlieMdi Fischerei und Schiffidirf) E^entliehe FischersiSmme sind
foner die Djiknm am BinuS, deren Siedelungen auf Flnfsinseln liegen '^), und
die Wenya oder Wagenya an beiden Ufern des Lualafaa bei Nyangwe'^, die
9) Wilson, Weflt- Afrika. S. 49. — 10; Yergl. fiarrow, Travela in Süd- Afrika I.
8. Sil. — 11) Dupper II. 8. 7». — 18) Allen and Tbompson, Expedition to tbe
Biver Niger II. 8. 28S. — 18) lt. n.J. bunder. Reite tut Bribrichung des Ki^'cis If.
B 17 - 14; Duncan, \U^mn in W -tafrika I. 8. 50. 74. — 16 Umi.lry i Bull, de la
Bociete de gm)>fraphie commerciale l»t>7. S. 341. — lö) Passarge, Adamaua. S. 366, —
17) Siaiilej , Througli the dark continent II. S. m.
32 Cbin- vm Stammuqkwcmuc
ids Nebenberuf aneh da» Übersetieii der ReisMiden aber d»i ^rom betreiben.*')
Aach die Bnddiuna auf den Inseln des Tsad, die mit Fiaeben und Natron
handeln, kann man hierher rechnen'^), femer die Bevölkerung am Sudende
des Albert^vSees, die Fischfang und Salzmacherci betreibt. Am Schirwa-
See fand man Dörfer dir von den Wayao Ix'drängten Waujaiya, deren Be-
wohner sich demselbeu Doppelgeweibe widmeten.**)
Die leisten Beispiele zeigen schon die Verbindung der Fischerei mit
einem Qewerb^ das vielleiebt in noch höherem Grade die Aiunfitzung natfir-
lieher Vorteile durch einen ganaen Stamm oder die Bevohner bestimmter
Orte b^finstigt und in Afrika, wie schon erv^hnt TOn ganz besonderer Be-
deutung ist. TbatsIIchlich tritt neben jener häuslichen Sul/siederei, die meist
in den Händen der Frauen ist, das Snbsmachen an zahlreichen Punkten Afrikas
als ein Gewerbe anf, das die Arbeitskraft ganzer Stämme oder Dorfgemein-
den ausscblit'i'süfh oder docli j^rolst^nttiils in Anspruch nimmt. Dafs freilich
die Be.<4cluHnkung auf diese ein/jge Tiiätigkeit nicht immer freiwillig zu sein
braucht, beweiat daa Beispiel der Bewohner der salareiehen Oasen Kauar
und Btlma in der Sahara. Die Naehbarstfimme zwingen sie, jeden Anbau
von Nahmngastoffen an unterlassen und nötige sie anf diese Weise, ihre
ganze Arbeit der Salzjjnxbiktion au widmen, da nur Im AuHtausch gegen Salz
Lebensmittel zu haben sind. ,,in ganz Kauar/' schreibt Itohlfo**), „bauen die
Bewohner weder (lemüsc noch Octreide, weil i\w von Air kommenden Tnar»»f;
ihnen dies nicht erhiuben. Diese bringen ihnen nämlich alljährlieh fietreidr
vt>iu Sudan zu, für welclies sie Sulz einhandeln, das die Kauar iiewohner au»
ihrem Sebcha herausarbeiten müssen, und wenn sie selbst Getreide zögen,
würden sie das Sah nicht für die Tuareg bearbeiten kSnnen. Das einzige,
was ihnen diese Herren der Wttate au bauen erlauben, ist Klee, der als
Tausehmittel getrocknet in kleine Bflndel gebnndm wird und den Kameelen,
Pfenleii imd Ziegen ein vortreffliches Futter abgieht.'' Nachtigul bestätigt
diesen Bericht und fügt hinzu, dafs die Tuareg anf diese Weise den Salz
handel nabozn nionopolisieroii. '^i Da in Bilnia das meiste Salz gewonnen
wurde, duUhten ül)erdie«< die Bewohner Kauars (der im engeren Sinne so
genannten Siedelung) niebt, dals die duitigen Ijmwoliner Kameelsättel fertig-
ten und dadurch die Uandelskarawauen der Tuareg ganz von Kauar, wo man
hauptsächlich diese Sattel produci^ie, nach Bilma ablenkten. Rohlfs war
Zeuge, wie ein Aufgebot der entrflsteten Manner von Kauar nach Bilma sog
und dort die auf Vorrat gefertigten Kameelsättel verbrannte.") „Die Bilmaer,^
erklftrte der AnfBhrer des Stra&ugra, „haben Salz zum Austauschen und
brauchen nicht in unsern Ilandelszwtiig einzugreifen.^'
Im übrigen Afrika sind die „Salzdörfei-^' uüiI die Salz ]H'odneierenden
Stämme oder Stanmiesabtui hingen zalilr»:icb verti<teii. llme vnliHtiuniige
Aufzählung würde im Grunde auf eine Darstellung des Vorkommens ab-
18} Wiaaiuaun, Unter dcutticlier Flagge, ä. 174. — 19; Kuh Iis i. P. M. E. istiS.
3. 74. — SO) Stahlnana & 6W. — Sl) P. R. G. 8. inm, ü. «8. -- Ü) Rohlfs i. P.
M. E. IMSS. 8. 88. - 88) S. 8. I. 8. 686. - 34) Eofalfs a. a. 0. 8. 39.
i^'iLjuiz-uü by VjOOQle
33
bmwtIrdigeiL KocliMlaea und wlshaltiger Qaellen hinanslaQfRi tmct za weit
Tom ThMDA ftbfidireiL Atiaiiahoisweiae bildet ftbrigenji auch du Henlelleii
von A Scheusal/ ein StammcHgewerbe, so nach F. Thonner bei den Mobali.
Über die Salzorte im obem Nigergebiet giebt Binger**), über die im HauTsa-
lande Standinger genauere Auskunft ; das m»:'iste 8nlz, das die liaul'sastaaten
konsumieren, scheint im Sumpflunde am liiiiui' uiul Ix-sniiderH zu A wayü in
Bautschi gewonnen zu werden'"^, währeml zugit-ieli von Asben her grol'se
Mengen in die nördlichen Distrikte geluugtu. ^'^^ Den äalzort Kibiro im Seeu-
gebiet Bchildert Emin"), ein graben» Gebiet mit aalsbereitenden Dörfiern am
Itnri dmrdisog Stuhlmann.*) Aneli am Tanganjtka giebt es Dörfer Ton Sals*
maehem, die mit ihren Produktoi das ganze Seegestade venorgen.'*) Im
Kougogehlet ist zwar das Auskochen von Salz aus PHanzenaadie allgemdu
üblich'*), aber es fehlt daiiebcu nicht an ])örfeni herufsniäfsiger Salxnmcher,
deren eines der Ort Myutn am Moutjnlla ist^^;, während ein anderes von
.Werner am oberen Kouiro l)esiieht wurde.**) Einen Mittelpunkt der Sulz-
uiacherei und des Salzliuudt^is bildet aucli das FluTsthal des Tschobe im
Momaas Dorf im Sambenbeeken"^), imd an der Loangokiete wird Seeealz
bemfrmSbig von emem Teile der BaTilia gewomieiL'^ Die Zahl dieaer Bei-
spidle liefee eich noch anfaerordentlich Termehren. Hier nnd da edieinen
auch aus Städten von Salzmachem gröfsere Handelsoite entstanden zu sein,
waa einigermaßen an das Aufltlüheu Venedigs erinnern würde. Nach Adams
Vermutung nind Bonny und Kalabar derartij^e ,,Snl7.stii(lte"' am Meere, die
später durch Sklaveuliandel gro£s geworden sind und ihren Charakter ent-
sprechend verandert haben.")
Kine andere Ausnutzung natürlicher Gegebenheiten ist der Fährbetrieb
Ober fliefaende Gewiaaer, der oll von Dorfgemeindoi und {^nara Stinunen
als Monopol festgehalten und nach Kräften auagebeutet wird. Er wSre
nicht dmkbar ohne dea lebhaften afrikaniaelien Haadelsrerkehr, der ja aneh
den Beruf des Trägers geschaffen \md manche Stämme dazu veranlai'st hat,
einen beträchtlichen Teil ihrer Arbeitskraft in dieser Art den durchziehen-
den Karawanen zur Verfügung zu stellen. Diese Vorkommnisse verdienen
iuimerhm Erwähnung, da es sieh hier um Parallelen zu den Stammestjewer-
ben handelt und aufserdem zwar nicht um (iewerbthätigkeit selbst, aber lioeli
um die Vermittelung des Vertriebes durch persönliche Dienstleistxmg. Neben
der günstigen Lage dee Lmdea kommt bei derartigen Anpassungen auch der
natflrlicbe Charakter dea Volkes sehr in Betmcht; so haben aidi unter d^
StSmmen Oslafrikaa die Wanjamwesi als besonders geeignete Tiiger er-
wiesen, wahrend dae Fehlen brauchbarer Volkaelemente an der westaftikani»
26) Biii^'er i null de hi snci.'t«' de g6o^r. commerc. XII. S Hl 26) H. H.
S. 412. — 27; Baikie i. Zcitsciir. f. lUlgeracmo Erdkuude 14. Ö. 126. — 2S) H. H. S. 016. —
S«) BmiD 8. 171. — 80) SUblmann 8. 447. — 9t) Code Höre i. P. R. G. 8. ISSS.
S. 7. - 8«) Bau in :i Ii n i. Kevue Coloni»!» Int«ni. S. 2»I. — 3S) P. R. G. S. ISS» S. 345.
34j Werner, A vinit to SUnleyw rear guaril. S. 138. - 35) Li vinKstoiie, MissioiiK-
»•ciBeu. S. 261. — 36; GiigsfelUt i. Zeitschr. tl. üe«ell«chafl f. Krdkuude, Berlin lu.
8. 161. — 87) J. Adams, From Cape Pslmas to the River Congo. 8. 181.
Sttharl«, Dm« sMlMRlirlic (t«w«>r1)4> 8
. j i^od by Google
84
n. Oaxs- uxD SrAioawaRwwiBR.
sehen Kllflte das Eindringen «UYOp&tsdber Fondumgaraisender Imge Zeit
gehemmt hat. Zuweilen hat erst der Zwang den Arbeitstrieb erweckt^ wie
am untern Kongo. „Der fortwährende Karawanenverkehr," sagt darfiber
Baumann'*'), „und der Mangel jeglichen Transportmittpls hat bei mehreren
Stämmen im Gebiete der Livinj^stonp-Füllp den Trä^ertransport auf eine
TerhölinismiL&ig hohe Stufe gebracht. Alle Kuruwuuenträger sind echte
Bekmigo und eaitstammen den Gebieten zwischen Lukuuga und dem Stau-
ky-PooL Früher, wo ausachliefiilieh schwane Hindier ihre Leibeigoieii ab
Lasttiere Terwemdeien, sahen die Tr^er in der ihnen aufgebfirdeten, fdreht-
bai liarten Arbeit wohl nur einen verhafsten Zwang. Deneit jedoch, wo
der Kongostaat, Missionen und andre Unteni^mnngen zahlreiche Kräfte be-
uöti<?en, wird der Kongoträger zu einer vielumworbenen Person. Träger zu
sein, ist heute ein förmliches Gewerbe, in welchem die Rnkoni^n walirhiifT
uuübertiettlij h sind." Hier ist es also erst der europäische KinHuls, der i\\>i
Entwicklung vollendet hat, aber es ist iinuierhiu die Form des iStammes
betriebes erhalten geblieben. In den Halbkulturreichen der Hanfaa hat sich
dagegen eine wirkliche Tiigerklasse herausgebildet, die in ihrer Art schon
einigermafsen den enropäischon DienstmSamem oder Lastlrogem entsprtchi'')
Wie sich eine wirkliche Gewerbthätigkeil ans natürlichen VorzGgen eines
Ortes entwickeln kann, wie aber auch gewissennal'sen als (iegenstflckc und
Ergänzungen ludustrieen ohne deiiirtlirc t'<^g<*h<iie <irundlagen entstehen
müssen, wenn erst ein Austmiseh der Er/.eugniss«? angebahnt i.st, läfst sieh
leicht verstehen und wird weiterhin durch Heispiele im einzelnen erläutert
worden. Diese Arten von Stammesgewerben, auch die an zweiter Stelle ge-
nannten, haben immer etwas Bodenständiges, lokal Begrenztes; es kann sogar
Torkonunen, dafs ein Htauim ans einer gttnsttgen Örtliehkeit vertrieben wird
und seine gewerbliche Beschiftigung notgedrungen auflebt, während nun-
mehr die Si^^r den lohnenden Betrieb übernehmen Dm lokalisierten
Stnmmesgewerben gegenüber steht die Tliätigkeit unsteter V'^ölker, <lie nicht
an den Ort i^ebund<'n ist luid ihrer Eigenart wetzen eine besondere Beh.and-
iung verdient. Aber e.s gieltt daneben noch eine d ritte Art von Stnrnnies-
betrieb, die nicht wie die bisiier erwähnten selbständig aus |)rimitiven Zu-
HÜndeD herans erwichst, sondern nur dort auftritt, wo Zonen höherer und
niedrer Kultur sich begrenaen; man kann die Stammesgruppen, die in dieHem
Falle gewerblich thStig sind, als Handwerkerkolonien bezeichnen.
Wir haben es hier mit einer Erscheinung zu thun, die nicht auf Afrika
beschränkt ist, s«indern Uberall als eine I'oriii hewufsten Kulturfortschritts
auftritt iider doch sich unmittelbar aus der Wechselwirkung der Kulturgegen-
sät/e iieraiisl>ildet. hie Versnehe. fretn<!e bdelligenz und VVerkthiititjkrit
durch treittilligij udttv erzwuiigeiie Kiiiwimdeiuiej der Intelligenten und Werk-
thätigen selber, die man koloinenwei.xe tm Lande ansiedelt, uui die eignen
Unterthanen sn übertragen, sind vielleicht am systematischsten von Peter
d. Gr. angestellt worden, aber im Laufe der Oeschiclite überhaupt keine
88) Banmana a. a. O. S. SM. — 39) Pas sarge, Adamana. S. 66.
1. AUMKMOm.
85
adleae Ersdieiiiiuig. Wie man in diesem Knne meh den Zufall, der Flflehi-
lii^ moB li5her koltiTi^rtm Staaten in» Land fthrt, mit Qescihielc benntien
kann, zeigt das Verhalten des Gro&Mi EoifOrBtoi gegenfiber dm £raiui0aiBcheii
Protestanten. Auch dort aber, wo keine FUrstenmacllt die Einwanderung be-
günstigt, führt häufig die Aussicht auf besseren Gewinn aufser Kaufleuten
auch Handw<'rkpr aus höher kultivierten Gchipten in weTiiger fort-geschrittene
Länder. Dadurcli wird nun leicht puie neue Art von »Starameso;cwerbe er-
zeugt Nehmen wir an, dals ii^end ein Volk, das in seiner Heimat Acker-
bauer nnd alle Arten Ton Qeiwerbetreibmden umfafst, in irgend ein fremdes
Land nur Angehörige eine« bestimmten Beraüaa, z. B. Weber oder Sehmiede,
entsendet, so entsieht in dem neuen Wohi^tlatae eine Kolonie von Baiadr
werkem gleichen Stammes, die den Eingebomen an^^eieh als Stammes- nnd
als Bemfsgenossen in gescMossener Gruppe gegenüberstehen.
In mancht^n haIhkTi1tiTi«»rtpn Landt'rii Afrikas ist in diosem Hinnr» das
Handwerk noch fast ganz in den Händen der Fremden, so in Aln'ssiiiit M, wo
die Gold- und Silherarbeiter meist eingewanderte Inder nnfl Araieuier niud,
während die Tüpierei, die Maurer- und Ziuimermanusarbeii ia^t ausüchlielä-
lieh TOn Jndeo betrieben werden.**) Juden als IHaadwerker erscheinen auch
in Marokko**), tesonders aber in Tafilel^ wo sie als Mattenmaeber, Schuster
und Schmiede thitig sind.**) In Sansibar werden die Handwerke ebenlallB
iu der Haupt«ache von eingewanderten Fremden Ut^trielirii, namentlich von
Hindus und christlichen Goaneseu.^') Diese Zustande sind übr^rens nicht
en»t im afrikanischen Kolon isationsgebiet der Araber entstunden, sondern be-
stehen zum Teil auili in der Heimat dit»si's Volkes, denn in Yemen z. B.
wird der ikrnt der üoldarbeiter vou Juden und Bauianeu ausgeübt"), und
in Medina set/.t »ich die Handwerkerklasse fast ganz aus eingewandei-teu
Ägyptern susammen.**) Im Sudan di4;i>gen treten die Araber selbst als
Handwerker kolonienweise auf, so in Kano als Sdinfamacher und Leder-
arbeiter**), und auch an der SomalikUste sind arabische Handwerker su
finden.*^
Der Sudan ist aufserdem der Schauplatz grofsartiger, mit Bewulstsein
diirch [geführter Verpflanzuni^on. Seit alter Zeit ist Bonm das kultivierteste
<iel)iet des Sudan, nn*l seine herrHchende Hasse, die der Kanuri, zeiclinet sich
durch Bildung und Gewtrbthiitigkeit vorteilhaft besonder!* vor den Hewohiieru
der östlichen Nachbarländer aus. Die Herrscher Bi^irmis und Wadüs haben
infolgedessen immer danach gestrebt, Kannrihandwerker in ihre Staaten xu
aiehen and mit ihrer Hfilfe gewerbthitige Kolonien au begrOnden, die als
Muster fBr die eignen Unterthanen dienen soUten. Das ist besonders in Ba-
girmi mit solchem Erfolge geschehen, dals von hier aus die Kultur in ahn-
10) V. Ueuglin, Iteise auch Abessiaieu. 8.249. — 41) Lenz, l'imbuktu I. S. 167. —
42) Cailliä IU. S. M. — 4S) Weiat, Reim d. d. Kilima-Kiljaro^ebiet S. &. Wilson*
Pelkin, Uganda L S. 7. Kolonialblatt 1m».->. S. 4it. Uushart, Z«hn Jabre afrikao.
I.f'l)en> S "JOS. It Nichulir. Beschreibung v«tn Ar.iMi n S 216. — 4')) Hurton,
Pilgriinagti to el Mtdiuab aud Meccah U. S. 9. — 40; Bartb II. Ü. 16«. — 47) Tau-
Ii itchke I. S.
36
II. Olm* VMD STANXXSOKWKiUiR.
lieber Weise nach Wadai weitergetn^en werden .konnte. „Sie haben/'
Nachtigal von den Einwolmfni Baginnis**), „die Webe- und F^beknnst, ao-
wie die Sattlerei hier und da von den Kanuri und Maknri gelernt, in deren
lUiiuU'u ftiich iu)t}i jetzt dii'ic rjcwerbe in Bagirnii vorzugsweise sind, und
in deuäelbeu an t'inij;eii I 'unkten rfulche Fortsehritte ifemacht, dafs z. B. die
aus Masaeiya stammeudeu Sklaven in Kuku ganz besunders als Weber ge-
sdiatEi waren. Dafe König Ali von W«dai nach glfieUich beendigtem Feld-
zuge viele TanMnde von Bagirmi^Leuten in der ausgesprodienen Abaicht in
sein Land IlberfBbrte, seine eigenen ünterthanen im Ackerban, den ge-
nannten Handwerken, im Bau Ton Erdhius^ und dergl. za fözdern, be-
weist, dafs jene in diesen Beziehongen einen guten Ruf haft< n und ihren
östlichen Nacbbiini überlegen waren." Die Bagirmi-Handwei ker waren zu
Nacbtigals Zeit noch zahlreich in Wa<lni vorhanden**), wo anrHt rdeui Mukari,
die in der Herstellung von Tbonhiiusern geübt waren, als Baumeister ge-
schätzt vrurdeu.''^)
Im wesUiehen Sudan sind zwani^weise Überführungen von Handworkmi
sdtener vorgekommen^ daför ist dort die freiwillige Einwanderung ans kulti-
vierteren in weniger fortgeschrittene Gebiete ganz allgranein. Dabei ist eine
sehr merkwürdige Erscheinung zu beobncbten. Das V(dk ^er llaufsu, das
man wohl als das wichtigste Kulturelenient des Gebietes bezeichnen kann,
uberläfst in seinem eignen Lande die Handarbeit nieist and<'ren, während fs
in den Nai hbiirländ» rn nmHsenbatt gewt i ldiclir Kolonien bil<h>t. .,I>ie Haulsa,"
sagt Staudinger von den Bewohnern der eigentlichen Hauisastaaten^'j, „be-
sehaftig^ sich am liebsten mit dem Handd; Aeko-bau betreiboi sie nur neben-
bei oder lassen ihn vielmehr dordi ihre Heidensidaven besorgen, die Viehzucht
li^ in den Händen der Fulbe. Einige Induatariezweige werden wohl von
den Haufsa besorgt, aber gröfseren Fleils und Regsamkeit zeigten aut diesem
Gebiete die Fulbemischstömme. Augenblicklich besteht die Lieblingsbeschär-
tiirnni( der e!s;eiit!iehen Haulsa im Bummeln oder Schaehern." Es scheint
nun, dal's sieli «lic Haufsa auf ihren HaTidelnzü^ren, wt nu sie »ieh zur Nieder-
lassung auf trenideni Boden entschlielsen, gern witnltT dem eiiiti ;isj;lii hen Berufe
des Handwerkers zuwenden, ohne dabei &eilich den Handel uulzngebeu. Die
Thätigkeit der Haufsahandwerker im Hinterlande von Togo einrihnt Misch-
lich^, und Klose''') berichtet aus demselben Oebiete: ^^Was die Haufsas an-
betrifft, so besitzen diesdben in Togo bei den grol'aen Plätzen, wie in Lome
und Klein-Popo, kleine Kolonien, welche meistens das Fleischerhandwerk be-
treiben. Die gröfste dieser ITuiifsakulonien beiladet sieb in Kete . . . Acker-
bau nnd Jagd pflegen sie iu Kete fa.st gar nicht, sondern liegen tnit i^iofnem
Eifer und Intelligenz dem Hand«d ob. V'ereiuzelt finden sich in Kete gewerbe
treibende Haufsa, wie Scimiiede, hauptsächlich aber auch Lederfabrikanten
sowie Sattler, welche in diesem öewerbe ganz Hervorragendes leisten." Wie
in Adamaua Kanuri und Hauraa neben einander als Handwerker auftreten.
48) S. 8. It 8. 669. — 49} S. 8. Ut. 8. 84. — 60) 8. 8. II. 8. 6S8S. — 61) U. H.
S. «7«. - 62) M. I). S. X. S. 86. - 6») M. Ü, S. IX. 8. 205.
87
hat Pasäurge geachililert.''*) Iii Bornu scheinen die HauTsakolonieu haupt-
sSdilich Weberei zu treiben.''^)
Weiter im Westen »Ind die Mandingo in ffoa Uudielier Weise als Haad-
werkerkaste in die Naohbargebiete eingedrungeii imd haben sich besonders
in Senegambien als Lederarbeiter verbreitet.''^) In Britiscb-Gambia liegt nach
Bonvalet di«> einzige LandeäinduHtrie, die Verfertigung von Baumwollstoffen,
hauptHÜililirli in den Händen (Irr Mtindin^o,") Als Ooldfrhniiede liaben in
Senegami'ieii auch die Joint ihrt> (iren/en vieltuch überschritten.^)
Die HÜdiichsteu Gebiete Afrikas, die noch eine von Norden her heeiutluMe
ansehnliche Kultur besiizen, die Wahunaataaten Uganda und Unyoro, bilden
eben&Us ein Ausstrahlunggcentram nicht nur von HsndeUwareiii, sondern auch
70n gewerbthitigen Leuten. Von den WassibarStdtanen bei Bukoba beriditet
wenigstens Graf Schweinitz ausdrücklich, dals sie eine ganze Kolonie von
Uganda- Handwerkern an ihrem Huf*' uatirlut lteii Dafilr werden wieder
in Uganda ^rlhst die uiu<iknlfsrli l>etfiit»t<>n VV'asojru als Musiker inf Land
gezogen.**) Lgandaschmiede konmu-n gelegentlich jiacli I njoro, um iiewehre
auszubessern**), aWer am li Schmiede der Wanyoro utid Wakondjo ziehen in
die benachbarten (Jebiete, allerdings ohne sich dort dauernd niederzulasäen;
Stuhlmann sab sie im Dorfe Ipembe, dessen Einwohner die Sehmiedekunat
nicht Terstehen, sich das nötige Eisen selbst aus Ras^ieiseam herstelle*')
Audi unter den Herero ist auf Slinliche Weise eine gewerbliche Kaste
fremden Stammes entstanden. „Seit uralter Zeit/' berichtet Büttner"), „wurde
die Schmiedearbeit bei den Herero von wandernden Schmieden anderer Stainrne,
besonders aus den weiter nördlich wc»hnenden Hrl^erbatitreibenden sogenannten
Ovambovülkern besorgt. Diese Schmiede, meist in kleinen Partfien ziisanuneu-
arbwiteml, wamleru gewöhnlich einige Jahre lang l)ei den Herero-liäui)tliiigen
umher, bis sie sieh ao viel Vieh verdient haben, daüs es sich lohnt, damit
nach der Heimat ssurückxukehren. Zuweilen sind es auoli politische Flttcht-
linge, welche irgendwie den Zorn oder die Eifersudit der kldnen Despoten
erregt haben, welche im Orambolande herrsdien, die sich nun gezwungen
sehen, dem Vaterlande s«dange den Kücken zu kehren, bis ein Wechsel in
der Herrschaft eingetreten ist, und dir nun als Sihniiede mit einrr Arlieit,
die mehr Geschicklichkeit nh Anstrengung erfordert, sich ihren l uterhalt zu
verschatfen suchen. Diese Ovam boschmiede br-achten sich früher das fiiseu,
das sie in Daniaraland verarbeiten wollten, aus ihrem Vaterlande mit."
Diese wandernden Handwerker der Herero bilden insofern eine besondere
Gni})pe, als sie von einem sefshafteii Leben zum unsteten Wandern übergehen,
aber als Ziel die abermalige feste Ansiedlung m der umprfingUchen Heimat
im Auge haben. Sie können uns zu den dauernd unsteten Stbomen hinüber-
leiien, die sich in Afrika vielfach bestimmten Geweben sagewendet haben.
54) Koloaialzeituiig 189G. S. 122. — 55) F. de Behagle i. Bull. Soc, Gäogr. de
Lüfo 1893. S. 948. ^ 6«) Hewett, European Settlement« oo tbe W. Cout «f AMka.
S. 2f54 .-.TM^ull. Soe. Geogr. f!' Lille 1H98. S. 340. - 58) a. n. 0 ."^ *2(51 .50 I">iirch
Ostafrika. S. 12U. — <H)) WÜBoa-FelkiB, Uganda I. 8.68. — Cl) Emin i.P. M. l»7i».
S. 821. — 62) Slahlmann 8. 6S7. — 68) Ausland 1884. 8. 6M.
38
II. Obts- iKo SrAioraMvwBUB.
2. <iewerbebt^ti'iet> uiiäteler istämme.
^^ kiütaranne Stämm*' mit Völkern höherer Gesitiung (lauernd in Ver-
l)induii|r kommen und das gleiche Gebiet mit ihnen zu teilen haben, da
bleibt ihnen anj^oheinrnfl nur die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten: Sie
mÜHsen ♦iitwcdcr .sith diMi Höherstehenden anpassen und durch Teilnahme
an der Kulturarbeit ihr Daseinsrecht beweisen, oder sie mdsisen zu Grunde
gehen. Selbst Völker, die «08 eigner Kraft Bchon Tttchtigea vdlbnushl bftiten,
balm aicli mit dem Kulturswatig nieht absdindeß Termocbt und sind von
der Erde verachwunden oder fristen in kflmmerlielien Resten, gewissennafsen
kfinstlicb TOn 6ier Kultui' eingekapselt, ein wenig beneidenswertes Dasein.
Da ist es nun auflällig, diilVi bei diesem Leben^<lw;iinpfe doch nicht alle
primitiven Stämmp dem Schicksiil verfallen, emporgeliol>eii und dadurch dem
eignen Wesen enttVemdet, orler vernjcht<?t zu werden Es giebt Völker, die
sich nicht ergeben und doch nicht sterben. Ma»i sollte meinen, dafs zu dieser
Gruppe vor ollem solche Stämme gehören müiateu, die ein gewisses eignes
Kulturleben entwickelt biiben, das swar den hftlieren Formen nicht ebenbürtig
ist, aber seinen Besitaem doch einen festem Rfickbalt giebt; aber seltsamer
Weise sind es nieht diese, sondern gerade die kulturSnnsten, unsteten, vom
Saiiinit In und der Ja^'d lel-eiiden Volke lien, die Sieh oft mit ^higkoit inner-
hall) der Kulturlimder behaupten und sich nur ganz notdürftig, soweit es
schlechterdings nieht 7,u vermeiden ist, den neuen Bedingungen anpassen.
Diese geringtügige Anpuüsung aber eri(dgt fast immer in dt r \V\'i^;(•, «lafs
ein leichtes Gewerbe neben der bisherigen SammelÜiätigkeit und niederen
Jagd betrieben und zuweilen, da andre nunmehr dieset» Gewerbe scheuen,
förmlich momcqpolisiert wird.
In Europa haben wir in den Zigeunern noch ein musteihaftes Beispiel
dieser Völker. Ihre YNwandten in Indien lassen noch deutlicher wie die
europusdien Zigeuner erkennen, dal's wir es hier mit einem unsteti>n Jäger-
stamme zu thun haben, der ursprünglich mit Austrainegern und Bust h-
männeni in seiner Lebensweific auf einer Stufe gestanden haben nia<^' und
gegenwärtig, ohne der Kultur innerlich :ui< Ii nnr einen Sclii itl eiit<j«Mr,'nzu
kommen, durch Gaukeleien und etwas Gew i i Ijtiiutigkeit seine Nahrungs»|ueUen
vermehrt hat. Die arische Sprache ist offenbar nur angenommen und be-
weist für die Abstammung niehte. So steht das Zigeunertum wie ein
Rest der üraeit in der Koltorwelt Indiens und Europas^ unbiegsam und doch
unzerstörbar, TOn der Kultur in seiner Art Nutzen ziehend, ohne sie anzu-
erkennen; der Zigeimw hat etwas mit dem Sperling gemein, der fnihlich
und unnbhringi«; i'm Getös» der Ornrsstadt sein Wesen treibt, während die
gröfseren und edleren Tiere dem Blei de.^ liigers erlegen sind oder in schwerer
Üienstbarkeit sieh in den Strafsen mühen.
Auf afrikanischem Boden felUt es an ähnlichen Erscheinungen nicht;
mögen die Gegenrätae auch nicht so grell herrortreten, so heben sich für
den scharleren Blick Tidfach die unsteten PariahTölker, wie wir sie ihrer
mifsachtoten Stellung w^n kura bezeichnen dürfen, von den sefshaften Acker-
89
baneni'odei' den iHMuadiachen Viefasflchtern Ab, und wie in Europa die Zi-
geuner durch Pferd^andel, Schmieden, Wahrsagerei und andre Ettnete neben
Bettebi und Stehlen ihr Leben ffisfeen, so haben audi die Fariahatiunme
Afrikas meist irgend 'ein Gewerhe ergriffen, ja sie ersetzen »tellenweine voil-
kommeu die fehlende Ilantlwerkerkluase und sind hei aller Unabh«ugi^:k('il
doch ein unentbehrlicher Bestandteil des Volkaganzen bestimmter Uebiete
geworden.
Zu dem urHxtrüngliühen Lebenserwerb aller unsteten Völker gehört die
Jagd, und «) ist es «itiärlich, dals sie in wildreichen Gegenden gern an
dieser Beschäftigung festgehalten und sie nahezu monopoliaierfc haben, um
so mehr, als sie durch keinerlei Speiseverbote und sonstige Skrupel an einer
gründlichen Ausnutzung alles erlegten Wildes gehindert werden: es ist das
allerdings noch kein Gewerbebetrieb im engem Sinne, aber die Erscheinung
träi^t sehr zum Verständnis der wcitprn Eatwicklun*; ]u'i. Dit» Zwer^rrnlker
des afrikanischen Urwaldes sind auf diese Weise mit den Ackerltinioni iliK^s
Gebietes in eine Art Lebensgemeinschaft getrett-a, iudem sie ihre Jagdbeute
zum Teil gegen Vegetubilien austauschen, ohne übrigens ein dauerndes teste»
Verhiltnis mit den selshafben Stimmen einzugriien. £s ist sehr charakte-
ristisch, dafs de Braasa die Akoas am Ogowe^ die zu diesen unnteten Jägern
des Urwaldes gehören, als ,yadiwante Zigeuner^ bezeichnet In der Regel
mögen dort, wo Ackerbauer und unstete Jä^<-r /usammen leben, die ersteren
in djis (ieV>iet der letzteren kolonisierend eingednuigen sein, aber die Be-
weglielik.'it der Jagdstämme macht es ihnen auch möglich, sich in Ijand-
stricht', die schon von andern besicflelt sind, niirhtiii<.fH<"h einzuschieben, wie
das ja auch die Zigeuner in Kiiropa gethan haben. Die iiaiiiiiai am Ogowe
scheinen sich in dieser Weise zwischen die sefshafteu Stämme zu drangen.')
Unstete Völker, die sich au einer Art Jagerkaste ungebildet haben,
finden sich auch auTserbalb des afrikanisdien Urwaldes, in Ostafirika unter
den Hirtenstammen anscheinend schon seit alter Zeit, denn Strabo berichtet,
dafs die Elefantenesser und -jäger von den VVanderhirten „ünreint^" genannt
wurden. *l Zu den VVatntnru ;2eliört nocli heute ein Pariahstamin, der sich
hauptsächlich von Jii»i(l und Fiseliliinp nährt, während die Wataturu selbst
Viehzücbtei sind.') Lnti i den südlicheu (ialla treten die Waboni als Elefanteu-
jäger auf; sie sind nach dem Ausdruck Feirandis für die Galla dasselbe, was
ffir uns die Zigeuner sind^) und spiden abo eine ühnliehe Rolle wie die
Wahu^ulo desselben Gebietes, die Wakefield ebenfiills die „Zigeuner Ost-
afrikas" nennt.*) An sie sdiliefsen sich würdig die Wandorobbo des Maasai-
landes an, die als unterthinige Jäger zwischen den Siedelungen der noma-
dischen Massai leben. ^ Wahrscheinlich sind auch die Fischer und Nil-
pferdjager Ton Dongoia, die eine besondere „Kaste" bilden'^), ein urspräng-
1) Stanley, Im dunkelnfen Afrika II. B. «S. — 2) 11. Bnrrat in Ball, de la Soc.
de tSeogiuiiliii', Tiuis |s;e^. S. ITa. — B, 16.772. — Ii Huuraatni. Diircb MasHailand
zur Nilquelle. S. 168. I'uulitschkc I. S. 31. — 6) Footprint« in Ea8t«m Africa
8. 76. — 7) Fischer in Mitt d. Geograph, ücsellschaft in Uambui^ «a. S. 46. —
8) Rappen, Reuen in Nubieii. S. 49. Hartmaan, Die VDlker Afrika». 8. S84.
40
II. Ob»- vtcD SjätooMVEwaMam.
lieh unstete», mit der fllHngen BeTSlkaning doreh Lebensgemeinschaft rer«
bundenes Volk.
Aber der Jagdbenif iind das Ssuiineln wilder Vegetabilien genfigen in
dichter besiedelten Gebieten nicht, die Wunderstämilie trotz ihrer aufser
(irdentli('li<'M Aiis^MiKlisiosigkeit zti ertudireri. Wohl (»ihM- iil)*-! müssen sie
den kultivierten iM 1 1 ► \ ohiiprn des Lundes irgend etwas bieten, damit von
der vorhandenen Aaiit uugMuienge ihnen eine Kleinigkeit zufiiefst, nie müMHen
sieh ihr Brot ni TerdieDen widiaL Das ist eine hsxte Aufgabe! Mit
wunderbarer Gewandtheit haben es alle WandervSUcchen in Indien, in Afrika
und in Europa Tersueht, w^igstens das Bequonste sn ergreifen and bunten
Schein statt nfiialieher Arbeit au geboL Sie werden entweder Tänzer, Pussen-
reifser, Gaukler nnd Musikanten, oder sie Hpekuliereu mit £rfolg auf den
AlxTfilauheii der Ansässigen, die den unsteten Gesellen gern allerlei p^eheime
Kräfte und Kenntnisse zutrauen, und treten als ZaiiHerer, WalirKai^er und
Wunderdoktoren auf. In dieser Weise ^ewimien /, B, die \\ it>^< |ivvesi, die
als Sänger und Zauberer in den Wahuinasfcaaten umherziehen, liiren Unter-
halt*); in Senegambi^ wieder sind die Oriots, die als Musiker, LobsSnger
und Redner auftreten, ein wichtiger Bestandteil der Bevölkerung, aber doch,
wie alle Pariahstamme, in gewisser Weise roi&achtet.'^) Anderseits gelten
sie als unverletzlich, ein Zug, dw bei vielen Stämmen wiederkehrt und sie
befähigt, in Kriegszeiten als Boten, Unterhändler, Herolde und selbst als
Händler iuifzntreten. Im übrif?en aber fallen den unsteton Wiuiderern pinx
von selbst die Arbeiten zu, die nicht sitwohl schwierig als aus irgend einem
Grunde dem gesitteteren Teile der Bevulkeruug widerlieh sind, also nament-
lich alles, was mit Aas zu thun hat, die Wasenmeisterei und im Zusammen-
hange damit auch schon wirklidie Gewerbi^ die 6erb<»rei und die Lederarbeit.
Ein Musterrölkchen dieser Art sind die Uatto Abessiniens. „Im allgemeinen,*'
sagt Geochi**), „werden die Uatto sehr mifsachtet, da sie alle mSgltdien Be-
rufe ausüben vom Gerber l)is zum Todtengraber, Tom Gefängniswärter bis
7nin TTeuker. Niemand a})er wagt sie anzurühren, weil sie als grnfse Zau
berer lu-trachtet werden, deren Fluch Unglück bringt. Sie leben gew iUiiilieh
in Wäldern und niaeheii sich, in Ermangelung von liäuseru, in Häuinen
Höhlen. Aufser dem AlVeufteiach essen sie das Fleisch vom Flufspferd, Kro-
kodil und allen anderen sonst fttr unrein gehaltenen Tieren.^
Die Gerberei der üatto, die flbrigens auch als Musikanten auftreten**),
führt uns nun «goillidieii Gewerbebetrieb hinttber, an dem sich manche Pariah-
stSmme lebhaft beteiligen. Hier findet nim eine eigentümliche Wechsel-
wirkung statt Wie die verachteten Pariahs mit Vorliebe unsaubre oder
9) Kmin i. P. M. ISTi». S. 182. — 10) Vergl. über (iriotfi ii. a. I>n].i>or I. S. 408
Dölter, Uebcr die Cupverdeu nach dem Rio Grande. S. 19ö. Monteil, De SL LouU
ä TripoU. S. 77. 9S. 100. Hollieu, Bdie in dM Innere von Aftik». 3. 68. IS6. ITS.
Hrcijuftrd. T'cis»' jünli WestatVika. S. Hh. 162. 192. Labat. Nouvelle relation de
l Afriiiue occidoDtalc. ü. 330. Aeade, Havage Atirica. 8. 36B. — ll) Zweifel u. Mou-
stier i. Bull. 8oc. CMogr. Puit 1881. 8. IM. — l%) Fäof Jahre in Airika. S. SSO. —
IS) Paolitflchke 9. 88.
ui'jni^cü by Google
S. Oswmnmi» umnin Srlm.
41
sweiMbflfte Berufe ergreifSen, so bringen sie endreneiis jedes sonst imbedaik-
licfae Gewerbe, dem de eich gewohnheitsmäbig widmen, schon dadurch in
Vermf und gewinnen auf diese Weise leicht ein gewisses Monopol. Das
Schmied^ewerhe, auf das noch mehrfach in andoretu Zusuinmi'nhuuge zxurUck-
zukommen sein wird, orscheint besonders häufig unter den BeHcImtligungen
der Pariahvölkcr, seihst »tellcnwpisp iinN r iIpiicii der waldbewohnenden Zwprjjp,
wie wenigstens Gaillard von den liubougas oder Okoas am obem Sangba
behauptet"); aucli die europaischen Zigeuner schmieden, und dem ist es wohl
zuzuschreiben, dafs in Deutschland, wo doch in älterer Zeit die Edlen die
Schmiedekonst betrieben und auch «[mter tn der eigentlichen Bisenarbeit
kein Makel haftete, die Kalt- and Kupferschmiede im Mittelalter unehrlich
und fiist rechtlos waren, dafs man ste ^s Ismaeliter beseichnete und annalim,
.lospf sei von seinen Brildorn an sie verkauft worden.'^) Freilich erklärt
sich aus dem Gewerbpbetriel> der luisteten Stämme nicht flberall die schiefe
«ortalp Stelhmg der Srlimicfle, und zuweilen darf man zweifeln, oh nicht ein
Stamm erst do««bnlK, wi il or nich dt'r Schraiedekunst gewidmet hat, in Ver-
achtung get'alien ist, l)it> Klkuiouu /.. B., die den Massai die Waffen liefern
und von diesen verachtet werden'*'), gelten doch als echte Angehörige des
AhssaiTolkes, sind also mi^icherweise kein Wanderstamm, der sich erst
nachti^glich den hamitisehen Hirten angeschlossen hat, sondern ein herab-
gekommener Zweig der Massai. Dafür spricht wohl auch, dafs die benach-
barten Wataturu früher ebenfalls eine Schraiedekaste besafseni die Gidamudiga,
die aber nicht als Pariahvolk betrachtet wurde.")
f'brigens haben genub' die Massai iitich andre gewerbetreibende 8tiuiiine
in ihrem fTehiete, namentlich das schon erwäluitf .lägervolk der Wandorobbo,
das nicht ganz einheitlichen Ursprungs zu sein scheint und den Massai auch
Thontopfe und Schilde liiert.**) Weiterhin in Urundi lebt ein echter Ur-
stamm im Lande aerstreut, die Watwa oder Batwa. Sie scheinen stark ge-
mischte Verwandte dw Pygmäen an sein, sind wie dieee mit Bog/m und Pfeil
bewaflnet und lebten früher aussclili» Islich von der Jagd, sind aber neuer-
dings zu ^werbmafsigem Betrieb der Töpferei übei^egangen es ist das
ein ganz vorzfi^flirhes Beispiel di r Fmln'lduTig eines unsteten Jägorvolkes zu
einem j;i(nv<'rlit hiiti^cn Stamui, iliis eine <i»'n!iuere Betracbtunt; verdient. Bau-
uiHun twigt über sie: „Sie leheu in kleinen Niederla-Hsuiigen mit sehr schlechten
Grashüiteu, benutzen im (Jegensatze zu den Warundi, die stets auch Speere
führen, ausschlielslich B<^n und Pfeile und lebten ursprünglich von der Jagd.
Mit der Zunahme der Berölkerung nahm jedoch das Ertragnis derselben ab,
doch wandten sich die Watwa keineswegs dem Ackerbau, sondern der T($pferei
Iii Rull. SiK . (;.',,;,M. Pari« l»m. ^.22^. 15' W WnrVprnagcl in Zeitschr. f.
deutsche» AJtcrthum IX. S. 646. — JO) Baumann, Durch MaH«ailand. J^. 168. 161. 168. 172.
Thomson, Durch Hassailand. .S 379. — 17) Baumaan a. a. 0. S. 17S. — 18) Bau*
mann a. a. O. S. ISl. 168. Thom>«on a a. O. 8. 400. Krapf, Enisen in Ostafrika II.
S 272 Ki^. her :\ n O S. 46. Pauli! >. ]ikc S. .H2. - 15>) Baumann a a. O S 215.
Mtb. Frcnch ^ibeldun nennt ala xwergartigen Jägenttanua der Maesai die Wa-rombutta
(JooRk. Antbrap. lustit. 81. 8. MO).
42
II. Obts- cito STAinmoBwnMi.
SU. Mit einem Stflck Kalelwsae als einsigem GerftI und eiii«m Sohnurende
sum AnbrisgiMi d«r Onuunente ferUgtoi sie ungemein gesehmackToUe Töpfe
und Krfige au, wi li hc sie an die Ackerbauer verkauften. »Sie werden sehr
veraehtet und gelten hIs Püritihstamm. Kein Mrundi würde aus demHelhen
flefar!< wie ein Mtwa trinken, aueh sollen Heiraten nicht vorkonimen.'" Diese
AntcaliPii wf'ideu in willkoTninener Weise dnreh die Herichtp Hamsiiys und
den Pater« Van lien Bit'st^n pij^'äiizt. iJanacii sind die liatwa in rruudi
und Ruanda sehr zahlreich und gelteu liir «lie L rbewoluier des Landes. Daa
Versohwinden der W&lder und damit der Jagdtiere bali sie gezwungen, neue
Erwerbsquellen zu suchen, deren wicJitigete die Töpferei ist; dafe sie stellen-
weise auch ein wenig Ackerbau betreiben, bezeugt Van den Biesen ausdrück«
lieh. Sie ersdieinen mit ihren Töpfen jeden Morgen auf dem Marktplatz,
sind aber aueh sonst gewerblich thiUig: »Sic tieehten Matten und Körbe,
fertigen Roj^en. höhlen Bäume zu Kühnen aus und sind im Innern von Ürundi
aueh liie Srhiiiicdi' des Landes. I)ir.se maunigfaiiige Thätisjkeit deutet wenierer
aul Freude au der Arbeit hin, als auf jenes unsichere Umhertasten nach irgend
einer Existenzmöglichkeit, das für die unsttdeu iStämme l)ezeiclmeud ist. Wie
unwohl sich das Völkehen im Grunde dabei fühlt, wird durch das gedrückte
und scheue Wesen der Leute, das freilich zugleich der allgemeinen Mifsachtung
zuzuschräben ist, genflgend angedeutet. Diese Mifsachtung fallt übrigens keines-
wegs mit Mifshandlung /usammen, denn auch die Batwa ziehen Nutaen ron
jener abergläubischen Scheu, mit der die Aekerhaner nn,sf< 1.' Slämme 7m be-
trachten {)flegeu; sie treten als Zauberer auf, eiinittfln Dielx' nnd ttrtifren
Amulcttr an. Auch in jeder andern Hinsieht küiincii die Batwa als typisdies
Zigeunervolk gelten. In ihren .Speisen sind sie durchau.s nicht wählerisch,
ganz im G^ensatz zu den Warundi, die sahlreiehe SpeiseverlKkte besitzen;
sie sind berflhmt als Musiker und Tänzer, in ihrer Kleidung und dem Bau
ihrer Hatten dagegen äufserst nachlässig. Ihr unstetes Wesen spricht sieh
darin aus, dafs sie mit Leichtigkeit ihren Wohnsitz wechseln: ein Bekehriuigs-
versuch Van den Biesens genflgte z. B., um ein ganzes Dorf sofort veröden
zu lassen.
Einen eigetnirtigen rbergangstypus ;<t'heinen die PariHhsrhniit'iir ilar/ii-
stflleu, von denen tt. Kolb eine Kamilif in der Nähe des Kt^nia tial. Die
Leute stammten aus der Landschaft Ligonö im Massailand, wo nach ihrer
Behauptung alle Einwohner Schmiede sind. Obwohl sie also dort einen festen
Mittelpunkt haben, ist der Wandertrieb in ihnen nicht erloschen, denn die
jungen Leute ziehen mit Weib und Kind in die Fremd^ wo sie immer eine
besondere Kaste hleilx'n Ob es sich hier um dif nix ii erwähnten Elkmono
handelt oder Um etn besonderes Völkchen, ist aus den Aj^ben der Reisenden
nicht klar zu ersehen.
Fnter den Somali Hnd'-t. sirh (h'v i\\n>r\v' Selimirilcstanim di r Tomal
oder Tumalod über das ganze Land verbreitet. -^j Es lumdelt sieii hier aller-
go) Hamuay i. Verh. tL UeueÜHd». 1". Erdkimdi-, lleilin löDH, S. ai7. I'. Vau den
Uieaen im Afrika fioten n. Kolomdieitaiig im, S.40E - Sl) PaulitRchke S.3t.
2. .GimmamBnun mwnmn Stlim.
43
diBgs «ebwMÜch um eiom ebheiilidiea Stuiai, Madcnii um ein neoM VoUn-
gebilde^ dfw sieh unier dem EiDfliils ^eiehuüger Beeohifligttng und eoiiider
Hiimditang am den Ängehoxigen unprOnglidier Parulnrolkchen (Achdam)
und henbgekommenm Leuten aller Art entwickelt hat. ,,Sic hildeu/' sagt
Haggenmacher") von ihnen, „eine aas all« n Stammen des Landes und Sklaven
aus allen Nachbarläiuit rn Kusamniengesetzte ethnisrhe Misi Ihuil'. die zugleich
den Charakter einer Zunft, nämlich der Schmi«^h'/uiift angcnonnnon hat. Die
selben dienen teils, weil sie schwere Arbeit viMriehten, zum »Spotte, da hier
nur unnützes Herumlungern den Freien ziert, teilä auch, weil 8ie Ehen mit
den abrigm Aebdam abecblosBen. Übrigens sind sie fleifeige nnd geschiekte
Arbeiter; ne rind dem Stamme, mit wddiem sie auaammen leben, tribnt-
pfliditig nnd stehen unter der Oenehtsbarkeit desselben. Kein freier Somali
betritt das Haus eines Schmiedes, auch begnlfHi er ihn nie mit einMn KUide*
druck. Audi würde kein freier Somali, und wäre er noch so am», seine
Tnchtcr an einen Schmied verheiraten, oder mit Töchtern dies^^r Ka«te die
Ehe einlachen. Der Stnrnm der Tiimalnd ist über das fjanzt« SoiualÜHnd ver
breitet: alle sind .Schmiede, man kennt kein Beispiel, diilis ein Tunial sein
Handwerk aufgegeben nnd einen andern Beruf ergriifen liätte." Dieser letzten
Bemerkni^ ist allerdings hinauanfügen, dals die Tumalod nach Pease") auch
als Scbuhmaeher, nach Leii^**) als Elfenbeinschnitser thftt^ sind. In Berbera
bewohjien sie ein besonderes Quartier.*'^)
Die eehten unsteten Pariahs, mit denen die Tumalod also nur mittelbar
zusammenhangen, sind daneben im Somalilande zahlreich vertreten. Zu ihnen
gehört der Jägerstamni der Ifani oder Midptn. der als Nebengewerhe die
Abdeckerei und Chiruritic liftrcibt und alltxfiiiiin verachtet nnd gemieden
wird*^; auch als Händler ziehen die Midgan, die trotz der Verachtung über-
all geduldet und nie Teiietst werdw, im Lande umher. 8ie dürften Reste
einer echt afHhanischen Urberölkerung sein, wBhrend die unsteten Jebir oder
Jiber, die als Possenreifser, Zaubwer und Wahrsage, aber auch als Gerber,
Sattler, Gebetteppich imd Talismantüschohenmacher umherziehen, von Arabien
gekommen sein sollen.^) lu Gallaland mögen die Warabftse in diese Grup^
gehören, ein den echt«-» Galla unterthänitip?« V")lkc]ien. das angeblirb von
Sehmieden absbimnit und iiuch Zauberkünste betrei))t. Das Secnj^ehiot bat
dann nocli die unsteU'u Deir aufzuweisen*'"'), die gegeuwärtigj indem sie Jagd
und Schmiedekunst neben einander betreiben, ähnlich den Watwa eine inter-
essante Übergangsform daratellen.
Ein IdaasiBches Zigeunerrolk taucht noch weit im Westen, in Senegam-
bien, auf, wo wir bereits die Griots als unsteten und bei aller Beliebtheit miCs-
ai^teten Bestandteil dar Bewohnersdiaft kennen lernten; es sind die Ijaobes
22) r. M. E. 1876. (47.) S. 2Ö. — 23) Scottish Geograph. .Magaz. imx. S. 63. —
U) Bull, of die Geogr. Soc. of California 1B98. S. 27. — 2ö) I'. M. 1«96. 8. 224. —
M) Haggenmacher a. a. O. S. 26. PcaHc a. s. 0, S. CS. Paulitschke 1. 5. SO. —
27) Bandi Ht Vcame i. Roll. Soc Gpr.jrr Ifiilfann 1>»9.'J. S. tt»9. — 2« Hajrpr^'iiTnarlier
». a. O. S. 26. VergL auch Boll, de la Soc. Geugr. Italiana ItiUl, ä. 273, wo ihxu lästige
Bettelei beiond«n erwfthnt viid, — «0) Paulitschke I. S, — 30) Bmia B. aS8.
44
n. Ohtb- nro SrAXMiinnBWiniBis.
(Lawbes), die in ihren GewoknlieiteD und SiUen lük Merkmale eines primi-
tiren Volkes zeigen und sieh nur dadurch, dafe sie Hohgerite fertigen und
verhandeln und allerlei Ueine Dienste verrichten, den Fordonngen ihrer
kultivierten Nachharn pinigerinafseu augepafst hiilx ii.''') Am eingehendsten
hat sie neuerdings J. de Crozals beschrieben. ,^rwähnenBwert/^ sagt er"),
^^ind dif Laobe)*. eine besondre i5ns.se, die sieli in gnnz \i«;ritien findi^t, die.
.jZipcuiHT AfViküH", die auf »jut (xlfick ohne srr/ialr Ordminff (lahiiilfhcn.
L bfiall vt raclitet man ^ie und dultlt t sie dtu li; nie wind gew< riithiiti^, arbei-
ten III hartem Holze und stellen ilie Kalebassen her, aus denen ilie Eingebor-
nen den Kuskus speisen. Sie fertigen die Stoftel und die Mörser an und
eine Menge Qegenstinde ahnlicher Art. Dies« Leute beschäftigen sich auch
mit dtm Handel und man sieht sie überall als unermüdliche Lastträger und
skrupellose Handler thätig. Es ist eine Ausnahme, die bei den Eingebomen
grofses Erstaunen hervorruft, da Ts in der Provinz Paka-. f.aoWs xu Acker-
banf'ni «jeworden find und rinr .Mmi^f Virli x.ni'ht<'ti. Man Mi»>ht von
Stuiit zu Stadt auf ihren Ksrin dahinziehen, dir mit ihren ( rrrät;*»'haft.en he
laden sind. Wenn sie lagern, ernchteu sie Hütten aus Zweigen. Sie lassen
sieh gewohnlich am Rande eines Waldes nieder imd erkaufen sieh von den
Häuptlingen das Aufenthalterecht. . . . Diese Leute sind wie von einer Mauer
umschlossen; sie heiraten nur unter sieh, und selbst ein gefangena* Musel-
mann würde es für eine Entwürdigung halten, eine ihrer Töchter zur Frau
zu nehmen. Sie bekennen sich zu keiner bestimmten Heligion und treiben
die Wahrsagerei gewerbsmäfsig.*' Nach Heniuard'') beschäftigen sich die
TiHobcHi auch mit der Schmiederei und Srhithniacherei; l»emerkenswert ist,
«lals tler Reisende ini l>ort'c Kankasa ( (^uclli/cltift des (ieba) »'ine besondre
8chliiiedekasti> fand, «leren Angeliörige nur unter einander oder mit den Lau-
bes Heiraten schlössen, die also wohl entweder selbst sefshaffe gewordene
Laob^ waren, oder ehemalige Sklaven, die wegen ihre« Gewerbes den Pariahs
gleichgestellt wurden. Sie galten überdies als Zauberer.
Wenn sich die wirklich genauen und suvcrläHsigen Berichte über Afrika
mehren, werden wir yielleicht noch eine ganze Anzahl gewerbthätiger Pariah-
)<tiimme kontn-n lernen, odn doch Spuren, die anf ihr früheres Vorhanden-
sein hinweisen. Schlechthin jedes Pariahvolk als i iiieii ur'-prflii'.dieh unsteten,
im Kör]ier eines Kultui-v(dkes schinarotzeiuUii WjUi.stanim auivu.sehen ist
dagegen nicht anzuraten, da. auf das Eutstehen gewerblicher Gruppen aus
Sklaven und Freigelassenen auch in Afrika Mancherlei hinweist. Dabei ist der
Handels- und Wandertrieb der meisten Afrikaner au bedenken, der manchen
an sieh se&haften Völkern einen unsteten Charaktensug verleiht; wenn die
in fremden Ländern umherziehenden Händler dann auf ihren Rastorten noch
ein kleines Gewerbe, wie etwa Mattenfiechten, nebenbei betreiben, um sich
81) Mollien, Heise in das Innere von Afrika. S. «4. Hecqnard. lleiHO in Wert-
afrika. S. U(> i; a tr«nel, Noiut'Hti voyapf' flauH Ic pay» des nenfrt'H II. S. 311. Globus ös.
S. -iöSi. U'Kichthal, Uit«toin- et «»rigiue de» Foulab». 8. 63. — 32j ilevue de Utiogra-
phic 1883. CL 886. — »Aj IU < c^uard a. a. O. 8. »D. 148.
8. EnBKAiniT als Gbwuuuc BctTnoim Oxtm vkd Stiioia.
46
ohne grobe Kosten durdmadblagen*'), dann sind YerhSltnime geschaiiMi,
die an die der Pariahwttmme erinnern^ »hne ihnen doeh wirklieh zu eni^
epreehen. Eme PMlfiuig von Fall xa Fall ist also dnreliAiM nohreaLdig.**)
3. EiseBtrlieil als 6«werbe bestiniiirter Orte ind Stft«ne.
Würde es »ich hier um eiue Beschreibung der Eisenarbeit vom technischem
Oeaushtepmikte ans luaddii, so mflfele iwiidicn. vir« TIntigkeiteii aoharf imter-
achieden werden, Bwiachen dem Ausbringen des Bisens ans aeinoi Ersen einer-
seitfl, der YMurbeitting des Hetallee m Waffan und OeiSten andrerseits. Da
wir nur die sozialen Verhältnisse Ina Auge zu fiMNien' haben, können bdde
Arten der Thaii^krit neben einander behHudelt werden, znmal sie ja heute
noch oft iti (l»'UHclh«'ii Hiimlfn liei^en. Immerhin ist wohlgethan, wenij»st<>iis
in aller Kür/c dii- riit»'r!<clH<\(if der lieiden Arbeitsweisen ins Auge zu tasst-u
Eisenerz wird fast nirgends nui gröfaere EntfeniungPTi hin vertauscht nnd
verhandelt'), der Hohot'enbetrieb, wenn wir ihn so neuutn wollen, ist also
fest an die Scholle gebunden; wo kein Eisanen in genflgender Menge und
Beschaffenheit vorhanden ist^ oder wo keine Holskohle bescihafft werden kann,
ist von ihm nicht die Bede. Weam irotzdem in Afrika nur bedingungsweise
von wirkliehen Erz- oder Hüttendistrikten gesprochen werden kann, wenn fast
BÜcnthalbeu Eisen an Ort nnd Stelle gewonnen wird, so liegt das au der
wcitf^n Vtrhrfituiig der Eincnerze, die in Form dt's Braun dder des Roteisen-
steines in uuer8chöj»l'iicher Fülle vorhanden sind und kcim iu ^rölrjeni Gebiete
ganz fehlen. So ist zwar die Hüttenarbeit vit ltucli lokal begrenzt oder wird
von bestimmten Stämmen ausgeübt*), aber groike Gegensätze und vollkommene
wirtschaftliche Abhängigkeit entsteboi auf diese Weise kaum. Allerdings
werden durch bequeme HandelsTtnrbindui^jen die G^pnuitse oft ▼erschSrft,
indem erareiche Orte gröfsere Gebiete mit EisenwarMi fibersohwemmra und
die Industrie in ihrer Umgebung, die untw weniger gOnstigen Bedingungen
arbeiten mufs, lahm legen.
Wo die Schmiedekunst nicht cns^ mit dein nohnfonhotritd) vcM-hnTidHU ist,
sondern das Kiseii erst eingehandelt wird, ist natürlich viel uenigt r (iriiiid
zur Entstehung von (hts- und Stammesindustrieen vorhanden. Dais sie sich
S4) Yergl. darfiber Binger i. Ball, de 1a Soei^ de O^ognfiliie conmere. de Parü
XJL S. 83. — s») ViTgl. hierzu auch lueiue Abhandlung „WirlitehafUich« S^nibiMe^* in
der Zeitschr, f. S,,, ialwiiiseuMchaft lH\t». S0'.l^9OS.
1) Zu erwiUineu ittt die Angabe Greshotts (lijdsclir, k. Ncdrrl. Aurdrijk^kuud.
Oenootscbap 1895, 8. 6»ö), dab den Yakoma ihr Bisenen in Booten anf dem ITbangfi
«ugefiüirt wird. Kh sind, wie »ich an« dem Berichte de Marinels (Bull. Soc. R. Beige
de G<?ogr. 185)3. S i't t ririfbt, nur einige SUlmuic des Yukouiagehret(»»<. wie die A Bodo»
uud A-Birat», die ihr Kr/, anf ditä*ie Weise vou andern, hauptailc-hlich den (iembeles er-
halten. Von den Batekea erwUint L. Guiral (Le Congo Fna^niii 8. 161), dah «e ihr
Roheisen in Form vun Cyündern uder dieken Niigeln von den Obuuibati und Baknyaa
erhalten. Sie kauten auch y.uweilen fertige Sj)cere von den SUlmmen am oberen Ogowe. —
2; Kia Mittelpunkt der Eiüenerxeugung irtt z. B. der ürl Fama im Gebiet vun Kütiiena
^Waljace i. Geogmiih. Journal 1806. ü. 214;,
46
Q. Osra- mm Stajoowoswicbbk.
domiocih vielfiuih herauabilden, lud; Beinen Grund mdir in der Arbeüstdiliuig;^
wie sie durch den Handel hervorgerufen wird, als in örtlichen Verhalfaiis8eu.
