Skip to main content

Full text of "Beiträge zur Geschichte der Stadt Rostock"

See other formats










Beiträge 
heſchichte der ütadt Koſtock. 


Heransgegeben 


im Auftrage 


des Mereins für Koſtocks Alterfhümer. 


Erſter Band. 





Roſtock. 
In Fommiſſion der Stiller'ſcheu Yof- u. Univerfitäts - Zuchhandlung 
(G. Aufer.) 


1895. 


Digitized by Google 


GENERAL BOOKBINDING CO. 


—* 
72 An 20 2 47 


QUALITY CONTROL MARK 


Inhalt. 


J. 
Seite 
I. Ueberſicht über die Roſtockiſche Hiſtoriographie. Bon Dr. K. Koppmann 1 
II. Die Entwidelung der Rojtodifhen Stadtverfaffung. Bon weil. Senats- 


Präſidenten Dr. 9. Mann... . 22 Sr ur ne nen 9 
III. Verzeichniß der geiltlichen Lehen in Roftod, ihrer Hebungen und Batrone. 

Bon weil. Senatd:PBräfidenten Dr. 9. Mann ......: 222.0. 25 
IV. Die fonftigen Kirchen und Kapellen im Roſtocker Arhidiatonat. Aus 

dem Nachlaß des weil. Senats-Präfidenten Dr. 9. Mann. ..... 34 


V. Die angeblihe Vergiftung Joachim Stlüterd. Bon Dr. 8. Koppmann 37 
VI Des Syndifus Dr. Johann Dldendorps Beitellung. Mitgetheilt von 


DER RORBRMONN A ee 47 

VD. Zur Geſchichte der dramatiihen Darftellungen in Roſtock im 16. und 
17. Jahrhundert. Bon Dr. 8. Koppmann . . 2»: 2:22 2200. 51 
VIII. Das Wappen der Stadt Roſtock. Von Dr. A. Hofmeifter. .. . . 65 
IX. Der Rathsherr Jakob Netielbladt und jeine nächſten Nachkommen. . . 89 
N MORE ee a a a ee fe 101 

II. 

I. Die Urkunden und Stadtbiicher des Rathsarchivs von 1218— 1300. Bon 

DE K. Koppmann...... . .. . l 


TI. Frohn-Ordnung von ca. 1508. Mitgetheilt von Dr. 8. Koppmann. 11 
III. Der Prädikant Magiſter Berthold zu St. Jafobi. Von Dr. K. Kopp— 


EEE a A a a 15 
IV. Des oberiten Brädifanten Heinrih Tehen Anjtellung und Abiegung. 
Bon Dr. K. Koypmann. 2 2 on 21 


V. Das Böttcherei-Gewerbe in Alt-Roſtock. Bon Prof. Dr. W. Stieda. 29 
VI. Empfeblungsbrief des Generals Gallas fir Roftoder Seefahrt nad 


Dünfirhen. Bon Direktor Dr. 8. E. 9. Hraufe. ... 2: 22.. 53 

VII. Zur Geſchichte des “Dorfes Keſſin. Von Dr. 8. foppmann..... 55 

VIIE Zur Geihichte des Dorfes Riekdahl. Bon Dr. K. Koppmanı ... 61 

IX. Der Fall Caftritius. Bon Dr. Ad. Hofmeifter. . : 22 2 220. 65 

X. Die Wandleuchter der St. Petri-Kirche. Von 2. Krauie ...... 71 
XI. Die Jahrzablverfe am Südportal der Marienkirche. Von Direftor Dr. 

TE. 2 5 a 75 

XII. Das Roftoder Ballhaus. Bon Dr. 8. Koppmann . 2.2 . . . . 79 


XIII. Stammtafel der Familie Kerkhof. Bon Landgeridtsrathb Th. Sohm. 97 
XIV. Stammtafel der Familie Kron. Bon Landgerictöratb Th. Sohbm. . 101 
XV, Kleinere Mittheilungen und Motizen : 2 2 20mm mn 103 


II. 


I. Dr. Johannes Draconites, Brofefior_der Theologie und Superintendent 
u Roitod. Von Dr. 8. Kopypmann. . . oo on 1 


rediger zu Roitod im 16. Jahrhundert. Von Dr. K. Ko f 
III. Landesherrliche Gevatternbriefe.- Mitgetheilt von Dr. 8. Koppmann 78 
IV. Die Glocken zu St. Nikolai. Pon L. Hrauie . . 2 oo on un 81 

j Heihichte des Botanischen Gartens. Von Dr. 

VI. Der Schütting und die SFeftlichleiten des Amtes der Brucfifcer. Von 
Dr. 3. Exrullin Wismar oo 0 0 0 oo m aa er re . 93 
VII. Kleinere Mittbeilungen umd Notizen . . ... ...... .. . . . 













IV, 


I. Roitods Antbeil an den Kämpfen der Hanfa gegen Waldemar IV. von 
Dünemarf. Bon Dr. Ad. Hofmeister . oo on 


Il. Zur Seichichte der Länder Werle und Schwan. Bon Dr. k. Koppmann 21 
III. Bon_der Ober-Warnow. Von Dr. K. Ko € 
IV. Der Rathsherr Xobann Wulf der Neltere und feine Nachtommen. Won 

Dberlandesgerihtsratb Th. Sohm . : Hm m m nn 40 













V. Aus Beter Laurembergs Tagebud. Beitrag zur Geichichte des Gartens, 
namentlich Dbitbaues zu Roſtock während des dreikigiäbrigen Krieges. 





VI. Statuten und Rathswillküren. Mitgetbeilt von Dr. 8. Koppmann. 65 
VII. Zur Geſchichte der Kirchipielichule zu St. Marien. Von Dr. Ad. Hof: 
iſter 





—— 






amt 
beſchihte der Stadt Boflak, 


Herausgegeben 


im Anftrage 
des Vereins für Koſtocks Alterihimer 


Don 


Karl Koppmann, 


Stadtarchivar. 


_ Ahr _ 
Heftl 
EIER 


| Roftork. 
| In Konmiffion der Stiller'ſchen Hof- u. Univerftäte-Burhhendlung 
(6. Auffer). 
1890. 


95% 8 38- 190 


€. €. Rath 


der 


Stadt Boltaorck 


Derein für Buflaks Alterthüner 


gewidmet. 





Digitized by Google 








Vorwort. 


Die Beiträge zur Geſchichte der Stadt Roſtock, deren erſtes Heft 
der Verein für Roſtocks Alterthümer zunächſt feinen Mitgliedern, dann 
aber auch allen Denen, die für die Geſchichte unſerer Stadt Intereſſe 
haben, hiermit darbietet, haben den Zweck, die Vergangenheit unſeres 
Gemeinwejend® nach allen Richtungen Hin zu beleuchten, um durch die 
Emweiterung der Kenntni von feinem Thun und Erleiden, von feinen 
früheren Beziehungen, Verhältniffen und Zuftänden und von dem Gange 
keiner inneren und äußeren Entwidelung die angeborene Liebe zur Bater- 
oder Heimatftadt zu hegen und zu pflegen. Sie find keineswegs von der 
Üficht aus ind Leben gerufen, den bereit3 beftehenden Zeitjchriften des 
vereins für mecklenburgiſche Gejchichte und Alterthumskunde und des 
hanſiſchen Geſchichtsvereins, denen die Geſchichte Roftods gar manchen 
werthoollen Beitrag zu verdanken Hat, irgend welchen Abbruch zu thun; 
für feine Bürger und Einwohner hat aber Roftod nicht nur als Stadt 
des Landes Medlenburg und als Glied des hanſiſchen Städtebundes, 
jondern auch an und für fich feine Bedeutung: es iſt die Etadt, in 
der fie geboren find, mit der fie fich verwachſen fühlen, deren Gefchichte 
nittelbar oder unmittelbar noch heutigen Tages auf fie eimmirft. 

Der Rahmen, den die Beiträge fich ziehen, ift auf der gegebenen 
Grundlage der denkbar weitefte. Neben der Geichichte im engern Sinn 
ollen gepflegt werden die Gejchichte des Rechts, der Verfaffung und Ver— 
waltung, die Stirchengejchichte des Meittelalter® und der Neuzeit, Die 
Litteratur⸗ und die SKunftgeichichte, die Geichichte der Gewerbe, des 
Handels und der Schifffahrt, die Kulturgefchichte in ihrer eigentlichen 
Vedeutung, die Heraldit, Sphragiftif und Numismatif, die Genealogie und 


die Biographie, die Namenforihung, die Topographie und die Statiſtik, 
die Gefchichte der Roſtockiſchen Güter und Dorfichaften, endlich auch die 
Denkmäler, die jtummen, wie die redenden. 

Das vorliegende erite Heft it eim Probeheft, nicht nur für Den 
Lejerkreis, den die Beiträge ſich wünſchen, ſondern auch für den Verein, 
der e3 ausſendet. Den Lejern joll es zeigen, welcher Art die Koft iſt, Die 
ihnen gereicht werden fol: als Hausmannskoſt ift fie beabfichtigt. Der 
Berein feinerjeit3 Hat fich zu überzeugen, ob das, was er darbieten will, 
fich derjenigen wohlwollenden Aufnahme zu erfreuen bat, auf die er nicht 
nur bei EE. Rath, und der Ehrl. Bürgerjchaft, jondern auch bei Bürgern 
und Eimvohnern unjerer Stadt rechnen zu dürfen vertraut: der Boden ift 
reich, die genügenden Arbeitskräfte find vorhanden, zu einer geſegneten 
Ernte aber bedarf e8 warmer, befruchtender Theilnahme! 


Roftod, 1890 April. 
Ft. Schirrmacher. 
Bari Koppmann, 






275 — VEIT | 
u RE — — — 











J. 


Ueberſicht über die Roſtockiſche Hiſtoriographie. 


Von 
Karl Koppmann. 


ie Zahl der hiſtoriographiſchen Arbeiten, welche ſich mit der Geſchichte 

Roſtocks ſpeciell beſchäftigen, iſt nicht gerade groß, doch war es 
früher ſchwer und für den räumlich Fernerſtehenden unmöglich, von ihrem 
Verhältniß zu einander und von dem Werth der einzelnen eine Vorſtellung 
zu gewinnen. Das Verdienſt einer umfaſſenden Zuſammenſtellung und 
wiſſenſchaftlichen Würdigung gebührt Herrn Gymnafial-Direftor Dr. Krauſe, 
auf deſſen Aufſatz „Die Chroniftit Roſtocks“) die nachfolgende Ueberjicht, 
die ald Einführung in die Roſtockiſche Geſchichte den Lejern diejer Mit 
theilungen nicht unwilllommen jein wird, größtentheil3 und den Haupt: 
ſachen nach, beruht. 

Aus dem Mittelalter find fünf Arbeiten vorhanden: 

1. Die niederdeutjche Darjtellung des Roſtocker Aufjtandes gegen 
König Eric) Menved von Dänemarf von 1310—1314 ift unfelbftftändig 
und geht auf die Reimchronif des Ernſt von Kirchberg zurüd. Sie ijt in 
einer Abfchrift des Dr. jur. Valentin Gerdes v. 3. 1558 in der Univerfitäts- 
TihliotHek erhalten und von Schröter herausgegeben.?) 

2. Eine niederdeutiche Kompilation von Notizen zur Gejchichte der 
wendiichen Städte von 801—1485 ift nur eine faft werthloje Abart des 
„Kort uttoch der Wendeſchen cronicon van etlifen jcheften diſſer Lande 


2) Hanf. Geſchichtsbl, Jahrg. 1885, S. 163—192. Bachmann, Die Tandes: 
dundl. Literatur über die Großherzogthümer Medlenburg Nr. 5044. 

* Dr. H. R. Schröter in Wöchentl. Roft. Nachrichten und Anzeigen 1824 Stüd 
5-51, 1825 Stüd 1—12, Beiträge zur Medi. Geſchichts-Kunde 1, 1, Roftod und 
Schwerin, 1826; vgl. Koppmann, Hanf. Geſchichtsbl. 1872, S. 161—168. Kraufe, 
im Roft. Gymnaf.-Brogramm v. 1873 u. a. a. O. ©. 163—165. Bachmann Nr. 5100, 
5100 a. 


Beiträge I. —1 


2 
unde ſtede“, die im Weſentlichen auf der 1485 gedruckten niederdeutſchen 
Ueberſetzung des Chronicon Slavicum beruht. Sie iſt ebenfalls in einer 
Abſchrift des Dr. Gerdes in der Univerſitäts-Bibliothek, ſowie auch in der 
ſogenannten Bouchholtzſchen Handſchrift in der Großherzoglichen Regierungs— 
Bibliothek zu Schwerin erhalten.) Unbedeutende Auszüge aus der erſt— 
genannten Handjchrift, von 801-1419 reichend, find im jogenannten 
Roitoder Etwas mitgetheilt.?) 

3. GSelbitjtändig und von großem Werth, wenn auch parteijch gefärbt, 
iſt die niederdeutiche Chronik der Roftoder Domfehde von 1487—1491. 
Sie ift gleichfalls in einer Abjchrift de Dr. Gerdes — nach zwei Bor: 
lagen — von 1558 und 1562 erhalten und danach von Krauſe heraus- 
gegeben. Wejentlich abweichend ijt der Text einer andern Abjchrift in Der 
Bouchholgichen Handjchrift, doch beruhen diefe Abweichungen nur auf Der 
Flüchtigkeit des Abjchreibers. °) 

4. Die lateinijche Chronik über die Rojtoder Domhändel 1484 bis 
1487 ijt eine kurze Aufzeichnung eines BZeitgenofjen über die Einrihtung 
des Domftiftes und die Ermordung Thomas Rodes.) 

5. Eine Chronik der Domfehde in lateinischen Verſen, die vermuth- 
lid von Dr. Hinrich Boger verfaßt war, ift verjchollen. Eine nieder- 
deutjche Weberjegung, die Krauſe für Tilemann Heverling in Anfpruch 
nimmt, befindet ſich in der Handichrift der Reimchronit Ernſts von Kirch— 
berg im Großherz. Archiv zu Schwerin und ift von Saß herausgegeben. °) 

Dem 16. Jahrhundert gehören neun Arbeiten an: 

6. Die niederdeutiche Gejchichte des Roſtocker Reformators Magijter 
Joachim Slüter von Nikolaus Gryje, erjt 1593 gejchrieben, enthält Glaub- 
würdiges und Unglaubwürdiges in bunter Berquidung und bedarf dringend 
einer eingehenden fritiichen Würdigung. ®) 

Bon Luca Bacmeijter find drei lateinifche Arbeiten erhalten, die für 
die Gejchichte der Streitigkeiten und Stämpfe Roſtocks mit Herzog Johann 
Albrecht von Wichtigkeit find. 

7. Die Historia ecelesiae Rostochiensis seu narratio de 
initio et progressu Lutheranismi in urbe Rostochio big 1563 ıjt 








1) Kraufe im Roft. Gymnaj.-Brogramm v. 1873 u. a. a. D. ©. 165—167. 

?) Etwas v. gelehrten Rojt. Sachen 1740, S. 680-682. Krauſe a. a. D. ©. 165 
Unm. 2. Bahmann Nr. 5046. 

2) Roft. Gymnaf.-Programm 1850. Kraufe a. a. O. &.167—169. Bachmann 
Nr. 5127. 

*) Medl. Jahrbb. 43, S. 187—188. Bachmann Nr. 5123. Vgl. die lateiniſchen 
Notizen in Medi. Jahrbb. 8, S. 196, 197. 

9) Medi. Jahıbb. 45, S. 33—52, 314; vgl. Kraufe a. a. D. ©. 169—170. Bach— 
mann Nr. 5128. 

°, Krauſe a. a. O. ©. 171. Bachmann Nr. 3974. Bol. unten S. 37—48. 


3 


nur für die legten Jahre von Werth. Herausgegeben ijt fie in von Weit: 
vhalend großem Sammelwerf. ') 

8. Die Historica narratio eorum, quae in obsidione Urbis 
Rostochiensis et Principe Johanne Alberto in eam intromisso 
aceiderunt, it tagebuchartig geichrieben und veicht in einer Abjchrift des 
Kıthearchivg von 1565 Dft. 14 bis 1566 Mai 28. 2) 

9. Die Historia obsessae urbis per equites certis in loeis, 
qui commeatum in urbem devehi prohibuerunt omnesque vias 
ad urbem obsederunt, vom Jahre 1573, iſt ebenfalls in einer Ab- 
ihrift des Rathsarchivs erhalten. °) 

10. Ein niederdeutjche® Sammelwerf enthält die Notizen zur 
Beichichte der wendifchen Städte (j. unter 2), die Chronif der Domfehde 
ſJ. unter 3) mit Zujäßen nach miündlicher Erzählung, *) Nachrichten von 
1529—1559 ohne inneren Zuſammenhang und Nachrichten von 1559 big 
1583.) Den Verfaſſer oder Kompilator diejer Arbeit vermuthet Krauſe 
in dem Buchbinder Chriftian Kohl. %) Gedruct find bisher nur die Nach- 
nchten von 1529—1562.') — Eine Fortjeßung in hochdeuticher Sprache 
reicht von 1602—1607 und enthält weitere Nachrichten bis 1631; ihr 
Terfaffer war der Buchbinder Michael Scheiterer. $) — Beide Arbeiten, 
dad niederdeutiche Sammelwert und die hochdeutiche Fortſetzung, finden 
ih in einer aus dem Nachlaß des weiland Regierungs- und Lehnsfiscals 
J. A. Bouchholg an die Großherz. Regierungs-Bibliothet gekommenen 
dandſchrift. °) 

Die unter 10 genannten Nachrichten in niederdeutjcher Sprache kehren 
wieder in zwei hochdeutichen Chronifen: 


") Mon. ined. I, ©. 1553— 1568. Krauſe a. a. O. ©. 173-174. Bachmann 
Ar, 3975. 

®) Hiftoriographie Vol. II. Krauſe a. a. ©. ©. 174—177. Bwei Fragmente 
dei Driginald befigt das Rathsarchiv ebenfalld. Nah) dem Rojtoder Etwas (1742, 
©. 189—1%, Bachmann Nr. 5074) würde die narratio von 1563 Oft. 14 bis zum 
Erbvertrag von 1573 reichen, nad) Schröter (Beiträge 1, 1, S. 8 Anm. 7) von 1565 
bis 1570. Krauſe, S. 175, hält die Abfchrift des Rathsarchivs nach letzterer Angabe 
für unvollftändig; vielleicht beruht aber auch fie nur auf einem Irrthum. 

) Hijtoriographie Vol. II, Krauſe a. a. ©. ©. 175. 

9 Medi. Jahrbb. 8, S. 186—188. 

) Die Nahrihten von 1529—1562 find gedrudt in Medl. Jahrbb. 8, S. 192 
bis 195. 

U. aD. ©. 182—185, 187. 

) Medi. Jahrbb. 8, S. 192—195. 

) Krauje a. a. ©. ©. 185—187. 

9 Medi. Jahrbb. 8, S. 185. Kraufe a. a. D. ©. 182. 

1* 


4 


11. Die Chronik de8 Thomas Lindemann von 1310—1583 und 
bon 1565—1573°) und 

12. Die Chronit des Johann Huber vom J. 1616?) find im 
Weſentlichen volljtändig übereinftimmende Arbeiten, die mit einer hoch— 
deutjchen Weberarbeitung der Ehronif von 1310—1314 (}. unter 1), Der 
Notizen zur Geichichte der wendischen Städte (ſ. unter 2) und der Geſchichte 
der Domfehde (j. unter 3) Nachrichten über die Zeit von 1556—1583 
verbinden). — Benutzt it die Huberiche Ehronif von Johann Friedrich 
Chemnig in jeinem Mecklenburgiſchen Chronicon, aus welchem Johann 
Friedrich Bejelin Auszüge machte), von dem Berfafjer einer Chronica Der 
Stadt Rojtod von 329—1661°) und von Johann Georg Wettfen im 
jeiner Geichichte der Stadt Rojtod®). 

13. Selbſtſtändig ift dagegen, wen ich richtig jehe, Die jetzt ver— 
jchoflene, ebenfalls Hochdeutiche Chronif des Bartholomäus Cling von 
1555— 1589”). MWettfen hat fie für jeine Gejchichte der Stadt Roſtock 
(j. unter 21) ebenfalls benußt, und Ungnad führt bei deren Ausgabe 
diejenigen Etellen an, wo der Verfafjer von fich jelbjt in der erjten Perſon 
redet. Ungnad vergleicht aber auch) andere Quellen, insbejondere die Chromif 
von 1625 (j. unter 17); dadurch irregeführt, jchreibt Liſch der Clingſchen 
Chronik zu), was Ungnad der Chronif von 1625 entnommen hat. 

14. Die erjte gedruckte Roſtockiſche Chronik it Petri Lindebergii 
P. L. Civis Rostochiensis Chronicon Rostochiense Posthumum 
Quinque libris absolutum, nad) des Berfafjerd Tode (1596 Juli 16) 
von Mag. Nicolaus Petraeus 1596 herausgegeben) — Einen deutjchen 
Auszug aus Lindebergs Chronik veröffentlichte der Notar Heino Meyer jr. 
im J. 1677.19) 


Rathsarchiv (Hiftoriographie Vol. VI, VII). 

2) Rathsarchiv (Hijtoriographie Bol. IV, V). Ungnaden Amoenitates diplo- 
matico-historico-juridicae Stüd 10—11. Bachmann Nr. 5048, 5071. 

s) Krauſe a. a. D. ©. 178—182. 

) Nachrichten über die Grafen von Schwerin und die Biichöfe von Schwerin: 
oh. Meno Bötker, Neue Sammlung Medi. Schriften und Urkunden (Stüd 1—8 
Danzig 1744, Stüd 4—6 Wismar und Leipzig 1746); Nachrichten über Roſtock von 
329—1661: Ungnaden Amoenitates Stüd 1—5. Kraufe a. a. D. ©. 181. Bachmann 
Nr. 5047. 

8) ©. unter 20. Krauſe a. a. O. S. 180 Anm. 3. 

® S. unter 21. Ungnaden Amoenitates Stüd 13—18 von 329—1677 mit 
Anhängen. Kraufe a, a. D. ©. 181. Bachmann Nr. 5049. 

) Ungnaden Amoenitates Stüd 14, ©. 1045. Krauſe a. a. O. ©. 177—178. 

9) Medi. Jahrbb. 8, ©. 190—191. 

9) Kraufe a. a. D. ©. 187—1%. Bachmann Nr. 5045. 

10) Krauſe a. a. D. ©. 190. Bachmann Nr. 5045 a. 


- 


oO 


Für das 17. Jahrhundert bejigen wir acht Arbeiten: 

15. Die Aufzeichnungen Michael Scheiterer’3 von 1602—1607 
iind (unter 10) bereit3 erwähnt worden. 

16. Daniel Brune’3 „Warhafftige kurtze Relation, von dem großen 
<turm und Waßerfluth, jo ſich den 10. Februarit gegenwertigen 1625. Jahrs 
aus der Dit-Sehe ergoßen, und was dadurch der Statt Roſtock, deren 
Lurgen Einwohnern und Unterthanen vor fchaden geichehen“, befindet 
ſich Handichriftlich in drei Eremplaren im Rathsarchiv. !) 

17. Ueber eine bis zum Jahre 1625 reichende Chronik find wir 
bisher nur mangelhaft unterrichtet. Einige dürftige Auszüge aus ihr von 
1552—1625 wurden 1763 al3 „Etwas von einem alten, merdwirdigen 
Meckl. Roſtockſchen Diario“ von Manzel mitgetheilt; ?) veichere Auszüge 
von 1567 — 1622 veröffentlichte Prof. Huber 1835 als „Rojtoder Chronik 
vom Ende des 16ten und Anfang des 17ten Jahrhunderts“; ) ein voll- 
tändiger Abdruck des lebten Theils erfchien 1841 als „Ein Tagebuch über 
Roſtock'ſche Ereignifje in den Jahren von 1600 bis 1625”) Wann 
diefe Chronik beginnt, ift nirgendwo angegeben. Der frühere Theil beruht 
auf der Bouchholgichen Handjchrift (j. unter 10);5) wann aber diejeg 
Verhältniß aufhört, iſt nicht erkennbar. Nach Prof. Huber Angabe 9) 
enthielt die im feinen Händen befindliche Abjchrift „noch mehre andre Stüde 
„ B. den Slingerjchen Bericht und den von J. Huber benußten über Die 
Kungeichen Händel von 1484) und alle von derjelben offenbar jpätern 
Hund“; Liſch redet) von einer in der Negierungs-Bibliothef befindlichen 
hochdeutichen Bearbeitung der Bouchholtzſchen Handichrift, „welche mit dem 
Sremplare de3 Herrn Profeſſors Huber fait ganz übereinſtimmt“; Krauſe 
Sarakterifirt *) das Tagebuch von 1600—1625 al3 „Das Scheitererjche 
Tagebuch von 1600-1607, mit einer nothdürftigen Fortſetzung bis 1625". 
— Aus diejer Chronik ftammt vermuthlicy der Bericht „Bon dem vierten 
Roitoder Tumult, jo fich wegen Stiftung eine® Domes erhoben. 


— 


) Warnow, Sturmfluthen Vol. I. Nad) einer Ueberarbeitung von S(enator) 
Sitever) gedrudt in: Etwas von gelehrten Roſt. Sachen 1740, S. 97—107, Ungnaden 
Amoenitates Stüd 17, S. 1323—1330. 

) Büttzow'ſche Ruheftunden Neunter Theil, S. 69—71. Bachmann Nr. 5055 m. 

3) Med. Blätter 1, Nr. 18—25. Krauſe a. a. O. S. 187. Bachmann Nr. 5056 m. 
Auszüge aus Huber von 1569—1622 in Neue wöcentl. Roft. Nahrihten u. Anzeigen 
1844, Nr. 92—97. Bachmann Nr. 5062. 

9 Neue wöchentl. NRoft. Nachrichten u. Anzeigen 1841, Nr. 66—100. Kraufe 
a. a. O. S. 187. Bachmann Nr. 5060. 

9) Meckl. Jahrbb. 8, S. 190, 191. 

9) Medi. Blätter 1, ©. 266. 

) Medl. Jahrbb. 8, S. 185 Anm. 4. 

) A. a. D. S. 187. 


6 


Anno 1487”, der auch die Zujäge der Bouchholtzſchen Handichrift Hoch- 
deutjch wiedergiebt. ') 

18. Ein actenmäßiger Bericht über die Gejchide Roſtocks während 
der Herrichaft Waldfteind in Mecklenburg von 1626 Sept. 15 bis 1630 
San. 27, der eine jelbftitändige und officielle Nelation zu fein jcheint, iſt 
1838 durch Karjten veröffentlicht, 2) doch handfchriftlich bisher nicht nach— 
gewieſen worden. 

