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Schriften...
Verein für sachsen-meiningische
geschichte u. landeskunde
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Schriften
des Vereins für
Dachsen· Reiningiſche Geſchichte u. Bandeskunde,
E 34. Heft. SETS
(1. Juli 1899.)
— —— —
Inhalt:
Die Grafſchaft Camburg (IV.)
Von Dr. Ewald Eichhorn, Kirchenrat und Pfarrer a. D. in Ecolſtädt.
Hidburghanfen 1899.
Koſſolring ſche Hofbuchband fung.
(Mar Adilles.)
THE NEW YORK
PUBLIC LIBRARY
668186 A
ASTOR, LENOX AND
TILDEN FOUNDATIONS
R 1833 L
Die Grafſchaft Camburg,
wie ſie wurde, war und iſt.
Von
Kirchenrat Dr. Ewald Eichhorn in Jena.
Beſonderer Teil (2, Fortjegung).
VII. Rodameuſchel.
Kodameuſchel ſei der nächſte Ort, nach dem wir uns begeben wollen.
Wir nehmen aber von Wonnitz, dem zuletzt beſchriebenen Dorfe, unſern Weg
nicht in gerader Linie dahin, obwol die Fluren, wie erwähnt, zuſammengrenzen.
Der tiefe Schleuskauer Graben dazwiſchen läßt den Umweg bis zur Stadt und
von da den Aufſtieg auf der und bekannten Jenaer Straße als den weniger
beihwerlicheren erſcheinen. Denn haben wir den Thurm- und Matzberg und
den Rüden de3 Ausläufer, den dad meißener Plateau bis zur Saale vor:
ihiebt, und der im Mühlholze ichroffer, nah Süden ur Wichmariſchen Aue
mählicher abfällt, hinter und, dann biegen wir nad) wenig mehr ald Hundert
Metern linf3 von der Straße in den Weg zu dem vor und liegenden Dorfe ein
und find nad) fürzerem Marſche, als es nad) ver befchriebenen Route icheint, an
dem und vorgeftedten Biel. Won Camburg bi dahin find es 1,9 km.
Rodameuſchel — 1083 Rodemudle, 1194 Rodemtsl, 1227 Rodemuffil,
1334 germanifirt Rothenmeugel und 1414 Rothemuſchel, 1450 Rothmuſchel, —
nicht zu verwechſeln mit Röttelmiſch, % Stunde nordiweftlihd von Gumperda
(Ab. Kahla), defien ältere Namen mit denen von unfrem Orte 3. T. ganz
gleihlauten, auch nicht mit Rodamenfchel im Gerichtsamtsbezirk Altenburg, —
it wendifchen Urfprungd. Jakob leitet den Namen ab vom tſch. rad froh, gern
und bom asl. mysli, ti. mysl Geift, Gemüt, Sinn, zu deutſch alfo
Ftohmuthsheim. Bender überfegt Rodemuſchi Herrenihloß. Seine Erklärung
Emmt auf die Hölzerfhe hinaus: Rodameuſchel ijt abzuleiten von Hrod, mit
fummem h, Schloß und muz, der Mann, muschi, Herren. Victor Lommer,
der Bürgermeifter von Orlamünde, fchreibt: Rotemufchel, d. i. die Node in ber
Muſchel, Schale, Mulde, Tiefe. — Wir müflen es dem geneigten Leſer über:
lafjen, die ihm zufagendfte Erflärung des Namens fi jelber auszuwählen.
Im Amtsbuch don 1674, von dem wir auch bier unfern Ausgang
nehmen, Heißt es auf der Rüdjeite von fol. 68 über Rodameuſchel: „Iſt ein
fein Dörfflein an der Landtſtraße gelegen, hat eine Gigene Kirche und daran
liegenden Gottes. Ader, Iſt ein filial u. gehöret zur Hauptkirchen nad) Widmar.
Kein Schulhauß ift nicht allda. Brauhaufe haben die vom Adel dajelbit. Kein
durchfließendt wafjer ift allda nicht vorhanden, außer ein röhren Wafler haben
die don Adel, ald der von Elben u. die Frau Niednerin in Ihren Ritterfite
einführen laffen und feint babey zwey Heine Teichlein, fonften ift von ftegen,
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1 2 Ber
Wirtshauß, Backöfen nichts allda, außer daß die imwohner ein itweder vor
feinem Hauße einen Eigenen offen hat. Feuerſtedte befinden fi) 6., dad Seelen:
regifter beftchet in 57. Die manſchaft Hält in fih 5 Berfohnen. (Ferner
find da) 2 MWittweiber, 2 Haußgenoßen, 1 Defenfioner, darzu müſſen andere
Dörffer zubuß geben. Angefügt iſt am Fuße der. Seite: „müflen wegen der
vererbten durchtreibe (Zrift) 1 fl jährlid dem Fürftl. Ambte entrichten‘, und
fol. 69 unten: „Sn diefem Dorffe hatt Hand Abraham v. Elben den /steil
und die Frau Niebnerin "steil an Einem Rittergut. Doc hat Idweder feinen
Abjonderlihen Nitterfiß,* Dann heißt e3 weiter Gap. IV. Bon denen Ambt—
fäßigen Adell u. deffen Sigen, Zehntüden, Unterthanen u. Zehendienften fol. 77:
„Eſaias Niednerd Nachgelaſſene Erben u. Lehensfolger haben ein Nitter Guth
zu Rodameufchel, welches weiber Lehen tft,
1., Der Nitterfig mit feinen eingebäuden einer Scheune, Ställen
u. halben Brauhauß,
2., Ein Scafftall vorn Dorffe,
3., Sechs Hufen artader Zehn Guth,
4., Dritthalb Ader Wieſenwachs,
5., 45 Ader Holz,
6., 2 dritteil von einem Teichlein,
7., 2 Ader weinwachs,
8., 2 dritteil an der Schäferet uf 350 ftüd,
9., 2 dritteil an der Jagt u. Erbgerichten,
10., 8 fl. 15 gr. 10 9 Binfen,
11., 8 Kannen Fett u. zweybaar Handidu von Feldmeifter,
12,, 2 Tage Pferdtfrohne,
13., bey gewifjer Arbeit Handfrohne.
Zu Rodameuſchel hat auch Hanf Abraham von Elben ein Nitterguth,
ift auch weiber Iehen und gehört zu dem vorftehenden Niederrifchen guthe ala
welches 4 theil, der von Elben aber die übrigen A theil hat; darinnen befinden
fid) nachfolgende pertinentia alß
1., der Ritterfig mit feinen eingebäubten,
2., an Aderbau 4 Huffe landes Artfeldt,
3., 21, Acker wiſen,
4., 22 Ader Puſchholtz,
5., 5 Küh können in der Trifft gehalten werben,
6., 1% theil an der Schäfferey,
7., Brauhauß u. zugehörig röhr wajfler,
8,3 fl 8 gr. 4 9 an Erbzinfen,
9, 2 ſchffl. 7 M. Haber,
10. 11 Midaeld Hühner,
11., 3 Gänje darunter etwas caduc,
12., 1 Tag Pferdtfrohne,
13., wenige Handfrohn wegen des Holzhauen.“
— 3 Ber»
Um an den erſten Gegenftand, deſſen in dem mehrgenannten Amts-
buche von 1674 über Rodameuſchel Erwähnung geſchieht, die Kirche daſelbſt,
den Faden für die Ortsgeſchichte anzuknüpfen, haben wir zu berichten, wie
folgt. Die Kirche in Rodameuſchel iſt eine Stiftung Volkmars v. Hain oder
Hagin, der im Urkundenbuch von Bürgel um 1220 mit ſeinem Bruder Hermann
mehrmals bei gerichtlichen Verhandlungen unter den Zeugen zu finden iſt. Von
Einem dieſes Namens, Volradus de Hain ſ. Hagin, Hagen, leſen wir in einer
Urkunde von 1254, daß er ſich auf feinem Siegel „de Kamburch“ nenne.)
Irgendwelde Beziehung dieſes Geſchlechts mit Camburg muß alfo vor:
gelegen Haben; wie aber mit NRodameufhel? Daß Einer aus dieſer
Familie eine Kirche daſelbſt gründete, das haben wir nit ausfindig
machen fönnen. Thatjade ift es aber. In einer Urkunde von 1227 be
fundet Gottfried von Afilia, daß er auf Geheiß des Biſchofs von Naumburg
die durch Volcmarus (v. Hain) gegründete Kirche in Rodameuſchel geweiht habe.
Weiter berichtet er au, vor der Erbauung der eigenen Kirche fei der Ort in
der Peterskirche bei Stöben eingepfarrt gewejen, und behufs ihrer Unabhängig:
madung bon der mater (ecclesia sancti Petri in Stube juxta villam) habe der
Fundator Volcmar dem Abte von Bürgel, ihrem Batrone, (cui jam dietae
ecclesiae patronatus pertinet) 3 Ader, welche derjelbe von der Markgräfin von
Meigen zu Lehen getragen, zur Schadloshaltung (in restaurum) verſprochen,
fowie auch genannter Kirche 22 Scheffel Getreide, zur Hälfte Sommer:, zur
Hälfte Wintergetreide Eifenberger Gemäß, und den Zehnten von allen feinen
Weinbergen aljährlih und für immer zugeeignete). ©. 80 u. 81. Befagte
Kirche, inmitten des anfteigenden Dorfes auf dem ummauerten Friedhof gelegen,
ift die heute noch in Rodameufchel ihrem Zivede dienende, wenn auch kleine, fo
doch für die Seelenzahl ausreichende heilige Stätte der Anbetung und Verehrung
Gottes. Lehfeldt widmet ihr in feinem Werke „Baus und Kunftdenktmäler
Thüringens“, im VII Hefte ©. 194 eine ausführlichere Befchreibung, als er für
gewöhnlid zu thun pflegt. Er giebt an, daß von der urfprünglichen romaniſchen
Anlage nod „der Halbkreis-Schluß und fein jegt vermauerted Südfenfter, jowie
der Hohe Chorbogen übrig find.“ Im Schiffe, zu beiden Seiten des Ganges,
bon dem Hauptportale im Meften nad) dem Altare, etwa 10 drei: oder bier:
figige Frauenftühle, am Altare 2 Gitterftände und in halber Wandhöhe auf
beiden Längsſeiten 1 Empore. „Der an der Südjeite hat eine gemalte Dede, in
der Mitte die Dreifaltigkeit, eingefaßt von eigenthümliden Ornamenten. Auch
die Holzrüdwand hat Malerei: derbe Frucht und Ranken-Muſter mit Vögelein
darin. Uber dem nördlichen ift in Emporhöhe der Herridaft3:Stuhl. Ihn
1) Ne ergo haec mea protestatio propter varietates temporum vel personarum
ab aliquo valeat ignorari, eam praesenti pagina inscribi et sigillo meo, in quo me „de
Kamburc appello, volui roborari. Wahrſcheinlich gehört vorgenannter Volcmarus zu Der fam.
2) Damit wäre der Streit, ob bei Stöben neben der Cyrialskirche noch eine zweite,
eben bie Peterskirche, beftanden habe, entſchieden. Vergl. Heft %6, ©. 58 u. 50.
1*
23 4 ee»
faffen Figurenhermen ein, welche, mit Voluten auf den Köpfen, ein Triglyphen-
Gebälf tragen.“ Ein beſonderes Wohlgefallen äußert Lehfeldt über das drei—
flügelige Altargemälde von 1617. „Im Mittelflügel Darftelung des Abend—
mahles in lebhaft bewegten Figurengruppen mit Betonung ded Beiwerks. Im
Hintergrund bemerkt man in einem Nebenzimmer die Fußwaſchung. Das
Gemälde zeigt italieniihen Einfluß, gute Behandlung ver Köpfe und Gemwänder
und der Farbe. Es ift oben und unten von einem Streifen mit Malerei ein
gefaßt, auf dem in den Eden in Runden die Evangeliften in Bruftbildern, oben
in der Mitte das Bruftbild Pauli in einem gemalten NRundbogen; zwifhen
diefen drei Bruftbildern ftehen zwei hübfch gezeichnete, lebhaft bewegte Engel
mit Schalmeien. Unten in der Mitte in gemalter Umrahmung Bibeltert und
Jahreszahl. An den Flügeln find auf den Innenſeiten je drei durch Goldleiften
getrennte Gemälde übereinander angebradht. Links oben das Olbergsgebet und
im Hintergrund die Gefangennahme; in der Mitte dad Werhör, unten Die
Geißelung und im Hintergrund die VBerfpottung. Rechts oben die Kreuztragung
mit Veronika; in der Mitte die Kreuzigung, unten die Grablegung. Alle dieje
Paſſionsbilder haben einen ſchön gedämpften Ton, befonders die Grablegung
ift ftinnmungspol. An den Außenjeiten der Flügel find die ganzen Figuren
von Petrus und Paulus, als Bronze-Statuen in fteinernen Nifchen gedacht,
bon treffliger Technik.“ -—
An die Gründung der Kirche knüpfte ſich die Stiftung einer felb-
ftändigen Pfarrei und die Dotation derſelben. Nachweislich ift, daß im
14. Jahrhundert Rodameufchel bereit3 zu den Pfarrorten zählte. 3. 3. 1394
hatten die thüring. und meißnifchen Geiftliden an ihre Landeöherren, die Land—
und Markgrafen Friedrih, Wilhelm und Georg eine Eingabe gerichtet um Auf:
hebung des brüdenden Spolienrechtes, kraft deſſen, fobald ein Geiftlicher mit
Tod abging, die Iandesherrl. Vögte und Büttel fi) der ganzen Habe des 2er:
ftorbenen „unterzogen und anweg brachten.“ Am Sonntag nad Mariä Himmel:
fahrt (15. Aug.) 1394 befahlen die genannten Zaudeöherren ihren Amtöleuten,
Vögten und Bütteln in ihren Pflegen fernerhin fein Gut, weldes ein Geiftlicher
bei feinem Tode hinterließe, es fei Elein oder groß, zu begehren oder fi anzu—
eignen. Auch follte der Amtsnachfolger alles in der Pfarrei Vorgefundene
refpeftieren. Unter den in der Pflege Dornburg und Gamburg namhaft
gemachten PBfarrorten befinden ſich die grafſchaftl. Gamburg, Edolftädt, Schmiede:
haufen, Gofjerftädt, Zeislau, Rodameuſchel, Molau u. a3)
Bei der Kirchenpifitation bon 1539 beftand die Dotation der Kirche zu
Rodameuſchel in 10 Ader Feld, 6 Sceffel Korn: und 6 Sceffel Haferzing
und dem Zehnten von 3 Weinbergen. Nah der Evangelifterung wurde Die
Pfarrei eingezogen, dad Pfarrhaus verfauft und Rodameuſchel als Filial mit
Wichmar verbunden. Der Rittergutöbefiger (v. Elben) follte bis auf Weiteres
3) ©, Mitt, des Vereins fir Geich. und Altertumsfunde zu Kahla und Roda, bes
3. Bdos. 3. Heft ©. 265. — Urfundenbuc der Stadt Jena von Martin, Nr, 499 ©. 459.
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die Ader in Bewirtſchaftung nehmen und neben dem MWeinzehnten ftatt 6 Scheffel
Korn und eben jo viel Hafer 12 Sceffel Horn und eben fo viel Korn an den
Pfarrer in Wichmar abgeben, und der Rüfter follte 3 Scheffel Korn und 3 Scheffel
Hafer erhalten. Dem Geiftlihen in Wichmar lag es ob, an jedem zweiten Sonntag
und jedem zweiten Feiertage der hohen Feſte in Rodameuſchel Gottesdienſt zu halten,
an den übrigen Sonn= und Feiertagen waren die Filialiften im die Kirche zu
Wihmar gewiefen. In den erften Jahren ging Alles nach Wunſch. Der Wichmariſche
Geiſtliche verrichtete pflichtgetreu feinen Dienft, und der Rodameuſcheler „Herr“
verabfolgte pflichtgetreu den ausbedungenen Zind. Bei der Kirchenpifitation
i. J. 1569 wurde dagegen geklagt, daß der Körnerzins verringert und mit dem
Felde vereinzelt worden wäre. Es wurde deshalb beidlofien, daß das Feld
wieder zurüdgegeben werben ſolle. „Da3 tft aber nur zum Teil geſchehen.)
Bei der einmal betroffenen Beftimmung bezüglich der kirchlichen Verrichtungen
jeitend des Geiftlihen zu Wihmar im Filiale verblieb es; verblieb c3 über
300 Sabre. 3. 3. 1888 fand dagegen der Vorſchlag des derzeitigen Pfarrers
die Zuftimmung des Gejamtlirhenvorftandes, an jedem Sonn: und Feiertage
Vormittag an beiden Orten Gotteödienft zu Halten und die Nachmittagsbetſtunden
auf die hohen Feſte zu beichränfen. Seitdem findet im Sommerhalbjahr
(1. April bis 30. September) wechfelweife in dem einen Orte früh von 8 und
in dem andern um 10 Uhr, und in Winterhalbjahre eine Stunde fpäter Gottes—
dienft ftatt; an den eriten Feiertagen der hohen Feſte jedoch jedesmal erit in
Wihmar und dann in Rodameuſchel, an den zweiten Feiertagen umgekehrt.
Die Konfirmation am Balmfonntage ftet3 in der Hauptkirche.
Der Kirchhof oder Gottesader um die Kirche herum, auf weldhem der
allgemein herrichenden Sitte gemäß die Verftorbenen feit 4 Jahrhunderten ihre
legte Ruheftätte fanden, ift am 4. Februar 1888 jüngerer Verordnung zufolge
al3 Begräbnisplag geichlofien und ein neuer bei der 1884 beginnenden Separation
am Scleusfauer Graben audgegrenzt und angelegt worben.
Zwar hatten die v. Elben und v. Tümpling®) eine eigene Begräbnis-
fapelle nahe bei der Kirche; aber weil fie zu weit in die Straße hereingebaut
und wegen Verengung derjelben ihr Abbruch früher oder fpäter vorauszufehen
war, jo wurden ſchon gegen dad Ende des vorigen Jahrhunderts Familienan:
gehörige nicht mehr dort beigefegt. Die fpätere Rittergutsbeſitzers-Familie
v. Voß ließ deöwegen eine bejondere Grabfapelle für ihre Glieder abſeits vom
Orte auf dem Lindenberg erbauen. Sie fteht heute noch, von einem Kranze
alter Eichen, Linden, Buchen und Kaftanien beichattet und verftedt, einfam am
Bergeshange, nur an fchönen Sommertagen zum Lüften geöffnet. Die Stapelle
im Dorfe hat dagegen den 13. Mai 1890 das ihr drohende Gefcic ereilt, troß
des Rapitald, das der Oberft v. Tümpling geitiftet und auf den Gafthof gelegt
9 So berichtet Hölzer. Brückners Zeitangaben ftimmen damit nicht in allen Stüden
überein,
5) Nobameufchel war von 17% bis nad 1752 (nad) Wolf v. Tümpling I, 280, von
1696 bis nad 1732) in Tümplingichen Beſitz gekommen.
A 6 Ber
hatte mit der ausbrüdlichen Beitimmung, von den Zinſen fie zu unterhalten.
Nachdem ihr Oberbau eine Zeit lang feitend der Gemeinde als Sprigenhaus
und jeitend des Nittergutes als NRübenablagerungsort Berwendung gefunden
hatte, — läßt fi denken, — erinnerte nicht mehr an ihre eigentliche Beſtimmung
und war für das Dorf feine Zierde mehr. Die Überrefte der vorgefundenen
Leichen, etwa fünf an Zahl, wurden im ein gemeinfames Grab auf dem alten
Kirchhof gelegt. Seit 15—20 Jahren wird der Zinsabwurf des vorerwähnten
Stiftungäfapitals von 131 ME. zu 5% zugleih mit den Zinſen des bon der
Witwe Eiſenhut dajelbit für Schulzwede geftifteten Kapital3 von 600 ME. zu
3Y.%o alljährlid) am Sonntag Judica an die Schulkinder verteilt, 3 ME. an
jeden Konfirmanden borieg.
Nicht ganze Hundert Schritte abwärts von der Kirche Liegen zu beiden
Seiten der Straße die im Amtsbuche näher befchriebenen „Ritterfige mit ihren
Eingebäuden“, links der Elbenſche und rechts der Niederſche. Das Herrenhaus
auf der linken Seite liegt im Hofe, 3. T. überragt von dem hohen majfiven
Stallgebäude mit feinen Futterräumen. Daneben öffnet fi ein Ausblid in den
angrenzenden parfähnlicen Garten mit einem Teiche. Das Herrenhaus auf der
rechten Seite fteht an der Straße; feine Wirtfchaftögebäude Hinter ihm. Das
Rittergut zu NRodameufhel, von dem fi dem Amtsbuche von 1674 zufolge
nur nod ein Drittel in den Händen Hans Abraham’ v. Elben befand, war
ein altes Befigtum dieſes Gefchlehts. 1547 ſaß dort fchon ein v. Elben. Die
beiden Söhne Johann Friedrichs, dem der Kurfürſt Morig in der Wittenberger
Kapitulation am 19. Mai 1547 unter andern Thüringifhen Amtern aud das
Amt Samburg abgetreten und unter dem 3. Juni desſ. Jahres überwiefen
hatte, Johann Friedrih der Mittlere und Joh. Wilhelm entboten nad ihrem
Regierungsantritte unter „allenn u. iglichenn denen von der Ritterfchafft u. des
Adels fie fein auff Cantzley oder Amptichrifft in den Emptern Dornburgk
und Camburgk geſeſſenn, Chriftoff v. Elbenn zu Rodtmeuſchel ihren Gruß.“
Sn einem Vertrag zwiſchen Otto v. Tümpling und feinen Stiefgefhwiltern
i. 3. 1558 findet ſich weiter unter den Zeugen ein Hand v. Elben auf Roda—
meufchel, 1587 ein David v. Elben. + 1598. Seinen 3 Söhnen faufte 1618
fein Schwager Hand Georg dv. Weidenbad auf Flurftedt (vermählt mit Sabina
vd. Zümpling) zwei Drittel des Gutes ab, und aus dieſen zwei Dritteln befteht
in der Hauptſache das heutige Rittergut Rodameuſchel. Endlich begegnen wir
hundert Jahre jpäter einer Sophie Juftine geb. dv. Elben, Hand Abrahams
v. Elben Tochter, au dem Haufe Nodameufchel als der 3. Vermählten Georg
Chriſtoph's v. Tümpling aus dem Haufe Serba. (F 1702). Sie fam mit
ihren 3 Schweitern 18 Jahre fpäter in den Beſitz von Rodameuſchel, d. h. des
Elbenſchen Dritteld, nachdem ihr Bruder Chriftoph Lebrecht v. Elben, Fürftl.
Sächſ. Kammerjunfer und Hauptmann, anı 23, April 1720 als letter des
Mannftammes aus dem Leben gejchieden war.s) In diefem Beſitz — aber wohl:
6) Val. W. von Tiimpling, 2. Bb, ©. Ws.
4 7 Be-
gemerft: der Elbenfhe Anteil an dem Rittergut betrug feit 1618 nur noch ein
Drittel dom Ganzen — verblieb Sophie Juſtine bi an ihr felige3 Ende.)
Nach ihrem Ableben fcheint der Elbenfche Anteil zunächſt der verwandten
Familie v. Münd in Gofferitedt und Würchhauſen zugefallen, 1756 aber
zerihlagen und in das Nelkenbrecheriſche und 2 Eleinere Freigüter zerfplittert
worden zu fein. Das Nelfenbrecheriihe Gut ift durch Verdeiratung mit der
Erbin, Adoptivtochter feines Vorgängers, Emma geb. Altu aus Köſen, auf
feinen jegigen Befiger Wilhelm Kummert, einen Altmärker, übergegangen.
Vermiſſen wir fchon im Hinblid aur den Beſitzwechſel des einen Drittelö
de3 Guted eine Einhelligkeit in den Berichten von Brückner und Hölzer, fo
gehen fie noch mehr auseinander bezüglich der Aufeinanderfolge der Beier, der
anderen zwei Drittel des Gutes, des eigentlichen Rittergutes. Zwei Dinge
halten wir feit: einmal die Notiz im Amtsbuche von 1674, nad welder
Eſaias Nieders machgelaffene Erben die fraglichen Zweidrittel im Beftt haben
(und Hans Abraham dv. Elben das dritte) — und fodann eine andere im
Gamburger Kirchenbucde v. 3. 1734. Davon unten.
Auch Brüdner fußt auf jener eriten, und gegen feine Angabe „oh.
Nieter (sic), Sekretär des ſchwediſchen Generals Wittenberg, habe es 1665
beieflen und von Wolfgang Albredit v Weidenbach gekauft“, ift nicht einzu:
wenden.®) Aber die Teilung des Ritterguted verlegt er in eine fpätere Zeit
als W. v. Tümpling, der daS Jahr 1518 annimmt. Und Hölzer jchreibt:
„Außer dem Gute derer v. Elben, deſſen Gebäude gleih unter der Kirche lagen,
war noch ein Freigut in Rodameuſchel, welches früher v. Schenk, dann bie
Familie v. Weidenbad, dann Niedner, dann deffen Witwe bejeffen, welche einen
Teil davon an die v. Elben verkaufte.“ Und die Verwirrung bon Einem ins
Andere wird immer größer, wenn es weiter heißt: „Das Elbenfhe Gut war
jpäter in der Hand der Familie v. Tümpling, und noch fpäter befaß es die
Familie v. Trebra.” Das Erſtere ift richtig, dad Leste ift fall. Das Erfte
ift infofern richtig, alö die 3. Gemahlin Georg Chriſtophs v. Tümpling, Sophie
Juftine geb. v. Elben, nad dem Tode ihres Bruders Chriftoph Lebrecht v. Elben,
wie wir bereit3 vernommen, dad Elbenfhe Gut in Rodameuſchel — aber nur
ein Drittel von dem ehemaligem Stammgute — 1720 erbte und biß an ihr
Lebensende 1752 befaß. Das legte von der Hölzerſchen Angabe ift aber falſch,
infofern nicht died obbejagte Drittel des Elben'ſchen Gutes an bie Familie von
Trebra Fam, — fein endliches Geſchick haben wir gleihfall3 ſchon in Erfahrung
gebraht — fondern jene beiden Drittel, die Hans Georg v. Weidenbah 1618
) „Die hochwohlgeborene Frau, Frau Sophie Juftine v. Tümpling, geb. v. Elben,
Grb:, Lehn: und Gerichtöfrau in Rodameuſchel, ftarb den 15. Auguft 1752 und warb ben
18. ejusd, in ihr Erbbegräbnis gebradt. Mit ihr ging das Adelige Gefchledht Derer von Elben
in Rodamenfhel aus; es ftarb mit ihr fehr viel Gutes in Rodameuſchel ab.” (Kirchenbuch
der Pfarrei Wichmar).
8) Geographus Jenenfis v. M. Adrian Beier, ©. 403,
4 8 Br»
den Söhnen feined Schwagerd David v. Elben abgefauft hatte. Indes aud
diefe beiden Drittel, die dad nadhmalige Rittergut Rodameufhel ausmachen,
mußten erft verſchiedene Zwifchenftationen paffieren, ehe fie in v. Trebraifche
Hände gelangten. Aus den von Weidenbach'ſchen Händen empfing fie zu.
nächſt Joh. Niedner. Sodann weiſt dad Amtsbuch von 1674 nad, daß um
diefe Zeit dad Gut Eſaias Niedner’3 Erben befeffen haben. Und jeine Erben
ober vielmehr Erbinnen waren nad einem darüber audgefertigten Lehnbrief,
datiert dv. 26. Auguft 1675, Martha Dorothea und M. Anna Martha Büttnerin.
Sie haben auf Rodameufchel noch 1695 gefeflen?). Wie das fr. Rittergut von
ihnen an die Diskau's fam, das entzieht ſich unferer Kenntnis. Aber daß fie
es nad jenen beiden Schweftern in Befit hatten, geht aus einer Bemerkung im
Gamburger Kirchenbuch hervor — und das ift dad Zweite, woran wir und
halten — laut welcher 1734 ein „hocdadeliger Diskauiſcher Verwalter zu Roda—
meuſchel“ ein Kind mit aus der Taufe hob. Von den Disfau’3 kam es durch
Kauf um 1770 an Erneftine Nugufte v. Trebra, geb. Edle von der Planig und von
diejer durch ihre Tocher Friedericke Wilhelmine Gonftantia, Gemahlin des General-
major3 Carl v. Voß (71804) andie Familie v. Voß 50) „nad dem Tode des Kammer:
herin v. Voß an Oberforjtmeifter v. Voß und nad) ihm an deſſen Erben.“ Die Frau
Generalmajorin v. B. vermehrte dad Gutdareal, indem fie 1820 das angrenzende
Mühlholz auf dem rechten Saalufer oberhalb Camburg für 3130 rl. dazu
faufte und einen Teil davon urbar machen ließ. Won den Voßiſchen Erben
hatten das Rittergut geraume Zeit Vorkige in Pacht. Um die Mitte der 80er
Jahre erwarb es durch Kauf Mar Bürger aud Naumburg, der Schwiegerjohn
des praft. Arztes Dr. med. Dietrich in Gamburg, und am 15. Dezember 1894
der Pefervelieutenant Arthur v. Alvendleben, man fpridt von 360000 ME.
Gleich im erften Jahre nad feinem Anzuge brannte eine große Feldfcheune mit
reihem Inhalte ab, gegen 400 Schock Körnerfrudht. Er hatte fie aber vor:
fihtiger Weife verfichert und befam eine Entfhädigung von 18000 ME.
Ein an den Rittergutöpark anitoßendes, dem Nelkenbrecher-Kummertſchen
Gutögehöfte ſchräg gegenüber liegende Anweſen hat fi) mit den Jahren aus
einer einfachen Dorfſchenke in ein Gafthaus mit Gartenlaube und Kegelbahn
umgewandelt, und damit einem von den Mängeln, die dad Amtsbuch beklagt,
abgeholfen. Früher eine von „armen Neifenden* gern heimgeſuchte Herberge,
9 NAftenband: Ertract wegen der Nittergüther Eifenbergiihen Creyſes, bezw. Ver—
zeihnüß derer im Ambt Camburgk gelegener Ritter-Güther und deren Befigere im Amtsarchiv
unter Nr, 6 der ausgeſchiedenen Akten,
10) Am 18. Mai 1795 beruft Herzog Ernft zu Sachſen-Saalfeld der Kofteneriparnis-
halber ftatt des allgem. Landtages einen Ausſchußtag im Herzogtum Altenburg, zu welchem
unter den 8 Mitgliedern aus der allgem. Nitterfchaft aus dem Gifenberger Kreiſe neben Heinr.
v Bünau auf Haynichen der Königl. franz. Major Ludwig Heinrid dv. Trebra auf Rodameuſchel
geladen war, (Zeitfhrift für das Fürftentum Altenburg u. f. 1795 v. Meyner ©. 163).
A 9 >
Iofal daraus zu maden. Unter feinen raſchwechſelnden Nachfolgern ift zwar bie
Wirtihaft etwas zurüdgegangen, aber der jebige Beſitzer Weisbarth hat fie
wieder in Aufnahme gebradt. Bei den fich wiederholenden Verkäufen hat der
ftetig gefteigerte Kaufprei3 eine Höhe bon annähernd 19 000 ME. erreicht, für
dad bloße Haus, außer dem Garten ohne meitered Grundeigentum in einem
Heinen Dorfe, gewiß fein niedriger Preis.
Was dad Amtsbuch mit den Worten fagen will: „Rein Schulhauß
ift nicht allda*, das gilt auch jett nach zwei und ein Viertel Hundert Jahren
no. Die Kinder gehen nad) Widymar in die Schule. „Der Ort von 2 Wegen
(Gafien) durdichnitten, in einzelnen Gruppen, im Ganzen zweizeilig, länglich
erbaut, mit meift ftattlichen Häufern“, hatte nach Brüdnerd weiterer Darftellung
zu Anfang der fünfziger Jahre des laufenden Jahrhunderts 4 Öffentl. Gebäude,
25 MWohnhäufer, 24 Familien, 121 Einwohner. Bon 1674 bis dahin war
demnad die Zahl der Einwohner um mehr ald das Doppelte, die Zahl der
Häufer dagegen um mehr ald das Vierfache geftiegen. 9. 3. 1871 betrug bie
Zahl der ortsanweſenden Bevölkerung 140 in 26 bewohnten Häufern und 29 Hau:
haltungen, von denen 2 mit Hausbefig, 1 mit ſonſtigem Grundeigentum und 25 mit
Haus: und Grundeigentum angefeffen waren. Bon den 140 Einwohnern waren
123 Meininger und 17 Nicht-Meininger-Staatdangehörige. Nach der Volks—
zählung vom 2. Dezember 1895 ergab fi eine Einwohnerzahl von 152,
unter der 14 jog. Sachſengänger, polnifche Arbeiter auf dem Rittergute, mit
eingerechnet find, in 26 Wohnhäufern mit 26 Haushaltungen, von denen 14 mit
1-5, 11 mit 6—10 Berfonen bewohnt find und 1 mit 21—25. Demgemäß
hat die Bendlferung in den legten 25 Jahren einen Zuwachs bon 12 Seelen
erfahren. Die Flur enthält 255,9520 Hektar oder etwas über 1000 rhn. Morgen.
Außer den beiden mehrerwähnten größeren Gütern find noch 2 oder 3 fleinere
Bauerngüter mit Bferdegefpann im Orte. Der Boden fällt zum großen Teil in
die mittleren Bonitätsklaſſen. Wiejen fehlen. Holz für den Bedarf unzu:
reihend. Cine größere Obftplantage am Lindenberg ift in den legten Jahren
eingegangen. Die Mehrzahl der Einwohner findet als Handarbeiter und Tag-
löhner auf den Gütern ihr Brot. Das Kirchen: und Gemeindevermögen ift
gering. Der derzeitige Geiftliche hat 1890 eine Kirchenverſchönerungskaſſe an—
gelegt, die bei der Opferwilligfeit der Einwohner bereit3 300 Mt. enthält.
VIII. Wichmar.
Wichmar, dad bei dem eben verlaſſenen Orte mehrfach genannte Pfarr:
firhdorf, liegt ca. 1,5 km jüdweftli davon am dem rechten Ufer der Saale,
in der Sente, die oben bei Rodameufchel anfängt, thalwärts fich verbreitert
und unten bei Wichmar unmittelbar hinter dem Dorfe an der Saale verläuft;
3,9 km ftromaufwärtö von Gamburg und um ein Geringes weiter ſtrom—
abwärt3 von Dornburg, Würdhaufen gegenüber. Seiner Zujammenfegung
mit mar zufolge, haben wir es nad) den 3 Gruppen deutjcher Dorfgründungen,
2 10 Ber
die Arnold in feinem Werke über die Wanderung deutſcher Stämme nad) den
DOrtönamenendungen unterfcheidet,".) hier mit der älteften Anftebelung in ber
Grafſchaft Camburg zu thun. Nähere Angaben über daS Alter des Ortes
mangeln. Wunderbar! bi3 in 16. Jahrhundert hinein hat fi bis jetzt fein
einziges fchriftliches Denkmal ausfindig machen laffen, in welchem de3 Ortes
Erwähnung geicieht, außer dem einen vom Jahr 1335. Diefe frühelte und
einzige Urkunde wird in Geſchwends Cifenbergifcher Stadt: und Land-Chronika
©. 674 wiedergegeben. Der Propft Ludwig in (Frauen:) Prießnig verkauft
dem Kloſter zu Eifenberg einen Weinberg bei Wechmar (sic), Dyzowe genannt,
den Otto de Cothewitz, ehemaliger Kaftellan zu Cifenberg, zur Hälfte ihm,
zur Hälfte dem Kloſter zum heiligen Kreuz vermadt hatte. — Wie follen wir
und dieſes, andern Ortihaften gegenüber feltene Vorkommnis, daß bis ins
Neformationszeitalter hinein des Dorfes Michmar außer dem einen Male
nirgends gedacht wird, erflären ? Urkunden aus diefen Jahrhunderten find ge
meinhin Niederfchriften über Zueignungen teils ftaatlicher, teils kirchlicher Natur.
Bon land» und markgräflihen Belehnungen an „Wichmarifche* und von
Stiftungen (außer der in obiger Urkunde vorkommenden) von „Wichmariſchen“
an Kirchen: und Klöftern, in biefer Zeit feine Spur. Hatte eine Sippe das
dortige Land vor der Zeit der thür. Land» und meißnifchen Markgrafen unter
ſich aufgeteilt und ein Völkchen gebildet, das fih bon den Grafen und Herren
abgejondert hielt ? Oder waren fie andererfeit3 jo ganze Heiden geblieben, daß
bei ihnen die katholifche Lehre vom drohenden Fegefeuer nicht verfing, und daß
fie darum für Stiftungen von Seelengeräten, Totenmeffen u. dergl. zur Ab—
fürzung und Linderung der Qualen, die dort die Abgefchiebenen, womöglich
Yamilienangehörige, für ihre auf Erden nicht hinreichend gebüßten Sünden zu
erdulden hätten, nicht zu haben waren? Oder aber eriftierte überhaupt bis um
jene Zeit ein Wichmar gar noch niht? War der Boden noch „weicher Sumpf-
boden,“ ungeeignet zum Anbau, zu einer Zeit, wo auf dem andern Ufer der
Saale jhon ein Drängen und Würgen um den Platz ftattfand und „Weich
mir!“ als Feldgeichrei bis über den Fluß hinübergeflte, aus dem 1325 Wechmar,
jpäter Wichmar und Wiegmar, 1546 Weihmar ward, bi der mittlere Name
fonftant wurde? Wie dem aud) fein, wie felten der Ort auch genannt worden
fein mag, eine der erften Gründungen und Anfiedelungen in unferem Bezirke,
wenn nicht die erfte, war es doc.) Der Name erfährt eine mehrfahe Er:
Härung. Jakob führt für die 1. Silbe wich allein 4 verihiedene Bedeutungen
an. 1) vom ahd. Subftantivum vig, wie Kampf; 2) vom agf. altı vik, frief.
altf. wik, ahd. wich, lat. vicus, griech. 01x05, Haus, Burg, Stadt. 3) vom
ahd. Adjeftivum wihi, wih, inhd. wich, heilig und 4) vom ahd. weih, mhd.
weich, weich; für bie 2. Silbe mar, märe, mer berühmt und mare urſprünglich
Meer, fpäter Sumpf. Demnach kann Wichmar, heiliger oder berühmter oder
11) Vergl. Heft 20 der Vereinsſchriften. ©. 2% f.
22) Siche Heft W, ©. %.
3 11 Be»
au jumpfiger Ort oder Kampfplatz bedeuten. Hölzer: „Der Name bezeichnet
einen Drt an einer Stelle, wo dad Waſſer, hier die Saale, einen Eleinen Bußen
bildet und da3 Land gewichen if. Der Name ift abzuleiten von dem altnord.
Vec oder Vig, oder dem angelſächſ. Wican. Auch im MWendifchen heißt
Wichowe eine Weiche.“ Den Ort in Verbindung mit Wafler zu bringen, ift
jedenfalls das Richtige.
„Die Flur grenzt gegen Morgen mit Rodameufchel, gegen Mittag
mit Frauenprießnig und gegen Abend und Mitternacht mit Camburgk.“ Gegen
diefe Grenzbeſchreibung im oftgenannten Amtsbuche müſſen wir und wenigſtens
die Korrektur erlauben: Gegen Abend wird die Flur von der Saale begrenzt,
und was jenfeit3 der Saale, auf dem linken lifer gelegen, gehört heute noch
zu Würchhauſen und Döbritihen, — nicht nad Camburg. An Flädengehalt
hat die Flur 371,8293 Hektar oder 1456,313 rhnl. Morgen. Der befte Boden
und die ertragreichiten Felder in der Aue im Norben;t®) daran jchließen ſich
die don der Hummel und vom Rod tm Often; weniger gut find die flach—
grüsdigen auf dem Plateau mit feinen fhroff zur Saale abfallenden Kalkſtein—
felfen und auf dem WVogelgefang im Süden des Dorfed. Zwiſchen der Grümpel
(Srümpelmühle) und der Saale ertragreihe Wiejen und an dem füdlichen Ab-
hang des auf dem Wege von Gamburg nad Rodameuſchel überichrittenen, die
Aue im Norden begrenzenden und bis zur Saale fi vorſchiebenden Berg-
rüden® aud; Weinberge. Letztere waren in früherer Zeit in größerer Zahl
vorhanden, befier gepflegt, und ihr Gewächs wurde mehr geihägt.) Hatte
doch Wichmar bis ind legte Jahrhundert eine befondere, aber dem Fürſtl. Amte
zu Camburg zuftändige Kelter. Das 1674er Diktum: „Die Nahrung der
Inwohner befteht auf dem Aderbau und Weinwachs,“ — aud wenn ed ſprach—
li richtiger gefaßt wäre, — gilt heute nicht mehr. Der Weinftod wird zur
Zeit nur nod don Einzelnen aus Liebhaberei „beian* gepflegt. Nur ein ge:
tinger Teil der Einwohner legt dem einheimifchen und eigenen Erzeugnis noch
einen Wert bei. Im großen und ganzen rechnet man auf einen höheren und
vor allem fiherern materiellen Ertrag de3 Areals, wern man ftatt de3 Wein:
ftod3 Futter oder fonft etwas anbaut. Namentlid empfehlen ſich Obftplantagen,
bor allem der Anbau von Zwetichen, die faft immer geraten und einen reichen
Ertrag liefern.) Der Winter von 1870 auf 1871 hatte mit feinem giftigen
Eishauche unter den Obſt-, fonderlih den Zwetichenbäumen einen gräßliden
Schaden in weiten Umfreife angerichtet. Die Hälfte verfelben war aud hier
abgeftorben oder dem Dürrewerden verfallen. Da galt es den erlittenen Schaden
19) Im 20. Heft der Vereinsichriften ©. 26 ift für Öftlich (Zeile 8 von unten) nörb-
lich zu £orrigieren und für füdlich (Zeile 4 von unten) öſtlich.
14) Vgl. Überblick über die ältefte Kulturgefchichte des Autsbezirks Eifenberg in
Mitteilungen des Geſch- und Altertumsforichenden Verein zu Gifenberg. 9. Heft II. Hopfen⸗
bau und Weinbau in d. Eijenb, Gegend. ©. 23 ff.
15) Vgl 22, Heft ber Vereinsſchriften; e. Aft. x. Nahrungszweige. ©. 86 f.
4 12 Be»
zu erjegen und naczupflanzen, wo immer ein Plätzchen leer wurde; und von
Gemeindewegen ging man mit einem guten Beifpiel voran. Auf dem Anger
wurde 1891 eine neue Plantage angelegt. Die Hut: und Zriftgerechtigfeit der
Fürftl. Amtsſchäferei zu Camburg auf der Wihmarifhen Flur hatte die
Gemeinde 1658 bei der „Vererbung“ mit 10 fl abgelöft.
Das Dorf ift terraffenartig an die aus dem Thale gemächlich auf”
fteigende Anhöhe gelagert. Won der unteren in der Richtung von Süden nad
Norden laufenden Dorfgaffe geht rechts und links eine zweizeilige Gaffe in
die Höhe, von denen die letztere ihre Fortfegung durch das Feld nad der
Srankfurt-2eipziger (Jena-Camburger) Straße hat.ı%) „In diefem Dorffe war
nad dem Amtsbuche von 1674 — „eine Kirche ſambt den daran liegendten
Sottesader, nebenft einem Pfarr: und Schulhauß. Stein Orgelwerd ift allda
nicht vorhanden. Ein gemeinte Brauhauß ift allda vorhanden. Ein Wirths—
hauß mangelt alhier. An Badöffen ift feiner ingemein vorhanden, fondern
e3 gebraucht ſich Jedtweder Inwohner wie in Meißen gebräuchlich, eines eigenen
Badofend. Sonften iſt es wafjerreih. Indehm an bdiefem Dorffe die Saale
binfließen thut, jo findt auch 2 Zieh- undt 1 Röhrenbrunnen allda vorhanden.“
Die Kirche fteht auf dem ummauerten Frievhofe im Mittelpunkt des Dorfes,
links davon die Schule und unter ihr die Pfarrei auf dem Pfarrberge; unter
der Kirche das Gemeindebrauhaus mit Schankgerechtigkeit, neben den 3 öffent-
lichen Gebäuden fhon 1674 mitgenannt. Doch Kirche, Schule, Pfarrhaus,
Brauhaus, furz Alles, was du jetzt fiehft, ift nicht mehr das Alte, vielleicht
noch auf dem alten Plate, aber in veränderter Geftalt. Denn 1731 am
13. Juli wurden an 43 MWohnhäufer, ohne die Scheunen und Ställe, jamt
Kirche, Schule, Pfarrei, mit einem Worte das ganze Dorf, bis auf 3 am Wege
nad) Gamburg gelegene Häufer, ein Raub der Flammen. Sichere erfahren
wir über die Grundfteinlegung der aus der Aſche wieder erftehenden Kirche durch
die „Kurze Nachricht von der feierlihen Grundfteinlegung der Kirche zu Wichmar
am 27. Mai 1732 ;*17) Darinnen heißt es u. 9. Actum Wihmar d. 27. Mai
1732. Heute dato ift der Grundftein zur hiefigen Kirche mit folgenden Cere—
monien gelegt worden: „Erftlic gingen wir an dem gefegten Tage von meiner
des Pfarrerd damaliger Wohnung (in einem der 3 vom Feuer verſchont ge-
- gebliebenen Häufer, dem damals Trautmannſchen, jegt Chriſtoph Mäderiſchen),
weldie war meiner Mutter Haus, Paar und Baar, in guter Ordnung zum
16) Bei der Regulierung und Vorbereitung dieſer Straße wurden bie Funde von
Scherben, Urnen und Opferfrügen gemacht, die Heft WO ©. 26 erwähnt find; und rechts davon
liegt das Gräberfeld auf der Hummel und der Nitichke, das auf die Heidenzeit, auf die frühe
Gründung und damit auf das hohe Alter des Orts hinmeift.
17) In Drud gegeben bei der hundertjährigen Gedächtnisfeier (ohne Zweifel von bem
bamaligen (Ortögeiftlihen Carl Chriftian Zacharias Lommer) nebft einem Anhang von 5 Liedern
bie babei gefungen wurden und eigens für bie Feier von eben dbemfelben geftiftet worben waren,
Das Schriften ift von Auguft Geißel auf der Paptermühle dem Pfarrardiv zu Wichmar
verehret worben,
en 13 Be
Tenpelplag. Unterwegs wurde geſungen: „Nun lob’, meine Seel, den Herren.“
Darnach wurde Betitunde gehalten, (folgt, was geſungen, gelejen, gebetet wurde).
Endlih, nad) geendigter Betftunde verfügten wir und zum Grundfteine, allıwo
eritlih der Herr Amtmann Heinrih Ernft Haumann eine kurze Anrede hielt,
und den Grundftein id und der Herr Amtmann legten, hernach ich, Chriftian
Smmauel Trautmann, Pfarrer allhier über Eſaias XVIIL16 eine kurze Oration
hielt, den Bau göttliher Huld und Allmacht anbefahl und zum Schluß fingen
ließ: „ES woll und Gott genädig fein 2.” Darauf gingen wir erbauet und
gerührt auseinander.” In diefer „Kurzen Nachricht“ wird auch mitgeteilt:
„Schon vorher nicht reich, durch diefes Unglück aber plötzlich obdachlos und arın,
fahen unfere Väter fich genötigt um liebevolle Unterftügung nahe und ferne
Menfchenfreunde nicht allein, ah! felbit gut gefinnte Reifende auf der durd
unfre Flur ſich jegt noch ziehenden Landſtraße durd einen obrigkeitlichen Anfchlag
dort zur bitten. Mit Erfolg thaten fie dad. Namhafte Summen aus der Nähe,
bon einzelnen Berfonen und Gemeinden, von den Nachbargemeinden Gofferftädt
und Edoljtädt vorzüglid, gingen nicht nur ein, aus der Ferne aud), von Bremen,
Hamburg, Lübeck, Riga, und von dort her befonderd durd die Schreiben eines
Mannes, deflen Aſche Wichmar heute noch dafür fegnet, durd den damaligen
Juſtizamtmann und Herzogl. Altenb. Kirchen-Kommiſſarius Herrn Heinrich
Ernft Haumann zu Gamburg, den dad Unglüd einer feiner lieben Amtsdörfer
alfo rührte, daß er unermüdlich und aufs thätigfte, Tag und Nacht, durd
Reifen zu der Abgebrannten Beſtem, wie ein guter Vater ſorgte.“ Dieſelbe
‚ Notlage jhildern aud die von dem Fürftl. Amte zu Camburg ausgeftellten
gedrudten Bittjchreiben, durch welde von der Altenburgiihen Landesregierung
„diefen erbarmend-würdigen Leuten bewilligt wurde, fowohl im Hochfürſtl.
Altenburgiſch- als Gothaiihen Yanden einen Umgang zu halten, um etwas
von milden Herken zu colligieren.“ı) So mag denn jo viel an Hülfgmitteln
eingelaufen und zufanımengebradt worden fein, daß in den nädjitfolgenden
Jahren die Spuren der Verwüftung befeitigt, und Anfänge zum Aufbaue eines
neuen Wichmar, ſchöner ald das alte, gemacht werden konnten. Die Kirche, zu
der alſo 1732 der Grundjtein gelegt wurde, ift die heute vor unjerem Blide
inmitten des Dorfes fich erhebende. Sie präfentiert fi jegt mehr als fonft,
und ihre Umgebung hat viel gewonnen, nachdem das davorgeitandene Wohn:
haus von Wilhelm Thielemann 1877 abgebroden und Grund und Boden in
einem Garten umgewandelt worden ift. Lehfeldt widmet ihr in feiner Schrift
Bau: und Kunſtdenkmäler Thüringens Heft VII ©. 205 3 Beilen. Wir geben
davon die beiden letten wieder: „Zwei Reihen Emporen mit Verzierungen, aus
der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, die gefälliges Rankenwerk mit den damals
üblihen Blumen zeigen.“ Befondere Beachtung ſchenkt er der Taufichale,
Bedenichläger: Arbeit des 17. Jahrhundert (gibt auch davon eine Abbildung)
5) Ein ſolches Schreiben, auögeftellt auf den Namen Michael Wißmüller s. d.
Gamburg, d. 11. Sept. bez. 3. Oftober 1731 findet fidh ebenfalls im Pfarrarhiv zu Wichmar.
an 14 Be
und den heiligen Gefäßen, unter denen eine bei dem Brande gerettete Weinkarıne
mit der Infchrift: Das Gotteshaus Wihmar 1645, eine vergl. mit 2 Sprücden
aus den N. T. und der Jahreszahl 1778, und eine Hoftienbücdfe von 1738,
mit naturaliftiihen Blumen an Seiten und Dedel in deffen Mitte ein Stern.
Ob im Jahre 1732 zugleich mit der Kirche aud die Pfarrei und Die
Schule aus der Aſche erftanden find, wagen wir nicht zu behaupten. Es wäre
eine ungeheure Zeiftung von der oder vielmehr von den beiden Gemeinden ge-
weien, eine Zeiftung, hinter welcher die des jetigen Geichlehtes, fo groß und
jo rühmlic fie aud) find: 1888 zu einer Reparatur am Pfarrhaufe 1300 ME,,
1890 180 ME, und 1892 420 ME.; dazu zum Anbau eined Schuljaale an
die Schule 1893 über 5000 ME, wobei Wichmar */ und Rodameuſchel "/s bei.
zuſteuern hat, — doch noch weit zurüdbleiben, jelbit wenn wir dad noch in
Anſchlag bringen, daß auch die vom derzeitigen Paftor in Wichmar 1890 ge:
gründete Kirchenverfchönerungdtaffe bereit3 350 Mit. angefammelt hat. Das
Pfarrhaus fowohl wie das Schulhaus befinden fi in gutem Zuftande, find
geräumig und wohnlid, mit daran ftoßenden Gärten. Vom Pfarrhaufe Hat
man eine herrliche Ausſicht über die darunter gelegenen Häufer hinweg in das
bon der Saale und der Saalbahn belebte Thal von Dornburg bis auf den
gerade gegenüberliegenden Hain und dem davor gelegenen Ort Würdhaufen
mit feinem Schloß und weiter in den Thalkeſſel bei Döbritſchen, aus dem fich
die Saale einjt mühſam herausgewunden haben mag.
Der untere Teil von Wichmar, die ganze untere Dorfgaffe, mit ben
größten Gutägehöften und Wirtfchaften, liegt wenige Meter über dem Saal- '
ufer und ift daher der Überfhwennmung außgefegt. Bei dem Hochwaſſer im
November 1890, dem größten im laufenden Jahrhundert, wurde ein Wohnhaus
dermaßen bejchädigt, daß es abgebrochen werden mußte; Desgl. die Scheune
von C. Winkler und ein Nebengebäude von A. Tielemann, 3 Stüd Rindvieh,
1 Mutterfhwein und 2 Läufer famen dabei um. Bon Brandfchäden ift das
neue Wichmar verſchont geblieben; nur am 10. Mai 1865 flug e8 im Unter:
borf unter der Pfarrei ein, und 2 Gehöfte, dad Meife'fche und das Machts'ſche,
wurden eingeäfchert, und 7 Kühe und 11 Schweine kamen in den Flammen um.
Recht bedauerlich ift e8, daß bei der großen Feuersbrunſt i. 3. 1731
aud die Kirchenbücher, überhaupt das ganze Pfarrarchiv mit verbrannt und
damit die nächftliegenden reichen Fundorte für die Ortsgeſchichte verſchwunden
find. Was und aus der mittleren Geſchichtsperiode befannt geworben ift, ver:
danken wir Mitteilungen von auswärts. Es beſchränkt ſich aber auf bie einzige
obenerwähnte in der Eifenbergifchen Stadt: und Land-Chronika von Gſchwend
©. 674 vom Jahr 1325. Läßt ſich daraus folgern, daß um jene Zeit Wichmar
firhlic mit dem Klofter in Frauenprießnig in Verbindung geftanden hat und
nod früher mit dem in Gifenberg, fo fchreibt Hölzer am betreffenden Orte, und
Brüdner beftätigt es: „zu Latholifcher Zeit war die Kirche und Pfarrei (von
Wichmar) ein Lehen des Jungfrauenklofters zu Breßeniz (Frauenprießnig), feit
+3 15 B+
der Reformation ift fie Iandesherrlihen Patronatd. Hölzer hat auch Belegen:
heit gehabt (wo?), in alte Kirchrechnungen Einfiht zu nehmen und in einer
jolden zu Kilian (8. Juli) 1548 zu lefen, daß die Kirche zu Wichmar damals
wenig Vermögen gehabt. — „In den zwei vorhergehenden Jahren waren in Ein.
nahme verrechnet: „z iiii (14) Affo, ri (11) gel. VI (6) 9 auß ri (11)
Eymern Wein verfauft. i Affo VII ggl. Erbzind auf ii (2) Jahre, ii Affo
ii ggl. Zins aus VII Pfd. Wachs uf ii (2) Ihar eingenohmen, — ii Affo:
Braw- oder pfannen Geld von xx (20) Gebrewden, jedes ii (2) ggl.“ In der
Ausgabe fommt unter Anderem vor: „Zins gein Borfendorf von den ii Weinbergen,
u. vii ggl. Fuhrlohn den namen Kirchner geholt.” „Nach dem auf Befehl des
Herzogd Georg zu Dresden, 1534 aufgenommenen Inventar der Pfarrei
und nad) den Brotofollen der Kirchenvifitationen von 1539, 1542 und 1569 ift
über das Einkommen der Pfarrei verzeichnet: 8 ggl. Erbzind, 8 Hühner, 1 Pfd.
Wachs aus der Kirche, 7 Edseffel jeniſch halb Korn halb Hafer, von 9 Ader
Artland die zehnte Garbe, 6 Schod Garbenzins, 1 Schod 3 ggl. Opfergelb, je
7 Ader in allen 3 Feldern, 14 Ader Holz, 4 MWiefenflede und ein Ktleinfled.
Bei der Bifitation 1569 ift noch bemerkt: Die Holzfuhren follen die Leute zu
Weychmar und Rodameufcel thun.“ı) Bon dem einen Filiale, das an Wichmar
fanı, war an feinem Orte die Nede, und wie es hierauf mit dem Gotteödienfte
dafelbit gehalten wurde, ift und noch von dort her im Gedächtniſſe. Roda—
meufchel blieb aber nicht das einzige Filtal. In den Bifitationgaften?) von
1539 heißt ed: „Nota: Wirhhaufen und Rodameuſchel diefe zwo Pfahr, nad
den zu wenig Volks, dazu gering Einkohmen, daß fein eigen Pfarher erneren
fan, jollen durch die Bfarher zu Wehchmar verforgt werben, und die Ver—
forgung in der Weiſe geichehen, daß der Geiftliche von Wichmar einen Sonntag
nach Rodameuſchel und den andern nad Würdhaufen gehen und dafelbit Gottes-
dienft halten folltee Cine recht nahe liegende Einrichtung. Für Würd;
haufen war und iſt die Gingliederung in die Parodie Wichmar aus
mehreren ſachlichen Gründen die naturgemäßefte; denn MWürdhaufen und
Wihmar find nur durd die Saale von einander getrennt, und wie felten
im Jahre wird bie liberfahrt auf 1 oder 2 Tage umterbroden! Die
borerwähnte Zufammenlegung hatte indes faum 30 Jahre Beftand gehabt;
denn ſchon vor 1569 erſcheint Würdhaufen ala Filial von dem über eine Stunde
entfernten, auf dem Berge gelegenen Münchengofferftädt. Berg und Thal
famen mit diefer Einrichtung zufammen und find nod) zufammen. Doc davon
ipäter. Die Befoldung, die der Geiſtliche in Wichmar von Rodameuſchel be:
ziehen follte, ift bei dem betreffenden Orte aufgeführt. Würchhauſen follte als
Beioldung reihen: 3 Aſſo 9 ggl. 4 9 baar und 10 Sceffel Korn, 3 Scheffel
Gerite und 4 Sceffel Hafer, jen. Gemäß, 6 Gebreiten Artland, 1 Ader Wein:
wachs, 2 MWiejenfleden, 1 Ader bei dem Weingarten, 1 led Holz, 1 Ader
9) Hölzer, ©. 191.
2) Befinblid im Gejamtardiv zu Weimar,
4 16 Br
Buſchholz und den Zehnten von 5 Ader Weinwahs. Bon dem Getreidezing
waren 6 Scheffel für den Kirchner berechnet. Nach der legten Aufftellung des
Gehaltsanſchlags vom 1. Sept. 1890 beläuft ſich Die Pfarrbefoldung von Wichmar
auf 2122 41 9; darunter 1539 A Pachtgeld und 410 A Zinſen von
den Pfarrfapitalien im Betrag von 11427 A 63 9. Außerdem bezieht der
Pfarrer noch die Zinfen von 466 A Ablöfungsfapital für den Mittagstiſch
auf dem Nittergute zu Rodameufchel, im Betrag von 18,38 M.
Kehren wir zu unferer allbewährten, nahen Quelle zurüd, Wir haben
bis jegt, was Wichmar anbelangt, erfi wenig daraus entnommen. Nachdem
dad Amtöbuh uns Aufſchluß über Lage und Grenzen bed Orte und über
die Öffentlichen Gebäude darinnen gegeben hat, fährt ed fort: „32 Feuerſtedten
feindt an dieſem orth, incl, einer wüften, und 162 Seelen findt allda vorhanden,
28 Mannjhafft und 3 Wittweiber, Leine Hausgenoffen.“ Nah unferer Weife
zu reden, würde bie jo viel heißen als: Die 162 Seelen verteilten ſich auf
31 Häufer und Haudhaltungen. „Bon der Mannfhaft find 5 im Ausſchuß.
Anfpänner feindt feine gewiffen vorhanden, fondern wirdt aljo gehalten, wer
Pferde hat, fröhnet mit den Pferdten, wer aber feine hat, fröhnet mit der
handt, u. muß hingegen, wann Pferdt-Fröhne vorfället, das feinige auch darzu—
geben. An Handtwerks Leuten jeindt allda vorhanden 2 Böttiger, 1 Schneider,
1 Leineweber u. 1 Brauer.” Daneben Handarbeiter u. Tagelöhner. — J. I-
1833 hatte Wichmar 159 Seelen; 20 Jahre jpäter (nad) Brüdner) 6 Öffentliche
Gebäude, 45 Mohn: und 2 MWerkhäufer, 44 Fam., 339 Einwohner und aber
20 Jahre fpäter nad) der Volkszählung vom 1. Dezember 1871 49 bewohnte
Gebäude, 51 Haushaltungen mit 282 Einwohnern, von denen 204 ortögebürtig
waren und 264 Meininger Staatdangehörige; 3 Familien mit Hausbefig, 3 mit
Jonftigem Grundeigentum und 45 mit Haus- und Grundeigentum angefellen.
Nach der Volkszählung vom 2, Dezember 1895 war die Zahl der bewohnten
Häufer auf 46 zurüdgegangen u. die der Haudhaltungen auf 48; 44 Häufer
mit je 1, 2 mit je 2 Haudhaltungen; 33 mit 1—5 und 13 mit 6 - 10 Berfonen;
1 Familie mit Haus- und 40 mit Haus: und Landeigentum angefeflen. Ein:
wohner überhaupt nur 207. In den letzten Jahren hat demnach fomwol bie.
Häuferzahl, als auch und ganz befonders die Einwohnerzahl abgenommen.
Das Baumſche Gut, dad größte früher, ift von Juden „ausgeſchlachtet“ und
zerihlagen worden. Die Familie Beier, auf 3 Häufer verteilt, tft auögeftorben.
Das Sceibejche oder Wiegandſche Gut, am Eingange des Dorfes von Gamburg
her, hat ſich zerteilt; dad Wohnhaus ift vom Nachbar angefauft, die Grund:
ftüde von Nachbarn, und der Befiger ift weggezogen. 1892 im Dezember wurde
dad Haus des Guſtav Weife mit 104 Morgen Land für 96 000 ME. der nad).
gelafjenen Witwe von Naumburgern enteignet und zerfhlagen, und das Franz
Kunzeſche folgte. Im der Nähe des Dorfes kam der Morgen ftellenweie auf
1200 ME. und darüber zu ftehen. Das Eingehen diefer Gehöfte und der Aus:
verfauf ihrer Ländereien hatte zur natürlihen Folge eine Befigvergrößerung
+3 17 u»
ber andern, und waren Die meiften Familien jchon in den fiebenziger Jahren
mit Haus- und Grundeigentum angejeffen, fo wurben nun aus den einfpännigen
Gütern zwei: und mehrfpännige, und wer damals nod mit Kühen und Ochſen
wirtichaftete, dem waren die geipaltenen Huftiere teild zu langiam, teild nicht
bornehm genug; die flotteren Einhufer fürderten mehr und imponierten mehr,
aus den Einjpännern wurden Zwei: und Mehrſpänner. Wir hatten Einblid
in ein Gehöfte, wo an den gewöhnlichen Wagenfhoppen eine Remiſe für Chaifen
und Zandauer angebaut war. Nicht ebenfo häufig wie in Rodameuſchel haben
in Wichmar die Befiger der Gemeindeichente, des Gaſthofs zu den drei Linden,
gewechfelt, immerhin aber häufig genug. Der jetige Beliger Robert Wehland
hat da3 Anweſen für 16 700 ME. käuflich erworben; in Anbetradt, daß fein
Feld dabei ift, und der Ort von der Verfehräftraße abliegt, ein hoher Kaufpreis.
Ebenſo iſt auch da Gemeindebrauhaus mit Echantgeredhtigfeit, am Kirchberge
gelegen, von einer Hand in die andere übergegangen. Dad jebige, dad auf
feinem oberften Thürftein die Jahreszahl 1834 trägt, hat Wilhelm Wagner
gefauft. Der gegenwärtige Befiter ift Jacob Didert, ein Bayer, der in bie
Wagnerſche Familie eingeheiratet und die Brauerei übernommen hat. Sie ift
aber nur in der falten Jahreszeit im Betrieb; zum Brauen in der Sommer:
zeit gebricht e3 ihr an den erforderlichen Einrichtungen. An „Feuerrüftung war
i. J. 1674 zu Wichmar nichts vorhanden als etliche Leitern.“ Gegenwärtig
befteht dafelbit eine ftrenggegliederte Pflichtfeuerwehr von 45 Mann (vom 18.
bis 45. Lebensjahr) mit einem Ortöbrandmeifter, Zugführer, Sprigenmeitter,
die über eine Schlaud: und Drudiprige verfügt mit 8 Mann Bedienung.
Eigentlihe Ortsarme, denen die Gemeinde zu ihrem Lebendunterhalte die nötigen
Subfiftenzmittel zu reichen hätte, find hier nicht vorhanden. Selbit an ſolchen
fehlt e8, die blo8 auf Tagelohn angewiefen wären. Daher die verhältnismäßig
große Zahl von Dienftboten. Das Handwerk ijt 3. 3. vertreten durch 1 Böttcher,
1 Schmied und 1 Brauer, Noch lebt auch ein Webermeifter, Franz Spath
dajelbft, aber feinen Stuhl hat er zerlegt und auf den Boden geihafft. Im
borigen Jahrhundert gab es viele Strumpfiwirker dafelbit, zu einer Innung
bereinigt. Irrungen aber „zwifchen den Landmeiftern des Strumpfwürterhand:
wert in den verbundenen Ortihaften Münchgoſſerſtädt, Schmiedehaufen und
Edolſtädt, Johann Friedrid Heiniden und Konforten an einem Teil und denen
zu Wichmar Chriſtoph Machts und Konforten am andern Teile, ſowohl über
den Ort der Aufbewahrung der gemeinfhaftlicen Handwerks-Lade, ald aud
über die Wahl der Obermeifter entftanden“, führten zu einer Spaltung. Die
Wichmar. Landmeifter wurden zur Ausfertigung eines befonderen Innungs—
briefed unter Zugrumdelegung der unter dem 4. November 1790 zufammen:
geftellten und landesherrl. beftätigten Innungs-Artikel ermädtigt. Und dieſer
auögefertigte und vom Landesherrn Herzog Ernft zu Sachſen beitätigte Innungs—
brief, d. d. Altenburg am 22. November 1792 unterzeichnet Friedrich Carl
Mol; von Trügichler, Vice-Kanzler und Auguft Ludwig Lorenz, Lehns-Sebkretär,
2
a 18 Ber
auf Pergament gefchrieben und mit dem eingelapfelten Fürftl. Sächſ. Erneſt.
Siegel behangen, wird zugleich mit dem Handwerfd-Protofollbuh von 1793 bis
1811 nebft einigen zinnernen Tellern von je 154 Pfd., wie fie die Lehrlinge beim
Aufdingen und Losſprechen in die Zade ftiften mußten, in der Machts Familie
al3 ein wertvolled Andenken aufbewahrt.®)
Dafür, daß die Lehrlinge ihre Lehrzeit aushalten mußten, 3 Jahre,
wenn Lehrgeld bezahlt wurde, 4 Jahre, wenn nicht, hatten die betr. Eltern
eine Kaution zu Hinterlegen. (Art. 10.) Demnad hatten die alten Innungen
auch einen berechtigten jittlihen Wert, und es ift in dieſer Hinficht zu bedauern,
daß fie fih aufgelöft haben.
Den Reigen der Pfarrer in Wichmar eröffnet 1., Johann Carl 1542
bis 1544.) Ihm folgte 2., Johann Hopfenfad 1544-1554. Er wird in
der Kirchenrechnung von 1548 genannt. Nach ihm 3., Michael Faber, 1554— 1558.
4., Blaſius Herwigt von 1558—1574. Seiner gefchieht Erwähnung bei der
Kirchenviſitation 1569; er wurde von hier nad) Hohendorf, Amtsbez. Eifenberg,
verjegt. 5., Peter Kindius 1574— 1575. 6., E. Laurentius Frühauf 1575—1579,
wo er blöder Augen wegen in den Ruheſtand verfegt wurde. 7. Joh. Kyber
1579 —1613. Seiner Beftattung am 14. Junt des leßtgenannten Jahres zu
Wichmar, „ald er 35 Jahre deß orttö Pfarrer geweflen, ſonſten 71 Jahre alt“,
iſt im Edolftädter älteften Kirchenbuche fol. 112 Rüdfeite gedacht. Statt Kyber
leſe ich aber Kieffer. Ihm folgte 8., fein Sohn gleichen Namens 1613 —1637.
Er ftarb ebenfall3 in Wichmar. 9., Joachim Schmidt 1637 —1644, vo er nad
Saalfeld verjegt wurde. (In hundert Jahren hat demnah Wihmar 9 Geiſt—
lihe gehabt.) 10., Joſeph Geinig 1651—1657 aus Neuftadt a. d. Orla.
11., M. Gregorius Strigenitiud; war nur 1 Jahr bierfelbit, fam nach dem
Ableben feines Vaters am 24. April 1658 an deſſen Stelle als Bfarrer
nah Scmiedehaufen. 12., Thomas Heinrich Albinus (nah Gſchwend)
Heinrich Tobiad Albinus (nah den borerwähnten „Nadridten ꝛc.“ und
nah Hölzer) von 1658-1668. Gr wurde von bier nad Caſekirchen
und 1671 von dort nah Sulza verfegt. „Bon ihm wird gelagt, es
hätten fih mit jeiner Zulaffung die Münde von Mündhaufen von der
Zehntpfliht ihrer 4 NAder Weinberge „am wichmar. Gebirge* ohne Ent
Schädigung Iosgemadt. (Hölzer ©. 19. Nadıridten ©. 417.) 13., Thomas
Seidewig, gebürtig aus Querfurt, fam von Caſekirchen, wo er des Gottfrieb
21) rt, I. des Innungsbriefes lautet: „Jedes Mitglied diefer Innung Toll fich nebit
ben Seinigen vor allen Dingen nicht nur überhaupt eines ehrbaren und chriftlichen Lebens
wanbels und bei Zuſammenkünfte eines anjtändigen Betragens befleigigen, fondern aud in
allen und jeben Haudwerfsangelegenheiten allen, was fowohl in den Reichs-Geſetzen als aud
in der Altenburg. Landes-Orbnung und beren Beifügungen und Sammlung diesfalld ver
ordnet ift, genau nachzuleben fuchen.“
2) Sp die Nachrichten über die in ber Diöces Camburg angejtellten Geiftlichen.
©. 417; anders Hölzer S. 192: 1539—1543.
A 19 Ber
Pfeiffer's Subftitut war, 1668 hierher; feines Bleibens war nur 1 Jahr allhier.
14. Emmanuel Abvianus 1669—169. Ihm folgte 15., Joh. Friedrih Traut:
mann, jein Subftitut von 1692 an, gebürtig (1658) aus Orlamünde; ftarb zu
Wihmar 1725. 16., Chriftian Immanuel Trautmann, fein Sohn von 1725
bid 1736 (nah Gihwend S. 564, 1737); war geboren 1697 zu Wichmar, zwei—
mal verheiratet, dad legte mal mit Gatharine Rofine, geb. Wünſcher aus dem
Pfarrhauſe von Bucha, Pflegetochter de3 Nat und Amtmann Ernft Haumann
zu Camburg, mit welder er 1736 den 24. und 25. Sonntag nad) Trinitatis
dajelbit als wohlverdienter Baftor zu Wichmar aufgeboten wurde. Kurze Zeit
nad feiner Verheiratung ftedelte er nad Rüdersdorf AG. Eifenberg über, In
jeine Zeit fiel die oben erwähnte Feuersbrunſt 1731, die das ganze Dorf bis
auf 3 Häufer, unter denen fein mütterliches, in einen Schutthaufen verwandelte,
Eine böfe Zeit bradı damit für ihn an. Er felbit berichtet, daß er Lehden und
Holz für die Pfarrei urbar gemadt, einer feiner Nachfolger aber: die böfe
Welt ſage, er habe Pfarrſtücke von der Pfarrei abkommen Jaffen, und andere
gute Acer gegen ſchlechte an feine dort anfäßige Mutter vertaufht. Von feiner
Hand ift die oben wiedergegebene „Kurze Nachricht von der Grumdfteinlegung
der Rirche zu Wihmar am 27. Mai 1732. 17., Jacob Ehriftian Geußenheiner
(Genfenheyner) 1737—1755, ein Sohn des M. Chriſtian ®. zu Schmiedehaufen,
war vor feiner hiefigen Anftellung 2 Jahre Subftitut des Pfarrerd M. Gottfried
Döflel zu Caſekirchen. Bon Wichmar fanı er nad) Euterödorf in der Kahlaifchen
Snipektion,®®) wo er 1757 felig entichlafen. 18. Garl Friedrih Bechler 1755
bi3 1767; geb. 1717 zu Altenburg, verheiratet fett 16. September 1755 mit
Johanne, der nachgelaffenen Witwe des Kirchenamt: und Schulkollegen Chriftoph
Aurich in Luccau; ftarb am 28. Januar 1767 zu Wihmar in einem Alter
bon 50 Sahren und ward am 1. Februar desſ. Jahres abends mit den
gewöhnlichen Solennitäten als „ein treufleißiger Paſtor“ beerdigt. In der
Kirhe zu Wihmar hängt ein Bild in Lebendgröße von ihm. 19. Chriftian
Eonftantin Zommer 1767—1800, von Zuda bei Altenburg (1729) gebürtig;
farb am 16. März 1800 infolge einer Medizinverwechſelung in der Jenaiſchen
Hofapothefe*. 20. Joh. Chriftian Paul Hederih 1800-1823, von 1789 bis
zu feiner Verfegung hierher Subititut des Pfarrerd Joh. Chrifttan Albrecht
in Bierzehnheiligen bei Jena. Ihm jelber war von 1820 an feined Vorgängers
Sohn ſubſtituiert, der 3 Jahre darauf fein Nachfolger wurde, 11. Garl Chriftian
Zadariad Lommer 1823—1839; war am 31. Mai 1778 zu Wichmar geboren
und bon jeinem Water und dem bon ihm gerühmten jobialen Scullehrer
Hederih daſelbſt bis zu feinem Gintritt in das Lyceum zu Eiſenberg unter:
richtet worden. Auf demjelben verblieb er von 1793—1797, wo er das Zeugnis
der Reife für den Beſuch einer Hodhichule erlangte. Dann ging er nad Jena,
2) Nach Gihwend ©. 54l i. I. 1754. Diefe Angabe ift aber nicht richtig: bis Ende
Yumi 1755 führte er die Kirchenbücher zu Widymar.
24) Laut „Nadrichten über die in der Diöces Camburg angeftellten Geiftlichen.” S. 418.
Pas
a 20 Ber
um dafelbit Theologie zu ftudieren. Kaum hatte er dad Studium abjolviert
und war ind Elternhaus zurüdgefehrt, da verlor er feinen Vater. Die Mutter
zog mit ihn und einem jüngeren Sohne 1801 nad Altenburg. Aber in dem:
felben Jahre glüdte es nod) dem Kandidaten das Rektorat an der Stadtfule in
oda zu befommen. Dieje Stelle bekleidete er bis zum Jahre 1820. Da
machte fich die Beftellung eines Subftituten für den fränfelnden Pfarrer Hederich
in Wichmar nötig, und der Ort, wo fein Vater 33 Jahre in Segen gewirkt
und er jelbit das Licht der Welt erblidt und eine ſchöne Jugendzeit verlebt
hatte, hatte e8 ihm angethan, noch in feinem 42. Lebensjahre als Pfarrjubftitut
dort anzutreten und 3 Jahre fpäter, nad des Seniors Ableben, die volle
Stelle jelbitändig zu übernehmen.
In Roda hatte Lommer mit mancherlei Widerwärtigfeiten zu fänıpfen,
namentlid) die Kriegsdrangſale von 1806 und 1813 zu beftehen. Dort in der
Kloftermühle hat er aber auch in der älteſten Tochter ihres Befigerd Andreas
Scmeißer feine treue Lebenägefährtin gefunden, welde ihm 7 Söhne und zwei
Töchter jchenkte, von denen gegenwärtig noch 3 Söhne und 1 Tochter am Leben
find. Ein Sohn itarb im Kindesalter. Yu dem Sculhaufe zu Roda war in
dem Kriegsjahre 1813 ein Lazarett eingerichtet worden, und der in bemfelben
zurüdgebliebene Anftedungsftoff foftete dem Stinde daS Leben. Bei der Plün—
derung in der Nacht des 13. Oktobers 1806 drangfalierten ihn die Franzoſen
dermaßen, daß er alle preisgab und fich flüchtete. Den Schaden, den er an
feiner Habe erlitt, jchlägt er auf zweiundeinhalb Taufend Thaler an.) Aber
ald die traurigften Jahre feines Xebend jchildert er in ben oft erwähnten
„Nachrichten über die Geiftlihen der Diözes“ in einer ausführlichen Lebens—
befhreibung die drei erften in Wichmar, indem das Verhältnis zu feinem Senior
ein ſehr unerfreuliches war und zugleid die vernadläffigt überfommene Pfarr:
dfonomie bei jehr geringer Rente viele Aufopferung verurſachte. Es war daher
das Beitreben pp. Lommers, als er die Stelle jelbitändig übernommen Hatte,
die Pfarrgrundftüde foviel ald möglich zu heben. Jusbeſondere richtete er fein
Augenmerk auf die zugehörigen Weinberge und bie Pflege der Obftkultur. In
den legten 4 Jahren erlitt er öftere Schlaganfälle, die den Seinen Summer
und Sorge um fein Leben bereiteten. Argerniffe, Streitigkeiten mit dem da—
maligen Lehrer, denen er bei feinem leicht erregbaren Temperament nicht immer
aus dem Wege ging, waren für feinen Gefundheitäzuftand von doppelt nach—
teiligem Einfluß. Die Schlaganfälle wiederholten ſich, auch nachdem der Lehrer
verjegt worden war, und machten die Amtsführung immer beſchwerlicher und
fchließlic unmöglich, befonder8 weil das Gedädtnis und Die Sprade dadurch
arg gelitten. Bon der Beijegung eine Subjtituten, die die Angehörigen
wünfchten und das Herzogl. Kirchen: und Sculenamt beantragt hatte, wollte
er indes bis an fein Ende nichts hören, weil er feinen Zuftand felbit verfannte,
3) Chronik der Stabt Noda von E. Löber.
— 27 Be
Am 31. Oftober 1839 erlitt er den legten, tötlihen Schlaganfall. Am 3. Nov.
desſ. Jahres wurden feine irdifchen Überreſte feierlic; beftattet. Superintendent
Frdmann von Schmiedehaufen hielt die Rede am Grabe. Don ben beiden
Söhnen, die bon Roda mit hierher übergefiedelt find, hat fich der ältefte dem
geiftlihen Stande gewidmet und wurde Baftor in Caſekirchen. Der andere
it Landwirt geworden und befigt ein Bauerngut in Kaatſchen. Von den in
Wichmar geborenen ift der ältere, Horft, Oberftaatdanmwalt am Oberlandesgericht
in Jena und der jüngite unter 8 Geichwiftern, Eduard, Superint. und $.-R. in
ranihfeld. Lommer’3 (Carl Chriitian Zacharias) Nachfolger wurde bon
140—1869 22., Carl Auguft Grieshammer. Er war geboren am 11. Auguit
1806 zu Bremsnitz AG. Roda, wofelbft fein Bater Pfarrer war. Seine
Nutter ftammte aus der bekannten Schatterfhen Pfarrfamilie zu Neunhofen
bei Neuftadt a. O.
Schon das folgende Jahr nach der Geburt diefed Sohnes wurde der
Later ald Pfarrer nad Caſekirchen verjeßt. Dem Sohne gereichte diefe Ber:
fgung zum Worteile, infofern beim PBropfte Ortlepp im benachbarten Schkölen
vr Grund zu einer guten Schulbildung gelegt wurde, die der Beſuch des
ceums zu Eifenberg und des Gymnafiums zu Altenburg von Oberjekunda
ab joweit förderte, daß dem ftrebfanen Züngling bei feinem Abgange 1827
das Zeugnis der Reife für die Iniverfität ausgeftellt werben konnte. Er bezog
die Yandesumiverfität und widmete fi dem Studium der Theologie. Nach
beftandenem Examen pro candidatura nahm er eine Haußlehrerftelle bei dem
Kittergut3befiger Wapler in Heiligenkreuz an und 1837 wurde er, nachdem er
inwiihen daS 2. theol. Examen (pro ministerio) abgelegt hatte, auf Bitten
kim: Vaters Ddiefem zum Gehülfen beigegeben. 1839 ftarb der Water zu
Gafetivhen. Für die beftdotierte Vfarritelle im Lande noch zu jung, war es
an Glüd für den Sohn, daß in demfelben Jahre durd; ven Tod ihres Inhabers
die Stelle in Wichmar aufging, in die pp. Grieshammer Dom. Exaudi 1840
wm Superintendent Gromann eingeführt wurde. Bier Jahre hatte er bie
Narre inne, da holte er fi in der zweitälteften Tochter des Rittergutsbeſitzers
Vapler in Heiligenkreuz, bei dem er als Kandidat, wie oben erwähnt, die
Stelle eines Informators bekleidete, feine Lebensgefährtin heim, und die häus—
lihen Freuden, die er fortan genoß, halfen ihm über manchen Verdruß hinweg,
der ihm von außen bereitet wurde. War es das Verlangen nad der Meide
einer anderen Herde im allgemeinen, oder war es dad Trachten nad einer ein:
trägliheren Stelle, oder war es beides zugleich, kurz, ald nad dem Ableben
des 79jährigen Emeritus Schönheit zu Leislau am 8. Oftober 1868 die Stelle
wieder neu zu befegen war, da fand fich auch unter den Bewerbern der 63jähr.
Gtieshammer, und fein Alter verhalf ihm zum Siege. Im folgenden Jahre
zog er als Paſtor in Leislau ein. Indes nur wenige Jahre follte er die
eriehnte Stelle inne haben; im Auguft 1873 ging er ein zur ewigen Ruhe.
Zein Nachfolger im Pfarramte zu Widhmar wurde 23., Chriftian Auguft
Sänger. Bon ihm ift eine eigene knapp gehaltene, nur den äußern Verlauf
nn 22 Be
feines Lebens in feinen wichtigen Epochen vermeldende Denkichrift zu den mehr-
erwähnten „Nachrichten“ ind Ephoralarchiv gegeben. Ihr entnehmen wir folgen:
de: pp. Sänger wurde am 14. Dezember 1811 zu Pößneck geboren als zweiter
Sohn des Lohgerbermeifterd Johann Michael Sänger; „Itudierte von 1825
bis 1834 in Saalfeld und bon Oftern 1834-1837 in Siena, wo er fi nod
2 Zahre als Privatlehrer und als Lehrer an einem Inftitute aufbielt,* ehe
er in das erfte theologifhe Eramen ftieg. 1846 machte er fein zweites, nad)
dem er inzwiichen 3 Jahre als Lehrer an einer schola collecta in Ranis,
2 Jahre als Haudlehrer in Grobengereuth b. Pößneck und 2 Jahre in gleicher
Eigenfhaft bei dem Pfarrer Dr. Hoffmann zu Möhra feine Zeit und feine
Kenntniffe verwertet hatte. Nach dem Examen pro ministerio wurde er als—
bald von dem Firhenpatron zu Moſen, Chriftian Dietrih für die erledigte
Prarritelle dafelbft präfentiert und am 11. Juli: 1847 eingeführt. An jelbigem
Tage wurde er au zum 1. Male mit Jungfrau Marie Ottilie Börner, Tochter
des Diafonus Börner in Ranis, proflamiert und aufgeboten und eine Woche
jpäter getraut. Aus der Ehe entfproffen 6 Kinder, von denen jeboh nur 4,
2 Söhne und 2 Töchter, die Eltern überlebt haben. In Mofen war er 22 Jahre
thätig. Am 25. Juli 1869 wurde er zu Wihmar ald Pfarrer eingewiejen.
Damit ſchließt, wad Sänger von ſich und feinem Leben eigenhändig
niedergefchrieben. Wir fügen dem an, daß er ſchon vom Jahre 1880 an ſich
Ihwad fühlte und häufig durch Studenten aud dem theologifgen Seminar zu
Jena im Predigtamte fich vertreten laffen mußte. Am 8. November 1885
erhielt er einen Vikar in dem Superintendenten-Sohn Ernft Köhler von Game:
burg, welcher aber noch vor Ablauf eines halben Jahres, am 21. April 1886
bon hier nad) Frauenbreitungen abberufen wurde. Am 15. November deöjelben
Jahres kam dann zur Verwaltung des Pfarramtes der Pfarrvikar Oscar
Dreßel aus Hildburghaufen gebürtig hierher, nachdem derfelbe 1884 in Schweina
und 1885 und 1886 in Biberjchlag bereit3 vifariert hatte. Im Oktober 1887
30g Sänger als Emeritus mit der Frau Paftor und den beiden Töchtern —
die Söhne hatten ftudiert und als Chemiker in auswärtigen Yabrifen bereits
Anftelung gefunden, — nad) Oberfamddorf bei Jena und bald darauf nad
Jena jelber. Der Emeritus follte indes den wohlverdienten Ruheſtand nicht
lange genießen; ſchon am 20. Januar des folgenden Jahres berief ihn ber
Herr über Leben und Tod in fein himmliſches Reich, und am 18. Mat 1891
folgte ihm feine Witwe im Tode nad. Dem Verweſer war ſchon am 15. April
1888 die Stelle definitiv übertragen worden. 24, O. Dreßel, geboren den
5. Juli 1861 zu Hildburghaufen, hatte zuerjt die Bürgerfchule und dad Gym:
nafium feiner Vaterftadt, dann mit den Zeugnis der Reife 1881—1884 die
Univerfität Jena befucht, um Theologie zu ftudieren. Seine erfte theologifche
Prüfung beitand er am 15. und 16. Mat 1884, und nad) bderjelben empfing
er alöbald die Ordination, um ald Pfarrvikar fogleich, wie bereit3 bemerkt, in
Schweina im Dienfte der Landeskirche Verwendung zu finden, und das Examen
A 23 -
pro ministerio legte er am 8. und 9. Juli 1886 ab, wo er bereitd, von Ende
1884 ab in Biberfhlag vilarierte. Als Pfarrer von Wichmar vermählte er
fih mit der einzigen Tochter des Lehrer Wilhelm Wefer in Ofthaufen. Ein
Benfionat für „höhere“ Töchter, welde die Hauswirtſchaft erlernen und ſich
für ihren Beruf zu dereinftigen tüchtigen Hausfrauen ausbilden follen, belebt
das traulihe Pfarrhaus in feiner ländlichen Stille Eigene Kinder hat das
Dreßel’ihe Ehepaar nur eins, ein Törhterhen; ein Sohn tft im zarten Alter
eine Beute des umerbittlihen Todes geworden.
pp. Dreßel, 3. 3. ein mittler Dreißiger, von feſtem, fräftigem Körper:
bau, bat nad) menſchlichem Ermeſſen den größeren und größten Teil feiner
Amtöthätigkeit noch vor ſich; möge Gottes Segen fie begleiten, frönen.
Über die Lehrer zu Wichmar ift ein ähnliches Verzeichnis wie über die
Beiftlihen nicht vorhanden. Vom Ephoru8 Erdmann war zwar feiner Zeit
eine Sammlung von Nachrichten (bez. Lebensbeſchreibungen) über die in der
Diözes Camburg feit der Reformation angeftellten Lehrer in demfelben Maße
angeftrebt worden wie über die Pfarrer; allein es wurde in der Folgezeit zu
mehrfahen Bedauern verabfäumt, das Vorhaben zu fördern. Gingen faum
von den Baftoren allen Qebensläufe ein, fo find ſolche von den Lehrern über:
haupt nur aus ein paar Jahrzehnten und mit wenigen Ausnahmen nur von
kädtiihen (Beer, Reum, Zeit und einigen anderen) im Archiv des Oberpfarr:
amts zu finden. Zieht man noch in Erwägung, daß dad Pfarrarhiv von
Wichmar mit den Kirchenbücdern, in welchen ficherlih der Namen Eines und
des Andern in der oder jener Rubrik, fet es als Kindesvater oder Pathe, oder
old Neuvermählter oder Verftorbener eingetragen war, bei der großen Feuers—
brunft i. 3. 1731 mit in Rauch aufgegangen ift, jo wird man wohl mehr ala
ein lücenhaftes Namens-Verzeichnis kaum erwarten. Es ift ſchon mühjam
genug, das Menige zufammen zu fuchen.
Nach dem Amtsbuch von 1674 war ſchon damals ein Schulhaus in
Wichmar vorhanden, ein Schulmeifter darum um fo ficherer. liber 100 Sahre
früher hatte, iwie wir oben gehört, der Pfarrer von Wichmar von feinen Ge
haltsbezügen 6 Scheffel Getreide an den Küſter oder Kirchner abzugeben und
da der Küſter- oder Kirchendienſt in der Negel mit dem Schuldienfte verbunden
war, oder umgekehrt, fo dürfte um die Mitte des 16. Jahrhundert3 fchon ein
Schuldiener dort zu ſuchen fein. Ich habe e3 indes immer noch für ein günftiges
Geſchict erachtet, ald ih Einen gefunden, dem um die Mitte des vorigen Jahr:
hunderts eine Kleine Kinderfhar in Wichmar zu Füßen gejeffen haben muß, der
rt das ABE und die erften Sprüdlein einlernte. Im Gamburger Kirchenbuch
wird nämlich unter den Gevattern des Viertelsmeiſters Adam Friedrich Guirch:
feld i. 3. 1748 Rebeda Varia, nadhgelaffene Tochter ded Johann Macherauch,
weiland Schulmeifterd zu Wichmar, neben des Paftoris Jacob Ehriftian Geußen:
heimer zu Wichmar Eheliebften genaunt. Der erite Lehrer des Ortes, den id
demnach namhaft machen kann, ift alfo der vorgenannte Joh. Maceraud).
a 24 Be
Sein nahgelaffener Sohn Johann Andreas M. war von 1742—1744 zu
Gamburg, dann Pfarrer in Röpfen AB. Ronneburg. Weiter ift im Wichmar.
Kirhenbuche zu finden, daß i. J. 1761 Johann Ehriftoph Hederich, gebürtig
aus Harpersdorf bei Gera, Schuldiener in Wichmar, getraut worden ift.*‘)
Endlich können wir für dad letzte Jahrzehnt des vorigen Jahrhundert3 noch
einen Lehrer von Wichmar aus der namentliden Aufführung der Lehrer in
Caſekirchen feititellen: Gottfried Ernft Pröhl, war vor Wichmar bis 1789 in
Bierzehnheiligen und nah Wichmar, von 1802 bis Anfang der dreißiger Jahre
in Gafefirhen. Seine Jovialität wurde in fpätern Jahren noch oft erwähnt.®”)
Wenn nicht al3bald nad) feiner Verſetzung, fo ift ihm doch fiher no in dem—
jelben Jahrzehnt Johann Wilhelm Zacharius Wötzel (nicht Wögel, Heft 22,
©. 106) gefolgt, denn in dem Bifitationsberichte des Adjunkt Abraham Worms
zu Gamburg v. J. 1815 ift Wögel ald Schullehrer in Wichmar genannt und
als „ehr thätig und bereit gefunden, de8 Guten foviel als möglich zu wirken.“
Er kann nad diefem Zeugnis wohl nicht der letzte Lehrer gewejen fein, ber
unter altenburgifcher Oberhoheit in Wichmar eingeführt worden ift und nad)
Hölzer ©. 194 fein Amt wegen einer von ihm begangenen Handlung freiwillig
niedergelegt hat. ALS eriter meiningifcher Lehrer (aljo nad 1826) wird Kilian
genannt, gebürtig aus Hellingen b. Heldburg, und von Ebenharz b. Hilbburg-
haufen hierher verjegt. Seine Bleiben war nicht lange allhier; aber er erwarb
fih in furzer Zeit die Achtung und Liebe der Gemeinde, fo daß fein frühes
Abſcheiden allgemein fchmerzlic bedauert und ernſtlich betrauert wurde. Ihm
folgte 1831 Georg Lenz, ein geborener Wafunger, unftäten Geiſtes. Zuerſt
wollte er Apotheker werden, dann trat er in dad Lehrerfeminar in Meiningen
ein und wurde ein Jahr lang Hülfslehrer an der Mädchenfchule daſelbſt; darauf
beſuchte er auf kurze Zeit die Forſtakademie zu Dreißigader, dann gefiel es
ihn, Schreiber bei dem Juftizamte feiner Waterjtadt zu werden. Diefe Be
ſchäftigung befriedigte und hielt ihn jedoch auch nicht gar zu lange. Ihr gegen:
über war es doch mit der Schulmeijterei etwa anderes. Gr fehrte zu ihr
zurüd und wurde 1828 zunächſt Schulgehülfe zu Oberfat, nah 4 Monaten
Bräceptor zu Geberädorf bei Gräfenthal, noch aber über ein Kleines (1829)
Präceptor zu Sigmundsburg und endlih Sculmeifter zu Wichmar. Das bis-
her geführte, unftäte, vielbewegte Leben ließ ihn indefien aud Hier noch nicht
zu Ruhe kommen, und an Bielem, was er that, fand man aud in Wichmar
feinen Gefallen. Er gab Ärgernis dem Geiftlihen und gab Ärgernis der
Gemeinde und machte ſich Schließlich unmöglich und feine Verjegung nötig. 1838
fanı er nach Reichenbach bei Saalfeld, und dort ſoll er den Schuldienft zulegt
noch quittiert haben. Ihm folgte 1837 Georg Ernft Heßelt, gebürtig aus
Wölfershaufen bei Meiningen. Won 1834 an hatte er die Schule zu Maris:
feld 1 Jahr verwaltet, dann wurde er Präceptor zu Gebersdorf und von dort
*) Vergl. oben Pfarrer Johann Chriftian Zacharias Lommer.
2) Vergl. Hölzer ©. 266.
a 2 Be»
hierher befördert. Ihm ging ein befferer Auf voraus al3 feinem Vorgänger,
und diefen Auf rechtfertigte er voll und ganz durch „ein ruhiges und ftilles
Leben in aller Gottjeligkeit und Ehrbarkeit.“ Leider wurde er nad wenigen
Zahren von einem unheilbaren Kehlkopfsleiden heimgefucht, durch welches er
fi genötigt jah, den Schulamtöfandidaten Auguft Friedrich Julius Hüttig von
Edolitädt, den wir bei Tultewig wieder begegnen werden, als Stellverireter
anzumehmen. 9. J. 1845 entſchlief er zu einem befjern Leben. Sein Nach—
folger im Amte ward nod in demfelben Jahre Heinrich Chriftian Gerber.
Er war aus Hildburghaufen gebürtig und vor jeinem hiefigen Antritte ſchon
an verfdiedenen Orten, zulegt in Bardfeld bei Sranichfeld Vehrer geweſen;
kam fchon krank hierher und im Frühjahr des folgenden Jahres verſchlimmerte
fih jein Zuftand dermaßen, daß er fein Amt zu verrichten mit mehr im
Stande war, und um den Unterricht nicht zu lange zu unterbrechen, faßte das
Herzoglide Kirchen: und Schulenamt mit Zuftimmung der Gemeinde den Be:
ſchluß, die Schuljugend in Camburg bis auf weitereö einzufhulen. Der Not:
behelf hatte nicht lange zu währen. Gerbert ftarb bald darauf, verlebte über:
haupt nit volle 7 Monate allhier. Am 4. Oktober deöfelben Jahres 1846
noch wurde Georg Philipp Rößler aus Holzhaufen bei Heldburg gebürtig als
Lehrer in Wichmar eingeführt. Er wurde von feiner erjten Staatöitelle in
Arnögereuth b. Saalfeld hierher verjegt; vorher war er ein paar Jahre am
Schreiberſchen Privatinftitut in Meiningen Lehrer. Er erfreute fich einer feiteren
Eeſundheit al3 feine beiden Vorgänger. Wenn es feine Oberbehörde nit für
befier gehalten hätte, ihn nad vierzigjähriger Dienftzeit im Herbſte 1886 in
den wohlverdienten Ruheſtand zu verjegen, jo hätte er fein goldened Dienfts
jubiläum in Wichmar begehen können. Gr lebte als Emeritus in Ganıburg.
Nachdem er feine Gattin, die er in Wichmar gefunden, auch dort verloren
hatte, hielt ihn nichts mehr dort zurüd. Zu feiner Zeit, 1854, war das neue
Schulhaus dort gebaut worden; es galt damals für ein „ftattliche3 Gebäude.“
Rößler ftarb am 16. Dezember 1898 im 81. Lebensjahre.
An Rösler's Stelle trat am 1. Oftober 1886 Auguſt Jetſchky, ge:
bürtig aus Zeuterödorf bei Themar, Er fam von Thierfchned hierher, war
aber zuvor ſchon mehrere Jahre in Schwmiedehaufen als 2. Lehrer proviſoriſch
augeftellt gewejen. Dort hat er auch feine Lebensgefährtin in einer Tochter
des Gutöbefigers Nobert Ritter gefunden. Möge er fi nod) lange des guten
Einvernehmens init jeinen Gemeinden und einer gefegneten Wirkſamkeit erfreuen.
Im engften Kirchen: und Gemeindeverband mit Wichmar fteht die
„Wichmariſche Papiermühle* Sie liegt etwas über 1 km thalaufwärt3 dicht
unter der Jena-Camburger Straße und dicht über der Saale und wird von
dem aus dem tiefen Grümpel-Tümpel abfließenden Bache getrieben, der aud)
in heißen Sommern aushält und in falten Wintern eiöfret bleibt. ‘Früher
war ed eine Mahlmühle, jeit 1656 ift fie in eine Papiermühle umgewandelt.
Das alte Wohnhaus mit der Mühle it bis auf das Nebengebäude 1877 ab:
+3 26 Ber
gebrannt, und ein neuer Bau zu Waſſer- und Dampfbetrieb einer Papier:
maſchine aufgerichtet worden. Spezialität Iufttrodene Papiere, Aktendedel.
5 Zentner täglid) produziert. Seit langer Zeit tft die Wichmariſche Papier-
mühle Eigentum der Familie Geipel; gegenwärtig der nachgelaſſenen Kinder
des am 27. November 1892 im beften Mannesalter verftorbenen Auguft Geipel.
Die an das Gehöft anftoßenden Wiefen im Thale und die über dem fteilen
Bergeöhang gelegenen Felder hinter ihm gehören mit zum Geipelihen Beſib.
1871 zählte die Papiermühle in 1 bewohnten Gebäude 3 Haushaltungen mit
16 Einwohnern. Bei der Volkszählung vom 2. Dezember 1895 ift die Papier:
mühle mit ihrer Ginwohnerfhaft 2c. nicht befonder8 aufgeführt, fondern bei
Wihmar mit eingerechnet.
Am 13. Zuri 1639 war die Grimpelmühle (die das Jahr vorher
Meifter Andreas Vent aus Wihmar um 70 fl. gepachtet hatte), auf Befehl des
ſchwediſchen Rittmeiſters Wolf vom Pful’fhen Regiment angeftedt und in
Ajche gelegt worden. 2 Mann von diefem Regiment waren Tags vorher in
die Mühle gekommen, hatten ſich für Churfürftlihe ausgegeben, und das
Morgenbrot dort eingenommen. Der Müller traute jcheinbar ihrer Ausfage
und gab ihnen auf ihre verfänglihen Fragen, ob eine Furt duch die Saale
zu finden und denen, die in Dornburg lägen, beizufommen wäre, erwünſchte
Auskunft. Darauf die Reuter antworteten: in diefem Falle würden fie mit
einem ftarfen Trupp fich bald wieder bei ihm einftellen. Und der Müller: das
wäre gar gut. Er habe ein Scifflein und wolle fie wohl überfegen und an—
führen ind Städtlein zu fommen, auch felber mit daran gehen helfen, ven
Schwediſchen die Hälfe zu brechen.
In der Naht darauf geihah dann „der Einfall an der Brücke,“ den
der Nittmeifter Wolf der Untreue und Verräterei des Müllerd zufchrieb, und
„umb diefer Urfache willen hätte er den Befehl gegeben, die Mühle einzuäfchern.“*®)
IX. Schleustau.:°)
Um nad Schleusfau zu gelangen, gehen wir von Wihmar nad Roda—
meufchel zurüd und nehmen von da aus unfern Weg dahin. Es ift zwar
ein Umweg, allein wir gelangen dort auf die Landftraße, die von Gamburg
nach SFrauenprießnig führt, und auf der Yandftraße ift die Steigung eine ganz
allmälige. Schleusfau Liegt ſchon ziemlich hoch. Wir nehmen darum aud)
nicht gleich Hinter Rodamenfchel unfern Weg durd die Flur nad dem Schleus—
fauer Graben, fondern wandern auf der betretenen Straße fürbaß bis zu dem
Wegweiſer links am Straßenrand, wenn wir gleich einen rechten Winkel aus:
ſchreiten müffen. Nad etwa 5 Minuten von jenem Wegweifer haben wir das
Dorf erreicht und treten an feinem obern Ende in dasſelbe ein.
2), Aus Alten im Amtsardiv zu Gamburg unter Nr. 165.
29) Die Schreibweiie des Ortsnamens wechjelt mit Schleußlan; neuerdings gewinnt
die obige mehr die Oberhand.
a 27 Be
Es ift ein Bangdorf mit 2 Häuferreihen an der gepflafterten Dorfftraße
ın einer von Südmweften nad Nordoften laufenden Mulde gelegen, ringsum von
Obſtbäumen umgeben und auf der Norbieftfeite unmittelbar an ein Laubwäld—
hen anftoßend, das fi im Schleuskauer Graben,” einer ſchluchtartigen Fort—
jegung jener Mulde, faft bis nad Gamburg hinzieht. Der Ort ift fehr alt;
wie er jetzt dafteht, freilih nicht. Bon dem alten, urſprünglichen Scleusfau
iſt im jegigen feine Spur mehr vorhanden. Zum mindeften einmal ift es nad)
weisbar von Grund aus zerftört worden, und zwar um bie Mitte des 15. Jahr:
hundert3 im Brudertriege. Aber fein Name fowohl, wie aud mehrere jchriftliche
Denfmäler fünden’3 der Welt, daß fein Urfprung mehrere Jahrhunderte weiter
zurüd datiert. Zunächſt jagt der Name, daß es eine alte ſlaviſche Siedelung
it. Scleusfau, aus dem flavifhen Sluskowe, am Anfang ded 13. Jahr:
hundert, von Sluzkow, Gut des Sluzek (mohlbezeugter PN.):Diener, Knecht,
bom aſl. sluga, poln. sluga, tſch. sluha, Diener, Gemeindehirt 2c. nad) Jacob.
(Er thut dem Orte Unrecht ihn als eine Wüftung zu bezeichnen. Vergl. bie
Ortönamen von Meiningen ©. 139). „Der Name dürfte von Slisko, Wafler-
beden, oder von Kliskot, dad Anprallen des Waflerd, dad Glitichern des
Waſſers abzuleiten fein.“ So Hölzer S. 170. Später hören wir nod eine
andere Ableitung und Deutung: Schlieske: im Wäldchen. (Bender im Cam—
burger Wochenblatt. Nr. 24. 23. Febr. 1895.) Ältere Urkunden befagen:
Schon vor 1198 beſaß das Kloſter Lausnitz dafelbft 524 Hufen, die dasſelbe
im genannten Jahr an den Markgrafen Dietrich d. Bebrängten gegen andere
Güter vertaufchte.*) Brüdner, 2. T. S. 727). Hölzer fchreibt: „Schon in
ältefter Zeit war hier eine Kirche. Markgraf Dietrich d. Bebrängte ſchenkte fie
1213 dem Mönchskloſter in Eifenberg®") und nad) deffen Aufhebung 1219 dem
Nonnenklofter daſelbſt.“ Lehfeldt (Bau: und Kunſtdenkmäler Thüringens
Heft VII ©. 195) fließt ſich jener Angabe in ihrem erften Teile an: „Kirche,
1213 von Graf Dietrih IL. dem Mönchkloſter zu Eifenberg geſchenkt.“ Im
Gſchwends Eifenberg. Stadt: und Land-Chronika ift von einer Verſchenkung
der Kirche zu Schleuskau ſeitens Dietrichs an dad Mönchskloſter in Eijenberg
i. J. 1213 nichts zu leſen. Dedgleihen auch nicht in den „Regeſten über das
Nonnenklofter zu Eifenberg* in den Mitteilungen des Vereins für Geſchichts—
30) Die biesbezügl. Urkunde ift ohne Zeitangabe, für gewöhnlid ninmt man an
1200. Sie findet ſich in der Mitteilung der Geſch. und Altertumsforjchenden Gejellichaft des
Diterlandes zu Altenburg 8. Bd. 1. Heft Seite 60 fi. Ihrer Faſſung zufolge ift die Taufch-
verhandlung vom Markgrafen ausgegangen. Ihm gefällt es, die 5"/, Hufen, welche die Kirche
in Zusnig im feiner villa, que Sluscow dieitur, feit langer Zeit befahen, gegen 16 Hufen iu
mirca (joviel wie Heide) citra claustrnm sitos ad subplementum melioris fori et empcionis,
0 Mt, ertra (insuper), einzutaufchen.
a) Die Mönche hatten ſchon, weil fie keine gute Wirtihaft führten, und bie Einkünfte
nicht zureihen wollten, 1212 das Kloſter verlaffen. Geſchwend, Eifenberg. Stadt- und Land»
dronifa, ©. 209.
1 23 Be»
und Wltertumäfunde zu Kahla und Roda. 3. Bd. 331 f. Wohl fpricht
Dietrih in Diploma IX. (S. 648 f. in Gichwend) ohne Ort und Tag
(Sihwend nimmt an zwiichen 1173 und 1184) davon, daß er das Kloſter in
Eiſenberg aufgerichtet und ihm zugeeignet habe (constituimus et contulimus
eidem claustro) die Stapelle in Samburg, die Kirchen in Heringen und Ottenftat
und die Hauptkirche (parochiam) in Eifenberg — und in Slusfowe 20 Hufen
Bande3s2) mit einem Weinberg; bon einer Verfchenfung der Kirche ift aber,
wie gejagt, darin nicht die Nede. Erſt in Diploma XI. datum et donatum 1219
(lateinifh und deutih) S. 652—659) macht der Markgraf bekannt, daß neben
vielem Andern — ecclesia in Sluskowe cum dote sua tribus mansis et arbusta
ibidem. Predium quoque in eadem villa XVI mansorum. — (Die Kirchenc zu
Schlusko mit ihrer Bodene und wonung mit 3 Huffen Ryſigk dafelbft und auch
da3 Forbergk in denfelbigen Dorffe mit 16 Huffen“) dem Gonvent der von
Zwidau nad Eifenberg verpflanzten Nonnen von ihm vermacht worden.) Auf
diefer Urkunde fußt auch Brüdner, wenn er (Landeskunde 2. Th. S. 726)
ſchreibt: „Hier (in Schleusfau) ſchon vor 1219 eine Kirche, deren PBatronat
i. 3. 1219 dem Nonnenklofter zu Eijenberg übergeben wurde.” Die Kirche,
Filial von Sieglig, für die benahbarten Gemeinden Stleinprießnig und Zöthen
als eingepfarrte mitbeftimmt, liegt auf einer Anhöhe, etwas abgerüdt von der
weitlichen Häuferreihe der Dorfitraße, inmitten des Friedhofes, der auf 2 Seiten
(O. und W.) mit einer Mauer umgeben und auf 2 Seiten (N. und ©.) von
Gebäuden umfchlofjfen iſt. Unſere ebengenannten, in Einzelheiten öfters von
einander abweichenden Gewährdmänner jtimmen darinnen überein, daß im Laufe
der Zeit an der jeßigen Kirche mehrfah Reparaturen vorgenommen worden
find, infolge deren dom alten gothiichen Bau nicht viel übrig geblieben ift.
Nach Lehfeldt blos der dreifeitige Chorichluß und eine zugemauerte Spigbogen®
thür an der Nordjeite. 1688 wurden laut der Kirchenrechnung für den Kirch—
bau 100 aßo (6 gl. für '% Eymer Bier) und 25 abo für innere Einrichtung
aufgewendet, 1724 2 aßo 2 gl. auf Ausbeſſerung des Kirchendachs, 1772
10 aßo 7 gl. 3 H, dasfelbe einzudeden, 1810 23 aßo e3 umzulatten und neu
einzudeden. 1781 muß aber eine größere Reparatur an der Kirche vorgenommen
worden jein, denn e3 findet in dem genannten Jahre eine befondere Einweihungs—
Teierlichkeit ftatt, weldher der Generalfuperintendent anwohnt und für Die
Kircheinweihungs-Predigt 4 gl. erhält. Die ſtärkſte Reparatur erfuhr jedoch
die Kirche i. J. 1811, wo das alte (Deden:) Kreuzgewölbe entfernt und
dad Innere freundlich reftauriert wurde. Die Koften betrugen 464 abo.
In akuſtiſcher Hinſicht foll diefe Erneuerung jo vortrefflich gelungen fein, daß,
32) Hölzer fchreibt: WO Bauerngüter, und bemerkt dazu: wahrſcheinlich waren dieſe
in ein Vorwerk vereinigt worden, dann von dem fpätern Nonnklofter heikt es, dasſelbe habe
das Vorwerk in Schleußfau mit 10 Hufen geſchenkt erhalten.’
8) Vergl. Heft 20. IV. Gap. ©. 48 uud Mitt, des Geſch. und Altertumsforfhenden
Vereins zu Eiſenberg. I. Heft, ©. 40,
A 29 Bo»
wie Hölzer fih ausbrüdt, dem Prediger die Worte gleihfam vom Munde weg
genommen werden. J. 3. 1830 wurden bie Innenwände frifch geweißt und bie
Kirchenſtühle neu angeftrihen. 1842 erhielt die Fire eine neue Orgel. Das
alte Orgelwerk ftammte aus der Kirche in Obertrebra und war im Mat 1764
wit Genehmigung des Fürftl. Konfiftorium3 zu Altenburg angefauft worden.’*)
Der Kirchweg für die Mleinprießniger und Zöthener geht nicht durd; das Dorf,
iondern liegt von der Dorfitraße ab, zwifchen einem Eleinen Fichtenpark und
und einer Roſen- und Zierfträucher:Anlage hindurch, und ift teilweife weil auf:
fteigend, mit fteinernen Stufen verjehen. — Die vorerwähnten Schenkungen aus
Schleusfau an das Kloſter in Eifenberg waren zwar die beträchtlichften, jedoch
niht die einzigen. In den angezogenen Regeſten finden wir weiter: ohne
Jahredangabe. Markgräfin Jutta von Meißen übergiebt dem Kloſter in Eifen-
berg eine Hufe zu Sluschowe, welde Werner Lind zu Lehen getragen hatte,
1234. V. Jd. Jul. (11. Juli) ohne Ortsangabe. Markgraf Heinrih bon
Meißen beftätigt 4 Zueignungen an das Nonnenklofter zu Eifenberg, nämlich
einen Weinberg mit 4 Hufen zu Schleuskau u. X. 1234. IV. Jd. Dec.
(10. Dezember). Ohne Ort3angabe. Dietrib, Graf von Brene, genehmigt
die Schenkung Heinrich des Erlauchten, Markgrafen zu Meißen, von Gütern
zu Schleugfau u. a. an das Nonnenklofter zu Eifenberg.
1268 GEijenberg. Cal. Sept. (1. September.) Landgraf Albert der
Inartige in Thüringen nimmt die Kirche zu Eifenberg in feinem Schuß und
betätigt ihr den Befig eines bei Schleuskau gelegenen Weinberges.
1272. Eiſenach. Cal. Maj. (29. April) Landgraf Albert in Thüringen
genehmigt einen Tauſch von Gütern zu Prießnitz (Frauenprießnig), Schleuskau
und Camburg zwiſchen Berengar von Prießnig und dem Kloſter zu Eifenberg
und eignet legterem die betreffenden Güter (in Schleuskau einen Weinberg).?s)
Die Vermäctniffe aus Schleusfau an das Klofter in Eifenberg be
zifern fih mithin laut der vorgebadhten Urkunden — außer der Kirche — an
Liegenichaften auf
20 Hufen und 1 Weinberg (zwiſchen 1213 1216).
8 „ 1 Gehölz
— 1219.
2
—— W — 1934.
— 1, 1268.
44°/ Hufen und 3Weinberge, 1 Gehölz.
Was Brüdner (S. 727 Note 3.) als Schenkung ded Grafen Dietrich)
von Brene, 4% Hufen, aus dem Jahre 1230 anführt, jo iſt's wol eine von
den 4 Zueignungen, welde nad dem Obigen Markgraf Heinrih von Meiken
1234 beftätigt und Dietrid, Graf von Brene, in demfelben Jahre genehmigt.
ee Siegliger Schulaktenba
85) Vergl. bes Geſch.⸗ en Altertumsforſchenden Vereins zu Eiſenberg. 9. Heft. S. M.
1 30 Ber
Was aber nad derfelben Anmerkung (3) bei Brüdner (S. 727) Landgraf
Albredt i. 3. 1272 dem Klofter überläßt: 1 Bauftätte, 1 Weinberg und 2 Ar.,
die Berengar von Prießnig befeffen, fo kann das unmöglich alle8 gewefen fein,
was von Gütern zu Schleuskau nad den oben angezogenen Urkunden von dem:
jelben Jahre unter Zubilligung de3 Landgrafen Albrecht in Thüringen zwifchen
Berengar von Prießnig und dem Klofter zu Eifenberg ausgetaufcht und legterem
zugeeignet worden if. Wie follte fi fonft eine Erklärung dafür finden: „das
Mönchskloſter zu Eifenberg befaß laut Urkunden 20 Bauerngüter zu Schleußfau ?*
Zugegeben, daß ſich der Nachweis dafür erbringen ließe, — aud Hölzer
fchreibt: die Nadriht über dad Mönchskloſter jagt: Dietrich (d. Bedrängte)
habe bdemjelben zu Schleuskau auh 20 Bauerngüter gefchentt ,*) —
weldhen Schluß müffen wir dann aus dieſem koloſſalen Beſitz des Kloſters
zu Gifenderg in Schleuskau — noch bevor jened feine Umwandlung
in ein Nonnenklofter erfahren hat und die oben angeführten Vermächtniſſe
dazu gekommen waren — eineöteilld auf die Größe und Bevölkerung
von Schleuskau im 13. Jahrhundert machen, wenn audh nur von ber
Hälfte diefer Güter je eind mehr ald 1 Hufe befaß? und anderfeits, wie mögen
die wilden Horden des entarteten Zandgrafen Albrecht und die rohen Söldner:
haufen des mithereingezogenen Königs Adolf von Naflau aus Schwaben und
Heflen in dem zwangzigjährigen thüringifchen Haudfriege, und nicht minder Die
Erfurter und was mit ihnen von geiftlichen und weltlihen Großen gegen bie
Söhne Albrechts fi) verbunden Hatte, dann der Markgraf Woldemar von
Brandenburg und fein Helferöhelfer, gerade in unferer Gegend in und um
Gamburg, nicht wenig aud in Schleusfau, übel gehauft haben, wenn im Jahre
1323 in vigilia B. Martini Episcopi (10. November) die Landgräfin Elifabeth
und der Landgraf Friedrih der Jüngere fi genötigt fahen, die Unterthanen
des Klofterd Eifenberg in dem Dorfe Shleudfau auf 4 Jahre von
allen Laſten zu befreien!) Und nicht genug ber Schredendtage und Jahre,
bie Schleuskau in der genannten Zeit zu beftehen hatte, im Bruderfriege (1446
bi3 1451) wurde der Ort vollends gar eingeäfchert. 1448 führten die Nonnen
zu Gifenberg Beſchwerde gegen Buſſe Vitzthum, dad vom Klofter lehnsrührige
Dorf wäre im legten Kriege zerftört worden. Die Bauern wollten e8 wieder
aufbauen, aber Buſſe Hindere fie daran durd übermäßige Frohnen.”) Mad
Wunder, wenn der Ort bis 1674 fich zu nicht mehr denn zu 10 Wohnhäufern
86) In den obengenannten Negeiten heißt es einmal 1207 (ohne Ort und Tag)
ganz allgemein: Marfgraf Dietrid zu Meißen ftiftet und begabt das Kloſter zu Eiſenberg
mit Gütern zu Gamburg, Stobern, Sluskowe, Schmiebehaufen u. f. w. unb bann zwifchen
1213 und 1216 (ohne Ort und Tag): Markgraf Dietrich zu Meihen begabt das Stlofter zu
Gifenberg mit der Kapelle in Camburg und zugehörigen Wäldern in Brußene, W Hufen und
einem Weinberg in Sluskowe.
37, Negeiten über das Nonnenflofter zu Gifenberg in ben Mitt, des Ber. für Gejid.
und Altertumstunde zu Stahla und Roda. 3. Bd. ©. 331 ff.
3) Mitt, des Gejch.- und Altertumsforſchenden Vereins zu Eifenberg. 2. Heft. ©. 89.
a 31 Ber
iwieder aufzuraffen im Stande war und bis jegt noch nicht wieder fo viele
Bauerngüter zählt wie vierthalb Hundert Jahre früher! denn dad Amtsbuch
von 1674 befagt: „AO Feuerftedte und eine Bauftadt find allda, 9 Mannſchafft,
(Haushaltungsvorftände im jegigen Sinne), feine Wittweiber und feine Haus:
genoffen, 2 im Ausfhuß und feine gewiffen Anjpänner (wie bei Wichmar). An
Handwerfäleuten ift niemandt da.“ 1806 wurde der Ort von den Franzofen
geplündert, und die Nacht des 17. April 1813 ift als eine Schreckensnacht in
der Ortögefchichte zu verzeichnen. 1833 hatte der Ort 91 Einwohner; 1853
(nad) Brüdner) 4 öffentlide Gebäude, 17 bewohnte Häufer, 15 Familien und
78 Einwohner; 1871 nad dem ftatift. Bericht Diefelbe Zahl bewohnter Gebäude,
aber 19 Haushaltungen mit 101 Einwohnern und darunter 24 mit Haus: und
Grundeigentum angefeflen. 1895 19 zur Wohnung dienende Gebäude, von
denen aber nur 16 bewohnt werden und 3 unbewohnt find, 14 mit je 1 Haus—
haltung und 2 mit je 2 Haushaltungen, 9 mit 1—5, 6 mit 6—10 und 1 mit
11-15 Berfonen, im Ganzen 92 Einwohner, die Hälfte männl. und bie Hälfte
mweibl., 1 mit Haus und 14 mit Haus: und Grundeigentum angefeffene Haus—
baltungen. Die Zahl der Einwohner ift aljo in den legten 25 Jahren um
9 zurüdgegangen. 1 Gut ift ausgefhlagtet und die Zahl der bewohnten
Gebäude dadurh um 1 gemindert worden. Scleusfau bildete von der Zeit
an, da es feine eigene Kirche hatte, bis zur Reformation mit den Orten „Stlein:
brißen, Zeeten, Dobridaw” eine eigene Pfarrei, wie fih aus einem Berichte
des Anıtsihöffer® von Dornburg vom Jahre 1534 an den Herzog Georg zu
Dreöden ergibt. Um dad genannte Jahr, wenn nicht ſchon früher — Brüdner
meint i. 3. 1526 — wurde fie von Johann dem Beitändigen als jelbftändige
Pfarrei eingezogen und als Filial an Sieglig gewiejen. Das anfehnlice
Pfarrgut, die „Pfarräder* 63 Ader und dad „Pfaffenholz“, 12 Ader, famen
mit dahin. Döbrichau ift 1721 aus dem Verbande mit dem Filiale ausge
ſchieden und in den direkten mit der Mutterkirche getreten,®) ald ihr näher
gelegen. Sleinprießnig und Zöthen find dagegen heuie noch mit Schleußfau
verbunden, und fie zujammen bilden heute nod die Tochterkirche von der ge:
nannten Mater. Der Pfarrer von Sieglig hat die Verpflichtung, alle Sonn:
und Feiertage und in der Adventd- und Faftenzeit audh an einem MWochentage
dort Gottesdienſt zu halten und alle Gafualien dajelbit zu verrichten. Die alte
Pfarrerwohnug ftand am Eingange rechts an dem Wege, der von ber Frauen:
prießniger Fahrſtraße ind Dorf hereinführt, und war vermutlich das jetzt noch
dort befindliche erfte Gehöfte. In der Kirchenrechnnng von 1547 find nod
Reparaturfoften am Pfarrhaufe verzeichnet. „Auch eine Küfterwohnung wird
ihon 1547 erwähnt. Sie war vom Eingange zum Gottesader gleich links;
daher auch in jüngfter Vergangenheit noch der Eingang aus dem Hofe diefes
Haufed in den Gotteöader.” (Hölzer). Wenn nun anzunehmen, daß, wie
allerwärt3, jo auch bier, der Küfter neben dem Kirchendienſt auch den Schul:
), Siehe das Weitere hierüber unter Döbrichau,
1 32 Br
dienft zu beforgen hatte, jo hatte der Ort zu damaliger Zeit wie feinen eigenen
Pfarrer, fo auch feinen eigenen Lehrer. Hundert und einige Jahre ſpäter —
im Amtsbuch von 1674 — heißt es jedod: „Ein Pfarr: und Schulhauß 2c.
feindt alda nicht vorhanden“, und damit ift angezeigt, daß Schleuskau um
diefe Zeit ohne Ortöpfarrer und Ortslehrer war. Die unausbleibliche Folge
davon war zum Erften, daß die pfarramtlihen Geſchäfte einem andern Geift-
lihen übertragen werden mußten, und ber nächfte war der Siegliger, und zum
Andern, daß die fchulpflichtigen Kinder einer anderen Schule zugeiwiefen werben
mußten, und die nächfte war die Siegliker. Schleuskau und was zu ihm gehörte,
Kleinprießnig, Zöthen und Döbrihau, waren fomit am Anfange und um die
Mitte des 17. Jahrhunderts kirchlich und ſchuliſch mit Sieglitz eng verbunden.
Die fpätere „Nachricht von dem Schul-Praeceptore zu Scleußfau* (in den
Schul:Aften im Pfarrarchiv zu Sieglig) weiß auch gar nicht anderd. „ES ift
anfang fein Schul-Präceptor in Scleußlau geweſen“, Iefen wir dafelbit,
„ſondern die Kinder von Scleußfau und Heinen Prießnig find, wie noch alle
alten Nachbarn auf dem Filiale wiffen und bezeugt haben, nad) Sieglig in Die
Schule gegangen, welches ver vorige alte Herr Schulmeifter Ernft Müller be-
fräftiget, da er gejagt, er hätte allezeit, jo lange er in Dienften wäre gewejen,
den Filtaliften ihre Kinder mit denen Siegligern informiret.“ Wer aber ben
nächſten Anlaß zur Ausſchulung der Schleuskauer und Stleinprießniger Kinder
— in Böthen feinen um jene Zeit feine gewejen zu fein — von den Sieg:
ligern gegeben hat, war fein anderer ald der ebengenannte Herr Schulmeifter
jelber. „Den 24. September 1682 wird der Gemeinde Schleußfau als Filialiften
von Sieglig vorgehalten,*) wie der Schulmeifter Ernft Müller, nunmehr alt,
und hiefiger Gemeinde nunmehr 33 Jahre gedient, daherr wegen feine be:
ſchwerlichen Dienftes in etwas, bevorab deö weiten Ganges ins Filial, möchte
enihoben fein: hätte alfo gebeten, man möchte nah Scleußfau einen fegen, er
wollte abtreten, was er zu Schleußfau hätte, ald 18 Brode, 9 Maaß Korn,
1 jhod Garben und dad Schulgeld zu Schleußkau und Mlleinen Prießnig, nehnt-
lid von 1 Rinde quartaliter 3 gl. Ingleichen accidentalia, ald von einer
Leihe mit Predigt 12 gl., ohne Predigt 6 gl., von einer Hochzeit die Braut-
fuppe oder te 12 gl., von einer Kindtauffe und vom Läuten 3 gL, wie aud
30 gl. vom Betftunden Gelde.” Auf die Frage an die Gemeinde, ob fie ein
Haus befige, oder 2 gl. jährlih von jedem Haufe zur Miethe eines Locals
verwilligen wolle, erwidert fie: e3 fei ein Haus da, darinnen der Lehrer wohnen
fönne, das Läuthäuslein. Zwar hätte es Georg Salgmann, der Eigentümer
und Erbauer, an einen Dritten, Töffel Schmieden, verkauft, allein der Kauf
ließe fi) wol redrejfiren, zumal der Platz, auf dem es ftehe, der Kirche gehöre,
und die Kirde noch ein Wörtchen mit darein zu reden hätte. Und richtig:
“) Aus Excerpta aus dem auf ber Adjunktur Gamburg ſich befindlichen roten Buche,
in Folio: Won der ao 1682 uötig gewefenen Scul-Subftitution, Aus der Negiftr, DB. Fränkii,
Super, in Eifenberg.
+3 33 u»
Salgınann ließ mit fi reden und fogar 3 Mfl „über fich gehen“, wie wohlen
ihm der Bla für das Läuten angerechnet geweſen wäre. 6 fl. wurde ihm aus
der Kirhe verwilligt und 1 fl. durch Anlagen zufammen gebradt. „Das Läut-
häußlein wird nunmehr ala ein Schulhauß gehalten und der Kirche eigen.“*)
Noch waren aber mehrere Bunkte zu erledigen, ehe die Schleusfauer
einen Präceptor befamen. So handelte es fid u. A. nody darum, wer hinfort
die Schule zu Sieglit bauen und wie es Fünftig werden folle, „wenn nad)
Gottes Willen der alte Schulmeifter verfallen möchte.“ Gegen den erften
Punkt, gegen ein Bauen „auf beyden Seiten“ weigerten fid die Schleugfauer.
Daraufhin wurde der Punkt ausgeſetzt und auf Konfiftorial:Abichied verwiefen.
Bezüglich de3 zweiten Punktes erklärten die Schleusfauer: wenn der neue Schul:
nieifter oder fein Sneceßor zufrieden wären, daß es geteilt bliebe, ihnen könnte
es um ihrer Kinder willen nur lieb fein, „vaß dad Werk beftändig bliebe“.
Und jo ſchritten fie denn auch dazu, obſchon rüdfichtlid) der Beſoldung noch
niht alles klar geitelt war und zwiſchen den beiden intereffierten Gemeinden
und Lehrern bei den Kirchenpifitationen und Kirchrechnungsabnahmen noch ein
Jahrzehntlang manches Wort gewechfelt wurde, fih einen Dorf:Juformator zu
befhaffen. Endlich ao 1692 kam es zum Eclat. „E3 haben die Filialiſten jid)
unterstanden“ heißt eö in dem oben erwähnten Aktenitüd, („Nachricht von dem
Schul: Praeceptore zu Schleußkau“) einen „eigenen Schul-Praeceptoren zu er:
wählen, und daher um ſelbigen Anfuchen zu thun, nachdem ſich ein Candidatus,
nämlich Gottfried Hölſchner, hierzu angegeben. Es hat aber der feelige Herr
Herr Superintendent Francke diefe Anſuchung nicht annehmen wollen, und ſo—
wohl den Scleusfauern, ald auch dem Candidato ſelbſt ihr Unterftehen unter:
jagt und biß zur nächſten Kirchen-Viſitation Sie allerjeit3 angewiefen, aud) dem
jeeligen Herrn Paſtor Michaelis gefchrieben und befohlen, daß er ihnen alles
nomine des Hodlöbl. Konfiftorit in Altenburg inhibiren, und ihnen ernftlid)
und cum comminatione (Androhung) einer empfindlichen Strafe andeuten folle,
daß Alles, wie ed bishero gewejen, in ſolchem Stande ruhig gelaſſen werden
müſſe, und Sie daher ihren Ungehorſam fahren laffen und fih zum Gehorſam
bequemen follten.“ 1692 und 1693 kam es wiederholt zur Sprade, wie denn
die Schleuöfauer dem alten Schulmeifter (in Sieglig) für feine Einbuße „Satis—
faftion“ thun und ben neuen (den ihrigen) bejolden wollten. Darauf zu 1.
die Antwort: es wären 20 Kinder, von jedem quartaliter 3 gl., thue 3 aßo,
jährl. 12 aßo; zu 2): Sie gäben ihnen das Schulgeld, ein bißchen Eſſen und
fonft nichts; bei dem, da er Schule Hielte, ichlief er auch. Es wären zu
Scleußfau und Kleinen Prißnig 26 Häufer. — Aber nicht alle hätten Kinder,
wird ihnen entgegnet; dad möchte fie auch bedenken, dann follten fie mit Reſo—
4, Später 1723, befindet jih das „Läuthäuslein” dod im Beſitz des früheren
Käufers Töffel Schmied, und felbiges ſoll frei fein von allen Laſten, dafür daß der Gigenthümer
läute, und der Geiftliche, fo oft er in Amtögeichäften nach Schleuskau komme, fein Abſteige—
Onartier bei ihm habe,
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2 34 Ber
lution verfehen werderi; Was ihnen jedod auch für Einwände gemacht werden,
fie laffen nicht ab, zu bitten, bitten vielmehr immer dringender ihrer Kinder
wegen um „einen Dorf-Informatorem“, wenigitens jo lange bi$ die Kinder
erwüchfen, und der Weg ihnen leichter würde; fie wollten fie dann gerne in Die
Schule nad Sieglig ſchicken. Endlich den 5. Juni 1695, „weil fie wideripenftig
wären und fih durchaus niht weifen laffen wollten, wurde ihnen
diefer Beſcheid erteilt: daß fie Gottfried Hölfcher, weiln fie ihn felbit
gewählt, behalten follen, und fol es auf der Superintendentur gemeldet und
ins Fürftl. Confiftorium gefchidt werden. Dem Sculmeifter zu Sieglig aber
follen fie 3 Klaftern Scheit zuführen, ftatt des Schulgeldes, jo ihme entzogen
werde.“ Unterzeichnet Koh. Nicol Frand.
Chr. G. Gotter.
Bis dahin hatten demnach die Lehrer in Sieglig den Kirchen- und
Schuldienft in Schleusfau mit zu beforgen. Am 18. Januar 1695 ſchrieb
dagegen der Superintendent Joh. Frauck zu Eifenberg an ven Geijtliden zu
Sieglig: „auf daß die Kinder der Filialiften nicht verfäumt werden mögen,
wolle er nicht widerſprechen, daß ad interim der Gottfried (sie) angenommen
werde.” Und am 5. Juni desfelben Jahres war der Gemeinde zu hinter:
bringen, daß fie — ihren Zwed erreicht und nur dafür zu forgen habe, daß
den Lehrer je eine Woche in jedem Haufe Lagerftatt, Koft und Raum zum
Schulhalten gewährt werde. Hölfcher kam und verblieb dafelbit bis zu feinem
Tode i. J. 17385 in feinen legten Jahren ſchwach und unfähig ſeines Amtes
zu warten. Econ 1722 war der Gemeinde defretiert, den Schulmeifter Andreas
Sonmerwerf anzunehmen. Die Gemeinde wollte fi) jedoch denjelben nicht auf:
dringen laffen, weil er fich feines guten Nufes erfreute, und erging fid) dabei
in ziemlich) harien expressionibus: „ſie wollten weder Sommerwerf, noch Winter-
werk, jondern in dieſem Falle ihre Kinder lieber nad Sieglig in die Schule
ſchicken.“ Ihre Proteftation jcheint ihmen indes wenig oder gar nicht geholfen
zu haben, troßdem „gar felten einer Hemeinde ein Schulmeijter widerwillig
aufgedrungen wird.) Denn aus einem Anfchreiben ver Eifenberger Inſpektion
an den Drtögeiltlihen zu Sieglig vom 3. Oftober 1838 geht hervor, daß
Sommmerwerf um dieje Zeit in Schleuskau die Schulfteile inne hatte, Zweimal
niachte die Behörde den Werfuh, ihn auf eine andere Stelle zu verjegen.
Das cine Mal nah Siegliß, als er bei der fchweren Krankheit des dortigen
Sculmeilters Immannel Zeitfchel bis auf weiter die Dienfte in der Kirche
und Schule dafelbit verrichten follte; aber die Siegliger winkten ab. Und das
andere Mal nah Molau, al3 nad dem Mbleben des Immanuel Zeitichel
Johann Friedrich Echade von dort zu dem erledigten Schuldienfte in Sieglit
berufen wurde; aber die Molauer fürdteten fich vor Sommeriwerf, „dern er war
allerorten ſehr übel ausgefchrieen.” Allein es half den Molauern fein Mider:
jtreben: fie befamen ihn. Schleuskau wurde frei.
) Worte des geiftl. Inſpektors Gotter zu Eifenberg in einem Anjchreiben d. Gijen-
berg, den 18. Sept. 1735 an den Pfarrer in Sieglig
2 35 Ber
Unter dem 11. November 1738 befahl das Fürſtl. Confiftorium zu
Altenburg, daß Johann Andreas Nözel die erledigte Praeceptoratur zu Schleu-
fau und Stleinprießnig bekommen follte, und Superintendent Friedrich Gotthelf
Gotter bezeugt, daß „Mözel vor ihm im examine vor tüchtig darzu befunden
worden.“ Nözel hatte die Stelle nur 3 Jahre inne. 8. d. Altenburg den
15. Auguft 1741 ergeht an den Super. Licent. der Theol. Friedrich Gotthelf
Gotter zu Eijenberg ein Gonfiitorial:NReftript, den von ihm zur erledigten
Präceptoratur zu Schleuskau in Vorſchlag gebraten Joh. Gottfried Sörgel
aus Ezdorf bezw. Eifenberg zu examinieren, und fo er beftehen, auch fonft
nicht erhebliches zu erinnern fein würde, ihn zu ermeldetem Dienfte ein= und
anzumweifen. Ihm folgt 1750-1761 Johann Andreas Stange. Im Juni des
legtgenannten Jahres legt er das Präceptorat nieder, um den ihn angetragenen
Schuldienit in Schkortleben bei Weihenfel3 zu übernehmen. Zu dem erledigten
PBräceptorate in Schleusfau wurde am 8. September 1761 Johann Michael Böttcher
präjentiert und am Micaeliöfeite d. 3. auch nod eingeführt. Nicht ein volles
Jahr dafelbjt wird er „zur Subititution des Gantor Schade naher Sieglik
vorgefhlagen und angenommen“, und nad) Schleusfau kommt den 14. September
1762 Johann Gottfried Albrecht, „welder zwar bisher feine Zeit nit auf
das informieren derer Kinder gewendet, inmitten aber fi) im Schreiben, Rechnen
und dem Katechismo vor fid geübt und glauben läßt, ev werde zu gedachter
Praeceptoratur nicht ungejchidt fein und ſich immer noch geichidter zu machen
ſich bemühen. Allein fein Gönner, der Ephorie-Iuſpektor und Super. M. oh.
Chriſtoph Serfling in Eifenberg, ſah fid) bald in pp. Albrecht bitter getäufcht,
wurde „nicht nur von deſſen troßigem Weſen und zanfjüchtigem Gemiüte*,
fondern auch von deſſen Berfäummis dienftlicher Obliegenheiten überzeugt und
genötigt, ihm von Amtöwegen ernjten Vorhalt zu thun.*) Albrecht darüber
verſchnupft, legt feine Stelle nieder, „weil er gejonnen fei, fich ein Weib zu
nehmen und fi nad Eifenberg in ſein Eigentums-Haus zuwenden.” An feine
Stelle wird fofort Joh. Gottfried Lebrecht Kluge aus Ezdorf gefeßt, der auf
der Fürftl. Stadt: und Landſchule zu Eifenberg vorgebildet worden war und
„bei dem Kantor zu Klofterlausnig die Deufif und das JInformieren der Kinder
gelernt Hatte.“+) Nach dem vom Pfarrer Blanert in feiner Gefdyichte von
dem Dorfe Molau dv. 3. 1833 aufgefiellten Verzeihnis*) folgt hierauf Joh,
Chriſtian Schörnig aus Schmiedehaujen; wenigitens fteht dort geichrieben, daß
Schörnig, bevor er nad) Molau fan, 1782 Präceptor in Schleuskau gewejen
jei. 1799 Gerlad), 1808 Joh. Wilhelm Billing aus Hainfpis, 1814 Friedrid
Gruft Bodlifch, 1818 Chriftian Friedrid Brendel, 1822 Johann Gottlob Tümmel
aus Heinfpig. 1829 unter Meiningifcher Oberhoheit Johann Ernſt Bod, 1832
Heinrih Eck aus Unterkatz, der 1837 nach Herſchdorf bei Pößneck verjeßt wurde,
3) Eifenberg, den 19. Martii 1766.
+) Giienberg, den ZU. Oktober 1766.
5) Im Pfarrardiv zu Molau zu finden.
3*
Ra 36 Ber
der Vater des jeßigen Pfarrerd in GSieglit. 1838—1841 Ernſt Enzian,
1842 - 1843 Sauterbrei.
Im darauffolgenden Jahre wurde eine ordentlihe Schulſtelle in Schleus—
fau errichtet und 1846 aud ein Schulhaus dafelbit gebaut an einem lauſchigen
Plage inmitten einer parfartigen Anlage mit Obit: und Gemüfegarten vor dem
Dorfe, an den Wege nad Hleinprießnig, der fid) im Orte von der Dorfgafie
auf die rechte Seite de3 bewaldeten Grabend dahin abzweigt, — eine wahre
Idylle. Die neue Stelle wurde dem Scullehrer Georg Conrad Luther zu
Riechheim bei Kranichfeld übertragen am 31. Oftober 1843. Bis zum Auf:
richten und Beziehen des neuen Schulhaufes vergingen aber noch einige Jahre,
und Luther war genötigt, während diefer Zeit, weil es in Scleusfau an
pafiendem Raum gebrad, fein Domizil in einem Bauernhaufe in Kleinprießnitz
aufzufchlagen und dafelbft auch Schule zu Halten. Erft im Yebruar 1847 war
alles foweit fertig geftellt, daß er in Scleuöfau feinen Einzug in die neue
Schule Halten konnte. Quther verblieb dafelbit biß zu feinem Tode, anfangs
Mai 1871. Ihm folgte im Amte Tuiskon Notted, jüngfter Sohn des weiland
Wilhelm Notted, gewefenen Lehrers in Heubad) in der Didcejfe Eisfeld, geboren
den 19. Juni 1837 dafelbft. Auf dem Seminar in Hildburghaufen vorgebildet,
begann er feine öffentliche Lehrthätigkeit in Oberwind bei Eisfeld, 1858 probi-
ſoriſch und 1859 definitiv angeftelt. Im November 1863 wurde er von dort
nad) Stelzen in derjelben Diözes befördert und am 11. Oftober 1871 hierher.
Über 25 Jahre wirkt er nun an ber hiefigen Schule, und die Gemeinden haben
an dem betreffenden Jahrestage ehrend defien gedacht. Seine freundliche Wohnung
und angenehme Stellung bewahrte ihn vor einen Sichjehnen nad) einer andern
Stelle, und feine Schülerzahl, im Durchſchnitt 25, davon die Hälfte auf Klein:
prießnig kommt, gewährte ihm Muße zur Redaktion und Herausgabe des „Schul=
blatt für Thüringen und Franken” vom 1. Juli 1877 bis dato. Außerdem
ift Rotteck auf pädagogifchen Gebiete fchriftftellerifcd thätig geweien und Hat
nicht allein eine Anzahl preisgefrönter Abhandlungen gefchrieben, fondern aud)
fatechetifche Ilnterredungen über ausgewählte Gleichnisreden Jeſu und Pfalmen
herausgegeben, desgl. „deutſches Spruchbuch für die eigentliche Volksſchule“ und
Memoprierftoff für die erften 3 Schuljahre, eine Geographie von Thüringen u. a.*°)
Seine Kollegen wählten ihn am 1. Juli 1872 zu ihrem erften Vorſitzenden in
ihren Bezirkölehrerfonferenzen und bis zum Jahre 1896 hat er mit einer Unter—
brediung von 2 Jahren als folder fie geleitet. Anı Geburtstage Sr. Hoheit
de Herzog am 2. April 1898 wurde ihm die dem Herzogl. Sächſ. Erne—
ftinifchen Hausorden angereihte Verdienftimebaille in Gold verliehen. Die Schul-
ftelle erhielt eine nicht unwefentliche Verbeſſerung durch den Abwurf der Zinfen
von 1000 Thlr. Kapital, welches der Gutäbefiger Gottfried Widler in Schleuskau
#) Sein „Spezieller Lehrplan für die einklaffige Voltsichule” wurde auf Anordnung
des Herzogl. Staatöminifteriums zu Meiningen in allen Schulen des Landes auf Koſten ber
Sculgemeinde angeſchafft.
— 37 ;ö
zu Anfang der ſechziger Jahre ihr vermachte, mit der ausdrücklichen Beſtimmung,
daß dieſe Zinſen im die geſetzliche Lehrerbeſoldung nicht mit eingerechnet
werden. Gegenwärtig ift das Legat auf 3157 ME. 90 Pfg. angewachlen, indem
nad) dem Tode des Lehrers Luther die Schulftelle eine Zeitlang vikariſch ver:
waltet wurde, und die während bdiefer Zeit angefallenen Zinſen dem Kapital
zugeichlagen wurden.
Nachdem in Schleuskau der Mangel eines öffentlichen Schulgebäudes
abgeftellt worden war, gedachten die dafigen Einwohner daran, auch den andern
Mängeln abzuhelfen, die das Amtsbuch von 1674 bemerkbar madt. Und in
diefem Bude hieß es nicht blos „ein Pfarr- und Schulhaus feindt allda nicht
vorhanden“, fondern auch ein Wirtd: nnd Brauhaus.” Zuerit nahm man den
Bau eines Brauhaufes in Angriff. In unmittelbarer Nähe des Irufenden
Brunnen, dejlen Quelle nahe am Dorfe im fogenannten Streitgraben, dem
oberſten Zeile des Schleuskauer Grabens, liegt, fteht heute ein Wohnhaus,
da3 war feiner urfprünglihen Beftimmung nad dad Brauhaus. Es hat aber
nahmal3 dieſe feine Beftimmung verfehlt, ift aus zweiter Hand, bon Gruft
Sachſe, in den Befi des Handarbeiterd Mißlitz übergegangen und diefer hat
es 1876 in ein Wohnhaus umgewandelt. Und meiter, lieber Lefer! Wenn du
am obern Ende in dad Dorf kommſt, wie ich, und nad) der Schule fragit, fo
wird man Dich zurecht weifen: unten, dem großen Haus gegenüber, müffen
Sie rechts die Stufen hinab und über den Graben gehen und dann den Weg
an der Schenfe vorüber, fo gelangen Sie dahin. Scleusfau hat auch ein
Wirtshaus oder, wie es auch dort heißt, eine Neftauration bekommen, und hat
fie noch. Zu Brüdner’s Zeit hieß e8: „Die Hleinprießniter gehen nad Schleus-
fau in die Kirche und die Schleußfauer nad Kleinprießnitz in die Schenfe.**”)
Jetzt brauchen die Schleußfauer der Reftauration wegen nicht aus dem Dorfe
zu gehen. Neben dem laufenden Brunnen hat die Gemeinde felber noch einen
Pumpbrumnen und in 4 Gehöften befinden ſich aud noch ſolche, jo daß ber
Ort an Waſſer feinen Mangel leidet. Überdies wird das abfließende erft in
einem (Feuer⸗) Teiche geſammelt, ehe es feinem weitern Laufe ind Thal und
feiner Vereinigung mit dem Rodameuſchler Bad, etwa 10 Minuten vor Gamburg,
überlaflen wird. Einem weiteren dringendem Bedürfnis hat endlich die Gemeinde
Schleusfau auch dadurd abgeholfen, daß fie 1885 ihre „Feuerrüftung” ver-
ftärkte, indem fie im genannten Jahre eine bierräderige Drudjprige anfchaffte,
ein neues Sprigenhaus baute und eine Pflichtfeuerwehr ind Leben rief. Die
Flur, welche 201,6307 Hektare oder 789,719 rhnl. Morgen enthält, hat im
Großen und Ganzen Kalk zur Unterlage und Lehm zur Dede, mittelmäßiges
geld, aber gute Bewirtfhaftung mit gutem Erfolge lohnend. Der mangelnde
Wiefenwahs wird erjegt durch Futterbau auf dem Felde. Im „Graben“
Brenn: und Werkholz, in den Gärten und ber nächiten Umgebung ded Dorfes
ertragreiche Obftbäume. Im Jahre 1879 wurde die Flur jepariert, und damit
9) Brüdner, 2. T, ©. 727.1)
A 38 Be
die Landwirtihaft und der Wohlitand beträchtlich gehoben. Das größte, mit
feinem Wohnhaus und Wirtihaftsgebäuden alle andern überragende Gehöfte
ift das Zeutfchel’fche, früher Wicler’iche, ein vierfpänniges Gut. Daneben auch
zwei: umd einfpännige; nur 3 Bauern wirtichaften mit Ochien und Kühen. Acker—
bau die Hauptnahrungsquelle. Das Handwerk ift nur vertreten durch einen
Schneider. Brüdner fowohl wie Hölzer ftellen den Einwohnern von Scleusfau
da3 Zeugnis aus, fie ſeien thätig und zuratehaltend; durchſchnittlich in mittel-
mäßigem Wohlftande und von biederem, kirchlichem Sinne. Und wir haben
feine Veranlaſſung, dies zu beftreiten.
X. Stleinpriehnit.
Das fo oft und in fo engen Verbande mit dem eben bejchriebenen
Orte Scleusfau genannte Dorf Ktleinprießnig liegt 3,2 km in fübdftlicher
Richtung von Gamburg und 1 km in nordöftliher Nihtung von Scleusfau
inmitten feiner flachwelligen Flur, die gegen Morgen an die Thierichneder,
gegen Mittag an die Schleusfauer, gegen Abend au die Wonnig-Camburger
und gegen Mitternacht an die Zöthener grenzt, in einer muldenartigen Boden-
fenfung, die fid) von Often nad) Weften zieht und dem Wege von Thierſchneck
über Wonnig hinab nad) Gamburg feine Richtung anweiſt. Ringsum von
Obftbäumen umgeben bleibt der Ort Einen verftedt, bis man ihm ziemlich
nahe kömmt. Der eben erwähnte Weg von Thierjchned her bildet die eigentliche
Dorfgaffe; an ihr liegt die größere Zahl der Gehöfte; doch find zu beiden
Seiten noch jo viele loſe gruppiert, daß der Ort faft mehr als Runddorf, denn
als Zangdorf bezeichnet werden kann.
Dad Alter des Ortes läßt fich nicht beftimmen. Namen, die an Prieß—
nig erinnern, kommen in verichiedenartiger Schreibweife Schon in frühen Urkunden
vor, aber immer ohne ein näheres Beftimmungswort: 1166 und 1182 Bresnice,
1184 Brisenze, 1196 brifez**), 1271 Brißnig und Bresnig*), 1282 Brifen:
niges0), 1293 Briefens‘) u. a. m. Allein es dürfte ſehr ſchwer herauszufinden
fein, ob unter einem von ihnen und ev. unter welchem unfer Stleinprießnig
gemeint ift, denn befanntermaßen find in der Graffhaft Camburg und in deren
Umfreis nicht weniger als 4 Dörfer des Namens Prießnig vorhanden: Prießnig
(ohne näheres Beltimmungswort), Sleinprießnig, Frauenprießnig und Jena—
#) Urkunden des Mainzer Erzbiihofs Konrad, Vertauſchung von Allodien Hermanns
de tucherde in brisez et chemerisz et polep an d. Kloſter Zaufig gegen and. Befigungen betr.
49) Berengar Nitter, genannt von Brißnitz, Zeuge in einer Urkunde, laut welcher
Berthold v. Iſſerſtedt und feine Söhne dem Kloſter Gapellendorf 1 Hufe Landes in Kleinrom—
ſtedt ſchenlen.
50) Conradus de Brisennize.
51) Landgraf Albrecht begiebt sich zu Gunften des Naumburger Domcapitels feiner
(Gerichts: und oberherrl. Nechte auf ein Gut zu Briefen, (Urkunde im Archiv des Naumburger
Domcapitels),
+4 39 Se
prießnig; und in folden Fällen, wo nahe gelegene Dörfer gleihen Namen
haben, ift in der Hegel dasjenige, weldes da3 Beltimmungswort „Klein“ führt,
jüngeren Datums al3 die anderen. Soviel läßt ſich indeß mit ziemlicher Sicher:
heit behaupten, daß, wo e3 fih in den Urkunden um Vermächtniſſe an ein
Priegnig handelt, in erfter Linie an Frauenprießnig zu denken ift; fo benannt
von dem Nonnenklofter, das feit 1133 daſelbſt beftanden. Wo dagegen aus
einem Prießnig (ohne nähere Bezeichnung) dahin oder borthin die Rede tft, da
bleibt es jraglich, welches von den 3 übrigen gemeint fein dürfte, und nur aus
dem Zufammenhang, bezügl. aus der Zufammenftellung mit daneben genannten
Orten wird etwa ein Wahrjcheinlichkeitsichluß auf das eine oder andere gezogen
werden können. So 3. B. auf unſer leinprießnig aus der bereit3 beim
vorigen Orte angeführten Urkunde, laut welcher der Diarfgraf von Meißen und
dem Dfterlande Dietrich der Bedrängte neben der Kirche und Liegenſchaften
zu Camburg, Schmiedehaufen, Scleusfau und Clinzowe u. a. O. auch einen
Wald in Brußene und 2 Hufen Land in Brifene dem Kloſter zu Gifenberg
zueignete.®®) Die Urkunde ift ohne Zeltangabe, aber unfraglih aus der Zeit
zwifchen 1213 und 1218, indem erft innerhalb dieſer Jahre das Hlofter von
Tripti3 nad) Zwidan und von da nad) Eifenberg verlegt worden.) Nach der
Zufammenftelung mit den vorgenommenen Orten will es mir fcheinen, als ob
Brußene und Brifene (mit der Schreibweife nahm man es in den alten Schriften
nicht fo genau) die ehemaligen Namen für fein anderes al3 für das nachmalige
Kleinprießnig gewefen wären, und wenn nicht unter beiden, jo doch wenigitens
unter einem der fr. Ort zu verftehen fein dürfte.
Geſchichtlich bezeugt ift, daß um 1500 und früher Kleinprießnitz und
die im Bogen von Wetzdorf bis nad Molau darum gelegenen Ortichaften,
Boppendorf, Willſchütz, Grabsdorf, Thierſchneck, Grattfchen unter Tautenburger
Herrſchaft ftanden und von Schenken von Tautenburg an v. Tümplingen zu
Lehen gereicht waren. Wir entnehmen die aus Urkunden von 1511 und 1537.
„W511 am 26. Januar verfaufte Hana v. Tümpling erblid an Thoma von
Molau zu Prießnig für 15 alte Schod feine von der Herrihaft Tautenburg
zu Lehen gehenden Zinfen, Männer und Güter, Alle Frei-Manndlehengüter
zu Grabsdorf, Thierſchneck, Graitichen, Molau, Sieglig und Kleinprießnig.“>*)
Ind Oswald v. Tümpling trug nad einem Lehnbrief des Bifhofs Sigismund
von Merfeburg v. 3. 1537 von den Schenken dv. Tautenburg das Röblitz-Holz
bei Schindig und der zu Sieglig, Molfhüg und Kleingeſtewitz zu Lehen.
s2) Diploma IX in Geſchwend's Eifenberg. Stadt: und Landchronila S. 647 ff.
.. T. wiederholt in Diploma XI v. J. 1219 ebendaf. ©, 653; ecclesia in Sluscowe cum dote
sua, tribus mansis et arbusta ibidem. Prediam quogqne in eidem villa XIII mansorum,
tres mansi in Klinzowe, duo mansi in Prisen, vinea major et minor juncta pomerio,
5) Diplom. X. und XI. in den Beilagen zu Gejchwend.
04) W. v. Tümpling. L, 171.
+3 40 Be
Am Amtsbuch von 1674 wird nun bon $leinprießnig gejchrieben, um
damit zu beginnen: „An Seelen jeind vermöge eingegebenen Regiſters allda
75; darunter 12 Hauögefeflene Mann, 1 Wittbe, 2 Hausgenoffen.“ „Feuer:
ſtedt 15.” „Handt Werker 2 Schneider.” Wie im großen Ganzen in allen
Dörfern der Grafſchaft, foweit ich's überfchaue, feit Jahrhunderten bezüglich
der Häuferzahl fein fonderliher Ab: und Zugang zu bemerken ift, fo ift auch
in dem in Rede ftehenden Orte eine nennenöwerte Veränderung in dieſer Be:
ziehung in den legten Jahrhunderten nicht vor fi gegangen. Anfang der
fünfziger Jahre dieſes Jahrhundert3 hatte (nad Brüdner) Kleinprießnig zwei
öffentlihe Gebäude, 13 Wohnhäufer, 14 Familien und 92 Einwohner; bei der
Volkszählung vom 1. Dezember 1871 nad) dem Bericht des Statiftifchen Bureaus
im Herzogl. Staatöminifterium 15 bewohnte Gebäude, 17 Haudhaltungen mit
103 Seelen, davon ortögebürtig nur 34 und bezüglich ihrer Staatsangehörigfeit
55 Meininger und 48 Nicht-Meininger. 1833 90 Einwohner. 1895 16 Wohn:
häufer, 12 mit 1, 3 mit 2 und 1 mit 3 Haushaltungen, 5 mit 15, 8 mit
6—10 und 3 mit 11-—15 Berfonen, im Ganzen 121 Seelen; darunter ein
Schneider, 2 Schuh- und 1 Stellmader, 1 Käfefabrifant und 1 Rentier. Hin:
fihtlich feiner Seelenzahl hat der Ort in faft 2% Sahrhunderten zumeift durch
Zugang von auöwärtigen Dienftboten einen Zuwachs von 46 erfahren, während
er fih in Bezug auf die Zahl feiner Feuerſtätten faft gleich geblieben ift.
Aber lediglich in Bezug auf die Zahl. Geftalt und äußeres Anfehen der Häufer
haben fich weentlih verändert. „Es wachſen die Räume, es dehnt fih das
Haus." An Stelle mehrerer alten einftödigen Wohnhäufer find ſchmucke zwei—
ftödige aufgerichtet worden. Xehfeld in feinen Bau: und Kunftdenfmälern
Thüringens führt Heft 7 S. 180 2 MWohnhäufer in Ktleinprießnig an: Das
Förſter'ſche, „Holzdede mit hübſch gefehltem Träger u, geraden Füllungen,“ und
das Blödner’fche, „Holzbau mit doppelten Schwellen, die beide in die Dedbalfen
eingezahnt und mit doppeltem Nundftab verfehen find.“
Und wie die Räume der Hauptgebäude wachen und fich dehnen, fo
wadjen und dehnen fich aud die der Nebengebäude mehr und mehr aus. Mit
der „Vererbung“ des Vorwerks mit 7% Hufen (90 Ader) Land, weldes das
Fürftlide Amt in Kleinprießnig?s) neben dem Vorwerk und der Scäferei in
der Stadt bis zum Jahre 1658 beſaß, indgleichen mit dem Erwerb des Glofig,
eines Gehölzes von 66% Ader, daS 3. T. umgerodet und urbar gemadht wurde,
mehrte ſich das Beſitztum der Einwohner und mit ihm dad Einkommen vom
Lande. Und wenn die Früdte von einem Acer damals und noch bis
ind gegenwärtige Jahrhundert hinein mit Handwagen eingefahren werden konnten,
infolge fahgemäßer Behandlung de3 Bodens, paflender Fruchtfolge, Anwendung
richtiger Düngemittel, kurz rationeller, intenfiver Bewirtihaftung beſonders nad
der inzwiichen ausgeführten Separation der Flur und der um einen geringen
55) Siehe die aus dem Amtsbuche entnommene Note unten,
4 41 >»
Zinsfuß erfolgten (1849) Ablöfung des Erbzindgetreides wurde der Ertrag des
Feldes fo gefteigert, daß heutigen Tages der Enkel Gefpann nötig hat, wo der
Großvater mit Handfuhren ausfan. Ind Manchem erging es wie dem reichen
Manne im Evangelium, dejjen Feld wohl getragen hatte. Er dachte aber nicht
blos, was jener dachte, jondern er führte es auch aus, bradı feine Scheunen
ab und baute größere.:*®)
Die Flur von Kleinprießnig enthält mit Einfchluß eines Dritteild der
Wüſtung Onafig — davon unten — gemäß der Angabe im Ortſchaftsverzeichnis
des Herzogtums Meiningen 233 Hektar 85 Ar und 18 Quadratmeter (233,8518
Hektar). 1684 hatte der Ort 14 Bauern mit 157 Ader Artland und 951/, Ader
Holz (incl. 30 Ader dem v. Pohſe zuftändig, fo Erbe fein fol.) Der Boden
hat anf Kalkſtein eine Iehmige Adergrume und ift von mittlerer Tragkraft.
„Die Nahrung beitehet — noch wie 1674 — uff den Aderbau, Viehzucht und
Handt-Arbeit.“ Die Quellen find aber ergiebiger ald damals. Die thätigen
und haushälterifchen Bewohner des Orts find bis auf die oben angegebenen
wenigen Handwerker tüchtige Bauern, wollte jagen „Oekonomen,“ die ſich in
guten Umftänden befinden; find auch kirchlicher al3 im Allgemeinen Filialiften
zu fein pflegen. Wir wifjen bereit3 aus dem Voraufgehenden: „Kirch u. Schul
ift zu Klein Prießnig nicht, fondern fie feindt eingepfarrt nad Schleißkau, und
5%) „Der Aderbau zu Klein Prieinig, welcher vor langen Jahren dem Löbl. Haufe
Sadjien als ein Lehen Guth anheimgefallen, undt vor ein Forwergk tituliret worden (barbey
ift aber von gebäudten nichts vorhanden. Amtsbuch fol. 35b), beftehet in 90 Jehniſchen Adern,
davon haben die Pachtleute vor langen Jahren hero bis uffs Jahr 1658, in welchem bie ver:
Erbung geichehenen, 60 Schfl. Korn, 30 Schfl. Gerften, 35 Schfl. Haffer undt 2 Schfl. Erbien,
Jehniſch Gemäß jwart entrichtet,
Nachdem aber oftmals mißwuchs, wetterfchlag, auch Kriegsſchäden mit eingefallen,
undt uff befchehenes Suppliirm der Pachtleute, Obftehendes getreydich offters zur Helfte und
zwey Drittheil Gnädigit reinittirt undt nachgelaffen worben,
So hat die Fürftl, Renth Cammer diefe gedreytig interaden 1658 uff einen beffern
Fuß gelegt, In dehme umb 40 Schfl. Korn, 20 Schfl. Gerften, I) Schfl. Haffer berührter
Aderbau denen Anwohnern Erblich außgethan worden. Diejes beftehet nunmehr bei gewiſſen
Beligern, und hat dab Fürftl. Amt weiter feine Gefahr, und tft bei denen Unterthanen, wohl
begütert jtehen, Genugſam verfichert. lleber dieſes befombt das Fürſtl. Ambt die Kauf-Lehn-
wahr 5 von 100 bey ein u, der andern veralienation (Amtsbuc fol. 289 Nüdfeite u. 290.
Vergl. Heft 22 der Ber. Schr. ©. 58 u. 70 u. bezügl, der andern Laften, Abgaben u. Frohnen
u. deren Ablöfung e. VII. und IX.)
Nach diefer aus dem Amtsbuc gezogenen Note ift zu berichtigen, was Brüder in
feiner Landestunde 2. T. S. 728 von einem in früheren Zeiten hier beftandenen Rittergute u.
von deſſen Verkauf mit feinen Frohnen u. Laften zu Michaeli 1658 ſchreibt. Gr meint ohne
Zweifel das hier „Vorwerk“ titelierte Gut, welches „mag hiebevor von denen von Adeln —
(wovon man aber in dem Amte feine nadhrichtung finden fan) dem Fürſtl. Haufe Sadjen
anheim gefallen u. apert getworden fein.” (Amtsbuch fol, 356.) in Verkauf des Gutes hat
faut obiger Angabe des Amtsbuchs i. 3. 1658 nicht ftattgefunden, vielmehr ift erſt nach 1849
eine Ablöfung des auf dem Vorwerk liegenden Zinsgetreides mit der Summe, die Brüdner
als Kaufſumme — 11780 fl. — angiebt, erfolgt. Hölzer hält diefe Summe für den fünf—
zehnten Teil ber jegigen Kauffumme etwa,
+4 42 B-
dies ilt das Filial, fo in die Hauptlirhen nad Sieglig gehört.” Der Weg
bon Sieglitz nad) Schleusfau führt über Kleinprießnitz. Nun war es ein altes
Herfommen: wenn der Paſtor am Sonntag Morgen des Weges daherkam, fo
gab einer im Orte mit einem Handglödchen dad Zeichen: wer in die Kirche
will, made ſich fertig, jeßt ift’3 Zeit. Solden Dienft betrachteten die Alten
als ein gottgefälliges Werk und thaten’3 aus Liebe zu ihrem Gotteshaufe gern.
Namentlich weiß Hölzer von einem folchen frommen Alten zu berichten, der bis
in feine jpäteren Tage den Glödner gemacht hat. Aber nach feinem Tode wollte
fidy fein Nachfolger finden und finden laffen. Die alte Ordnung war damit
geftört, und e3 fanı zum Streite, wer hinfort das „Klingeln“ beforgen folle.
Die Nahbarn im Einzeln wollten e3 von fid) ablenfen und die Gemeinde ala
Ganzes ſich's nicht aufbürden laſſen. Was ebengenannter Gewährdmann
darüber weiter erzählt, Klingt in feinem erften Teile nicht, als ob fi die Ge
hichte im 19. Jahrhundert zugetragen: „Da nad) langem Streite eine Ent-
Icheidung nicht gewonnen werden Fonnte, wurde auf höhere Anordnung das
Handglödden in der Kirche zu Scleusfau deponiert und der Geiftliche von
dem Durchgang durch das Dorf befreit.” Grit nad) dem Amtsantritt des
Pfarrers Tömlich i. J. 1832 wurde die Sadıe wieder ind Geſchick gebradt:
die Gemeinde übernahm das Läuten oder Hlingeln, und der Gemeindediener
bejorgt es heute nod).
„An Siehbrunnen und Quellwaſſer“ — io Heißt es weiter im Amts—
buche — „leindt 3 vorhanden, worauß fie fich zum brauen und fonftigen waflerd
genug erholen können.“ Das Letztere gilt aud jest noch; nur die Ziehbrunnen
find in Pumpbrunnen umgewandelt. Eine größere Veränderung ift mit der
Zeit mit dem Folgenden vor fi gegangen. Im Jahre 1671 war „ein Brau—
häußlein daſelbſt uff gnädigſtes Zulaffen erbaut worden.“ Es war damals
das einzige Gemeindegut. Sei es, daß cd fpäter von Menichenhänden abe
gebrochen worden, oder fei es, daß es „bon allein“ in ſich zuſammen gefallen
war; ald zwei Sahrhunderte fpäter der Wirt Wagner den dafigen Gafthof
übernahm, fand er zu feinem Bedauern von einem Brauhaus nicht3 mehr vor.
Da er felber ein gelernter Brauer war, und der Betrieb einer Brauerei ihm
al3 rentabel vorſchwebte, jo jchidte er fid an, ein neued Brauhaus zu bauen.
Bevor es ihm jedoch gelang, für fein Gebräu ein einträglices Abſatzgebiet
zu finden, trat ein Gonfortium von Sleinprießnigern, Schleusfauern und Thier:
Ichnedern zur Gründung einer Vtolferei zufammen und gevanı Wagner 1890,
feine Brauerei in eine Molkerei umwandeln zu laffen. Die Anlage ift mit
17700 Mark gegen Feuerdgefahr verſichert. Am 4. Februar 1895 ift das
Wirtshaus abgebrannt und im Sommer darauf auf dem alten Plage mitten
int Orte, wo die Wege von Scleusfau und Thierſchneck zufammenlaufen, ein
Gafthof neueren Stil3 mit fchönen Gelafjen und Anlagen darum herum erbaut
worden. Bei diefem Brande trat die vorſchriftsmäßig organifierte Pflichtfeuer:
wehr mit ihrer ziweiräderigen Karreniprige zum eriten male in Aktion, und
4 43 Me
ihrem ſchnellen Eingreifen war es zı danken, daß das Teuer gelöſcht werden
fonnte, bevor c3 größeren Umfang genommen. Bei der früheren „Feuerrüſtung,“
wenn fie fid) auc in den legten 200 Fahren vervollkommnet hat, wäre dies
nicht möglich gewefen. Über die ganze Fenerrüitung des Ortes heißt es im
Amtsbuche von 1674: „Won leitern ift zwart etwas vorhanden, von Feuerhaken
und ledernen Eymern aber nichts.” An Sprigen war gar nicht zu denfen.
Nahe dem Wirtöhaufe, auf dem fogenannten Lindenberge, ſteht eine ichöne,
weitveräftelte Linde, unter welcher zu Pfingften der hierzulande übliche dreitägige
„Pfingſttanz“ abgehalten wird. Unter dem Dorfe, nah Camburg zu, ein Teich;
„10 Minuten vom Ort, der Galgenhügel, auf dem die Verbrecher hingerichtet
wurden“, denn das Gut hatte die Obergerichte.” ı(Brüdner). Von den brei
Steinen auf dem Galgenhügel, die in einer Dreiedöform liegen follen, und
von der Sage, daß, fo oft fie auseinandergeitoßen werden, man fie immer
wieder zufammengelegt findet (Brüdner), iſt nichts mehr zu ſehen und zu hören.
Die oben erwähnte Wültung Quaſitz, von deren Ylur, wie wir
gehört, ein Drittel ca. 34% Ader, zur Kleinprießniger gefchlagen wurde,
während die zwei übrigen Drittel die beiden angrenzenden, weiter unten folgen:
den Orte Thierichned und Molau unter fich teilten, liegt in geringer Entfernung
öftlid) von dem eben bejchriebenen Dorfe, etwas weiter, nördlid, von Thier-
ſchneck und am weiteften, jüdlic, von Molau. Wollten wir noch einen 4. Grenz:
ort nennen, jo wäre eö daS zwiichen den beiden letteren gelegene Graitichen.
Der Name Quafit ift zweifellod jlaviih. Kwafizi, Ort des Kwas.
Ktwas Perſonen-, Familiennamen, in Altenburg und Sachſen noch gebräuchlich,
vom afl. Kvasu, Säure, beraufcende3 Getränk, Zecherei, Schmaus, tſch. Kvas
und poln. wendiih Kwas ebenfo (Jacob), noch zı Luthers Zeit ein gebräuch—
liher Ausdruck für eine muntere Gejellichaft.s”)
) Im Amtsblatt der Stadt Roda in S. Altenburg war von dem Wirt Schüler
„zum Quaaſe“ eingeladen worden. Ein Lejer, dem das Wort „Quaas“ unbekannt war,
wandte jih an Brockhaus mit folgendem Poëm:
„Am „Amtsblatt“ ladet poetiich fein Um mich aufzuklären in diefer Sadı'!
Der Wirt von Roda zum Quaafe ein; Ach ſuch und fuche nach dem Quaas.
Die Einladung ehr verlodend ift, Ja, fag mir, Brockhaus, was iſt das?
Tod Quaas mir gänzlich fremde tft. Wo find’ in deinem Buche ich:
Schlug deshalb ſchleunigſt den Brockhaus nad, Was Quaas ift? — Bitte, erfläre dich!”
Umgebend traf von der Redaktion des Brodhaus (Lerifon) folgende Antwort ein:
„Quaas — gewöhnlich quas, jprid Kwaß, Der Menden Heimath, fröhlich frei:
In Rußland ift’s ein labend Naß, Da hieß der Kwas — eine Gaſterei.
(S. Brodhaus Gond.-Ler. B. X. ©. 8564). (Die Laufig-Wenden nennen das,
Tod brauchit du ſchweifen nicht jo weit, Was Hodyzeitsihmaus ift, einen Kwas.)
Gedenke nur ber alten Zeit, Geblieben iſt das alte Wort
Ro rings um Noda und weiterhin Noch jest bei deuticher Junge dort. —
Nach Altenburg zu zog fich hin Wenn Schüler wieder winkt zum Quaas,
4 44 Ber
„Bildlich bezeichnet der Name Quaſitz eine waſſerreiche, moraftige
Gegend.” (Hölzer). Was darnach der Name bildlich bezeichnet, ift unfer
Duafiß zu einem Teile wirklich, Sumpf, Teih; ein anderer geringerer Teil
von den 102%, Adern ift Wiefe und Holz und ein dritter, beträchtlider, ganz
porirefflider Boden für Kornbau.
Das Waſſer diefes Kaatfch-Teiches, wie er gewöhnlich genannt wird,®®)
der dem Gutöbefiger Liſchke gehörig, hat die Gemeinde Aue vor Jahren (1876)
angefauft, um eine Wafferftation dort anzulegen, bon welder mittelit einer
Aöhrenfahrt dem 21, —3 km entfernten wafferarmen Dorfe fein Bedarf zu—
geführt wird. SKleinprießnig fann’3 entbehren, denn „an Biehbrunnen und
Quellwaſſer“ — haben wir bereitS gehört — „find deren drey vorhanden, wo—
rauß fie fi) zum brauen und fonftigen Waflerd genug erholen können,‘ — und
heute noch haben fie felbft in trodenen Sommern daran feinen Mangel.
Am erwähnten Teiche liegt ein Hügel, von dem man eine herrliche
Ausfiht nad) Norden felbit bis zum Brocken oder Blod3berg hin genießt. Im
Teihe foll es vor Jahren von Fröfchen gewimmelt haben, die mit ihren all:
abendlichen Konzerten die Bewohnerfchaft der ganzen Umgegend, nod über Die
genannten Grenzorte hinaus, nicht zur Ruhe kommen ließen. Um diefen „Quar—
gädern’s®) einigermaßen einen Dämpfer aufzufegen, beſchloß die Gemeinde, und
zwar mit feltener Stimmeneinhelligfeit, daß ihre über 25 Jahre alten Jungfern
bei nächtliher Weile zu dieſem Teihe wandern follten, um fie zu hüten.®o)
Noch toller aber ald mit den Fröſchen wäre es, fo wurde mir erzählt, in dem
Quafiger Röhriht im Nachfommer mit den Staaren: „Alles ſchwarz, Alles
ihwarz. Hunderttaufende, was fag’ ich Hunderttaufende, Millionen, aus ver
Buttjtädter, Naumburger, Eifenberger Gegend, und Gott weiß woher noch?
fonımen hier zufanımen und halten ihre Beratungen; dabei aber ein Radau
und Lärm, daß die jüngfien Verhandlungen über die Spradyenverordnung im
öfterreihifchen Neichdtage dagegen in koſendem Flüftertone vor fih gingen; und
wenn die Scharen auffliegen, fo fieht man den Himmel nicht und e3 wird finfter
auf der Erde.” Zur Zeit haben fie ſich mehr nad) dem nahen Ellrih&holze
verzogen.
Sin den Urkunden wird meines Erachtens Quafiß zuerft 1293 erwähnt,
Sena XIV. Cal. Nov. (19. Oktober). Hermann und Heinrid, Grafen in Ofter:
feld, Gebrüder, jchenfen dem Nonnenklofter in Eifenberg 4 Hufen Landes in
Ihn ja nicht ungenügt verpaß ! Und ward ganz leer der Beutel Dein,
Sted einen vollen Beutel ein, Sp ift’3 gewiß: der Quaas war fein!“
Iß, trink dort, laß es wohl Dir fein
(Aus dem „Beitvagen zu Nr. 145 der Dorfzeitung” v. %4. Juni 1897.)
55) Bender leitet den Namen ab von Katschka, die Ernte.
> In den Dörfern um Weimar und Erfurt ift der Name „Markgöcker“ noch im
Brauche. (von mare unb coaxare),
“0, Vergl. Brückner 2, 729.
3 4 Be»
Quafiß (Quadfik).") in ander Mal 1321. Eiſenberg, Id. Aug. (13. Auguft).
Das Kloſter zu Eifenberg verkauft 3 Huten zu Quaſitz an Conrad, Herrn
bon Ravinsberg, ımd feine Gemahlin Gifela, auf Lebenszeit um 8 Mark
Silber Freiberger Gepräg und ebenſoviel Schod Groihen®) Um jene Zeit
war Quaſitz demnach noch ein Dorf. — Hölzer berichtet über zwei militärijche
Einfälle in das Dorf Kleinprießnig, von denen der eine wegen Quafig nicht
unertwähnt bleiben fol. „Die wüfte Flur Quafig gehörte 1533 in das Amt
Gifenberg, welhes dem Churfürften Johann Friedrich gehörte. Das Amt
Camburg gehörte aber dem Herzoge Georg zu Dresden. Gerzogliche Unter:
thanen in Kleinprießnitz, Döbrichau und Sieglig hatten Feld in der Quafiger
Flur und mußten die Steuern davon nach Eifenberg zahlen. Da fie dem nicht
nahfommen wollten, jo wurde ihnen unterfagt, das Getreide vom Felde wegzu—
fahren, bevor die Steuern nicht bezahlt ſeien. Gleihtwohl hatte man das
Getreide bei Naht wegzubringen gewußt. Am 2. September 1535 rücdten
hurfürftl. Reiter vor Kleinprießnig, umringten es und führten die Schuldigen
gefangen weg. Dasſelbe wiederfuhr einigen Schuldigen in Sieglig und einem
in Döbrichau.“ „Der zweite militärische Einfall” — fo berichtet Hölzer weiter —
„fand 1813 gegen Ende des Mai ftatt. Lüzow'ſche Freifcharen hatten von
dem Boigtlande aus den franzöſiſchen Zufuhren auf der Jena-, Roda-, Geraer
Straße viel Schaden zugefügt: Deshalb Hatte ein franz. Heereszug bon Jena
über Gamburg nad Naumburg die Weilung erhalten, fi dicht zuſammen zu
halten. Das Gro3 desjelben hatte ein Zager bei Rodameuſchel und Wichmar,
Stleinprießnig und Camburg hatten zahlreiche Einguartierungen. In der ftillen
mondhellen Nacht wurde ein Hurrahgejchrei in der ganzen Lmgegend vernommen,
eiwa 40 Reiter der Lützower waien vor Aleinprießnig erjchienen und etiwa
400 Franzojen ergriffen die Flucht und ließen alles im Stide. — Schon am
30. April bei dem Zuzug der Franzofen zur Schlaht bei Großgörſchen hatte
Kleinprießnig zahlreiche Einquartierungen von Franzofen, die Einwohner hatten
fih in der Nadıt geflüchtet. Nur eine hochbetagte gebredlihe Frau, die Witwe
des Kantor Böttcher zu Sieglig, die ſich bei ihrer in Stleinprießnig verheirateten
Tochter aufhielt, hatte das Bett nicht verlaffen können. Man fand fie anı
andern Morgen mit abgehauenen Kopfe im Bette,“
Gedenken wir bier in der Nachbarſchaft von Schleuskau und $tlein-
prießnig nod) einer 2. Wüftung. Es ift dies der in der mehrgenannten Urkunde
von 1219 im lateinifhen Terte Clinzowe, im deutſchen „Elmſchlau“ genannte
Ort. Woher die verihiedenen Namen in beiden Texten bezw. Sprachen kommen,
6), Nach den Negeiten über die Nonnenklofter aus „Mitt, des Vereins für Geid.-
und Altertumskunde zu Kahla und Roda. 3. Bb., 3. Heft, ©. 331 ff., neihöpft aus dem
Ratsardiv zu Altenburg. Wagner Coll. XXVII, 37. Brückner jowol wie Hölzer verlegen
diefe Schenkung in das Jahr 1285.
6) Mitt. des Geih.- uud Altertumsforſch. Ber. zu Gifenberg. 1. Heft, ©. 51.
A. Gichwend, Mem. in Mitt. I. D. Gſchwend, Eiſenb. Chronik ©. 672. Wagner Coll, V, 17.
2 46 Ber»
worauf wir fie zurüdzuführen haben, und was fie bedeuten, das harret noch
der Aufklärung, die aber eben fo ſchwer beizubringermfein dürfte, wie der Nach:
weis, wo dad Dorf eigentlidy gelegen war, da ringsum feine Spur, aud nicht
der geringfte Anhaltepunft zu finden, nicht einmal ein anklingender Name auf
einer Flurkarte ver zeichnet ift. Clinzowe, jedenfalls ein flavifches Wort, während
„Elmſchlau (nad) Hölzer) von dem ahd. und mhd. Elme d. i. Ulme abzuleiten,
wahricheinlic jo viel wie Ulmenau iſt.“ Zum eriten Male geichieht des Drtes
Srwähnung in einer Urkunde des Markgrafen Theoderih oder Dietrih von
Meißen und der Oſterlande,“) ohne Angabe von Ort und Zeit, in welder
befagter Landesherr die Stiftung und Dotierung des Kloſters (claustrum
regularis ordinis) in feiner Stadt Gifenberg von feinem, ſeines Bruders
Albert und anderer Anverwandten Eigentum in Gamburg bezeugt.) Unter
den reichen Zuwendungen find 3 Hufen in Clinzowe, unmittelbar vor 2 in
brisene verzeichnet. Zum 2, Male geſchieht des Ortes Erwähnung in der
obengenannten Urfundes) von Jahre 1219, laut welder der Markgraf die
Verlegung des Nonnenkloſters don Zeig nad; Eifenberg bezeugt, wie aud die
Übertragung der Vermächtniſſe von dem inzwifchen eingegangenen Mönchskloſter
auf da3 dajige Nonnenklofter. Und da werden wiederum die 3 Hufen in
Clinzowe aufgeführt umd zwar zwifchen den 16 des Vorwerks in Sluscowe
und den 2 in Brifen. Wir haben gemeint, dies als Anhaltepunft für die
Lage von Climzowe oder Elmjchlau in der Nähe von Schleuskau und Stlein-
prießnig, jofern dies unter Priefen zu vermuten ift, annehmen zu dürfen und
der Wüftung hier zu gedenken, während Hölzer fie mit dem nächitfolgenden
Drte Zöthen in Verbindung bringt. Über das Geſchick des Ortes ift in den
Urkunden wenig zu finden. Hölzer bemerkt, daß es ſchon 1356 nad einer
Urkunde im Altenburger Natsardive eingegangen ift. Dem entgegen Haben
wir zu berichten, daß im Urkundenbuch von Bürgel S. 219 eine Urkunde
D. Ysinberg anno 1356 an sente Donatitage d. i. d. 7. Auguſt, zu finden
ift, in welder Klingihobe jchon als wüſtes Dorf bezeichnet wird.) Sonſt
fommt der Name ded Ortes in demfelben Urkundenbude S. 127 noch einmal
vor, indem Dominus Ioanes de Klinschowe cantor unter andern confratres
des Kloſters zu Bürgel ein Vermächtnis des Abtes Albert von Bürgel au
das Siehenamt feines Kloſters im Jahre 1278 als Zeuge mit unterjchreibt.
Sichere Nadriht, daß i. 3. 1330 das Dorf noch beftanden hat, übermitteln
die Mitteilungen des Geſchichts- und Altertumsforschenden Vereins zu Eifenberg
S. 296, und 42 aud einer Schenkungsurfunde des genannten Jahres, nad)
6), Dipl. IX, in Gichwends Gijenberger Chronif ©. 648.
6), Gſchwend's Meinung ift zwiſchen 1173 und 1184.
65) Gſchwend, Dipl. X1. ©. 653 und 057.
66) Laut diefer Urkunde wird ein Streit beigelegt zwiſchen dem Mitter Heinrich
von Bösleben und dem Kloſter zu Eifenberg wegen 3 Hufen in die Flur des wüjten Dorfes
Klingſchowe und wegen des vom Kloſter erborgten Getraides,
1 47 Bor
welcher Hermanus de Wyneke in villa Clinschowe dem Kloſter in Gifenberg
2 Hufen Land vermacht, welche feine Schweiter Adelheid bejeflen. ber dies
Vermächtnis entipinnt fih ein Streit zwifchen den Gebrüdern Wyneke und dem
Propſte des Eiſenberger Klofter, indem erjtere, Gaftellane des Schloſſes Diter:
feld, dem legteren dad Eigentumsrecht an jenen 2 Hufen in Clinzowe, welde
ihre Stiefimutter als Morgengabe bejeffen habe, abjpreden und für fich geltend
maden. Nach dem eingeholten Gutachten der Schiedsrichter fällt der Biſchof
den Sprud, daß die 2 Hufen den Gebrüdern Wyneke in Lehen gereicht werden,
aber bei dem Kloſter zu Eiſenberg zu Lehen gehen und jährlid 15 Gar. zu
Walburgis und 15 Gar. zu Michaelid Zins davon von ihnen an das Kloſter
gezahlt werden follen.®”) „In derjelben Reihenfolge“ — fchreibt Hölzer weiter —
„in welcher diefe Zinfen feit diefer Zeit in dem Einnahme-Regifter der Einkünfte
des Kloſters Gifenberg ftehen, kommen fie aud) 1538 in dem Verzeichnis des
Kloſtereinkommens nad feiner Auflöfung vor. Dafelbft iſt das Rittergut
Zöthen als Debent genannt. Daraus geht hervor, daß diefe Hufen an das
Rittergut Zöthen gefommen find, und daß Glinzowe in deſſen Nähe lag. Der
Ort wird aljo in der Richtung von Zöthen nah Schleuskau jeufeitd des
Zöthener Graben gelegen haben, wo auch jegt noch da8 Rittergut Zöthen Feld beſitzt.“
XIL. Zöthen.
Zöthen, 1273 Cethene, nadı Jacob vom fl. PN. Ceten oder Cetyne
(fem.) aus tſch. ceta, kleines Gelditüd, cetka, etwas Kleines 2c., nach Hölzer
von dem wendiſchen Zito, Getraide, vorzugsweile Korn — im Volksmunde
Zithen, „ilt ein Hein Dörfflein von 4 Häuferlein und feind eingepfarrt nad)
Schleißkau, 3 bejeflene Männer; Seelen befindten ſich (allda) 10.” So heißt
c3 im Amtsbuch von 1674 Gap. 3, Tit. 2. ©. 76. Damals war das Nitter:
gut dafelbft in alledem mit eingeichloffen. Jetzt gilt da „4 Häuſerlein“ kaum
nod) von den 4 Wohngebäuden der mit Haus: und Grundeigentum angefeffenen
Einwohner außerhalb des Nittergutes, 3 links am Wege nad Stleinprießnig
und 1 hinter demfelben, rechts am Wege nad Döbrichau. Das Rittergut felber
aber, mit feinen: vor 30 oder 40 Jahren neu und prächtig aufgebauten Herren:
haus und feinen, einen geräumigen Hof von 4 Seiten umfcließenden Wirt:
jchaftögebänden, in ziemlicher Höhe auf dem zum tiefen oberen Zöthener Graben
nadı Meften flach abfallenden Meißner Gelände, fällt ſchon von weiten im die
Augen, namentlih wenn man von Camburg kommt und über das davorliegende
Rittergut Vojewig feinen Weg dahin nimmt. Bon Ganıburg beträgt die Ent:
fernung bis nad dort 2,3 km und von PBojewig gegen 1 km. Die Flur von
Zöthen umfaßt nad) dem ftatiftiichem Bericht von 1871 77,2715 Hektar und
grenzt gegen Morgen an die von Hleinprießnig, gegen Mittag an die bon
MWonnig, gegen Abend an die von Pojewig und gegen Mitternacht an die von
#7, U. Sichtvend Mem. in Eifenberg. Mitt J. 53. J. D. Gſchwend, Gijenberg.
Ghronit 674. Schultes Nadır. 221. Wagner Coll. V, 21.
3 45 Bo
Döbrihau. Der größte Teil davon ift im Beſitz des Yitterguted. Der Boden
ift im Verhältnis zu dem benachbarter Ortſchaften von niedrigerer Bonität,
fein Ertrag jedod in den letzten Jahrzehnten durch intenjivere Kultur bedeutend
gehoben. Die Zahl der Häufer Hat ſich dem ſtatiſtiſchen Berichte von 1871
zufolge gegen jene 4 i. 3. 1674 auf 5 bewohnte Gebäude mit 7 Haushaltungen
erhöht und die Seelenzahl gegen jene 10 im Jahre 1674 auf 38, davon 10 ort3:
gebürtig, 28 Meininger und 10 Nichtmeininger. 1833 zählte der Ort ſchon
35 Einwohner. Gegen die 5 bewohnten Gebäude i. 3. 1871 tft in den legten
25 Jahren die Zahl derſelben auf 7 gefitegen, von denen 5 von 1—5 und
2 von 6-10 Perſonen bewohnt find; die Zahl der Einwohner ift dagegen um
4 gefallen, von 38 auf 34 und mit Haud: und Landeigentum angefeilene Haus:
haltungen giebt es 1895 laut Bd. 6 der Statiftit d. Herz. S.Mein. 1898
©. 192 gerade foviel wie 1674, nämlich 3, während 1885 7 mit Haus: und
Landeigentum angejeflene Haushaltungen Bd. 4, S. 30 eingetragen find.
Außer dem oben Angeführten enthält Gap. 3 des Amtsbuchs von 1674
nur noch die Nachricht: „Diefes Dorff Hat auch Ihren Fluhr alleine zu behüten,
muß aber dem Fürftl. Ambte wegen der vererbten Schäfferey 4 fl. jährlichen
Trifftgeld entrichten.” Mitteilfamer wird e3 dagegen im 4. Gap. „Bon dem
Ambtſäßigen Adel und deſſen Sigen (fol. 83) über das Rittergut Zöthen.„Dem
Tümplingiſchen Rittergütlein Zöden“, — heißt es daſelbſt, — „iſt zuftändig“:
„L., Ein alt baufellig wohnhauß mit Scheine und ftelle,
2., Einen Garten am Hauße,
3., Sieben Hufen Landes, davon noch viel Lebe, auch von wafler
jehr zrriſſen, welche teils nicht mehr anzubauen tft,
4., 6 Ader wieſewachß,
5., 2 Hopfberge,
6., 4 Ader weinwahß und 6 Ader ganz wüfte under Crauſchwitz,
welder aud nicht wird anzubauen feindt,
8 Ader Puſchholtz,
5 gl. Erbin,
4 Michaelis Gänge,
4 Michaeliß Hühner,
2 Rapaunen,
1 Schffl. Hafer,
6 Tage Handtfrohne, _
4 Tage Flachsbrechen,
40 Schafe können gehalten werben,
Die Kaufflehn 5 von 100.
Die Nied. Jagdt im Fluhr und Holge glei andern von Adeln in
hiefigen Ambte in unterfchiedlichen Fluren und Hölgern.“
Sp vor 200 Zahren, und wie nun heute? E3 würde und zu weit führen,
wollten wir Punkt für Punkt des Spezialverzeichniffes durchnehmen und die
inzwifchen daran vorgegangenen Veränderungen im Cinzelnen näher beleuchten.
+4 49 Be-
Wir beichränten und auf den allgemeinen Vermerk: was baufällig und beengt
war, wurde eingelegt und erweitert; was wüſte war, ließ man nicht „Ichandens:
halber“ wüſte Itegen; wa3 nicht mehr angebaut werben zu können fchien, unter:
zog man „ehrendhalber* glüdenden Verſuchen, und was Zinfen und zinfeg-
pflihtige Stüde anbelangt, jo wurden fie verordnungsmäßig abgelöft, fo daß
nad) den eigenwilligen oder gejeglich gebotenen Ausführungen vom Alten nicht
viel mehr übrig blieb ald die Grund: und Bodenfläche, und auch zu diejer
wurde allgemad) jo viel gewonnen, daB aus dem „Rittergütlein Zöden“ ein
Rittergut Zöthen ward. Ein Tümplingiiche® wurde es im Amtsbuch von
1674 genannt, und dabei ift no am Rande bemerkt „vorgedachten Tümplingſchen
Erben zuftehend, d. h. den bei Poſewitz gedachten Adam Friedrihs dv. Tümpling
Erben und Lehensfolgern, den unmündigen Brüdern Wolf Friedrich und Wolf
Heinrich v. Tümpling zuſtehend.“ Wir können damit Hölzers durcheinander
laufende Angaben ©. 176 berichtigen und vervollftändigen, und benügen hierbei
die Gelegenheit, jo viel wir über die Gefchicte des Dorfes und Rittergutes haben
ausfindig machen können, hier einzuflechten. Zum erjten Diale haben wir Zöthen,
Cethene, angetroffen in einer Urkunde d, 1272 Zeig IV. Id. Februar (d. i. d.
10. Febr.), nad) welder Dietrih, Markgraf von Landöberg, dem Kloſter zu
Eijenberg eine Hufe Land im Dorfe Zöthen zueignet.) Zum andern Male in
einer Urkunde von 1448, in welcher die Nonnen zu Eifenberg Beichwerde führen,
Vitzthums Leute hätten dad dem Kloſter zu Lehen rührende Dorf Zöthen
zerftört und verbrannt.s)
ALS Befigern des Nitterguted zu Zöthen begegnen wir vom 14. Jahr:
hundert an denen von Boſe. In einer Unterfuchungsjache wegen der Gerichts—
barkeit im Amte Gamburg, auf welde Conrad von Brießnig (Frauenprießnitz)
Anſpruch erhoben und damit einen Eingriff in die Nechte des Markgrafen
Friedrichs des Streitbaren und feiner Brüder Wilhelm und Georg gemacht
hatte,”°) werden u. a. Heinrih und Albrecht von Boſe ala Zeugen ir bie
jungen irluchten Hern“) genannt; deögleichen in einer Urkunde vom Jahre 1404.
1444 Hand, Gaspar und Odwald von Bofe. 1544 und 1547 Dietrich v. Boſe.“)
1605 die unmündigen Brüder Balthafar und Hana Heintih v. Boſe. Die
Boſe gehörten mit den Tümpling, Elben und Bünau zu den 5 älteften in der
Grafſchaft angejeflenen Adelögefhlechtern, Balthafar und Hans Heinrid) v. Boſe
8) Ratsarchiv Altenburg. Schönberg. Nadır. VI, Nr. 1757. Wagner Coll. IX, 413.
XXVII, 39. Wird wiederholt 1273 unter demſ. Ort u, Datum in den Regeſten über das Nonnen
flofter zu Eiſenberg in den Mitt. des Vereins für Geich.- und Altertumskunde zu Kahla und
Roda. 3, Bd., 3. Heft, ©. 332,
63), Mitt. des Vereins für Geich.- und Altertumsfunde zu Gifenberg. Heft 2, ©. 89.
”) Siehe oben bei Schinditz, Heft 26, 78 f.
79 Bon 1544 ein Lehnbrief über das Vorwerk Zöthen an Dietrid) d. Poje vom
Kloſter Gifenberg über 30 neue Groſchen. Wepert. des Ardivs von Altenburg. Wagner,
Gol. XXVIII, 43. W. v. Tümpling, I. Bd. ©. 63, 64, 124, 278,
4
+7 50 u»
berfauften (nach 1610) Zöthen, nachdem es ihr Geflecht faft drei Jahrhunderte
bejeffen, an den Verwalter des Pfortaifchen Schulgutes Chriftian Beder. „Da
er es aber nicht hatte zu bezahlen“, fo traten die Herren von Heßler auf Schlöben.
Rabis und Mödern in den Kauf, und 1650 erfcheint Oberft Georg Rudolf
v. Heßler als auf Zöthen geieflen. Bon ihm kaufte e8 i. 3. 1660 Adam
Friedrih von Tümpling, und 1689 übernahm es der Sohn Wolf Friedrich
v. Tümpling zugleih mit Pofewig.”) In der Tümplingihen Familie blieben
die beiden Güter bis 1793. Der legte Befiger war von 1786 an Philipp
Sohann Wilhelm v. Tümpling. Er hatte fowol Poſewitz al3 auch Zöthen in
dem zwangsweifen, von dem Verſchwender Carl Friedrich von Tümpling ver:
ſchuldeten, Verkauf der Familie noch auf einige Jahre gerettet. Poſewitz wurde
für 8594%, Mfl. (7520 Thlr.) und Zöthen für 6725 Mil. (5884% Thlr.)
fubhaftiert. (Zöthen allein war ohne onera auf 10872 Thlr. 21 gl. 4 Pf.,
mit onera auf 11 326 Thlr. 20 gl. taxiert); für 13 404%s Thle. wurden ihm
beide Güter zugefchlagen. Philipp hatte feine Kinder. Am 27. Auguft 1793,
furz vor feinem Tode, verlaufte er Zöthen an Adam Engelbredt Heidenreich,
und Poſewitz vermadte er teftamentariic feiner Gemahlin Friederide bon der
Gabelenz.”3) Wa weiter ſich mit Poſewitz zugetragen, tft am betreffenden Ort
(Heft 26, ©. 87) zu lefen. Zöthen ging von der Heidenreihichen Familie als
Erbe an bie Familie Weife über und bon diefer an die Gefchwifter von Löben—
ftein:Zöbel. Julie Hedwig Adelheid verwittwete von Römer, geb. v. Löbenftein-
Zöbel in Coburg und Emma Louife gejchtedene v. Branbenftein, geb. v. Löben—
ftein-Zöbel in Prag verfauften es um 36000 Thlr. am 24. Februar 1860 an
Franz Heufchkel, welcher vorher ſchon den größten Teil von der nebenanliegenden
Flur Döbrihau befaß.”%) Und bald darauf fah man es dem Gute an, an
Stelle der langjährigen Pächter war der Eigentümer dort eingezogen. Er war
e3, unter dem die Eingangs erwähnten Meliorationen vor ſich gegangen find.
Bon feinen Erben hat den Befig fein jüngfter Sohn Hermann angetreten.
Eingepfarrt iſt Zöthen nad) Schleuskau, eingefhult nah Sieglit.
Eine Ähnlide Sage wie die von Tümpling, daß in den Gemwölben
unter dem Herrenhaufe ein goldener Gänferic mit 12 goldenen Eiern verborgen
fet, gibt es aud von Zöthen. Auch unter den dafigen Gutögebäuden find
angeblid Gewölbe, in denen Schäße, die ein Licht andeute, ftehen follen. Der
Eingang zu dieſen unterirdiſchen Scaßlammern, der im Zöthener Graben
gelegen haben fol, ſoll aber bet einem Bergfturz i. 3. 1770 verfchüttet worden
fein, und bis jegt fei e8 no Niemandem gelungen, zu den Schäßen zu gelangen.
„Licht und Schäße rüden fort nad) Kleinprießnig.” So bie Sage, die zugleich
vermelbet, daß vor Zeiten hier ein Nonnenklofter geftanden, von bem ein unter:
7) W. v. Tümpling, 3. Bd, ©. 36 ff. „Ertraft wegen ber NRitter-Buther des
Gifenberg. Greyfes“, Aktenband des Amtögerichts zu Gamburg unter Nr. 6, ©. 112.
”) W. v. Tümpling, Bb., ©. 200 ff., 3. Bb., S. 149—151, 3% f.
4) Hölzer, ©, 176 f.
— 51 B-
irdiſcher Gang nach Kleinprießnitz geführt habe, wo die Kloſterküche (noch jetzt
Gichs genannt) war.“s) Allerdings heißt jetzt noch ein Gut, und zuer das
am öſtlichen Ende von Kleinprißnitz gelegene, die Küche, aber die Pölzerſche
Angabe, daß der Name „Küche“ für dieſes Gut davon herzuleiten fei, daß es
wegen jeiner Nähe von Gamburg von da aus immer ald Küchengut bewirt-
haftet worden, ift wol die zutreffendere, fie hat gefchichtlichen Hintergrund.
Daß bier ein Klofter geitanden, davon meldet die Geſchichte nichts. Wohl aber
find Anzeihen dafür vorhanden, daß in der MWendenzeit eine Gerichtöftätte für
den Bezirf bier beftanden hat, wo die Szudnife oder Szudpane zu Gericht
gejeffen, indem in der Nähe ſich nicht blos ein Glofig oder Klofig, vom ſlaviſchen
Klod, Gefängnis findet, fondern auch noch ein deutſchbenannter Galgenberg,
beide3 Gefängnis und Galgen zur Vollftredung des richterlichen Straferkennt-
nifjes feiner Zeit unentbehrlid. Brüdner ſpricht and diefem Grunde dem Orte
Kleinprießnig die Obergerichte zu, während Bender fogar den alten Namen
Cethene, aus dem jpäter Zöthen geworden, von dem wendiichen Szudene
(Gerichtöftätte) herleitet. (Gamburger Wochenblatt vom 26. Februar 1895).
XII. Döbrichau.
Döbrihau, in Lehnbriefen von 1472, 1483, 1486 und 1505 Dobrichaw
und Doberihaw von dem jlaviichen Eigenſchaftswort dobry oder dobra, gut
und dem mittelhochdeutichen Dingwort awe oder owe, weldes ſowol wafler:
reihes Gelände, als auch Waldblöße bedeutet und im Nhd. fih in „Aue“ ver:
wandelt hat, ift demmad; der Name eines Orte in einer guten Bodenlage der
einen oder andern Art. Jacob: Döbrihau zum PN. Dobrid, wie Dobrichov
und Dobrichobice in Böhmen, (Döbrich in Sonneberg), von dobry, gut, Gutkind.
Der gemeine Mann nennt da3 Dörfchen „Deberchen“, und Bender hält diejen,
im Munde des Volkes fich fortvererbenden Namen für dem urfprünglichen und
leitet ihn ab von dem bei der Bildung von flav. Ortönamen häufig in An:
wendung fommenden dobry oder dobra, gut, mit einem bezügliden Suffize.
Wie al die lektgenannten Ortichaften, jo liegt auch Döbridau auf dem nad)
Norden abhängigen meißniſchen Gelände, 3,1 km gegen Often von Gamburg
und ca. 1,5 km gegen Nordoften von Zöthen entfernt, grenzt gegen Morgen und
Mitternaht an (die Flur von) Sieglig, gegen Abend an Schindig und gegen
Mittag an Zöthen. Ein Communicationsweg, linksſeitig, fo weit die Zöthener
Flur geht, mit Zwetichenbäumen bepflanzt, führt zwijchen den NittergutSgebäuden
und den bäuerlichen Gehöften aus dem letztgenannten Orte heraus über fladjes
Feld bis zu einer den Weg freuzenden nordweitlich gerichteten Mulde. Zwiſchen
ihr und dem Döbridauer Graben liegt das Eleine Dörfchen hinter Obftbäumen
verſteckt, und nur ca. 250 Schritte hat man die Mulde hinabzugehen, fo gelangt
man an das erite bäuerliche (Heineck'ſche) Anweſen, Wohnhaus, Stall und
75) &, Brüdner ©. 723
4*
An 52 Br
Scheune. Hier Set die Dorfgaffe in einen rechten Winkel ein und
führt an dem Schönherrfhen Gute zur Rechten vorüber in das Heinichenfche
Gehöfte mit feinem neuerbauten Wohnhaufe hinein. Links davor ein die
Spuren jeined Alters an ſich tragende3 und anfcheinend feinem Verfall über-
laſſenes größeres Gebäude, ficht nidt aus wie ein Wohnhaus, wird aber noch
bon einer Drefcher (Tagelöhner)Familie bewohnt. Es iſt daS letzte Überbleibſel
der Gutögebäude der Familie Heufchkel, die vor dem Ankaufe des Nittergutes
Zöthen hier am Orte ihren Sit hatte und nad) und nad) durd Anlauf einge:
gangener Yenerftätten Eigentümerin des anjehnlidhiten Landgutes in Döbridau
geworden war. Gin auf dem anftoßenden Ader beichäftigtes junges Mädchen
gab mir erwünfchte Auskunft über das zerbrödelnde Haus und teilte mir
zugleich mit: ältere Leute wüßten ſich noch zu erinnern, daß bier auf dem
Acker, ebenjo wie hinter dem Dorfe, früher mehrere Wirtſchaftsgebäude und
wohl aud MWohnhäufer geftanden hätten, die aber, fie wüßte nit wanı und
wie? von ber Oberflähe verfhiwunden wären. Und in der That, wenn nicht
der Augenschein es lehrte, daß das Dorf fid unterhalb der jegigen Häufer bis
zu der Gifterne ausgedehnt haben muß, die im Amtsbuche von 1674 ald Zieh:
und Schöpfbrunnen genannt wird und fid) heute noch unten an der linfen Ede
des beiprodenen Aders findet und bis zu diefer Stunde benugt wird, fo ließe
ſich aus Urkunden der Rüdgang des Ort3 an Umfang und Häuferzahl nad):
weifen, und unter den Bewohnern pflanzt ſich's fort, daß Heufchkel 6% umd
Schönherr 21 eingegangene Bauftätten zuf. gefauft und in den Maße, wie
fie ihr Befigtum vermehrt, fo die Zahl der einzelnen Gehöfte vermindert haben,
Nach dem neueſten ftatiftifchen Berichte von 1895 hat Döbrihau 4 zur
MWohnung dienende oder beftimmte Gebäude, 3 mit je 1 und 1 mit 2 Haus:
haltungen und 22 Einwohner, von denen 3 mit Haus: und Landeigentum ans
geſeſſen. Im ftatiftifchen Bericht von 1871 wird ung diefelbe Zahl von Wohn:
häufern und von Haus: und Grundeigentümern genannt und 8 Haushaltungen
mit 38 Einwohnern. Dagegen 200 Sahre früher, genauer i. J. 1674, hat der
Ort „8 Feuerftätten, 6 (mit Haus- und Grundeigentum angejejlene) Maunſchaft,
item 1 Wittweib, 1 Hauögenofjen, 2 im Ausſchuß (Defenfioner) und 33 Seelen
Groß und Klein“ Es muß aber in der Zwifchenzeit einmal die Zahl der
Senerftätten noch eine höhere gewefen fein; denn in einem Bericht des Pfarrers
Heinrich Friedrid von Sieglig vom 1. September 1713 in Saden Ausſcheidung
der Gemeinde Döbrichau aus dem Kirchenverband mit Schleuskau heißt es:
„Das Dörfflein beftehet aus 11 Häufern, worunter aber nur 5 bewohnt find.“
Und Hölzer ſchreibt fogar: „In älteren Zeiten mögen dort 12 oder 13 Häufer
gewefen fein, wie fi aus ber Anzahl der Wurffhaufeln vol Weizen, von
jedem Haufe 1, fließen läßt, welde jährlid an die Pfarrei Sieglig gegeben
werden mußte.)
76) Neulich hörte ich nicht von „Wurfichaufeln“, ſondern von „eiſenberg. gehauften
Bierteln‘ Weizen reden, die von jeder Banftatt 1 jährl. (dem Pfarrer von Sieglig geichüttet
4 53 K-
Hier haben wir ein deutliches Beiſpiel: „Was auf Erden ſolch Zerftören
anrichtet,“ daS brauchen nicht immer Kriege zu fein; es könnens auch zufällig
entftandene Schadenfeuer thun, zumal in einer Zeit, wo die „Feuerrüftung” noch
iehr mangelhaft war, wie wir bei verfchiebenen Orten wiederholt gehört haben.
Oder aber es kanns auc endlich der Zahn der Zeit thun, der im Stillen fort-
nagt, bis ein Haus über dad andere fällt, und ein Wiederaufrichten aus
manderlei Gründen umterbleibt. „Wa8 die jegige „Feuerrüſtung“ anbelangt,
jo haben’3 die beiden Nachbargemeinden, Döbrihau und Zöthen, zufammen
wentgitend zu einer Sprige gebradt, wie denn auch beide Gemeinden einen
Ortsvorſtand haben, der vordem in Döbrichau feinen Wohnfig hatte, num aber,
nahdem Döbrichau an Einwohnerzahl von Zöthen überflügelt worden ift, in
Zöthen. Umgekehrt ift es mit dem Stellvertreter.
Die eingangs erwähnten Lehnbriefe bringen auch diefen Ort mit denen
bon Tümpling in Verbindung. Im Sahre 1462 wird Ihan, einer der fünf
Söhne Hanfen? v. Tümpling u. a. mit 17 Schod und 42 alten Grofchen,
4 Lammabäuden, 6 Pfd. Wachs, 2 Stein Unfclitt, 16 Sceffel Roggen und
14 Scheffel Hafer jährlichen Zinfen in etlihen Dörfern der Camburger- und
Eifenberger Pflege durch Herzog Wilhelm III. belehnt, und zu diefen Dörfern
gehörte, wie ſich aus dem Lehnbriefe von 1472 ergiebt, neben Tümpling, Wonnig,
Crauſchwitz, Leislau, Molſchütz, Schmiedehaufen, Münchengoſſerſtädt, Lachſtädt,
Weichau u. a. auch unſer Döbrichau. Insgleichen werden i. J. 1489 mit den
Erbgerichten zu Wonnitz, Stöben und Döbrichau die Brüder Hans und Oswald
bon Tümpling belehnt und 1505 ſetzt Chriftoph von Tümpling feiner jungen
Ehefrau Sibylle ein Leibgeding hauptfählid auf Scindik und fodann zu
Molſchütz, Stöben, Behmig und Döbridau aus. „Czu Döbrichaw Einen
bejefienen Mann dregfiig groſchen Zynß und acht Hühner“, und Georg, Herzog
zu Sadfen, Landgraf in Döringen und Markgraf zu Meißen thut in einem
darüber ven 26. Februar 1505 zu Leipzig ausgeftellten Leibgedingäbriefe fund
und zu willen, daß er das Leibgeding „zu rechten Leipgut gnediglich gereicht,
verfchrieben und gelyhen hat”. Wie Lange die vorgedaditen Verbindungen
zwifchen Döbrihau und denen v. Tümpling beitanden, bezw. warn und wie fie
fi gelöft haben, darüber haben wir feinen Auffchluß erlangen können; in ber
Geſchichte des Geſchlechtes v. Tümpling gefchieht ihrer feine Erwähnung mehr,
und auch anderwärt3 haben wir nicht? auffinden fünnen, wen anders irgend
welche Güter oder Zinjen zu Döbrichau in Lehen gereicht worden wären. Hölzer
werden mußten. 1 Haus war ausgenommen, weil es erit fpäter gebaut worden, als biefe
Veitimmung getroffen worden war, Und wenn dies die Hausnummer 12 hatte, jo ſtimmt die
Zahl der Häuſer mit der obigen Friedrichſchen Angabe. Unter den Bejoldungsitücden, die laut
Pars 2 Gap. „Bon den Geiftlihen Rechten” im Amtsbuch von 1674 S. 211 dem Pfarrer in
Sieglig gereicht wurden, findet fich nichts darüber, Yon einer Weizenlieferung ift überhaupt
felten in alten Defignationen die Rede. Wo eine Körnerfrucht verabfolgt wird, ift es zumeiit
Korn und Hafer, ſelten Gerite,
4 Di Bor
fchreibt, früher wäre der Ort den Schenken von Tautenburg Ichn:, zins- und
frohnpflichtig gewejen; und oben bei Stleinprießnig haben wir bemerkt, daß
Stleinprießnig umd die im Bogen von Wegdorf nad) Molau darımı gelegenen
Dörfer um 1500 unter Tautenburgiſcher Herrihaft geitanden haben und von
den Schenken von Tautenburg vd. Tümplinge damit belehnt worden waren;
leicht möglid, daß aud Döbridau darunter war.
In Brückner's Landeskunde v. 3. 1853 lejen wir: „hier nur ein einziges
ſtarkes Bauerngut“, und in Hölzerd Hiftor. Befchreibung der Grafidaft v. 3.
1876 hören wir von ziveien, einem „größeren“ und einem „andern.“ Mit dem
größeren Gute, jegt im Bejite des Nittergutes Zöthen, find ſchon früher die
mehriten, mit dem andern Gute die übrigen Bauftätten vereinigt geweſen.“
Jetzt find, wie ſchon erwähnt, 3 Güter oder Gehöfte dajelbit, da3 Heininchenſche,
da3 Schönherrſche und Heinede-Schnidtice.
Die Flur umfaßt 106,8180 Hektar oder c. 418% rhnl. Morgen. Die
Felder nach Zöthen zu haben Lehm zur Unterlage und fhwarze Erde zur Dede,
die übrigen Kalk zur Unterlage und Lehm zur Dede und geben alle guten
Ertrag. Wieswachs gering, Holz nur für den Hausbedarf im Glojig und im
Graben. Obftbau ziemlich ſtark. Für das alleinige Hut und Triftrecht auf
jeiner Flur Hatte Döbrihau „wegen der vererbten Schäferei* dem Fürftl. Amte
Gamburg jährlich 4" fl, halb Walpurgi und halb Micaeli, zu entrichten.
„In diefem Dorffe iſt feine Kirche, Sowohlen (deögleichen auch fein)
Pfarr, Schul» und wirkhauß vorhanden, feint eingepfarıt nad Schleußkau ins
Filial, nad) Sieglig zur Haupt Pfarr gehörig.” Sp im Anitsbuch von 1674
©. 62 zu lefen. Ins Filial hatten aber die Döbrichauer mehr als doppelt
jo weit zu gehen, wie nad) der Hauptfiche in Sieglit. Was Wunder, wenn
fie lieber da8 nähere Gotteshaus zu beſuchen pflegten als das fernere, und
wenn allmälig der Wunſch im ihnen rege ward, von dem Kirchen—
verbande mit Scleusfau gelöſt und in denjenigen von Siegliß aufgenommen
zu werden! Scon im legten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts thaten fie dazu
die eriten Schritte. No 1695 am 15. Juni findet fih in der Kirchrechnung
(Regilter wegen des Döbrichauer Gottesader in Siegliß), daß die Döbrichauer
das alte Hirtenhaus in Sieglig, dad am dortigen Kirchhofe geitanden, für
12 fl. angefauft, abgebroden und den Platz zu einer Grabftätte für ihre Toten
beftimmt hatten; die Mauer und das Thor gemacht, alle Frohne gethan, „und
Töffel Herrmann gab noh 1 fl. zum Kirchthore & part, um ihre Toten in
Sieglitz bejtatten zu dürfen.” Sie erklärten ſich weiter bereit: 1., der Schleuß:
fauer Kirche, verbunden zu bleiben; 2., die Ghrenausrichtungägelder hinüber zu
liefern; 3., von jedem bewohnten Haufe jährlih 1 gr. dem Klingel-Sacke im
Filial zu geben und 4, die Kirche in Siegliß bauen zu helfen. Ferner ift ein
Zettel dem Siegliger Aftenbande eingeheftet, auf welchem Chriftoph Lange und
Hank Herrmann erklären, daß fie mit der Gemeinde fich beratichlagt und ver:
einigt hätten, der Kirche zu Schleuskau, wenn fie ganz und gar von ihr abge:
4 55 oe»
fondert würden, 30 aſſo baares Geld zu liefern. Pfarrer Heinrich Friedrich
von Sieglig berichtet darüber 1709, die beiden Gemeinden Schleuskau und
Kleinprießnig, vornehmlich die Kleinprießnitzer, wieſen das Anfinnen zurüd.
1713 am 1. September ergeht cin abermaliges Schreiben des Geiftlichen in der
Angelegenheit an die Sircheninfpektion zu Gamburg und von ihr am 4. Mai,
durh M. Nathael Myliuß befürwortet, an das Fürftl. Confiftorium nad
Altenburg. Am 17. des folgenden Monats kömmt von hoher Oberbehörde eine
Anfrage an die Schleuskauer Filialiften, ob und was fie gegen das Geſuch der
Döbrichauer bezüglich der Ausſcheidung aus dem Schleusfauer Kirchenverband
einzuwenden hätten. Die Schleusfauer Filtaliften, d. h. Schleuskau felber mit
Kleinprießnig und Zöthen, laſſen fi) darauf ein langathmiges Antwortfchreiben
von dem Bürgermeifter und Advokaten Ilgen zu Camburg an das Gonfiftorium
gegen bie Abfonderung anfertigen und am 23. November desfelben Jahres
nad Altenburg abgehen. Dasjelbe fußt auf den 12 Bunkten der Niederſchrift
des früheren Geiftlihen Johann Chrhard Michaelis, durch melde der alte
Pfarrherr feine Beichtkinder zu Döbrichau über ihre Zugehörigkeit zu Schleuskau
belehrt und zum Schluffe die Bitte ausſpricht, man möchte e8 bet dem alten
Herkommen bewenden laſſen, weil durch die angeftrebte Neuerung die Kirche zu
Schleuskau eine ftarte Einbuße erleide. (Unterfchrieben find die Amtsſchultheißen
bon Schleußfau und Kleinprießnitz.) Nun wollen bezw. können wegen mangelnden
Verſtändniſſes der juriftifchen Ausdrüde und Sprachweiſe auch die Döbrichauer
ihre Sache nicht mehr alleine führen, fie geben eine vom Amtsrichter Fabarius
zu Stadt:Sulza in eben folder, dem Laien unverftändlichen advofatorifchen
Sprachweiſe abgefaßte Gegenſchrift am 12. Mai 1714 an das Hochfürſtl.
Confiftorium zu Altenburg ein, welche die gegnerifcherfeits vorgebrachten Ein:
wände zu entfräften fucht, und fordern dadurd den Widerpart von neuem
heraud. „Damit die Sache aus den Händen der Advolaten geriffen, alle
beforgliche Weitläufigkeit unterbrochen, viele unnötige Koften vermieden werden”,
nimmt fich der Geiftliche noch einmal der Sache an und verfucht, einen Austrag
herbeizuführen. Er fpridt in feiner Gingabe am 1. Auguft 1714 an das
Confiftortum aus, daß zwar die Döbrichauer de jure vom Schleusfauer Kirchen:
verbande nicht ausſcheiden könnten, daß aber die Gemeinden Schleuskau und
Kleinprießnig gegen eine erkleckliche Satisfaktion einer Einverleibung der
Döbrihauer Gemeinde in die Siegliker Kirchfahrt gar nicht fo fehr abgeneigt
wären, weil biefelben bon langen Jahren her fi dahin gehalten, ohne Wider:
Iprud der Schleuskauer, Kirchenſtühle in Sieglitz gelöft, einen eigenen Gotted-
ader daſelbſt erhandelt und angelegt, überhaupt alle actus sacros bort ererziert
und alle beneficia sacra dort genoffen hätten. Che jedod die Sache wirklich
zum Austrage fommt, wird noch mandes Schriftftüd zwiſchen den betreffenden
Gemeinden und der kirchlichen Oberbehörde gewechfelt. Mehr und mehr lenken
aber beide Parteien ein. Die Schleußfauer und die ihnen zugepfarrten Klein⸗
prießniger — (die Zöthener werden in dem Streite faft gar nicht erwähnt) —
laſſen 1716 am 21. Mai dur den geiftlichen Infpektor M. Nathanael Mylius
Aa 56 Oo Be
zu Gamburg die zum Hodfürftl, Sächſ. Hodlöbl. Konftftorio zu Altenburg
hodyverordneten Herren, Präfident, Näthe und Affeflore bitten, „Sie mögten
Gnädigſt geruhen, ihre mit den Döbrichauern obſchwebende Kirchen-Streits—
Sade bei dem nächſten Termine zum erwünfchten Zwed zu disponieren, weil
fie weder bedadyt noch bemittelt wären, mit ihnen zu prozeflieren. Nur käme
es auf ihre arme Kirche an, vor welche fie beforgt wären, daß die Döbrichauer
ſolche Kirche helfen bauen, im Bau erhalten und Anlagen geben, wenn es die
Not erfordere, widrigenfalls käme ſolche in Schaden.“ Und die Döbridauer
fteigern die gleich am Anfange de Streites gebotene Satiöfaktion von 30 auf
100 fl. Endlich am 16. Mai 1721, um zum Schluß zu kommen, erteilien die
Fürſtl. Sächſ. zum Conſiſtorio verordnneten Herren, auf Die verhandelten Akta und
die zu verjchiedenen Malen gehaltenen Verhörstermine auf von Sereniffimo er—
gangenen, gnädigften Befehl in Saden die Separation derer Döbridhauer
bon denen Scleußfauern und was dem anhängig, ingleihen der Gemeinde zu
Kleinen PBrießnig betreffend, diefen Beſcheid:
Daß geitalten Saden und Umſtänden nah die Döbrichauer gegen bie
nunmehr offerirten und angelobten 100 fl., wovon fie bie eine Hälfte
binnen dato und 4 Wochen, die andere auf künftige Weihnachten, jedoch
fonder intereffe zu entrichten haben, völlig von Scleußfau fepariert und
nah Sieglig eingepfarrt werden follen; auch foldhe 100 fl. die gemeinde
zu Scleußfau und Kleinen Prießnig anzunehmen, auch wie ſich gebührt
al3 ein beftändig Kapital ficher auözuleihen und die davon fallende
intereffe ftat des abgang3 zu veparirung der Kirche und anderer noth-
wenbigfeiten anzuwenden und nunmehr die Döbrichauer von ihrem nexu
völlig Lodzulaffen verbunden. Jedoch haben fie, die Döbrichauer, im
übrigen dem Pfarrer und Schulmeifter zu Schleußkau von dem, was fie
ihm fonft zu geben ſchuldig geweſen, nichts zu entziehen; es verbleiben
aud die in Döbrichau ftehenden Gapitalien der Kirche zu Scleußfau in
salvo und unentzogen; die unfoften aber werden aus bewegenden urſachen
gegen einander compenfirt und aufgehoben.“
Urkundlih mit dem Fürftl. Conſiſtorial-Secret bedrudet und gegeben
zu Altenburg den 16. Maj anno 1721.
L. 8. Georg von Forftern.
Auf dem ordiungsmäßigen Wege ergeht jchließlid s. dato Altenburg,
den 1. Auguſt 1721 vorftehender Konfiftorialbeiheid an die Zwiſchenbehörde,
Gottlob Heinrih von Dießkau, F. ©. Hammerjunfer und Amtshauptmann,
Heinrih Ernft Haumann, Amtmann und Ern M. Mathanael Mylius, Pfarrer
und Adjunkt allerfeit3 zu Camburg, und von legterem unter dem 18. Auguft
1721 an beide, den Herrn Bfarrer nnd den Herrn Schulmeilter mit dem Befehl,
„ſolche Döbridhauer als nunmehr von Scleußfau ab- und zur Siegliger Kirche
Fingepfarrt zu agnoseiren und zu tractiren und nad) allen Actibus ecclesia-
stieis (wie Schon bisher geichehen) mit Ihnen zu verfahren und Sie alle Jura
1 57 Br
und Beneficia ecclesiastica gleich denen Siegligern in Matre genießen laſſen.
Dagegen haben die Döbrihauer ihre Schuldigkeit und Gebühren fowohl vor die
Kirde als aud denen Herren Pfarrer und Schulmeifter willig zu entrichten
umd fi künftig darnah zu achten. Diefe Döbrichauer und ihre Nachkommen
al3 nunmehr Siegliger Filialiften conferieren was Frohne, Anlagen 2c. beirifft
zu Pfarr: und Sculgebäuden, item der Beftallung ver Geiftlihen in allem
mit denen Scleußfauern, Klein Prießnigern und Zöthenern tertiam partem
wie bisher conjunetim. Gott gebe Lehrern und Zuhörern Geift, Gnade, Kräfte zc.
Datum Gamburg, den 18. Auguft a. 1721.
M. Nathanel Mylius.
C. E. P, A. L. d. Dioc. huius ac. Commilsarius.”
Täufhen wir und, oder giebt man und wirklid zu hören: wozu dieſer
lange Bericht über ein einfaches Geſchehnis? Wozu? Um dem geneigten Leſer
joviel Material in die Hand zu geben, daß er auf Grund beöfelben ſich ein
Urteil bilden Kann, ob ben Döbrichauern irgend ein Vorwurf zu machen ift,
da fie zur Erreichung ihres fehr natürlichen und leicht begretflihen Wunſches
einen gejegwidrigen, verbotenen Weg eingeſchlagen haben; mit andern Worten,
um an Allen, die es lefen, Helfer zu finden, die ungeredhte, einen ganzen Ort
an jeiner Ehre kränkende Sage aus der Welt zu fchaffen, daß „Döbridau
ſich von der Shleußfauer Kirche abſchwor.“ So große Freunde
wir ſonſt von Sagen, harmloſen Sagen find, die ſich an einen Ort fnüpfen,
und fo gern wir ſolche ihres eigentümlichen Reizes willen erhalten und mit
Wohlgefallen weiter erzählen, fo entſchiedene Gegner find wir von gefchichtliche
Vorgänge desadouierenden, oder gar böswillig entftellenden Sagen, weil fie
no in fpäteren Jahren böfes Blut machen. Es fnüpft fih an das, was nad)
dem Obigem ehemaligen Bewohnern von Döbrihau nachgeredet wird — nad)
Brüdner — die weitere Sage: „deöhalb jtarben fofort die 11 Männer des
Orts, (nur die Weiber blieben), und feitdem wächſt auf dem nod vorhandenen
Kirhweg fein Grad mehr.“ Auch diefe weitere Sage ift, geltnde ausge—
drüdt, abgeijhmadt und verrät, was den erften Sa anbelangt, eine totale Un—
fenntnid ihres Autors von der Ortsgeſchichte. Hat doch der damalige
Geiftlihe Heinrich; Friedrich i. 3. 1713 in feinem Berichte, die Ausscheidung
der Döbrihauer Gemeinde aus dem Sirchenverbande von Schleuskau be—
treffend, es deutlich genug gejagt, daß von den ehemaligen 11 Häufern des
Ortes 6 wüſte lagen, mithin überhaupt blos 5 „bejeflene* Männer dajelbit
borhanden waren. Und wenn der mehrgenannte Geiftlihe in feinen legten
Jahren (1714—1723) alfo gerade um die fragliche Zeit, in feiner Kirchenbuch—
führung feine Lücke gelaffen hätte, jo würde zweifellos aus dem Kirchenbuche
der Nachweis zu erbringen fein, daß von jenen 5 in dem fr. Jahre vielleicht
nicht 1 den Tod geihmedt hat, fo wenig wie der Raſen auf dem Kirchweg,
jo weit ihn die Separation unangetaftet gelaffen hat, abgeftorben ift.
„Handwerksleute feindt in diefem orthe nicht vorhanden. Die Nahrung
der Inwohner beftehet uff Ackerbau undt Handt Arbeit.” So ward 1674 und
+1 58 Be»
fo iſts heute noch. Döbrichau befak in der Perſon des Joh. Michael Sachſe
einen Ort3vorftand, der beinahe 60 Jahre lang die Gemeindeangelegenheiten
Icitete. „In Anerkennung feiner langjährigen und treuen Führung des Schul»
theißenamtes, dem er jeit dem 10. Januar 1811 biß jet ununterbrochen bor=
. geftanden hat“, am 6. Januar 1868 wurbe ihm die dem Herzogl. S. Erneft.
Hausorden affıllirte Verdienftmedaille in Gold verliehen. Die Gemeinde pflanzte
zu einem bleibenden Andenken an ihn ein Schod Pappeln unter dem Dorfe an
der Straße nad; Gamburg. Ein früherer (1775) Amtsſchultheiß war Chriftoph
Friſche.
Unmittelbar unter dem vorerwähnten Brunnen fällt die flache Mulde
in eine tiefe Schlucht voll Pappeln und Weiden jählings ab, in den Döbrichauer
Graben, der vom Gloſig bei Kleinprießnitz herabkommt, auf der Nordoſtſeite am
Dorfe vorbeiſtreicht, und oberhalb des Zöthener Graben in den öfters genannten
Sieglig:-Schindiger Thalgrund einmündet. Je länger fein Lauf, um fo tiefer
da3 Bette, das feine wilden Waſſer mit der Zeit geriffen. Syn feinem Ablaufe
bi zur Brüde und über demfelben, oberhalb des Dorfes, Kölber Graben
genannt, erinnert er zugleich mit einem daranliegenden Flurftüd Kölben, an
einen Fleden Namens Kolbe, der im Diplomatarium von Pforte”) i. 3. 1337
erwähnt wird, aber jeßt von der Bildflähe gänzlich verichwunden ift.”) Die
dort genannten Berfonen und Orte legen es nahe, daß fowohl der Graben, als
auch der lurteil ihren Namen von dem eingegangenen Fleden Kolbe empfangen
haben, und daß bemnad hier feine ehemalige Stätte zu fuchen ift. Hölzer ver:
nuntet, daß der Ort im Grafenkriege”®) verwüſtet worden ift. Leicht möglid, daß,
bevor e3 zwifchen dem Landgrafen Friedrich dem Ernfthaften und den Schwarz-
burgern im Lager zu Dornburg 1345, und zwischen dem Landgrafen und den
Orlamündern oder Weimaranern zu Weißenfels 1346 zu Friedensunterhandlungen
fam, der mit der größten Grbitterung wieder aufgenoinmene Krieg feinen
Screden an der Grenze ber Grafihaft (bei Würdhanfen) feinen Halt gebot.
Daß indes der Bruderkrieg hundert Jahre fpäter wenigftens ganz in der Nähe
arge Verheerungen angerichtet hat, darüber haben und die Beſchwerden ber
Eifenberger Nonnen bereit3 bei Schleuskau und Zöthen aufgeklärt.
Im Urkundenbuh von Bürgel fommen S. 247 2 Kaufbriefe vor, der
eine vom 24. September 1356 und der andere vom 28. März 1367, unter
denen neben andern Zeugen aud ein Heinrich v. Kolbe aufgeführt wird, im
legten mit Dietherih Dobih und Dothyn v. Wonnytz zufammen. Unter einem
Molauiſchen Kaufbrief von 1602 Morik von Kolbenn.
7) Wolff’ Chronik des Kloſters Porta 2. T, ©. 439. W. v. Tümpling, Geſch.
bes Geſchlechts v. T. I. Bb., S. 28 und 29,
76) Im 20. Heft ber Ver. Schriften ©. 46 ift feiner gedacht.
”9) Siehe Heft 22, ©. 16 und 17,
re — —
+3 59 B-
XIII. Sieglitz.
Sieglig, 1291 Sigelez, 1292 Sigelg, 1337 und 1462 Gegelicz,
1511 Szegelicz, gemeinhin Segeld, nad Bender vom flav. Zichilies, im
Stillwald, Still; nad Jacob Sievelung, das Sedlac, Selac vom afl. sedlo,
Sig, atſch. Siedelung, Landfig; nah Hölzer Sanddorf, „wahrſcheinlich,
weil e3 Kies zur Unterlage hat“so — liegt vom leßtbefchriebenen Orte c. 1 km
weiter nad) NO und etwas höher, von Camburg nad) eben dieſer Richtung 4 km.
So verjchiedenartig auch der Name des Ortes von den Obengenannten gedeutet
wird, darin find fie einig, daß Sieglitz wendiſchen (jlavifchen) Urſprungs ift.
Und darauf weift auch feine ehemalige Anlage hin „in einem Halbrund, weldes
fd nah Süden aufſchloß“, (Hölzer) „an einer bogenförmigen Hauptgafje im
Halbrund gebaut.” (Brüdner.) Gegenwärtig fpringt dies freilich nicht mehr
fo gewaltig in die Augen. Neue Straßenanlagen, An: und Umbauten, zum Th.
duch Feuersbrünſte hervorgerufen, haben im Laufe der Zeit das ſpezifiſch
wendifche Gepräge dem Dorfe vielfach genommen. Set unterfcheidet man bier
Gruppen: ein Oberdorf, eine Mittelgaffe und ein „Groß: und Kleinend.“ Die
Straße, welde von Gamburg her hinter Schindig aufwärts zwiſchen dem
Röblig: links und dem Kalkholze rechts unter Döbrichau allmälig aus dem
öfterö genannten Thalgrund in die Höhe dem Dorfe zuftrebt, zieht ſich erft eine
Strede rechts, außerhalb desſelben hin, der von Sleinprießnig herabfommenden
Straße entgegen, ehe fie in den Ort links einbiegt, dann geht fie durch das
Oberdorf hindurch, Kirche und Schule nebft den kleineren Teil der Häufer rechts,
die Pfarrei mit dem größeren Teil der Gehöite links laſſend, und fucht fid)
durd den rechts gelegenen Häuferfompler einen Ausweg nad dem Nachbarorte
Molau und links die Häuferreihe entlang einen Weg nad) Crauſchmitz bezw.
über Priegnig nad) Naumburg. Das Dorf mit feinen meift zweiftodigen ftatt-
lichen Wohnhäufern mit anftoßenden „Gelänggärten*, geſchloſſenen geräumigen
Wirtsfhaftshöfen, macht einen freundliden Eindrud und läßt einen Schluß
ziehen auf die Wohlhabenheit der Infaflen und auf deren Nährquellen. Hölzer,
wenn aud nicht in Sieglig geboren, jo doch durch die Verfegung jeined Vaters
von Delfnig bei Kahla i. 3. 1801 nad Sieglig, von feinem erften Lebens—
jahre am daſelbſt heimifc geworben, hat als Kantorsfohn manches im Orte
geiehen und über ihn gehört, mandes auch ſelbſt erlebt und feinem Gedächtniffe
eingeprägt, aud in fpäteren Jahren noch für die Ortsgeſchichte feines Heimats—
dorfed ein reges Intereſſe bewahrt und ſolches in feiner „Hiftoriichen Be—
ihreibung der Grafſchaft Camburg“ an ben Tag gelegt. Was wir demnach
gerade über diefen Ort darinnen leſen, ift befonderer Beachtung wert. Er
Ipriht zunädit die Vermutung aus, daß ein großer Teil des Ortes, wie er
gegenwärtig dajteht, in feiner urfprünglihen Anlage nicht befaßt gewefen fein
dürfte, indem er jchreibt: „Uriprünglid) mag wohl die Mittelgaffe und das
0) Bon welden Worte Hölzer den Ortäönamen ableitet, giebt er nit an; und
ſofern Sand und Kies verjchiedene Bodenarten find, ift die Begründung unzutreffend,
a 60 Ber
Oberdorf, wo jegt die Kirche, Schule und Pfarrei ftehen, nicht vorhanden geweſen
jein“, und ſeitdem ift noch miandes anders geworden. Einige Belanntichaften
im Drte haben wir bereit3 unter anderer Beihülfe gemadt. Schon Heft 20
der Vereinsſchriften S. 47 wurde uns ein Einwohner Namen? Johann Kachere,
ein Burgmann (oppidanus) zu Segelicz genannt, der 1337 eine Hufe auf ber
Flur des Dorfes Kolbe bebaute, die Heinrich don Sudig (Steubnig bei Dorn—
burg) von den Brüdern Rudolph und Heinrih, Schenken in Dornburg zu Lehen
hatte. Sein Titel „Burgmann“ läßt einen Zufammenhang mit der Burg
Camburg vermuten; aber daß in Sieglig ein Vorwerk vom Schloſſe Camburg
gewejen wäre, über weldes die Burgherrn von Camburg Joh. Kagere geſetzt
und auf dieſe Weife, wie an anderen Orten um Gamburg den Grund zu
einen nachmaligen Rittergut gelegt hätten, das möchten wir doch nicht unter:
ſchreiben, es wäre denn, daß man und Urkunden vorzulegen im Stande wäre,
bon deren Vorhandenſein wir biölang nicht bie Spur haben finden können. Wir
haben ferner die Namen mehrerer Lehrer in Sieglitz fchon gehört, welche bie
Kinder von Schleuskau und Kleinprießnis, von Zöthen und Döbrihau mit zu
unterrichten hatten, bis die erft genannten Gemeinden fi zufammenthaten und
einen eignen Präceptor zu Schleuskau anftellten. Wir wiffen weiter, daß wir
dort aud einem Pfarrherrn begegnen, zu defjen Kirchſpiel die Orte mitgehören,
die und von Schleuskau her befannt geworden find. Kurz, wir treten micht
ganz fremd in den Ort ein. Dank den Aufzeichnungen Hölzer erfahren wir
nun ein Mehrered. Wir erfahren zunähft, daß aud ein nah dem Orte
benanntes adeliges Geſchlecht exiftierte, indem in einer Urkunde bes Kloſters
Heusborf 1291 ein Otto vd. Sgelz und 1414 ein Ulmann v. GSegelig als
Dombderr zu Naumburg vorfommt. Auch die urkundliche Nachricht vom Jahre
1321 im Transſumtbuche des Klofters Pforta (S. 218%) ift Hölzern nicht ent:
gangen, derzufolge der Schenke Heinrih genannt von Dornburg erflärte, daß
bie edle Fran Juta, Witwe Rudolfs von Seglig, nachgenannte Stüde, melde
fie von ihm „zu Zehn gehabt und ihm offen gelaffen hatte, nämlich 1 Weinberg
auf dem Berge Segeliß beim Dorfe bei Nuar (Naura bei Golmsdorf, Porften:
dorf gegenüber) mit Holz und Grunde (humuletum) fürd Seelenheil ihres
Mannes, der erfchlagen worden war, dem Kloſter Pforta überlaflen habe.
Auch Sieglig hatte dasſelbe Loos wie die andern Ortſchaften rings
umber, daß es auswärtigen Herren tributpflichtig war. Denn wir vernehmen,
daß „nicht allein die Schenken von Tautenburg bafelbft Gerechtiame hatten, das
Pfarrlehen und zwei Ichn:, zins- und frohnpflichtige Güter, in der Mittelgaffe
das Pfeiferfche und im Großende das früher Engelhardiche ſpäter „Sachſiſche“
(Hölzer), fondern dat aud von Tümplinge, Ihan und feine Söhne Chriftoph
Hana und Oswald ſamt ihren Leibeslehenserben 1462 mit 40 alten Grofchen
Zins von einem Gute zu Sieglig (uf Smydes (Schmidt) gub) „und bon jeg:
s) Wolff's Chronik II, 398.
an 61 u-
lichem Faſſe ein Stobichen Bier ſchenkrechts“se) vom Herzog Wilhelm belehnt
wurden. Weiter wird in einer biihöflihd Naumburgifchen Urkunde Hans
v. Tümpling al3 Befiger von Zinfen von 2 Hufen und einem Holz zu Boblas
und Sieglig genannt. Andererfeit3 haben wir bereit3 oben aud) gehört, 1511
verfauft Hans von Tümpling an Thomas von Molau zu Prießnig feine von
der Herrichaft zu Lehn gehenden Zinfen, Männer und Güter zu Graböborf,
Tierſchneck, Graitihen u. a. O., zu Sieglig; „czu Szechelitz“ traf es Facius
Hellefegel mit 1 Sceffel Hafer, „item die Weyner mit czw (2) faftnadht
Hennen von etlichen ardtedern”. Weiter erfehen wir aus einem Lehnbrief des
Biſchofs Sigismund von Merfeburg vom 28. Auguft 1537%°) für Hans d.
Jüngern, Scenten von Tautenburg, daß Odwald dv. Tiimpling, neben ver:
Isiedenen Dörfern oben auf der Höhe bei Frauenprießnig, wie Poppendorf,
Mertendorf 2c., zu Segelig einen Hof mit den Erbgerichten darauf und „etlichen
Edern, jo viel zum hove vor alder& gehörende” zu Lehen trug. Im genannten
Jahre war diefer Hof an Hanſen Bornner ausgethan und diefer hatte davon
jährlich 3 Sceffel Weizen, 3 Scheffel Hafer Jen. Maß und 2 Hühner auf
Saftnaht zu zinfen und 4 Tage Handfrogne zu leiten. Endlich wollen wir
nicht unerwähnt laffen, daß die Bewohner von Sieglig an dad Domkapitel zu
Naumburg einen großen Getraidezins, 53%, Scheffel Hafer, fogenanntes Hunde:
forn liefern mußten (urfprünglich eine freie Gabe) dafür, daß der Biſchof von
Naumburg Leute und Hunde hielt, um das Wild vom Siegliger Felde abzu—
wehren, welches aus dem Tautenburger Forjte und dem Naumburger Buchholze
einbrad. — Genug davon. Suchen wir unfere alte befannte Fundgrube auf,
um neue Anknüpfungspuntte zu gewinnen. Inhalts des Seelenregifterd be—
finden fih i. 3. 1674 149 Seelen dafelbft; „darunter 26 beſeſſene Mann,
4 Wittwer und 2 Hausgenoſſen, 7 defenfioner undter denen 28 Musquetirern,
jo in dem Ambte Camburgk findt und unter die im Ambt Noda befindliche
Gompagni mit gehören thun.“ An Handtwerfern 2 Zeinweber, 1 Schmied und
1 Brauer. 32 Feuerftätten. 1641 waren 9 wüßte und 7 eingefallene Häufer
dajelbjt. 1648 wurde Heringd Haus von Soldaten eingeriffen. 1664 waren
bon 31 Häufern nur 11 bewohnt, die übrigen wüfte, und von 79 Mfl. 20 Ggr.
Steuern 51 Mft. 5 Gar. 4 9 ungangbar wegen wüſter Häufer und Felder.”
(Hölzer) Die wüften Häufer und Felder waren traurige und fchauerige Hinter:
laffenfchaft der Sahrzehnte lang vorher mildempörten und wildrafenden
Friegäfurie, zumal nad; dem Tode Guftan Adolfs die Schweden feinen Unter—
ſchied zwiſchen Freund und Feind mehr machten und vor Sengen und Brennen
mitten in evangelihen Landen jo wenig zurüdicredten wie die katholiſchen
Kaiferlihen. „Schon im Bruderfriege hatte der Ort viel gelitten. Die Bewohner,
Unterthanen de3 Herzogs Wilhelm, hatten ſich 1447 in der Kapelle wahrſcheinlich
verſchanzt, und der Bifhof von Naumburg und Rudolf v. Bünau, welche auf
8) Lehnbrief v. 1472. Wolf dv. Tümpling, I. Bd., 110 und 144.
8) W. v. Ziimpling I., 266.
= 4 62 Ber»
der Seite des Churfürften Friedrich ftanden, erftürmten fie; bei welcher Gelegen—
heit viel Häufer abbrannten.“ (H.) „Auch 1806, bei vem Einfall der Franzoſen“ —
fo berichtet Hölzer aus feinen Jugenderinnerungen weiter — „hatten die Ein:
wohner viel zu leiden, Das 19. Lintenregiment flug am 12. Oftober abends
ein Lager auf den Feldern oberhalb der Schule auf. Der General mit feinem
Stabe hatte Quartier in der Schulwohnung genommen. Das ganze Dorf war
von Soldaten überfüllt. Die Bewohner hatten ſich geflüchtet. Im Lager und
in den Höfen brannten Feuer. In das Lager wurden Schweine, Schafe, alles
Federvieh und Betten geihafft. Alle Häufer waren ausgeplündert und 28 Pferde
mit fortgenommen. Am 13. Oktober zog da3 Regiment ganz früh ab und nadı
Naumburg. Von da marfdierte es am 14. Oktober durch Gamburg gegen
Dornburg.“
Zu Ende des Jahres 1833 zählte Sieglitz 221 Seelen; zur Zeit als
Brückner feine Landeskunde ſchrieb, 20 Jahre ſpäter, Hatte das Dorf 5 öffent:
lihe Gebäude, 40 MWohnhäufer und 1 Werkhaus, 43 Familien und 265 Ein—
wohner. Im Jahre 1871 39 bewohnte Gebäude, 46 Haushaltungen und
245 Einwohner; davon 152 ortögebürtig, 199 Meininger und 46 Nichtmeininger,
2 mit Hausfig, 1 mit fonftigem Grundeigentum und 38 mit Haus- und Grund:
eigentum angefefien. 1895 47 bewohnte Wohnhäufer mit 47 Haushaltungen,
2 mit 16—%0, 1 mit 21-2, 26 mit 6—10 und 18 mit 1—5 Verſonen;
2 nur mit Haußeigentum, 38 mit Haus: und Grundeigentum angejeffene
Familien. In den legten Dezennien 1 Dampfziegelei vor dem Dorfe etwas
abjeit3 von der Straße nad Molau, und eine Windmühle aufgerichtet.
„Eine Kirche zu Sieglig und daran Iiegendter Kirchhoff, fo die Haupt:
firdhe ift, dad Filial aber ift Scleißfau ...., fo ift aud ein Pfarr- und
Schulhauß vorhanden, ein gemeiner Badofen aber dafelbjt nicht, fondern es
hat jedweder inwohner einen Eignen an feinem Hauß. Gin der gemeinde zu:
ſtändiges Brauhauß befindet ſich auch allda, und iſt darbey ein Quellwafler
und zum Brauen auch jonft waſſer genug vorhanden. 10 Zieh: und Quell:
brunnen, alß 3, welde der Gemeinde und 7 denen Nachbarn zuftändig, fint
allda befindlich.“ So berichtet das Amtsbuch von 1674 weiter, Nicht Alles,
wa3 wir hier lefen, ift und neu. Vom Filial Scleusfau haben wir bereits
einige flüchtige Blide auf die Mutterfirhe herübergeworfen. Xaffen wir uns
jegt ein etwa3 längeres Verweilen bei ihr gefallen. In den ältern Nachrichten
tft nur von einer Sapelle dafelbit die Rede, „in mweldier ein Domberr aus
Naumburg jährlid 4 Mal Meffe gelefen.“ Ob fie bei der Erftürmung 1447
im Bruderfriege zerftört oder nur ſtark befchädigt wurde und einen Umbau
oder nur eine Reparatur nötig machte, darüber fehlen die Nachrichten. In der
Kirhrehnung don 1665 findet fi eine bedeutende Mehrausgabe gegen bie:
jenigen von früheren Jahren, jelbft gegen die von 1663. Denn während fie
in der älteften vom Jahre 1583 3. B. nur vüij (8%) affo xv (15) gr. iij
(24s) »% betrug und bis zum Jahre 1663 fi auf 25 affo 11 gl 6 erhöhte,
1 63 u»
find 1. 3. 1665 249 affo 4 gr. 9 9 in Ausgabe geftellt, mit einem beträdt-
lichen Posten für den Scieferdeder. Dazu die Bemerkung „wegen neu auf:
gerichteten Stirchturmd.” „Das Holz hat der Durdlaudtigfte gnädtgfte Herr
(Friedrich Wilhelm IL) auf Suppliren der Gemeinde meiftenteilö verehrt.”
Überhaupt hatten fich Kirche und Gemeinde zum Ofteren der Landesväterfichen
Huld und Fürforge durch VBermächtniffe zu erfreuen gehabt, und waren dadurch
in den Stand gejegt Reparaturen und Verſchönerungen an den öffentlichen
Gebäuden vorzunehmen, So heißt es ſchon 1526: „Der Durchlauchtige Chur:
fürft Johann der Beftändige chriftmildeften Andenkens hat die hiefige katholiſche
Kapelle durch den feeligen Lutherum von dem Bapiftifchen aberglauben gereinigt
und aljo diefelbe in eine evangelifche Kirche verwandelt; aud die Pfarrei mit
36 thüring. Nedern in Stegliger Flur und 63 thür. Nedern u. 12 Ader Holz
in Schleußfauer Flur, zufammen 111 thür. Adern und durchgehends ſteuer—
freien Gütern, deögl. mit 50 Mfl. Geld, aud vielen Zehen, Decem und Zinfen
ausgeſteuert. Endlich aud denen Schulbedienten ihre Brote, Garben und
Getreide feitgejegt, wovon aber ſeit der Neformation viel verloren gegangen.“
„Der Durchlauchtige Churfürft Johann Friedrid der Großmütige (F 1554)
bat der Pfarrei jährlih 12 Mfl. aus dem Hodjfürftlichen Klofteramt Capellen-
dorf vermadt.“
Der Durdlaudtige Herzog Friedrich II. (F 1732) hat a. 1713 6 Mft.
zur Erbauung der hiefigen Kirche gegeben und Friedrich III. a. 1748 erftlich
136 Mfl. Intereffe vom Herrmannſchen Schul-Stapital, zum andern 60 fl., fo
aus der alten Schule gelöft worden waren, und zum britten einen freien Platz
zur Erbauung der hiefigen Schule, fo alle Dreied auf 200 fl. beträgt, conce-
diret. Gegen dad Ende des 17. Jahrhundert3 wurde der Bau des Pfarrhaufes
betrieben. Die Arbeiten ſämtlicher Handwerf3leute berechneten fih auf 406 fl.