In neuerer Zeit kommt ein grofser Teil den Eisens bereits aus Europa, nament-
lich in der Form von Eiaimdr^ht, und piiropsiiafheni Einflufa ist »"^ /.w/m-
Hchreiben, <liils jetzt KujitVr luui Messing in grölsrer Aleii^f verarbeitet werden.
Übrigens wurden sehuu vurLer iu Afrika Kupferlager ausgebeutet, ao die be-
rflhiuteu Minen von Katauga. Im Sudan ist die Ooldacluuiedekuiist teils mit
dw Eieenachmiederei vereinigt^ teib als besonderer Beruf ^twiekelt; in den
Haufeiiataaten acheint auch Zinn bergmännisch gewönnen zu werden.
In dien grofseren geographiachai Provinzen, wo mek duidi nalfiiüche
Verhältnisse oder Handelsverkehr lokalisierte Gewerbthätigkeiten entwickelt
huhen, entstehen Mittelpunkte von zweierlei Art, nämlich solche der über-
wiegendpii Erzeugung und solche Hf^s ;in>^s( hlief9lichen Verbrauchs eines be-
stimnittti Produkts, während daneben Uel)ieie zu finden sind, die hu\\ sell>st
genügen imd das i'rodukt weder von aufsen eintüiiren uocii an andre abgeben.
Die hauptsächlich eraeugenden Gebiete könnte man als positive oder Pro-
duktionsaentren, die nur Yerbrauehenden als nt^tire oder Eonanmtionszentren,
die flbrigen als indifferent oder als Bexirke des rein^ Hauswerka beieichnen.
Diese Unterscheidung ist, wenn man die Stammesindnstrieen der Neger recht
verstehen will, sehr au beachten. Um jedes negative Zentrum liegen (Gebiete,
ans deiien es sich versorgt^), um jedes ]M)sitive MoMie, in die der Übpr«(cliu fs
dei Krzt'ugnisse einfliefst. Nur im letzteren Fall abrr braucht eine wirklicire
eutwiek. lte Stammesindustrie /n bestehen, während im ersteren hiluiig nur
eiue geringe Steigerung der Thiitij^keit in sonst indifle reuten Strichen rings
um das negative Zentrum nötig ist^ um dem BedOrfiua zu genügen. Znweil^
mengt dn Stamm einen Teil seiner Eisengeriite seibat und bezieht nur gewiase
Arten von auTsen, wie die WadoS, die eiserne Schaufeln nnd andre Gerite
selbst herstellen, aber die Watten einführen.*) Überhaupt verliält sich das
allenthalben verbreitete Schmiedegewerbe zu den eigentlichen Stammes-
industrieen ungefähr so wie das Iii rsteHeii von Salz aus PHaiizeTuische, das
überall bekannt ist. 7.ur KrzfUiruui,' wirkbchen Koebsiil-/es aus ruitfirltcben
Fundstellen, d. b. beide Arten ergänzen einander entweder «>der schlieiseu sich
aus, je nach den natflrlichen und den Verkehrsverhältnissen der verscbiedeuen
Gebiete.
Ein typisches Schmiedevolk sind die Balongo in Usindya. Ihre Dörfer
sind an den zahlreichen Sehmiedewerkatfttten sofort kenntlich^) und liegen,
wie es scheint, zerstreut unter denen der andeni Bewohner des Landes.*)
In der Landschaft Mweri bei Maau7.a bilden sie die Hauptmasse der Be-
völkerung; h<>i jedeni Hüttenkomplex j'tclieu hier einige otine Hütten, die als
iScluuiedewerkstätten <üenen.^) Als Uraf Uötzen einen ihrer Orte besuchte,
S) Als Beispiel eines Mgativen Zsntnuns kann das Land Schidima am mittleiea
SutuLtiHi gelte n, das kfiiie Kiseiiarbeiter iMjnity.fc und seine Kiweiiwareii ti-ils aus l'sesuro,
teil« aiu Ütuga, bezieht (('ach«!cu i. Bull, de la Hoc. du (ieogr. de VKhL I6m. i>. atij. ^-
4) Stuhlmann S, S7. — 6) Oraf GOtzen, Darob Afrika von ObI nach Weat. S. 110. - -
6) Stuhlmaon S. 117. - 7) Sehlobach l Kolonialblatt ISDS. 8. «38.
S. EmtcAsanr am OswaRii Bninamni Om ma> Srlnac
47
waren die MSnner gerade auHgegangen, um Eieenerx zu liolen, und kehrten
am Aliend jeder mit einer Doppellaat rSilichen EiseosteinB atradc. In einigeii
Dörfern wird feiner Eisen- und Meeeisgdndit gefertigt, eine Kunst, die nicht
Jeder versteht^), das Haupterzeugnis aber sind eisenie Hacken, die weithin
verhandelt werdoTi und stdU^nwoise das (leld vcrtrt^ten. Ein tnolitiger
Sehmied k;inu an einem Tagi' /rlm llackenhlätter anfcrtii^cii-'i: jälirlich sollen
iiiMNX» Stück fertig gestellt winden. Es scheint, dai's die Schmiede auch
hausierend ihre Produkte im Lande vertreihen,")
Einen andern sehr merkwürdigen Sduniedestamm, die WapJtomba in
tTngara, hat I. T. La«t genauer geschildert^') Leider ist durch Skla?enranb-
xfige das nicht sehr zaUreiehe Volk auf eine geringe EopfiEafal herahgegangen.
„Von den Übriggebliebeneu/* schreibt Last, „sind die Männer hochgewachsene
Boraehen mit guten Muskeln. Üas ist wahrscheinlich die Folge der müh-
samen Arbeit beim Ziilun des Hlii<*ebalgfl mid dfin H iiiiiiiicni df»a Eiaenx
inft «chweren Steiiu'ii. In ilirtr äulsmi ErHcht'inuii«^ ühnebi sie sehr den
rur«i>(en Hilttenleuteu und Scbniiedeii uusies eignen Landes, und wie hei uns
zu iiause der Handwerker und Mechaniker im Allgemeinen eine sclmellere
AnfSassung, kkreres Denken und 8eUf4^ertigeren Wils besitat lüs der Acker-
baner, so sind auch diese Wa-Jtamba-Sehmiede und Eiseoachmelser allen
umwohnenden, Undbebuuenden BtSmmen an Scharfsinn, Erfindungskraft und
Witz weit überlegen. Diese Leute sind fast ausschlielslieh mit Eisenarbeit
beschäftigt, d. h. mit' Eisenscbnielzen und der V^erarbeitung des Metalls /ai
Haekt n. Der erst«; Pnizefs lH»Ht«4it im Graben und Heintj^en dos Erzm. was
gewuiinliih von den Weibein liesorgt wird I)<r Ort. \\<i das Miulapu
(Erz) gefunden wird, gilt im allgemeinen als das Eigt-ntum de« Di.stiii-ts-
hiuptlings, der ihn mit seinen eignen Leuten bearbeitet Das Erz wiril gegen
das gleiche Gewicht gereinigten Korns verkaufb. Manche Kaufer kommen
aus einer Entfernung von Heilen und mehr, nehmen es mit nach Hause,
und die Weiber reinigen es hier durch Schwingen n(»chmals, worauf es if\r
den Schmei/ofVii fertig is! ' Die zum Keduzteren des Erzes nötige Hul/kidtle
wird von den Männern bescbaflt, ebenso besorgen sie das Ausscbniel/t n tles
EisetiM. Die eigentliche Schnnedearbeit ist dann in der Hegel dif S;u lic (1>'S
Dorfhiiuptlings, der also innerhalb seines »Stammes wieder eine entwickeitere
Jborm des Uaudwerkertums in sich verkörpert.
Die Wakayirondo am Viktoria-See rühmt Thomson als gute Eisenschmied^
die das Erz ans eignen Gruben gewinnen, und deren Oesehickteete im Orte
Samia zu finden sind.*') Hobley beseitigt diese Angaben und fügt noeh
hinzu, dafs in ^!aniia besonders Hm kcu •rcfertigt werden, die biet ebenfalls
zugleich als (ield dienen.") Die Hacken dagegen, die Fischer am Ostufer
des Viktoria-Xyiuizji !ds<ield kursieren sah, stammten um Ma^u in Ussiikiitiia.
AI» Schmiede berühmt »iüd ferner die Wadschagga am Kilimandscharo, die
8) Stuhlinann S. 317. — Ö) Schlol.ach a. a. (> S. 2:jS. - 10; Brard i P.
1H97. S. 7S. - 11. Stanley, Wit- iih l.iviiijfHk.iio fand II. S. ItJ'J, - !'2 P K «! S.
1883. S, 686. 13j ThoiuBon, Durch Mii^^ailaud. 8. 44U. 14> üeogniiih Journal
1898. S. 370. - 15) l*. M. 1895. S. S.
48
II. OUTB- VXa >)TA1IIIXIK)KWKBBK.
Eisenwareil in betrachtlicher Meiige ausfiilireu.^^) Im obern Nilthale sind
die Djur zu nennen, die mit den viehzüchtenden Denka in einer Art Lebens-
gemeinachatt stehen und von diesen deshalb als Grenznachliani i^eduldet
werden.") Schweinfurth hat sm- ifeüiUKr lifsi liildert'") und auch Juukt i riihiut
ihren Fleifs und ihre GeschitklRlikt it in der Bearbeitung des Eisens. Wahr-
scheinlich waren auch die Dörfer, die v. Ileugliu durchwanderte^) und deren
Bevoluer Sdimiederei trieben und sugleieh etwne Getreide bauten, Siede-
luttgea der Djur. Das wicht^prte Nebengewerbe des Volks seheint aber nicht
der AckerbaU| sondern die Fisdierei zu sein.*') Ein Sduniededorf bei den
Bari erwShnt Baker. ^)
Über einen Bezirk zwischen Tanganjika- und Nyassa-See, dessen Be-
wohner sich mit EisenarlH-if nud daneben mit Feldbau Ijeschäftigen, berichtet
Stewart^), und Schmiededörltr der Alukua im Hinttiluude von Mozambique
hat O'Neill geschildert**); die daselbst angeiertigteu Hacken werden bis zur
Küste verhandelt and nuterbieten den enrof^isehen Wettbewerb. Ob die
weiter nördlich auf beiden Seiten des Bownma mohnenden Wakua nrspriiug-
lieh identisdi mit den Makua sind, kann hier nieht untersneht werd«i, aber
jedenfalls zeichnen sich auch die Wakua als Sehmiede aus. „Die Geschicklich-
keit," sagt V. Behr-^), ^^ist natürlich nicht bei allen Schmieden die gleiche, und
es giebt auch im Wakualande wie bei den Wayao einzelne Ortschaften. den»ii
Eiffnenceugnisse sich fines ganz, besondfn'ii Rufes erfreuen und \v»'it üIhm-
die Grenzen des Landes hinaus verhandelt werden. '* E.s treten hier also aus
dem Gebiete eines schmiedenden, aber nach aui'sen hin in dieser Richtung
wirtschafUidi indiffearmtoü Stammes positiTe Uittelpnnkte gewerblidi«r Ar-
beit heraus, deren Konsumenten sum Teil in erheblicher Entfernung wohnen.
Am Gabun und im (^powegebiet seichnen sich rersehiedene Stämme als
Eisenarbpiter aus, so die Obos am obern Ogowe, die das Koheisen für das
ganze umliegende Land liefern und als Schmiede sehr Tüchtiges leisten.-®)
Lenz erwähnt die Osaka als die besten Sclimiede im Hiiiterhuide von Gabun
und giebt eine Sebildei uiig des \'olke.s, die eine wUrtlielie \\ ieth ri^alie si luin
deshalb verdient, weil sie die liedeutung der Gewerbtliutigkeit tür das }Juliti^M:he
und wirtscbaftlicbe Dasein kleiner Stämme beweist und einen anziehenden
Einblick in die Art und Weise giebt, wie ein Mittelpunkt der Eisenarbeit
seinen Einfluls weithin bemerkbar macht. Lens schreibt**): „Die Osaka,
deroi wenig umfimgreiehes Gebiet sich einige Meil^ östlich Yom Ldoflufs
zwischen den Fan und der Oschebo-Adumabevölkerung befindet, ist eines jener
zahlreichen kleinen Negervölker, wie sie sich im Stromgebiet des Ogowe so
vielfach finden. Dureli den Zerfall und die Zerstüekelmiif «^nMserer Neger-
reiche, durch eine schon seit langer Zeit aulialteude Wanderung der Neger-
le) Kaiser i. Hitt. d. Geogr. commerc. Ges. 8t. Gallen 1898. 8. 20. — 17) Petfae-
rick, Kgypt, tlie .Sudan etc. H. ay4. - is Sch woinliirth, ArU"a AtVicuuae. 8. 2. —
1»; Hdseii in ,\friku II. S. 107. - 20; V. M. K. 10. 8. 16y. - 21) Hurdiiauii, Nil-
lälnder. S. iö2. -~ 22; Uaker, l»iuaiUa 1. S. 2Sb. — 23; 1'. K. Ci. Ö. 8. 2«». —
S4) P. R. a. S. 1882. S. SOI. — S6) M. D. S. VI. 8. 82. — S6) Psyeur-Pidelot n.
8. SjL — 87) Mitk. d. Geofpe. GeaeUsch. in Wien 1878. 8. 476.
Digilizod by C«.
S. EmmiraKiT um Oswubb BwvaniTBit Orts obd Srlmit.
49
▼dlker in der Riehtang Ton Oat nush West haben sidi allnuUiIidi eine Annbl
kkiner Staaten entwickelt, die oft nur ein paar Hundert Bewohner slhleii,
aber durch eigne Sprache nnd beeondere Gebiiuehe ohamkteriei^ sind.
^,Die Osaka verteilen sich auf fOnf oder sechs Dörfer, TOn denen jedee
60 — 10() Hfitteu zählt: sie sind also g^etiQber ihren numerisch so henror
ratenden Na4*hliani, wie Fan tmd Oschebo Adunia, zu finer sehr )ti»s^iiven
iioll«' in der Geschichte des Lande?* verurteilt: trotzdem aber bchemen die
Onakii uiehi guuz ohne Bedeutung /.u sein, denn icli fand bei ihnen zahl-
reiche Fremde vor, den verschiedensten Stammen angehung, oft aus recht
w«t entfernten Gegenden. Die Onka aind lubnlich anerkanntermafiwn die
beeten Sehmiede, nnd alle umwohnenden Stimme, Oechebo-Adama, Akelle^
Äwanschi und selbst Fan kaufen daeelbat einen grofsen Teil ihrer Jagd- nnd
Kricgswaifen, obgleich gerade das letztgenannte Volk selbst recht TOrtrefflich
duH S( luuiedehaudwerk versteht. Von den Oschebo-Aduma kommen dann
die Osaka-iiisenwaren zu den Olcnnde nnd den huT den Inseln innerlüdh der
Ogowe-StromMclinellen widmenden Apiuschi imd Ukuta herah, (he liu rMeits
wenig von der Bearbeitung des Eisens verstehen, deren einzige BescUuiciguug
flberliaapt nur SUaTMihandel ist. Von da kamen denrt^ Waffen durch
die Ininga und GaUoa bia zur MeMreskOate, und ich habe daeelbat mandiea
Heaaer erhalten, daa tief aus dem Innern konmit, ohne daia ich damab eine
Ahnung TOn der Existenz der Osaka hatte.
„Als Kaufpreis für die Waffen zahlen die Oschebo-Aduma gewöhnlich
Palmöl und Rrdnfis?p, die Fan dagejjen, weUlie die besten Jäger unter all
diesen verschiedenen Stämmen sinJ, tauschen die Sjjoere und scliwertartigeu
Messer gegen getrocknetes und guräucheirtes Fleisch ein, und zw&i' meistens
von Antilopen, Wildschweinen, Stachelschweinen, Waldratten, Affen u. s. w.
So fend ich dttm in den Oaakadörfem flberall ein reges Leben, und wie daa
beim Zuaammenkommen Ton ao Teraduedenm Stammen nicht andere aein
kann, waren Streitigkeiten, die oft einen grofaen Um&ng annahmen, unge-
mein häufig.
„Überall sah ich die Leute mit Schmiedearbeiten beschäftigt. Ursprüng-
lich stellten die Osaka das Eisen selbst dar, nnd zwar ans den roten thonigen
Ei.'senstem - ( '(HK'retiimen, die überall in (h r alles bedeckenden Lehmdecke
stecken ^^Lutyritj. , . . Gegenwärtig wird nicht mehr alles Eisen von den
Oeaka selbst dargestellt, sondern es kommt durch den Sklavenhandel viel von
der Kttste her in'a Innere."
Ana dem aftdlidien Afrika orwShnt Junod Sdimiededörfer der Baronga.*)
Im Maschonalsnd wird Eisen nur am Berge Wedza gewonnen und verarbeitet,
weehalb die Einwohner des Landea Reisen dahin unternehmen, um JSiaen-
Sachen zu kaufen oder ausbessern zu lassen.**) Unter den Hetachuanen sind
einige Stänune aN L'ute Schmiede bekannt, namentlich die Banyeti, die den
MakoUdo das Eisen lieterteu.^) Die Gouguella, die eigne Minen bearbeiten,
2s) .huiod a. 'iiki. — SU) Eckersle^' i. Geograph. Journal m'jh. H. 40. - 3U) Waits,
Anthropulugie U. S. S8Ö.
Seliiirtc, Dm »ftiktutlMlM Onratb«. 4
50
n. Obts- vom SrAionamriBn.
fertigoi eine Menge tod Eiaenwareo, die sie an andre Sümme Terhandeln."*)
Das Damaraland bildet dagegen ehar ein negatives Gebiet, da viele Eiaen-
waren, namentlich die beliebten eisernen Schnmckperlen, teils von den Ovambo,
teils von den Berf^dainara stammen. Es findet, wie schon erwähnt, weniger
eine Einfiihr fertiger Eisenwaren, nh fine Zuwandening von Schmie<Ieu der
heimchbarten Rtämmp statt \\'aii(lt'iii*le Ovaniboschnuede, die nach dem
Damaralande zogen luui an jedem Abend ihre kleine Werkstätte aufschlugen,
hat Möller geschildert.") Auch Galtou"; begegnete einer Tru^jiu von
34 Ovambos, die einen untemehmeEnd ansaehenden jimgen Mann als Führer
hatten und auf einer Handlnngsreiae sn den Herero b^riffen waren. Sie warm
mit Bc^en, Pfeilen, Speer und Dolchmeeser bewaffnet, um den Nacken hatten
sie zahlreiche, nun Verkauf bestimmte Halsbänder geschlungen und jeder
tnii; einp Stange über di*r Sdiultpr. an der kleine Körbe mit Eisenwaren
und Muiidvorrat hinirfTi. Die kSchar t^iltp sich diuni in kb^inere Gruppen
und dun-h'iog sn haiiile!ti-< il»eud das Land, um sieh dann wiilir.seheinliih vor
dem Rückmarsch wieder zu vereinigen. Diese Art des Vertriebes ist in
Afrika ielt«i, da hier der lbrktv«rkehr vorherraehi
Im Kongogebiet fdilen die Schmiededörfer und «stSmme nicht. Briart
erwähnt ein solches Dorf, das sich in Unia als Mittelpunkt starker Prodnk«
tiou innerhalb einer Gegend befindet, deren sämtliche Bewohner der Eisen-
arbeit kundig sind. „Unweit der Uaui)tstAdt Monangoyo," schreibt er*^'),
„ist ein grofses Dorf von Schiniedeu bewohnt, die truppenweise in (^rofsen
Hütten von 10 m Seiten liiiitje arbeiten. Ihr Beruf gilt für ehreubatt. . . .
Sie liefern die Hacken für die gau/.e Gegend. In der Nähe giebt es be-
rühmte Eiseuschmelaöfen." Bei den Balolo wird die Eisenindustrie fast nur
in den gröfseren Siadelnng«! betrieben.**) Schflti besuchte ejB Dorf der
Eioko, dessen Bewohner steh, wie er etwas summarisch erklirt, von Raub
und Eisenindustrie enmhrten*'), und Pogge erwähnt, dafs überhaupt die in
das Lundareich eingewanderten Kioko sich mit Vorliebe dem Schmiedehand-
werke widmen.*^) Wissmann, <ler dies bestätigt, 7o<? durch eines ihrer
Dörff-r, wo bcftondwrs Pfeile und kleine Äxte if( fertigt, wurden: andre Kiokn
betrt ilien im Lundareiehe als Specialität <1iim A nsl)e-4sem von Gewehren. Am
olieru Ubangi sind es die Yakonia, die liir das ganze < »einet Messer und
Speere, sowie Eisengeld liefern und durch ihre starke Produktion die Er-
zeugung bei andern Stünunen herabgedrflckt haben^^); die Sakaras z. B.
besitsen wohl Eisenerz, das allerdings nicht sehr reich ist, und verstehen
auch es zu behandeln, aber sie ziehen es vor, fast ihren ganzen Eisenbedarf
Ton den Yakomaa zu entnehmen und diesen dafür Sesam, getrocknetes
81 1 Serpa Pinto*>i Waiiderniif» I. S. 120. :V2) Itüricli, Deutsrh-Südwest-Afrika.
S. 116. -- 33) Yiacr isys. S. 07. — Sij CJaiiou, Hericht eiues Forschers im tropiscbeu
SSdafinka. S. t08. — W) Lenaire, A« Congo. 9. 46. — M) Fran^ois, Tachaapa
urif! Lidongo. S" ITi? — 37 1 Heiseii im sütUiclien Üeckeii ile.« Coiijro. S. ris. — :)S> Im
Iltiiche den Muuta-.Janivo. S. 238. — 3'.») hu Innern Äl'rikaä, S. ."jit u. 6'i. .\iich hei den
Baluba giebt es Mittelponkte der Eitienerseuj^un^ und -Verbreitung, v^'cr^l. S. 2iu.; —
40) OreBhoff a. a. O. B. CSU.
61
Mephantenfleisch u. dgl. zu liefern. Die Yakoma selbst wieder b«tieiiea ihre
Holzkohle, die sie ab TJferbewohner nicht selbst brennen können oder wollen^
gegen Eisen oder Fische von den Bongos>*) Auf die Lokalisierang der
Gewerbe im Eongobeek«!, die sich anf die Eiaeinarbeit erstreckt, ist spSAer
noch surückzukommen.
An der OuiueakQste ist die Arbeitsteilung im Orts- und Stamniesgewerbe
teihv(M?e weit vortjesi-h ritten , nn<\ zwar wieder in der Weise, dafs die ein-
tafhetteu Furiueu der Schmit'dekujist, im ganzen Lande betrieben werden, ver-
schiedene Orte aber einzelne Besonderheiteu auägei)ildet haben. ,,In jedem
grSAeren Orte des flielitbe?5lknrlfln Landes," sagt Herold Yom Togogebiete
,,findet Bidi mindestens eine Schmiede, wo die Eingebomra ihre Ackergeräte,
Hacken und Haumesser, Gewehre u. s. w. ansbesMm lassen. An einigen
Orten werden Schmuckgeg«'ii stände, an andern Schwerter und Doldie ge-
schmiedet. . . . Der Ort Nyanbo am Agugebirge ist wegen seiner guten
Schmieden weithin bekannt, und die Eingehonien bringen aus weit ent-
fernten Gegenden ilin- reparaturbedürni^t ii J'liuk:n dorthin. Iinnitten zahl
reicher Schmieden und der Musik vieler Hämmer fühlt man durt garn uht,
dafs mau sich in einem wilden Lande befindet . . . Grofse Messerschmieden
befinden sieh — wie Hauptmann Kling berichtet — auch in AtaJqpsme." Einen
andern Sehmiedeort erwähnt ebenfiüls Kling. „Im Tsdiambi," sagtr er^),
„existiert eine ziemlidi entwickelte Eis^iindustrie mit Tielen Sdunebofea
und war während der Xacht ohne Aufhören das Geräusch des Blasebalgs
und das Hämirtern der Schmiede zu hören." Auch weit im Innern, in
Adamaua, giebt ea Stämme mit hervorrngoti<ler Eisenindustrie, so die Dum,
Hatta, Dama und Lakka.") Tm Westen ist Kong der Mittelpunkt ein« s
grofsartigen Handels mit Eisenwaren, die von bestimmten Stämmen gefertigt
werden.*^)
Im afrikanischen Osthom scheint die Waffenschmiederei riel&ch lokali-
siert SU sein, wenn PauUtschke Recht hat.^ Es herrschen dort Verhilt-
nisse, die schon an die Zustände bei Kulturvölkern erinnern, bei den^ ja die
Lokalisierung der Gewerbe durchaus nicht fehlt, sondeni nur vollkommener
und wpniffcr einscitif; durchgebildet ist wie Ixm den primitiven Stämmcu Afrikas.
Zum Srhiusse sind die Spuren elienialiger Gewerbthätigkeit zu erwähnen,
die sif li in rnant lien \ r)lkt ruaTu<>n finden. Einiges über diesen Punkt ist
schon früher bemerkt; das einzige noch erwähnenswerte Beispiel dieser Art
ist der Stamm der Haddad oder Dana in Kanem, der durch manche Gewohn-
heiten, besonders den Gebrauch rei^fteter J^eile, an die unsteten Völker
erinnert. Der arabische Name Haddad ist die Übersetsung des «nheimischen
Namens Azoä (Schmiede), aber weder treibt der Stamm noch diese Bescliäf'ti
gung, noch steht er, wie sonst die Schmiede des ganzen Gebietes, in MÜs-
41) Le Marinel i. üoU. iSoc. U. Helge de Geogr. 1898. 8. 24. 2r>. Thonner (Im
afrikan. Urwald 8. 7S) nennt die Rania als Verfertiger der WudmemuiT die big nun
Kongo verbreitet n'iur — Ii'- M. !>. S. VI. S. 27-2. - f.". M. J\ S. VI, S. 129. —
44; Pansarge, Ailumaua. H. 47U. — 45) Bingcr i. Bull, de lu soci^tä de geogr. couuuerc
m S. 87. — 46) PaalitRchke I. 8. III.
4»
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H. OftTB- IUP ÜftAmnmvwwKiam.
aehtuiig.*^ Immerhin mag sieh in dem Namen die lotete Spur eines alten
Stammeagewerbes «lialien liaben.
4. Andre lokalisierte Gewerbe.
Wenn die Eisenarbeit auch das wiclitio;;^te Oewerbe ist, das «ich zur
Orts- und Staumieabeschäftigung ausgebildet hat, su i»t es doch nicht da»
einzige; aber et ist beseLohnend fftr seine Bedeutung, dala es oft in gewerb-
lieb sonst indifferenten Strichen allein als Souderthätigkeit herrortrittr wahrend
die andem Gewerbe^ wo sie von der lokalen oder tribaleu Einteilung beein-
flufst sind, in der liegel gi-uppenweise auftreten und sich gegenseitig bedingen.
Es sind nur bestimmte Gebiete^ in denen sich die Orts- und Stauinu>sgcwerbe
herausgt'bilik't haben, zuunehst nntHrlicb die >iudanischen Hiillikulturländei-,
aber iiuch Striche im Kongobeckeii und am Saiiibe5?i. Iti <lt'r Kegel dürfte
sich auc'l» hier zuerst die Eisenindustrie als bi'stmdier iStaiiiiiu sberuf ent-
wickelt nud die Kutatehung weiterer Sondergewerbe begünstigt liuben, bis
dann ein gewisses wirtsdiaftliches Gleichgewieht erreicht war; natflrlich er-
greifm dann nicht alle beteiligten Stämme und Orte gerade eine industri-
elle ThStigkeit, sondern eine Ansahl reiht sieh auch als Eneugnr von
Nahrungsinittehi und gewerblichen Holistoff'tn (m'u oder übmiimmt sonst
eine Aufgabe im gemeinsamen Haushalt. Im ileiche der Marutse, wo es eine
ganze Anzahl voti Indu'?triostrnimieu giebt, zeichnen sicli daneben audre durch
Geachicklicbktit im FisehLii. Kahufahren u. s. w. Turteilhaft aus, wälireud
der Feldbau fast allgemein betrieben wird.')
Wie mannigfach sich das Stammesgewerbe entwickeln kann, zeigt die
Sehilderung Bastians von der Loongokfiste und ihrer Umgebung.^) Die
feinen und seidenartigen Bastkliäder kommen aus d<m I^indem des Innern,
abo' auch sehon in Mayumbe werden solche Terschiedener Textur gdfer-
tigt. . . . Loango zeichnet sich durch seine Matten und Einsatzkörbe aus,
und die Elefantenzähne werden besonders in Chilungo gesclmitzt. „Die so-
genannten Mnfiikamfltzen Tnit orhah»nirii Mustern kf)tnnipn vor/np^sweise uns
dem ürLMizlamb' Kakonj^os uud Mayumbes. ... fn Hakunja werden geschätzte
Töpferwaren verfertigt uud gebräunt} in dem zu Bakunja gehörigen Basanje
treffliche Schwerter, in Baaundi besonders schon die verziertoi Kupferrhige,
geachidrte Hola- und Tafelschnitaereien am Zaire, verxierte Zeuge und viel-
mustrige Matten in Loango, feine Mattenkleider in Mayumbe, gewirkte Mützen
in Kakongo, wo man auch Tbnnkrüge brennt. . . . Die Bayaka und Mantetje
verfertigen die Graszeuge aus der Urapufsu-Pflanze." Im Togolande herrschen
äbnliche Verhältnisse, Die Orte mit Eist-niiuhistrie sind schon erwähnt,
daneben aber blüht die Töpferei in einigen Oiischafteu, wie Boiu und Tow^
47) S. 5. n. 8. 269. V«rg1. ftock ZeitBcfarifl der Gesflllflchaft f. Erdlrande m Berlin
1877. S. 43.
1) Holub, Culturäküuu: de» MaruUe-Mauibuiidu-UeitlK'H S s. ~ Hu<tian,
Loangotatate I. S. 166. ijcbon aas älterer Zeit erwähnt ülirigeut^ lJa)>}iur (II. s. i>i»>
aus diesem Oebiete DOrfer von FiBcbwo, FalmweiamBchem und IVebenL
4. Awvn LOKALWiBrns Gbwobb.
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wo der vortreffliche Lehmboden da» Gewerbe begüuHtigt. Breitkiämpige
StroUittte werden in der Nähe rnn Anho g(>ff>iiigt, im Nkouya baut mau Kähne,
weil ee nirgends grSfoere und geeignetere Bftuine giebt ab in dieser G^end,
und stellt die dacu gehörigen Ruder her Die Efistenbewohner sind industriell
weniger thätig, sondern widmen f>ich der Fischerei imd versorgen das Land
Ins weit ins Innere mit ^etroi kni tt n Fincheu. Manche Gewerbe^ wie Webraei
Vnd Miittfiiflccliterpi, werden iil)»'rHll h^triclipn.'' )
Im Sudan ist dir lokale Arhtitstpilnnp stcdlenweisf wpjt vorgeschritten,
was Jut'JiiHnd ht-nser lienl^achten konnte al» Nachtigal auf dem Marktf» zu
Knka.*) Wälireiul die Fiascheukürbisse in der Nähe der Stadt selbst ge-
zogen und verarbeitet werden, kommen die HoIzschüSMln aus dem wald-
rnehen Sflden des Landes und die Holzl^nke von den Ufern und Liseln des
Tsad. Die Manga bringen aufser Sab ihre Korb- und Miatlenfleehtereien
Ton geringer Gflte, die Kanembu Lebensmittel versi liicdener Art, Baumwolle
Indigo und gewerbliche Eraeugnisse, Matten und NüpferdpeitscheTi. n. s. w.
Viele ursprüngliche ShuTirnpspfwrrhe mögen hier auch schon durch die zahl-
reich vorhandenen berutsmäl'sigen Handwerker lahmgelegt sein.
Dafür finden sich denn im Sudan bereiti? Lokalindustrieen im hfiheren
Sinne, unter ihnen eine Hehr merkwürdige in Nupc, die sich mit dem Her-
stellen von Qlasiingen aus enropüsehem Flaschenglaee befaftt, also eine
sekundäre Erscheinung Ton ganz besondera^ Art ist. „Höchst eigentttmlieh",
sagt darfiher Passarge^), „ist eine auf Nnpe, wie es seheint sogar auf dessen
Hauptstadt Bidda besdurankte Industrie von Glasringen. Diese Ringe haben
7 — 10 cm im Durchmesser, sind meist dreikantig, einfarbig blau, grün, weifs
oder sehr bunt mit hUltsrhcr. vielfarbiger Fluidalstrnktur goziort. Diosor
ludu>*trip7weig wird von einer )»estimmtfn Anzahl von Familien aiis{r<Mibt,
welche MalVüga heil'seu. Sie sollen zwar Nupe sein, bilden anscheinend aber
eine Kaste, da sich ihre Kunst innerhalb ihrer Familie Tererbt. , . . Obwohl
sie öffentlich auf dem Markte «rheit«i, erfordert das Handwerk doch an«
seheinend so viel technische Kniffe, dafs man es vom bloften Zusehen nidit
lernen kann. Das Material dieser Mafsaga sind europäische Bierflaschen,
die Färbemittel bunt*' (rla^^perlen, das Handwerksznug swei Säsenstäbe nebst
Blasebalg und Holzknlilcii. . Tm iniiizen Holl es cn. zwanzig Maf^ai^a Fri-
niilicn gpben, welche mit ihrpii aiiLr*'lrnit-en Hatjsskiaven Tag nnd Nacht ar-
beiten und sehr reich sein Hollen.'" Hifr ist also der Lokalbetrieb noci» weiter
auf einen Bruchteil der Bewohnerschaft eingeschränkt und sogar die handwcrks-
mafiiige SUavmatheit in ihren Anfingen entwicfeeli Passarge schlielst aus
Angaben der Eingebomen, daTs man ursprQngüch, wie teilweise noch jetzt,
Pottasche und Sand als Material verwendet hat, sodals die Industrie alter
sein würde als die Einführung europäischen Flaschenglases. Über die Glas-
industrie von Nupe berichten auch Staudinger^, Rohlfs^ und Bastian.^)
:V\ M. I). S, VII. S. '271—275, — 4) S. S T S. 674 ff. — ö) PusHar^e, Adamaiia.
S 470 — 6) U. U. S. 697. — 7) Rohlfs i. P. M. E. 1872. ü. 89. — 8) Loaajjokflite I.
S. Ui.
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n. Oan- irMD SxAiaixBOBWBiuic
Wo ionsfc noeli von einer gewerblichen Arbeitsteilung unter den Stämmen
lind Ortschaften gesprochen werden kann, ist es neben der Schraiedeknnst
meist die Töpferei, die wenigstens einen Anfang in dieser Richtung macht;
die UrsarliPH nind dieselben, die der Eisenschmelzerei nnd Salzbereittmg ihre
Eigenart verscIiHllfn, die natürlirhen Vorzüge des Bodens. Zuweilen werden
Metallarbeit und Töpferei neben einander als Stamraesgewerbe betrieheu, so
TOS den Malepa in TraDaTaal'-'): die Einwohner eines Dorfes am Ewila, das
Israd besndite, fertigten Thonpfeifen und eiserne Messer, woin sie die Roh-
stoffe selbst aus einige Minen gewannen, aufserdem machten die Weiber
Tflcher nnd Strieke aus Oras, und aueh etwas Aekerban wurde betrieben.*")
Fast das ganze Gebiet an der Delagoabai wird von den Töpferinnen
des Dorfes Gibiiulji, wo sieh ein ausgezeichneter Thon findet, mit kerami-
selieu Krzeui^iiissen ver;<()rt;t. ^' ) Km Dorf der Minuiii^o, das Sehütt durc h
Wiinderte, liiels Topfdttrf ( ('iigiiubia) wt'gpu der Menge von Thougefärst'U,
die dort hergestellt wurden.^ j Dörfer, iu denen mau Thonwaren in grofser
Menge und offenbar cum Verkaufe fertigte, fiind Jameson am obem Kongo
etwas unterhalb der Aruwimimllndni^"), und auf einem Markte sah er
Fiachnetase und Tflpfe ausgestellt.**) Am'I^Bchnapa finden sieh nadi v. Franfots
ebenfalls Dörfer mit Topfindustrie, und aus Jrebu wurden Thongefärse mid
rote Farbe ausgeführt. '^j Im Hinterlande von Kamerun sind es die Barombi
am Elefantcnsee, die sich als Fischer ernähren, aufserdem aber die ganze
Umgegend mit ihren ausgezeichneten Töpfen versorgen.^®) Man darf wohl
annehmen, liafs innerhalb des Ötamuies die Arbeitsteilung der Geschlechter
herrscht, dalB also die Männer die Fischerei treiben, die Frauen das Töpfer-
gewerbe', es irare das ein Beispiel gewerblidier Dop]iel Wirtschaft, das in
Afrika Tiele PbraUeleu haben dürfte.
Ln Sudan und im nordwestlichen Afrika sind Mittelpunkte des Topf-
gewerbes natürlich eben&IIs vorhanden; Duncan s. B. erwähnt ein solches
Dorf im Hinterlande von Dahomeh, dessen Erzeugnisse bis an die Küste nach
Badiigry gebracht wurden"), Caillie besuchte .in anderes im obern Xiger-
gebiet '^1 Der Ort Orao-Soko im Gebiete von liunny produziert nach Leonard
vorwiegend Töpie, daneben wwden noch iVlusikiustrumente gefertigt, aber
auch Feldfrflchte massenhaft angebaut und Teriiandelt.") In Nordostafirifca
ist Harrar seit alter Zeit das Cenirum eines wichtigen Topfliandels.") Wie
sich im Westen sogar weitere Differamemngm herausgebildet haboi, seigen
die Angaben Passarges über Adamaua. „Enteprecheud dem lokaL-n Vor*
kommen von Thonlagern/' schreibt er"), „hat sich die Töpferei stellenweise
in bestimmten Distrikten lokalisiert, so z. B. südlich von Kauyang in dem
'.» löman 11 i. V. th. il (^ ^^'llHch. f. Aiithroimlogii'. Herlin 1h1»4, S 6<J. ■-
lü; FürschaugsroibC uördiidi dob Cougo. S. 127. — 11) Junod 8. 224. — 12; iSchütt,
Reisen im sfldwesü. Becken de« CcMigo. 8. 127. — 13) Forschungen und Erlebnisse im
dunkelsten Afrika. S 7s. — l4i u. a. (). S. 14U. — Ii* Die Krlorsrhting de» T8cliua|>a
und Lulongü. S. :Hi. riß 1J7 — 16) (i. Courau i .M. I). S. S. Vj.\ IT lf. i«en
iii Westatrika II. 8. 14r>. - 1») Cailiie 11. .S. »ö. — IW; Jouru. Miincbetiter (ieogr,
Soe. 1898. 8. 200. — 20) HagKenmaeber i. P. M. E. 1876. S. 44. — 81) Passarge,
Adamaua. 8. 469.
4. AvMS LORAuaiBBTB Giwimm,
Doife Uro Feiuld. In Kano sind es die DiaMkke D^lsaki, Kura und Kurt-
■ebiima, welelie das Töpferliandwerk auaflbflii, und snrar macht diews Tor-
wiegt n<I ^nofHc Wusscrkrfige, Kurs dagegen Henkdtopfe und Dasaki Lampen
lind dreibtinige Topfe."
J)u- Weberei ist im Sudan zwar ein allgemein verbreitotes Hans^werbe,
bliihi aber in gewissen Orten trau/ lieHonders, wie in Iddah am untern Niger.
Sit' is*t oft so auf den Export zugtüchnitttu, dafs trotz starker Oewerbsthatig
keit die Kleidung der Weber und ihrer Angehörigen nur sehr mangelhaft ist,
vie das t. DSring ans Techapuyi im Togolaod berichtot. **) Bei den Somali
dagegen wird nnr wenig von den einzdnen Hauahaltongen prodnaierl, den
Mittelpunkt der gewerblichen Weberei abor, wo um die Mitte des 19. Jahi^
hunderts etwa 1<mh) i tbäti»; waren, bildet<» die Stadt Makdischu mit
ihrem starken Baumwulibau in der Umgi<reMil. Die Binfobr amertkaniflcher
Stoffe hat diese Industrie fast lahmtjelfMrt.-^)
Die Holzsclmit/crpi liat sieb, abtfi-seben vom i>udan, nur ijanz ausnahms-
weise zum Stuuimesgewerbe entwickelt. Im östlichen Zentralainka bind hol-
ume Naekaurtfituiiy die ansdieinend Yim dm Wayao gefertigt werden, ein
wichtiger Handelaartikel^), eine Art Hengottosebnitoer aber eind die Warn-
bundu am Stanley'Poo], die den Bat^ und Wabari Am grdfston Teil ihrer
Fetischfiguren liefern.**) Es mag bei dieser Gelegenheit bemerkt sein, dafs
nunche Stumme wegen ihrer ausgezeichneten Zaubermittel bekannt sind und
einen einträcrlielien Handel damit treiben, wie das a. B. Connm ans dem
Hinterlande von Kamerun l>erichtet. -" )
Als benondres Stauuiie-sgewirbe ist endlieb noch die Kahnbauerei mehr-
iach entwickelt; auch sie wohl hauptsiielilich deshalb, weil das geeignete Holz
eich nur an bestimmten Platzen findet Eine kahnbauende Gegend in Togo
ist' schon erwShnt; die Industrie droht unterzugehen, da die mächtigen Bäime^
deren sie bedarf, schon zum grö&ten Teil ausgerottet sind.") Unter den
Kamerunstammen zeichnen sich die Mungo als Sckiffsbauer aus, während die
Abo hauptsächlich in Holz und Eisen arbeiten und bei den Dualla fast alle
gewerbliche Betrie1)sanikeit erloschen ist.*'*') Am Kouf:;o un\v« it der Aruwinii-
niiiiuluug sah Jnnusuu ein Dorf, (les?«rn Hewuhiur sich tleui Kahubau wid-
meten*'), und ÜHumann nennt nocli die VVaraauga am Lindl. ^''j
Eä mag wohl auf die Nähe des verhältnismafsig kultivierten Loango-
gebietes xnrQckxulÜhren sein, dals die Orungus am Kap Lopez im Qabungcbiet
sich besonders mit der Anfertigung ellenbeinemer Haarnadeln beÜMsen.'^)
Bei den Monbuttu wieder beschilftigte sich ein Stamm mit der Herstellung
von Bogen, die er seinen Nachbarn zum Tausche anbot. Diese kleinen
-2-ii Koloniulblutt 1HH4. S. 453. — PauHt»ehk© I. S. — 24) J. Macdo-
üiiM i. Journ. Antbrop. Innt. 22. S. ll'J. — 25) Mense i. Verh. d. Herl. <;>s f. .Anthro-
pologie lw7. S. 2ö. — i&j Courau a. a. 0. S. Iü7. — 27) liraf Zech i. M. D. S. XJ.
S. 91. Die Ausrottung der ScidenbanmwoIH^ume am Yolta dnteh die Kahabauer bezeugt
auch Kopp iMitt «1. (ieofrr. (ie». Jena I. S. 7öj. — 28) Grenfell i. P. K. (J. S, 18t*2.
S, MX. - 21» I Janictioii, Korschungea und ErlebniMu. S. 77. — 80) Uevue coloniale
intcrnatiunalu lsü7. S. 233. - 31, Iläbbe-SchluiduQ, Ethlopieo. S. 116. — 32^ Junker,
Bdsen in Ainka n. S. 813.
56
n. ObTS- LKD STAXJiKSOEn-KKBK.
Beispiele verachwiiideu aber gegenüber der Arbeitsteilung im grol^sen Mais-
Stabe, die im Koiigogebiet, soweit die Wasserstrafse des Stromes lebhafteren
Verkehr prm()<rli('lit , stattgefunden hat. ..Einzelne Fertigkeiten." berichtet
Bauiiiann ^-^ ). ..Avic das lirrstcllen von Salz aus PHanzonasehe, von Hrcnnliarz,
von Töpten, KaiuiH etc. sind wohl allen ÖtHumitu gt ineini^ani. B»i andern
(iegeustäudcn ist es je<locli auffallend, dafs mau sie in gewissen Dörfern neu
und in grofsor Menge haben kuin, während sie sonst nur seltener und ab-
genutzt zu haben sind. So enwugt man in Upoto Maine Stttliley au Ikassa
bunte Flechtwaren, vom zierlichen Sdrbcheu bis zvum undurehdringlichen
Schilde, in Jalundi \vird niassenhafl eingeborenes Zeu^ Scbnttre und glasierte
Topfwaren zum Verkauf gebracht. In Yambinga kann man neugeschmiedete
Waldmesser erstehen, mit welchen die Battmriesen gefällt und flie Kanus ge-
zimmert werden. Die Jankau scheinen Elt'enhfMnwaren, Liiflel, Stcifser und
Hörner mit V orliebe herzustellen, und in Mum'mgiri deuten reichliche Vor-
räte von rohem Eisen in Lanzeuspitzen- und Itingform darauf hin, dafs der
Markt für dieses Material irgendwo in der Ntihe li^en mufs.'' Böget er-
wShüi noeh ans dem Amwimigebiete neben Sfimmen mit Eisenindustrie die
Bändig, die sieh als Lederarbeiter auszeichnen.^) Im Sflden stehen rer-
schiedne giöfsere Stämme in einem regelraäfsigen Tauschverkehr. So kaufen
die Kalunda ihre rahnfaserstoffe von den Tupeude, un<1 diese wieder, die keine
Eisenindufitrie bosilzen, bezieheii ilne Speere von den Halulia, ihre Messer von
den Kalunda.''') Audi weiter östlich im Lande zwischen Tanganjika und
Kyassa blühen die Ortsgewerbe und der durch sie bedingte Verkehr, wie
Wallaoe bwiditet; sdne Angaben sind um so interessanter, als sie sngletdi
zeigen, wie sieh entweder aus dem Stammesgewerbe der Gewerbebetrieb
Sinzelner entwidcelt oder, was wahncheinlicher ist, wie auch ohne yorher-
gehende Gesamtthätigkeit der Einzelbetrieb entstehen kann. „In den meisten
Dorfern,'' schreibt er'^j, „beschäftigen sich einige Ifänner mit der Anfertigung
von Hohr oder Ora^nnitten. Körben n. s. w., und einige Frauen mit Töpfi^rei,
und da inanclie oft weit ♦•utlc^ene Oiio im Kufe stehen, dalis mau dort einige
dieser Dinge besser als anderswo macht, so besteht ein fortwährender Handels-
verkehr zwischen ihnen. Unter den Atawa sind die Leute am Mweru mit
Salzmadien hesehilligt, die Afipa, berOhmte Eisenarbeiter, maehen Hacken
und Äxte^ alle Dörfer am Rnkwa weben Baumwollstoffe, und in alku diesen
Dingen besteht ein Handdaverkefar zwischen den Stimmen. Die Babemba
produzieren nichts und pflegten früher, um ihre Einfuhr bezahlen zu können,
die benachbarten Stämme zu überfallen und die Gefangenen als Sklaven an
die Araber zu verkaufen
Wahrscheinlich ist die Zahl derartiger kleiner Stainmesiudustrien auch
auderawo viel gröfser, als sich aus den Quellen ermitteln läfst, eine Ansicht,
die durch viele Angaben fiber die Beschickung der Märkte und über Tribut*
Zahlungen, die iu bestimmten gewerblichen Erzeugnissen erfolgen müssen,
33} Itevue coloniaie internntiouale 1887. 231. — H4,i iJuU. de la SocieUi Roy.
Beige de G^ogcapbie 18«t. 8. m. — 85) Mueller, Im Lmera Afrikas. 8. 10».
36> OeograpliicBl Joonial Xm. K. «Ol.
5. Em'I'SVIUI I! m o
67
sehr verstärkt wird. Mtiisi handelt es sich dabei freilich nicht um reine
Industrierölker, sondern das Gewerbe erscheint neben dem Ackerbau und der
Vidiznclit Iwld ab Hai^ptbeadufligung, bald als Nebenberuf, der nur ge-
legentlidi und «a gawisien Jahraflseiten befcrieben wird und dem nidit aalten
ftndi nnr ein Teil d«* Gesamihait huldigt.
5. Enfstehaiig ond Wes«n des Stammesgewerbes.
Nachdem in der Einleitung zum vorliejyenden HaiiptRbschniit ??chon
einige Gesichtspunkte dargelegt worden sind, die die Kntwicklung des tStammes-
gewerbes erklären, wird es nunmehr nach dem Überblick Aber das Torhandene
Material möglich sein, verachiedMian eufiUlendesi EraeheiniiDgen näher za
treten und Hwknnft und Weaen dee Stammeegeverbea, aoweit das mit Hfdfe
des Torhandenen Stoffes moglieh ist^ genauer zu eigrOnden. Es wird dftbei
immer zu berücksichtigen sein, dafs es sich hier um afrikanische Ver-
hältnisse handelt, die nicht schlechthin tjpiaoh fflr alle andern Gebiete der
Erde zu sein branchen.
Statt des Ausdnieks .,Stammpf»gewerhf" ist oft das Wort „Ortsgewerbe'*
zutreffender, ohne dals sich indessen beide Begriffe schart trennen liefsen.
Was bei den Negern in einrnr Ortschaft znaammen wohnt, ist in der Regel
eine eng rerbundene aoeiale Gruppe; wo das nicht der Fall ist, bleiben
wenigatrais die Tersohiedenen Stämme, deren Ai^ehörige eine Ortschaft ge-
meinaMU bewohnen, iSumlieh von einander ^schieden und drängen sich in
bestimmten Quarticrcri zusamraen, wie niui das am besten in den sudanischen
Städten 1111(1 im Hinterlande der Guineakfifitp beohacliton kann So wohnen
in den Städten von Mo^si, dir hanptsnclili<-li von MaiidiiiLjoH l<e\voliiit sind,
die »1;^ Kaiitleutt* thätigeu, einen Stamm liii sicli liildeuden Wangarbe in
besondeni Quartieren'), und überall, wo Hauinas eingewandert sind, haben
sie neben den. Ortaehaften der altansftsaigen Berölkening ihre eignen Siede-
Inngen. Andrerseits pebt es S^mme, die Überhaupt keine festen Wohusitae
haben, und Tiele andre oidlich, bei denen nur beatimmte Orte gewerblich
lebhafter thätig sind. Da» „Stammesgewerbe'' tritt somit schon nach dieser
Seite hin sehr mannigfaltig auf, und es labt sich vermute, dafs seine £nt-
stehung nicht irnm. einlieitlicher Art gewesen ist.
Auch wenn wir die «jewerblich beschattigten socialen (iruppen ins Auge
fassen, ergehen »ich mancherlei Verschiedenheiten. Aufserst selten nur ist
wirklich die ganze Gruppe am Gewerbe beteiligt. Schon die einfachste
Form des Hauawerks wird ja, wie wir gesehen haben, fast nie von beiden
GeacUechtem gleichseitig auageflbl^ und selbst gewisse (Jewcrbe, die wie die
Korfomacherei oder die Mattenjfleehterei bald den Männern, bald den Weibern
BU&Uen, sind doch ihnerlialb einer Gemeinschaft meist streng dem einen
oder dem andern Geschlecht vorbehalten. Beim Stammes- und Ortsgewerbe
ist das nicht anders. Wenn z. B. eine Ortschaft w^^en ihrer Thonwaren be-
1) Voalet L BolL Soc. Uüogr. Commorc. 1897. S. lU.
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II. Obts- uxd STAjniKsaBWBsmt.
rflhml ist und ihre Eraeugniflse naeh andern Gebieten aneltlhrt, «o sind ee
doch in der Reji^el nur die Weiher oder in gewissen Ausnahmefällen nur
die Männer, die das Gewerbe betreiben. Zuweilen ist das eine Geaehleoht
dff l'rproduccnt und das andere widmet sich der weitem Vorarbeitung. wie
das brsonilers beim Baumwoilgewerbc bi rvortritt oder dort, wo die Weiber
den Ettiensaud suhläiumeu, die Männer dagegen das Eisen ausschiuebeu und
schmieden.
Aueh die Altemmterschiede bedürfen der Erwähnung. Dafe ganz kleine
Kinder und vOUig sl^elebie Greise an der gewerbli<^en Produktion nicht
teilnehniMiy tersteht mch Ton seihet Die Kinder, die bis m einem gewissen
Alter bei d^ Mutter bleiben, werden meist ohne üntenchied des Geschleehts
zu deren gewerblichen Beschäftigungen mit herangezogen, bis sie miter die
Zaid der Envacli^enen aufrücken. In den kräftigsten Jahren tritt die ge-
w^'rbliilic Tliätii;k(Mt oft der landwirtschaftlichen oder dem Hundt] ixegeu-
nb»-r zurück und e» smtl dami vorwiegend altere Leute, die sicii dem Haus-
werk widmen, wie das z. B. von den Tüpferinuen der Wapokomo ausdiück-
lieh erwähnt wird. Bei den Betschuanen sind es die altem Ifönner, die
sieh mit dem Flicken and Nahen der Felle besch&ftigen.*)
Von noch grOfsetem btteresee aber ist der Umstand, dab Ticlfach ntcbt
die ganze an einem Wohnort oder in einem Be/.irk Tereinigte sociale Gru]>pe,
abgesehen von den eben erwähnten Einschränkungen, bestimmte Gewerbe
betreibt, sondern dies nur einzelne Familien thun, di»* ihre «^owerblicheu
Keniituissf iniurhalh der Fajnilie vererlxu und nach auiweu Inn ui der Regel
sorgfältig hüten. Was man als Handwerker bei den Negern bezeichnet,
dfiiften in der R^el Leute sein, die ein Familiengewerbe ansüben, wie
man es im Gegensatz zum Stammeegewerbe nennen kann. Beispiele werden
im folgenden Hauptabschnitt noch mehrfach zu geben sein; da indeCs die
Erscheinung geeignet ist, auf die Anfange des Stammesgewerbes Licht zu
Averfen, und da nie aufserdem von letzterem nicht immer scharf zu tiennen
ist, bedarf sie schon hier einor kurzen Dnrstelhmg.
Das Familienjxewprbf t rmöglicht es, dafs innerhalb eines Staniiufs eine
ganze Anzahl vtfrficiuedener Gewerbe als besondere Berufe betrieben werden,
während vielleicht die Maase des Volkes sich vorwiegend dem Ackerbau
widmet und daneben die nicht differoizierten Formen des Handwerks treibt.
Solche Zustande sind offenbar in yielen Teilen Afrikas vorhanden. Schon
oben wurde eine Notiz WaUaoes angeführt, dals im Gebiete des Nyaaaa
und Tangaujika sich in den meisten Dörfern einzelne Korb- und Matten-
macher und einige Töpfereriunen linden, tleren Produkt«, wenn sie Uuf haben,
oft nacli atifsen verhandelt werden. Wie en<r di»*-^»* !ljnidworl<«'b(>triebt> mit
den Staniim s'^ewerb«'!! /usammcnhängen können, bewei.st enie iSoliz Kollmauns"')
über Lsii)a. „Eine ganz bescmdere Industrie", schreibt er, „ist den Stämmen
des Westnyanza von den cingewaudertcu Wahuuia überkommen, die auch
S) Fritieh, Die Eiiige)>omeD Sflddxiku. S. IM. — 8) Der Nordwwten vaiereir
ootafrikuniccheD Kolonie. & 6ü.
b. EnTsnoimo cm» Wm» »n Stamihmswbrbic.
69
jetzfc Boeh eifrig von besonderen Handwerkern betrieben wird: die H«r-
etoUnng tob 6d!&fsen mannigfiichefeer Art, die beim Helkoi der Kflhe und
som Aufbewalixen der HUdi in Anwendung kommen.^ Es gdit aus der An*
gäbe leider nicht Idar hervor, ob die Industrie uoch jetit in den Händen
der Wakama und ihrer mügliclierweise mit den £iuge)><>rnen stark gemischten
Nachkommen ist. odor oh sich erst nachträglidi ein Faniih'onjrewerhc gebildet
hat. Auch die Er/i nger von Rindfnstoff, die al8 Gewerbetreibeade in Usiba
leben*), sind wohl auü dtu Wuhumastaaten eingewandert.
Über die Gewerbe bei den Xoaa-Kaffem giebt Kropf ausführliclie
Auskunft*), leider ohne dabei sn bemerken, ob das Gewerbe innerbalb
der Familie erbtidi ist. Einen Gewerbtreibenden nennt der Kafier ineibi,
was «idi mit „gesduekter Henscb, Eflnstler" abersetzen läfst; incibi yonti,
der die Baume bearbeitet, ist der Zimmermann, incibi yentsimbi, der das
Eisen bearbeitet, der Schmied. Es giebt Gewerbe, die von Männern, andre,
die von Frauen betrieben werden, und zwar sind Thätigkeiten der Männer
die Kisenschmiederei, Mes-ningschmiederei , Gerberei, Sehnhmaelierei. Pfeifen-
schnit'/.erei, solche der Frauen die Sclmeiderei , ivoi Inua^herti und Töpferei.
Offenbar bandelt es sich hier um verschiedenartige Gewerbe. Die Korb-
madierei s. B. wird von fiiat allen Frauen betrieben, ist also eigentlicb Haus-
werk niederer Stufe, die Topferei v^rsteben dagegen nur wenige. Urproduktion
and Gewerbe sind meist nocb vereinigt Eisen* und Messingschmiede verkaufen
in der Regel nur Waren, die sie aus eignen Rohstoffen hergestellt haben
(also kein I.ohnwerk) und werden entsprechend hezahlt: Für H 8 Speere
bekommt der WatKensehmied eine Kuh. ebensoviel zahlt mau dem Me.ssing-
schmied für zwei Giiitel aus Messingriugeu. wenigsten eintriiglieh ist
die Schuhmacherei, ol)wohl sie meist noch mit der Anfertigung von Schilden
und Kriegsschmuck verbunden ist, und hier findet sieb auch ein Ansatz zum
Lobnwerk: Ein Paar Sebuhe wird mit einem Ziegenlimmdien bezahlt^ fiber-
giebt man aber dem Meister dea Stoff zu zwei Paar«i, so erbslt man ein
fertiges Paar zurück.
Sehr bemerkenswert sind ferner die Mitteilungen Guvots über Gewerbe-
Vietrieb am unteren Sambesi. insVujäonch're in der (Setreud von Tete: sie hi-o'en
deutlich erkeimeu, wie sich aus den niedeni Foiiueu de.s liiiusweiks tüe
höhern und auch Anfänge de.s Lohnwerks herau.slulden. Die Gewerbetreiben-
den in Tete geliören alle zur Klasse der freien l^eute. „Der Zeugschmied,"
schreibt Guyot*), „ist zweifellos der Bescbäftigste von allen; er fertigt für
die S<^warzai Arbeits-, Kriegs- und Jagdger&te^ also Axte zum Bebauen des
Hobes, Hacken, deren sich die Frauen zur Bearbeitung des Bodens bedienen,
Klingen für Messer, I^eile un<l Speere. Er arbeitet in freier Luft und mit
A^orhebe unter einem grofsen Schatteubaum. In seiner Nähe giebt der
Waflenmacher den Messern ihren Stiel und verziert sie, befestigt die Pfeil-
i) a. 0, S. 67. — ö) Mitt.d. (Jcogr.Ge». Jeua X. S. 16—20. — •) Bull. Soc. (u ogr.
de l'Est. 18S-1. S. 609 ff. Die Ancaliri sind «ehr schwierip zti üVtnrsntzon , da sie z.T.
mit Au»drückoD der Eiu^eborueu vermiucht üiud, die der V'crf'sätier uicht erklärt. Der
Sinn dfirAe indeMen richtig getroffen aem.
60
n. Oimt- rxD STAXMBKOBwmm.
spitsen «a die Spitoe too RolinclU&ften und tetzt die Federn ein, die als
Sdimnck dienen; er verzieii und glättet die Stiele der Kriegsäxte und ver-
■idii ne mit Ufilfe einer rntglfihettden Eisen^pitze mit verschiedenen Ver«
7,ienin!i5en; er richtet rlic Bnrrpri r.n »nid p;ieht ilnnn ilnc KHlmmnn}» Er
i>it OS endlich auch, der die Ki;-i'ii t"rrti;it, die als Tiisteri des Miisikiiistninu'nts
Sans» dienen. Einen eigentlichen IiiHtrunienteuniather giebt es dagpg**n im
Lande nicht Jeder Neger höhlt und schnitzt das Höh selbst ans, das als
Resonanzboden seiner Sanm dient; er bringt den Hetallbeschlag an, den er
mit Huachelwerk schmückt^ das mit MisangafBden befestigt irird, er reinigt
die KalelMMe, die dem Instrument ah Hfllle dienen wll und Terziert sie nach
seben) GeHchmack. Aus seiner Hsnd gebt seine Rn^^sel hervor, die ans Robren
gefertigt wird, deren Inneres mit Mazirakörnern gefüllt ist, femer seine Pan^
flöte, seine aus Höniern hergestellt^^n T^feifen, seine Trommel n. s. w
„Ein Gewerbe, das besondere iiesehicklichkeit erfordert, ist das des
WaÖenver/ierers; es wird im iillgeineiueu von alten Negern ausgeübt. Die
Waffen werden dem Arbeiter /.uglt^ich mit einem Stflck Messing von der
Grörse des Ideinen Fingers übergeben. ... Er nimmt das Hessing, erhitat es,
behandelt es mit dem Zieheisen und brii^^t so einen sdbr feinen Draht zu
stände. . . . Mit diesem Drahte verziert er ilie Stiele der Äxte, der Speere,
der Pfeile und die Messerschneiden. — Dies Gewerbe ist eins der eintri^
liehsten.