19. Eine Drucdjchrift über den großen Brand von 1677 Aug. 11 
ift betitelt: „Warhafte und eigentliche Relation, der in der uhralten See 
und Hanjee-Stadt Noftod, im Herzogthum Medtenburg belegen, ent— 
ftandenen Feuersbrunft, wie diefelbe gerichtlich eingezeuget worden“, Roſtock 
1677.?) Ein Wiederabdrud erfolgte 1752 *) und 1838. ®) 

20. Die ſchon (unter 12) erwähnte Chronica der Stadt Roſtock 
von 329—1661 verbindet, wie die Chroniken von Lindemann und Huber 
(ſ. unter 11, 12), die Ereignijfe von 1310-1314 durch 6 Nachrichten 
von 1380, 1410, 1427, 1428, 1430 und 1438 mit der Domfchde und 
ichließt am dieſe, ebenfo wie jene, die jpäteren Nachrichten von 1556 ab, 
unterjcheidet fich aber alsdann wejentlid) dadurch von ihnen, daß fie in 
größerer Zahl Urkunden und Schreiben ihrem vollen Wortlaute nach in 
fich aufnimmt. Sie enthält 5. B. das Schreiben des Dr. Johann Wigand 
an Herzog Johann Albrecht von 1566 Febr. 23, °) das offenbar aus ihr, 
doch mit dem falichen Datum 1566 October, 1838 zum Abdrud gebracht 
worden ift.”) Zwei Handichriften diefer Chronif bewahrt das Raths— 
archiv. 3) Die Nachrichten von 1573—1661 mitjammt den betreffenden 
Actenſtücken finden fich in einem mit der Zahl 14 bezeichneten Sammel- 
bande des Rathsarchivs in Quart wieder. 

21. Ebenfalls fchon (unter 12) erwähnt ijt die Gejchichte der Stadt 
Roſtock von Johann Georg Wettfen von 329—1677. 

22. Das Tanebuch des Rathsherrn Mathias Priejtav iſt feiber 
nur in einem Auszuge erhalten, der von 1667 —1691 reicht und fultur- 





1) Neue wöchentl. Rost. Nachrichten u. Anzeigen 1841, Nr. 101—104, 1342, 
Nr. 3—5. Bachmann Nr. 5115. 

2) Neue wöchentl. Roft. Nachrichten u. Anzeigen 1838, Nr. 42—44. Bachmann 
Nr. 5107. 

3) Bachmann Nr. 5077 b, vgl. Nr. 5076, 5077, 5077a, 5078, 5078a, b, c. 

4, MWöchentl. Roft. Nachrichten u. Anzeigen 1752, Stüd 32, ©. 129—131. Bad): 
mann Nr. 5077 c. 

5) Neue wöchentl. Roft. Nachrichten u, Anzeigen 1838, Nr. 12, ©. 91—92. 
Bachmann Nr. 5077 d. 

*, Schröder, Kirhen-Gefh. d. Evang. Medlenburgs 2, S. 497 -502. 

) Neue wöchentl. Roft. Nachrichten u. Anzeigen 1838, Nr. 27, ©. 211—213. 

9 SHijtoriographie Voll. VIII, IX. 


7 


hiſtoriſch von großem Intereffe it. Derſelbe befindet fich in einem 
Sammelbande des Rathsarchivs in Folio !) und ift 1840 in modernifirter 
Schreibweije veröffentlicht worden. ?) 

Aus dem 18. Jahrhundert find bisher fünf Arbeiten befannt geworden: 

23. Eine officielle Erzählung der Gewaltmaßregeln, durd) welche 
Herzog Karl Leopold die Abtretung der Acciſe, des Mitbeſatzungsrechts 
und der Jagd in der Roſtocker Heide erlangte, ift betitelt: „Protocollum 
vom 13. Febr. Anno 1715 bis den 31. Aug. 1715, nebft den Beilagen, 
jo man nur bekommen fünnen, gehalten von dem Herrn Protonotario 
Balt. Joh. Eggerdes“. Sie iſt erhalten in zwei Sammelbänden des Raths- 
arhiws in Folio?) und abgedrudt in den Neuen wöchentl. Roft. Nachrichten 
und Anzeigen 1841 Nr. 3 ff.) 

24. AS Fortjegung Lindebergs, Continuatio Chroniei Rostochi- 
ensis a Petro Lindebergio Ao. 1596 editi, jchrieb Mathias Hans 
von Zehr, 1715-1729 ritterjchaftlicher Deputirter in Wien, eine lateinische 
Beihichte der Kämpfe Rojtods von 1701—1719 in drei Theilen. Die- 
jelbe wird in der Driginal-Handfchrift auf der Landesbibliothek aufbewahrt. 5) 

25. Das Tagebuch des Johann Jakob Weftphal von 1731—1771 
befindet ich im Rathsarchiv.) 

26. Ein Diarium Rostochiense historieum eine unbelannten 
Terfafiers von 1743— 1773 befindet fich ebendajelbit. ?) 

27. Das Hausbud) eines ungenannten Verfafjers, der jeine Auf- 
zeichuungen 1758 begann und erſt 1814 abſchloß, befindet ſich in 
Privatbefit. $) 

Sm 19. Jahrhundert entjtand die — joweit bisher befannt — 
jüngſte und legte Hiftoriographifche Arbeit: 

28. Das Tagebuch des Bürgermeifters Johann Friedrich Schrepp 
umfaßt die Jahre 1825—1829 und 1833—1839; es befindet ſich im 
Rathsarchiv.ꝰ) 


1) Rostochiensia Tom. I. 

2) Neue wöchentl. Nachrichten u. Anzeigen 1840, Nr. 21, 22, 67 ff. Kraufe 
2.0.0. ©. 191. Bachmann Nr. 5059. 

) Hiftorifcher Bericht et varia Rostochiensia und Acta Rostochiensia tanquam 
Supplementum des Hiftorifchen Berichts ꝛc. 

* Bachmann Nr. 5112. 

5) M 213. Krauſe a. a. O. S. 190. Bachmann Nr. 5045 b. Eine Abjchrift des 
eriten Theils (bis 1715) ebenda M 212. Kraufe ©. 190 Anm. 4. Bachmann Nr. 5045 c. 

) Hiltoriographie Vol. X. Sraufe a. a. D. ©. 191. 

”) Hiftoriographie Vol. XI. Kraufe a. a. ©. ©. 191. Roſt. Zeitung 1887, 
Nr. 29, 33, 37. Bachmann Nr. 5138. 

®) Roft. Zeitung 1887, Nr. 368, 367. Bachmann Nr. 5138 a. 

) Hiftoriographie Vol. ZU. 


8 


Abfichtlich nicht aufgeführt find: Nettelbladts werthvolle Aufjäge in 
den Roftodischen Nachrichten (1752—1761), die weſentlich die Veröffent— 
lihung urfundlichen Matertal3 zum Zweck haben,') die allgemein befannte 
Chronik Werner Reinholds (1836) ?) und die neueren auf urkundlicher 
Grundlage beruhenden Arbeiten Herrlichs (bis 1300; 1872) ?) und Koppmanns 
(bi8 1532; 1887). *) 

Dagegen jei fchließlich noch der beiden einzigen hiſtoriſchen Lieder 
gedacht, welche Roſtock unſers Wiſſens aufzuweilen hat: Das eine betrifft 
die Gefangennahme und Hinrichtung Vollraths von der Lühe auf Theldom 
durch die Roftoder im Jahre 1549; 6 Strophen von 9 Verſen; Anfang: 
Grodt wunder dede yck ſchouwen; Echluß: So blyfft ein ider unvor— 
woerden; erhalten im Rathsarchiv (Gedichte I.), veröffentlicht von Krauſe 
in den Hanf. Gejchichtsblättern Jahrg. 1885, ©. 201—203. Das andere 
it ein Schmählied gegen den Rath, insbejondere gegen Rathsherr 
Dr. Lambert Kirchhof und defjen Bruder Profeſſor Laurentius Kirchhof, 
vom Jahre 1566; 24 Strophen von 5 Verſen; Anfang: Will gy hören 
ein nyes gedicht; Echluß: Darmit iS he ein here; erhalten in dem mehr- 
fach erwähnten Sammelbande der Univerfitäts-Bibliothet, welche auch die 
Geſchichte des Aufjtandes von 1310—1314, die Notizen zur Gejchichte der 
wendischen Städte und die Chronif der Domfehde enthält, veröffentlicht 
von Krauſe im Jahrb. d. V. f. niederdeutjche Sprachforſchung Jahrg. 
1875, ©. 62—65. 





) Bachmann Nr. 5050-5054. 
2) Badımann Nr. 5057. 
) Bachmann Nr. 5064. 
) Bachmann Nr. 5066. 





Il. 


Die Entwickelung der Roſtockiſchen Stadtverfafung. ') 


Bon 
weil. Senats-Prüfident Dr: Heinrid Mann, 


ie Gejchichte unjerer Baterjtadt Roſtock bietet ein vieljeitiges Intereſſe dar. 
Sie ſteht im engjten Zufammenhange mit der Gejchichte Nord: 
dentichlands und der nordischen Reiche, fie führt ung Roſtock vor als den 
vornehmjten Mittelpunkt geiftigen Streben, commerciellen Verfehrs und 
gewerblichen Schaffens im Lande Mecklenburg; fie zeigt uns einen thats 
kräftigen Kaufmanns: und Handwerferjtand, der zwar in eiferfüchtiger 
Wahrung feiner Nechte und Freiheiten zeitweife aus den gewohnten 
Schranfen Heraustritt, im Ganzen aber Zucht und Drdnung in Ehren 
hält und willig der Führung der aus feiner Mitte Hervorgegangenen 
Obrigfeit fich unterordnet; fie zeigt uns endlich während des Mittelalters 
eine vorwiegend ariftofratisch eingerichtete Verfaſſung, bei welcher die 
obrigkeitlichen Aemter unentgeltlich geführt und durch) ein jtetiges Verfolgen 
traditioneller Ziele wirthichaftlih und politiich große Erfolge errungen 
werden. 
Dieſe ältere Stadtverfaſſung ſoll hier in Kürze dargeſtellt und ein 
Hinweis auf die Vedeutung Roſtocks im Mittelalter voraufgeſchickt werden. 
Am 24. Juni 1218 ward Roſtock vom Fürſten Borwin mit dem 
lũbiſchen Stadtrechte bewidmet; es ijt dies die Zeit, im welcher auch die- 


ı) Vortrag, gehalten im Berein für Roſtocks Alterthümer 1836. Bon der 
Neberarbeitung, welche der Herr Berfajier fir den Abdruck in diejen Blättern 
begonnen Hatte, wurde er durch den Tod abgerufen. Der nicht überarbeitete Theil 
wurde der Redaction von Herrn Geh. Commerzienratd Mann nad) der urjprünglichen 
Faſſung mitgetheilt. Die Nedaction glaubte, fi im Wefentlihen auf das Hinzufügen 
literariſcher Nachweife bejchränten zu follen und nur da leichte Aenderungen vornehmen 
zu dürfen, wo auch der Herr Verfaffer jelbjt ohne allen Zweifel geändert haben 
würde. K. K. 


10 


jenigen Landestheile, welche unſerm Fürftenhaufe verblieben waren, in durch» 
greifender Weile germanifirt, insbejondere für den Grundbefit völlig neue 
Nechtöverhältniffe (die j. g. novella plantatio) geichaffen wurden. 
Noftods Lage an dem Handelswege nad) dem Dften und an der alten 
Völkerſtraße nach dem Norden gewährten den neuen Anftedlern einen reichen 
Antheil an dem gewwinnbringenden Handel nach Dänemark, Echonen und 
Norwegen, Gothland und Nowgorod, ') jo da die Stadt rajch aufblühte. 
Auf die Gründung der Altitadt folgte in Eurzen Zwiſchenräumen diejenige 
der Mittelftadt, ſowie der Neuftadt; die Kirchſpiele Sc. Petri und 
Ect. Nicolat find als die urfprünglichen daran zu erkennen, dal; Ect. Petri 
einen Antheil von den Stlingelbeutel- Einnahmen zu ct. Marien und 
Sct. Nicolai einen jolchen an denjenigen von Sct. Jacobi hat. ?) 

Das der Stadt bei ihrer Gründung zugewiefene Gebiet war ein jehr 
beichränftes. Es wird begrenzt vor dem Petrithor durch die Rothe-Kreuz— 
brüde, vor dem Mühlenthor durch das Weiße Kreuz, vor dem Steinthor 
durch die am Ende der Alerandrinenftraße belegene Zingel und den bis 
zum Stampfmitllerteic) führenden Graben, vor dem Gröplinerthor durch 
den aus dem Gtampfmüllerteih zur Unterwarnow führenden Graben. 
Jenſeits dieſes Stadtweichbildes lagen die Drtjchaften Wendiſch Wiel (vor 
dem Petrithor), Caſſebom (vor den Mühlenthor), Liepen (vor dem Stein- 
thor), Nemezow und Bramow (vor dem Cröplinerthor). Die jpäteren 
Erweiterungen der Stadtfeldmarf beruhen auf den unter landesherrlicher 
Zuftimmung erfolgten Legungen der Dorfichaften Wendiſch Wiek, Liepen 
und Nemezow. 

Gericht, Zoll und Münze ftanden urjprünglich der Landesherrichaft 
zu und find erjt jpäter von der Stadt erworben. 

Die vier hiefigen Pfarrkirchen find nach 1218 in kurzen Zwiſchen— 
räumen errichtet; jchon 1252 find die vier Kirchſpiele zu Sct. Petri, Nicolat, 

— —— als vorhanden urkundlich nachweisbar. o) Nicht viel 
äter entitanden die Klöſter und Kloſterkirchen zu Sct. Iohannis 
(Dominicaner), zu ct. Satharinen (Franciscaner), zum 5. Kreuz 
(Gijtercienfer Nonnen), t) der mit Doberaner Mönchen bejchte Doberaner 
Hof?) und die Hojpitalien und Armenhäufer zum h. Geift und Sct. Georg. ®) 


1) Bol. Koppmann, Nojtods Stellung in der Hanfe, Medl. Jahrbb. 52, 
©. 196—198. 

2) Ueber die chronologiſche Aufeinanderfolge der Entjtehung der vier Pfarr: 
firhen j. Mann in Medi. Zahrbb. 21, S.15 und Koppmann daf. 52, ©. 187 Anm. 2. 

) ©. Anm. 2. Koppmann, Geſch. d. St. Roftod, S. 89—91. 

) Koppmann, Geſch. d. St. Roftod, S. 96—102. 

°) Daf. ©. 104—105. 

© Daf. ©. — 9. 


11 


Späteren Urfprungs find die Hojpitalcapelle zum Sct. Georg in der Steinthors— 
vorftadt (von der hiefigen Familie von Hervorden aeitiftet), die Gertruden- 
capelle vor dem Cröplinerthor, das Lazareth am Heringsthor, ſowie das 
vom hiefigen Bürgermeilter Wynold Baggelen geftiftete Starthäuferklojter 
zu Marienehe. *) Das TFraterhaus und die Kirche St. Michaelis entitand 
zuleßt, in der zweiten Hälfte des 15ten Jahrhunderts. ?) Zahlreiche 
Stiftungen für den Gottesdienft, ſowie für die Armen- und Sranfenpflege 
zeugen nicht blos von der frommen Gefinnung der Vorfahren, jondern 
auch von dem Reichthum der ihnen zu Gebote jtehenden Mittel. °) 

Auf die reiche Ausstattung der hiefigen Kirchen mit gottesdienftlichem 
Geräth weift eine Negijtratur vom 29. April 1535 Hin, wonach eine rath- 
und bürgerjchaftliche Deputation von Set. Johannis, Sct. Francisci und 
Sct. Gertruden Silber 2000 Loth abwägen ließ, um daraus die unter 
Herrn Heinrich Boldewan in Dänemark jtehenden Kriegsfnechte der Stadt 
zu beiolden. 

Die Stadt war das Haupt der Stände der Herrichaft Roftod, fie 
war ein angejehenes Mitglied des Hanjabundes und gehörte nebſt den 
Städten Lüneburg, Hamburg, Lübeck, Wismar und Stralfund zum 
wendiichen Viertel. Hier refidirte urjprünglich der Archidiaconus für 
die Herrichaft Roftod, ſowie der fir Ddenjelben Sprengel mit der 
Verwaltung der geijtlichen Gerichtsbarkeit und mit Erhebung der 
bichöflichen Gefälle beauftragte Official des Biſchofs zu Schwerin. *) 
Neben zahlreichen andern geiftlichen Genofjenjchaften Hatten hier den Sitz 
ihres Vorftandes und feierten hier ihre Jahresfeſte der große Prieſter- und 
Herrn - Kaland des Landes Noftod,’) fowie die Brüderjchaft der land— 
fahrenden Krämer des deutichen Nordens. 

Als den Höhepunkt der Blüthezeit Roſtocks wird man Die lebte 
Hälfte des 14. und die erjten Sahrzehnte des 15. Jahrhunderts bezeichnen 
fönnen. Sm diefe Zeit fällt die Gründung des Roſtocker Feldkloſters 
Marienehe, %) der Umbau der Sct. Marienkirche, jowie die Stiftung der 
Univerfität 1419, Aus den Stadtbüchern dieſer Zeit tritt uns cine 

e Zahl durch Stellung und Bermögen hervorragender Familien ent: 
gegen. Bor Allem it an die Theilnahme der Stadt bei den Striegen 
gegen König Waldemar von Dünemarf, ſowie gegen Königin Margaretha 





) Koppmann, Geſch. d. Et. Roſtock ©. 95, 95—96, 95, 102—104. 
2) Daf. ©. 109—110. 

) ©. unten das Verzeichniß der geiftlihen Lehen in Rojtod. 

*) Koppmann, Geſch. d. St. Roftod ©. 85—86. 

s) Daf. ©. 91-98. 

9) Daf. S. 102—104. 

) Daf. ©. 28—25. 


12 


zu erinnern. An [chterem war die Stadt betheilist, um unſerm Fürſten— 
hauſe die auf dajfelbe vererbte ſchwediſche Königskrone zu erhalten; eine 
darauf bezügliche interefjante Notiz findet fich in dem lateinischen Regiſter, 
welches die Bürgermeijter über die von ihnen beichaffte Rechnungs: 
aufnahme führten.) Auch mag darauf hingewiejen werden, daß die große 
Sculdenlajt, in welche die Stadt durch Fehden, jowie durch innere 
Streitigfeiten wiederholt (1312, 1397, 1487, 1534) gerieth, in verhältnig- 
mäßig furzer Zeit abgebürdet wurde. 

Die Einwohnerzahl Roſtocks iſt in einer 1457 an den päpftlichen 
Hof gerichteten Proceßſchrift auf 50 000 Seelen gejchätt worden.?) Nach 
der Chronik „Van der Roſtocker Beide“ 3) erjchienen zu einer auf freiem 
Felde im Juli 1490 abgehaltenen Tagfahrt vor den von 200 Rittern 
umgebenen Landesfürjten Sechziger und Gemeine zu Roſtock „wor mit 
3 edder 4 dujent vothmannen tho Harnijde und wapender Handt“. Die 
Landesfürjten bezwedten durch perjönliche Verhandlung mit der Bürger- 
Schaft eine gütliche Beilegung der obwaltenden Streitigfeiten und jo iſt Die 
Annahme unbedenklich, daß die 3—4 Taujend in voller Rüftung erjchienenen 
Männer insgefammt Noftoder Bürger und Einwohner geweſen find.*) 

Wenden wir uns nunmehr zu einer Darjtellung der älteren Stadt: 
verfaffung Nojtods, jo finden wir das Gemeimvejen durch zwei Organe 
vertreten, Durch Die Gemeine und durch den Rath. 

Nicht alle Gemeindeglieder waren in der Gemeindeverfammlung gleich 
berechtigt. Hierüber find freilich jpecielle Nachrichten nicht überliefert; 
indefjen laſſen Doch folgende Thatſachen für die ältere Zeit einen jichern 
Schluß auf eine Ungleichheit der politischen Berechtigung zu. Ganz be- 
jonders fommt der Umjtand in Betracht, daß diejenigen Eimvohner, welche 
Amt oder Lehn vom Rathe hatten (aljo die Krämer, die Handwerker, die 
jog. Conceſſioniſten) nicht rathsfähig waren, während der Rath doch grade 
ein mit der Führung der Obrigkeit landesherrlich betrauter Gemeinde- 


i) Medi. U.:B. 13, S. VID. 

2) Die Unglaubwürdigkeit mittelalterliher Schäßungen ijt befannt: die Literatur 
bei Jaſtrow, Die Volfszahl deutjcher Städte zu Ende des Mittelalters und zu Beginn 
der Neuzeit, S. 100—102. 1584 ward Roftod3 Einwohnerzahl auf 42000 geihäßt: 
Paaſche, Die jtädtifche Bevölkerung früherer Jahrhunderte (Jahrbb. für National: 
Deconomie und Statiftif 39, N. F. 5,) S. 321. Paaſche berechnet für 1378 mindejtens 
10 785, für 1410 mindejtens 13 935 (S. 334) und für 1594—95: 14865 Einwohner 
(©. 358). 

) Herausgegeben von Dr. Krauſe im Gymnaſ.“Programm v. 1880, ©. 17. 

) Nach einer um die Mitte des 15. Jahrh. angefertigten Abſchrift „uth der 
olden rullen, wu de ampte plegen uthtomakende“ betrug die Gefammtzahl der Mannes 
ſchaft der Roſtockiſchen Aemter 622. S. Koppmann, Die Wehrkraft d. Roſt. Aemter, 
Hanf. Geſchichtsbl. 1886, ©. 164—168. 


13 


ausſchuß war. Da ferner die Gemeindeverfammlungen nicht bloß zur Ver- 
handlung über ſtädtiſche Angelegenheiten, jondern zugleih zur Erledigung 
von Gerichtsjachen in gebotenen und ungebotenen Dingen dienten, jo ift für 
die ungleiche Stellung der Gemeindeangehörigen ferner der Umſtand von 
Bedeutung, daß die Handwerker ihren Gerichtsftand nicht vor dem Stadt- 
gerichte (dem Wichtevoigte), jondern vor dem Gewettgerichte Hatten (dem 
Weddemeiitern). Beim Erwerb de3 Bürgerrecht verpflichteten die Hand— 
werfer fich nicht blos dem Rathe, jondern zugleich ihren Alterleuten, Leijteten 
auch ſolchen Eid nicht vor dem Rathe, jondern vor dem Gewett. Rück— 
fichtlich des Bäckeramtes, das doc) zu den vornehmjten Aemtern gehörte, 
findet ich Ddiejerhalb folgender Eintrag in dem Liber Arbitriorum 
dem Statutenbucdh): „Wortmer welf man ſynes julven wert an deme 
bederammethe, de ſchal ſyne ede don vor dem tweddemejtern am der 
jeghenwardicheit der olderlude unde des ammethes, unde anders nene cede 
don deme ammethe by 10 mark ſulvers.“ Der Eid lautete: „Dat if deme 
Rade to Roſtock trumwe, holt unde horfam weſen wil, ere beite to wetende 
unde ere ergeite to ferende, unde den olderluden mynes amptes mogelfen 
horſam to Holdende, dat my God jo helpe.“') 

Erjcheinen jomit die Alterleute als eine Unterobrigfeit der 
Amtsgenofjen, jo Liegt die Annahme nahe, daß fie es auch waren, 
welhe für ihre Amtsbrüder das Wort in den Gemeindeverjamm: 
lungen führten. Dafür iſt bejonders bemerfenswertd), daß in den 
älteren Urkunden die ganze Gemeinde jehr Häufig mit den Worten 
Vürger und Aemter bezeichnet wird, wobei am nächſten liegt, unter den 

gern die in der Gemeindeverſammlung perſönlich ſtimmberechtigten 
Vollbürger zu verſtehen. Bei den ſpäter zu erwähnenden Beſtrebungen 
der Handwerker, die Rathsfähigkeit zu erlangen, handelte es ſich immer 
darum, wie viel Rathsſtellen aus den Bürgern und wie viele aus den 
Aemtern zu bejeßen fein. Wenn es daher bei einer Bürgeraufnahme 1289 
heißt: Johannes de Stobelow eivis est nostre eivitatis, pariter et 
burgensis,?) jo wird man die Stelle überjegen dürfen: Johann von 
Stobelow iſt als unſer Gemeindeglied und zwar als Vollbürger auf: 
genommen. 

Die Alterleute der Aemter nehmen in der Gemeindeverfammlung 
eine hervorragende Stellung als Obrigfeit ihrer Amtsgenojjen ein. Dafür 
fann eine Notiz aus Rathsacten vom Jahre 1564 angeführt werden. Am 
nächiten Freitag nach dem heiligen Dreikönigstag ward nad) altem Her- 
lommen zur Eröffnung des Stadtgericht3 ein Etting (ungebotene Gerichts— 


) Lib. arbitriorum Fol. 14 b. 
) Melt. U.-B. 10, Nr. 7295. 


14 


verjammlung) abgehalten ; in demjelben pflegten die Mlterleute der vier 
Gewerke dem Rathe den Dank für dejjen Amtsführung „von wegen der 
ganzen Gemeine” auszuſprechen. 

Die Zufammenberufung der Gemeine, injoweit fie als Gericht3-Ber- 
jammlung zu dienen hatte, erfolgte durch den vorfigenden Richter, aljo bis 
1358 durch den fürjtlichen Richtevoigt, jeitdem durch die räthlichen Richte- 
voigte. Das Etting. zu welchem jeder ortsanweſende Gerichtögenofje 
ericheinen mußte, ward dreimal im Jahre gehalten. Die Zujammen- 
berufung geichah durch Glodengeläute und das Zeichen zur Eröffnung des 
Gericht gab der Gerichtsfrohne, indem er mit feiner Keule 9mal gegen 
ein am Rathhauſe hängendes dies Brett ſchlug und die in der Gerichts— 
ordnung dorgejchriebenen Worte: Wen de vrone to richte ropet, jo ropet 
he: „hefft dar jemand tho Elagende, de klage vajt“ !) außrief. Zerbrach er 
beim Schlagen das Brett, jo erhielt er ein neues Kleid, zerbrach er Die 
Keule, jo ward dies Kraftſtück mit 5 Thalern belohnt. 

In Stadtjachen, aljo zur ſ. g. Bürgerſprache (eiviloquium), ward 
die Gemeine vom Nathe zweimal im Jahre, zu Matthiä (Febr. 24) umd 
Simon Judä (October 28), berufen. Die vom worthabenden Bürgermeifter 
durch Verleſung von der Rathhauslaube aus verkündete Bürgerjprache war 
in die Form einer Anjprache des Rathes an die Gemeine gefaßt, indem 
fie mit den Worten begann: „De Radt but jiv to horende in Gades namen“ 
und mit den Worten ſchloß: „de Nadt danfet juw gutlife alle jamende.* 2) 
Der Inhalt betraf Verkündung von Verordnungen, NRathswahlen und 
Steuern. 