17 gr. Sie wurden gebedt durch Beiträge
von 35 Häufern in Sieglitz & 6 fl. == 210 fl
= 31 „ „Schleuskau à 3 fl. = 33,
„ 16 , „KRKleinprißnitz à 3 fl. — 48,
„10 „ „Döbrichau à 8 fl. = 30,
” 3 „ ” Zöthen a3 fl. == 9
Sa. 330 fl.
Dazu kamen Gollectengelder von Altenb.
Eonfiftorium 40 fl. 12 gr.
duch Paul Filz 11 „13.8 %
bon etlichen guten Freunden a
von der Kircheninſpektion 2.
bon beiden Kirchen in Sieglig u. Schleußfau 20 „ — „__
Sa. Sumarum 411 fl. 11 gr. 3 9.8)
1) Siegliger Kirchenrehnung im Amtsarchiv zu Camburg unter Nr. 27 und 163.
4 64 Br
Eine größere Reparatur an der Kirche war ſchon 1713 angeordnet;
aber die Gemeinde fträubte fi gegen deren Ausführung, weil fie die an ber
Mitternachtöfeite angebaute Halle nicht abtragen laffen wollte. Es waren nichts—
fagende Gründe, die fie vorwandte. Dafür mußte fie es nun auch i. I. 1721
geichehen laſſen, daß trog ihre Widerpart3 das baufällige und nicht mehr zu—
reichende Heiligtum abgebroden und nicht blog um 6 Ellen verlängert, fondern
auch auf die beiden Seitenwände noch fo viel aufgefegt wurde, daß fie 15 Ellen
hoch und für 2 Emporen eingerichtet wurde. Das Holzwerk, das bie
Gemeinde anfuhr, beforgte Meifter Joſeph Schütze aus Waldeck für 93 fl. und
die Maurer-Arbeit Hand Jacob Sonnefalb für 87 fl. 14 gr. Der ganze Bau
fam auf 430 fl. 8 gr. 9 H zu ftehen. Dazu trug bei Sieglig 330 fl. 18 gr.
und Döbridau 88 fl. gr. 9 4. Das Ubrige wurde aus dem alten Kirchen—
holz gelöft.®®)
Trogdem durch die in den letzten Jahren fich häufenden öffentlichen
Bauten hohe Anforderungen an die Gefamtheit geftellt wurden, jo fehlte es
innerhalb der Gemeinde auch nicht an einzelnen frommen Seelen, die ihre milde
Hand aufthaten zu befonderen milden Stifungen. So a. 1720 Ambrofius
Hermann®e) teild zur Anſchaffung einer neuen Glode, teild zur Bekleidung des
Altard und der Kanzel; item zu einem gewiflen Schulgelde (d. h. um eine
Anzahl Scyulfinder (14) fchulgeldfrei zu machen) 400 Mil. So am Friedens—
fefte 1743 fromme Herzen aus Sieglig und Döbrichau zur Verfchönerung des
Gotteshaufes durd Malerei, die Junggeſellen 9 3g, die Jungfrauen 11 %g, bie
Eheleute 13 % 16 gr., die Schuljugend 28 % 13 gr. So 17% Marie Küchlerin
1000 Mfl. für da3 Liebe Gotteshaus, „wovon aber 500 Mfl. entzogen, abge:
fürzt worden, fo daß ed nur 500 fl. bezahlt befommen hat.“ Weiter find in
dem genannten Jahre zur Aufbauung der neuen Orgel c. 67 % an freiwilligen
Beiträgen zufanımen gelommen, und 52 3 haben die beiden Gemeinden Sieglig
und Döbrihau zur Beftreitung des Koftenaufiwandes zugefteuert. Zur Ans
Ihaffung der Baufen ti. 3. 1801 und Hörner 1803 neue Sammlungen.
Die erfte Orgel wurde 1742 auf Betrieb deö damaligen Pfarrers
M. Johann Andrea Schmidt befhafft, indem er nicht allein die erften 5 %
dazu ſpendete, fondern „durch fein bittliches Anhalten bei feinen herzlich geliebten
Beichtlindern Die erfte Urſache geweſen ift, daß die Siegliger und Döbrichauer
Nahbarn mit hoher Genehmhaltung die 2 Emporen geändert und ihren Beitrag
zur Orgel verwilligt haben’, unter dem ihnen gegebenen Verſprechen, „daß fie
feine neuen Abgaben an gar niemanden bor das Spielen der Orgel auf fid)
oder ihre Häufer bekommen, noch viel weniger in einen verdrießlichen und Geld
fplitternden Proceß, wie zeithero über den Schulbau, dur ihre Verehrung zu
85) Akten, betr. Bau= und KReparierung der Kirche in Sieglig 1722. Amtsardiv zu
Gamburg unter Nr, 47,
8) Sein Gehöfte links am Wege nad Naumburg, dem Gehöfte jchräg gegenüber.
An der Straßenfeite des Haufes die Infchrift: „Da richte mid) auf Brofius Herrmanı a. 1687.
nn 65 o B-
einer fo chriftlichen und Bott wohlgefälligen Sade verwidelt werben follten.”“
„Da indefien dem (damaligen) Herrn Kantor Schade dergleichen Spielen der
Orgel weder bei der praesentation voraus angetragen, noch aud in feiner
voeation war eingerüdt worden, und er die Orgel gar umfonft und ohne
Entgeld zu fpielen billiger Weife nicht mag gezwungen werben,‘ jo blieb dem
guten Herrn Pfarrer zur Einlöfung feined gegebenen Worte nicht anderes
übrig, als mit dem Kantor Schade einen Pakt zu maden, dahin lautend, „daß
er alle Sommer, bie ihn Gott hier in dem Grade der Gefundheit erleben Laffe,
daß er feinen Amtsverrichtungen vorftehen könne, die Orgel lediglich Gott zu
Ehren ohne Entgeld jpielen, dagegen des Winters vor feine Mühe und ber
dabey auszuftehenden Kälte 4 alte Schod jährlich zu Oftern von ihm, dem
Pfarrer, von feiner Befoldung erhalten folle.*
1844—1845 wurde ein neuer maffiver Turm gebaut, eine weithin
fihtbare Zierde des Orts, vieredig, oben fn eine Pyramide auslaufend, und
die Kirche im Innern freundlid erneuert, 1851 auch ein neues harmonifches
Geläute von 3 Gloden angeihafft, umd der Kirchhof erweitert und zum Teil
ummanert. Recht jchade, daß das Kirchengebäude jo verftedt liegt, daß außer
dem Turme nur das Dad die auf 3 Seiten darum herumftehenden Wohn:
und Wirtfchaftögebäude der Nachbarn überragt.
Um jo mehr fallen in die Augen auf der einen Seite der breiten
Straße, der Kirche gegenüber, das ti. 3. 188990 im modernen Style neuer-
baute zivetetagige prächtige Pfarrhaus mit hübſchem Blumengarten und Lauben:
gang vor und Gemüfegarten hinter dem Haufe, und auf der andern Seite, in
geringer Entfernung bon der Kirche, das i. 3. 1877 um ein Stockwerk erhöhte
freundlihe Schulhaus, beides Häufer, die den Eindrud machen, als hätten bie
OrtSangehörigen dur ihren Bau befunden wollen: nicht wir allein, fondern
auch unfer Paſtor und Kantor follen eine fchöne Wohnung, ein angenehmes
Heim, haben. Bon ben beiden alten Wohnungen konnte dad nicht gefagt
werden. Sie übten feine Anziehungskraft auf die Bewerber um die Stellen
aus. Bom alten Schulhaus, d. 5. von dem 1743 erbauten,®”) zu dem, wie
wir oben gehört, der Herzog Friedrich III. den Bauplatz fchenkte und Mehrerlei
verwilligte, weiß Hölzer, der in ihm feine erften Gehverfuche machte und als
Schüler des Eifenberger Lyceums und als Student von Jena feine Ferien
verlebte, anzugeben, daß es nur ein Erdgeſchoß Hatte, in welchem eine Stube
als Schul» und Wohnftube diente. Anfangs dieſes Sahrhundert3 wurde bie
große Kammer auf der weitl. Seite des Erdgeſchoſſes zu einer Schulftube und
Kammer daran umgebaut, und noch fpäter, einige Sahrzehnte fpäter, eine
Stube in die Manfarde eingebaut. Das der Gemeinde zuftändige Brauhaus
am weltlichen Ende des Ortes, weldes neben dem Pfarr: und Schulhaufe im
Amtsbhuche erwähnt wird, war bis 1863 im Betrieb; fpäter wurde es verkauft
8) Das ältefte „grenzte an den Gottesader ımb ftand beim Ausgange auö dem—
jelben rechts.” (H.)
5
a 66 9 Be»
und" in ein Wohnhaus umgewandelt. Auf dem Sclußftein über der Thür
des alten Gebäudes ftand die Jahreszahl 1609, wahricdeinlih da Jahr der
Erbauung.
Pfarrei und Schule waren für die damalige Zeit gut dotiert. Wir
erinnern und, wie der Churfürft Johann der Beitändige die erftere i. 3. 1526
mit Ländereien in der Siegliger und Schleuskauer Flur, mit Geld, Lehen und
Decem von den Vorwerksäckern in Kleinprießnig und dem Rittergute in Zöthen
ausgeſteuert, wie er auch für die Schule treulich geforgt hat, insbeſondere wie
Sohann Friedrih der Großmütige weiter 12 Mfl. aus dem fäkularifierten
Klofter Capellendorf zugelegt hat. Des Siegliger Pfarrerd Einkommen und
Befoldung betrug i. 3. 1674 laut Amtsbuch Pars 2. Gap. „von den Geiftlichen
Rechten“ fol. 210 und 211
1) an baarem Gelbe.
6 Affo aus der Kirche (von Sieglitz) auf die Kirchrechnung um Lätare.
1 fl. 3 gr. Michaelis-Pfennige.
6. gr. 8 9 Kühſchillinge.
3 fl. 13 gr. Opfergeld, Pfingften und Weihnachten fällig.
3 aſſo aus der Kirche vom Filial Schleußkau.
20 fl. Walpurgid und Michaelis von 5 Befigern der Pfarrgüter.®®)
17 gr. 9 9 Michaelis-Pfennige.
1 fl. 17 gr. Kühſchillinge.
4 fl. Opfergeld, Pfingften und Weihnachten.
12 fl. aus dem Fürftl. Amte Gapellendorf.
2) an Frudt.
14%, Scheffel Korn. \
14a „ Haber
1 Schod Korn
1 „ Haber
3 Mantel Korn
3 „Haber
3 Scheffel Korn |.
355 Sl im Sad.
3) an Land.
1 Hufe, welche ſich auf 17% Ader erftredt,®»)
1 Garten an der Pfarre und
1 Stüdden von der Gemeinde:Wiefe.
8) „Die Pfarrfelder in Schleusfau anfangs verpadhtet, wurben immer jchledhter und
geringer im Grtrag, fo daß ſich feine Pächter mehr finden laffen wollten. Man jah fich des—
halb genötigt, die Pfarräder zu einem geringen Getreide und Geldzins und ein Fleines After
lehngeld zu vererben. Diefe Laften wurden nad) dem Gefege von 1849 mit 1/, Verluft für die
Pfarrei abgelöft.” (H.)
8) Die Hufe bezeichnet Zuftus Möſer als eine Attie am Gemeinwejen, die fo viel
Boden umfaßte, als ein Bauer mit 1 oder 2 Knechten bewirtichaften fonnte; tft aljo fein
Sen. Gemäß, im Sad.
' von Herrenfelberi.
vom Rittergut Zöthen.
+ 67 Ber
4) an Aceidenzien,
10 fl. Beicht-Pfennige.
6 gr. von Aufgeboten.
6 „ bon einem Zeugen.
1 fl. 3 gr. von einer Hodhzeitpredigt und Copulation.
3 gr. 6 4 bon einer Kindtaufe.
1 fl. 3 gr. von einer LZeichenprebigt.
12 gr. von eines Alten Begräbnis ohne Leichenpredigt.
6 gr. von eined Kindes Begräbnis,
1 gr. bon einer Fürbitte oder Dankſagung.
Des Schulmeifterd Befoldung.
1) an Gelb.
10 gr. 6 9 von der Gemeinde-Rechnung.
3 affo aus ber Fire wegen des Seygers (für dad Aufziehen ꝛc. der
Kirchenuhr) und für die Anfertigung der Kirchenrechnung.
2) an Frudt.
6 Schod und 2 Mantel Korn in Garben.
3 Jenaiſche Sceffel Korn im Sad.
Aus dem Filial:
3 Schod weniger 3 Garben Korn.
1 Mantel 12 Garben Haber.
2 Sceffel 3 Viertel 1 Maß Horn (Jen»Gemäß), aus jedem Haufe 1 Maß
35 Brode auf Weihnadten und 35 Brode auf Walpurgis.
3. Nccidentia.
3 gr. von einem Kinde quartaliter Schulgeld.
12 gr. von einem Begräbnis einer alten Perfon mit Leichenpredigt.
6 gr. von einem Begräbnis ohne Leichenpredigt. i
3 gr. vom Begräbni3 einer jungen Perſon, wenn nicht geprebigt wird.
von einer Hochzeit die Mahlzeit.
1 Ei von jeder Perfon, die zum Tiſche des Herrn gehet, für die Hoſtien.
Das heutige Dienfteinfommen bes Pfarrers aus der
Stelle beträgt nad der Defignation vom 1. Auguft 1891 1947 ME, darunter
499 Mk. 60 Pf., 3,6% Zinfen von 13880 ME. Aktivfapitalien aus Ablöjungen
auf der Sparkaffe in Samburg, und 1197 ME. 50 Pf. Pachtgeld vom Pfarrfeld,
Bei Bemeßung der Alteräzulage lommen 120 Mi. nit in Anja, fondern
werden als befondere Vergütung für den bejchwerlichen Dienft wegen de ent:
fernten Filials und der eingepfarrten Ortfchaften von der Summe des Dienft-
einfommend in Abzug gebradt.
mathematifdy ganz beftimmtes Landmaß. Für gewöhnlich rechnet man auf 1 Hufe 30 Morgen
oder 12 altenburg., große, oder 24 weimar,, Feine Ader.
5*
A 68 Be-
Das heutige Dienfteintommen ded Lehrers befteht
nad dem Gejeg vom 12. Februar 1894
1) an barem Gelbe:
aus der Gemeindefaffe 1014 Mt. 50 Pf.
2) Auſchlag der Dienftgrundftüde:
Padtgeld von 3 Morgen Feld, abzügl. 5%, 85 Mt. 50 Bf.
3) Vergütung für den Kirhendienft: 175 ME,
Aufgefundenen Nachrichten zufolge find folgende Pfarrer hier gewefen:
1. Johann Fiedler. Er wird in der Siegliger Kirchrechnung bon
1549 als „Bfarher“ genannt. Nad; Hölzer Meinung muß aber fchon vorher
ein Geiftliher dagemwejen fein. Allein die Gründe, aus denen er e3 berleitet:
„da in den Rechnungen von 1545—47 6 affo für den Pfarher in Molau
Befoldung auf 1 Quartal in Ausgabe vorfommt wegen Mangel eines
eignen Pfarhern — und — aud für Balger Spellberg ift 1affo 1 Gar.
verauögabt, der ven neuen Bfarher herbeigeführt“, find m. E. beide
nicht zwingend.
2. Johann Leipold. Er ift 1557 von Leislau hierher gefonmen und
wird in der Amtsrechnung von 1561 nod als Pfarrer in Sieglitz aufgeführt.
3. Johann Blankenburg tft nur kurze Zeit hier geweſen.
4. Johann Steinbeiß ift 1568 hier angerüdt. Bezüglich feiner Führung
wird ihm ein ähnliches Zeugnis ausgeftellt, wie das des Apoſtel Paulus an
die Gorinther lautet. (I. Cor. 5,6.) „E3 beißt: „er könne feinen Entlaffungs:
fchein (literas dimissoriales) beibringen, wie er bon feiner vorigen Pfarrei im
Weimarifhen gekommen ſei; hat auch fonft ein ärgerliches Leben geführt, ift
bei Schentenhaufen in zerbalgten Hofen, wie ein Landesknecht einhergegangen ꝛc.“
Hölzer.) Auf Johann Steinbeiß folgte
5. Bartholomaeıd Phrafius und auf diefen
6. B. Caspar Wippel. Ihm wurde 1625 ein Sohn geboren, Koh. Balthasar,
‘der 1681 ald Pfarrer in Lohma bei Altenburg geftorben tft. Nach pp. Wippel
7. Zohann Hoffmann.
8. Jacob Bornheinrih aus Altenburg, geb. den 22. Januar 1613;
eingeführt den 29. Januar 1644; war zweimal verheiratet; feine erfte Frau
ftarb bei der Geburt de3 adıten Kindes am 24. Oftober 1652. Bon ihm ift eine
eigenhändige Vokationsurkunde d. Sieglig, den 28. Februar a. 1649 für den
Schulmeiſter Ernft Müller in Caſekirchen mit den nachfolgenden Einführungs-
bericht in dem Sculaktenband im Siegliker Pfarrardiv zu finden.
9. Friedrich Strigenigiud aus Münchengoſſerſtädt von 1666167550)
kam von hier nah Müncdengofferftädt und ftarb daſelbſt 1688.
“) Weiß nicht was er pecciert hat. In einem Schreiben des Superintendent Graufer
in Gifenberg an den Adjunkt Peter Paul Cramer in Gamburg, d. Gifenberg, d. 20. Juli
1672 ift zu lefen: „Dem Herrn Pfarrer zu Sieglitz will ich einen Brief zuſchicken, quod pasto-
ralis fidei immemor fuerit- Mir gefällt e8 gar übel 2.”
+4 69 >
10. Chriſtoph Tſchirpe aus Dfterfeld 1675. 7 d. 4. April 1682.
11. Johann Ehrhard Michaelis aus Prießnitz. 1682—1706. An ihn
finden fid) Anfchreiben der Superintendenten M. Nathanael Mylius und M. Johann
Nicolaud Frank in Eifenberg von 1682—1692, zumeift in Schulfadhen. Wie
lange er aber feines Amtes hier gewaltet Hat, ift aus den vorliegenden Aften
nicht zu erjehen. Hölzer fchreibt bei der Aufzählung ber Geiftlihen in Sieglitz
S. 166): „Johann Erhard Michaelid ohne Zeitangabe (über ihn fieh München:
goſſerſtädt).“ Dort wird zwar ein Joh. Georg Michaelis erwähnt 1709
und bei der Gelegenheit von einer weit verzweigten geiftlichen Familie dieſes
Namens im Herzogtum Altenburg geredet, aber ein Johann Ehrhard Mid.
nicht genannt. Dagegen heißt e3 in der Eifenberger Stadt- und Land-Chronika:
Joh. Ehrhard Michaelis fam von Sieglig nah Münchgofferftädt und ift 1706
dafelbft gefiorben. Das jtimmt jedoch nicht mit dem Mündhengofferftädter
Kirhenbudye. Um die befagte Zeit war Joh. David Schmidt dort Paſtor.
Auch don dem Ableben des pp. Michaelis ift in dem dortigen Verzeichnis ber
Geftorbenen nicht3 zu finden. Ferner ift in dem Gamburger Kirchenbuche (Ver:
zeihnis der Aufgebote und Trauungen v. 3. 1729) Jungfrau Rofine Elifabeth,
die Braut des Floßinjpektord und Ratskämmerers Samuel Zöllich zu Camburg.
eingetragen als eine nachgelaffene Tochter des Johann Ehrhard Michaelis, wohl
emeritierten Paftoris zu Sieglig, und als zu Münchengoſſerſtädt Eopuliert.
Endlich ift nody im Gamburger Kirchenbuche zu finden, daß pp. Michaelis 1701
als Paftor von Sieglig den franfen Adjunft M. Nathanael Mylius in Game
burg bei einem Leichenbegängnis vertreten hat. Demnach ift er in Sieglig
geftorben, und das Jahr 1706 wird wohl ala fein Todesjahr zutreffen. Er
hat von 1687—1706 feinen Eintrag in das Kirchenbuch gemadt, 1692 am
11. April brannte die Pfarrei ab.
12, Heinrih Friedrih aus Gifenberg 1706—1723; verheiratet 1707
mit Marie Elifabeth geb. Götz, des Fürftl. Sähf. Hausvoigts zu Eifenberg
Toter; Faın von hier aus am 12. September 1723 als Paftor nad) Kloſter—
lauänig. Er hat das große Verdienst, durch eine eingehende ſachliche Darlegung
der Verhältniffe den jahrelangen vorerwähnten Streit zwiſchen der Döbrichauer
und Schleusfauer Gemeinde wegen der Auöpfarrung der erfteren von dem
Filiale Schleusfau und der Einpfarrung in die Mutterkirche zu Sieglik, 1721
auf Iegalem Wege zu einem beide Parteien befriedigenden Ende geführt zu
haben. Seine allgemeinen Verdienfte ſchmälert der üble Nadıruf feines Amts:
nachfolgers: „Diefer Mann hat unverantwortlih an den biefigen Pfarrgüthern
gehandelt.” Näheres, in welcher Weife? findet ſich nicht in den vorhandenen Akten.
13. Michael Friedrich Crell aus Altenburg 1723—1741, „wurde von
bier aus nad) Jägersdorf bei Kahla trandlocirt, nachdem er vorher den nad).
teiligen Verkauf von Hufe Pfarrfeld vor der Lippe (Flurname) burchgefekt,
25 fl. Lehngeld und 25 fl. prämiierte Intereffen von den 500 aus dem Felde
gelöſten Mfl. eingeſtrichen hatte.“ Für feine Handlungsweife findet fih hinter
1 70 Bo»
feinem Namen im VBerzeihnis der Pfarrherren zu Sieglig und Schleuskau in
dem mehrerwähnten Aktenband eine noch viel ftärfere, ſchlimmere Bezeichnung
al3 diejenige, mit welcher er die feined Vorgängers cdarakterifiert.
14. M. Johann Andreas Schmidt aus Scleußfau 1741—1774;
wurde ‚choren den 15. Oktober 1704. 1743 verheiratete er fi mit der Kantor:
tochter in Schmiedehaufen und ftarb 1781 dafelbft, nachdem er ſich noch in feinem
70. Zebensjahre hatte dahin verſetzen laſſen. Er hat fich, wie oben berichtet
it, bald nad feinem Antritte um Gemeinde und Kirche verdient gemacht,
durch die Anregung zu einer Verſchönerung des Gotteshaufes in feinem Innern
und zur Ausftattung deöfelben mit einer Orgel und noch mehr dur das Opfer,
welches er im Vereine mit feinem Kantor brachte, daß die Orgel auch gefpielt
wurde.
15. Friedrich Daniel Markmüller, gebürtig aus Kahla, kam von
Schmiedehanſen hierher, woſelbſt er mehrere Jahre als Pfarrſubſtitut fungiert
hatte. Er war von 1774 bis zu feiner Berufung nach Hohendorf im Gerichts—
anıtöbezirt Eifenberg ti. 3. 1785 allhier im Amte. Ihm folgte
16. Johann Friedrich Wilhelm Zelle, gebürtig von Erdmannsdorf,
einem Gute bei Pößneck; kam vom Pfarramt auf der Zeuchtenburg bei Kahla
hierher und 1793 von bier nach Großenftein im Gerichtsamtsbezirk Ronneburg.
17. Michael Friedridh Krafau. Er war 1743 zu Schmiedehaufen ge:
boren und vorgebildet für feinen Beruf auf dem Lyceum zu Eifenberg und den
Univerfitäten Leipzig und Helmftädt. Bon 1781 biö zu feiner Verjegung zu
Weihnachten 1793 hierher, Waifenhauspfarrer in Altenburg. Seined Bleibens
war nicht volle 2 Jahre allhier, zu Pfingften 1795 wurde er nad Edolftädt
befördert. Ihm folgte im Pfarramte
18. M. Johann Wilgelm Jenniſch, gebürtig von Altenburg. Bevor
er in die hieſige Pfarritelle eintrat, den 10. Juni 1795, war er in feiner
Vaterſtadt erfter Lehrer an der dafigen Mädchenſchule; ftarb den 4. Januar
1808 an Entkräftung infolge der Mißhandlungen, die er im Jahre 1806 beim
Einfall der Franzoſen zu erdulden hatte,
19. Friedrich Auguft Berlet, 1808—1830. Er war gebürtig bon
Niederkroffen im Gerichtsamtsbezirk Kahla, wo fein Water Pfarrer war. Bevor
er die hiefige Pfarritelle übernahm, war er Pfarrer auf der Leuchtenburg.
Seine Probeprebigt hielt er hier am XI. p. Trin., den 28. Auguft 1808, und
fein Umzug geſchah den 5. September genannten Jahres. Wegen großer
Nervofität mußte er fich eine Zeit lang vertreten laffen. Die Sorge um feine
zahlreihe Familie trug wohl das ihrige zu feinem Leiden bei. Er ftarb im
Dezember 1830 an Abzehrung. Sein Amtsnachfolger war
20. Ernft Heinrich Traugott Tömlih von 1831—1851. Er war
geboren den 26. März 1796 zu Jägersdorf in der Didced Orlamünde, wofelbit
jein Vater Karl Friedrich Tömlid das Pfarramt befleidete, che er nad) dem
nahe gelegenen linterbodnig und 1805 nad Schwmiedehaufen verjegt wurde. Der
+ 71 +»
junge Tömlich erzählt in feiner Selbftbiographie, die nebenbei gejagt eine ber
intereffanteften in ber Sammlung der „Nachrichten über die feit der Reformation
in der Grafihaft Camburg angeftellten Geiitlihen* ift, wie der mehrfachen
Wohnfigveränderung feined Vaters zufolge feine Wanderungen fon begannen,
al3 er nod nicht einen Monat alt war. Bis zu feiner Konfirmation blieb er
im elterlihen Haufe und wurde von feinem Vater im Griechiſchen und Lateiniſchen
unterrichtet, im Übrigen von einen: Hauslehrer. 1810 bezog er das Lyceum in Eifen-
berg, 1813 dad Gymnafium in Altenburg, 1817, nad) abgelegter Maturität3prüfung,
bie Univerſität Jena in der Abfiht — die Rechte zu ftudieren, „was freilich
der Vater nur mit Unwillen ſah.“ Der Eltern Wunſch war, der Sohn follte
Geiftliher werden. Und ihm gehorhend — nicht dem eignen Trieb — „jattelte
er um, al3 er nadı den erjten Pfingftfertien vom Elteruhaufe nad) der alma
mater zurüdfehrte. Käſtner, „diefer geiftreihe und hoffnungsvolle, wern auch
etwa3 phantaftifche junge Docent“ nahm fi) feiner an und machte ihn zu einem
studiosum theologiae. Ueber feinen engern Verkehr mit dem nacmaligen
Jenaiſchen Profeſſor Scheidler, dem Mitbegründer der Burfchenfhaft, und über
feine Zugehörigkeit zu ihr läßt Tömlich in feinem Lebenslaufe vorfichtigerwetie
fein Sterbenswörtchen fallen, — e8 war bie Zeit danach, er fchrieb ihn im
September 1831, — und Tömlih war es, der das in den zwanziger und
dreißiger Jahren des laufenden Jahrhundert arg berpönte Banner, die ſchwarz—
rot:goldene Fahne, ein Geſchenk der Frauen und Yungfrauen Jenas, die 1817
beim Wartburgsfeſte Iuftig flatterte, — im Pfarrhaufe zu Sieglig, Spähern
tief verborgen, aufbewahrte und den burſchenſchaftlichen Schatz rettete, Oſtern
1821, nad glüdlich beftandenem Gramen pro candidatura wurde er Kandidat
des Predigtamtes und als folder eine weſentliche Stüge feines alternden Vaters.
4 Jahre fpäter wurde er demfelben unter dem Namen eines Gollaboratord
ordnungsmäßig beigefegt. In diefer feiner Stellung erwarb er ſich die Achtung
und das Vertrauen der Gemeinde in ſolchem Maße, daß fie ihn nad) dem Tode
des Baterö, den 15. September 1829, als feinen Nachfolger fih erbat. Allein
erit follte er älteren Bewerbern um die Stelle weichen, erft 20 Jahre, vom
11. September 1831 an, Pfarrer in Sieglig werden, ehe er die Stelle in
Schmiedehaufen erhielt. Ihm folgte im Pfarramte zu Sieglig
21. Friedrich Carl Auguſt Mahn, ältefter Sohn des Hofadvofaten
Johann Georg Mahn zu Gotha, fpäteren Amtskommiffars in Ichteröhauien
und zulegt Oberbeamten in Sranichfeld. Geboren den 21. März 1800 zu Gotha,
befuchte er mit feinen Gefchwiftern die Stadtichule dafelbft und genoß nebenbet
nit feinem Bruder bis zu feiner Gonfirmatton den für dad Gymnafium vor:
bereitenden Linterridyt bei dem damaligen Diakonus Ludwig. Nach feiner
Confirmation bradte ihn fein Vater auf das Lyceum in Ohrdruf, weil er dort
viele Verwandte hatte, und der Direktor Kirchenrat Krügelichein fein Pate
war. 1820 bezog er bie Univerſität Jena, um Theologie zu ftubieren, und
abjolvierte dafelbft das akademiſche Triennium. Nach beftandener eriter theo-
+4 72 Bo»
logiſcher Prüfung in Gotha verlebte er feine Kandidatenjahre zum großen
Teile in Rranichfeld bei feinen Eltern und madte fih durd Erteilimg von
Privatunterricht nützlich. 1827 machte er fein zweites theologiſches Examen
(pro ministerio) in Meiningen, weil inzwifhen (1826 nad) dem Tode des
Herzogs Friedrid; von Altenburg bei der Landesteilung) dad Amt Kranichfeld
an Meiningen gekommen war, und im Februar des nädjftfolgenden Jahres
wurde er Pfarrer in dem zur Kranichfelder Didcefe gehörigen Orte Treppen:
dorf. Dort verheiratete er fi mit der jüngften Tochter de Superintendenten
Gebhard in Kranicfeld. Sie ſchenkte ihm 2 Kinder, die aber beide früh ver:
ftarben. Über den ſchmerzlichen Verluft fuchten und fanden die betrübten Eltern,
foweit es möglich, Troft und Beruhigung durd die Adoption des früh verwaiften
Töchterchens ihrer Schwefter, die mit Dr. med. Thieme in $tranichfeld ver:
heiratet gewefen und bei der Geburt des Kindes geftorben war, und der Vater
hatte fie nicht Iange überlebt. Von Treppendorf fam Mahn nad neunjähriger
Wirkſamkeit dafelbit nad Milda in derfelben Diöcefe und von da nad) 14 Jahren
1852, nad Sieglig, um auch hier noh 25 Jahre das Pfarramt zu befleiben.
Einige Jahre zu lange. Gegen Ende ded Jahres 1877 wurde er, ein Greis
bon 77 Jahren, auf fein Anfuchen unter Anerkennung feiner langjährigen treuen
Dienfte in den Auheftand verfeßt. Von einem beatus ille qui procul negotiis
fonnte bei ihm nicht mehr die Rede fein, da er ftumpfer geworden war, als er
ſelbſt e8 merkte. Seine legten Jahre bradjte er in Gamburg hin. Am 14. Aug.
1883 wurde er zu feinen Vätern verfammelt. Nah Mahn: Duieözierung
wurde bie Pfarrftelle etwas über 7 Jahre vikariſch verwaltet, um aus dem
Überfhuß des Dienfteinfommens der Stelle der Gemeinde eine Beihülfe zu dem
Bau eines neuen Pfarrhaufes zu gewähren. Der letzte Pfarrpikar, Fri Späth
aus Hildburghaufen, wurbe zum Pfarrer in Jüchſen befördert und
22. Ludwig Guſtav Ed am 1. Februar 1891 von Lauſcha hierher
berufen. Ed ift geboren zu Herfchdorf bei Pößneck den 23. Oftober 1841,
woſelbſt fein Vater feit 1832 (vorher in Schleuskau) Lehrer war. Er befuchte
bon Oftern 1863-69 dad Gymnafium in Meiningen und nad) zurüdgelegter
Maturitätsprüfung die Umiverfitäten Leipzig und Jena. Dem erften theologiſchen
Gramen (pro candidatura) unterzog er fich im Oftober 1873; im Monat darauf
erfolgte feine Ordination, um alöbald in Oberlind ald Vikar Verwendung zu
finden. Nad dem zweiten Examen (pro ministerio) i. $. 1876 wurde ihm am
9. November desſelben Jahres die Pfarrei Lauſcha übertragen, wojelbft er
15 Jahre ſegensreich gewirkt und mit feiner treuen Lebenägefährtin, einer
gebornen Heubach, den Bund der Ehe geichlofien Hat.
Der erite bekannte Küfter zu Sieglitz war nad) dem Bifitationäberichte
bon 1569 Hans Steinhaus (H). Nach 1569 wird als Lehrer von Sieglig und
Schleuskau Bartholomaeus Billig genanni. F 1629. Auf ihn folgte oh.
Bolkmar Franke; war vorher 24 Jahre Xehrer zu Molau und Prießnitz; + 1637-
Nah ihm Peter Sippad + 1649, 54 Jahre alt, Nach feinem Ableben wurde
a 73 B-
s. d. Sieglitz den 28. Februar 1649 auf gefchehene Präfentation des Super.
Sutortus zu Eijenberg Ernft Müller, von 1640 bis dahin Sculdiener zu
Gafelirgen, von dem Pfarrer Jacob Bornheinrih zum Probefingen nad
Sieglig eingeladen, und da ſich nad) abgelegter Probe die Inwohner der betr.
Gemeinden jamt und ſonders dahin erklärten, „daß fie an ihm ein feltfames
Vergnügen gefunden hätten und mit feiner Perſon gar wohlzufrieden wären,“
jo wurde er alöbald zu dem erledigten Kirchen- nnd Sculdienfte für Sieglik
und Schleusfau berufen und angenommen. Die Konfirmationsurkunde ift aus—
gefertigt zu Altenburg am 8. September 1651. Ernft Müller verfah die Stelle
34 Jahre lang. Ausgangs des Jahres 1683 fuchte er bei der FFürftlichen
Inſpektion „wegen Leibesbeſchwerlichkeit und AlterShalben der lieben Jugend
und gefamten Kirhfahrt zu gute um einen Subftitutum nad,“ weldyer ihm
aud) in der Perſon de3 Immanuel Zeutfchel beliebt ward. Nach des Seniord
Tode, am 6. September 1690, trat Zeutfchel in den vollen Genuß der Stelle
ein. 1695 fachte ſich zwar Schleuskau mit Sleinprießnig, wie wir bereits
vernommen, bon Sieglig ab, aber an feinem Dienfteintommen erlitt er durch
die Ausfhulung der TFilialgemeinden wenig oder gar feine Einbuße, indem ber
Kirhendienft im Filial und der damit verbundene größere Betrag ihm unverfürzt
verblieb. Er befleidete die Stelle an die 55 Jahre 9. 3. wurde nebenbei
als Heilfundiger oft zu Rate gezogen, Eine Kur mit tötlichem Erfolge, die er
1724 an dem Schulthei Hans Herrmann zu Döbridan vornahm, wurde aber
Anlaß zu einer Anklage und einen Prozeße wider ihn, der damit endigte, daß
der Beklagte von dem Schöppenftuhle zu Sena wegen Kurpfufcherei zu einer
Strafe von 3 neue Schod Grofchen verurteilt wurde,
Alten im Amtsardhiv zu Camburg. Nr. 169.
Am 18. September 1738 ift er alt und lebensſatt felig entichlafen,
Am 29, desfelben Monats fchrieb der geiſtliche Inſpektor Gotter von Eifenberg
dem Ortögeiftlichen Michael Friedrih Crell, daß das Fürftlihe Konſiſtorium
den bisherigen Schuldiener zu Molau Johann Friedrih Schade zu dem erledigten
Schuldienſt in Sieglit und Schleuskaus) mit dem Prädikate als Kanlor aus:
eriehen habe. „Es ift ein feiner geſchickter Mann,“ heißt es in dem Anfchreiben,
„der aud) das Orgelwerk verfteht. Die Molauer, bei denen er 23 Jahre ge:
weien, Iaffen ihn nicht ohne Thränen weg.” Im darauf folgenden Monat, am
12, Oftober, wird er einhellig vociert und angenommen. Nachdem Schade in
die 24 Jahre fein Amt treu und redlich verwaltet hatte, entihloß er fi „wegen
feiner ſchwächlichen Leibes-Umſtände“ fi einen Subftituten fegen zu laffen, und
erklärte fi, wenn es fein müffe, damit einverftanden, demfelben bis den dritten
Zeil feiner eigenen Befoldung abzutreten. Zu diefem feinem Subſtituten wird
9) Sp heißt es immer nod in der Vokationsurkunde, trogdem das Filial ſchon
feit Ausgang des vorigen Jahrhunderts (1695) feinen eigenen Präceptor hatte. Der Kantor
von Sieglig hatte aber noch den Kirchendienſt in Schleusfau zu verwalten.
1 74 Ber
der nah Scleusfau und Sleinprießnig defigniert geweſene Sculpräceptor
Johann Michael Böttcher ernannt und am 12. September 1762 vom Pfarrer
M. Johann Andrea Schmidt eingewiefen. Am 10. Januar 1764 wurde ber
alte Kantor Schade in einem MWafferlohe vor dem Orte ertrunfen gefunden,
und ber bisherige Subftitut Böttger Furze Zeit darauf zu feinem Amts:
nachfolger ernannt mit dem Titel „Kantor“. Böttger ftarb 1800, 67 Jahre
alt, konnte aber in den beiden Ießten Jahren fein Amt faum noch veriehen.
Auf ihn folgte Georg Chriftian Gunderniann, bisher 4 Jahre in Zeutfch bei
Drlamünde Lehrer. Hier raffte ihn ſchon der Tod nad 21 Moden hinweg.
Sein Nachfolger, Johann Chriftian Theodor Hölzer, fam von Olknitz bei Kahla
hierher, woſelbſt er 6 Jahre im Schuldienfte ftand. Seine Probe in Sieglig
legte er am 2. Mdventöfonntage 1801 ab und fein Anzug geſchah den
21. Dezember genannten Jahres. In Sieglig gelangte er in den Befig eines
Bauernguted auf dem Oberdorfe; bei der eigenen Bewirtihaftung dem Schul-
dienfte nicht zum Vorteil, denn in den: Bifitationsberichte heißt ed vom Kantor
Hölzer, — da3 Prädifat „Kantor“ hatte er 1804 erhalten, — ‚daß er bon
Pfingften an den ganzen Sommer über feine Schule halte und wegen eigener
Teldwirtihaft und übernommener vieler Vormundſchaften auch im Winterhalb:
jahre oft ausſetze. Er entichlief den 27. April 1833, 63 Jahr alt. Johann
Friedrich Reihardt 1833—1843, war gebürtig aus Salzungen, wurde 1821
Lehrer am Waifenhaufe zu Schweina, 1830 zu Gllingähaufen bei Meiningen
und am 26. Auguft 1833 zu Sieglitz. Da an Stelle der biöherigen Präzeptur
in Schleuskan mit Kleinprießnig i. 3. 1843 eine felbftändige Lehrerftelle er:
richtet wurde, und von der Befoldung der Teil, den der Lehrer zu Sieglig aus
der Kirchkaſſe zu Schleusfau für den Kirchendienft dafelbft zu beziehen hatte,
bon num an dadurd für ihn in Wegfall kommen und zur Zehrerbefoldung in
Schleuskau gefchlagen werden follte, fo wurde der Wunfh nad einer anderen
Stelle in ihm rege, und die Oberbehörde kam demfelben entgegen und beförberte
Reichardt 1843 ald Kantor nad) Wafungen. In feine Stelle trat am
25. Auguft deöfelben Jahres Nicolaus Otto, gebürtig aus Harras, ein. Seine
erite Anftellung Hatte er als zweiter Lehrer in Effelder gefunden. Bon dort
fam er genannten Tages hierher, Bor feinem Anzuge waren am Sculhaufe
mancherlei Mängel abgeftellt, vieles auögebefjert worden; aber gründlich wurde
erit allen libelftänden abgeholfen, um es an diefer Stelle gleih zu bemerken,
als i. 3. 1877 ein zweites Stockwerk aufgejegt wurde. 1850 war nod fein
Tiſch und fein Stuhl in der Schule. 1846 wurde eine Sonntags: (Fort:
bildung3:) Schule eingerichtet; fie Hatte aber feinen langen Beitand. Durch
mancherlei Verhältniſſe fühlte fi, wie Hölzer fchreibt, — ohne Näheres verlauten
zu laffen, worin diejelben beftanden, — i. 3. 1866 Dtto veranlaßt, die Xehrer:
ftelle zu Sieglig mit der zu Gellershauſen bei Heldburg zu vertaufchen.
Ihm folgte hier am 1. Mai genannten Jahres Kantor Albredt Jung,
gebürtig aus Birkigt bei Saalfeld. Seinen erften Unterricht empfing er in ber
na 75 Br
Schule ſeines Geburtsortes; feinen weiteren von 1836—1841 auf dem Lyceum
bez. auf der NRealfchule zu Saalfeld; und von 1841—1843 befucte er das
Lehrerjeminar zu Hildburghaufen, um fi für dad Volksſchullehrerfach aus:
zubilden. Nach beitandener Abgangsprüfung fand er al3bald eine Anftellung
als Hülfälehrer am Frommannſchen Privatinftitut zu Coburg und dabei paffende
Gelegenheit Frau Mufifam zu pouffieren, befonders den Geſang zu pflegen,
dazu ihm eine ſchöne fonore Stimme verliehen war. 1846 in die Heimat zurüd:
gefehrt, wurde er zunächſt als Schulvifar nad Xofig bei Saalfeld und von da
nad Oberlind bei Sonneberg entjendbet. 1848 erhielt er feine erite feſte An:
ftellung in Saalfeld, von 1854 an mit dem Kantorat an der St. Johannes:
fire daſelbſt. 5 Jahre fpäter beftel ihn eine ſchwere Nervenkrankheit, infolge
deren er feine ihm lieb gewordene Stelle in Saalfeld aufgeben mußte und aud)
nicht wieder erlangen konnte. In der bequemern Stelle zu Herſchdorf, wohin
Yung mit feiner Familie überfiedelte, befjerte fih zwar fein Gefundheitözuftand
dermaßen, daß er die Siegliker Schulftelle noch 22 Yahre von 1866 bis 1888
befleiden konnte, allein feine Friſche und Nüftigkeit verfiel mit jedem Jahre
mehr und mehr, und nad dem Tode feiner Gemahlin i. 3. 1882 verließ ihn
auch der Lebensmut. Nachdem inzwifchen der Sohn auswärt3 (in Heldburg)
angeftellt worden tft, und die Tochter fi) nad) auswärts verheiratet Hat, lebte
Kantor Jung feit 1894, überbied von der Gicht übel geplagt, als ein von ber
Melt abgeichiedener Einfiebler in Camburg. Er ftarb dafelbit Ende September
189. Zu feinem Nahfolger im Sculdienfte zu GSieglig wurde am
1. April 1888 Joh. Richard Büttner ernannt. Selbiger war geboren am
2. Mai 1857 zu Ginhaufen bei Meiningen. Nach Abfolvierung des drei—
jährigen Seminarkurfus zu Hildburghaufen wurde ihm den 16. Januar 1878
probiforiih und am 1. Dftober 1880 definitiv die Schulftelle in Graitjchen
übertragen, und bon bort fiebelte er am 1. April 1888 hierher nad) Sieglig
über, wofelbft er in voller Nüftigkeit feines Amtes in Segen wartet.
Ehe wir und von Sieglig verabſchieden, wollen wir noch einen kurzen
Befuh dem Haufe Weißenborn auf dem Oberborfe abftatten, auß dem mehrere
über die Grenzen ihres engeren Waterlandes hinaus berühmte Gelehrte hervor-
gegangen find. An ihrer Spige ber 1644 hier geborene Fürftl. Sächſ. Eiſenachſche
Kirhenrat und nahmalige Baftor Primartus, auch Profeffor s. theol. Johann
Weißenborn, Stammpater 1. des Dr. th. Jeſaias Friedericus W., Fürſtl.
Sädf. Kirchen- und Gonfiftorialrat, Paſtor Prim. und Super, aud) s. Theol.
PBrofeffor zu Jena. 2. M. Johann Friedrich W., Prof. der gried. Sprad)e
am Gymnafium zu Erfurt. 3. Dr. Heinrich; Gerhard W., Generalfuper. des
Eiſenacher Fürftentums und 4 Johannes W., Ictus (Jur. consultus, Rechts⸗
befliffener). Auch ein Sohn feine Bruders Chriftoph, eines einfachen Bauern,
M. Chriſtoph W., nachmaliger (1707) Rektor am Lyceum zu Eifenberg, erblidte
bier 1678 das Licht der Welt. Enblih wollen wir nicht unterlaffen, noch eines
Anverwandien diefed Namen zu gedeufen, der, wenn auc nicht in Sieglig,
A 76 B-
jondern im nahen Molan geboren, dod ohne Zweifel von demfelben Geblüte
ift, Caspar W., Paſtor zu Nobig im Amtsbezirk Altenburg. Befonders feiner
höchſt originellen Grabſchrift wegen ſei ihm ein Bläschen hier verftattet. Diefelbe
lautet nämlich auf feinen Grabftein auf dem Friedhofe zu Nobiz budftäblid
wie folgt: „Allhier ift vergraben ein verfiegter Born, der wailand ehrwürdige,
großachtbare und hochgelahrte Herr Magifter Caspar Weißenborn, Paſtor der
hiefigen Kirche zu Nobig und Mildwig, welcher zwar von dem Brunnquell
alle8 Guten entiprungen, aber durch das Gift der Erbfünde befledt, hervor:
geqnollen in die Aue diefer Welt anno Ghrifti, den 21. DOftobris 1653. Der
Fels, davon er gehauen ift, war Michael Weißenborn, ein Gärtner in Molau;
die Brunnengruft, daraus er gegraben, war frau Maria, eine geborene Erderin,
jedod) ift er in einem breien offenen Born wider die Sünde durd dad Waſſer
bald im Worte gereinigt, mit dem Brunn der Weisheit bei dem Brünnlein
Sfrael in Naumburg, Leipzig und Jena erfüllt, durch Gotted Hand in dieſen
Garten GChrifti geleitet anno 1688 und mit Jungfrau NRofine Stern anno 1689
vereinigt in 9 Strömlein verteilt worden und ift, nachdem er 33 Jahre allhier
gequollen hatte, im 68. Jahre feines Alter, den 8. Juni 1721 in aller Stille
bertrodnet.“
Sowohl bei dem eben befchriebenen Orte Sieglig, ald aud bei dem
num an die Reihe kommenden Molau findet fi der Flurname „Lippe.* Dort
genauer „vor der Lippe“, hier einfah „die Lippe” genannt. Weil demnach
beide Orte Teil daran haben, darum wird auch wohl zwiſchen ihnen der ge
eignetfte Bla fein für das, was fi) darüber fagen läßt. Beichränfen wir
und auf das, was urkundlich nachzuweiſen ift, fo iſt's mit wenigen Worten
abgethan. Auch diefer Flurname rührt von einer einftmald bier gelegenen
flavifhen Anftedelung ber, von Lipa, Linde fo genannt, die aber glei mander
andern, 3. B. auch dem nahen „Quafig*, zur Wüftung gewvorden tft. Denn
laut einer Urkunde, datum in Isnacho a. d. MCCLXXIII. VII. Id. Januar.
Indiet II. hat Albredt, Landgraf in Thüringen und Pfalzgraf in Sadjen,
dad Nonnenklofter zu Eiſenberg mit 44a Hufen Zande® in villa Lype
gelegen bejcentt, welche Dietrih (miles dietus) von Yowig und Otto und
jein Bruder Theoderich (milites) von Eifenberg von ihm zu Lehen getragen
batten. Das iſt daS ganze, was über den Ort zu unferer Kenntnis gelangt
ift. Wann und wie er wüſte geivorden, haben wir nicht ausfindig machen können.
XIV. Molau.
1248 Molove, 1358 Malov und Mallov, 1362 Dialowe, 1359 und 1380
Molaw, vom ajl. malu, klein, als adj. possess. Ort des Mal (Berfonen:
name), oder befier vom PN. Mol, ti. mol, Motte, Eleines Ding 2. Wohn:
ftätte, Hof des Mol. (Sacob); Mollowe, am fleinen (Wald)fopf (Bender);
gemeinhin Malwe oder Molwe, 6 km öſtlich von Camburg entfernt, 2 km
jüdöftlid von Sieglig und nod) etwas höher als Sieglig (259 m über Normal:
+4 77 Ben
Nul nad der Generalftabs:Karte Nr. 413), auf dem oberen Rand ber gegen
die Saale geneigten Meißner Hochebene, „fait in der Mitte zwijchen der Saale
bei Camburg und dem Wethauthale bei Siefelig an der alten Regens—
burger Straße (Iena:Naumburg) gelegen,” — ift ein ſchmuckes Dorf
ih weiß nicht gleich, wer behauptet, fogar „das fchmudfte Dorf der Graf:
ſchaft“, mit Kirche, Pfarrei und Schule. Nach der legten Zählung (1895) hatte
es 27 Wohnhäuſer, von denen bewohnt find 18 mit je 1, 7 mit je 2 und 2
mit je 3 Haudhaltungen; 5 Haushaltungen mit 1—5, 18 mit 6—10, 2 mit
11-15 und 2 mit 16—20 Perſonen; 6 Haushaltungen nur mit Haus, 1 nur
mit Land» und 16 mit Haus: und Landeigentum angejeflen; im Ganzen
210 Einwohner. 9. 3. 1871 hatte der Ort 25 bewohnte Gebäude mit 35 Haus-
haltungen und 192 Einwohnern; 3 mit Hauöbefig, 2 wit fonftigen Grunb-
eigentum und 23 mit Haus» und Grundeigentum. Und wieder 20 Jahre früher:
„> Öffentliche Gebäude, 23 Wohn: und 1 Werkhaus, 23 Familien mit 203
Einwohnern.“ (Brüdner). 1833 dagegen nur 152 Einwohner. Iſt demnach
in den 20 Jahren, vom Anfang der dreißiger bis zum Anfang der fünfziger
Jahre, in der Seelenzahl ein Zuwachs von 51 zu merken, wahrſcheinlich infolge
allmäliger Mehreinftellung von Dienftboten, jo in den nächſtfolgenden 2 Jahr—
zehnten ein Rüdgang von 11, dagegen von 1871—1895 wieder ein Zuwachs
um 18, im Ganzen von 1833—1895 um 58 Berfonen,
Weniger ald der Name weift die jetige äußere Geftalt des Ortes auf
feine ſlaviſche Abkunft Hin, obſchon Jacob unter den von deutfchen Ortsanlagen
fo erheblich abweichenden flavijchen Anftedelungen in der Graffhaft Molau an
erfter Stelle anführt. Mehrfache Feueröbrünfte, die hier gewütet, namentlic)
in den Zahren 1723 und 1835 mögen dazır beigetragen haben, von feiner ur:
iprünglichen Lage abzutommen, noch zu geichtweigen von dem, was dad Eingehen
be3. die Zerteilung der beiden hier beftandenen Rittergüter für Veränderungen
nad fi gezogen hat. Gegenwärtig beiteht da3 Dorf aus einer von Weiten
nad Dften laufenden breiten Hauptitraße und einer bon Norden nah Süden
laufender Nebengafje. Auf dem freien Plate bei der Kirche kreuzen fie fich, und
bon da aus nehmen fie eine wejentlid veränderte Stellung zu einander ein.
In der Fortfegung der breiten Hauptftraße jenfeit des Kreuzungspunktes
treten dte Häufer näher an einander heran und bilden eine ſchmale Gaſſe hinaus
ind freie nad) der alten Negenöburger oder Naumburger Straße hin, während
die enge Nebengaffe über dem freien Plate vor der Kirche fich weitet und zum
Hauptverfehräweg nad der Landftraße und jenfeitö berfelben zum Bahnbofe
wird. In der etwas eingebogenen Hauptftraße fließt fih von Weiter her links
Gut an Gut, die Wohngebäude mit der Giebelfeite und die gleich hohen Neben.
gebäude mit der Breitjeite der Straße zugemwendet und zumeift mit hohen,
gewölbten fteinernen Thoren. Auf der rechten Seite, die häufiger von Schaden:
feuern zu leiden hatte, find von einem Ende zum andern die Häufer von un—
gleicher Höhe und ohne den regelmäßigen Wechfel zwiſchen Haupt: und Neben-
gebäuden. Das Pfarrhaus, das auf diefer Seite liegt, hat vor fich einen
A 78 Ber»
nad) der Straßenfette durch ein eiſernes Staket und Thor abgefchloffenen Hof
und fteht deshalb nicht in der Fluchtlinie mit den andern, fondern ſoviel
der Hof ausmacht, hinter den andern zurüd.
Die Landftraße ftrebt von Sieglig aus in füdöftliher Richtung dem
Dorfe zu, überfchreitet die fie Freuzende Camburg-Zeitzer Bahn, aber vor ben
im Nüden der Häufer Iiegenden Baumgärten biegt fie nad) rechts aus und geht
im Bogen um dad Dorf herum, nur eine Kleine Häufergruppe mit der neuen
Schule, dem alten Schulgebäude und dem Lautenſchlägerſchen Gafthofe unmittel-
bar vor dem Bahnhofe zur Nechten Iaffend. Gleich über dem Orte zweigt ſich
links über das flahe Land der alte Weg nad Priegnig und Naumburg von
ihr ab, während fie felber nach dem 1,7 km weiter nad; Oſten gelegenen Dorfe
Aue führt, um dafelbit nah 3 Richtungen hin auseinander zu gehen. Sind
dem Orte Molau im Laufe der Zeit jene wefentlichen, harakteriftifchen Merk:
male, wie Rund: oder Halbrundbau oder Hufeifenforn®®) mehr und mehr ab-
handen gelommen, fo gebricht e3 ihm namentlid an Einem in feinem Gentrum,
an einem Teiche, um welden fid) die Häufer gruppierten. Brüdner weiß zwar
noh von dem Vorhandenſein eines folden im Orte zu berichten, allein jet
ift davon nicht3 mehr zu fehen. Der einzige Teich, den e3 dort noch giebt, liegt
am Orte, um nicht zu jagen außerhalb desfelben. Fließendes Waſſer fteht
man dafelbft ganz und gar nicht, und aud dasjenige, welches fich bei Regen:
güffen, oder wenn der Schnee ſchmilzt, anfammelt, Hat feinen Abfluß, fondern
verläuft fi in dem vorerwähnten Teiche, oder es verfiegt in einer Senke auf
der Wiefe unterhalb deöfelben. Ein gleiches ift der Fall, wenn ber Teich zum
Zwed des Fiichfanges abgelaffen wird. Ihren Bedarf an Waſſer liefern ben
Einwohnern die in jedem Gute fih findenden Pumpbrunnen. VBeränderungen,
große Veränderungen, mandmal nicht zum Wiebererfennen, erleiden, wie bereit
angedeutet, Ortfchaften oftmald durch Brände, Je größer die Brandftätte, defto
größer das Intereffe, dad an dem Wiederbebauen derfelben genommen wird.
Nun ift aber auch im deutſchen Bauweſen der geraden Linie, dem geraden Wege
von jeher der Vorzug gegeben worden, und deutſche Ortsanlagen unterſcheiden
fi) dadurch wefentlih von den wendiſchen. Wenn darum einmal in einem
foldhen Orte Feuer ausbrach und „wachfend ohne Widerſtand“ einen ganzen
Teil davon in einen Schutt: und Aichenhaufen verwandelte, dann fuchte das
herrichende Geſchlecht nicht die alten Grundmauern wieder auf, um auf ihnen
den Neubau aufzurichten, fondern deutſchem Weſen getreu wurben gerade Linien
gezogen, da eingerüdt, dort über die alte Lage, die alte Grenze, binausgebaut,
um Winkel und Eden zu vermeiden und eine gerade Flucht zu gewinnen. So
au in Molau, wenn nicht fhon im voraufgehenden Sahrhundert, fo doch nad)
dem großen Brande ti. J. 17238, „Am 3. Juni deö eben genannten Jahres,
bormittagd halb 9 Uhr, ift unvermutet eine Feuersbrunft in Molau entftanden,
2) Vergl. Heft W der Ver Schriften ©. 33.
+1 79 Br
indem Peter Hermannd Wittwe gebaden, und im Badhaufe viele Späne und
etliche Schod Reifig fi befunden; daher denn das Feuer raſch um fich gefreflen
und in wenig Stunden 1. ihr Haus, Hof, Scheune und Ställe, 2. Chriftoph
Hermannd ganze Gebäude, 3. Chriftopp Dechands fämtlihe Gebäude,
4. Hand Bederd Gebäude, 5. Michael Weißenbornd Gebäude, 6, die Schule
ganz und gar und 7. die Pfarre, das alte Gebäude und die neue Wohnung,
die noh nicht 4 Jahre geftanden, bis auf Unterſtube, Küche und Seller abge:
brannt, daß wenig oder gar nichts herausgebraht worden.” Demnach ift bei
biefem Brande Alles, was auf der rechten Seite ber vorgedachten Hauptftraße
lag, ein Raub der Flammen geworden. Der Bericht, um ihn vollftändig
wiederzugeben, fährt fort: „Dem Pfarrer, der gerade nicht zu Haufe war, fondern
auf dem Filial Thierfchned — es war am monatliden Bußtage — Gottes:
dienft zu halten hatte, ifi fein ganzes Hausgeräte, Betten, Kleider, feine Biblio:
the, Getreide, von 3 Schweinen das Geräucherte, kurz alles, wa3 er hatte,
verloren gegangen. Peter Herrmannd Witwe ift mit ihren beiden jüngften
Söhnen und ihrer Tochter bei dem Brande jo beihädigt worden, daß fie
mehrere Wochen lang die Hefrigften Schmerzen gelitten und in der Kur gelegen.
An Vieh find ihr 2 Pferde mit Schiff und Gefhirr, 8 Schweine, 2 Kälber
und der ſtettenhund darauf gegangen. Auch von ihrem Hausgeräte und Vorrat
hat fie nichts herausgebradt. Chriftoph Dehand wurde am Leibe fehr be-
hädigt, fo daß er 4 Wochen in Eifenberg in der fur gelegen; feine Frau aber,
72 Jahre und 4 Wochen alt, ift im Feuer gar mit verbrannt und umgekommen.“
Das Feuer hat demnach in der That „rafch um ſich gefreffen.“ 1835 wurde
diefelbe Seite der Straße auf Neue vom Feuer heimgefudt. Es kam im
Anton Bederfhen Gute aus und legte nicht allein dieſes, fondern auch bie
fämtlihen Gebäude der beiden angrenzenden Güter, des Kutſchbachſchen und
des Eſchenbachſchen, in Aſche, wiütete alfo unmittelbar neben und hinter der
Pfarre, fie felbft blieb aber unverfehrt. 1882 am Morgen des 4. September
zwiſchen 2 und 3 Uhr fchlug der Blig in die mit reihem Erntejegen gefüllte
Scheune des Gutöbefigerd Ernft Beder ein und ließ fie in Rauch aufgehen, und
am 31. Juli 1892 in die neue Scheune des Gutsbeſitzers Morig Pfeifer und
zündete. Sie ſelbſt mit reichen Vorräten an Futter, Stroh und altem Hafer,
fowie dad neue Nebengebäude mit Wohnräumen und Stallung, wurden ein
Raub der Flammen, während das uralte, nod ganz aus Holz aufgeführte
Wohnhaus vom Gehöfte ftehen blieb. „Innerhalb weniger Jahre“, bemerkt
dazu der Ortögeiftliche in der Chronik, „it dies das 6, Mal, dab es in Molau
einfhlägt und mehr oder weniger Schaden anrichtet.“ Was Wunder, wenn
jomit ein Stüd nad dem andern im Laufe der Zeit vom alten Molau dahin
gejunfen und mehr und mehr ein neues erftanden ift! Große gepflafterte Gehöfte
mit fhönen geräumigen, zum großen Teil zweiftödigen maffiven Wohnhäufern,
fteinernen Hofthoren, aus den Jahren 1709, 1728 und 1770 mit Krone im
Schlußftein, und mit angrenzenden Baunı und Pflanzgärten.
a 80 Br
„Des Himmeld Kraft“ hat jedoch nur zu einem Teil die Veränderung
mit herbeigeführt, Die Molau erfahren hat. Den andern Teil der mit ihm vor:
gegangenen Veränderung, den wir noch höher anfchlagen, als die äußerliche
Berjhönerung, jeine innere Geftaltung, d. i. die Begründung, Hebung und
Förderung ſeines Wohlſtandes verdankt es der rechtzeitigen, gefchidten Ver—
wertung feiner eigenen Kraft. Sehen wir zu, wie fi die Sache machte. Schon
vom 13. Jahrhundert an kommen in Urkunden PBerfonen vor, denen der Name
bon Molau beigelegt tft, und die wohl als die begütertiten und angejeheniten
Einwohner Molau3 zu betradten find. 1298 — nit 1248, wie Brüdner
meint — wird ein Johannes v. Molewe genannt, der eine Hufe Landes zu
Mattftedt dem Nonnenklofter zu Heusdorf verkauft.) Hölzer jchreibt ſogar
— ben näheren Nachweis müfjen wir ihm überlaffen —: „Schon 1260 fommt
ein Hermann v. Molau und fein Bruder Dietrid in einer pfortaiſchen Urkunde
vor.” 1359 wird ein Heinrid v. Molaw neben andern Zeugen unter einer Ur—
Funde mit aufgezählt, laut welcher die Brüder Albreht und Hartmann I,
Burggrafen zu Kirchberg, dem Michaeliskloſter zu Jena das Kirchlehn in Löb—
ftädt bei Jena übergeben.“*) 1380 und 1394 ein Nithard v. Molau; bort
unter einer Urkunde, laut welcher feitens der Äbtiſſin Anna von Graitſchen
und der ganzen Sammung des Giftercienfer Nonnenkloſters zu Gifenberg der
Verkauf eined halben Weingartens, genannt der Weteröberg, bei der Zeutra
an Hand von Haus (Hannisse vom Hus), Bürger zu Sena, und feine Frau
Alte (Adelheid) für ihre Lebenszeit um 26 ſchmale Schock Groſchen bewirkt
wird; s) hier unter einer Urkunde, laut welcher Markgraf Friedrich d. Streitbare
das Leibgeding betätigt, welches Joh. v. Tümpling feiner Gemahlin Margaretha
ausgeſetzt hat.%*) 1518 wieder ein Neidthard v. Molau auf Molau verheiratet
mit einer geb. v. Ereuß.") 1550 Günther von Molau Zeuge in einem Termine
in Streitſachen zwiſchen Wilhelm von Würchhauſen und Oswald von Tümpling®®).
Auch unter den Nonnen von Heusdorf wird 1362 eine Gertrud und 1409
eine Elifabeth v. Malowe genannt, legtere neben Thecla v. Pobelus (Boblas)).
Dagegen werden bereit3 um dieſe Zeit ober bald nachher Glieder aus dem
Geichlehte von Molau als Befiter von andern Gütern genannt, während um:
gekehrt auf den Molauiſchen jelbft ein anderes Geſchlecht ſich niedergelaſſen Hat.
So 1511 ein Thoma v. Molau in Prießnig,.0e) 1547 Hand von Molau neben
%) Thur, sacra ©. 34l.
9) Urkundenbuch der Stabt Jena von Martin. ©. 276.
5, W. v. Tümpling I. Band. ©. 49. Urkundenbuch der Stabt Yen S. 378,
%) W. v. Tümpling IL, 51.
7), Ebendafelbit ©. 5l.
8) Ebendaſelbſt S. 273,
%) Thur. sacra, ed Rein ©. 66 und 67.
100) Hans dv. Tümpling verfauft an ihn für 35 abo feine von ber Herrſchaft Tauten.
burg zu Zehen gehende Zinſen, Männer und Güter zu Grabsdorf, Thierfchned, Graitichen,
Molau, Sieglis x. W. v. Tümpling I, 171.
4 81 B-
Heinrich v. Weidenbad zn Leißlau, 1600 Rudolph v. Molau, geſeſſen zu Aıre.'0r)
1566 und 1567 erſcheint Hingegen ein Zudwig v. Sommerlatt auf Molau mit
Otto v. Tümpling auf Stöben ald Bormund der Margaretha verwitweten
vb. Pölnig auf Schindik, geb. v. Bauern v. Lichtentanne. 1584 unter den
Kommiffaren, welche der Kurfürft Auguft v. Sachſen zur Vermittelung von
Irrungen zwijchen den jungen Schenken v. Tautenburg und ihren VBormündern
erwählt Hatte; 1590 als Bürge für Heinrich, den jüngften der 4 Schenken, und
1591 ift er „zur Naumburg zum Dreien weißen ſchwanen (mit Wolf Chriftoph
v. Tümpling und Chriftoph v. Heßler) befcheidentliher weiß zufammen“, als
Dtto v. Tümpling feinem Sohne Leißlau übergab.!2)
Diefe Poften, die genannter Zudwig dvd. Sommerlatt eingenommen,
laffen einen Schluß ziehen auf das Anfehen und die Bedeutung, die er fidh er:
rungen hat. Sein Grundbefiß hatte ohne Zweifel dazu beigetragen, ein Perſonen—
wechſel im Befit der Güter in Molau ohne Zweifel fi vollzogen. Es ift und
nit gelungen, die Quelle ausfindig zu machen, aus welder Hölzer (S. 249)
Ihöpft: „Zu Ende des 15. Jahrhunderts bejaß die Familie v. Sommerlatt
beide Güter in Molau.*103) Dahingegen hat ein günſtiges Geſchick fünf ein:
ſchlagende Urkunden in unfere Hände gefpielt, welche die erwünfchtefte Auskunft
gaben über die Vorgänge, die fich bezüglich der Güter in Molau abgemwidelt
haben.) Zunächſt einen Lehnbrief von 1559, deſſen Inhalt zufolge Heinrid
dv. Bunau zu Droyßig, der Senior des Geſchlechts, dem „geitrengen und ehren-
feften” Ludwig Chriſtoph Sommerlatten von Molau und feinen rechten Leibes-
Lehns-Erben auf feine „fleißige* Bitte ſowohl die Güter, die er von feinem
Vater geerbt, ald auch dietenigen, welche er von feinen Vettern Chriftoph und
deſſen Sohne Georg erfauft hat, und die von den Bünau's zu Zehen rühren,
„gereicht und geliehen“ hat; an größeren Stüden einen Siedelhof, einen Garten
101) Er verfaufte die Felder des daſ. Gutes, Gelb: und andere Binfen und behält
für fi) nur die Erbgerichte und das Lehen über die Felder. Ebendaſ. III, 130. Anm.
102) Ebendaſ. II, 23, 95, 96 und 73,
108) 1366 werben ein Pfarrer Sommerlatt zu Edolftädt und fein Bruder Dietherich
ald Vermittler einer Zueignung einer Hufe Landes im Felde bes Dorfes Zimmerig feitens
der Brüber Hans und Otto v. Burgau, Herren zu Lobdeburg, an das Michaelisklofter zu
Jena genannt. 1368 Dytherich Summerlatte unter dem Zeugen, daß die Brüder Klaus,
Hermann und Gebhard genannt die Mönche dv. Niebergofferftädt (Münchengoſſerſtädt) an ben
Pfarrer Dietrich Selber zn Wormftädt und an das Gotteshaus zu Hensborf Zinfen verfauft
haben zur Aufbefferung von Pfründen gewiffer Nonnen. 1372 unter den viris discretis (Zeugen)
dietus Sommerlatte plebanus in Eckolfstete, Urkundenbuch der Stadt Jena von Martin,
©. 306, 317 und 340. 1493 Hartmann von Sommerlate, Commendator ber thür. Baley
Zwägen bei Jena. Vergl. Merkwürdige und Auserlefene Geh. von der berühmten Landgraf:
ſchaft Thür. Gap. XXI. ©. 330.
0%) 4 davon befinden fi im Befig des aus Molau ftammenden LZandesprobuften-
händlers Balduin Pfeifer in Camburg; 1 ift mir durch Herrn Seminarbireftor Dr. Rückert in
Hildburghauſen zugeftellt worden. Sie find auf Pergamentpapier gefchrieben und brei davon
mit einem großen eingefapfelten Siegel und 1 mit 13 beögl. kleinern Siegeln verſehen.
6
+4 82 B-
und eine Hufe Landes mit daran liegendem Wiefenflede, und an fleineren eine
ganze Reihe namentlich) aufgezählter Getreide und Geldzinfen und andere
Abgaben von verſchiedene, „gelengenn und gebreitenn” hiefiger, Graitjchner
und Boblafer Beier Georg, Valten nnd Hand Weißenborn, Dictug und
Georg Herrmann, Valten Franden, Peter Möller u. A. m. „Diefe Güter reiht u.
leiht Heinrich von Bunaw der Ältere zu Droyßig dem Ludwig Chriftoph Sommer:
Yatten mit Zinfen, Srohnen, Dienften und Pflichten, Würden, Nußungen, Frei
heiten und Gewohnheiten, Ein- und Zubehörungen, nichts davon ausgeſchloſſen,
zu rechtem Mannlehn.“ Demgemäß hat, wenn aud nicht nachweislich am Ende
des 15. Jahrhunderts, fo doch um die Mitte des 16. Jahrhunderts die Familie
Sommerlatte die Güter in Molau erb- und eigentümlich befeffen. Das wird
auch beitätigt dur; eine weitere Urkunde, einen Kaufbrief von 1602. Im ges
nannten Jahre verkauft nämlich der mehrerwähnte (Chriftoph) Ludwig Sommer:
latt feine beiden Nittergüter zu Molau mit allen Zugehörungen, Rechten und
Geredhtigkeiten den Gebrüdern Georg, Hand und CHriftoph Siegmund Schenken
zu Wiedebad bei Weißenfeld um 11000 Mfl. Von diefen beiden Gütern ift
da3 eine näher bezeichnet „alß daß größere, fo er bisher bewohnt hat und bor
längeren Jahren vonn feinem fehligen liebenn Vather ererbet; und dad andere
„das Kleinere, fo er bonn Peter vonn Gebfam(?), wahrſcheinlich Gebefee erfaufft
unnd teild dem Hochlöbl. Fürftl. Haufe Sachſen und teild dem Wohlgeborenen
Herren Schenden, Freyherren zu Tautenburgf, unnd aber eines teild von Des
Bünauifhen geſchlechts Eldiften zu Lehenn rührenn.” Die Käufer aber, kurzweg
Schenten, zuweilen aud Schenken von Molau, oder Schenken von Molau und
Wiedebach, find Nelikten der Schenken von Saaled, einer Seitenlinie der Schenken
von Tautenburg, die unter den unaufhörlicen Fehden und Kriegen ihrer Zeit
fo verarmten, daß fie ein Stüd um das andere von ihren Vefigungen 1o3:
fchlagen mußten; zuerft 1321 die Voigtei zu Unteredolftäbt, Obergofjeritäbt
und Niederreußen an das Domkapitel, dann 1340 einen Zind an dag Morik-
Elofter und endlich 1344 als Lebted fogar Schloß und Amt Saaled an ben
Biſchof von Naumburg. Hierauf zogen fie ſich beinahe 200 Jahre ind Still
leben zurüd, um fi, vermutlich auf der Rudelsburg, zu fammeln und wieber
aufzurihten und darauf als Schenken zu Molau und Wiedebach wieder an bie
Offentlichkeit zu treten. 1602 zunächſt die 3 vorgenannten, Georg, Han und
CHriftoph Siegmund; 1649 die 4 Brüder Conrad Heinrih, Georg Wilhelm,
Alerander und Hans, von denen dem Iegteren und feinen rechten ehelich geborenen
Zeibes-Lehnd-Erben einer 3. Urkunde, einem Lehnbriefe von 1673 zufolge, nad
einer am 31. Oktober 1649 zwiſchen den Brüdern aufgerichteten Vergleichung
al3 dem alleinigen Erben der Gefamtbefig der Schenken vom Herzog Ernft als
Mannlehen gereicht wird; nämlich ein Ritterfig zu Molau mit 5 Hufen Landes,
2 Siedelhöfe, 35 neue Grofchen Zinfen, 6 Hühner und ein Erbkretzſchmar im
Dorfe mit feiner Freiheit und Gerechtigkeit, eine Freimarf, bie Lippe genannt;
item 3 Gulden und 2 Micaelishühner zu Thierſchneck, 4 Schod und 15 Hühner
4 83 Be-
zu Graitfchen, item ein Weinberg zu Wöllnig bei Jena, mit Namen der „Bonife
und der Eliger.* Was indes Hans Schenken vom Herzog Ernft als Mann—
lehen gereicht wird, begreift Schon nicht mehr das ganze ehemalige Befigtum der
Schenken in fid. Aus einem andern Lehnbrief von demfelben Jahre (1673)
geht nämlich hervor, daß Hand bereit3 ein „frei Ritter-Güthlein zu Molau“
veräußert Hatte, möglich daß er fih durch die 1649 mit feinen 3 älteren
Brüdern aufgerihtete Vergleihung dazu genötigt ſah. Käufer war Horn.
Inhalts der legtgenannten Urkunde war nämlid Joh. Peter Horn, Hodfürftl.
Sädf. Rammerverwalter zu Jena und Amtmann zu Allftedt und feine rechten
ehelihh geborenen Leibes-Lehns-Erben mit den bon Hans Schenken erfauften
und bei dem Bünauiſchen Geſchlechte zu Lehen gehenden „freyen Ritter-Güthlein
zu Molau mit deſſen Zugehörungen, gleich deſſen Borfahren al
Mannlehen Gut“ am 3. Oftober 1672 gebührend beliehen worden. Das fr.
Kittergüthlein war demnach ſchon mehrere Jahre in Hornſchen Händen.) Und
jegt war pp. Horn bei dem Kammerherrn und Nat Günther v. Bünau auf
Meineweh als dem dem Bünauifchen Geſchlechte d. 3. verordneten Alteſten
darum eingelommen, dad Mannlehn in ein Erblehn (für männlide und weibliche
Nahfommen) zu verwandeln. Für 120 Mfl. ward ihm der Gefallen gethan.
(Horn ftarb den 1. Juni 1701 zu Molau).
Was aber den Schenken nod von ihrem Befige in Molau geblieben
war, — das untere Gut, wie es Hölzer bezeichnet, welches bei dem Fürftl.
Haufe zu Sadjfen in Lehen ging, — dad erwarb von den weiland Hanfen
Shenten’3 Hinterlaffenen Lehensfolgern, inhalt? des s. d. Chriftiansburg (Schloß)
in Eifenberg den 5. März 1692 getroffenen Kaufkontrakts die Herzogl. Kammer,
Aber fie fand es bei den „ehr ruinierten Gebäuden, auch anderer fih unum—⸗
gänglid nötig machender Aufwendungen“ wegen nicht für vorteilhaft, e8 entweder
durch eigene Haushaltung zu beftellen oder pachtweife auszulaſſen, fondern hielt
es für beſſer, ſolches zu bererben, ober, wie wir fagen würden, zu berfaufen
und dadurd die intraden (Einkünfte) des Amtes Eifenberg zu vermehren.
Kaufliebhaber fanden ſich ſofort. Die Inwohner von Molau ließen fi durch
hierzu bevollmädhtigte und beftätigte Syndici, Paul Wille, Schultheik, Andreas
Herrmann, Hand Heyer und Hand Herrmann den Mittleren ald Käufer ges
ziemend und unterthänigft anmelden. Und daraufhin wurde in Unterhandlung
mit ihnen eingetreten, und das eben verfaufte Gut um 7350 Gulden Meiß—
nifher Währung mit den darauf ruhenden Praestationen bon ber Fürftl.
Kammer Lauf: und erblich zur Verteilung unter fid ihnen überlaffen; wobei
fie jedoh nad Anleitung der Landes: Ordnung Tit. 38 dahin zu fehen haben
follten, daß, weiln die Nitterdienfte und andere Präſtationes auf dem verkauften
105) Vergl. was Hölzer S. 249 darüber fagt. Jedenfalls war das fr. Gut nicht erft
1704 den Schenten von pp. Horn abgefauft worden. Nach einer Notiz in Planert's Handfchriftl,
Chronik von Molau war 1667 bereits Chriftoph Heinrich) (wohl Friedrich) v. Meufebad auf
Leilau Befiger des Fleinen Guts. Vergl. W. v. Tümpling I, 262.
6*
+ Bi o u»
Gute blieben, die Vereinzelung nicht allzuftark vorgenommen, fondern wenigſtens
eine halbe Hufe jeverzeit auf jeder Portion zufammengelaffen und nicht weiter
verteilt würde. Das Rittergut beftand aus dem Wohnhaus mit zugehörigen
2 Kellern, 2 Scheunen, Ställen und 2 Baumgärten, dann aus einem großen
Garten mit Bäumen bejegt, worinnen ein Brauhaus mit Braugeräten, Fiſchteich,
Bau- und Kelleritatt, item ein Haus mit 2 Stuben nebſt nod einem abjonder-
lihen Häußlein zu finden; ferner 7 Ader ohngefähr Wieſenwachs, 17% Ader
Holz bei dem Dorfe, 3 Ader Weinwachs zu Wöllnig bei Jena, 120 große Ader
Feld, 12 Ader auf 1 Hufe gerechnet, auf deren jeden 3 Viertel Sckölifches
Gemäß pfleget geſäet zu werden; ingleidhen einen Hopfenberg auf 5 Haufen
Stangen.
Weiter heißt e8 in dem Kaufbriefe:
„Wir gewähren aud das Verkaufte frey von Steuern, Gefhoß und
andern Anlagen, fo nicht bie Höchſte Landesnoth erfordert und davon
fonft niemand freigelaffen wird, und gewähren ihnen zu einem freyen
Tiſchtrunk jährlid Sechs Biere, jedes zu Sieben Sceffel Eijenberg.
Gemäd gerechnet, Trankfteuerfrey zu brauen, was aber darüber gebrauet
wird, davon haben fie den gewöhnlichen Zehend und Trankſteuer zu ent-
richten, auch diefe ihnen indulgirte Freyheit bei Verluſt derſelben auf
feinerlei Wege zu mißbrauden, nod fich eine mehreren als obbenahmt
anzumaßen. Wir haben ihnen hierüber, auf deren unterthänigſtes Bitten,
nadgelaffen des Wogelitellend und Lerchenſtreichens auf dem vererbten
und fonft vorhero eigenthümlich gehabten Güthern fih zu bedienen, mit
der Erläuterung, daß was von Nebhühnern unter dem Lerchengarn ge-
dedet wird, fie bei linferer Hofküche zuvörderſt käuflich anbiethen u. vor
jeded 3 gr. gewarten jollen. Wir behalten und aber vor u. wollen unter
dtefer Vererbung nicht mitbegriffen wißen
1) die Gerichte, Obere u. Niedere, welde Unſer Ambt Eifenberg allda zu
ererciren hat,
2) die Nitterdienfte, fo oft ſolche erfordert werben.
3) die Lehenfchaft, wie denn alle in diefen Kauf begriffene Gebäude, Felder,
Wieſen, Holz, Wein und Hopfenberge, aud andere zugehörige Theile u.
Stüde bey künftig nad) diefer erften Vertheilung vorgehenden Kauf- und
Taufh:Handlungen u. andern Fällen, fo in Unferm Ambt u. des Orths
in observanz biöher gewejen, in Lehn genommen, u. jedes Hundert gleich
andern ihren Güthern, die Schenkiſch Lehn biöhero geweien, mit Fünf
bon Hundert veriehnwahret werden, aud) zum Beweis foldher ihnen ftet3-
während obliegenden Schuldigfeit vor diesmahl ohne nachtheilige Consequenz
Ein Hundert Thaler überhaupt zur Lehnwahre entrichten follen.
4) Referviren Wir Und auch mit denen darzu gehörigen Dienften die des
Orts hergebrachte Jagden und Weidwerk fo viel Wir wie oben gemeldet,
denen Käufern nicht ausbrüdlid gegönnt, u. in Kuppel fonft bergebradt,
a 85 S-
welche denn auch allerding3 verbunden bleiben, niemandem in diefer Flur
einige3 fo dem Herfommen und ausgelaffenen Jagd Ordnungen zuwider
laufen mag, nadjzufehen oder zu geftatten, ſondern ſich darwieder beft-
möglid anzuftellen.“
„Bor dieje verfauften Güther u. Geredtigfeiten haben Käufer verſprochen
Sieben Taufend Drey Hundert und Fünfzig Gulden Meißnifher Währung
an guten landüblihen Sorten allhier zu bezahlen, und zwar bergeitalt,
daß fie alfobalden, bei Schließung de3 Contract? Drey Taufend Drey
Hundert und Fünfzig Gülden und die übrigen Bier Taufend Gülden,
fo viel nicht wegen der Schendifhen Wittib ihnen innengelaffen wird,
zwifchen dato u. nächſtkünftigen Leipziger Ofter Mardt ohnfehlbar abzu—
tragen, aud die jego anftatt der Lehnwahre angenommen. Ein Hundert
Thaler zugleid zu vergnügen. Inzwiſchen u. bi zur endlichen völligen
Bezahlung ftehen Uns diefe Güther famt u. ſonders nebſt der Beligern
übrigen Vermögen zum ausdrücklichen Unterpfaud, Und nad eigenem
Belieben daran zu erhohlen u. bezahlt zu machen.
Hierüber verbleiben Käufer ſchuldig nebit denen ausgezogenen Ritterdienften,
fo oft folde erfordert werden, in Unſer Ambt Eijenberg jährlichen zu
entrichten die von ihnen bis anhero abgegebenen Erbzinßen an Geld,
Getreide u. zingbaren Stüden, als Sechzehn Gülden Eilf Groſchen Geld
Zinßen, incl. dad Spundgeld als von jedem Bunde, es fey groß ober
Hein, Ein halb Stübgen Bier, Sieben u. fehzig Mid. Hühner oder vor
jedes Sehzehn Pfennige, Sechs Groſchen vor Eine Gank, Einen Gülden
Sechs Grofchen vor Sieben und zwanzig Tage Handfrohn, wobey fie
fonft die Frohnkoft befommen haben. Fünf Gülden Vier Groſchen Fünf
Pfennige zum jährlichen Präfent Geld. Hierüber haben fie folgende Bes
Ichwerungen noch zu übernehmen u. abzuftatten:
Zwölf Scheffel Korn Naumburger Gemäß dem Dom Gapitul zu Naumburg.
Zwölf Sceffell Hafer gleihfall3 dahin. Ferner
Drey Sceffel Zwey Viertel, Zwey Maas Korn u.
Drey Sceffel Zwey Viertel Zweyg Maas Hafer Schkölifhd Gemäß dem
Pfarrer zu Molau.
Ein Sceffel drey Viertel zwey Maas Korn und
Drey Biertel drey Maas Hafer Schkölifches Gemäß dem Schulmeifter.
Ein Viertel zwey Maad Korn und
Zehn Mandel Garben, wie fie bon den Schnittern gebunden werden, dem
Huthmann dafelbit.
Sipl. zu Chriftiandburg in Eifenberg den 8. Mart. ao. 1692.
(L. 8.) Ghriftian Herzog zu Sachßen.
Unterzeichnet
Friedrich Freisleben
d. 3. Fürſtl. Sächſ. Amtsverwalter.
Paul Wille. Andreas Herrmann. Hanß Heyer. Hank Herrmann,
+4 86 Be>-
Diefer gemeinfhaftlihe Erwerb des Schenk'ſchen Nittergutes zum
Zwed der Bertheilung unter fih legte ven Grund zur zunehmenden Begüterung
der einzelnen Theilhaber, wie zur Hebung der allgemeinen Wohlfahrt; und
daß die Ortdangehörigen diefen Erwerb fi nicht entgehen ließen, darin fehe
ih dad Zeichen einer bewußten und rechtzeitigen, gefchidten Verwertung eigener
Kraft. Die Folgen diefed Vorgehens, die ſehr bald in die Augen jprangen,
ließen fte nicht bei diefen erften gemeinfamen Unternehmen ftehen bleiben, fondern
fpornten fie an, auf dem betretenen Wege fortzufchreiten. Auch das obere Gut,
da3 dem Johann Peter Horn von dem bevollmäcdhtigten Vertreter de Bünau-
iſchen Geſchlechts i. 3. 1673 rechtskräftig ald Erblehn gereicht worden war,
vererbte fih faum auf das zweite Glied in der Familie fort. Vor mir Liegt
in Abſchrift ein amtlicher Erbkauf-Kontrakt s. d. Molau den 3. Februar 1706,
laut deffen „der Gornett Joh. Georg Horn auf Molau fein väterliches in
Molau befindlihe® und von feinem Bruder am 19. März 1704 erhandeltes,
auch am 6. Februar 1795 bei dem Fürftl. Vehnhofe zu Zeig u. am 10. März
desſ. Jahres bei dem Hocadeligen Bünauiſchen Geſchlecht in Zehn erhaltenes
Erblehn-Guth, an Hauß, Hoff, Scheinen, Ställen, Gärten, Feldern, fowohl in
hiefiger Flur als in Sckölen unter der Kempffen:Mühle gelegenen Wiefen,
Lehnwahr, Zinken, ſowohl biefige als auswärtige Hand: u. Pferdi-Frohnen,
Niederweidwerk, Schäferei-Gerechtigfeit u. andered mehr; auch Alles, wad im
Guthe und Zugehör Erdt-, niedt-, Band», Pfahl, Mauer: und Nagelfefte, nichts
davon ausgeſchloſſen al was der Frau Mutter incl. ihre Bienenhaufes,
Branntwein-Blafe u. Bratenwender zuftändig, in Summa mit allen Rechten
u. Geredhtigfeiten, Nuten und Befchwerben, wie fein Herr Vater, Bruder u. Er
ſolch Guth bisher genußet u. gebraudet, den am Ende unterjchriebenen Ein-
wohnern der Gemeinde Molau, ihren Erben: und Erbnehmern umb u. vor
Adttaufend u, fünfhundert Gülden verkaufte.” Beſtimmung ift dabei: „Won
diefer Kauf Summe aber bleiben Zweitaufend Gülden nad) anleitung eines
sub dato Molau, den 9. Mey 1701 zwiichen denen Hornifchen Erben getroffenen
Vergleihd vor die Frau Amtmann Hormin al Mutter und Wittive gegen
landübliche Verzingung & 5 pE. auf ihre Lebenszeit in und auf dieſem ver—
faufften Guthe ftehen, welche die Käuffer der Frau Amtmännin Hornin jährlich
auf 2 Termine, Petri Pauli u. Weihnachten ohne Widerrede in ihre Hände
zu liefern haben, ingleihen ad dies vitae zur freyen Wohnung u. Gebraud
des Obern Stodwerkö, jedoch ohne die Böden, Obern Kirchſtuhl vor fih u. im
untern eine ftelle vor die Magd zu überlaffen. Nad der rau Amtmännin
feligen Ableben werden die 2000 fl. dem Verkäufer u. feinen Erben baar aus:
gezahlt u. die ausgezogene Wohnung u. Kirchenftühle den Käuffern zufallen.
Ingleichen bleiben auf dem Guthe ftehen 150 fl. Capital, fo denen Fuhrmann:
ſchen Kindern Joh. Carolo, Franzisco Adolpho u. Nemilianne ex dispositione
Paterna zufommen, gegen landübliche Verzingung A 5 pE.“ ꝛc.
+ 87 Br»
Unterfchrieben ift der Kauff Contract von
oh. Georg Horn, Gornett ald Verkäufer und
Chriſtoph Hermann,
Michael Frifche, als Vormund der Bederfhen Erben,
Michael Weißenborn,
Chriftian Rößler,
Adam Geiffarth,
Paul Wille,
Antonius Beder,
Hang Zeutichel,
Hand Herrmann, jun.
Peter Herrmanın,
Hank Herrmann Wittbe,
Hank Dorftewig,
Han Heher
als Käufern.
Mit dem Ankaufe dieſes 2, Guted wurde vollends aus: und durch—
geführt, was mit dem erften begonnen ward: der Erwerb und die Aufteilung
der legten Liegenſchaften mit allen Rechten und Geredtigfeiten, die fih noch in
außerbäuerlihen Händen befanden, unter Molauer Ortsnachbarn. Wie viel
da3 Areal des erften größeren Gutes betrug, haben wir aus den und zu Händen
gefommenen Urkunden nicht erjehen können; ebenfo wenig, in wieviel Teile das
Ganze zerlegt wurbe. Beſſeren Beicheid willen wir bezüglih des zweiten.
Darüber find noch 3 Lehnbriefe, ausgefertigt von der Hochreichsgräflichen und
Hochadeligen Bünauiſchen Geſchlechts-Lehns Erpedition, vorhanden!%e), welche
bejagen, daß das Horn'ſche Rittergut in 16 Teile geteilt worden ift, und daß
3. B. auf dad nad dem LXehnbriefe von 1792 auf Joh. Michael Beder und
bon 1805 auf Chriſtian Traugott Beder fi vererbende Sechzehntel (neben
Haus und Hof, Scheunen und Ställen) 4%, große Ader (12 = 1 Hufe =
30 Morgen) Land, Felder und Wiefen, die fih auf 10—11 zerftreut Tiegende
Stüde verteilen, gefommen find, ohne den Anteil an dem „großen Wohnhaufe*,
den Hopfenfleden, den Erbgerichten im Dorfe und einer freien Schaftrift, fowte
endlih an den Zinſen an Geld, Hühnern, Frohnen 2c., die 22, namentlich auf:
geführte, Genfiten zu geben und zu leiften fchuldig find. Vom Kaufe der beiden
Nittergüter haben ſich von ſämtlichen Hauseigentümern nur 5 ausgeſchloſſen,
nämlid Hans, Chriftoph und Peter Herrmann, Adam Liſchke und Chriſtoph
Beder. Daher ihr Name „Freifaflen* in den jpäteren Namensverzeichniſſen.
Daß das leßtgenannte Rittergut in 16 Teile geteilt worden ift, geht
auch daraus hervor, daß heute noch beim Fiſchzug des zum ehemaligen Ritter:
gute gehörigen Teiches der Fang in 16 Portionen verteilt wird. Wenn dem:
nad) in dem oben angeführten Kaufbriefe blos 13 Mann unterfchrieben find,
08) Sie befinden fih im Beſitz von Albert Beder in Molau.
+4 88 Be-
und von Hand und Beter Herrmann e3 zweifelhaft ericheint, ob fie fih an bem
Kaufe beteiligt Haben, fo ift nur das Eine möglich, daß die Aufteilung nicht
in gleichen Zeilen gefchehen tft, fondern daß der Eine und ber Andere mit
einer größeren Kaufſumme dem Sonfortium beigetreten tft und demgemäß audy
mehr als !,ıs erworben hat. Ebenſo legt die große Differenz des heutiger
Grundbefige3 der einzelnen Nachbarn untereinander es nahe, daß auch beim
Anlauf des erften Gutes ſich nicht alle mit gleihem Kapital beteiligt haben;
denn die Größe des Beſitztumes wechſelt heute zwiſchen 1—10 Hufen Landes.
Und dem entfprechend die Anzahl der Geſpanne. Garl (der Dide) und Ernit
(der Fromme)tor), die jedes einzelne Pferd kennen, zählten auf: Noad hat (für
feine Käferei) 1, Taudlig 2, Pfeifer 3, Liſchke 2, Guftav Beder (Schultheiß) 2,
Robert Beder 4, Müller 3, Böhme 4 Wöllner 5, Scharf 6 und Schönherr
9 Pferde, Schüße 4 und Schmidt 2 Zugkühe. Der Nindviehbeftand ſoll ſich
in einzelnen Gehöften bis auf 40 Stüd belaufen. Die Milch wird in ber
Molferei bezw. Käſerei im Orte verwertet. Die Flur, die nad) dem Ankauf
der beiden Nittergüter die Molauer Ortönadhbarn mit der Jagd-, Trift- und
Hutberechtigung allein inne haben, beträgt einfchließlih des Anteil an ber
bereit3 genannten Quafiger und der noch zu berührenden Wüftenhayner Flur
443 9160 Hektar, ift fomit die fehsgrößte in der Kreißabteilung.
Bei einem fo auögebreiteten Feldfompler und obendrein fehr guten, trag—
baren, für jede Aderfrucht geeigneten und ergiebigen Boden — Unterlage Lehm
und Dede fhwarzihlammige Erde — find die Bewohner reich begütert. Das
macht fie aber nicht träge und läffig im der Bearbeitung und Beftellung ihres
Grund und Bodens; immer forgfältiger und genauer haben fie Acht im land»
wirtſchaftlichen Vereine auf die Fortichritte der Landwirtſchaft, auf die Ver—
befferung der Mafchinen, auf die Kräftigung des Bodens, auf die Wahl ber
Samenforten und die dazu gehörigen Düngemittel und bergl.; immer mehr
find fie dahinter her durh Anwendung de3 Erprobten und Bewährten ben
Ertrag ihrer Güter zu erhöhen. Wenn nad Brüdner der Erwerb der Ritter:
güter und der dadurch vermehrte Beſitz Stolz und rechthaberifchen Geift gezeitigt
haben foll, fo darf das als „ed war einmal“ bezeichnet werden. Dasſelbe gilt
aud) von Differenzen und Händeln zwifchen früheren Geiftlihen und der Gemeinde,
die Brüdner auf Grund vernommener Klagen erwähnt. Hölzer gedenkt fchon
einer Wendung zum Beffern und der Verfaffer diefer Schrift hat nicht nur bon
glaubwürdigen Männern rühmen gehört, weld große Stüde die Molauer auf
ihre Geiftlichfeit, Paftoren und Kantoren, halten, fondern kann aus eigener
Anſchauung nicht genug loben das ſchöne Einvernehmen und den anregenden
Verkehr, der zwifchen ihnen befteht. Erftere3 merkt man aud an dem, wie bie
Gemeinde den Wünfchen der betreffenden Herren bezüglih ihres Gelaſſes ent-
gegen fonımt. Schon zu Dr. Abt’3 Zeit (1847) wurde neben dem Bau einer
10°) Zwei liebe Söhne des Ortägeiftlichen.
+2 8) B+-
neuen Pfarricheune, der um 1000 4 veraffodiert worden war, eine gründliche
Reparatur am Pfarrhaufe vorgenommen und die jpätere Studierſtube einge:
richtet. Die Koften beliefen fih mit dem Scheunenbau auf 2500 fl. Über
100 Jahre war an den Piarrgebäuben nicht vorgenommen worden. 1737
wurde in das nad der großen Feueröbrunft von 1723 neu aufgebaute Pfarr:
haus eingebrochen. Der damalige Pfarrer fuchte darum nad, daß die ſchwache
Bleichwand nad) dem Hofe inmwendig mit Brettern verichlagen und die Fenſter
nad dem Garten teil3 mit Eifenftäben, teild mit Doppelläden verwahrt werden
möchten. Die Gemeinde fhlug das Anfuchen damals ab unter dem Vorwande,
fie hätten genug gebaut, und e8 mußte erft dem billigen Wunfce des Geiftlicen
dur die Kirchkommiſſion zu Eiſenberg Nachdruck verliehen werden, ehe ihm
entiprodhen wurde. Nach der Pfarrmatrifel von 1755 befinden fih Pfarrhaus,
Scheune und Ställe in ziemlihem Stande. Um fo Angenehmeres weiß der
jegige Pfarrer zu berichten. „Nachdem ſchon t. 3. 1894 die Pfarrei mit einem
Koftenaufiwand von 1600 Mk. repariert und bei dieſer Reparatur Küche und
Hausflur mit Gementplättchen belegt, in der Küche das Fenfter vergrößert, ein
Abguß hergeftellt und das ganze Gebäude abgepugt worden war, wurde i. J.
1895 das alte große, mit einem fteinernen Bogen verfehene Hofthor, dur
weldes die Pfarrei veritedt war, abgebroden und durch ein neues eijerned
erjeßt, welches wiederum einen Stoftenaufwand von ca. 400 ME. erforderte.“
Bei dem Abbruch der Mauer fand man einen Stein mit der Jahreszahl 1695
Er wurde nad 200 Jahren an einer fihtbaren Stelle wieder mit eingemauert.
Zu den jämtlihen Neparaturfoften wurde aus der Vakanzenfaffe ein Zuſchuß
bon 933 ME. gewährt.
Und wie fieht es mit der Kirche aus? Was ift für fie gefchehen? „Die
Kirche zu Molau,“ heißt es im 2. Kapitel einer (ungedrudten) vom Pfarrer
und Adjunkt Planert „auf hohe Veranlaffung” dargeftellten, im Pfarrardiv
befindlihen Gefhichte von dem Dorfe Molau und deffen Filial Thierjchned,
„it Schon lange vor der Reformation erbaut worden. Die Zeit ihrer Erbauung
fann nicht angegeben werden.“ Won der Kirche, wie fie jegt Dafteht auf dem
ummauerten Kirchhofe mitten im Dorfe gilt dad nicht. Won diefer ift vielmehr
urkundlich erwiefen, fie ift in den Sahren 1702—1704 unter dem Pfarrer
Glemend Eucharius Fabritiu3 neu erbaut und zwar auf dem um 2 Ellen er—
höhten alten Gemäuer. Damit ftimmt aud, was Lehfeld fchreibt: „Von
einem romaniſchen Bau find der Halbkreis-Schluß des Thored, einige Rund:
bogen-Fenſter an der Nordfeite und am Thurme, ferner der nur auf dem
Dachboden fihtbare Triumphbogen, ſowie das fonftige Gemäuer in den unterften
Schichten erhalten ; im übrigen Bau von 1702—1704* 108), Der damalige Ban
108) Lehfeldt, Bau: und Kunftdentmäler Thür. Heft VIII. ©. 186.
Rn 90 Be-
fam, Fuhren und Handfrohne abgerechnet, auf 700 ME. zu ftehen.%) War
bie3 für die damaligen Berhältniffe viel oder wenig, jedenfalls ift der Bau
jehr folide ausgeführt worden, denn über 170 Sahre find darüber hingegangen,
ehe man daran etwas zu beffern nötig hatte. Wenigſtens ift in diefer Zwiſchen—
zeit in den Kirchrechnungen, bie fehr weit zurüdgehen, an Ausgaben für ber-
gleichen nicht3 zn finden.
1727 den 11. Auguft fchlug e8 in den Kirchthurm ein, zerichmetterte
einen großen Querbalfen über der Kirchdede und befchädigte die Säule am
Uhrgehäufe, glüdlicherweife aber ohne zu zünden.
1741 wurden 2 neue Gloden auf dem Thurm gebradit, die große trägt
die Inſchrift: „Wach auf, o Menſch, vom Sündenſchlaf! Chriftian v. Rhoda,
damaliger Pfarrer. Durchs Feuer bin ich gefloſſen, Joh. Georg Ulrich in Laucha
hat mich gegoſſen, im Namen Gottes der Gemeinde Molau anno 1741.“ Auf
ber Kleinen ftehen die Worte: Gloria in excelsis deo! Died find die beiden
einzigen, bie Kirche betreffenden Ereigniffe, welde die Ortschronik zwiichen 1704
und 1874 verzeichnet hat. Von da ab weiß fie dagegen um fo mehr zu be
rihten. War fhon vor der Hierherfunft des Pfarrers v. Neffe die Altarhalle
renoviert und eine meue Kanzel in diefelbe gebradt worden, fo wurde während
feines furzen Hierfeind von 1874—1876 von den Frauen und Yungfrauen des
Ortes zu der ſchwarzen Altarbefleidung noch eine ſcharlachrote für die hohen
Feſttage gejtiftet, und während der durch die Verfegung des vorgedachten Geiſt—
lien eingetretenen und ca. 4 Monate währenden Pfarrvakanz 1. J. 1876 wurde
die Kirche im Innern geweißt und neu angeftrichen, eine Arbeit, die der Kirche
jehr zu ftatten fam, indem fie daburd mehr Licht und ein freundliches Anſehen
gewann. Koftenpuntt 1200 ME 2 Sahre fpäter 1878 wurde die Orgel,
namentlid die Bälge, reftauriert mit einem Koftenaufwand von 360 Mf. 1885
ftiftete dad E. Bederfhe Ehepaar vergoldete filberne Tauf- und Abendmahls-
gefäße, welde einen Wert von 270 ME. repräfentieren. 1890 im Monat Juli
wurde dad Außere der Kirche ſamt der Umfaffungsmauer abgepugt, die Wetter
(MWeft)-feite de3 Thurmes auögeftohen und beworfen und der Safrifteianbau
mit Schiefer gededt. Die Koften beliefen fih auf 1200 Mk., dazu wurden
300 ME. aus der Kollektenkaffe verwilligt. Im fjelbigen Jahre wurde der um:
friedigte Raum um die Kirche herum als bisherige Gräberftätte feierlich ge
Ihloffen, und der neu angelegte Friedhof vor dem Orte nad Aue zu mit ent
Iprechender Tyeierlichkeit geweiht. Zwijchen diefen äußerem Schmud und Äußeren
Angelegenheiten der Kirche dienenden Stiftungen ift aud) dad Werk der inneren
Miffion nicht leer ausgegangen, indem die Gefchwifter Griedbad in Molau,
109) Solches bezeugt auf Grund einer von Balduin Pfeifer erhaltenen Urkunde in
Ghronif I. Pfarrer Chriftian dv. Neſſe. In befagter Urkunde find auch die Arbeitämeifter,
ſowie diejenigen Perfonen genannt, welche den Bau durch freiwillige Beiträge unterftügt haben
4 01 B+-
Helene, Marie und Mar, zum Andenken an ihre verftorbenen Eltern0) der
Kirche i. 3. 1882 ein Kapital von 600 Mk. vermacht Hatten, deſſen Zinsabwurf
aljährlih vor Oftern an arıne, bedürftige und würdige Konfirmanden vom
Kirhenvorftand verteilt werden follten.
Das Kirchenvermögen in Molau betrug i. 3. 1655 an Sapitalien
340 aſſo 4 gr.
Wie für ihre Pfarre und Kirche, fo forgte die Gemeinde aud für ihre
Schule, die, wie wir gehört haben, bei dem großen Brande i. 3. 1723 glei
der Pfarre in Rauch aufging. Das ältefte Schulhaus war dad damals ab-
gebrannte nicht; dies lag „weit hinter dem Dorffe über der Landſtraßen,“ und
war „ein gar altt böfe verwüftett Schulhauß, melde im ganzen Ambt uff
feinem Dorff aljo übel befunden wirbt. Bin — fo klagt Peter Sippad 1620
igiger Zeit Schuldiener zu Molau und Tirſchnigk weiter — bin mit Weib
und Kinderlein des dräuenden Einfall halber weder. tag noch nadıt Lebens
fiher drinnen. Bitte demüthiglih der Herren Gonfiftorialien großgünftigfte
Anordnung: dad ſolch Schullwohnung diß Ort3 abgenohmen und in das Dorff
gebracht werden möge, auch desfals dem Unglück fürgebauet könnte werben.“t2)
Die Bitte Sippady’3 fcheint Gehör gefunden zu haben, die Schule ind Dorf
gebraht worden zu fein. 1655 berichtet Daniel Richter, Schulmeifter: „Das
Gebäude der Schul ift zur Zeit in Dad und Fach tüchtig, aber ohne das (....)
nicht ein Schweinftellein vorhanden, darin man etwas haben könnte, auc nicht
ein vermacht Kämmerlein, darin 'man einen Trunf, was Gott bejchert, legen
kann.” Der beichräntte Raum gab Veranlaffung, daß man nad) dem Brande
von 1723 wieder auf die alte Idee bezüglich der Plagfrage zurückkam, und Die
Schule wieder außerhalb des Ortes über der Landftraße legte. Das Haus
fteht heute noch, es iſt das Nachbarhaus vom jetigen Gafthof, aber es dient
niht mehr als Schule. Für Molau und das eingefchulte Thierfchned erwies
e3 fi) bei der zunehmenden Bevölkerung mit der Zeit als zu befchränft in
feinem Ytaume. Es hatte unten 2 Stuben und oben 2 Kammern, baneben
einen Holzftall und eine doppelte Schweinskobe. Und ein legter Verſuch (1874),
fd) gegen den mangelnden Raum dadurd) zu helfen, daß man die Schule in
eine Vor⸗ und Nachmittagsſchule teilte, d. h. zwei Abteilungen machte, von denen
die eine Vormittags, die andere Nachmittag! Unterricht empfing, führte zur
Gollifion mit dem Paragraphen des Schulgefeges, der 30 und 32 Unterrichts—
ftunden für die Woche vorichreibt. Infolge des nicht unbedeutenden Ausfalls
an ſolchen Stunden ergingen von der hohen Auffiht3behörde Erlaſſe an die
110) Der Vater, Gutsbefiger 9. O. Griesbach, war, als er einen Verwandten E. Becker
aus Heiligenfreuz aufs Schiff brachte, bei der Dynamiterplofion 1875 in Bremerhaven mit ums
Leben gekommen. Das Griesbachſche Gut hatte 1881 Leonhard Schönherr von Sieglig, bisher
Pachter in Crauſchwitz, gefauft.
111) Aftenband: Molauifche und Thierfchneder Pfarr: und Schul-Matrikul, Schulein-
fommen Molaw und Filiald Tirſchnigk a. 1620 im Molauer Pfarrarchiv.
3 092 Do»
betreffenden Gemeinden, durch den Bau cincd geräumigeren Scullofal3 den
derzeitigen Anforderungen gerecht zu werden. Da überlegte ſichs die eingefchulte
Gemeinde Thierfchned, ob es nicht geratener wäre, ftatt in Molau eine neue
Schule mitbauen zu helfen, im eigenen Ort eine Schulftelle zu errichten. Ehe
e3 zu einem feften Entſchluß fan, vergingen zwar noch einige Jahre; am
15. Oftober 1882 aber feierte Thierfchned die Einweihung feiner eigenen Schule
durd; den Kreisſchulinſpektor v. Neffe, feinen früheren Pfarrer. Wurde num
gleich durch die Ausſchulung von ca. 18 Kindern aus Thierſchneck für die zurüd-
bleibenden ca. 30 einheimifchen in der Eule zu Molau mehr Raum geſchaffen,
fo vergaß dod) die Gemeinde die an ihrem alten Schulhaufe gemadten Aus—
ftellungen nicht, ſondern ließ ſich angelegen fein, ihrem Lehrer vor dem alten
Schulgebäude ein neued aufzurichten, dad ihm fagen follte: Dein Haus fei
Deine Welt, darin e8 Dir gefällt! Am 16. Dezember 1891 wurde die neue
Schule unter entſprechender Feierlichkeit durch den derzeitigen Kreisſchulinſpektor
Rockſtroh aus Saalfeld eingeweiht. Tagd darauf 30g der Lehrer Knabner aus
der alten in die neue Schule ein und begann feinen Unterricht im neuen großen
Lehrjaale. Die IImfriebigung des Haufe mit einem eifernen Stafete wurde
im Frühjahre 1892 fertig geftellt. Dad alte Schulgebäude mit feinen Zur
gehörungen ging durd Kauf in den Beſitz des Handarbeiterd Eifel über.
Wir holen bei diefer Gelegenheit eine und bie andere wichtigere Beſitz-
beränderung im Orte nad. Zu den Nittergütern in Molau hatte aud ein
Kretiham oder Kretſchmar gehört, d. i. eine innerhalb eine beitimmten Kreiſes
(Bannmeile) mit dem Privilegium der alleinigen Ausübung der Gaſt- und
Schankgerechtigkeit begabte Mirtfchaft. Wir erinnern und, einem Lehnbriefe von
1673 zufolge ward Hans Schenk und feine rechten Leibeserben vom Herzog Ernft
neben einem Sig zu Molau und 2 Siedelhöfen, auch mit einem Erbkretſchmar
im Dorfe belehnt. Im weſſen Befit derfelbe bei den Verkauf der Güter über:
gegangen ift, darüber ift fein Nachweis zu liefern, indem in den oben ange-
zogenen Schriftitüden mit feinem Wort feiner gedacht if. Nad Allem, was
man hört und was durd Hörenſagen fid auf das jegige Geſchlecht vererbt hat, ſoll
das gegenwärtig Ferdinand Scharf’fche Gut mit feinen weitläufigen, geräumigen
Gebäuden an der Ede im Oſten der Kirche der SKretiham gewefen fein. Im
und vor dem auögedehnten Gehöfte follen zu den Mekzeiten in Naumburg,
Leipzig 2c. manden Tag 50, 60 und nod mehr Breitgleiſerne) gehalten, beziv.
auögefpannt und übernachtet haben. In Pfarr: und Edjulmatrifeln de 17.
und 18. Jahrhunderts ift von einem „Gaſthofe“ die Rede, den die Yamilie
Zeußichel (Zeitzſchel) befeffen; Hatte der deutfche Name den alten flavifchen vers
drängt? Das gegenwärtige Geſchlecht kennt nur den Lautenſchläger'ſchen Gafthof
vor dem Dorfe über der Zandftraße zwifchen der Schule und dem Bahnhofe.
Ein anderes feiner Zeit gleihfall3 zu dem einen Nittergute gehörige, aber
112) Vergl. Heft 22 der Ver. Schriften S. 82.
4 03 Br
ſchon um die Mitte de3 16. Jahrhundert3 davon losgelöſtes, ſelbſtändiges Stüd
am Ausgange des Dorfes nah der Prießniger Chauffee war das Brauhaus,
in einer alten Schulmatrifel „Brauhof* genannt. Ein Zufammenhang mit dem
alten Erbfretiham ift nicht ausgeſchloſſen, da es in der Nachbarſchaft liegt und
das, was diefem abging, 3. B. ein Tanzfaal, ergänzte. Das Anweſen, jpäter
zu dem Treſſeltſchen Gute gehörig, wurde 1879 vom Käfefabrifanten A. Noad
teilmweife angelauft und zu einer Molkerei und Wohnung eingerichtet, während
da3 eigentlihe Treffelt’ihe Wohnhaus in den Beſitz bon Gottlieb Graf über-
ging. Das zum andern Gute gehörige, in vem Garten hinter der Kirche gelegene
Brauhaus, ift eingegangen, nachdem 1810 darinnen Feuer audgebroden war,
das aber, bevor es größeren Schaden anrichtete, gedämpft wurde. Die übrigen
zu diefem Gute gehörigen Gebäude find ſchon früher zerfallen, da fie ſchon in
dem Kaufbriefe 1692 als fehr ruiniert bezeichnet werden. Nur im „Edelmannd-*
und im „Wallgarten” find niedrige Mauerreſte davon übrig geblieben.
Der Wüftung Quaſitz zwifchen Molau, Thierfchned und Kleinprießnig,
bon welcher jedes der genannten Orte den dritten Teil erhielt, ift ſchon oben
bei Kleinprießnig gedacht; deögleichen auch des eingegangenen Dorfes Lype, deſſen
Flur mit der von Quaſitz zufammen grenzt und zwifchen Molau und Gieglig
aufgeteilt worden ift. Wollen wir nod einen britten Ort nennen, von deſſen
Flur gleihfall3 der dritte Teil der Molauiſchen einverleibt worden, nachdem er
bon der Oberflähe verfhmwunden, fo ift es MWüftenhayn, zwifchen Molau, Aue
und Meyhen (preußifche Enclave). An fein einftiges Vorhandenſein erinnert
nur noch fein ald Flurname übrig gebliebener Name; und alte® Gemäuer in
der Nähe des zulegt genannten Ortes beutet feine Lage an.
Unter dem Titel extra (weil die Befigung einzeln fteht), finden wir im
Diplomatorio S. 85b und im Transſumt-Buche S. 191 eine Urkunde, über:
ſchrieben: Resignatio sex mansorum in Wüstenbayn. Sie hat feine Angabe
des Jahres, gehört aber ind Jahr 1294, weil nad ihr 6 Hufen an die beiden
Brüder Hermann und Heinrid, Grafen von Manöfeld, offen gelafjen werden
und von ihnen an Pforta kommen; und die von den Grafen als Lehnsherren
der Pforta darüber auögefertigte und das Eigentumsrecht beftätigende Urfunde
de sex mansis in Wuſtenhayn datiert vom Jahre 1294 am Tage de3 Märtyrerd
Vitus (d. i. der 15. uni). In diefer Urkunde werden die 6 Hufen ausdrücklich
als auf der Flur de8 Dorfes Wüftenhayn bezeichnet. „Den edlen Männern
und feinen lieben Herren, den Grafen Hermann und Heinrid) von Mansfelt,
entbietet ber Ritter Reinhart genannt Port (porcus) feinen immerwilligen
Gehorfam. Auf Bitten der verehrten Mlofterbrüder in Pforta laſſe er bie
6 Hufen auf der Flur des Dorfes Wüftenhain, die er von ihnen zn
Lehen habe, in ihre Hände offen mit gegenwärtigem Schreiben und bitte fie in-
ftändig, diefelben den gedachten Brüdern in Pforta zuzueignen und die Schrift
darüber mit ihrem Siegel zu befräftigen. Sie möchten dieß thun in Erwartung
3 94 Ber
göttliher Vergeltung.” Darauf erfolgte die Erfüllung durd die Grafen von
Manöfeld.'ı3)
Sonft ift über die Geſchichte des Orts MWüftenhayn nichts befannt. Wie
lange dad Dorf beitanden, warın und wie e3 feinen Untergang gefunden hat, entzieht
fid) au Mangel an Urkunden unserer Kenntnis, Im Pfortaifchen Erbbud 2. T.
©. 76), dad „anno domin. 1551 zufammen gebracht ift, wird Wüftenhayn
bereit3 „eine wüſte Mark zwiſchen Maien nnd Schkölen im Amte Eifenberg
gelegen”, genannt und darüber weiter nicht berichtet als: „Dort hat die Schule
(Porta) Lehen und Zins, und wohnen die Inhaber diefer Güter alle zu Maien.“
Demnad war dad Dorf Wüftenhain um die Mitte des 16. Jahrhunderts jchon
bon der Oberfläche verſchwunden, und die Einwohner hatten fih nad Meyhen
verzogen. Mit obigem „Ritter Reinhart, genannt Pork,“ find jedenfall Eines
Geſchlechts die Porkige, die ſchon im Mittelalter die Rittergüter Neidſchütz,
Boblad und Janisrode bejaßen; möglid, daß auch die Porkige mit ihnen
zufammenhängen, denen wir nad) der Mitte des laufenden Jahrhunderts als
Pächter des Nittergutes Rodameuſchel begegnen, al3 e3 die Familie v. Voß
innehatte.
Als eriter evangelifcher Geiftlicher in Molau wird in den darüber auf:
geitellten Verzeichniffen 1526 Johann Steinbeiß genannt. Er wurde, wie Einer
nad) dem Andern meldet — Caspar Fabricius (fiehe nnten unter 5) ohne An:
gabe des Jahres — 1555 nad Leislau verfegt.r) Ihm folgte Meldior
Alberti, oder, wie ihn der i. 3. 1609 „wegen feines Hohen Alters und Unver:
vermögen” ihm zugeordnete Subititut und 1610 am 23. Janıtar zu feinem
Nachfolger beftimmte M. Johann Weber in feiner „auf des Ehrwürdigen Hochlöbl.
Altenburgiſchen Eonfiftorial Bevehl gezeichneten „Sewidemung des Dorffes Molaw“
mit der von dem Amtsſchöſſer Samuel Volk unterfchriebenen „Bocation M. Johann
Webers’ Samuel Albredt nennt. Gin fpäterer Nachfolger, der sub 5)
genannte Fabricius, führt ihn aber in feiner Matrikul v. 3. 1661 wieder unter dem
gebräuchlidhen Namen Melchior Alberti auf. M. Sohann Weber, der 3. Geift:
lihe in Molau, ftarb daſelbſt den 5. Januar 1637. Sn feiner eben citierten
„Gewiedemung“ läßt fi) Weber über fein fpärlihe8 Einkommen und feine gar
großen onera und Unkoſten vernehmen, und in einem angeführten lateiniſchen
Notabene fpriht er in fehr beweglichen Worten die Bitte aus, daß, weil
er mährend feine Paſtorates durch die Unfruchtbarkeit des Aderd und
anhaltende Teuerung der Lebensmittel feines Vermögens beraubt und von allen
Hülfsmitteln entblößt fei, man ihn auf eine einträglidyere Stelle verfegen möge,
damit er feine Familie und vor allem jeine Söhne auf Schulen befjer unter:
halten könne. Unter Altenburg d. 19. Day 1637 wird vom Gonfiftortum zum
Pfarrer in Molau Johann Brillſchmied, gewefener Pestilentialis in Altenburg,
113) Chronik des Kloſters Porta v. Wolff. 2 T, ©. 40 f.
14) Zum Verwundern ftimmt dem auch Hölzer bei, obwohl er bei Leislau ganz
Anderes zu berichten weiß.
4 95 Be»
praesentirt und voeirt, und unter Altenburg den 4. Dez. 1643, nach der Gabrielis
Poelitii translocation Gadpar Schmied, s. s. Thheol. studiosus. Hat Joh.
Brillſchmied das Amt in Molau angetreten, fo waren in der Furzen Zeit von
Mai 1637 bis Dez. 1643 2 Paſtoren bdafelbft, vor Poelig der eben genannte
und nad ihm Caspar Schmied — Caspar Fabricius.
Gabriel Pölitz aus Wernigerode, war geboren den 17. November 1613
und fam von hier aus 1643 nad; Bergfulza. Ins Kirchenbuch ift von ihm
eingetragen, daß er 1641 31 Wochen in der Fremde gewejen und wegen be
ſtrieges nicht hätte zu Haufe fein können, Won 1643—1691 folgte 5) Caspar
Fabricius aus Schleufingen. Won ihm findet fi) a) eine Matricula parochialis
Molau et Thierschnegk anno 1655 den 28. Maj exibita” in Quartforn am
Anfang des NAftenbandes betr. Beſoldungsſache, in welder er 14 Punkte
beantwortet, die teild über Dienit und Einkommen, teild über Haus und Wirt:
ihaft Auskunft geben nad) Art der Fragen, die die Geiftlichen bei der Kirchen:
vifitation zu beantworten haben. Am Schluße ſeines Berichtes ſchreibt er:
anno 1643 den 4. Dezember bin ich von dem Hodlöbl. Conſiſtorio zu Altenburg
praesentiret, den 17. Dezember nad) gehaltener Brobepredigt vociret, anno 1644
den 2. September ordiniret; anno 1649 ben 17. Juni confirmiret.
Beim weiteren Blättern ftoßen wir auf b) „Die Pfarrbefoldung Molau
und Thierfchnigk von 1673“, von Caspar Fabricius P. unterfchrieben, in welcher
der Stellinhaber dankbar bekennt, vaß er ſchon zweimal auf 3 Jahre 3 Scheffel
Getreide und 3 Klafter Holz von Fürftl. Durdlaudt bittlic erhalten. Dahinter
findet fi endlih auch nod c) Matricula Molau et Thirſchnigk ao 1661 von
C. Fabricius in Tateinifher Sprade gefchrieben. Schade, daß feine Tateinifche
Handſchrift noch mühjamer zu leſen iſt, als feine deutſche. Es entzieht fich
dadurch Mancherlei unſerer Kenntnis von dem, was er als bemerkenswert auf—
zeichnete (Blatt 303—306 find davon verloren gegangen.) So tft z. B. in
Dunkel gehüllt, was es für eine Bewandtnis mit der Bemerkung in der Chronit
bat: „1646 ift Caspar Fabricius in Erilio zu Camburg gewefen.“
1679 wurde ihm fein Sohn Clemens Eucharius F., geboren den 1. Mai
1645, vom Gonfiftorium zu Altenburg als Subftitut beigejegt; und als ber
Vater den 8. Oktober 1691 zur Ruhe eingegangen war, wurde den 2. Mai 1692
dem Sohne die volle Stelle übertragen. Clemens Eudarius F. ftarb bei feinem
Sohne Friedrih Ernit F., der am 30. April 1682 in Molau geboren und bei
des Vaters Tode Ardidiafonus in Eifenberg war, den 18. Februar 1728 im
83. Lebensjahre...) Ihm folgte (nad Gſchwend (S. 554), Hölzer und Planert)
115) Gſchwend, Eifenberg. Stabt: und Landehronifa S. 260. Planerts Gefch. vou
dem Dorfe Molan (Pfarrarhiv Chronik I.) über die beiden Fabricii, Water und Sohn findet
fd) unter Nr. 60 ber referbierten Akten im Amtsardiv zu Gamburg ein ganzer Band Ber-
bandlungen aus ben Jahren 1637—1718, die recht traurige häuslihe MWerhältniffe in ber
Fabriciihen Familie an den Tag legen. Zunächſt rührende Klagen über ungureichendes Ein-
fommen unb herzerreißende Bittſchreiben des Sohnes an das Fürſtl. Confiftortum zu Altenburg,
daß fein „wunderlicher Vater ala 73jähriger Greis fich wieder mit Heiratsgedanten herum
3 096 PRe-
von 1718-1731 7) Chriſtoph Heinrid Wolf, nahdem er vom 21. Januar
1714—1718 die Collaboratur zu Eifenberg innegehabt. „Er Hagt über viele
Anfehtungen, die er zu erdulden hatte.” (Hölzer). + ben 1. März 1731. An
feine Stelle trat 1731—1740 8) Chriftian v. Nhoda, des Pfarrerd M. Friedrich
MWolfgang v. Rhoda zu Zichernigic bei Altenburg eheleibliher Sohn, geboren
am 25. Mai 1697. „Seine Eltern bemühten fich eifrigit, daß er in der Zucht
und Vermahnung zu dem Herrn auferzogen werden möge. Zu dem Ende
wurden ihm Privat:Informatored bis in fein 18. Jahr gehalten, die ihn in
GShriftentum und guten MWiffenjchaften treulid unterrichteten, daß er 1715 da3
Fürftliche Altenburgifhe Gymnafium rühmlichft befuchen konnte. Er blieb auf
ſolchem nit länger als bis auf das 1717. Jahr, da er mit Genehmbaltung
derer Herren Inſpektorum fi auf die berühmte Iniverfität Sena erhob. Hier
hörete er bie fürtrefflichften Profeffored der damaligen Zeiten in Theologicis,
Ebraieis, Philosophieis und in der Hiſtorie. Anno 1719 wendete er fih nad
dem Willen feines Vaters nad Leipzig und feste auf diefer weltberühmten
hohen Schule unter Anführung derer Gelehrten Männer fein Studieren fort.
Ein Fieber nötigte ihn 1720 ſolche wiederum zu verlaffen und nad Haufe zu
eilen. Nach erlangter Gefundheit ging er abermal nad Sena und abjolvierte
feine afademifhen Studia, 1721—1731 wurde er unter göttliher Führung zum
Pfarramte nah Molau und Thierfhned auf Hocdfürftl. Befehl Herzog
Friedrich's II. befördert; anno 1743 aber nad) Seifartöborf (Ab. Eifenberg)
trandlociert, allwo er fein Amt unter göttlihem Beiſtande treulich und fleigig
abwartete*, bi ihn 1766 der Tod abrieft!*), Sein Amtönahfolger in Molau
wurde von 1743—1779 9) Joh. Chriſtian Welder, geboren zu Gifenberg den
11. Februar 1713, allwo fein Vater Bartholomäus W. Konreftor de Lyceums
war. 1743 den 17. September fam er nad) der Verfegung feined Vorgängers
als Paſtor nad Molau und verblieb in diefer feiner Stelle, mit der Adjunktur
über die Eifenberger Niederpflege betraut, biß zu feinem Tode am 20. November
1779. Gr hinterließ eine Witwe mit einer (verheirateten) Tochter. Nach Ab:
lauf des Gnadenhalbjahres überfam im Mai 1780 die Stelle 10) Carl Heinrich
Theophilu8 Trautmann, Sohn des Pfarrerd Chriftian Immanuel Tr. zu
MWihmar und fpäter zu Rüdersdorf. Er hat felbit ein Bild feines Lebens mit
flüchtigen Striden gezeichnet und im Pfarrarchiv hinterlaffen. Wir entnehmen
demjelben folgendes: „Ich bin geboren den 6. Januar 1730, — Nachdem id)
bon meinem 12, Sahre an die Schulen zu Eifenberg und Gera frequentiert,
befuchte ih von Dftern 1748 bis Midjaeli 1752 die hohe Schule zu Jena; von
fchlage und barüber ihm mit feiner zahlreichen Familie die für bie Subititution ausbebungene
Hälfte der Beſolduug vorenthalte (1687 und 1690). Darauf Beſchwerden des Vaterd über
ben Sohn. (1691). Nun aber 1692 die Sufpendierung des Clemens Eucharius F. von feinem
Dienjte wegen eine groben Erceffes, den er in Naumburg verübt, und endlich 1716 bez. 1718
gar feine Remotion vom Amte „wegen verbächtigen Umbgang x.” mit einer Frauensperſon.
116) Gſchwend's Gifenberg. Chronifa S. 554 und 571.
— 97 Be»
da ich mich wieder nach Hauſe zu meinen Eltern wendete und bis Oſtern 1760
meinen alten Vater ſublebierte. In dieſem Jahre erſuchte der (unter 8) genannte
Herr Baftor v. Rhode zu Seifart3dorf meinen Vater, mid ihm als Subftituten
zu überlaffen. Dom. XI. p. Tr hielt ich meine Anzugöpredigt, blieb aber nicht
länger als bi3 Ende 1763, indem ich befagten Jahres nad Buchheim (AGB.
Eijenberg) translociert wurde, An dieſer Gemeinde ftund ih 17 Jahre aber
unter viel Jammer und Verfolgung, indem ich perversos mores diefer Gemeinde
zu verbeſſern fuchte. Täglich erflehte ich Gott um eine Erlöfung aus meinem
Kterfer au. Endlich antwortete der Herr, der Gebete erhöret. Anno 1780 berief
mich Hochfürſtl. Gonfiftorium zu Altenburg ohne vorherige Colloquium nad
Molau. Dom. I. p. Tr. hielt ih meine Anzugspredigt. Aber auch hier habe
ih den Satz: Gottes Wort ift eine ſcharfe Lauge und eine unleidliche Seife der
Wäſcherin, — in den Augen der meiften richtig befunden.“ Unter Leiden und
Verfolgungen beſchloß er fein Leben den 5. Juni 1798 in einen Alter von
68 Jahren und 5 Monaten.
An feine Stelle trat 11) der fchon mehrerwähnte Joh. Aug. Gottlob
Planer. Auch er Hat feinen Lebenslauf feiner (ungedrudten) Geſchichte von
dem Dorf Molau angehängt. „Ich bin geboren,“ fo fchreibt er, „zu Rückers—
dort (GAB. Nonneburg) den 13. Auguft 1758. Mein feliger Vater Gottlob
Grdmann Pl. war 20 Jahre Pfarrer dafelbit geweien. Ich genoß im väter:
lichen Haufe eine gute Erziehung, da mid mein Water jelbft mit unterwied und
mir namentlih den erften Unterricht im Lateinifhen und Griechiſchen erleilte,
Nah Oftern 1771 wurde ich auf die gelehrte Schule nad) Ronneburg gebradit.
Ich erhielt '/s Jahr den Unterricht des Ko nreftor Schmidt und 6% Jahr den
Unterricht de3 damaligen Rektor des Lyceums Gruner, deffen Liebe und Wohl:
gewogenheit ich bis an feinen Tod genojlen, da er als Oberpfarrer und Superin:
tendent in Ronneburg 1805 ſtarb. Im Jahre 1778 zu DOftern begab ich mid
auf die Univerſität Jena nad) erhaltener hoher Erlaubnis eine Hochlöbl.
Conſiſtoriums in Altenburg, wo ich vorher eramintert worden. In Jena habe
id; mih 3 volle Jahre aufgehalten. Meine mir unvergeßlichen Lehrer waren:
Henningd, Bolz, Zidler, Grießbach, Danov, Eichhorn, Weber 2. Im Fahre
1780 den 5. Juli wurde ih im Hochlöbl. Sonftjtorio zu Altenburg pro candi-
datura eraminiert und erhielt furze Zeit das Diploma darüber. Ich ging nad)
Jena zurüd und war Mitglied des collegii disputatorii de3 Kirchenrat Danov
ein ganzes Jahr lang, welches er als Inspektor der Gothaer und Altenburger
Landeskinder unterhielt und von audgezeichnetem Nuten war. Ich begab mid)
eine kurze Zeit nad Leipzig und war entichloffen nad) Jena zurüdzufehren und
mid zu Habilitiren, wozu mir Henningd, Danov, Grießbah Beranlaffung
gaben; aber bon diefem Vorſatz bin ich wieder abgefommen, indem ich bey genauer
Überlegung einfah, daß es eine mißliche Sache ſey.“
Aus feinem weitern Yebenslaufe entnehmen wir, daß pp. Blanert zunächſt
verſchiedene Hauslehrerjtellen bekleidete, die legte bei dem damaligen Domdechant
7
41 08 Br
vd. MWolferddorf in Merfeburg; zu Micaeli 1784 fih auch in Dresden ber
Prüfung pro candidatura unterzog und vor dem Stiftöfonfiftorio zu Merfeburg ;
worauf er den ehrenvollen Auftrag erhielt, in der Domkirche predigen zu dürfen.
Krankheitähalber gab er aber dieſe legte Stelle auf und begab ſich zu feinem
Schwager, dem Pfarrer M. Glafewald in Nöbdenig bei Schmölln, um fih im
Predigen zu üben und aufs geiftliche" Amt vorzubereiten. Seine erfte Anftellung
fand er 1793 als Collaborator in Schmölln. Am 1. Sonntag n. Trin.
genannten Jahres wurde er zu Altenburg ordiniert, und am 4. Sonntag n. Trin.
hielt er feine Antrittöpredigt. In Schmölln verblieb er biß zu feiner Be
förderung zum Paftor nad) Molau. Am 1. Aoventfonntag 1798 hielt er hier
jeine Probe- und am 4. feine Antrittöprebigt., In Molau wartete feiner
manderlei Unannehmlichkeit. 1801 braden Diebe bei ihm ein und beftahlen
ihn. 1806 vom 12. auf den 13. Oftober lagen 22000 Franzofen mit dem
Marſchall Dapouft in und um Molau und fchleppten alle Lebensmittel aus
den Häufern mit fort ind Lager; und nad ihrem Abmarſch kam „die Löffel
bande* und raubte vollends, was jene übrig gelaffen. „Mein Verluft“, fchreibt
Planert, „war über 2000 Thlr. am Werthe”. Und dad war’3 nit allein,
was ihm Unangenehmes widerfuhr: auch einen Prozeß wegen Gräfereiberehtigung
der Pfarrei auf den Feldern, welche die Gemeinde nicht ausführen laſſen wollte,
hatte er zu beftehen. Die Gemeinde verlor den Streit und hatte über 800 Thlr.
Unkoſten zu entrichten. Da läßt ſich's wohl denken, daß ihm Verdrießlichkeiten
über Verdrießlichkeiten bereitet wurden. Dazu famen harte Schidfaldihläge in
der Familie. 1808 ftarb ihm feine (erfte) Frau, die ihm 4 Kinder geboren
hatte, von denen aber nur die ältefte Tochter am Leben erhalten wurde. Nad)
Ablauf des Trauerjahres verheiratete fih Planert zum 2. Male. Dieſer 2. Ehe
entfproß nur 1 Tochter. Um fo größer war das Herzeleid, als dieſe als
blühende Jungfrau in ihrem 17. Lebensjahre vom Tode dahingerafft wurde.
Nah al den trüben Tagen, die Planert in feinem Xeben zu beftehen hatte,
folte endlich einmal auch ein heller fonniger Freudentag anbredien: ber 13. Juli
1843. Es war der Tag, an weldiem Planert vor 50 Jahren feine erfte An-
ftellung gefunden hatte, mit der Gollaboratur in Schmölln betraut worden war.
Zur feltenen Feier ded goldenen Dienftjubiläums hatten ſich nicht allein Die
Didcefangeiftlihen der Graffhaft zufammengefunden mit dem Herzoglichen
Kirchen: und Schulenamte zu Camburg an der Spike, fondern auch benad)-
barte ausländifche Amtsbrüder; hatte nicht allein das Herzogl. Eonfiftorium zu
Hildburghaufen ein Glüdwunfchreiben entjendet, dem das Dekret der Ernennung
des Jubilars zum Herzogl. Sächſ. Kirchenrat beilag, fondern aud das Herzogl.
©. Altenburg. Confiftorium, fowie die Kircheninfpektion zu Schmölln verfehlten
nicht, dem Zubelgreife in herzlichen Worten ihre Anerkennung feiner langjährigen
verdienftvollen Thätigkeit auszuſprechen, die auf den Jubilar, wie auf Alle, zu
deren Kenntnis fie gelangten, einen ebenfo rührenden, wie erhebenden Eindrud
machten. Was aber für den Gefeierten das Allererfreulichite war: das ganze
+4 99 Be-
Kirhfpiel, bem er feine Jahre und Kräfte faft a Jahrhundert gewidmet hatte,
nahm den innigften Anteil an dem feltenen Glüde feines Geelforgerd. Das
Pfarrhaus, die Kirche, das Dorf waren feftlich geihmüdt und der Werketag
in einen Feſttag umgewandelt. Das Gotteshaus war viel zu Klein, um bie
Menge derer zu faflen, die fih um den Jubilar an feinem Ehrentage geſchart
hatten und den langjährigen vielerfahrenen Freund und geiftlihen Berater feine
‚Empfindungen an dem für ihn fo hochwichtigen Tage“ im Anſchluß an Pſalm 71,
18 und 19 „Verlag mich nicht, Gott, im Alter ꝛc.“ darlegen zu hören. Noch
über 3 Jahre war es ihm beſchieden im Amte zu ftehen, ohne fi eine jüngere
Kraft beifegen zu laffen, wiewohl feine Oberbehörde damit umging, damit um:
gehen mußte. Am 3. Tage nad) feinem 88. Geburtötage erkrankte er an einer
Art Cholerine, der er am 18, Auguft 1846 auch erlag. Superintendent Erd-
mann von Schmiebehaufen hielt ihm die Veichenprebigt und Paftor Tömlid) von
Sieglig, fein Beichtvater, einen „Sermon.“
So eingehend die mehrerwähnten „Nadrichten über die Geiftlihen ber
Grafſchaft Camburg“ S. 333-337 über den Lebenslauf des pp. Planert ſich
verbreiten, ſo flüchtig eilen ſie über ſeinen Amtsnachfolger 12) Dr. Friedrich
Abt hinweg, der 1847 an ſeine Stelle trat. Auch er ſelbſt hat nichts über
ſeine Herkunft, Erlebniſſe, Amtserfahrungen ꝛc. hinterlaſſen, hat ſo wenig mit
feinen Amtsbrüdern verkehrt (die Conferenzen beſucht), daß die jüngeren unter
ihnen ihn kaum von Angefiht haben kennen lernen. Lag der Grund feiner
Zurüdgezogenheit in äußeren Berhältniffen, wie fie Hölzer andeutet: „Bei zahl:
reicher Familie wollte dad Stelleneintommen in Molau nicht - immer feinen
Bebürfniffen entfpreden, weshalb er mit vielen Sorgen zu kämpfen hatte;“
oder aber feffelte ihn Lörperliches libelbefinden an das Haus, wir müffen und
an dem Wenigen genügen laſſen: „Dr. Dietri Abt war geboren zu Kranichfeld
und bor feinem Amtsantritte in Molau Lehrer an ber Real- und Progymnaftum-
ſchule in Saalfeld."ıı7) „Seine Einführung fand Dom. XII. p. Tr., ben
29, Auguft 1847 ftatt. Der Einführungsrede lag 2. Cor. 5,20: So find wir
nun Botihafter an Chriſti Statt 2c. zu Grunde, und fie fuchte darnach darzulegen:
die Botſchaft des evang. Geiftlihen und zwar 1. was er verfündet? 2. in weflen
Namen? und 3. wie?*:1) Dr. Abt hatte die Stelle über 25 Jahre inne. „Es
ſuchte ihn bald Kränklichkeit Heim, weshalb er in den legten Jahren feines
Lebens wenig thätig fein konnte. Er ftarb am 17. Mat 1873.29) Ihm folgte
im Pfarramte 13) Chriftian Wilhelm Carl v. Neffe; geboren zu Arnftabt den
15. Mai 1832. Im feiner kurzen Selbftbiographie, die er in Molau gefchrieben,
it zu lefen, daß er von Oftern 1841 bis dahin 1851 das Gymnafium feiner
Vaterſtadt befuchte und um diefe Zeit mit dem Zeugnis der „unbedingten Reife“
jur Univerfität entlaffen wurde. Er wählte Leipzig, um dort unter Winer,
im) Hölzer, ©. 3. 668186 A
18) Erdmann, Nachrichten x. S. 338.
19) Hölzer, 251.
+ 100 B+
Kahnis, Liebner 2c. Theologie zu ftubieren. Nachdem er das 1. theol. Eramen
bei dem Fürftl. Hirchenrat in Sonderdhaufen nit dem Prädikate „Gut“ be
ftanden hatte, nahm er i. 3. 1854 eine Hauslehrerſtelle bei dem Grafen
Keyferling in Kurland an, von welder er 1857 zum Diaconus in Großbreiten-
bach berufen wurde. Er unterzog fi) dieferhalb der 2. theolog. Prüfung und
wurde Dom. XXIII p. Trin. deöfelben Jahres in Arnftadt ordiniert. 9. I.
1858 trat er in den heiligen Eheftand, in welchem ihm 4 Kinder geboren wurben,
Da er als Diakonus nur nachmittags zu predigen und die Woche über Unter:
richt als erfter Mädchenlehrer zu erteilen hatte, fo ward in ihm der Wunſch
rege, in ein anderes, rein geiftliches Ant überzugehen. Und bie Fürſtlich
Schiwarzburg. Staatöregierung erfüllte ihm dieſen Wunſch, als fie ihm bie
Pfarrei Altenfeld antrug. Doppelt zuftatten fam es ihm, daß das Herzogl.
©. Mein. Staatöminiftertum ihn zugleich mit der Verwaltung des erledigten
Pfarramted in Neuftadt am Rennſteig betraute, infofern einmal fein Einkommen
ein größere wurde, und ſodann durch diefe Verbindung mit Meiningen bei
dem Mangel an inländifchen Theologen ſich weitere Ausfichten auf eine dies:
feitige Anftelung und Verwertung feiner Kraft für ihn eröffneten. Und in
ber That Sollte v. Neffe nicht lange auf eine erwünfchte Verfegung von ber
rauhen Bergeöhöhe des Rennfteiges in dad milde Klima der Grafihaft warten.
Am 12. April 1874 wurde er ald Pfarrer in Molau eingeführt, verblieb aber
nur bid zum 1. April 1876 daſelbſt; mit diefem Datum wurde er zu dem neu
errichteten Amte eine Herzogl. Kreisſchulinſpektors für ben Kreis Sonneberg
und Saalfeld ernannt, mit der Anweifung feines Wohnfiges in Saalfeld. Dies
Amt vol Mühen und Beichwerden bekleidete er biß zum 1. Oftober 1883,
Dann trat er wieder in ben Kirchendienſt zurück, nachdem er ſich den Titel
Kirhenrat erworben hatte, und wurde ben 7. Oktober 1883 als Pfarrer von
Prießnig eingeführt. Seined Bleibens in biefer Stelle war jedoch auch nur
von furzer Dauer, Am 15. Oftober des folgenden Jahres ſchon wurde er zum
Direktor des Landesfchullehrerfeminars in Hildburghaufen ernannt und am
16. November 1884 als folder eingewiefen, indem ber biöherige Direktor
Schulrat Sclaikier zum Regierungs- und Schulrat bei dem Herzoglichen Staats—
minifterium in Meiningen am 1. Oktober genannten Jahres befördert worden
war. Es war von Neſſe's letztes Amt. Bon gichtifchen Leiden, das bei ben
klimatiſchen Verhältniffen und den befchwerliden Wegen ſchon in Neuftabt-
Altenfeld angefangen und mit den Jahren zugenommen hatte, übel geplagt,
fegnete er in Hilvburghaufen 31. Nov. 1891 das Zeitliche. Nad) dem Wegzuge des
Pfarrerd Chr. v. Neffe von Molau (Dftern 1876) trat eine biermonatliche
Pfarrvafanz ein. Am 12. Auguft 1876 wurde als neuer Pfarrer 14) Hugo
Carl Friedrid; Solbric eingeführt. Auch er hat feinen Lebenslauf (im Auguft
1886) befchrieben und den mehrerwähnten „Nachrichten“ 2c. im Archiv des Ober-
pfarramte8 Gamburg beigelegt. Diefer feiner Lebensbefhreibung entnehmen
wir: Solbrid wurde geboren am 30. Juni 1843 zu Oberloquig bei Gräfenthal,
a 101 Ber
alwo fein Vater Friedrich S. Pfarrer war. Seinen erften Unterricht empfing er
in der dafigen Volksſchule; fpäter kam dazu Privatunterricht in ben zur Auf
nahme in eine untere Gymnaſialklaſſe erforderlichen Lehrgegenftänden bei feinem
Vater, Nach feiner Konfirmation, Oftern 1857 brachte ihn legterer nad Hilbburg:
haufen, und bei der Aufnahmeprüfung wurde er al3 reif für die Unterquarta
des Gymnafiums befunden. Nachdem er die Klaſſen bis Oberprima ordnungs—
mäßig durchlaufen hatte, machte er Oſtern 1864 fein Abiturium, und nad be-
ftandener Maturitätöprüfung bezog er, um Theologie zu ftudieren, zunächſt die
Univerfität Leipzig und von Micaeli 1865 —1867 Jena. In der Woche nad)
Michaeli machte er dad Eramen pro candidatura und einen Monat jpäter
empfing er die Ordination zum Behuf der vifarifchen Verwaltung der Pfarrei
Wallendorf. Dort verblieb er vom November 1867 biß dahin 1869, Im
Sommer des genannten Jahres unterzog er fih der 2. theologiſchen Prüfung
pro ministerio, erfiefte fi eine Lebensgefährtin, Mathilde geb. Liebmann im
nahen Orte Lichte und zog mit ihr am 12. Dezember 1869 nach dem benad)-
barten Schmiedefeld ald Nachfolger des nad; Eishauſen bei Hildburghaufen verjegten
Pfarrerd Friedrich Kalbe. Durd die ftändig gewordene Mitverwaltung der
Pfarrei Reichmannsdorf, ſowie durch die zeitweilige von Wallendorf, zug er ſich
bei den faft täglich vorkommenden Amtäverrichtungen und namentlich im Winter
ſehr befhwerlichen Wegen Nheumatismus und Unterleibsleiden zu, jo daß er
nah 7 Jahren um Verſetzung auf eine andere minder anftrengende Stelle bei
hoher Oberbehörde bittweife einfam. Infolge deffen wurde ihm im Auguft 1876
Molau übertragen. Das alte Leiden verlor fi; aber dafür ftellte fi 1884
ein neues, ein Nerven-Leiden ein, deffenwegen er ſich ein Vierteljahr beurlauben
laffen mußte, um eine Kaltwafferbeilanftalt zu beſuchen. Es half nidt3; aud)
der Befuch eines Seebades im darauf folgenden Jahre heilte das Übel nicht,
Zwar amtierte er noch einige Jahre; am 1. Oktober 1891 ging es jebod nicht
anders, Solbrid; mußte in den zeitweiligen Ruheftand verfegt und die Verwaltung
des Amtes während des Interimd einem Pfarrbifar, Schumann aus Meiningen,
überwiefen werden. In diefer ihın huldvoll gewährten Zeit der Ruhe erholte
er fi Scheinbar dermaßen, daß ihm am 11. September 1892 die Führung der
pfarramtlichen Gefchäfte auf fein Anfuchen wieder übertragen werden konnte.
Alein es war nur ein nochmaliges Auffladern der früh gealterten Kraft, dem
bald der Rüdfchlag folgte. Am 30. Juni 1894, gerade an feinem 51. Geburtö:
tage, wurde Hugo Solbric in den bleibenden Ruheſtand verlegt. Von feinen
beiden $indern, die ihm in Echmiedefelb geboren worden find, hat fi die
Tohter 1891 an den praftifchen Arzt Dr. Gierd in Klingenthal in Sachſen
verheiratet, und der Sohn ftudiert, fol fih aber feiner feiten Geſundheit
erfreuen. Das Elternpaar hat fi) nah Coburg zurüdgezogen. Nach dem
Zurüdtritt Solbrich's wurde die Pfarrei Molau bis zum 15. September 1894
von dem Pfarrvikar Arndt Scheller aus Hilbburghaufen verwaltet, unter der
Leitung des Pfarrers Beer in Aue. Tags darauf traf der dahin bdefignierte
+3 102 Ber»
Robert Carl Rudolph Keyßner ein, welder am folgenden Sonntage von dem
ſtellpertretenden Ephorus Oberpfarrer Dr. O. Hoffmann in Gamburg feierlich
in fein Amt eingeführt wurde. Keyßner hat das Licht der Welt am 6. Mai
1859 zu Heldburg erblidt, mwofelbft fein Vater Carl K. damals Rektor und
Kollaborator war. Bon feinem 4.—11. Lebensjahr ſchien ihm aber die Sonne
im Pfarrhaufe zu Streufdorf bei Hildburghaufen. Bon 1871-1879 befudhte
er von Quinta an da3 Gymnafium in Hildburghaufen und nad beftandener
Reifeprüfung die Univerfität Sena, um Theologie zu ftudieren. Am 15. Sept.
1882 legte er in Meiningen die erfte theologifche Prüfung ab, wurde einen Monat
fpäter orbintert und vom 1. November deöfelben Jahre an zunächſt mit der
pifarifhen Verwaltung der fombinierten Pfarreien Oberlogquig und Markgölitz
betraut, nad beftandener 2. theol, Prüfung, pro ministerio, am 7. Dezember
1884 aber definitiv dafelbft eingewiefen. Bei den vielen und beichwerlichen
Amtögefhäften hätte er hier feine Zeit gefunden, fid) nad) einer Gehülftn umzu—
fehen, „die um ihn ſei;“ während des afademifchen Trienniums hatte fih ihm
mehr Zeit und Gelegenheit dazu geboten. Und ein guter Genius muß e3 ihm
eingegeben haben, fie weislih zu nügen. Schon ein Jahr nad feiner erften
Anftellung bezw. nad feinem Abgange von der alma mater führte er feine
Audermählte, Fräulein Ida Badıftein, aus einem alten Jenaer Batrizierhaufe,
als Pfarrfrau Heim. Am 1. September 1885 fiedelte er nah Lichtentanne
über und verſah die Pfarrei dafelbft mit der mit ihr zufammengelegten Pfarrei
Großgeihwende über 9 Jahre bis Mitte September 1894. Seit diejer Zeit
erfreut er fi) bei einem glüdlihen Hausftande einer gejegneten Wirkfamfeit im
Dienfte feines Herrn und Meifters in Molau. Gott geb3 nod) viele Jahre!
Bon den Lehrern in Molau ift als eriter, von dem ſich in den (Pfarr:) Akten
etwas findet, zu nennen Peter Sippad. Er hat dad „Schul-Einfommen von
Molaw und dem Filiale Tirſchnigk anno 1620 wenn nicht ſelbſt zufammengeftellt, jo
doch manu propria als „igiger Zeitt Schuldiener zu Molaw und Tirſchnigk“
unterfhhrieben. Die Überſchrift lautet jedoch: „Aus dem Altten Echulregifter,
welches anno 1572 den 13, Februarij durd den Herrn Ambtsſchöſſer Georg
Neumeyer zu Eyſenbergk, beneben den Junkern Ludwigk v. Sommerlatten und
Peter v. Gebßen (Gebefee) uff Bevahl der Herren Bifitatoren zu Jehna —
einen Kirchner zu erhalten jherlichen, gemacht werden, wie folgett.” (Siehe
unten), Demnad war Peter Sippad, wenn jchon ein Sculregifter oder, wie
es jest heißen würde, ein Gehaltsanſchlag der Stelle von 1572 vorgelegen,
nicht der erſte Lehrer zu Molau, fondern e3 muß fchon bald nad) der Einführung
ber Reformation eine Sculftelle dafelbft errichtet, mit einem Einkommen
verfehen und mit einem Schuldiener bejegt worden fein. Planert führt
denn auch im feiner mehrerwähnten (handichriftlihen) Geihidhte von dem
Dorfe Molau in & 3, „Schulmeifter in Molau*, wenn aud nicht aus jener
Zeit, fo doch aus dem 17. Jahrhundert, dem Anschein nad, aus dem Sterbe:
regifter des Kirchenbuchd, zwei vor Sippadh an.) Samuel Grofe, F 1613
und 2) Johann Frande, T 1619. Auf den 3) Betr Sippach folgt
A 103 Ber
nach feiner Verſetzung nad Sieglik i. J. 1637 (f. Sieglig) 4) Nikolaus Weber,
de3 Pfarrer M. Johann Webers Sohn. T d. 19. Mai 1640. Bon 1640-47
5) Michael Deder.) 6) Daniel Richter; ift „vom Junker und beyden Gemeinden
vociert (und hat auch) ihrendwegen von dem HH. Pfarrer den 3. Pfingſtag
aö 47 bie vocation befommmen, (welde) von dem Hochlöbl. Consistorio am
24. Juny aö 1649 confirmirt worden.“ 7) Ehriftoph Milling, eines Schneiders
Sohn aus Zeit „von 1662 bis 1673.12) 8) Daniel König, von 1673—?
9) Peter Gengih, farb am 4. Oktober 1691 an Dysenterie, die im Dorfe
berrichte."=2) 10) Chriftoph Schade, ein Sohn des Pfarrers zu Rudersdorf—
wird am 24. November desjelben Jahres dahin berufen. 11. Johann Friedrich
Schade, deſſen Sohn, ein gelernter Strumpfwirker, hatte feine Probe Dom.
3. Epiph. 17195 war erft Subftitut feines Vaters. Seine Vokation Hat der
Baftor Wolf ausgeftellt- 1738 wurde Schade jun. als Schulmeifter nad) Sieglig
befördert.” (PBlanert ſ. Sieglitz. Sein Sohn foll auf feinen Strumbfwirfer-
Stuhl zurüdgemwiefen werden.) 12, Joh. Chriſtoph Sommerwerk, fam von
Schleuskau, wo er Präceptor war, hierher; erhielt die Bofation den 9. November
1738 vom Baftor v. Ahoda. + 11. Dezember 1763, 68 Jahre alt, und wurde
den 13. ej. m. mit Zeichenpredigt und Abdankung beerdigt. Sommerwert war
zweimal verheiratet; da3 legte Mal (1749 d. 13. Juli) mit Igfr. Chriftiane
Dorothea Prezel, jüngfter Tochter des weil. Johann Chriftian Prezel, gemwefenen
Schulrektors zn Camburg. 13) Joh. Philipp Starke aus Rauda im AGB.
Eifenberg, Iegte feine Probe Dom. J. p. Epiph. 1764 ab. Die Vokationsur—
funde hat Paſtor Welder ausgeftellt; ftarb als treuverdienter Lehrer den
9. Auguft 1782 im 42, Lebensjahre und Hinterließ eine zahlreiche unverſorgte
Familie; allein mit Gottes Hülfe fand jedwedes Glied berjelben in der Folge:
zeit jein gutes und ehrenvolles Auskommen. 14. Joh. Chriftian Schörnig aus
Schmiedehaufen, war vorher in Schleusfau Präceptor, kam hierher 1782. Seine
Bofation Hat ihm der Paftor Trautmann ausgehändigt. Nachdem er 20 Jahre
bier gewefen mar und ven Ruhm eines fleißigen Lehrers fi erworben hatte,
wurde er 1802 nad Schmiedehaufen als Kantor und Scullehrer befördert
und bewahrte fi in einer einunddreißigjährigen Lehrthätigkeit dafelbft den ihm
borausgegangenen guten Ruf. Der bortige bisherige (feit 1798) Schulfubititut
15) Ernft Lebrecht Kämpfer, Sohn des Lehrer8 zu Göbdern im AGB. Alten:
burg, fam dafür an feine Stelle in Molau. Ihm wurde am 2, Februar, am
120) Planert giebt fäljchlid die Jahre 1640-1662 in feiner Geſch. ala die Zeit ber
Lehrthätigkeit Michael Deders in Molau an, Ihm ift entgangen ber Bericht in bem Aften-
bande „Beſoldungsſache“, den „auf Befehl des Fürftl. Sächſ. Hochlöbl. Conſiſtorii zu Alten
burg, den 28. May bes 1655. Jahres der damal, Schuldiener Daniel Richter erftattet.” Diefem
Verihte gemäß ift das Planertihe und das Hölzerfche Verzeichnis ber Lehrer in Molau zu
berichtigen, wie oben.
21) Die Jahresangaben Hölzer bedürfen aud in diefem Falle der Berichtigung.
ı22) Bericht des Pfarrers an bie Superintendentur.
123) (Sifenberg, ben 18. Martii 1766,
+4 104 Ber
Tefte der Neinigung Mariä, 1803 vom Paſtor Planert die Vokation übergeben
unter Anwünſchung einer dauerhaften Gefundheit, damit er redht lange Zeit in
Segen wirfe und Gutes ftifte.=) „Er war der erfte feminariftifch gebildete
Lehrer in Molau, gut unterrichtet und hat das auf ihn geſetzte Vertrauen völlig
bewährt; ftarb im April 1836.* (H.) Ihm folgte, da die Bejoldungäverhält:
nifje vorab zu ordnen waren, erit mit dem Beginn des folgenden Jahres 16)
‘oh. Georg Hommel, gebürtig von Leutersdorf bei Themar, vorgebildet für
feinen Beruf auf dem Lehrerfeminar zu Hildburghaufen. Nah Abjolvierung
des dreijährigen Kurſus dafelbft fand er feine erfte Anſtellung im Schuldienite
1831 ald PBräceptor in Hafelbadh bei Steinad. Bor feinem Scheiden aus dem
ihm liebgewordenen Orte vermählte er fih nodh am 3. Januar 1837 mit Elifabeth
Kunigunde Sophie Bod, einer Tochter des durh feine Fabrifate weithin be:
kannten Meſſerſchmiedes Bod in Hafelbadh, und z0g mit ihr die Woche darauf
an feinen neuen Beftimmungsort. Über 42 Jahre war er hier, ein Lehrer au
der alten Schule, thätig. Die ganze ältere Generation der jekigen Einwohner
bat feinen Unterricht genoffen. „Seine anfpruchlofe Bereitwilligfeit zu helfen,
hat er beſonders dadurd bewiefen, daß er in den 2 Ießten Amtsjahren Dr. Abt
1871-1873 faſt alle Sonntage den Gottdienit in Molau und Thierjchned durd
VBorlefen von Predigten beforgt hat.“ (Hölzer S. 252.) Am 16. April 1879
ift Hommel in den wohlverdienten Nuheltand verjegt worden und am 13. April
1887 zur ewigen Ruhe eingegangen. An Hommels Stelle trat von 1879 — 1889
17) Mar Lipfert, zeitheriger Lehrer in Holzhaufen bei Heloburg. In feine Zeit
fällt die Ausichulung des Filtal3 von der Muttergemeinde. Thierſchneck baut
fi 1882 eine eigene Schule. Die Lehrerbefoldung in Molau erleidet dadurd
eine Heine Einbuße. Am 24. April 1889 wurde Lipfert nah Schmiedefeld bei
Mallendorf verjegt und zu feinem Nachfolger 18) Albin Knabner von Hafen:
thal beftellt, am 30. deöfelben Monates zunächſt proviforiic, von 1. Auguft d. 3.
an definitiv. Am 17. Dezember 1891 zog er aus dem alten in daS neue
Schulgebäude. Nicht volle 4 Jahre blieb er allhier, am 27. April 1893 ver:
tauschte er die Molauer Stelle mit der von Gröften bet Saalfeld. Nach einem
vierteljährlichen Proviſorium, welches der Schulamtskandidat Robert Unger aus
Schmiedefeld verfah, wechjelte am 1. Auguft 1893 19) Guftav Brendel, ein
geborener Samburger, feine Stelle in Heiligenkreuz mit der hiefigen und hat fie
bis jegt feitgehalten.
Das oben erwähnte, von Peter Sippach aufgeftellte „Schuleinfommen
von Molaw und dem Filial Tirſchnigk ao 1620* beftand:
„1) Ahn Korn zu Molaw.
7 jhffl. u. 2 Maahs Korn Schköliſchmahs.
Item
1 ſchffl. u. 124 Viertel Haffer desſ. gemeß.
120) Die Momente oder kurzen Abriſſe aus dem Leben der unter 11—15 verzeichneten
Lehrer find aus $ 3 der mehrerwähnten von Bf. Planert geichriebenen Geich. von dem Dorfe
Molau entnommen,
+4 105 Ber
2) Ahn Brottenn.
Derer zufammen find 19.8) nd davon 2 Maas Korn vor
2 Brott der Junker Georg Schend von feinen beyden Nitterfigenn.
3) Alın Geldte.
2 fl. — von Seyer zu ftellen undt für Baumöpl,
1 gr. wenn ein Altes begraben wirbt,
1/ gr. bon ein Jungen,
1 gr. wenn ein Find getaufft wird,
1 gr. Pro Copulatione,
3 gr. uff ein Quartal von jeden Knaben fchulgeldt.
Im Filiale Tirschnigk.
Das Einkommen Belangende durchs ganke Jahr betrifft
4) Ahn Geldte.
5 fl.
Bon foldhen 5 Gulden ein Kirchendiener wieder Abgehett 1./ fl. zu
Beitellung des Geläutd (welches fie doch von Hauß zu Hauß wohl
ſelbſt könnten verrichten) Reſt einem Custodi nicht mehr als 3'/s fl.
5) Ahn Bröttung.
14 Ziemliche Brott werden gegeben.
6) Onera.
Ein gar Altt Böfe Verwüftett Schulhauß ze. (Siehe oben die lage
Beter Sippachs).
7) Ahn Gräfsereien.
Iſt nicht vorhanden Als ein Kleines Gärtlein hinter den Hirtten
Hauß zu gebrauchen, undt die Gräßerey fo jhärlih uffn Kirchhoff
erwachſen.
8) Von Holtz.
Muß ein Armer Schuldiener Alles felbft umbs gelt fauffen, ift
feine Zubuße zu erhalten.
Petrus Sippad) igiger Zeitt
Schuldiener zu Molaw u. Tirſchnigk.“
M. propria.
Nicht!beifer find die Gehaltöverhältniffe nad) der „Schulbefoldung zu
Molau*, die 53 Jahre fpäter, am 30. Oktober ad 1673, Daniel König,
Zudimag. Molaw, aufgeftellt. Wenn er auch feine Einnahme an baarem Gelde
auf 10 fl. 14 gr. 6 H aus beiden Gemeinden anfchlägt, nämlih 7 fl. 1 gr.
ous Thierſchnig und 3 fl. 13 gr. 6 aus Molau, fo heißt's weiter: „Was
die Accidentia belangend, fo feind diefelbigen hiefigen Orths fehr fchlecht, finde-
mahl in beyden Gemeinden mehr nicht denn 30 Häufer (ohne die Nittergüther,
Pfarr, Schul und Hirtenhauß) vorhanden, abfonderlih das Schulgeld, maſen
135) Nach Hocfürftl, Proviſional-Verordnung foll eins 14 Pfd. haben und halten,
+3 106 B+
denn die Caniculares (Hundstagsferien) fih umb Johanni anheben und erft
3 Wochen nad) Michaeli fchließen, auch mande Kinder, jo doch die Schuel im
Dorffe und vor der Thür haben (laut Cathalogi) in Jahr und Tag zum
hödften über 24 Wochen, andere über 10, teil3 auch wöchentlih über 1 oder
Ys Tag nicht hineingehehen und die übrige Zeit zurüdbleiben.
Mehr veripriht dagegen die „Molauifhe und Thierfhneder Schul
Matrikul“ von 1755.
18
—
eh
DAAD we m DD
Cap. I.
„a) Einnahme und zwar an baren Gelde.
fl. 15 gr. geordnete Trandfteuer.
— ,, bie Orgel zu fpielen.
18 „ die Uhr zu ftellen.
8 „ bor Baumödhl.
12 „ vor die Pfingit Meyen.
12 „ aus beyden Kirchen bei der Kirchwehungs Predigt.
6 ,„ bei denen Vorrechnungen.
2 „ bor Rreide, die Lieder in Kirchen anzufchreiben.
1 „ vor Bejen, die Kirche damit zu fügen.
5 „ 6 % aus ber Gemeinde Thierfchned. (folgen die Namen der
16 Beitragspflichtigen). 2 von 2 Häufern & 11 gr.
b) An Gebühren.
. bon einer ehrlichen Gopulation, wenn eine Hochzeit-Predigt ge=
halten wird.
bon einer Braut:Meffe ohne Predigt. Item.
bon der Orgel zu fpielen, wenn es verlangt wird. Zudem eine
Brautfuppe und nebſt diefem auch die Mahlzeit ohne Geſchenke mit
feinen Weibe zu genießen.
bon einer Trauung, die fi in Unehren zuf. gefunden. Und wenn
eine Berfon in ein ander Kirchfpiel heiratet die völligen Accidentien.
bon einer indtaufe, incl. die Gevaiter:Brieffe zu ſchreiben und folche
wegzutragen wenn es nicht über die Meile ift. Zudem aud) die
Mahlzeit ohne Bottgeld(?) mit feinem Weibe zu genießen.
bon einer Nothtauffe, und die Gepatter-Brieffe apart.
bon einer Zeiche, wenn eine Predigt gehalten wird.
nn „ „ ein Sermon u *
ohne Predigt.
vor ein apart beſtellt Lied, zu Freud und Leid.
bon einer Privat-Communion.
bon einer Kirchenbuße.
„» „» Borlefung.
» » Berfon auf die Pfarre zn eitiren.
von einem Bericht nad Eifenberg zu tragen.
A 107 Ber»
9 gr. von einem Kinde Schulgeld des Jahres, und foldes auf 3 Quartal,
fie mögen in die Schule fommen oder nicht und da3 4. quartal nur
bon denenjenigen,? die des Sommerd über die Schule bejucden, laut
eined de dato Hodfürftl. S. Altenburg. Consistorial-Befehld. Zudem
find? auch nad Hochfürſtl. Landes- und daraus erfolgten general
Verordnungen aö 1713 die Eltern, welche ihre Kinder zum Erſten—
mahl zum heiligen Nachtmahl mit gehen laſſen, ſchuldig, felbige noch
ein Jahr in die Schule zu fchiden und dem Schulmeifter dad Schul»
geld davon zu entrichten.
c) An Garben.
vacat.
d) An Körnern.
: Schffl. 2 Biertel — Maß 2 Meben Korn und
1 3 2 „Hafer,
beydes Gifenberg. Gemäß,
(folgen die Namen von 28 Genfiten von Molau, Thierfchned, Aue
und Gafefirchen.)
e) An Broden.
Erftlid zu Molau.
1 fl. 9 gr. vor die fonft gewöhnlichen Brode, und giebt jedes Hauß, derer
20 find, davor 1 gr. 6 9 auf Waldburgi.
Andernd zu Thierjchned.
Giebt jede Hauß, derer 18 find, Eins auf das Neue Jahr.
f) An Eyern.
vacat.
g) An Acker, Wiesen, Gärten u. Holtz. j
Ein Gärtgen bey der Schule, ingleichen der Gottesader zu gebrauden.
h) Schul-Gebäude.
Dieſes befteht unten in 2 Stuben und oben in 2 Cammern, und wird
ſolches don beyden Gemeinden nebft einem Holg-Stall und ge:
doppelten Schweinsfobe in baulichem Wefen erhalten.
i) Viehnutzung.
Ein baar Schweine und ein Heerdgen Gänfe kann man ziehen, weil man
das Recht in die Felder nad Graß und Difteln zu jhiden hat.
Cap. II.
a) Ausgabe und Praestationes.
10 gr. 6 9, zum Schul-Wittben Fiscus.
2 „ —„ nad Leuchtenburg.
b) Das Inventarium.
Eine lange Schultafel ꝛc.“
A 108 Ber
Die ältefte Urkunde, aus welcher wir etwas über bie Beſoldung
der Geiftliden vernehmen, ift die oben bei den sub 2) und 3) genannten
Geiftlichen angezogene „Gewiedemung deß Dorff3 Molaw“ aus dem Jahre 1610
be3. 1620.
In derjelben leſen wir u. 4.
Geltt Einkommen.
25 fl. Fürſtl. Gnedig. addition aus dem Ambt Eifenberg.
Item.
Aud dem Haufe — derer zu Molau fein 19, im Filial Dörſchnigk aber
14, Seelen Jungk und Altt in beyden Dörffern an der Zahl 263,
18 9 Holggeltt facit 2 fl. 7 gr. 6 9.
Item.
18 9, Ein jedes Hauß, fo feinen decem giebt, Mid). facit 19 gr. 6 9.
5 gr. 3 H, bon einem Stüd Aderd Zink, die gültene Gebreyte genannt.
Decimation oder Getreydich Einkommen.
Erftlih zu Molaw.
20 Schköliſche Scheffel und 1 Maas halb Hafer und halb Korn.
Zweitens zn Tirſchnigk im Filiale.
11 Schköliſche Sceffel 2 Viertel 1 Maas, halb Hafer und halb Korn.
Ackerbau.
9 Schköliſche Scheffel Ader gutt, u. 1 Schffl. ziemlih; wenn? gar wohl
geräth, kanns über Sommer und Winter über 20 Schod nidt
tragen. koſt dieſes Jahr zu beftellen 24 fl.
Wachs 1 Pfd. aus dem Gotteshauß Molaw und 1 Pf. aus dem Gotte3-
hauß im Filial Dörfchnigt.
Accidentalia.
Opfergeltt drey Mahl, giebt jede Perſon, fo zum heiligen Abendmahl gehet,
uff einmahl 3 9.
Proclamatio, Copulatio und Begräbnuß wie bie Ktirchen-Ordnung vermeldet.
Ein Garten, darinnen 4 Alte Bäume, denn man feine drin ziehen fann,
weil die Pfarre fonft feinen Wieſewachß hatt.
Viehzucht geringe, kann mit großer Mühe und Arbeit faum 2 Kühe erhalten,
weiln Graßweyde mangelt.
Onera und Unkosten.
Seindt’ gar groß. denn der Pfarrer alle Sonn: und Fefttage aufs Filial
gehen, und was er fonften an Getreydich erübrichen und auf Bücher
zum Studiren und feiner Kinder Beſten wenden könnte, davor Holtz
das Jahr über 15 fl. fauffen muß.
— — —
Sodann find in dem beſagten Aktenbande noch befindlich, wenn fie in
chronologiſcher Reihenfolge aufgezählt werden, — im Aktenbande find fie durch
einander eingeheftet:
+4 109 >
1) Matricula parochialis Molau et Thirschnigk Aö 1655 28. Mej. exhibita
von Caspar Fabricius.
2) Matricula Molau et Thirsnick Aö 1661.
3) Die Pfarrbefoldung Molau u. Thirſchnigk Ao 1673 d. 29. Oftober
bon demſ.
4) Molauifche und Thierfchneder Pfarr-Matricul, den Gemeinden nad abge:
nommener Kirchrechnung borgelejen d. 22. April 1755.
5) Molauifhe u. Thierfchneder Pfarr-Matricul 1756,
6) Diefelben nod ein drittes Mal.
Lestere find fehr umfangreih und ziemlich gleidlautend, Der Raum
verbietet eine abjchriftliche Wiedergabe. Darum nur ein möglichft kurzer Auszug.
Die Subftantialbefoldung hat ſich gegen die frühere um das c. 2uAfache ver:
mehrt, von 28 fl. 11 gr. 3 9 auf 69 fl. 5 gr. 6 9, indem unter ben ver:
Ihiedenften Namen wie Trankiteuer, Almofen, Michaelis- und Paſſionsgeld u. A.
ohne das fogenannte Opfer» und Häufelgeld aus den beiden Gemeinden und
ihrem Kirchen-Aerario dem Geijtlihen Zufchüffe gereicht wurden. Ein Gleiches
ift auch von der Accidentialbefoldung zu berihten. Eine jährlihe Durchſchnitts—
funme ift zwar in der Matrifel nicht angegeben, nur die Gebühren von den
einzelnen Gafualien find verzeichnet; die Fälle aber, von benen Gebühren
entrichtet werden, find ungleich vielfältiger und die Gebühren felber ausnahmslos
höher al3 anfangs des 17. Jahrhundertd. Dazu kommen ganz neue Gliederungen;
fo, wenn wir lefen: „6 gr. vor ein eheliches Kind zu taufen und 12 gr. vor
ein uneheliches. 12 gr. vor eine Gopulation von denen, die fih in Ehren,
und 3 % von benen, bie fih in Unehren zufamengefunden* 2c.
Die Klagen über den geringen Abwurf der Felder bei eigener Bewirt-
Ihaftung tönen zwar durd alle Matrifeln ungeſchwächt fort, ebenfo machen alle
Stellinhaber die Erfahrung, daß bei dem Mangel an „MWiefenwahs“ı2) aud)
bei der Viehzucht nicht herauskommt. Aber die Klage verftummt in den
legten Matrifeln: „in dem Garten an der Pfarre wählt felten etwas wegen
be3 Salpeterd. Wilde Kirſchbäume ftehen etliche darin, blühen alle Jahre voll,
haben aber in 30 Jahren nur einmal recht getragen, fonften entweder gar nichts,
oder nur zu naſchen. (19) Scwetichen Bäume ftehen auch drinnen, blühen,
aber nicht einmal haben fie getragen. Ein junger Gatharinen Birnbaum hatt
nur einmal getragen. Habe wohl 100 Stämme Hineingefeget und pfropfen
laffen, aber alle verborben, wie auch der zweymahl eingelegte Hopfen.” Wie
würde der alfo klagende alte Herr Gafpar Fabricius, wenn er jet nad)
125) „Bon Futter iſt nichts vorhanden als ein Garten an ber Pfarr — wenn es
geräth, einige Börben — und was man fih auf ben Nedern fucht und käufet. Das Rindvieh
wirb nicht auögetrieben ohne in ber Erndte 14 Tage hernad, wenn angefangen. Nad voll:
brachter Erndte treibt ein jeber fein Rindvieh auf feine Wiefe, find zwar wenig und fchlecht,
unb in feine Gärten. Ich habe jetzt zwo Kühe unter einer Magb und ein Kalb; Ein Schwein
neben etwas jungen, barzu ich heuer großen Schaben genommen; 4 Gänfe, 3 alte Hünner, den
Verluft darzu will ich nicht erzählen.“ (Pfarrbefoldung von Molau und Thirſchnik. Ao 1673.)
a 110 Ber
200 Jahren einen Blid in biefen Garten werfen könnte, verwundert außrufen:
o quae mutatio rerum!
Derzeitiger A. für die Bfarrftelle
zu Molau.
913 Er 50 Pachtgeld von den Pfarrfeldern.
100 „ „ Dienftwohnung mit Hausgarten 0,1833 ha und Hof:
raum 0,0651 ha.
17 „ 50 „ Zinfen zu 35% von 500 A in Landeskreditobligation.
200 » —n "„» „ 4% von 5000 A auf Sculbbrief.
IB un — un „ n 36% von 11890 #C 72% auf der Spar:
i fafle zu Camburg.
81 „ 12 „ aus der Kirchkaſſe zu Molau.
BB, 38. 5 „Thierſchneck.
12; = für Grabreben in Molau und Thierfchned.
2 „ 25 „ für Zeugnifie a 75 A.
Sa. 1827 # 65 9 Hiervon ab
7 „ 50 „ Zins und Tilgungörente von 150 H GSeparationd:
Kapitalien, bleiben
1820 A 15 9 Grtrag der Stelle.
Feſtgeſtellt
Meiningen, den 16. Auguſt 1894.
(L. S.) Der Oberlirdenrat.
gez. Nohr fr. N.
XV. Thierſchned.
Das beim vorhergehenden Orte Molau wiederholt erwähnte Filial-
Thierſchneck Liegt in einer Entfernung von ungefähr % Stunden in fübfüdweit-
lider Richtung vom Mutterorte an der Straße nad Frauenprießnitz, 4,6 km
oftfüdöftlih von Gamburg und etwa 0,7- 0,8 km öſtlich oberhalb Schleuskau und
Kleinprießnig, wo fih da3 aus dem Saalthale auffteigende Meißner Plateau
zu verfladen und nad DOften Hin eben auszubreiten beginnt, 312 m über
ri. der höchlte bewohnte Ort der Grafſchaft, dicht an der Weimarer
renze.
1511 Terſchenick,ies) 1610 Tirſchnigk,e) 1655 Thirſchnigk,u) 1673
Thierfchnig,t®®) 1674 Dörknigk,) 1755 Thierſchneck. Hölzer hält die „in
alten Schriften (fi findenden Benennungen) Dörſchnig und Dörfing“ für die
ältejten Namen und ift der Meinung, daß der Name des Ort3 in diefer Form
27) Generalftabs Karte 413. Naumburg a. d. Saale.
128) Weimarer Staatsarhiv Abt, Grafen und Herren, Schenfiana 1408-1521. Blau 358.
129) Molauer Pfarrardiv, Molauer und Thierſchnecker Matrifel.
#0) Camburger Amtsardhiv, Befchreibung des Fürftlihen ambt8 Camburg S. 2476b.
A 111 Ber
auf deutfchen Urfprung deute. „Denn Döre — fo fährt er fort!sı) — bedeutet
altdeutfch ein Thor, eine Thür.) In diefer Form findet fi) dad Wort noch
gebraucht von einer Gebirgälüde zwiſchen Paderborn und Stromberg, welde
der Dören heißt. Alfo bedeutet der Ort Dörſchnig einen Ort, der ein Durch—
gang oder llbergang war 20.” Jacob ift anderer Meinung: „Dörſchnigk ent-
fpriht genau dem ti. Drenik im Bezirk Beraun (Böhmen). Diejes ift aber
ein mit dem Suffix if gebildeter PN. vom ti). drsny, altiwend. dersny, rauh,
widerwärtig, tſch. drsnak, rauher Menſch, Flegel, und Dranik, Rauhmann“ (Raub:
bein). Bender, feiner Anficht getreu, daß die Namen der Siebelungen von der
Beihaffenheit, den carakteriftifhen Eigenheiten der Ortlickeit, nicht aber bon
den Gründern oder erften Befigergreifern herzuleiten wären, nimmt Thierſchneck
für Dyritschnak und erflärt3 „auf den Schlägen.” Demgemäß fteht eine Er-
Härung der andern gegenüber. Welcher von den beiden legteren, — bie
Hölzerſche Iaffen wir fallen, — der Vorzug gebührt, mögen Sad, bezügl.
Sprahfundigere mit einander audmaden; und genügt, daß Jacob und Bender
darin einig find: Thierfchned ift eine flavifch, forbenswendifhe Gründung. Die
Anlage des Ortes hat freilich nicht? bejonderes Wendiſches. „Er ift längs
einer Hauptgaffe*, jchreibt Brüdner 2. ©. 728, zweizeilig von SW. nad NO.
länglich ausgebaut.” Verſuchen wir es mit einer zuireffenderen näheren
Beihreibung. Kömmt man geraden Weges von Schleuskau herauf, jo gelangt
man in das Dorf an feinem ſüdweſtlichen Ende an der Straße nad) Frauen—
prießnig, die von Norden, von Naumburg über Prießnig, Aue, Molau ꝛc. hierher
geleitet, furz vor dem Dorfe am oberen Ende die Gamburger Straße aufnimmt
und beim Eintritt in das Dorf in einem ftumpfen Winkel ihren Lauf in ſüd—
weftlicher Richtung (nad) Frauenprießnig) fortfegt. An ihr Liegen zwar auc zu
beiden Seiten einige hübfche Häufer und namentlid am Ausgang dad mehr:
befannte Geleitöhau3; allein die größere Zahl und die eigentliche Dorfgaffe mit
der Kirche bilden dem öſtlichen Teil der Dorfanlage. Und dahin gelangt man,
wenn man beim Eintritt in das Dorf nicht der Richtung der Landftraße folgt,
fondern den Weg gradeaus einfhlägt. Die Dorfgaffe läuft mit einer Fort:
jegung bon jener, dem Feldweg nad) Graitichen parallel, führt norböftlicd zur
Kirche und findet als Sadgafje ihr Ende in einem Gehöfte, während der Weg
nad) der entgegengejegten Seite hin an der Schule vorüber nad) dem Friedhofe
und darüber hinaus ins ‘Freie geht.
Nach der Volkszählung vom 2, Dezember 1895 hatte der Ort 28 Wohn.
häufer, von denen jedod nur 27 bewohnt find, 22 mit je 1, 4 mit je 2 Haus:
baltungen und 1 dient al3 Anjtalt. 12 mit 1—5, 12 mit 6-10 und 83 mit
11-15 Berfonen; im Ganzen 167 Einw.; 2 mit Haußeigentum und 20 mit
Haus: und Landeigentum angefeifene Haushaltungen. 11 Wirtfhaften mit
Pferden, 2 und 3, aud eine mit 4, und 7 MWirtfchaften mit Kühen. Am
81) Hiftor. Beichreibung x. ©. 52.
132) Vergl. feine Mbleitung Thüringen in feinem Werkchen ©. 2.
4 112 B-
1. Dezember 1871 zählte der Ort 22 bewohnte Gebäude mit 23 Haushaltungen
und 142 Einw., bon denen 68 ortögebürtig, 98 Landeskinder und 44 Nicht:
meininger, 21 mit Haus: und Grundeigentum angefeffene Haushaltungen.
1853 (nad) Brückner) 2 öffentliche Gebäude, 2 Wohnhäufer, 21 Familien und
119 Einw. 1833 102 Einwohner. 1755 18 Wohnhäufer. Beim Verlefen der
Pfarr: und Schulimatrifel, das fih an die Abnahme der Kirchrechnung anfnüpfte,
waren am 22. April 1755 in Molau aus Thierfchned zugegen: Andreas Dedant,
Amtsfhultheiß, Hand Michael Schmied, Hand Andreas Schöppe, Haus Georg
und Hand Andrea3 Dedant, Michel Hempel (Befiger von 2 Häufern), Chriſtoph
Bockliſch, Chriſtoph Stord, Ambrofiu3 Küchler (2 Häufer). Chriftopf Friſche,
Chriftian und Chriftoph Krieg, Chriſtoph Schlegel, Chriftian Traber und
Chriſtoph Zeutfchel. 1620 und 1655 find nad) der Anzahl der Brode, welde
dem Lehrer in Molau vom Filial Thierfchned gegeben werden, von jedem Haufe 1,
14 Wohnhäufer dajelbit.
In das Kirhenbud find eingetragen:
a) Geburten:
i. 9. 1694 2. 1894 3.
1695 2. 1895 1.
1696 3. 1896 5.
1697 2. 1897 2,
b) Todesfälle:
1694 3. 1894 3.
1695 3. 1895 4.
1696 4. 1896 2
1697 1. 1897 1
c) Trauungen.
1694 —. 1894 1.
1695 4. 1895 —.
1696 1. 1896 —.
1697 1. 1997 —.
Die ältefte Nachricht über Thierfhned, die wir haben ausfindig maden
fönnen, ift die bereit3 beim vorigen Orte erwähnte von 1511, laut welder
unter den Zinfen, Männern und Gütern, die Hans von Tümpling bon ben
Schenken von Tautenburg zu Lehn gehabt und an Thomas v. Molaw, „dy
czeidt czu Brßenitz gefeßen“, verkauft hat, auch „birdehalben ſcheffel Haffer
Schölifh moß von dem Heydenholcze und etlichen Ieyden ann Peter Hande zu
Terſchnick fi) befunden haben. War es dort der Käufer, um deffentwillen wir
die Urkunde angezogen haben, fo nimmt hier für die Ortögefhichte der Lehns—
herr und ber Lehnöträger, überhaupt das Lehnsverhältnis unfer Intereſſe mehr
in Anfprud. Wenn es aud nur einzelne Stüde find, die in den einzelnen
namentlih aufgeführten Ortihaften als Tautenburgiſches Lehen bezeichnet
4 113 Ber
werben: zu Grabsdorf (Weimariſch) 4 Siedelhöfe und 9 Hufen, zu Graitjchen
(Heinrich Kempf und Georg und Matthes Weißenborn) 2 Gehölz und 1 Ader,
zu Molau (Ehrhart Frand) 1 Ader, zu Sieglig (Flacius Hellefegel und Weyner)
1 Fleck Holz und etliche Ader, zu Kleinprießnig 1 Weingarten und endlich zu
Thierſchneck das oben genannte, jo ift es eben nur dasjenige, was Hans
v. Tümpling von der Tautenburgiihen Herrihaft zu Lehen trug, und es ift
damit nicht ausgeſchloſſen, daß die Schenken von Tautenburg nicht auch noch
andere Lehnöträger bezw. nicht auch noch über andere Stüde in den genannten
Ortſchaften das Lehndreht hatten. Wir müſſen fogar das Letztere für wahr:
iheinlih halten, da an andern Orten obige Dörfer Tautenburgifche genannt
werben. Seit wann und wie lange fie mit Recht als folche bezeichnet werben
und bezeichnet werben können, das entzieht fih aus Mangel an und zu Gebote
ftehenden Urkunden unjerer Kenntnis.
Thierfchned war ohne Zweifel von den Kleinen Dörfern in ber Graf:
ihaft daS am eheiten und am weiteften im Bande herum bekannte und genannte,
da fih die Hauptverfehrsadern von Meitteldeutfchland, die Nürnberger (feit
1640)132) und die Regendburger Straße hier trafen und von hier aus über
Naumburg oder Stößen nad Leipzig, dem großen Gefhäfts: und Handelsplatz
von Sadjien, ja zur Meßzeit von Alldeutihland und darüber hinaus, weiter
liefen. Wenn ſelbſt jet nod, wo die Wege ſich verzehnfadht haben, und Eifen-
bahnen links und recht3 und freuz und quer das Land durchſchneiden, wenn jelbft jeßt
no, wo der Transport auf die nächſten Zandeserzeugniffe, auf Holz aus dem
Holzlande, auf Obft und Gemüfe aus der Naumburger und Freiburger (Unftrut)
Gegend rebuciert tt, die Straße, wie man zu jagen pflegt, nicht liegen bleibt,
und vor dem Gafthaus in Thierſchneck noch täglich und ſtündlich Geſchirre ver-
fehren und halten, jo läßt dad ahnen, wie lebendig es auf diefen Straßen
geweſen fein muß zu einer Zeit, wo noch feine andern Wege von Süden her
nad der „großen Seeftabt Leipzig“, wie es im Liebe heißt, führten, als die oben
verzeichneten, und feine andern Trandportmittel zu Zande gekannt wurden als
einfpännige zweiräderige Karren und mehrfpännige bierräderige Wagen, ehe die
eigentlichen großen, ſtockwerkhoch beladenen und für weitere Touren wo möglich)
gleih an Ort und Stelle beftimmten Laftwagen mit 3 und 4 Paar ftarfen
Pferden auffamen. Sein Ort war darum auch geeigneter für eine Haupt-,
Zoll: und Geleitäftelle als Thierſchneck, und das Geleitähaus, mit dem eine
einträgliche Gaftgerechtigkeit verbunden war, dazu aud Feld und Holz gehörig,
war ein begehrier Poſten. Welche Bedeutung Thierſchneck hatte, „geftalt dieſes
da3 Haupt-Geleite des gangen Eifenberg. Amtes tit und an der Haupt: und
Reichsſtraße Liegt,“ geht auch daraus hervor, daß eine befondere „Fürftl. Sächß.
Geleits-Ordnung zu Thierfhnig Anno 1724 in Altenburg herausgegeben ward,
die in 30 Kapiteln feftlegte, von welden Gütern eine Geleitsabgabe zu entrichten
war und wie viel bon jedem einzelnen Wagen und Karren und von jedem
einzelnen Zug- und Lafttiere, oder aud von jedem Zentner und Zentnerteile.
133) Siehe Heft 22, ©. 9. 8
+4 114 B+
Auch die auf Schubfarren ihre Waaren beförberten oder auf dem Rüden trugen,
paffierten nicht frei. Die ellenlangen und ebenjo breiten Zolltarife an ben
Chauffeegeldhebeitellen, — es ift noch nicht lange her, daß fie verſchwunden
find, — gingen jehr ind Detail, und doch waren’ im Vergleich zu diefer Geleits—
ordnung nur fummarifche Auszüge Es kann uns daher hier eine ins einzelne
gehende Wiedergabe aller zollpflichtigen Gegenstände nicht in den Sinn fommen,'®*)
nur aus Gap. IX. — Bon Juden — ziehen wir der Guriofität halben aus:
„Ein jeder Jude giebt von feiner Perſon 7 gr. Ein Jude, jo von einem Chrijten
ums Lohn gedinget, geführet wird, giebt vom Pferde 2 gr. Eine Stifte
a part 2 gr.” Sm lbrigen verfuchen wir, von dem, was geleitäfrei tft,
Einzelned namhaft zu maden. Dahin gehöret C. V. „Dasjenige Getrayde, ſo
innerhalb des Amtes erwächfet, und der Stadt Eifenberg, deögleichen der Stabt
Noda von denen Unterthanen mit ihren Pferden zugeführt wird; ferner C. VL
was von Heu und Stroh, Aſche, Kalk, Ziegeln oder gearbeiteten Steinen im
Bande bleibt; deögl. EC. VIL was von Haudgeräthe nicht in fremde Herr—
ſchaften geführt wird; ferner &. XL die einheimifche Butter, die im Lande
verbleibt und denen Städten zugeführt wird; deögl. C. XXI die Baumaterialien,
die im Lande verbraucht werden. C. XX. „Studenten-Gut, wann e3 bejcheiniget
wird, paßieret geleitäfrey; die Pferde aber, fo ums Lohn gedungen, geben Das
Geleite von 1 Pferde 1 gr.” C. XXIU „Wa3 die von Adel von ihren Ritter
und andern Gütern zu Markte bringen laffen, iſt geleitöfrey. Desgl. alles,
was Geiftliche von Pfarr-Gütern mit eigenen Pferden führen laffen. C. XXIX.
„Sine Braut, fo vorüber fähret oder gehet, giebt 24 gr. Worbey zu bemerken,
daß diejenigen Bräute, Jo im Amte Eifenberg find, und darinnen hin: und
wider heiraten oder ziehen, des Geleites befreit fein.“
Das Geleite und der Zoll von auswärts fommenden und durchgehenden
Waaren wurde bis zu Anfang der dreißiger Jahre unſeres Jahrhunderts, bis
zum Anſchluß der Sächſiſchen Herzogtümer und der Schwarzburgiidhen und
Reußiſchen Fürftenthümer an den allgemeinen deutfchen Zollverein mit Preußen
und Helfen fort erhoben, und das Chauffeegeld ift erft in den legten Jahren in
Meiningen, Weimar und and. Staaten in Wegfall gefommen, während es nod
von anderen benadhbarten abgenommen wird.
Dad Haus am füdlichen Ende des Dorfes Thierſchneck, in dem das
Geleite gegeben wurde, fteht und führt no den Namen GeleitShaus, ift aber
famt dem Geleitögut, Feld und Holz, durd Kauf von der Herridhaft in den
Privatbeſitz des Johann Gottfried Zeigichel aus Leislau übergegangen und
beſteht nur noch als Wirtöhaus. Müller v. d. Werra war feiner Zeit ein häufiger
Verfehrsgaft bei dem „Langen Friede“, wie Freunde und Bekannte den alten
Gaftwirt Zeigihel ſchlechtweg nannten; hat ihn und fein gaftlides Haus aud
in einem actftrophigen launigen Liede befungen, das ſich in feinem „Allgem.
1) Heft 22 ©. 9% enthält einige Notizen über das, was das Geleite in Gamburg
betrug. Ginige Anjäge find hier niedriger, andere höher als in Thierfchned,
+4 115 B+-
Reichs-Commersbuch S. 454 Nr. 26 findet.) Damald war Thierfchned über:
haupt ein gern befuchter Ort, und Ausflüge dahin wurden auch um der weiten
Rundſicht halben, die man dort von einem Hügel in der Quafiger Flur genießt,
bon Gejelihaften aus Gamburg, Schkölen und den umliegenden Orten an
Sommertagen häufig unternommen.
Die alte Kirche auf dem ummauerten Friedhofe entitammte wohl nod)
der vorreformatorifhen Zeit. In dem älteften „Schulregifter” von 1572 wird
wenigiten3 ſchon ein Kirchendiener erwähnt. Der Lehrer von Molau (und
Thierſchneck) beklagt, daß er ihm von den 5 fl., die er von dort bezieht, „zu
Beitellung des Geläuts“ 1a fl. abgeben muß. Thierſchneck ift von allem
Anfange an Filtal von Molau. Der Pfarrer von Molau hat alle Sonn- und
Feſttage dort zu predigen, auch Wochengottesdienſte dort zu halten. Die hohen
Yeiertage bekamen früher die Filialiften „eine Mettenpredigt ftatt der ordent—
lien Amtspredigt“ früh um 4 Uhr. Dafür waren fie fhuldig, dem Geiftlichen
1 Pferd zu ſchicken. Nah dem Lehnbuh von Molau, dad die Geiftlichen
führten und das im Pfarrarchive dajelbft aufbewahrt ift, waren im legten Jahr:
zehnt des 17. Jahrhunderts Hans Tiſchner, Chriftian Gofferau, Chriftoph
Traber, Hand Schöppe und Ambrofius Zeutſchel in Thierfchned von ihren
Gütern, bejtehend in 1 Viertel Land mit Haus und Hof, der Kirche lehn- und
zinspflichtig. Die Lehnwaare betrug, wie gewöhnlich, 5 von 100. Ein ſolches
Viertel Land mit Haus und Hof wurde um 200-250 fl. à 21 gr. bei der
Vererbung angeſchlagen. Nach dem „Verzeichnis der Kirchenlehn zu Thierſchneck
im 3. 1806” lehnte dagegen Joh. Michael Lifchfe mit einem Viertel Land für
0 Mfl., Joh. EChriftian Gottlob Fiſcher mit 31, Ader für 200 fl., Joh.
Chriſtian Buckliſch mit Wohnhaus, Scheune, Stall und Garten für 110 fl.
Joh. Heinrich Rodegaft mit Haus und Hof, Stall und Scheune, Garten und
2 Ädern mit 11 fl. 16 gr. 6 Pfg. Lehngeld. Johann Chriftian Krieg Iehnet
mit einem Stüd Feld, welches um 30 fl. angefchlagen ift. Joh. Heinrich),
Hoppens Erben mit 1 Stalle, 100 fl. im Anfchlag, und haben 5 fl. Lehngeld
zu entrichten; Gottfried Hoppens Erben mit Haus, Hof und Garten und haben
28 affo 7 gr., und Andread Diezel mit Haus und Hof und hat 10 aſſo 2 gr.
Lehengeld zu geben. Sämtlidje der Kirche lehn- und zinspflichtige Grundftüde
find demnad innerhalb eines Zeitraumed von 110 Jahren an ganz andere
Familien gekommen. Die legte Quittung über fällig gewordenes Lehngeld
datiert Molau, den 21. Dezember 1873.
) 1. Zu Thierichned > ber Saale, Zu Thierfchned —
Da kehr ich fröhlich * B ige aus der Bru
Wie heiter fleußt Bi " ahle Hurrah, allda bei Be
dein Bier und befter Wein. Bin —— ich weg vor Luſt!
Vivant, ihr Brüder alle, Vivant x.
Bei hellem $ ubelfchalle :|
2. Zu Thierſchneck in der Schenfe, 7. Ya Thierſchned iſt kein Schmierfleck,
Da leiſt ich nie Verzicht, Aufs Wort, 's iſt fort und fort
Ein Bierfleck von Getränke, gi meinen Wein: und Bierzweck
Das heißt, es ſchadet nicht ! in liebfter Ort und Hort!
Vivant x. Vivant x. 8*
na 116 Br
„811 wurde die alte Kirche wegen zu befürdtenden Einfturz abge-
brocden und ganz neu gebaut, nur 2 Seitenmauern waren ftehen geblieben.“
Der Neubau wurde um 7 Ellen verlängert, 1812 am Sonntag Quafimodogeniti
die neue Kirche von dem damaligen Pfarrer Planert geweiht. Der Feſtpredigt
lag ber Tert Pſalm 122,1 zu Grunde, und dad Thema war: Aufforderung
zur rechtmäßigen Freude über die neue Kirche. 1817 wurde eine neue Orgel
in der Kirche aufgeftellt, wozu die Witwe Maria Sibyla Friſchin das Kapital
hergegeben Hatte. Auch die Orgel wurde am Sonntag Quafimodogenitt de3-
jelben Jahres von dem Getftlichen geweiht und der Weiherede der 150. Pſalm
zu Grunde gelegt. 1819 wurden 2 neue Gloden, von den Gebrüdern Ulrich in
Apolda gegoflen, auf dem Turme aufgehängt, die alten daran gegeben; bie
Kirche im Innern auf Koften de3 nachbarliden Einwohner? Johann Chrifttan
Dorftewig geweißt und die Leiften an ber Emporen-Brüftung mit Goldfarbe
geftrihen. 1886 wurbe der Turm auf allen Seiten mit Schiefer beichlagen
und zu ben Koften zwiſchen 300 und 400 Mark eine linterftügung von 200 ME.
aus ber Gollektenfaffe beigezogen. 1888 wurde eine neue Turmuhr im Werte
bon 500 ME. von dem Ortöichultheißen P. Lorenz geftiftet, 1889 ſtilvolle
3. T. verfilberte und vergoldete Tauf- und Abendmahlsgefäßenee) (Wert
60-70 ME.) von einer frommen Familie und 1890 ein geihmadvoller Altar:
teppich (im Wert von ca. 20 ME.) von einem lingenannten.
Was das Filtal zur Beſoldung ded Geifilichen beizutragen hatte, ift
aus ben Matrifeln zu erfehen, die für die Mutter: und Tochterkirche unter
Molau zufammen aufgeftelt find. Insgleichen findet fid auch dort, was ber
Lehrer zu Diolau an Gehalt vom Filiale bezieht. In der Matrifel von 1655 hat
der damalige Vehrer Daniel Richter von Molatı fogar die 14 Haudbefiger in
Thierfchned einzeln mit Namen genannt, die zu feiner Befoldung beizufteuern
hatten, die größere Hälfte je 8 und die Kleinere je 7 gr. Dazu wurde außer:
dem nod bon jebweben Haufe eine Zulage von 3 gr. gewährt „wegen ber
Katechismus-Predigten.“ Es find Namen wie Dedhand, Krieg, Kügler, Traber,
Zeutzſchel, die 100 Jahre jpäter in dem Verzeichnis der Ortsnachbarn wieder:
fehren, die von Thierfchned bei der Abnahme der Kirchrechnung in Molau
(f. oben) zugegen waren, und die auch jett noch tm Dorfe vertreten find. Im
Sahre 1882 hat die Gemeinde Thierfchned eine eigene Schule ſich gebaut,
Am 15. Oktober desſelben Jahres wurde fie durch den Kreisſchulinſpektor
Chr. dv. Neffe, der von 1874—1876 Pfarrer zu Molau und Thierfchned war,
feierlich geweiht und Jetſchky, biäher 2. Lehrer in Schmiehehaufen, gebürtig aus
Leutersdorf b. Meiningen, als ber erfte Lehrer dort eingeführt. Bid Ende des
Monats Oktober befuchten die Thierjchneder Schulkinder noch die Schule von
Molau, dann trennten fie fich, etwa 18 an der Zahl, davon ab. Jetſchky ver:
blieb 4 Jahre allhier. Am 1. Oftober 1886 ließ er fih nad) Wichmar verſetzen,
186) Die alte Weinkanne von 1664 „mit bem eingravierten, (faſt abgejcheuerten)
Lanım, am Henkel eine Palmette. Zinn, Ciborium, ſpätgothiſch, einfach, aber interefjant als
eined ber wenigen in ber Gegend erhaltenen. Meffing.“ Mit Abbildung Lehfelbt, Heft VII, S. 19.
a 117 or
und Carl Kutſchbach, der nad) Röslers Penftonterung bis dahin die Schulftelle
in Wichmar proviſoriſch verwaltet hatte, fam von dort hierher, um feine bort
begonnene Behrthätigkeit in voller Nüftigkeit mit neuem Eifer bier fortzufegen,
ſtutſchbach ift am 24. April 1864 zu Stöben geboren und fett dem 14. Oftober
1888 verheiratet. Das Schulhaus tft im Schweizer-Stil erbaut, 1Yyaftodig und
mit einem Vorbau verjehen. Der öftlihe Flügel enthält das Schulzinmer, der
weitlihe die Wohnung, Stube, Kammer, Kühe und im obern Stod 2 Stuben
und 1 Kammer. Der Eingang zum Schulzimmer befindet fih auf der hinteren
Seite des Schulhaufes; im Nebengebäude die Aborte und ein Holz: und Torf:
tal. Die Hauptnahrungsquelle der rührigen Bewohner des Ortes iſt der
Aderbau. Die Flur enthält einjchließlich deö britten Teild bon der Wüſtung
Duafig nad dem ftatiftiichen Berichte von 1871 273,9740 Hektar ober
1073,051 rhnl. Morgen. Der Boden hat zur Unterlage 3. T. Kalkſtein, 3. T.
Sand und Kies, zur Aderkrume meiſt Lehm.) Dad größte Gut hat einen
Flächengehalt von 38" ha oder 154 Morgen. Bei der im 9. 1857 ausge—
führten Separation ift vorgefehen worden, daß die 3. T. naſſen Stellen troden
gelegt werben fonnten, wa3 dem im Fühler Luftfchicht gelegenen Boden jehr zu
qute kommt. Dad Getreide gelangt aber hier immerhin wegen der hohen Rage
ber Flur eine Woche fpäter al3 an andern Orten der Grafihaft zur Reife,
und die Ernte beginnt bier um fo viel fpäter al3 dort. An Wiefen mangelt
3 bier wie auf den meiften Fluren der Grafſchaft, und wie dort, jo wird aud
hier dem Mangel an Wiefenheu abgeholfen durch einen um fo reicheren Klee
und anderen Futterbau. Holz, falt ausnahmslos Buſchholz, nur für den Haus
bedarf.” In dem einen Buſchholze, dem Eller: oder Ellrihöholze, dad zwiſchen
Thierfhned und Kleinprießnitz liegt, hat man vor Jahrzehnten Hünengräber
entdedt. Prof. Dr. Klopfleiich hat fie am 7. und 12, DOftober 1868 öffnen
lafien und über das Fundergebni3 ausführlichen Bericht in der Weimarifchen
Zeitung erftattet.ıae) „Als Beigabe bei den (6) Skeletten des Leichengefolges*,
heißt e3 darin, „fanden fi) eine aus einem Röhren-Knochen gefertigte Knochen:
pfrieme, bie Reſte von 3 größeren Bronzenabeln 2c. und außerdem 2 fehr
intereffante, ovalringförmige, epaulettenähnlide Mantelſpangen. Eiſengeräte
fehlten in diefem Hügel gänzlich; einzelne Feuerfteinutenfilien kamen ebenfalls
hier nicht dor, fondern nur einzelne geichliffene Steinkeilden. Das Fundergebnis
berechtigt zu dem Schluße, daß diefer Grabhügel der Berührung der Germanen
mit den Römern, etwa der Zeit von 100 vor Chr. Geb. entftammt, wo in
diefen Gegenden Thüringend wohl die Hermunduren faßen.” Ein in Ausficht
geitellter Bericht über weiter geplante Ausgrabungen der 7 Hügel bei Thier:
Ihned ift meines Wiſſens nicht in Drud erfchienen. Die hohe, freie Lage des
Ortes iſt auch für den Obftbau weniger geeignet als die geſchütztere der niedriger
187) Bor dem Orte im Winfel der Straße v. Camburg und Molau große (gelbe) Kiesgrube.
185) Der Bericht über diefe Ausgrabung, fowie über 2 andere in anderer Gegend ift
auch ald Separatabdrudf 1869 bei Böhlau in Weimar herausgegeben worden,
A 118 Bo-
gelegenen Ortſchaften. Es will indes allmählich gelingen, Sortimente heraus:
zufinden, die auch für die hiefigen Elimatifchen VBerhältniffe zum Anbau fich
empfehlen.
Bon Scabdenfeuern iſt der Ort mehrfach Heimgejuht worden; am
ihlimmften 1763. 8 Tage nah Lichtmeh kam in GChriftian Krieg's Haufe
Teuer aus und verzehrte deffen Gebäude, fowie die von Ghriftoph Krieg,
Chriſtoph Zeitſchel, Chriftoph Traber, Michael Hempel, Andread3 Dehand und
Ambroſius Küchler; beinahe die Hälfte des Dorfe3 wurde bei dem Mangel an
der nötigen „Feuerrüſtung“ ein Naub der Flammen. Abgejehen von ganz un-
bedeutenden Bränden blieb der Ort über 11% Jahrhundert vor Schaden bewahrt;
bis zum Jahre 1892. Da aber ging innerhalb feiner ganzen Woche gleich
zweimal euer auf. Das erfte mal in der Miltagsftunde ded 19. Oftoberd
im Gehöfte des GutSbefigerd Paul Lorenz, Che ed aber einen größeren
Umfang nehmen Zonnte, wurde es troß de3 großen Waſſermangels bei ziemlicher
Windſtille gedämpft, und e3 fielen nur die beiden Stallgebäude ihm zum Opfer.
Und da3 andere Mal ging das Feuer am 24. deöfelben Monates abends gegen
6 Uhr in der Scheune des Reinhold Veit auf. Der Wind ging diesmal ftarf,
aber glüdliher Weife trieb er die Flammen vom Orte weg, und die Feuerwehr
die über 2 Sprigen verfügt, war gleid an Ort und Stelle. So blieb aud)
diesmal das Teuer auf feinen Herd beſchränkt; freilich die reihen Erntevorräte
eines ganzen Jahres gingen für den Betroffenen verloren. Der Verdacht der
Brandftiftung lag um fo näher, al3 man an feinen Zufall glauben konnte,
daß, während die Feuerwehren nocd hier befchäftigt waren, tm nahen Klein—
prießnig eine Feuerſäule aufftieg, und bedrohlicde Brandbriefe geworfen worden
waren, die das Vorhaben angekündigt und die Gemüter beunruhigt hatten.
Herausgekommen iſt aber nichts.
„Anno 1710 hatte fidy eine jtarfe Räuberbande, die ſchwarze Chevalier
Garde genannt, merken laffen, die mit Stehlen, Nauben und Morden großen
Unfug getrieben und die Straßen fehr unfiher gemadt. Am 7. Juli braden
etliche don diefer Bande des Nachts in das Geleitshaus zu Thürfchenid oder
Thierfchned ein, bunden des Geleitsmannes Bratfifh und ſeines Weibes Hände
und Füße, erbraden einen Kaften und bradten etwad an Gelde und Haus:
geräte davon. Cine Magd, die ohne Kleidung aus dem Bette gefprungen,
machte Värm, worauf die Näuber die Flucht ergriffen. Diefer Rotte wegen
erging am 17. Dezember ein allgemeines Aufgebot; e8 wurden Wälder, Büſche,
Gräben, Höhlen, Gafthöfe, Schenken, Scheuern und Ställe auf den Dörfern
durchſucht, alle fremden und verbädtigen Perſonen angehalten, aud hin und
wieder einige eingezogen.“13) Bon anderweitigen, Thierſchneck berührenden,
feine Ruhe und Sicherheit gefährdenden und feinen Frieden ftörenden Ereig-
niffen hat die Ortöchronif nichts zu berichten. Möge es immerdar in Gnaden
bavor bewahrt bleiben!
18) Gſchwend. Eifenberg. Stadt und Land-Chronifa ©. 426 f.
a 119 Be
XVI. Graitſchen.
Etwa anderthalb km ſüdſüdöſtlich von dem eben verlaflenen Orte
Molau Liegt daS Dorf, dem wir und zuwenden wollen: Graitfchen, zum Unter:
jhiede von Graizſchen a. d. Gleife bei Bürgel, Graitichen bei Schkölen näher
bezeichnet; im Volksmunde Greetihen. Vom Bahnhof Molau führt der Weg
eine kurze Strede an der Bahn entlang, macht dann einen rechten Winkel und
geht von da in faſt ſüdl. Richtung auf der ca. 260 m hohen, weiten Ebene
in einer Zwetichenbaum:Allee ſchnurgerade dem jchon von Molau aus und auf
der ganzen Strede fichtbaren Fleden zu. Unmittelbar vor ihm überjchreiten
wir, um in dad Dorf einzutreten, die bon Frauenprießnig über Thierfchned
nad Aue, Priegnig, Naumburg Hinter dem Gafthof an der Schmieder*) und
ein paar anderen Gehöften vorüber führende alte Leipziger Straße und jehen
und nach wenigen Schritten durch die fid) vor und aufthuende Gaſſe mitten im
Orte, durch feine fauber abgepugten Wohnhäufer mit ihren geräumigen Wirt:
Ihaftsgebäuden, jowie insbefondere durch den wohlgepflegten Blumengarten
de3 Gemeindevorſtandes vor feinem Haufe aufs angenehmfte überrafht. Die
Haupt: und eigentliche Dorfgaffe zieht fih anfangs fait gleichlaufend mit der
erwähnten Landitraße in fanfter Steigung von Südweſt nad Nordoft, Am
untern Ende des Dorfes mündet eine Gaffe von Sübdoften ein, an welder die
Schule und in geringer Entfernung davon die Kirche mit dem Gottesader liegt.
Ein in weitl. Rihtung vom Dorfe aus Jaufender, zu beiden Seiten mit Objt-
bäumen bepflanzter Kommunifationöweg über Sleinprießnig und Wonnig ber:
bindet Graitſchen mit dem 6,5 km entfernten Gamburg.
Der Ort Graitichen ift, wie aus feinem Namen erhellt, ſlaviſchen
Urſprungs. Im einer Urkunde von 1040 — fie ift abgedrudt in Lepſius Ge:
ſchichte der Biſchöfe des Hodftift3 Naumburg. S. 203 unter Nr. 14 — wird
unter andern ein Ort Grodzane genannt. Inhalt diefer Urkunde eignet
Kaifer Heinrich III. (1039-1056) dem naumburgiſchen Biſchof Cadalus zu
ſeinem, ſeines Vaters Conrad II. und feiner Gemahlin Cunigunde Seelenheil
(pro remedio animae) dasjenige zu, was ein gewiſſer Sememizl in den Gauen
Weita und Tuchurin bejeffen, namentlich Butizi, Bucinawiz, Gostici, Grozlino
ud Grodzane. Während die Gelehrten (Schöttgen, Schulte u. v. Leutſch)
über ſämtliche hier genannte Orte nicht ganz einig find, fuchen fie alle zufammen
Grodzane bei Zeit. Lepfius bemerkt aber dazu: „Weit näher liegt es, an
Groitſchen bei Schkölen, nicht fern von der Wethau, zu denken.” Alſo an
unfer Graitfhen. Dobeneder, Regeſte 743, 1. Bd. ©. 155 gebraudt aud ohne
weitered den beutfhen Namen Graitfchen für den ſlaviſchen Grodzane und ſetzt
in Ann. 3 hinzu „bei Schlölen.” Nach Brüder und Hölzer kömmt es 1271
unter dem Namen Groutsen und nad Brüdner und Jacob i. 3. 1286 unter
dem Namen Graitzken vor. Und Lebterer leitet den Namen her von dem altil.
10) Daher Graitihen von den Yuhrleuten das Schmiebsbörfchen genannt,
A 120 Be
gradu, jerb. grad, poln. grod, umhbegter, umwallter Pla, Schanze, Burg,
Schloß. Gradcany, die Leute vom gradek, der kleinen Wallburg.” Dem
äußern Laute nad) ftellt der ältefte Name ded Orte Grodzane, wie er in ber
Urkunde von 1040 zu Iefen ift, die Nichtigfett der Ableitung von grad oder
grod feft; aber von dem, was das flav. Stammmort bedeutet, findet fih im
Drte feine Spur. Denn der oftgenannte „Schwedenhieb,” das Wahrzeichen des
Drtes, wenn er auch taufend Jahre früher angelegt worden wäre, als er in
MWirklichkeit angelegt worden ift, läßt an nicht? weniger al3 an einen „umbegten,
ummwallten Bla, Schanze, Burg, Schloß“ denken. Wenn man jedod in der
Ferne bon dem Schwedenhiebe lieſt oder Hört und einmal eine Schwedenſchanze
gefehen Hat, fo kann es einem leicht pajfieren, daß man Eind und dad Andere
bon dieſer, (tiefe) Gänge und Wälle, auf jenen überträgt. Und fällt Einem
noch obendrein das Bud von Dr. Ernft Kraufe (Carus Stern) „die nordiiche
Herkunft ver Trojafage* in die Hand, und man lieſt oberflählih (S. 14), wie
dergleichen über den ganzen Norden zerftreute labyrinthifhe Anlagen in
Skandinavien, wo fie, wie in Rußland, au Steinen gebaut werden, die Namen
Troja, Trojaburg, Tröborg, Trelleborg tragen,“ fo ift nichts natürlicher, als
dag man unter dem Sctwedenhteb fih zum mindeften eine kleine Wallburg
borftellt und etwas Ähnliche erwartet. Allein ftatt eines mit Mällen und
Gräben umbhegten feiten Platzes findet mar feitlid vom Dorfe am Fuße des
Kirchberges einen jetzt freiftehenden, durch Abgraben und Abfahren des kiefigen
Erdreiches darum herum als vorzügliden Material zu Wegebauten erft fpäter
geichaffenen, ifolierten, etwa 5—6 Meter hohen Hügel, in Form eined abge
ſchnittenen Kegels, auf deſſen oberer Fläde von 9 oder 10 Meter Durchmeſſer
aus dem Rafen ein fchmaler Weg in eben fo vielen berichlungenen Halbkreiien
mit einem jchmalen Eingange bis gegen die Mitte herausgeſtochen iſt. Das
tft der befagte Schwedenhieb. Unrichtig ift, wen Brüdner ihn al3 einen merf-
würdigen Schnedengang ohne Anfang und Ende bezeichnet, oder wenn Lehfeldt
bemerkt, daß der Siedweg ald Sadgafje endet. Der Weg hat beides, Anfang
und Ende. Nur liegt der Anfang nicht gleih am Gingang offen da, ſondern
Iinf3 davon im zweiten Ringe. Hat man ihn gefunden und behält den be
tretenen Ring feft im Auge, ohne den Fuß auf den rechts und links daneben
laufenden zu fegen, fo gelangt man ficher aus dem Labyrinthe heraus. Und
darauf kömmt e8 an. Denn die Trojaburgen in Skandinavien, die Troytowns
ober walls of Troy in England, die Wunderberge in ber Mark Brandenburg,
Wurmlagen anſcheinend im übrigen Deutichland, find nichts anders als Spiel-
pläge. So ift auch unfer Schwebenhieb gemadht zum Spielen. Während in
Skandinavien die Nähe einer chriftlichen Kirche für die Anlage einer Trojaburg,
wenn nicht für gewöhnlich, jo doch mehrfach gefucht wurde, jo ift hier die Nähe
der Kirche eine rein zufällige, denn Graitſchen hat fein eigenes Gotteshaus erft
fpäter aufgeridhtet. Cine andere Bedeutung als ein „Denkmal v. 3Ojährigen
Kriege,“ wie es auf dem Gemeindefiegel unter einer Abbildung der Labyrinth.
an 121 Be»
Anlage lautet, hat der mehrgenannte Schwebenhieb, oder, wie wir nad bem
obigen jagen Zönnen, unfere Trojaburg, nit. Er wird, mit der vom Sturme
zerzauften Tanne darüber, bei der Pflege, die ihm die Gemeinde angebeihen
läßt, eine ftete Erinnerung daran bleiben, daß einft die Schweden hier gehaufet,
ſich auch einmal, vielleicht zu einer Frühlingsfeier, einen harmlofen Zeitvertreib
nad) ihrer Landesart geleiftet und damit ein beſſeres Andenken hinterlaffen haben,
al3 an manden andern Orten (f. 26. Heft, S. 76) unferer Grafſchaft.
Bender bringt den Namen Graitihen in Verbindung mit dem ſlaviſchen
Worte Krotsische, welches „am kurzen Felde“ bedeute. Wie die Sachen jekt,
nad Taufend und mehr Jahren und namentlih nad der Separation Tiegen,
finden fi für die Bedeutung von Krotsische eben fo wenig Anhaltepunfte,
wie fih für die Bedeutung von grad, grod, Grodzane haben finden laffen;
nichts von einem kurzen Felde, nicht? bon einer Schanze oder Burg. Auch im
Dorfe jelber nichts von einem Herrn= oder Ritterfige. Nachdem Herzog Morik
d. Sachſen in ber Wittenberger Kapitulation den 15. Mat 1547 den Söhnen
de3 gefangenen Churfürften Johann Friedrich u. a. die Städte und Amter
Dorndburg und Gamburg zugeftanden, und die beiden älteften Joh. Friedrich
d. Mittlere und Joh. Wilhelm, für ihren jüngften Bruder Joh. Friedrich mit
die Regierung angetreten, hatten fie unter dem 13. Juli beöfelben Jahres
„allenn u. iglihenn denen von der Nitterfchaft u. des Adels“ in den beiden
genannten Ämtern ihren Gruß entbieten Laffen, infonderheit au) dem Stachius
v. Draxdorf zu Graitz (Graitzschen). Es tft aber unter diefem Graitz jeden:
falls Graizschen an der Gleife gemeint, wo bis jetzt noch ein abeliges Ritter:
gut befteht. Ebenſo mag wohl auch die Nebtiffin Anna v. Groiczen des
Gifterzienfer Nonnentlofter8 Peteröberg bei Eifenberg, die in einem Kaufbriefe
b. J. 1380 über einen halben Weinberg an Hans vom His, Bürger zu Jena,
genannt wird, dem andern Graizſchen entitammen. Deögleichen werden wir
aud) jenen strenuum militem ac fidelem castrensem Dornburg Theodericum
de Groyschen oder Groitschen, der wieberholt in Urkunden von 1302, 1307
und 1327141) genannt wird, nicht als einen der Unfrigen beanſpruchen können.
Zum mindeiten nicht außer Zweifel fteht es endlich, ob in den Urkunden von
1283 und 12851) unter Croyzen, laut welder Günther Snftitor von Eifen-
berg talentum in Croyzen, und unter Gröetschen, laut weldier der Pfalzgraf
Friedrich v. Sachſen dem Nonnenklofter zu Gifenberg vineam sitam circa
villam Gröetschen, cum area quadam in eadem villa zueignet, nicht Graizfchen
an ber Gleife zu veritehen tft. In unferem Graitſchen trugen wie in allen
Ortſchaften des Strides an der Meiningen:Weimar. Grenze von Grabsdorf
bis Sieglig und Molau die von Tümplinge Zinfen, Männer und Güter, alles
Frei-Mannlehngüter, von der Herrfchaft Tautenburg zu Zehn. Dabon verkaufte
am 26. Januar 1511, wie im vorigen Hefte bemerkt tft, Hand v. Tümpling
141) Urkunbenbucd ber Stabt Jena von Dr. Martin 63, 72 und 124.
12) Gifenberg. Stadt: und Landchronika von Geſchwend ©. 665 und 666.
4 122 Be»
„den erbarn u. feitenn Thomaßen dv. Molaw, dy czeidt czn Brißenicz geſeſſen
(u. A.) eynen fcheffel Haffer Sckoliſch mohaß von einem (zinspflichtigen) flegk
Holcz des Heinrih Kempffen zu Graiczichen; item eynen fcheffel Haffern von
ennem flegk Holcze im Kloß der Georg u. Matte Weyßenbornſchen erben,
item drey Honner von eynem ader ardtlandeß.“ Ob die v. Tümplinge außer
den genannten, von der Herrihaft Tautenburg zu Lehn gehenden Zinfen,
Gütern 2c. noch andere in Graitfchen befaßen und demzufolge auch nod An:
forderungen, bezw. Anfprüde an andere Ort3angehörige dajelbft als an bie
drei genannten hatten, deögl. wie lange das Verhältnis beftanden, dad entzieht
fih au8 Mangel an Urkunden unferer Kenntnis. Wolf v. Tümpling (L, 171),
erwähnt außer dem obigen Verkauf in der Geſch. von feinem Gefchlehte darüber
nichts. Es fcheinen überhaupt aus dem 16. und 17. Jahrhundert über unfern
Ort entweder die Quellen verfieht zu fein, oder fie find unzugänglid. Erſt
im nadhfolgenden Jahrhundert wird dur die Bemühungen des Pfarrers Zeiger:
mann in Aue eine Quelle erſchloſſen, die, namentlih was die Geſchichte der
Kapelle zu Graitichen anlangt, eine Fülle von Mitteilungen liefert, für welche
er befonderen Dank verdient. Im Pfarrardiv zu Aue findet fih im Manuffript
der Entwurf, in der Schule zu Graitfchen die Reinſchrift von der „Geſchichte
der Kapelle zu Graitzſchen“ (mit 8), mit einer Fortfegung v. 3. 1856 vom
Lehrer Gottfried Schmidt, zum Gemeinde-Inventarium daſelbſt gehörig. Die
Geſchichte der Kapelle ift eingeteilt in drei Kapitel. Kap. I. Bon der Ent:
ftehung der Kapelle bi zu ihren Verfall. Kap. II. Bon deren Verfall bis
zu ihrer Verneuerung. Kap. III. Bon ihrer Verneuerung. Aus diefem fleißigen
Sammelwerf erlangen wir genaue Kenntnis von folgendem. Bis zum Jahre
1717 bejaß Graitſchen fein eigned Gotteshaus und feinen eigenen Gottesacker.
Es war vielmehr nad) Aue eingepfarrt und eingefhult, und die Zeichen wurden
dort beerdigt; ein befonderer Naum zu Begräbniöftätten war der Gemeinde zu
Graitichen auf dem Friedhofe zu Aue angemwielen. Pfarrer und Lehrer zu Aue
mußten mit den Schulfindern vorfommenden Falls, aud) bei ungünftigen Wetter,
den Graitfchener Zeichen halben Weged entgegen gehen und fie zu ihrer Ruhe:
ftätte begleiten. Beſchwerniſſe, läßt ſich denfen, waren mithin mit dieſen Leichen:
begängniffen und Überführungen für die Geiftlichfeit zu Aue nicht allein, ſondern
aud für die Ort3angehörigen zu Graitfchen verbunden. Als daher der Plag
auf dem Gottedader nicht mehr ausreihen wollte für die Leichen aus beiden
Gemeinden, nahm dies die Gemeinde zu Graitfchen zum Vorwande zu einem
Geſuch an das fürftl. Konfiftorium in Altenburg, die Erlaubnis zur Anlegung
eines eigenen Friebhofe in Graitjchen erteilen zu wollen. Dem Nachſuchen
wurde entſprochen, und die Gemeinde fchritt fofort zur Ausführung ihres Vor:
habens, umzog einen geeigneten Raum auf der Anhöhe über dem Schwedenhieb
mit einer Mauer, baute aber auch zugleich, ohne weitere Anfrage bei der Ober:
behörde, eine Kapelle darein zur Abhaltung der Trauergottesbienfte, wenn nicht
auf Anregung des damaligen Geiftlihen 3. Chr. Freieöleben, fo doch mit deſſen
an 123 Be-
Zuftimmung. Sein Verhalten wurde ihm in einem, wie im andern alle von
der Oberbehörde übel vermerkt und zog feine Verſetzung als Rektor nad) Ronne—
burg nad) fih. Graitichen hatte indeß feine Kapelle, allerdings blos ein leeres
Gebäude, ohne Kanzel und Altar, ohne Stühle und Bänke, und überdies von
jehr leichter Bauart. Da indeß im Jahre der Fälle wenig vorfamen, wo es
feiner Beitimmung gemäß in Gebraud) zu nehmen war, jo blieben nicht allein
die Mängel im Innern der Kapelle unbemerkt, man achtete auch nicht ſonderlich
auf die Mauerriffe und den drohenden Verfall des äußeren Baued. Als aber
die Wände, wie es in der nachfolgenden Eingabe zu ihrer Begründung heißt,
fo ſchadhaft wurden, „daß man faft allerwegen nein kriegen könne und gewärtig
jein müfle, daß, wenn ein Wind komme, dad gante Gebäude übern Hauffen
geworfen werde,“ da hielt3 den größern Teil der Ortsnachbarn mit dem Schulzen
an der Spige, nicht länger zurüd, ein unterthäniges Geſuch an ein hochpreiß-
liches Konfiltorium zu richten wegen Erbauung einer eignen Kirche, des weitern
Inhaltes, „daß, wenn fie einmal einen ſolchen Bau aufführten, fie auch einen
ordentlichen Gottesdienſt darinnen erhalten möchten.“ Das war jedod) leichter
gewünſcht als gewährt. Wohl hatten die Gefuchöfteller die Frage nad ben
Koſten, und wie fie aufgebracht und beftritten werden follten, beveitö bei ſich
erwogen. Den Anſchlag hatte der Zimmermeiſter Georg Heidenreidh aus Schkölen
auf 1350 % gemadjt, und aufgebradt follten die Koften durch 3 Anlagen werden,
eine auf die Häufer, die andere auf die Hufen und die dritte auf die Steuer,
und follten diejelben nicht zureichen, jo wollte für das Fehlende die Gemeinde
ein Kapital erborgen. Überdies hatte ſich der Amtsſchulthelß Chriftoph Herrmann
bereit erklärt, 20 Ruten Steine aus feinem Bruche umentgeltlih dazu herzu-
geben, und auch etliche andere Nachbarn ließen hoffen, da8 und jenes zu dem
Baue zu berehren.“) Die Hauptfchwierigfeit bereitete die Frage: wer den
Gottesdienſt beforgen ſolle. Und gerade bezüglich dieſes Punktes hatten die
Petenten die geringite Sorge. Sie hatten ſich gedacht, ihr Pfarrer, der Pfarrer
in Aue, werde dad Filial Seidewitz aufgeben, das doc) eigentlic zur Parochie
Gafefirchen gehöre, und das er, ohne ordnungsmäßig dazu berufen zu jein —
davon weiter unten — mitverwalte, und dafür Graitfchen übernehmen; fie
hatten fi anheiſchig gemacht, ihm und feinen Nacfolgern, fowie dem Lehrer
an Gehalt dasjenige zu gewähren, was fie von Seidewitz bezögen, nämlid dem
Pfarrer 6 Scheffel 1 Maß Korn und 5 Sceffel Gerfte und dem Schulmeijter
1 Sceffel 1 Maß Korn, ohne die Mccidenzien. Allein obichon es fih in ber
That jo verhielt, vaß „der Pfarrer in Aue Priefter bey einer Gemeinde war,
zu welcher er niemahlen eine ordentliche Vocation erhalten”'*), fo war doch
183) Akta den Bau der Graitichener Gottesaderfirche u. die von der Gem. dabei ge
fuchte Kirchen Freyheit und Gottesdienfte betr, Im Pfarrarchiv zu Aue. 1746 vermachte Paul
Herrmann zu Graigichen ber daſigen Gottes:Ndersftirhen 20 affo. (Nachrichten v. d. Pfarren
Aue, Abt. Vermächtniſſe und Verehrungen.)
144) Abgeforderte Erklärung des Pfarrers Zeibler v. 26. April 1764 ebendafelbft.
a 124 Be
die uralte Trennung des Filials Seidewig von der Parodie Caſekirchen und
eine Überweifung desſelben an die Pfarrei Aue an fi fo tief begründet, daß
an eine Anderung der feit der Anftellung des erften ebang. Geiftlihen daſelbſt
bejtehenden Ginrihtung nicht zu denfen war. Ruhten doch auf den Schultern
des Pfarrerd von Gafekirchen mit den beiden Filialen Utenbach und Köckenitſch
und den eingepfarrten Ortichaften ald Prediger und Seelforger jo viele Bürden
(wie an jedem Sonn: und Feiertag an 3 verfchiedenen Orten Gotteöbienft zu
halten und zu amtieren), daß es eben jo weislich wie löblich gehandelt war,
ihm nicht noch mehr aufzuladen, fondern e3 beim alten zu lafien. Nur wäre
jet der richtige Moment gemwefen, die wiederholte Bitte der Autfchen Geiftlichen,
in ihre Anftellungsurfunde eine Vokation für Seidewig mit aufzunehmen und
nicht mit leeren Tröftungen von einer Zeit auf die andere fie abzufpeifen, viel-
mehr ihre Stellung fowohl der Gemeinde Seidewit als aud dem Pfarrer von
Caſekirchen gegenüber aufzuklären. Die Ablehnung des Geſuchs der Gemeinde
Graitſchen, „auch einen orbentlichen Gottesdienft darin zu erhalten,“ darum es
ihr hauptſächlich zu thun war, benahm ihr auch die Luft „auch ordentlich zu bauen.“
Man begnügte fi vielmehr 1774 durch Aufrihtung eines neuen Giebeld auf
der Abendfeite der Kapelle einigen Halt zu geben und fie vor gänzlidem Zu:
fammenbruch zu bewahren.) Es ftellte fich indes bald heraud, daß die nur
ein Notbehelf war, der nicht lange vorhielt, weil man den Fehler gemacht hatte,
den neuen maffiven Giebel nicht in richtigen Verband mit den Längsſeiten von
Lehm zu bringen. Die Gemeinde fah fid) deshalb bald wieder in die unan-
genehme Lage verfegt (1804), eine Ausbefferung an dem alten Gebäude vor—
zunehmen, und der neue Schultheiß Chriftian Schlegel gab fi nicht weniger
Mühe als fein Vorgänger Chriftoph Herrmann, eine gründliche Nejtauration
ind Werk zu fegen. Allein er fand nur 7 Nachbarn, die fein Vorhaben unter:
ftügten. Hatten Schon gegen den erften Plan einige ihr Unbermögen borgewendet,
jo traten jeßt, nachdem jener gefcheitert war, noch mehrere auf ihre Seite. So
mußte denn der Koftenpunft der Reftauration fürs Erfte ind Auge gefaßt und
die Ausführung durch Schonen deffen, was vom alten Gebäude nod brauchbar
war, jo billig ald möglich verfucht werden. Die Arbeit für die Zimmerer
wurde mit 105%, für die Maurer mit 30 3 2 gr. 3 Pfg., und für Slafer und
Schloſſer mit 20 % 2 gr. 4 Pfg. beredinet. Baumateralien 31% 7 gr., mit
den fonftigen Ausgaben, alles in allem 236 % 7 gr. 7 Pfg., eine Summe,
die bei einer Verteilung auf die Häufer und Hufen ſich unſchwer aufbringen
ließ. Das Übrige ward durch freitillige Beiträge und Leiftungen gebedt.
Kanzel und Altar ließ Gottfried Kunze herricten, den Vorhang und die Be-
fleidung Kauf und Handelöherr Neumann in Schkölen. Den Kelch verehrte
Chriſtoph Schlegel, die Weinkanne Joh. Nofine Krumbholz; den SPrieiterrod
ließ Sufanne PBreiferin anfertigen und das Altargemälde unter der Kanzel, Die
185) 1771 war fie zum Zweck der Verjicherung bei der zu errichtenden „Brandaſſe—
curations Societät” auf ganze 75 Thlr. taxiert.
a 125 Be
Einjegung des h. Abendmahles, ein Ungenannter. Nachdem durch ein Negulativ
bom 3. Febr. 1807 feftgefegt worden war, daß achtmal Kommunion mit vollem
Gottesdienfte an einem Wochentage (Mittwod) im Jahre in ber zur Kirche
erhobenen Kapelle gehalten) und alle Taufen und Trauungen daſelbſt ver:
richtet werden follten; deögleichen was ber Geiftliche und der Lehrer an Gebühren
erhalten follter”), wurde den 3. Juni 1807 zum erften Male Beichte und Heil.
Abendmahl in dem erneuerten Gebäude gehalten und am 10, Oftober deöfelben
Jahres die erfte Taufe vollzogen. Bei alledem blieb aber Graitfchen in bie
Kirche zu Aue eingepfarrt, auch zu den Beiträgen zu den daſigen firdlichen Be-
dürfniffen in ber biäherigen Weiſe verpflichtet. Im nächſtfolgenden Jahre wurben
aud 2 Gloden angeihaftt. Sie Zofteten, die große bei einem Gewichte von
30 Pfd. a Pb. 14 gr. mit Zubehör 222 — 22 gr. 1 Big, und die Heine
bei einem Gewichte von 167% Pfr. mit Zubehör 109 % 11 gr. Auf der
großen Gode findet fich folgende Aufſchrift:
„Unter Herzog Auguft3 Regierung wurde ich zum großen Zobe Gottes
von einer chriſtl. und wohlgefinnten Gemeinde allhier ganz neu angefhafft. Zu
diejer Zeit (1808) war Pfarrer in Aue Carl Joh. Philipp Zeigermann, Amts—
ſchulze Ehriftoph Schlegel, Altarmann Gottfried Kunze.
Gott fegne und erhalte die Gemeinde Graitzſchen.“
„Dich beforgte die Gemeinde, Daß fie dieſes Werk gethan,
Weil fie waren Gottes Freunde, Mit dem teuren Jeſus-Blut
Ihre Namen fchreibe Gott, Emig in dem Himmel an.”
Auf der Heinen Glode fteht:
a) „Über dieſes Gotteshaus Breite, Herr, die Hände aus!
b) Bin ich ſchon Klein, mein Singen Laß, Gott in vielen Jahren
Wird euch doc Freude bringen Dein Graitzſchen nicht erfahren
In Tieblihem Akkord. Krieg, Hungersnot und Brand.
Ich teile Freud und Leiden Gieb Frömmigkeit und Tugend
Mit euch zu allen Zeiten. Dem Alter und der Jugend,
O gönnt mir dieſen Ort! Glück unſerm Vaterland!“
Eine größere Neparatur that der Kapelle wiederum Not i. I. 1852,
nachdem fich herausgeftellt Hatte, daß biej. v. 3. 1804 durd; Beibehaltung der
Lehmmwände und des Bleichwerkes vom urfprünglicen Gebäude v. J. 1717 ber
Koftenerfparnis halber recht leichtfertig ausgeführt worden war. Sp mußten
ihon i. 3. 1851 auf der Morgenfeite am Giebel Stügen angebracht werden,
damit fih Dede und Dad nicht noch mehr ſenken möchten. Die Koften der
urfprünglich auf 283 % angefdjlagenen Reparatur mehrten fi, da beim Ein-
146) Neuerbings hält der Geiftliche von Aue nur 5 mal im Jahre zu biefem Zwecke
Gottesbienit.
147) Grfterer für eine Predigt 1 Thlr. und 6 gr. für den Weg, Iegterer für feine
Aſſiſtenz 8 gr. und 3 gr. für den Weg; bei Taufen außer den gewöhnlichen Gebühren erjterer
6 gr. für den Weg und legterer 3 gr.
a 126 Be
reißen viel mehr Mängel und fchabhafte Stellen fi herausſtellten, als man
urfprünglid vermutete, mit der neuen Kanzel: und Altarbefleidung auf 447 %
25 gr. 10 Big., davon 97 % 25 gr. 10 Pfg. fofort, die übrigen 350 Ag aber
wegen der die Ortsnachbarn in diefem Jahre fehr drüdenden Ablöfungstoften
der fisfalifhen Grundgefälle in Raten bis Michaeli 1856 pünktlich abgetragen
wurden. Außerdem war nod ein Orgelwerk aus Teilen von den alten Orgeln
in Sleinprießnig und Münchengoſſerſtädt für die Kapelle in Graitjchen zufammen-
gejegt worden, das auf 341 % zu ftehen fam. Die Einweihung des nun
beinahe gänzlich erneuerten Heiligtums gefhah zum Erntevankfeft im Oktober
1852. „So ftehet num dieſes erneuerte Gebäude da zur Ehre Gottes und zum
Ruhme der Gemeinde, die es mit vielen Aufopferungen jo zwedmäßig herftellen
ließ, der Mit: und Nachwelt zu geiftlihem Heil und Segen.“
Auch eines eigenen Schulhaufes erfreut ſich jet der Ort, aber erft feit
1869. Eine felbitändige Schulftelle war zwar mit Genehmigung der Oberſchul—
behörde jhon das Jahr zuvor gegründet und dem Schulamtöfandidaten Armin
Grämer aus Meſchenbach bei Schalfau am 4. Mai 1868 zunächſt proviforifch,
bom 1. Oftober 1870 an aber, nad) beftandener 2. Zehrerprüfung in Hildburg-
haufen, definitiv übertragen worden. Vom 1. Mai 1868 bis 11. Oftober 1869
mußte jedoch der linterricht noch in einem Privathaufe des Ortes erteilt werden.
Grit an dem zulegt genannten Termine war das neue Schulgebäude foweit
fertig geftellt, daß e3 eingeweiht und bezogen werben fonnte. Es ift nad) einem
Riffe des weil. Herzogl. Baurat Tröger in Saalfeld erbaut, 1eftodig, im
Erdgeihoß reht3 vom Eingang da Lehr, links das Wohnzimmer und in der
Mitte der Vorderfeite über dem Haupteingang ein Erferftübchen mit geräumigen
Dachkammern. Seine Lage ift bereitö erwähnt. Für Grämer follte die Schul-
ftelle zu Graitichen die erfte und lebte fein. Im beiten Mannesalter, nachdem
er mehrere Blutftürze gehabt hatte und Iungenleidend gewefen, jegnete er nad)
einer zehnjährigen gefegneten Lehrthätigkeit im Auguft 1877 das Zeitlihe. An
feine Stelle trat den 16. Januar 1878 der Schulamtöfandivat Joh. Richard
Büttner bon Einhaufen bei Meiningen, der beftehenden Ordnung gemäß zu—
nächſt proviforifch, vom 1. Oftober 1880 an definitiv. Er verfah dad Amt
10 Jahre lang. Oftern 1888 wurde ihm die Schulftelle in Sieglig übertragen,
und fein Nachfolger hier wurde der Schulamtöfandidat Franz Heinrich Clemens
Greiner, Sohn des Lehrers Chriftian Greiner in Schmiedehaufen, dem her—
fömmlihen Gange entjprehend 2 Jahre propiforiih und nad abgelegtem
Staatderamen vom 16. Dezember 1890 ab definitiv. Seines Bleiben? war
bi3 Oftern 1898 allhier. Am 11. April genannten Jahre® wurde er nad
Poppenhauſen bei Heldburg verjegt. Nach feinem Wegzuge blieb die Stelle
von Oftern bis Pfingften d. 3. unbefegt, die Oberfhulbehörde betrieb die Ein-
fhulung nad; Molau. Wäre überhaupt in der Gemeinde Stimmung für einen
Schulverband mit einem andern Orte vorhanden geweſen, jo hätte ihr am Ende
ver alte mit Aue am meisten zugeſagt. Der Weg nad Aue wäre für bie
4 127 *
Kinder nit länger und nicht Schlechter gemweien ald nad) Molau, und in Aue
waren der Schulpflichtigen weit über die Hälfte weniger als in Molau, 1880
17 gegen 41, 1890 14 gegen 36, und zur fr. Zeit gingen in Aue fogar nur
12 Kinder zur Schule. Was überdies für eine MWiederzufammenfhulung mit
Aue ſprach, war die von Alter her beitehende Vereinigung beider Orte zu
einem Kirchfpiel und ein dadurch gejchaffener näherer Verkehr zwiſchen beiden
Gemeinden. Graitfhen wollte indes, um der Sadye auf den Grund zu kommen,
feine Kinder weder dahin nod dorthin jchiden, fondern wollte wieder feinen
eigenen Lehrer haben. Hatte e3 ſich doc erfi vor 30 Jahren die Genehmigung
zur Erridtung einer eigenen Sculftelle ausgewirkt, fih’3 ca. 600 3% zur Ab—
findung mit Aue Eoften laffen und das Jahr darauf den Aufwand für
den Bau eines eigenen Sculhaufes beftritten. Was Wunder, wenn es
nun das mühſam Errungene mit allen Kräften feitzuhalten juchte! Selbft
dad Mittel hielten fie nicht für ungeeignet, ihre Kinder, einige 20, während
der Vafanz lieber feiern, ald nad einem andern Ort zur Schule gehen zu
lofien. Und fonderbar, die ultima ratio führte zum Ziel. Bald nah Pfingſten
1898 wurde die Stelle dem Schulvifar Rudolf Henniger übertragen und bom
1. Oftober deöfelben Jahres dem biöherigen Lehrer in Wigendorf (Amt Saal»
feld) Arno Graul.
„Im Sahre 1789 am 1. Advent wurden zu Graitichen gezählt: 16 Ehe:
männer, 16 Eheweiber, 5 Witmänner, 10 Witweiber, 20 Iedige Mannsperſonen,
inländifche, 4 ledige Mannsperſonen, ausländiſche, 9 ledige Weibsperſonen,
inländifche, 5 ledige Weiböperfonen, außländijche, 15 Knaben und 15 Mädchen.
Zufammen 115 Seelen,”
Nach einem andern loſen Blatte, das ſich im Pfarrarchib zu Aue findet,
ohne Angabe des Jahre (ob vor oder nad) 17892): 16 Männer, 16 Weiber,
3 Witmänner, 6 Witweiber, 9 Iedige Mannsperſonen, 13 Iedige Weiböperfonen,
8 ausländische Knechte, 4 ausländiihe Mägde, 11 Knaben und 10 Mädchen.
Zuſammen 96 Seelen.
Geboren wurden zu Graitichen in dem Jahrzehnt 1680—1689 31 Kinder
und eben fo viele 1780—1789; jährl. Durchſchnittszahl 3,1. Geftorben find in
den Jahren 1687—1690 (dad Berz. ber Jahre 1680—1686 fehlt) 10 Perfonen,
in den Jahren von 1780-1789 21 Perſonen, jährl. Durchſchnittszahl 2,1. In
die Ehe getreten find 1680—1689 21 Paare, von denen der Bräutigam oder bie
Braut, in den feltenften Füllen beide, aus Graitichen, jährl. Durchſchnittszahl:
2,1. In den Zahren 1780—1789 12 Paare, jährl. Durchſchnittszahl: 1,2.
Nach der Zählung vom Dezember 1833 (Ortfchaft3verzeichnis des Herzogt.
S.-Mein., herausgegeben vom Statiftifchen Bureau) hatte Graitſchen 148 Einw.,
nad Voit (d. Herzogt. Mein.) i.9. 1844 150 Einw. und 23 Wohnhäufer; nad)
Brüdner i. 3. 1853 2 Hauptgebäude, 24 Wohnhäufer, 25 Familien u. 164 Einw.
Nach der Volkszählung dv. 1. Dezember 1871 25 bewohnte Gebäude, 28 Familien,
davon 23 mit Haus: und Grundeigentum angejeffen; 167 Einw., davon orts—
+4 1283 Bo
gebürtig 91; 1880 26 beivohnte Gebäude, 25 mit je 1 und 1 mit 2 Haus:
haltungen, 15 mit 1—5, 10 mit 6—10 und 1 mit 11—15 Perfonen, 148 Einw.
1890 133 Einw., 26 Haudhaltungen, davon 4 nur mit Haus-, 1 nur mit Land—
und 21 mit Haus: und Zandeigentum angeſeſſen; 2 Einzel- und 24 Familien-
haushaltungen, 22 mit je 1 und 2 mit je 2 Haushaltungen, nur 1 mit über
11 ®Berfonen. 1895 27 zur Wohnung dienende Gebäude, 24 bewohnte und 3
unbewohnte; 12 Haudhaltungen mit 1—5, 11 mit 6-10 und 1 mit 11 bis
15 Berfonen; 19 mit Hau: und Landeigentum, 2 nur mit Haudeigenium an:
gejeffene Haushaltungen und 144 Einwohner. Der Rüdgang ber Seelenzahl
in den legten Jahrzehnten, gegen 1871 um 23, hat feinen Grund z. Th. darin,
daß Güter auögeftorben oder „ausgeſchlachtet worden,” und die Beftger verzogen
find. Gehöfte mit den Hausnummern 5 und 6, 7 und 8, 19, 20 und 21 find auf
diefe Weife in eine Hand gelommen. Die Flur enthält einfchließlih des Teils,
welcher von dem eingegangenen Dorfe Wuntſchütz (1254 Wunſchitz, im Vollsmunde
Wunſch) ihr einverleibt ift, 372 Hektar, mithin noch 11 Ar mehr ald Wichmar
mit feinen 307 Einwohnern, hat überhaupt den zehnigrößten Flächengehalt unter
fämtlihen Fluren der Grafihaft und dazu namentlih gegen Norden, gegen
Aue und Molau Hin, fehr guten Boden. Der Feldbau daher bedeutend; Wieſen
find wenige vorhanden, Holz nad) der Aufnahme von 1893 10,8 ha. Zuſammen⸗
gelegt wurden in den 60er Jahren ded laufenden Jahrhundert? 349, 2428 ha,
die einen Wert von 390 873 ME. repräfentterten und vor der Separation auf
651 Parzellen fich verteilten, bei derfelben aber auf 148 Pläne beſchränkt wurden.
Der größere Teil der Gutöbefiter wirtfchaftet mit Pferden, Böhme und Heiden-
reich mit 4, Krumbholz mit 6. Außer diefen giebt es noch 3 dreifpännige und 5
zweifpännige Güter. Ocfengefpanne fommen auch hier mehr und mehr ab.
Kleinere Wirtfhaften haben ihre „Zugkiebe.“ Flurnamen find: Kleiner Anger,
Thalgelänge, Kirchwegsgelängen«s), Pappelſtücke, Molauer Felder, Schkölener
Feld, Silberberg, dad Gütchen, die Kuh, Birkicht (Holz), oberes Holz, Heiden-
holz, Bornweg, Topfftraße. An das bon der Bildfläche gänzlich verſchwundene
Wunſchitz erinnert nur noch die Wunfchener Flur und der Wunfchener Graben,
bezw. Bad), der fih durch die nad) Meiningifchen Ortſchaften, norböftlih nad
Seidewig, fanfter, nah dem preuß. Städtchen Schkölen im Süboften fchroffer
abdachenden Hochfläche Bahn gebrochen hat und auf dem fürzeren Wege dem
MWethauthale an Seidewit vorüber zuftrebt. Außer einer lirfunde, dat. Kosbod
1254 VII. Id. Sept. (6. September), laut welcher Markgraf Heinrih v. Meißen
auf Bitten des Ritters Ortolf von Eifenberg dem Nonnenkloiter zu Eifenberg
4 Hufen Land im Dorfe Wunfchig zueignet*), hat fich über den betr. Ort nichts
auffinden laſſen, nichts von feiner Gründung, dem Namen nad eine flavifche
(Sacob ©. 140), nit? von feinem Untergange. Dem obengenannten Buche,
18) Gelänge find ſich lang ausdehnende Aderfläcen.