..Die Goldschmiede koiniiieM aus der Gegend von Senna. Mau liefert
ihnen das (inld in imgereinigteui Zustande (en malrical); sie reinigen es.
scbmel/.eu es, hitnunern es, dann ziehen äie es in äiifserst feine Drähte, aus
denen sie Eetten und Ohrringe fert^en; letztere macht man auch aus Silber.
Der Arbeitsbranch ist folgender: der Goldschmied giebt das ihm anTertrante
Gold in Terarheiteter Form zurück und man bezahlt ihm seine Thätigkeit^
die wenig kostet, besouders.*'
Es folgen djuin Bemerkungen über Männer- und Fr;iuen;irl)eit, die zum
Teil schon friilicr erwähnt sind. VVirlitig sind noch «iie An«itibeu über
Weberpi: ..Der inänuliclie Neger besorgt die Hntunwollpflan/nutr. ptiilckt die
Baumwolle, ircjckuet sie, reinigt sie von dem Hamen, «iHuat und verwebt sie.
Daneben giebt es Weber im eigentlichen Sinne, da es zur Bereitung der
Stoffe (wohl der bessern Sorten!) eines besonderen Raumes und aufsergewohn-
lidier Fertigkeit bedarf. Es sind dagegen die Frauen, die Gürtel ans den
honten FSden weben, die sie ans den von den WeiTsen eingeführten indischen
oder europäischen Stoffen heranszupfen. An die Seite der Weber kann man
die Neger stellen, die Kleidungsstücke in Verleniirbeit herstellen, von der
Schürze der schwarzen Knin bis /mn T'nischlagehicli mtu ihre Schnlteni und
znr Mütze, die da» liaii|)t ihres Hatten deckt." has lierrii-hten der Feile
wird dagegen wieder von aüen Negern vi»rstantlen nud ausgeübt.
Dieser Bericht enthält eine Menge wichtiger Aufklärungen und zugleich
eine wahre Mnsterkaite der venehiednen Formen primitiver Gewerbthätig-
keti Wir haben da das Hauswerk in seiner Urform, nur zwischen den
Geschlechtern geteilt; wir sehen ferner Gewerbe, die von Einzelnen betrieben
ft. E ai OT M i uMq mm Wim du Stimmoiwaami,
61
werden und zum grül'sten Teil wohl in die Gruppe des Faiuiliengewerbes
gehören, zum Teil aber auch von ilierem Pereomen aasgeübt werden (WaffiBO!*
▼exuenr, Ledanurbeiter); wir mIloi eodli^ doi von auften eingawanderten
Gawerbafapeifaeaidaii (dan Ooldaehmiad), dar dan Bingaboman aufsah ab
Orts- und Stammesfrankdar gegeuQberstehi. Während der Schmied zugleich
Urproducent ist, erscheinen Waffen verzierer und Goldarbeiter als echte Lohn-
werker. Besondre Beachhnig aber verdient der Weber: Sein Gewerbe ist
an sicli ulliremeines Huuswerk der Männer und zum Teil der Frauen, er
selbst aber fertigt oöenbar die bessern Sorten von Geweben, au ihn wendet
mau sicli, wenn man ein feineres Produkt besitzen möchte, das man selbst
nicht henaateUen varmag. Daa iat aber ein Fall, der in Afrika ungemein
lüfaifig Torkommt und ftr dia Fhige naek dar Enteiekiuig hSkarar Oawarb*
formen Ton grofitar Bedeutung iat: aua dam Hauawerky daa deahalb nicht
verschwindet, hebt sich eine Tarfeinerie Art das Qawerbes heraus, sei es nun,
dals einzelne Familien oder ganze Orte und Stamme sich die erhöhte Fertig-
keit aneignen. Es fehlt für dic«5P bedeutimgsv<dle Erscheinung an einem
kurzen und treffenden Ausdruck, dm zu finden ich Berufeneren überlassen
möchte; um für den Augenblick einen Notbehelf zu haben, will ich das
Überall verbraitata nnd daafaalb ma»t nidit koeh antmekalte Hanawark ala
Oamaingawerbe, die ana ihm hanrorgakenda Form der Sondartihätigkait
als Faingawerbe beaeichnen.
Wie das Feingewerbe aus dem Gemeingewarba harrorgeht und unter
leidlich günstigen Umständen überall hervorgehen mufs, braucht kaum ge-
schildert zu werden. Es geiiiif^t schon, dals Einzelne besondre Fertigkeit
erlangen, die dann womöglich iioi h geheimnisvollen Kenntnissen zugeschrieheu
wird, um es entstehen zu lassen, und zwar wird es sich in diesem Falle
meist /Min Faniiiieugowerbe ausbilden. Noch mehr wird der Vorgang be-
eckleuaigt, wenn ftrUieha Vorzüge vorkandan eind, ein besonders feinar
Töpfartkom, Torsüglickea Eitenens» gflnatiger Bodan für Baumwollbau, Strauck-
wark, deaaen Buten aick besaar ala andre au Korl^(aflecbt eignen, Blume,
die zum Kahnhau verwendbar sind u. a. w. Auf diaaam Wage werden Orta-
und Stamma^gewerbe entatahen.
Diesen Verhaltnissen soll sogleidi näher «getreten werden. Im An-
stliluls ;iu die Sehildening der Verhältnisse in Tete mag alter noch darauf
hingtiwieseu sem, Jal;» auch in anderen Gebieten Afrikas die Zahl der Ge
werbetreibenden, die sich von der Masse der einfachen Hauawerker abheben,
oft nicht gering iat Bei den Stimmen dar Umgegend von Stepkaniavilla
im Backen dea Kwiiu-Niadi larfiillt dia Bevölkerimg in die drei Elaaeeu
dw Raichan, dar Freien und der SUaToi; die Reichen arbeiten nicht, die
freien Leutr dai^reir. n beachlfligan aich nach den Angaben Destraina ala
Kautieute, Makler, Weber, Töj)fer und umfassen überhaupt alle Arten von
Gewerbetreibenden, Mattenmacher , Korbmacher. Seilei , Kalebasseumacher,
Bootbauer u. s. w.') Die ireldaibeit wird von den iSklaven besorgt. In
7) Bull Soe. Roy. Beige de G^ogr 8. 4i>» u. MÜ.
62
n. OiM-
deoDL Hmendifttrikten hat sich auch der KoMenbreniier als besondrer 6e-
werbtreibender Ton der Hasse getrennt*) Es dürfte sich in tüHok diesen
FaUoi, soweit niebt das einfache Hauswerk gemeint ist^ am Feingewerbe in
der Form des Familiengewerbes handeln. Dasselbe gilt wohl auch von den
Verhältnissen bei den M'Komis (südlich von der Mündung des Ogou» liie
Foret") foljrend»'rmHrseii schildert: ^,Mau find«'t hei den M'Komis /iiiiunr
leute, Erbauer zierliclier licKite, Verfertiger von liülÄemen Seaselu und Schaukel-
stühlen, Schmiede, Hutmacher, Seiler, Schneider. Sie verfertigen »ich selbst
die Blöcke, die Ruder, das Tauwerk und die Eisenteile ihrer Schifle^ Fisch-
^maOf Schleppanetse und Wur^urne .... Die Frauen nahen sieh selbst ihre
Kleidung, die sie mit biaarren Mustern eigner Erfindung Tenueren; sie
flechten Matten and Körbe, fertigen Nahf&den und die Schnüre für die
Fischnetze, beschäftigen sich mit Säen und Ernit^u, besorgen die Pflanzungen
und die Küche ... Sie singen fortwährend beim Arb» itoti: wenn eine
Krau uiclit sintift, arbeitet sie auch nicht viel." Die AriifalM.'ii sind iiiclit
puii/. klar, indes scheint hier doch ein Unterschied zwischen einlachem
1 lauswerk und Feingewerbe betont zu sein.
Es laffft sidi von yomho'ein vermuten, dafs die Fonn^ des Famili^-
und des Fetngewerbes dasu beitrage müseen, uns das Wesen, die Ent-
stehung und die weitere Umbildung des Stammesgewerbes Terstehffli an
lassi n. Aber das Verhältnis dieser verschiednen Kntwicklungszustäude zu
einander ist nicht ohne weiteres klar und scheint aucli nicht überall das
gleiche zu sein: (\u^ verschiednen tbonrHisclien .Mf>;jlifhkeiten scheinen sieh
nicht auszuschliclseu, sondern aui' dem Boden Afrikas neben einander vor-
zukommen.
Unter diesen theoretischen Möglichkeiten wäre die erste die, dal's sich
das Stammes- oder richtiger das Ortsgewerbe unmittelbar aus dem einfachen
Hauswerk entwickelt, wozu gewöhnlich örtliche VorzOge den Anstolii geben
werden. Verhältnisse, die auf eine solche Entwicklang schüefsen lassen,
sind sehr häufig; es werden z. B. in einem besiimmteu Landstrich Körbe,
Matten und Ttipte Hberall •^tMiiiiclit, aber besonders gute uikI /.ierliche Stücke
kommen nur aus bestininiteii Ortsi lKiften. Aneb in den kultivierten Strichen
ist das der Fall, so im westhcheu uinl mittlrreii Sudan, wc» überall <lie
Weberei blüht, die Tücher und Toben aus Mupe aber besonders geschätzt
sind und weithin ansgeffUirt werden. Das Ortsgewerbe erseheint hier zu-
nlehst in der Form des Feingewerbes. Die Entwicklung geht aber leicht
einen Stritt weiter, indem die einseitige Thätigkeit eines Ortes oder Stammes
andre au ähnlicher Ausbildung eines bestimmten V\*irt.schaftzwciges nötigt,
Hörend dafür das Ilauswerk durch den Wettbewerb des l*'eingewerl>es er-
stickt wird. Sn lietjen um einem gewerbtleifpi^'« ii Töpferort gewöhnlich
andre, in denen die Tüpier.'i ganz erloschen ist, dafür aber vielleicht die
Eisenschmiederei, das Matieulltjchten, das Bootiianen als S|teeialit!it betrieben
wird, ja es bilden sich Gruppen von wirtachaftlieli aut einander angewiesenen
Ortschaft^.
8) a. ft. O. S. 518. — g) Foret L Boll. 8oe. G^ogr, Paris 1898. S. 8S1.
6. Exnnmnro mo Wann vm SrunnsoKwinM.
68
Dieser ersten, zweifellos häufig eintreffenrlen Äluglulikcit steht eine
zweite gegenüber, die von einer iJiflereuziemng innerlialb einer Orts- oder
kleinen Stammesgruppe ausgeht Aneh hisr entrtdkt mmmcbai «in Fem-
gewerbe, dafa «F8t Ton einzdneii Leutan. am^fibt wird; oft mag die Fertig-
keit nur OD der Penon haften und das Sondergewerbe mit deren Tod wieder
erlöfldien, in der Ke^el aber werden sich, wie das weiterhin nachgewiesen
werden soll, die techniaoheu Fertigkeiten und Qeheimnine innerhalb einer
Familie vererben. Es entsfolit so das Faniilienfjewerhf», das nncli schijn
imstajide ist, «Iiis Ht^nieingewerbe teilweise oder ganz zu vtriiichtfii und sich
so vom Feingtnvt'rl>e zu einer dem wirklichen Handwerk schon sdir nahe
kommuudcu Stui'e zu erheben. Aber es ist sehr bezeiclmeud für alrikanische
Yerhiliniflse, da& sehr häufig das Pamiliengewerbe die Neigung zeigt, sich
anm Orts- und Stammesgewerbe omKnbÜden. Audi hier wirkt die Gunst
des Bodens vielfach entsehddend ein. Wenn s^i eine Familie Ton Sebmieden,
die an eineni eisenreichen Ort wohnt, nach md nach an einem kleinen
Stamm nuswäcbst, dessen Hütten ein ganzes Dorf )>ilden, so ist damit der
Überpin«»: Hclion fjeschehen, unterstützt aber wird er durch die Neigimg der
Neger, neue Ortschaften zu ^(hulci!, die in der Kegel zunächst von einer
Gruppe eng verwandter l'auiilieu oder Sippcu besiedelt werden. Kommt
gar noch eine kasteuartige, durch Kunnubiuni befestigte Absddielaung hin-
an, wie sie durch die Veraditung der gewerblichen Arbeiter, bei den Negern
Hittelafrikas aber wohl aneh durch die Ehrfurcht Tor den Qeheimnissen des
Berufe Terarsacht werden kann, dann ist die Umbildung des Familiengewerbes
zum Orts* und Stanimesgewerbe noch gründlicher und rascher.
Umgekehrt ist es natürlich auch möo^lirli, dafs ans dem Stammesgewerbe
wieder eine Arbeit Faniiliengewerhe wird, s(d)uld Angebön'i^o eines werk
thütiifen Stammes sich vereinzelt unter eincuj andern Stumme iuederla«seu
und dort eine bestimmte Tbütigkeit betreiben. Aber auch diese Form* wird
immw das Bestreben hab^, sich snm Stammesgewerbe im engem Sinne
aurflckzubildeo.
Wie sehr im allgemeinen das Familiengewerbe, auch das innerhalb eines
Stammes entstehende, zu dieser Umbildung neigt, seheinen die b iil r nicht
ganz klaren Angaben Jeannercts''*) Uber die Xosakafi'em xu selben. „£s besteht^''
so sclireil)t er. .,t»ei ilcn Ma Khoea eine Einrirhtnnt^, die einigermafsen an die
indisi-hcn Kasten erinnert. Die Si hmiede bilden eine besondere Kurporation,
ebenso wie die Korbmacher und die Bootbauer. Diese Organisation verfehlt
nicht ernste UubtKjuemliclikeiten herrorzurufen. Will man einen Korb ge-
flochten haben, so muDa man einen Weg von einer Stunde machen; um ein
Boot zu bekommoi, mufe man eine Tagereise machen; mid am das kleinste
Werkzeug gesehmiedet zu haben, mufs man auf seinen Esel steigen und sidi
eine groüte Strecke von seiner Wohnung entfernen. Zum Überfluls arbeitet
der eingebome Handwerker nur, wemi er Geld braucht." Die Darstellung
läl'st darauf schiiefseu, dafs die ,4)^orporatiouen^ susammen wobneu, vielleicht
lü; üuU. 8oe. Neuchatel. de U^ogr. XIII. S. 121.
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64
n. Om- on SrAmiBHiBwiaun.
eigene ISeddungen bilden. Ob ea ucb im ttbrig«! um Familioigewerbe kui-
deli^ oder ob liier eine jener Orgatuaaticmai anf myatiedier Grundlage Torliegiy
wie wir ihnen im Koiigdgebiet begegnen werden, bleibt fraglich.
Ea ist endlich noch eine andre Entwicklung müglich| eine Zwischenform
zwisolif^p Familien- nnd Ortsgeworbo, di»' sieh besondora im westlichen Sudan
öfter uacii\vt'i?ieu läfst. Man findet dort gröfserr industrit llt' OrtHchaftoii, in
douen manchmal nur ein Gewerbe, oft aber auch Tiudiren- ilciisig betrieben
werden, die aber zugleich den Feldbau nicht verxiackläsHigen. Sie liegen in
der Regel an belebten Handelswegen; nehen ihnen giebt es wieder andre, die
eJeh ttUBBcliliefilioli der Urproduktion widmen, mmat Terechiednen Zweigen
^eidueitig^ — es iat^ als ob jed^ dieser Orte seine Bedarfiiiaae ntittel- oder
uninitttdbar aus zwei oder drei Haupt<|uellen schöpfte und alle andi i n Arten
der Thätigkeit hintanatellt«. Am untern Niger steht den industriellen Städten
Bidah und Egga das völlig iiuhistriplosr Onit^cha gcgenfiltor, dessen Hewnliiier
sich mit Feldbau, Fi;<cli<'i <'i und Zwis« hcnhaiKb-l l»i'fiis.s*>n. Sehr lebireicb
sind die Angaben Bayois^-) über eine ganze Anzahl derartiger Stiidte, die er
auf seiner Beise swischeu dem obem Niger und dem Senegal berührte,
besonders in der Landschaft Murdia. Er nennt da den Ort N'kara mit
260 Einwohnern, unter denen sieh sahlreiche Weber banden, daneben wird
Feldbau und etwas Viehzucht betrieben. Nossombugu mit 700 Einwohnern
treibt Feld- und Gartenban, namentlich werden besondere Arten von Baum-
wolb? und Tndign gp70gen; /ahlrfiche Weber stellen geschützte Stott'e her,
die man im Orte tarbt und nach Bamako atisfülnt, anfVerdrni giebt es hier
berühmte Schmiede, die ihr Eisen selbst herstellen. Der Ort ist eine beliebte
Bast- uud Lrtrischungsstelle der Haudelskarawanen. Dasselbe gilt von dem
StKdtohen Eumi, da« starken Feldban traibt und eben&lls sahireiche Weber
und Schmiede besita^ nur dafa letatere ihr Eisen nicht sdbst auSEaschmehien
scheinen, da Hochofen hior fehlen. In Gessenais harschen ähnliche VerldQt-
nisse, Feldbau, Weberei und Schmiederei blühen auch hier; die Weber stellen
ein beliebtes dunkelbiaues Tuch her, das sie an die Diulas verhandeln oder
selbst auf die Märkte von Fadiigu, Danipa und Baro bringen. Baro selbst
ist ein sehr wichtiger VVeijerort, wo man hauptsächlich die als Bubus von
Segu bezeichneten Gewebe fertigt, die in St. Louis mit 20 — 2') P'ranks, in
Baro selbst mit 10 Franks (^ö(XKJ Kaurisj da^ Stück bezahlt werden. Mannig-
faltiger ist die IndinArie in Dampa, einem Ort an 1000 Einwohnern, wo ein
besonders stark besuchter Markt gehalten wird; hier finden sich Weber, Färber,
Sdiuhmaeher und besonders Schmiede, daneben wird dfrig Feldbau getrieben
uud namentlich Indigo in Menge erzeugt. In Doasorla giebt es zwei Hoch*
Öfen, aul'serdem treibt man Feldbau, zieht Baumwolle, Indigo, mit gi'olser
\'<Hlielit' aber Tabak, der bi^ itacli Hainako hin Husgefflhrt wird; in der ganzen
tiegeud i' -tigt man lopfe mit be.wndrtM- t ieMchiekliehkeit, wie es srhemt, wird
auch Ledeiui bett betrieben, die man den beuachbarteu Mauren abgelernt liat.
U) Mattei i. Uull. ikn;. (ieogr. Commerc IV. 8.3»«. Ui. — iij lUivue Maritime
et Colotiisle 1888. S. 607—^57.
ui'jni^cü by Google
ft. Emmwinra vm Wami dkb SrAnowiswimBiB. $5
In Duabugii ist die Schmiederei, dei* mehrere licu höfeu den Stoff liefern, das
Hanptgewerbe, in Nukho sind Weberai nnd Schmiedekimst neben einander
vertratem. Hier haben wir also die Erscheinung, dafe die Grundlage des Da-
seins der Feldbau büde^ der von EVeien und SUaTen mit gleichem Eifer be-
trieben wird, dafs abw daneben zahlreiche Familien sich bestimmten Gewerben
widmen, die dem allgemein im Lande gefibien Hauswerk gegenüber als Fein-
gewerl»» 7u ])ezeichnen sind und einen grofseu Teil ihrer Ei'i&euguisse für
die Ausfuhr herstellen. Awh für dios«» Form dps fiowprhps wird mit der
Zeit ein besondrer Ausdruck geiuinlen wenieti mfissen, da .sie wahrscheinlich
iu halbkultivierten Gebieten häufiger vorkommt und eine wichtige Vorstufe
hdhrw Entwicldm^;sfbrmen isl;.
6
Uiyiiizuü by GoOgle
m.
Gewerbe als Bescliäftigimg Einzeluer.
1. Ail^Tmt'iiitL's.
Ans der Masse iles Volkes h<'l)en sicli nirlit <lie Oewerlitrei heiiden zu-
erst hervor, soudfrii auf der i'iueu beite die 8ippeiiliäupt«r und Kriej^sfflhrer,
auf der andern die Träger niystiacher Kräfte, die Zauberer, Mediclumämicr
und FriMter. An diese Stfltsen klammert sich, wie wir apiter seKm werden,
das Handwerk Tiel&ch a% ja es isl mweileni in den ffibiden der Hftuptlinge
und Priester selbst oder ttdit doch entschieden nnter ihrem Einiflafs. Wo
Üun dieser Aufschwunfj nicht gelingt, bleibt ihm oft ein bedenkliches Herab-
sinken nicht erspart. Bildet sich doch in jedem Volke neben der obem
Schicht des Adels- und Priestertums nnch eine untere in der alles Hecht
lose oder Mifsachtete ztisaiiinienflierst, Kriegsgefangene, lieigeiaufcne Fremde
und Uesindel aller Art. Dem Handwerker, der sein Look auf die Arbeit
seiner Hände baut und damit von der Masse seiner V^olksgciuis!<en abrQckt,
ohne dals er sbh auf irgend eine Weise höhere Achtung m erringen ver-
mag, droht leicht das Schicksal, in diese HdFe des Volkstums hinabgedrQckt
zu werden. DaCs er arbeitet, und cum ÜberflnTs noch in andrer Weise, wie
die Masse seines Stamme-s, verbessert seine Stellung nicht; ist doch selb.st
im kultivierten Dentsehland der Ot genwart das Wort ,,Arbeiter" in Gefahr,
gleichbedeutend mit Proletarier zu werden.
Bei der Belrachtung der alVikanisclien ^^'rllält.ni88e wird es sieh wie
bisher empfehlen, i^unächat die Thatäuchen sprec^tien ?.u lasseu und einen Blick
anf die ein£Mihstei Fom^ der Entwicklung zn werfm.
Von den mehrfach schon behandelten Berufen, die nicht eigentlich als
Handwerke zn b^seichnen süid, aber ihnen doch nahe stehen, scheint die
Salzsiederei iast immer als Dorf- od^ Stamme^ewerhe betrieben /.u werden
(abgesehen natürlich von der Hausarbeit der Weiber), die (»old Wäscherei
dagegen zwar oft selbständig, aber ininjer ntir als' NeVtciiarbeit. Nur der
Fischfang dfirfte <>tter als das Hauptgewt-rlie Einzelner vorkoininen . obwohl
immer die Neigung besteht, bestimmte l'ischdörfer zu begründen und damit
des Einzel- oder Familieugewerbe wieder zum Dorfgewerbe uni/.nbildeu, wie
das an andern fieispielen schon im Torbergehenden Abschnitt ge/.eigt worden
ist Besonders interessant sind diese Verhältnisse bei den Dinka, wo die
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1. AiLOKnEiim.
67
Armen sich entweder als Hüter der Herdon verdingen, oder nh Vhvhf-r oder
Jäger ihr Leben fristen, was natürlich dazu führt, ilufs die Fi.sclu'r als solche
sich keiner besonderen Achtung erlreuen.') Das iieit«piel int lehrreich, wenn
M fidi hier auch sieht um Gewerbebetrieb^ nicht einmal um aolchen im weiteren
Sinne des Wortes handelt, sondern ximSchst nm blolMn ÜTahrungserwerb-,
da miinittelbare Nachrichten Uber die Entstehung reraditeter Stammesge-
werbe fast gans fehlen, sind die Parallelerseheinongen sehr wertvoll, um so
mehr, als hier wenigstens ein Ansatz zur Eutstehmio: einer SchmitMh kikste
7.n erkennen ist. Rcsomlers eingelhnul sohildort die Zustände bei den Diiika
E. dt' l'ruysseiiaere. „Eine ^rolse Ziild ohduchhjHer Leute," schreiht fr-'i,
„Individuen, die sieh selbst ruiniert haben oder die der Krieg ihrer Habe
beraubt hat, und die nicht als Knechte bei den Vjehbesitzern dienen wollen,
Isssen sich am Strom-Ufer nieder, wo sie kleine FisoherddrÜHr bilden und
Häuptlinge haben, die ebenfiüls keine rechte Autorität Uber sie haben und
nur etwas weniger dmd sind ah die Übrigen. Yon dem flbrigen Teil des
Stainiut's vcrudih't iiiid oft ausgej)! lindert, führen diese Fischer ein jammer-
volles Dasein, Tag und Nacht sich abmühend, um die Fische zu erhalten,
die fast ilue ninzige Nahnmg bilden Die Fischer jagen auch Flufs-
jiferde. di»' sie mit Harpunen und I.aii/AU an^neifen und dann ihrem Todes-
kampf überlassen. . . . Die Fischer sind meist auch Schmiede und verfertigen
sich ihre Harpunen selbst ... Zu einem arbeitsroUeu und darbenden Lehen
verdammt^ unterdrOckt und furchtsam, sind die Fischer im Allgemeinen von
besserem Charakter als die Viehzflditer, die immer fiiul, oft hoi^miQtig und
gewaltthStig sind. Vielleicht könnte man mit Aufwand vieler Mühe sie ge>
wisse Arbeiten lehren und ihnm zn Sporen eines Fortschritts verhelfen, um
sie 7.n Menschen und Christen zu machen. Diesen Zweck haben die Missionäre
von Heiligkrenz vor Anj^fii, welche von der Fruclitlosigkeit ihier lieiiüihungen
bei den Viehl>e.sit/.eru stlbst iilu'r/.eugt sind.'* Das l^eispiel ist, wie gesagt,
besonders lelirreich, weil es die Entstehung einer Orts- und Slammesindusirie
«foutUch »igt und dabei «rkennen KUst, wie sich unter dem Druck sozialer
VerhältnisBB eine an Lebensweise und selbst Charakter verschiedne Gbuppe
gewerbfleilsiger Leute vom Hauptstamm an trennen und neu au organisieren
▼ermag.
Auch am untern Kongo wird die Fischerei zwar allgemein geübt, aber
nur die Ärmeren bringen ihre Bente in den Hii'^lel^i Bei den Galla widmen
sich ebenfalls mir arme Lt iit*- der l- iseherL i, uiui i' ischer zu sein ist keine
Ehre.*) In Südafrika hat stellenweise erst der europäische Einflufs ein wirk-
liches Fischergewerbe hervorgerufen, so bei den Baronga, bei denen ur-
sprünglich das Fischen rvn. Jedomann gelegentlich gefibt wurde, die aber
jetat bei Louren^o Marqnez berufsnAfirige Fischer in ihrem Stamm haben.*)
I i l'ethcrick, Kgjpt, the .Soitflun and Central Afrika. S. 393. — 2; I'. M. K. 1877.
{»iK) 8. 24. Vcrgl. auch Ii. Gesai iii l/Esploratore II. S. JJ^'J. Die Fiachcr müssen tleu
Ackerbnuem Abgaben lahlen (wohl einen Teil ihres Fange«). — 8) Nipperdey in
Itevuc Coloninle Tntecnatietiale 1887. 8.S06. — 4) PavHtaehke T. S.SSS. — ft) Jnnod
S. lOt».
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68
m. Qbwsrbb als BsacHÄfTiurxo EixsHunn.
Die höhere Form des Hanswerks, die dem eigentlichen Handwerk oft
sehr nahe kommt, ist un Sudan fast allgemein vorhanden, während ander-
wärts sich nur st«'llonwpisp ^^elbständigf Eornfp iunerlialli eitips Volksganzett
entwickelt hüben. Imnii-rhin fehlt es im iiij^ritischeii Afrika nicht an seis-
haften, vom Ertrag ilires (iewerbt's lebentlen Doilaibyitem, die man viel-
leicht Handwerker ueoneu kann, und unter denen sich, wie sich nach den
bisherigen Ergebnissen schon erwarten läfsi, der Schmied besonders häufig
findet. Bei den Madi s. B. lebt ü^st m jedem Dorfe ein Schmied^, in
Dahomeh besitsfc jede Ortschaft ihren' Eisenarheiter^), und dasselbe gilt von
den Evheern an der Sklavenkfiste.') Hier und da scheinen auch andre Be-
rufe dieser Art entwiekcU zu sein; von der Landschaft zwischen Tan^janjika
und Nyassa wenigstens berichtet Cross**): „die (Ti>schi('kliclikeit iiml d^r Fleif«?
der Leute sind sehr groi's. Jedes Durl kann sich einiger Schmiede, Weber
und Töpfer rühmen.**
Die Melursabl der Dor&rheiter scheint ansSssig zu sein, was sieh bei
den Sehmeden «um Teil wohl aus der Notwendigkeit erklSrt, den Eisen-
minen und dem Hochofenbetrieb, der ja immer mehr oder weniger an die
Sdiolle gebunden ist, nahe sn bleiben: mufs ja doch ein grolser Teil der
Schraiedn s-ich das Eisrn selbst ans den Erren enieugen. J]in zweiter Grund
für die tSeikhai'tigkeit litgt wohl auch in der Unsicherheit des Danein«, die
es nicht immer rattsam erscheinen lälst, das Gebiet des Dorfes oder des
Stammes zu verlassen, endlich aber und hauptsächlich scheinen die meisten
Handwerke, da sie vom Ertrag ihrer Berufsarbeit allein nicht leb^ kdnnen,
zugleich Landwirtschaft an treiben'^, die ihnen das unruhige Umherai^en
natttrlidi unmöglich macht.
Daneben freilich {Sehlt es nidkt an Gewerbtreibcnden , die ihre Thätig-
keit im Umherwaiidern ausüben, um ihron Kundenkreis tind ihrni (fpwimi
auf diefw Weisp /u vt'r)ri r,|si > ii , sudals man in diesem Siiiiic zw ei (inipiifii
von Haudwt'ikern luiteificht'iut ii Könnte, die sefshaften mit und die iniMt^'tuii
ohne landwirtschaftliche Thätigkeit. Im Togolaud wird nach dei' ^Vngabe
HupMds die Scluniederei als Orfgewetbe betrieben, daneben aber auch von
wandernden Schmieden, die Torwiegend Reparaturen ausfahren (M. D. B.
Xn. S. 189). Wie einzelne Arbeiter aus koltiyierten Strichen in andre
Länder einwandern, ohne dort immer dauernd zur Kulie zu kommen, ist
bereits PT-wähiit, und die ganze pjscheinung läfst schon auf eine vielfach
vorhandene B*\M'<^li(hkpit der Handwerker schliefsen. Von denen der Man-
dingo, die 8owt)hl im tiguun Lande uniher/iehen wie in benachbarte Gebiete
eindringen; wird das ausdiücklich bezeugt") V'om Gewerbebetrieb uustcter
Wandenrölker, deren Angehörige ja auch oft Tereinselt oder in Ideinen
Qruppen nmhanEiehen, ist hier natOilidi nicht die Rede, sondern von jener
Form des Lohnwerks, die BUeher mit dem süddeutschen Ausdruck „Siör^
6) Emin S. 10. — 7) Laffitte, Le Dahomii. S. Iü4. — Hj Hornberger i. T. M,
1867. & 61. — <J) r. B. U. a. 18»1. 8. 94. 10) So die Sebmiede iD Tofjo nach inniid-
liehen Mitteilun^'eu einen Ifissionan. — II) DOUer, Uebor diu Cnpverdeu nach dem
ttiu Urauiie. S. 177.
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1. Ai^uniminHi.
69
urbeit^ beaeichnet; nur wird in prinutiTen Yerbiltninen, wo der Bftu eiiwr
flir flüchtige Beniit/uiic; bestimmten Hfltte keine Sdiwierigkeiten macht, der
Handwerker selten iu die Wohnimg dessen aufgenommen, für den er gerade
arbeitet, Hoiuit rii )>pwalirt eine gröfsere Selbständigkeit Diese ►>pll>standij;-
keit wird noch dinhirth erhöht . dafs manche Handwerker, vor allem die
Schmiede, auch den Rohstoff pro<luy.ieren, soweit es sich nicht um die aller-
dings uitgeiueia häufligen und wichtigen Reparaturen vorhandener 6ent-
echaften handelt. Ale eine beeondere Form de« Wfind«igewerbe% die gerade
in Afirika eehr häufig m sein seheint, ist ee xa betrachten^ wenn der Hand-
werker die massenhaft stattfindenden Märkte der Reihe nach ti(v.I(>htf dort
BeetelluTiiTpn auHfilhrt und wohl auch fertige Produkte zum Verkanf auslegt.
Dieses Marktwerk, Avie man es nennen kann, ist nicht auf Afrika beschränkt;
auch in Vomen ziehen viele ITandwerkcr von Dorf zu Dort" imd arbeiten
auf den Märkten"), und in Yünnan erscheinen auf den sonst unbewohnten
MarktplfttKen regelniäaeig mit den andern Besuchern auch Handwerker, die
hier arbeiten und Auebesaemngen Tomehmen.**) In Afrika ist wieder der
Sudan das Gebiet, in dem die Marktarbeit am entwiekeltstoi ist, sodafo wir
wohl Anregung von aufsen her vermuten dürfen. Auch in Yoruba sab
übrigens Halligev die Handwerker auf den Märkten ihre Thätigkeit aus-
üben"), und dasselbe wird vom imtfni \ipor berichtet.
Eigetitliche Störarheiter kann mau auch am ersten die Wanderschmitnle
des östlichen Sudan nennen, l)e8onders die der Bari. ;,Von Handwerkern",
adireibt Hamier^*), ,,haben sie (die Bari) nur Eisenschmiede, welche mit
ihrm Familien Ton Hütte zn Hütte im Luide umherziehen und sidi auf-
halten, wo sie Arbeit finden. Sie gewinnmi daa Eisoi selbst in den Gebilden
und schmelEen es in thönemen 6efäfsen aun. Thr Handwerkszeug besteht
nur in einem Meifsel und Steinen. Sie sind vom Volk sehr verachtet, weil
sie ihr Hrot dnr' h Arbeit verdienen und daher als Sklaven betmrbtet werden."
Die letzte Anfalle liifst den Verdacht aufkommen, dafs diese unsteten SchTnipde
vielleicht die Nachkommen oder doch Mischlinge eines wandenuku l'ariali-
Tolkes sind, obwohl im flbrigen keine Anzeichen dafOr vorliegen. Das Da-
sein der Wimdersehmiede beoteugt aueh Morlang-, seine Bemerlnn^, dafs die
Weiber eines Dorfes Glasperlen von umherwandemden Sehmieden ein-
gehandelt lwtten''i, scheint auf eine an sich sehr naheliegende Verbindung
des Gewerbes mit dem Hausierhandel zu deuten. Die Barischmiede be-
schränken sich nicht auf ihr St;onTnesj»pbiet, denn Hartmnnn"^) ,<atrt franz
an«;emeiii vom östlichen Siulan: „Waiiderschmiede .... rekrutieren sich
hauj»t8iUlilich in eisenreichen Distrikten, so in Sfldseunaar, bei den Bari
der Belemijui- und Kerekberge u. s. w.; sie gebrauchen keinen grofsen
Apparat; da sind ein plumper Eisenklots als Hammer, ein fester Stein als
1"J; Niehuhr, HeMchrrilMmf» von .Vnvbien S JK. — i;}, Baber. Trav.lh and
Uctwarcbe» in Wv^turu China. 8. 10. - - 14^ Journal of thc Manclici^ter Geograph. Soc,
189S. No. as. — 16} Allen and Thomson, Expedition to the lUver Niger n. 84. —
IG P M K. 1862. (10.) S. 188. — 17) P. M. E. 1863. (10.) S. IIS. 18) Die VOlker
Aäikat. ä. 16».
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70
III. TJkwkhbk AK» BKsctfXFTim'KO Giksklmer.
AinboH und ein roher Blasebalg, an welch letzterem der fiehülfe aus '/w»'i
LtHlerschliuichen Lvift diirch eine gemeinschaftliehe, in Thon sjearheitete Aus-
gangsröhre prefst. Was nun die Leute mit Bolchen simiwln Mitteln U'istcu,
macht ilirem Geschi<.*k, ilirer Routine alle Ehre. Statt der Ik-zalilung nehmeu
Ai» Schmiede meist die Nahrungemitiel an, welche »u ihrer ti^^ieheit Not-
durft gehören.''
Li den HauftalSnd^ ISM eidi, wenn Staadii^im Beobachtongen**)
richtig sind, ein enger Zusammenhang zwischen den wandernden und seß-
haften Schmieden na<'h\vpisi'ii: die Wandersehmiede sind Gesellen oder Sklaven
der sefshnftiMi, stehen nur noch in lf>sem Zusammenhange mit ihren Herrn
mid ffewiuneii so ein ffisst nnahhiiugiges Dasein. Oh dasselbe von dfu um-
herziehenden Schmieden in Senegambien*") gilt, lälst sich nicht mit Be-
Btimmilidt sagttL
Sobald das Gewerbe als Einielberuf anftrit^ mit andern Worten, sobald
eich der Oewnbtreibend» von d» Ifane mne« Stammes bia za einm ge*
wissen Grade ablös^ liegt die MSgUohkdt nahe, dafs die Berufsgenossen au
neuen Gruppen zusammentreten und Verbände zu Schutz und Tnitz bilden;
wo die ITandwerkf-r ohnehin durch ponieinsnme Abstammung cn^^ vfibunden
sind, ist eine besundre Organisatioii dit'ser Art natürlich nicht erst nötig.
Es ist nun bezeichnend, dalä als Muster des ZuHaiuiuenschlusses zunächst
wiednr die hergebrachte Stammesorganisation diraen muls, ja daCs die
Handwerkergmppe wieder aur Dorf- nnd Stammeegemeinde zn werden streb^
wie in besonders typisch«- Weise die Fischor der Dinka aeig^. Andre
Formen der Vereinigung, die einigermafsen den Zönften der europäischen
Völker entsprechen, treten, wie wir sehen werden, sehr vereinzelt und sehr
unvollkommen anf. Immerhin ist ein gewisser zunffniiinäipjpr Znsnmmenhang
schon durch die Verhiiltnisse ^«><i;t»goht'n: die SchniitHlc ■/.. H. urhcit«-!! hiiuHg
truppweise, wohl schon deshalh, weil die Eisengewinnung aus den Erzen
nnd auch das Schmieden selbst die gonentsame Tätigkeit mehrerer er-
fordert, auf den Markten sitzen die Handwerker gleichen Berufes meist zu-
sammen, und vor aUem die Musiker, die zwar nicht zu den Handwerkern
gehören, aber die bei einer Barstellnng des afrikanischen Gewerbes keines-
falls unberücksichtigt bleiben dürfen, sind meist zu kleineren oder gröfseren
K;i|it'Ilt\n vereinigt, .sodafs es sich empfiphlt, ilnon Henif liberhanpt nicht im
vorlifgi'iuieii Abschnitte zn hdiiuidcln , sundern bei der Besprechung der
OrgauisatiousibrnieiL Auch dadurcii, dafa dort, wo nicht das Familien-
gewerbe ausschlieTslioh herrscht, immer ein Ibndwerker Tom andern lernt,
und dals auf diese Weise der L^ling in ein näheres Verhältnis zu seinem
Meister tritt, wird dne gewisse Interessengemeinschaft angebahnt, die durch
allerlei mystische Bräuche, die nur den eingeweihten Berufsgenossen bekannt
sind, noch verstärkt werden mag.
19) U. II. ä. b'Ji. — ii}) EhrmauQ, Neueste Kunde von Afrika. i>. »U.
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7t
2. AasMlding and stsiale ätellans der Uaidwerker.
Mntf ilio Kunstfertigkeit afrikanischer Gewerbtreibender auch zuweilen
geringfügig )j''mifT sein, so miife sie doch immerhin erlernt werden, wobei zu
bedenken ist. dals mit Acn meisten Herufen zahlreiche abergläubi^ichc An
sichten untl (Tchräurhe fest v< rl)unden sind, die vielleicht für wichti^i r uuil
unerlälslicher gelten als die Kunst an sich. Im Gauzen wird man aber die
Tnekligkeit der Qewerbtreibenden Afrika« und beionders der Sciuniede, deren
Eraengniaae nicht selten in ihrer Art bewundernswert sind, keineswegs gering
ansdilagen dürfen, umso weniger, als das Handwerk^rilt in der R^el unge-
mein dflrftig ist und der Mangel olfenbar dardh Tradition und Dbung ersetzt
werden mtils. Die Frage also, wie das afrikanische Gewerl)e sich erhält und
von Geschlecht zu Geschlecht forterbt, Indarf ^rrwifs näherer T^ntcrsuchung;
daff (fcrnde flher diesen Punkt die Quellen ülienius s|iürlich Hielsen, ist leider
gleich hinzuzufügen und rührt offenbar davon her, dai's man dies«- Verhältnisse,
die änJGMrlteh ja schon wenig herrortreten, kaum der Beachtung wert hSlt
Der einftchste und wahrscheinlich auch läufigste Fall dürfte es «ein,
wenn der Beruf vom Vater auf die Söhne oder doch auf einen von ihnen
übergeht; wir dOrfen diesen Vorgang flberiill dnii von vornherein vermuten,
wo ein Gewerbe anrüchig ist «)der in irgend welcher andern Hinsicht eine
Sonderstellitnf: einnimmt, die das Eindringen fremder Elemente erschwert.
Die mutterrechtlicheu Sitten, die das enge Verliältnis des Vaters zu den
Söhnen abschwächen kümiten, sind in Afrika nicht mehr mächtig genug, um
▼iel in Betradit sn kommen: Wo von Erblichkeit eines Berufes die Bede
is^ handelt es sieh anscheinend immer um Obertragung innerhalb der Tatei^
liehen Familie. E« entsteht so das Familiengewwb«, das schon an andrer
Stelle ausfuhrlicher behandelt und in seinem VeihiUtnis zum Stammesgewerbe
dargestellt worden ist.
Die Unsicherheit der Angaben dürfte freilich ttirht nur in der manjTplnden
Auimerksamkeit der Beobachter, «unilern auch in tler Unklarheit der Verhält-
nisse selbst li^eu, die wieder ganz dem Charakter des Negers entspricht.
Scharfe sociale Trennungen werden im allgemeinen vom Negi^ nicht ange-
strebt, noch gar in der schroffen und pedantischen Weise ausgebildet, wie in
Nordindien oder auch in Siam, wo die Stellung und Erblichkeit der Berufe
streng geregelt ist'): der Mangel an Folgerichtigkeit in diesem Sinn tritt schon
in der Stellung der Sklaven zu Tage, die selten mit Eitts( Iii« <lenlieit lest^ejeirt
ist und zwisrlien den lnrker<?ten und den strengsten Formen schwanken kann.
So wird es >ieli iiueh bei der Vererbnni; und Übertragung der (Jewerbe meist
um ein gewisses Uerkommen handeln, das gewöhnlich befolgt, aber gelegent-
lich auch übertreten wird und oft gar nicht genau definiert werden kann.
Man kann also wohl sagen, dafs gerade die geringe Zahl der bestimmten
Angaben über diese Dinge mittelbar von WidB.tigkeit ist und Schlüsse auf
die afrikanischen Zustande sulSfst.
1) Baütiaa, äiaoi. S. 172.
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12
lu diesem Falle vpnlifnpn aueli Piirallelerschpiiiun^eii AnfiiK'iksarakeit.
Gewisse allgemein geübt«' l'frtit^kHitcn worden hier und da deu Kiiiibfii in
jener V orbereitungszeit beigel>iiu:ht, du? der lieüekiieiduug, mit andern Worten
der Aufiaahme unter diu Erwachsenen, voruuägeht, so an der Loangukilsie.
ffii» Enaben,^ sdtreibt Bastian^), „lernen »«ben dem Yerfwtigen toh Palm-
wein, Fiaehen imd andern Eunatfertigkeiten allerlei Geheimniaae, die aia dnieh
einen Schwur beim Fetisch verbunden sind, Niemandem zu verraten/* Mög-
licherweise haben wir in dieser Art des Unterrichts und in den Schulen, die
Prir>st(>r uud Ziiuberkandidaten dorchzamachen haben^), die Urformen dea
Lehrlin>:;s\v( sons überhaupt.
Knaben als (ichiilfeu erwachsener Iliindwerker werden öfter ervvahut, aber
es blei})t meist unentschieden, ob wir es mit Söhnen, Lehrlingen, Sklaven
oder gelcgenUicben Helfem zu tiinn beben; welche dieaer Siellungen z. B.
die Knaben inne haben, die in den Schmiedewerkatitton der Lur die ^ge
ziehen^), ist nicht zu ermitteln. Wahi-scheinlich handeU ea aich in der Kegel
um Sühne, an deren Stelle im Notfälle andre Knaben treten. Bei den Sandeh
ist (Iii' Selunietb'kuiisf in einzelnen Familien erbliclr'''\ ebenso liei den Mbochis
im t'raii/.üsischen Kongolande. ^) Ein ganz rt'geltes, aber doch auch vom
Familituge werbe ausgehendos Lehrlingswejieu findet »ich dagegen an der
Loaugoküste, wie Bastian^) berichtet: „Der Gangula (Schmied) unterrichtet
als Zögling aetnen Sobn und gegen Beaahlung auch fremde Barschen, und
die Lehnceit dauert drei Jahre.^ Ähnliehe YerhSltniaae aebeuien bei den
Baauto zu herrschen, vnu denen Eudemann") sagt: „Die Schmiede bttden eine
besondere Zunft. Wer das Handwerk lernen will, mufs teures Lehrgeld an
Vieh bezahlen." In dio^^er einfncben Weise üb« rträ-^'t das Handwerk
wahrscheinlich iibenili dort, wo keine Anrüchigkeit mit ihm verbunden ist."')
Im Sudan scheint das LchrlingsweHen kaum höher entwickelt zu sein, nicht
einmal in den Haufkastaaten, wo dafür teilweise die Sklavenarbeit eintritt;
„Bin eigentitchea Geaellen- oder Lehrlingstum,'' eehretbt Standinger „giobt
ea beim Handwerk in den iKmüsalüDdern Oberhaupt nicht Die Lehrbuben,
welche in der ersten Zeit nur deu Bhisebolg ziehen, sind entweder Söhne
oder Sklaven dea Meiatera. Daaaeibe ist auch bei den Gehilfen der Fall.
Bei der üboraus milden und mfnschlicbon Sklaverei in den Uaufsalänflern
wird es aber oft eineui Gesellen gestattet, selbständig ti'ir sieli y.n arbt'itcn,
und der Mann braucht dauu nur einen Teil des Verdienste.s abzuliefern. Ja
manchmal kann er sich sogar auf die Wanderschaft begeben und gelangt
dadurch gewisaermaben au einer ToUatäudigon Freiheit Audi dnrch die eiv
wachaenen S$hne der Meister Terbreitet aich daa Handwerk nach veraehiedenen
Städten dea Keichea. So findet man in manchem kleinen Ort wandernde
Eiaenarbeiter, die sich nur eine künsere Zeit daselbst auflialten. Im Viertel
dea „Obermeisters'* der Schmiede in Saria wurde die feinere Gieiserei und
8) Bastian, LeaagdEflste II. 8. 80. — 9) a. a. 0. II. 8. 16». ~ 4) Stuhlmaan
S r<57. — .V, CHHuti, Zehn Jahre in Aequatoria I. S. 221. — Tu rayour-Didclol II.
iS. 220. 1} Bastian, boaögokiwtc L S. 20«. — Z. f. E. lb<4. S. ib. — ö) Nach
mflndlickeu Mitteilungen einei lünionaEa. — 10) H, H. B, 504.
78
Gürtlerei von deu Yexwandteu, Söhnen und Gesellen ausgeübt, während die
GroiMcluiuedearbeiten Ton einer unter einem alten Manu aidienden Gewerk-
Rchafl^ die niur Abgaben an den Sberiki-n-makii» (Obermeister der Schmiede)
m zahlen hatte, uusgeftihrt werden/' Einen Färbenneiater, d«r mit Gesellen
arbeitete, erwähnt Standinger") ebeufaUs; übrigens sagen die von Standinger
gewühlten B('/A'i(hiinnf»en wohl zu tipI.
Jii der Hauptsaclu' Imndflt es sich eben doch um Familiengewerbe; das
Wesen des Berufes beruht auf der Tradition innerhalb einer eng verbundenen
geaelLschaftlicben Gr\ii)pe, zur Tradition aber geboren namentlich beim
Sehmiedehandiferk mystisebe Gebi&uobe, die eben nur den Familienange
bdrigen Bugänglieb sind. Glfleklicherweise ist ee neuerdings Spiele gdungen,
einen genügenden Einblick in die Verhältnisse zu gewinnen, wie sie bei
den Schmieden des Evhelandes bestehen. „Die Sehmiedekunst,'' schreibt er,
..ist Familien und Erbgut. . . Dieses Handwerk mufs in den Grenzen der
Fiiniilii'n liloibeii. Vom Vater f^elit es auf den Sohn und weiter auf den
Enkel. Öind keine Söhne vorhanden, so kommt es uokl vor, dafs Schwester-
kinder diesee Handwerk ergreifen, aber es muTs dann dort ebenfalls den
reehtmSIsigen Famiiiengang einschlagen. Von Lebrlingen wie bei uns können
wir also nicht Teässi, da es stets Verwandte sind, die angestellt werden.
Auch Kost und Wohnung fällt insofern wog, als der Sohn natürlich im
Hause de.s Vaters wohnt. ... Es ist keinem Fremden «oiserhfllb der Familie
eines Schmiedes gestattet, dieses Handwerk zu erlernen. Ist es in einer
Familie nicht erblich und ein (ilied derselben hat doch angefangen, eine
Schmiedewerkstätte zu errichten, so wird ihm dieser Übergriff nicht gut
thun; er wird nach Anschauung der Evheneger seineu Tod in dieser Arbeit
finden. Warum dies? Der Hammer des Sduniedes ist ein Gottheit (Trö),
und diese kann solcher Pfnsoherarbeit nicht susehm. Die Gottheit würde
einen solchen mit Krankheit schlagen und ihm dadurch den Tod bringen.
Begreift unter den Kindern eines Schmiede« jemand das Schmiedehandwerk
gut und geht dessen Arbeit voran, dann wird von ihm gesagt, der HamraOT
hat ihn bezaubert. Damit ist nimu Zcun;iii.s ansgestelit und er kann in die
Fuistapfen des Vaters treten, der dann auch, wemi er alt ist, ruhig seinem
Sohne das GeschKIt übergiebt." Vor dieser Cber^be wird noch eine my-
stische Zeremonie abgehalten. Der nnumehrige Sdimied darf neben seinem
Beruf keinen andern treiben, s. B. nicht als Händler Gewinn suchen, da er
sonst den Zorn des Hammers erregen wQrde; seine Arbeiten wttrden mifii-
lingen und er selbst erkranken.
Bei den Basari im Togolande vererbt nirb nach Tiupfelds Zeugnis die
Schniiedekunst, die nur in bestimmten Ortsehatten ausireübt wird, ebenfalls
streng innerhalb gewisser i' Hmiiieu. Sklaven können nicht Schmiede werden.
(M. D. S. XU, S. 191).
Einige sehr willkommene Bemerkungen Uber die Erblichkeit des Eorbmacher-
gewerbes bei den Baronga. verdanken wir Junod. ^^ie Kunst des Korbmachens,"
11) H. H. S. 58S.
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74
m. (tKWRKi» AU BsscnfArTioiJvn EnaBLHKB.
Ragt er'*), „iat keineswegs allgemeiii bekannt. Sie wird nur Ton Hanneiii
und auch nur von deneu gewisser Familien iu bestimmten Orten ausgeübt,
wo sie sich mm Vater auf den Sohn üliertriigt. Die Knaben, welche Neigung
für diese Art ArUeit haben, lassen sich die Kun«5t<rritt'(P von ihron Eitrin
zeigen; aber nieiiials zwiiiiit man einen jungen Meiisclini , das Korlniiacliei-
gewerbe zu erleruen. Sein lierz (_mbuU) milis ihn dazu treiben! Hei den
Naturvölkeni bleibt die Kunst immer eine Saebe der persSnlieben B^bang,
sie wird nie eine mecbaniscbe Thitig^eit wie in den Fabriken der Kultur^
weit. Darum bewahrt sie sidi aber aucb einen Charakter der Echtheit, der
NatQrlichkfit und Sehimheit, den man nicht immer in den Erzeugnissen der
europäischen Industrie des 10. .lalirli ändert» antrifft. - Iu der Umgegend
von Lonronro Mnrqut's loht eine Kaniilip, dif wetrpn ihrer ngula (Körbe mit
Deckel/ bejülimt ist; es ist die des Tiiiiiltcue. Einer der Sidmc, der jetzt
Evangelist in uiisrer Mission ist, hat ttwais vom TaJeutc des Vaters geerbt.
Man liefs von ihm, als er nodi ein junger Bursche war, die alten Körbe
und durchldeherten Siebe ausbeeseni, was er mit der freundlichsten Bereit-
willigkeit that.^ Es ist bedauerlich, daT« kleine Schilderungen dieser Art,
die mit einem Sehlage die ganze Sachlage beleuchten, so Oberaus selten in
der Litteratur zu finden sindl
Die Musiker, Siinger und Tänzer fichcincn du?! TjchrlingHwcHcu zu kennen;
in Dahomeh wpnipstcns befanden »ich im (icfol;^^!- (K r Lo))8änger des KTmigs
junge Leute, die .nicii auf den Beruf vorbereiteten, und von den Balulia sagt
Pogge'^): „Mukischi ist der Name der gewerbsmilsigea rimser, die nichts
mit dem Fetisehwesen zu thun haben, sondern vorsttglich dasu da sind, das
Volk za amflsieren, und die für ihre Leistungen besafalt werden. ... Es
giebt Heister und Lehrlinge in dieser Genossenschaft. Der Meister imd
Führer der Mukischi ist der Knkongo, er übt die Beschneidunij aus, und die
Lehre dieser Kunst wird Kajanpi trmannt Die Lehrlinge und Assistenten
heifseu Mukiseb, ans ihtuu gebt dt r Kukongu hervor." Freilich handelt es
sich hier ursprünglicli keinesfalls um eine nur dem Vergntlgeu dienende
TanageseUsehaft, sondern um dne proihn gewordene Form der merkwürdigen
afrikanischen Geheimbfinde, die meist eng mit den Beschneidungsseremonien
und Knabenweilu»! sosammenhängen. Es ist sehr lehrreich zw sehen, wie
die Neophyteu des ausgearteten Geheimbundes dem unbefangenen Beobachter
nunmehr als einfache Lehrlinge eines Tanzmeisters erscheinen; man darf
wohl vcrnintcn. (luf's derartige Verbiiltuisse zuweilen als Vorbild lur das ge-
wcrl>liche Lebrliugswescn i^cdient huluMi.
Es sind ja iu der i iuit incht nur die benifsmärsigen Tänzer, die in enger
Besiehnng snr Mystik stehen; in rielen F&Uen nimmt der Handwerker eine
Stdlung zu den geheimnisrollen Natnrmachten und zur Zauberkunst ein, die
ihn in den Augen der Menge entweder über den Duidischnitt seiner Volks-
genossen erhebt oder ihn zu einer halbverachteten, aber doch geliirchteten
PerBÖttlichkeit macht. Dies führt uns dazu, auf die soziale Stellung der
12; Juuod 'iai. — 13; Jfoggo i. Milt. d. .Urik. Gu». IV. ti. 2öö.
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76
Handw«ilcer im lUIgememen, vor allein aber der Hauptgewerbetreibeudeu
Äfiikas, der Schmiede^ einen Blick m werfen. Wie ein Teil von ihnen, der
fremder Abstammung iit, auf dieie Weise eu einer abgeeondwten Gruppe
wird, ist schon geschildert; hier handelt es sich um Handwerher, die dem
Volke, unter dem sie wohnen , selbst angehören und trotadent sozial anders
gestallt f>'m(\ hIk die Masse des Stammes. Lassen wir zunnrhst die That-
sa^-hen reden, die eine soxiale Minderwertigkeit erkemieii lassfii, und aus
denen sich dann die Ursachen der Eröcheiiuing zu ergeben haben, obwohl,
wie von vomhereiu erklärt werden muls, eine befriedigende Lösung aller in
Betracht kommenden Frobinne nodi dorehaiis nidit mSglidi isi
Die Schmiede^ an denen ja auch in Europa und anderwärts viel&ch eine
gewisse Anrfidiigkeit haftet, sind bei zahlreichen Stammen Afrikas eine halb
verachtete, halb gefürchtete Kaste. Unter den Bari sind die Lanzenschmiede
nnrli dpr Angabe Hansals einfach deshalb die niedri^tc ^''olksklasse. weil
sie arbeiten, statt die Fniueii für sich sorgen zu lassen oder Viehzucht zu
treibeil.") Die Schmiede der Dinka sind so scharf von dem übrigen Volke
^cHondert, dals es nahe liegt, ein fremdes Volkselemcnt in ihnen zu vermuten;
indessen ist an die ahnlich mÜkschteten Fischer dieses Hirtenstammes au er-
innern, die sich doch einfrush aus Yeraimten m rekrutieren scheinen. J. de
Pruysseuaere, der die Fisdierklasse geschildert hat, giebt auch über die
Schmiede wertvolle Angaben. ,,Eine andre Kategorie der Ausgestofseiien/*
schreibt er''), „bewohnt das ganze Jahr hindnrdi deu Wald. Sie wohnen
mit ihren Familien vereinzelt und erkennen keimn n!iui»ilin<; an. Sic haben
ähnliche Behausungen wie die Viehzüchter und graben sich manchmal in der
Nähe einen Brunneu, der von einer dichten Domhecke geschützt wird, und
habm dann wShrend der ganzen trocknen Jahresaeit Wasser, üm ihre
Wohnnngmi bebauen sie auch etwas Ijand, die fibrige Zeit leben sie T<m Baum-
frflehten und Wur/iln, sowie auch von Blättern. Sie emühren sich auch
von Raub, von im Wald verirrtem Vieh, und sind ganz besonders gdialst
und verachtet. . . . Sie üben silmtlich das Schiniedehandwerk aus, wozu sie
diis Ei-<en von den Stämmen im Innern erhalten oder auch selbst un «ge-
wissen, vom Flusse ziemlich eutiemten ürtlichkeiteu ausbeuten. Von dieser
Beschäftigung haben sie den Kamen Haddadin erhalten, uiiter dem sie all-
gemein bekamat sind. Sie sind kleiner und magerer als die Yiehzttehter,
aber kxilbiger und anstelliger. Schon von Kindheit an sind sie von ttber^
ras<-hender Körpersürke und Beweglichkeit''. Hier beginnt sidi also aus
den Ausgestofsenen schon ein neuer gewerbtreibender Stamm zu bilden.
Ein Teil der MilVaclitnnfr ist iuich wohl der Thutsadie /.uzusehreiben , dafs
di<> einbeini iHrlieii ScliniitMlt! nur tjerin^e uimI rohe Arbeit fertigen, wiilirt>nd
die be.-5seru eiserncji Geräte v(»ii andern Stiiiiinien eingiulirt werden; die
Tüchtigkeit der Leistungen übt oft einen bedeutenden Einflufs auf das soziale
14) Mitt. d, tieograph. GeaulkchalX in Wien 187l>. S. 21)7. Vgl. auch v. Ilarnier i.
P. H. E. 10. S. 188. ^ 16) P. If. E. 1877. I. S. S5. Vgl. ferner Hartaann« Die Nil-
llader. S. 168.
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76
III. GKWsnc AL» BmcBArnai-iia Emnan.
Anfldkeo der Handwerker ans imd kann im gttnetigen Falle die TOThandenen
Vorurteile nach iiiid nach zerstören.
Der obere Nil gehört im anthropoj*;c'o^aphischen Sinne zu einer aus-
p;e(lehnteii Zone, innerhall) deren die sefsliafti'ii Srhinicdo miist fiiic l'ariah
stellun}^ ciniiclinicn, wnhn'iid anl'sorhalh dieser Zoiu' in Afrika die Kisenarbeiter
entweder ihren \ oiksj^euosöca gleich stehen t)der tiieh sopir ül)er sie erhe})en.
Die Zone der Pariahschmiede uinfafst den östlichen Teil des mittleren Sudan,
reiciit Ton hier Aber den Nil hinfiber bis ine Gebiet der Galla, Abeatinier,
und Somali, und streckt andrerseits vereinaelte Analaiifer bis Sene^^bien
binflber. Weiter südlich im editen Negergebiete findet sich kaum eine Spur
von Pariahschmieden; die ganze AnschAuung, die zur knstenartigen Ab-
sperrung eine«? «»ewerbtleifsitipn Volkseleinents dränirt, ist »iffenhar nicht den
Ne<reni eigentüiiilicli , sondern den hellen Stäninien des W fistenrandes, von
denen sie wohl nur durch eine Art sozialer Ansteckung auf einen Teil der
nordwärts Turgeschobenen Neger, besonders die nilotische Gruppe, über-
gegangen ist.
Der nördlichste Yorposten der Pariabschmiede findet sich innerhalb der
grol'sen Wfiste im Oebirgslande Ton Tibesti, dessen Erforscher Naßhtigal au-
gleich eine klassische Schilderung der dortigen 8chmiedeka.ste gegeben hat.
„Aus dem Volke." hhj^ er bpi seiner Beschreibung der Tedä'**), „scheidet
sieh ein Element al>, dessen tnuiri;^e Ausnahmestellung bei vielen Htfinnnen
Inner Afrikas gefunden wird, und das l*ei vielen Völkern eine gesonderte
soziale Stellung einniuuut; das der Schmiede. Werna der Volksglaube in
vielen UTilisierten LIndurn an diese Profession noch jetat sonderbare und
geheimnisToUe Eigenschaften (die sich nicht selten auch auf die Frau ttber^
tragen) knüpft, nachdem die ZiTÜisation doch derselben langst au Toller
bürgerlicher Gleichberechtigimg verholfen hat, so unterscheidet sich die
Sil llune; des Selmiiedes in Tu doch durch die Eigentfinilichkeit, dafs man
nielif suunhl ihm die Kenntnis von Zaubertränken und bö^en Künsten zu
schreibt (obgleich er darin ebenfalls erfahren ist), als vielmehr ihn »grenzen
los verachtet Der Schmied steht gewissermal'sen aufserhalb der liürgerlichen
GeeellsdiafL Jemanden einen Schmied heifsen ist eine Beleidigung, welche
nur mit Blut abgewaschen werden kann. Niemand giebt seine Tochter einem
Sdimied aur Frau; niemand läfst seinen Sohn das Handwerk eines solchen
erlernen; niemand unterhält freundschafiliche Ki/iehungen zu diosem Pariah.