Die einzelnen Artifel der Bürgerjprache waren ala Gebote und Ver- 
bote des Rathes gefaßt. Es wird daher uralten Rechtens fein, wenn es 
im Art. 2, Tit. 1, Buch 1 des Roſtocker Stadtrechts Heißt: „Was der 
Rath ftatuiret und ordnet, ſoll unverbrüchlich gehalten werden; wird von 
Semand dawider gehandelt, die hat der Rath nach ihren Ordnungen und 
Willlühren zu ftrafen.“ 

Die Verfündung der herkömmlich am Tage Petriftuhlfeier (Febr. 22) 
beſchloſſenen Rathswahlen erfolgte am Meatthiastage, diejenige der Stadt: 
abgaben am Simon-Sudätage. Der ſ. g. Schoß (eollecta) war ein feft- 
Itehender Beitrag zu den Stadtlaften, beitehend aus dem ſ. g. Vorſchoß 
von 8 Echillingen (anjcheinend wegen der fahrenden Habe) und aus einer 
nad) Procenten vom Werth des jonjtigen Vermögens berechneten Abgabe ; 
der volle Echo betrug ein halb Procent (von der Marf einen Pfennig). 





) (Nettelbladt) Hit. dipl. Mbhandlung vd. d. Urjprunge d. St. Roftod Gerecht- 
ame, S. LXXXL. 
?) Lib, arbitriorum Fol. 1, 1b, 34, 37; (Mettelbladt) ©. LXXIX—LXXX. 


15 


da die alte Verfündigungsformel nicht ohne Intereffe ift, jo möge fie hier 
ihre Stelle finden: „Unde alze id ene olde wanheit i8, dat men up defjen 
dach dat jchott verfundiget, jo verfundige wi juw to vorjchotte achte 
hillinge unde van der marf enen penning, und jchall datjulve den Man— 
dach na Martini antofangen binnen dörtig dagen, als binnen den eriten 
tin dagen in funte Jacobs cajpel, in den andern tein dagen in junte 
Marien cajpel in den letzten tein dagen im junte Peters und Nicolaus 
cafpel upgebracht werden. Und wer dat julve in der tidt nicht deit, de 
Hall datfulve in den dreien negjten dagen gedubbelt tho exleggen ſchuldig 
jin, edder up den veerden dag up dat gedubbelt jchott utgepandet werden.‘ ') 

Den Verhandlungen zwijchen Rath und Gemeine gingen, wenn Die 
Tictigfeit des Gegenjtands dies gerathen ericheinen ließ, Berathungen 
des Raths mit angejehenen und einflußreichen Gemeindegliedern voraus. 
die Verhandlung ſelbſt vollzog fich dann in der Form, daß die Gemeine 
vortrat vor den fißenden Rath, die vom worthabenden Bürgermeifter 
geftellte Bropofition anhörte, dann zur Berathung abtrat, und nach Wieder: 
antritt durch einen Wortführer ihre Erklärung abgab. Ueber die Form 
der Berathung innerhalb der Gemeine ift Näheres nicht befannt; in Ab- 
theilungen wird dies gejchehen jein; war doch jchon Zwecks Erfüllung der 
Behr: und Wachpflicht die Bürgerfchaft in Abtheilungen unter Führung 
von Hauptleuten geordnet. In gewöhnlichen Zeiten werden nur die erb- 
geſeſſenen Bürger und die Amtsälteſten in den Zujammenfünften der 
Gemeinen erichienen jein. Bei großen Gefahren werben wohl die her: 
ömmlichen Schranfen nicht beachtet jein. in anfchaulicher Beleg ift uns 
in der Chronik von 131013149) aufbewahrt. Als nämlich Fürft Heinrich) 
von Medlenburg mit Bewilligung de3 Königs von Dänemark, damaligen 
Landesherrn, 1311 den Warnemünder Hafen mittel® ziweier auf beiden 
Seiten der Warnow belegenen und durch eine Brücke verbundenen Burgen 
geiperrt Hatte, traten „de borger8 und funderlid de koplude” zufammen 
„und lethen ere hovetlude ſeggen, wo der meinheit wille were”, nämlich den 
mit dem König gejchloffenen Vertrag zu brechen, dem früheren Landesherrn 
Nicolaus von Roſtock wieder zu huldigen, „und under finem hovetmanne 
und banre wolden je deme van Miedelenborch wol mit Gades Hulpe fturen.“ ®) 
Der Rath, lehnte dies ab, er wollte zunächit „vormiddelft flofen degedinges- 
Inden vorwerven by dem foninge, dat he entfenge upjegginge ever huldinge 
und andtwerde ehn wedder ere breve“. Damit fand der Kath fein Gehör, 
die Gemeinde zog mit dem Fürjten Nicolaus zur Rathhauslaube, „dar 


!) Bgl. Lib. arbitriorum Fol. 1b, 87; (Nettelbladt) S. LXXX. 
2) Schröter, Beiträge zur Medl. Geſchichts-Kunde, Roftod u. Schwerin 1826. 
) Daſ. ©. 12, 14. 


16 


muſte de Nadt, bedwungen umd genodiget van der gemeinheit, de gewapent 
itundt uppe dem mardede“, die dem König gelobte, bejchworene und ver- 
briefte Treue brechen. ') Als nun demnächſt die Burgen bei Warnemünde 
von den Rojtodern erobert waren, berief der Rath „de opperjten van den 
borgeren“ und brachte die Einleitung gütlicher Verhandlung mit dem Fürften 
Heinrich) von Medlenburg in Borjchlag. ?) Nun Heißt e8: „dat behagede 
en endel3 wol, men de anderen jeden, dat men de rede vor de meinheit 
brochte, de dat werd in der not don moſten, und horeden eren willen. Dit 
geichach, de menheit quam tho hope, men des Rades wordt worden flein 
geachtet“ u. ſ. w.ꝰ) 

Ein Beiſpiel der Rüdkehr in die gewohnten Ordnungen bietet anderer- 
jeit8 die Beendigung der durch die Errichtung des hiefigen Domitiftes ver: 
anlagten inneren Wirren. Es traten 1491 am 9. April die Erbgeſeſſenen 
zulammen und verklagten Hans Runge nebft feinem Anhange wegen Auf- 
laufe. Es Heißt in der Chronik: „Am funnavende . . . quemen de 
opperjten borger tho hope, alle de arffgejeten weren, und gingen vor Den 
Nadt.“ ) Im diefer Verfammlung wurden die Angeklagten vom Rathe 
verhört und, als deren Verantwortung ungenügend befunden ward, in Die 
Hörfammer (oberhalb der Rathsſtube) gewieſen. Dann Heißt es °): „Do 
foren de Softige aff der Sechziger Ausſchuß löſte fich auf), und ein Radt 
gaff enn orloff, und jeden (die Erbgefejjenen), je wolden den Radt Holden 
vor einen dvullenfamen Radt; darmede gind de mente van dem huſe.“ — 
Nach diejer Stelle muß man die erbgejeflenen Bürger mindeitens als den 
Hauptbeitandtheil der Gemeinde anjehen. 

Der Rath) war der aus der Gemeinde hervorgegangene Vorjtand 
derjelben, ausgejtattet mit der vollfommenen Macht zur Vertretung ber 
Stadt nah) Außen und zur Führung der ftädtiichen Verwaltung, jowie 
Seitens der Landesherrichaft mit der obrigfeitlichen Gewalt befleidet. Die 
uralte Titulatur „Ein Ehrbarer Rath“ weiſt auf den rittermäßigen Rang 
jeiner Mitglieder hin, denen gleich den Nittern in den fateinijchen Urkunden 
des Mittelalter das Prädicat „dominus“ beigelegt wird. 

Der Rath, bejtand bei voller Belegung aus 4 Bürgermeiftern und 
20 Rathsherren. Die Mitglieder verfahen ihr Amt unentgeltlich, erhielten 
jedoch gewiſſe Ehrengejchenfe und Accidenzien von Feiner erheblichen Be— 
deutung. Nur waren den Bürgermeiftern die Dienjte der Hospitalbauern 
übertiejen, wofür jeder Bürgermeifter zwei reifige Knechte für den Stadt 


1) Schröter a. a. ©. ©, 15—16. 
N Daf. S 19—20. 

s) Dal. ©. 20. 

* Ban der Roftoder Veide, ©. 21. 
5) Daſ. ©. 22. 


17 


dient auf eigene Koſten erhalten mußte. Herkömmlich ward ferner zu 
Seiandtichaftsreifen (Tagefahrten) einem älteren Rathsmitgliede ſtets ein 
jüngered beigeordnet, welches die Reiſekoſten aus eigenen Mitteln vorzu: 
khiegen hatte und oft lange warten mußte, bis die Bürgermeifter die Er- 
kattung aus einer Kaffe der verjchiedenen Rathsämter amwiejen. 

Die Erwählung gewährte ein lebenslängliches Recht auf den Sit im 
Rathsſtuhl; zu den Gejchäften ward ein Rathsmitglied immer nur auf 
2 Jahre herangezogen und jollte dann auf 2 Jahre von der Geichäfts- 
führung frei bleiben. Weil nun die Rathsmitgliedichaft ein mit erheblichen 
Beichwerden verfnüpftes Ehrenamt war, jo war die Annahme der Wahl 
mcht vom Belieben abhängig, jondern der zu Rath oder zum Bürger: 
meiiter Geforene mußte der Wahl folgen bei Verluft der Stadt-Wohnung 
md 10 Mark Löthigen Geldes. 

Die Einführung gejhah mittels Anweilung eines Sites im Raths— 
ſtuhl auf dem Rathhaufe und in der Sct. Marienkirche, nach Ableiſtung 
des Amtseides und des jog. Gelübdes. Der Eid ward knieend abgeleijtet 
und lauteten Eid und Gelübde wie folgt‘): 

De forme des edes der jenen, de to Made foren werden, iS dit: Id 
lave und jchwere, dat ick Gades ere forderen, dejjeme Rade und der jtat 
truive, holt unde Horjam wejen wil, ere bejte weten, ere ergeite feren, nichts 
mt minem wetende borjumen, den hemelfen vad nicht fprengen, deme 
rechte myt allen truwen byſtendich weſen unde noch dorch vrunt, noch 
dorch maghe, noch dorch mede, noch dorch gave dat nicht laten will, dat 
my Got jo helpe unde fin Hilge wort. ?) 

De forme des [ovedes der jenen, de de nye to Rade foren ſynt: It 
lobe juw, dat if jum nicht entjegen wil wejen myt rade ofte myt dade, 
unde juwe prejente to ghevende, aljo dat de Nat ghejettet hefft. 

Vortmer de jenen, de to Rade foren werden, de jcholen en iZlif enen 
ölifen borgermefter 4 elen ens guden Leydenjchen, un enen iSlifen rad- 
manne twe elen desgelifen und den twen jtadjcriveren, de binnen rades 
ten, malck ene ele desgelifen geven. Um enen islifen borgermefter 1 punt 
engwerd, un enen ißlifen radmanne en half punt un beyden jeriveren en 
half punt. 

Außerdem werden die Neuerwählten ein Gejchent zu des Rathes 
Silber gegeben haben. Der jo angejammelte Schaf ift im Anfang dieſes 
Sahrhundert3 zum Beſten der Naths-Wittwencafje veräußert. Das Raths— 
jüber ward bei außerordentlichen SFejtlichfeiten und den regelmäßig zweimal im 
Sahre auf Matthias und Simon Judä ftattfindenden Rathsſchmäuſen benutzt. 





", Lib. arbitriorum Fol. 95; vgl. Fol. 414, b. 
?) Urfprünglich: dat my Got jo helpe umde Hilgen. 
Beiträge 1. 2 


18 


Mas nun die Rathsfähigfeit und den Wahlmodus anlangt, jo war 
es Grundjag unjerer Borfahren, wichtige Wahlen der Einficht einer 
beichräntten Anzahl von Bertrauensperjonen zu überlaffen. Die hieraus 
hervorgegangene Selbitergänzung finden wir nicht blos beim Rathe, jondern 
in gleicher Weije bei den Bürgerausfchüffen der Sechziger und den jpäteren 
Hundertmännern (bei diejen bis 1770). 

Mit dem lübiichen Recht ging auch die lübiſche Rathswahlordnung 
auf NRoftod über. Bei Einjegung des Rathes zu Lübeck durch Herzog 
Heinrich) den Löwen ſoll dieſer angeordnet haben: „dat men jcolde mit rade 
wiler lude in der ſtadt fejen je rabmannen von goden gheruchte, de 
jcolden vort to ſik fejen twelff andere und de vort aljo mennighe, als der 
Itadt behof were.“ 

Ueber die Rathsjähigkeit joll der Herzog bejtimmt haben !), man jolle 
Niemand in den Rath wählen, „he en ft van vrier achte unde nenes heren 
egen edder ammetman wellifes heren; he jcal fin godes ruchtes, echt unde 
recht unde vry geboren, unde bejitten binnen der jtat vri torfachtig egen; 
of jcal nymant wejen opgedreven in ſyneme jworen ede, edder de van 
openbare handwerfe hebben gewunnen er goet; noch verbede wy, dat nene 
tive brodere tojamende fitten in deme rade.“ 

Bei der Selbitergänzung innerhalb des Rathes wird das Vorſchlags— 
recht urfprünglich lediglich) den Bürgermeijtern zugeitanden haben. 

Der erjte Angriff gegen den Ausſchluß der Handwerfer vom Rathe 
erfolgte jchon im vorleßten Decennium des 13. Jahrhunderts. Ueber 
Beginn und Berlauf der damaligen inneren Unruhen liegen nur jehr 
dürftige Nachrichten vor. Man erfährt nicht, ob die Unruhen durch das 
Streben nach der ThHeilnahme des Handwerferjtandes an der Rathswahl 
veranlagt find und ob das etwa im Verlauf der Bewegung ertheilte 
Zugeftändnig zur Ausführung gelangt jei; in beiden Beziehungen jpricht 
eine gewiſſe Wahrjcheinlichkeit für die Werneinung. Ueberliefert ift nur 
Tsolgendes: Unter dem 28. Januar 1289 beauftragte Pabſt Nicolaus die 
Pröbjte zu Lübeck, Stettin und Triebjee® mit der Entjcheidung über eine 
Appellation, welche Rath und Gemeine zu Roſtock gegen den Erzbiichof von 
Bremen wegen de3 von diefem über Rath und Gemeine zu Roftod verhängten 
Bannes und Interdictes eingelegt hatten. Die gedachten Strafen waren 
erkannt, weil die dortigen Rathsmitglieder Johann Lehmhus, Reinke 
Neineberti, Tidemann Koggemejter, Neinele Lawe, Neynefe Lore und Johann 
Tölner aus der Stadt vertrieben, jowie ihrer Häujer, Ländereien und Güter 
beraubt worden. ?) — Weiter findet ſich im Stadtbuche folgender Ein- 

) Chronifen der deutjchen Städte 19, ©. 21. 

») Medi. U.B. 3, Nr. 2008. 


19 


trag’): „Dit i8 dhe erjte brofe heren Heinriches van Ybendorpe. Dit is deme 
rade witlich, dat ſes ammete vor jie quemen unde jegeden, dat her Heinric 
van Mbendorpe im den rat lovede intofefende unde to befittende. Do ſulves 
ſande dhe rat boden her Heinrife van Mbendorpe, und ſprachen ome 
darumbe to. Do dede he fin recht darvore deme rade. Do jprachen dhe 
ſes ammete, he dede, dat he debe, je wolden jo war hebben, unde wolden 
ſines rechte nicht, wante je mochten em des vortugen wol mit vertich 
mannen.“ Am nächiten liegt die Auffaſſung, daß jech! Aemter dem Rathe 
gegenüber Theilnahme an der Rathswahl und am Site im Rathsſtuhl 
beanjpruchten, indem fie ſich auf eine Zujage des Herrn Heinrich von 
Mbendorf beriefen. Eine ſolche Zujage hätte für das Verlangen höchſtens 
geltend gemacht werden fünnen, wenn fie von dem damals Auorthabenden 
Bürgermeijter wäre ertheilt worden. Auf die Rathsmitgliedichaft des 
Heinrich von Mbendorf weijet dag ihm beigelegte Prädicat „Herr“ Hin. 
Ueber ihn und Herrn Hermann von Curland bemerkt der vorgedachte 
Stadtbucheintrag jchließlih: „jo ne mogen fie nenen manne amme 
Lubeſcheme rechte fines rechtes helpen.” — Aus andern Urkunden jieht man 
nur, daß bereit3 1296 die vertriebenen Rathsmitglieder wieder in den Rath 
eingejegt waren. ?) 

Ein neuer Aufjtand erhob fich in der Stadt, ald am 17. September 
1312 die Nachricht anlangte, daß die jtädtiiche Veite in Warnemünde nach 
hartnädiger Gegenwehr jchließlich wegen Mangels an Lebensmitteln dem 
belagernden Würjten von den dort bejehligenden Rathsherrn übergeben 
worden jei. Ein Theil der Rathsherrn büßte dag Leben ein, die andern 
wurden vertrieben. Leber das Verfahren bei Einjegung eines neuen Rathes 
durch den Fürſten Nicolaus von Rojtod berichtet die Chronif: „Darumme 
reden je junfer Claweje, dem Kinde van Roſtock, dat he both lete utgan, 
dat de oldejten van den borgeren mith vulborth der olderlude uth den 
ampten eynen nyen Rad jcholden fejen. Welck both vorvullet warth, aljo 
dat Do mennic) man in den Radt qwam, deme idt binnen forter tidt 
tovoren hedde ein unehre gebucht; ja, hadde gedromet, dat he were to 
Roftode in den Radt gefaren, he hadde gejecht, de duvel hedde enn jchin- 
barlichen bedragen. Thohandes hoff jid do mennigerlet arch in der ſtad 
in der vordrudinge der beichlechteden arth umd der rifen lude, wente recht 
und rechtferdicheit numerle hadden nenen vortgand, men gunſt der lude.“*) 
Diefer neue Rath) ward nun gezwungen, einen Brief mit der Stadt In— 
fiegel zu bejiegeln, dejjen erjter Artikel gelautet haben joll: „dat de Radt— 


I) Medi. U.:B. 3, Nr. 2428. 
2) Vgl. Koppmanıı, Geſch. d. St. Rojtod ©. 19. Lange, Rojtoder Berfafjungs- 
fämpfe bis zur Mitte des 15. Jahrh. Gymnaj.-Programm v. 1888, ©. 4. 
2) Schröter ©. 28—29. 
2* 


20 


menne nemande fejen jcholden in den Radt, de Didermenne Hadden ehır 
denne erit gejecht, dat je ehne feje jcholden.“ ) Demnächſt erfolgte eine 
landesherrliche Wiedereinjegung des alten Rathes. Der Fürſt Heinrich 
von Medlenburg hatte am 14. Januar 1314 mit dem vertriebenen Rathe 
einen Vertrag abgeichlojjen, worin unter Anderm über die Wiedereinjegung, 
des Rathes beſtimmt war, daß das erjte Mal die alten Rathsherren im 
Einverjtändnijfe mit Fürſt Heinrich, jpäterhin aber allein, wie von Alters 
her, die Wahl der neuen Rathsherren vornehmen follten. Nach Einnahme 
der Stadt durch Fürjt Heinrich ſetzte fich diefer zu Gericht mit den Rittern 
Hana von Tzernin, Hans Rojendal und Sivert von Plone als Beifigern, 
er ließ die alten Rathsherren vortreten und ließ, als dieje fich zur Ver— 
antwortung mach lübſchem Rechte erboten, zur Klage gegen diefelben auf- 
fordern. Als nun Auffordernd ungeachtet Fein Kläger gegen fie eintrat, 
wurden fie frei und quitt geiprochen. 2) Weiter heißt es: „darnegenſt leth 
de von Medelenborh den blod thojlan, darinne was der olderlude 
privilegium, dat he do to jtuden riten let) und verbernen, und both do, 
dat de olden radmannen ehren Radt jcholden wedder vul fejen nha eren 
olden jede der jtadt und nha allem olden rechte.“ *) 

E3 folgte nun fajt ein Sahrhundert inneren Friedens und zugleich 
höchſter Blüthe der Stadt. Erjt der unglüdliche Ausgang des ſchwediſchen 
Krieges und die daraus erwachjene Schuldenlajt gaben den Bejtrebungen 
nach Aenderung der Berfajjung neue Nahrung. Es entjtanden innere 
Unruhen, 1408 wurde ein Bürgerbrief*) ertroßt, 1410 ward ein Ausichuß 
von Hundert Männern eingejegt, mußte der alte Rath einem neuen Rathe 
Pla machen. Ein Statut von 1410, dag aber — jo weit befannt iſt — 
nicht mehr erijtirt, ſoll jährliche Neuwahl des Raths und dejjen Beſetzung 
zu einem Drittel mit Handwerfern angeordnet haben.) Die Wiedereinjegung 
de3 alten Rathes erfolgte, nachdem ein Vertrag von 1415 Ian. 25 voran= 
gegangen war, 1416 Dec. 11 auf gütliche Vermittelung der benachbarten 
Hanjejtädte; die Etadt mußte aber wegen eigenmächtiger Vertreibung der 
Obrigkeit dem Landesherrn nicht nur neue Huldigung, jondern auch eine 
Buße von 6000 Mark Sundijch leijten. ©) 

Etwa 10 Jahre jpäter war während eines zwijchen Dänemarf und 
den Hanfejtädten geführten Krieges eine reiche Hanfiiche SKauffahrerflotte, 


ı) Schröter S. 31; vgl. Lange ©. 8. 

2) Da. ©. 41. 

2) Vgl. Koppmann, Geſch. d. St. Roſtock ©. 20; Lange S. 7—11. 

*, ©. den Bürgerbrief v. 1408 Juli 14 bei Lange ©. 25—27. 

5) Vgl. Lange ©. 13—14A. 

°, Bol. Koppmann a. a. O. ©. 21—23; Lange ©. 11—16. Die Verträge von 
1415 Jan. 25 und 1416 Dec. 11 find jet gedrudt: Hanſe-Receſſe I, 6, Nr. 320, 321. 


21 


infolge Unachtjamfeit des hanſiſchen Oberbefehlshabers, den Dänen in die 
Hände gefallen. Die dadurch Herbeigeführte Verftimmung der Kaufleute 
fol König Eric) von Dänemark zu Umtrieben gegen die ftädtiichen Obrig- 
feiten ausgebeutet haben. Hier in Roſtock ward im Jahre 1427 ein 
Sechziger-Ausichuß gewählt; derjelbe jollte auf da8 gemeine Gut und auf 
da3 Regiment Acht haben, damit der Rath nicht zum Nachtheil der 
Gemeinde handle. Die Sechziger verfaßten einen neuen Bürgerbrief unter 
Zugrundelegung des früheren und verlangten vom Rath dejien Beltätigung 
und Berfiegelung. Der Rath bejorgte im Weigerungsfalle Lebensgefahr 
und erwirfte Aufichub feiner Erklärung bis zum folgenden Tage. Im der 
Nacht verließ jedoch der worthabende Bürgermeifter Hinrich Katzow die 
Stadt und dieſe Entfernung genügte, den Rath außer Stande zu jeben 
die erforderliche Erklärung abzugeber. Am zweiten und dritten Tage 
darauf folgten die drei andern Bürgermeifter dem Beijpiel ihres Collegen. 
Auf Beſchluß der Gemeine wurden die Bürgermeijter, welche auf ergangen 
Aufforderung nicht zurüdfehrten, friedlo8 gelegt, die übrigen Raths— 
mitglieder aus dem Rathsſtuhl verwiefen und von der Landes-Regentin, 
der Herzogin Catharina, die Erlaubnig zur Einjegung eines neuen Raths 
erwirft. Die neue Rathswahl erfolgte 1427 am NicolairTage (Dec. 6) 
und führte mehrere Mitglieder des neuen Rathes von 1410 wieder in den 
Rath zurüd. Ueber diefe Rathswahl liegt folgender Bericht vor: „Alſo 
je die Sechziger) dat orloff hadden, do vorbodeden je bern Johann van 
der Ma, de in den olden Rade feten hadde, unde fetten en in des hogeſten 
borgermejterd ftede, um geven em van erer vrowen des landes wegen de 
macht der borgermeiterfchop. Do vorbodede de here Johann wol to ſik 
mit vulbord der foitig mannen viff andere van dem olden Rade und de 
fette he by fit im den radjtol. Deſſe 6 radmanne foren do to ſik achtein 
andere von den fopluden und den upperjten borgern der ſtadt und jetten de 
69 fi Alſo wort de wontliche tall vull des Rades der jtadt Roſtock. 
Deme borgemejter bern Johann van der Aa geven je do to Hulpe tmwe 
andere borgemefter, alje her Gerd Wymanne unde her Hinrif Berndes. 
De dre borgemejter deleden do de ammete de3 Rades na bewillicheit unde 
jchifinge older wonheit und aljo id nutte und bequem was dem menen 
gude der ftad Roſtock.“ — Der alte Rath, aber verfocht jein echt mit 
großer Beharrlichkeit, e8 wurde jchlieglic eine Verjchmelzung des alten 
Rathes mit dem neuen vereinbart und am 29. September 1439 ward der 
alte Rath wieder eingeſetzt. Es behielt auch diesmal bei der alten Ver— 
fajjung das Bewenden und die Sechziger wurden durch nachjtehende 
Beitimmung bejeitigt: „Item de erlifen borger, ſoſtich genomet, de der borger 
alle und ganzen menheit werff plegen to gande, de hebben dat mit willen 
overgeven in befjer wife: wen des behoff i8, unde de Rad wil, jo moghen 


22 


je (der Rath) van en unde den borgheren to fit vorboden enen Eenen taf 
effte groten, alje en dat behegelif is.“) 

Späterhin ijt diefer Sechzigerausſchuß zu drei verjchiedenen Maler 
noch wieder in Wirkjamfeit getreten. So 1487 in Verlauf der Unruhen, 
welche durch die Errichtung des Domes von St. Jacob hervorgerufen wurden, 
ferner am 14. Juni 1534,?) als Jürgen Wullenvever die Gemeine gegen 
den Rath aufgewiegelt Hatte, um den Beiltand der Stadt für feine An— 
ichläge gegen Dänemark zu erreichen, endlid) während der Wirren von 
1560—1565,?) welche ſich an die jtadtjeitige Uebernahme von 80 000 Gulden 
fürjtlicher Schulden anfnüpft. Zu einer dauernden Wirkffamfeit brachte es 
der Sechziger-Ausſchuß auch bei diefer Gelegenheit nicht. — Nach dem 
Falle von Runge 1491 traten die Cechziger, wie vorhin jchon erwähnt 
wurde, freiwillig zurüd: „Do toren de Soſtige aff und ein Radt gaff enn 
orloff.“ — Beim zweitenmal geriethen die Sechziger wegen des unglüdlichen 
Verlaufs der däniſchen Fehde und der damit in Verbindung ftehenden 
ſchweren Kriegsfteuern in Mißeredit; am 4. März 1536 wurden fie durch 
die Bürger felbft wieder bejeitigt.t) — Die Unruhen von 1560—65 
wurden durch das Einjchreiten der Landesherren beendigt, der Bürgerbrief 
von 1428, die Grundlage der Stellung der Sechziger, ward auf offenem 
Markt verbrannt. 