18) Mitt. d. Ver, fir Geſch. u. Altertumsfunde zu Kahla und Roda 3. Bb,, 3. Heft,
S. 331 ff. Schönberg Nadır. VII. Wagner Soll, XXI, 32.
+ 129 er
welches die hiftorifhen Nachrichten von der Kapelle zu Graitſchen enthält, tft
ein weiterer Teil Nachrichten über Brandunglüd angeheftet, „welche das Dorf
Graitſchen (zunädhft) in den Jahren 1822 und 1823 fhauderhaft heimfuchten;
vermeldet von Karl Friedrich Auguſt Krumbholz, d. 3. Amtsſchulze“ — mit
näherer Angabe, wie die Schadenfeuer audgefommen find, und was zu ihrer
Löſchung, bezw. Abwehr gejchehen ift. In den Annalen, die Baftor Zeideler
1763 angelegt hat, berichtet fein Nachfolger Streicher von einem Schabenfeuer,
dad Graitichen 1773 den 28. Dezember am fogenannten Rlingeltage®), abends
um 8 Uhr betroffen hat, indem oh. Friedrich Böhms Scheune in Rauch auf-
ging. Den 25. November 1822 nachts nad 12 Uhr brannte die untere Scheune
von Gottfried Kunzens Erben ab mit der ganzen Ernte, 32 Schod Hafer,
5 Schod Korn und 14 Schod „geforfcheltes" Getreide. Den 3. Dezember des—
jelben Jahres die Scheune von Chriftoph Schlegel. Feuerwachen, amtlih an:
geordnete und freiwillige, auch von den benadhbarten Ortihaften, wurden aus—
geitellt, weil der Verdacht der Branditiftung fi mehr und mehr Aller bemeifterte,
und die Angft vor neuen Schredniffen den ganzen Ort nicht zur Ruhe kommen
ließ. Dank den getroffenen Vorſichtsmaßregeln wurde nicht allein der Verſuch
in der Nacht des 24. März im darauf folgenden Jahre, die Scheune des Joh.
Gottfried Schramm miittelft einer durd dad Deichſelloch gejtedten Brandfadel
anzuzünden, vereitelt, fondern es wurde aud da3 in der nächſten Nacht in ver
alten Scheune de3 Chriſtian Friedrich Böhme angelegte Feuer gedämpft, ehe
es größeren Schaden anrichtete. Nunmehr wurde der Hutmann und Nachtwächter
Nabe al3 der verdächtige Brandftifter gefänglich eingezogen und nad) Etfenberg
abgeführt. Schon auf dem Wege dahin geftand er dem Gendarmen, daß er
die beiden eriten Male das Feuer angelegt; fpäterhin Ieugnete er aud nicht,
daß er die beiden andern Verſuche gemadt. Seine Strafe hat er die erften
Jahre im Zuchthauſe auf der Leuchtenburg verbüßt und nad) feiner Auslieferung
nad) 1826 als nunmehriger Meininger Landesangehöriger in Maßfeld. 1830
wurde er mit noch mehreren anderen Verbrediern auf Staatskoſten nad Amerika
geſchafft. „Nicht genug,” — fo fahren mun jene Nachrichten fort, — „daß
Graitfhen in den Jahren 1822 und 1823 von dem bielgenannten Rabe fo
geängftigt und in Schaden gebracht wurde: 1832 den 26. März nad) eingebrochener
Naht eriholl Schon wieder der Schredensruf „Feuer!“ In der Scheunenede des
den Erben Friedr. Böhms gehörigen kleineren Gute war das Teuer ausge—
broden, weldyes die Scheune, den Stall und das Wohnhaus nebſt der Scheune
des Nachbares Joh. Friedr. Burkhardt in kurzer Zeit in Aſche legte.“
150) In der Graffhaft wie auch anderwärts, ift es Sitte, dab am 3. Weihnachtsfeier⸗
tag bie Kinder mit einem Zweige vom Chriftbaum von Haus zu Haus ziehen, mit biefem Zweige
die Hausbewohner gelinde (um bie Beine) ſchlagen und damit eine Weihnachtsgabe heifchen.
Hier zu Lande nennt man dies „Elingeln,” Daher ber Name „Klingeltag.” Es foll die böfen
Geifter bannen, die im Körper in Form von Srankheiten Pla genommen haben.
9
+2 130 Be»
„Da einmal von den in Graigfchen ftattgehabten Bränden die Rebe
iſt,“ — fo fegt Joh. Gottfried Schmidt, Schullehrer in Aue 1856 ein, — „Io
verdient nachträglich erwähnt zu werben ber am 2. Pfingftfeiertag 1809 in ber
10. Abendftunde in der Scheune des bamaligen Nachbars und Amtsſchulzen
Chriſtoph Schlegel entſtandene Brand, welcher ſämtliche Gebäude dieſes Gutes
in Aſche legte. Da bei dem Zuſammenhängen der Gebäude das Feuer ſehr
ſchnell um ſich griff, konnte nur wenig gerettet werden; dochzkam es zum Glück
nicht weiterabi).
„Einer alten Nachricht zufolge iſt das Dorf bon der größten Feuers—
brunft a. 1728 den 9. Januar heimgeſucht worden, indem von den Flammen nichts
verihont geblieben ift als 2 Sceumen, dad Brauhaus und das Hirtenhauß,
Das Teuer war bei dem Schneider Hand Weißenborn ausgekommen.
Der lebte Berichterjtatter über die in Graitfchen vorgekommenen Brände
ichließt mit den Worten: „So ftand es alfo im Rate des Schickſals gefchrieben,
daß Graitſchen mehr als je ein anderes Dorf von Feuerunglück heimgefucht
werben follte; wir wollen aber hoffen, daß in Zukunft daß eintreffen möge,
was die Auffchrift der kleinen Glode jagt.” Wir fchließen und bon Herzen
dem Wunſche an.
1) Auf einer Gedenktafel an bem im barauf folgenden Jahre wieder aufgebauten
Haufe an der Dorfftraße, links nad dem Gafthaufe zu, ift zu lefen:
Behüte Gott num dieſes Haus und Alles, was geht ein und aus!
Gott allein die Ehre! Ja es ift durd dich gefcheh’n, was wir hier vor Augen feh'n; ein Haus
feftgebaut auf dieſem Grunde ftand, Gott aber legte mir's durch feyr in afche und fand.
db. 27. Mai i. 3. 1809 war mir mein Haus verzehret durch feyerflammen u. Feyerſprinſte.
Aber Gott bot jeine Günfte dahr, daß mein Haus 1810 wieber aufgebauet war.
J.C.W. O. 8. B.N. M.M.
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198*
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aut “_ yinATie®
Schriften
des Vereins für
Suehlen- Meiningiiche Heſchichte x, Bandeskunde,
ERSE 35. Ben. Ben — F
(1. @Rtoßer 1899.) =
Inbaft:
I Da3 Mebizinal- und Sanitätöwefen im Herzogtum Sachſen-Meiningen mit
Rüdficht auf die Reichögefeggebung (VII). Bearbeitet von Mebizinalrat
Dr. med. Antoı Buzer und mitgeteilt von deſſen Sohn Dr. med. Carl
Bnzer, prakt. Arzt in Meiningen.
II. Geſchichte des Kirchenliedes in der S. Meiningifhen Landeskirche. Bon
Bictor Hertel, Pfarrer in Mendhaufen bei Römhild.
IIl. Der Frantenfteinifche Vertauföbrief von 1330. Won Dr. 8. Hertel.
IV. Berein3beriht auf 1899, Arbeitsprogramm, Deitgliederverzeichnis.
Bildburghaufen 1900.
Heffelring’fhe SHofbuchbandlung.
(Maz Achilles.
KR =
Seft 2:
Heft 3:
Heft 4:
Heft
Heft
Heft
Heft
Seft 10:
Heft 11:
Heft 12:
Heft 13:
Seft 14:
Seft 15:
Heft 16:
Heft 17:
Heft 18:
Heft 19:
det 0:
5
6
Heft 7:
8
9
An Bereinsſchriften wurden bis jeizt ausgegeben:
: Reininger Ortsnamen und Bauwerke auf Münzen und M
der Münztunde bed Herzogtums Sachſen Meini Bon Dit 3, Ralte
n e m en ningen. Bon o 5. er
1888. (Preis 1 Marf.) *
Zur Vorgeſchichte Meiningifher Orte und Gegenden.
% a. vorgejhichtlicher Anfiedelungen in der Umgegend von BPöhned. Bon
Loth.
2. Rotemulte, Rotmulti (Köm hil d) und feine Nachbarorte Milz, Mendhaufen,
gg! im Streifliht ber Geſchichte und Borgeihihte. Bon G. Jacob.
—1 (Preis 1 Marl.)
Saalfelder Etiftungen und Vermächtniſſe. Ein Beitrag zur Gefhichte der Stabt
Saalfeld von Friedrich Trink. 1. Teil: Die Alumneumsfti ‚die Anbreäifche,
die Diansfelbiihe und die Kelgiiche Stiftung. 1888. (Preis 3 Mark.
David Boit, Verfafler der eriten Landeskunde Des Sergogtume bg
Meiningen. Ein Lebensbild von Albin Voit. Mit einem Vorwort von
Koch und dem Bilde D. Voits. 1889. (Preis 0,25 Mark.)
: rg nn von Sachſen Meiningen und N. 2. Schlözer. Bon Friebrid
vB.
889. (Preid 1 Marf.)
: Zur BVorgeihicdhte der Stadt Pöhned und ihrer Umgebung. Bemerlungen von
Augnit Fiſcher. 1889. (Preis 0,25 Mark)
Die Etiftung Gafpar Tryllers vom 29. September 1617 und der Stammbaum
der Tryller. Bon Ernſt Rod. 1889. (Preis 3 gg
Die Münzen auf Meininger Privatperfonen. Wit 4 Tafeln Abbildungen. Bon
Dito F. Müller 18%. (Preis 3 Mark.)
: Ein Brief an Johann Chriſtian Reinhardt von Thekla Podleska. Bon
riedrih Mo. 189%. (Preis 075 Marl.)
ebeiftian Junders Beihreibung des Mennfteigs (1703). Bon Paul Mitzſchke
1891. (Preis 1 Mar,
Die Pfarrei Langenfchade. Mit einem Bild in Lichidrud. Bon Auguft Röhrig
1891. (Preis 4 Mark.
Eaalfelder Stiftungen und Vermächtniſſe. Cin Beitrag zur Geſchichte der Stadt
ints, 2. Teil: Die Schneideweinihe und Boneriche
Saalfeld von Friedrich Trints,
Stiftung. 189%. (Preis 3 Mark.)
Der Martifieden Bibra. Eine Darftellung feiner politifhen und firdliden Ent:
mwidelung. Feſtſchrift zut Feier der 400jährigen Grundfteinlegung ber Kirche, ben
17. Juli 1892, verfaßt von Heinrih Hartmann. 189. (Breis 5,50 Marf.)
Beiträge zur Geſchichte ded Herzogtums Sachſen Meiningen-Hildburghaufen
Bon Ferdinand Trints. 189. (Preis 3 Warf.)
Dr. phil. Friedrich Reinhardt, weil. Rektor bes Lyceums zu Saalfeld und erfter
Profeſſor am Gymnafium zu Hildburghaufen. Von Armin Human 1893
Ge vs wie in Heldburg. Vortrag, gehalten am 30. Auguſt 1893 zu Helbbur
ohanh Gerhardt in Heldburg. rag, ge am 30. Au: zu q
von Ferdinand Schmidt 1893. (Preis 1 Marl.) ”
Die Wafunger Mundart daraeftellt von Edinhard Reichard, Ernſt Kod
und Theodor Stord. 1805. (Preis 4 Marl.)
1. Die franzöfiihe Kolonie in Hildburghaufen. Bon A. Dein
2. Eine Kontrajagd bei Raundorf 1821. Bon Heuſchke
3. Konfirmation des Centgerichtes Römhild a. 1498 durch Kaiſer Marimilian.
4. Programm zur Reubearbeitung der Landeskunde des Herzogtums S. Meiningen.
Bon M. Kleemann. (Preid 2 Mt. 50 Big.) 1895.
1. Enalfelder Stiftungen und Bermädtniffe (LIL Zeil. Bon Amtögerigtärat
Friedrih Trin!s in Saalield.
2. Garl Freiherr Wolff von und zur Todenwarth, Hof und Landrat zu Hildburg-
haufen. Ein Lebensbild von Stiftsdame Lydia von Todenwarth.
3. Die Sedans⸗Jubelfeier im Herzogtum E.-Meiningen am 1. und 2. Sept. 1895
und die große Zeit von IS 70/71 . Bon Dr. 4. Human.
4. Programm zur Neubearbeitung der Landeskunde des Herzogtums SR.
Bon Got. Dr. M. Kleemann, Preis Dit. 2,50. 1895,
1. Die Graffhaft Gamburg. Bon Dr. Ewald Eihhorn, Pfarrer in Edolftäbt,
2. Berzeihnid der Studierenden aus dem Herzogtum &.-Meiningen, die in der
Zeit von 1502—1560 die Univerfität Wittenberg beſuchten. Dr. Gott.
lieb Jacob, SeM. Hofrat in Bamberg.
3. Profeſſor Dr. Mar Kleemann. Cin Lebens; und Charakterbild von Dr. 4. 9Quman,
4. Landeschronif auf das Jahr 1895. Bon Dr. A. Human.
5. Programm zur Nenbearbeitung der Landeöfunde des Herzogtums Sachſen
Meiningen. Bon meil, Brof. Dr. Mar Kleemann.
6. Vereins bericht in Mitgliederberzeihnis anf 1895. Vom Bereinsvorfin—-
(Preis 4 Marl.)
Fortfegung auf nädfter Seite
44:S ef Cowt A,
Schriften
des Vereins für
Sachlen- Meiningilche Heſchichte x. Landeskunde.
EIER 35. Heft. A
(1. ORtoder 1899.)
Snhalt:
L Dad Medizinal- und Sanitätöwefen im Herzogtum Sadfen: Meiningen mit
Rüdfiht anf die Neichögefeßgebung (VII). Bearbeitet von Medizinalrat
Dr. med. Anton Buzer und mitgeteilt von defien Sohn Dr. med. Garl
Buzer, prakt. Arzt in Meiningen,
I. Gejchichte des Kirchenlieded in der S. Meiningifhen Landeskirche. Bon
Victor Hertel, Pfarrer in Mendhaufen bei Römhild.
II. Der Frankenſteiniſche Verkaufsbrief von 1330. Won Dr. %. Hertel.
IV. Bereinsbericht auf 1899, Arbeitäprogramm, Mitgliederverzeichnis.
Hildburghanfen 1900.
&Keffelring’fche Hoſbuchhandlung ·
(Mag Achilles.)
Das Medizinal- und Hanitätswefen im Serzog-
tum Hadfen- Meiningen mit Rückſicht auf die
Beichsgefeßgebung.
Für Medizinal- und Verwaltungsbenmte, für Richter, Aerzte, Cierärzte,
Apotheker, Schulvorkände, Techniker und Gewerbetreibende
bearbeitet von
Medizinalrat Dr. med. Anton Buzer
und mitgeteilt von dbeffen Sohn Dr. med. Carl Buzer in Meiningen. (VII.)
Machdruck verboten.)
8 66.
4. Schulhngiene und Erziehungsweien.
1839: 19/2 L. V. II Art. 18. Am die Entfiefung von Strankdeiten
zu verhüfen, ifi der Phyfikus verpflichtet, auf Bwehmäßigheit der phyſtſchen Er-
ziezung der Kinder hinzumwirken.
a. Hygiene des Schulhaufes.
1867: 2/12 6. R. betr. die Adfrittsanlagen in den Schulen.
1870: 8/2 6. R. beir. die Seizung in den 5chulſtuben.
Eine vor Kurzem in einer Schule des Landes infolge jchlechter Beſchaffen—
heit des Ofens vorgefonmene Kohlenorhdvergiftung, welche für Lehrer und Stinder
leicht hätte gefährlich werben fünnen, veranlaßt uns, die Aufmerkſamkeit des Herzogl.
Kirchen und Schulenamts3 auf die Beheizung der Schulftuben hinzulenten und bezüg-
lich darauf inöbefondere Folgendes hervorzuheben.
In den Schulſtuben werden gewöhnlich eiferne Ofen oder Ofen mit eifernen
Käjten und thönernen Auffägen benugt. BDiefelben find jedoch oft im Verhältnis zu
den großen Schulituben zu flein, haben auch meift zu dünne Wanbungen. Um nun
die umfangreichen Zimmer rafch zu erwärmen, werben die Öfen nicht felten überheizt
und bis zur Rotglühhige erhigt. Durch die glühenden eifernen Platten dringen dann
die fchädlihen Verbrennungsgafe ind Zimmer. Dazu kommt, daß die mit Lehm ver:
ftrihenen Fugen des Ofens fich lodern und löſen und den Verbrennungsgafen weite
Öffnungen in die Schulftube bieten. Zugleich verbrennen und verfohlen die vielen
in der Zimmerluft fuspendierten organiichen Partikeln beim Worüberziehen an den
glühenden Dfenplatten, und es wird durch alles diejes eine Vergiftung der Luft ver:
urfacht, welche auf die Geſundheit aller derer, die längere Zeit im Zimmer fih auf:
halten, die nadteiligjten Einwirkungen ausübt.
Diefer Gefahr kann nur durch gute Konftruftion und gute Grhaltung der
Ofen, vorfichtiges Ginheizen und fleißiges Lüften der Schulzimmer vorgebeugt werben.
Wir empfehlen daher dem Herzogl. Kirchen- und Schulenamt der zweck—
mäßigen Cinrihtung und guten Injtandhaltung der Schulftubenöfen in den Schulen
a 2 Ber
feines Aufjihtsfreiies eine befondere Beachtung zu widmen, und veranlaſſen basfelbe,
die Lokalfchulvorftände und Schulinipektoren zur Beleitigung ſchlecht fonftruierter und
fchabhafter Schulöfen anzuhalten, den Xehrern aber eine vorfichtige und forgfältige
Heizung, fofortige Anzeige von eingetretener Beihädigung der Ofen, und außerdem
regelmäßige Lüftung der Schuljtuben zur Pflicht zu machen.
1875: 22/3 L. 6. Volksfhulgefet — Art. 12.
Jede Schule muß — ein Gebäude haben, welches nad) Lage, Größe, Ein—
richtung und Ausftattung — den Anforderungen der Geſundheitspflege entipridt.
Auf jedes Schulkind ift bei Neubauten ein Flächenraum von 0,8 [Meter
zu rechnen. — — —
Bei Erbauung neuer Schulhäufer ift darauf zu jehen, daß die Kinder im
ber Nähe des Haufes hinlänglih Platz haben, fich im Freien zu bewegen.
8 67.
1882: 31/1 6. R. betr. die Einrihtung der Thüren in den Schulhäuſern.
Das Herzogl. Staatöminifterium Abteilung des Innern hat mitteld Bekannt—
mahung in Nr. 202 des Regier.Blattes von 1881 die Ortöpolizeibehörden an—
gewiefen, alle Näumlichkeiten, in denen größere Menfchenmengen zu Roritellungen,
Aufführungen, Tänzen u. dergl. zufammenzufommen pflegen, einer Unterfuchung
daraufhin zu unterwerfen, ob fie zu einer Gefährdung des Publikums führen könnten,
und ob namentlich die Möglichkeit einer rafchen und gefahrlofen Entleerung gefichert
jei, indbefondere aber auch darauf hingewieſen, dab für folhe Räume nah außen
fi öffnende Thüren für unerläßlich zu halten ſeien.
Diefe Bemerkungen finden auch auf die Sculftuben und Schulfäle An-
wendung, und es iſt namentlich leicht zu ermeilen, wie unheilvoll jchnell eintretende
Gefahren 3. B. Blikichlag, Schadenfeuer im Schulhaufe, Einſturz der Dede im Schul—
lofal x. den Schülern und Lehrern werden fönnen, wenn die Entleerung der Schul:
zimmer nicht raſch und fiher durch nah außen fich Öffnende Thüren erfolgen kann.
Wir veranlafien daher (die aufengenannte Stelle) dahin zu wirken, daß
wenigſtens die Schulfäle in größeren Schullofalen, in welchen mehr als 50 Schüler
und Schülerinnen verfammelt find, eine oder mehrere nad außen ſich öffnende
Thüren erhalten.
1889: 15/3 Ausfdr. betr. die Anlagen von BVolksfhulen auf dem
Fande,
In Verfolg der Beſtimmungen des Volksſchulgeſetzes vom 22. März; 1875
Art. 12 u. 13 und an Stelle des Ausfchreibend vom 20. Mai 1847 wird hiermit
zur fachgemäßen Behandlung von Schulbauten auf dem Lande folgendes verordnet:
$ 1. Erſte Vorlage.
Jeder Antrag auf Neubau oder umfangreicheren Umbau eine® Schulhaufes
ift durch die Schulämter bei uns zunächſt in abgekürzter Bearbeitung zur Vorlage
zu bringen.
— 3 Be»
Dazu gehört:
1) eine furze Darlegung des Sadpverhaltes und des Bedürfniſſes mit den
auf die Bemeſſung des Bauumfangs bezüglihen Angaben, wie Anzahl der
Schulkinder in den legten 10 Jahren u. j. w.
2) die Grundriffe im Maßitabe 1: 100 mit eingefchriebenen Maßen, woraus
die Lage, Verbindung und Grundfläche der Räume beurteilt werden fann;
mit Cinzeihnung der Site und Gänge in den Schulzimmern,
3) ein Lageplau mit Angabe der Himmelsrichtung, am beften ber Ortöfatajter:
plan mit Angabe der Größe des Schulplages unter Rüdfihtnahme auf
freien Stand des Hauptgebäudes, genügenden Plag für Nebengebäude, Hof,
Zurn= und Spielplag, ſowie Hausgarten deö Lehrers,
4) Angaben, betr. die Bodengeftaltung, den Baugrund und die Entwäflerung
des Bauplages, fowie bie Verforgung mit gutem Trinkwaſſer,
5) eine überfchlägliche Koftenberehnung nah Grundflähe oder Nauminhalt des
Gebäudes.
Erſt dann, wenn dieſe mit geringerem Zeitaufwand herzuftellenden ® or-
arbeiten zunächſt durd die Verwaltungsbehörden und den Phyſikus, alsdann
durch die Abteilung des Herzogl. Staatsminifteriums für Kirchen: und Schulenfachen
geprüft und zurüdgegeben worden find, werden die genauen Pläne und often:
anſchläge auszuarbeiten, vom Landbaumeifter und Kreisihulamt zu prüfen und ber
Oberſchulbehörde zur Genehmigung vorzulegen fein.
82. Genauer Bauplan.
Zu diefen Vorlagen gehören:
1) die vollftändigen Grundriffe der Geſchoſſe (das Kellergeſchoß mit Grundbau,
die Wohnungsgeſchoſſe, das Dachgeſchoß) im Maßſtab 1: 100 mit Angabe
der Längen: und Flächenmaße, der Wandftärfen, der Thür: und yeniter-
weiten, der fFeuermauern und Feuerungen, der Treppen, ber Balfenlagen
und deren Auswechſelung um die Schlöte, ſowie der Schülerfige, des Lehrer:
fies und der Gänge im Schulzimmer, auch Andeutung, wohin die Thüren
aufichlagen,
2) bie Aufriffe der Haupt: und Nebenanfichten,
3) die Duerfchnitte mit eingefchriebenen Maßen,
4) die genaue Zeichnung der Aborte mit ihren Sigen, Pißſtänden und ber
Abortögrube im Maßftab 1:50 (Grundriß, Durchſchnitt und Anficht),
5) der genaue Legeplan mit Angabe der näheren und entfernteren Umgebungen,
behuf3 Beurteilung der Stellung des Gebäudes, jeined freien und feuer:
fiheren Standes und feiner Zugänglichkeit,
6) der Koftenanichlag.
Diefe Vorlagen find in eine Mappe mit Aufichrift und Inhaltsverzeichnis
einzufchließen. Durchzeichnungen des genehmigten Banplans auf Pausleinwand find
in ben Alten des Kreisſchulamts aufzubewahren.
1*
$ 3. Schulimmer.
In Betreff des Schulzimmers ift folgendes zu beachten:
a. Einzelabmejfungem
AB durchſchnitthiches Ma der Schülerfige ift im Grundriß 52 cm
Breite und 78 cm Tiefe anzunehmen.
Die Entfernung der Vorderwand am Lehrerfid von dem eriten Schultiſch
joll etwa 2 m betragen.
Die Gänge an der Fenſterwand und an der Nüdwand, jowie der Mittel-
gang, welcher bei der Raumbemeſſung dann als erforberlih zu erachten ift, wenn
mehr ald 6 Schüler in einer Neihe figen, find 60 cm breit anzunehmen.
Der für den Gintritt der Schüler beftimmte Gang ſoll mindeftens 1 m
breit jein.
Eine Vergrößerung der hiernach fich ergebenden Flächenmaße ift zwedmäßig,
dann aber notwendig, wenn Schlotvorlagen und Ofen die Grundfläche des Schul:
zimmers beeinträchtigen.
Bei der Wahl und Stellung des Ofens ift darauf zu fehen, daß berfelbe
den Raum ausgiebig erwärmen fann, auch ift Vorfehung dahin zu treffen, daß feine
Hige den Schülern nicht ſchadet. Seine Entfernung von den Bänken joll nicht unter
90 em betragen.
Längen über 10% m und Tiefen über 724 m find zu vermeiden, dabei
find die Balfenlagen gegen Schwankungen zu fichern, ohne daß Säulen im Innern
notwendig werden.
Die Lichthöhe des Schulzimmers joll nicht unter 3,10 m betragen und ift
bei größeren, inöbejondere tieferen Schulzimmern entſprechend zu vergrößern. Cine
zwedmäßige Höhe ift 3,5 m im Lichten, bezüglich eine Höhe von Fußbodenoberfante
zu Fußbobenoberfante = 3,8 m.
Bei Bemeflung der Größe der Schulzimmer ift der beftehenden Schülerzahl
minbeitens °/s zuzurechnen.
Wo es ſich für den Sonfirmandenunterricht des Kirchſpiels nötig macht, ift
dafür ein Raum in entiprehender Größe vorzufehen.
b. Beleudtung.
Schulſäle find völlig und gut zu erhellen.
Als Regel gilt, daß den Schülern das Licht von der linfen Seite zugeführt
wird. Fenſter hinter dem LBehrerfig find unftatthaft, Fenſter an ber entgegengeiegten
Seite dagegen zuläffig.
Die Hauptfeniter des Schulfaales zur Linken der Schülerfige find thunlichft
nah Süden, Süboften ober Often zu richten, eine Weit: und Norblage derfelben it
thunlichit zu vermeiden. Sie jollen jo hoch wie möglich unter die Dede reichen,
ihre Brüftungen dagegen nicht niedrig, fondern etwa 1 m hoch fein.
Die Gejamtgröße der Hauptfenfteröffnungen zur linken Seite der Schüler
fol etwa %, der Grundfläche des Schulzimmers betragen.
14 5 Ber-
c. Gefunderbaltung.
Es iſt dafür zu forgen, daß die Luft des Schulfaald jederzeit leicht er:
neuert werden fann.
Die Mauern, Wände und Fußböden des Schulhaufes find vor auffteigender
Grundfeuchtigkeit, ſowie ſeitlich eindringender Feuchtigkeit aus atmosphärischen Nieder:
ſchlägen, Abwäſſern der Haushaltung,“ Abortögruben und Dungftätten gehörig zu
ihüßen.
Es jind jichere Vorkehrungen gegen Bildung des Hausſchwamms zu treffen.
Die Dächer find mit Dachrinnen und Abfallrohren zu verjehen und es ift
das Wafler vom Gebäude thunlichit ſchnell wegzuleiten.
Die Dede des Schulzimmers ift zu weißen, und die Wände find fo zu
färben, daß Die Farbe der Gefundheit, infonderheit den Augen nicht nachteilig wird.
Das Verkleiden der Wände mit Holzvertäfelungen in Brüftungshöhe (1 m) und mehr
wird empfohlen, auf mindeſtens %4 m aber vorgeichrieben,
Die Fußböden müffen fugendicht gemacht und erhalten werben.
d. Borpläße und Treppen.
Treppen, welde für den Verkehr der Schüler beftimmt find, jollen ein-
ihließlich der Wangen mindeftend 1,4 m breit jein, ihre Steigung etwa 17 cm und
die Grundbreite des Auftritt® etwa 30 cm betragen. Gewundene Treppen und
Winkelſtufen find für den Schülerverfehr ftet3 zu vermeiden und volle Mittelpobeite
in der Breite der Treppen anzuordnen. Die Treppengeländer an der freien Seite
müſſen feſt und dauerhaft, hinreichend dicht und fo hergeitellt werden, daß das Herab:
rutfchen der Schüler auf den Handgriffen verhindert wird. An den Wänden bes
Treppenraumes find nur Handgriffe erforderlich, diefe aber ebenfalls gut zu befeitigen.
Am Hauseingang find Fußreiniger in gefahrlofer Weile anzubringen.
Die Thüren zum Eingangsflur und zum Schulfaal follen nah außen auf:
ihlagen und genügend breit fein.
$ 4. Lehrerwohnung.
Für die Wohnung eines verheirateten Lehrers find mindejtend vorzufehen:
zwei heizbare Wohnftuben nicht unter 20 qm, zwei Kammern nicht unter 15 qm,
ſowie eine Küche nicht unter 12 qm Grundfläche mit gutem Kochherd, eine Speije:
tammer, ein gemwölbter, trodener, froitfreier Keller, ein Gelaß für das Feuerungs—
material, eine Wafchgelegenheit mit Keſſelherd und Keſſel, eine Kammer für den
Dienftboten, ein gedielter Dachboden und ein Abort.
Die Wohnung des Lehrers ift von dem Vorplag für die Schulkinder thun—
lichſt abzuſchließen.
Außerdem ſind nach Maßgabe des Einkommens, des Umfangs der Dienſt—
grundſtücke und des Okonomiebetriebes die nötigen Wirtſchaftsräume an Viehſtällen
und Scheunenraum zu beſchaffen, auch iſt bei Viehhaltung eine undurchläſſige und
umkandelte Dungſtätte einzurichten.
1 6 Ber
$ 5. Wborte.
Jeder im Schulhaufe wohnende Lehrer erhält für fich und feinen Hausſtand
einen abgefonderten und verichließbaren Abort. Für die etwa außerdem im Schul:
hauſe unterrichtenden Lehrer genügt ein gemeinfchaftliher Abort.
Im Allgemeinen ift für je 40 Knaben und für je 20 Mädchen ein Sig er-
forderlid, außerdem jind für die Knaben Pißſtände in genügender Anzahl mit 11 m
hohen, 33 cm breiten Schieden in etwa 55 cm Entfernung mit zweckmäßigem Abfluß
zur Abortgrube vorzufehen.
Als Abmeffungen eined Sitzraums für Schüler wird 75 cm Breite, 1,2 m
Tiefe vorgefchrieben. Die Sigbrillen find durch auftlappbare Dedel zu jchließen.
Wird die Pißrinne nicht in den Fußboden eingelafien, fondern an der Wand
entlang angebracht, fo fol fie von 65 cm auf 50 cm fallen, ſodaß fie für große
und Feine Knaben paßt. Auch muß fie genügend breit fein und fauber erhalten
werden können.
Die Aborte find für Lehrer, Knaben und Mädchen gejonbert herzuftellen,
dazu dichte Trennungswände bis unter die Dede aufzuführen.
Die. Aborte find heil, Inftig und fauber anzuordnen, auch zu platten. Für
ihre gute Lüftung” und Neinerhaltung ift baulich vorzuforgen und dabei den An-
forderungen der Gefundheitöpflege zu entiprechen. Insbeſondere find Abortögruben
waſſerundurchläſſig herzuftellen, luftdicht abzudecken, durch Dunftrohre mit Luftfaugern
über Dad zu entlüften und gegen Eindringen von Tage: und Schichtwaſſer aus—
reichend zu jchüßen.
Die Abfallrohre follen 20 cm breit aus Steingutrohren hergeftellt werben.
Die Zugänge zu den Nborten find durch Pflafter oder Chauffierung zu be—
feitigen.
86. Schulhof, Tummel: und Turnplatz, Garten.
Bei Wahl des Bauplages zu Schulen ift auf freie und gejunde Lage zu
iehen. Namentlich ift darauf zu achten, dad dem Schulzimmer das Licht nicht durch
nabeftehende Gebäude oder Bäume entzogen werde, auch daß die Schule nicht
Störungen durch den Straßenverkehr oder durch geräufchvollen Gewerbebetrieb aus—
gelegt ift. Es ift ferner für einen geräumigen Hof und für einen fonnigen Turn—
plag zu Geräteturnen, Freiübungen und Orbnungsübungen zu forgen. Der Turn:
plag foll fo groß jein, daß etwa 4 qm Fläche auf den Schüler kommen, doc foll
er nicht unter 200 qm groß fein. Der Hof ift gehörig zu ebenen, abzuwäſſern und,
joweit der Neinlichkeit wegen erforderlich, dur; Beliefung, Chauffierung und bergl.
zu befejtigen, auch zur Erzielung guter Luft, fühlenden Schatten und freundlichen
Ausſehens mit Bäumen zu umpflanzen und zu ummehren.
Außerdem ſoll noch Platz zur Anlage eines einzufriedigenden Gartens für
den Lehrer übrig bleiben.
87. Ausführung und Beauffihtigung des Baues.
Das Schulhaus fol gut und dauerhaft hergeftellt werden, wenn auch nur
einfache Geftaltung gefordert wird.
4 7 K-
Die Behörden haben darauf hinzuwirken, daß die Bauausführungen nur
durchaus zuverläffigen Unternehmern übertragen werden. Selbige haben mindeftens
ein Jahr lang für die Güte ihrer Arbeiten einzuftehen, ſofern nicht eine längere Zeit
vertragsmäßig bedungen ift. Neuerbaute Schulhäufer find während des Baues,
inSbeiondere nah vollendeten Rohbau, bevor die Tiüncherarbeiten des Bewurfs be-
gonnen werden, vom Yandbaumeifter zu prüfen, jodann nad) ihrer gänzlichen Wollen:
dumg und vor ihrem Bezuge nochmal3 zu prüfen und abzunehmen. liber das Gr:
gebnis diefer Prüfungen find ausführliche Protofolle aufzunehmen und ſolche dem
Streisihulamt zuzufertigen.
Die Prüfung des Bauantrags und aller Vorlagen ($ 1 und 2), die Prüfung
des Rohbaus, die Abnahme des fertiggeitellten Gebäudes und die betreffenden Gut:
achten gehören zu den Amtöverpflichtungen der Yandbaumeifter, Dagegen gehört die
Anfertigung von Bauriffen und Stoftenanichlägen, die Bauausführung und weitere
Überwachung des Bares nicht zu deren Amtöverpflichtungen (vergl. Ausichreiben vom
27. Dezember 1837),
88,
Die Vorichriften dieſes Ausſchreibens finden auch auf Umbauten, Gr:
weiterungsbauten und Verbefferungen vorhandener Schulanitalten entiprechende An:
wendung.
1889: 10/4 L. 6. enthaltend einige Änderungen und Ergänzungen des
Bolksfhulgefehes vom 22/3 75, die Lehrerinnen betreffend.
1893: 15/8 6. R. betr. die Beinigung der Schulzimmer und die An-
ſchaſfung von Thermometern.
Wir fehen uns veranlaßt, folgende Anforderungen in Grinnerung zu bringen
bez. neu zu treffen:
1) Zur Grhaltung der Neinlichkeit und zur möglichiten Beſeitigung aller An—
ftefungsitoffe, insbeiondere der etwa im Staub vorhandenen Tuberfelbazillen
iind alle zu Zweden des Unterrichts regelmäßig benutzten Räume in jeber
Woche einmal zu ſcheuern, und ein zweites Mal durch Ausfehren — ſoweit
nur möglich unter Vermeidung des Aufwirbelns von Staub — zu reinigen.
Beide Dale find zugleich die Wände und Deden der Yimmer abzufehren
und die Bänke und Tifche feucht zu reinigen.
2) Vor den sub Ziff. 1 bezeichneten Räumen, jowie an geeigneten Stellen auf
und vor den Treppen und vor dem Haupteingang in das Schulgebäude find
Vorkehrungen zum Abftreifen bez. Abkragen der Fußbekleidung anzubringen,
und die Schüler zu regelmäßiger Benugung derielben anzuhalten.
3) Um der Verbreitung von Gontagien durch Gntleerung des Auswurfs auf
den Boden des Zimmers und nachfolgende Bertrodnung desielben entgegen
zu wirfen, ſollen in den sub 1 genannten Räumen binlänglich weite und
tiefe, mit 5% Karbollöfung oder durch Waffer teilweile gefüllte Spud:
näpfe aufgeftellt, und die Schüler auf die Benutzung derfelben hingewieſen
werben. Die Näpfe find in kurzen Zeiträumen (etwa je nad) 2—3 Tagen)
a 8 >
zu entleeren und friih anzufüllen. Bei Anwendung von Waſſer hat ſich
ein Spudnapf in Form eines chlindriichen Blechgefäßes von 25 cm Weite
im lichten und 10 cm Tiefe mit feften Henkel an ber Seite gut bewährt.
4) In jedem Slaffenzimmer fol ein Thermometer zur Kontrolle der Temperatur:
verhältniffe vorhanden fein.
1898: 5/1 SAreisfhulamtserlap Hildburghauſen.
Die Schulvorftände des Kreiſes werben hierdurch aufgefordert, dafür zu
jorgen, daß bie Schulzimmer pünktlih am erſten Sonnabend jeden Monats, fofern
nicht einfallende Ferien eine Verſchiebung erlauben, dur erwachſene Berfonen ge=
fcheuert werden. Die Lehrer haben die Scheuertage im Klaſſenbuch anzumerfen.
8 68,
b. Der Gejundheitsfchug in den Schulen.
Der Geſundheitsſchutz hat fich zu richten gegen die mit dem Unterricht
verfnüpften Schädlichkeiten, und gegen die Gefahren durch anitedende Krankheiten.
aa. Die Shädlidhfeiten des Unterridts.
1873: 14/10 6. R. betr. Rörperlihe Züchtigungen der Schulkinder.
Das Herzogl. Kirchen: und Schulenamt zu S. hat fi) durch einen in feinem
Aufſichtskreis vorgefommenen Fall körperlicher Züchtigungen an Schulkindern bewogen
gefunden ein Gircular an die Geiftlihen und Lehrer der Didces mit folgenden Be-
ftimmungen ergehen zu laſſen:
1) daß Schläge auf den Kopf oder in das Geſicht, ſowie Schläge auf den
Rüden niemals ftattfinden dürfen, und
2) dab zu förperlichen Züchtigungen immer nur ſchwache, biegiame Nuten ober
Stöde in Anwendung zu bringen find, alfo auch Schläge mit der Hand
oder Fauſt für durhaus unzuläffig erklärt werden müffen, und ebenjo das
Zaufen an den Ohren oder Raufen an den Haaren.
Diefen Beſtimmungen wird die Mahnung hinzugefügt, daß feine körperliche
Züchtigung im Zorn, fo oft auch der Lehrer dazu gereizt werben möge, vollſtreckt
werde; jeder Lehrer ſich's vielmehr zum unverbrüchlichen Gefeg machen wolle, erit
zur Ausführung einer körperlichen Strafe zu fchreiten, wenn er ſich von jeber Auf:
regung vollfommen frei fühle.
1875: 22/3 Bolksfhulgefeg Art. 11. 24. 30. 51.
Die Zahl der in einer Klaſſe gleichzeitig und zufammen zu unterrichtenden
Kinder darf in der Regel 60 nicht überfteigen. —
Gänzliche oder teilweife Befreiung (vom Schulbefuch) kann nur infoweit ein-
treten, als entweder förperliche oder geiftige Unfähigkeit zur Teilnahme am Unterricht
vorhanden ift.
Für Kinder, welche — wegen geiftiger Schwäche, körperlicher Gebrechen und
anftedender oder Ekel erregender Krankheit am Schulbejuch dauernd gehindert find,
ift nah Thunlichkeit anderweit Unterricht zu ſchaffen.
+1 9 K-
Für Mißbrauch und Überfchreitung des Rechts der Beſtrafung ihrer Schul:
finder find die Lehrer verantwortlich.
1877: 8/5 Ausfdr. beit. die Seminarordnung beichreibt in den SS 24
bis 48 die fanitären Einrichtungen de Herzogl. Lehrerſeminars in Hildburghaufen.
1883: 1/7 R. V. (R. 6. 0.) 8 35 madt die Erteilung von Tanz»,
Zum: und Schwimmunterriht als Gewerbe von der Zuverläffigfeit des Ge:
werbetreibenden abhängig.
Nach 1884: 7/7 6. R. ift bei herannahendem Gewitter die Schule zu
ihließen und die im Orte wohnenden Kinder, wenn irgend thunlid, vor dem
Ausbruch des Gewitter nad) Haufe zu entlaffen.
Nach 1887: 30,12 6. R. bietet die vorgefchrittene körperliche Ent:
widelung eines Mädchens au fid) feinen Grund zur früheren Entlaffung aus
der Schule.
1888: 9/1 Minif. Beh. jchreibt vor, daß die Adfpiranten zur Auf
nahme in das Lehrerfeminar zu Hildburghaufen beizubringen haben: „ein bon
dem betreffenden Herzogl. Phyſikus auszuftellendes und in einem mit dem Amts—
fiegel desselben verfchloffenen Umſchlag an die Direktion einzufendendes Gefund-
heitsatteſt.“ (WBgl. $ 166 Ziff. 18.)
1892: 31/5 Ausfdreib. betr. die Befreiung ber MWiederimpflinge an
den Schulen von der Teilnahme am Turnen und Baden.
Zur notwendigen Schonung der Wieberimpflinge wird hiermit beftinmt, daß
diefelben in allen Schulen am Tage der Wiederimpfung und an den darauf folgenden
14 Tagen von der Teilnahme am Turnen und Baden befreit bleiben.
1897: 8,7 Minifl. Beh. betr. die Sigevakanzen der Schulen.
An den der unterzeichneten Behörde unterftellten öffentlihen Schulen jeder
Art wird in der Zeit bis zu dem großen oder Schnitternteferien der Unterricht am
Nachmittag, wenn am Vormittag zwiſchen 10 und 11 Uhr der Thermometer im
Schatten 200 R. oder darüber zeigt, in der Negel zwedmäßig auszufegen fein.
Hierüber hat jeweilig der Direktor oder Rektor Beftimmung zu treffen; an
Volksſchulen ohne Rektor, mit mehreren Lehrern mögen darüber ſich diefe unter ein:
ander verftändigen, iſt nur ein Lehrer vorhanden, jo jteht diefem die Entichließung
darüber zu.
Ähnliche Verfügungen waren bereit3 ergangen am 27/6 1868, am
11/7 1870 und 8/6 1883.
1897: 4,7 Areisfhulamtsverfügung Meiningen.
Den Gemeinde: und Schulvorftänden bes Kreiſes empfehlen wir im Interefie
der Gejundheit der Schulkinder, wenn irgend möglich, eine Badegelegen:
heit einzurichten. Die Einrichtung muß aber in fo geficherter Weiſe erfolgen, dat;
Unglüdsfälle verhütet werben; auch ift während der Badezeit gehörige Beauffichtigung
unerläßlich.
+1 10 +
8 69.
bb. Shäblidhfeiten durd anftedende Krankheiten.
1836: 9/11 L. V. Art. 11. 62. Bol. 5 90.
1869: 22/2 Gutachten der Serzogl. Medizinaldepntation beir. Maf-
regeln gegen die ägyptiſche Augenkrankheit in den Schulen.
— — Die zu ergreifenden Maßregeln bezweden
1) Vermeidung weiterer Anſteckung und Schuß der Gejunden;
2) möglichſt raſche und fichere Heilung der Erkrankten.
Beide Forderungen durchdringen und ergänzen fi) zwar, body wird es über:
jihtlicher fein, fie getrennt zu behandeln,
1. Vermeidung weiterer Anftedung und Schuß ber Gejunden.
Die rapiden Fortſchritte, welche die Ausbreitung der Krankheit im Herzogl.
Gymnafium gemacht hat, erhellen am deutlichiten aus der Differenz der Sranfenzahl,
welche der Bericht der Direktion und der nur wenige Tage ältere des Phyſikus
angeben.
Daß diefe Verbreitung vornehmlih, wenn auch nicht allein durch den Ver:
fehr der Kranken mit ben Gefunden herbeigeführt wird, ift nicht zu verfennen. Vom
janitätspolizeilihen Standpunfte, und in Nüdjicht darauf, daß die Kinder zum Schul:
bejuch gezwungen werden, und die Eltern derfelben mit Necht verlangen können, ihre
Kinder und Familien der Gefahr einer läftigen und langwierigen Krankheit nicht aus:
gefett zu jehen, rechtfertigt fich daher die temporäre Entlaflung der Kranken auf
fo lange, ald fie noch Anftedung verbreiten.
Slüdlicherweife ift diefe Zeit bei zwedmäßiger Ärztlicher Behandlung der
franfen Augen nur eine kurze, welde fi in den gewöhnlichen Fällen nicht über
acht Tage eritreden dürfte. Die Entlaffung augenfranfer Schüler in ihre Heimat iſt
dagegen nicht zu billigen, ſowohl wegen der dadurch drohenden noch größeren Ber:
breitung der Srankheit, als wegen der mangelhaften Kontrolle der Behandlung.
Ebenſo würde die Ausſchließung der kranken Schüler auf fo lange bis fie durch bei-
gebrachtes ärztliches Zeugnis ihre volftändige Heilung nachweiſen, eine nicht zu
billigende Maßregel fein, weil die vollftändige Heilung oft eine lange, über Monate
jich erjtredende Zeit in Anſpruch nimmt, während die Gefahr der weiteren Ver:
breitungen durch Anſteckung fi, wie bereits erwähnt, bei zwedmäßiger ärztlicher
Behandlung auf einen verhältnismäßig kurzen Zeitraum beichräntt.
Begünftigend auf die Weiterverbreitung der Stranfheit wirken erfahrungs:
mäßig namentlich in Räumen, welche von vielen Menjchen bewohnt werden, einge-
ichlofiene, ftaubige, dumitige, mit Atmungsſtoffen geſchwängerte Luft, ſowie die Nieder:
ſchläge derielben und die Verunreinigungen, welde fi auf den Wänden, Bänken,
Fußböden x. abjegen. In Rüdjicht hierauf ift daher geboten:
a) Täglihes Öffnen der Fenfter nad) den Schuljtunden, beſonders
auch inder Zeit von I2—R Uhr;
b) Tägliches Auskehren der Zimmer nad) Beendigung des Unterrichts;
c) Wöchentlihes Schenern der Fußböden, Bänfe und Tafeln;
1 11 Br
d) Ofteres Abfehren der Wände und Weißen derſelben, fobald es die Um—
ftände geftatten, regelmäßig aber wenigſtens zweimal im Jahr.
Die Kontrolle über die gewiffenhafte Ausführung der vorftehend angegebenen
Reinlichkeit3maßregeln wird den Direktoren oder Klaſſenlehrern zur bejondern Pflicht
zu machen fein.
Die Herzogliche Medizinaldeputation darf hierbei nicht unterlaffen, ausdrück—
li darauf hinzuwirken, daß die fonjequente Fortführung diefer Maßregeln auch nad)
gelungener Tilgung der jegt in der Schule herrichenden Krankheit nicht nur die
drohende Wiederkehr derfelben am ficherften verhüten, fondern überhaupt auf die Ge:
ſundheit der Schüler günftigen Einfluß üben würde.
2. Möglichſt rafhe und fihere Heilung der Erfranften.
Bei der weiten Verbreitung der Srankheit zur Grlangung einer ficheren
Kontrolle darüber, daß die Erkrankten einer fortwährenden ärztlichen Behandlung
unterzogen werben und berfelben jo lange unterworfen bleiben, bis aud die legten
Reſte derſelben ficher getilgt find, und zur Verhütung einer bei Nadjläffigkeit der
Schüler oder ihrer Angehörigen drohenden Wiederkehr der Krankheit ift die zwangs—
weife Behandlung der Schüler dur beftimmte Ärzte geboten.
Im Einvernehmen mit dem Phyſikus ift für jede Schule oder einzelne
Klaſſen derfelben ein Arzt zu beitimmen, welcher die Behandlung der Kranken und
die Unterſuchung der gefunden Schüler übernimmt. Demjelben ift ein Verzeichnis
fämtliher ihm zugewiefenen Schüler einzuhändigen, welche er einzeln zu unterjuchen,
und dann weiter anzugeben hat, an welchen beſtimmten Tagen und Stunden Gejunde
und Kranke ihm zur regelmäßigen Unterfuhung und Behandlung vorzuführen find.
Der Arzt hat hierbei zugleich diejenigen Kranken zu bezeichnen, welche wegen Gefahr
der Anſteckung oder wegen zu heftiger Entzündung ober zu großer Neizbarkeit ber
Augen temporär vom Schulbeſuch auszufchließen find. Aber auch diefe find ihm an
den bon ihm angegebenen Zeiten regelmäßig vorzuführen.
: Es darf wohl erwartet werben, daß die Direktoren und Lehrer ber Schulen
den Arzten hierbei alle mögliche Unterftügung zu Teil werben laſſen.
Diefe Maßregeln find fo lange zur Ausführung zu bringen, bis die Krank—
heit vom Herzoglichen Phyfitus für vollftändig erlofchen erklärt wird.
Für die Dauer der Epidemie werben bie Arbeiten der Schüler derart zu
beihränfen fein, daß diefelben jedenfalls abends nicht beichäftigt find.
8 70,
1874: 8/4 R. 6. (Impfgefeg) 88 13. 14. 15.
1875: 22/3 Bolksfhulgefes $ 10.
— Darüber, ob wegen einer herrſchenden Epidemie die Ortöfchule jeweilig
zu ſchließen ift, hat der Landrat nach Anhörung des Phyſikus zu beichließen. In
dringenden Fällen kann der Schulvorftand die vorläufige Schliegung anordnen.
a 12 Be
1876: 3/10 Ausfär. betr. die Schnlverfäumnife in ben öffentliden
Bolksfäulen.
Schulverfäummiffe eines fchulpflichtigen Kindes find entichulbbar:
wenn das betreffende Kind frank iſt und infolge der Krankheit die Schule
nicht bejuchen kann.
Hierher find auch ſolche Krankheiten zu rechnen, die zwar dem Kranken
den Beſuch der Schulräume nicht unmöglich machen, aber wegen ihrer an-
jtedenden oder Abſcheu erregenden Natur doch die Fernhaltung desjelben von
der Schule notwendig erfcheinen laſſen;
wenn zwar das betreffende Sind gefund iſt, aber eine andere Perſon in der
Familie oder dem Wohnhauſe desjelben von einer Krankheit befallen wird,
deren Verbreitung durch das Kind, wenn es die Schule beiuchte, befördert
werden würde.
It es in einzelnen Fällen zweifelhaft, ob die unter a und b angegebenen
Gründe für Zurückhaltung des Kindes von der Schule wirklih vorhanden
ind, jo kann von dem Lehrer die Vorlegung eines ärztliden Zeug:
nifjes verlangt werden ;
wenn ein Schulkind durch eine feinen Angehörigen oder jeinem Wohnorte
drohende Gefahr; 3. B. Feuers- oder Waſſersnot, oder durch den Cintritt
eines außerordentlichen Greignifies in der Familie, 3. B. eines Todesfalles,
von Befuche der Schule abgehalten wird;
d) wenn das Kind bei größerer Entfernung feiner Wohnung vom Schulhauie
wegen übler Witterung oder Ungangbarfeit des Weges die Schule nach ver:
nünftigem Ermeifen nicht ohne Gefahr für Leben und Gelundheit würde be-
juchen fünnen. —
1876: 19/2 6. R. betr. die Schulſchließung Bei anflehenden Kraukheiten.
In Betreff des Offenhaltens oder Schließens der öffentlihen Schulen im
den Städten und auf dem Lande bei anſteckenden Krankheiten ift von den einzelnen
Phnfifatsärzten umd zuitändigen Behörden ein verſchiedenes Xerfahren beobachtet
worden, Namentlich bei Scharlad find die öffentlihen Schulen bald offen gelafien,
bald geichlofien worden,
Soll num auch nicht in Abrede gejtellt werden, daß ganz bejondere Verhält—
niſſe der Ortlichfeit und einer berrichenden anjtedenden Krankheit Ausnahmen be:
gründen können, fo ift es anderſeits wünſchenswert, daß, wo ſolche Ausnahmefälle
nicht vorliegen, ein gleihmäßiges Verfahren eingehalten werde.
Die Schliegung der Schule wird überhaupt nur dann gerechtfertigt er:
ſcheinen, wenn ſich vorausjegen läßt, daß durch das Zufammenfein der Finder in
den Schulräumen die Ausbreitung der Krankheit begünftigt werde, und daß bei ge:
ſchloſſener Schule der Verkehr der Kinder untereinander ein geringerer je. Gr:
fahrungsmäßig ift leßteres aber nicht der Fall, es pflegen vielmehr die in der Schule
nicht beichäftigten Kinder viel untereinander und mit den Geſchwiſtern erfrantter
Kinder auf der Straße und in den Häufern zu verkehren.
—
a
b
—
—
c
— 13 Bir
Im Allgemeinen wird daher ein weit wirffamerer Schuß gegen bie Ber:
breitung anftedender Krankheiten erreicht, wenn mur diejenigen Kinder von dem fort:
dauernden Beſuch der Schule ausgeichlofjen werden, in deren Familie Erkrankungen
vorliegen, und zwar auf fo lange, bis fie durch ärztliches Zeugnis beicheinigt er:
bringen, daß die Grfranfungen abgelaufen, und die nötigen Desinfekftionen aus:
geführt find.
Bei den Blattern wird es faum jemals nötig werden, die Schulen zu
Ichließen, da die davon ergriffenen Kranken mit ihren Familien ifoliert, und ab:
geiondert werden.
Bei den Mafern würde die Schließung der Schulen am rationellften fein;
jie ericheint indeß nur gerechtfertigt, aber dann aud) geboten bei Epidemien mit bös-
artigem Charakter, wie ſolche zeitweife vorkommen.
Bei Scharlach eriheint die Schliefung der Schule nit zweckmäßig.
Sollte fie überhaupt wirkſam jein, jo müßte fie auf eine jehr lange Zeit ausgedehnt
werden, meilt aber würde fie auch dann mehr ichädlich, ala nüglich fein.
Beim Keuchhuſten find die erkrankten Kinder vom Schulbeſuch auszu—
ichließen; bei Diphtheritis alle Kinder einer Familie, in welcher ein Diphtheritis—
franfer ift.
1880: 24/10 Minifl, Beh. betr. die Bulaffuug der Geſchwiſter von
mafernkrauken Kindern zum 5chulbeſuch.
Die gegenwärtig hier herrichende Majernepidentie hat bisher einen durchaus
gutartigen Charakter gezeigt. Außerdem ift auch die jeßige Jahreszeit eine günftige,
nicht zu heiß, und nicht zu falt.
Bei ſolchen unter günſtigen VBerhältniffen auftretenden und verlaufenden
Drafernepidemien find bisher gegen die weitere Verbreitung und den raſchen Ablauf
derjelben in den befallenen Orten janitätspolizeilihe Mafregeln nicht in Anwendung
gefommen. Insbeſondere iſt der Beſuch der Schulen für ſolche Kinder, in deren
Familien Maferntrante ſich finden, nicht beichräntt, noch find die Schulen ſelbſt ge—
ichloffen worden, außer wenn dies infolge majlenhafter Erfranfungen, in deren Folge
die Mehrzahl der Schüler fehlte, geichehen mußte. Da die Maſern erfahrungsmäpig
jedes Lebensalter befallen, bei Erwachſenen aber häufig jchwerer aufzutreten pflegen,
als bei Kindern, jo liegt eine raſche Durchſeuchung der dispofitionsfähigen Kinder
im Interejfe der Bevölkerung.
Aus diefen Gründen vermögen wir die Zweckmäßigkeit der angeordneten
Maßregel, die Gejchwilter an Maſern erfrankter Kinder vom Schulbeſuch auszu—
ichließen, nicht anzuerkennen, und veranlaffen Sie, diefelbe wieder aufheben zu wollen.
srl.
e. Das Erziehungsweien außerhalb der Schule und in bejonderen Anjtalten.
1831: 37 Bekanntmachung des Konſiſtoriums, betr. das Verbot der
Teilnadme von Kindern an öffentliden Fänzen.
Da nad den berichtlichen Anzeigen von mehreren Interbehörden noch in
vielen Orten der Unfug beiteht, daß Schulkinder dem in mehreren Landesteilen be
4 14 Ber
ftehenden gefeglihen Anordnungen und der guten Orduung und Zucht überhaitpt zu-
wider an den öffentlihen Tänzen in den Schenten und Wirtöhäufern Teil nehmen
und oft fogar bis in die Nacht dabei zugegen find, daraus aber die nadhteiligiten
Folgen für die Sittlichfeit der Jugend erwachſen, jo werden nicht blos die Eltern
ernftlich erinnert, ihre Kinder von ſolchen Orten und Luftbarfeiten entfernt zu halten,
ſondern auch ſämtliche betreffende Behörden, Kirchen: und Sculenämter, Stadträte
und Bolizeibehörden, insbejondere aber die Geiftlihen, Schullehrer und Drtöpolizei-
behörden angewielen, auf die Befolgung diefer Anordnung mit aller Sorgfalt zu
jehen und resp. die Eltern, Kinder und bie Wirte, welche Kindern den Zutritt ges
ftatten, zur Strafe zu ziehen.
Fortbildungsſchulen:
1879: 3/8 6. R. betr. die Zortbildungsſchulen.
Mittelſt Rekursenticheidung vom 24. Mai I. 3. hat das Herzogl. Staatö-
miniſterium ausgeſprochen:
Daß das Geſetz vom 2. Februar 1870, wonach durch Ortsſtatut die—
jenigen, welche das 18. Lebensjahr nicht überſchritten haben, zum Beſuch
einer Fortbildungsſchule angehalten werden konnten, durch Art. 91 Abi. 3
des Bolfsfchulgejeges vom 22. März 1875, wonach zur Teilnahme am Fort:
bildungsſchulunterrichte alle Knaben 2 Jahre lang nad ihrer Entlaſſung aus
der Volksſchule verpflichtet find, und durch Art. 95 besfelben Gejeges auf:
gehoben worden ift und daß hieran aud die Beitimmung des Art. 91 Abi. 8
nicht3 ändert, wonach die Regelung der Einrichtung der Fortbildungsſchule,
jowie die Höhe der Strafen für ungerechtfertigten Nichtbefuch berjelben durch
Ortsſtatuten geftattet ift, da für die Anwendung der jtatutarifchen Be—
jtimmungen die geſetzliche Verpflichtung zum Befuche jelbitveritändliche Voraus:
fegung ſei.
Hiernah kann ein Zwang zum Beſuch der Fortbildungsfchule über bie
Dauer von 2 Jahren hinaus nicht ftattfinden, inſofern nicht $ 120 des Reichsgeſetzes
vom 17, April 1878, betreffend die Abänderung der Gewerbeordnung, Platz greift,
wonach für „gewerbliche Arbeiter” (Gejellen, Gehülfen, Lehrlinge, Fabrikarbeiter)
unter 18 Jahren die Verpflichtung zum Beſuche einer Fortbildungsfchule durch Orts—
ftatut begründet werden kann, — eine Beltimmung, welche durch das Volksſchulgeſetz
vom 22, März 1875 jelbitverjtändlich nicht berührt wird,
1881: 14/10 Ausſchr. betr. das Sfrafverfaßren gegen Schulkinder.
Wenn gegen Schulkinder wegen eines Verbrechens, eines Vergehend ober
einer Übertretung rechtöfräftig eine gerichtliche Strafe feftgefegt worden ift, fo hat
die Staatsanwaltihaft dem Kreis- bezüglich Stadbtihulamte hiervon Mitteilung zu
machen. Diejer lebteren Behörde fommt die weitere Benachrichtigung des Schul:
vorftandes und des Lehrers zu.
Der Strafvollzug gegen Schulfinder ift thunlichjt jo zu regeln, daß er fidh
mit dem Schulleben derjelben verträgt.
Zu diefem Behufe hat in zweifelhaften Fällen die den Strafvollzug leitende
Behörde die Äußerung des Kreis- bezüglih Stadtſchulamtes einzuholen.
— 15 Bor
1887: 14/7 @. RB. betr. das Verbot der Schaufleflung von Nubditäten.
Dei Erteilung von Wandergewerbeicheinen zu ſog. anatomisch: pathologifchen
Muſeen, Panoptiken, Wachsfiquren-ftabinetten u. |. w., fowie bei der Ausdehnung
jolder in anderen Bundesftaaten ausgeſtellten Wandergewerbefcheine ift die Zurfchau:
ftelung von Nachbildungen des menfchlihen Zeugungs-, Entwickelungs- bezw. Ge:
burts⸗Prozeſſes und von Darftellung geichlechtlicher Krankheiten, ſowie die Vorführung
finnreizender oder das Schamgefühl verlegender nadter Körperteile oder fonjtiger
Gegenitände auszuſchließen.
Die Inhaber find hierauf ausdrüdlich hinzumeiien, ihr Gefchäftsbetrieb aber
jorgfältig zu überwachen.
Die ftädtifhen Behörden erhalten diefe Verfügung zur Nachricht und Nach:
achtung zugefertigt.
1898: 19/1 Magiftratshehanntmadhung der Befidenzfladt.
Schulpflihtige Kinder mit dem Umhertragen und ‘Feilbieten von Faſten—
bregeln auf öffentlihen Plägen und in öffentlihen Wirtfchaften zu bejchäftigen, iſt
verboten.
1898: 29,7 SKreisfäulamtsdehanntmadung Meiningen weiſt darauf
hin, daß nad) den Beftimmungen der Gewerbeordnung Wandergewerbetreibenden
die Erlaubnis zur Mitführung von Kindern, welche fhulpflidtig find, zu ver,
jagen und bie bereitö erteilte Erlaubnis zurüdzunehmen ift, wenn nicht für
einen ausreichenden Unterricht der Kinder geforgt ift.
Kleinkinderfhufen, welchen Kinder vor Erreihung des fchulpflichtigen
Alter anvertraut werden, ftehen (nad) Vorfchrift von Art. 90 des Volksſchul—⸗
gefege3) unter der Auffiht des Schulvorftanded und des Kreisſchulinſpektors.
Detfungshäufer, d. h. öffentliche Anitalten für die Erziehung verwahr:
lofter Kinder, unterftehen nad) Art. 98 des Volksſchulgeſetzes den Kreisſchul—
infpeftoren der jeweiligen Bezirke und der Oberfchulbehörde.
1877: 30/10 Ausſchr. beir. das Stafut vom 28. Inli 1877 für das
Rettungshaus zum FJiſchhaus Bei Sülzfeld.
Dem von dem Profeſſor am Herzoglichen Gymnaſium Bernhardinum dahier
Richard Schneider mit der Beitimmung, verwahrlofte oder der Verwahrlofung aus:
geiegte Kinder auf Grund des chriftlihen, bezüglich des evangelifch = [utherifchen
Glaubensbekenntniſſes zu frommen und braven Menfchen zu erziehen, im Jahre 1860
begründeten und jeitdem teild aus eigenen Mitteln, teils aus Beiträgen Dritter
erweiterten
Rettungshans zum Fiſchhaus
it nach dem Ableben des Gründers und nad Nuseinanderjegung mit deſſen Witwe
und Kindern, um die Fortdauer und fernere fegensreiche Wirkſamkeit diefer Anftalt
foniel als möglich ficher zu ftellen, mit höchfter Genehmigung Seiner Hoheit des
Herzogs an Stelle des mit Ausfchreiben bes Herzoglihen Staatsminifteriums, Abe
teilung des Innern und für Sirchen- und Schulenſachen vom 24. Juni 1862 ver:
öffentlichten das folgende
— 16 >»
Statut
auf Grund des Grundgeſetzes vom 23, Auguft 1829 Art. 28 verliehen und beftimmt
worden:
Art. 1. Die unter dem Namen
Rettungshbaus zum Fiſchhaus
mit der Eingangs erwähnten Beitimmung und mit dem Wohnfige zu Hafelbady in
der Eigenſchaft einer öffentlihen milden Stiftung beftehende Anftalt hat das Necht
der Perfönlichkeit.
Art. 2.*% Die Vertretung und Verwaltung der Anitalt fteht bem or:
jtande zu, derfelbe befteht aus mindeftend 5 und höchftens 7 Perſonen. Die jeweilige
Anzahl der Vorftandsmitglieder wird von dem Herzogl. Staatsminifterium, Abteilung
des Innern, feitgeftellt.
Bon den Mitgliedern werden das erſte Mal 2 von der rau Witwe des
Sründers, Frau Mathilde Schneider, geb. Nonne, berufen, 3 auf Widerruf von der
Herzoglihen Staatäregierung ernannt.
Bei Erledigung einer Stelle iteht die Befugnis, ein neues Mitglied zu bes
rufen, den verbliebenen Mitgliedern zu, bis die Zahl der dergeftalt berufenen 3 be—
trägt; ſobald und fo lange dies der Fall, werden weiter erledigte Stellen durch Die
Serzogl. Staatöregierung beſetzt.
Der Erledigung einer Stelle wird eö gleich geachtet, falls die Belegung
einer Stelle zufolge der Vermehrung der Vorjtandsmitglieder (Abjag 1, Sag 2 u. 3)
zu erfolgen yat.
Sofern die Umſtände es geftatten, joll darauf geſehen werden, daß unter
den Mitgliedern ich ein Nachkomme des Gründer befinde, die übrigen Mitglieder
jolen im Herzogtum Meiningen, aber doch nicht weiter als 100 Kilometer von
Meiningen entfernt wohnen. Die Mitglieder bejorgen die Geſchäfte unentgeltlich; es
kann denfelben jedoch der Erſatz notwendiger Neifekoften und jonftigen Aufwands be-
willigt werden.
Art. 3. Der Borftand wählt aus feiner Mitte von 6 zu 6 Jahren einen
Vorfigenden und einen Stellvertreter desielben.
Der Vorfigende hat die Gejchäfte im regelmäßigen Gange zu erhalten, ben
Betrieb der Anftalt, die Kaffe, die Buchführung zu überwachen, die Beſchlußfaſſung
des Vorſtandes herbeizuführen.
Der Vorſtand faßt Beichlüffe mit Stimmenmehrheit in Sigungen oder
mittelft fchriftlicher Abſtimmung.
Gr ftellt feine Geſchäftsordnung feit.
Gr kann die Beforgung der laufenden Geſchäfte ober einzelner derjelben,
namentlich die Führung der Kaſſe und der Bücher einem oder mehreren feiner Mit:
glieder oder einem oder mehreren Bevollmächtigten widerruflich übertragen.
Der Vorſtand kann den Sig feiner Verwaltung mit Zuftimmung der Staats:
regierung wählen.
*) Durd 1890: 24/10 Ausſchr. ergänzt.
0 |7 Ber
Urt. 4. Die Erklärungen des Vorſtandes erfolgen unter der Unterſchrift:
Der Vorſtand des Rettungshaufes zum Fiſchhaus, unter Beifügung der
Namendunterfchrift des Vorfigenden oder feines Stellvertreters.
Die Legitimation der Mitglieder des Vorftandes, bezüglich des Vorfigenden,
wird durch ein Zeugnis des Herzoglichen Staatsminiſteriums, Abteilung des Innern
erbracht.
Art. 5. Die Aufſicht über die Anftalt fteht der Herzogl. Staatsregierung
zu, welcher ber Vorſtand alljährlich Bericht über die Verwaltung zu erftatten und
Rechnung zu legen bat, aud vorbehalten bleibt, den Voranfchlag zu prüfen und
feitzuftellen.
Ohne Genehmigung der Staatöregierung darf weder Grundeigentum ber:
äußert, noch der Kapitalftod vermindert, noch eine Darlehnd- Schuld aufgenommen
werden.
Art. 6. Die zuläffige Zahl der Pfleglinge und die Bedingungen ber
Aufnahme werden vorbehaltlih der Genehmigung der Staatöregierung jeweilig
vom Borftande beftinmit.
Art. 7. Die unter dem Namen
Mathildenftift
gleihfals von dem Profeſſor Rihard Schneider und deffen Ehefrau, Frau Mathilde,
gebornen Nonne, begründete Anjtalt zur Verpflegung Vlödfinniger und Schwachfinniger,
welche jet in einem Nebengebäude des Fiſchhauſes untergebradt ift, wird ald Anhang
des Nettungshaufes zum Fiſchhauſe, jedoch mit bejonderer Einnahme und Ausgabe
und mit getrennter Kaſſe- und Buchführung von dem Vorſtande des Rettungshaufes
unter unmentgeltliher Darbietung jene® Hauſes erhalten und verwaltet, fo lange
Mittel dazu vorhanden find, welche zu beichaffen der Vorjtand ſich angelegen fein
laſſen wird.
Sollten aus der örtlichen Vereinigung oder aus der gemeinfamen Verwaltung
nad dem Ermeſſen der Herzoglihen Staatäregierung erhebliche Unzuträglichkeiten ent—
itehen, jo ift diefe befugt, die Abtrennung der fraglichen Anftalt anzuorbnen.
Art. 8. Änderungen diefes Statuts bleiben der Herzoglicen Staats:
regierung nad Gehör des Vorftandes vorbehalten, falld dies zur befjeren Erreichung
des ftiftungsmäßigen Zwecks der Anftalt nötig fein follte.
Zu Art. 6. Aufnahbme-Bedingungen.
$ 1. Das Aufnahmegefuh ift von den Eltern, Gemeinden, Vormündern
oder Wohlthätern der Kinder an den Vorftand zu richten, der nad) Rückſprache mit
dem Hausvater die Aufnahme vollzieht.
Dem Aufnahme-Geſuch ift ein Vericht beizufügen, welder enthält: Tauf—
und Familien-Namen, Ort und Zeit der Geburt, bisheriger Aufenthaltsort, Namen
und Stand der Eltern, Schulbefuh und Kenntniffe des Knaben; ferner feine bis—
herige Lebensweiſe, etivaige böfe Neigungen und Vergehen und was feine Aufnahme
wünſchenswert macht.
2
3 183 Be»
82. Die aufzunehmenden Kinder dürfen in der Negel nicht unter 6 und
nicht über 12 Jahre alt fein.
Das jährliche Koſtgeld beträgt 85 Mk., für Ausländer und bemittelte Kinder
das Doppelte; das Eintrittögeld für Bücher u. j. w. 8 Mt. 50 Pf. und die etwaige
Entihädigung für Konfirmationskleider 25 ME. Inter bejonder3 dringenden Um—
ftänden fann Crmäßigung eintreten. Die Kojtgeldzahlungen finden in halbjährigen
Vorausbezahlungen am 1. Mai und 1. November ftatt. Bei einem Eintritt vor dem
1. Februar und 1, Auguſt findet nur eine Vorauszahlung für den Neft des laufenden
Halbjahres ftatt, bei jpäterem Eintritt wird der Betrag für den Reit des laufenden
und das nächſte Halbjahr (1. Mai — 1. November) entrichtet.
$ 3. An Hleidern ift beim Cintritt erforderlih: 1 Sonntags⸗ und 1 Werf:
tagsanzug, 3 Hemden, 3 ZTalchentüher, 3 Paar Strümpfe, 1 Paar Schuhe und
1 Baar Stiefel.
An Zeugniffen: Taufſchein, Impfichein, Heimatichein, Gejundheits.
zeugnis, Schulzeugnis und eine fchriftliche Erklärung der Eltern oder deren Stell:
vertreter, daß fie fich aller Erziehungsrechte begeben, jo lange das Kind der Anitalt
angehört.
Bor der Aufnahme muß der Aufzunehmende einer jorgfältigen Säuberung
unterzogen werden.
8 4. Der Austritt der Pfleglinge erfolgt in der Negel nad) der Stonfirmation,
und e3 haben dann die früheren Pfleger oder Gemeinden für weitere Unterbringung
der Stinder zu forgen, doc wird die Anitalt gern nad Kräften dazu mithelfen.
8 5. Nad erfolgter Zuftimmung des Vorftandes ift der Knabe durch einen
Erwachſenen in das Fiſchhaus zu bringen. Bringt ihn ein anderer ald Eltern oder
Vormund dorthin, jo muß er mit einer burch den Ortsporftand beglaubigten Voll-
macht verjehen fein, im Namen der Eltern ober Pfleger mit bem Haußbater ver:
handeln zu dürfen.
1878: 17/12 Ausſchr. betr. das Rettungshaus zum Fiſchhaus Bei Sülzfeld.
In Gemäßheit höchiter Entichließung Seiner Hoheit des Herzogs iſt nad
Maßgabe des Art. 7 des Statuts für das Nettungshaus zum Fiſchhaus vom
28. Juli 1877 beichloffen worden, die Bejtimmung eben dieſes Statuts, wonad) die
unter den Namen Mathildenftift begründete Anjtalt zur Verpflegung Blöd—
finniger und Schwachſinniger als Anhang des Rettungshaufes zum Fiſchhauſe von
dem Vorſtande des Nettumgshaufes zu erhalten und zu verwalten ift, wie hiermit ge—
ſchieht, aufzuheben, fo dai Art. 7 a. a. O. nunmehr gegenftandslod wird und außer
Wirkſamkeit tritt.
Das nur gedachte Mathildenftift ift jomit lediglich ald ein Privatunternehmen
des jegigen Inhabers anzuſehen.
1883: Dec. (Meg.-Bl. 201) Anzeige betr. das Fenſionat für Schwach
finnige, vormals Deathildenftift in Aue bei Schmalkalden.
Das Mathildenftift — Anftalt für Shwadlinnige — bisher
zu Fiſchhaus bei Meiningen, ift mit Genehmigung der Stönigl. Regierung in Caſſel
A 19 Be
in ein den Bedürfniſſen entiprechendes, eigens hierzu erivorbened geräumiges Haus
in Aue bei Schmalkalden übergefiebdelt.
Im Charakter und Zwed der Anftalt ift durch den Ortswechſel nichts ge:
ändert. Lage und bauliche Einrichtung des Haufes find in janitärer Hinficht genau
geprüft und dem Zweck entjprechend für gut befunden worden. J. Saal.
1884: 18/1 Behanntmahung (Megdl. 17) betr. die Erweiterung der
Anftalt zur Aufnaßme verwaßrlofter Mädden.
Das Rettungshaus zum Fiſchhaus konnte bisher nur verwahrlojte Knaben
aufnehmen ; durch Abtrennung der Blödenanftalt (Mathildenftift), welche unter Leitung
be biöherigen Haußvaters, Herrn Johannes Saal, nad) Aue bei Schmalkalden über:
gefiebelt ift, wurde das von ihr benugte Gebäude frei, und durch eine von Seiten
Ihrer Hoheit, der Prinzeffin Marie, zu diefem Zweck hochherzig zugewendete Bei:
hülfe ift die Anftalt nunmehr au in der Lage, verwahrlofte Mäbchen aufzunehmen.
Anmeldungen können bei dem Vorftande des Rettungshanfes zum Filchhaufe
erfolgen; die Aufnahmebedingungen find dieſelben wie für verwahrlofte Snaben. —
Der Borjtand zeigt dies den Herzoglichen Behörden, den Magijtraten, Bürgermeifter:
ämtern, den Ortsvorftänden ımd den Vorftänden der Erziehungs- und Frauenvereine
de3 Landes ergebenft aı.
Sollten insbejondere die genannten Vereine, welche die Mädchenabteilung
zur Unterbringung bejonders ſchlimm gearteter Elemente benugen können, der Anftalt
bei Ausstattung diefer Abteilung hülfreihe Hand bieten wollen, jo würde bies mit
Dank begrüßt werben.
1886: 17/2 Ausſchr. Zuſatzbeſtimmung zum früheren Ausfchr., daß
der Vorſtand die Vertretung der Anftalt vor Gericht dem Borfigenden oder
deſſen Stellvertreter durch fhriftliche Vollmacht übertragen kann.
Durch @. R. vom 20/7 1894 werden bie jährlichen Verpflegungstoften
im Rettungshaus zum Fiſchhaus für einen Zwangszögling von 150 Mark auf
170 Mark erhöht. (Der Anftalt koftet das Ktind jährlich 220—240 Dark. Die
Differenz bezügl. de& zu zahlenden Pflegegeldes wird durch den Abwurf des
Anftaltövermögend und durch die freiwilligen Beiträge gededt.) Das Pflege
geld für Nichtzwangdzöglinge beträgt jährlich 100 Mark.
1896: 21/9 Min.- Beh. betr. Sausfanımlungen für das Fiſchhaus.
Da3 Rettungshaus zum Fiſchhaus bei Hermannsfeld für verwahrlofte oder
der Gefahr der Verwahrlofung ausgefegte Kinder hat fich, wie allgemein befannt, in
feinem nun 36jährigen Beſtehen ala zwedentfpredhend bewährt und eriprießliche
Dienfte geleiftet.
Die dieſer Anftalt durch PBrivatwohlthätigkeit und vom Staat gewährten
laufenden Mittel, jamt dem Abwurf des Anjtaltövermögens reichen jedoch bei forg-
famfter Verwaltung nicht aus, um den bei dem immer größer werdenden Zuzug ver:
wahrlofter Stinder wachjenden Bedürfniſſen zu genügen.
2*
a 20 Be»
Dem Rettungshaus ift daher wie in früheren Jahren geitattet worden, im
Laufe des nächſten Monats eine Hausfammlung in allen Teilen des Herzogtums zu
veranftalten.
Wir empfehlen angelegentlihit die Förderung der Zwecke des Rettungs—
hauſes, wie diefe Hausfammlung den Behörden, den Herren Geijtlichen und Lehrern,
den Gemeinden, wie jedem Cinzelnen.
Die Herzogl. Landräte nehmen Beiträge in Empfang.
1899: 19/8 L. 6. betr. die Bwangserzießung.
Daraus
8 1, Ein Minderjähriger kann außer den Fällen ber 88 1666, 1835 bes
Bürgerl. Geſetzbuchs zum Zwecke der Erziehung in einer geeigneten Familie oder in
einer Erziehungs oder Beſſerungsanſtalt untergebracht werden,
1) wenn er vor Vollendung des zwölften Lebensjahres eine ftrafbare Hand»
fung begangen hat und die Zwangserziehung zur Verhütung weiterer fittliher Ver—
wahrlojung erforderlich ift,
2) wenn die Zwangserziehung zur Verhütung des völligen fittlihen er:
derbend des Minderjährigen notwendig ift.
8 3. Das Vormundfchaftögericht befchließt von Amtswegen ober auf An-
trag. — Lautet der Beſchluß auf Unterbringung, fo ift er dem Landrat, in deſſen
Bezirk dad Vormundſchaftsgericht feinen Sig hat, mitzuteilen.
g 5. Geſchieht die Umterbringung auf öffentliche Koften, jo fteht die Ent—
fcheidung dem Landrat zu.
8 9. Die Zwangserziehung endet jedenfalls mit dem vollendeten zwanzigiten
Lebensjahr.
$ 72.
Die Erziehung der Blinden und ZTaubftummen wird Durch
folgende Beſtimmungen geregelt:
1839: 19/2 L. V. Art. 24. Vol. 8 5.
1867: 27/7 6. R. ordnet an, daß vor Allem die Bildungsfähigkeit
der Taubftununenfhuladipiranten zu ermitteln ift.
1876: 18/12 &. R. betr. die Stoften für die Jaubſtummenzöglinge.
Es ift die Wahrnehmung gemacht worden, daß öfter Schwierigkeiten über
Aufbringung der Koften für Taubftumme, die in bie Taubftummenanftalt in Hild—
burghaufen aufgenommen werben follen, entftehen.
Nah Art. 9 des Geſetzes vom 24. Februar 1872, zur Ausführung des
Neichsgefeges über den Unterftügungswohnfig, haben die Kreiſe gegenüber den Orts—
armenverbänden, welde zu ihnen gehören, die Verpflichtung, die often der öffent:
fichen Armenpflege, welde die Unterbringung Geiitesfranfer, Idioten, Taubſtummer
und Blinder in Heils, Pflege: und Unterricht?» Anftalten verurjacht, unbefchabet der
Verpflichtung der Ortsarmenverbände zur vorläufigen Unterftügung der in ihrem Be-
zirfe der Hülfsbebürftigkeit anheimfallenden Perſonen, unmittelbar zu übernehmen.
1 21 Be»
Hiernach kann, wenn es ſich um die Aufnahme unbemittelter Taubſtummen
in die Zaubftummenanftalt handelt, die Koftenfrage nie ein Hindernis abgeben.
Wir machen hierauf aufmerffam,
1885: 24/10 6. R. betr. die Aufnaßme von Böglingen in die Bauß-
Aummenanftalt.
Es ift früher wiederholt vorgefommen, daß die Anmeldung taubftummer
Kinder zur Aufnahme in die Herzogl. Taubjtummenanftalt in Hildburghaufen entweder
ganz verfäumt oder veripätet worden ift, ſodaß ſolche Kinder, welche bei rechtzeitiger
Anmeldung die Wohlthat des Unterrichts in der Landesanftalt hätten genießen können,
entweder ganz ohne Unterricht geblieben find, ober mit großen Stoften in aus—
ländiihen Anftalten haben untergebracht werben müſſen. Um ſolchen Vorkommniſſen
vorzubeugen, wolle Herzogl. Kreis: (Stabt:) Schulamt für die Zukunft folgendes
beadhten:
Im Monat Oktober des Jahres, in welchem bie zu Oſtern des nächſt—
folgenden Jahres ftattfindende Aufnahme neuer Zöglinge in die Herzogl. Taub-
ftummenanftalt von der Direktion derfelben im Herzogl. Negierungsblatt bekannt ge-
macht mworben ijt, hat das Herzogl. Kreis- (Stadt-) Schulamt die Schulvorjtände des
Bezirks einzeln unter Androhung einer Ordnungsftrafe für den Fall der Unter—
lafjung oder Verſpätung der bezügl. Eingaben aufzufordern, ſämtliche im Gebiete
der Schulgemeinde vorhandenen taubjtummen Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren,
vom 1. April bes folgenden Jahres an gerechnet, bei dem Herzogl. Kreis- (Stabt-)
Schulamt behufs ihrer Aufnahme in die Taubftummenanitalt ſpäteſtens bis Ende des
Jahres anzumelden.
Diefen Anmeldungen find beizufügen:
1) ein Tauf- reſp. Geburtsfcein,
2) ein Heimatsſchein,
3) ein ärztliche Zeugnis über den geiftigen und förperlichen Geſundheits—
zuftand des Kindes unb
4) eine Angabe, ob, refp. auf melde Weile die Koften für den Unterhalt
de3 indes während des Gjährigen Kurſus in der Anftalt — melde fi bis weiter
jährlich auf 100 Mark für Wohnung und Beköftigung, ſowie, wenn die Kleidungs—
ftüde nicht in natura geliefert werden, auf 30 bis 40 Mark zu ihrer Inftandhaltung
belaufen — gededt find, infonderheit, ob Unterftügung aus der Taubſtummenkaſſe er:
beten wird.
Sollten folde taubftumme Kinder vorhanden fein, deren Angehörige auf
andere Weije für die Bildung derfelben forgen mwollen und können, jo find Diele
Kinder ala ſolche in den Berichten der Schulvorftände aufzuführen.
Diejenigen Kinder, welche in die Taubitummenanftalt aufgenommen werben
follen, hat das Herzogl. Kreis: (Stadt:) Schulamt im Laufe des Monats Januar
des Aufnahmejahres unter Beifügung der genannten Zeugniſſe bei der Direktion der
Anitalt anzumelden. Cine Mitteilung darüber, welche Kinder aufgenommen werben
innen und welche Unterftügung etiva den einzelnen aus der Taubjtummenfaffe ge:
A 22 Be
währt werden fann, wird dem Herzogl. Kreis: (Stadt:) Schulamt jpätejtend 4 Wochen
vor dem Aufnahmetermin zugehen, damit rechtzeitig für die etwa nötige Ergänzung
der erforderlihen Suftentationsmittel gejorgt werden kann.
Den einzelnen Heimatöbehörden der aufzunehmenden Kinder ift darnach bei
Strafe aufzugeben, dafür zu forgen, daß die neuen Zöglinge an dem von der
Direktion im Herzogl. Negierungsblatte bekannt gemachten Tage der Aufnahme mit
den nötigen Kleidern verjfehen der Anjtalt zugeführt werden.
Die Suftentationdkoften abzüglich der aus der Taubitummenkafle etwa be:
willigten Beträge, mögen fie von den Angehörigen der Finder, aus den Kreiskaſſen
ober aus anderen Mitteln zu entrichten fein, find von dem Herzogl. Kreis: (Stadt-)
Schulamt zu erheben und vierteljährlich an die Direktion der Taubftummenanftalt in
ganzer Sunme voraus zu bezahlen.
Durh 1887: 18/2 L 6. betr. die Erziefung Alinder und Zaub-
ſtummer wird dad Ausihr. vom 10. Mai 1835 betr. die Blinden und Taub—
ſtummen hinfällig.
Art. 1. Jedes blinde oder taubftummme Kind iſt in einer zum Unterricht
folder Kinder beftimmten Anftalt zu unterrichten, infoweit nicht
1) das Sind feines Förperlichen oder geiftigen Zuftandes halber hierzu un—
geeignet ift, ober
2) für die befondere Erziehung und Ausbildung, die ein foldes Kind wegen
jeiner mangelhaften Sinne bedarf, nachweislich anderweit genügend gelorgt ift-
Bor Beginn des Schuljahres, in welchem das Kind das 7. Lebensjahr vollendet, und
über da3 Schuljahr hinaus, in welchem das Sind das 16. Lebensjahr vollendet,
findet dieſe Verpflihtung nicht ſtatt.
Urt. 2. Eltern, Bormünder ober fonftige Erzieher, welche ein taubitummes
oder blindes Kind dem in Artikel 1 geordneten Unterricht vorenthalten, können vom
Herzoglihen Landrat mittelft Gelbftrafen bis zu 1000 Mark oder Haft bis zu
6 Wochen genötigt werben, bdasfelbe dem Unterricht zu überweilen. Nach Befinden
kann der Herzogliche Landrat das Kind zwangsweiſe der Umterrichtsanftalt zuführen
laffen,
i Art. 3, Die Koften der Unterbringung eines blinden oder taubſtummen
Stindes können vom Herzoglichen Landrat von den Eltern, den PVormündern und
jonftigen alimentationspflichtigen Perſonen im Zmwangsvollitredungsverfahren bei—
getrieben werden. Nach Befinden fönnen diefe Perfonen vom Herzoglichen Landrat
zur Tragung beziehungsweife Gritattung diefer Koften mittelft der im Artikel 2 ge—
dachten Zwangsitrafen angehalten werben.
Art. 4, Das Staat3minifterium, Abteilung für Kirchen: und Schulenjachen
hat die näheren Beftimmungen zur Ausführung dieſes Gejeges. insbeſondere aud
rüdjichtlich der Zeit der Aufnahme in die Landesanitalten und der Entlafjung aus
benjelben zu treffen.
1887: 18/4 Minif.- Beh. betr. die Erridtung einer Blindenfhule im
Herzogtum,
+4 23 Be
Seine Hoheit der Herzog haben, um auch den Blinden die Wohlthaten ber
Erziehung und einer zwedmäßigen Bildung in möglichiter Ausdehnung zu Teil werben
zu laffen, auf erftatteten Vortrag die Errihtung einer Blindenſchule
im Herzogtum zu genehmigen geruht.
Zu biefem Behuf ift mit Zuftimmung des Landtagd der dem Herzoglichen
Domänenfistus gehörige fog. Bauhof zu Hildburghaufen für den Landesfiskus käuf—
lid erworben tworden und fteht die Einrichtung und Gröffnung der Schule dajelbit
für den Lauf dieſes Sommers bevor,
Inden: hierbei auf das mit Nr. 44 des Reg.-Blattes ausgegebene Geſetz
vom 18, Februar d. Is., betreffend die Erziehung Blinder und Taubftummer hin
gewiefen wird, ift weiter zu bemerken, baß bei ber Volkszählung am 1. Dezbr. 1885
ih 11 in den 8 Jahren 1871—1878 geborene blinde Kinder ergeben haben.
Der Unterricht ift von einem aus dem Herzoglihen Landesihullehrer-Seminar
bervorgegangenen Lehrer, welcher in der Königlih Preußiichen Blinden = Anstalt zu
Steglig bei Berlin ausgebildet worden iſt, unter Zuziehung von Hülfslehrern zu er:
teilen. Derfelbe fol, wie bei der Taubftummenanftalt, unentgeltlich fein, ſodaß bie
Angehörigen oder im Falle der Armut die Kreife (Gefeg vom 24, Februar 1872
Art. 9) mur die mäßigen SKoften für Kleidung, Wohnung und Verpflegung der
Schüler in einer Familie zu tragen haben.
Mit der Leitung der Schule, welde außer Zufammenhang mit der Taub:
ſtummen-Anſtalt bejtchen wird, ift die Herzogliche Direktion des Landesſchullehrer—
Seninard zu Hildburghaufen beauftragt, welche auf ergebende Anfragen weitere Aus:
funft zu erteilen ermächtigt ift.
1893: 15/11 6. R. ordnet an, daß die Pflegegelder für die Taub:
ftummen nicht mehr an die Seninardireftion, fondern an die von dem erften
Taubftummenlehrer verwaltete Anſtaltskaſſe einzufenden find.
1893: 24/10 6. R. betr. die Aufßebung der Ylindenfhule in SHild-
burghaufen.
Die im Jahre 1887 ins Leben gerufene Blindenſchule zu Hildburghaufen
wird mit Höchfter Genehmigung St. Hoheit be3 Herzogs wegen zu geringen Beſuchs
mit dem 16. November d. 3. aufgehoben.
Hiernad; lebt wieder auf
1876: 10/11 6. R. betr. Blindenanflalten.
Da fi öfter da8 Bedürfnis ergiebt, Blinde und namentlich bildungsfähige
Blinde in Heil und Unterridhtsanftalten unterzubringen, eine derartige Anftalt aber
im Herzogtum nicht vorhanden ift, werden die Herzoglihen Landräte auf die nad)
ſtehend benannten Imftitute aufmerffam gemacht, in welchen, joweit der Raum reicht,
in der Regel auch auswärtige Blinde Aufnahme finden werden.
1) Die Friedrich-Wilhelms-Provinzial-Blinden-Anſtalt in
Barby (K. Pr. Provinz Sadjen)
zunächſt für bildungsfähige Kinder. Die Aufnahme findet nad zurüd:
gelegtem 9. Lebensjahre, ausnahmsweiſe mit dem vollendeten 8. Jahre ftatt.
un 24 Br
2) Die Blindenanftalt zu Hannover
mit Vorſchule für jehr Heine und ſolche Kinder, welche noch feinen linter:
richt genofjen haben, in Röſſing (Bahnftation Nordftenmen).
3) Das Württembergifhe Blindenafylin Gemünd
für Blinde nad zurüdgelegtem 14. Lebensjahr (nad) erhaltener Schul:
bildung in einer Volksſchule oder Anftalt) zum Behuf der gewerblichen Aus—
bildung.
4) Die Sophienpflege in Luſtnau bei Tübingen
für verwaifte und verwahrlofte und auch für blinde Kinder.
Außerdem werben erwähnt
die Blindenanftalt in Stuttgart NMicolauspflege),
auch für Kinder im jchulpflichtigen Alter und
die Badifhe Blinden-Erziehungd:-Anftalt in Ilbesheim,
fowie die Blindenanjtalten zu Friedberg im Großherzogtum Heſſen
und in Weimar.
s 73.
5. Bauhngiene.
1889: 19/2 L. V. Art. 18 fchreibt vor:
Am die Entfiefung von Arankheiten zu verhindern, ik der Phyfikus
verpflichtet, auf die gefunde Keſchaffenheit — der Wohnungen — und Straßen
zu achten.
1876: 26,2 R. 6. (St. 6. B.) bedroht durd die SS 305. 366. 367
Beihädigungen und Ordnungswidrigfeiten mit Strafe.
1884: 6/7 R. 6. betr. die Anfallverſicherung.
en: 57} R. B, beit. die Dinfaltverfigerung Bei Bauarbeiten.
1886: 27/5 ne '
—— R. G. betr. die Aufallverſicherung Bei Bauarbeiten.
1888: 17/9 Minifl.- Beh. betr. die AUnfallverfiherung der Bei Baufen
befhäftigten Ferſonen.
Um die Durchführung des Gejeges, betr. die AUnfall-Berfiherung der Bei
Bauten Befhäftigten Ferſonen vom 11/7 1887 beſſer zu fichern, machen wir auf
Folgendes aufmerkſam:
I. Wer Bauten niht gewerbsmähßig ausführt, insbeſondere auch Ge:
meinden, Kreiſe und andere öffentliche Korporationen, welde als Unternehmer
Bauten ausführen, haben
1) bei Bauten, zu deren Ausführung, einzeln genommen, mehr al3 6 Arbeits
tage thatſächlich verwendet worden find, längitens binnen 3 Tagen
nad Ablauf eines jeden Monats eine Nachmweifung der in biefem Monat
bei Ausführung der Bauarbeiten verivendeten Arbeitötage und der von ben
Verſicherten (den bei der Bauarbeit beichäftigten Perſonen) dabei verdienten
vöhne und Gehälter nad) dem vom Reich: Berfiherungsamte vorgeichriebenen
nn 25 Ko»
Formular (vgl. deffen Bekanntmachung vom 12/12 1887) — im Regierungs-
blatt Nr. 203 vom 24/12 1887 — den Herzogl. Landräten ein
zureihen ($ 22 Abſ. 1 daſ.),
2) die Prämien zu entrichten, $ 25 a. a. O. — fiehe unten,
3) von jedem, bei der Bauarbeit vorfommenden Unfall, durch welchen eine in
demjelben befchäftigte Perfon getötet wird ober eine Körperverlegung erleidet,
weiche eine Arbeitsunfähigleit von mehr als 3 Tagen oder ben Tod zur
Folge hat, binnen 2 Tagen den Magiftrat oder Bürgermeifteramte bezw, dem
Herzogl. Landrate jchriftlich Anzeige zu erftatten (vgl. $ 37 a. a. ©. $ 51
des Unfallverficherungsgefeges vom 6/7 1884),
4) auf Erfordern den Behörden, fowie den Vorftänden und Vertrauensmännern
der Tiefbau-Berufsgenoffenichaft bezw. der Thüringiihen Baugewerf3berufs-
genoſſenſchaft binnen einer Woche diejenigen Löhne: und Gehaltsnahmweifungen
zu liefern, welche zur Feitftelung der Entfchädigung erforderlich find ($ 37,
Abi. 3 des Gefeges vom 11/7 1887, 8 60 des Geſetzes vom 6/7 1884).
Zu 2. Die Prämien (Ziff. 2), über welde vierteljährlih den Gemeinde:
behörden Heberollen zugehen, und von benjelben öffentlich ausgelegt
werben (vgl. Ziff. IT), können gleich den Gemeindeabgaben zwangs⸗
weiſe beigetrieben werben.
Zu 3. Formulare zu den Unfallanzeigen befinden fi in den Händen ber
Ortsvorſtände.
II. Die Ortsvorftände — bezw. Gemeinde-Einnehmer — haben die Hebe—
rollen, welche ihnen die Vorſtände der Tiefbau-Berufsgenoſſenſchaft und der Thüringi—
ſchen Baugewerks-Berufsgenoſſenſchaft vierteljährlich überſenden, 2 Wochen lang zur
Einſicht der Beteiligten auszulegen und den Beginn dieſer Friſt in ortsüblicher Weiſe
befannt zu machen,
die Prämien einauziehen und in ganzer Summe — nah Abzug ber
Bortoauslagen und der Hebegebühr von 4 Prozent unter Beifügung einer Berechnung
derielben an den Genoſſenſchaftsvorſtand (Vorftand der Tiefbau-Berufsgenoſſenſchaft
in Berlin, Borftand der Thüringifhen Bau:Berufsgenoffenfhaft in Erfurt) — da
nötig vorſchußweiſe — einzufenden,
für Beitreibung der rüdjtändigen Prämien Sorge zu tragen,
für Einlieferung der für Feſtſtellung der Entichädigung erforderlichen Lohn:
und Gehaltönachweilungen Sorge zu tragen.
Für Prämien, bei denen der twirklihe Ausfall oder die fruchtlos erfolgte
Zwangsvollſtreckung nicht nachgewiefen werden kann, haftet die Gemeinde.
Wenn ein Arbeiter bei einem Unfall bei einem Negiebaubetrieb —
d. h. bei einem Bau irgend welcher Art, der nicht gewerbämäßig, inöbelondere
bon Gemeinden, Streilen oder andern öffentlichen Korporationen ala Unternehmer
ausgeführt wird — verlegt wird, fo hat die Gemeinde, in deren Bezirk der ver:
legte Arbeiter bejchäftigt war, demjelben während der eriten 13 Wochen nach dem
Unfall die Koften des Heilverfahrens (ärztliche Behandlung, Arznei, Brillen, Bruch—
— 26 Bo-
bänder und ähnliche Heilmittel) zu gewähren, fofern nicht der verlegte Arbeiter fich
im Auslande aufhält oder auf Grund der Franfenverfiherung oder anderer Rechts:
verhältniffe Anſpruch auf eine mindeftens gleiche Fürforge hat, wenn aber dieſe
Leiftungen von den zumächit Verpflichteten nicht gewährt werden, ſolche mit Vorbehalt
des Erſatzanſpruchs zu übernehmen.
a. Hygiene der Hochbauten.
1855: 21/6 Minifl.-Bek. betr. die Gemeindebahöfen. (Vorteile der:
jelben; Berminderung der Yeuerägefahr.)
1856: 21/5 L. 6. (Sorfordnung) beitimmt im Art. 37, daß eö be-
jonderer Genehmigung bedarf, wenn in Waldungen oder in einer Nähe ber:
jelben bon 300 Schritten Gebäude oder feuergefährliche Anlagen aufgeführt
werden jollen. Solche ohne diefe Genehmigung errichtete Gebäude oder Anlagen
find abgefehen von der verwirkten Strafe auf Anordnung des Forftamtes wieder
zu entfernen.
1859: 5/10 6. R. bejtimmt, daß in Dörfern und bei zerjtreut liegenden
Bauten von der fonft vorgefchriebenen Symmetrie abgefehen werden Fanı.
1860: 1/12 Ausfdr. betr. die Infiruktion für die Schornfleinfeger.
8 1. Den Schornjteinfegern werben für die Ausübung ihres Gewerbes be-
ſtimmte Diftrifte mit bejtimmten Wohnfigen vom Herzogl. Staatsminijterium, Ab:
teilung bes Innern, angewieien. In Abwejenheit des Meifters foll an deſſen Wohn:
fige in der Negel ein mit allen Verrichtungen des Schornfteinfegers vollfommen
bertrauter Gehülfe anweſend und zu jeder Zeit zu finden fein.
$ 2. Der Schornfteinfegermeiiter iſt für bie zeitige und forgfältige Aus:
führung feines Gejchäfts für fih und feine Gehülfen verantivortlih und darf mır
ſolche Gehülfen annehmen, von welchen er jich Gewißheit verfchafft hat, daß fie ihr
Geſchäft veritehen und mit Gewifjenhaftigkeit vollziehen. Es Liegt ihm ob, ich dem
Fegen mit zu unterziehen und abwechſelnd alle in feinem Diftrift befindlichen Schorn-
fteine jelbit zu befahren, dergeſtalt, daß er nach einem bejtimmten Turnus feinen
ganzen Diftrift durchreift und fich alfenthalben von dem Zuftande der Schornfteine
und der Dienftthätigfeit feiner Gehülfen unterrichtet.
$ 3. Über alle Schornfteine feines Bezirks hat er ein Verzeichnis nad) der
Hausnummer zu führen und in demfelben das jedesmalige Fegen eines Schorniteins
zu bemerken. Die Bezirks- und Ortspolizeibehörden haben das Verzeichnis von Zeit
zu Zeit einzujehen.
S 4. Jeder im Gebraud) befindlihe Schornstein iſt regelmäßig Smal im Jahre
in beftimmten, geeigneten Zwifchenräumen zu fegen, und gleichzeitig find die fonftigen
Anlagen, an denen fih Ruß angelegt hat, insbefondere aber die Nauchfänge, Feuer:
manern, Nauchröhren und Zuglöcher an den benutzten Feuerungen von Ruß zu
reinigen. Der Schornfteinfegermeifter ift dafür verantwortlich, daß da, wo eine außer:
gewöhnlich ftarfe Feuerung ftattfindet, oder viel weiches Holz, Hadjpähne, Reifig oder
jonftiges viel Ruß abiegendes Brennmaterial gebrannt wird, das Fegen öfters und
zwar fo oft erfolgt, als es nad jeinem pflihtmäßigen Ermeſſen nötig it.
a 27 8
Desfallfigen Anordnungen der Polizeibehörde hat er ſelbſtverſtändlich Folge
zu leiten.
Die ruffiihen Schorniteine find in angemefjenen Zeitabjehnitten auszubrennen,
jedoch nur nad) vorgängiger Anzeige bei der Ortspolizeibehörde.
8 6.*) Der Schornjteinfegermeifter hat die Verpflichtung, ftet3 gehörig ge-
ihärftes Werkzeug zu unterhalten und volljtändig zwedentiprechende Apparate zur
Fegung der ruffifhen Schornfteine, beitehend aus Kugel, Seil und Schlotbürften,
jeßtere je nad) der Form der Schlöte cylindriſch oder würfelförmig geftaltet, ferner
ſpaniſches Nohr:, Fichten: oder Birfenreifig:Befen und dergl. anzufchaffen und im
brauhbaren Stande zu erhalten, auch dieſe Werkzeuge und Apparate unentgeltlich
vorzubalten.
Beim Ausbrennen eines ruſſiſchen Schorniteins find auf Koften des Haus—
bewohners eine Partie Schwefel, um nötigenfall® das Feuer damit zu erftiden und
nasje Lappen oder ein Blechdedel, um damit die Ausmündung zu verjtopfen ober
zu bededen ꝛc., bereit zu halten oder herbeizufchaffen.
8 9. Bei Feuerlärm hat ji der Schorniteinfegermeifter oder bei befjen
Behinderung deffen Gehülfe ungefäumt an die Branditelle zu begeben und mit allen
ihm zu Gebote jtehenden Mitteln thätige Hülfe zu leiften, insbeſondere Schlotbrände
durh Verftopfung der Mündung, durch angebrannten und unter den Schornftein ge—
bradten Schwefel, durch Eingießen von Wafler oder auf ſonſt geeignete Weife zu
dämpfen.
8 10. Das Fegen hat mit möglichfter Vermeidung von Störung ber Haus:
bewohner zu erfolgen. Weigert fih ein Hausbewohner, einen Schornftein reinigen
zu laſſen, fo ift jofort Anzeige bei der Ortöpolizeibehörde zu machen, jener aber an
Geld bis zu 1 Rthlr. zu beftrafen. Dagegen darf auch der Schornfteinfeger unter
feinem Vorwand das Fegen eines gebrauchten, gangbaren und im baulichen
Stande befindlihen Schorniteins unterlaffen, fei e8 auch, daß er früheren Lohn noch
zu fordern oder zu fürchten habe, fernerhin feinen Lohn zu erhalten.
8 11. (An Stelle diefes $ trat 1874: 1%,12 Ausfdr.):
Der Tegerlohn beträgt bis auf Weiteres 13 Markpfennige für jedes Stod:
werk eines gefegten Schlotes.
Liegt eine Feuerung im Dachgeſchoß oder Stellergeihoß, jo werden diejelben
als Stockwerke bei den betreffenden Schlöten gerechnet, andernfalls konimt für das
Dachgeſchoß und das Kellergeſchoß nichts in Anſatz.
Das Ausbrennen eines ruffiihen Schlotes wird mit 50 Markpfennigen, das
Ausbrennen oder Reinigen einer Nauchröhre mit 3 Markpfennigen für jeden halben
Meter vergütet.
Für das Neinigen der Rauchfänge, Feuermauern und Zuglöcher findet eine
beiondere Vergütung nicht ftatt. Eine folde kann dagegen für die Entfernung von
Glanzruß aus Räucherkammern und Küchen beanfprucht werden.
*) 88 5, 7, 8 aufgehoben durch 1896: 24/1 Ausſchr. betr. die Bauordsung.
a 23 Ber
Nah; 1899: 4/8 Ausſchr. ift der Fegerlohn von dem Hauseigentümer zu
bezahlen.
$ 12. Der Schornfteinfeger hat dem Ortsvorftand feine jedesmalige Ans
funft an einem Orte zu melden, damit diefer die Einwohner von feiner Anweſenheit
in Kenntnis jege, und bei feinem Abgange genau anzugeben, welche Schornfteine er
gefegt und welche Ordnungswidrigkeiten er hinfichtlich der Feuerpolizei wahrgenommen,
worauf der Ortsvorſtand fofort das Geeignete zu bejorgen hat.
813. Derjenige Schornfteinfegermeifter, welcher die ihm obliegenden Pflichten
vernadjläffigt, dem Interefie des Publitums durch unnötiges häufiges Fegen zu nahe
tritt, oder mehr als die vorſchriftsmäßigen Gebühren erhebt, hat, vorbehaltlich etwaiger
Entfhädigungsanfprüche, gerichtliher Strafe und Goncejfiondentziehung eine Disciplinar:
ftrafe bis zu 10 fl. zu gewärtigen.
8 14. Die Polizeibehörden haben die Schorniteinfegermeifter auf diele
Inftruftion zu verpflichten und denjelben ein Gremplar hiervon zur ftrengen Be
folgung einzuhändigen.
1864: 1/12 Ausſchr. betr. die Verferfigung von Blitzableitern.
$ 1. Bligableiter find zu fertigen aus Kupfer oder Eifen.
Als geringfte Dimenfionen für diefe Metalle haben bei deren Verwendung
zu Bligableitern folgende zu gelten:
Art des Mietans,. | eringfter Dur gsi | Dicke.
Draht 97 mm — |
Kupfer | Streifen | — 48,7 mm 1,5 mm
Rundeiſen 13,7 mm — —
Quadratförmige — 12,2 mm 12,2 mm
Eiſen Schiene | = 487 „ 3
| Streifen \ — 3 „u 2m
Andere Metalle, ald Kupfer und Eiſen, insbeſondere auch Seile von Meifing:
draht, haben fi in der Erfahrung ſchlecht bewährt und find daher ferner nicht bei
Bligableitern zur Anwendung zu bringen.
82. Bei Beſtimmung der Maake der Metallitreifen oder des Durchmeſſers
der Metalldrähte ift nad folgenden Rückſichten zu verfahren:
a) Hohe Türme find mit jtärferen Leitern zu verfehen als niedrige Gebäude,
und je höher ein ſolcher ift, deſto ftärfer ift der Leiter zu wählen. Wo
mehrere Ableitungen zur Erde führen, kann es bezüglich dieſer bei ben
geringeren Dimenfionen beivenden.
b) Gebäude, die in ihrem Innern bedeutende Metallmaſſen, ober ſonſtig gut:
leitende Körper verſchließen, auch Kohlenmagazine, Bulvermüblen 2c., find mit
ftärferen Bligableitern zu veriehen, al3 andere Gebäude, die dergleichen nidıt
enthalten.
— 29 8+-
$3. Ein Bligableiter muß folgenden allgemeinen Bedingungen entiprechen:
a) er muß eine ununterbrodhene fette des leitenden Metall von den
höchſten Punkten des zu jchügenden Gegenstandes bis zur Erdoberfläche bilden
und die einzelnen Teile, aus welchen derjelbe befteht, müſſen daher auf das
Senauefte zufammengefügt und verbunden fein.
b) Die Leitung muß fi über die höchit gelegenen Teile eines Gebäudes und
über alle hervorragenden Punkte desfelben erjtreden; fie muß über den Firft,
über vorragende Giebelverzierungen, Dachfenſter, Schornfteine, vorftehende
Attifen, Gefimfe und Frontifpices 2c. hinweggeführt werden und es barf mit:
hin feine vorfpringende Ede oder Kante unbewaffnet und ohne Schutzwehr
einem Dliganfalle ausgeſetzt bleiben.
c) Die Ableitung muß auf dem möglichft kürzeften Wege zur Erbe herabgeführt
werden, indem die Erfahrung’ ergeben hat, daß der Bli von allzulangen, von
der ſenkrechten Richtung abweichenden Leitung bisweilen abjpringt, einen
fürzeren Weg durch minder gute Leiter nimmt, und ber Blitableiter mithin
jeinen Dienft verfagt. Es ift daher bei Blitableitern auf Kirchen durchaus
zu vermeiden, daß bie von dem Turme herabgeführte Leitung etwa da, wo
der Firft des Kirchendaches an den Turm ftößt, gebrochen, auf den Kirchen:
firft hingeführt und erft dann zur Erde herabgeleitet werde; es ift vielmehr die
vom Zurme herabgeführte Leitung in möglichjt gerader Richtung bis zur Erde
fortzufegen, die Firftleitung der Kirche, wo ſolche nötig, mit jemer zu ver:
binden und dann am anderen Ende eine zweite Leitung zur Erde anzubringen,
wenn jich dasſelbe in einem Abftande von 100 und mehr Fuß von der Turms
leitung befindet.
Iſt die Beichaffenheit des zu ſchützenden Gebäudes von der Art, daß die
Leitung eine große Strede hindurch horizontal geführt werden muß, ift 3. 2.
das Gebäude fehr lang, jo müſſen, um diefem Abipringen des Blitzes vor:
zubeugen, von Diftanz zu Diitanz und zwar von 100 zu 100 Fuß befondere
Ableitungen nad der Erde hinab angebracht werden, die mit der Hauptleitung
genau und forgfältig zu verbinden find. Überhaupt find doppelte Ableitungen
ftet3 zu empfehlen.
d) Damit der Bligableiter die eleftrifche Materie gehörig leite und von ihr weder
geichmolzen, noch zeriprengt werde, wodurch diejelbe jich ganz oder teilweife
von ihm entfernen und auf andere Leiter überfpringen würde, muß er die ge:
hörige Metallftärke befigen, um auch für den ſtärkſten Bligichlag die gehörige
Sicherheit zu gewähren.
Die im $ 1 angegebenen Dimenfionen find bie geringiten Maaße, welche
unter gewöhnlichen Verhältnifien zur Anwendung zu bringen find.
5 4. Weitere Bekimmungen über die Befhaffenheit des Alitzableiters.
1) Nicht als unbedingtes Erfordernis für den Zweck des Bligableiterö, wohl
aber zur Erhaltung desfelben in unverjehrtem Zuftande, ift es vorteilhaft, die ganze
Leitung mit einem Ol oder Theeranitrich zu verfehen,
4 30 Ber
2) Auffangeftangen find der größeren Sicherheit wegen wünſchenswert, fie
bieten überdies einen feiten Anhaltpunft dar, an welchem die beginnende Leitung guten
Haft findet. Man pflegt fie mit einer aufgefchraubten kupfernen, bisweilen vergoldeten
oder mit Platin befleideten Spige zu verjehen.
Diefe Vorſchrift hat darin ihren Grund, daß man dem Blig bei feinem Ein-
ftrömen aus der ſchlecht leitenden Luft, in welchem Momente das Abſpringen umd
Verteilen der ſich entladenden elektriſchen Materie am meiften zu bejorgen ift, emen
möglihft vollfommenen Leiter entgegen halten will.
3) Der Bligableiter wird ummtittelbar mit dem Erdboden in Verbindung ge-
bracht und da das Waffer oder die feuchte Erde ein befferer Leiter für die Elektricität
ift, als die trodene, die Ausgleichung der entgegengeiegten Glektricitäten alſo an einer
feuchten Stelle leichter erfolgt, ald an einer trodenen, fo ift, wo nicht andere lim
ftände anderes gebieten, nicht allein bei der Ableitung darauf Rüdfiht zu nehmen,
daß fie an einer Seite des Haufes herabgeführt werde, wo ihr Ende auf eine von
Natur feuchte, Ichattig gelegene, oder durch Dachtraufenwaſſer ftet3 feucht erhaltene
Stelle trifft, jondern es ift diefes Ende ber Leitung womöglih auch biß zu ber
Erdſchicht hinabzuführen, welche auch ſelbſt nach anhaltend trodenem Wetter noch
einige Feuchtigkeit bejigt, wofern diefe nicht in bedeutender Tiefe unter der Erd-
oberfläche liegt. Findet fi in der Nähe des zu jchügenden Gebäudes an der Ober:
fläche der Erbe Wafler, fo ift die Bodenleitung in dieſes zu leiten.
Ummauerte Brunnenſchachte oder tiefe Gruben, fofern fie fein Wafler ent-
halten, find zur Aufnahme der Bodenleitungen nicht geihidt. Enthalten fie Wafler,
jo ift die Leitung bis ins Waſſer fortzufegen. Eben fo wenig dürfen die Boben-
leitungen in bededte unterirdifche, dem freien Luftzutritt entzogene Stanäle oder in
Abtritte geführt werden, teils weil der Blitz beim Verlaſſen der Metallleitung das
darin bisweilen fi emtbindende Knallgas entzünden kann, teils weil das Metall in
dergleihen Behältern frühzeitiger Zerftörung unterliegt.
Findet fih in der Umgebung des zu fchügenden Gebäudes feine feuchte
Stelle, fteht e3 auf einem Felfen oder einem fonftigen trodenen Standorte, jo muß
es genügen, die Leitung im dem trodenen Boden endigen zu laſſen. Man pflegt dann
nur die Berührungspunfte zu vermehren, das Ende der Bodenleitung in mehrere
Äfte zu fpalten und diefe mit Kohle zu umgeben, wie dies im nachfolgenden Para-
graphen näher bezeichnet ift.
4) Es ift in der Regel zu vermeiden, daß die Ableitung dicht neben gang:
baren Thüreingängen angebradht werde, und immer darauf zu fehen, daß, wenn ſich
Gifengitter, Baltongeländer, Metallbeläge von Gefimjen, eiferne Anker, Aushänge—
zeichen ober dergleichen vorragende metallene Körper an dem zu fchügenden Gebäude
befinden, diefe entweder mit der Leitung in forgfältige Verbindung gebracht, oder
wenn dies Schwierigkeiten hat, ober wie bei Gloden, Ubrzeigern, Thürbeichlägen :c.
gar nicht angeht, die Leitung nicht allzunahe daran hingeführt, vielmehr möglichit ent-
fernt gehalten wirb.
4 31 Bo
5) Metalldächer von Kupfer, ſchwarzem oder weißem Blech, Blei, Zink be:
dürfen ftet3 nur der Ableitungen nad dem Gröboden, welche in gehöriger Zahl,
Stärfe und Entfernung von einander (nicht über 100 Fuß) angebracht und durd)
Berlötung und Vermietung auf das Sorgfältigite mit dem Metalldache verbunden
werden müſſen. Ebenſo können Dadrinnen und Schläuche, jofern fie ganz,
von Rojt nit zerfreſſen find, ftatt der Ableitung dienen, und es bedarf an
Gebäuden, die mit dergleichen Vorrichtungen verjehen find, nur der Anbringung einer
Leitung oberhalb des Dachrandes nad) den angegebenen Regeln, fowie der Anbringung
einer Bodenleitung an den Ausgüflen der Dachſchläuche, um einen vollitändigen Blit-
ableiter zu gewinnen. Iſt aber an einem Gebäude eine bejondbere Leitung zur Erde
angebracht und befinden ſich außer derjelben auch Riemen mit Schläuden daran, To
find dieſe Schläuche ſtets mit Vodenleitungen zu verfehen und mit dem Blikableiter
in Verbindung zu ſetzen.
S 5 verbreitet jih in ausführlicher Weife über die tehnifhe Feſchaffen ·
heit des Blitzableiters hinſichtlich der Auffangeftange, der Ableitung und der
Bodenleitung.
8 6. Werfaßren Bei Aufftellung des Alitzableiters.
Die günftigfte Zeit zur Aufftellung der Bligabfeiter ift in der Negel der
Herbit, two die Gewitter jelten find, der Arbeiter alſo von einem ſolchen überraſcht
zu werden, weniger zu fürchten hat.
Immer ift es indeh ald Norm anzunehmen, daß bei der Aufitellung eines
Bligableiterd von unten, aljo mit der Bodenleitung angefangen, mit der Leitung auf
dem Dad) dagegen geendet werden muß. In Fällen, wo dies die Umſtände nicht
geitatten follten, und der von oben angefangene und nur teilweife fertige Bligableiter
von einem herannahenden Gewitter bedroht werben könnte, hat der mit der Aufftellung
bejhäftigte Arbeiter für die Herbeiſchaffung von Stetten oder feitgebrehten und naß
gemachten Hanfleilen Sorge zu tragen, diefe am Ende der teilweije vollendeten Leitung
feit anzubinden und in ununterbrodhener Verbindung bis zur Erdoberfläche oder bis
in eim in ber Nähe befindliches Waſſer herab zu führen, jobald das Gewitter ſich
nähert.
8 7. Strafen.
Wer bei der Anfertigung von Bligableitern geringere al3 die im 8 1 vor:
geichriebenen Dimenfionen zur Anwendung bringt oder wer vorichriftäiwidrig andere
Metalle als Kupfer oder Eifen dazu wählt, oder den fonftigen über die Anlegung
von Blitableitern zu befolgenden allgemeinen Bedingungen und Inftruftionsvorichriften
zumwiderhandelt, wird an Geld mit 1—15 Thlr. oder mit Gefängnis bis 14 Tagen
beftraft. Daneben ift ber Haußbefiger gehalten, binnen zu beſtimmender Friſt, Die
durch die beftehenden Vorfchriften bedingten Änderungen bewirken zu laſſen, widrigen-
falls er zu gewärtigen hat, daß folhe von Polizei wegen auf feine Koſten gejchehen.
8 8. Die Polizeibehörden haben über ftrenge Handhabung dieſes Aus:
ſchreibens zu wachen umd durch ihre Organe neu angefertigte Vligableiter unterjuchen
und über den Befund fi ausführliche Anzeige erftatten zu laſſen, ebenfo die älteren
bei Gelegenheit der yeuerftättebefihtigung oder durch beſonders inftruierte Handwerker,
Dachdecker, Schornfteinfeger ꝛc. unterfuchen zu laſſen, damit den nadhteiligen Folgen
fchabhaft geworbener oder ungeeigneter Bligableiter allenthalben vorgebeugt werde.
1866: 9/2 6. R. beitimmt, daß Bauriffe in Liedenflein St. Hoheit
dem Herzog vorzulegen find, ehe die obrigfeitliche Genehmigung ausgeſprochen
w
1868: 25/3 6. R. beſtimmt dasſelbe für die Refidenzitadt Meiningen.
1870: 31/10 6. R. Lonftatiert, daß Steindachpappe fein Erſatz harter
Dadhung ift.
$ 74.
1877: 28/5 Oberappellationsgerigtserkenntnis (Blätter für Rechtspflege)
ftellt feft, daß die Verjährung baupolizeilicher Übertretungen mit der Vollendung
des Baus beginnt.
1880: 31/1 Minik.-BeR. (eg. BI. 191) ordnet an, daß Bauten und
Beranftaltungen im Überſchwemmungsgebiet der Gemeinden Köditz, Altſaalfeld
und Saalfeld, wodurch der Ablauf des Überſchwemmungswaſſers gehindert oder
verändert wird, ohne Genehmigung des Herzogl. Staatsminiſteriums — bei
Strafe — nicht ftattfinden dürfe.
1882: 31/1 6. B. betr. die Anlage der Thüren in den Schulen
(vgl. 8 67).
1883: 8/6 6. R. jchreibt vor, auf die Bligableiter an Kirchen und
Schulen ein wachſames Auge zu haben.
1886: 5/4 6. R. betr. die Baugerüfle.
Auf den Bericht vom 23, vor. Mts. betr. die Ausführung von Hochbauten,
eröffnen wir dem Herzogl. Landrat, daß es nicht im unſerer Abficht liegt, allgemeine
Vorſchriften über die Herftellung der zu Hochbauten erforderlichen Gerüfte zu erlaffen,
da die Anforderungen an die Baugerüfte je nach dem einzelnen Falle außerordentlich
verjchieden jein können, im der Negel aud) die Sicherheit der Gerüfte mehr von ber
Beihaffung guten Materiald an Striden u. ſ. w. und bon gewiffenhafter Aus:
führung, al8 von einer beftimmten Bauteile abhängt, und da wir annehmen, daß
die einjchlagenden Beſtimmungen des Reichsſtrafgeſetzbuchs — außer den $$ 222
und 230 namentlid $ 330, fowie $ 366 3. 8 und 8 367 3. 14 und 15 —, welche
foweit nötig allgemein ober im einzelnen Falle in Erinnerung zu bringen find, ge:
nügen, um eine leichtfertige oder ungenügende Herftellung von Baugerüften zu ver:
hindern, oder ihr im einzelnen Falle feitens der Polizeibehörde wirkfam entgegenzutreten.
In legterer Beziehung mag darauf hingewieien werden, daß der Gerüjtbau
in geeigneten Fällen Gegenitand beionderer von den revidierenden Baumeijtern vor:
zufchlagender Vorfchriften für die Bauausführung fein wird.
1888: 31/8 6. R. beitimmt, daß die mit der Feuerſchau beauftragten
Beamten die Befihtigung auch auf die (Feuergefährlihen) Hängelampen er:
ftreden follen.
43 33 ie»
1888: 4/9 6. R. beitimmt, daß Baupläne in Seldburg vor ihrer
polizeilichen Genehmigung dem Herzogl. Staatdminifterium vorzulegen find.
1888: 9/11 (Reg.:Bl. Nr. 176) beir. die Schäblikeit der Garbon-
Batronöfen.
Die Carbon-Natron-Ofen find in neuerer Zeit als Heizeinrichtungen
für Näume ohne Schornfteine empfohlen worden, indem fie ohne Erzeugung von
Rauch und Geruch Wärme liefern, und durch eine leicht anzubringende Abzug3-
vorrihtung etwa ſich entwidelnde ſchädliche Gafe leicht abgeführt werben könnten.
Bei Verſuchen, die im hygieniſchen Inſtitut zu Berlin mit biefer Art Heiz:
vorrihtungen angeftellt worden find, ift indejfen gefunden worden, daß bie Ver;
wendung dieſer Ofen in Gelaffen, worin fi Menfchen aufhalten, gefährlich ift.
Bor Aufſtellung derjelben in bewohnten Räumen ift daher dringend zu
warnen.
1889: 23,1 6. RB. betr. die Jeuerſchau.
Die Feuerſchau bietet Gelegenheit, die Beſchaffenheit vorhandener Anlagen
zu unterfuchen, fowie zu prüfen, ob nicht etwa die Thüren, Gänge, Treppen verſperrt
oder fonft ungangbar geworden find.
1889: 4/2 6. R. betr. die Anwendung von eifernen Rohren zu Saus-
anſchlũſſen der Waſſerleitung.
Wir müſſen die Anwendung von eiſernen Rohren zu den Haus—
anſchlüſſen an die Waſſerleitung dringend empfehlen.
Das Eiſen beſitzt zwar nicht die bekannten Eigenſchaften des Bleies —
Weichheit und Biegſamkeit, die verbunden mit Zähigkeit und mäßigem Preis es,
wäre es nicht geſundheitsſchädlich, vorzüglich zu dem fraglichen Zwecke empfehlen
würde. Allein die Erfahrung zeigt, daß, wenn auch die Verwendung von eiſernen
Rohren weniger bequem iſt, fie doch ohne alle Unſtatten ftattfinden kann, wie fie
3. 2. in der Irrenanftalt zu Hildburghaufen und bei der Hochdruckwaſſerleitung in
Megels, Salzungen und Römhild ftattgefunden hat.
Um zu verhüten, daß das Waſſer durch Eifenbildung gefärbt oder in feinem
Geihmad verändert werde, empfiehlt es fi, die Rohre innen zu asphaltieren.
1889: 15/3 Ausfär. betr. die Anlagen von Bolksfhulen auf dem
Sande (vol. S 67).
1890: 17/2 6. R. jchreibt vor, daß vor Erteilung der Bauerlaubnis
in den Fällen, in welden eine biöher nicht bewohnte Gemarkung beſiedelt
werden fol, an Herzogl. Staatdminiftertum Abt. II zu berichten ift.
1891: 27/2 6. B. beitimmt, daß Bauriffe für Gebäude an Flußläufen
und Plägen, die dem Hochwaſſer ausgejegt find, aud Die Herzogl. Waſſerbau—
meifter mit zu prüfen haben.
1892: 4/3 Magifir.- Beh. (Reg.Bl. 37 Ziff. 7) beit. die Anlage von
Shornfleinen.
Nach einer Verfügung des Herzogl. Staatöminifteriums, Abt. des Innern,
it e8 dringend geboten, dab alle größeren Schornftein- und Feuerungsanlagen jo
3
1 34 er
eingerichtet werden, dab fie Gewähr für eine möglichjt geringe Beläftigung der Um:
gebung durch Rauch und deffen Niederfchläge bieten. Fehlerhafte Anlagen dieſer Ari
werden in Zufumft nicht genehmigt werden.
1896: 24/1 Ausſchr. betr. die Bauordnung.
I. Bauvorſchriften.
81. Baulinien und Höhenlage, Pläne hierüber.
Wer an öffentlihen Plägen, Straßen oder Wegen in Städten oder Dörfern,
ferner an einer Ortöverbindungäftraße ein Gebäude oder eine jonftige bauliche An—
lage aufführen oder an der Umfaſſung beftehender Gebäude und baulicher Anlagen
gegen die Straße hin eine Erneuerung oder Anderung vornehmen will, darf ohne
Genehmigung des Landrats weder über die Baulinie vorbauen, noch bei geſchloſſener
Bauweiſe mit der Bebauung hinter der Baulinie zurüdbleiben.
Wo die Baulinie ſich nicht aus einem vom Herzogl. Staatöminifterium, Ab:
teilung des Innern, genehmigten Ortöbebauungsplan ergiebt, hat deren Feitfegung
durch den Landrat nach Gehör der Anlieger und der Gemeindevertretung (des Ge:
meinderat3, Gemeindeausſchuſſes) zu erfolgen.
Bevor eine Baulinie feftgefegt ift, darf eine Bauausführung im Sinne des
Abſatz 1 nit vorgenommen werben.
Bon Feitiegung der Baulinie kann, unbejchadet der Beitimmung in Art. 12
des Gejeges vom 19. März 1875, die Straßen betreffend, abgejehen werben bei
Aufführung von Gebäuden an einer öffentlihen Straße außerhalb der Ortichaften,
wenn die Feitfegung weder von ben beteiligten Perfonen angejtrebt wird, noch im
Öffentlichen Intereſſe geboten ericheint.
8.2. Bei der Beitimmung der Baulinie muß aud, foweit ein Bedürfnis
hierfür erfannt wird, die Höhenlage für die Bauten feftgeftellt werden. Hierbei iſt
Bedacht zu nehmen auf Schug gegen Überſchwemmungen, auf den höchſten befannten
Grundwafjeritand, zwedmäßigite Entwäfferungsanlagen, Sicherheit und Bequemlichkeit
deö Verkehrs, geregelten Waſſerlauf, fowie auf eine gute Verbindung der neuen An-
lage mit ſchon bejtehenden.
$ 3. Die Baulinienpläne haben die betreffende Grundfläche mit den Grenzen
der Grundftüde und dem Namen der Cigentümer, die darauf befindlichen Bauwerke,
Wege und Waflerläufe, jowie die beantragten Baus und etwaigen Vorgartenlinien
zu enthalten. j
Die Höhenlagepläne follen die Höhenlage der Grundflähe in Beziehung zu
den nächltgelegenen, genau zu bezeichnenden Fixpunkten ſowohl für die Mitte der
Straße ald aud für die Fußſteige (Trottoire), fowie die Kanäle und Wafjerabzugs-
rinnen darſtellen.
$4 Straßenlinien.
Die die Breite der Straßen mit Einfchluß der Fußfteige, der Ninnjteine oder
Gräben nebjt etwaigen Schugitreifen begrenzenden Straßenlinien dürfen durch Bau—
anlagen nur mit Genehmigung des Landrats unter Zuſtimmung des Strakeneigen:
tümers überjchritten werden.
+1 35 Be»
Die Straßenlinie ift da, wo ſich ein Vebürfnis hierzu ergiebt, in gleicher
Weife, wie die Baulinie, von dem Landrat feitzufegen.
Erfer, Geſimſe und jonitige Vorbauten, die die Straßenlinie überfchreiten,
find vorbehaltli der Zuftimmung ded Straßeneigentümerd zu geftatten, wenn fie in
einer Höhe von mehr als 3 m über der Straßentrone liegen und den Straßen:
verfehr nicht benadhteiligen, die Straßenlinie überfchreitende Öffnungen für Seller:
feniter nur, wenn fie ficher abgebedt find.
$5 Baupläge Ale Baupläge, die zur Aufführung von Wohn:
gebäuden beftimmt find, müflen den Anforderungen der öffentliden Ge-
jundheitspflege entiprechen oder entiprechend hergeitellt werden.
86. Dadhrinnen NAbführung des Tage: und Hau:
haltungömwajiers.
Soweit Dadtraufen an Straßen den öffentlihen Verkehr beläftigen, find
auf polizeilihe Anordnung metallene Dachrinnen und zum Erdboden herabreichende
Abfallröhren anzubringen.
Das Tagewaifer und Haushaltungäwafler von Gebäuden tft gemäß polizeie
liher Anordnung ordnungsmäßig jo abzuführen, daß für öffentlichen Verkehr und
Wohlfahrt feine Unzuträglichfeiten daraus entitehen.
Die Vorfchriften des erften Abſatzes diefes Paragraphen finden auch auf
beftehende Anlagen Anwendung.
ST. Höhe der Geſchoſſe. Die lichte Höhe der Wohngeſchoſſe ſoll
mindeftend 2 m 20 em betragen.
$ 8 Sonftige Anforderungen in Rüdfidht auf die Ge
jundbheitöpflege.
Mohn-, Schlaf und Arbeitsräume müſſen jo angelegt und im ſolchem
Material ausgeführt werden, daß fie binlänglid Luft und Licht haben, troden und
geſund find.
Küchen, Treppen, Flure, Gänge und Abtrittäräume find durch Tageslicht
gut zu erhellen.
Abtrittäräume find jo einzurichten, daß die darin entitehenden Ichädlichen
Luftarten ind Freie Abzug erhalten.
8 9. Alle Bauanlagen, die zur Aufnahme und Abführung von gejundheits-
ſchädlichen Auswurf- und Abfallftoffen beftimmt find, ſowie Dungftätten müffen, ſo—
weit nicht im einzelnen Falle weiter gehende polizeilihe Anordnungen getroffen werben,
durch forgfältige Mauerung oder Pflafterung gegen Durchläſſigkeit und in geeigneter
Weiſe gegen zufließendes Tagewaſſer möglichſt geſchützt fein.
8 10. Entfernung nachbarlicher Gebäude.
Gebäude find entweder hart an der nachbarlihen Grenze ober mindeftens
2 m von diejer entfernt und, wenn das Nachbargrundſtück bereit3 bebaut oder feine
Bebauumg bereitö genehmigt ift, entweder im Schluffe mit den Nachbargebäuden ober
mindeſtens 4 m von den Nacbargebäuden entfernt aufzuführen.
3*
+1 36 Be»
Ausnahmen kann der Landrat dann geitatten, wenn es ſich lediglich um
Erſatz oder Wiederheritellung eines bereit3 vorhanden geweienen Gebäudes handelt.
Das Bauen hart an der nachbarlichen Grenze darf da, wo für die ge
ichlofiene Baumeije bejondere Gründe bejtehen, von dem Landrat verlangt werden.
Gebäuderwände, die hart an der Grenze errichtet werden, find ohme Öffnungen
und feuerſicher oder mit feuerabhaltender Bekleidung aufzuführen, es fei denn, da
das nachbarliche Grundftüd nicht bebaut werden kann oder ſoll (Gewäfler, Straßen,
Plätze).
8 11. Bauausführung im Allgemeinen.
Sämtliche Bauarbeiten bei Bauausführungen jeder Art, insbeſondere aud
an Gerüften und anderen proviforiihen Bauvorrichtungen müffen feit und jicher und
den Rüdfihten auf Leben und Gesundheit entſprechend nad Maf:
gabe des genehmigten Planes (vgl. $ 33 ff.) und der etwaigen befonderen polizei:
lihen Anordnungen und unter Ginhaltung fämtlicher baupolizeilicher, jowie der von
den Berufögenoflenihaften zur Unfallverhütung erlaffenen Vorſchriften aus-
geführt werben.
812. Baumaterial.
Die Wahl des Baumaterials ift dem Bauherrn anheimgegeben, das gewählte
Diaterial muß jedoch ſolche Maße und VBeichaffenheit haben, welche eine feite und
feuerfichere, jowie den gejundheit3-polizeilihen Anforderungen entiprechende
Bauausführung, insbefondere die Herftellung trodener Wände ermöglichen.
Im Bereiche des Hochwaflers darf nur ſolches Material verivendet werben,
das durch Waller nicht angegriffen wird,
$ 13. FSundierung und Stärke der Mauern und Wände
Gebäudewände, Schug- und Ginfriedigungdmauern, Stügmauern, Pfeiler
und Säulen müffen zuverläffig fundiert werben.
$ 14 enthält die näheren Ausführungen über die Stärke der Mauern
und Wände, wobei zu bemerken ift, daß vom Landrat im einzelnen Falle bei
Gebäuden, die Wohnzweden nicht dienen, auch eine geringere Stärke der Mauern
und des Holzwerks zugelaffen werden, ebenfo bei Anwendung bejonberer
Konftruftionen und Materialien (Eifen, Monierwände u. dergl.) Abweichungen
bon den vorgefchriebenen Mauerftärten bewilligt werden können, wenn genügende
Feſtigkeit und Tragfähigkeit nachgewiefen ift.
S 15. Brandmauern.
In geihloffenen Straßen muß jedes der aneinanderftoßenden Häufer wenigſtens
nad) der einen nachbarlihen Seite hin mit einer Brandmauer verjehen fein. — —
$ 16. Brandmanern find von Grund auf errichtete, ftandfähige, bis zur
Dachung oder über diefelbe Hinausreichende Mauern ohme durchgehende Öffnungen,
— fie folfen feuer und wetterbeitändig abgebedt und zu beiden Seiten entweder be
worfen oder verfugt fein. —
817. Schorniteine.
1) Iede Feuerungsanlage muß an einen Schornitein angeichloffen werben.
+4 37 Bo»
2) Schorniteine find ftandfähig und maſſiv entweder von Grund auf oder auf
feuerfefter Unterlage zu errichten. — —
7) Schlöte müflen von gebrannten Badjteinen oder gleichiwertigem hartem
Material hergeitellt werden.
Ungebrannte Lehmiteine, Kalktufffteine oder ähnliche Materialien dürfen
zu Sclöten nicht verwendet werben.
8) Schlöte müfjen in ihrer ganzen Höhe innen wie außen, namentlich innerhalb
bes Gebälfs, einen dauerhaften Mörtelüberzug erhalten. An Stelle dieſes
Überzug ift im Innern der Schlöte und an den über Dad) liegenden Außen:
flächen gute Fugung zuläffig.
9) Schlöte follen den Dachfirſt mindeitend 30 cm überragen, oder, wenn fie
folchenfallö in zu großer Höhe freiftehen würden, an der furzen Seite ge—
meffen, mindeftens 120 cm über die Dachfläche geführt werden.
Eine größere Höhe kann zur Sicherung der Umgebung gegen Feuers—
gefahr und gegen Beläftigung durh Rauch und Ruß vorgejchrieben werben.
10) Zur ordnungsmäßigen Neinigung der Schlöte find in der Nähe bes untern
und bes obern Schlotendes und erforderlichenfalls an den gejchleiften Teilen
Reinigungsöffnungen anzulegen, bie durch eiferne Schieber, eiferne Thüren
ober eingemanerte Steinplatten ficher zu verfchließen und gegen in der Nähe
befindliches Holzwerf oder andere brennbare Stoffe brandfiher zu verwahren
find. Soweit eiferne Schieber oder Thüren zum Verſchluß verwendet werden,
find fie fogleich bei Aufführung des Schorniteind miteinzumauern. — —
11) Bon allem Holzwerf muß das Schlotmauerwerk mindeſtens 8 cm entfernt
fein. Der Zwiſchenraum muß, falls er nicht offen und zugänglich iſt,
maſſiv — am beften durch geftellte Dachziegel — voll, und zwar ohne
Verband mit dem Schornftein, ausgemauert werben.
Bei ftarkerhigten Schlöten ift der Abitand angemefjeu zu erweitern.
Dielungen und Dahichalungen können unmittelbar an den Putzüberzug
des Schlotes anjtoßen, dagegen ift die Anbringung von Holzdübeln im
Schlotmauerwerk unzuläffig. — —
14) Brettichalung, die zur Aufnahme von Scieferbeihlag beſtimmt ift, ift mur
über Dach und mur bei deutſchen Schlöten zuläffig. Die Brettfhalung darf
erft angebracht werden nachdem die Schornfteinföpfe vom Maurer fertig:
geftellt und innen und außen vorfchriftsmäßig gebußt oder gefugt find
(ſ. Ziff. 8).
Ruſſiſche Schornſteinköpfe ſind, wenn deren Mauerwerk gegen die Witte—
rungseinflüſſe beſonders geſchützt werden muß, mit Metallplatten, Zinkblech
und dergl., jedoch ohne Brettunterlage, zu umkleiden.
15) Eiſerne Schornſteine find nur ausnahmsweiſe für gewerbliche Anlagen zuläffig,
Sie find möglichft ftarfwandig zu konſtruieren und ftandjicher zu ver:
anfern, Sie müfjen mindeftens 40 cm von allen brennbaren Gebäubdeteilen
entfernt bleiben und find da, wo fie Deden ober die Dachfläche durch—
1 38 Ber
Ichneiden, außerdem mit einem bejonderen Blechrohrfutter von 6 cm größerer
Weite zu umgeben.
16) Blech: oder Thonrohre find als Auffäge auf gemauerten Schlöten zuläſſig;
fie als Ofenrauchrohre durch Wände, Deden, Dächer oder Fenſter ummittel:
bar ins Freie zu führen, ift unzuläffig,
17) Mehr als 4 Nauchrohre bezw. Feuerungsanlagen dürfen an einen ruffiichen
Schornftein nicht angeichloffen werben.
18) Die Anbringung von Sperrflappen in den Ofenrauchrohren ift verboten.
Vorhandene Sperrffappen find auch in beftehenden Rauchrohren zu befeitigen.
Die Vorrichtung zur Regulierung des Zugs find fediglih an den Heizthüren
anzubringen.
$ 18 Feuermauern.
1) Wände, an denen fich Feuerungen befinden, find als Feuermauern aus:
zuführen.
Die Feuermauern find von gebrannten, natürlihen oder ungebrannten
Steinen herzuftellen und bon Grund auf maffiv oder durch eiferne Träger
feuterficher zu unterftügen. —
2) Die Länge der ?Fenermanern beftimmt fih durd die Art der anliegenden
Feuerungen. —
519. Feuerftätten.
1) Alle Feuerungs- und Aſchfallöffnungen müffen Metallthüren haben.
2) Vor allen Feuer: und Ajchfallöffnungen muß der Fußboden mindeftens
30 em breit, 15 em rechts und 15 em links über die Öffnung hinaus
dur maffives Plattwerk, dauerhaften Eftrih oder Metallplatten brandſicher
verwahrt fein.
Statt defien find bei Zimmmeröfen tragbare Vorjeger aus Metall zuläffie.
3) In Waſchküchen, Badhäufern, Bädereien, Schmieden, Schloffereien und ähn—
lichen ftarffeuernden gewerblichen Anlagen müflen hölzerne Fußböden mindejtens
1,50 m von den FFeuerungsanlagen entfernt fein.
4) Ofen und Herde, die auf nicht maffiver Unterlage, fondern auf Baltendeden
ftehen, find gegen deren Holzwerk brandficher zu verwahren, und zwar
a) eiferne Zimmeröfen und eilerne Herde durch einen maffiven ganzen
Steinfuß oder durch Plattwerf oder Eſtrich von mindeftend 5 cm Stärke,
oder, wenn die Ofen und Herbe auf Füßen ftehen, durch Metallplatten,
b) Bimmerdfen und Herde aus Badjteinen oder Kacheln durch eine mindeitens
10 cm hohe maffive Unterlage aus mehreren in Verband und Mörtel
ausgeführten Lagen von Badjteinen, Dachziegeln oder Steinplatten.
Die Sohle des Aichenfall muß über diefer majfiven Unterlage mindeftens
10 cm ftarf in gleicher Weile hergeftellt werben.
5) Waichkeffelfeuerungen, offene Kamine und Feuerftätten, bei denen das fFeuer
näher ald 20 cm über dem Fußboden brennen muß, dürfen nur über Stein
fußboden, Gemwölben oder Gijenfonftruftion angelegt werden; ebenſo müſſen
a 39 Bor
Kteflel-, Pfannen: und TDarrfeuerungen, Yadöfen, Schmiedeherde und ähn—
lihe Feuerungen zum Gewerbebetrieb maffiv oder mit Gijentonftruftion
unterbaut fein.
Backöfen dürfen nur zwiſchen majfiven Mauern und zwar mindeitens
8 cm von den Umſchließungsmauern entfernt aufgeftellt werden.
Die Dede über dem Badofengewölbe ift zu rohren und zu pußen; des—
gleichen müflen Deden und Wände des Badofen-Borraums, wenn fie nicht
gewölbt bezw. maſſiv gebaut find, Kalkputz erhalten.
Befindet ſich die gepugte Holzdede des Vorraums nicht mindeitens 2 m
über der Schüröffnung und münden die Ofenzüge nicht unmittelbar in ges
ichloffene Schlöte, jo ift ein maffives und überwölbtes Ofenvorgelege von
mindeſtens 75 cm Tiefe erforberlid).
In allen Räumen, in denen leicht brennbare Stoffe verarbeitet oder gelagert
werben, bürfen offene Feuerungen gar nicht, geichloffene nur dann fich be—
finden, wenn dieſe entweder außerhalb jener Räume oder Durch befondere
Vorgelege geheizt werden.
8) Über offenen Herden find majffive oder feuerſichere Rauchfänge anzubringen.
ss 20—23 geben Borichriften über die Anlage von Räucherkammern,
Malzdarren, Bretterbekleidungen, Blodwänden, Holzgefimjen, Dadungen.
$ 24. Öffnungen von Außen.
Bei Gebäuden, in denen leicht Feuer fangende Gegenitände aufbewahrt
werben, find auf polizeiliche Anordnung alle Thür-, Fenſter-, Licht: und Luftöffnungen
in äußeren Wänden und in Dächern mit Fenſtern, Thüren, Laden oder dichten Draht:
gittern verfchließbar zu machen.
Oberlihte in Dächern und Lihtihadhte find bei Neubauten allgemein, bei
beitehendben Bauten auf polizeiliche Anordnung feuerficher berzuitellen.
$ 25 Gadleitungen.
Ale feiten Gasleitungen in der Grde, wie innerhalb der Gebäude müſſen
eine ſolche Dichtigfeit und Stärke haben, daß ſchädliche Ausftrömungen mit Sicher:
beit vermieden werben.
Sie follen nur aus Gifen oder anderem harten Metall hergeſtellt werden;
de Anwendung von Bleirohren darf nicht ftattfinden.
Alle Hausleitungen müffen gegen die Straßenleitung durch leicht zugängliche
Hähne abſchließbar fein. Abſchlußhähne zu Gummiſchläuchen müſſen in der metallenen
Leitung liegen.
Die Vorichriften des eriten und dritten Abjages finden auch auf beitehende
Anlagen Anwendung.
$ 26 handelt von der Anlage der Scheunen und YFuttergelaffe.
8 27. Gebäude, die zu Arbeitsftätten oder fonft zum
Aufenthalt oder zur Berfammlung einer größeren Anzahl von
Nenſchen dienen, wie Fabriken, Werfftätten, Gajthöfe, Schankwirtichaften,
—
6
7
—
— 40 79 Be»
Theater, Tanzſäle größeren Umfangs, Gelaſſe für Schauſtellungen, müſſen mit aus—
reichenden und zuverläſſigen Vorkehrungen zur raſchen und ſicheren Rettung der
Perſonen beim Ausbruch einer Feuersbrunſt oder bei anderen Unfällen verſehen ſein.
Hierzu gehören insbeſondere genügend zahlreihe umd genügend breite Aus:
gänge ind Freie, mithin breite Ausgangsthüren, die fi nah außen aufichlagen,
breite Gänge, breite, bequeme und fichere Treppen (feine Wendeltreppen) in folder
Anordnung und Bauart, daß fie von ausbrechendem Feuer nicht leicht ergriffen und
nicht leicht unzugänglich werden, und daß fie — auch die Geländer — ſelbſt bei
ftarfem Andrang großer Menſchenmaſſen genügende Haltbarkeit haben, ferner über:
fichtlihe Anordnung der Gänge, Treppen und Ausgänge.
Der Ausgangdgelegenheiten (Thüren und Treppen) follen ſtets mehrere
vorhanden und dieſe jo angeordnet fein, daß wenn die eine etwa vom Feuer ober
einen: anderen Unfall betroffen oder bebroht oder veriperrt wird, die andern benutzbar
bleiben.
8 28. Bei gewerbliden Anlagen, für die nad) der Gewerbeordnung
($$ 16 und $ 24) die Cinholung der Genehmigung erforderlich ift, fowie für Be:
trieböftätten anderer gewerblicher Anlagen, die aus Feuer, Bau: und Gefund:
heitsrückſichten beiondere Vorſichtsmaßregeln erfordern, können für den einzelnen
Fall befondere verfchärfte Bauvorſchriften erlaffen werben, um die Ins umd An:
mwohner, den öffentlihen Verkehr, die öffentlihe Wohlfahrt und nachbarliche
Befigungen vor Nachteilen zu ſchützen.
829. Außeres und Anftrid der Gebäude.
Bei allen Neubauten und Änderungen an der Straßenieite find Gefchmad:
loſigkeiten, die vorausfichtlih allgemein auffallen würden, zu vermeiden. Beim An:
ftrihe der Gebäude follen befonderö grelle Farben vermieden werden.
$ 32. Durch bejtätigtes Ortsjtatut fünnen getroffen werden:
— — 3) Beitimmungen zur näheren Ausführung dieſes Ausſchreibens oder
Beitimmungen, die weitergehende Anforderungen ala dasſelbe ftellen, insbeſondere über
die Lage von Scheunen, Stall» und Wirtichaftsgebäuden, ſowie gemwerblicheu Anlagen
der im & 16 der Gewerbeordnung erwähnten Art, über Lage, Beihaffenheit
und Ginrihtung der Abtrittsanlagen, Dungitätten und dergleichen,
über Entfernung der Auswurf und Abfallitoffe, über Troden
legung, Entwäfierung und Wafferverforgung der Grunbftüde
und Straßen, über Ginfriedigung ber Höfe und der Vorplätze vor den Ge:
bäuden. — — —
II. Beauffihtigung des Bauweſens.
8 33, Notwendigfeit der Baugenehmigung.
Genehmigung ded Yandrats ift erforderlich:
1) zu allen Neubauten, Schuß: umd Ginfriedigungsmauern, Erweiterungsbauten
und Umbauten einschließlich ſolcher Anderungen, die eine vorübergehende oder
dauernde Schwächung tragender Wände herbeiführen,
a 41 Be»
2) zur Erneuerung folder Gebäubdeteile, die die Baulinie nicht einhalten,
3) zu Tiefbrunnen,
4) zu Brunnen und Denkmälern an öffentlichen ftädtiichen Straßen und Pläßen,
5) zur Anlegung neuer oder zur Veränderung vorhandener Feuerftätten. -— —
8 35. Der Antrag auf Baugenehmigung ift rechtzeitig Fchriftlich
unter Beifügung der erforderlichen Lagepläne, Baupläne und Baubeichreibungen mit
Unterfchrift des DVerfertigerd und des Bauherrn in doppelter Ausfertigung dem Orts:
vorstand einzureichen.
88 36—38 enthalten das Nähere über Lagepläne, Baupläne, Bau:
bejchreibungen.
8 39. Erteilung der Baugenehmigung.
Der Ortsvorftand hat den Bauantrag mit deſſen Beilagen zu prüfen. Ins:
beſondere hat er den Lageplan auf deflen Übereinftimmung mit der Kataſterkarte und
auf die richtige und vollftändige Darftelung bes gegenmwärtigen YZuftandes durchzu—
fehen. Auch hat er die Nachbarn mit ihren etwaigen Einwendungen zu hören.
Sind die Beilagen micht genügend oder entiprechen fie nicht den Vorfchriften
der Bauordnung, jo find fie vom Ortövorjtande jofort zur Vervollitändigung dem
Antragfteller zurüdzugeben.
Nah erfolgter Prüfung und, ſoweit erforderlih, Ergänzung oder Berichtigung
hat der Ortsvorftand auf dem Lagepları zu bemerken, daß er ihm vorgelegen habe.
Der Bauantrag, jowie deilen Beilagen find fodann vom Ortövorftand ohne allen
Verzug mit einer Äußerung darüber, ob etwas und was gegen den Plan zu erinnern
ift, dem Landrat einzufenden.
8 40. Der Landrat hat den Bauantrag zu prüfen, durch den beigeordneten
Baumeifter und geeigneten Falles fonftige Sachverftändige, inäbejondere ben
Phyſikus, prüfen zu laffen und binnen 14 Tagen nad dem Cingang ($ 39) zu
beicheiden, oder binnen gleicher Friſt von dem, was ber redhtzeitigen Beicheidung ent:
gegenjteht, dem Antragfteller Mitteilung zu machen.
Bei Gebäuden in der Nähe von Eiſenbahnen ift zuvor der Gifenbahnver:
waltung Veranlaffung zur Hußerung zu geben. Etwaige Einwendungen der Eifen-
bahnverwaltung find, fofern der Landrat fie nicht für begründet erachtet, vor Erteilung
der Baugenehmigung dem Herzoglihen Staatöminifterium, Abteilung des Innern, zur
Entiheidung vorzulegen.
Zur Baugenehmigung für Krankenhäuſer iſt die Zuſtimmung
des Herzogl. Staatöminifteriums, Abteilung des Innern, erforderlich.
Die Baugenehmigung ift zu verfagen, wenn die Ausführung des Internehmens
nah dem Bebauungsplan, nad) der Bauordnung, oder nad fonftigen Vorſchriften,
oder aus Rüdfichten auf Sicherheit, Wohlfahrt, öffentlichen Verkehr oder Anjtand un:
zuläffig erſcheint.
Die Baugenehmigung wird fchriftlih unter Nücdgabe einer Ausfertigung der
Bauzeihnungen mit Prüfungsvermerk erteilt.
— 42 Bier
Die Baugenehmigung erfolgt unbeſchadet der Rechte Dritter. Sie kann auf
einen andern Bauherrn übertragen werden. Dod muß der Wechſel dem Ortsvorftand
Ichriftlich mitgeteilt werden.
Die Baugenehmigung verliert ihre Gültigkeit, wenn innerhalb zweier Jahre
nicht mit dem Bau begonnen wird, es jei denn, daf Verlängerung beantragt und
bewilligt ift. N
ss 41 und 42 geben nähere Vorſchriften über Abftetung, Überwachung
der Bauausführung, Bauabnahme.
8 43. Vorbehaltlich befonderer Unterfuchung durch die Ortspolizeibehörde
oder den Landrat findet jährlich im Frühjahr eine allgemeine Baubeſichtigung
und Feuerfhau ftatt.
Hierbei ift zu unterfuchen :
1) ob fämtlihe Bauanlagen den bejtehenden Vorfchriften entſprechen,
2) ob die Feuerungsanlagen in vorfchriftsmäßigem Zuftande find,
3) ob leicht brennbare oder ſolche Stoffe, durch welche Feuer leicht übertragen
werden kann, in&bejondere Aſche in feuergefährlicher Weile untergebracht
oder angehäuft werden,
4) ob die Vorfchriften
über Aufbewahrung der Streichzündhölzchen (1846: 4/11 L. V.),
über die Aufbewahrung und Lagerung flüchtiger Mineralöle (1870: 21/4
Ausſchr.),
ſowie über die Lagerung von Sprengftoffen (1893: 29/9 Ausſchr. $ 29)
genau befolgt werben.
Dem Befiger ift die Befeitigung vorgefundener Mängel von ben Landräten,
reſp. ber Ortspolizeibehörde, ſoweit erforderlich unter Androhung geeigneter Zwangs—
maßregeln aufzugeben; insbefondere kann auh die Benugung einer mangelhaften
Feuerungsanlage unterfagt, oder diefe auf Koſten des Beſitzers fo lange, bis der Ge:
fahr vorgebeugt ift, außer Gebrauch geſetzt werben.
Grgiebt fi) bei der Baubefichtigung oder jonjt eine fo große Baufälligfeit
ober Fehlerhaftigkeit von Gebäuden, daß die öffentlihe Sicherheit ober das
Leben oder in erheblichem Grade die Geſundheit der Bewohner oder der Nach—
barn bedroht wird, fo ift der VBefiger zu dem, was zur Bejeitigung der Gefahr er-
forberlich ift, vom der vorftehend genannten Behörde anzuhalten; nötigenfall® kann
die letztere die Niederlegung des Bauwerks auf Koften des Beſitzers nach vorgängiger
Androhung anordnen oder das Bauwerk außer Gebrauch jegen.
5 44. An der Baubefihtigung und Feuerfchau nehmen Teil:
I) der Gemeindevorjtand oder ein von ihm Beauftragter (Bezirksvorſteher,
Semeindeausfchußmitglieb),
2) in den Städten Salzungen, Meiningen, Hildburghaufen, Eisfeld, Sonneberg,
Saalfeld und Pößneck ein ftäbtifcher Volizeidiener, fonft ber zuftänbige
Feldjäger,
3) wenigſtens ein geeigneter Sachverſtändiger. — —
+ 43 Ber
8 46. Es bleibt vorbehalten, die den Landräten nad gegenwärtiger Bau—
ordnung zuſtehenden Geichäfte allgemein oder teilweife durch befondere Belanntmachung
des Herzogl. Staat8minifteriums, Abt. d. J., auf die Ortsvorftände (Magiftrate)
einzelner Städte zu übertragen. *)
111. Strafbeitimmungen ıc.
8 47. Wer alö Gebäudeeigentümer, Bauherr, Bautechnifer, Bauunternehmer
oder Bauhandwerker die Vorfchriften der Bauordnung oder die nad Maßgabe der:
jelben ergangenen polizeilihen Anordnungen übertritt, wird, infoweit nicht reichögelet:
lihe Strafbeftimmungen Anwendung finden, mit Geldftrafe bis zu 80 Marf oder
mit Haft bis zu 14 Tagen beftraft, vorbehaltlid der Anordnung von Zwangs—
maßregeln. — —
Zur näheren Ausführung der Bauordnung ($ 32) erging 1896: 13/3
0. St. der Refidenzitadt über dad Zauweſen.
1896: 28/10 Min.-Bek. (Reg.⸗Bl. 189) beitimmt, daß in der Stabt-
gemeinde und Flur Meiningen einfchließlich Berkes an der Werra und im deren Über—
ſchwemmungsgebieten Bauten oder fonftige Veranftaltungen, woburd; ber Ablauf des
berſchwemmungswaſſers gehindert oder geändert wird, ohne Erlaubnis des Herzogl.
Staatsminifteriums, Abt. des Innern, nicht vorgenommen werben bürfen.
1897: 25/3 6. R. ermahnt, daß bei dem Austrodnen der Bauten für
Abzug des Rauches und der Gafe zum Scuße der Arbeiter zu forgen iſt.
1897: 4/11 6. R. betr. die Verwendung der Gla3baufteine in Mauern
unmittelbar an der Nachbargrenze.
1898: 12/10 0. St. der Nefidenzftadt iiber die Adtritisanlagen und
das Aßfuhrwefen.
Daraus ift hervorzuheben:
Alle Abtrittganlagen in hiefiger Stabt find entweder mit Tonnen oder mit
waſſerdichten Gruben zu verſehen. (8 1.)
Keine Grube darf weniger als 124 cbm und feine mehr ald 5 cbm Raum—
inhalt haben. ($ 18.) Der Rauminhalt jeder tragbaren Tonne darf 100 Xiter
nicht überfteigen. ($ 27.)
Die Räumung fämtliher Gruben, Tonnen und fonftiger Behälter, in welchen
die menſchlichen Auswurfftoffe gefammelt werden, fowie die Abfuhr und Verwertung
dieſes Düngers ift ausfchließlih Sache der Stadtgemeinde. (8 31.)
Die Abtrittögruben werden in jedem Jahr nıindeftens zweimal, jedenfalls
aber dann geräumt, wenn der Inhalt nur noch 20 cm vom Rande entfernt ift. Die
Hausbefiger haben die Räumung der Gruben rechtzeitig vor der Überfüllung zu be:
antragen, Auch die Abfuhr der Tonnen iſt von den Hausbeſitzern rechtzeitig bei der
*) Diefe Übertragung fand ftatt für die Städte Salzungen, Meiningen, Eisfeld, Sonne:
berg, Saalfeld, Pößneck (1896: 23/3 Minift.:Bel.) und Hildburghaujen (1896: 30/3 Minift.Bel.)
4 44 Ber
ſtädtiſchen Abfuhranftalt zur beftellen. Der Magiftrat kann aus gejundheit®:
polizeilihen Gründen außerordentliche Näumungen der Gruben anordnen.
Bei anitedenden Krankheiten, deren Träger fih in den Auswurfftoffen ver:
breiten, 3. B. bei Typhus, kann angeordnet werden, daß die Auswürfe der Kranken
nicht in die Gruben oder Tonnen gelangen dürfen, vielmehr desinfiziert in bejondere
von der Stadt zu ftellende Kübel zu füllen find. Die Abfuhr und nochmalige Des:
infeftion diejfer Kübel wird von der Stadtverwaltung oder dem von ihr beauftragten
libernehmer bewirkt. ($ 34.)
Es ift verboten
1) in die Abtrittögruben und in die Tonnen Waſchwaſſer und fonftige Abwäſſer
zu gießen oder feſte Küchenabfälle, Knochen, Steine, Stroh, Glas, Scherben,
Blechbüchſen, Aſche, Lumpen, Bürften, Beſen und andere Dinge, bie das
Auspumpen verhindern oder erſchweren, einzuwerfen.
2) Den Inhalt von Abtrittsgruben, Tonnen, Nachtgeihirren, Nachtſtühlen und
dergl. in die Straßenfanäle unmittelbar einzufchütten oder durch Röhren oder
ſonſtwie einzuleiten, ($ 36.)
Die mit der Grubenreinigung und Abfuhr, ſowie mit der Aufficht darüber
beauftragten Berjonen find verpflichtet, Wahrnehmung über ſchadſchafte oder vorſchrifts-
wibrige Anlagen fowohl dem Hanäbefiger, ald dem Magiftrate anzuzeigen. (8 37.)
$ 75. |
b. Hygiene der Land- und Waſſerſtraßen.
aa. Landſtraßen.
1836: 14/2 Zuſtruſttion betr. die Schutzwehren an den Sfraken.
1837: 9/9 Ausſchr. betr. öffentlides Luflfhießen.
1837: 8/11 Ausſchr. betr, verdotenes Weiten und Jahren.
1838: 17/10 Ausſchr. betr. unberechtigtes Schießen.
1839: 19/2 L. V. II 18 vgl. 8 5.
1846: 12/2 L. V. betr. die Gefahr durch Hunde.
Hierbei fei erwähnt, dab zum Schuß des Publikums gegen Hunde in
einem Zeile des Landes (Saalfeld) noch die aus der Coburger Zeit jtammende
Verordnung in Kraft ift:
Innerhalb der Städte und Dörfer müffen alle ind Freie kommenden Hunde
mit Maulförben verfehen fein, bei Vermeidung einer Strafe von drei Thalern,
während in den übrigen Qandedteilen der Maulkorb erit dann verhängt werben
fann, wenn ein Hund fi durch verurfachte Verlegungen als biffig erwieſen hat.
1855: 6/12 Minifi.- Beh. betr. das Schleifen der Sang- und Blod-
hõlzer auf den Staatsfirafen.
1857: 8/8 Ausfhr. betr. das Verbot des Babakraudens an allen feuer-
gefäßrlihen Örten.
1863: 24/2 Ausſchr. betr, die Zeſtrafung der Muhekörungen.
4 4b Be»
1863: 6/6 Ausſchr. beir. die Zeſtrafung der Sandlungen gegen die
Wege- und Stfraßenpolizei.
Daraus: $ 2, Verunreinigung der Straßen.
In eine Geldbuße bis zu 1 Thlr. verfällt:
1) wer öffentliche oder der öffentlichen Benutzung überlajjene Straßen, Pläße,
Spaziergänge unb bergl. durd; Scherben, Unkraut, Blut, efelhafte Gegen:
ftände oder fonft verunreinigt, oder Dünger länger, ald es polizeilih ge
jtattet ift, liegen läßt, oder den Ablagerungsplag nicht ſchleunigſt wieder
fäubert;
2) wer die Miſtjauche auf Straßen ꝛc. fliegen läßt;
3) wer die Abfälle feines Gewerbes auf die Straße fchüttet, wirft ober dort
liegen läßt;
4) wer gegen polizeiliches Verbot Schweine oder Federvieh frei umherlaufen läßt;
5) wer dba, wo örtliche Beitimmungen über das Ausfchütten von Flüffigkeiten,
über das Reinigen der Straße, über Aufräumung der Kanäle und Abzugs—
gräben und dergl. getroffen find, dieſe übertritt.
$3 Störung des Straßenpverfehr3.
In eine Geldbuße bis zu 1 Thle. verfällt: —
2) wer auf Straßen und Öffentlichen oder jonft vom Publikum bemugten Plägen
Wagen oder dergleichen Gegenftände nad) eingetretener Dunkelheit ftehen
läßt, ohne diefelben jo zu verwahren, daß fie den Verkehr nicht ftören oder
gefährden.
$6. Übertretungen bei Schnee und Kälte,
Geldbuße bis zu 1 Thlr. erleidet:
1) Wer bei Froſt Flüffigkeiten auf die Straße ſchüttet oder leitet, welche dem
Berfehr beläftigen können;
2) wer auf den Straßen Gisrutfchbahnen madt oder benußt;
3) wer auf den Trottoird oder an fonftigen von der Polizeibehörde verbotenen
Orten mit Handſchlitten fährt;
4) wer bei Glatteis die Strafe längs feiner Beſitzung nicht ausreichend breit
beitreut;
5) wer auf polizeiliche Aufforderung vor jeinem Haufe nicht aufeift oder bei
Schneefall den Schnee zur Fußbahn nicht in gleicher Weile wegkehrt;
6) wer bei Schnee ohne Geläute oder mit bejpannten Schlitten ohne befeftigte
Deichſel fährt.
1867: 13/2 Ausfdr. betr. die Verhütung ber durch DBefpannen ber
Iußrwerke mit Hunden entfiehende Gefahr.
$ 1. Bilfige und bösartige Hunde dürfen nicht zum Zuge verwendet werben.
82. Die Führer von Hundefuhrwerken dürfen ſich während der Fahrt nicht
auf diefelben auffegen, noch anderen Berfonen das Auffegen auf diefelben geftatten.
A Ab em
8 3, Die Führer von Hundefuhriverken find verpflichtet, während der Fahrt
ftetö dicht vor ober neben denfelben herzugehen und die Deichſel oder das Leitjeil in
der Hand zu halten.
8A. Das Befahren nur für Fußgänger beftimmter Wege mit Hundefuhr-
werfen ift verboten, auch darf mit diefen Fuhrwerken bergab und in bewohnten Ort:
haften nur im Schritt gefahren werben.
85. Alle Hunde, welche vor Karren oder Wagen geipannt werden, müſſen
mit Maulkörben verjehen fein.
8 6. Beim Anhalten der Hundefuhrwerfe haben die Führer derjelben, wenn
fie jolche zeitweife verlaffen müffen, dafür Sorge zu tragen, daß die Hunde an Orten,
wo fie die Paſſage nicht beeinträchtigen, feft angelegt werben.
8 7. In Städten und Dörfern dürfen die Zughunde nie allein bei dem
Wagen oder Starten gelaffen werben; ebenjowenig dürfen die Hunde frei umherlaufen,
fofern fie der Führer nicht unmittelbar bei fich hat.
$ 8. Die Nihtbefolgung der vorftehenden Vorſchriften wirb, vorbehaltlich
der Beitrafung reip. Entſchädigung nad) den beftehenden Gefegen, mit einer Gelb:
jtrafe von 1 fl. bis zu 5 fl. oder verhältnismäßiger Gefängnisftrafe geahndet.
1876: 26/2 RB. 6. (Str.-@.-B.) $ 315. $ 360 Bif. 11. $& 366
3if. 2—10. $ 367 3if. 8—14. 8 368 Bil. 7 u. 9.
$ 76,
1877: 19/3 Ausſchr. betr. das Geſchirrweſen.
1878: 4/2 Ausſchr. betr. das Aneinanderfängen zweier Schlitfen und
das Geftatten deöfelben, wenn die Schlitten fiher und eng aneinander befeftigt
find, und wenn bei belafteten Schlitten der beſpannte Schlitten der ſchwerer be:
laſtete ift.
1878: 7/11 Sandratsverorduung Saalfeld betr. die Kadbreite.
(Radbeſchlag von mindeftens 10,4 cm Breite, wenn das Gewicht der Ladung
in der Kreisabteilung Camburg über 40 Gentner, im übrigen Kreiſe über 50 Gentner
beträgt.)
1878: 14/12 6. R. betr. die Straßenbezeichnung und Saus-
nummerierung.
Bei Änderungen ift zuvor die Genehmigung Herzogl. Staatsminifteriums,
Abt. des Innern einzuholen.
Jedoch bedarf es einer ——— Genehmigung zur Benennung neuer
Straßen und Plätze, mit Ausnahme der Refidenzitabt, nicht. (1896: 12/6 6. R.)
1882: 15/3 L. 6. betr. die Straßenbahnen.
1882: 14/11 6. R. beitimmt, daß die polizeiliche Genehmigung der Ver:
wendung der Elehfricität zu Zeleuchtungszwecken davon abhängig gemacht werde,
daß die betr, Unternehmer fich zuvor die Zuſtimmung der Oberpoftdireftion in Erfurt
über die Art der Ausführung der beabfichtigten Anlage verfichert haben.
2 47 K=-
1884: 21/1 Ausſchr. betr. die Straßenpolizei.
l. Straßenreinigung.
Die Befiger an die Ortöftraßen anftoßender, bebauter Grundſtücke einſchließ—
ti der Hausgärten und Höfe, bezw. bei bewohnten Grundftüden, die von ihren Be—
figern nicht bewohnt werben, deren Bewohner find verpflichtet
1) an jedem Sonnabend, nadhmittagd oder abends,
2) auf Anordnung der Ortspolizeibehörde bei befonderen Veranlaflungen —
3. B. wegen eingetretener belonderer Verunreinigung, wegen unterlafjener
oder ungenügend erfolgter Reinigung, wegen bevorftehender Feſtlichkeiten —
die Ortsſtraße vor ihren erwähnten Grundftüden, einſchließlich der Straßengräben,
bis zur Straßenmitte fehren und reinigen zu laffen.
Die regelmäßige Sonnabend:Reinigung fällt aus, jofern Schnee liegt.
Die nah $ 6 Ziff. 4 und 5 des Ansſchr. vom 6. Juni 1863 bereits be:
ftehende Pflicht, bei Glatteis auch ohne Aufforderung ausreichend breit zu ftreuen,
und auf polizeilihe Aufforderung vor den Käufern aufzueifen, ober bei Schneefall
eine Fußbahn zu fehren, erjtredt fich auf den oben bezeichneten Reinigungsbezirk.
Bei Irrungen über den Umfang diefes Bezirks trifft die Ortspolizeibehörde
Entſcheidung.
Bon mehreren Beſitzern bezw. Bewohnern eines Grundſtücks haftet den Be:
börden gegenüber jeder für Erfüllung der vorerwähnten Pflichten.
$ 2. Jede Verunreinigung Öffentliher Brunnen ift verboten.
Insbeſondere ift unterjagt, in die Brunnenfäften oder Brunnenituben dorthin
nicht gehörige Gegenstände einzulegen, mit unreinen Gefäßen darin zu fchöpfen, ober,
jofern dies durch Anichlag verboten ift, Tiere darin zu tränfen. — —
1885: 24/10 Ausſchr. betr. die Beleuchtung der Yußrwerke.
1) Ale Fuhrwerke ohne Unterſchied, insbefondere auch alle Hundefuhrwerte,
welche in der Zeit von der eriten Stunde nad) Sonnenuntergang bis zur
legten Stunde vor Sonnenaufgang auf öffentlichen Straßen fich bewegen
oder beipannt ftehen, müſſen mit mindeften® einer dem Entgegenkommenden
fihtbaren, brennenden Laterne veriehen jein.
2) Zuiwiderhandlungen werden nad $ 366 Ziff. 10 des R.-St.-G. beftraft.
1886: 12/11 6. R. betr. die Straßenpolizei weilt die Herzogl. Feld—
jäger und die ftädtifchen Bedienfteten darauf hin, auf den Zuftand der Strafen
und auf Beobachtung der wegen ihrer Reinhaltung erlaflenen Beftimmungen (Ausſchr.
vom 6/6 1863 8 2 umd vom 21/1 1884) ſtets zu achten.
1888: 26/3 L. 6. betr. die Seranziefung der Anlieger zu den Ktoften
der Anlegung und Veränderung der Straken.
1888: 9/7 6. R. betr. die SHfraßenpolizei.
Es liegt Veranlaffung vor, das in den Straßenpolizeiordnungen fich findende
Berbot des öffentlichen Aufhängens von Fleiſch, Därmen, ungegerbter Felle und Häule
und dergleihen in Erinnerung zu bringen.
3 48 Be»
1889: 8,10 Ansſchr. betr. die Hadfahrer.
Über ben Verkehr mit dem Fahrrade (Tretrade, Velozipede) auf öffentlichen
Wegen, Straßen und Plätzen wird mit höchſter Genehmigung Sr. Hoheit des Herzogs
folgendes beftimmt:
81. Das Radfahren ift in der Regel da und nur da geitattet, wo auch
befpanntes Fuhrwerk verkehren darf. *)
8 2. Fahrräder müfjen, während fie benutzt werden, mit einer Warnungs:
glode und in ber Zeit von ber erften Stunde nach Sonnenuntergang bis zur leßten
Stunde vor Sonnenaufgang mit einer hell brennenden, weit fidhtbaren Laterne ver:
feben fein,
Rote oder grüne Scheiben an den Laternen find unzuläffig.
8 3. Für dad Ausmweichen und Vorfahren von Fahrrädern unter einander
und gegenüber anderen Gejchirren oder Vieh, ſowie von anderen Geſchirren oder von
Bieh gegenüber Fahrrädern gelten die allgemeinen Beftimmungen über das Vorfahren
und Ausweichen auf öffentlichen Straßen, zur Zeit $ 4 unſeres Ausſchr. vom 6. Juni
1863 und Ziff. 1 unferes Ausſchr. vom 19. März 1877, wonad) entgegenfonmenden
oder borfahrendem Fuhrwerk nad) recht? auszumeichen ift und das vorfahrende Fubr:
merk nach links auszubiegen hat.
$ 4. Jeder Radfahrer hat die Fußgänger, Reiter und Geichirrführer,
welchen er vorfahren will und melden er begegnet, durch Glodenanjhlag zu warnen.
Gleiche Warnungszeichen hat er bei allen Straßenkreuzungen oder Straßeneinbiegungen
zeitig zu geben und bei Nacht in furzen Zwifchenräumen während feiner ganzen Fahrt
zu wiederholen.
Das Wettfahren, Kreifefahren und ähnliche Handlungen find da, wo fie ge-
eignet find, den Verkehr zu ftören oder Tiere fcheu zu machen, verboten.
8 5. Zuwiderhandlungen gegen die gegenwärtigen Beftimmungen unterliegen
der Beitrafung nad) S 366 Ziff. 10 des R.St.G.
1890: 11/4 0. St. der Reſidenzſtadt Meiningen giebt die näheren Be
ftimmungen zu dem Geſetz vom 26,3 1888.
Daraus $ 9: Im jeder entwäfferten Straße find die Hauöbejiger verpflichtet,
die Ableitung der Gebrauchs- und Dahmwafjer in der vom Magiftrat beſtimmten
Weife auf ihre Koften an die Kanalifation anzufchließen.
1890: 4/11 L. GE. betr. die Straßenbahnen.
1892: 5/7 R. B. betr. die Betrießsorduung für die Haupteifenbahnen
Deutjchlands.
" P betr. die Signalorduung für die Gifenbahnen
Deutſchlands.
betr. die Normen für den Bau und die Ausrüſtung
der Haupteifenbahnen Deutichlands,
*) Die für Fußgänger beftimmten Fußbänke auf den äufieren Seiten der Strafen
dürfen ohne Not nicht befahren werben. (1898: 23/5 Landratsbel, Meiningen.)
RA 49 Ber
1892: 5/7 R. B. betr. die Baßnordnung für die Mebdeneifenbaßnen
Deutihland3.
Abänderung diefer Vorfchriften durch 1898: 23/5 R. B. R. B.
1892: 15/11 R. B. betr. die Berkeßrsorduung für die Eijenbahnen
Deutſchlands.
1893: 2/3 6. R. beſtimmt, daß die erſte Stunde nach Sonnenuntergang
und die legte Stunde vor Sonnenaufgang noch zur Tageszeit zu rechnen ift, alfo in
diefen beiden Stunden eine Übertretung der Vorſchriften von 1835: 24/10 Ausſchr.
nicht vorliegt.
1893: 31/8 Ausfhr. betr. die Zenntzung rot- ober grün · leuchtender
Saternen an Fahrzeugen
Zur Verhütung von Gefahren, welche durch Verwechſelung mit den für
Fifenbahnen vorgeichriebenen Signalen entjtehen könnten, wird folgendes beftimmt:
1) Die Benugung rot- oder grünzleuchtender Laternen an auf öffentlichen
Straßen oder in der Nähe von Eifenbahnen verfehrenden Fuhrwerken aller
Art ift verboten.
2) Zuwiderhandlungen werben nad $ 366, Ziff. 10 des R.-Str.-&. beftraft.
1894: 15,10 6. R. betr. die Gefaßren und Rachteile, welde für bie
Reichs-Telegraphen und Fernfprehanlagen aus dem Betrieb eleftrifcher
Bahnen entftehen können. Zur Neu-Anlage oder Umwandlung anderer Bahnen
zu folden mit elektriſchem Betrieb gehört die landesherrliche Genehmigung.
1894: 30/10 Ausſchr. betr. die Straßenpolizei, wonad) es ohne aus:
drüdlihe Erlaubnis der zuftändigen Volizeibehörde verboten ift, Laften im Ge-
wicht von mehr als 150 Gentner ungeteilt über im öffentlihen Straßenzuge
liegende fteinerne oder eiferne Brüden, oder im Gewichte von 100 Gentnern un:
geteilt über dergleichen hölzerne Brüden zu überführen.
1898: 2/12 0. St. der Wefidenzfiadt Meiningen betr. die Sfraßen-
polizeiordnung.
Ss 77.
bb. Waſſerſtraßen.
Die Vorſchriften über die Benugung und Behandlung der Gewäfler,
fowie über Stauwerke und Waffertriebwerke im Herzogtum Meiningen finden ſich
1872: 6/5 L. G. (Baflergefeg), woraus hervorzuheben ift
Art. 43, Unrat, Kot, tierifche Körper, Sägeſpäne und andere dad Waſſer
verunreinigende ober feine Beichaffenheit in fchäbliher Weile verändernde Gegenſtände
dürfen, wo es vom der Polizeibehörde nicht beſonders erlaubt wird, in fließende
Wäffer nicht gebracht werden.
Die Polizeibehörde kann die Zuleitung verunreinigender oder ſchädlicher Zu:
flüffe verbieten.
Das Flachs- und Hanfröften kann von ihr unterfagt werden, wo es ber
Beihaffenheit des Waſſers oder der Heilſamkeit der Luft nachteilig wird.
4
+4 50 Be»
1876: 26/2 RB. 6. (St.-6.-B.) 83 321 betr. vorfäßlide Störungen
bon Wafferleitungen 2c.
1891: 30,7 6. R. teilt die Vereinbarungen mit dem Königl. General-
fommando des 11. Armeekorps in Caſſel über die Geftellung von militärifchen
Kommandos zur Hülfeleiftung Bei eintrefender Waſſersnot mit.
1895: 25/1 6. R. enthält die Vorjchriften für den Werra-Hohwafler-
nachrichtendienſt und die Bezeichnung der einzelnen Pegelftationen im Gebiete der
Werra ꝛc. Die Koften trägt die Staatskaſſe.
Die Pegel werden von bazu bejtellten Perſonen beobadtet. Sobald der
Wafferftand beftimmte Punkte des Pegeld erreicht, werden die Ortsvorſtände ber
Werra abwärts gelegenen Orte fchleunig, unter Umftänden telegraphiich, benachrichtigt,
um rechtzeitig Sicherungdmaßregeln veranlafjen zu können. (Reg.Bl. Nr. 45, 1895.)
1895: 15/11 Ausſchr. betr. die Zlößerei auf der Saale.
1897: 27/11 Minifl.-Bek. betr. die Hlökerei auf der Werra.
Das Mitführen eines Anhängefahns bei den Flohbetrieben auf der Werra
und Fulda und den Nebenflüffen der Weſer ift nad Beichluß der Weftdeutichen
Binnenſchiffahrts-Berufsgenoſſenſchaft nach den Unfallverhütungsvorichriften berjelben
nicht geboten.
S 78.
6. NRahrungsmittelverkehr.
1839: 19/2 L. V. Art. 18. Um die Entftchung von frank:
heiten zu verhindern, ift der Phyſikus verpflichtet, auf die
gefunde Bejhaffenheit der Nahrungsmittel und Getränke,
und der dazu gehörigen Materialien hinzuwirfen.
1876: 26/2 R. 6. (St.-G.-B. 88 324. 326. 367, 3iff. 7).
1879: 14/5 R. E. (Nafrungsmittelgefeb) (1887: 29/6 R. 6. Nachtrag).
1880: 13/3 6. R. an die Landräte betr. die Ausüßung des Nafrungs-
mittelgefeßes.
Zur Beitreitung der Koften der Beauffichtigung des Verkehrs mit Nahrungs:
und Genußmitteln und von Gebraucägegenftänden (Reichsgeſ. vom 14, Mai 1879
Seite 145), fowie zur Unterfuhung von Trintwaffer werden Ihnen hiermit bis weiter
150 ME, jährlich zur Verfügung geftellt.
Die Rechnungen über die entftandenen Kojten find mit Ihrem Zeugnis und
dem des Herzogl. Phyſikus verjehen in gewöhnlicher Weife zur Ausfchrift auf Cap. X
‚‚Mebizinalverwaltung“” Titel 26 „Insgemein“ des Etats vorzulegen.
In Betreff der vorzunehmenden Unterfuhungen wollen fi) die Herren Land-
räte mit den Herzogl. Phnfifern ins Benehmen fegen,
Finden fich verdorbene, nachgemachte oder verfälichte Nahrungs- oder Genuß;
mittel oder Gebrauchägegenitände vor, deren beftimmungsmäßiger oder vorauszufehender
Gebrauch die menſchliche Gefundheit zu ſchädigen geeignet ift, fo wird, wo nit ein
+4 51 Ber
wiffentlihes oder vorfäglides Verhalten des Verkäufers zu unterftellen ift (R. ©.
$ 10. 12) oder der Mangel von dem Verkäufer bei Anwendung gewöhnlicher Sorg-
falt hätte bemerkt oder befeitigt werben müffen ($ 11), in der Negel zunächſt nur der
Berfäufer (Feilhalter) von dem Befund zur fofortigen Befeitigung des Mangels bezw.
der mangelhaften Ware in Kenntnis zu fegen, demnächſt aber auch eine Erörterung
darüber, ob der Mangel wirklich befeitigt ift, anzuftellen und wenn dies unterblieben,
um eine Beitrafung nad) Maßgabe des 8 10 ff. herbeizuführen, der Staatsanwalt:
ſchaft Anzeige zu erftatten fein.
Wo dringliche Gefahr für die Gejundheit vorliegt, ift die völlige Befeitigung
der gefährlichen Gegenjtände zu überwachen.
Die Beftimmungen über Fleiſchſchau, Unterfuhung des Schweinefleifches auf
Trichinen bleiben felbftverftändlich in Wirkſamkeit, ebenfo die Beitimmungen in ber
Belanntmahung vom 18. März 1833, betr. Verwendung gifthaltiger Farben zum
Bemalen von Spiel» und Zuderbäderwaren, der Bekanntmachung vom 1. Mai 1850,
Fliegengift betr., des Ausfchreibens vom 16. Mai 1855, betr. arjenikhaltige Farben,
der Ausſchreiben vom 8. März 1859 und 15. Juli 1862, betr. Vergiftung durch
Tapeten und Zimmermalerei, der Bekanntmachung vom 19. Januar 1864, Vergiftung
durch Topfglafur betr. und des Ausſchreibens vom 24, Februar 1865, bleihaltigen
Schnupftabak betreffend.
1881: 15/3 6. R. betr. die Anterſuchung von Gedraudsgegenfländen.
Bei Verwendung der mit Reffript vom 13. März 1880 verfüglich geftellten
Mittel zur Beauffichtigung des Verkehrs mit Nahrungs: und Genußmitteln und Ges
brauchögegenftänden wolle die Aufmerkſamkeit bejonders auf ſolche Gegenitände ſich
richten, welche für den allgemeinen Verbrauch oder Gebrauch von hervorragender Be—
deutung oder der Verfälfchung beſonders häufig ausgeſetzt find, oder welche im Bezirk
für den größeren Verbrauch hergeftellt werben.
Zu jenen Gegenitänden gehört das Töpfergeſchirr, auf welches in ber Be:
fanntmahung vom 19. Januar 1864 bereitö hingewielen worden ift und das email-
lierte Eiſengeſchirr. (Vgl. 8 89.)
s 79.
1883: 23/7 6. R. beir. die Ausführung des Nafrungsmittelgefehes.
Im Anſchluß an die Refkripte vom 13. März 1830 und vom 15. März
1881, betreffend Verkehr mit Nahrungs: und Genußmitteln, weiſen wir auf
folgendes hin:
Die Unterfuhung einer Anzahl von Nahrungs: und Genußmitteln, 3. B. von
Bier und Wein ijt an fih jchon jo ſchwierig, daß fie mur ſolchen Chemifern an-
vertraut werden follte, welche ausreichende Erfahrungen gerade auf den in Mebe
ftehenden Gebieten befigen. ber auch abgeiehen hiervon ift der Chemifer nur im—
ftande, darüber Auskunft zu erteilen, wie die von ihm unterfuchten Waren chemiſch
zuſammengeſetzt find.
4
+ 52 Be
Die weiteren Fragen, ob die Ware in foldher Zufammenjegung gefunbheits-
fchäblih ift, oder ob fie „zum Zwecke ber Täufhung im Handel und Verkehr‘
($ 10 des Gejeges) verfälicht ift, vermag er fachgemäß nicht zu beurteilen.
Bon diefen beiden Fragen ift die erftere ftet3 von dem Herzogl. Phyſikus
zu beantworten. In Betreff der zweiten wird in allen irgend zweifelhaften Fällen
die Äußerung gewerblicher, mit den Gewohnheiten des betreffenden Induſtrie—
zweiges vertrauter Sachverſtändiger einzuholen fein, bevor ein ſtrafrechtliches
Einſchreiten veranlaßt wird.
Die den Motiven des Entwurfs zu dem Nahrungsmittelgefeg vom 14. Mai
1879 beigefügte Denfichrift (‚Materialien zur technifhen Begründung eines Geſetz—
entwurf3 gegen die Verfälfhung der Nahrungs: und Genußmittel und gegen die
geſundheitswidrige Beichaffenheit anderweitiger Gebrauchögegenitände”) kann hierbei
nicht ausschließlich zur Richtſchnur dienen, da das gedachte Gefeg nad dem Wortlaute
des 8 10 nur ſolche Verfälſchungen betrafen will, welche „zum Zwede der Täufchung
in Handel und Berfehr,“ d. h. den berechtigten Gewohnheiten von Handel und Ge-
werbe zuwider — vorgenommen werden, während bie Denkjchrift auf die Anforderungen
de3 Handel und ber Gewerbe, deren Vertreter zu den, der Denkſchrift zu Grunde
liegenden, Unterfuchungen nicht zugezogen worden waren, nur wenig Nüdficht nimmt.
1887: 5/7 R. 6. betr. die Berwendung gefundheitsshädlider Farben
bei der Serflellung von Nahrungs-, Genufmitteln und Gebraudsgegenfländen.
1894: 22/2 Bundesratsdefhlug betr. die Prüfung von NYahrungs-
mittel-Chemikern.
1895: 30,5 Minifl.-Bek. betr. den Befähigungsausweis der Naßrungs-
mitfel-Chemiker.
1896: 4/9 6. R. betr. Handhabung des Aahrungsmittelgeſetzes.
In demfelben werden namentlich häufige Nevifionen der verjchiedenen Ge:
ihäfte durch die Polizeibehörben vorgeichrieben. (Butter, Margarine, Margarine:
käſe x.) Deögl. &. R. &. R. vom 10/9 97, 25/1 und 3/8 98.
1897: 26/2 R. B. betr. die Prüfung der Nafrungsmittel-Chemiker.
Anordnung, daß Apotheker, welche fich der Prüfung als Nahrıngamittel-
Chemifer unterziehen wollen, die vorgefchriebene praftifche Thätigfeit an einer ftaat-
lichen Unterfuhungsanftalt für Nahrungs: und Genußmittel erft nad der als Erſatz
für die Vorprüfung geltenden Apotheferprüfung abjolvieren müffen umd diefe Thätig-
feit nicht mit ben vorgefchriebenen jechöfemeftrigen Studien zufanmenfallen darf.
8 80.
a. Fleild.
1879: 14/5 R. 6., Anhang Biff. 4.
„Da die Erkennung der Krankheiten, bei denen das Fleiſch eine geſundheits—
gefährliche Beichaffenheit erlangt, ſowie die Feſtſtellung der geiunbheitsgefährlichen
Beichaffenheit des Fleiſches nad dem Schlachten ſchwierig ift, jo ericheint die An:
ordnung einer obligatorifchen Fleiſchſchau durch Sachverſtändige notwendig.“
3 53 Br
Das Gewerbe diejer Fleiſchbeſchauer unterliegt der Vorfchrift des $ 36
der R. G. O.
1865: 11/3 Ausſchr. betr. die Zleiſchſchau.
$ 1. Der Fleiihichau unterliegen die in dem 8 2 näher aufgeführten Vieh—
gattungen, welhe zum Berfauf oder zur Benugung inGaftwirtihaften
geſchlachtet werben.
Bei dem Ausbruch jeuchenhafter Tierfrankheiten ift e8 indeſſen ben mit
Handhabung der Sanitätspolizei beauftragten Behörden nachgelaffen, vorüber:
gehend die Fleiſchſchau aud auf die in den Privathäufern lediglich zum Privat:
gebrauch geichlachteten Tiere zu erftreden.
52. Der Fleiſchſchau find folgende Schladhttiere unterworfen:
a) Pferde,
b) Ochſen, Kühe, Kälber, Stiere und Rinder,
c) Schweine,
d) Schafe und Hammel.
S 3. Die Fleifhichau über Pferde darf ſtets nur durch geprüfte Tierärzte
borgenommen werben.
Im Übrigen ift für jede Gemeinde ober nach Befinden für mehrere Gemeinden
zufammen ein Fleiſchbeſchauer zu beſtellen, welchem ein oder mehrere Stellvertreter
fir den Fall einer durch Krankheit oder auswärtige Geichäfte oder durch fonftige
Gründe hervorgernfenen Behinderung beizugefellen find.
In Orten, an welchen ein geprüfter Tierarzt ſich befindet, ift derfelbe, wo
immer thunlich, als Fleiſchſchauer zu beftellen: andernfalls ift die Wahl auf foldhe
Perlonen zu lenken, welche neben völliger Inbefcholtenheit die zur Vornahme ber
Fleiſchſchau erforderlichen Kenntniſſe befigen reſp. fich vorausfichtlid leicht aneignen
werden, und, wenn möglich, nicht felbit den Fleiſchhandel gewerbsmäßig treiben.
Sowohl die Fleiſchbeſchauer als deren Stellvertreter werden auf bie getreue
Efüllung ihrer Obliegenheiten obrigfeitlich verpflichtet.
8 4 Die Fleiihichau ift da, two diefelbe geprüften Tierärzten nicht über:
fragen ift, in der Regel ziveimal, und zwar jowohl unmittelbar vor, als aud
nah dem Tode des Tieres, ſowie dann, wenn ſolches ausnahmsweiſe aus triftigen
Gründen nicht durchführbar ift, jebenfall® unmittelbar nad dem Tode bes
einzelnen Tiere und vor dem Aushauen vorzunehmen.
Wird die Fleiſchſchau dagegen von geprüften Tierärzten ausgeübt, jo genügt
die einmalige Befihtigung des Tiere8 nach dem Schlachten.
85. Zur Vornahme diefer Schau und zum Schlachten derjenigen Tiere,
welche der Fleiſchſchau zu unterziehen find ($ 1 und 8 2), find in ben Landgemeinden
durch die Herzogl. Verwaltungsämter und in den Stadtgemeinden durch die Dagiftrate
md rüdfichtlih Bürgermeifterämter bejtimmte Wochentage und Stunden feitzufegen
und Öffentlich befannt zu machen.
A 54 Be»
Die Vornahme des Hausſchlachtens hingegen, falls auf folches vorübergehend
die Vorſchriften über die Fleifchihau Anwendung erleiden ($ 1 Abi. 2) it an feine
derartigen Zeitbeſchränkungen zu binden.
56. Jedes Stüd Vieh, das ber Fleifchihau unterliegt, ift regelmäßig am
Abend vor dem feſtgeſetzten Schlachttage und in Notfällen mindeftens 6 Stunden vor
dem Schlachten bei dem Fleiſchbeſchauer anzumelden, der alsdann nach ber Reihe ber
Anmeldungen pünktlih, und mit thunlichiter Vermeidung aller Störungen für den
Gewerbebetrieb, die Fleiſchſchau vorzunehmen refp. bei vorausſichtlicher Behinderung
oder bei einem größeren Andrang von Anmeldungen feinen Stellvertreter abzu—
ordnen hat.
87T. Das Pferde: und Rindfleifh darf erft 10 Stunden und das Fleiſch
der anderen in $ 2 erwähnten Tiere erft 6 Stunden nad dem erfolgten Schlachten
zum Verkauf gebradht werden.
Es hat daher der Fleiſchbeſchauer nicht nur die Einhaltung dieſer Vorſchrift
zu £onteollieren, ſondern auch im Übrigen darüber zu wachen, daß alles Fleiſch,
welches eine Hinneigung zur Fäulnis zeigt, ein efelhaftes Ausfehen annimmt, feucht
oder ſchmierig wird, einen fauligen Geruch veranlagt ober aus fonjtigen Gründen
geſundheitsſchädlich ift, nicht zum Verkauf gebracht, daher aus Schladhtfammern und
Läden entfernt und zur Wurftbereitung nicht verwendet wird.
$ 8. Der Fleiſchbeſchauer hat aus der Gemeindekaſſe für die Schau
eines Schlachttiered an Gebühren zu beziehen:
6 fr. von einem Pferd oder Ochſen,
4 fr. von einem Rind, Stier oder einer Kuh,
2 fr. von einem Schwein, Kalb, Hammel oder Schaf.
Iſt jedoch von einem, nicht zur Maffe der geprüften Tierärzte gehörigen
Fleiſchbeſchauer die Schau ausnahmäweife nur Einmal vorgenommen worden, fo
paffiert nur die Hälfte obiger Anfäge.
Übrigens ift thunlichſt auf Firation der Fleifchbefchaner hinzuwirken.
Die Gebühren für die Schau der lediglich zum Privatgebrauch geſchlachteten
Tiere, fofern deren Vornahme nicht auf einer ausdrüdlihen Anordnung ber zu—
ftändigen Behörde beruht ($ 1 Abf. 2) find von den Schlachtenden felbit an den
Fleiſchbeſchauer, welcher der an ihn gerichteten Aufforderung der Ausübung der Fleiſch—
hau Folge zu leiften verpflichtet ift, zu entrichten.
$ 9. Somohl die Fleifchbefchauer, als auch die Polizeibehörden find be:
rechtigt und verpflichtet, die Schlachthäuſer, Schlachtfammern, Läden und fonftige Orte,
wo das zum Verkaufe oder zur Benutzung in Gaftwirtfchaften beftimmte Fleiſch auf:
bewahrt zu werden pflegt, öfter8 einzufehen, fowie den gelamten Fleiſchhandel in
fanität3polizeiliher Hinsicht zu überwachen, und es ift dem entiprechend
ihren hierauf gerichteten Anforderungen jeberzeit willige Folge zu leiften.
$ 10. Hinſichtlich der Beſtrafung und reſp. Entjegung derjenigen Fleiſch—
beſchauer, welche die ihnen obliegenden Verpflichtungen, fowie insbefondere die in den
ihnen zugefertigten Dienftanweifungen enthaltenen Vorjchriften verlegen, beiwenbet es
A DD o Be»
bei den bereitö bejtehenden, rücjichtlich im Disziplinarivege noch weiter zu erlaffenden
Beitimmungen.
$ 11. Jede fonjtige Übertretung voritehender Veftimmungen ift mit einer
Gelditrafe bis zu 5 fl. zu beftrafen.
s 81.
18856: 3/5 Wadfrag zur PDienflanweifung für diejenigen Bieh- und
Zleiſchbeſchauer, welde nicht ſelbſt Tierärzte find.
Hiernach geitaltete fih die Dienflanweifung ber Sleifhbefhauer, welche
niht Tierärzte find, wie folgt:
81. Das Geihäft der Vieh: und FFleifchbeihauer ift, den Genuß un
geſunden Fleiſches zu verhüten, und die Fleiſcher bei ihren Verrichtungen zu beauf:
fihtigen.
$ 2. Bei diefem Gefchäfte haben die Fleiſchbeſchauer mit größter Gewiſſen—
haftigfeit zu Werke zu gehen, und daher in allen Fällen, wo fie fi) fein ſicheres
Urteil zutrauen fönnen, hiervon unverzüglich der Ortöpolizeibehörde Anzeige zu machen,
damit Diefelbe einen Tierarzt oder den Phyſikus herbeiholen und von biefem bie
Sache enticheiden läßt.
Nah 88 9 und 10 des Neichögefeges vom 23. Juni 1880, betreffend bie
Abwehr und Unterdrückung von Viehfeuchen, find bie FFleifchbefchauer zur fofortigen
Anzeige verpflichtet, wenn fie, bevor ein polizeiliches Einfchreiten ftattgefunden Hat,
von dem Ausbruche einer ber nachbenannten Seuchen oder von verbächtigen Er-
iheinungen unter dem Biehftande, welche den Ausbruch einer ſolchen Sranfheit be:
fürdten laſſen, Kenntnis erhalten.
Die Seuchen, auf welche fich die Anzeigepflicht erftredt, find folgende:
1) der Milzbrand;
2) die Tollwut;
3) der Rotz (Wurm) der Pferde, Efel, Maultiere und Maulejel;
4) die Maul und Klauenſeuche des Rindviehs, der Schafe, Ziegen und Schweine ;
5) Die Lungenſeuche des Rindviehs;
6) die Pockenſeuche der Schafe;
7) die Befchälfeuche der Pferde und der Bläschenausfchlag der Pferde und bes
Nindpiehs;
8) die Räude der Pferde, Eſel, Maultiere, Maulefel und der Schafe.
Wenn vom Neichöfanzler die Anzeigepflicht vorübergehend auch für andere
Seuchen als bie unter 1—S vorftehend genannten, eingeführt wird, fo liegt ben
Fleiſchbeſchauern die Pflicht der fofortigen Anzeige auch für diefe ob.
Die Anzeige ift an den Ortövorftand zu richten.
$ 3. Somohl vor dem Schladten, ald nachher müſſen fie jedes Tier
genau unterfuchen.
$ 4 Die Zeichen, welche jhon por dem Schladten auf gute Geſund—
heit der Schlachttiere fchließen laſſen, find folgende:
5 56 3 Be-
A. Beim Rindpieh.
1) Die Tiere fehen munter aus und bewegen Ohren und Schweif;
2) fie halten ben Kopf aufrecht und haben lebhafte Augen;
3) der Körper ift gut gebildet und wohl genäht;
4) die Haare liegen gleihmäßig und glatt an, und die Oberfläche des Körpers
ijt glänzend (fpiegelt —);
5) der ganze Körper ift mäßig warn;
6) die Haut ift rein, liegt nicht feit auf, fühlt ſich weich und [oder an;
7) die Tiere halten den Schweif an fi, wenn man verſucht, ihn vom Leibe
zu entfernen;
8) Maul und Naje find außen und innen gehörig warm und feucht, die legtere
glänzt, ift mit hellen Waffertropfen bejegt, hat ein blafrötliches Anfehen und
feinen wibernatürlichen Ausfluß;
9) die Zunge hängt nicht aus dem Maule, das Tier aber beledt damit häufig
bie Nafe;
10) die Zähne ftehen feft und find gelund; nur bei Tieren, die mit Branntwein:
fpülich fettgemacdht werden, ericheinen die Zähne ſchwarz, oder fallen fchon
im mittleren Alter aus;
11) das Atemholen geht leicht von ftatten und ber Atem hat feinen üblen Geruch;
12) die Tiere haben gute Freßluft;
13) Harn und Mift gehen im gehöriger Menge und Beichaffenheit ab;
14) dad Tier verhält fih im Liegen ruhig, faut wieder und ftredt ſich beim
Aufitehen;
15) es zeigen fich an demſelben äußerlich feine Berlegungen.
B. Bei Schafen und Biegen.
1) Es gelten auch bei diefen Tieren die vom Rindvieh angeführten Geſundheits—
zeihen (A.);
2) der Gang ift regelmäßig ohne Schwanten;
3) die Augenhäute find lebhaft rofenrot;
4) das Zahnfleifch ift rofenrot, nicht gelblich;
5) die Zähne ftehen fejt und find weiß;
6) die Wolle oder die Haare ftehen feft und erſtere iſt elaftiich;
7) die ganze Oberfläche des Körpers ijt rein, ohne haar- und wollenlofe Stellen,
die Haut rot durchſcheinend.
C. Bei Schweinen.
1) Sie tragen den Kopf hoch und ringeln den Schwanz ;
2) die Borften ftehen feit und biuten nicht beim Ausziehen;
3) die Haut ift allenthalben rein und ohne Gefhwüre und BVerlegungen;
4) die Stimme ift nicht rauh und dumpf.
85. Dagegen ift ein Tier fhon vor dem Schlachten für frank zu halten,
wenn bdasjelbe nicht munter und lebhaft ausfieht, nicht gehörig frißt und fäuft, ber
+4 57 B-
Miftgang fehlt oder troden und wäflerig ift, die Haare nicht glatt und glänzend an-
liegen, jondern ftruppig erfcheinen, die Haut troden und zu feſt anliegenb oder ganz
ihlaff it, Kopf und Ohren herabhängen, die Augen trübe, Maul und Nafe troden
und heiß oder voll Schleim find, die Zunge fchmierig und unrein, ber Atem be-
ſchwerlich oder mit Huften verbunden ift, das Tier mit großer Befchwerlichkeit geht,
und Ausichläge oder Geſchwülſte im Maul, auf ber Haut, am Guter oder an den
Füßen, ſowie auch beträchtliche äußere Verlegungen, Wunden, Knochenbrüche ꝛc. vor:
gefunden werben.
56. Nah dem Schlachten haben die Fleiſchbeſchauer bei der Zer:
legung ber Schladttiere im Allgemeinen darauf zu ſehen, ob fein Ein-
geweide entzündet, verhärtet, verwachſen, vereitert ift, ob das Fleiſch feine Blattern,
Beulen, Geſchwüre, Geihwülite und Gewächſe zeigt, ob feine Ergießungen von Blut,
Bafler, Eiter oder Jauche, feine Ichwarzblauen, roten oder braunroten Flecken oder
Streifen vorfommen und ob fonft feine Abweichungen vom gefunbheitögemäßen Zu:
ſtande ſtattfinden.
A. Bei der Losſstrennung der Luftröhre iſt insbeſondere darauf zu
achten, ob an dem Rippenfelle der vorderen Bruſtwand keine Perlen ſich befinden.
B. Bei der Eröffnung der Bauchhöhle ift vornehmlich zu "unter:
ſuchen:
1) das Netz, an welchem man nicht ſelten Perlen, ſowie bei Schafen, Kälbern
und Schweinen Blaſen findet;
2) die Magen, deren Oberfläche öfters von Perlen beſetzt iſt, und von denen
mitunter auf unſchädliche Weiſe die Haube infolge von verſchluckten Nägeln,
Nadeln zc. mit dem Zwerchfell und der Wanft infolge des Stechens beim
Aufblähen mit der Bauchhaut in der fogenannten Hungergrube verwachſen
ift, während ber Labmagen äußert felten kranfhafte Veränderungen zeigt
und der Vlättermagen, wenn die Tiere während des Treibens fein Waffer
erhalten haben und bald geichladhtet werden, oft zum Zerreiben trodenes
Futter erhält;
3) die Gedärme, die bei fonft gefunden Tieren fajt niemals franfhaft ver-
ändert jind, und bei denen man nur bei Schweinen öfter8 den Zwölffinger:
oder Blinddarm infolge des Verſchneidens in ber Iinfen Seite verwachſen
findet ;
4) das Gekröſe, das gewöhnlich gefund ift, jedoch bei Schweinen häufig ver-
härtete Drüfen zeigt, welche von Unerfahrenen für Finnen gehalten werden;
5) die Urinblafe, die fait immer im naturgemäßen Zuftand fich befindet;
6) der Tragfad, ob er trädtig fei, und die Gierftöde, die bei Kühen
und Schweinen oft verhärtet find und mit Wafjer gefüllte Bläschen Haben;
7) die Milz, die gewöhnlich gefund und nur beim Rindvieh zumeilen mit
Perlen befegt und häufig auch von abweichender Form ift, welche letztere
nichts ſchadet;
+4 58 Be
8) die Leber, melde am häufigiten frank gefunden wird und fehr gewöhnlich
mißfarbig, verhärtet, fnotig, fteinig, ſandig, geihwürig, mit Egeln bejegt
ift, auch bei Schweinen oft wie gekocht, mürbe und blaß, nicht felten mit
Blafen im Innern, bei Schafen aber wahrſcheinlich infolge langen Durft-
leibens und be3 Hetzens beim Treiben oft widernatürlich gelb und Dabei jehr
weich fich darbietet;
9) die Gallenblafe, die bald Eleiner, bald größer al3 im gefunden Zuftande
ift, und eine bald dunflere, bald hellere Galle mit fandigem Satze zeigt;
10) die Nieren, die gewöhnlich geſund find;
11) die Baudhfpeiheldbrüfe, die bisweilen verhärtet gefunden wird.
Mr C. Bei der Eröffnung der Brufthöhle iſt befonders folgendes zu be—
achten:
1) das Zwerchfell iſt öfters nach oben mit den Lungen und dem Herzbeutel und
nad unten mit der Leber verwachſen, was fein wejentlicher Fehler ift. An
beiden Flächen bes Zwerchfells, ſowie an ber Oberfläche des Herzbeutels
und der Lungen finden fi beim Rindvieh die Perlen, bei den Schweinen
die Finnen.
2) Außer Verwachjungen der Lungen mit dem Rippenfelle, Zwerchfelle und
untereinander zeigen fich, befonder8 beim Rindvieh, nicht felten Verhärtungen
und Knoten an denfelben. Ber Kälbern find felten Veränderungen an den
Lungen zu bemerken, doch kommen Verwachſungen vor. Bei den Schafen
finden fi in naflen Jahren die Lungen oft auffallend zeritört, und diefelben
find alsdann fleifhig und voller Giterfäde und Geichwüre.
3) Am Herzen und Herzbeutel kommen beim Nindvieh oftmal® Perlen, bei
Schweinen Finnen, fonft aber jelten Veränderungen vor,
4) Dad Bruftfell it häufig mit Perlen beſetzt.
$ 7. Über die Zeichen des gefunden und fchlehten Fleiſches ſelbſt ift
folgendes zu merken:
I) Gefundes Fleifh muß beim Anfühlen und Zerftüdeln eine gewiſſe
Feftigfeit und Derbheit, eine lebhaft rote Farbe zeigen, es muß mit Fett
durchwachſen fein, auf der Schnittfläche rot und weiß marmoriert auöjehen
und ben eigentümmlichen angenehmen ?Fleifchgeruh haben. Das Fett muß
weiß und feſt fein, doch ift auch gelbliches Fett nicht als krankhaft oder un—
gefund anzufehen, weil diefe Farbe vom Alter der Tiere, vom Futter nnd
zum Teil auch davon abhängt, daß das Fleiſch ſchon einige Zeit der Luft
ausgeſetzt war.
Schlechtes Fleiſch, nämlich ſolches, welches von zu alten, zu jungen
oder franfen Tieren kommt, ober bereit zur Fäulnis neigt, ericheint hart,
zähe oder weich, ſchmierig, blaß, wäſſerig, zeigt weiches, grünlichgelbes Fett
und riecht unangenehm.
$ 8. Mancherlei Krankheiten und Zuftände fünnen das Fleiſch der Schlacht:
tiere dergeftalt verändern, daß dasselbe völlig ungeniehbar oder für die Gejunb:
2
—
+4 59 Be-
heit ſchädlich wird. Im anderen Fällen wird hierdurch das Fleiſch zwar nicht
ungenießbar oder ſchädlich, aber wohl der Wert deöfelben bedeutend verringert.
$ 82.
8 9. Als Zuftände, welche das Fleiſch der Schlachttiere dergeftalt ver:
ändern, daß dasſelbe völlig ungeniehbar oder ſchädlich für die Geſundheit
wird, find Die folgenden zu betrachten:
1) der ſchon vor dem Schlachten eingetretene Tod;
2) der nahe bevorftehende Tod, wenn er durch irgend eine Krankheit und nicht
dur plögliche Unfälle, als Erdroffelung, Eritidung, Blähſucht xc. ohne vor:
gängiges Krankfein herbeigeführt wird;
3) bösartige Fieber, namentlih dad Nerven, Faul-, Gallen, Schleim: und
Wurmfieber (vgl. $ 26);
4) die Milzbrandfrankheiten, zu welchen außer dem gewöhnlichen gemeinen
Milzbrand ala bejondere Formen gerechnet werben:
Das Rüden: und Lendenblut, die brandige Bräune und die Karbunfel-
oder Knotenkrankheit (Milzbrandoedeme) (vgl. 8 27);
4a) der Rauſchbrand ober das fliegende Feuer (vgl. $ 27a);
5) die Rinderpejt (vgl. $ 28);
6) die Wutfrankheit und die Biſſe wutkranker und mutverbäcdhtiger Tiere
(vgl. $ 29);
7) die Ruhr (vol. $ 30);
8) die Maul- und Klauenſeuche (vgl. $ 31);
9) die Lungenfeuche, wenn bdiefelbe ſchon einen höheren Grab erreicht hat
(vgl. $ 19);
10) die Wafferfucht (vgl. 8 32);
11) die Gelbfucht (vgl. $ 33);
12) bösartige und freböhafte Gefhwüre und Pereiterungen der Zungen, ber
Nieren, der Milz, der Leber, der Magen und der Gedärme, wenn bei folchen
Geſchwüren und Vereiterungen die Abmagerung einen bedeutenden Grab er:
reiht hat, ſchon ftarkes Zehrfieber vorhanden war, waſſerſüchtige An—
ſchwellungen zu bemerken find, die kranken Teile ſchon fehr zeritört fi) bar:
ftellen, der in ihnen enthaltene Eiter von üblem Geruch und jauchig erfcheint,
und das Fleiſch überhaupt eine ſchlechte Beſchaffenheit zeigt (vgl. $ 34);
13) die Schaffäule, wenn dieſelbe nicht mehr im allererften Anfang ift (vgl. 8 20);
14) die wurmige Lungenſeuche der Schafe unter gleichen Umſtänden (vgl. $ 21);
15) die Darrfucht der Schafe unter denfelben Umftänden (vgl. $ 24);
16) ein hoher Grab der Traber: und Gnubber-Krankheit (vgl. $ 23);
17) ausgebildete Harnruhr der Schafe (vgl. 8 22);
18) der Ruß der Schweine (vgl. 8 35);
19) heftige Vergiftungen;
20) Hautkrankheiten, wenn mit ihnen Behrfieber, Abmagerung, bedeutende innere
+2 60 >
Tehler, Verderbnis der feften und flüffigen Teile, oder Nerven» und Faul⸗
fieber verbunden find;
21) Durdfall, der ſchon lange gewährt und Abmagerung herbeigeführt hat, und
wobei fich befondere oder bedeutende innere Zerftörungen finden und das
Fleiſch weich und wäſſerig ift;
22) die Kälberkrankheit, wenn fie lange gedauert einen bösartigen Charakter bat,
mit Fauls oder Nervenfieber verbunden ift und man bei der Gröffming ber
Tiere die Eingeweide fehr entzündet oder gar brandig findet;
23) die Tuberfulofe der Rinder (Franzoſenkrankheit), Stierfuht, Hirſeſucht, Luft
ſeuche, Perlſucht), wenn viele Knoten in mehreren Organen oder franfhafte
Veränderungen der Zungen oder anderer Eingeweide, Magerkeit, Auflöfung
ber Säfte, und weiche wäſſerige Beichaffenheit des Fleifches vorhanden;
24) mweitgediehene Knochenbrüchigkeit, wo Abmagerung, Brandfleden, Spröbdigfeit
und fledige Beichaffenheit der Knochen, Dünnflüffigfeit und graue oder
Ihmugiggelbe Fleden des Knochenmarkes, fchlaffe und wäſſerige Beichaffen-
heit des Fleifches und fulziges aufgelöftes Fett wahrzunehmen ift (vgl. $ 13);
25) einzeln, nicht feuchenhaft vorfommenbes Nüden- und Lendenblut (Nr. 4), wo
Brand des Maſtdarms oder allgemein fauliger Zuftand eingetreten ift;
26) Steinkrankheit, wo Abmagerung und Zehrfieber ftattfindet;
27) Teigmaul der Kälber;
23) Egeltranfheit, wenn die Zerftörungen im Körper weit um fich gegriffen haben,
die Tiere abgemagert find und das Fleiſch weich und wäſſerig ericheint
(vgl. $ 16);
29) Drehkrankheit, wenn Abmagerung, Egelmürmer, Zerftörung der Leber und
Blajenwürmer am Bauchfell ſich darbieten;
30) Roß der Schafe, wenn fi} in der Luftröhre und der Nafen: und Stirnhöhle
Eiter oder Jauche, Entartung und PVerfchwärung der Schleimhäute und
ſonſtige Verderbnifje finden (vgl. $ 17);
31) Finnen, außer wenn fie ſich ganz vereinzelt finden und leicht entfernt werden
fönnen (vgl. $ 18a);
32) die Tridinen (vgl. $ 18b);
33) der Rotlauf der Schweine, wenn die Krankheit fchon weiter vorgefchritten
und die Beichaffenheit des Fleiſches merkbar verändert ift (vgl. $ 18c).
8 10. Als Zuftände, welche das Fleiſch der Schladttiere zwar nicht nad:
teilig und ungenießbar mahen, jedoch den Wert desfelben bedeutend
berringern, find die folgenden zu betrachten:
1) ber bevorftehende Tod, wenn die Tiere vorher völlig geſund geweſen find
und derjelbe durch einen plößlichen Unfall, namentlih durch Erdroſſelung,
Erſtickung und anderweite mechaniſche Verlegungen, Stöße, Fall, Schläge,
Sprünge zc., ferner durch Blähfucht, oder bei fetten Tieren, die lange im
Stall gehalten und bei großer Hige oder Kälte auögetrieben und weithin
transportiert wurden, durch Schlagfluß herbeigeführt wird;
a 61 >
2) äußerliche Verlegungen infolge von Bauchftichen bei Blähfucht, von Hunde:
bifjen und fonftigen Mißhandlungen während des Beitriebes, wohin auch
Knochenbrüche und Verrenkungen, ſowie Zufälle von Erdrojjelung und Er-
ftidung durch äußere Gewalt gehören;
3) Blähſucht;
4) Träcdhtigfein, wenn die gejchlachteten Tiere die Hälfte der Tragzeit erreichten,
Fehlgeburten, beträchtliche Scheiden: und Tragſackvorfälle;
5) Vereiterung der Lungen, der Nieren, der Leber, der Milz, des Tragſacks,
der Magen und ber Gedärme, wenn die 89 Nr. 12 genannten Verände—
rungen noch nicht zugegen find;
6) Hautkrankheiten, als Boden, Raude, Flechten, Läuſeſucht fo lange diefelben
blos äußerlich, aljo noch nicht mit innerer Berderbnis der feiten und flüffigen
Teile verbunden find, das Fleiſch noch nicht ſchlecht und wäſſerig, das Blut
noch nicht dünnflüjfig und ungewöhnlich dunfel, der Körper noch nicht ab»
gemagert, fein Zehrfieber vorhanden und fein bedeutender Fehler eines Ein-
geweibes zugegen ift ($ 9 Nr. 20);
7) Durdjfall, der blos von ungünftiger Witterung, Verfüttern, dem Genufle
vielen grimen Futterd 2c. herrührt, noch nicht lange gewährt hat und mit
den $ 9 Nr. 21 benannten Veränderungen nicht verbunden ift;
8) die Kälberfrankheit (Kalb oder Milchfieber), bevor noch die Entzündung ihren
höchſten Grad erreicht, Brand erzeugt und die $ 9 Mr, 22 gedachten Ber:
änderungen hervorgerufen hat;
9) Nabelgeſchwülſte der Kälber (vgl. $ 15);
10) die Drehkrankheit bei Abwejenheit der $ I Nr. 29 bezeichneten Nebenzufälle ;
11) langwieriger Huften und Dampf ohne bedeutende innere Entartungen;
12) Schwindel, Schlagflüſſe und Fallſucht;
15) Berftopfung, Harnverhaltung und Kolik bei außerdem gefunden Tieren;
14) Steinfrankheit, wenn die Tiere nicht zu jehr abgemagert find und noch nicht
lange am Zehrfieber gelitten haben;
15) die Finnenfrankheit, wenn die Finnen in ſehr geringer Zahl vorhanden
find, fich leicht entfernen lafjen, und das Fleiſch ſonſt von guter Beichaffen:
heit iſt (vgl. $ 18a);
16) die Lungenfeuche im Anfang (vgl. $ 19);
17) die Zuberfulofe beim Rinde, wenn fie nur im geringem Grabe befteht und
die im $ 9 Nr. 23 erwähnten Entartungen nicht ftattfinden;
18) die Stnochenbrüchigfeit (vgl. $ 13);
19) (fällt aus);
20) die Egelfranfheit im Anfange, wenn die $ 9 Nr. 28 gedachten Entartungen
noch nicht vorliegen (8 16);
21) der Roß der Schafe, wenn bei der Gröffmung die Nafen: und Stirnhöhle,
fowie die Luftröhre blos mit gutartigem, flarem, nicht übelriehendem Schleim
angefüllt und dieje Teile nur erft mehr oder weniger entzündet find (vgl. $ 17);
nn 62 Be
22) leichtere Vergiftungen dur Seidelbaſt, Wolfsmilch, Hahnenfuß, Läuſekraut,
Waldrebe, Butterblumen, Zeitlofen, Schwefelfäure, Salzfäure, Chlor,
Salze zc., wenn
a. die Art des Giftes noch vor dem Schladhten ficher entdedt ift,
b. da8 entdedte Gift zu den weniger heftigen gehört,
c. das Tier dasſelbe nicht in großer Menge genoffen hat und
d. durch das Gift feine bedeutenden Zufälle und Veränderungen im Körper
herbeigeführt worden find.
Hierüber hat ftet3 ber Phyſikus oder ein approbierter
Tierarzt fein Gutachten abzugeben unb zu entfdeiben.
23) die Schaffäule (vgl. 8 20);
24) die wurmige Lungenſeuche (vol. $ 21);
25) die Harnruhr (vgl. 8 22);
26) die Traber: und Gnubberfranfheit (vgl. 8 23);
27) die Darrſucht der Schafe (vgl. $ 24);
alle 5 zulegt genannten Krankheiten im erften Anfange, wenn merflihe Ab-
magerung und jonjtige erhebliche Zufälle noch nicht eingetreten find;
28) beim Notlauf der Schweine ift der Genuß des Fleiſches geitattet, wenn
bie Tiere beim erften Beginn der Krankheit getötetwerdben
und das Fleiſch derjelben noch feine Veränderung zeigt; das Fleiſch Der:
felben darf aber nicht verkauft und zu Fleiſchwaren verwendet werben, welche
für den Verfauf beftimmt find (vgl. $ 18c).
F 11. Bon den im $ 10 erwähnten Zuftänden, welde das Fleiid
der Schladttiere zwar niht völlig ungenießbar maden, Den
Wert besfelben aber bedeutend vermindern, bedürfen bie äußer:
lichen Berlegungen (daj. Nr. 2), die Blähſucht oder das fogenannte A uf:
blähen (baf. Nr. 3), Trädtigfein, Fehlgeburten und Borfälle ber
Geſchlechtsteile (daf. Nr. 4), Bereiterungen der Eingemweide (dal.
Nr. 5), Hautkrankheiten, als Raude, Flechten, Läufejudt x.
(daf, Nr. 6), Durchfall (ba. Nr. 7), Vergiftungen Waſ. Nr. 22), bie
Kälberkrankheit oder das Kalb- oder Milchfieber (daſ. Nr. 8), lang
wieriger Huften und Dampf (daf, Nr. 11), Schwindel, Schlagflüfie
und Fallſucht (daf. Nr. 12), Verftopfung, Harnverhaltung und Kolik
(daf. Nr. 13), die Steintrantheit, bei welder Steine in den Urinwerkzeugen
gefunden werden oder durch diefelben abgehen (daſ. Nr. 14), umd die Drehkrauk—
heit (daf. Nr. 10), als an ſich leicht kenntlich und allgemein befannt, feiner näheren
Beichreibung, die übrigen diejer Zuftände aber find an demjenigen Merkmalen zu er:
fennen, welche in dem Nachfolgenden aufgezählt find.
8 12, Die Tuberfulofe des Rindviehs (J 10, Nr. 17), die auch Franzoſen—
krankheit, Perlkrankheit, Stierfudht, Hirſeſucht und Luſtſeuche genannt wird, ift ein
langwierige Übel und äußert fih duch Auswüchle an den inneren Häuten. Dieje
Auswüchle, die meift erit bei dem Schlachten gefunden werben, erfcheinen als blaſen—
+4 63 Re-
artige, gelbbräunliche Snötchen von der Größe eined Hirſekorns bis zu der einer
Erbſe. Sie figen einzeln oder truppmeife, häufig mit ftielartigen Verlängerungen, an
den Häuten der Lungen, des Zwerchfells, der Luftröhrenzweige, der Leber und ber
Nieren, ſowie am Ne und Gekröſe, ericheinen beim Durchſchneiden förnig und ftellen
ich in der Bauchhöhle oft als Blafen dar, die eine klare oder gallertartige Flüffigkeit
oder eine breiige Maſſe enthalten.
Sind dieſe Knoten nur in geringer Anzahl vorhanden und die Tiere ſonſt
noch geſund und fett, und erjcheint ihr Fleisch nicht wei), nicht wäflerig, noch fonft
ihleht, jo kann es genoffen werden, wogegen der Genuß besjelben in allen Fällen
zu verbieten ift, wenn ſich außer vielen Perlen noch franfhafte Veränderungen in der
Zunge, der Leber ober anderen Teilen, 3. B. Sinoten, Bereiterungen 2. vorfinden
und die Tiere allgemein krank find, einen abgemagerten Körper, aufgelöfte Säfte und
weiches, wäſſeriges Fleiſch haben ($ 9, Nr. 23).
8 13. Die Knohenbrüdigfeit ($ 10, Nr. 18) kommt meilt nur beim
jüngeren Rindvieh vor, und befteht in einer befonderen Spröbdigfeit und Leichtbrüchig—
feit der Knochen, welches Übel durch ſchlechtes Futter und eine dadurch bedingte Aus-
artung ber Säfte und der ganzen Ernährung entiteht. Die Tiere magern im 2er:
laufe der Krankheit fehr ab, ſehen ftruppig und unrein aus, haben einen wadeligen
Gang, liegen meift und befommen hiervon leicht brandige Stellen an den Hüften.
Die Augen find matt und glanzlos, Maul und Nafe blaß und unrein, der Speichel
zäbe, die Verdauung fchleht; Kühe geben feine Milch mehr. Bei der Gröffnung der
Tiere findet man große Abmagerung, brandige Stellen, die Knochen ſpröde, das
Knochenmark dünnflüſſig und von grauer oder ſchmutzig-gelber Farbe, das Fleiſch
ihlaff und wäflerig, das Fett fulzig und aufgelöft. Wenn diefe Krankheit nicht mehr
im allererften Anfang ift, fondern ſchon Fortichritte gemacht hat, fodak Abmagerung
vorhanden ift, und wenn die Gröffnung der Tiere die foeben genannten Veränderungen
erfennen läßt, jo darf das ‘Fleisch unter feiner Bedingung genoffen, und das Tier
mug unter Aufficht vericharrt werben ($ 9, Nr. 24).
$ 14, (Aufgehoben.)
$ 15. Die Nabelgeihmwülfte der Kälber ($ 10, Nr. 9) rühren
meift von Zerrungen des Nabeld bald nach der Geburt oder von Nabelbrüdhen her
und find an dem Hervorftehen und Herabhängen des Nabeld und ber dabei befind-
lichen Geſchwulſt Teicht kenntlich.
$ 16. Die Egelkrankheit ($ 10, Nr. 20), die vorzüglid) bei Schafen,
jedoh auch beim Rindvieh vorkommt, ift in ihrem Anfang an lebenden Tieren nicht
leiht zu erkennen, nad der Gröffnung derfelben findet man bedeutende Zerftörungeu
in der Leber, diejelbe fehr mürbe, aufgetrieben, vergrößert, an der Oberfläche uneben
oder knotig, oft mit Wafferblafen befegt, von veränderter, fahler, bläulicher ober
ſchwarzer Farbe, die Gallenblafe vergrößert und mit Galle überfült. In der Leber
und Gallenblafe bemerkt man beim Einfchneiden eine Menge fogenannte Egelfchneden.
Diefe Tiere, die von der Größe einer Linie bis zu der eines Zolles und von grün—
Iiher oder bräunlicher Farbe find, riechen bei frifchgefchlachtetem Vieh nad) dem
a 64 >
Einſchneiden der Leber aus den Hohlgängen derfelben hervor, ſterben aber jehr bald
an der Luft. Dabei findet man nicht felten auch die Zungen mit Knoten und Eiter:
geſchwüren befeßt, und gewöhnlich große Magerkeit und ſchlechtes, wäſſeriges Fleiſch.
Iſt diefe Krankheit irgend weit gebiehen und iſt Abmagerung, bedeutende
Verderbnis der inneren Teile und ſchlechte Beichaffenheit des Fleiſches bei ihr wahr:
zunehmen, jo darf das legtere nicht genoflen, fondern muß verjcharrt werben
(8 9, Nr. 28).
$ 17. Der Rog der Schafe ($ 10, Nr. 21) befteht in einem jchleimigen
oder jauchigen und übelriechenden Ausflug aus der Naſe, wobei die Tiere abmagern
und häufig Fieber haben. Das Fleiſch der an biefer Krankheit leidenden Tiere fann
nur dann genoffen werden, wenn bei der Gröffnung die Naſen- und Stirnhöhle, ſo—
wie auch die Luftröhre blos mit gutartigem, flarem, nicht übelriehendem Schleim
angefüllt und dieſe Teile nur erft mehr oder weniger entzündet find. Zeigt fih an
den genannten Teilen übelriechender Citer oder gar Jauche, find die Schleimhäute
gefhwürig oder ſonſt zerftört, oder findet man noch ſonſt krankhafte Zuftände im
Körper vor, fo ift der Genuß des Fleiſches gänzlich zu verbieten und dasſelbe zu
verfcharren ($ 9, Nr. 30).
$ 18a. Die Finnenfranktheit der Schweine ($ 10, Wr. 15) wird
erft bei der Eröffnung derfelben erfannt. Es ericheinen nämlich hierbei die Finnen
als Heine rundliche oder linfenförmige Knötchen und Bläschen von der Größe eines
Hirſekorns bis einer Erbfe im Fleifche oder im Fette, und zwar am häufigften in
der Nüdengegend, an den Schultern, in der Weichen: und Schamgegend, am Herzen,
zwifchen den Gehirnlappen, am Zwerchfell, in der Rippengegend, in der Leber, unter:
halb der Zunge, im Rachen, im Kehlkopf und am Schluß. Sie beitehen aus feinen
Würmchen, deren Körper fih im ein Bläschen endigt. Werben fie vom Menſchen
genoffen, jo entwicelt fich daraus der Bandwurm. Beim Kochen quellen fie auf umd
das mit ihnen wie durchläte Fleiſch Emirfcht bein Cinfchneiden,
Sind die Finnen in geringer Menge vorhanden, ſodaß fie leicht aus
geihnitten werden können, und iſt das Fleiſch ſonſt von guter Beichaffenheit, jo kann
e3 genoffen werden; find aber bie Finnen im ganzen Körper verbreitet, jo ift ber
Genuß desjelben gänzlich zu unterfagen und aud das Fett nur als Wagenfchmiere
zu benutzen.
$ 18b. Die neuerdings mehrfach wahrgenommenen Trichinen find Heine
fabenförmig runde Würmchen, welche in den fFleifhfafern der Schweine vorkommen.
Sp gefährlih auch der Genuß ſolchen Fleiſches für den Menſchen ift, indem dadurch
ſchwere Grfranfungen und häufig der Tod hervorgerufen werben, jo ift mit bloßem
Auge an tridhinenhaltigem Schweinefleifch doch nichts Krankhaftes zu bemerken. Auch
das lebende Schwein pflegt vor dem Schlachten krankhafte Erſcheinungen nicht zu
zeigen und fich ebenfo gut zu mäften wie ein gefunbes, Über die Anmwefenheit ober
Abweſenheit der Trichinen kann daher nicht die Fleiſchſchau, ſondern lediglich bie
mifroffopifche Unterfuhung des Fleiſches Aufſchluß gewähren.
+4 65 Be»
$ 18c. Der Rotlauf der Schweine ($ 9, Nr. 33; $ 10, Nr. 28) tritt
gewöhnlich plöglih und oft an mehreren Tieren zugleih auf. Die Tiere verfagen
das Futter, verfriechen fih in die Streu, atmen kurz und jchnell, haben eine heiiere
Stimme, laſſen fi ſchwer von ihrem Lager auftreiben. Im Verlaufe der Krankheit
ericheinen rote Flecken, welche fi ausbreiten und zu auögedehnten Hautrötungen aus—
bilden, am Rüfjel, an den Ohren, an der unteren Bauch:, Bruſt- und Halsflähe, an
der inneren Seite der Schenfel; die Nöte fteigt von den unteren Rumpfflächen all-
mählih an den Seiten bis zum Rüden auf. Die Krankheit verläuft raid, in ber
Regel in 36 bis 60 Stunden; die Rötung bleibt auch nad) dem Tode fichtbar. Bei
der Gröffnung findet man das Fleifch weich, ſchmierig, blakrot, verwaſchen, die Adern
ftarf mit Blut gefüllt, die Drüfen in den Leiften, im Kehlgange, am Halje, am Ein:
gang der Bruft, beionders aber die Gekrösdrüſen gefchwollen und bunfelrot ge-
färbt. Die Schleimhaut des Dünndarm iſt hoch gerötet und gejchwollen, die Kämme
der Falten find blutrünftig, nicht felten finden ſich förmliche Gejchtwüre des Darm.
Die Leber ift fast immer vergrößert, die Milz geichtwollen und von dunkelroter Farbe.
8 19. Die Lungenfeude ($ 10, Nr. 16) herricht gewöhnlich feuchen:
baft unter dem Rindvieh und bejteht in einer Entzündung der Lungen. Die Tiere
holen mühfam Atem, zeigen Schmerz beim Befühlen der Bruft, haben eine dumpfe,
hohle und ſchwache Stimme, huften troden und mit Anftrengung, zeigen wenig Freß—
Iuft, wiederfauen ſchwach und haben eine heiße, trodene Haut, gefträubte Haare und
einen ſchwachen und Heinen Pulsſchlag. Steigt die Krankheit, jo wird das Atmen
immer bejchwerlicher, das Flankenſchlagen immer heftiger, der Huſten jtärfer, Die
Freßluſt immer geringer und die FFieberhige vermehrt. Zuletzt kommen jtinfende Aus—
füffe aus Maul und Nafe, Trommel: und Wafferfucht, itarfe Durchfälle und Lähmung
der Glieder. Bei der Gröffnung findet man die Lungen mit jtodendem Blut über-
füllt, ehr vergrößert, fchwer, von marmorartigem Ausjehen, fleifchartig, Waller in
der Bruft. Iſt diefe Krankheit nicht mehr im allererften Anfange, jo darf das Fleisch
nit genoffen werden ($ 9, Nr. 9).
$ 20. Die Fänle der Schafe ($ 10, Pr. 23), die auch Faulſucht,
Waſſerſucht und Bleichſucht genannt wird, herrſcht meistens feuchenhaft. Der ganze
Körper iſt dabei blaßgelblich, fchlaff und aufgedunfen und fühlt fich faſt kalt an, Die
Augenlider find aufgetrieben, blakrötli, das Weiße in den Augen bläulichweiß, die
Lippen und ber Gaumen blaß, das Zahnfleisch geichtvollen, die Tiere erjcheinen traurig,
matt und magern ab; die Haut ift fchlaff und blaß, die Wolle troden, leicht aus:
gehend; die Freßluſt vermindert fih; das Wiederfauen geht langſam von jtatten; es
ift Verftopfung oder Durchfall zugegen. Zwiſchen der Unterkinnlade zeigt fich eine
Geſchwulſt, die weich, kalt, fchmerzlos, am Morgen Heiner, am Abend größer ift,
und fich endlich über das ganze Geficht verbreitet. Es tritt großer Durſt ein, Die
Tiere laſſen wenig Urin, fie huften, aus der Nafe fließt Schleim, die Mugen triefen,
der Durchfall wird heftig, die Geſchwulſt verichwindet zuleßt, und dann tritt der Tod
ein, Bei der Gröffnung findet man zwiſchen Haut und Fleisch Wafler, das Fleiſch
Ihlaff, blaß und wäfjerig, das Fett aufgelöft und wällerig, die Maul: und Rachen—
5.
+4 66 ö
höhle voll Schleim, die Leber knotig, oft zeritört und voll Würmer, die Lungen,
Nieren und Gedärme jchlaff und aufgedunfen, alle Höhlen mit Waffer erfüllt, das
Blut wäſſerig und aufgelöft. Wenn diefe Krankheit nicht mehr im allererften Anfange
ift und die gedachten Erſcheinungen ſchon deutlich Hervortreten, jo darf das Fleiſch
nicht genoffen werden (8 9, Nr. 13).
$ 21. Die wurmige Lungenſeuche ($ 10, Nr. 24) befällt junge
und alte Schafe, die dabei an großer Schwäche, fchlechter Verdauung und Ernährung
leiden, einen trägen Gang haben, traurig und engbrüftig find, häufig dumpf und
troden huſten, dabei in Schleim gehülfte Würmer auöwerfen und an einzelnen Teilen
die Wolle verlieren. Bei der Eröffnung findet man die Lungen blaß, welt und auf:
gedunfen, knotig, in der Quftröhre einen zähen, ſchaumigen Schleim mit Ballen von
Würmern, dad Blut dünn, wällerig, das Fleiſch bla und melf, das Fett ver:
ſchwunden und bisweilen in der Leber Ggelwürmer, Das Fleiſch der an dieſer
Krankheit Teidenden Tiere darf nur damm genoffen werden, wenn das Übel im Ent:
ftehen ift und noch feine Fortichritte gemacht, namentlich noch nicht Abmagerung und
ſchlechte Beichaffenheit des Fleifches herbeigeführt hat ($ 9, Nr. 14).
822. Die Harnruhr der Schafe ($ 10, Nr. 25) beiteht in einer
franfhaft vermehrten Abjonderung des Urin, wobei die Tiere einen heftigen Durſt
zeigen, dad Maul und die Nafe bejtändig troden ift, der Körper jehr bald abmagert
und ſich Behrfieber einftellt. Iſt bei diefer Krankheit Schon Abmagerung und Behr:
fieber eingetreten, jo darf das Fleiſch nicht genoffen werden ($ 9, Nr. 17).
823. Die Traber: und Onubberfranktheit der Schafe ($ 12,
Nr. 26) äußert fi in Schwäche des Kreuzes, einem wadeligen und ftolperigen Gang,
wie bei freuzlahmen Pferden, großer Furchtſamkeit und Schredhaftigkeit, in der eigen:
tümlichen Erſcheinung, dab die Tiere mit den Zähnen an dem Hinterteile nagen und
die Wolle ausrupfen oder fih an allen harten Körpern mit dem Hinterteile reiben,
in großer Mattigfeit, Entfräftung und Abmagerung. Nur dann barf das Fleiſch der
mit diefer Krankheit behafteten Schafe genofien werben, wenn bei demjelben die erften
Spuren des Übels ſich zeigen und noch feine erhebliche Entfräftung und Abmagerumg
eingetreten ift ($ 9, Nr. 16).
8 24 Die Darrfuht der Schafe ($ 10, Nr. 27) äußert fih in
großer Mattigkeit, häufigem Durchfall, aufgetriebenem Hinterleib und großer Ab-
magerung. Bei der Eröffnung findet man die Drüfen verhärtet und vergrößert, das
Fleiſch verfhrumpft und das Fett geſchwunden. Iſt die Krankheit nicht mehr im
allereriten Anfang und die Abmagerung ſchon irgend bedeutend, jo ift der Genuß des
Fleiſches ganz zu verbieten ($ 9, Nr. 15).
825 Bon denjenigen Zuftänden, welde nad $ 9 das Fleiſch
der Schladttiere völlig ungeniehbar oder für die Gefundheit
ſchädlich machen, brauden der ſchoön eingetretene Tod (daf. Nr. 2),
bie Lungenſeuche (daj. Nr. 9), innere Vereiterungen (daf. Nr. 12), bie
Schaffäule (daf. Nr. 13), die wurmige Lungenfeude (daf. Nr. 14), die
Darrfudt der Schafe (daf. Nr. 15), die Traber: und Gnubberkrank—
an 67 Be»
peit (daſ. Nr. 16), die Harnruhr der Schafe (daſ. Nr. 17), Heftige Ber:
giftungen (daſ. Ar. 19), Hautkrankheiten (daf. Nr. 20), langmwieriger
Durhfall (aſ. Nr.21), die Kälberfranktheit (daf. Nr. 22), die Franzoſen—
krankheit (daſ. Nr. 23), die Knochenbrüchigkeit (daf. Nr. 24), die Stein:
krankheit (daf. Nr. 26), die Egelkrankheit (daj. Nr. 28), die Drebfrant:
beit (daf. Nr. 29), der Rotz der Schafe (daf. Nr. 30), die Finnen (bai.
Nr. 31), nicht näher erläutert zu werden, da teild diefelben am fich kenntlich und
allgemein bekannt, teils jchon im dem vorhergehenden 88 der gegenwärtigen Dienjt-
anweiſung (58 12—24) beichrieben find; die übrigen diefer Zuftände aber find an
den nachitehenden Merkmalen zu erkennen.
8 26. Nerven und Faulfieber ($ 9, Nr. 3) kommen häufig zu:
jammen ımb fo vor, daß das Faulfieber fi aus dem Nervenfieber entwidelt. Die
Tiere find dabei entweder unruhig, ſehr aufgeregt, unbändig, wild und wiberipenftig,
oder ſehr ſchläfrig, betäubt, ftumpf und ſchwach. Der Pulsichlag ift ſchwach und
ungleih. Zuerft tritt Froſt, dann Hitze ein, die Haut ift bald troden, bald heiß,
bald kalt, ſchlaff oder frampfhaft, die Haare daher glatt oder gefträubt, Die Freßluſt
nimmt ab oder hört ganz auf; es ift Durchfall oder Verftopfung vorhanden. Juletzt
ftelen fih Schlaffucht und heftige Ausleerungen ein, fodaß aus Maul und Nafe
bräunlicher, ſchaumiger und übelriechender Schleim fließt, der Miſt weich, blutig, übel-
riehend iſt 2c., auch zeigen fih Zudungen, Muftreibung des Leibes, Waſſer- und
Luftgeſchwülſte. Bei der Gröffnung findet man bad Blut dunkel und dünnflüffig,
das Fleisch dunkelfarbig, ſchlaff und weich, alle Eingeweide mürbe, aufgelodert, weich,
mit blauroten Flecken bededt, mit Blut unterlaufen, und Waffer in den Höhlen ergofien.
Das Gallenfieber giebt ſich durch große brennende Hitze, gelbliche Farbe
der Maul:, Naſen- und Rachenhöhle und der Augen, gelbliche Färbung des Urins
und des Miftes zu erkennen und ift nicht felten mit Nerven: und Faulfieber ver:
bunden, wo dann Die oben aufgezählten Gricdheinungen vorhanden find. Bei ber
Fröffnung findet man die Leber vergrößert und ſchwarzgelb, die Gallenblaje ftrogend
voll von Galle, alles Fett, alle Häute und Flechien gelblich gefärbt und das Fleiſch
dunkel ausſehend.
Beim Schleim und Wurmfieber ift die Fieberhitze gewöhnlich nicht
iehr groß, und es fließt Schleim aus Maul und Nafe, und jchleimiger Huſten und
Shleimabgang beim Urinlaſſen und Miften ift zugegen. Dabei ijt die Freßluſt ver:
mindert, die Verdauung fchleht, die Tiere find träge, itumpf und gefühllos, ohne
Kraft bei Beivegungen, der ganze Störper erjcheint wie aufgebunfen. Bei vorhandenen
Birmern treten noch mancherlei Srampfzufälle hinzu, Herzklopfen, Bauchſchmerzen,
Hamjtrenge und Harnverhaltung, Crweiterung des Augenſterns, Zahnknirichen :c.
Mit diefen Zufällen verbindet ſich dann noch öfters Nerven- oder Faulfieber mit den
oben angegebenen Ericheinungen. Bei der Eröffnung findet man die Eingeweide blaß
und verichleimt, die Drüfen vergrößert, Waſſer in den Höhlen, allgemeine Ab—
magerumg, das Fleiſch bla, ſchleimig, erweicht.
5*
4 08 Ber
8 27. Die milzbrandartigen Krankheiten ($ 9, Nr. 4) gehören zu
den bösartigiten Tierkrantheiten. Sie verlaufen mit Fieber, und dies Fieber ift ein
Gemiſch der Erfcheinungen, die nah dem Obigen beim Nerven, Faul-, Gallen: und
Schleimfieber vorkommen, tritt aber gleich anfangs mit einer Stärke und Heftigfeit
auf, welche die große Gefährlichkeit des Übels deutlich beweilt. Die bezeichnendfte
Erſcheinung ift das Hervortreten von Beulen, die an vielen Gegenden des Körpers,
am gewöhnlichiten aber an der vorderen Bauchwand und an den Seitenteilen des
Rumpfes vorkommen, die Größe eines Hühnereies bis zu der eines Menichentopfes
haben und einzeln oder zu ziveien und mehreren beifammenfigen. Sie find ſelbſt
anfänglich weder fehr hei noch jchmerzhaft, werden aber immer fühler und jchmerz-
lofer, je mehr fie an Umfang zunehmen; bald find fie hart und genau begrenzt, bald
weich und im Umkreis verfließend. Bei der Gröffnung findet man die Milz weich,
oder, gewöhnlich jehr vergrößert, mit didem ſchwarzem Blut angefüllt, ebenſo die
Leber, die Galle ſchwarzbraun und dünnflüffig, zwiſchen Haut und Fleiſch Ergiegungen
von Blut und gallertartiger Flüffigkeit, die Magenhäute ſchwarz, wie verbrammt, Die
Gedärme ftellenweife ebenjo, zuweilen Blut in denielben, die Drüfen häufig ver»
größert und mit einer gallertartigen Maffe umgeben, das Zwerchfell oft entzündet
und fledig, die Lungen welt oder von Blut aufgetriceben, biäweilen brandig, das
Herz weich und gelb, biutleer oder mit aufgelöftem ſchwarzem Blut erfüllt, das Fleiſch
dunkel, weich und aufgelöft.
Mitunter ericheint der Milzbrand To plöglich und ohne vorhergehende Zufälle,
daß Tiere, die noch eben arbeiten oder ihr Futter verzehren, jchnell wie vom Schlage
getroffen, zulammenftürzen und nach einigen frampfhaften Bewegungen jterben.
Fälle diefer Art werden gewöhnlid Schlagfluß, Blutſchlag oder
Erdſturz genannt und man muß fich ſehr hüten, fie mit Fällen des eigentlichen
Schlagfluſſes (S 10, Nr. 12) zu verwechſeln.
Dad Nüden- oder Lendenblut ($ 9, Nr. 4) ift eine Form des Ein-
geweidemilzbrandes und befteht in einer Auftreibung des Maftdarms durch
eine Anſammlung von theerartig geronnenem Blute in deinjelben und ift mit Fieber
verbunden. Es entiteht dabei entweder Brand des Maftdarnd oder ein allgemein
fauliger Zuſtand, wie beim gewöhnlichen Milzbrande. Die Stranfheit entiteht gern
im Frühjahr bei großer Dürre und infolge des Genufles von Sumpfgräfern und
jumpfigem Waller, und häufiger bei gutgenährten, kräftigen, als bei mageren Tieren.