Da« IJandwerk vererbt sich vom Vater auf den Sohn; die \'erheiratungen
der Kinder der Schmiede geschehen nur innerhalb ihrer Fanniien, und so
bleibt die Kaste für sich, rein und uu\ermischt. IJbrigeii.s spricht nmnches
dafür, dafs diese Verachtung noch mit einem andern Gefühle vermiHcht ist.
Es wird z. B. niemand sich erlauben, einen Sehmied zu beleidigen, so tief
audk die Verachtnng ist, weldie demselben anklebt; gar die Waffen gegen
ihn adf/.uheben gilt für eine sdiwer tilgbare Scliande. Die Sitte, in dem
Schmiede ein fremdartiges, recht- und schutaloees Wesen zu sehen, ist sicher-
IB. S .S. I s UH. Vgl dssa Boblf» i. P. U. E. 18«8. S. 80. Bobtfs, Land oed
Volk in Afrika. 102.
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t. Avaiautnio itiid soruk Snoxmio oia Hamd wirk i « .
77
lieh Torifilanutisrht>n Ursprungs, ob^leieh die moharaedanischen Nop^er zahl-
reiche Li'ifeiuleii halau, welche beweinen sollen, ihils einst ein Schiuied durch
Frevel am (jluuben und Verrat am Propheten seinen ganzen Stand mit
«vtger Schande bedeckt habe.*'
Die FanaheteUwig der Schmiede ist anch im benaehbarten Borkn und
bei den Baele xu beobachten.*') In Wadai, Darfor nnd anscheinend anch
einem Teile Bomus sind die Schmiede in der gleichen seltsamen Lage,
wie Nachtigal ebenfalls berichtet."') „Auch in Wadai," setzt er diesen An-
i^ihi'u hinzu, „dürfet) die Schmiede nur unter einander Iviruten Xiemand
würde mit einem Schmied zusammen e.HHttu, und ein „Schmied" geschimpfk
zu werden, gilt als tötliche Beleidi^aing/' Zu den iiiiü Uuterabteiiuugeu des
wadaiaehen Beigrolkes äst Eodoi gehören die nntw dm andern aentraatm
Nemena (Sduniede), die noch jetst, obwohl sie ihr Handwwk nicht mehr
treiben, tniläachtet sind.'*)
In den Haufeastaaten scheint der Schmied durchweg in gutem Ansehen
zu stehen, dagegen finden sich in Senegambien und dessen Nachbargebieten
wieder Pariahschmiede, so besonders bei den senegam bischen Mauren; die
Hnndwerker gehören hier alh» zur Klasse der Tributpflichtijfen und ^ind wenig
geachtet, und die Schmiede insbesondere müssen sich an die iMuiubuts an-
achlieCaen und in eine Art SchatsTexhültnia an diesen heiligen Männern
treten.**) Es ist merkwüidig, wie die Sehen vor der Krimknng eines
Sduniedes, die bei den Teda so entwickelt ist, hier earst kttnstlieh dnrch ■
dieses Bündnis erzielt wird, falls lu'i lit Uberhaupt der Anschlufs der Schmiede
an die Priester einen tieferen Grund Imt, der dem Beobachter entging. Ver-
achtet und vnn der Vcrmiscbun}^ mit den übrigen Landesbewohneni aus
geschlossen sind die Schmiede auch bei den Jolof-') und überhaupt m Seiie
gambien, wo Griots und Saudalenmacher Ihr 8chi(;ksal teilen. lu Futa
Djallon scheint es stellenweise Pariahschmiede an geben, im Hbrigen sind die
Handwerker der dortigen Fulbe, nnter ihnen anch die Schmied^ meist SUar
yen ans Bnie.^
Im afrikanischem Osthom ünden sich die schon früher erwähnten Torna-
lod, die aus verarmten Somali, frülieren Sklaven und Angehörigen von
Wftnder5it!inimen gemischt sind und wenigstens bedinpimg>iwei'äe auch unter
den nicht stammfremden Pariahsch mieden mit aufgezählt werden niünseu.
Uie Abcssiuier haben anscheiueud überhaupt keine Schmiede aus der hcn-
sehenden Rasse, die schmiedenden Falescha aber sind verachtet nnd gef&reh-
tet. Bei den Galla ist das Sduniedegewerbe andi nicht in Ansehen, „Der
Handwerker,'' sagt Paulitschke'*'), „güt als ein Mann tob Kunstfertigkeit
nnd Geschmack imd geniefst auch Ansehen, mit Ausualnne desjenigen, der
mit der Bearbeitung des Eisens und dem (ierbeai stinkender Tierhäute es
an thnn hai^
17) S. a. n. 8. 145. 178. — 18) S. S. III. S. 2:1:.. -- 1») 8. S. m. S. 189. —
SO) Cailli»' I. S. 157 IV Mollien, Ri-Im' in il.is Timerr von Afrika S. 49. —
SS) W. Reade, Sava^fc Africa. H. 36». — 23; H(!c«juunl, Keise in WeHtafrika. S. 143.
841. — 84) PaulitRcbke I. S. SSö.
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78
m. OxwKUK ALE BsacBÄrrTai-cä EivsKUnn.
Überblicken wir das gegebene Matenul, so lülkt sich wohl von vornherein
sagen, dafb sicli eine einzig^ filmall und jedcraett geltende ümohe der Mila-
aehtuag nieht wohl finden lassen wird; aW andrerseits schemt es nicht ge-
raten, die sich aufdringenden Terschiednen Ursachen einiadi nebeneinander
zu stellen, gewissermaben zur Aaswalil, und das Problem damit vorläufig
gelöst zu gLuibt'ii Wo verschiedne Ursachen eines Gebrauchs vorhanden sind,
stehen sif. wie die ethnologisch«» For><r|imi(X iniiui r wieder zeif^t, nicht unal)-
hUngifj nebenciiiaiuler, sondern sie l)eiliUj^eu oder ersetzen »ich ge<^eustM(.itI,
und oft ist es nur eine durchgehende Grundstiniiuung, die dem Ganzen Eiu-
heitliobkett giebt
Sicher hat Bidiard Andree bereits einige HanptgrQnde der Pariahstellung
des Schmiedes klar erkannt, obwohl «r die dnrchans notwendige Sonderang
der sefshaften und der unsteten Schmiede nicht vollzogen hat. ,,Die Er-
klärung^', er*''), „dafs die Helunii de, als eine b(sr»ndrc Kaste bihlend, von
andrer Abstammung als die ül»ri«rt'ii M itltewohiiei- des Lande» seien, wird ni<"ht
immer ausreichen, wennschon dieselbe sehr <d't /.utrilH. Wi im ein eroberndes
Volk, welches das Sclmiiodehandwerit uichl kennt, in dem vcm ihm besetzten
Lande bereits Schmiede Torfiind, weldie das Metall zn bearbeiten verstanden,
so mnlflte es nstfirlich die ihm fremde, geheimnisroU erseheinende Kunst be-
wnndem, aber auch fürchten. Wegen der augenscheinlichen Nfitzlichkeit liels
es aber die Unteijoehten bei ihrem Gewerbe, /(><i daraus die nötigen Vorteile,
verachtete a])er die Trüger der Hirn ursprünglich fremden Kuust und betrachtete
sie gleich«am mit Schon als Zjuil)erer und Träger Überirdischer Kräfte. Andrer-
seits aber, wenn die uützliclie Kunst ein tiefer Htohendes Volk vmi • iueni
höheren erlernt hatte, so blieb sie und diejenigen, welche sie erlernt . in be-
sondrer Onnat und Vanehnmg^ die Schmiede wurden der bevorzugte Stand.''
Derartige Vorgänge mögen sieh oft abgespidt haben, aber es ist nicht riltlich,
sie flberall voranazusetaen, wie sdion das Beispiet der gewerbetrnbenden
Wanderatämme beweist, die ja vielfach erst nachträglich in ein kultiviertes
Land einge<lrungen zu «eiu scheinen. Auch gilt zweifellos ein grolser Teil
df»r Verachtung allenthalben nicht sowohl df»r Abstanimniii^ der Arbeiter, als
der Arbeit selbst. In der Thüf. — sin lu-n wir nach eiiiei- f-rstcu und tiefsten
Ursache, diu wie so oft nicht ein logischer <iedauke, sondern ein Het'ülil, eine
Stimmung sein wird, so dürfte sie wohl in der Abneigung gegen alle schwere
und regdmaraige Arbeit zu suchen sein, die den meisten Naturvölkern und
unter ihnen vor allen den Nomaden anhaftet. Aus ihr heraus erklart sich
eine Reihe sekundärer Erscheinungen, die dann als unterstützende Beweggründe
wirken. Zunächst ist klar, dafs nur der hart arbeiten wird, der auf anderm
Wege nichts* erroieht hat. also weder zahlreiche Frauen uoeli tfr^dse Herden
besitzt, noch endlieb sicli l\ ricL'^slieutH ZU verseliutli ii weifs; Hand werker und
armer Teufel sind ungefähr gleich i)edeuteud, imd damit ist schon (Iah Hinab-
sinken in die untere Schicht der Rechtlosen und Verachteten eingeleitet
Wenn Hansal Recht ha^ beruht die Pariahstellung der Barisehmiede nur auf
25) EUraogrAphiBche Parallelen 1 S. 16&
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i. Ammuttma
79
dieser einen Ursarlip. TTo fs mf^ijlioh ist. wird ferner di? unbequeme Arbeit
ganz von den Volks^euosseu abgewälzt und t'Ült <binn (Umi Sklaven oder den
ükuehin verhai'tit«u und verachteten kuicurarmcu Wüuder8tämnieu hebt
flick q;»Uer du Handirark und wird 6S von aeftbafteit Arbeitem beniftmafsig
ansgeObf^ so luit «• troisdem noch lange unter der einnud bestehenden Miß-
achtung an leiden. Wo Sklaven die ersten Handwerker sind^ ist das Ergebnis
kaum besser. Znweileu, wie bei den Tumalod, wirken mehrere sekundäre
Ursachen '/nsammen. Das Geheimnisvolle, das dem Schmiedogewerl »e besonders
eigen ist, kann zunächst nirbt als Qnelb» der Milsuclitunp cjelten, w iid es aber
leicht dort, wo der Heruf uhuehiu aiirücbit; ist; die ahessinlscben Sfliniiede,
die sich nach dem Volksglauben iu llyüueu verwandeln können, »ind ein
^isches Beiflpiel dieser Ari
Eine weitere Ursache lilat sidi aus der geographischen Verbreitung der
Pariahachmiede erraten, xdbnlidi der Einfluft der Basse. Wie stark dieser
Einflttfs sein kann, lehrt am besten ein Blick fl))er die Grenzen Afrikas hin-
aus nach den» südlichen und östlichen Asien und den KnUnrvölkem dieser
Gebiete. Die Ostasiateu haben, ol)Wold der ilandwerkerberuf seit alter Zeit
bei ihnen blüht und fremde Volkseleinente reichlich aufgesogen worden sind,
keine gewerblii-beii Kasten geschalfeu oder doch nur geringfügige Anfänge;
Indien dagegen ist das klassische Land eines bis aufai äulsersie durehgeflShrteu
Eastentums geworden, das auf ethnologisdier und socialer Omndlage xngleieh
ruhend daa gesamte Volkaleben in starre Format prebt. Die geschichtliche
Entwicklang der Völker oder die Natiirverbältnisse der von ihnen bewohnten
Länder erklären diese Ge^eiis;it7e niebt (.der doch nicht immittell)nr, vielmehr
l»erubeu sie auf den Gmndaulageu und dem Geistesleben der vtrsr jtiedenen
iijisäen. Sehen wir mni in Afrika die Pariahschmiede vorwiegend m jenen
Strichen auftreten, die von den hellfarbigen Hassen Xordafrikas und der W üste
beeinfiulirt sind, so dflrfte d«r SchlnCi, dafs auch hier Momonte der Rassen<
psydiologie niitspreehe% nicht an gewsgt sdn. Wir können noch einen Schritt
weitergehen: BedenkMi wir, dals die Libyer und Hamiten, die von der Wüste
und Steppe aus nach Süden unter die Neger dringen, fast durchweg dem
Ncmiadismus biildi|^^en, und dals der an Mülsig<;:ni<? imd Kampf gewöhnte
Nomade nnrb viel mehr ah der Aekerbaner «geneigt i.st, auf die schwere Hand-
arlirit des (jewerbetreihtuden veräebtlicb herali/nseben , dann läuft vielleicht
auch die rassenpsychologische Deutung zuletzt auf die uniitc Öcbeu vor ge-
regelter Arbeit ab den Uigmud der ganzen Erscheinung hinaus. Und berück-
sichtigen wir endlich Andiees oben angefllhrte ErUanmif, so erscheint die
ununterbrochene Kette der Ursachen und Wirknngan, die sidi gegenseitig
bedingen, in voller Klarheit; handelt es sich doch fast überall um Linder,
in denen sich im Laufe der Zeiten die Schwärme hellfarbiger Eroberer wieder
und wieder über die ni^iti^^clie Urbevölkernfig geschichtet haben und in denen
der Stolz der riieger da- nutürlirliuii GegeiiHätze noch erhöht. Aber auch wo
dieser unmittelbare liasscueintiulH nicht wirksam ist, hat er doch mittelbar dazu
beigetragen, die gewtfbleifirigen Eleinente Tom Volksganaoi absudrSngen und
ans ihrer Thätigkeit eine Art Kasten- oder Btammosgewerbe ini schaffen.
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80
HL QswBBBC ti» BncHlrnoviro EiNtRunB.
Wenn somit die Hauptciuelle der Verachtung des Scbuiiedes aus dem
Hafs gegen gewerbliche Arbeit überhaupt entspringt, so können die der
Eiaeuarbtfit topit »nhaftenden EigeutQmliehkeiteii hooliBisns ab lekan^btt
GrBnde in Betracht kommen« Der beste Beweis dalQr ist die Thaisache,
dal's auch andre GWerbe gelegentlich derselben Mifsachtung verfallen, wie
das Schmiedehand werk. Bei den .lolof sind aufser den Schmieden auch die
Welipr uiul Lcderiirheiter in "Mi^^u(•lltuug■'^\ bei den Galla teilen die Gerber
mit den Sehmieden die Stellung des l'uriiilis . ; In Fntatoro nind es wiefler
die Lederarbeiter, diesmal in Verbindung mit di^u W el>eni und natiiriu-h
ebenfalls den Schmieden, die eine gering geachtete Klasse bilden und sich
mit der flbr^en Berölkenm^ nicht yennischen.") Überhaupt scheinen im
grSfotsQ Teil des vestiüchen Sudans die Webor geringen Ansehens su ge-
niefsen.-^) Es mag hier daran erinnert sein, dafs auch in Deutschland die
Leineweber anfsogs „unehrlich" waren und nur sehr allmählich eine gewisse
(ilcichstr^llunj; mit den andern Handwerkern erreicht IiuIhmi. Unter den
Uli bt'(> III Hu Täten Negerstammen giebt es, wie zu erwarten, ebenso wenig
andre vemchtete Handwerker wie l'aiiabschmiede. Hier zeigt üiib weit
häufiger die umgekehrte Erscheinung. Der Beruf des Handwerkers und ius>
besondere wiederum der des Schmiedes gilt für Tomehra oder wfreat sieh
einer durch Aberglauben beeinflnisten Wertschätxang, wie sie in Spuren ja
allerdings auidi bei dm verachteten Schmiedekasten des Sudans zu bemerke
war. Die Vornehmheit des Berufes spricht sich besonders darin tm, dais
Häuptlinge seihst d:is Handwerk treüien, ja unter T'instätiden es monopoli-
sieren, und nicht selten wird der Aber^lauhe hierbei uls willkommenes
Mittel verwendet, um den Wettbewerb abzuschrecken oder doih zu er-
schweren. Diese Vermischung zweier Arten der Uochschätzuog darf uns
indessen nicht verleiten, sie nntetsehiedlos durcheinander an weifen; es sind
awei gana versehiedne Stiinde, der des H&uptlings und der des Priesters,
mit denen sich das Handwerk gel^«litlich Terbiudet, nnd durch die es
Kraft und Ansehen gewinnt.
Auch ohne diese Verbindung fretlieh vermag sich das Gewerbe Achtung
zu eriingen. ja zuweilen «jiolit der Beruf des SclimiedeH selb.st einem Sklaven
Ansehen und allgemeine Beliebtheit. ^'') Im giin/.eii Haufsalaude sind die
Schmiede, sehr im Gegensatz zu dem Ö.stlicher gelegenen (iebiete, wohl-
gelitteo und geschätaf ), stellenweise sogar, wie in Jakoba, hoch angesehen.'^
Auch in Nnpe behandelt man sie mit besondrer Zuvorkommenheit. Der
Sehmied des Dorfes Pawera im nördlichen Dahomeh, den Duncui kennen
lernte, hiefs „geschickter Mann" und folgte im Hange unmittelbar auf tlen
Priester.'^*) Hei den Bamhara stehen die Schmiede in liolieni Ansehen und
genielseu mancherlei Vorrechte j sie dürfen namentlich uor in ganz seltenen
26) Wilson, WettrAfrika. S. 49. — S7) Paulitschke I. S. 885. ^ 3S) MoHteo
S. 167, — '2U) Run von in Tour du Monde ItSUf). S. r>37. 30) Ein HeiBpiul au» Sierra
Leone in V. R U. S. 18ü2. S. AUG. — äl; H. H. ö. 684. — 32) Kohll» i. P. M. K. 1H72.
8. 54. Roblfs, Laad und Leute in Afrika. S. ICM). — 88) Laader, Becords of Clapper-
toitt ]a«t espeditioti IL 8. 30fi. — 34) BeiaeD in Westafnka U. 3. S3.
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MNBALB SvStiUniO bn HaMPW 1 KIIIW.
81
Aimtalimefiillflii nun Tode ▼erortnlt werden."*) Im Eongogebiet steht das
Sehmiedehandwerk nicht minder in Ehren, ao in Unui, wo es ab vornehm
gilt**), oder in Kimbonda, wo der Schmied der aageeehenste Handwerker isi*^
Dab die E^upUinge eigenhändig dna Eisen liüiumern. ist keine seltne
Erscheinmig auf afriksmischem Bodeu, auch abgesehen von den eigentlichen
.Schmiededörfern, wo natürlich nicht nur dif Angehörigen des gewöhnlichen
\ olkes, sondern üuch die Honoratioren dem (iewerbe obhegen*") oder soj^ar
den schwierigsten Teil der Arbeit autSächliefslich verrichten. *'•') Aiu Gabun
&nd achon Bosman einen schmiedenden Häuptling^*'), und bei den Fan, die
erst neneidinga in dieaee Ettotengebiet Totgednmgen sind, ist das Sduniede-
gewerbe den H&uptiüngen anssddiefidicb vorbehalten.^*) Den ,^dnig" von
Badagry an der Sklavenküste lernte Lander als eifrigen Sehmied kenneu.*')
Schmiede als Dorfhäupter finden sich bei den Manganja^^), schmiedende
n!4ii]>tlin<je der Monlnithi und der Makraka erwähnt Casati/**) Kerr besuchte
iki^ [)ort' fines Ma.sLlionülianiitliiisjs, der em geschickter Eisenarbeiter war^^X
auch der Häuptling Maieale am iviiijiia-Ndscharo verschmähte es nicht, das
dehmieddiandwedk m treiben.^ in Uganda entspricht es ikr nngeseb^ai
Stellung aller Gewerbe, dafs gelegentlich em Schmied vor hohen Würde
eines Landehefe erhoben werden konnte^^, und im Gebiete der EoogomOn'
dung rühmen sich die Schmiede ßf>^ur königlicher Abstammung.**)
Als Parallele zu den schmiedenden Häuptlingen sind die wertvollen
Angaben Büttners über die Herstellnng von Hnlzgeflilsen bei den Ht icm Iner
einzuschieben^ da sie einen andern von den Volkshäuptern geübten (lewerne-
betrieb versinnlichen. ,,Dft8 Behauen der HolzgefaTse/ schreibt Büttner^-*),
„der MUchtöpfe und Trankeimer wird gewisB«ma(Mn als eine Haupt- und
Staatsaktion behanddi Es scheint tuk, als ob die Hiuptlittge die Fabrikation
der Hol^elafse als etwas, das ihnen speciell zukommt, betrachten. Jeden-
falls sitzen, wenn sie nicht selbst eigenhändig zn arbeiten «rerulien, die
Schnitzer bei ihnen im Rate um das heilige Feuer, und alle Augenblicke
wird die Arbeit immer wieder dem Häuptling vorgezeigt , der bestimmt, wo
noch ein Spähnchen weg/.uhaut'u ist. Dal» es dabei vt%\ii lange ilauert, bis
ein solches Geials fertig wird, kann mau sich leicht deukeu. Es kommt
den Äfirikanem auch nidit auf einige Minuten an."
Neben der Verbindung von Häupilingstum und Schmiedeknnst erscheint
eine andre Entwicldungsreihe, an deren Ende der Schmied als eine Art
8&) G. OaroUo i. Boll. 8oc. Otognt. Itslisna S8B6. 8. 5S1 — SS) Lentaire, An
Cou>?o. S. 4?. — 37) Majf var, Reisen in Südafrika I. S, 83H. ~ 38, Vjfl. t. B. Schfitt,
Hriscn im HfldwcBtlicheii Becken des L'ongo. S. IUI. — 3'.»i J*. Ii. d. S. S .nsfi
40; Bosman S. laS. — 41) Lenz, iikmeu aus Weatairika. S. »7. — 42) Lander, Keiue
sar Eifoncbang des Niger* 1. B. 84. 4S. — 4S) Ratzel, YOlkerkunde H. 8. 184. —
44) Zehn Jahre in .\('«|uiitoria. S. 2.'»5. — 4.'>; I*. H. («. S. 1886. S. 7l>. — 46; Meyer,
OHtafrikunittche Gletscherfahrton. S. 22ö. - 47 1' -tt rs, DeutsHip Kniin Paarhu-Expedi-
tion. S. 3112. — A») Audree, Kthuo|;rapb. Paralicu ii I. S. 155. Einen Hchiuiedendeu
Hiluptliag der Bateke erwUmt L. Gttiral (Le Coogo PnufSia S. ^ 4») AoalMid
18H4. S. hH).
Schürt*, !>•■ «rrikanitpli« <>««r«rl>r. 6
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82
m. Gbwikbb au Bimmlraaoxa EimaunB.
Zanhenr oder Printer steht und die sicli in Afrika eben&ÜH noeh einiger-
maläen verfolgen lifiii Es wurde schon darauf hingewiesen, wie die Eisen-
arbeiter Ijesomlers zu Aberglauben neigen müssen, wie andrerseits ihr ge-
heimnisvolles Treiben, das durch mystische Sitten ofib noch soltsanier wird,
ihrer kühnes Hantieren in Feuer nm\ (Hutli iiml ilire mancluiial sehr wohl
berechnete Schweigsamkeit über die KunstgriliV ihres (iewerlies m tlen Vnlks-
geuoBsen ehrerbietige oder ängstliche Scheu hervorrufen. Duls in Togo das
Schmiedehaudwerk mit fetischistiachen, schwer zu durchschaueudeu Bräucheu
Terknttpfb ist, habm wir sehon gesehen. Hall beobaditete io der Qegend
des nntern Volta einen Sofamied, der sieh als feuerfester Ibnn seinen
staunenden DorfgenosSMi produzierte.'*) An der Loangoküste zeigen die
Schmiede ebenfalls ein geheimnisvolles Wesen, handhaben fleil'sig die Zauber-
rassel und gestatten hei ihrer Arbeit nicht dip Anw»*sp?ihpit von Leuten, die
in der Nacht vorher kobabitiert luihen. ''j in V(»ruba »st das Kisen^chmelzen
mit allerlei Geheimniskränierei verbuaden.") Die Eisenarbt^iter der Ganguella,
die im Juni und Juli ihre Minen bearbeiten, lassen in dieser Zeit kein Weib
in die Nahe ihres Lagers kommen, weil sonst das Metall Terderben wOrde.*")
Anoh die Bainba, die die berQhmteu Kupferminen von Katai^pk ausbeuten,
treiben ihr (ieschäft geheimnisToU und nur y.n hestimmten Zeiten des Jahres.
Wie sehr auf diese Weise der allgemeine Wettbewerl) hintangehalteu werden
kann, hnen^pw die Angaheii Wallaces über die liewohner der Hocblünder
zwi.selieii Nyassa und Tanganijka. „Eisen**, schreibt er'"), „wird ans einem
reichen Hämatit in hohen (.)fen geschmolzen, die solid aus dem Lehm von
Termitenhaufeu gebaut und mit Holzkohlen geheizt werden. Das Geschäft
ist auf einige Familien beschränkt, die die nötigen, den Erfolg sichemdw
„Medidnen'' beeitum und die au beachtenden Regeln kenneu. Sie sind ge-
wifs sehr gute Arbeiter und bringen an Hacken, Äxten uii«I Mes-sem allerlei
sehr beachtenswerte Leistün)reTi hervor, aber es ist die „Medicin% die das
V^ertrauen auf die Gesehickljelikeit schafft. Einer vo»j den Missionnren ver-
suchte einmal Eisen 7M schmelzen, und sein Versueh wurde nut Interesse
von den £ingetH>ruLMi beobachtet En gelang ihm nicht die genügende llit/.e
zu erzeugen und die Sache mifsglückte. Möglicherweise hatte er die rich-
tigen „Medicinen" (eine davon soll Krokodilgalle sein), aber er beobachtete
nicht die soust^en Kegeln; jeder Schmied hätte ihm sagen können, dafii
man unmd^ich Eisen schmelzen und dabei gleichseitig mit seinem Weibe
zusammen leben könne." Ileade berichtet TOn einem S»-hniied ant untern
Kongo, der sich schlielslich selbst für einen Gott hielt und erst durch eine
Tracht Prügel bekehrt wunie. Auch in der rherlieferunsj; des (lewerbes
innerhalb einer Familie liegt nach der Kegerautttwbuug «twas Geheimnis-
vulles, ja Göttliches. „Niemand lehrt dem Sohne eines Schmiedes das
Schmieden^', sagt ein Sprichwort der Aschanti, d. h. das Gewerbe überträgt
r»0) Mitt. d. Oeogr. (u'Hellstch. Jenii XIII. S. 12K, — f»l) Kaxtian, LoangukiUte L
8. 157. IL S. 411. — bij Ilttlligey i.Jouru. ol' the Maucbüstui (Jeogr. tJoc. 18H3, 8.87. —
tS) 8erp» jCintoB Wanderung t. 8.1W. — 64) Meuvement Geographique IHVb. 8.8. ~
fiß) Goograpbical Journal Xm. 8. — 6«) 8avage Afrk-a 8. 441.
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83
sich nicht durch einfache Belehruug, smulern auf mystische Weise.''') Manche
EiBenwKren sind naeh dw Überaengung der Xcger fiberbaapt nicht ixdiachfin
Unponing», vie die Sage von einem iduniedoiden Geiate beweist, der im
Gabnogebiet an einer entlegenen Stelle in der mUie eines Wasserfalls sein
Wesen treil)t.'''^'i Aberf^uben der Goldsucher an der uestafrik!ini>*chen
Küste erwähnt schon Dapper.*^) „Soll der Blasebalg; eines Schmiedes Kraft
haben", sagt Manch von den Makalaka"'), „so niuls der Ziege das Fell bei
lebendigem Leibe abgcschuiulen werden; soll sein Schmelzofen gnt nrl)eiteu,
so uiuf» dem Lehm eine gewjsae Medizin beigemischt und während des
Sehmeliens Brei mid Eier gegeben werden, n. dergL'' In den IBnen rm
Kongo liefiMn die Arbeiter immer einen TeU des Erses zurack, damit es
nadiwaclieen m^.*^) Blasebalge der Fan werden Ton den Stämmen als
Fetische sorgsam aufbewahrt"'^), und auch der König von Aschanti besals
einen Fetisch in Form eines Blasebalgs.") In Togo gilt der Hammer mit
seinen Verwandten, d. h. den tibritren SchmitMlewerkzett^^en, als eine Gott-
heit und spielt bei <ii)tt;esurteileu eioe wichtige liolie. Es nia<^ mit diesen
Anschauungen im Zusammen hange stehen, dal's Schmiede (^daneben auch
Ledeiarbeiter) in Bambnk sich durch Anfertigen von Amuletten eine Ter-
mehite Einnahme sdiaffen**); es ist zu Termuten, dala diese ^lUigkeit ihr
Ansehen beim Volke hebt
Schon eine Art von Prlesteramt Üben die Schmiede der Bambara aus,
die an den Kindern die ßeschneidung vollziehen '^' i odt i- die bei Lukolela am
oberen Kongo, die das Spitzfeilen der Zühue liesor<fen*^), eine Operation,
die ja vielfach mit den Pubertätsweiheu iui Zusammenhang steht; Schmiede
als wirkliche i'riester aber tauchen im Gahuugebiete auf, so bei den Fan,
derso. schmiedende Häuptlinge ofk zugleich die priesterlichen Pflichten
sehen*^, am ausgeprägtesten aber bei den Ornngu.*"*) Auch die Obos be-
trachten das Sdimiedehandwerk „wie mn. wahres Priestertum.^**)
Zum Schlufs sind noch zwei andre Wege zu nennen, auf denen die
Schmiede und gelegentlich auch andere Handwerker zu höherer Wertschätzung
gelfiuf^en können. Es ist dies einmal dadurch möglich, dafs sich das: frewerbe
zum kunsthaudwerk erhebt, sodai« der Arbeiter nii-ht mehr sehlec-hthin
als Glied einer sozialen Gruppe, sondern als Individuum hervortritt und mit
besond^m Mafiie gemessen sein will. Auf diesen Standpunkt stellte sich
der Senat Venedigs, als er die Ehe eines seiner Mitglieder mit der Tochter
eines der berflhmien QlaskOnstler Ton Murano fihr erlaubt und ehraiToU
erklärte; auf dem Boden Afirikas, wo der Einzelne mehr in der Masse ver-
schwindet, mögen solche Vorgai^ seltner sein, aber das Gewicht der kttnet-
:>7) K. Perregaux i. Bull. Soc. Neuchatol. de O^ogr. 18«9. S. 120. — 58) Lenz,
Skizzen. S. 31<J. Bastian, Loangoküst« II. S. 103. — ö'j; Dapper I. S. 05. — 60; P.
H. B. 1874. S. 4S. — 61) Bafltisa, San Salvador. 9. — 62) Leos, SUhmd. 8.6A.
286. Mitt (l Cfopr (rc^pllscli. in Wien 187H S" 477. ~ 63) Rumseyer und KTihue,
Vier Jahre in Atiaute. 104. — 64) fe?amnilung merkwürdiger ICei^ea L ä. 1*1. — 6b) Glo-
btM 46. S. »9. — 66) OUve i. Ball. Anerie. Oeogr. Soc XXT. 8. 408. — 67) Lenz
Skinen. 8. 8&. — 68) a. a. O. S. 4t. 6«) PayeuT>Did«Iot II. 8. SS.
6*
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84
in. Oswnai MM BwoBlFTionro BSnrxninii.
lerisch beanlagten Persdtilichlwlt ist doeh lieber oft der Anlafe geweien,
dab sich ffiupilinge und Httndwerker enger «mamnifflnicMoagen. Ein sweiter
mehr äulawlicli^ Grund erliöliter Achtung Hegt in dem Werte des Ter-
arbeiteten Stoffe:«. Wie in Deutschlaad die Goldschmiede die ersten
waren, die sich als geachtete Gruppe von unfreien Ilnndworkini Hhlöstcii ™),
so wächst auch in Afrika dan Ansehen des Schmitnlfs dort, wo er su-li mit
wertvolleren Metallen, mit Kupfer oder (iold, nei>en seiner Eiseuarbeit ab-
gieht In den Gebieten des Sudan, in denen sich der Scbmied eiuM'
besseren Stellung erfreut, treibt er fiist immer auch die Goldschmiedekunst
all Nebengewerbe. In Abeokuta yerateht er sieh anch auf die Be-
arbeitung des Zinns, Kupfers und Silbers^*), und ebenso Mriisen die MandingO-
scbmiede '''^j und die der Haufsa^*) aulser Eisen auch andre Metalle zu
Schmuck und Watten umzuformen. Bei den Galla lialipii sich die G»)ldschmiede,
die m gutem Ansehen stehen, ganz von den milsaciiteten Kisenschmicden
getrennt'''), auch im oberen Nigergebiet bilden vielfach die Kupferschmiede
neben den Eiienarbeitem eine besondre Klasse.'^) Bei den Fanti an der
Goldküste endlich erfreuen sich die Goldschmiede, deren Gewwbe nach den
Angaben ConnoUjs ,^wt8senna&en erblich^ ist, der höchsten Achtung.")
Dafs in Beledugu die Srltiiiiude auch Schiefspulver fertigen, tragt gewüs
ebenfalls dazu bei, ihre Wi( htigkeit and ihr Ausrhen zu Phöben.
In manchen andern (lewrrben mögen rilinliclu- Trennungen wie die
zwischen Eisin-, Gold und Kii|iferscbmieden statt^fetiinden haben, die aus
Mangel an htuucbbaren Nachrichten nicht sicher lestzuHtellen sind, so die
Scheidung zwischen den Gerbern, denen die schroatzige und anrüchige Be-
arbeitung des Rohstoffii znföUl^ und den Handwerkern, die sich der weiteren
Behandlung des Leders widmen. Yiel&eh heben sich die angesehenen, mit
künstlerischem Geschmack arbeitenden (Tewer)>etreibeiiden sehr scharf Ton
den mifsacditeten, geringwertige Waren liefernden Pariahhandwerkem Richen
Berufes ab.
3. i'bersicht der einzeliteu bewerbe.
In den voran «iTf^irnntrenen Darlegungen ist bereits «'ine ganze Anzahl von
Angaben über den (lewerladietrieb Kinzelner gemacht worden, insbesondere
über die Schmiedekunttl, liir die nunmehr einige Nachträge genügen wenlcu.
Die übrigen Gewerbe werden der Reihe nach aufzuführen and in ihrer Art
und Verbreitung an der Hand von Beispielen tm untersuchen sein, soweit
nicht auch üb«* sie schon in den vorhergehenden Abschnitten gelegentlich
berichtet worden- ist.
70; V'crgl. die Abliuudlung W. Wao kcrnagel» in Zeitflcbr. f. deutsches Altürlhum
IX. S. 5M. — 71) 8o ao der OoMkilste nach Bobdisd 8. ISS nnd bei den Bambam
nacli (iurnllr, ; Holl. So«-, (Joof^r Ttal. !«>*<■>. S. r.il. • - 7'J) Hur ton, Abeokuta S HU
7»^ Dülter, Utber die Uapverden euia itio Grande. iS. 175. 17». — 74) H. H. .S. öaa.
Hartert i. Olobna 62. S. SS6. — 7») Paulitachke L S. 236. — 7G> Binger i. Bull.
Hoc. de Geogr. com. de PariH XU. S.84. — 77) K. Bf. Conaolly i, Journal Antbrop. Inrt.
1«97. ä. 140. — 78) Bajrol i. Revue maritime «t coloDial« 1DK7 (9fi). .S. W.
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8. ÜsBMiCHT Bn snnBLirn Gswbrvb.
Was den Sohmied betrifft, so hat sich ergeben, dafs in vielen Teilen
Afrikas die Eieemrfaeii als Stammesgewerbe entwickelt ist, in andern, die
geographiadk tos den ersten nicht sckarf geschieden sind, als Beruf Einxehier
nnd zwar last immer in der Form des Familiengewerhes; Avir haben ferner
gesehen, dafs sowohl die unsteten sthmie<lenden Wanderviilker wie in manchen
Gebieten die einzelnen Schmiedf als P;iri;ilis bctrarbtct worden, während ander-
wärts eine gewisKC Hothachtung vor dem geschickten Eiseiiarbciter liestebt
vind in verschiedener Weise zum Ausdruck kommt Daneben nun luuleu si(;h
auch indifferente Striche, wo die Schmiederoi zwar als Handwerk auftritt,
aber von einer hesondem sozial«! Stellung des Schmiedes nicht die Rede ist
Ein s<dchea Glebiet seheint Adamana zu sein^), auch Ton den weiter im Sfiden
wohnenden Yaunde gplt dasselbe*), ebenso vom Togolande.') Wahrscheinlich
sind die Vorkommnisse noch weit zuhlreii lier. aber nidkt genau festzustellen,
da die Forsiluuijjsroisenden in der I'eg^el das Fehlen einer verachteten oder
bevorrecliteten Schiiiit'dekaste keiner besonderen Erwähuiuig für wert halten.
Wo der Schnned als Dorfliandwerker ersclieint, l)e8itzt in der Regel jede
gröfsere Siedelimg ihre eigne Schmiede, s. u. a. in Karagwe: die Schmieden
sind hier in einem kleinen unflberdachten Raum untergettracht, der rom all-
gemeinen Dor^hitz durch eine niedere Scheidewand Ton Knüppeln getramt
wird, liegen aber innerhalb der Dorfumzäunimg.^) Oft zeigt sich aber schon
ein ( bergang zum Stamiiie^^niwerbe, indem gewisse Orte eine ganze Anzahl
von Scbmiedewerkstiitti'n lit'sitzen, andre leer ausgeben, und oft ist es zweifel-
haft, in welche (tnippe rnau die Erscheinung einreihen So tUml Franf-ois
in einem Landstricl» des Balubalaudes, das besonders reieli an Eisenstem war,
in jeder Ortschaft eine oder zwei Schmieden, während man aus seinen Worten
vermuten darf^ dals in andern Teilen des Landes das nicht der Fall war.'')
DifFerenziernngen des Schmiedegewerbes finden sich nur in den knlti-
vioteren Strichen. Im Sudan werden stellenweise (rrob- und Fetnschmiede
unterschieden, besonders in Euka, wo Kohlfs diese Handwerksgenossen auf
dem Markte neben einander urbeit* n süIi ..Fast wird man jetzt." schreibt
er in seinpr lelMiulicjen W'eise"), „am Vordringen verhindert durch hohe
Stofse Breunholz untl gleich daneben stehen auch Körbe voD Holzkohlen
zum Verkauf, und als ob eines das andre herbeilockte, haben die Sehmiede
ihre Wwkstatten dicht am Kohlenplatze aufgeschlagen, indem sie einfach
zwei Schlauche zu Balgen umgebildet halmi und damit das Feuer in einem
Erdloche eifrig sohOren und blasen. Sie verfertigen Beile, Hacken und
gröberes Eisenzeug Die Feinschmiede, welche Flintenschlösser ausbessern,
Messer. Scheeren, Spiefse, Pfeile nnrl Zangen verfertigen, «reblagen keine
Werkstiitte auf. sondern bit t. u ihre Waren fertig zum Verkauf aus. Gleich
etwas weiter finden wir in der That hohe Gestelle, an denen Spiefse aller
Art, Wurfeisen, Bogen, Schilde und aUerhand andre Kriegswerkzeuge zum
1) PasHftrfje, Adamana. S, 470 - 2) Zenker in M I) S. VIII. S. «3. - 3) Nach
mündlichen .Vngaben eine» Mmionars. — 4> Kollmunn, Der Nordwesten unsrcr ost-
«ftikanischeii Kotonie. 8. 88. Si. — 6) &n Innem Afkikat. 8. m — 6) Rohlfs i. F.
M . B. 1868. 8. 58.
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86
m. Qbwkebk au BsBCHÄrTtainio EuiSButnt.
VeTkanf in]%diSiigt sind, sodurn iproCse Biid«a mit meatiiigeiMii tuui euemeu
Fnfii- und Armringen ftlr die Frauen/' Grob- und Femaduniede fuuA Stan-
dixiger auch in Sarisi.'')
Als eine merkwürdige Erscheinung ist nocli zu erwähnen, dafs die
Schmiede zuweilen der Mittelpunkt des Dortlehens ist und gewissernuilseu
an die Stelle der Klubhäuser tritt, die iu andern Teilen der Erde, beBonders
in Hebmesieii, als Yemummlungslalcale der maner dienen. Von den Laliaka
Bchreibt Emin^): „Die Lataka sind aiemlich Intdligeiiter Nalur und Tereinigen
sieh jeder Gelegcnlieit in kleineren Zirkeln, um m plaodeni. Der be-
vorzugte Ort für solche Unterhaltungen sind die Schmiede' Wwketätteni die
stets aufserhalb der Dörfer und in einiger Entfernung von diesen gelegen
sind. Während der f^rhmied hier in der üblichen Weise seine Arbeit ver-
richtet, versammelu sich bei ihm öfters 10 — 12 Leute, um den neuesten
Dorfklatsch /m bespredien oder sich über Jagd, Wetter und Erutt^ zu unter-
halten, wobei der Sehmied eelbft als AntonUlt angeBehea wird imd. ditani
andi einer der Anwesenden diea am Blasebalg bescbilligtoii Gehfllfem des
Schmiedes abKM;.^ Auch in Unyoro hrarsehen nach der Angabe dessdhra
Forsdiers ähnliche Sitten.")
Ob hier thatsächlich die Schmiede als letzte Spur oder Ersatz des
„Männerhauses", iu dem ja auch mit Vorliebe gewerbüfbe Arbeiten betrieben
werden, zn betrachten ist, lüist sich mit Hülfe des vorhandenen Quellen-
materials nicht entscheiden.")
Über die Korbflechter der Baronga ist bereits aneftthrlicber berichtet
worden. Im obem Nigergehiet scheint die Flechtinmst meist von ICarkt-
franen oder Eindem als Nebenarbeit betrieben m werden, daneben aber
erwähnt Binger") „eine Kaste von Leuten, die in einer Art Souterrain ar-
beiten, in das kein Profaner eindringen darf." Sie finden sich nur in einigen
Gebieten, besonders bei den Sienare.
Die \\'el»erei als Gewerbe Einzelner scheint nur in den von aufsen
stärker beeinHuisteu Strichen Afrikas vorzukommen, so im uuteni Sambesi-
gebiet, wo die dort blflbende BanmwdlwebMw offenbar von auben her an-
geregt ist, im Sudan und bei den Hamiten Nordoetafrikas. Einen Weber
und einm Schmied sah 0*Neill im Hinteriande Ton Quelimane am Chiroi-
Flufs in Gültigkeit. „Am Flufsofer'', schreibt er^*), „kamen wir bei einem
Eingehomen Torflber, der an einem primitiven Webstuhl arbeitete, sehr ähn-
lich dem bei den Ägyptern f:;pbniuehHehen: er fertigte ausgezeichnete Stotfe
etwa v*m der Dicke eines Kauevaü. Sein Kopf war mit Stücken gefalteten
Baimiwolizeugs geschmückt, die er an sein wolliges Haar befestigt hatte,
offenbar die landesflbliche Art des Annonderws. Weiterhin &nden wir einen
Schmied umgeben von einer Ansah! ron Körben, die Holxkohle för seinen
7) H.II. S. 594. — 8) Stuhlmann S. TM. — »j Krain S. III. l\ M. l»7a. S. 221. —
10) Dafür spridit, daft sieh im alten Gneehenland parallele ZmtBnde fanden. Vergl.
daniber Lippert, Kiilturfrcschichtc der Menschheit II, S. 220. — 11) Binger in Bull.
SücieUi de Uc'ugraphie commurciale Xii. ä. 91. — 12) F. U. ti. & S. Öött.
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S. ÜMUioiT iixsiLn» Gbwb»«. 87
Sdimelsofen eidihielteiL" BeidenGalkgwbtesIwnifimäfiHge Welrar.'^ Yiel-
lach acheint es sich um Übergänge Tom und zam Siammesgewerbe zu handeln,
indem der j^ökte Teil der Einwohner eines Ortes sich einer bestimmten ge-
werblichfii riiiitigki'it widmet Im westliclien Hmlan kommen Werkstätten
vor, in denen verschiftK'ne Weher gemeinsam ihrer Thiiti<rki'it. olilietjen, so in
der Stadt Jukoba i Uaiu -n Hautschi), deren gewerbUclies Ltbuu lioklis ge-
schildert hat. „Die Frauen," bchreibt er"), „spinnen die Baumwolle, nachdem
sie gereinigt, zu F^en, lehrend das Web^ m Streifen dem Mionem ob-
liegt, die sidi meist zu Tier oder f&nf vereinigen tmd diom ihre Weberei
an irgend einem offenen Orte oder inmitten einer breiten Strafse aufschlagen.
Jeder, auch der kleinste Ort hat seine Webereien, weil die Abgaben auTser
in Korn und Dienstlfi>.tunjren meist in Kiitt\instreifen bestehen. Da« Klopfen
Tind Nähen der Streifen lie^'t ebent'aiis den Männern oh. und in einer Stadl
wie Bautachi hört iuaa den ganzen Tag das regelmäi'sige Klopfen, durch
welches die Überwürfe einen ülauz erhalten, als oh sie gebügelt wilren."
Auch in Oama sah Passaige die Weber su h^n>en Duiaenden in gemein-
samen WerksOttffii arbeiten, wihiend daneben Weberei als allgemeine Haue-
indnstrie bestehi*^) Bei den Mandingo, vro die Zahl der Weier die aller
andern Gewerbtreibenden übertrifft, vereinigen sich die webenden Milnner
zu lö—i'O unter Strohdächeni. '"1 Vtm liistorisdiem Interesse ist es, dals
Leo Afriranus bereits Wo^er imd Sclmster in Uuber vorfand. Berufs-
mafsige Weber werden Hufsi rdem bei den Serrakulet erwähnt**), femer in
Futa-Djallon, wo sie allerding« Sklaven sind*'), bei den Mauren Senegam-
biens^, und anderwärts in diesem Gebiete.*^)
Die mit dar Weberei eng y<»rbnndene Färberei hat nur im Sudan und
in dm von ihm beeinfiulsten Küstenstrichen Westafirikas Bedeutung imd ist
Tielfacli von einem allgemein verbreiteten Hauswerke sum Einzelgewerbe
geworden. Im Gebiet der Kvbe (To^oland^ sind alle Männer /,ni;!eirh Web*»r
und Blavifiirber'*-*, aber es Kebeinfti (hinelien uuch \virkli<-iii' Kärliereien zu
bestehen die wohl die hii liwierigeren Arten der Technik ausüben-, vvenig
steus nennt Zündel unter den Gewerbetreibenden ausdrücklich die Färber. In
Yoruba ist der vierte Teil der Bewohner mit Weben imd I^ben beschiftigt"'),
Uber die Arbeitsteilung im Einaefaien fehlen die Angaben. Zddreiche Farb-
gruben hat auch die Weberstadt Iddah am Niger.-') Nach Staudingers Be-
richt befinden sich in allen grölseren Städten der Hanfaalander Färbereien,
unter denen die Blaufiirliereien in der Umg»'*r«*nd von Kano den ijröfsten
Ruf haben. Man trifft dir Anlagen meist in emeni ab<;elepfeuen Teile der
Stadt auf erhöhten Plätzen; um enthalten bis zu •i<J Färbertöple, die in den
13) Psulitschke I. S. 136. — 14) Roblf« i.P.H.B.U71. 8. «7. — 15) Aaamaua
S, SS. — 1«) Bevue Maritime «'t Colonial« 188H. S. 40'J. — 17) 8. 488 der LonsbftchHclien
t^rsetziinp. 18) Heccmiinl, I'ritii' nach WcHtafrika. S, 90 - 10' a n. O S. 211 ~
20) Golberrj, llcise durch d. wchU. Afrika. Ö. W. — 21) Dapper 1. ö. 40(i. — -j-j >n« Ii
tnOadlidien Angaben. — 88) Zflndel i. Zeitacfarift d. GeMdhcbafl för Erdkunde, Berlin
1877. S. 401. — 24 1 Millson i. P. E. Q. S. 1891. 8, 686. Journ. MancheHlcr «eogr. .Soc.
IStfi. S, 41. — 25; Allen and Thonaon, Expedition to the itiver Niger L & S22.
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88 lU. OciVSRBB ALS BBSCBÜVTinFHO ElMSKLIinilt.
Bodrn emgelusen sind und von d«m ^^OeBellen" des Meisten unter dessen
Leitung bedient werden. ^) Die Kunstgriffe des Gewerbes weiden als stren
ges Geheimnis gewahrt.*') Eine anziehende Schildenmg einer Farberei in
finrua atii nheren Binu? «riebt Passarge '"''i ..Ein rc^es Leben," ftigt er An-
galit'ii libtT dl«' Tcrliiiik hinzu, „pfletrt in t;mer solchfii iNIjirina i Färberei) zu
heiTschen. Hier siud mehrere bereit» gefärbte Toben zum Trocknen auf
Stan^jen aufgehängt, dort sitzen im Sehatten eines Orasdeolies einige MSiniier
und Idopfim im Takte, wie trai uns die Strabcoipflasterer, mit einem wsken-
föraiigen Holsklöppd ein frisdi gelürbtes trocknes Oewand auf einem glatten
RHumstamni, um ihm dm nötigen Glanz und die gewünschte Glätte zu ver-
leiben. Denn eine neue Indigotobe blitzt und blinkt wie lackiertes Leder-
zpug." Weit im Westen ist Kon;? mit seinen 150 Färbegnihnn ein Mittel-
punkt der Industrie.**) In Kuka «lagegen, das doch als wichtijiier Kdltiinnittel-
punkt gelten dar^ war zur Zeit Barths nur eine einzige Färl>erei uu Betrieb'*);
später schein«! sieh die YerhSltaisse iwar geändert su hnben'^), doch schickte
man auch m Nacbtigals Zeit die in Kuka gewebten Geiribider mit Vorliebe
nach der ProTiius Eotoko, wo sieh besonders die Stadt Mafiata durch ihre
Farbeittdttstrie ausaeichnete.''-) In diesem letzteren Falle ^vi«> viellt irht noch
in manchem andern, der nicht gena if r <r< 8childert ist, handelt es sich also
um Lohnwerk, das ja «Aprath' l>ei der i arberei sehr nahe !it'«jt.
Die weiter«' Verarbeitung der gewebten und gefärlitcn Zciij^c zu Kleidern
ist naturgemäis meist Sache der Käufer. InuiHThin fehlt der Beruf des
Schneiders in Afirika nicbt so ganz, da wenigstens im Sudan bereits ge-
wisse Ansprüche an Sdmitt und Sita der Kleidung gestellt werden, die nicht
jeder beliebige Dilettant erfBUm kann. Zur BSntstehung eines Oeworbes
tragt der Umstand viel bei, dafs die Schneiderei für Männer in Afrika nichts
Entwürdigendes hat, ja dals z. B. bei den Suaheli nur die Männer schaeidem,
während die Frauen sich nie damit befassen.") In Jakoba ist das Klopfen
uiul Nähen der Stoffe Sache der Männer**), ebenso schneidert in Yoniba*')
und in Liberia "*) das stärkere Gestrhlecht. In den Hauisaländern giebt es
berufamäfsige Schneider; ob die KOnstler, die sich der Herstellung der müh-
samen Sttckeretm an den Toben widnmi, mit ihnen identisch sind, gdit
aus Staudittgers Angaben**) nicht khir herror. Schneider in Kuka erwKhnt
Nachtigal**), im Hint- rlimde von Togo sah sie Klose in Arbeit.'-^) Auch
in Kamerun sollen sich einzeLote Eingebome, wohl imter dem Einflufs der
europäischen Stoffeiufuhr, zu rranr ijpsf'hickten Schneidern entwickelt haben.''")
Ein Verrat li«'^ nirgends auf dem (iewfrl>t>, aKtjffSHhen vom O.stb'irne Afrikas,
wo die mifsacliteten (lerber zugleich die Klt'idermacht'rt-i l>i'tr»M!>en. " )
ati^ U. U. S. ö6a. ~ 27) Verbaudluugcn der lUsrliuer üeacllschatt für Erdkunde 1887.
.S. lOS. — 28) Adamaua S. 8S (mit Abbildung). — 89) Binger s. «. 0. S. 87. — SO) Barth
II, S. 400. — 31) i*. S. I, S. ß-2:i — 32) .S. S, II. S. hilS. — 33) (Jraf Götzen, Durch
.Vfrika von Ost nadi West -",'7 In Uganda N-rntt-n die Pagen d«'s König» «chncid«rn
(Speke, Entdeckung der f«iilqucH«,ii II. 8. -IKt. — a4^ Köhlis i. P. M. E. 1K72. S. 57. —
m BurtoB, Abeokuta I 8. les. — 8«) Bfiliikofer, Liberia ZI> 8. S8S. - 87) H. H.
s 3« s s. 1 s 023. — 3'.»} M, D. S. n. 8. 20». — 40) Kolonialblatt laos.
S. 68. — 41; Paulitschke 1. S, 237.
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8. Übbmicbt DM «munm (Hwim.
99
Die Beftrbeiiiing des Holiea Int mok nur rtdlenweise aus dem H*ub-
werke xnm Sondergewerbe entwickdt Die Tisdilerei im engeren Sinoe des
Wertes iet den Negern anberlialb des Sndaais unbekMUBt, wohl aber sab
Nüditigal in Kuka Sclin-irur hv\ di'V ArWil*-). utid anch die Galla kennen
berufömäfaige Tischler.*') Li Kuka wird das Tischlergewerbe durch einige
früher erwnhiite SUniniMsindustrien in seinem Thätigkeitskreise whr ho-
Hfhninkt, aursi'rdt'iii tortigen die Schmiede die zu den Eifenwarpn gehörenden
Holzarbeiten selbst, und endlich bilden die Sattelmacher, die ja in der Haupt-
MM^e anch Holx verarbeiten, ein beaondereB Oewerbe.^) Holzedimtser als
Handwerker erwihnt Anchtorlenie aus Benin *^), während Siaudinger^) von
den Hanffla sagt: ,^o]sarbeiier findet man bei den flanJsa wenig, Tiaehler
und Zimmerleutc im Sinne des Wortes kennt man nicht/' Im echten Neger-
Gebiet scheint nur das Talent zu höherer Kunsticistung die Entstehung eines
K(Tnfes zu bpgflnfstippn, indem oinzolne begabt« Personen sich der Holz-
schnitzerei, die sonst allgemein bekannt ist, rorzüfj'Uch widmen, sie nho als
Keingewerbe betreiben. Ein solcher Künstler, den Junod in der Nähe der
Delagoabai kennen lernte, behauptete mit edlem Stolze, dafs er Alles in der
Welt nachxabilden Termdge, Vögtd, vierfttJsige Tiere und Hensehen. Nach
Junods Ansieht hatte allerdings erst die Nachfrage der Enropta*, die mit
Vorliebe Holzschnitzereien zur Erinnerung mitnehmen, dieses Talent zur
rechten Entfaltung gebracht; aber auch nnter den Eingebornen erfreute sich
der Künstler «p-olsen Rufes. ■*^) T'nter den liewohnern Schidima«« mn mitt-
leren Saniliesi soll es nach Paeliero professionelle Holzarbeiter geben, die
zugleich Boote bauen und tlen Xanien Messire Inhacussema führen.*") Auch
von den Betachuanen sagt Fritsch, dafs die Schnitzerarbeit wie die Schmiede-
konst meist in den Händen einsehier besonders Gesehickter liegt.*'') Die
gewöhnlichen Holzarbeiten Tersteht dagegen jeder selbst zu machen; in Bondei
werden von den Schmieden nicht einmal die Axte und Hacken mit fertigem
Stiel Twkaaft, sondern jeder schnitzt sich seinen Holzstiel selbst zurecht.
An die znm Kunstgewerbe entwickelte HtdzHf lmitzerei schliefst sich sehr
[lasseiul ein anderer, namentlich im Sudan beliebter Benifszweig an, die
Verzierung von Kalebassen und Kürbisschalen. Nebenbei mag be-
merkt sein, dafs auch die Zucht der Flaschenkttrbisse Kenntnisse erfordert,
und dals ein Sultan der Wassiba bei Bnkoba einen Gfirtner in seinem
Dienste hatte, der die Pombetopfe in bestimmtsn -Formen zu aiehen Terstand
und deshalb hoch geschätzt war.^') Die weitere Bearbeitung der Kalebassen
gefiUse lauft auf Schnitzen, Brennen und Firben hinaus, wie die zahlreich
nach Enropa jrt'ljingenden Stücke beweisen. Pagsarge''*"! mh einon Künntler
in (jarua an der Arbeit. „Etwa.« abseits vom Gedränge sal's untor einem
runden, spitzen Gnisdach, das auf niedrigen Pfählen stand, ein Mann, der
421 S. S I. S. 624. — 43) Faiilitschke I. S. 136. — 44) S. S. I. S. 680. —
46) VI. Report of thc Lneri.ool Geogr. Soo. 181»7. S, 8, — 4n TI H S. 587 - 17 .Tun od
S. 236. — 4i*i Bull, de la SocuHv de GiJogr. de l'Est. 188». S. üi. 41») Die Kingeborneii
SOdafiriksfl. 8. 180. — 60) Q. Dale in Jonm. Aathrap. Imtii IBM. 8. m — AI) Gtaf
Scbweinitc, Dorch Oitafrika in Kri«g mid Fri«d«a. 8. 119. - 69) Adamau» S. 86. 466.
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90
m. OiwsRSB AM BsscaiFTionio EiNzsurn.
Buf glflliendMi Hofa^oUeii die AuÜMiiseite einer KalebaasenichAle brannte.
Ein kleiner Sklavenjuuge kniete TOr üun und outfachte mit einem doppel-
Monigen Blaabalg die Glnt. Schone rot- und gelbgefärbte, mit schwarzen
Linien und Mustern verv.ierte Kalebassen standen daneben zum Verkauf da."
In Y oruba faud Burt<Mi dergleichen Kalfliussenmachpr ebenfalls-'^), luid in
8aria, wo die Figuren auf die Kalebassen auch vuu berul'siuäfsigen Künstlern
hergestellt wurden, wurde zu Landers Zeit für jede Figur ein Preis von fllnf
Ktraria bezahlt.**) In. dieeem letzten Falle bandelt es sieb abo um Lobnweik.
£in drittes Kunstgewerbe ist die Elfenbeinschnitserei, die an einigen
Stelloi alt wirklicher Gewerbszweig betrieben wird, vor allem an der Kongo-
mflndung; die mit Figuren reich beschnitzten Elefanteuzähne, die häufig in
imsem Museen zu sehen sind, entstummen meist diesem Gebiete. Es giebt
besouders unter den Bafyot Künstler dieser Art^''\ RaRtian erwükut den Ort
Chilunga siis Wohnsitz geschickter Elfenbeinschnitzer. ' * Mau darf vermuten,
dafs auch hier europäischer Einflute sehr zum Aufschwung des Gewerbes
beigetragen bai Li Benin, wo ebrafaUs die Elfenbeinschnitaerei berois-
mäfflig betrieben wird**), stebt die Fertigkeii wobl in einem gewissen Zu-
sammenhang mit der HenÄellung von andern Kunstwerken, & B. der beräbmten
Benin-Bremse
Eine ^nz andre Abzweigung der Holzschnitzerei ist d\r Scliifisbau-
kunst, die wir schon als Stamm e.s^ewerbe ktnuion freiem! n, die aber
auch als Beruf Eiuüt'luur vurkouuut. In Uganda sclieint »-s neben andern
Handwerkern auch berufsmäliiige Kahnbauer zu geben was scbon ans der
▼ortrefllieben Auslttbrung der Boote au schliefsen ist Kabnbauer sind naob
Denbardt die einsigen wirklidien Handwerker der Wapokomo.''*) BaJs das
Gewerbe neben manchen andern auch an d» arabisch beeinliufsten Küste
von Tiinpi**') und überhaupt in Ostafrika vorkommt, ist nicht weiter auffallend.
In VVestiifrikii finden sich Bootbauor unter den Evhe"') und wahrseheinlteh
auch sonst mehrfach. Einen An^ehörif^en des Gewerbes aus dem Gabun-
gebiete erwähnt du Chaillu.'^-j in Kanierun sollen die Eingebornen, die
sich mit dem Bootbau beschäftigen, die Einzigen sein, die etwas eutsprecbendes
Handwerksaeag besittsen.**)
Gewerbdeute, die sidh dem Haasbau widmen, scheinen nur im Sudan
Terdnzelt vorzukommen, abgesehen von den schon erwähnten Mbochis am
Gabun (V^l. S. 21). In Kuka unterscheidet man Baumeister in Erde, die
solide Geliiiude aufrichten, und srndre, die Strohhütten erbauen*'^): als Gehnifen
verwentlen sie Sklaven, wie wenigstens Naehtigal von den erst^^ren ausdrück-
lich bezeugt Über die Verhältnisse in den UauIi»H!<taaten schreibt Stau-
68) Barton, Abeokota t 8. 164. — 64) Lander, Reoords of Clupi^irUnM last
expedition I. S. 140. 55) Payenr-Didelot I. f. 46. — Bastian, Loangokfmte I.
S. 156. — hT) VI. llei)ort of Mio Liveqiool Gt-ogr. Soc. 1897. S. 8. hH, Stuhlmann
S. 177. — 59; Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde, Berlin 18»4. Ö. 164. — 60; Bau-
mann, Uflftmbara. S. 40. 61) Hornberger i. P. H. 1867. S. 61. YfrL jedoch die
Bemerkungen über diis Stamnicsge werbe 8. 67. — 621 ExplorationK uml Advimturee in
Eqnatorial Africa. 8. 130. — Qi) Kolonialblatt mm. S. b^. — 4>4j ä. I. S.