Inzwiichen war mit den Verhältniffen, auf denen die bisherige Be— 
deutung der Stadt beruht Hatte, eine wejentliche Veränderung eingetreten, 
und dieſe entzog der alten Verfaſſung hauptfächliche Stüßen. Der Groß- 
handel bewegte fich in neuen Bahnen, welche dem Oſtſee-Verkehr nach- 
theilig waren, und die nordiichen Weiche befolgten eine den hanſiſchen 
Städten feindjelige Handelspolitil. Wohlitand und Macht der hanfischen 
Ditjeeftädte gingen zurüd, während die landesfürſtliche Machtſtellung 
allenthalben im Aufjteigen begriffen war. Der Rüdhalt, den die Stadt 
früher an den übrigen Hanfeftädten gehabt, hatte jehr viel von jeiner 
Energie eingebüßt und die Beitimmungen der Hanſe-Receſſe, dab ein 
unmächtiger Nat zu den Danjetagen nicht zugelajfen werden und daß 
Aufruhr gegen die Machtjtellung des Nathes in den Hanſeſtädten 
nicht geduldet werden jollte,’) bejaßen nicht mehr die alte abjchredende 

1) Bol. Koppmann, Geſch. d. St. Roſtock S. 27—30; Lange S. 17—24. Der 
Bürgerbrief von 1428 Febr. 22 ift gedrudt bei Lange S. 27—31. Der Bericht über 
die Rathswahl von 1427 Dec. 6 war bisher unbefannt. 

2) Waig, Lübeck unter Jürgen Wullenwever 2, ©. 61. 

Schirrmacher, Johann Albredt I TH. 1, ©. 421. 

+) Waiß a. a. D. 3, ©. 549. 

9) ©. die Statuten der Hanfejtädte von 1418 Juni 24 in Hanje= Recefje I, 6, 
Nr. 557 88 1-4. 


23 


Kraft. Umgekehrt fanden die auf Abjchwächung der Macht des Rathes 
gerichteten Beſtrebungen Neuerungsfüchtiger bei den Fürſten bereitwillige 
Unterftüßung. 

Bezeichnend ijt jchon, wie die Stellung des Raths, als des alleinigen 
Repräfentanten der Stadt nad Außen, bei Abſchluß der Erbverträge von 
1573 und 1584 mißachtet wurde. Der erſte ward abgeichloffen von 
Abgejandten der Stadt Roftod als den laut übergebenen Syndicat3 vull- 
mächtig conjtituirten Syndifen und ward bejiegelt nicht blos mit dem 
Stadtjiegel, jondern auch mit dem Siegel der Bier Gewerke. Lebteres gejchah 
auch bei dem andern Erbvertrag, dejjen Abjchluß zugleich der bisherigen 
politiichen Wirkjamfeit der Gemeinde-Berjammlung ein Ende bereitete. ?) 

Weiter ging nunmehr dem Rathe die Befugnig verloren, das Stadt- 
vermögen zu abminijtriren, eine Befugnik, die doch als die natürliche und 
jelbitverftändliche Prärogative einer Stadtobrigfeit gelten muß. Die Theil 
nahme bürgerjchaftlicher Deputirter bei der Adminijtration beruht in den 
eriten Anfängen auf der im Jahre 1567 erlafjenen Drdnung des gemeinen 
Kaſtens und auf den Beitimmungen der Erbverträge von 1573 und 1584 
in Betreff der ſtädtiſchen Landgüter und der Hojpitalien. 

Endlich war e3 für die Stellung des Rathes eine höchſt nachtheilige 
Aenderung, daß die alte Gemeinde-Berfammlung vom politischen Schau— 
plate abtrat, und daß deren echte feit 1584 auf den am 30. und 
31. December 1583 ins Leben gerufenen Hundertmänner- Ausjchuß über: 
gingen. Es geichah dies auf landesfürftliche Anforderung. Die Gemeinde 
ward als eine j. g. universitas inordinata nad) Art einer Dorf: 
gemeinde behandelt, die nur durch eine beſonders conjtituirte Vertretung 
willens- und Handlungsfähig wurde. Die alten Sechziger, „de der borger 
alle unde ganzen menheit werff plegen to gande“, waren nur Unterhändler 
zwijchen Rath) und Gemeinde, während die Hundertmänner von vorne herein 
dazu berufen waren, an Stelle der Gemeinde mit dem Rathe in Gtabt- 
ſachen Beichlüffe zu faſſen. Dies neue Collegium jollte aus 60 Kauf: 
leuten und Brauern und 40 Handwerkern beitehen. Die Mitglieder 
Tungirten auf Lebenszeit und ergänzten ſich jelbit, e8 war für Berathung 
und Beichlußfaflung in vier Uuartiere eingetheilt. Rath- und Bürger: 
ihluß war jchon vorhanden, jobald nur zwei Quartiere dem Rath bei- 
traten. Der Rath wollte diefem Collegium Anfangs nicht mehr Befugniſſe 
einräumen, al3 früher der Gemeinde zuftanden, nämlich bei Angelegenheiten, 
worauf der ganzen Stadt Gedeih und Verderb jtehe, indeſſen einem jo 
jtändig und wenig veränderlich conjtituirten Collegium gegenüber, das faſt 


%) Erbverträge von 1573 Sept. 21 und 1584 Febr. 28 in Blands Sammlung 
d. Roft. Gefeggebung (NRoftod 1846), S. 1—28. 


— 24 


als ein zweites Raths-Collegium dem Rathe gegenüber jtand, ließ ich 
dieſe Stellung nicht behaupten. Der Gejchäftsfreis der Hundertmänner, 
für deren Berfajjung die Reyulative von 1583, vom 29. Januar 1593, 
18. Juli 1611 und 1670 normirten, erweiterte fi) mehr und mehr; es 
erhellt die8 aus dem Bertrage vom 24. December 1596 über der Stadt 
jährliche Gefälle und Einkünfte, aus dem Vergleich vom 1. März 1614 in 
Betreff der jtädtiichen Gejehgebung, endlich) aus der Regiments⸗- und 
SubjidienBerfafjung vom 2. Juni 1666. Landesherrliche Enticheidungen 
bei Differenzen zwijchen Rath und dem älteren Hundertmänner-Collegium 
find meines Wiſſens nicht vorgefommen; fie waren vermeidlich, weil, wie 
bereit3 erwähnt, ein Rath: und Bürgerjchluß jchon zu Stande fam, wenn 
von den Bier Duartiersftimmen auch nur zwei dem Rathe beitraten. 

Das ältere Hundertmänner-Colleg ward durch einen fürftlichen Macht: 
Ipruch vom 7. März 1766 aufgelöft, in Folge einer fogenannten Auf: 
rufung der Bier Gewerke und der Taufende, eine Schrittes, der in der 
damaligen Berfajjung nicht begründet war. 

Die Gejchichte unjerer Vaterſtadt zeigt uns, wie deren Verfaſſung 
den veränderten Zeitverhältniſſen entiprechend durch vielfache Wandlungen 
hindurch gegangen it. Möge aus den jett ſchwebenden Verhandlungen 
eine dem wahren Wohle unjeres Gemeinmwejens förderliche Neugejtaltung !) 
hervorgehen. 


) Bezieht fih auf die 1887 März 15 Allerhöchſt beftätigte Verfaſſung, das 
Statut der Repräjentirenden Bürgerihaft zu Nojtod und das Negulativ betreffend 
die Wahl der Mitglieder des Magijtrats zu Roftod, gedrudt in: Officielle Beilage für 
amtl. Bekanntmachungen d. St. Roſtock 1887, Nr. 14. 


HE 





III. 


Verzeichniß der geiftlihen Lehen in Roſtock, 
ihrer Hebungen und Patrone nebft einem Anhang. 


Mitgetheilt 
von 


weil. Senats-Prüfident Ir. Mann, 


Fachfolgendes Berzeihnig der im Jahre 1470 in Roftod vorhandenen 
‚b geiftlichen Lehen war von Herren Senat3-Präfidenten Dr. Mann be- 
itimmt, als Beilage zu jeinem vorstehenden Aufſatz mitgetheilt zu werden. 
Aus praftiichen Gründen erhält e3 hier feinen bejonderen Plat. 

Das Verzeichniß unterjcheidet Pfarrftellen, Schulen, Marienzeiten- 
Sänger-Lehen, Bifarieen und Eleemofynen. Der Pfarritellen waren natür- 
lich 4, je eine an jeder der vier Pfarrkirchen, vorhanden. Die einzige (?) 
Schule war zu St. Marien. Der Marienzeiten-Sänger-Lehen gab es 9, 
zu St. Marien 5 und zu St. Nikolai 4. Die Zahl der Vifarieen belief 
ih auf 137: zu St. Marien 53, zu St. Jakobi 28, zu St. Petri 15, 
zu Et. Nikolai 19, zum heil. Geift 10, zum heil. Kreuz 11 und zu 
St. Gertruden 1. Die Zahl der Efeemojynen betrug 49: zu St. Marien 
25, zu St. Jakobi 5, zu St. Petri 7, zu Et. Nitolat 5, zu St. Georg 4, 
zum heil. Geift 2 und zu St. Gertruden 1. Ohne nähere Bezeichnung 
blieben 4 Lehen: zu St. Viarien 1 und zu St. Gertruden 3. Die 
Gejammtjumme der geiftfichen Zehen beziffert fich auf 204: zu St. Marien 
86, zu St. Jakobi 34, zu St. Petri 23, zu St. Nikolai 29, zu St. Georg 4, 
zum heil. Geift 12, zum heil. Kreuz 11 und zu St. Gertruden 5. Die 
Sejammtjumme der Hebungen beträgt 4470 Mark 8'/, Ch. ; zu St. Marien 
1821 Marf 4'/, Sch., zu St. Jakobi 770 Marf 14 Sch., zu St. Petri 
625 Mark 6 Ch, zu St. Nikolai 550 Mark, zu St. Georg 45 Marf, 
zum heil. Geift 300 Mark 8 Sch., zum heil. Kreuz 281 Mark 8 Sch. 
und zu St. Gertruden 76 Darf. 


26 


Ein ähnliches Berzeihnig vom 9. 1504, dem leider die eriten 
Seiten fehlen, wurde ebenfall3 von Herrn Dr. Dann benußt. Die Pfarr- 
ftellen find hier nicht aufgeführt, weil ihre Einfünfte inzwilchen an das 
Domcapitel gefallen waren. Bei St. Petri fehlt die Vifarte Dr. Stamels 
(159) und andere. Hinzugefommen jind eine Bilarie zu St. Marien von 
70 Mark Rente, Inhaber Dr. Hinricus Schove, Patronat: die Univerfität, 
eine Vikarie zu St. Jalobi von 30 Mark Rente, Inhaber Dr. Hinricus 
Schove, Patronat: die Böttcher-Nelterleute ad nominationem Uni- 
versitatis, und eine andere von 84 Mark Rente, Inhaber Dr. Nicolaus 
Kajemann, Patronat: die Schuhmacher-Aelterleute ad nominationem 
Universitatis. 

In unjerm Berzeichnig von 1470 find nur wenige Lehen näher 
bezeichnet: nach der Lage des Altard, auf den der betreffende Bifar oder 
Eleemojynar angewiejen war, eine Eleemojyne in der Maakichen Kapelle (4), 
eine Vikarie am St. Annen-Altar (57) und eine Bifarie unter dem Thurm 
(84); nad) der Aufgabe, zu welcher der Inhaber verpflichtet war, zwei 
Eleemofynen zur eriten Mejje (28, 30); nach dem Stifter die Eleemojyne 
des Dr. Nikolaus Pribbeghevel (12); nach dem Beſitzer das Lehn des 
Dr. Arnold Maje und die drei Eleemojynen des Dr. Wentdorp (156, 
158, 165); in noch anderer Weile eine Vikarie al8 neuerlich gejtiftet (98). 

Das Batronat der vier Pfarrkirchen (1, 91, 153, 176) jteht Der 
LZandesherrichaft zu, die den Pfarrer ad nominationem der Bürger- 
meijter präjentirt. Das Patronat der Marien-Schule (2) befigt der Rath. 
In Bezug auf die Marienzeiten-Sänger-Lehen zu St. Marien übt 
der dortige Pfarrer das Patronatsrcht aus (17, 19, 21, 23, 24). Für 
Vikarieen und Almiſſen find Patrone: die Landesherrichaft (36, 41, 44, 
100, 171), der Rath (10, 15, 29, 74, 202), der Bilchof von Schwerin 
(9, 116, 137, 139, 147), der Abt zu Doberan (39), Pfarrer und Kirchen— 
vorjteher, zuſammen oder gefondert, zu St. Marien (11, 28, 30, 54, 59, 
62, 68), zu ©t. Jakobi (98, 102, 103, 105, 106, 112, 113, 120, 122), 
zu St. Petri (166) und zu Et. Nikolai (188, 197, 203), die Vorfteher 
zu St. Georg (87, 88) und zum heil. Geiſt (128, 129, 133), der Propit 
zum beil. Kreuz (31, 69, 127, 143—146), die heil. Kreuz -Brüderjchaft 
(111), die Bapagoyen-Brüderjchaft (34), der Herren-Slaland (33, 51, 53, 78), 
der Jakobi-Kaland (101), die Wiekfahrer (66, 81), die Kramer (13, 48), 
die Bäder (58), Gerber (179, 189), Goldjchmiede (138), Pelzer (64), 
Schlachter der Altitadt (174) und der Neuftadt (12), Schmiede (169), 
Schneider (57), Schuhmacher (25, 32, 80) und Wollenweber (184, 193, 200), 
die adlichen Familien Axekow (94, 96, 124), Mandüvel (27), Reventlow 
(71), Vieregge (123), die Roſtockiſchen Gejchlechter von der Aa (107, 110), 
Buck (121, 192, 201), Goldeniffe (117), Grentze (34, 63, 72, 130, 135), 


27 


Gronenhagen (178, 204), Hajjelbet (22, 50, 109, 136), Holloger (132), 
Kakow (8, 16, 37, 40, 45, 108, 131, 182), Kirchhof (3, 46, 56, 76), 
Kröpelin (92, 97, 114, 118), Maak (4, 14, 151), Türkow (35, 119), 
Breie (47, 49, 61, 73, 125), Wilde (18, 38, 52), Wulf (ö, 83, 85, 152, 
162, 175) und viele Andere. 


I. St. Marien. 


.Pfarrſtelle (Rectorat) !: 100 Mark Taxe; Landesherrichaft. 
. Schola !: 20 Mt.; €. €. Rath. 
. Viearia !: 27 ME. Rente aus Roſtock; Kerkhove. 


Elemosyna ! in der Mafen-Stapelle: 9 ME. R. aus Roſtock; Mafen. 


. Viearia ?: 20 ME. R. aus der Warnow (Fischerei); Wulve et uxor 


Nic. Kerſebom. 


. Viearia ?: 30 MER. aus Dummerftorf u. Detmersborf'); Tinefilter (?). 
. Elemosyna?: 10 Mt. R.; uxor Ioh. Mülſche. 

. Viearia #: 18 ME. R. aus Hufsdorf; Katzowen. 

. Viearia d: 24 Mt. R. aus Jordenshagen ?); Biſch. v. Schwerin. 

. Viearia °: 22 ME. R. aus Nidthal; E. E. Rath. 

. Viearia ': 21 Mf. R. aus Swijow; Pfarrer zu St. Marien. 

. Elemosyna?, gejtiftet von Dr. Nic. Pribbeghevel: 16 ME. R. aus 


Woltfow; Aelterleute der Schlachter der Neujtadt. 


. Elemosyna *: 24 Mt. R. aus Roftod; Kramer-Aelteſte. 

. Vicaria ®: 28 ME R. aus Heritorf?) und Noftod; Mafen. 

. Viearia’: 31 ME. R. aus Schlage u. Gubkow; E. E. Rath. 

. Vicaria '°: 14 Di. AR. au Dummerjtorf; Kabowen. 

. Marienzeiten-Sänger!: 10 MER. aus Lüjewiß ; Pfarrer zu St. Marien. 
. Viearia "!: 18 ME. R. aus Sildemow; Wilden. 

. Marienzeiten= Sänger ?: 10 Mk. R. aus Lijewig; Pfarrer zu St. 


Marien (?). 


. Elemosyna ’: 12 Mf. R. aus Roſtock; Rathsheren Er. Lübben Erben. 
. Marienzeiten-Cänger ®: 10 ME. R. aus Lüſewitz; Pfarrer zu St. 


Marien (?). 


. Elemosyna ®: 10 Mk. R. aus Rojtod; Hafjelbele. 

. Marienzeiten-Sänger +: 10 ME. R.; Pfarrer zu St. Marien (?). 
. Marienzeiten- Cänger °: 10 ME. R.; Pfarrer zu St. Marien (?). 
. Vicaria !?: 26°), ME. R. aus Roftod; Schuhmacher-Aelterleute. 
. Elemosyna’: 20 Mf. R. aus Rojtod; Joh. Divitz. 





’) Dettmannsdorf bei Marlow. 
) Jürgenshagen bei Gerdöhagen. 
9 Hajtorf bei Partentin. 


28 


. Vicaria '’: 16 MER. aus Noftod; Curt und Thomas Mandüvel. 
. Elemosyna® ad primam missam: 22 ME. R. aus Roſtock; 


Pfarrer und Vorſteher zu St. Marien. 


. Viearia +: 17), MER; €. E. Rath. 
. Elemosyna®’ ad primam missam: 22 ME. R.; Pfarrer und 


Vorſteher zu St. Marien (?). 


. Viearia '’: 15 ME. R.; Propft des St. zum heil. Kreuz. 
. Vicaria !*: 12 De. 9 SH; Schuhmacher-Aelterleute. 
Elemosyna 0. 10 ME R.; Dechant und Kämmerer des Herren- 


Kalands. 


. Vicaria“: 20 Mk. R. aus Sanitz; Grentze und Baggelen. 

. Viearia s: 24 Mt. R.; Türkowen. 

. Viearia : 14 ME. R.; Landesherrichaft. 

. Viearia ?°: 25 ME. R.; Krege und Hinr. Katzowen. 

. Viearia ?!: 14 Mf. R. aus Grejenhorit; Titfe Wilden. 

. Viearia ??: 20 ME. R.; Abt zu Doberan. 

. Viearia *°: 2 Laſt dreifachen Korns, gerechnet zu 40 ME., aus Wahr- 


ſtorf; Katzowen, Kröpelin, Baggelen. 


. Viearia *: 30 ME. R. vom Rath zu Marlow; Landesherrichaft. 
. Viearia °: 33'/, ME R. aus Dummerftorf; Peter Collen Erben. 
. Viecaria ?°: 28'/, ME R. aus Roftod; Koppelomiche. 

. Vicaria ?': 100 ME R. aus Pölchow; Landesherrichaft. 

. Viearia *: 2 Laſt dreifachen Korns aus Wahrſtorf; Katzowen, 


Kropelyne, Bagghelen. 


. Viearia *: 32 ME. R. aus Weitendorf!); Kerkhove. 
. Viearia °: 24 ME. R.; Vreſen und Hovemanne. 
. Elemosyna "!: 26 ME. R. aus Roftod (davon 3 ME. deserte); 


Kramer-Xelteite. 


. Viearia ?!: 12 ME. R. aus Spotendorf ?); Vreſen. 
Elemosyna ·⸗ : 10 ME R. aus Roſtock; Arend Hajjelbefe. 
. Elemosyna 15; 10 ME. R.; Dechant und Kämmerer des Herren- 


Kalands. 


. Viearia *: 20 ME R. aus Kuſſewitz; Wilden. 
. Elemosyna '": 10 ME. R.; Dechant und Kämmerer des Herren- 


Kalands. 


. Elemosyna“: 12 ME. R. aus Sülz; Pfarrer zu St. Marien. 
. Elemosyna '*: 7 ME. 11',, Sch. R.; Frau des Joh. Mulfchen. 
. Viearia ”: 34 ME. R. aus Gubfow und Dummerftorf; Kerkhove. 


1) Bei Teifin. 
2) Bei Laage. 


or 
— 


SBPEREIRSER 8888 


29 


. Viearia * am St. Annen-Altar: 27 Mk. R. aus Roſtock; Schneider- 


Yelterleute. 


. Viearia ®°: 19 ME. R.; Bäder-Welterleute. 
. Viearia °%: 27'/,;, ME R.; Pfarrer zu St. Marien. 
. Viearia ®°: 31 Mt. R.; Hinr. Hekets Erben. 


Vicaria ®: 20 Mk. R. aus Belelin; Vreſen und Peter Hovemanı. 

Elemosyna '': 9 Mt. R.; Pfarrer zu St. Marien. 

Viearia ®*: 24 Mf. R. aus Kröpelin; Grenze, Vrieholt, Teiche und 
die Nonne Hille Ghuten. 

Viearia *%: 26'/, Mt. R. aus Roitod; Pelzer-Welterleute. 


. Viearia *!: 20 Mf. R.; Eropelyne. 


Viearia *?: 14'/, ME. R. aus Roftod; Wiekfahrer. 
Elemosyna '?: 20 ME. R. aus Roftod, Dr. Joh. Divitze. 
Elemosyna ’*: 11 ME. R. aus Roſtock; Pfarrer zu St. Marien. 


. Viearia *?: 21 ME. R.; Propit d. KL. zum heil. Kreuz. 
. Elemosina ?°: 35 ME. R. aus Rojtod u. Potrems; Thomas Ecroder 


mit Bruder und Schweiter. 


. Viearia *: nihil levavit; Reventlow. 

. Viearia *: 34 ME. R.,wovon LOME, deserte ; Engelbert Grenzen Erben. 
. Viearia *#%: 15 Mk. R. aus Beſelin; Vreſen und Peter Hovemann. 
. Elemosyna ?!: 18 Mt. R.; €. €. Rath. 

. Viearia *: 29 ME. R. aus Kröpelin und Broderftorf; Frau des 


Hinr. Scorrentin, filia Berdan. 


. Viearia #%: 23 ME. R.; Mag. Berthold Kerkhof und Heymelat. 
. Viearia #: 12 Mk. R.; Netfe Bejelers. 
. Vicaria 5°: 27'/, MER. vom Rath zu Tejfin; Dechant und Kämmerer 


des Herren-Kalands und die beiden ältejten Bürgermeijter. 


. Elemosyna *: 15 ME. R. 

. Viearia ?!: 13 ME. R.; Schuhmacher-Aelterleute. 
Elemosyna 12 ME. R.; Wielfahrer. 

. Elemosyna *: 10 ME. R. 

. Viearia 5°: 32 Mt. R.; Wulve. 

. Viearia°® sub turri: 9 ME R.; Bapagoyen-Brüberichaft 
. Elemosyna *: 9 Mt. R.; Maten. 

. Dr. Armoldus Mase coneellariae domini nichil dat. 


II. St. Georgs-Kapelle extra muros. 


. Elemosyna *; 12 Mt. R. aus der Mühle zu Nemezow; Provijoren. 
. Elemosyna ?': 12 Mt. R.; Provijoren. 

. Elemosyna *: 12 MW. R. 

. Elemosyna *: 9 ME NR. 


30 


II. St. Jakobi⸗Kirche. 


. Pfarritelle ?: 40 Mf. Taxe; Landesherrſchaft. 

. Vicaria’*t: 22 ME. R. aus Harmsdorf; Am. Johann Eropelyn. 

. Viearia 5: 40 Mt. R.; Kerften Mekow. 

. Viearia °°: 40 Mf. R. aus Boel; Kerſten Axkow. 

. Viecaria 57: 24 ME. R. aus Roftod; Mag. Iohann Bremermann. 
. Viecaria °°: 40 Mt. R. aus Poel; Kerſten Axkow. 

. Vicaria °°: 20 ME. R. aus Evershagen; Am. Johann Eropelyn. 
. Viearia € noviter fundata: 25 ME. R.; Kirchenvorfteher von 


St. Jakobi. 


. Viearia *: 15 ME R. aus Bitlow;') Gottſchalk Niebur, post 


obitum ejus Reynefefche und deren Schweiter auf Lebenzzeit. 


. Viearia ®: 15 ME. R.; Landesherrichaft. 
. Vicaria ®: 20 ME. 10 Sch. R. aus Everdhagen; Dechant des 


St. Jakobi-Kalands. 


. Viearia *: 25 ME. R. wovon 10 ME. deserte; Pfarrer zu St. Jakobi. 
. Viearia ®: 21 ME. R., wovon 100 ME. Kapital posite bei &.E. Rath; 


Pfarrer und Vorſteher von St. Jakobi. 


. Elemosyna °: 12 Mf. R.; Dr. Hinr. Krufe. 
. Viearia %: 15 ME R. aus Roftod; Pfarrer und Vorjteher von 


St. Jakobi. 


). Elemosyna °: 7'/, MER. aus Roftod; diejelben und die Bürger: 


meijter. 


. Viearia °°: 13%), MER. aus Rojtod und Barnjtorf; Bürgermeijter 


Soh. von der Aa Erben. 


. Viearia ®: 19 Mt. R.; Katzowen. 

. Viearia 9°: 18 ME. R.; Arnd Hafjelbefe und Schweiter. 

. Elemosyna °”: 4 Mi. R. aus Ridthal; Hennefe v. d. Aaa. 

. Viearia ”°: 17 Mt. R. deductis oneribus; Vorſteher der heil. 


Kreuz-Brüderjchaft. 


. Elemosyna °?: 20 ME. R. aus Bentwiſch und Bartelöborf; Pfarrer 


und Vorjteher von St. Jakobi. 


. Viearia: "!; 11 ME. R.; Pfarrer von St. Jakobi. 

. Vicaria : 20 Mt. R.; Am. Johann Cropelyn. 

. Viearia ’°: 26 ME. R.; Bm. Bernhard Erufe. 

. Viearia '*: 20%), ME R.; Biichof von Schwerin. 

. Viearia °°: 36 ME. R.; Hinrich Goldeniffe und Wendeljtorp. 

. Elemosyna *: 38 Mt. R., wovon 3 Mf. deserte; Am. Johann 


Gropelyn. 


1) Vietow bei Teffin (?). 