Das Vieh hat dabei heftige Fieberhitze, frißt nicht, faut nicht wieder, äußert beim
Drud auf den unteren Teil des Rückgrats heftigen Schmerz und leert wenig barten
und trodenen Miſt mit Blut aus.
Fine weitere Art des Milzbrandes ift die brandige Halsbräune, die
auch brandige Halsgeſchwulſt, Kropf, Kehliucht, Strippelfrankheit, wildes Feuer oder
laufendes Feuer, oder Brechfeuche genannt wird. Bei dieſer Krankheit iſt die Zunge
dunkelrot, angefhwollen und heiß und das Schlingen jehr beichwerlid, fo daß ver-
ſchluckte Flüffigkeiten wieder durch die Naje herauskommen. An Halle entitebt eine
harte Geſchwulſt von dunkelroter oder bläuliher Farbe, Der Atem ift gleichfalls
An 69 Ke-
ſehr erichwert, feuchend; die Tiere jperren dabei das Maul auf und reden Die
Zunge heraus.
8 27a. Eine beim Hornvieh erjcheinende Krankheit, welche mit dem Milz:
brand große Ähnlichkeit hat, aber doch von ihm verfchieden it, heißt fliegendes
Feuer, äußerlider Brand oder Karbunkel, Nauihbrand. Bei dieſer
stranfheit entftehen unter heftigem Fieber ohne beulenartige Anichwellungen hier und
da unter der Haut brandige Stellen, die bei der Berührung vermöge der im Zellen:
gewebe angehäuften Luft ein knitterndes Geräufch bemerken laſſen.
$ 28. Die Rinderpeft (Lölerdürre, Viehſeuche) ($ 9, Nr. 5) ift eine
jeuchenartige Krankheit, die allein das Nindvich befält. Da dieſe Krankheit blos
durh Einſchleppung des Anftedungsftoffes entſteht und gegen fie die ftrengiten
medizinalspolizeilihen Maßregeln ergriffen werden, jo brauchen ihre Kennzeichen nicht
näher angegeben zu werben.
$ 29. Die Wut oder Waſſerſcheu ($ 9, Nr. 6) wird den Rindern,
Shafen und Schweinen gewöhnlich durd den Biß mwütender Hunde mitgeteilt. Die
Tiere find vor dem Ausbruch der Krankheit traurig und träge in ihren Bewegungen,
darauf Schüchtern und zulegt boshaft und biſſig. Die Augen find angeichwollen,
trübe und triefend, der Blick ift fchen. Aus dem Maul fließt eine Menge ſchaumigen
Shleims; fie brüllen und jchreien öfters, aber mit ganz veränderter, rauher, klang—
lofer Stimme. Die Freßluft ift ganz geihwunden. Zuweilen fcheuen fie das Waffer,
zuweilen auch nicht; hält man ihnen Getränke vor, jo ftreben fie mit Haft danadı,
fahren jeboch, wenn fie e8 berühren, erichredt zurüd, toben und brüllen, fuchen ſich
loözureigen, wenn fie angebunden find, bohren mit dem Kopf gegen die Wände und
beißen nach allem, was ihnen vorkommt. Solche Wutanfälle treten öfters ein, bis
endlih das Tier ſich erichöpft hat und tot niederftürzt.
5 30. Die Ruhr (89, Nr. 7) beiteht in einem mit Wieberhige und
heftigen Bauchſchmerzen verbundenen häufigen fchleimigen und blutigen Durchfall, zu
dem fich nicht jelten Nerven- oder Faulfieber ($ 26) geſellt. Bei der Gröffnung
findet man Gntzündung, Verſchleimung, Bereiterung, Verdidung und Brand der
Gedärme.
$ 31. Die Maulſeuche (89, Nr. 8) kommt entweder mit der Klauen—
ſeuche ($ 9, Nr. 8) verbunden, oder auch ohne diefe beim Rindvieh und zuweilen
auch bei den Schafen vor. Ebenſo findet fi die Stlauenfeuche entweder für fich
allein oder mit der Maulfeuche bei den genannten Tieren vor. Beide find mit Fieber
verbunden. Die Maulfeuche äußert fich in einem blafigen Ausichlag im Maul, auf
der Zunge und im Nahen, die Klauenſeuche in einer jchmerzhaften Geſchwulſt und
Bläschen und Geihwüren an den Stlauen. Bei Kühen fommen zugleich öfters Aus—
'hläge an den Eutern vor.
$ 32. Bei der Waſſerſucht (8 9, Nr. 10) findet man mehr oder
weniger bedeutende Anfammlungen wäſſeriger Flüffigkeit im Kopf, in der Bruft: und
Bauchhöhle und unter der Haut, außerdem aber das Fleiſch blaß und wäflerig, das
3 70 Ber
Blut diünnflüffig, das Fett in geringer Menge vorhanden und wei, das Zellgewebe
mit Waſſer angefüllt.
8 33. Die Gelbjudt ($ 9, Nr. 11) entiteht infolge von Xeberent:
zündungen, Zeberverhärtungen, Gallenfteinen und anderen Sranfheiten der Leber, und
ift oft mit Waflerfucht verbunden. Bei der Eröffnung der Tiere findet fich Verderb—
nis der Leber und gewöhnlich noch Waſſer in den Höhlen und unter der Haut. Das
Fleiſch ift rötlichegelb und weicher ald gewöhnlich, das Fett citronengelb, die wäſſerigen
Anhäufungen gleihfall® gelblich gefärbt.
$ 34. Krebshafte und bößartige Geſchwüre (89, Nr. 12) find
daran zu erkennen, daß ihr Grund umrein und jchwammig, ihre Ränder zadig und
umgeftülpt ausfehen, leicht Blutung aus ihnen erfolgt, dünner jauchiger Eiter von
ihnen abgejondert wird, die benachbarten Teile knotig angefhtwollen find und bie
Tiere Abmagerung und ſchlechte Crnährung zeigen und mit Fieber behaftet ericheinen.
8 35. Der Ruß der Schweine ($ 9, Nr. 18) befteht in einem Sant:
ausfchlag, wobei ſich Schwarze Schuppen an dem Halſe, der Bruft und dem Bauch,
mitunter auch am ganzen Körper bilden, während zugleich die Borſten jtruppig und
verwirrt erfcheinen und die Tiere bei guter Freßluſt unter Durchfall abmagern.
$ 83,
$ 36. Die vorftehenden Punkte haben die Fleiſchbeſchauer zunächſt zu berüd:
fichtigen; demgemäß haben fie befonders auf das folgende zu achten und find dafür
verantwortlid):
1) ſolche Tiere, an welchen die im $ 9 erwähnten und in den 88 25—35 ber
gegenwärtigen Dienjtanweifung näher erörterten AZuftände ſich vorfinden,
jollen unter feiner Bedingung zum Genufle des Fleiſches verſchlachtet werden;
2) das Fleiſch derjenigen Tiere, an welchen die in $ 10 genannten und in den
88 11—24 der gegenwärtigen Dienitanweifung näher bezeichneten Zuſtände
zu bemerken find, fann von den Eigentümern der Tiere genofien umd
zum eigenen Gebrauche verwendet werden. Der Verfauf folden
Fleiſches an fremde Perfonen kann von den Fleiſchbeſchauern aber nur dann
gegen einen bejonderen von ihnen auszuftellenden Grlaubnisichein geitattet
werben, wenn die geichlachteten Tiere diejenigen leicht erfennbaren Zuftände
hatten, welche im $ 10 unter Nr. 1—10 näher angegeben find. Soldes
Fleiſch ift immer als Fleiſch geringerer Güte zu bezeichnen und ift außerdem
darauf zu fehen, daß jeder ichadhafte Teil jorgfältig bejeitigt werde.
Der Verkauf des Fleiſches rotlaufkranker Schweine und die Verwendung
zu Fleiſchwaren, welche zum Verkauf beftimmt find, darf nie geftattet werben.
3) Bei allen Zuftänden der Schlachttiere, welche im $ 10 unter Nr. 11--27
aufgeführt find, darf das Fleifh aber nur dann zum Verkauf kommen,
wenn hierzu in jedem einzelnen Falle von dem Tierarjte ein beionderer Gr:
laubnisfchein auögeftellt wurde. Solches Fleiſch darf unter allen Umftänden
nur als Fleiſch geringerer Güte bezeichnet und verkauft werden, und ift jeder
ſchadhafte Teil Torgfältig zu entfernen.
+ 71 Bo»
85 37. AS Fleiſch geringerer Güte ift überhaupt zu betrachten:
1) das Fleiſch der Kühe, der zu jungen oder zu alten verfchnittenen Ochſen,
der zu jungen Kälber, der Mutterfchafe, der alten verfchnittenen Mutter:
Schweine, der alten verfchnittenen Eber und Herdochſen, wenn diefe Tiere
gehörig fett find;
2) das Fleiih der alten mageren Herdochſen, Schafböde, Eber, Ziegenböde,
der alten mageren verfchnittenen Ochfen, der alten Kühe, Mutterſchweine,
Schafe und Ziegen, der zu jungen mageren Kühe und ber neugeborenen
Kälber, endlich das Fleiſch der im 8 10 genannten Tiere.
Das Fleiſch der im gegenwärtigen $ unter Nr. 2 und der oben in $ 10 ge—
nannten Tiere ift als das fchlechteite, da im gegenwärtigen $ unter Nr. 1 erwähnte
aber als weniger fchlecht anzufehen und zu bezeichnen.
S 38. Als Fleifch befter Güte oder J. Qualität foll daher be-
zeichnet und verkauft werben
1) das Fleiſch von Ochfen, welche gehörig gemäftet, vollfommen gefund, 5—8
Jahre alt und in den eriten Lebenswochen verfchnitten find;
2) von Kälbern, welche gehörig fleifchig und geſund ſich darftellen und micht
jünger als 14 Tage alt geichladhtet werden;
3) von Schöpfen und Hammeln, die in den erjten 6 Lebenswochen verfchnitten
und vollfonmen gejund find und im Alter von 2—4 Jahren gemäftet und
geichlachtet werben;
4) von Schweinen ſowohl männlichen als weiblichen, welche früh verjchnitten
und vollfommen fett und geſund find.
Als Fleifh I. Qualität foll bezeichnet und verkauft werden das im
$ 37 unter Nr. 1 genannte.
Als Fleifh II. Qualität endlich foll bezeichnet und verkauft werben
das Fleiſch derjenigen Tiere, welde im $ 37 unter Nr. 2 und im $ 10 und $ 36
Nr. 2 aufgeführt find.
$ 39. Bon den Bieh- und FFleifchbefchauern ſoll jedes Schlachttier im
lebendigem Zuftande und hierauf, nachdem es getötet worden, fein Fleiſch einer ges
nauen Unterſuchung unterworfen werden, Seber Vichbefiger oder Schlächter, der fie
nicht gemäß biefer Anordnung von jeder vorzunehmenden Schlachtung benachrichtigt
und ihmen nicht das zu ſchlachtende Tier und das Fleiſch desſelben vorzeigt, hat
nahdrüdliche Ahndung verwirft.
$ 40. Außerdem haben die Fleifchbeichauer die Verpflichtung, die Schlächter
und Fleifchverfäufer in ihrem ganzen Thun und Treiben fortwährend genau zu be:
anffihtigen, ihre Schlachthäuſer, Werkzeuge, Laden und Waren öfters zu unterfuchen
und darüber zu wachen, daß und wie die vorſtehenden Vorfchriften befolgt werden.
$ 41. Finden die Fleifchbefchauer ein Tier vor oder nad dem Schlachten
von der geſunden Beichaffenheit dergeftalt abweichend, daß das Fleiſch ungeniekbar
oder der Gejundheit ſchädlich ift (8 9), To umterjagen fie das Schlachten oder den
+ 72 Br
Fleiſchverkauf gänzlih und machen hiervon jofort der Ortspolizeibehördbe Anzeige,
damit das Tier unter Aufſicht verfcharrt werde.
In den Fällen, welche in $ 10 unter Nr. 11—27 aufgeführt find, unter:
lagen fie den Verkauf des Fleiſches, folange nicht hierzu ein befonderer Grlaubnis-
ſchein vom Tierarzt ausgeftellt und ihnen vorgelegt wurde.
Kommt ihnen Fleiſch von 2. oder 3. Qualität vor, jo bezeichnen fie das:
jelbe als ſolches und jchreiben dies auf einer vor der Hausthüre des Verkäufers auf:
zuhängenden ſchwarzen Tafel mit deutlicher und in die Augen fallender Schrift auf.
8 42, Bon dem Fleiſchbeſchauern wird nad den in der Beilage A. ent:
haltenen Formularen ein Tagebuch geführt, welches die Zahl der geichlachteten Tiere
und die Qualität des Fleiſches, wie dasielbe bei den einzelnen Schladhttieren ſich
vorfand, auf das Beftimmtefte enthalten muß.
Diefes Tagebuch iſt den Polizeiftellen auf Verlangen jederzeit vorzulegen.
8 43. Mo für die Vieh: und Fleifhbeihau nicht Tierärzte benutzt werden
können, da ift dies Geichäft zuverläffigen Ortsangeſeſſenen zu übertragen, welche vor
ihrer Anftellung durch ein Zeugnis eined approbierten Tierarztes oder des Phyſikus
fih über den Beſitz der erforderlichen Kenntniſſe auszuweiſen haben, und welche aus
dent Tier und Fleifchhandel nicht felbft ein Gewerbe machen.
S 44. Die Vieh: und Fleiſchbeſchauer find bei ihrer Anftellung zur ftrengen
Erfüllung ihrer Obliegenbeiten eidlich zu verpflichten.
Sie haben in allen Fällen, wo der vorftehenden Verordnung zuwider ge
handelt wird oder fonit etwas Ungehöriges oder Inrechtes in Bezug auf das Schlachten
und den Fleiſchhandel vorkommt, hiervon fofort der Ortspolizeibehörde Anzeige zu
machen,
Solche Fleiſchbeſchauer, die ihre Pflicht verfäumen, ſollen empfindlich gejtraft
und ihres Amtes entjeßt werden.
Tagebuch der IAleiſchbeſchauer.
I. Tägliche Überſicht.
ualität |,
“ Fleifches | |3emertungen
in Betreff der
britten
Dialität.
(Beil. A.)
Tag ine —— Tiergattungen
im Monat der as
und Jahr | Schlädter \3
Rinder
Kälber
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Hmeine |
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a 73 Be
II. —— überſiht
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Monat u dualitat ——
Geſchlachtete Amt des Ar der Schlädter, die vor:
um 7 zugsweiſe Fleiſch beſſerer
diergaltungen Stůit I me geringerer Qualität
Sabr l e verkaufen.
— Pan Er — ——
| Stiere l
| Kühe | |
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| Kälber | j
| Schafe
Schweine | 4
| Summa I
III. Jährliche Überficht.
Anjahl der geihladjteten) & |, Qmalität | j
Baßbr, Tiergattungen 5 8 des Fleiſches
slel.|s El 8, 1:
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18. —5533353 111I
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584.
Bezüglich der obligatorifchen Hleifhfhan ſpeziell die Tridinen Betreffend
eigingen folgende Anordnungen:
1876: 26/2 R. 6. (St. 6. B.) 8 367 3if. 7 betr. Beflrafung des
Verkaufs friginenhaltigen Sleiſches.
1877: 27/11 0. St. der Wefidenzfladt, dab die Unterſuchungen auf
Trichinen im Schlachthaus ftattzufinden Haben.
1898: 30/12 Ausſchr. beir. die Anterſuchung des Schweinefleifhes auf
Trichinen.
Volle Sicherheit gegen die Gefahr der Trichinenkrankheit kann nur dadurch
erzielt werden, daß man kein anderes als völlig gar gekochtes oder gebratenes Schweine—
fleiſch genießt, welches auch im Innern keine Spur von Rohſein mehr zeigt.
Die mikroskopiſche Unterſuchung des Schweinefleifhes mindert indeß Die
Sefahr der Trichinenkrankheit auf ein fehr Geringes, wenn dieſelbe von erprobten
+4 74 Be»
Sachlennern, unter Anwendung guter Inftrumente, mit Sorgfalt und Gewiſſenhaftig—
feit ausgeführt wird.
Es wird deshalb folgendes beſtimmt:
A. Allgemeine Beftimmungen.
$ 1, Jeder, welcher ein Schwein zur Verwendung als menſchliches Nahrungs:
mittel fchlachtet oder ſchlachten läßt, ift verpflichtet, dasfelbe vor deſſen Zerlegung
durch einen obrigkeitlich beitellten Sachverftändigen auf Trichinen unterjuchen zu laſſen.
Die gleiche Verpflichtung Liegt demjenigen ob, ber ein Wildſchwein zerlegt ober
zerlegen läßt.
82. Wer Schweinefleifch oder Waren aus bemfelben zum Weiterverfaufe
ober zur weiteren Verarbeitung von auswärts bezieht, ift verpflichtet, das Fleiſch oder
die Ware vor dem Verkaufe oder vor der weiteren Verarbeitung am Orte jeines Ge:
werbebetriebe3 durch den obrigfeitlich beftellten Befchauer auf Trichinen unterfuchen
zu laſſen oder den Nachweis zu erbringen, daß eine ſolche amtliche Unterfuhung inner:
halb des deutichen Neiches ftattgefundben hat.
Diefer Nachweis kann als geführt angefehen werben durch Beibringung einer
Beſcheinigung ber Polizeibehörde des Urfprungsorte® darüber, daß die Unterſuchung
für alles zum Verſand oder zur Verwendung kommende Schweinefleiſch, oder für die
Waren aus demfelben auf Trichinen eingeführt fei, ober durch eine amtliche Be:
fcheinigung, daß die Schweine, von denen die Fleiſchteile oder die aus denſelben be:
reiteten Lebensmittel herrühren, unterfucht und bei dieſer Unterfuchung feine Trichinen
gefunden worden find.
$ 3. Das der Interfuhung unterliegende Schweinefleiih (88 1 u. 2) darf
erft dann verfauft oder zum Genufje zubereitet oder fonjt an andere überlaflen werden,
wenn von dem Beſchauer beglaubigt ift (vgl. $ 17), daß er bei ber Unterſuchung
feine Trihinen gefunden hat.
B. Fleiſchbuch.
54 Wer außerhalb der öffentlichen, unter geregelter janität3polizeilicher
Beauffihtigung stehenden Sclahthäufer gewerbsmäßig Schweine fchladhtet oder
Schweinefleifh, fowie Waren aus demfelben feilhält, verkauft ober fonft an andere
überläßt, hat ein Fleifhbuch nach Anlage A zu führen und auf Erfordern zu jeder
Zeit den Polizeibehörden vorzulegen.
Die 1, 2. und 3. Spalte find von dem Beliger, die 4., 5. und 6. Spalte
von dem Beſchauer mit Tinte auszufüllen.
Der Nachweis, daß das von auswärts eingeführte Schtweinefleifch oder
Waren aus demfelben unterſucht wurden, ift dem Fleiſchbuche beizufügen.
$ 5. Das Fleiſchbuch und die zu demfelben gebrachten Nachweife ($ 2) find
mindeftens ein Jahr lang, von der legten im Fleiſchbuche verzeichneten Unterſuchung
an gerechnet, aufzubewahren.
C. Beitellung der Beſchauer.
8 6. Für jede Gemeinde find nad Bedürfnis Beichauer und für den Fall
ihrer Behinderung Stellvertreter zur Unterfuchung des Schweinefleiihes zu bejtellen.
4 75 Bo-
Die Beichauer müfjen gut beleumumdet, zuverläffig und ſonſt geeignet fein; Vieh—
verfiherungsagenten, Viehhändler, Fleifher und Fleifhwarenhändler dürfen nicht als
Beſchauer beftellt werben.
Kleinere Landgenteinden können unter fi) oder mit anderen größeren Ge—
meinden zu gemeinſchaftlichen Befchaubezirfen vereinigt werden. Als Stellvertreter
für kleinere Gemeinden oder Beſchaubezirke können Beſchauer benachbarter Gemeinden
beftellt werden.
Die nad) der Fleiſchbeſchauordnung vorgeſchriebene Fleiſchbeſchau, ſowie die
Beſchau behufs Unterfuchung des Schweinefleiihes auf Trihinen find thunlichit einer
und derjelben Perſon zu übertragen,
Die Beftellung und Verpflichtung erfolgt für die Städte durch die Magiltrate
und Bürgermeifterämter, für bie Landorte durch die Landräte.
Die Beitellung geichieht widerruflich.
$ 7. Die Beichauer werben nad praftiiher Ausbildung durch einen Tier:
arzt, durch den Herzoglichen Amtötierarzt geprüft und durch ein Zeugnis zur Aus:
übung der Unterfuchung bes Schweinefleifches auf Trichinen für befähigt erklärt. Für
Unterricht find von der betreffenden Gemeinde 6 Mark zu entrichten.
Bei Ärzten (Menfchen: und Tierärzten) bedarf es einer befonderen Aus:
bildung und Prüfung nicht.
$ 8. Die Prüfung der Beichauer hat fich zu erjtreden:
1) auf die Handhabung, Neinigung und Grhaltung des Mikroſkops, Zwed und
Benennung ber einzelnen Teile desſelben, das Arbeiten bei Tageslicht und
bei fünftlicher Beleuchtung;
2) auf die Naturgefchichte der Trichinen, auf die Angabe ihrer mikroſkopiſchen
Verhältniffe, ſowie derjenigen des Muskel-, Fett: und Binde-Gewebes der
Schlachttiere, auf die Unterfcheidung der Trichinen von anderen im Fleiſch
vorfommenden Gebilden, von Verunreinigungen, Pigmenten und Konkretionen,
d. h. Kalfablagerungen ꝛc.;
3) auf Anfertigung und IUnterfuhung von Präparaten ($ 14), wenn möglich
ſowohl friſchen als geräucherten oder gepöfelten trichinenhaltigen Fleiſches;
4) auf genaue Bekanntſchaft mit denjenigen Muskeln, aus denen die Fleiſch—
proben entnommen werben müſſen;
5) auf Belanntichaft mit den Beſtimmungen über die Unterfuchung des Fleiſches
auf Trichinen.
F 9. Der Beichauer darf nicht eher die Unterfuchung des Schweinefleifches
vornchmen, al® bis das hierzu zu verwendende Mikroffop durch den Herzoglichen
Amtötierarzt für brauchbar befunden ift.
Dasfelbe muß bei einer 30- bis 100fachen Vergrößerung die Objelte fcharf
und klar erfennen Laffen.
Die Gemeinden haben für die Anfhaffung eines geeigneten Mikroſkopes zu
ſorgen, jofern nicht etwa der Beichauer ein ſolches ſelbſt befigt.
4 76 Be-
8 10. Die Beichauer find bei der Anftellung durch Verſicherung an Eides—
ftatt umd unter Hinweis auf gegentwärtiges Ausichreiben, auf die gewifienhafte Wahr:
nehmung ihrer Gefchäfte zu verpflichten.
Ihre Anſtellung ift ortsüblich befannt zu machen.
$ 11. Die Beichauer haben ein Tagebuh nad) Anlage B über die vor:
genommenen Unterfuhungen mit Tinte zu führen umd nad Erfordern zu jeder Zeit
dem Herzoglichen Amtstierarzt vorzulegen.
$ 12. Die Befchauer unterliegen der Auffiht der Polizeibehörben.
Auch haben fich die nicht ärztlichen Beſchauer und deren Stellvertreter alle
5 Jahre einer umentgeltlich zu erfolgenden Nachprüfung zu unterziehen und das be—
nugte Mikroftop auf feine Vrauchbarkeit von Neuem prüfen zu laſſen.
Über das Ergebnis diefer Nachprüfung bat der Amtstierarzt an die Ans
ftellung&behörden ($ 6) Mitteilung zu machen.
D. Unterfuhung des Schweinefleijdes.
8 13, Die milroffopifche Unterfuchung eines ungerlegten Schweines muß
ſich erftreden auf Teile
1) der Pfeiler des Zwerchfelles — gewöhnlich Nierenzapfen genannt — (haupt:
ſächlich);
2) der Zungenmuskeln;
3) der Kehlkopfmuskeln (dicht von den Knorpeln entnommen);
4) der Hinterſchenkelmuskeln (dicht vom ſogen. Schluß entnommen).
Die Fleifchproben müſſen etwa in der Größe einer Haſel- bis Wallnuß und
befonders an den Stellen entnommen werden, wo die Mußfelfafern in Sehnen über:
gehen, reſp. fich an Knochen anheften.
Die Fleifchproben find der Negel nad von den Beſchauer perſönlich zu ent-
nehmen; doch fünnen in unter geregelter fanitätspolizeilicher Aufficht ftehenden Schlacht—
häufern ausnahmsweiſe zuverläffige andere Perjonen mit der Probeentnahme amtlich
betraut werden.
8 14. Behufs Unterſuchung auf Trichinen find von den im $ 13 genannten
Pfeilern des Zwerchfells mindeftens 6, von Zungen-, Kehlkopfs- und Hinterjchentel:
muskeln minbeftens je 4 etwa roggenkorngroße Schnitte herzuftellen, auf einen Objekt—
träger forgfältig auszubreiten und fo ftarf zu quetichen, daß die Präparate Har und
duchlichtig find. Die Unterfuhung muß in der Weife gefchehen, daß jeder einzelne
Schnitt langſam und gründlich durchgemuſtert wird, ſodaß der Beſchauer nad) beendeter
Unterfuhung die volle Überzeugung gewonnen haben muß, in den Präparaten nichts
überjehen zu haben.
ALS Unterfuchungsgläfer find möglichit fogenannte Stompreflorien zu vers
wenden, bejtehend aus 2 durch Schrauben gegen einander zu preffenden Gläſern, von
welchen das eine linirt ift.
S 15. Auf jedes umterfuchte Schwein, ſowie auf die eingeführten, unter:
juchten Schweinefleiihwaren (Schinken, Spedjeiten zc.) ift, ſoweit es angängig ült,
+4 77 Be-
zum Beweiſe, daß bei der ftattgefundenen Unterfuchung feine Trichinen gefunden
wurden, ein deutlich fichtbarer (auf jede Schweinehälfte vorn, in der Mitte und hinten)
Stempel „Trichinenbeſchauer in N. N.” aufzudrüden.
Da, wo der Fleiſchbeſchauer gleichzeitig mit der Unterfuchung des Schweine:
fleiiches auf Trichinen betraut ift, genügt der Stempel „Fleiſchbeſchauer in N. N.“
zur obigen Beweisführung.
In öffentlihen Schlachthäufern genügt der Stempel „Schlahthaus in N, N.“
al® Beweis auch für die öffentliche Unterfuchung auf Trichinen.
Die zum Stempeln notwendigen Gegenftände (Stempel, Farbe u. dergl.)
hat die Gemeinde zu belorgen.
E. Maßnahmen beim Vorfommen von Tridinen.
$ 16. Werden bei der Unterſuchung Trichinen gefunden, jo hat der Fleiſch—
beichauer hiervon fofort der Ortöpolizeibehörde und für die Landorte auch dem
Herzoglihen Landrate Anzeige zu erftatten und demjenigen, auf deſſen Antrag die
Unterfuhung ftattfand, Kenntnis zu geben.
Der Befiger des Fleiſches hat bis zur weiteren polizeilichen Anordnung ſich
jeder Verfügung über das Fleiſch zu enthalten.
8 17. Im den Falle des 8 16 hat der Beichauer den Reft der zur Inter:
ſuchung entnommenen leifchproben ($ 13 Abi. 3), fowie die die Trichinen ent-
haltenden mifroffopiichen Präparate fofort dem Herzogl. Amtötierarzt zur Nachprüfung
einzufenben.
Beſtätigt dieſer das Urteil des Beſchauers, fo find nur die folgenden, unter
polizeiliher Überwachung auszuführenden Arten der Benutzung geftattet:
1) die Verwendung der Borften, ſowie die Verarbeitung der Haut zu Leber,
2) das Ausſchmelzen des Fettes und der Verbrauch desfelben im eigenen Haufe
oder der Verkauf desfelben unter Angabe der Herkunft (Beanſtandungsurſache),
3) die Verwendung geeigneter Teile zur Bereitung von Seife und Leim,
4) die chemische Verarbeitung des ganzen Körpers.
Sind die vorftehenden Arten der Verwendung nit ausführbar, jo find
Fämtlihe Fleifchteile und Cingeweide entweder durch Verbrennen zu vernichten oder
derart zu vergraben, daß die tieriihen Teile von einer wenigftens I m ftarfen Erd—
Ihicht bededt find. Vor dem Zufchütten find fie mit Petroleum oder Theer zu be
gießen. Die gebrauchten Geräte wie Meffer, Beil, Hadflog ꝛc. find forgfältig zu
reinigen.
F. Gebühren.
$ 18. Für die Unterfuchung einschließlich der Fleifchentnahme und der Be:
glanbigung ftehen dem Beſchauer bei der Unterfuchung
1) eines ganzen Schweines 75 Pfennige,
2) einzelner Fleifchteile oder Fleiſchwaren für das Stüd 30 Pfennige zu.
+3 78 Bo»
G. Strafbeftimmungen.
$ 19, lbertretungen der vorjtehenden Bejtimmungen werden, fofern nicht
nad jonftigen gefeglichen Beſtimmungen eine härtere Strafe verwirft ift, mit Geld-
itrafe bis 75 ME. oder mit Haft bis zu 3 Wochen beftraft, unbefchadet des Disziplinar:
verfahren® gegen die Beſchauer.
Anlage A.
SHleifchbuch
des Metzgers oder Fleifchhändlers N. N. in N,
Laufende | g eseide «r E37 N
u Hang de te 559 ne |“ s Rawen —FE—
Unter: Unter: Schlachtens der des Ergehnis ber ünterſuchum
fuhungs: ſuchungs⸗ refp. des Ein u | mit ber Tagesbud;-
_ftüde, ſtücke. führens. _ interſuchung. Beſchauers. Nummer.
1. |Sämwein 20/10. 1888120,/10. 1888| N. N. |Seine Zrieinen gefunden.
2. Schinken |23./10. 1888[23,/10. 1888| N, N. | Trichinenhaltig.
3. e—e ⸗— rer | rear ee [ 2E BE ZU zur BE ZU BE Be Ze Ze Ze ze ze ze ze ...
Anlage B
Bagebuch
des Beſchauers N. N. in N. für das Jahr ....
Fur \Bezeih:| a —
er Er ei San Ergebnis
Sag m Wohnort der der der Unterfudung
E58 des Beſitzers — Unter: reſp. fonftige
33 des Unterſuchungsſtücks. * ſuchung. Bemerkungen.
Keine Trichinen nachgewieſen.
Trichinenhaltig.
Schwein 25./10. 1888
Spedfeitel26./10. 1888
.. nn. | een
l. Metzger N. N. in N.
2. | Fleifhhändler N. N. in N.
8 85.
Bezüglich der öffentlihen Schlachthäuſer und der Tehnik des Schlachtens
erging folgendes:
1875: 6/8 L. @. betr. die öffentlihen Schlachthäuſer.
In ſolchen Orten, in welchen öffentliche Schladthäufer in genügenbem Um—
fange errichtet worden find, kann dur Ortsitatut die fernere Benutzung beftehender
und die Anlage neuer Privatichlächtereien unterjagt werben.
1875: 22/12 L. 6. betr. die Schladthäufer.
Wegen einer nah Maßgabe des Gefeged vom 6. März 1875 betr, Die
Öffentlihen Schlachthäufer erfolgten lnterfagung ber ferneren Benutzung beitehender
und der Anlage neuer Privatfchlächtereien fteht den Beteiligten ein Anſpruch auf
Entihädigung nicht zu.
RA 79 Ber
1878: 31/1 Ausſchr. betr. das Aufdlafen bes Fiehes nah dem Schladten.
1) Das Aufblafen des zum Zweck des Fleiſchverkaufs geſchlachteten Viehes ift
nur bei Sleinvieh und nur mitteljt eines Blafebalges geftattet.
2) Zuwiderhandlungen, indbefondere das Aufblafen mitteljt des Mundes oder
einer an ben Mund gejegten Federſpule ober jonftigen Röhre werben mit
3 Me. bis zu 10 ME, beftraft.
1878: 25/2 6. R. betr. das Aufblaſen bes Biehs.
Nachdem durch unfer Ausfchreiben vom 31. v. M., das Nufblafen der
Schafe und Kälber nah dem Schlachten, fofern es mit einem Blasbalge geſchieht,
geitattet worden ift, veranlaffen wir die Herzogl. Landräte und die ftädtifchen Polizei-
behörden ausbrüdlich dafür Sorge zu tragen, daß von Seiten der Polizeibebienfteten
und ber Fleiſchbeſchauer alles Aufblafen von Vieh mittelft der menschlichen Lunge,
aljo direft mit dem Munde oder mit einer in den Mund genommenen Nöhre, in
jedem nachweisbaren Falle unnachſichtig zur Beſtrafung angezeigt werde.
1891: 29/5 Ausfär. betr. das Verfahren Beim Schlafen.
s1. Das Schladten fäntlihen Vieh mit Ausnahme des Federviehs darf
nur nad vorhergegangener Betäubung durch Kopfichlag oder geeignete Betäubungs—
werfzeuge jtattfinden. Bei dem Schlachten von Großpieh müflen mindejtens zwei er:
wachſene fräftige männliche Perjonen in der Weife thätig fein, daß die eine den Kopf
des Tieres mittelft geeigneter Vorrichtungen fefthält, die andere die Vetäubung und
Tötung herbeiführt.
Auf das Schlachten nach ifraelitifchem Gebrauhe (Schädhten) finden vor:
ftehende Beftimmungen feine Anwendung (f. $ 5).
82. Das Aufhängen des ſämtlichen Schlahtviehs, einſchließlich der Schafe
und Kälber, fowie dad Rupfen des Federbiehs vor eingetretenem Tode ift verboten.
8 3. Das Schladten fämtlihen Viehs — einschließlich des Federviehs —
hat in gefchloffenen, dem Publikum nicht zugänglichen Räumen ftattzufinden. Nur
wo ſolche nicht in geeigneter Weife zur Verfügung ftehen, darf das nicht gewerbs—
mäßige Schlachten im Freien gefhehen; das Schlachten hat auch dann derart zu ge
Ihehen, daß es nicht von öffentlichen Strafen, Wegen oder Plägen aus zu fehen ift.
8 4. Die Anmwefenheit von Kindern unter 14 Jahren, die der Schule noch
nicht entlaffen find, darf beim gewerbsmäßigen Schlachten nicht gebuldet werben.
85. Für das Schlachten nad) ifraelitifhem Gebrauche (Schächten) gelten
außer den vorftehend in den 88 2—4 getroffenen, folgende beiondere Beftimmungen:
1) Das Niederlegen von Großpieh darf nur durch Winden oder ähnliche Bor:
richtungen bewirkt werden. Die Winden, fowie die dabei gebrauchten Seile
müſſen haltbar bezw. feft und gejchmeibig fein.
2) Während des Niederlegend muß der Kopf bes Tieres unter Anwendung ge
eigneter Vorrichtungen gehörig unterftügt und fo geführt werben, daß ein
Aufichlagen desfelben auf den Fußboden und ein Bruch der Hörner ver-
mieden wird,
Aa 80 Be-
3) Bei dem Niederlegen des Tieres muß der Schädhter bereit8 zugegen jein
und unmittelbar darauf das Schähten vornehmen; dasfelbe muß ſchnell und
fiher ausgeführt werben.
4) Nicht nur während der Schähtungshandlung, fondern auch für die ganze
Dauer der nad dem Halsichnitte eintretenden Muskelkrämpfe bis zum Ein:
tritte des Todes muß der Kopf des Tieres feitgelegt werben.
5) Das Schächten darf nur durch vom Herzogl. Landrabbiner geprüfte Schächter
ausgeführt werden.
86. Für die Befolgung der Vorfchriften diefes Ausſchreibens ift ſowohl
der Eigentümer des zu ſchlachtenden Viehs, wenn er zugegen ift, als auch derjenige
verantwortlich, welcher die Schlahthandlung vornimmt oder leitet.
8 7. Bumiderhandlungen werden mit Geld bis zu 60 ME. oder mit Haft
bis zu 14 Tagen beitraft.
1896: 2/5 0. St. der Wefidenzfiadt betr. die Schlachtviehverſicherung.
1896: 9/10 5chlachthausordnung der Befidenzfladt.
Z 1. Immerhalb des Gemeindebezirks Meiningen darf nur im ftäbtifchen
öffentlihen Schlachthauſe vorgenommen werben:
1) dad Schlachten von Rindern und Pferden,
2) das gewerbemäßige Schlachten von Kälbern, Schafen, Schweinen und Ziegen
und das ſonſtige Schlachten diejer Viehgattungen, ſoweit es nicht lediglich
zum eigenen Gebrauche ftattfindet,
3) jede Verrihtung, die mit diefem Schlachten (Ziff. 1 u. 2) zufammenhängt,
wie das Abhäuten und Ausweiden des Viehs, das Reinigen der Eingeweide,
das Schmelzen des Talges.
$ 2. Die Anlegung und fernere Benugung von Privatichlächtereien zu dem
nah 8 1 geregelten Schlachtbetriebe ift unterfagt.
8 3, Bei Erfüllung der Vorſchriften diefer Schlahthausordnung und deren
Ausführungsbeftimmungen, Towie der fonftigen ortögejeglichen Anordnungen it es
jedermann geftattet, im Schlachthauſe zu ſchlachten.
8 4. Die Stadtgemeinde Meiningen hat das Schlachthaus dem Bedürfnifie
entiprechend einzurichten, zu verwalten und zu unterhalten. Dagegen iſt fie berechtigt,
für die Benugung eine Schladhtgebühr zu erheben. Die Gebühr wird vom Magiftrat
und Gemeinderat feſtgeſtellt und ſoll den Betrag nicht überfteigen, der zur Verzinſung
und Tilgung des Anlagefapitals, zur Unterhaltung des Schlahthaufes, zur Beitreitung
der Betrieböfoften und zur Anſammlung einer entiprehenden Nüdlage erforderlich ift.
$ 5. Die Auffiht im Schlachthauſe nebft den zugehörigen Nebengebäuden
und dem Hofe wird unter Leitung des Magiſtrats vom Schlachthausauffeher geführt.
Wer das Schlachthaus benutzt, hat die Weifungen des Schlahthausauffehers zu bes
folgen. Beſchwerden über ihn find beim Magiftrat anzubringen.
+1 81 Ber
$ 6. Das Schlahthaus it mit Ausnahme der Sonn und Feſttage täglich
geöffnet. Die Stunden, während deren e3 offen ift, werden vom Magiſtrat umd
Gemeinderat feitgelegt. An Somm: und Feittagen darf das Schladhthaus nur mit
Genehmigung des Magiltrats geöffnet werben.
Wird bei Beleuchtung geichlachtet, To iſt hierfür eine befondere, vom Magiftrat
teftgefegte Abgabe zu entrichten. Der Zutritt zum Schlachthauſe iſt außer den dort
beihäftigten Perfonen nur mit Grlaubnis des Schlachthausaufſehers geftattet.
$ 7. Bor dem Schlachten ift die Schladhtgebühr an den Schlachthaus—
aufieher zu bezahlen, erit dann darf mit dem Schlachten begonnen werden.
88. Das Schladten der einzelnen Viehgattungen und das Aufhängen des
Fleiſches darf nur in ben hierzu bejtimmten Schlachträumen erfolgen. Das ge:
ſchlachtete Vieh oder einzelne Teile davon dürfen nicht länger ald 24 Stunden im
Schlahthaufe bleiben, find jedoch auf Weifung des Schlachthausaufſehers fchon Früher
zu entfernen. Die Reihenfolge des Schlachtens wird von Schladhthausauffeher be:
ſtimmt. In der Regel iſt dafür die Zeit der Anmeldung maßgebend. Bei den
Rindern erfolgt das Töten mit der Schlahtmasfe und erft dann, wenn das Schlacht:
ftüd genügend gefeſſelt iſt. Cine Ausnahme ift nur infoweit geftattet, ala es ber
jüdiihe Ritus erfordert.
89 Beim Schlachten ift die größte Neinlichkeit zu beobachten. Die
Schlahtabgänge müſſen ohne Verzug an den für fie beftimmten Ort gebracht werben.
Das Blut darf vom Schlächter bemugt, muß aber in diefem Falle fofort aus dem
Schlahthaufe entfernt werden. Die Eingeweide dürfen nicht in den Schlachträumen
geöffnet, ſondern müſſen umerbrochen nad) der Dungftätte gebracht und in dieje ent:
(eert werden. Die Neinigung der Eingeweide hat dann in dem hierfür beſtimmten
Raume jtattzufinden. Nach jeder Schlachtung müffen der benugte Schlachtraum und
die benugten Gerätichaften vom Schlachtenden jofort gründlich gereinigt werden.
$ 10. In das Schlahthaus und die zugehörigen Hof: und Gebäuderäume
dürfen feine Hunde gebracht werden. In den Schladhträumen ift das Rauchen und
der Genuß geiitiger Getränfe unterfagt.
8 11. Geringwertiges Fleiſch ift nad) der Anordnung des Magiſtrats auf
der Freibank zu verkaufen.
$ 12. Tiere, die nicht fofort gefchlachtet werden follen, find in die Schlacht:
hofftallungen einzuftellen und ſoweit nötig darin zu befeftigen. Wenn Tiere über
24 Stunden dort verbleiben, fo hat der Eigentümer für jeden angefangenen weiteren
Tag für 1 Stüd Großvieh 20 Pf., für 1 Stück Kleinvieh 10 Pf. Stallgebühr zur
jahlen. Der Eigentümer hat die eingeftellten Tiere ausreichend zu füttern. Thut er
dies micht, To beiorgt es der Schlachthausauffeher für Nechnung des Eigentümers,
Die Futterungsfoften werden vom Magiftrat feftgefeßt und bekannt gemacht. Der
Shlahthausauffeher kann den Eigentümer auffordern, das eingeftellte Vich abzuholen.
6
a 82 Ber
Kommt dieſer der Aufforderung nicht nad, jo kann ihm das eingeftellte Vieh auf
feine Koften zugejendet werben.
$ 13. Wer das Schlachthaus und feine Zubehörungen, namentlich die
Schlahtgerätichaften anders als durch den ordnungsmäßigen Gebrauch bejchädigt, hat
für jofortige Wiederherftellung zu ſorgen, widrigenfall3 fie auf feine Koften von der
Schlahthausverwaltung erfolgt.
$ 14. Der Magiftrat ift befugt, nähere Anordnungen zum Vollzug dieſer
Beſtimmungen zu erlaffen.
$ 15. Übertretungen diefer Schlahthausordnung werden, ſoweit fie nicht
unter andere Strafbeitimmungen fallen, mit Gelditrafe bis zu 20 ME. oder ent:
Ipredhender Haftjtrafe geahndet.
liber das im Neichötag im Zuni 1900 angenonmene Zleiſchbeſchaugeſeh
wird das Nähere fpäter folgen.
a 83 Be-
II.
Geſchichte des Kirchenliedes
in der 5. Meiningiſchen Sandeskirde.
Bon
Vietor Hertel,
Pfarrer in Mendhanien bei Nömbild.
I. Geſchichte der Gefangbücher. *)
1. Das Meiningifhe Geſangbuch.
Das Meininger Tageblatt enthielt im Jahrgang 1863 einen Aufſatz
über das evangelifche Kirchenlied und die Gefangbuchsangelegenheit. In Nr. 88
des Jahrg. lefen wir: „Für die Altmeiningifhen Lande ließ Herzog Bernhard
im Jahr 1683 durch den hiefigen VBuchdruder Nikolaus Haflert ein Geſangbuch
druden, welches ‚neben den alten befannten auch mit vielen jchönen neuen, au
anderen Orten zwar vor dieſem ſchon in Gebraud; geweienen, und bisher aud)
allhier eingeführten geiftreihen Liedern verfehen war.‘ Es war demfelben ein
Gebetbuch, auch befondere Gefänge unter dem Titel Harfenfpiel beigefügt worden,“
Auch die Vorrede des Geſangbuchs 1724 jagt: ſeit 1683 wird es zum zehnten:
mal nunmehr gedrudt.
Als Vorläufer des Meininger Geſangbuchs ift zu nennen: Chriſt
Fürſtliches David3:Harpfen:-Spiel: zum Spiegel ımd Fürbild
Himmelflammender Andacht, mit ihren Arten oder Singweifen, hervorgegeben.
Nürnberg. Gedrudt bei Ghriftoph Gerhard. MDCLXVIL.
Dies Buch ift bei Zahn, die Melodien der deutichen evangeltichen
Kirhenlieder, Bd. 6, genauer befchrieben. Die Lieber, an Zahl 60, find
bon Herzog Anton Ulrich von Braunſchweig-Wolfenbüttel gedichtet, die Melodien
rühren von feiner Stiefmutter, der Herzogin Sophia Eliſabeth, Her. Die
zweite Ausgabe erfchien tm Jahre 1670, aber in Wolfenbüttel.
Das: Gefangbud von 1683 iſt bei Zahn nicht aufgeführt.
Ebenſowenig eine vorauszufegende zweite Ausgabe. Er hat nur die folgende
benußt, aus der gräfl. Bibliothek in Wernigerode, mit diefem Titel:
Neuvermehrtes und zu Übung Kriftl. Gottfeligkeit
eingerihtetes Meiningiſches Geſangbuch Herrn D. Mart. Lutheri
und anderer frommen Chriften. Neben dem chrift-füritl. Davids Harpffenfpiel
*) Sin zweiter Teil der Arbeit wird die Liederdichter behandeln,
6*
a 84 Ber
Nach gewöhnlicher Ordnung der Jahreszeit und des Heil. Gatehismi ufw. ab-
geteilet ... mit bißhero gebräuchlichen und vielen neuen Melodeien, auch darzu
gehörigen Fundament, verfertiget; ... . Editio III. MEININGEN, drukts
Niclaus Haflert, %. ©. B. Im Jahr 169.
Die Vorrede von D. Jakob Reichart, Hofprebiger des Herzogs Bernhard,
jagt, dad Geſangbuch jei vom Herzog seligendo colligirt. Sämtliche Lieder
jeined Schwiegervater aus dem Harfenfpiel und drei Lieder feiner Gemahlin
Eliſabeth Eleonore find aufgenommen. Es find im ganzen 647 Lieder auf
954 Seiten in ſchmal 12°,
Die Melodie zu Glaudnigerd „Wir glauben all an Einen Gott,
Bater uſw.“ (Anding Nr. 170) tritt hier zum erftenmale auf, doch ift ihr
Verfaſſer unbekannt.
Im Mein. Tagebl. a. a. D. ift mitgeteilt: Am 27. Mat 1696 erging
der Befehl, daß da3 neue Gefangbud an allen Orten der Yandesportion ein:
geführt und nebſt ſolchen (d. i. ſolchem) wegen beliebter Gonformität feine aus—
wärtigen jollten geduldet werden. Dieje Verordnung wurde unter dem 26. Juli
1703 mit dem Hinzufügen wiederholt, daß, um der Anſchaffung fremder, wohl:
feilerer Geſangbücher zu begegnen, eine Ausgabe in kleinerem Format für
2 Batzen und 10 für einen Thaler abgegeben werden jollten.
Mir nennen weiter: Neuvermehrted 2. Meiningiides Ge
fangbud. Mit faft demfelben Titel wie die Ausgabe von 1693. Für Die
cr. Gemeind.-, Kirchen und Schulen jr. f. Durdhl. Landen. Editio IV. 1697.
Diefe Ed. ftimmt mit der vorigen nicht ganz überein,
In der Vorrede von Sexag. 1697 jagt Reichart: ... wie dann freilich
in Berfertigung folder und dergleihen Bücher ein selectus zu Halten iſt ...
worbon ich weitläufiiger in der Präfation über dad Waldeckiſche Geſangbuch,
jo id dazumal als G. S. in Waldeck auf gnädigiten Befehl auffeken müſſen,
differirt habe. Es find im ganzen 653 Lieder auf 997 Seiten, der Anhang be:
ginnt mit Nr. 636.
Dann erichien: Ed. V deöfelben Geſangbuchs von 1700. Die Zufchrift
Haſſerts und die VBorrede Reicharts (diefe jegt vom 1. p. Trin. 1700) wie in
voriger Ausgabe. Diesmal nur 991 S., Liederzahl diefelbe wie im Jahr 1697.
Im Mein. Tagebl. Iefen wir ferner: Im Jahre 1705 wurde eine
zweite, durch das Goburgifche Gefangbud und auch andere Lieder ſehr vermehrte
Auflage gedrudt — wozu die heiligen Kaften nad Vermögen einen Vorſchuß
zu thun hatten — und für 6 g. Gr. verfauft. Im November desſelben Jahres
wurde verordnet, daß eine gedrudte Tabelle der Geſänge des neuen Geſang—
bud)3 an die Kirchthür jedes Orts angehängt werde, damit die Leute die Lieder
deito eher nachſchlagen und mitfingen können. Die Lieder, welde gelungen
werden jollten, wurden von dem Schulmeifter oder Kirchner durch zwei Zeiger
in der Weiſe angedeutet, daß der meffingne die vor der Predigt und der eijerne
die nad) der Predigt zu fingenden Lieder angab, —
a 85 o Bo-
Der Titel lautet: Neupermehrtes, aus dem Coburgiſchen
und Meiningiihen zufammengetragened Gejangbud Herru
D. M. Luther und anderer frommen GChriften; auf guädigiten Befehl ꝛc.
Ed. I. Meiningen, Haflert, 1705.
Sn der Zufchrift an den Herzog und feine Gemahlin, ohne Datunt,
redet Hafjert von „dieſem vielvermehrten Geſangbuch.“ Vorrede Neihart3 von
Mis. Dom. 1705. Der Herzog habe die Lieder, die in dem einen oder dem
andern bon beiden ſich nicht finden, vergeftalt in ein Geſangbuch zufanmentragen
lajien, daß, „was für Gefänge aus dem Meiningifchen im Goburgifchen und
vice versa zu haben find defideriret worden, nunmehr in dieſem neu edirten
Meiningichen Gefangbud) find zufammengetragen worden.“
Auf 1124 Seiten 967 Lieder.
Mit dem Coburger Gefangbude ift wohl das mir vorliegende „Neu:
aufgelegte und vielvermehrte Goburgifche Geſangbuch, in welchem 792 des fel.
D. M. Luther ꝛc. ſchriftmäßige Pfalmen und Lieder befindlidh... .* gemeint,
oder vielmehr eine frühere Ausgabe diefes Buches. Die hier genannte ift von
1717, im Befige der Ghymmafialbibliothef zu Meiningen. Freilich habe ich bein
Vergleiche diejes Buch3 mit den Mein. Gefangbuche nicht beitätigt finden können,
daß die Gejänge des Goburgijchen im jenes übertragen wären.
63 folgt nun: Neuvermehrtes 2. Mein. Geſangb., auf Be
fehl de3 Fürſten Ernſt Ludwig herausgegeben. Ed. I. Meiningen, Haſſert,
1711. Zuſchrift an Ernft Ludwig und Gemahlin Dorothea Marie, ohne Datum.
Vorrede Georg Walchs, Mein., 1. Juli 1711. Im vorigen Gefangbud haben
fi viele Drudfehler eingefchlicen. Nun habe der Herzog befohlen, daß Die
Superintendenten und Paſtoren ein Verzeichnis der Fehler, die fie angemerkt,
einſchickten. Auf 1122 S. 963 Lieder.
In diefen 4 Ausgaben (1697, 1700, 1705, 1711) find Gebete anhang3:
weife beigegeben. Die beiden erften, mit Noten, haben für Die Lieder ver:
ſchiedenen, bald größeren, bald Eleineren Drud, anſcheinend ohne beſtimmten
Plan. Diefe vier find in je einem Gremplar in der Schloßfirhe zu Meiningen
aufbewahrt.
Das M. Tagebl. bemerkt: Alle diefe Ausgaben erichienen in ſchmal 8°
mit ungelpaltenen Zeilen. Dagegen erſchien 1761 die neue Auflage in größerem
Format und ſchönerem Drud,
Nach Wetzel, Hynmopdographie, find zwiichen 1711 und 1761 folgende
Ausgaben erfchienen:
Meiningiihes Gefangbud von 1713.
Neues Mein Gefangb,, fo mit einer VBorrede Herrn Georg Waldj3
in Meiningen 1716 gedrudt.
Meiningiihes Gejangbud von 1724 In dem mir befannten
A 86 Ber
Sremplare (Befiger Herr Seminarlehrer a. D. Auſchütz in Meiningen) fehlt
das Titelblatt.
Widmung an den Herzog Ernft Ludwig und die Herzogin, von
J. Ch. Haſſert, Elifabethentag, 19. Nov. 1724. Borrede vom Oberhofprediger
% A. Krebs, Meiningen, 18. Oft. 1724. Im Audzug: „Seit 1683 wird das
Geſangbuch zum zehntenmal munnehr gedrudt. Der Herzog Bernhard hat alle
Lieder, die da follten au dem Coburg: und Meining’schen Gelangbücern zu:
ſammen gedrudt werden, mit Krebs Durchgegangen und nad) den erjten Exemplaren,
bejonderd nad) dem Gothaifchen eriten Geſangbüchlein, verglichen, damit ja nicht
ein Wort, vielwweniger aber der Sinn der Berfaffer mit Willen und Willen ver:
ündert werde, indem man ſonſt derer Namen nicht mit Zug und Recht über
die Lieder ſchreiben könnte. Der Herzog hatte vorher an das 2, Meiningijche
Geſangbuch die Melodien in Noten nicht ohne Koften beidruden laſſen. rnit
Ludwig hat dies Geſangbuch nun zum 5. Mal auflegen laſſen, beigefügt etliche
ſchöne Lieder, doch nur mit wenigem in dem Anhang. Die beliebten Oleariſchen
Lieder auf alle Sonn: und Feſttage find bejonderd gedrudt und können nad)
eines jeglichen Gefallen angefügt oder bejonders gebunden oder ganz weggelaflen
werden.” — Auf 1150 Seiten 984 Lieder. Im Anhang Gebete.
Über eine nene Auflage von 1761 fiehe oben.
Da: M. T. fchreibt a. a. O. weiter: Als im Jahre 1768 der Hof:
buchdrucker Hartmann die Anzeige gemacht hatte, daß eine neue Auflage ſich
nötig machte und deshalb um Berhaltungsbefehle gebeten, erließ die Herzogin
GSharlotte Amalie ein Nefkript, dahin lautend, daß das Gefangbuc bei dem
vorigen verbleiben, jedod die darin befindlichen Fehler verbeflert und nur ein
neuer Anhang von erbaulichen und geiftreichen Liedern dem alten folder:
geitalt beigefügt werde, daß derfelbe befonders verkauft und eingebunden werden
fünne. In Beziehung auf diefen Anhang befam das Konftitorium den Auf:
trag, einen ſolchen Nadıtrag neuer wohlausgefuchter Lieder zu beforgen und
denjelben vor deſſen Abdrud der Herzogin zur Einſicht und Approbation vor:
zulegen, und erließ infolge davon an die Ephoren die Aufforderung, daß fie
nicht nur ſelbſt dergleichen Lieder aufſuchen und einjenden, jondern aud ver:
fügen jollten, daß ein gleiches von den Ehrn Pfarrern ihrer Diözes gefchehe.
Die alfo vorbereitete Ausgabe erfhien 1771 mit dem Anhang und ift die legte,
dod mehrfach unverändert wieder abgedrudte de3 alten Geſangbuchs. — Der
Titel des neuen Buches würde fein (Titelblatt fehlt in der mir zugänglichen
Ausgabe): S. Coburg: Deeiningiiches Gefangbud .... 1771.
Vorrede (Vorbericht der 5. ſ. zum obervormundſch. Konſiſtor. allhier
verordnete, Präſid, Räte und Affejforen, vom 27. Auguft. Vom gleidien Tage
Widmung des Buchdruders F. Ch. Hartmann): „Die diesmalige Auflage und
Einrichtung diefer Sammlung von Geſängen übertrifft alle vorhergehende Ge:
jangbücer, die binnen hundert Jahren die hiefige Hofbuchdruderei verlegt und
verkauft hat. Die Weglaflung unverftändlicher Lieder nicht nur, ſondern auch
u 87 Be-
einige Erläuterungen und der ſchätzbare Zufag eines Anhangs zeichnen diefe
Ausgabe des Geſangbuchs vor allen vorhergehenden aus.” Hartmann.
„Aud in unferm Gejangbuc befanden fich Lieder, welde in Gedanken
matt, in dem Ausdrud unverftändlic und niedrig; den Begriffen, zu welchen
folde Anlaß geben follten, nicht angemeſſen, endlich Lieder in einer fremden
Sprade verfertiget.” „Diefe auf höchſten landesfürftlichen Befehl beforgte
neueite Auflage...“ Vorbericht.
Die weggelafienen Lieder find mit ihren Anfängen aufgeführt, diefe
aber eingeflammert, 3. B. [7. Frohlod, du Tochter Zion! faft und 2c.]
Nah Nr. 984 folgt: Neuer Anhang zum S. Coburg : Meiningifchen
Geſangbuch, beftehend aus 195 Liedern. S. 3—223. In vier Abteilungen:
1. Lieder von allgemeinerem Inhalt. 7 Unterteile. 2. Lieder über die chrifts
lihe Glaubenölehre. 23 Abfchnitte. 3. Lieder über die dhriftlichen Lebens:
pfligten und andere dahin gehörige Stüde. 32 Abſchnitte. 4. Lieder bei
einigen befonderen Fällen. 3 Nummern.
Ktirchengebete bilden au; hier den Anhang des Geſangbuches, die
Versieuli und die Regiiter finden fich hier wie in den anderen Ausgaben. —
Das Gejangbud ift noh in Solz und Mehmeld, ſowie in Steinbad in Ge:
brauch. — Noch eine Ausgabe von 1774 hat mir vorgelegen.
Mit diefem Geſangbuch ift die Enttwidlung der Hymnologie in Meiningen:
Coburg zu einem gewiflen Abjchluffe gelangt. Die neue Zeit hat auf die Eigen:
art des Buches nur den Einfluß gehabt, daß mehr Lieder im Sinne Gellertö
eingejegt find, dagegen ift der Pietismus nur ſchwach vertreten. Die von An—
fang herrichende Orthodorie blieb bis dahin vorherrichend. Die neue Zeit kündet
id) darin an, daß „unverjtändlide Lieder” weggelaffen find, „unverſtändlich“ ift
etwa ſoviel als „wider den Zeitgeihmad“, und ähnlich ift weiterhin bei Wetzel
zu beobadıten, wie er zwar felbft nicht an den alten Liedern ändert, feine eigenen
aber in jenem „verftändlichen“ Tone Hält. Auch Hat gewiß der Umfang des
Geſangbuchs mit dem neuen Anhang feinesteild geboten, am alten Beſtande zu
fürzen. Die Lieder des Geſangbuchs der Neihe nad aufzuführen ericheint un:
nötig, wir weifen nur auf die Einteilung des Inhaltes hin, die auf den alten
Braud) der Schulgefangbücher, 3. B. de3 berühmten Gothaer Cantionale sacrum,
zurüdgeht und bon D. Adermann wieder berückſichtigt wird: I. Feſtgeſänge.
1. Auf das Advent. 2. Auf Weihnachten 2. 15. Auf der Apoftel Tage.
II. Gatehismusgefänge. 1. Von den zehen Geboten 2c. III. Andere hriftliche
Gefänge. 1. Bom Wort Gottes und der hriftlichen Stiche ꝛc. Uber die Ein:
teilung des neuen Anhangs |. oben.
Das M. T. berichtet ſodann: In den legten Sahrzehnten des vorigen
Jahrhundert3 machte fid die von Zollikofer zuerft angebahnte neue Richtung
de3 Geſangbuchsgeſchmackes auch hier geltend. Herzog Carl faßte die Sache
ins Auge, und der Hofprediger Pfranger, felbit ein Mann von dichteriſcher
Begabung und Verfaffer mehrerer jet bei uns noch ſehr gern gefungener Vieder,
mn 88 Ber
ein inniger Freund Schillers, befam vom Herzog den Auftrag zur Sammlung
für ein neued Gefangbud, die er auch, namentlih das Klopſtock-Crameriſche
Geſaugbuch benußend, begann, und die nad) feinem Tode von feinen Freunde,
dem Hofrat und Bibliothefar Reinwald, fortgefegt und vollendet wurde. —
Der Titel des ©. iſt: Neues Sachſen-Coburg-Meiningiſches Ge-
fangbucd, zur öffentlichen und häuslichen Erbauung. Meiningen . . (die mir
borliegende Ausgabe iſt von 1813).
Borrede o. V. vom 20, April 1794. Außer dem oben genannten Ge:
ſangbuch find noch mehrere zu Nate gezogen, 3. B. das Anſpachiſche, Berliner,
Heidelberger, dad der Bremer Domgemeinde, das Gothaiiche, Württemberger, die
Niemeyeriſche Liederfammlung für dad Pädagogium zu Halle und die Dietrichiſche
zur Ergänzung des Berliner Geſangbuchs. Dem Cinwurfe, mehrere Lieder
möchten den gemeinen Manne zu neu oder ftellenweile nicht faßlich genug fein,
will der Herauögeber nicht noch befonders begegnen, da er jchon mehrmals ent:
fräftet worden jei. Die Sammlung enthalte mehrere Hunderte von den alten
bekannten Gefängen eined Luther, Paul Gerhardt u. a, nur im Gewande Der
jegigen verbefferten Sprade und mit Vertilgung der Sprachfehler.
Auf die Vorrede folgen Inhaltsverzeihnis und Sadıregiiter. Hierauf
die Lieder, 722 an Zahl. Die erjten beiden Hauptabteilungen find: chriſtliche
Glaubens und Sittenlehre. Die zweite ift eingeteilt in allgemeine, darunter
Buße, Glaube, Früdte des Glaubens, und in befondere, diefe wieder in Die
vier Unterteile: Pflichten gegen Gott (3. B. Gebet), gegen uns felbit a) in An:
ſehung unferer Seele, b) in Anfehung des Leibes und des Irdiſchen, Pflichten
gegen den Nächſten, darunter an legter Stelle: pflichtmäßiges Verhalten gegen
die Tiere, — Pflichten einzelner Stände. Dritte Hauptabteilung: Lieder bei
Zeitenwechjel, in verjchiedenen Lebensaltern und vom Tode,
Sm ©. find, wie aud die Vorrede angiebt, über 30 zuvor ungedrudte
Lieder, meift über befondere Gegenstände verfaßt, am Schluffe mit * * bezeichnet.
Beifpiel: Nr. 720: Gebt dem Tode feinen Raub (von Pfranger).
Nach dem mit „Ende“ abgeſchloſſenen Gefangbuce fteht das Negiiter
der Lieder, zulegt werden zwei Kirchengebete angefügt.
Das Bud) hat, wie man leicht fieht, einen der veränderten Geſchmacks—
richtung entiprechenden Charakter. Es ift keineswegs fo revolutionär wie z. 2.
das Gothaiſche „verbefferte* von 1778. Dichterifche Sprache wird durchweg ge:
funden, im Teil von der Sittenlehre mußte natürlich der Dichter dem Moral:
lehrer dienftbar werden. Verglichen mit den Originalen, find die Umdichtungen
bei weitem minder wert, auch oft viel unverftändlicher (wenn wir den eigentlich
kirchlichen Gefhmad, nicht das wandelbare äfthetifche Gefühl entjcheiden laſſen)
al3 die nad) damals „gebildeter* Meinung „unverjtändlichen” alten Lieder.
Mehrere Hunderte der alten Gefänge follen, wenngleich neugeftaltet, auf:
genommen fein — das ift denn doc zu viel behauptet.
A 89 Be
Das M. T. fchreibt weiterhin: Sup. Wald) in Salzungen gab die erite
Anregung, das Meininger Geſangbuch zu erneuern, bald nad) dem Reformations-
jubiläum. Dann verhandelten Gen.Sup. Vierling und Hofpr. Emmrich mit
Hinzuziehung Wald vielfach darüber, daß ein Anhang zu dem N. M. ©. ge:
fertigt werden folle. — Erft 1843 wird auf Anregung des Oberhofpr. Dr. Ader:
mann unter dem Vorfige des Oberkonſiſtorialrats Dr. Nonne eine Geſangbuchs—
Kommiffion ernannt. Vorderhand beſchäftigte fie fich mit der Anfertigung und
Herauögabe eine Keinen Anhang zunächſt für das Neue Mein. Geſangbuch,
welcher in 22 Liedern demfelben angefügt wurde. (Diefer Anhang it im
Sahr 1844 erjdienen und am Pfingftfefte zum erftenmal in Gebraud ge:
nommen worden. 9.)
Und darnad: Die Eiſenacher Konferenz ließ den Entwurf eines Kirchen:
geſaugbuchs von 150 meift älteren Stirchenliedern anfertigen. — Dies evangelifche
Gefangbuh ward nad dem Vorgang anderer Oberfirhenbehörden auch bon
unferem Kultusminiſterium als Anhang zu den beftehenden Geſangbüchern geftattet
oder empfohlen mit dem Hinzufügen, daß er bei ver Redaktion eines neuen
Geſangbuchs ald Grundlage dienen ſollte. Im Jahr 1857 ward die Abfaſſung
eines folden neuen Geſangbuchs „bejonders für diejenigen Yandesteile und Ge
meinden beichloflen, welche ſolche Geſangbücher haben, von denen feine neue
Auflage mehr veranjtaltet wird, fodaß in ihnen eine wahre Gefangbudsnot
herrichte, da die alten für teures Geld oft nicht zu haben waren.”
D. Adermann verfaßte, unterftügt durch die meiften der in der Stadt
angeitellten Geijtlichen und durch Oberfhulrat Dr. Weidemann, Kabinetsrat
v. Liliencron, Prof. Henneberger und Prof. Rektor Schaubach, den Entwurf:
Entwurf eined Gefangbuds für mehrere Kirchengemeinden des
Herzogtums Meiningen. Meiningen, gebrudt in der Keyßnerſchen Hofbuch—
druderei. 1859,
©. IO—LVI Vorbemerkungen vom 12. Mai 1859 von Dr. A.
1. Beltimmung des neuen Geſangbuchs. In der einen Gemeinde haben
260 Berjonen (i. 3. 1856) fein Geſangbuch ufw.
2. Notwendigkeit eines neuen G. Die neueren inländifchen G. Fonuten
zu-ihrer Zeit für gut gelten, ftehen aber hinter den heutigen Anforderungen
zurüd. Doc, fol die Gemeinde dad neue G. freudig begrüßen, fo muß ihr
Belanntes und Liebgewordened daraus entgegentreien. Daher ift die Hälfte
der Lieder, die dad neue G. enthalten fol, den inländifchen entnommen, ganz
befonders dem Alt-Meininger und dem Neu-Meininger.
3. Zwed ded Entwurfd. Den Gemeinden, ben Geiftlihen und allen,
die fi für die Sache intereffieren, ift Gelegenheit geboten, Anfichten und Bor:
ihläge zu äußern.
4. Weſen und Beichaffenheit eined Geſangbuchs überhaupt. Die Kultus:
jeite und die gefchichtliche Seite müſſen recht gefaßt werden und Haben größte
+3 90 Be-
Bedeutung. Nicht ſowohl Bredigtlieder, als vielmehr Kirchenlieder müfen in
dem G. Stehen.
5. Bearbeitung des Entwurf. 6. Unvollkommenheit des Entwurfs.
7. Zahl der aufzunehmenden Lieder. Äſthetiſche Gründe für eine nicht zu ge-
ringe und eine nicht zu ftarfe Zahl. Praktiſche, daß es auch der häuslichen
Andacht diene,
8. Wahl der Lieder, Verwieſen wird auf die treffliche Vorrede Herders
zum Weim. Geſ.B. von 1795.
9, Anderung der Lieder. Geändert muß werden, aber wa3 und wie?
Was? 1) Unbibliſches, 2) Unverſtändliches, 3) Lächerliches, 4) Ekelhaftes. Wie?
Sconend, fo that Herder.
10. Die Anordnung und die Rubriken. „Nad dem Borgange der be:
deutenditen Hymnologen habe ih mich von der Grundidee de Chriftentums und
de3 Kirchenjahrs leiten Iaffen, das ift die Idee des Heils. — An jede, auch an
die hymnologiſche Nubrizierung muß man 2 Hauptforderungen ftellen, 1) fie
muß logiſch richtig, und fie muß 2) praftiih brauchbar fein.“
Hiernad) ift die Anordnung des Inhalts, wie fie Togleih in einem
Inhalts-Verzeichnis mit den Rubriken geboten wird, diefe: Erfte Hälfte. Lieder
für kirchliche und häusliche Andacht. I. Gottesdienft und Gebet. LU. Safra-
mente und andere Handlungen. III. Befondere Zeiten und Stände. — Zweite
Hälfte. Lieder allgemeineren Inhalts. IV. Glaube und Liebe. V. Leben und
Wandel. VI. Tod und Ewigkeit.
Es find 622 Nummern, von denen aber viele in das jpätere Geſang—
buch nicht aufgenommen find. Man fieht aus dem Handeremplare des Herru
Pfarrer Bugert, eines Mitarbeiters, daß die Lieder forgfältig geprüft worden,
wohl auc nad ihrer Verbreitung in den evangelifchen Kirchen Deutſchlands.
Noch mehr als im Entwurfe ift im Gefangbuche felbjt der urfprüngliche Text
der alten Lieder hergeltellt worden. Die Mitarbeiter, genannter Herr B., der
Hofkaplan (nun Oberhofprediger) Schaubach und Nektor (jpätere Oberfirdhenrat)
Schaubach, haben, wie Dr. A. verfichert, wejentlic die Arbeit zum Ziele führen
helfen. Sie erfchien als:
Evangeliſches Gefang: und Gebetbud. Meiningen, Drud
der Keyßner'ſchen Hofbuchdrucderei. 1862.
Borrede S. IIT—XIV, Meiningen, den 18. Sept. 1862, d. V. (Verf.
war Adermann.) 1. Uriprung und Wert deö geiftlichen Geſangs. 2. Kurze
Geſchichte des evangelifchen Kirchenlieds. Aus Güths Meining. Chronik wird
der Einzug des evangelifchen Kirchengefangd in die Kirche zu Meiningen 1543
berichte. 3. Befchaffenheit eines evangelifhen Gefangbuhs. Es muß 1) ge
Ihichtlihen Kern haben, es muß 2) liederreich, 3) gut geordnet, 4) erbaulid)
fein. Zu 3) wird die Einteilung des alten Meininger Geſangbuchs in Kirchen:
und Satechismuslieder (oder in Kirchenjahr und drei Artikel) anerkannt, dabei
aber die Mühe betont, die e3 koſte, die Ginzelheiten recht zu ordnen und zu
verknüpfen. Der Anhang, Gebete für die Hausandadjt, aus dem Dleininger
4 91 Be
stirhenbud und aus anderen Quellen, Hatte noch veichhaltiger werden follen,
dod) die Rückſicht auf den Geldpunkt verbot es.
Das Inhalt3verzeihnis ift nunmehr: Erſte Hälfte Lieder für be:
jondere Zeiten und Fälle. I. Sonn: und Felttage, Kirchenjahr. II. Kirchliche
Handlungen. III. Tageszeiten und befondere Verhältniſſe. — Zweite Hälfte.
Yieder vom chriftlidien Glauben und Leben überhaupt. Darımter zunächſt
die Abfchnitte: Weſen und Wert des Glaubens, Bekenntnis de3 Glaubens.
Dann IV. Eriter Artikel, Schöpfung. V. Zweiter Artikel, Erlöjfung. VI. Dritter
Artikel, Heiligung.
Es find 640 Lieder auf 542 Seiten. Zum Schluffe ift die Schriftitelle
Off. Joh. 7, 12 angefügt.
Der Anhang enthält auf S. 543—605 Gebete, hierauf die Darlegung
des Weſens des Kirchenjahres, „Entftehung, Bedeutung und Verlauf des K.“,
nächſtdem das Verzeichnis der Berifopen, Verſikel, Nachrichten über die Verfaſſer
der Lieder, Melodienverzeichnis, endlich Liederverzeichnis bis zu S. 656.
Auf die muſikaliſche Seite tft gleiche Sorgfalt wie auf die tertliche
verwendet. Die vaterländifhe Dichtung ift genügend berüdfichtigt. Die
Angaben über die Liederdichter unter den Liedern ſowie in den Nachrichten find
dem Stande der Foridung zur Zeit der Herauögabe gemäß; bon 6 Liedern
unter 28, die feinen Namen tragen, laſſen ſich nunmehr die Berfaffer nachweiſen.
Die Landesiynode ftimmte im Jahr 1898 für Beifügung eines Anhanges.
Er ift in der neuften, zehnten Auflage, 1899, zu finden, wo cr die Lieder
Nr. 641 bis 666, von S. 543 bis 567, umfaßt. „Wie ſchön Teucht’t und der
Morgenftern“ von Nicolai ift zwar eingeitellt, doc in veränderter Form. Außer
den Liedern ift das Buch durch die neue Perikopenreihe und eine Gottesdienit-
ordnung vermehrt worden,
2. Das SHildburghäufer Geſangbuch.
Die erfte Ausgabe, die ich erwähnt gefunden, hat im Jahre 1703 ſchon
eriitiert. Mehr kann ich über fie nicht berichten. Diezels Chriſt-erbau—
lihes Kirchenbuch erichien 1716, Der Titel gibt als Inhalt au: I. Die
geiftreichiten Gefänge 2c. II. Die hiefigen gewöhnlichen ſonn- und feittäglichen
Kirchengebete. III. Die Evangelien und Gpifteln. IV. Die Geſchichte de3
Leidens und Sterbens Chrifti. V. Die unveränderte Augsburgiſche Konfeſſion
mit den 3 Hauptfymbolis. VI. Der Eleine Katehismus. DBerfaffer: M. Karl
Friedrich Diezel, Hofprediger und Archidiafonus. Verlag des fürftl. Waifen:
haufes, Hildb. 1716.
358 Lieder, 343 S., daun Negiiter. Gin Eremplar ift in der Schloß:
bibliothek in Meiningen aufbewahrt.
Ein ſpäteres Gefangbuh trägt den Titel: Hildburghäuſiſches
Gejangbud, darinnen zu finden D. M. Lutheri und ander gottjeligen Männer
geiſtliche Geſänge, fo in der evangelifchen chriftlicen Kirche anjego am meiſten
+4 092 Be
üblid, Nebſt einem Haus: und Sirchen-Gebetbüdlein..... auf des fürftl.
Gonfiftorii daf. Verordnung für Kirchen und Schulen zufanmengetragen ....
Hildburghaufen, verlegtS Balth. Benzold, f. ſ. Hofbuchdrucker. 1736.
Ein Exemplar ift im Pfarrarchiv zu Pfersdorf befindlich.
Nach Borrede und Regiftern folgen 610 Lieder auf 652 Seiten, dann
Gebete, died alles nıitt ENDE abgefchloffen, doc hatte die Sammlung jedenfalls
zuerst nicht dem hier vorliegenden Ymfang, denn mit Nr. 580 beginnt Anhang
etlider geiftreihen Lieder. Nach den Gebeten nun ift ein zweiter
Anhang etlicher geiftreihen Lieder S. 677—735 angefügt, der die Lieber
Nr. 611—649 umfaßt. Hierauf wird mit einem Negifter das Geſangbuch be:
ſchloſſen, ein geiſtreiches Gebetbuch, 235 S., und das Lektionar der alten Peri—
kopen ſind dann noch beigegeben, als Nachtrag ſteht zuletzt das Abendlied von
Scriver: Der lieben Sonnen Licht und Pracht hat nun den Lauf vollführet.
Die Einteilung des Geſangbuchs ohne den doppelten Liederanhang iſt
dieſe: 1. Geſänge, ſo nach der hieſigen Kirchenagenda bei dem öffentlichen
Gottesdienſt ordentlich geſungen werden. Hierauf „die Verſikul, wie ſie in der
hieſigen Kirchenagenda vor denen Kollekten augeordnet ſind“ in 19 Abſchnitten.
Ferner 2. Feſtgeſänge auf das Advent. 3. Feſtgeſänge auf Weihnachten uſw.
16. Auf der Apoſtel Tage. 17. Über den h. Katechism. insgemein. 18. Über
dag erite Hauptitüd von denen h. zehen Geboten. 24. Morgengefänge uſw.
29. Vom Wort Gotte8 und der dir. Kirchen. 30. Von der Rechtfertigung.
31. Bom cr. Yeben und Wandel. 32. Bon Kreuz, Verfolgung und Anfechtung.
33. Bon allgemeinen Zandplagen. 34. Vom Sterben und Begräbnis. 35. Vom
jüngften Gericht. 36. Bon der Ewigkeit ufw. 40. Lob: und Danklieder. Die
Ziederanhänge enthalten Gefänge aus den verſchiedenen Fächern, ohne ftrenge
Ordnung im erften Anhang, geordnet im zweiten.
Der Vorzug dieſes Buches vor den fpäteren Erzeugnifjen der Gefang:
buchslitteratur in Hildburghaufen iſt die gutkirchliche Art, die fih u. a. in ber
großen Zahl von Liedern Paul GerhardtS zeigt. Das Geſangbuch ift noch in
einer neuen, vermehrten Auflage erichienen:
Hildburghäufifhes Gejangbud, darinnen zu finden uſw.
(bis: verfehen). Mit vielen geiftreichen Liedern vermehret. — Drudts und ver:
legts Johann Melchior Pentzold, Fürftl. Sächß. Hof-Buchdrucker, 1741.
In der Vorrede an den „Gott:ergebnen Leſer“ ſagt der Verleger, er
habe grobe, erhabene Schrift angewandt für ſchwächere Augen.
Negifter der Lieder auf Sonn: und Feittage, 5 Bl. o. 3., 1 Bl. Gebete o. 3.
Lieder Nr. 1—579, ©. 1-684. Dann Anhang Nr. 580-661, ©. 685
bis 792, Die Lieder find über die ganze Zeile hin gedrudt,
Geiltreihe Gefänge, jo nad) der hiefigen Kirchen-Agenda ufw., dann
die Verſikel, das Folgende ebenfall3 wie in der 1. Ausgabe. Zwiſchen Nr. 604
und 606 al3 Nr. 605 das Lied „Der lieben Sommen Licht und Pracht”, das
in jener am Schluß fteht.
4 03 Bo
Vor Nr. 612 (in jener Nr. 611) fteht nicht: Zweiter Anhang . ., ſondern
diefer Anhang Ichließt fid) ohne dieſe Uberſchrift an. Die Nr. 651—661, die
bier neu Hinzutreten, find Lieder auf dad Hohe Neujahr, Himmelfahrt,
Johannis u. a., das legtgenannte iſt „Wenn id nur Gottes Gnade habe,”
(dies Lied ift in der Arbeit S. 101 mitgeteilt), alle find in Baſchs Gefangbud)
aufgenommen, nur nicht die letzte Nr., 611, „Endlich, endlich muß es doc.“
Hierauf: Negifter nad) der Zahl der Lieder, 4 BI. ohne Pag., ſodann:
Geiftreiches Gebetbuch, aus unterfchtedenen bewährten und gottjeligen Theologis
zufammten getragen 2c. Hildburghaufen, druckts Johann Melchior Pentzold,
Fürftl. Sächß. Hof-Buchoruder, 1741. 188 S. und Negifter. Ferner Epifteln
und Epangelien der Sonn- und Felttage mit kurzen ſummariſchen Betrachtungen,
wie aud die Hiftorie vom Leiden 2c., „dene beigefüget Ein Klein Corpus Doc-
trinae ..., auögefertiget von D. Garl Gottlob Hofmann, P. P. Ordinar. und
Superintendent in Wittenberg.“ Leipzig, 1745, bei Sebajtian Heinrich Barnbed,
am Thomas-Kirchhofe. 167 S. Die Beratungen find von Hofmann. Zum
Corpus Doctrinae vergl. ein anderes im Saalfelder Geſangbuch von 1781.
Das obige Hildburghäufer Gefangbud iſt Cigentum des Henneberger
altertumsforſchenden Vereins in Meiningen.
Eine ganz andere Richtung ſieht man vertreten in ber Mitte des Jahr:
hundert3 durch da3 neue Werk:
Hildburghäufiihed Gejangbud oder Sammlung alter und
neuer geiftreicher Lieder zur Beförderung der öffentlichen und befondern Andacht,
auf hohen Befehl verfertigt ... von M. Sigmund Bald, h. ſachſ. Hildb. Kon—
filtorialrat, Oberhofpr. und Generalfup. (1755) Hildburghaufen, verlegts Joh.
Gottfr. Hanild.
Entweder im Jahr 1755 oder furz vorher erichienen, Hat das Bud)
bereit$ 1761 die 3. Auflage, 1780 die 5., im groben Drud 2. verb. Auflage
erlebt. Ein Eremplar von 1761 liegt im Pfarrarchive zu Pfersdorf, eines von
1780 findet fid) im Privatbefi in Mendhaufen.
Bemerkenswert ift Die Borrede: Von der Stimme des Herzens im Singen.
12 88. Im legten $: Diele der unbekannten Melodien des Buchs kommen in
den Chorälen der in den fürftlichen Landen einzuführenden Seebach'ſchen Kirchen:
mufif vor. (Über dieje ſpäter. 9.) Auch find mehrere Bücher zu finden, wo
fie bereitö in Noten geſetzt, worunter das Wernigeropifche.
Auf die Vorrede folgen: Ordnung der Lieder nad ihrem JInhalt.
Regifter nad den Evangelien und Epifteln, Negifter der vornehmften Materien.
1780 find drei Lieder beim Anfange des Gottesdienſtes ohne Seitenzählung
vorangejtellt, nämlich: Herr, den alle Hinmel ehren. Herr Sefu, der und Gott
erfauft. O Geiit des Glaubens, Geiſt der Wahrheit. Hiernach die 979 Lieder
auf 1127 Seiten. Die Ausgabe von 1780 Hat von Nr. 910 an bis zum
Schluß einen Anhang, bor diefem ift Nr. 909 ausdrücklich als Schlußlied
bezeihuet. Ohne den Anhang, der ebenfo wie das Geſangbuch felbit nad) dem
A 04 Kom
Kirhenjahr, dem Wort Gottes und dem chriftlichen Leben, Sreuz und Sterben
geordnet ift, wird dad Bud in 40 Rubriken geteilt: 1. Advent. 15. Bon
der Liebe Gotted und Chriſti. 19. Von der Vorſorge Gotted. 20. Vom
menſchlichen Elend und Berderben. 21. Von Chrifti Mittleramt. 22. Bon
der wahren Buße. 25. Vom Wachstum der Licbe zu Gott und Ghrifto.
29, Bon der Verleugnung fein felbit und der Welt. 30. Bom Kreuz und der
Geduld dabei. 31. Vom wachen, Fämpfen und fiegen. 32. Won dem Frieden
und der Freude der Gläubigen. 40. Bei bejonderen Fällen. Hierunter
3. B. bei der Konfirmation der Kinder.
Viele alte Lieder au dem vorher genannten Gejangbude find von
Baſch beibehalten, ein gut Teil der Sammlung aber hat pietiftiiche Art, und
dadurd; wird dem Ganzen fein Charakter aufgeprägt. Bon erflärenden An—
merfungen und vom Nachweiſe der Bibelftellen ſollen unbelanntere Ausdrücke
Licht empfangen. Beigegeben find Kirchen: und Haudgebete.
Nah nur neun Jahren von der 5. Auflage ab kam heraus:
Sammlung geiftlider Lieder zum einstweiligen Gebrauch der
herzoglichen Hofgemeinde allhier zu Hildburghaufen auf gnädigiten Befehl über:
geben, Hilbburghaufen, bei Johann Gottfried Haniſch. Ein Eremplar befitt
Pfr. K. Oberländer in Lindenau.
Vorrede von Chrift. Gendner, jegt deſign. Hof: und Garn.Pred., und
Soh. Andr. Genpler, zweit. Hofdiak., auch defign. erft. Hof und Stabtdiaf.,
13. März 1789. Die Xiederfammlung fei urfprünglid für Berlin beftimmt,
und mit wenigen Veränderungen fei fie zuerft in der Nachbarſchaft „bei einigen
ritterfchäftlihen Gemeinden, und erft neuerlich noch in den freiherrl. v. Tanniſchen
Gemeinden zum öffentlichen Gebraude eingeführt.” Der kleine Anhang folle
teil3 nur einige Züden ausfüllen, teil$ aber eine und da andre nicht veriverf:
lihe alte Lied der Hofgemeinde aufbehalten.
Auf 415 Seiten 455 Lieder und Anhang Nr. 456-477 mit Anhang:
regilter, und das Liederregiiter.
Erite Hauptabteilung: Lob Gottes. Allgemeines Nr. 1-11. Be
fondere3 Nr. 12-180. — Zweite Hauptabteilung: Bitten zu Gott. Al:
gemeine Nr. 181—194. Befondere Nr. 15—455. — Im Anhang: I. Beim
Anfange des Gotteödienftes. Die drei oben bei Bach 1780 genannten:
Herr, den alle Himmel ehren. Herr Jeſu, der und Gott erfauft. O Geilt
des Glaubens, Geift der Wahrheit. Dazu: Auf, meine Seele, ſinge.
(Alſo eine Umdichtung von „Nun lob, mein Seel, den Herren.) DI. Bon
Gottes Wejen und Eigenfchaften. Dank und Anbetung bringen wir, Gott
der Vater, fteh uns bei. Herr, unfer Gott, wer ift dir gleid. Kommt,
opfert Ehre, finget Ruhm. Preis ihm, er ſchuf uud er erhält. Unendlicher,
den Feine Zeit. III. Sendung und Geburt Jeſu. Wie thut fid) dort der
Himmel auf. IV. Mein Jeſu, der du vor dem Scheiden. V. Glaube und
+1 05 &-
Rechtfertigung. Ich bin erlöft durch meines Mittler Blut. Ich bin verföhnt,
o freudenvoller Sprud. Ic habe nım den Grund gefunden, der meine Hoff:
nung. Iſt Gott für mich, fo trete. So Hoff’ ich denn mit feſtem Mut.
VI. Selbiterfenntnig und Demut. Erhabne Majeltät, an Macht und Stärke
reih. Herr, dur kennſt mein Verderben. VII. Bon den Engeln. Du Herr der
Seraphinen. Herr, du haft in deinem Neid.
Die Sammlung weijt jelbft auf ihre Herkunft von Berlin hin, alfo
auf Diterih, und ift ein Kind der Zeit. Noch mehr zeitgemäß war dad nächſte
Erzeugnis der Aufklärung:
Hildburghäufifhes verbejjertes Landesgejangbud
nebjt einem Anhang neuer Lieder. Auf höchſten Iandesherrlicen Befehl heraus:
gegeben von 3. A. Genßler und G. G. Erneiti. Hildburghaufen, 1797. Ge:
drudt und verlegt bei 3. G. Haniſch, Hofbuchhändler.
Borrede S. TII—XT vom 29. Januar 1797: Baſch habe Furz vor
jeinem Abzug das jeit 1755 in biefiger Stadt, viel Tpäter aber und mur
nah und nad durch die Bemühungen Kernd in den Landgemeinden ein:
geführte Geſangbuch zufanımengeiragen und herausgegeben. „Died Gejang:
buch erihien viel zu früh, um eine lange Dauer zu verfprechen, gerade zu
der Zeit, da es am meilten in dieſem Fade gärte und das Licht bon
der Finfternis fih erft loszumwinden und zu fcheiden begann. Zudem Hatte
man damals, als dad Bedürfnis guter Kirchenlieder zuerit gefühlt wurde, noch
feinen ordentlihen Vorrat befferer Kirchengefänge, die Ichon vorhandenen waren
noch nicht genug affreditiert, um fie in eine Sammlung zum Gebrauche des
Öffentlichen Gottesdienftes aufzunehmen, Baſch Hatte einen entjchtedenen Hang
zur Hallefchen Myſtik (zu Sorau hatte er die erfte Kirchenwürde bekleidet), Das
Gejangbud war nicht weniger mangel: und tadelhaft als das alte. Diele ver:
mißten manches gute alte und befannte Lied, weldyes in der neuen Sammlung
weggeblieben war, und man mußte, fie zu befriedigen, bald einen Anhang bei-
fügen. Diele beflagten fid) über die Unverftändlichkeit der myſtiſchen, ſpielenden
und feltfamen Ausdrüde in den meiften neuen Liedern, und der Dantalige Stadt:
diakonus Fehmel wurde dadurd) bewogen, einen Eleinen Kommentar in einzelnen
Noten zur Aufklärung dunkler Stellen faft unter jeden Vers zu ſetzen. — —
Indes behalf man ſich doch mit diefem Gefangbud bei 43 Jahre lang, obgleich
nad jo jehr verändertem Gefhmad, und nachdem rings um uns ber in den
benachbarten herzogl. ſachſen meining. und koburg. Ländern, jelbit in ritterichaftl.
Orten, neue und gute Gefangbücher nad) und nad; zufammengetragen und ein—
geführt worden waren, ſchon früher eine Verbefferung des hiefigen Geſangbuchs
nötig gewejen wäre. — — Beſonders war der Mangel guter moraliſcher Ge:
länge — — zu fühlbar. — — Außer den mit einem Stern bezeichneten, als
welche am meiſten ausgefeilt und geglättet worden find (deren Zahl fi mit
Einſchluß etlicher wenigen, bei weldyen der Stern beizuſetzen vergeſſen worden
ift, auf 302 beläuft) erlitten auch die übrigen in einzelnen Ausdrüden und
43 096 So»
Stellen eine merkliche Veränderung. Es koſtete eine fait zweijährige jchwere
und ſaure Mühe.
Da mit mögliciter Sorgfalt bei den Veränderungen der Lieder dahin
gefehen worden tft, daß fait durdgängig die Reime beibehalten wurden und
diefe daher in beiden Gejangbücern zufammentreffen, jo kann durch die Ab:
weihung einiger Worte in den Verszeilen feine merkliche Diffonanz und folglid;
auch feine Hinderung der Andacht entitehen. Hoffentlih werden die alten
Gefangbücer nad wenig Jahren ganz verjchtwinden und dem verbeflerten Raum
machen. Wir jahen dahin, daß 1) die unfingbaren, des myſtiſchen oder an:
ftößigen Inhalts wegen untaugliden und felten oder gar nie gebrauchten Lieder
ganz hinausgeworfen wurden, daß (2., 3.) 4) durch Weglaſſung vieler Lieder
die Dide des Buchs um ein halbes Alphabet verringert wurde. Diefe beſchwer—
lihe Die wird überdies noch dadurch merklicd vermindert werden fünnen, wenn
in den Gemeinden, in welchen die Seiler'ſche Liturgie zum Beigebraud eingeführt
worden ift, die alten Kirchengebete, welche vermöge jenes liturgischen Werks nun
nicht mehr abgelejen werden, num von dem Geſangbuche wegbleiben.
Um den Anhang nicht zu jehr anfchwellen zu laſſen und ihm nicht zu
verteuern, wurden auch in dem verbefjerten Geſangbuch ftatt mander fchlechten
alten Lieber vortrefflihe neue Geſänge in einigen Kapiteln eingerüdt, ſolche
nämlich, die nicht zum eigentlichen Kirchengebrauch, fondern mehr zur häuslichen
Andacht dienen können. Dergleihen finden fi in den Kapiteln: Morgen-,
Abend: und Tifchlieder, bei bejonderen Fällen, und im alten Anhang. Man
benugte zur Verbeſſerung der alten Kirchengefänge bejonders die Koppiſche,
Grfurtifche, Altonaer, Anſpacher, Bappenheimer, Römbhilder, Wiener, Leipziger,
Soburger u. a. Gefangbüder. Der Anhang von neuen Liedern ift aus dem
Leipziger, Erfurter, biefigem Hofgefangbud, aus der Koppiſchen Sammlung,
aus dem für die vor furzem in Leipzig errichtete Freiſchule gefertigten Geſang—
buch 2c. zuſammengeſucht und vom Hofprediger Ernefti beforgt worden. — —
Da aud Herr Generalfup. Herder, und unwifjend, beinahe gleihen Weg bei
der Herauögabe des Weimar. Geſangbuchs eingefchlagen hatte ꝛc. —.“
Nach dem Inhaltsverzeichnis ftehen auf S. 1—606 die Lieder, 3 ohne
Nummernzahl, dann 634 Nummern. Die Nummern des Geſangbuchs von
Baſch find beibehalten und werden fo gezählt, als wenn alle alten Lieder
auc wirklich jtehen geblieben wären. Won „Schmüde Dich, o Liebe Seele” 3.8.
ift nur noch der Schlußvers „Jeſu, wahres Brot deö Lebens“ abgedrudt, von
anderen Liedern einige Strophen oder ebenfall3 nur eine. Diele alte Lesarten
und viele pietiftiihe Gigenheiten find geblieben troß obigen Widerſpruchs. In
XL. „Bei befonderen Fällen“ ift einigemale ein Lied zugefügt, ed wird dann
mit dem ſchon gegebenen unter die gleiche Nummer geftellt und als a) gegen:
über dem alten bezeichnet. So 885 Gottlob, ein Schritt zur Ewigkeit.
885a) * Gott! meine Seele finge dir. Ebenfo im alten Anhang. Wo Diejer
ein Abendmahls-, 2 Morgen: und 2 Abendlieder hatte, find dafür Schulgefänge,
3 07 Ber
Lieder für Jünglinge 2c. eingeſetzt, anftatt alter Kreuz: und Troftlievder wiederum
andere, Lieder für Waiſen und Witwen 3. B. ftatt des Liebes „Wie felig ift
ein gut Gewiſſen.“
Folgt Negiiter der Lieder ohne Seitenzählung, hierauf Inhalt des An:
hangs, der wefentlic jo eingeteilt ift wie das Hildb. GB. von 1808, f. u., nur
it „Gefinnungen und Bflihten des Christen“ gejagt, nit des Menſchen.
Danad) der Anhang jelbit, S. 1—254, in 304 Nummern. Bon alten Liedern
in neuer Form nennen wir: Halt im Gedächtnis Jeſum Chriſt. Ein feite Burg
it unfer Gott. Jeruſalem, du hochgebaute Stadt. Alte Form hat: Gott iſt
die Liebe felbit (Pfingſtlied). Nach einem unpaginierten Regifter ift angefügt
da3 Leftionar der alten Sonn: und YFeittagdperifopen und die Hiltorie vom
Leiden und Sterben x. Hildburghaufen, Haniſch. 1769.
Ein Exemplar diejes Geſangbuchs beſitzt die Stadtkirche zu Hildburg-
haujen. "
Den Endpunkt der Entwidelung, die aucd bier, wie in Gotha und
anderwärtd, nad) dem Schlechteren ſich fortbewegte, bezeichnet da8 folgende Bud):
Hildburghäufifhes Gefangbud für die firchliche und häus—
liche Andadt. Hildburghaufen, F. W. Gadow, 1808. Vorrede vom 23, Juli 1807.
Das Inhaltsverzeihnis: Erſte Abteilung. Won Gott. L Won Gott
überhaupt, deſſen Dafein, Weſen und Eigenſchaften. I. Bon Gott, Vater,
Sohn und Geift. II. Bon den Merken und MWohlthaten Gottes: Schöpfung,
Vorſehung, Erhaltung und Regierung, Erlöfung, Heiligung.
Zweite Abteilung. Vom Menſchen. I. Bon dem fittlihen BZuftande
des Menſchen: Würde und Beltimmung, mangelhafte Einfiht und Fehlerhaftig-
feit, Berbefjerung des fittlichen Zuftandes. IL. Bon den Pflichten des Menſchen:
Pflichten in Hinfiht auf Gott und Jeſum, Bflichten des Menfchen gegen ſich
ſelbſt, Pflichten gegen andere, Pflichten im gefellfchaftlichen Leben (häusliche,
bürgerliche, kirchliche Geſellſchaft), Pflichten zu befonderen Zeiten (Taged:, Jahres,
Saat: und Erntezeiten, Jahreswechſel, Lebenszeiten), Pflichten in befonderen
Imftänden. — erhalten in Anfehung der Tiere und Bäume. III. Von der
Glückſeligkeit des Frommen.
867 Lieder. Dazu „einige unverbeſſerte alte Geſänge,“ Nr. 868—879.
63 find: Gott, der da rei ift von Barnıherzigfeit (au Eph. 2). Komm,
beiliger Geift, erfüll 2. Scaffe in mir, Gott, ein reine Herze (aus Bf. 51).
Chriſte, du Lamm Gotted. Jeſu, wahres Brot deö Lebend. Gott fei und gnädig
und barmherzig (aus Bi. 67). Herr Gott, dich Ioben wir, Herr Gott, wir
danken dir. Wohl dem Menſchen, der nicht wandelt. Warum follt’ id) mid)
denn grämen. Ach Gott, verlaß mid) nicht. Herzlich lieb hab id) did, o Herr.
Verleih uns Frieden gnädiglid.
Die Intonationen wurden erjt 1817 wieder beigegeben, nachdem fie feit
1771 abgeihafft waren. Der Predigerverein fügte 1874 einen Anhang bei,
Nr. 880-938. Die Ordnung des Kirchenjahres, daS Leben der Chriften und
7
+4 08 Re-
dag ewige Leben haben die Folge der neuaufgenommenen Lieder aus der alten
und neuen Zeit (Quther bis Knapp) beftimmt. — Redactor der Sammlung war
Pfarrer Hermann Ilgen in Ebenharbs.
Vom Gefangbuce, deflen Verfafler, Chriftian Wagner, felbft viele
Lieder verfertigt hat, gilt das Urteil in der „Chronik der Stadt Hildburghaufen“
bom Vorftand unferes Vereined (S. 416 Anm.): „ein Reformgefangbud; mit
vielen praftifchen Lehren und der Eigenſchaft möglichfter Allgemeinheit, eben
darum aber an Berfla_hung evangeliiher SKernlieder nicht arm.” Biblifche
Sprade herrſcht nicht mehr, aber auch die Lehre ift nur in verbünnten Botenzen
dargeboten. Die Beweife für diefe Urteile werden und die Leſer erfparen. Die
Geſangbuchsnot, wie es der ſachverſtändige Dr. Stier genannt hat, lag dod)
offen vor, al3 nad jenem mehrerwähnten Auffag im Mein, Tagebl. Generalfup.
Vierling und Hofpred. Emmrid mit Hinzuziehung Walchs vielfach darüber ver-
handelten, daß ein Anhang zu dem neuen Meiningifchen Geſangbuch gefertigt
werden follte, dann aber (1837) auf Veranlaſſung des Herzogd, indem man
eine Ginheit beabfichtigte, die Frage ohne Ergebnis erörtert ward, ob von
dem Meiningifchen und dem Hildburghäufiichen eins den Vorzug vor dem andern
verdiene, bis fich mit der inneren Gefangbudönot (die dadurch entitand, daß
die modernen Sammlungen nicht mehr zufagten) die äußere verbunden hatte,
da ſolche Bücher, die nicht mehr neu aufgelegt wurden, erfegt werben mußten,
und D. Adermann den Auftrag zur Bearbeitung eines neuen Geſangbuchs erbielt.
U. a. DO. im M. T. ift bemerkt: „auch auf den mufifalifchen Teil der
Liederfammlung (Chr. Wagner) wurde forgfame KRüdficht genommen und
namentlich dahin geftrebt, daß für jedes Lied die Melodie nad) deſſen Inhalt
und Charakter möglichſt paffend gewählt werde.“ Im ganzen will uns jedoch
bedünfen, vielen Liedern gehe die Eigenichaft des Kirchenliedes, jangbar und
gemeindemäßig zu fein, ab.
3. Das BRömdilder Geſangbuch.
Bei Wetzel find Ausgaben von 1688, 1692, 1712, 1722, 1730 und
1738 angeführt, von denen fein Gremplar mehr vorhanden fein dürfte,
Zu diefen und zwei nicht näher zu beſtimmenden tritt folgende:
Römhildifhed güldenes Kleinod, das tft Sammlung alter
und neuer geiftreichen Lieder, an der Zahl 701. Auf gnädigjte Erlaubnis ge
ſamter durchlauchtigſten Yandesherrihaft zum Gebraud; und Dienft des Röm—
hildifchen Zions, nebjt einem erbaulichen Gebetbüdjlein, Kirchenkollekten und
Regiftern, herausgegeben. Römhild, drudt3 und verlegts Joh. Georg Brückner,
1747,
Vorrede an den chriftlichen Leſer. „ES ift dieſes eine neue Auflage
des Römhilder Geſangbuchs, weldes die Aufſchrift eines güldenen Kleinods
führet. Die Lieder find nicht nach der Ordnung des Heils noch nad) dem neuer:
5 99 Ber»
lihen Entwurf des Uniberſal-Geſangbuchs, doc jo eingerichtet, daß der gemeine
Mann ſich darein wird ſchicken können. Unſre gefamte durchl. Landesherrſchaften
haben durch dero hochfürſtlichen Konſiſtoria beſonders anzubefehlen geruht, zu:
vörderſt dahin beſorgt zu ſein, daß das Geſangbuch in vormals beliebter (fehlt:
Geſtalt) und mit völliger Beibehaltung aller Paginarum, zu Vermeidung ſonſt
beforglider Confuſion, aud ohne Einfhaltung neuer Lieder, doch wohl forri-
gierter, und mit möglichiter Vermeidung aller Drudfehler geichehen (Toll heißen:
bearbeitet oder herausgegeben werden) möge. Wir haben die vorigen acht Auf:
lagen gar different und jehr unrichtig befunden, in diefer neunten Auflage find
die Lieder nach dem eriten Auffat der Autorum wieder berichtigt. Da wir
einnen ſchönen Vorrat alter und neuer Liederfchriften, auch Feine geringe Anzahl
der beiten Gejangbüder, ja die Originalien oder eriten Auffäge der Autorum
und ihrer Lieder jelbit zur Hand gehabt, jo verhoffen wir, es werde diefe gegen:
mwärtige Geſangbuchsauflage mit Net ein Originalgefangbudy heißen können.
— Das Herze fei beim fingen!” — Römhild, den 1. Aug. 1747.
Das derzeitige Miniſterium.
Die Stadtkirche zu Römhild, aus deren Bücherei ich dies Werk lich,
befigt daran fürwahr ein teures Erbe der Väter, das dem Herausgeber, dem
bedeutenden Hymnologen Wegel, zur Ehre gereicht. Die Lieder haben hier ihre
ursprüngliche Form, während damals ſchon die Sucht, fie zu ändern und der Ber:
nunft anzupaffen, hervortrat. Wetzel zeigt öfter, wie Dies geſchah: man verivandelte
3. B. ein frommes Lied, das die Form des beftimmten Belenntniffes hatte, in
einen Gebetswunſch, nämlih: „Jeſu, meine Freude — Jeſu, meine Bier!“
wird jo verwandelt: „Jeſu, Seelenfreude — fei doch meine Luſt!“ Er jelbft
aber, der fonit viel von einem Verſtandesmenſchen (als Kind feiner Zeit) an
fih) haben mochte, änderte nichts, ließ vielmehr Worte wie die Erdenfaul,
beirätig, wer nur feine Rüden ſchmieret ſtehen, erflärte nur diefen
und jenen Ausdrud, jo in V. 8 des eriten evangeliihen Liedes „Nun freut
euch, lieben Chriften gemein“ die Worte „Vergießen wird er“ durd den Saätz:
Andere fingen, man. Lutherus jet, er, nemlich der Feind, durch feine Werk:
zeuge. Deögleihen am Schluffe des Liedes das Wort zur Lege: zum Labjal
oder zu guter legt. Matth. 28, v. 20. Und fo nod mehrmals.
Der Inhalt des güldenen Kleinod: ift in 32 Abjchnitte geteilt. Am
Anfang drei Litaneien, hierauf Morgengefänge 2c., vom 8. ab die Feitlieder,
im 24. Wort Gottes und Kirche, im 25. Katechismus, im 26. Tugendlieder
zum criftliden Wandel, im 27. lag: und Troſtlieder im Kreuz, im 28, Lieder
um Abwendung allgemeiner Landplagen, weiter bis zum 32. die legten Dinge.
Der Anhang etliher annoch auserlefenen und geiftreichen Lieder, Nr. 684—701,
fügt einige wahrſcheinlich damals verbreitete Dichtungen hinzu; das legte Lied
iſt „Sei Lob und Ehr dem höchſten Gut*, bier fälſchlich Schade zugeichrieben.
Falſche Angaben über die Verfaffer mancher Lieder, beſonders einiger wohl:
befannter, find in allen dieſen und anderen Gefangbüdern anzutreffen, wie
7*
+4 100 Ber
joeben an Schade (Statt Schüg) erfihtlid. An diefem Lied können wir aufs
beite erkennen, welden Einfluß das Raiſonnement felbit in fonft unbedentlichen
Fällen geübt hat. Schütz dichtet um 1673 das Lied im Anſchluß an 5 Mof. 32.
Er iſt ein Freund Spenerd. Schade war derzeit erft 7 Jahre alt. Auch er
ift mit Spener befreundet. Daß die Dichtung aus dem reife ded großen
PBietiften ftammte, wußte man, und deshalb wird fie erit ſpäter Eingang ge-
funden haben, fo ar leßter Stelle ded Anhanges von 1747 im güldenen Kleinod.
Wetzel berichtet aber, die Kritik fei gegen V. 8 angelaufen, der Verdacht, ala
ob hier ein jüdifh Gelinnter rede und Gott und Chriftum von einander unter:
ſcheide im arianifden oder jüdiihen Sinne, habe wohl dem Lied einen Makel
anhängen wollen. — So tit jene Zeit doch fchon im Übergang zur Aufklärung
begriffen. — Dem Geſangbuche folgen als Teil II Kirchenkollekten, d. h. Ber:
fitel, al$ Teil III Anweifung der Lieder, die mit den Evangelien und Epifteln
übereinfommen — darunter auf den 3. Oftertag zur Ponfirmation —, als
IV. Teil Regifter der Lieder, und ben V. bildet „Pialmregifter* oder Anzeige
der Lieder über gewifle Pſalmen (über 36). Damit ift das Geſangbuch beendet.
Nun folgt ein kurzgefaßtes Gebetbudh zum Dienit des Römhildiſchen Zions —
aus Arnds PBaradieögärtlein und andern geiitreihen Schriften zufammengetragen.
Römhild, bei Joh. Gg. Brüdner, 1747,
Derjelbe Verlag hat dann auch die folgenden Ausgaben aufgelegt, von
denen mir befannt ward: Die neue Ausgabe von 1772, durch einen
neuen Anhang geiftreider Lieder bis auf 761 vermehrt.
Borrede, 8. Junii anno 1760. Johannes Zizmann, P. & S. „Unſer
Römhildiiches Geſangbuch ift nicht weniger als andre von Zeit zu Zeit mit
guten Liedern vermehrt worden. Beſonders hat der hiefige in Liederfachen jehr
erfahrene und nun felige Herr Diakonus Wetzel bei der vor 13 Jahren bejorgten
neuen und ftarfen Auflage vielen Fleiß an dasſelbe verwendet. Wie er aber
der Meinnng geitanden, dab man einem jeden Verfaſſer feine Lieder ohne die
geringfte Veränderung laſſen müſſe, wie er dieſelbe aufgejegt nnd verfertiget:
fo hat er den Abdrud nicht nad den vorigen Auflagen des Geſaugbuchs,
fondern nad) denen Originalien veranftaltet, aber eben damit eine große Dis—
harımonie bei dem Singen verurfachet, indem einige aus der alten, andere aus
diefer neuen Auflage gelungen. — Zur Vermeidung neuer Disharmonie follte
die leßtere Auflage ohne Veränderung abgedrudt, und gegenwärtige nur mit
einem neuen Anhang guter, bewährter und erbaulicher Vieder bereichert werden.“
Der Anhang wird überfchrieben: Anhang einiger Gefänge, fo unter
mancherlei Titel gehören. S. 951—1038, Nr. 702—761.
Das Gefangbud ift im Befige des Herrn P. em. Bugert in Meiningen.
Nach dem neuen Anhange ftehen die Werfifel, ferner das Regiſter wie
oben, endlich das Gebetbuch, gebrudt 1771. Aus dem Anhange jhaut uns die
Zeit de3 Überganges an, ähnlich wie beim Meininger G. von 1771. Scheffler
und Arnold, Schmolck und I. 3. Rambach, Gellert ftehen nebeneinander.
A 101 Be
ALS Beifpiel der befferen Zeit fei folgendes Lied auf Johannistag
wiedergegeben, da3 im Hildburghäufer G. von 1741 und im güldenen Stleinod
(von 1760) vorhanden ift.
1. Wenn id nur Gottes Gnade habe und ein Johannes heißen Kann,
jo ſeh‘ich auch die befte Gabe der eitlen Welt verädtlih an.
Man ſage doc, wer reicher tft, alö der, den Gottes Gnade küßt.
2. Wovon ich mic fonft felig priefe, das ift mir weiter nicht befannt.
Ich lebe wie im Paradiefe, und ijt mir ein gelobtes Land,
darinnen Mil und Honig fließt, wenn Gottes Gnade mid umfchließt.
3. Es madet fi von feinen Sünden fein Menſch durh Gold und Silber
rein.
Dod daß wir die Vergebung finden, geichteht durch Gottes Gnad’ allein.
Die Hab’ ich als ein teures Gut, durd meines Jeſu Tod und Blut.
4. Getroft, mein Herz, in allem Leiden! Dein Joch ift eine fanfte Laft,
und Trauren wird zu lauter Freuden, wenn du die Gnade Gottes haft.
In Sefu bleibt dir die gewiß. Drum weg mit aller Kümmernis.
5. Ein Gott:geliebter Chrifte lachet und fragel nichts nad aller Welt,
wenn fie ihm faure Mienen machet und fi recht ungenädig ftellt.
Er weiß dargegen guten Rat, da er die Gnade Gotted hat.
6. Kann id in Gottes Gnaden leben, fo fei das Leben wie es fei.
Er wird mir dennoch alles geben, was feine Vaterhand und Treu’
für mid, als fein geliebte Kind, an Leib und Seele gut befindt.
7. Der Tod ift zwar viel Menfchen herbe, doch macht er, daß id) Fröhlid) bin.
Meil ich in Gottes Gnaden fterbe, fo ift das Sterben mir Gewinn,
und mein Gewinn, der mic erfreut, ift jenes Lebens Herrlichkeit.
8. Ich bleibe meinem Gott ergeben: In Chrifto fichet er mich an,
daß ich in feiner Gnade leben, in feiner Gnade jterben kann,
und de3 verfichert fi mein Geift. Wohl dem, der jo Johannes heißt.
Das Hildb. ©. erklärt zu V. 1,‚Johannes“: d. h. ein Gott angenehmer.
Zu 8. 2 „nicht bekannt“: Phil. 3, 7. 8.
Der Verfaſſer des Liedes ift ungenannt.
Mir Schließen die Neihe mit dem bereit3 unter anderem Namen auf:
geführten Buche, das hier den Titel trägt:
Neued Gejangbud zur allgemeinen Erbauung und beſonders zum
Gebraude bei dem öffentlichen Gotteödienfte in der fürftlichen Herrichaft Röm—
hild. Mit herzogl. ſächſ. gnädigſtem Privilegium. Römhild — 1794.
Die mir vorliegende Ausgabe ift von 1873, gedrudt und verlegt bei
G. Schumann.
Vorrede vom 15. Febr. 1794, von J. T. Saalmüller.
Das Buch ift ganz dasfelbe wie dad Meiningifhe von 1794, von
weldhem nur Nr. 16, 17, 18, 81, 152, 470, 641, 644 weggelaflen, außerdem
Nr. 701 ff. an die Stelle vor dem Abſchnitt von der „Auferftehung der Toten“
a 102 Be»
gerüdt und Nr. 715, 716, 721 und 722 geftrihen find. Der Anhang ift
wie im Meining. Gefangbud).
Die Verfifel heißen auch hier fälſchlich Kollekten. In einer älteren
Ausgabe finden fih al3 Anhang Gebete und Betradhtungen. Drud und Ber:
lag von J. G. Brüdner 1794.
Nur ganz beiläufig erwähnen wir, daß auch ritterfchaftlihe Geſang—
bücher in Gebrauch geweſen find, die ſchon lange Feine Bedeutung mehr haben,
wenn fie überhaupt je eine hatten.
Das Mein. Tagebl. beridhtet a. a. D.: In Bibra und Nordheim hat
j. 3t. das „Gejangbucd zur öffentlichen und häuslichen Erbauung für einige
ritterfchaftlihe Gemeinden in Franken” Eingang gefunden, e3 erſchien 1800 in
Hildburghaufen. In Bauerbady war ein unter ähnlichem Titel 1784 in Hild:
burghaufen erfchienenes, dod 330 Nummern weniger enthaltendes gebräuchlich.
— Nach den Monatsblättern für deutſche Litteratur, Jahrg. I, ift daS erft-
genannte auf Schillers Anregung hin angeſchafft, d. h. wohl aud) gefertigt
worden, und vermutlich ift daS zweite mit diefem erften, die 330 Nummern ab-
geredjnet, gleich. Das Bibraifche hat mir vorgelegen, doch in einem unboll
ftändigen Gremplar.
Ebenfalls nur berühren wollen wir die bei Erbteilungen u. dgl. herüber:
genommenen Gefangbüder: dad Gothaiſche von 1778 und bon 1825. Näheres
über diefe beiden lefe man bei Tümpel, Geſchichte des evangelifchen Kirchen:
gefanges im Herzogtum Gotha, 1. Teil. Für unjer Thema genügt der Hin:
weis auf den Umſtand, daß nad) Tümpel diefe Bücher hymnologiſch wertlo find.
4. Das Walldorfifhe Gefangbud.
Das zum Gebraude der Kirchengemeinde Walldorf beitimmte Gefang:
buch, das aud) wirklid bei ihr im Gebraude war, liegt und in der Ausgabe
von 1777 vor mit dem Gebetbuch v. 3. 1764 und dem Lektionar von 1777.
Es ift im Befige des Herrn Pfr. em. Butzert in Meiningen.
Die erfte Ausgabe war nah dem Mein. Tagebl. a. a. DO. vom
Sahr 1764.
Titel: Hodhfreiherrl. gan-erbſchaftl. Walldorfiſches
geiftlihes Gefangbud, in fich haltend einen Auszug faft 1200 geift: und
troftreicher Vieder, nebft einem beigefügten Gebetbuch, den gewöhnlichen Kirchen:
folleften, Sonn: und Feittags:Epifteln und Evangelien, mit hochherrichaftlicher
Genehmhaltung und Verordnung, zum Preis der Güte Gottes und Aufnahme
der Kirche und Gemeinde in Waldorf zufammengetragen und zum Drud be:
fördert. Schleufingen, gedrudt und verlegt in der Nennfpergerifhen Bud):
drucderei durch Chriſtoph Günther, 1777.
Borrede und Regiſter, 15 Bl. ohne Zählung. In der Vorrede:
„Diejes Geſangbuch enthält eine große Anzahl recht auserlefener und geift:
reicher alter und neuer Lieder, Man war anfänglich) willens dieſes Gefangbud)
nn 103 5—
mit dem Anhang zu befchließen, wie denn deswegen aud ſchon wirklich die
Regifter abgedrudt waren. Da aber einige Gott liebende Seelen in meiner
Gemeinde auch diejenigen Lieder, die ich zuweilen in dem öffentliden Vortrag
de3 göttlihen Wortes angeführet, zu ihrer Erbauung beigedrudt zu haben
wünſchten, fo habe ich noch die Zugabe hinzufügen müſſen, daher aud) das Re—
gilter über diefe Zugabe ſogleich allein hat beigebrucdt werden müſſen. Dahin-
gegen die Zahlen auf denen Blättern in einer Neihe fortgehen. Auf Zundtigung
guter Freunde, auch teild vornehmer Gönner habe ich einige von meinen auf:
gefegten Liedern hinzugethan, ic) werde mich aljo ſehr glüdlih ſchätzen und
Gott danken, wenn diejenigen, die durch Abfingung derfelben ihre Andacht be:
fördern wollen, die gewünfchte Erbauung in denfelben finden werben.” Folgt
Grmahnung zum gläubigen Singen. „Gott fchente allen, die fi dieſes Ge:
ſangbuchs öffentlich oder insbefondere zu ihrer Andacht gebrauchen werben, feine
reihe Gnade.”
Walldorf, den 14. Sept. 1764.
M. Georg Wilhelm Hirſch,
faiferl. gefrönter Dichter und der deutfchen
Geſellſchaft ſchöner Wiſſenſchaften in Halle
Ehrenmitglied, d. z. Paſtor in Walldorf.
Das Geſangbuch auf 1196 ©. in 1185 Nrn., die außer dem Anhang
und der „Zugabe noch einiger geiftreicher Lieder“ in 44 Abſchnitte eingeteilt
find, Abſchn. 1—19 Kirchenjahr, 20-30 Katechismus, 31—38 vom driftlichen
Leben, Kreuz u. ſ. w., 39—43 die legten Dinge, 44 geiftliche Berglieber.
Das Bud dürfte mindeftend 300 Lieder enthalten, die im Mein. GB.
(won 1771), im Römhilder (von 1772) und im Hildburghäufer (von 1780) gar
nit ftehen. Darunter ift ein für uns fremdartig Elingendes bon Scriver:
„Lultig, ihr Gäſte, feid fröhlih in Ehren“, Nr. 592, unter der Rubrik vom
Haus» und Eheftande. Die Weisheit Salomos cap. 2 v. 6 ff. mag hier auf
die Darftellung Einfluß geübt haben. Den Lefeliedern gegenüber, zu denen
dies Lied gehören dürfte, ftehen Liturgifche Gejänge wie Grates nunc omnes,
der 114. Palm, Spiritus sancti gratia mit der Verdeutſchung, das Kyrie mit
dem Gloria und Laudamus (deutfh), das Kyrie: O Vater, allmädtiger Gott.
Gin Beifpiel vom Wechjelgefang, wovon in den vorhergenannten Gefangbüdern,
joviel mir befannt, nicht3 zu finden ift, bildet Nr. 168, wo auf die 1. Strophe
bon „Mein Jefus, treuer Hirt,“ die 1. Strophe von „DO Traurigkeit, o Herze-
leid“ folgt und fo fort. Die „Zugabe“ weiſt 6 Lieder von Hirſch auf.
Nach dem Regifter über die Zugabe folgen die Verfikel, die gewöhn—
lien Pfalmen an den hohen Feſttagen (3. B. Advent: Pf. 24. Intonatio:
Die Erde ift des Herren und was drinnen ift. Chorus: Der Erdboden und
was darauf wohnet. 1. f. f.), Praefationes, Wie folde an hohen Feittagen
bei angehender Communion gefungen werden (3. B. I. Am 5. Weihnachtöfeft.
Der Brediger: Der Herr fei mit end! Der Chor. lud mit deinem
a 104 Bi
Geiſte. Der Br. Unfre Herzen in die Höhe! Der Chor. Haben wir zum
Herrn. Dann weiter, altkirchlich. Hierauf folgt eine zweite etwas fürzere Zu-
ſammenſtellung von Berfifeln. Die Palmen 2c., Regifter. Bon den Verſikeln
an bis zum Schluß feine Seitenzählung. Angehängt: Kurzgefaßtes Gebetbuch,
welches dem MWallvorfifchen Gejangbud beigefügt M. G. W. Hirſch, d. 3. Paſtor
in Walldorf, Scleufingen, Rennſperger, 1764. Gewidmet dem Nat, der
Bürgerfhaft und der Gemeinde zu Waldenburg und der Gemeinde zu Wilden:
holz im Fürftentum Hohenlohe und Waldenburg, „meinen herzlich geliebten ehe:
maligen Pfarrgemeinden, und dann aud meiner gegenwärtigen Pfarrgemeinde
in Walldorf.” Vom 14. Sept. 1764. 80 Seiten. Zulegt: die Epifteln zc.
Scleufingen, Günther, 1777. 104 Seiten.
5. Das Saalfelder Geſangbuch.
MWebel erwähnt das Gefangbud von 1698, von 1706, von
1712 und 1719. Die frühefte Ausgabe, die ich kenne, ift die von 1735.
Titelblatt fehlt, Vorrede unterzeichnet von Chriſtoph Mid. Köhler, Salfeld,
den 26. Aug. 1735. Regiſter der Lieder fir die Sonn: und Feittage, Regifter
der Lieder-Ordnung (nad) dem Stirchenjahr, dem Katechismus, — nad der
Taufe die Buße, Rechtfertigung, Abendmahl, — Kirche, chriftliches Leben, Kreuz,
Landplagen, Dankfagung, Morgen:, Abende, Tifchlieder, Tod und Auferftehung,
jüngſtes Gericht, Anhang).
705 Lieder auf 1097 Seiten. Died ift das fog. ſchmale Saalfelder
Geſangbuch.
In der erſten Hälfte wiegt die orthodoxe Dichtung dor, im Anhang
(Nr, 523—704) mit Zugabe (Nr. 705) die pietiftifche. Diefe neuere Dichtung hat
neue Veröformen, 3. B. daltyliſche und gemifchte, wie iambiſch-amphibrachiſche.
Das Lied im Anhang „Treuer Vater, deine Liebe“ wird unterfchrieben: im
Altenb. Gef. p. 536, das letzte (Mein Jeſu, wie du willt): Dresd. Gef. p. 565.
Den Liedern im Anhang find, außer einigen von Freilinghaufen u. a., die
Namen der Verfaſſer nicht beigejchrieben, und die Lieder find nad dem Alphabet
geordnet,
Ein „Regiiter der Lieder nah dem ABC“ ohne Seitenzählung be:
fchließt daS Gefangbud. Angebunden ift ein Gebetbuh: Brünftige Chriften:
jeufzer .. . zum Drud befördert von Chr. M. Köhlern. Saalfeld, 1738. Darin
ftehn eine Anzahl von Liedern zur Beichte und zum HI. Abendmahl.
Im mehrgenannten Auffage des Mein. Tagebl. ift eine Auflage von
1759 aufgeführt (1. u.).
Die nächte mir befannte, von 1765, hat den Titel! Neu aufge
legte3 und vielvermehrtes Salfeldiſches Gefangbud, darinnen
jieben Hundert umd fünfe alte und neue geiftreihe Sirchengefänge, wie aud)
Morgen: und Abend:, Beicht- und Communion-, Haus: und Sirchengebete zu
a 105 Ber
finden. Mit gnäd. erteiltem Privilegio. Bierte Auflage. Salfeld, drudts und
verlegts Johann Chriftian Otto Wiedemann, Herzogl. Sächſ. Hof-Budjdruder.
Widmung an Ernft Friedrich, Herzog zu Sachſen. „Inter dem heftigiten
Striegögetümmel des 1759ſten Jahres iſt die 3. Auflage des gegenwärtigen Ge:
ſangbuchs, nach feiner jegigen Einrichtung, aus meiner Preſſe an das Licht ge
treten. — Es find nicht nur die von der 3. Auflage des hiefigen Geſangbuchs
vorrätige Eremplarien bis daher alle vergriffen, jondern auch die begierige
Nachfrage nad diefem Buch fo oft wiederholt worden, daß man fich genötiget
gefunden, gegenwärtige neue und vierte Auflage deöjelben, nad erhaltenen
höhern Gonceffion, unter Auffiht unſers jorgfältigen Ephori, Herrn Georg
Leopold Fabel Hochehrwürden zu veranftalten. — —
Salfeld, den 3. Januar 1765. Johann Ghriftian Otto Wiedemann.
Diefe Auflage ftimmt mit der bejchriebenen von 1735 überein. —
Das „breite” Saalfelder Gefangbud, wie e3 in der Auflage von 1781
ſich felbft nennt, erſchien fchon vor diefem Jahre (wann ?) zum erftenmale, in
diefem aber drudte es aufs neue Joh. Mid. Gottfr. Wiedemann. In der
Widmung an Ernft Friedrih und feine Gemahlin Sophie Antoniette jagt er,
fein lieber Vater ftehe jett im 85. Lebensjahr und habe das Privileg viele
Jahre genoffen, num fei e8 ihm, dem einigen Sohn, übertragen worden.
Salfeld, 10. Nov. 1781.
Titel: Neueingerihtetes Salfeldifhes Gefangbud, weldes
nach der Ordnung des Heild fieben Hundert und ein und ftebenzig geiftreiche
jowol alte ald neue auderlefene Lieder in ſich faſſet, mit nötigen Regiſtern,
denen bei dem öffentlichen Gottesdienft gewöhnlichen Gollecten und einem Heinen
Gebetbuch verjehen. Salfeld, prudt3 und verlegt Joh. Michael Gottfr. Wiede-
mann, Herzogl. Sächſ. Hofbuchdrucker (0. 3.).
Nach Regiftern und Verſikeln (diefe find mit „Gollecten” gemeint) Die
771 Lieder auf 970 Seiten, hiervon bilden Nr. 755—771 den Anhang.
Schon das Inhaltsverzeichnis läßt Hier wie beim Hildburghäufer Ge:
fangbudy von Baſch die Herrichaft des Pietismus ſpüren. So Abſchnitt 17:
bon der allgemeinen Liebe Gotte8 und Chrifti, 29: vom göttlichen Frieden.
Ohne den, auch bier alphabetifch geordneten Anhang find es 59 Abſchnitte.
Das Regifter der Lieder am Schluß ift in der Weife aufgeftellt, daß die aus
dem alten Geſangbuch herübergenommenen Lieder ihre Blattzahl neben ſich haben,
3. B. Alt Gef. 853 und neu Gef. 448 Ad alles, was Himmel und Erde um:
ihließet. Noch eine beträchtliche Zahl von dem alten Liedern, aber meiſt von
denen, deren pietiftiiche Art uns vorhin auffiel, ift beibehalten. Mit den Er:
zeugniffen des Nationalismus verglichen, eignet diefem pietiltifchen Buche große
dihteriiche Kraft, fo ift die unio mystica in vielen Liedern (um nur eins zu
nennen, in „Was hat gethan der heilge Chriſt?“ in hohen Tönen befungen,
freilich ift der Geſang einjeitig auf die Tonart des Hohenliedes (Chriſtus unfer
Bräutigam) geftimmt. lingewöhnliche Ausdrüde werden in Anmerkungen erklärt,
+5 106 Ber»
in gewiffen Fällen aud in alten Liedern, wie dv. 3 von „DO Gott, du frommer
Gott“ die Worte: Nahdrud ohn’ Verdruß, fonft in neuen Liedern.
Beigefügt find Kirchen: und Haus-Gebete, 79 Seiten, eine Seite Regifter,
und angebunden: Die in der evangelifhen Kirche gewöhnlichen Epifteln und
Evangelien u. f. w. Münchberg, bei Joh. Chr. Mayer (136 ©.), darin be:
fonderö bemerfendwert dad flein corpus doctrinae. (Bgl. ein ähn—
liches im Hildb. GB. von 1741.)
Das Mein. Tagebl. a. a. D. giebt 1806 ald Jahr ded neuen Saal»
felder Geſangbuchs an. Diefe erfte Ausgabe wird denfelben Titel haben, wie
er noch 1856 lautet:
Neues Saalfeldifhes Gefangbud für die öffentliche und
häusliche chriſtliche Andacht. Nebft einem Anhange: Die Leidensgeſchichte Jeſu
Chriſti und Gebete zur häuslichen Andacht. (Mit Herzogl. Sächſ. gnädigſtem
Privilegium). Saalfeld (1856). Drud und Verlag der I: F. Wiedemannfchen
Hofbuchdruderei.
Zuerft Verzeichnis des Inhaltes: Kirhenjahr, Gott, Menſch u. f. w.,
Schluß (Nr. 609-612) Berglieder. Die Zugabe von Nr. 613 an ift nicht im
Verzeichniſſe berüdfichtigt, ihre Ordnung ift alphabetiſch.
Das Geſangbuch jelbit hat 500 Seiten, auf denen Nr. 1—506, ber
Anhang (Nr. 507-612) und die Zugabe (Nr. 613—636) ſtehen, dann die
Leidensgeſchichte, die Gebete, Kirchenantiphonien und LiederverzeihniS S. 501
bi3 560. Die Zugabe ift von Sup. Dr. Kühner bearbeitet um das Jahr 1844,
wie dad Mein. Tagebl. angiebt.
Die Neuzeit, Demme namentlich, ift in diefem Buche jo fehr vertreten,
daß der Anhang und die Zugabe von alten, fait nur nicht pietiftifchen Liedern
dagegen Faum zur Geltung fommen. Die alten Lieder find nicht alle voll»
ſtändig dargeboten, vielfah nur ein paar Verſe von ihnen. Das Anftößige,
das in Nr. 357 (fol nad) Dr. Luther gedichtet fein!) v. 3 Liegt:
Die Herrichfucht, die den fremden Knecht,
Er glaube falich, er glaube recht, (!)
Gewaltfam ziehet vors Gericht,
Berlegt Gerechtigkeit und Pflicht —
iheint man nicht gefühlt zu haben, ebenfowenig andere ſchwache Vorſtellungen
und Ausdrüde, jo wenn an Buß» und Bettagen 2 Lieder nichts von der Ber:
fühnung durch den Heiland jagen. „Ein’ fefte Burg iſt unſer Gott“ hat feine
Stelle im Anhang, vorher war es nicht — aljo aud) nicht in einer Umdichtung
— aufgenommen. Ähnlich verhält es fich mit „Befiehl du deine Wege“, „Wer
nur den lieben Gott läßt walten“, während die beiden Elaffiichen Lieder
PH. Nicolais erft in der IL. Zugabe wieder eingeführt find, das Morgenftern-
lied in anfprechender Umbildung.
Diefe IL. Zugabe, auf dem Titel Anhang zum neuen Saalfeld:
hen Gefangbud (Saalfeld, Wiedemannſche Hofbuchdruderei, 1893) genannt,
a 107 Be
befteht in einer Zahl guter alter und neuer Lieder, Nr. 637-740, denen bie
Intonationen des Gefang: und Gebetbuches von Adermann beigefügt find. Der
erite Teil begreift in ſich Lieder vom Sirchenjahre, dann folgen Jefuslieder, die
weiteren Abjchnitte handeln von Beichte, Glauben u. f. w., der legte bon ber
Familie. Die Seitenzählung, S. 465—552, ift für eine andere Ausgabe oder
Auflage des Geſangbuchs, nit für die obengenannte von 1856, berechnet. Die
II Zugabe ift unter dem Ephorat des Kirchenrat3 Heufinger im Jahr 1879
gelegentlich einer neuen Auflage des Geſangbuchs von der Konferenz der Geiſt—
lichen zufanmmengeftellt worden.
6. Das Altendurger Gefangbud.
Vom Altenburger Geſangbuch ift nur kurz zu jagen, daß eö aus bem
Jahr 1807 ftammt, 800 Lieder enthält, darunter nur etwa 200 aus ber
klaſſiſchen Liederdichtung, wogegen die größere Anzahl feinen Wert mehr hat, und
daß e3 in dem früher Altenburgifchen Teile ded Landes (Gamburg, Mofen)
noch gebraucht wird.
7. Das Eodurger Gefangdud.
Gemeint tft die Ausgabe von 1806. Wir begnügen und, fie lediglich
zu erwähnen. Das Buch war in Mupperg in Gebraud).
II.
Der Frankenſteiniſche Verkaufsbrief
von 1330.
Mitgeteilt durch Dr. L. Hertel.
Von grundlegender Bedeutung für die mittelalterliche Topographie der
Salzunger Gezend iſt der ſog. Frankenſteiniſche Verkaufsbrief
vom Laurentiustage (10. Auguſt) 1330, laut welchem die Herren Ludwig
und Syboto von Frankenſtein dem Grafen Berthold von Henne—
berg ihre ſämtlichen, dem Stift zu Hersfeld zu Lehen gehenden Orte und
Güter nebſt der Wildbahn verkaufen. Abgeſehen davon, daß hier eine Reihe
von Wuſtungen namhaft gemacht werden, von denen wir ſonſt feine Kunde
haben würden, hat die Urkunde aud um deöwillen eine befondere Berühmtheit
erlangt, weil hier zuerft der Name des Thüringer Rennſteigs (rynnestig)
begegnet.
In neuerer Zeit ift der Frankenft. Verkaufsbrief zum letzten Wale
bollftändig abgedrudt im Hennebergiſchen Urkundenbud V 73-75, nebſt ber
deutfchen vidimierten Überſetzung vom 3. 1352 (ebenda 118—121). Der Heraus:
geber nahm, wie eine Anmerkung befagt, an, daß die Originalurfunde, die nod)
4 108 Ber»
bor 50 Jahren vorhanden gewefen, inzwiſchen verloren gegangen fe. Bor
einiger Zeit teilte ung jedoch Herr Ardivrat Dr. Mitzſchke in Weimar mit,
daß das Driginal auf dem dortigen Geh. Haupt: und Staatsardiv auf:
bewahrt werde. In Anbetracht der Wichtigkeit diefer — früher oft fehlerhaft
abgedrudten — Urkunde haben wir mit gütiger Iinterftügung des Herrn
Arhivdireftord Geheimen Hofrat3 Dr. Burkhardt in Weimar eine neue, forg-
fältige Bergleihung der Handichrift anftellen laſſen und teilen den Wortlaut
hierunter mit, als Grundlage für weitere Forfchungen.
Nos Ludowicus et Syboto Domini de Franchinftein publice recog-
nofeimus et constare volumus. Vniverfis et fingulis ad quos peruenerit
prefens feriptum. Quod concordi manu et confenfu et bona voluntate Re-
uerendi in Chrifto patris ac domini noftri domini Ludouiei et Conventus
Ecelefie Herfveldenfis accedente fpectabili viro domino Bertoldo Comiti in
Henninberch rite et racionabiliter vendidimus et vendimus et in ipfum ac
in fuos heredes ac coheredes tranftulimus et tranfferimus hec bona fubferipta
omnia feodalia cum quibufeumque fuis juribus, quibus ea ab Ecelefia Herf-
ueldenfi predicta in feodum tenuimus quelitis et inquifitis, quocumque nomine
cenfeantur. Tenuimus autem a predieta Ecclefia hec bona feodalia inferius
(ubnotata, Videlicet, Jn Salezungin feptuaginta quatuor areas, Jtem ficut
aqua dicta die Sylche diuidit faligines fie inferiorem partem tenuimus in
feodum a predicta ecclefia et molendinum ibidem in Saltzungin et omnia
prata a dieto molendino deorfum juxta aquam Werra v/que ad cymiterium
Hulin inferius et vlterius vfque in Vockinrode duas pifcarias in Werra juxta
molendinum pratum dietum Karre Jtem inferiorem partem ville diete Leym-
bach, Jtem villam Vockinrode cum omnibus fuis attinentijs, Et prata v/que
ad pontem Tyffinhart, Item villam dictam Tutelins cum omnibus fuis
attinentijs, Item pratum dietum Effcherichs et filuam dietam Effcherichislite,
Jtem aquam dictam die Velda vfque in aquam diectam Werra, Jtem villam
dietam Alhartis cum omnibus [uis attinentijs, Jtem villam dietam Gozmars,
Molendinum ibidem, Montem lignorum in Meysinberch et piscariam, Item in
Dorndorf allodium et quatuor manfos et duo molendina et alia bona, que
omnia bona predicte ville per nos [unt Theoderico de Pferdifdorf obligata,
Item fuperiorem partem ville Effehinbruckin fieut via diuidit, Jtem villam
Grube et alteram villam Grube infra Schalkiflohe, Jtem villam dietam zv
dem Schorne, Et villam dietam Merborterode, Jtem in Malkozs in terminis
Hildegerode quiequid ibi infeodatum eft, Jtem omnia bona, que quondam
Comes de Bygege a nobis in feodum tenuit et nos eadem a predieta ecelelia
tenuimus, Excepto allodio in mittiln Kyffilnbach, Jtem aduocacia in Berka
cum omnibus bonis infeodatis ibidem, Jn [uperiori molendino, parrochiam
Et areas ab antiquo holpitali juxta Yfenacum v/que in Steteuelt cum
pilearijs et Jurildietione, Jtem villam dietam Cyginberg, et villam Ramm-
a 109 Be»
Nleybin ficut fons diuidit inferiorem partem, Et montem lignorum, qui
dieitur Mofeberch, Jtem villam Obern ſteteuelt totaliter cum duabus pifl-
earijjss et quidquid de Brandinuels habent ibidem, Item villam Made-
lungin fieut aqua diuidit illam partem verfus Yfenacum, Jtem Tyffinbruckin
Blaneftrut retro fanctam Katherinam in Yfenaco quod dieitur an dem
Styge, Et lingna que dicuntur Pfafleiter, Jtem filuam que fita elt eirca
illas duas [tratas dictam Ruftingisburch, villam dietam zu dem Rangin
vique in Newinhain, Jtem in Wechmar omnia infeodata, Jn Gundirfleybin,
Jn Yngirfleibin, Jn Kolreftete, Jn Wolfezze dimidiam partem vbi ecclelia
fita eft, ficut aqua diuidit, Jtem in Alkirfleibin viginti fex manlos, Juxta
Swarezburch, Jn Gruzzin fedecim manfos, juxta Kranichuelt fedecim hubas,
Jn Werningifhufin viginti quinque marcas reddituum, Jtem caltrum Waldin-
burch eum omnibus fuis pertinentiis, Jtem villam Meymilnbrunn totam, et
villam Atmarshufin totum, Et Aldindorf f[uperiorem partem ficut aqua
dividit, Jtem indagines ambas ſitas iuxta montem Plefse, Jtem Wilbolderode,
Sneckinhufin, et villam Plefse cum lignis adiacentibus, Jtem Polfinbach
Milmbrunne Sitkindorf dimidiam partem [icut aqua diuidit verfus Plefse,
Et illam partem Lengeuelde, fieut aqua diuidit, Jtem Nanchindorf ficut
aqua diuidit, Arinbach fieut aqua diuidit, Chaldinbrunn, Ottinfurche,
Wilbrechtrode, ficut aqua diuidit, Jtem Mittelnrona totum, Superius Rona
totum, Jtem filyam dietam Wintirkafte fieut diuidit vieus dietus Rinneltig, !)
Jtem villam dietam Hurinfeil, Chalinberg, Bretinlo et ligna attinentia, Jtem
villam dictam zu dem Hezils et in Rorechs rubetum dictum Mur, Jtem villas
Grefindorf, Grefinrode, More, Chuppirfula totaliter, Luternbach, Lutera,
Barchuelt totaliter, Jtem villas Sneyte, Scherfstrit, Chrummilbach, Ungehurntal,
Wolpolderode, Gauchftal, Hohinfweina, Mofinbrunn, Beckincelle, Stritifhufin,
Chalinberch, Glafebach, Steinbach, Sweina, minus Sweina, Aczindorf, Obirn
Steinbach, Bennewartrode®), Ottinrode, Jtem novum caftrum in Lapide,
Jtem villam dietam zv dem Heuws, Jtem in Chirspinshusin antiquum
Caltrum, duo allodia pomerium et pifcariam, Jtem in ambabus villis Milfungin
decimas, ‚Item Kolgrübe, Warte, Jtem Cylbach dimidium, Jtem in Syckin-
windin aduocaciam, Et in minori Vanebach aduocaciam, Jtem in Swerftete
quiequid Heinricus de Swerftete habuit ibidem, Jtem villam Windisschinrosa,
Jtem in Gozprechtrode, quinque mansos,?) Jtem Reichinbach, Jtem terciam
partem ville Eynbrechts, Jtem mediam partem ville Hunoldis, Jtem Bruchuiffcha
medium, Jtem in....... allodium quod habet Hertnidus de Leymbach,
Jtem defertum Atzenrode, Item Effchinbrücke villam vna cum lignis ad
ı) Das e iſt darübergeichrieben, alſo hineinkorrigiert; die Kopie (F. 1021) hat — stig.
2) Früher Rennewartrode, i
3) Bon hier ab bis zum Schluß blaffere Tinte,
a 110 Be»
ipsam villam pertinentibus, Jtem villam Lyndinowe et in ........ quidquid
illi de Volkerfhufin et... dieti Swinrudin ibidem posfident et habent, Jtem
allodium in ...... quod illi de Creyenberch tenent, Jtem in Apdrode
quidquid fili bd (= Bertoldi) de Gozprechterode ‚habent ibidem, Jtem
Bynowe, Jtem Hetmershufin, Jtem allodium in villa Vrumolds, quod habent
illi de Volkershufin, Jtem Windiffchin fula, Quidquid ..... et illi de Mila
et illi ....... ibidem habent, Jtem villam Rengers, Jtem Obern breytinbach,
Jtem Herde, Quidquid illi de Myla, illi de Heringin et Heinricus de Herde
habent ibidem, Jtem Wylungis, Jtem villam Grube, Jtem villam Tuwrs,
Jtem Ecclefiam parochialem in Obern Steteuelt, Jtem Lutefberg, Jtem
Kyrnsauge apud pontem Caftri dieti Gerstungin, Jtem villam dictam Eydin-
dorf, Jtem Judieium in Olfna, Jtem omnes venationis terminos quos habuimus
ab Ecclefia predicta Herfueldenfi, qui vulgariter dicuntur die wiltbane, Qui
primo ineipiunt in Kubach tranffiluam Byler vſque in Wolfifberg, de Wolfilberg
inter Specke et Lyna deorfum vfque in Steynbuhil ubi Kline eft fita, Jtem
de Steinbuhil vfque in Furche in ſtrata de Furche [urfum vfque ad montem
qui dieitur zv dem Kyfelinge et vlterius furfum de Rynneftig vfque ad
montem qui dieitur Emmfeberg et vlterius vſque ad montem, qui dieitur
Jahifberg, Deinde furfum vfque ad illum locum, vbi oritur aqua que dieitur
die Smalkalde et deorfum vſque ad filuam que dieitur Wiginwalt!) et vicum
qui dieitur Rynneftig vſque ad verticem montis dieti Nezzelberg et ad
fontem ibidem et vlterius v{que ad montes qui dieuntur Ryntperge defurfum
Crumpach vfque ad locum qui dieitur zu den Torsulin, Dehine altam (tratam
totam vſque in den Sazzinbach, deinde v/que ad arborem que dieitur der
hugisboum iuxta Grube et vlterius vique ad vadum fluvij dieti Werra, in
Chrolingin, Jtem montem qui dieitur Hundefrucke furfum vfque in Eckerichis
et vlterius per medium montis qui dieitur Steinfirst et vlterius vfque in
kaldin Lengifuelt et per ligna dieta daz Eynote vique in Vifpach et aquam
dietam die Velde Deorfum vfque in Brumoldishufin et vlterius vſque in
Langinhofftete defurfum tranf montem qui dieitur der Bosfeberg vfque in
Kolbach de Kolbach Deorfum vique ad fluvium dietum die wiftere et lic
deorfum vfque in Mannifpach et deinde vſque in Stockech et in Bamensbrun
et deorfum vſque in fluvium dietum Yper et fic deorfum vſque in Eyboldtif-
hufin ad illud vadum aque Werra et fic deorfum vfque in Espech et vlterius
deorfum vſque in Kubach vbi incipiebantur venacionis predicte termini
prenotati. Hec quidem [upraferipta bona et uniuerfaliter omnia alia feoda
quocumque nomine nominata per nos ab Ecclefia herfueldenfi predicta tenta
nomine feodi vel habita collacionique noftre fpectantia de quibus memoratus
dominus bd (= Bertholdus) Comes in Henninberch fuique heredes, aut
1) Stleines Loch im Bergament, daher das n in der Mitte nicht abfolut ſicher.
3 111 B+-
nos fine dolo inpofterum diligenti inquificione [uper hiis habita, informari
aut experiri poterunt, aut poterimus, que huic predicte per nos facte ven-
dicioni inclufa esfe volumus, Exceptis tamen bonis per bone recordacjonis
Heinricum progenitorem noltrum Monalteriis aut Ecelefiis quibufvis et eciam
per nos appropriatis ipfis vt premittitur iufte vendicionis tytulo venditis
quiete et pacifice fine omni noftra contradicetione et quavis jwis vel facti
impeticione, cui quo ad prefencia prefentibus ore et calamo renunciavimus
perpetue polfidenda, Remittentes que omnes fideles et feodatarios noftros ex
parte bonorum fuprafcriptorum, cujufcumque condicionis exiftant, ad me-
moratos dominos pro eildem feodis fufcipiendis nunciantesque ipfos de
‚Juramentis et pactis nobis fuper omagio fidelitatis preltitis prefencium
Teftimonio liberos et ſolutos. Jn cuius rei Teftimonium prefentes ipfis
figillis noftris appenfis munitas dedimus ex certa noftra feientia in robur
et euidentiam premifforum. Datum Smalkaldin Anno Domini Millefimo
Trecentefimo Tricefimo, Jn die beati Laurentij Martiris.
Exemplum hoc membranae Franckenfteinianae appenfis vtriusque
fratris figillis (quorum alterum Ludoviei ſcilicet, linteo infutum, temporis
injuria comminutum) roboratae quam diligentisfime esfe exferiptum, easdemque
quae hie obferuantur, in ea es[e lacunas, auctoritate figilli publiei teftor
Ifenaci d. XXVIH: Januar: MDCCLIIL.
L. 8. Friderieus Heufinger,
Serenisfimo Duci Saxonum Gothano
Administratori Principatus Ifenacenfis
ab epiftolis.
Die Sammlungen des Großh. Staatdardivs (= Abt. F) enthalten in
dem Fascifel 1021 unter Nr. 110 eine Kopie des Verkaufbriefes aus dem
18. Jahrhundert, welcher in Nr. 111 eine deutfche Überſetzung folgt.
IV.
a) Dereinsbericht auf das Jahr 1899,
Dom
Vereinsvorſtand
Dr. A. Human, Dr. 8, Hertel, Kaufmann A. Dreſſel.
Die Jahreöverfammlung des Vereins fand am Donnerötag, 31. Auguft
1899, von mittagd 1 Uhr ab im Saal des Hoteld zum „Deutſchen Haus“ in
Eisfeld ftatt und war von 26 Herren und 1 Dame befudt. Nach Begrüßung
der Verfammlung durd den Vorfigenden und Erwiderung des Bürgermeifter I
a 112 Ber
Herrn Gottlieb Bing hielt der Vorfigende Vortrag über Eisfelds Vergangen—
heit (Eisfeld3 Antiquitäten, Stadtwappen, Marktgerechtigkeit, Gewerbethätigfeit,
Kirchen- und Schulenweſen, Vertreter von Kunſt und Poeſie, Bevölkerung
harakter u. a.). Im Anſchluß hieran teilte Herr Kirchenrat Dr. theol. et phil.
W. Germann aus Scleufingen das Teitament de3 legten katholiſchen Pfarrers
von Eidfeld mit, da3 er aufgefunden. Darauf erftattete der Worfigende Den
Sahreöberiht. Demzufolge zählte der Verein 462 Mitglieder, in Schriftenaus—
taujd traten wir mit 7 hiftorifchen Vereinen, jodaß wir nunmehr mit 81 Vereinen
im Schriftverkehr ftehen. An Geſchenken für die Vereinsbibliothek erhielten wir
vom h. Oberfirdhenrat in Meiningen die liberficht über den Stand der Innern
Miffton im Herzogtum am 1. Februar 1898, von Herrn Geh. Juſtizrat
A. Unger-Jena den 3. Teil von deſſen partifularen Brivatredht des Herzogtums
©. Meiningen, von Herrn Kirchenrat Dr. Füßlein-Iintermaßfeld deſſen Schrift
über die Johanniskirche in Saalfeld, von Herrn Bürgermeilter Eckardt-Ilmenau
deſſen Berwaltungsberiht von Ilmenau, von Herrn Dr. M. Schneider da3
Programm des Gym. Ernest. in Gotha, von Herrn Privatgelehrten Mar
May=Heidelberg deſſen Schrift „Ende gut, alles gut,“ von Herrn Superint.
Rolle-Sräfenthal defien Manuffript zur Diözefe Gräfenthal. An Vereinsfchriften
erichienen Heft 31—33. — Der hierauf vom Vorfigenden erftattete Kaſſenbericht
verzeichnete eine Einnahme bon DE. 2867,50 und eine Ausgabe von ME. 2765,49,
demnad eine Mehreinnahme von ME. 102,01, wozu nod ME. 122 aus Schriften:
verfauf auf 1898 von Herrn Hofbuchhändler M. Achilles:Hildburghanfen kommen,
ſodaß fih eine Gejamtmehreinnahme von ME. 224 ergab. Dem Vereinskaſſier
Herrn Kaufmann A. Drefjel wurde einftimmig Decharge erteilt.
Hierauf teilte der Vorfigende das vom Vorſtand eingehend ausgearbeitete
Programm zur Neubearbeitung der Landeskunde mit, wobei aus der Verſamm—
lung der Wunfc laut wurde, jtatt einer ganz neuen Bearbeitung der Landes—
finde eine Neubearbeitung der Brücknerſchen Landeskunde zu fegen und diefer:
halb mit der Verlagsbuchhandlung Brüdner & Renner in Meiningen in Ber:
bindung zu treten. Letzteres war bereit durch Dr. Hertel gefchehen und geſchah
nochmals durch den Vorfigenden, leider indeß ohne Erfolg (ef. unten), Darauf
verlas der Borfigende den von ihm entworfenen und an die Gemeinde>, Kirchen:
und Schulvoritände des Landes zur Bearbeitung der Landeskunde zu verfendenden
Fragebogen, die ſich auf Perſonal-, Zofal:, Flur: und Erwerböverhältnifie bezog.
Hierbei wurde eine Einfchränfung der Fragen gewünfcht, deinzufolge der Frage:
bogen in kürzerer Faflung der nächſtjährigen Verſammlung nochmals vorgelegt
werden fol.
Schließlich teilte der Vorfigende noch mit, daß demnächſt ſeitens des
Borftandes vier Preisaufgaben geftellt werden würden und erſuchte die Be—
arbeitung derjelben möglichft mitzufördern, ingleihen auch litterariſche und
fünftleriide Meiningensia der Vereinsbibliothef zuzuwenden.
a4 113 Bo
ALS NRehnungsprüfer für dad neue Vereinsjahr wurden Herr Fabrik—
beiiger Wilhelm Genßler und Herr Hofbuchdrudereibefiger Paul Maultzſch—
Hildburghaufen von der Verfammlung erwählt.» — In den fieben Borftands-
jigungen a. 1899 wurde u. a. verhandelt über eingegangene Manuftripte, An:
bahnung von Schriftenaustaufh mit biftoriichen Vereinen, Gewinnung neuer
Mitarbeiter zur Landeskunde und das PWreidausichreiben zur Landeskunde.
An das hohe Staatsminifterium wurde ein Geſuch um Erhaltung gewiljer
wertvoller hiftorifcher Aktenftücde gerichtet, ein andere an das Herz. Landrats—
amt Hildburghaufen betreff3 leihweifer Überlaſſung dortjelbit befindlicher Röm—
hilder Urkunden, dem auch in dankenswerter Weije entjprocdhen wurde. Zu
wiederholten Malen fam der Ankauf des Werlagärechted der G. Brücknerſchen
Landeskunde zur Beſprechung. Die desfall3 mündlich und fchriftlicd geführten
Verhandlungen mit der Verlagsbuchhandlung führten leider zu feinem Erfolg,
da wir und zur Zahlung der von der Verlagsbuchhandlung geforderten Mt. 2300
angefiht3 der hohen Ausgaben, welche die Bearbeitung der Landeskunde ver:
urfadht, außer Stand ſahen. Wir bedauern dies um jo mehr, als unſer ur:
jprüngliher Plan auf die Neubearbeitung der Brücknerſchen Landeskunde ging
(ef. Vereinöberiht bon 1897 in Heft 28 p. 122), hoffen aber, daß unfere
„Neue Landeskunde ded Herzogtums S. Meiningen,” die nunmehr unabhängig
von der Brücknerſchen bearbeitet wird, jo daß Gollifionen mit der Brückner- und
Rennerihen Berlagsdudhhandlung ausgeichloffen find, den wiflenjchaftlichen
Forderungen der Gegenwart entiprechen wird, Die erſte Abteilung derjelben
ſoll im nächſten Vereinsheft erfcheinen. Die von dem Staatöminifterialgejchent
von ME. 1000 noch verfüglichen Mk. 776,22 Pf., deren Verwendung im Intereſſe
aud unferer Neubearbeitung von zuftändiger Stelle veritattet ift, werden Die
zwedentiprechende Verwendung finden, Geh. Hofrat Brüdnerd Gedächtnis aber
in der Zandbeschronif auf 1900 die verdiente Würdigung.
Am 30. November 1899 wurde an die Wereinsmitglieder und fonftige
Intereſſenten das vom Norftand geftellte Preisausfchreiben verfandt. In diefem
wurde verlangt 1. die Herftellung zweier Karten des Gebiete der ehemaligen
Grafihaft Henneberg (die Gebietöverhältniffe unter Berthold VII. (1284— 1340)
und unter Georg Ernit (1542—83), 2. die Abfaffung eines Meininger Schrift:
ttellerlerifond, 3. eine Darftellung der volfsmäßigen Sitten und Gebräuche, ber
Sprüchwörter und Sentenzen, der Sagen und Nätfel, der Märchen und volks—
tümlihen Anekdoten, fowie der Volkstrachten in Vergangenheit und Gegenwart
je eines der vier reife des Herzogtums, 4. ein Verzeichnis der Flur, Forftz,
Berg: und Ortsnamen je eine der vier reife. Für die beften Löfungen diefer
Aufgaben find Preife von je 50 Mk. ausgeſetzt; die Arbeiten find bis 31. Juli
100 an den Vorſtand einzureichen unter Beifügung eines verjchloffenen Brief:
umfchlagd, der den Namen des Verfaſſers enthält. Die Verkündigung deö Er:
gebnifjed erfolgt auf der Hauptverfammlung ded Vereins im Auguft 1900.
8
mr 114 Bor
Mit der Annahme der Arbeiten wird zugleidh der Abdrud in den Heften des
Vereins zugefichert.
Am 30. November 1899 erging an die Mitglieder Einladung zu einer
außerordentlihen Generalverfammlung im Engliihen Hof zu Hildburghaufen,
in welcher ein Antrag des Vorftandes auf Statutenergänzung mit Bezug auf
$ 54, 727, 728, 729 und 736 de mit dem 1. Januar 1900 in Kraft tretenden
Bürgerlihen Gejegbuches zur Beratung ftand. Der diesbezügliche Antrag:
„Wenn ein Mitglied ftirbt, kündigt, ausgeihloffen wird, oder wenn über fein
Bermögen Konkurs eröffnet wird, jo befteht der Verein unter den übrigen Mit:
gliedern doc) fort“ wurde genehmigt und dem Schluß von $ 3 der Statuten
angefügt. Weiter wurde auch auf Antrag nod der Zufag angenommen: „Dem
ausſcheidenden Mitglied oder deſſen Erben fteht keinerlei Anfpruch ar das Vereins:
vermögen zu.” Endlich wurde beſchloſſen, von einer Eintragung des Vereins
in das Vereinsregifter abzujehen mit Rückſicht auf die Weitläufigkeiten, die ſich
aus 8 2 der Statuten (Vereindfig) ergeben würden, jowie aus Nüdficht auf die
entftehenden Koften.
In den Pflegichaften des Vereins trat in Hildburghaufen an Stelle des
Herrn Prof. Hörnlein Herr Kaufmann Armin Drefiel, in Eisfeld an Stelle
des Herrn Archidiakonus Motz Herr Stadbtlämmerer Armin Trudenbrodt, in
Sonneberg an Stelle des verftorbenen Herrn Brof. Friefer Herr Neallehrer
Chriftian Scheller und in Leheſten an Stelle des Herrn Pfarrer Böſemann
Herr Pfarrer Paul Heyner in Lichtentanne. Den vorhinnigen Herren PBflegern
ſprechen wir namens des Vereins herzlichen Dank für ihre Thätigfeit aus.
b) Arbeitsprogramm.
Dem von weil. Prof. Dr. M. Kleemann zur Neubearbeitung der
Landeskunde aufgeitellten Programm gemäß (vgl. Heft 19 p. 107 ff.) find uns
folgende Ginzelarbeiten zugefichert, Deren weſentlichſte Ergebnifje bei Bearbeitung
der Landeskunde verwendet werden follen:
Albert Abe, Pfarrer in Gleihamberg: Geſchichte der Pfarrei Gleichamberg
(Gleihamberg, Gleidherwiejen, Linden und Eicha).
Plato Ahrens, Zeidenlehrer a. D. in Hildburghaufen: Geſchichtliche Ent:
widelung des Zeichenunterrichts an den höheren und niederen Schul:
anjtalten de Herzogtums.
Dr. Rudolf Anſchütz, Oberlehrer an der Realſchule und Sekretär der
Handelöfammer in Sonneberg: Induſtrie und Handel im Meininger
Oberland.
Dr. Heinrih Bergner, Pfarrer in Pfarrfeßlar bei Gumperda: Saalfelder
Altarwerkftätte, Kunftgefchichte de Herzogtums S. Meiningen.
Dr. Brehme, prakt. Arzt in Jüchſen: Der Gang epidemischer Erkrankungen
in Süchfen und Umgebung.
4 115 Be»
Ednard Brüdner, Lehrer in Schwarzenbrunn: Geſchichte des Farbwerks
Sophienau, die Dierbelinduftrie im oberen Werrathal, die auf dem
Hildburghäufer Seminar von 1796—1896 gebildeten Lehrer des
Herzogtums, die gebräuchlichſten Volkslieder im Herzogtum.
Dr. Anton Buzer, weil. Med.-Rat in Meiningen: Dad Medizinal- und
Sanitätöwejen im Herzogtum S. Meiningen mit Nüdfiht auf die
Reichsgeſetzgebung (VII).
Adolf Bugert inWallendorf: Wolf v. Herbitatt oder ber Solzer Krieg 1510— 1513.
Dr. WU. Deahna, 8. Württemb. Hofrat in Stuttgart: Goethed Beziehungen
zu ©. Meiningen. Mitteilungen aus dem Leben der Herzogin
Glijabetha Sophie von S. Meiningen.
Dr. Ewald Eichhorn, Kirchenrat in Jena: Geſchichte der Grafſchaft Cam-
burg (V und VI).
Otto Fink, Pfarrer in Wefthaufen: Die Leiden des Pfarrbezirks Wefthaufen
im 30jährigen Kriege.
August Freyfoldt, Forftaffeflor in Göffelödorf: Das Forft: und Jagdweſen
im jegigen Meininger Oberland zur Zeit des 3Ojährigen Kriegs.
Verzeichnid der Landtwehr, Hag und Landgrenge, fo Caspar Ruß:
wurmb (Einfpännig und Holgbereiter zu Hejelriedt) zu bereiten be:
vohlen, 1602. Der Rennfteig des Thüringer Waldes in feinem
Öftlihen Teil eine Heerftraße und ein Verkehrsweg im Mittelalter.
A. Greiner, Kantor in Jüdewein: Geſchichte des Meininger Lehrervereins.
Dr. Zudwig Grobe, weil. Hofrat und Brofeffor in Meiningen: Herzog
Bernhard I. und Herzog Georg 1.
Dr. Ludwig Hertel, Gymmafialoberlehrer in Hildburghaufen: Geſchichte des
Herzogtums bis 1821. Negentengefhichte. Berg: und Gewäller:
befchreibung. Die Mundarten ded Herzogtums. Die Straßenzüge
im Herzogtum. Geſchichte der Herren von Frandenitein. Das
Salzunger Salzwerk (nad) E. Wald). Chronik der Stadt Salzungen
(nad) Schwarz).
Viktor Hertel, Pfarrer in Mendhaujen: Entwidlung der Hymmologie in
der S.Meiningiihen Landeskirche (II).
Baul Heyner, Pfarrer in Lichtentanne: Geſchichte der Pfarrei Kichtentanne —
Schmiedebach.
Eugen Hönn, Pfarrer in Milz: Die Thätigkeit im Herzogtum für äußere
Miſſion.
Wilhelm Hoßfeld, Amtsgerichtsrat in Meiningen: Geſchichte des Amts—
gerichtsbezirkes Steinach (exkluſive Lauſcha und Steinheid). Die
Griffelinduſtrie.
Dr. Armin Human, Archidiakonus in Hildburghauſen: Städtiſche und länd—
liche Gemeinweſen des Herzogtums, inſonderheit des ehemaligen
Herzogtums Hildburghauſen, Geſchichte des Kirchenweſens des Herzog—
gr
1 116 Bor
tums, der einftigen Klöfter, Burgen und Schlöffer, des Militär-
wejens, Hildburghäufer Stiftungen und Vermächtniſſe, Hildburghaufen
während des 3Ojährigen Krieges, der Monftre - Konkurs eines
S.Hildburgh. Geh. Kriegsrats un Mitte des vorigen Jahrhunderts,
M. Ghriftoph Raſche, Pfarrer in Untermaßfeld.
Dr. Mar Kleemann, weil. Prof. in Hildburghaufen: Zur Charakteriftit der
Hildburghäufer Mundart, Nede zu Herzog Georg Il. Geburtstag
am 2. April 1895.
Ludwig Kolb, Lehrer em. in Leimrieth: Sagen und Märchen des Herzogtums.
Paul Köhler, Pfarrer in Wernshaufen: Chronif von Wernshaufen und
Umgebung, Geſchichte der Werraflößerei.
Ludwig Krause, Amtsgerichtsrat in Camburg: Thema nod vorbehalten.
Franz Kühnhold, Pfarrer in Neuſtadt a. R.: Chronik von Neuftadt a R.
Gonftantin Kümpel, Lehrer am Technikum in Hildburghaufen: Geſchichte
der alten Bergitadt Steinheide.
Paul Kuntze, Lehrer in Sonneberg: Die Wirbeltiere im Bereich des
Herzogtums.
Dr. 2. Lehmann, Brofeffor in Nudolftadt: Die Meteorologie des Herzogtums
(wofür zugleich Oberforftmeifter W. Knochenhauer in Meiningen und
Technikumsſekretär E. Zſcheile in Hildburghaufen reichhaltige Ma—
terialien zur Verfügung geitelt haben).
August von Löſecke, Chemiker und Gemeinderatävorfigender in Hildburg—
haufen: Die Kryptogamen im Bereich des Herzogtums.
Joſeph Medicus, Apotheker in Stönigäberg i. Fr.: Die einftige Aldhymiftik
im Herzogtum S.Meiningen-Hildburghaufen.
Julius Mentzner, Steueramtsafjiitent in Hildburghauſen: Geſchichtliche Ent—
wicklung des Steuer: und Abgabeweſens im Herzogtum S.-Meiningen
mit befonderer VBerüdfichtigung der Vorgänge auf diefem Gebiet im
Deutſchen Reich.
Garl Oberländer, Pfarrer in Lindenau: Geichichte von Lindenau und
Friedrihshall.
Dr. Ferdinand Ortlepp, Sculdireftor in Hildburghaufen: Die Inſekten
im Bereich des Herzogtums.
Dr. Mar Ortmann, Öfonomielommiffar in Weimar: Die Iandwirtichaft:
lien Berhältniffe des Herzogtums.
Ludwig Ne, Rektor em. in Heldburg: Chronif von Heldburg fett 1750.
Johann Heinrih Rottenbad, Prof. in Berlin: Botanik (Phanerogamen)
im Bereich des Herzogtums.
Dr. Otto Rüdert, Sculrat und Seminardireftor in Hildburghaufen: Kunit:
baudenfmäler des Meininger Yandes.
Georg Sauer, weil. Kirchenrat und Pfarrer in Vachdorf: Chronik von
Vachdorf.
a 117 Be
Ernft Seidel, Bfarrer in Milda: Aus Mildas Vergangenheit. Mildaer
Adjuvantenchor in Vergangenheit und Gegenwart.
Fritz Späth, Pfarrer in Jüchen: Gefhichte von Jüchſen und Neubrumn.
Oberhofmarihall Franz Carl Jerome Freiherr von Stein: Bolitifche Ge:
Ihidhte de Herzogtums ſeit dem Pegierungdantritt des Herzogs
Bernhard Eric Freund.
Albert Unger, Geheimer Juftizrat und Oberlandesgerihtörat in Jena: Das
Suftizwejen des Herzogtums.
Dr. Ernft Zimmermann, Landesgeologe bei der Geologiſchen Yandesanftalt
in Berlin: Geologie ded Herzogtums.
c) Mitgliederverzeidnis.
Der Mitgliederbeitand beziffert fi) bei Ausgabe dieſes Heftes (Juli 1900)
auf 456.
Borftand:
orfigender: Lie. theol. Dr. jur. et phil. Armin Human, Archid. in Hildburghaufen.
Stellvertreter und Bibliothefar: Dr. phil. Ludwig Hertel, Oberlehrer am Herzogl.
Gymnafium Georgiamm in Hildburghaufen.
Kaſſierer: Armin Drefiel, Kaufmann in Hildburghaufen.
Pfleger des Bereins:
Für den Amtögerichtöbezirt Salzungen: Schuldireftor Ernft Ullrich.
Für den Amtsgerichtöbezirt Wafungen: Amtsgerihtsrat Richard Hermann.
Für den Amtögerichtöbezirt Meiningen: Amtsgerichtsrat Wilhelm Hoßfeld.
Für den Amtögericht3bezirt Themar: Auisgerichtsſekretär Leopold Wenzel.
Für den Amtsgerichtsbezirk Römhild: Oberpfarrer Ferdinand Meisner.
Für den Amtögerichtöbezirt Hildburghaufen: Kaufmann Armin Dreſſel.
Für den Aıntögerichtöbezirt Heldburg: Salineninfpettor Joſeph Batti zu
Friedrihshall.
Für den Amtögerichtsbezirt Eisfeld: Stadtkämmerer Armin Truckenbrodt.
Für den Amtsgerichtsbezirk Schallan: Amtsgerichtöfefretär Eduard Apoley.
Für den Amtögerichtöbezirt Sonneberg: Neallehrer Chriftian Scheller.
Für den Amtögericht3bezirt Steinah: Amtsrichter Dr. jur. Julius Ledermann.
Für den Amtögerichtsbezirt Gräfenthal: Apothefenbefiger Auguſt Wedel.
Für den Amtsgerichtsbezirk Saalfeld: Kreisſchulinſpektor Schulrat Iſidor Roditroh.
Für den Amtögerichtsbezirt Pößneck: Lehrer Friedrich Kramer.
Für den Amtsgericht3bezirt Gamburg: Dr. med. Guftav Grobe, Stabsarzt d. L.
Für den Bezirk Hranichjeld: Bürgermeiſter Emil Scerff.
Für den Bezirk Leheiten: Pfarrer Paul Heyner in Lichtentanne.
Für den Bezirk Lauſcha: Pfarrer Richard Erf.
A 118 Bor
Seine Hoheit Prinz Eduard von Sadhfen- Weimar.
Seine Hoheit Prinz Hermann von Sadhfen- Weimar.
Seine Hoheit Prinz Ernft von Sadjen:-Meiningen.
Bezirt Salzungen.
Glücksbrunn: Fabrikbefiger, Wirfliber Geheimrat und Kammerherr Chriftian
von Weiß, Erzellenz. Salzungen: Die Bürgerfchule. Kommterzienrat Dr. phil.
Hermann Hoffmann. Salinen:Profurift Heinrih Zahn. Magiltrat der Stadt.
Amtsgerihtsrat Julius Müller. Die Realſchule. Archidiakonus Auguft
Scheidler. Scduldireftor Ernft Ullrich Kaufmann Hugo Urban. Geh. Medizinal:
rat Dr. med. Philipp Wagner. Schweina: Lehrer Ernſt Auguft Reum.
Wernshauſen: Buchhalter Albin Döll. Holzhändler Albert Fiſcher. Direktor
der Stammgarnipinnerei 8. M. Koch. Pfarrer Paul Köhler. Die Schule.
Fabrikbeſitzer Frig Wittich.
Bezirk Waſungen.
Mehels: Pfarrer Edinhard Reichardt. Schwallungen: Pfarrer Dr. ph.
Bernhardt Schmidt. Die Schule. Waſungen: Bürgermeiſter Ausfeld. Amts—
gerichtsrat Richard Hermann. Amtsrichter Carl Schlothauer. Bürgermeifter I
Reinhold Röſiger. Prakt. Arzt und Phyſikus Dr. med. Hermann Wegener.
Bezirt Meiningen.
Belrieth: Lehrer 2. Schneider. Bibra: Pfarrer Heinrich Hartmanır.
Herpf: Pfarrer Georg Gerland. Jüchſen: Praft. Arzt Dr. med. Brehme,
Pfarrer Frig Späth. Meiningen: Negierungsrat Anton Ambronn. Archi—
diafonus Garl Angelroth. Prakt. Arzt Dr. med. Theodor Bahnann. Lehrer
Hermann Barnicol. Hofrat Dr. phil. Rudolf Baumbach. Fräulein Frida
Baumbach. Dr. med. Hermann Bertram. Herzogl. öffentl. Bibliothef. Praft.
Arzt Dr. med. Freiherr Alfred von Bibra. Geheimer Regierungsrat Wilhelm
Bießmann. Buchdrudereibefiger Nudolf Brönner. Amtsgerichtsrat Carl
Brüdner. Geh. Staatsrat Kanımerherr Dr. jur. Mar von Butler. Pfarrer em.
Guſtav Butzert. Yehrer Emil Buß. Braft. Arzt Dr. med. Garl Buzer.
Landrat Auguft Goudray. Sculdireftor Eduard Döbner. Gymnafialoberlehrer
Garl Eichhorn. Past. emer. Dr. phil. Robert Engel. Phyſikus Dr. med. Paul
Freyburg. Landtagsabgeordnieter Oberbaurat Eduard Fritze. Kaufmann Carl
Geiling. Gymnaſialdirektor Profeffor Dr. phil. Eduard Göpfert. Rechts—
anwalt Ernſt Größgner. Landgerichtörat Hermann Heil. Wirklicher Geheintrat
Staatöminifter Dr. jur. Freiherr von Heim, Exzellenz. Dr. phil. Julius Heim,
Dberlehrer anı Realgymnaſium. Regierungsrat Dr. jur. Armin Herda. Brofeffor
Dr. phil. Baul Heynifh. Zweiter Viceprälident des Landtags Amtsgerichtsrat
Wilhelm Hoßfeld. Prakt. Arzt Dr. med. Otto Johannes. Kaufmann Oskar
Ra 119 Be
Sayfer. Hofbuchdrudereibefiger Karl Keykner. Oberſchul- und Hofrat Gymmafial-
direftor a. D. Hermann Kreß. Rechtsanwalt Louis Laub. Gerichtsaſſeſſor
Dr. jur. Srig Maurer. Landgerichtsrat Oskar Müller. Lehrer Edmund Müller.
Rechtsanwalt Dr. jur. Jakob Ortweiler. Buchhandlung Otto und Funk.
Dr. phil. Hermann Puſch, Oberlehrer am NRealgyınnafium. Hofbuchhändler
Hans Renner. Rentier Siegmund Romberg. Prakt. Arzt Dr. med. Richard
Nomberg. Regierungsrat Armin Schippel. Prakt. Arzt Dr. med. A. Schmidt:
mann. Buchhändler Guftav Schrage. Juftizrat Dr. jur. Bernhardt Schmidt.
Kreisſchulinſpektor Oskar Sieber. Domänenbaurat Hermann Schubert. Ober:
bürgermeifter und Landtagsabgeordnieter Richard Schüler. Kammerherr Kgl.
preuß. Major a. D. und Oberhofmarfhall Otto v. Schweder. Dr. jur. Jacob
Simon, Redtsanwalt. Nealgymnaftaloberlehrer Dr. phil. Theodor Stord).
Seheimer KHommerzienrat Dr. jur. Guſtav Strupp. Bankier Meinhold Strupp.
Kaufmann Garl Suppfowig. Hoflieferant Brauereibejiger Auguft Völler. Ge:
heimrat Dr. theol. et phil. Albert Weidemann. Landtagsabgeordneter Brauerei:
befiger Carl Zeit. Nordheim: Die Schule. Obermaßfeld: Pfarrer Ernit
Ullrich. Nippershaufen: Nentier Friedvrih Schneider. Ritichenhaufen: Pfarrer
Paulus Starkloff. Solz: Pfarrer Hirchenrat Wilhelm Heim. Stepfershaufen:
Bfarrer Richard Sell. Vachdorf: Pfarrer Buſſo Ullrich. Untermaßfeld: Pfarrer
Kirchenrat Dr. phil. Otto Füßlein. Direktor des Zuchthaufes Ottomar Spedht.
Walldorf: Prakt. Arzt Dr. med. Glüd.
Bezirk Römhild.
Erxdorf: Pfarrer Oscar Scheller. Gleichamberg: Pfarrer Albert Abe.
Mendhauſen: Pfarrer Viktor Hertel. Milz: Pfarrer Eugen Hönn. Lehrer
Leopold Sconert. Queienfeld: Pfarrer Ernft Ilgen. Römhild: Forſtaſſeſſor
Richard Adermanı. Bürgermeifteramt der Stadt. Die Bürgerſchule. Bürger:
meifter II und Kaufmann Guſtavb Friedrid) Höfling. Lehrer A. Keßler. Amts—
affiftent Wilhelm Knoch. UOberpfarrer Ferdinand Meisner. Amtsverwalter
Hat Louis Miller. Oberförfter Rudolf Rommel. Gericht3ichreiber Joh. Georg
Truckenbrodt. Amtsrichter Carl Weigand. Weſtenfeld: Bfarrer Bernhard
Gerlad, Lehrer Johann Adam Diller.
Bezirk Themar.
Marisfeld: Kammerherr und Nittergutöbefiger Hermann von Eichel.
Santor Ernft Ortleb. Themar: Biegeleibefiger Frievrih Barthel. Bürger:
meifteramt der Stadt, Superintendent Kirchenrat Auguſt Engelhardt. Amts—
richter Friedrih Höfling. Kirchenvorſtand der Stadt. Amtsverwalter Rat
Friedrich Reiche. Prakt. Arzt Dr. med. Franz Schmitz. Amtsgerichtsſekretär
Leopold Wenzel.
+ 120 =
Bezirk Sildburghaufen.
Bedheim: Pfarrer Theodor Oberländer. Bürden: Die Schule. Gishaufen: Der
Kirchenvoritand. Häfelrieth: Lehrer em. Friedrich Fidel. Hehberg: Pfarrer Julius
Köhler. Hildburghaufen: Hofbuchhändler Mar Achilles. Zeichenlehrer a. D. Plato
Ahrens. Amtsgerichtsrat Otto Ambronn. Seminarlehrer Garl Beer. Architekt Auguft
Berger. Vereinsbankkaffierer Otto Bohn. Kürfchnermftr. Garl Brömel. Kaufmann
Heinrih Daniel. Kaufmann Garl Dittelbad. Kaufmann Armin Drefiel.
Arditeft Carl Ebeling. Kommilfionär Rudolf Edold. Hotelier zum Engliichen
Hof Carl Fiſcher. Glafermeifter Chriſtian Frand. Sekretär und Lehrer am
Technikum Leonhard Frauenberger. Kaufmann E. Friedmann. Kaufmann
Bernhard Friedrid. Zahnarzt Auguft Gellert. Fabrikbefiger Wilhelm Genpler.
Herzoglidies Gymnafium Georgiamum. Seminarlehrer Adolf Geuther. Amts—
einnahmediener Eduard Greiner. Oberreviſor Rudolf Heil. Kreisſchulinſpektor
Schulrat Albert Heyl. Mentier Carl Heller. Gymmnafialoberlehrer Dr. phil.
Hugo Herbit. Gymmafialoberlehrer Dr. phil. Ludwig Hertel. Stadtverordneter
Nentier Berthold Hocdrein. Yehrer Johann Hofmann. Stadtverordneter Rentier
Hermann Hollborn. Dr. Armin Human. Speziallommiffionsfetretär Gott:
getreu Huß. Tifchlermeifter Hermann Junker. Geridtsvollzieher Reinhard Kaplan.
Kirchenvorſtand der Neuftadter unierten Gemeinde. Prakt. Arzt Dr. med. Gotthelf
Koſt. Pfarrer Johannes Krönert. Technikumslehrer Gonitantin Kümpel. Kaufmann
Otto Kunold. Herzogl. Lehrerſeminar. Reviſionsaſſiſt. Eduard Leuthäuſer. Kataſter—
amtsaſſiſt. Wilhelm Lorz. Gemeinderatsvorſitzender Rentier und Chemiker Auguſt
bon Löſecke. Magiſtrat der Stadt. Hofbuchdruckereibeſitzer Paul Maultzch.
Referendar Dr. jur. Paul Maultzſch. Rechtsanwalt und Notar Dr. jur. Oskar
Michaelis. Lehrer Heinrich Mitzenheim. Kreisſparkaſſen-Rendant Guftav Mühlke.
Kommerzienrat Ferdinand Nonne. Herrengarberobier Auguft Nothnagel. Stabt-
jefretär und Standesbeamter Martin Peter. Buchhändler Otto Pezolbt.
Stämmereigehülfe Richard Richter. Fabrik: und Nittergutöbefiger, Nittmeifter d. R.
Dr. jur. Veit Franz v. Ried. Gymmafialoberlehrer Mar Rommel. Händler
©. Rojenthal. Kaufmann Berthold Saalborn. Rentier Zulius Saur. Rentier
Hermann Sauerbrey. Superintendent Kirchenrat Albert Sauerteig. Bankier
Julius Schloß. Lehrer Auguft Seifert. Lehrer und Stadtkirchenorganiſt
Hermann Serfling. Fabrikbefiger Bernhard Simon. Kaufmann Heinrid Simon.
Redakteur an der Dorfzeitung und Nentier Ernſt Siebelis. Brauereibefiger
Hermann Sonnefeld. Braft. Arzt Dr. med. Ernft Strathaufen. Lehrer und
Cantor an der Stadtkirche Wilhelm Strauh. Technikumsbibliothek. Kupferftecher
Heinrih Thäringer. Stadtlämmerer Mar Thiemann. Bauunternehmer Garl
Bolfening. Architekt und Lehrer am Technikum Conrad Volland. Apotheken:
befiger in der Neuftadt Jakob Wagner. Kaufmann Alfred Weigell. Lehrer
Chriftian Wenzel. Sekretär am Technikum Eugen Zicheile. Yeimrieth: Lehrer em.
Ludwig Kolb. Pfersdorf: Lehrer Armin Hardt. Steinfeld: Die Schule.
Strefienhaufen: Die Schule. Streufdorf: Der Kirhenvorftand. Veilsdorf:
Pfarrer Ludwig Schönewolf. Lehrer Auguft Specht.
a 121 8
Bezirt Seldburg.
Golberg: Die Gemeinde. Ginöd: Nittergutäbeftger Fr. Kraußlach.
Erlebach: Rittergutsbefißer Hammerherr Rudolf Freiherr v. Marſchall-Greiff.
Friedrichshall: Salineninſpektor Joſef Batti. Salinenbefiger Bernhard Oppel.
Gompertshauſen: Pfarrer Auguſt Schumann. Heldburg: Bürgermeiſteramt der
Stadt. Amtsrichter Franz Schulze. Lindenau: Pfarrer Carl Oberländer.
Rieth: Die Schule. Ummerſtadt: Prakt. Arzt Dr. med. H. Sabiowsky. Die
Schule. Weſthauſen: Pfarrer Otto Fink.
Bezirt Eisfeld.
Grod: Pfarrer Ferdinand Göpfert. Gisfeld: Amtsrichter Hermann
Höfling. Amtsgerichtörat Carl Kreß. Magiſtrat der Stadt. Oberförfter Carl
Auguſt Möller. Archidiakonus Julius Motz. Sculdireftor Wilhelm Schubart.
Stadtlämmerer Armin Trudenbrodt. Heubach: Pfarrer Albert Abt. Pen:
ſtadt vR.: Pfarrer Franz Kühnhold. Steudach: Nittergutöbefiger Ofonomierat
Gonftantin Hoffmann. IUnterneubrunn: Lehrer Mar Hodrein. Hofmannfce
Studienanftalt (Divektor: Pfarrer Richard Hofmann).
Bezirt Schalfan.
Effelder: Die Schule. Schalkau: Amtögerichtöfefretär Eduard Apoley.
Oberpfarrer Mar Böſemann. Bürgermeifteramt der Stadt. Amisrichter
Dr. jur. Hermann Kreß. Amtöverwalter Carl Lorenz. Truckendorf: Lehrer
Alfred Vetter.
Bezir! Sonneberg.
Forſchengereuth: Lehrer Carl Hopf. Lehrer Anton Langert. Hämmern:
Lehrer Hermann Böhm. Hüttenfteinah: Die Schule. Kommerzienrat William
Swaine. Schihtshöhe: Lehrer Adolf Fri. Sonneberg: Nealfchuloberlehrer
Dr. phil. Rudolf Anfhüß. Dr. med. Auguft Hermann Baufe, Direktor einer
Sranfenheilanftalt und Klinik für Nervenkrante. Die Bürgerſchule. Amts—
gerihtörat Heinrich Deahna. Kaufmann Otto Dreffel jun. Landtagdabgeord:
neter Kommerzienrat Otto Dreffel. Kaufmann Gotthelf Dreſſel. Kaufmann
Hugo Dreffel. Steueramtörendant Rat Morig Frank. Kaufmann Johannes
Franz. Landrat Hermann Götting. Realſchuldirektor Profeſſor Dr. phil.
Bernhard Heiland. Nentier Heinrich Heubad. Prakt. Arzt Dr. med. Guftav
Hofmann. Kaufmann Heinrich Horn. Phyſikus Dr. med. Richard Kreißmann.
Kommerzienrat Edmund Lindner. Kaufmann Emil Lindner. Amtögerichtärat
Geh. Juftizrat Dr. jur. Eduard Lo. Magiftrat der Stadt. Neallehrer Gott:
hold Merten. Amtötierarzt Otto Möller. Profeſſor Richard Müller. Redakteur
Adolf Mylius. Neallchrer Chriftian Scheller. Kreisſchulinſpektor Franz Ullrich.
Bankier Freiherr Hermann von Walther. Schwarzwald: Brauereibefiger Georg
Vetter.
9
a 122 Br
Bezirk Steinad.
Lauſcha: Pfarrer Richard Erf. Schultheiß Louis Müller : Pathle.
Volksbibliothek. Steinah: Wfarrer Dr. phil. Woldemar Koſt. Amäisrichter
Dr. jur. Julius Ledermann. Lehrerkollegium der Schule Schultheiß
U. Morſchewsky. Amtsrichter Dtto Schubert. Steinheid: Pfarrer Albin
Zangguth.
Bezirk Gräfenthal,
Buchbach: Lehrer Bernhard Kleffel. Gebersdorf: Die Schule. Göflels:
dorf: Foritaffeffor Auguft Freyſoldt. Gräfenthal: Bürgermeilteramt der Stadt.
Lehrerin Louife Keßler. Der Kirhenvoritand. Anıtörihter Dr. jur. Otto
Thielemann. Apothefenbefiger Auguft Wedel. Xeheiten: Kaufmann Albert
Siedler. Reviſionsaſſiſtent Martin Linfer. Die Schule. Bergdirektor Eduard Voll
hardt. Lichteutanne: Pfarrer Baul Heyner. Oberloguig: Die Schule. Oertels—
bruch: Geheimer Kommerzienrat Carl Oertel. Probſtzella: Die Gemeinde.
Schmiedebach: Die Schule. Schmiedejeld: Pfarrer Hermann Barthel. Wallen:
dorf⸗Lichte: Profeſſor Louis Hutichenreuter in Lichte. Pfarrer Rudolf Tenner.
Bezirk Saalfeld.
Graba: Pfarrer Dr. phil. Bernhard Liebermann. Der Kirchenvorſtand.
Hoheneiche: Der Kirchenvorſtand. Schloß Obernig: Rittergutsbefiger, Haupt:
mann a. D., Kammerherr Robert Henning von Heyden. Saaljeld: Yabril
befiger Carl Barlöfiud. Die Bürgerfhule. Baurat Ernſt Eichhorn. Lehrer
Hermann Fiſcher. Rechtsanwalt und Notar Zuftizrat Alerander Freyſoldt.
Profeſſor Dr. phil. Gottfried Griesmann. Amtögerichtörat Geh. Juſtizrat
Mar Groß. NRealgymmafial- Oberlehrer Rudolf Heym. Realgyinnafial : Ober:
lehrer Ernſt Heller. Lehrer Valentin Hopf. Nealgynınafial:Oberlehrer Dr. phil.
Friedrich Jung. Fabrikbefiger Dr. phil. Adolf Kahßer. Fabrifbeitger Kommerzien:
rat Richard Knoch. Kirchenmuſikdirektor Wilhelm Köhler. Lehrer Glemens
Mader. Kreisaſſeſſor Dr. jur. Wilhelm Mauer. Buchhändler Rudolf Nieſe.
Kreisſchulinſpektor Schulrat Iſidor Rockſtroh. Baurat Carl Rommel. Ziegelei:
befiger Hermann Roth. Landrat Geheimrat Hermann Scneider. Lehrer Frit
Tiller. Landtagspräfident, Amtsgerichtsrat Friedrich Trinks. Katafteraffiftent
Gottlieb Walter. Der wiffenichaftlicde Verein. Unterwellenborn: Kommerzienrat
Ferdinand Chelius, Direktor der Marimilianshütte,
Bezirk Pößneck.
Pößneck: Kaufmann Oskar Baumbach. Kaufmann Bernhard Berent.
Landtagsabgeordneter Kommerzienrat Robert Berger. Fabrilbeſitzer Rudolf
Bernhard. Herzogl. Hoflieferant F. W. Carius. Fabrikbeſitzer Kommerzienrat
Max Conta. Fabrikbeſitzer Robert Conta. Fabrikbeſitzer Hermann Conta.
Fabrikbeſitzer Kommerzienrat Eduard Eberlein, Vorſitzender der Handels- und
a 123 >
Gewerbefammer Saalfeld, Apothekenbefiger Carl Köhler. Lehrer Friedrich
Kramer. Kaufmann Mar Kurth. Kaufmann Otto Mittelhäufer. Magiſtrat
der Stadt (mit doppeltem Beitrag). Redaktion der Pößnecker Zeitung. Fabrik:
beiiger Bernhard Schneider. Fabrikbefiger Albert Seige. Fabrikbefiger Bernhard
Siegel. Stabtichulbibliothel. Rechtsanwalt und Notar Ernft Weingarten.
Rentier Otto Weiße. Sanitätsrat Dr. med. Eduard Weißer,
Bezir! Camburg.
Aue: Pfarrer Guftan Beer. Gamburg: Sup. a. D. Kirdenrat Eduard
Bulle. Bürgermeifteramt der Stadt. Dr. med. Guftad Grobe, Stab3arzt d. Y.
und prakt. Arzt. Superintendent Dr. phil. Otto Hoffmann. Landtagsabgeord—
neter Amtögerichtörat Ludwig Krauſe. Leislau: Pfarrer Dr. phil. Garl Bogel.
Löbſchütz: Pfarrer Edmund Schiel. Molau: Pfarrer Rudolf Keyßner. Münden:
gofierjtädt: Pfarrer Arndt Scheller. Neidſchütß: Pfarrer Kirchenrat Robert
Schneider. Oberneuſulza: Bergrat Auguft Lebrecht Wunderwald. Schinditz:
Rittergutöbefiger Oskar Beder. Sieglitz: Pfarrer Ludwig Guftan Ed.
Bezirt Kranichfeld.
Achelſtädt: Pfarrer Friedrid Hokfeld. Kranichfeld: Phyſikus Dr. med.
Mar Helmkampf. Bürgermeifter I Emil Scherff. Milda: Pfarrer Eruft Seidel.
Auswärtige Bereinsmitglieder.
Baumeifter Otto Abe in Ingolftadt. Carl Albredt, Buchhändler in
Mühlhauſen (Thüringen). Dr. phil. Heinrid) Bergner, Pfarrer in Pfarrkeßlar
bei Gumperda. Großherzogl. Bibliothef in Weimar. Herzogl. Bibliothek in
Gotha. Hofrat Dr. med. Auguft Deahna in Stuttgart. Bildhauer Profeſſor
Robert Diez in Dresden. Kirchenrat Dr. phil. Ewald Gichhorn in Jena.
Apotheker Frig Frepfoldt in Coburg. Gutöbefiter F. Gampert in Horb am
Main. Kirchenrat Sup. a. D. Dr. theol. et phil. Wilhelm Germann zu
Schleufingen. Landgerichtsrat Herrmann Freiherr von Giejefe in Naumburg.
Butöbefiger Alerander von Gontard in Ulbersdorf bei Schaudau. Dr. phil.
Heinrih Gödel, Chemiker und Fabrikdirektor zu Ilmenau. Adolf Greiner,
ancien Secr&taire particulier de feu Sa Majest& Leopold I, roi des Belges
à Bruxelles. Buchhalter M. E. Habicht in Luca, S. A. Generalagent 2. Hanf
in Erfurt. Oberpoftfefretär Mar Herder in Barmen. Stommerzienrat Albert
Heubadh in Coburg. Dr. jur. et phil. Arthur Human an der Handelskammer
in Halberftadt. Bruno Human, Leutnant beim 2. Kgl. Bayer. Jäger-Bataillon
in Alchaffenburg. Stud. chem. Alfred Human in Erlangen. Stud. med. Garl
steßler in Jena. Kunſtmaler Rudolf Koch in Frankfurt a. M. Real-Oberlehrer
Dr. pbil. Diorig Köhler in Friedrichsdorf im Taunus. Fabrikbefiger Ernſt
a 124 Ber
Koriger in Leipzig. Fabrikdirektor Georg Krell in Bruchhaufen in Weitfalen.
Herzogl. Landesbibliothek in Altenburg. Profeſſor Dr. phil. Paul Lehfelbt in
Berlin. Senatspräfident Geh. AJuftizrat Oscar Liebmann in Jena. Rentier
Paul Log in Hamburg. Landgerichtsrat a. D. Rechtsanwalt Hermann Mafer
in Jena. Emil Freiherr von Marihall-Oftheim in Bamberg. Privatgelehrter
Mar Day in Heidelberg. Nentier Bruno Meyer in Rudolſtadt. Apotheken:
beſitzer Joſehh Medicus in Königsberg i. Fr. Geb. Erped.-Sefretär bei ber
Kaiferl. Deutſchen Botihaft in London Hofrat Robert Möbius. Kgl. Rent:
amtmann Georg Mottes in Lichtenfels. Ofonomie-Kommiffar Dr. phil. Mar
Ortmann in Weimar. Reichstagsabgeordneter, o. Profeſſor der Staatswiſſen—
ichaften, Geh. Regierungsrat Dr. Hermann Paaſche in Charlottenburg. Hugo
Petters, Chef des Fartographiichen Inſtituts zu Stuttgart. Pfarrer Arthur
Pöniſch in Leipzig. Dr. phil. 2. Pröſchold, Realſchuldirektor in Friedrichsdorf
im Taunus. Frau Kommerzienrat Dr. Anna Reichardt, geb. von Sedendorf
in Deffau. Fabrifant Hermann Ronneberger in London. Finanzrechnungs—
revifor Georg Schilbad in Münden. Lehrer Rihard Schleier in Coburg.
Nentier Robert Schmidt in Dresden. Fabrikbefiger Hermann Schneider in
Dreöden. Dr. med. Richard Simon, prakt. Arzt in Berlin, Kaufmann Louis
Sontag in Köln a. Nhein. Redakteur Grid Spandel in Nürnberg. Bolt:
meifter Richard Stapf in Jena. Geh. Oberforjtrat Dr. phil. Hermann Stöger,
Direktor der Forftfchule in Eiſenach. Dr. phil. Heinrih Stürenburg, Rektor
der Streuzichule in Dresden. Pfarrer Heinridh Wilhelm ZTeicher in Lahm.
Oberlehrer Ernft Tenner in Leipzig. Carl Timler, Lehrer am Königl. Kunſtge—
werbemufeum in Berlin. Kaiferl. Legationsrat und Kgl. preuß. Rittmeilter a. D.
Wolf von Tümpling auf Thalftein bei Jena. Oberlandesgerichtsrat Geheimer
Auftizrat Albert Unger in Jena. Rentier Carl Walther in Gotha. Past. res.
Bernhard Zinner in Weimar.
Be re
des Vereins für
Sachlen- Neiningiſche Geſchichte u, Bandeskumde,
SE 36. Hell. BES
| Inhablt:
Neue Landeskunde des Herzogtums Sachſen-Meiningen. Heft 1. Von
Dr. 2. Hertel. Allgemeines: Quellen und Yitteratur. Lage. Vermeſſfung
‘ (mitbearbeitet von W. Lor z). Karten. Charakter des Landes, Anhang:
Die Landwehren und der Nennfteig. _rnn
+ MT
Hildburghaufen 1900.
Steffelring’ (he Hofbuckhbandfung.
(Mar Achilles.)
N
/
}
Heft 1:
An Bereinsihriftien wurden bis jeht ausgegeben:
————— —— und Bauwerke auf Münzen und rer Ein Abrik
Münztunde des Herzogtums Sachſen Meiningen-» Bon Dito F. Müller
1688. (Preis 1 Marl.)
2: V ichte Meinin Orte und Gegenden.
* ar — ae air Than in —* Umgegend von Böhned. Bon
2. Rotemulte, Rotmulti UHR und feine Nachbarorte Milz, ——
a u ge fli Spa Geſchichte und Vorgeſchichte. Von G. Jacob.
Prei
t 3: Saalfelde Etiftungen un Beitrag zur Geſch der Gtabt
—— riedrich Trinks. 1. er Die Mlunneumatitn ——
die —3 und vie on ——— (Preis 3
Seit 4: David Berfa andesfunde u Serum Sa
Meiningen. Ein si Don ir in Voit, Mit ein ormort von
Heft
Heft 10:
Seft 11:
Heft 12:
Heft 13:
Seft 14:
Seft 15:
Heft 16:
Heft 17:
Seft 18:
Seft 19:
Heft 20:
“
2*
=
oe oo ao o
Roh und dem Bilde D. Voits. 1889. (Preis 0,5 Mark.)
Gerne m. — Selen Meiningen und a2. Schlözer. Ton Friedrich
od. reis
ur Vorgeſchichte Be 8 Vöhned ww ihrer Umgebung. Bemerlungen von
dur Bereeiandte” 1889, abi Yöhnet m BM
Die Stiftung Caſpar Tryllere vom 29. —— 1617 und der Stammbaum
der Tryller. Von Ernft Kod. 1889. (Preis 3 M —
Die RM u au Beininger Privatperfonen. Mit 4 Tafeln Abbildungen. Bon
Dtto F. Müller 1890. (Preis 3 Marl,
Ein Brief 9 Sehen Gheihian Reiiihardt von Thella Podlesta. Bon
eis 5 189%. (Preis 0,75 Marl.)
re undere — des Rennfteige (1703). Bon Paul Mitzſchle.
rei
re — Mit einem Bild in Lichtdruch. Von Auguſt Röhrig
Preis
——ã— 2423. und — Ein Beitra chichte der Stadt
—— von Friedrich — ntö, Teil: Die Bi und Bonerjche
Stiftung. 1892. (Preis 3 Mart,)
Der eden Bibra. Cine Darftellung feiner politiiden und kirchlichen Ent:
widel ung. ftichrift zur Weiler ber 400jährigen Grundfteinlegung ber Kirche, ben
17. Zuli 1892, verfaßt von Heinrid Hartmann. 1892. re is 5,50 Marf.)
Beiträge zur Geſchichte - Geetuns u BreiningensSilabregbaufen
—* erdinand Trink reis 3
il. Friedrich Reinhardt, meil. — des — zu Saalfeld und erjter
Arolfar —5 m zu Hilbburghaufen. Bon Armin Human. 1893,
(Brei
Johann Gerhardt in ar: Vortrag, gehalten am 30. Auguft 1893 zu Helbburg
von Ferdinand © 1893. (Preis 1 Marf.)
Die Bafunger Mundart hunde eftelt von Edinhard Reihard, Ernft Rod
” Theodor Stord. 1895. (Preid 4 Marl.)
. Die franzöfifhe Kolonie in Hildburghauſen. Bon “ ——
2 Eine Konteajagd bei Raundorf 1821. Bon Heuſch
3: Konfirmation des —* tes Römhild a. 1498 "Raifer Maximilian.
4. —— zur Reubearbeitung der Landeskunde des Herzogtums S. Meiningen.
n M. Kleemann. (Preis 2 Mt. 50 Pfg.) 1895
l. Eaattelder Stiftungen und Bermägtnifie (DI. Zei) Don Amisgerichtsrat
Friedrich Trinks in Saalfeld.
2. Garl Freiherr Wolff von und zur Todenwarth, Hof und Landrat zu Hildburg⸗
hauſen. Ein Lebensbild von Stifisdame Lydia von Todenmwarib.
3. Die Sedans⸗Jubelfeier im $ r —— S.⸗Meiningen am 1. und 2. Sept. 1895
und die große Zeit von 18 —5* Bon Dr. 4. Human,
4, m ramm zur Neubearbeitung der — —— des Herzogtums S.⸗M.
of. Dr. Wi, Kleemann, reis DE 2,50. 189%.
1. Die Grafihaft Camburg. Bon Dr. Ewald Eihhorn, Pfarrer in Edolftäbt,
2. Berzeihnid der Studierenden aus dem Ph rzogtum S.⸗Meiningen, die in der
Zeit von — die Univerfität Wittenberg beſuchten. Bon Dr. Gott.
lieb Jacob, S:M, Hofrat in Bamberg.
> Brofefior Dr. a beige Ein Lebens- und Charakterbilb von Dr, X, Human,
4. Landeschronik auf das Jahr 1895. Yon Dr. U, Human.
5. Programm zur Nembearbeitung der Landeskunde des Herzogtums Sachſen
Meiningen. Don weil. Brof. Dr. Mar Aleemann.-
6. Bereinsbericht nebſt Mitgliederverzeihnis auf 1895. Vom Bereinsvorftand
(Preis 4 Mark.) 1395.
Foriſe hung auf nochſter Seite,
J— vun te
Neue Landeskunde
des
Herzogtums SachſenMeiningen.
ht Ik Ze
Im Auftrag
be3
Vereins für Meiningifche Gefchichte und Landeskunde
herausgegeben
bom
Borland,
Hildburghanfen 1900.
SKoffefring’fhe Sofbuchbandlung.
(Mar Achilles.)
Berner Hoheit
dem regierenden
Herʒog San ll. von 9. WW iningen
ehrfurchtsvoll gewidmel.
Dorrede,
enn der Derein für Meiningifche Gefchichte und Landeskunde es
unternimmt, 50 Jahre nach dem Erfcheinen der Brüdnerfhen Landeskunde
eine neue Darftellung der Zuftände und der Gefchichte unferes engeren Dater-
landes der Offentlichkeit darzubieten, fo bedarf diefes Dorhaben an ſich gewiß
feiner befonderen Rechtfertigung. Auf allen Gebieten des öffentlichen Eebens
haben ſich in der letzten Hälfte des 19. Jahrhunderts fo tiefgreifende Ände:
rungen vollzogen, der Pulsfchlag der neueren Zeit macht ſich aud in den
abgelegenften menſchlichen Anfiedelungen fo gewaltig fühlbar, daß die
Brüdnerfche Darftellung, fo bedeutungsvoll fie für ihre Zeit war, in nicht wenigen
Punften veraltet erfcheint. Dazu kommt, daß die Wiffenfchaft, die das
TIhatfächliche zu erforfchen trachtet, ihre Forderungen nach Umfang der Gegen:
ftände wie nach Genauigkeit der Methode unvergleichlich höher gefpannt hat
als damals. Andererfeits ftehen uns bei unferm Unternehmen auch zuver:
läffigere Hülfsmittel zu Gebote.
Diefe Umftände im Derein begründen es, daß wir nicht mit einer
zweiten Auflage von Brüdners Werk, fondern mit einer in jeder Beziehung
neu geftalteten CLandeskunde hervortreten. Über den Plan unſrer Darftellung
giebt das nachſtehend abgedrudte „Programm“ Auskunft.
Ein Regifter wird jedem der drei Bände beigegeben werden. Diefe
Neue Landeskunde, deren erftes Heft als Feſtgabe zur Jahrhundertfeier des
Geburtstages Sr. Hoheit des Herzogs Bernhard Erich freund betrachtet
werden möge, will dazu beitragen, die Teilnahme an der gefhichtlichen Er-
forfchung unfrer Heimat zu beleben und die £iebe zu unferm engern Dater-
lande zu ftärfen.
Hildburghaufen, Auguft 1900.
Der Dorftand
des Dereins für Meiningiſche Gefchichte und Landeskunde,
Dr. A. Human. Dr. £& Hertel. A. Dreffel.
Brogramm.
Allgemeines : Quellen und Schriftwerfe,
Erfter Sauptteill: Das Land.
>
Zweiter
SE-U-E- Eu
H
A.
B
C.
Natürliche Verhältniſſe: Lage, Vegrenzung, Vermefjungen, Landkarten;
Charakter de3 Landes. Anhang: Die Landwehren; der Nennfteig.
Orographie: Lage der Berge, Höhenbejtunmungen.
Hydrographie: Die fließenden und ftehenden Gewäfler.
Geognoſtiſches.
Klimatologie: Temperaturverhältniſſe, Oydrometeore, Luftdruch, Winde.
Flora.
Fauna.
auptteil: Die Leute.
Vorgeſchichtliches.
Geſchichtliches: Politiſche Geſchichte von dem früheſten Zeiten an bis
auf die Gegenwart. Anhang: Die Adelsgeſchlechter des Landes.
Die heutige Bevölkerung.
I. Biogeographie.
Anthropologie und Noſologie.
Innere Zuſtände der Bevölkerung.
1. Sprache.
2. Sitten und Bräuche, Volkscharakter.
3. Religion, Aberglauben, Sagen.
4. Volkspoeſie, Volkstümliches in Muſik und Tanz.
Außere Zuftände der Bevölkerung.
1. Hausbau; Dorf: und Stadtanlage in den verſchiedenen
Landesteilen.
2. Trachten.
3. Koſt.
Il. Sulturgeographie.
_...
Aderbau; Garten, Wein, Objtbau, Blumenzucht; Getreidepreife;
Beligerwerböverhältniffe (Erbichaft, Kauf), Beſitzverluſt (Verſchuldung).
Arbeits⸗, Dienft: und Lohnverhältniffe, Anftalten und Mittel zur
Förderung der Landwirtſchaft.
2. Viehzucht. Hut und Trift. Viehzählung. Biehverfidherung.
3. Fiſcherei.
4. Waldbenukung. Jagdweſen.
Gewerbe und Induſtrie.
l. Rleingewerbe. Innungsweſen.
2. Imduftrie: Nahrungs: u. Genußmittel, Salinen, chemiſche Inbuftrie;
Metallinduftrie, Maſchinenbau, Stein, Porzellan, Glasindbuftrie,
Holzwaren: und Möbelinduftrie, Wollwaren:, Leder, Spielwaren-,
Papierinduftrie, Buchgewerbe, wiſſenſchaftl. Inftrumente. Lohnverhält:
niffe ber Arbeiter; Gewerbeaufſicht; Handels- und Gewerbefanmern;
Getwerbegerichte, Gewerbevereine. Sozialpolitiiche Gefeßgebung.
Handel und Berkehr: Handelswege, Stlein- und Großhandel, Markt:
weien, Tranfithandel ; Handelskammern (ſ. o.). Kredit- und Genoſſen—
ſchaftsweſen. Rückblick auf frühere Zeiten: Stadtreiter, Thurn und Taxis'ſche
Poſt. — Reichspoſt, Telegraphenanftalten, Telephon. ijenbahnen. —
Flößerei.
Bevölkerungsitatiftil. Siedelungsverhältniffe.
Geiftige Kultur,
1. Wiſſenſchaft und Kunft: Litteratur; Biographien; Bud):
handlungen. Zeitungsweſen. — Sunftgefchichte, Belchreibung der
hervorragenden Kunſtdenkmäler. — Mufil- und Theaterwejen.
2, Bereindwefen: Geſang-, TQurnvereine, Schügengilden; Jüng—
lingövereine, Frauenvereine. Loge.
—. und gemeindliche Ordnung.
Landespverfaffung und Landeögefehgebung (Staatsoberhaupt,
Minifterium, Landtag); Beziehungen zum Neid; Statiftif der
Reichdtagd: und Landtagswahlen.
StaatlideundgemeindlideBerwaltung; Polizeiwefen.
3. Militärwefen Die einftige Miliz und die Stontingente vor
der Militärfonvention von 1873. Griak:, Garnifon- und Land»
wehrweſen. Feldzüge. Krieger: u. Militärvereine; Kriegerwaifenhaus.
4. Juſtiz. Civil: und Strafrechtöpflege. Behörden. Strafanftalten.
Kirche. Frühere Beziehungen zu den Erzbistümern Mainz und
Würzburg. Statiftit der verfchiedenen Bekenntniſſe. Landesſynode,
Gottesdienftordnung, kirchliche Geſetzgebung. Innere Milfion.
Kirhenvermögen ; Landeskirchkaſſe, Beloldungsverhältnifie, Pfarr:
witwenkaſſe. SKirchenbauten.
»
a
*
11,
12.
13,
14.
Unterridt und Erziehung. Entwidlung des Schulweſens
jeit der Reformation; nieberes und höheres Sculweien einſchl.
Univerfität Jena; Schulgefetgebung. Der Lehrerftand, LXehrerinnen.
Schulvermögen. Befoldungsverhältniffe, Lehrerwitwenkaſſe. Er:
ziehungsvereine, Zwangserziehung, Sleinkinderbewahranftalten. Fort—
bilbungsichulen.
Finanzverwaltung: Staat und Kommunalfinanzweſen.
Finanzanftalten, Steuerweien, Statafterverwaltung.
Maß: und Münzweſen in geſchichtlicher Entwidelung.
Medizinalwefen. Medizinalgeſetzgebung. Sanitätsanftalten
(Kranktenhäufer), Heilquellen, Bäder. Veterinärweſen.
Armenpflege: Kommunal: Armengefeßgebung ; Armenhäufer,
Naturalverpflegung und Herbergen. Milde Stiftungen.
Baumwejen. Hiſtor. Rüdblid, Bauinjpektionen für Hod- und
Niederbau (Straßen, Brüden-, Uferbau). Bauordnungen. Wafler:
leitungen, Stanalifation, Gasanftalten. Elektrizitätswerke.
Forftwefen. Die einftigen Forſtdepartements mit ihren Forfteien,
die Forftämter nach der Forſtordnung von 1856. Forfttarations:
und Reviſionsbürean. Das Forftperfonal. Das Forſtareal
(Staatd-, Korporationd: und Privatwaldung). Domänengüter.
Bergbaumefen.
Staatlides Berjiderungdöwefen.
Dritter Hauptteil: Ortsbefhreibung.
Die ftädtiichen und ländlichen Gemeinweſen im einzelnen; einftige Burgen,
Klöſter, Schlöffer. Geſchichte der Bezirke mit Beigabe der Streisfarten und
Abbildung bemerkenswerter Gebäude,
— ——
Einem der erſten Hefte wird eine Überſichtskarte des Herzogtums Sachſen⸗Meiningen
(im Maßſtab 1: 300 000, mit Darſtellung des Geländes) beigegeben werden.
TH II
— — car 2 —— —
Allgemeines: Quellen und Hcriftwerke.
Bon Dr. £. Hertel.
Fundorte:
Bol. Dr. Burfhardt (Weimar), Hand: und Adreßbuch der deutſchen
Ardive, 2. Aufl. 1887. — Dr. P. Mitzſchke, Wegweifer durch die Hiftorifchen
Arhive Thüringens, Gotha (Perthes) 1900.
Quellenmaterial für die Landeskunde des Herzogtums Sachſen-Meiningen
ift Hauptjählid an folgenden Stellen zu finden:
1. Da3 Serzoglide Geheime Saupfardiv im Rundbau des Herzogl.
Nefidenzfchloffes zu Meiningen. Es enthält die Akten und Urkunden,
die in Herzoglihen Haus: und Staatsangelegenheiten bei den höchften Landes—
behörden in Meiningen feit dem Jahre 1681 bis auf die neuere Zeit auögefertigt
worden find, ferner das vormal ©. Hildburghäufifche Geheime Archiv, foweit
dieſes nicht nad Altenburg abgegeben worden tft.
Inhaltsübersicht: Hausgefege; Erbeinigungen und Verbrüde—
rungen; Irrungen; Haußfonferenzen; Verfaſſung der ſächſiſchen Häufer, Be—
leifungen ; Fideikommiſſe; Haudorden ; Familienſachen; Hofladen ; Beziehungen
zum Rheiniſchen Bund, Deutihen Bund, Deutichen Neid, zu anderen Staaten;
Einrichtung und Befugniffe der Behörden.
2. Die Ardive der einzelnen Abteilungen des Serzogliden Staats-
minifferiums. Hervorzuheben find:
a. Dad Archiv der Abteilung des Innern (ID, in den
oberen Räumen der Schloßwade, gegenüber dem Rundbau. Damit verbunden
eine reihe Kartenfammlung, ältere Daritellungen von Foritbezirken, Domänen-
grundftüden u. ſ. w. enthaltend. Wohlgeordneter Katalog in der Regiftratur
der genannten Minifterialabteilung.
b. Das Archiv der Abteilung der Finanzen (V), an zwei
verſchiedenen Stellen: a. In der Regiftratur der Minifterialabteilung V. b. auf
dem Boden der Neuen Landſchaft. liberjictlihe Kataloge — für a. Haupt-
verzeichnis, für b. Nebenverzeichnis — in der Regiſtratur der Finanzabteilung.
c Dad Archiv der Abteilung fürfirden- und Schulen:
laden.
d. Das Archiv des Rechnungsbüreaus, vorwiegend Staats-
tehnungen enthaltend; es wird vom Rechnungsbüreau verwaltet und vom
Geſamtminiſterium benußt.
Neue Landeskunde. 1
A 2 Be
3. Das Gemeinfhaftlihe Hennebergiſche Arhiv zu Meiningen in zwei
Zimmern des Schloßrundbaues. Es ift gemeinfchaftliches Eigentum der preußifchen,
ſachſen-weimariſchen, ſachſen-meiningiſchen und ſachſen-coburg⸗gothaiſchen Regierung
und unterſteht der Auffiht des Herzogl. Staatsminiſteriums zu Meiningen,
Abteilung J. Für die Verwaltung befteht eine Inftruftion vom 3. Febr. 1844.
Das Ardhiv wurde 1660 gegründet, indem die damaligen Erben der Grafichaft
Henneberg (Herzog Morig von Sachſen-Zeitz, Hzg. Wilhelm von Sadjen-
Weimar-Eiſenach, Hzg. Ernit von Sachſen-Gotha und Hzg. Friedrih Wilhelm
von Sachſen-Altenburg), durch Artikel 18 des Heinebergifchen Zandesteilungs-
bertragd vom 9. Aug. 1660 feitjegten, daß diejenigen Urkunden und Akten des
Hennebergifhen Archivs, die für die Gefamterben der Grafſchaft von Bedeutung
feien, gemeinſchaftliches Eigentum bleiben und als „Gemeines Archivium“ in
Meiningen aufbewahrt werden follten. Die Bartitularurfunden und -akten hin:
gegen ſollte jeder der fürftlihen Teilhaber zu fi nehmen. Solde Separationen
erfolgten noch 1682, 1693 und 1698. — Der größte Teil des Ardivs umfaßt
Beitände des ehemaligen Archivs der Grafen zu Henneberg:Scleufingen, ein
Kleiner Teil ftammt aus dem Befig der Grafen zu Henneberg-Römbild, ſowie
aus ehemaligen hennebergifhen Klöftern. Über den Inhalt der Originalurfunden
unterrichtet ein „Repertorium;“ die Aktenrepertorien umfaflen 4 Bände.
A. Die Urkunden:
Die früheren Originalurfunden diefes Ardivs, (derem ältefte aus dem
Jahre 933 ftammt,) bis zum Jahre 1412 reichend, find vom Hennebergifchen
Altertumdforfchenden Verein in feinem „Urkundenbuh“ Band I bis IV,
Meiningen 1842 bis 1861, veröffentliht. Der 5. Band, Meiningen 1866,
giebt zum kleineren Teil Urkunden und Kopien aus verfchiedenen aus:
wärtigen Arhiven zur Ergänzung, zum größten Teil die durch feine Original:
urkunden gededten Abjchriften des älteften Hennebergifchen Kopialbuches (1370
bis 1380), das ſich im Gemeinfhaftsarhiv zu Meiningen befindet. — Der
6. Band eridhien 1873. Die ganze Auflage ging leider bei der großen
Meininger Feuersbrunft vom 5. September 1874 mit anderem wertvollen
Geihihtsmaterial zu Grunde. Daher ift Hier eine ausführlichere Inhalts:
angabe gerechtfertigt. Der Band umfaßt die Zeit von 1413—1432, fomit
19 Jahre, und zwar, werm die Scleufinger Linie der Henneberger Grafen als
HZeitmeffer angenommen wird, die legten 13 Aegierungsjahre des Grafen Mil-
helm I. und die 6 eriten Wilhelms II. Da für diefe kurze Zeit dad Henne
berger Ardiv 356 Urkunden zum Druck abgeben konute, fo wurden die minder
wichtigen Belehnungsurkunden nur in Regeſtenform veröffentliht. Von den
356 Urkunden find 7 bon der Reichskanzlei, 81 von Dynaften, 108 vom Adel,
87 von ber bürgerlichen und bäuerlichen Klaſſe, 5 von Stadträten und 68 von
firhligen Würdenträgern ausgeftellt. — Neben der Bereiherung für die Genen:
logie mehrerer gräflichen und vieler adligen Familien bietet der Urkundenband
eine anſehnliche Zahl von Orten, von denen nicht wenige durch die Urkunden
— 3 Ber
ſelbſt hinfichtlic ihrer Yage genau beſtimmt find, eine Anzahl jedoch noch der
Beftimmung harrt. Es fallen von den hier vorkommenden Orten 130 auf
ſächſiſches (zumeift erneftinifches), 84 auf bayrifches, 57 auf preußijches Gebiet ;
die übrigen verteilen fih auf Schwarzburg, Württemberg, Elſaß. Neid find
die Urkunden an fpradlid merkwürdigen Ausdrüden und Eigentümlichkeiten.
Bon nicht geringem gefchichtlichen Intereffe endlidy find Diefelben in Bezug auf
die Fürſtenwürde des Scleufinger Grafenhaufes.
Der 7. Band, Meiningen 1877, umfaßt den Zeitraum von 1433 bis
1451, teild Originafe, teil$ Regeften. Der von dem Herausgeber in Ausſicht
geftellte, bereit3 in Angriff genommene Schlußband de3 für die hennebergiſche
Geſchichtsforſchung grundlegenden Urkundenwerkes joll zur Herausgabe nunmehr
vorbereitet werben.
B. Die Alten; Inhaltsüberfidt :
Secttio I. Das Grafenhaus und feine Verbindungen (Geburten,
VBermählungen, Trauerfälle; Wittums- und Erbſchaftsſachen, Vormundſchaften,
Berzichtleiftungen ; gräfliche Hofhaltung, Reifen ; Bürgichaften, Schulden; Brief:
wechjel; Privatangelegenheiten; Kaiſerliche WBerleihungen und Beltätigungen;
Kauf und Verkauf liegender Güter; Verträge, Erbverbrüderungen; Inventarien.
Sectio II. Landesgeihichte und Geredtiame Teil I. Die Graf:
ihaft; Verhältnifie zu Kaifer umd Neid; Irrungen; Landes: und Kriegsge—
ſchichte; Bindniffe und Friedensſchlüſſe; Deuticher Orden; Feuersbrünſte; Land—
friede; Krönungen; Univerfitätsfahen; Landiwehren; Wüftungen. Tel IL
Reichstags- und Kreistagsakten; Reichskammergericht; Hoheitsſachen.
Sectio III. Finanzen. A. Cameralia: Kammergüter und Schlöſſer,
Kammer: und Rentereirechnungen, Inventarien, Kammerſchulden; Forſtſachen,
Sagd: und Fiſchereiweſen; Erbzinſen, Zehnten und ſonſtige Gefälle; Frohnen,
Handlöhne; Flöße; Münzweſen; Bergwerksſachen und Hüttenweſen; Salzwerke;
Hut und Trift; Zoll und Geleit; Poſt. B. Landſchaft: Landtage, Steuern,
Kriegskoſten, Ritterſchaft, Schulden.
Sectio IV. Geiſtliche und Schulangelegenheiten. A. Römiſchkatholiſche
Zeit. B. Die Reformation im allgemeinen und die Gegenbeſtrebungen der
katholiſchen Kirche; die Reformation in der Grafſchaft Henneberg. C. Komfiftorial:
ſachen (Ehegericht, Kirchen, Schulen). D. Heiligenrechnungen.
Sectio V. Verwaltung. (Dienſte der Grafen zu Hbg. bei Fürſten
und Städten; Dienerfhaft der Grafen; Erbhuldigung; Grenzſachen; Juden;
Zandesverteidigung; Kommunaljahen; Kunft und Handwerke; Polizei; Armen:
ſachen; Stipendien.)
Sectio VI. Juſtiz. A. Givilgerihtöbarkeit. B. Peinliche Gericht3-
barkeit.
Sectio VII. Lehensweſen.
Sectio VII. Negiftranden und Verwaltung des Archivs.
Nach denjelben Sektionen find die Litteralia geordnet.
1*
4 4 Be»
Der Auffiht des gemeinfhaftlichen Archivars ift auch die fog. „Matten:
bergiihe Sammlung“, meiſt bandfchriftliche Kolleftaneen zur hennebergiich-
meiningiſchen Geſchichte, überwieſen.
Bon Archivaren find zu nennen: Hönn (1698-1731), Fritze (1766
bis 1793), Heim (1793—1803), Döbner (1803—1847), Bech ſte in (1847
bis 1860, Brüdner (1860-1881). Die Anordnung des Ardivs ift das
Werk Bechſteins; auch die Repertorien rühren von ihm her. Derzeitiger Ardivar
Brof. E. Koch in Meiningen. Neuerdingd haben die beteiligten Regierungen
auf eine Neihe von Jahren Mittel bewilligt, um die Ordnung des Ardivs zu
Ende zu führen. Es hat fid) nämlid) herauögeftellt, daß mindeſtens 1500 Ort-
ginalurfunden nod gar nicht bearbeitet find, viele andere nur ungenau. DBgl.
2. Bechſtein, Zur Geihichte des Henneb. Gefamtardivg in Dleiningen, in
Friedemanns Zeitfhrift für die Archive Deutſchlands II, 6-21, Gotha 1850;
auch ald Sonderabzug mit demjelben Titel, Gotha (Engelhardt:Reyher) 1850,
16 Seiten. — Burkhardt, Handbud®, Seite 137 ff. — Hof: und Staat
bandbud für ©. Meiningen, Ausgabe von 1896, ©. 58. — Deutſche
Geſchichtsblätter von U. Till, I Nr. 3 (De. 1899), ©. 8. —
Mitzſchke, Wegweiſer 1900 (nad) Mitteilungen von E. Koch), S. 34-37.
4a. Großßerzogl. Sähfifhes Geheimes SHaupf- und Sfaatsardiv zu
Weimar (ANleranderplag 3), Eigentum der Großh. Sachſ. Weim. Negierung. Es
ift gebildet worden unter Herzog Ernſt Auguft 1737 durd Vereinigung zweier
älterer Archive, die Herzog Wilhelm Ernft 1693 und 1697 angelegt hatte. —
Ginverleibt find u. a. Teile des alten Wittenberger und des Hennebergiſchen
Archivs; ferner ift daraus erwähnenswert eine Siegelfammlung mit etwa
200 galvanoplaftiihen Abformungen älterer Wettiniicher Fürftenfiegel und 100
Münznahbildungen mit Porträts erneftiniicher Fürften ; alte Land», Flur: uud
Grenzkarten, Grundriſſe u. dgl.
4b. SHadfen-Erneftinifhes Gefamtardiv zu Weimar (Nleranderplag 3).
Es ift gemeinſchaftliches Eigentum der Großherz. Sächſiſchen, der Herzogl.
©. Meiningiihen, der Herzogl. S. Coburg: und Gothaiſchen und der Herzogl.
S. Altenburgiſchen Regierung und unterfteht der Auffiht des Großberzogl.
Staatöminifiertums, Abt. des Kultus, zu Weimar. — Es verdankt feine Ent:
ftehung der Wittenberger Kapitulation vom 9. 1547, nad) der die Erneftiner
gezwungen waren, ihre im Kurkreis zeritreuten Ardivalien nad Weimar zu
bringen. 1574—1583 ordneten 9 Beamte die maflenhaften Beltände, worüber
42 Folianten Repertorien Ausweis geben. Vorher im Hochparterre der Bibliothel
aufgejpeichert, fiebelten die Beſtände 1885 von dort in dad Erdgeſchoß des
neuen Arhivgebäudes am Aleranderplag über, Dem Gefamtardiv einverleibt
it ein Teil de3 ehemals den Grneftinern und Albertinern gemeinfchaftlicen,
1802 geteilten ehemaligen Wittenberger Archivs. — Das Weimarifhe Erneſtiniſche
Geſamtarchiv birgt reihen Stoff für die Gefchichte der Wettiner und Erneftiner
vom 14. Jahrhundert an, u. a. Fürftentagd: und Reichſstagsakten (1400 —1576),
N D K-
Urk. zur Geſchichte des Schmalfalder Bundes und Krieges, zur Gefangenſchaft
des Hurf. Johann Friedrich, zu den Grumbachſchen Händeln u. a.; Erneftinifche
Fandtagsverhandlungen und Ausſchreiben (1457 - 1570); lniverfitäten Witten:
berg und Jena.
Jetziger Ardivar: Geh. Hofrat Dr. H. Burkhardt.
5. Das Serzogl. Sächſiſche Staalsarchiv zu Gotha im Schloß Frieden:
ttein, Nordweitede, Erdgeſchoß.
Begründer ift Herzog Ernjt der Fromme (1640 —1674). Es iſt, abge-
iehen von jeinen urjprünglichen Beſtänden, zufammengefegt aus Teilen des
früheren Altenburg-Coburg-Eiſenachiſchen Archivs, aus Teilen des gemeinjchaft:
lichen Hennebergiichen, des Meiningifchen, Weimarifchen, Wittenbergifchen Archives "
u. a. Hier u. a. mehrere Amtöbejchreibungen für das jegt meiningifche
Staatsgebiet, Kloſterurkunden (Allendorf), Kopialbücher von Eiöfeld, Veilsdorf
u. a., Coburgiſche und Meiningiſche Erpeditiond: und Vormundſchaftsſachen;
Hennebergiſche Angelegenheiten und Themarſche Expeditionen (Bd. XIX);
bier anhangsweiſe ein Verzeihnid der in Gotha befindlichen henuebergiſchen
Urkunden. — Städteanſichten, Kupferftiche, Siegelſtempel.
Segiger Ardivar: Prof. Dr. Georges.
6. Das Serzogl. Sähfifhe SHaus- und Staatsardiv zu Coburg im
Reſidenzſchloß Ehrenburg, unterftellt dem Herzogl. Staatsminifterium Dep. I
in Gotha. — Es ift aus Teilen deö alten Goburgifchen, Saalfeldiſchen und
Hlldburghäufer Archivs zuſammengeſetzt; Stadturfunden von Coburg kommen,
hinzu. Die ältejte Urkunde ift von 1169. Abt. IX enthält die Urk. über Ver:
waltung des Fürftentums Saalfeld. Das Archiv ift wichtig für die Geſchichte
der fog. „Neuen Herrſchaft“, insbeſ. Sonnebergd, ferner für die Regierungszeit
Jod. Gafimird. — Verwalter: Habinettöfefretär O. Sippel.
7a. Das Königl. Preuf. Provinziafarhiv zu Magdeburg, wohin ei
großer Teil der Beltände des henneberg:ichleufingifchen Archivs übergeführt ift.
Vorzüglicher Katalog.
7b. Das Ardiv der Königlichen Regierung zu Erfurt (im Negierungs:
gebäude, Regierungsſtraße). Enthält u. a. Akten des geheimen Gonfilii zu
Dresden über die Graffhaft Henneberg (II2), ſächſiſche Innungsakten bez.
Hennebergs und Schleufingens, dad Thüringifche Kreisarchiv (II), Hennebergifche
Angelegenheiten mit der Sohanniterlommende Schleufingen (II).
8. Das Serzogliche Geheime Arhiv zu Altenburg (Nefidenzichloß),
wohin laut Staatövertrag vom 15. November 1826 aus dem vormaligen
Geheimen Archiv zu Hildburghaufen die dad Herzogliche Haus und das Yand
betreffenden Ardjivalien abgegeben worden find. — Vorftand: Regierungsrat Kühn.
9. Die LSandratsardive. Im Hildburghäufer Landratsardiv befinden
ih u. a. eine Neihe von Originalurfunden zur Geſchichte des henneberg-röm—
hildiſchen Grafenhaufes, Forft: und Jagdakten aus dem 16. Ih., Akten iiber
Grenzen, Landwehr, ein Römhilder Kopialbuch, Heldburger Amtsbeſchreibung.
Kataloge ſind nicht vorhanden.
A 6 Ber
10. Die Hpmnafaldibliotfek zu Meiningen, die nicht nur eine gut
ausgeftattete Bücherfammlung zur meiningifchen Gefdichte, fondern aud eine
Anzahl Manuſkripte enthält. Katalog.
11. Die Hymmafaldidfiotek zu Hildburghaufen, die einen Teil der
ehemaligen Fürſtl. Hildbghſ. Schloßbibliothef überfommen hat, darımter eine
Abichrift von Junkers Hauptwerk „Ehre der gefürfteten Graffhaft Henneberg“
Bd. I—-IU, V. Betteltatalog.
12. Die Ratsarhive der einzelnen Städte; 3. B. Salzungen
(Pfännereiprivilegien, Stadtbuch, Flurzüge, eine Anzahl henneberg. Original
urkunden), Waſungen (reihhaltig; SKaiferprivilegien, Stadtredinungen von
1460 an, Erbregiiter des Wilhelmiterflofters); Meiningen (bifhöflid würz—
burgifhe und gräflich hennebergifche Urkunden, die ältefte von 1339; Die
Alten gehen bis 1558 zurück. Im Archiv befinden ſich aud die Sell'ſchen
Sammlungen über Meininger Zamilien, ferner Stempel von etwa 1290 an,
Karten und Pläne von Stadt und Flur, Porträts von hennebergiichen Grafen
und Mitgliedern der Herzoglichen Familie. Vergl. die Einladungsichrift des Henneb.
Alt. 3.1871). R. Döbner, Neue Beitr. des Heuneb. Alt. V. Heft 13 (1894); Hil d—
burghauſen (Stadtbücher, I. von 1314— 1475 mit Bürgerverzeichnis von 1412;
II. von 1516bis 1561 reihend; Originalurkunden von 1323—1612, das Pergament:
büchlein (Kopialbuch), bis 1496 gehend; Statutenbuch d. Stadtfchreibers Veit Pfeffer,
F 1680; Zinsbüder, Innungsbücder u. dgl.); Eisfeld (u. a. eine Anzahl
eigenhändiger Schreiben Herzog Ernſts d. Fr., Stadtrehnungen aus dem 17.
und 18 Jahrh.); Saalfeld (hier u. a. Sylvefter Liebes handſchriftliche
Salfeldographia, Stiftungs: und Bermädtnisurf,, Salbud) mit Eintrag der
wichtigiten Begebenheiten feit der Neformation, eine Menge alter Gerichts—
atten, die ſtädtiſchen Rechnungen von 1586 ab faft vollftändig, Krieg
aften, 10 Kiſten voll alter Urkunden, ein Stadtbud, Rechtsakte aus
den Jahren 1428—1631 enthaltend, ein Band Statuten (Ortögejege, Ban:
ordnungen u. |. w.); Pößneck (Stadtrehnungen von 1425 ab, dod mit
Unterbredungen, Brauregiiter aus der Mitte des 15. Ih., ein Stadtbud) von
1840, ein gleiches von 1479). Kataloge find nicht vorhanden.
13. Hieran jchließen fich die Dorfardive, meist erit nad) dem 30jähr.
Kriege wieder zufammıengeftellt, mit chronifalen Einträgen. Im Kreiſe Hild—
burghaufen finden fich ſolche Archive 3. B. in Adelhaufen, Heßberg, Leimrieth,
Steinfeld,
14, Die Ephoral- und Pfarrardive mit den Kirchenbüchern, die nicht
jelten aud; Notizen über weltliche Greigniffe enthalten. Im Ephoralardiv zu
Saalfeld liegt beifpielöweife eine handfchriftliche Befchreibung : „Was fi im 30jähr.
Krieg 1640 in Saalfeld zwiichen den Kaiſerlichen und Schwedifchen Armeen zu
getragen, von Jan Hektor von Sturnbrich“. — Das Somneberger Kirchenbuch
beginnt mit 1573,
4 7 Bo-
15. Auch die Herzoglichen Amtseinnaßmen verfügen meiftenteils3 über
einen Beftand älterer Alten; To befitt 3.8. die Anitseinnahme Salzungen auf
der Burg die Flur: und Lagebücher des ganzen Amtes aus den Jahren
1715—1725 mit zahlreihen Vermeſſungsplänen, ſowie ein Flurbuch der Stabt
Salzungen vom 9. 1719.
Befondere Beachtung verdient das Ardiv der Veſte Heldburg im
Franzöſiſchen Bau der Burg, 2. Stockwerk, Oſtecke. Es unterfteht dem Herzgl.
Hofmarſchallamt zu Meiningen. Das Aktenmaterial (Urkunden find nicht vor:
handen) jtanınıt größtenteil3 aus der Zeit, da die Veſte Amtsſitz war. ALS fie
ipäter nicht mehr bewohnt wurde und verfiel, geriet auch das Archiv in Ab:
nahme md erlitt durch Verkäufe an die Papiermühle ftarfe Einbußen. Der
Reſt, den Die Herzoglihe Regierung und Rektor 2. Reß-Heldburg gerettet
hatten, wurde 1879 von leßterem geordnet und aufgeftellt. Es find jekt etwa
3230 Altenfaszifel, über die ein Nepertorium bon 1880 vorhanden ift. Der
Inhalt betr. u. a. die Geſchichte und Einrichtung der Burg, fürſtliche Beſuche;
Rechte, Befigungen, Verwaltung des Amtes Heldburg; Prozeßakten (Hexen:
prozefje); Neformationsfahen; Gemeindeangelegenheiten; Landesverteidigung;
Kriegsdurchzüge; 30jähr. Krieg; Truppendurdzüge nad dem 30jähr. Krieg; von
den 3 legten Abteilungen allein etwa 1000 Faszikel. Vgl. das Archiv der
Befte Heldburg, KKorrefpondenzblatt der deutſchen Archive III Nr. 8, ©.118—119.
16. Die Amtsgeridtsardive (Hildburghaufen 3. B. bezüglich Hexen:
vrozeffe). Freilich ift hier wie bei den vorigen ſchon manches wertvolle Stüd
ausgeräumt und der Vernichtung anheimgefallen.
17. Die Sammlungen des Heunebergiſchen Alterfumsforfhenden Bereins
im Henmeberger Haus zu Meiningen (Bücherei ; Altertümer, auch vorgeſchichtliche
sundftüde) ; Zettelfatalog. Wal. Grube, das Ardiv des Henneb. Alt. Ver. in
der Einladungsfchrift zur Feier des 5Ojähr. Beſtehens des Vereins (1882) S. 160.
18. Die Büderei des Vereins für Meiningifhe Geſchichte und Sandes-
kunde, d. 3. in Hildburghaufen, auf dem Herzogl. Schiedsamt. Katalog (bi
1899 reihend) in den Schriften des Vereins, Heft 32.
19. Das Ardiv des Vereins für Hennebdergifhe Geſchichte und Sandes-
kunde, im Rieſenſaal des Scloffes Wilhelmöburg zu Schmalkalden. 63
enthält aud, einen Teil des Schmalfalder Stadtarhivs. Verbunden mit dent
Archiv ift die Bibliothek des Verein (über 7200 Bände), eine kulturhiſtoriſche
Sammlung (2400 Nummern) und eine anfehnliche Siegelfammlung. Borftand:
Metropolitan A. Vilmar.
20. Das Käönigliche Kreisarchiv zu Bamberg, und
21. Die Biſchöfliche Zibliothe zu Würzburg; letztere beiden für bie
hennebergiſche Zeit von Wichtigkeit.
22. Die Hzgl. Hof- u. Staatsbibliothek in der Eliſabethenburg zu Meiningen.
23. Bon den Srivatbibliotheken ift für unfere Zwecke unftreitig die
reihhaltigite die des Freiherrn Marſchalk von DOftheim in Bamberg;
fie umfaßt hauptſächlich Werke aus der deutjchen Geſchichte, Genealogie, Heraldif
4 8 Be
und den hiſtoriſchen gülfswiffenihaften. Beſonders vertreten ift die fränliſche
und thüringifche Gefhichte und Landeskunde (über 2800 Nrn., darunter das
althennebergiiche Territorium mit über 800 Nrn.; hierbei viele wertvolle Manu:
jfripte und Archivalien). Mufterhafte Kataloge erleichtern die Überſicht. Die
Sammlung wird in abjehbarer Frift an die Kgl. Bibliothek in Bamberg übergeben.
Jede geihichtlich angelegte Landeskunde derjenigen thüringiſchen Staaten,
die einft unter der Regierung Herzog Ernſts des Frommen ftanden, hat von
den „Amtsdefhreidungen‘ auszugehen, die von dieſem weilen Fürften bald nad
Beendigung des breißigjährigen Krieges angeordnet und von jeiten der Be:
hörden in den Jahren 1660 bis 1675 ausgeführt wurden. Alle find nad
einem borgedrudten Schema ') mit großer Sorgfalt angefertigt; als Beilagen
dienen Pläne und Riſſe der befchriebenen Ortlichkeiten.
1) Da dieſes Schema zum erfitenmal die Grundlinien für den Plan einer (thü:
ringiichen) Landeskunde vorzeichnet, fo geben wir hier einen Abdruck feiner weſentlichen Zeile:
Die Beichreibung des Amtes umfaßt zwei Teile: Der erite Teil handelt von deſſen
ünßerlicher und matürlider Beihaffenheit, der zweite von des Landesfürften “Hoheit,
Regalien, Nugungen und Berpflihtungen, auch des Amtes Anihlag und Bert.
Der erfte Teil zerfällt in 8 Sapitel: I. Von des Amtes Urfprung und Zube
hörungen insgemein (Schlöfler, Städte, Dörfer, Höfe und Flüffe in der Amtsfarte). II Der
Herrichaft eigentümliche Güter nad) Starten und Riſſen. III. Städte, Dörfer, Höfe, dabei eine
Finzelbeichreibung der Nat: und Gemeindehäufer, Kirchen, Schulen, Hofpitalien, Fyeueritätten,
Adligen Site, Freihöfe, Pfarrhäuſer, Wirtshäufer, Märkte, Thore, Mühlen, Schmieden,
Hämmer, Brunnen, Brüden u. a.; ferner ein Seelenregiiter, Kirchendiener, Schuldiener, Mamı
ſchaft, Ausſchuß, Handwerker, Anfpanner, Hinterfättler. IV. Von dem amtjäffigen bel.
V. Flüfe und Bäche. VI. Von den Spezialgrenzen des Amts und jedes Ortes inſonderheit,
auch der Landwehr. VII. Bon den Grafen, Herren und canzleifchriftfäffigem Adel. VII. Bon
den Städten im Amt und deren Räten, Negiment, Rechnungsweſen, Gerichtsbarkeit, Flur
markung, aud) dero Grundriſſen.
Der andere Teil hält 13 Kapitel: I, Bon der Landeshoheit, Erbhuldigung, ge
meinen Landeds und Polizeiordnung. IL. Von dem geiitlichen Recht (ius episcopale, geilt-
lihem Untergericht, Pfarrfag oder ins patronatus, Vefoldungsverhältnifie, milde Stiftungen.)
III, Bon der weltlichen Gerichtöbarfeit (Hohe Gent-, Niedere oder Erb: und Rügegerichte,
Beamten und deren Beſoldung; Gerichtäfoften.) IV, Bon dem Wildbann, der hoben und
niederen Jagd. V. Won bem Foritbann (Waldordnung, FForftbeamte). VI. Von dem Strafen:
geleit und Zollregal (Beichreibung der Landitraßen und „gemeinen Wege‘, Leibgeleit, Wege
miete, Viehgeleit, Weinzoll, Wafferzoll, Gildenzoll, Kleiner Zoll; Schiffahrt, Marktgerechtigkeit:
Beamte). VII. Bon dem Berg: und Salzregal (Vergordnungen, Bergwerke). VIII. Von der
Steuer. IX. Von der Heer: und Landesfolge mit Vermeldung der Muſterung, der „Officirer“,
des Ausihuffes. X. Von den Lehen. XI. Bon den Fürftlichen Nenten und Einkünften
Diefe werben in folgende Stlafien gebradt: 1. Lehenwaar, und zwar a. Höchſte, b. Hohe,
c. Niedrige, d. Niedrigite. 2. Handlohn. 3. Teuerites Haupt, 4. Zinsgerechtigkeiten an Gelb,
nämlih: a. Geſchoß und Jahrrent, b. Beete, c. Erbzins, d. Wiederfäuflicher Zins, e Lab:
zins, f. Zins von gelichenem (Geld, g. Weidgeld, h Meder (d. i. Mähder)geld, i. Schnittgeld,
k Xagergeld, 1. Holzgeld, m. Weingeld, n. Bannmwein, o. Schenfwein, p. Waſſerzins, q. Wailer:
fuhr, r. Fiſche, 5. Küchenholz, t. Zinsjalz ; jodann Zinsgerechtigfeiten an Getreide, Tieren und
ſonſt zinsbaren Stüden (Unſchlitt, Käſe, Eiern, Honig, Pech, Flachs u. dal.) 5. Zehentge—
rechtigkeiten, 6. Mühlenrecht, 7. VBierrecht, 8. Triftzins, 9. Feldmeiftererei, 10. Schugredit,
A 9 K>*-
Für das Herzogtum Sahfen-Meiningen find folgende Amtöbefchreibungen
zu berüdfihtigen, hierunter auch einige jüngere.
Salzungen ; im Goth. Staatsardiv unter O. O. II Nr. 16; Mein.
‚inanzardiv, Hauptverz. 98, 1 a, I Nr. 634; Nebenverz. Fach 137; ein
„Extrakt“ und „der andere Teil“ aud auf dem Natsardiv zu Salzungen; ein
Auszug aus der ganzen Beichreibung abgedrudt in Rudolphis Gotha di-
plomatica II.
Breifungen. Mein. Finanzardiv, Hauptverz. 95 b I Nr. 642, vom
Jahr 1669, verfaßt vom Amtöverwalter Chriftian Wild,
Meiningen. Cine Beichreibung dieſes ehedem würzburgiſchen Amtes
ift mir nicht befannt geworden. Einigen Erſatz bietet die befannte Güth'ſche
Boligraphia, neu aufgelegt Mein. 1861.
Ghemar. Yinanzardiv, Nebenverz. 137.
Hiſdburghauſen. Finanzarchiv, Nebenverz. 138; Goth. St. Ardiv
O O II Vr. 10,
Römhiſd. Finanzardiv, Nebenverz. 139.
Heldburg. Hildburghäuſer Landratsardiv; Gothaer Staatsarchiv
O 0 UU Nr. 9 Verfaßt von Gottfried Wilhelmi 1666.
Eisfeld. Finanzarchib, Nebenverz. 141; Gothaer Staatsarchiv O O II
Nr. 4.
Saalfeld. (1673.) Finanzarchiv, Nebenverz. 140; Schloßwachenarchiv
Nr. 126; auszugsweiſe abgedrudt und mit Erläuterungen verfehen von Prof.
E. Koch in „Saalfiſche“, Sonntagöbeilage des Saalfelder Kreisblattes, 1897 ff.
— Beihreibung des gegenwärtigen Zuftandes des ſächſ. Amtes Saalfeld 1801;
Befchreibung der Saalfeldifhen Landesportion; erfter Teil, welder die Stadt
enthält, 1801; auf dem Archiv der Schloßwache, Nr. 126.
Gräfenthal. Amtsbeſchreibung von 1790; eine gleihe von 1801;
(Beilage: Beichreibung des Scloffes Gräfenthal); beide auf dem Ardiv der
Scdloßwade Nr. 126.
Frobſtzella. Beichreibung des Amtes Probitzela von 1786; Archiv
ver Schloßwache Nr. 126.
Camburg. Erneſtiniſche Amtsbeſchreibung von 1674. Finanzarchiv
142, 148.
Krauichfeld. Erneſtiniſche Amtsbeſchreibung. Finanzarchiv 142, 143.
Die Amtsbeſchreibungen fußen zum Teil auf den älteren „Erbbüdern“
oder „Erbregiftern“, worin die einem Amt zuftändigen Nechte und Ein:
fünfte verzeichnet find. So befigt dad Meininger Mintfterialardiv (Landſchaft)
11. Ein- und Abzugsredht, 12. Frohnen (mit Pferden, Bau: und Handfrohnen), 13. Braus,
14. Scänfgerechtigfeit, 15. Waſſerrecht, 16. Holzrecht, 17. Gerechtigkeit von Handwerken,
18. Auffaggeredtigfeit, 19, irchweihihus, 20. Plag: und Schollerreht. XII. Bon des Amts
Bürden und Beſchwerden. XIII Bon des Amts Anjichlag, auch deflen Vermehrung und Ber:
minderung ſeit anno 1572.
An 10 Ber
dad Gisfelder Amtserbbuch vom Jahre 1600, ein Erbbuch des Amtes
Römhild von 1560, und ein gleiches vom Jahr 1603; die Amtseinnahme von
Heldburg das Heldburger Erbbud von 1640. Das Coburger Geh.
Staatsardiv C III 1 c Nr. 6 befißt dad Sonneberger Erbbud von 1499;
unter C III 1 Nr. 8 dad Eonneberger Erbbud von 1516. Won bejonderem
Intereſſe iſt das Erbregifter ded Kloſters Königäbreitungen
de anno 1492 (1515), zuſammengeſtellt per Vitum Jurgen, präpositum cenobii
in Regisbreitungen in Pergamenteinband, auf der Herzogl. Amtseinnahme in
Salzungen. Vorläufer diefer Erbbüder find die Urbarien, mittelalterliche
Grundbüder mit Aufzählung der der Herrihaft zuitehenden Rechte. Wichtig
ift das Urbarium Graf Bertholds über die Neue Herrfhaft vom I. 1317, abgedr.
bei Schulte Henneb. Geh. I 183. Diefed Urbarium von 1317 Liegt im
Goburger Geh. Haus: und Staatsarhiv C III 1 ce Nr. 3; ein fpäteres Urbarium
von 1340 im Gob. Geh. 9. und Staatsardiv C III 1 ce Nr. 2; abgedr. in
Schulte cobg. Landesgeſchichte I 45, Nr. 65.