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8. Übimicbt am nvttum GimotBi.
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diuger^): ,^0r dai Bttuhandwerk giebt es keiiun. beflondttraa Stand, dami
jeder FamiliaiTater oder Haaahen stellt sieh meisteiiB aeine Hütte aeliMk
mit Hilfe leiner Angehangen und ^laTem oder Nadibam her. Daa Fleehten
der Diehar wird indessen wohl nur Ton dieaer Arbeit kundigen Personen
gemacht, und reiche Leute, die wenig vom Hauserb&u verstehen, mögen sich
wo}i! iii Hirlimal Arbeiter zur Errichtung ihrer Häuser anwerben. Aber auch
eigontiiehc Baumpistfr giebt es im Hanfsaland. So lernten wir in Wumu
einen solchen Mann kennen, der zur Errichtung einer Privatmoschee des
Sultana berofen war. Es schien jedenfallB ein Kflnatler. von Ruf fttr diese
Lande su eein, denn er wurde von rieten KOnigea hiofig sura Ban von
Moscheen und FalSaten begehrt.^ Dab firOher Bamneiiter ana dam Norden
nach dem Sudan gekommen sind, ho um 1326 Isaak von Granada auf Ein-
ladung des Königs von Mi llf> mich Tinibuktu, ist historisch bezengt; Clapperton
lernte 7,11 Sokoto einen Baumeister kennen, dessen Vater aeine Stadien in
Ägypten gemacht hatte.
Seiler sind nur im Sudan zu finden, und zwar in Kuka nach den Be-
obaohtui^^eu Nachtigals*^); in den Uaulsastaaten giebt es, wie Staudinger Tsr-
aichert, ein eigmtliehea Seilergewerbe nicht.
Von der Bearbeitung der Felle, die in der primitiven Wirtschaft
als eine Venvertimg der Jagdbeute oder des Herdenreichtums durchaus den
Männern zuHült^ die aber aus versdiiedenen 'inhulen leicht zu einer bedenk-
lichen xm<\ verachteten Beschäftifxuni» werfleii kann, ist schon mehrfach die
Rede i^fwescn. Auch j^io hat ^si(.•h nur in der sndanisrhen Kontaktz«me aus
einem allgejueiueni Uauswerke /ahu ELuzelgewerbe entwickelt, und zwar hier
besonders unter dem Einflul's einer von Norden kommenden Knnstübung, der
Feingerberei und LedMrfiirbern. Aua Andaludoi, wo die Bereitung des
^orduana" früh bekannt war, gelangte die Kunat mit auswandernden Hanren
nach Marokko, wo noch heute vorzügliche „Maroquine" hergestellt werden**),
sowie nach Alt^^ier und Tnnis^ um dann infolge der zuweilen recht engen Be-
riphnns^fn Marokkos zum wcstliclicn Sudan auch nach diesem fiVtprzugreifen.
Die Länder der Mandin^^'o und der Haufsa sind hier eine zweitf lli^imat der
Lederfarberei geworden, die natürlich ihrer ganzen Geschichte nach kein ver-
achtetes Gewerbe ist, sondern eine angesehene Kunst, die ihre GeachSfts-
geheinmisse aoxgsam htttei**) Haofa^erbor Oben ihre Kunat audi in andern
Landern aus, so im Togogebiet, wo die gewöhnliche Lederarbeit Ebiuawerk
ist^ die feineren Lederwaren dagegen tob Haulaaa eingeführt oder an Ort und
Stelle gefertigt werden.'")
Danehen aber mag sich im Sudan eine weniger beachtete Art der Leder-
arheiter selhstrinHig herausgehikiet imd stellenweise widil aus den unsteten
l'arialuöikera r«knitiert hal>eu-, in Gebieten, die von der nördlichen Kultur-
strömung weniger berührt sind, wie im GaUalandc, ist der Gerber tiiftteachlich
66) H. H. .S. ÖD». — M) S. S. L S. 678. — ül) H. H. S. bül. — 68; v. Maltzan,
Diei Jalue im Nodlwesten von Aftika IV. S. SU. — «») H. H, 8. SU. — 70) Lander«
Reconb H. S. >0T. Klose i. H. D. S. IX. S. 805. lldiuUicli.
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, in. OiwRiiBS AM BBBTHjrTiatun Rmmain.
wie der Schmied ein verachteter und gemiedener Mann'*), und daaaelbp gilt
weiterer Differenzierung, die teils mit der schwierigen Bereitung und der Un-
gleichartigkeit des Hohniaterials. teils init der Mfiit^p verschietlner Gegenstände
zusaininienhiinsrt, die aus Leder gefertigt wf-nlr-n kiiunen. In den Haufsa-staat^n
scheint die Gerberei und Lederftlrlterei ziuu Teil als besonderes Gewerbe dem
Handwerke der Schuster ond Lederarbeiter gegenflbeznutehen; die bestsn
Schtthmacher finden sieh in Kano.'*) Wie aolserordentlieh differenziert das
Gewerbe in Borau ist, beweist Nachtigals Schilderung des Marktlebens in
Knka. „Die Lederarbeiter (Ndsrhlriuia\'* schreibt er"), ,,nt'liini>n weiter gegen
die Mitte des Marktes hin einen grofsen Raum in Anspnirh, denn sie zerfallen
in mehrere Katt'ir,,nVpn, und arbeiten Vinter kleinen SrhattfTirHirlifrn. P/inige
derselben, die (Mf^fiitlicb Ndsehirima genannten, verkauf**!» «lic l-flle uls solche,
sowohl die sclilecbteren und meist rotgefärbten der Bomu Manufaktur, als
die ausgezeichnet gerbten und rot oder gelb gefärbten der HanfsapLeute,
ferner die bunt gemusterten runden oder lunglichen Kissenübensfige, abteilm^s-
reiche Satteltasehen f&r Schriftstflcke und Bflcher, Tiereokige^ cylinderformige
und dreieckige Amulet Behälter und die Bischer Ljf'tKüuitt'ii Überzüge der Sattel-
gestelle. Andere sind ]'ferdege*?chirrmacher und verkaufen Gebifsriemen, Steig-
bügelriemeu, Brustriemen, Halsschmtick der l'fprde und Scbwatizriemcn. Da-
neben halten sich die Schuhmacher, welclif rot«- und gelbe Si lmli«' verfertigen,
die8ell)en mit Sohlen aus der widerstandstaliigen Haut des Hütlels versehen
und üierlidi mit Seide sticksn. Noch andre, die fast ausschUefsIich mit Kamee!-
haut arbeiten, Terkaufen die ans nngegerbter, oft nicht einmal TollstSndig ent-
haarter Kameelhaut verfertigten, Bchöi^i^formten, langhatsigen imd doppelte
gehenkelten LederbQchsen, die zur Aufbewahrung von Butter bestinunt sind,
und graufarhige, qtiadratische Säcke aus mangelhaft gegerbtem Kameelleder
und in verschieflencr GrörKc. je nrirbdem in ihnen dto La«tr'ii d»'r Ksimcfle,
der Stiere oder Esel fortgcsihaüt werdfu sollen.*' In HU<lfni (ii'hietou wieder
greift der Lederarbeiter, den keine sehr feste Schranke von andern Gewerben
trennt^ su Nebenberufen, die nur sehr mittelbar mit seiner Arbeit zusammen-
hängen; bei den Galla ist er zi^letch Farber, Kleidermacher, Sattler und Schild-
macher und Tersteht seine Waren mit Metall und Schildpatt zu Terzieren^'),
bei ilt'ii Serrakolet widmet er sich nebenbei der Töpferei und fertigt (Jefäfse
und Pfeifen.'") In merkwürdiger Weise verband dif Gerberfamilie in Kessi,
bei df>r Hohlfs Wubnunir wnonmifn liuftf«, die Männ»'rarb«'it der (terhfrei
und Sflmst^'rei mit ih'v Mt'ildichen Koihknii'-t . ..Die Knui des (üerbers und
Sandalenmaehers,'' schreibt Kohlfs"), „sammelte jeden Abend und Morgen die
Lederschnitzel von den Ochsenhauten, die beim Zuschneiden dar Sandalen ab-
fielen, und warf sie in ein tflcbtiges Strohfeuer. Warm nun die Haare ab-
71) PaulitBchke I. S. — 7S) H. H. S. &M. — 7»j .S. S. I. 8. 67S— 78. ^
74 l'aulitHclik«' I. s j.'iT — 75) Hecquard, Keiae nach WeRtairika, S. SSS. —
7«) KohlfK i. P. M. £. 1872. 8. 69.
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gesengt und äa« nngegerbt« Leder daxeb, das Feuer etwas welch geworden,
so wurden die Bchuitzel gewMOlieu und in Wasser gekocht. Wie lange die
Kochprocedur dauerte, kann ich nicht sagen, indes waren die Le<Ierschuitzel
weich, wenn si«- auf den Markt znrn Verkauf gebracht wurdeu, imd die Fnin
Gerberin erzielte aus ihrem SiiiKlaleii- Abfall ein nicht geringes Nadelgeld."'
Vielfach sind im Hudau Schmied und Schuster die einzigen Handwerker,
m denen, dann »lll«w>fi>ll'» noch der Weber tritt. In Bambnk giebt es yon
Hendwerkem nur Lederarbeiter und Sehmiede '')^ ebenso bei den Maudingos.^")
Sehmiede, Weber und Lederarbeiter waren in Iddah als Oewerbtreibende
thitig"), und ähnliche VerhSUnisBe finden sieh viel&oh in Senegambien und
dem obern Nigergebiet.
VVt>im die Verwertim<; der Felle besondre Gewerbe liervor^rufen hat, so
muiste aucli die des Fleisches ieichteuieu beriifsmäfsigeu Charakter annehmen;
ein grüiseres Stück V ieh zu schlachten ist besonders in den Tropen für
Ärmere weder kieht mSgUeh noch aueh »itaam, da au em hkngee Auf-
bewahren der FleisdiTonäte kaum sa denken ist, und so ist es Terstaadltch
genug, dals hSnfig neben den Marktweibern mit ihrem €}etreide and den mm
GenuÜB bereiten Vegetabilien der Metzger erscheinti der Fleisch in kleinen
Stücken zunt Verkauf bringt. Zuweilen mag er zugleich Viehbesitzer sein,
wie in Badagrv, wo der . .Köllig" selbst das Fleisch seiner Oelisen zum Ver-
kauf uaeh dem Markte sanilte'***^, in der He«;el aber haudelt er erst das
Schlachtvieh ein und zieht aus dem Absatz im Einzelnen seineu Gewinn.
In Sennaar kaufen die Fleischer nach Pethericks Angabe'^) das Vieh auf
dem Markte, schlaehten es an Ort und SteUe und kfinnen auf einen an-
sehnlichen Gewinn rechnen, da s. B. das Fett und der Buckel eines Eameek
bereits die Küsten zu decken pHegen, und der Erlös von Fleisch und Haut
als reiner llberschuTs /.u betrachten ist. In den grolisen Haufsastädten
seheint sieb stelleiiwoise das (Jeuerbe in das der Schlächter und das der
Fleisch Verkäufer gespalteu zu haben**): der Schlächter, der den Kinwolmem
des Ortes durch Trümmelschlag das Sclilachten eines Ochsen mitzuteilen
pflegt, zerlegt daa Flnai^ in kleine Stflcke und labt ee durch Zwisdien-
hindier Terkanfen.^) Li Jakoba wird ron dm Marktauftehem darauf
gehalten, daJb Fleisch und Knochen gesondert verkauft werden*"); hier
befinden sich auch beeondre Garkücheu, walirend in Kuka die Ftelseher
selbst gekochte Efswaren feil bieten. Zu Boro in Fadugu, einem wichtigen
Weberort, fand Hayol eiue Fleifichprpi, wo mau Kind- und Hammeltieiscb
kaufen kdiinte. und auiserdem eine Garküche."*) Auf dem Markte in Kong
gab es einen i'lat/, wo die Sklaven des islamitischen Schlächters Mokossia
das Fleisch zerlegten und yerkaufteu; dieser Mokossia braute und Terkaufte
77; (Tolberry, IU>iHe durch d. weatl. Afrika. S. 252. Sanimlutif^ merkwOrdiger
Reisen I. S. yo, — 7h> Mun^ro Purks »weite Ileisc. S. IW. — 79,i Allen und Thom-
u,un, EiipeUitiüii to tlie River Niger 1. S. 324. — SU; Lauder, Keine 2ur Krtbrscbuiig
des Nigen I. 8. 40. — Sl> Rgypt, tb« 8adftD etc. S. 19«. — SS) H. H. a 606. — 8») H.
H. .S. 141. 84} Koblfx in V. M R. 187$. 8. 66. — 86) S. S. I. S. «81. — 86) Beme
Hantime et Coluaiale 1»«S. 6fJ,
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IIL Obwwr ALB BwcHÄmoviio EiimLRB.
sogleich Bier, ohn« durch Glaabensdcrapel in diesem eintraf^cbeii Geichifte
gCitSrt zu werden."^) naufsaBchlachter wandern auch in derselben Weise
wie «ndre Handwerker ihres Stammes iu die Kflstengebiete von Guinea ein,
z. B. in das Hint»>rliind von Togo, wo sie in Kete eiuf starke Kolonie
hildou.^) Auch die muhammedanischeu Fleischer iu Aüchauti'*'') sind wohl
iiaulaa.
Im untern Kongolande, das seit älterer Zeit eine eq^tflmliche Oase
höherer Kultor bildet, scheint du Schliehterhuidwerk bekumt zu sein;
wenigatens berichtet Gorin'*') von Kinsemb«, einem Marhtphitze der Bas*
gombes: „Einige haben hier und da wirkliche Schlächtereien errichtet, wo
manchnuil 30 — 40 Ziegen und Schweine gesdiUchtet werden und 1 — 2 Ochsen^
dif» niftn ans dem Südeu bringt." Mamii erwähnt fS. 'H'i), dafs in df»r
Gegend der balle die Wii litigkeit eiin-s Marktes nach der Zahl der Schweine
bemessen wird, die geschlat-litet und in Stücken verkauft werden. Dal» bei
den Kaunibalenflt&mmeu weiter im Innern gelegentlich auch Menschenfleisch
auf dem Markte ausliegt, ist mehrfach behauptet worden und nicht ganz
unmöglidi.
Znm Sehlnls und als Parallelerscheiunng möge noch ein Gewerbe im
weiteren Sinne des Wortes erwiilmt sein, das sieb mit dem Mohanimedanis-
mus verbreitet liut, ihis der Barbiere. Viisi alle Keiseiide^i, die Kuka
berührten, haben den rührigen Nfann geschildert, wie er durcli die Straiseu
eilt, mit gellendem Piiff sicii seiner Kundschaft anmeldet und bald in ein
Haus gerufen wird, bald auf offener Strafse das Rasiermesser und die
Sohropfköpfe handhabl*^) In den Haufsaatadten ersdieint er mit seiner
Instromententasdie, in der die Schröplköpfe nicht fehlen, ebenfalls als
ty]HBche Strafsenfigur*^-); er ist hier übrigens der Einzige, der wenigstms
einen Zweig der Heilkunde benifsmärsig ausübt. Auch in den westlichen
Sudanstaaten, soweit sie islaniiti.'ich sind, entfaltet der Barbier seine Thätig-
keit"), und sellist im Hiuterlamle der Sklavenküste taucht er mit den Vor-
posten der Muhammedauer sofort aul. ') In der Stadt Sia betrug seine
Remuneration 10 — 20 Kauris; aulserdem existierten junge Burschen, die mit
eisemen Scheren von schlechter einheimisdier Arbeit auf Verlangen die
NSgd der Hände und FOfte beschnitten und für diese Thitigkeit vier
Kauris forderten.^"') Irgend welche soziale Sonderstellung scheint der Bar^
hier nicht einzunehmen, wiihrcnd er doch in Arabien nicht zu den geachteten
Gewerbtreibenden •/.älilt,*') Bei den Somali sind es im Gegenteil Priester,
die ans dem Kasieieii strenggläubiger Ishinüteu einen willkommenen Neben-
erwerb machen, "'j Uaiuz uubedenklich ist der Bemt indesseu nicht: Iu
87) Honnier, France Noire. S. S07. «10. — 8») Klo»e i. M. D. 8. TL 8. «05.
DeulHclies Koloniallilutt WH. S. 461. — H<i) Kainseyer uml Kühne, Vier .laluf in
Asant( S -JT'). '.tO l.eiuaire, Au Con>?<> ."^ UM — 5»1) V>?1. naiDciitlicb 8.8. I.
8. «24. tiiy und barth II. 8. 2Ö4. — «2; H. H. 8. G04. — üAj Vgl. a. B. Uinger i«
bnll. 8oe. Qiogr. Conunerc XD. S. Sl. — 94) Klon» in M. D. 8. IX. 8. IM. SOS.
Dü; Hinter in liull. S<»c. Noriimhile dr (!> o<rr. l^t<>0. 8. 13. — 96} Niebubr, BeBcbreibuDg
von Arabien, 8. 40. — »7; Paulitsciiko II. 6».
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8. ÜsaKMiORT ozB vMjmcuam Qvwwm,
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Borna scheint die Beschneidnng moist von dei) Barbieren ausgeübt zu werden,
biet»?t ihnen aber zugleich einen Vorwaud, gegen guten Lohn Knaben im
Auftrage gewiHSeuloser Händler oder liüiliuge zu kastrieren. Es ist damit
schon einer jener Abwege beschritten, zu denen das leichte Gewerbe besonders
Terleitfli und auf die wohl di« Verachtung der Baarbio« in Atabim wie
einit die der ihnen nahe yerwandten Bader in Deutachlaad") anrOcksa-
ftthren ist
Ufi; 8. 8. I. S. — W) Vgl. Ben ecke, Vüii unebrlicben Leuten.
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IV.
Höhere gewerbliche Organisatioiisiormen.
1. Kefae der (hrganlsatlra.
W o iu Ainka das Staianiesgewerbe herrscht, besitzen die Gewerb-
treibttiden ein« lulttrlidie Orgaulsation bq Sehnte und Trati, die keiner
weiteren Entwiddni^ bedarf. Sobiüd indes nur einielne Familien und Per-
tonm eine boifcimmie Thiti^^eii ergreifen, liegt der Gedanke nahey dalii die
Berufsgenossen einen engeren Zusauiiuenselilurs anstreben; sie werden das
meist freiwillig thun, aber Milt aui'serhalb Afrikas nicht an Beispieleu,
dafs zunäclist unfreie Arbeitor z\v;iu<^s\vpiNü or<^anisiert worden sind und mit
ihreu V'Tlirmdeii den Keim luid das VurliiM weiteren Fortschritts iregeben
haben, iu Airika wird die erste Möglichkeit durcii die fast alleuthulbeu auf
den Märkten liMrrecliende Sitte gefördert, dafe die Verknnfer beaünunter Waren
beieanunen sitoen, fUr die aweite aber eeheint das natflrlidie Sehernn ohne
weitoree gegeben an aein: Im klaeeiieheu Lande der Sklaverei mufe doch wohl
die Entwicklung gewerblicher Yertönde mit der Organieation der Sklaren-
arbeit beginnen!
An Vorbildern geregelter Sklaventliätiüjkeit fehlt es in den aekerbmienden
Gebieten fast nirgends; hier ist aus der 1 eldarbeii der Frauen in natürlicher
Weise die der Sklaven hervorgegangen, und ganz selbstverstäudlich ist es
dabei, dafs unter einer grüfeeren Üenge von Sklaven die TerBUldi<iiat«L oder
klOi^ten ala Anfeeher der Übrigen dienen müssen. Eine derartig organieierte
Schar dort, wo sieh die Gel^uheit bietet, auch snr HaMeubwetdlong ge-
werblicher Eneeugnisse su nutzen, liegt nahe genug, — das Fabrikwesen
scheint hier unmittelbar eutsteben zu müssen, ohne wie bei uns erst durch
allerlei Vorntufen vorb<»reitflt zu werden. Beispiele, wie deren eines Hiehard-
son aus .Simler üiitiilirt. iiiiilsteii sich massenhaft tiiideu. l>reilsii( Sklaven
waren liier beschäftigt^ Mutten für den Hausbau herzustellen, über ihnen
ataudra drei Meister, die eben&lls Sklaven waren, und der guiae Betrieb,
Leute und Material, gehörte einem Besitaer.') Leid^ fehloi genauere An-
gaben darQber, oh es sieh hier um einen dauernden Betrieb handelte.
Aber diese Ausätze bleiben Tereinxelt, und statt des Sklavenbetriebes
idien wir immer das Orts- und Stammeegewerbe oder das Famiiien-Handwerk
1) BichardBOHf Beriehl flbef s^n« Sendung nach Ceutralafrika. S. ü»U.
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1. Kann dbe QMAirtMtto»,
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erblühen. Was von gewerbsmälsiger Sklavenarbeit zu melden ist, will nicht
viel besinn, und in den meiBtsn FSUen, die allmAllii angelAhrt werden
konnten, handdi ee sich nm die Hentdlnng ron Rolutoffen. 80 werden in
Aechanti Sklaven ab Goldwäscher Terwendety ebeneo in den Minen Ton Ko-
kombo'), utul im alten Keiche Kongo wurden Salflninen von Unternehmern
aiisj^ehpiTt^t. clif> von ihrt>n Sklaven die Ar1)eit l)e8orpfen liffson.'*) Als Fisolier
sind Sklaven vielfach thiitij^, so in Kamerun') nu<l in I(l<li\h. ') Aber an eiucu
grofsen Betrieb ist dabei nicht au denken, das Ganze hat etwas KJeiuliclies,
Spielendes an sich, wie das am besten eine Schilderung Morgans vom untern
Kongo beweiei ,,Wir saheu,^ sefarMbt er^), „den Häuptling von f«MiiighiU m
d«i Felsen antorkalb der Station hinabeteigrai, b^leitot Ton seinen Weibern
und Sklaven, um hier den ssnzubringen; seine Lente setzten FischkSrbe
aas, um die halbl>etaubten Fisebe zu fioogen, wenn sie von der Gewalt des
Stromf«! iyp*;pn tlip Felsen geworfen wurden, und spinp Weihpr kanten Zncker-
rohr, während er selbst »K^ine ganze Anfniprksiunkeit einer KlaKrlie mit Maliifu
oder Palniwein zuwandte.*' Es kann keiiipu griifseren Gegensatü geben als
den zwischen europäischem GrofebetrieU und dieser Idylle. Selbst von den
oben erwähnten Hattenfleehtem in Sinder berichtet Riehardson, dab sie sich
bei ihrer Arbeit nicht flbereilten. Wo Gewwbe von Sklaven betrieboi werden,
handelt es sich meist um Thätigkeiteo, die ursprOnglich Ton dem Heim selbst
ausgeübt und nun einfach aus BequemliM cit unf die SklaTen übertragen
worden sind; bei den Mrmhuttii z, B. sind ps die Sklüvinnen, die Töj>fp und
(ipHpclite auiertigen. wie Hie phcn :'.r.rh jedp andre schwere Arbeit zu iil)er-
neimien haben'), aber von gewprbsiiial.Higpm Betrieb ist keine h'i'ile. Ähnlich
scheint es im Gebiet der Kongomündniig bei den Bafiote zu stehen, wo der
Adel flberhanpt kein Gewerbe treibt, der freie Mittelstand aber Sklaven an
den gewerblichen Arbeiten, die hier seit alter Zeit blfihen, als Gehfllfeu mit
heranziehi«) Auch dafs in Logone die freien Leute weben, SUavinnen aber
die Banmwolle anrichten und ftirben^), ist ein sehr niibedeatender Anfang
zwaü<j;swpisp cTerp<i^pltpr Industrie. Xicht einmal die Massen von Frauen,
Skliiviuneu und Sklaven, die von afrikanischen Herrstdiern angesammelt
werden, haben zu irgendwelchem intensiven Betriebe geführt, abgesehen
Jiutürlieh von der landwirtächaltlichen Thätigkeit und uUeui'allh dem Handel.
£ine eimige Anmahme ist an nennen: Im Eönigspalast von Dahomeh wurden
Töpfe, Pfeifen, Kleide und Matten, deran HersteUnng der Konig monopolisiert
hatte, massenhaft angefinrtigt^^ und «war waren es keine geringeren als die
gefärchteten Amazonen, die sich der Topferei, dieser althergebrachten ThStig-
keit des weiblichen Geschlechtes, so eifrig widmeten.")
Wo wir sonst ein Gewerbe von Sklaven auc^übt finden, handelt es
2) Craiokahank, Ein 18jfthn>er AnftnthaU an der Ooldkflsta. S. S87. Bull. Soe.
Oöogr. Pens 1897. 8.841. — H) Dapper II. S. 240. - 4) buchner, Kamerun, i?. 3'J. —
5; Allf^n and ThomHOn, Expedition to the River Niger I S :!21. G P II. G. S.
1«84. S. 18Ü. — T) Emiu S. 20». — 8) Destraiu i. Bull. Soc. lioy. beige de Geographie
ISftl. 8. 499. — 9) Oenham «md Clapperion, BeiMn und Entdeckangen. 8. SM. —
10) Barion, A HitMon to Gdele n. 8. 8& — 11} Laffitte. L« Dahomr < l«0.
S«harts, Dm BrrtkBiiIiclM aeweiba. 7
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IV. HüBBIB OBWnBUCHK OROAWIUTIOinrOSIfBX.
aidi niemab um Fabrikbetrieb, aondani eher um die Anfiiiige derselben Elntp
wicUung, die in Deniechland «is imfireiiHi Arbeitern die freien Handwerker
des späteren Mittelalters entstehen lie&. Das hängt eng mit der ganzen Art
des afrikanischen Sklavenweaens zusammen, die im Allgemeinen einen viel
freieren und losereu Charakter zei^, ab das hede-nkliche Wort ..^^klavprci'"
vermuten lassen könnte. iSclinii die Keldskliiveii. die iffwiduilirli m [»psmultn*-!!
Öiedelungen hausen, machen oft mehr den Eindruck von ieibeigeuen Piuditeru
ala von völlig unaribsläudigeu Dienem} sehr häuHg abor ist daa Yediilitiia
awiaehen SMaTen und Hetm so locker, dafe von einer eigraitlichrai Knecht'
Schaft gar nieht die Bede sein kann, sondern höchstens von einem Hörigkeiis-
yerhiltnie. Wenn in Kilwa ein HkJare nicht bei seinem Herrn, sondern für
sich arbeiten will, so wird ihm das g^^n eine jährliche Abgabe von 10 Rupien
()n'i Frauen von ♦» Ixtipieni «erstattet, er tritt also vt'tllitr nm der Haiishalttinij
Beint's Herrn heraus das scheint aber iiielit Tiur iii Kihvii, sondern auch
anderwärts gerade bei den Sklaven der Fall zu sein, die sich einer gewerb-
lichen Thitigkeit widmen. In dem gewerbthatigen Buna, wo Tier Fünftel^
der Berölkenmg Sklaven sind, sorgen diese selbst fttr ihren Unterhalt und
liefern nnr die Hilft« ihres Einkommens an ihre Herren ab. ") Das System
herrscht Überhaupt in den Ländern der Fulbe. ,,Kin reicher Mann in Kano/'
schreibt Kichardsou"), „hat drei- bis viertausend Skhiveu; diese läfst er auf
eigne Rechnung arbeiten, und sie bezahlen ihm als ilireiii Herrn und Meister
eine «gewisse Anzahl von Kauris monatlich; eini<^e hriugen lnuitlerl, andre
drei bis sechshundert, oder auch nur fünf^g Kauris monathch ein. Von »1er
Anfluinfang dieser verschiedenen Zahlungen der armen Sklaven lebt dw
grolse Mann und ist reidi und gewaltig im Lande.'' Ähnlieh dflifte es sich
mit den Handwerkersklaven der westlichen Fulbe Tcrhalten. Nach den
Angaben Noirots'**) zerfallen in Futa die Sklaven in die drei Gruppen der
Haussklaven, llundwerkersklaven und Feldsklaven; unter iluieu gelten die
HMti«! Werkersklaven (Sehmiwlt», Heliulunuclier, Weher, Töpter. Miuirer. Ziiinner-
leutf und (iriots) als solche iiüherer Ordnung, ciie sich selbst wieiier Skliiven
halten, olienbar eigne Wirtschaft führen und nur eine Abgaiie an ihren
Herrn aahlen. Wie sich aber ans der Hasse dieser leibeigenen Gewerbe-
treibenden ein freier Handwerkerstand entwickeln kann, seigt sieh zu Makdi-
sehn im Somaliknde^ wo die einst blfihende Weberei teils von Sklaven, teils
von Aböseh, den freien Nachkommen ehemaliger Sklavpu, ausgeübt wurde.")
Aucrh dort endlich, wo Sklaven von Handwerksmeistern als (iehttlfen ge-
hraucht werden, wie das P!ni'^<» schon crwühnte Anj^a^en Staudin<^ers über
die Verhähui.sse im llaulsulande veiiiiiiten la.ssen, entsteht kern eigentlicher
tirofshetrieb. Die Möglichkeit, dal» diese Sklaven eine gewisse Selbständig-
keit erlangen und sich endlich loskaufen, scheint Ubei-all gegeben zu sein.
l'Vli V. Eberstein in M. D.^.S. IX. S. 179. — 13) Lamler, Heisr zur Kr-
forMchuag des ^'igeni U. iS. 17b. — Ii) Hichardsoii, ScodaBg nach Ceutralatrika.
ift) Vgl darflber Ddlter, Ueb«r die Oapverden nach dem Bio Omnde. 8. 178. Hee-
quard, Keixi' nu4:h WeNtAfrika. S. ti4l. — ItS) Ball. 8oc. fj^^ogr. d'AtlV«ni 18S6. 8.330.^
17) Globus 47. H. m. — Paulitachke I. 8. 893.
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1. KniiB DKB Obsaiiibatiox.
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IknlidiM selieiiit Ton den Uaudingo zu gelten, bei denen ein »tarker Procent'
eats dee Volkes neh mit der Sduniedekiuiet beaehiftigt; hier werden die
^oben ArbeiteHi also besonders das Ansedlimieden der Eisembarr^, von
Sklaven besorgt, wahrend die freien Maadingo die feinere Sefamiederei be-
treiben. ")
Aus der Sklavenarbeit also, das Hilst sich nun mit üestinimtln^it
aussprechen, entsteht keine höhere Orgunisationsforni des Haudwerks.
Aber auch von freiwilligem Zusamuiejischlul's der Gewerbetreibenden it>t nicht
Tie! lu bnnerkeii; der Zwang moA von oben kommm und maoht sidi
dann, wie wir «dMn werden, auf eigenartige und echt aMkaniiche Weise
geltend.
Ehe wir in do ss en diesen Yerhaltniaseik nSber treten, mag auf einen
Beruf hingewiesen sein, der Buf enjyere Kamemdschaft seiner Ancrehörigen
von selbst liini^pdrän^t wir<l 'nul m seinem ganzen Wesen zu merkwürdig
ist, als dalk wir ihn vTilUg üi)ergehen könnten, nia^ auch b*;i ihm mehr von
einer Kunst als von einem Gewerbe die Hede sein. Der Beruf der Musiker
und Sänger ist es, der in Afiika bedeatnngSToll herrortritt und Tielleieht
als der erste sich eine gewisse primitiTe Oigattisation geschaffen oder sie
▼on oben her erhalten hat In dm bish«rigeiL Erdrterungen ist er absichtlich
wenig erwähnt worden, damit einem zosamniMkhailgenden Überblick, för den
es jetzt au <ler Zeit sein mag, nicht vorgpjrriffpn würde.
Wo von afrikanischen Musikern die Itede ist, darf man freilich nicht
immer un lierut'smüfsige Künstler denken, die sicli aussciilierHÜch der Musik
widmen. Oft wird die Musik ein Nebenberuf sem, in ülmlicher Weise wie
bei manchoi deutschen Dorfhandwerkem, die Sonntags in der Schenke nun
Tanz aufspielen und auf diese Weise ihr sehmalse Eudcommen etwas auf-
bessern; Ton Sansibar, wo die goanflaisdien Handwerker oft angleich Mnsi-
kantoi sind, wird das ausdrücklich besengt *^), und auch Passarge sah in
Laddo ( Adamann^ einen Haufsakaufmanu gele^»-ntlicli als TronipetenblÜHer
in der kiiniirlicheu Kapelle mitwirken. Noch häuti;fer mao; es vorkonmieii,
dai's ein zweiter lienif neln^n der als Hnnutbesi'liiii'tiLjuni!; ifelteudeii Musik
au^eübt wird, wenn auch eine Ausuuhme ist, daln die Tuuküu»tler zu-
gleich als Henker diooen mflssen, wie in Wadai.*^)
Die ^tabwürdigung de« MnaikerbemfM in Wadai hat freilich ihre be-
soaderai GrOnde: die MuaUter, SjdMurtü genannt, bilden hier eine eigne Ter-
achtete Kaste--), die höchst wahrscheinlich, wenn man nucli deii soustitien
afrikanischen Analogieen schlielsen darf, nicht wegen ihres Berufes in Mifs-
uchtung gekommen i^-t, ^^Mudern ursprünglich ein erhter Pariahstanim tjewesen
sein mag. Zu den Ucwert^en der unsteten Parialis i;eh<"»rl die Musik in erster
Beihe, viele von iiineu, wie ja auch die Zigeuner Europas, zeigen sich auf
18) 11, Anderson, Narrative of a Joumey to Muüanlu. S. 110. — 19) BoRhurt,
Zehn Jahre afrikanischt'ii Lebens. S. 20ii. — 20) .\dumaua S. 117. - ül; S. S. III. S. 82.
2}iU. — U'i) Dies im UegcnBatz kuoi liL-nachbarleu Ba^Uirmi, wo die Musiker ihren
Ursprniig vom BegrtaAer das Staates herleiten ood mh gewimer Tomchte erfineuen
(B. 8. n. fl. «14).
7*
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100
IV, Hi^HKU OVinmaUCItB OlUlAMUATIOinFOlUfKK.
diesem GeMete beamlttgt Deorwtige s^jemiierliafte Mnsikuiteii werden öfter
erwähnt, so aus den Wahtunastaaten.^
Indßsaen handelt es sich nicht immer um Parinhs, wenn umherzielit uder
MnsikiuiiHn iredacht wird; der ^^anze Benif driiugt zur Ü ustetigkeit , da das
Jit'iiuriiiis piiies l)e.sc1irrinkt«'n np1»i»>t«'8 uach musikalischen Genüssen zu ge-
ring m sein pHfgt, um gHweriismälsigen Musikern ein genügendes Aus-
kommen za ermöglichen. So wird denn durch Wanderungen das Awbeutimge'
^biet mit Bewobtaein erweitert, wofür anoh wieder in Europa Parallelen
Yorhaudeii »ind. Die böhmiaelien Musikanten und ILofenistinnen, die wan-
deniden Kapellen you Bergleuten, die Drehorgelmanner u. e. w. sind swar
a. T. im Aussterben begriffen, aber noch bekannt genug.
An Hcispielen wiinderuder Musiker und Sänger fehlt es in Afrika nicht,
vor allem iu den kultivierteren Gebieten. Staudinger begegnete ihnen häufig in
den Hmii'salilndem ^ ), Nachtigal wurde im südlichen Bomu von einem Tromm-
ler und einem Pfeifer, die gemeinsam wsnderten, mit disharmoniachen Klängen
begrüfst*'), in Udeebidscbi traf Cameron*^ und im untern Kongogebiet
Btttliner*') lahrende Mnsiker. Über die Verhültnisae im nördlichen Afrika
sagt Panlitschke^): ,,Dichtung pflegen und verbreiten bei den Somal und
Afar eigene Sänger, die von Stamm zu Stamm ziehen und einiges Geschick
im iiiiprovisiereTi bff^itzeu. Sie sind lustige Gesellen, [»buntnst iscli gi»putzt,
gern tiescliüii und, weil arm, iiucb i^friii' ln-sclieiikt, so rt'<-lit das tahreude
Volk der Somül, die auch da« Volk-slied lebendig erhalten und sich bei
freudigen Anlässen remehmen lassen, sich aber im Oanaen in Mitleid w-
regender Weise den Lefa«Hiunteriialt eningen mfissan. Sie tragen auch zu
Pferde singend ihre Lieder vor und sind gegenflber dem Fremden um lobende,
allerdings nur schablonenhafte \\'(>rte niemals verlegen. Bei den Galla giebt
es keinen eignen Dichter- oder Srmgerstand."
Die Bemerkunti; Panlitsehkes filier das klätrliche Dasein der benifs-
niälsigcn Sänger dürttf v<»u den meisten wandernden Mnsikiinten ^reiten,
weist aber zugleich auf einen naturgemäfscn Weg, den die Eutwi(;kluug des
Berufes notwendig einschlagen mulste. Wenn tfaatsäehlich die Thätigkeit
der Musiker oft niidbia besseres ist als eine Terschamte Bettelei, so eigiebt
es sich Ton selbst, dafs sich die hungrigen Künstler mit Vorliebe an die
VVohlhabenden und die Mächtigen halten werden, die noch am ersten im-
stande sind Grofsmut zu üben. Besonders im Haufsalande stellen sich die
fulireuden Musiker gern unter den Schutz eines reichen Ke i senden der
sich dann auch vci-ptiicht'et fühlen mag. einigernmCsen für seine Klienten
2u sorgen. Diesem Wunsch nach Anschluls aber kommt ein Uedürftiis der
Mächtigen entgegen: Rauscheode Musik und überschwängl icher Lobgesuug
sind ein nnerlilsliches Eifbrdemis afrikanisohen Ffintenghmzes, und mag
die Sanges- und Tonkunst auch auf noch so tiefer Stufe stehen, so sind
23) Emiu i. i*. M. 1616. 8. 373. Sit} sind viuUeicht identisch mit dfu Witüchwesi
(P. M. 1879. S. ISS). — M) H. H. S. 1S4. «OS. 86} S. S. IT. 8. fi07. — W) (|u«Mr durch
Afrika 1 S 21 1 — Vt) Reisen im Kongolande. H. 180. — SB) Paulitschke D. S. tU, —
•JS»; H. H. .S. Öü«,
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1. KkUIK DEK OlUlAXMATIOll.
101
dodi die kräftigen Liingeo nnd fliiufce bemfniiSifliger Ifwiker tmd die
dichterische Phantasie geübter Lobsanger mehr gescliätzt als der wilde LSmi
der üiih»*nifoTir»n. Sd entwickelt sich das Tlofiiiusikfiniculuni von zwei
Seiten lier: Die Hanileii in Herst leifeTider Toukiiustler treteu in den Dienst
der Fürsten und Häuptiiuge. «Hier diese liildeii sellist ana ihren Sklaven oder
sonstigeu tauglichen Leuten ihre liofkupelien. Faut immer sind es Männer,
die hier wie iu jedem andern Knnstbetrieb sieh herrorthnn, nur aninahins-
weise erseheiw»! Weiber, die dann meist das Gewerbe der Sängerin und
Tliiizerin mit dem dw Prostituierten verbinden. Enrohnensweit sind die
Chöre ningender Weiber am Hofe von Kano**), oder der Chor von Mädchen,
deu ein fulirender Mnsikant nebst zwei Trommlern inchfirdson vorführte;
die Mädchen waren iuiijelilicb ans der iS'arhl>arsehat"t gesammelt, Von
den Monbuttu, wo Küiiig Münsa eine hesnudre Hofkajielle besals j, lie/,etj<;t
dagegen Schweinfurth, dafs sich die l'rauen nieiuaiä mit Musik beschäftigten. ^^j
Die Musikkapellen der Konige sind oft nicht mbedeutend. Am Hofe
von Benin befimden sich 300 königliche Musikanten**), Ngila im Hinter-
lande Yon Kamerum hatte deren wMiigstens 30 in ^inen Diensten.*^) Im
Manit8erei<;h fand Ilolub eine krmigliche Kapdle, Aber die er ausführlicher
berirlitet. .jDie Musikbaude," .«rlireibt er '^X „bpstpht ans etwa 20 Mann,
von denen jedoch blos (y — 10 auf einmal «itt'entlich auftreten, da stets eine
hinreichende Anzalil für den Nachtdienst bereit sein mufs. So treteu auch
die beiden königlichen Zitherschläger meist einzeln auf. Die königlichen
Musikanten mflssen anch Sänger sein, am in den freien InterrallMi, oder
wo die Töne gecßimpft wwden, mit schreiender Stimme des Königs Lob xu
▼erkundigen, oder es folgen ein bis zwei gekrachzte Strophen jedem abgespielten
Musikstücke. Sie müssen sich, d. h. die für den Tag bestimmten, stets
bereit halten, um des Königs Wünschen nachzukommen, um spiiieni T^efebl
zufolge dem oder jenom maij es nun ein Würdenträ<,'er oder ein weil'ser
Besucher sein — in seinem flnte vorzuspielen; sie begleiten auch deu König
auf seinen Ausgängen, empfangen ihn, wenn er ankommt, müssen, ein bis
drei Mann hoch bei den öffentb'eh ansgefdfarten Tanami, bei Feierlichkeiten,
wie bei Hochseiten eto, doch nur auf des Königs ftusdrdcUichen Befehl
vorspielend
Stellenweise ist ein Musikcorps ein Zeichen des Reichtums und des
Ranges, wie am der noldkiiste, wo sich reirlie Leute eine Anzahl kunstroll
geschnitzter KlfenbeLnhörner fertigen lassen, die nötigeji Künstler dazu aji-
werbj'n oder kaufen imd durch ein srrolses Fest öflentlich die Erhöliung
iiires socialen Ranges bekimdeu. in Westafrika findet sich auch häutig
die Sitte, dafs jeder Häuptling oder Prinz sein bestimmtes Signal mit unter-
gelegtem Texte hat, woran man bei FestlichkeitMi oder im Gefecht seine
m) H, H. S 270. Hartort im <llol>U8 ö2. S. 350. — 31i St-iulung uach Ccatral-
afrika. S. auß. V^;\. auch S. soo. 32) Sckweinfurtb i. 2. f.E. 187«. 8.18. — 83) Im
Heraea von Afrika n. S. 95. — 34) Aachierloni« i. VI. Rep. Livetpool Geogr. Soc. 1897.
8 D. ^ Sb) IIörhold-Riebe, Im ffinterlaiid um Kameran. S. 46. — S6) Ktiltimkiue
S. b&. — äl) Boaoian, S. iiit.
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102
IV. UÖRKKK GEWERBMCHK OroA}II8ATIOM«FORMKX.
Anwesenheit erkennt'"): besonders in Aschanti waren diwe Signale beliebt.")
BtM (It'U WiiHsilta hat clajj;pppn jeder Häuptling sein*» be8<ind»»rs gestimmt«
Trommel, deren Klang Jeder kennt.^") In iiiaiiclicrlri Weise cn%'citeni
fibrif^ens die Musiker noch das Gebiet ihrer KuiiBt. Am Hofe von Daliomeh
hatten sie die Aufgabe, die Landesgeschichte vor/utr^en, sodals sich dort
ein fomdichea Meieier" und LefarlingBwesen herausbildet hatte*^^) Anderswo
widmen ue sich auch der Tanzkunst, wie in den Wahumastaaten^*), oder snehen
sieh als Spafsmacher und Hoftiarren die (iunst ihrer Herren zu gewinnen.
Es lohnt kaum die zahllosen Musikbanden aufzuzählen, die von For-
srhunj^sreisenden an den Tlöfon afrikanisclier Herrscher beobachtet worden
sind. Von Ajjados iai Norden^") bis Katunga im nbem Kfin^jofffhii^t i, von
Busi^n und i'oiio**) im Westen bis zu den Diuka im Niithale^') sehen
wir Musiker als unentbehrliche Begleiter der Häuptlinge. Mächtige Herrscher,
wie der ron Äsehanti, verftigen Aber eine Anxahl von Musikbandrai, die bei
affentUohen Festen die Hauptstadt mit ihrem Lärm eriftUen.^*)
Immerhin scheint das Verhältnis der Musiker su ihren Hwm in der
Regel nicht so fest zu sein, dai's sie auf Nebenverdienste verzichten könnten
oder wollten. Ztnri Teil üp^t das wohl im Berufe selbst: auch die europäischen
festbpsoUlf'tt'u Kapellen linden meist nicht so intfiif-ivt' Hesilintticfiing, dafs
sie iiiclit Uf'lu'iiliei durch Veranstalten von Kon/ert«'u oder Aufspielen bei
Tänzen ihre Kiundiimen yergröfsem könnten, und andrerseits giebt wieder
diese Möglichkeit den Biotgebem der Musiker den erwünschten Vorwand,
das Gehalt der waekem Tonktlnstler auf milirigar Hohe zu lassen. In Afrika
liegen die Verhältnisse ähnlich; die Musikkapellen Terlieren audi dann^ wenn
sie im Dienste eines Häuptiings stehen, ihre gmial-beitel haften Gewohn-
heiten nicht und wissen namentlich von vornehmen Fremden, die ins Land
koinnit'U. (hirrli niu.sikalisrlie Huldigungen Gesrhciikt' /u rTpres^en. Der
.laiuiiHT eur(>[)il ischer Ueisender über die dtinli siliHuerlii'lien Lärm der l)t'-
geisterten Künstler gestörte Nachtruhe hallt aus zahlreichen Berichten wieder.
In Ermangelung derartiger Opter konaertiert wohl auch die Kapelle auf dem
Markte und sammelt fEbr den Ohreuschmaus die Spenden des Publikums ein,
wift man das in Loanda''), und in Yomba'^ beobachtet hat. Auch Staudinger
sah die Musikbende des Herrschers tob Anassarawa auf dem Markte spielen
und Geld sammeln.''')
Vielfach ist die Musik nur fin wüster Lärm, bei dem es wrd^r f^eschickter
Leitung noch besondrer Übung bedarf. Aber das ist nicht überall so. Die
»H) Craicksbauk, Ein 18jähr. Aufcathalt au der lToldküi>te S. ■J83. — 39) Rain*
aeyer und Eflhue, Vier Jahre in Aaante. S. 87B. Bowditeh, Mitution nach Aschantee.
8. 401. — 40) fiermunn i. M. I). S. VIII. S. .'>l. — 41) Dalsel, Geacbichte tob Dabon^.
8.4! Speko, Kiifdiv kunu' der Xilquellen I. S. :)3'.> — i:t Hart Ii ! S 118 -
44; Cameron, Quer «liirch Afrika I. S. 307. — 4ü) Lander, Reise zur Kifurschung des
Nigers n. 8. 146. — 4«) Manager i. Bull. Soe. Q^ogr. Paria ld78. 8. 16S. Isert, Neue
Reise nach (Jiiinea. S. ßtV 120, — 47) Kniin S, 374. ■ 48 Kamseyer und Kflhne
a. a. (), S. 67. — 49i Tains, Di>= i»ortugiesiB«')i(»n HeüUsungen in SW.-Afrika. 8. lOflw —
50) Lander a. a. 0. 1. S. 76. — .il; H. H. S!. Viö.
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1. KSIMB DKK OKOAXMAnolr.
103
Musiker sind Tielteioht die embni, die eine gewine Organisation besitaeii,
mag sie auch sehr uuTollkominencr Art Bciii. Die Xoignng dazu wird schon
diircli den Umstand unterstützt, dafs ein gewisses Zusammenspiol der Kapellen
nötij; ist, obwohl dio Aii-^i'rfiohe in dieser Hinsieht meist ^erinjj sein dürften;
aber es treten noch weitere rinstiliide liiii/.u. liei ihrtjm Waiiderlehen bilden
die Musiker ohnehin selbständige soziale Unippen, die der Leitung betlürfen,
bei der vieUeichl weniger musikaliache Talente als Oeecd^ftsgewandtheit in
Betraebt kommen; damit nnterliegen die fahraiden Musikanten einem Zwange,
der atieh andre Yon der OeseUschaft losgirfoste nnd nidit durch fWilien-
oder Stanunesbande schon eng vereini^n Gruppen daau geneigt macht, sich
zu oi^misieren, wie etwa die aus allerlei Volk zusammengeströmten liäaber-
haufen'*), oder wie die Rlinden. die in Senegambien truppweise hetteln^»
und bei Kann ein eit^nes Dorf l)esit/,en.'''* ) Vereinzelt kommt unter den
Musikern wolil auch der Fall vor, dafs ein besonders geschickter Silnger
oder TSnaer eine Musikbande in seimm Sold nimmt^ die dann natOrlicb ganz
unter seiner Ffihrung steht. **)
Die grolseren, selahaflen Hofkapellen können eines Dirigenten ebenfalls
nicht antraten. In Uganda sind mehrfach Musikbanden mit einem Kapell-
meister an der 8j)itze beobachtet worden.''*') Bei den Wassibasultanen un-
weit Bukdba atu Viktoria See tritt der Musikdirektor zugleich als Clown
auf''"), während nach Kullnnmns Angahe ein Katikiro, ein Beamter des
Sultans, eine tanzende und lärmende Kapelle von der Seite her dirigierte,
ohne sich selbst am Tanae an beteiligen.'^) „Eine Kapelle,'' schreibt Her-
mann*'"), „die gieiebaeiüg spielt und ianxt, besteht aus einem Topftrommd-
trager, einem Langtrommeltiager und etwa adit Flötisten, deren Instrumente
Terschieden gestimmt sind, meist auf Ter/<. Die Musik klingt melodisch.
Der Langtrommelträger ist der Clowni der Kapelle. Jeder Häuptling hat
m»'lM»'ri' Kapelleu verschieilfiuT iiüii\ die täglich hei ihm spielen. Antrei?ehene
Kreuide werden mit Musik ruii^rhoU.'* Im Sudan ^nel>t es et)ent!ill.s Kapell-
meister, SU au den meisten Höfen von A<lanmua. „Uut*^rget»rdiiete Beamte,"
sagt Passarge "^"j, „sind dw Trommelkonig nnd der Flötmkönig; Sie haben
die königliche Musikkapelle unter sieb, musizieren aber ao^ g^en Bezahlung
bei Festlichkeiten in PriTatkreisen.'*
Unmerkliche l'bergänge verbinden den Beruf des Musikers mit denen
des Tänzers und des Possen reifsers. Die wandernden Sänger des östli«dien
Sudan heifsen bei den Arabern allgemein Ilaschasrli f Spafsniaeher^ während
sie }»ei den Niiim-niam dienelbe Bezeichnung führen wie di«» Prohlituierten;
sie treten auch am Uofe der Häuptlinge auf, wo ilmeu allerdings der Hof-
narr Konkurrenz zu machen püegt**) In Abessinien giebt es gewerbsmälsige
52' Kine solche UäubergenoBHeuscIiaf't si liildert Pa«narff<' (Adamaua S. HiH\.
ö3. f ! i'lhfrr.v, Iteise durch das wistlirhe Alrika II. S. — 54) Dcnham und
Clappertou, Iteieea und Kntdeckiiugoii. S. 562. — 55) Landur a. a. 0. L S. 181. —
66) WiUoit'Felkin, Uguda I. 8. III. — 67) Omf Sehwetnits, Dnrcfa Ortafriln.
8. 12y. — 6h Kit Nordwesten unorer OBtalVikaniHchen Kolonie S. G'.i. ."i'.i M. D. .S. VTl.
S. 61. — 6Uj Adamaua S. 491. — $1; Scbweinturth, Im Ucrzeu vou .Vt'rika II. S. 84. 6d.
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104
IV, HöBSftB OBWRUtitCBR OlMAMIMTIOIttrOBlIBV.
Possen rpifs er. di« bei Festlichkeiten nicht fehlen, über auch hei ^ümtiger
Gelegenheit der Satire hiildigen, letzteres nicht iiiuuer zu ihrem Heile; IIa»
Michael liefa ihrer einst eine Menge niederhauen, die ihn bei der liückkehr
Ton einem veruaglUckteii Foldzuge mit Spott Oberschfitiefc hatten/*) GftwerbHp
malluge TSaaer finden neh noeh häufiger. Oft wird der Beruf nur vorftber^
gelieaid anigefibi, w wenn aicli junge DsehaggamSdchen susammentbun, unter
der FQhrong einer älteren Frau tanzend im LuiuIp iunIuM'/i«>licu und mit
Zeu^t'U und Perlen belohnt werden.*") Diese Mädchen sind nicht Prostituierte,
ein \ orznf;. dessen sich die Mädchen fr'^\vi';';pr algerischer NtnnadcnstHmme
nicht rühmen können, die als Tänzeriniieu rnwli den Städten der Nordküste
kommen. Wandemde Tänzer sah Roget im Uellegebiet*^*), noch häufiger
scheinen sie in Unjamwesi zu sein, wo Tänzer und Tänzerinnen truppweise
umKeniehen, begleitet ton Sangem nnd TrommeladUligem beiderlei Ge-
Bdiledita.*^ An der Goldkasfce finden eich neben den fahrenden TUnzennnai
auch reisende Tanzmeister'^], Adams erwähnt uiulu'r/.iohende Tänzerinnen aus
Benin ^^), wahrend weiter im Norden die Griots das J)d<Miopol des berui's-
niäfsifien Tanzes besitzen und ihic Weiber als Tanzlehrerinnen gesucht sind.**")
Bouche endlich erzählt von dt'r Skliivcnkiiste: „Man sieht Tänzer von Beruf
von Hütte zu Hütte, von Dort zu Dort wandern und ihre Künste zeigen.
Die Zuschauer klatschen zur Begleitung der Musik und des Gesange.s in die
Hände.''«)
2. H«flitiidw«rker.
Das Beispiel der Hi^nstlBer ist lehrreich, weil es zeigt, wie jedes der
kleinen Machtzoitren des nigritischen Afrikas mit Notwendigkeit die gewerb-
lichen Berufe in seine Krdise aiehen und auf sie einwirken mufe. Man
kann weiter gehen und behaupten, dafs das nüuptling.swesen manche Berufe
erst schafft, dafs imtcr seinem EinHufs die Arbeitsteilung Aveiter getrieben
wird, als der sonstiireu Kulturhfibe des Volkes entspricht. So finden wir
au den ..HiU'cii'' der Negerhauptlinge teils die geschicktesten HfnK7\verker im
Dieast»} der Herrscher verwendet, teils neue Funktionen geschatteu, deren
Träger sieh dami vielleicht, indem sie gleidi den Hoftnusikem audi neben-
bei ittr das Volk gegen Bezahlung arbeiten, zu wirldichen Gewerbetreibenden
umbilden. Am Hofe des Muata Jamwo befimden sich neben eigenen Schmieden,
Köchinnen nnd Musikern des Königs auch besondre Haarkünstler*), Ton denm
Beruf sonst in Afrika wenig zu hören ist.
l)iiis man tüchtige Handwerker an den Hof beruft, wird Tnehrfach
erwähnt. Bei den Monbuttu hidten sich die besten Schmiedo in der Kesidenz
Bi) Bruce, Rei»« nach Abcssinieu. S. is'j. - G3i Velkens, Der Kiliiuaodiicharo.
S. «62. — 04) Ball. Soc. Eoy. Belffe de (ieographie lÜiH. i>. 182. — 66) Böhm i. Mitt.
d. Afrikan. GesellHchaft III. S 13 _ ctit Klemm, Kultnrgevehichte IH, 8, ao7. —
ß7) Froin Civiio PaluiiiH t«. tin- River CVmgo. S. 11*. — $8) Lemaire, Africmnea. S. 10». —
69) F. Bouthe, La CVjtc des Ksclave«. S. »7.
1) Pogge, Im Reiche de» Muata- Jnmwo. H. 281.
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2. HoraANDVBHUB.
105
dea Fflnten auf am Hofe too Uganda befand sich ein kSni^dier Messw-
fldmiied, aulserdeai an. Aulaeher der RutdenstoffGibrilcatiOB, der vielleieht
Hofhandwerker unter sidi hatte, und in Dahomeh, wo die Amazoueu ihr
schon erwähntes Töpfermouopol ausübten, waren Gold- und Silberschmiede
am Höf», beschäftigt. Die Berichte aus Dahomeli lieweisen freilich, daf3
diti Gunst des Hofe« ein s+>br zweifelhaftes Glilck st-iii kann. Der König
liehte üs, tüchtige Handwerker an den Hof zu ziehen und ausschliefslich für
seine Zwedce arbeiten m taaeen, beiahlte sie aber erbirmlieh oder ftberhaupt
nicht und wirkte so eher aerst9xend als fSrdemd auf den. (Jewerbfleifs nn.
Auch andenrftris, wie a. & in Pentian, führen die an den Hof beni&nen
Handwerker ein unerfreuliches Dasein, da die zeitweilig nicilenauschende
(ieldflut in den oberen Regionen hängen bleibt und kaum ein Tropfen auf
»ie als die bedetituu^'slosesten Anhilngsel des Hofwesens herabfüllt.
In Afrika ist dcr^lfichen freib'eh nicht t!lu;i'nK'iii. Leute, die t'iut'n
selbständigen Beruf haben, werden wohl überhaupt nur in der Weise beschäf-
tigt, daTs «ie einen Teil der Produkte an d«ai Hof abniliefem haben und
den Best seihet verwerten dürfen; in diesem Yerhiltnis dürften die Elefanten-
jager, die s. B. am Kilima-Ndjaro ?i^fiidi von Häuptlingen in Dioost
genommen werden^), zu ihren Herrn stehn, oder die Flufspferdjäger, die dem
Hofe des Manitsereiches angehören^), zum Herrscher dieses Landes. Es
wiederholt sich liier im Grunde nur in j^öfserem Mafsstab« der Zustand
halber Abhängigkeit, in »iem viele gewerbtreibende Sklaven sieh ihrem Herrn
gegenüber befinden, ja die Erscheinungen sind oft geradezu ideutiüch, ila
nach einer weitverbreiteten a&ikaaischen Rechtsanschauung die Unterthanen
eines Fürsten nichts anderes and als seine SUsren.
Die für Afrika typische Entwiddung ist in diesen Beispielen noch nicht
gegeben. Um sie zu verstehen, ist es nötig die afrikanischen Regiernngs-
und Hofverhältnisse mit wenigen Worten daxanilflgen,
Die Hfuiptliiij^schaft ist bei den Negern ursprunglich nichts weniger als
eine reine Autokratie, sondern enthäH, auch wenn sie stark umgebildet ist.
zum mindesten noch Iteste einer früiieren, eng mit der ganzen Voiksentwick-
lung verknüpften Organisation. Das Sippenweseu, das hier wie überall mit
totemistisohen Vorstellui^wi verbunden war, ist in Afrika meist sehr dem
StammesTerband gegenüber xurückgetreten, an dessen Spitae der Häuptling
steht, ohne dafs es doch seinen Einflufs ganz verloren hätte. Die den Sippen
vorstehenden natürlichen Ffihrer, die Ältesten oder Einflulsreichsten dieser
grofsen Venvandtengruppen . blMen eine dem IT;iuptling zur Seite (stellende
UatsTersammlung, für die der Kiir/ie wegen der anspruchsvolle Name Kron-
rat gewählt sein mag. Ob die Sijijion dabei noch mutterrechtlich organisiert
oder schon zum Vaterrecht fibergeguugen und in der Auflösimg in patriar-
dialische Familien begriffen sind, ist snnichst bedentimgslos, nur dafr sich
S) Casati, Zehn Jalire in Aeqnatoria L 8, 117. — 9) Laffitte, Le Dahomi.
S 1Ü4. ~ 4 Volken«, Der KiHmandwcliBfo. 8. t4&. ~ 5) Holu1>, Sieben Jahie m
Sadafrika II. & 156.
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106
IV. Hdmnm nKwntmcBii OiinAiasATinKsroMMRK.
mit Bunehmoider AnflSmmg BAtttrlich Auch der Emflolli Termindert Ifan
■oUte uun erwarten, daTs »ich aus dieseu gesuudeu Anfangen eine Art
geregelter Volksvertretiuig entwickeln niiirste, aber der allem freiheitlicheii
Wesen wie aller l{c;^pliiiiif«ij^kpit ttoiiI^ m'inMtiüjc ('liaral<t«'i- des Negers sorjrt
dafür, lials die" ur^iniltiLrli*!"«" Kigeuart des Kruuratä bald zersetzt iiud ent-
stellt wirtl. Allerlei Wünit utriiger, die ihr Amt der Willkür des Häuptlings
verdanken, werden in ihn aufgenommen und drfingen die ursprünglichen
Beiflitser in den Schatten, Verwandte des Königs treten an die erste Stetl«^
gcffQgige Bklaven ersetzen die freien Ratgeber, und suletzt besteht oft der
ganze Kat ans einem \nmt zusammengesetzten Haufen uohst einigen Beam-
ten im engeren Sinne, die ihres Amtes und meist auch ihres Lebens wenig
sieher sind.