31 


. Viearia ?*: 16 Mt. R.; Turelowen. 
. Viearia '?: 15 ME R.; Kirchenvorſteher von St. Jakobi. 
. Viearia "®: 30 ME. R. aus Paſtow und der Mühle zu Köfterbef; 


Gottſchalk Buk und Talefe Witten. 


. Viearia "’: 21 ME. R., wovon 4 Mi. deserte; Pfarrer zu 


St. Sakobi. 


. Viearia °°: 24 Mt. R.; Veeregghen. 
. Viearia 91: 40 ME. R. aus Poel; Kerſten Arkow. 


IV. Heil. Geift- Kapelle. 


5. Vicaria *: 15 ME. R. aus Bejelin; Vreſen u. Peter Hoveman. 
Elemosyna 5: 12 ME R. aus NRoftod; ag Bruggerman 


und Glatves Roſtkerman. 


.Vicaria*: 45 Mk. R. aus Roſtock; Propſt in Priorin des 


Kloſters 3. heil. Kreuz. 


. Viearia ®*: 35°, MER. aus Ribnitz; Compatrone Heygers Erben 


und Borjteher der heil. Geijt-Stapelle. 


. Viearia *: 35°), ME. R. aus Ribnitz; dieſelben. 
. Vicaria *: 30 Mk. R. aus Qulendorf und Fienftorf; Albert 


Grenzen Erben. 


. Viearia ?': 20 ME R.; Katzowen. 

. Viearia ®°: 20 ME. R,; Reynefe Hollogher. 

. Viearia ”, 18 Mt. R.; Vorſteher der heil. Geijt-Slapelle. 

- Elemosyna °: 9 ME. R.; Frau des Mag. Johann Bulen. 

. Viearia *: 30 ME. R.; Wittwe des Am. Hinrich Grenze. 

. Viearia ?: 30 Mt. R. aus Roftod und Dummerftorf; Arend Haffelbefe. 


V. Heil. Kreuz⸗Kapelle. 


. Viearia : 27 Mk. R. aus Gurow!) und Vitkow; Biſchof von Schwerin. 
. Viearia ?: 14 ME. R.; Goldjchmiede-Aelterleute. 

. Viearia *: 27 ME. R. aus Gurow und Vitkow; Biſchof von Schwerin. 
. Vicaria ®: 32 Mk. R.; Dr. Hermann Borchs Teftamentsvollitreder. 
. Viearia *: 25 ME. R. aus Bentwiſch und Nedichftorp 2); diejelben. 
. Viearia ': 23 ME. R.; Nonne Gutta Brand. 

. Vicaria ®%: 24 Mt. R, wovon 14 ME. deserte; Klofterpropft. 

. Viearia *: 50 ME. R.; derjelbe. 

. Viearia !%: 18 Mk. R.; derſelbe. 

. Viearia 1%: 19 ME. R.; derſelbe. 

. Viearia !%: 22%), ME R.; Biſchof von Schwerin. 





) Gorom, Amt Bulow (?). 
?) Redderſtorf bei Sülz. 


32 
VI St. Gertruden- Kapelle. 


148—150. Drei Geijtliche fteuern von je 8 Mf. Gehalt de officiacione 


151. 
152. 


153. 


capelle; außerdem: 
Elemosyna ®’: 20 ME. R. aus Klonow!) und Kuſſewitz; Maken. 
Vicaria !%: 32 ME. R.; Wulve. 


VII. St. Betri-Kirde. 
Pfarritelle *: Tare 100 ME, wovon 25 ME. R. aus Papendorf 
abgehen, welche der Amtsvorgänger des Pfarrers Johann 
Helje verpfändet hat; Landesherrichaft. 


. Viearia !*: 50 ME. R., wovon 25 Mi. deserte; Dr. Tyde. 

. Vicaria !%: 28 ME. 6 Sch. R.; Herrn Ludolf Schermans Erben. 
. Elemosyna ® domini doctoris Wentdorp: 8 ME. R. 

. Viearia !%: 11 ME. R. aus Brunstorf 2); Am. Joh. Langhe und 


Vicke Voß. 


. Elemosyna °®’ domini doctoris W®entdorp: 8 ME. R. 

. Vicaria !7: 83 ME. R. aus Steffenshagen: Dr. Iohann Stamel. 
. Elemosyna *: 8 Dt. R.; Frau des Nik. Tzamomwen. 

. Elemosyna *!: 4 ME. NR. 

. Viearia !%:; 42 ME. R. aus Brejendorf; Wulff, Schonevelt. 

. Viearia !®: 12 ME R.; Clawes Düve, Hin. Vide, Frau des 


Nie. Collen. 


. Elemosyna *: 34 ME NR. 

. Elemosyna *°* domini doctoris Wentdorp: 8 Mt. R. 

. Viearia "!°: 14 ME. R.; Klirchenvorjteher von St. Petri. 

. Viearia ': 23 Mi. R.; Goldenbaghen in Have. 

. Vicaria ''?: 40 ME. R.; Hinrich van dem Brofe Namens jeiner Frau. 
. Viearia "3: 21 ME. R.; Schmiede-Xelterleute. 

. Vicaria !!4: 25 ME. R.; Kulemanne. 

. Viearia 5: 24 ME. R.; Landesherrichaft. 

. Elemosyna *: 18 Di. R.; Am. Hinrich Levegow. 

3. Viearia *'*: 16 ME. R.; Eler und Eler Langhe. 

. Viearia 7: 22 ME. R.; Uelterleute der Schlachter der Altſtadt. 
. Vicaria Us: 26 ME. R.; Wulve. 


VII. St. Nikolai-Kirche. 


. Biarritelle t: Taxe 30 Mk.; Landesherrſchaft. 
. Vicaria "9: 16 Mk. aus Ribnitz; Heinrich Schorrentins Kinder 


aus feiner Ehe mit Elijabeth. 


’) Bei Parkentin. 


) Bei Marlom. 


33 


. Viearia '2°: 38 ME. R.; Engelbert Gronenhagen. 

. Viearia '”!: 22 Mk. R.; Gerber-Xelterleute. 

. Marienzeiten-Sänger: 12 ME. Gehalt (premium). 

. Marienzeiten-Sänger: 12 ME. Gehalt. 

2. Viearia ’??: 9 ME. R.; Katzowen und Schulenberd). 

. Viearia ’*: 25 MER. aus Ribnig und Barth; Dr. Nik. Kopman. 


Inhaber der Vikarie. 


. Vicaria '*: 24 ME. R.; Wollenmweber-Xelterleute. 

. Viearia ?: 30 ME R.; Loweſchen Erben. 

. Vicaria ?**: 12 ME. R. aus Roftod und Volfenshagen. 

. Viearia 127: 10 Mk. R. aus Bützow; Frederke. 

. Elemosyna %: 9 ME. R.; Pfarrer von St. Nikolai. 

. Viearia '**: 22 Mt. R. aus Roftod; Gerber-Velterleute. 

. Elemosyna *: 11 ME. R. aus Roftod; Hans Schernefe. 

. Viearia !*: 25 Mt. R.; Gerber-Welterleute. 

. Viearia "9: 20 ME. R., wovon 10 ME. deserte ; Bm. Gottſchalk Bud. 
. Viearia '?!: 15 ME. R. aus Roftod; Wollemveber-Velterleute. 

. Marienzeiten-Sänger: 12 ME. Gehalt. 

. Marienzeiten-Sänger: 12 ME. Gehalt. 

. Elemosyna *: 10 Mk. R. 

. Viearia '*?: 35 Mt. R. aus Roſtock und Teifin; Pfarrer und 


Vorſteher von St. Nifolat. 


%. Viearia '°°: 18 Mk. R. aus Rojtod; Clawes Stubbendorp. 

. Vjearia ?*: 31 Mt. R.; Hans Walfendorp und Gretfe Grawels. 
. Viearia !: 25 Mt. R.; Wollenweber-Aelterleute. 

. Elemosyna *: 4 ME. R.; Gottihalf Bud und Kerkhove. 

. Viearia ’®: 20 ME R.; €. E. Rath. 

. Elemosyna *: 17 ME. R.; Pfarrer von Et. Nikolai. 

. Viearia 3°: 24 Mt. R.; Engelbert Gronenhagen und Gottjchalf 


Buck Namens feiner Frau. 





















— — 


——— 


— 


> 





FON ee] >| 


— 
IS 








IV. 


Die fonftigen Kirchen und Kapellen im Roſtocker Archidiakonat. 
Aus dem Nachlaß 


des 
weil. Senats · Prüſidenten Dr. Mann. 


N” dem Nachlaß jeined Bruders, de3 Herrn Präfidenten Dr. Mann 
theilt Herr Geh. Commerzienrat; Mann die nachjtehende Aufzeichnung 
über die fonjtigen Kirchen und Stapellen des Noftoder Archidiakonats als 
Ergänzung des vorangehenden Verzeichniſſes mit. 

Die 37 Kirchen des Roſtocker Archidiakonats bilden jest die Prä— 
polituren Ribnik, Marlow, Schwaan und Theile der Präpofituren Gnoien, 
Lüſſow und Bukow. Die Präpofitur Nibnig umfaßt die Kirchen zu 
Kibnig (1), Wuſtrow (3), Bentwiſch (4), Toitenwinkel (5), Volfenshagen (6) 
und Rövershagen (7). Zur Präpofitur Marlow gehören die Kirchen zu 
Kuhlrade (2), Blankenhagen (3), Wulfshagen (9), Marlow (10), Kölzow (11), 
Sülze (12). Sanit (14), Dänfchenburg (15), Thulendorf (16) und Betichow (19). 
Die Präpofitur Schwaan bejteht aus den Kirchen zu Keſſin (17), Bieſtow (24), 
Buchholz (25), Heiligenhagen (26), Hanjtorf (30), Barfentin (36) und 
Stäbelow (37), jowie aus den in unſerem Verzeichnig nicht genannten 
Kirchen zu Kambs, Neu-Kirchen und Schwaan. Theile der Präpofitur 
Gnoten jind die Kirchen zu Teſſin (13), Ridſenow (eingepfarrt zu Polchow, 22) 
und Baſſe (28); zur Präpofitur Lüffow gehören die Kirchen zu Kavel- 
ftorf (18), Cammin (20), Zaage (21) und Recknitz (23), zur Präpofitur 
Bukow die Kirche zu Berendshagen (29). 

Die Landesherrichaft befist das Patronatsrecht von zwölf Kirchen 
(6, 8, 11, 12, 13, 14, 18, 20, 21, 23, 25, 33), der Propit zu Neuflojter 
von einer (17), das Kloſter Ribnig von dreien (1, 3, 10), der Abt zu 
Doberan von fünfen (27, 34—37), der Pfarrer zu Ribnitz von einer (2), 
der Pfarrer zu Sanitz von zweien (15, 16), die Familie Moltfe von 
dreien (4, 5, 9), die Familie Axekow von zweien (26, 30), von je einer 


35 


die Familien Bibow (29), Buk (24), Gummeren (32), Ketelhodt (23), 
Regendant (22), Preen (19), Swerze (31), der Rath zu Roftod von 
ener (7). 


Die Gejanmtjumme der Einnahmen beträgt 700 Mark, aljo nur 


16 Prozent der Hebungen in Roſtock oder 38 Prozent der Hebungen zu 
St. Marien. 


Kirche zu Ribnig: Taxe 40 Mk.; Kloſter Ribnitz. Marienzeiten- 
Sänger, 14 Vicarien, 5 Eleemoſynen. Capella s. Georgii, 
Cap. s. Jodoci, St. Spiritus, St. Gertrudis. 

Kirche zu Kuhlrade (Culrad): Tare 5 ME; Pfarrer zu Ribnitz. 


. Kirche zu Wuftrow (Zwajtrow): Tare 10 ME.; Kloſter Ribnig. 


Kirche zu Bentwiih: Tare 30 Mk.; Moltfe auf Strietfeld. 

Kirche zu Toitenwinkel (Totendorp): Tare 10 Mk.; Moltfe auf 
Strietfeld. 

Kirche zu Volkenshagen: Tare 20 ME.; Landesherrſchaft. 

Kirche zu Rövershagen: Tare 8 Mk.; Rath zu Roftod. 

Kirche zu Blanfenhagen: Tare 20 Mk.; Landesherrichaft. 

Kirche zu Wulfshagen (Wulverdeshagen): Tare 5 ME.; Moltfe auf 
Strietfeld. 


. Kirche zu Marlom: Tare 20 ME; Kloſter Ribnitz. 
. Kirche zu Kölzow: Tare 10 ME; Landesherr. 
.Kirche zu Sülz: Taxe 24 ME.; Landesherr. Capella s. Georgii, 


St. Gertrudis. 


.Kirche zu Teſſin: Tare 24 ME. ; Landesherr. 

. Kirche zu Sanitz: Tare 40 Mi. ; Landesherr. 

. Kirche zu Dänfchenburg: Tare 5 ME.; Pfarrer zu Sanitz. 

. Kirche zu Thulendorf: Tare 5 ME; Pfarrer zu Sanig. Capella 


in Hilgemor. 


. Kirche zu Keſſin: Tare 30 ME; Propft zu Neulloſter. 

. Kirche zu Kavelftorf: Tare 30 ME; Landesherrichaft. 

. Stiche zu Petſchow: Tare 24 Mk.; Preen. 

. Kirche zu Cammin (KHemyn): Tare 30 ME.; Landesherrichaft. 

. Kirche zu Laage: Tare 60 Mk.; Landesherrichaft. Capella s. 


Georgii, Cap. s. Spiritus. 


. Kirche zu Ridfenow: nur Vicaria; validi famuli Neghendant. 
. Kirche zu Recknitz (Refenig): Tare 40 ME; Landesherrichaft. 

. Kirche zu Bieftow: Tare 30 ME; Gottichalt Bu. 

.Kirche zu Buchholz: Tare 30 ME; Landesherrichaft. 

. Kirche zu Heiligenhagen: Tare 5 ME; Karſten Axkow. 

. Kirche zu Satow: Tare 12 Mk.; Abt zu Doberan. 


3* 


36 


. Kirche zu Baſſe (Barjee): Tare 10 ME.; Kutelhodt. 

. Kirche zu Berendshagen (Berndeshagen): Tare 11 ME.; Arndt Bibow. 
. Kirche zu Hanftorf (Iohansdorp): Tare 9 ME.; Karten Axkow. 

. Kirche zu Lambrechtshagen: Tare 8 Mk.; Erfe (?) Swarze. 

. Kirche zu Lichtenhagen: Tare 24 ME; Gummeren. 

. Kirche zu Warnemünde: Tare 24 ME; Landesherrichaft. 


Abtei Doberan und Kirche Steffenshagen: Tare 12 ME.; Abt zu 
Doberan. 


. Kirche zu Kröpelin: zehntfrei; Abt zu Doberan. 
. Kirche zu Parkentin: Tare 30 Mk.; Abt zu Doberan. 
. Kirche zu Stäbelow: Tare 5 ME.; Abt zu Doberan. 


ER 





V. 


Die angebliche Vergiftung Joachim Zlüters. ') 
Von 
Aarl Koppmann. 


meiner „Geichichte der Stadt Roſtock“ bin ich der herrichenden 
Anficht, dak der Reformator Rojtods Soahim Slüter durch Gift ums 
chen gebracht jei, in aller Kürze entjchieden entgegengetreten. „Der 
Schmerz über feinen Berluft, heißt e8 ©. 149—50, rief bei dem damals 
noch alle Kreiſe beherrichenden Aberglauben und bei der Schärfe der kirch— 
fichen Gegenjäe den Wahn hervor, man habe ihm mit hölliichen Künſten 
nachgeftellt, und er ſei auf Veranlaffung der Katholiken vergiftet worden. 
Daß ein jolcher Wahn damals entjtehen und in den folgenden Jahrzehnten 
immer feſter Wurzel fajjen konnte, ift erflärlich: ihm jegt nicht entgegen: 
zutreten, wäre des Andenfens Slüters unwürdig.“ Einer ausführlicheren 
Erörterung der Bergiftungsgeichichte glaubte ich mich dort enthalten zu 
dürfen; ein halbwegs vorher erwarteter Widerjpruch ?) aber läßt mich nun- 
mehr auf die Sache zurückkommen. 
1. Nicolaus Gryfe fchrieb feine Hijtoria von der Lere, Lewende und 
Dode Joachimi Slüterd im Jahre 1593. Wie er jelbjt zu Anfang feiner 
“ Schrift bemerkt, iſt er 11 Jahre nad) Slüters Tode 1543 zu Rojtod 
geboren und 1574 zum Prediger an St. Statharinen ernannt worden. 
Ueber Die Quellen, die ihm zu Gebote jtanden, äußert er fich folgender: 
maßen: „Da ed nun in diefem jettlaufenden 1593. Jahre 61 Jahre find, 
dag vorgedachter May. Slüter felig im Herrn entjchlafen, und jetziger Zeit 
ſehr wenig Leute leben, die in ihrer Jugend ihn gefannt und feine Predigt 
gehört Haben, jo wollen wir doch unter Anderm für lieb und zu Dante 
aufs und annehmen, was Löbliches und Heiljames von ihm, als von einem 
treuen Diener Chrifti, fann und mag mit Wahrheit geredet iverden, und 


2) Zuerjt gedrudt in der Roftoder Zeitung 1887, Nr. 339. 
2) Medlenb. Landesnahrichten 1887, Nr. 46, Beilage. 


38 


was ich nicht allein von Slindesbeinen auf ſowohl von feinen Verwandter 
und Befannten, als auch von andern gottjeligen alten verjtändigen 
Männern, Perjonen geiftlihen und weltlichen Standes, welche Mag. 
Slüter gejehen, oft mit ihm geredet haben und umgegangen find und ihn 
vielmals haben predigen hören, jondern auch aus glaubwürdigen Büchern 
und jeinen eigenen nachgelafjenen Zeugniffen und öffentlich gedrudten 
Schriften bei Anwendung größten Fleißes viele Jahre nach einander habe 
erfunden und erfahren fönnen.” Im der That gewinnt man bei genauerer 
Betrachtung des Buches die Ueberzeugung, daß fein Verfaſſer neben der 
mündlichen Ueberlieferung auch zuverläffigere Quellen, die Schriften Slüters 
und actenmähiges Material, zu Rathe gezogen hat. Des Weiteren erkennt 
man aber auch, daß es Gryje nicht darum zu thun war, eine jachliche 
Geſchichte feines Helden zu jchreiben: vielmehr ift, wie jchon Krauſe richtig 
bemerft hat,) der Charakter jeines Buches ein durchaus laudatoriſcher 
und e3 bedarf deshalb der Inhalt dejjelben einer gründlichen fritijchen 
Revijion, deren Aufgabe es fein muß, jede Nachricht jowohl auf ihre Duelle 
hin, wie nach ihrer Glaubwürdigkeit oder Unglaubwürdigfeit zu prüfen und 
Gryſes Benutzungsweiſe, jein Verſchweigen und Schönfärben, in das rechte 
Licht zu jegen. 

Nach diejen Vorbemerkungen über das Buch Gryſes gehen wir über 
zu jeinem Bericht über Slüters Vergiftung. 

„Obwohl aber Mag. Slüter — fo heißt es zum Jahre 1532 — 
in Folge des Giftes, das die giftigen PBapiften ihm nach Gottes Zulafjung 
beigebracht Haben, ein Vierteljahr lang gefiecht Hat, abgemattet und jo jehr 
geſchwächt worden ift, daß er von Tage zu Tage an Leibesfräften 
abgenommen hat, jo iſt er doch bis zu feinem letzten Ende im Geijte und 
Glauben ſtark geblieben; ja er hat fich oft im feiner Schwäche auf den 
Predigtftuhl führen laffen und auf demjelben fein Amt troß jeiner großen 
Ohnmacht durch die Stärke Gottes Fräftig verrichtet. Das Gift aber ijt 
ihm von dem papiftiichen Pfaffen, von denen Herr Jochim Nyebur der 
eigentliche Thäter geweſen ift und Mag. Slüters Buchbinder, dem derjelbe 
viel Vertrauen jchenfte, überredet und dazu vermocht hat, in der Weile 
beigebracht worden, daß, als Mag. Slüter bei frommen Chriften zu Gaſte 
gewejen ift, jein Buchbinder vor dem Tiſche gejtanden und eingeichenft und 
nad) Beendigung der Mahlzeit das zubereitete Gift heimlich in die Kanne 
gethan hat, aus der Mag. Joachim Slüter zuerjt trinfen jollte, wie es 
auch geſchah; und nächft ihm hat Jochim Swarnefow, ein Böttcher, und 
nad) diejem ein Wollenweber getrunfen, welche beiden Bürger ebenfalls 
hingefiecht und nach wenigen Tagen gejtorben find. — Der vorgebachte 


) Hanf. Geſchichtsblätter 1885, S. 171. 


39 


papiitiiche Pfaffe, Herr Joachim Nyebur, ift ein jchmarzfünftleriicher 
Zauberer gewelen, und obwohl er mit einem alten Zauberer, welcher 
hernach, am Mittwoch vor Martini dieſes Jahres, nebjt einer Frau Namens 
Fiſcherſche wegen Zauberei beim Galgen verbrannt worden, gefänglich ein- 
gezogen und eine Zeit lang gefangen gehalten ift, jo iſt er doch als geilt- 
liher Meßpfaffe von einigen vornehmen Leuten losgebeten und jo weit 
begnadigt worden, daß er aus der Stadt gewichen ijt; aber Gottes Ungnade 
iſt ihm entgegengetreten, denn als er nicht weit von Güſtrow geweſen ilt, 
iſt ihm fein Gewiffen erwacht, hat fich umgejehen und hat nirgends Trojt 
finden können, bis er ſich an einem Aſt, wie Judas, erhängt hat.“ 

Der wirflichen Vergiftung find viele Vergiftungsverſuche vorangegangen, 
über welche Gryje zum Jahre 1526 berichtet: 

„Dan hat aber oft unternommen, Mag. Slüter durdy Gift das 
Leben zu nehmen; was doch nicht eher hat gejchehen fünnen, als nach 
fünf Jahren, da Gott es zugelafien hat. Denn daß ich anderer Hiitorien 
geichweige, jo Hat es ſich glaubwürdig zugetragen in dieſem Haufe, im 
weichem ic) nun 19 Jahre gewohnt umd welches hart neben der Klojter- 
firche zu St. Katharinen liegt und ehemals der Franziskanermönche Gajt- 
haus gewejen ift, in welchem jie die Weltlichen, die ihren Bettelorden 
erhalten halfen, mit einem guten Trunk willkommen geheigen, empfangen, 
behauft und geherbergt haben, daß daſelbſt einige der Geijtlichen, welche 
den Mantel auf beiden Schultern getragen und weder falt noch warın 
geweſen find, Mag. Slüter, ehe er fich verheirathet hatte, zu Gajte geladen 
haben. Als er aber ihnen Zujaye gethan, daß er mit Gottes Hülfe bei 
ihnen ericheinen und zu ihnen auf die bejtimmte Zeit an diejen Ort 
fommen wolle, in der Meinung jich nicht allein mit Eſſen und Trinfen 
zu erquiden, jondern jich im Herrn fröhlich zu machen und ihrer einige 
zu befehren und einige in dem angefangenen chrijtlichen Lutherthum und 
rechten Glauben zu jtärken, jo haben fie ihm ein giftiges Bißlein (ein 
vorgifftigeg betlin) zugerichte. Aber Gott hat ihn vor dem ratten- 
pulverijchen Schlangengift damals gnädig am Leben erhalten. Denn als er 
Abends jeiner Zufage nachgefommen, jo jind die prälatijchen Herren alle 
mit ihrer Köchin in der Hinteritube nach des Kloſters Thorwege zu hof: 
wärt3 (in der Hinderdorngen na des kloſters dorwege tho have) zujammen 
gewejen. Was geichieht? Ein armes Sind, das den Braten am Feuer 
wendete, jieht Mag. Stüter in das Haus fommen, giebt ihm einen Winf 
und Spricht heimlich zu ihm: „„D Lieber Herr Iochim, eſſet ja nicht von 
diejem Braten, auf daß Ihr nicht möget Todes fterben, denn es iſt Gift 
darein gethan!““ Mittlerweile jind die giftigen Heuchler aus der Stube 
gefommen und haben ihn auf phariſäiſche Art und nach Weile des Judas 
auf das allertreundlichite mit vielen lieblichen Worten empfangen und ihn 


40 


mit ſich in die Stube geladen. Weil aber Mag. Slüter bedacht, daß man 
Gott nicht verfuchen und Fährlichkeit nicht Lieben jolle, und dag Gott ihr 
dur) das geringe Mägdlein vor Schaden habe warnen lafjen, jo hat er 
nach dem Händewajchen vor der Mahlzeit fein höflich gebeten, daß Die 
Herren, zu denen er gutwillig gefommen, ihn auch gutwillig und günftiglich 
wiederum beurlauben wollten, damit er cilig in jein Haus gehen fünnte, 
denn er habe feine Schlüffel in der Eile im Schloß jeiner Studirjtube 
jteden Iafjen, daran ihm viel gelegen wäre, und da er nicht weit zu gehen 
hätte, von St. Katharinen- bis nad St. Petri-Kirchhof, jo wollte und 
fünnte er jolches bald verrichten und deſto eher wieder zu ihnen kommen; 
inzwilchen jollten fie nur mit der Mahlzeit anfangen und auf ihn nicht 
warten. Solches haben die großen Herren auf jeine dringende, injtändige, 
fleigige Bitte ihm endlich erlaubt, mit dem Beſcheide, daß er ſich beeilen 
und bald wieder bei ihnen fein ſollte. Er aber ijt nicht unbillig aus— 
geblieben.“ 

Auch mit Zaubergüffen hat man, wie Gryje zum Schluſſe des 
Sahres 1526 erzählt, Slüter zu vielen Malen nachgeitellt. 