Ebenſowichtig wie die genannten Amtöbeichreibungen für den Bezirk
der Verwaltungsämter find für die Städte die „Stadtbücher“, welde bie
ſtädtiſchen Rechte und Gewohnheiten, die Grenzen der Stadtflur, die Hutge—
gerechtigfeit, die Waldungen, ſowie ein chronologiſches Verzeichnis der höheren
Beamten enthalten. Dad Salzunger „Nenovierte Raths- und Stadtbuch“
(auf dem dortigen Bürgermeifteramt) ift angelegt 1664 und zählt u. a. die
„Schößer und Amtleute* auf, zurüdgehend bis 1408. Hierher gehört das alte
„Heldburger Stadtbüdlein anno 1396 gefertigt”. Mikpt. von 1613
(im Befig des Freiheren Marſch. v. Ditheim, Misc. henneb. XXI 8); da3
Hildburgbäufer Bergamentbüdlein (vor 149) — ein Kopialbuch,
welches anhangsweiſe aud die Stabtordnung von 1496 bietet, — ſowie zwei
Stadtbücher, das erftere von 1314-1475, da andere von 1516 - 1561 reichend
und Natsanflaffungen, Bürgihaften, Stadtgerictöverhandlungen, Urphedeſchwö—
rungen, Stadtverborgungen und =fäufe, Sirchenftiftungen, Bürgeraufnahmen,
Stadtämter und =befoldungen enthaltend. Vgl. Human, Chronik von Hildbghin.
S. 280. Gbendahin ift zu zählen das Werf „Statuta, Handveste und
(Gewohnheiten, auch andere sonderbare Gebräuche der Stadt Hildburghausen.
Gemeiner Stadt Bestätigungsbrief über deren Handvesten, Rechte und Ge-
rechtigkeiten. Verfaſſer ift der Stabtichreiber Weit Pfeffer (F 1680). Sämt—
liche vier genannten Stadtbücher liegen im Hildburghäufer Magiftratsardiv. —
Da3 Heldburger Erbbucd (1640), ebenfall3 vom Stadtichreiber Veit
Pfeffer, Nachtr. von 1707 mit ven fürftlichen Privilegien. Das Sonneberger
Stadtbud von 1531 ff. auf dem Rathaus zu Sonneberg mit Bürgerliften,
Duittungen, Kaufurkunden ı. dgl. — Dad Saalfelder Stadtbud geht
zurüd bis 1428.
Die Dorfordnungen enthalten ebenfalld die Verfaſſung des Ortes,
anhangsweife wohl aud Verkaufs: und Pachtbriefe u. dal.
Die Amtsbeſchreibungen dienten in eriter Linie dem volkswirtſchaftlichen
Zwed, einen Überblick über die materielle Leiftungsfähigfeit der betr. Gebiets:
+3 ]j1 Ber
teile zu erhalten. Doch war andrerfeit3 nunmehr auch der Boden geichaffen,
auf dem die eigentliche Gejhichtsichreibung erblühen konnte. Wir fchreiten dem:
nah dazu, Diejenigen gejchichtlihen Werke namhaft zu machen, aus denen
der allgemeine Teil einer meiningifchen Landeskunde zu ſchöpfen hat, während
wir bie Entwidelung der hennebergiſch-meiningiſchen Geſchichtsforſchung mit
lebensgeſchichtlichen Abriffen einer fpäteren Daritellung vorbehalten.
2itteratur: Als Die erſte hennebergiſche Sandeskunde kann das vor—
zügliche Geſchichtswerk des Schleuſinger Konrektors Ehriſtian Junker (1668
bis 1714) bezeichnet werden, betitelt: Ehre der gefürſteten Grafſchaft
Henneberg. Es iſt vollendet 1704, leider aber nicht zum Drud gelangt.
Das Ganze befteht aus 5 Bänden in gr. Folto. Der erfte, den geographiſchen
Teil enthaltend, handelt zunächft von den alten Gauen des Grabfeldes und
giebt jodann eine Befchreibung der einzelnen henmebergifhen Amter und Ort:
ihaften. Das zweite Buch verbreitet fih über die natürlihe Beſchaffen—
heit der Grafidaft (Gebirge, Gewäifer, die drei Naturreiche), dad dritte giebt
eine Schilderung der kirchlichen Verhältniſſe ded Landes in älterer
und neuerer Zeit nebſt einer gefchichtlicen WBefchreibung der henmebergifchen
Stifte und Klöſter. Im vierten Buch erörtert Junker die politifhe Ber:
fafjung der Grafidaft, im fünften führt er auf 775 Seiten, zumeift nad)
Spangenberg, die Hennebergifhe Regentengeſchichte von 740-1583
bor mit Stauimtafeln, Abbildungen der Grafen und ihrer Gemahlinnen, nebſt
einem Anhang: Bon den feit anno 1583 bi! auf die gegenwärtige Zeit über
die gefürftete Grafſchaft Henneberg regierenden Durdlaudtigften Chur: und
Fürſten zu Sachſen der Albert: und Erneftinifchen Linie, —
Die oben erwähnten Erneſtiniſchen Amtsbeſchreibungen dienten aud als
Grundlage für das berühmte Werk: Wudolpfi, Gotha diplomatica,
Ausführliche Beihreibung des Fürſtentums Sadjen-Gotha, (Frankfurt und
Leipzig), 1714; 5 Teile. — Bon jetzt meiningifchen Antern werden behandelt :
Salzungen, Allendorf (IL313), Frauenbreitungen, Waſungen,
Amt Sand, (II 312), Meiningen, Maßfeld, (IL 311), Römpild,
Themar, Behrungen (II 310), Hildburghaufen (II 309), Beils:
dorf (II 309), Eiöfeld (II 307), Heldburg (II 303), Kranidfeld
(II 165). Beigegeben find einige Abbildungen bemerfenswerter Gebäude.
Bon allgemeinerer Bedeutung, als der Titel ankündigt, find auch die
Sammelmwerfe:
Mag. Joh. Mid. Weinreih, Meininger Lyceumsinſpektor und fürftlicher
Bihliothelar, Küärchen- und Schulenftaat des Fürftentums Henne
berg alter und mittlerer Zeiten, Leipzig 1720.
3. 9. Brühne, Gothaifher Kirchen- und Schulenfitaat,
Gotha 1753—1760, in defien erftem Bande fih Nachrichten über Klofter
Allendorf, Alt: und Neuringelftein, Möhra und das Flachs—
land finden, während im zweiten Georgenzell, Wildprechtroda, im
3 12 Be»
dritten die Herrfhaft Kranihfeld mit Großkochberg, ferner das Amt
Themar außführlid behandelt werden.
Gegen Ende de 18. Jahrhunderts trat endlich der Meifter der henne-
bergifchen Geſchichtsforſchung auf den Plan, Zohann Adolf Schultes,
geboren in Neinhardsbrunn 1744, 1771—1803 Amtmann in Themar, zulegt
Landesregierungsdirektor in Coburg, geft. 1821. An diefer Stelle ift nicht
feiner im übrigen höchft ſchätzenswerten litterariicen Thätigkeit auf dem Ge:
biete der hennebergiſchen Geſchichte zu gedenken, fondern feines zweiten Haupt:
werke, der — leider unvollendet gebliebenen — Hiſtoriſch-ſtatiſtiſchen
Befhreibung der Grafihaft Henneberg“, von welder zwei Teile
mit zufammen fechs „Abteilungen“ in den Jahren 1794—1815 erſchienen find.
Die erfte Abteilung (1794) enthält eine „Einleitung in die Gedichte, Geo:
graphie und Statiftit der Graffhaft Henneberg*, die 2. behandelt Schleufingen
und Suhl, die 3. (1796) das Amt Themar, die 4. (1799) das Amt Römhild.
Des zweiten Bandes erfte Abteilung (1804) behandelt die eiſenachiſchen Amter
Lichtenberg und Kaltennordheim, die zweite (1815) dad Amt Jlmenan. Eine
ſtaunenswerte Belefenheit in Urkunden und Litteraturwerfen, fritifcher Sinn
und ein Marer, geichmadvoller Stil befähigten Schulte wie feinen zweiten
zum Amte des hennebergiſchen Geſchichtsſchreibers, und ſchmerzlich ift es zu
bedauern, daß infolge mangelnden Entgegentommeng von feiten des Publikums
dasjenige, was er als ſeine Lebensaufgabe erkannt hatte, eine hiſtoriſch⸗ prag⸗
matiſche Darſtellung der geſamten hennebergiſchen Landesteile, nicht zum Ab⸗
ſchluß gelangt iſt. Während die deutſche Leſerwelt die Verdienſte des großen
Mannes nicht zu würdigen wußte, bereitete die franzöſiſche Regierung um 1803
eine Überſetzung ſeines Werkes vor als Muſter für die Bearbeitung der ein—
heimiſchen Landeskunde.
Eine ausführliche ſtatiſtiſche Beſchreibung der ihm mittelbar untergebenen
deutfchen Länder fcheint Kaifer Napoleon I. einige Jahre fpäter geplant
zu haben. MWenigftens bewahrt das Stadtardiv zu Gisfeld ein gedrucktes
Schema auf, das vermutlich den Amtsvorftehern und Bürgermeiftern zuge
fertigt wurde, deſſen Ausfüllung aber infolge der ungünftigen Zeitläufe nicht
zu Stande fam. Das Schema erinnert in vielen Stüden an dasjenige, welches
Herzog Ernſt hatte aufſtellen laſſen.
Um dieſelbe Zeit wurde auch von der meiningiſchen Regierung ein Anz
lauf genommen, die Verhältniffe des Landes ſyſtematiſch darzuftellen. Sie
veröffentlichte den „Entwurf zu einer Dorfbeichreibung, worin die Rubrifen
und Auffchriften angegeben find, nad welchen die Geiftlichen die nöthigiten,
den Zuftand und die Verfaffung eines Dorfs betreffenden Nachrichten zu ſammeln
und in Ordnung zit bringen haben“. Gleichzeitig erfhien der „Entwurf zu
einer Dorfhronit, in welde die im Lauf eines Jahres vorgefallenen, den
Zuftand und die Verfaflung des Dorfs betreffenden Veränderungen und Bes
gebenheiten aufgezeichnet werden follen“. Nach dem Tode des rührigen Herzogs
4 13 Bo»
Georg feinen diefe Verordnungen wieder in Vergeflenheit geraten zu fein.
Dagegen wurden durch Ausjchreiben der Landesregierung vom 27. Janıtar und
vom 5. Februar 1826 den Verwaltungsämtern genaue, durd; Tabellen unter:
fügte VBorfchriften zur Führung einer Statifttt und Topographie gegeben, dic
die „Srundlage einer allgemeinen Landesbeſchreibung“ bilden follten.
Für das eigentlihe Herzogtum Sadhfjen:- Meiningen ift folgende
Litteratur zu verzeichnen:
Ernft Julius Wald (Adjunkt, Waifenpfarrer und Lehrer des Land—
ſchullehrer-Seminars zu Meiningen), Hiftorifhe und geographiſche
Beihreibung derdurfürftlihdund herzoglid fähfifhen Lande
überhaupt und der Sachſen-Coburg-Meiningiſchen Lande
infonderheit. Meiningen, Herzogl. Hofbuchdruderei 1792. Sie ift eine
Erweiterung der von Wald verfaßten „Beichreibung der Herzogl. Sachſen—
Meiningifhen Unterlande* in M. Leonhardis „Erbbeihreibung der cur:
fürftlih und herzoglich ſächſiſchen Lande“ 1790. — Die Einleitung behandelt
furz die Entftehung der einzelnen fähfiichen Sonderlinien und giebt danı eine
gedrängte Darftelung der Zurfürftlihen und herzoglichen Gebietsteile (S. 6
bis 12). Von ©. 13 an folgt ein lÜÜberblid über dad „Haus und die
Lande der Herzoge von S. Goburg-Meiningen infonderheit”. Erfter Abſchnitt:
Kurze Geſchichte des Meiningifhen Haufe (von Bernhard I. bis Georg).
Zweiter Abjchnitt: Bon dem Lande: A. Bon den fog. linterlanden (Geſchicht⸗
liches ; Boden, Erzeugniffe, Klima) 1. Das Amt Meiningen S. 30-36, Amt
Maßfeld S. 36—44, Ämter Wafungen und Sand S. 44-53, Amt Frauen:
breitungen S. 53-56, Amt Salzungen S. 56-66, Amt Altenftein S. 67 bis
70, gemeinihaftlihes Amt Römhild S. 70-78. B. Vom fog. Oberlande.
Allgemeined® S. 78-80, Amt Sonnenberg S. 80-84, Neuenhaus S. 85—86,
Schalkau S. 86-91. Der Schluß, S. 91—94, enthält eine Beichreibung der
unter dem herzogl. Gonfiftorio jtehenden Didcefen. — Die Walchſche Landes:
funde ift von geichichtlihem Sinn durchweht und verdient als erfte in ihrer
Art volle Anerkennung. — Diefelbe erihien abermald in erweiterter und ber:
befjerter Geftalt unter dem Titel: Hiſtoriſch-ſtatiſtiſch-geographiſche
und topographiſche Beihreibung der Königlid und Herzogl.
Sädfifhen Häufer und Lande überhaupt und des Sadjen:
Coburg-Meiningiſchen Haufes und dejjen Bande infonder:
heit, von E 3. Wald, Superintendenten zu Salzungen ; Nürnberg (Schneider
und Weigel) 1811.
G. Emmrid, Kurzgefaßte Landesgeographie. Im „Meiningijchen jähr:
lihen gemeinnügigen Taſchenbuch“‘“ 1812. Diefe naturgemäß nur die altmei-
ningiſchen Landesteile behandelnde Skizze umfaßt auf 20 Seiten Grenzen,
Amter, Entftehung, Fläceninhalt, Gelände, Gebirge, Gewäfler, Witterung,
Vegetation, Tierreih, Mineralien; Volkszahl, Willenihaften und Künſte,
Gewerbe, Handel, Verhältnis zum Neid.
HH 14 Be»
Meiningifge Landeskunde (Vf. unbekannt). Cine geihichtlide und
geographifche Beſchreibung de3 Herzogtums Sachſen-Meiningen-Hildburghauſen
nad dem Teilungdvertrag von 1826. Meiningen (Keyßner) 1831. ?52 ©.
Das Vorwort betont ald Endzwed der kleinen Schrift, die Einwohner der
alten Zandesteile mit den Verhältniffen der neuen Erwerbungen bekannt zu
machen und aud in der Schule den jugendlichen Gemütern Anhänglichkeit an
Fürft und Vaterland einzupflanzen. Dieſem edlen Zweck entſpricht die trodene
Darftellung und der dürftige Inhalt wenig. — Zunächſt werden furz Größe,
Einwohnerzahl (130 000), Lage, Grenznachbarn, Flüffe und politifche Einteilung
aufgeführt. Danach folgt die Beſchreibung der (12) einzelnen Berwaltungs-
ämter S. 2—21. Hieran ſchließt fih S. 2—39 die Geſchichte des ſächſiſchen
Herricherhaufes, infonderheit der Herzoge von Sadjen-Meiningen. Anhang:
Genealogie des Haufes Meiningen (S. 40—44); Negifter S. 45 32.
Beiträge zur Sfatiftik des Herzogtums Meiningen. (Bon ©. U.
Debertöhäufer, Geh. Affiitenzrat im Miniftertum.) Mit geographiichen Karten,
Situation: Plänen und Abbildungen. Erfter Band, erjte und zweite Lieferung.
Hildburghaufen und Meiningen. Verlag der Keflelring’ichen Hofbuchhandlung.
1838. 362 Seiten.
Diefe Beiträge follten in Form einer Zeitfchrift erfcheinen und lieferungs
weije in unbeitimmter Zeitfolge auögegeben werden, ſcheinen aber nicht über
die zwei eriten Lieferungen Hinausgefommen zu fein. — Der vorausgeſchickte
Plan des Werkes war wohl durddadt. Es follte in drei Hauptteile zerfallen:
IL. Band A. Geographiſche VBerhältniffe: Lage, Grenzen, Größe, Geitalt,
Beltandteile, Einteilung; B. Natürliche Befchaffenheit: 1) Oberfläche, a) feite
Oberfläche: Berge, Thäler, Ebenen, Erdfälle, b) Gewäfler, c) Abdahung und
Erhöhung über der Meeresfläche, 2) Geologiihe Verhältniffe, 3) Boden und
Bodenarten, 4) Klima und Witterung. C. Naturerzeugniffe: 1) Mineralreid,
2) Pflanzenreich, 3) Tierreih, II. Volt. Stand und Gang der Bevölferung,
Abſtammung und Sprade, Charakter, Sitten und Gebräuche, körperliher Zu:
jtand, geiftiger Zuftand, moraliſcher Zuftand, Verteilung, MWohnorte und Ge
bäude, Straßen und Wege, Nahrungsquellen [Bandbau, Kunft und Gemwerb:
fleiß, Handel], Vermögen. IIL Staat (Berfaffung, Regierung, Verwaltung).
-— Die Ausführung zeugt von geſchichtlichem Verſtändnis und bietet eine treff:
lihe Verarbeitung des vorhandenen Stoffes mit reichlihen Quellenangaben.
Hof ˖ und Staatshandbuch des Herzogtums Sahfen-Meiningen. Meiningen.
1. Ausgabe 1838, jeitbem 1843, 1853, 1857, 1861, 1864, 1867, 1874, 1880,
1885, 1889, 1896. 1900. Das Hof: und Staatdhandbud) giebt nicht nur eine
amtliche Zujfammenftellung aller auf den Hofftaat, die oberen und niederen
BerwaltungSbehörden bezüglichen Notizen, fondern enthält auch Bemerkungen
über Größe, Bevölkerung, Zahl der Gebäude jedes Amtsbezirks, über den
Bergbau, die Münze zu Saalfeld, die Salinen und Stiftungen, Boftverwaltung,
Vereine, Bermögensverhältniffe der Kirchen und Schulen.
— 15 Be»
David Boit, Lehrer an der Bürgerjchule zu Saalfeld, Das Herzog:
tum Sadhjen-Meiningen, hiftorifch, ftatiftiich, geographiid und topo—
graphiſch dargeftellt für Schule und Haus. Gotha, 1844, Drud und Verlag
des Verlags-Comptoirs (Stord und Klett). 360 Seiten. Die erjte ausge
geführte Landeskunde des Herzogtums. Inhalt: Erite Abteilung : Genealogiiche
Geſchichte des Regentenhauſes ©. 3—121. Zweite Abteilung: Statiftit (Lage,
und Grenzen, Größe und Einteilung, Staatöverfaflung, Staatsanitalten u. ſ. w.)
©. 123—148. Dritte Abteilung: Geographie (1. Boden und Gebirge, 2. Ge-
wäfjer), S. 149-175. Vierte Abteilung : Topographie, geordnet nach den (11)
Berwaltungsänitern, S. 177—357. — Voits Landeskunde iſt eine für feine Zeit
höchſt achtungswerte Leiftung, kritiſch, überfihtlih und auf Enappem Raume das
MWefentliche bietend. Ihren hohen Wert jhägt man erſt durch eine Vergleichung
mit den früheren landeskundlichen Verſuchen richtig ab.
G. BSrüdner, (geb. am 31. Oktober 1800 in Oberneubrunm, geft. aın
1. Zuli 1881 als Geh. Hof: und Ardhivrat zu Meiningen) Landeskunde
de3 Herzogthbumd Meiningen.
Erfter Teil: Die allgemeinen Verhältniffe des Landes. Meiningen 1851.
Berlag von Brückner und Nenner,
Inhalt: J. Geſchichte des Landes ©, 1-112 mit einer Ein:
leitung : Bild und Ilberficht des Ganzen S.3—4. II. Das Land ©. 113—280.
IH. Das Volk und des Volkes Wirtſchaft S. 281— 440. IV. Der StaatS. 41.
Zweiter Teil: Die Topographie des Yandes. Meiningen 1853. Verlag
von Brüdner und Renner, Inhalt: I. DasWerragebiet (BA. Salzungen
S. 3—68, BA. Waſungen S. 68-104) I. Dad Werra und Main
gebiet. (BA. Meiningen S. 105—188, VA. Römhild mit Themar ©. 189
bis 265, BA. Hildburghaufen mit Heldburg S. 266—358, VA. Eisfeld S. 358
bi3 413.) IL. Das Maingebiet. (VBA. Sonneberg ©. 413—532.) IV. Das
Saalgebiet oder die thüringifhe Seite des Yanded. (VBA. Gräfenthal
©. 532-601, VA. Saalfeld S. 601—701, BA. Camburg ©. 701-774,
BA. Kranichfeld S. 774-809.)
Brüdners dem Geographen Dr. Ritter gewidmete Landeskunde des
Hzt. Meiningen ift ein Rieſenwerk deutfchen Fleißes und deuticher Gelehrfam-
feit und gleich beim Erſcheinen von der Kritik als mufterhaft anerkannt.
Daß jest, nad fünf Jahrzehnten, manche Abjchnitte veraltet find und
unzureichend erfcheinen, liegt in der Natur der Sadıe. Vgl. Zur Hritif von
Brüdnerd Landeskunde. Mein. Tgbl. vom 5. Dez. 1899.
Emil Ehrhardt (geb. 1826 in Ilnterneufulza, von 1859 an Seminar:
lehrer in Hildburghaufen, F 1893) Kleine Schulgeographie Hei:
matsfunde des Herzogtums Meiningen als Anhang zu 9. 1.
Daniel Leitfaden der Geographie. Halle 1875. 32 Seiten. Inhalt:
I. Geographie des Herzogtums: 1. Lage, Grenzen, Größe ©. 1, Bodengeftalt
©. 2, Gewäfler S. 5, Klima ©. 8, Produkte ©. 8; 2. Die Ortichaften des
+4 16 Be»
Landes S. 10-27. II. Geihichte de3 Herzogtums S. 8-31. Bf. flieht
fih in der Hauptfahe an Brüdner an. Für den Gebraud in Volksſchulen
war das Büchlein zur Zeit des Erſcheinens ausreichend.
Statiftik des Herzogtums Sahfen-Meiningen, herausgegeben vom ſta—
tiftifhen Bireau im Herzogl. Staatöminifterium, Abt. de Innern. Bd. L
Meiningen (Keyßner) 1882. II. 1885. III. 1889. IV, 1892. V. 1895.
VI. 1898. VII. 1899. Die Statiftit umfaßt u. a. dad Arbeitshaus zu
Dreißigader, Jahresberichte des Herzogl. Bergamtes, Förderung der Berg:
werke, Salinen und Hütten, Bewegung der Bevölkerung, Brandihäden, Dampf:
feffel- und Dampfmafhinen-Statiftif, Darlehnskaſſenvereine, Ernte-Statiftik,
Feuerverſicherungsweſen, Geburt: und Sterblidkfeitöverhältniffe, Wirtſchafts—
ergebniffe und Verwaltungskoſten der Gemeinde, Korporationd-, Kirchen: und
Stiftungöwaldungen, Gemeinderehnungswejen, Genofienihaftäweien, Jahres:
berichte der Gewerbeauffihtöbeanten, Impfweſen, Juſtiz-Statiſtik, Kirchenkaſſen,
Kirchliche Statiſtik, Konſumbereine, Krankenverfiherung der Arbeiter, Kranken—
ſtatiſtik in den allgemeinen Krankenhäuſern, Kreditvereine, Kreiskaſſen, Lebens—
mittelpreiſe, Statiſtik des Männerzuchthauſes zu Maßfeld, Schulſparkaſſen,
Sparkaſſen, Verkehrs-Statiſtik, Volkszählungsergebniſſe, Zwangserziehung,
Zwangsverſteigerungen.
Statiſtiſches Aniverfal-Sandbuh und Geographiſches Ortslexikon für das
Herzogtum Sahfen-Meiningen-Hilddurgdaufen. Zum praftiihen Geſchäftsge—
gebraud, für Behörden, Induftrie, Handel, Gewerbe und Landwirtſchaft, nad)
amtlichen und authentifhen Quellen bearbeitet von Moritz Starfe erlag
bon Herm. 3. Meidinger. Berlin 1880. (Bd. IX des Statiftifchen Univerfal-
Handbuches für das deutiche Reich.) Preis broſch. 5 ME. 50 Pig.
Diejes praktiſche Handbuch giebt auf S. 1—5 einen kurzen Abriß über
die geographiihe Lage, Flädeninhalt, Einwohnerzahl, Staatöverfaffung, Land
und Leute, Geichichte, behandelt S. 5—7 dad Herzogl. Haud, ©. 7—15 ben
Hofitaat, S. 17—27 Sadj.-Erneft. Haudorden und ſachſ.mein. Ehrenzeichen,
S. 27-32 herzogl. Sammlungen für Kunſt und Wiflenihaft, S. 32—33
32 - 33 Gefandtihaften und Gonfulate, S. 33-39 Reichsbehörden und :an-
ftalten, S. 39—41 Landtag, S. 41—42 Landesſynode, S. 48—146 dad
Staatdminifterium und die ihm unterftehenden Behörden und Anftalten. —
Der fi daran anſchließende kommunale Teil ftellt dar die Ausdehnung, Ein:
wohnerzahl, Behörden, Grundbeiig, Parochien, Schul: und Gerichtszugehörigkeit
und giebt einen Furzen geſchichtlichen Abriß. Das Ganze iſt nad) Kreiſen und
Amtögerihtöbezirken geordnet. Den Schluß bildet eine ftatiftiiche Uberficht der
Bodenbenugung und der Reinerträge der Fluren, ſowie ein YFabrilatenregifter.
— Das Starkeſche Handbuch verdient nad) nunmehr 20 Jahren eine Neu:
bearbeitung.
Allgemeinere, ganz Thüringen oder doc) die erneftinifchen Länder dar—
ftellende Werke berüdfichtigen natürlich audy die Verhältniſſe des Herzogtums
Sadfen-Meiningen, Nennung verdienen:
+4 17 Br
(von Sof) Geographiſchſtatiſtiſcher Abriß der Länder
de3 Haufe3 Sachſen-Erneſtiniſcher Linie Mit Karten ımd
Kupfern. Weimar, Landes-Induftrie-Comptoir. 1819.
Geographiſche ÜberfihtderSadhfenErneftinifchen,
Schwarzburgiſchen, Reußiſchen und der anliegenden Zande,
bon Adolph Htieler. Gotha bei Juſtus Perthes. 1826.
Geographifdh:ftatiftifhe Darftellung der Staat:
träftevonden ſämmtlichen, zum deutſchen Staatenbunde
gehörigen Kändern, v. Aug. Friedr. Wild. Erome. IV. Teil. Lpag.(Fleifcher)1828.
a. Sciffner, Der Erdball und feine Völker. Darin: Beſchreibung des
ſtgrchs. Sachſen und der Erneitinifchen, Reußifchen und Schwarzburgifchen Lande.
Dit 192 Stahlftihen. Stuttgart 1840.
8. &. Pröfholdt (Saalfeld) und oh. Stangenderger (Scalkau)
Geographie und Geſchichte von Thüringen und den thü—
ringiſchen Staaten. Gin Anhang zu „Xebendbilder XXV“, Lefebud für
Oberklaſſen deutſcher Volksſchulen von Berthelt, Jäkel, Betermann und Thomas.
Leipzig, Verlag von I. Klinkhardt 1851. — Inhalt: I. Thüringen im allge,
meinen a. Geographie, 2 Seiten, b. Geſchichte, 7 Seiten. II. Die einzelnen thü—
ringifchen Lande, darunter Herzogtum Sadjen-Meiningen S. 14—18.
C. SKronfed, Heimatskunde von Thüringen und deſſen
nächſter Umgebung. Für Schule und Haus. Jena 1861. — Die Beſchreibung
der Ortſchaften iſt geordnet nach den Flußläufen und Bahnſtrecken.
Ein wiſſenſchaftliches Werk erſten Ranges, auf der Höhe der Zeit ſtehend, iſt
Thüringen, ein geographiſches Handbuch von Dr. His
Begel, a. o. Prof. der Geogr. an der Univerſität Jena (jet in Würzburg).
Grfter Teil: Das Land (mit einer geologiſchen Karte) 1892. Zweiter Teil:
Biogeographie, Erfted Buch: Pflanzen: und Xierverbreitung 1894, Zweites
Buch: Die Bewohner 1895. Dritter Teil: Kulturgeographte 1896. Preis des
vollftändigen Werkes brofd. 33 Mk., geb. 36 ME. 50 Pfg. — Einen Auszug
gab der Verfaffer heraus unter dem Titel: Thüringen, ein landes—
fundlider Grundriß. Mit 60 Abbildungen. Preis broſch. 4 Mit.
50 Big., geb. 5 Mt. — Regels „Thüringen“ ift jedem thüringifchen Geſchichts—
forfher unentbehrlid. — Vgl. aud) desſelben Bf. „Landeskunde von Thüringen“,
Breslau (Hirt) 1891. 2. Aufl. 1898.
G. Reinhardt, Heimatkunde der thüringifchen Staaten. Mit 3 Ab-
bildungen, einer Karte, ſowie einem Profil des Thüringer Waldes. Gotha
(Gläfer) 1896, 28 Seiten. 40 Pf.
R. Irigfhe, Präparationenzur Landeskunde von Thüringen.
Ein method. Handbud) für den Unterricht. Altenburg (Bonde) 1897. 140 S. —
Daſſ. Bf. Landeskunde von Thüringen, ein Leitfaden für die Hand der
Schüler. Ebenda 1898. 36 Seiten. 50 Bf.
€. Graf, Heimatkunde von Thüringen. Für den Sculgebraud)
bearbeitet. Langenſalza (Stodftrom) 1899. 803 u.33 ©. Mit 1 farb. Karte. *
Reue Landeskunde.
4 18 Ber
Untürliche Verhältnife.
Rage; Begrenzung; Bermeffungen, Zandfarteı; Cha:
rakter desLandes. Anhang: Die Landwehren oder Hähle; der Nemufteig-
2itteratur: Brüdner, Landeötunde I, 3—4 („Bild und UÜber—
fiht de8 Ganzen“), 115—117 (‚Lage, Grenzen und Größe”); U. W. Fils,
Barometer-Höhen-Meffungen von dem Herzogtum S. Meiningen, Mein. 1861,
©. 149-150 („Schlußbetraditungen : Geftalt, Lage und und Flächeninhalt des
Herzogtums”); Br. Hildebrand, Statiftif Thüringens, Bd. I, Jena 1866,
S.20—24 („Umfang der Bodenfläde; Gejchichte und Nefultate der Vermeſſungen).
Das Herzogtum Sachſen-Meiningen ift im Herzen des deutfchen Vater:
landes gelegen. Das Gebirge, auf und an dem es fich lagert, das ihm Richtung
und Eigenart verleiht, ift der Thüringer Wald, der als bedeutſames Glied
des deutjchen Mittelgebirges gerade hier Nord und Süd, Dft und Welt des
deutfchen Landes fcheidet. Von feinem Scheitel fällt das Gelände nad) Nord:
often in die thüringifhen Hügellandihaften au der Saale, fübwärts in das
dem fräntifhen Stamme eigene Werrathal und Maingebiet herab. Trog
feiner $tleinheit reicht da® Land doch nicht nur über drei Stromgebiete, fondern
e3 hat auch politifch beinahe fo viele ſelbſtherrliche Grenznachbarn wie das
große öſterreichiſche Kaiferreih. Im Verhältnis zu feiner Breite ift es das
längfte unter allen deutichen Ländern. — Eine Linie, die vom Kieferle, Meiningens
höchſtem Berge, gen Süden über den oberländifchen Bleß nad Eisfeld zu ge:
zogen wird, teilt das Herzogtum in eine weftlice Hälfte, die größtenteild dem
MWefergebiet angehört, und eine öftlidhe, deren Gewäffer zum Rhein und zur
Elbe rinnen. Bon Eisfeld bid Salzungen ift die Werra der Hauptfluß; bie
beiden ſüdlichen Vorſprünge von Heldburg und bon Sonneberg gehören zum
Flußneg des Maines und der nad) Norboften auögefpannte Flügel zum Ge:
biete der Saale.
Die Amter Salzungen, Wafungen und Meiningen werden als „Unter:
land“, die Amter Hildburghaufen, Eisfeld und Sonneberg als „Oberland“bezeichnet.
Bon dem zufammenhängenden Ganzen find einige fremde Gebiets—
teile abzurednen, die in dasſelbe eingefprengt find (Enclaven) Der
Enclaven find e3 fieben; fie liegen jfämtlic im nördlichen Teil der Wefthälfte:
Im Aıntögerichtöbezirt Salzungen: Barchfeld, ehedem kurheſſiſcher
Marktflecken, jetzt zum Kreis Schmalkalden der preußiſchen Provinz Heſſen gehörig.
Im AGBz. Waſungen: Der Zillbacher Forſt, beſtehend aus der Großen
Zillbad (nordl. d. Schwarzbach) nebſt dem Roſaer Revier am Schrümpfers—
berg und dem Kaltenlengsfelder Revier am Köpfchen, und der Waſunger
Forſt, nämlich die 3 getrennten Bezirke: Kleine Zillbad (ſdl.d. Schwarzbadh),
Dröbes und — rechts der Werra, — Körnebad (Schwallunger Abteilung).
Dagegen liegen folgende mein. „Parzellen“ innerh. fremder Staatögebiete:
Im Norden der Wejthälfte liegen folgende Parzelle :
1. Oberellen (mit Unterer Mühle, Hütſchhof, Frommeshof, Claus:
berg), inmitten deö Großhzt. S. Weimar-Gifenadh, ein Gefamtareal von 1682 ha.
2. Dietlad, ebenfalls in dad Großhzgt. S. Weimar eingefprengt,305ha.
1 1 9 Kor
Im Norden der Ofthälfte: 1. Groß-Kochberg, von
Altenburg, Weimar und Schwarzburg umſchloſſen, 627 ha.
2. Rödelwitz, inmitten von Sadjen:Altenburg, 423 ha.
3. Kranichfeld mit Ofthaufen und Riechheim, zwiihen Schwarz:
burg-Rubdolftabt, S. Weimar, preuß. Provinz Sachſen, Schwarzburg-Sonders—
haufen, 3952 ha.
4. Treppendorf, inmitten von S. Weimar, 554 ha.
5. Milda, umfhloffen von S. Weimar und ©. Altenburg, 846 ha.
6. Lichtenhain, 246 ha, feit 1826, früher zum Amt Gifenberg.
7. Vierzehnheiligen, 198 ha, desgl., beide inmitten des
Weimarifchen und zum AG. Gamburg.
8 Camburg, eingefchlofien von der preuß. Provinz Sachſen und
Weimar, hierin wieder zwei preußiihe Enclaven Wbtlöbnig und Moll:
Ihüß, (äußerfte Nordoftipige 16 Meilen von Dleiningen), inögefant 11924 ha (ohne
Lichtenhain und Bierzehnheiligen).
9, Mofen (Amtögeriht Pößned), 318 ha, in Luftlinie 17 Meilen
von der Nefibenz entfernt, d. 5. foweit wie Nürnberg, Frankfurt a. M. oder
der Harz.
10. Erfmannddorf (Amtögeriht Pößneck), 57 ha.
Das Gefamtareal der Enclaven begreift eine Fläde von 21132 ha;
da3 der Hauptmafje eine folde von 225,705 ha; jenes fteht alfo zu dieſem
ungefähr im Verhältnis von 1:10.
Der Rahmen, worein die Hauptmafle bes Herzogtums nad) geographiicher
Länge und Breite gefaßt ift, wird durch folgende Punkte beftimmt :
Geographifche Breite des nördlichſten Punktes, mö. von
Möhra, Forftort Flachsland (Wolfsheule), AG. Salzungen, 500 53° 27,5”
(Länge: 270 57° 0*,)
Geographifche Breite des füdlihften Punktes, im Schäferögrund,
j. von Käßlitz, AG. Heldburg, 50° 12° 9,4*. (Länge 280 22° 45,3*.)
Geographifche Länge des wefltlihften Bunktes am Nordhang des
Bornkopfs, w. von Langenfeld, AG. Salzungen, 270 49° 29,0“ (Breite:
50° 47° 47,5*.)
Geographiſche Länge des öſt lichſten Punktes, an der weimariſch—
preußiſch⸗ meiningiſchen Landesgrenze, ö. bon Pößneck, 290 16° 50,7“. (Breite
500 41' 27,5*.)
Mit Hinzurehnung der Erclaven tft der nördlichſte Punkt die
Nordipige des Bezirks vom Dorfe Boblad, geogr. Breite, 51° 8’ 27“.
Der weſtlichſte Punkt, in der Barzelle Dietlad, geogr. Länge 270 43'52*,
Der dftlihite Bunkt, in der Barzelle Mofen bei Weida 29° 47° 56*.
Die trigonometrifche Abteilung des Kgl. Preußiſchen Generalitabg hat
außerdem folgende geographiſche Koordinaten (d. 5. Beltimmungen
der geogr. Länge und Breite) fejtgelegt:
2*
+4 20 Ber
Trigonometrifche Punkte. Heuche Settimmung.
A. Erfter Ordnung. Breite. Länge.
Großer Bleihberg .................. 500 23‘ 21,8296 “ | 280 15° 37,3092 “
Eisfelder Bleß ..................... 500 W 49,4770 “1280 40° 21, 1116“
Webften 2... .. 500 26‘ 50,4536“ | 290 7° 10,
0 EEE FLO TOREERE 500 52° BB500L “ | 280 47 49.5274“
Vierzehnheiligen, Kirchturmknopf — 500 58 26,9163 “ | 290 12° 15,3716*
— desgleichen ..... ......... 500 35 27,7274 | 20 57° “
dburg, Schlokturm, Fahnenftange .. 500 17° 23,6448 | 280 23° 46,9646 “
Be 500 35 28,4597” | 270 56° 18.4193“
B. Zweiter Ordnung.
N BER E 510 2° 52,5267 | 200 17 ’ 41,679 *
A 510 5322 | 290 23° 44,9403 “
Boblaaaaannn 510 7 22278
S—etteeeeeeeeee— 510 3° 58,8047 | 290 30, 36,3213 “
OHBENDE <asunsseiarnenann seen 500 41‘ 46,2120 ” | 290 7’ 39,9641 *
I ETF RIOSTTIRR 5006 31‘ 0,2186” | 290 7° 13,8355 “
Dorf a EEE TERTTE TEE 500 AL‘ 4,7099” | 290 2° 14,7575 *
2 9 JE REN 500 22° 43,1029” | 280 54° 11,5324
— be, Stadtberg, Ausſichtsturm
Re 500 25° 4,1941“ | 280 23° 20.
ENTER 500 30‘ 127663“ | 280 33. 39 6992
EEE ae arena 500 24‘ 28,1377 | 280 30° 41,9800 “
MODeRENBlE uuocuensasuanen aoannan 500 24° 3,3393” | 290 45° 4,449“
Neuhauß ........................... 500 18° 30,8392“ | 2890 55° 1,524“
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— nennen en 500 32‘ 41,0678“ | 2890 53° 7,3452“
Spechtsbrimn ........... ............ 500 30° 114938 | 280 55° 7,5953”
ÜCHEHÜEN „ons naunüseinn nennen ann 500 28‘ 8,0863 | 280 45° 33,9958 “
WOREBBBET naar werner een 500 32° 30,1734 | 280 57° 38.4992
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Mile SEctih — 500 50° 56,4697 " | 270 58° 54.8214 “
Daäniſcher Berg ..................... 500 47 13 3330 | 270 59 513673
SENDE sense ahnen 500 48° 30 “270 52° 19,3509
DIR ernennen een tern 500 43° 12,0160 “ | 270 51° 14,4665 ”
NS .......... 500 20° 27,9491” | 290 23° 0,0634“
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Die in freiem Felde beftimmten trigonometri —— ſind durch einen
zu Tage ſtehenden Granitpfeiler mit Kreuzichnitt feitgelegt.
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Preußiſche Triangulation von 1859.
Kreis Meiningen.
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Wetzſtein (S.) .............. REN ı 500 26‘ 49,57 * 2 7’ 746"
Der Meridian von Meiningen geht nordwärts über das Eich 3-
feld, den Oberharz, überfchreitet die Elbe zwifhen Lauenburg und Ham—
burg, tritt öftlih von Kiel in die Kieler Bucht, fchneidet Fünen und die
Dftfpige von Jütland, um in der Nähe von Chriftiania Norwegen zu
erreichen. Südwärts zieht er durd; die Allgäuer Alpen, die Weitede von
Tirol (Arlberg), ftreicht dicht am Dreiherrenftein, auf der Grenze zwiſchen
Ofterreih, Schweiz und Stalien, vorbei, ſchneidt Parma und PBifa und
trifft öftlich von EIba den Spiegel de Mittelländifhen (Tyrrheniſchen)
Meeres. Diefer Meridian liegt gegen Berlin 20 58° 58* weftlih und gegen
Straßburg 20 38° 36” oftwärts.
Bis zum 1. April 1892 galt in Süddeutihland die Stuttgarter
und Mündener Zeit, biß zum 1. April 1893 in Norddeutfhland als
Norm die Berliner Zeit. Bon den genannten Tagen ab rechnet man mit
der fjog. mitteleuropäifchen Zeit, für welde der Stargarder Meridian, d. h.
der 15. Längengrad öſtlich von Greenwich, zeitgebend ift. Diefe neue Einheit3-
zeit, mittlere Sonnenzeit, geht der Meininger Ortözeit gegenüber vor um
18 Minuten 19,8 Sekunden.
Der Meininger Breitengrad durchſchneidet die Nordipige von
Böhmen und Galizien, geht nördlid von Kiew durh Rußland, durch—
Ichneidet die Nordede der Mongoleiud Mandſchurei, die Sübfpige
bon Kamtſchatka, in Nordamerika die füdlicen Zeile von Weſt- und
a 23 Be-
die mittleren Zeile von Dftfanada, fowie die Nordipige von Neu:
fundland, in Europa dad Südgeftade der Inſel Wight, die nördliche Ede
Frankreichs mit Lille, Belgien unweit Küttich, trifft auf den Rhein
an der Mündung der Ahr und durdzieht Nordheſſen in der Höhe
bon Gießen.
Gefalt.!) Die Hauptmafje hat die Form einer nad) Norden geöffneten
Sichel, deren Schenkel die zahlreih vorgelagerten Parzellen zu verlängern
fireben. Die weſtliche Sichelipige ruht auf dem Kamme des Thüringer Waldes,
die Dftliche überfteigt diefen. Man könnte das Meininger Yand aud mit einen
vielfah gezadten Band vergleichen, welches ſüdlich vom Gebirge hinabfällt in
da3 Hügelland der Werra; es erreicht bei Eidfeld und Sonneberg das Ober:
land, wird nordöftlid von legterer Stadt, zwiſchen Igelshieb und Spedt3-
brunn über den Nennfteig getvorfen, dann fällt es nördlich hinab an die Saale
und ſpitzt fich endlich mit einer Wendung nad Often bei Pößneck in dem Nordoft:
Ende zu. — Der eigentlihe Kamm des Thüringer Waldes wird im Werra:
gebiet vom Urjprung der Scleufe bid zur Werraquelle berührt, im Nordweſten
außerdem auf eine furze Strede bei Liebenitein; ebenfo treten hier auch von
der Rhön gegen das Werrathal nur vorgefchobene Poſten hervor, unter denen
der Bleß, die Geba und die beiden Gleichberge die wicdhtigiten find. Dagegen
nimmt das nordöſtliche Gebiet des Hauptteil von Sonneberg bi3 ziemlid an
Saalfeld heran mit feiner ganzen Breite den Thüringer Wald ein, in einer
Höhe, die vielfach 800 m erreicht. Hierher gehört noch das Waldplateau der
Heide des Saalthales.
Begrenzung. Die weftlihe Hälfte grenzt im Norden und Nord:
weiten an Sachſen-Weimar-Eiſenach, im Südwelten und Süden an das Star.
Bayern, im Südoften an da3 Herzogtum Coburg, im Often au das Herzog:
tum Gotha, an die beiden preußifchen Kreiſe Schmalfalden und Suhl, von
denen jener der Provinz Heffen, diefer der Provinz Sacdfen zugehört,
weiterhin an dad Fürſtentum Schwarzburg.Sonderähaufen.
Die öſtliche Hälfte ftößt im Norden an das Fürftentum Schwarz:
burg-Audolftadt und das Herzogtum Sadjfen-Altenburg, im Oſten an das
Großhzt. S. Weimar, den preußifchen Ktreis Ziegenrüd, nochmals an das
Fürſtentum Schwarzburg-Rudoljtadt und an das yürftentum Neuß j. Linie,
im Sübdoften an das Königreid Bayern und im Süden an da3 Herzögtum
Sachſen-Coburg.
Im einzelnen hat die Grenze) folgenden Verlauf:
Den Ausgangspunkt unfere® Umgangs bildet der (1.) Dreiherren:
ftein auf dem Großen Weihenberg (weitl. vom nfelberg), welder Mei:
ningen, SHeffiich» Preußen (Kreis Schmalfalden) und Sachen » Gotha
') Fils, Höhenmeifungen, S. 149,
2?) Grenzregulierungen fanden in neuerer Zeit ftatt 1856 nnd 1884 bei. der Zillbadher
Forftgrenze und ca, 1859 am Hohen Stiffel (ef. Fils, Mein. Höhenmeff, 206).
a 24 Ber
trennt, wel Ießterer Staat und vorläufig auf der Nordfeite begleitet. Auf
dem Rennsteig bid zum Kleinen Weißenberg (von wo der Renniteig
weftlich fich fortfegt, um am Südhang de8 Gerberſteins zur Glasbachs—
wiefe und über den Neufang zum Glödner zu gelangen), während die
Srenzlinie den Gerberftein füdlich läßt, zwiichen Kl. Weißenberg und Wafler:
berg die Winterfteiner Straße kreuzt, die Schmeerbachswieſen und das Beer:
windenthal einjchließt, biß zum (2.) Dreiherrenftein am Grbftrom herab,
bon wo an auf der Nordfeite das gothaiſche Gebiet vom weimariichen
abgelöft wird. Nun fteigt die Grenzlinie wieder an, fchneidet wenig unterhalb
des Glasbachskopfes die Auhlaer Straße und mündet am Glödner
wieder in den Rennſteig ein, um bi dicht füdlih von der Großen Meiler-
ftätte mit ihn zu laufen. Won hier jegt fich die Grenze in weftlicher Richtung
tort über die Birkenheide, Wogelheide, Kl. Arnöberg zum Großen Kiſſel.
Nun in gerader Linte niv. hinab zu den Lüderaumiefen und zur Landſtraße
MWaldfiih-Wilhelmsthal(Weinftraße), an diefer Scharf ſüdlich knickend 1 Km.
entlang, fodann, dad Flachsland einſchließend, zum SKotterteih, Forſtort
MWolfsheule und Dorf Kupferfuhl weitlid, Möhra füdlich laſſend, freuzt die
Werrabahnlinie füdl. von (weimar.) Ettenhaufen und Hof Hebeberg; hierauf in
ſſw. Richtung durch die Forftorte Günthersbach, Hundsrück und Oberrhoner
Wald (Dide Eiche) zwifchen Tiefenorter Gemeindewald und Tiefenorter Forft
hinab in die Interrhoner Flur und zur Werra, deren Lauf in der
Hauptſache bis zur Brüde ſcheidet. Dann jüdlic zum Bahnkörper der Felda—
bahn, an diefem wuw. entlang bis zum Oftende von Kaiferoda «der Ort
bleibt weſtlich, alſo weimartih), dann |. zum Weltende von Hermanndroda
(der Ort bleibt öftlih, alfo meiningifch), weiterhin durch Felder und daun
zum Lindenberg empor. Es folgen Borufopf, die Goldene Pforte am
MWenzelöberg, der Bleß mit feinen Forftbezirken Krumme Hohle, Haunfche
Waldung, Frohnberg, Hammerftein, Spitalberg, Bürgerberg, dann am Hähl
entlang, um den Südhang des Bleß, Neue Suhl — hier werben einige weintarifche
Waldparzellen umkreiſt —, zunächſt füblid, dann weitlic gewandt an der Un—
Inft Hin zur (mein) Stoffel8fuppe Dann wird die Bernshäufer
Flur eingefhloffen und hierauf eine mehr füdliche Richtung eingehalten. Die
Grenze ftreicht über dad Horn (Spite weftlih), den Nebel (Spike öſtlich),
Roßberg, Neflelihlag, Hohe Rain; hier zwängt fich wiederum eine weimarifche
Waldparzelle mit langgeftredtem Hähların ein. Weiterhin wird die Flur von
Kaltenlengsfeld umfchloffen; dann über den Impfen, Erpel, Völkenberg
zum SW. Fuß des Hahnbergs (deffen Spike öftl. bleibt); die Grenzlinie
freuzt die Straße von (mein.) Oberfat nad (weim.) Afchenhaufen, erflimmt
die Spige der fagenumfchwebten Disburg, ſchneidet den „Flattichsweg“ am
!) Vgl. die Grenzbeichreibung vom J. 1655 im „Mareile“ (Zichr. des Rennſteig—
vereins) 1899 Nr. 9,
+4 25 Ber»
MWeft: und Südhang der Großen Geba, überjchreitet die Straße Herpf,
Bettenhaufen (mein.) — Helmershaufen (weim.), fchließt den Yutöberg ein
und gelangt bald danad) zum (3.) Dreiherrenftein bei Schmerbad, der
Meiningen, Weimar und Bayern fjcheidet. Nun über den Roten Weg am
Schmerbach abwärts, am Biſchofswald ſüdlich hinftreichend biß zum Seiferts:
berg. Hier biegt die Grenze öftlih um und geht dann in der Hauptrichtung
Süd⸗Oſt zum Lappberg, ferner zum Alten Tiergarten, Budenberg, zur Henneberger
Schanze; fie überfchreitet den Harlesbach, zieht fih im Thale des Mühl:
bad am Weſthang des Shwidershäufer Waldes hin, am Fuße bed
Köpferäbergs entlang, auf den Neinhardöberg, die Sondheimer Höhe, in
vielfachen Zaden w. von der Behrunger Höhe vorüber (die Bahramühle bleibt
Öftlich), dann öftlich zum Lerchenberg und Behrunger Wald, Hühnerrüden,
Weipholz (Mönchshof, Mendhaufen öſtlich, Irmelshauſen weftlih), Warthügel,
(Breitenfee und Höhnberg ſüdlich, Milz, Hindfeld, Eicha öſtlich), überſchreitet
die Straße Römhild-Trappſtadt, ſteigt an zum hiſtoriſch merkwürdigen
Körnberg, von hier in ſcharfem Winkel ſüdlich zum Spanshügel an
der Landwehr entlang, bis zur Saalquelle, behält weiterhin die ſüdliche
Richtung bei (St. Urſulakapelle bleibt weſtlich, bayriſch, dann zum Weſtfuß des
Langenbergd, zum Großen Lehnberg, Kleinen Lehnberg, nun mehr weitlic
(füblichfter Strich des Herzogtums), an der Südgrenze dee Schweikers—
hbäufer Forftes und Hellinger Gemeindewaldes, fowie des Käß—
liger Gemeindewaldes biö zur Straße Wasmuthhauſen-Eckartshauſen.
Bon nun an wieder nördlich im Bogen zurüd zur Helling, deren Lauf fie folgt
(füdl. von Saline Friedrichshall) bis zur Kreck und zur Straße Lindenau-
Autenhaufen, in einem zweiten Bogen zurüd, überfchreitet die Erlebach und die
Rodach füdlih von Ummerftadt, dicht bei der Gehegämühle, und wendet
fi) dann nördlich zum (4.) Dreiherrenftein bei Gersbach, welcher Meiningen,
Bayern und Coburg trennt.
Nun n. über den Edartöberg und weiterhin in ſcharfem Knick w. zum
Lehen bei Golberg ; fie überfchreitet die Randftraße Heldburg&oburg
w. von Sülzfeld, umfcließt Billmuthhaufen, führt zum Hohen Stein, kreuzt
die Straße HeldburgNRodad öftl. von Holzhaufen und geht im Saarbachs—
grund aufwärts zu den Forftorten Kienleite, Grünhaus, Straufhain.
Die Spite dieſes Berges bleibt weftl. (mein... Dann macht die Grenze eine
Einbiegung nad) Welten, wobei das Roßfelder Holz ausgeſchloſſen wird, ſchneidet
nochmals die Rodach füdlih von Adelhaufen, zieht fih dann fühlid von
Maffenhaufen, fd. von der Moosbank und dem Maflenhäufer Gemeinde:
wald hin, von Hetſchbach auf dem parallel der Leite füdlid verlaufenden
Höhenkamm zwiſchen Werra und Rodach; Grattftadt, Rottenbach bleiben ſüdl.,
Herbartswind nördl. Nördl. von Rottenbach überſchreitet die Grenze die
Straßenkreuzung Rottenbach-Harras und Ottowind-Eisfeld und berührt ſodann
jenſeits der Pfaffenebene den Bezirk der Lauterquelle. Hier treten wir in
1 26 Br
den Brei Sonneberg ein. Sie trifft auf die Werrabahnlinie zwifchen
Rottenbach und Görsdorf, begleitet dieje eine Strede, um fie dicht weſtl. von
Görddorf, am Fuß der Zippersheide zu überjhreiten, folgt von Görsdorf
an dem Laufe der Lauter bis zur MWeichersmühle, dann in der Entfernung von
etwa 1 km mit der Bahnftrede gleichlaufend nad) Süden über das Dölauer
Schrot bis zum Lindig. Sie fließt dann in einem nördlich gerichteten Bogen
Weißenbrunn aus, wobei die Ib — am (mein.) Eifenhammer, — fodann die
Effelder überfchritten wird, zieht ſich durch die Sommmerleite und Eichleite
zwiſchen (mein.) Rüderswind und (cob.) Brücks über den Otterberg ſüdl. von
Korberoth, macht abermal3 einen nad) Norden gerichteten Bogen um (cob.)
Meifchnis, am Südfuß des Iſaak und tritt danı in die Linder Ebene.
Sie überſchreitet die Nöthen zwiſchen Hönbach und Wildenheid, ſodann Die
Bahnftrede Sonneberg. Coburg unweit des alten Floßgrabens, nun mehr
ſüdlich gerichtet; fie berührt die Steinach am Djtfuß des (cob.) Muppergs,
zieht ſich dann füdl. bis dit an dei (cob.) Horber und den Fürther Berg,
überfchreitet hier die Steinad, von da in mehr dftl. Richtung zwijchen den
Fluren von Mogger, Kaulsroth und Liebau, (welches in einer ſüdl. Einbuchtung
gelegen), wobei zum dritten Mal die Steinady berührt wird; % km dftlid von
Liebau wird der (5.) Dreiherrenftein erreicht, der Meiningen, Coburg und
Bayern fcheidet. Cigentlih find 2 Dreiherrenfteine zu zählen, da ſich fofort
nach Erreichung der bayriihen Grenze wieder eine winzige coburgiiche Parzelle
einjciebt, die nad) / km durchmeſſen ift, worauf wir endgültig von Goburg
Abſchied nehmen.
Nach Ausſchneidung eines Nordzwideld überfchreitet die Grenze ſüdlich
von Sicelreuth die Föritz underreiht danad dad Rotheuler Wuftungd:
gebiet und damit die Südoftede des Herzogtumd. Nun hält die
Grenze auf lange Zeit eine nördliche Richtung ein. Die Bahnlinie Sonne:
bergKöppelödorf-Stodheim wird überfchritten, dftl. von Lindenberg ;
dann werden die weftlich bleibenden Sophie, Bernhard: und Minnagrube bei
dem betriebfamen Neuhaus berührt, fodanı die Foritorte Buchleite, Diftel-
ader, Glasberg, das Conreuth (Quelle der Weißbadh), das Südende von
Heinersdorf, woſelbſt die Grenzlinie die Tettau überfchreitet, endlich Die
Bayriſche Kriegsleite am Urſprung des Sperberbads. Hier fteht ein
alter (5a) Dreiherrenftein, der ehedem Sachſen, Biötum Bamberg und Mark:
grafihaft Bayreuth ſchied.
Bon der Kleinen Hängeleite an bildet der obere Lauf der Tettau
die Grenze (Forftorte Rottenbach, Butzenhieb, Dreſſelbach, Hammerleite) bis
zum Sattelgrund. Nun im Grunde deö Sattelbad8 aufwärts zum Sattel:
paß an der altberühmten Judenbacher (Nürnberger Straße. Beginn des
Keifes Saalfeld. Mit der Straße zwifhen Paßwand und Sattelberg
über Chriftiansgrün und Auerhahnsgrün zum Forſtort Nabenfohl. Hier biegt
jie rechts von der Straße ab zum Forftort VBogelherd, füdlich von den Quellen
+ 27 Ber
der Tettau an der Kalten Rüde, erreicht beim bayr. Foritort Kuhwald dic
Höhe des Rennſteigs (735 m), freuzt diefen in geringer Entfernung drei—
mal, zulegt an der Schil dwieſe beim Sleintettauer Zipfel; fie folgt ſodann
vom Mittelbühl an auf kurze Strede dem Laufe der Daudzig, kommt ins
Himmelreich, ſenkt fih ind Thal, dann wendet fie ſich nördlich zum Forftort
Gehege (über Gräfenthal) und Ratzenberg. Nun nimmt fie, immer auf
der Höhe ftreichend, über das Geierneſt und die Tännigskuppe eine mehr dftliche
Richtung an, bis fie fich 1?/% km fühlih vom Bahnhof Probſtzella ins
Yoquigthal und zur Bahnitrede Hohftadt:Saalfeld hHinabjenkt, etwas
unterhalb des (bayr.) Falkeuſteins (eig. Screiderdhammer, Eijenhütten-
werd); ſodann in Steinbad:- oder Falfenfteiner Grund aufwärts, dei
Mühlberg und Schieferberg öſtlich Laffeud, von der Steinbachsmühle ſüdl. ab:
zweigend, um das Leheftener Schiefergelände einzufreifen. Sie jenft
fih dann zum Loquigbädlein, mit welchen es die Bahnftrede Ludwigſtadt—
Leheſten erreicht, geht im Grunde des Mühlbachs an der Papiermühle,
Alten Mühle und Klimpermühle aufwärts, worauf fie die Bahnlinie verläßt,
um in füdlicer Richtung die Landftraße Leheſten-Haßlach jdneidend, wieder
zum Rennjteig (735 m) emporzuklimmen, 1 km fübdftl. von der Zauen:
hainer Ziegelhütte. Nunftreicht ſie ſp.vom Weg ft ein vorüber, den Reunfteig
verlafjend, jenkt fi in den Dobragrund hinab, um von da in fchmalaus:
geichnittenem Zipfel nordöjtl. wieder aufzufteigen, Brennersgrün nördlich laſſend.
Zurüd zum Rennfteig und mit ihm zum (6.) Dreiherrenftein an der hohen
Tanne, der die Gebiete von Meiningen, Bayern und Reuß ſcheidet. Von
jest bi zum Gulmer Dreiherrenftein begleitet und auf der Oſtſeite das letzt—
genannte Fürſtentum.
Bon der Hohen Tanne ftürzt die Grenzlinie hinab in den Großen
Grund, fteigt jedoch jogleich jenfeit3 wieder zum Fichtberg, überfchreitet dann
bei den Kohlbauhäufern die Straße Leheſten-Lobenſtein und erreicht am
Leheſtener Culm abermal3 einen (7.) Dreiherrenjtein, wofelbit Meiningen,
Reuß und Schwarzburg-Rudolſtadt zufanmenftoßen.
Bon hier n. hinab in das Thal der Kleinen Sormiß, die an der
Weitiöbergaer Mühle vorbeieilt. In diefem Thal hinab bis zur Einmündung
in die Sormig. Hier, fd. von Grünau, ein (8.) Dreiherrenftein: Meiningen,
Rudolitadt, Neuß ä. 2., deffen weftlichite Enclave Rauſchengeſees hier anitößt.
Neuß ä. L. begleitet und jedod nur auf etwa 2000 Schritt, dann
treffen wir auf einen neuen (9.) Dreiherrenftein: Meiningen, Neuß, Nudolitadt.
Bon hier Hält die Grenze die Hauptrihtung Nordweft ein. Ste fchwentt
weftl. in den Grund des Kamelbachs ein, fteigt zwiſchen (ſchwarzb.) Markt:
hügel und (mein.) Mittelberg, mehr nw. zum Hochgericht, kreuzt den Hirſch—
weg (bon Gr.-Geihwenda nad Noda), umfreift dad Graumadenfciefergebiet
von Schlaga und ftürzt dann weitlih zum Neihenbac hinab, deſſen
Bett fie etwas über 1 km durchzieht, um öftlid) ausbiegend den Weſthang des
1 23 Be+
Bielhügel3 zu erklimmen (Neichenbah im Grunde), Vom Scieferbrud Glüd-
auf aus fällt fie hierauf ins Loquitzthal hinab, überfchreitet die Loquitz—
bahn (600 m) oberhalb Arnsbach, erfteigt jenfeitd die Höhe des Unter- und
Dberfteind bei Shaderthal und den Nabenhügel, überfchreitet dad Gisra—
thal, jchließt im weiten Bogen auf der Höhe der rudolftädter Orte Eyba und
Mittelbah und ſenkt fi über die Hintere Gartenfuppe hinab ins Saalthal,
deffen Strombett am Wetzelſtein bi Obernig erreicht wird, geht mit ihm
eine Strede aufwärts, macht eine jüdlihe Ausbuchtung bei Weiſchwitz, um
dann zur Saale zurüdzulaufen und fie mit der Eifenbahnbrüde zu übericreiten.
Nun nördlid über den PVfaffenberg und den Weſthang des Notenbergd zum
(10.) Dreiherrenftein bei der (bayr.) Königszeche: Grenzſcheide zwiſchen Meiningen,
Rudolſtadt und Bayern.
Gleich darnach zu einem zweiten (11.) Dreiherrenftein: Meiningen,
Bayern, Preußen.
Bon da zwifchen den Fluren von Unterwellenborn und (preuß.)
Gr. Camsdorf zum (12.) Dreiherrenftein bei König: Meiningen, Preußen,
Rudolſtadt.
Hierauf wird die Bahnlinie in nordweſtlicher Richtung überſchritten
ſüdlich von (mein) Birkig und der hochgelegenen Eichſchenke, worauf wir
abermals auf einen (13.) Dreiherrenſtein ſtoßen bei Lausnitz: Meiningen,
Rudolſtadt, Preußen.
Nun ſteigt die Grenzlinie zu den ſüdlichen Bergen der Hinteren
Heide auf (Harzberge und Sorgenberg), um wieder ſüdlich in das Thal der
Kleinen Orla hinabzuſtreichen, die bei Schlettwein erreicht wird. Südlich
von Pößneck zieht ſich die Grenzlinie ſodann hin, den Kochsſsberg und die
Haſelberge ausſchließend, über die Alteburg, bis zum (14.) Dreiherrenſtein ſö.
von Pößneck: Meiningen, Preußen, Weimar (Kreis Neuſtadt). Hier iſt der
öſtlich ſte Endpunkt des zuſammenhängenden Staatsgebietes erreicht.
Von nun an verfolgt die Grenzlinie eine kurze Strecke die Nordrichtung,
um ſodann weſtlich umzubiegen, die Nordhänge der Heide durchſchneidend.
An der Eiſernen Hand ſcheidet ſich Meiningen, Weimar und Altenburg. (15.)
Von da zum Forſtort Stern und Herrnberg; die Grenze überſchreitet
den Krebsbach, überſteigt den Croſſener Berg und ſenkt ſich in nw.
Richtung zum Thale der Saale, die ſie beim Bahnhof Weiſen trifft. Nun
kurze Zeit im Bette der Saale aufwärts, um dann über den Elſterberg und
Teufelsberg eine ſüdliche Abſchwenkung zu machen und über die Pfeffermühle
bei Unterhaſel zur Saale zurückzukehren. Hier wieder ein (16.) Dreiherren⸗
ftein: Meiningen, Altenburg, Rudolſtadt. Letzteres bleibi nördlicher Begleiter
bis zur Hohen Heide,
Dann im Bette der Saale bis oberhalb Oberfatharinau, worauf plöß:
lid) im rechten Winkel nad Süden zur Gallerie abgebogen wird. Bon ba
weitli nad Oher: und Unterpreilipp an der Saale. Eine Strede weit
+ 29 Ber
folgt die Grenze ihrem Lauf, um fi dann nv. von Wöls dorf auf das jenfeitige
Ufer zu fhwingen und nun den Höhen ded Thüringer Waldes zuzuftreben-
Die Saalfelder Niederung bleibt öſtlich. Es werden berührt der Sanbdberg,
Röder und Eifenberg. Danach wird der Oberlauf des Wirbachs überjcritten,
und über die Höhe zwiſchen (rudolit.) Dietrichshütte und (mein.) Birkenheide
ind Thal der oberen Sorbig hinabgeftiegen. Ferner zum Sraterthal, Eid:
berg, Hafenhügel, Schlagethal. Uber den Aftberg — nw. bleibt der Meura—
ftein — Spitalberg, Boppenberg hinab ins Thal der Lichte. Nun in Süd—
richtung, der Lichte folgend, aufwärts über (rud.) Geieröthal nad) Wallendorf
und Oberlichte; von Aſcherbach aufwärts im Siefelbahgrunde zur Höhe des
Rennfteigd, der am Hohen Laach (ehemaligen Dreiherrenftein (16a.):
Meiningen, Coburg, Rubolftadt) bei Igelshieb erreicht wird. (796 m.)
Bon nun an bildet der Rennfteig die Yandesgrenze biß zum Drei-
berrenitein auf dem Moraft bei Neuftadt a. R.
Bon Igelöhieb an werben folgende Punkte berührt: (Neuhaus bleibt
nördblih), Bernhardsthal, Nolltopf, Sandberg, Beteröberg, Limbach
am Saar, Hühnerberg, Friedrichshöhe am Gr. Sauberg, die Pedhleite ;
die Zandftraße Eisfeldtangenbad wird gefreuzt. ES folgen bie
Forſtorte Kleiner Sauberg, Hohe Heide. Hier trennen fich die Hoheit von
Meiningen, Schwarzburg-Rudolftadt und Schwarzburg-Sondershaufen. (17.)
Weiter ſchließen fi an die Forftorte: Eſelsberg, (Dorf Mafferberg
bleibt nördl., ſondershäuſiſch), Fehrenberg, Eriteberg, Querenberg, Notes Horn,
Neubrunnskopf, die Einzelhäufer Kahlert, Dorf Neuftadt a. R. (der
nördliche Teil ift ſchwarzburgiſch, der ſüdliche meiningiſch), Forftorte Burgberg
und Arolöberg und der Große Dreiherrenftein (18.) am Moraft; er fcheidet
Meiningen, Schwarzburg » Sonderdhaufen und Preußen : Henneberg, Kreis
Scleufingen.
Hier ift der Urfprung der Schleufe, deren nah Süden gerichteter
Lauf nun bis zu dem Doppelorte (mein) Unterneubrunmn (preuß.)
Ernſtthal und weiter bis (preuß.) Engelau: (mein) Lihtenau und
bis zur Appeläthaler Mühle die Grenze bildet. Bon hier biegt fie
jüdblih von der Schleufe ab, der alten Hennebergiihen Landwehr
folgend, jchließt den Scleufenberg aus und erjteigt den Hedenbühl und Ritters:
berg, um fih dann ind Thal der Dambad hinabzuſenken, das fie erft
furz vor deren Einmündung in die Werra bei Ebenhards verläßt, da, wo fie
die Landſtraße Hildburghbaufen:-Themar trifft. Nun wendet
fie fih wieder nördlich (während die Landwehr nad) der Werra und dem Hün—
berg zuftrebt), läßt Siegrig und den Ehrenberg weſtlich, aljo auf meiningifcher
Seite, um dann abermalö bie Geftade der Schleufe zu erreihen und mit ihr
bis unterhalb Veßra, bei ihrer Einmündung in die Werra an der Eijen-
bahnbrüde zu laufen. Sodann Ichwingt fie fih wieder aufwärt3 über den
Apfelberg, Burgberg, Weißig, nörblid zum Gruber Berglein (Quelle der Tachbach),
+4 30 Ber
Sandberg, zur Koppel am Schneeberg über deſſen Scheitel fie läuft, nw.
vom Grenzrafen zum Kirchberg, auf der Langen Bahn zum Ehrenberg und
weiter zum Sillbachskopf, Sondersberg, Hedig, num im Nordbogen um den
Streitkopf, zum Stnollenberg, Kreisberg, Höltihberg — To dad Marisfelder
Plateau einkreifend — BDornberg, Bitthäufer Berg und hinab in das
breite Thal der Hafel, weldes etwa 1 km oberhalb Ellingshauſen
durchſchnitten wird. Won bier ftrebt fie zum Dolmarplateau aufwärts über das
Firthal, freuzt die Landitraße Meiningen-Rohr am Webersbrunn,!)
Ktuppenhügel, Johannisberg, Ningeldgraben und Tiefe Graben, Kleines Dolmar:
feld, (die Spite de8 Gr. Dolmars bleibt preußifch), Droffelleite, Fränkiſche
Zeite, Reußberg, Hungerberg, Bärenkopf zum alten (18a.) Dreiherrenftein :
Meiningen, PreußifchHenneberg (Str. Schleufingen), Preußiſch-Heſſen (Kreis
Scmalfalden,) und fofort zu einem anderen (19.) Dreiherrenftein: Meiningen,
Preußiſch-⸗Heſſen, Sachſen-Weimar, deffen öftlih von Wafıngen gelegene Wald—
parzelle niit dem Steinkopf hier anftößt, um von der meiningifchen Landes:
grenze eingejchloffen zu werden.
Letztere biegt fomit ſüdweſtlich aus und ftreiht über den Zimmer:
und Schwallunger Berg, dann nördlich von der Maienluft vorüber, Bonn:
dorf weſtl. Iafjend, zum Dürren Thal, wendet fid dann öftlid zurüd, um
uördlid vom Türkengrund in mäßiger Entfernung vom vorigen zu einem
neuen (20.) Dreiherrenftein zu gelangen, der Meiningen, Weimar und Preußiſch—
Heſſen ſcheidet.
Von hier weſtlich über den Möncheberg und, Möckers links laſſend,
hinab ins Thal der Schmalkalde, die zwiſchen (mein.) Niederſchmalkalden
und (preuß.) Mittelſchmalkalden gekreuzt wird. Nun noch den gegenüberliegenden
Hügel hinan und dann in ſcharfem Winkel weſtlich zur Zwick und hinauf
zur Todenwarth. Von dieſer alten thüringiſch-fränkiſchen Grenzwarte aus
hinab zum Bette der Werra, während die von der Todenwarth hinauf über
den Steinkopf und Geißelsberg zur Klinge führende alte Landwehr ehedem
heſſiſch-Schmalkalden und hennebergiſch-Frauenbreitungen trennte. Die mei—
ningiſche Landesgrenze folgt dem Laufe der Werra bis zu den Zwillingsorten
(mein Frauenbreitungen und (preuß.) Herrenbreitungen. Von
da an einer zweiten Landwehr, der Breitunger, der Grenzſcheide zwiſchen dem
hennebergiſchen Amt Breitungen und dem ehedem frankenſteiniſchen, ſpäter
ſächſiſchen Amt Salzungen, entlang in Hauptrichtung Nordoſt über Schloß
ı) An diefer denkwürdigen Stelle jpielte fi im Jahre 1815 folgender von Schaubach
in der Einlabungsichrift des Henn. Alt, V. Mein. 1878, S. 44 erzählte Vorgang ab: Als das
ehemals kgl. ſächſiſche Henneberg Preußen einverleibt wurde und deshalb Commiſſäre erichienen
waren, um die Grenze zu regulieren, twurde in ihrer und der Meininger Stabtbehörde Gegen:
wart aud) an der Grenze des ſtädtiſchen MWeichbildes an der Kaltenſtaude der preußifche Adler
aufgerichtet. Da deſſen Geſicht aber zufällig nad) dem Meininger Gebiet hin gerichtet war,
drehte ihn der mitanwefende Oberbürgermeifter Thilo eigenhändig mit den Worten um: „Röm
mit dem Kukuk! Das Luder hat nis darüh zu gude”.
1 3i Br
Herrenbreitungen wieder empor zur Höhe des Waldes. Zunächſt in einer
Biegung hinab zur Farnbad am Hange des Schwarzen Stodes und des
Saarbergs entlang, fodann im Bette der Farnbach bi zum meiningifch:preußifchen
Doppelort Bairode. Nun in Eräftigeren Aufftieg zum Spitteleberg, Nenn:
wegskopf, Unteren Beerberg und zum Dreiherrenjtein auf dem
Gr. Weißenberg, von wo unfer Grenzungang feinen Anfang nahm.
Grenzbefreißung des Amtsgeridtes Kranichfeld.
Da3 Amt Kranichfeld bildet ein unregelmäßiges Viereck wit der Spiße
nad) Norden. Vom meiningifch-weimarishen Doppelort Kranichfeld aus,
welches von der Grenzlinie in jeltfam unregelmäßigen Zickzack durchſchnitten
wird, Läuft diefelbe über dad Untere Schloß und am Nordhang bed
Shloßberge3 entlang hinab zur Ilm; nad) deren Überſchreitung tritt fie
in den Tannrodaer Forft (die Harth) ein, bald nordweſtlich umbiegend,
im Krumbachthal aufwärt3 bis zur Straßengabelung Kranichfeld—
Klein Tonndorf: Nauendorf, fodann einen Teil des Krumbachthales
einschließend, im Bogen bis zum mein.weimar. Doppelort Hohenfelden:
hierauf amı Weithange des Stadtbergeös, den Niehheimer Berg
links, d. i. weftlid; Iaffend, zum Süboftende des Weimarthales (hier die Nord-
ipige des Amtes). Nun in Südrihtung zum (1.) Dreiherrenfteinam
Wolfsberg, der Grenze zwiſchen Meiningen, Weimar und Preußen (Kreis
Grfurt), ſodann mehr weitlih, über den Hirfhbrunnen zum (2) Dreiherren-
ftein bei Werningsleben, der Meiningen, Preußen und die ſchwarz—
burg-rudolftädtifche Parzelle Elxleben ſcheidet. Won hier im rechten Winkel, in
jüdöftlicher Nihtung, über den Shmalebad zum Honigbad, wo wir
auf den (3.) Dreiherrenftein treffen: Meiningen, Rudolſtadt, ſchwarz—
burgsjondershäufifche Parzelle Elleben, Weiterhin öftlih zur Haard und zum
Haardbad, diefen überihreitend und Ofthaufen, fowie Achelſtädt einſchließend,
bi3 zum (4.) Dreiherrenftein am Haunbad: Meiningen, Schwarz
burg-Sonderöhaufen und SchwarzburgRudolftadt. Dann öſtlich zum Forſtort
Haunbach und zum Oberfeld. Hier ſcheidet ein G.) Grenzftein Meiningen,
Rudolſtadt und Weimar. Hierauf überfchreitet die Grenze die Ihm, läßt
die Kaffenburg nördlih und erflimmt den Windberg, um endlich
in Hauptrichtung Nord ſich durd das Kirchthal zur Stadt Kranichfeld
zurückzuſenken.
Greuzbeſchreibung der Grafſchaft Camburg.
Unſer Grenzumgang beginnt im Süden, öſtlich der Saale. Von
dem Grimpelborne bei der Wichmarſchen Papiermühle im Graben,
dad „Schußchen“ genannt, hinauf bis zum Röblitzer Holz, unter dem Cunitz—
hölzchen hinweg bis zur Frauenprießniger Flur, zwiſchen (mein) Roda—
meufchel und (weim) Frauenprießnig Hindurd, die Landſtraße über:
+4 32 Kor
jchreitend, dann dit an das MWeftende von Thierfhned heran, von da
ſüdlich ausbiegend, Todann wieder öſtlich, ſüdöſtlich von Graitfhen zum
Dreiherrenftein, der Meiningen, Weimar und den preußiſchen Kreis
Weißenfels jcheidet.
Nun an den (mein) Torfmühlen von Aue vorüber, (preuß.) Schlölen
ſüdlich Laffend, über die Bahnftrede Gamburg: Zeig und bald danach die
Zandftraße Schfölen: Aue («Gamburg: Naumburg); weiterhin füdlid Seide:
wiß vorüber zur Wethau, deren Laufe fie nun — am den drei Grenzdörfern
Seislitz, Utenbach und Gauerwig vorbei — folgt, um dit n. vom legtgenannten
Drte weſtlich umzubiegen; eine kurze Strede benußt die Grenze den Lauf der
kleinen Nitjchke, ſchwenkt jedoch dicht über Caſekirchen wieder in nw.
Richtung ab, umgeht im Bogen Meyhen, Kökenitzſch f. Laffend, wendet ſich ſodann
nördlid) und zieht fid) amı Südoftfuß des Todtenhügels bei Neidſchütz vorüber,
an Emmaus und der Lochmühle von Boblas vorbei; fie nimmt dann etwa
2 km füdl. von Naumburg eine wſw. Richtung au und ftreiht zum Buchholz
Neu-Flemmingen, wo die Landftraße Gamburg Naumburg überjcritten wird,
und zur Straße Löbſchütz-Köſen. Bei Freiroda fireicht die Grenze dicht an
die Saale heran, überläßt jedodh die Berghänge mit Rudelsburg und
Saaled Preußen, und erreicht endlich bei Kleinheringen (Großheringen
ift weimarifh) die Saaluiederung. — Nach Überſchreitung des Fluſſes
treten wir bon der „meißniſchen“ auf die „thüringiſche“ Seite, und gehen zunädhft
diht an dem Fluß entlang aufwärts. Kurz vor Weichau überfchreiten wir
die Linie der Saalbahn, um nun in der Hauptlinie Südweft wieder die
weite Hochebene zwiichen dem Saal: und Ilmthal zu gewinnen. Nordweitlich
bon Schmiedehaufen wird die Landſtraße Gamburg:Stadtjulza ge
freuzt. Bald wird die Hauptrihtung Süd. Weftlih von Ed olftädt erfteigt
die Grenze den höchſten Punkt der Grafihaft (303 m), biegt dann öftlic zur
Saale zurüd zu der nordweſtlichen Ede des Lochholzes zwiſchen Hirſchroda
und Edoljtädt, dann durch das Lochholz hindurd und das enge Thal entlang
bis kurz vor feiner Ausmündung ind Saalthal, zwifhen Würdhaufen und
Döbritihen. Von hier nochmals in ſcharfem Knick nad) Süden, aus dem Thal
den Berg hinan, um oben auf der Kante hinlaufend die bewaldete Bergwand
bon Virchhauſen von den Hirfchrodaer Feldern zu jcheiden und dann vor
Naſchhauſen gegenüber Steubnig wieder ind Thal hinabzugleiten. Die
Eifenbahnlinie nordwärts begleitend, langen wir nad einem Kilometer Weges
wieder am Grimpelborne an.
+n 33 Bo+-
Das Vermeſſungsweſen im Herzogtum.
Bearbeitet von W. Corz und Dr. £. Hertel.
Zwei nad) ihren Zweden und Zielen zum Teil zufammengehende, zum
Teil getrennte Wege verfolgende größere Vermeflungen haben fid) über das
Herzogtum Meiningen erftredt und das ganze Gebiet desjelben in einem ftarren
Kartenbilde auf das Papier gebradt. Es find dies die auf Koften des Meininger
Staates in den Jahren von 1859—1872 ausgeführte Landesvermeſſung
einerjeitö und die vom königl. preuß. Generalftab geleitete topographiice
Landesaufnahme andrerjeits.t)
Wenn der Meininger Staat bei jener als Unternehmer unmittelbar
beteiligt war, jo war feine Beteiligung, injofern er zu dem zufammenhängenden
Aufnahmegebiet gehörte, bei dieſer mehr paffiver Art.
Neben der hervorragenden Bedeutung, welche die Zandesvermeflungen
und die topographiidhen Landesaufnahmen in ihren wiſſenſchaftlichen Grund:
lagen auf dem Gebiet der höheren Geodäsie (Ermittelung der Erdgeitalt
u. 1. w.) haben, liegt der Beſitz guter Kataſterkarten, jowie guter topographiicher
Karten im allgemeinen Intereſſe fowohl der Verwaltung als aud der
Angehörigen jedes Staatöwejend.
Die Ergebnifje der Landesvermeſſungen haben hauptiächlich Verwaltungs—
zweden: ver Sidherung bed Grundeigentum und der Regelung
des Hypothefen- und Grundfteuerwefend zu dienen. Es handelte
ſich alfo hierbei um die Herftellung von Karten, aus denen ſich die Grenzen
und Flächen der einzelnen Grundftüde mit genügender Schärfe und Sicherheit
entnehmen laflen. Der Maßftab, in welchem diefe jo ins einzelne gehenden
Karten aufgenommen find, ift deshalb auch ein verhältnismäßig großer, nämlid)
1:2500, in befonderen Fällen fogar 1:1250 und 1:625. Die Blätter der topo-
graphiſchen Zandesaufnahme find in dem 10 bezw. 40 mal Eleineren Maßſtab
1:25000 und 12100000 hergeitellt.
Während die Landesvermeſſungskarten das Gelände lediglid in der
Horizontalprojeftion darftellen, enthalten die Karten der topogr.
Aufnahme außerdem eine fehr gute Daritellung der Höhenpverhältniiie.
Bejonders die 25 000teiligen Meßtiſchblätter mit den Höhenjchichtenlinien find
für die Anfertigung genereller Entwürfe von Eifenbahn: und Straßenbauten
u. dgl. fehr wertvolle Unterlagen. In der nad diefen Meßtiſchblättern zu:
jammengeftellten 100 O00teiligen „Karte des deutſchen Reichs“ ilt das
Gelände durd Anwendung der Lehmannſchen Bergihraffur dargeftellt. Da:
neben enthält aber dieje Überſichtskarte eine große Zahl eingefchriebener, auf
den Normalhorizont bezogener Höhenzahlen.
1) Bezüglich der Gruben: (Markſcheider⸗) Vermeſſungen fiehe „Bergwerlsweſen.“
Neue Landeskunde, 3
a 34 Ber
A. Die Sandesvermeflung.
Litteratur. Die bapyerifhe Landesvermeſſung in ihrer
wiffenfchaftlihen Grundlage. Herausgegeben von der tgl. Steuerfataiter:
fommiffion und dem Topographiihen Bürcau des Kgl. Generalftabs. München
(Straub) 1873.
Das deutfhe VBermeffungswesen Hiſtoriſch-kritiſche Dar:
ftelung von Brof. Dr. W. Jordan und Oberiteuerrat Steppes. Stuttgart
(MWittiver) 1882.
Überfiht über die Ergebnifje der Grundfteuerveran-
lagung im Herzogtum Sadhjen Meiningen. SHeraudgegeben vom
Herzoglichen Staatöminifterium, Abteilung der Finanzen. 1876. Meiningen.
(2. v. Eye.) .
Am Herzogtum Sachſen Meiningen war von feiten der Regierung
ſchon zu Anfang des 18. Jahrhunderts eine Vermeſſung der einzelnen Gemeinde—
fluren beabjichtigt, wie in den erneftiniichen Nacbaritaaten. Das Unternehmen
geriet aber ind Stoden, und die Ausführung beſchränkte fid auf die Amter
Salzungen, Meiningen, Mapfeld und die Grafichaft Gamburg, jowie auf die
Aufnahme von Karten über die Domänenforften und Domänengüter als Unter:
lagen für den Forſtwirtſchaftsbetrieb und die Verpachtungen. Die betreffenden
Niffe liegen auf der Kartenfammer des Herzogliden Staatsminiſteriums in
Meiningen; Katalog in der Regiftratur. — Die Anfänge zu einer Vermeſſung
der herrichaftlichen Forften reichen übrigens in eine frühere Zeit zurüd; bereits
die erneftinifchen Amtsbefchreibungen (1660 —1673) verſuchen den Umfang Der
MWaldungen nah Ruten feitzuftellen. Alte Forftgrenziteine am Eisfelder Bleß
aus jener Zeit finden noch heute die Ausdehnung der betreffenden Forftorte
im Rutenmaß.
Eine allgemeine einheitlide Landesvermeſſung auf
wiffenfhaftlihder Grundlage wurde erit im Jahre 1859 von der
Herzogliden Staatöregierung durch das Geſetz vom 11. Juli 1859, betr. die Bandes:
vermeflung, angeordnet. Cine der weſentlichſten Beſtimmungen dieſes Geſetzes
war bie, daß vor Beginn der Parzellenvermeffung fämtlide Brechpunkte der
Grundſtücksgrenzen verfteint werden mußten. Jeder in Bezug auf die vor—
ſchriftsmäßige Vermarkung fäumige Grundbefiger war mit einer Geldftrafe
von 5 Gulden und der Verfällung in die Koften der Verzögerung der Ver:
mejlung bedroht. Die often der Vermarkung waren bon den Anliegern ge=
meinfhaftlih zu tragen. Außerdem hatten die Grundbefiger zu den Geſamt—
fojten der Landesvermeſſung 5 Kreuzer für jedes einzelne Grundftüd, 12 Kreuzer
für jeden Morgen Fläche, 5 Kreuzer für jedes Wohngebäude und 3 Streuzer
für jedes Nebengebäude beizutragen.
Die Leitung und Durhführung der Vermeffung erfolgte laut Staats—
vertrag unter der Sberleitung des Herzogl. Staatöminifteriums, Abt. des
Inneren durch die bayerifdhe Katafterfommiffion und ihr Verfonal.
4 35 Br
Die hieraus gebildete, bi8 Ende 1872 mit der Ausführung der Vermeflungen
befhäftigte „HDerzoglide Meifungstommisfion“, welde ihren Sit
in Hildburghausen hatte, arbeitete unter der Leitung des Kgl. bayerischen
Steneraffeffors Philipp Jacob Rathmayer (ſpäter Michgel Schön:
paß) und des Kommiffionsadjunften Joſeph Rathmaher.
Infolgedeſſen iſt nicht allein die Triangulation für das Herzogtum an
das Dreiecksnetz der bayeriſchen Landesvermeſſung angeſchloſſen,
ſondern auch das bayeriſche Koordinatenſyſtem beibehalten und für die Detail—
vermeſſung die dort angewandte Methode der Meßtiſchaufnahme herüber—
genommen worden. Aus diefem Grund wird es berechtigt erfcheinen, wenn
wir im folgenden zum Zeil etwas näher auf die grundlegenden Maßnahmen
der bayeriſchen Landesvermeſſung mit eingehen. j
Als Rüdgrat für das geſamte Kartenwerk der bayerifch:meiningifchen
Landespermefinngı) iſt ein Koordinatenfyftem angenommen worden, deſſen
Nullpunkt in der Spige des nördliden Turmes der Frauenfirde
in Münden liegt und deſſen Abjciffenachje mit dem Meridian diejes Punktes
zufammenfällt. Die Ordinatenachſe bildet der durch den Nullpunkt gehende,
den Meridian ſenkrecht jchmeidende größte Kreis. Die Orbdinaten ſämtlicher
Punkte weitlih und öſtlich der Abſciſſenachſe find Teile größter Streife, welche
durh die Punkte gehen und in den Polen des Nullpunki-Meridians mit ber
Ordinatenachſe zufanımenlaufen.
Die ganze Landesoberflähe wird durch die beiden Koordinatenachſen
in vier mit „N. W.“, „N. O.“, „S. O.“ und „S. W.“ bezeichnete Quadranten
zerlegt. Nachdem man noch die nördlihe und weſtliche Richtung der beiden
Achſen als pofitiv angenommen hatte, war die Zage eined jeden Punktes des
Vermeſſungsgebiets unzweideutig beſtimmt, jobald feine Ordinate, d. 5. der
Teil des die Abſciſſenachſe ſenkrecht fchneidenden größten Kreifes zwiſchen dieſer
und dem Vunkt, und feine Abfciffe, d. h. das Stüd der Abſciſſenachſe vom
Nullpunkt bis zum Ordinatenkreis, aus den trigonometriihen Meffungen und
Berechnungen ermittelt war.
Die Abſciſſenachſe wurde nah ihren beiden Richtungen von München
aus in gleiche Teile von je 800 bayr. Ruthen (= 8000 b. Fuß) und bie von
diefen Teilungspunkten ausgehenden Ordinatenkreife in ebenjolche gleiche Teile
geteilt, wodurd in jedem Quadranten ein Quadratneg?) entjtanden ift, bon
welchem jedes Quadrat das Gebiet eines im Maßſtab 1:5000 aufzunehmenden
1) Auch die coburgiihe Landesvermeffung ift an die bayerifche angeſchloſſen und durch
eine bayeriihe Kommiſſion ausgeführt worden.
2) Die Stonvergenz der Orbdinatenfreife an der öftlihen und weitlihen Grenze
Bayerns ift jo unbedeutend, daß fie in dieſer kleinen theoretiihen Grörterung überjehen
werden darf.
3*
3 36 Ber
Mebtiichblatte8 umfaßt. Die dur dieſes Linienneg in der Richtung der
Abſciſſenachſe entſtandenen „Schichten“ wurden mit römischen Ziffern, die in
der Richtung der Ordinatenachſe entftandenen „Nummern“ mit arabijden
Ziffern numeriert, jodaß alio 3. B. durd die Bezeihnung N. W. CX. 26
(Zeil der Stadt Hildburghaufen), N. O. CXXXIX. 5 (Gamburg), oder N. ©,
CXXII. 1 (Bößned) das betreffende Meßtiſchblatt genau gekennzeichnet ift.
Beiläufig bemerkt, geht aus diefen Beifpielen auch hervor, daß der Meridian
bon München in unmittelbarer Nähe von Pößneck durd das Herzogtum Meiningen
geht, und jomit Teile de3 legteren, nämlih die Grafihaft Gamburg, die Eu:
Haven Erkmannsdorf und Mofen und ein Eleiner Teil der Enflave Lichtenhain
und des Gerichtöbezirts Pößneck im Nordoitquadranten, der ganze übrige Teil
des Herzogtums im Nordweitguadranten liegt.
Da für die meiningifche Landeövermeflung als allgemeiner Maßſtab
1:2500 — nit 1:5000 wie in Bayern — vorgeichrieben war, jo fiel das
durch „Schicht“ und „Nummer“ (f. oben) bezeichnete quadratiſche Gebiet eines
bayerifhen Meßtiſchblattes bei der meiningiſchen Vermeſſung auf vier Blätter,
welde man durd Hinzufügung der Buchftaben a für das nordweſtliche, b für
dad nordöſtliche, ec für das füdweftlihe und d für das ſüdöſtliche Teilblatt
näher unterjchieden hat.
Als Grundlagen für die Berehnung der linearen Ausdehnungen des
Dreied3neged wurden in Bayern außer den Dreiedöwinkeln die folgenden drei
Srundlinien mit größtmöglicher Schärfe gemeflen:
1. die „altbayeriiche* an der Goldadh im Jahre 1801 in der
Richtung vom Koordinaten-Nullpuntt nad Aufkirchen in der großen
Länge bon 21 653,96 m.
2. die „fränkiſche“ im Jahre 1807 zwijchen Nürnberg und Brud =
12938,73 m.
3. bie „rhein-baheriſche“ 1819 zwiſchen Speyer und Oggersheim
—= 15325,74 m,
Die von der Sternwarte in Münden ausgeführte Orientierung dei
Dreiecksnetzes nad) der Nordridtung ergab für die Hauptgrundlinie Münden-Auf:
firhen ein Azimut, d. 5. die Neigung derjelben gegen den Meridian von
228° 59° 53,00 * von Sid über Weit und für die Lage des Koordinaten-Null—
punkts (nördl. Frauenturm):
eine geogr. Breite von 48° 8° 20,00 * und
- „ Xäng „ 290 14° 15,00 * öftlih von Ferro.
Bon den aus diefen Meflungen in Bezug auf das oben befchriebene
Koordinatenſyſtem für die bayeriihe Landeövermeflung berechneten Punkten
und Dreiedöfeiten wurden die trigonometriihen Signalpunfkte Kreuzberg,
Großer Gleidhberg, Coburg und Radſpitze (Berg öſtlich von Kronach
in Oberfranten) als Anſchlußpunkte für Die meiningifche Triangulation benußt
und die VBerbindungslinien diefer Punkte (in der obigen Neihenfolge) aus der
HH 37 m»
bayerifchen Berechnung ald Grundlinien für dad meiningifche Dreiedönek
herübergenommen. Als weitere Dreiedspunfte I. Ordnung für unfere Landes:
vermeffung find u. a. hervorzuheben: die Signale Inſelsberg, Geba,
Dolmar Schneefopf, Bleß bei Eiöfeld, Wetzſtein bei Xeheiten, Hohen:
eihe, Cursdorf, Leudhtenburg, Stelzen (S. Weimar), Eckardts—
berga, FZuhsturm bei Jena, Niehheim. Die trigonometrifhen Puulte
1. bis IV. Ordnung, auf welden — ſoweit dieſelben nidt durch natürliche
Signale (Turmfpigen, Bligableiterftangen u. ſ. w.) markiert wurden —
Stangen und Gerüjtfignale errichte: waren, wurden fjpäter mit größeren be:
hauenen Steinen vermarkt, in deren Oberflädhe ein A oder ein + ein:
gemeißelt ift.
An die Punktenbeſtimmung, die von einigen bayerifhen Trigono—
metern auögeführt wurde, ſchloß fih die Detailvdermefjung, bei
welcher aud meiningifhe Landgeometer mit bejchäftigt waren. In die
Meptifchblätter im Maßſtab 1:2500 (1 cm der Aufnahme — 25 m in
der Natur) waren fämtlihe Eigentumdgrenzen, Gebäude mit ihren Hofräumen,
Gärten und das Felddetail nad den Kulturarten Scharf getrennt, jowie außer:
dem ſämtliche Straßen, Gewäffer, Brüden, Stege, Kohlitätten, Kalköfen, Stein:
brücde, Sandgruben u. ſ. w. mit größtmöglicher Schärfe aufzunehmen und nad)
den dafür beitimmten Signaturen darzuftellen. Für die Städte und Ortichaften
iind Beilageblätter im Maßitab 1:1250 und für ganz fleine Details
foldhe im Maßſtab 1:625 gemefjen worden. Gin im Maßftab 1:2500 auf:
genommenes Meßtiſchblatt umfaßt eine Fläde von 400 bayr. Tagwerfen =
136,2920 ha = 1,363 qkm.
Nachdem die Meptifchblätter aufgenommen und vom revidierenden
Geometer geprüft und berichtigt waren, wurde ihr Inhalt zum Zweck litho—
graphiſcher Vervielfältigung mittelft Bausmafchinen auf Stein:
platten übertragen und eingraviert. Die Ortöblätter wurden nicht allein im
Aufnahmemaßitab lithographiert, fondern auch an die entſprechende Stelle des
2500teiligen Blattes auf dem Stein eingefügt, zu weldem Zwed wegen ber
erforderlihen Werfleinerung mit der Kopiermaſchine ein Pantograph in Ver:
bindung gebracht war.
Die fämtlihen Steine zu den Meßtifhblättern unfrer Landesvermeſſung
find in Verwahrung und Verwaltung des Königlich bayr. Kataſter—
büreaus in Münden, unter deilen Leitung jeit Beginn der Landesver:
meffung, alfo nunmehr 40 Jahren, alle Gravier: und Drudarbeiten für Nehnung
des Meininger Staat? auögeführt werden.
Die don den Blanfteinen gewonnenen Abzüge führen die amkliche
Bezeihnung „Planabdruck“. Diefelben find beim Herzogl. Katafteramt zu
Meiningen für dad ganze Land käuflich zu erhalten. Zur leichteren Jdenti-
fiterung der Meptiichblätter find nad Amtsgerichtsbezirken getrennte „Über:
jihtsfarten“ im Maßitab 1:50000 angefertigt worden, welde die Ort:
haften, Wege, Flüffe, Flurgrenzen und die Kulturarten enthalten, jowie das
+4 3 B-
Quadratneg der Blatteinteilung mit Angabe der Schichten und Nummern.
Auch diefe Mberfichtsfarten, die ſehr gut ausgeführt find und auf dem
Laufenden erhalten werden, find käuflich zu haben.
Die erften Abzüge von den fertig gravierten Planfteinen wurden ſo—
dann gemeindenweife durch KLeinenftreifen zu einem auf Blattgröße zu—
jammenlegbaren Gemeindeplan zufaumengefügt und im biefelben nach
Hervorhebung der Eigentums- und Parzellengrenzen durch Anlegung mit
Mennigfarbe die Numerierung der einzelnen Grundftüde, in ber
Ortſchaft beginnend und die Feldlagen ohne Sprünge durdlaufend, ſchwarz,
die Haus: bezw. Beſitznummern dagegen rot eingetragen. Diefe zuſammen—
hängende, ſehr überfichtlihe Flurkarte führt die Bezeihnung „I. Plau—
eremplar“ und ift nod heute im Gebraud).
Zum Zwed der Flähenermittelung wurden ſodann Planab-
prüde auf ftärferem Papier hergeftellt, auf welchen nach Eintrag der Plan-
nummern die Berehnung der Flächen aller Befigitüde auf graphiihen Wege
mittelft Zirkel und Transverfalmaßftab ausgeführt wurde, eine Arbeit, welche
einen Zeil des Vermeffungsperfonals in den Wintermonaten in Münden
beſchäftigte. Diefe Flächenberehnungen find nah bayerijden Tag”
werten (= 0,34073 ha) bewirtt und auf je 100 Tagwerf = Y Meßtiſch-—
blatt zum Abſchluß gebradht und auögeglicen worden. Ihre Refultate
wurden jedod jpäter, um der Vorfchrift im Art. 4 des Landesvermeſſungs—
gefeßes vom 11. Juli 1859 zu genügen, in das rheinläudiſche Ruten—
maß und ſchließlich in das 1872 im ganzen Deutjchen Reich eingeführte
Flähenmaß mit dem Duadratmeter als Einheit (Hektar, Ar, Quadrat-
meter) umgerechnet.
Der Gejamtflädeninhalt des Herzogtums hat ſich
hbiernad auf 246837 Heftar = 2468,37 Quadratfilometer
— 44,828 Quadratmeilen berechnet.) Diefe Fläche verteilt fih auf
die einzelnen Kreiſe wie folgt:
Meiningen 74871 ha
Hildburghaufen 77751 „
Sonneberg 34427 „
Saalfeld 59788 „
Nachdem noch auf Grund der Nefultate der Flähenberehnungen und
der Erhebungen über die Eigentümer der Grumdftüde Flächenregiſter
und Befigliften aufgeftellt und die Nichtigkeit der Iegteren unter Zuhülfe—
nahme der neuen Flurkarten und Zuziehung der Grundbefiger forgfältig geprüft
1) Das ältejte Staatshandbud) (1838) gab den Fläheninhalt des Herzogtums mit
45%, Quadratmeilen an; nad der älteren preußiichen Laudesaufnahme (1855) war er auf
46,30 Quadratmeilen, nach der neueren (Nomwal) auf 44,97 Quadratmeilen berechnet worden.
Nach Brüdner jollte er fih anf 43 Quadratmeilen ftellen.
A 39 Be
worden waren, war die eigentliche Aufgabe der Meſſungskommiſſion als gelöft
zu betradten. Sie blieb mod einige Zeit fortbeftehen, um die Karten und
Regiſter auf dem Laufenden zu erhalten, bis durd das Geſetz vom 9. Dezbr.
1872 mit dem 1. Jan. 1873 diefe Gejchäfte den neu eingerichteten Katafter:
ä mterın übertragen wurden. —
Schon während der Landesvermeſſung erjchienen die geſetzlichen Be
ſtimmungen, mittelft deren die Ergebniffe der Vermeflung der Staatöverwaltung
dienftbar gemacht werben follten. Es find dies das Gejeg von 18. Juli 1862
betr. die Anlegung von Grund: und Hhpothefenbüchern und dad Geſetz vom
13. Februar 1869 betr. die Grundſteuer.
Die Aufftelung der Grundbücher jowohl, wie der Kataſter-Regiſter
erfolgte auf Grund der Flächenverzeihniffe und Befigliften der Landesvermeſſung.
Nach dem Gefeg vom 18, Juli 1862 gilt derjenige als Gigentümer
einerunbewegliden Sade, welder al3 folder im Grund:
buch eingetragen ij) Bezüglihb der Begrenzung der
Grundftüdeiftdiedurd öffentlihe Auflegung und Aner
fennung rehtsfräftig gewordene Landesvermeſſungs—
farte maßgebend. Dem Grundbuch ift ein ftet3 zu ergängender Plan
der betreffenden Gemarkung, die „Grundbuch 8-“ oder „Serihtsfarte“,
beigegeben.
Die Beranlagung der Grundfteuer erfolgte nad dem durch—
Ichnittlihen jährlihen Neinertrag der zu beiteuernden Liegenichaften. Die
Einſchätzung des Grundſteuer-Reinertrags wurde bewirkt nadı den zum Grund—
jteuergejeg erlaffenen Inſtruktionen vom 13. Februar 1869 und vom 23. März
1870 unter der Leitung des für diefe Geſchäfte die Amtsbezeihmung „Herzogl.
Grundfteuer-Beranlagungdtommiffar“ führenden damaligen Königl. Ofonomie:
kommiſſars Schmidt in Schleufingen (fpäter Okonomiekommiſſionsrat und
Boritand der Königl. preuß. Spezialftommiffion in Hildburghaufen). Die Zahl
der für jede Kulturart zu bildenden Bonitätsklaſſen durfte gefeßlic
nicht mehr als acht betragen. Für jede Klaſſe einer jeden Kulturart ift der
Reinertrag für den rheinl. Morgen (= 0,2553 ha) in Thalern und Silber:
grojchen feitgeftellt und jodann unter Zugrundelegung der Flächen
nad) Tabellen für jedes einzelne Grundftüd berechnet worden. lm den ver:
Ihiedenen Boden: und fonftigen landwirtichaftliden Berhältniffen gebührend
Rechnung zu tragen, hat man das Gebiet des Herzogtums für die Grundfteuer-
beranlagung in drei KHlaffififationspdiftrifte mit verfchiedenen
Tariffägen für den Morgen der einzelnen ulturarten zerlegt, von
welgen der Klaſſifikationsdiſtrikt I „Gamburg“ die Graf:
Ihaft Camburg ausfhliegli der Enklaven Lichtenhain und Vierzehnheiligen,
ı) Das Neue Bürgerliche Gejegbuch hat daran nichts geändert,
2 40 B-
der Klaſſifikationsdiſtrikt II „Meiningen“ den größten Zeil
de3 Landes ſüdweſtlich und nordöftlid des Thüringerwaldes und
der Klaffififationsdiftrift III „Sräfenthal“ die Gebiete auf
den Höhen und Abhängen des Thüriugerwalded umfaßt.
Die Ergebniffe der Grundfteuereinfhägung find in ein bejonderes
PBlaneremplar eingetragen worden, das unter der Bezeihnung „Srunditeuer:
karte“ bei den Katafterämtern liegt und laufend erhalten wird.
Die nad) der Landesvermeflung kurz vor Einrihtung der Katafter:
äinter unter der Leitung des nachmaligen Katafterinfpeftord3 Steuerrat Gins:
berg auf Grund der Ergebniffe der Landeövermeffung und der Grundftener:
bonitierung angefertigten Katafterbücher: das „Einſchätzungsregiſter“ und das
„Srundftenerbuch“, erftered die Grundftüde nad) den laufenden Plannummern,
legtere3 nad; Befigftänden enthaltend, werden von den Satafterämtern nad der
Anweifung vom 12. Dezbr. 1872 fortgeführt und alljährlib abgeſchloſſen.
Nach derjelben Anweifung find von dem techniſchen Perſonal diefer Amter die
zur Fortführung der Landeövermeflungsfarten erforderlichen Vermeſſungen aus:
zuführen, deren Ergebniffe außer in das I. Planeremplar und die Grimditeuer:
farte noch in ein auf Pappe aufgefpanntes Planeremplar, das „Korreftions:
blatt“ mit roter Tufche maßftäblid; genau eingetragen werden. Dieſes legtere
Planeremplar dient als Unterlage für die Ergänzung und Umgravierung ber
Planfteine. Es werden zu diefem Zweck die einzelnen Blätter deöfelben nad
Erfordernis an das Königliche Katafterbüreau in Minden überfandt.
Durch das Gejeg vom 9. Dezbr. 1872 ift je ein Katafteramt im den
Städten Meiningen, Salzungen Römhild, Hildburghauſen,
Sonneberg ımd Saalfeld eingerichtet worden. Das im Jahre 1875
proviforifh in SGräfenthal eingerichtete Katafteramt, deſſen Bezirk vorher
zum Sonneberger Amt gehörte, wurde 1889 wieder aufgehoben und mit dem
Saalfelder Katafteramt vereinigt. Im Sabre 1896 iſt dad Kataſteramt
Römhild aufgehoben und dejfen Bezirk mit dem des Katafteramts Hildburg:
haufen vereinigt worden, jodaß gegenwärtig noch fünf Katafterämter in den
+ Kreisſtädten und in Salzungen beitehen. An der Spite jedes Katafteramts
jteht ein Satafterfontrolleur, dem zwei Aſſiſtenten und vier Gehülfen bei—
gegeben find.
Seit dem Tod des Kataſterinſpektors Steuerrat Ginsberg im Jahre
1893 ftehen die Katafterämter unmittelbar unter dem Herzogl. Staatöminifterium,
Abteilung der Finanzen. Die tehnifhe Inspektion verfelben wird
jeit diefem Zeitpunkt von dem Vorftand des Herzogl. Kataſteramts Hildburg:
haufen, Steuerrat Krell, kommiſſariſch ausgeübt.
Die Leitung der Grundftüäddzufammenlegungen und
Hutablöjungen im Herzogtum tft nad dem Staatövertrag vom 18. Juni 1868
und Gejeg vom 10. Februar 1869 der Königliden Generalfom:
mission in Merfeburg übertragen, welder die beiden in Meiningen
+3 4 Ber
und Hildburghaufen eingerichteten Speziallommiffionen unter:
ftellt find. Gin näheres Eingehen in das Weſen der Grundſtückszuſammen—
legungen und die Zufammenfegung diefer Behörden ift einem fpäteren Abfchnitt
vorbehalten. Wir wollen hier nur hervorheben, daß die Hauptbedingungen,
welde an die gute Durchführung einer Zufammenlegung der Grundftüde ge:
ftellt werden müſſen, nämlich die beſſere Aufſchließung der Fluren durch ein
gutes Wegenetz, Schaffung zwedmäßiger Meliorationsanlagen und gerechte Be:
friedigung der Anfprüde der Intereſſenten, durch die Arbeiten diefer Behörden
im Herzogtum in vollem Maße erfüllt worden find, was aud die große
Zahl der im Meininger Staat bereit3 durchgeführten Zufammenlegungen be
ftätigen dürfte,
Nach Beendigung der Grundftüdäzufammenlegung in einer Gemeinde
wird der neue Zuftand auf Grund von Meffungdunterlagen, welde die Spezial:
fommiffion liefert, durh das Katafteramt in die Korreftiondblätter
übertragen und eine anderweite Verteilung de3 in der Flur vor dem Der:
fahren durh dad Grundfteuerbud nachgewieſenen Grundfteuer = Neinertragd
auf die neuen Planſtücke nad Maßgabe der Inftruftion vom 10. Oktober 1877
bewirkt. Hieran jchließt fi fodann die Aufftelung neuer Satafterregifter und
nad erfolgter Imgravierung der Blanfteine die Anfertigung neuer Blaneremplare.—
Die Koſten der eigentliden Zandeöpvermeffung be
trugen insgefamt 1854911,62 A, bei einer Flähe von 2468 qkm alfo
751,6 A für ben Quadratkilometer. Die Koften für die Anlegung der
Grundbücher betrugen 438289 #4, für die der Hypothefenbüder
168000 #4, die Grundftenerveranlagung koſtete 221 453,57 M,
jodaß alſo für die Landesbermeſſung und deren allfeitige Verwertung ver Ge:
jamtbetrag von 2682 654 A aufgewendet wurde.
Zum Schluß wollen wir, ohne eine gewiſſe Genugthuung zu leugnen,
aus dem vortrefflihen, von berufenfter, fahkundiger Hand geichriebenen Wert
„Da deutſche Vermeſſungsweſen“, Hiftorifchskritiihe Darftellung von Jordan
und Stepped, Teil IL, die beiden Sätze wörtlid wiedergeben, mit denen der
das Vermeſſungsweſen des Herzogtums Meiningen behandelnde Kleine Abjchnitt
beginnt und jchließt. Diejelben lauten: „Das VBermefjungswejen in
Sadhjen:-Meiningen zählt, jpeziell in Bezug auf Organi—
jation und überhaupt aufpdie Stellung, welde der Landes:
vermejfung und ihren Rejfultaten im öffentliden Rechts—
leben eingeräumt ift, zu den befteingeridhteten Deutſch—
lands;“ und im Anihluß an die Aufführung der Stoften: „Die Höhe
diejer Opfer, niht minder aber auch die VBorzüge der
dortigen Organifation und Redtsordnung dürfte fid
wohblmauder größere Staat zum Muiter nehmen.“ Es bleibt
nur zu hoffen, daß die meiningiihe Staatöverwaltung bei dem Erreichten nicht
jtehen bleibt, jondern mit der Zeit nah dem mufterhaften Beifptel anderer
+4 42 Ke-
Staaten, namentlih Württembergs!), in der gefanıten Landespermeflungsfarte
1:2500 auch noch die Höhenverhältniſſe durch Aufnahme von Hori—
zontalkurven in geeigneten Vertikalabſtänden eintragen läßt und ſo
dieſe zu einem Kartenwerk ausgeſtaltet, das allen Anforderungen der
B. Die topographiſche Sandesaufnahme.
2itteratur: Hildebrand, Statiftit Thüringens, 1871. — P. Kahle,
Landesaufnahme und Generalſtabskarten. Mitt. d. Geogr. Gel. f. Thür. X.
Jena 1891. — Die Nivellementsergebnijje der Trigon. Abt. d. Kgl. Preuß.
Yandesaufnahme, Heit VIII (Prov. Sadfen und die thüringifchen Länder).
Berlin (Mittler) 1897. Preis 1 #. Mit Iehrreiher Einleitung.
Bon allgemeineren Gefihtöpunkten gingen die von der trigonomet
rifhen Abteilung des königl. preußifhen Generalftabes au:
geführten VBermeffungsarbeiten aus; fie follten nicht nur dem Militär, Forſtmann,
Ingenieur dienen, ſondern auch die Aufgabe der höheren Geodäfie erfüllen,
d. h. der geographifhen Ortsbeſtimmung und Gradmeſſung, überhaupt der
Unterfuhung der Erdgeſtalt.
Trigonometrifhe Vermeſſungen wurden in Preußen, Sachſen und
Thüringen zum Teil ſchon in den zwanziger, allgemein jedoch in den fünfziger
Jahren vorgenommen. ALS Audgangsfeite für Thüringen diente die Strede
InſelbergBrocken (105,977 km); fie bildet die Grundlage für die gefamte
Thüringer Yandesaufnahme Das thüringiihe Hauptdreieck berührte Folgende
Punkte: Petersberg, (Etteräberg), Broden, Inſelberg, Struth
bei Mühlhauſen. Die Seiten dieſes „Need eriter Ordnung“ bildeten nun
die Audgangsfeiten für das Neg zweiter Ordnung. Unter den trigonometriichen
Punkten 2. Ordnung fallen auf Sadjen Meiningen: Hoheneiche (Zurm),
Geba (Signal), [DolmarS., Großer Gleidhberg (S.), Eiöfelder
Bleß (S., Feſte Heldburg (T.). — In das Hauptneg 2. Ordnung
wurde nun ein „Ne 2. Ordnung 2. Klaſſe“ eingelegt mit 180 neuen Punkten,
darunter folgenden meiningifhen: Vierzehnheiligen(Z) Saalfeder
Sulm (S.), Kieferle (5), Judenbad (S.), Felditein (©),
Schnett (S.), Häjelriether Berg (S), Straufhain (Z) —
Hieran ſchloß fich endlich das „Ne 3. Ordnung“ mit etwa 720 neuen Punkten,
zum größten Teil Turmknöpfen.
Das bei der älteren topographiichen Aufnahme von Thüringen ver:
wendete Längen- und Höhenmaß bildete der preußiiche Dezimalfuß = 0,3766242 m.
Die Ergebniffe der Aufnahme finden wir niedergelegt in den noch jebt ge
braudten SGeneralitaböfarten und ihre willenfchaftliche Begrimdung
in dem Werl: Die Triangulationin Thüringen, ausgeführt
inden Jahren 1851—55. — Auf Thüringen entfallen etwa 190 Meptiit:
| ) Vergl. Zeitfchrift für Vermeſſungsweſen des deutichen Geometerbereins, 27. Band
(1898) Heft 3 und 6 und W. Band (1899) Heft 2 und 7.
4 43 Be»
blätter, auf Sachſen Meiningen 45 (ſ. unten). — In diefe Meßtifchblätter find
jpäterhin aud die Ergebniffe der geologiſchen Landesaufnahme von Preußen
und den thüringifhen Staaten eingetragen worden.
In den fiebziger Jahren wurde von Preußen aus eine ganz neue
Landesaufnahme ins Werk gefegt. Als oberſte Juftanz ift hierfür das
1870 eingejegte Königl. Zentraldireftorium der Bermeffungen
beſtimmt, weldes fi aus dem jeweiligen GeneralitabSchef al3 Vorfigendem und
aus Kommiffarien der einzelnen Miniſterien zuſammenſetzt.
Die neue Haupttriangulation unterſcheidet fich von der älteren einerfeit3
durch die mehr als verdreifachte Anzahl der trigonometrifchen Punkte, anderer:
feits durch größere Negelmäßigkeit im Aufbau und in der räumlichen Ber:
teilung der Punkte. — Der Südrand der „hannöveriſch-ſächſiſchen Dreieckskette“
lieferte die Anfchlußfeiten für das „Ihüringiiche Netz“ (Winkelmeſſung 1888—89).
ALS Normalhöhenpuntt für diefe ganze Aufnahme gilt ein genau beitimmter
Punkt an der Nordjeite der Berliner Sternwarte, der durch einen Spenit:
pfeiler von 1,7 m Höhe mit Marke gekennzeichnet ift. 37 m unter ihm liegt
der Nullpunkt des Amfterdamer Pegels. (N.N. = Normalnull.) Die Höhen:
angabe der früheren Mefjungen waren dagegen auf den Spiegel der Oſtſee
bezogen. — Unter den neuen Nebpunkten find hervorzuheben: Wegftein, Eis—
felder Ble$, Großer Gleihberg, unter den Zwilchenpunkten: Ried;
heimer Berg, Vierzehnheiligen, Hoheneide, Heldburg.
Bon den verfchiedenen Nivellementözügen Thüringens find für das
meiningiiche Gebiet von Wichtigkeit:
Der oftthüringifche mit einem Umfang von 224 km: Weißenfels
— Zeit — Gera — Triptis — Neuftadt — Pößneck — Saalfeld — Rudol—
ftadt — Blantenhain — Weimar — Weißenfeld. Der füdthüringifche Zug,
deffen IImfang 359 km: Saalfeld — Eichicht — Probitzella — Sonneberg — Coburg
— Rodad) — Hildburghaufen — Schleufingen — Suhl — Schmalkalden — Sal:
zungen — Dorndorf — Markſuhl — Eifenah — Gotha — Erfurt — Weimar —
— Saalfeld.
Der Berehnung der Koordinaten des trigonometrijchen Netzes folgt
die Veröffentlibung der Ergebniffe möglidhft auf dem Fuße nad in dem Drud:
wert: „Die Königl. Preußiſche Landedtriangulation: Abriffe,
Koordinaten und Höhen Tämtlicher von der trigonometrifhen Abteilung der
Yandesaufnahme beftimmten Punkte.” Dasfelbe wird nad feiner Vollendung
24 Bände umfaflen; auf Thüringen entfallen die Bände 14—16. — Ferner
werden „Blätter des Dreiedönekes 1. und 2. Ordnung“ heranägegeben, von
welcher für Thüringen die Blätter 24, 26, 30, 31 in Betradt kommen.
Die Veröffentlihung der Ergebniffe der PBräcifionsnivellements erfolgt
gleihfall8 in befonderen Bänden. Die mitteldeutihen Nivellement3 enthält
der „Auszug aus den Nivellements der trigom Abteil,. der
Landesaufnahme, Heft IL Provinzen Sadfen, Heſſen—
Naffau und diethüringifhen Lande“, Berlin 1886. Bol. ferner
die oben angeführten allgemeinen Quellenwerfe.
2 44 Be»
In nächſter Zeit wird die geographiihe Lage und Meereshöhe einer
faft unzählbaren Reihe von Feſtlegungsſteinen, Türmen u. ſ. w. ſowohl Des
gelamten deutſchen Waterlanded, wie unferer engeren Heimat bis auf
Bructeile von Sekunden und Metern beftimmt fein. Diele und ihre veröffent-
lihten Koordinaten kommen, namentlih in Preußen, nidt nur den Spezial»
aufnahmen des Kataſters und der jonftigen VBermeilungsanitalten zu gute,
unſchätzbare Vorteile zieht auch die allgemeine Erdkunde aus ihrer Beſtimmung.
Altere Karten.
Litteratur: 3. Ehr. Adelung, Kritiſches Verzeichnis der Landkarten
und vornehmſten topographiihen Blätter der Chur: und Fürſtlich-Sächſiſchen
Lande. Meißen (Erbitein) 1796.
3. A. v. Schultes, Hiftoriicheftatiftiiche Beichreibung der Grafidaft
Henneberg; I, 4 (Römhild) S. 700 ff. 1799.
Dr. 9. Wisfhhe, Der Rennfteig . . und die Spezialfarten von
Thüringen, Goth. Tgbl. 14. März 1896.
Viſttor Hantzſch, Landeskundliche Litteratur, in N. Tilles deutſchen
Geſchichtsblättern, Heft 1, 2. 1899,
A. Barten von Thüringen.
Das erſte noch fehr rohe Kärtchen, betitelt „Döriugen, Meißen
und Boitlanmd“, findet fih in Seßb. Münfers „Cosmographie“ von
1549. — Es folgt 1562 die Landkarte „Thuringia” von Siob Magde-
“ Burger (lebt 1518-1595, Lehrer an der Fürftenfchule zu Meißen und geo:
graphiſcher Mitarbeiter Kf. Auguft3 von Sachſen); die Karte ift, wie die vorige,
in Holz geichnitten, enthält zwar Längen: und Breitengrabe, aber feine politische
Begrenzung; fie verzeichnet nur die Hauptorte.
Duringifhe und Meißniſche Landcharte von Hiob Magde-
Burger, 1566; 4 Fuß hoch, 5 Fuß breit; nur mit einem Mteilenmaßitab, doch
für die damalige Zeit jehr genau. Handſchriftlich auf der Königlichen Bibliot Hef
zu Dresden.
30h. Eriginger, (Diafonus zu Marienberg), Karte von Böhmen,
Meißen und Thüringen, Prag 1568.
Saxoniae, Misniae, Thuringiae nova exactissi-
maque desceriptio bon HÖrfef (Ortelius) in feinem Theatrum
orbisterrarum (Ausgaben von 1570 bis 1580); nadı Griginger bear:
beitet. Verbeſſerte Auflagen erichienen von 1592—1612, Berjüngte Kopieen
diefer Starte befinden fich in allen Auszügen, die in jener Zeit von Ortelius
Theatrum angefertigt wurden.
Zohann Wellinger (auö Halle, Turingiae novissima de-
scriptio, aufeinem halben Bogen, in Orteliiadditamentistheatri,
+ 45 o Ber
Ausgaben bon 1573 bis 1612. — Hier find die Landesgrenzen farbig ein-
getragen. — Ahnlich deöfelben Verfaſſers Turingiae comitatus
provineialis..... typus in Cellarii speculo orbis
terrae 1578.
Thüringer Landſchaft, eingedrudter Holzſchnitt in Quarto in
Seb. Münfers Cosmographie, Ausg. von 1574.
Thuringia. Thüringen Thuringie, farte in dem
Itinerario totius orbis. 1580, lang 4, ebenio in J. N. Metelli
Speculoorbisterrae 1602.
Thuringia, per er. Mercatorem (Siremer) in jeinen Tabulis
Germaniae 1585, auf Grund von Mellinger gearbeitet.
Thuringia, Comitatuum Provincialium Romani
imperiisecunda....... Düringen. Jo. Bussemecher excud.
Coloniae 1603. Gin halber Bogen in Watt. Quadius' Fascicnlo
geographico, Göln 1608.
Thuringia per Gerh. Mereatorem. Amstelodamis, sumptibus
Henriei Hondii 1627. Gin unveränderter Abdrud der Mercatorihen Platte
von 1585.
Thuringia, Pet. Kaerius cael. in Honds Atlas minor
1610. 1628. 1631.
Thuringiae nova descriptio, Jo. Jansenius excud. in
jeinen Atlanten von 1631 bis 1641; beruht auf Mellinger.
Tyringische Mapp oder Landtafel. Newe vollständige
Delineation und Landbeschreibung der hochlöblichen Landgrafschaft Thü-
ringen —... durch Adolarium Erichiam Anderslebianum, jetzo Pfarr-
herren zu Grofsen-Monra. Gebrudt und verlegt Grfurdt durch Philipp Witteln
1625; auf 16 Screibbogen; mit unzähligem hiſtoriſch-heraldiſch-poetiſchen
Beiwerk; abgedrudt in Blaeus Atlas von 1641 und 1648 und in Blaeus
Großem Atlad von 1663, jowie in Merians Topographie von Ober:
Sadjen 1650. Neudrud, Erfurt bei 3. M. Dedelinden 1674.
Joh. Brechts (Fürftl. Hennebergifcher Witwen beftalter Gentrichter zu
Ilmenau) Kartevon Thüringen. 1626.
Thuringiae Landgraviatus, Herzog Bernhard von Sachſen—
Weimar gewidmet von Seinrih Hond, jpäter von Pet. Schenk; es ift Erichs
Starte in bequemerem Format.
Landgraviatus Thuringia in omnes suos Comitatus,
Öfficia et Territoria accurate et distincete divisus per David Funcke,
Norimberg. 1709. Grid Starte, aber bedeutend verbeflert und erweitert. —
Neu aufgelegt und dem Herzog Joh. Georg von Sachſen-Eiſenach gewidmet
von »et. Schench.
Landgraviatus Thuringiae tabula generalis in suos princi-
patus et status accurate divisi per Jo. Bapt. Homann, um 1715, oft
herausgegeben und allmählich vervollkommnet von ihm und feinem Sohn Job.
Ehriſtian H. Die Homannſche Karte ift trog mannigfader Ungenauigkeiten
grundlegend für alle, auch ausländifche Atlanten des vor. Jahrhunderts.
Thuringia orientalis, aut. Joh. Wilh. Zollmann, curan-
tibus Homannianis haeredibus 1747. Christ. Frid. Oetinger sc. Norimb.
2 Bogen.
Geographische Karte, worauf der Hodhfürftl. Sachſen Ernefti-
niſchen Hauptlinie famt und jondere Lande, vornehmlid aber die von weyland
9. 9. Ernefto Pio befeffene ao. 1675 hinterlaflene drey Fürſtenthümer Gotha,
Altenburg und Coburg, wie aud deſſen Hennebergiſche Antheile
mit ihren landſaſſigen Graf: und Herrſchafften fürklid; dejeribirt und mit unter:
jheidenden Merkzeihen aud Farben biftinguirt find. — Ohne Namen des
Stecher? und Verlegerd. Der Bf. ift Zollmann.
Tabula geographica, ın qua Serenissimi Principis Frideriei
Prineipatus Gotha, Coburg et Altenburg ostenduntur, a Jo. Bapt.
Homanno. Vf. von den Herausgebern der Gotha diplomatica, ſehr fehlerhaft.
Herzog-u. FürstenthümerGotha,CoburgundAlten-
burg. Gin Quartblatt in Bürners und Weigefs Atlas portatilis
1723 und 1733. Ebenda ein Blatt: Landgrafschaft Thüringen
mit ihren abgetheilten Provinzen im Ober-Sächsischen Creisse.
Mappa geographica Landgrav. Thuringiae, jussu
Academiae Reg. scient. et elegant. Litter. descripta a J. C.-R. Rothe, im
Berlinifchen Sculatlas von 1753. Klarer al3 die Hommannſche Karte.
B. Karten von Franken (mit Henneberg).
Viktor Hantzſch madht in feinem Artikel: Die landesfundlide
Litteratur Deutfhlands im Neformationszeitalter, Tilles Geſchichtsblätter
Nov. 1899, namhaft: Die Zandtafel Franken von Sebaflian von Rotenhan
(1533), eine andere von David Belglin (1547) und eine neue Delineation bon
den Brüdern Stonrad und Georg Jung (1641). — Außerden vergl.: Franconia
vulgo Franckenlandt von M. Merian, Querfolio; ziemlich unrictig,
Sn M. J. P. Abelini Hift. Chronit von 1629—1633, Frankf. 1633, und im
Theatrum Europaeum II p. 465.
Nova Franconiae descriptio. Amstelodami apud Je.
Jansonium, ao. 1626. Um den Rand find fränkiſche Trachten und Städte
dargeitellt.
Circulus Franconicus per J. Danckerts, Amstelodami
(16502), 50>57 em. Im Beſitz des Freih. Marſchalk v. Oſtheim.
Der fränkische Kreis in J. J. v. Reillys Scdauplaß der
fünf Theile der Welt. Wien 1791.
2 47 >
C. Karten der Graffchaft Henneberg.
Hennebergensium Principum quondam ditionis
vera et integra delineatio, Schmalkalden bei Mich. Schmück, 1593,
mit einer gedrudten Genealogie des Grafenhaufes. Diefe Karte ift ohne Zweifel
die ältefte. Ein Eremplar davon befand fid früher im Gemeinjchaftl. Henne:
berg. Archiv zu Meiningen, ift aber jegt, einer Mitteilung des Archivars zu:
folge, nicht mehr vorhanden; auch ein anderes in der reihhaltigen Ponikauſchen
Sammlung der Univerfität Halle ift verfchollen. Adelung führt fie als Be:
itandteil feiner Bücerei auf, S. 281. Die Harte war — nad) Schultes —
ganz roh gezeichnet, ohne Angabe der geograph. Länge und Breite, Vielleicht
war jie identiih mit des Wicolaus von Ponikan „Landtafel der Fürſtl.
Grafſchaft Henneberg“, die in Kreyſigs „Sächſ. Bibliothef” S. 18 erwähnt wird.
Eine verbefjerte Auflage ift abgedrudt in Abr. OrteliiTheatrum
orbistterrarum (1594)!); vermutlich Diefelbe Karte, wie das im Befik
des Freiherrn Marſchalk von Oftheim in Bamberg befindliche gedrudte Doppelblatt
aus dieſem Jahre, deſſen WVorderjeite den Titel trägt: El principado
Hennebergense, während die Rückſeite die oben angegebene Aufichrift
führt. Format 34x27 em. — Ein unveränderter Nachdruck it eine holländifche
Starte, betitelt: Principatus Hennebergensis. Amstelodami,
sumptibus Joh. Jansonii (16102). Mit Seinrihd Hondii Zuichrift an Sal.
Dierfens. (Hondius, eine Amsterdamer Kupferſtecher- und Zeichnerfamilie).
Auf der Ponikaufchen Bibliothek in Halle unter der Signatur Va 171. — Ein
Nachdruck ift auch erichtenen Amstelodami apud P. Schenck et &. Valck
(um 1632). — Neue Auögabe, von Zauſſon herausgegeben 1677, Stich von
Hondius, Format 38x50 cm; nit zwei ausgemalten Cartouchen. — Die
nämlihe Karte unter dem Titel: Comitatus Hennebergensis in
Blaeus Großem Atlas Amst. 1663.
Dem Ende des 17. oder Anfang des 18. Jahrhunderts entitammt die
geographiiche Karte des hennebergifchen Geſchichtsſchreibers Ehriftian Junker,
welche zu Scultes’ Zeit noh im Herzoglidien Ardiv zu Gotha aufbewahrt
wurde, jegt aber verjchollen ſcheint.
Um dieje Zeit heben die Grzeugniffe der befannten fartographiicen
Anftalt von 3. 8. Homann, fpäter von deflen Erben, in Nürnberg an. Hier:
ber gehört:
Ss. R. J. Comitatus Hennebergensis secundum praefec-
turas et modernas dynastias una cum confini Principatu Coburgensi geographice
consignatus et in hac tabula editus, studio et opera Homann. haeredum 1743,
46x57 em. Nach einer Randbemerkung iſt fie von 3. G. Küfel unter Aufficht des
S. Meiningiihen Hofrat3 Joh. Jac. Zind gezeichnet. — Hierauf ift aud der
ı) Näheres über Abr. Ortel in der Allgem, Deutihen Biographie Bd. 24.
+ 48 ber
Nennfteig eingetragen und zwar durch Doppellinien auf der Strede von
Blafienzella bis Steinheid. Rechts unten befindet fit ein Plan von Hild-
burghauien. — Eine befondere Ausgabe erjchien gleichzeitig mit dem deutſchen
Titel: Karte der gef. Srafihaft Henneberg mit den angrängenden
Fürftenthümern Coburg und anderen Grängländern. Herausgeg. von den
SHomannfhen Erden. — Eine Kopie ift auch die franzöfiiche Ausgabe: Comte
de Henneberg in Le Rouge „Atlas portatifdes militaires“
Paris 1758. Ya Bogen.
Die Homannſche Karte gewann die weiteite Verbreitung, obgleid fie,
wie ſchon Schulte herborhebt, nichts weniger als fehlerfrei oder vollftändig
war. Ein Mangel befteht auch darin, daß die zum oberfächliichen Kreiſe ge:
hörigen Fürftentümer Coburg und Hildburghaufen fih vom fränkischen Henne:
berg nicht genügend abheben. Ferner find die würzburgiichen Gebietöteile, wie
Münnerftadt, Waldafhah, Mayenberg nicht mit aufgenommen. — In diejen
Kreis gehört auch: Die Grafſchaft Henneberg, 1 fl. Bogen in de
Reillys Büihingihem Atlas von 1759 Nr. 215. 6Güſching, einer der
nambaftelten deutichen Geographen des 18. Jahrh., lehrte als Univerſitäts—
profeffor in Göttingen, war jpäter Gymnafialdireftor in Berlin).
Bon Nürnberg wanderte die Kartenfunft nad) Leipzig. Hier erſchien:
Die gefüritete Grafihaft Henneberg. Bei Job. Georg Schreiber.
17x25 cm (ohne Jahr, ca. 1760.)
D. Speiellere Karten.
Principatus Saxo-Hildburghusiani tabula nova.
Ernesto Friderico, duei Sax. d. d. d. J. B. Homann. Color., Kupferſtich,
(ohne Jahr, ca. 1750), 49>x59 em. Mit zwei jchönen, teilweife colorierten
Gartouden und einer Anficht der Stadt Hildburghaufen aus der Vogelſchau.
Da3 jüdlide Fürſtenthum Schwarzburg nebit dem
Herzogthbum Sadhijen:Saalfeld. Zu finden bei Joh. Georg Schreidern
in Leipzig (ohne Jahr).
Das Erneftinifhe Fürftentbum Hildburghaufen Im
Verlag von 3. G. Schreibers Erben. Leipzig (ohne Zahr). 15><20,5 cm.
Acceurate geographische Delineation der gefürsteten Grafschaft
Henn(eb)erg Chur-Sächsischen Antheils, bestehet in denen
Ämtern Schleusingen, Suhla, Kühndorf und Benshausen. In Amfterdam bei
Petr. Scheuek. 1755. 48><56 cm. Im Befig des Freih. Marſchalk v. Oftheim.
Geograpbifdher Blan der gefürfteten Grafidaft
Henneberg Churfädf. Antheils (Scleufingen, Suhl, Kühndorf, Benz:
haufen). Gezeichnet und herausgegeben von Briedr. Gottlob Gläfer 1774 in
deffen Mineralogiſcher Beihreibung der Gfſch. Henneb. Sehr großer Maßftab,
gute Ausführung. Auf der Ponikauſchen Bibliothek in Halle.
4 49 Be»
Gharte über einen Theilder Gebirge Hennebergiiden
Herzogl. SadjenWeimarifhen Antheil, gefertiget in den Jahren
1776 und 1777 von Joh. Gottfried Schreiber, Churf. Sächſ. Markſcheider.
Stellt dar Jlmenau und Umgebung.
NovaChartaspecialis ducatus Meiningensis, geo-
metrice et geographice accurate et distinete consignata, cum adiacentibus
regionibus, latitudinis grad. 50 min, 15 et longitudinis grad. 27 min. 55 ad
gr. 28 min 10. Delineavit Klüisel, Meiningen bei Christian Hartmann 1769.
— Enthält dad Meininger Unterland und den größten Teil des Amtes Röm—
bild, außerdem nod die Herrihaft Schnialfalden und die angrenzenden Teile
von Würzburg, Gotha und Eiſenach. Eingetragen find auch Wüftungen und
Marten. Diefe Karte wird aufbewahrt in der Bibliothek des Gymnaſium
Bernhardinum zu Meiningen.
Geographiſche Karte von dem Antheil de3 Fürften:
thums Koburg, wie e3 anjeo das Herzogl. Sachſen-Koburg-Meiningiſche
Haus beſitzet. 1780. In Kehßler von Sprengseifns Topographie des
Meinungifhen Antheild Sonneberg 1781. 4.
Special:Charte des Sachſen-Coburg-Saalfeldſchen
Antheiles, geometriich aufgenommen von Aug. Bernf. Irommann. 1783.
S. V. Dorn sec. Sn 3. 6. Gruners Beihreibung de3 Fürſtenthums
Coburg.
Der füdlihe Theil des Oberſächſiſchen Kreiſes, die Chur:
und Fürftlih Sächſiſche und andere hierher gehörige Länder vorftellend, aufs
neue entiworfen bon 3. £. Güfefeld und herausgegeben von den Somannifchen
Erden. Nürnberg 1783.
Gegen Ende ded Jahrhunderts fängt Thüringen felbft an, fi zu
einer Heimſtätte Fartographifher Thätigkeit auszubilden. Im Jahre 1785
entitand da3 Haus Juſtus Perthes in Gotha, und 1789 wurde das
Bertuhfhe Landes-InduſtrieComptoir in Weimar privilegiert,
aus dem das heutige Geographiſche Inſtitut hervorgegangen ijt.
Der Bertuhfchen Anftalt entitannt eine „Geographiſche
Überfihtderim Erneftinifhen Haufe vorgegangenen Landes
theilungen“, 1796, erläutert durch eine v. 3. £. Güſſeſeld gezeichnete, in Nürnberg
hergeftellte Spezialfarte. Neudrud 1806.
1802 bradte der 2, Jahrgang von G. Emmrids Coburg-Mei—
ningifhem Tafhenbud eine Karte des Herzogtums Sadjen-
Meiningen (natürlich nur der alten Zandesteile), in dem Eleinen Format
215:25 em. Sie ift „aus der Güffefeldiihen Gharte diefer Gegenden
gezogen.“
Neue Lanbesfunde, 4
2% 50 Bo-
In dem zweibändigen Werke „Der Thüringermwald“ von v. Hof
und Jacobs (Gotha 1807—1812) befinden ſich zwei Karten, deren erfte, 1807
entjtanden, die nordweftliche Hälfte des Gebirges darftellt, während die zweite,
1811 gezeichnet, den ſüdöſtlichen Teil bietet.
63 folgt die vierblättrige „Speziallarte von dem Thüringer
Bald,“ die im Jahre 1811 vom Geographiſchen Inftitut in Weimar
herausgegeben wurde.
Sm gleihen Berlag erfchien im 3. 1812 die „Charte über die
Länder de3 Herzogl SachſenErneſtiniſchen Haufes“ von
3. &. Güffefeld, jowie 1815 die „Charte von dem Fürftentbum
Eiſenach und ben angrenzenden Ländern“ von Streit und Weiland,
64x45 cm.
Geographifdftatiftiihe und hiftorifhe Charte von
©. Soburg: Gotha, Meiningen und Altenburg. 3 Blätter. Mit
erläuterndem Text: Geographifcd-ftatiitiicher Abrik der Länder des Haufe:
Sadjjen, Erneftinifcher Linie. Mit Anfichten, Stabtplänen und Coftümen.
Weintar 1819. 55><48 cm.
Thüringenundlimgegend, enthaltend die SachſenErneſtiniſchen,
Schwarzburgiſchen, Reußiſchen und angrenzenden Länder. Gotha (Perthes) 1826.
Gharte von den großhberzoglid und herzoglich
ſächſiſchen Ländern nebft den Befigungen der Fürften von Schwarzburg
und Neuß. Bon €. 3. Weiland. 1827. 73>61 cm.
Altere Neijewerfe, die den Thüringer Wald zum Gegenftand
haben und für einzelne Gegenden unfere Herzogtums in Frage fommen, find:
K. Herzog, Taſchenbuch für Reiſende durd den Thüringer
Wald, Magdeburg 1832. — Völker, Das Thüringer Waldgebirge,
Weimar 1836.
Die Rhöngegenden ftellte — aud) auf einer Wegekarte — dar 3. Spieh
in feinem „Reifehbandbud durh die Rhön“, 4 Aufl. Würzburg 1888,
jetzt verdrängt durch den Schneider'ſchen Führer, deſſen Sartenbeigaben
allerdingS den modernen Anforderungen noch nicht voll entfprechen.
Neuere Karten.
Hierher gehören zunähft die Meptifhblätter der mei:
ningifhen Landesvermeſſung (1:2500 und 1:1250), in ihrer
durch Steindrud bewirkten Vervielfältigung „Blanabdrüde* genannt,
fowie die darnach hergeftellten Überfihtsfarten der einzelnen
Amtsgerichtsbezirke (1:506000) nnd die „GeſchäftsUberſichts
karte der Landesvermeſſung“ (41: 300000 für das ganze Herzogtum.
Die einzelnen Planabdrücke, wie die genannten Überſichtskarten werden vom
Herzogl. Katafteranıt in Meiningen käuflich ANBElANEN, Brei ſchwankt zwiſchen
1,20—2,30 M.
+ DI Be
Auf den Ergebniffen der meiningifchen Zandesvermeffung beruhen ferner
die jeit den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts von der Forftverwaltung (Herzogl.
Horfttarationsbüreau) hHergeftellten und zu deren alleinigem Gebraud) be-
ftimmten Forſtkarten im Maßftab 1:10000. Die Verkleinerung erfolgte
nah den Landeövermeffungsfarten mittelft PBantographen und die Verviel—
fältigung durd) Steindrud, Außer der Waldeinteilung, den Hauptverfehräwegen,
Eifenbahnlinien, Ortihaften und Wafferläufen enthalten dieſe Spezialfarten
für die Waldwirtſchaft eine are Darftelung des Geländes durch Höhenkurven
(Niveaulinien). Der Abftand diefer von der Forftverwaltung ſelbſt nivellierten
Linien entjpricht bei den älteren Aufnahmen einem Höhenunterfchied von 20, bei
den neueren einem folden von 10 m. Die Forftorte (Diftrikte) find durch große
lateiniſche Buchitaben, deren Unterabteilungen durch arabiihe Ziffern und
weiterhin durch Kleine lateiniſche Buchitaben angegeben. Seitlid finden ſich die
Namen der Forftorte verzeicnet.
Die Heritellung von Freisfarten auf Grund der Landesvermeſſungs—
ergebniffe im Maßſtab 1:100000 ift vom Werein für meiningifhe Geſchichte
und Landeskunde geplant. Sie würden abgefehen von anderen Zweden aud)
den Anforderungen, die von feiten der deutjchen Hiftoriker an die „Srundfarten“
geftellt werden, entfprechen, aljo zur Einzeihnung von Dialekt:, Rechts-, Trachten:
grenzen u. dgl. geeignet fein. —
Die Ergebniffe der 1851 begonnenen preußiſchen Landes:
aufnahme find auf den vom gl. Minifterium für Handel herausgegebenen
„Meptifhblättern“ im Maßſtab 1:25000 dargeftellt. Den Haupt-
vertrieb hat die Verlagsbuchhandlung R. Eiſenſchmidt in Berlin. Ein Blatt
foftet im Buchhandel 1 Mark. Vgl. die „Überſicht der feit dem Jahre 1877
bon der Kal. Preußiichen Landedaufnahme im Maßſtabe 1:25000 der natür:
lien Länge veröffentlichten Meßtiſchblätter“.
Die Terrainverhältnifje find durch Höhenkurven (Iſohypſen) angegeben,
deren Abftand bei den älteren Aufnahmen einem Höhenunterfchied von 25 preuß.
Dezimalfuß (= 9,4 m) entſpricht; der Drud iſt einfarbig jchwarz.
Das Gebiet de Herzogtum: Sadhjen:-Meiningen if
auf folgenden Blättern dargeftellt:
2991 Salzungen. 3175 Helmershaujen. 3234 Hildburghaufen.
2990 Bada. 3231 Oſtheim. 3284 Mendhaufen.
*3053 Lengsfeld. 3117 Wafungen. 3285 Römhild.
3054 Altenbreitungen. | 3176 Meiningen. 3286 Rodach.
2992 Brotterode. 3177 Themar. 3334 Nieth.
3055 Schmalkalden. 3232 Nentwertshaufen. | 3335 Heldburg.
3116 Oberkatz. 3233 Dingsleben. *3336 Coburg.
4*
A 02 Ber
3289 Sonneberg. ' 3181 Gräfenthal. 3238 Lobenftein.
3179 Mafferberg. "3180 Breitenbad). ' 3124 Biegenrüd.
3235 Eisfeld. 3122 Schwarzburg. 2872 Gamburg.
3337 Oeslau. 3061 Rudolſtadt. 2809 Naumburg.
3287 Meeder. 3123 Saalfeld. 2936 Jena.
3236 Steinheide. 3182 Probſtzella. 2997 Kranichfeld.
3338 Steinad). 3238 Leheſten. 2996 Dfthaufen.
3288 Neuftadt a. d.Heid.| 3237 Spechtsbrunn. 3060 Stadt Remda.
Die mit * bezeichneten Blätter enthalten nur unbedeutende Gebietsteilchen.
Jedes Blatt hat das Format 44,3><47 cm; 1 cm ber farte =
250 m in Natur; Gefamtflächeninhalt eines Blattes 130,13 qkm.
Nach diefen Meßtiſchblättern find die von den Generalftäben Preußens,
Sachſens, Bayernd und MWürttembergd herausgegebenen Blätter der „Karte
des deutſchen Reiches“ (Gradabteilungäfarten, 30° 8, 15° Br.) im Maß—
ftab 1:100000 bearbeitet, die vorzüglichſten Überſichtskarten für das Gebiet
de3 deutſchen Reiches. Kein Staat der Welt hat ähnliche Fartographiice
Mufterleiftungen Hinfichtlih der Schärfe und Sauberkeit des Stiches aufzu:
weifen. Diejelben find bisher nur in Schwarzdrud — doch mit farbiger Bezeichnung
der Landes- und Bezirkögrenzen — ausgeführt, von 1900 ab werden aud)
Yreifarbige Karten ausgegeben. Der Brei der „Ihwarzen Karten“ ftellt
ih im Buchhandel auf 1 .# 50 Big.
Im ganzen ift das Unternehmen auf 674 Blatt veranlagt, wovon für
das Herzogtum folgende Nummern in Betracht kommen:
436 Eifenad). 465 Ilmenau. 491 Lobenſtein.
437 Gotha, 466 Rudolſtadt. 413 Naumburg.
438 Erfurt. 488 Geröfeld. 414 Zeig (ſächſiſch).
439 Jena. 489 Hildburghaufen. 511 Haßfurth (bayerifd).
463 Geifa. 490 Goburg. 512 Lichtenfels (bayerifch).
„464 Meiningen.
Jedes Blatt umfaßt den Flächenraum von 6 ganzen und 3 halben
Meptiichblättern oder von rund 1000 qkm = 18 TMeilen. Die Nandkoordi-
naten find in jeder Ede angegeben, woraus fid die Koordinaten irgend eines
Punktes leicht beredinen laffen. 1 mm der Sarte = 100 m der natür-
lien Länge,
Im Maßftab von 1: 200000 ift Die vormald Reymannſche „Zope:
graphiſche Karte von Deutſchland“ aufgenommen Sie wurde be
gründet im Jahre 1806 durch den preußifchen Hauptmann und Plankammer—
Inſpektor ©. D. Reymann, der daS Werft bis auf mehr denn 100 Blätter
führte, Nad feinem Tode übernahm der preuß. Oberftleutnant und Direktor
des trigonometrifhen Büreaus C. W. von Deöfeld die fernere Bearbeitung;
nad deſſen Ableben ging die Starte in den Befig der Verlagsbuchhandlung
— 53 Ber
C. Flemming in Glogau über und wurde unter Leitung des Kartographen
Handtfe fortgefegt. 1874 wurde die Karte von der preußifchen Staatöregierung
übernommen und bon der „Kartographiſchen Abteilung der Kgl. Vreußiſchen
Landesaufnahme“ zu Berlin (neben der oben erwähnten „Karte des deutſchen
Reiches“) weitergeführt unter dem Namen: Topographiſche Special:
Karte von MittelEuropa. Auch fie weilt die Vorzüge der Deutlich—
feit, Uberſichtlichkeit und Genauigkeit in hohem Maße auf. — Sie war biöher
nur im fchwarzem Drud gehalten, wird aber nunmehr ebenfalls dreifarbig her:
geftellt. Die ſchwarzen Karten find zum Preife von 1.4 50 Pfg. im Bud):
handel erhältlid. — Im ganzen ift dieſe Spezialtarte auf 796 Blatt ver:
anſchlagt.
Das Gebiet des Herzogtums Sachſen-Meiningen enthalten die Nummern:
361 Hersfeld. 391 Schleufingen.
362 Erfurt. 392 Blauen.
363 Jena. 420 Schweinfurt.
30 Fulda. 421 Coburg.
Uenere Spesialkarten für Seile des
Herzogtums 5. Meiningen,
Graäfenthal. Wegelarte von Gr. und Umgegend. Herausg. v. Verſchönerungs—
verein dal. 1897. 1:50000,
Hiſdburghauſen. Karte vom Kreis Hildburghaufen, enthaltend ſämtliche Ge:
meinden und Gemarfungen mit den Haupt: und Vicinalwegen
(ohne Terrain). Bon Katafterfontrolleur Krell. (1:100 000),
Hildbahin. 1877.
— — Starte von Shönemwolf. (1: 100000.) 40x40 cm. Hildbghin.
(Keffelring). Preis 60 Pfg. (mit Terrain). Außerſte Punkte:
Dilftädt (NW), Behrungen (W.), Sulzdorf (SW.), Coburg (SO.),
Gr. Breitenbad) (ND.).
— — Ilberfihtsfärtdhen im Führer des Thüringerwald:Berein.
Hildb. (Gadow & Sohn) 1898. Preis 40 Big.
Saufßa. Karte des Thür. W. V. von Thiele, 1:25000. 26=31 cm.
Sanfha und Steinach. Karte in Wörls „Führer durch Sonneberg“, Würzburg
(Leo Wörl) 1:40000. 18x15 cm (f. u.).
Liedenftein. Starte von Katafterfontrolleur Halbig-Salzungen. 1:15000,
26x36 cm. Breis 25 Pfg.
Meiningen und Umgebung, geft. von Betters, 1:50000, 34x38 cm, Preis
1 Mt. 30 Pfg.
Meiningen, Starte des Thür. W. V. von 9. Höfling, 1:90000, 14x15 cm.
Preis 15 Pig. Meiningen 1886.
Heufaus a. R., Wegekarte von Tröfter, 1:25000, 38> 26 cm, Preis 50 Big.
4 54 Bo=-
Meufladt a. R., von Kühnhold, 1:20000, 26x22 cm. Preis 20 Pfg.
Saalfeld, Wegefarte von Roditroh, 1: 60000, 21><23 cm.
Salzungen, Überſichtskarte, in R. Hertel Führer durch Soolbad S. und
Umgebung. 5. Aufl. Salz. 1898, 1:100000, 20>x<31 cm.
Sonneberg, Karte des Kreiſes S. und feiner Nachbargebiete von GL Major.
Maßſtab 1:100000, 33>=35 cm. Preis 1 HM 3 Big. — Von
demfelben Bf. die Karte von „Sonneberg und Umgebung“
in Wörls „Führer durch S. und Umgebung.” Würzburg (2. Wörl).
Preis 50 Pig. Maßſtab 1:40000, 27:20 cm.
Wallendorf, Karte de3 ThWB. 1:25000, 20x22 cm.
Größere Gebiete jtellen dar:
Dr. C. Hoßfeld, Höhenſchichten-Karte des Whöngebirges, 2. Aufl., Eiſenach
(Kahle). 1:100000. Preis, aufgezogen, in Futteral 1 50 Pig.
Karte des Rhöngebirges, herausgegeben vom Rhönklub. Würzburg 1866.
1: 150000,
Bogel, der Shüringerwald; topographifdhe Karte; 1:150000, 59><50 cm.
Preis 3 M.
Fils und Kaupert, ber Thüringerwald in fünf Blättern; 1:60000, je
24>18 cm. Preis jedes Blattes 80 Pfg. I. Eifenad, IL. Lieben:
ftein, DIL. Friedrichroda, IV. Oberhof, V. Ilmenau.
Höhenidichtenfarte des Thüringer Waldes, Verlag von H. Kahle in Eijenad),
1896; 1:100000 mit Terrainzeihnung in 16 Farbentönen. Oſt—
und Weſthälfte, je 66><45 cm, Brei beider Blätter unaufgezogen
3 IC; aufgezogen, in Futteral, 4 AM.
Geognoftifche Überſichtskarte des Thüringer Waldes von Beyfhlag. Berlin
1897. 1:100000, 82x56 em; in 12 Stufen foloriert; umfaßt
daS Gebiet von 50° 30° bis 51% der Breite und von 270 50° bis
290 der Länge. Bol. Frande in den Th Mon. BL. April 1898.
Thüringen, Touriftenkarte in fünf Blättern, von Gräf. 1:103000; je
45x63 cm. Preis jedes Blattes 75 Pfg. 1. Eifenad, 2. Weimar,
3. Schwarzburg, 4. Coburg, 5. Ilmenau.
Thüringen, Überſichtskarte, gezeichnet von 3. Gräßl 1862, (in Meyers „Weg:
weiſer durch Th.“, Leipzig, Bibliogr. Inftitut). 1. Aufl. 1863,
16. Aufl. 1900. Maßſtab 1:300000; 34><42 cm. Außerſte
Punkte: SO. Mündberg am Franfenwald, SW. Naffah an den
Haßbergen, NW. Sallmannshaufen a. d. Werra, NO. Dornburg a/S.
Die großherzoglichherzoglich ſächſiſchen Länder nebit deu Fürften:
tümern Schwarzburg und Neuß. Nhöngebirge — Frantenwald —
Fichtelgebirge. Maßitab 1: 350000. Weimar, Geographiſches
4 DD o Bo-
Inſtitut, Preis 1%. Die politifhen Grenzen find farbig ein:
gezeichnet. Außerfte Punkte: SO. Blan in Böhmen, SW. Hammel:
burg a. d. Saale, NW. Waldfappel : Nühlhaufen = Nordhaufen,
NO. Leipzig.
Zur allgemeinften Orientierung reiht aus die
Heimafskarte der fhüringifhen Staaten, herausgeg. von der Geogr. Anitalt
Belhbagen und Klafing in Leipzig, mit Terrainbezeihnung,
1: 750000, und einem politifchen Nebenkärtchen 1: 2000000.
Ähnlich dad Doppelblatt: Thüringen, Drud und Verlag vd. Th. Hofmanın in
Gera; a. phyſikaliſch, b. politifch. Maßftab beider Blätter 1: 800.000.
Die phyſikaliſche Karte unterfcheidet durch Farbentöne die drei Höhen:
ftufen bis 200, 400 und über 400 m.
Boutenkarfe der Haupt-Touriftenwege, der wichtigiten Fahrftraßen, aud)
Eijenbahn:, Bolt: und Ommibuslinien im Thiringerwald. Heraus:
gegeben vom Thüringerwald:VBerein, bearbeitet von Prof.
Dr. Bühring in Arnftadt; 1. Jahrgang 1896, 5. Jahrg. 1900.
Kommifjiondverlag von Wald. Zoft in Arnftadt. Pr. 40 Pf. Ohne pol.
Grenzen und ohne Gelände, aber mit zahlreihen Höhenangaben.
Amtlihe Starte des Gaues Xa (Südthüringen) vom Deutfhen WBadfahrerbunde
(Kariogr. Anftalt „Globus“ von Mittelbah in Kötichenbroda) mit
profilartiger Daritellung der Neigungsverhältniffe der Haupt: und
befjeren Ortöverbindungöftraßen, ſowie Angaben über die Ortsent—
fernungen und Höhen, bearbeitet unter Mitwirkung der Fahrwarte
und Ortövertreter des Deutſchen Radf.Bundes. (Ausdehnung:
Erfurt— Bamberg und Geröfeld-Schleiz.)
Mandkarten von Thüringen.
Bamberg, politiihe Schulwandfarte von Thüringen, 1:140000. Preis
16,50 A. (Berlin und Weimar, C. Chun).
— — phyſikaliſche Schulwandfarte von Thüringen, 1:140000; Preis
16,50 M.
Ehrhardt, €. (Seminarlehrer in Hildburghauſen), Wandfarte der Thüringiichen
Länder. Stich und Drud von H. Petters, Verlag der Keſſelring'ſchen
Hofbuchhandlung. 1:140000; 6 Blätter. Preis 6 AM.
Sandtke und Dr. Richter, Schulwandfarte von Thüringen, 135><160 cm,
Preis 12,50 M.
Richter, Guſtav, (Görlitz) phyſikaliſche Schulwandfarte von Thüringen, 1: 150000.
Brei 17 #4, mit polit. Nebenkärtchen, 1 : 550 000.
Hemmleb, phyſikaliſche Schulwandlarte der Thüringer Länder, 1: 150 000.
Preis 16,50 M.
Stadtpläne werden unter den Ortöbefchreibungen, Panoramen in dem
die Berge des Herzogtums behandelnden Abjchuitt Erwähnung finden.
+3 56 Ber
Charakter des Sandes.
MWirkten einerfeit3 die Gebirgäzüge des Thüringer Waldes und der Rhön
trennend ein, — über den Wald führte nur ein Hauptpaß, die Judenbacher
Straße, ald große Verkehrsader, — fo wiejen dod Schon in alter Zeit die Fluß—
läufe hinaus ind Weite, die Werra ind Heſſiſche und in die norddeutiche Tief:
ebene, die Streu, Saale, Itz und Röthen zum Main, die Loquig und Saale
nad) der Elbe, der Herzader Deutſchlands. Diefer Vorzug in Verbindung mit
dem Holz: und Mineralreihtum des Waldes begünftigten die Entwidelung einer
anſehnlichen Induftrie, während das Hügelland und die Niederungen die Be:
pölferung mehr auf den Betrieb der Landiwirtihaft ald ihren Hauptnahrungs:
zweig hinlenfen. Der moderne Verkehr bindet fih ja überhaupt nicht mehr an
die natürliden Schranten — er überfchreitet mit feinen Schienenwegen bie
Gebirgspäffe, er durchbohrt die hemmenden Bergkoloffe, er überfpannt Höhen
und Niederungen mit einem dichten Net von Telegraphen: und Telephondrädten,
die geflügelt dad Wort von Stadt zu Stadt, von Land zu Land tragen.
Das Gebirge, im Weiten 400 m, im Often bis 550 m über bie
Thalfohle anfteigend, reiht zwar nidt an die Erhabenheit der Alpen heran,
doch gemahnt es, Blide und Sinne emporzurichten über die Alltagöwelt, und
es erfüllt die Seele mit dem erfrifchenden Hauche der Freiheit, während uns
andererjeit3 aus laufchigen Waldgründen und murmelnden Bädlein der ftille
Fried n der Natur anweht. Wie hier Schroffes und Liebliches ſich begegnen,
fo zeigt auch der Charakter der Bevölkerung eine glüdlihe Miſchung von
nordiihen Ernſt — vorzugsweiſe auf dem platten Lande — und von ſüdländiſcher
Fröhlichkeit und Leichtlebigkeit, — dieſe mehr bei den Bewohnern des Gebirges,
die troß mangelnder irdifcher Reichtümer einen unverjieglihen Schag bon Liedern
und munteren Scherzen ihr eigen nennen.
Diefem alfo zwiſchen Uppigkeit und trauriger Armut in der Mitte
ftehenden Lande hat die Vorſehung ein edles Herrſchergeſchlecht geichenkt, welches
feit zwei Jahrhunderten aufs innigite mit feinen Wolfe verbunden ift und
dejfen ganzes Streben der Volkswohlfahrt und der Förderung der idealen Güter
der Menfchheit geweiht ift.
Kein Wunder daher, daß die Meininger, ohne durd das Band der
Stammesgemeinſchaft umſchlungen zu fein, mit inniger Liebe an ihrer Heimat
hängen, wie fie ih num einmal durd die gefchichtlidhe Entwidlung gebildet hai.
Anbanog.
——— —
Die Landwehren und Hähle.
2itteratur: Schaller, Eine Landwehr im Meininger Unter—
land. Neue Beitr. z. Geſch. d. Altert. Herausgeg. vom Henneb. Alt. V
1899, S. 10.
Büßring-Sertel, Der Rennſteig des Thür. Waldes, Jena 1896;
S. 124— 127.
Geſchichtliche Denkmale aus der Vorzeit, weder in Schriften nieder:
gelegt no in Sammlungen verwahrt, fondern in den Grund der Erde felbft
eingegraben, find die „Zandwehren“ und „Hähle*, die in Geftalt von
mehr oder minder tiefausgefurdhten Gräben, mitunter aud) Doppelgräben, an den
verſchiedenſten Stellen die deutſchen Gaue und aud) unfer Zandesgebiet durchziehen,
gegenwärtig aber mehr und mehr dem Pflug und den Meßgeräten zu weichen
beginnen. Nur in Flurnamen leben fie fort — meilt in der volfstümlichen
Umgeftaltung „Lamper(t)” — vielleiht aud in der Erinnerung einzelner An:
wohner —, im übrigen bewahrt dad gegenwärtig emporwachſende Geſchlecht
zum großen Teil faum noch eine beſtimmte Kunde davon, geichweige, daß es ſich
ihrer Bedeutung voll bewußt wäre. Auch die Geſchichtsforſchung hat bis jebt
diefen aus alten Zeiten in unfre Gegenwart hereinragenden Weistümern nur
geringe Aufmerkſamkeit geſchenkt, bis kürzlich Regierungsrat Schaller in Mei:
ningen das Intereſſe für die Landiwehren auf neue angeregt hat durd)
feine auf eigenen örtlichen Forichungen beruhende Studie: Eine Landwehr im
Meininger Unterland.
Ehe die Landwehren den Bebürfniffen der Neuzeit vollftändig zum
Opfer fallen, gilt e8 für den Gefchichtöfreund, das Thatſächliche wenigftens
auf dem Papiere feitzuhalten. Wir werden im Folgenden teild an der Hand
der oben erwähnten Gewährdmänner, teild auf Grund felbitändiger Unter—
judungen, zuvörderſt eine Aufzählung jämtliher bekannter Landwehren des
Herzogtums geben um fodann dasjenige, was im einzelnen von einer jeden
zu ermitteln war, vorzuführen. Die Unvollſtändigkeit der Darftellung möge
man mit der Dürftigfeit der vorliegenden Litteratur entfhuldigen. Das Er-
gebnis unferer Nachforſchung ift, um dies gleich vorwegzunehmen, kurz dahin
zujammenzufaflen, daß die Gebiete der gefürfteten Grafſchaft Henneberg gegen
den Ausgang ihrer Geſchichte, im 15. und 16. Jahrhundert, nad) allen Seiten
21 58 Be»
bon Landwehren umzogen waren, nicht allein gegen die fremden Staaten —
Landgrafſchaft Heffen, die ſächſiſchen Fürftentümer und die Bistümer Würz‘
burg und Fulda — fondern auch im Innern zur Feitlegung der Grenzlinie
zwifchen den einzelnen Häufern des gräflichen Geſchlechtes.) Demzufolge finden
wir in unſerer Gegend nachſtehende LYandwehrzüge:
1. Die EiöfeldHildburghäufer Landwehr, die fid) von ber
Lichtenauer Gegend über den Hedenbühl, an der Dambach abwärts, jenfeits
der Werra über den Höhnberg, durch den Brünnhof nad Beilfeld, Roth und
Gleicherwiefen Hinzieht. Sie ſchied die ſächſiſchen Amter Eisfeld und Hild—
burghaufen von den hennebergiſchen Amtern Schleufingen und Themar.
2. Die Heldburger Landwehr, eine Fortfegung der Hildburg-
häufer, vom Streitjee bei Gleiheriwiefen nad) dem Kirnberg und bon bier im
Zuge der heutigen bayerijch-meiningifchen Grenze bi in die Gegend bon Käß—
lig und Boppenhaufen. Sie trennte das fähfifhe Amt Heldburg von dem
bis 1549 hennebergifhen Amt Römhild und von dem Bistum Würzburg.
3. Die Römhilder Landwehr Sie zweigte jid am FL. Gleich—
berg bon der Hildburghäufer ab und verlief auf der jegigen Amtögerichtögrenze
zwifhen Römhild und Themar bez. Meiningen (Waſſerſcheide zwiihen Milz
und Werra) über den MWolfenherd bis MWeftenfeld, umgab dann da3 Amt
Römhild im Süden (gegen Würzburg-Bayern) ſchloß aber auch Rothaufen und
Irmelshauſen ein, um dann am Körnberg bei Linden auf die ſächſiſch-heldburgiſche
Lw. zu ftoßen.
4 Die Mapfelder Landwehr, welde das würzburgiſche Amt
Meiningen vom hennebergifchen Amt Maßfeld fchied.
5. Die zwei Meininger Qandwehren, bon der Stadt aus nad)
den öſtlich auffteigenden Bergkuppen.
6. Die Breitunger Landwehr, von der Hohen Stlinge bei
Liebenftein über Bairoda nad Breitungen; fcheidet die heſſiſch-hennebergiſche
Vogtei Breitungen bon dem ſächſiſchen Amt Salzungen und dem Gericht
Altenftein,
7. Die Landwehr des Amtes Sand bildet die Nordgrenze
diefe3 Amtes gegen dad Amt Salzungen (Gegend des Unterländiſchen Bleß).
8 Die Shmalftalder Landwehr über den Giekelöberg, Stein:
fopf und Fambacher Wald zur Totenwart (über der Werra) laufend; fcheidet Die
heififch-hennebergifche Herrihaft Schmalkalden von dem zwar ebenfalls heſſiſch—
hennebergifhen, aber als Hersfelder Lehnſtück politifh davon getrennten Amt
Breitungen.
9. Die Landwehren der Rhön.
t) Auch einzelne Burgen und Dorfſchaften durch derartige Verhaue und Gräben zu
umfrieden und wehrfähig zu machen, war bräuchlich ; val. den Burgfrieden Landgraf Ludwigs
von Helfen mit Graf Wilhelm von Henneberg über Schloß und Dorf Bardhfeld vom
13. März 1415. Henn. Urk. VI 25.; ähnl. bezüglid Wallbadhs Henn. Urk. VI 50.
+4 59 Ber
10. Hierzu kommt noch, außerhalb des hennebergifchen Gebietes, die
Bandwehraufdem Saalfelder Gefteig, deren Verlauf im einzelnen
bisher nicht genügend feftgeftellt ift. Wie es fcheint, ſchloß fie das gräflid)
pappenheimifhe Amt Gräfenthal einerfeit3 vom ſächſiſchen Amt Saalfeld,
andererfeitö gegen das orlamündifch-lauenfteinifche, ſpäter marfgräflidbay:
reuthiſche Gebiet ab.
1. Die Silddurghäufer Sandwehr.
Über ihren Verlauf giebt näheren Aufſchluß folgendes, vom Jahre 1602
datiertes, dem Coburger Haus: und Staatdardiv F VI 5a, dr Nr. 16 ent—
nommenes und ung durch Forſtaſſeſſor Freyfoldt in Göſſelsdorf mitgeteiltes
Berzaihnis
der Landwehr Hag undt ZLandtgrenge, fo mir, Gafpar Rußwurmb, (Ein:
ipennig und Holgbereiter zu Heflelriebt) zu bereiten bevohlen, auch, wo fie mit Gehöltzs bes
wachſen und wo ſichs anfengt und entet — ift an etzlichen Orten 6 Meßgertten und an eglichen
2 und 3 breit. Iſt im Umfang:
Fähet fih ann an der Genßſteigen undt ift im anfang uff breyen feiten Henne:
bergiich und uff der andern feiten Bradendorfer Bemeinholg; von denfelben ftreicht
e8 hinein nad) demjelben und Hellthal, da die gehülg uff beeben jeiten der Dorficdaft
Poppenwinder wiefen wenden. Da fahet darnach das Eißfelder Heiligen Holg au
und ftreicht zwijchen der Hennebergifchen greng und zwiichen der Landwehr und uff ber ander
jeitten dad Boppenwindergehülg bis uff die Höhe an die Pfarrmaasz; ift bis
daher an eglihen orten junge jchleg und beim Poppenwinder Schlagf gar blöjig und
am jelben berg mit gemengt ziemblich ſchlagholtzsi) bewachſen und da das Poppenwinder und
Efifelder Heiligen Holglein uf jeder jeiten wenden. Won benfelben ift ein Flein und kurz Stüd:
lein big an Heigkebühl, iſt uff der ein jeiten die Hennebergiſche Grenz und der von
Wiedersbah gehülg und uff der andern jeitten das Bürne, tft baffelbige Orttlein
mit gemengtem fchlagholg bewachſen, Stößt der Heigfebühl an die Wiedersbadher und Henne—
bergiſche greng, alda die ftrittigen Buchen ftehen, bis an die Hohe Dann, do jid
uff der ein jeiten die Hennebergiihe greng und uff der andern jeiten das Weigfers:
roder) gehülßs biß ober ven Wiedersbader Schlagf, do das Hilberhäußer
gehültzs angehet, und ftreicht uff derfelbigen feiten das Hilperhaufer holy hinab bis an bie
Eichen und Hefelriether gehülgs, uff der andern feiten da3 Gerftenreutherd) gehülgs
hinab big an die Hilperhäufer Wiejen und dem Hausſtein, do ber Fluß
TZambad entipringet, welder Sachſen und Hennebergf jcheidet, bis hinunter an das
Mebrigergehültst Dei gemeltem Stein fahen fi die Hilperhäufer Wieien
an und ftreichen neben ber Landwehr hinab und dem grengbad) big am gerftengereuder
Seeche,;) welder Seehe den Hilperhäufern halbig gehöret und denjelbigen auch mit einander
fiihen; in bemjelbigen Seehe ift ein großer Margfitein geitanden, welcher aber vor eslichen
Jahren abgebrochen, uff der einen jeiten das Fürſtlich Sächſiſche Wappen, uff der andern
leiten die Henne,
Unter dem See jtreicht zwifchen bem Grentzbach und Landwehr ein Geftrüppich bif
ans Eichen: und Hefellriedergehülg, iſt die Landwehr, welche das mehren Theill
unverlagt und »vermargft if. Vom Heigfebühl bis ans Hefellrieder Hole ift ein junger Schlagf,
aber gar hübſch mit gemengtem Holz angeflogen.
) D. I, Niebertvalb, welcher jchlags ober ackerweiſe abgetrieben wurbe, 2) Weiterdrobaer (im Vollsmund
noch heutzutage Weilersrod), 3) Gherharbägereuther. +) GEbenharbäer Gehölz (im Bolldmunde Meberz). °) Der
ehemalige Rüſſenſee.
3 60 Be
Dann hinunter nah dem Dorff Dambadı ftreichet uff einer feiten das Heiel:
rieder gehülg und zwifchen der Landwehr und Grentzbach die Hefellrieder wießen
Diefe Wiefe ftößt uf des Dambadh Müllers Seehe. Uff welden See denn in ber
Mitt aud ein Hauptitein ftehet. Welche Wiejen die Hennebergiichen Unterthanen innehaben
und werben unſerm Gi. F. u. H. nicht verſteuert. Reumen auch und maden ihre Wiehen
weiter und vermengen alfo die Landwehr. Do die Wiejen wenden, haben die Hefelrieder
wieder ein trihlein Holzs bis ans Buch, weldes der Stabt Hilperhaufen zuftendig und
ftreichet das Gehöltz, das Buch genannt, uff der ein jeiten den Haag hinab bis an bie
Haderwieſen und das Mebriger Gehültzs, deögl. uf ber ander jeiten, bei dem
Dorff Dambach am Furt hinüber ift ein Hauptftein geitanden, weldyer aber gar verfluth und
nicht mehr zu ſehen. Etzliche Ortlein Holzs und Laßlein!) Wiefen zwiſchen dem Haag um
den Grentzbach bis hinunter, Do der gemelte Bad durch die Landwehr fleußt,
ift obgemelter Haagk ein junger jchlagf, ift aber wieder dic angeflogen und ijt gute Hoffnung,
das mit ber Zeit wieder ein fein gehülg zu erwarten,
Am Fluß Dambach fahet fi die Landwehr wieder an und ift uff dem Auf:
wurff der Landwehr uff der ein feiten an dem Mebriger Gehülk gegen Mebrig zu biß
an Mebriger Schlagf, da die ftraß von Hilperhaufen nah Debmar
gehet, ein ziemblicher wieder gewachſener ‘junger ſchlagk, uff der andern feiten ſtehet das
Holz, nad; welchem die Hennebergiſchen ftreiten, bin aber bi dahin gewiß worden, und halt
es nod dafür, das e3 an alle Mittel Meinem Gn. F. und Herrn zuſtendigk. Von demjelbigen
Schlag an fahet ſich der Haag wieder an, gar ein kurzer Ort biß an den Fluß Werra,
ſtößt uff einer feiten an das Mebriger Hole, uff der andern an das Gehülg, das Flederich
genannt, ift ein hoher, junger Schlagk.
Bon der Werra ftreichet die Landwehr den Hahnbergk hinan biß uff die Höbe
big an Brünnhoff: das Gehülgs darauf iſt Birgken, Haffeln, Saalweiden, gar wenig
Holz, ftreichet durch den Brünnhoff hinab und dann durd den Pfersporffer Flur; üt
alio die Landivehr durd den Brünnhoff, der meiftenteilg mit großen Blöfen, darauff fein Ge—
hülg und an eglihen Orten Haffeln, Eichen, Saalweidenftauden.
Die Landwehr durch den Zellfelder Flur iſt uff der feiten nach Pfersdorff in
Eller?) und gar nichts von Holz darauf, aber uber Zeulfeld hinaus nah Roth ftehet gar ein
gering und Fein Ortlein Holzes, welches kann verfaufft werden. An dem Zeulfelde fehet fid
der Dorffſchafft Noth ihre Markung (an), jo jtreichet die Landivehr daburd über den Grundt
und gehet das Gleeberglein hinan und vom Gfeebergklein nad Roth iſt die Landwehr
bloß von Stockſchlagke), biz an die Simmershäufer Flur-Margkung ift e8 mit geringen fchlagl:
holz bewachſen, welches auch zu verkaufen. Bon der Rother Flurmargkung ſtreicht die Yand-
wehr durch die Simmershäufer Flurmargkung und ift ein jung Schlagtholg bis an Simmers-
haufen. Bon Dorf Simmershaufen bis an Reit: Sche ift es mit feinem Holg bewadhen,
ſondern Ellern und einzelne Dornftauden, aldo fid) die Landwehr, jo mir bevohlen, endet.“ —
Die Fortfegung durd; dad Gericht Heldburg war damald dem „Ein
ſpennig und Förfter zum Rieth“, Dionyſius Sandtader, übertragen.
Bemerkenswert iſt folgende Ausführung des Geſchichtsſchreibers A. b.
Schultes in feiner „Hift.sftatift. Beichreibung des Amts Themar*, ©. 373:
Seitwärts Neurieth gegen Mittag befindet fi die fogenannte Land mwehre, deren
Entſtehung und Abficht hier um fo mehr kürzlich bemerkt zu werden verdient, weil ſolche deu
Amte Themar zu einem wichtigen Argumente dienet, die Landeshoheit über das ganze Dorf
) Lab — 2008 (ſächl.), ein Stüd Land, welches jeder Nachbar genen ein geringes Pachtgeld von ber Ge
meinbe zur Benugung erhält (Spieß), *) Die „Eller“ ift ein ehemals bebanter, fpäter wegen Unfruchtbarkeit ber:
laffener, mit Gras bewachſener Ader (Spieh). ') Stodausichlag; es waren alfo atıf diefer mit Niederwald beitadten
Strede bie Stöde, vielleicht wegen ihres Alter&, nicht wieder ausgeſchlagen.
— 61 Re
Renrieth zu behaupten. Nach einer Urkunde vom Jahre 14241) errichtete nämlih Zand-
graf Wilhelm zu Thüringen, als Befiger der Pflege Coburg und der dahin gehörigen
Amter Hildburghauſen und Heldburg, mit Graf Georgen von HennebergRömbild
einen Vertrag, vermöge deſſen beide Fürſten die Abrevde nahmen, auf ihren Landesgrenzen
einen fortlaufenden tiefen Graben gemeinſchaftlich aufiwerfen und benfelben, wegen der Baflage,
an einigen Orten mit Schlagbäumen verfehen zu laſſen.
Von biefem ehrwürbigen Denkmal der Vorzeit, wodurch man die Lande gegen die
häufigen Befehdungen einigermaßen zu fihern hoffte, findet man noch überall, ſoweit ſich
die Hennebergifhen Lande an das Gebiet der Pflege Coburg ar
ſchließen, die beutlichjten Spuren, und an manden Orten ift die Tiefe diefes Landgrabens
noch jo merflid, daß er zu jenen Zeiten, wo die Kunft der Gewaltthätigfeiten noch nicht fo
ſyſtematiſch war, feiner Abficht ziemlich entiprochen haben mag.
Da die Herren des mittleren Alter® auf die Erhaltung ihrer Landesgrenzen jehr
aufmerkſam waren, jo ift wohl nichts gewiſſers, als daß diefer Landgraben, ala eine gemein-
Ihaftlid errihtete Schugwehr auf der zwiſchen ben beiderfeitigen Territorien
laufenden Grenze anfgeworfen worden und folglid) der ganze Flurbezirt des Dorfes Reu—
rieth dem Amt Themar zugehöret habe.
Daß der Name „Landwehre“ auch; zugleih den Begriff einer Grenzmarfung
in ſich fchließe, ift von allen Nechtslehrern allgemein anerkannt. Beide Benennumgen find ge
wijlermaken vor Synonyma zu halten, twenigftens geben bergleihen Zandgräben die jtärfite
Präfumtion, dab durch felbige das Territorium und die damit untrennbar verknüpfte Yandes-
hoheit von dem angrenzenden Gebiete abgejondert werben. Vergl. Wehner, Observat. select.
p- 332 und Meichsner, dee, camer. T. III, Dec. 33, Wr. 69; 83, p. 613.
Trogdem haben ſchon die ehemaligen fürftlihen Befiger des Amtes Hildburghaufen
jeit dem Jahre 1554 die centbarliche Gerichtsbarkeit über die adligen Hehbergifhen Lehngüter
zu Reurieth in Anſpruch genommen, und neuerer Zeiten hat man aud) ©. Hildburghäufiicher
Seits fogar die Landeshoheit über den dahin gehörigen Dorfsantheil, wiewohl mit bieffeitigen
Widerjpruch, zu behaupten gefucht. Diefe Grenz: und Jurisdiktionsirrungen wurden bei einer
1626 gehaltenen Konferenz zur Austregalentiheidung ansgeitellt, und im Jahre 1723 traten
beide fürftlihe Theile deshalb von neuem in Unterhandblungen; man kam aber nicht zum
Abſchluß.“
Wem die Räumung der Hildburghäuſer Landwehr oblag, lehrt ein
Aktenſtück des Hildburghäuſer Landratsarchivs, Abteilung II Locat. 18 Nr. 61.
(1662—1672):
Demnach Fürftlicher qnädiger beveldh, das die Landitwehr ausgereümet werben jolle
und obwohl hie bevor, eine außtheilung derjelben wie weit ein jedes Dorff daran zu arbeiten,
geweilen, So ift jedody dafjelbe, bei den langjährigen Kriegsweſſen, in Vergeſſenheit fommen,
Das aljo nothwendig eine Neüe auftheilung, iziger Zeit gelegenheit und ber Mannfchafft nad
gemacht werden müſſen Und arbeiten daran folgende Dorffichafften, mit joviel Mannen als
bengeiett ftehet, Nemblich
Mannen Nutten.
Sachſendorf mit 36, denen gebührt 80
Brattenborff wi, . 27
Stelzen Pr Fe m 11
Schirnrodt „7, denen kömpt 11
Under-Reubron „ 9, gebührt Ihnen 20
Ober-Neubron — „6
) Eiche biefe ©, 68,
+21 62 Be
Mehr:
Diannen Nutten.
Gießübel mit 37, gebührt 82
Merbilßrod = ‘IR . N
Schwartzenbrn 17. 23
Bieberſchlag 21 49
Thoſſenthal „, bekommen 11
Herbardtſchwind „ 9, haben PN)
Scnett ‚» 29, haben 62
Maffenrod mit 19, fümbt 46
Inclusive Hinterrod
Poppenwindt „ 13, bekommen 27
Hirſchendorff „ 13, haben 27
Brun „ 23, relimen 56
Gosmannsrodt „ 8, befiern 20
Grof „ 57, haben 140
Oberwind „ 11, befommen 22
Summa 830 Nutten, 374 Mann.
Wie bei der früheren mangelhaften Grenzbezeihnung „Srrungen“ und
„Difterenzien“ überhaupt an der Tagesordnung waren, fo gab die Landwehr
inäbefondere dazu Anlaß, da fie ja nicht allenthalben mit der vermarkten und
verfteinten Landesgrenze zufammenfiel. Won Streitigkeiten über das Hol z—
recht an der Landwehr am Brünnhof erzählt ein Aktenband bes
Hildburghäufer Landratsarchivs IL. Abt. 22 Loc, Nr. 2.
Wir teilen hieraus ein Befchwerdefchreiben de Themarer Amtmanns
Breitenbad mit:
Hoch Edelgeborener, Veit: und Hocgelahrter, ſonders Hocgeehrteiter
Herr Rath und Amtmann !
Aus Ew. Hoch Edelgeborn sub. 16. curr. angelangtem Schreiben, das aus der Zand-
wehre bes Brönnhofes unbefugter Weife abgehauene Holg betreffend, habe erjehen, wie Die-
jelben vorgegeben, daß das auf ber Landwehr ftehende Holg je und allezeit von Sachſen—
Hildburghäufifcher Seite gefchlagen worden, weil die Laubwehre auf ſächſiſchem Territorio
aufgeworfen, und dabei negiren wollen, daß quaest. Holg auf hiefigem Territorio geftanden.
Gleichwie aber Jedermann befannt und begreiflic, daß die Landwehre nach ;ihrer definition
nichts anderes ſey als ein auf der Landgrenge aufgeführter tiefer Graben, welcher nidht nur
zurdefensioninftriegszeiten,fondern aud ftatteines®renzgrabens
dienen follen, dahero auch der Landgrenzftein bey den Töpfersichlag in diefem Graben, und
nicht daneben hinftreichet: alfo iſt zwar begreiflich, und wirb nicht wiederſprochen, daß der Auswurff
der Landwehre, ſoweit diefer aus der Tiefe des Grabens in das ſächß. Territorium gehet, mithin
aud) das darauf geitandene Holz nad) Hilbburghaufen gehöre. Weil ſich aber dergleichen Auswurff
auch auf dem Hennebergifchen Territorio befindet, und nicht der Auswurff, fondern die Tiefe des
Grabens die Landgrenge constituiret, jo folgt nothiwendig, daß das Holg jo‘ diefieitö auf dem
Auswurff der Landivehre gewachſen, gleicher geftalt fürftlihem Amt allhier zuſtehe. Und
gleichwie man ex actionibus illieitis feine Possession maden kann; alſo wirb aud) bie an-
gebliche Possess. feierlichjt wiederfprochen, wie denn auch bei dergleichen Fällen, die man hinter:
fommen, jederzeit protestiret worden, welchen Unternehmen von Henneberg-Schleufingen gleicher:
geftalt contradiciret wird, weswegen ſich der Oberförfter Stodmar beſchweret, wann der:
+4 63 Kor
gleichen heimlicher Weiſe geicheben und das Holz in aller Eile, ehe er dazu kommen können,
tortgefchafft worden, Ich inhaerire aljo meiner protestation sub. 11. Julii a. p. und ver:
lange Fürftl, Gemeinfchaftl. Amts wegen allhier nicht nur die Bezahlung des auf hiefigen
Auswurff der Landivehr von Sachſen-Hildburghauſen gehauenen und unbefugter Weije weg—
geichafften Holges, fondern auch reversales de non amplius turbando, anſonſt ohnausgeſetzt
beharre
Themar, den W. Maji 1751. Em. Hoch Edelgeboren
dienſtergebener
J. V. R. Breitenbach.
Aufſchrift: A Monsieur Monsieur Nonne, eonseiller et bailly des Baillages Hildbourghanfse
et Veilsdorf, de S. A. Serme Monseigneur le Duc de Saxe pp.
present à Hildbourghaufsen.
Kurz und ſchroff lautet die Erwiderung an den Bejchwerdeführer:
Das auf der Landwehr ftehende Holz ijt je und allezeit von hiefiger Seite geſchlagen
worden, allermaßen befanntlid, die Landwehr auf füchlischem territorio aufgeworffen ift, mithin
auch feyerlich wideriprochen wird, daß das Holz auf Themarer oder Henneberg. territorio ge:
itanden jey. Sch gebe demmach die protestation zurüd und beharre pp,
In den Akten findet fih dann noch folgender Eintrag:
An der Landwehr in Brünnhof tft einiges Holg und Neifig gemachet worden und
hat ed der Augenjchein ganz Elar gezeigt, twie weit es hiefiger Gnädiger Herrichaft; überhaupt
aber ift man dafelbft bey der allezeit gehabten observantz geblieben, auch meines Willens in
quieta possessione, folglicy des Amtes Themar Einwenden und protestation eine unnöthige
Sache und nod) weniger zu begreifen. — Das Holt dajelbit ift bereit3 verkauft, abgefahren
und in Rechnung gebradit.
Hildburghanfen, den 20. Zuli 1751. B. v. Bibra.
Ein Holzkrieg zwiſchen Themar und Hildburghauſen hat ſich aus dieſer
„Irrung“ glücklicherweiſe nicht entwickelt.
Ganz beſonders langwierige Rechtsverhandlungen erhoben ſich „über
die ftrittige Greng im Appelsthali) zwijchen dem biefelbitigen und dem Amt
Schleuſingen.“ Hilobghir. Landratsarchiv Abth. II Locat. 18 Nr. 6. Anno 1725.
Wir entnehmen den Akten folgende bemerkenswerte Stellen:
Auf ergangenen Hodhfürftl. Special Befehl und darauff erfolgter Hochfürftl, Hohen
Commissions Berordtmung foll (ich) hierdurch als nunmehr ein S6jähriger Alter Dann | mweilen
10 Jahr auf dem hießigen Unterneubronner Forſt als Jäger in Dienften geftanden und ſolchen
begangen | wegen der Henneberg. und Hildburghäußifchen Hauptgrentze gewißenhafft attestiren,
das jedesmal der Schleufe Fluß oben von dem Dreyer Herrenftein an big in das fogenannte
Appelsthal alwo ſich diefer Grengfluß endet, die Hauptgrenge geweit: Bon dar gehet dieſe
Hauptgrenge zu Lande fort, hinüber in die Gänßefteige, durch dieſes Mppelsthal uud
weiters fort; und ift dieße Hauptgrentz jedesmal mit vielen richtigen Grengjteinen, von
welchen etlihe auf einer Seiten das Sächß. Wappen, auf der andern feiten das Henne—
berg Wappen mit ber Henne angehauen, und vermardt geweit, Habe auch Zeit mwehrender
meiner Dienfte zu aller Zeit bis an erwehnte Grengfteine gepirichet, und das Herridafftl. Se:
bölge abgetrieben, Wie fi denn auch jevesmahls die Unſerigen der Huth und Trifft bis an
offt bemelte fteine, ohne einige Dispüte bedienet und folde bemußet, Die fogenannte
Xandtwehraber welche vor alters der Landes Defension wegenauff-
geworffen, iſt niemals vor eine Grentze gehalten oder angegeben
worden. Welches alles mit Grund der Wahrheit bezeugen ... kann .....
Unterneubrunn, den 19. Juny 1725.
—
Hans Baltin Lift sen.
') Appelsthaler Mühle, Yu Stunde weitlih Schwarzbach.
am 64 Rom
Andere Zeugen befräftigen, dai; „von der Waldung, To zwiichen der fogenanbten
Landwehr und der Greng lieget und Sachſen-Hildburghäuſiſch jei, ſchon vor 50 Jahren viele
Mlafftern auf die Brattendorfer Ziegelhütten, and viel Flößholtz vor Sachſen-Hildburghaußen
gemachet und auf der Schleuß nad) Meinungen geführet worden,”
ferner, bai „zwiichen den Grängfteinen und der jog. Landtwehr der Münnichs Teich
lieget und von der Herrichafit zu Hildburghaufen von Jahren zu Jahren gefiihet und
genojjen werde“,
weiterhin, dab „Sowohl gnädigite Herrichaft felbften als auch dero Unterthanen zu
Poppenwind viele Waldung, Gemeind Holz, Äder und Wieſen zwiſchen der fogen. Landtwehr
und denen Greng Steinen von undendlichen Jahren her in ruhigem Beſitz und jährlihem
Genuß hätten“.
ebenfo, dag „der Sächſ. Hildburghäußiiche Oberförfter zu Unter-Neubrun, Martin
Nee, einsmahl in Appelsthal zwiſchen der ſogen. Landtwehr und den Grängfteinen wilde
Schweine gejaget und alda geſchoßen“.
Hans Metzger von Schwarzbad; faget, dab „zwiſchen der jogen. Landtwehr und
Grängfteinen ein großer Hirfh von einem Wolff wär gefället worden, welches er daranf aus
Befehl des Herrn Oberförfters Neeſens zu Unterneubrunn ins Hildburghäuſiſche im Ambte
Eißfeldt angezeiget und durd Hank Kühnert in Brattenborf wäre geliefert worden”. —
Es folgt fodann eine „Schriftliche Beantwortung derer Jnterrogata und Artticul,
worüber idy endesunterfchriebener bin eyblich vernommen worden.“ Hier heißt es u. a.:
ad, art. 7. Die fogen. ZLandtwehr ift ohnmüglich vor eine Haupt
grenge zu halten, weilen folde nur vor alters im Kriegsweſen zur Landes
Defension und Bruftwehr, nidht aber zur Grentz gemadet worden,
welche auch gar an etlichen orbten aufhöret und fein auffwurff. vorhanden, wie hierorten in
Appelsthal auch ein Flecklein zu fehen ift. Über diefes hat hiefige gnädigſte Herrichaft
eigenthümliche Stücde, Landes Fürftl, jura, auch die Unterthanen die Viehtrifft, Yon jo langen
jahren her, bis an die Hauptgrengfteine und bis dato ruhig genoßen.
Unterneubrum, 24. Juni 1725. (L. 8.)
Adam Ernjt Leo, Oberföriter.
Die Hildburghäufer Landwehr ift, wie oben erwähnt, im J. 1424
errichtet worden. Erneuert wurde fie im Jahre 1518 auf Anordnung des
damaligen Statthalter der Pflege Coburg, Grafen Albredt von Mandfeld,
laut folgender Urkunde des Hildburghäufer Stadtardivs Nr. 31. „Die Newe
Landwehr belangend“:
Wir Albrecht Graue vnd Herr zu Manffelt, Pfleger zu Coburg, Bekennen vnd
thun kunth offenlih an dieſem brieff. Nachdem Itzvergangner Zeyt auf furftlichen beueld zu
befryedung auch Eunftigen fchaden zu verhuten, ein Neue Landmwerhe abwenndig ber
Stat Hylperhaufen aufgericht geichut und gemacht worden ift, Welche Landtwehr biejelbige
Burgerſchafft zu Hilperhaufen, angefehenn das nen die am menften zu nu vnd frumen
gemacht, Auch dermaſſen gelegen were, In weſen erhallten und Jerlich außfegen und reumen
follten; Wan fid} aber berurte Burgerſchaft, ſolchs mit erzeelung ettlicher vrſach beichtverbt
vnd das zuthun nit ſchuldig zu fein vermeynt, MS haben wir vif gehabte vunterredung ben
Inen dife volg erlangt: Dergeftalt: Nachdem dieſelbig Landtwehr zum teyl, nit gar wie die
jein fol, gemacht, das die ig ahn iren coften vnd verlegung nad) aller notturfft auch mit
+4 65 Ber
Falfchranden vnd anderen Planden joll verfertigt und gemacht werben Und fie nun hinfurt
ſolche Landtwehr als nemlich vom Ebrig an biß auff ven Hedenbuhel an die
Eißfeldifhe Landtwehr, wie das genant ift, Jerlich vnd jdes Jars befonnder, fo offt
das die notturfft erforbert, Jnn weſenn von gemeyner Statt wegen hallten jollen, Doch aljo,
das ſye daran nichts anders dann bifelbige aufzuräumen, zu fegen und außzuwerffen verpflicht
ober ſchuldig fein Vnd jollen die Fallichrend Planden vnd dergleichen was ſunſt zu erhaltung
Der Landtwehr gepreuchlich von wegen vnd an ftat vnnſer genebigjtenn und genebigen Herrn
von Sachſen ꝛc., zu machen One der von Hilperhaußen coftung oder verlegung beftellet und bie
Statt mit demjelben nit befchtverbt werden. Als auch mit angezeigtem gebing Burgermeifter
und Raht fur fi vnd gemeyner Stat wegen ſolchs eingangen Vnd auf vnnſer geichehen fur:
haltung dem alfo on weygerung nadyzufommen und volg zu halten angenommen vnd zugefagt
haben Ongeverd Des zw Urkundt mit Unſerm anhangendem Infigell gegeben und geichehen
zu Hilperhaufenn Sontags des Advents nad Katherine Vnd Grifti vnnſers lieben Herrn ge—
purt Funfzehenhunbert und im achtzehennden Jaren.
L. 8.
Ferner berichten Akten des Magiftrates der Stadt Hildburghaufen, vom
Jahre 1579 - 1596, aufbewahrt in dem — nebenbei gejagt mufterhaft geordneten
— Stäbdtifchen Archiv unter Nr. 121 (Waldung) Fach 1, 3, über Jrrungen
wegended Gehölzes an der Landwehr im Bud, fo zwiſchen dem
wohlweifen Rat der Stadt und dem fürftl. Forft: und Jägermeifter Sigmund
von Wallenrod fid) erhoben hatten, als legterer das Holz an der Landwehr hatte
ihlagen und fortführen laffen. Der Rat machte wiederholt geltend:
Der Stadt Hildburghaufen Gehölz, dad Buchholz genannt, ift der Stabt vor britthalb-
hundert Jahren durch die hennebergifche Herrihaft mit Gehölz, auch Grund und
Bodengefhentt, weldes mit brieflichen Urkunden zu befheinen; auf foldhes Buchholzes
Srund und Boden ift ein Haagk und eine Landwehr innerhalb einundſechzig Jahren ange
fangen und gemadjt worden, barbey aber die Stabt nichts weiter ſchuldig, dann daß fie bie-
jelbige mit jährliher Ernewerung und Ausfegung in Wejen halten muß. Nach Endung der
Stadt Buchholzs geht die Landwehr auf die von Hefelrith, von benfelben auf die von Wallrabs,
nad) denen widerumb auf der Stadt Grundt und Boden, da das Burgerholg angehet......
Aus der Antwort ded Grafen Burkhardt von Barby, fur- und fürjt-
lihen Regenten und Statthalter zu Coburg, entnehmen wird folgende Stelle:
Dieweil wir darüber berichtet worden, daß die Landwehren in biefem ganzen Fürften-
thumb ohne alle mittel unferer genebigen unmündigen Herrfchaft, den Herzogen zu Sachſen und
Gebrüdern, über Menfchengedenden allein eigenthümlich zuftändig, ungeachtet daß dieſelbe vieler
bom Abel und anderer Herrihaften Gehölg, Grund und Boden, aud vieler Stäbte und Dörffer
eigenthümliche und gemeine Hölger durchſtreichen und betreffen, wir dann biefelbigen ſonderlich
abgemefjen und an jeder Landwehre ein Graben auf jeder Seiten vier Meßruthen breit ges
halten und unter bie Landwehrbereiter, do es bie Gelegenheit des abhauwens giebet, geteilet
werben ſoll, ..... fo wiſſen wir nach Beſchaffenheit allerhand angeführter Umſtände, hochge—
dacht Unſern Gn. unmündigen Fürſten und Herren an dero des orts habenden regaliſchen
Gerechtigkeit zu Nachtheil und Abbruch und anderen zum Eingang, keine Anderung zu machen,
ſondern laſſen es bey mehrermelts Oberförſter und Jägermeiſters gethanen Anordnungen
beruhen und bewenben. ..... Datum Coburgk, ben 15. Junii anno 1580,
Bei diefem Beſcheid muß es wohl in der That fein Bewenden gehabt
haben, wietvohl noch anno 1596 unterm 26, Juli der Rat fi beflagt, daß
„mehrermeldeter Oberförfter Sigmund von Wallenrod nidt allein die Land—
Reue Landeskunde. 5
4 66 Br»
wehr als den Graben für fich, fondern aud auf deöfelben beyden Seiten zwo
Mepgerten breit dad Gehölg ahı und uff der Landwehr, jo durch unier
Gehulg uf und nieder eine gute halbe meilwege ftreiht, von uns begehret.” —
Mit diefem unerwiderten Stoßjeufzer ſchließt der ziemlich didleibige Aktenband,
betr. die Landwehr.
Spuren diefer Hildburghäujer Landwehr find nod an manchen Orten
anzutreffen, 3. B. am Hedebühl und in der ganzen Ausdehnung vom Höhnberg
über Zeilfeld nah Noth. Auch auf den Ratafteramt3plänen der Fluren Merbels-
rod, Schwarzbad, Poppenwind ift der Zug diefer Zw. alö ein 40-50 m
breiter, abgefteinter Streifen deutlich) zu verfolgen und unter dieſem Namen ein:
getragen vom Grenzit. 75 (nördlid), 300 m nö. der Hornmühle in Merbels—
rober Flur, bi3 150 m ſüdlich vom Grenzit. 106, an der Marfgrenze zwiſchen
Brattendorf und Poppenwind. Auf der Strede, wo dad Flußbett der Schleufe
die Zandeögrenze bildet, d. h. bis zur Appelsthaler Mühle, fehlen die Gren;-
fteine. Zwiſchen Stein 97 und 98 überfchreitet die Landwehr die Gänsſteige—
wiejen. — Der gedachte Landwehrftreifen war chedem in feiner gefamten Gr:
ſtreckung herrſchaftlicher Beſitz, iſt jedoch gegenwärtig großenteild durch Verkauf
an die anſtoßenden Gemeinden übergegangen.
2. Die Heldburger Landwehr.
Sie nahm ihren Ausgang im Süden an der Helling, zwijchen ven
beiden Orten Gleismuthaufen (d.) und Poppenhaufen (mw.), ver:
lief zunädft 1 km in rein füblicher Nichtung, bis fie an der Käßlitzer
Höhe in ſcharfem Knick nad Weiten umbog, das Gleismuthäuſer
9013 weitlic laſſend (Käßlitz felbft, obwohl ſächſiſch-heldburgiſch, bleibt alfo ſüdlich,
d. h. jenfeit3 von der Zandwehrliniel), Nun durdquerte fie, mehr niv. ge
wandt, und bei Bolfmannshaufen einen „Zagel”, d. h. die Form _ |” |.
bildend, die Waldung zwifhen Shweiterähaufen uud Hellingen,
da3 Quellgebiet der Mehrlach, de3 Laubbachs und der Lauter, ließ Schweilers—
haufen und den Milzberg weftlich, wendete fih an der Lichten Eiche bei Nieth
im Winkel mehr nördlich, traf öftlid von der Urfulafapelle auf die
heutige Landesgrenze zwiſchen Baiern und Sachfen-Meiningen und folgte dieſer
über den Spanshügel — hier noch heutzutage deutlich erkennbar, auch auf
den Spezialfarten vermerft — bis zum Körnberg bei Linden. An dieſem
Punkte ſchieden fich ehedem die Hoheiten von Sachſen-Heldburg, Henneberg:Röm:
hild und MWürzburgsstönigshofen. Nun zwifchen Körnberg und Brumhards
hindurch, Shlehtsart und HYaubinda ö., Linden mw. laflend, zum
Kuhberg und Streitfee f. Gleiherwiefen. Hier berührten fid
die Landwehren der beiden ſächſiſchen Amter Heldburg und Hildburghanien.
Eingehendere Angaben über die Heldburger Zandivehr finden wir auf
gezeihnet in der Heldburger Amtöbefhreibung I Kap. 6,
Abſchn. 7:
+ 67 Br
„Die Landtwehr, fo ahn zwenen orthen des Ambts in zweyen ftricheri ufgeführet, be-
greifft 3259 Ruthen, iede 15 werckſchuch lang, in fich, und hebet ſich ber erſte ftrich zwiſchen
Boppenhaufen und Gleigmethaufen, am Mühlgraben an, gehet von bar
zwiſchen Boppenhauſen, Gleißmethauſen, Keeßlitz und Hellingen, bik an
Schrandzum Küheloch im Hellinger Gehölge, allbo der erfte ſtrich ſich endet,
und der Haagk anhebet, begreifft in ſich 903 ruthen, worbon die erften 195 ruthen, vom
Weühlgraben, big an ben Dürren Niether Schrand, wo der geleitjtein ftehet, die Gemeinde
Boppenhaufen, die anderen 299 ruthen von folhem Schranck bif oben ins Keeßlitzer felbt,
die Gemeinde Linbenau, bie legten 408 ruthen aber vom Steeßligerfeldte bis zum Schranck
am Kiüheloch, die Gemeinde Ummerftabt, jährlich uf Mittwoch vor Pfingften ausfegen, vertieffen
und in baulichen weßen erhalten muß.
Der anbere ſtrich ber Landtwehr, hebt fi nun im Allwingshäuſer fluhr
dießeith Rieths ahn, gehet von dar zwiſchen bem Niether, Gompertshäufer und Aljchleber (Se:
bölß, hinter, bi an Gompertshäuſer Schrand‘, von dar zwifchen Bompertöhaufen, Schledtiarth
vnd Trappftabt, dann Hauminda und Linden, biß auf dem großen Hügell, allmo ber Fußſteig
nad) Sleicherwielen gehet, undt des Gerichts Hildbtburghaufen Landtwehr ſich
anfähet, und dieſes Theils Landtwehr ſich endet, und begreifft diefer Theil in fi 2357 ruthen,
Worvon bie erften 154 ruthen bik zur Genthgrafgleiten, die Gemeinde Rieth, bie andern
312 ruthen, bik zum Löbenfteinifchen Gehölze, die Gemeinde Hellingen, nebenft dem Bold:
mannshäufer Müller, die dritten 175 ruthen, Stabt Helbtburgt, bie Vierten 68 Ruthen, biß
an Gompertshäuſer Schrand, die Gemeinde Colbergk, die fünften 420 ruthen, biß zur Langen:
fteigen, die Gemeinde Gompertshaufen, bie Sechiten 781 ruthen, biß unter die Spahnsburgf,
bie Gemeinde Gellershaufen, die fiebenden 350 ruthen, big am Körnbergk die Gemeinde Weft-
haujen, die adıten 244 ruthen, biß nahe an ben Hauwinder Schrand, die Gemeinde Schlecht:
farts, die Neunden 148 ruthen bi auf die Hauwinder Höhe, die Gemeinde Seybingftabt,
dann 41 ruthen bi oben auf Die Gerfte (?), die Gemeind Völfershaufen nebenft dem Linſen- Rohr:
Grenz: und Völdershäufer Müller, Item 21 ruthen vf ber Gerften bie Innwohner zue Haus
winda, ferner 103 ruthen, bie Gemeinde Holzbaufen big zum Gerſten Hüden, und 30 ruthen
bis zum Steige, ſo nacher Gleihermwiejen gebet, allmo bie Landtwehr fid
endet, die Gemeind Billmethaufen, uff Zeit undt orth, wie drüben gemeldet, Jährlich aus:
arbeiten, vnd den graben in esse erhalten müſſen.
Der Haagk.
Zwiſchen diefen beyden Striden ber Landtwehr nun innen Tieget ber Haagf, vndt
zwar allwo der erfte ſtrich Landtwehr ſich endet, fänget der Haagk au, und gehet biß wieder
zu anfang des andern ſtrichs Landtwehr, vndt heldt 2501 ruthen, iede ruthe 15 werckſchue, in
ji, welcher von nachbenanten orthen Jährlich auf Mittwochen nad Oftern muß gefnidet,
verhauen vndt in esse erhalten werben, Nehmblichen
660 Ruthen Boppenhaufen, Lindenau und von Ummerftabt in: unb außerhalb zuvor
Knicken, vom Küheloch biß an Ermelshäuſer Schrand,
759 Ruthen von Ermelshäuſer Schrand, biß an Schweickershäuſer Schrand |: allwo
auch ein ftrichlein Landtwehr mit eingeichloffen :| von innen bie Stabt Heldburgf, von außen
die Gemeinde Hellingen, nebenit dem Volckmannshäuſer Müller,
226 Ruthen von Schweiderähäufer Schrand, biß zur Schwanhäufer Leiten, bie Ges
meinde Rieth, innen und außen,
284 Nuthen von der Schwanhäufer Leiten big ans Zimmerauerfelbt, oder das Haber-
holz, allwo aud ein wenig Landtwehrgraben ufgeworffen, die Gemeinde Wefthaufen inn
vndt außen.
248 Ruthen von Haderholze, bi8 an Zimmmerauerjteig beym Riether Bauholze, bie
Gemeind Gellershaufen in ond auswendig,
5*
a 68 Be
73 Ruthen von ſolchem Fußfteige an biß gegen dem Zellbady, die Gemeinden Seiding-
jtadt und Völckershauſen in- undt auswendig,
251 Ruthen, von dar bi wieder zur Landtwehr anfang, die Gemeind Gomperts-
haufen, ins vndt auswendig.
Summa: 5760 Ruthen Haag und Landtwehr.
In folder Revier des Haagks undt ber Landtwehr jeindt nun aud) theils an orbent:
lihen Landiſtraßen, theils audy nur gegen die benachbarten Dorfficafften, zu vertvahrung bes
Ambts Grenzen 17 Shlagbäume, fo theild als ein Stüd ber Heeresfolge von denen
Unterthanen im nothfall verwahret oder bewahret werben müßen, an nadhgejegten orthen zu
befinden, weldye Schlagbäume ingefambt durch das Gericht müſſen erbauet, und wenn folde
mangelhaft, in esse erhalten, von Fürſtl. Herrichaft aber das Holz darzu hergegeben wird
als 1 zu Hauwinda, 1 zu Schlechtſarths, 1 zu Gompertshaufen, 1 am Zellbady gegen bie Alid-
leber Eichen, 1 nad) Seefeldt ober Zimmerau, 1 von Nieth nad Echweiderähanfen, 1 der
Oberjhlagbaum gegen Srmertöhaufen, am Herrichafftswege, 1 der untere Schlagbaum gegen
Ermertöhaujen, von Hellingen aus, jo vor deßen nicht geweien, 1 ben dem Küheraſen ber
mittlere Schlagbaum gegen Ermetshaufen, auf der Wein: oder Landtſtraße, gegen Marholdts:
weiſach, 1 Gegen Edershaufen, beym Stühelod, 1 zue Boppenhaufen uf der Straßen gegen
Dürrenrieth. (Folgt ein Verzeichnis der mit der Verwahrung der Schläge betranten
Ortſchaften.)
Die Verwahr- und Beſchließung ſolcher Schläge, wie auch die Be—
rei: und in achtnehmung der Landwehr, hat vor deßen durch die Einſpänniger
vndt Landtwehr Bereiter geſchehen müſſen, deren drey in Fürſtl. Ambte gehalten, und
denſelben 68 fl. 2 gl. 4 Pig. an gelde, incl, Haußzins, 11 Sömmer waitzen, 55 Sömmer
Korn, 15 Sömmer Gerften und 108 Sömmer Haber, als 2%6 fl. 14 gl. an gelde, 4 Sommer
weiten, 20 Sömmer Korn, 30 Sömmer haber, dem Ginjpänniger zue Heldburgk 22 fl. 4 al.
6 Big. incl. Haußzinß geldt, 5 Sömmer waigen, 20 Sömmer Korn, 30 Sömmer Haber, Ein:
jpänniger zue Boppenhaujen, 19 fl. 4 gl. 6 Pig. an geldt. 2 Sömmer waigen, 15 Sömmer
Korn, 15 Sömmer Geriten, 48 Sömmer Haber, Der Grenz Bereuter zue Rieth, Jährlich zur
Beſoldung undt Unterhalt, aus dem Fürftl. Ambte gereichet werden, und über daßelbe noch
jährlich 1 fl. 12 gl. Haagfgeldt, undt 36 fl. 14 gl 1 Pfg. Landtwehrgeld, von des Gerichts
ftädten vıd Dörffern Walburgi v. Michaelis zu erwartten gehabt.
Jetzo (1673) verrichtet ſolche anfficht der Ambtichreiber, Wildtmeifter und Forſtknecht,
und wohnen iebesmahls der Haagkgnidung nd Landtwehr räumung, uf die ae
jegte Zeit bey, Hingegen ihnen nachgelaßen, ſolch Haagk undt Landtiwehrgeldt, als ein Stüd
ihrer Befoldung einzufangen vndt haben auch iedesmahls, fowohl beym Haagkgniden als der
Landtwehrräumung freye Zehrung, nehmblichen auf eine Perſohn 5 gl. 3 Pfg., weldyes das
Gerichte bezahlet. (Folgt die Verteilung der Hag- und Landiwehrbeiträge auf die einzelnen
Ortichaften.)
Heldburger Amtöbefdr. I, 2, Tit. 6 „Gehölz“. ©. 88.
Der Haagf ift ein ort ahn der Landtwehr gelegen, hat Schrottholz mit einzelnen
Büchenſtämmen bemengt, vndt gehet dur das Haubind«Schlädhtsarter, Linden
häufer, Gompertöhäufer, Albingshäufer vndt Niether Feldt und Holk,
an Zellbacd hat der Hag feinen Anfang, gehet durdy das Riether Gehölz, Zimme
rauerfeldt hinweg, Shweidershäufer, Hellinger, neben dem Steintjchen Gehölz
vorbey bis zum Kühelach, fo alles mit hiebigen Holz, welches an etzlichen orten 10, 12,
15 Nuten breit, wieviel es aber an acer ſeyn möchte, wirbt nicht eigentlichen befunden, be
wachen undt wirbt zwifchen Schweidershaufen undt der Lautermühl ein Stüd Landtwehr mit
Holz bewachſen befunden. Ingleichen ift die Landtwehr, jo von Küllah ihren Anfang wieder
ninımet, durch das Boppenhäuſer, Steeliger, Kleißmethäuſer Gehölz, Biß im Fluß Hellingen mit:
Hiebbaren Holz, jo weit der auswurf von der Landtwehr hat, bewachfen.
4 69 Be-
Die Heldburger Yandwehr wurde gemeinfhaftlid von Landgraf
Wilhelm zuThüringen ud GrafGeorg zu HennebergRöm—
bild im Jahre 1424 errichtet. Der Gründungäbrief ift abgedrudt bei Scultes,
Henneb. Geſchichte I 550, fowie im Henneb. Urkundenbuch VI Nr. 204 und
hat folgenden Wortlaut:
Wir Wilhelm von Gottes Gnaden Landgrave in Thüringen und Marggrave zu
Miffen. Und Wir Jorge Grave vnd Herre zu Henneberg thun fund offentlich mit diſem brive
gein allermenniglicd das Wir umb befjeres Frides, Nugvnd Shirmes willen
Bier Lande Lüte vnd Herrjhafft ons gütliden vereint und einer Landiver, bie
zu machen und in Bawe zu halten, übertommen fint, alfo das vnſer Wilhelms obgenannt Voit
zu Hiltburg mit Vnfern armen Liüten ſolch Landwer hinder dem Gronberg gein Trapftadt
warts zu machen anheben, und die an dem Dorf zu der Linden hinabe biß an den Steinfurt
an der Milg. Und Bufer Jorgen egenant Voyt zu Hartenberg die Unfern forder von bemfelben
Furt hinuf bis an den Gleihberg graben und oben an dem Gleichberg hinumb verfchlahen,
verhawen vnd ungendlihen tungeuerlihen HU) wol vermaden laffen follen bik an dic Land:
were zum Node. Auch jollen wir beyderfyb guter Siege zwene, einen zu ber Linden, den
andern zu Glichenamberg laffen machen, ond an yden Schlag einen ſchicken, dem die Schlüffel
dazu enpfehlen. Diejelben, den wir oder die unfern ſolch jchlüffel enpfehlen laßen mit
ſamt dem Scultheißen vnd armen Lüten der genanten Dorffer, follen Vnſern Amptlüten zu
Coburg, zu Hiltburg, zu Hartenberg und zu Königshoven, die wir igund da haben oder hinad)
dajelbft gewinnen, globen vnd jweren Vns, Unſer Amptlüte vnd die Unſern als oft das not
geſchiet, yn vnd ußlaſſen; ſolche Schleg mit vf- und zuthun getrewlichen bewaren, jo bejte ſy
ymmer mogen, vnd nymand dba durch zu laſſen von dem fie düchte oder wüſten, das es Vns⸗
Vnſern Lauden vnd Lüten ſchaden fügen oder brengen möchte.
Auch haben wir Wilhelm obgenant Vnſern Voiten zu Coburg vnd zu Hiltburg ent:
tohlen, daß fie Vnſer Schultheißen und armen Lüte zu Gumprechtshuſen vnd zum Ried heißen
vnd den von vnſer wegen gebyten ſollen, das fie den megenauten Vnſern Oheimen Grauen
Jorgen ſine Amptlüte vnd die ſinen durch dieſelben Vnſer Schlege daſelbſt, als oft das not
geſchiet, durchlaſſen ſollen an Widderede vnd auch nymand dadurch zu laſſen, der denſelben
Unſern Oheimen oder die ſinen beſchedigen wolt, an Geverde. Es ſollen auch von Unſer Wil:
hels obingenant wegen ein yglicher Voit zu Coburg vnd zu Hiltpurg der obin genantin
Schlege beſchliſſern zu der Linden vnd zu Gleichenamberg vf ſant Walpurgen Tag vier Gulden
vnd vf ſant' Michaelstag vier Gulden jerlichen reichen vnd vnvorzihen geben. Und wir Wil:
helm und Jorge vorgenant gereden in Krafft vnd Macht dießs Brives, das Wir mit Vnſern
Amptlüten vnd den Bnfern ſolche obingenante Landwere ſchützen, ſchirmen vnd die getrewlichen
helfen bewaren mit ſchlegen vnd andern darzu gehörenden beveſten wollen. Vnd die ſo es ein
Notturft iſt yder fein Anteil, (Anzal HU) als obin geſchribin ſtet, durch die ſinen laſſen fegen
vud vßrumen als dicke vnd iht das Not geſchiet, one Widerrede vnd Vorzihen ane Geverde.
Zu Urkunde ſo ſint Vnſer beider Inſigel mit Wiſſen an dieſen Brive gehangen, der geben iſt
nach Chriſti Geburt vierzehen hundert Jar vnd darnach in dem vier vnd zwenzigiſten Jare.
Auf die Heldburger Landwehr bezieht ſich ferner folgende bei Schultes
abgedruckte Urkunde:
Vertrag zwiſchen Kurfürſt Friedrich zu Sachſen und Graf Hermann von Henneberg,
die Berichtigung einiger zwiichen den Dörfern Schlechtſart und Linden entftandenen Grenz:
irrungen betr. 7. Dez. 1518.
Von Gottes Gnaden Wir Johannes Herkog zu Sachßen Landgrave in Doringen
und Marggrave zu Meißen thun kunth für den Hochgebornen Fürften Herren Friederichen Hergog
zu Sachen, Ghurfürften x, unfern lieben Bruder und ums, gegen allermenniglicdh: Als fich
zwiſchen Seiner Lieb und unfern Unterthbanen des Dorffs Schleßhart an einem, und
4 70 Ber»
der Dorfihafft Lindtenn, dem Hochgebornen unjern lieben Obeym Herru Hermann Grauen
unb Herrn zu Henneberg zuftendig, anderntheils — ein Ort Gehölg und Raſens am
Kürmberg, desgleichen auh Gr. Lieb Landwere — an gebadhte(n) unfers lieben Bruber(s)
und unfer Landwere des Orts am Kornberg ftoßent, belangend, durch welche vor etlicher Zeit
ein Fußweg und Pfad außenn geweſt, derſelbe Sr. Lieb Schaden zuverhüten zuzeziehen augeſucht,
daran doc; von una bis anhere Wegerung beſchehen, Jrrung und Gebrechen gehalten, berhalben wir
uns mit gnanten unfern Oheim ſolch Gebrechen zu befichtigen und nach Beſichtigung derſelben
Handlung und Berhore fürzunehmen bederſeits darzu geſchickten, zu ſchicken und zu verorbnen vereint
haben, darauf dann ein Tag auf Freitag nach Quafimodogeniti im 1516. iare auf bie ſchenkſtatt
berawpt ....... demnach bekennen wir .... das die Stein als fechzehn Stein durch denſtürnberg
bis an die Hennebergiiche Landivere, darnach von der Landivere fieben Stein, uf dem Scheer:
hawg hinauf auf die heilige Eller auf die Trappftatter Mark und Lindtner und Schlebharter
Mark alſo gefegt und Hinfürber die Landleitung und Schiedung zwiſchen unſern Oheymen von
Hennenberg ob angezeigter Dörfer fein ſollen, bewilligt und nachgelafien, und aus ſondrer
Freundihaft und guter Nachbarſchaft zu Beſchützung unfer und unfers Oheyms Grafen Her:
manns Land und Lewten bewilligt, die angezeigte unfre8 lieben Oheyms Graf Hermanns
Landivere bik an unſers lieben Bruder und unfer Landwer foll ausgeworfen, zulanımenge:
zogen und alfo fürber in Weſen gehalten werben, doc das auch unfern Verwandten, den von
Schleßhart, damit unbegeben fein ſoll, nachdem fie angezeigts Orts und uber der Land—
wer ir Gehülgs ligenb haben, deßelben Orts der Landwere ein Brüden oder Weg zu machen,
damit fie ir Gehülg zu bequemer und nottürftiger Zeit zu dem und nit anders zu gebrauden
darüber bringen und füren mögen, die fie auch jedesmals wiederum abthun und abiverfen
ſollen, und jollen diefe Gebrechen alfo gefchlicht, gericht und vertragen fein und bleiben ongeverd.
Zu Urkund ....
Bedenken vber den Hagk im Ampt Helbergk
Aus der Waldordnungder Pflege Coburg v. 1555. (Cob. H. u. St. Arch.
Nachdem der Hagk zu Befridung des Ampts Helpergf erhalten und ann etlichen
ennden dar Innen fer veraltet, alß waß zum verhegen jerlichen gefnidet, das es genglichen
verbirbt und dadurch unfern gnebigen Fürften und Herren gar wenig und bei nahend mit
feinem pfennig nugbar, ungeachtet obwoll dar Innen viel guts Eichen Bawholz groß und Flein
dergleichen auch gar gut fewerholg zu finden,
Vor ſechs Jaren ift auß beuelch weilandt Johannß Ernften, Herzogen zu
Sachſen und hodloblicher und feeliger gedechtnus, ein Ort diefes Hagkes, welcher gang alt und
verfnidt und untuchtig war, von dem kue loch biß an Maroltzweiſſacher fteig abge:
hauen, doch uff beiden ſeitten uff zwue gertten weit def bemelten alten Hag ftehen laffen und
des bemelte gehaw biß hieher gehegt. Würdet für gut angefehen, Nachdem wiederumb ein
ſchöner junger ſchlagk auf wechſt, dag man denfelben jungen ſchlagk uff drey gertten weit hinaus:
werts gegen ber wirgburgifhen Greng In einander flechten follte und befehen, wie
ſolich geflecht ſich fchicden wollte. Darnach man ſich ferner des fteenden fchlagd halben audı
hat danach zu richten.
Es wirdt auch für gutt angefehen, daß ein graben, oder Landtwehr außen
an bemelten Hag folt gegraben und ausgewworffen werben, daran man Hagen und andere
rawe Dorner fegen und pflanzen folte. Diefelben ferner ineinander flechten, damit man ſehen
mochte, ob man einen Hagk ziehen und aufbringen mochte. Und fo ein Landwehr aljo gegraben,
außgeworffen und mit macfenden Holz oder Hagken und anderen Dornen ein Newer Hagt
baran gepflanzt werde. Seit ferner denn biefer alte Hagf daraus man denn Brennholz und
aud ziemlich Bawholz für das Haus Helbergk hawen und wieder von Jare zu Jare Holz
daran aufbringen konnte. Und bo fich die Unterthanen die neue Landwehr zu graben befchiveren
wurden, könnten hochgedachte unſere gnädigen Fürſten und Herren Inen mit geldt ober
getreidig, wie man deſſen einig und allerrabfamlichen wurde, behulfflich fein, und do ſoliche
— 71 Bo»
Landwehr auffgericht, kann ſolich darlegen Iren F. G. an dem gehultz, jo fonften jetziger Zeit
verdirbt zum Schloß Helbergl an Baw- und Brennholtz dreifach zu gutten fommen. So were
auch den Unterthanen nutzbar, Indem das fie nit al jerlihen ann den Hagk guiden und
arbeitten durfften. Der Burden wurden fie enthoben. —
Acta, die Räumung der Landwehr Heldburger Anıt3 betr., befinden
fih aud im Yandratdardiv zu Hildburghaufen, III. Abt. (Foritwefen), 22 Loc.
Nr. 1; ebendafelbit eine „Designation vnd vorkeichnung der abgemeßenen Land:
wehr vnd Hagk im Gericht Heltburgf, wie weit jede Stadt vndt Dorffſchafft
zu arbeiten jchuldig. Signatum am 15. Julii 1617*.
Die Römhilder Sandwehr.
Das bis 1549 hennebergifche, ſeitdem ſächſiſche Amt Römhild war rings von
einer Landwehr umſchloſſen. Im Often verlief die Hildburghäufer und
Heldburger Lw. Im Norden zog fi eine Lw.linie am Wolfenherd
vorüber (vergl. Meßtiichblatt 3233) als Grenzmark gegen Themar und weiter:
bin Maßfeld, im Weſten und Süden eine gleiche Yinie gegen dad Bistum
Würzburg; fie umfchloß im Süden aber auch die jeßt bayrischen Orte Rappers—
haufen und Rothaufen und ftich am Körnberg bei Linden auf bie
Heldburger Lw., deren Fortjegung nad Norden zu zugleich die Umkreiſung des
Römhilder Gebietes vollendete.
Eine bedeutfame Rolle jpielte der nördliche Strid diefer Zw. in dem
berühmten „Birn£rieg“ zwifcen dem hennebergemaßfeldiichen Dorfe Queien—
feld und dem ehedem hennebergiſch-, ſpäter ſächſiſch-römhildiſchen Orte Wefthaufen,
der da anno 1558 entbrannte ob etliches Holzes, jo die Queienfelder von den
an der Landwehr gepflanzeten Obſtbäumen unbefugt entnommen hatten.
G. Brüdner hat die ergößliche Hiltoria, die aber dod cin grelles Streiflidht
auf die damalige Miſere des hennebergiichen Grafenhaufes wirft, im einen be:
ſonderen Programm der Meininger Realſchule „Der Queienfelder Birnkrieg“
Mein. (Keyßner) 1861 auf Grund der noch vorhandenen Akten geichildert. Die
dem Programmı beigegebene Abbildung des Kriegsihauplages, welde ebenfalls
den Akten entnommen ift, veranſchaulicht das Ausſehen eines derartigen
Landhages.
Auf den ſüdlichen Strich beziehen ſich folgende Angaben in J. U.
von Schultes „Beſchreibung der Gfſch. Henneberg“ T 4 ©. 669.
„Zwiſchen der Rappershäufer, Rodhauſer und Gollmuthaufer Flurmarkungen Tag
das chemalige Dorf Otten- oder Uttenhaufen, welches wahricheinlich im 15. Ih. eine gänzliche
Verheerung erlitten hat. — Das Amt Römhild hat jährlih 15%, Malter Gent: und Vogthafer,
ingleihen 4 fl. Kuh: und 10 ggl. Yandiwehrgeld von diefer Wüſtung zu erbeben. Aus den
Nachbar zu Nappershaufen, als Inhabern der Wüftungsgüter, müſſen jährlih 8 Mann mit
Hanen und Schaufeln zur Fegung der Landwehre gejtellt werden, . . . Diefe Dienftichuldig:
feit jet die bisher beftrittenen römhildiichen Hoheitsrechte über Uttenhauſen außer Zweifel.
Ebendahin gehört ein bei Schulte S. 803 abgedrudtes „Kayßerl.
Sammer Geriht3:Mandat, in Saden Herzog Johann Gafimird zu Sadjen
Coburg, entgegen den Bischof Philipp Adolfen zu Würzburg, die gewaltjame
Bertreibung des Evangelifchen Pfarrers zu Nodhaufen betr.“ vom 17. Sept. 1628.
4 72 Ber
Dieſes befagt u. a.:
„Wiewohl . . . . bad Dorf Notthaufen, nad Ausweißung des Augenfheins, inner:
halb der Fürftl. Sähkifhen Landwehr und consequenter in Seine
Liebden vnlaugbaren territorio vnnd hoher Landes Fürftlider
Obrigfeit erwehnter Herrihaft Römhild gelegen ; darinnen Ihro bie hohe Fürſtliche auch
Gentlihe Oberkeit ober alle Unterthanen zuftendig, die dan... . dem Landwehrknecht oder
Heege-Reuter fein Gebür liefern, zur Mufterung erfcheinen‘ pp.
Dgl. ferner aud den oben mitgeteilten Vertrag zwiſchen Kurfürſt
Triedrih zu Sadfen und Graf Hermann von Henneberg vom 7. Dez. 1518.
Scließlih führen wir noch aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts,
als zwiſchen Sachſen und Aurbayern Verhandlungen über einen Gebietsaus:
tauſch jchwebten, zwei Zeugenausfagen an, die den Akten des Hildbgh. Land:
ratsarchivs, Fach Grenzfahen 24 Nr. St entnommen find.
Am 15. März 1805 jagt Schultheiß Johann Kafpar Amberg von
Weſtenfeld u. a. aus:
Was die Landwehr betreffe, jo ziehe foldhe bi an das Ende des Zeller Sees!) an
die Wolfmannshänfer Felder, wo joldye aufhöre, fange aber hinter Wolfmannshaufen auf dem
Wege nad Behrungen zu wieder an und ziehe bis ans VBehrunger Holz, foviel ihm bavon
befannt ſey. Diefes Stüd Landivehr vom Queyenberg an bis ans Ende des Zeller Sees,
welcher zu Weitenfeld, Wolfmannshauſen und Queienfeld Koppel fey, müßten die Mendhäuſer,
Nothhäufer, Gollmuthhänfer, Rappershäuſer und Sondheimer fegen.
Scultheiß Johann Baltin Krieg von Sondheim giebt in Anfehung
der Landwehr an, daß bie fogenannte „alte Landwehr” nur ein Stück von ungefähr
30 Ruthen ausmache und von den alten Weinbergen anfange und bis an die Wieſen hinziehe
welche die jog. Alte Landwehrwieſen genannt würden, fo daß fie einen Bogen beichreibe. Diele
alte Landwehr beftehe in einem alten, verrafeten und verfallenen Graben, an welhem Gebüſch
und Heden ſtänden ....
Auf den Flurkarten zieht ſich die „Landwehr“ fühlih vom Stedenberg,
der Kohlleite und dem Frohnholz in weftliher Richtung als ein 15—20 m
breiter Waldftreifen zwifchen zufammenhängenden Wald und Feld bis zum
Forſtort Vogelherd, biegt dann plötzlich faft rechtwinklig nad) Süden um und
verläuft auf der Flurgrenze zwiſchen Weltenfeld und Queienfeld — weftlic
die „Landwehräder” — als Aderftreifen; die Bahnlinie Römhild-Rentwerts—
haufen wird von ihm zwifhen den Flurabteilungen Zellerau und Guten:
thal gefreuzt. Vgl. aud Jacob, die Gleichberge (1895) ©. 27.
Die Maffelder Sandwehr ift nur durch Flurnamen belegbar.
Die Meininger Sandwehr.
A. Schaubad, das alte und das neue Meiningen; Ginlabungsidr.
des Henneb. Alt. Ber. 1878. — Güth, Poligraphia 1676, neu aufgelegt von
Dr. E. Schaubad. Mein. 1861.
1) Flurort „Söllerfee” (bie Form „Seller Säh” begegnet in ben Alten neben „Zeller See”) 11: km emö.
‚Wolfmannshaufen; darüber der „Söllerhüigel”, Oſtlich von biefem, jenfeit® ber Lw, in Weſtenfelder Flur, liegt bie
Sellerau“,
4 73 B-
Im Often der Stadt Meiningen, über der Berlinerftraße, erhebt ſich
der Obere Landwehrberg, welcher erft feit 1822, wo Herr von Donop einen
urfprünglic zu einer Wohnung beftimmten Turm in Geftalt einer Ruine bauen
ließ, den Namen Donopskuppe führt. Zwifchen ihr und dem jetigen Bibers—
berg, der ehemaligen Oberen Wafferkuppe, führt die Obere Landwehr
(„Zampert”) nad) der Höhe hinauf. Eine zweite Yandwehr, die Untere ge
nannt, verband die Gegend des Kirhbrunnens mit dem Gipfel des Draden-
bergd. Beide Landwehren find Nefte alter Stabt-Befeftigungen. UÜber fie be-
richtet Seb. Güth in feiner Poligraphia (1676) $ 11 zum Jahre 930:
„Damals ift aud Meiningen nad) der Hungern Wüten und Verwüſtung mit
den beiden Band: Wehren (welde man indgemein, aber corrupt, die Ober: und
Unter-Lamper nennt) gebefiert und befeftigt worden. Es find aber die Land—
Wehren, wie noch etlihermaffen zu jehen, groffe außgeführte Gräben, einer
Schantz und Lauff-Graben glei), gewefen, welche, und zwar Die Obere von dem,
bon jhr alfo genannten Berg, dad Land-Wehr-ftüppelein, biß herunter ans
Mard:Waffer, die Untere aber vom Drach-Berg, biß an das geweſene Sichen:
haus, beyde nicht weit von der Werra, gehet, zwiſchen welchen der Orth gelegen,
und dahinter die Einwohner, ald eine wohlverwahrte Schang, vor feindlichen
Anfall und Durdzügen fi verwahren können“. Die Angabe deö waderen
Magiſters Seb. Güth, die Anlage der Landwehren gehe auf die Zeit
Heinrich L zurüd, läßt fi) zwar durd urkundliche Zeugniffe nicht ftüßen, iſt
aber aus inneren Gründen nicht ganz bon der Hand zu weifen.
Die Lage und der Zwed dieſer Stabtbefeftigung ift hiermit ge-
nügend gekennzeichnet. Ihre trategifhe Bedeutung bewährte fie u. a.
in den Tagen des Bauernfrieges, als der Bildhäufer mit dem Mellvihftädter Haufen
den weſtlich von der Stadt gelegenen Bilftein über dem Weingartenthal befeßte
und dort ein befeitigtes Lager aufſchlug. Diefe Seite der Stadt nämlid war
in früheren Zeiten durd die Werra hinreichend gebedt; feit der Verwendung
der Gejhüge aber waren die teil aufragenden weltlichen Höhen ein ſehr gefähr:
licher Punkt, während man gegen Angriffe von Oſten her fi durd die Palli-
faden und Gräben der Landwehr hinreichend gefhügt glaubte. — Auf Die
ftrategifche Bedeutung der Landwehr wirft das hHellite Licht das Gebot bes
Biſchofs Konrad von Würzburg, weldes er nad) Niederwerfung des Bauern:
aufruhrd im Jahre 1525 zu Meiningen erließ. Hiernach mußten erſtlich bie
Stadtmauern an gewiſſen Punkten „umgelegt und abgebroden“ werben, ſodann
aber follten die Bürger „alle Schrend umb die Stadt abthun, ingleihen die
Landwehr einziehen; auch jollte feiner fein Lebtag feine Wehre mehr tragen“.
Offenbar wurde hier der Landwehr in feiner Hinficht die Bedeutung einer
Grenzlinie oder einer Zollſchranke beigemeffen, ſondern e3 kam für den Biſchof
einzig darauf an, die Stadt von jeglicher Wehr zu entblößen und fie zu einer
offenen Zandftadt zu machen.
— 7A 9 u»
Die Breifunger oder Salzunger Sandwehr.
Diefe Landwehr ift, wie Schaller in feinem oben erwähnten Aufjag „Cine
Landwehr im Meininger Unterland“ näher ausführt, ein zufanımenhängender, von
dem Brivateigentum der Umgegend gut abgefteinter Yand-ftreifen, deffen Breite
zwijchen 30 und 75 m wechjelt. Ein einfacher oder Doppelgraben begleitet ſie in der
ganzen Ausdehnung, d. h. auf eine Strede von rd. 25 km. Sie eritredt ſich mit
ihrer Fortſetzung als „Sander Landwehr” von der meiningiſch-kurheſſiſchen (jest
preußiſchen) Landesgrenze auf der Hohen Klinge mit wenigen, offenbar
durch die jpätere Kultur verurfachten Unterbrechungen bi$ zur weimariid;
meiningifchen Grenze in der Flur Kaltenlengsfeld, alfo durd die ganzen
ehemaligen Amter Breitungen und Sand. Im Amt Breitungen gehört fie als
Zubehör der dortigen Domänenwaldungen dem Domänenfisfus. Erſt in neuerer
Zeit jind durch Verleihung und Verkauf in der Nähe der Ortſchaften einzeln
Teile an Private abgegeben und durch Anbau im urfprünglichen Ausſehen ver:
ändert worden. Im einzelnen ift ihr Verlauf folgender: Yom Rennweg:
Eopf, dem jüdlichen Kap des Liebenfteiner Rennwegs oder Rennſteigs — einer
Abzweigung vom eigentlichen Thüringer Nennfteig — und bon der Hohen
Klinge in der Steinbader Flur jenkt fie fih von den preußiſch-meiningiſchen
Grenzſteinen begleitet, über das Eichicht und zwifchen dem Dorngehege (w.) und
dem Spittelöberg (d.) in das Thal von Bairoda herab — an dieſer Stelle
auf den Mektifhblättern ausdrüdlid verzeichnet. — Das Thal wird in einem
wallartig aufgeworfenen Doppelgraben überfchritten; fie durchzieht dann das
Dorf Meimers und feine Gärten — Flurort: Am Markitein —, hier das
jogen. Lambertshaus tragend, um fi dann dur die Gemarkung Grum—
bach fortzufegen. Auf der Intern Grumbad ſelbſt war früher die Be:
haufung eines Schlagbaumwärters. (1456 empfingen die Gebrüder Pflüger
von den Grafen von SHenneberg diefe „Warte an der Grumbach“ als
ein freies Lehen; Brüdner Landesk. II 35). — Jenſeits der Werra wurde
ver Kraimarhof berührt, ebenfall3 eine „Warte“ im früheren Zeiten.
Der Schlagwärter, deffen Dienjtfeld dad „Chreyenmor“ war, hatte die Ber:
pflidtung, die zur Bewadhung der Landwehr und des Sclagbaumes von
Zeit zu Zeit entiandten Wächter im dafigen Hofhaufe zu beherbergen
(Brüdner II 34). In diefer Gegend find die Spuren der Grenzmark in Feldern
aufgegangen. Weiterhin ftreift er die Fluren von Knollbad, ſchlingt fid
dann als jchmales herrſchaftlicher Waldband um den Breitunger Forſt,
jegt fi dicht über der Frankenburg fort, übericreitet als tief einge
Icynittener Graben dad Thalder Fiſchbach und endet vorläufig im oberen
Teile des Helmerder Forftes an der Georgenzeller Flur—
grenze
In der Breitunger Amtsbeſchreibung von 1670 wird der WBerlauf der
hennebergifchen Yandiwehr angegeben und hinzugefügt: „Sie muß von nad»
benannten Orten geräumt, gefmidt und in esse gehalten werden:
14 75 Be-
1. von der Klinge an bis unter die Grumbadh die Interthanen der
Gent Benshaufen, die ſich aber nad) Vertheilung der Grafichaft Henneberg dazu
nicht verftehen wollen.
2, von der Werra unterm Graimarhof bis an den Breitunger Schlag
alle Nachbarn zu Alten- und Frauenbreitungen.
3. vom Breitunger Schlag bis nacher Georgenzell die Wernshäuſer
und Helmerser Nachbarn insgeſamt.
Durch die Ausräumung des Hähls, d. h. Befreiung von allem empor:
ſtrebenden Oberholz, und Knickung, d. h. Umlegung der Zweige des darauf
wachſenden Strauchwerks entſtand eine natürliche Hecke, ein undurchdringliches
Dickicht, ein Verhau oder „Knick“, der an geeigneten Stellen durch den auf der
Innenſeite (nad) dem Hennebergifchen zu) angelegten Graben al3 Schutzwehr
je nad) Bedürfnis befonder3 verftärft wurde. Cine befondere Verwahrung des
Werkes bildeten die Warten (darumter die wichtige Wartburg des Franfen-
berge3) und die an den Wegübergängen errichteten, befonderen Landwehrhütern
anvertrauien Sclagbäume,
Die Sandwehr im Amt Sand.
Das Amt Sand, zum alten Tullifeld gehörig, befteht hiſtoriſch aus
dem Gentgeriht Friedelshauſen (Friedelshauſen, Schwarzbadh, Wahn: und
Hümpfershaufen), aus Teilen von Kaltennorbheim (Roßdorf, Kaltennordheim,
Ober: und Unterfaßa) und Frankenberg (Roſa, Georgenzell, Edard3 und Bernd:
haufen). Die Gemarkungen dieſes Amtes waren durd einen Hähl oder Land—
wehrgraben gegen die Amter Dieiningen, Kaltennordheim, Fifchberg und Salzungen
abgeichloffen. Derfelbe ift an vielen Stellen noch nadjweisbar, auch auf den
Statafterplänen als „Hähl“ eingetragen und hat vielfach bei Rezeſſen als
Grenzbeitimmung gedient (Brüdner Lt. TI 69). In Verbindung mit dem Zill:
bader Forſt bewirkt der Hähl jene merkwürdige Durchbrechung der meiningifchen
Landeögrenzen, welche die Karte zeigt. An neuerer Zeit hat man wenigſtens
teilweife eine „Separation” verſucht. Am 1. Zuli 1846 und am 1. Jan. 1854
traten Gebiet3austaufche zwifchen dem Großherzogtum Weimar und dem Herzog:
tum Meiningen in Eraft, wonach 713%, Ader der Sachſenauer Forſtwieſen und
noch 6 ha 14 a 93 m im fogen. Schambadjsteid an Meiningen übergingen.
M. 3. L. Heim weiß in feiner Hennebergifden Chronif
©. 87 folgendes von diefer Sander Landwehr zu erzählen:
„Neben Flattich (Flattychheim) bei der Wüftung Diethaus im Roſagrund
liegt eine länglihe Anhöhe von ziemlihem Umfang, und das nennen die Einwohner bas
Haderfeld, die Hadereller, d. h. ein Schlachtfeld; und erzehlen, daß daſelbſten eine
Schlacht vorgegangen feye. Zu mehreren Beweis führen fie an, dab, da von dem Kloſter
Georgenzell und deſſen Miejen bis an den Nöfer Teich ein Graben ober Aufwurf zu finden
und zu fehen, folhes der Hail, der Hoel, der Hähl genennet werben. Sail aber heiße
eine Land» und Bruftwwehre: daß alfo diefe Umftände richtig zu begreifen, daß neben diefem
Fladenheim der Kaifer Heinrid IV. mit denen Sach ſen geichlagen habe, Die Kaiſer—
lihen haben in der Gegend ſich geſetzt und in der Ebene den Hail oder Austwurf vor ſich ge:
madıt ; die Sachſen aber find ihnen nachgezogen“.
+3 76 Be-
Diefe Erzählung ift ins Gebiet der Fabel zu verweiſen, zumal ber
Ort der Schlacht Feincsfall hier zu ſuchen iſt. Vgl. G. Brüdner im Hiſtor.
Taſchenbuch für Franken und Thüringen 1845.
Die Breitunger und die Sander Zw. jdieden Thü—
ringen und Franken Sie bezeichnen die Nordgrenze des wejtlichen
Grabfeldgaues in feiner ganzen Ausdehnung vom Rennfteig bis zum „Zöllfeld“.
Sie trennen die pennebergifhen Amter Breitungen und Sand
von dem thür. Geriht Altenftein und thür Amt Salzungen.
Die Schmalkalder Sandwehr.
Der Ausgangspunkt im Norden ift noch nicht mit Sicherheit feitgeftellt ;
vermutlich befand er ſich ebenfal3 an der Hohen Klinge; die Landwehr führte
bon da, das Trufenthal überfchreitend, an der Auwallenburg vorüber
nah dem Gr. Gießelsberg (Geißelöberg), w. Seligenthal, weiterhin Die
Strafe Schmalkalden-Herges freuzend, zum Steinfopf und über den
Famberg — in der Nähe der Zehn Buchen — zur Todenwarth.
Sie war jedenfalls dazu beſtimmt, zwiſchen der heröfeid-hennebergiich-
heffifhen Bogtei Herrenbreitungen und der feit 1360 gemeinfchaftlid
hennebergifch-heffifchen, polittfch von jener getrennten Herrihaft Shmalfalden
eine Scheidewand zu bilden. Das Beftehen diefer Lw. ift Schon für das 14. Jahr:
hundert nachweisbar aus einem im Henneberg. Urkundenbuch III 69 abgedrudten
Vertrag vom 6. Nov. 1369, laut weldem Landgraf Heinrich von Heffen und
die Grafen Heinrich und Berthold bon Henneberg einen Burgfrieden zu Schmal—
falden und Scarfenberg errichten. Es heißt dajelbit: also daz der burgfride
zcu Smalkalden sal wenden alse verre als die Graben, zcüne vnd slege
wenden. So sal der burgfride zcu Scharffinberg wenden zcu deme clostir
Wyzenburn, zeu der mullen vnd alse verre, als dy zcune, der hagen vnd
dy slege wenden.
Sie ift dem Vermuten nad gemeint im fogenannten Salzunger
Bergleid vom 31. Oft. 1584 zwifhen Kurſachſen und dem Landgrafen von
Helen, wofelbft es in dem vorlegten Abſatz heißt:
„Ferner ald von wegen der Landwehr vnnd Hale am Eichicht nach dem Rennſteig
am Amt Schmalkalden, aud; am Abtswalde ar einem Ort der Scheidung vnnd Grenz halben
Unrichtigfeit vorgefallen ; fo ift verordnet, daß alsbald vermelte Orter von beyden Teil hierzu
Deputierten befichtigt, ver(r)eint, vermahlet vnnd es demnach fünftig gehalten werben folle*.
M. Heim berichtet in feiner Hennebergifchen Chronit (ID) S. 25 nod
Folgendes: Oben auf der Anhöhe bei dem Eifenhammer Zwid liegt das Schloß
und Haus Todtenwartb, rechts der Werra, der Grenzort zwifchen den
Hennebergiichen und Frankenſteiniſchen Zändern; mitten hindurch gehet auch der
Hähl oder die Landwehre. Es iſt dieſes Gebäude annoch mit einer
Mauer umgeben, and ehedeſſen mit Gräben beveſtiget und dabei ein ſtarker
a 77 Br
Schlagbaum geweſen. — Auf der Todtenwarth haben beftändig einige Männer
gewohnt, welde Wade gehalten, den Schlagbaum auf» und zumachen müſſen,
und dafür einige Ländereien zum Solde hatten. 1515 belieh Fürft Wilhelm
von Henneberg verfdiedene Gebrüder und Vetter, die „Wölfe“ genannt, damit.
Diejer Ort cum pertinentibus ift Mannlehen und hat einem adeligen Geſchlechte
den Beinamen gegeben, welcder heiffet: Wolffe von der Todtenwarth, aud)
im Munde ded Volkes „Tatten-Warte“, d. i. „Warte und Land-Währe*.
Der Ausgang diefer Lw. in der Nähe der Todenwarth ijt eingetragen
auf dem Meptifchhlatt Schmalkalden.
Die Sandwehren der Rhön.
C. Binder, Das ehemalige Amt Lichtenberg vor der Rhön. Zſchr.
d. V. f. thür. Geſch. 1893. — Vgl. auch Bad, Im Tullifeld. Kaltennordheim,
189%, ©. 40 47.
MWiewohl die Ahönlandwehren außerhalb unſres Gebietes liegen, fo
verdienen fie doch hier geftreift zu werden, teild weil fie dicht an die meiningifche
Grenze heranreichen, teils weil fie bei der Gleichartigfeit ihrer Anlage aud über
die Bedeutung der unfrigen Licht zu verbreiten geeignet find.
Nah Schannat, dem berühmten Fuldaer Ehroniften, hat in der
erften Hälfte de3 14. Jahrhundertö der ftreitbare Abt Heinrich VI. von
Fulda, der aud fonft überall in feinen Stiftälanden Befeftigungen anlegen
oder ausbeſſern, inöbefondere eine Reihe von Warttürmen auf weithin ſichtbaren
Höhen erbauen ließ, zum Schug der Bauern gegen Überfälle in dem dauernden
Kriegszuſtande jener Zeiten an den Grenzen feines Gebietes Landwehren oder
Hähle hergeftellt. Spuren eines folhen Hähles ziehen ſich noch jet von
Sinolfs (md. Biihofsheim) (dod wohl auf der Gebirgäplatte der Hohen
Rhön Hin) bis Unterweid am Fuße des Staufelsbergs (fd. von
Tann), und vom Rhönhäuschen bei Frankenheim über den Stellberg
bi3 zum Flurort „Stoffelim Sinn“ bei Weimarjchmieden.