Aus tli»'f>t'in Wimvarr alicr cutwickelt sirh riii iKMier Zustim«!. \ im
der Masse deü Krourats bugiuiieu sich einzelne l'erütuieu abzuheheu, deueu
b^immte Aufgaben der beratenden und ausführenden Gewalt zufallen; zum
Teil sind es Tenitorialhilupüiuge, denen die Verwaltung der Terschiedenen
Besirke des Landes anTertrant ist, zum Teil aber auch Wfirdentriiger, die
man mit den Ministern der Kulturreiche vergleichen kann. Im Sudan ist
diese Umbildni^ vielfach schon weit fortgeschritten, im heidnisclien Afrika
wenigstens in ihren Anfängen zu erkennen, und in beiden Fällen wird sie
für die Tlandwcrkcr bedeuttmirsvoll und trägt zu ihrer Organisierung bei,
freili(!h auf zwei ganz verschiedenen Wegen: entweder erscheinen die Ge-
werbtreibenden selbst uder doch die Tüchtigsten unter ihnen als Mitglieder
des Kronrat^ oder bestimmte Würdenti^^r werden au ihr«i Vertretern im
Krourat enuumi
Am hautigsten treffen wir im Rate der Fürsten Gewerbtreibende, deren
Beruf erst durch die Bedfiifiiisse des Hofes geschaffen worden isi Den Scharf-
richter, der vipl]eiebt an erster Stelle 711 nennen wäre, kann tuan nicht \v<dil
zu den Ge werbtreibenden recimen, wohl aber den Kncii tnit meinen Benifs-
verwandten. In Uganda gehören dem Hate aufser den wirklichen Häupt-
lingen der Oberkoch und der Oberbrauer an*^), in Dahomeh zahlte der Ibd-
koch xa den hohsa Wfirdeuti^em'), und in Aschanti spidte dieser Beamte
der einen goldenen L9ffel als WfirdezeichoD trug, eine grofise Rolle.*)
Dasselbe gilt vom Oberkoch am Hofe von Nupe") imd vom Obermund-
schenk imd Oberkttchenmeister in Boniu^**); in Jakoba findet sich auch ein
flofschlächter.")
Andre Gpwerbtreibende gelantien seltener v.w sn holien Khren. Auch die
Mubiker Ulli Hofe des Kazembe zählen nur zum niederen Adel**), uml dafs
der Trommel- imd der Flötenkönig in Adamaua keine hohen Beamten sind,
ist schon erwähnt. Wenn am Hofe des SandehlHrsten Semio jeder sdner
(' Wilson-Felkin, T^-jnmla I. S. '.)8. 7) Laffitte, Le Duhouie. S. 81» —
b) ilamse^ vr und Küüue, Vier Jahre iu A^autv. ü. 92. — 'Ji l'ust, Alrikaai»chti
Jttriftpradens I. S. 836. Roblfs i. P. M. K. 1H72. 8. 87. — 10) Rohlfs, Uod vmA Volk
in Afrika S. '.)<j. — 11) Uohli's, ^uer durch Afrika n. 8. 156. — IS) Taldes, Six
yeara of a travellers life ia Western ATrica II. 8. 231.
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2. Bonumwwmat.
107
Kriegihwiptleute in^eicli ein Handwerk treiben nrab**), so liegt hier wohl
mittelbar ambischer oder europliMsher Einfltifii sn Gnunde, aodab das sonst
sehr interessant« Beispiel nicht ganz in die zu besprechende Reihe gehört.
Bestätigt wird diese Vi riiiutuntf durrh die Angaben Le Slarinfls. Der Ol>ei^
häupiiing der benachbarten Hakara ist von phemahgen siuhtuisrlicn Sklaven
unige)>pn, die in iigyptiHchen Diensten allerlei Handwerke und I'ciiigkeiten
gelernt haben und deshalb aufserordeuUich geschätzt werden, Dagegen
fluiden sich su Pagueai in Fnt» der Schmied, der Sdrahmacher und der
Qriot als Hofbeamte, unter denen der erste und der letate besonders ge-
sehätet waren; jedem im Ort* geschlachteten Stiere erhielt den Kopf der
rjriot, Eingeweide und Lenden der Schmied, die Haut der Schuhmacher. '•')
Dieser Fall ist um so merkwürdiger, als in diesem Gebiete die Griots und
auch dip SrhmiPflo cinr halb «Tpfurchtete und halb vciacbtctf Kasto bilden.
Noch beuierkeubwerter aber ist es, dafs der llut'sclimied <^ugleicii die Auf-
sicht über seine Genossen hat und anscheinend auch ihre Abgaben einzieht,
die in Gestalt von Eisenwaren an den König geliefert werden. Hier trelm
also schon die finaosiellen Rflcksichten hervor, die anderwärts den weiton
Fortgang der Entwicklung b^jflnstigt haben. AJs Parallele ist va erwähnen,
dafn in Sana der Schmiedeobermeister zu den Grofsen des Reiches gerechnet
wird.
Wo die Knnia:??tuacht sich nicht übermäfsig entwickelt hat, können Ge-
werbtrpibend^' »ucli wohl durch ihren Reichtum Kinflufs und Würde erlangen.
So beruhtet Klose au« Kete im Hinterlande von Togo, dafs die dort an-
gesiedelten Hanfsa ihren eignen Oberhäuptling irahlen, dafs aber andi einige
pririlegierte grolse Schlächtermeister xu den Hiuptlingen gerechnet werden.*^
Einen ganz eigenartigen, echt afrikanischen Entwicklungsgai^; hat die
Verbindung der Hiinptlliigsmacht mit dem Gewerbewesen am untem Kongo
eingeschlagen; die Neigung zu Miuinpolen, die allen Negern im Blute steckt,
und die Freude an geheimen Verbindungen wirken hier zusninnien, um eine
ganz l>esnndere Organisation hervorzurufen, (iber die leider bisher, soviel »ich
übersehen lüfst, nur ein einziger brauchbarer Bericht vorliegt. Es sind die
Angaben Liebrechts*'*), die hier ihrer Wichtigkeit wegen im Zusammenhang
folgen mögen.
„Die Dörfer der Eingebomen,'' schreibt Liebrechts, „U^an oft gruppen-
weise zusammen. Sie lelien auf Gegenseitigkeit und ergumen einander ge-
wissenuafsen. Jede Gruppe hat ihre mehr oder weniger ausgeprägte Spe-
cialitüt! Die eine VietrcD^t den Fischfang, die andre er/en<^ PHlmwein; eine
dritte widmet sich dem Handel und ist der Banquier der andern, der Alles
was von aufsen kommt, der Gemeinschaft zuführt; die nächste hat sich die
Arbeit in Eisen und Kupfinr vorbehalten, sie fertigt Kri^- und Ja^w^en,
yersohiedne Gerfitschaften n. s. w. 19'ieniand aber kann das Gebiet seiner
18) Ouatin in Monvement Q^^n-aphique 1898. R 280. — 14t Boll. Soc. Roy. de
Belffe r.eogr 1»'J3. S. :U ir.i Uetquard, Reise in Westafrika. S. 145. ^ 16; H. H.
•S. 6U4. — 11) M. D. S. IX. S. 208. — 18) Mitgeteilt von Lemaire, An Coogo. 8. 67 f.
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IV. HdHKRK niWKBBUCBK OrUAXIMATIoMIFÜKMKM.
Sondeithatigkeil fibemchraiten, ohne sich der Q^ahr eines aUgemeinen Ver-
nijEi aussuseizen.
,,Es verstf'lii sich von selbst, dafs die arbeitsam str Gnippe auch die
reichstf^ sein wird. Da uun Reifhttim imd Macht sich j^eru verbinden, so
bihlen sieh in dm Dörfern \'fn'ini;fun«ren, die sich bestreben alh? Frucht
der Arbeit an sich zti reifsen. Zu die»em Zweck wird ein Einverstiindni»
zwisdiea dm Ifiluptlingcu^ den Fetuchpriesiem ond den f^Bchicktesten Ar-
beitern heigeetellt, und diese Yerbindiing, die schon an und für eidi sehr
machtig ii^ giebi sich überdies den Chandrter der Heiliglceit! Die Geschick-
lichVcit »1» I Handwerker wird aus einer 'nbernatflrlichen QueHe abgel. itci
Diese fu'scllschaften erklären, dafs Niemand (»hne grolse (ietahr ähnhehe Ar-
beiten uiitfruohmen krmne; die Masse des Volkes wird also «rewaltßam der
Möj^liehkeit Ixraubt, ihre Gesehieklichkeit tVir die Arbeit r.u zeigen. Da-
gegen arbeiten die ßegUnstigten trotz ihres lieichtunis mit einem über-
lasehenden Feuereiferi müssen sie Übrigens nicht allen AnfordMungen zu
genügen soeben, für die sie sieh (mit welcher Absicht, haben wir eben ge-
sdien) das Monopol gesichert haben? Man glaube ja nicht, daHs sie be>
sondre Eigenschaften besitsen. Wie oft habe ich die Eingebornen mit halb-
lauter Stimme sagen hören: ,,wir könnten diese Arbeit auch ausführen und
besser .il« dieser oder jener, aber sip sind alle Fetisehleute, die znsammenbaltf'n
und uns bei dem geringsten Versuche, den Stand der Dinge zu äudern, töten
würden.*^
Diese Angaben bestätigt Masui*'), der von den Schmiedel insbesondere
sagt: „Die Schmiede sind oft Leute von Bedeutung ... Sie besiteen den so-
genannten Fetisch, der ihnen gestattet diesen Bemf auszuüben, und die Nicht-
eiugewei Ilten sind übenengt, dab es unmöglich sein würde mit ihnen au
wetteifern/*
Wabrfscbfinliili ist diese f>Hit nfrikanischf Ortranisation de» (Jewerbes
weiter verbreitfl. ;ils sich zuniichisT ••(kennen läfst, weiiij^stens in den Gebieten,
in denen Geheimbüude vorhanden sind; auch l>ei den Kafferu deutet manche«
auf ihr Dasein hin (vgl. 8. (33j. Sie ist beseidmend fQr die Art, wie der
Neger und insbesondere der westafrikanische das Problem der Arheiterrer-
einigung anMst, falls es überhaupt am Horisonte seiner Oedankenwelt er^
sdieint.
)i. (iewerbeanl'seher am Hofe.
Dafs Handwerker selbst als Vertreter ihrer ßerufgenossen iui Krourat
ersHif inf»!i. ist ver]i!iltiiisiiiiifsi;^ selten; weit hUuKger sehen wir als Aufselrer
und Fürspreelier der Gewerbtreibeudeu l'ersönlichkpitf'ii »»rseheiiieii, die an
sich nichts mit den ihnen Unterstellten zu thun Imbeu, sondern durch den
Willen des llerrHchers zu ilu-eni Amte berufen worden sind. Diese Ver^
haltnisse aber haben eine Vorstufe, deren Kenntnis die Einsicht in die auf
diese Weise entstehende Gewerbeoiganisation sehr erleichtert
i'Jj D'Auver» ä üaiizjville (Lemaire, Au Uongo. tS. öUj und Maaui ä. 2bl.
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109
Afrikoiiiache Reiche gröfaeren Umfangs sind selten einheitliche (iebiide,
und am a]l«rireiiigsteii smd djM die Stwten in der etknographiachen Miachzone
des Soden, in der sich die Terediiedeiurtaii YoUcselemente wixr dnxcheinamder-
sehieben. Dee Oberhaupt dea Staates^ daa dieeea Eouf^omeral von Stiunmen
zu leiti'ii }iat, ist gezwungen, durch Pereöulichkeiten seines Tloiea mit den
einzelnen Volksgruppen in Verbindung zu bleiben, und diese Gruppen seihet
wieder iiit'iHsfn den dringenden Wuiinrh liefen, am IhA'f ilurfli Männer ihres
Vertrauens vertreten 7.n sein, in dersi'llx'ji \\ Vise, wie in pruiutivereu Ver-
hältnissen die Sippeuiiüuptt r im Krourate erscheinen. So entstanden Hof-
Smter, die nrsprfinglick Angehörigen der verscbiednen Stamme, be»onder8
natfirlich den Unterabteilmtgen des eigentlicfaen HerFScberrolkos anrertrant
waren, und deren Inhaber imgleicb irgend eine andre Fonktion aiuflbten.
In Adamaua ist das an islamitischen Höfen noch recht gut zu beobachten,
„üewissennalsen als Beamte," schreibt Passarge*), „sind auch die Vertreter
der verschiedenen Nationen aut'zu fassen, wpIcHp an kfineni ^röfspren Hofe
fehlen und den Titel Galadima führen. So ^iebt es fast in jeder Starlt
einen (iaiadinia der Fulbe, der Araber, der Kauuri und der Haufsa, in Jola
sogar für jede grofsere UaaTsaproyins besondre Konsuln, z. B. für Muri,
Sarii^ Eano, Sokoto, Katsinna, sogar fttr Gobir. In Ngaondere hatten anek
die Baia nnd Mbom ihren ChUadima. Die KonsuLi haben die Lttetessem
ilirer Laudsleute beim Snltan /.u vertreten, und sie vermitteln Oberhaupt den
Verkehr zwischen jenen und dem Herrscher, bringen z. B. dessen Befehle
ihren Landsleut^'n gegenüber 7:nr Aiisflihrnngf." Viplfiich lifluen freilich dio
Verhältnisse nicht mehr so klar, uiul die Willkür der Fürsten hat weniticr
geeignete Peraonen, selbst Sklaven, auf diese Posten berufen. Zustünde
dieser Art traf Nachtigal in Dar-For: eine ganze Anzahl von Hofömteru
aoUte dem HcHrkommen nach mit Leuten aus den einxelnen Stammesgruppen
der For besetit sein, doch wurde diese Vorschrift nur noch mangelhaft be-
obachtet. Einem besondem Beamten war die Aufsicht über alle Leute
anvertraut, die ohne Btammeshäupter im I>ande lebten, sugleich war er
Ol)f'rsi:]iiii-friilit<'r. - 1 In VVadai wird (]\p Stelle der Stamm es Vertreter von
Beamten eingemunmen, die bestimmte Distrikt»' vertreten, m Borau erscheinen
beide Formen der Verwaltung, die tribale und die territoriale, neben einunder.
Schutzherrn der Fremden sind im Sudan noch häutig zu finden.'') In weniger
kultivierten Gebieten muTs sich ja ohnehin jeder beeilMi, sich unter den
Schutz eines Miichtigen zu stellen, den er durch Geschenke gOnstig stinuni*)
Erinnern wir uns nun, welche aufserordentliche Verbreitung das Stam-
mesgewerfae in Afrika besitzt, so wird die Art und Weise leicht verständlich,
auf die man zn Vertretern der Handwerker am Hufe ijeliin«?en nmfste: Viel-
fach wird der „Kiuisnl" einen Stuninn's damit zugleich eine bestimmte
Gruppe voll Gewerbetreibenden vertreten haben, etwa wie der Abii Dschin-
ginga an Hofe zu Dar-For, dem die WoU- und Haararbeiter, eine besondre
1) Acbunaum S. 4ft. — «) a 8. HL S. 481. — :ij Vgl Hartmann, Die VflUter
Afrikiw. S. ti». — 4) tivnaiieiea daraiier bei Poit, AfUkaiiische Jurüitrudeui T. S. 176.
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uo
rV. HaoMt onranuouc OsoAmAnomro«»!!.
ftng dem For^taaun abgraveigto Grup|>e, unterstellt w»m'^) Es bedurfte
nur eines Schrittes, wn ancli Uber die sieht als Stamm Tereinigten Hand-
werker Beamte SU setcen und daniit die BerufsgeuoBsen zu einer (gewissen
Organisation zu awingm oder doch ein GefUhl der Gemeinsamkeit in ihnen
XU erwecken .
Indes würden die Regierenden kaum ein grolkes Intrn'üse au diesen
Einrichtungen haben, wenn nicht ©iu andrer entscheidender Beweggrund
hinsatiite, wamlifh der Wanaeh nach einer geordneten Besteuerung der
Gewerbetreibenden. Hier liegt die treibende Kraft der gaaaen Entwicklni^.
Alle Beamten, die im Kronrat einigemafiMMi den Ministem Europas eatr
sprechen, sind in Wirklichkeit vur allem Finam&heamte, die weniger die
Aufgabe haben, das \\ Ohl ihrer Scliutzbefuhlenen zu fBrdern, als für richtigen
Eini^nf? und reichli< lit'ii Ertmg der Stenern zu sorgen. Natürlich worden
sie aul diese Weise, da sie cui Mittelglied zwischen dem Ffiiston uiul l»e-
stiniuiten Volksgruppen bildeu und die Bedürfnisse und Wünsche beider
zu Tereinigen haben, gelegentlich auch zu Fürsprechern der ihnen zur Aus-
beutung Überwiesenen, denn sie tbuem klug die Henne nicht sn schlachten,
die auch ihnen selbst goldue Eier legte. Wie bedeutend fibrigens die
^ gewerblichen Abgaben sein können, beweist die Notiz Nachtigals, dafs zu
seiner Zeit in Dar-For jährlich etwa KKJIKK) Stück BaumwoUgewebe als
Steuer eingingen, während Jinffenlcin die Grundsteuer und ein Teil der
Zölle in denselben Stoffen erlmljtMi wunU'u.^l Es* sind niclit an erster Stelle
die Handwerker, die ihre Aufselier am Hofe haben, sondern die Fischer,
Jager n. dgl. sowie die Kaufleute und Marktbesucker. In Loangu guli es
Aufseher des Marktes, der Gewässer und der Walder, die im Grunde nichts
anderes als Sieuererheber waren ^, und der fflxadt^Mmuäaiet^ von Dahomeh
hatte auch keine andre Aufgabe.**) Im Marutsereiche, wo die Haupt« in kfinfte
des Fürsten ans Domänen fliel'sen, sind die \ frliültnisse entsprechend ge-
ordnrt. ,,\ i*rs( 1 iclf n»« ^^^■il^ll'nträger," schreibt lloliilr l „sind als Unter-
h;iiiptlui>rt\ Vue-Stiitthalter, als höhere und niedere Heanite iilter LjrnCsere
und kleinere Städte und Dfirfer, l)eschränktere Landstriche und über Kolo-
nien gestellt, die für den König allein Ackerhau, Viehzucht, Jagd und
Fischerei betreiben. Allein auch die nicht solche Kolonien Beaofsichtigeu-
den haben über die Erwerbsawe^^e in ihren Niederlassungen und Land-
strichen zu wachen und auf die Regelinäfsigkeit der Abgaben ilir Haupt-
augenmerk zu richten/' Zum eugeron I?jit des Fürsten gehörten hier aulser
dem Scharfrichter und mehreren l.eil»iir/ien auch der Aufseher der in der
Kesideiiz uugesieiielteu Fischer und der obeisle Kahnnufseher. Auch au den
Höfen von Adamaua findet sich ein „Wasserkönig," der die königlichen
Bote beaufsichtigt und au Flubübergäugeu Steuern erhebt'"), und in Logone
sah Nachtigal einen ,^ierm. des Fisdiiangs'' und einen „Herm des Waldes
6) S. 8. nr. 46S. — 7) Projart, (3eachiohte von Loango und Kakongo. ä. III.
De^raiulepre, Beim nacli der westlichen Kflste von Afrika. 8. 92. SS. — 8) Laffitte,
Le Dahom«. S. 164. — V) Kaltunkixxe 8. 20. — 1U> Pa»xarg«, Adaniai». 8. 4»o.
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B. CtswiniAtTtuB AK Hon.
III
und Wildes," deren Voi^änger der Sage uach die unprüugliclieu Herrscher
dM Landes waien, aidi aber kaltiviertonm Emwandennn nnierworfan qnd
desL Rang der obersten Hofwttzdentrilger «haUen batieiL**) Wahxscheüilieh
bandelte es sich um Stamniesvertreter, die zugleich als Finanzbeamte Ton
ümn mit Fiadberei und Jagd bescbüftigten Schutzbefohlenen die Abgaben,
zu erheben hatten. Auch ein Hafenmeister wird hinr crAvinnit.*") Tn Dar
For wieder hatte ein besonderer Beamter die Houigsteuer einzutreiben,
während die Masse der übrigen Abgaben an einen Generalsteuereinnehmer
zu zahlen war.'^)
Die Beamim, die fiber Jagd und Fiieherei gesetzt sind^ bilden bereits
den Übergai^ zn den eigentUehen Gewerbeaulsdieni, die im Sndan Ttel&ch
vertreten sind, so a. a. in Katsena^ wo ein Minister der Färberei und des
liaiulels waltete.") Dab sie in dem ▼erhaltnismäfsig hochkultivierten Bomu
ielili'n, prklart sii li wohl aus der von den Kfjrschungsreisentlfn oft ^erühmtnn
Ihuulcls- und ( iewiMbefreibeit, die in difSfiii iieiche herrsrlitf und ilen Huiiclel
sowie die gewerblichen ThiitigkeJttMi. weuiu;steus solatit,'»' t'lirlicli gehaud-
habt wurde, aulscrordentiich begiai8tigt liat. ' j Ajiders m Dar-For. Hier
fuid sieh unter den Uofbeamten der Abft'l Haddad oder Mirong Sajal, der
das Oberhaupt der Schmiede war, ihre Abgaboi an Lanzen, Worfeisen, Messern,
Äxten u. 8. w. einzuziehen hatte und seine eignen Einkünfte ans derselben
<^lle schöpfte'*); er gehörte zur höchsten Rangklasse und durfte kein SUaye
sein. Zu ihm gesolltf» sieb uIh weniger angesehene Beamte der nhpii er-
wähnte Aufseher der WollarlifittM-, der Chef der Lederarbeiter utul t-ndlicl)
der Hen" aller ZeltniuchiT, Leder und W'iittimii/enu-beiter, die ita uumittel-
baren Dienste des Königs standen.") In Baghiniu erscheint neben dem Ober-
heniker, dessen Einkllnlte zum Teil «is den Kleidern der Hingerichteten be-
stehen, der Chef der Musilcanten, iri&hrend ein Eunuch Oberhaupt der Schmiede
ist und Abgaben von aUm im Lande gefertigten Lanzen, Messern und Ketten
bezieht; nur die Wurfeiseii in 1 steuerfrei.**)
In Wadai ist der Schmiedesultan 7.u einer seltsamen Kicrur geworden,
wohl unter dem Eintiuls der nllirenieinen Verachtung, in der die Schmiede
stehen. Wenn er zugleich als Schatteuküuig auftritt, so vereinigt er in sich
zwei Eigenschaften, die au sich nichts mit einander zu thuu haben; derartige
Sohattenkönige, die entweder Reste froherer Djnastieen sein mögen oder den
Zweck haben, Zaubwei und bösen Blidc vom Hemcher abznwendoi, finden
sich aneh sonsi^ ohne deshalb im Zusamm^ihaiig mit dem Sehmied^;ewerbe
zu stehen. Über den Schmiedesultan von Wadai sagt Kat litiifal: „Au sich
von geringer Bedeutung und dennoch in vieler Beziehung den V^orrang ein-
nehmend, ja dem Scheine narh als wirklicher SultHii Itehandelt, ist der Snlta-uel-
ITaddadü (König der Scbuiiedej, ein mit den Kialdeiuen des Sultans ausge-
statteter iSchatienkönig ohne wirkliche Macht. Seme Fraueu beüken, gleich
11; a. ä. II. S.öaö. — It) U.S. H. S.bül. — Iii) S.S. m. a.426. - U) Uarth II.
a 487. — 16) Bohlfi in P. H. E. 1B«8. S. 60. S. ü. U. S. 690. 16) B. 8. ITI. 8. 4«7. —
17) 9. lU. S. 4S«. — 18) 8. 8. n. 8. 615. — Itt) ä. 8. HI. 8. «S4.
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113
IV. HuBBin OBWBiiBuoira OaoMiBATioinrosiaw.
denen des HeRtchen^ Haliab&t) seine Tochter Mefram (PHinessm); er het das
Venecht, ror dem Sultan nnbedeokten Hanptes, mit dem BemAs bekleidet,
sa ttveliMiieii. und anf einem Teppich, va sitatm. Seiner Verwaltung gind die
Schmiede unterstellt, über welche ihm allein die ßechtsprechung zusteht.
Er mufs im Qorän belesen sptn, ist Leiliarzt tlos jjnnxen könij^lichon IFanses
uml darf als solclier don Harem betreten; sein tnmritrrs Amt ist es :iu<b. bfi
dem Kegiertmgsantntl die Brüder, resp. die Netieu uud Vettern des Sultans
2u blenden. Es gehört femer zu seineu Obliegenheiten, wöchentlich den Kopf
des Sultane zu raeierenf auch hat er den Leichnam des verstorbenen Sultans
snm Begräbnis yoiaubereiten. Von seinen Qaasi-Unterthanen hat der Sultan
der Schmiede die Spaten, Beile^ Messer, Lanzen und Ketten einzuziehen, welche
dem König als Steuer entrichtet werden. Die Zahl beläuft sich auf einige
tausend StücV von jeder Gnttiinjj — , und seinerseits emjifnnt^t er den vierten
Teil der Gegenstände, die er abbefert." Die Zw itte^^*telllm•r dieses Seliinieib»-
sultans ist eine Ausnahme, die sich aus histori.scbeu tirimden erklären imiii.
Sein Berufsgenosse, der „Fürst der Eisenarbeiter'' zu Jakuba im UaulkUaude,
ist einer der angesehensten Hofbeamtoa, der ein prächtiges Gebäude be-
wohnt"); übrigens seheint er seihet das Gewerbe des Schmiedes m treiben,
bildet also eine interessante Übergangsform von den Handwerkern im Krourat
zu den GewerWaufsehern. Es mn^ übrigens daran erinnert sein, dafs im
Haufsnlande an den Sehmieden kein Makel liaftei.
Im .lakoliH erscheinen aueli andere (iewerbeHulselrer oder Oltermeisler unter
den llufbeamten, wenn sie autdi dem >Selimiedesultan an Eiuliulk nachstehen;
ttohlfs nennt ausdrücklich den Marktsultan, den Schlächter- und den Schneider-
saltan.**) Sie sind ebenfalls, obwohl Hofbeamte, doch sngleieh wiricliehe
Meister ihres Gewerbes, ebenso wie der Schmiedeobermeister zu Saria, der
au den Grolsen des Reiches gerechnet wird.--) Auf diese Weise entsteht ein
viel engerer Zusammenhang Bwischen Aufisehem und Schutab^ohlenen, als
das sonst der Fall ist.
Dieser eni^ere Zusamniensi hhifs wird aucb in anderer Weise vorbereitet,
durch die Neigung zu gemnuLsamer Arbeit nänilicb, die gentde primitiven
Völkern eigen uud eines der mächtigsten Hülfsmittel ihrer Thätigkeit ist.
Über diese Erscheinung und manches andre, das sieh an sie knüpft, giebt
Karl Büchers Werk über „Arbeit und lUiTtbnus^' erschöpfende Auskunft.
Hier mag an die Art gesellschaftlicher Arbeit erinnert sein, wie sie in den
Manner- oder rieiueiudehSusem Melanesiens!, Afrikas und Südamerikas üblich
ist, in denen sich die Männer zu gemeinsamen .Mahlzeiten uud (jelagen, aber
aueb zur Arbeit versammeln. In Alrika finden wir noch ein ganz typisches
Beispiel lu \Va«lai. „Sind die Dörfer,'* schreibt Nachtigal-^), „einigermafsen
bedeutend, so Huden wir darin drei öiFeutliche Hütten, von denen eine für
die „Alten'' (Solo), eine gleiche für die Minner von 25 bis 50 Jahren (Turrik)
und eine mdlich für Jfli^linge bestimmt isi Sind die Dorfer klein und
80) Rohlfa in P. II. E. 1872. H. 64. — Sl) Rofalf«, Laad und Volk in Afrika.
H. 108. — 22) H. H. H. 694. — 28) 5. S. Ol. 8. 244.
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S. GcwnauLinmnnm ah Hovk.
113
iiriulich, so haben sie mindestens eine als Moscbee zu ])ctmifhtende Hütte,
in welcher Schnle abgehalten wird, die im Lande nmherziehenden angehenden
Oeldhrten (gewiisermaben BettelatadeiLten) wolmdn nnd Beismide Herberge
finden; der Lehrer oder Geistliche sprioht in ihr die tfig^Uchen Gebete. Neben
dieser Hütte ist danu ein Schattemlucli errichtet, unter dem die Mumer den
Tag verbringen, Baumwolle spindelnd, webend und iwbend, was neben den
Landarlteiten ihre Hauptbeschäftii^tini; bildet." Wenn wir anderwärts Hand-
werker truppweise arbeiten sehen, wie die Weber in Jakoba"), die Schmiede
in Urua*'^) oder die in Futa, die gewöhnlich zu dreien eine Werkstatt be-
nutzend^), so ist das möglicherweise ein Nachklang derartiger Verhältnisse,
und auch dort, wo die Schmiede ab Veroamtnlmigaort ua^ PUraderwinkel
dient, hat man wohl auf eine letste Erinnemng an die gemeinsame Männer-
arbeit zu schlieleen.
Ein weiterer Beweggrund zum Zusammenschlufs ist, wie schon erwälmt,
(lio nlli^cniein hcrrsclif'iulc < unvoliuheit, dafs ;uif den Marktplätzen die Vpr-
kiiul'er ein»' lu'stinuuti' Onliiunt; ♦'inlialtcn, und dais also auch die Hand-
werker, die ihre Erzeugnisse vtrkaufeu oder auf dem Markt selbht arbeitpn,
ab gemeinsame Umppe auftreten und so auch ohne weitere Beeinflussung
ein Gefühl der Ziuammengehörigkeit erhalten, teils den Aufsehern und
Steuererhehem g^mfiber, die ja fast nirgends ganz feUen, teib gegen-
über dem handehlden und scbiicheniden Publikum. Nach imtm hin wird
sich dieses riefübl in ein<»r gewineu Sdbstsucht und g^enseit^^ Beanf-
sichtipnng' iinfspm.
Dit st' Markth('x.i('liunn;pn werden dort, wo gn'ifjiere städtische Siedelungen
entsttdteu, leicht zu duueruder Genieiuschat't. Auch hier wirkt wieder die
Stammesverwaudtschaft mit, die an und für sich schon dahin führt, dafs die
Stamme^enoBsen, die ja oft zugldch dasselbe Gewerbe ansflheni in besondem
Quartieren zusammen wohnen die Handwerkerquartiere adbUeben sich dort,
wo sie bestehen, wie eine selbständige Ergänzung an. Unter den zahllosen
Stadtvierteln von Katsena erwähnt Barth auch die der Schuhmarhpr, der
Weber und der Sattler*"); in Aifadt -^ war ein Quartier der I^erarbeiter, in
Kuno ein Viertel der OrobseluiiitMli-. -•^)
Im Sudan ist endlich der Eiutluis vou aufseuher uitht zu verg^V'^sen, der
den dortigen gewerblichen (iruppeu eine grofse Ähnlichkeit mit den im ganzen
islamitisc^ieik Gelnefce verbreiteten Handwerkerrerh&nden giebt, die ihrerseits
freilich auch an die Stammesoiganisation ankuttpfen. Li Marrakesdi z. B.
hat jedes Handwerk seinen Vorstdier (Amin), und dim einzehien Zfinften
sind besoudre Plätze und Strafsen als Wohnort angewiesen.'") Derartige
Vorsteher hndeu sich in den Haufsalämlem mehrfach. Staudinger^') nennt
einen „Obersten der iäcblächter", und in Jakoba hat, wie erwähnt, jedes
•2i) Rohlfs iu \\ M. K. 1H72. S. 57. — 25) Lemaire, Au Oongo. S 16
S6) lifcqiiard, Keiae uaeb WcHlatrika. 8. 241. — 27) Vgl. darüber llatstel, PoUtittchu
(teognijihie. S. 874. — S8) Barth S. 9». — 89) Bartli L S. 497. n. 8. 141. —
SO) Lenx, Ttmbaktn I. S. 856. — 31) H. H. S. «0&.
SsliNri«, Um »Mluiiiwlw a«««ibe. S
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114 nr. H^Bwn oBwnBuon OnauauTioimyomaiir. — S. GximkBArr«tiisii am Hont.
Hmdwerk Mbanat (HwrmtiBter.**) Aneh Aber d«i Obermeirtear d«r Sduniede
in Sana und di« fßvweABtkaStf von Grobsdumeden, die an ihn Abgaben
nhlte, ist schon beriehtet worden (& 72).
Die innere Organisation der sudanischen j^XLafUt" scheint sehr wenig
entwickelt zu sein, da das Fehlen aller genaueren Angaben wohl nielit aiis-
schliefslitb mangelnder Beobachtung zuzusehreiben ist. Es liei^t das }i;in|>t^
sächlich daran, dufs der ZiisaniinenHchlufs aus rein fiskalischen Gründen vun
oben her bewirkt worden ist, ohne daXs ein lebendiges »Streben von innen
herant diesem aofsem Zwang Miteproehen nnd ihn schlieblieh ttberflünsig
gemacht hStte.
32) Bohlfa, Land and Volk in Afrika. S. 108.
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V.
Absatz gewerblicher Erzeugnisse.
1. Das Marktweeen.
Der politiacheu Zerteiluug der Negerrasse iu kleine Stamme und Dorf-
gemeinflchaften., die in der Regel nicht »Ue ihnen notwendigen oder et-
nünBchten Bedtlr&iaee selbst eraengen können nnd Tiel&eh sogar ihie
Thiltigkeit fast ausscliliefalieh einem bestimmten Zweige der Produktion
widmen, entspricht ein reges Verkchrslebeu, das im Msrktwesen seinen
t^-pischsten und vfrbrt'itptstcn Auadruck findet.'! Mag es sich im Mnrkt-
verkehr anfh in erster Liuic um den Umsatz von Nahnrngsmitteln hamleln,
wie auf maiuhen Kongomärkten, wo die Kluis- und Uferbewohner ihre
Fische gegen die Bananen der Biuuenstiinune austauschen'), so bilden doch
deneben eneh die gewerblichen Produkte wichtige Gegensifinde des Handeh,
ja sie erschein«! vielfiich als jene bewef^che Zwischeuachieht des Tanaeh'-
verkehn, die man als Geld zu bezeichnen pflegt. Die Wichtigkeit des
Marktwesens fllr den Absatz der gewerblichen Produkte erfordert es, dals
ein t^b(>rb]i( k über die Art des Marktverkehrs im allgemeinen gegeben wird.
Sie zeitxt in Afrika «'ine grol'se Übereinstimmung.
Zunächst wäre über die Art und Zeit der Märkte Einiges zu sagen.
Aus der ganzen Entwicklung des Marktverkehrs, der ja nicht die Mitglieder
eines Stammes oder Dorfefi unter sich Tsrinndet, sondern zwiseheo. geirainten
Gemeinden und Stimmen Termitteln soll, geht schon herror, dafb nr^rOng-
lieh die Maiktplatate nicht in den Ortschaften liegen, sondern im Grenzsaume der
Siedehmgsgebiete. Heute noch ist das vielfach so, während anderwärts sich
um die l^fiirktstellen neue Städte gebildet haben, deren glänzendstes Rt^i
spiel Tiiiihuktu ist.*) Bei den Galla werden die Märkte unter fvcieui
Himmt'l iiu günstig gelegenen Punkten abgehalten, die von den verschiedenen
Teilnelimern leicht zu erreichen sind.^J Im Kongogebiet liegen die Markt-
1) Anmialmieii hommeu aUexdinga vor, wie denn a. a. die Tavnde nadi Zenken
Angaben keine Märkte besitzen, sonileni hrKlisd-iis Ix i ^,'('\viast'ii Fcst*ii (incii j^erinff-
fSßigen TauKobbiindel treiben (W. D. S. VIII. S. 04). Kine ü.bnlicht> Angabc am« deu
Kougobeckcn hat F. Thuuner (Iu afrikaiÜMlien Urwald, S. 'iü). - :!) Am Ltüongo nodi
V. Franfois, Erforschung des Twbuaiia und Lnlongo, 8. 76. — 8) Leus, Timbakta II.
a. 148. — 4) Panliticblce I. S. 8121
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ue
V. AsaATC aswMBUcatn EiuniraNMiB.
plSise weit entfernt toii den Orlsehaften, oft auf Hflgeln^), odea' m iind
GrupBtae mit Bchattigen B&umen*); am Kilimandacharo, wo es ttbeiiianpt
keine geMhloflsenen Dörfer giebt, sind natttrlich aneh die Märkte der ein-
zelnen Landsehafteu frei flogen.') Ein Ntichklang dieser Verhältnisse,
dereu Entst^^huiif; j^leichzeitig auf die Furcht vor kriegerischen Verwickhiugen
zurück}/*^lit, dürfte es sein, wenn in nmnehen Ortsdiaften Duhnmehs '/war
die kleinen, für die Kinwohner sellist hestiiiiiiitt'n Märkte innerhalb der
Mauern, die grolsen von Fremden Itesuchleu dagegen auTäerlialh ahgehalten
werden.") Wo dagegen geordnete Verhältnisse herrsclien, wie im Sndan,
liegt der Markt meist innerhalb der Stadt und ist Ton einer Menge von
Hfitten oder SehftttendSchem bedeckt^ die Ton den regefanälsigen Besuchern
besogeu werden.") Stelleuweise niimnf der Markt hier sc]i«)n dais Wesen
einer dauernden Verkaufsstätte, eines l^azars an, wie der zu Danipa, den
Uajol s'childert; er lindet Infr in einer engen Strufso täglich statt, und die
KauflfMitf hezieheu teils die Häuser der Stral'se, die zu Magazinen um-
gewandelt sind, teib besondre Verkaufshuileu.
Die IDirkte worden flherall in regelinäfsigen Zwischenraum«!! ahgehalten,
kleine Lebensmiitehnfirkte vielfach täglich, z. B. in Kuka") oder za Kobe
in Dar-Por. In beiden Orten fand daneben am Montag, in Kobe anch
am Donnerstag grofser Markt statt.'*) Auch im Knngolande werden nach
den Angaben Masuis (S. 00) nehen den grofsen llauptmärkten täglich an
dt>n Kamwa?ioiistrurst'ti klfine Lehensniittt'ltnHrkte ahgehalten, lalu ■^fiiaiiiit.
Wo der Isliiiii lit-irsrlit (nitT iloeh seinen KiiiHuls geltend macht, «Iii dient
meist die sieheiitiigigt* Woche als /eitniais, so hei den üalla"), in vielen
Orten des obem Nigergebietes'*) und in dem ishunitisch beeinflnfaten
Hinterland von Togo, wo z. B. in Dadaura jeden Freitag Markt statHindei*^)
Garua am obem Binue besitxt einen Marktplats in der Stadt, wo sich tög-
lich Verkäufer einst+dlen, und einen aufserhalh der Mauern, der jeden
Mittwoch bezogen wird."') Seihst am Kilimandscharo ist die europäisch-
arnhische Woche nnifsgcbend, da jede Landschaft an einem htsthiiniten
VVochentaire Diren Markt abhält, Marangu am Mittwoch, Mamlm am Ihens
tag, Kilema am DoiuiHrstag.''^ Wahrscheinlich gilt die islamitische Woche
aueh sehon im Hinterland Ton Dahomeh, wenigstens lassen die Angaben
Duneans, dafs in Kassokaoo dreimal, in Qrejapojee aweimal, in Badnguay
und Bamay einmal wöchentlich Markt stattfindet darauf schliefsen, obwohl
5^ Bentley, Life oii tbe Cougo s. 53. Westmsrck iu Bull. 6oc. Uikigr. de
Uüe 1888. S. «08 — «) »tftniey, TbrouKli Lbe dark coaynent n. 167. Clav« in
Bull. AmericBii (J^M gr Sik. XXV. S ;m. 7) Volkens, Der Kiliin«Dd*rhiiro. 8.2»». —
8i Duiitau, Reisen in W. >t ,if'i ik.i II S -in .M", '.•! - PiiHHurge, Adumauu. .S .'1
H. H, S. Ü14. — 10/ Bayol in Ueviio Muritimt' et Colouialc .S. 532. — 11; Rubits
in P. M. R. 1808. 9. M. Rohlfs, Land und Yollr in Afrika. S. 77. — 12) S. III.
S 2.H1 — mi PftulitBchke I. S. II I^ii v l in Boll. Societe «ie < ««.ffraphie,
l'iiri« 18H1. S. 147 (!inllir- II S .\ iid erso n , Jouniev to MnsHnhT S «'»4 711 tOi» -
lf»> Miscliiich in M. l>. .S. IX, S. m;{. ~ 10^ TaKBarge, Adumuuii S Hf.. 17; Vol-
le ena, Der KiliioandMbMro. 8. 23». — 18> Reiiwn in Wi^tafrika 1. ü. 14». 177. II.
8. 2. II».
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1. Das MABSTwuKf.
117
Verwechslnngeii mit der Negerwoche in diesen wie in andern FlUlen nicht
anegeschlonen sind.
Im echten Negergebiet kennt man die siebentägige Woche nicht; an ihre
8teIIe tritt nieist die viertägige, über deren Sinn und Entstehung hier nicht
wfiter gehandelt werden kann. Vor allem im K(>iigt)beckcn ist sie gebriinch-
lich iukI txiebt d:is ZoitTTiafs tfir tlen Marktverkehr ab. Wir finden sie in
dem TeriiältiiiijuiiUiiig kultivierten Küätengebieie von Luauigu'*'), aber auch
am Stanley-Pool, wo «He vier odi»r acht Tage in den einzelnen Orlschafteu
Markt gehalten wird**) Johnston sagt gana im allgemeinen^ da& die Woche
am Kongo Tier Tage hat^ deren einer der Markttag heilst. Diese Beadch-
nung kaini natürlich nicht überall demselben Tage gelteil| sA>er auch davon
abgesehen erscheint die Angabe etwas zweifelhaft, du vielfiich, wie .Tohnstcm
selbst zTTsrirht und von andrer Seite bestätigt wird*"*), nur alle acht Tatje
Markt .statttiadet. Wanl gieltt die Xiiineii der vier Tiige (NKandu, K Knn.su,
N Keiige und N8onai und tilgt hinzu, duin au jedem Tage irgendwo Markt
allgehalten wird.*'') Nach Danco lauten die Namen bei den Fiote nhandu,
okomso, nkes^e und nsona; die MarktpUltEe nennen sich danach, indem
ihrem Namen der ihres H«rkttages vorgesetzt wird, z. B. Nsona-Kibalca^
Nkandu-Kinigila, Xkonzo-Kania.-^) Die viertägige Woche beeinflnist das
Marktlebeo auch weiter im Nonlwesteu Afrika«. Am imtem Niger ist in
den einzelnen <Men «^ewöbnlieh alle vier Taire Markt-''!, ebenso in Weidah,
worüber allenliugs wulersprecheude Berichte vorliegen '''j, imd bei den Evbe-
Xegeru der Sklaveukuste.-')
Vereinzelt kommt tmeh eine fünftägige Periode vor, so stellenweise in
Togo") nnd in Kong.*") Auch in dem Bakubadorf Jbanschi war eine
fAnftagige Marktperiode eingefllhri'^ Dieser Wocheneinteihing entspricht
wohl auch der Markt bei Lobethal an der KamenmkQ^te, d< r alle 10 Tage
abgehalten wird.") Eine sechstägige Woche scheint daneben auch an der
(Miineakfi''tp vdr/.nkonimen nnd die Marktzeiteu zu bestimmen. Lander
endlich erwähnt einen Markt am uniern Nigerufer, der alle ncim Tage
stattfand.*')
Die kurzen Perioden entsprechen der Bildungsstufe und auch der Pro-
duktionsweise des Negers; von längeren ist nur ausnahnuweise die Rede,
l'J) BaKtian, I^ngoküst«! I. S. •»OU. - 20; Bentley, Life on ihr <' t,gu 8 63. —
•Jl) Jühnston, T'er Konj^o S. 103. — '2'2i Nipperdey i. Kovuc Colnniale liiUrnationule
J8«7. «.206. — 'iü) .»Olim. Antbrop. Iniit. 24 (189&). S. 'iUl. — il Bull. Soc. Iloy. tleogr.
d'Anveni. %l. S. 36. BCatui (S. 9») hat die Namen Kaodu, Kouo, Kenge, Sono. Wo
nur aller arhl Tape Markt istt, heilst die marktln-;^ Woche Oududo. — 2.5) Allen and
Thouirion, Kxpodition tu thc lüver Ni|^r I. S. — i6) Isert, Neue Heise nach
Guinea. S. li'J. 131. Nach Bosman (S. 18t) wurde er lüle drei Tftge abgebaiteB. —
a?) ZOndel in ZeitBchrift der OoselUchaft für Krdkunde in Berlin ist?. S. S»3. —
28 Plehn in M. !>. S. IX S 123. Flal! in Mitl. d. (JeoKr <!es. .I' iui \ III. S 121. —
5äd; Binger in Bull. Soc. de (ttiogr. comuierciale XIL .S. 74. Monnier, France Noire.
8. S09. — HO) Wolf, Im Innern Afrika*. S. S48. — Sl) Dr. Prenas im KolonialUaU
189S. S. 45«. — S2i IIull H. a. 0. S. 121. .\danin, From Cape ralmas to the Biru
Congo. JS. 8B. 38; Lander« Keise zur Erforachong dea Nigers Ui. ä. 79.
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118
V. Absat« onrBSBMOHii EnnuainsMi.
io bei den hellfiurbigeii Somal und Af«r, die in der H»upisacbe JahrmSrkte
haben**); lenegambiacfae JalmnSrkie erwibnt bereits Dapper.^)
Die Tageszeit, zw di r der Marl<tverkdir stattfindet, ist nicht überall die-
selbe. Bei grofser Nachfrage fällt sie — wenigstens für gewisse Waren —
mit dem Tagesanbruch zti^ftniniPt). wie in Ktika, im allf^fnicinen aber scheint
mehr der Mittag, Nai liiiiittu^^r und Abend bevorzugt /u sein. In den TlanfRa-
ländeni beginnt der Markt meist um l Uhr oder währt auch von '2 — ü Uhr;
.bei grolser Hitae hSIt man ihn bei Einiaritfc der Dunkelheit ab.**) Zn
Kpando am Yolta wihrt er Ton 9 — 8 Uhr"), in Kong beginnt er um 9 Uhr,
iet am belebtesten zwiaohen 4 — 6 Uhr Naehmittags nnd endet mit Sonnen»
Untergang.**) In Egga fand der Markt Abends statt . ebenso in Tsthamba
(Togohinterland) von ö — G Uhr Abends.^") Die Wahl des Abends erklärt
sich wohl ab^eseliori vf>n der Ilücksicht auf die Temperatur daraus, dafs die
Verkäuferinnen erst nach Abschlufs ihrer sonstipen Tagesarbeit den Markt
beziehen köimen; gröfsere Märkte, deren Hesuclier von weit her eintreffen,
«ind veniger an dien Rflebicht gebunden, können aber in Anbetracht des
Wegefl, den Tidle Verkaufer aurackimlegen haben, aneh nieht wohl in der
Morgendämmerung beginnen. Verimltniimäreig frfih und von knraer Dauer
sind die Märkte am obern ri>an^i, die meist Morgens von 8 — 10 Uhr ab-
gehalten werden.**) Auf den Märkten zwischen Itanana und Stanley Pool
gtellrn sich die Händler mit Stoffen und Sklaven gewe"hnlirh arit frühesten,
etwH um 7 Uhr, ein, ihuni kommen die Viehliiindler, zuletzt die Fruvieii mit
ihren Körben, in denen sie aufser Nahruiigsniittelu gewölmiich auch Laudea>
•toffe und nmatige EraeugnuM dee Ibnaweifa herbeibsingen. Um 1 Uhr
sieben sich die Frauen wieder surfiek| die Männer bleiben noch zum Pafan-
weintrinken.**) Dafa kein wilder Wettbewerb atattlindet, und nicht vor der
Msrktaeit mit dem Verkauf begonnen wird, dafür snrtrfii die >Tnrktaufseher,
die nirgends fehlen; am Kongo wird der Markt vielfach in aller Form durch
Trommelschlag eröflfcet^*'), und in einer Msindigostadt, wo »5 — T(MK) Besucher
versammelt waren, hielten die Marktaufst lier vor Beginn des Geschäftslebens
eine Ansprache an die Anwesenden, worin sie alle zu Frieden und Ordnung
ermahnten.^)
Um das Marktweeen auf feetoi Boden au stellen, hat der N^er flberaU
einen groJaen Schritt in der Selbalaucht vorwarta thun und eine Art Völker-
recht schaffen müssen, dessen erstes Gesetz überall ist, dafs die Märkte neu-
tral sind und keinerlei Feindseligkeit auf ihnen verübt werden darf Aua-
nahmen konunen uatttrlich vor; dafs am uuiem Niger die Märkte trotz üirer
84) PaulitBohke I. S. S13. 3.V) Dappcr I. 8. 420. — 36) II. II. 6U. ~
AT) Hall a. a. O. 8. IIb. — 88) Mouuicr, France Noire. 8.210. — 89) Lander a a. O.
1. S. 117. ISS. — 40) Graf v. Zeoh in M, D. S. XI. S. 137. — 41) Le Marine! in Bull.
Soc. Roy, üelge fle 'ii'oprr ii<<J3. S. sc. 42» Wcstman k in l?n!l ?*nr Ut-og^r de Lille
1S88. S. iOü. Nach Masui (S. 7u. beginnt am mittleren Kongo der Markt gow-öhulich
switcheii 10 und 11 ühr morgens und endet swiscben 8 und 4 Übt nadmiittagB. —
48) Jamaaon, Forscbuni^en und Erlebniflie im dnnkelaten Afrika. S. 149. — 44) Ander-
son, Jooniej to Musard«. S. 7Q.
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1. Das HABKTwcBinr.
119
Neatnüütifc saweiko der Flflndenuig Twfidlen, wird «nsdraeklicli beieiigfc^);
bei den Nomadenstäronien det« (")stH(rhen Sudan iai es nach geschehen,
dafs ein Markt scheiubar erf'ittiift und dann das znsammengeströmte Volk
niedergeniptzplt Ts-urde.""'! Im aligemeinen aber wird mn dpn Negen» der
Marktfriedpii streng und gewissenhaft a«fre<?ht erhalten ; In ispielgweiRe gelten
bei den Evhe, den lialuba, übrigens auch bei den Somali die Märkte als
etreng neatnd^*), tmd in Njangwe iit nieht nur der Markt selbit nentnl,
•ondeni auch der Weg dahin.**) In Loango ateben die lIBrkte unter könig-
lichem Schiita.^ Um den Frieden ku aichem, ist es olt Terboten, Waffni
mitzubringCDy wie vieUadi am Kongo*^, oder es mUssen die Gewehre durch
Entfernnnf; j^mvisser Teile unbrauchbar pfemarlii worden, während anderseits
die Marktwärhter mit geladenen Gewehren bereitstehen.''') Kein Zwint wird
geduldet, kein Messer darf im Streit gezogen, selbst Schuldner dürfen nicht
Terhaftet werden. „Die Strafe für alle diese Vergehen ist der Tod, und viele
Mündungen vergrabener Gewehre ragen am Mark^lats hervor und warnen
andre fViedenasbSrer for einem gleichen Schickaal," berichtet BenÜej.^
Nach den Ai^piben Olaves wird jeder, der Im Streite das Ueaeer sieht, ge-
rteinigt und in einer Eeke des Marktes verscharrt, worauf man in den Grab-
hflgel eine alte Muskete so einfrniht, dafs der Kolben nach oben sttdit/"')
Ohne Milshelligkeiten geht es natiirlieh doch nicht ab; von Lander wurde
zu Kakuiida am untern Niger ein Talisman verlangt, der allen Murktstreit
hindern und dailurch den Handel nach dem Orte ziehen sollte. An den
Kebenflfleaen des Kongo acheint audi nicht flberaU der Fortachritt so weit
gediehen m sein, dafs vollkommener Harktfiriede gesichert isi Anf den
Mirkten am obem Ubangi geben die Manner nur ihre Schilde einem ihres
Stammes in Verwahrung, behalten dagegra ihre Lanzen, und so kann es
nicht fehlen, dafs zuweilen blutige Zusammenhitöfse auf dem Markte vor
kommen.'"'') Auf einem Markte der Hakiil)a, Ibannehi, beobachtete Wolf sogar,
dais die Leibwache des Hau|)tlmgs Kukaugo selbst den Markt plfinderte/"*)
Viel trügt uatürhch der Verkauf geistiger Getränke zum Ausbruch von
Zänkereien bei; in manchen Ortaohafien der Mandingo hat man deshalb die
45) Allen and Tboni8on a. a. 0. I. S. 808. — 46) Schweinfarth, Im Herzen
von Afrika I. 8. 108. Bioe »hnllflho Niedertiftchtigkeit begingen arabisebe Sklavn*
händler zu NyanfTwe (Livingstone« let/tf Kcisf II. S. IGl*. - 47i WisBuiann, Zweite
iHirchquerang Afrikas, ä. ou. Uurnberger in F. M. 1867. S. ö2. Uaggenmacber in
P. H. E. 1976—7«. S. 87. — 48) Gameron, Quer durch Afrika II. 8. 4. — 4«) Batlian«
LoangoküBtv I. S. aou. - .Wi Jamesoa a. a. O. fi. 171. Bentley. Life on ihe Congo.
S. 53. Westmarck n n n S 201» — »l) Lemairc, Au Congo. S III - 52) Hcntley
a. a. 0. Ö3. — Hull. .\tuorican Geogr. Hoc. XXV, ö. a'J6. Todeastrafe für Markt-
friedeiuübraeli erwftbni auch M. Tschoffen in Btdl. 8oc. Boy. Belg« de Q^ogr. 1896. 8. 968.
flbcnso M. d« 8aegher (Len ("oututuefi de» Indig^ne«. S. Nach letzterem berrscht
auch vielfach, fȟt>abl der Marktfriede verletzt ist, vfiliige Anarchie bin zur voIUogeoeo
8vUinc, und allen dubci entstehenden Schaden hat der Anstifter der Unruhe und seme
Familie in tragen. E« ist so «in alter, bei Naturvölkern weitverbreiteter Rechtabraacb
:uif rIaK iMiirktwcsen übertrrt^n — 5i) Laader a. tk, 0. III, S. 61. — 66) L« Marinel
a. a. ü. S. 26. — 66) Im laaera Afrikas. Ö. iäO.
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120
vornniiffi^'t' Mnrsro^el ergriffeiii den Verkauf von Palmwein auf dem Markte
ganz /u vcrbif'tt'u/")
Immer liiitleü wir eine oder mclirere IVrsouen mit der Aufgabe betraut,
den Frieden des Marktes nu waJnt'u, Am Kongo sind es meist die Häupt-
linge, nach denen auch der Markt genannt au werden pflegt''^, die auf dem
Flatae die Ordnung aufrecht erhaltm, zuweilen ttbemimmi auch ein alter
Zauberer, der aich Tielieicbt noch mehr Respekt au Tenehafien weib, dieses
Amt -''^) Wissmaiin schildert sehr anschaulich, wie auf einem Balubamarkte
der Häuptling Ordnung hielt, unterstützt von einem halben Dutzend von
Wfichtem, die als Zeichen ihrer Wilrde eine breite Axt über ihrer Schulter
tni|^eii und beim treriii^steti Streite Ua;6wiselit'ii tnitfii/") Wo geordnetere
stuatliclic Zu&täude lierrschen, ist der Marktmeister ein besonderer ik'auit«r,
au dessen polizeilichen Au%iübeii auiä die Pflicht tritt^ die Marktabgaben zu
erheheii. Diese Al^^aben finden sidi flbrigexts sellMit in sehr primitiven Ge-
bieten und sind eine Haupteinnahmequeile dn> Häuptlinge. Im Aruwimi-
gebiet l)eträgt die Marktsteuer '/j^ des Wertes aller angebruehten Waren*'),
in Nyangwe '/.; ' lo» "H"' zahlen die Verkäufer die Abgaben beim He-
girm des Marktverkehrs.'- ; Wer daf^ejren den Hakuhnmarkt Kubuo besuchte,
mufste dem liäuptliiij^ Kukaii^o drei Kauris 74ihieii, ottenbar olxne Rücksicht
aul den Wert der Waren. '''j Auf dem eben erwälmteu lialubamarkte er
folgte die Steuerzahlung in echt afirikaniacher Manier. ^In Unterbrechungen'',
sdureibt Wissmann**), „fOhrte Easchama vom Geachrei der Menge begleitet
auf dem Ahr ihn gewahrten freien Platze seine 1%nze auf, bei denm groteske
Sprflnge und indeceutes Köllen in den Hüften sich abwechselten. Es näherte
sich nach jedem Tanze, ebenfalls tanzend, ein Weib und stellte vt>r dem
Platz des Häuptlings ihre Marktabgabe nieder, .lede rTenieinde, tiereu Ver-
tretei- /.um Handel hier ersclicinen, muls dem Marktnbersteii einen Tribut
entrichten." In Hondei wurden früher von den Häuptiingeu Marktabgaben er-
hoben, die ind^ jetzt abgeschafft sind; jeder Verkäufer hatte «n StQck der
von ihm a^sebraebten Ware abzugeben, die Getreidehandler ein bestimmtes
M»Im Katüf die Bleischer ein StUek Fleiseh.*^) Die emfiu;he Methode, die
Verkäufer beim Betreten des Marktes zu besteuern, wird anscheinend auch
in den kultivierteren Strichen meist geübt. Auf den Marktplätzen Adamauas
erhebt ein Heamter von allen angebrachten Waren einen zehnprocputigen
Z(dl luid führt vcm der Einnalune Vj, an den König ab, während der Rest
ihm selbst gebührt""); dieser Marktzoll ist abgesehen von freiwilligen Ge-
sehenken die einzige Besteuerung, der die Fremden unterli^ra.*^) Aach in
Weidah gab es einen Marktvogt, der zugleich die Abgaben eintrieb*"), in
57) .Vuderson, Journey to MiiHardu. S. 71». — 58) Leiiiiiire, Au ("ongo. S. Iii.—.
ä'J) Johnxton, Der Kongo. 105. CO) W i s ^n» sviin. Zweite Durchquerun^. S '.)'.< -
61; Uoget iu Bull. Suc. Roy. ßclge de G»k)(fruj)hie S. Iii, — 6"J,i \Vi>ii>maun, l nter
dentaehex Flagge. 8. 1T9. — 68) Wolf, Im Innern Afrikas. S. 850. — 64) WigBinann,
Zweite Dnrchquertin^' S ;)',) (•.5) G. Dale, .loiirn. .Xnthrop. Ini»t, '25 (ISUG i S 2:(1. -
66) Paasarge, Adauiaua. ä7. — 67) a. a. O. ä. — 6Hj Duncan, Ueisen in VVc«t*
afcika L S. 11«.
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1. Um Maübtwbssii.
121
Loango gdtdite em Aufoeher «k» ICarkteB und der Zolle 8U dm hohaii Rwehs-
beamten."^ Der Marktüispektor in Kuka dagegen» Handeis- und Gewerbe-
freiheit herrschte, übte nur Polizeidienste aus und l)ewohnte zu diesem Zweck
eino Hütte iniiiittt'ii des Marktes. Stellenweise ist auch die Prüf»infj des
umlaufenden iiddes t-me wichtige Aufgalie des Marktmeisters, <hv im iionl-
östlicheu Afrika deshalb „Vater der Müuze" heL&t^')j auch an der Uoldküste
battm die MarlciMifseher die Qualitiit des Goldes zu prttfen.'*) Die Be-
aehaffenheit der Waren selbst wird im aUgemeinen wohl nur bei einiretoulen
Streitigkeiten b^utaehtet, und nur ans Jakoba wird berichtet^ dafs dort die
auf den Markt {^elirachte Mi! Ii täglich untersucht wurde. '^')
Tutor den Verkäufern herrschen fast fllierail die Frauen in einer Weise
vor, dalk man in ihnen wohl die IVfrrnnd'-rinnon des eigontli« licn Markt-
wesens vermuten darf. Es giebt Märkte im KiliUiandscharogebictc, die iil>t'r-
haupt nur von Frauen besacht werden, ja deren Betreten den Männern ver-
bot^ ist'*) Bei dm Baschiliinge ersf^einen Bur Frauen als Yerldlnferinneu ' '),
an der Goldkfiste bandeln die Hanner nur mit SkUTeo^ die Frauen mit atlen
übrigen Waren'*), und ganz entapreehend der SaeUage sahlen va Itscha am
Niger nur die Frauen Marktabgaben, die Männer nicht.'') Auch am untern
Kongo ist das Marktwesen fast ganz in den Pländen der Weiber'"); Monet")
nennt es eine ,,institution feminine". Dir Miinner bringen, wn sie als Händ-
ler erscheinon, gewöhnlit li nur einige bestimmte Waren auf den Markt, so
bei den Baku))a Ziegen und Palm wein'*), im Mandingolaude Kleiderstoffe**');
am häutigsten treten sie als Yieh- und Sklavenhändler aal
SUaren als Yerkftufer erscbeinen nicht selten auf den Markten. In
Bomu sind es balbfreie Leute, die selbst fttr ibren Unterhalt sorgen mOssen
und nur eine Abgabe an ihren Hemi sahlen; ohne irgendwelches An&ngs-
kapital wissen sie sich durch Sammeln von Brennholz, Stroh u. s. w. leid-
lichen Verdienst zu vensrhaften.***) In Bomiy dagegen stdltt'n sich fast nur
Sklaven als Verkäufer auf dem Markte ein, die im unmittelbaren Auftrag
ihrer Herren deren Waren umzusetzen hatten.**')
Die Produkte der Gewerbetreibenden erscheinen wie alle andern Waren
im Marktrerkdhr; aber mit ihnen angleich besieht meist der Verfolger
selbst seinen Fiats und nntxt, wenn es die Art seiner Arbeit «rlanbt, die
Zeit zur Fm tsi>t/>uii^ seiner gewohnten Thatigkeit aus. Mit Vorliebe sucht
auch das Volk den Markt auf, um Reparaturen an .seinen Gerätschaften ans-
fnhnMi 7M lassen, nnd besondt^is der Hlast-balp: und dfr Hannner des Schmiedes
ptlegcn vollauf Beschättiguug zu tinduu. In manchen Gebieten itcbeineu alle
6ö; Projrart, Ueechichte voo Loango. S. in. — W) S. 8. L S. «?0. — 71) Fau-
litschke IL 8. 187. — 7S) Klemm, Kiilturget<chiebte III. S. 819. — 78) Rohlfs in
P. M. K. 1872. S. r,6. — 74) r. d. Decken, Reisen in ORtafrika I. S. 300. Volkens,
Der Kiliniami!<ebaro. S. 239. — 7.". Wissmann, Vuier (Irtiteclier Flii^^gc. S. «4. —
16) Isert, Meue Reisu nach (iuinea. S. 132. — 71) Lander a. a. 0. L S. 5)7. 148. —
78) Kipperiiey s. a. 0. 8. 20i. ^ T9) Bull. See. B07. G^gr. d'Anven 1886. S. 986. —
80> Wolf, Im Innern Afrikan. S. — Hl) Andentun, Jonm^ tO MoBSrdu. S. 66. ^
82; S. 8. L S. 672. — 63) Köler« HoXizm aber Uonny. & 184.