„Was für großen Berdruß und Herzeleid die alten papijtichen 
Bürger und Bürgerinnen nebjt den vornehmjten Gejglechtern diejer Stadt, 
jammt den Kaufleuten, Brauern und einigen Welterleuten einiger Hand— 
werfe dem jrommen Slüter angethan, und wie geduldig er ſich dabei durch 
Gottes Geift und Kraft gehalten hat, wie viele teufliiche Zaubergüfje vor 
jeine Hausthür des Nachts gegojjen find, wie viele giftige Speilen über 
feine Mauer geworfen, davon feine Hunde, welche die Meuchelmörder 
meldeten und zurüchielten, aufgejhwollen und gejtorben find, in einem 
Sahre mehr ald 8 oder 9 nach) einander, und wie viele andere Mühe und 
Sorge, Widerjtand und Beſchwer der antichriftlihe Haufe ihm täglıc) 
gemacht Hat, wird am jüngjten Tage, den Gottlojen zu ewigen Schanden 
und dem jeligen Slüter zu ewigen Ehren, geoffenbart werden.“ 

Sn dem leßten dieſer Berichte, der vratorijch der werthvollſte, ſachlich 
der unbedeutendfte zu fein fcheint, zeigt ſich am ausgeprägteiten ein Zug, 
der allen drei Berichten gemeinfam ift, die Anjchauung, daß es die Vor— 
nehmen find, welche Slüter verfolgt und jeine Ermordung bewirkt haben. 
Das wird nicht ausdrüdlich behauptet, aber jehr verjtändlich angedeutet, 
der eigentliche Mörder Joachim Nyebur wird „von einigen vornehmen 
Leuten” Iosgebeten; den Mordverjuch im Franziskaner Gafthauje machen 
„die prälatiichen Herren“, „die großen Herren“; von den „Zaubergüfjen“ 
und dem Bergiften der Hunde, welche die „Meuchelmörder" abhalten 
jollen, wird in einer Periode geiprochen, welche diejelben als Ausflüſſe der 
Teindichaft der „vornchmiten Gejchlechter” gegen Slüter nicht geradezu 
bezeichnet, aber als folche verjtehen läßt. Diefe Anſchauung weit auf den 


41 


Kreis hin, aus welchem Gryſe ſeine Nachrichten ſchöpfte: es war der 
gemeine Mann, beſonders im Kirchſpiel St. Petri, der Slüter von Anfang 
an anhing, der ihn als Mann des Volkes verehrte, der ſeinen Tod dem 
Haſſe der Vornehmen zur Laſt legte; Hatte doch Tilemann Heßhuſius 
(1558) in ſeiner gegen den Rath gerichteten Schandſchrift ſich nicht 
geſcheut, offen das Zeugniß der alten Bürger dafür anzurufen, daß es der 
Kath, Die „verdammten, blutgierigen Bürgermeiſter“, geweſen ſei, der 
Joachim Slüter habe vergiften laſſen.) 

Vergleichen wir die einzelnen Berichte unter einander, ſo hat Gryſe 
die Nachſtellung mittels der Zaubergüſſe nur oberflächlich berührt, während 
der Vergiftungsverſuch und die wirkliche Vergiftung ausführlich von ihm 
erzählt ſind. Die Art und Weiſe der Erzählung iſt aber verſchieden je 
nach der Gryſe zu Gebote ſtehenden Quelle. Der Vergiftungsverſuch iſt 
eine auf verſchwommener Tradition beruhende, von Gryſe willkürlich auf— 
geputzte Auekdote, die er aus einer größeren Anzahl gleichwerthiger heraus: 
greift, weil jie in jeinem eigenen Haufe jpielt: abgejehen von der Local- 
beichreibung ijt nichts Greifbares in ihr; jede beitimmte Berjonal- 
bezeichnung fehlt; aus den lauen Priejtern, die nicht kalt noch warm find, 
werden plößlich prälatiiche Giftmijcher; die Motivirnng des Umjtandes, 
das Slüter dem Gajtgebote Folge leitete, die Ausmalung der Situation, 
die Entjchuldigungsrede Slüters und die Antwort der „großen Herren“ 
find jammt und jonders Zuthaten des Erzähler. Die eigentliche Ver— 
giftungs-Geichichte beruht auf einer Zujammenleimung und Verquidung 
verjchiedenartiger Berichte, die Gryſe einestheild der mündlichen Ueber— 
lieferung, amderentheil3 einer actenmäßigen Duelle entnahm. Dieſer 
legteren entitammt die Verbrennung eines Zaubererd und der Zauberin 
Fiſcherſche mit der bejtimmten Tagesangabe Mittwoch) vor Martini, 
vielleicht auc die Gefangenjchaft Jochim Nyeburs und jeine Ausweiſung 
aus der Stadt. Willfürliche Zuthaten des Erzählers find die Motivirung 
des Umjtandes, dat Jochim Nyebur jich gerade des Buchbinders bediente, 
die Ausmalung der Situation, die Reihenfolge beim Trinken und der 
Selbitmord Jochim Nyeburd. Der mündlichen Tradition ift nur die Gift- 
mijcherei eine ungenannten Buchbinders im Haufe eine ungenannten 
Gaſtgebers und der infolge dejjen eingetretene Tod Joachim Slüters, des 
Böttchers Jochim Swarnekow und eines ungenannten Wollenweberd ent- 
nommen. Bermuthlich kannte die mündliche Tradition nur den Buchbinder 
als Thäter und lieg Slüter gleich jeinen beiden Schickſalsgenoſſen jchon 
nach wenigen Tagen jterben; aus bejjerer Quelle wußte aber Gryje, daß 
es Jochim Nyebur war, dem die Zeitgenofjen Slüters in Verdacht gehabt 


ı) Medi. Jahrb. 19, S. 86. 


42 


hatten, und daß Slüter jeinem Leiden erjt nach längerem Siechthum 
erlegen war; daraus würde jich erklären, daß Gryſe Jochim Nyebur als 
den eigentlichen Thäter (der rechte hantdeder) dem Buchbinder gegenüber- 
jtellt und jeinen Bericht über den Tod Slüters von der eigentlichen Ver— 
giftungs-Geſchichte getrennt hält. 

2. Das Rathsarchiv bewahrt ein Protocollbuch des Niedergerichts 
in Criminaljachen von 1508—1557, !) in welchem die acht Protocolle des 
Jahres 1532 einen beträchtlichen Raum (Bl. 30a—38a) einnehmen. Eins 
diefer Protocolle, das wichtigjte für unſere Unterjuchung, ijt bereit3 von 
den SHerausgebern des „Etwas“ veröffentlicht worden; da fie aber faſt 
alle zu einander in Beziehung jtehen, jo müſſen fie, wenigſtens in Der 
Kürze, ſämmtlich berüdjichtigt werden. 

Am Tage Matthät (Sept. 21) befennt Katharina Swarte, dab fie 
von einem Bauberer Hand Schönebef in der Schwanjchen Straße gelernt 
habe, den Teufel in einen Eimer Wafjer und in einen Spiegel zu bannen ; 
Jürgen Hartomw, Altjchneider auf dem Mühlendamm, hat auch einen Teufel, 
der ihm aber weniger gehorjam ift, als ihr der ihrige, denn jener ift einer 
von den Königen, heißt Leion, und hat 150 andere Teufel unter ſich; der 
andere heißt Majtrof und Pelſebuk Lufefer; Jürgen Hartzow bat ſich auf 
dem Keſſiner Berge in einen Ameijenhaufen und in einen Dornbujch ver- 
wandelt und kann jich umfichtbar machen; fie wird verurtheilt zur Ver— 
brennung beim Galgen. An demjelben Tage befennt Jürgen Harkow, daß 
er mitteljt einer Wünſchelruthe Schäbe zu finden verjteht, und die Be— 
Iprechungsformel von zwei Bfaffen in Teterow gelernt bat; jein Geift 
heißt Baron; Kathrine Gammelen hat ein Buch, aus dem fie Anweilungen 
zum Vergiften ertheilt; der lange Briejter Johann Brun im Podenhauje 
hat zwei Leute gelehrt, Schäße in einem Kryſtall zu jehen; er wird ver— 
urtheilt zur Verbrennung beim Galgen. Am Mittwoch) vor Martini 
(Nov. 6) befennt Hans Schönebef, daß er der Tilſe Fiſcher Rattengift 
bejorgt Hat; auch Hat er Waller aus der Grube gegen den Strom 
geichöpft und damit bezauberte Pferde und Kühe geheilt; Herr Jochim 
Nyebur entzaubert das Vieh durch Lejen der Abjolution in den betreffenden 
Ställen; Johannes, der Schüler von Dr. Boye, wendet bei Vieh, das 
nicht frejfen will, ebenfalls das Lejen der Abjolution an; der Organtit 
Herr Mathias von St. Jacobi hat ihm verjprochen, ihm einen Geiſt zu 
verichaffen, der ihm jo viel Geld bringen jolle, daß er Zeit feines Lebens 
genug habe, hat aber bei jolcher Vertröftung nur ihm aufzehren helfen, 
was er und jein Weib mit dem Wollrade verdient haben; die Bücher des 
Herrn Mathias find von drei Prieftern getauft worden; er wird verurteilt 


) ©. jegt Hanf. Gefhichtsblätter, Jahrg. 1857, S. 85—113. 


43 


zur Verbrennung beim Galgen. An demjelben Tage befennt Margaretha 
Schönebef, daß fie ein Mittel gegen den Moltenzauber weiß; Trude in der 
Schwanſchen Strafe hat von den Mönchen im Fraterhaufe vier Hojftien 
erhalten und ihr zwei abgegeben; jie wird verurtheilt zur Stadtverweijung. 
An demjelben Tage wird Klaus Hudfiorf aus Schwan wegen Diebitahls 
und Gewaltthat zum Schwerte verurtheilt. Am freitag nach Gallen 
(Det. 18) befennt Hans Schele, daß Herr Iohann Brun, der Organift 
Herr Mathias und viele andere Geiftliche es verjtehen, Schäte und andere 
Dinge fichtbar zu machen; Herr Iochim Nyebur fieht in die Kryitalle und 
lieſt beim Schaggraben aus einem Buche; er wird verurtheilt zur Stadt- 
verweilung. An demjelben Tage befennt Katharina Gammelen, daß Mag. 
Sohann Tymme fie eine Zaubermittel3 wegen zu Satharine Swarte 
geichickt hat; vom Mag. Jochim Lüskow hat fie einen gefäuten Brief 
erhalten, welcher bewirkt, daß es einem am Nicht gebricht; fie wird ver- 
urtheilt zur Stadtverweiſung. Am Mittwoch nah Martini (Nov. 13) 
befennt Tilſe Fiſcher, daß fie ihren Mann, Klaus Fiſcher, mit Rattengift, 
das ihr Hand Schönebek verjchafft, vergiftet hat; fie wird verurteilt zur 
Berbrennung beim Galgen. 

Aus diefen Auszügen, welche zur Charakteriftit der Protocolle 
genügen werden, erhellt, daß unter den Geiftlichen beſonders Jochim 
Nyebur, Johann Brun vom Pockenhauſe (St. Lazarus) und der Organiit 
Mathias von St. Jacobi bein niederen Bolfe in dem Rufe ftanden, 
Zaubermittel zu fennen, mitteljt deren man Schäße finden, Vieh frank 
und wieder gejund machen fonnte x. Bei Iochim Nyebur fommt Hinzu, 
daß man ihn für einen fanatischen Gegner des Lutherthums hielt. In 
Bezug auf ihn macht Hans Schönebef noch die nachfolgende Ausſage: 

„Zum achten hat er (Schönebef) offenbar befannt, daß er auf einen 
Kirchhof gegangen ift, wo ein junger Menjch begraben war, und nahm erjt 
eine Hand voll von der Todtenerde in aller Teufel Namen, und darauf 
noch einmal eine Hand voll Erde in aller Teufel Namen, und darauf die 
dritte Hand voll Erde gleichfalls in aller Teufel Namen, ımd hat 
gejprochen: 

Du edler Todte, 

Du ftarbit ungern; 

Leihe mir von deinem Quche, 

Ich will alles Gute zu Argem machen. ') 





) Im Original: 
Du eddel dode, 
du ſtorveſt node; 
lene my fan dyneme dofe, 
id wil alle gudt to qwade malen. 


— — 


+ 


Dieje Erde hat er auf Bitte und Anforderung Herrn Jochim Nygeburs 
Magiſter Iohim Slüter, Prediger zu St. Peter, vor jeine Wedem 
geſchüttet; und Herr Jochim iſt mit ihn gegangen und hat zugejehen, ob 
23 auch geichehe. Das that Herr Jochim deshalb, weil er es nicht leiden 
fonnte, daß Magiſter Jochim Slüter jchalt auf Kappen und Platten. 
Hierum ift Herr Jochim ſelbſt mitgegangen, und vor die Thüren dieſer 
nachgejchriebenen Prediger gleichfalls, damit er ihm die Häufer wieje, die 
Hans Schönebek nicht jelbjt wußte, und auch damit das arge Werf, das 
er im Sinne hatte, jeinen Fortgang nehme. Zum neunten hat er offenbar 
befannt, daß er und Jochim Nigebur Heren Barthold zu St. Jakob, dem 
Prediger, der nun zu Riga ift, diefelbe vorgenannte Todtenerde gleichfalls 
vor jeine Thür gejchüttet haben, in der Meinung, da ihm nicht3 Gutes 
geichehen jolle, wie ihm auch hernach nicht viel Gutes geihah, da er 
hernach ſich des Predigtituhls enthalten mußte. Das that Herr Jochim 
Nigebur auch um des Wortes Gottes willen. Zum zehnten hat er offenbar 
befannt, daß er und Herr Iochim Nigebur dieje jelbe vorgenannte Todten- 
erde zu St. Nikolaus vor Herrn Tönnies, des Predigers, Thür gleichfalls 
gethan haben, aus dem Grunde, daß er Gottes Wort predigte; und nad 
dem Schütten der Erde entfiel Herrn Tönnies (Mag. Antonius Beder) 
die Sprache, und die Leute wurden jeinem Sermon gram, jo daß noch jet 
Niemand gern Hingeht, ihn zu hören. Dies bewirkte Herr Jochim Nigebur 
aus dem vorgenannten Grunde. Zum elften hat er offenbar befannt, daß 
Herr Jochim Nigebur diejelbe oftgenannte Todtenerde fchüttete vor die 
Wedem zu Unjer Lieben Frauen; den Prediger aber kannte Hans 
Schönebek nicht und kennt ihn auch jegt nicht, dem das Arge zugedacht 
war, auch um des Worted Gottes willen, das Herr Jochim Nigebur nicht 
leiden konnte. Zum zwölften hat er offenbar bekannt, daß Herr Jochim 
Nigebur ihn noch einmal dazu haben wollte, daß er mit derjelben vor: 
gedachten Todtenerde herumginge vor die Thüren der Prediger in allen 
Kirchipielen; aber das wollte Hans Schönchef trogdem nicht thun und 
meinte, e3 wäre daran jchon genug; und noch begehrte Herr Jochim, dat 
Hans Schönebef Herrn Johims Nachbarin, die Krögerſche genannt, dieſelbe 
Todtenerde gleichfalls vor die Thüren werfen jollte, was er trogdem nicht 
thun wollte. Zum jiebzehnten hat er bekannt, da er mit Herrn Jochim 
Nigebur in Kollatien geſeſſen und in guter Abficht mit ihm geredet hat, 
ob die neue Weile mit dem Saframent, die nun in Gebrauch it, ebenjo 
wahrhaftig wäre, wie die alte Weile; darauf gab Herr Jochim zur Ant- 
wort, daß die neue Weile Nichts wäre und von nicht größerer Bedeutung, 
ald wenn er einen Timpen von cinem Weden abbijje; in Folge dejjen 
haben Schönebeck und jeine Frau ſich wohl ein Jahr oder vier des 
Saframents enthalten, und mehr als taufendmal hat Herr Jochim gejagt, 


45 


daß das Evangelium und der neue Brauch) Hare eitle Trügerei und Büberei 
und Ketzerei wären.“ 

Das ift Alles, was Hand Schönebek in Bezug auf den Tod Joachim 
Slüters auszufagen hat, d. h. Alles, was mitteld Anwendung der Folter 
aus ihm hat herausgeprekt werden fünnen. Bon der Vergiftung Slüters, 
von dem giftmijcherischen Buchbinder, von dem vergifteten Böttcher Joachim 
Swarnelow und von dem ebenfalld vergifteten Wollenweber, von allem 
dem ijt mit feinem Worte die Rebe. 

Vielleicht nimmt es Wunder, daß die Folter feine weiteren Nach- 
richten über die angebliche Vergiftung Slüters herausbrachte. Es erklärt 
ſich da3 aus der Gründlichkeit, mit der man offenbar einer Ausfage diefer 
Art näher zu Leibe ging. Ueber Klaus Fiſchers Vergiftung finden fich 
folgende Einzelheiten: jeine Ehefrau Tilfe Fischer und Slaus Burow find 
jich einig geworden, ihn durch Gift vom Leben zu bringen; Tilſe Fiſcher 
bittet Hans Schönebet, ihr Nattengift aus der Apothefe zu bejorgen ; 
Hans Schönebef kann fein Rattengift aus der Apothefe befommen; er 
ipiegelt Peter Homot und einem Ungenannten vor, er folle Rattengift für 
Jemand bejorgen, der es gegen die Ratten gebrauchen wolle; dieje ver— 
Ihaffen ihm das Gift, weil fie von feiner jchlimmen Abficht Nichts wiſſen; 
Kaus Burow nimmt das Gift in Fiſchers Haufe von Schönebef in 
Empfang, bezahlt ihm dafür 2 Gulden und jchüttet einen Theil des 
Giftes in das für Klaus Fiſcher bejtimmte Warmbier; Tilje Fiſcher giebt 
ihrem Manne das Warmbier zu trinfen und wirft den Reſt des Giftes in 
einen tiefen Milthaufen. 

Ein Gejtändnig des Joachim Nyebur findet fich in diefem Buche 
natürlich nicht, da Nyebur als Geiftlicher der jtädtiichen Gericht3barkeit 
entzogen war. 

3. Das Wenige, was wir über Slüters Krankheit und Tod aus 
glaubwürdiger Duelle wiſſen, it Folgendes: Mitten in den Kämpfen 
zwiſchen der fatholiichen Kirche und dem Luthertfum vom 23. März bis 
zum 1. April 1531 fährt Slüter am 23. März, Nachmittags 3 Uhr, nach 
Schwaan, um den Satholiten bei Herzog Heinrich entgegenzuwirfen ?); 
am 4. April liegt er darnieder und kämpft fat mit dem Tode ?), 
jeit dem 1. November predigt für oder neben Slüter an der Petrifirche 
fein fpäterer Nachfolger Joachim Schröder’); am 19. Mat 1532 ftirbt 
Slüter. 


1) Medlenb. Jahrb. 16, ©. 41. 
2) Daf. 16, ©. 51. 
*, Geichichte der St. Roftod ©. 149. 


46 


Damit ift die Ausführung, welche ich geben wollte, beendet. Das 
Material, das uns zu Gebote fteht, habe ich dem Leſer vorgeführt, meine 
fritiiche Stellung zu demjelben ausgejprochen oder doch angedeutet und 
damit zugleich meine wifjenjchaftliche Ueberzeugung, daß Slüter eines 
natürlichen Todes geftorben ijt, nach Möglichkeit begründet. Den Beweis 
zu führen, daß Slüter nicht vergiftet ift, vermag ich freilich nicht; aber 
jedes unbefangene Urtheil wird bei der Erkenntniß, daß weder Die 
That feftgeftellt, noch gegen die angeblichen Thäter irgend etwas 
Glaubwürdiges vorgebracht worden iſt, Proteſt gegen die Bergiftungs- 
geihichte erheben. 





VI 


Des Syndicus Dr. Johann Oldendorp Beftallung. 


Mitgetheilt 
von 


Karl Aoppmann. 


Jer bisher unbefannt oder doch unbeachtet gebliebene Beitallungs-Revers 
de3 berühmten Syndicus Dr. Johann Oldendorp findet fich auf dem 
Rathsarchiv in einem zu den Akten der Stadt-Kaſſe gehörigen Buche mannicd)- 
taltigen Inhalts, betitelt Copeien-Buch, Fol. 50. In ihm befennt 
Dr. Johann Oldendorp, 1523 Mai 2, daß er fich eiblich verpflichtet habe, 
dem Rath als Syndifus Rath zu ertheilen und Beiſtand zu leiten, inner: 
bald und außerhalb der Stadt, und daß er während der Dauer feines 
Amtes ohne Vorwiſſen und Bollbord des Rathes feinen anderweitigen 
Auftrag anzunehmen gedenfe; er iſt angejtellt mit halbjähriger Slündigung3- 
zeit; jein Gehalt beiteht aus 150 Mark Sundiſch, 10 Gulden Wohnungs: 
Entjhädigung, 12 Fuder Holz, 6 Laft Sohlen und 2 Fuder Heu; zu 
berechnen iſt dafjelbe von 1526 Michaelis ab. 

SE Sohannes Dldendorp der Nechte Doctor befenne und betuge in 
und mit Dufjem apenen breve, dath id van dem Erkamen Rade tho Roſtock 
tom Ambachte des Syndicat3 gedeputert und anghenhamen byn, ohn van 
wegen der Stadt Roftod in anliggenden Handelen und zafen rathlifen 
byitant, behulpe und forderunge tho donde, wen fe des van my begerende 
fon werden, buten und bynnen der Stadt, alje deme Ambachte thoftendich, 
Bo lange Fe mynes bederven, dath id deme vorgejchreven Nade durch 
wolbedachten willen nha alle mynem vormoge flitich und truwelid tho 
donde gelavet und mith eden my vorplichtet hebbe, und gedende darenbaven 
ane willen, weten edder fulbort eins Erßamen NAhades feine reyje edder 
handel, de wyle id in orhem deinjte, anthonemen, darmith mynes angenhamen 
Ambachtes fein nhadeill edder wedderwille erwafjen moghe. Darentjegen 
Be my vor myne moye und arbeit van wegen der ſtadt anderhalffhundert 


48 


mark Sundeich, tein gulden in ſtede der hußhure, de wile id my mit 
eigener behußinge erfflich bejorget, tmwelff fhoder holtes, ßos laſth kalen 
und twe fhoder houwes jarlid, de wyle id in erem deinfte und my 
dejjulften de uphlegginge, wen Be myner nicht lenger tho donde, ein halff 
jar thovorn my nicht vorfundigt, tho vorichaffen gelofflifen thogeiecht 
hebben, dath anbeginne anthorefende van junte Michaelis avende anno 
ßosundtwintich. Deſſes tho merer orfunde und tuchenijfe der warbheit 
hebbe id Johannes Dldendorp vorgenant myn wontlide ingezegell witlifen 
dhon hengen vor diſſen breff, de ghegeven und gejchreven is nad) Chriſti 
unſes herrn gebort vojteinhundert darnha im achtundtwinti)giiten jar 
jonnavendes nha Philippi und Jacobi. 

Ueber die Behauſung, mit der fich Oldendorp erblich verjorgt hatte, 
haben wir folgende Nachrichten. Im Jahre 1528 verfaufte Annefe, 
Wittwe des Lenart Berendes, „Doctori Iohanni Dldendorpe, Syndico 
tho Roſtock, ere huß uppe dem Middelmarfede tujden her Arent Hajjel- 
befen unde unjer leve frowen Gadeshuſes orde belegen“ ; desgleichen Peter 
Kock „Doctori Iohanni Oldendorp“ jein Haus in der Blutitraße zwiſchen 
Hinrich Arendes und Barthold Burmeiter ; desgleichen Barthold Burmeſter 
„Doetori Johanni Dldendorp“ jein Haus in der Blutitraße zwijchen Klaus 
Parys „unde gedactem doctoris Hufe, von Peter Kafe gekofft“. ) Auf 
das dritte diefer Grundjtüde bezieht ich eine Eintragung, nach welcher 
„Doctor Johann Dldendorp, Syndicus“, i. 3. 1554 jein Haus in der 
Blutjtraße „tujfen eme, dem Doctor, julveft unde Harmen Matfelth 
belegen, an Dtto Wolder verfauft.?) Die beiden andern Grundjtüde 
famen zehn Jahre jpäter zujammen an die Stadt. Freilich bewilligt und 
befiehlt Dr. Johann Dldendorp jchon am 12. April 1539 feiner Hausfrau 
Sophie, feine beiden Häufer, von denen das große am Markt, das Kleine 
in der Blut-Straße liegt, ſowie auch jeinen Garten vor dem Steinthor zu 
verfaufen und im Stadtbuch umjchreiben zu lallen;?) aber erſt im 
Jahre 1544 verkauft Dinnies Moller, „alje ein jubjtituerder anwalt Lucas 
Berendes, procuratori® und bevelhebbers Doctor Johan Dldendorpes“, 
an Sophie Dldendorp, des vorgenannten Doctor Oldendorps eheliche Haus— 
frau, deſſen Haus „by dem middelmarfede belegen, tujfen Hajjelbefen unde 
des gadeshuſes Huje tho unſer leven frowen, mitjampt jinem acterhuje 
tuſcken Arendes unde Otto Wolder belegen“, und Sophie Dldendorp ver- 
faujt jodann ihr Haus beim MWlittelmarft zwischen Haſſelbeck und dem 
Haufe des Gotteshaufes mitjammt dem Hinterhaujfe in der Blutitraße 





1) Mittelit. Hausbuch v. 1514—1546, Fol. 45 b—46. 
) Daſelbſt Fol. 70. 
2) Rathsarchiv; Original. 


49 


zwiichen Otto Wolder und Arendes an den Rath zu Roſtock.) — Was 
den Garten vor dem Eteinthor betrifft, jo verfauft 1529 das Krämer-Amt 
„Doetori Sohanni Dldendorp, Syndico tho Noftod, eren bomgarden edder 
boppenboff buten dem Steendore acter dem Roſengarden tujfen Klawes 
Prangen und mejter Henning Rojtfe belegen“, ?) und 1540 verläßt Dinnied 
Möller „alfe ein jubjtituerder fulmactiger Lucas Berended, procuratoris 
unde bovelhebber3 Doctoris Johannis Dfdendorpes“ an Sophie Dlden- 
dorp „deſſulvigen hern Doctors beiden have . . . buten dem Gteindore 
acter dem rojengarden tujden her Mathiad Mollerichen und Clawes 
Prangen belegen“, worauf Sophie Didendorp ihren Hof außerhalb des 
Steinthors Hinter dem Rojengarten an Thomas Barkhuſen verkauft. °) 
Sophie, Dfdendorps Ehefrau, war die Wittwe eines Hand Lotze in 
Greif3wald, der von Pyl für einen Nachkommen des Nathsheren Hinrich 
Loge (1476—1509) gehalten wird; ) ihr Watername ift unbefannt. Die 
Ehe mit ihr hatte Oldendorp 1518 zu Greifswald in ummittelbarem An— 
ſchluß an jeine Doftor-Promotion gejchloffen. ) Bekannt iſt e8, daß er 
fih micht jchämte, den Vierundſechzigern gegenüber 1534 Jult 7 feinen 
Beggang nach Lübeck al3 durch das Verhältnig feiner Frau zu Dem 
Prediger Valentin Korte verurfacht darzuftellen; ) am 12. April deſſelben 
Jahres hatte er von Lübeck aus an E. E. Rath gejchrieben: von den 
Einen der Bapifterei beichuldigt, von den Andern als Hauptverfolger der 
Pfaffen und Mönche geicholten und von Herzog Albrecht wegen der Sachen 
de3 Raths in Anjprache genommen, habe er längft Urjache gehabt, feines 
Dienjte3 müde zu werden, nun aber, da Andere jeinetwegen gejhmäht und 
verjagt würden, erfuche er um feine Entlajfung;?) jetzt, da er wieder in 
Rojtod war, forderte er, daß Sorte feinem Haufe den Frieden zurücgeben 
oder eine Zeit lang die Stadt verlafien folle, aber man entgegnete ihm: 
„Balentinum fonde men nicht wol entberen, nademe he de gelerdejte predi- 
cante were, de itzundes hyr vorhanden ſyn mochte, und Dr. Oldendorpe 
fonde men ock fwerlich entberen, nadem an ßodanem manne dejjer Stadt 
in deſſen verlifen tyden ock vele gelegen were.“ °) Aus den angeführten 
Stadtbuchſchriften erhellt, dag Sophie in Roſtock zurüdblieb, während der 
unruhige Gatte erft in Lübecks Dienjten jtand (bis 1536), dann nach Köln 


) Mitteljt. Hausbuch v. 1534—1546 Fol. 109—109 b. 
?) Gartenbud) v. 1507—1555 Fol. 66b—67. 
2) Dajelbft Fol. 106—106 b. 
*, Geſch. d. Greifswalder Kirchen 2, ©. 822 Unm. 1. 
3) Dai. 2, ©. 843 Anm. 1. 
9) Waitz, Lübeck ımter Jürgen Wullenwever 1, ©. 194. 
Rathsarchiv; Syndici Vol. I. 
) Rathsarhiv; Protofoll der Vierundfechziger. 
Beiträge L. 4 


50 


(1538), Marburg (1540) und wieder nad) Köln (1543) ging und endlich 
in Marburg dauernd feinen Aufenthalt nahm (1544—1567). 