Die Landwehr bildete eine Art lebendige Mauer und beftand aus einem
drei Waldgerten (Ruten) breiten, hoch aufgeworfenen Streifen Yand, der dicht
mit Bäumen und Sträuchern bewachſen war. In der Mitte deſſelben zog ſich
ein enger Pfad durch das Dichte Gebüſch, auf dem fich bei ſchwerer Strafe
niemand von den „Hählknechten“ betreten laffen durfte. Die Hählknechte
hatten dieſen Pfad, wie auch die Außenfeiten des Hählwaldes fleißig zu begehen
und dabei alle erreichbaren Zweige zu Eniden, um einen undurchdringlichen Wuchs
zu erzielen. Gin folder Hähl war wohl im ſtande, eine feindliche Truppe lange
aufzuhalten, da ſich auch noch auf beiden Seiten ein 124 Gerten langer Graben
binzog. An den wenigen Stellen, wo der Hähl von Hauptwegen durchſchnitten
wurde, ftanden die Hählfnecht3häuschen und waren die Wege durd; Ketten, jpäter
4 78 Be»
durch Schlagbäume gefperrt, die nur Unverdächtigen gegen eine Vergütung auf:
gezogen wurden. So waren Hählfnechte aufgeftellt beim Altenfelde, übe
Hildenberg, über Leubach (daher die Frankenheimer „Hählmühle*) und
am Stellberge. Nad den Verträgen von Trappftadt (1599), Meiningen
(1678) und Neuftadt a, d. Saale follte der Hählknecht am Gtellberge von deu
Gemeinden Sondheim und Urfpringen beftellt werden; er wurde nicht nur im
Namen ded Haufe Sachſen, dem Lichtenberg in jener fpäteren Zeit gehörte,
fondern aud im Namen des Biſchofs verpflichtet.
Der Hähl jelbit war würzburgiſch, aud wo er ſich mitten durch lichten
bergiiches Gebiet zog und blieb würzburgifch, bezw. bayriſch bis 1875. Diele
Thatſache ſpricht freilicdy gegen die Anlegung durd Abt Heinrich.
Auh bei Kaltenfundheim und Wohlmuthaufen zog fit
ein Hähl an der Grenze hin, wegen deſſen Inftandhaltung manche Streitig:
feiten zwifchen den beiden Häufern Henneberg entftanden (1467, 1477-8,
1533). Urkunden im Mein. Gefamtardiv.
Wie e3 ſcheint, gabelte fi der Hähl am Frankenheimer Rhöı:
häuschen. Der öftlide Zweig erjtredte fich zwifchen der fuldaiſchen
Gent Kaltenfundheim ımd dem würzburgifhen Amt Hilden
berg, biß it die Gegend von Weimarſchmieden, um bierfelbft an das
hennebergijde Amt Maßfeld zu ftoßen und fih von da nad Süden
fortzufegen. Der nördliche Aft lief vom Rhönhäuschen zwiihen Simmers
haufen und Oberweid über den Staufelöberg nad Unterweid um
an EngelSsberg entlang. Dieje legtere ift in dem Bergleid gemeint, der im
Sahre 1540 zwiſchen Graf Wilhelm von Henneberg:-Schleufingen
und den Herren von der Tann gefchloffen wurde. Derjelbe beftimmte,
daß „die neuwe Zandwehr, fo über den Staufenberg unter Niederweida hinan:
gehet, in ihren Würden und Weſen erhalten und bleiben folle, wie fie jegund
ift, doc) nicht breiter, undt foll ohne fondern Schaden der von der Tann ae
macht werden, aljo daß die Niederweida hierwert3 und inwendig der Landwehr
liegen bleibe”. Alſo aud hier wurden noch teilweife Landwehren neu
angelegt oder dod) erneuert. .
Endlich ift eine Landwehr im Norden der Rhön als liberbleibiel
des Mittelalters zu erwähnen. Auf der Grenze zwifchen dem fuldaifcden
und vd. Boyneburgifdhen Gebiete z0g fi ein Hähl vom Bayer übe
den Emberg nad) der Röderburg. Das jetzt nod vorhandene, an der
Ocfen-Geblarer Grenze einzelftehende Stodhaus, „Zollhof“ genannt, war jeden:
fall zugleid; der Standort des Hählknechts.
Im Ardiv des Stadtfleckens Kaltennordheim befindet fi) nach Bad:
Angabe ein Aktenſtück aus dem Jahre 1659 mit einer topographifchen, farbigen
Karte, worin über das „Henneberger Amt Kaltennordheim“ nähere Nachweiſe
gegeben werden, inöbefondere über die „Land-, Häyl- und Jagtgrengen“.
A 79 Be»
Die Gräfenthäler Landwehr.
Ihr Verlauf im einzelnen ift noch nicht mit Sicherheit feftgeftellt. Für
die heimischen Forſcher bietet ſich alſo hier eine danfbare Aufgabe. Ihr Dafein wird
fir das Mittelalter bezeugt durch folgende urkundliche Nachricht.
Sf. Dtto von Orlamünde jagt anläßlid; von Zolleinnahmeftreitigkeiten
zwilchen dem Herzog von Sadjjen und Gonrad von Pappenheim, unter dem
19. Oftober 1454 aus:
„Auch fo ift uns fund und zu wiffen, das vff dem Walde zwiſchen Lichten—
bain und Kelbachlſ) nie fein Zoll geweſt ift, fondern wir haben vor gezeiten dafelbit einen
Hutmann in einem Heuslein figende gehabt, der des Schlage3 wartete, als wir Feindſchaft
hatten, als ob es ſich funde oder fchicfen twirde, Das man notivere bedurf zu maden, es were
on grüben, Mauer, Zäunen, Landwehren .... die zur Sicherheit gehören, auch jchlege und
Wege vff dem Walde oder wo eö not wurde, zu thun oder zu machen.
(Scultes, Urt. B. II 86.)
Bis zu der Schranfftatt auf dem Saalfelder Gefteige hatten die Pappen—
heimer Einſpännigen den Nürnberger Kaufleuten das Geleite zu geben. Dicje
„Schranfitatt” (Schlag, Durdlaß) ift entweder am Töpfersbühl bei Reichmanns—
dorf zu fuchen oder — waährſcheinlicher — am fogen. „Bänkle“ bei Arnögereuth,
wo die Neihmannsdörfer und Marktgöliger Straßen zufanmen münden
Forſtaſſ. Freyſoldt).
Die Flurſtücke Nr. 727—788 des Gräfenthäler Grundbuches tragen
noch heute die Bezeichnung „Landwehr“.
Der RName Hähl iſt ſicherlich von Hag abzuleiten. In älteren Ur—
kunden findet ſich dafür auch die Bezeichuung hagen. n am Schluſſe der
Hauptwörter geht aber nicht jelten in l über, Aus hagel ergab ſich lautgeſetzlich
hail, welche Form ebenfall3 urkundlich zu belegen ift, und daraus mit fränkifch-
bennebergifcher Monophthongifierung hael = Hähl. — Daneben begegnet die
ältere Form hag. — Vgl. Mareile I 9 vom 1. April 1899. —
Der urfprügliche Swe der Sandwehr ift jedenfalls der im Namen felbit
ausgedrüdte, da3 Land zu wehren und zu fchirmen gegen feindliche Uber- und
Ginfälle: Daher die Doppelgräben, daher die undurddringlichen Verhaue, daher
die Anlage der Liv. nicht immer auf der Grenze — vgl. Meiningen, Käßlitz, —
und nicht auf der ganzen Grenzlinie — vgl. die Eisfelder Lw. in ihrem Nord:
ende —, fondern nur da, wo das ftrategifche Intereffe es erheifchte, daher auch
da8 Gebot des Biſchofs von Würzburg nad) Niederwerfung des Bauernauf:
ftandes, die Meininger Landwehr einzuzichen. Meiftenteils war allerdings der
Nebenzwef damit verbunden, ein Äußeres Kennzeichen des Beligftandes, der
Hoheitsgrenze, darzuſtellen, welches nad) germanischen Herkommen einen Rehtsihug
gewährte, der auch in der Blütezeit des Fauftrechtes gewaltthätige Gebiet3-
verlegungen einigermaßen zu hindern geeignet war. Wirkfamen Schuß bot die
1) Benendb ber Schllowieſe bei Spechtbrunn.
+3 80 Ber
Lw. jedenfalls gegen plößliche Überfälle von Raubgefindel und ftreifenden Schaten,
und fie ernöglichte dad Zufammenhalten des fahrenden Volkes auf den offenen
Landftraßen. Feindlihen Angriffen einer bewaffneten Macht konnte fie jchwer:
lih Halt gebieten. — Endlich war die Lw. als Zolliranfe von Wichtigkeit,
infotern an den Schlagbäumen und Warten von Volk und Bieh ein Straßen:
zoll erhoben wurde (vgl. Schaller a. a. O.).
Der Rennſteig.
Litteratur: Chr. under, Ehre der gefürfteten Gfſch. Henneberg
(1703), I. Kap. 6. (Bon den Hauptftraßen über den Thüringerwald, und
foweit jelbiger da8 Henneberger Land umzirfet, und infonderheit von dem fogen.
Kenn: oder Neinfteig), Weröffentliht von Dr. Paul Mitzſchke in ben
Schriften des Vereins für Meiningifhe Geſchichte und Landeskunde 1891. —
A. Ziegler, Der Rennſteig des Thüringerwaldes. Eine Bergwanderung. Dresden,
1862. Mit vielen geſchichtlichen Ausführungen. — G. Brückner, Der
Rennſteig in feiner hiſtoriſchen Bedeutung oder: War das obere Werra- und
Mainland jemals thüringifh? Neue Beitr. des Henneb. Altert. Vereins, Mei:
ningen 1867. — N. Trinius, Der Rennfteig. Eine Wanderung von ber
Werra bis zur Saale. 1. Aufl. Minden 1890, 2. Aufl. 1899. — 3. Büh—
ring und 2. Hertel, Der Rennfteig des Thüringer Waldes. Yührer zur
Bergwanderung nebft geſchichtlichen Unterſuchungen. Jena (G. Fiiher) 18%.
— Das Mareile, Bote ded Nennfteigvereind. Erſcheint feit 1897 im Ber:
lag von F. W. Gadow & Sohn in Hildburghaufen.
Als ein Grenzaliertum erften Nanges, ald eines der merkwürdigſten
Kulturdenkmäler der thüringifhen Vorzeit galt biß vor kurzem der Nenn
fteig oder Rennweg des Thüringer Walded, befanntlih ein Pfad, der in
größerer oder geringerer Breite über den Firſt des Waldes führt in einer Aus:
dehnung von rund 175 km. Freilich gehen die Anfichten über den Verlauf,
wenigftend der Endftücde, ebenfo auseinander wie über fein Alter und feine Be
deutung. Unzweifelhaft feit fteht, daß er zum erſten Mal bezeugt ift in einer
frantenfteinifchen Berkaufdurfunde vom Jahr 1330, wofelbft er als Nordgrenze
des den Herren von FFrankenftein zugehörigen Wildbannes genannt wird;
ferner ftimmen alle Forjcher darin überein, daß er ſich mindeftens vom Großen
MWeißenberg (zwiichen Nuhla und Brotterode) bis zum Mordfled (etwas öſtlich
von der Schmüde) eritredte, endlich, daß er auf diefer Strede (mit Ausnahme
des Stücded vom Großen Jagdberg bid zum Poſſenröder Kreuz) eine Landes:
grenze bildet oder doc gebildet hat. Die Iandläufige Annahme erweitert in:
defien dieſe Anficht dahin, daß der Nennfteig feinen Ausgang nehme beim Dorfe
Hörfcel, am Zufammenfluß der Hörfel und der Werra, und über die Höhe
des Thüringer Waldes und des anftoßenden Frankenwaldes bis zum reußifchen
Dorfe Blankenftein an der Mündung der Selbik in die Saale führe, daß er
ein uralter, überall fahrbarer, wohl bereit3 von Karl dem Großen oder noch
— Si Bote
früheren fränkiſchen Königen angelegter Grenzweg fei, der Franken und Thüringen
ftaatlich, kirchlich, ſprachlich und überhaupt nach ihrer ganzen Gigenart jcheide.
Die neuere Forſchung hat nun den Nachweis erbradjt, daß der Name Nennfteig
nit don Rain, jondern von „rennen“ abzuleiten jei, daß demgemäß im dem
Namen felbit nicht die Beziehung auf eine Grenzlinie ausgedrüdt ift, ſondern
daß der Steig urjprünglich zum „Rennen“ befttimmt war. Werner ift es ge
lungen, den thüringifchen Rennſteig aus feiner Bereinzelung herauszuheben und
ihn in eine ganze Gattung derartiger miittelalterliger Pfade einzuordnen.
Dan kennt gegenwärtig, nach Abzug der zu Turnierzweden dienenden Rennwege
in großen Städten, nicht weniger als 150 Nennfteige und Rennwege im deutichen
Sprachgebiet, unter denen allerdings unſer Thüringer die längſte Ausdehnung
hat. Die deutichen Rennwege ftchen vermutlih in einem gewiffen Gegenjat
zu den mittelalterlihen großen Heer: oder Fahrſtraßen, den Dietwegen, Steins,
Zand: oder Königöftraßen, die im allgemeinen dem Zuge der Flüſſe und Thäler
folgten. Während die Heerivege eine derartige Breite hatten, daß mindeſtens
zwei Fuhrwerke bequem einander ausweichen EZonnten, nehmen die Rennwege
hierauf überhaupt feine Rüdfiht. Sie waren, wie es fcheint, Verbindungswege
zwifchen militäriſch wichtigen Punkten und jo beichaften, daß Eleinere leichte
Abteilungen, mochten fie beritten oder zu Fuße fein, unbemerkt und raſch von
einem Ende zum andern gelangen fonnten. Daß dieſelben Wege jpäter nicht
bloß für militäriiche Streifen, fordern auch für bürgerliche Eilboten, oder für
Berfonen, die aus anderen Gründen zum „Nennen“ gendtigt waren, Diebe,
Yandflüchtige u. dgl. willkommen waren, liegt auf der Hand.
Da längere bewaldete Höhenzüge in den meilten Fallen genügende
Deckung für feindliche Durchzüge boten, fo ift es nicht zu verwundern, daß die
Mehrzahl der Rennſteige über die Höhe der Gebirge führt. Die Gebirgskämme
eigneten fich aber andererjeits anı beiten als Markſcheide der Länder; jo er:
tlärt es ſich, warum vielfach die Nennwege auch als Grenzwege erſcheinen.
Was die Ausdehnung des thüringiſchen Rennſteigs betrifft, ſo wird er
erſt zur Zeit Herzog Ernſts des Frommen (1640 —1675), der aus militäriſchen
Gründen eine genaue Beſchreibung des Pfades anfertigen ließ, öftlih bis in
den Franfenwald und weſtlich bis zur Werra erftredt, während er urkundlich
fediglich bi! zum Großen Weißenberg im Weiten, (umd dann allerdings noch
einmal [1330] weitlih von Kiſſel) bezeugt iſt, öſtlich um die Wende des
16. Jahrhunderts bis in die Gegend don Neuftadt a. R., ſicherlich bis über
den Großen Dreiyerrenftein (am Foritort Moraſt zwiſchen Gabel und Gabel:
bad) hinaus.
Gegenwärtig bildet der Reunſteig in den landesüblichen Verlauf die
Hoheitsgrenze für Sachſen-Meiningen auf folgenden Streden :
Hohe Tanne bei Grumbach bis jüdlih von Brennersgrün . . . .. 1,5 km
Südftaat: Bayern (ehedem Bistum Bamberg).
HN 82 Mer
Südweltlic von der Jagdhütte big zum Dreiherrenftein am Forſtort
BEI u Se ar are an base ae Ar Na at ne 1,8 km
Süditaat: Bayer (ehedem Bistum Bamberg).
Dreiherrenftein am Hohen Laach bei Igelshieb bis zum Dreiherrenftein
anı Saar bei imbahb - : 2: 22mm nn 12,1 km
Norditaat: Schwarzburg-Ntudolftadt.
Dreiherrenftein amı Saar bis zum Dreiherrenftein auf der Hohen
Dede bei SHallerbert. -- - =. = 2 8. u. Be 7,4 km
Norditaat: Schwarzburg-Rudolſtadt.
Dreiherrenftein auf der Hohen Heide bis zum Großen Dreiherrenftein
am Moraſt über Gabel. . 2. 2: 2 2 rn m nenn 16,0 km
Nordſtaat: Schwarzburg-Sondershauſen.
Dreiherrenſtein auf dem Großen Weißenberg bei Brotterode bis zum
— — —— 0,9 km
Norditaat: Sadıfen-Gotha. 39,7 km
Auch für das Mittel: und Hauptftüd des Nennfteigd bleiben längere
Streden übrig, auf denen er nicht die Hoheitögrenze bildet, jo namentlid vom
Großen Dreiherrenftein bis zum Miordfled, von der Suhler Läube bis zum
Heffenftein bei Oberhof, vom Poſſenröder Kreuz bis zum Gr. Jagdberg.
Hat nun aud die neuere Forſchung dem Rennſteig viel von dem
Kimbus geraubt, der ihn bisher umichwebte, fo bleibt er mit feinen alten,
wappengejhmücten Grenzwächtern immer noch eine hervorragende geichichtlidhe
Merkwürdigkeit, die den finnenden Wandrer immer wieder vor neue Rätſel
ftellt. — Daß der Pfad ihn zugleidy die erhabenften Waldbilder vor die Augen
führt und unvergleichlich ſchöne Fernblide nad) Nord und Süd gewährt, fei
hier nur nebenbei erwähnt. Vgl. in diejer Beziehung Bühring, der Nenn:
jteig als Reiſeziel. Arnſtadt 1898.
Berichtigungen.
Seite 28, 3. 11—14. Vor „bayriſch“ und „Bayern“ ſetze ein „ehemals“. Die Gemarkung
Kaulsdorf iſt 1866 von Bayern an Preußen abgetreten worden.
Seite 32, 3.4 v. u. lies Würchhauſen ftatt Virchhauſen.
— ———
F. W. GALOW & SOHN. WILDBURGHAUSER.
des Vereins für
Saclen- Meiningiſche Gelchichte u. Bandeskunde,
EEE 3. Bell. ED
—
Inhalt: I PA
Neue Landeskunde des Herzogtums Sachen: Meiningen. Heft 2. Bon
Dr. 2. Hertel. Orographie: Lage der Berge, Höhenbeftimmuumgen; mit vier
Kartenikizzen.
Bildburghanfen 1901.
Keſſetring ſche HofBuchbandlung.
Max Achilles.
Heft
Heft
Heft
Heft
Heft
Heit
Heft
Heft
Heft
Heft 10:
Heft 11:
Heft 12:
Heft 13:
Heft 14:
Heft 15:
Heft 16:
Seit 17:
Heit 18:
Heft 19:
Heft 20;
=
‚2:
b:
6
1:
8
9
An Dereinsihriften wurden bis jet außgegeben:
Meininger DOrtönamen und Bauwerke auf Münzen und rd Ein Abrik
der Münzkunde des Herzogtums Sachſen Meiningen. Bon Otto F. Müller
1858. (Preis 1 Mark.)
Zur Vorgeſchichte Meiningiiher Orte und Gegenden,
8 en vorgeſchichtlicher Anfiedelungen in der Umgegend von Böhned. Bon
tb.
2. Rotemulte, Rotmulti (Römbild) und feine Nahbarorte Milz, aan
ee im Streiflidt der Geſchichte und Vorgeſchichte. Von G. Jacob,
reis 1 Marl.)
Eaalfelder Etiftungen und Bermädtniffe. Ein Beitrag zur Geſchichte der Stadt
Saalfeld von Friedrid Trinks. 1. Teil: Die Alumneumsftiftung, die Andreätjche,
die Dansfeldiide und die Kelgifche Stiftung. 1888. (Preis 3 Mark)
David Boit, Berfaffer der eriten Landeskunde des Kerzogtums ——
Meiningen. Ein Lebensbild von Albin Boit, Mit einem : het von
Koch und dem Bilde D. Boits. 1889. (Preis ap )
Herzog Karl von Sachſen Meiningen und A. 2. Schlöger. Bon Friedrid
— EN te —E d — ih rt
org te der Stadt ned um rer Umgebung. Bemerlungen von
Auguft Fifcher 1889. (Preis 0,25 Mark . .
Die Etiftung Gafpar Tryllers vom 29, —— und der Stammbaum
der Tryller. Bon Ernſt Ko 45 1889. (Preis 3
Die Münzen auf Meininger Privatperfonen. it 4 afeln Abbildungen. Bon
Dtto F. Müller 1890. (Preis 3 Mark.)
Ein Brief an Johann Sheiftian Beinpa von Thella Podlesta. Bon
Friedrich Motz. 189%. (Preis 075 Da
Bien gr en des 3*2. (1703). Bon Paul Migihle.
rei
2 ... ae ande. Mit einem Bild in Lihidrud. Bon Auguft Röhris
reis
Saalfelder Stiftungen und Vermächtniſſe. Ein Beitrag zur Geſchichte der Stadt
Saalfeld von Friedrich Trints 2. Teil: Die Schneidemeinihhe und Bonerſche
Stiftung. 1892. (Preis 3 Marf.)
Der Markifleden Bibra. Cine Darftellung feiner politiſchen und kirchlichen Ent:
mwidelung. Feſtſchrift zur Feier der 400jährigen Grundfteinlegung der Kirche, den
17. Juli 1892, verfaßt von Heinrih Hartmann. 1892. (Preis 5,50 Marl.)
Beiträge zur Geſchichte 7 Oapıatuns —3* Meiningen⸗Hildburghauſen
Von Ferdinand Trink (Bee is 3 Marf.)
Dr. phil. Friedrich Reinhardt, — ellor des — zu Saalfeld und erfter
Profeſſor am Gymnafium zu Hildburghaufen. Bon Armin Human. 18,
(Preis 2,50 Marf.)
Johann Ba in zur. Vortrag, — am 30. Auguſt 1893 zu Heldburg
von Ferdinand © 1893. (Preis 1 Mart.)
Die Wafunger Mundart — ftelt von Edinhard Reichard, Ernfi Koch
und Theodor Storch. 1895. (Preis 4 Darf)
4 Die ra ann Kolonie in Hildburghaufen. Von N. an,
2. Eine Kontrajagd bei Naundorf 1821. Bon Heuſchke
3. Konfirmation des Gentgerihtes Römhild a. 1498 a Kaifer Maximilian.
4. Programm zur Neubearbeitung der Yandestunde des Herzogtums ©. Meiningen.
Bon M. Kleemann. (Preis 2 Mt. 50 Pig.) 1895.
l. Saalfelder Etiftungen und Bermägtnif (III. Teil). Bon Amtögerichtärat
Friedrich Trinks in Saalfeld
2. Carl Freiherr Wolff von und zur Zodenwarth, Hofs und — zu Hildburg ⸗
haufen. Ein Lebensbild von Stiftsdame Uydia von Todenwarth.
3. Die Sedansd-Fubelfeier im Herzogtum e. sMeiningen am 1. a 2. Eept. 1895
und die rohe Zeit von 1870/71. Bon Dr. U, Human.
4. Programm aus Nenbearbeitung der Landeskunde des Herzogtums EM.
Bon Set. Dr. M. Kleemann, Yreis DE 2,50, 1895.
l. Die Grafihaft Gamburg. Von Dr. Ewald Eihhorn, Pfarrer in Edolftädt,
2. Verzeichnis der Studierenden aus dem Herzogtum &.Beiningen, die im der
Zeit von 1502—1560 die Univerfität Wittenberg befudten. Bon Dr. Gott
lieb Jacob, S©.:M, Hofrat in Bamberg.
3. Brofefior Dr. Mar ſtleemann. Ein Lebens: und —“ von Dr. AHuman
4. Landeschronik au das Jahr 1895. Bon Dr. 4. Human.
5. Programm zur Neubearbeitung der Sandesfunde ee Herzogtums Sachſen
Meiningen. Bon weil. Prof. Dr. Max Kleeman
6. Vereinsbericht nebft Mitgliederberzeihnis auf 1895. Bom Bereinävorftand
(Preis 4 Marl.) 1895.
Forıfepung auf mächfter Seite.
gt — Core
Orograpbie.
Bon Dr. &. Sertel.
Litteratur.
Allgemeiner Überblid,
Beſonderer Teil:
Erſter Hauptteil: Das Gebirgsland auf dem Thüringerwald.
A. Das Gebiet ſüdlich vom Rennfteig; Flußgebiet der Weſer
und Des Rheins.
1. Das Wefergebiet, vom Kiſſel bis zum Saar.
4A. Das Altenfteiner Gebiet.
B. Das Dolmargebiet.
C. Die Marisfelder Höhen.
D. Das Scyleufegebiet mit den Hildburghäufer Bergen.
E. Die Berge der oberen Werra,
11. DasNheim(Main)gebiet, vom Saar bis zur Schildwiefe.
A. Das Scyalfauer Gebiet.
1. Da3 Gebirge.
a. Vom Saar und Fieferle bis zum Trudenthaler
Grumd.
b. Vom Trudenthaler bis zum Theuerngrund.
c. Vom Theuerngrund bis zur Effelder.
2. Das Schallauer Plateau
a. Das Gebiet der oberen Ib.
b. Da3 Gebiet der Grümpen.
c. Das Gebiet der Effelder.
B. Das Sonneberger Gebirge.
1. Zwiſchen der Effelder und ber Lauſcha—
Steinad.
a. Ziwifchen der Effelder, der Görig und der Steinad).
b. Zwiſchen der Görik und der Lauſcha.
2. Oftlid von der LauſchaSteinach.
B. Das Land nördlih vom Renniteig; Elbgebiet,
I Das Gräfenthäler Gebirge im Süden der Stadt Gräfenthal.
II. Das Saalfelder Geiteig.
A. Die nördlichen Gräfenthäler Berge bis zur Gölitz.
1. Die weftlide Hälfte:
a. Dis zum Sclagethal.
b. Bom Sclagethal bis zur Hohen Straße,
2. Die dftlide Hälfte
Neue Landestunde, Heft IL, 7
2 84 Ber
B. Die Saalfelder Berge, von der Gölitz bis zur Saale.
1. Die weftlide Hälfte
2. Die öſtliche Hälfte.
II. Die Steinerne Heide.
4A. Die £cheftener Berge.
B. Die Schmiedebacher Heide.
Zweiter Hauptteil: Das thüringiſche Hügelland, nördiid
vonder Saale.
A. Die Gleitfhgruppe.
B. Die Seide.
I. Die Vordere Heide.
II. Die Hintere Heide.
©. Die Eamburger Höhen.
I. Die thüringiſche Seite.
II. Die meißniſche Seite.
D. Die Kranidhfelder Höhen.
I. Weitlih der Ilm.
I. Sftlic der Ilm.
E. Die Heineren Sprengel.
Dritter Hauptteil: Der Nordoftrand Der Borderrhön und
das fräntifhe Sügelland, auf Dem linten
Berraufer.
A. Die Rhön.
I. Die Bleßgruppe.
II. Die Oberforft: und Zillbadhgruppe.
III. Die Gebagruppe.
IV. Die Hutsberggruppe.
B. Die Senneberge mit Den Berkacher und Bauerbacher Höhen.
C. Die Großfopfgruppe.
D. Die Gleihberggruppe.
E. Die St. Bernhardier Höhen.
F. Die Seldburger Bergzüge.
I. Der Spandhügel.
I. Die Schweiderähäufer Höhen.
III. Der Höhnberg.
IV. Der Herenhügel.
V. Der Straufhain und die Heldburg.
&. Die Leiten von Hildburghauſen bis Herbartswind.
Anhang: Nivellementsergebnifje für die Eifenbahnftationen. Namenverzeichnis.
4 85 Be-
Litteratur :
ab. Schaubach (geb. 1800, geit. 1850; Tertius am Gymnafium Bernhar-
dinum zu Meiningen), Überſicht des Herzogthums Sadjen-Mei-
ningen=Hildburghaufen nah feiner phyſiſchen Oberfläde.
In Emmrichs Archiv f. d. herzogl. fachl.mein. Lande, I. Band (1832)
1. 3, 4. Heft, IL. (1834) 2. Heft.
A. €. A. von Sof, Höhenmeffungen in und um Thüringen.
Gotha (3. Berthes) 1833, teilweife abgedrudt in Emmrichs Arhiv II 124,
6. Brüdner, Landeskunde. 1851. I 123—146,
A. ®. Fils (preuß. Major a, D), Barometer Höhen-Meffungen
von dem Herzogthum ©. Meiningen, audgeführt in den Jahren 1855
bis 1859. Mit einer Kartenjkizze. Meiningen (Brüder und Renner) 1861.
A. W. Bits, Höhenfhihtenfarte vom Thüringer Walde;
zwei Blätter, farbig. Gotha (I. Berthes) 1871.
Sriedr. Spiel, Phyſikaliſche Topographie von Thüringen,
ein Beitrag zur Heimatskunde. Nebſt einer phyſikaliſchen Karte von Thüringen,
fünf Profilen des Thüringer und Franken-Waldes und einer lberficht3fkisze
ihrer Längen: und Höhenverhältniffe. Weimar (9. Böhlau) 1875,
Ir. Begel, Thüringen. Jena (Fiſcher) 1892, Bd. I.
Höhenſchichtenkarte bed Thüringer Walde (1: 100000),
66:45 cm. Berlag von H. Kahle, Eifenad. Weſtliche Hälfte (bis Alach im
Nordoiten, bis Neuftadt a, R. im Südoſten reichend) 1895; öſtliche Hälfte (bi
Jena im N, bis Wurzbah und Nodaderbrunn im S.) 1896. Preis
zufammen 3 AM.
3. Beufälag, Höhenſchichtenkarte des Thür. Waldes.
Herausgegeben von der Kgl. Preuß. Geolog. Zandesanftalt. (1: 100000),
Berlin (Schropp) 6 A.
Die Meptifhblätter des Preuß. Generalftab3, be
ruhend auf topographiichen Aufnahmen in den 50er Jahren; Nacdträge aus
den legten Jahrzehnten. Mapitab 1:25000, Bon hervorragender Wichtigkeit
find namentlich die geologijchen Karten aus neufter Zeit und die dazu gehörigen
„Erläuterungen zur geologiichen Spezialfarte von Preußen und den thüringifchen
Staaten“, ein Heft für jede! Meßtiichblatt, Berlin (S. Schropp); Preis für
das einzelne Blatt nebft 1 Heft Erläuterungen 2 AM.
Allgemeiner Aberblick.
Borbemertung: Die Höhenangaben beruhen auf den Zahlen ber
preußiſchen Generalftaböpermefsfung( G), wie fie auf den Meß—
tiſchblättern und Gradabteilungsfarten zum Ausdrud kommen, jowie auf ben
berbienftvollen barometrifchen Beftimmungen von A. W. Fils (F), inöbejondere
in feinem Werke: Barometer-Höhen-Meffungen von dem Herzogthum Sadjen:
7*
+3 86 Ber
Meiningen. Meiningen 1861. Für die Sonneberger Gegend waren aud) die
jelbitändigen Aufnahmen von El. Major (M) von Nuten. Die früheren
Meffungen des Generalftab bezogen fich, ebenfo wie ſämtliche von Fils, auf
den Spiegel der Dftiee, welher 5,5 preuß. Duodezimalfuß — 1,726 m über
dem der Nordfee gelegen ift. Die neueren Höhenbeftimmungen beziehen fi auf
den Nullpunkt de8 Amfterdamer Begeld — Normalnull (N N). Als
Anſchlußpunkt für die Höhenmeffungen in Deutfchland ift eine an der Nord-
jeite der Berliner Sternwarte angebradte Höhenmarfe angenommen, Deren
Höhenunterfchied gegen N N als + 37 m ermittelt worden tft. — Fils ſchloß
fi bei feinen Meſſungen im Hzt. S. Meiningen hauptjählid an einen von
Direktor Dr. Knochenhauer mit 906,7 par. Fuß (= 294,1 m) berechneten Felt:
punkt am Neuen Thor zu Meiningen an. Der Generalftab beftimmt die Höhe
des Meininger Marktplatzes auf 285,47 m. So erklären fi leicht manche
Abweichungen. —
Das Herzogtum befteht aus einem Gebirgslande in zwei ge
trennten Teilen des Thüringer Waldes, dem nordweftlihen und dem
ſüdöſtlichen, und einem dem Gebirge nördlich wie ſüdlich vorgelagerten
Hügellande,!) dem aud die meilten Parzellen angehören.
Erster Hauptteil.
Das Gebirgsland auf dem Thüringer Walde.
Auf der norbweftlichen Seite reiht da3 meiningifche Gebirgöland bon
der Werra bis zum Nennfteig, dem alten Firftiveg des Waldes, auf der ſüd—
öftlichen greift e3 weit darüber hinaus, über die ganze Breite des Gebirges,
bi3 zu feinem Fuße an der Saale hellem Strande. Zivifchen beide Stüde
ſchiebt ſich das jet preußifche Henneberg mit feinen beiden Streifen Schmalkalden
und Scleufingen, zwiſchen diefe der gothaifhe Zipfel Zela-Mehlis.
I. Der kleinere, nordwerliche Gebirgsteil.
Sein granitener Rüden erftredt fi vom Hohen Kiffel und ber
Birfenheide (zwifchen Ruhla und Schweina) bis zum Dreiherren:
fteinauf dem Großen Weißenberg mit einer mittleren abjoluten
Höhe von 700 m.) Der höchſte Punkt ift der Dreiherrenftein felbit
mit 744 m; andere Gipfel find die Kleine Hirfhbalz 733 m und die
) Die Bezeihnung „Hügelland“ für das Gebiet r. der Saale und I. ber Werra
ift allerdings nicht einwandfrei, doc) läßt man fie bei dem Mangel eingebürgerter Gejamtnamen
wohl paſſieren.
2) Die mittlere tammhöhe des ganzen Gebirgs beträgt
A, für die Strede vom Gr. Eihelberg bis zum Glödler 482 m, bon ba
bis zum Kl. Jagdberg 755 m, von ba bis zum Roſengarten 737m — die ganze
Strede 610 m.
B. vom Roiengarten biß zum Sattel bei Franzenshütte 861 m, von ba
bis zu Shwalbenhauptsmwiefe 782 m, bie zweite Strede insgefamt 841 m; die ganze
Strede Gihelberg bi8 Shwalbenhaupt 726 m. Vgl. Fiedler, Orometriſche Me-
thoden. uaugural:Differtation, Halle 1890.
4 87 B+-
mit mächtigen Granitblöden überfäte Kuppe des Gerberfteins 728 m,
Weſtlich von dem Sattel der Glasbachswieſe oder der Altenſtein-Ruhlaer Land—
ftraße (645 m) ift die Birfenheide mit 723 m der anfehnlidhite Berg.
Auf der Südabdahung fchauen folgende ragende Häupter nad) dem
Werrathal hinab und grüßen zur Rhön hinüber: Windsberg 680 m, ber
Hohe Kijfel, deffen unterhalb de Bergkammes idylliih gelegenes Jagd—
ihloß ein Lieblingsaufenthalt de Herzogd Georg tft, 648 m; der höchſte
Punkt des Kiſſels jenfeits der weimar. Grenze 652 m; der Arnsberg 645 m;
dftlih vom Thüringer Thal der Nennwegdfopf 723 m. — Der Südfuß
diejes Gebirgsteild zieht fid auf dem fchmalen Zedylteingürtel von Bairoda über
Liebenftein, Schweina, Möhra und Knpferſuhl nordweſtlich weiter, in einer
mittleren Erhebung von 325 m. Bis zum höditen Punkte des Schlußrüdens
ergiebt fid) daher eine Steigerung von 419 m.
Schmal, faum 2 km breit, ift der Rüden dieſer ganzen nad) Nord-
weften gerichteten Bergkette, Ichmal find auch die von ihm ausftrahlenden Seiten:
äfte, breit eingebuchtet jedoch die Thäler mit ihren lieblihen grünen Matten
und filberhellen Bädlein. Daher bietet diefer Zug des Waldes auf feiner Höhe
weniger Raum für menſchliche Siedelungen als der Oftteil, obſchon er fi im
ganzen eined milden Klimas erfreut.
Der eigentliche Gebirgöftod ift umrandet von einem Ring niederer
Bergzüge, die an ben Geftaden des Landfluffes Vorpoften ftehen und hinüber
zur Rhön und zum fränkiſchen Hügelland ſchauen. Die Werra bejpült diefen
Südfuß des Thüringer Waldes, meift in gleicher Richtung mit dieſem laufend, bis fie
bei Vacha an dem Nordende des Nhöngebirged unter einem rechten Winkel ab:
prallt, dann das Nordweitende des Thür. Waldes umfaßt und endlich, nad)
Aufnahme der Hörfel, ihre Hauptridtung nad) Norden zu annimmt. Die
Thalmulde der Werra wird daher innerhalb des Meiningifchen gebildet gen
Norden aus den legten Abfällen des Thüringerwalde und dem Quellgebiet
der Werra jelbft, gen Süden aus den letzten norböftliden Stufen des Rhön—
gebirges.
Der breite Moorgrund fcdeidet den mördlichiten Teil der genannten
thüringifchen Bergzüge auffällig vom Stern des Gebirges. Er verbindet ſich
beit Möhra mit dem Röhriggrunde, um zulegt ſüdweſtlich zur Werra bei
Unterrhon audzulanfen. Der hiermit in Form eined Dreiecks eingefchloffene
und abgefonderte Teil erreicht in dem Winterfaften feinen höchſten Punkt,
333 m. Die füdlicheren Höhen, bei Liebenftein, Wernöhaufen,
Wafungen und weiter, ftehen, wenn aud durch Flußläufe abgejondert, doc
C. Die mittlere Gipfelhöhe des jüdöftlihen Gebirgsteiles, vom Schwal:
benhaupt bei Maflerberg bis zur Haßlach-Loquitzeinſattelung bei Steinbad
a. W. bat PB. Stange (Orometrie des Thüringer Waldes, Halle 1885 ; Auszug in Petermanns
Geogr. Mitteilungen 1885, S. 350—254) auf Grund der Sonclarfhen Methode zu 785 m, bie
mittlere Kammhöhe zu 768 m berechnet. ©. Regel, Thüringen I 43.
a 88 Be-
vermöge ihrer Formation und räumlih mit dem Hauptgebirge in näheren
Zufammenhang. Hier fteigt der Feldftein bei Themar, der füdliche Ed:
pfeiler eined nah Norden ftreihenden Baſaltdurchbruchs — der nördliche wird
durch die Steinsburg ſw. Suhler-Neundorf gebildet — bis zu einer Meeres:
höhe von 550 m, ungefähr ebenfo hoch die Buntjandfteingruppe zwiſchen Hild-
burghaufen und der Dambad. Im allgemeinen wählt von Norden nad Süden
ſowohl die abjolute Höhe diefer rechtöfeitigen Werraberge, wie auch Die relative,
über der Thalfohle, biß in die Themarer Gegend, um von da an ſich allgemad
wieder zu ſenken. Dies wird dur folgende Tabelle veranfhaulidt:
m m Unterſchied.
Bahnhof Salzungen 242 Mühlberg (Brandköpfe) 373 131
Bahnhof Wafungen 277 Maienluft 414 137
Bahnhof Meiningen 299 Bibraberg 440 141
Bahngeleife bei Belrieth 308 Halöberg 480 17
Bahnhof Themar 330 Feldſtein 550 220
Bahnhof Hildburghaufen 372 Jaͤgerhaus 54 172
Bahnhof Veilsdorf 391 Thomadberg 495 104
Teild die Yandeögrenzen, teild größere Flußquerthäler nötigen uns zur
Zerlegung diejer vecht3feitigen Werraberge in mehrere Gruppen:
1. Die Salzunger Berge (Oberrhoner Wald, Winterkaften,
Mühlberg, Frantenitein) ;
2. Die Liebenfteiner Berge (Rlinge);
3. Die Wafunger Berge (Hohe Straße) ;
4. Die Walldorfer Berge (Breuberger Plateau) ;
5. Die Meininger Berge (Kalte Staude);
6. Die Themarer Berge (Felditeingruppe) ;
7. Die Hildburghäufer Berge (Bud, Hedenbühl) ;
8. Die Eisfelder Berge (Thomaßberg).
II, Der füdörliche Teil des Gebirges vom Großen Dreiherren:
ftein bei AllIzunah bis zu den Schieferbergen Leheſtens.
Diefer Teil, zum Meininger Oberlande gehörig, nimmt einen weit
beträchtlicheren Raum ein als der vorige. Die Länge des Rennfteigd beträgt
hier in gerader Linie gemeffen 37 km, gegen 7 km auf dem MWeftende. Der
Nennfteig läuft vom Gr. Dreiherrenftein am Moraft über Neuftadt a. R.,
Maſſerberg, Limbach, Igelshieb und Spechtsbrunn bis zur bayriſchen Grenze
an der Schildwieſe, tritt dann jenſeits des Steinbach-Ludwigſtädter Gebitgs—
einſchnittes öſtlich der Lauenhainer Ziegelhütte nochmals auf Meininger Gebiet,
welches er auf 7 km durchfchneidet, um dort die Leheſtener Südſpitze an ben
A 89 Ber
Quellen der Dobra von der Hauptinaffe des Gräfenthäler Bezirks zu
trennen.i)
Dieſer Südoſtteil, durchſchnittlich 35 km breit (Hildburghauſen-Ilmenau,
Sonneberg-Saalfeld), ift ein hügeliges Hochplateau, das durch eine Reihe tief—
eingeriſſener Thäler in vielfach geformte Bergmaffen oder ausgedehnte Einzel—
rücken zerſchnitten iſt, auf denen Ortſchaften und Felder, Matten und Wald—
bezirke mit einander wechſeln. Hier gleicht das Gebirge einem „vielgliederigen
Tauſendfuß“. Vom Großen Dreiherrenſtein am Moraſt (802 m)
wo ſich Henneberg-Preußen, Sachſen-Meiningen-Hildburghauſen und Schwarz-
burg⸗Sondershauſen ſcheiden, bis zum Dreiherrenſtein am Hohen
Zaad bei Igelshieb reicht das meiningiſche Staatsgebiet bis au den
Kamm des Thüringerwaldes, öſtlich davon ſtreckt es ſich weit darüber hinaus.
Namentlich in dem erſteren Teil finden wir bedeutende Erhebungen. Dieſes
Hochland, nad) dem Rennſteig zu meiſt abgeplattet, von unten aber betrachtet
eine Fette impofanter Bergkuppen, teild mit immergrünen Tannen beftanden,
teild in vollem Laubſchmuck prangend, ift die Meininger Schweiz, und nirgends
mehr al3 in diejen waldumrauſchten Thalgründen und auf den rauhen, fturm:
1) Umftritten ift die Frage, ob dieſer öftliche Gebirgsflügel no zum Thüringer:
wald zu rechnen ſei oder bereits dem Frankenwalde angehöre. Die geog noſtiſche
Scheidelinie zwifhen dem friftallinifhen und dem Schiefergeftein fan nicht maßgebend
für eine Unterfcheidung der genannten Gebirgszüge fein. Sie zieht von Amt Gehren fübwärts
über Altenfeld, die Schwalbenhauptswieie, Giehübel und mit einem Bogen gegen bie obere
Schleuſe hin nach Schönau, Hiermit aber die Grenze des Thüringertwaldes zufammenfallen
zu laffen, würde gegenüber der Vollsauffaffung als gelehrte Tüftelei, ja geradezu unverftänd-
lich erfcheinen. Jene geologiſche Scheidelinie ift als orographifche Grenzlinie um fo weniger
geeignet, als fie das Gebirge ohne Nücdfiht auf die Einſenkungen der Flußthäler ſcheidet
(Spieß, Topogr. ©. 6). Sieht man von der geologifhen Beichaffenheit ab, jo fönnte man
füglih unter Thüringerwald im weiteren Sinne den ganzen, einheitlichen Höhenzug von dem
beutlih ausgeprägten Norbweitfur an der Werra ziviichen Lauchröden und Hörfhel big zum
Fichtelgebirge verſtehen. — Wollte man allein vom etbnologifhen Geſichtspunkte aus—
gehen, jo würde der „Wald der Franken” allerdings ſchon bei Limbach oder Neuhaus beginnen ;
denn oſtwärts fiedeln diesſeits wie jenfeit3 des Stammes Frankenleute, — Huf ber älteiten ge:
drudten Karte unferes® Gebirges (von Mercator im Atlad von Jac. Hondins, Amiter-
dam 1618) erftrect fich der heutige Name noch über deffen ganze Ausdehnung hinweg. — Beide
Bezeichnungen, Franlenwald wie Thüringerwald, find im Volksmund nicht fehr lebendig;
der Bewohner nennt das Gebirge in fchlichter Altertümlichkeit den „Wald“, wie bie wohl
auch bereits im Mittelalter der Fall war, obwohl fich früher ein beftimmter Name, Luvia,
Louvia, Zoibe, Leube, Bloße Loybe eingebürgert hatte. (A. Kirchhoff, Zur An—
regung werkthät. Teilnahme an der Grforfhung des Thüringerwalbes). Deffenungeachtet
ſehen die Geographen jekt allgemein bie Ginfhnitte bes Loquitz- unb bes
Haßlachthales und die beide Thäler trennende LoquitzcElbeßHaßlachſ Rheim—
Wafferfiheide bei Steinbad a. W. auf der Bahnftrede Hochheim-Saalfeld als
Grenze zwiſchen Thüringer und Frankenwald an. ıMegel, Thüringen I 27).
„Stier ift der Kamm des Gebirges am fchmaliten und zugleih am tiefiten eingefchnitten :
Bahnhof Steinbad; 595 m. Oſtlich und meftlich wird der Rücken wieder breiter und höher“,
Spieß, ©. 6).
—+h 90 +»
umtwetterten Siebelungen am Rennfteig hängt der Bewohner mit Junigfeit an
feiner geliebten Heimat.
Weiter nach Often zu, bei Buchbad und Lichtenhain, un Spehtäbrunn
und Hafenthal, an der Judenbacher Hochſtraße, ift die Oberflädenform der
Berge nicht eben mannigfaltig: in janft abgerundeten Nüden oder etwas welligen
Hochflächen dehnen fie fih hin; diefe werden zwar durch eine Anzahl tiefeinge:
ichnittener Hauptthäler mit mehreren Seitenthälern getrennt, aber nur felten
find die Gehänge von kühnen Felsbildungen unterbroden.
Einzelne Maſſen dieſes Plateau trugen in früherer Zeit befondere
Namen, die der Erhaltung wert find. So hieß der Hodrüden zwiſchen Wallen-
dorf und Saalfeld, über den die alte Nürnberger Handelöjtraße ftieg, das
" Saalfeldber Gefteig, und die Gebirgsgruppe zwifhen ber Loquig und
Sormiß die Steinerne Heide, deren öftliher Teil, um Schmiedebach, die
Schmiedebader Heide.
Die bedeutendften Berghbäupter auf ber Kammlinie find:
Der Hintere Moraft, öftl. vom Gr. Dreiherrenftein, 826 m, der Erifte
berg bei Maſſerberg 824 m, der Fehrenberg bei Fehrenbach 834 m,
der Brand bei Spedtöbrunn 818 m, der Wetzſſtein bei Leheften 785 m.
Die mittlere Kammhöhe auf dieſer ganzen Gebirgäitrede be:
trägt vom Großen Dreiherrenftein bis Spechtsbrunn 810 m, von da bis
Brennerögrün 710 m.
Bemerkenswerte Gebirgseinjhnitte oder Sättel find auf dieſem
Raum: Die Shwalbenhauptswiefe weitl. Maflerberg 700 m, die
Audfpanne zwiſchen Sophienau und Zangenbad 749 m, der „Schiek
platz“, jetzt Limbach 737 m, Aſcherbach d. Igelshieb 767 m, der Sattel
bi Spehtäbrunn 689 m, die Kalte Küche 700 m, die Shildmieie
696 m, Brennerdgrün am Wepftein 715 m.
Die Südkante dieſes Gebirgäteiled Liegt auf einer Linie bon
Merbelörod über Schirnrod, Stelzen, Rauenftein, Forfchengereuth, Sonneberg
bis Heineröborf und hat eine nrittlere abjolute Höhe von 490 m, mit Ausnahme
des furzen, auf dem öftlihen Ende zwiſchen Sonneberg und Heinersdorf ge
legenen Stüded, deffen Erhebung durdhfchnittli nur zu 425 m anzunehmen
ift. Höciter Punkt des Südfußes ift Stelzen mit 600 m, wo fid bie
Waſſerſcheide zwifchen dem Main: und MWefergebiet vom Gebirge abtrennt. —
Auf der Südabdadhung des Gebirges, alfo zwiihen Kamm und Kante,
liegen die Höhften Berge deö Landes: Der Simmeräöberg bei Schnett
780 m, ber Grendel bei Hinterrod 782 m, der Frohnberg bei Schirmrod
783 m, der Eisfelder Bleß 864 m, die Dürre Fichte bei Siegmunds:
burg 857 m, das Kieferle bei Steinheid (der höchſte Berg des ganzen
Herzogtums) 868 m, der Fellberg bei Steinad 850 m, der Große Tier:
berg bei Lauſcha 800 m, die Hammerleite bei Neuenbau 772 m.
+4 91 Bo»
Die nördlide Abdachung des Gebirges im Oberland er:
ftredt ſich vom Nennfteig bis zu der fcharf markierten Kante, die von Weiſchwitz
an der Saale über Refhwig und Garnsdorf bis Aue am Berg reiht. Die
mittlere Höhe diejer Kante beträgt gegen 260 m, die Erhebung bi zum Kamme
auf dieſer Seite des Gebirges etwa 550 m, gegen 350 m auf der Sübjeite.
Die wihtigften Höhenpunkte auf der Nordabdadhung find
folgende: Der Leheſtener Culm 713 m, dad Gehege bei Gräfenthal
735 m, ber Hirſchſtein bei Lippelsdorf 744 m, der Brand bei Schmiedefeld
803 m, der Töpfersbühl bei Neihmannddorf 760 m.
Befondere Beadhtung verdienen die öſtlichen Ausläufer deö Thür.
Waldes, die Gartenfuppen, der Schwarze u. Holzberg (beide ſchwarzburgiſch)
mit ihrem terraffenartig nach der Niederung zu abfallenden Vorgelände. Seine
Tanftgewölbten, ungefähr parallelen Rücken mit durchſchnittlich öftlihem bis
nordöftlihem Verlauf ſenken fih nur langfam gegen dad Saalthal zu, um dann
nit einer Steilmand vor demfelben abzufchneiden. Dieſes Vorland, weldes mit
jeinen vielen kleinen Häuschen und umfriedeten Feldern und Obftgärten an den
ehemaligen Weinbau erinnert, vermittelt den Übergang von der Gebirgäfette
im Dintergrunde zur Thalaue und rumdet das Ganze zu einer lieblichen Land—
Ihaft ab. Überhaupt zeichnet fih die Saalfelder Gegend durd die
Mannigfaltigkeit ihrer Bodenform vor den Nahbargebieten aus. Breite, Frucht:
bare Thalauen mit lachenden Dorffiedelungen, belebt durch den verfehröreichen,
vielbefungenen Fluß, eingefaßt durch fteil anfteigende, gelb jchimmernde Kalk—
fteinhöhen, wecfeln mit fchroffen und fchluchtartigen, wildzerriffenen Uferwänben,
die zum Teil dichte Bewaldung tragen, und mit einfamen, ſeitwärts einftrahlenden
Waldthälern.
Zweiter Hauptteil.
Das thüringifche Hügelland, nördlich der Saale,
Hierher gehört der nordöftlichite Teil des Herzogtums, von Saalfeld
bis Pößneck, mit den Varzellen Erkmannsdorf und Mofen, ferner der AUG Bezirk
Gamburg mit den Parzellen Lichtenhain, Vierzehnheiligen und Inter:
neufulza, fowie Kranichfeld mit den Barzellen Treppendorf, Großlochberg,
Rödelwitz und Milda.
I. Das Land zwifchen Saalfeld und Pößneck; die Heide.
Oberhalb Saalfeld fteigt das Gelände am rechten Saalufer zu den
Ktalkiteinvorbergen der vogtländiichen Grauwadenplatte empor. Hier bieten die
vorfpringenden Klippen des Gleitſch, de Pfaffenbergs und bes
Bohlen maleriſche Ausblicke.
Unterhalb der Stadt erhebt ſich jenſeits der Saale der wellige Rücken
der Heide, im SW. nad) der Saale zu kahl und ſteil abfallend und das
+ 92 Be-
Thal forgfältig vor den rauhen Nord und Nördoftwinden fchügend, im S. eingefakt
durch das Thal des Weiherbady und der AL. Orla und im DO. durch die Orla —
nad diejen Seiten ſanft abgedadt und mit Waldungen gefhmüdt. Bon Saal:
feld und Rudolſtadt dehnt fie ſich bis Orlamünde und Pößneck in einer Länge
bon 19 km und einer Breite von 9 km aus,
Sie zerfällt in die Bordere (weftl.) und die Hintere (öftl.) Heide,
die im Norden durd den Zangenfhader Grund geicdieden find. Die
Bordere und Hintere Heide gehören ſchon zur „Thüringer Hochebene“, die fid
hier wie auch anderwärt3 durch Ylußläufe in eine Hügellandfhaft aufgelöft
hat. Die flahen Gipfel und Plateau erreihen durchſchnittlich eine Höhe von
375—400 m, im Oſten, bei der Hangeiche, aud fait 450 m. Ohne deut:
lihe Kante gehen fie allmählid in die Thalwände über. Dichter Nadelwald,
nur in der Ilmgebung der Dörfer von Feldern und Wiefen unterbrochen, be
dedt die Heideberge, die darum auch im Wolfe den bezeichnenden Namen
„Holzland* führen.
Im Welten ift der Hochfläche noch ein befonderer, gegen 100 m höherer
Bergzug, der 482 m erreihende Culm, aufgefegt, der fih durd feine farg:
förmige Geſtalt mit teilen, Zahlen Seitenwänden fennzeichnet. Gegen 275 m
erhebt er fich über der nahen Saale. Die Weftwand der Heide ftuft ſich
in dreifaden, ſchroffen Abfägen ab, wie dies befonderd unterhalb Remſchütz
leiht erfennbar ift.
Der Teil zwifhen Nubolftadt, Langenfhade und Schloß Culm wird
die Bildergallerie genannt, nah den manderorten aufgehängten gemalten
Tafeln mit Auffchriften der einzelnen Forftabteilungen.
Die Heide und die oben genannte Gleitfchgruppe bei Obernig werden
durd den Weiherbach geſchieden. Das Gebiet dieſes Bades und das ber
Kleinen Orla jcheiden fid) bei der ausſichtsreichen Eich ſchen ke, 303 m.
II. Das Camburger Gebiet.
Die Samburger Fläde ift ein welliger Hocboden ohne alle Spigen.
Breite Nüden und Lehnen („Gebreite”, „Felder“, „Leede“) weite, lange Mulden
(„Sräben*), einzelne herbortretende Budel, aber fchroffe Thalwände längs des
tief eingefchnittenen Saalthals — dies iſt das landſchaftliche Bild der „Graf:
Ihaft Camburg“ (Brüder).
III. Das Kranichfelder Gebiet.
Wenn man bon dem tiefen Thaleinſchnitt abfieht, den der Flußlauf
der Ilm bildet, jo hat das Kranichfelder Gelände eine ziemlich einfache Ge
ftaltung. Es verteilt fi auf einen nordweſt-ſüdöſtlich ftreichenden Rüden, auf
eine breite füdliche Hochfläche und auf den etwas tief ausgebuchteten Abfall
einer nördlichen Hochfläche (Geol. Erläut.). Der erfigenannte Höhenrüden nimmt
jeinen Ausgang von der Wagd, einem füddftliden Vorpoſten des Erfurter
+4 93 Ber
Steigerwaldeös, welcher andererfeit3 noch einen Höhenzug gegen Oſten
nad) der reizbollen Gegend von Berka an der Ilm entfendet. Hier wie bei
Kranichfeld tritt und ein mannigfach durch Thalrinnen aufgeſchloſſenes Sand:
fteinland mit Schluchten und einzelnen Gipfeln entgegen. Die bedeutendte
Erhebung des ganzen Zuges ift der ausfichtöreihe Niehheimer Berg
(513 m) mit trigomometrifcher Warte. Nad der Slın zu wird der Höhenzug
allmählich niedriger, der Kranihfelder Schloßberg erreicht nur noch 387 m.
Im Oſten der Ilm herrſcht der Plateaucharakter vor, jo daß die Land:
Ihaft nit durch einzelne beſonders herbortretende Höhenreihen beherriht wird.
— Die ſüdliche Erhebung zieht fih vom Windberg bei Kaffenburg
(483 m), im Süden von Kranichfeld, nach dem hochgelegenen Rittergut Spaal
unweit Teichel. —
Die nördliche Hochfläche erreicht, dftlich ziehend, außerhalb des mein.
Staatögebiet3 im Hirfhruf bei Blankenhain noch 441 m. (fegel,
Thüringen I 66).
Dritter Hauptteil.
Der Nordoftrand der Vorderrhön und das fräünkiſche
Hügelland ſüdlich der Merra.!)
Das füdlihe „Hügelland“ erftredt fi zunädft von Leimbach auf der
lIinfen Seite der Werra am Nordofthang des NAhöngebirge aufwärts, im
Weſten der Orte Salzungen, Wernöhaufen, Wafungen, Meiningen; im weiteren
Verlauf fällt es zufammen mit dem Nordrande des Grabfeldes, ſüdlich von
Hildburghaufen und Eiöfeld. Dann überfchreitet dieſer Gebirgögürtel nach Schalkau
hin die Wafjerfcheide zivifchen der Werra und der At (Weſer- und Rheingebiet),
ſetzt fi) nad) DOften fort, Effelder und Steinach durchquerend, und reicht bis
zur Tettau, die teilweife den Grenzfluß gegen Bayern bildet.
Vom WAhöngediet gehört der Nordoftrand zu Meiningen. Wir unter:
jcheiden hier:
I. Die Bleßgruppe bei Salzungen mit den drei von Bafalt gekrönten
Kuppen des breitflanfigen Anterländifhen Steh 645 m, der fühnaufftrebenden
Stoffelskuppe 617 m und des fteilen Horn bei Roßdorf, deifen Gipfel 595 m
allerding3 weimariſch ift. Hier iſt die Breite de waldigen Rhön-Vorberglandes
12 km von der Werra bis zur Felda.
) Spieß (Topogr. ©. 48) bezeichnet mit dem Namen „Werraberge” alle jene Berg:
gruppen, welche jenſeits der Südweitgrenze des Thür. Waldes, d. i. ber Linie Lauchröben,
Förtha, Ettenhaufen, Liebenftein, Schmalkalden, Suhl, Grod, Stelzen fih ımmittelbar an ben
Fuß des eigentlichen Gebirges anlehnen und von ihm aus bis zum Thale ber Werra reichen.
Wir vermögen uns diefem Vorgange nicht anzufchliegen. Unter dem Namen „Werraberge”
liegen fich) unferer Meinung nach nur die — allerdings verichtedenen Formationen angehörenden —
Berggruppen zufammenfailen, welche den Lauf des Landfluſſes anf beiden Seiten
begleiten.
+4 94 Be-
Die orographifche Beſchaffenheit diefer Gegend ift, wie im den Geo:
logiſchen Erläuterungen zu BL. Altenbreitungen ausgeführt wird, in auffälliger
Weiſe abhängig vom geologiihen Bau. Bei weiten die größten Flächen nimmt
der Buntfandftein ein. Seinem ziemlid gleihartigen, im allgemeinen wenig
wideritandsfähigen Material entfprechen weiche, ſanfte, wellenförmig anjchwellende
Bergrüden und weite, flache, hügelige Yandftriche, welche entweder bewaldet find,
wo der trodene Sand dem Aderbau nicht günftig ift, oder da, wo thonige
Schichten fi einftellen und der fette Rötboden herricht, von fruchtbaren Feldern
und Wieſen bededt werden. Nur untergeordnet nehmen aud der Muſchelkalk und
baſaltiſche Maſſen an der Gebirgäbildung Anteil.
Die Berge reihen fi zu einzelnen langgeftredten Höhenzügen an
einander, welche durch vielfach verzweigte, meift wenig tiefe Thäler getrennt find.
Die Wafferfheide zwifhen Werra und Felda läuft weitlic an
Roßdorf vorbei bis zur Stoffeläfuppe und über diefe und die nw. fih an:
Iehnenden Bergrüden. Die nah dem Feldagrund fich herabziehenden Thäler
ftehen an Zahl fowie an Länge und Mannigfaltigkeit ihrer Verzweigung ben
in das Werrathal einmündenden weit nad; unter den legteren ift der von
Wald umfäumte Wiefengrund der Nofa am größten und landihaftlid
ſchönſten.
II. Der Oberforſt zwiſchen Oberkatz und Dermbach mit dem Zill
bacher Forſt.
Hier erreicht das Vorland der Rhön, zwiſchen dem Werrathal bei
Waſungen und dem Feldagrund bei Kaltennordheim eine Breite von 15 km.
„Während ſich der öſtliche Teil dieſes Gebietes in feinem orographiihen und
geologiichen Bau dem Triasgebiet der IImgegend von Wafungen auf das engfte
anjdließt, giebt dad Auftreten des Bafaltes, welcher den Höhenzug des Hahn:
berges bebedt und weiter nördlich und ſüdlich mehrere Suppen bildet, dem
weftlihen Zeile ſchon ganz den Charakter der bafaltiihen Rhön, Hier zieht
ih als Grenzwall von Norden nad) Süden ein Gebirgdrüden, ver im N. aus
Wellenkalk, im S. aus einem bafaltifhen, mit Kalk umlagerten Kern gebildet
ift. Die Bafaltberge erheben ſich zu ziemlich beträchtlichen Höhen und ragen
weit über ihre Umgebung empor. Ganz bejonders gilt die von dem Hahn:
berg 659 m, einem in der Richtung von N. nad) S. langgeitredten Rüden
mit einer janftwelligen, von Weiden, Feld und Wald bededten Oberfläche, von
defjen Plateau man bei flarem Wetter eine prachtvolle Ausfiht, nah Oſten
auf die geichlofiene Kette des Thüringer Waldes, nad Weften auf die einzelnen,
hodaufragenden Kegel der nördlichen Ahön genießt. Won dem Nüden des
Hahnbergs, über welden die Wafferfcheide zwifchen Felda und Werra verläuft,
ift der Gebirgäabfall nah Often im allgemeinen fteiler als gegen Weiten“.
(Geolog. Erläuterungen, Blatt Oberfab.)
+5 095 Bo-
II. Die Gebagruppe, füböftlih von der Ießteren, zwifchen der Kat
und der Sülze. Sie ift bafaltifcher Natur, von einem Mufchelfalfgürtel um:
ſchloſſen. Hervorragende Punkte find die Große Geba 751 m und die Pisdurg
711 m.
Oftlih von der Geba und ſüdlich der Herpf finden ſich flachere, ſanft
gerundete Bergformen und weite wellige Zandftriche, teils bewaldet, teil mit
fruchtbaren Feldern und Wieſen bededt. Die Meininger Gegend zeigt
hier — mie jenfeit3 der Werra — einen mehr plateauförmigen Bau. An dei
Rändern fallen die Deufchelfalkplatten mit fteilem Sturz gegen die Thäler ab
und find bier von zahlreihen Schluchten und engen Thälern zerſchnitten. So
entiteht eine große Mannigfaltigfeit der Oberflähenformen, deren landſchaftliche
Reize durch die reiche Betvaldung der Abhänge und Höhen wefentlid erhöht wird.
Meftlih aber, wo der Bafalt und Muſchelkalk nicht vollftändig abgetragen
wurden, erheben ſich — wie beim Oberforftgebiet — ſchroff anfteigende Berge,
an deren Hängen die fefteren Gefteindlagen geſims- und mauerartig hervortreten.
(Geol. Erläut., BI. Helmeröhaufen.)
IV. Die Autsberggruppe, ſüdlich gegenüber, mit dem Zwillingspaar
des Qutöberg3 631 m und des Neuberg3 637 m.
Nunmehr treten die Ahönberge, als deren nad der Werra zu borge:
jchobene Poſten die Geba und die Hutöberggruppe aufragen, zurüd. Schon
die legtere bezeichnete die Wafferfheide zwiſchen Main und Weſer
(Streu:Sulze und Werra-Sülze). In weiterer Verfolgung diejer ſtellenweiſe
auffällig ausgebuchteten Waſſerſcheide ftoßen wir zunächſt auf die langgeftredte
Hügelreihe bei Henneberg auf der Grenze zwifchen Wellenfalt und Sand,
mit dem Quellgebiet der Sülze, des Bauerbachs und der öſtlichen Zuflüffe der
Streu. Über die hierzu gehörige „Schanze“ führt die Landftraße von Meiningen
nad) Kiſſingen und Würzburg. (Höhe an der Zandgrenze 519 m.)
Bon der Schanze aus fenkt ſich die Waſſerſcheide mit der Landftraße,
biegt füblih aus, um den Vorderen Wolfsberg zu erflimmen; bon
bier in gerader Linie hinüber zur Höhe de8 Henneberger Schloß
berges, des alten gräflichen Herrfcherfiges, des namhafteften Punktes der
Sennederger Höhen, welcher allerdings durd einen jchmalen Sattel von dem
übrigen Teil des Höhenzuges gefchieden iſt.) Henneberg bildet zugleih den
Ausgangspunkt einer nordöftlih auf Maßfeld zu gerichteten Bergreihe, der
i) Wir faffen alſo „Henneberger Höhen“ in engerem Sinne als Spieß in feiner
Topographie (S. 52), der unter diefem Namen bie ganze Kügelfette vom oberländiihen Bleß
bis zum Hutöberg und Neuberg begreift und fie ald Verbindungsglied zwiſchen dem Thüringer:
wald und der Rhön, fowie als Grenze zwiſchen Nord» und Süddeutſchland bezeichnet. Da—
gegen fpricht einmal die auch von Spieß erwähnte Thatfache, daß der Voltsmund überhaupt
feinen Gejamtnamen für die ganze Höhenreihe beiigt, andererfeits ber Umſtand, daß bie
Gegend von Hilbburghaufen und Eisfeld jchon feit dem 14. Jahrhundert aus dem Belig ber
Henmeberger Grafen ausgeſchieden ift.
— 96 BB»
Bauerbacher Höhen, die durch die Sülze im N. und den Bauerbach im
©. eingefaßt werden und im Eulskopf 488 m, Spielberg 481 m ımd
Still 471 m ihre höchſten Gipfel Haben. Bon Henneberg zieht die Waller:
ſcheide, öftlich gewendet, in einer mittleren Höhe vom 390 m zur Kreuzung ber
Wege im Eichig, von da 1 km weit nad Süden, geht füdlich von den Katzen—
Löchern vorbei, überfchreitet den Paß zwiſchen Debertshaufen und Stäßerode,
fowie den Wegkopf. Meiterhin berührt fie den Morſchhäuſer Berg
(Federlips) und bleibt auf dem Firſt des Mufchelfaltrüdend bis zum
Durdftid der Eifenbahn bei Rentwertshauſen. Sodann immer ſüdlich ge
wendet umgeht fie in anfehnlihem Halbkreis den Keſſel von Berfad,
da8Quellgebiet derBibra), dieBehrunger Höhe,den Hühner:
rüden und dad Weipholz durcziehend. Nun endlich wieder nach Norden
itreihend, erreicht fie die Landitraße Weftenfeld-Queienfeld am Südfuß des
Queienbergö, nad deflen Überſteigung fie öſtlich ausbiegt, um fi nördlid
vom Großfopf 534 m fortzufegen. Sie bleibt auf dem dominierenden
Höhenzug des Dietrih und der Platte (Molfenherd) bis zum Eiſen—
hügel, überfchreitet dann, eine ausgezeichnete Thalwaſſerſcheide bildend, bie
tiefe Senke zwifchen Exdorf und Haina in der Au, durch welche die Landitraße
zwijchen Meiningen und Römhild führt — höchſter Punkt 448 m — um nun
zu den Randhöhen de St. Bernhardter Plateau (an der Bahn-
leite) emporzufteigen. Gegen NO. wird nämlich das Grabfeld mauerartig durch
ein ſüdöſtlich-nordweſtlich verlaufendes Steilgehänge abgefchloffen, dad zu einer
den Ort St. Bernhardt umgebenden Hochebene von 450 m mittlerer Meereshöhe
binaufführt, dem St. Bernhardter Plateau. 1 km dftlih von Oben:
dorf aber wendet fie ih nad SO. zur Dingsleber Kuppe Naden)
544 m und von diefer wieder in füdl. Richtung zu der markanten Bafaltkuppe
des Kl. Gleichbergs, 638 m. Doch ift nur ein Eleiner Teil des Berges
‚dem Werragebiet tributpflichtig, denn die Waſſerſcheide fpringt von feinem Gipfel
unter fehr fpigem Winkel in nd. Nichtung nach dem Forftort Haid ab, wendet
ih hier faft rein nad Dften, geht füdlid vor Zeilfeld vorbei und begleitet dann
dieLandftraßenlinie Zeilfeld-Hildburghaufen bid zumHahnrig (zwiſchen
Leimrieth und Bedheim).
Südlich vom Kleinen Gleichberg (Steinsburg) erhebt ih der impofante,
ihön bewaldete Große Gleihberg (Bernburg), 678 m, ber König des
nördlichen Grabfeldes. Über den Sattel zwiſchen ven beiden Sleichbergen, am
Sandbrunnen vorüber, 417 m, zieht ſich die Zandftraße von Hildburghaufen
nah Römhild.
Bon der Gleichberggruppe zweigt fich zwifchen der Rodach und Kred
öftlih, der Milz und fränkiſchen Saale weitlic ein Gebirgäaft ab, der jene
mit den Haßbergen bei Hofheim verbindet. Er befteht auß dem Körnberg
und ber ſchmalen Kette de8 Spanshügels bei Schlehtjart 445 m, an
deſſen Südfuß die fränkiſche Saale entfpringt. Bon hier erhebt fi) die Kette
+5 097 Ber
bon neuem zur St. Urfulaftapelle, 388 m, umgeht füdlic Hellingen im
Bauholz und tritt dann ind Bahriſche.
Ein befonderer Sporn geht vom Spandhügel zwiſchen Hellingen und
Heldburg ſüdöſtlich nach der bayriſchen Grenze; hier der Höhnberg 400 m
und Geißrangen 376 m.
Ferner entjendet der Körnberg einen Ausläufer nad Oſten (Deren
hügel 419 m), der dann ſüdöſtlich umbiegt und, zwifchen der Welthäufer und der
Streufdorfer Kreck ftreichend, bei Heldburg endet.
Bom Stleinen Gleihberg aus verläuft ebenfalld ein Höhenzug nad
Dften und dann nad Sübdoften ; beginnend bei dem hochgelegenen Ort Zeil:
feld 413 m wendet er ſich über den Hahnrig 420 m und Spibberg
362 m nad dem Straufbain 450 m und febt ſich über bie Sienleite
367 m nad) der Feſte Heldburg 404 m und dem Thonberg 388 m
bei Ummerſtadt fort.
Nunmehr kehren wir zur Darftellung der Weſer-Main-Waſſerſcheide,
die wir am Hahnritz verlaffen haben, zurüd. Won dem legtgenannten Forft
aus hält fie in der Hauptſache eine dftliche Richtung ein. Da hier das Gelände
ji) bedeutend nah SW. Hin abdacht, — fein Gipfel r. der Rodach erreicht 450 ın
Meerespöhe, — fo bildet die Waſſerſcheide und ihre mächfte Umgebung vortreff:
lihe Ausblide nad) S. und W. hin, die durd die reiche Gliederung des tiefer
liegenden Geländes und vor allem durch den Neichtum an Stebelungen und bie
zahlreichen, vielfady mit Burgen, Ruinen oder Kapellen gefrönten Suppen das
Auge in hohem Grade zu feffeln vermögen. Als Ausſichtspunkte find nament:
lid der Stadtberg bei Hilbburghaufen und die Moosbankf nördlich von
Maflenhaufen gefhägt. (Geolog. Erläut., Bl. Rodad). Die Waſſerſcheide
berührt zunädft den Dörrhof (Sophienthal) an der Landſtraße Hildburg-:
haufen-Rodad, durchquert weiterhin die Maffenhbäufer Waldung, die
Höhen von Grattftadt im Goburgifchen, um das Gebiet des Weihbaches
einzufreifen, ftreict auf dem fchmalen Rüden der Laugen Berge zwiſchen
Ahlftatt und Öttingshaufen — hier kaum 1 km breit — bis zur Senichs—
Höhe, von deren Oftfeite aber in ſpitzem Winkel, nw. gerichtet, zur meiningifich-
coburgiſchen Grenzede weftlid Nottenbad. Eine Strede weit folgt fie dem
Grenzlauf bis unweit der Bahnlinie Eisfeld-Coburg, fw. Heid 441 m und
zur Landſtr. Eisfeld-Schalfau. Liber die Schwedeuſchanze 532 m, dem Weg
nad Stelzen folgend, erreicht fie die Straßenfreuzung Schirnrod-Schwarzen—
brunn:Stelzen, um fchließlih zur fteilen Höhe des Oberländifhen Bleß
864 m emporzuklimmen und von da, mäßig fallend, über die Forſtorte
Schmiede und Dürre Fihtenah Siegmundöburg zu gelangen,
wo fie fi) — am Forftort Saar — mit dem Schlußrüden des Thüringerwald:
Gebirges vereinigt.
+1 98 >
An den Hauptzug des Thüringertwalde und feiner Worberge lehnt
fid) zwifchen Werra und Tettau ein Höhen:Ring an, der mit der Südfante des
Gebirges 1. an der 38 den tiefen, fhöngeformten Shalfauer Keſſel,
2. an ber Röthen und Steinad den weiten Binpner Tafelbopden bilde.
Diefer Hügelboden hieß vordem die Heide; daher noch jetzt die Orte Heid,
MWildenheid, Neuftadt an der Heide. Ein Nandftüd der fränkiſchen Platte,
ftreicht er in der Richtung von Eisfeld über Almeröwind nad) Mupperg und
weiter nad) Fürth am Berg in einer mittleren Höhe von 500 m im Nordiveften
und von 450 m im Süboften. Dod) fällt der größere Teil diefer Kette ins
Herzogtum Sachſen-Coburg.
Befonderer Beil.
Erster Hauptteil.
Der Thüringerwald.
A. Das Gebiet füdlid vom Reunſteig, Slußgebiet der Wefer
und des Rheins (Mains).
Das Gebiet des Herzogtums Sachſen-Meiningen rührt mit zwei Kanten
im Norden an den Kamm des Waldes heran: 1. vom Hohen Kiſſel bi
zum Großen Weißenberg, 2 vom Dreibherrenftein bei Neu:
ftadt bis zur Hohen Tanne bei Grumbad (Neuß j. L.). Die zweite,
längere Strede, die übrigend durch einen nordwärts gerichteten Zipfel des
bayriſchen Oberfrankens bei Ludwigſtadt unterbrochen wird, zerlegt ſich natur:
gemäß wieder in zwei Abjchnitter: a. Vom Dreiherrenftein bei Neu
ftadt bis zum Dreiherrenftein am Saarzipfel bei Limbad
und zum Kieferle — Flußgebiet der Wefer; b. Bon da bis zur Hoben
Tanne — Flußgebiet des Mains.
Das zwiſchen dem MWeißenberg und dem Neuftäbter Dreiherrenftein
liegende Stüd gehört im Gebirge teild zum Herzogtum Gotha (Kleinſchmal—
falden — Zella-Mehlis), teild zum Königreih Preußen, hier zum Kreis
Schmalkalden, dort zum Kreis Schleufingen. Am Borlande dagegen hat Sachſen
Meiningen einen beträchtlichen Anteil.
Gleichlaufend mit dem Gebirgsfirſt zieht fi eine Kette von Vor:
bergen von der Norbede des Herzogtums bi zum Scalfauer Keffel. Der
gefennzeichnete unregelmäßige Verlauf der Grenzlinie mit der tiefen gothaild-
preußiſchen Einbuchtung Schmalfalden-Suhl-Schleufingen — bedingt aucd eine
etwas ungleihmäßige Darftellung.
21 09 Be+-
Wir behandeln zunädjft :
I. Das Wefergebiet, vom Hohen Kiſſel bis zum Saar (Stieferle),
Hier fcheiden wir, nad Ausfonderung des Eltagebieted, der die Enclave Ober:
ellen zugehört, fünf größere Gruppen bon einander:
a. Dad Altenfteiner Gebiet, zur Anfelberggruppe gehörig ;
b. Da3 Dolmargebiet.
c. Die Mariöfelder Höhen.
d. Das Schleujfegebietmitden Hildburghäufer Bergen.
e. Dad Gebietder oberen Werra.
Borbemerkung. Die Enclave Oberellen mit den Höfen ift eingebettet
im Grunde der Elta, zwijchen dem legten Ausläufer des nw. Gebirgärüdens,
der Rennfteigftrede Förthaer Stein-Hörſchel und dem jogen.
Vorderen Rennfteig, dem Hamm jened vom eigentlichen Rennſteig am
Ruhlaer Häuschen abzweigenden füdlicheren Höhenzuges, der über den Milmes—
berg, Mordberg, Dietrihöberg und Gr. Pla nad Sallmanndhaufen an der
Merra ſtreicht. Oberellen felbit wird umrahmt von einer Anzahl teil3 ſchön—
bewalbeter, teil3 urbar gemachter Höhen.
Nördblid der Elta nennen wir, bon W. nad) D.:
Zimmerthal, 1 km nordw. vom Ort) etwa 280 m; weſtl. Ab:
bang: Keffel. Breitenbad, n. davon, etwa 310 m. Neffelberg, n.
bom oberen Zeil des Ortes, etwa 330 m. Nw. dabon, durd eine Schlucht ge:
fchieben, der Küchenberg, ungef. ebenfohoh. Nw. Abhang: Alte Gemeinde,
nördl. Leutgemeinde. Güntherftadtrüäden, d. vom Küchenberg, etwa
340 m, mit dem Tannengarten nö. der zum Kähnthal abfällt. Dachsberg
(am „Stein“), fw. von Frommeshof, etwa 350 m mit der Hinteren Hart
im NM,, etwa 375 m und der Borderen Hart im SW. etwa 340 m.
— ftelleröberg, gleih w. Frommeshof, 375 m. Breiter Platz, n.
Clausberg (Südhang der Lerchenkuppe), 454 m. — Rüſſelskuppe (Giſſels—
fuppe), zwiſchen Hof Clausberg und dem Förthaer Stein, weftl. (meiningifcher)
Kopf, ungef. 440 m, (dftl.) wein. Stopf, etwa 460 m G, 450 m F. Ritter—
gut Glauöberg 402 m F. — Fichtenkopf, nw. Hütſchhof, rund
370 m; Hütſchberg, ond. Oberellen, etwa 300 m. Wildenau, jw.
Hang der — weim. — Stopfeläfuppe (diefe 422 m), 300 m.
Südlidh der Elta: Kuppe 1 km f. Unterellen 310 m; Zange
Maas, ſw. von Oberellen, rund 300 m; Bohbad, f. davoı, etiva 320 m;
Hohe Balz, an ber Grenzede, etwa 355 m. Schabid Echafbach), der
nd. Abhang des — weimariſchen — „Bodens“, diefer etwa 320 m; Lehne,
‚ Im Grenzwintel, nw. der Wilhelmsbuche, 389 m mit dem Lüßengraben nv.
— Ehmeöberg, Feld ſ. vom Ort, 325 m G., der bewaldete Schil d—
£opf, f. dahinter, 340 m. Spedfeld, fi. vom Ort, etwa 310 m, mit der
Specken-Rückleite nad) O.
ı) Die Entfernungen verſtehe in Luftlinie.
Neue Landeskunde, Heft II. 8
3 100 Be»
a. Das Altenfteiner Gebiet.
Das SHodgedirge.
1. Zwiſchen der Fiſcha (bei Etterwinden) und dem
Shleiffotengrund (bei Steinbad): Von Süden aus betraditet,
hebt ſich als erjter anjehnlicher Bergrüden der ganzen Kette ab der Hohe Kiffel,
3 km nd. Waldfiſcha, an der meiningijd:weimarifhen Landeögrenze 648 m;
Gipfel, auf weimariſchem Boden, 652 m. Der Name ded Berges erfcheint
eritmalig” im; Franfenfteiner Verkaufsbrief von 1330 als zu dem Kyselinge,
in der Legenda Bonifacii alö Kelselingen; 1767 in M. Heims Chronik ©. 337
in der Form Kieſel («Gebirge), fo auch bei Vogel; G. Brückner fchreibt wieder
„Kießling“; mundartl. Kiſſel. Über den Gipfel ftrih die Wildbanngrenze
der Frankenſteiner Dynaſten. Am fteilen Nordabfall ein Jagdſchloß des Herzogs
von Sadhfen-Meiningen in anmutig friedlicher Lage, 546 m. — Unweit deöfelben,
am Brautborn, nah NW., der Forſtort Ningelftein, urfprünglid eine
Raubritterburg, von der jet nur noch die Gräben zu erfennen find; weſtlich
dav. der firfhgraben. Vgl A. Trinius, Thür. Wanderb. IV (1890) 330.)
Zur Kiffelgruppe gehören noh: Der Streifling (Streifler),
dicht ſp. vom Jagdſchloß, 555 m F; Die Rotleite (Roteleite F), n. da:
von und ſ. von der Straße Hiffel-Waldfilch, ein Plateau; Forſtort Bärrain
(amtlid) Beerrain), höchſter Punkt 528 m F; Rehberg (ABeihr. auch „Röth:
berg*), ö. der Etterwinder Landſtraße, 433 m: hier, auf dem r. Ufer deö
Rehbaches oder Saargrundes, dürftige Refte der Burg Neu-Ringelftein,
bolfstüml. „Alte Mühle”; Köhlerſchlag, zwiſchen den Lückerauwieſen und
dem Weſthang des Kiffel an der Kiffelftraße, 480 m; höchſter Punkt der Chauſſee
zwijchen Etterwinden und Waldfiſcha, an den „Büfchen“ zwifchen St. 135 und
136: 406 mF. Spitiger Berg (n.) 5 mund Rehgrundswand
(f.) 410 m, beide w. ver Chauſſee; Türkenkopf oder Birkenkopf im Walb-
fifcher Forft, 400 Schr. n. von der vorigen und 100 Schr. f. und mw. bom
Gtterwinder Feld und der weimariſchen Landesgrenze, 431 m. Herzeberg,
Flur d. Möhra, ungef. 367 m. Nedberg, dicht w. Waldfiſcha, 325 m;
das Kähnhanpt (Krähenhauf, Oberer Kähnhauk; mundartl. „Kähn“ = Eliter)
im Waldfiſcher Forft, n. vom Ort, w. von der Straße, 421 m (Forſtk. Siohypfe
400 m). Wolföheule, unweit von der Rehgrundswand, n. vom Lauter:
bachsgrund; Ausfiht; am Lgzſt. 208: 402 m; höchſter Punkt die Möhraer
Kuppe nm. vom Türkenkopf, ſp. von Etterwinden, 420 m. Schwarze
Köpfchen, Waldfiiher Fort, zw. Lgzſt. 210 und 211: 382 mF; Salz
rüd, 250 Schr. nö. von jenem, Lgzſt. 206. im Flachsland; höchſter Punkt
1) A, Trinins, Thüringer Wanderbücher. Verlag von 3. C. C. Bruns, Minden
in Weitf. Preis jedes Bandes 5 I, gebunden 6 AM. Bis 1900 erſchienen fieben Bände,
bon denen IV.—VII Gegenden des Meininger Landes barftellen. Der Vf. Schaut mit Künſtler—
augen und ſchildert in glänzender Spradye alle, aud) die verborgenften Reize des Thüringer
Landes, feine Schlöffer und Nuinen, Dörflein und Städte, Berge unb Thäler, und verienft
ſich mit liebevollem Sinnen auc”in die Vergangenheit der dargeftellten Ortlichteiten.
+4 101 Be
be3 Weges bon Hupferfuhl und Etterwwinden, 396 m. Rother Rain (auf
weim. Seite Rommelshauſen) zw. den Lazit. 203 und 204, ſö. Teil der
Molfzheule, anftoßend an die Rehgrundwand; die Grenze geht auf meiningifcher
Seite um den Kopf: 403 m F. — Weiter öftlih: Die Alte Wart (Hohe
wartöberg F) mit preuß. Signal, %/, Meile nö. Gumpelftadt, 436 m, 442 m Bogel,
Das Kräckers (Kreckers, eig. Gerederd, d. i. Nedrodts Holz), Waldfifcher
Forſt, ehemald3 zum Gute Wenigenfhweina gehörig; hier höchfter Punkt des
Fußweges von Schweina nad Etterwinden, 451 m. Lindenftod (Altenjteiner
Forft), 700 Schr. fd. von leßterem, mit drei eben hohen Kuppen, 469m. Gr.
Krötenkopf, 350 m fd. von der Sübdoftkuppe des Lindenftod3, 410 m und
Fl. Krötenkopf, fd. vom Großen, etwas über 380 m. Et3born, n. da—
bon, w. bon der Mündung des Silbergrunded in die Schweina, 460 m F.
Heiligenberg, Feldfuppe öſtlich Waldfiiha, ca. 367 m; Rummel?
berg (Rommelöberg), nv. Schweina, 406 m, 401 m Bogel. Profifdaer
Höhe, Feld ſw. Schweina 349 m. Nördlid davon der Klingelberg, am
Fußweg von Schweina nad) Gumpelftabt, 390 m.
Im Zuge des Hochgebirged noch folgende ragende Höhen: Gr. und
RL Arnsberg, d. vom, Jagdſchloß Kiffel, teild Waldfiicher, teils Altenfteiner
Torft, zwijchen dem Silber: und dem Schweinagrund, 645 m. Der ſcharfkantige
Rüden wird der „ArnSberger Reuter“ genannt. Die Vogelheide, zwijchen
ben zwei w. Quellarmen der Schweina, nd. v. Arnöberg, erſtreckt ſich noch über
die Landesgrenze hinaus Bid zum (mweim) Auerhahn; höchſter Punkt
meiningifcherfeit3 im äußerften NO. 659 m F. Die Birfenheide,
zwiſchen Finfterbah und Steinrutfche, Zuflüffen der oberen Schweina, bez.
zwijchen dem Arns-, Windöberg, der WVogelheide und dem Neufang, 723 m F,
716 mG; bier ehedem ein Pirfhhaus. Wind Sberg (auf alten Karten
auch „Wündöberg“), ſüdöſtlich der Steinrutfche, nordieitlid von Luiſenthal und
bon Altenftein, 679 m, mit dem Südhang Herenberg am Eingang des
Edenzeller Thales, ſowie dem höhergelegenen Jägerftein, einem Ausſichts—
plätzchen auf der ſüdlichen Abdahung des Windöberges, 604 m. — Sand:
berg, nd. bon der Teufelöbrüde, 502 m, mit dem Saufopf, über bem
Buifenthal, 460 m. Eſelskopf, nw. von der Zutherbuche und dem Luther:
dentmal, aber öftl. von der Nuhlaer Straße, 575 m. Der Neufang (mhd.
fang = eine gerodete, umhegte Waldftelle), ſ. vom Nennfteig, öſtl. von der
Steinrutſche, n. der Abzweigung der Hoheſchußſtraße bon der Nuhlaer
Straße, 700 m (Nordede am Rennſteigh. N. davon der — weimariſche
— Glödler (Glödner, Klodler F) mit merkwürdiger Inſchrift auf
einem Granitblod: „1813 wurde hier gepflanzt für 1871“; Glasbachskopf,
auf der Höhe der Landſtraße, 641 m an der Wegefreuzung.
Der Gerberſtein, 728 m; jchon im Jahre 933 in einer Urkunde König
Heinrich I. als Gerwinestein, d. i. vermutlich — fteinerne Warte des Adelings
Gerwin, genannt, 1655 „Gerberftein® (Mareile I 9), im 18. 35. aud) „Gebürgs—
8*
2 102 Bo
ftein”; eine Granitfelfenfuppe mit Felfenfäulen von 13--16 m Höhe und wild
durdeinander liegenden Trümmern.) Berühmt ift aud) die Fernſicht nah Süden.
Die Kuhhalte, zwiſchen dem Gerberftein und der Sl. Hiricibalz,
150 Schritt w. vom Gaft. 24: 722 m. SSW. davon die Kleine Hirſch
balz, Kopf fw. am Rennfteig, auf Gothaer Seite: „KL Weißenberg“,
733 m F, 740 m G. Mühlberg, ſſö. vom Lutherdenkmal, nd. v. Steinbach, 639m FF;
nd. Teil Rehbockskopf. Gr ud Fl. Scharfenberg, 1 km nönl.
von Steinbad, zwifchen Kaltenbach und Schleiffotengrund, 527 m G, 530 mF,
Der Altenflein (urjpr. „ner Stein“, fpäterr „Marktgrafenftein“),
1733 vom Feuer verzehrt, dann neu aufgebaut — der „Edelftein der Thüringer
Waldnatur, der lieblichfte Naturluftgarten de3 Landes“ (Fils), — die Sommer:
refidenz de3 Herzogd. Fuß des Scloffes 425 m; Chineſiſches Häuschen,
auf der Spitze des Hohlenfteins, 440,26 m G;?) Felſenfläche über dem
Charlottenpfade 435 mF; Morgenthor, der Scheitel de3 Dolomit:
felfend 441 m F; Katzenkopf, der hödite Punkt der Anhöhe ſüdl. vom
Schloſſe am runden Häuschen über dem Tunnel 465 m; Bonifaciu“
felfen (hier in alter Zeit die Nauenburg, nun gänzlih verſchwunden; an
diefer Stelle fol Bonifacius gepredigt und eine Kapelle erbaut haben). Fuß
der Linde 441 m F, hödjfte Felfenfpige 453 m. Die Schallleite, nw. vom
Sohlen: (oder Thee)haufe, 477 m. Die Teufelöbrüde im Pulverholze,
Vorberg der Schallleite, 464 m. Südlicher Vorberg: Hahn rund 390 m,
w. vom Schloſſe. — Vgl. A. Trinius, Wanderbud IV 337.
1) Überall wo der Menſch ſolche regello8 aufeinandergetürmte Felsmaſſen erblickte,
ſchloß er auf eine große Naturfataftrophe. Sp vermutet Ortmann in feiner Beijhreibung
des Pfarrorts Möhra ©. 1, dak die Trümmerwelt bes Glödler8 und des Gerber:
fteins bon einem furchtbaren Erdbeben herrühre, welches am 15. Juni 1348 die Höhen zwiſchen
Altenftein und Ruhla betraf, Vgl. Galletti, Thür. Geſch. II 279; (Rivanber, Thür. Chroni?
426 verfegt dieſes Naturereignis ins Jahr 1368). Und doch ft, wie Prof. Hartenftein
im Mareile II 4 ausführt, alles das Ergebnis ruhiger, vielleicht Jahrtaufende mährender
Berwitterung. „In die Abfonderungsflüfte, welche in dem mafjigen Granit entftehen, dringt das
Tagwaſſer und beginnt jein Zerſtörungswerk. Don den brei das Gejtein bildenden Mineralien
fällt ber Feldipat zum Opfer. Dadurch wirb ber Zufammenhang des Granitgemenges gelöft;
es bildet fich ein meift aus Quarz und Glimmer beftehender Grus, welder den inneren, mit
dem FFortichreiten der Vermwitterung immer Feiner werdenden Gteinfern umſchließt. Wird dieier
Grus durch Waffer weggeführt, bevor die Verwitterung den Granit völlig zerftört hat, fo falen
die feiten Steinferne zufammen und werben zuweilen, wie auf der Luifenburg im Fichtelgebirge,
in einer Weife aufeinandergehäuft, wie e8 ſich die Phantafie nicht groteöfer vorftellen fann“.
2) „Nicht weit über dem Glücksbrunn liegt ein Berg, auf dem man einen ungeheuer
großen Stein findet, Er raget in die freie Luft hervor, und hat inwenbig eine bewunberns:
würbige Höhlung. Es wird derſelbe genennet der Hohlenjtein oder hohle Stadel, von welden
in einer geichriebenen Defenfion in lateinischer Sprache wunderfeltiame Traditiones angeführet
worden“. Heim, Chronif 335. „Nach der einen Überlieferung ift das Innere des Berges mit
gewaltigen Wafferfluten gefüllt, die von dem Berggeift feitgebannt find; einft aber, jo erzählen
die Einheimiſchen, wird der Bann ſich löſen, der Hohlenftein einftürzen und das wilde Waſſet
durchbrechen, die ganze herrliche Landichaft mit Menſch und Getier vertilgend; nad einer
anderen Sage fol der Hohlenftein vor undenklicden Zeiten der Aufenthaltsort eines ſcheußlichen
Draden gewefen fein“. Wurde 108.
3 103 Be-
Zwifhendem Schleiftotengrund und dem Thüringer
Thal; die Steinbader Berge: Die Hühnemwiefe, Hühne (auf
gothaifcher Seite Dürre Wiefe), über dem Schleiffotengrund, am Rennfteig ;
höchſter Punkt des Fußweges zwiſchen Steinbad und Winterftein, zw. Gzſt.
27—29: 693 m F. Große Hirſchbalz;z, begrenzt im N. von der Hühne,
im NW. vom Schleiffotengrund, im S. vom Böſen Ehrlich; auf gothaifcher
und preußilcer Seite „Gr. Weißenberg”; Nenniteig, am Dreiherrenftein
744 m F (biöweilen wird darunter auch die Hühne mit inbegriffen). Schnepfen:
berg, nd. vom Lotzerödchen und deſſen Fortſetzung bis un Kretzersraſen d. vom
Scleiffotngrunde, nahe am Fußweg Steinbadj:Brotterode, 685 m; Frauenberg,
ſö. Steinbad, nw. von der Wüſtung Atterode, 629 m F. Nordweitabdahung
nad dem Ermerögehege, der öftl. Fortſetzung des Lotzerödchen, der Bommelhauf,
692 m, 687 m Bogel. Südabdadhung Gollmershaufund f.von dieſem $ Io B-
berg(fo nad dem aus dem verwitterten Granitgebirge fich erhebenden dortigen
manerartigen Flußſpatgang genannt), 629 m.) Die zwei Hopfenköpfe,
der zweite 394 m, nördlide Abfälle des Schloßbergd, zw. der Grumbah und
dem Felfentheaterr. Die Laus, ein Südoſtkap des FFrauenbeigd; Zefens—
kopf (Zephyr-, Zeffer--,Zugfinkskuppe, mundartlich „Zefenskuppe“, Zeefinks—
kopf) w. der Haſenecke und ſ. vom Weißen Stein (650 m), öſtl. Steinbach
621 m (575 m Vogel und Meyer); Lohberg (Loppberg, Lappberg), Weit:
hang des Zefenskopfes, dicht ſö. über Steinbady; hier, wo nod) zu Anfang bed
vorigen Sahrhundert3 das Sonnenwendfeitfener brannte, follen die Heren von
Steinbad mitunter noch Iuftig tanzen! Wude 97. Der Schloßberg (Burg:
berg, Alter Liebenſtein, urſpr. der Liebenftein), 465 m, ein natürlicher
Park, mit Schloßruine; vor alterö im Befig der Herren vom Stein, 1567 —
während der Grumbacher Händel — teilweije zerftört, dann bon Hermann bon
Stein wiederhergeftellt, jeit 1677 unbewohnt und verfallend, Vgl. A. Trinius,
Thür. Wanderbud; IV 307. Am Nordabhang eine durd den Scloßgraben vom
eigentlichen Schloßberg getrennte Anhöhe, das Felſentheater, volkstüml. die
„Hohle Scheuer“, von Friedr. Mofengeil in feiner Schilderung des Babdeortes
„die jtille Kirche“ genannt, ein einſamer Naturtempel, eine offene, büftere Felſen—
halle, von raufchenden Buchen unfangen. Der Waldhang heißt Hahn (Vorderer,
Hinterer 9., mundartl. Huin), wahrigeinlic ein eingehegter Waldort für die Haus:
tiere der Burgherren; Steinbader Kopf, d. vom SFelfentheater, nö. vom
Hinteren Hahn. Linſenkopf, ö. vom Scloßberg, an der Linſenwieſe, 461 m.
3. Oftlid vom Thüringer Thal: Der Nennfteig („Falicher
Rennfteig*) eine füdliche Abzweigung vom Gr. Weißenberg ; vgl. Bühring=Hertel,
Rennfteig S. 64. Unterer Beerberg, 713 m G; Rennwegskopf
1) Die Sage bezeichnet den Floßberg als den Sig bes wilden Jägers, der ben
Fort durchbrauſt. Im Floßloch, einem ehemaligen Schacht, haufen gebannte Grenzitein:
verjeger, betrügerifche Müller und Wirte; Wude 32.
nn 104 Bo=
723 m bei St. 30, 715 m bei St. 34. Südweſthang Happeraff (Happa-
raff Vogel. Krätzersraſen, 650 mG. An der dortigen „Tanzbuche“ soll,
wie die Sage fündet, ein Tummelplag der Hexen fein.) Der Hamm führt bier
den Namen „Die Klinge” und fteigt gen Süd nod einmal zum Juden—
fopf (Judenberg), am Stein 45 699 m, deſſen Gipfel — 719 mF, 723 m 6
— öftlid) bleibt. Die Hohe Klinge (auh Klingenkopf, Baiesktöpfcen)
593 m, mit Schußhütte bei Gzſt. 58, großartige Nundfiht. — Die Obere
und Untere Wiedleite, ſw. von den Rennſteigswieſen, n. von der Hohen
Klinge (1655: „MWiedaleuden“; 1776 Winbdleiten, Heim Chronik III 71). Die
bier Löhchensköpfe (mundartl. Löhchesköpf, bis 559 m, einer im ©,
drei im NW. der Hohen Klinge, d. von Atteroda; dad Dorngehege, jw.
davon, am Spittelberg, 510 m; nordweitlicher Abhang das Höhheimer
Holz (nad der Müftung Höchheim benannt), bis zum Beerenloch, rd. 450 m,
mit dem felfigen Südweitabfturz Katzenſtein, 424 m, der in Verbindung
mit dem Eſelsſprung!) eine granitene Durhgangspforte vom Thüringer
Thal zum Borland bildet.
Die Vorberge nah der Werra zu.
1. Weftlih und füdlih bon dem breiten, fumpfigen Moor:
grund, der wohl als Reit eines ehemaligen Sees zu betradıten ift: Die
Salzunger Berge. Bier Gruppen: Oberrohner Wald, Winterfaften,
Mühlberg, Franfenftein.
a. Der Oberroßner Wald, zwifchen der weimarifchen Grenze und dem
Thaleinfhnitt der Werrabahnlinie.
Die Günthersbach, Salzungerr Waldung im äußerften Norden,
w. bom Hüttenhof, mit der Güntherbahdwand, am Lgzſt. 42 A, Yorftort
„Zehnthaufen“, 363 m F; füdl. Ende am Lgzſt. 36, 359 m F; Da: Still
lod, nw. vom „Hintergrund“ (am Wege von Oberrohn nad Weißendiez), ſw.
von der Günthersbach, d. vom LXiebethal, rd. 360 m an der weim. Grenze;
Fürſtenberg, Salzunger Fort, am Gaft. 26 (weftl. davon der — weimariſche
— Forſtort Zehnthaufen) 366 m F; öſtl. davon der Schönberg, weſtlich
vom Röhrigshof.
Grenzeihe (Dide Eidye), auf meiningifher Eeite „Holunder:
ſtra uch“, Sattel zw. Fürftenderg nördl. und Scadenader ſüdl., am Lgzſt. 21,
zugleidh Grenze zw. dem Mittelberg (Oberrohner Forft) und Unterwald
(Salz. Forit), 350 m F; etwa 100 Schr. n. am Rafenweg ein Zigeunergrab. —
Kahlein)berg, 10 Min. w. Oberrohn, mit dem Südoſthang Shmaleftein::
fopf; ſüdl. von dieſem, dicht über der Bahn, der Wachholderkopf, 80m.
1) „Weiter herunter, in einem fehr tiefen Thal, in der Steinbachiſchen, Liebenſteiniſchen
und Meimerser Gränzen Gegend lieget ein großer Stein, in weldhem ein Tritt von einem
Mauleſels Fuß, fait eines Zolles tief, anzutreffen und zu fehen ift, unb wirb der Eſelsſpruug
genennet.“ Heim, Chronik 340.
+4 105 Be-
b. interkaften, zwiichen der Werrabahn (Strede Unterrohn-Röhrigs—
hof) und dem Gehmifhen „Grund“. Der Name — 1330 Wintirkaste — be:
zeichnet den auf der Winter: d. i. Nordfeite gelegenen, dem Kaſten, d. i. ber
(Kirh-?) Kaffe gehörigen Berg. Höchſter Punkt auf der Nordoſtſeite, 383 m.
Ehedem war der Winterkaften geteilt durch einen rinnestie, die Frankenfteiner
Wildbanngrenze. Forftabteilungen: Zangeberg, fw. vom Oberrohner
Fahrweg ; Kniebrede, dicht über der Werrabahnlinie, am Wege von Salzungen
nad Oberrohn; Spießleite, n. von der Straße nad) Unterrohn; das Kähn—
lod („Kähn“ mundartl. = Häher), weiter oben, I. vom Oberrohner Weg;
Schleicherwald, Kopf r. davon, mit den „Höhlerhen” und dem Branbdfled,
am Forftgzit. 28 359 m F. Eidelfopf, n. vom Grundhof, 340 m. —
Salztopf (von einer Salzlede benannt), jw. über dem Grund. Schöſſers—
gehege (Schöpferögeheeg F, „Schäfferögehai” mundartl.), w. von der Möhraer
Straße bis an den Winterfaiten.
e. Mühlderg, zwiihen dem Gehmifchen Grund und dem Sloftergrund.
®Gärtenholz, Kopf d. am Möhraer Wege, Grenze mit den w. gelegenen
Gemiſchten Gründen, 370 m F, 380 m Forftl, Totemann, Kopf nv. von
den Brandköpfen, 354 m F. Der Trompeter und Hintere Brlanz
garten, d. von Totemann, Abhang über dem Hedenwald. Die Brand
köpfe, Vorderer und Hinterer, die legten Höhen |. Nigendorf, zwiſchen dem
Holzabfuhrweg nad) Möhra und der durd den Grundhof führenden Fahritraße,
382 m 6, 373m F. Der Weinberg, am Herenrafen auffteigend, w. Hang
des Mühlbergd, mit dem Schlößchen, über den Steinbrüden, nd. von der
nad) dem Grundhof und Interrohn führenden Werrabrüde, 290 m, Heim:
höhe (oder Hauptmannshöhe, nad) einem F Hauptmann Heim, der hier ein
Gärtchen befaß, benannt, gegenwärtig wohl aud „Wagnershöhe”, nad dem
Babdearzt Dr. Wagner, in deſſen Beſitz das Grundftüd übergegangen tft), bie
mittlere Spitze des n. Mühlbergrandes, 339 m F. Die nördlichen Hänge des
Mühlbergd werden neuerdings aufgeforftet. Grundhof, Fuß des Wohn:
haufes, 258 m F, vermutlih ein Gutshof de3 ehemaligen „Schlößchens“.
Hohleberg, weſtl. von der Landftraße Allendorf-Neuendorf, Hinterer —
365 m G — und Borderer 360 m G.
d. Srankenfteingruppe. Der freigelegene, nad) ©. ſchroff zur vorüber:
fließenden Werra abftürzende, nah N. fanft abgedachte Irankenflein, dicht ö.
von Kloſter Allendorf, 344 m G. Hier einft (1137—1347) Sitz eines Herrider:
geichlehtes, das den ganzen Umkreis fein eigen nannte. Vgl. Burg Franken—
ftein bei Salzungen, Salz. (Sceermeffer).
Oftlich davon der Mäuſeberg, zwifhen dem Frankenftein und dem
Michelsteich ſö. Witelrode, 293 m G. Klofterberg (auch Stadtberg) bei
Neuendorf, höchſter Bunkt der Landitraße, 319 m. Fiſchberg (nad der
Fiſcha genannt), ſö. Wißelrode, 296 m G. Eisberg, auf der Grenze ſüdl.
Wigelroda, überſpannt von der Landſtraße nad) Barchfeld, etwa 300 m.
2 106 Be»
2. Die Liedenfleiner Gegend. Sauerberg, Bahnhof Liebenftein,
349 m; Antoniusberg (mundartl. Duinjelsbörk), Dicht d. Schweina, 390 m.
Hierhin zieht am Chrijtabend die Schweinaer Schuljugend unter Vorantritt
des Lehrers, zündet dafelbjt ein mächtiged Feuer an und fingt einige Weib
nachtölieder. Bgl. Fr. Chr. Kümpel in Beitr. 3. Geſch. d. Alt. I, Mein. 1834,
©. 135—136. Höchſter Bunkt der BQandftraße von Glücksbrunn nad Lieben:
ftein, Sattel zw. dem Sandberg und dem Hohlenftein, 37 ImF; Sandberg,
freie Höhe j. von der Wangemanndburg, 396 m F. Wangemanndburg,
Wirtſchaft d. von Glüdöbrunn, 348 m F. Eingang der Glüdöbrunner
Höhle, 33 mF. Marienthaler Hölzchen (mit der „Reichshöhe“),
hödfter Punkt der Landſtraße zw. Marienthal und Liebenftein, 336 m F. —
Der Aſchenberg (d. i. Ejchenberg ?) mit zwei Köpfen von je rund 440 m;
jegt mit Birken, Buchen und Nadelgehölz beſtanden; an feinen Nordfuß ſchmiegt
fid) Bad Liebenftein an. Am Weftabhang, dem „Giebel“, die „Mooshütte“,
ein Schughäushen mit Ausfiht auf 33 Orte Sandhede, Berg n. der
Landſtraße zw. Liebenftein und Bairoda, 484 m F; Langekopf, der nächſte
bewaldete Berg nad) NW., 514 m F. Steinbrudäfopf, f. vom Aſchen—
berg, w. Bairoda, 40 m, Danifher Berg, w. Meimers, 310 m. —
Ziegelberg, w. Farnbach, 343 m. Gein Südoftabhang Fichtenkopf.
— Hellerheden, nd. Altenbreitungen, 296m. Wolfsberg (Hududz
hof), 37m Mäuferain, zw. Farnbad und Herrenbreitungen, am der
Landesgrenze, 315 m G.
b. Das Dolmargebiet.
2itteratur: Ad. Schaubach, Wegweifer durd den Thüringer Wald für
Naturfreunde, nebit einem Panorama vom Dolmar, Beichreibung der Umgegend
deöfelben und einer Charte. Meiningen (Keyßner) 1831. Neu bearbeitet, mit
Nundpanorama, von R. Koch, Meiningen (E. Löffler) 1880. — N. Trinius,
Thür. Wanderbud V (1894) 269—277.
Zwiſchen dem Syftem der Schmalfalde und deren dftlichen Seiten:
armen, der Still und des Lauterbaches, einerfeit3 und der Hafel mit ihrem
mweftlichen Seitenarm, der fränfifhen Schwarza, andrerfeits, tritt eine zufammen-
hängende Maſſe von Vorbergen des Thüringer Waldes in das Meininger Land,
in der Wafunger, Walldorfer und Meininger Gegend, gegliedert durch bie
Wallbach und die Helba.
1. Zwiſchen der Shmalkalde und der Waldad, Gruppe der „Hohen
Straße”, Wafunger Berge. Über diefe Gruppe, deren Mitte übrigens po
litifh zu Sachſen-Weimar gehört — wie jenfeit3 der Werra die Zillbad —
führte ehedem eine Hochſtraße von Thüringen nad Franken.
Hier erheben fich inNiederfhmalfalder Flur: Die Kalte Mark, r. vom Weg
Schwallungen-Wernshauſen, n. davon die Gruber Lehne (mundartl. „Lan“.
In Schwallunger Flur: Der Grub und der Gries, 1%. km ıı. Schwallungen,
2 107 Be
Dftabhang Berletörain; der Grünbornäöberg, % km 'nd. Schwallungen,
Möderder Berg (Möderfhe Höhe), dicht nö. über dem Dorf Schwallungen,
Klingenberg, 1 km fd. vom Ort, Bonndorfer Berg, ſw. von legterem,
beide getrennt durch das Hilmeröthal; Kürzenleite, Südabhang des Klingen:
bergs; Entenberg, dicht b. Schwallungn. Schwallunger Leite, in
Bonndorfer Flur; Harth, ſ. vom Bonndorfer Berg; dazwiſchen der „Grund“.
Das Köpfchen, dicht f. über Bonndorf; Weſtabhang Wüſter Berg, weitl.
davon das Birfenlehn.
Höher hinauf, an der Landesgrenze: Möndäberg, u St.
fd. von Möders, am Lgzſt. 39: 480m F, der Gipfel 505 m G. Tannengarten,
100 Schr. d. vom Lgzſt. 35, 516 m. Mittelberg, 5ll m, Salztopf,
(Gipfel weim.) am Lgzſt. 237: 491 mF, Der Steinige Weg, marlierter
Kopf, Lgzſt. 256, 471 mF. Burgleite, w. vd. Möderd, 120 Schr. vom
Lgzſt. 110:419 m F. Zimmersberg, nw. von der Wallbahömühle, 493 m.
Bärenkopf, öftl. vom oberen Zimmerägrund, 527 m. Obertöllendorf
(auf weim. Seite Sternbergd.i. Widder, Schafberg von ahd. stero) nördl.
bom Zimmergrund, 537 m. Dreiherrenftein, 2gze. zwiſchen Meiningen,
Preußen:Henneberg und Heflen, 541 m; Rote Hauf, ſ. von Obertöllendorf,
am preuß.hefl. Gzit. 149: 539 m F. — Hungerberg, f. vom Bärenfopf,
546 m; Langer Rain, im nie zw. Bimmergrund und dftl., Wallbadı,
514 m. Reußberg, aud Reufenkopf, |. vom Hungerberg, 527 m, ſ. davon
der Heilige.
Gegen die Werra: Jlmberg, auf der Nordfeite Wolfögarten,
freie Höhe 2 km fd. von Schwallungen, 397 m F; Bogelherd, Schwallunger
Privatholz, der nw. Waldrand 404 m F; die Eichleite am Eiceläberg,
bewaldeter Berg dicht n. von Bonndorf, 364 m F, Die Hümburg (Hüne
burg, der Hümeberg, Himberg) zw. Wafungen und Bonndorf, mit zwei Köpfen
von N. nad ©., Hintere und Vordere H., 483 m. Geißleite, w. Abfall
der Hinteren Hümburg. — Kohlberg, ſö. der Maienluft, 429 m G; die
Maienfuft (diefer Name zum erften Mal urkundlih erwähnt 1615: „Schloß
Wafungen oder Meyenluft*, nad Germann, N. Beitrag 3. Geld. d. Alt. 1890
©. 16, das „auf Iuftiger Höhe im Maien- oder Birfenwald gelegene” Schloß)
oder Schloßberg, oberer Rand des Schloßturmes 414,3 m G. Maienluft
und Hümburg gefchieden durch das Bornthal. Sachſenbach, vorjpringende
Maldede nö. der Maienluft, Lgzſt. 109: 469 m F. NRingelberg, fd. über
Wafungen, 452 m, mit dem weſtlichen Vorhügel Galgenberg. Donneröhauf,
f. davon, an der Hohen Straße, 405 m. Buchholz, Sattel zwiſchen Ringel:
berg und Wallbadyer Berg, 440 mF. Eichholz, freie Höhe nahe der Meininger
und Wafunger Amtögrenze, an der Hohen Straße, 4148 m F. Die nad) dem
MWerrathal abfallenden Hänge: Schäftelöföpfe 332 m; Wallbader
Berg, ſö. Wafungen, 386 m.
34 108 Ber
Zwiſchen dem Dradengrund und der Wallbad, welt:
lid von Megeld. Hier ziehen fid von N. nad S. folgende Höhen: Järkers—
berg an der preuß. Grenze 477 m, Mühlhak 484 m, Hefjengraben
464 m, Solzberg in der ſ. Ede zw. Wallbach und Dradengrund, rd. 435 m.
2. Bwifden der Waldah und der Selda, das Breuberger Plateau,
weitlihe VBorberge de3 Großen Dolmard; Walldorfer Berge.
Der Polmar. Der jedenfalls fehr alte Name des Dolmars findet ſich urkundlich
äuerft bezeugt 1315. In diefem Jahre erfaufte Berthold VI. von Henneberg, der Stifter ber
Komthuret Kühndorf, von feinem Bruder Berthold VII. „das Burgſtadel“ zu Kühndorf nebit
dem Berge „zu Tholmar“; vgl. Schultes, Urkundenbuch zur henneb. Geh. ©. 33, Nr. 7. —
Kundorff an dem Tolmar gelegen wird ſodann 1435 erwähnt im Henneb. Urk. 8. VII3T;
auch 1559 heißt ber Berg noch (gros und klein) Tolmar; vgl. Spangenberg, Chronik, Anh. 92
— Tolmarsdorf, die jegige Wüitung, wird in dieſer Form ſchon 1259 genannt; vgl. die Urk. bei
Säultes, hift.ftat. Beſchr. S. 183, Nr. 6.— Der Name wird von Jacob mit germ. dole=,, Gewölbe“,
„Wölbung” zufammengeftellt; vgl. griech. tholos „große Kuppel“, „Gipfel“, „Dachgiebel“. Der2.Zeil
des Wortes wäre von dem ahd. Eigenichaftäwort märi berühmt, abgeleitet. Der Dolmar
würbe danach da3 weithinfichtbare, mächtige VBerggewölbe fein. Andere denfen an das ahd.
tulli „Palliſade“, „Bretterzaun‘ ; nad) ihnen war der Gipfel des Berges in alten Zeiten, ähn-
lih wie die Steinöburg, verfchanzt und befeftigt. Eine dritte Erklärung will Dolmar aus bem
Keltiihen ableiten; hier bedeutet dol „Tiſch“, „Tafel“, befonders „Opferſtein“, „Grabftein” ;
mor „groß“. Dolmar aljo „großer Tafelberg”. Ohne Keltomane zu fein, darf man body bie
Möglichkeit nicht ausſchließen, daß die Germanen bei ihrem fiegreichen Eindringen in biefe vor
mals feltiijchen Gegenden die Namen der allerhervorragenditen Höhen von dem unterworfenen
Vollsftamm überfamen. — Auf der Höhe hat man fehr alte Gräber, Steinhaufen entdedt,
unter denen Gegenftände ber älteren Bronzezeit (1500-1200 v. Ghrifto) lagen, jest im der
Sammlung bes Henneb. Altert. Ver, zu Meiningen. — Am Dolmar fand man ferner im
Herbit 1816 eine galliſche Hohlmünze aus Gold, über einen Dufaten ſchwer, ein fogen. Regen:
bogenjhüffelhen. Es war eine der intereffanteften „Herafleen“, von maſſiliotiſchem Gepräge
(irrtümlidy für phöniziich gehalten), und ihre Herkunft gab zu einem gelehrten Werk voll geift-
reicher, aber abenteuerlicher Vermutungen Anlaß: Das magufanifhe Europa, oder Phönizier in
den inneren Landen des europäifchen Weftens bis zur Werra. Ein Blid in die entfernteite
Vorzeit Germaniend. 5 Teile. Meiningen (Keyßner) 1819. Der Bf, Freiherr von Donop,
wagte auf jenen Fund die luftige Vermutung aufzubauen, Phönizier hätten unter Anführung
bes Herkules Magusanus an dieſer Stelle eine Kolonie gegründet und unter Anlehnung an
feltiiche und ſtandinaviſche Götterlehren einen eigentümlichen Kultus ausgebildet. —
Auf der höchſten Spige diefes Berges, alſo auf der Stelle des Charlottenhauſes,
fol im Mittelalter eine Burg der Herren von Kühndorf geftanden haben. Ferner berichtet
Chr. Junder : „Herr Herzog Morig zu Sachſen-Naumburg lie hier ao. 1676 u. ao. 1696 ein Berg:
fommerhaus oder Neues Jagd und Berg:-Lufthaus, wie e8 verfchiedentlicd) in denen Baurechnungen,
inögemein aber das Dolmarhauß genennet wird, erbauen und wurbe damals auch ein Neüer
Prunfftplag an der Landwehre gegen Utendorff angelegt. Die Maurermeifter waren Alberto
und Carlo Menoni, Staliener, und der Zimmermeijter Balthafar Beebig von Suhla. Anno 1671
den 4. Tbris that ein gewaltiges Gewitter ziemlihen Schaden an dieſem Haufe und ſchlug zwei:
mal ein. Es ift auch die Luft dermaßen ſcharf auf dieſer Höhe, daß fonderlid gegen bie
Mittagsfeite, wo die feuchten Winde herfommen, fein Salt am Gebäude bis dato beftändig
bleiben wollen. — Bei diefem Berg find noch anzumerken verfchiedene Steinflüfte umb Löcher,
in denen noch vor wenigen Jahren Steinabler ihre Horfte gehabt und Zunge erzogen. Weilen
aber die alten weggeſchoſſen wurden, jo haben fich feit der Zeit feine mehr fehen lafien”.
(Ehre II 80, gefchrieben 1704.) — Das Jagdhaus wurde 1726 burd einen MWetterftrahl in
Aſche gelegt.
4 109 Be»
Der Dolmar (Gipfel preußiſch), 740 m, (trig. Signal des preuß. General:
ftab3) ift der König der thüringifchen Vorberge auf der füdlichen Seite des Waldes.
Frei und ſchlank erhebt er ſich majeftätifch nach allen Teilen über das Hügelgehäufe
der Umgegend, im N. und ©. binnen 1,9 km mehr als 275 m; das 6 km
entfernte Werrathal liegt 455 m unter ber Spitze des Berged. Seine Grund:
fläche bildet ein Dreied, deffen Spigen nad Norden, Dften nıd Süden aus:
laufen. In geologifher Hinficht befteht der Dolmar aus Bajalt, unter defien
ſchützender Dede ſich Reſte der über dem Mufchelfalk Tiegenden füngeren Schichten
bi8 zum Mittleren Keuper erhalten haben (Geol. Erläut.). Der öftlihe Arm
ift niedriger und befteht faft ganz aus Buntfandftein, während der von Norden
nah Süden ftreihende Rüden bafaltifher Natur iſt; jüngerer Flötzkalk nimmt
die MWeftfeite ein. Die öftliche und füdlihe Spige find mehr abgerundet, Die
nördliche ſchärfer. Soweit der Berg dem Buntfanditein angehört, bededen ihn
3. X. ſchöne Laubwaldungen ; auf dem Kalkplateau ift der Feldbau vorherrſchend,
dod) liegen aud) einige Striche fteppenartig wüft, Triften für das Herdenvieh.
— Den Nordgipfel frönt dad Charlottenhaus, ein Schutzhaus des
THWL. Meiningen mit Wirtfhaft. Prachtvolle Aundfiht nad dem Thüringer
Wald und nad Franken, im W. im Hintergrund die Rhön, der Habichtswald
bei Kaſſel und der Meißner bei Eſchwege. Vgl. dad „Panorama des Dolmar
bey Meiningen“ (4 m lang) von A. Shaubad 1830, neu bearbeitet bon
N. Rod.
In dem zu Meiningen gehörigen Dolmargebiet erhebt fi als ein
bon NO. nad SW. gerihteter Höhenzug das Breuberger Plateau hoch über
das Buntjandfteinland, gegen welches es mit fteilem, felfigem, durch Schluchten
und Thalgründe vielfach zerriffenen Rande abfällt. Südlih vom Gut Breu:
berg — 479 m F— ber Erſchberg Eſchberg) 477 m G, defjen Welt:
abfall die Spitzberge, öftl. vom Bahnhof Walldorf, 435 m.
Ju der Tiefe des dicht unterhalb der Höhe befindlichen Erdtrichters, das Eſchloch
genannt, wohnt eine verzauberte Jungfrau, bie bisweilen Schäfer und Sonntagsfinder in ihr
herrlihes Schlößlein Iodt (Wucke, Sagen, 17).
Die auf dem vorderen Plateau des Erichbergd ehedem ſich erhebende
Burg der Herren von Exdorf wurde 1340 vom Biſchof zu Würzburg zeritört.
Gegen die Wallbad: Heiliger Berg, zw. Dorf Wallbach
und Hof Breuberg, in Metzels „Hallige Bährk“, in Walbad „Heilige Bahrf“ ge
nannt, 508 m. Schneekopf, fi. nah Walbah zu, Sürich auf der
Megelder Seite genannt 546 m; hier wafferreihe, „Jaure* Wiefen. Nördlich
davon der Dürreberg (mundartl. Dörreberg) ſ. Metzels, 553 m F. Zwiſchen
beiden Bergen die Maidelle, d. i. Birkenthal. Dann nd. davon die Droſſel—
leite (mundartl. Drufcellaite) fd. Mebels, 557 m; Hauptkopf im Preußiſchen
559 mG. Da3 Plateau darüber Hainberg, „Hegeberg“ (mundartl. Hä-bärk
— nit „Heuberg*), nd. von Breuberg: 520 mG. Metzels jelbit 527,3 m G.
GegendieHelbalitendorfer Gründe): Kiliansberg, (Kiliand:
fuppe) ſw. Utendorf, 452 m (Iſoh.) G; die Weineller, bewalvete Höhe
4 110 8o-
über der Dürren Leite, norböftl. an Helba; Kalkſteinbrüche, 410 m.
Johannisberg, zw. Helba und Kühndorf, 459 m mit feinen Abdahungen
Roter Schlag und Kühndorfer Berg; (ein anderer „Kühndorfer Berg“ Yr &t.
nm. von Elling3haufen.)
3. Zwiſchen Werra, Helda und SHafel, die Meininger Berge.
a. Im Gentrum dad Hocplateau der Kalten Staude umd der
Schweden:Schanze (Bismarckturm, legtere 489 m. Oftlicd von der Schanze,
jenfeit3 de3 oberen Hafenthal3, die Hohe Maas 493m, mit der Grenzbude,
deren d. Abfälle die Firleite, jö. die Tuchleite; zufammen eingefaßt durch
das Firthal cn.) und das Helbaer Thal (ſ.). Südlicher Ausläufer der
Schneppel, 462 m, nad dem Hafenthal abftürzend; jenſeits des Hafenthals
der Shidberg.
Vorſprünge nad der Werra zu: Die Donopsfuppe (ehe
dem „ObererZandwehrberg“, „ObereLandwehrfuppe*, aud) „Untere
Waſſerkuppe“; feit 1822, wo Herr von Donop hier eine fünftliche Ruine erbauen
ließ, nad) feinem Namen benannt), Fuß des Turmes 428 m F.!) Bibradberg
(„Biberöberg“, nad) der an ihm liegenden Beſitzung der Herren von Bibra;
früher „Dbere Wajferfuppe)*, dejlen höchſter Punkt am Nundteil und an
der jteinernen Bant 440 m FE.
b. Das Centrum wird durch die nach Rohr führende Landitrage von
dem nördlich fich erhebenden Dradyenberg (1576 „Trachberg“) geichieden,
deſſen Gipfel, Drachenkopf oder Hinterer Dradenberg (irigono:
metrifche3 Zeichen), 489 m.
i Abhänge nad NW: Das Faſels, über dem Feldſchlößchen.
lIber den Namen fafelt Güth, Stadtbefhreibung S. 4: „Allhier zu Meiningen hat
eine ganke feine geraume und fruchtbare Laythe oder Läde, fo jego mit Art⸗äckern erbauet,
vor Alters aber ein Gehölge geweien, noch heutiges Tages von denen . .. . oien,
welche vor Zeiten hie gewohnt, daf; fie genennet wird „am Faſels“ und „auff den Faſels“.
In Wirklichkeit liegt wohl der altdeutfche PBerfonenname Fafold zu Grunde.
Nah N: Die Vordere und Hintere Morgenleite (über
Helba), über Iegterer die Schlundmwirtssgihten; die Budenwand,
dazwilchen das Teufelsthal. DOftlihb die Bärengrube („Berngrube“ in
einer Urkunde Gf. Georg Ernſts 1576, HAB. 1875, S. 80), ditlid) davon das
Tannig, 436 m, der Welthang des (preuß) Kuppenhügels, 430 m.
Nah W. (Meiningen): Die Eierleite, nordöftl. der Kaſerne;
die Intere Landwehr, ö. der Stajerne; der Sad, von wo das Dölles:
thal und der Stiefelgraben fich zum Schafhof hinabſenken; etwas weiter ſüdlich
das Joachimsthal und das Frankenthal; zwijchen beiden erhebt ſich bie
Rohrer Stirne, 352 m.
ec. Durdh die Straße nad) Ellingshauſen wird der Südteil dieſes
Plateaus abgefondert, die Herenberggruppe: Der Herenberg jelbit
(ſw. Spige Herentanzplag), 476 m, an der Grimmenthaler Allee, 431 mE.
Nordweitvorhügel: Das Kieſelrod; der&rfte Thonberg (Demutöberg,
1) Die Angabe in Meyers Führer — 485 m — gilt für das Signal „Donopstuppe”
auf ber Schanze
a 111 Ber
der öftl. Waldrand der fog. Thonfichten), 373 m F; der Zweite Thon
berg, 364 m F; ver Dritte Thonberg. Südweſtlich: Die beiden
Almen (Alm, Armut), an deren Fuß Bahnhof Untermaßfeld, 394 m F.
Das Eichig; der Köhlerdberg, nö. über Untermaßfeld. Südöſtlich:
Der Ziegenberg, über dem Bahnhof Grimmenthal, etwa 465 m, und der
Mittelberg, 474 m; zwiſchen beiden der Meininger Weg (Wall
fahrtöweg), an deſſen Ausmündung das Hofpital Grimmenthal; weiter öſtlich
ver Steinberg, tw. über Ellingähaufen, rd. 460 m. Nordweitlih davon
das Voppenrod, ind Hafenthal abfallend, und hiervon nordweitl,, bom
Herenberg aber nö., die Ablerdleite, im NW. nah dem Linfengrund
ſich ſenkend.
e. Die Marisfelder Höhen (Mulde).
Auf dem im Winkel der Hafel und Werra (bid über die Weißbach)
gebildeten welligen Plateau erheben ſich als rundliche Waldföpfe:
Der Halsberg, auf der Nordfeite des Werrathales zwifchen Ein:
haufen und Belrieth, 480 m, 178 m über Belrieth; der Bitthäufer Berg,
n. davon, etwa ebenfohod); dahinter der Zollberg, 454 m; der Dornberg,
fteill nah Kl. und Bhf. Rohr abftürzend, Kopf dicht an der Landesgrenze,
481 m mit Nordweitabiturg der „Rohrer Felſen“. Hölſchberg (Hüls—
berg), Gipfel (preuß.), Y% Stunde nd. vom Gute Hofteih, 503 m G. —
Auf dem fchmalen Wellenfalfgürtel, der die Grenze zwiihen Muſchelkalk und
Buntjandftein bildet, der Sargberg mit der Kalten Staude, 513 m.
DQueftenberg, n. Oberftadt, 534 m, Vorderer und Hinterer Zeh:
berg, niw. Grub, 547 m. Im Norden rahmen ein: Grieöberg GKreis—
bero), 1% km nw. Mariäfeld, 347 m; Streitfopf, n. von diefem, durd)
den Scnieheimer Bad gefchieden, 414 m; Hehlig (Heilig, Hedig), dicht
u. bon Mariöfeld, 444 m. Rehberg, ö. von dieſem, ſ. Schmehein, durch
den Schmeheimer Bach getrennt, 450 m. Sillbad3fopf, n. Schme—
heim, an der Grenze, 527 m; Eichenberg, d. von Schmeheim, 565 m.
Tännig, d. vom Gichenberg, 620 m, GBalgenberg, ö. davon, 640 m,
n. davon der Gehegsſchlag, 588 m F. Keſſel (Syberg, öſtl. davon, 640 m,
629 m F; Hinterer Stodrafen im Oberftädter Forft, Sattel zwiſchen
dem Keſſel- und dem Schneeberg, an der Scneebergdwand, Grenzitein K 95,
592 m F; Borderer Stodrafen, Sattel zw. dem Steffelberg und Ober:
gehegſchlag, über dem nördlich davon gelegenen Kuhitall, 607 m F. — Ehren:
berg, im Norden an die Zange Bahn, einen Höhenfammmweg vom Schneeberg
zum GSteinbühl ftoßend, n. vom Langen Grund und der Trompetereide,
659 m G. Diefe felbit, am Weftfuß des Kirhbergs im Schneebachsgrunde,
391 m, (492 m Suhl). Hier ließ vor Zeiten der KHurfürft von Sachſen bei
Sagden zur Tafel blafen. Dicht dabei ein Pirſchhäuschen. Kirchberg,
fd. vom Ehrenberg, nö. von der Trompetereiche, am Grenzrafen, 630 m. End—
lih der Schneeberg, 2 km. nöd. Grub, der Beherrſcher diefer Grube: Meſſung
F vom J. 1849: 692 m; Signalbaum, obered Brett, trigon. Meflung des G
+4 112 Br
710 m, Fuß 695 m; Meyerd Führer, Suhler Wegefarte, 689 m, Spieß 687 m;
Schleufinger THWB. Führer 662 m.
Nachder Tachbach zu: Gr. Spielberg, ſw. Grub, Schäferei,465m.
Zm Sentrum, f. Mariöfeld: Holzkopf, an der Wuftung Gertles,
477 m, 471 m G, Lohe, zw. Badhgrund und Oberftädter Grund, 450 m;
Herrnrod, 1 km f. Mariöfeld, 462 m. Kühnberg, 2 km weitlid Maris—
feld, 463 m.
Nach der Werra zu: Der Hain (Schulte: Hayır, auch Höhberg.
Hohe Berg, Ofterberg), 429 m, mit fhöner Ausfiht nad) Norden, über ber
Nuine Ofterburg, diefe 417 m. Leutersdorfer Berg, 462 m; weitl. von
Brüdenthal die Zwillingähöhen Krayberg (d.) 424 m und Grindelberg
(w.), 405 m, beide n. über Vachdorf. Mittelberg, n. vom Grinbelberg,
nw. bom Langenthal, 450 m; der boppeltgewölbte Stedtberg, w. bom
Pittelberg, vom oben genannten Zollberg durd) den oberen Bitthäufer Grund
geſchieden, 472 m.
Senfeit3 des Tachbachs nod die Zeldſteingruppe Themarer
Berge, durch den Weißig und dad Gruber Berglein mit der borigen Gruppe
zufammenhängend. Dad Gruber Berglein (Sandbberg), diht ö. Grub,
527 m. Der Weißig, 2 km nnw. bon Lengfeld, an der preuß. Grenze,
410 m; 17% km f. davon ber Bafaltfelfen des Zeldſtein (Teufelöitein) 550 m,
äußerste Felſenſpitze, 560 m, der Edpfeiler zwijchen Schleufe und Werra.
Über feine Entftehung berichtet die Sage:
Der Ritter, dem die Steinsburg bei Römhild zu eigen war, hatte einen Bund mit
bem Böſen gemacht, diefer folle ihm eine unüberwindliche Fefte in einer Nadıt und vor bem
Hahnenichrei auftürmen. Eine Legion Teufel rührte fih emfig im Dunkel ber Naht. Schon
ftand der Bau, mit dem Schlußftein flog eben Herr Urian durch die Lüfte herbei: ba krähte
ber Hahn. Vor Schreck ließ der Böfe ben Stein auf ben Yelbberg bei Themar fallen und
zerftörte wütend den ganzen Bau.
Der „Zeufelöftein“ ift eine ſehenswerte Maſſe teil ſenkrecht ftehenden,
teild wagrecht liegenden Säulenbafaltes, mit ftarfen Neftern von Dlivin, Vgl.
6. H., der Feldftein (Umgebung, Ausfiht, Sage, Geologifdyes) in Emmrichs
Ardiv (1838) TI 34, 193—202.
Der Weißbacher Felditein, auf dem freien Feld ſüdl. vom
porigen, 540 m. Der Windberg, zw. der Tahbad und dem Singerthal,
nd. bon der Tachbachmühle, 433 m, fd. Abfall die Kamelskammer. Während
die beiden weitlichen, durd) den Tachbach getrennten Abjhnitte der Mariöfelder
Mulde mehr al gleihmäßig verlaufende, geichloffene Plateau erfcheinen,
zeichnet fih in auffälligem Kontraft dazu der öſtliche, vom Iinfen Weißbachufer
begrenzte Teil Iandichaftlih durd einzelne ſcharf herbortretende Suppen aus
(Geol. Erläut.). Uberhaupt bietet der Südfuß des Schneeberged das eigent-
artigfte, buntfarbigite, Iebendigfte Zandichaftsbild durch das Auftreten von
älteren al3 triadiſchen Gefteinen, die bei Eichenberg und Bifchofrod den weſtl.
Teil des fjog. Kleinen Thüringer Waldes zufanmenjegen.
3 113 5
Im Meiningiichen merke öftlih von der Weißbach von N. nad)
©. Die Burg, ſ. bon Bifhofsrod, auf der Grenze, 502 m, fodann f. von
Ahlitädter Bad) die Kuppe des Stein. 490 m, dicht d. davon Katzberg,
auf der Grenze, 518 m; Geriffene Berg, 407 m; Apfellö)berg
(Gipfel auf der Grenze), 463 m G, 470 m F; Galgenberg, 1km d. über
Themar, rund 385 m.
d. Das Schleufegebiet.
1. Die Hildburghäuſer Berge rechts der Werra.!)
Zwilden der Schleufe, Werra (im ©. und W.), der Dambadı
(im N.) und Weißa (bei Crod) ftreiht ein langer Höhenzug, der an ven
Quellen der Weißa bei Waffenrod den Anfhluß an die Hauptlette des
Thüringer Waldes erreicht.
Ein Vorpoften diefer Neihe ift der Ehrenberg, 1 km n. Siegrig,
490 m, einft mit einer Ottilienfapelle gekrönt, jet Ruine; bon bier erblidt
man Scleufingen, Hildburghaufen und Themar zugleih; der Frauenhain,
Abdachung gegen Grimmelshaufen. Darauf folgen jenjeits der Dambach
die Waldhöhen: Das Flädrich (Flederih 1602 im Landwehrverzeichnis,
Neue LE. 1,59. Der Name vielleicht von ahd. flade „Sumpfgras*, „Binfe“
mit weiter bildendem — er und der Endung — ich, welde die Ortlichkeit be—
zeichnet; dgl. „Erlich“, „Fichtih* und ähnl.), 404 m. Dad Bud, jest eine
Fichtenwaldung, Forftort dÖftl, davon, zw. Dambach, Jägerhäuschen, Eichert3-
brunnen, 531 m, Mehleiche (alte Eihe am Wege von Hildburghaufen nad
Dambah; Yagdbeihr. 1694 „Mehlgörhend-Eiche*, dial. „Mahlächen“ mit
hellem à > e)515 mF, 52 mG. Gidertöbrunnen, 452m. Rondel
ander Schleufinger Straße, 555 m. Jägerhäuschen (Signal),
54 m. Hohe Tanne, 1000 Schr. w. der Höhe der Wiedersbacher Straße,
533 m.‘ Hedenbühl, zw. Bürden und Wiedersbach, an der Grenze, 549 m.
Der Name — „heckenbuehl” 1425 HU VI 173, „heigkebühl” Landwehrverz.
NeuckLk. 59, „Hädebühl*, Jagdbeſchr. 1692 — wahrſcheinlich don dem dieſen
Bühl (Hügel) überfchreitenden Landhag oder Hähl. Solaberg, Yı Meile
d. vom Hedenbühl, 580 m G, 572 m F; Name 1425 „Selenberg“, „Salen:
berg* HU VI 172, 173, „Sählenberg“, Hofjagdbeichreibung 1694,
wohl von Salweiden, die an feinem Fuße fanden. Höchſter Punkt Ruhkopf
(= Kühruh, Jagdbeſchr. 16922). Der Hundsbaum, auf dem Baurangen,
dem n. Abfall des Solabergd, 548 m; bier follen die Jagdhunde vor Aus:
übung des Weidwerf3 angebunden worden jein.
1) Eine beträchtliche Anzahl hierher gehöriger Berg, Thal: und Bachnamen bietet
das Hildburghänfer Hofjagdbbud, jekt auf der Gymmafialbibliothef bafelbjt unter
ber Signatur „Schloßbibliothef, 2, 2122, welches eine Beichreibung ber vom Juli 1692 bis
Juli 1705 abgehaltenen Hofjagben enthält. Dasfelbe ift ebenfo wertvoll für die Hildburghäuſer
und Helbburger Gegend links der Werra.
2 114 Bo
Nördlich vom Wege Weitersroda-Bürden der Bürdener Kopf und die
Todtenwartsebene, 508 m mit Welthang Einberg (mundartl. Ah
berg), diefer % km fw. Bürben.
Nah Shwarzbad zu noh Heiligenrangen („jo dem Gottes:
faften zu Eiöfeld zugehörig“, 1648 Amtsbeſchr.), die Ede im Weiten der Poppen:
winder Flur; Gänsſteigenkopf über dem Gänöfteigenbädlein; Ochſen—
rtangen;Harzwaldb;Xöffleröberg;Appelöthaler kopf; Schwar;
bader Kopf, über ver Schwarzbader Bapiermühle, ſw. Schwarzbach, 460 m.
Spertenidlag, fd. von Schwarzbad, 480 m. — Nah Schadendort
und Veilsdorf zu: Johannishügel (Käs und Brot“, vielleicht ur:
fprünglid „Käſerod“ nad) Heinr. Gafeus, dem Stifter des Kl. Veilddorf, geıt.),
Feld in der Gabelung zwifchen den Straßen von Schadenvorf nad) Bürden und
nad) Goßmannsrode, n. von Schadendorf, 428 m, Südoſtabdachung: Erle:
berg. Micheläberg, jest „Fabrikhügel“, an deſſen Südhang das Stloiter
Veilsdorf, jetzt Porzellanfabrif, erbaut ift, 428m. Schwarze Leite, Kopf.
Die Verbindung mit dem Hauptitod des Gebirged vermitteln der
Primäufel, Wachberg, Irmelöberg und Thomadberg, übe
welde im nächſten Abſchnitt.
2. Die Berge der oderen Schleufe, zwiſchen Schleufe und Biber,
das Anterneudrunner Hochgebirge. Vgl. die Wegekarte des ThWV. Neuftadt
a. R. 1897.
Das oberhalb Unterneubrunn ſich auftürmende Gebirge wird im Norden
durch die mit ſteinernen Grenzwächtern geſchmückte Hohe Straße des Rennſteigs,
im Weſten durch die ſtaatentrennende Schleuſe, im Oſten durch den romantiſchen
Bibergrund und im Süden durch die Weißa umſchrieben.
Den Nordrand des Gebiete bilden folgende nahezu gleichhohe Renn—
fteigerhebungen. Im Ernftthaler Forft:
Der Arolöberg.) So heißt der ſchmale, 4 km lange Seitenaft
de3 Gebirges, der als füdliche Fortfegung des — ſchwarzburgiſchen — Hinteren
Moraftes vom Rennſteig bis an das Dorf Gabel herabreiht und weitlid von
der Schleufe, dftlih von der Gabel eingeichloffen wird. Das Biehhausgründ:
lein, ein r. Seitenbad) der Gabel, fcheidet den Hinteren vom Vorderen Arol&
berg. Der erite Sattel des Hinteren A., |. vom Nennfteig, iſt 773 m bod,
eine Kuppe, Kuh: (Vieh:) Hausberg, 772m F, 768 m G.?) Der Lidte
1) Auf den neueren Forſtkarten (a. unf, Stelle Obf. Ernjtthal) find die benachbarten
Höhen zu einnamigen Kompleren zufammengefaßt, die meift nur mit Buchſtaben in alphabet.
Neihenfolge bezeichnet werben. Leider bürgert fic) dieſe mechaniſche Ausdrucksweiſe (3. B. „das
Holz liegt in der E 3°) immer mehr im Volke ein, während die alten bebeutungsvollen Namen
verfhmwinden. Wir folgen bei unferer Darftellung einer älteren yorftfarte aus den 20er Jahren
des 19. Jahrh. Die Erfegung der alten bebeutungsvollen Forſtnamen durch tote Buchſtaben
iſt vom Standpunkt der Waldpoeſie und der Heimatkunde beklagenswert.
2) Das „Pirſchhäuschen vff dem Arolsberg, Neubronner Forſt“ muß nach ber Amt
beſchreibung von 1048 damals noch beſtanden haben. Eine Randbemerkung beſagt: Iſt eingegangen.
Die Gebirgszüge an der oberen Schleuse
E.EB.Ebereschenhügel. KR.G.K. Kleiner Gabelskopf. ILB.K. Haschbachskopf:
H.OK.Hohenofenkopfk Su Ks. Aulgrundskopf: $.GK.Schmalegrundskopf.
ETK. Trockentunnenkopf: ÄT.B.B.Klein.Burgberg. (r.B.B.Gross. Burgberg
6.3.B. Grosser Suckenberg. T.GK. Tunnenglasbachskopf‘ ILH_Der Hohe Hügel.
SK.Schwefelkopf MK Märterskopf‘ Kr.Kahr. N.B.K Neubrunnskopf:
K. Köpfchen.
zus. 115.
Das Kieferle und die anschliessenden
Gebirgszüge.
zu SIR.
A 115 Ber
Gabelskopf, ebenſohoch, zwiſchen Nennfteig, der Lichten (meftlichen) und der
Finſtern (öftlihen) Gabel. Der Finſtre Gabelkopf, zwifchen Nenniteig,
der Finſtern Gabel und dem Greinerägründlein, welches am Forftrod feinen
Ursprung hat!) Der Eberefhenhügel, fd. davon, 785m. Der Breite
brunn, der nördliche Teil des Kleinen Sudenbergs (Kammabſtieg bie ſog Pferd 3:
treppen). Der Große Sudenberg (Mulderkopf), an deſſen Nordrande
Neuftadt erbaut ift, 744 m F; Neuftadt, der Friedhof, 800 m, nörbliches
Ende des mein. Ortes 770 m, zwiichen dem Tannengrund und Seidelbad. Der
Tannenglasbachskopf, 760 m, das Tellein (Thällein) mit den
Einzelhäufern von Kahlert, 767 mF, Die Kahre, an ber ftarfgewundenen
Landſtraße Gießübel-ahlert, 744 m. Im Heubadher Forſt noh der Neu:
brunndfopf, ſ. von Rahlert, ö. der Kahre, 770m. Letſchenberg, zwiſchen
der Neubrunn und der Kleinen Neubrunn, 769 m. Querenberg, zw. dem
Rennfteig, RI. Neubrunn und Rehbach, 762 m; Rotes Horn, nd. vom Reh—
bad; Schwalbenhaupt(äwieie), an der Einmündung der Gießübler Straße
in den Renniteig, 693 m; Erfteberg, zwiſchen Neunthal (ſ.) und Rehbach
(n.), 824 m. Hier mündete die alte Straße Heubach-Kahlert in den Nenniteig,
ver Erſteberg hatte bis 1559 drei Namen: Mengmwege Rechbach und
Darbad) (wohl von dahs = Eibe); feit 1569 begegnet in den Forftordnnungen
der Name „Erſte(n)berg“. Fehrenberg („Vereberg* 1569), zw. Fehren-
grund und Bibergrund, 834 m. Großer Stein (Biberquelle), 757 m.
Die Meininger Scleufeberge erhalten nun dadurch ihr befonderes Ge:
präge, daß bon dem Rennſteig vier orgelpfeifenartig fi verläugernde
Seitenäfte in der Hauptrihtung Nord-Süd ausgehen, drei weftlid; der Neubrunn,
einer öſtlich.
a. Die Höhen nordwefilih der Reubrunn. Ind Scleufethal ſchauen
folgende Köpfe: Der Vordere Arolöberg, Nordfuppe 735 m, Südkuppe
722 m; ber Kleine Gabel(bad)3fopf, 724 m, zwiſchen der Hirteniviefe,
dem Burgbad, dem Unterlauf der Oberen Gabel und der Kleinen Gabel,
welche beiden letzteren fih Y Stunde unterhalb der Tränfbahsmühle vereinigen.
Nah DOften fällt die Kleine Gabel3wand ab. Der Haſchbachskopf, nördl,
Kuppe etiva 700 m, zwijchen der Kl. Gabel und dem Haſchbachgrund, mit ber
Haſchbachswand nad Dften. Der Hoheofenkopf, 737 m, zwiſchen Haſch—
bahsgrund und Tannengrund; der Hohe Hügel, Oberneubrunner Privat-
wald, bis zum Buchelbach, mit der Nordweſtwand Tannenleite und im Weiten
dem Langen Rafen; auf ver Höhe dad Schnepfenlod. Das Köpflein, 610 m,
im Neubrunn Schleufefnie, beherricht den gewerbthätigen Ort Unterneubrunn,
Im Gentrum diefer Gruppe: Der Gr. Burgberg, 800 m, fübl. vom
Lihten und Finftern Gabeltopf,zwifchen dem Greinerögründlein, dem Gabelgrund
ı) Fils giebt für den „Gr. Burgberg, ſüdl. vom Lgzſt. 33: 811 m, er meint
jedenfalls den Finſtern Gabelkopf.
Neue Landeskunde, Heft II, 9
4 116 Br
und dem Burgbach (Burebad); der Drechſslerskamm, die ſüdl. Abdachung
des Gr. Burgbergd im Knie zwiſchen Burgbah und Oberer Gabel; ber
Kleine Burgberg, fi. vom Gr. Burgberg; öſtl. davon ber Brand, bie
Rolwand und der Wolfögalgen, die nad) dem Gr. Sudenbady zu abfallen.
Der Trodentannenkopf, in gerader Linie zw. Kahlert und Frauen:
wald, Blateau 715 m G, hödjfter Kopf im Nw. 745 m F, zwiſchen dem mittleren
Tannengrund und der „Trodenen Tanne”. Der Schmalegrundälopt,
770 m, zwifhen der Trodenen Tanne, dem Schmalegrund und dem Hohen
Meg; der Gr. und FI. Schulgrundskopf, 740 m, mit der Schulgrund®
wand, umſchloſſen vom Scdmalegrund, Tannengrund und Gr. Schulgrund.
Nach der Neubrunn ſchauen: Die Sattlerdhütte (jüdl vom
Zellein), zwifchen Tannenglasbach, der Straße nach Gießübel und dem Sattler:
grund, höchſter Punkt an der Zandftraße 744 m F, mit der Kahr“ an der
Kehre der Landftraße; der Kleine Sattelfopf, ſüdl. vom Sattelgrımd.
Weſtlich dahinter der Märtersfopf 735 m, der Schwefelkopf bei Gzſt. 32
(Oberneubrunner WViehhutgrenze), 773 m, Sommerberg, nördlide Kuppe
773 m, füblide Kuppe 754 m F. Südweſtkap dieſes Bergſporns das — oben
genannte — Table Köpflein (Köpfle) über Unterneubrumn.
b. Die Höhen fübönlih der Neubrunn, Bis zum Bißergrund.
Rehberg, am Urfprung des Rehbachs, öſtlich Gießübel, 700 m G.
Holzberg, zwifhen Neubrunn, Heidel- und Dachsbach, höchſter Punkt der
Wieſe auf der Höhe, nad Oberneubrunn gehörig, 740 m. Der Schnetter
Berg, 730 m (751 m G), mit dem Pfarrrangen, beziv. Pfarranger, zwiſchen
der Neubrunn, der Stodwiefe und dem Kl. Gritzbach, alfo ſ. Oberneubrumn,
fd. Unterneubrunn; ſp. davon der Mittelberg, zw. Hl. und Gr. Grigbad.
Die weithin fihtbare Hohe Wart, ö. über Lichtenau, 721 m; mit Nordhang
Drahtberg, zw. Klinge (w.) und Gr. Gritzbach (d.), Weithang Herrn
berg und f. Hetzberg, zw. Klinge (d.) und Kl. Hehgrund; Südweſthang
Schreiberöberg, zw. SI. Hetzgrund und Bibergrumd, d. über Lichtenau.
— Der Beherrfher diefer Gruppe ift der ausfichtöreihe Simmersherg nw. bon
Schnett, 780 m, dad Pferdögeräum (Pfarrögeräum, mundartl. Pfars-
geräum), nächſte bewaldete Höhe w. vom Simmeräberg, 693 m. Wüſten—
berg, w. vom Gr. Gritbad, 690 m, Röderwand, w. ber Biber, mw.
Engenftein und Biberfchlag, Schluß des Gebirges, 610 m. Weftabhang Harz
wald. — Kohlberg, bidt n. Tellerhammer; Kaftengehäu dicht nv.
Einfiebel.
c. Die Berge der oberen Werra, das Eisfelder Gebirge zwifchen der
Biber und der I%.
1. Zwiſchen der Biber und der Werra, Gegend bei
„Kalten Hafen“. Das Hodgebirge: Eſelsberg am Remnfteig,
zwiſchen Bibergrund (m) und Eſelsgrund (f.), Kopf etwas dftl. der Grenze,
842 m, mit dem Geiöbrunnstopf (f.) und den Kühbüſchen (n.),
a 117 Br
Hohe Heide, f. davon, zw. Rennfteig (d.) und Finkenrod Köpflesgrube 813 m,
mit berrliger Ausfiht nah Norden; am Dreiherrenftein Grenze zwifchen
Meiningen und den beiden Schwarzburg, Hinterer Zeupelöberg (mund—
artlid) „Zeufelsberg“, urkundlich 1569 „Zeittelsbergk, 1714 „Zeicheläberg“,
Gotha dipl.), nit am Rennfteig, fondern zw. Werra und Zeupelsberger Wies—
lein, weftl. Abhang Sommerberg fd. Fehrenbach; Südabfal Vorderer
Zeupelsberg. Die Werraquelle an der Köpfledgrube am Hinteren Zeupel3-
berg, 797 m (50° 30° n. Br.). Der Weißenanger (fo auf den Forftkarten),
Meißen Anger 1714 Gotha dipl., weftl. der Werra, n. vom Kieſelbach; fw.
Davon der Große Eulenhügel, n. der Sommerberg. Mühlberg, ſ.
Fehrenbach, 715 m. Lauöfled (von lüzen dem Wild auflauern) ſüdw. vom
MWeißenanger, 751 m, mit den nm. Vorbergen Rollberg und Blaſſen—
berg (d. Einfiedel), zw. Biber, Aroldbad und Gr. Lautenbach, nebit der
Arol3bahswand. Bogelherd (die Waffenroder Leite), 680 m, Brand,
nd. Oberwind, auf der Südfeite Nitteröberg, 648m. Die Höhe zwifchen
Oberwind und Noter Mühle, 565 m, Gr. und Kl. Qeubel, weftl. Hinter:
rod, 640 m. Hinterrod, Wirtshaus zum Kalten Hafen, 678 m. Kalk
ofen, zw. Crock und Hinterrod, trig. Punkt an der Straße, ſw. des Stalten
Hafen, 680 m. Weftabhang Klingenberg, Oftabhang Gehe()gsberg.
Eggeräberg, (Ackers-, Edartöberg)") fd. von Hinterrod, ſüdl. Kuppe 742 m,
udrdl. Kuppe 757 m. Südoſtabhang Burgberg, zwiſchen Böllerbach und
Wenigenbach. Eggersberg und Gehegäberg find durd den Hirſchbach geſchieden.
Wilde Aue, Hocebene nd. Hinterrod, höchſter Bunft 743 m. Fl. Hett-
lein, in der Gabel zwifchen dem Oberlauf de3 Gr. Lautenbachs und dem Kl.
Lautenbach; Gr. Hettlein, zw. Lautenbach und Höllgründlein, Nordweſt—
abfälle der Wilden Aue. Der Grendel, zwifchen Wenigenbad und Großen-
bad) 776 m 6, 782 mF. Frohnberg zw. Großenbad und Werra; höchſter
Punkt Shneidemüllerd oder Kaltwaffertopf, 783 m, mit Oft:
hang: Neue Geräumde, Wefthängen: Kl. uud Gr. Ranzelöberg
(geihieden durch das Fleifhergründlein) und Langenberg.
Die Vorberge: Der Brimäufel („Primeifel*; „Brühmäuſel“; „Brühe
Meufel‘ Zagdbefhr. 1694) zw. Brattendorf u. Merbelörod, über der Brattendorfer
Ziegelhütte, 638 m; die Benennung flavifch, vom Perfonennamen Premysl:Bor:
denfer, Prometheus; Slaven waren in der Karolingerzeit dortlands angefiebelt.
Die Wade, d. Merbelörod, 620 m F. Irmelsberg (Hainberg,
Kirchberg), diht n. Crock, defjen Kirche er trägt, 559 m; Fuß der Kirche
528 m; angeblid eine altheidnifche Kultſtätte (Irmilo, Ableitung don Jrmin
der Große-Wodan oder Donar oder Ziu; aber Jrmilo, Jrminold war aud
Berfonenname!) Weinberg, Höhe unmittelbar nö. Crock.) Groder
u 1) Vielleicht richtig „Egertöberg“ ; mhd. egert = Odland.
2) Von Bergen in der Groder Flur nennt die Dorforbnung von 1727 (Hildb. Landr.
Archiv): Trelſchberg, Redersberg, Gr. und Kl. Leubell, Kalchofen, Vitters Klingenberg, das
Breite Lohe, das Günthers Roth, Mohnbrünnlein, das Geheeg oder Weinberg, Keßell, Breite
Eller, Ruß⸗(Roßzügell, Heydte.
+ 118 Bo»
Berg, Höhe zwiſchen Grod und Giöfeld, 509 m. Birfenbühl, zwiſchen
Sirfchenborf und Sadjfendorf, 493 m.
Im Borland: Wadhberg, dicht ö. über Brattendorf, 527 m. Brünner
Berg, nd. vom Dorfe Brünn, 491 m. Thomadberg (au Sandftein),
zwiſchen Goßmannsrod und Giöfeld, 495 m.
2. Zwifdhen Werra und Saar, Saargrunder Berge;
Sadhjendorfer Forft. Nordrand am Rennfteig: Kleiner Sauberg,
w. von der Ausſpanne; die Ausſpanne, Höhe der Voftftraße von Eisfeld
nad Zangenbad, 744 m. Hinterer und BordererWeißberg im Süd—
winkel zwiſchen Werra, Weißgrund und Meifterögrund; („Weisbergt, hebt fid
ahn an der Schwarzb. greng und leidt zwiſchen dem Zeittelberg und Bechleitte*
1569). Gr. Sauberg, mit einem Jägerhäuschen (auf ſchwarzb. Gebiet),
816 m. Dorf Friedrichshöhe 801 m; Hühnerberg, fd. Friedrichshöße,
zwifchen dem Pechgrund und Scadtelgründlein. Saar(berg), iv. von Limbad,
n. von Siegmundöburg, höchſte Stelle an der Abzweigung der Kreidgrenze von
der Straße Siegmundsburg-Friedrichshöhe, 21 m. Hier Waſſerſcheide
zwifhen Wefer, Elbe, Rheingebiet.
Gr und Kl. Rattelsberg, f. von Dreiherrenftein am Saar, erfterer
zw. Rennfteig, Türkengründleinu. Märterlein, Türfengrünbdlein, legterer zw. Muths
gründlein und Märterlein. Die Pechleite, zw. dem Gr. Sauberg und der Ei&
feld-Zangenbader Poftitraße, zwifchen Meifterögrund und Tiefenbach. Heu—
berg (Name von hewi, howe Waldſchlag), j. von der Pechleite, 794 m;
Wefthang bis zur Werra: Reißberg, beide über Sophienau; Sübofthang
und Südabfall Steinberg, n. Saargrund, zw. dem Arolsbach, Pehgrund
und der Saar. Shweinäberg, am Pennfteig, 801 m, in dem Winkel
zwifchen Heinzelögrund und Pehgrund (1569 „Schweinsgrang*). Rüttels—
berg, zw. Schadtelgründlein, Pechgrund und Saar, 805 m (1569 „Rudelöberg*).
3. Zwifden Werra, Saar um Ih: Die Bleßgruppe,
Siegmunddburger Forit. Der Hofe oder Oberländiſche Blech, 864 m
(2295, 2 preuß. Dez⸗Fuß G), neben dem Stieferle der höchſte Punkt des ſüdöſtlichen
Thüringerwalded. Das frühere, 32 m hohe trigonometrifhe Signal, weldes
eine völlige Rundficht ermöglichte, ift 1898 wegen Baufälligkeit abgeriffen worden.
Auch jetzt noch bietet eine Waldblöße hier oben einen weiten Blid nad Süden,
doch beabfichtigt der Thüringerwald-Berein Eisfeld die Errichtung eines eifernen
Ausfihtsturmes; 100 Schritt n. vom Signalplat fteht ein manneshoher Drei-
berrenftein (Nr. 1 von 1803), auf der Grenze von Siegmundäburg, Stelzen
und Eiöfeld, ehedem Gericht NRauenftein (Herren von Schaumburg), Sadjien:
Coburg (Obergeriht Neuftabt mit Sonneberg) und Sadjen:Hildburghaufen.
Der Ianggedehnte Weitabhang nah dem Saargrund zu, bie Bürgerleite
mit dem Buchenkopf, Bärenkopf und Hellrangen.
Vorberge: Der Stelzener Berg, 569 m, zwiſchen Eisfeld und
Stelzen; der Heuberg, zwiſchen ZTofjenthal und Weitesfeld, 540 m; bie
+3 119 Bo»
Schwedenfhanze, nö. über Eiöfeld, 532 m, mit Anlagen; Galgenberg,
1 km ö. Eiöfeld, 476 m.
II. Pas Whein-(Main-)Gebiet, vom Kieferle bis zur Schildwieſe
bei Spechtsbrunn. (Bol. P. Kunze, Naturwiffenichaftlides aus der Um—
gebung von Sonneberg, Th. M. Bl. Nov. 1899.) Hier fcheiden wir zwei
größere Gruppen von einander: dad Schalfauer und dad Sonmeberger
Gebirge.
A. Das Shalkauer Gebirge, zwifhen Sg und Effelder.
63 zerfällt in da38 Hochgebirge, gegliedert durd den Trudenthaler
und Theurer Grund, und die Vorberge, genannt dad „Schalkauer Blateau“,
oder — infofern der Südrand des Gebirges die Nordwand de3 Keſſels bildet
— ber „Schalfauer Keſſel“. Zufammen mit dem Ring der nieberen Worberge
an der Nöthen und Steinadh, dem Linder Tafelboden, hieß diefer Higelbogen
bordem „die Heide“. Sie ftreicht in der Richtung von Eisfeld über Almers—
wind nah Mupperg und weiter nad Fürth am Berg. Das dichtbeſiedelte
Randgebiet zwiſchen Theuern, Effelder und Forſchengereuth heißt das
„Hinterland“.
1. Das Hochgebirge.
a. Von der Waſſerſcheide zwiſchen Saar und Itz bis zum
Truckenthaler Grund: Dorf Siegmundsburg am Saar
(berg). vor der Schule 783,6 m M; Weſtende des Dorfes unfern der Kreis—
grenze, Landſtraße 814 m M. Südlich davon Forftort Pechhaus. Die
Schmiede (Schmieden), ſw. babon, ebenfalld® an der Streiögrenze,
832 mG. Gladberg, zwifchen Ilmbach und Gladgrund, 772m. Mittel:
berg, zwiſchen Jlmbad und Müßleinbach (Müßlichsbach), der Sübdoftabhang des
Bleß; die Kohlleite, Rüden zwifchen Neundorf und dem Müßleinbach, 677 m;
Südhang: Herrnberg. Ein zweiter Mittelberg, weftlih der Strellfen,
n. Badıfeld. Die Waldleite, zw. Neundorf und Bachfeld.
b. Bom Trudenthaler bis zum Theurer Grund: Der
Hiftenberg, Abhang ſö. Siegmundsburg, zw. der Tiefen Grümpen und ber
Srümpen; Dürre Fichte, ſüdlich von der Mitte des Ortes Siegmundsburg
und jübli von ber Tiefen Grümpen, 857 m (816 v. Hoffl), mit dem Heu:
berg (Heuhügel) füdlid und dem Bärenbad, Höhe öftlid; letztgenannte
Höhe zwiſchen der Tiefen Grümpen und dem Grunde des Bärenbachs; Erz
berg, ſw. vom Heuberg, 790 m; Steger (urf. „Steiger“, fo 1378 in einem
Vertrag zwifchen Mktgf. Friedrich d. Strengen und dem von Schaumburg, {bei
v. Sprengdenfen, Anh. S. 41), langgeftredter Rücken, über den die Straße von
Theuern nah Siegmundsburg führt, 793 m; Blößberg, weftlih vom
Theurer Grund, 810 m, durh den Boodgrund im MWeften vom Steger
geſchieden.
an 120 Be
ec. Vom Theurergrund bis zur Effelder. Peteröberg,
öftlich Limbach, eingeihloffen von der füdlichen Straßenausbiegung und dem
Rennfteig, 820 m; hier ehedem Goldbergwerke, vgl. K. v. Sprengdeyfen, Anh.
©. 34; Ort Steinheid („auf der Steinen Heyde“), untere Stufe vor dem
Wirtshaus am Markt 800,4 m M, desgl. vor der Kirche 808,4 m M, mit dem
„Hölzlein“ nad der Grümpen zu. Brand, f. von Steinheld, zw. Lange—
bad, Grümpen, Steinbah und Schletzenbach, 842 m. Nitteröberg SD.
Steinheid, zwischen dem oberen Steinbad und Sclegenbad, Höhe am Ber»
einigungspunkt von Brand und Nitteröberg, 842 m G. Breiter Berg, zw.
Steindah und SU. Köhlersgraben, 846 m. Gehren, im Gentrum biejer
Gruppe, zwifchen Steinbady (nördl.) und oberem Poppenbach (Jüdl.), 826 m G.
Die Forftlarte bezeichnet ald „Steinheider Gehren“ den Nordhang des
„seleinen Mittelberges“ [diefen mit der Iſohypſe 800 m], und als „Rauen-
fteiner Gehren“ die öftlih davon auffteigende Höhe [ebenfall3 800 m].
Kallenberg (Kahlenberg), ö. davon, 812 m, füdlic durch den Taubentiegel
begrenzt. Der Straßenberg, d. über Thenern, zwifhen der Grümpen und
dem Poppenbadh, rund 720 m F, Südweſtkap 680 m; Burgberg, nö. über
Rauenſtein, im Knie zwifchen Poppenbach und Rußbach, Sübabhang des Gehren,
bis 760 m. Nedberg, zw. Taubentiegel, Ajchenbad und Effelder, 824 m.
MWeitfeite der Große Mittelberg, über 780 m. Südlich der Buhler,
am Urſprung des Aſchenbachs, 821 m mit den füdlih vorfpringenden Höhen:
Hinteres und Vorderes Windgebreid, trig. Signal 790 m. Siüb-
oftabfal der Wafferberg, nw. von Hämmern, ohne eigentliche Kuppe, höchiter
Punkt des Forftortes 817 m F. 820 mG. Strohberg, mw. Hänmtern,
rd. 680 m, vielleicht gleich dem „Sattel zwiichen dem Birkenberg nnd Waſſer—
berg, höchſter Punkt des Weges zwifchen Dorf Hohetam und Hämmern,
691 m“ F. Birkenberg, Forft Hämmern, ſw. davon, 702? mF. Rothen—
berg, nö. Rabenäußig und n. Melcheröberg, 780 m.
Das Schalkauer Plateau, mit einer duchichnittlihen Meereshöhe von
470 m.
a. Das Gebiet der oberen JH. Nördlid: Der Görzen-
berg, ö. Toffenthal, 550 m; die Gruber Höhe, zwiſchen Eisfeld und
Badıfeld, 537 m. Der Name von einer Wüftung „Grub“; die Höhe war nad)
Jacob ehedem mit einem Wall befeftigt und bildete eine Viehburg, ein umwalltes
Gehege für Herden, die am Tage auf den tiefer gelegenen Feldern weideten.
Sit der Berg = Weitesbud 1341 bei Genfler II 481 Anm? Kirchberg
(Kirchfeld F), zw. der Itz und ver Krellſen, 4 St. nw. Badfeld, 528 m G.
Märzenberg, öſtl. Badfeld, 519 m G; Meinberg, weftl. Trudenthal,
520 m G (der Südkopf); Galgen: oder Theuernberg, Hodfläde am Wege
bon Schalkau nady Theuern, am Grenzftein T. H. 55 V. H. 3, 535m. Süd—
lich: Heider Gemeindekopf, 554 m, ö. die Mark, 556 m, der Grie3,
ſw. Kapberg, 557 m G; Stiefpater, zw. Görsdorf und Ehnes, 540 m;
4 121 Be
Wachberg, zw. Ehnes und Trudendorf, 533 m. Oslauer Schrot,an ber
coburgifhen Grenze, jw. bon Emſtadt, 510 m. Die Schaumburg, (1177
Scowenbere von scowo Schau, Ausſchau) weftl. von Scalfau, Signalfuß
493 m G; Fuß des Pachterhaufes am Gute 487 m F; Wohnhaus, Dadfirft
500 m: Ruine, Plateau des Berges, 506 m V. — Ehnesberg, zw. Schalfau
und Ehned, 422 m.
b. Das Gebiet der Grümpen: Dornthal (Dürrenthal),
bewaldete Kuppe ſ. von Theuern im Rauenſteiner Forft, 5831 m. Burkerts—
berg, ö. Grümpen, 510 m; Kienberg (Kühberg)yd. vom vorigen und n.
von Weldendorf, 500 m. Die Mük (= Moor) zwiſchen Seltendorf und
Oberroth, 481 m.
ec. Das Gebiet der Effelder: Kurzer Berg, zw. Fichtach
und Seltendorf; Fichtacher Berg, zw. Fihtah und der Mumühle; das
Gehege, zw. Effelder und Korberoth, 508 m; die Sommerleite, an ber
coburgifchen Grenze, j. Rückerswind, Hang zw. dem Weg nad) Fiſchbach und dem
Bad; die Eichleite, zw. Korberoth und Nüderswind, der Otter Berg, ſ.
KorberotH an der Grenze 480 m. Taubelöberg, d. Effelver, 513 m G;
Görzenberg (= Göritenberg), w. Schichtshöhn, 592 G.
B. Das Sonnederger Gebirge.
Bol. EL. Major, Nivellitifche Höhenmeffungen in der Geg. v. Sonneberg.
1. Zwifhen ber Effelder und Tauſcha - Steinach.
a. Zwifden der Effelder und Görig-Steinad.
Die Verbindung zwifhen der Eisfelder, Schalkauer und Sonneberger
Gebirgögruppe wird gebildet durch den Petersberg und den Sandberg bei
Limbach und das Stieferle bei Steinheid, ſowie die Hohe Straße, die von
Steinheid nad) Süden führt, bis über die Stodwieje hinaus.
Das Kieferle, (Amtskarte „Kieferlein“), der höchſte Punkt des Herzog:
tum®, 868 m, 4 m höher al3 der Bleß, führte noh im 16. Jahrhundert den
bedeutfamen Namen „Hohewart“ (vgl. die „Belichtigung der fränk. Wälde*,
Mareile I 10, „Unfrer Lieben Frauen Berg“). Damald muß die Ausficht aus:
giebiger erfihloffen gewefen fein, al3 heutzutage; es heißt a. a. O.:
Die Hohemwardt, jo nächſt oberhalb der Steinen Heydt gelegen und ans Schleußen—
hölzle ftöht, ift ein fehr hoher Ruck und Berg, darauf nad Düringen, Heilen, Stifft Sula,
Stifft Bambergf, Brandenburg (-Culmbach) und Pfalz (Bayr. Oberpfalz), deögl, Herrſchaft
Hennebergk jehen kann; — und ift folder nad) des von Henneberg (ft. Schaumberg) greng mit
ganz furzen Fichten und Birklein, fo von größe des Schnees und Tufft unterbrudet werben,
Sonften von eitel Heide und Mehlbeerkreutlich bewachſen. Iſt ein fteinichter, falter Ort, zu
nichts zu gebrauchen, denn zu dem Federwildpret, welches feine Wohnung allda hat.
Im Meininger Tajchenbud von 1802, (Kurzgefaßte Landesgeographie)
©. 69 lautet der Name „Unfrer lieben Frauen Berg‘. Heutzutage ift bie
immerhin weittragende Nusfiht nur nad) Often und Süden geöffnet, bei klarem
Wetter bis zum Fichtelgebirge und den Mainbergen. Das trig. Signal ift nicht
an 122 we
befteigbar. Dftabhang Nahekehr (daneben früher die Weite Hehre).
Der geologifh bemerkenswerte Sandberg mit großen, weithin fichtbaren
Sandfteinbrüden, n. von Steinheid, ond. Limbach, 829 m. Sö. vom Stieferle
die Klaren. Das Schwarze Holz, ſ. der Stodwieje, am Wege von
Steinheid nad) Hämmern, 839 m, nd. die (Gr. und RL) Kerbe, öſtl. bie
Kalte Leite. Der audfichtäreihe Fellberg, weſtlich bon Steinach,
840 m G; nd. davon der Steinheider Berg, zw. dem Golbbad und dem
Steinbach. Kräutleinsberg, n. vom Langenbad, dit w. über Steinad,
614 m. Dad Rotteufäüämmlein, 2,2 km weftlih vom unteren Ende von
Steinad, 689 m G, 684 m Forſtk. Geiersberg, nö. über Auguften-
thal, 728 m G.
Südlich der Straße von Steinadh nad Hämmern;
Sonmneberger Gebirge Al. Mühlberg mit der Quelle der Röthen,
659 m. Gr. Mühlberg, f. davon, ö. Hämmern, 737 m G, 720 m F mit
dem Bernhardöplag. Sonneberger Berg, nw. der Wiefelsburg, 698 m
Forſtkarte. Meftfeite: Hämmerer Hieb, 704 m Forſtk.; den libergang
bildet der Forftort Tifhplatte, 693 m Forftf. Kl. Mittelberg, ſw. von ber
Wiefelsburg. Der — mweitlide — Gr. Mittelberg, zwilden dem Zange:
bad und der Röthen, 690 m Forftl. Die Oberſchaar, n. von Forſchen—
gereuth, 715 m Forftniv,, 716,6 m F. (761 m G!). Der Iſaak, früher
Nießhauk, d. i. Nutzhügel, dann Nießhak, Jfat) zwiſchen Schihtshöhn und
Mürfhnig, 548 m. Blöfenberg, nw. vom oberen Teile der Stadt Sonne
berg, 655 m; an feinem Südhang die Kaifer-Wilhelm:Höhe, 630 m,
Schloßberg, w. von der Stadt, 502 m; von der ehemaligen Burg zeugt ur
der — meuthergeftellte — Turm, mit prädtiger Rundſicht, Plateau 488 m;
hödite Kuppe „Lindnershöhe“. Eichberg weiter fühl, ebenfall3 welt.
bon der Stadt, 504 m; Oftmulde Bromberg; die Kappel, Südoſtkap des Eid-
bergs, vorgeſchichtlicher Ringwall, 480 m.
Nach der Steinach zu: Die Hohe Straße, urſpr. Weg von Steinach
nad Sonneberg, jetzt Forſtdiſtrikt, auch als Name der Höhe am Schuſtershieb,
656 m; nordweſtlich die Höhe, 694 m F; Loosbrand, zwiſchen Röthen,
Langebach und Stübleinsgrund, 688 m G. Schleifenberg, zw. Röthen,
Stübleinsgrund und Berlagrund, 665 m; Erbisbühl, nö. über Neufang,
638 m. Abfall nad) der Steinah die langgeitredte Hüttenleite, welde
von Blehhammer über das MWölfleinäthal hinaus bis an den Schönberg heran:
reiht. Stadtberg, zw. der oberen Stadt und Neufang, 626 m, mit feinem
Südabhang „Brändle*, Südſporn Anopfhüttee Schönberg, ö. der unteren
Stadt, mw. Hüttenfteinad, 621 m. Sfaak-Eichberg: Schönberg die drei ſüdlichen
Vorpoſten des Waldes!
Das Vorland. Die Neuſtädter oder Linder Ebene
(Linder Platte), die zwiſchen der Röthen und Steinach vollkommien flach, öſtlich
davon ein welliger Boden iſt, gebildet aus den niederen Ausläufern des
4 123 Bo»
Thüringerwalded. Ginzelne hervortretende Punkte find: Der Linder Hügel,
Budel f. von Sonneberg, 390 m; die Hohe Straße, flader Rücken, zwiſchen
Unterlind und Gefell ſtreichend; Rottmarſche Ziegelei, 393 m; das
Geheeg, nö. davon, ö. von Weidhaufen, 424-m; dad Orlsdorfer Holz
jw. Gefell, 367 m.
b. Zwiſchen der Görig und Lauſcha, Lauſchaer Bergland.
Nordrand am Rennſteig: Rollkopf, 850 m, an deſſen Wefthang,
auf ſchwarzburg-rudolſtädtiſcher Seite, die Schwarzaquelle, 717 m; Bilberts,
leite (1569 Pilwig Leiten; über den Namen vgl. Mareile I 9), am „Sand:
wieschen“fattel, 777 m. Eifenberg, Kopf, % km füdl. Glüdsthal, Oftab-
hang nad) dem Steinachthal, 858 m. Mittelberg, zwiſchen den beiden
Quellarmen der Steinach, 811 m; Brüdfe) (= Knüppeldamm, 1540
Zilliasbrucken, 1569 Zilgesbrüden, eig. Cyriaksbrücke), n. davon, 838 m.
Glüdsthal, Wuſtung, ehemals Gladhütte, 796 m F. Bornhügel,
ſw. Igelshieb, zwiſchen Wächtersteich und dem Oberlauf der Alten Mutter,
832 m; Hoher Laach, Dreiherrenſtein ſüdlich Igelshieb, 786 m. (1589 der
„Hohe Varkftein am Scheidewege, da vor alter die Schnäblichte Buche
geitanden ; ſcheidet Sachſen, Schwarzburg und Pappenheim“). Bärenbachs—
berg, am Gzſt. 87,62, wo die Forſte Igelshieb, Neuhaus und Sceibe
zufammenftoßen, 842 m F. Herrnberg, am Lgzſt. 58, nöd. von Bernhards—
tbal, 838 m.
Weiter ſüdl. Göritzberg, zwiſchen der Steinach und Görik, fd. Kopf
788 m G; An ben Sieben Buchen, Grenze zw. Eifenberg, Görigberg und
Bilbertsleite, 742 m, 755 m Forfil. Der Steinige Hügel, nw. von Ober:
lauſcha, 820 m G. Zigeumerberg, zwifchen der Steinad, dem Groß:
tiegel umd der Alten Mutter, 792 m. Igelskuppe, f. vom Hohen Laach,
735 m. Köpflein, zwifchen den oberen Straßenflügeln von Oberlauſcha,
764 m. Die Eller, ein Sattel w. vom Bahnhof, 691 m F. Teufel
holz, erfter Berg n. von Unterlauſcha, 741 m G, 744 m F mit dem
Lauſchenſtein.
2. Hſtlich von der Kauſcha und Steinach.
Gegend von Ernſtthal, Haſenthal und Spechts—
brunn; Nordgrenze der Rennſteig, Oſtgrenze Kgr. Bayern, die Bäche Tettau
und Weltau.
Bon Weiten an: Die Laubeshütte (1630 Laweshütten,
1663 Laufshütten; war noch bis zur Zeit des 3Ojährigen Krieges ein fürftl.
Jagdhaus, jegt ein Raſenfleck) 831 m, höchſter Punkt des Hafenthaler Forſt—
tevierd; Brand 818 mmitder Hammerfhmiedgebene, dieſe zwifchen
dem Langebach und dem Hintern Olfethal, 350 Schritt fd. von den Griffel:
brüden, 771 m F, und der — öftlicheren — Zigeunmerebene, d.h. der Höhe
zwiſchen dem hinteren und dem mittleren Olfethal, 742 m F. Rother Berg
a 124 Bo
(Sommerberg), nw. Spechtsbrunn, 798 m G, 791 m F; Zimmerbügel,
dit ſüdl. Spechtsbrunn, 729 m G; Bühl, Berg, nd. an Spechtsbrunn,
726 m F; Ralte Küche, eine Ausfpanne auf der alten Landftraße bon
Nürnberg-Coburg-Neuſtadt-Judenbach über Sattelpaß nah Gräfenthal-:Saal-
feld - Leipzig, am Wegweifer 696,3 m M. Oſſtlich davon der Glas—
hügel, I km mw. der Schildwiefe, 740 mF. PBappenheimer Berg
(benannt nad dem reihsmarfhalliichen Haus von PBappenheim, meldjes 1438
bis 1621 mit diefem Gebiete belehnt war), ſüdlich Ernftthal, 829 m G,
813 m F. Richtſtatt, die füdl. Abdadhung der Laubeshütte, 760 m F.
Siüdweftlih davon der Sumpf, f. der Limberg, mit zwei Kuppen; die nöd.
787 m F, 794 m G, bie fw. 800 m G. PBfannftiel, f. vom Rothen Berg,
ſw. Spechtsbrunn im Winkel zwifhen der Olfe und der Straße Spechtsbrunn—
Hafenthal. Winterberg, ö. von der Straße Spechtsbrunn-Haſenthal,
723 m F, 729 m 6. Spedtftein, zw. Pfmers und Olfe, mit 4 Kuppen;
die höchſte 669 m G. Unterer Spedtftein, zw. Pfmers und Olſe, 687 m F,
Oberer Spechtſtein, nd. Hajenthal, 653 m F; Hofberg, freies Feld,
fm. Hafenthal, 645 m F, 652 m G; Eſchenbachsheide, zw. Hafenthal
und Hafelbad, 640 m (Iſoh.) G; Nabenfopl, öſtlich vom Spedtitein,
738 m; Rotes Kreuz, weftlih von der Hochſtraße, bei Auerhahnsgrün,
715 m G; Norbfuppe 729 m F; Sübdkopf, n. Chriftiansgrün, 300 Schritt
w. bon der alten Straße, 732 mF, Hammerberg(Hammerfupper,
auch Igelshaupt), im Winkel zw. Olſe und Verlorenem Wafler, über
Eſchenthal, 706 m G, 716 m Forftlarte, 719 m F. Die Paßwand (Pak:
berg), füblih an Chriftiandgrün, Straße, Landesgrenze, 726 m F, rumd
735 m G.
Gegend von Steinadh: Großer Tierberg, d. von Lauſcha,
mit der ausfichtöreichen „PB u mp“, 800 m Forſtk. Derſelbe Berg, ö. der Görig:
mühle, 725 m G. Breiter Berg, ö. vom Tierberg, nw. von dem oberen
Häufern von Hafelbadı, 788 m Forftk., 784 m F, 781 m Meßtifchbl., (665 m G
ift irrtümlich). Die Tre b, ſw. Hafelbad), 680 m Forftt. Der Hirtenrangen,
zwifchen dem Nottenbah und Gr. Bärenbach, rund 675 m Forſtk., mit bem
Mähfled. Die Salzlede, Sattel ö. vom Steinaher Bahnhof, 614 m G,
606 m Forftl. Kleiner Tierberg, dicht öſtl. von Oberſteinach, weltl.
bom Rottenbach, 576 m G, 562 m Forftl., 51 mF. Großer Mittel
berg, zwiſchen Steinad und Rögitzbach, die mittlere Kuppe 661 m G, 670 m
Hort. Kleiner Mittelberg,!) zw. dem Gr. Bärenbad) und der Rögitz,
631 m G (Sioh.), 634 m Forſtk. Großer Förft (fo die Forſtkarte,
„Fürſt“ G) zwiſchen Kl. Bärenbach und Olfe, 690 m Forftk. (Sfoh.), 694 m G
ı) Das Meßtiſchblatt, auch das geologiſche von 1882, faßt irrtümlich als „Stleiner
Mittelberg” die Höhe zwiſchen Rögitz, Kl. Bärenbad) und Ölfe, aljo den Kl. Förft; die General:
ftabsfarte von 1887 hat den Irrtum berichtigt,
3 125 Be-
(die Südkuppe), Kleiner Förſt, zwiſchen Rögitz, SH. Bärenbach und Olfe,
623 m Forſtk., 616 m G, 613 m FE.
Die Gegend von Judenbad. In geologifher Beziehung treten
wir hier in daS Gebiet der jüngeren Grauwade (Carbon) ein, deſſen untere
Abteilung den fog. (oberen) Kulm bildet. Diefe Formation fennzeichnet P. Kuntze
in den Th. M. Bl. Nov, 1899.
Die Sattelleite („Fledentopf*) zw. den Verlorenen Waffer, der Ölfe,
dem Eſchenbach und der Hohen Straße, Nordluppe 766 m G, der Sattelpaß
697 m. Neuenbau, nörblihiter Teil 758 m; die Hammerleite, nö.
Neuenbau, diht d. vom Nordoftflügel des Ortes, 772 m G, 759 m F (ö. ber
„Ausſpanne“). Eſchenbach, zw. der Olſe und der Judenbacher Straße,
füdlih vom Eſchenbachgrund, 708 m F; Südende von Neuenbau, 719 m G.
der Schindelhieb, öftl. von der oberen Bollersmühle 728 m Forfif,,
706 m G. Bodöberg (mumdartl. Bokesberg, nah Jacob S. 27 von
buocha Bude, richtiger von Reh-Bock) im Knie zwiſchen Bocksbach und
Engnig, 679 m G, rund 695 m Forfik,, 709 mF. Rollenberg, der Weit:
abhang vom Bocksberg, über der unteren Bollerömühle Kleiner Klett-
nigberg, fd. Abhang von Neuenbau; Rofengarten, f. von Neuenbau
an der Straße nad) Judenbach, rund 710 m G, 700 m Forftl. Butzzenhieb,
fd. von Neuenbau zwifchen Stletinig und Dreilelbah, 646 m; Dreffel:
bad, im Winkel zwifchen dem Drefielbah und der Tettau; Rotten—
b achcberg), ſ. davon, der Südoſthang des Butzenhiebes über der Tettau, vund
640 m. Großer Alettnigberg, im Winkel zwiſchen der Tettau, der
Klettnitz und dem Rottenbach, Südkuppe 681 m. Yudenbad, oberer Teil, am
Haufe 53: 655 m, 659 m G, unterer Teil, am Haufe 1: 581 m. Kohles—
Leite, der Ofthang von Ober-Judenbach nad der Slettnig zu. Der Anod,t)
bewalbete Kuppe weitlih von Judenbach, Turnplag, 645 m G, 642 m F,
Südlid davon die ungefähr ebenfohohen Kuppen Wirtshöhe, 635 m Sioh.
u. Heffenhöhe, 645m G. Weſtl. Abfall der drei genannten Kuppen, nad) der
Steinah zu, die Thielleite Spitzberg, im Winkel zwifcen dem
Hüttengrund und Gladbad), 622 m, füdl. Kuppe 617 m. Der Gehren, m.
von Köppeläborf, 651 m. Die Fichte, Kuppe bei Judenbach, trigonometr,
Signal Ödftlih vom oberen Ort, 684 m G. Steinhügel, Öftlih vom
unteren Teile von Judenbach, 682 m G. Südweſtlicher Abhang die Hütt:
ftätt, öftliher Abhang die Sommerleite. Jagdshofer Berg, nördl.
Jagdshof, 663 m Mebtbl, 686 m G, mweitliher Abhang die Obere
i) nod — ein mit Holz bewachſener Bergkopf. So heißt es 3. B. im einer alten
Forftbeichreibung des Cob. Ardivs von 1569: „uff dem höchiten inocd) des großen Firſts
und bie Henge hinab nad der Olfen hatt es mehrentheils ftruppichte Buchen“, ferner:
Zwiſchen dem Stohlgraben gegen den Dierberg liegt ein Stnochlein Holz mit großen Buchen,
Fichten und Buſchholz“. (Freyſoldt).
+4 1265 "-
und Untere Mübhlleite, getrennt durch den Springerögrund. Mönch—
berg, zwiſchen Steindah und Mönchsberg, an den Leitenädern 604 m, mit
der Winterleite nah Dften 607 m. Senfeit3 der Tettau die Ban:
rifhe Kriegsleite, zw. ber Tettau und der Grenze, 621 m, 625 m F.
Nordweitlih davon die Große Kriegsleite 603 m G (Sfoh.), 620 m
Forſtk, und dftl. davon der Sperberäbad, ebenfohoh. Der Lange
Berg, zwiſchen der Tettau und dem Leitenbach, nw. Heinerddorf, 556 m 6.
Föritzberg, f. von Mönchsberg, 546 m F.
Da3 Conreuth (Kunreuth, d. i. Rodung des Kuno), lange Platte
mit Steilabfall nad Dften, zw. Heinerdorf und Schwärzdorf, 574 m, am
Grenzwinfel öſtl. Schwärzborf 512 m. Es bildet den Übergang zu den
Borbergen, die noch der Linder Platte zugehören.
Die Borderge: Hoflette, ſ. Schwärzdorf, 434 m; bad Gerehn,
(Gerenn) n. Mark, 424 m; Schottenberg, ſw. Mark, 408 mG, 411 mF,
die Biene, f. davon 382 m F, 395 m G.1) Oberer Diftelader, Kopf
am Lgzſt. 137, 521 m, Unterer Diftelader am Lazft. 146: 483 m F,
490 m G. Budleite, d. Geflendorf, am Lgzſt. 156: 476 m. Heiner:
bad, am Lgzſt. 166, 474 m (ber Kopf dieſer Höhe Liegt 100 Schritt ö. im
Bayriihen); der Württemberg, ſ. von ber Steinfohlengrube Minna,
460 m; biefelbe Höhe am Lgzſt. 185, 457 m; Eſchenbach, Berg f. vom
Dorfe Buch, Weſtkuppe 443 m, 424 m (Iſ.). Lindenberg, fegelförmige Kalt:
fteinhöhe |. vom Neuhäufer Eiſenwerk, 383 m. Der ebenfalld fegelförmige
Bürgleß, nörblid vom Dorfe Lindenberg, 377 m. Im Rotheuler
Wuſtungsgebiet, hödite Stelle 410 m ffw. Neuburg.
B. Das Gebirge im Slußgebiet der Elbe, nördlich vom Rennſteig.
I. Das Gräfenthäler Gebirge.
Il. Das Saalfelder Gefleig.
III. Die Steinerne Seide.
I. Das Gräfenthäler Gebirge, zwischen dem Nennfteig (füdl.), Dem Geber:
bad) und der Zopte (n.), Lichte (w.) und Loquitz (d.). Zu den hödjiten Erbe
bungen, die bereit3 im vorigen Abjchnitt als auf dem Nennfteig felbft gelegen
erwähnt wurden, kommen weiterhin:
Im Nordweſten,biszumHansgötzensgrund:Finſterer
Grund, Forſtdiſtrikt zwiſchen dem Hohen Laach und Pieſau; Quelle im
Gräfentiegel, Forſtort Finſterer Grund, 740 m F. Kohlhieb, ö. davon,
810 m. Sattel zwiſchen Kohlhieb und Büffelborn (auch Ernſtthaler Steig);
Finſterer Grund grenzt hier, Borntiegel liegt d. davon, Gräfentiegel w., 773 m.
1) Das Meptifchblatt hat „die Biene” an unrichtiger Stelle, nämlich zwiſchen Meid-
haufen und Förig. An der Stelle, wo die Biene wirflid ift, zwiſchen Gefell und Neuhaus,
hat das Meßtiſchbl. den Namen „Diarker Höh“. Die Nordkuppe diefer angeblichen „Marker
Höhe“ ift der „Schottenberg”, 403 m G. .
A 127 Bor
Tiefer Hohlmweg, Norbabfall der Laubeshütte. Der Xöffelborn, zw.
Aſcherbach und Biefau, 777m G, (Stelle an der Scneife, !/s km w. Pieſau),
807 m F. Mittelberg, zw. Wallendorf und Piefau, 795 m F. (Mittel-
berg eig. der NO.hang des Sumpfes, der nad) G ebenfohod wie der Löffelborn).
Zwiſchen Hansgötzensgrund und Arndbad: Der Hohe
Schuß, ſ. Piefau, 725m. Roteberg (G und Amtsk. Rodeberg), fd.von Pieſau,
781m. Die Teufelskanzel, Ausfiht3puntt über dem Teufeldgrund, 686 m
Gfthl. Wakte. Hirfchftein, 4 Stunde d. vom Piefauer Forfthaus, die
öftliche Kuppe zwiſchen Bärenbad, Kulmbad und Arnsbach, 744 m G, höchſte
Stelle am Firftweg 741 m G. Die Marl, wſw. Sommeröborf, 725 m G,
729 m F. Röderberg Möderhügel, auch Kleeberg), zwiſchen Teih und
Zippeläborf, 704 m F, 719 m G, 720 m Gfthl. Froſchberg, fd. Lippels-
dorf, bdurdtunnelt, etwa 600 m. Mühlberg, fd. Geberöborf, 650 m,
640 m Gfthl. Erbigberg (G Eichberg), ſüdöſtl. Sommeräborf, 621 m;
Widerddorf, Berg zu Geberdorf gehörig, zwiſchen diefem und dem Arns—
bad, 720 m. Winterberg, w. über Gräfenthal, 561 m „Sattel“, 530 m
Sfthl.! 546 m Iſohypſe G.
Oftlih vom Arnsbach: Der Bühl, n. von der Kalten Küche;
die Heide, f. von Buchbach, zw. dem Ramsbach und dem Buchbach; Bud
berg an der Nürnberger Straße, füböftlih und öſtlich Buchbach, 659 m
Iſohypſe G. Die Höhkuppe, 1 km ſüdweſtlich Lichtenhain, an der Straße
Lichtenhain-Schildiwiefe-Tettau, Tafelfchieferbrud, bei Fild ebenfalls „Buchberg“
genannt, 725 m. Die Schildwieſe, über Al. Tettau, am Rennfteig 696 m.
Buchbachsberg nennt Fils dad „Bauernholz“, zu Lichtenhain gehörig, fd.
Buchbach; jeine Nordfuppe 625 m F, feine Südkuppe, Holz zu Buchbach,
648 m F. Nordſpitze der Bandftraße am Buchberg mit Ausſicht auf
Gräfenthal, 577” m F. Strenzelfled, nd. Spedtöbrunn, das obere Ende
des Greuniger Holzes mit ſchöner Ausfiht nad Norden und Often, 751 mE.
Gemeindefuppe, fw. an Greunig, 669 m F; Vogelherd, Höhe fd. an
Greunig, 637 m F. Lerchenkoppe, ſ. am Vorholz, zw. Greunig und
Gräfenthal, 578 m F. — Die Heide, Köpfchen mit Buchbader Holz, ö. der
Alten Straße, ſ. Gräfenthal, 675 m. Das Gehege, ſſö. Gräfenthal, an der
Landesgrenze bayr. St. 308, 726 m F, 735 m G; nahe am Dreffelfchen
Mesfteinbrud, auf der Oftabdahung 703 m F. Nordweithang: die Heide.
Fuchsſtein, 2%. km Sf. Gräfenthal, 673m. Fiedlerdöberg, 11% km |.
Gräfenthal, 660 m. Geieräneft, höchſte Stelle diefes Berges im Meiningiſchen
620 m; Tännigskuppe, w. überm Falkenſtein, 565 m; Ragenberg,
ſüdlich Zopten, an der Grenze, 623 m.
II. Pas Saalfelder Gefteig, der Höhenrüden zwiſchen Wallendorf und
Saalfeld, die Gegend von Wallendorf, Shmiedefeld und Hohen:
eihe. Die Hohe Straße fcheidet eine weitlice und eine öſtliche Hälfte.
Bon Sid nad Nord auffteigend, betrachten wir zunächſt:
a 1283 sr
1. Die nördliden Gräfenthäler Berge (Gfn), zw. ber
Bopte im S. dem Gratelbad und der Gölitz im N.
a. Die weſtliche Hälfte:
a. Bis zum Schlagethal:
Zwifchenderrudolft. Grenze und dem Feldbadh erhebt
fi) beherrſchend die Hühmerfalz Ebalz), 1Y km n. Geieräthal, 775 m; ihr
Südabfall die Nügeder) (1386 Nehhede); Nordhang Multerhieb
(Mulderhieb, auh Muldenhieb; der Name vielleicht von Chriftian von
Mulder, einem Dienftmann der Äbte von Saalfeld im 14. Jahrhundert); Nord-
weitfap des Multerhiebes der Boppenberg, in der äußerften Nordweſtecke
des Amtsgerichtsbezirks Gräfenthal, am Kreuzungspunkt der beiben Haupt:
ſchneiſen 650 m.
Zwiſchen Feldbach und Taubenbach: Mittelpunkt diefer Gruppe
ift der Ra uchhügel (Kauhügel, auch Brand), dicht unw. Schmiedefeld,
trig. Signal 803 m G. Weſtlich davon der Mutenberg, zwiſchen Geiers—
thal und Schmiedefeld, 750 m Gfthlr. Kte, 772 m (Iſoh.) G. Kleine
Hölle, öftlidh davon, 715 m; Höllebrunnen 756 m. Nordweitl. Abdachung
des Rauchhügels iſt der Feldbach, nw. Schmiedefeld. Spitzberg ö. und
n. Wallendorf, 680 m Ofthlr. Ste, 687 m (Iſoh. G; Petersburg, d. vom
unteren Ende von Wallendorf, 640 m.
Im Norden der Aßberg (fo ſchon 1386; fonft auch Aftberg), Drei
Kuppen, die höchſte 697 m (670 Gfthl. Kte.); Spigiger Berg, auf ber Grenze
d. vom Güdelthal (Jückelbach) gegenüber dem Meuraftein, 612 m. Mitte l⸗
berg, w. vom Kaſperthal, nördlicher Abfall des Rauchhügels, n. Schmiede—
feld, 808 m. Hohe Laß, nördlider Abfall des Großen Venusberges, 729 m.
Kleiner Venusberg®) des d. Abfall des Rauchhügels; zwiſchen Dem
Gr. und dem Kl. Venusberg die Venuswieſe.
6. Vom Schlagethal bis zur Hohen Straße: Kirdberg
(auch Note Berg, Wurzelkuppe, über der Brandii)äfirche, 1% km nm.
Reichmannsdorf, 751 m FG; Rotſchnabel, didt nm. bon Reihmannsporf,
748 m F, 753 m 6; Südhang die Burg; Weltfap Pfaffenberg, zw.
dem Dieböthal und dem Pfaffenthal; ſp. Goldberg, deſſen n. Waldrand
721 m Fs) Hufnagel, bewaldete Höhe, 1 km n. Reichmannsdorf,
1) Auf den Meßtiſchblättern find zwei „Nügeden“ eingetragen, eine ſ. ber Hühner:
falz (f. 0.) und n. vom Feldbach ; eine zweite 2 km f. Leibis, ö. der Wilden Pieſau, legtere
Höhe 698 m in rubolft. Gebiet ; Iegtere als „Nehhede” bei Füßle in, Saalfelo 1874.
2) Im Volksmunde heißt ber Berg „Pfennigsberg“, wie er bis zur Mitte bes neun:
zehnten Jahr). faft durchweg genannt wurbe, In dem Wertrag zivifchen Abt Ludwig von
Saalfeld und Gf. Otto von Orlamünde über den Sollwald (jet Reichmannsdorfer und
Schmiedefelder Forft), vom Jahre 1386 lautet der Name Feichberc (= fenchberg, von fench,
eine Hirfenart, lat. panicum erns galli ?).
8) Sein Name deutet auf den ehemaligen Bergjegen: 122 Gruben follen in einem
Umkreiſe von 11/, Meilen das jchimmernde Metall ausgeteuft haben. Mit goldenen Kugeln
und Kegeln jpielten nach der Sage die Bewohner und liehen einen Sachſenherzog, der ihr
Bergwerk bejehen wollte, auf einem goldenen Stuhl einfahren.
14 129 Be»
751 m F, 759 m 6. Töpfersbühl, n. davon, halbwegs zwifchen Reich—
mannsdorf und Hoheneihe, 759 m G. Nördlicher Abfall Vogelherd mit
den Quellen Ablaßbrunn (Apfelsbrunn) und Ritzenbrunnz Quft:
haus (auch „Slanzberg“), fi. an Wickersdorf, 695 m F, 716 (Sfoh.) G;
der Elippenreihe Steinberg, ſw. Widersborf, 621 m; Eichberg, weſtl.
MWidersdorf mit drei Kuppen, deren höchſte 640 m (Iſoh.) G.
b. Die öſtliche Hälfte.
Sommerdberg, zw. Schmiedefeld und Teih, 702 m G. Kippen—
büpl, fd. Schmiedefeld, 700 m (Iſoh.) G. Das Schwefelloch, zw. Schmiede-
feld und Taubenbad), der nördliche Abfall des Sommerbergs, eine enge, tiefe
Schlucht, in welcher einft ein bedeutendes Vitriolwerf lag. Die Lerchenkuppe,
dicht füdl. von der Hohen Straße, 1 km fw. Reichmannsdorf, 688 m; Hof.
gelenge, freie Höhe fd. Reichmannsdorf, 729 m F. Unterer Himberg
(Meinhold3berg ?), nw. an Geberäborf, 602m F. Oberer Himberg(Hingberg),
auch Geberäborfer Berg, 21 km ſ. Reichmannsdorf, 700 m. Stadelberg, zw.
Gebersdorf und Weſpenſtein, 574 m G, 575 m Gfthl., 607 mF. Hain,
nordweſtlich Gräfenthal, 559 m G (Afoh.), 580 m F, an deſſen Süd—
ofthang der Wefpenftein, altes pappenheimifches Schloß (1438— 1599), jegt Amts⸗-
fig; Thürſchwelle des Hofes 459 m F, 60 m über der Stadt; Bodäberg
(Borberg), öſtlich von Limbah, 595 m F; da Seelid um
Wiefelsdorf, nächſter Berg nah Often, 575 m F. Die beiwaldete Höhe
ſö. vom Scieferbrud, Grenzweg 567 m F. Borberg („Blodöberg”“ Füß—
lein), der Fregeſche große Schieferbruch zwiſchen Zopten und Marktgölig, die
Stegelbahn 514 m F. (Die Gfthlr. Wegelarte bezeichnet als Bocksberg die
Höhe dicht ſ. über dem „Schieferbrud Seelig“ mit 560 m, Mehers Reiſe—
führer diejelbe Höhe mit 556 m). Nordkap Pfarrberg, dicht ſüdl. über
Marktgölit. Kuppenhügel, dicht nördl. Zopten, 490 m. Spigfe)berg,
nd. Gfthl. (auf der Limbader Seite „Blaue Grube”), 606 m; Kindelberg,
zwiſchen Gräfenthäler Schießhaus und Gr. Neundorf, 561 m F, 570 m Bfthlr.
Megekarte, mit der Georgenhöhe; Kippenberg (Kittenberg), erite Höhe
d. an Großneundborf, 575 m F, 584 m G, Göfjelß)berg, markierter Kopf
zwifhen Göſſelsdorf und Großneundorf, 578 m, nordweitliher Hang die
„Ebene“. Der Steinige Hügel, nw. Limbad), 630 m; Mittelberg, n.
bom Göfjeldberg, 620 m. Hodhrüd, Höhe zwiſchen der Gölig und dem
Zabelöborfergrunde an der Straße von Reichmannsdorf nad Pippelsdorf,
699 m, (Zabelödorf, jhon 1440 ald Wuftung genannt), Rafenhieb, nnd.
Reichmannsdorf, d. von der Hohen Straße, die hier 735 m erreiht; Linſch—
berg, n. davon, ebenſohoch; der Keffel mit der Keffelwand n. davon, etwa
780 m; Walſchterthalswand (, Welſchterrain“ Amtölarte G), n. davon,
noh 690 m; Lange Wand, nw. Abfturz des Hodrüd,
2. Die Saalfelder Berge, nördlid vom Göligthal.
a. Die weftl. Hälfte: Mühlberg, fd. Volkmannsdorf, 669 m.
Lehmgrube mit Semmel, nw. von der VBollmannddorfer Burg, 631 m; Fuchs—
A 130 Be»
hügel, 1 km n. Hoheneiche 588 m. Nördl. vom Mühlbad: Hinterer
Berg, f. Birkenheide, 644 m; die Witendorfer Heide 638m; Rafen
berg, fd. Wittmanndgereuth, 525 m. Eiſenberg, am Siebenmarkenftein,
zwei Suppen, 650 m. Hohe Straße nd. Wittmannögereuth 612 m;
Herrnberg 565 m; Röderberg 575 m, letztere beide an der Grenze.
Die Pöllnitz, Anhöhe zwifhen Garnsdorf und Reſchwitz, etwa 325 m.
Spi&berg, öftl. Siegenbad, 390 m; Breiteberg, mit ſchöner Ausſicht,
537 m; am Abhang die Naturheilanftalt Sommerftein.
Borberge: Sandberg, f. Schwarza, auf der Grenze, 300 m;
Dberer Hain, zw. Aue am Berg und Beulwig.
b. Die dftlide Hälfte: Beerhügel, öftl. von Hoheneiche,
679 m G. Hoheneide 684 m & (frig. Punkt 1817,49; öſtl. Davon die
Hühnerfhente.e Oberberg, 1 km nd. bon der Hühnerſchenke, 661 m.
Eybaer Oberberg, 1 km d. Slein-Gefhwenda, 627 m. Utenberg, zw.
Königsthal und Obergölig, 556 m; Thalberg, zw. Eyba und Arndgereuth,
Fuß de Turmes 609 m F; Birkhieb, Höhe nordw. Jemichen, 537 m.
Sartenhügel, ſ. Jemichen, 532 m. Lerchenhügel, f. Loſitz, 555 m.
Schab3, nd. Marktgölig 400 m. Mardberg, ſüdlich Schaderthal, 446 m.
Eichig, ſüdweſtlich Schaderthal 456 m. Oberer Stein, n. Scaderthal,
465 m. Unterer Stein, 395 m, beide an der Grenze.
Vorberge: Bordere Gartenktuppe, ſüdwärts Garnsdorf,
554 m G, 550 m F; Mittlere Gartentuppe, Ausſicht von der Felſen
ipige, 566 m G, 568 m F; Nordoftlehne „Röder“. Hintere (füblice)
Gartenkuppe am Ldgzit. 54, 575 m F, Nordoftlehne „Steiger“. Fuchs—
ftein, Höhe mit Schughütte, Ausficht nad) dem Oberniger Felſen, rd. 315 m.
Lerchenhügel, fw. Saalfeld, 279 m; Rohrberg, redt3 vom
Wege Beulwig-Aue, 331 m. Dad Saalfelder Schloß im Norden der
Stadt, auf dem ehemaligen Beteröberge.
III. Die Steinerne Seide, dad Gebirge zwifchen der Loquitz, Sormig und
Kl. Sormitz.
1. Die Leheftener Berge, Nenniteiggebit im Frankenwald.
Höchſte Erhebung der Wesflein, trigon. Signalturm (in den 50er Jahren er:
richtet, 1869 bon einem Orkan zerftört, 1886 erneuert; fol, weil baufällig;
durch einen fteinernen Ausſichtsturm erfegt werden, mit umfaffender Rundidau
nad dem Fichtel- und Erzgebirge, dem Vogtlande, dem Thüringer und Franken:
walde, der Rhön und den Mainbergen; Höhe des Berges felbft 785 m G,
794 m F.
Der Beherriher des weſtlichen Franfenwaldesı) erhebt ſich mit feiner
mäßig gewölbten Kuppe nur wenig über da3 ihn umringende Berggehäuf.
1) Zobenfteiner Culm 728 m, Döbraberg 794 m.
4 131 8»
Ausläufer: Mittelkamm, nad) Süden, Mittelbühl,nah Südweſten;
am Lgzſt. 645: 736 m F; Schnurrbart, Sattel am Nennfteig, am Gzſt.
650: 732 mF. Schafhut, nd. Brennersgrün; Ochſenhut, f. davon;
Brandleite, im ſüdlichſten Zipfel, öftlih vom Dobragrund. Obere Brand:
leite, Rennfteig, am Grenzftein 39, ſ. Brennersgrün: 721 m F. Der Kieß—
lid (bayr. Geite Ettenberg), anı Stein 634, dem Dreimappenftein von 1717
(Nachfolger eines Älteren von 1619), 737 m F. Hier ehemald Grenze zwifchen
der Markgrafſchaft Bayreuth (Amt Zauenftein), dem Bistum Bamberg und dem
Gebiet der Wetliner. Vorderer und Hinterer — 743 m — Rohrbachskopf,
am Scieferbrud „Hoffnung“; Tanzplatz (Zanzanger), höchſter, ehemals
ausfichtäreiher Punkt des alten Weges von Leheſten nad) Brennersgrün,
772 m; Webersgeräumde, an der Duelle de Rauſchenbachs, 720 m;
Dide Bude am Brand, zw. Forftort Brand und Unnütz, 728 m;
Seheflener Eulm, (tſchech. chlum Hügel), ö. von Leheſten, halbwegs zwiſchen
Leheſten und Heberndorf, Fuß des Culmhauſes 713 m; Höhnberg, mw.
Schmiedebach, 642 mn.
2. Die Schmiedebacher Heide, die Berge um Lihtentanne, Groß:
geihmwende Reihenbad; gegen die Steinbad und die Loquitz.
Scdieferberg, fw. Lichtentanne, 643 m G, Mühlberg, norböfil.
über der Steinbachsmühle, 593 m Iſoh. G. Der klippige Ziegen(beind)-
kopf (Ziegenberg), didt nördl. vom Gafthaus Falkenftein, wo ſich das
Zoquigthal auffällig verengt, an den prächtigen Felöpartien der „Falkenfteiner
Pforte*, 480 m. — NRiefelberg, 2 km füdweftl. Gr. Geſchwende 552 m G,
hintere, Nordfuppe 539 m G. Thalberg, fiv. Gr. Geſchwende, 575 m; das
Hodgeridt, d. Gr.-Gefchwende, am Hirfhweg, 628 m G. Klein-Neun—
dorfer Berg, dicht weftl. vom Ort, 556 m G. Der breitrüdige Koldi tz—
(berg), ö. von Marktgölig, 577 m. Die Drutidenkuppe, ſö. Oberloquig,
556 m. Schieferbruch Glüdauf, n. Reihenbad, 480 m.
Um Lidhtentanne: Nörblid: Der Mark(t)hügel an ber
Nenfchenheide, 623 m G, 621 m F; näher der Mittelberg, 634 m. Oſtlich:
Gahmer Feld, 610 m. Südlich: Schön Gefäll an der Ziegelei,
592 m. Südöftlih: Steinbühl, 1 km f. von ber Lichtentanner Mühle,
förniger Diabas, Wärterhaus ungef. 600 m.
Zweiter Hauptteil.
Das thüringifche Hügelland, nördlid von der Saale,
A. Die Gleitfchgeuppe, in dem ſüdwärts gerichteten Bogen der
Saale von Tauſchwitz bis Saalfeld.
Die fchroff über dem Thale vorfpringende Felsbaſtion des Gleitſch,
zwijchen Obernig und Fifchersdorf, 404 m, mit dent feltfam zerklüfteten Felſenthor
Neue Bandestunde, Heft II 10
+2 132 Ber
der „Teufelöbrüde”. Auf der Kuppe ein altheidniſcher Opferplab. Die Kultſtätte
jtellte ein Oval von ungefähr 70 m Umfang dar, welches einftens eine dreifache Eteinum-
fränzung trug. Im Jahre 1831 fand eine gründliche Unterfuhung des Plaßes ftatt, wobei
bie Erbe herausgab, was fie Jahrtaufende ſchweigend bebedt hatte. Aſche, Kohle, Eberzähne
mit Feuerſpuren, Urnen, Ninge, Spangen, Amulets, Überrefte von Menjchengebein famen dabei
ans Licht, ferner Waffen, Thränengefäße, Schüffeln, Zierate und fonftige Dinge — eine große
Xeichenbrandftätte dad Ganze, Jacob, Prähiftoriihes 97, Trinius, Wanderbuh VII 346.
Braffenberg, näditer Berg nördlid am Feldhäuschen, 366 m.
Bohlen, n. davon, 338 m — feine Abhänge nad) der Saale zu bilden vie
grotesfen „Oberniger Felſen“ — alle drei Höhen mit reizender Ausficht, bie
der bom Trippſtein ebenbürtig ift. Hinter diefen drei Kuppen dehnt fi ber
— ſchwarzb.preuß.meiningiſche — Rote Berg, 406m; auf halber Höhe eine weithin
fihtbare Gruppe von Linden, von wo aus im 3Ojährigen Kriege der ſchwediſche
Teldherr Banner die Stadt bejchoffen Haben fol; der Hügel heißt noch heute
die „Schwedenfchange“. Die Stadt (von der Zuther gejagt Haben foll, fie
komme ihm mit ihren roten Ziegeldädhern inmitten der grünenden Bäume und
Gärten fo appetitlih vor wie ein Stüd Pökelfleiſch in PBeterfilienbrühe), bietet
von da aus gejehen ein äußerft maleriſches Bild. Noch umfaffender iſt Die
Ausfiht von der Höhe deö Berges, dem Giebelftein, (vgl. Füßlein, Saalf., S. 28).
B. Die Heide, die Waldberge zwiſchen Saalfeld, Rudolſtadt, Orla-
miünde, Pößneck, bez. der Saale im Weiten und Norden, der Orla im Oſten
und der Kl. Orla und dem Weiherbad im Süden. Der Langenfhader Grund
und die Straße Saalfeld:2angenihade trennen die Wordere (w.) und Die
Hintere (d.) Heide.
1. Die Bordere Heide. Der Heiligenberg, hödfter Punkt
des Fußweges von Gorndorf nad Langenſchade, 377 m. Die Kae, öſtlich
vom Kakberg, Kreuzung der Landſtraßen von Saalfeld nad) Langenſchade und
nad Kulm, 361 m. Katzberg 375 m. Bodsader, 150 Scritt nö. der
Kulmer Landftraße, 386 m. Der Saalfelder Kulm, zwifchen den Dörfern Dorf
und Schloß Kulm, höchſter Berg der Heide und im befonderen der dortigen
Stalfjteingruppe, 482 m G, mit reizender Ausfiht auf die fait an eine Rhein:
landichaft gemahnende Umgebung, vgl. Trinius, Wanderbuc VII 349 (1900),
TH. Mon. Bl. Sept. 1899, Der dafelbft 1384 errichtete Turn des Th.W. V.
iit 16 m hoch. Bei einem Erdbeben im November 1588 foll der Berg aus:
einandergeborften fein und feine jegige Geftalt erhalten Haben. — Bfaffen:
berg bei Zangenfchade, am Landesgzit. 120: 369 m. Gallerieberg, an
der Grenze, w. Langenſchade, 348 m; Laubberg, 350 Schritt weltl. Ober:
preilipp, 289m. Mühlberg, n. davon, 290 m. — Heiliger Antonius—
berg, aud; Oberpreilipper Weinberg genannt, fegelförmige Erhebung zwijchen
Dber: und Unterpreilipp, 268 m. ame (Kamich, Gamich), fteiler Berg fo.
don Oberpreilipp und nördlid von Langenthale, am Grenzitein 8: 413 m.
+ 133 Be
Die Breilipper Kuppe, auf dem linken Ufer des Langenthal, füdlid)
Dom vorigen, 406 m.!)
II. Die Hintere Heide: Höcditer Punkt der Straße von Pößneck
nad) Orlaminde, am Rat3berg, 335 m; Hüllersebene, Berg mit dem
Köftiger Mühlholz, gegen 800 Schritt öſtlich vom höchſten Straßenpuntt,
300 Scritt ö. vom weimariſchen Lgzſt. 20: 370 m. Ronneberg, (Blauer
Stein), 600 Schritt w. der alten Orlamünder Straße, nad) Herfchdorf zu,
3831 m. Eifenbühl, höchſter Punkt der Landftraße zwijchen Hütten und
Friedebach, 308 m. Hoffuppe, fw. von Herſchdorf, 416 m. Sieben
eihen, Foritgrenze zwiſchen Reichenbach und Friedebad), Höhe zwiſchen Wüſten—
bofmühle und Weißbach, 400 m; Kühenholz, Kuppe zw. Siebeneihen und
Weißbach, IWW m. Naffefige, an der Imhofskiefer, Reichenbacher Forſt,
398 m. — Wolfsgrube, Friedebacher Forft, zw. den preußifchen Landes:
grenziteinen 80 und 81: 416 m; Teufelöberg, 2 km füdlih Weißbach,
418 m; die Clauderſche Marke), Höhe 2 km f. Weißbach, grenzt im N.
an die Johannishut, an der Schadtanne, 451 m. Scleierftein, an der
Clauderſchen Mark, Reichenbacher Forſt, 417 m. Pfaffentafel „auf der
Heide”, am Wege von linterwellenborn nad Reichenbach, 2 km nördlich Unter-
wellenborn, 375 m Am Schießborn, hödfter Punkt des Fußweges,
1000 Schritt weiter nördlid, 405 m. Zohanneshügel, zw. Oberreicheu—
bad) und Petersberg, 1 km nö. von erfterem (Ausficht auf Nudolftadt), 309 m.
Schagberg, nd. von Langenſchade, 395 m, nad) Jacob eigentl. Scatesberg —
Scattenberg.?)
C. Die Camburger Höhen.
I. Die Thüringifche Seite: Rad, 1km nd. Schniedehaufen, 248 m.
Kirchberg, zwiſchen Schmiedehaufen und Gamburg mit den Ruinen der
Cyriakskirche über Stöben, 256 m; Reifen, 1 km ım. Edelftäbt, 300 m; ber
Hahn, bewaldete Höhe weſtlich Würdhaufen, Saft. 20: 253 m.
DO. Die meißniſche Seite,
Bfaffenberg, 1 km f. Gamburg, 230 m; Matzberg, ebenfalls
j. Gamburg, 190 m. Nördlid) davon der ausfihtsreihe Turmberg (Schloß:
berg), über welden die Jenaer Straße führt, Fuß des Wartturmd 160 m;
der rebenbepflanzte Wadct)berg, früher Geiöberg, d. von Camburg (Dftfeite
Scentenberg), 205 m. Turmberg und Wachtberg auf einem Berg-Ktamm, ber
1) Forftabteilungen in der Borderen Heide: Die Katzentafel und der Schlag:
baum mit den Diftriften: Schluchthal, Lindig, Ameilenhügel, Lade, Katzenſchlag, Wolfersholz.
2) Forftabteilungen in ber Hinteren Heide: 1. Im Reichenbacher Forſt: Pfaffentafel,
Wolfstafel, Krötenpfütze, Zägertafel, Schöneichentafel, Große Tanne, Hangeide, Fünf Buchen,
Sieben Eichen, Breitenftein und Streuztafel. 2. Im Friedebacher Forft: Zwölf Eichentafel,
Dürrer Kienbaum, Jakobsmann, Rautenkranz, Frauentafel, Streuzeiche, Bärentafel, Trogtafel,
Sterntafel und Eiſerne Hand mit den Diftriften: Sandhügel, Buchwände, Hinterthal, Stein:
rüde, Seifig und Wurzelwand,
10*
+4 134 Ber
durd einen Einfchnitt getrennt ift, Gamburg — Kammberg (Jacob ©. 29).
Glausfelfen, zwifchen Samburg nnd Tümpling, 152 m; Qurberg (Zud2-
berg), ſ. von Wonnitz, 260 m; Ellrid, Holz n. Thierſchneck, höchſter Punkt
der Straße 316 m, zugleich höchſter Punkt der eigentliden Grafſchaft Cam:
burg; Höhe n. Thierfchned 312 m; Höhe zwiſchen Graitihen und Aue, 273 m;
Höhe u. Aue 259 m; Höhe n. Seidewig 232 m. Lohholz, Berg ſüdöſtlich
Seidewig, 230 m; Weinberg, mw. Seiſelitz, 208 m; Heide, Berg und
Holz öſtlich Gafekirchen, 215 m; Adhtäder, n. Caſekirchen, 232 m; Prieß—
niger Höhe, auf der Straße nad) Aue, mit Ausficht, 265 m; Toten:
hügel, 1 km d. Neidfhüg, 212 m. Höhe, n. Boblas, 250 m; Wadhhägel,
n. Heiligenkreuz, 277 m; Höhe zwifchen Leislau und Freiroda, 277 m, Saal:
berg, weitl. von Tultewig, 207 m. (Der Scieben, 1 km ſüdweſtlich Abt-
löbnig, 212 m.)
D. Die Kranichfelder Höhen.
I Weftlih der Ilm: Ziegenberg, fw. Stedten, 385 m;
Gorporationswald, f. der Laudftraße von Adelftädt nah Stedten,
433 m, mit der „Viehruhe* 389 m und Borderbahn, 461m. Oſthäuſer
Schäferei am Kaltengrunde, 417 m; Königsftuhl, % Stunde jüblid
Hohenfelden, 459 m. Vordere Haard, Kopf nördl. Kranichfeld, 357 m;
der Riechheimer Berg (Schwellberg, Hühnerrüd), der höchſte Punkt des Kranid-
felder Berglandes, 513 m, mit weiter Rundſicht nad OSO in die mannig-
faltigen, teil$ bewaldeten, teil$ von Wiefen eingenommenen und beaderten Rüden
und Mulden der Gegend von Stranichfeld, Blankenhain und darüber hinaus,
nah WSW. über die vorliegende breite Hochfläche nad Arnftadt, auf die Vor—
berge und ben Kamm des nordweftlicen Thüringeriwaldgebirges, nad Süden
auf die Umgebung von Gtadtilm, namentlihd den Gingerberg und ben
mittleren Thüringerwald, Das Schutzhaus des THWL. Erfurt, eingeweiht
am 7. 7.95, erbaut von Gaftwirt Hüther in Niechheim, befteht au8 der Bauern:
ftube de3 Thüringer Bauernhaufes von der Erfurter Ausftellung, dem gleichen
Alkoven und einem turmähnliden Aufbau. — Steinbühl, n. bavon,
476 m; Wolföberg, 2 km nördl. Nichhein. 484 m; Rothenberg,
hödjiter Punkt des Weges von Ofthaufen nad Niehheim, am Gzſt. 3: 385 m.
11. Oftlid der IlIm: Bardfelder Mittelberg, zwijcen
Barchfeld und der Kaffenburg, 458 m; Windberg, nw. der Staffenburg,
455 m, 485 m G; Saffenburg, Gut zu Barchfeld gehörig, 476 m.
Gotteöberg, d. Bardfeld; Kranichfelder Shloßberg, 387 m,
Unteres Schloß, 327 m. Der ganze Rücken zwifchen Kranichfeld uud
Teichel Heißt „das Gebirg“.
E. Die kleineren Exclaven.
1. Großkochberg: Heidenberg, 400 mG, 398 mF; Weißen
berg, Heine Suppe ſ. vom Heidenberg, 349 m; Blaffenberg (Blaflen;,
+4 135 Bu»
PBlaftenberg), % Stunde nördlid von Großfohberg, 529 m. Himmels:
berg, " Stunde nordöftlih von Großkochberg, 200 Schritt öſtlich von der
Straße von Kleinkochberg nad) Nederode und ebenfoweit öſtlich vom Lazit. 22;
auch Vogelherd genannt, 520 m.
II. Rödelwig. Die Höhe fü. 314m; Schauenforft, Ruinen—
turm nördl. von R., oberer Rand 414 m.
II. Milda. Höhe nw. 427 m, ſö. 426 m.
IV. Lichten hain. Magdelftieg, höchfter Punkt des Weges von
2. nad Magdala, in der Nähe des Gzit. 143: 369 m; Hafelberg, im
Lichtenhainer Holz, am Lgzſt. 102: 367 m, Zugleich höchſter Punkt des AGB.
Camburg.
V. Vierzehnheiligen. Kirchturmknopf 374 m.
VI Unterneuſulza. Saalſpiegel 107 m, der tiefſte Punkt nicht
nur im Amte Samburg, fondern im ganzen Herzogtum.
vo. Mofen Hütthenberg, ſw. vom Ort, 341m. Wadtel:
berg ö., ungef. 268 m, Kirche ungef. 260 m.
Dritter Hauptteil.
Der Hordoftrand der Rhön und das Frankifche Hügelland
anf dem linken WMerranfer,
A. Die Rhönberge.
Zitteratur: Joſeph Schneider, Beihreibung ded Hohen Rhön—
gebirges 1816, 1840. — B. Spieß, Die Rhön. Würzburg (Stuber) 1867.
Dr. Juſtus Schneider, Prüfident de3 Rhönclubs, Führer durch die Rhön.
5. Auflage. Würzburg 1896. — Dr. Carl Hoßfeld, Höhenſchichten-Karte
des Nhöngebirged. Eiſenach (Kahle). — R. Oppel, Der Wanderfreund,
Salzungen 1898 (au für einzelne ‘Bartieen de3 Thüringerwaldes).
Die nordöftlihen Worberge des bafaltifhen Rhöngebirges gehören,
in vier Gruppen deutlich geichieden, ftaatlih zum Meininger Lande, die Bleß—
gruppe, ethnologifch betrachtet, zum Thüringer Stammesgebiet. Weſtlich fällt
diefed Bergland ins Thal der Felda, Öftlih zur Werra ab, weld) lettere durch
ihre bei Salzungen beginnende weltliche Umbiegung auch auf der Nordfeite,
nah Vacha zu, die natürliche Begrenzung diefer Ahönberge bildet. Im Süden
werden fie durch den Stedtlinger Keilel und die Sulze von den Henneberger
Höhen geſchieden.
Borbemerfung. Die Exclave Dietlas, im Thale der Felda,
wird im Often und Welten von Ausläufern des Rhöngebirges eingerahınt.
Im NO. erhebt fi der Arnsberg, Gipfel dicht d. der Grenze, rd. 407 m,
im DOften der Salzkopf, Gipfel auf der Grenze, 416 m; im Weiten fteigen
jteil auf die Hänge des Hoppbergs, 380 m.
a 136 >
I Die Zleßgruppe. Im Centrum erhebt ſich der impofante Beherricer
diefed Gebietes, der Bafaltkegel des Anterländifhen Aleß 645 m, früheres
Signalbaumbrett 338,34 Toifen = 649,68 m. Gr überragt den Werrafpiegel
bei Barchfeld um 400m. Der Bleß, anıtl. Schreibung „Pleß“, wird Schon 933 in einer
Königsurkunde (Henneb, Urk. I1) genannt, wonad) Heinrich I. mit Abt Megingoz von
Heröfeld Befigungen austauſcht und worin die Grenze der Breitunger Mark genau
beſtimmt wird. Es Heißt dafelbft: . . . per ripam Rosaha sursum progreditur usque in Fis-
bach, deinde in Marcbach; sicque pertenditur in thia Hugesbuochun (jo zu leſen ftatt
boychun) et sie transit in Ruodelahesbrunnen et per montem, qui dicitur Blesse, in Arahen-
bach et per illam deorsum in Wisaraha, Der Bergname, der auch auf eine längft
ausgegangene „villa (Ortſchaft) Plesss“ übergegangen war (Frankenſteiniſcher
Verkaufsbrief von 1330), rührt von mhd. blas = weißlich her; mbd. die blässe
= Weißer Stirnfled bei Pferden und Rindvieh. Der Grundbegriff des
Stammes war „Icheinen“, „leuchten, „ſchimmern“. Unſer Bleß ift, ebenfo wie
der bei Eiäfeld, der durch Größe und Maffenform die Nadbarberge überragende,
Ihimmernde Berg (Jacob, Ortönamen 95). Seine Hänge und fein Fuß
waren bor Zeiten von einem Kranze menſchlicher Siedelungen (Gehöften
und Dörfern) eingefaßt, nad Ausweis des Frankenfteiniichen Verkaufsbriefs.
— Anno 1701 ließ Herzog Bernhard I von Sadfen:Meiningen hier oben ein
„ſchönes Hirſchhaus“ bauen (Juncker, Ehre II 89). — Die Ausfiht ift auf
dem höchſten Punkte fehr dürftig, da bis jeßt Feine Lichtungen vorgenommen
find und das trigonometriſche Signal, welche früher oftmald befticgen wurde,
entfernt ilt. Interhalb des Gipfeld, an dem Weg nad) Helmerd, vermag man
nad den drei Breitungen hinab und hinüber auf die ganze Kette des Thüringer:
waldes, von der Wartburg bis zum Woleräberg, zu hauen. Cine befondere
Anziehung aber übt auf den Wanderer eine unterhalb des Gipfel3 gelegene
grüne Matte aus, auf der ein ſtilvolles Herzoglicdes Jagdhaus (534 m) fteht,
ein überaus ammutiges, im Weften von dem laubgeſchmückten Beyer begrenztes
Waldeinfamkeitöbild. Vgl. Soolbad Salzungen 1898, ©. 72. Trinius,
MWanderbud, IV 275--282.
Bon der Zentralgruppe aus gehen nah allen Seiten waldige Bor:
jprünge, welde am weiteften im NW. und SO. reichen, dort bis zur Mündung
ver Felda, hier bis zu derjenigen der Roſa.
Ausläufer des Bleß: MWeftlih der Spitalberg 478 m,
Bürgerberg 490 m (Salzunger Stabtwalbungen), Shrümpferöberg
527 m; nordweſtlich: Bodäberg 513 m, der fernfichtige, vielbefuchte
Schneckenberg 528 m G, 531 m F; nördlich: die ebenfo ausſichtsreiche
Huunkuppe, (Hanekoppen“ Anıt3befhr. Frauenbreitungen 1664, aud ein:
fad) „die Hunn“; ch. das „Güterbuch über die auf der Hunn befindlidyen Güter
und Reviere” pp. 1720, Amt3einnahme Salzungen) 524 m F; Blid auf den nv.
Thüringerwald u. die Rhön, Gleichberge, Meißner, Herkules auf der Wilhelmshöhe
bei Caſſel. Oftlih: Sperrbühl, etwa 527 m, Bärentopf, etwa 565 m,
+ 137 Be
Neue Suhl 512 m, vor allem die ausfichtäreihe Kiltanskuppe, mundartl.
„Kühlichskoppe“, 493 m, ber höchſte NWPunkt, „Ktiliansberg“, nad) F 514 m,
ohne Zweifel nad Kilian (Killena), dem aus Jrland ftammenden fühnen Apoftel
de3 Mainfrankenlande3 benannt, der in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts
hier dad Evangelium predigte. Auf der Kuppe ftanden noch in der Mitte des vorigen
Sahrhunberts zwei uralte Gichen, von denen die eine auf 1800, die andere auf 800 —1000 Jahre
geihägt wurde (Brüdner LI. II 827). Legtere Erönt noch heutzutage diefen Hiftoriichen Punkt,
welcher in heidnifcher Zeit jedenfalls der Götterverehrung geweiht war und aud als Mal: und
Dingftätte für die Anwohner diente, Hier foll Kilian eine hölzerne Kapelle erbaut Haben;
fpäter ward dieſe durch einen Steinbau erjegt, deifen Grundmauerrefte bei einer um 1850
vorgenommenen Ausgrabung gefunden worden find. Die Stapelle bildete ben kirchlichen Mittel:
punft für die Bewohner bes dortigen Werrathales und die zahlreichen Siebelungen am Bleß,
von denen mir noch die Urkunden zeugen, bis allmählih mit zunehmender Bebauung ber
Niederungen ihre Stelle von der Breitunger Kirche abgelöft wurde, Vgl. B. Köhler), Die
Stiliansfuppe bei Fyranenbreitungen, Th, Mon. Blätter Nov. 1896. Trinius, Wander:
buch IV 282. — Die Fiſchbach swand, an der Grenzede, 525m Mittel
berg 472 m; füdöftliher Ausläufer: Der Rote Berg, 478 m F (mons
dictus Rotenberc situs inter castrum nostrum Frankenbere et cellam Sancti Georgii wurde
1337 von den Grafen von Henneberg dem Kloſter Georgenzell überlaffen, dann aber von dieſem
wieder gegen aubere Befigungen umgetaufcht. Vgl Germann, Forfter, Nadıtr. ©. 16.)
Borberge bed Bleßgebirges: a Nah der Werra zu:
Die Schanze bei Salzungen, kenntlich an der alleinftehenden Linde, einen
MWahrzeihen der Gegend, 304 m (mit dem Schanzgraben, einem Reft alter Stadt:
befeftigung 2); hier wurden ehedem die „Df£toberfeuer” (18. Oft.) und werben
jest die „Sedanfeuer” entzündet. Vgl. M. Halbig, Panorama vom Schanz-
baum, Salzungen (Scheermeſſer). Seeberg, dicht f. über dem Salzunger
Burgfee, VBergnügungsort mit Anlagen und hübfcher Ausficht, 284 m F (See:
iptegel 245 m). Schneidersberg, freie Höhe d. von Unterforghof und f. von
MWildprehtroda 317 m; auf der Höhe weiß die Sage große Schätze vergraben.
Foritberg, zwifchen Hauenhof und Neuhof, 327 m; Große Balz, ſüdw.
davon und von der Wegeſechſung, 390 m, mit dem Sadfenftein (weitlid)
3834 m; Saufopf, 1 km tw. bon ber Kilianskuppe, 4099 m. Sümmets—
Eopf (haupt, Simonshauf) bei Langenfeld. Häſelsberg, w. von Alten:
breitungen, 386 m; Röhnberg (Nennberg), weitl. Hauenhof, 333 m. Nad)
Hermann, Mein. Taſchenb. 1807, glei dem „Runiberg“, wo die Franken
(531) dad Reich der Thüringer vernichteten,. Doc vgl. Größler, ZfthG. 1898.
b. Nad der Rofa zu: Der Bafaltkegel der fagenreihen Stoffels—
kuppe (Stopfeläfuppe, Stoffelöbergt Breit. A.Beſchr., 1804 Chriftoph3kuppe,
Mein. Taichenb.), 616 m; w. davon der Qange Rain, 414 m. Kohlberg
bei Georgenzell, 445 m. Der Nipper(t)3 (dad Rippers ABejchr.) zw. Abts⸗
wald und Kilianskuppe, 491 m. Die Ruine Irankendurg (volkstüml. Franken:
berg auh Schloßberg) über Helmers, einftiger Dynaſtenſitz, 418 m. gl.
Hermann, Mein. Tafhenb. 1807, 125—140. -Trinius, Wanderb., IV 270
und V 115. Die Höhe hieß urfpr. „Böttenberg” nad) Zunder, Ehre, II 90: Der
Böttenberg im Helmerser Forft ift von ziemlicher Höhe, auf welchem das längit
a 138 Br
verödete Schloß Frankenberg gelegen ift. Gegenwärtig bezeichnet man mit
„Beideberg“ die Hänge zwijchen dem Schwarzen Stod und der Frankenburg. Der
Abt3wald, unmittelbar nw. über Werndhaufen, 481 m. Der Name von
dem ehemaligen Jagdrecht des Abtes von Hersfeld; Forftabteilungen:
Totenleite, Totenkopf und Abtöwalder Höhe. Schwarzer Stod, am
Köhleröberg, Sattel zwifchen dem Abt3wald (d.) und dem Nippertöberg (m.),
MWegefreuz 421 m F; Vogelherd, Sattel zwiſchen Rippert3 und Franken:
burg, 422 m P.
Nah Norden md Nordweiten: Hundskopf, mw. Hohle
born, bafaltifh, 339 m; weftli davon Lindenberg. 470 m; ſüdlich von
diefem Mangersberg 489 m. Diefelbe Höhe fteigt weftlich weiter au bis
zur Grenzmark des Bornkopfs, 491 m. Der Taubertöberg mit
der Goldenen Pforte, einem Gebirgspaß; fein öftliher Abfall, weitl. Hohle
born, am Landeögrenzitein 37: 474 m, Der Wenzelöberg, ſw. Hoble
born, 475 m. Die Krumme Hohle (aud „Königs Erlich“, fo in der
Breit. ABeſchr.), zwiſchen MWenzelöberg und Grafenftein, mit Ausfiht auf
Schloß Wellar, am Landesgzft. 21: 457 m F (foritlarte 480 m). Der
Bardhfelder Frohnberg 44 m (Forftlarte), mit Süboftlap Bauer:
frobnberg 465m. Grafenſtein, weitl. vom Bardfelder Frohnberg,
410 m; Haſenbühl in der Butlerfchen Waldung, w. der Straße, am Gzit. 9:
433 m F; fd. davon Hammelftein, 2000 Scdritt f. von der Polſenbach,
494 m G; Mittelrüd, Klingelgraben, die Hütte find weſtliche Abfälle des
Hammelfteind.
II. Die Oberforfigruppe in der Zillbach, zwiſchen Roſa und Haba, Derm:
bah und Oberkatz; Buntfandftein. Geologiſche Karte, Blatt Oberfag. Pal.
auch Trinius, MWanderbuh V 112-123.
a. Zwiſchen der Roſa undder Zillbad: Der Hund:
tüd (Hundesracke 1330), zw. Wernshaufen und Edardt3, 463 m, mit dem nö.
Ausläufer ver Schönleite, 424 m; Rührberg, f. von Rofa, 452 m; die
Große Winde, nahe dem höchſten Punkt der alten Straße, Lgzſt. 323: 446 m.
Die Kupferwand (meitl. „Storchueft“), höchſter Punkt 467 m F; höchſter
Punkt des Weges von Zillbadh nad) Wernöhaufen auf der Kupferwand 455 m.
Der Heier (Heyer), auf welchem die Kirche Wernshauſens fteht, 286 m,
w. dahinter der Obere und Untere Shwider.
b. Zwifchen der Zillbad und der Schwarzbach: Mittelpuntt
ift der wildreihe Große Zillbader Forſt, der politiih Sachſen-Weimar
unterfteht. Hier der Hengitberg, 466 m umd die Zehn Duden, 448 m.
Oſtliche Borberge nad der Werra zu, in Schwallunger Gemarkung:
Fichtenkopf (MWeftfigual: Am fteinernen Tiſch), n. davon Alte Maah,
n. davon die Shambadhswand Weſtlich gegenüber Schwallungen der
AIrrenthaldrud, weitl. davon Oberer und Unterer Stangenberg:
ihlag am Bolesrüd, w. jenſeits des Bolesgrunde der Leimenſchlag.
A 139 Ber
c. Zwiſchen der Shwarzbad und Katza: Mittelpunkt ift die
Kleine Zillbach (Waſunger Forft unter fachfen-weimarifcher Landeshoheit).
Hier die bafaltifhe Kuppe 487 m F, 491 m G; nördliche Kaps, durd enge
MWiesgründe gefhieden: Katerberg, ſ. von der Schwarzbader Schneide
mühle, 405 m; Stellberg, ö. davon, Mittelberg, ö. von diefen, Hohe
Balz, d. davon, Geisberg, in deffen Bezirt das Bad der Otterkönigin
bon Sonntagäfindern gefhaut wird. Nad) Welten mit fanfterer Abdachung die
meiningifhen Foritorte: Eihholz 414 m, Unterwald mit Wolf
z a(ge)l 455 m, nad Südweften der Raffelsrain ungef. 470m. Nad
der Werra dr Shwarzbader Berg, über dem Wafunger Bahı:
hof, 433 m.
Im TZullifeldifhen Hinterland: Der langgedehnte Rüden
des Hahnberg (1340 „Hohenberg”, „Homberg“), höchſte Stelle 668 m (Sioh.),
659 m Hoßfeld, G (trig. Punkt). Worberge: Südlich, jenfeit3 der Straße
Oberkatz-Kaltenleugsfeld, dr Wünfchberg, 580 m. Sw. das Ritter:
holz (Röderholz), 603 m, fd. Oberwald (au Höhn), 650 m, ö.
die Krücke, ſw. Opferöhaufen, 606 m; AUmönenhof, zwiſchen Krücke und
Dberwald, 612 m (Iſoh.). Nah N. der Forft, nd. Kaltenlengdfeld, 671 m;
dftl. davon der Glaſsberg (Kladberg), didt weſtlich Friedelshauſen,
565 m; hier harrt nach der Sage eine in eine ſcheußliche Natter verzauberte Jungfrau
der Grlöfung. Weiter nördlich das bafaltiihde Köpfchen, auf der Grenze,
659 m, mit einem — weimariſchen — Pirſchhaus. Bol. Gg. Simon, Fern:
ficht vom ſog. Köpfchen bei Kloſter Sinnershauſen. Lithogr. Mit 231 Orts:
und Höhenangaben. 1844, 65>x<50 cm. — Nw. vom Köpfchen der — bafaltifche
— Neſſelſchlag, 700 m mit dem bicht ſüdl. davon gelegenen Hohen
Hain, 701 m. Nördlid vom Köpfchen, nw. von Sinneröhaufen, ber kalkige
Gotteskopf, 572 m. Die — bafaltiichen — Höhen des Klofterwaldes
n. Sinmeröhaufen, 556 m, und des Roßberges, w. von Noßhof, auf der
Grenze, 695 m F; Nebel („Neboldsberg* bei Heim, Chron. 104) ſw. Roß—
dorf, 537 m; Schlacht am 4. Juli 1866; Horn, ſw. Berndhaufen, Gipfel
weimariid, 595 m.
III. Pie Gedagruppe, fd. von der vorigen, zwijchen der Kata und Sülze.
Mittelpunkt ift der Ianggeftredte, kahle, ausſichtsreiche Nüden der Großen Geba,
einer VBorwarte der Rhön, mit einem Schutzhaus gekrönt. Trigon. Signal
751 m (1993,9 preuß. Fuß). Die Erhebung der Geba über dem Spiegel der
Herpf bei dem nur 5 km entfernten Dorfe Herpf erreicht die beträchtliche Größe
von 392 m, eine Zahl, welche zugleich einen Maßſtab abgiebt für den Umfang
der Erofion in den Thalbildungen der Gegend. — Juncker befchreibt ihn wie
folgt: „Im Bettenhäufer Forft liegt der Geeberberg, welcher unter allen Bergen zwiichen dem
Thüringerwald und dem Nhöngebürge, nebit dem Dolmar, fonder Zweifel der höchſte ift. Man
fann auf demfelben das ganze Henneberger Land, ohne das Ambt Ilmenau, überfehen, jedod)
iſt nicht viel Holg daran, fondern meift dornigt, rainigt und fteinigt, mit etlihen Feldbüfchen.
— Der Kleine Gäberberg liegt auch in diefem Forft und heißt fonft die Buchleite“. — Bol.
R. Koch, die Hohe Geba bei Stepferöhaufen. Panorama, nad) der Natur
+3 140 Bo-
aufgenommen. Meiningen (o. 3.) Trinius, Wanderbuch V 159—168. —
Der Name — 1340 Gebe , mundartl. Ga — wird von Jacob, Ortönamen,
auf mhd. gewe (?) „Schlund“, „Vertiefung“ zurüdgeführt. Hiermit foll ur:
fprünglid) der auf der Süpfeite de3 Großen Gebaberges gelegene „Keflel“, bez. eine
Schlucht, u.die daſelbſt entftandene Ortfchaft gleichen Namens bezeichnet worden fein.
Eher ift wohl an den Wortſtamm gambh-, gab-, geb- zu denfen, aus dem
auch „Giebel“ ſproßte.
Glieder der Geba: Hoher Schlag, Birkenſchlag, Klingen:
rod. Die nah Südoften vorgeftredte Bergzunge der Kleinen Geba,
zwiſchen Stepferöhaufen, Herpf und Seeba, 529 m und ihr Süboitlap 510 m.
Siüpdöftliher Vorberg der Weißenftein, ofd. der Neiderskopf; ditlicher das
Eichig, d. Stepferähaufen, 472 m. Nordweftlic) das fahle Löhlein (Xühlein,
mundartl. „Kühle“; unrichtig Löhr, Lühr), Bafalt, 635 m, weitlid die fegel-
fürmige, fagenreiche Dißburg, 710 m, iiber deren Scheitel die weimarifche Grenze
in jpigem Winkel einfpringt. — Der Ringwall von Bafaltiteinen auf dem abgepfatteten
Bipfel des impofanten Bergkegels weiſt darauf hin, daß bier eine heibntiche Kultusftätte zu
fuchen ift. Bor ungefähr 65 Jahren fand man hier eine Tierkopffibel von Bronze, ganz ähn-
lic) den Fibeln des Gleichbergs, wodurd die Gleichaltrigkeit diefer vorgeſchichtlichen mit ber
Bleichbergäbefeftigung nachgewieſen if. Auch die Dißburg fit eine Station ber La Tene
Periode (Jacob). Der Blod in dem Gteinring mit der ſchüſſelförmigen Wertiefung
war jebenfall3 der Opferftein. Sollte Dißberg = Berg ber Difen jein, jener gött
lien ober heiligen Jungfrauen altgermanifcher Zeit, entiveber der Walfüren ober ber
Priefterinnen? Dann könnte wohl der Dißberg ber Blocksberg der Rhön geweſen fein
(Binder, Zeitichr. f. thür. Geſch. 1893, 233). Die Jacobſche Ableitung von Ziu (Tiu) iſt
lautgejeglih unzuläffig (Ortsnamen 35), — Nach älteren Gefchichtsjchreibern war die Dißburg
— Dispargum, eine Burg des Frankenkönigs Chlodio, die er erbaute nach der Beſiegung der
Thüringer in ber Grenzmarf der Thoringi (al. Tongri); von hier aus habe er Kundichafter
nad Cameracum (Cambray) geſchickt. — Toringia (Tongria) ift aber die Gegend ber jekt
beigifhen Stadt Tongern, Dispargum wahriheinlih = Diftheim bei Tongern.
MWerraberge zwifden Katza ımd Herpf: Dad Buchholz
(Interfäßer Köpfchen) 462 m; Mühlberg, n. von Solz, 399 m.
Nippershäufer Kuppe, ſw. vom Ort, 424 m; der Schnelter, fübl.
Wafıngen; wo der Solzer Weg ins Holz tritt, am Gzſt. 23: 348 m F.
Ruppberg, im Winkel zwifchen der Haba und der Werra, ſſw. Wafungen,
398 m; fein Inneres birgt nad der Sage unermeßlihe Schäge an Gold und
Eilber; Überm Kaltenbahsbrunnen, 386 m; Hohe Straße am Hol;e
Ddrnig, 366 m F; Wadhholderberg, am Solzer Mege, Amtsgerichtsgrenze,
3977 mF; Erfteberg, ı% Stunde nw. Walldorf, auf der Weitfeite Dörnig
(Dörnicht) genannt, 377 m. Hier fpuft der „Dörnihömann“, ein fchtwarzer
Rieſe (Mude, Sagen 30. Sommerberg 399m F,405mG. Schnecken—
berg, % Std. fühlih von Solz, 430 m F; Graufuppe, auch Ebel:
manndhütte genannt, A Stunde fübweitlih von Nippershaufen, 432 mE.
MWerraberge zwifhen Herpf und Sülze MWiewohl die Herpf
einen merklichen Sinfchnitt in Gelände darjtellt, dürfen wir doc die weſtlich
4 141 Bo
bon Meiningen fich erhebenden Kalkberge als die Nandftüde der Gebagruppe
nad Oſten betrachten, ebenfo wie fich die Öftlic über der Stadt auffteigende
Dradenberggruppe ald natürliche Fortfegung des Dolmargebirges dargeftellt.