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123
V. Amats obwkwiucbrk EuEcoNian.
beflMffen BiBmiraran Tim ftufMü wa kommen und die einheimiBehen Schmiede
sich nnr der Angabe zu widmeu, die nötigen AusbeBsenmgen ronnnehmenf
was natttrliolt am besten cur Marktzeit geschieht
2. Handelsbrlteli«.
Das Hervortreten der Krauen im Miirktverki^lir ist bemerkenswert imd
deutet TMdleidit daraufhin, dafs die Hundelübeziehungen zwif»chen den Stammen
Buerat dureh die Frauen angeknöpft worden sind; den Manaem lag, wenn sie
ein BedtfrfniB nach fremdem Qute empfanden, der Weg der Gewalt unbedingt
niher. Theoretiscli lafst sich nucli wohl annehmen, dafs die Frauen, die auf
Kriepszflgen in die Hand fremder St;iinm(' frcriptrn. /.ticrst Verbindunf^en mit
tlir«ti Wrwarulti'ii In tu; »^stellt und damit einen friedlichen Verk<'lir Miififbahnt
ha^)t'n. Weuii ludeHHen dergleichen in Afrika «tattgefuiulcn bat. mi lir^t ihese
Zeit doch zwcifcllo» weit zurück, und wo gegenwärtig Handelsbeziehungen
ZU beobachten sind, die als Vorstnfe des eigentlichen Marktverkehrs gelten
dQrfen, da haben sie fiist immer die Fonn des sogenannten „stummen Handels^.
Bet „stumme Handel" ist nicht auf Afril» besdirinkt; fast aus jedem
Gebiete der Erde werden Beispiele berichtet*), besonders von dortlier, wo
hölier kultivierte Völker mit Wildstämmen in Verkehr treten, um irgend ein
im Handel begpbrt<s- Profbikt r.n orlünirnn Dafs er unmittelbar aus dem
Kriege hervorgegaii<.rrn ist. rrsclH int sein- fraglich, wie selum Petri hervor-
gehoben hat*), und die alrikanisrheu Erfahrungen wenigsteio» sprechen nicht
dafür. Übrigens Huld Bastian auch bei seinem Aufimthalt unier den Wild-
«fömmen der Anden, äaA die Eingebomen Beaiehungen anzuknüpfen wufstoi,
indem sie Ban«»n in der Nähe d» Lagers niederlegten und denn die dafür
zurflckgelassenen Messer abholt«'ii/' i Jrd.'nfalls ist der stumme Handel der
erste Schritt über ein» ii Zustand liiuiiUH, der niclit gerade Krieg war, aber
dnrh in kalter uii<l oft friiHlsclimr A}>s(liliefsung bestand. Als erste An
kuüjif un^->f(>nn bei «len lv<mgostämmen erwähnt ihn v. Fran»,*(>i8,*) Aus Afrika
werden schon ans älterer Zeit Beisiuele des btummeu UandeLi berichtet '^,
u. a. Ton Dappcr, der den Vwkehr zwischen mnhammedanischen Kanfleuten
und einem senegambisehen Stamme folgendermalsen schildertb „Der Handel
mit dem oberhalb der Stadt Jage wohnenden Volke," schreibt or*), „findet
auf gewissen Plätzen statt, wo die Araber ihre Waren an verschiedenen
Stella in besondem Hänfen niederlege, dann weichen und eine ganzen
1) Vj»r «liinilKT u fi. Po«t, Anfanj^o - •^tsiaU- und Kechf nlclicns S. 2W, iiiiH
Leiuurneuu i. ball, de lu sociOtv d'antbruiioiogiu iHU5. 8. 2(i7 11. — ij iUit4«i)uiigüu
der geogr.-conunere. (Imellndiiftft in HL Oallea 1889. S. 6. Der von L. V. Frobeniuv
TOTgMehl;iß(>u(> Ausdruck „Krifj^fshand»-! ' ( r>euts«ho geogiupliischo Hlfttter 1894) ist dos
halb nicht sidir glücklich. — <i\ liaHtiaii. San Sulvador. S. 'joit, — i< Tsohuapa und
Lulongo. S. l^ti. lib. - ' bi Kiac Zugummenstelluug giebl u. a. die 'Skk?.e der Kub-
deckungen und Ni«derlMBung«n dar Eun^sr in Nord- und West-Afrika S. t5S f.
Ein HeiH]iii-I Htuiunion Handels in OHtsfiika erwAhnt v.d. Decken ^teilen in Ostalnka II.
S. 30a). — 6) Dapper I. 8. 420.
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S. HiMDKunlücm. 123
<
Tag wegbleiben. luBwiBohen kommoi die Leute, mit denen lie handeln imd
legen m jedem Heofen ein gewiiees Gewicht Quid, so hoch sie eben die
Waven Mfaitzen, wonnf sie sich ontfeEmen iind beidos, (rnld und Waren,
Heiden lassen. Wenn min der Kaufmann zurfickkommt und sieht, dafs das
(iold dem Worte entspricht, so nimmt er es weg und läfst seine Ware liegen,
flie al)er, für dit er mehr Gold verlangt, legt er auf eine andre Stelle. Wenn
tinnu die Leute, die nicht gesehen sein wollen, wieder kommen, m nehmen
sie nur die Waren an siob, hei denen das Oold fort ist, und legen mehr
Gk»ld zu den andern Haufen, wo das Gold liegen geblieben iel^ oder ndunen
noch von dem Golde weg, des sie ent hingelegt hatten. Dies gesebiebt
dreimal nacheinander, nnd dann ist der Handel vollzogen und geendi<rt. Der
Grund nun, wanun diese Leute nicht gesehen sein wollen, ist die Härslich-
kf'it ihres Körpers. Dtmn ihr Tntprlpil) hänfjt weit nach uiite» und bleibt
immer roh, soiiafs er m der Sonnenhitze vrrlHulcn wflrde, wenn sie ihn nicht
mit Salz bestreuten; das ist auch der (iruud, warum bei ihnen das Sak so
begehrt ist.'' Die Erzählung kann zugleich ali ein Bräqpiel dmr Legenden
dienen, die sich mit Vorliebe an den gdieimnierollen stammen Hendel hnflpfen.
Es giebt ancb Übergangsformen zwischen dem stommoi Handel nnd dem
geregelten Marktverkehr, deren eine in ihrer Art ^ehr inti^ressante Lander
am untern Niger beobachtet hat.^ ) Ein alti« Weib leitete hier den ganzen
Vor{?anjf. ..Niiehdem alle fnnsre Leute^i am Ufer waren, liefs das alte Weib
die Viinis in einer I^inie vor unsern Leuten ausbreiten, jedes Bund alh'in und
abgeson<lert; die \'erkäufer wurden beordert, sich in einige Entfemuug zurück-
zuziehen und gehorchten ohne Weigerung. Der Käufer besichtigte nun die
Bttndel und wenn er emes, das ihm gefiel, weil es die wohlsehmeclcendsten
Yams eoihielt, ausgesucht hatte, so legte er den ihm billig erseheinenden
Preis dafür hm, der au!^ Tneh, FlintenstetnMi u. dgL bestand. Die a1t«> Dame
hatte die ganze Zeit den Bliek darauf gerichtet: war ihrer Ansicht nach der
Preis hinreichend, so nahm sie das Tnch und gab es dem Eigentümer des
Bundes, worauf der Käuier seine VaniN wegnahm. War im Gegenteile das
Tuch oder was der Käufer sonst geboten hatte, der alten Frau nicht hin-
reichend, so liefs sie es einige Zeit liegen, damit er Gelegenheit hatte, noch
etwas zuzulegen, und that er das nichl^ so wurde der Verkaufer Ton ihr an-
gewiesen, die Yams fortnmehmen und aus dem Wege ni schaffen, indem sie
das dafür Gebotene ebenfalls aufzuheben gestattete Dies AUw ging sdnen
Gang, ohne dafs beide Teile ein Wort mit einander sprachen, und der
Ankauf einer hinreichenden Menge Yams beschäftigte unsre Leute drn
Stunden lang."
Dieses Beispiel Liuiders ist, wie gesagt, schon zu den Übergaugsformen
vom stummen Handel zum wirkhchen Marktverkehr zu rechnen. Dafs der
Verkehr anfangs ohne Worte geschieht, ist sicher zum Teil der Sprachnn-
kenntnis zuzuschreiben, nnd wo diese wegfallt, das Mifatranen aber bleibt
kann sieh das GeschSft noch immw in lehr TorBichügm Formen abspielen.
7) Lander, Bdie nr EcfoiMchimg det Kigen HL 8. 144.
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124 V. Abkats «swituLirRnt Eüsituomsw.
ohne dafs man m dock als tySttunmen'' Hand«! bezeichimi könnte. Im Hintor-
laad TOB Togo lebt ein abgeeeUossener, Fremden feindlicher Stamm, die
Kftbivleute, in der Nähe der Statlt Tselianiba, die der einzige Ort ist, durch
den ßie mit der Aufsenwelt in Verbindiin«^ stellen; aber sie besuchen nicht
den uewölmlichen Markt der Stadt, sondern werden in Tsrharnha hpsondre
Märkte t'iir dit' scheuen Nachbarn abgehaltfu.'") Auch im Konj^ogebiet gjebt
es besondre Markte, wo man mit den Zwergen de« Urwaldes Handel treibt.'')
Besonders vortrefflich hat Pawarge die idyllisdoen ZustSnde auf einem Markte
geschildert, der awiachoi eehlecht befremideten StSmmen stattfindet. „Bald
darauf,^ schreibt er bei der EraShlnng seiner Binuefidirt'*), „erblickten wir
am andern Ufer einen Menschenkuftuel und zabbwiche Kanus. That is a
market* erklärte der Pilot. Es war allenliugs eine heitere Art 'Market',
den wir b»»im Vorbeifahren hier zu sehen bekamen. Auf der einen Seite
stÄudfii (iie wilden Miit^chi und bracht.en FeHc imd Fleisch zum Verkriuf,
auf d«r andern Seite die Djikum mit Fischen und Korn. Es waren aber
nur Männer anwesend, und ein jeder stand kampfbereit, Bogen und Pfeil in
der linken, das Spannmesser an der rechton Hand, ?or seinen Sdmtoeu; in
jedem Kanu sab, Bum Rudern fertig, ein Djikuro, denn mit Mord und Tod-
BChhig pflegen hier die Handelsgeschäfte 7>u enden. Wenn dann der Kriegs-
lami ertönt, springt der Mutsrhi ins Gebüsch, der Djikum retiri<it m sein
Kann, IMcile und Scliiiuptmlcti fliegen hin und her; mit dem \'erhi,st von
einigen Toten :iut je<ler Seite kehrt jwle Part^^i lietriedigt nach Hause zuriick."
Man )>pgreilt angesu lits solclier, auf die Dauer unhaltbarer Verhältnisse, wie
sit ii Iii so vielen Gebieten Afrikas Jener strei^f an&echt erhaltene Marktfrteden
herausbilden konnte, der im Onmde einer höheren politischen EntwicklungS'
stufs angehört, ab sie sonst das afrikanische Leben in sich verkörpert
Wemi der Marktverkehr im ganzen aus dem wirklichen Tau.Mrhe hervor-
gegangen sein dürfte, der nur allmählich durch das Zwischenschieben eines
Wertmessers erleichtert wnrde. nmfs beim Iveise]ia)idel, auf den noch ?:nrfick-
zukniiiinpn ist, der ( i fiterunst;insih durch Geschenke eröffnet worden sein.
Durt, wo die Angehürigcu eines Stammes eigenhändig aus dem Gebiete
eines andern Güter entnehmen, werden sie fUr die Erlaubnis sowie für den
Durchsug durch swischenliegende Landschaften Geschenke geaahlt habm, die
erwidert wurden, bis ein regehn&biger Verkehr su stände kam.*') Befindm
sich die begehrton Güter im Besitze eines Fürsten oder vennag dieser sie
zu beschaffen, so übergeben ihm noch heute vicdfach die fremden Kaufleute
ihre Waren als Gesehenk. \vhi-n lüngere Zeit :i»if »»eine Kosten und erhalten
schliefslich die Güter, wie Elfenhciu lulrr Sklaven, als eine Art Geffcnf^es^benk
zurück; in dieser V\ eise verfuhniu iiocli »lie iiialjisclnm Händler in den Wahuma-
staaten'-) und die portugiesischen gegenüber südafrikanischen Ffirsten. ''^) Als
(Iraf V. Zoch i. M. I». M. XI. 144. '.<} Wissmann, Im Innern Afrikiis.
-IM. loi .\dauiaua. 8. 3Ö0. — 11) Letourueau i,in Bull, de la »ocietü d'unthro-
{Kiiu^Me ih'.mV} fliicht allen Handel au» dem AustauBch von Oastgcvchenken absuleiten,
wa« eutachieden zu weit geht. — 12) Emin S. 114. — IS) Serpa Pinto, Wanderang
qmr durch Afrika II. S. 67.
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2. HANINRimXOCB.
125
Bette dieser Sitte werden gern GeBchenke tot Beginn des Handels und als
Zugabe beim Abachluis überreiciht^); andreneiis entstehen ans den Oeschenkeii
fieste Z5Ue und Abgaben. Wie der Geschenkhandel oft eng mit dem Kam-
wanenverltphr verknüpft ist, beweisen die Angaben Frh. v. Ebersteins ülxr
das Ilintpriand von Kihva i Wunijiiulo-, Wiivao . Mbisn- und XindilünderJ.
,,Ü«.M' Kamwaueuinaun/' sihreibt er^'j, „besuchte s^iii»^ durtigeu Freunde und
verschenkte Urnen seine mitgebrachten Waren. Jedem gab er etwas nach
OuMfinItett und lebte dafftr als Gast bei flmen. Warn er dann wiedor anr
Kflste geben wollte und seinen Frennden sein Vorhaben mitteilte, bekam er
Leute von ihnen mit, die ihn zur Kflste begleiteten und die ihre SklaTen, Elüui-
bein, Sesam, Vieh etc. mit heranabrachten. Diese Güter und Sklaren wurden
dami von dem betreffenden Karawanenniann an die KUstenleute verkauft. Für
j»Mle» der verkauften Sklaven bekam 'I«*!- Karawanfumann Wai'en im Werte von
ti h'upifii, für da« ytirkautle Elfenl)eiu Waren im Werte von 25 Rupien pro
Frusiia, tur eine Ziege Waren im Werte von Kupie und fQr verkauften
Sesam Waren im Werte von \ Rnpioi als lUklerlohn.^
Im Grande ftbrt diese Sitte auf eine alte Huidelsfonn zurflck, die
darin besteht, dab bestimmte Personen sich au Vermittlem «wischen xwei
sonst vielleicht nicht sehr befreundeten Stämmen dadureh snsbilden, dafs sie
auf irgend eine Art auch bei dem St«unm, dem sie ursprünglich nicht an-
^f'hnrcn, ilic Ei^ensrhnft als Stiunniesffr'nosson erhalt^in. Vor/ügliehe RpI-
spiele dieser Ankniipt'ungsionn bit-t«'t Australien. Iii Afrika t'rr»>icht mau das
in der Regel durch die Blutbrüderschalt, dalier der VVimscli bei vielen vom
euro|Misehen Handel bis dahin nieht berfihrt«! Anwohnern das Kongo, vor
I^ffoung des HaDdelsverkebrs mit den Europäern BlutbrAdersduift au
schlieCwn.*^ Auch am untern Kongo werden die weifimt HSi^ler, die sich
in einem Dorf der £irigebomen niederlassen, vom Häuptling fornu'll unter
die Zahl seiner Unterthauen aufgenommen, imd zahlen als solche eine en4r
sprechende Steuer ") Bei den Somali wieder kann ein Kaufmann nur dann
in leidlicht r Sicherheit Haiid«»l treiben, wenn er sich unter den Schutz eines
Mächtigen stellt, also dessen Klient wird.'*^^ Die Händler wohnen unter
solchen V<«haltnis8em oft monatelang bei den von ihnen besuchten Stämmen,
ja im Sudan haben die meisten Kftufleute in jedem gröfseren Ort, den sie
regelmälsig besuchen, ihren Haushalt, der von ihren Frauen besorgt wird.
Weitverbreitet ist die Sitte, dafs der Verkäufer vom Käufer so lange
beköstigt wird, bis die Tftuschmtttel herbeigeschiifil sind und Handel
abgeschlossen ist.
Das Schi'iiki'n selbst ist ur!«pr(inglich nur eine besonder»' l''orni iles lialb
kriegerischen, halb friedlichen Erwerbes, wie ihn hewaüuiae Züge oder VVander-
scharai cnlnes Volkes ssn nnteraehmen pHegen: wo der Ansässige, der dem
Marsehe im Wege steht, keine Furcht einfldfst^ wird er vergewaltigt und ge-
14; lieicliard, DeatMchc geographische Uiättcr 164. 167. 164. Wilson,
Wertafrika. 8. 102. 186. 808. — 15) M. D. S. IX. a 176. — 16) d'Hanii in Bull. 8oc
Roy. Beige de Geogr. 1890. S 42. — 17; Philipps in Joorasl Aotbrop. Inst. 17. 8. m.—
18) Hevoil in Bull. Soc. tiäogr. (Jontmen:. IV. S. S67.
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126
V. AbAATZ aEWBJtSLICUlW EaZKlONlSSS.
pldndert, oder man erkauft sieh, wo der Widerataod zu grofs ist^ Darolut^
und Nahrung durch Geschenke. Den Phönizieni, die bald als Seeriiuber, bald
als Händler auf ihren Falirten anftratt^n, fntsjircclieu noch jVtzt Parallelen in
Af'iikH. Die Gebrüder Lauiler niufsttMi das zu ihrem Unglück »rfahren, als
sie dt'ii untern Niger hinabiuhi^n und einer buntbewinipelten HüiuK lsHotte
aus £bu begegneten, die sie zunächst freudig begrüfsten ; ihre Gefühle änderten
sieh aber rasch, als man sie gefangen nahm, ausplünderte und als gute Beute
mit fort fthrte, wonmf es ihnen erst mit Tielor Hflhe gelang, sieh lossa-
kaufen. >>)
Kehren wir zum Markthandel zurück! Ein sehr Charakter istiseher Zug
ist die Neigung dt r ^"t^rki^ufer zum Kleinhandel im oiijentlichen Sinne und
der Widerwille g<'j^en (h-n Umsatz im 'f'xCMeij. Zum T»m1 nia«? sieh das aus
der Unfähigkeit erkliireii, den Wert grülsuTer VVarenpustfn zu l)t'n*c}iiien, zum
Teil aus der l^reiulc am llaudelii luid Schacheru ül>erhaupt, die utieubur &h
poeitives Lustgefühl empfunden und ohne ÜberstOiaung genossen wird, da ja
die Zeit keine Rolle spidt^ ' Übrigens weils man auch selur gnt^ dafs Vertrieb
im Kleinen, falls mau nur die notige Zeit danuf Terwenden mag, sidi besser
be7^1üt macht, wie das Boshart neuerdings treffend beschrieben hat.-"| Dafs
sich diese An.sicht, weim .sie einmal in einem Negerschüdel festsitzt, nicht so
leicht beseitigen läfst, versteht sich von «elbst „Unsre erschöpften Vnriiite,*'
schreibt Naebtigal aus Ngurra an iler Nordgren/.c Hai(hinuis-' . ,.zvvuugi.'u
uns hier üuiu Ankauf von Lebensmitteln, welcher daduicb imuier beschwer-
licher wurde, dala die Beschaffung gröfserer Massen noch weniger leieht ist
als in. Borna. Die Frauen verkanfen von dem gebrachten Getreide nur einige
Hände toU, die sie auf ihren KcH'bdeekeia ausbieten, und lassen, sich durch
keine Anerbietungeu von diesem Detailverkauf, b«i welchem sie am meisten
zu gewinnen glauben, abbringen/' In dieselbe Verlegenheit versetzten den
lleisenden die Fraticn in Sarra, die e))enfalls ihre Waren in .sehr klfim-n
Meni^en verilurserlen. 1 Auch im (i<»l)iete des obern .luba heuhachtete IJoLleifo,
dal's die KaÜeeverküufer den Sack voll Bohnen im Gebüsch verstei'/kteu uud
immer nur wenige Hliide voll stnm Vorsdhein brachtoL^ Stettenweise hat man
veirsiicht^ in diesw Kleinhandel TOn oben her ein gewisses System an bringen
«md auf diese Weise den Verkehr au erleiditem. „Jede Verkäuferin,^ ernhlt
Bastian vom untern Kongo*'), „hat ihre Ware in kleine Stücke ausgelegt,
die meistens jedes den Wert einer Macuta besitzen und dafür verkauft werden.
Es geschah mir versebiedenf Male, wenn ich aus Mifsverstäudnis einen Artikel
zu teuiM iie/alilt, daCs luir tli r Therschufs des Geldes ztirik'ktreireben und auch
nur behalLcu wurde, wenn ich es durch den DulmeUeher ausdrücklich lÜr
ein Geschenk erklären liels.'' Dab dieser Brauch schon aus älterer Z«t stanunl^
beweisen die Angaben Proyarta. „Auf diesen Märkten/' schrnbt er*^), „ist
alle Betrügerei anbekannt, eine Mutter sdiiekt ihr Kind von aeehs Jahren
1») Lander a. a. 0. HI. 8. 187. — SO) Zehn Jahre arrikaniMfaen Lebens. S. filO. —
Sl) S. S. III. S 3-. ^ S S m S 4Ö — -JHi Hall Soiv Afrirana il'ltalia ls'.)4 S 107, —
2i) Bastian, »an äulvador. S. lyj. — Hei Bastian, LoanguküitU; Ii. ä. 81.
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1. HMSiUBBZoent. — 8. VaamuMamu mn» H&iiDiunrOLSiB.
127
hin und weife gewüSi, (Uüb man es nicht hintergehen wird. Man bnmeht die
Spradie niehft an Tentehen, um su kaufen, man dingt aoeh gar nich^ eondem
alle Lebenamitfcal sind in kleine gleiche Teile von einem voi^eschriebeneu
Gkiwicht geteilt, und ein jeder dieser Teile ^ilt eilte Makute. Man ist auch
ebensowenig in fipfahr, in Auselunii; der Güte als in Ansehung der Menge
liiiitergangen 7.n werden Das Sulz und der Maniok des Einen sind 8<> gut
hIh die des Andern. Mau itimmt abso bei dem Ersten dem Besten so viele
kleine Bündel, als mau Makuten ausgeben will, und macht alsdann Andern
Plata."
Eine derartige stramme Ordunng^ die das geliehle Sehaeheni nnd Feilaehoi
last unmogUdi mach^ ist anderwärts nicht QbUch; um so gebräuchlicher ist
es, dafs sich bei allen gröfseren Yerkii i^pii Freunde und Zuschauer mit ihren
liatsclilägen einniisclim, bis sieh hier und du ein wirklicher Stand von Maklern
entwickelt, der bei wiclitii^en Käufen j^ar nicht zu onii^oheii ist.^*) Andrer-
Hßiiä üuclit man das lästige ZwiHcLeiireden PVemder durch besondre Mittel
zu vermeideu, namentlich durch eijie neue Art von „stonunem Handel", der
in dw Weise aligeschlossen wird, dab die Handelnden unter der Hfllle ihrer
Gewänder sich durch HandedrOcke Terstiadigen.") Hi«rhw gehört vielleicht
auch die in Suakin beobachtete Sitte, dab der Käufer so lange schweigend
zum Kaufpreis zulegt, bis der Verkaufer nicht mehr „kak^' (pack dich!) sagt.-**)
Gröfsere Kaufe werden im Budan meist überhaupt iiiclit aut dem Markte,
sondern in den Häusern al)<;eschlo!<spn, um alle Zusi-hauer fern zu halten;
am ubern Niger z. B. gilt dies vom Salz- und Kulaiiaudel.*^} Die besondre
Marktsprache, die in Unyoro beobachtet worden ist^), scheint di^^e^^ nicht
snr Fenihaltang Fremder bestimmt in sein, wenn es auch nicht leicht isl^
ihre wahre Ursache m ernten.
Die Sitte, Waren zu versteigern, die sich in Nordafrika und im Sudan
mehrfach nachweisen föfot, scheint dem islamitischen Kulturkreisc zu ent-
Htammen, und den echten Negern fremd 7M sein. In Marrake><eh ist sie sehr
heli(l)t^'), ebenso in Habat^'), und auch in Kuka erscheint ein vereidigter
Auktionator unter den Maxktbeamten.^j
3. FernhAndel nd HandeUvSlker.
Wenn der Markthandel in seinen Anfängen von den Weibem hegrflndet
sein mag, so ist der Femhaudel Siu;be der Männer; er hat denn auch zu-
nächst PtucTi andern, trewültwunieren Charakter als der friedliche Alarktverkelir,
er erfordert bewatlueteu Schutz und hat auch dantf, wenn sein Weg nicht
durch das Gebiet feindlicher Stämme fuhrt, wenigstens mit den Aufälleu
S6) Vgl. Pfttssarge, Adameoa. S. 17. H. H. S. 013. 8. S. L & 688. «M. Basti an,
Loaugokiifftc II. S. 80. l)ap]M r II. S. l&y. — '21) So in AbeHüiiüeu nach Traub <Bull.
8oc. Neucbat«loiHc de tieogr. 8. 163;. — 28; Burckhardt, Keüen in Nubien.
8. 650. — 2t>) tiing(!r in BuU. boc. de (i6ogr. commerc. XII. B. 81. ^ SO) Em in in P.
H. 1B79. 8. 187. 88<j - si) V. Malixan, Drei Jahre im Nordwesten von Afrika IV.
8. «18. — Leo», Timbnktu I. & m. — »3; 8. ». 1. 8. 680.
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V. Abmts snnniBuoHn EnnooiiiMB.
der Wegelagerer zn lecihiMiL Als seine Uxform darf man die bewalfiieien
ZGge betrachtoi, die zur Aiubeutiing beetimmtor, oft weit entl^^en^ Natur*
admtze uiiternomnieu werden, Untemehmungeni dmen Eigenart man noch
am })t^stt n iiuf australischein Hod^n studiereu kann, während sie in Afrika
sclinii cluruh hcihere Formen venlrängt sind. Hf) uurdt^ von den Dieris in
Südaustralien jährlich eine grofse Expe<lition iia<;h einer Fundstelle von
rotem Oker ausgesandt, wobei das Gebiet feindlicher Stämme »)it unter
faeftigeti Kämpfen zu durchxielieai war, und eine aweite, die aus einer eheo.-
falle aiemlicli entfernten Landschaft die narkotischen Piteheri-^Zweige holte.*)
Diese Zfige wurden natfirlich im Auftrage und Interesse des fpsasan Stammes
unternommen; <ler Stamm sor;^ gemeinschaftlich für die Reisekost, die den
Fortziehenden mitgaben wurde^ und an den mitgebiachten Schätzen hatten
Alle Anteil.
Aus derartigen Unternehmungen kann sich sdir leicht ein Avirkli(*her
Handelsverkehr heraus bilden. Die Fundstelleu weixlen in der Hegel nicht
herrenlos^ sondern im Besitz eines andern Stammes sein, der belnmpft oder
durch GeschenVe gewonnen werden mufs; der Geschoikhandel ist also die
nächste Entwicklongsform, und damit ist dann die Bahn zu weiterem Fort-
schritt ge<">jf!'ru-t. Immer al)er wird der Handel zugleich die Foim des Slam-
meshantlHls haben, der also eine wichtige Parallele zum Stammesgewerbe
bildet oder bes.ser nocli, eine notwendige IDrganzuugi denn beide sind ohne
einander nicht denkl^ur.
Ja Afrika ist, wie gesagt, die Urform des Feruliaudeis nicht mehr rein
erhalten, aber es deuten immerhin venwhiedne Spuren auf ihr Mheres Da-
sein hin. Am besten ist die Entwicklung noch bei gewissen Fisohenrölkem
zu erkennen, die sich, wie die Wattas und besonders deren Zweigstamm, die
Bwajiri auf dem obem Ubangi^ zu Handelsvölkem umgebildet haben. Von
den Bwajiri schreibt Le Marinel-): ,,Bei niedrigem Wasserstand verbissen
manche VVattjis, uanieiitlich die Bwajiri, ilirc Dörfer für zwei bis drei M<inate
und entfernen sich weitliiu, um an Orten zu tisehen, die um diese Zeit
günstige Be<lingungen bieten. Sie führen so ein mtinadisches Leben, denn
Weiber und Kinder nehmen an der Arbeit Teil. Oleichzeitig treiben sie
Handel. Auf diese Weise entfernen sich die Bwtgiri 100 — löO Kilometer
von ihrer Heimat und kommen zu den Inseln und Slromschnellen von Zongo,
um zu fischm und mit den Bakas zu handeln, denen gegenüber sie sogar
die Haltung von Eroberern annehmen." Die letzte Bemerkuiii^ int sehr be-
zeichnend, da das Verhalten «ler liwajiri noch ganz an da« Wesen des
bewafliieten, zur Not kriegcriscluii und i^o'waltthiltigen Auszugs erinnert.
Die Handelsreise wird, sobald die IVtlu* limer sich den Ansäasigeu überlegen
fühlen, leicht wieder zum Plflnderuugszug.
Beim geregelten Austausch gewerblicher Produkte sind drei Wege mög-
lieh: Entweder sucht der Konsument den Produzenten auf, oder es geht
1) Howiit t. Jouni. Anthrof». Inni 30. 8. 76. 77. — 2) Bull. Soc. Roy. Beige d«
G^ogr. ltt»3. ä. 18.
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129
nmgekelui d«r Prodnsent mit ttanm Waren »im Konmimwiten, oder endlich
es schieben sich Vermittler ein, die den Umsatz der gewerblichen Erzeug-
nisse in die Hand nehmen. Freilich sind die Begriffe Produzent und Kon-
sument imr relativ, da jn ein AustauHch stattfindet, aber doch insofern
gerechtfertigt, als immer der Tausch verkehr vou der einen oder der iiudeni
Seite angeregt werden wird. Der erste Weg, der äieh unmittelbar au die
oben enrShnten primiÜTen, dem eigentlichen Handel Torangehenden Wander«
sflge anechlieltt^ tat aneh da Slteate; den Konsnmenten treibt ein wirtdiebea
Bedfbrfiua tm Srdflbing des Yerkehn, wahrend der Ftodioent, der ja so«
nächst nur aoriel herrorbringt, als er selber braaeht, erst dnreh das An-
gebot von Gegengaben zu stärkerer Produktion veranlafst werden mufs.
Erst wenn dieser Überschurs von Thätigkeit zur Gewohnheit, die Gegengabe
zum Bedürfnis geworden ist, sucht der Produzent mit Bewufstseiu neue Ab-
satssgebiete auf oder ist bestrebt sich die bisherigen zu erhalten.
Natflrlich kann in ganz derselben Weise ein Handel mit Lebensmitteln
nnd Hohstofien mtstehen, in den meiaten ItUlen irird sogar daa BedOrfiiia naeh
Rohatoffen den ernten AnatoÜB nun Verkehr geben, wahrend die gewerblichen
Produkte zunächst als Tansdmiittel augeboten werden. Ein Stamm, der kein
Salz hat, wird irgend einen Zweig des Hauswerka beaouders pflegen, um die
Uberschfisse den salzreichen Nachbarn anznbiHt«^n, er erscheint also in erster
Linie alä Konsument, der mit Hülfe eines gewrrlilicheu Produktes einen
Geschenkhandel zu erüiluou sucht, luid er ist es Luloigedessen auch, der die
Handelsreise unternimmt Erst wenn sein Produkt andern Stammen zum
BedUr&is geworden iaty wird aneh er wohl Ton HandelaaUgen dieser andern
an^eaneht.*)
Wo die Verhaltniase günstig liegen, können sich diese Handelsfahrten
der Konsumenten oft mächtig entwickeln und zu einer regehnäfstgen Thätig-
keit werden. Es ist oben (S. 48) schon mit Lenz' Worten geseliildert
worden, wie der kleine Schmiedestamm der Osaka von zum Teil weit ent-
fernten Stämmen aus aufgesucht wird und wie man ihm verschiedene Dinge
als Tauschmittel anbietet. Grol^artiger ist die Houdebbewegung, die in
üatafrika den Stamm der Wanyamweai erfiihlat hai ,,Jahr fta Jahr% schxeibt
Stuhlmann, „geht seit langer Zeit etwa ein Drittel aammtlichor Ißinner als
IVäger oder Handler an die Küste. Schon bevor die Araber ins Land
kamen, unternahmen sie selbstiindige Handelsreisen. Sobald das Feld be-
stellt nnti nach l?ef'ndigimg der Regenzeit das (letreidc aufgeschossen ist,
schnürt der Maim sein Bündel und überläfst den Frauen und Kindern die
Beaufsichtigung der Felder .... Die enggeselihjsüeue Kolonne der Wamler-
lustigen zieht unter einem Füiirer ^Ndewa^ lu ganz kleinen Tageiiiärschen
anr Kllste bia nach Bagamojo^ wo das mitgelnaebte fiU^bein nach manch-
mal monatdangem Verhandeln an Indier Terkanft wird, oder wo sie sich
alsdann als Trager für die Rfldomae TCfduigen.^ Den erstoi Anatofa au
diesra Handelsafigem, die tot 70 — 80 Jahren begcamen au haböt seheinoi*),
:(i Stuhlituinn S. 80. — 4) Angabe BaninaiiiiH b. Stohltnann 8. 89.
ScUurtx, Üb» itrrikaiiiM.-lie UewvrU« 9
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130
V. Absatz amnauucBn» EBUoenaai.
bat der Wonach nach dem Bettts eaTOpaiBeher Wiurai gegeben, die an der
Kflnste natürlich billiger zu haben waren als im Rinnenlande.
Der unigekehrte Fall, dafe gewerbliche Produzenten auf Handelsreisen
ihre Er/eugnisse abznsetzpn suchen, ist seltener. Das typischste Vorkominuis
dieser Alt, die Reisten dei- Ovainboschmiede in das Tiund ilci- Herero, ist be-
reits geschildert (vgl. >S. 37, üO;. Dieser Verkehr scheint nicht g/sau einseitig
an aein, da Galton auob Hererofnaen traf, die auf GeaebBUarnaen nach dem
Orambolaade begnff<m waraL")
Im ganaiHi teüat aidh ireilieb bebaaptm, dafe im Imiem Afrikas der Ver-
kebr ron Stamm zu Stamm in der Form des Markthandels die andern Haudela-
formen zurückgedrängt hat; wenn sich Güter weithin verbreiten, so sind es
in der nicht einzeln*» Händler, die sie fiber weite Strecken biiibenirdem,
sondern »le wandern von Hand zu Hand, von Markt zu Markt, mit andern
Worten, es schiebt, sich eine ^auze Kette von Zwischenhändlern ein. Wie
«n mgmaaehigea Neta Ubeiüpiumen die kmaai, aber flberall mit Knoten-
punkten des Handela Terbnndmien HarktatraliMn daa nigritiadie Afrika.. Die
prachtvolle Weaaeratrafae dea obem Kongo wurde früher au grolaen Handela-
reiaen nicht benutzt, nur von Stamm zu Stamm wurde Handel getrieben.^
Wenn sich jetzt an den Küsten imd auf den grofseu Strömen Stämme finden,
die fast ausschliefslich vom Handel leben, ho ist dieser neue Anf'seliwiiiig des
Feruvi'rk<'hrH keine unmittelhare Fortentu ickiuug des primitivfn Kcnihandels,
sondern dem Emiluis der Europäer oder im Sudan der Araber zuzuschreilDeu.
Die europäiadien Waren aoheinMi dem Neger ao begehrenawer^ dala sie fiber-
all mit Erfolg angeboten werden können und der Wunaeh nach ihnen alle
Schranken feindaeliger AbaehlieJaung niederreißt; auf der andern Seite auolu«
die europäischen Handler an der Küste die Produkte Innerafrikas, Elfeii1)eiii,
Kautschuk, Palmöl u. s. w. auf jede Wei^e an sich zu ziehen und rufen damit
eine Handelsbewegung hervor, die .sich dem (Charakter dea Negers entspreelieiid
sehr rasch zum Stammeshandel Husbildet. Dieser lebhafte \ (M kehr uml »iieses
Eindringen stanunfremder iläiidlor in das eigne Gebiet wird zunächst nicht
Ton allen Innerafrikanera gern geeehenj so wiesen die Bakete und Bakuba
froher jede Handelakarawaue zurOck und gestatteten nur, dafe in aw« Grem»-
dörfimiElfenbeinluuidel getrieben wurde^), sie suchten also den neuen Verkebrs-
beweguDgen g^;enfiber die alte Form des ausechlieftUdien Markthandehr fest-
Buhalten.
Dafs sich gegenwärtig noch Uandel.svölker unter dem niittidbarcn Ein-
tlufs des Angebots und der Nachfrage europäischer Kautleiite entwickeln
können, zeigt das Beispiel der oben erwähnten W attas auf dem Ubungi, deren
Umwandlung aus Fischern zu Htuidlem offenbar erst in neuerer Zeit vor aich
gegangen iat oder deren Handdafahrten wenigstens neuerdings immer aus-
gedehnter werden.*) Immerhin können sie gleiehaeittg noch ala gute Typen
6) Bericht «ine« Porachera im trop. Südafrika. S. 114. — 8) Coquilhat i. Boll
öoc Koj. iJvügT. cl Ajivfi S. 240. — 7) WissEDsnu, Im Innern Afriku. 8.208.
214. 246. — H) Le Mariuel a. a. O. Ü6.
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U. FsiuutAXUKi. tn» ILün>KUTöuacB.
181
innerafrikaniRcher Händler gelten, da die euro{»iuiehen Warm fiBr lie kemeB>
weg» die Hattptaaohe sind; ihre wichtigste Beschäftigung ist der Handel mit
einheimischen Eisenwaren, die sie namentlich von den Yakonias kaufen und
für die sie Ziegen, Weiber, europäische ]*erlen, vorzflglich aber Fische in
Tausch geben, Ueini sie sind jii nrsprnnjLjlicli ein l'ischervolk. Die Wattas
zerfallen in yerschiedne Ötüiuine, die nicht gleichiuüikig hui Handel beteiligt
m «ein idieinen.
Am Kongo haben eidi mehrere Stimme su JbndelsTermiUiem ent-
wickelt*), 80 yor allem die Bayanei am mittleren Stromlanf die sich mehr
und mehr als Händler auf dem Strome rerbittitet haben und auch den untern
Ubangi, den Tsehnapn und ;indere Nebenflnsse besneben; einzelne von ibjieu
baixni l)edenten(leu lieichtuui erworben, ilire Spniclii' ist zur llamb'ls'.praelie
aui uuttlereu Kongo geworden. Verwaudl mit ilnien .scheiueu die i^ateke m
sein, die, wie Meu^e veriiiulei " j, erni iiacii dem Aui'hureu der Sklavenausfuhr
naeh Amerika, als ridi an doen Stelle d«r ElfenbeiBbandel entwickelte, an
dok Stanley-Poid Torgedrungen sind und das Ufer dieses Waaserbedkena be-
sefat haben; am Kaaaai haben die Badin|[a and Wahama den Handel an sich
gerissen. Im Westen des Lnndareiehes sind die Kioko als Händler und
(Gewerbetreibende im Vordringen, und es hatte eine Zeit laug den Au><cliein,
als ol) sie sich eines Tages als Usurpatoren des Lamb s eutpujtpen würden.
Die iiaudelsvölkpr ähneln in diesen) Sinuc auffallend duu lürteuätüniaien in
den Bteppengebieteu, die auch so vieltacli als besclieidne, verächtlich geduldete
Viehxüchter in die ackerbautreibenden Uinder einge¥randert sind, um dann
plötilioh, wie die Fnlbe oder die Wahuma, die Maske der Unterthinigkeit
feilen am lassen und sieb an Herrschern aufeuwerfen.
Von den Ansässigen wird das Eindringeu der Hamlelsvolker nicht immer
gern gef»eben; auch wenn der Widerstand überwunden ist, spricht sieb die
Abneigung oft in Spitznamen aus, die zuweilen ganz allgemein in (iebmuch
kommen. Ha heifsen die Bajansi eigentlicli Babnngi. da.s Wort Bayansi aber
bedeutet „i'löhe" '^}; eine Anspielung auf das Scbmarotzurtuiu der Hüadler
ist es eben&Us, wenn die Baluba die bei ihnen eindringenden Kioko als
„Maden'' beaeiehnen.'*)
HandelsTdlker babai sieh auch in andern ^Ftikn Alrikaa entwickelt, so
die Inenga oder Okenda am Gabun"), dit- Dualla in Kamerun imd die Kakau-
da auf dem Niger, die Sklaven und Elfenbein nacli dem unt»'rn Teile des
Stromes bringen.''') Bei den meisten llandebstämmen ist indessen weniger
von ausgedehnten Helsen, als von eiuem /Äh festgehaltenen Monopol des
Zwischenhandels die iiede, das allen Durchgangsverkehr lahm legt. Das
AroTolk im Hinterlaade Ton Bonny zerfiUt sogar m awei Qruppen (ob durch
5); Vgl. darfiber L. 0. ProbeniuB i d. Deutschen üeogr. BlÄttem 17. H. 216 f. —
10; Buuinann i R«vue Coloniale InUjrnationale 1887. S. 229 31. — 11; Verh. d. Berl.
üeseüadi. f. .\iilhrup. 1HÖ7. S. 625. — 12; Menee i. Verb. d. üerl. Oes. f. Anthrup. 1887.
8. Ober das Handelsmonopol der Bateke vgl. auch Quiral, Le Coafo IVanfaui.
S. 24.'». - 13i Wis»maun, Im Innern Afrika». S. 167. - 14; Revue Mnritinie et Coloniale
18äö. Ö. — ibj liohlfB i. V. M. K. 107«. S, »ö, Flegel, Vom Niger Uenue. S. 4».
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132 V. Absatz OKWEKuticHKn KRZBraxiBSE.
Absiammung geBcliit^dtMi, wird niclit ges^), deren eine den Handel nach dem
Meere hin, die andre den nach dem Binnenlande in Händen hat, und ilif sit h
beiderseitiif nüt grofser Eifersiiicht bftrnrhteii. Es ist kiinin zvi bezv. f it> In,
dafs das sü-enge System des Zwischeuhaiuiels, (imcli iliiö Marktwesen he
günstigt, erst eine Folge des ErscheinenH tlur Europäer an den Küsten ist.
Dm BiuiiHttliiiiime hiiben immer die Neigung gezeigt, es wa duidibiedien,
und mandie Volkerwaiidenuig naeh der Kflete, wie die der Fan, hat nur
diewm Zweek.
Im Sudan haben dagegen die änfaem Einflüsse lauge genug gewirii^
um den Karawauenhandel ins Leben zu rufen, der indes auch hier noch
vielfach ein StamniPHunteniebnien ist. Die grofsen Kntfemungen und die
Langwierigkeit des Hutidfls t'iilircn liier zur EntHtehung von Hüudb ikolonien,
die meist zugleich Siamiueskolunien sind; in dieser Weise haben sicii uameut-
lieh die Hanfna ab Kanflente, aber aneb ala Induafarielle im Sudan verfamtet
Im Gebiete des obem Niger lind die Soninke (Serrakolet) der wicht^pte
handeltreibende Stamm. Hoglieherweiee f&hrfe der Handelsbetrieb, wie
anderswo zuweilen das Qewerbe, auch /nr Bildung neuer Volksgruppen und
Völker. Bei den Mandingo wenigstens sind die Kaufleute, die Wangarbe, eine
bestimmte* otbiiisrhe nrn|i]»e^'*\ und von d»'!i Soninke selbst liehfiupt-et fhanoine,
da(s sie urspriinj^lieh eine KaufnuinnHgeaossen.scliatt siati, die sieh zu einem
äuuiuu umgebildet uiud stellenweise, wie in Kong, die Herrschaft au sich ge-
nasen bat,**^ Dafs aueh die Hanl» nur ein Konglomerat von ethnisch
urspranglicb sehr varsehiednen Bestandteilen darstdlen, iat bdcannt.
4. Gewerbliehe Predvkte als deld.
Bei der He.HptHtliun^ der Markt und ilundelsbräuciie war es kaum nötig
auf den üuisatz der gewerldichen Erzeugnisse genauer einzugehen; sie ersrhei-
nen in derselben Weise auf den Märkten und outM den Waren der Handela-
karawanen wie die landwirtsebaftlieben Produkte, oder sie werden ror dm
Augen der Ifarktbesucber selbst hergestellt und lum Verkaufs ausgel^.
Aber wenn es sich darum handelt^ den schweiialligen Tausch verkehr durch
die Eiuschiebung eines allgemein geschätzten und dauerhaften, in seinen
einzelnen StüekoTi möglic^bst gleichartigen Mediums m erleichtem, treten
die Eraeugniase des üewerbe« alsbald in den Vorderirrund und erlan^jen eine
Wichtigkeit, die ihnen auf anderem Wege kaum zu Teil werden würde.
Es ist weniger der Qeaclienldiandel als der TansdiTerkehr, der zur Er-
zeugung fester Wertmesser dringt. Nur in gana kleinen Verh<nissen ist
der Twaach leicbt und ittr beide Teile angenehm; wenn ein Fischetstamm,
der Getreide braucht, die Ergebnisse seinea Fanges mit einem Getreide pro-
duzierenden Stamme tauscht, der Fische zur Ergi'mzung seiner Nahrung
benötigt^ oder wenn Nomaden die Ergebnisse der Viehauoht gegen die pflanx-
Leunard i. .loam. Uanclteiiter Goufrr. Soc. S. 207. — 17) CoHn i. Revue
Maritime et Colnniuli iHH:i S m ih Voulet i. Ball. 8oc. G^Sogr. Comnierc. 1897.
8. 733. — IM) Unit. Sof. Uöogr. Commerc. I»tf7. S. 701.
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4. GSWKUUCHK pBODrKTS AM ßsLD.
183
liehen Proditicto des Aekerbami «iiiliaiideln, dmB miltt »idi der Werk der
piiien W)in> leicht an dem der an«!* i ii Zuweilen wird ein deiwrtigeg ciiifiii-hes
Tauschverhältnis uuch nach der Kntsk'htni^ oiiios Wertmeesprs ffstgeh alten,
go wrnn man im Ilintorla'n<l-' vm l'unny ^»'Hochtcne Beutel »Stück für Stück
^fp^^m \vvrv Flascliou vo^t.s4U^iiil , uvier wie }>pi den Xosa Tnpfc TOn einer
gewisHeu (jiröf^e luit einer KindHhaui hezaiiit. 'i Aber ao klar liegen die
Verliiltmase in Afrika eelteii mehr. Stellen wir uns einen Mericfe selbst ent-
legener Qegenden, etwn im Innern des KongDbeekens vor, mit eeiner FtUIe
Ttrsehiedeoertiger Nehmngs- nnd Oenufsmittely den gewerblichen Erseog^
nissen, den Schmucksachen und endlich den von Europa gekommenen Waren
pinerseits, den ^änzlicli vemliicdcncu un<l wcchsoliidoii WünschiMi und Rcdiirf-
nisspii der Käufer und VerkiiutVr audrersoits, so <'r^;iiht sich die dringende
Notwendij^keit, ein allgemeiüoH TanschmitUd cinzuführfn , das sich wie eine
Ölachicht zwischen die sich gegenseitig reihenden und hindernden Intereseen
ediiebt nnd sugleieh den Hefintab fOr den Wert aUm' Torhandeoen Waren
in bieten vermag. Wo ein aolehee l^naehmittd eracheint, da haben wir
ein Recht, es ab „O^d'' in bezeichnen, mi^ ea auch dem geprägten Gelde
der Knltnrvölkpi noch nicht völlig gleichstehen.
Von einer festen Wahrung in nnsenn Sinne ist in Afrika freilich nicht
die Rede; man kann auch nicht behaupten, dafs in den kultivierten (ichieten
die Geldverhältnisse durcliweg genrdneter wären al» in den weniger ent-
wickelten. Im iSigerbecken und einem Teile des Sudans herrscht eine greuzeu-
loae Yerwiirangt Jeder Ort beinahe hat aein bevonngtea T^madhrnittely ob-
wohl doch die Kauriw&hnmg mii ihren Vorteilen in diesen Gebieten seit
langer Zeit bekaimt ist.
Eine Einteilung der verschiedenen Geldarten Afrikas ist nach mehreren
Gesichtspunkten möglich; in unsenu Falle ist die einfach?<te, die nach dem
Stoffe, vielleicht die beste. Erpinzend ma^ eine andre Teilung in zwei grofse
Gru])pen liin/.utreten, di-ren eine Din^e umtafst, die im Lande seihst erzeujrt
werden, während die andre alle (ieldarten in sich enthält^ die erst durch den
Handel eingeflihrt worden sind. Faasen wir sonftchst die zweite Art der
Sondenmg ins Auge, ao ergiebt sich, dafa die von auJäen eingefllhrten Geld-
aortMi die faii)%ersn «ind, und das iat ja an ndi erklirlich genug; die
Schätzung eines Tauschmtttela wird leichter ersdifittert, wenn es Alle oder
doch viele selbst zu fertigen ver^t^hen, als wenn es nur durch den Handels-
verkehr zu erliuifien ist. obwohl aucli im letzteren Falle eine plötzliche ri>er-
fiillung des Marktes imd ein Preissturz des Geldes durchaus möglich bleibt.
Das im Lande selbst gefertigte Geld mit seiner eigenartigen Entwicklung
kommt auch deshalb ÜOr diesmal weniger in Betracht, ala es sich hier nicht
um eine Uniersnchnng der rein soaialen Einflflaae und Aufgaben dea Geldea
handelt, sondern um seine Bedeutung ßr den Verkehr.
Über die Geklärten Afrikas, die nicht an dm gewerblichen Enengnissen
gehören, aber als Parallelerseheinungen widiiig sind, mögen wenige Worte
1, licnnnrd i .Tonrn MattdiCKter Qeogr. Soc. 1808. B. 199. — 9) Kropf i. Mitt^ d.
Ueogr. Gm. Jena, iO. 6. 20.
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134
V. AbKATX OeWEKBLICaSB £RZ£rOSIfiSE.
genflgML Wir findoi da sunschsi verschiedene Arten von Muschel^eld, unter
denen indessen nur das von den Malediven und der ostafrikaniHchen Kflsie
stammende Kanrigeld gröfnere Bedeutung liat. Ks c?t'}i'"'rt allentlmnien ent
Hchieden xur Gruppe der von aufsen eingefülirteii \Vertme«Her; sein allt'rdiiii^s
lückenhaftes Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom obern Niger bis Homu
und bis nach d^ obern Kongo und Luanda, während Eauris als Schmuck
auefa im grofslien Teile des fibrige»! Afrikas bekannt sind. Das einheimiacbe
Mnscdidgeld Afrikas ist dagegen in denselben Gebieten gebranchlich, aus
denen es herstammt. Das noch immer ziemlich rätselhafte Müsch» I<^;(>Id^ das
in den Staaten an der Kongomündung umlief, wurde bei einer Insel unweit
Loanda getischt, wo es jetzt allerdincrs kaum mehr 7.n fiiidt u ist'u wohl
aher wird das aus Achatma hergt-stelite, au Sclmüren autgen ilite Muschel
geld, das im portugiesischen WestatVika und bei den Bube aut Fernando
Poo als TauBChmittel dient'), noch heute im Lande selb&t hergerichtet, wenn
es auch natflriieh mehr und mehr an Bedeutung Terliert.
Wmter sind als Gddarten eine Reihe von Nahrungs- und Genoftmitteln
zu nennen: Dattebi, Dhurra, Maniokbrote, Kolanüsse, Tabakshlätter, Pfeffer,
Kimba, Zwiebeln, Knoblauch, Tor allem aber das Salz. Gewöhnlich umgiebt
die Orte der Salzprndnktion ein weites Gebiet, in dem die Salzbrote oder
-ziegel als Tnuschmittcl umlaufen, wobei iiir Wert, mit der Kntfernnn^f vom
Produktiousoi te wächst, bis dann endlich die Höhe der Transportkosten die
weitere Verbreitung hindert.
Von Sehmuckgegenstanden, die als Gdd dimen, sind die Perlen anzu-
flShrm, die fiwt durchweg durch den Aufsenhandel ins Land gehracht werden.
Von historischer Wichtigkeit sind die ^en Perlen, die vielfach noeli heute
umlaufim, hoch geschätzt werden und offenbar auf frühe Handelsverbindungen
mit der europäisch a,«iatischon Ktdturwelt dfnitt ji. Sic finden sich vorwiejjend
in den «foldrciflicn Distrikten Afrikas, au der (niiiicaküste und im Maschona-
laude, aber auch am obern Kongo uml Hunst vereinzelt.
Das eigentliche Industriegeld, imi einen Ausdruck Terrieu de Lacouperies
anauehmen, erscheint in Afrika vorwiegend in der Gestalt toh Kleiderstoffen
und von Eisengeiftten. Die Kleiderstoffe werden teils im Lande selbst ge-
webt, teils — allerdings erst in neuerer Zeit in gröfiseren Massen — Ton
aufsen her eingeführt; in Betracht kommen Rindenr^uge, Palrafaserstoffe und
Baumwoll^jewcbc, wahrend Felle in Afrika nidit al^« Geld er^^cheinen
l'hcr ilie Verwendun«? dcf> Kindenstottes, der noch em zicuilicli weites
VerbreitiUigsgebiet in Aliika besitzt, als Tauschmittel im engerii Siuue des
Wortes liegt nur eine Nachricht vor, die leider sehr kurz imd unbefriedigend
ist. Stuhlmann^) fügt seiner Angabe Aber die Einftthnutg des Kaurigeldes
in Uganda die Bemerkong hinan: „Vorher soll man mit kleinen Siäcken
Rindenatoff besahlt haben." Die Saohe ist an sidi nicht unwahrscheinlich, da
3) Vgl. lUröber Dapjier II. S. 187. 201—208. Bastian, San Salvador. 8. »1. —
Raatisn, 8u 8elva<lür S :{48. P Valero y Bolenqiies i. Bol. f!oc. Oeogr. de
Madrid 18fM S lUÖ. J aniko-vv <k i i I5iill Soi-, (u-ogr. l'aris issfv S' 5»8. Baumsnn,
Ftfraiido l'Oo. S. t>3. Moutciro, .Vugola Ii. .S. itiü. — ö; .Slublmano S.
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4. Gewebbuche Phodi ktb al« Help.
die WahuniastaaU^n das khflsiBclH' G)>1)ipt der Kindensiotfc in Afrika sind, die
sogar eine lebhafte Außftihr nacli den benachbarten Ländern unterhielten; es
würde Bich in diesem Falle um ein im Lande selbst gefertigtes Gehl handeln.
DasseUw tt)lt in der Hanptsat^he auch von den Palmfaserstolfen des K«)ngo-
beckens, die tiusl dms beliebteste Geld eines groisen Distriktes waren und
noch honte am Oberlauf des Strome« in dienr Eigemeliaft gehnraeht werden.
Auf dem Markte 'bq Kjaugwe kureieien Palmzeugetficke ron % qm. Oröfae
ale Geld, die nach Wiaimamw Angabe Mariba^, nach Aee Stanleys Lamba
heifsen.') Im ehemaligen Königreiche Kongo worden flie Palmstoffe gegen-
wärtig nur noch zu symbolischen Zahlungen bei der Ortlnung von Rochts-
streitigkriten udor hv'i Brj^riibnissrn Yrrwoiidct"), waren abrr früher ein wirk-
licbf's Geld, das sniitw von der jiortu^ipsischt'u Hofjiening arieikauiit und durch
einfache oder doppelte Abstempelung beglaubigt wurde; diese Stücke hiefsen
Libonges oder Panos Samboa^ wurden in Loango gewebt, aber in Loaoda in
den Verkehr gebraeht und gehörten abo sdion rar Gruppe des eingeflthrten
Geldes.*)
Das groise Reich des Baumwollgeldes ist der Sudan, und u linndelt
es sich hier ursprünglich um einheimische Stoffe, zu denen dann solche euro-
päischer Herkimft hinzugetreten sind, Sn int in der gewerbfleifsigen Gegend
zwischen Medine und Bakel am obeni Senegal dits Stück einheimischen l^auiii-
wollfitofls von 4 EUeu, tama genannt^ die Werteinheit, die jetzt einem Franken
franzÖBisehen Geldes emtsprichl*) Andorwari» im Nigergebiet bestimmt deae
Landesehef die Preise und sugleich die Länge der als Geld dienenden Banm-
wollstreifen. In einigm Staaten ist das Kleidergeld überhaupt beseitigt)
so in den Haufsidänderu, wo die sehmalen Streifen einheimischen Baumwoll-
stoffs nirgends mehr als Geld dienen.'^ Arich in Bornu ist das Kleidergeld
surückgedntngt. „EhemaiR" sagt darüber Nachtigal'*), „bestand in Rr>rnu,
wie in den meisten Nachliarliindern, das gaugliarste Kaiifmittel in Baumwolien-
streifen von filnt bis sechs Zentimeter Breite und drei bis vier Meter Länge —
Gabag — , welche ihrerseits das früher Torwaltsnd gebrauchte Wertmafs, näm-
lich bestimmte Gewichtsmengen Kupfer, kurzweg Rott genannt, rerdi^ngfc
hatten. Die unentbdbrliehe Scheidemflnze stellte Hadsoh Beschir durch die
Kaurimusefael her . . . Die Baumwollstreifen, welche neben den Muscheln gang-
bar blieben un<l fem von der Hauptsta<lt bis heutt^ vorwaltende Geltung haben,
schwanken erheblich in ihrer (Qualität und demzufolge in ihrem Werte Die-
setl>en liatten zur Zeit meiner Anwesenheit in Kuka einen Durchschnittswert
von vier Rotl, etwa zwölf Pfennigen, sodafs man sich genötigt sali, sie im
kleinsten Einzelhandel, da sie nicht mehr verkleinert werden können, durch
einzelne Bogen Papier, einige Glasperlen u. dgL zu ersetzen^. In Fessan,
wo ehemals rotgefarbte Baumwollstreifen umliefen'*), ist dies primitive Geld
6j Unt4*r deutscher Flaggu. 8. 17u. - 7 i Through tbe dark contiucnt II. K. 121. —
8) Bastian, Loangokflste 1. 8. 160. — 9) Dapper U. S. iSS. Auch eiii senagaiubudies
Mattcngeld erwähnt Dapper 'I. .S. 4^0.; — 10 • CoHq i. Bevua Maritime et Colomale
1883. S. 14. — 11) F. de Be hagle i. Bull. Soc. (Stogr. de Lille Is«:: S 348. - 12) IT. H.
S. — Iii) S. ä. I. 8. 690. — 14; ätiivt), Die Uaudcisziige der Araber. S. 113.
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T. Absatx oRwcnucsn EHsnransni.
jetzt vt'rscliwundcn, und sfl!»st in dein ciusamon Wüstcnlaiidt' Tibt'sli hpjjinnt
es lindern Wei tnu'.sscrn zu weichen. ' ' i Um so zälier liat Bich das Kleulor^eUl
in Dai' For belntniifet, wie Nacliti^al ]m einem Bi'sui be des Marktes in Kohe
beobachten konnte, uud zwar üiideu wir hier die iuterestituitc Erscheinim^,
dB& ein bestimmter eiu-opäiadier Stoff das groise Geld, ein wenig braachbares,
fost als Zeicsbef^ald au bebraelitcades einheimiaehe« Zeug die kleine MOnae
Tertritt. ,|Die Hauptmflnie", adirstbt der Beiaende*^, (^bildete die Maqia' Tromba
reuropäiseber Stoff von bertiuiinter Beschaffenheit und Orofsc), während der
Maria-Theresia-Thaler nur mit Verlust venvendot worden konnte. Das kleine
Geld bestand in sogenannten Terek, deren danuils IT auf die Mafita'Tromba
und 11 oder 12, je nach dem Kurse, anl einen Marui-Theresitt-Thaler gingen.