In meiner Geichichte Roſtocks (©. 126) habe ich, darin Krabbes 
Angabe ?) folgend, Dldendorp jchon im Anfang des Jahres 1526 nach 
Roftod kommen laffen; aus dem Revers erhellt aber, daß wenigſtens jeine 
Anjtellung als Syndikus erſt Michaelis dieſes Jahres erfolgte. — Der» 
jelben vorangehen wird ein Vorfall, der bisher nur aus einem Schmäh- 
gedicht befannt war: 2) 

He hefft ein hantloffte gedan unnde eynen eydt to den billigen geſchwaren 

Dem ehrbarn Eggerdt vom Walde, in Bomern gebaren, 

Den eydt unde ſyn hantgeloffte hefft he nicht geholden 

Unde hefft fick defflid in eynem hempde daruth wech geitolen. 

Wenigſtens in Etwas erläutert wird dieje Angabe durch ein Schreiben: 
des Hans Brujjow an E. E. Rath) aus Magdeburg vom Jahre 1527 (ohne 
Zagedangabe), in welchem es heißt: Einer, genannt Dr. Johann Olden— 
dorp, habe feinem Gejellen und ihm gejchrieben, er wolle fie bei dem 
Markgrafen von Brandenburg und andern Fürjten verklagen „dyſſer orjafe 
halven, dat Eggert vam Wolde alze eyn hovetmann und yck nycht wydt 
van Dargun em hebben gefendlid angenamen unde wechgefuret“; weshalb- 
das gejchehen jei, werde dem Kath Mag. Johann Lyndenberg ?) jagen: 
fönnen; Oldendorp habe um ein ritterliches Gefängniß gebeten und eidlich. 
verjprochen, nicht zu entfliehen; al3 fie ihm daraufhin ein gutes Bett 
gegeben, jet er bei nachtichlafender Zeit entflohen. *) 


1) Die Univerfität Roftod S. 376. 

2) Paludan- Müller, Altjtykfer til Nordens Hiftorie i Grevefeidens Tid 2, 
©. 204; vgl. Waitz a. a. D. 1, ©. 19. 

9) ©. über ihn Koppmann, Geſch. d. St. Roftod ©. 88. 

) Rathsarchiv; Syndici Vol. II. 


sexdr 








VII. 


Zur Geſchichte der dramatiſchen Darſtellungen in Roſtock 
im 16. und 17. Jahrhundert. 


Von 
Aarl Aoppmann. 


1" nachfolgende Skizze will nicht? Neues bringen, fondern nur aus den 
umfajjenderen Arbeiten Bärenjprungs ?) die auf Roſtock bezüglichen 
Nachrichten herausgeben, nachprüfen und — wo es fein fann — ergänzen 
und dadurch — Hoffentlich — berufenere Hände zu weiterer Pflege diejes 
Gegenſtandes anregen. Ein natürlicher Abjchluß der Skizze ift dadurch 
gegeben, daß im Jahre 1702 zum erjten Male Hochfürſtlich Mecklenburg— 
Schweriniche Hoffomödianten auftraten. 


Die drei Gattungen des Dramas, welche das Mittelalter fannte, 
, baren das geijtliche Spiel, die Schulfomödie und das Faſtnachtsſpiel. — 
Vas Medlenburg betrifft, jo gehört der erjtgenannten Gattung jene 
vortreffliche niederdeutiche Dichtung: „Dat jpil van der upftandinge” an, 
deren einzige uns erhaltene Handjchrift im 3. 1464 in Redentin bei Wismar 
medergeichrieben wurde.?) — Das Faftnachtsfpiel, defjen Pflege von Seiten 


| 1) Materialien zu einer Gefchichte des Theaters in Medl.- Schwerin von dem 

Beginne theatr. Vorftellungen bis zum Schlufje des Jahres 1779 in Jahrbb. d. ©. f. 
medi. Geſch. 1 (1836), S. 81—130. Verſuch einer Gefchichte des Theaters in Medi. 
Schwerin (Schwerin 1837). 

) Zuerft herausgegeben von Mone, Schaufpiele des Mittelalters, Bd. 2 (Karls— 
tuhe 1846), dann von Ettmüller in Bibliothek d. gefammten deutichen National-Literatur 
(Suedfinburg und Leipzig 1851), hochdeutic von Freybe, Das Medlenb. Oſterſpiel 
' (Bremen 1874). Vgl. Goedele, Grundriß z. Geſch. d. deutſchen Dichtung (2. Aufl., 
Dresden 1884), ©. 475. 


4* 


52 


der Birkelgefellichaft in Lübeck uns durch ein Verzeichnig der aufgeführten 
Spiele au den Jahren 1430—1515 veranjchaulicht wird, ?) ijt in Mecklen- 
burg bisher nur durch das Fragment einer Bauernfomödie vertreten, das 
in einem Gildebuch des Wollenweber-Amtes zu Nöbel vom J. 1580 auf- 
gefunden wurde. 2) — Ueber die Schulfomödie in Mecdlenburg während 
des Mittelalter3 fehlt meines Wiſſens bisher noch jegliche Nachricht. 

In Rojtod gehörten dramatische Darftellungen nad) dem Muiter 
der Faſtnachtsſpiele jchon früh zu den Freuden des Pfingitmarfts. Am 
2. Sunt 1503 befahl der Rektor Gerhard Brilde den Mitgliedern der 
Univerfität, fich) während des bevorjtehenden Feſtes und der Pfingitmarktzeit 
des Beſuchs aller öffentlichen Laien-Schauſpiele zu enthalten. ?) 

Die nähere Bezeichnung Laien-Schaujpiele weiſt darauf hin, daß 
geijtliche Spiele damals ebenfalls wohlbefannt waren. Aus unbefannter 
Beit, wahrjcheinlich von ce. 1520, befigen wir die Anfündigung, daß mit 
Erlaubniß der geiltlichen und der weltlichen Obrigkeit am fommenden 
Sonntag, als am Tage Compassionis Mariae (d. h. an dem auf den 
15. Juli folgenden Sonntag, dem Feſt der fieben Schmerzen Dariä) „ein 
ſchone, innich unde merdlich ſpyl“, aufgeführt werden joll, welches handelt 
„von dem Zuftande der Welt und den jieben Altersjtufen der Menjchen, 
welche durch die mitdargeftellten jieben Stüde des Leidens Chrüti, auf 
denen die ſieben Tagezeiten (die horae canonicae) beruhen, und Die 
fieben Schmerzen der Jungfrau Maria, jowie auch durch mannichfaltige 
andere heilfame Lehre und fruchtbare Unterweiſung ohne Beimtichung 
irgendwelches Teichtfertigen Scherzes von der Welt ab> und dem Dienjte 
Gottes zugezogen und völlig befehrt werden, zum Schluß mit einer 
Ihönen Darftellung der ewigen Seligfeit, die allen Dienern und Aus— 
erwählten Gottes verheigen iſt“; Ort der Vorjtellung it der Mittelmarft 
(der jeßige Neue Markt), der Anfang gejchieft Mittags Halb zwölf, 
Bedingung ilt jedoch günjtige Witterung. *) 


1) Mitgetheilt von Wehrmann i. Jahrb. d. V. f. niederd. Spradiforihung 6, 
©. 3—5, erläutert von Walther dajelbit 6, ©. 6—81. Vgl. Goedele 1, ©. 476—478. 

2) Aufgefunden von Hänjelmann, mitgetheilt von Liſch in Jahrbb. d. B. f. med. 
Geh. 27, ©. 283—86, neuerdings von Seelmann, Mittelniederdeutihe Faſtnachtsſpiele 
(Norden u. Leipzig 1885). Vgl. Goedele 1, ©. 476. 

2) Rathsarchiv. 

) Rathsarchiv. Gedruckt in Etwas v. gelehrten Roſt. Sachen 1738, ©. 423, 
wiederholt bei Bärenſprung in Meckl. Jahrbb. 1, ©. 82, Verſuch S.2—3, Wiechmann— 
Hofmeister, Mecklenburgs altniederſächſ. Literatur 3 (Schwerin 1885), ©. 68. Goedeke 2, 
©. 333. Ein anderer Abdrud in Neue wöchentl. Roft. Nachrichten u. Anzeigen 1841, 
Nr. 78, ©. 335. 


53 


Einen Uebergang zwiſchen der Schulfomödie und den Faſtnachts— 
wielen eimerjeit3 und den Aufführungen der Berufsichaujpieler andererjeits 
bilden die Studenten- Aufführungen In Roftod hören wir von 
jolhen, wenn nämlich die Deutung nicht auf einem Irrthum beruht, zuerjt 
i 3. 1558 durch nachfolgenden Ausgabe-Poften: „Den gejellen, de de 
Tragoediam Agamemnonis in dem vajtelavende jpeledenn, od de von 
der Sufanna ageredenn, wurt ehn uth befell des Rades gejchendet */, laſt 
beer; betalede id hernn Jurgen Bunger; !) koſtede mith dem Tziſenn 
6 fl. 8 Sch. Lüb. ?) 

Daß zu jener Zeit Studenten- Aufführungen nicht felten waren, 
bezeugen uns verjchiedene Nachrichten. Zur Fajtnachtszeit 1563 wollten 
einige Magijter und Studenten Komödien aufführen; aber das Miniftertum 
(ie durch zwei jeiner Mitglieder den Rektor um einen Aufjchub bis zu 
gelegenerer Zeit bitten, und da auch der Rath der Zeitverhältnifje wegen 
den gleichen Wunjch äußerte, jo unterblieben die Aufführungen. ?) Zehn 
Jahre jpäter beichloß die Univerjität, den Einzug der Herzöge in Roftod, 
welcher 1574 Februar 8 jtattfand, durch eine Aufführung des Stüdes 
De divite et Lazaro ex Luca zu verherrlichen.%) Auch König 
Friedrich IL. zu Ehren ward, als er 1576 Juni 17, am Sonntag nad) 
Pfingſten, nach Roſtock fam, von der Univerſität eine Aufführung ver: 
anjtaltet. °) 

Nach Beendigung des Pfingitmarftes 1605 °) fand eine Etudenten- 
Aufführung Statt, die zweimal wiederholt wurde: „Den 7. 11. und 
12. Juni des 1605. Jahres hat Magijter Chriſtianus Schlee eine Comödie 
von Eujanna in St. Johannes Kirchen in einer großen Verſammlung 
agiret“. °) 

Im Sahre 1620 fanden Studenten-Aufführungen um die Faſtnachts— 
zeit und während des Pfingſtmarktes jtatt: „Den 2. März und etliche 
Tage hernad) ?) haben die Studiojen eine Commödie vom Jacob, wie er 


) Irı den Rath gewählt 1555. 

2) Rathsarchiv. Mitgetheilt von Bärenjprung in Medi. Jahrbb. 1, ©. 84. 
Beriuh ©. 7. Goedeke 2, ©. 402. 

”) Zadhariad Grapius, Das Evangeliihe Roftod (Rojtod und Leipzig 1707), 
©. 465—466- 

9 Etwas 1741, S. 452; 1743, ©. 247. Bürenfprung in Medi. Jahrbb. 1, ©. 84. 
Berfuh ©. 7. Goedeke 2, ©. 402. 

>) Etwa3 1743, ©. 247. Bärenfprung in Medi. Zahrbb. 1, ©. 84. Verfud) 
©. 7. Goebele 2, ©. 402. 

6) Pfingftfonntag war Mai 19. 

) Neue wöcentl. Roft. Nachrichten u. Anzeigen 1841, Nr. 66, S. 283. Bären- 
iprung in Medi. Jahrbb. 1, ©. 86. Verſuch S. 10. Goedeke 2, ©. 403. 

) Der Sonntag Invocavit war März 5. 


54 


zu feinem Sohn Joſeph in Egypten gezogen, in St. Johannis-Kirchen 
agirt, darüber die Kirchen und die Gejtühle darin aljo zugericht worden, 
daß nicht leicht mehr Comödien zu agiren werben zugelaffen werden.“ *) 
„ven 12. Juni und etliche Tage hernach ?) haben die Studioſen eine 
Comödie vom Hercules im Collegio agiret“. 3) 


Engliijhe Berufsihaujpieler‘) famen, joviel wir wiljen, im 
Sahre 1606 zum erften Male nah Roftod. Am 31. März richten 
„Markgrafen von Brondenburgk diener, Engeliche Commedianten“,°) welche 
„nun allhie eine geraume Zeitt unjerm geringem vormugen und Kunſt 
nach mitt unjer Mufic, auch geiftlihenn und weldtlichenn Hiſtorien, 
commedienn und tragedienn gemeiner Stadt dienen mugen“, an den Kath 
das Geſuch um eine Beicheinigung ihres Wohlverhaltenz, %) und unter 
demjelben Datum bezeugt der Rath, „dab jegenwertige brieffzeiger, Englijche 
Muſici und Commedianten alhie bei uns uff unjere erlaubnus under- 
ichiedliche, jo wol Geift- als weltliche Geſchichte commedienweije repraejen- 
tiret, auch daneben ſich einer zierlichen, lieblichen und anmutigen Mufica 
gebrauchet” und fich wohl verhalten haben. °) 

Sm Sabre 1619 wurde engliichen Schaufpielern jedes Auftreten 
verboten, weil fie nicht beim Rath die nöthige Erlaubnig nachgejucht 
hatten, jondern meinten, auf Grund einer Genehmigung des Prinzen Ulrich 
von Echleswig-Holitein, al3 des damaligen Admintftrators des Bisthums 
Schwerin, in der bijchöflichen Offizialei agiren zu dürfen. Zum 19. Mai 
1619 berichtet darüber das Rath3- Protocol: 3) „Iſt wegen der Commedianten 
beliberiret, weil der Biichoff ihmen erlaubet, in der Officialey zu agiven ; 
geichlofjjen, daß ihnen jol befholen werden bei jtraffe der gefengnus "das 
agiren bleiben zu lafjen; und do fie agiren wurden oder auch anjchlagen 


1) Neue wöchentl. Nachrichten u. Anzeigen 1841, Nr. 90, ©.385. Bäreniprung 
in Medi. Jahrbb. 1, ©. 93. VBerjud ©. 22. Goedeke 2, ©. 403. 

2, Pfingſtſonntag war Juni 4. 

2) Neue wöchentl. Nachrichten u. Anzeigen 1841, Nr. 90, ©. 386. Bärenſprung 
in Medi. Jahrbb. 1, ©. 98. Verjuh ©. 22. Goedeke 2, ©. 403. 

* Die Nahrichten über die Berufsichaufpieler in Deutichland bis zum Jahre 
1651 find gefammelt bei Goedele 2, ©. 524—542. 

5) 1604 jpielen „die Dienjtverwandte Chriftians, Markgrafen zu Brandenburg“, 
in Frankfurt und 1605 zeigen engliſche Comödianten in Leyden einen Empfehlungsbrief 
des KHurfürjten von Brandenburg von 1604 Aug. 10 vor. Goedefe ©. 530. 

°, Rathsarchiv. Mitgetheilt von Bärenſprung in Medl. Zahrbb. 1, ©. 87. 
Verſuch S. 11—12. Goedele ©. 531. 

) Rathsardiv. 

8) Raths-Protocoll von 1619—1623- 


55 


oder herumbipielen 1) wurden, jollen fie mit der gefengnus geftraffet 
werden ; welches den Nichtehern zu erequiren anbefholen.‘ 

Bon den verjchiedenen Gejellichaften deutiher Schaufpieler, 
die jeit den vierziger Jahren des 17. Jahrhunderts von Hamburg aus 
Deutichland durchzogen, famen zwar diejenigen des Kaſper Stiller und 
Karl Andreas Paul auch nach Medlenburg, wo Herzog Gustav Adolf von 
Güftrow (1654—1691) in jeinen jüngern Jahren den dramatijchen Vor— 
ftellungen Intereſſe jchenkte und i. 3. 1671 ſogar eim eigenes Hof-Lieb- 
baber-Theater bejak, ?) doch iſt eine Spur ihres Auftretens in Roſtock 
bisher noch nicht aufgefunden worden. Wer die Komödianten waren, die 
1650 hier agirten und auch früher jchon hier gewejen waren, wiljen wir 
nicht; eine ihrer Komödien betitelte ſich: Vom Krieg zwiſchen Spanien 
und Portugal, vom Mugen Narren, mit einem Ballet und Iuftigen Auf: 
zuge“) Im einem aus Hamburg von 1666 März 31 datirten Schreiben 
führt Andreas Pandßen, Komödiant, auch Rojtod unter denjenigen Städten 
auf, in denen er Komödien agirt habe. *) 

Eine Geſellſchaft hochdeutſcher Komödianten, die ſich in Schwerin 
aufgehalten hatte, juchte i. 3. 1682 vergeblich um die Erlaubniß zu Auf- 
führungen in Roftod nad. Am 30. Sept. empfahl die Regierung des 
Herzogs Chriſtian Ludwig dem Rath „bringere diejes, die hochdeutjchen 
Commedianten, alß welche fich eine Zeitlang allhie aufgehalten... ., da 
fie feine obscena praejentiren“, unter dem Befehl, „daß Ihr . . . Diejelbe 
meht allein gerne auf undt annehmen, jondern auch ihre Tragedien und 
Commedien zu fpielen concediren möget“;5) der Nath lehnte aber diejen 
Beiehl Oct. 12 ab wegen des betrübten Zuftandes im ganzen Römtjchen 
Reich und an den benachbarten Drten, bei dem man vor Krieg und 
Peſtilenz feine Stunde ficher fei, weil auch dergleichen Luſtſpiele nicht paſſen 
würden zu den von der Landesherrichaft angeordneten extraordinären 
Bettagen, und weil endlich) der Rath von dem Mitlandesheren Herzog 
Guſtav Adolf darum erjucht worden jei, „daß wihr dergleichen unnüße 
leute nicht toleriren, noch in ihren jpielen gehaben mögten“. ©) 

Die legte fichere Nachricht über Berufsichaufpieler in Roſtock während 
dieſes Zeitraums gehört dem Jahre 1691 an; ein Nechnungsbuch der 
Armen-Ordnung macht zum Juni-Monat diejes Jahres folgende Einnahme 


1) Deffentlihe Anichläge machen oder öffentliche Umzüge halten. 

) Yärenfprung in Medi. Jahrbb. 1, S. 94—96. Berfuh ©. 25—30. 

) Gaederk, Arhival. Nachrichten über die Theaterzuftände von Hildesheim, 
Tübed, Lüneburg (Bremen 1888) S. 74—75. 

*) Bärenfprung, Berfuh S. 24—25. 

) Rathsardjiv. 

*, Rathsarchiv. 


56 


namhaft: ) „Bon den Commöbdianten, jo vor die armen agiret, 11 Gulden“. 
Zwar wenden fich noch am 23. Juli 1697 „Nordiiche Commoedianten im. 
hochteuticher Sprache” an die Regierung in Güftrow mit der Bitte, ihnen, 
die ih 6 Jahre Hindurch in den nordilchen Plätzen aufgehalten, jodanır 
von Stodholm nad Lübeck, wo jie 2 Monat agirt haben, von dort nach 
Schwerin und nunmehr nah) Güſtrow gefommen und nad) Rojtod zu 
reifen Willens find, mit der Bitte, ihnen zu erlauben, in Güjtrow einige 
Hijtorien zu agiren;?) doch fehlt ung, wenigſtens vorläufig, der Nachweis, 

dab es zu Aufführungen in Rojtod wirklich gelommen wäre. 


Die Beröffentlihung dramatijher Dichtungen durdy 
den Drud beginnt in Roftod mit dem Jahr 1578 durch das Erjcheinerr 
des Büchleins ): Ein new Comoedia von Dionysii Syracujani, vnd- 
Damonis vnd Pythiae Brüderſchafft. Darin der vnterjchied warer 
Trewer Freundichafft vnd falicher Heucheley fein artig fürgebildet, Durch 
M. Franeiseum Omichium Schulmeiftern zu Güftrow. Gedrudt zır 
Rojtod durch Iacobum Lucium Anno M. D. LXXVII. Die Komödie 
it unter dem Datum: 1577 den erjten DOctobris König Friedrich II. von 
Dünemarf (1559— 1588) gewidmet. Eine Aufführung derjelben in Roſtock 
ift nicht bezeugt. Eine lateinische Ueberjegung fam i. 3. 1617 in Nürn— 
berg bei Ludwig Lochner heraus. *) 

Die lateinische Komödie de3 Hamburgers Mag. Albert Wichgreve 
Cornelius relegatus joll i. 3. 1600 in Roſtock aufgeführt und gedrudt 
worden jein. Das Lexikon der hamb. Schriftiteller 8, ©. 13 verzeichnet: 
Cornelius relegatus, seu Comoedia nova, festivissime depingens 
vitam Pseudostudiosorum nonnullosque ritus Academicos in 
Germania usitatos, continens. Rostochii 1600. 1601. Lipsiae 
1602. Eine deutjche Ueberjegung von Johann Sommer erjchien 1618 zu 
Magdeburg. °) 

An dritter Stelle jteht der Zeit nad): Xpiotoc repaouevos. Der geofjen- 
barte Chriſtus. Comoedia, oder Geijtlich Reimen Gedicht von unjerm 


1) Hauptbuc) der Armen-Ordnung v. 1676—1695. Das nächſtfolgende Hauptbuch 
v. 1695—1723 habe ich bis 1710 erfolglos durchgefehen. 

?) Rathsarchiv. Mitgetheilt von Bärenſprung in Medi. Jahrbb. 1, ©. 97. 
Verſuch ©. 30—31- 

2) Wichmann 2, ©. 90-96. Wiechmann- Hofmeijter 3, ©. 221. Goedele 2. 
©. 402—403. Vgl. Bärenfprung in Medi. Jahrbb. 1, S. 86. Verſuch S. 9—10. 

*) Wichmann 2, ©. 96—98. Wiehmann= Hofmeifter 3, ©. 221. Goedeke 2, 
©. 403. 

®, Goedefe 2, S.144. Bol. Bürenfprung in Medi. Jahrbb. 1, S. 86. Verſuch 
S. 10-11. 


57 


herrn und Heyland Jeſu Ehrijto, wie er im Tempel zu Jeruſalem ein 
Sohn Gottes im zwölfften Jahre jeines Alters geoffenbartt worden. Den 
jungen Leuten, infonderheit aber vnſer vns befohlenen Jugend, zu einer 
guten Anveigung . . Gejtellet durch M. Joachimum Burmeisterum, 
Seholae Rostochiensis Collegam elassiecum. Zu Rojtod, Anno 1605. 
Dructts Ch. Reusner.) 

Im Jahre 1606 erſchien von „Jochim Schlue, Bürger und Barger- 
fahr zu Roſtock“ eine „Comedia Bon dem frommen gottfrüchtigen und 
gehoriamen, Iſaac, Aller frommer Kinder und Schöler Spegel, darauf fie 
lernen, wie jie jhre Eltern und Praeceptores ehren, früchten, ja auch 
bih in den Todt gehorſam jein ſollen.“ Der Drud nennt weder Ort, noch 
Jahr, doch unterzeichnet der Verfafjer jeine Vorrede: Roſtock, den 8. Aprilis, 
Anno 1606. Gewidmet ift das Buch dem Kontor zu Bergen. ?) 


Bon einer Bekämpfung der dramatiſchen Darftellungen 
dur die Geiftlichfeit haben wir zuerjt aus d. 3. 1642 nähere Nach— 
it. Bald nach Dftern Hatte der damalige Rector Scholae Mag. 
deremias Nigrinus (1638—1646) in der Iohannisficche „eine Heydniſche 
Comoedia, darin ärgerliche Dinge vorlauffen“, nämlich den Phormio des 
Terenz, „zu zweyen unterjchiedenen mahlen offentlich in Verkleidung“ durch 
ſeine Schüler aufführen laffen.) Nun war es zwar Herfommen, daß 
„die Knaben in der Schule alle Jahr zweymahl . . . eine Comoedie, ent- 
weder aus dem Terentio, oder auch aus dem Plauto öffentlich erhibirten”;*) 
doc fühlte fih Mag. Joachim Schröder, Prediger zu St. Georg (1637 
bis 1677), dem wegen der Einäjcherung feiner eigenen Slirche die Johannis— 
kirche angewieſen war, veranlaßt, eine Strafpredigt zu halten, wie er dies 
auch ſchon vor dritthalb Jahren gethan Hatte.) Darauf ließ Nigrinus 
an Corollarium über die Zuläffigfeit von Komödien auch Heidnijcher 
Tichter druden und forderte Schröder zur Diſputation darüber auf; °) 
Schröder erfuhr aber die Sache erſt dann, als die Dijputation bereit3 vor 
eigen Tagen ftattgefunden hatte, und antwortete nunmehr durch den 
Biederabdrudt eines Gutachtens des Dr. Brochmand über die Unzuläſſigkeit 
olcher Komödien.) Nigrinus ließ eine Gegenjchrift unter dem Namen 


1) Goedele 2, ©. 408. 

2) Vgl. Kraufe in Hanf. Geſchichtsbl. 1880-81, ©. 114—116, 119—122. 
Goedele 2, ©. 408. 

Gaedertz a. a. D. ©. 38. 