Zwiſchen Herpf, Werra und Sülze dehnt jich die weite
Dreißigalerer Platte au. Dieſe erhebt fih in den „Herpfer Bergen“ im
Welten, zu beiden Seiten de3 Herpfer Fußweges, bis etwa 480 m. Dftlich
davon der „Kamm“, an deſſen Sübede das Denkmal Herzog Georgs L In
dem norbweftlihen Winkel zwifchen dem Herpfer Fußweg und dem bie ganze
nördlide Platte durchziehenden Höhenfahrweg, der höcfte Punkt 484 m G.
Der ſüdlich von der Landftraße Dreißigader:Herpf gelegene Teil: die Dreißig:
aderer Ebene; trigonometrifhes Signal auf der Höhe 466 m. In der
ſüdweſtlichen Verlängerung die Wolfsgrube und weiterhin der Dornkopf
510 m. Seine nördlichen und nordöftlihen Kaps Kahler Berg 490 m und
der ebenjohohe Reinhard: Miheläberg; b. davon Pfarrſchlag,
470 m. Jenſeits der Herpfer Fahrftraße der Dreißigaderer Berg (fö.
Herpf), mit dem Logenhauf (w.) und dem Schindleih (n.). Weiter ı.
vom „Finfteren Weg” der Große oder Sonnenberg, zw. Schindleich und
Tanntrift, 484 m. Nördlih davon dad Büchig am Burgmweg und Linden:
weg, 480 m. — Jenſeits des Fußweges die weftlihen Hänge der Herpfer
Berge: Hadenberg, 480 m und Eutel (über dem „Authal”) 484 m. Im
Gutel ſpukt nad) der Sage (Wurde 444) ein graue Männlein mit Spinnweben-
gefiht, dad Hadmännden. Es muß dort bis zum jüngften Tag im Wald
baden, ohne daß auch nur ein einziger Stamm fällt, zur Strafe dafür, daß es
einmal an einem Sonntag ausging, im „Eutel“ Holz zu ftehlen. — Nördlid) vom
Langen Graben: Die „Ebene“ (f. von Melkers); ihr Weſtabſturz der Obere
und Untere Berg; Nordabfturz der „Melferser Felſen“, Stopf 481 m,
Fuß 340 m; dftl. davon der Walldorfer Kopf 480 m, ind Werrathal
hinab und zum Landsberg hinüberſchauend; Ditabfal die Streitleite; Südoſt—
hang: Vogelskopf mit dem Flurſtück „Hundertäder”; zwiſchen der Streitleite
und dem Vogelskopf der Finſtere Graben. Endlid die „Breite Seite“,
durch den (1.) Langen Graben im S. vom „Stanım“ geſchieden. Hſtlich die jäh-
abfallende Haßfurthichlucht oder =graben mit dem Querthal Büttnerägrund.
Nordöſtlicher Abfall die „Diemarfchen Schläge. Im Norden die Heppenleite,
zwifchen dem SHebräergraben und (2.) Zangen Graben, der bei ber Freuzeiche
mit dem „Finfteren Graben” zufammennündet. Auf der öſtlichen Seite des
oberen Haßfurtbgrabend und ded vom Bielftein nad Herpf führenden Fuß:
wege, der Kleine Haßfurthberg 424 m. Südlich von dem genannten
Fußweg die Silberwand, am füdlichiten Ende der Schlucht, 4145 m. Daran
anftoßend, jenjeit3 des von Dreißigader fommenden Fahrweges, der Schinder:
£opf, zwifchen den beiden fühlichen Auskehlungen ver Haßfurthichludt: 424 m.
Abfälle nah der Werra zu: Der bewaldete Kallberg,
nv. über dem Unteren Raſen, etwa 430 m, n. vom Bielftein-Herpfer Fußweg.
Aa 142 Bor
Meftliche Grenze die Haßfurthichlucht, zu der fih die Glaswand und weiter
nördl. die Diemarfche Wand hinabſenken. Die Ruine Habichtsburg am
Nordweſtfuß des Kallbergs, gegenüber den Diemarjhen Schlägen, am Nord:
ausgang des Haßfurthgrabend. Der ſchroffe Felſen bei der Habichtsburg bietet
eine prächtige Ausſicht auf die vorliegende, durch Schluchten zerrifiene Wald:
landſchaft. „Auf der Haßburg ader Dreyfig Ader Berge ftehet ein Prunffthauß, alwo
Hodjfürftlich Landes Herrſchafft in der Prunfftzeit fich mit Hirihen und Wildprett jchiefen er:
Iuftigen, dieweil es daſelbſt ziemlid; Wildbahne und im Gehäge ilt. — Sonſt laßt ſich ben dem
hier liegenden alten Schloß Haßburg offtenmahls ein Geſpenſte vermercken, in Geſtalt eines
Weibes⸗Bildes“. Juncker 11 S. 88. Nö. fällt die Defertöhäufer Wand ins
Werrathal hinab, d. das Bürgerthal (zwiſchen Flurſchützenhäuschen und
Weidig). Die vom Schießhaus nad dem Herpfer Fußweg hinaufführende Fahr:
ftraße ift die „Untere Kuhtrift“. Zwiſchen diefer und der Oberen Kuhtrift
— die vom Floßrafen und der Lohmühle gen Nordweſten, die Dreißigaderer
Fahrſtraße f. laffend, zur Höhe hinaufleitet — erheben ſich die beiden, Meiningen
von W. beherrſchenden ziemlicd gleich hohen Kalkberge: Bielftein (n.) mit
dem Dieghäuschen und Dietrich (j.) 406 m, geichieden durch das Wein:
gartenthal. Der Name des erfteren von Grimm erklärt al3 „Jagdplag“, wo
das Hochwild erlegt wird, zu mhd. bil „Gegenwehr“ (de Wildes), von
Bilmar Hingegen als „fteil aufragende, hervorragende Bergipige“, Bergnaſe.
— Der Oſthang des Bielfteind nad der Werra „Herrnberg”.
Zwiichen der Dreißigaderer Landftraße und dem beim Bulvdermagazin
auffteigenden Weißbach die Zwillingäberge: Kreuzberg (n.), etwa 410 m,
und der Hauenjtein (j.), ebenfohoch; beide durch das Kälbleinsthal zer:
ſchnitten; beide ſchauen ind Werrathal hinab.
Abfälle der Dreißigaderer Platte nad der Sülze:
Zwiſchen MWeißbah und Dipperäthal die Königsleite, 452 m.
Zwifchen Dippersthal und Langem Thal: Der Hintere, Mittlere und Vordere
Dippersberg (leßterer über der Neuen Mühle) mit der Geſchloſſenen
Ebene, 470 m, und dem Südweftabfturz der Brandwand; zwiſchen Langem
Thal und Langethaldgraben: Dachſskopf 461 m; zwilhen Langem Thal
und der Schmal: Neuberg (Vorderer mit dem Scafitall, Unterer (d.) und
Dberer N.,) rund 480 m. Weftlid vom Schmalthal der Shweinäberg
mit dem Hafelberg im Süpen, über Hafelbad), 510 m; den Wilpdftällen,
d. von Gleimeröhaufen im MWeften, deren Nordkuppe ond. Gleimershaufen,
rund 527 m.
Vereinzelt erheben fid; zwei Vorberge diefer Gruppe, der eine im SW,,
w. Gleimerdhaufen, gegenüber den Wildftällen, geichieden von der Hauptmaſſe
durh den Haſelbach — der Rudelsberg, 537 m; der andere, auf ber
Norboftede: Der Landsberg, urfprünglid „die LRandeswehre“, 383 m
Schloßturm, oberer Rand der Zinne, trig. Signal. 407,5 m) geſchieden von
der Hauptmafle durch die Landitraße von Meiningen nad) Walldorf. Da3 die
+4 143 8»
Spite dieſes ſchöngeformten, wohlbelaubten Bergfegeld krönende herzogliche
Schloß, 1836—1840 erbaut, bildet eine Zierde und ein Wahrzeichen der ganzen
Gegend. Bol. Schloß Landsberg, Mein. 1853. Trinius, Wanderb. V 258— 267.
IV. Die Sutsberggruppe, füdlid von der Geba, zwiſchen der Herpf, ber
Landſtraße von Bettenhaufen-Stedtlingen:Hermannöfeld und der Landesgrenze.
Bol. Trinius, Wanderbud V 169-178. Mittelpunfte find die weithin
fenntlihen bafaltiihen Zwillingöfuppen des Sufsherges 631 m und des aus—
ſichtsreichen Reuberges 637 m, Signalbaum 661 m. Schloß Hutöberg (1383
hutisberc, huetsberc; die Gemarlung 795 hoitine marca; doch hohl zu ahd
huota „Hut”, „Schuß“. Jacob zieht jedody eine Erflärung vor, die von ber
Bergform außgeht; von dem am Fuße gelegenen Dorfe Helmeröhaufen aus
habe er das Ausfehen eines Spitzhutes mit beiderfeitigen, weit borfpringenden
Krempen; an huoten „Vieh hüten“ ift ſchwerlich zu denken) wurde 1525 im
Bauernfrieg zerftört; Nefte der doppelten Ningmauer und des MWallgrabens
find noch fidhtbar; große Schäße liegen, wie die Sage meldet, in der Tiefe des
Mauerwerks verborgen. — Glieder des Neubergd: Vogelhauf, Röder, Lerchen
hauk, Geishauk, Roter Bühl, Kleiner Neuberg. Südweſtlicher Abfall: Der
Biſchofswaldz; dit dabei, auf der bayr. Grenze, der „Mauerſchädel“ und
das „Bfaffenhaus“, alte8 Gemäuer, angeblih Nefte des Orte „zum Biſchof“;
Wude, Sagen ©. 463; Junder, Ehre II 87. Südlicher dad Wildmoor
469 m, „Io lauter Moraft und Waffer ift“, Zunder II 87; das Eichholz;
„im Gichholz ift ein altes Gemäuer zu fehen, die Peterskirche genennet; es liegt auch ein
großer Teich dabei, fo ber Peters-Kirchen-Teich heit, gehöret dem Herrn Baron bon Stein”;
under II 87; dad Zehen, die Hüättenwand — alle drei ſ. Ruppers; das
Spitalholz, Tagesholz, Alter Tiergarten — nah dem
„Hermanndfelder See‘ fid) abjenkend.
B. Die Henneberger Höhen.
Die namhafteften Punkte der „Henneberge” find: Der Hennederg (die
Henneburg), mit den Auinen des alten, im Bauernfriege zerftörten Schloſſes;
höchſter Punkt im Hofraum 524 m F; Gignaltafel am Nuinenturm, trigon,
Meffung 548 m. Vgl. R. Koch, Panorama von der Nuine Henneberg bei
Meiningen. Nach der Natur aufgenommen und dem Henneberger Burgverein
gewidmet. Meiningen (0. 3.) Trinius, Wanderbuch V 190; Abbildung
der Burgruine vom Jahre 1703 bei JZunder, Ehre, 1274. — Budenfopf
(Büdenberg), 1% km fw. Hermannöfeldl, 479 m F, 492 m G; bie
Schanze, 1 km fw. von Henneberg, an der Straße, 519 m F, 517 m ©.
Fichtig, 1 km fühl. davon, an der Straße, 470 m. Wolfsberg, dicht
f. Henneberg, 490 m G, 500 m F. Hſtlich vom Harlesbad die Wegfahrt
Wegfurth, Weckfurth, Wedburg, mundaril. „die Wagfurt”, weſtlich
Käßerode, fd. Einddhaufen, 508 m G, 514 m F. „Auf dem Berge, die Wedfurth
Rn 144 Bo-
genannt, joll zwar ehedeffen ein altes Schloß mit Namen MWedwarthe geftanden haben; man
fiehet aber jego weder Stumpf noch Stiel davon; jedod eine Klufft oder Höhle“ (under,
Ehre II 89); praedium Wegefurt bei Schannat 286, Urk. des 8. Jahrhunderts.
Hier die Katzenlöcher, zwei lange, flahe Gruben an einem Kalkfelſen des
Waldſaums und am Kopf der Rodung; in ihnen haben wir wahrideinlich die
Wohn: und Stallgruben des früheren Befigers zu fehen, die auch Häufig in
vorgeſchichtlichen Ringwällen, Anfiedelungen, Viehburgen und alten Weideplägen
angetroffen werden (Jacob, Ortön. 70), Im SO. der Grüne Tiſch, 500 m.
Rehberg, dit fd. vom Gut Debertöhaufen, 490 m, mit dem Federlips,
nah Norden auffteigend im Morfhhäufer Marfchhäufer) Berg,
1/, Stunde fd. Kätzerode, 493 m und Ranzberg (Randberg), % Stunde
j. Küäterode, mit Gipfel Wegfopf, 510 m G, 516 m F; fein Nordhang die
Xehne Der Läusberg, fi. Kätzerode, 452 m G, 458 m F. Südöſtlich
davon der Arnsberg (Bibraer Berg), zwilchen Bibra und Rentwerts—
haufen, 482 m F!) mit Südoſtkap Hopfenberg, 433 m G, 428 m F.
Bon den Henmeberger Höhen zieht ſich die Waſſerſcheide jüdwärt3 um
den Keſſel von Berkad, der zwifchen der Bahra im ©., den Henneberger Höhen
im N. und der diejelben durchbredienden Bibra im D. eingebuchtet ift. Folgende
Höhen bilden die Randeinfaffung diefer Senkung: Im NW. der Köpfers—
berg (Gottfriedsberg?), fw. von Schwiderähaufen, 350 m. Nah W. Nein:
bard3berg, 367 m; ſw. die Sondheimer Höhe, durdfchnitten bon ber
alten Weinftraße, 374 m, Waflerfcheide zwifchen Bahra und Weidig. Sö. bie
Behrunger Höhe 380 m. Weſtlich von Behrungen ver Paßberg 365 m,
ſw. der Lerchenberg 367 m. ©. der Behrunger Wald 375 m. Dftl.
Gihfopf356 m; Hühnmerrüden, 374 m, hier wurden vier vorgeſchichtl. Grab»
hügel gefunden, Eihelbrunn 376 m, Weipholz (Meibleholz, amtl. „die
Meipoldswaldung”) 3834 m F;&fpenau, 381 m; die Bode, d. von Wolfmanns—
haufen, 390 m F. Die Sülzdorfer Leite, 1 km n. von Sülzdorf, 383 m; der
Höhn („Höhberg“), Ya St. uw. von Mendhaufen, am Wegweiſer und Wegekreuz
Mönchhof-Behrungen 325 m F, Mendhaufen-Wolfmanndhaufen 368 m. Weiter
fw. das Mönchsholz, 4 St. nd. von Mönchshof, 358 m und der Haard-
rüden?) 333 m. Säuberleshag (Säubeerr mundartl. = Eber), hödjter
Punkt der Landftraße, dftl. bei Mönchshof 329 m. — Enblid der Wart-
hügel (volkstüml. auch „Mordhügel“), 21/ km ſw. Milz, 333 m. Nad der
Sage wurde dort im breißigjährigen Kriege ein gefürdhteter Hauptmanı, der
mit dem Teufel im Bunde ftand, erftochen. Wude 17.
Nach der Werra zu Hingegen zweigen ſich in Norboftrichtung von den
Hennebergen die Bauerdader Höhen ab. Bemerfenäwertefle Erhebungen :
1) 1080‘ (444 m) nad) der Meßtiichlarte, jedenfalls verfehentlich ftatt 1180.
2) die hart und das herter holz 1456 (Schultes, Römhild 738); die munnichleiten
bei dem munnichholz der in zehent zu Heyn gehört, abgetreten von Henneberg an Kl.
Wädhterswintel.
a 145 Ber
Maßfelder Eulskopf, 488 m G, 485 m F, 1 km nnd. Bauerbach, weftl.
durd die Hlingelhede, öftl. durch den Schwarzen Graben eingefaßt; Sübofthang:
Hundsſchnabel. Spielberg, zwifchen dem Intermaßfeld durchſtrömenden
Badıgrund, dem Werrathal und den Bauerbad, 481 m G, 477 m F. Süd—
oftiwand Nofengarten, nad DO. Almen md Gries, NO. Leite,
Nordweiten Kletterleite; der Segel de8 Mehmelöfelder Berges
dicht Dftlih über der Amalienruhe, 493 m. Südlich von der Fahr:
ftraße Amalienruhe-Bauerbad) der (weſtlich) Wordere, 536 m, und (öftlid)
Hintere Frigenberg, 527 m. Der Heilige Berg, ſw. von biefen,
529 m; zwifchen ihnen die „Grube“. „Zur Kirche (bon Henneberg) oder, wie
man hierzulande jagt, „den Heiligen“ gehört ein ſchönes und großes Stüd
Holz, der Heiligen Berg genannt, welden das fromme Altertum aus Liebe zur
Erhaltung des Gottesdienftes gewidmet und übergeben hat”, Junder, Ehre I 260.
Der „Sülzfelder Bühl“, n. von der Amalienruhe, 403 m; ö. davon der
Mittelbühl, 422 m, in der Mitte zw. Still, Spielberg, Mehmeldfelder
Derg und Sülzfelder Bühl. — Der ſchön bewaldete Still, zwiſchen Sülz—
bad, Werrathal, Bachgrund und Leimenbach. Das „Stillhaus* in der Sid
wejtede 494,m, 497 m F; Südhang: Sülzfelder Eulskopf; dftlid vom Still:
haus die Lange Leite (am Fahrweg Sülzfeld-lintermaßfeld); Euldfopf und
Leite geſchieden dur das Pfaffenthal. Südöſtlich Fichtenftill, von der Leite
durd das Kühnthal mit dem nd. Onerthal ‚Kalkofengraben* getrennt. Oſtl.
die Teihwand, über Maßfeld ; nördlich die Stillwand; nordiveftl. die Lampert
(= Landwehr) ; weitl. Zinfenftill.
Bon diefer Gruppe durch den Bauerbach geſchieden: Der Zehner,
der Ritjchenhaufen im Weiten beherrfcht, 457 m G, 460 m FE.
Die unmittelbare Fortfegung der Henneberger Höhen nad DOften zu
doch getrennt durch den Lauf der Bibra, bildet
C. Die Großkopfgruppe.
Diefer Kalkhöhenzug dehnt ſich zwiſchen Bibra und Erdorf aus, er um
rahınt allfeitig dad Gut Arolshaufen, 442 m. Die hervorragenditen
Bunfte jind:
Am Südrand: Büdhelberg, 431 m; Queienbergt), ehebem
mit einer Kapelle gekrönt, 506 m; Großkopf, (Weftenfelder Kopf) 535 m;
i) Queienberg über Queienfeld (1057 Quiunfeld) ſich erhebend; queten von Jacob
mit got. quius „lebendig“ zufammengeftellt und auf die ftarfiprubelnden Ortsbrunnen bezogen ;
indefien ift das wejtgerm. Thema ausnahmslos keck — quick; aud iſt bie Erklärung, es
müſſe brunno ergänzt und eigentlih Quiun(brunno)feld bez. berg gelefen werben, zu künſtlich.
Das fehlende h verbietet auch an wihan zu denken. — Der Waflerreichtum des Queienbergs
war die Urſache einer fehr frühzeitigen Anfiedelung und großer Verehrung. Wahrſcheinlich bes
fand ſich hier in heidniſchen Zeiten ein Heiligtum der Holda, der milden und bei Thüringern
und Ghattentbejonders body geehrten Göttin, die dem Lande Fruchtbarkeit verleiht und den
Aufenthalt in Seentund Brunnen liebt. Im frühen Mittelalter trat an Stelle der heidniſchen
a 146 Ber»
der Wolfenherd «örtlih die Wolfenhaart = Wolföwald), 505 m;
ſüdlicher Hang Stedelberg, weitlih davon die Kohlleite Eifenhügel, über
der Landwehr, 443 m. Südhang Eronigdhaag (Kronigshügel, Der
Dftrand wird durch die alte Heerftraße, die aus dem MWerrathal in den
Milzgrund führt, gebildet; ihr höchſter Punkt 418 m. Hier ferner das Weidig
(6, Weidad F), 495 m G (F giebt für das „Weidach“ 533 m an, meint
aber damit vermutlih das Nordkap des Großkopfs [Iſoh. 527 m]ı, und der
Küffelberg (Gieſel F), % St. füdl. von Jüchſen, Waldgrenze zwiſchen
Jüchſen und Erborf, mit dem Gleichen Gernskopf, 494 m G, 492 mE.
Am Nordrand nad der Jüchſe zu: Schlothberg (Sclott
F), unmittelbar n. vom Gute, 486 m G, 489 m F, mit der Baueröwand
ö. (= Weidahöhöhe F ?), 497 m F; Judehod (aud; Sandlöcder), höchfter
Punkt der Landftraße von Jüchſen nah Queienfeld, an der Ziegelei, 420 m F,
423 m G. Honigberg, Y% Stunde w. Jüchſen, 522 m F, 527 mG;
Dietrihßberg), "z Stunde f. Neubrunn, 533 m, mit feinem Weſtkap
Aalberg, 300 Schritt weitli vom Dreiherrenftein, 494 m F. Nad
Weſten nod die Struth, n. bon der Ziegelei, 446 m F, 440 m G, mit
der weitlih davon gelegenen Steinbachsleite, 424 m. — Endlid der
ifolierte Cronlad (Krohelich“), dicht |. Exdorf, 414 m (Iſoh.) G.
Mit den Großfopf- bez. Arolöhäufer Bergen fteht durch den Schw a b-
häufer Berg, md. Haina, nördl. der Wuftung Schwabhaufen, 510 m in
Verbindung
D. Die Gleichberggruppe.
Litteratur: Junder, Ehre der gef. Grafſchaft Henneberg, abgedrudt
in den Thür. Mon. Bl. Sept. 1899. — Triniud, Wanderbuh VI 164
bi3 192. — Dr. ©. Jacob, Die Gleihberge bei Römhild und ihre vorge:
Thichtlihe Bedeutung. Ein Führer auf die Steinsburg mit vielen Abbildungen
und einer lIberfichtöfarte der Rundfiht vom Stleinen Gleichberg. » Hildbghin.
(Gadow & Sohn) 1895. — W. Lorz, Panorama vom Kleinen Gleihberg.
Hildburghaufen (Steffelring) 1898. — Andere Schriften von Hofrat Jacob über
die Gleihberge werden au einer fpäteren Stelle Erwähnung finden. — Geo:
logifhe Erläuterungen, Blatt Römhild.
Im Centrum erhebt fih majeſtätiſch aus der niebrigen Umgebung der
ſchön bewalvete, dachförmige Große Gleihberg (urfundl. Bernberg, Bärenberg),
678 m, mit feinem um 100 preuß. Fuß niedrigeren Zwillingögefellen, dem
Steinen Gleihderg, Wahrzeichen der Gegend.
Kultftätte eine Kapelle der Gottesmutter Maria, zu ber fchon zur Zeit des Hohenftaufenfaijers
Friedrich I, ftarf gewallfahrtet wurde, Nach der Reformation wurde bie Kapelle abgebroden,
Übrigens zeigt der Berg aud Spuren vorgeſchichtlicher Wefeftigungen, jüngere Erbwälle in
Bogenform und rüdwärts einen Querwall von gelegten Steinen, ber ben Bergvorſprung ab—
ihließt und in feinem Äußeren den Wällen des Stleinen Gleichbergs volltommen gleicht.
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zu 8. 146.
Mi 147 Be-
Der Große Gleichberg bededt mit feinen Hängen die ſehr beträchtliche
Fläche von ungefähr 25 qkm. Der Kopf bildet eine ziemlich ebene Platte in
der Form einer langgeftredten Ellipje, deren große Achſe nahezu 1 km lang ift
und in der Richtung von Norden nad) Süden verläuft. Im Süden und Often
ftürzt die Platte in faft ſenkrechten Wänden gegen 65 m herunter, weniger fteil
find die Hänge in den anderen Richtungen. Bon Welten nad Oſten geiehen
erſcheint der Große Gleichberg in der bei den Bafaltbergen jo häufig wieder:
fehrenden Sargform. Der 15 ha haltende Rüden der Hochebene iſt biß auf die
fteilabfallende Oftjeite mit einem breiten, 1-2 m hohen Bajaltwall umfchloffen.
Drei Eingänge führten durh die fogen. „Rentmauer“ (mhd. vente Zauf).
Nah Jacob ift die ummwallte Höhe eine vorgefchichtlihe Viehburg für die
Schweincherden der Steinsburgbewohner. Der ältefte Name bernbere ift nad} biefem
Forſcher nicht zu ahd. bero „Bär“, fondern zu ahd. ber „Zuchteber” zu ftellen; alſo = Berg ber
Ebercherben). Bis in den Beginn des 19. Jahrhunderts hauften Rudel von Wildſchweinen
in den Waldungen bed Großen Gleichbergs, und in Berichten aus ber Zeit des 30jährigen
Strieged wird häufig Über Wildſchaden geklagt, den fie in den Getreidefeldern anrichteten.
Seine Lage machte ihn geeignet zu einem Dreieckspunkt eriten Grades
ber mitteleuropäifhen Triangulation. Leider ift gegenwärtig das trigonometr.
Signal des Generalftab3 nicht befteigbar und an feinem Fuße die Ausficht
ziemlich verwachſen. Früher jchweifte von feiner Plattform der Bid bis zum
Thüringer: und Frankenwald, den Werrabergen, der Rhön, dem Vogelsberg
und Speflart und über die Haßberge weit nad) Franken hinein und umfaßte
eine außerordentlid reich gegliederte Landſchaft mit zahllojen Siedelungen
weithin leuchtenden Kapellen, Ruinen, Schlöffern und darakteriftiichen Berg-
fuppen, von denen nur der Freisrunde Spandhügel, die St. Urfulafapelle, bie
Bettenburg, Schloß Altenjtein, Schloß Gied und die Altenburg bei Bamberg,
der Staffelberg, die Feiten Heldburg und Coburg, der Straufhain, die Nuinen
Ehrenberg, Henneberg und die Lichtenburg erwähnt fein mögen (Geol. Erl.).
— Für die Bewohner des Grabfelde3 tit der Berg der Wetterprophet.
Sunder giebt in feiner „Ehre der gefürfteten Grafſchaft Henneberg“
folgende Beichreibung :
Die fogenannten Gleihberge haben ihren Namen mit Hecht, indem fie der Höhe und
Proportion nad einander ziemlich glei) find, gleich als zween Stegel ader Zuderhüthe. Beide Berge,
fonderlicd aber die Steinsburg find wegen der herrlichen daſelbſt wachienden Kräuter fehr
berühmt und werden dahero von denen kräuterſammelnden Leuten gar ftarf befucht; wiewohl
es auch Dttern, Schlangen und Mole die Menge allda giebt, Un beiden Bergen wachen
viel Kirſchen, Erde, Heydel:, Hindbeer und delicate Hafelnüffe, au find Wein: und Obftgärten
angelegt und in specie das Gleihamberger Obſt von fonderlidher Güte,
Unten am Gleichberge, wo man es den Nebler heißt, läßt ſich jezumeilen ein
feuriger Mann fehen. Oben aber ift ein Loc) zu finden, darinnen jih Sommer und Winter
das Eiß enthält, daher auch diefer Orth das Eißloch, von etlichen aber die alte Höhle
genannt wird. — Beide Berge geben mit ihren Nebeltappen gewiſſe Anzeigen der Witterung ;
denn folange biefelben daftehen, jo darf man fich fein bejtändig gutes Wetter veriprechen und
jagen die Ummohner im Sprichwort: „Der Gleichberg hat eine Haube aufgefegt — e3 wird
gewiß regnen“; item: „Die Gleichberge kochen — es wird heute nod eine Suppe
Reue Landeslunde, Heft 1. il
a 148 Ber
geben“,t) Das notabelste aber iſt, daß der Gleichberg, fo oft e8 regnigtes Wetter werben will,
zu braufen anfängt, welches Getöje man viel eigentlicher in ber Ferne ala in ber Nähe hören
kann; und find die da herum wohnenden Adersleute dieſes Progmostiei ſo gewiß, daß fobald
fie folhes Braufen merken, fie ihr Heu und Feldfrüchte ohne Säumen fortihaffen und ins
Trodene bringen, ehe das Wetter kommt.
Oben auf der Spite oder Koppe dieſes Berges haben Herrn Herzog Heinrichs zu
Sachſen-Römhild Hochfürſtl. Durchlaucht ein artiges Luſt haus Anno 1699 bauen laffen und
auch einmal an biefem plaisirlihen Orthe nebens Herrn Herzog Friedrichs zu Sachſen- Gotha
Hf. Dchl. Tafel gehalten.
Urkundlich begegnen die Gleichberge ſchon 867 in einem bei Dronke,
cod. diplom. Nr. 596 wieder abgevrudten Fuldaer Schenkungsbrief als montes,
qui a quibusdam Similes, a quibusdam vero Steinbere et Bernbere vocantur.
— Jın Mittelalter werden fie die Glichen, Glychen genannt, der Große
Gleihberg 1299 Glichbere (Reg. boica IV 693). Die Jacobſche Erklärung,
wonach „Gleich“ berg volksetymologiſch umgedeutet jei aus dem keltiſchen elwg
(ſpr. klych) = Felſen, von den gewaltigen Baſalt- und Steinlagern, aus
denen die ringförmigen Niefenwälle auf beiden Bergen aufgeihichtet find, hat
der Vf. jpäter felbit zurüdgezogen. Giebt dod der Name ald echt deutihe Be—
zeihnung der ungefähr gleich Hohen und gleichartigen Erhebungen einen guten
Sinn; dgl. die Drei Gleichen bei Mühlberg in Thür. (höchſte 414 m,
niedrigfte 369 m.)
Ausläufer: Der Röther Km)opf, dicht weitl. über Roth,
437 m; Linhardsberg, fd. vom Bucenhof, 366 m. Märzelbadı,
ſüdweſtlich. Nordiweftlic die Altenburg, 433 m, ein langgezogenes Viered von
Erdwällen, die mit Bafaltfteinen belegt find; teilweife aud) durch Wallgräben
umjchloffen und durch zwei Querwälle mit tiefen Gräben in drei Quartiere
geteilt. Die Hartenburg (der Hartenberg), weiter nordweſtlich voripringenbd,
411 m F, 395 m G, Stätte der Reſidenz bemnebergiiher Grafen vom 13. bis
15. Jahrhundert. 1680 wurden die leßten Reſte der Burg abgetragen; jest
noch mit tiefem Wallgraben, mächtigem Ring: und ſchwachem Außenwall im
oberen Drittel der Anhöhe. Der Hühmerberg nad Norden; ein ifolierter
Segel, auf der Südweſtſeite durch Böſchung und Wallgraben verwahrt und mit
zwei trichterförmigen Wohngruben auf der geebneten Höhe; wahrjceinlih ur—
jprünglid eine mittelalterlihe Wiehburg, ebenfo wie die Altenburg. Der
„Hunerberg, unter unferm Schloß Hartenberg gelegen“, wird 1499 von Graf
Hermann zu Henneberg an den Chorherrn Johann Walter zu Römhild ver:
liehen , Schulte, Henneb. Geſchichte 752.
Der Kleine Gleichberg oder die Sfeinsburg, 640 m (687 m
v. Hoff 18351) erhebt fi um 350 m über die Stadt Römhild und noch 190 m
über das St. Bernhardter Plateau. Er ift 100 preuß. Dezimalfuß = 37,66 m
tiefer al3 „der Große”. Die ſchöngeformte Bafaltkuppe, von einem Schutz—
1) Die heutige Bauernregel lautet: Geht ber Kleine dem Großen auf dem Hut, — wirds Better gut.
Segt ber Große bem Seinen auf die Müg’, wird's nichts nüg.
2 149 8»
bäuschen gekrönt und mit uralten, mächtigen Buchen beftanden, bietet den um:
fafjendften Rundblick zwifchen Thüringen und Franken, Vgl. das oben erwähnte
Lorz’ihe Panorama. — Aug anthropologifchen Funden, die bon der älteren
Bronzezeit durch die Hallftatt- bis zum Ende der La Tène-Periode reichen, hat
Hofrat Jacob, unfer herborragenditer Prähiſtoriker (F 1896) in mehreren wiffen:
Ihaftlihen Schriften nachgewieſen, daß in vorgeſchichtlicher Zeit ein reges Ver:
fehröleben auf dem Kleinen Gleihberg und an feinen Abhängen herrſchte, welches
Sahrhunderte hindurch währte. Drei Wallmauern umzogen ihn, und der Um:
fang der Feſtungswerke übertrifft den aller befannten mit Steinwällen befeftigten
Berghöhen Deutihlandd. Der Längendurchmeffer feines unregelmäßig elliptifchen
äußeren Ringwall3 beträgt 1050 m, der Querdurdimefler 840 m. Die jekt
no erkennbaren Feſtungswerke dürften erft gegen Ende ber La Tene-Zeit,
etwa 200 v. Ehr. entitanden jein. Um Beginn unferer Zeitrechnung wurde die
Bergfefte, deren Bewohner doch vielleicht noch Kelten waren, — bon den Ger:
manen? — erobert und teilweife zerftört. Im Mittelalter, bis zum Anfang
des 16. Jahrhunderts, trug der Gipfel eine dem Heiligen Michael geweibte
Kapelle, zu der eifrig gewallfahrtet wurde. Diefer Umftand und die mannig-
fahen Mythen und Sagen (Jacob a. a. O. Wurde, Sagen Nr. 24, Bechſtein,
Thür. Sagen Nr. 29; Sagenbuch III 222) deuten darauf Hin, daß fich hier
in altgermanifcher Heidenzeit eine Verehrungsſtätte des Wodan befand. —
Der Hiftorifer Junder weiß (Ehre II 103) folgendes von der Steinsburg
zu bermelden:
Auf der Steinäburg fieht man nod) die Rudera ader Mauerfchäbel von einer alten
dreyfachen ſtarken Mauer fo rings herum gegangen. Die gemeine Sage ijt, der Teüfel habe
fie gebauet; aber das jind lächerliche Poßen, vielmehr halte id; davor, es fjey das ganze Werk
in alten Zeiten eine Burg aber Verfchanzung, entweder der Francken wieder die über dem
Thüringer Wald von Saalfeld her einbrehenden Sorben und Menden, aber eine Veſtung ber
Sorben und Wenden, wieder die Francken geweſen, und vermuthe ich bey verftändigen Historicis
desfalls gar leicht Beyfall zu finden. Sonft aber gebendet eines daſigen Schloßes aud, wie—
wohl meinem Bedünden nad) etwas unvollfonmen, Friedrich Hortleder (1579-1640) in ber
MSS, Beichreibung des Fürftl. Sächſ. Orthlandes Franden, mit folgenden Wortten:
Gleichberg, das Wüſte Schloß, fo ehemals zwiſchen zween in gleider Höhe gegen
einander über gelegenen Bergen, bie Gleichberge genannt, erbauet gewejen, und auf der Harten-
burg und Römhildiſchen Gränge gelegen, wie in des Hennebergiichen Oberaufſehers Rudolph
von Ponickau Hennebergifhem Land»Täfelein zu ſehen.
Solches ift im Landgraff Balthafar Sohnes Friedrich des Jungen, und letzten
Landgraffen zu Thür. und Migf. zu Meißen Wiederfauffs:Briefe nah Oculi anno 1429, bar:
innen er Churfürſt Friedrid) den 2ten und Herzog Wilhelm zu Sachßen, Gebrüdern, fein Ort:
land Franden aber den Helbburgiihen Strih um zwanzig taufenb rhein. Gulden verkaufft,
ausbrüdlic enthalten, und wird darunter das Schloß aber Amt Gleichberg auf zweyen, in
gleiher Höhe gegen einander überftehenden Bergen, die Gleichberge genannt, gelegen, auf
4000 Gulden angeſchlagen und fan jeyn, daß es nad) ber Zeit in ber andern Amtern eins
gezogen worden.
Hiergegen wendet Jacob mit Fug ein, aus dem Namen Steinsburg könne nicht der
Schluß gezogen werben, daß eine mittelalterliche Ritterburg auf dem Kleinen Gleichberg ge
ftanden habe, „Berg und Burg hat den gleichen Begriff des Schügens und Bewahrens, weshalb
11*
3 150 Be»
Berg und Burg in Burgnamen oft wechjelt, 5. 8. Hartenburg auch Hartenberg, Helbburg
Heldberg, Dfterburg Dfterberg, Schaumburg Schanmberg, Dikburg Dißberg. Die Annahme
einer Ritterburg auf dem Kleinen Gleichberg ift endlich aufzugeben“,
Borberge: Im Norden der Radenoder Dingsleber Gleich—
berg, 503 m G. Im Often der Nördlidhe und Südliche Kleeberg
(Kleinberg, mundartlid Klä-berg), getrennt duch den Kalkofen, 409 m,
Mehlerts, 1 km ſüdlich Zeilfeld, 409 m und daS Friedenthaler
Hölzchen, 375 m. Weſtlich der Eihelberg, 381 m, bis ins 16. Jahr:
hundert ein Weinberg, mit ftredenweife wohlerhaltenen Reiten eine Grabens
bon der öſtlichen Waldgrenze bi in die Nähe der Dingsleber Straße,
Zwiſchen beiden Gleichbergen führt die Laudftraße von Hildburghaufen
nad) Römhild Hindurd. Auf der höchſten Stelle 44 m — au San
brunnen, — eine neuerbaute Waldwirtſchaft, aud) Sommerfrifche; in unmittel-
barer Nähe zwei vorgeſchichtliche Grabhügel.
E. Das St. Bernhardter Plateau, von Obermaßfeld bis Hildburg:
haufen. Wir haben im Bisherigen den füdlichen Zweig der. von dem Henne:
bergen ausgehenden Bergkette verfolgt. Durd die Bauerbader Höhen ſtehen
fie au in Verbindung mit den den gejamten Lauf der Werra begleitenden
Bergzügen, die Öftlih von der Yüchfe wieder anheben und zunädft bi3 zum
Beilfelder und Leimriether Grunde eine zufammenhängende Maffe bilden. Süd—
grenze ift größtenteil der Jüchſegrund.
Die Mitte dieſer breiten Hochebene, die nad) Weiten und Often ziemlich
fteil abfällt, wird durd die eig. St. Bernhardter Höhe dargeftellt, mit
einer Meereshöhe von 500 m.
Diefen Kern umlagern von Weiten nah Often:) Die Neut, 485 m,
Mühlberg, 1 km f. Wahenbrunn, 489 m, Ritterörain, fw. Wadern:
brunn, 518 m F, 490 m Gſoh.) G, mit dem Uhlberg (f.), 509 m F}; bie
Wadhenbrunner Höhe, weil vom Or, 492 m. Dullerberg,
(Düllersberg), n. Jüchſen, 467 m. — Öftlid dad Große Bud, 1 km
öſtl. St. Bernhardt, 500 m; Großes und Kleines Löhlein, fi. vom
Ort, 471 m; Kerbe, 1000 Schritt fd. vom Ort, 503 m F; Ermelöberg,
zwifchen Dingsleben und St. Bernhardt, 515 m. Breitberg, in der Mitte
zw. Dingsleben und Meurieth, 461 m mit dem Edelmanndeidhig, dem
ſö. Abfall nad) dem Zeilbady zu, Höhe 449m. Das Tännig, d. von Dings—
leben, 442 m, mit dem Oberen (w.) und Unteren (5.) Eichicht nad SO.
1) In dem Jagdrezeß zwiichen Herzog Friedrih Wilhelm zu Sachſen und Gajpar
pon Hanftein zu Henfſtädt 1593 (bei Schultes, Beihr. von Henneberg, S. 510) werben namhaft
gemacht folgende Reviere, zwiſchen Werra und Jüchſen gelegen, die nur noch z. T. nachweisbar
find: Frohnberg, Kohlenberg, Bernherder Rieth, Cromes, Erborfer Höchlich — das Buſchen
roth, der Michenberg, Gehegter Berg, Wacenbrunner Gehölze, Themarer Zechell und Fenſter
Leithen — das Breitenlohe, der Olbenberg ; Hußberg, bie Ziegenlache, das Vordere Bern:
harder Bud), das Wetzles, der Zesleiten, das Helmis, bie Webichs und Rodels-Leithen —
Wolfsberg — das MWiebers,
a 151 >
Die Koppel, unw. Dingdleben, 510 m. Der Wolfenzagel, nw. Dings—
leben, 518 m. — Die Bahnleite, fi. Obendorf, 490 m. Ernftleite,
zwiichen Obendorf und St. Bernhardt, 512 m.
Ausläufer und Borberge a. Nach der Jüchſe zu, von
Norden nad Süden: Eihelberg, 476 m, mit Sübhang: Alte Wein:
berge; Klauenberg ($lauerberg), fw. über Neubrunn, 455 m G, 443 m F,
Sannert (Sannertöfuppe), n. über Neubrunn, 462 m, leßtere beide durch
den MWenherägrund geſchieden, an deſſen Nordweitende die Ginhäufer
Köpfe, am Nordweltende der Ziegenrück; Kreffelberg, % Stunde
d. Neubrunn, 452 m, mit den nördl. Fortiegungen: Tannig, Luh (Loh), Salz
kopf. Dullerberg, f. o. Köhlershückel, 487 m, mit feinen Ab-
hängen Langer Grund füdlih und Mittelberg ſüdweſtlich. Weiterhin der
Rangenberg, d. Jüchſen, 474 m, die Shnorr, f, davon, 470 m, dahinter
der oben genannte Rittersrain. Nörblid über Exrdorf der Hintere —
454 m — und VBordere Hemmtopf, 446 m. Oſtlich Kirhberg und
Roßhbach, jeder etwa 450 m.
Bon den beiden Quellbächen der Jüchſe umfloffen ift der obenerwähnte
Kronlad, ſüdl. Erdorf, 414 m (Iſoh.) G. Der Name jedenfall3 von
krähe („Srähe“) und lache („Sumpf“) am Fuße des Berges.
b. Nach der Werra zu, bon Weiten nad Often: Der rundliche
Dödttberg, im Knie zwiſchen Parte und Werra, über Obermaßfeld, 470 m,
mit dem Dörnig; dann, durch das Immerthal getrennt, der breitgezogene
Langenberg, 490 m; Frohnberg, d. davon, 480 m, zwiſchen beiden die
Einfenfung des Geröfeldes, ebenfohoch der von dem Frohnberg durd das Neu—
brunner Thal geihiedene Mittelberg und der benahbarte Kohlberg,
dicht ſüdlich Belrieth. Über die Hochebene diefer abgeplatteten Bergkuppen führt
der „Rennftreich“ (früher Nennfteig, auch Rennweg), zugleich Flurgrenze
der Jüchſe- und Werradörfer; vgl. Mareile I6. Der Midelöberg, fi.
Belrieth, 484 m, Bahdorfer Berg 463 m; Wolfsberg, ſ. Vachdorf,
450 m. Dad Loh, Holz und Berg norböftl. von Wadenbrunn, 482 m F;
Rojengarten, Heibeflähe zwiſchen Vachdorf und Neubrunn, 479 m F,
Uhlberg, füdweitlid Wachenbrunn, 508 m; Hopfenberg, über Henf:
ftädt, 447 m. Dttilienberg (Steinerner Berg), mit den Mauerreften
einer Kapelle (Steinerne Fire), 1 km weitlid Themar; der Einge:
fallene Berg (mit groteöfen Felstrümmern, herrührend von einem um 1690
erfolgten Erdrutfch), 480 m, auf weldem noch im 18. Jahrhundert — nad)
Juncker Ehre II 105 — biöweilen Steinadler horfteten. Der Altenberg, ſö.
daran anftoßend, 510 m, mit Schughäuschen, wohl nad; dem hierzulande be:
güterten Adelsgeſchlechte von Slten benannt; doch „Oldenberg“ bei Schultes,
Römhild, S. 708. Hutberg, ſüdweſtl. Grimmelshauſen, 475 m G. Das
Wetzles, ein Abfall der Bernhardter Höhe nad) Oſten, zwiſchen der Gabelung
der Wege St. Bernhardi:Beinerftadt:Troftadt; dftlih davon der Hagen
+3 152 BB
rangen und der Gängeläberg, füdl. vom Hutberg; die Ziegellade
(1593 Biegenlade, ſ. ©. 150), zwifden Troftadt und Grimmelshaufen, 425 m.
Helmers, dicht weftl. Troftabt, 405 m. Bahnleite (mundartl. Bohleite),
j. vom St. Bernhardter Weg und der Brunngquell, zwifhen Troftadt und
Reurieth, der Hang dicht weftlich über der Werra. Bahnleite und Brunnquell
find durch den Salzgraben geſchieden.
Zwifdhen dem Zeilbadh und dem Leimriethber Grund:
Der fteilabftärzende Höhnberg (im LandwehrverzeihniS don 1602 noch
„Hahnbergk“, der Name vermutlich von hagen = Landhag; über den Berg
führt der Landwehrgraben, der die Amter Hildburghaufen und Themar jhied).
dicht ſö. Reurieth, 516 m. Das Orle3, weftl. Abhang des Höhnbergs, L
bon der Straße NeuriethZeilfeld, diht am Ort;) Hutzberg, Dithang des
Höhnbergs, Windfchlag, der Nordhang, f. vom Ort. Südlich vom Höhnberg
der Hungerberg mit dem (w) Thomashügel, 500 m F. Queften:
berg, fo urkundlich, ſpäter Attels(Ottilien ?z)berg; vgl. Jacob, Ortsn. 54,
jest Häfelriether Berg, weſtl. überm Ort, 527 m; in fatholifchen Zeiten
eine der heiligen Ottilie geweihte Kapelle tragend und damals berühmter Wall,
fahrtöort. Der Name von mhd. queste = Quafte; Nordfeite Stirnberg,
dahinter nadı Weiten der Obere (n.) und Untere (f.) Pfersdorfer Berg
500 m. Lindenberg, nnö. Zeilfeld, 470 m nebft dem Stödig; Zeil:
berg, auf der Flurgrenze zwiſchen Zeilfeld und Pfersdorf, 453 m. Der
Name von ahd. zila Ziel, Linie, Furche Ellerberg, der Norbweithang
de3 Lindenbergd, nad) dem Zeilbach zu abfallend. Lindberg, nw. Zeilfeld,
w. dom Eichigsgrund, einem Zufluß des Zeilbahed, 456 m, mit Oftabfall
Ejelörangen, nad dem eigentlichen Zeilbadh zu. (Diefer Lindberg ift nicht
zu verwechſeln mit dem öftlich gegenüber jenfeit$ des Zeilbaches fi erhebenden
Lindenberg). Der Ebenhardfer Laubberg, f. am Ort, fd. von dem
Fahrweg Ebenhard3:Pferäborf, 519 m F, der Weftabhang desſelben „Fichten:
berg“. Altenberg, füdöftlid der Flurgrenze zwiichen Häſelrieth und
Ebenhards.
F. Die Heldburger Berggruppen.
J. Die Spanshũgelgruppe.
Südlich vom Großen Gleichberg, an der Trappſtadter Grenzecke, ſetzt
ein nach Süden gerichteter Höhenzug ein, auf der Waſſerſcheide zwiſchen der
Fränkiſchen Saale und der Kreck und auf der Hoheitsgrenze zwiſchen Sachſen—
1) Über den Namen vgl. Jacob, Ortön, 92 unter „Oerlsdorf“. Wenn aud hier ala
ältere Namensform urloh-es anzuſetzen ift, jo bezeichnete Urles (Urloh, Urholz) die Bäume
ohne Früchte (Birken, Afpen, Hainbuchen), im Gegenfag zu den fruchttragenden Bäumen, ben
Buchen und Eichen, In folchen Urholzen, Urhauen hatten die Markgenofien die Befugnis,
Leſe⸗, Bred: und Fallholz zum Brennen zu holen. Vergleihe auh Bud, Oberb. Flur
namenbuch 286.
3 153 Be
Meiningen und Bayern. ine gewiffe Verbindung wird durch den Zahlen
Einfahrtöberg, öftl. Eicha, 319 m, gebildet; richtiger Heißt er „Einfirft“,
Brüdner nennt ihn „Einfürft“, mundartl. Ahferſcht; ehedem (1500) hier ein
Eijenbergwert; Schulte, Römhild 753. — Krautberg, nördl. Linden,
328 m.
Die erfte bedeutendere Erhebung ift der Körnberg (KirnbergG,
Kernberg F, der Name bon quern Mühle, Mühlftein, Jacob, Ortsn. 90),
ſ. Linden, 404 m G, 415 m F, nebit dem ebenjfohohen Brummharz
(Brommhards, Amtsbeſchr. von 1660 „Brummmertöberg“), fd. davon, 442 m F;
zwifchen diefen beiden ging einft die Landwehr hindurd, und in der Nähe war
eine ftändige Dorfwade. Auf der Süboftfuppe des Brummharz fteht ein
jteinerned Kreuz, wo früher alljährlid das Andenken an die Schladht bei Leipzig
gottesdienftlih gefeiert wurde. Sreuz 399 m G. Von da längd ber alten
heldburgifchen Landwehr ſüdwärts ſchreitend, fteigen wir empor zum Segel des
Spanöhügel, 447 m (in der Heldbburger Amtsbeſchreibung Spandburg,
heute im Volksmund lautgeſetzlich „Spahßhügel“), wohl eine alie Warte zum
Ausſpähen. Die flache Kuppe bietet eine ſchöne Ausſicht; die Landwehr geht
60 Schritt nördlid um den Berg. Sö. davon der Hohe Weingarten,
n. Gompertöhaufen, 369 m G, 374 m F, Die weißfhimmernde — würzburg:
bayrifhde — St. Urſulakapelle (3888 m) bleibt weſtlich, ebenfo wie vor:
ber die Quelle der fränkiſchen Saale, 3ll m. Der Queftenhügel,
füdl. Nieth, 355 m.
II. Am Schweihershanfen rahmen ſich von Welt über Sid und Oft
nad Norden: Der Range Berg, 376 m, der Gr. Lehnberg, 409 m, da—
neben der RL Lehnberg, ferner die Lichte Eiche, 385 m, mit der
Mäufigswand nad Norden, der Fichtengrundkopf, 367 m, ber
Späntopf, 350 m, der Milzberg (der Name nad Jac., Ortön. 83 von
dem weichen, Zotigen Boden und den dortigen Waflerladhen, die nur in der
heißeften Jahreszeit austrodnen; mhd. milde weich, nadgiebig), zwiſchen
Schweickershauſen und der Zautermühle, 375 m; die Söldnerwaldung mit
dem Mittelberg und Qauterberg, 367 m.
Weſtlich von den Schweideröhäufer Bergen die — bayriſche — Leder—
hede, Höhenzug zw. Schwanhanfen und Birkenfeld, 390 m.
III, Pie Höhnberggruppe.
Vom Spanshügel geht ein Sporn in füböftlicher Richtung zwiſchen
Hellingen und Heldburg nad der bayrifchen Grenze hin. Hier bie Schledt-
farter Wand, zwiſchen Leitenhaufen und Schlechtſart, 427 m; Lindig,
nächſter Berg füdöftlih vom höchſten Punkt der Straße zwiſchen Schlechtſart
und Gompertöhaufen, 395 m F. Siliansberg, ſ. Welthaufen, im Knie
zwifchen dem Unterlauf der Wefthäufer und dem der Leitenhäufer red, 346 m.
Gähling (Gehling, Gählig), bewaldeter Berg 1 km weftl. Gellershaufen, im
nn 154 Ber
Knie zwiichen der Leitenhäufer und Gompertöhäufer Stred, 357 m F. Der
Höhnberg, zwiſchen Gellerihaufen und Hellingen, 401 m; die Banjau,
ſ. Gellershauſen, ungef. 360 m; Schillers höhe, Höhe der Straße zwiichen
Heldburg und Hellingen, 347m. Naubenberg (volfötüml. Napperg, fälſch—
lid Grauberg), öftl. Rieth, 352 m.
IV. Der Sexenhügel.
Endlich entjendet der Körnberg einen Ausläufer nad Diten, der daun
ſüdöſtlich umbiegt, zwiſchen der MWeithäufer und Streufdorfer red, um bei
Heldburg zu enden. Hier die Bahnleite, !% Stunde nw. Haubinda, an
der Zandiwehr, 412 m; der Herenhügel, d. von Linden, n. von Haubinda,
419 m, mit dem nördlichen Kap des Neinfelder Berges, 357 m. Der
Herenhügel iſt ähnlich geitaltet, wie der Spanshügel, fait von dem:
jelben Dimenfionen und wie durch Menichenhände geformt,mit acht Linden auf
feinem abgeplatteten Gipfel geziert, hübjche, allfeitige Ausfiht. Der Name
deutet auf eine heidniſche Verehrungsſtätte. — Brand, höchſter Punkt der
Chauſſee zwiihen Wefthaufen und Streufdorf, 378 m F. Weiter ſüdlich nod
der Binfenfopf über der Linfenmühle und vie Haardt über Gelleröhaufen.
V. Der Bug des Sfrauffains und der Heldburg.
Vom Seinen Gleichberg Löft ſich ebenfall3 eine Hügelfette ab, die, an-
fangs nad Dften gerichtet, fhließlih nad) Südoften umbiegt und bis Dieters:
dorf in Bayern (unterhalb des Zufammenfluffes der Kreck und Nodadı) ſtreicht.
Sie ift durdh den Leitenberg, 351 m, füdlih don Simmershaufen, und
den NReinfelder Berg, 357 m, weitlid von Streufdorf, mit der Heren:
hügelgruppe verbunden.
Ort Zeilfeld, Kirdhplag, 413 m. Der Hahnritz, mundartlid
„Hahnert3” (wohl aus hagen-hartes — umhegter Waldrüden), Waflerfcheide
zwiichen Milz, Rodach, Werra, jowie Spradigrenze zwiichen dem Werrafränkiſchen
und Grabfeldiſchen; er zerfällt in den Pfersdorfer, Yeimriether und Bedheimer
Hahnrig ; die beiden Iegteren werben von der Bahnlinie Hildburghauſen-Heldburg
durchſchnitten; höchſte Stelle 4220 m G. Spikberg, weſtlich Streffenhaujen,
ndrdl. der Straße, 362 m; Strefienhäufer Dipperts, zw. Bedheim
und Strejfenhaufen, f. der Straße, 363 m; Streufdorfer Dipperts
(Scäferöburg), zw. Strefienhaufen und Simmerdhaufen, 369 m F, 372 m G.
Dad Streufdorfer DOberlaud, Höhe der Landitraße zwiſchen Steinfeld
und Streufborf, 358 m. Hiedleite, zu Streufdorf gehörig, nahe dem höchſten
Punkte des Weges von der Meierei nad Seidingitadt, 373 m; Große
Roden, Höhe zw. Sophienthal und Strefienhaufen, 411 m. Die Heide,
bewaldete Höhe ſüdl. Steinfeld, 371 m. Bon hier in ſüdl. Nichtung zu der ſchön—
bewaldeten, aus dem Keuper aufiteigenden Bafaltfuppe des Strauffain, 450 m,
a 155 Ber
Alter Name Strüfe, Strüphe 1206 HU V 244. Amitsbeſchreibung 1666
„Strauffhahn“, volkstümlich „Stra(u)chhah“. Die Burg hat den Namen vom
Berg; :hain ift fpäterer Zufag: 1322 erfauft Conrad von Heßberg von
Graf Berthold von Henneberg „den hayn ume daz hues zu Strueffe* HU 187.
Strüfe, zu Wurzel struben „ſträuben“ bezeihnet nad) Jacob, Ortönamen 115
den (in der Ebene zwiſchen Seidingftadt und Roßfeld) einfan emporragenden
Bergtegel. Den Gipfel frönt eine ftattliche, weithin ſichtbare Ruine, einft der
Siß eines henneb. Herrichergeichlehtes. Val. Erintus, Wanderb. VI 211-220.
Meiterhin über den Haderberg, ji. Eeibingftadt, etwa 365 m,
Forſtort Grünhaus, nö. Wölferöhaufen, und Kienleite (Amtsbeſchr.
„Kühnleiten”), zwiichen Völkershauſen und Holzhaufen, mit den Abteilungen
Zaubenrangen, Schießhausebene, Brandkopf, Gr. und Kl. Hundshauferkopf,
Fohlenhügel (378 m), Grünhaus, Prinzenichlag, Bauholztopf, Birken), über
den Borderen und Hinteren Morgenfopf, 307 m, nad) dem Held:
burger Keffel. Aus diejem erhebt ſich majeitätifch der Phonolithfegel der Feſte
Seldburg, 404 m, die ftilvoll reftaurierte Sommerrefidenz des Herzogs, mit
umfaflender Rundficht; die „Fränkiſche Leuchte“ ift ein Juwel in ber Herzogd:
frone. Bol. 2. Reß, Gefchichte und Beicreibung der Weite Heldburg. Mit
ſechs Abbildungen und dem Ausficht3:PBanorama vom Turme der Veſte in
Farbendrud. 2. Auflage, Hildburghaufen (Gadow), 1891. — Trinius,
Wanderbud VI 221-237.
Oftlih von Heldburg, zwifhen Kred und Rodad, er:
hebt fich eine aus Keuper gebildete Berggruppe, deren Flanken von einer größeren
Anzahl Rinnſale durchfurcht und zerfchnitten find. Den Mittelpunkt bildet
der Schnittpunkt der Straßen Heldburg-Colberg (Ummerſtadt, Coburg) und
Lindenau-Billmuthhaufen im Forftort Bfaffenholz, 367 m. Weftlih von
der letztgenannten Straße breitet fi der Heldburger Stadtforft, im nordöftl.
Kreisviertel der Billmuthhäufer Forit, in fi. Richtung das Pfaffenholz aus.
Südlih von diefem der Lindenauer Gemeindewald, fd. der Erlebader Forſt;
öftlih vom Pfaffenholz und Billmuthhäufer Forſt der Golberger Gemeinde:
wald.
Auf der öſtlichen Kreckſeite ftreden fih bier Zungen her:
vor, inder Richtung von Nordoft nah Südweſt: 1.Borderer&@lifen(fehl)
£opf, mit der Holzhbäufer Wand (nad Norden), und Hinterer
Eliſenckehlkopf, 370 m; 2. Geridhtäberg (NBelhr. „Greisberg“),
372 m;3. Schnepfenbrunnskopf, 366 m, und Fernleite, 366 m,
mit Südkap Geieräberg, ö. Einöd, 324 m. 4. Schlierfopf, im Eindder
Forft, 370 m, mit Südkap Heßberg, 327m — Auf der Südſeite
find bemerfenöwert: Gr. und Kl. Kühberg an der Grenze des Pfaffen:
holzes, des Golberger, Erlebaher und Lindenauer Gemeind>waldes, 354 m;
Dberer (.) und Unterer (w.) Lerdenberg, nö. Lindenau, über der
Ziegelei; Lindenberg, höchſter Punkt der Straße von Lindenau nad; Erle:
A 156 Be-
bad 347 m F. — Nad Dften: Thonberg, weitl. über Colberg, 371m,
389 m F, mit Südofthang Sandhügel, w. Golberg. Nach Nordoiten:
Brunnberg, ſw. Billmuthhaufen: Finkenberg, nw. Billmuthhaufen,
der DOfthang ded Hohen Steind. Nah Norden: Hoher Stein, an der
Goburger Grenze, 408 m und Borderer und HintererMorgentopfcd.o.),
Jenſeits, öſtlich der Rodad, erheben fih auf meiningifchen
Gebiete noh die UImmerftädter Berge: Sülzfelder Berg, zwiſchen
Sülzfeld und Golberg, rund 340 m; Lehnhügel (Löhnhügel F, aud das
Lehen; der Name entweder bon ahd. hl&o „Srabhügel“ — zwei Reihen Hügel:
gräber liegen an feinen Fuße — oder von löh „Hain“, vgl. Jacob 76), ſüdl.
von Golberg, 371 m G, 383 m F; Kühlitze, ebenfalld ſüdl, 403 m G,
399 m F, mit der Lindenleite, dem Ehrentiegel und der Breiten Zeller. Oft:
lid) von Ummerftadt nody der Willeröberg, rund 333 m.
G. Die Werraberge („Leiten“) von Hildburghaufen bis
Schalkau.
Nah Erledigung des Kreck- und Milzgebietes knüpfen wir unſere Dar:
ſtellung an die beim Leimriether Grunde verlaſſene Höhenkette an, welche Weſer—
und Maingebiet ſcheidet. Jenſeits desfelben fett fie ſich fort in den Hildburg—
häuſer Bergen:
Wallrabſer Kopf (W. Berg, auch „Schlag“), dicht ſw. über
Wallrabs, 473 m G; das Fleck, freie Höhe, Y% km f. vom Wallrabſer
Kopf; ſw. davon der Hofberg mit dem Hofrangen; Stammberg, ji.
Leimrieth, ungef. 442 m. 5tadtberg, dit ſ. von Hildburghaufen, mit Aus
ſichtsturm (15 m hoch) und fünftliher Auine Luginsland, 496 m; Südhang Wa d-
holderberg (rangen), Signal auf dem Flurteil Himmelreid, 475 m,
400 m nördlid) von Sophienthal; Schuleräberg, nöd. Abdahung des Stadt:
bergö, benannt nad) Garl Chr. von Schuler, medl.ftrelig. Kammerherr (F 1838);
früher „Guſſios Berggarten“; bier dad Grab der „Dunfelgräfin. Kalten:
berg, w. vom Hinteren Stabtberg, 414 m. Krautberg, weiter öftlich,
488 m, mit der „Großen Buche”; füdöftl. davon der Mühlberg, dahinter
der Pfaffenkopf, d. Sophienthal, 456 m. Sophienthal, Gehöft auf
der Höhe der Straße Hildburghaufen-Steinfeld, 437 m. Das Seelig, be
waldete Höhe fd. Sophienthal, 448 m. Lausberg (Läusberg), Waldgrenze
zwiſchen Eißhaufen und Birkenfeld, 443 m. — Anftatt der einzelnen Kuppen
treffen wir nunmehr ebenhohe, langgezogene Nüden, nah den Dörfern, beren
Flur fie angehören, „Zeiten genannt. Die Heßberger Leite, trigon.
Signal „Hohewarth* (Heßberger Flur), 200 m nö. vom Schafhaus, 460 m;
Weſtkap, über Birkenfeld, die Stirn, 447 m F, 480 m G (jedenfallä ein
Punkt weiter öftlih). Heßberger Schafhaus, Ys Stunde |. Heßberg,
454 m F, 490 m G. Kleine Anhöhe, dit nö. davon, 504 m G, desgl. ſüdl.
davon, 5il m G. Befondere Namen find auf Heßberger Flur: Gemeinde
a 157 Be»
leite (w.) und Bucdenleite (d.), legtere Gutöwald. Südlich von der Ge-
meindeleite die „Hohe Wart h*, f. von ver Buchenleite das Eichigsſchrot,
aud) die Sieglammer, im Süden begrenzt durd den Eihigsgrund. Sö.
bon der Hohen Warth da3 „Todtenwarthftüd”, Feld; ſ. davon dad Bud
(Borderer und Hinterer Buchſchlag, Buchſpitze, Buchkuppe = Heßberger Kopf),
503 mF. Weiter zurüd nad) Eiöhaufen zu, der Gr. und FL Dörrberg,
3 km nd. Eishaufen. Südlih vom Bud die Forftorte Mäßlein, Haderholz
und Altthal. Heidholz, bewaldete Höhe, 1 km f. Steinfeld 372 m F;
Kuhberge, die Höhe n. von Gishaufen, am Weg Steinfeld: Hetfchbad,
433 m G. Maffenhäufer Gemeindewald, nö. der Moosbank,
484 m G. Die unmittelbare Fortfegung der Heßberger Leite ift die Veils—
dorfer Leite, 482 m. Hier der Beitenberg. Der öſtlichſte Teil der
Veilödorfer Leite die „Badersleite* Jenſeits des Weidbaches und des
Dorfes Veilsdorf erhebt ih die Shadendorfer Leite Südlich davon
das Wilderod umd f. der „Alten Straße” dad Dickicht und ver Mittel:
berg. Die Hohe Tanne, Signal % km fd. Scadendorf, 493 m. Es
folgt die Harrafer Leite, 491 m, mit dem Walles, zwiſchen dem Weg
Harra3:Grattftadt (w.) und der Harrafer Flurgrenze (Einzelnamen: Walles—
fuppe, Unterm Walles, Oberm Wales); weiter öftlih die Bodftadter
Leite mit den Flurabteilungen Stellerleite, Vogelrangen, Vordere und Dintere
Mederleite (mit den Hürden de Herrn von Mündhaufen auf Boditadt), Hier
höchſter Punkt des Weges von Boditadt nad) Ahlitadt, 514m F. Das Eiers—
fled in der fd. Ede der Harrafer Flur, an der Landeögrenzee Bloße
Leite, ſ. von der Hinteren Meberleite, 519 m F. — Weiter f. der Obere
Berg, ſ. Herbartöwind. Der Herbart3winder Weinberg, 527 m. Das
Eihholz (der Eihberg), zw. Boditadt und Eiöfeld, mit einem Ausſichts—
türmden, 465 m; an feinem Nordoftfuß die berühmte Bergſchlößchen—
brauerei von Eiöfeld. Endlih der Haderberg, zwiidhen Herbartäwind und
Eisfeld, rund 470 m, mit dem Abteilungen: Müß, Roter Hag, Berghügel.
Die füdlieren Höhenzüge rechnen wir zum Schalkauer Plateau.
NAnbang.
(Zugleih Nachtrag zu dem Abihnitt „Topogr. Zandesaufnahme*.)
Es wird von allgemeinem Intereffe fein, wenn wir hier noch einige
Zeilen über die vom Königl. Preuß. Generalftab im Herzogtum feftgelegten
HöhenFirpunmfte einfügen.
ALS Grundlage für die Darftelung der Höhenverhältnifje in den Gene:
ralftab3farten (1:25000) ift über das Aufnahmegebiet eine große Zahl, in
fogen. Schleifen angeorbneter Punkte verteilt, deren Höhe über Normal-Null
(N. N.) — f. ©. 43 — durch ein ſcharfes Nivellement („Präcifiong-Nivellement“)
beftimmt worden ift.
Die regelmäßigen Feitpunkte an dieſen Nivellementsſchleifen beftehen
in Granitpfeilern mit feitlich eingelafjfenen eifernen Bolzen. Der
höchſte Punkt des Bolzenkopfes iſt der Feſtpunkt. Die normale Entfernung
der Feſtpunkte unter einander ift 2 kKm. Dieſe Granitpfeiler find der Pegel
nach in den Straßenkörper in nächfter Nähe der nummerierten Stilometerfteine ein:
gelegt und gut fundiert.
Eine zweite Kategorie von Feitpunkten, Söhenmarfen (H.M.)
genannt, bie dem Nivellementönete eine größere Dauer und Feſtigkeit, als Die
Pfeiler mit Bolzen gewähren, find in Abftänden von durchſchnittlich 10 km von
einander in möglichiter Nähe der Schleife an feften, Dauer verfprechenden Ge:
bäuden (Kirchen und dgl.) angebradt. Diefe Höhenmarken beftehen in einem
Kopf mit der Infchrift: „Königl. preußifche Landesaufnahme ... . . Meter über
Normal-Null*, und einem in Bronce gegoffenen Plätthen mit der Höhenzahl.
Auch hier ift der höchſte Punkt des Kopfes der Feſtpunkt. Die Bronceplättchen
find erft nad) der endgültigen Teitftellung der Höhe gegoffen und aufgejchraubt
worden.
In ungefähren Abftänden von 5 km find ferner an öffentlichen Ge
bäuden, Brüden, Durchläſſen u. |. w. die fogen. „Nivellement3Mauer
bolzen“ (M. B.) angebracht und beftimmt. Sie haben die Form der Ren,
in den Bolzenpfeilern und tragen an der vorderen Fläche die Bezeichnung
„Niv. P.“
In unſer Herzogtum fallen Teile der beiden Nivellementsſchleifen:
A. Weißenfels — Zeitz — Gera — Neuſtadt a. O. — Pößneck —
Saalfeld — Rudolſtadt — Blankenhain — Berka — Weimar — Apolda —
Köſen — Naumburg — Weißenfels — und
J
+4 159 Be
B. Weimar — ſ. 0. — Saalfeld — Eichicht — PBrobitzela — Gräfen:
thal — Spedtöbrunn — Blehhammer — Sonneberg — Neuftadt a. 9. —
Coburg — Rodach — Hildburghaufen — Schleufingen — Suhl — Bella:
Mehlis — Schmalkalden — Salzungen — Dorndorf — Markſuhl — Eifenad)
— Gotha — Erfurt — Weimar
und zwar mit den im nachſtehenden Verzeichnis aufgeführten Feſtpunkten:
Lage des Feſtpunktes Höhe über
Nummer: | IN
deſwuntt — Straße und — — Beſchreibung.
em. |
3 ur Schlei ife e A,
6985 — Straße Saalfeld-Pößneck, am Oftende von
| — — 214,696
M.B. — an der Firde in Jüdewein, Nordjeite, an
| der Satrilti >» 22.0. 214,298
H.M. | — Pößneck, Mauritiuskirche, an der Süpfeite
des Em. ee 228,443
6984 — | Ausgangs Pößneck, neben dem Wohnhauie
zur Kalkbrennerei von Berth. Giebel. 220,874
6980 9,0 | 600 m weſtlich von der Straße nad König | 289,974
6979 7,0 100 m weftlid vom Weg nad Oberwellenboru | 279,474
M. B. = an der Kirche in Unterwellenborn, Nordfeite,
reht3 vom Eingang » » 2... 270,081
6978 5,0 In Röblig, gegenüber dem Haufe Pr. 57,
bei dem Eifenwerf - 2. 2 22.0. 254,940
M. B. — an der Kirche in Gorndorf, Südfront, nahe
der Oftettee 239,476
6977 30 | Straße Saalfeld -Pößned, 100 m weitlid
Bornborf: 5-2 4% 2.5 0 une % 236,816
6976 10 | Sn der VBorftadt Altjaalfeld, 300 m weitlich
der Gifenbahn nad) Nudolitadt . . . „| 212,089
Zur Schleife A und B (gemeinjchaftl.)
6974 3,0 | Straße Rudolftadt:Saalfeld, 350 m weftlid)
BROHBDOH: u. 240. a a are 208,433
M. B. — am Denkmal ded Prinzen Louis Ferdinand
von Preußen bei Wöhlödorf, im Funda—
ment an der Weitfeite » 2. 22... 213,919
6475 1,0 1400 m nordweitlid Saalfeld... . .| 243,949
a 160 Ber
Feſtpunkt Nummer⸗ |
H.M.
6976
(Kilomtr.-)
ſtein.
1,0
|
Saalfeld, Rathaus, nahe der nordweſt—
age des Feſtpunktes HÖ
Straße und topographifhe Beihreibung.
I RE EEE ER 235,073
Straße Saalfeld-Böhned. In der Vorſtadt
Altſaalfeld (f. oben) . ». 2 2... 212,089
Zur Schleife B.
Straße Saalfeld-Pößneck. In der Vorſtadt
Altſaalfeld (f. oben) ».». 2.2... 212,089
‚ Straße Saalfeld-Gaulödorf. 1 km nördlid
DONE u er 214,336
am Gafthaufe „Zum grünen Baum“ in Ober:
U a ne a ae 218,428
Straße Saalfeld-Caulöborf, 1 km füdlid
KIREIEN a ar a aa ar 254,570
2,1 km weftlid) Uinterloquig -. » »»..» -» 278,346
Straße Eihicht-Probftzella, 800 m nördlich)
Der ns 291,234
Dberloquig, Kirche, an der Ditfeite des
Turmes, nahe der Sübede -. ... .» 303,300
2 km füdlih Oberloquig - . 2... .. 306,009
am Hauptgebäude ver Fregeſchen Werke „Gabe
Gottes“, an der Dftfeite, nahe der Süd—
BEER N Er a a ee ee 311,916
700 m füddftli „Gabe Gottes“ . ... . 325,868
200 m nördlid Brobitzella...... 333,202
an der Kirche in Brobftzella, MWeftfeite
ded Turmes, neben dem Eingang . - . | 350,668
am Dftende von Zopten. » 2» 2 22... 350,279
am Gafthaus von Bernd. Haude in Zopten
auf der Südſeite neben dem Eingang . | 353,843
2 km weltli von Zopten . »..» ... 378,772
Gräfenthal, Rathaus, nahe der Süd—
a ee 404,705
Straße Gräfenthal-Sonneberg . . ».. » 438,778
DL SE een 525,904
400 m Öftlih Tannenglück. . 2.2... 605,887
23 161 Ber
Lage des Feſtpunktes
Straße und topographiſche Beſchreibung.
am Hauptgebäude des Schieferbruchs „Tannen—
glück“, nahe der Norboftede .....
1 km öſtlich Spehtöbrum . . » 2»...
Spechtsbrunn, Kirche nahe der Nordoftede .
Straße Gräfenthal-Sonneberg. Am Weitende
von Spehtöbrumn . 2» 2.» 222.2. |
Am Nordende von Hafentfal .» »....
am Gafthaus „Zum Hirſch“ in Hafenthal,
Dftfeite neben dem Eingang . .».. .»
An der Hafenthaler Schneidmühle
500 m nördlich Eidenthal -. . » »....
am Wohnhaus Nr. 4 in Eichhenthal . . . .
In Georgshütte... u
an der unteren Bollersmühle in Oberblech—
hammer, am Wohngebäude, nahe der
Südweſtecke » : 2 2... —
In Oberblechhammer, zwiſchen der Olze- und
Steinachbrücke... - v2 20.
am Gießhaufe der Bernhardöhütte, nahe der
Südoftede -. ». -» »... ——
40 m ſüdlich der ſchwarzen Brüde —
In Hüttenſteinach, zwiſchen den Gärten der
Borzellanfabrifen . . » » 2 220.2.
an der Schule in Hüttenfteinad, nahe der
Nordweſtecke.... ee ae
200 m weftlih Köppelädorf . . .....
Am öftlihen Eingang von Sonneberg,
50 m weitlid) der höheren Bürgerfchule
Sonneberg, Rirde, an der Weſtſeite des
nördlihen Turm - » 2 2 2 2.20%
Straße Sonneberg:Goburg. 600 m nördlid)
vom Gafthaus „Zum grünen Baum“ .
am Gafthaus „Zum Grünen Baum“ in Höhn:
bad, Nordweitede -. » - 2 2 220.
Höhe über
623,607
688,611
672,209
661,101
581,660
567,460
536,321
509,290
504,925
486,622
461,516
451,906
441,722
434,024
424,903
399,665
398,481
394,587
391,098
424,323
365,400
Rage des Feſtpunktes
Höhe über
N. N.
(eingemeißeltes® Kreuz) am Stationdgebäude
auf Bahnhof Immelborn, auf der Treppen:
ftufe zum ſüdlichen Eingang
.n 8 a 8 *
x Nummer: |
SEHMINE — Straße und topographiſche Beſchreibung.
ein.
6895 21,0 1500 m ſüdlich Adelhaufen
M. B. — san der Kirde in Adelhaufen, nahe der Süd:
Eee 2 a
6894 709 | Straße RodadHildburghaufen, in Eishaufen
M. B. — ander Schule in Steinfeld, nahe Südoftede
6893 | 5,0 1600 m nördlid Steinfeld . . .
M. B. — an dem Wohngebäude in Sophienthal . . .
682 : 30 1100 m nördlih Sophienthbal -. ..... .
6891 | 1,0 1500 m füblih Hildburghaujen i
H. M. — Hildburghaunfen, Stadtfirde, an ber
Nordjeite neben dem Eingang
H. M. | (2odj) | der Europäifchen Gradmefjung am Stations:
| gebäude auf dem Bahnhof Hildburg:
BAUTEN 5 3
6890 1,0 | Straße Hildburghaufen-Schleufingen, 400 m
nördlid Hildburghaufen . .
6889 3,0 | Straße Hildburghaufen-Schleufingen . . - -
6859 10,0 Am Preußiſchen Grenzftein, 600 m weitlic)
bon Mittelſchmalkalden . .
N.B. ; — am Gafthaufe auf der Zwid, in der Funda—
| mentmauer, nahe der Nordojtede . . .
H. M. | (204) | der Europäifchen Grabmeffung in der Funda—
nentmauer des Güterfchoppens des Bahn—
hofs Wernöhaufen ...
M. B = | anı Sculhaufe in Altenbreitungen, in
| | der Fundamentmauer der Oftfront, nahe
| | der Südede . 2... .
655 ı 10 | Straße Herrenbreitungen:Bardhfeld. Am nörb:
lihen Ausgang von Altenbreitungen
6852 0,0 | Straße Immelborn-Liebenſtein, dicht öſtlich
| am Bahnübergang » » » 2.0...
M. —
eee—
328,888
338,360
396,717
438,125
444,115
379,477
381,241
373,233
403,574
513,865
271,528
264,206
256,709
248,070
249,214
248,229
A 163 Be-
ee s ——
Lage des Feſtpunktes Höhe über
eftpungt | Nummer: N. N.
Feſtp — Straße und topographiſche Beſchreibung.
ein.
6851 | 2,0 | Straße Immelborn-Salzungen, 430 m füdlich
ERHUEN 242,531
M. B. — an der Totenhofskirche St. Wendel in
Salzungen, an der Weftfront, nahe
der Weſtecke... 251,228
H. M. | (20d) | der Europäifchen Gradmefjung am Stations:
gebäude auf Bahnhof Salzungen .| 242,734
H. M. — Salzungen, Stadtkirche, neben dem Turm:
1 RE ge
6850 0,5 | Straße Salzungen-Dorndorf. In der Vor:
ftadt von Salzungen, Leimbacher Straße| 248,576
6849 20 500 m öftlih Leimbah - » .». 2.2.2... 242,060
6348 3,8 1200 m dftlih”Haiferoda - » -» ». 2... 241,757
Im Anfhluß an bie obige Darftellung der Höhenverhältnifje des
Herzogtums geben wir noch eine lberficht der NivellementSergebniffe
für bie an den Stationsgebäuden ber Eifenbahnen im Herzogt.
Sahjen Meiningen angebradhten Höhenbolzen.
255,596
Höhe über Normal:Nuil
in Metern.
Bahnhof Eisfeld „s 438,656
Halteftelle Eisfeld = 456,615
” Brünn 5 437,652
m Brattendorf = 443,028
„ Schwarzbag = 495,088
„ Kidtenau 3 499
„ Unterneubrunn )i5 452,216
Bahnhof Hildburghaufen), 371,999
Halteftelle Leimrieth = 420,552
” Bedheim * 327,518
— Simmerdhaufen| 2 310,739
»„ Streufdorf *
(Süterfhuppen), 314107
Seidingſtadt = 306,267
„ Völkershauſen = 300,589
„ Gelleröhaufen 8 293,220
Bahnhof Held’burg = 288,374
si Sriedrihshall | 281,082
Neue Landeskunde, Heft IL 12
5 164 Ber
Höhe über Normal:Null
in Metern.
385,962
382,966
Bahnhof Sonneberg
Halteitelle Köppelsdorf
8
„ Hüttenfteinad |& 400,882
— Blechhammer 5 439,077
Bahnhof Steinad = 492,266
u Lauſcha 5 611,253
Halteftele Beilsdorf (Hude)
Bahnhof Themar,
Halteſtelle Bachdorf
Bahnhof Grimmenthal
(Werraſeite)
A Riſt ſchenhauſen
Maßfeld
Meiningen
Mr Walldorf
" MWafungen
Waſſerſtation)
— Wernshauſen
Immelborn
— Liebenſtein
Marienthal
Barchfeld
Leimbad
„ Raiferoda
391,167
331,327
299,187°)
280,799
277,422
257,835
249,027
345
318
247
244
240
Lichtenfels-Eiſenach.
— —— — — — — — — — — — — — — — —— — —
oo w =
8528 3
Pan
M Salzungen 241,939
„Pößneck 8 246,486
r Saalfeld 3 214,979
in Unterwellenborn 3 261,372
Re Marktgölitz = 311,998
»„ Brobftzella © 344,607
— JüdeweinPößneck 210,163
" Saalfeld (Saalbahn) 214,127
„ Gamburg( „ ) 133,332
1) Nah A. Schaubad; (Emmrichs Archiv TI 165) liegt bad Werrathal bei Meiningen
ungefähr gleichhoc mit dem Nheinthal unterhalb des Schafihäufer Ralles bei Laufenburg, mit
dem Nedarthal unterhalb Tübingen, mit dem Maintal in der Gegend von Lichtenfels, mit
dem Elbthal in der Gegend von Kollin in Böhmen, mit dem Domanthal bei Deggendorf in
Bayern zwifchen Negensburg und Paſſau.
a 165 Ber
Mer über die Bergwelt des Meininger Landes einen lIberblid aus
eigener Anjhauung gewinnen will, den empfehlen wir folgende Fuß:
wanbderungen:
1. Zag. Salzungen — Franfenjtein — (Möhra —) Kiffel (Ottowaldswieſe)
— Neufang — Yägeritein (am Windsberg) — Altenftein.
2. Tag. Altenſtein — Gerberftein — Gr. Weißenberg — Rennweg — Hohe
Klinge — Liebenftein.
3. Tag. Hunnkuppe — Blei — Stoffeläfuppe — (Rofagrund —) Werns—
bauen.
4. Tag. Wafungen — (Schwarzbad — Hümpferöhaufen —) Köpfchen —
Hahnberg — Oberkatz.
Geba — Hutsberg — Dreißigackerer Höhe — Meiningen.
. Dolmar.
. Meiningen — Henneberg — Wegfurt — (Amalienruhe) — Maßfeld.
Themar — Schneeberg — Ehrenberg.
. Hildburghaufen — (Jägerhaus —) Stadtberg — HI. Gleichberg.
. (Straufhain — ) Heldburg.
. Eiöfeld — Simmeröberg!) — Neuftabt.
. Renufteig — Stieferle.
. Feldberg — Schloßberg — Sonneberg.
. Zaufchenftein — Igelshieb.
. Wallendorf — Brand (Rauhhügel) — Hohe Eiche.
. Gartenkuppen — Saalfeld — Eulm.
. Gleitfh (— Ludwigſtadt — Leheſten).
. Wesitein — Leheitener Culm.
Neuntägige Wanderung.
Salzungen — Schanze — Altenftein — (Wafungen oder Meiningen)
Dolmar.
. Walldorf — Geba — Henneberg.
. Bahn Rentwertöhaufen — Römhild — Gleihberg — Streufdorf.
. Heldburg (— Hildburghaufen —) Jägerhaus.
Eisfeld — Simmeröberg!) — Neuftadt — Limbach.
Fellberg — Sonneberg — Lauſcha.
Igelshieb — Hohe Eiche — Saalfeld.
. ulm — Gleitſch — Lehelten.
Wetzſtein oder Leheftener ulm.
1) Nach Wiebererrihtung des Ausfichtätumes anf dem Bleß würde biefer Berg ftatt
des Simmeräberges in Betracht fommen.
12*
+2 166 >
Fünftägige Wanderung.
1. Tag. * Meiningen — Geba — Dolmar.
2. Tag.
3. Tag.
4. Tag.
5. Tag.
(Rohr — Grimmenthal — Reurieth — Zeilfeld —) Gleihberg —
Hildburghäufer Stadtberg.
Eisfeld — Simmeröberg — Sonneberg — Schloßberg — Lauſcha
— Igelshieb.
Hohe Eiche — Saalfelder Eulm.
Gleitſch — Leheftener Culm.
Jnbalts- Verzeichnis.
Abkürzungen:
A Nltenfteiner 2 e ı K Stranidjfeld.
Bb Bauerbacher Le Leheſtener Gegend.
Bh &t. Bernhard = Plateau.
M Marisfelder Höhen.
Cb Gamburg.
Oe Dberellen.
D Dolmargebiet. | pP argellen (VBierzehnheiligen u. ſ. mw.)
Db ——— | R 3 Ön.
Dh Dolmar:Hohe Straße. | Rb N ön=Blep.
Dm Dolmar- Meiningen. | Re Rhön=Geba.
E Eisfelder Berge. j | Rh Rhön-Hutäberg.
Eb Eisfelder Bleß. Rz Rhön⸗Zillbach.
Es Giöfelb: — | Sch u au,
G . ber gruppe. Schalkauer Plateau.
[ei erg-Straufhainshelbburg. Schm Cine er Heide.
Gf Gröfentbal (no nordöſtlich, nw norbweftl.) | SE Saalfeld (o öſtlich, w weſtlich).
Gk Großkopf. s60o Sonneberg (desgl.).
Hb Henneberger Höhen. | ab Spanshügelgruppe.
Hbb Denneberg:Berfad). | Unterneubrunner Berge.
Hi Hildbur urgbä äufer Berge e rechts der Werra. | Yh Vordere Heide,
Hs Hild —— chalkau. vVorberge.
Hih Hintere Heide, l
Seite. Eeite.
FAalberg PEST BERF 146 Arnsberger Neuter A... ... ...... ....* 101
—— — (Apfelsbr.) Gfuw......... 129 Arolsbachswand E...... .............. 117
Abtswald Rby ........................ * Arolsberg, — — u. Vorderer V.. 114 115
Jaeees Aſchenber — — TEE EN 106
Adersberg (Eggerd:, Edartöb.) E ...... 117 Aßberg (Aftberg) Gknw .............. 128
Adlersleitke Pm. ...................... 111 | Ausſpanne Eu ..................... 9% 118
Almen (Almen, Alm, Armut) Dm ...... J Badersleite As. ................... 157
NE Bahnleite b. Obendorf Bh ..ruunr2r.- 151
Se RO Baia ue anensueeanne ner 138 — 6* Bohleite) b. Troſtadt Bh 152
sure Be RE 154
Altenburg G.................. ..... 148 Yaiestöpfchen 3 EEE 104
Altenftein ! ET EOERERG — 102 Balz, Große Rbo .................... 137
Alter Liebenſtein A .................. 103 Bärenbach Seh. ........ .......... 119
He BVar 101 Bärenbachsberg Sow .......244264 123
Alte Weinberge Bh.................. 151 | Bärengrube Dm ... ................. 110
Amoönenhof In sauna see ........ 180 Bärenkopf Dh ........................ 107
Antoninöberg Be Na 106 | — JJ 118
(Heiliger) JJ 132 — JJ 136
Abfelaberg M ee ee 113 | Bärrain (Beerrain) A.................. 100
—— FOR 114 Bauersfrohnberg Rbvy......... ........ 138
Armut ſ. Almen Dim .................. 1Bauerswand Gk ..................... 146
Arnsberg, F u Ale A . Bauholzkopf Est ...........464 155
— —————— 135
g
— JJ 144 | Bayriſche Kriegsleite 8300......... ...... 126
a 168 Bor
Selte, | Eddie.
Beerberg, Unt. A .......... .... .... 103 Breiter Platz Oo ..................4 *
Beerhũgel Sfo ...................... 150 | Breite Seite Rge.................... 141
Beerrain (Bärraim) A.................. 100 | Breite Zeller Gut ..................... 156
Behrunger Höhe Ubb .................. 144 | Brenmerdgrün Le ..................... %
Behrunger Wald Hbb ............... 144 Dreuberg De „nouessauuuonsnneaunne 109
Belbeberg öd.. 138 Bromberg Bow ....................... 12
Berghügel Us ...................... 157 - BE Bow ann earnunn nnnan anne nannn 123
Derletörain JJ 107 ——— (Primeuſel) E ... ........ 117
Bibraer Berg Hk ..................... 144 Brummharz ae IE, ER 153
eng Dan 88 110 Brunnberg Est ........ ............... 156
Btiiiiiiii 142 | Brünner = 1 R PERS RO 118
BOEE BOBE ars 126 Brunnquell Bh........................ 152
BVilbertsleite Sow ..................... 123 Buch ne a RR RERDERLFERPE PERF 19
gen de st — —— in — * ET = — J
enbergSeh ......... ..... .......... rn s{pige, =fuppe) Hs...... 7
Birkenbũhl ERENTO 118 N mn achsberg Gt .......... .. ......... 1%
—— EA anerkennen 101 | Buchberg Fr FEINE 1%
Sütentgg 100 Sucento) 23 VE UOTEOr
Birkenle a ROTEN I baden 107 Buchenkopf Eb ........................ 18
Birkenſchlag Re... ....--nunnunrenunncne 140 | JJ 143
Bif ra d Ki OBEREN 143 Bu enleite — JJ 156
Bitthäuſer Berg M.................... 111 Buchenwand Pm ......... ........ 110
BSlaſenber ggz aaa 107 Bu hol J —— 107
Blaſſenberg —— — — 134 J en 140
Blaue Grube Efno .............. ...... 129 Büch —— RE 141
Blauer Stein Tih.. 133 Bu [eite — EEE PER 126
Bleß, Oberländer Eb ............ % 97 118 | ee Fe a er e 143
Bleh Bi), Unterländer Rb......... 93 136 | Bühl, — Azfelder BpP.. wenn 145
ER 1909| — GE 0. onosununronennunnnnneen 177
Bloße — Wwiioi J — 137 — Seo OR 124
Blößenberg Sow ............ 8 | Buhler Seh ......... ............ ——— 12
ee EEE 132 | Bürbener — J 114
Bocksberg Gfno........................ 136 Burg * RER ... 18
_ Eb RE KERNE 136 — en (ehe —— 113
— TTE ET PP 135 | urgt erg erg) A...............
Ziſtp dei JJJ 117
Bohlen 132 — Sch 120
—— — nee 151 | — PIE ade 115
Bolesrück Rov ........................ 138 | 0 BES 116
Bommelhauk Arsı-ı aus .............. 103 Bürgerberg REDE EORE 136
Bonifaciusfelſen A..................... 102 | Bürgerleite Eb ........................ 118
Bonndorfer Berg DE .................. 107 Bürgerthal Bgv ........ ........... 142
Bornhügel Sow....................... 123 Burgleite Dho....... —— 107
Bornlopf;Rbv ... .. EEE ————— 138 Bürgleß Soov ........................ 126
Bottenberg Reee................. 137 | Bur hate 7 c IHREN 121
0 Dr Re ENCRERHRERESETIENE 117 Buſch MA- ................ rasen 100
u. RW — 91 128 Butzenhieb 800 ........................ 125
Te a a 131 | Eharlottenpfab A ......... ...... ...... 102
_ ‚Sch RESP EB 120 | Chinefifches Häuschen A... ......4* 102
— EI IFTSTENSEN 123 Clauderſche Mark Hih.................. 133
Branbfled” 105 | Clausberg Oe ................ ....... 9
ENDET ana 155 —— * EEE RE TERERER 134
Brandköpfe Av ..................... 88 105 Conreuth Soo ............... ......... 126
Bründle DOW. ....................... 122 Corpora 2 BETTER 134
1 121: Crocker Berg B.. ..................... 117
RRERDIGRND. Be. susscsunsne nennen 142 | Gronigäbag TO 146
——A Bu anne cas aaa 150 Cronlach Gk .. ..... 146
Breite (Breiter Bg.) Sch............ 120 | Gulm K m), Leheitener Le ...... +» 91 131
Breiter Berg St: > ee — 130 Saalfelder Vh ...... 92 132
— LEERE Eee TER 124 Dachsbach —— J
Breitelr — "U — TB 0 9
Breitenbach Oe .............. ——— 99 3354 REIF 142
Seite, Seite.
Daniicher Berg Av......... ............ 106 ————— 1: REED ——— 113
Defertshäufer Wand Rg ............... 142 Eichholz JJ Beinahe 107
Demutsberg Pm .................... 110 Ha ooenanoare: Eee 157
Dicke Buche Lo............ ............ 131! — = —— 143
ee JJ—— J 10
———— Eigicht, „ob Mal, Bluoscsnsenene auon 5
Ehre Schläge Rge........ ...... a BIETE EEE 112
Sietriceh Ok „sion: — — i — J EA SRIE A 157
— ae R —2 — kopf Hbb ...... ...42*442*** 1
i 2. EEE RB Gichlelte Dh.oosonoousanensonnneununn en. 7
Dipperts, Sr enhäufer Ast ........... 154 SChD senson-suunanennunrunnen 121
Streufborfer Gst ....... * | Gichidente Bone. *
SUSI LETTER er(ö)lfled As.................. .......
—— ei, Unt.) Soov ............ le | Cie eg a a a data En
— 107 Enke 1 bern, Einfirft DB. unsssnvanane 153
— BEnppe BUm 110 Eingefallener Berg Bh ......442**2*4 151
— — 111 | Einhäufer Köpfe y . ............ 151
Dorngehe ER nun innen ssneenns here TOR | (BiNbene Aw nenne en eanerane i 105
Dörnig (Dörnicht) Rgeoeceeoesneeesneen BO | Ba A —— 101
Domiopf 141 | Eifenberg Sow ......... ....4 123
Dornthal (Dürrenthal) — — — Ma me. Bw 130
Dörrberg, Sr. JJ 157 | Gifenbühl Hih ...... EHEN EN 133
— — ehe ech 151 | Eitenhügel Ok ............ ........... 146
Drache nberg (stopf) 10 RER 110 | fen(tehl)topf J 155
RE ERON 180 |. BE Bow: „.usseusunanannenernen un 123
Dra htberg J 116 | Ellerberg UBn............ 152
—— J 116 zu... 134
Dreiherrnftein, * Weißenberg, A ...... 86 Enten J 107
bei Waſungen Dh ...... 107 u (Eihberg) Gf...... ........... 127
— an der Hohen Heide E ... 117 | Erbißbühl Sow ............ ..224 122
Großer, am Moraft, U... 89 | Grlesberg — 114
De Iigadene Berg (Ebene) Rg......... 141 Grmelöberg 1 ERBEN een 150
Sreſelbach oooog— 125 Ernſtleite Bh ............. BE RL 151
Drofelleit JJ—— .. . . 109 Ecſſchberg Db 109
Druli)denkuppe Schm ...... ............ 13] | Grit ieberg RE 140
Dullerberg (Düllerb.) Bh ............. 301 me N Me aaa une 90 115
De a.) JJ IRTTT Gmber TORI pr
re REN SORENN 90 119 enba Fr ERLITT
— — I———— 1 | 5 = RER ERE LINE 1
JJeeee 3 Eſchenba —I ———— —
Ebene F ee 129 gezm 116
IRRE ESTER EN Pe RER |
Gherefchenhigef 1 RE NE 115 | Ejelörangen Bh.... ......... ......... 152
Edelmannseihig Bh ......... ........ 150 Eſelſprung A ... ........ ....... .. 104
EdelmannshütteyRg ........... ...... 140 | Eipenau * RE SER hen 144
Eggeräberg (Edartöb.) P... ........... 117 | Gulenhügel, Gr. E .. .....8 117
Ehmesberg Oo ...... ................. 9 Eulstope 3 hate Bb............. 96 145
Ehnesberg a WEN EIER 121 — Gülgfelder Bb .. zur... ver. 145
Ehren tenberg H OS ER ENE 12 1 Suhl Bi See naeh ar 141
we 111 | Mabrlkhügel Hieoeoeceosenesnen sernee 114
Shrentige ÜBE soonansennn0ne nennen 156 | Faſels Dm „22200000000 00nnnnnnann 000» 110
RER RW aan aan een 129 Feberlips Hb .................... 144
=; —— Dissen 127 | enberg U .................... 9% 115
SERIEN 157 —— RW een 128
R — * — ENDET löftein Weisen i ———— &8 112
ichelber ———— —— — — | — acher J*
e 150 Überg Bor 122
J belbrumn JJ nen 144 | PTR TT. 103
[opf AV ..................... 105 ihtacher Berg Schp »..... ........... 121
** J 111 Fichte dd* 125
Seite. Seite.
—— —A— TEE 152 ren Soo.... ... sr nnnnrnn nee 125
ten Tunbatopf JJ 1563 Geierneſt f ........................ 177
ihten opf * TE RRRERENEREN 106 | Geiersberg Est......... ..... ......8 155
— 99 Geiersberg Sow ............... ..... 12
138 Geisberg RE |
——— EEE IE 145 RT EREEORREN 139
—— een Rare 143 Geisbrunnatopf J nun 116
eblẽeraberg atf..... 1Geishauk U ........................ 143
—— ß 166 | Gelnleile Dh „unanennonseonuauuunsene 107
Finſterer Grund Glnw .uueeeeenennene 126 | Geisrangen (Geißr.) Gst .............. 97
Fiſchbachswand Ge. .. .................. 137 Gemeindekuppe Gf......... .....4 177
Fiſchherg Av ........ ............... 105 Gemeindeleite Hs .................... 156
i —— J. OO EEE 110 | Georgenhöhe Gfno ............. nennen 129
REN 118) Gerberlielt A .u--00000000u ....... 7 101
PER con eene wersthen Meaasareren 156 | Gerehn (Gerenn), Soov .............. 126
üledentopf?Soo REEL EEE 125 | Gerichtäber — — ——— 155
loßberg (erlößberg): J PTRDREN 103 Geriſſener Bag U.................. 113
GRIERDRGEL Gib zer asecsansannenonane 155 Gernskopf —— J— 14
one RD 126 Gertenholz Av........... . .... .. .....- 105
EEE 139 Geſchloſſene Ebene F 49
3 t Gr. Bl. S00 ......... IB 126.) SM Ar seien aaa na neun ean ne 106
A EPERFLTTOE 137 —— RS 132
‚sranfenburg (eberg) Rbv .............. 137 | Glanzberg Ofnwer.................... 129
ee BE N ——— 105 —Ae Baier neuen 101
Frauenberg EPRERBERFTERERPFER TER 103 Glasberg Ru ........... ............ 139
rauenhain FHi ............... ...... 113 — 8 ⸗ 119
riedenthaler Hölzchen G. ..... ........ 150 Glashügel Soo........................ 124
Friedrichshöhe Fa ... eruenunn 0 nenne 118 Gleichengernskopf —* — TEN 146
Fritzenberg, Vord. Hint. BBb......... 145 Gleichberg, Gr., Kl. G. ..... ........ 96 146
Fro hynberg — ——— 151 ı Gſ 131
RAR SOERIELT ER % 117 | Glödler (Glödner) 7 |
— —— auch Bauers⸗ Glückauf, tt Gchm co... ». 131
fronberg Rbv ....... — 138 Glücksbrunner Höhle Av........ ae 106
di berg ERSTER 127 Glücksthal Sow. EEE 123
— 130 | Goldberg Afnw...................... 128
Seh TINTE 127 Goldene ur 1 RER 133
ürtt ſ. Förft. BolllYmershauf A ................... . 103
: Sr 104 Göritzberg Sow........... 123
Sabelbadhstonf, 115 Görzenberg b. Schichtshöhn Schp ....»- 12
Gabelstopf, —— J ORG 115 b. Toſſenthal Schp .. ....... 1%0
F JJ — 114 Goſſelsberg Ka — — 129
—— * si — —— BER =
ng (Gehling, Gählig) Sph.........- otbeBlopt Ba ---oouonunno sornnnanee»
Sahne et Schm — EEN® 131 | Brafenftein Rbv ............ ......... 138
G algenberg DR ETEFERPERTFPFEITERE 119 Grau * R nonnannene 140
— bei Schmeheim Me TEL I (u nennen see nn 9% 117
— bei Themar M ............ 113 Grengbuche Din. asoaessonnasseunecnuens 110
— bei Theuern Schp ........ 120 Grenzeiche Av .... .... .............4 104
Gamich (Kamich) Vh.. .............. 132 Gries BbL.................... nern 145
Gängelsberg Bu........ ............ 152 — —— 106
Gänsſteigenkopf Hi..................... 114 SchDessessunenne snonssesunnene 120
Gärtenholg Av ..... ......... „oo... 108 Griesberg * — 111
Gartenhügel Sfo ....uusnouenosnunnce» 180 ı Grindelberg M.............. ......... 112
Gartenkuppe, Vord., Mittl., Hint. Sfo ...120 Große Balz iv MR DEOE RER 137
Geba, Gr, ALRBE :......... ..95 139 140 | Großer Berg RR ..................... 141
Sebersdorfer Berg Gfno ... ..... 129 Große Roden Ast ..................... 154
BeBteE Dawn sur sn nen ann enaren areas 123 Großer Stein U ..uuneronuononnnnncee 115
121 Großes Buch Bh..................... 150
— PETE 91 1297 Große Winde Rz ..................... 138
Gehegsberg B....................... 117 a GR: aan 145
LE EEE 158 ' Geub De onosnoannoe venrasannnnnese 106
RE 120 | Oniber Berglein J RT ...112
u 171 Br
Selte. Selte.
Gruber Höhe Schp ............ ELTERN 120 | Heiliger (Antonius)berg Vh ........ ....138
Gruber Lehen Di ..- ..... ..... ..... 106 eiliger Berg Bb............... «145
SGrundhof ........ .. . nern 105 J EHRE . 109
Grünbornöberg Dh .................. 107 Heimshöhe JJ .. 105
Grüner Tüh Hb ...... oocenonnenscnn 144 | Heinerabad S0ov zunnnnnnnneeeneceenn .126
Grunhaus nk „ncon ................. 155 | Helbburg, Feſte Gst ............... 97 155
Güntheröbah Av zu. ..... ......4 104 | Hellerheden Av......... ... nennen »....106
Gintherjtadbtrüden Oe .................. 99 Hellrangen Eb ................ —— 118
Haar wg Bord, — ——— 90 IE Bh anne 152
nd Orb, Er ooosenseennennnnnenee 134 emmkopf, Vord., Hint. Bh ............ 151
rt een 154 engftberg Rz .................... 38
erbeten Ebb soosennnnsonunnsen nen 144 ennebere Hi soeonesonunnennre neue 95 143
Ktaburg Re — PETER 142 eppenleite Re: ......... ............ 141
denberg Rg . ..... ...... ............ 141 erbariswinder Weinberg Hs ......... 167
berberg Ast ............ ..... ..... «155 erpfer Berge Rg... «Hr HH 0er enn rn. .141
aderberg Hs .*.2 anne 157 | Herrenberg Rev........................ 142
n bei Altenftein A ........ ...... 102 — RE NER TREROPDG 119
— Be Liebenſtein A ............... 103 — J 116
— ——— . 133 — 1
— Run essen 94 139 — —öA———— 123
— 103 | ARE 112
ö url Gt noo00n onnenennenuone 97 154 eben A ....- 100
Hahnſtaude 8Sfo.............. .......... 130 | Heßberg Gst —.... . .........4 155
Hain —— — J 129 eßberger Kopf Hs .................. 157
— U „zu. . 112 enberger DIE nennen «156
DE — 130 108
dainberg (Sauber) J 109 | enböhe 800... -uususnronenncnncee 125
117 ettlein, Gr. Kl. ...... ser0r0r.. 117
ainberg a PPPLTELELEETERERTTRTTETTERT 112 | Hegberg U .enenerenneeenn nenn nnene 116
Bbern Meouoorunnnnase sonnunsee BB 111 | Heuberg Eb............ ..... 118
ammel & PEPPER 138 — :7 PER -+118
ammerberg (zfuppe) Soo .............. 124 — Geuhügel) Sch ............... 119
ämmerer Dieb Sow ............ .... 122 | Herenberg * LTE PER EREHESNETT 101
ammerleite S00 ......... ........ DIEI| — Din scseesecncnurrer ...* 110
ammerfchmiedßebene Soo .............. 13. — Sp — — ———— — .N 154
a 104 exentanzplatz DPm ..............*2*64 110
arrafer ;Buchleite Hs ................. 157 ieBleite Gt .oonnnuoneonunnunnsen.ee 154
art, — Hint. Ve ...........264 99 | Hiftenberg Sch. . ................. 119
107 illertsebene j. Hüllersebene
* m 9 | imberg —— —— Dh os... ni
——— J 115 —— EIER ss... 156
baſelb — —— RERE 135 —— ati, Safe) STE ...117
RER 142 Hein CA — —— 86 102 103
Süferietge N ...152 | FR Fra ROTOR NE ..91 127
elaberg Rbv........................ 137 se 800 „urnonennnnnenennn nee 124
IRUBERL BEE une casa enneruunnee 138 | en On EEE 131
ſfurthberg Rz .................... 141 geimer a Hola JJ LET 104
auenſtein g....................... 2 | Hoc Ans 202-0020 400000000 Rn 000 129
edenbühl Hi o. .onen. 113 obere I. ..... 166
die (Beilig) M............... ..... MI — 800 .. 124
IPPBRTTTLILETTTELTEITERTTTR 134 — Gfno ...... 19
— Buchbach Gf. .............. .127 oftuppe Hih .............. EEE rien 133
— bei Gräfent al 17 RT TTRPERTIRRR 127 ol BOOT nennen ausuen sonen 1
Seeeeee nun 154 90 Nee Ha our: o0nonosnonnnunsen .% 156
Seibenberg ET PPRPREVORUT ER BASELERTT 134 | Höhberg Hob zunennennennnnnennnnnnee 144
DBIS, Bao. 4, 0n unserer hie 157 | 90 i J 122
er (de vonder) BE ansuosnonnanennnonene 138 | Höhe, Herpfer, Rg...ononnnnnnn0n nur 141
ee erg) Dh..................... 107 Soh e Balz * ER 99
erg * —— 101 * gs — ——
——— e F öhberg — D — —
——— J 114 % es BERRERERPESFEETEFUUETTUE 116
a 172 Be
Seite. Seite.
Hohe Klinge A. . . ...... ran — 108.1. 95 143
1 N FERNEEUER 110 ütfhberg Oe ........ 9
8 eneiche aaa en ern 130 Fßß onen 135
oheofenkopf U ....... ... ......... 115 ütte Rbv .................... 138
oher Hügel V. ..........2 115 | Hüttenleite Sow ..................... 122
Hoher Kiſſel Ai» .................. 87 100 üttenwand Rh ... .. ..........4 14
Hoher Laach Sow ......... ——— 123 | IERIRE 15
Hoher Rat Ba ....--zonrencnsnnoo 139 EEE 152
Hoher Schlag RE 22:2 . . . . . . !.. 140 | Igelshaupt 800 ......... oo nern 2... 124
ober Schuß Gf ....20....-..... l elskuppe Sow .................... 13
Hoher Stein et 155 ee, DEI EEBREDTLEN 107
ohes Laß Gkaw .....:22eenonun nenne 128 | Sitenberg Bh.............. —— 151
ohe Straße DE 224 .. Hoss nenne 106 | „rmelsberg 1 EIN TEFFERRS Een 117
_ Be a anne 140 | Irrenthalsruck Rz ..... ........ ...... 133
— ——————— 130 Iſaak Bow .......... 122
— JJ — 122 Jagdshofer Berg 8oo ............. 12
BE near 123 | Säger Bien Eon ureanunnanans 83 113
Hohe Tanne Hi oeeelnnn TB 101
J ERTT FIT ESTETN 157 „ärferöberg JJ 108
Hohe Wart J 156 157 | Jöhannisberg Pb..................... 110
— RE PUROFETT SDR 116 | So annishügel u REUEREL LTR THREE 114
ohleberg Av ........................ 105 PER 133
102 ubehod JJ 4
öhlerchen Av ........................ 105 enbach Soo ............... ........ 125
ohle Scheuer A ......... ... ......... 108 —— (Judenkopf) A.............-. 10
N WER LELTERTT ee ehe 144 | Boaffenburg Är..eoooune: 000 ........ 134
a RETTET IRRE 139 | 8 [enberg (Stallenberg) Sch........-... 120
Höhnberg m 185 | Kahleinſberg Av nn ......... 104
er — 131 | Sta ee, BR einer
— * J... N Te Te EEE EEE 115
Date SL Gew: 128 | K — rihenhaut A na 100
66 ———— 108 | 8 105
ölfchberg (Hülsb.) U.. ............ 111 | Kahre U ............. ann 115 116
polgberg U... ........... 116 | Sa Itofen = — ORLTTPREEHENEN 1%
Holzhä —* Sb Be — I 117
RER 12 | 8 Tteinbrüche J — 110
ölzlein Sch ...... 0.... — — 120 | Ballbere 141
ee RE EEE EEE 146 | Sallenberg Sch... ........ ......... 120
opfenberg ze ee Rewe ehe 151 | Stalte Küche 800 .................. “14
ee weh 144 Kalte Leite Sow ..................... IR
Sonfentönfe 1 a Eee 103 Stalte Marf Dh ...... — —— 106
oppberg Dietlas ........ ...... nenn 135 Kaltenbachsbrunnen Rge............... 149
BERIDENG) Br cu. 93 139 | Staltenberg Hs ....................... 156
ufnagel Ofuv........................ 138 | alter Due Bananen nenn 117
ühnerberg anne an: ae 118 | Kalte Staude Dm ..................... 110
nee ee 148 J PER TERE —111
Hü nerfal Acbalz) Gfuw ............... 128 Kaltwaſ ſſertopf B .... 117
CERRESTER E naaa es irrt 134 | Same ($tamid), Gamich) J 132
Hühnerrücken Hbb .................. ne 144 — M... 112
RETPRERPUTPERDETTER 103 ann 5 ER RENTEN 141
üller8ebene (Hillertseb.) Hih ......... 133 pel iR |
J 107 * tengehäu u ERS ———— 116
Hummelsberg DE - usa .............. 135 Käs und Brot Hi ..................... 114
ner J 113Katerberg Ra ................. ..... 130
unds — Gr. HL, Get .. ......154 | Rabberg M... -uu0: onunco. —— 113
EREORE Rh aaa aan 138 — 132
Hundsrü Rs Veh En anreisen 138 | abe Vh ou. ............... 132
undsſchnabel Bb „u... ............. 146 Kasenkopf 4 .................. ..... 102
ungerberg : JJ 158 1 gaßenlbcher 141
J 107 | Katzenrangen Bh ........ ............ 154
Hunnfuppe JJ 136 Katzenſtein A ......... . .. . ...... . ... 104
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Kellersberg De ....................... 99
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Steinbachsleite Gk. .......... . .... ..... 146 | Teufeläberg Hih .................. 133
Steinberg Dm oosorsnecsnorennunnne 2» 11Teufelsbrücke RR 10
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BER snannannnannsne aenrn 129 Teufelskanzel GE .................... 17
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Steinhügel Soo......................4. 125 Thomashü JJ 152
Steiniger Sigel: Gin. us scsnsenenansenn 129 Thonberg üst ................... 97 156
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Stellberg Rz ......0os00nnenunnnonene 139 | Tierberg, Gr. Kl Sow ............8 124
Stelzener Berg Eb..................... 118 | Tierga en, MEERE DE: ee 143
Sternberg (weim.) Dh................. 107 | Ziichplatte Sow.....................3 122
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Stoffelskuppe Rbv ........ ......... 93 137 Trockentannenkopf U ..........A 116
Stopfeldfuppe Oe ......... .........5. TFronpeter oasenueneann seen une 105
— 138 Trompetereiche M .................. 11
Straßenberg Sch ............ ....... 5 7 TEE EEE 110
Straufbain GEst..................... 7 155 | —— ende 100
Streifling (Gtreifler, Etreifiestöhfäien). gi 100 EIER I aaa 133
Gleeltliopf M „uonnnuensnnsennnunee 0. 111 | MEDIEN DR eruanse nungen een 150
Streitlerte ER PRRE EIER STHERTERN 14] Unterer * Re EEE URN 18
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Streufdorfer Oberland Gst ............ 154 | Unterfäger Köpfchen Rg............A.. 140
Strohberg 0 120 | Unterwal a — — 104
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St. —— > WEHR PLTTTTEPRUPPENOVEER 153 Bachdorfer Berg ———— 151
Suden berg, EREU 115 Beilsdorfer Leite Hs ............... 157
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Sülzdorfer Leite Ibb .................. 144 | Viehhaus erg J— 114
Sülgfelber Ba in —— 1661 Biehruhe RE onen 134
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Siimmershaupt (sfopf, Simonshaut) Rbv 137 En ————— 117
Tagesholz Bh .ooooncouuune ......... 143 — —— 127
Tannengarien u PERTERETTTERT EIER 107 ——— an 14
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BogelBtopf RB u... 141 | Wildenan Ve ........................ 9
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Wadhenbrunner Höhe Bh............-... 150 Winbberg . — ARREERIET TR 93 134
Waqhholderberg ſerangen) Hs............ 1881... 112
RR 140 | Winde, Gr R area
Wadhügel Ch DEREN RRIR PO NEHEIRETUN 134 —— Hint. Bord. Sch........... 120
Bao) Dee 2 BEE RR 133 | Windöberg 4.................... 87 101
na Eee et Le 185 Windſchlag Bh........................ 152
Wa — Seite RR TOR PRESENT L17 1 oberen een 127
ORDER a nenn 119 — an ne 124
Baer Berg p 107 | Winterkaſten Av. ................... 87 105
Walldorfer Hopf Re. ................... 141 | Winterleite Soo ....................... 126
Balles (sfuppe) Fo .......... .......... 157 Wirtshöhe Des ....................... 125
Wallf —* — — 111 | Wigendorfer Heide Sfw ................ 130
Wallrabfer Stopf Hs.........2.......... 156 | Wolfenheie)rd (shaart) Gk ............ 146
—— — (Welſchterrain) Gfno 129 | Wolfenzagel Bh........................ 1öl
Wangemannskopf Av ................ OR. ROTE AV anna anaeenennenen 106
BREI BB. 20 aaa 144 — JJJ 151
Waſſerberg Seh....................... 120 — 143
Waſſerkuppe, 2 — DR nee BI: 7... aa, A 134
BWeberögeräumde Le. .... .. ... .......... 131 Wolfsgal F v a EN ea ee 116
Be eur, Wedhurt) 121 RT 143 | Wolfsgarlen DE .................... 107
Segtopf 144 | Wolfsgrube Hih....................... 133
we Rn) 1 1 A — 146 | RE REEL 141
N Ar eins 105 — ——— REES ET 109
— 18 a aa ie RER 134 | Wolfs 331 J ORRT 139
_ 1 NEE AS IE 117 1 Aulmabere Bu... 50a 139
— 0 EN EITERT EP 120 | Würtemberg Soov .................... 126
_ Her artöwinder Hs. ccc2222... 157 ap inpoe — TRRTRIEER RER TERRENGE 128
—— en J ODER IT EORERE 151 Ben berg J 116
JJ üſterber DM FETT EETOIOTEHENOLETT 107
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N (Weiblesholz, —— AP eipeg, "hard. S 111
——— 144 Buchen Rz .................... 138
Weißbadher Feldſtein J 112 2 Elan De a de En 145
igberg, Hint. Vord. Es ............ LIE: | SENDER BB - aan 152
Weißenanger (Meifenanger) E ........ 117 —* een 154
Weißenberg, Gr. (goth.spreuß.) A........ 103 ephyrfuppe |. Zefenskopf.
— 3 G GBR ENTER 102 —— — B 117
Re A 184 | Biegelberg Av ......... ... . . ... ....... 106
Beißenftein Re KERNE EEE DEHERUE TI 140 | jegellache (Biegen. HR 152
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Weipenftein Gfno .P................... 129 — Hiegenbeinstopf) Schm ....13l
tenfelder Hopf Gk eeceeeeeeennnnn 77 EEE 151
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RER Eu seen nenne % 130 | Zigeunerebene S00 .................... 123
Wickersdorf GE...-.uo.:n40unenenunn ne 127 | Zimmerhügel Soo .................... 124
Wiedleite, Ob. Unt. A ................ 104 | Yimmeröberg Ph................... 107
Wiefelsburg Bow ............... 12Zimmerthal Oe........................ 99
Wiefelsdorf Gfno .................... 145
ER BE TREE RE ERERRR 117 1 PEN HET PIE 111
14
Heft 1:
Heft 2:
Seft 3:
Heft 4:
Heft 5:
Heft 6:
Heft 7:
Heft 8:
Heft 9:
Heft 10:
Heft 11: Die
Heft 12:
Heft 13:
Heft 14:
Heft lb:
Heft 16:
Seft IT:
Heft 18:
Heft 19:
Heft 20:
An Bereinsihrifien wurden bis jet ausgegeben:
er... ‚Driönamen und Bauwerke auf Münzen und ——— Ein Abriß
Munzkunde des Herzogtums Sachſen Meiningen. Bon Dtto %. Müller
1688, (Preis 1 Mart.)
Zur Vorgeſchichte Meiningiicer Orte und Gegenden.
1. Zr. vorgeſchichtlicher Anfiedelungen in der — — von Böhned. Bon
2. Rotemulte, Rotmulti (Römpire) und feine Nachbarorie Milz, engaufen,
Da none En Geſchichte und Bargefhichte. Bon G. Jacob.
Saalfelder Eti en und Bermädiniffe. Gin Beitrag der Stadt
Saalfeld von ern Trints. T Eur Die Fan
die Mansfelbiiche und bie — —8 1888. (Preis 3 Bart)
David Boit, Berfafler —— des 4 Setyatums €
Meiningen. Ein —— von Albin Voit. Mit ormort von
Rod und dem Bilde D. Boits. 1889. (Preis 0,25 Mark.)
Sersog — "Beeis —5* — und 9. 2. Schlözer. Bon Friebrid
ne
geſchichte a abi Pöhned und ihrer Umgebung. Bemerkungen von
Kusutn Fiſcher. 1889. 2 Dart) . —
* Stiftung —8 Tryllers vom 29. September 1617 und der Stammbaum
31 ln er Mcllger Serien. md ap snuen. Rem
e en au eininger Priva onen,
Dtto FMüller. 15905 (Preis 3 Marf.)
Ein Brief an Sen en „usiaperst von Thetla Podleste. Bon
riedrich Mop.
ftian aan des EN en Bon Paul a u.
Barrei *
Saalfelder ei ngen und Vermächtni a ar Beit te der re
a von tung cn m Ana y Die Ciinlbundiaihe sah Bra
Ser 1892. (Preis 3 Mark.
3er Bartifieden Bibre 3* ——— ſeiner —— und ren Ent:
widelu t zur feier rigen Grunbdftein Kirche, ben
17. Sule 189 892, verfaßt en Heinrid —* 1892. Breis 5,50 Mark.)
Beiträge zur Geſchichte des aketune A MeiningensHildburghanfen
Bon Ferbinand Trints. 1893,
Dr. phil. Friedrich Reinhardt, weil. — des nn zu Saalfeld und erfter
Ag: —— zu Hildburghauſen. Bon Armin Human. 1893,
rei
* nu Gerhardt in Heldburg. alten am 30. Huguft 1893 zu Helbbur
. —— a 1893, Ya TH 1 Mark.) y s ’
Die afunger Mundart bargeftellt von aajerd Reihard, Ernſt Ko
Tat ie Bei Sultan 6
e fran e KRolon aufen uman,
rn Eine Kontra Raundorf Tg Bon Heuſchkel.
3. Konfirmation 4 —— Römbild a. 1498 durch Kalfer Marimilian.
4. —— np" Neubearbeitung der ———— des Herzogtums S. Meiningen,
Von eemann. (Preis 2 Mt. 50 Pig.) 1895.
1. Eaalicher — und —S (III. Teil. Bon Amisgerichtsrat
— — Trin?s in Saalfeld.
2. Garl Freiherr Wolff von und zur Todenwarth, Hof: und Landrat zu Hildburg«
haufen. Ein Xebensbilb von Stifisdame Lydia von Todenmarth.
3. Die ——— — im S. —— — 1. und 2. Eept. 1895
und die große Zeit von 1870/71. Von Dr. X. Hu
4. Programm zur Neubearbeitung der Sandeötunde des Herzogtums S.⸗M.
—— rof. Dr. M. Kleemann, Preis DE. 2,50. 1895.
1. Die Graffhaft Gamburg. Bon Dr. Ewald Eihhorn, Piarrer in Edolftädt,
2. Berzeihnis der Studierenden aus dem Herzogtum &.-Meinin en, die in der
Zeit von ee die Univerfität Wittenberg beſuchten. Bon Dr. Gott.
lieb Jacob, SM, Hofrat in Bamberg.
5 ofeilor Dr. Mar Stieemann. Gin Lebens: und Charalterbild von D. X. Human,
andeschronik auf das Jahr 1895. Bon Dr. U. Human.
5: Bergen zur Nenbearbeitung der Landeskunde des Herzogtums Sachſen
Meinin Bon weil, Brof. Dr. Mar Kleemann.
6. Bereinsbericht nebft Mitgliederverzeichni auf 1395. Vom Bereinävorftand
(Preis 4 Mark.) 1895
Borifegung auf nädfter Seite.
Schriften
des Vereins für
Sachlen- Meiningiſche Heſchichte u. Handeskunde.
A 38. Heſt. EI
—
Inhalt:
J. Der Rennſteig des Thüringer Waldes in ſeinem öſtlichen Teile eine
—25 und ein Verkehrsweg im Mittelalter. Von Auguſt Freyſoldt,
berförſter in Steinach.
II. Landeschronik auf 1898, 1899 und 1900. Von Dr. A. Human.
III. Vereinsbericht auf das Jahr 1900. Vom Vereinsvorſtand.
IV. Die Vereinsſtatuten.
V. Fortſetzung des Katalogs der Vereinsbibliothek.
VI. Verzeichnis der hiſtoriſchen Vereine, mit denen Schriftenaustauſch beſteht.
VII. Verzeichnis der Mitarbeiter an der Neuen Landeskunde des Herzogtums.
VIII. Mitgliederverzeichnis.
Hildburghauſen 1901.
Koſſelring ſcho Hofbuchhandlung ·
(Mag Adilles.)
Der Rennſteig des Thüringer Waldes
in feinem
öſtlichen Teile eine Heerfraße und ein Verkehrsweg im Mittelalter.
Don
August Freysoldt, Oberföriter in Steinad).
lleber den urſprünglichen Zweck de3 über den ganzen Thüringer Wald,
von Blanfenftein bis Hörfel, führenden Firftweges, des fog. Nennfteiges, ift
man bis heute noch nicht recht einig. Noch immer ift und der durch Waldesdunfel,
über Berghalden und grüne Matten führende, jagenhafte Weg über den Ge:
birgsfamm ein ungelöftes Nätfel. War er eine Verkehrsſtraße, galt er als
Grenzweg, oder diente er nur militärifhen Zweden? War er ein Kurierweg
für fönigliche und Faiferliche Eilboten, oder ein Neitfteig fir die thüringifchen
Grenz ächter, oder endlidy ein Triftweg zu den Rofjeweiden? ı
Die beiden letzteren Anfichten haben viel für fi, foweit man das
Altertum bis vielleiht in das frühe Meittelalter dabei im Muge hat. ®
Warum aber ſoll der Rennfteig feine Heer: und Handelsſtraße gewefen
fein? Warum verwirft man dieſe einfahe Deutung? Wenn Schneider in
feiner Schrift „Die alten Heer: und Handelöwege der Germanen, Römer und
Franken im deutichen Reich” (Kaſſel 1883) behauptet, der Rennfteig fei ein Teil
jener Handelöftraße geweſen, weldie von der Donau über Eger, Franlenwald,
Thüringen, Heflen, Paderborn nad der Elbmündung gegangen fei, fo ilt das
doch ganz gut einleuchtend, denn einmal bilden die Punkte Wien — Eger— Rent:
fteig— Eifenad refp. Hörfel eine ſchnurgerade, direkte Linie, um auf dem kürzeſten
Wege von Süd-Diten nad) der Nordfee zu fommen und dann, wer von Süd-Oſten
fommend in Böhmen eindrang, ſei es ein Sriegäheer, oder ein Handelszug,
befand fi) wie im einem Stellneg des Jägers bein Entenfang — linf3 der
Böhmerwald, rechts das Erzgebirge — es gab feinen natürlicderen Ausweg, als
den, in der nordweſtlichſten Ede Böhmens, hinter Eger beginnenden Waldweg
zu ziehen, der dann an der Saale in den Nennfteig einmündete und, auf ben
Höhen des Frankenwaldes Hinführend, die Möglichkeit bot, überall bequem in
die nordthüringifche Ebene, oder nad Franken, oder nad) Heſſen Hinabzufteigen.
Man verweiit auf die geringe Wegbreite des Nennfteiged, auf die viel
fach wechjelnde, oft bedeutende Steigung und jagt: „Diefer Weg ift für Fuhr—
werk unmöglich paffirbar gewefen; welche Güter und wohin möchten fie wohl
ı Bühring u. Hertel. Der Rennſteig bes Thüringer Waldes. Cap X D.
2 In den Forftbereitungen ber Nemter Sonneberg und Eiöfelb bon 1530 und 1555
fonmen viele auf die Roſſezucht hindentende Bergnamen vor, doc) ift im 16. Jahrhundert in
en shfiene Koburg nirgends mehr von Pferbezucht oder Pferdetrift „auf ben hohen Welden“
e Rebe, ;
4 A Br
auf diefen Wege verfradhtet worden fein?” „Und außerdem“, fo fagt man, „fehlt
diefer Behauptung jeder geichichtliche Beweis.“
Zugegeben jelbit, daß der Rennfteig von Siegmundöburg an in feinem
weitlihen Verlaufe nicht als Fahrftraße einer vergangenen Zeit angefehen
werden kann, Die wirflih ein durchgehender Weg von Böhmen nad Heilen,
rejp. an den Rhein gewefen ift, obwohl der Nennfteig fih immer nur auf den
Gebirgdrüden hält und die Bergfpigen mit Ausnahme vom Inſelsberg und
wenigen auberen umgeht,® jo ſteht body der naheliegenden Annahme, daß er
auf den langen, flahen Höhenzügen des Frankenwaldes, wo er auf weiten
Streden faft eben verläuft und nur an wenigen Punkten eine etwas ftärkere
aber ftet3 furze Steigung hat, als Straße benugt worden ift, durchaus nichts
entgegen.
Der erite Einwurf, der von vielen Seiten ſchon gemacht worden ift,
„daß der Weg, wie wir ihn jegt vorfinden, viel zu ſchmal fei, als daß ein
Fuhrwerk ihn hätte paffiren können“, ift nicht ftichhaltig.
Die in legter Zeit bewirkten Meffungen der Breite ded Rennſteigs
ergaben :*
Deftlid von Nodaderbrunn 2,16 m, zwiſchen Hohe Tanne und
Brennerdgrün 1,80 m; zwifchen Brennerögrün und Stein 657=1,80 m; zwiſchen
Dreiherrnftein am Kieslich und Friedrichshöhe (Ziegelhütte) 2,25 —2,70 m;
öftlid) vom Marienhäuschen zwifchen beiden Ilmenauer Straßen 2,10 m.
Wir können alfo für dem öftlichen Teil des Rennſteigs eine durch-
Ichnittliche Breite von wenigftend 1,80 m annehmen, eine Breite, welche für die
ihweren Fuhrwerfe ver alten Zeit mehr als genügend war.
Es liegt dod in der Natur der Sade, daß bei den damals ſchlechten
Wegen, den ungünftigen Steigung3verhältnifjen verjelben, namentlich im Gebirge
und bei der im Gebirge fait fehlenden Wegeunterhaltung® nur leichte Wagen
im Gebraud) waren und diefe wiederum nur wenig belaftet wurden. Hatten
doc vielfach die Wagen der leberlandfuhrleute bis Anfang dieſes Jahrhunderts
noch hölzerne Achſen. Ein Frachtwagen der leberlandfuhrleute de3 16.
und 17. Jahrhunderts galt al3 vollbeladen, wenn er 18 Eir. Fradt aufge:
nommen hatte. Das willen wir aus dem lleberfall bei Heubadı, als 1625 von
den Pechmann'ſchen Reitern, unter dem Nittmeifter Schönidel, Nürnberger
Kaufmanndgut aufgehoben worden war. Dort führten die geplünberten
Fuhrleute auf drei Dreifpänntgen Karren 54 Ctr. ungefärbte® Tud.®
8%, Gerbing — Straßenzüge von Südmweft-Thüringen Banb.XVII ©. 71—94 (1898) —
hat bie Syahrbarfeit des Nennfteigs von der hohen Sonne biß zum Großen Finfterberge, mit
Ausihluß der Strede zwijchen Gerberftein und dem öftlihen Zipfel des Jagdberges, „wo er
vielleicht nur Gebirgspfad geweſen“ nachgewieſen.
Buhring u. Hertel. Der Rennſtg. des Th. W. Ergänzungsheft S. 38
5 Die Gebirgsftraße zwiichen Koburg— Lichtenfels und Koburg—Neuftabt ift im 15.
u. 16. Jahrhundert mehrmals mit bedeutenden Koſten erbaut und repariert worden, während
fid) 3. DB. für die Strede Lind— Sattel eine Ausgabe nirgends verzeichnet findet.
6Col, H. u. St. A, F VI, 6a Id No. 66.
+4 5 Be»
Diefe, mit Kaufmanndgütern beladenen, Karren waren felten nur mit
einem Pferde befpannt; das Stangenpferd ging in der Gabel und 2- 3 Pferde
waren noch vorgefpannt und gingen hintereinander, wie heute noch am Rhein,
in den Niederlanden und in Frankreich. E3 mußte aber jo geipannt werden,
weil die Wagen im Mittelalter nur eine Spurweite vonl m”hatten.
Die Erweiterung der Wagenfpurbreite findet erft im Laufe des 30jährigen
Krieges ftatt, und "zwei Gründe drängten den Kaufmann und den Fuhrmann
zu diefer Neuerung:
1. jollte hierdurch der Wagenzug gelenkiger gemadt und
2. follte an Geleitögeld gefpart werben.
Im Mittelalter reiften die Ueberland-Fuhrleute möglichft in Geſellſchaft
und wenn die Kaufleute mit ihren Güterwägen zur Meffe gingen nad Leipzig
oder Frankfurt, fo waren fie gezwungen, unter dem Geleit zu reifen und bildete
dann der Wagenzug eine große Karawane Don Nürnberg nad Leipzig waren
ed während des 17. Jahrhunderts gewöhnlich 30—40 Kaufleute, von denen jeder
mehrere Karren oder Wagen?” mit fidh führte, die unter der Aufficht bes
„Gütterbeſtatters“ ftanden, der, fozufagen, ber Reiſemarſchall war, denn er hatte
da3 Geleitgeld (d. i. die in die herrichaftl. Kaſſe fließende Gebühr) und das
Geleitreitgeld (d. t. die Entlohnung de3 mitreitenden Geleitsmanns und feiner
„Einſpennigen“)s zu bezahlen, während der Kaufherr jelbit im Zuge ritt, oder
„zur Kutzſche“ reifte.?
Je größer der Troß, um fo langfamer das Heer und je länger der
MWagenzug, um fo jchiwieriger feine Verteidigung, zumal wenn man bedenft,
daß 3. B. dad Koburger Geleite nur aus dem Geleitämann in Koburg und 4 '
Ginfpennigen, die teilweife ihren Sig in Judenbach hatten, beitand. Mar baute
beöhalb die Wagen und Starren ftärker, um doppelte Fracdtladung zu er:
möglichen und befpannte fie mit mehr Pferden.
Hierdurch erzielte man nod) ven Vorteil an Geleitögeld zu jparen, denn
dieſes wurde bis dahin pro Karren bezahlt.
So Hlagte der Geleitämann Johann Bopp in Koburg 1638 — „Wie
ich gründlich bericht angefangen, daß die fuhrleut meiftentheild uf ftarfe Karn
fi befleißen mit 2 3 und 4 Pferde beipannen und in die eglide und
zwangig Gentnerı® darauf laden und die Wagen folder geftaldt gang ab—
gehen* (d. h. weniger Wagen verkehren) „in geleidt ein Karn 1 gl. und ein
Wagen 3 gl. giebt, das alfo wegen der Wagen ein ziemliches abgeht, ob nicht
? Der Karren hatte nur zwei Näber, der Wagen vier Räder. Ein Wagen konnte
mehr laden, als ein Karren, hatte auch bementiprechend mehr Borjpann und von ihm mußte
dreimal mehr Geleitögeld gezahlt werben, ald von einem Karren.
sd. i. ein berittener Knecht, der unter des Geleitsmanns Befehl ſtand.
9 1638 reiften 30 Staufleute von Nürnberg nach Leipzig, von denen waren nur 8
„zu Pferdt“ und 22 „zur Kutzſche“, ein Zeichen, daß jene große Seleitftraße nicht allzu Schlecht
geweſen fein kann.
20 Gtr. waren alſo ſchon eine unerhörte Fracht für eine Karre.
+2 6 Bo
hierinnen ein Aenderung oder Unterfcheidt der betreffenden Karn zu halten.”x.
Und bei Gelegenheit eines Brüdenbaues auf der Geleititraße klagt der Geleit—
mann: „zumahl die Wägen anigo alle Jahr größer und die ftraße ftärfer
al3 vorher gereift zu werden pflegen."ı2
Daß aber vor dieſer Zeit die Spurbreite der Wägen nur 1 m war,
dad beweifen und die — 20 und 30 em tief in die Felſen eingejchnittenen
Magenfpuren der alten Heer: und Handelöftraße Koburg— Saalfeld (3. B. bei
der Liebermann'ſchen Schneidemühle im Gebersbach bei Gräfenthal,1°a wo früher
diefe Straße durchführte,u da3 fehen wir bei der Meffung der Geleife auf der
alten Straße Ludwigftadt— Saalfeld, zwifchen Jägerhaus und Hühnerichenfe
und mit Intereffe leſen wir in dieſer unvergänglichen Steinfhrift von dem
großen Verkehr auf diefen Straßenzügen.
Schnitten nun die Wagenfpuren in einem Ioderen Boden, ohne Stein-
gemenge oder Felsunterlage, ein, fo bildete fich mit der Zeit ein Hohlweg, der
auf der Sohle immer nicht breiter war, ald ein Meter und diefe Breite
genügte für Wagen und Bferd, es gab aber oft feinen Platz für den Fuhr—
mann, um neben den Pferden gehend das Gejchirr zu leiten und deshalb ritt
der Fuhrmann, wie wir es vielfad; auf den Chodowiecki'ſchen Bildern jehen.
Iſt es nun ein Wunder, wenn ſolche, früher auf der Sohle 1m Breite
haltenden, Wege jett, nad) Jahrhunderten, verfallen find und nur noch eine
Rinne bilden, in welcer oft nur eine Berfon gehen kann?
Die fteilen Böſchungen find einfach heruntergerollt und haben das
frühere Querprofil des Weges verwiſcht. Auf ſolche Weiſe entjtandene fchmale
Hohlwege fieht man noch im ganzen Verlauf der alten Straße Koburg — Saal:
feld, bei Judenbach, bei Gräfenthal und auf dem „Saalfelder Geſteige“ im
Neihmannsdorfer Forit, oft 4 bis 6 nebeneinander herlaufend, und man kann
nicht im Zweifel fein, daß es fahrbare und gefahrene Wege waren.
Breite Hunftftraßen gab e3 im Gebirge nicht, der Fuhrmann jchuf fich oft jelbit
den Weg, wenn nur das Zugtier felten Tritt und der Wagen ebene Spur faıd.
63 ift daher nicht zuviel behauptet, daß eine Breite von 1,80 m für
eine Fahrftraße früherer Zeit hinreichend breit genug war und der Einwurf:
„wäre der Pennfteig ein Verkehrsweg gewefen, dann würde er auch breiter
angelegt fein“ ift daher zurüczumeifen. —
Es foll nun hier der Beweis verfucht werden, daß der Nennfteig in feinem
öftlihen Teile, von Blanfenftein bis Siegmundsburg reſp. Limbad, das ift
ein Drittel feiner ganzen Länge (ca. 60 Kilom.) bi! etwa zum 3Ojährigen Kriege
auch wirklich eine Heerftraße und ein Verkehrsweg gewesen ift.
11 Cob. H.-St. A. F. VI, Ga. Id. No. 77. Es wurbe in folge diefer Beſchwerde
von da an das Geleitgeld pro Pferd erhoben,
1? Cob. B.-St. A. F. VI. 60. 3bb. 8,
124, ©. Querprofile.
ı3 Mom Gebersbach führte die Straße durdy den Eteinbadharund nach den Göſſels—
borfer Linden, Die in die Felien des Kindelbergs gehauene Straße Gräfentgal— Großneuen:
dorf ift erft fpäter angelegt tvorben.
5 Zu Seite 6. Kc+-
Querprofile
der Wagenfpuren im Gebersbad, bei Gräfenthal zwifchen der
Liebermann’fchen- und der Steinbachs Mühle.
Mapitab 1: 25
2 Geleiſe nebeneinander.
+3 7 Ber
Schon bald nah dem Weftfälifhen Frieden ging Herzog Ernft der
Fromme von Sachſen, mit dem Gedanken um, den Rennfteig für militärtiche
Zwecke nutzbar zu machen. Nad allen feinen Aeußerungen kam es ihm aber
darauf an, den Weg nad Böhmen aufzufinden und feitzuftellen, um bei
der damals herrſchenden Türkengefahr auf diefem „verdedten“ Wege dem etwa
einfallenden Feinde unvermuthet in die Seite zu fallen, oder Truppen
nad Böhmen zu werfen, welches Land, nachdem Ungarn und Siebenbürgen
von den Türken ſchon erobert und dem habsburgiſchen Kaiferhaufe ftreitig ge:
macht worden war, vorausſichtlich der weitere Kriegsſchauplatz gegen die Un—
gläubigen werden würde.
Bevor man aber den Nennfteig bereiten und vermeſſen fonnte, mußte
erft mit allen anliegenden Regenten verhandelt werden und der mit dem Herzog
Friedrich Wilhelm von Altenburg, vem Markgrafen Chriftian von Brandenburg—
Bayreuth und dem Herrn von NReuß-Zobenftein gepflogene Briefwechiel giebt
uns hinreichend Aufſchluß über die Anfichten und Abſichten des Herzog Ernit.
In dem zweiten Schreiben an Heinrich IX., den Jüngern von Reuß—
Lobenſtein, heißt e8: „Demnad) die Notdurft fein will, dad man auf Deittel
und Wege denke, wie und welcher Geftalt gegen Churfadhfen, als unferm
Kreiß:-Obriften und gegen Eger in Böhmen correfpondeng zu
halten... und wo am bequemijten durd die Saal und alfo fort, wie gedacht,
verdbedtgegen Eger zu kommen fein möchte.“
Es ift ſchon auffällig, daß Herzog Ernft, um mit Kurſachſen, alio
Dredben, in Verbindung zu bleiben, den Weg von Gotha, feiner Refidenz, über
den Rennſteig nehmen will, während auf ber alten Straße Weimar— Jena—
Gera—Altenburg— Dresden, die ja nur durch ſächſiſche Länder führt, fein
Feind zu gewärtigen tft und feine Eilboten einen viel geraderen und befleren
Meg hatten, Es muß ihm aber doch befannt gewejen fein, daß in früheren,
friegerifchen Zeiten diefer Weg nad) Eger mit Erfolg benugt worden war.
Merkwürdiger aber noch muß uns die Antwort des Richters von
Münchberg, im Markgräflich Bayreutiihen, vom 23. Juli 1656, anmuten, der
auf die Aufforderung hin, den durch fein Gebiet führenden Rennſteig auffuchen
zu laſſen, antwortet: „maßen ihm vorbemelte8 Nennfteigg Weg, der bon
Eißfeld biß in Böheim gehen folle, ganz im geringften nichts
bewußt, wo berjelbe durchgehen möge.“
Die Schriftitelle, „ver von Eißfeld biß in Böheim gehen folle* iſt
natürlid dem Schreiben des Herzogs Ernft entnommen und feine eigenen Worte.
Wie aber kommt der Herzog zu der Kenntnis, daß e3 einen Weg bon
Eisfeld nad Böhmen gegeben hat?
Die Bemerkung „von Eißfeld nad) Böhmen“ ift doc unmöglich eine
zufällige Behauptung.
Der Rennfteig ift vielfah in Vergeſſenheit geraten, nur nod der
Jäger ift vertraut mit feinem Werlaufe, foweit er durd fein Revier geht, da
2 8 Br
und dort müſſen jchon die älteften Forfttnechte im Lande befragt werden —
der Herzog aber weiß beftimmt: „ed hat einen Weg von Eidfeld nad; Böhmen
gegeben, und dieſer muß aufgefucht werben.“
Sollte die Erklärung hierfür fo fern liegen?
War aud) dem Volke nad) dem verberblichen großen Kriege und wohl
in Folge dieſes Krieges, der Nennfteig, fein Verlauf, fein Zwed, feine Ge—
ſchichte aus dem Bewußtfein gekommen, jo hatte doh im Haufe der Wettiner
die Tradition von Geſchlecht zu Geſchlecht dafür geforgt, daß die Thaten der
Borfahren und die Kriege und Kämpfe, die fie glüdlich geführt, oder unter
denen fie gelitten hatten, nicht vergeffen wurden.
Und wo finden wir pen Weg don Eidfeld nad Böhmen —
vice versa — in der thüringifchen Geſchichte?
Im Huffitenkrieg, bei der Zeritörung der Goldbergwerke Steinheids
und der Verwüſtung der Pflege Koburg!
Die von dem Reiche geführten Kriege gegen die Huffiten nahmen be-
fanntlid einen Kläglichen Verlauf. Kein Wunder; denn bei den Fürſten des
Reiches war für die Angelegenheiten Böhmens der Eifer nicht groß, und wenn
bei Söldnerheeren, woraud die Reichsheere beitanden, nod Mangel an ein-
heitlicher Führung hervortritt, fo kann, wenn der Gegner ein tapferes Volk ift,
der feinen Heerd, feine Familie, feinen Glauben und feine nationalen An:
gelegenheiten verteidigt, der Ausgang nicht zweifelhaft fein. Und war Huß's
Auftreten eine nationale tſchechiſche Agitation, jo waren die Huffitenkriege mehr
Raſſe- als Glaubenskriege.
Nachdem die Kaiſerlichen 1422 bei Deutſch-Brod geſchlagen und fort—
während in kleinen Gefechten zurückgedrängt waren, wurde das von Norden
nach Böhmen hereinbrechende neue kaiſerliche Heer, unter dem Kurfürſten Friedrich
dem Streitbaren als Feldherrn, 1426 bei Außig, an der Elbe, geſchlagen und
1427 bei Mieß fait ganz vernichtet. Jetzt brechen die Böhmen, die biöher mur
auf den Verteidigungskrieg angewiefen waren, hervor und tragen die Brand»
fadel ded Krieges in die angrenzenden Länder. Natürlih wendet fi ber
Grimm der Huffiten zuerft gegen die furfürftlichen Bande, den Befig des eben
bejiegten feindlichen Feldherrn und dort beginnen fie ihre Raub: und Plünderungs—
züge der nädjften Jahre. Durch das Elbthal waren die Huffiten in Sadjen
eingebrochen, zerftörten die ganze Mark Meißen, wendeten ſich dann weſtlich
14 Dem Befehl des Herzogs Fr. en feinem „lieben Better, Bruder und Ges
vatter, Herrn Ernft, He ergo zu Sa jen, zu Grfundigung bes — und deſſen Abris
alle beförderſamſt Nachricht zu geben“ fügen die herzoglichen Räthe hinzu:
An den Forfts und MWilbmeifter zu Mönchröden, Chriftoph Need. Aus dem Beſchluß
haft du eriehen, was der Durchlaucht Herr Fr. W., unfer gu. Fürft und Herr auf Veranlaflung
des Durchl. Herrn Ernften weg des Rennjteigs in Yorm_eines di die hat abgehen laffen.
Dieweil nun höchftermelt J. Fürftl, Durchl. nabi ft anbefehlen Dir — zen zu
thun und darnebenſt anzubefehlen, wenn ſich jemand angiebt, daß Du von ben älteften
Foritfnehten einen Shnen angeben follteft mitzureiten und fopiel wilfend Nachricht zu .
4 Alſo Haft Du dich danadı zu achten.
Dat. Cob, d. 15/10. 1666. Cob H,-St. A, F. VI. 6d. 10b. 113.
+ 9 Br
„undverwüfteten bie Städte Shmdlln, Grimmitſcha,
MWerda, Reihenbad, Auerbad, Blauen pp. er“ (d. i. Procop. der
Führer der Huffiten) „vondannen aud auf Kulmbad und
Bareuth gezogen und Coburg unterwegs fambt alleı
wasihnen Widerftand gethan in die Aſche gelegt.“
Diefe Reihenfolge giebt und G. P. Hönn (1790) nad) der Historia
Hovrea von Bödler (3. cap. 4. 8 14), der dieſen Plünderungdzug zwar in
dad Fahr 1432 verlegt, alſo nad der Schlaht bei Thauß (1431), der jedoch,
wenn der Verwüſtung der Pflege Koburg die Eroberung vorgedadhter Städte
borangegangen ift, unbedingt in die Jahre 1428—1430 gefallen fein muß, denn
daß bie Huffiten 1430 nicht aber 1432 in Koburg waren, ift gefchichtlich feſt—
geftellt.
Das „unterwegs“ bezieht ſich natürlic) auf die Strede zwiſchen
Plauen und Fulmbad und wenn die Reihenfolge der oben angeführten
zerftörten Städte und Landſchaften dem Zuge der Huffiten entfpricht, jo ift er:
wiejen, daß die Huffiten von Plauenauszunädftnad Koburg
gezogen find und von dort erft nad Kulmbach und Bayreuth, um ſich ſchließlich
dur daS Fichtelgebirge wieder in ihre Heimat zu fchlagen. — Welden Weg
aber mögen bie Huffiten von Plauen nad Koburg gezogen fein? Soll man
da nicht zu der Anficht hinneigen, daß fie den Rennſteig benugt haben, der
thnen vielleicht fchon lange als Heerweg bekannt war? Es giebt nod ein
Bindeglied in der Reihe jener huffitifchen Zerftörungen zwiſchen Blauen und
Roburg, bad ift Steinheide, welches ebenfall3 1430 zerftört wurde und,
nad obiger Vorausfegung und nad dem gejchichtlichen Zeugnis, auf dem Zuge
nad Koburg den Huffiten zum Opfer gefallen ift.
Bon Blauen mögen fie Elfteraufwärts gezogen fein, über die Waller:
jcheide der Elfter und Saale nad; Hof und von dort die Saale abwärt3 nad)
Blanfenftein, das ift eine Strede von höchſtens 50 Alm. In Blankenſtein aber
hatten fie den „Steig“ erreicht, der fie auf den Höhen des Frankenwaldes
„gededt* in die Pflege Koburg führte und vor allem zu den damals jo berühmten
Goldbergwerfen der Bergſtadt Steinheide, mit deſſen Zeritörung dem Surfürft-
lihen Haufe ein empfindlicher Schaden zugefügt wurde.
Daß die Huffiten erft 1430 in Franken erfchienen, kann und weiter
nicht wundern, denn bei ihrer Art, alles gründlich zu verwüften, können fie nur
langjam vorwärt3 gekommen fein.
Bon Steinheide ging dann, wie gefchichtlich feftfteht, der Rachezug nad)
Eisfeld, Sonneberg und Koburg und verlief, wie oben ſchon gelagt iſt.
Das tft der Weg von Böhmen nad Eisfelh, den
Herzog Ernft ſucht. Im Haufe Wettin hatte ſich feine Bedeutung fortgepflanzt,
hing doc mit diefem Wege der Verluft der Goldbergwerke, einer reihen Einnahme:
auelle des herzogl. Haufes, eng zufammen, deren Wiedernugbarmahung in
fpäterer Zeit fo oft und fo vergeblich verſucht wurde.
+4 10 Bo»
Es giebt für diefe Anficht feine beffere Beftätigung, ald die bejondere
Fürſorge des Herzogs Ernft gerade für Eisfeld, betreff3 feiner Wehrhaft:
madhung, weldhe mit dem Streben nad Auffindung des Rennſteigs Hand in
Hand geht. Warum läßt der Herzog gerade Eiäfeld3 Mauern auf
feine often wieberherftellen?
Weil, nad) feiner Anficht, bei einem bevorftehenden Einbrud der Türken,
welche, wie vor Zeiten die Huffiten, den Rennſteig al3 den fürzeftem: umd
bequemjten Weg von Böhmen nah Franken benugen könnten, Eisfeld das
erite Bollwerf fein würde, um dort den Feind aufzuhalten.
Ein anderes gefd;ichtliched Ereignis faun und nod) in der Anficht, daß der
Nennfteig von Böhmen her als ein Verkehrsweg benugt worden ift, beftärfen.
ALS bei Beginn des 15. Jahrhunderts die Grafen von Orlamünde,
denen die Herrichaften Gräfenthal und Lauenftein mit Lichtentanne gehörten und
jomit Herren eines großen Teild des Frankenwaldes waren, in ihren wirtihaft-
lihen Verhältniffen immer mehr zurüdfamen, ſodaß Otto von Orlamünde fogar
dem Juden Iſaak von Jena, dem er 4750 fl. fchuldete, Stadt und Schloß
Gräfenthal verfchreiben mußte, beeilte ſich Kurfürſt Friedrich der Streitbare,
diefe wichtige Straßenfperre, als weldhe Gräfenthal anzufehen war, welche zu:
glei jein Stammland mit der Pflege Koburg verband, und auf welder er
einem Einfall der Böhmen begegnen kommt, an fi zu
bringen, indem er unter dem 28. Februar 1426 dem Juden die Herrſchaft für
die Höhe der Orlamünd’fhen Schuld abkaufte.
Daß der durch dieſes Gebiet führende Rennſteig in jener Zeit ein jehr
wichtiger Weg bei Kriegswirren gewefen fein muß, beweift eine Beftimmung
der Teilungsurkunde der Gebrüder Wilhelm, Siegmund und Otto, Grafen
von Orlamünde, vom 29. Juni 1414, welche lautet: „Mehr haben wir ung ge
eint, umb die ftraffe, die gehet hinder lichtenhain über den walth, wen Laven—
ftein zufellet, der mag diefelbige ftraffe gehen oder verhauen laſſen.“s
Mit diefer Straße kann aber nur der Nennfteig gemeint fein, welcher
hinter Lichtenhain auf dem Gebirgskamm entlang zieht.
Spätere Ausfagen der Grafen von Orlaminder könnten zwar den
Schein erweden, als ob es fich hierbei nur um die Straße Lichtenhain — Fehl:
bad gehandelt habe, allein dem mit diefer Gegend Vertrauten wird es nicht
jhwer, dieſen Irrtum zu erkennen.
In Lichtenhain felbft freuzten fic) zwei Straßen, die eine von Gräfen:
thal— Lihtenhain nach Kehlbach, die andere von Koburg nah Qauenftein,
bon der Straße Hoburg - Leipzig auf der falten Küche abweichend. Ob bieie
Straße dem Verkehr mit Lauenſtein allein gedient hat, oder ob fie eine Durch—
gangöftraße geweſen ift, ift bis jegt noch nicht beftimmt. 1638 aber giebt ber
is Für das Poſtamt Gräfenthal liegt bie böhmiſche Stadt Afch in ber
16 v. Schultes Urfundenbuh. 2 ©. 57.
9», Schultes Urkundenbuch. 2 ©. 81 u. ©. 36.
1. Bone
3 11 Be
„alte Geleitsmann“ Johann Herolt von Koburg folgendes Zeugnis ab: „von
bier” (d. i. Koburg) „giebt der glaidtömann die Zettel bi an Watzenbach
unter Gleuſſen. Nach Haßfurt und Königsberg zu biß vf Dietersdorf an der
Brüden. Nach Königshofen bis of Heltburg, naher Zeipzigfond Lawen—
ſtein biß vfn waldt an Sattel. Wäre nun mit dem „verbauen
laſſen“ dieſe Straße gemeint, fo wäre fie doh am zwedmäßigften an ber
Landesgrenze und zwar am Sattel felbft verbauen worden. Wenn aber
nad eben jenen Ausfagen de Grafen Otto von Orlamünde, „ald fie Feind—
Ihaft hatten“ „bon einem Schlag“ (d. i. Verhau) „von wehren, Gräben,
Mauern und Zeunen“ an der Schildwiefe die Rebe ift, fo find das
Wehrmittel, welde der Bedeutung des Nebenmweges Kehlbach -Lichtenhain gar
nicht entfprechen und ohne jede Wirkung für die Verteidigung des Landes fein
mußten, wenn nicht zugleich von einer gewaltigeren Landwehr an der falten
Küche, zur Abjperrung der Hauptftraße, die Nede ift.
Es ift daher unzweifelhaft, daß die Orlamündefhe Landwehr au der
Scildiwiefe nur dem Nennfteig gegolten hat; mit ihr war aber zugleich der
Meg Lichtenhain—Kehlbah gefperrt, weil eben diefer Weg von der Schildiwiefe
aus auf dem Rennſteige hingeht.
Kurfürſt Friedrich der Streitbare konnte fich dieſes Erwerb3 nicht Tange
freuen, denn er ftarb ſchon 1428; fein Heer war von den Saiferlichen geichlagen
und vernichtet und fein Eohn Friedrich II. (fpäter der Sanftmütige genannt),
der anfänglich für die minderjährigen Brüder die Negierung allein führte, war
nad) den unglüdlichen legten Jahren ohnmächtig, dem Feinde auf den Päſſen
de3 Nennfteigd entgegenzutreten und konnte die neu erworbene Herrichaft
Gräfenthal nicht zum Zwecke der Abwehr gegen die Böhmen benugen, wie es
fein Vater im Auge hatte.
Wir finden in den nächſten Jahren „den von Ebersberg“ al3 Lehns—
mann auf „dem Haufe Gräfenthal”®, von dem wir jedod nicht viel
willen.
' Da mag wohl Wilhelm der Tapfere, Friedrichs jüngiter Bruder, nad)
feinem Eintritt in die Mitregierung den Anftoß dazu gegeben haben mit ber
Befegung Gräfenthals eine Anderung eintreten zu laſſen. Die Einfälle der
Huffiten waren noch friſch im Gedächtnis, die Wunden noch nicht vernarbt, in
Böhmen jelbit dauerte der Bürgerkrieg zwiſchen den Satholifchen und den
Ralirtinern auf der einen und den Taboriten auf der andern Seite fort, letztere
ftellten jogar den Prinzen Kaſimir von Polen zum König auf. Wie leicht
fonnte da der Krieg wieder in die Lande getragen werden! Da galt e3 Die
Grenzen zu fichern, die MWehren zu feitigen und fein Opfer durfte gejchent
werden, wenn e3 galt, den Befig des Ganzen beſſer zu ſchützen.
War in folden Zeiten ein ſchlichter Lehnsmann, der ja in einem uns
glüdlichen Kriege wenig zu verlieren hatte, auf dem Haufe Gräfenthal, dieſem
5 In feiner Urkunde wird das Schloß „Wespenſtein“ genannt,
4 12 Be»
veranwortungsvollen Bolten als Wade am Einfallthor und an dem libergang
der wichtigſten Straße über den djtlihen Thüringer Wald auch gewachſen?
Da gehörten thatkräftige, unerfhrodene Männer hin und dieſe mußten
durd ein enges Band an den Boden, dem fie zu verteidigen hatten, moraliſch
gebunden werden.
Wie ließe jih ſonſt die Schenkung ber Herridaft Gräfenthal,
welde erſt 12 Jahre vorher an Sachſen gefallen war und ein wichtiges Ber:
bindungöglied zwiſchen der ſächſiſchen Erblande und der Pflege Koburg bildete,
an die Bappenheimer anders erklären ?
Daß aber jene Belehnung eine Schenkung war, erfieht man aus
der Urkunde vom 11. Mat 1438, die deshalb hier, im Auszuge, folgen foll:ı®
„Wir Friedrich und Wilhelm Gebrüder, von Gottes Gnaden Herzogen
zu Sadjjen pp. befennen ... . ., dad wir eynmuticlich befunnen vnd betradt
follihde ere Nutz vnd Frommen die vns vnd vnfern Landen babon
merclichen entftehen, fo wir den Stamm des Abel3 und funderlichen den,
der edeliden vnd wohlherfonmen ift cu ond ziehen vnd
da3 wir drumb mit wohlbedachtem Muthe und gutem Worrate vnſerer
Rete, heimblicher vnd Lieben getrumwen den Edle en Gonratenpvon
Bappenheim, des heiligen Römiſchen Reichs Erbmarſchalln vnſerm
lieben getruwen vnd mit ſie ſemptlichen auch den Edeln Houpten von
Pappenheim, ſinen Vater, Heinrichen, Irrgen, Rudolffen, Bernharden,
Sigmunden vnd allen andern ſinen Brudern, die er hat oder gewünnet ....
zcu rechten Mannlehen geliehen haben die Stat und Schloß Grefenthal
mit allen ihren Zugehorungen pp. ... in allirmaßen alö die edeln
Grafen von Orlamünde, die biß an vns vnd wir fürder bißher gehabt
vnd hergebracht haben, nichts vz gejchloffen, denn allein vnſer Ritterlehen,
die wir und behalten. Wir lihen auch die obgefchrieben Stat und Schloß
Grefenthal den obgenannten von Pappenheim . . . alfo das wir In die
jelbin Stat vnd Schloß von den von Ebersberg, die fie igunt bon vns
inne haben vor Ir Geld, nemlichen vierde halb Taufent Rinfcher Gulden
vf fand Michelsſtag mit unferm eigen Geld genglichen entledigen
vnd alles dings ledig und vnbeſchwert an fie bringen wollen.“
ALS Gegenleiftung haben die Pappenheimer Heereöfolge zu leiten,
„den Lehen, als dide fie zcu falle kommen zcu folgen vnd es bornitte zcu
halden als gefampter vnd Mannlehen recht und Gewonheit ift.*
„Zu merklidem Nut und Frommen des Landes“ werden die von Ebers—
berg von den Herzögen felbft „mit ihrem eigenen Gelde entſchädigt und bie
Pappenheimer werden „alles Dinges“ ledig und unbeſchwert“ in die Herridaft
eingefegt, daS heißt eben — fie befommen die Herrihaft geichenft.
is v. Schultes Urkundenbud. 2. ©. 7.
„Ding“ im Sa tenfpinge! für „Gerichtspflicht“; alles Dinges ledig” bezieht fi
hier nur auf den Kauf, bas Kaufgeld, „die Lehenswaare.”
2 13 Be-
Gräfenthal war eine Wegſperre von großer Bedeutung, denn das
Schloß jelbft beherrſchte den wichtigen Straßenzug Koburg— Saalfeld, fein
Gebiet durdzog die Straße Kronah— Ludwigftadt— Saalfeld und dann ging
vor allen Dingen der Rennfteig auf einer Strede von 15 Kilm. durch die
Herridaft. Und wenn die Bappenheimer „den Lehen, als dide fie zcu falle
kommen“, zu folgen hatten, jo war ihnen vor allen Dingen aufgetragen, in
Kriegszeiten diefe Straße über den Wald zu verbauen und das Land vor dem
Einfall eines Feindes, namentlid von Böhmen her, zu ſchützen und nur dafür
hatten fie die Herrfchaft gefchentt bekommen, wie wir weiter fehen werden.
Seit 1445 lag Herzog Wilhelm mit feinem Bruder, den Kurfürfien
Sriedrid, in Streit, der dann zu dem fog. Bruderkriege (1450) führte, in
weldem Thüringen wiederum unfagbare Drangfale dulden mußte.
Obivohl bei der Teilung der fähftihen Länder Thüringen dem älteren
Bruder Friedrich zugefallen war, hatte fi doch endlih Wilhelm den Beſitz
desſelben ertroßt und fomit war Wilhelm, neben dem eigentlichen Thüringen,
Altenburg mit Saalfeld und Gräfenthal aud in den Befig der fränf. Beftand-
teile um Koburg und die Bappenheimer waren feine Lehenälente,
Als nun 1450 Herzog Wilhelm vor der Entſcheidungsſchlacht im
Bruderfriege, die am 15. Oktober jenes Jahres mit dem Sturm auf Gera fiel,
bie Gleichen'ſche Grafihaft Blankenhain verheerte,® erfuhr er, daß fein Bruder
fi bedeutend verftärkt und befonder8 böhmifche Truppen, den fatholifchen
Abel Böhmens, die fog. Strodonigen unter Ulrichs von Roſenbergs Führung,”
angeworben habe.
Es unterliegt nun feinem Zweifel, daß ein Teil diefer Truppen, oder
auch die Geſamtheit derfelben, dem Herzog Wilhelm von Süd-Oſten her in den
Rüden fallen follten und es war zu erwarten, daß diefes feindlihe Hülfsheer
den Rennfteig benußen würde, ja vielleicht ſchon benußt hatte, denn der Herzog
Wilhelm befiehlt dem Grafen Konrad von Pappenheim, ein wachſames Auge
auf die Sicherheit auf dem Thüringer Walde zu haben. Er fchreibt unter
dem 15. Aug. 1450:**
„Wilhelm, von Gottes Gnaden Herzoge zu Sachſen pp. Edler, lieber,
getreiwer vnd heinblicher, Wir vornemen das vaſtes Bladerey?* bey euch vf
dem Wald gefchehe, da3 vns verdrudet und hatten gemeint, Jr follet
biel beßern Bleiß gethban haben, damit ein foldies bewart
würde, angefehen, dad wir Euch in diefen Dingen gegünt haben, das
fhbeinem in onferen Lande mehr geſchehen iſt, bie dem
allen jo begern Wir, daß ir mit Euren Burgern vnd Mennern zu
© Die Herren v. Gleichen ftanden auf Seite des Kurfürſten.
21 Die Zerftörung der Stadt Gera im Brubderkriege 1450 v. 2. Schmidt. Th. Geld,
und Mltertumsfunde, Jena 1898.
22 v. Schulte Urfundenbud. 2, ©. 83.
2 vaſt = feit, jehr.
24 Nah Grimm (deutjches Wörterbuch) ſoviel wie Schreiberei, Schmiererei, bier
aber wohl in der Bedeutung von Plage, Bemühung und Beläftigung.)
3 14 Ber
Srefenthal vnd in der Pflege zu ftund beftellet, da3 jie den Wald
berhbauen vnd Dleiß thun, damit ſolch Bladherei beivart werde, das
wollen Wir in guten gern mit Gnaden erfennen.
Geben im Felde vor Blankenhain pp.“
Der KHurfürft lag in jener Zeit vor MWeißenfeld und plünderte Butt-
ftädt, Wiehe und Gölleda, lag alfo ganz im Norden der Thüringer Ebene und
fonnte auf dem Walde den Bappenheimern feine „Plackerei“ verurſachen; Direkt
bon Süden her, aus dem fränfifchen Lande auf der „Judenſtraße“, von Koburg
über den Sattel, konnte auch fein feindlicher Einfall drohen, denn die Pflege
Koburg ift des Herzogs Wilhelm eigened Land, mit Bamberg ift Zeine Fehde
und die Markgrafen von Brandenburg, die 1427 Zauenftein, die Nahbarburg
Gräfenthald, von den Orlamündern erworben hatten, find freunde des Herzog3
Wilhelm und im Bruderkriege feine Parteigänger.
Melde andere Straße foll da der Pappenheimer verhauen, ald den
Rennſteig? Weld’ andern Feind foll er auf bderfelben aufhalten, als
die Böhmen?
Die Wichtigkeit jener Straße und die Abwehr der Feinde auf ihr er:
forderte die Gegenwart des Grafen Konrad jelbit, fonft würden wir ihn
während des Srieges im Feldlager des Herzog jehen.
Es giebt aber noch weitere gefchichtlihe Zeugniffe dafür, daß der
Rennfteig auf der Strede bis Steinheid zur Zeit der Pappenheimer al3 Straße
benugt worden iſt.
” Nachdem Konrad von Pappenheim in den Beſitz Gräfenthals gekommen
war, ging er mit großem Eifer daran, feine Herridaft zu erweitern, feinen
Beſitz abzurunden, feine Einkünfte zu vermehren. 1439 kaufte er vom Ritter
Heinrih von Holbah das Dorf Reichenbach, im folgenden Jahre erwirbt
er von dem Herrn von Grefendorf „Ober: und Niedergdlig‘ (d. i. Marktgölitz),
„Sofelndorf” (Göffelödorf), Zabelsdorf 2 Oberloquig, Schaderthal, den Wald
of dem Solle® und in der Gold. Zu diefen Erwerbungen hat gewiß ber
25 Zabelsdorf, 1414 bei der Orlamünde’ihen Teilung nody Dorf. 1440 Wuftung.
Im Teilungdvertrag von 1414 heißt es: Zabelsdorf, do Albredit das Salſ von giebt“. Unter
diefem ‚ Albrecht“ ift Albrecht von Brandenftein, ein Nitterlehensmann des Grafen von Orla:
münde gemeint, der auf Oppurg ſaß. Das Dorf Zabelsborf lag nicht etwa in dem gleich—
namigen Grunde unmeit Göflelsdorf, fondern am Zabelsdorfer Berge an dem jog. alten
Schloß, einem mit Wal und Graben befeftigten Ort. Die Gelänge der einzelnen Güter
find noch zu unterfteiden und heute noch wird dieſer Forſtort „der Flecken“ genannt.
+ „Der Wald of dem Soll”, einfach aud) „Sollwald“ genannt, ift der Neihsmanns-
borfer Forft, linfs vom Schlagathal und der ganze Schmiedefelder Forſt. 1414 wird er aud
einmal „apgivald genannt, weil er den Herren von Orlamünde und dem Abte von Saalfeld
emeinschaftlich gehörte. (Nad) dem Vertrage des Grafen Otto von Orlamünbe mit dem Abt
Zudwig v. Eaalfeld vom 21. Dezbr. 1386 [v. Schultes 2. waren feine Grenzen folgende:
„von der Glaſe Pfügen” [d. i. die Glashütte, oder Sophienthal unterhalb NReihmannsdorf im
Sclagethal] „über den Feichberg“ 1440 —— ſpäter Pfennigsberg, jetzt Venusberg)]
„vnd zwiſchen ber von Lindenbach Holze vr bis an den Ochſenberg und den Ochſenberg hin
bis an bad Lampredjtstal und das Lamprechtstal hienieder in ben alten Waflerlauf bis an bie
Lichte, die Lichte nieder bis an den Bach die Befatw‘’ [d. i. die Giekau unterhalb Geyerstal]
„die naße Geſaw bis an die trudene Geſaw, die trudene Geſaw vf bis an die Rechhecken,
vber die Nechheden hin bis an das Margtellein, das Margtellein nieder bis an den Kukelbach
+5 15 Be»
Herzog Wilhelm, bei dem der Bappenheimer in großer Gunft ftand, hülfreiche
Hand geleiftet. ALS aber Konrad von Pappenheim, der bei Antritt feiner
SHerridaft aufder Shildwiefe, da, wo der Nennfteig aus dem Markgräflich
Brandenburgifchen in das Pappenheim'ſche Gebiet übertritt, ein „Häußlein“ vorfand,
dasſelbe baulich errichten ließ und einen Forſtknecht hineinfeßte, der an den
Rennſteig den Zoll einnehmen follte, Fam es zwijchen dem Herzog und dem
Grafen zu Auseinanderfegungen und die Grafen Sigmund und Otto
von Orlamünde, die noch lebenden früheren Beſitzer, müfjen in diefem Zollhaus-
ftreit öfter8 Zeuguis geben.
So jagt Otto von Orlamünde unter dem 19. Oktober 1454 aus: „Auch
fo iſt vns fund vnd miffen das vff dem Walde zwifchen Lichtenhaine vnd
felbah nie fein Zoll geweft ift, fondern wir haben wohl vor gezeiten daſelbſt
einen Hutmannee in einem Heuslein figend gehabt der des fchlages" wartete,
als wir Feindſchaften Hatten, alß ob e3 ſich funde oder fchiclen wurde, dad man
nothiwere bedurff zu machen, e8 wehre an Gräben, Mauer, Zäunen, Land:
wehren... . die zur Sicherheit gehören, Auch ſchlage und Wege vff dem
Walde oder wo es noth wurde zu thun oder zu machen ˖
Diefe Neuerung mit dem Zollhaufe auf der Schildwieje wird von dem
Herzog Wilhelm unterfagt, der Zoll wird aber trogdem weiter erhoben, das
Häuslein bleibt und die Forftfnechte warten weiter ihres Amtes als Zollein—
nehmer am Rennſteig. Faſt 140 Jahre dauert der Streit um dieſes „Zoll:
heuslein“ zwiſchen Sadjfen und feinen Lehensträgern, den Bappenheimern, denn
erft 1588 werden diefe „Irrungen“ zwijchen dem Herzog Friedrich Wilhelm
von Sachſen und dem Grafen Ulrich, dem lebten PBappenheimer, Gräfenthaler
Linie, beigelegt.
In jenem Vertrage vom 8. März 1588 heißt e3:?
„Auch ob zum fiebenden und legten dene zu Pappenheim hiebevor Ber:
binderung zugeftanden, außerhalb de3 Dorfes Lihtenhain ein Zollhäußlein an—
zurichten oder dasjenige allbereitderendengebautzur Ein:
nahme de3 Zolls zu gebrauden, weldes aud das Anfehen verurfadht,
und von dem Kuckelbach vber die Rucke bis an den Sollbach“ [d. i. der Suhlgrund] vs dem
Sollbady den Äßbergt querch vf bis vf das hochſte vnd ben Aßberg nieder bis in die Lubiß,
die Lubiß vf bis an den Slagebad), den Slagebach an den Tiefen bis an bie Schlagepfügen
wieber).” Jeder ber Befiter hatte einen Förjter beitellt, welche im Suhlgrund, wo ausgedehnte
Herrfhaftöwieien waren, wohnten, und welche jede Holzabgabe gemeinjchaftlic machen mußten.
77 d. i. der Göſſelsdorfer Forft und zwar bie jegigen Forſtorte Langewand, Rajen:
hieb, Linſchberg, Keſſel, Galgentanne.
25 von Schultes Urkundenbuch 2. ©. 86.
29 hier in der Bedeutung „Wächter“.
% d. i. Verhau.
81 Bezieht fich vielleicht auf die Fehde der Grafen von Orlamünbe mit bem Grafen
Günther v. Schwarzburg, im erften Jahrzehnt des 15. Jahrh., bei welcher Gelegenheit Graf
Günther mit 400 Mann zu Roß und zu Su den Herrn dv. Orlamünde fur das Schloß
Samenjtein rücte, der meinung, bey Nacht dafjelbige zu erlauffen, aber es war verkundſchaft
vnd mußte ber Graf vngeſchafft en (Th. Chronik v. Zach. Rinander 1596). Sollte
biefer Ueberfall nicht auch auf dem Nennjteig verfucht worden fein?
2 v. Scultes 2. ©. 139.
3 16 >»
al& das foldies zur neuerung fürgenommen; weiln aber bemerkt, daß berürt
häußlein, welches hiebevorn den Forfifnechten zu guten erbauet worden, zu an:
geregtem vnd dem Ende zu gebrauchen angeftellt, daß dajelbfte den zu Pappenheim
feinen Zoll defto mehr einbringe vnd aljo dakjenige vorkommen
möge, was biöher zur Einführung des Zolleß, welches vor diefer weil in ob—
berührtem Dorf Lichtenhein einzunehmen verordnet geweien, von den Fuhr—
leuten ond Kärnern mitwmbführung der Straffe vnd alfo
außerhalb derjelben angemafjet worden; So ift ihm nachgelaſſen vnd vergönnet,
mehr erwehnten Zoll in dem Häußlein fo auf feinem Eigenthumb wie gemeldt
eingerichtet, ungehindert männigliches einzubringen, daburd; dem obberührten
gebrechen gänzlichen und zu grunde aufgehoben.“
Daß in den beiden Zeugenausfagen der Grafen von Orlamünde be-
treff3 des Zollhaufes an der Schilöwiefe nur von der Straße Lichtenhain—
Kehlbach gefproden wird, kann uns in unferer Anfidht, daß man hierbei nur
den Rennſteig im Auge Hatte, gar nicht beirren, denn der Weg Lichtenhain—
Kehlbach geht von der Schildwiefe an 2 Kilm. mit dem Rennſteig. Hätte es
ſich bei diefem Zollhäusleinnurum die Beherrfhungder ganz minderwichtigen Straße
GräfenthHal—Lidtenhain— Kehlbady gehandelt, fo hätten doc die Bappenheimer
ruhig den Zoll in Lichtenhain erheben können, wie es Herzog Wilhelm ſchon
1456 zugeftanden hatte, oder gar in Gräfenthal. Denn wer biefe Straße
Kehlbah—Gräfenthal und dann vielleicht weiter ind Land nad) Norden zog,
fonnte doch unmöglid Gräfenthal umfahren, da die beiden von Süden
fommenden Straßen Kehlbach —Lichtenhain und Koburg— Sattel hier zufammen:
mündeten und in nur einem Straßenzug GräfentHal—Reihmannsdorf— Saal-
feld nad; Norden weiter gingen.
Die Straße Kehlbah—Lidtenhain war aber fchon deshalb minder:
wichtig, weil fie nur ein Seitenweg der großen Geleitöftraße von Judenbach —
GSräfenthal war; fie ging von Judenbach herein in die Klettnitz, über den
Klettnitzberg, Butzenhieb und Dreſſelsbach, überfchritt die Tettau unterhalb
Sattelgrund und ging in einem fteilen Gründchen aufwärt3 nad Langenau,
von da nad Kehlbach und traf mit der Geleitöftraße erft wieder in Gräfen-
thal zufammen. Dieſe Straße wurde nicht einmal zum Verkehr zwiſchen
Koburg und Lauenftein benußt, (S. Seite 11) kann alfo nur ganz lofalem
Verkehr gedient haben, und wird au in der Wald-Ordnung der Kob. Pflege
bon 1555 einfach „Buchbacher fteig“ (nad) dem bayr. Buchbach) genannt. Es
muß alfo unbedingt der Rennſteig als Fahrftraße benußt worden fein, das
Zollhaus war dort, „damit der Zoll den Pappenheimern defto mehr einbringe“
(vd. Schultes 2 ©. 142) unbedingt nötig, weil verhältnismäßig viel Fuhrwerk
die Straße an der Scildiwiefe vorüber zog, welches Lichtenhain und Gräfen:
thal gar nicht berührte. Anders hätte ein Zollhaus gerade am biefer Stelle
doch gar feinen Sinn, und die Beharrlichkeit, mit der die Pappenheimer durch
140 Jahre dieſe Zollhausfrage behandeln nnd betreiben, Hätte doch gar feinen Grund,
an 17 Ber
Daß die Forſtknechte auf der Schildwieſe mit den Fuhrleuten in regem
Berkehr ftanden, kann und in unferer Anficht nur beftärken.
1585 jteht „Paul Fiſchers,““ des Forſtknechts Weib of der Schild—
wieje” Gevatter „bei Hermanns Schmidts, Fuhrmann von Luppelsdorf filia.”
Wenn aber die Fuhrleute und Kärner, von Often, oder Südoſten
kommend, über die Scildwieje fuhren und nicht nah Lichtenhain kamen und
Sräfenthal nicht berührten, wo jollen fie denn anders hingezogen fein, als den
Rennfteig entlang nad) Steinheide und Eisfeld ?
Es giebt für diefe Behauptung ganz untrügliche, geſchichtliche Beweiſe.
Als am Audgange des 14. Jahrhundert? die Grafen von Orlamünde in Ver:
mögensverfall gerieten und Graf Dtto im Jahre 1394 ſchon einen Teil feiner
Gräfenthaler Befigungen „für zweyhundert fchod freiberger Müntz“ dem Mark:
grafen Wilhelm zu Meißen Iehnbar machte, wurde, wie die Lehensurkunde vom
25. April 1394 jagt, Otto von Orlamünde mit den Orten .... „Luppelsdorf,
Ergmannsdorf vnd Grinig vnd dem Walt ganz und zwifdhen der ftraße,
die vber den Zudenbad gehet vnd der ſteynnynen Heide,
belehnt.
Das ſoll doch nichts anderes heißen, als „den Wald, der zwiſchen den
beiden Straßen, der nad) Judenbach und der nach Steinheide führenden,
liegt.
Mit diefen Walde aber ift der Hafenthaler Forſt gemeint, der heute
nod in feinem Hauptteile in der einen Richtung bis Sattelpaß,“ in der andern
bi3 zur Zaubeöhütte von den genannten beiden Straßen begrenzt wird.
Hier ift die Straße, welde, von der Kalten Küche an gerechnet, „über
die „ſteynnyn Heide fuhrt“, jo Har genannt und bezeichnet, daß ein Irrtum
oder Anderddeutung ganz unmöglich ift und der Behauptung, daß der Renn—
fteig eine Straße gewejen ift, fteht demnach das beſte geihichtlihe Zeugnis
zur Seite.
83 Dieſer FFörfter er ifcher, „Wittber off der Schildiniefe, welcher in der Herren
Forberge“ (d. i. Vorwerk m enthal, wo ein Bruder von ihm Förſter war) „plöglih krank
eworden war — ftirbt 1607. — Der Name Fiſcher fehr verbreitet unter Forſtleuten des
aldes im 15—17. Jahrhundert.
% v. Schultes 2. ©. 46.
35 Der Name „Sattelpaß” ift neueren Datums und hat ſich entwidelt aus bem
amtlichen Titel „ber Fürſtlich. Grenzpafj-Sattel”, wie er im 17. und 18, Jahrhundert allgemein
enannt wurde. Die Annahme, dab dieier Ort „als eine befeitigte Station fchon von den
änkiſchen Saifern zugleich mit der Heeritraße angelegt worden jei” (Dr. B. Liebermann.
Geſchichtliches aus Judenbach) ig wohl irrig. Es iſt viel eher anzunehmen, daß „der Sattel“,
wie jener Punkt vom 14.—16. Jahrhundert nur genannt wird, erſt von Ernſt dem Frommen,
ebenfalls in Wnbetraht ver Türfengefahr, zur Werteibigung hergerichtet worden ilt.
Erſcheinen doch auch erit vom Jahre 1682 an Perfonen aus GSattelpaß in den Kirchenbüchern
von Judenbach. In den Koburger Geleitsatten des 14.—16. Jahrh. heißt es ſtets „bis vffn
Walt an Sattel, da wendet das Gleit“, und nad) erg eig? den Urkunden jener Zeit hebt
fi) das Geleite an „in den Gattelthaal.” Nirgends ift die Rede von einem bewohnten Ort,
auch nicht in dem „WBorgeichnus der Greng mit den anftofjeuden gehulgen im Ampt Sonnebergf
vnd Eißfeld von 1540; dort heißt es bei der Strede von der Gensebene oberhalb Friedrihsthal
bis Sattelgrund: „darnad) am Eſchebechlein, der Grundt hinein bis an die Olßnitz, do ftehet
ein ſtein. Darnad) an der Olsnitz (hier das verlorene Wafjer gemeint) „hinauf bis an bas
2
a 18 Be»
Dieſes Zeugnis wird aber noch unterftügt dur den Namen eines
Forſtortes am Rennfteig, der fi nur auf eine Straße deuten läßt und ber
weit in dad Mittelalter zurüdreidt. In dem „Vorzeichnis der Grenk
mit den anftoßenden geholgen in dem Ampt Sonnebergk vnd Eißfeld” von 1540
beißt es: 0... „Do“ (d. i. von Steinheide) „gehet dad Sunnebergiih ann —
auf das fchlagli zu vnd darnad) die halbe Ieyten herumb auff die Zillias—
bruden zu ftehet ein Lochbaum in einem alten wegk, darnach gehet vnd
margkt hinvier auff die jchnebelte puche.“ Wir haben hier die Bezeihnung
„Zilliaöbruden“ für einen Forftort zwiſchen der „ſchnäblichen Buche‘
(d. i. der hohe Lad) bei Igelshieb) und Steinheid, deffen Lage und die Forit:
bereitung von 1569 genauer angiebt: „Zilgeöbruden ftoßt an die Bilwigleitten
und ander ftraßen hinfür an die Schwarzburgifche Grenge, volgendes
an die El. Heide.” Es ift zwar nicht vom Rennſteig die Rede, aber im allge
meinen von der Straße, dieſe hielt zugleidh die Grenze zwiſchen Sachſen
und Schwarzburg und ift demnach gleichbedeutend mit dem Rennſteig.
Diefer Forftort ift das heute noch jumpfige Gelände zwiſchen Bernhard?
thal und Glüd3thal und feinen Namen hat er erhalten von einem Knüppeldamm
oder einer SKnüppelbrüde, welhe im Verlauf des Rennfteigd über
diejen großen Sumpf gefhlagen war.
Sattelbedlein, den — hinauf, do ſtehet ein ſtein an der ſtraße, die hinaus gehen greffental
ehet, darnach vber den wegk hinunter an dem alten Waſſer hinein an die etta.“ „Der
tein an ber ſtraße“ müße dicht an den Befeſtigungswerken geſtanden haben, und wäre zu er:
warten, daß besfelben Erwähnung gethan worden wäre. Es ift aber auch in ben vielen Forſt⸗
bereitungen „ber Frenkiſchen Melde”, die uns erhalten find, und melde jede Mühle, ja jede
Vehhütte im Walde verzeichnen, nirgends vom Sattelpaß und beffen Bewohnern bie Rede.
n der Forſtbereitung von 1555 wird nur vom Eattelbrunnen geiprocden, der öftlid der Yand-
traße im Walde, in einer tiefen Mulde, liegt, und daß die Judenbadyer dort mit ihrem Vieh
vielen Schaben gethan hätten. In der DBereitung von 1569 werben ebenfalld Bewohner von
Sattelpak nicht erwähnt, wir erfahren nur, daß ‚linker Handt, wie man von Greffenthal heraus
die ftraffe nad Judenbach reijet, mit guten Tannen, Buchen, Fichten, Leinbeumen“ (Spigahorn)
„Eichen und Jungen Ahorn” (Bergahorn) „bewachſen, darunter viel alter vberftendiger aus»
wirdiger Buchen vnd Tannen Teyne und daß es „oben vfn Sattelberg“ (db. i. an
ber jegigen Ausfpanne) „zur rechter Hand don Gräffenthal eraud einen
Ihönen Schaz van Ahornen mit wenig Buchen Eſchen und Leinbeumen hat. Aber an ber
ftraße hinfür nad) Judenbach“ (d. h. immer nody am Gattelberg, alſo bort, wo dest ber Frieb-
hof ift) „hat er furze, vngeſchlachte Fichten, Tannen vnd Buchen. Darinnen Gruben Köhler
zu legen vnd bie ftraße etwas zu erweitern nicht verathfam wäre. —— die Ein⸗
wohner von Judenbach.“ Wäre ber Sattel bewohnt geweſen, jo wären die Einwohner auf
diefer Einöde im Urwald ficherlidh in irgend eine Berührung mit dem Walde gelommen; fie
hätten Holz erhalten, aber wir finden fie nicht in der „Abmeſſung des Glaffterholg bem
ar ag bes Judenbacher Forſtes von 1545, wo doch alle damals beftehenben Ortichaften
vertreten find, jelbit die Thun'ſchen — Langenaw, Buchbad mit Wolffersborf, wynnten pp. —
vor allen Dingen aber hätten ſich bie Bewohner, felbft wern es nur Soldaten gewejen wären,
Vieh halten müfjen; denn wovon hätten fie fonft leben wollen. Dann aber wäre in ben Forft-
bereitungen verzeichnet gewejen, wo, an welchen Forſtorten, die Bewohne: des Sattel ihr Vieh
u hüten hätten. So wiſſen wir nur, daß die Judenbacher = Vieh bis an den Sattelbrannen
üteten, bemnad im Eattelpaß Vieh und Menichen nicht vorhanden waren.
‚Dan könnte —— „es waren nur wenig Bewohner und deshalb eine geringe
Anzahl Vieh, jo daß es nicht erwähnenswerth war.“ enn es aber in ber Forſtbereitung
bon 1569 bei Beſchreibung ber Forſtorte in ber Nähe Steinachs — dem fl, Mittelberg,
Breitenberg, Kreutlesberg pp. — ie eömal heißt: „behutten bie drey Einwohner von Steinach“,
Io, würbe wohl, wäre ber Sattel bewohnt geweſen, audy bei Beſchreibung der Forftorte Sattel:
eite und Sattelberg bes Jubenbadher Forſies, ein ähnlicher Vermerk gemacht worden fein und
wenn die Viehhaltung noch fo gering geweſen wäre,
+1 19 +
Es muß aber biefe Straße, bis in weit zurüdreichende Zeit, ſehr belebt
gewefen fein und es muß dieſe Stnüppelbrüde weit und breit befannt geweſen
fein, denn jonft wäre nicht ſchon im 15. Jahrhundert und wer weiß, wie lange
ſchon vorher, nad) ihr ein ganzer Berg benannt worden.
Diefer Knüppeldamm war nod Mitte des vorigen Jahrhundert3 vor-
handen, denn der Geleitsmann von Koburg, dem es daran lag, einen fürzeren
Weg von Koburg nad) Saalfeld zu finden, alö der von Koburg über Judenbach
und Gräfenthal war, berichtet 1733 an den Herzog: „Nachdem ſich Gelegenheit
gefunden nahe Steinheid und zwar an Johann Andreas Kiefewetter, daß eine
Wirthichaftsgerechtigkeit zu Dienft des publici und beſonders der durcreifenden
und allenfall3 zu pernoctiren vermißigt werden, zu concediren, jo ift mir in
Erinnerung gelommen, derjenige Weg jo von Steinheid über die ſog.
Schmalen Buche? auf da3 neue Haus ehemalen gegangen und dem Vernehmen
nah in vorigen Zeiten von Sadhfjen Coburg und Shwar;
burg unterhalten wurde, um von hier nad) Saalfeld über Steinheid
mittel3 reparirung anberegten gut theils gebrüdten Weges etliche
Stunden näher zu gelangen.
Seht Lönnen wir und aud die Beltimmung der Laubeshütte
deuten, welde, etwa 3 Kilm. von „der fchneblidhten Bucde“3” (hoher Lad) bei
Igelshieb) dem damaligen Grenzzeichen zwiſchen Sachſen, Schwarzburg und
Bappenheim, in einer ganz nnwirtliben und menfchenleeren Waldgegend lag.
In der „Beichreibung des Rennfteigd von Saargrundt uffm Schieß—
platz“ (d. i. Limbach) „bi zum Marfgräflihen Schloß Lauenftein“ durch den
Forftmeifter Eberhardt in Eisfeld, 1663, wird der Laufshütte erwähnt, „als
dad vorbemerkte Fürftliche eingegangene Jagdhaus.” Es muß aber angenommen
werben, daß aud) Die Laubeshütte Jagdhaus und Wirtshaus zugleich war. Beifpiele
dafür finden fi) mehr aus dem 17. Jahrhundert, 3.8. das Schwarzbachhaus zwifchen
MWinterftein und Glasbachswieſe, der vielen Beifpiele der Neuzeit nicht zu gedenken.
Auf der Laubeshütte wohnten zwei Familien. 1630 fteht bei Kilian
Geyerd Sohn vff der Laweshütte Nicol Nether, „Fuhrmann von Gräfenthal“
Gevatter und in bemfelben Jahre läßt Hans Lüpfert daſelbſt ebenfalls ein
Kind taufen und bittet ven „Claus Meinold, eine reihen Fuhrmanns Knecht
von Luppelsdorf“ zu Gevatter.» Kilian Geyer war 1625 nod Förfter „tn
der Mühle“, d. i. in Wallendorf, und ift fonad) erft von dort nad) der Laubes—
hütte verfegt worden. Geyer nimmt einen Fuhrmann von Gräfenthal zu Gevatter,
Lüpfert, vielleicht der Wirt, eines reihen Fuhrmanns Knecht von Luppelsdorf.
Wie famen aber diefe Fuhrleute zu den Gevatterjhaften auf der
Laubeöhütte in dem weltvergeffenen Urwald am Rennfteig?
8 gie Schmale Buche war ein Grenzbaum oberhalb Neuhaus nad Bernharbäthal
zu, (vielleicht dort, = _ alte ae of iſt) und 1540 ſchon genannt. Nach dieſem Baum
iſt die von „räller gegrü = —* . er .. a. An —
Co
» d. i. ber dname des jetzt —* ar en Haufes in —8
6. „De One ame ve I 9 j E ns
2%
4 20 Be-
Genau gerade fo, wie der Kaufmann Balthafer von Augsburg und
der Handelöherr Rupertus Götz von Nürnberg (1682) zu ihren Gevatterihaften
bei dem Feldwebel Schmidt auf dem „Fürftliden Grenz-Paß Sattel” famen;*
fie zogen regelmäßig jene Straße, wurden mit dem Manne befannt und über:
nahmen gerne diefen Ehrenpoften. Warum foll es aud auf der Yaubeshütte
mit den Fuhrleuten bei diefer Gelegenheit anderd geweſen jein? Sie hielien
Einkehr in die gaſtliche Herberge an der Straße, um fi zu ftärken für den
weiteren Weg, der fie über umwirtlihe Höhen und durd des Waldes Didicht
und Dunkel führte und auf dem fie vielleicht der unerſchrockene Waidmann, zu
ihrem Schuße, ein Stück Weges begleitete.
Hier wäre diefer Einwurf jehr wohl gerechtfertigt: „„Dadurd), daß bei
den Bewohnern der Laubeshütte Fuhrleute von Gräfenthal und Lippelsdorf zu
Gevatter geitanden, tft nod nicht erwieſen, daß dieſe aud) den Rennſteig
entlang gefahren find; fie können ebenfogut den Nennfteig bei der Laubeshütte
nur überfchritten Haben und hatten vielleiht Glaswaaren aus Lauſcha geladen,
deren Hütte in jener Zeit in vollem Gange war.“
Diefem ift zu entgegnen:
1. Bei der Laubeshütte gab es feine den Rennſteig überfchreitende Straße, denn
der, wern auch damal3 ſchon beftehende, Weg von Lauſcha durch den Hans-
Gößengrund nad) der Glashütte Piefau, die 1683 von Laufha aus ge:
gründet wurde, kann dem Frachtverkehr nicht gedient haben und geht außer:
dem and) über 1000 m weftlid an der Laubeshütte über den Nennfteig.
2, Des Glashandels hatten fi in jener Zeit die Iberlandfuhrleute nod nicht
bemädtigt, fondern der Scubfärrner zog mit den koftbaren Waren in alle
Welt. Erſt im 18. Jahrhundert finden wir in den Fuhrmannsdörfern
bei Gräfenthal „Slashändler”, welde mit ihrem Geſpann und dem Knecht
über Land fuhren.
Der größte Teil der Hütten-Erzeugniffe Lauſchas, der wohl aud) auf Wagen
verfrachtet wurde, ging nicht nad) Norden über den Rennfteig, fondern „aller:
meift nah Nürnberg” von wo aus fie erft iwieder von den Kauf- und
Handelöherren auf die Meſſen und Märkte nad) Leipzig und Frankfurt pp.
gebradjt wurden.
Hierfür haben wir glaubwürdige Nachrichten:
1604 erhielt Thomas Paulus, „ein religions Verfolgter” aus Kärnthen
bon Herzog Johann Gafimir „die guädige concession“, in Steinach ein
Hammer: und Hüttenwerf anzurichten. Thomas Paulus, ein reiher Mann, -
beabfichtigte, da8 Werk großartig zu betreiben. Dadurh aber wurden die
alten Hammerwerksbeſitzer der Umgegend ängftlih, denn fie glaubten, fie
würden ihre Eifenfteingruben verlieren, und Die Bauern, nantentlich bie
“ Schriften des V. für SM. Geld), n. Landeskunde. Heft W. S. 1%. Geſchicht-
lihes ans Judenbach, dv. Dr. B, Liebermann.
a Schriften d. V. für SM. Geſch. u. Landeskunde. Heft 27, 14, „Die
Weidewerls-Ordnung des Herzogs Fr. Wilhelm v. Coburg-Altenburg, von A. renfatbt.
*
Rn 21 Br
Heinerödörfer fühlten ſich bejchtwert, weil ihnen durd; das neue Werk das Holz
verteuert würdet? Als nun gar der Forftmeifter Nüger dem neuen Hütten:
herrn jelbft Holz anwies über die Köpfe feiner Förfter hinweg, da ging ein
allgemeiner Sturm gegen Rüger und Paulus los, in dem die Förfter die
Führer abgaben. Es wurde gegen Nüger ein fürmlicher Prozeß geführt, und
es bejtand „die Interrogation’” aus 20 Fragen. Hierin fpielt der Weg von
Lauſcha nach Steinad eine nicht unweſentliche Nolle. Die Förfter hatten
dem Forftmeifter zum Vorwurf gemacht, daß er „bie Beſſerung des
WegesnachLauſchazuſeinem Vorteilvndden Unterthanen
zur Beſchwerung angetrieben habe” Dagegen jagt aber ver:
nünftiger Weife der Forftfnecht Dittrich v. Sonneberg aus, „der Weg fei nicht
allein 3. f. &.*, fondern aud) dem Hüttenherrn, Gläffern** und dem ganzen Yand
ein Nug“, und Thomas Paulus giebt au, daß er für Heritellung des Weges
„15 fl. gutwillig gefteüert, die Gläffer in Lauſchaw aber, vngeachtet des Forit:
meiſters vnd Ambtſchöſſers gebott nichts dargeben wollen, da fie ſich dod)
defjelben wegs nicht allein mit zuführung ihres Holzes, fondern aud bei Ab:
führung Ihrer Glaßwahren, welde allermeiftnad Nurn—
bergfommen, ftättig gebrauchen und gar nicht entbehren können.“s
Nach diefer Begründung ift es gerechtfertigt, wenn wir fefthalten daran,
daß die Laubeshütte nur dem Verkehr auf dem Rennſteig diente, oder nur des
Nennfteigd wegen angelegt worden war.
Hatte diejer zweite Grenzpoften innerhalb der Pappenheimifchen Be:
figungen am Rennfteig vielleicht noch einen andern Zwed? Hatten die Bappen:
heimer, fühn gemacht durd) das Entgegenkommen des Herzog: Fr. Wilhem
(von 1558) „damit ihnen der Zoll defto mehr einbringe” vielleicht auch ein
Zollhaus daraus gemacht und damit auf der „unficheren Einzel“ der Boll:
wächter nicht in Gefahr fei, zwei Familien Hingefegt?
Diefe Annahme ift nicht fchlehtweg von der Hand zu weifen, denn
no ein andere Pappenheimifches Forfthaus, das uns bis heute erhalten ift,
bringt uns bei feiner fonderbaren Anlage auf den Gedanken, daß es zugleid)
ein Zollhaus gewefen fein mag. Es ift das Jägerhaus bei Obergölig, an der
alten und, bis in die Mitte des vorigen Jahrhundert, jehr lebhaften Straße
Saalfeld —Ludwigſtadt —Kronach. Es Liegt gerade im Curvenpunk der tief in
; 42 Heineräborf betrieb feit an ig ſchon einen regen Holzhandel Mainabwärts.
Ein Heinersborfer Bauer hatte „der huetten frawen entbieten laffen, „ihr Herr follte vf feiner
feder jterben, weil er den bauern das Holtzs vertenert hette" und „Georg Heß zum Judenbach
hat in ber Steinach öffentlich geredet vnd des furuber reitttenden Huettenherrn aljo gewunfct,
— wollte, das der Teuffel ihn geholt hatte mit ſambt feinen Gelbe, ehe er in dies land
ommen.”
#3 Der Förſter Dierten Leuthenfer in der Steinach hatte vorher ausgeſagt: „dieſer
weg werbe von J. R G. am wenigften gebraucht, fondern Hüttenherr und Gläffer belegten
denjelben täglich und am meiften’ und Hans Steiner von Sonnebergk hatte gar gelagt: „Der
Weg mus dem Huettenheren zu Gefallen gemacht worden fein, denn Mein gnäbiger fürft und
Herr fo lange Zeit ohne biefen Weg geiagt vnd das Zeug” (Jagdzeug) „fortgebracht.“
#4 Glasmacher von —
#5 Cob. H.St. Archiv. F. VI. 6d. 10. No. 75.
2 22 Bor
den Felſen gefahrenen Straße, weldhe ſich dort, teil bergauf kommend, ſcharf
nad Norboften wendet, um an dem felfigen Hange des Beerhügel3 empor-
fteigend bei der Hühnerfchenke die Ebene zu gewinnen. Diefer Weg konnte von
den Fuhrleuten nicht umfahren werben und die Anlage eins Forſthauſes
an biefem Ort, auf einem abſchüſſigen Felfenriff, läßt, analog den Beftrebungen
des Pappenheimerd mit der Schildwiefe, darauf fließen, daß auch hier „bie
Bermehrung der Einnahme durch den Zoll“ der Antrieb war zum Bau eines
Forſthauſes und ebenfo können wir Rüdjhlüffe machen auf dad Forſthaus am
Rennfteig — die Laubeshütte.
Die Frage, „welde Güter können in jener Zeit auf dem Rennfteig
verfrachtet worden fein?“ tft nicht fchwer zu beantworten. Vom 13. Jahr:
hundert bis zum 30jährigen Krieg, der Blütezeit bed Hüttenbetrieb3 auf unſerem
Walde, muß ein reger Verkehr auf den Gebirgäftraßen geherrfcht haben. Ge—
werbe und Induſtrie in mannigfacher Art drängten fih in bie Gebirgäthäler,
wo fie das nötige Rohmaterial fanden und ihre weiteren Lebensbedingungen —
Waſſer und Wald. Das Waſſer zur Erzeugung der Kraft für die Zwede ber
gewerblichen Production, den Wald für die umentbehrlihe Kohle In ben
Thälern der Steinach, der Effelder, der Werra und Scleuße pp. find Pod,
Stampf- und Hammertwerke, Draht, Blech- und Sichelhämmer, die Gladinduftrie
ift fhon in alten Zeiten in Fehrenbad und bei Reihmannsdorf vertreten, bie
Goldbergwerke Reichmannsdorfs und Steinheids find im Gang, in Eißfeld ift
beöhalb eine herrfhaftlihe Schmelzhütte** in Betrieb und der Ilmenauer und
Saalfelder Bergbau ftehen in höchſter Blüte. 1569 müſſen fhon die Hütten:
herren von Ilmenau ihren Kohlholzbedarf am Arolzberg auf dem „Neubrunner
Forſt“ deden, während die Saalfelder Silberhütte in jenen Jahren ihr Kohl:
werf von der „Zilgeöbruden” am Rennfteig auf dem „Steinenheyder Forſt“
bezieht.*7
Alle diefe Werte bedingen doch einen regen Frachtverkehr auf dem Wald
und nicht am wenigften auf dem Rennſteig; denn wenn jelbft in jener Zeit
ein Durchgangsverkehr auf demfelben nicht mehr gewefen fein follte, fo hat
doch der Verkehr diefer Werke unter fih und mit dem Auslande auf großen
Streden auf dem Rennfteig ftattgefunden.
Al am Ausgange des 17. Jahrhunderts neue Belebungsverfuche mit
dem Bergbau auf dem Thüringer: und Frankenwald gemadt wurden, ald die
Gifenwerfe in Friedrichſsthal, Steinadh, Hüttenfteinah pp. wieder in Schwung
+ Die herrſchaftl Hütte in Gisfelb war auf die Jahre 1553—1559 an bie Grafen
bon Mansfeld verpachtet, „bavon fie jerlichen zweihundert Reiniih Gulden an Huttenzins vnd
zweihumdert Reiniſch Gulden an gelbe zu walbtmiebt reichen.”
Der Holzbebarf ber Hütten ift ein Maßftab für den Umfang ihres Betriebes.
So erhielt das 1 bon Thomas Paulus in Steinach gegründete Hammerwerf im eriten
Jahre feines Betriebs von dem Judenbacher Forft allein 2108 Klafter und „vom Hüttenherrn
verlautet, alla das biefes noch Kinderſpiel und wurde künftig, wenn das Wergk recht zum Gang
gerichtet, Alles nicht Kleden (?)
+1 23 Be»
famen, verwendete man als Zufchlag* zu dem quarzreichen Eifenftein unferer
Gegend einen Eiſenſpat aus der Gegend von Zobenftein und Hof, der auf dem
Rennſteig entlang in langen Wagenzügen den Hocdöfen des Meininger Ober:
landes zugeführt wurde. Das ift fo geweſen bis über die Mittedesverfloffenen Jahr:
hunderts, bi bieje Hütten eingingen und liegen blieben und bis bor wenigen
Jahren lebten nod alte Fuhrleute in Neuenbau, welche dem Verfaſſer diefes
fo oft von ihren Rennfteigfahrten erzählten, wenn fie früher den Zufchlag:
Eifenftein für die Georgshütte am Fichtelgebirge holten.
Ind das wird in den vorhergehenden Jahrhunderten, vor dem 3Ojährigen
Krieg, als die Hüttenwerke in höchfter Blüte ftanden, wohl ebenfo geweſen fein.
Soldem Zwede dienende, von dem Rennfteig nah den Hütten ab-
zweigende Wege waren z. B. für die Steinadher und Linder Hütten (1490) die
alte „hohe Straße”, welche von Steinheid über die Stodwiefe, den Fellberg
und die dürre Wiefe nad der Wiefelöburg ging, don wo eine Abweihung nad)
der Hölle bei Steinach führte, während der Hauptweg oben auf dem Gebirgs—
rüden weiter ging nad Neufang und Lind. Für die Hütten und Hämmer an
der Effelde, weldye nachweisbar die älteften Werke am füdlichen Thüringer Wald
find, war jene Straße von Bedeutung, welde von dem vorgenannten Wege
auf der dürren Wiejet fich trennte, über den großen Mühlberg herein an bie
Effelder ging, und diefen Bad) entlang, den Iſaak (früher Nieshaupt) umgehend
über Neuftadt nad; Mupperg führte. Diefe Straße vom Nennfteig über den
Mühlberg ift eine fehr verkehrsreiche geweſen; an derjelben ftand im Mittelalter
ein Forfthaus, welches noch 1615 Foriteifig% war und zu den vier Hauptforften
„der Fränkiſchen Walde“ Kob. Anteild (Judenbad, Steinad, Steinheide, Mühl:
berg) gehörte.
Es ift nicht auögeichloffen, daß wir in diefer Straße jenen „Rinnestich“ °
zu ſuchen haben, der in dem Spruchbrief über ftreitige Grenzen zwiſchen dem
Abte von Banz und dem Grafen von MWolfeswac vom Jahre 1162 erwähnt
wird.®ı
MWenn wir aber von den auf dem Nennfteig verfradhteten Gütern
ſprechen, dürfen wir auch Leheſten nicht unerwähnt laſſen, deffen Scieferbrüche
Ihen feit dem 13. Jahrhundert in Betrieb find. Mit Leheſtener Schiefer wurde
niht nur und nicht erft die Ehrenburg in Koburg (1546) und die Heldburg
(1563) gededt, fondern weit hinaus ind Land wanderten damals ſchon feit
Jahrhunderten d der dünnſpaltbare Stein aus Thüringen? Bergen nad ben
B
tigen bag Er da Sie Bergrien fr unfomei ar find, 1 einanber gemifcht
ber eine fi 2 Der bilden. J
on * Le: zu tbereitun v. 1555 „bürre Wieſe“ genannt.
Igenb Ber 7 anne. — a Ben, Heat & *
— ndgebrech, —— 'g ob der Effelder. ——
daſ. Von 1657 an iſt der Gere, in —— dagegen bleibt = ae rahlben
bis 1695 ein zu Hämmern gehörenber
5ı Bühring u. Hertel. Der ir bes Th. W. Gap. X. B. ©. 114.
u 24 Br
reihen Handelsftädten in Franken, am Main und Ahein, zum Bau der Kirchen
und Baläfte. Auf weldem Wege wohl anders, als auf der alten Straße von
der oberen Saale nad Eisfeld — auf dem Rennfteige?
Wir haben aber endlich noch einen, von der Geſchichte beitätigten, Ein:
fall von Böhmen her nach Thüringen, der auf dem Rennſteig ftattgefunden
hat, eö war jedoch ein frieblicher und für unfer Land ſegensreicher.
Auf welchem andern Wege, als auf unſerem NRennfteige wären bie
Glasmacher Greiner und Müller mit den „Böhmen“ in ihrem Gefolge aus
dein Wenzelölande hereingefommen nach Lauſcha?
Es ift ſchon als feftftehend zu betradten, daß nit Greiner gerade:
weg3 von Schwaben kam und mit dem aus Böhmen ftammenden Müller in
Lauſcha zufammentraf, fondern Greiner hat den Weg über Böhmen genommen,
hat fid) dort dem Müller verbündet, und nun fuchen fie einen Ort, wo fie ihre Induftrie
hinverpflanzen fünnen. Warum wendeten fie fih nicht nad Kurſachſen, in bie
Amt3hauptmannfhaften Plauen, Oelsnitz oder Auerbah? Heute gehören die:
ſelben zu den waldreichſten Gegenden Sachſens, denn der dritte Teil diefer
etwa 142000 Hektar haltenden Sireife entfällt auf die MWaldflähe mit etwa
56500 Heftar. Zu jener Zeit aber, als Greiner und Müller ſich ſelbſtſtändig
maden wollten, war eö dort anders? Der Wald war meift in PBrivathänden,
in Befig der Ritter und ded Landadeld. Von foldhen Leuten war aber Fein
Privilegium und feine Holzkonzeffion zu erwarten, denn im Boigtlande war
das Holz fhon rar und hoch im Preife und mit den blühenden Glashütten
im Erzgebirge war nur zu fonfurriren, wenn man billiges Holz hatte,
foldes war aber nur zu erlangen dur die Güte eines über Waldreichtum ber:
fügenden Landesherren. Kurfürſt Auguſt von Sachſen (1553—1586)
hatte damals erſt angefangen, aus wirtſchaftlichen Gründen größere und zu—
ſammenhängende Wälder im Voigtlande von den Adligen zuſammenzukaufen,
und ſein Verdienſt iſt es, den Hauptgrund zu den Staatsforſten im Voigtlande
erſt gelegt zu haben.
Dort konnten die Glasmacher alſo nicht ankommen und fie wendeten
ſich daher nach dem Thüringer Wald, deſſen Waldreihtum den Böhmen befannt
war. Den Rennfteig entlang ziehend famen fie in Pappenheimfches Gebiet,
werden von dem Grafen Ulrich von PBappenheim aufgenommen und angefiedelt;
nicht aber in der nächſten Nähe von Gräfenthal, denn dort ift der Wald aud
ſchon ſehr gelichtet und „verhauen“, wie eine Forftbereitung von 1569 meldet,
fondern in der meitliciten Ede des Landes, hinter der Zaubeshütte, wo im
diden Urwald nod Holz im Ueberfluß vorhanden ift.
Nur auf dem Rennfteig können die Glasmacher von Böhmen her in
da3 „Bappenheimifche” und bejonderd an den, unweit des Rennfteigs, in tiefer
Waldſchlucht raufchenden, „lauſchnitzflus“ gekommen fein. Wären fie von
Süden her eingewandert, vielleiht von Nürnberg, wo ja auch ihre Handels—
beziehungen hinweifen, jo hätten fie fiherlicd nicht erft den Grafen von Pappen-
1 25 K-
heim um Holzkonzeffion angegangen, fondern wären fogleich in der Koburgifchen
Pflege, im Hütlengrund oder im Steinachthal, wo eine viel günftigere Gelegen-
heit zur Anlage ihrer Glashütte gewefen wäre, unter dem Schutze Johann
Caſimirs jäßig geworben. i
63 ſei nun nod erwähnt, daß Lauſcha noch lange Zeit lebhafte Be:
ziehungen zu Böhmen und befonder zu den Glashülten des Fichtelgebirges
erhält, und daß der Rennſteig der Vermittler diefes wechſelſeitigen Verkehrs
gemejen fein muß.s®
52 Die in ber Aeftichrift zum 300jährigen Jubiläum von Laufha (S. 8) ausge:
Iprndene Anfiht, dag Chriftopp Müller aus der Laufig, aus irgend einer Glashütte am
üblihen Abhange d e 8 er 8 e3 Lauſcha dafelbit ausgewandert fei, und daß die Glas—
meifter dann der neuen Anfiedelung im Thüringer Wald, nad) dem Berg in der Laufiger
Heimat, den Namen „Laufcha“ dee en hätten, ift geichichtlich ganz unhaltbar. Schon 1540
wird in dem, Verzeihnus der Grentz mit den — Geholtzen im Ambt Sonneberg und
Eisfeld‘ (Cob H.-St, Archiv F. VI. 6d. Nr. 14) der „laufhniger flues“ genannt,
Dort heißt ed: „ +»... auf die Zilliasbruden zu ftehet ein Lohbaum in einem alten wegk,
darnach gehet vnd margkt er auf bie ſchnebelte puche, da hebt fih an bie geend mit ben
von papenheim. Bon der jchnebelten puchen auf ber entfprungf der lauſchnitz
darnach margft der „aufhniger flues bis in ein thal, ba ftehet ein fein im fraventhal
binauff etc. Weiteren Aufſchluß giebt uns die Forftbereituug von 1569. „Beſichtigung der
entihen Welde, angefangen im Amt Sonnebergt am 6. Auguft“ (Cob. Hau-St. Arch. F.
I. 6d. 10b. No. 45), worin e8 bei Befchreibung der zum Steinheider Forſt gehörenden —*
heißt: „Lautzsche ſtößt an den Steinadyer flues, an den Bad Lautzſche, auch an bie
Scneblidte Buche, der enden ein hoher Sandftein, daran das fürftl. Sechſiſche, aud ber
Grafen von Schwarzburg und Bappenheimiſches Wappen ftehet vnd dann an den Bad) bie
alte Mutter.” Die Igelskoppe, der Steinhügel, die Eller und das Teufelöholz, d. h. der ganze
Bergitod, der von der alten Steinach, der alten Mutter und dem Laufhenbad begrenzt wird,
wurde damals, aljo 50 Jahre vorher, ehe die Glasmacher überhaupt in das al famen,
amtlich ſchon „Laugiche” genannt und können alfo die Ginwanderer dieſen Namen nicht erit
von Böhmen mitgebracht haben, fchon deshalb nicht, weil jener Berg in der Laufig erft im
Jahre 1631 zumerften Male urkundlich als „Lauſche“ genannt wird, während er
nod) 1538 den Namen „Spisitein“ führte und nod im 18tem Gahrhundert in Böhmen meift
noch „Mittagsftein” genannt wurde. (Dr. Moihfau— Oybin, Zittauer Nachrichten 1892 Nr. 140).
Nach den vorliegenden Urkunden hat alſo ber Berg ben Namen „Lautzſche“ geführt,
und der Bach wurde ent nah dem Berge „lauichniger flus“ genannt, Es dürfte daher die
Deutung des Namens, wie fie Dr. Jacob (Ortsnamen des a. tums Meiningen) ableitet
— althochd — von laus, Iuze = Verfted, Schlupfwinkel, nicht den & —— entſprechen, ſondern es
dürfte das Wort weit eher von (slav) lowitschzo = großer Kopf, ober von luzywo — Kien,
aljo Kienberg, Harzberg abftammen. Beide Deutungen paffen auf den Laufchenberg, denn er
ift „ein großer Kopf“ unb ebenſo war er „ein Harzberg”. Im vorgenannter Forftbereitung
von 1569 heißt es bei Befchreibung des Berges Lautzſche: „Sit ein lautter Harzwald, ftehet
Glauß Apeln zu von —— * db. h. Apel hatte die Harznutzung in dieſem lde.
Der Name „Lauſche“ hat ſich alſo für ben Er in der Laufig verhältnismäßig ſehr
—— Fang ert und wird überhaupt zum erften Male fo genannt, nachdem in unferem
thüringiihen Laufcha ſchon Die zweite Generation der Slasmader ſaß. Es ift daher cher
zu vermuthen, daß eine Rückwaänderung ftattgefunden hat, und daß der Name vielmehr
von Thüringen erft in die Laufig gebradjt worden tft.
ohann Greiner, vulgo Schwabenhans, der Mitbegründer der Glashütte „off der
Laugiha‘ hatte 3 Söhne: Johann, Stephan und Nicolaus. Bon biefen erbte Nicolaus bie
6 Häfen feines Vaters und wurbe Glasmeifter in der Laufcha, während Johann, ber ältejte
Bruder, mit einem Sohne des Chriftopp Müller 1616 die Glashütte in Grumbach, bei
Wurzbah, gründeten, und Stephan Greiner in demfelben Jahre in Bifhofsgrün, im
Fichtelgebirge eine neue Glashütte auf der Brandftätte eines alten Hüttengutes erbaute.
In diefen beiden Orten haben wir zwei Etapen über den Nennfteig rückwärts nad
Böhmen, und es ift durchaus nicht ausgeſchloſſen, daß weitere Söhne und Enkel der Gründer
Lauſchas bis in die Glashütten der Laufig gelommen find und dort den Mittagsftein „Lauſche“
genannt haben, nad) ihrer Heimat im Thüringer Walde.
Fin Jahrhundert lang bleiben dieſe nad dem — * e gewanderten Greiner
in verwandtſchaftlichen uud freundſchaftlichen Beziehungen zu der Thüringer Heimat, denn noch
+3 26 Br»
Das Alter des Nennfteigd wird wohl nie ergründet werben können,
denn fein Beftehen reicht vielleicht zurüd bis in die Zeit der Völkerwanderung.
Melden Zwed der Rennfteig in jenen dunkeln Zeiten erfüllte, ift und unbefannt,
daß er aber im Mittelalter den Böhmen ein „Heerſteig“ nad Franken und
Thüringen war, da3 zeigt und der Plünderungdzug der Huffiten, das beftätigt
und ber Einfall der Strafonigen im Bruderfriege; daß aber der Rennſteig
des Thüringer Waldes in feinem öftlichen Teile bis Steinheide auch ein
Verkehrsweg im Mlittelalter gewefen ift, da3 erfehen wir aus dem Lehen:
vertrag de3 Grafen von Orlamünde mit dem Markgrafen von Meißen (1394)
da3 beweifen uns die Pappenheimiſchen Forft: und Zollhäufer an bemfelben,
und daß er beſonders den Verkehr mit dem Fichtelgebirge und Böhmen ver:
mittelte, fließen wir au8 der Gründung Lauſchas auf Pappenheimer Grund
durd die böhmischen Glasmacher.
Diefem Verkehrsleben wird mit einem Sclage ein jähed Ende bereitet;
e3 folgt der ſchreckliche 30jährige Krieg, dad Land wird entvölfert, die Induſtrie
vernichtet, unthätig läuft das Waſſer über die verfallenden Mübhlgerinne der
vorher blühenden Werke in den Thälern des Thüringer Waldes, der Fuhrmann
meidet den einfamen, umnficheren Weg über den Rennfteig, da verlaffen aud)
die Wächter an diefer Hochſtraße, auf der Scildiwieje und Laubeshütte, ihren
Poſten, ihre Häufer verfallen und fchon nad einem Menſchenalter ift der
Rennfteig vom Holze verwachſen, — im Volke vergefien.
1715 finden wir einen Stephan Greiner, —— in AR a als Gevatter auf ber
—— —53 der Glasmeiſter Stephan M n en ausrichtete.
bie böhmiſchen Glashütten mit der Lauſcha in Thüringen eng peiamnen Dingen,
beweift a eine Spezialarbeit, es biejen * — war, und bie faſt ——
anders * tellt wurde. In uf⸗ uud Trauregiſtern Großneuendorfs begegnet uns
häufi renname: „ Pr -_ S 85—— off ber Lauſchaw“ (©.
ge ten bes ereind für Mugſche Geichichte „die Waldtordnun - Herzogs
Br Wilhelm v. Coburg von 32 bi) un * ben —— * Hü aben wir
ie Schraubenmacdher ebenfalls e eigentümliche Bezeichnung, in Berbin ung mit
„Blasmaler” findet man, nad dankenswerther Mitteilun x Herrn E. Tiebt, von der
Nedaction des Spredfaals, Organ der Porzellan, Glas: und Thonwaaren-Induftrie—SKoburg
Aufihluß im —— erk über öhmens Slasinduftrie und Glashandel, einer
Sammlung, alter Ara —* Urkunden. Dort kommt bie Bezeichnung „Schraubenmacyer‘’
mehrmals in den Privilegien „von — neiderinnungen“ vor, und var beftimmte bie
fi af bon Sreibig (1669) ald M r ben Schraubenmadher: „ein Schraubenmacher
foll auf eine Flaſche ohne uni eine Schraube und zwar auf einen Guß orbenilidh ein-
ſetzen.“ Wahrſcheinlich handelt es ſich hier um die zinnernen Verfchraubungen, wie fie zwar nur
—* ſelten auf Glas, mehr auf Tabadstöpfen aus Steingut uns erhalten geblieben find.
reyſo
+4 27 Bo»
II.
Sandeschronik auf 1898, 1899 und 1900.
Bon
Dr. A. Human.
Nach dem vorläufigen Ergebnis der Volkszählung vom 1. Dezember
1900 zählte da3 Herzogtum in 32312 bewohnten Gebäuden mit 53071 Haus—
haltungen 250 683 Einwohner gegen 234005 im Jahr 1895. Raſches Wachs—
tum zeigen die Bezirfe mit vorwiegend induftrieller Bevölkerung infolge der
leichteren Beihäftigung in den Fabriken und befferen, in kurzen Zeitabſchnitten
fälligen Löhnen. So die Kreiſe Sonneberg und Saalfeld mit einer Zunahme
bon 11,02 und 8,06 %o gegen 5,34 und 4,22 % in den reifen Meiningen
und Hildburghaufen. Leiden die einen Städte wie das platte Land an zu
ftarter Auswanderung der Einwohner nad) den Induftriecentren, jo wird dieſe
Bewegung nur gebämmt werden können entweder durch Aufhebung der Frei-
zügigfeit oder durch Aufbeſſerung der Löhne der Zandarbeiter. Im Einzelnen
hatte Steinadh die höchſte Zunahme um 20,25 %, Saalfeld und Pößneck um
11,58 und 10,99, Sonneberg um 9,50, Salzungen und Hildburghaufen um
8,85 und 8,72 %, während die Landwirtfchaft treibenden Bezirfe Wafungen,
Römhild, Heldburg erhebliche Abnahme zeigten mit 0,39—1,37—2,61 %. Der
Bezirt Samburg hatte eine Zunahme von nur 38 Perfonen. Von den Städten
hatte die relativ größte Zunahme Themar durch die dort blühende Möbel: und
Korbwarenfabrifation, ihm folgen Saalfeld, Meiningen, Bößned, Eiöfeld. Den Land:
gemeinden bon 1000 und mehr Einwohnern find gegen 1895 Häfelrieth (durch feine
Glashütte), Gießübel und Hüttenfteinach zugetreten. Durdihreinduftriellen Unter:
nehmungen erfuhren aud) Schweina, Liebenftein, Probftzella, Lauſcha, Nauenftein,
Scmiedefeld eine verhältnismäßig hohe Mehrung. Die Zahl der bewohnten
Gebäude hat gegen 1895 um 1536 ober 4,96 v. 9. die Zahl der
Haushaltungen um 3611 oder 7,30 dv. 9. zugenommen. Auf ein bewohntes
Gebäude entfallen durhfchnittlih 7,76 Perfonen (gegen 7,60 a. 1895) und auf
eine Haudhaltung 4,72 (gegen 4,73 a. 1895). 1820 Hatte S.:Meiningen (in
feinem Beitand vor 1825) 111403 Einwohner.
Der bebrängten Zage der Delonomie im Herzogtum abzuhelfen, wurde in
landwirtſchaftlichen Vereinen, wie in der Preſſe vorgefchlagen: Erhaltung refp. Ver:
mehrung der Domänen und Verpachtung derſelben an intelligente Landwirte
zu mäßigem Pacdtzind, deren Bewirtſchaftuug den bäuerlichen Befigern als
Borbild und zur Anregung dienen könnte; ferner die Errichtung landwirtſchaftlicher
Wanderwinterfchulen, die von jedem ftrebfamen Landwirt befucht werben könnten und
wobei fich der Wanderlehrer mit den Verhältniffen, aufderen Befferunger hinwirken
fol, an Ort und Stelle eingehend vertraut machen könne; endlid) lebendigereö land-
2 23 Be-
wirtichaftliches Vereinsivefen an den Sonntagen der Sommermonate, wobei
der Landwirtichaftslehrer im Sommer Feldverfuhe mit Düngemitteln und
Kulturpflanzen anzuftellen, Dünge- und Futtermittel zu unterfuchen, eine Pflanzen:
ſchulſtelle zu verwalten und ftatiftifches Material zur Beurteilung der wirt:
ſchaftlichen Verhältniſſe zu befchaffen hätte.
Die rechte Organifation, die alle Landwirte umfaßte und zur Wahrung
der Gefamtintereffen der Land: und Forftwirtichaft Einfluß auf die Regierung
hätte, würde wohl eine Landwirtſchaftskammer für das Herzogtum nad) Art der
preußifchen von 1894 fein. Organifation des ländlichen Kredits, Mitwirkung
bei der Verwaltung und den Preiönotierungen der PBroduftenbörfen, und befonders
der Viehmärkte, Begründung von Wiehzuchtgenoffenfchaften, in denen unfere
Hauptftüge ruht, Ausbau der Einrichtungen, die dem einzelnen Zweigen des
landwirtſchaftlichen Berufes dienen, würden u. a. ihre Aufgaben fein.
An der Aufitellung der Ernteftatiftit für das faiferliche ftatiftiihe Amt
in Berlin, welche a. 1900 7451 Berichterftatter gegen 3868 a. 1899 ausführten,
haben aus dem Herzogtum 24 Berichterftatter mitgewirkt, von denen jeder ca.
56 [km landwirtſchaftlich benukte Fläche bearbeitete.
Eine für die gefamte Meininger Land: und Foritwirtichaft bedeutfame
Berfammlung, nämlih die der Meininger landwirtſchaftlichen Berufsgenoſſen—
haft, tagte am 9. Februar 1899 in Meiningen. Tagesordnung: Beſprechung
bezw. Beihlußfaffung über Unfallverhütungsvorſchriften für die Berufsgenoſſen—
ſchaft. Die vom 1. Oktober 1889 bis 31. Dezember 1897 angeftellten
ftatiftifchen Erhebungen hatten eine überrafchend große Anzahl von Unfällen
ergeben, die durch mangelhafte Betriebseinrichtungen, durch das Fehlen geeigneter
Sicherungsvorkehrungen und Schutzvorrichtungen und durch Mangel an ge:
nügender Aufficht, Anweifung und Belehrung der Arbeiter veranlaßt waren.
Durch Reichs-Geſetz über private Verfiherungs:linternehmungen von
1898 werden die örtlichen Viehverſicherungsvereine verpflichtet, der Aufficht3be-
hörde die zur völligen Klarlegung ihres Gefhäftsplans erforderlichen Angaben
zu maden. Ob fi nicht wohl gegenüber der beihränften finanziellen Leiſtungs—
fähigkeit, den zu hohen Prämien bei ungenügender Entihädigung, Verſicherung
nad Kopfzahl ftatt nad; Wert der Tiere, Fehlen einer jRüdverfiderung und
Mangel an Solidaritätsgefühl, ftaatliche Viehverfiherung mit Zwangsauſchluß
empfehlen möchte?
Nach dem vorläufigen Ergebniß der Viehzählung vom 1. Dezember
1900 fanden ſich im Herzogtum 7780 Pferde, 74491 Stüd Rindvieh, 31232
Schafe, 80322 Schweine, 39487 Ziegen, 11818 Bienenftöde. Gegen 1897
mehr 601 Pferde, 2859 Rindvieh, 14283 Schweine, 436 Ziegen, 3715 Bienen-
ftöde, weniger aber 6643 Schafe. 1899 herrſchte faft allenthalben die Maul:
und Klauenſeuche.
Der einft von dem Wafunger Bürger Wilhelm Haumann 1659 daſelbſt
begonnene Tabaköbau, der den früher heimifchen Flachs- und Rübenbau verdrängte,
sd ⸗
und auch die Ortfchaften ſtromabwärts bis Altenbreitungen zu dieſer Kultur
veranlaßte und bi3 1757 dominierte, ja felbft nod Ende des 18. Jahrhunderts
jährlih c. 2000 Zentner gedörrter Blätter gewinnen ließ, war 1898 im Er:
löfhen. Grund: Die Lohnfrage, die Konkurrenz auf dem Gebiet der Produktion
und Fabrikation in den großen Jnduftriecentren von Hamburg und Bremen,
Aufkommen anderer Jnduftriezweige wie der Papier: und Metallfabrifen tin
Breitungen, Barchfeld, Salzungen, Marienthal, Liebenftein) und Wollfpinnereien
und damit verbundener Mangel an landwirtfchaftlichen Arbeitäfräften, das
Tabakf3beiteuerungsgefeg vom 16. Juli 1879, NRüdgang der Tabakspreiſe
(18 ME. p. Zentner). In Alten: und Frauenbreitungen inkl. der Höfe Bußhof,
Knollbach, Neuhof und Grumbad wurden 1898 nod) 2008 BZentner Tabak auf
6063,77 Ar gebaut (1897 auf 7261,32 Ar nod 3181 Zentner). 1899 fanden
fid) in Herrenbreitungen nur noch 18 Tabaköpflanzer gegen 59 im Vorjahr und
in Fambach nur nod) einer gegen 25 im Vorjahr. Landwirtſchaftliche Mafchinen
zum Grjag der Leutenot fehlen.
MWeinbaubezirfe fanden fih a. 1899 nad) dem vom Reichskanzler aus:
gegebenen Berzeichnis nur im Kreis Saalfeld (Oberpreilipp und Unterpreilipp,
Tümpling, Camburg, Rodameuſchel, Wichmar, Döbritſchen, Edolftädt, Schmiede:
haufen, Kaatſchen, Unterneuſulza, Münchengoſſerſtädt, Stüben und Weichau);
1898 und 1899 iſt den Weinbergbeſitzern, namentlich in der Grafſchaft Cam—
burg, großer Schaden durch den ſog. falſchen Meltau der Rebe erwachſen, zu
deffen Bekämpfung Belprigen der Pflanzen mit Kupfervitriolfaltprühe ſich
empfiehlt.
Während e3 mit dem Obftbau weſentlich beffer geworden ift, ſeitdem
Regierung und Hreisbehörden felbigem befondere Fürforge zuwenden, liegt Die
Bienenzuct troß des 1892 bereit3 begründeten Landes - Bienenzüchter - Vereins
noch darnieder. Beſonderes Verdienft um deſſen Hebung erwerben fid u, a.
Kantor Ed-Dreißigader und Werner-Sumpelftadt.
Der Fifcherei- Verein Hildburghaufen (Vorftand: Sekretär 2. Frauen:
berger, Ingenieur Dölefe und Töpfermeifter Fled) ift, gerade fo wie der in
Meiningen, in erfrenlihem Auffhwung. Mitglieder a. 1899: 130, Einnahme
ME. 1312, Ausgabe ME. 1111; 14000 Forellen, 3500 Saiblinge, 1800 Regen:
bogenforellen ımd 8000 Lachſe wurden in fließende Gewäffer auögefegt, durch
die nebenbei betriebene Teichwirtſchaft erzielte der Verein 692 Karpfen, 206 Saib-
linge, 371 Regenbogenforellen und 36 Scleien. Eine 3. allgemeine Geflügel-
ausftellung unter dem Proteftorat der Frau Baronin von Heldburg fand eben:
dafelbit vom 11. bis 13. März 1900 ftatt.
Am 14. Januar 1899 ftarb in Meiningen Okonomierat Ludwig Butt-
mann, ein Sohn des einftigen Oberbaurats B., ald Landwirt ausgebildet in Nord:
amerifa und auf der Akademie Hohenheim. Er war Leiter verſchiedener Grund:
ftüd3zufammenlegungen, vielbefchäftigter Nat beim Staatöntiniftertum, Abt. der
Finanzen und VBertrauendmann betr, der Verwaltung des Grundbefiges unferer
4 30 Be
höchften Herrfchaften, ein Mann von umfaffendem Wiffen und liebenswürdigem
Charakter.
Zur Induftrie ſei verzeichnet, daß der Gewerbeaufſichtsbeamte bes
Herzogtums, Baurat Eichhorn in Saalfeld, a. 1899 221 Fabriken befuchte, in
welhen 923 jugendlide und 9749 erwachſene Arbeiter, im ganzen 10672
beiderlei Geſchlechts beihäftigt waren. Die Gefamtzahl der jugendlichen Arbeiter
ift a. 1899 auf 2512 gegen 2215 im Vorjahr geftiegen; Arbeiterinnen wurden
6019 gezählt, 256 mehr ald im Borjahr. Ungünftiger Einfluß der Arbeit in
gefundheitliher Beziehung Hat fich bei dieſen nicht gezeigt. Unbotmäßiges Ver:
halten der Jugend wird beklagt. In 781 Anlagen waren im Dezember 1899
15443 erwachſene Arbeiter befchäftigt, gegenüber 14166 in 679 Anlagen a. 1898.
Verſchiedene Erinnerungen bezüglid Schugmaßregeln für die Arbeiter wurden
geitellt und Befundidriften den Arbeitgebern zugefertigt.
Eine Denkichrift des Herzogl. Staatsminiſteriums über die Geſundheits—
pflege in der Schiefergriffel-Induftrie vom April 1899 verzeichnet, daß nunmehr
ſämtliche Brüche auf fisfalifche Koften abgebaut werden (vorher vorn Arbeiter:
compagnien mit Kleinhütten von übler Beſchaffenheit). 1895 wurden zwei neue
Griffelbrüche eröffnet und zwei Großhätten erbaut; ſpäter noch zwei weitere mit
größeren Luftraum für die Arbeitöräume, vegelmäßiger Reinigung, Arbeiter:
fpeifezimmer und getrennten Ankleideräumen, Trennung des Sägeraumd vom
Durchmach- und Spalteraum, Berfehung der Durchmachmaſchinen mit Staub-
fängern, Verſuch des Sägens mit mechaniſcher Kraft. Die Arbeitszeit wurde
auf 10 Stunden beſchränkt bei einem MWocenlohn von c. ME. 17. Der Aufent:
halt von fchulpflichtigen Kindern auf den fiskaliſchen Griffelbrücen ift verboten,
Nach dem Bericht der Staatsredhnungen von 1896 betrug die Einnahme
bei den Scieferbrücden in Leheſten ME. 832419, die Ausgabe ME. 533005,
der Wert der Scieferborräte auf den Brüchen ME 70188, der Wert ber
Naturalienvorräte ME. 19323, der Betriebsüberſchuß überhaupt ME. 204981;
für Neuanlagen an Hilfs, Auffchließungs: und Berrichtungdbauen wurden
Mr. 32000 gezahlt, ME. 81000 floffen iu die Domänenkaffe, ME. 91381 in
den Betrieb: und Dedungsfonds; die Strankenverfiherungsausgabe betrug
Mk. 8431, die Unfallverfiherung ME. 7600, die Invaliditäts- und Alters:
verfiherung ME. 6898. — Die Griffelbrudlaffe Steinahy hatte a. 1896
Mt. 514616 Einnahme und ME, 451458 Ausgabe, worunter ME. 381169 für
Herftellung, Verwaltung, VBerpadung und Verfendung der Griffel; der Betriebs:
überfchuß betrug ME. 54464, der je zur Hälfte in die Domänenkaffe und in
den Betriebs: und Reſervefonds gelangte.
Auf den von dem genialen Joſeph Meyer einft eröffneten Werken des
Berg: und Hüttenwerksbeſitzers Richard Freiherrn von Swaine in Stodhein
und Neuhaus wurden 1898 c. 1 Million Zentner Kohle gefördert. In den
legten 9 Jahren bezahlte der Befiger c. 40000 ME, an Verſicherungsbeiträgen
4 31 Be-
feiner Arbeiter in der höchften Klaſſe. Am 15. Auguft 1900 feierten die 600
Arbeiter der Werke nad zehnjähriger Pauſe ein großes Bergfeft.
Nachdem das Kohlenflöß von Crod, das fich über den Irmelsberg nad)
Oberwind binzieht, von der Brünner Straße aus 1400 m nad) Norden zu ab:
gebaut worden, da3 Flöß aber nur geringe Mächtigkeit zeigte, wurde im Oktober
1900 ber Abbau, der früher 20000 Zentner zur Heizung der Wafferftationen
und Bahnmwärterbuden der Werrabahn ergab, eingeftellt und von einer Aktien:
geſellſchaft ein c. 30 m tiefer Schacht zwifchen dem Irmelsberg und Oberwind
egraben.
* Zum Berggeſetz vom 17. April 1868 erging ein Nactragsgeiek
s. 11. Auguft 1899, eine Deinifterialbefanntmahung aber betreff3 Aufhebung
der Berg: und Salzwerksgemeinſchaft in den ehemals Hennebergifhen Landes:
teilen am 28, März 1899. Saalfelder Bergamtöberiht auf 1899 in Statiftif
Band 7 Nr. 10.
Im Jahre 1900 wurde das ftädtifche Baſaltwerk Römhild zwecks Ab—
bau der reihen Bafaltlager auf dem großen Gleichberg fertiggeftelt. Die
Herftellung der c. 4500 Meter langen Drahtfeilbahn zum Bahnhof war der
Firma Th. Otto u. Comp. in Schleudig übertragen. Am 8. Januar 1901
lief der erfte Seilbahnwagen am Brechergebäude ein. Die einzelnen Stationen
und Apparate funktionierten vorzüglih, ganz beſonders die felbftthätigen Ein:
und Ausfuppelung3apparate; in weiten Umkreis eine der intereffanteften Anlagen.
Gleich intereffant ift die Drahtfeilbahn Rudolf Sonnefeld3 aus Streuf:
dorf, zwed3 Beifhaffung von Bafaltfteinen vom großen Gleichberg bis zu ber
oberen Mühle in Gleihamberg, wo diefelben dur ein Dampfwerk zerkleinert
werden. Aus der Mafchine kommen die Steine fortiert in ſechs Sorten heraus.
Die feinfte Sorte ift wie Flußkies und bietet ausgezeichnetes Material auf
Gartentwege, ſowie ald Ded: und Bindemittel in Höfen und auf Landftragen.
Bei den Abräumungdarbeiten famen die Arbeiter auf ein ſtarkes Lager aus:
gezeihneter Pflafterfteine, deren Flächen wie gefchliffen waren.
Beachtenswert ift die ſchwungvolle Flanellfabritation Pößnecks, wo
es 1898 14 Fabrifen mit c. 74000 Spindeln, 1100 mechaniſchen Webftühlen
meift englifhen Spitens, 39 Dampfmafchinen und 43 Kefjeln gab. Berbraudt
wurden 650000 Ztr. Kohle und 60000 Zir. Wolle, fertiggeftellt im Wert von
15 Diillionen Mt, 1883 7%, Millionen; befhäftigt waren c. 2600 Arbeiter
und 100 Gontoriften. 1480 bereit3 betrieben in Pößneck 40 Meifter dad Tuch—
macherhandwerk nad) ftrengen Innungsvorſchriften, wonad in der Folge, um
der liberproduftion zu ftenern, jedem Meifter die Anfertigung von mehr al3
50 Stüd Tuch jährlid und das Ginmännifch-Weben verboten wurde. 1862
verfaufte die Innung (nad) dem neuen Gewerbegefeß) ihren Grundbefig und
teilte den Erlös von 100000 fl. unter 227 Meifter und 46 Witwen; an Stelle
der Hausinduftrie traten Fabrifen mit Dampfbetrieb. 1869 wurde der erite
mechanische Webftuhl aufgeftellt. Der Krieg von 1870/71 bradte kaum zu be—
wältigende Aufträge. An Stelle der alten Zuft-Trodenrahmen, an denen einft
ol 32 Kom
Flanellſtücke in allerlei Farben aufgefpannt waren, find auf den umliegenden
Höhen des ftädtifchen Weichbildes prächtige Villen entftanden, Zeugniffe von
Reichtum der Induſtriellen!
Auf der Pariſer Weltausftelung im Sommer 1900 feffelte beſonders
die von Induftriefhuldireftor Möller in Sonneberg geordnete originelle Kollektiv:
gruppe der Sonneberger Spielwareninduftrie, ein Glanzpunft in der Gejamt-
auöftellung Deutfchlands, eine Winterlandfhaft, Sonneberg am Weihnachtsabend!
Ein von zwei Fraftvollen und mit pruukendem Geſchirr behangenen Hirſchen
gezogener und bon einem fräftigen Züngling, mit dem Merkurftab in der Hand,
gelenfter Schlitten, auß den Knecht Rupprecht den pausbädigen Gebirgäfindern
Spielfahen reicht, während Waldtiere verwundert auf das glänzende Schauipiel
fhauen. Dann der plöglid; aufleuchtende Weihnadhtöbaum mit dem prächtigen
Weihnachtstiſch und von ihm beleuchtet die Märchengruppen: Aſchenbrödel und
fein Rotkäppchen mit dem grimmen Wolf und ein Gnomengreid, während aus
azurblauen Wolfen Engel die frohe Botſchaft des Tage verkündigen. So
ftellte fih Sonneberg mit feinen Holzipielwaren neben Nürnberg mit feinen
Metallwaren al3 Hauptrepräfentant deutſcher Spielwareninduftrie in der 1. Etage
der deutſchen Abteilung der Invaliden-Esplanade vor.
Nach den Schriften von Fleifchmann und Sar find in legter Zeit Unter—
ſuchungen über die Spielwaren: Hausinduftrie des Meininger Oberlandes von
Dr. Baul Chrenberg, Dr. Oskar Stilih und Dr. Ernſt Raufh ergangen.
Während die Schrift de3 Erſten fcharfen Einblid in die innerfte Struftur des
induftriellen Organismus nicht immer gewährt und die Schrift des Zweiten
bei beftechender Darftellung3weife mehr oder weniger eine Abſtimmung auf die
dunkle Grundfarbe des Elendes iſt, hat der Dritte nad achtmonatlicher Inter:
fuhung an Ort und Stelle die Hausarbeit in der Spielwareninduftrie für
lebensfähig erfannt und Weiterfchreiten zum Kunſtgewerbe gefordert, während er
gleich feinen Vorgängern die Arbeit von Kindern unter 14 Sahren in fremden
MWerkitätten verurteilt, die Wohnungsfrage als dringend der Löfung bedürftig
erachtet und Erhöhung der Löhne hausinduftrieller Teilarbeiter fordert; leßteres
durch Arbeiterorganijation mit gleihmäßigem, feſtem Drud von unten, was
hinwiederum den Kaufleuten und Fabrifanten die Forderung höherer Preiſe
bon ihren Abnehmern auferlegt. Erhaltung und Förderung der hausinduftriellen
Betrieböweife mit der unbegrenzten Vielgeftaltigkeit ihrer Erzeugniſſe, die der
Yabrifinduftrie nicht möglich ift, fordert aud; der intereffante und gründliche
Bericht der Sonneberger Handeld- und Gewerbefammer von Dr. R. Anſchütz
auf 1899, — Der franzöfifche Nationalökonom Prof. Dr. Blondel, der im
Herbit 1898 Sonneberg befuchte, beflagte die niedrigen Preiſe und die hohen
Zölle, unter denen die Induſtrie dort zu leiden habe,
Über die Lage des Brauerei: Gewerbes heißt es im Jahresbericht der
Meininger Handeldfanımer auf 1899: „Der Umſatz hat fid erhöht, der Gewinn
ift aber nur ein mäßiger, da die Konkurrenz fcharf drüdt. Das Beftreben,
— 33 K-
durch größere Produktion die Herftelungsfoften zu verringern, führt zu einem
wilden Jagen nad Kundichaft, und in Verbindung hiermit zu empfind—
lichem Preisdrud und zur Bewilligung von Darlehen und Hypotheken ohne
genügende Sicherheit. Immer mehr werden die Brauer die Bankiers ihrer
Abnehmer — ohne Bankierdgewinn, aber mit großem Riſiko. Darlehen und
Hppothefen müſſen zu dem billigften Zinsfuß gegeben werden. Inventar wird
koſtenlos geftelt; von Vergütung für Abnugung ift keine Rede. Die eigenen
Häufer gewähren nur die allerbejcheidenfte Rente, fo daß die Brauereien fich
immer mehr gegen derartige Erwerbungen fträuben. Bon den Wirten in eigenen
Häufern ftellt einer nah dem andern fein Anweſen oft gleichzeitig mit dem
Angebot an, als Pächter in demfelben zu verbleiben. Letzteres bringt Ver:
befferung feiner Lage. Der Pächter fißt billiger als der Befiger. Das Angebot
wird fo lange wiederholt, bis eine Brauerei, um vielleicht den eben erlittenen
Verluft eine Abnehmerd zu deden, dad Opfer des Ankaufs bringt. Faſt
Schlimmer noch ift die Darlehensgewährung. Die erfte Hypothek wird eingetragen,
der einen folgt die zweite und dritte Man geht bis über die urfprünglich ge-
ftattete Grenze hinaus, bloß, um den weiteren Häujerbefig zu vermeiden. Nun
ragt endlich die legte Hypothek weit über den Schlot 'hinaus, die Brauerei ift
wieder einmal hängen geblieben. So fommt Haudbefig zu Haudbefig, eine
ſchlecht fi) verzinfende Anlage zur anderen. Dies alles wird noch ganz be:
ſonders ſchwer empfunden in Zeiten mit teurem Geldſtand.“
Bon Einzelgewerben feien noch genannt die Plüfchweberei im Amt
Sand, befonderd3 von Faktor Wagner in Depfershaufen gepflegt (Webeſtühle
wurden von der Regierung unentgeltlih an Weber abgegeben); die Pfeifen:
fabrifation und Holzdrechfelei in Schweina und Umgegend mit c. 300 Drechslern
und Abjag nad Skandinavien, Schweiz, Nord- und Südamerika und unferen
Kolonien; die Dorſt'ſche Maſchinenfabrik und Eifengießerei in Oberlind, Die
ihre Fabrifate (Trommelnaßmühlen) in entfernte Lande verfendet und bie
Rud. Apel’iche Fabrik religiöfer Figuren; die Leinwand: und Bardentweberei
im A.G.Bezirk Gräfenthal, einft in Blüte, jegt nur noch von einigen Webern
in Gebersdorf betrieben.
Die Errichtung einer Handwerfäfammer für dad Herzogtum S.-Meiningen
erfolgte nad) Inkrafttreten der Beftimmungen der Reichsgewerbeordnung in den
ss 100-103 durch Außfchreiben des Herzogl. Staatsminiſt. Abt. des Innern
vom 21. Mai 1900 und befteht mit Rüdficht auf die vier Kreife deö Herzogtums
aus 16 Mitgliedern mit event. Zuwahl von vier Sadiverftändigen. Die Haupt:
wahlen erfolgen durch die Handwerfer-Innungen nad den Beftimmungen des
Reichsgeſetzes vom 26. Juli 1897 und durd; die Gewerbevereine in ben Kreis—
ftädten (excl. Meiningen, wo fi) der Verein infolge der entftandenen Innungen
auflöfte) und in Salzungen. Die Koften für die Kammer mit jährlid ein-
maliger Sigung tragen nad dem alleg. Reichsgeſetz die Gemeinden bez. bie
reife oder die Staatäfafie.
3
a 3i mr
Nach dem Neichögefeg vom 26. Juli 1897 wurden 1899 Zwangs—
innungen mit den vom Herz. Staat3minift. Abt. des Innern genehmigten Statuten
begründet. So u. a, in Meiningen für da Bauhandwerk, Schloffer, Schmiede
und verwandte Gewerbe, Schreiner, Glafer, Dredöler und Holzbildhauer,
Sattler; freie Innungen in Pößneck für Fleifcher, in Salzungen und Hildburg-
haufen für Bäder, Fleiſcher, in Saalfeld für Klempner, in Wafungen für
Schmiede, Wagner, Mefferfchmiede und Nagelichmiede, für Zimmerer und Schub:
macher u. ſ. w.