Die Terek waren kleine, etwa 1% ui. lauge uud 1 ui. breite, dunkelblau oder
hellblau geftrbte Tfleher, ao lose und dOnn gewebt, dab sie TÖllig durch-
siehtig nnd ohne allen praktiaehen Wert waren. Sie konnten ihrer mangel-
hallen Haltbarkeit wegen nnr im Notfall als Jüeidai^töck verwendet werden
und ersehöpften sich im Handel der grofsen Markt}dät7.e nnd der uäehstge-
legenen Ortschaften. Man erhielt beim Wechseln der Maqta'Tromba mler
des Maria-Theresia Thalers die Hälfte der Terek in dunkelhlan, welche einen
etwa? «Tröffloren Wert liatten, und die andre Hallte iii hellblau.'* (lensi be-
richtet, daiis um iSSi) iu Dar-Ft)r die VVerteinheit Tuchstucke von H m. liüuge
(taga) gebildet hatten, deren swei einem Thaler gleich geschätzt worden,
wahrend kleinere Tnchstttdce als Kleingeld mnltefen^'); der Thalor war also
schon in ein fieetes Wertrerhiltnia anm Tnehgeld getreten. Ein enropaischea,
Aber Kairo eingefOhrtM Baurawollgewebe, Marjtn'Cham genannt, bildete auch
iu Wadai das «rewöhnlieh^te Geld; es war 14 m. lang, 1 — ly^ m. breit, und
die Stücke entsj)ra(hen ungefähr d<>m Werte von drei Thalern; als Kleingeld
dienten dauubeu ebenfalls Streiten gT()i)en einheimischen BaumwoUstoffs,
Toqijija, deren 10 — 16 einem der europäischen Kattunstücke an Wert gleich
kamen.**) Banmwdletrafen ala Geld kozaiermi andi -in Baghirmi.'^) Im
afrikanischen Osthmm iat die einheimische baumwollene Leibbinde (füta) zum
Gelde geworden. ,yl!ine lolohe Binde^, sagt darflber Paulitsdike"), „bildet
unter dem simplen Ifamen Wolajti das Geschenk der Braut an den Bi&ntigam,
womit das Mädchen seine Fertigkeit im Weben und iu der Kleidermacberei
naehweist. Nneh TjHnire und Breite und Qualität verschieden, hat die fftta
die Betleutung einer Tauschwerteinheit angeiiommen imd gilt in den Orom6-
gebieten unbestritten als solche." Auch ganze Kleider, vor allem die bemd-
artige sudanische Tobe, kommen als Geld vor. AUer Kauf in Kanem wird
nach Barth") Termittebt der gewöhnlichen weifsen Bomuhemden, welche die
allgemeine l4mde(rtneht bilden, abgeeehlossen. Dar Sultan von Harrar zahlte
den unnvohneuden GallaHtämmen jährlieh C> — 70C) Toben als Tribut'"^-""), was
wenigstens als der Anfang einer Kleiderwährung betrachtet werden darf, wie
16) GlobnB 19. S. 7. S. H. I. S. 469. — 1«) B. 8. m. 8. SSS. — 17) L'Bsplorstore
1880 S. 45. 18i S. S. III. -iß.'i. — ll»i(ien1il i f'ompt. read Soc. G^opr. Paris 18\»8.
8. UH. — Paulitschke I. 8. »8. — 21) Barth EI. S. 6i». — -U) Barton i. Jouro.
Boy. G^ogr. Soe. London 1865. 8. 144.
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4. Gkwskiiuciuc Pbopitkte au Gbld.
137
denn liberhanpt Steoererliebiing und Tribut die Entefc^ung des Kleidergeldes
entschieden begilnstigpti.
Wie sich im liridnisclu'u Afrika aus den massenhaft eingeffihrtfn eiiro-
päiscrhfn Kleiderstoffen immer einzeliu' zur Währungseinheit herausbilden,
ist zwar interessant genug zu beobachten, gehört aher eigentlich nicht in
den Kalunen uusrer Betrachtung. Weit wichtiger ist ein lilick auf das
aftikaniscbe Eiaengeld, das so raoht ein Enengnia der Terbzeitetatea aller
gewerblidien Eflasle und roa eoropiiflchen EinflflsBen im Ganzen weuger
«ungebildet oder veirdrangt ist ala das Kleideigeld. Man kann die Formoi des
Eisengeldes in drei Qruppon einteilen, je nachdem es in rohen Stücken oder
Harren, in konvcutinnellcii, für praktische Zwecke uiclit iimmittelbar brauch-
baren Fonneu oder eudlioh in Gestalt cisener (Jeräte und Waffen auftritt.
EiseubaiTen, die uainentlieh j^eru zur Zahlung des Hrautpreises verwendet
werden, kommen am Gabim vur*~'j, Eisenblätter im Mongallt^^ebiet des
KongobedDeu.**) Be'he Eiseneiacke Ueftn frOlier in Kordirfan nm*^, eitane
Stabe am der KrakQate und in Sen^amlrien.*') Anf die Bairm, die firUhtt*
' »uf einem Teile der GnineakOate die Werteiidieit gebildet haben, wird am
Sohlols noeh Eorflckzakommen edn.
Eine phantastischere Form, die schon etwas au die Prägung des euro-
päischen Metallgeldf^s priTinert, haben die von den Yaunde im Hinterlandc
Kameruns gebrauchten kleinen Eiseastäbe, die an beiden Enden flach geklopft
sind; sie werden im Lande selbst gefertigt und dienen in erster Linie zur
BeaaUnng des Brautpreises.'") Im nahm Oabongebiete enoheint eiaeniea
„gepiigtea'' Gdd, wenn dieser Ansdmek gestattet is^ in den mamiig&oihBten
Formen.") Es sind meist kleine Stacke^ die in Bflndeldben Tsronigt werden,
so die glockenförmigen biki, die man zn vieren zusammenbindet, die sohnecken-
formigen miaha, die klingenlormigen, zu 8—10 vereinigten Stüdce, die bei
den Mpong umlaufen, die in Bflndelchen zu 10 Stück kursierenden ikia der
Fan, von denen jedes Bündel etwa dem Werte von G Penco entspricht**),
u. s. w. in Kordofan gab es ein von der li^ierung ausgegebenes Eisen-
geld, dessm. Gestalt efnfas an die eines kleinen Ankers erinnerte.^) Ein
Geld femer, das ansdieinend eine pvaktisohe Form het^ aber im Grande doeh
SU der eben besproehenen Gruppe gehSrt, sind eiserne Spaten der Bongo,
am obem Nil, von denen manche für den Zweck der Bodenbestellung un-
bedingt nicht zu brauchen sind.'') Dasselbe dürfte von den eisranen Hacken
Igelten, die früher in Sierra Tjeone als Geld umliefen, aber zu klein zum
wirklichen Gel>rau<'h waren ^-j, wohl auch von den winzig kleinen Lanzen-
spitzen, die in Yalulima am Aniwimi zu kursieren scheinen'^')} als üegen-
98) Cuny i. Bull. Soc. Q4ogr. Paris 1896. 8. SS». — S4) Thonuer i. Qiohm 73.
S. 121. 2ö) Muiif;.) l'arks Rei«e. S 32 Dapper I. S. 59. — 26) Munj?o Parks
Kciav. S. 32. — 27j M D. S. VIII. S 63 - 28) Wilson, WesUfrika. S. 224. Cuny
a. a. 0. S. 340. — 29) Burton, Two trips to Gorillaland I. S. 226. — 30) Rüppell,
Beiaee in Nnbien. 8. 1S9. — Sl) Sehweinfvrtb, Im Henoi von Afitks I. 8. f06. ^
82 Hallt» Ion, Le^ origines de ]ti niünnaic S. 47. • .'rs d'HsnU i. Boll. 8oc. Boj.
lielge de G^ogr. 1890. S. 33. Eogot a. a. Ü. 1891. 124.
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138
V. Absatz, okwkkbi.u-iiek KHZKi;nNii«(«K.
stUck ZU letzteren erscheint in der Gegend der Stanley-Fälle ein 1,5<> ni. holieg
Eiscnstttek in Form cintT Pfeil»j)i(/,e. das gleichwertig mit einem Sklaven
ist, als Wf'rt<'iiili(Mt. I Das eiserne iield, das zu Dcnliiuns Zeit in Logone
uniiit't', vcr<lieut eine benondere Erwähnnng. „In Loj^ojie*', srhreiht der
Reisende^-'), „haben sie auch eine metallene Kurantmimze ; es sind düime,
gekrtlinmte eisenie Flalteni sehn bis xwSlf verdeii nach dem Gewicht ta-
wmmeogieoommfmf und ^ifing solcheT PlSiichen haben den Wert von
zdiu Rotöl oder einem Tluiler. Anf dem Geldmärkte tn Logone itndet aber
stete ein Schwanken statt; der Wert dieses Qeldee wird heim Anfange jedes
Wochen niarktes, am Mittwoch, (iffentlich ausgerufen, und die Handelsleute
machen ihre Spekulationen, je nac^hdein sie auf Kalifen oder Steigen der
Münze rechnen. Ehe der Sultan seinen Tribut an Oclificn ndnr Indigo
erhält, macht der Delatoo gewöhnlicii bekHiiut. duis ilit^ Münze unier Pari
etdie. W&m er im Gegenteil fOr seine Hanahdtung Einkaofe au machen
hat, etwa ein Fest vorbereitet, «o steigt der Wert des Metalls jedesmal.
Die Bekanntmaefau]^ des Metallwertes enegt immer Mne auffallende Ver-
wirrung, als oh Einige hei diesem Wechsel gewönnen, Andre verlören/'
Eiserne Waffen und fieriite sind als Geld massenhaft im Umlauf. Im
nordöstlirhon Afrika bilden stpUenweise Lanyienspitzen die Wcrtfiiihrit"'),
und (lic KalVriiistämmo luMlieiiftMi sich früher dir Aj^segaipu als \\ fi tinc^ser. )
Das Wiirleisen war bei den HeidensiÄmmen Ba^lm-mis das bevorzugte
Tauschmittel. ^ Noch Terhreiteter ist die eiserne Hacke, da« wichl^die
Gerat der nigritisohen Feldwirtschaft, als Geld, besonders am ohem Koi^p),
wo daneben (an den Stanleyfallen) auch Lansenspitaen und Meesingdräthe
in Gebrauch sind; die Hacken (Schokas) sind in neuerer Zeit massenhaft im
Auftrage der Amber, die sie zum Sklavenhmidel verwendeten, von ein-
heimischen Sehmieden vrrfortigt worden.^") Am Arnwinn' Kursieren Lanzen-
spitzen, die zu N'Doliiv jjct'trtiijt werden, in der Gegend von üpoto imd
N l)(>i)i> bis zum mittleren ItinibLti; iiackengeld findet sich wieder am
mittleren und oberen Mongalla.^*) Am obem Ubangi ist eben&Ila die
Haeke das Landesgeld, bei den Sakaras und den A-8and^ die LanzmapitBe.*^)
Eisenie Messer werden in M'Bumba und Ikinga gefertigt, haupts&ohlich fttr
die Binnenstämme, bei denen sie Gold kursieren.'-) Ein Ausstrahl ungs
punkt des Hnckenifeliles ist ferner die eisenreiche Landschaft Unyanyembe
(Liind der Ilafkcn i südlich vnrii Victoriasoe, wo jede dnrrlizielieiide K'ürjiwaue
sich mit den willkommenen Tauschgegenständen zu versehen jiHeyt, imd vf»n
wo jährlich 151MXK) Stück auf den Markt zu Tabora gebracht werden'')
:Ui a. a. O. S. 41 - 35) l>L'iihani und Clappcrtoii, Itciisen vnid Kntd*.>ckiin>foii.
S. 34G. - a6> raulitßchke I. S. III. 37> Jgcst, Um Afrika. S. 221. Nach
tigal i. Hitt d. geofrr. Oe«. ia Hambufir 1876/77. 8. 9». SO) Baumaeii i. Revue
Colonial'' Tnfi niatirmale 1887. S. •_»:?.'? ('nqiiühnt, Sur 1»^ Haut - Conffo. S. i'l'A. —
40} Le Marincl i. Bull. Soc. Bojr. Beige de GeoRr. 1893. S. 24. — 41) d Hanis a. a. 0.
R. SS. Nudi Julien (Bull. Soc. G^ogr. Paris 189i*, S 505^ kann Toan am oberen übangi
far Eisenhackeo Alles kaufen, nie sind alao ein wirklii be;; Geld; Sklaven maA vielfach
überhaupt nur go^en Hackeugeld kilufUch. — 43) (1'U.anis a, ». 0. & Stf. — 43) Sigl,
DeuUcbv8 Kolouialblatt 1692. S. 166.
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4. CiKWBSBUrHK PlloaCKTB AM GkLO.
139
Haekengeld boflitzen auch die Bari.**) Seltner erscheinen Schaufeln und
Spaten als Tauschmittel, früher z. B. in Abessinien**), fernoi , wie srLou
erwälmt, ht\ den Bonirn, oinnich auch in Kalahar*") und im Hink'rlaudi}
der Df'liifioiilnu. ''t Teilweise dürfte en sich hier uudi nni lliickcn handeln,
«iio oft, da sit- in der Regel ohne Stiel in den Handel kommen, den Ein-
druck von Schau ielu oder Spaten niaichon.
Über daa Haekengeld der Baronga hat Jnnod^ vichtige Angaben
gemaiidii Bei den Baronga wurde frfiber der Brauipreis in Vieh beaahll^ e^ter,
naeh der FlOnderung dea Volkea durch die Salu, in ro4en Perlen, bis dann die
Hacken aufkamen, die man vom nördlichen Transvaal bezieht. Der Preis einer
Frau beträ«^t 4<^ — 50 Hackt'ii: der Braut vator bewahrt die Hacken auf, um
dann seinen SiUuifii W oilicr diiinit zu kaufen. Infolge der europäischen
Einfuhr ist der Hrautprois f^cstifgeu, auch iVrti^fii jetzt finhciniiache Scliniiede
Hacken aus dem Eisen gesiraudeter Schiffe; ganz neuerdings sind englische
Goldetttcke ala BranipreiB tiblich geworden, aber auch dieae werdm Tom
Bmntmtor nidit ni gewöhnlichen Handebgeechiflen verweiidet, aondwn
immer nur txm Brautkauf.
Wo das einheimische Kupfer in Afrika als Geld erscheint, lauft ee
meist in Gestalt besonders geformter Barren und in Uingform um, wahrend
Kupfergenit«', die eine stärkere gewerbliche Verarbeitunfj erlitten haben, kaum
als Wprtmesser dienen. Die vorhandenpii Nacliricditou 'jcnficon leider uicht^
um ein klares Bild darüi»er zu gewinnen, weluheu iiinilufs das Dasein,
dea Lidustriegeldes auf daa Gewerbe hat; nur dafa w im aUgerndnen der
gewerblichen Thitigkeit f^rderlidi ia^ lifat sich mit Bestimmtheit behanpten.
Stellenweise wird dadurch, dab die Steuern m Indnitriegeld und besonders
in gewebten Stoffen erhoben werden, das Hauswerk befordert imd tn
einer Produktion nlu-r dm eignen Bedarf ^enötijxt, die nicht ohn^ Folgen
für seine -vveitere Entwicklung sein kann. Anderwärts sind es bt-stiiiiiute Orte
und Stämiiip. die das Geld für gröfsere (iebiete liefern, »udals in diesem
Falle das btaiumesge werbe lebhaft augeregt wird. Zu dieser Für<lerung
tragt Yor allem bei, dafs für ein gewerbliches Enseugnis, daa zum Geld
wird, aogleich ein grdfii^s Bedfirfiiis TOihaaden ist als vwher, da nnnmehr
sn Tribut- und Straibahlu^en, Brantgddem n. s. w. betrichtUefae Geldmengen
nötig sind, während von Wohlhabenden grofse Massen des Stoffes zurück-
gehalten und aufgespeichert werden, und endlich der praktische Gebrauch
des Produktes nach wie vor stattfindet. '^1 In dem Gebrauche des Eisen-
geldes und überliaupt alles aus «jcwerbli(dien Erzeugnissen bestehenden Geldes
liegt also zugleich eine besonder» gesteigerte Absatzweise dos Produktes vor.
Der ProduzMit, im Falle des Eisengeldes der Schmied, kann fOr sein Er-
aaugnis unmittelbar Alles kaufm, statt erst durch umständlichen Tausch
kanfknftige Geldstoffe an sich bringen an mtiasen.
44) T. Harnier !. P. M. E. X. R. 13t. — 46) Alvarex, EmbMsj to Abyrninia,
(Ilawkluvt Ii: 4(!i Dapporll. S. 1«ö. - 47^ .loost. l'in Afrika. S. 221. —
4H' Junoii S. ;>."). «7 — '.»1. — 4S»'i (Jenaiierefl rH or «J.^Pl der Naturvölker findet lieh io
nißiuem „GnmdrUs einer EntstcbuDgagescbichU' des Geldos" (VVeiniar 18'.»»;.
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Rückblick.
Aus dp]- M;i«sf» rlpr T1iiiisa(*}tf n liaVifii sidi Fi»Ij;priinj;f«ii orj;pb<Mi, »liV sam
Schlüsse notl) oiimial in kur/fii Wnrtoii zus»unnienf^«'f"arst sein iiKij^un.
Die virsprüugliclip ArlM'itskilmig zwischen Manu umi VVtnb ist in Afrika
noch »dir kenntlich erimlteu, wenn auch die hierbei sich ergebende Über-
lastung des Weibe» bereits an vielen Stellen zu Yendiiebuugen Arbeits-
gebiete geführt hat. Die Frm halt im ganzen noch den Thätigkeitskreis,
der sich auf die vegetarische Enuthrung bezieht oder durch sie veranUfst
wird, mit Entschif^df iihpii fest, darunter als gewerbliche Arbeiten das Sieden
von tSalz aus I'tlimzeimsclip und di<> Töpferei. Wo die letztere ziini MHrinpv-
berufe wird, sind es toils iinlscrp lüiiHüssp, in unnern) Fallr das Heispipl der
kultivierteren Völker Xnrdat'rikas, ttil» die l'feifentöpfevei, die den l nischwung
herbeiführen. Flecht und Webkunst scheinen von Anfang uu nicht aus-
sehliefalioh von einem Gesehleoht ausgeübt worden zu sein, und infolge-
dessen ist anch die weitere Entwicklung sehwankend. Die MetaUarfoeit isi^
abgesehen von der Erzwascherei^ stets ein Gewerbe der Manner.
Wo sich höhere Formen des Hanswerkos entwickeln, steigert sich sofort
die Tt'ihialime der Männer mich nn solchen Berufpii, dio urspriinrjltpb dem
weiblichen ArbeitHfelde zugeli(»rpn Dio Thätifjkoit der Kraiioji gelit in der
Regel nur wenig über die Hauiiiabeit liiiiaus. was dariil)er preistet wird,
kommt nicht in den 1 eiuhaudel, sondern wird im Marktverkehr umgesetzt.
Das Marktweaen adbst scheint eine Erfindung der Frauen an sein, indes ist
zu bedenkoiy dab die Anknnpfbngsform des ^tummen Handels^ anaoheinfnid
mehr den Männern zozust^eiben ist; zur Losung des Problems sind weitere
Vorarbeiten, die andi aufeerafrikanischo VerhültuisBP Im'i tii-1vNi(diti<ri>ii inüfsten,
imenfbehrlirb. Zwisdien Marktverkehr und üescheukverkehr ist dabei zu
unter-scheiden.
Überschreitet der Gewerbebetrieb die engen lirpii/^ ii der Arbeit für den
eignen Bedarf und den der allcmüchätcn Nachbani, dituii erscheint er regel-
müf^ig /«nnüchst in der Form der Stammesindustrie; damit ist auch eine
matfirliche Organisation der Bemfsgenossen ohne weiteres g^pebM!, die Ent*
stehung eines eigentlichen Zunftwesens unnötig. Aber die Siammesbetriebe
und die Oewerbthätigkeit überhaupt sind nicht bei allen Volkselementen
Afrikas gleich ninfsig entwickelt und geschätzt, und hieraus ergebpn sieb ein«
Anzahl besondrer V'erhältnisse, die indes alle noch einigermaiseu unter den
Begriif des Stammesgewerbes fallen.
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141
Die unsteten Yölker ergreiJÜni gewine Gewerbe, die keine Sefeheftig-
kfiit TortimetBen, ale ein wiUkommeneB Mittel, ilue mnhenchweifimde Lelrane-
weise auch in kultivierten Gebieten fortznartzen und ihre wiitsdieflilidie Selb-
atiiudigkeit zu wahren. Die Arbeit ist ihnen ein abgodruugenes Kompromifs,
aber keinp At^reg^iing zu weiterem Fortsthritt. I^eichto nnd zweifplhaft*»
Küurfte, wif VV;ilu-sagen, Tanzen, Musizieren oder Taschenspielerei ziehen sie
den scbwereu Lrvverbsarieu unbedingt vor.
Unter dm HirtenTSlkern Afrikss ist der Qewerbetrieb nicht stark
' entwickelt^ oflimbar «u dem Grunde, weil der Nomede seiner ganzen Lebens-
haltung nadi am woiigsten geneigt ia^ sdiwere Arbeit an fiben oder sie an
andern zu schätzen. Dies gilt in erster Linie von den hellfarbigen Stammen
des Nordens. Bei ihnen liegt denn auch das eigentliche Gebiet der Pariah-
handwprker. die sich entweder btis n nieteten Stämmen oder ans ehemaligen
Sklaven und herah^ekominenen Volksgeiioasen rekrutieren und jetzt vielfach
in kaMteuariiger Abgeschlossenheit leben. Die nigriti scheu V iehzüchter des
obem Nilthaies sind tou dieser Anschauung stark beanflufst, weniger die
sftdafrikanisdien Hirtenvölker, wie die KaffiBm und HererO| bei denen das
Negwblnt au maditig und fremder EinfluJä au fem ist.
Der typische Neger Afrikas, dessen Dasein in der Hauptsache auf dem
Anbau von Nutzpflanzen beruht, kennt die Verachtung des Handwerks nicht,
ist vielmehr immer fem bereit, durcli ijowerbliche Arbeit seine Einnahmen
zu vermehren oiler /,u ihren Gunsten t^elegentlich auch gauy. dem Ackerbau
zu entsagen. Durch natürliche Bedingungen und dem daraus entstehenden
HandebrrariE^ wird die Arbeitsteilung begünstigt und es entsteht auf diese
Weise eine groÜK AnBaU gewerblü^ beseU&ft^tor Qrtsehaften nnd Sttmme,
die sieh im Austausch mit den ai^erbanenden oder den Jagd, FiechlSuig nnd
Viehzucht treibenden Volksgruppen belinden. Oft wird eine Tbattgkeit als
Hauswerk allgemein geübt, die Stammesindustrie aber liefert nh Feingewerbe
eine bessere Qualität der Ware. Im Kongogebiet bilden sich auf diese Weise
formliche Produktions- und Konsunitionsgruppen heraus, die oft eine ganze
Anzahl einzelner Siedelungeu umfasseu.
Neben dem eigentlichen Stammeagewerbe erscheint das Familien-
gewerbe, das in gewissem Sinne nur eine Unterabteilung des Stammes-
gewerbes is^ sndrerseits aber andi'sehon einen Üb^png cum Handwerk im
engeren Sinne bildet. Slanuues- und Familiengewerbe gehen wechselseitig
in einander Ober, indem gewerbfleiiiiige Familien sich zu Stämmen answaehsen,
und Kmhorseits einzelne Familien gewerbthatiger Välk''r sieh unter anderen
btämmt'U niederlassen. Durch mystische Brünehe und Kenntnisse wird der
Wettbewerb Fremder verhindert, in der Nälie der von Nomaden bewohnten
Striche scheint die Verachtung der körperlichen Arbeit dahin geführt zu
haben, dafa gewerbtreibende Familien an Kasten oder Stimmen znsammen-
gesebweifst worden sind.
Der Beginn einer Organisation der vereinzelten Hamlwerker, die auch
im heidnischen Afrika nicht fehlen und unter denen die Schmiede weitaus
an erster Stelle stehen, knüpft entweder an die HaupUingsmacht oder an
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142
RÜCKBLICK.
du Prieetertnm und FetiB<diwe8en, zuweilen auch an beide zugleioli nn.
Handwerker eraclieinen als Beisitzer iu der Ratsversammlung, die den Häupt-
ling^ umgiebt, oder t^ie verbinden sich mit Herrschern und Priestern zur Ans
beutung von ArbeitsuiniKjpolen. Aber aus Handwerkf>r!i werden allniHblicli
Finunzbeamtt), denen die Eiutreiljuug der (iewerbesteuern obliegt. Im tSudun
ist diese Entw-kUim^ die wieder an die Stammesberofe und -organisationien
anknüpft, offenbar dnreh den Einflufe der iBlamitiadieii Völker beacblennigb
oder flberbaupt erst benrorgerufen worden; wie die Stamme nnd. die fremden
Kaufleute haben hier auch die gewerblichen Gruppen ilne Vertreter und
zugleich Steuerheber am Hofe, die entweder selbst aus den Uandwerkern
bervorgehon oder vom FHrsteu willkürlich eniiimit werden.
Die Sklaverei hat mit der Entwiekhuii^' lits (iewerbe« wenig zn thuu.
Im nigritiucheu Afrika sind es immer die freien Leute, die ein Gewerbe als
Hauptberttf betreiben, kaum als Qehfllfen kommen die Sklaven in fietrscht.
Im Sudan finden sieb Sklar«), die selbständig gewerblich thätig sind und
nur eine Abgabe an ihre H«rren bezahlen, von intensiTcr Besehiiftigung
gröfserer Sklavenuiengen zur Herstellung gewerblicher Produkte 7.eigen sieb
dagegen kaum schwache Spuren. Auch die Pariahhatidwerker sind zwar ver
achtet, aber keine Sklaven und vor Vergewaltigung durch die Volkssitte
geschützt.
Ini ganzen beweist die schwarze Kasse, dais sie arbeitskräflig ist und
für gewerbliche Thatigkeit^ die sieh Uber die einlMshsten Formen des Ham-
werks erhebt, mehr Verständnis hat als die meisten andern primitiven Rassen.
Sie verkörpert iu sich die Erbsehaft einer verhiltniamäbig arbeitereiehen
Vei^angenheii, und ans dieser Quelle fliefst wohl jene Kraft, die ihr Aus-
sterben trots des wachsenden Kultui'einHussi« Europas nicht befurchten läfst.
Wenn in Zukunft Afrika immer entsebiedener zu einem Teile des die ganze
Krde umspannenden Wirtscluiitsgebietes der Neuzeit wird, dann dürften sich
aus diesen Thatsacheu wichtige Folgen ergeben; Afrika wird dann nicht,
wie das jetzt den koloiiisierenden Mächten Europas vorzuschweben scheint,
ein Gebiet reiner Rohatofl^roduktion sein, sondern es werdm sieh daneben
industrielle Thitigkeiten entwickeln, über deren Art sich schon jetat einiger-
malten urteilen läfst. Hillige Arbeitskräfte, billiges Eisen und billige Bauin^
wolle werden die Grundlagen der ufVikauischeu Grofsiudaatrie seüi, die nller^
dings vormissiclitlieli durch den MaiiL^i'l nn Kolile Hcdnnire au übermächtiger
Etitt'altuiig \ i'rhiuilert sein wird, lii-^ es gelingt, andre Kraftquellen, wie die
Wasserfälle der Ströme oder die tropische Sonuenglut, iu den Dienst der
Menschheit zu stellen. Feinere Formen des Gewerbes werden in Afrika
sdiwerlicb erblühen, da nach dieser Seite hin der Neger mangelhaft begabt
ist^ aber dala es dereinst einen Teil der Erde mit billigen Eisen- nnd Baum-
woliwaren verseben wird, l&rst sieh schon beute voraussagen.
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Register.
Abdeckerei Ifi, 43. |
Abcokuta &L
Abessinicn JÜL »5. TL 7».
103. 139
Abo äiiL I
Athiitina<»eld l^i.
Atiamaua UiL ili. 36. f>l,
54. aiL aiL IM- lüSL UiL
Adriib
Afar IM. LÜL
Atipa üiL
AgadeH Uli, LUL
Akelle A2,
Akeni ^
Akoa afi.
Amuxosa h. Xüsa.
Amazouen 'J7
Amin Uü. |
Aiiassarawa 10*2 j
Apinarlii 42,
ArabtT Jü |
Armenier JüL |
Aro 131.
Aaben iüL
Aschaati 17. »li. 83. 94 «7
lO'i 10« 1
Atawa 5lL |
Auktiunea t'j? |
Australier 2JL l'^K. |
Aiitoiuatiseher Verkauf" IL
Awansc-hi HL
Awayö 33,
Babangi 131. ^
Uabeniba £dL j
Uuboiigu 41.
Hadagry üiL
Uailiiigu
Ba«le II.
Hat'yote aiL Iii.
Bagaiuuyu l-'J i
Baggara liL
Baginni aiL LLL LüL L31L
138
Buia 105L
Bakalai ÜIL
Bakas 12«,
Baket« IM,
Bakongo M.
Bakuba ü IIL US. lÄL 13<L
Bali LL
Balolo fiiL
Bab^ugu üL
Baluba iL Hl liL 2ü. tü,
H2. Hr. 11» 120 131
Bamako Qi^
Bambara JüL äa.
Bambuk 22. 2iL «3, aa,
Bandija ^
Bauiaiieii 35.
Banyeti iSL
Banza ül,
Barbiere itA.
Bari LL Ifi. 41L ü3L Zü, litlL
Barombi M.
Barüuga 12. 16. IIL 'lÜL
42, ÜL ZiL üta,
Barutse LL i»>i vgl, Marutse.
Banari LiL
Baschilaugc fit.
Baniba lü. l3L
BaHMombe iLL
Bastards 11.
Basoto 1(l *ilL Äl, LL
Bateke Ii üü. m,
Batta äl.
Batwa IL
Baiiiiunxter ÜiL jLL
Batimwollgeld l3fi
Bavili aiL
Baya Wi, iL
Bayaka &i
BayaUi»! 131.
Belcdugu äl.
Benin Üfi. llii, IM.
Berbera Ii
Bergdamara liiL
Besteuerung lio
Betachuaneu 16 17 49 fi8 tttf.
Bidda öS, ßl.
Bierbrauerei HL 21. lUfi,
Bih^ HL
Biluia a^.
Blinde IIIX
BogoB ai-
Bokaba ÜL
Bondei 12. 14. 02. 120.
Bongu 16. 51. 137
Bonuy 3i äl. m, lül. 133.
Bootbauer ülL lliL
Borku IL
Bornu 12. 2fi. II- aü. lülL
106. 10» III 1-2I. 13fi
Britiüch-Uambia aL
Bube üLL
Budduma a2.
Bukoba älL
Bussa 20. 102
Bwajiri L2tL
Clown 103.
DacbHechter 21.
Dahomeh a. IIL Ifi. äl- iüL
Ii, ai», 2L lüi. IüIl HHL
110. in;
Dama bL.
iJamaralaud 60^ vgl. Hereni.
Dampa HC.
Dana LL
Dar Kor 102. IIIL LLL lliL
13B.
Delagoabai LL iL JUL 139.
Derr la.
I>jikuui 3L m.
144
Rboiktkb.
Dinka LL 4JL CIL liL llia.
Diulas
Djur Ifi- i3L
Dualla ÜLL
Üuni
Ebu 121L
Kgga M. UM.
Eiseu^fcia II. ÜLL
Klt'laiit»Mijä((er iJL 1<>ä.
Elfeijbein8chnitz**r ItiL
Elkinoiio IL
Evheer fii SI. äö. IIL
Fadugu üiL
Fährbetrieb dSL
Falescha TL
Fan U. ISL ML HS. 132. IM-
Fanti 'AL &L
Farber afi. ttL
Ft'Bsaii HL l-^-'>-
Fiote 117: vgl. Balyot*.
FiHcher LL ÜSL ÜIL ilL UlL
Fleischer IIL lüL
FlötenkOuig liia.
FlurHpferdjilger aiL lüä-
For liüL
Fulbc aii. aiL II. SilL
Fiila lü, la. 2iL 22- IL »iL
«JM 107 113
Futatoro «iL
(iabuii 2:L M. ÜJL äL äÜ. LlL
(ialadiuia 1<>«.
Galla i!L 21 28. fil. 12. «iL
öL üL üa. ILL Iii. im
11« IM
(iailua ^
Ganguella iLL ÜL M2.
(iarkücheu IL UiL
Garo-M-Haiit«( hi 22. ÜJL aiL
H7; vgl. Jaküba.
(«ilrtner MiL
(iarua UL ÜL fi£L ÖlL UlL
lieuioindubauH llit
(ierber 4« 43 77 HO. <j-2
(icschciikhandel i'i4
Itlaflinacherci
Goaucaeu SUL
Ooldarbeil«!r SIL 37 4fi <iO ai.
üoldkiialc LI. ÜiL 2lL iL
101 104 IL'I
(iriota 31 40. 77. aH 104. 107 I
Gubcr äl. j
Guyana OL
HaarkQnstler 104
Hackengcld lüä. i
Iladdad üL ü
HandelHvSlker IM. '
Handwerk iL
Handwerkerkolouiocu ai.
Haudwerkerquartiere 113.
Hundwerken«klavei) UlL
Harrar lÄ. 54. UlL :
HaRchasch 103 |
Hag^anieh Ll_ I
Hauübau liL
Hausierer iL 02. [
Haulaa a. ilL -21 n ^ SIL
Jilx HL Ii äü- äi. HH-94.
aiL IM. LLL na. i3'j. 135
Hauswerk iL
Henker 312, IIÜL lÜlL LUL LLL
Horero LL Sil. Öi- l.'io
Hindu iüL 1
HoftuuAikcr 101. I
Hot narr 103.
Holzarbeit ÜL 41. JifL ÜL tilL '
Hottentotten IL -SIL •
Jagd IL aa. miL
Jahrmärkte UlL
Jaküba Öü. til. SlL IM.
11-2 113 ÜL !
Jalundi tilL |
Jankau ülL |
Iddah -irt. Sr. Hl. »3
Jebir (Jibcr/ 4iL ^
IkaMHU {ifi.
Inder M.
Ininga liL 42- ÜL
Jolu liÜL
Jolof 37 77. HO.
Itucha m.
Juden aü,
i Kabartü itiL
KiitFern iL liL iL Ü- IM.
Kahnbauer QiL iUL '
Kukaiida lai. I
Kakungu 5i '
Kiilat<iir IIL aiL LÜL |
Kulebasseniiianlier JÜL i
Kulunda IiiL
Kamerun (L LL 11. fii. tUL
äÜ. LLL L2I.
Kanem 13fi.
Kanembu 5a.
Kano öJL üL IIS- liil- lüi
113.
Kanuri 2^
Kanzamba iL
Kapellmeister lo3
Karagwe aSL
Katauga 4lL Mi liü
Kat«ena UL Ui
Ka/eml>e lüß,
Kauar ai
Kauri IM.
Kete aiL 24. lÜI-
Kibiro aa^
Kiliniandscharugebiet 1 HI
liL
Kilwa 2M.
Kioko bü. 131
Kisungi liL
KochkuuKt iL
Kohl«>n breuner ILL
Kokombo 22.
Kong ÜL MM. 2a. III. UM.
Kurana aiL
Korbflechter ilL ?yL
Kordotan 137
Korduan 2L
Kotoko öü-
Kpando iiH.
Kronrat lülL
Kru lal.
Kuka liL ü 2a- üa.
88— yo, l»'2 — <J4. lüL LLM-
liL 127
Kupierbergbau HL
Kupfergeld 13'.l
Luulu's 4a.
Lakku hL
Latuka LL llL IiL iL aiL
Lederarbeiter aiL aiL liL üiL
■12 113.
Lehrlinge 2i
Liberia Ifi. 'iL MM-
Loanda iO-> 1 3»
Loungo iL 2IL aa. &i Ii Mi
LUL LLL LÜL 13 .'>
Logune 21- 1 1" 1
Lohnwerk 3 4 öi» atL itiL
Lome aiL
Lukoma liL
RkOI8TRK.
145
Lunda ^ ML
Lur 15. Ifi. iL ÜL 12.
Madagaskar ^ 2^
Matli GBu
Makalaka LL 22, 83.
Makari
Makdiächu bh. Sä.
Makler 12L
Makololo
Makraka &L
Makua lfi.2fi.4SL
Malepa Ifi.
Mandingo 23. 2JL SL 61, 68.
04. SL ai. 02. llfi. iia.
1-21 132.
Mauga 63.
Mangat^a ÜL
Mäunerhaus 112.
Mantetje Ü2.
Man.yema IL
MarktaufHeher U3.
Marktsprache 127.
Marktsultan LL^
Marktwerk gS.
Marokko 25. 91.
Marrakesch 113. ÜT.
Manitae iüL äi. loi. IM.
110.
Maschona 42. ÖL
Massai HL 4L
Matabele !ÜL 21.
Mattenmacber 3ä. ÜfL
Mauren 24. 7". s7.
Maurer ÜA.
Mbochi 2L Z2.
Mbam
Mediua Ssl
Melken IL
.Metzger 23. lüL
Midgan 43.
Minungo äL
Mkomi d2.
Mobali aa.
Moabuttu G. 12. 15.
aL 21. lüL KM
Monomotapa ü 2fi.
Mossi iL
Jfpong Lil
Mpongwe 22.
Mukischi 14.
Mungo afi.
Munongiri
Murdia Q4.
Murauk 22.
Muscholgeld 184.
Musiker 42. 14. 09—104. lüfi.
Mutschi 124.
Mystik fi. 78. 108.
Nama LL
Ngaundere 109.
Niam-Niam 103; vgl. Sandeb.
N'Komia 4. 22.
Nupe aa. SÜ. IM.
N.vangi*-e 120. 135.
Obo HL aa.
Okande 42.
Okenda lÄL
Okoa 4L
Okota 42.
OnitBcha fi4.
OniiiguB 65. tiS.
Osaka ig.
Oschebo-Aduma 49.
Ovambo iL öSL 132.
PalmfaBcrstoffe IS^.
Pare 2L
Persien 105.
Pirateiiinseln 3L
Priniilre Arbeitsteilung L
Prostituierte 12L 123.
Popo 102.
PoBsenreifser 42. 43. 102
Rabat 12L
Rani 43.
Räuber 103.
Rindenstoff 126. 134.
Ruanda 42.
Sahara 22.
Sakaras 52. 12L 133-
Salzmacber 26. 9L
Sandeb 12. IM. 13a.
Sänger 22.
Sansibar LL 22. M. 22.
Saria 12. 82. 22. 12L 114.
Sattler 32. 82. US.
Schankwirtschaft HL
Scbattenkönig Iii
Schir 22.
Scblilcbtcrxultan 112
Sc-hmiedc8ulta.n Iii.
Schneider a±L
Schneidcrsultan 112.
Scliiirtz, IIa« ufrikniiiiiche (jewcrlio
Schoa 18.
Schuhmacher 36. 92. 107 Iis
Schuli ifi.
Seg-Seg 24.
Seiler 2L
Sekundäre Arbeitsteilung L
Senegambien 16. 22. 24. 2ti
3L 42. IL 22. lüfi. UÄ.
13L
Sennaar 24^ 22. 23.
Sorrakolet fiL 22. 132.
Shendy 12.
Siam IL
Sienar^ gfi.
Sierra Leone 2fi. 2£. 13L
Sinder 96.
Sklavenarbeit 96—99.
Sklavenküste 124. 117.
Sokoto 2L
Somali 22. 24. M. 42. 55.
IL 24. 23. IM. LÜL 112.
126
Songo 23.
Soninke 132; vgl. Serrakolet.
Stammesgewerbe 8. 22 ö'.
Stephanieville 2L
Steuern 110 ff.
Stör 3. Oa.
Stummer Handel 122. 12L
Suaheli SS.
Suakin 12L
Snlu 12.
Tabakspfeifen iL
Tabora im
Tanga 22.
Tänzer 14.
Tedä 12.
Tete Ifi. lÄ. 69.
Tibesti 12. 132.
Togo 9. 15. 22^ 23. gfi. aS.
51. 55. 68. 82. 85. 91. 94.
IflL 112. HL
Tomal (Tumalod) 42. IL
Töpferei 13 ff. 35. iL 54. ÜL
Trilger 23.
Trommelkönig 103, ,
Tuareg 22.
Tupende 52.
Uatto 42.
üdschidschi 122.
Uganda 12. 12. 2L 22. 2L
aL 2<L 125. 12fi. 134.
Kkoibtek.
ja 21.
Wagenya üL
Waaserkönig 110.
amwesi lä. 22. 26. IM.
Wahuma üö.
Wataturu 2S. 11.
lyanycmbe 138.
Wahumastaateu 1(L 11. IS.
Walta 12fi. laiL
Jnyoro ÜL ai. M. lÄL
37 100 102 1'2A 135
Watwa 11.
Upoto &fi.
Wa-Itumba 21. 41.
Wayao 32. Ifi. üä. 12iL
Urproduktion iL
Wakamba LL
Weberei 3fi- äö. fiü. Üü. Sß.
Urua üiL ai, LIA
Wakavirondo iL
113
ürundi iL
Wakikuyu 11.
Weidah ü. HL 121L
Usanga 2ä.
Wakondjo SL
Wenya 21
Usiba £1L
Wakua IS.
Witachwesi 4Ü.
Usindya ifi.
Walangulo illL
Wollweberei 'iL IM.
Ussnkuma 21* IL
>> ainanga no
Wambugwe HL
Xosa Ifi. 2Ü. 6a. fi3. 133.
Viehzucht L lü
Wambuudu lüL
Waudorobbo 22. il.
Yakoma liL &Ü. I3L
Wabari JüL
Wanganya 82.
Yambinga &iL
Waboni 32.
Wangarbd äL 132.
Yaunde Ii. LL öiL llfi. 13L
Waburaa 181
Wanjfindo 1'25.
Temen Sä. 02.
Wadai 2i. aSu U. i!IL IIIS.
Wanyamwesi LL 23. 129.
Yoruba Ifi. 21. 25. fiö. SS.
III LSfi
Wapokomo LL äS. üü.
SL öä. aü. Uli.
Wadoe 11. M.
Warabuse 13.
Yüauan 112.
WadBchagga 47
Wasiba 21. ai 82. Iü2. IM.
Watipa 25.
Wasoga 2L
Zigeuner
PEEISSCHRIFTEN
GEKRÖNT UND HERAUSGEGEBEN
YOH DES
i L 1;^^: JABLONOWSKi'SCHEN GESELLSCHAFT
zu LEIPZIG.
K«. XXII DBE HISTOWSCH-NATIONALÖKONt ; « tl'
xxxr. uKmucH schuutz: das ai uikaxischl: '
VIT BIKER TAFBL.
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LEIPZIG
DRÜCK UND VEßLAG g VUN B. G. TEUBNEK
1900.
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ABHANDLUNGEN
BEB KOSIGL SACHS. eESELLSCHAFT DERJVISSESSCHAITES ZI L"
PH IL()L( )( ; I S( H - III STORIÖCHE CLASSE.
Mit einer Karto.
Hoch 4. 1850. broBch. (ß^
,1,,. «ttin.li.n Redoer eingoUg»» TMilB*«. SAUmdl. W-
UM
d f l.r...K.trr«p1ien t J. »M. Mtt •. Anh. Ib. d. QmIUb 4. Ckmaik <.
BSTEK BAND
A-WESTEBMANN, Uni' 'siiL!.
K \ l'Kl'ItT VhrT Parrrii.cii. Hituch uil.i (jctihiu
tK MoMMSKN, Vhrr .Uh r<.,r.Uehe Mfttiiwe.en ^„^^
E T Wir. ! KK>in IM, l'or l eldiug de» OennMjlcn« •» MTWtiifi
O' HARTl
TH. >UO' M>f ' o , ,
BVND. Mit aTii fein. Hoch 4. 1857. brosch.
KOSC HKK, 7. (Je.rhiohto .1 englischen Volkiwirth»eh»fUl«l»» i 1«. ll.iP^
JJaclitrup.' • • ■ •
i i)BOYSKN, Kborhard Windcck. IM»
*(MK, MmII SUvU Uteroulus.
, Ipdtadi MmcÜbI diltnbutiu partium. • ■ • • ■
p 'i^SotSeK, sVewoiehai«*,K«lw KmU V. Lande, .^^ •
IMTsiedtruchte 4. tatlidiebm Onuim«« Balpenan u. MilM» • : -
H'!r'^'M'Ki.,' i'i'o urkundlicheil Qii«nMi w» OMiWehti 4« t -
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OTTO ETH'ARD S( H.MIÜT, Ult
M Kriitu* in Italivu. Mit 4 \
PBIKDBICH )IL'LT.S('H, SchoUeti
ERSST WlXIUSril. Cber die Verb.
MOniT/ \ <>1<, r. rti.r die Itnnkif-ri
lit i'iK, VON iH i: ..ai;ki.i,xt/, ik
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Band 1— lO SU
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• Migim ChorUtHi mu XmU. Bin
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(StaUJKSl.
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Sjrttem, w{« Uber eisige ▼•rwftii4ia HMblMVileBn. 1876
' 'Ii. ^-ii t'ini'r AuigaVc dos jnngreni Titun) K m n
■j4 III <t Inhalt der Li'ges BuKiae. 187t( ( n »
l Authentie dar Ittges Regiaa. 1877 ( ..
■te Abbaii4hiog. 1879 (
>S. (Statt JL »5.
'.^ 'te AMmdluiv. 187« . VMAM.
n Mittelalter. Mit 10 Tafela in Llobtdmok. 1880 ( „ „
1.80)
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i »ur K. rmliiina der Rielanesiaclicii, i;iikr.infii!«chen
ihre Nachbild. M. 1 Tnf. iu I.tclitdr
Ente Abhandlung. l»Ha . .
«•lien. -
g]rviofa>gtMhM AypmM i« UalvmiHit au
**4
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■ .dmnftkjr, lein I.t;b»n u » Werke, lühl
'JtteMten mit beiondarar Raekaicht auf
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(Statt .HC
tchen. I. Sie 4}a»ntiiiit i .Surbiichon.
■«timmtan itMDDiltild. Suffixen, i^^.'i
tacaut d. SOmitch. Republik, l-v«?
' 'fe Cicerus an Atticui, (j. Cicero,
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tataen (statt Mk. 264.—) tOr Mk. 110.—
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ELFTKR BAND. Mit 15 Tafeln IKx Ii 4. 1890. (Statt JL 3b.—) 16.—
FJ(Ii:i'ltU lI Z.4RXCKK. Kuripc-f Vt izt^ichtiis. a (iriKiu»:au!"iia.linKn v f;.itihL'ii Bililuit!« M Ki T»f. 1SJ18 (Sl«l( «4C Y.— ) JC S.SO
GEORG EBKBS, tmpjiu» hben. I>i« Maatl« ttod dat Kapitvl aber di« Autreukrankhciten. Üntgr Thrii.
IM« Gewicht« aod Hohlmauie de* Papyrus Eben. ( „ „ S.— ) „ I.W
Papyrus Eber* Die Maaate und dai Kapitvl Uber di« .\tig«nkrankhoit*D. /wgitvr Theil. Dai
Kapitel Ober die Augenkrankheiten. T. LV, S— LX IV, 19. 1h8]> < „ „ 7._) „ j.so
SPBINORB, Dar BUdertohnuok in den 6acnuR«Dt«rira de« fimhen Mlticlallar*. 1889 ( „ 3.—) „ I.—
BKHTHOI.T) BKT.PRÜCK. Dil« itidogenn. VenrniidtBthRftsiiiimt n. 1' Keitr. s. Tuylaiah. Attntbnmk. USV ( »» •* — ) >. ^ —
.MOKii'z. vOKi'i'. i'i« tvchiiiHühi' Produktion una di.< btizüi^Urtu.ti r»mij<eh-M«hlllieliaa SrnwbtlML ISM ( « „ i - ) „ i.—
WILHELM XOSCUEB, Umriiw» rar Waturtalur« der Demokratie. ISliO. ( ^ „ ) „ s.—
ZWÖLFTER BAND. Hit « Tafeln. Hoch 4. 1891. (Stotfe JLVk.— JL\1.—
FBIBDBICH Z.\ßNCKK. Ta^xa NicoUi Winter. Ein Bagatetlprocen M dw UnlTanUlt X^tollfl ISW (BM( 4.—) JK S.—
F. H. WKIS.SRACU, .ViiZitnijchB luacbrinen und Torarbellen zu ihrer ■nUUhnug. Mit C ThMB. tS(l . C « » > „ l.SA
ACOUST LEtULLBN, BUdtng der Komioaim UtuiaelMa. 1881 ( „ 1«.— ) « 8.—
DKEIZEHNTEB BAKD. lUt 5 Taftln und 1 Furimü«. Hoch 4. 18»S. (Statt 32.—) 15.—
WtlKPBlOH HUI.T80H, P. w ■>> ! » ■ UH iiiiiwi t. HJrtto. B.Britr. «, Sirml. i. fwlimto^ Oyi w Jn . 1. 1891 (Statt .ic 7. i s.m
OlllOftO OOSI'Z, n«r LiW OtOMMNOt. Mf t itemiTMdadte. I8*l t ,. ., m -» „ i.M
KftlKDRrrH RATZEL. Di« alMkan. BAgen, Ihr« Verbreit, u Terwandtech. Kebst o. Anhang aber d BöReu
Ni u-ltoincas. cI't \ >-ddah aod d«r Negrito«. Eine «athropogooRrapkl«cho 8tudie Mit 6 Tafeln IMDI ( „ 3. — ) ,, l.üO
KiaKI>RI('H IKJLT.St'lf, D.eniaha.Zeltformiii b rfiSybio». E. Beitr I. 8ynt d gemcingriech.Sprache. 11. ISlli ( „ „ 4,—) « • —
.MdlUT/ VUIfiT, Ueber die legv« Juli««- iu<llci> rum priTatoruiD und pnblicortim ( „ „ S.CO) „ 1.88
AUGliSi i.EäiCIEN, Unterancli. Ober Va^ntitnt a Betonung i. d «tariecben Spraobon. I. Die (Quantität im
äcrbitcben B. Da« Verhkitniea ron Betonung u. Quactitttt in den zweiiUb. primftreu Nomina. ('. Das
YerhlltBl»« tob Betonimg nnd (^uantit&t in den tlammbUd«ndon Suffixen mehrailbigcr 2(omina. lt«i)S ( „ „ ) „ V.'m
BXCHASD SOUSTSB. DU MiaiMbw dM BmdM. H«wuga««ben und «rkUM nit «iseni AaliMia* Vtm
d«B Clditw, dl« Übarlialhrmiiff und dM IHalakL 1888 ( n ;, tO.— ) .. S.—
TIEKZEHNTER BAND. Mit 10 T.afcln. Hoch 4. 1894. Statt 83. - . —
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knn»t im Ptolem»<-<irr.ilchi> 1 Tl.fil .Mii fi I »f.-hi titui AWiililuntf»« IHJI4 . ( „ „ 10—1 , .'i -
M.\X HKINZE, Vorlosuncun Krüh üi.'i.r Ml.iäpIj. ,iK. au» drt-i >.jiiH.stfrn is^ii. ....,,..,.(„ „ S I.—
y. H, WKISSBACH, Nene B«iti«gw cur Kundv der Saii««h«n Inf obrifteii. Mit 5 'I»reln. 18M ( w „ „ \.m
FONFZEHüTTER BAND. IGiSTafeliL Hoch 4. 18»6. (Statt 83.— ) UK 16.~
AJCBKBT SOOnr n. Dr. HAH8 STÜMMB, ]}er «nk. })tel«kt das HMwBi» dw Wad Bfl« In MMokkoi 1084 (Btott 8.—) JL 4.—
UiaKBICU SOHCBTZ, Dm Ai^MiomMMM «imI vnwud«« FraUcim. HU 8 T«Ma. 1880 { , 5.-) . 9.S0
aOLOBB nDBBSXM» AlbanaaUelM T«xla bH OtoauK 1888 < . » 0-—) » 4--
ÜBWST inHDISCB, URi» «od Baddfea. 1806 < „ » lä.-) „ 8.-
Buid II— IS «nsammM Catatt Mk, IM«—) fllv Mlc. 70.—
Band 1— IS suMunmea («tett Mk. «O«— ) fOv Hk. 176«—
SECIIZEHyTEIl BAND. IIocli 4. 1807. Preis .'to JL
RICH.VKD FOERSTEK, Jobann Jacob Reijkt'H Briefe )8!>7 ;,o.it
SIEBZI liNn i; BAND. Mit 3 Tcxttiguren u. ."i Karteuskizzeu im Text. Ilncli 4. 1S97. PireiB 40
FRJI null H lIULTSCIl, Die Ktpmonto d«r ügyptigcfai'U Theüui.^.rr-tlinmi« Kr«to .\bhiMidlung. Is!*
FBliatlMCH DKMT/SCH, Das ilabyloniiche Weltseliüpfuni,«. ; .« i- " ....(».«
W. II. KOSCHER, Daa von der „Kjnanthropi«" handrlndo Fragmäuc ax.i ikliirc»Un« von Sid<>. Mit 3 Tvxtüguron. WM . . . 4.((
KRIKDKICH RATZEL, Der Staat nnd mia Boden g««graphijich betrachtet. Mit r> Kartenikiuen im Text IH^H*. . « j<
KABIi BÜCHER, ArK-it und Rhylhrouit- 189« .»<
THF.ODOB SCHREIBER, Die Wandbilder de« l'olygnotoe in der Hallf i. r Knjdier zu Dal^L 1897 >y ,ic
ACH'j /.KHNTEU BAND, Mit 1 Karte u. 18 AbbiMungcn. Hoii» 4. 19ü(». Preis 2C 10
CUHT WACHSMI'TII, Nene Hoitrlig« »ur TopnerBi lii.' vnn Athen l.t!»* . J/
FRIEDRICH HUETSCH, Dl« Uewiobta >te« .Mtertham», nach lbr«m /uumoiriihango dargüstolll. IbtS 10 .K
VIKTOR HA>TZHCII, SabMliU UOMt^r: Li-bin, Wwk, triMcaicbaftUcb« B«d«lit«Br. IHM. CM
ACtil ST SCHMAR.-SOW, QhibBrtl« KompotitiuDsga««!«« u der KordlDr d«« noMntiDer Baptiiteriuras. Mit 18 Abbild. ^.^S^y
II. t;El./ER , iKt n.nrM« d«r bjsanUBlicbeii TbttaeBT«Ttei««tig. lllt 1 Xart«. 1«90 4.«f. 40Ä.
NEUNZKHNTi:t; Ü^XD.
AT.BI;kt S(h'1.\ . luv ,n uQB CentralanUni. {Vnter il«r Pm««.)
ZVVANZIQSTEB BAND.
BÜDOLF BlSZETi, S^/^ifia; A'<;^o;. WOO
ZUR FÜNFZIGJÄHRIOKN JUBELFKI! K DER KO]aGI.L SACHS. GESELLSCHAFT DER WIS8EKSCHAKTKN
ZÜ LEIPZIG AM l. JULI 18a6. Hoch 4. Preis 4 ufe
SACHBEOISTFR DER ABHANBLUK6EK OD BERICHTE DER PHILOLOGISCH-HISTORISCHEN CLASSE.
1846—1896. Hoch 4. 1898. I'rri» H Ji
Leipsig, jtu» hhmk B« G. Teubuer.
BEKICHTE
DER KÖNIGL SiGHSISGHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN.
BERICHTE beider Classen. 1846—47 (1S> 1848 (6\
Matiiemati.>ch-itliviäi.snlio ( la-isc. \>i > :n isr.u cj) K.^Mii i-.V. ;); is.'.j i (> iH:,:<f'i is.'..;i:'i isriT;;;» isvs im i<, mi>
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tHt4 iH iKi (4> 1878 48) 1H77 (9) 1878 (1> 1879 (t) I880 (1) 1881 (Ii l»Vt (1) ltS83 (1> 1884 1885 (3) 1888 (4 »it SapptomBnl) Itml (8)
ii) 1888 (4) 1808 (4) 1X91 (9) 1h9S (8) 1893 <9) 1894 <8) 188» («) 189f («> 1887 (9).
Matht:rnatiache Reibe, i»:'- '.i !.<♦.>!» {<i),
Nattirwis.sensohaftlirlio Kcilii'. i.><:i-> n) i.h;'.! u;
— rbilulo^'isc-li-liistoriBclie (."las.'«', kml' i:<i is'.O \ i) is.m f,-) iti.-.^ n] i.s.ui (f,; is.vi ts:,i, (4> i.vv: i4) i<i7 li) i.-*m i:;! i«-.;. d
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Berichtt?: Bt-j Bezug vollständiger Bände zur Hälfte des Preises.
Die ganze Serie (statt Mk. 137.—) nur Mk.« eO.— ^
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SCHRIFTEN
DER FGRSTLIGH-JABLONOWBKrSOHEN ti£S£LLBGfiAFT ZU LEIPZIG
(HISTOBISCH-NATIONALÖKONOHISGHB 8ECTI0K)
ABHANDLUNGEN bei Begründung der K. Sachs. Gf sellsHiaft der Wisspnscliaft.-n
am Ta^ der 200jährigen (jreburtst'cier Leibiiizeus herausgeeebeu von der Fürstl. Jablonowski-
Bdien BasellBdiaft. Sit dem BildusBe Ton Leibniz in Medaillon u. zaUretchen Holzaelin.
und Kupftrkafeln. hoch 4. 1846. broek Fkeis 15 JL
PKEI8SCHRIFTEN gekrönt nnd herausgegeben Ton der FQretlich Jablonowski'aehen
GespllHchaft.
1. TH. HIfiSCH, Daazigg Handel»- und Gewerb^^hiohto unter der Uemchaft dei deatoeben Ordens. 1
(St. 1 der hiBt'BBi-Otamoat Seet.) hocb 4. 1858. 8 JC j
9. H. WISKEMANN, Die ootike LandwirtbBchaa und das von Tbaueneohe Qeeeii, aua den alteu Schrift- j
steilem dargelegt. (Nr. II d. hist.-nat.-ök. Sect.) hoch 4. 1859. 2 40 is.
8. K. WEENER, Urkundliche Oeechichte der Iglauer TuchmacherxunA. (Nr. III d. hi«t.-uat-ök. Sect)
hooki. 1891. »Jt
4. V. BÖHMERT, Beiträge zur Gesch. d. Zunftwesens. (Nr. IV d. hist.-nat.-ök. Sect.) hoch 4. 1862. 4
£. H. WISKEMANN, Dentallung der in Deutecbland zur Zeit der {Lefotmaiion herrsokenden nationaJ-
Okonomi sehen laiaiditen. (Nr. Y d. 1ii«t.-iiat-Bk. Sect) hoeh 4. 1861. 4 X
«. E. L. ETIENNE LASPEYRES, Geschichte der volkswirthschaftl. Anschauungen der Niederländer a.
ihrer Litteratur zur Zeit der Republik. (Nr. VI i\. hi^t -nat.-ök. Sect.) hoch 4 8
7 JOH. FALKE, Die Geschichte des Kurffirsten August von Sachsen in volkswirtiisciuutlicher Beziehung.
(Nr. Vn d. hi«t.-nat.-ök. Sect.) hoch 4. 1868. 8 v«
g 6 BÜCHSENSCHÜTZ. Die Haupt«tät«en de» OewerbfleiM«» im claniecbaa Altertirame. ■CSr. VIII
d. hist-uat.-ök. Sect.) hoch 4. 1861». 2 ^ 80
«. H. BLÜMNER, Die gewerbliche Tfa&tigkeit dar TOlker de» claadeehen Altertirami. (Nr. IX d. blet.-
nal.-iik_ ^■•?r't :^ lic-cb -1, 18ö9. 4
10. H. ZEISSBERG, Die polnische Ueschichtschreibung des Idittelolters. (Nr. X der hi«t.-nat.>ök. Sect)
kooh 4. 18TS. Ii JL
11. A. LESKIEN, Die Dedinalion im Slaviidi^Idtaniiehen nnd Oermaniaofaen. (Nr, XI d. hi»tii«nat.i-(tk.
Sect.) hoch 4. 1876. ft
lt. R. HA88ENCAHP, über den Zneammenhani; de» leHoelaTieoliea nnd germaaiieben SprachBtammet.
(Nr. XTT <1. liist -nat.-ök. Sect.) hoch 4. 1870. 3 .<K
18. & PÖHLMAN K, D ie Wirtbaohaftepolitik der Florentiner KenaiMane« nnd da» Princip der Verkehre-
(Mheü (Nr. XlII d. bisi-nai-Bk. Seei) boeh 4. 1878. 4 Ulf SO 9k.
14. A. BRÜCKNER, Die slavischen Ansiedelungen in dar Altatark und im Uagdeburgiaeken. (Nr. XIV
d. hi8t.-nat..^»k. Sect.l hoch 4. If^T». "4 J( 20
16. F. 0. WEISE, Die Griech. Wörter im Latein. ^Nr. XV d. hist-nat-ök. Sect.) hucli 4. l»H-2. 16
16. B. FOHLMANK, Die ÜberrSlkeirtinflr der antiken Groeestfldte im ZuaaninieDbaDae mit der Gesammt-
entwicklung städtischer Civilisation tlnrgestellt. (Nr. XVI d. bist. -nat-ök. Sect.) hoch 4. 1884. 4 20 ts.
17. E. HASSE, Geschichte der Leijizi^er Messen, (Nr. XVIT d. hist.-nat. ök. Sect^ hoch i. 1885. 15
18. K. E. MÜCKE, Historische und viTtrh'ichfndr Liiut- und Furmenlehre der Nieders«rbi8chen (Nieder-
lauHitzisch-wendiscben') Spruche. Mit bcsmiderer lien'ic-ksir'Iitigung der Grensdialeete Und des Ober-
sorbischen. (Nr. XVIII d. hist.-nat.-Ök. Sect.) hoch 4. I8ai. 20
Ii». M. VANCSA, Das erste Auftreten der deutschen Spruche in den Urkunden. (Nr. XIX d. hist.-nat.-uk.
Sect.) hoch 4 1896. 6 .(K
20. £. 0. SCHULZE, Die Kolonisierung und Gennanisierung der Gebiete swiacben Saale und Elbe. (Nr. XX
d. biatk-nai-ift. Sect) booh 4. 1896. 80 M
31. B. ZIEBABTH, Das griecfaiecbe Veieineweaen. (Nr. XXI d. hist.-nat.-Ok. Sect.) bocb 4. 1896. 10 X
SS. H. SC9URTZ, Da» afrikaniscbe Gewerbe. (Nr. XXII d. hi»t«nat.-Ok. Seet.) boeh 4. 1900. 7 JL
Druck von B. G. Tautttsr in Lciptig,
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