Beim Gewerbegericht zu Saalfeld famen a. 1898 95 lagen zur Er:
ledigung gegenüber 55 a. 1897; 39 waren von Arbeitgebern und 56 von Arbeit:
nehmern anhängig gemadt, die Höhe der Streitfumme bewegte fih zwiichen
ME. 1-245; ſämtliche Arbeitgeber famen den ihnen vom Gewerbegeriht auf:
erlegten VBerpflidhtungen nad), während dies in 16 Fällen ſeitens der Arbeit:
nehmer nicht geihah; an Gerichtögebühren famen ME, 62 ein, während ME. 54
den Gerichtöbeifigern gezahlt wurben.
Franz Sonnefeld aus Streufborf, früher Obermafchinift auf Kaiſerlich
deutjchen Kriegsichiffen und auf Reifen in fäntlichen Erbdteilen, bei feinem Ab:
ſchied ausnahmsweiſe als Marine-Ingenteur harakterifiert, wurde 1. April 1899
als Dampffefjelrevifor für die Kreiſe Meiningen und Hildburghauien beftellt.
Verftorben find: Guftav Stiefer, geboren 29. Febr. 1836 in Wallendorf,
feit 1863 mit U. Heubach Mitbefiger der Porzellanfabrik Kloſter-Veilsdorf.
Unter Stiefer und Heubachs Direktion verzehnfachte fich der einftige Jahresumfag
von c. 40000 ME, der Vertrieb (früher nad Heſſen und Holland) ging direlt
nach Frankreich, Ofterreih, Nußland, England und Amerika, hatt früherer 140
Arbeiter wurden in der Fabrik felbit c. 300 befhäftigt, auswärts noch c. 1200
und billige Arbeiterwohnungen im Bereid) der Fabrik hergeſtellt. Seit 1887
privatifierte G. Kiefer in der von ihm erfauften einftigen H. Meyerichen, dann
Herzogl. Villa zu Hildburghaufen, wo er am 11. Dezember 1898 ftarb; feine
Gemahlin Anna, geb. Liebel aus Leipzig, ftarb 4. Juli 1899.
I M. Schneider in Hämmern, der die Fabrikation von Holz - Spiel:
Schiffen ald neuen Induſtriezweig einführte, nad allen Weltgegenden abjeßte
und jonft noch mande Erfindung in der Spielwarenbrande madıte, ftarb dajelbft
am 5. Januar 1899.
Reinhold Müller Uri in Laufcha, geboren 15. März 1845, ftarb 14. Juni
1899; er war mit jeinem Bruder Albin in Leipzig Nachfolger feines am
7. November 1888 verftorbenen Vaters Ludwig in der Verfertigung von Glas—
augen, die auf allen Ausftellungen prämiiert wurden und zählte nebit Vater
und Bruder zu den Eriten feines Bades. Im Feldzug von 1870 kämpfte er
mit bei Weißenburg und Wörth und war dann Gefangener auf der Feltung
Lourdes in den Pyrenäen bi5 März 1871. In Lauſcha fungierte er al3 Mit:
glied des Gemeinderated und Gaswerkes und begründete den dafigen Landwehr—
und Kriegerverein.
4 35 Ber
Rudolf Scheller, geboren 12, Mai 1822 als Sohn des Weinhändlers
Erdmann Scheller in Hildburghaufen, 1862—71 Beſitzer einer koſtſpieligen
renommierten Fabrik für fünftlihen Meerfhaum, worin erft 12 junge Leute im
Zeichnen und Modellieren und dann von zwei Wiener Meerfhaumfchneidern im
Schneiden unterrichtet wurden; 1871 Begründer einer „Fabrik für condenfterte
Suppen“ für die Truppen im Feld, 1885 mit Export dur ganz Deutfchland
und jonjtige europäifche Zänder mit nicht zu hohem Eingangszoll. Er jtarb
am 14. Januar 1900 bei feinem Sohne, dem Pfarrer Arndt Scheller in
Mündengofferftädt.
Hat ſich der 1898 von der Regierung errichtete koſtenloſe Stellen» und
Arbeitsnachweis durch das Regierungsblatt (a. offene Stellen, b. Stellen: und
Beihäftigungdgefuce) als wohlthätig erwiefen, fo geht diefelbe jet auf Initiative
des Herzog an Gewährung von Baugrund und Darlehen an zuverläffige
Arbeiter zur Errihtung von Häufern und Erwerbung von ländlidem Grund:
befig, wodurd die Lebenshaltung derſelben ficherlidh gehoben werden wird.
Erbbau wie in Halle und Kleinwohnungsftiftungen wie von 9. Meyer in
Leipzig würden fegendreich wirken. Zeilweife offene Fragen bleiben nod die
Grridtung von Volksküchen, oder wenigſtens Herftellung von Eßräumen,
Zwangdfparkafjen zur Fürforge für verſchlechterten Geſchäftsgang, Beiführung
beflerer Bolfögefelligfeit zur Befreiung von Schnaps, Bier: und Tanzwirt,
weiterer Ausbau der Haudhaltungd: und Kochſchulen für Mädchen und Kinder:
gärten, rationelle Beteiligung der Arbeiter am Gejhäftögewinn. Dazu joziale
Schulung der Arbeiter durd gute Standes und Fachblätter zur Unterweifung
im Stranfenkaffengefeg, der Wohnungäfrage und Gewerbehygiene; weiter ent:
fprechende Löhnung und bejonder3 Fürforge für die ſchulentlaſſene gewerbliche
Jugend durch Erridtung von Lehrlingäheimen, wie dad am 9. April 1899 in
Meiningen von dem Verein für Handlungskommis eröffnete und mit der kauf:
männifchen Fortbildungsfchule verbundene; endlich obligatoriiche Mäddenfort-
bildungsichulen!
intellektuelle und fittlihe Hebung bewirkt meift auch wirtichaftliche
Bildung, und Kenntniffe, Energie, Unternehmungsgeift und Spefulationsgabe
verwerten fich immer weit höher als blos körperliche Anlagen und Fertigkeiten.
Der Vergeiſtigungsprozeß der Arbeit wirft immer wohlthätig auf die Arbeiter:
zuftände zurüd!
Eine Miniftertalbefanntmahung zur Ausführung des Inpaliden-
verficherungägefeged vom 13. Juli 1899 erging s. 9. Dezember 1899 an Stelle
derjenigen vom 15. November 18%.
Über Handel und Verkehr geben die Handeläfammerberichte fatt-
fam Auskunft. Won dieferhalb ergangenen Gefegen feien vermerkt das Geſetz
vom 13, Auguft 1899 zur Ausführung des Handelögefegbuches, die Minifterial
Belanntmahung vom 27. Dez. 1899 zur Ausführung des Telegraphenwege:
gefeßed vom 18. Dez. 1899 und das Gefeg vom 7. März 1900 betreff3 Ab-
3*
a 36 Be»
änderung des Geſetzes vom 25. Juni 1885 über die Befteuerung deö Gewerbe:
betriebe3 int Umherziehen.
Im März 1898 wurde von Hildburghaufen Fernfpredverbindung mit
den Hauptorten Norddeutfhlands angebahnt; die Bürgihaft für die verlangte
Garantiefunme der Poſt- und Zelegraphenverwaltung gegenüber hatte das
Bankhaus B. M. Strupp übernommen.
Die Kleinbahn Wernöhaufen : Herges = Vogtei, Trufenthalbahn genannt,
wurde am 9. Juli 1899 eingeweiht. Sie führt vom Bahnhof Wernshauſen
über die Werra auf die ehemalige Nürnberger Straße und fodann an den
Stationen Olmühle und Domäne Winne vorbei dur die Dörfer Wahles und
Trufen nad Herges-Vogtei. Ein Ausfchreiben betreff3 derfelben, ſoweit fie
meiningifched Gebiet berührt, erging vom Herzogl. Staatöminifterium, Abt. des
Innern s. 1. Juli 1899.
Obwohl ſich durch den Übergang der früher den Weimar-Geraer-Saal-
und Werra-Gifenbahnunternehmungen angehörigen im S.-Meining. Staatögebiet
belegenen Eifenbahnen an den preußiſchen Staat a. 1895 ein bedeutender Ber:
kehrszuwachs ergab und eine 4. Wagenklaſſe eingeführt wurde, blieben Die
Hoffnungen, durch Vermehrung der Perfonenzüge und befjere Verbindung mit
den Anfchlußbahnen in den großen Verkehr hineingezogen zu werden, unerfüllt.
Auf wiederholte Anträge der Handelöfammer in Meiningen wurde endlich
im September 1899 ver Kammer die Wahl eine Mitgliedes in den Bes
zirf3eifenbahnrat zu Erfurt bewilligt und damit die Hoffnung gewedt, daß
berechtigten Wünſchen der Bevölkerung inbezug auf dad Eifenbahnwejen Die
nötige Unterflügung zu Teil werbe.
Am 1. April 1900 wich der Reichsadler, das Symbol auf den feitherigen
Briefmarken, der gepanzerten Germania und anderen patriotiihen Merkzeichen.
Bon den Boftanftalten fei hier an diejenige Pößnecks erinnert, die
mehrfad an zweiter Stelle im Herzogtum fteht, fofern daſelbſt 1897 an Porto:
und Telegrammgebühren ME. 161691 bezahlt wurden, 1383356 Briefe und
Poſtkarten eingingen und 1976364 abgingen, dazu 4817 Briefe mit Wert und
87803 Pakete ohne Wertangabe, während auf PBoltanweifungen Mi. 2594921
eingezahlt und ME. 5105947 ausgezahlt wurden. So wurde Pößned zum
erftflaffigen Poftamt mit 30 Beamten in dem am 1. Oftober 1885 erbauten
würdigen Heim, während das alte Poftgebäube, an weldem am 3. Juli 1840
zum 1. Mal der feſtlich geihmüdte Poſteilwagen auf der Straße Gera-Eisfeld
vorfuhr, ohne namhafte Sendung zu empfangen, im Juli 1899 zwecks eines
Hotelneubaus abgebroden ward.
Ein Ausfchreiben des Herzogl. Staat3minift. Abt. ded Innern erging
s. 15. November 1900 betr. Anderung der Boftordnung vom 20. März 1900.
Poſtdirektor Carl Anton Döbner ftarb in Hildburghaufen am 7. Jan.
1898. Er war geboren am 10. Auguft 1835 als Sohn des Oberbürgermeifters
Garl Guſtav Döbner in Meiningen, befudyte dad dafige Gymnafium, trat 1855
4 37 *8öæ
als Poftpraftifant in Thurn: und Tarisihen Dienft, war 1859 beim Oberpoft-
amt in Frankfurt a. M., 1863—74 Poſtmeiſter in Hechingen (1870/71 ver:
tretungsweife in Pößneck), amtierte von 1874—79 in Suhl und feit 1. Mai
1879 in Hildburghaufen. Er führte feine Genealogie Bid auf Jonas D., Offizier
in Herzog Ludwigs von Bayern Dienften 1335 zurüd, und war der Bruder des
1871 verftorbenen Oberbaurate3 Auguft Wilhelm D. in Meiningen. Werbeiratet
war er mit Emma, Tochter des Phyfifus Dr. Berger in Römhild; Finder:
Guſtab, Oberleutnant, Eduard, Referendar (F 1895), Fanny. Sein Nachfolger
wurde Otto Peter, bis dahin in Berlin.
Poſtdirektor Johann Philipp Haberfang in Sonneberg ftarb am 6. Mai
1898. Er war geboren am 24. Februar 1824 al3 Sohn eines Landiwirtes in
Langenfeld, befuchte die Realfchule in Meiningen, wurde für das Poſtfach in
Weimar audgebildet und wurde, 26 Jahre alt, Sekretär in Meiningen, amtierte
dann in Wallendorf, Langewiefen, Plauen, Arnftadt. 1868 zum Poſtdirektor
in Sonneberg ernannt, feierte er 1893 das goldene Dienftjubiläum, wonad) er
penfioniert wurde. 9. war verheiratet feit 1854 mit Anna, geb. Merd aus
Hanau, bon feinen Töchtern war Louife verheiratet an Gutöbefiger Haushahn
in Wilhelm3hof (F 1899), während Emma an Oberförfter Haberfang in Reid
mannsdorf und Loni an Großfaufmann Hugo Heubach in Sonneberg verheiratet
find. Sein Nachfolger wurde Poſtdirektor Gonftantin Stöphaſius.
Für das Finanzweſen des Herzogtums ergingen: Minifterial-
befanntmahung vom 2. Dez. 1899 betr. Abänderung der Statuten der Deutfchen
Hyvothekenbank in Meiningen, und Gejeg vom 17. Dez. 1899 und 12. Febr.
1900 betr. der Landesfreditanftalt; Gefeg vom 19. Febr. 1900 betr. der Ab-
gaben für die Sinanzjahre 1900, 1901 und 1902, und V.O. vom 22, Febr.
1900 betr. der liberfchreibung der auf den Inhaber ausgeftellten Schuld:
verichreibungen auf den Namen des Inhabers.
Am 1. Oktober 1899 beging die Herz. Landeskreditanſtalt ihr 50jähriges
Jubiläum, Juftizrat Jahn gehörte dem Vorftand am längften an.
Die Summe der auf 1899 veranlagt geweſenen Einfommenfteuer
betrug ME. 52365980 gegen 1896 faft 8 Diillionen mehr; aus Kapitalvermögen
waren 6 Millionen pflichtig, c. 500000 ME. mehr ald 1896, alfo anfehnliche
Erhöhung des Volfdwohlitandes; auf den Kopf der Bevölkerung kamen DE. 4,79
(1894 = Mt. 3,96). Während 1894 je fünfzig Perfonen nicht veranlagt waren,
ift deren Zahl 1899 auf 44,50 gefunfen und die Berhältniszahl der Einkommen:
fteuerpflichtigen mit über ME. 600 Einkommen auf 55,50 geftiegen. Von den
Orten mit über 1000 Einwohnern wies Saalfeld den geringiten Prozentſatz
(25,78) von Berfonen mit Einfommen unter 600 ME. auf, dann folgten Pößneck
(31,44), Kranichfeld (32,02), Gamburg (34,70), Meiningen (36,13); am höchſten
ftanden Wafungen (63,40) und Heinersdorf (64,49).
Unter den 22 Sparfaffen im Herzogtum als: Kreis-, Bezirks-,
Städtiſchen- und Orts-Sparkaſſen nahm die ftädtifhe von Camburg durch die
— 38 Be»
Höhe ihres eigenen Vermögens (ME. 363 017), durch die Zahl der Sparkaſſe—
bücher (8607, wovon 5234 Cinleger aus ber Grafihaft), und durch die Höhe
des Gefamtguthabens der Sparer (Mt. 7260341) ben erjten Bla ein. An
eigenem Vermögen hatte die Sparkafje in Sonneberg inkl. Schaltau ME. 297 784,
die Gentraljparkaffe in Römhild Mi, 268271, die dafige ftädtifche DIE. 132300,
die Pößnecker ME. 163012,
Sm Handelskammerbezirk Hildburghaufen waren Ende 1899 Mark
16248405 feitgelegt und zwar ME. 14886253 bei den Sparkaffen, Mt. 1122530
bei den Spar: und Vorfchugvereinen und ME, 239622 bei Darlehendfafjen-
vereinen; Schuliparfaffen, Legekaſſen, Pfennigſparkaſſen hierbei nicht mitgerechnet.
Sparfafjebüher waren bafelbft 18609 in Umlauf!
1880 fanden fi 20000 Sparer mit 10 Millionen Einlagen, von denen
c. 8 Millionen als Hppothefendarlehen ausgeliehen waren, jet 60000 Sparer
nit 60 Millionen Einlagen, wovon 33 Millionen auf Hypotheken. Von ben
Kafjen wurden c. 2 Millionen als Referven zurüdgeftellt und den haftenden
Städten und Gemeinden namhafte Beträge als Gewinnerträge zugeführt. Das
ganze Sparweſen beauffihtigt Nevifionsrat Schippel-Meiningeun mit Umficht
und aus reicher Erfahrung.
Ob fi nicht empfehlen follte, die Überfchüffe der öffentlichen Sparkaffen
zum Bau von Klein- und Mittelmohnungen zu verwenden, resp. ald Baugelder
an folide Baugenoffenfhaften zu billigen Zinfen außzuleihen, fo, wie a. 1900
die Herzogl. Landeskreditanſtalt und die Hreisfparkaffe in Meiningen Beträge
gegen 3% Berzinfung von der Thüringifhen Landesverfiherungsanitalt in
Weimar entnahmen und damit neugebaute Arbeit3wohnhäufer zum Zinsfag von
31/4 %o beliefen — wirtſchaftliches Wohlthun und wirtſchaftliche Klugheit!
Bon den verfchiedenen Aktiengefellfchaften des Herzogtums betrug das
fteuerpflichtige Einkommen a. 1899 zwei Millionen ME, 50000 ME weniger
als 1896.
Geh. Finanzrat Guftan Abeffer, Iangjähriged Vorſtandsmitglied der
Herzogl. Landeskreditanſtalt und Vorfigender des Pomologiſchen Vereins in
Meiningen, ftarb dafelbit am 28. Dftober 1899.
Aus dem Herzogliden Haufe ift zunächſt zu verzeichnen, daß
am 18. März 1898 Se. Hoheit der Herzog und Höchſtdeſſen Gemahlin Helene
Freifrau von Heldburg das Felt der filbernen Hochzeit feierten. Zur Vorfeier
fand am 13. März Feitvorftellung im Hoftheater ftatt, wobei Frau Maria Berg
einen von Dr. Paul Lindau gedichteten Prolog ſprach; bei der dann folgenden
Aufführung des „Kaufmann von Venedig“ von Shakefpeare erjtand noch einmal
bie ganze märdenhafte Pracht der alten „Meininger*. Die Refidenzitadt ftiftete
eine filberne Prunffanne und eine Summe von ME. 2550, deren Zinfen am
18. März jeden Jahres einer unbefholtenen und bebürftigen Braut aus der
Stadt Meiningen auögezahlt werben; der Krei3 Saalfeld mit Gamburg
Me. 3000 zum Beften der Waijenanftalt des Kreiſes, der Gemeinderat bon
4 30 Be
Hildburghaufen ME. 1000, deren Zinfen ald „Georg : Helenen » Prämie” am
18. März den bejten Schülerinnen der Bürgerfhule in Handfertigfeitßarbeiten
zufommen. Das Präſidium des Landtags bradıte feine Glückwünſche in einer
von Lehrer Hauptitein am Hildburghäufer Technikum kunſtvoll gemalten Adreſſe,
die in einer mit Silberfnöpfen verfehenen Kapſel aus gepreßtem Leber ruhte.
Ebenſo der ftändige Ausihuß der Synode, der Meiningifche Lehrerverein, die
Stadt Römhild u. a., alles Zeichen der Verehrung für das hohe Baar, das
mit feltenem Kunſtſinn foviel Schönes und Gutes ſchuf und fi im Tempel
der Kunſt unvergängliden Ruhm erwarb.
Prinzeſſin Feodora von S.-Meiningen, einzige Tochter St. Hoheit des
Erbprinzen Bernhard, fommandierenden General3 des 6. Armeeforps in Bredlau,
Enfelin Kaifer Friedrichs IH. und Nichte Kaifer Wilhelms IL, geboren am
12. Mai 1879 in Potsdam, vermählte fi am 24. September 1898 in Breslau
mit dem am 25. November 1864 zu Neuhoff bei Schmiebeberg geborenen Prinzen
Heinrid XXX. Neuß j. L. Hauptmann und Sompagnie-Chef im Leib-Grenadier—
Regiment König Friedrid) Wilhelm III. 1. Brandenburg. Nr. 8 in Frankfurt a. O.
Am 13. März 1899 wurde 3. Hoh. die Frau PBrinzeffin Friedrich in
Cöln von einer Prinzeffin entbunden.
Zur Feier deö 100. Geburtstages des Höchſtſeligen Herzogs Bernhard II.
Erih Freund (17. Dezember 1900) als des Fürften, der das Herzogtum in
feinem jetigen Beitand zufammenfügte und ihm feine VBerfaffung und fonftigen
grundlegenden Gefege gab, erſchienen Feitichriften vom Herz. Staatsminifterium
(Dentihrift als Beilage zu Nr. 187 des Neg.:Blatted), K.R. D. W. Germann
(in der Allgemeinen Deutſchen Biographie), Dr. A. Human, Lehrer Rotted,
Prof. R. Hörnlein (im Ofterprogramm des Gynmaſium Georgianum in Hild-
burghaufen 1901). Ein Komitee zur Errihtung eines Denkmal in der Refidenz-
ſtadt bildete fid unter Führung des Oberbürgermeifter8 Schüler, Geh. Kommerzien-
rat3 Dr. ©. Strupp und Landgerihtärat3 Heil-Meiningen aus allen Teilen de3
Landes s. 26. November 1900 und empfing reichlich Gaben von den Kreis—
ausſchüſſen, Korporationen und Privaten. Für die Schulen war vom Minifterium
eine Gedächtniöfeter zur Vorführung der Lebens: und Negierungsgeihichte des
verewigten Fürften angeordnet; auch in den Kirchen, ſowie in öffentlichen Säfular:
feiern wurde ded Tages in Ehrerbietung gedadıt.
Regierung: Am 8. Oft. 1898 feierte Wirfl. Geh. Rat Staatöminifter
Dr. Freiherr Friedrid) von Heim, Excellenz, das 25jährige Jubiläum als verant-
wortliches Mitglied des Herz. Staatsminiſteriums, dem er feit 8, Oft. 1873 als
Staatörat und Borftand der Mintjt. Abt. des Innern, feit 1889 zugleich als
Vorſtand der Minift. Abt. für Kirchen und Schulenfadhen und feit 20. Februar
1891 als Staatöminifter angehörte und worin er nad) Abgabe der Mintft. Abt.
de3 Innern die der Yuftiz, ſowie bie Leitung der Angelegenheiten des Herzogl.
Haufes und des Außern übernahm. Anläßlich des Tages wurde der Jubilar
bon ©. 9. dem Herzog in den erblichen Freiherrnſtand des Herzogtums erhoben,
— 40 Ber
was das Neg.-Blatt s. 8. Oktober 1898 mit den Worten publicierte: „Seine
Hoheit der Herzog haben die Entfhließung gefaßt, Höchſt Ihren StaatSminifter
und Wirklihen Geheimen Rat Dr. Friedrich von Heim, Excellenz, in Anerkennung
der ausgezeichneten Verdienſte desfelben um den Staat und daS Herzogl. Haus
während feiner 2bjährigen Thätigkeit ald verantwortliche Mitglied des Herzogl.
Staatöminifteriumd famt feinen ehelichen Nachkommen in den erblichen Frei—
herrnftand des Herzogtums zu erheben.“
Am 4. Oktober 1900 wurde Geh. Staatdrat Dr. jur. Mar von Butler
auf fein Nachſuchen im Hinblid auf fein Alter und feine geſchwächte Gefundheit
unter Anerkennung feiner langjährigen treuen und bvortrefflihen Dienfte in den
Nuheftand verfegt und an feiner Stelle Geh. Reg.⸗Rat Carl Schaller zum
Staatörat und Borftand der Abteilung ded Innern im Staatöminifterium er:
nannt; am 1. April 1900 kam Sreisaffeflor Oskar Oberländer und am
5. Dezember a. ej. Landrat Auguft Coudray in Meiningen als Reg.-Rat und
bortragender Rat in das Minifterium, letzterer wurde zugleid Stellvertreter
des Staat3fommiffard und Treuhänders bei der Deutichen Hypothekenbank Geh.
Rates Sronader. 20. Dez. 1900 wurde der feitherige Landrat von Hilbburg:
haufen Ludwig Freiherr von Türde auf 1. Januar 1901 zum Landrat in
Meiningen, Landrat Hermann Götting in Sonneberg zum Landrat in Hild—
burghaufen auf 16. Januar 1901 ernannt und Bürgermeifter Carl Marr in
Salzungen al3 Kreisaſſeſſor beim Herzogl. Landrat in Sonneberg mit der Ver:
waltung des Kreiſes vom 16. Januar 1901 an betraut.
In Anfehung der Staatsbeamten ergingen die Gefege: vom 10. März
1898 betr. Berforgung der Witwen und Waiſen derfelben; vom 11. März 98
betr. der Pflichten, Gehalt, Verfegung 2c. der Staatsbeamten; vom 13. März 98
betr. Bewilligung der Staatöbeamtengehalte nah dem Dienftalter; vom
29. März 98 betr, der Reiſekoſten der öffentlihen Beamten; vom 1. Auguft 99
betr. des Dienſteides. Ein Hof: und Staatshandbud für da3 Herzogtum er:
ſchien 1900, leider wieber in der zu fnappen Faſſung desjenigen von 1896. Die
Namen der Schultheißen und Volksſchullehrer, die ein fo wichtige Element im
Staatöwefen bilden, follten dody nicht blo3 in einer Nummer des Reg.-Blattes
veröffentlicht werben.
Am 30. Juni 1898 feierte Oberbürgermeifter Kammerherr Ernft
bon Stocmeier in Hildburghaufen fein 2öjähriges Jubiläum als Landtags:
abgeordneter (vom Bezirk Heldburg). Won 1873—79 war berjelbe als Schrift:
führer, von 1880—86 als 2, Vicepräfident, von 1886—89 als 1. und von 1889
an ald Präfident thätig und fungierte 19 Jahre als Mitglied des Rechnungs—
ausfchuffes, ſowie des Geſetzgebungs-, Petitiond:, Finanz: und Domänenaus:
ſchuſſes. Seiner Anregung ift u. a. die Erbauung der Heldburger Schmalſpur—
bahn a. 1888 zu danken. Im Herbit 1899 Iegte er aus Gefundheitsrüdfichten
das Präfidium nieder. An feine Stelle trat A.“G.-Rat Friedrih Trinks-Saalfeld.
4 4 >
Am Militärwefen ergingen ein Ausfchreiben des Herzogl. Staats:
minijteriums, Abt. der Yuftiz s. 29. April 1899 betreff3 Vertretung des Militär:
fiskus als Drittihuldner im Sinne der Givilprozeßordnung 8 730 f., am
16. Auguft 99 eine Minifterialbefanntmachung betr. der Givilverforgung der
Militäranwärter und am 7. Sept. 1900 ein Ausjchreiben des Staatöminift.
Abt. des Innern betr. Pferde-Aushebungs-Vorſchrift. Vom Vorftand des Süd—
Thüringer Kriegerbundes wurden durch Rundſchreiben vom 24. Mai 98 und
20. Juni 99 Arbeitgeber auf koſtenloſe Arbeitsnachweiſeſtellen für zur Ent—
laſſung kommende Soldaten aufmerkſam gemacht. Das Denkmal von Wörth
für das 32. Regiment wurde am 6. Auguſt 1899 mit Weiherede des Pfarrers
Kettels in Meeder bei Coburg als eines ehemaligen Angehörigen der 32er ge:
weiht. Am 9. April 1899 behändigte Generalmajor von Schmidt die dem
Kriegerverein zu Hildburghauſen von S. H. dem Herzog verliehenen Fahnen—
- bänder. Am 2. Sept. 99 feierte der Kriegerverein Heldburg unter Vorſitz des
Lehrer? Jung fein 25jähriges Stiftungäfeft mit 118 Mitgliedern, anläßlich
deſſen Kammerherr von Marſchall-Greiff in Erlebach und Oberjt Eben in Königs:
berg in Erinnerung an feine Wirkfamfeit ald Major der Hber in Hildburg:
haufen zu Ehrenmitglievern ernannt wurden.
Da3 yuftizwefen bradte 7. Juni 1898 eine Mintft.-Belanntmadhung
betr. den Nachtragdvertrag vom 25. Februar 1898 zum Staatövertrag vom
17. Oftober 1878 betr. der Errichtung eined gemeinfchaftlichen Landgerichts in
Rudolftadt und 24. Dezember 1898 ein 2, Nachtrag zum Staatövertrag vom
11. November 1878 die Zufammenlegung der Bezirke mehrerer Landgericht zu
gemeinfamen Schwurgerichtöbezirken; ferner s. 9. Aug. 1899 dad Ausführungs-
gejek zum Bürgerlichen Geſetzbuch, s. 10. Auguft 1899 über das Ehegüterredt,
s. 13. Auguft 1899 zur Ausführung des Handelögefegbuches, s. 14. Aug. 1899
zur Ausführung der Neihsgrundbuchordnung vom 24. März 1897, s. 15. Aug.
1899 über bie freiwillige Geriht3barfeit, s. 16. Auguft 1899 zur Ausführung
des Neichögefeges vom 17. Mat 1898 betr. Änderungen der Civilprozeßordnung,
s. 17. Auguft 1899 zur Ausführung des Reichsgeſetzes über die Zwangs—
verfteigerung und die Zwangdverwaltung; Verordnung vom 11. Dezember 1899
über dad Handelöregifter, Minift.-Belanntinahung vom 12. Dez. 1899 betr. bie
Hülfsbeamten der Staatsanwaltihaft, Ausfchreiben vom 13. Dez. 1899 über
die Führung des Vereinsregiſters und des Güterrehtäregifterd, fowie über Die
Führung des Handelöregifters; B.:D, vom 16. Dez. 1899 Abgrenzung bon
Gerichtöbezirken, B.:D. vom 16. Dez. 1899 betr. dad Grundbud, Geſetz vom
22, Dez. 1899 über Gerichtskoſten, Gejeß vom 23. Dez. 1899 über die Gebühren
der Rechtsanwälte, Gefeg vom 27. Dez. 1899 betr. das Hinterlegungöwefen,
vom 11. Sanuar 1900 betr. die Gebühren der Notare, vom 14. Februar 1900
über den Waffengebraud der Beamten ber Gefangenenanftalten, Ausfchreiben
des Staatöminift. Abt. der Yuftiz vom 12, November 1900 über Zuftellungen
bon Amtswegen und über Belanntmahungen gerichtlicher Verfügungen.
4 42 Bo
1899 wurde der große Meininger Schwurgerichtöbezirk, der 578 000
Geelen befaßte, aufgehoben und ein neuer Bezirk für Gotha-Eiſenach mit 262000
Seelen gebildet, jovaß dem Meininger (mit dem Kreis Schmalkalden) 316 000
verbliebeit.
Das höchſt verdienftvolle Werk des Oberlandesgerichtsrats Geheimen
Suftizrat3 Albert Unger in Jena: „Handbuch des tm Herzogtum S.-Meiningen
geltenden partifularen Privatrechts“, dejfen 1. und 2. Teil 1889 und 1894 er:
fchienen, wurde 1898 mit dem 3. Bande abgeſchloſſen.
Von Yuftizrat Dr. B. Schmidt: Meiningen erfhienen Ergänzungähefte
zu der vom ihm 1892 edierten „Lberfiht über die gegenwärtige Landesgeſetz-—
gebung im Herzogtum S.-Meiningen.*
Berftorben find: Guſtav Höfling, geb. 18. Juli 1822 als Sohn des
Rates Friedrich H. und feiner Ehefrau Elifabetha geb. König, ftudierte in Jena und
Heidelberg, wurde 1847 Oberlandeögericht3auditor, 1849 Referendar, 1854 Kreis—
gerichtsaſſeſſor in Schalfau, war 1863—72 in Hildburghaufen (als Kreisgerichtsrat),
ward 1872 vom Landtag zum 2. Vorſtandsmitglied der Herz. Landeskreditanſtalt
in Meiningen erwählt und als Juftizrat (fpäter Geheimer) prädiziert, 1. Juli 1892
penfioniert und mit dem Gomthurfreuz 2. Kl. ©. E. 9.9. dekoriert, war bon
1880 an mit der Beauffichtigung des gemeinfhaftlichen Arbeitshaufes in Dreißig-
ader betraut und ftarb in der Neujahrsnacht 1897. Verheiratet in 1. Ehe mit
Meta geb. Götze (K.: Frievrid, Amtögerichtärat in Hildburghaufen, Clara
geit. al3 Witwe des Herzogl. Forftmeifters Ludwig Schmidt (8. Jan. 97); in
2. Ehe mit Emma geb. Tamm (K.: Guftan geſt. als cand. med., Paul, Faiferl.
Oberförfter in Püttlingen (Lothringen), Hermann, Amtsrichter in Eiöfeld,
Oskar (geft. 1897).
Hand Luther, geboren in Samburg als Sohn des Diakonus Fr. Luther,
ſtudierte nach Abfolvierung des Gymnaſiums in Meiningen zuerit Medizin,
dann Jura, amtierte als Affefjor in Nudolftadt und Eisfeld, wurde 1891 Bürger:
meifter von Eisfeld, trat 1894 in den Staat3dienft zurüd, fungierte al3 Aſſeſſor
in Wafungen, Gräfenthal und als Amtsanwalt in Hildburghaufen, wurde 1897
Amisrichter in Eisfeld, wo er am 23. Aug. 1899 plötzlich ftarb; reger Förderer
des Kriegervereinsweſens und der Stolzeſchen Stenographie, verheiratet mit
Minna geb. Müller jeit 1892, Kinder: Käthe, Irmgard und Fris Hans.
Nobert Schulz, Oberlandeögerihtärat und Geh. Yuftizrat in Jena,
ftarb 16. September 1899. Er war geboren am 28. Dez. 1832 in Meiningen,
ftudierte in Heidelberg, Göttingen und Jena, wurde 1855 Aubitor, 1857
Referendar, 1860 Aſſeſſor, 1869 Kreisgerichtörat, in Januar 1878 ftändiger Hülfs—
arbeiter mitden Funktionen eines Kollegtalmitgliedes und dem Prädikat App.-G.-Nat
am App.-Geriht in Hildburghaufen, am 1. Oftober 1879 Oberlandesgerichtsrat
in Jena. Bei feinem Ableben war er der ältefte Rat am O.VL.Gericht und
neben ihm nur noch Geh. Juſtizrat Dr. Harried, der diefem Gericht feit feinen
Belichen angehörte, Nad dem Tode des Senatspräftdenten Bretſchueider gab
+4 43 8»
Schulz in Verbindung mit Geh. Yuftizrat A. Unger, den verdienftvollen Ver:
faſſer des Handbuches des S.-Meining. partifularen Privatrechts, die „Blätter
für thüringiſche Rechtspflege“ heraus.
Am 2. Januar 1901 ſtarb in Rudolſtadt, wo er ſich zu Beſuch auf—
hielt, an Herzlähmung Amtsgerichtsrat Ernſt Heyer, geb. in Aue bei Camburg
am 19. Sept. 1851 als Sohn des Gutsbeſitzers Chriſtian H. Er hatte in
Leipzig, Jena und Halle ftudiert, beftand 1876 die 1. und 1881 die 2, juriftifche
Prüfung, war dann Affeffor in Gräfenthal, Sonneberg, Meiningen uud Rudol—
ftadt, darauf Amtsanwalt in Meiningen und Amt3richter in Gräfenthal und
Saalfeld, 1900 Amtsgerichtsrat.
Aus dem Kommunalweſen ſei gedacht des am 27. Mai 1899
in Gamburg unter Vorſitz des Oberbürgermeiiterd Schüler von Meiningen ab-
gehaltenen Städtetagd. Hierbei referierten Oberbürgermeifter von Stocmeier:
Hildburghaufen über & 153 des Gerichtöverfaffungägefeges betr. der Polizei:
organe als Hülfsbeamten der Staatdanwaltichaft, 1. Bürgermeifter Griebel-
Römhild über Mittel und Wege zu ausnahmölofer Verfiherung der Gebäude
gegen Feuersgefahr, 1. Bürgermeifter Bing-Eisfeld über den Nuten der ſtädti—
fhen Sparfafjen.
Bon großem Intereſſe und anderen Gemeindebehörden zur Nachahmung
zu empfehlen find die bon den Magiftraten von Meiningen, Saalfeld, Pöhned,
Sonneberg, Samburg veröffentlichten ſtädtiſchen Verwaltungsberichte, die einen
Überblid über da3 geſamte ſtädtiſche Verwaltungsweſen geben.
Neuauflagen von Adreßbüchern find in den größeren Städten erfchienen,
fo in Hildburghaufen von Stadtjefretär Peter auf 1900,
Ein Ausfchreiben des Herzogl. Staat3minift. Abt. des Innern betr. den
Haushalt und dad Rechnungsweſen der Gemeinden erſchien s. 25. März 1898.
Kirchenweſen: Die auf 4. Dez. 1898 nad) Meiningen einberufene Landes—
ſynode behandelte einen Geſetzentwurf betreff3 der allgemeinen Bfarrwitwenkaffe,
wodurd u. a. das Witwengeld verftorbener Geiftlicher auf jährlih 600 ME. feſt—
gelegt (ef. Kirchengeſetz vom 18. Dezember 1898) und der Zuſchuß der Yanded-
firhentaffe auf ME. 12500 erhöht wurde; ferner die allgemeine Einführung des
Adermannfhen Geſangbuchs, wozu bis 1. April 1901 je 25 Pf. p. Eremplar
aus der Landeskirchenkaſſe gewährt wurden;®») ebenfo die Einführung des
Schäfer-Krebsſchen biblifhen Leſebuchs an Stelle der Vollbibel, die Feſtſetzung
des religiöfen Memorierftoffes für die Volksſchule (1., 2. und 4. Hanptftüd des
Katechismus, Gebete, 180 Bibelfprüde, 5 Palmen und 22 Geſangbuchslieder)
und eine Gottesdienſtordnung mit Zefegottesdienftordnnung für die Vehrer; weiter
3) Bis dahin waren im Herzogtum 7 verfchievene Gefangbücher in Gebraudy: das neue
Meininger in 34, das Hildburghäufer in 64, das Römhilder in 11, das neue Gothaiſche in 7,
das neue Saalfelber in 35, das Altenburger in 28 und das Ackermannſche in 60 Gemeinden.
Ende 1%0 hatten c. %/, der Pfarreien das Adermanniche durch freie Wahl der Kirchengemeinde:
verfammlungen angenommen,
3 44 Be»
ein Nachtragsgeſetz zum Kirchengefe vom 30. Auguft 1895 Dienftvergehen der
Geiftlichen betreffend (mit Nachtrag vom 3. Juli 1899), eine Folge des Beamten:
gefeßes vom 11. März 1898, der Gemeindeordnung und des Volksſchulgeſetzes
(ef. Kirchengeſetz vom 3. Juli 1899).
Eine der Synode vorgelegte Denkſchrift des Oberkirchenrates verbreitete
fih über Gefeggebung und PVerfaffung, Pfarrftellen, Bifitationen, kirchliches
Leben, O.-K-R. und Synodalausſchuß, Beziehungen zur Schule, kirchliche Bauten
und firhlihen Haushalt. Der Konfirmandenunterriht war von 1899 an in
der Zeit von Michaelis bis Oftern zu erteilen. Ein Geſuch des Pfarrvereins
bom 10. Oktober 1898 um Erhöhung der Gehälter der Geiftlihen ging dem
Dberkirchenrat zu und wurde s. 14. Dezember 1898 demjelben durch Beſchluß
der Landesſynode zur Erwägung überwiejen; s. 31. November 1899 folgte im
felben Betreff eine ausführliche Denkſchrift des Pfarrvereind, worauf in der
Synode vom Januar 1901 das Geſuch endliche zweckentſprechende Erledigung fand.
Die Landeskonferenz der evangelifchen Geiftlihen fand am 31. Mai
1899 in Hildburghaufen ftatt, mit Vortrag des Pfarrers Sell-Stepferdhaufen
über Chriftian Seriver, einen evangelifchen Seelforger von Gottes Gnaben und
Mitteilungen des D.:.:R. Dr. Dreyer über die offizielle Jerujalemreife.
Die Hauptverfanmlung des Guftav-Adolf-Bereind wurde am 31. Auguft
1898 in Saalfeld gehalten; Feitprediger war KR. Dr. Füßlein aus Inter:
maßfeld; 1899: Diak. Hohlweg aus Meiningen (dazu Vortrag des einftigen
fathol. Kaplan, jegigen evangel. Kaufmanns M. Bayer in Plauen über bie
208 von Rom Bewegung in Ofterreih, Motetten des Kirchenchors unter Muſik—
direftor Köhler Leitung, Geihäftäleitung durch AG.-R. F. Trinfs); 1900:
Dekan Bauer-Rothaufen. Die Jahreseinnahme betrug a. 1900 ME. 8121,56
einjchl. eined Legat3 von DE. 500 von Wwe. Albertine Becher aus Graitichen
gegen ME. 6979,30 im Vorjahr. Einen Überblid über die 50jährige Thätigfeit
de3 S.Meining. Hauptvereins der G..Md.-Stiftung gab Pfarrer B. Schmibt-
Schwallungen im G.:Ad.:Jahresberiht von 1896,97.
Das Jahresfeit des S.-Metning. Landesvereins für Innere Miffton
fand 5. und 6. Oftober 1898 in Sonneberg ftatt; Feftprediger: Pfarrer Ernit
Ullrich aus Obermahfeld, Vortrag des Pf. Kießling aus Tannroda über „Herr:
ihaften und Dienjtboten“ und des Pf. Dr. W. Koſt aus Steinah über „Die
Wohnung und ihr Einfluß auf die Sittlichkeit“; Kindergottesdienft von A.-D.
Winter; am 24. und 25. Oftober 1899 in Wafungen, Feftpr.: Archid. Angel:
roth-Meiningen, Vortrag des Pf. Hübner-Schlettwein über „Das driftliche
Samilienleben, die Grundlage und der Jungborn eines gefunden Gemeinde: und
Volkslebens“ und des Pf. E. Seidel-Milda über den gegenwärtigen Stand der
Landeökolportage; am 24. und 25. Oktober 1900 in Pößneck; Feltpr.: Garnifon-
pfarrer Hulp: Meiningen, Vortrag des Oberhofmarfchall von Schweder-Meiningen:
„Die weiblichen Dienftboten im chriftlihen Haus“ und Vereins- und Nechen-
ſchaftsbericht, Vortrag des Paftor Frigiche-Berlin über Seemannsmiffion und
— 4 Br»
bed Diak. Fiedler-Köftrig: „Die Bedeutung der Frauen-Afyle und das Thüringer
Aſyl in Köftrig”; KHindergottesdienft von KR. Keifer.
Ein Didzefanfeft für Innere Deiffion fand auf Anregung des KR.
Lommer 1899 in Kranichfeld ftatt mit Predigt des Pf. E. Seidel aus Milde.
Bom Oberkirhenrat erjchten eine Denkichrift über den Stand der Innern Miffion
im Herzogtum nah dem Stand vom 1. Februar 1998, während Pfarrer
E. Seidel-Milda eine lebensvolle „Beihichte der Inneren Miſſion im Herzogtum
S. Meiningen“ (Meiningen, Keyßner, ME. 1,50) herausgab.
Am 25. September 1898 wurde nad) Anordnung ded Oberkirchenrats
der goldenen Subelfeier der von Wichern in Wittenberg begründeten inneren
Miffion und ihrer fegensreihen Wirkfamfeit in den Hauptgottesdienften gedadıt.
Das Samariterwefen im Dienft der Inneren Miffion hatte bis 1899
38 Hülföftellen im Lande errichtet; befondere Verdienſte darum erwarben fid)
Dr. Grobe-Camburg und Stab3arzt Dr. Cornelius in Meiningen.
Bon Evang. Diakonieverein in Berlin:Zehlendorf (Brof. Dr. Zimmer)
wurde 1. Juni 1899 ein Mädchenheim in Glücksbrunn bei Viebenftein-Schweina
errichtet für weibliche Handarbeit und Hauswirtſchaftsweſen. (Kurator: Pfarrer
Engelhardt).
Der am 7. Dezember 1891 für das Herzogtum begründete Pfarrverein,
3. 3. mit 110 Mitgliedern in 14 Diözefen, unter Leitung von Sup. Freund —
Rolle — Schmidt, hat dad Bewußtjein der Zufammengehörigfeit geftärkt und
das Standeöbewußtfein gehoben, die Gehaltäaufbefferung durch Eingaben an
Regierung, Synode uud Landtag gefördert und die Aufftellung eines Pfründen:
und Berfonalienbuches durch Pfarrer von Fiihern angebahnt, Indeß ift nod
viel regere Beteiligung der Geiftlichen nötig, deren jeder es ald Standesehren-
ſache anſehen follte, die Vereindintereffen in jeglicher Weife zu fördern.
Der allgemeine Ep. : proteft. Miffionsverein hielt feine 15. Jahres:
berfammlung am 19.—21. September 1899 in Meiningen ab; Feltpred.: Prof.
Dr. Drews aus Jena, Vortrag des Pf. Dr. Chriftlieb:Weimar über japanifche
Kulturintereflen und die evang. Miffion.
An Kirhbauten find zu verzeichnen: Weihe der von Baurat Schwedten
und Reg.:Baumeifter Heel erbauten Bafilita in Steinady am 20. Auguft 1899
durch D.-R.:NR. Dr. Dreyer. Der Kirchbau koſtete ME. 164317, wozu ©. 9. der
Herzog ME. 110000 beiſteuerte nebit der Orgel von W. Sauer in Frankfurt a. O.,
einem Meiſterwerk vornehmften Charakters. — Am 10. September 1899 Weihe
ber durh Baurat Rommel Saalfeld umgebauten Kirche in Camburg burd)
KR. Dr. Füßlein. — Am 10, Auguft 1899 Grundfteinlegung zur neuen Kirche
in Niederſchmalkalden durch Baurat Schubert-Meiningen (Koften ME.40000, Weihe
20. März 1901). — Das kath. Schul: und Bethaus St. Joſeph in Pößned wurde
am 16. Zuli 1899 durch Propft Reik aus Erfurt geweiht. — NReftaurationen
fanden ftatt an der Stadtfirde von Hildburghaufen durch Hofmaler Wang:
Coburg, Glasmaler Frank aus Naumburg und Orgelbauer Müller: Hildburg-
u 46 Ber
haufen 1898, an der Kirche zu Pfersdorf und Eiöhaufen von Tündhermeifter
Fleck-Heldburg 1899, an den Kirchen von Solz, Wallendorf, Mupperg, Behrungen
(an legterem Ort neue Orgel von TH. Kühn» Schmiedefeld, wozu der 1689 in
Tirol gefertigte Profpeft von Ladierer Kalb in Römhild erneuert warb).
Das Pfarrhaus in Obernig, durch feine Lage eines der fchönften im
Herzogtum, wurde im Juni 1898 mit einem Koftenaufwand von ME. 17000
fertiggeftellt, Kammerherr von Heyden dafelbit hatte Mf. 5000 dazu geipendet.
Die am 26. Juni 1899 veranftaltete Haud- und Kirchenkollekte zum
Bau einer deutſchen evangelifchen Kirche in Dar-es-Salaam ergab den anjehn-
lihen Betrag von ME. 4400,27.
Die von FR. Dr. Germann 1883 mit der Qutherftiftung in Möhra
begründete und unter dem Schub 3. K. 9. ber Frau Erbprinzeffin ftehende
Pfarrtögterftiftung Hatte 1899 c. Mt. 13000 Stapitalbeitand; der Stiftung ge:
hörten 130 Geiftlihe an, ME. 438 wurden an bebürftige Vfarrtöchter verteilt.
Die für die Geiftlihen der Landeskirche beftehende Sterbefaffe hatte
a. 1900 ME. 3424 Bereinsvermögen bei einem Jahredbeitrag von 10 Marl.
Leider haben fich noch nicht alle Pfarrer dem gemeinnügigen Unternehmen an:
geſchloſſen!
8. 26. Auguſt 1897 wurde in Hildburghauſen eine katholiſche Seel—
ſorgsſtelle errichtet und als Curatus und Militärſeelſorger der Cooperator
Johannes Krönert aus Duttenbrunn in Unterfranken, geb. 9. Auguſt 1871 und
ausgebildet in Lohr, Würzburg und Eichſtädt, s. 5. Januar 1898 mit dies—
ſeitigem Einverſtändnis vom biſchöflichen Ordinariat Würzburg beſtellt. Die
Befugniſſe des Seelſorgprieſters zur Vornahme kirchlicher Handlungen für die
Katholiken erſtrecken ſich außer der Stadt Hildburghauſen auf die Amts—
gerichtsbezirke Hildburghauſen, Eisfeld, Heldburg und Themar. Die weiter
ergangenen „Beſtimmungen“ wurden vom Herz. Staatsminiſt. Abt. für Kirchen—
und Schulenſachen den zuſtändigen evang. Pfarrämtern der Landeskirche mit—
geteilt. Eine umfaſſendere Kirchenreparatur erfolgte a. 1898 und der Bau eines
eigenen Pfarrhaufes der Kirche gegenüber a. 1900.
Nad einem s. 18. Auguft 1899 erlaffenen Geſetz betr. die religiöfe
Erziehung find im Allgemeinen ehelide Kinder in der Religion des Waters,
uneheliche in ber der Mutter zu erziehen. Für ein aus der Volksſchule ent-
lafjenes Kind kann ohne deſſen Zuftimmung eine Anderung deö Religions
befenntniffes nicht mehr beſchloſſen werden.
Berftorben find: Hermann Michael Jlgen, geb. 23. Januar 1817 in
Wafungen als Sohn de Amtmanns Hofrat Gottlieb Jlgen, ftarb am 15. März
1898 in Nitfhenhaufen, 82 Sahre alt. Als Gymnafiaft in Schleufingen gehörte
er laut Zeugnis von 1835 „jedenfall3 zu den felteneren Grideinungen unter
den Schülern.” Seit 1836 ftudierte er in Jena neben der Theologie aud
Philofophie und Naturwiffenihaften, beftand 1841 und 1844 die Prüfungen,
privatifierte dann feiner ſchwankenden Gefundheit halber 11 Jahre in feiner
a 47 Be
Vaterſtadt, wurde 1855 Pfarrer in Ebenhards, 1889 als K.-R. prädiziert und
1891 penfioniert, worauf er nad Obermaßfeld 309. Gediegene wiſſenſchaftliche
Arbeiten legte er in Stonferenzen vor, fo 3. B. über den Bantheismus, Die
Schöpfungsperioden, Tier: und Menfchenhirn, Aberglauben, Darwinismus, Er:
fenntnisprinzip des Materialismus (zum Beſten des Rettungshauſes 1868 in
Drud gegeben); 1873 fertigte er die Vorarbeiten betr. ded Anhangs zum Hild:
burghäufer Gefangbud). Werheiratet war Ilgen mit Serena, Tochter des Sup.
Schneider in Wafungen; Stinder: Mathilde, Hermann (Bhilologe), Maria
und Agnes.
Am 17. Mai 1898 ftarb in Coburg Pfarrer em. Albin Voit, ehedem
Pfarrer in Weitersroda und Stelzen, Sohn des Lehrerd David Boit in Saal:
feld, des Verfaſſers der erften Landeskunde des Herzogtums (Gotha 1844), dem
er in den Schriften des Vereins für S.-Meiningifhe Gefchichte und Landes:
funde Heft 4, 1989 ein Denkmal findliher Pietät fegte. Sein Sohn Hugo
ift Pfarrer in Gatharinau.
Am 21. Yuli 1898 entſchlief Sup. KR. Ferdinand Elßmann in
Scaltau, geb. 25. Jult 1824 in Kl.Veilsdorf als Förftersfohn, ftud. in Jena,
wo er auch Oberlehrer an der Seminarſchule war, wurde 1851 Rektor in Schalkau,
1856—59 Oberpfarramtsverweſer, 1860 Diaf. und Pfarrer von Bachfeld, nad)
DR. Eduard Graf Tod deffen Nachfolger im Oberpfarramt und Ephorie
und Mitglied der Synode; eifriger Förderer landwirtichaftlicher Intereffen; ver:
heiratet mit Hildegard geb. Blaufuß.
Balduin Koch, Kirchenrat, geb. 30. Juli 1824 in Harras als Sohn
des a. 1850 in Gellershaufen verftorbenen Pfarrerd Joh. Nicolaus Koch und
dejlen Ehefrau Henriette von Lilienſtern aus Friedenthal (F 1866), abfolvierte
da3 Gymmafium von Hildburghaufen 1845, ftudierte bis 1848 in Jena, bejtand
die theol. Prüfungen 1849 und 1851, war dann Hauslehrer in Klofter Rohr und
Romrod, 1852—62 Subftitut in Heubach bei KR. Geiger, 1862—71 Pfarrer
in Biberſchlag, vom 12. März 1871 bi 1896 in Steinach- Haſelbach, wobei ihm
als Hülfsprediger zur Seite ftanden Adalbert Enderd aus Dieban in Schlefien
(1888— 90, jegt Schuldireftor in Sonneberg), Hermann Barthel aus Stobra
bei Apolda 1890—93 (jet Pfarrer in Schmiedefeld), Hans Ahrens aus Hild—
burghaufen 1893—95 (jeßt Pfarrer in Pfersdorf) und Dr. Carl Vogl aus
Behyn in Böhmen 1895—96 (jet Pfarrer in Leislau). Nach feinem 2djährigen
Pfarrjubiläum in Steinad (12. März 1896) wurde er am 25. Juni 1896 nnter
Anerkennung feiner langjährigen treuen Dienfte in den Nuheftand verjegt, als
Kirchenrat prädiziert, ftarb 2. September 1899, 76 Jahre alt, und wurde von
Pfarrer Dr. Koft beftattet. Mit befonderer Sorgfalt führte er die Kirchen—
bücher und das von den Pfarrern Ziller und Fritſch angelegte Familienregifter,
da3 in 5 Bänden mit c. 2000 Seiten die zuverläffigiten Eintragungen enthält;
gleiche Sorgfalt wandte er dem Armenweſen zu. Seit 30. September 1855
war er verheiratet mit Anna Schneider aus Kl. Rohr. Kinder: Curt geft. 1885
4 48 Ber
als Ingenieur in Steinah, Emma verheir. an Saufmann Dar Nüdert dafelbft,
Maria geft. 1872, Dr. phil. Bernhard, Mathematiker, Oberlehrer am Real:
ghmnaſium in Duisburg.
Am 3. Mai 1900 ftarb in Meiningen O...-R. Dr. theol. Otto Dreyer,
geb. 4. Dez. 1837 in Hamburg, Pf. und Sup. in Gotha, deſſen Ehrenbürger er
bei feinem Scheiden wurde, feit 12. Mai 1891 Sup. und D-KNR. in Meiningen,
1887 Dr. theol. h. c. von Sena, Verfaffer des „Undogmatifchen Chriftentums*
(Braunfdhweig 1888), als Betrachtungen eines deutſchen Spealiften und Aus—
gangspunkt des ſog. Apoftolitumsftreite8 von 1892 (Kaftan-Harnad), Schüler
Richard Rothes in Heidelberg, langjähriger Mitarbeiter am Senenfer theolog.
Jahresbericht, Mitbegründer des allgemeinen evangel.proteft. Mifjionsvereins
und der Carl SchwarzStiftung in Gotha, Mitglied der Eiſenacher Kirchen:
fonferenz, 1898 im Auftrag der Dieininger Sirchenregierung bei der Einweihung
der Erlöferfirhe in Jerufalem, feinfinniger Kunſtkenner, vornehmer Charafter.
Verheiratet mit Selma, Tochter des Generalfup. Beterfen in Gotha, von feinen
Söhnen ift der eine Naturforfcher, der andere Geiftlicher, der dritte Kaufmann,
die ältefte der vier Töchter ift verheiratet an Prof. Wislicenus in Straßburg.
oh. Daniel Hopf, geb. 8. März 1827 in Kaltenlengsfeld ald Sohn
eined Schuhmacdjermeifterd, ftarb am 11. Juli 1900 als Sup. und KR. in
Salzungen. Er befuchte von 1841 an dad Gymnaſium in Meiningen, ftudierte
von 1847 an in Jena, beſonders bei Hafe uud Nüdert, und lernte im Haufe
des Geh. Hofrates F. G. Hand ein gut Teil der Litteratur der Kirchenmuſik
fennen. 1850 wurde er Lehrer am PBrivatinftitut des Prof. Bernhard im
Meiningen und Apoftelprediger an der Hofkirche, 1853 Diakonus in Salzungen und
nad DR. F. W. Gleihmanns Benfionterung 1876 defien Nachfolger und KR.
1888. Gein theolog. Fundamentalfag war: „Der Menfd wird gerechtfertigt
durch den Glauben.” Viele feiner Predigten waren Kunftwerfe, einige berjelben
erfchienen in Drud. Außerdem war er Borfigenver der von Hofrat Beder in
Gotha 1817 begründeten Iutherifchen Zubelftiftung für ehelih männlide Nach—
fommen der Seitenvertwandten des Neformatord in Möhra und Mitglied der
Sulzbergerfhen Stiftung. Seit 1853 war er verheiratet mit Agnes, einer Tochter
des Juſtizamtmanns Briegleb in Oftheim, fein Sohn Mar ift Infpektor eines
großen Gutes.
Aus dem Shulmwefen fei zunädft des Vereinsweſens gedadt. Da
aber hielt der Verein akademiſch gebildeter Lehrer an den höheren Lehranftalten
des Herzogtums feine Jahresverfanmlung am 14. Mai 1899 in der Aula des
Gymnaſiums Georgianum zu Hildburghaufen, wobei Profeffor Puſch für die
franzöfiihe Lektüre das Leſen moderner Schriftfteller empfahl (Michelet, Duruy,
Taine, Chatrian, Coppéc). Am 6. Mai a. ej. tagte der Verein der Freunde
Herbartiiher Pädagogik im Kaiferfaal dafelbft, wobei Prof. Rein: Jena über
das Fortbildungsſchulweſen ſprach, das vorwiegend Erziehungsſchule fein müffe.
Auf der 23. Allgemeinen Meininger Lehrerverfammlung in Salzungen
am 3.—5. Oktober 1899 (unter Vorſitz des Kantor Adam von Pößneck) waren
+3 49 Ber
24 Bezirfölehrervereine mit 675 Stimmen vertreten. Vorträge: Schuldirektor
Enderd-Sonneberg über DOfterprüfungen, Rektor Schmidt-$tranichfeld über Natur-
geihichtäunterricht, Lehrer Hanft: Mendhaufen über Gemütöbildung. Nach der
Rechnungslegung des Kantor Greiner hatte der Verein Mi. 3349,57 Einnahme
und ME. 2977,70 Ausgabe. Kretsihulinfpeftor Ulrich- Sonneberg wurde zum
Ehrenmitglied ernannt. Lehrmittelausftellung erfolgte in der Salzunger Stadt:
ſchule, gediegened Kirchenkonzert brachte der dafige Kirchenchor unter Zeitung des
Mufikdireftord Chr. Mühlfeld und Organiften Oppel.
Wie in Jena, Gotha, Mühlhaufen, Eifenadh, Apolda, Zella St. Blafüi
fanden im Oktober 1900 aud in Hildburghaufen wiffenfchaftlide Fortbildungs—
furje für die Lehrerfhaft mit Diskuſſionsabenden ſtatt. Teilnehmer c. 300.
Vorträge: Prof. Dr. Rein aus Jena: Grundlinien der Ethik; Geh. Hofrat
Brof. Dr. Euden: Gefchichte der geiftigen Strömungen; Prof. Dr. Link: Geologie.
Betreff3 der Prüfungsordnung für das Lehramt an den höheren Schulen
erging eine Minifterialbefanntmadung am 9. Februar 1900 und betreff$ ber
Prüfungszeugniffe für dad Lehramt an höheren Schulen eine anderweitige am
9. Juni 1900.
Das Direktorium am Gymnaftum Bernhardinum überfam an Stelle
des in ben Ruheſtand getretenen Oberfchulrates Kreß Prof. Dr. Ed. Göpfert,
am NRealgymnafium in Meiningen an Stelle bed verftorbenen Geh. Hofrats
Dr. A. Emmrid Dr. Schaper und an der Nealfchule in Sonneberg an Stelle
des verftorbenen Direftord Dr. Martin Prof. Dr. Heiland.
In Erwägung, daß an patriotifhen Gebenktagen an die Stelle firenger
Wiſſenſchaft vielmehr die Kunft, Sangeskunſt und Vortragskunſt zu treten
habe, wurden nad) dem Vorgang dramatifcher Aufführungen in der Salzunger
Realſchule im Realgymnafium von Meiningen und im Gymnaſium von Hild-
burghaufen die Berjer von Ajchylus, in Mufit gefegt von ©. 9. dem Erb:
prinzen Bernhard von S.-Meiningen, von den Schülern der oberen Klaffen zur
Aufführung gebradt.
Aus dem gewerblichen Schulwefen fei verzeichnet: Die Induftriefchule
Sonneberg, 1883 auf Anregung der Handeld: und Gewerbefammer und durch
ein Komitee von Kaufleuten und Fabrikanten begründet zur Ausbildung im
Zeichnen, Modellieren, Malen, Schnigen, Mechanik, hatte zunächſt von der Stabt
die für die Schule erforderlihen Räume und von Privaten die Mittel zur
Schulunterhaltung (Mt. 5000), feit 1888 einen Zufhuß aus der Staatskaſſe
bon ME. 2000, dann unter Wegfall dieſes Zuſchuſſes für den Direktor und
Hauptlehrer bei Übernahme in den Staatsdienft Gewährung eines jährlichen
Gehalts von DIE. 2500. 1899, da die Schule 57 Schüler zählte, wurde fie von
der Stadt übernommen und ein neues Induftriefhulgebäude um ME. 150 000
errichtet zugleich für Bureau und Ardiv der Handeld: und Gewerbefammer und
die von 120 Schülern befuchte Handelsfachſchule. Der Landtag verwilligte
17. Zuli 1899 dazu einen einmaligen, nicht zu erjtattenden und unberzinslichen
4
A 50 Be+
Zufhuß von ME. 25000 zum Bau und einen fortlaufenden jährligen Beitrag
bon ME. 3000 zur Unterhaltung der Schule neben dem übernommenen Gehalt
bon ME. 2500 jährlidy für den Direktor zunächſt auf 10 Jahre mit der Maß—
gabe, daß der Beitrag des Staated nicht mehr betragen fol ald der Zuſchuß
ber Stadtgemeinde Sonneberg felbit für die Schule.
In den Fortbildungsſchulen von Sonneberg gehörten 1899 der gewerb-
lihen Abteilung der Boffierer und Bauhandwerfer 61 Schüler an, während am
Unterricht der drei Abteilungen der allgemeinen Fortbildungsſchule zufammen
107 Schüler teilnahmen.
Die vor 20 Jahren in Scalfau begründete, 1899 von 13 Vollſchülern
und 15 Hofpitanten befuchte, leider noch zu wenig befannte Fachſchule unter
Louis Blechſchmidts Leitung, Hat der Spielwarenindbuftrie ihre$ Teild durch
hübſch erdachte, anatomiſch Forreft ausgeführte und leicht verkäufliche Modelle
aufgeholfen, außerdem mancherlei Werke in deutſcher Renaiffance ausgeführt.
Der Fachſchule in Lauſcha gehörten 1899 13 regelmäßige Schüler und
47 Hofpitanten an, die Schule war mit Aufträgen aus der Induſtrie während
des ganzen Jahres reichlich bedadt. Die Fachſchule in Limbah wurde von
11 jungen Leuten aus Steinheid, Limbach, Siegmunddburg, Alsbach und Scheibe
befudt. Zuwendungen erhielt fie vom Staat, den Gemeinden Steinheid und
Siegmundsburg und von der Porzellanfabrit Limbach.
Die Mopdellier: und Zeichenfhule in Lichte-Wallendorf unter Profeſſor
2. Hutſchenreuters Leitung bejuchten 1898 252 Schüler, worunter 180 Volks—
fhüler und 72 Lehrlinge (21 Modelleure, 21 Lehrlinge der Platten: und Schalen-
malerei und 30 Fabriklehrlinge) zu keramiſch-gewerblicher Ausbildung; eine für
die Waldorte jehr wichtige Anftalt.
Die I Meininger Handelölehranftalt in Meiningen, 1898 begründet,
hatte a. 1900 unter Direktion von Baul Oswald eine Frequenz von 97 Berfonen
(21 Damen und 76 Herren). Die Anftalt nimmt ihren Unterrichtsſtoff nur aus
den praktiſchen Vorfällen faufmännifher Thätigkeit und erteilt zugleich fremd:
ſprachlichen Unterricht.
Bon ber Herzogl. Realfcyule in Sonneberg mit Handel3abteilung wurden
die 9 Schüler, welde zu Oftern 1899 die Schule mit dem Zeugnis der Reife
verließen, fämtlih Kaufleute. 1900 gehörten von den 13 Schülern der Prima
8 und von ben 12 Schülern der Sekunda 6 der Handeldabteilung an. An der
Anftalt wirkten 9 ordentliche und 3 Hülfslehrer. Oſtern 1900 betrug die Zahl
der Schüler 129. An Stelle des Latein wird Franzöfiih 6 Jahre und Engliſch
4 Jahre lang gelehrt, 3 Jahre Phyſik und phyſikaliſche Technik und 2 Zahre
Chemie; in der Handelsabteilung feit 1885 in wöchentlich 4 fafultativen Stunden
Handelöfunde, kaufmänniſche Buchführung und kaufmänniſche Korrefpondenz in
englifcher, franzöfifcher und deutfcher Sprade. Die Abiturienten der Realſchule
werden in die Oberfefunda jeder Oberrealichule aufgenommen, jowie in bie
fönigl. technischer Staatölehranftalten in Chemmig, zu weiterem Beſuch der
+4 Dil Ber
Technischen Hochſchule in Dresden, und in die bayeriſchen Induftriefchulen von Nürn-
berg und München zu weiterem Befuch der kgl. Techniſchen Hochſchule in Münden.
Die am 1. Mai 1898 begründete Handelsfachſchule in Sonneberg will
jungen Leuten, die fid) dem Handelöftand oder einem verwandten Berufszweig
widmen, durch ſyſtematiſch geordneten Unterricht Gelegenheit geben, die für ihren
Beruf erforderliche allgemeine und bejondere Fahbildung fi anzueignen. Es
wird unterrichtet in: Deutſch, Engliſch, Franzöfifh, Spaniſch, Handels- und
Mechfellehre, Handelögeographie, kaufm. Rechnen, Buchführung, Stenographie
und Schönjchreiben. Seit Sommer 1899 wird der lnterriht früh von 7—9
(im Winter von S—10) und nadhmittagd von 1—3 gehalten, um die jungen
Leute nicht mitten in der Kontorzeit der Thätigkeit im Geſchäft zu entziehen.
Das Schuljahr 1899/1900 begann mit 106 Schülern, an der Anftalt wirken
9 Lehrer.
In Haubinda bei Wefthaufen hat Dr. Lie a. 1990 auf dafigem, bon
ihm erfauften, 1340 Morgen haltenden Rittergut ein Landerziehungsheim mit
80 Schülern begründet zu land- und forftwiffenfhaftliger Ausbildung und
wiſſenſchaftlicher Inſtruktion nad Realſchulſyſtem. Bisher war fein Erziehungs:
land Jılfenburg, feine Erziehungsgrundfäge find in feinem Buch: „Emloftobba,
Roman oder Wirklichkeit?“ niedergelegt. Ein Sculneubau wird foeben bon
Maurermeiſter Aug. Leffler-Hildburghaufen errichtet. Die Regierung bringt dem
Unternehmen Intereffe entgegen.
Das Pfarrer Rich. Hofmannfhe Inftitut in Unterneubrunn hatte in
feinem 16. Schuljahr a. 1900 c. 25 Schüler. Einige derjelben gingen auf
Oberrealſchulen, Realgymnafien und Gymnaſien über, andere wandten fich dem
Handel und der Induftrie zu, 10 Zöglinge erwarben in Gafjel dad Zeugnis
für den Einjährig-Freiwilligen Militärdienft. Ahnliche Ziele verfolgt die zu
Dftern 1899 von Cand. theol. Baul Heinrich, früherem Lehrer in Unterneu—
brunn, in Hildburghaufen errichtete Wiſſenſchaftliche Lehranitalt.
An den Volksſchulen des Herzogtums hatten am 1. Mai 1899 der
Kreis Meiningen 176, Hilbburghaufen 157, Sonneberg 151 und Saalfeld 193
Lehreritellen; an diefen 677 Stellen waren 601 ftändige, 69 widerruflich bez.
vertretung3weife und 7 nicht beſetzt. Im Jahrzehnt 1887/97 war die Zahl der
pollbeichäftigten Lehrkräfte von 584 auf 653 geftiegen (um 11,9%), die Zahl
der Klaſſen von 631 auf 720 (um 14,1%), während die Durchſchnittsklaſſen—
ftärfe von 62 auf 59 fiel. Auf die Klaſſen in induftriellen Bezirken fielen faft
1!amal foviel Schüler als in landwirtfhaftlichen; ein Viertel aller Schulkinder
ſaß in überfüllten Klaſſen an c. 80 Schulen. So find die Schulverhältniffe im all-
gemeinen in erfreulicher Fortentwidelung, wenn aud von dem Ideal der Päda—
gogit — 40 Kinder auf die Klaſſe — noch erheblich zurück. Halbtagsſchulen
fennt das Herzogtum nicht!
Schulneubauten wurden geweiht u. a. 9. November 1898 in Geba,
24. Auguft 1899 in Adelhaufen (Mafienhaufen), 5. November 1899 in Heßberg,
4*
+4 52 Ber
18, September 1900 in Bod und Teich, bisher nad) Wallendorf geichult, wo
gleicherzeit ein Grweiterungöbau vorgenommen wurde, 15. Oktober 1900 in
Themar, 4. November 1900 in Förig bei Sonneberg, bis dahin nah Schwärz-
dorf geſchult, 2. Dezember 1900 in Judenbach.
Nachdem die neue Übungsichule des Seminars in Hildburghaufen am
27. Oktober 1898 in Benugung genommen worben war, geihah dies mit dem
neuen Seminar am 6. Februar 1899, während ſich der eigentlihe Weiheakt mit
Beginn ded neuen Schuljahres am 6. April unter Anfpraden des Staats-
minifterd Freiherrn Dr. von Heim und de Schulrat3 Dr. DO. NRüdert vollzog.
Während erjtere, an der weftlichen Seite des großen Grundſtücks, des alten
Bauhofs, belegen, im Kellergeſchoß Waſchküche und gewölbte Wirtfchaftskeller,
im Erdgefhoß die 3 Klaffen der Taubſtummenſchule, ein Lehrzimmer und eine
Wohnung und im Obergefhoß 4 große Klaſſen für die Übungsſchule enthält,
hat leßtered zunädft ein Sodelgeihoß, da3 gemwölbte Räume für die Zentral-
heizung und die Scülerwerkitätten befaßt. An einem breiten Mittellorridor
liegen im Untergeſchoß nad Süden dad Direktorzimmer mit Kabinett für Xehr:
mittel und zwei Klaffenzimmer, nad Norden der Zeichenfaal mit Modellkammer,
das Phyfilzimmer mit Kabinett und ein Klaſſenzimmer. Im Obergefhoß finden
fid) füblich zwei Klaffenzimmer und das Lehrerzimmer, nördlid ein Klaffen-
zimmer und das Biolinzimmer; am Ende de Korridor nad Weiten die Aula
16 m lang, 10 m breit und 6%, m hod in NRenatflanceitil mit ſchön gemalter
Dede, Kromenleuchter, den Büften Kaiſer Wilhelmö I. und IL, der Herzöge
Bernhard und Georg, der Pädagogen Comenius und Pejtalozzi, der Komponiſten
Beethoven, Mozart, Weber und Wagner und der herrlichen Orgel, die, als
766. Werk von Hoforgelbaumeifter W. Sauer in Frankfurt a. DO. um 7800 Mt.
erbaut, 22 Elingende Stimmen, 4 Kollektivzüge, einen Roll- und Jalouſiſchweller
hat und fid) durch dharakteriftiiche Färbung aller einzelnen Regifter, wie impo-
fante Fülle de3 ganzen Werkes, beſonders aud zu Konzerizweden eignet. Das
Dachgeſchoß enthält eine Gallerie für die Aula und 7 Kleine Muſikübungszimmer.
Für die Muſik ftehen zur Verfügung zwei Flügel, fünf Pianinos, ein Pedal:
barmonium, Biolinen, Violen, Gelli, Kontrabaß, Flöten, zu deren Beichaffung
©. 9. der Herzog ME. 3000 gefpendet hatte. Die beiven Gebäude wurden von
Baurat Schubert » Meiningen maffiv in Baditein, mit Gefimfen, Thür und
Fenſterbekleidungen in Sandftein errichtet, während die freitragenden Treppen
bon Granit find, Flure und Korridore geplattet und die Klaſſenzimmer mi
eihenen Fußböden belegt. ME. 50000, die der Landtag ©. 9. dem Herzog
anläßlich der Feier feines 70. Geburtstages zur Verfügung geftellt Hatte, wendet:
der Herzog dem Bau zu. Die Geſamtkoſten belaufen fih auf ME 15204. |
(Bergl. Dr. DO. Rüdert, Seminarberiht auf 1895—1900).
Das Ergebnis der Schulfparfafien im Jahre 1900 im Vergleich „|
1895 ift folgendes: Zahl der Schulgemeinden a. 1895: 309, a. 1900: 311; |
Zahl der Schulgemeinden mit Schulfparfaffen 1895: 152, 1900: 249; Gejamt:
4 53 u»
zahl der Schulkinder 1895: 38679, 1900: 43372; davon legten ein 1895:
14898, 1900: 28389; in Proz. 1895: 38, 1900: 66; von VBorfchulpflichtigen
legten ein 1895: 1249, 1900: 2236; von Konfirmierten 1895: 806, 1900: 1905;
in Sa. legten ein 1895: 16953, 1900: 32530; der Beitand der Sparkaffen war
1895: Mt. 404327, 1900: Mi. 913386,29; auf ein Kind entfielen 1895:
Mt. 7,09, 1900: ME. 8,95; Ginlagen in Sa. 1895: ME. 120357,03, 1900:
Mt. 291136,32; an Zurüdzahlungen erfolgten 1895: ME. 86 105,08, 1900:
Mt. 194262,10.
Die Peitalozzi-Heine-Stiftung, das Werk des in Hildburghaufen ver:
ftorbenen ifraelitifhen Lehrer Rofenthal und ſeit ihrer Begründung a. 1882
von Lehrer em. Wiegand » Meiningen verwaltet, hatte 1898 einen Kapitalſtock
von Mf. 31742,29, vereinnahinte ME. 8659,40 (worunter Mi. 4436,50 Mit:
gliederbeiträge) und verausgabte für die Hinterbliebenen von 10 verftorbenen
Lehrern ME. 3800. Das Organ dieſer Stiftung, fowie des Allgemeinen
Meiningifhen Lehrervereins, das „Schulblatt für Thüringen und Franfen*
wurde auch 1898-1900 von den Lehrern Tuiscon Rottek und Ludwig Greiner
(Pößneck) fahgemäß und zielbewußt redigiert.
Ein Geſetz, die allgemeine Lehrerwitwenkaſſe betreffend, erging s. 9. März
1898; ein weiteres vom 14. März 1898 über einen Nachtrag zum Volksſchul—
gejeg vom 22. März 1875 und zum Gefeg vom 22, Februar 1894 über bie
Bejoldungsverhältniffe der Volksſchullehrer und Lehrerinnen; noch eines vom
9. Februar 1900 betr. der Befoldungsverhältnifje der Lehrer und LVehrerinnen
der Volksſchule. 1898 konnte der Vorftand der allgemeinen Lehrerwitwenkaſſe
ME. 4775 als außerorbentlihe Unterftügung an beſonders bedürftige Lehrer:
witwen (deren 130 überhaupt lebten) verteilen.
A. 1900 wurden Schulärzte als medizinifchtechnifche Beiräte der Kreis—
und Stabtihulämter ſtaatlich angeftelt. Zu dem Zwecke wurde das ganze
Herzogtum in 24 Bezirke eingeteilt. Im laufenden Jahre wurden ſämtliche
Schulkinder unterfuht (die Mädchen der vier oberften Schuljahre nur auf be
fonderen Wunfc der Eltern), fofern nicht ein Zeugnis des Hausarztes genügenbe
Auskunft gab; in Zukunft werden nur die Schulanfänger und die aus ber
Schule zu entlaffenden Knaben unterfucht, ſowie alle diejenigen Kinder, bei denen
ein körperlicher oder geiftiger Fehler wahrgenommen worden ift. Gine fehr
praktiſche Einrichtung, durch welche mit der Zeit Entwidelungskrankheiten und
Seuden unter den Schulfindern immer mehr ſchwinden werden.
Med. und Reg.-Rat Prof. Dr. Leubufcher hielt feit Winter 1898 in
der Aula des Lehrerfeminars zu Hildburghaufen öffentliche, gutbefuchte Vorträge
über Gejundheitälehre.
Während nad dem Zwangserziehungsgeſetz von 1887 die Koften der
Erziehung, foweit fie nicht don den Eltern oder aus dem Vermögen des Zwangs—
zöglings der Staatskaſſe erfegt werden fonnten, zur Hälfte von der Gemeinde
des Wohnortes oder des Aufenthaltsorte3 des Zwangszöglings zu erftatten
4 54 Be
waren, ift nah dem Landesgeieg vom 19. Auguft 1899 nicht mehr der bloße
Aufenthalt3ort, ſondern der Iinterftügungswohnfig des Zwangszöglings er:
ftattungspflichtig und bon der Gemeinde ift nicht wie ehebem vie Hälfte, ſondern
nur ein Drittel der Koften der Staatöfaffe wieder zu vergüten. Diefe Er:
mäßigung wird infofern von günftigem Erfolge fein, al3 von den Gemeinden
in Zufunft mehr Geneigtheit gezeigt werden wird, mißratene oder der fittlichen
Berwahrlofung ausgeſetzte junge Leute der Zwangserziehung überweifen zu laſſen.
Das 50jährige Dienftjubiläum feierte am 31. März 1898 Rektor Ludwig
Ne, der in Heldburg feit 1849 amtiert, Neben feinen Amt3arbeiten machte
fi) der Jubilar verdient um ben dafigen Verſchönerungsberein (Feitungshain,
Schillershöhe, Gerichtsberg), Gefangverein, Sammlung und Ordnung de3 ber:
ftreut gewejenen Feſtungsarchivs, ſchuf für die Kirchen von Römhild und Milz
Holzbildwerfe und ſchrieb: „Geſchichte und Bejchreibung der Vefte Heldburg“
(1888), fowie „Chronik der Stadt Heldburg“ feit 1751, die demnächſt in unferer
Vereindichrift für Meining. Geſch. und 2.8. erjcheinen wird,
Berftorben find: Dr. phil. Georg Gredner, geb. am 3. Januar 1824
in Eisfeld, ftud. in Jena, war dann c. 15 Jahre Lehrer am dafigen Stoyſchen
Inſtitut, darauf Rektor, Archidiak. und Oberpf. in Eiöfeld, 1874 als Nachfolger
Lübens Seminardireftor in Bremen, 1896 penfioniert, ftarb 3. November 1899;
ein trefflicher Prediger und einer der namhafteren Pädagogen Deutſchlands; er
fchrieb 1889: Bibelfunde für Studierende und Seminarien, Religion und Schule
und edierte mehrere Vorträge über wiffenihaftliche Pädagogik. In 1. Ehe war
Grebner verheiratet mit Natalie, Tochter ded Poſtſtallmeiſters 9. Filcher -Hild:
burghaufen, in 2. mit Glotilde von Lilienftern aus Eisfeld.
Dr. phil. Richard Martin, geboren am 23. April 1847 in Johann:
georgenftadt im Sächſ. Erzgebirge ald Sohn des dafigen Diakonus, Iangjähriger,
verdienftvoller Xeiter der Herzogl. Realichule mit Handel3abteilung in Sonne:
berg, ftarb in Jena am 4. September 1899. Bon 1856—64 beſuchte er das
PBrogymnafium und die Realſchule 1. DO. in Blauen i. ®., bildete fih dann als
techniicher Chemifer und Mathematiker auf der höheren Gewerbeſchule in Chemnig
aus, arbeitete als Volontär in einer hemifhen Fabrik in Meerane, ſtudierte
von 1867 an auf der liniverfität Leipzig Mathematik, Phyſik, Chemie und
Philoſophie und unterrichtete an der Übungsſchule Prof. Zillerd. 1870 beftand
er dad Staatderamen, beganı dann jeine eigentliche Vehrthätigfeit an der Militär:
vorbereitungsanftalt von Leut. Neumann in Dreöden, und unterzog fich ber
Ableiftung feines Probejahre® an der Nealfchule 1. O. in Neuftabt: Dresden.
Im Feldzug von 1870 bei St. Privat ſchwer verwundet, kehrte er nach 8 Mionaten
al3 Invalid in die Heimat zurüd, unterrichtete von Oſtern 1871 an an ber
Barth’ihen Privatrealichule in Leipzig, dann als provifor. Oberlehrer an der
Realſchule in Crimmitſchau, feit 1875 an der Nealidule 1. O. zu Borna in
Mathematik und Chemie. Seit 1. Januar 1876 war er Direktor der Gewerbe:
ſchule in Sonneberg, deren Wandlungen zur höheren Bürgerſchule und Real—
Aa DD o i-
Ichule mit Handelsſchule er unter ſchwierigen Verhältniffen mit vollzog und die
er in der Denkſchrift zum 2öjährigen Beftehen der Anftalt (1897) anfhaulich
Ichilderte. Seinen Bemühungen war es befonders zu danken, daß die Schule
1890 zur Staatdanftalt erhoben ward. Ein Mann von umfangreihem Wiffen
auf dem Gebiet der Chemie und Phyſik und zugleih von bemerfenöwertem
Organifationstalent hat er die Schule 23 Jahre lang erfolgreich geleitet. Am
2. März hatte er fich durch eine philofophifche Schrift über „Die legten Ele-
mente der Materie in den Naturwifenichaften und in Herbarts Metaphyſik“
und durd ein über Philofophie, Phyſik und Chemie an der Univerſität Würz—
burg abgelegte3 Examen die philofophiiche Doftorwürde magna cum laude er:
worben. Wiffenihaftlide Abhandlungen verfaßte er für das SZahrbud für
wiſſenſchaftliche Pädagogik, für die Zeitihrift für exakte Philofophie und für das
Bud der Erfindungen, Gewerbe und Induſtrie. 1896 fchrieb er die hHumorifti-
fchen Kriegderinnerungen eined 105erd. Er war verheiratet mit Emma geb.
Schraps; Kinder: Elfe und Richard.
Harmfen Wilhelm Nathfe, geb. am 16. Mai 1845 in Danzig, ftud. an
ber Techniſchen Hochſchule in Berlin, war dann Ingenieur im Büreau mehrerer
Mafchinenfabrifen, 1871—76 Lehrer am Technikum Cinbed, dann Dirigent des
von ihm begründeten Technikums in Sonderöhaufen, dad er im Januar 1879
nad Hildburghaufen verlegte. 25. November 1891 wurde er Herzogl. Staat?-
beamter, 1893 erhielt er da3 Ritterkreuz 2. Kl. S.:€.:9.:0. und ftarb nad)
längerem qualvollen Leiden am 21. November 1899. Ein Mann von hervor:
ragendem Drganifationd: und Lehrtalent, hat er die Anftalt unter ſchwerem
Ringen auf eine Frequenz von 1400 Schülern in den legten Jahren gebradit,
daburd das geihäftliche Xeben der Stabt gehoben und deren Namen, der einit
ſchon durd) das Meyerſche Inititut gewiſſen Weltruf hatte, im In- und Ausland be
fannt gemadt. Sein Wahliprudy war: „Arbeit ijt des Bürger Zierde, Segen
ift der Mühe Preis.” Verheiratet war Rathke mit Therefe geb. Treyfe aus
Berlin, von feinen Kindern wurde Eric Landmeffer, Guido Elektrotechniker,
während die Tochter Louiſe bei der Mutter lebt. Sein Nachfolger murde
15. September 1900 Ingenieur Dar Tolle aus Cöln.
Profeffor Gurt Friefer, geboren am 24. Februar 1854 in Altenburg,
abfolvierte da3 dortige Gymnaſium und ftudierte in Jena und Leipzig klaſſiſche
Philologie, wurde hierauf Lehrer an ber Erziehungsanftalt Schnepfenthal, 1878
an der (Gewerbefhule) Realjchule von Sonneberg, wo er bejonders in Latein
unterrichtete und nad) deffen Wegfall in Religion, Geographie, Deutſch und
Geſchichte (letzteres fein Lieblingsfach). Voll Wohlwollen und Gerechtigkeit gegen
alle feine Schüler, arm wie reich, begabte wie unbegabte, prägte er ihnen vor
allem Pflichteifer ein. Dichterifch begabt, vednerifch veranlagt und in ber:
ſchiedenen Wiffenszweigen heimisch, hat er auch außer der Schule in zahlreichen
Vorträgen viel Gutes gewirkt. In unferem Verein für Meiningiſche Geſchichte und
Landeskunde wirkte er als Bibliothefar von Begründung desfelben 1888—1897
2 56 Bo»
und hat ein gut Teil des Katalog aufgeftellt, der dann bon Dr. 2, Hertel
vollendet und 1899 veröffentlicht wurde. Zuletzt erfchütterte jahrelanges heim-
tückiſches Leiden die fraftitrogende Geftalt, biß er am 28. November 1899 ent-
ſchlief. Seit 26. Dezember 1887 war Frieſer verheiratet mit Emma geb. Wor:
liger au8 Meiningen; Kinder: Gertrud geb. 1888, Martha geb. 1891.
Bon Volksſchullehrern verftarben: Johannes Schleicher, Kantor, geboren
am 6. Februar 1825 in Schwallungen als Sohn des auf der Yorftafademie
zu Dreikigader gebildeten Kaufmanns und Ofonomen Johannes Schleicher, be—
fuchte von 1841—44 dad Seminar, war dann Vikar in Ritichenhaufen und
Lehrer in Bernöhaufen, von 1860-95 in Nieth, hervorragend in der Rechen:
funft und Muſik, um die Riether Sparfaffe wohlverdient, ein grader Charafter,
fremd jeglihem Scheinwejen und von männlihem Freimut, ftarb 1. November
1896 in Coburg bei feinen Söhnen Mufifdireftor Ferdinand und Lehrer Richard
Schleicher. — Louis Diller, geb. 18. Februar 1870 als Sohn des Lehrers
Adam Diller in Weſtenfeld, 1886-90 auf dem Seminar, dann 2. Lehrer in
Unterwirrbad), ftarb 1. Mai 1898, erft 28 Jahre alt. — Martin Büchel, geb.
16. September 1852 in Streufborf ald Sohn des Landwirts Adolf B., 10 Jahre
Lehrer in Siegrig, 1884 in MWaffenrod, DOftern 1898 penfioniert und nad
Themar verzogen, wo er 29, Mai 1898 ftarb; verheiratet mit Mathilde Lein-
haas aus Neurieth; die Tochter an Lehrer Banker in Themar vermählt. —
Chriſtoph Gerhardt, geb. 8. Februar 1816 in Waldfiſch bei Eifenad; als Lehrer:
fohn, Lehrer in FFrauenbreitungen, 1841— 48 an der Hildburghäufer Bürger:
fchule, 1848—84 in Bedheim, ein würdiger Mann, verheiratet mit Chriftiane
geb. Grimm aus Frankfurt a. M., Kinder: Heinrid, T 1895 als Oberlehrer
in Mittweida, Therefe ledig, Augufte verh. an Xylograph Fr. Runge, Frig,
Ingenieur in Berlin, Carl Dr. med. und prakt. Arzt in Barmen. — Friedrid
Rau, geb. 8. Sept. 1842 in Streffenhaufen als Sohn des Lehrerd Martin
Rau, feit 1862 Haußlehrer in Limbach und Vikar in Beinerftabt, 1863 2. Lehrer
in Streufborf, feit 1868 in Gleicherwiefen und zugleich Schiedsmann und Poſt—
agent, ftarb 28. Auguft 1898; verheiratet mit Adeline Milz aud Salzungen;
4 Töchter und 3 Söhne. — Dr. phil. Adolf Büttner, erft Lehrer in Harras und
Altenbreitungen, dann Gombattant 1870/71, ftndierte darauf in Jena Naturwifjen-
ihaften, wurde Hülfälehrer an der Saalfelder Realfchule, 1. Lehrer in Pößneck,
dann 1885 Rektor in Gamburg, ein gedankenreicher Mann mit Vorliebe für den
Philofophen Schopenhauer, ftarb 20. November 1898. — Georg Philipp Rösler,
geb. 19. Januar 1818 in Holzhaufen, 1834-36 auf dem Seminar, dann
Inftitutslehrer bei Dr. Schreiber in Meiningen, 1839—46 in Arnögereuth, feit
1846 38 Jahre lang in Widmar, verheiratet mit Aurelie Baum von Da
(4 T. 2 ©.), 1884 penftoniert, ftarb in Gamburg 16. Dezember 1898. —
Conrad Bonfad, geb. 11. Februar 1830 als Sohn des Meggermeifterd Conrad
Bonjad in Heldburg, feit 1850 Haußlehrer in Schweinfurt und Ebersdorf, ſeit
1852 in Römhild, Vorfigender der freien Stonferenzen, Agent des Brand:
+4 57 Be»
verfiherungspereind unter Getftl. und Lehrern, Begründer des landwirtſchaft—
lichen Vereins, Förderer des Lefevereind und 1. Bürgervereind, 1866 Begründer
einer Schulfparkafle, Dirigent des Liederfranzes und Erfinder einer Notentafel,
Sammler präbiftorifher Funde auf dem Kleinen Gleichberg, ein Mann wahr:
haft religiöfen Sinnes, ftarb 19. Auguft 1899. — Ferdinand Jung, Kantor,
geb. 3. April 1823 in Birkigt, Schüler des Lyceums in Saalfeld und des
Seminard in Hilbburghaufen, Lehrer am Frommanſchen Imftitut in Coburg,
Vikar in Lofig und Oberlind, Lehrer in Saalfeld, Herfchborf, Sieglit, 1857
verheiratet mit Rofalie Hofmann aus Reihmannsdorf (Sohn Albrecht Lehrer
in Heldburg), beſonders bewandert in Botanik, ftarb in Gamburg 26. September
1899. — Günther Baumbad), geb. 28. November 1851 in Queienfeld, feit 1871
an der Bürgerihule von Meiningen, Mitglied des Kirchenvorſtandes, ftarb
6. Oktober 1899. — Carl Bachſtein, geb. 7. Juni 1840 in Blanfenhain, be:
ſuchte das Weimarer Seminar, dann Lehrer in Clodra und Weida, feit 1872
Zeichenlehrer an der Meininger Bürgerfchule, 1896 penf. und mit der goldenen
Medaille für K. und W. deforiert, ftarb 6. Oftober 1899 in Weimar. — Zulius
Hüttig, geb. 7. März 1825 in Edolftädt, feit 1844 Lehrer in Wichmar, Schwal⸗
lungen, Arnögereuth, danı 30 Jahre in Tultewig, ftrenggläubig und hervor:
ragender Religionslehrer, vol Wiffenddrang und Führer einer ſcharfen Feder,
Feind der Schablone, daher er einmal über feinen Lehrplan gefchrieben haben
fol: „Fürchte dich nicht vor denen, die im Lande umherziehen und dir drohn“,
worauf der Schulinfpektor darunter ſchrieb: „Wenn aber ein Mächtigerer fommt,
denn du bift, mußt du gehorden.” Hüttig ftarb unverheiratet in Bad Köſen
4. Januar 1900. — Franz Kirchner, Kantor, geb. 24. April 1858 in Erdorf,
1877 Lehrer in Walldorf, feit 1882 in Meiningen und zugleich 8 Jahre ftädtifcher
Kantor und Neubegründer des gemifchten Chores an ber Stabtfirde, Komponift
von Knaben: und Männerhören, machte Wanderungen mit feinem Kirchenchor
bi zur Wartburg und Sorbenburg, ftarb 12. März 1900. — Ernſt Frank,
geb. 17. Februar 1836 in Hümpfershaufen als Lehrerfohn, 1854—57 auf dem
Seminar, dann auf der Infel Rügen (mit Göhring, jegt in Harra3 und Geift-
hardt, jet in Coburg), dann Vikar in Langenſchade, von 1862—99 in Münden:
gofierftäbt, ftarb in Gamburg 19. Mai 1900, ein Mann bon makelloſem
Wandel; verheiratet gewefen mit Minna Zeitichel au Darnftädt, 2 Söhne,
wobon der eine Theologie ftudierte, während der andere Lehrer wurde.
Am 10. Januar 1900 fand in Schweina die Beifegung der in Hamburg
verftorbenen Witwe Friedrich Fröbels, an hochgelegener von dem befannten
finnvollen Denkmal Fr, Fröbels geihmüdten Grabftätte ftatt. Das mattfilberne
glänzende Sargidild trug außer Namen und Daten den Lieblingsſpruch der
Verftorbenen, Römer 8, 28. Die Gedächtnisrede hielt Pfarrer Engelhardt (in
Hamburg Paftor Cropp). Im Auftrage S. 9. des Herzogs legte Geh. Reg.’
Rat Dr. Schmidt Palmenfhmud am Grabe nieder. Blumenfpenden bradten
außerdem nod Fräulein Eleonore Heerwart aus Eiſenach, die erfte, nod in
a DB o Br»
regiter Thätigfeit ftehende Schülerin Frau Fröbeld und Fräulein Hanna Mede,
die als treue Fröbel-Schülerin in Eafjel wirkende Leiterin des Comenius-Hauſes
(Töchterheim des Evang. Diafonievereind). Ganz im Geifte des großen Natur:
und Sinderfreundes Fr. Fröbel legten auf Anregung des Lehrers Lipfert die
Kleinſten aus der Schule zum Schluß noch Blumenfträußchen der edlen finder:
freundin in das Grab.
Wiffenfhaft und Kunſt: An wiffenihaftlihen Produktionen er:
Ichienen exkl. der Publikationen in unferer Vereinsſchrift 1898-1900 u. a.:
E. Seidel, Geſchichte der Inneren Miffton im Herzogtum; B. Liebermann, die
Seeljorge und feelforgerlihe Diagnoje; D. Füßlein, die St. Johanniskirche in
Saalfeld; Pia desideria mit Bezug auf Die Meininger Landesſynode; E. Reichardt,
der Stirdhendienst der Lehrer; A. Unger, Handbuch des im Herzogtum S.-Meiningen
geltenden partifularen Privatrechts, III; B. Schmidt, Ergänzungäheft 3 zur
Überficht über die gegenwärtige Landesgeſetzgebung im Herzogtum S.-Meiningen ;
K. Berended, die S.:-Meining. Geſetze betr. Grundjtüdszufammenlegung und
Ablöfungen,; DO. Rüdert, Bericht über dad Herzogl. Lehrerfeminar in Hildburg-
haufen auf 1895—1900; Fr. Anſchütz, leihhtfaßliche Harmonie: und Generalbaß-
lehre; 2. Frauenberger, Mitteilungen ehemaliger Studierender des Technikums
Yildburghaufen; P. Lehfeldt, Baus und Kunftvenfmäler Thüringens (Kreis
Sonneberg) und Überſichtliche Darftellung der Kunſtgeſchichte in den Thüringiſchen
Staaten; 2. Hertel, die Rennfteige und Rennwege des deutſchen Spradgebiet3 ;
U. Deahna, Stammtafeln und Gedichte der Familie de Ahna Deahna;
6. Leib, Chronik von Ofthaufen (ID); H. Rolle, zur Chronik der Diözeſe Gräfen-
thal; 9. Wittmann, Einiges über Saalfelds Scidjale im Tjährigen Krieg,
Zur Gedichte des Saalfelder Seilerhandwerts, Die alte und die neue Kirche
zu Graba (von Pf. Heumann); B. Trognitz, mathematifhe Aufgaben nebft
Löfungen aus dem Penfum der Prima ber höheren Lehranftalten; P. Heinrich,
Selbitunterrichtöbriefe für da Einj.-Freiw.-Eramen; Tietjend, die Bauführung
(mit 25 Tertfiguren). An der vom Vorſtand des Gothaer Zandeslehrer: und
Beftalozzivereind angeregten Herausgabe eines „Thüringer Buches,“ dad als
Volksbuch Auffäge über Heimatskunde, Sitten und Gebräude, Sprüdmörter,
Volkslieder, Dialekte, Sagen u. a. bringt, beteiligten fih auch eine Anzahl
Lehrer unfered Herzogtums,
Der Henneberger Altertumsforfchende Verein unter Direktion deö Ober:
baurates Frige-Meiningen veranftaltete ab und zu WortragSabende, an denen
u. a. fpradien: Dr. Weiß über den ſkandinaviſchen Norden zur Zeit der Wikinger
und Oberbaurat Frige über das ftilvolle deutſche Zimmer (in der Ritterburg
und im Bürgerhaus); als SKonfervator des Vereins fungiert Major a. D
von Fromm, ald Sekretär Sculdireftor Döbner, als Schagmeifter Kultur:
ingenieur Scholz und als Bibliothekar Oberlehrer Dr. Puſch. In der Bereins-
ſchrift erfchienen: Eine Landwehr im Meininger Unterland, von Geh. Reg. Rat
K. Schaller, Zur Vorgefhichte des Herzogtums Meiningen (Franken), über das
3 59 Be-
Alter der Funde und über einige jcheinbar römische Fundgegenftände vom Kleinen
Gleichberg bei Römhild, Tullifeld, Dolmar und Jüchſen (drei alte Ortsnamen
de3 Herzogtums Meiningen), Hat der h. Willibald von Eichſtätt das Kloſter
Milz bei Römhild 783 eingeweiht, von Hofrat Dr. Jacob; zur Erinnerung an
Hofrat Prof. Dr. Grobe von Schuldireftor Döbner; Erläuterungen zu 7 Tafeln
von Major von Fromm; M. Chriftian Junker und fein Hennebergiſches Ge:
ſchichtswerk zum Säfulargeburtötag Georg Brüdnerd, von K.R. D. W. German.
Auf Veranlaffung desſelben Vereins wurden, nit um weitere präbiftortiche
Gebrauchsgegenſtände zu finden, fondern um alte Befeftigungöwerfe und Wohn:
ftätten aufzudeden, im Juni 1899 mit Unterftügung Herzogl. Staatöminifteriums
und unter Zeitung des Oberförſters Stöger Forſchungsarbeiten auf der Steinsburg
bei Römhild ausgeführt. In allen drei Ummwallungen ded Berges fanden ſich
alte Mauerwerke, Trodenmauern aus Bafaltfteinen; im unterften jchmalften
Steinring waren die Mauerreite niedrig (1 m hoch und 1,5 m breit), an einigen
Stellen mit ftarker Bodenneigung teraffenförmiger Aufbau, an einer Stelle deö
Walles jcheinbar zehn hintereinanderliegende Mauern. Höher, ftärfer und dauer:
hafter waren die Mauerfunde in der 2, und 3, Ummwallung, legtere umfchließt
die Hochebene der Steinöburg; der einzige Zugang zu derfelben an der Nord:
feite war mehrmals durd eine etwa 3 m ftarfe Mauer gefperrt. Erſt nad)
Abräumung einer ftarken, abgeftürzten Steinfchicht gelangte man an die durch
Menfhenhand errichteten, funftvollen Mauern. Innerhalb jeder der drei Be
feftigungdmauern fanden fi unter- und oberhalb derjelben Refte von zahlreichen
prähiftorifhen Wohnftätten und Trichterwohnungen, einzeln oder gruppenmweife.
Die Trihterwohnungen (grubenförmig) find an die Oberfeite der Mauern an—
gelehnt, der Eingang mit einer Treppe meift noch erfennbar. In ſämtlichen
Wohnſtätten (nicht Eifternen, wie behauptet wurde) fanden ſich zahlreiche Topf:
fcherben und die yeuerftätte, in einigen noch Thonwirteln und Scleuderkugeln.
Ein Berliner Gelehrter foll die Forſchung weiter verfolgen.
Unfer Berein ebierte in Heft 29—37 der Vereinsſchrift auf 1898— 1900:
Das Medizinal: und Sanitätöwefen im Herzogtum (VI und VID von Dr.
A. Buzer, Sympathieformeln und Zaubermittel aus dem Saalthal von Bf. E.
Seidel, Aus der Geſchichte des Saalfelder Fleiſcherhandwerks von Dr. 2. DO.
Brandt, dad Salzunger Salzwerk (III) von Sup. E. F. Wald; Herzog Caſi—
mirs Gerichtsordnung über die Hererei vom 21. Februar 1629, Geſchichte der
Juden im Herzogtum ©. : Meiningen » Hildburghaufen (I), der Verein für
S.:Meiningifhe Geh. und L.-K. im erften Decennium feines Beftehens von
Dr. 9. Human, die Henneberger Zandedordnung vom 1. Januar 1539 von
Dr. 3. Simon, Katalog der Bibliothek von Prof. Friefer und Dr. 2. Hertel,
die Gloden ded Herzogtums S.Meiningen von Dr. 9. Bergner, die Grafſchaft
Gamburg (IV) von K.-R. Dr. Eidihorn, Geihichte des Kirchenliedes in ber
S.Meining. Landeskirche von Pf. V. Hertel; der Frankenſteiniſche Verkaufsbrief
bon 1330, Neue Landeskunde des Herzogtums S.-Meiningen (I: Quellen und
+4 60 Bo
Litteratur, Lage, Vermeffung (mitbearbeitet von W. Lorz), Karten, Charakter
de3 Landes (Anhang: die Landwehren und der Nenniteig). II: Orographie:
Lage der Berge, Höhenbeftimmungen; mit vier Kartenfkizzen) von Dr. 2. Hertel.
MWeitered über unfer Vereindwefen fiehe in dem Vereinsbericht.
Im April 1900 begründete Sup. 9. Rolle-Gräfenthal einen Verein für
dafige Ortögefchichte und Umgebung; in Saalfeld machten fih auf Veranlaffung
Prof. Webers ähnliche Beitrebungen geltend.
Bom 1. Auguft bis Mitte Dezember 1899 war Oberleutnant D. Berlet
in Berlin, Sohn de einftigen Yandrat3 von Hildburghaufen Geh. Hofrat Berlet
(r 1901) auf Anfuchen der kgl. Akademie der Wiſſenſchaften und im Auftrag
des Großen Generalftabes mit dem Akademiemitglied Gonze in Pergamon, um
die fartographifche Aufnahme der von dem Geh. Reg.-Rat Dr. Carl Human
durdforfchten Stadt und limgegend zu bewirken. Es wurde ein Gebiet von
etwa 1. Quadratmeilen in Maßftab von 1: 25000 nad) gleihen Grundfägen
aufgenommen, wie fie für die Herftellung der Meßtiſchblätter der fgl. preuß.
Landeaufnahmen gültig find. Die Auszeihnung mit der Feder ift im 1. Band
der „Altertümer von Pergamon” erfolgt.
Am 30. Januar 1900 wurde dad Profeffor Adolf Schaubach-Denkmal
auf dem Friedhof zu Meiningen geweiht. Dasſelbe, aus 23 regellos über
einander getürmten Steinen auferbaut und beſonders nah Oſten von einer
dichten Anpflanzung bon Nadelhölzern umrahmt, hat eine Höhe bon 324 Metern
und ruht auf einem über 12 [Meter Fläche dedenvden Fundament aus feften
Mauerwerf. Die zum Aufbau verwendeten Steine haben einen Rauminhalt
bon je 0,0035 bis 1 Kubikmeter, das Gewicht ſchwankt zwiichen 59 und 2730
Kilogramm. Sn die einzelnen Steine find die Namen der 25 Sektionen, weldye
fie geftiftet haben, eingegraben. Auf dem ſchräg in der Mitte der Frontfeite
liegenden weißen Marmor aus Südtirol fteht die Widmung in Goldidrift:
„Dem hochverdienten Alpenforfher Adolf Schaubach, geb. 30. Januar 1800,
geft. 28. November 1850, der Deutjche und Oſterreichiſche Alpenverein.“ Das
Modell zum Aufbau der Steinblöde war nad Angabe Sr. Hoheit des Herzog3
gefertigt; die Sektion Jena ftiftete 40 Specied Alpenpflanzen aus dem botaniſchen
Garten der Univerfität. So hat Bietät dem Manne ein Denkmal gefhaffen,
der nad elf Hochgebirgäreifen das klaſſiſche Werk über die deutſchen Alpen
fchrieb, gründlich tn der Darftellung, farbenreih in der Schilderung, eine leben3-
volle Fundgrube des Schönen, Erhabenen und Wilfendwerten und bon dem
Rudolf Baumbach fang: „Der Schaubad) aber wird genannt, Wo Berge ftehn
im deutfhen Land, Daheinı und wo der Alpen Stirnen Sich Idmüden mit den
weißen Firnen, Verehrung drum zu jeder Friſt Dem Toten, der unfterblid tft.“
Im März 1900 fpraden in den bon O-K.R. Dr. Dreyer und Prof.
Dr. Leubuſcher veranftalteten evangel. Gemeindeabenden Dr. Büsgen: Eifenad),
Dr. Mardd-Leipzig, Dr. Bindwanger:Jena, Dr. Wislicenus-Straßburg, Schau:
fpieler Oßmarr-Meiningen, Fräulein Helene Zange-Berlin, Schulbireftor Döbner
+1 Gl Ber
(Denkmäler der Meininger Stabtlirde), Schuldireftor Enders » Sonneberg
(Gang durd die ruffiichen Kirchen), Dr. Mayfer- Hildburghaufen (Erblichkeit
der Nerven: und Geifteöfrankheiten), Pfarrer Naumann, der befannte Führer
der National:Sozialen, über Ylotte und Sozialpolitik.
Am 2. Juli 1900 ftarb der Berliner Kunfthiftorifer Profeſſor Dr. Baul
Behfeldt in Kiffingen, erft 52 Jahre alt. Er entitammte einer angefehenen
Berliner Familie, war dafelbft geboren 9. Februar 1848, ftudierte in Bonm und
Berlin bei Ernft Curtius, Woltmann, Adler und Bötticher, promovierte 1871
in Halle, bereifte Sizilien, Frankreich, Griechenland, die Türkei, Schweiz und
Oſterreich, habilitierte fih 1876 als Privatdozent an der Techniſchen Hochſchule
Berlin und erhielt 1888 das Prädifat als „Profeſſor“. Daneben hielt er viele
Vorträge im Berliner Architekten: und Handwerker: Verein und im Letteverein.
Seine wiſſenſchaftliche Thätigkeit war der Geſchichte der Baufunft gewidmet,
fein fpezielleg Gebiet war die Holzbaufunft, deren erfter Hiftorifer er wurde.
1888 gab er feine Stellung als Dozent auf, um feine ganze Kraft in ben
Dienft der wiſſenſchaftlichen Aufnahme der alten Baudenkmäler zu ftellen. So
war er zuerft in der Rheinprovinz thätig und fchrieb: „Bau: und Kunftdenf-
mäler de Regierungsbezirks Coblenz,“ darauf wurde er Konferbator der Kunft-
denfmäler Thüringens und verfaßte nun in Verein mit feinen treuen Genoſſen
Garl Timmler, Lehrer an der gl. Kunſtgewerbeſchule in Berlin und Hofphoto-
graph Garl Bräunlic in Jena das monumentale Werk über die Bau- und
Kunftdentmäler Thüringens (Jena, Verlag von Guft. Fischer) in 28 ftattlichen,
reich mit Bildern durchfetzten Heften. Vom Herzogtum Meiningen find darin
behandelt die Amtsgerichtsbezirke Saalfeld (1889), Kranihfeld und Gamburg
(1890), Gräfenthal und Pößneck (1892), Sonneberg, Steinad und Schalkau
(1899), Hildburghaufen (foeben im Drud). Da findet vom erften Erwachen ber
Kunft und des Kunſthandwerks alles bis in unfer Jahrhundert hinein ſach—
gemäße und liebevoll eingehende Würdigung, dad wertvollite Kunſtwert wie Das
ſchlichteſte Erzeugnis vergangener Epochen, Türme und Mauern, Brunnen und
Denkmäler, Rat: und Bürgerhäufer, Kirchen und Kapellen, Infchriften, Grab:
fteine, Gemälde, Beden, Ofen, Bücher, Schmud und Hausrat, Fahnen und
Waffen, Webereten und Schnigereien. Dabei war Lehfeldts Vorzug, daß er
alle Einfeitigfeit eines Specialforfcherd dadurch mieb, daß er auch bie Staaten:
und Sunftgeichichte beherrſchte, ſowie dad mannigfahe Gebiet aller Kultur⸗
beftrebungen in Recht und Sitte, Tracht und Häuferbau, Handel und Wandel.
Abgeſehen von Arbeiten, die er in der Wiener Kunſtchronik, in der deutſchen
Bauzeitung, im Gentralblait der preußiſchen Bauverwaltung, in ber Zeitſchrift
des Vereins für thüringiſche Geſchichte, in der Thüringer Gewerbezeitung und
im Werk von Bergbau über Bau: und Kunſtdenkmäler der Mark Brandenburg
veröffentlichte, ſchrieb er beſonders noch: „Luther und fein Verhältnis zu Kunſt
und Künſtlern“ und als fein letztes Werk: „Überſichtliche Darftellung der Kunſt⸗
geſchichte in den Thüringiſchen Staaten“ (1900).
Am 31. Oktober 1900 waren hundert Jahre vergangen, feit Georg
Brüdner, geftorben 1. Juli 1881 als Geh. Hof- und Archivrat in Meiningen,
in Oberneubrunn als 3. Sohn des Weißbüttners Joh. Daniel Brüdfner und
feiner Ehefrau Maria Elifabeth geborne Gutſchalk aus Srauenwald geboren
ward. Auf Anregung des Pfarrers Herig und mit Unterftügung des Kauf:
manns Kilian Witter befucdyte er von 1812 an das Georg-Ernft-Bymnafium
in Schleufingen, wo er gediegene klaſſiſche Bildung durd; Rektor &. A. Wald
empfing und durch die dafigen hiftorifchen Stätten vielleicht au fhon An-
regung zu feinen fpäteren hiſtoriſchen forfchungen. Hatte er viel mit Not
zu fämpfen, daß er oft wochenlang warme Koft entbehren mußte, fo ging er
aus diefen Prüfungsjahren nur um fo gefräftigter hervor, fo wie fich die
Tannen feiner ſchönen Heimat unter der Wucht manchen Sturmes wohl
beugten, aber nur um ihr Haupt um fo freier und fühner wieder zu erheben.
Don 1821 an ftudierte er in Jena Theologie, befchäftigte ſich aber auch als
Famulus bei Prof. Fries mit philofophifchen und hiftorifchen Studien. Nach
beftandenem HKandidateneramen war er £ehrer an der Erziehungsanftalt
unferes Fandsmannes, des Reg.- und Schulrates von Türde in Klein-Blienide
bei Potsdam, und hierauf Erzieher zweier Prinzen Biron von Kurland in
Berlin, fowie Hörer von Schleiermacher und Carl Ritter.
Don 1851—41 leitete er als Tertius die vom Gymnaftum getrennte
Bürgerfchule von Hildburghaufen mit eiferner Strenge, 1841—66 wirkte er
als I. £ehrer an der Realfchule von Meiningen, wo er in Religion, Geſchichte,
Geographie, Mathematif und Deutfh unterrichtete, war daneben Dorftand
der Herz. öffentlichen Bibliothef und des Henneberger Geſamtarchivs, fowie
Sefretär und von 1865—75 Direktor des Hennebergifchen Altertumsforfchenden
Dereins. 1866 trat er in den Ruheftand. 1875 wurde er zum Geh. Hof:
und Ardyivrat ernannt.
Bleibende Derdienfte erwarb er fidy als Hiftorifer und feine beiden
Hauptwerfe: „Landeskunde des Herzogtums S.-Meiningen“ (1851—55) und
das „Hennebergifche Urkundenbuch“ (TI—VII), woran er 35 Jahre gearbeitet
und welches, Urkunden von 955— 1452 umfaffend, Grundlage für jede forfhung
auf den Gebiet Henneberger Gefchichte ift, werden feinen Namen auf ferne
Heiten tragen. War es feine Aufgabe bei Abfaffung der Landeskunde „in
die Natur und das Keben des Staats mit Zahl, Maß und abwägendem
Ausdrud einzutreten und das Beharrende, wie das in Bewegung und Der:
änderung begriffene, das Außere und Innere, das Gegenwärtige für fih und
bezüglich des früheren zu erfaffen und zu ſchildern,“ fo hat er diefe Aufgabe
+3 63 Br
nach Carl Ritters Urteil in Plaffifcher Weife gelöft und für feine Zeit zweifellos
ein epochemiachendes Werk gefchaffen. Finden fi bei dem außerordentlich
umfangreichen Stoff felbftverftändlicy auch mancherlei Irrtümer, ift es fchwer-
empfundener Mangel, daß Brüdner feine Gewährsmänner, direkte und
indirefte Quellen nicht namhaft und fo eine Nachprüfung feiner Darftellung,
u. a. befonders auch bei den von ihm erwähnten älteren Ortsnamenformen,
oft nahezu unmöglich madıt; kann die bloße Namensangabe hervorragender
Männer ohne wenigftens furze Angabe ihrer Lebenszeit und Derdienfte nicht
viel nüßen, ift die Regenten- und politifche Geſchichte nicht prägnant genug,
die Bliederung des Ganzen nicht durchweg überfichtlich und fehlt dem 1.Band
ein ins Einzelne gehendes Inhaltsverzeichnis u. a. mehr, fo hat Brüdner
doch durch dies Werk, aus dem hiftorifch ficherer Blick hervorleuchtet, mit
dem er Perfönlichkeiten, Kofalitäten, Kulturzuftände, fprachliche Eigentümlich-
feiten u. a. erfaßt und Gefcyichte, Wefen und Eigenart des Volkes oft mit
fnappen Strichen richtig charakterifiert, neben Junker, 3. A. von Schultes,
G. Emmerich einen der herporragendften Pläße unter den heimifchen Geſchichts
forfchern gewonnen. Beachte man nur feine Bemerkung zur Topographie:
„Eine jede Ortsgemeinde ift im Kleinen ein Volk, defien Wefen durch die
Cage des Orts, durch die Befchaffenheit des Bodens, durch ein mehr oder
minder abhängiges Produzieren, durch den Verkehr mit der Welt und durch
ererbte formen in Haus und Feld bedingt ift und deshalb im Zufammen-
wirken diefer Mächte das Bemeinfame durch Befonderheiten zu überwinden
ſucht.“
Ehrenplatz hat Brückner unter unſern hiſtorikern aber auch durch die
Vielſeitigkeit ſeiner Leiſtungen, die ſich mit bewundernswerter Energie auf
politiſche und kulturgeſchichtliche, rechtshiſtoriſche, geographifche, gelehrten-
geſchichtliche Gebiete erſtreckten und in den mit C. Bechſtein herausgegebenen
Denkwürdigkeiten für Thüringen und Franken, im hiſt.ſtatiſt. Taſchenbuch,
in der Müllerſchen Zeitſchrift für deutſche Kulturgefchichte, in Realſchul—
programmen und Lokalblättern niedergelegt find. Sei da nur erinnert an feine
Arbeiten über die Patronatsverhältniffe der Stadt Meiningen, die Einweihung
der dafigen Martinskirche, Brimmenthal als Wallfahrtsort und Hofpiz, Klofter
Sinnershaufen, der Rennfteig in feiner hiftor. Bedeutung, das Leben Schillers
in Bauerbach, die popponifche Einie der Grafen von Henneberg, Graf Wilhelm
von Henneberg und der Reichstag von Augsburg, Zuftände im Sojährigen
Kriege, Sitten und Gebräuche einer Bauernhochzeit, Beftandteile eines Kirmes:
fhmaufes. 1865 edierte er außerdem noch ein Pfarrbudy der Diözefen
Meiningen, Wafungen und Salzungen, 1870 ein foldyes der Diözefe Themar
und eine Candeskunde des Ffürftentums Reuß j. &; Schade, daß der Mann,
dem unfere vaterländifche Gefchichtswifienfchaft Großes verdankt, nicht Schule
machte und für jüngere Mitarbeiter auf gleichem Gebiet nur ſchwer zugäng-
lih war! —
a 64 Ber
Derheiratet war Brüdner in 1. Ehe mit Caroline Sophie, Tochter
des O. C.G. Präſidenten Hieronymi in Hildburghaufen, in 2. mit Eufebia,
Tochter des Sup. Dr. £omler in Saalfeld; von feinen Kindern ift Carl
A.G. Rat in Meiningen, während die Tochter Maria an Oberjtabsarzt
Dr. Efchenbad in Meiningen verheiratet war. Auf dem Mleininger friedhof
erhebt fich über den Gräbern der Gatten ein weißes Kreuz, defjen Sodel die
Infchrift trägt: „Hier ruhen in Gott Geheimer Hofrat Georg Brüdner, geb.
31. Oktober 1800, geft. 1. Juli 1881. Eufebia Brüdner geb. Komler, geb.
30. Juli 1823, geft. 7. April 1897.” Auf der NRüdfeite: „Das Gedächtnis
des Gerechten bleibt in Segen.“ Droben aber auf dem das Dorf Oberneu—
brunn überragenden „Köpfchen,“ einem herrlichen Ausfichtspunft, wurde 1891
vom Unterneubrunner Derfhönerungsverein an einer hohen Selswand eine
Gedenktafel mit der Infchrift angebracht: „Dem Andenken des hochverdienten
Derfafjers der Meiningifchen Landeskunde und des Henneberger Urkunden:
buches des Beh. Hofrates Profeffor Georg Brüdner, geb. zu Oberneubrunn
am 31. Oktober 1800, geft. zu Meiningen am 1. Juli 1881.” Seit März
1901 findet fih an feinem einftigen Wohnhaus in Meiningen (Erneftiner-
ftraße 6) eine von der Stadt geftiftete Gedächtnistafel.
Abhandlungen über G. Brüdner fchrieben: A. Schaubach in der
Henneberger Einladungsfchrift 1882, Dr. A. Human in der Chronik von
Hildburghaufen 1886, D. W. Germann in der Allgemeinen Deutfchen Bio-
graphie und in der 15. Lieferung des Henneberg. Dereins 1900, ſowie un:
genannte Derfaffer im Meininger Tageblatt von 1899 Ur. 281 und im der
Hildburgh. Dorfzeitung von 1900 Yir. 255.
Aus dem Gebiete der Kunſt fei bier erinnert an das am 26. Febr.
1899 von der Meininger Hoflapelle unter Frig Steinbachs Direktion in Sonne
berg gegebene Wagnerfonzert, daS zu einem der gelungenften Verfuche gerechnet
werben konnte, Wagnerſche Opern als Konzertmufif aufzuführen, in Anfehung
bejien, daß im Sonzertjaal das für ein Mufifdrama harakteriftiihe Moment
der Handlung fehlt und durch Verlegung einer Oper in den Sonzertfaal der
dramatifhen Muſik die Rolle der abjoluten aufgeziwungen wird, während doch
gerade bei R. Wagner der Muſik in Verbindung mit Text, Dekoration und
maſchineller Technik nur eine gleichgeordnnete Stellung angewiefen wird. Das
Programm bradte den ganzen dritten Aft des „Zannhäufer,“ die Berwandlungs-
mufif und Gralöfeier aus dem erſten Aft des „Parfifal,” die Schlußizene des
dritten Altes aus „Walfüre” (Brunhildens Rechtfertigung, Wotans Abfchied
und Fenerzauber) und die Szene aus der Feſtwieſe aus „Die Meifterfinger von
1 65 er
Nürnberg.“ Ausführende waren der Sonneberger Singverein unter Muſik—
direftor Hetzels Leitung und eine beträchtlihe Zahl von Damen und Herren beö
Meininger Singvereins, fhon erprobte Wagnerfänger. Unter den Soliften ge:
bührte die Palme dem Tenoriften Forhhammer aus Dredden mit feiner Stimme
voll Umfang, Schmelz, Metall und Fülle und feurigem Vortrag.
Am 19. März 1899 brachte ein Geiftliches Konzert unter abermaliger
Leitung Generalmufifdireftor Steinbachs in der Stadtlirde von Hildburghaujen
Brahms deutfches Requiem für Soli, Chor, Orcdefter und Orgel, daß Largo
von Händel für Solo, Violine und Orchefter, dad Ave verum bon Mozart,
einen bon Albert Beder gelegten geiftlihen Dialog aus dem 16. Jahrhundert,
und 3. S. Bachs Choral: „Ad Herr 20.” aus der Johannispaſſion. Aus:
führende waren der Köhlerſche Gefangverein unter Muſikdirektor Geutherd
Leitung und der Meiniuger Singverein, Soliſten Frau Iſabella Berger aus
Berlin, der es gelang, felbit in der 5. Nummer des Requiems dem Chor und
der Orcefterbegleitung gegenüber ihre dominierende Stellung als Soliftin zu
behaupten und Stonzertmeilter Bram Elvering mit wundervollem Spiel der Solo»
ftimme in Händel3 Largo. Drganift Serfling führte mit befannter Gewandt—
heit die Orgelbegleitung.
Die Einweihung des Brahms: Denkmal in Meiningen, wozu Mark
21500 an Spenden eingegangen waren, fand am 7. Oktober 1899 ftatt in
Verbindung mit dem 2. S. Meiningiſchen Landesmuſikfeſt und einer Ausftellung
von Bildern und Bildwerken von Brahms im kleinen Palais. Die Bülte,
Ihliht und würdig von Prof. Adolf Hildebrands in Münden Meifterhand, hat
auf einem ſtimmungsvollen, von Eichen und Ahornbäumen beftandenen Platz
im Englijchen Garten Aufftellung gefunden; der Sodel trägt die einfahe In—
fchrift „Johannes Brahms.” Brahınd war häufig Gaft der Refidenz, wo ihm
bie eigenen nahen Beziehungen des Herzogd zur Kunſt verftändnisvolle Auf:
nahme fiherten. Hier fand er auch Jahre Hindurd feinen Vorlämpfer Hans
von Bülow, der zuerft an der Spige der Meininger stünftlerichar die Propaganda
für feine Werke aufnahm. Durd v. Bülows Nachfolger Frig Steinbach ift
Meiningen auch jetzt noch die eigentlide Pflegftätte Brahmsſcher Kunft und
Steinbach fann fi rühmen, mehr für die Sadye Brahms gethan zu haben al3
alle feine deutjchen Kollegen zufammen — ein Verdienſt von gejhichtlicher
Bedeutung!
Bor der Weihe des Denkmals kam in der Stabtkirhe Brahms deutſches
Nequiem zur Aufführung, der Enthülungsaft wurde eröffnet mit einem bon
Widmann gedichteten und von Hofidaufpieler Franz Nachbaur geſprochenen
Prolog, die Feſtrede hielt der Ehrenpräfident des Denkmalkomitees Brofefjor
Dr. Sofeph Joachim, der Herzog und feine Gemahlin legten Kränze am Dent:
mal nieder, dem noch viele andere Sranzipenden folgten. Nad Schluß der
Enthüllungsfeier brachte das „Triumphlied“ in ver Kirche gleihfam eine Apotheofe
des Meifters. Am Abend fand im Hoftheater Orchefterfongert ftatt; am 8. und
5
A 66 Ber
9. Oktober vormittags Kammermufilaufführungen (Haydn, Brahms, Beethoven,
Mozart, Schumann, Schubert), am Abend wieder Orchefterfonzert (Bad, Beet:
hoven, Schubert, Mozart, Brahms). Der Leiter des 2. Landesmuſikfeſtes war
Generalmufifdirefior Frig Steinbady, die Chöre waren gebildet au den ge
miſchten Singvereinen der Städte Hildburghaufen, Meiningen, Römhild, Saal-
feld, Salzungen und Sonneberg und zählten über 400 Mitglieder; die Herzogl.
Hoffapelle war auf 80 Mann verftärkt. ALS Soliften wirkten Frau Hermine
v’Albert= Fink, Frl. Adrienne Osborne, Prof. Dr. Joachim, Brof. E. Halir,
Prof. E. Wirth, Prof. R. Hausmann, Eugen d’Albert, 8. Borwid, E. Ford)
hammer, Dr. Felix Kraus. Am 10. Oktober abends war TFeitaufführung der
Oper „Fidelio,“ wobei der Singverein Meiningen die Chöre ausführte.
Eduard Grau, Herzogl. Garteninfpektor über alle Hofgärtnereien des
Landes und der fifalifchen Anlagen des Staats, jtarb am 4. Mai 1898. Er
war geboren am 8. Januar 1841 in Amorbad in Unterfranten als Sohn des
Rates Grau (fpäter in Coburg), begann feine gärtnerifce Laufbahn als Lehr:
ling in ver Hofgärtnerei zu Coburg unter Hofgärtner Zeifig, ging dann als
Volontär nah Bibrih a. Rh. in die berühmte Gärtnerei des Herzogs von
Naffau, dann nad Brüffel zu dem bekannten Zandjchaftsgärtner Linden, unter
deffen Leitung er in Paris den Jardin d’acelimatisation anlegte, darauf in
eine große Orgideengärtnerei von St. Cloud und fam 1862 auf Empfehlung
des Fürften Eduard von Hohenlohe-Langenburg nah Bad Liebenftein zu S. 9.
dem damaligen Erbprinzen Georg, wo er die Anlagen um das eben erbaute
Hotel Bellevue, fowie diejenigen an der Villa Feodora herftellte. Am 1. Oktober
1867 wurde er nad) Dleiningen verjegt und 1877 zum Garteninfpeftor ernannt.
Seine hauptſächlichſten Schöpfungen in der Refidenzftadbt waren die Anlagen
des Herrenberges, des Friedhofes, eines Teiles des Englifhen Gartens, des
Balaiögartens; in Heldburg legte er den Feſtungspark an und in Berchtesgaden
den Park an der Billa I. 9. der Prinzeffin Daria. Dazu famen die fiskaliſchen
Gartenanlagen in der Umgebung der Realichule, des Gymnafiums, des Land—
gericht3, de Landtagsgebäudes und des Krankenhauſes in Meiningen, diejenigen
an der Irrenanftalt, am Schloß und Schloßgarten und am Gymnaftum von
Hildburghaufen, am Scloßgarten in Römhild und am Burghof in Salzungen.
In Würdigung feiner Verdienſte erhielt er von S. 9. dem Herzog das Ber:
dienftfreuz für Kunſt und Wiſſenſchaft und das Nitterfreuz 2. Kl. E.“H.⸗O.
Seit Juli 1867 war er verheiratet mit Mary, Tochter des Porzellan: und
Porträtmalers Beuthe in Meiningen; von feinen Kindern ift Arthur Haupt-
faffier an der St. Paulibrauerei in Hamburg, Elfa verheiratet an Kaufmann
und Geheimjetretär Magdeburg in Greifäwalde, Heinrih Ingenieur in der
Werthſchen Hoch- und Brüdenbaufabrit in Dortmund, Margaretha verheiratet
mit Bürgermeifter Dr. jur. Schüge in Stendal, während Ellen bei der Mutter in
Meiningen lebt.
A 067 Ber
Am 5. Mai 1899 ftarb in Pößned der wegen feiner fünftlerifchen Be:
ftrebungen aud in weiteren Streifen gefhäßte Fabrikbeſitzer Paul Bernhardt,
der dem mufifalifchen Leben der Stadt mächtigen Auffhwung verlieh. Auf
dem Stonfervatorium in Leipzig als Geigenvirtuos auögebildet, brachte er, mit
feiner begeifterten Sängerfchar, nnier großen perſönlichen Opfern und nach Über—
windung großer Schwierigkeiten, 1890 Rombergs „Slode,“ 1891 „Die Jahres:
zeiten” von Haydn, 1892 „Das Paradied und die Bari” von R. Schumann
zur Aufführung. In den Vorbereitungen zur Aufführung von Brahms Deutſchem
Requiem brad im Mai 1894 feine Kraft zuſammen.
Am 3. Januar 1900 ftarb in Aſchaffenburg unfer Landsmann Muſik—
direftor Eduard Rommel, ein geihäßter Tonſetzer, Schöpfer einer Symphonie,
die von glänzender Erfindungs: und Geftaltungsfraft zeugte, Komponiſt zahl:
reicher Männer: und gemijchter Chöre mit wirkungskräftigen Motiven („Die
Spaten“), Lieder und Gefänge und des prächtigen „Hidalgo,“ der neben dem Schu:
mannſchen feinen Blag in Ehren behauptet; Leiter der von ihm zu jchönfter
Blüte erhobenen ftädtifhen Mufitihule und eine von ihm begründeten all:
gemeinen Muſikvereins. Sein „Requiem“ wird demnächſt eriheinen; feine
Kompofitionen find am meiften in England verbreitet, wo fie meilt auch er:
ichienen find. — Rommel war geboren 27. Oftober 1825 in Schweina bei
Liebenftein als Sohn des a. 1876 in Hildburghaufen verftorbenen Kreisgerichts—
direftord Geh. Juſtizrates Eduard Rommel und deſſen Ehefrau Minna geb.
Ruppe, abfolvierte das dafige Gymnafium und bildete fich für Muſik aus bei
Spohr in Gaffel und am Stonfervatorium in Münden. Darauf war er Mufit-
lehrer in Hamburg, Caſſel, Rotterdam, Profefjor am Münchener Stonfervatorium
und jeit 1869 Mufikdireftor in Aſchaffenburg. WBerheiratet war Rommel mit
Anna, Tochter de3 1850 in Hildburghaufjen verftorbenen Bauinſpektors Georg
Bud, die als treue Gefährtin feiner Lebensarbeit ihre Schülerinnen meift bis
zur Bühne ausbildete.
Ausden Medizinalwefen fei hier gedacht des jegensreichen Wirkens
der Stinderheilftätte Charlottenhall in Salzungen, wo a. 1899 in vier fur:
perioven 165 Kinder verpflegt wurden (59 Sin. und 106 M.) in 5384 2er:
pflegungstagen mit 3434 Solbädern. Geheilt wurden 35 %o, erheblid; gebeffert
240/0, gebefiert 36%; die beften Erfolge waren bei chronischen Katarrhen und
Skrophulofe. An VerpflegungSbeiträgen wurden ME. 6372 entrichtet. Reiche
Zuwendungen gab abermald I. 8. 9. Frau Erbprinzeffin Charlotte und der
in Magdeburg verftorbene Chemiker Dr. Hugo Schulz, ein Salzunger Stabt-
find, durch liberweifung eines Kapitals von 10000 ME Anftalt3arzt ift Geh.
Med.:Rat Dr. Wagner, Vorſitzender ded Kuratoriums Geh, Rat Gronader,
Dberin Frau Geheime Regierungsrat Dr. Human, Witwe des weltberühmten
Altertumdforihers von Pergamon.
Nad) dem im Oktober 1898 erftatteten Bericht de3 Landtags-Rechnungs—
Ausschuffes betr, die Staatsrechnungen auf 1896 betrug bei der Herzogl. Irren—
5*
Heil: und Bflegeanftalt Hildburghaufen die wirkliche Einnahme an Verpflegung?-
foften ME. 244185, gegen den Etat durd den eingetretenen höheren Kranfen:
beftand DIE. 19685 mehr. Der Ertrag der Landwirtſchaft belief jih auf
Mt. 39077, um ME. 17077 infolge des erweiterten Ofonomiebetriebes gegen
den Gtat erhöht. Der Arbeitöverdienft der Pfleglinge betrug Mk. 7055. Die
Summe der Gefamteinnahme war ME 297924, die Ausgabe ME. 284500,
jodaß Sid eine Mehreinnahme von ME 13424 ergab. In den Gtat3jahren
1894/96 bezifferte fiy die Ginnahme im Ganzen auf ME. 848703 und die Aus
gabe auf ME. 806964, ſodaß für dieſe drei Jahre eine Mehreinnahme von
ME. 41738 verbucht werden fonnte. Am 31. Dezember 1899 bezifferte ſich der
Stranfenbeitand auf 570 Berfonen (304 Männer und 266 Frauen), die Zahl
der Verpflegungstage auf 214303.
Nach dem Bericht ded Med.Rats Dr. Leubufcher im Bericht des Kon:
grejies zur Befämpfung der Lungentuberkuloſe, Berlin 1899, ift das Vorkommen
der Tuberkuloſe in den einzelnen Phyſikatsbezirken ein recht ungleiches. Am
wenigften findet fie fih im Bezirk Camburg, Saalfeld, Hildburghaufen (exkl.
Kl.-Veilsdorf, Veilödorf, Schadendorf, Bürden, Weiteröroda), Meiningen und
Salzungen; dagegen häufig in Kranichfeld, Waſungen, Eisfeld, Schalfau, Sonne:
berg und befonder3 in Gräfenthal, wo in manchen Orten bis zu 80% aller
Einwohner an Zuberfulofe zu Grunde gehen. Da heißt ed werfthätig ein-
greifen dur) Prophylaxe, fowie durch zweckmäßige Sorge für die Erfranften!
Auf gejeßgeberiichem Gebiet erging ein Gejeß vom 13. Februar 1900
betr. de3. Hebammeweſens, und Ausjchreiben ded Staat3minift. Abt. des Innern
s. 15. März 1900 betr. de3 Reichs-Impfgeſetzes und s. 3. Nobbr, 1900 betr.
Bekämpfung gemeingefährlicher Krankheiten.
Am 3. Juni 1899 feierte die Sanitätöfolonne des Militärvereins
Meiningen den Tag ihres zehnjährigen Beſtehens unter Vorſitz des Gefretärs
Strippelmann, Generalmajord von Schmidt und Stabsarzt Dr. Cornelius.
Eine Vorftellung der Kolonne auf dem unteren Raſen zeigte die Behandlung
bei Kriegs- und Friedensverletzungen.
Am 12. Juli 1900 beging die Apotheke zu Heldburg den Tag ihres
200jährigen Beſtehens als privileg. Apothefe. Sie beftand jchon vor 1700 ala
Filiale der Hildburghäufer a. 1684 privileg. Apotheke, aus der fie „verjehen
und provediert“ worden war. Dann extendierte Herzog Ernit das Privilegium
jener auf die Heldburger und 1. Februar 1714 vereinigte Herzog Ernſt Friedrich
mit ihr auch das Privileg der bis dahin beftandenen „Veſtungsapotheke,“ der:
geitalt, daß dies „auch bei künftigen WVeräußerungsfällen diefer Stadtapotheke
ausdrüdlic vorbehalten und in salvo verbleiben ſoll.“
Am 18, April 1900 ftarb in Meiningen, 83 Jahre alt, der Regiments:
arzt a. D. Dr. med. et phil. Hermann Baumann. Er ftanımte aus der bis
1842 dajelbit fonzefftoniert geivefenen 3. Apotheke, ftudierte erſt Pharmacie,
dann Medizin, wurde Phyſikus in Gräfenthal, dann Bataillond: und jpäter
+4 69 Se-
Regimentsarzt in Meiningen, zog 1849 nach Schleöwig:Holitein mit ind Feld,
beteiligte fih jpäter am Militärmufterungsgeicäft im Herzogtum, wirkte als
Arzt am Hreisarmenhaus in Walldorf und beichäftigte fi in Mufeftunden mit
Vorliebe mit der Witterungskunde.
Forftwefen: Ju März 1900 kamen in der Nittergutöwaldung
Friedenthal bei Hildburghaufen die vielleicht ftärkiten Fichten Thüringens zum
Abtrieb. Der größte Durchmeſſer eined Stammes betrug 105 cm, die Gefant:
länge c. 36 m, die unterfien Äſte waren 11 cm ftark, das Gewicht eines ſolchen
Rieſen c. 170 Zentner. Oberſt von Stieglit fandte einen Stammabſchnitt an
da3 ftädtiihe Mufeum in Weimar,
A. 1900 famen im Herzogtum 18 Waldbrände vor und zwar 8 in ben
Gemeindewaldungen von Pfersdorf, Gleihamberg, Meiningen, Zeilfeld, Dings:
leben, Stepferöhaufen, Saalfeld und Lindenau, 5 in den Privatwaldungen von
Steudach (2mal), Nordheim, Kranichfeld und Volkmannsdorf, 1 in der Corpo—
rationdwaldung Lampertshaufen und 4 in den Domäneforften Sonneberg,
Judenbach (2mal) und Henneberg. Nur in Einem Fall betrug die Größe ber
Brandflähe 3% ha.
Am 14. Juli 1899 ftarb in Meiningen, 70 Jahre alt, Geh. Ober:
forftrat Friedrich Zetzſche, ein Meininger Stabtfind, einftiger Zögling der am
18. Oftober 1843 aufgehobenen Forftatademie Dreißigader, langjähriger Bor:
ftand de3 Forfttarationg-Bureaus, feit 1875 Neg.: und dann Geh. Oberforftrat.
Ein Nekrolog auf denfelben von Geh. Oberforftrat Dr. Stötzer-Eiſenach in
Prof. T. Lorey Allgemeiner Forft- und Jagdzeitung (Oktober 1899) bejagt,
daß Zetzſche durch feine wiffenfhaftlihen Arbeiten einen Chrenplag in den
Annalen der deutſchen Forftgeichichte erhalten dürfte, infofern er auf allen Ge:
bieten reformierte, die Forfteinrichtungsarbeiten in muftergültiger Weiſe organi-
fierte und verfchiedene Abhandlungen ſchrieb. So 3. 2. 1891: „Über Boden:
ſchutzholz und Unkrautdecke in ihren Beziehungen zu Bodenfeuchtigfeit und
Beſtandeszuwachs,“ worin aus langjährigen vergleihenden Beobachtungen der
unbeftrittene Nachweis der negativen Bedeutung des Fichtenbodenfhugholzes in
Stieferbeftänden geliefert wurde, fofern die größere Maffenproduftion und der
beträdhtlichere Feuchtigkeitögehalt in den reinen Kieferbeſtänden feftgeitellt wurde.
Eine Neuerung auf dem Gebiet der Holzmaffenaufnahme führte Zetiche in der
meiningifchen Verwaltung durch die von ihm angegebene Probekreisflächenmethode
ein, wodurd) ohne langes Ausfuchen beftimmt abgegrenzter Probeflächen die
beiten Durchſchnitte aus ganzen Beitänden gewährt wurden. Ebenfo führte er
in verblüffend einfacher Weife den Nachweis, daß laufender und Durchſchnitts—
zuwachs mit einander übereinftimmen, wenn letzterer fein Maximum erreicht hat.
— Bebfche, eine haraktervolle Erſcheinung, war verheiratet mit einer Tochter
de3 verdienten Realſchuldirektors Knochenhauer.
Soziales Beben: Nach dem Bericht E. Nierd in Erfurt über die
Entwidelung des Verbandes Thüringer Konfumvereine umfaßte der Verband
+3 70 Be»
1898 im Ganzen 102 Genoffenfhaften mit 35363 Berfonen, wovon dem Stand
der Handarbeiter 63,4%, dem der felbitändigen Handwerker 15,5 und dem
Beamtenſtand 4,6 angehörten. Der Verkaufserlös betrug DIE. 9709680, der
Geſchäftsertrag ME. 1701853 (= 17,5% vom Verkaufserlös). Nah Abzug
der Geſchäftslaſten verblieben ME. 1085042 Neingewinn, wovon den Mitgliedern
Me. 26072 als Kapitaldividende und ME. 974461 al3 Einfaufsdividende zu:
floffen. Aus unferem Herzogtum gehörten dem Verbande u. a. an der Konſum—
und Rohitoffverein Jagdshof und Oberlind, die Konſum-, Rohſtoff- und Produftiv:
vereine Effelder, Hämmern-Mengersgereuth und Judenbach, die Konſum- und
Probuftivvereine Bettelheden, Neuhaus und Sonneberg, die Produktivgenoſſen⸗
ſchaft Sauerfrautfabrif Metzels.
1898 beſtand der Frauenverein Hildburghauſen unter KR. Sauerteigs
Leitung zur Unterſtützung armer weiblicher Perſonen in Notfällen und zur fitt-
lic) fördernden Einwirkung auf die heranwachſende weibliche Jugend fett 10 Jahren.
In diefem Decennium wurden gewährt ME. 118 bar, 232 Zentner Holz und
Kohlen (ME. 310), 110 Laib Brot (ME. 55), an Wein und Bier für ME. 98,
1070 Liter Mild (Mi. 187), 450 Eier (ME. 22), 345 Pfd. Fleifh (Mit. 236),
an Mittagstiih aus Gafthöfen für ME. 186, an Verpflegungstoften für ME. 184,
zu Grziehungszweden ME. 38, für Bekleidung armer Konfirmanden ME. 38,
an die Nähfchule der Taubftummen ME. 16, für Weihnachtögeihente ME. 590;
dazu Fam die zeitweilige Abhaltung von Samariter:, Haushaltungs- und Koch—
furfen und die Anſtellung zweier Gemeindeſchweſtern vom Diakoniffenhaufe in
Eiſenach (Fräulein Martha Pauli und Anna Schmidt). Die Jahreseinnahme
de Vereins durh Spenden Hildburghäufer Frauen beträgt c. 550 Mk., von
1894—1%0 wurden ME. 3836 vereinnahmt. — Dad von Fräulein Emma
Scheller mit ME. 25500 erbaute Finderheim, wozu die Stadt Grumd und Boden
gegeben, wurde 28. September 1899 geweiht.
Der im Jahre 1833 von der damaligen Armenfommiffion begründete
Trauenverein in Pößneck Hatte Ende 1899 ME. 1905,95 Vermögen. 23 arme
Frauen wurden monatlich mit je ME. 1,50 unterjtügt, 14 Familien empfingen
Mittagdtiih in 429 Bortionen, die Pfleglinge der Kinderbewahranftalt und
208 Schulkinder wurden zu Weihnachten beſchenkt. Zwei Gemeindejchweitern
aus dem Eiſenacher Mutterhaus pflegten 161 Kranke in 5016 Beſuchen. Das
Bermögen der Diakonifjenkaffe betrug ME. 7001,55.
Im Herzogtum find im Jahr 1899 von den 117 beftehenden Kranken:
fafjen für ärztlihe Behandlung, Arznei und fonftige Heilmittel, Krankengelder
an Mitglieder und deren Angehörige, Kur: und Verpflegungskoften an Kranken—
anftalten, Fürforge für Genefende nad Beendigung der Krankenunterftügung,
Sterbegelber u. |. w. 505848 ME. ausgezahlt worden. Die VBerwaltungsfoften
ſämtlicher Krankenkaſſen beliefen fi auf 41489 ME.; die Zahl der Mitglieder
betrug 44530, d. i. 1884 mehr als im Jahr zuvor. Hierzu find aber noch die
im Herzogtum wohnenden Beamten und Arbeiter der preußifchen Staat3bahn
2 71 Be»
mit ihren Angehörigen zu rechnen, die ihre eigene Krankenkaſſe haben, deren
Mitgliederzahl in der amtlichen Statiftik für Sadfen-Meiningen nicht angegeben
if. Mit der Einwohnerzahl des ganzen Herzogtums verglichen, ergiebt fich,
daß 27,3 Prozent der gefamten Bevölkerung einer Krankenkaſſe angehört. Jeden—
fall3 hat von allen ſozialpolitiſchen Gefegen, die durch die kaiſerliche Botſchaft
vom 17. November 1881 angekündigt worden find, das Krankenverſicherungs—
geieß vom 15. Juli 1883 die größte Vorliebe in allen Kreifen gefunden.
Kammerherr Chriftian von Weiß, Exc., der frühere Befiger der Kamm:
garnjpinnerei Glücksbrunn, in der 470 Arbeiter und Arbeiterinnen beſchäftigt
werden, hat 1898 dem bereit3 beftehenden Penſionsfond von 200000 ME. für
die Beamten und Arbeiter der Fabrik weitere ME. 100000 überwiejen. 1898
wurden dafelbit an 3 Auffeher und 20 Arbeiter Nuhegelder in Höhe bon 8000
Mark gewährt; die an Arbeiter gewährte Benfion beträgt in der Regel wöchent—
lih 5 ME, wobei e3 aber dem lUnterftügten unbenommen ift, anderweit Ver:
dienft zu juchen.
Rentier Ernft Zöth in Pößneck, Mitinhaber der Firma 9. G. Zöth
u. Söhne (Flanelfabrit), geft. 1899, fegte in feinem Teftament ein Kapital
von ME. 25000 aus, deſſen Zinfen vom Jahre 1904 an folden Arbeitern zu
gut kommen folen, die bei genannter Firma 20 Jahre ununterbrochen in Arbeit
ftanden — Am 1. März 1899 ftifteten die Inhaber der Firma Wölfel u. Sohn
(Flanellfabrit) ebendafelbft anläßlich ihres Abjährigen Geihäftsjubiläumd Mark
20000 zum Wohl ihrer Arbeiterihaft.
Fräulein Emma Scheller in Hildburghaufen, geft. am 22. Febr. 1899,
begründete eine Emma Scheller: Stiftung im Betrage von ME. 6000 für un:
befcholtene Mädchen im Alter von über 40 Jahren; ferner legierte fie ME. 6000
für Studierende aus der Schellerſchen Familie bez. bedürftige Studierende aus
Hildburghaufen, ME. 40000 zur Erbauung eines Armenhaufes für arme Alte
dafelbft, ME. 1000 für den Frauenverein, ME. 500 für die Kleinkinderſchule
und ME. 25500 zum Bau der am 28. September 1899 eingeweihten Klein—
finderbewahranftalt.
Rentier Guſtav Kiefer ebendafelbft (geft. 11. Dezember 1898) ftiftete
ME. 20000 zur Berfchönerung des Friedhofes und Stärkung des Diakoniffen-
fonds in Hildburghaufen; deögleihen Kommerzienrat Ferdinand Nonne im Juli
1900 ME. 3000 dem Gymnafium Georgianum zum Gedächtnis ſeines Sohnes,
de3 Neferendard Edwin Nonne und ME. 1000 für die reorganifierte kauf—
männifche Fortbildungsfchule, das Wilhelm Gehringfhe Ehepaar aber im Mat
1899 ME. 4000 zu Armenzweden.
Am 30. Mai 1899 ſpendete Großfaufmann Mar Michaelis in Bonbon
zur Feier des 70, Geburtätages feiner Mutter, der Frau Juftizrat Michaelis,
ber Stadt Hildburghauſen ME. 150000, wovon 40000 ME. zu Reiſeſtipendien
für Lehrer des Gymnaſiums und der anderen Schulen, ME. 50000 für Armen:
und Stranfenzwede, ME 50000 zum Bau gefunder Häufer für Arbeiter und
43 72 Be
ME. 10000 zur Errichtung eine Herzog Georg : Brunnend verwendet werden
follen; deögleichen Dit. 30000 der Stadt Eiöfeld.
1899 legierte Witwe Margaretha Büttner in Forſchengereuth ME. 4000,
beren Zinſen armen Konfirmanden des Kirchſpiels Diengerägereuth zu gut
fommen follen.
Um zu einen, was im gewöhnlichen Leben jo oft getrennt ift, und
geiftige Intereſſen zu fördern, haben aud in den Jahren 1898-—1900 an ver:
ſchiedenen Orten des Herzogtums Familienabende ftattgefunden. So in Sonne:
berg im Volksbildungsverein unter Leitung des Kreisſchulinſpeltors Ulrich,
wobei nad) mufifalifchen Darbietungen u. a. einmal Schuldireftor Enders von
feinen Erfahrungen auf einer Reife nah Rußland ſprach; in Wichmar unter
Leitung ded Pfarrerd O. Dreffel, wobei Oberpfarrer Nagel aus Lobeda bei
Jena einen Wandervortrag über die Bedeutung der Miſſion in China mit
Daritellung von Lichtbildern hielt; in Milz unter Leitung des Pfarrer? E. Hönn,
der ein Lebens- und Zeitbild von Herzog Ernft dem Frommen entwarf, während
Lehrer Schonert über die vorgefdichtliche Bedeutung der Gleichberge ſprach; in
Meiningen unter Zeitung des D.-K.-R. Dr. Dreyer und Prof, Dr. Leubuſcher.
Unglüdsfälle Am 26. März 1899 wurde %/s des freundlichen
Ilmſtädtchens Kranichfeld durch eine Feuersbrunſt zeritört, die mittags 12 Uhr
in der Waflergaffe in einem neben der eleftrifchen Gentrale liegenden Aſchen—
ſchuppen ausfam und bei orfanartigem Sturm entſetzlich ſchnell um fid griff.
54 Wohnhäufer, wovon 39 auf weimarifchen und 15 auf meiningifchen Gebiet,
nebft 135 Nebengebäuden wurden eingeäfchert oder zum Abbruch beſchädigt und
77 Familien obdachlos, 2 junge Männer verloren das Leben. Der Material:
ſchaden bezifferte fid) auf 11. Millionen Mark. Apotheke und das Hotel
„Meininger Hof“ brannten mit nieder, Rathaus und Poſt wurden gerettet.
©. 9. der Herzog fpendete dem Hülfsfomitee alsbald 3000 ME, Graf Bopp
auf Schloß Kranichfeld (dafelbit feit Mai 1898) 2000 Darf.
Dem Straßenwärter Bhilipp Greiner, der beim Brandunglüd in Eichen:
thal heldenmütiged Benehmen zeigte, wurde die Verdienftmedaille in Gold ver-
liehen unter beifolgendem Handfchreiben Sr. Hoh. des Herzogs: „Altenitein,
11. Dezember 1898. Mein lieber Greiner! Um der Bewunderung Ausdrud zu
geben, die mich für Ihren Heldenmut bei dem fchredlichen Unglüd in Eichen:
thal erfüllt und um Ihnen zu zeigen, wie hoch ich Sie achte, ſende ih Ihnen
die Goldene Verdienft:Medaille. Ihre That ehrt Sie mehr, als irgend ein
Menſch Sie ehren kann und das Bewußtfein derfelben wird für Sie der höchſte
Kohn bleiben. Ich glaube aber, Sie werden ſich auch des Ehrenzeichens freuen,
das ich Ihnen verleihe mit der Verficherung, daß ich ftolz darauf bin, daß Sie
ein Meininger find. Ich möchte Sie aud gerne perſönlich fennen lernen und
von Ihnen den Hergang bei den Brand felbit hören und werde Ihnen Die
Reiſekoſten nad Meiningen, wohin id Donnerstag zurüdkehre, erftatten, wenn
Sie mid an einem der nächſten Audienztage dort aufſuchen wollen. Ich ver:
bleibe, lieber Greiner, Ihr treuer Georg.“
5 73 Bor
Nachträge zu Seite 34, 48, 54.
Eduard Vollhardt, Bergrat in Saalfeld, ftarb dajelbft am 3. Dezember
1898. Er war geboren am 18. Dezember 1828 in Saalfeld als ältefter Sohn
de3 Gürtlermeifterd und langjährigen zweiten Bürgermeifters Chriftian Voll:
hardt und feiner Ehefrau Johanna Magdalena geb. Schirmer, beſuchte Pro:
gymnaſium und Realichule feiner Vaterſtadt, feit 1847 die Selefta der Meininger
Realſchule, wo er 1849 abfolvierte, ftudierte 1849 -51 an der Bergakademie zu
sreiberg i. S., legte dad Staatderamen bei Herzogl. Staatäminift. Abt. des
Innern in Meiningen ab und wurde 19. November 1853 von Bergrat Krell
in Saalfeld als Bergwerk3-Auditor verpflichtet. Da im Staatöbienft eine Berg:
beamtenftelle nicht frei war, übernahm er die Stelle eines Bergmeifterd beim
Braunkohlenwerk Dombrowa in der Nähe Krakaus, erhielt 1856 auf Empfehlung
jeined Lehrers Prof. Breithaupts die Leitung von Tiefbohrungen auf Kohle
bei Chenmig und Gera, hatte von 1864—76 die Leitung bon Braunfohlen= und
Kaalingruben bei Garl3bad in Böhmen, wurde 1877 Bergaffeflor und war dann
bis 1888 Bergrevierbeamter über die reife Saalfeld und Sonneberg mit dem
Mohnfig in Gräfenthal. 1888 erhielt er den Titel „Bergrat.“ Am 1. Juni
1888 wurde er als technifches Mitglied des Bergamts nad) Saalfeld verfegt
und trat im Oftober 1898 in den Ruheſtand. Im Nebenamt verwaltete er
10 Jahre lang dad Schwarzb.:Rubolft. Bergamt König und die Fabrifen-
infpeftion Meiningen und verfaßte viele geologiſch-bergtechniſche Gutachten 3. B.
über den Saalfelder Erzbergbau. Werheiratet war Vollhardt feit 1857 mit
Minna geb. Lohſe, einer Gut3befigerötochter aus der Nähe von Chemnig; die
Tochter Meta lebt bei der Mutter, von den Söhnen iſt der ältere, Alwin, feit
1894 Direktor der Herzogl. Schieferbrüche in Veheften und Bergrat, der jüngere,
William, Dr. phil. und Oberlehrer an der 2. Realfchule in Leipzig.
Emil Hertel, Pfarrer emer., farb in Meiningen, wo er jeit Frühjahr
1896 in Benfionsftand Iebte, am 19. September 1900. Er war geboren am
10. Auguft 1827 in Sonneberg al3 Sohn des dafigen Amtmanns und fpäteren
Landrichters zu Gräfenthal Ludwig Hertel und deſſen Gemahlin Chriftiane
Pauline geb. Bod aus Sonneberg, beſuchte das Gymnafium von Meiningen,
ftudierte feit 1847 in Tübingen, Leipzig, Berlin, beftand 1850 dad Gramen
pro candidatura und 1859 da3 pro ministerio, war Hauslehrer in Genzkow
(Medlenburg-Strelig), Nentweinsdorf und Meiningen, 1853 Diakonatöverwefer
in Salzungen und von 1854 bis Ende 1895 Pfarrer in Roßdorf, woſelbſt er
in ben legten Jahren eines Nervenleidend wegen einen Vikar zur Interftügung
im Amt hatte. Am 8. Juni 1857 Hatte er fih mit Therefe, Tochter des
v. Wechmarſchen Itentverwalter8 Auguft Otto in Roßdorf, vermählt. Die
Tochter Friederide Augufte Alma ift feit 1884 mit Kantor Heinridd Schmidt
in Eckardts verheiratet, von den Söhnen ift Richard feit 1884 Pfarrer in Betten:
haufen und Dtto Oberpoftaffiftent am Bahnpoſtamt in Halle a. S., während
Georg im Alter von 6 Jahren ftarb.
2 Ti Be
Eduard Fürctegott Lommer, geb. 27. Februar 1827 in Wichmar als
9, Kind des Pfarrerd Zacharias Lommer und deffen Ehefrau Dorothea geb.
Scmeißer aus der Alofternühle zu Roda in S.-Altenburg, ftarb am 21. Dez.
1900 in Gamburg. Er hatte dad Gymnafium in Schleufingen beſucht, wo er
mehrjähriger Vorfteher (censor) des Alunınat3 war, abfolvierte dort, jowie nad)
damaliger Forderung in Hildburghaufen 1846, ftudierte in Jena, wo er zugleid
am Stoyfhen Inftitut unterrichtete, wurde nad) beitandenem theol, Eramen
1849 Hauölehrer in Brotterode und fam 1852 nad) abgelegter Staatsprüfung
al3 Pfarrer nach Obernig mit den bejchwerlichen Filialen Loſitz und Weiſchwitz
und dem Siehenhaus Saalfeld. 1867 wurde er nah Großneundorf verſetzt
und erhieli im März 1872 an Stelle des penfionierten R.-R. Editein die Ber:
waltung der Ephorie Gräfenthal, wurde 20. Januar 1874 Oberpfarrer und
Ephorieadjunft in Gräfenthal und 1875 als Superintendent prädiziert. Am
20. April 1884 übernahm er die Ephorie Sranichfeld und erhielt 1888 das
Prädikat „Kirchenrat,“ ſowie 1894 das Ritterkreuz 2. Hl. Am 31. Dez. 1899
trat er unter ehrender Anerkennung feiner langjährigen treuen und eriprießlichen
Dienfte in den Ruheſtand und zog 8. Dezember er. nad) Camburg, um feinen
Brüdern, dem Landwirt Wilhelm 2. in Katjchen und dem Oberſtaatsanwalt
Seh. Oberjuftizrat Dr. Horft Lommer in Jena näher zu fein. KR. Lommer
richtete Predigerkonferenzen ein, belebte das Intereſſe für Guſt.Ad.Verein und
Innere Miffton, veranlaßte den Neubau der Kranichfelder Kirche und Einführung
des Adermannschen Geſangbuches, war arbeitäwilliged Mitglied der Synode,
gab als Pomologe und Weingärtner in feinen Gemeinden mancherlei Anregung
und führte fo gaftliches Haus, daß felbiges unter Bekannten ſcherzhaft „Hotel
zur goldenen Bibel” benannt ward. Verheiratet war er feit 1853 mit Emilie
Raude aus Brotterode; der Sohn Johannes iſt Staatsanwalt in Rudolſtadt,
während Maria die treue Pflegerin der Eltern wurde und Elifabeth fich mit
Pfarrer E. Seidel in Milda verheiratete,
Albin Hößrich, Profeffor am Realgyinnafium in Saalfeld, ſtarb am
4. Juni 1899 infolge Herzihlags in Neuhaus auf dem Weg zur Teilnahme
anı Begräbnis feined Schwager Beter Räder, Kaffterers der ftädtiihen Spar:
faffe zu Sonneberg. Er war geboren 14. Januar 1841 ald Sohn des Mühlen-
befiger3 Martin Hößrich und feiner Ehefrau Margaretha geb. Greuling in der
Hößrichsmühle in Sonneberg, befuchte die Nealjchule in Saalfeld und das
Gymnafium in Meiningen, ftudierte in Jena und Berlin und wurde Lehrer an
den Realſchulen zu Meiningen und Saalfeld. Auf die ihm ſ. 3. angetragene
Direktorftelle am Saalfelder Realgymnafium verzichtete er feiner „großen Angit-
lichfeit“ wegen. Seine Schüler ehrten an ihm große Gerechtigkeit. Für viele
derjelben hatte er jtet3 offene Hand, manche unterftüßte er auch noch während
ihre3 ferneren Studiums. Am 23. April 1889 wurde fein 25jähriges Jubiläum
unter großer Teilnahme gefeiert. Freund der Natur von Jugend an, wanderte
er während jeder Ferien in die weite Melt, fonft lebte der Unverheiratete jehr
a 75 Ber
zurüdgezogen. 1877 edierte er in 2. Auflage einen „Abriß der ebenen Trigono—
metrie” (Saalfeld, Wiedemann). Droben in Sonneberg hat er nun, umraufcht
von den Tannen der Heimat, den einitigen Gefpielen feiner Jugend, unmittelbar
neben Bruder, Schweiter, Stieffhweiter und Schwager feine legte Ruheftätte
gefunden,
III.
Dereinsbericht auf das Jahr 1900,
Bon
Vereinsvorſtand
Dr. A. Human, Dr. L. Hertel, Kaufmann A. Dreſſel.
Die Jahreverfanmlung des Vereins fand am Donnerdtag, 23. Auguft
1900, von mittags 11'/% Uhr an im Saale des Gajthof3 zum wilden Manı
in Lauſcha ſtatt. Nach Begrüßung der Verfammlung durch den WBorfigenden
und Erwiderung des Herrn Ortsvorſtandes Louis Müller: Pathle erftattete
erfterer den Jahres- und Kaffenberiht. Der Jahresbericht verzeichnete zumächft
einen Mitgliederbeitand von 459 und Edition der Hefte 34 (4. Teil der Graf:
Ihaft Gamburg von K.R. Dr. Eichhorn), 35 (7. Teil des Medizinalwefend bon
Dr. U. Buzert, S.Meining. Kirchenlied von Pf. V. Hertel, Frankenfteinifcher
Berfaufsbrief von 1330 von Dr. 2. Hertel, Vereinsbericht auf 1899, Arbeits:
programm und Dlitgliederverzeihnis) und 36 (Neue Landeskunde des Herzog:
tums S.-Meiningen I, zur Säfularfeier de3 Geburtstages de3 Herzogd Bernhard
Grid Freund: Allgemeined: Quellen und Litteratur. Lage. Vermeſſung (mit:
bearbeitet von W. Lorz), Karten, Charakter des Landes. Anhang: Die Land:
wehren und der Nennfteig. Won Dr. 2. Hertel).
Der von den Herren Prof. Friefer und Dr. 2. Hertel aufgeftellte
Statalog der Vereinsbibliothek mit 985 Nummern ift den Mitgliedern zugegangen.
Durd eine jehr dankenswerte Spende des Herrn Großfaufmanns Dar Michaelis:
London wurde weiterhin der Ankauf von c. 100 Bänden hiſtoriſcher Schriften
aus der Bibliothek des weil. Sup. 3. E. Wald in Salzungen um ME. 300
ermöglicht und felbige alsbald von Dr. 2. Hertel katalogiſiert. Weitere Er:
weiterung erfuhr die Bibliothek durd den Scriftenaustaufh mit 83 hiftorifchen
Bereinen, ſowie durd Geſchenke vom Herzogl. Staatöminifterium und den Herren
Juſtizrat Dr. B. Schmidt-Meiningen, Dr. Xoth-Erfurt, Geh. K.-R. Dr. Füßlein,
Großfaufmann B. Lotz-Hamburg, Verbandsreviſor E. Kuduf, Dr. L. Hertel.*)
ALS Mitarbeiter an der Neuen Landeskunde wurden weiter gewonnen
die Herren Prof. Dr. Lehmann-Rudolſtadt für Meteorologie (wofür die Herren
Oberforſtmeiſter Knochenhauer-Meiningen und Sekretär Zicpeile- Hildburghaufen
*) Diefe Ergänzungen der Bibliothek finden fi) unter Nr, V verzeichnet.
+3 76 Be»
reichhaltige Material zur Verfügung ftellten), Geh. Juſtizrat Unger-Jena für
da3 Juſtizweſen, Lehrer 2. Kolb-Leimrieth für Sagen, Märdien 2c., Landes—
geologe Dr. Zimmermann:Berlin für Geologie.
Dem am 28. November 1899 in Sonneberg veritorbenen Herrn Profeſſor
Gurt Friefer, der neben feiner Thätigkeit al3 Pfleger 10 Jahre lang die Ge
Ihäfte des Vereinsbibliothekars geführt (cf. Heft 24 p. 202—204) wurde für
feine gewiffenhafte Thätigfeit namens des Vereins herzlider Dank gewidmet.
Die Vereinärehnung auf 1899 verzeichnete ME. 1732,76 Einnahme und
ME. 1499,34 Ausgabe, fomit ME. 233,42 Mehreinnahme; dazu kdamen indeß
no ME. 96,95 aus Verkauf von Vereinsfchriften a. 1898, ſodaß ſich eine wirf-
liche Mehreinnahme von ME. 330,37 ergab. Da die Rechnung von den Rechnung:
prüfern Herren Fabrikbefiger W. Genßler und Hofbuchdrudereibefiger P. Maultzſch
für richtig befunden war, erfolgte Entlaftung des Vereinskaſſiers.
Die revidierten Rechnungsabſchlüſſe unferes Vereins Tauteten:
1897: ME. 2033,37 Einnahme und ME. 1915,54 Ausgabe, mithin ME. 117,83
Mehreinnahme.
1898: ME. 2867,50 Einnahme und ME. 2765,49 Ausgabe, ſomit ME. 102,01
Mebreinahme.
1899: NE. 1732,76 Einnahme und ME. 1499,34 Ausgabe, mithin ME, 233,42
Mehreinnahme, resp. unter Zuzug des Erlöjes aus ber-
fauften Vereinsſchriften ME. 330,37.
Unter der Einnahme von 1899 fanden ſich ME. 1368 Mitgliederbeiträge,
unter der Ausgabe DE. 1122,07 an Drudkoften, ME. 130 an Buchbinderlohn,
Bortid, Auslagen. Der Dr. Deahna’sche Stiftungsfond betrug: ME. 134,28.
Aus dem Minifterialgefhent vom 28. Januar 1898 waren noch verfüglich
Mk. 525,41.
Zum Schluß erfuchte der Vorfigende noch um Zuwendung von Büchern,
Jonftigen Drudfahen und Zeichnungen zur Vereinsbibliothek, um Beteiligung
an der Mitarbeit an der Neuen Landeskunde, um Beantwortung der ſ. 3- aus—
gehenden Fragebogen und um Löfung der 4 Preisaufgaben, die nochmals ge-
ftellt wurden,
Hierauf erfolgte der mit vielem Beifall aufgenommene und in dieſem
Heft abgedrudte Vortrag des Herrn Forftaffefford Auguſt Freyſoldt aus Göſſels—
dorf: „Der Nennfteig de3 Thüringer Waldes in feinem üftlichen Teile eine
Heerftraße und ein Verkehrsweg im Mittelalter,” Nachdem dann das 1. Heft
der Neuen Landeskunde von Dr. 2. Hertel und der vereinfachte Fragebogen zur
jelbigen vom Worfigenden vorgelegt worden war, fprah Herr Pfarrer Joh.
Krönert-Hildburghaufen in feffelnder Weife über Herausgabe eines Thüringer
Kunftkalenderd nach Art des Würzburger. Daran ſchloß fi die Wahl ber
Rechnungsprüfer auf 1900, als welche die feitherigen Herren einſtimmig wieder
gewählt wurden,
+ 77 Ber
Nach dem gemeinfamen Mittagdmahl wurden unter Führung Laufchaer
Herren verſchiedene Stätten der Glasinduftrie und Borzellanmalerei befichtigt,
die in der 1897 bafelbft erfchienenen Teitfchrift zum 300jährigen Jubiläum
Lauſchas fo anziehend gefchildert find. Zum Schluß öffnete und Herr Apotheker
Richard Thiel feine wertvolle Antiquitätenfammulung, zu welder defien Eltern
Herr Sanitätdrat Dr. Julius Thiel und deffen Gemahlin Therefe geb. Mauer
in Rodach mit Kunſtverſtändnis einft den Grund gelegt, um diejenigen Ge—
braudögegenftände und Einridtungen alltäglichen Lebens der Nachwelt zu be-
wahren, welche ſich auf bereitö halbvergeffene Sitten und Gebräude Thüringens
beziehen. Mit Ausdauer und Selbftverleugnung fammelte dann der Sohn aus
Bauernhäufern und Bürgerwohnungen nordfräntifcher und resp. ſüdthüriugiſcher
Dörfer und Kleinſtädte weiter, fodaß das Inventarium nunmehr c. 3000
Nummern mit c. 20000 ME. Geldwert verzeichnet. Da fahen wir Möbels in
verichiedenen Holz: und Stylarten, allerlei Haus: und Küchengeräte, feltene Ge:
fäße aus Glas, Porzellan, Thon, Steingut, Holz, Zinn, Kupfer und Eifen;
Tradten und Nippfaden, Schlöffer, Ihren, Schmudfaden, Raudutenfilien und
Dofen, Stahl» und Kupferftiche, Aquarellen, Buntdrude, Silhouetten und ältere
Lithographien, Dokumente, Münzen und Denkmünzen, Büdyer, Kalender und
Atlanten aus den verfciedenften Zeiten. Und dies alles ftreng nad Charakter
und Styl geordnet in einem Renaiſſance-, Nocoeco-, Empire, Großvater: und
thüringiſch-fränkiſchem Bauernzimmer, während altkirchliche Dekorationdgegen:
fände, Waffen und Wappen, altväterifche Wanduhren und Hausgeräte größeren
Umfangs in den verfchiedenen, entfprechend hergerichteten Etagen des geräumigen
und hellen Treppenhaufes untergebracdht find. Beſonders redet die vollitändig
eingerichtete Bauernftube beredt von ländlicher Schlichtheit und Gediegendeit,
Behaglichkeit, Originalität und gefundem Humor alter, längſt verraufcter Zeiten!
IV.
Dereinsfatuten,
$ 1.
Zweck des Bereind.
Der Verein hat den Zwed, diejenigen Thatſachen, Verhältniffe und Zu:
ftände, welche in dem Umfang de3 heutigen Herzogtums Sachſen Meiningen der
Vergangenheit oder Gegenwart angehören und entweder rein geſchichtlicher Natur
jind oder dad Gebiet von anderem Wiſſenswerten berühren, unter gleihmäßiger
Berückſichtigung aller Yandesteile nad; Möglichkeit feftzuftellen und zur öffent-
lichen Stenntniß zu bringen. Der Verein fucht diefen Zweck dadurd zu erreichen,
daß er in erfter Linie beftrebt ift, Quellenihriften und Arbeiten, welche für die
Kenntnis des Herzogtum und feiner Geſchichte von Bedeutung find, heraus:
zugeben und bereitö herausgegebene zu ſammeln, und daß er in zweiter Linie
+3 78 B-
für die Erhaltung und zwedmäßige Unterbringung alles deffen forgt, was fonft
nod feinem ausgefprochenen Zwed zu dienen im Stande ift.
Der Verein wird, fo viel an ihm liegt, mit Vereinen, welche ähnliche
Ziele verfolgen, beſonders aber mit den benachbarten, freundliche Beziehungen
unterhalten und in Verbindung mit denfelben die Löfung feiner Aufgaben zu
fördern fuchen.
82,
Sit des Vereins.
Der Ort, in weldem der Borfigende wohnt, gilt als jeweiliger Sit
des Bereins.
83.
Mitglieder, ihre Rechte und Pflichten.
Der Verein befteht aus ordentlihen und aus Ehrenmitgliedern.
Ordentlihe Mitgliever find diejenigen, welde vom Vorſtand hierzu er-
nannt werden, nachdem fie bei vemfelben fich zur Aufnahme angemeldet und
damit ſich verpflichtet haben, den Beſtrebungen des Vereins zu dienen.
Zu Ehrenmitgliedern werden folde Perſonen gewählt, welden der
Verein wegen hervorragender Verdienfte um denfelben diefe Anerkennung dar:
zubringen wünfcht. Ghrenmitglieder werden auf Antrag des Borftandes von
der Hauptverfammlung ernannt.
Die ordentlichen und die Ehrenmitglieder erhalten alle Druckſchriften des
Vereins unentgeltlih. Diefe Schriften follen in regelmäßigen Jahresberichten
des Borftandes über den Verein und in zwanglos erjcheinenden Heften, welche
die im Namen des Vereins heraudgegebenen Arbeiten enthalten, beitehen.
Die Gründung des Verein erfolgte am 16. Mai 1888. Als erftes
Geſchäftsjahr des Vereins gilt das Jahr 1888, die ferneren Geſchäftsjahre
fallen mit den Salenderjahren zufammen. Jedes ordentliche Mitglied zahlt
jährlich fpäteftend bis zum 1. Juli an die Vereinskaſſe 3 Mark.
Falls ein Mitglied aus dem Verein auszutreten gedenft, fo muß es
darüber bei dem Vorſtande fchriftlihe Meldung erjtatten. Für das laufende
Jahr bleibt jedod) daS betreffende Mitglied an die Zahlung des Jahresbeitrages
gebunden, Verweigert indefjen jemand, der dem Verein angehört, ausdrücklich
die Zahlung des fälligen Beitrages, jo Hört damit aud die Mitgliedfchaft
desſelben auf.
Wenn ein Mitglied ftirbt, kündigt, auögefchloffen wird, oder wenn über
fein Vermögen Konkurs eröffnet wird, fo befteht der Verein unter den übrigen
Mitgliedern doch fort. Dem ausſcheidenden Mitglied oder deffen Erben fteht
feinerlei Anfprud) an das DVereinspermögen zu.
84.
Leitung des Vereins.
Der Verein wird von einem Vorſtand geleitet, welchem ein Ausſchuß
zur Seite ſteht.
4 79 Ber
85.
Vorſtand.
Den Vorſtand bilden:
1) der Vorſitzende, welcher im Allgemeinen die Angelegenheiten des Verein?
überwadht und denfelben nad außen hin vertritt, die Sigungen des Vor—
ftandes und die VBerfammlungen des Vereins beruft, die Verbindung mit
den Ausihußmitgliedern unterhält, bei allen Zufammenkünften des Vereins
den Vorſitz und bei Stinmengleichheit die Entſcheidung hat, über die Auf:
nahme neuer Mitglieder beichließt, das Bereinsardiv verwahrt, jowie die
Bereinsfammlungen verwaltet, falls ſolche im Wohnort des Borfigenden
fid) befindei;
2) der Stellvertreter des BVorfigenden, welcher demſelben in allen Bereins-
angelegenheiten zur Seite fteht und im Behinderungsfalle denfelben vertritt;
3) und zwar für den Fall, daß die Vereinsſammlungen nit an dem Wohnort
des Vorfigenden fich befinden: der Bibliothekar, welcher die Bücher und
fonftigen Sammlungen des Vereins zu hüten und zu ordnen und über
den Beitand, ſowie die Benutzung derfelben aljährlid Bericht zu erftatten
hat. Bei Behinderung des Vorfigenden und des Stellvertreterd hat der
Bibliothefar den erfteren zu vertreten;
4) der Kaſſier, welder die Kaſſe des Vereins zu verwalten, für den Beſtand
derfelben zu haften und darüber Rechnung zu führen hat, zu deren Prüfung
alljährlid von der Hauptverfammlung zwei Mitglieder gewählt werben.
86
Wahl des Boritandes.
Der Borftand wird dur die Hauptverfammlung ftet3 auf drei Jahre
gewählt und ift nach Ablauf der einzelnen Wahlzeiträume wieder wählbar.
Der Bibliothefar ift aus den WVereinsmitgliedern derjenigen Stadt zu wählen,
in welcher die Vereindfammlungen fi befinden; über die Wahl diefer Stabt
entjcheidet die Hauptverfammlung.
Die Wahl des Borjtandes erfolgt in den Saupiverfannalungen aus⸗
ſchließlich durch ſchriftliche geheime Abſtimmung. Es entſcheidet einfache Stimmen—
mehrheit.
87.
Ausſchuß.
Der Ausſchuß beſteht aus mindeſtens fünf und höchſtens fünfzehn
Mitgliedern, den Bflegern, welde fo gewählt werden follen, daß alle Teile
des Herzogtums (es find zunächſt die vier Sreife und zudem die beiden Er:
flaven Camburg und Kranichfeld, fodann, je nad) Bedürfnis, die Amtsgerichts—
bezirte ind Auge zn fallen) fo gleichmäßig wie möglich durch diejelben ver—
treten find.
+4 80 ie»
8
Wahl der Ausichugmitglieder.
Die Wahl der Pfleger erfolgt auf je drei Jahre durd den Borftand.
Der letztere ift verpflichtet, daS Ergebnis der Wahl bekannt zu machen.
sg
Hauptverfammlung.
Die Hauptverfammlung des Vereines findet in der Negel im Auguft
ftatt; diefelbe tagt alljährlich in einem andern Drte des Herzogtums, bei deſſen
Mahl der Vorftand den allgemeinen Zwed des Vereins, in allen Teilen des
Landes feine Wirkfamkeit möglichft gleihmäßig zur Geltung zu bringen, im
Auge behalten fol.
Die Tagesordnung für die Hauptverfammlung ift mindeftens vierzehn
Tage vor der legteren zur Kenntnis der Mitglieder zu bringen.
Die Tagesordnung wird dom Vorftand aufgeftellt, jedoch find auf
diefelbe auch diejenigen Anträge von Mitgliedern zu fegen, welde bis Ende
Juni jeden Jahres dem Vorftande zugehen. Der Vorftand ift daher verpflichtet,
die eigenen und bon anderen Dltgliedern eingebrachten Anträge in derjenigen
Reihenfolge, wie felbige geftellt wurden, fowie unter Nennung der Antragfteller
befannt zu geben.
In der Hauptverfammlung ftattet der Vorfigende Beriht ab über bie
Thätigfeit de3 Vereins, und hier fommen die mit der Tagesordnung bekannt
getwordenen Anträge, aber auch nur folde, durch Abſtimmung der Mitglieder
mittel einfaher Stimmenmehrheit zur Entiheidung Wiſſenſchaftliche oder
fonftige Vorträge, die auf der Tagedordnung ftehen, dürfen nur dann bie
Grundlage zu einer Beihlußfaffung bilden, wenn beftimmte, ausdrücklich auf
die Tagesordnung geſetzte Anträge mit derjelben verbunden find.
Statuten-Anträge, die bis Ende Juni beim Vorftand eingegangen und
von dieſem auf die Tagesordnung gefegt find, gelangen zur Beratung, wenn
fie von einem Drittel der auf der Hauptverfammlung anwejenden Mitglieder
unterftüßt werben.
8 10.
Auflöfung des Vereins.
. Über die Yuflöfung de Vereins und die Verwendung des Bereind-
vermögens entſcheidet die Hauptverſammlung durch Stimmenmehrheit.
=
10,
11.
12,
13.
14.
15.
16.
+1 81 Br
V.
Fortſehjung des Katalogs der Vereinsbibliothek.
(Verzeichnis der aus dem Walch' ſchen Nachlaß erworbenen Bücher.)
. Ehrengedächtnis Friedrichs, Herzogs z. Sachſen, Erbprinzen zu Gotha und
Altenburg (F 1756). Gotha (Reyher). Fol.
. MWohlverdiente Ehrenfäule, dem Herrn Ernft, Hz 3. S:, aufgeridhtet zum
Sriedenftein. Gotha (Reyher) 1675. Fol.
. Syſtematiſcher Inhalt des Herrn Herzogs Anton Ulrichs zu S. Meiningen
fogenannten Abfertigung ſamt deren Reduction, 1747.
. Überfiht des Gegenftandes und der Lage der .... S. Goburg-Eifenberg-
und Römhildiſchen Succeffionsfadhe, 1803. 1804.
. Chronica Carionis, bearb. von Philipp Melanchthon, heraudgeg. von Caspar
Peucerus Dr. Wittenberg 1572. (Einige Blätter fehlen am Anfang und
am Schluß).
. MWohlverdientes Liebes-Andenken des weyl. durchlauchtigſten Fürften, Herrn
Joh. Wilhelms Hz. 3. S., aufgerichtet zum Friedenftein. Gotha (Reyher) 1707,
. Ordnung, wie e8 in des burdlaudhtigiten Herrn Joh. Casimiri, 93. 3. ©.,
FürftenthHumb und Landen, Orts Franken und Thüringen in den Kirchen
mit Lehre, Zerimonieen, Bifitationen, dann mit dem Fürftl. Consistorio,
auch . . Land und Particularfchulen . . gehalten wd. folle. Coburg
(Pfotenhauer) 1713.
. Proceffion bey weyl. des Hoch-Edlgebornen Hrn. Eruft Heinrich Borkens,
Erb: und Schloßgefeffenen auf Negenwald, F. Brandenb. Geh. Rath. .
Bayreuth 14. Jul. 1667.
Chriſt⸗ Fürſtlicher Lebenslauff des weyl. durchl. Fürften und Herrn, Herrn
Wilhelm Henrichs, Hz. 3. S., hriftmildeften Andenken. Eifenad) (Krug) 1740,
Der wohl und glücklich curirte Hofrath, das ift, eine hriftliche Leichpredigt,
als der weyl. hochgelahrte Herr Joh. Matth. Zind, ..... , welder am
19. Zul. 1727 entfchlafen, zur Erbe beftattet worden. Von Sup. Rengler
zu Wertheim.
Kurger Entwurf der Schleufungischen Reformations-Geſchichte. Progr. von
Gg. Ernft Wald), des Henneb. Gymnafii Rector. Scleuf. 1744.
Consiliorum seu responsorum iuris D. Hieronymi Schurpf de Sancto Gallo.
Centuria I. (Frkft. (Egenolph) 1594,
Gensler, Geſch. d. fränk. Gaues Grabfeld, 1. Teil. Scleuf. 1802.
Gensler, dafj., 2. Teil. Schleuf. 1803.
Relationes curiosae bavaricae, d. i., größte Denkwürdigkeiten des durch—
läuchtigſten Chur⸗Hertzogthums Bayın, von Ant. Buil. Eril. Augsb. 1685.
Kurkgefaßte Kirch- und Schul- wie aud Brand Hiftorie der Stadt Römhild,
vom Anfang der Hennebergifhen Reformation bis auf die gegenwärtige
Zeit. Von 3. C. Wetzel, Römhild (Brüdner) 1735.
6
32.
33.
34.
3 82 Ber
. Ehre des Hochfürſtl. Casimiriani Academici in Coburg oder deffen vollftändige
Hiftorie. Bon G. Ludwig. Cobg. 1725.
Schultes, Diplom. Geihichte des Gräfl. Haufe Henneberg. 1. Teil. 1788.
. Daſſ., 2. Teil. 1791.
. & 3. Wald, Hiftor.-ftatift. Beſchreibung der Kal. Sädjf. und Herz. Sächſ.
Häufer und Lande. Nürnbg. 1811.
. Genenlogifches Reichs: und Staatöhandbud für dad Jahr 1802. Erfter
Teil. 792 ©.
. Daſſ. Zweiter Teil. 454 ©.
. Dentwürdige Annales, was bon ao. 1665— 1690 fowohl in dieſem römiſchen
Reich ald andern auswärtigen Königreiden, Fürſtenthümern und Landen,
befonder8 aber im Fürſtenthum Gotha Notabled fid) zugetragen. Bon
9. R. Heydenreih. Gotha 1721. 365 ©.
. 3. Caſp. Wetzels Hiftor. Lebensbeſchr. der berühmteften Lieder - Dichter,
3. Teil. Herrnſtadt 1724.
.Stolbergiſche Kirchen- und Stadt Hiftorie, von M. Joh. Arn. Zeitfuchs.
Frtf. (Schall) 1717.
;. Arma Suecica, d. i. Kurtze Beichreibung des Kriegszuges, jo Gustavus
Adolphus, der Schweden, Gothen und Wenden König, in Teutſchland gethan,
by Friderico Hulsio zu finden in Frandfurt 1631(1). Durd Phil.
Arlanibäum.
. Leonhardi, Erdbeſchreibung der Churf. und Herzogl. Sächſ. Lande. 1.
Herauögeg. von M. F. G. Xeonhardi.® L. (Barth) 1790.
. Wilh. E. Tenzelii Saxonia numismatica, deutſch und lat. L Lineae Albertinae.
Dresd. 1705.
. Daſſ. II. Lineae Ernestinae. FIrkf. Lpz. Gotha 1714.
. M. 3. D. Schulze, Geſch. der Leipziger Univerfität im Laufe des 18. Jahrh.
2. 1802.
. Der Inſelsberg, befungen den 10. Aug. 1745, von einem Meifterfänger
dafelbft. Nebſt einem Anhang. Bon Chr. Eufeb. Suppius. Gotha
(Mevius) 1753.
Magazin der Sächſ. Geſchichte. 2. Teil (13.—24, Stüd). Dresden 1785.
Paul Flemmings Deutfche Poemata. Naumburg 1685.
Landes-Ordnung Herzog Ernſts von Sachſen. Gotha 1667.
35—37. Joh. Hd. Gelbke, Hz. Ernft der Erfte, genannt der Fromme zu Gotha.
38.
39.
I. Gotha 1810. II. Gotha 1810. III. (Urkundenbuch) G. 1810.
Arhiv der Sächſiſchen Geſchichte, geſammelt von G. A. Arndt, 1. Teil.
2. 1784.
J. W. Strauß, Beyträge zur Erläuterung der Hodfürftl. Sachſ. Hildburghäuf.
Kirchen, Schul: und Landes Hiftorie. I. (Heldburg) Greit 1750. II. (Hild:
burghaufen) Hildbgh. 1752.
40.
41.
42,
43.
44.
45.
46.
A 85 >
J. W. Krauß, Kirchen-⸗, Schul und Landeshiſtorie. III. (Eißfeld)
Hildbgh. 1758. (Doppelt.)
Daſſ. IV. (Königsberg). Hildbg. 1754.
Sammlung kleiner in Journalen und kritiſchen Blättern befindlichen Auf:
jäge und Beurtheilungen der Organtfation der Coburg-Saalfeldiſchen Kande.
2. Heften. 1804. 61 ©.
Sagittarüi, Historia der Gfſch. Gleichen, herauögeg. von E. ©. Cyprian.
Frkft. a. M. 1732.
E. 3. Wald, Geſch. des Landesſchullehrerſeminars zu Meiningen, (Hand:
Ihrift),.
3. 6. Gruner, Geſch. Joh. Caſimirs, Hz. 3. ©., Ingleihen fortgefegte
Nadrihten von dem Goburg - » Eifenberg : Römbilbifcien Succeffionzitreit.
Gobg. 1787. 260 ©.
. v. Schultes, Hiftor. ftatiftifche Befchreibung der Gfſch. Henneberg. 11. 2,
Hildbgh. 1794.
. Fürftl. Sächſ. Landesordnung Ernfts d. Fr. Neu herausgeg. Gotha 1740.
.Chr. Gottl. Jöcher, Compendiöſes Gelehrten-Lericon. 3. Aufl. 2. 1723,
. Reales Staatd:, Zeitungs: und Gonverfationd-Lericon. 10. Aufl. Mit
Borrede Joh. Hübners. 2. (Gleditſch) 1722.
. Sonderbahre Merdwürdigkeiten aus der berühmten Landgraffihafit Thü-
ringen. ...., and Licht gegeben von 9. Bh. Hellern. Erſte bis zehnte
Sammlung. Jena 1724.
. J. C. ©. Faber, Hiftorifch - topographifch = ftatiftifche Nachrichten von dem
ehemaligen Gifterzienfer Adligen Nonnenklofter und derzeitigen Herzogl.
Sädf.:-Hildburghäufifhen Amte Sonnenfeld, vom J. 1260-1792, Mit
Urkunden. Hildb. 1793.
. Geſchichte der franz. Nepublil, vom Anfange der Revolution bis zur
projeftirten Landung in England. 1. Bdoch. (196 ©.) Eifenberg 1804.
I. E. Baf. Wiedeburg, Beichreibung der Stadt Jena. I. 1785.
. Daſſ. Zweiter Theil, von der politifhen Vfafig. d. St. 3. 1786.
. stehler von Sprengseifen, Topographie, nebft 4 Anhängen: Berichtigungen
und Entgegnungen enth. 1781. 1782.
. J. M. Weinrih, Kirchen: und Schulenftaat des Fürſtenthums Henneberg.
2. 1720,
. M. C. W. Schumader, Vermifchte Nachrichten zur Erläuterung und Er:
gänzung der Sächſiſchen, bef. aber der Eifenadiichen Geſchichte. Ei. 1766.
. Kurze Nachrichten, die Erbfolgeordnung im Hzgl. Haufe Sachſen betr.
. Galletti, Geſch. u. Beſchreibg. des Hzgth. Gotha. 1. Theil. Gotha 1779.
. Casp. Sagittarii, Antiquitates ducatus Thuringici, Alt:Thüringtfches Herzog:
thum. Jena 1688,
. L. Berhftein, Dr. Joh. Matth. Bechftein und die Forſtakademie Dreißig-
ader. Mein. (Br. & R.) 1855.
6*
64.
65.
66.
67.
68.
69
*
70.
71.
72.
73.
1
>»
a 84 Ber
3. 6. Gruner, Einige zur Geſch. Joh. Friedrichs d. Mittleren gehörige
Nachrichten. Kobg. 1785.
Hiſtoriſche Nachrichten von der berühmten Reſidenzſtadt Weimar, 2. Teil
von G. U. Wetten. (Fürſtl. Refidenz, Sclöffer, Ilmenau, YButteljtädt).
Sena 1739.
Wilh. Ernest. Tentzelii supplementa historiae Gothanae. Jena (Bielf) 1702.
Hiſtoriſche Chronika od. Beichreibung der fürnehmften Geſchichten, jo ſich
jemals von Anfang der Welt bis auf unfere Zeiten zugetragen. Reicht
bis K. Matthiad 1618, verweift als Fortfegung auf Theatrum Europaeum.
Mit vielen Abbildgen. Gr. Fol. 1185 ©.
Fürftl. Sachſ. Meiningifhe 1) Gonfiftorial: und 2) Geiftliche Untergerichts:
ordnung. Abgeſchrieben zum Gebraud, von E. 3. Wald 1793.
Saaljeldiiches Rezeßbuch, die Verfaffung des Herzogl. Sächſ. Gothaiihen
Gejamthaufes, die in demjelben vorgenommenen Erbtheilungen, vornehmlich
aber die Herzogl. Sächſ.⸗Coburgiſch-Saalfeldiſchen Geredhtfame betr. Neu:
drud. Gr. Fol. 215 S. Coburg (Ahl.) 1783.
Beyläuffige in Zandkundiger Wahrheit gegründete Anmerkungen über den
fog. Ungrund des Fürſtl. S. Goth. Promemoria.
Kurze Anzeige, warum die unter dem Titel „Jus et Observantia circa
tutelam illustrem Saxonicam“ außgebreitete Schrift fo vergeblih als ohn-
gegründet ſei.
Wahrhaffte Nachricht von dem gefegmäßigen und von aller tabelhaften
Abfiht weit entfernten Betrug derer Herren Herzoge zu Sachſen-Coburg,
Gotha und Hildburghaufen in Anfehung der durd den Todesfall des
Herrn Herzog3 Anton Ulrich eröffneten Yandesfucceffion. Anno 1763.
Abdrud des von dem weyland durdlaucht. Herrn Anton Ulrich, Hz. 3. ©. .,
anmaßlic errichteten Teſtaments vom dato Frkf. a. M. 1763. 5. 7. Jan.
nit nöthigen Anmerkungen,
Fernere Fortfegung der Wahrhafften Nahriht von denen Meiningiſchen
Zuteljtreitigleiten. (Nah dem Tode N. Ulrichs.)
5. Hd. Anshelms, dv. Ziegler u. Kliphauſen zu Wurzen Tägliher Schauplag
der Zeit, auf weldem fi ein jediveder Tag des Jahres mit fm. merfwürd.
Begebhten. vorſtellig macht. 2. 1700. Gr. Folio. Dider Band.
. Tabelle über die Titulaturen. 1787. (Hſchr.)
. Hiftorien bon des ehrwirdigften in Gott feligen theuren Mannes Gottes
Doct. Martini Luthers, Anfang, Lehre, Zeben und Sterben, durd den alten
Mag. 30h. Matthefium geftellt und alles für feinem fel. Ende verfertigt.
Nürnberg 1568.
Rudolphi, Gotha diplomatica I—II.
Rudolphi, Gotha diplomatica II—V.
Chriftfürftl. Lebenslauf Ernftens M. 93. 3. S. und Prinz Sof. Bernhards
3. Mein, Gotha 1675.
+4 85 Be
81. Nadır. dv. d. gegenwärtigen Einrichtung des Hzgl. Mein. Lycei. Von Gg.
G. Hopf. Mein. 1770.
32. Salzungens milde Stiftgen. Henflgöprogr. v. 3. Wald. Mein. 1799.
83. Genealog. Deduction der Gothaiſchen Fürjtenverwandtichaften. Gotha 1714.
84. Joh. Seb. Müllers Annales dv. Sadfen ao. 1400—1700. Weimar 1701.
Schönes Erpl.
85. Ehrengedächtnis d. Herzogin Sophie Elifabeth. Zeit 1684. Gr. Fol.
86. Band Leichenreden, beginnend 1596.
87. Basilü Fabri Sorani Thesaurus erud. scholasticae p. Aug. Buchnerum.
2603 ©. 2%. 1696.
83-91. Bayle, diot. historique. 4 gr. Bde.
92. Kern, Das Hildburghäufer Schulfeminar.
33. Sammlg. Henflingsprogramme.
94—100, Salzungensia.
VI.
Verzeichnis der hiſtorxiſchen Vereine, mit denen Schriften-
austauſch befteht:
1. Nahen, Aachener Gefchichtöverein.
2, Altenburg, Geſchichts- und Altertumsforſchende Gefellihaft des Ofterlandes.
3. Ansbach, Hiſtoriſcher Verein für Mittelfranken.
4. Arnſtadt, Muſeumsverein.
5. Augsburg, Hiſtoriſcher Verein für Schwaben und Neuburg.
6. Bamberg, Hiftorifcher Verein für Oberfranfen,
7. Bayreuth, Hiftorifcher Verein für Oberfranfen.
8. Berlin, Sefamtverein der deutſchen Geſchichts- und Altertumspereine.
9. Berlin, Verein für Gefchichte der Mark Brandenburg.
10. Berlin, Verein für die Geſchichte Berlins.
11. Berlin, Geſellſchaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeſchichte.
12, Berlin, Verein Herold.
13. Birkenfeld, Verein für Altertumsfunde im Fürftentum Birkenfeld.
14. Bonn, Deutfhe Zeitihrift für Geſchichtswiſſenſchaft.
15. Brandenburg a. d. Havel, Hiitorifcher Verein.
16. Breslau, Verein für die Gefhichte und Altertumskunde Schlefiens.
17. Caſſel, Verein für heſſiſche Gefhichte und Landeskunde.
18. Chemnitz, Verein für Chemnitzer Geſchichte.
19. Coburg, Anthropologiicher Verein zu Coburg.
20. Danzig, Weftpreußifcher Geſchichtsverein.
21. Darmftadt, Hiftorifcher Verein für dad Großherzogtum Heffen.
22. Dillingen, Hiftorifher Verein für Schwaben-Neuburg.
*
— 86 Ber
. Dresden, Bibliothel des ftatiftifchen Bureau des Kgl. S. Minifteriums
des Innern.
. Dresden, Kal. Sächſiſcher Altertumsverein.
. Düffeldorf, Düffeldorfer Gefchichtöverein.
. Eisleben, Verein für Gedichte und Altertümer der Grafihaft Manöfeld.
. Eifenberg, Geſchichts- und Altertumsforfchender Verein.
Elberjeld, Bergifher Geſchichtsberein.
Erfurt, Kgl. Akademie gemeinnügiger Wiſſenſchaften.
Erfurt, Verein für Geſchichte und Altertumskunde von Erfurt.
Frankfurt a. M., Verein für Gejchichte und Altertumsfunde.
Freiberg i. S., Freiberger Altertumsverein.
Freiberg i. B., Geſellſchaft für Geſchichte, Altertums- und Volkskunde.
. Giehen, Oberheſſiſcher Geſchichtsverein für Gießen.
. Gotha, Vereinigung für Gothaifhe Geſchichte und Altertumsforſchung.
. Görlif, Oberlaufiger Geſellſchaft der Wiſſenſchaften.
. Göttingen, Kgl. Geſellſchaft der Wiſſenſchaften.
. Greifswald, Rügiſch-Pommerſche Abteilung der Gefellihaft für Pommerſche
Geſchichte.
. Greiz, Verein für Greizer Geſchichte.
40.
41.
Halle, Thüringiſch-Sächſiſcher Geſchichts- und Altertumsperein.
Hamburg, Verein für Hamburgiſche Geſchichte.
42. Hannover, Hiftorifcher Verein für Niederfachfen.
43.
44.
45.
Heidelberg, Hiftorifch-philofophifcher Verein.
Hermannftadt, Verein für Siebenbürgtihe Landeskunde,
Hohenleuben, Vogtländiſcher Altertumsforfchender Verein.
46. Homburg v. d. H., Verein für Gefhichte und Altertumskunde.
47.
Zena, Verein für Thüringiſche Gefhichte und Altertumskunde.
48. Jena, Thüringifche Hiftorifhe Kommiſſion.
49.
50.
51.
52.
53.
Leisnig, Geſchichts- und Altertumsverein.
.Magdeburg, Denkmälerkommiſſion der Provinz Sachſen.
. Mainz, Verein zur Erforſchung Rheiniſcher Geſchichte und Altertümer.
. Mannheim, Altertumsverein.
.Marienwerder, Hiſtoriſcher Verein für den Regierungsbezirk Marienwerder.
. Meiningen, Henneberger Altertumsforſchender Verein.
.Meth, Verein für lothringiſche Geſchichte und Altertumskunde.
. Münden, Kgl. Bayeriſche Akademie der Wiſſenſchaften.
. Münden, Hiftortfcher Verein für Oberbayern.
Kahla, Verein für Gefchichte und Altertumskunde zu Kahla und Roda.
Kiel, Gejellihaft für Schleswig-Holſtein-Lauenburgiſche Geſchichte.
Köln, Hiftorifcher Verein für den Niederrhein,
Zandöberg a. d. Warthe, Verein für Gefchichte der Neumarf.
Leipzig, Verein für die Geſchichte Leipzig.
+3 87 8»
63. Nordhaufen, Städtifhes Muſeum.
64. Nürnberg, Germanifches National: Mufeum.
65. Poſen, Hiftorifche Gefellihaft für die Provinz Pofen.
66. Ravensburg, Didcefan-Arhiv für Schwaben.
67. Regendburg, Hiftorifcher Verein für die Oberpfalz und Regensburg.
68. Salzburg, Geſellſchaft für Salzburger Landeskunde.
69. Schleiz, Geſchichts- und Altertumsverein.
70. Schmalkalden, Verein für Hennebergifhe Geſchichte und Landeskunde.
71. Schwerin, Verein für Medlenburgifche Geihichte und Altertumsfunde.
72. Speyer, Hiftorifcher Verein für die Pfalz.
73. Straßburg i. E., Kaiferl. Univerfität3- und Landesbibliothek (Hiftor. liter
Zweig⸗Verein des Vogeſen-Klubs).
74. Stuttgart, Kgl. ſtatiſtiſches Landesamt.
75. Stuttgart, Württembergiſcher Altertumsverein.
76. Troppaun, Kaiſer Franz Joſeph-Muſeum für Kunſt und Gewerbe.
77. Ulm, Berein für Kunft und Altertum in Ulm und Oberſchwaben.
78, Weimar, Großherzogl. Gefamtardiv.
79. Wernigerode, Harzverein für Geſchichte und Altertumskunde.
80. Wien, Akademiſcher Verein deutfcher Hiftorifer.
81. Wiesbaden, Verein für Naffauifhe Altertumskunde und Geſchichtsforſchung.
82. Wolfenbüttel, Ort3verein für Geſchichte Braunfhweigd und Wolfenbüttel.
83. Worms, Altertumdverein von Worms.
84. Würzburg, Hiftorifcher Verein von Unterfranken und Aſchaffenburg.
vo.
Derzeichnis der Mitarbeiter an der Uenen Landeskunde
des Herzogtums.
Albert Abe, Pfarrer in Gleihamberg: Geſchichte der Pfarrei Gleihamberg
(Gleichamberg, Gleicherwieien, Linden und Eicha).
Plato Ahrens, Zeichenlehrer a. D. in Hilbburghaufen: Geſchichtliche Ent:
widelung des Zeichenunterrichts an den höheren und niederen Schul-
anftalten des Herzogtums.
Dr. R. Anfhüg, Profeſſor an der Realſchule und Sekretär der Handels:
fanımer in Sonneberg: Handel und Induſtrie im Meininger Oberland.
Dr. Heinrih Bergner, Pfarrer in Niſchwitz bei Ronneburg: Saalfelder
Altarwerkftätte, Kunftgeihichte de Herzogtums S. Meiningen.
Dr. Brehme, praft. Arzt in Jüchſen: Der Gang epidemifcher Erkrankungen
in Züchfen und Umgebung.
+4 88 Be»
Eduard Brüdner, Lehrer in Sonneberg: Geſchichte des Farbwerks
Sophienau, die Merbelinduftrie im oberen Werrathal, die auf dem
Hildburghäufer Seminar von 1796—1896 gebildeten Lehrer bes
Herzogtums, die gebräuchlichiten Volkslieder im Herzogtum.
Dr. Anton Buzer, weil. Med. Rat in Meiningen: Das Medizinal- und
Sanitätöwefen im Herzogtum S. Meiningen mit Rüdfiht auf die
Reichsgeſetzgebung.
Adolf Butzert inWallendorf: Wolf v. Herbſtatt oder der Solzer rieg 1510-1513.
Dr. A. Deahna, K. Württemb. Hofrat in Stuttgart: Goethes Beziehungen
zu ©. Meiningen. Mitteilungen aus dem Leben ber Herzogin
Elifabetda Sophia von Meiningen.
Dr. Ewald Eihhorn, Kirchenrat in Jena: Gefchichte der Grafihaft Camburg
(V und VI).
Dtto Fink, Pfarrer in Wefthaufen: Die Leiden des Pfarrbezirt3 Weſthauſen
im 30jährigen Kriege.
Auguft Freyfoldt, Oberförfter in Steinah: Das Forft: und Jagdweſen
im jegigen Meininger Oberland zur Zeit des 3Ojährigen Kriegs.
Das Forſtweſen des Herzogtums.
A. Greiner, Kantor in Jüdewein: Geſchichte des Meininger Lehrervereins.
Dr. Ludwig Grobe, weil. Hofrat und Profeffor in Meiningen: Herzog
Bernhard I. und Herzog Georg I.
Dr. Ludwig Hertel, Gymnaſialoberlehrer in Hildburghauſen: Geſchichte des
Herzogtumd bis 1821. Regentengeſchichte. Gewäfjerbefhreibung.
Die Mundarten des Herzogtums. Die Straßenzüge im Herzogtum.
Geſchichte der Herren von Frantenftein. Gedichte und Topographie
von Salzungen.
Viktor Hertel, Bfarrer in Mendhauſen: Entwidlung der Hymnologie in
der S.Meiningiſchen Landeskirche. (IT).
Paul Heyner, Pfarrer in Lichtentanne: Gefchichte der Pfarrei Lichtentannes
Schmiedebach.
Eugen Hönn, Pfarrer in Milz: Geſchichte des Guſtav Adolf-Vereins im
Herzogtum.
Wilhelm Hoßfeld, Amtsgerichtsrat in Meiningen: Geſchichte des Amts—
gerichtsbezirkes Steinach (exkluſive Lauſcha und Steinheid). Die
Griffelinduſtrie.
Dr. Armin Human, Archidiakonus in Hildburghauſen: Städtiſche und länd—
liche Gemeinweſen des Herzogtums, inſonderheit des ehemaligen
Herzogtums Hildburghauſen, Geſchichte des Kirchenweſens des Herzog—
tums, der einſtigen Klöſter, Burgen und Schlöſſer, des Militär:
weſens, Hildburghäuſer Stiftungen und Vermächtniſſe, Hildburghauſen
während des 30jährigen Krieges, der Monſtre-Konkurs eines
— 89 +»
S.Hildburgh. Geh. Kriegsrats um Mitte de3 vorigen Jahrhunderts,
M. Ghriftoph Raſche, Pfarrer in lintermaßfeld, S.: Meiningifches
Scriftiteller- und Kiünftlerlerifon, Edition von RR. G. Sauerd
Chronik von Vachdorf und RR. Dr. Lob, Pfarrei Mupperg.
Dr. Mar Kleemann, weil. Brof. in Hilbburghaufen: Zur Gharakteriftif der
Hildburghäufer Mundart, Rede zu Herzog Georg II. Geburtätag
am 2. April 1895.
Ludwig Kolb, Xehrer em. in Leimrieth: Sagen und Märden deö Herzogtums.
Paul Köhler, Bfarrer in Wernöhaufen: Chronif von Wernshaufen und
Umgebung, Geſchichte der Werraflößerei.
Ludwig Kraufe, Amtögerichtörat in Camburg: Thema noch vorbehalten.
Franz Kühnhold, Pfarrer in Lengfeld: Chronik von Neuftadt a. R.
Konftantin Kümpel, Lehrer am Technikum in Hildburghaufen: Geſchichte
der alten Bergitadt Steinheibe.
Paul Kunge, Lehrer in Sonneberg: Die Wirbeltiere im Bereid des
Herzogtums.
Dr. R. Lchmann, Brofeffor in Rudolſtadt: Meteorologie (wozu Oberforft:
meifter Knochenhauer-Meiningen und Sekretär Zicheile-Hildburghaufen
reichhaltige Material zur Verfügung ftellen).
Auguft von Löſecke, Chemiker und Gemeinderatäporfigender in Hildburg-
haufen: Die Hryptogamen im Bereich des Herzogtums.
Joſeph Medicus, Rentier in Dresden: Die einftige Alchymiſtik im Herzog:
tum S.-Meiningen:Hildburghaufen.
Julius Mentzner, Steueramtdaffiftent in Hildburghaufen: Geſchichtliche Ent-
widlung des Steuer: und Abgabewefens im Herzogtum S.-Meiningen
mit befonderer Berüdfichtigung der Vorgänge auf dieſem Gebiet im
Deutichen Neid).
Garl Oberländer, Pfarrer in Lindenaus Geſchichte von Lindenau und
Friedrichshall.
Dr. Ferdinand Ortlepp, Schuldirektor in Hildburghauſen: Die Inſekten
im Bereich des Herzogtums.
Dr. Mar Ortmann, Okonomieſpecialkommiſſar in Weimar: Die landwirtſchaft—
lihen Berhältniffe des Herzogtums.
Ludwig Ref, Rektor em. in Heldburg: Chronik der Stadt Heldburg feit 1750.
Johann Heinrich Rottenbad, Brofeffor in Berlin: Botanik (PBhanerogamen)
im Bereich des Herzogtums.
Dr. Otto Rüdert, Seminardireftor und Schulrat in Hildburghaufen: Kunft:
baudenfmäler des Meininger Landes.
Ernft Seidel, Pfarrer in Milda: Aug Mildas Vergangenheit. Mildaer
Adjuvantenchor in Vergangenheit und Gegenwart.
Fritz Späth, Pfarrer in Jüchſen: Gefhichte von Jüchſen und Neubrunn.
4 90 Ber
Dberhofmarfhall Franz Carl Jerome Freiherr von Stein: Bolitifche Ge
ſchichte des Herzogtumd feit dem Pegierungsantritt des Herzog
Bernhard Erid Freund.
Albert Unger, Oberlandeögerichtärat und Geheimer Juftizrat in Jena: Das
Juſtizweſen des Herzogtums.
Dr. Ernſt Zimmermann, Landesgeologe bei der Geologiſchen Landesanſtalt
in Berlin: Die Geologie des Herzogtums.
Wir bitten um Zuſicherung weiterer Arbeiten.
VII.
Mitgliederverzeichnis.
Der derzeitige Mitgliederbeſtand beziffert ſich auf 505:
Borftand:
Borfigender: Lic. theol. Dr. jur. et phil. Armin Human, Ardid. in Hildburghaufen.
Stellvertreter und Bibliothefar Dr. phil. Ludwig Hertel, Oberlehrer am Herzogl.
Gymnaſium Georgianum in Hildburghaufen.
Kaffierer: Armin Drefjel, Kaufmann in Hildburghaufen.
Pfleger Des Bereins:
Für den Amtögericht3bezirt Salzungen: Schulbireftor Ernft Ulrich.
Pr " Wafungen: Amtsgerichtsrat Richard Hermanın.
" " Meiningen: Amtsgerichtsrat Wilhelm Hoßfeld.
a. — Themar: Amtsgerichtsſekretär Leopold Wenzel.
ii. Römhild: Dberpfarrer Ferdinand Meiöner.
a * Hildburghauſen: Kaufmann Armin Dreſſel.
2: — Heldburg: Salineninſpektor Joſeph Batti zu
Friedrichshall.
— — Eisfeld: Stadtkämmerer Armin Truckenbrodt.
——— Schalkau: Amtsgerichtsſekretär Eduard Apoley.
— r Sonneberg: Neallehrer Chriftian Scheller.
i — Steinach: Amtsrichter Dr. jur. Julius Ledermann.
"m " Gräfenthal: Npothefenbefiter Auguft Wedel.
u 2 Saalfeld: Kreisſchulinſpekt.Schulrat Iſidor Rockſtroh.
Pößneck: Lehrer Friedrich Kramer.
Camburg: Dr. med. Guſtav Grobe, Stabsarzt d. L.
Sir den Bezirk Kranichfeld: Bürgermeifter Emil Scherff.
u „Leheſten: Pfarrer Baul Heyner in Lichtentanne.
- 3 „Lauſcha: Pfarrer Richard Erf.
24 091 Be»
Seine Hoheit Prinz Eduard von Sadhjen:-Weimar.
Seine Hoheit Prinz Hermann von Sadhjen:-Weimar.
Seine Hoheit Prinz Ernft von Sadhjen-Meiningen.
Bezirk Salzungen.
Altenbreitungen: Lehrer L. Läſſer. Yrauenbreitungen: Lehrer M. Frank.
Lehrer Arno Müller: Uri. Glüdsbrunn: Fabrikbefiger Wirfliher Geheimrat
Kammerherr Chriftian von Weiß, Erzellenz. Gumpelftabt: Kantor Frig Werner.
Leimbach: Lehrer Fri Echellenberger. Salzungen: Bürgerfafino. Die Bürger:
ihule. Gewerbeverein. Lehrer A. Hirih. Salinen : Profurift ag Sahn.
agiftrat der Stadt. Amtsrichter Julius Müller. Die Realſchule. Archi—
diafonus Auguſt Sceidler. Schuldireftor Ernft Ullrich. Kaufmann yo
Urban. Geh. Mebdizinalrat Dr. med. Philipp Wagner. Lehrer Georg Wehner.
Schweina: Lehrer Ernſt Auguft Reum. Wernshanſen: Holzhändler Albert
gilger: Pfarrer Paul Köhler. Die Schule. Profurift der Kammgarnipinnerei
Sarl Walter. Fabrikbefiger Frig Wittich.
Bezirt Waſungen.
Metzels: Pfarrer — Reichardt. Möckers: Lehrer Ottomar Reichardt.
Schwallungen: Pfarrer Bernhardt Schmidt. Die Schul. Waſungen: Amts:
— Richard ng Amtsrihter Carl Schlothauer. Gerichtsjchreiber
einhold Röfiger. Praft. Arzt Dr. med. 9. Wegener.
Bezirt Meiningen,
Bibra: Pfarrer Heinrich — Jüchſen: Prakt. Arzt Dr. med.
Brehme. Pfarrer Frig Späth. einingen: eg Anton Ambronn.
Arhidiafonus Carl Angelroth. Hofrat Dr. phil. Rudolf Baumbach. Fräulein
Ben Baumbach. Sanitätsrat Dr. med. Hermann Bertram. Herzogl. öffentl.
ibliothef. Prakt. > Dr. med. Freiherr Alfred von Bibra. Geheimer
Regierungsrat Wilhelm Bießmann. Buchdrudereibefiger Rudolf Brönner. Amts-
— Carl Brückner. Geh. Staatsrat Kammerherr Dr. jur. Mar von Butler.
ehrer Emil Bug. Praft. Arzt Dr. med. Carl Buzer. Pfarrer em. Guftav Bupert.
Landrat Auguft Coudray. Schuldireftor Eduard Döbner. Gymnafialoberlehrer
Carl Eichhorn. Past. emer. Dr. phil. Robert Engel. Phyſikus Dr. med. Paul
gr burg. Landtagsabgeordneter DOberbaurat Eduard Fritze. Kaufmann Carl
eiling. Kirchenrat Dr. theol. et phil. Wilhelm Germann. Gymnafialdireftor
Profefior Dr. phil. Eduard Göpfert. Rechtsanwalt Ernft Größner. Landgerichts:
rat Hermann Heil. Wirkliher Geheimrat Staatöminifter Dr. jur. a von
Heim, Erzellen;. Dr. phil. Julius Heim, Oberlehrer am Realgymnafium. Real:
ymnafialoberlehrer Dr. phil. Hugo Herbit. Regierungsrat Dr. jur. Armin Herda.
Wrofeffor Dr. phil. Paul Seynife, Kirchenrat und Sup. Dr. phil. Dtto Hoffmann.
Landtagsabgeordneter Amtsgerichtsrat Wilhelm Hoßfeld. Prakt. Arzt Dr. med.
Dtto Yohannes. Kaufmann Oskar Kayfer. — —— Karl Keyßner.
Oberſchul- und Hofrat © ınnofialbirektor a. D. Hermann Kreß. Rechtsanwalt
Louis Laub. Nevifionsaffiftent Martin Linffer. Gerichtsaffefor Dr. jur. Frig
Mauer. Landgerichtsrat Oskar Müller. Lehrer Edmund Müller. Rechtsanwalt
Dr. jur. Jakob Ortweiler. Buchhandlung Dtto und Funk. Dr. phil. Hermann
a 92 Be
Puſch, Oberlehrer am Realgymnafium. Hofbuhhhändler Hans Nenner. NRentier
Siegmund Romberg. Prakt. Arzt Dr. med. Richard Romberg. Regierungsrat
Armin Schippel. Frate Arzt Dr. med. A. Schmidtmann. Buchhändler Guſtav
Schrage. Juſtizrat Dr. jur. Bernhard Schmidt. Kreisſchulinſpektor Oskar Sieber.
Domänenbaurat Hermann Schubert. Oberbürgermeijter und Landtagsabgeordneter
Nihard Schüler. Kammerherr Kol. preuß. Major a. D. und Ober-Hofmarſchall
Dtto von Schweder. Dr. jur. Jacob Simon, Rechtsanwalt. Realgymnafialober-
legrer Dr. phil. Theodor Stord. Kommerzienrat Dr. jur. Guſtav Strupp.
Bankier Meinhold Strupp. Kaufmann Carl Suppkowitz. Hoflieferant Brauerei:
befiger Auguft Böller. Geheimrat Dr. theol. et phil. Albert Weidemann. Land:
tagsabgeordneter Brauereibefiger Carl Zeit. Nordheim: Die Schule. Obermaf-
feld: Pfarrer Ernft Ulrich. Nippershaufen: Rentier Friedrich Schneider. Ritſchen⸗
haufen: Pfarrer Paulus Starkloff. Solz: Pfarrer Kirchenrat Wilhelm Heim.
Stepfershaufen: Pfarrer Richard Sell. Untermahfeld: Geheimer Kirchenrat
Dr. phil. Otto Füßlein. Direktor des Zuchthauſes Dttomar Specht. Vachdorf:
Pfarrer Buſſo Ulrih. Walldorf: Praft. Arzt Dr. med. Glüd.
Bezirt Römhild.
Exdorf: Pfarrer Oscar Scheller. rg Pfarrer Albert Abe,
Mendhaufen: Pfarrer Viktor Hertel. Die Schule. Milz: Pfarrer Eugen Hönn.
Lehrer Leopold Schonert. Queienfeld: Pfarrer Ernjt Ylgen. Römhild: Forſt—
aſſeſſor Richard Adermann. Bürgermeijteramt der Stadt. Die Bürgericule,
Vürgermeifter II und Kaufmann Guftav Friedrih Höfling. Lehrer A. Keßler.
DOberpfarrer Ferdinand Meisner. Amtsverwalter Rat Louis Müller. Ober:
förfter Rudolf Rommel. Gerichtsichreiber Johann Georg Trudenbrodt. Amts:
— Er Weigand. Meitenjeld: Pfarrer Bernhard Gerlach. Lehrer Johann
am Diller.
Bezir! Themar.
Lengfeld: Pfarrer Franz Kühnhold. Marisfeld: Kammerherr und Ritter:
utsbefiger Hermann von Eichel. Kantor Ernſt Ortleb. Themar: —
riedrich Barthel. Bürgermeiſteramt der Stadt. Superintendent Kirchenrat Auguſt
Engelhardt. Kirchenvorſtand der Stadt. Amtsverwalter Rat Friedrich Reiche.
Prakt. Arzt Dr. med. Franz Schmitz. Amtsgerichtsſekrekär Leopold Wenzel.
Bezirt Hildburghauſen.
Bedheim: Pfarrer Theodor Oberländer. Birkenfeld: Die Schule.
Bürden: Die Schule. Eishauſen: Der Kirchenvorſtand. Hehberg: Pfarrer
Julius Köhler. Lehrer A. Neubert. Hildburghaufen: Hofbuchhändler Mar
Achilles, LZeichenlehrer a. D. Plato Ahrens. Amtsgerichtsrat Otto Ambronn.
Seminarlehrer Carl Beer. Architekt Auguft Berger. Vereinsbankfaffierer Otto
Bohn. Kürfchnermeifter Carl Brömel. Sehrer Wilhelm Claus. Kaufmann Heinrich
Daniel, Kaufmann Carl Dittelbah. Ingenieur Franz Döleke. Kaufmann Armin
Drefiel. Architekt Carl Ebeling. Kommiffionär Rudolf Edold. Hotelier zum
Engliſchen Hof Carl Fifcher. Gtäfermeifter Ehriftian Frand. Sekretär und Ri
am Technifum Leonhard Frauenberger. Katafteraffiitent Ernſt Freytag. Kauf:
mann E. Friedmann. Kaufmann Bernhard Friedrich. Zahnarzt Au uf Gellert.
Fabrifbefiger W. Genfler. Herzogl. Gymnafium Georgianum. Seminarlehrer Adolf
Geuther. Landrat Hermann Götting. Amtseinnahmediener Eduard Greiner. Ober:
+4 93 Ber
revijor Rudolf Heil. Rentier Carl Heller. Gymmnafialoberlehrer Dr. phil. Emil
Heller. Gymnaftaloberlehrer Dr. phil. Ludwig Hertel. Kreisſchulinſpektor Schulrat
Albert Heyl. Stadtverordneter Nentier Berthold Hochrein. Amtsgeridtsrat Friedrich
Höfling. Stadtverordneter Nentier Hermann Hollbon. Dr. Armin —
Spezialkommiſſionsſekretär Gottgetreu Huß. Tiſchlermeiſter Hermann Junker.
Gerichtsvollzieher Reinhard Kaplan. Prakt. Arzt Dr. med. Carl Keßler. Kirchen:
vorſtand der Neuftadter unierten Gemeinde. Prakt. Arzt Dr. med. Gotthelf Koſt.
Pfarrer Johannes Krönert. Technikumslehrer Conſtantin Kümpel. Kaufmann
Otto Kunold. Herzogliches Lehrerſeminar. Reviſionsaſſiſtent Eduard Leuthäuſer.
Kataſteramtsaſſiſtent Wilhelm Lorz. Gemeinderatsvorſitzender, Rentier und Chemiker
Auguſt von Löſecke. Magiſtrat der Stadt. Hofbuchdruckereibeſitzer Paul Maultzſch.
Referendar Dr. jur. Paul Maultzſch. Kupferſtecher und Chef einer kartographiſchen
Anſtalt Carl Metzeroth. Rechtsanwalt und Notar Dr. jur. Oskar Michaelis.
Lehrer Heinrich Mitzenheim. Kreisſparkaſſen-Rendant Guſtav Mühlke. Kommerzien:
rat Ferdinand Nonne. Kaufmann Auguft Nothnagel. Stadtſekretär und Standes—
beamter Martin Peter. Buchhändler Dtto Pezoldt. Kämmereigehülfe Richard
Richter. Fabrif- und Nittergutöbefiger, Rittmeifter d. R. Dr. jur. Veit Franz
v. Ried. Oymmnafialoberlehrer Mar Rommel. Händler S. Rojenthal. Kaufmann
Berthold Saalborn. Rentier Julius Saur. NRentier — Sauerbrey.
Superintendent Kirchenrat Albert Sauerteig. Bankier Julius Schloß. Lehrer
Auguſt Seifert. Lehrer und Stadtkirchenorganiſt Hermann Serfling. Fabrikbeſitzer
Bernhard Simon. Kaufmann Heinrich Simon. Redakteur an der Dorfzeitung
und Rentier Ernſt Siebelis. Brauereibefiger Hermann Sonnefeld. Taubſtummen—
lehrer Carl Steinrück. Prakt. Arzt Dr. med. Ernſt Strathauſen. Lehrer und
Kantor an der Stadtkirche Wilhelm Strauch. Technikumsbibliothek. Kupferſtecher
Heinrich Thäringer. Stadtkämmerer Max Thiemann. — Carl
Volkening. Architekt und Lehrer am Technikum Conrad Volland. Apothekenbeſitzer
in der Neuſtadt Jakob Wagner. Kaufmann Alfred Weigell. — Chriſtian
Wenzel. Forſtaſſeſſor Wilhelm Wicklein. Sekretär am Technikum Eugen Zſcheile.
Leimrieth: Lehrer em. Ludwig Kolb. sun. Lehrer Armin Hardt. Stein:
feld: Die Schule. Streffenhaufen: Die Schule. Streufdorf: Der Kirchenvorftand.
Veilsdorf: Pfarrer Ludwig Schönewolf. Lehrer Auguft Spedt. Neu: Wallrabs:
Reviſionsaſſiſtent Richard Engelmann. Landmefjer Baul Herrguth.
Bezirt Heldburg.
Goldberg: Die Gemeinde. Einöd: Nittergutsbefiger Fr. Kraußlad).
Griebah: Nittergutsbejiger Kammerherr Nudolf Freiherr v. Marjchall: Greiff.
———— Salineninſpektor Joſef Batti. Salinenbeſitzer Bernhard Oppel.
Gompertshauſen: Pfarrer Auguſt Schumann. eldburg: Bürgermeiſteramt der
Stadt. Amtsrichter Franz — Lindenau: Pfarrer Carl Oberländer. Rieth:
Die Schule. Ummerftadt: Prakt. Arzt Dr. med. H. Sabiowsky. Die Schule.
Weithaufen: Pfarrer Otto Fink.
Bezirk Eisfeld.
Grod: Pfarrer Ferdinand Göpfert. Eisfeld: Amtsrihter Hans —*
von Bibra. Amtsrichter Hermann Höfling. Amtsgerichtsrat Carl Kreß. Magiſtrat
der Stadt. Archidiakonus Julius Motz. Oberförſter Carl Auguſt Möller. —*
direktor Wilhelm Schubart. Stadtkämmerer Armin Truckenbrodt. Ernſtthal:
Die Schule. Heubah: Pfarrer Albert Abt. Unterneubrunn: Lehrer Mar
Hochrein. Hofmannſche Studienanftalt (Direktor: Pfarrer Richard Hofmann).
a 94 Bor
Bezirk Schaltau.
Almerswind: Die Schule. feld: Die Schule. Effelder: Die Schule.
Okonom Georg — er sen. Grümpen: Die Schule. Mengersgereuth:
Pfarrer Hermann Rix. Lehrer A. Röhrig. Rabenäußig: Die Schule. Nauen:
ftein: Neltor Johann Hofmann. Die Schule. Schalkan: Amtsgerichtsjekretär
Eduard Apoley. Dberpfarrer Mar Böſemann. Bürgermeifteramt der Stadt.
Amtsrihter Dr. jur. Hermann Kreß. Amtsverwalter Carl Seltendorf:
— mn Teuſchler. Trudendorf: Lehrer Alfred Vetter. Trudenthal: Lehrer
. Walther.
Bezir! Sonneberg.
Forſchengereuth: Lehrer Carl Hopf. Lehrer Anton Langert. Lehrer
Albin Nah. Hüttenfteinah: Die Schule. Kommerzienrat William Swaine.
Mupperg: = Adolf Jod. Lehrer E. Rothammel. Sberlind: Rektor Arno
Englert. Schichtshöhe: Lehrer Adolf Frig. Echwarzwald: Brauereibefiger Georg
Better. Sonneberg: Lehrer Hermann Adam. Profeffor Dr. phil. Rudolf Anſchütz.
Dr. med. Auguft Hermann Baufe, Direktor einer Kranfenbeilanjtalt und Klinik
* Nervenkranke. Kaufmann A. Bierſchenk. Die Bürgerſchule. Lehrer Eduard
rückner. Amtsgerichtsrat Heinrich Deahna. Kaufmann Otto Dreſſel jun.
Landtagsabgeordneter Kommerzienrat Otto Dreſſel. Kaufmann Gotthelf Dreſſel.
8tud. phil. Carl Ehrlicher. Steueramtsrendant Rat Moritz Frank. Kaufmann
Johannes Franz. Stud. phil. Georg Groſch. Lehrer Ernſt Heidler. Realſchul—
direktor Profeſſor Dr. phil. Bernhard Heiland. Julius Henze, Redakteur der
Sonneberger Zeitung. Rentier Heinrich Heubach. Prakt. Arzt Dr. med. Guſtav
—— Kaufmann Heinrich Horn. Sanitätsrat Dr. med. Richard Kreißmann.
ehrer A. Kuntze. Lehrer Gotthelf — Kommerzienrat Edmund Lindner.
Kaufmann Emil Lindner. Amtsgerichtsrat Geh. Juſtizrat Dr. jur. Eduard Lotz.
Magiſtrat der Stadt. Amtstierarzt Otto Möller. Kaufmann Otto Morgenroth.
er eſſor Rihard Müller. Lehrer Auguft Müller. Steueramtsaffiftent Paul Müller.
ehrer Hermann Piſtor. Reallehrer — Scheller. Kaufmann und Fabrik—
befiger Arthur Schönau. Kreisichulinipeftor Franz Ullrich. Bankier Freiherr
Hermann von Walter. Unterlind: Die Schule.
Bezirk Steinad,
Igelshieb: Lehrer A. Kaifer. Laufcha: Lehrer Armin Apel. Dr. med.
Wilhelm Edardt. Lehrer A. Eichhorn. Pfarrer Rihard Erf. Lehrerbibliothek.
Schultheiß Louis Müller-Pathle. Rektor Conrad Schubert. Apotheker Richard
Thiel. Voltsbibliothet. Steinach: DOberförfter Auguft Freyfoldt. Pfarrer Dr. phil.
Woldemar Koft. Amtsrichter Dr. jur. Julius Ledermann. Schultheiß A. Morſchewsky.
Amtsrichter Otto Schubert. Lehrer A. Weber. Steinheid: Lehrer Julius Kopp.
Pfarrer Albin Langguth. Lehrer Edwin Stärfer.
Bezirk Gräfenthal.
Buchbach: Lehrer Bernhard Kleffel. Geberädorf: Die Schule. Gräfen:
thal: Bürgermeifteramt der Stadt. Phyfitus Dr. med. Paul Conrad Dunter.
Lehrerin Louife Kepler. Die Kirche. Amtsrichter Dr. jur. Otto Thielemann.
Apothefenbefiger Auguft Wedel. Leheſten: Kaufmann Albert Fiedler. Gaftwirt
L. Munzer. Pfarrer Hermann Scheller. Die Schule. Bergrat Albin Vollhardt.
Lichtentanne: Pfarrer Paul Heyner. Oberloquitz: Die Schule. Dertelöbrud;:
+4 9 Ber
Geheimer Kommerzienrat Earl Dertel, Probftzella: Die Gemeinde. Schmiedebadh:
Die Schule. Schmiedefeld: Pfarrer Hermann Barthel. Wallendorf + Kichte:
Profeſſor Louis Hutichenreuter in Lichte. Pfarrer Rudolf Tenner.
Bezirk Saalfeld,
St. Graba: Pfarrer Dr. phil. Bernhard Liebermann. Der Kirchen:
vorstand. Hoheneiche: Der Kirchenvorftand. Schloß Obernig: Rittergutsbefiker,
Hauptmann a. D., A Robert Henning von — Saalfeld: Fabrik—
beſitzer Carl Barlöſius. ie Bürgerſchule. Baurat Ernſt Eichhorn. Lehrer
Hermann Fiſcher. Rechtsanwalt und Notar Juſtizrat Alexander Freyſoldt. Profeſſor
Dr. phil. Gottfried Griesmann. Amtsgerichtsrat Geh. Juſtizrat Mar Groß. Real:
— — Ernſt Heller. Realgymnaſial-Oberlehrer Rudolf Heym.
ehrer Valentin Hopf. Realgymnaſial-Oberlehrer Dr. phil. Friedrich ung.
— Dr. phil. Adolf Kayßer. Fabrikbeſitzer Kommerzienrat Richard A
irhenmufifdireftor Wilhelm Köhler. Oberbürgermeifter Hermann Liebſcher. Lehrer
Clemens Mader. Magiftrat der Stadt. Kreisaſſeſſor Dr. jur. Wilhelm Dauer.
Buchhändler Rudolf Nieje. Kreisichulinipeftor Schulrat Iſidor Rockſtroh. Baurat
Carl Rommel. Ziegeleibefiger Hermann Roth. Landrat Geheimrat Hermann
Schneider. Lehrer Frig Tiller. Landtagspräfident eg Friedrich Trinks.
Katafteraffiftent Gottlieb Walter. Der wiffenichaftliche Verein. Interwellenborn:
Kommerzienrat Ferdinand Chelius, Direktor der Marimilianshütte Weiſchwitz:
Lehrer Hermann Böhm.
Bezirk Pöhned.
Pößneck: Kaufmann Oskar Baumbad. Kaufmann Bernhard Berent.
ee re Kommerzienrat Robert Berger. Fabrikbefiger Rudolf Bernhard.
Herzogl. Hoflieferant F. W. Carius. Fabrikbeſitzer Kommerzienrat Mar Conta.
* beſitzer Robert Conta. —— Hermann Conta. Kaufmann Robert
ietrich. Fabrikbeſitzer Kommerzienrat Eduard Eberlein, Vorſitzender der Handels—
und Gewerbekammer Saalfeld. Apothekenbeſitzer Carl Köhler. Lehrer Friedrich
Kramer. Kaufmann Max Kurth. Kaufmann Otto Mittelhäuſer. Magiſtrat der
Stadt (mit doppeltem ar Redaktion der Pöhneder Zeitung. Fabrikbeſitzer
Bernhard Schneider. an efiger Albert Seige. Fabrifbefiger Bernhard Siegel.
Stadtſchulbibliothek. Nechtsanwalt und Notar Ernjt Weingarten. entier Otto
Weiße, Sanitätsrat Dr. med. Eduard Weißer.
Bezirk Camburg.
Aue: Pfarrer Guſtav Beer. — — Sup. a. D. Kirchenrat Eduard
Bulle. Bürgermeiſteramt der Stadt. Dr. med. Guſtav Grobe, Stabsarzt d. L.
und prakt. Arzt. Landtagsabgeordneter Amtsgerichtsrat Ludwig Krauſe. Leislau:
Pfarrer Dr. phil. Carl Vogel. Löbſchütz: Pfarrer Edmund Schiel. Molau:
Pfarrer Rudolf Keyßner. Münchengoſſerſtädt: Pfarrer Arndt Scheller. Neidſchütz:
Pfarrer Kirhenrat Nobert Schneider. Oberneufulga: Bergrat —— Lebrecht
Wunderwald. Schinditz: Rittergutsbeſitzer Oskar Becker. Sieglitz: Pfarrer
Ludwig Guſtav Ed.
Bezirk Kranichfeld.
Achelſtädt: Pfarrer Friedrich Hoßfeld. Kranichfeld: Phyfus Dr. med.
Mar Helmkampf. Bürgermeijter I Emil Scherff. Milda: Pfarrer Ernft Seidel,
1 6 B»-
Auswärtige Bereinsmitglieder.
Baumeifter Otto Abe in Ingolſtadt. Dr. phil. Heinrich Bergner, Pfarrer
in Niihwig bei Ronneburg. Großberzogl. Bibliothet in Weimar. Herzogliche
Bibliothef in Gotha. Cand. med. A. Ehilian in Würzburg. Hofrat Dr. med.
Auguft Deahna in Stuttgart. Bildhauer Prof. Robert Diez in Dresden. Kirchen:
rat Dr. phil. Ewald Eihhorn in Jena. Apotheker Fritz Freyſoldt in Coburg.
Gutsbeſitzer 5. Gampert in Horb am Main. Yandgerichtsrat Hermann Freiherr
von Giejefe in Naumburg. Gutsbefiter Alerander von Gontard in Ulbersdorf
bei Schandau. Dr. phil. Heinrich Gödel, Chemifer in Berlin. Adolf Greiner,
ancien Secr6taire particulier de feu Sa Majest& Leopold I, roi des Belges
à Bruxelles. Buchhalter M. E. Habicht in Luca, S.A. Generalagent L. Hanf
in Erfurt. Oberpoftjefretär Mar Hercher in Barmen. Kommerzienrat Albert Heubad)
in Coburg. Dr. jur. et phil. Arthur Human, Sefretär der Großherzogl. Handels:
fammer in Offenbadh a. M. Bruno Human, Leutnant beim 2. Kal. Bayer. Jäger:
Bataillon in Alchaffenburg. Stud. chem. Alfred Human in Erlangen. Kunft-
maler Rudolf Kod in Frankfurt a. M. — — Dr. phil. Moritz Köhler
in Friedrichsdorf im Taunus. Fabrikbeſitzer Ernſt Koritzer in Leipzig. Fabrik—
direktor — Krell in —— in Weſtfalen. Krzogl. Landesbibliothek in
Altenburg. Senatspräſident Geb. Juſtizrat Oscar Liebmann in Jena. Kaufmann
Paul — mburg. Landgerichtsrat a. D. Rechtsanwalt Hermann Maſer in
Jena. il Freiherr von Marſchalk-Oſtheim in Bamberg. Privatgelehrter Mar
May in Heidelberg. Rentier Joſeph Medicus in Dresden. Geh. Erped.-Sefretär
bei der Kaijerl. Deutſchen Botihaft in London, Hofrat Robert Möbius. Kal. Rent:
amtmann Georg Mottes in Lichtenfels. Dfonomie:Spezialfommiffar Dr. phil.
Mar Ortmann in Weimar. Neichstagsabgeordneter, o. Profeſſor der Staatswifjen:
Ihaften, Geh. Regierungsrat Dr. mer Paaſche in Charlottenburg. duge
Petters, Chef des karthographiſchen Inſtituts in München. Pfarrer Arthur Pöniſch
in <eipiig- Dr. phil. L. Pröſchold, Realfchuldireftor in Friedrichsdorf im Taunus.
Frau Kommerzienrat Dr. Anna Reichardt, geb. von Sedendorf in Deſſau. Fabrikant
Hermann Ronneberger in London. Praft. Arzt Dr. med. Julius Sachs in Ham:
burg. Finanzrechnungsrevijor — Schilbach in München. Lehrer Chriſtian
Schlag in Weida. Lehrer Richard Schleicher in Coburg. Rentier Robert Schmidt
in Dresden. Fabrikbeſitzer Hermann Schneider in Dresden. Prakt. Arzt Dr. med.
Richard Simon in Berlin. Kaufmann Louis Sontag in Köln a. Rhein. Redakteur
Erich Spandel in Nürnberg. Poſtmeiſter Richard Stapf in Jena. Geh. Ober—
forſtrat Dr. phil. Hermann Stötzer, Direktor der Forſtſchule in Eiſenach. Dr. phil.
en Stürenburg, Rektor der Kreuzichule in Dresden. Pfarrer Heinrich
ilhelm Teicher in Engelthal in Mittelfranken. Oberlehrer Ernft Tenner in
Leipzig. Earl Timler, Lehrer am Königl. Kunftgewerbemufeum in Berlin. Kaijerl.
Legationsrat und Kgl. preuß. Rittmeifter a. D. Wolf von Tümpling auf Thal:
ftein bei Jena. Dberlandesgerichtsrat Geheimer Juftizrat Albert Unger in Jena.
Past. res. Bernhard Zinner in Weimar.
Set 21: Keinrih, Herzog von Römbild 1676—1710. Lebens, Gharakiers und Zeits
bild von Dr. Jacob, S. M. Hofrat in Bamberg. (Brei ME. 2,50.) 1896,
Heft 9: Die Graffhaft Famburg (IT). Bon Dr. Ewald Eichhorn, Kirdenrat und
BVfarrer in Edolftädt. (Preis 3 Mark.) 1896.
Heft 23: 1. Die Krlegsereigniſſe bei Saalfeld im Jahre 1640. Bon Amtögerichtärat
Heft 9:
Heft 25:
Heft 26:
Heft 27:
Heft 8:
Heft 9:
| sten ber Bien Grefendorf in & 1 i158
2. Das ament der arethe bon ndo alfeld vom 14. Juni 1589.
Bon Amtögerihtärat Srlerrre Trints. —
3, Das Medizinal⸗ und Sanitätsweſen im ogtum Sachſen Meiningen mit
ARüdficht auf die Reichſsgeſetzgebung. (I) Bon Med.⸗Rat Dr. med. Anton Buzer.
4. Earl — und das Bibliographiſche Inſtitut von Hildburghauſen⸗
Leipzig. n Dr. A. Human,
5, Johann Peter U; und defien Ersunbiüettönergtitnie mit Hofadvolat Rat
Johann Peter Grötzner zu Römhild. Dr. %, Human,
6. 2 at Dr. med. Gottlieb Jacob. Bon Dr. 4, Human. (Preis 4 Mart.) 1896.
1. Dad Medizinal» und Sanitätswelen im Seraogtum Sachſen Meiningen mit
Rüdfiht auf die Reichsgeſetzgebung. m) on Dr. med, Anton Buzer.
2, —— ches * dem ——* achſen Meiningen. Bon Hofrat
r. med. B. acoD,
3. Weltreife Johann Caspar Nöhrigd von Birkenfeld bei Hildburghaufen im
den Jahren 1768 —17716, Von Dr. 9. Hu a ‘ es
4. Landeschronik auf das Jahr 1896. Bon Dr. 4, Human.
5. Bereindbericht auf dad Jahr 1896. Bom Bereinävoritand. (Preis 5,50 Mark.) 1396,
1. Feſchigiliges aus Judenbach. Studien und Bilder aus Thüringen von
Dr, phil, Bernhard Liebermann, Pfarrer in Jubenbad).
2. Das Medizinal» und Sanitätsweſen im Herzogtum Sachſen Meiningen mit
uns ei vie Bei@ögeichgehung. (III) Bon Dr, med. Anton Buzer. (Preis
i a j
Die Grafihaft Gamburg (III). Bon Dr. Emald Eichhorn, Kirchenrat und Pfarrer
a D. in Edolftänt (Preis 2 Mart) 1897.
1. Die Walde, Forſt⸗, Jagd⸗ und Weidewerks⸗Ordnung bed Herzogs Friedrich
Wilhelm bon — —6 eröffnet zu Cob im Jahre 1653 und
ee von Lauſcha. Bon Au gu Fr -r Ldt, Forftaffefior zu
{ eilösborl.
2, Das Salzunger Salzwerk. (I) Bon Ernft Julius Walch, weil, Superintendent in
Salzungen. Mitgeteilt und fortgeführt bis zur Gegenwart von Dr. 2. Hertel,
GymnaJialoberlehrer in ——
3. Leiden der Grafſchaft Henne * und ihrer Umgebung im deeibigjährigen
Kriege. Verfaht für di: Gemeinden Solz und Mehmels von M Johann Zupdmi
de — in Solz. Mitgeteilt von Guſtav Butzert, Pfarter in Wallb
b iningen.
4. Fürſorge Eruft des Frommen für Gottebdienſt und Schule. Bon Kirchenrat
Wilhelm Heim, Pfarrer in Solz,
5. Dad Medizinal- und Sanitätöweien im Herzogtum Sahlen- Meiningen mit
Rüdiht auf die Reihögeleggebung. Bearveitet von Mebijinafrat Dr. med.
Anton Buzer und mitaeteilt von deſſen Sohn Dr. med. Garl Buzer,
pralt. Arzt zu Meiningen. (IV.) (Preis 2,50 ME.) 1897,
Das Medizinals und Sanitätsweien im Herzogtum — mit
Rüdfiht auf die Reihögefeggebung. Bearbeitet von Mebizinalrat Dr. med
Anton Buzer und mitgeteilt von deſſen Sohn Dr.med, Carl Buzer, pralt, Arzt
in Meiningen. (V).
2. Dad — Salzwerk. Von Ernſt Julius Walch, weil. Superintendent in
Salzungen. itgeteilt und fortgeführt bis zur Gegenwart von Dr. 8. Hertel,
Gymnafialoberlehrer in Hilpburghaufen. (II).
3. Zum 150. Geburtötan des „alten Keim“. Ein Gebädhtniöblatt von Adolf
Butert in Malldorf bei Meiningen,
4. Randeschronit auf das Jahr 1897. Bon Dr. Armin Human,
5. Vereinsberihpt auf dad Jahr 1897. Vom Bereindvorftand, Preis MI, 2,80. 1897.
1. Das Medizinal» und Sanitätsweien im Herzogtum Sachſen⸗Meiningen mit
Aüdfiht auf die Reihsgefegaebung (VI). Bearbeitet von Mediginalrat Dr. med.
Anton Buzer und mitgeteilt von deſſen Sohn Dr. med. Gar! Buzert,
pralt, Arzt in Meiningen.
2. Sympathieformeln und Zaubermittel and dem Saalthal. Bon Ernſt Seidel,
Pfarrer in Milda bei Kranichfeld.
3. Aus der Geſchichte des Saalfelder leiſcherhrbandwerks. Bon Dr. phil.
8, O. Brandt, Generaljelretär in Oldenurg.
4. Das Ealzunger Salzwerk (IT). LonEntt Julius Wald, weil, Superint, in
Salzungen. Ditneteilt und fortgeführt bis zur Gegenwart von Dr. phil. 2, Hertel
’ Gymna gig in —— Me 6 1 eisefien
. Herzog Johann Gafım erichtöorbnung rei betreffend, publiziert
* 43 An ‚. Aus dem Oilpburghäufer " Ratsardio mitgeteilt *
Dr, %. Human. Preis Mt. 2.20. 1898,
—
—
Fortſetzung auf nädfter Seite
Heft 30: nie der ag Fe im 2 Beuel Dias einiagens@tfößusgbanien, (1.) Bon
uman, (Preis
eft 31: 1, Der Berein für Sahfen-Meiningifhe nat — Landeskunde im en
* Decennium feines Beftehens, Bon Dr, 4. *
2. Die Henneberger Sandedordnung vom 1. I heben 1539. Bon Dr. 3. Simon,
NRehisanmwalt in Mein
3. era rien "rn Pr Derzeihnis der Vereine, mit denen wir
in Schriftenaustauſch ftehen, Mit Me Staningı zeichnis. (Preis ME. 1,25.) 1898.
Heft 32: Katalog der Bibliothek des Vereins Meiningiſche Geſchichte und Landeslunde, auf
Grund der —— Curt Frieſer in Sonneberg verfaßten Au ge ergänzt
a —— eben von Dberiehrer Dr, a. ertel, Biblioihelar beö Vereins,
nee en über er er (Preis Mt, 0,70.) 1898
Heft 33: Die e Sieden de# erjontume Sachſen⸗ — en. on Dr. deintiq F ne ——
Pfarrer in Pfarrleßlar S.Altenburg). Mit 48 Abbildungen. * reis Mt, 3,60.) 1
Heft 34: FAR Grafſchaft Campus (IV). Bon Kirchentat Dr. Ewald Eichhorn in *
Heft 35: 1. # * t zinal« und Sanitätöwelen im Herzogtum Sahfen- Mein nm
Rüdſicht auf die Reichsgeſetzgebung (VII). Bearbeitet von Medizinalrat
A und mitgeteilt von befien Sohn Dr. med. Cari Buzer, —
n
2. Geſchichte des Bichentiede in der ©, Meiniagt iſchen Landesfirde, Bon
Bictor Hertel, Pfarrer in Mendhauſen bei —*
3. Der Fraukenſtelniſche Berfaufsbrief von 1330. on Dr. 2. Hertel,
4. ra ji 1899, Wrbeitöprogramm, Mitgliederverzeichnis. (Preis
mt.
Heft 36: Neue Bendesienke des Herzogtums Badien » Meiningen. Get 1. Bon Dr.
2. Hertel Algemeined: Cuellen und Sılteratur, Lage Vermeſſung (milbearbeitet
von ®. Lorz'. Karten, Gharalier des Landes, Anhang: Die Landwehren und
ber Rennſteig. (Preis ME. 1.50). 1900.
DE Die Hier — Schriften können zu ben beiſtehenden Preiſen durch jede
—X so Berei Meiningifche Geſchi d Landeslunde erhalten
ve on 38 3 Dart Ye beterfensen 80 —— Vereinsſchriften, —* ——
—— früße * Jahrgänge werden an Mitglieder bes Vereins, welche dieſelbe
früßerer
u erwerben wünfchen, gegen Nachzahlung von je Darf 1,50 für einen Jahrgang abgegeben. —
F. V. GADUW & OM. JNLDBURGHAUBEN,
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TUT UN an ie S ET 2 u 31 a
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