9) Grapius a. a. D. 459. 

°) Gaedertz ©. 38. 

9) Grapius ©. 459. Gaedertz ©. 39. 

) Grapius ©. 459. Gaedertz ©. 89. 


58 


feiner Schüler ericheinen, !) und Schröder erhob Klage beim hieſigen 
Miniſterium) und bat Sept. 10 auch dad Minifterium zu Lübeck um ein 
Gutachten.) Das Lebtere antwortete ihm Sept. 28, ed fünne nicht 
ichlechterding3 alle Komödien verwerfen und rathe ihm, feinen Aerger zu 
verjchmerzen, eventuell aber ji an das Roſtocker Minifterium, an die 
Univerfität oder an das landesherrliche Konſiſtorium zu wenden.) Das 
biefige Minifterium war fi) uneinig, doch jchloß ich Die Mehrzahl der 
von Dr. Quiftorp vertretenen Anjicht an, daß man die alten Autoren in 
den Schulen beibehalte und deren Komödien nad) altem Gebrauch auf- 
führen laſſe, daß aber die öffentliche Aufführung derjelben durch Knaben 
in der Sirche bedenklich jei.?) Schließlich einigte man fich über einige 
Schröder vorzulegende Fragen und diejer beantwortete diejelben Sept. 23 
in Gegenwart von Nigrinus dahin, daß er weder die heidnijchen Schrift- 
jteller überhaupt, noch Terenz und Plautus insbefondere aus der Schule 
verbannt jehen wolle®) und daß er auch die Aufführung der Komödien durch 
die Schüler zugeben könne, vorausgeſetzt, daß fie nicht in der Kirche und 
nicht in Verkleidung geichehe und daß ſowohl jede Anjtöhigfeit wie auch 
da3 Anrufen der Gottheiten vermieden werde. ?) 

Nach neun Jahren fam es abermals zum Streit. Nachdem Joachim 
Schröder 1651 im Februar von Neuem gegen die Darjtellungen heidniſcher 
Komödien gepredigt und jowohl der Konrektor (Johann Biſchof 1633 bis 
1653), der diejelben veranftaltet, al3 auch den Rektor Michael Cobabus 
(1647—1654), der jich des Konreftor3 angenommen, von der Kanzel ge= 
jtraft hatte®), nahm Dr. Johann Quiſtorp der Jüngere für feine Ein- 
führung zum außerordentlihen Profeſſor der Theologie, welche am 
18. März 1651 jtattfinden jollte, Die Frage wegen Zuläffigkeit jolcher 
Darftellungen zum Thema feiner Einführungsrede.?) Auf die Kunde 
davon hin fam Schröder März 14 bei Herzog Adolf Friedrich mit dem 
Geſuch ein, Quiftorp durch den Rektor davon zurüdhalten zu Lafjen.?°) 
Am 17. März erließ der Herzog an die Univerfität den Befehl, die 


1) Grapius ©. 459—460. Gaedertz ©. 40. 

*) Grapius ©. 460. 

2) Gaedertz S.38—41. Vgl. VBärenjprung in Meckl. Jahrbb. 1, S.93. Verſuch 
©. 22. 
9) Gaedertz S.41—42. Bol. Bärenfprung in Medi. Jahrbb. 1, ©. 93. Verſuch 


°%) Grapius ©. 460—461. 

°) Vgl. Etwas v. gelehrten Roſt. Sachen 1741, ©. 590. 

?) Grapius ©. 461—462. 

®) Grapius ©. 462. Gaederk ©. 156 unter V. Schreiben v. 1651 Juni 27. 
9) Grapius ©. 462—463. 

10) Vgl. Bürenfprung in Medi. Jahrbb. 1, ©. 98. Verſuch ©. 23. 


59 


Wiedereinführung heidnifcher Komödien, „wan nemblich jelbige in dem 
Gotteshauße jolten agiret und gejpielet werden“, ihren Angehörigen zu 
inhibiren und insbejondere dem Dr. Quiſtorp aufzugeben, „daß er cum 
scandalo juventutis dergleichen Thema in cathedra zu tractiren und 
zu behandeln fich enthalten ſoll“.“) Wahrjcheinlich fam aber diejer Befehl 
zu jpät, um Quiftorps Rede verhindern zu fünnen, denn Schröder ließ 
März 20 ein Bedenken der theologischen Fakultät in Roftod von heidniichen 
Komödien und Tragödien druden*) und wandte fich an die Geijtlichfeit in 
Lübeck, Hamburg, Lüneburg, Straljund und Berlin mit der Bitte um 
Gutachten.) Die Antworten, unter denen namentlich dasjenige des 
Hamburgijchen Minifteriums feiner Anjchauung günftig war, *) veröffentlichte 
Schröder in einer, wie es jcheint, uns nicht erhaltenen Drudjchrift.’) 
Anderweitig befannt gemacht ift das Gutachten des Meinifteriums zu 
Lübeck von Juni 149), das dahin ging: die Schul-Stollegen hätten die 
Aufführung heidnifcher Komödien einitellen und Andere von der Univerfität 
(Dr. Quiftorp) fie darin nit in Schuß nehmen jollen, „big entweder 
dag Ehrw. Minifterium damit zufrieden gewejen oder Magistratus 
eine Ordnung davon gemacht hätte“, denn wenn auch in der Sache jelbjt 
verichiedene Meinungen jeien, jo habe doch das Minijterium bei dem, was 
es gethan, nicht wegen jeiner jelbit, jondern Gottes halber gehandelt, und 
es jei deshalb mit ihm jo zu verfahren, „daß es jeinen gebührlichen respect 
behalte und nicht in Verachtung gebracht werde“. In einem Juni 27 im 
Rath verlejenen Schreiben bejchwerte jih Michael Cobabus, „da mir vor- 
geworffen, wie ich hiezu jtillichweigen könte“, über Echröders Vorgehen 
und bat um Fürſorge, „daß die liebe Iugent und andere fromme Chrijten 
durch das vielfaltige und ungrundtliche Verdammen nicht weiter geergert, noch 
betrübet werden möge“, da er andernfall® lieber jeiner „ichweren und 
mübhjeligen Arbeit entohniget“ werden möchte. ”) 

Einen dritten Streit erregte Joachim Schröder 1650 — wenn bie 
Sahreszahl richtig wiedergegeben und nicht im 1651 zu ändern it — 
wegen der Berufsichaufpieler, die damals in Roſtock agirten. Seiner 
Behauptung nach hatten diejelben Komödien, „darin leichtfertige, jchändliche, 


ı) Bärenfprung in Medl. Jahrb. 1, S. 93—94. Berfud ©. 23—24. 

*) Grapius ©. 463—464. Etwas v. gelehrten Roft. Sahen 1741, ©. 550. 

®) Gaederg ©. 155—156 unter III u. V. 

) Gaedertz ©. 155 unter III. 

5) Grapius ©. 465. Schreiben v. 1651 Juni 27. 

*, Gaedertz S. 146 nad) einer von Dr. Hofmeifter bejorgten Abſchrift des 
Drginals im Archiv des Geijtlihen Minifteriums, wofelbjt aud das Gtraljunder 
responsum erhalten iſt. 

) Rathsardiv. 


60 


Heidniiche Dinge und grewliche Narrenpojjen, auch erjchredliche fluche ſein 
vorgelauffen“, und zwar Nachmittag von 3 bis 7 oder 8 Uhr, bei Licht 
und aljo zu vieler Leute Aergerniß, aufgeführt. Die Prediger hatten dem 
Rath deshalb Vorjtellungen gemacht, „abjonderlih und offentlich, Freund 
lich und erntlich”, hatten aber Nichts damit ausgerichtet. ALS dann den 
Schaujpielern jogar gejtattet worden war, unter der Katechismus- Predigt 
zu jpielen, „da den Heidniſche Göben, Mercurius, Mars, Diana, und 
Einer mit einem Hirjchkopff (Actäon) iſt praejentiret“, jo haben die Geijt- 
lichen dieje8 Aergernig am folgenden Sonntag abermal3 von der Kanzel 
geitraft; trogdem haben die Schaufpieler am Montag und Dinstag, troßs 
dem daß im diefer Woche der Buß- und Bettag gehalten werden jollte, 
wiederum Erlaubniß zum Spielen erhalten und einige Perjonen aus dem 
Rath Haben den Komödien zugejehn. Nun dachte das Minifterium daran, 
ernjtlich einzujchreiten und gegen diejenigen Rathsmitglieder, die das meijte 
Aergerniß gegeben, mit Kirchenbußen einzujchreiten, entichloß ich aber Doch, 
vorher das Gutachten auswärtiger Prediger darüber einzuholen, ob man 
die betreffenden Perſonen bis „zu der hie üblichen deprecation“ vom Abend» 
mahl ausschließen und wie man in dem Falle verfahren jolle, daß „einer oder 
ander der Beförderer jolcher Comoedien unvermuthlich zum Beichtjtuhl käme 
und etwa nicht wolte gejtehen, daß er Argernig gegeben.“ Auf ein im 
dieſem Sinne 1650 (?) Dft. 18 von Joachim Schröder an das Minijtefium 
in Lüneburg gerichtetes Schreiben’) antwortete dieſes 1652 (?) Mai 22?) 
e3 jet erjtens die Nichtbeachtung der Ermahnungen der Prediger im Allge- 
meinen von der Kanzel zu jtrafen, zweitens den betreffenden Beichtkindern 
ihr Vorgehen vom Superintendenten in Gegenwart ihres Beichtvaterd und 
einiger anderer Prediger jpeciell vorzurüden und drittens denjenigen, welche 
Neue bezeigen würden, die Theilnahme an der Veichte nicht zu verjagen, 
denjenigen aber, welche etwa jchon, ohne vorher Abbitte gethan zu haben, 
zum Abendmahl zugelajjen fein jollten, ihr Betragen, „teil® um mehrer 
erfäntnig willen des vorgangenen, teil3 auch zu mehrer verhütung des 
zufünfftigen übels“, in gleicher Weije vom Superintendenten vorzuhalten. 

Dreißig Jahre jpäter (1683) erhob ſich nochmals ein Etreit, und 
zwar diesmal wegen der Buppenjpiele, die ein Duadjalber für ein Eintritts— 
geld von 4 Schillingen auf dem Neuen Haufe zeigte. Der uns darüber 
erhaltene Bericht des Raths ift 1839 veröffentlicht worden, ) aber inter: 
ejfant genug, um auch hier feinem Hauptinhalt nach mitgetheilt zu werden. 
„Es iſt ein Empiricus in eine vornehme Stadt gefommen, etwa 14 Tage 


1) Gaedertz ©. 74—75. 

2) Gaedertz S. 156. Der Herausgeber meint irrthümlih, daß dieſes Schreiben 
mit den unter I—V mitgetheilten in Zufammenhang jtehe. 

) Neue wöchentl. Rojt. Nachrichten u. Anzeigen 1839, Nr. 15, ©. 113—117. 


61 


vor Faſtnacht, und Hat jeine Salben feilgeboten, Brüche und Zähne curiret, 
auch öffentlich Schwefel und Pech auf die Hände und auf die Zunge laufen 
lajien, und mit einem Del, jo vorher dazu gebrauchet worden, jich jalviret, 
daß er feinen Schaden genommen, wobei er bei dem Magiſtrate erhalten, 
weil er wenig Geld gelöjet, daß ihm möchte vergünftiget werden, in einem 
dazu bequemen Hauje ein Speculum opticum und allerhand Figuren, 
wie auch Perjpectiven zu präjentiren, mithin ein in diefem Lande noch 
nicht gejehene® Puppenijpiel zu halten, und dabei einige, theils geistliche, 
theils andere weltliche Hiftorien zu agiren. Wie nun der Magijtrat ihm 
jolches vergünnet, das leibliche Pretium ihm geſetzet, auch für die Armen 
einen Tag einbedungen und dem Empirico hart injungiret, daß er nichts 
Aergerliches bei jolchen actibus verhängen noch vornehmen jollte, welches 
er auch bei Verwillführung harter Strafe zu thun verjprochen, jo hat es 
fich begeben, daß, nachdem diejer Mann jchon etliche Tage agiret gehabt, 
ein und der andere Prediger auf öffentlicher Kanzel unverwarneter Sachen 
ganz heftig den Magiſtrat perjtringiret, dag man ſolches Puppenipiel und 
jolche Präjentationen vorgehen Liege, wobei fie gar auf Gottes ftrenges 
Gericht provociret und fait nichts mehr gefehlet, al3 daß fie den Magiitrat 
in den Bann gethan, injonderheit da der eine Diaconus eine ganze Predigt 
darauf formiret und faft nichts als lauter bittere Reden auf den Magiitrat 
evomiret hat. Und jo viel man von ihnen vermerfen fünnen, jeien jie zu 
jolhem Elencho vornehmlich aus folgenden Urjachen bewogen morden: 

1) daß es betrübte Zeiten wären, da man das Geld wohl jparen, 
auch ſtündlich Lieber beten und andächtig jein möchte, daß der liebe Gott 
die Strafe der Peitilenz und des Strieges von und abwenden wolle; 

2) daß es nahe vor der Falten wäre, da man das Leiden Chriſti 
bedenken und fich dazu präpariren ſolle; 

3) daß durch öffentlichen Trommeljichlag die Leute convociret wären 
zu dem actu scenico; 

4) daß man angemerfet, wie einsmal eine Puppe die andere gefüßt 
und ein Küßchen abgejtohlen ; 

5) daß der alfo genannte Pollichinello, wie ihm der Tod vorgejtellet 
worden, denjelben irreverenter zu Gajte geladen und ihm den Hintern 
gezeiget, und jonjten die Zuhörer durch jeine Actionen zum Lachen beweget; 

6) daß die Puppen viele Gejticulationen im Tanzen machten und 
viele unnüße Worte dabei gebraucht worden, davon man Recchenſchaft 
geben muß; 

7) daß bei folcher Gelegenheit und da dieje Comödie und Puppen- 
ipiel im Dunkeln agiret würde, unter dem gemeinen Mann und jungen 
Burihen und dem Weibervolf viele ungebührliche Dinge möchten vor: 


gehen.“ 


62 


Der Rath ließ hierauf die Prediger bedeuten, „daß man ohne vorher 
geichehene Rückſprache und Privat-Admonition nicht jofort auf den Magiftrat 
detoniren und ohne Urjache invehiren möchte“, und das Miniiterium jandte 
daraufhin zwei Prediger zum worthaltenden Bürgermeiiter ab, der ihnen 
ausführlich” und gründlich) auseinanderjegte, daß die genannten Vorwürfe 
nicht jtichhaltig wären. Die Herren Senatoren gingen dann jelbft in das 
Puppenjpiel, überzeugten fi; dadurch, daß nichts Aergerliches dabei vor— 
falle und bedeuteten die Malcontenten, „daß viel Erbauliches und Künſt— 
liches, jo niemals allhier gejehen worden, agiret und präjentiret, aber nichts 
Vergerliches verübet wäre; inmaßen auch der Herren Brediger Frauen und 
Kinder diefem Spiel zugejehen, und mancher junge Menjch durch der— 
gleichen Borftellungen der Höllenpein und anderer Strafen mehr erbauet 
würde, als durch manche Predigten, injonderheit wenn diejelbe nicht zur 
Erbauung, jondern Eracerbation der Gemüther impestive et impru- 
denter eingerichtet werden.“ Die Malcontenten beruhigten jich aber nicht, 
jondern brachten die Sacje wiederum „auf dem hölzernen Stühlchen“ zur 
Sprache, indem jie den Ratsmitgliedern vortwarfen, „daß fie ſelbſt Specta= 
tores geweſen und das Volk suo exemplo gereizet, und man daher 
eine ſolche Sünde Gott abbitten follte.* Nunmehr wandte fich der Rath 
an dag Konfiftorium zu Greifswald mit der Bitte um ein Gutachten 
über die Species faeti. Diejes entiprach der Bitte am 30. März 1683 
durch das Erachten, „daß die Herren Prediger daran zu viel und unrecht 
gethan. .... ‚ desfalls fie billig eine gute Reprimende meritiren und zu 
ermahnen jein, das Strafamt des Heiligen Geiſtes, jonderlic) wider Die 
Obrigkeit, mit mehrerer Behutjamfeit zu führen“. — Mathiad Prijtav, der 
diejer Streitigfeit in jeinem Tagebuche gedenft, berichtet uns, daß Dr. Wolff 
derjenige Prediger war, der am heftigjten gegen die Obrigfeit auftrat. ?) 
Dr. Franz Wolff war Nachfolger des 1675 Gept. 23 verftorbenen 
Paſtor zu St. Marien Dr. Heinrich) Möller, 2) wurde 1697 Mai 2 zum 
Paſtor der Nikolai-Kirche nach Hamburg berufen und ftarb dafelbft 1710 
Juni 23.) 


) Neue wöchentl. Roft. Nachrichten u. Anzeigen 1840, Nr. 80, ©. 367. 
2) Daf. 1840, Nr. 69, ©. 317. 
®) Lexikon d. hamb. Schriftfteller 8, S. 133. 


63 


Im Anſchluß an die Puppenſpiele, welche dieje letzte Streitigfeit ver- 
urjachten, mögen hier auch noch die wenigen mir befannt gewordenen 
Nachrichten zujammengejtellt worden, welche jich auf VBorjtellungen niedrigerer 
Art beziehen. ?) 

1. Gaukelſpiele. Am 16. Juli 1584 befchwert ſich Dr. Lukas 
Bacmeijter nomine Ministerii, „daß Senatus am ?sreitage die Gaudel- 
ipiele auf dem Walle zugelajfen, worüber wenig Leute in die Slirche 
gefommen; darüber jei er irre geworden und habe das Predigen gar an- 
ftehen lafjen: iſt derhalben vermocht, daß er Doch weiter predigen möge, 
und geſchloſſen, fortan fein Gaufeljpiel zuzulafjen.“ ?) 

2. Seiltanz. Am 12. Mai 1651 bittet Mag. Joachim Schröder 
den Lüneburger Superintendenten Dr. Peter Rehbinder um Antwort auf 
feine Fragen, „jonderlic) die Gaufelipiele, Liniendangen und leichtfertige 
oder argerliche Comedien angehend“. °) 

3. Kraftitüde Zum 2. Juni 1674 berichtet Mathias Prieftav: *) 
„sn diejem Pfingitmarkte war allhie ein Zahnenbrecher oder jogenannter 
Tuadjalber, weicher öffentlich auf dem Markte diejes Wunder verrichtete. 
Er hatte eine Schaubude erbauet, worauf er jeine Salben verkaufte; darauf 
legte er jich nieder, unter den Kopf ein Kiſſen und auf der Brujt eine 
zujammengelegte Dede, mit Berheißen, er wolle fich einen Ambolt (Amboß) 
auf den Leib legen und ein großes Hufeiſen darauf entzweiichlagen lajjen, 
jo auch gejchehen, maßen hiefiger Raths-Schmidt nebjt vier jeiner Knechte 
ihm das große Ambolten, welches 600 Pfund gewogen haben joll, mit 
Bäumen auf die Bruft, (welche er vorher offen und bloß gezeiget,) genau 
unter den Sinn gemwälzet, worauf fie das Hufeilen von 24 Pfund geleget 
und ſolches in drei Enden geflübet. Der Meiſter hat die Betel gehalten, 
und vier Knechte haben mit großen Kammern darauf gearbeitet, daß fie 
geichwigt, und wenn der Betel jtumpf geworden, jo hat der Meijter einen 
friichen genommen, oft ind Wafjer gejtippet, damit es deſto gejchtwinder 
durchgehen möchte; der Menſch darunter Hat oft geichrien und Die 
Schmiedefnechte angemahnet, fie jollten tapfer darauf jchlagen und friſch 
fortmachen. In 310 Schlägen haben jie das Hufeiien in drei Enden 
gebracht, worauf ihm der Ambolten wieder abgewälzet worden. Die drei 
Stüde des Hufeijens Hat er publice zu Ehren ausgetheilt, das erite 
hiefiger Univerfität, das andere Stüd einem edlen Rath, das dritte der 


ı) Die Faſtnachts- und Weihnachts-Vermummungen, wie aud) die Yechterjpiele, 
werden hier nicht berüdfichtigt. 

?) Neue wöchentl. Rojt. Nachrichten u. Anzeigen 1840, Nr. 48, ©. 233. 

2) Gaedertz ©. 155- 

*) Neue wöchentl. Roft. Nachrichten u. Anzeigen 1840, Nr. 67, S. 309. 


64 


löbl. Brauer-Zunft, und ſolches alles cum pleno titulo. Dieſes tft 
billig verwundernawerth, und weil ich unpäßlich war, konnte ich joweit nicht 
fommen, bejondern meine Kinder und Söhne waren mit dahin.“ 

4. Thierfampf. Am 4 Mai 1584 Hat Herzog Ulrich von 
Medlenburg „das Spectaculum mit den Bären und Bullen bei dem Stein- 
thore gehalten, quod fuit sane satis frigidum. Dejjelben Bären Kopf 
und Voten hat Herr Jochim Crohn auf Begehren der Herzogin an das 
Steinthor nageln Lafjen.“ ?) 


1) Neue wöchentl. Roft. Nachrichten u. Anzeigen 1840, Nr. 53, ©. 257. 








vm. 


Das Wappen der Stadt Roftork. 


Bon 
Adolph Hofmeifer. 


Ken fo flott und fen fo flur 
As bu, oll Bagel Grip! 


ieſe Verſe John Brindmanns im Einführungswort zu der nad) 

dem Wahrzeichen jeiner geliebten Baterjtadt überjchriebenen Gedicht- 
ſammlung dürfen einer Unterfuchung über Die Gejchichte des Roſtocker 
Bappens wohl als Motto vorangejtellt werden. Kennt und liebt Doch 
jeder Roftoder dies aus der Vereinigung der beiden füniglichen Thiere, 
des Löwen und des Adlers, hervorgegangene Symbol, welches von den 
Dächern und Binnen, von den Thürmen und Majten herabgrüßt, wenn 
jeitesjubel die alte Stadt durchtönt, und welches von der Handelsflotte 
ſeit Jahrhunderten mit Stolz über alle Meere getragen wird. Gerade aus 
diejem Grunde erjcheint eine Darjtellung der Hiftorischen Entwicelung des 
Bappen3 der Stadt als eine dankbare Aufgabe. 

Es ijt unzweifelhaft richtig, wenn Liich ') auseinanderjegt, daß Die 
Städte urjprünglic) feine Wappen, jondern nur Siegel mit eigenthüm- 
Ihen, bezeichnenden Darjtellungen führen; nach und nad, jedoch wohl 
ſchon früh, wurden zu Darjtellungen in Malerei dieje Siegelbilder gewifjer- 
maßen zu Wappenzeichen und nach den Farben der Landesherren, nach den 
natürlichen ?arben oder nach willkürlich gewählten Farben, die jich nicht 
immer mit Sicherheit erklären laſſen, bemalt, jedenfall aber in den 
leuchtenden, jcharf jich von einander abhebenden Farbentönen der Wappen- 
malerei. So erhielten die Städtefiegel ſchließlich die Bedeutung von 
Städtewappen, in denen ein Theil der Gejchichte und des Nechtes der 
Etadt ſymboliſch zur Darftellung gelangte und deren lebhafter Farbenſchmuck 


) Archiv für Landeskunde, Jahrgang 7 (1857) ©. 634. 
Beiträge I. 5 


66 


den Bürgern ihren Befiß und ihre Zujammengehörigfeit eindringlih vor 
Augen ſtellte. Bon den Siegeln hat demnach jede Wappenforichung ihren 
Ausgang zu nehmen. Sie find es, die uns darüber belehren, daß der 
Greif feineswegs von Anbeginn an das Wappenbild Roſtocks war, jondern 
erjt jeit etwa zweihundert Jahren endgültig den Sieg über den gefrönten 
Stierfopf davongetragen hat, aber nur, um al3bald wieder Hinter einer 
daneben jchon bejtehenden weiteren Fortbildung des Wappens, der Ver— 
bindung des goldenen Greifen in blau mit dem von weiß und roth 
getheilten Felde, zurücdzutreten. 

Aus dem eriten Jahrhundert der Stadt fennen wir als Wappen- 
bild nur den Stierfopf; 1307 erjcheint zum erjtenmal der Greif neben 
ihm, aber in untergeordneter Stellung, und weitere jechzig Jahre jpäter 
tritt dann der getheilte Schild auf, der bis heute den wejentlichen Beitand- 
theil des am weitejten verbreiteten Stadtwappens bildet und der ala jolches 
den prächtigen Thronſaal des Schweriner Schlofjes ſchmückt. Dieſe Ver— 
änderungen hängen aufs Engjte mit der geichichtlichen Entwidelung Roſtocks 
zujammen. Wenngleih von Beginn der hiſtoriſchen Weberlieferung die 
bedeutendjte und mächtigjte Anjiedelung im gejammten Gebiete der medlen- 
burgiichen Fürjten, war Rojtof doch im erjten Jahrhundert jeines Beſtehens 
nichtS anderes als eine mit bejonderen ‘Freiheiten ausgejtattete Territorial- 
ſtadt und von 1229 an Reſidenz einer Linie des Medlenburgiichen 
Hauſes, der Herren von Roftod, und nahm als folche wie an dem Gejchid, 
jo auch an dem Wappen ihrer Herren theil. Bon Pribislav, dem Sohne 
Niflots, der nach des Vaters Tode das Land der Kiziner und Circi— 
paner mit feinem Bruder Wertislav gemeinschaftlich beſaß und erjt um 
1167 von Heinrich dem Löwen wieder im die Herrichaft des um Die 
Grafichaft Schwerin verfleinerten Obotritenlandes eingejeßt wurde, iſt weder 
eine Urkunde noch ein Siegel befannt. Ihm folgte im Beſitz des Kiziner- 
und Gircipanerlandes Wertislavs Sohn Nikolaus (Niflot), der ſich fortan 
nach jeiner Burg Roſtock und dem dabei am anderen Ufer der Warnow 
gelegenen mächtig aufblühenden Handelsplae „de Roztoc“ nannte und 
jo Anlaß gab, daß der alte Name des Landes Keſſin im Namen der neuen 
„Herrichaft Roftod“ unterging. Bon ihm bejigen wir zwar ein Siegel 
aus dem Jahre 1189 (UrkBuch I, 147), welches den Fürſten Hoch zu 
Roß mit Schwert, Helm und Schild bewehrt darjtellt, doch zeigt der Schild 
feine Wappenfigur, ganz entiprechend dem gleichzeitigen Neiterjiegeln der 
Pommernfürjten, die auch nur den leeren Schild oder einen jternförmigen 
Schildbeſchlag aufweijen. 

Am 25. Mai 1200 fiel Nikolaus in dem jiegreichen Gefecht bei 
Waſchow gegen den Grafen Adolf von Dajjel. Da er feine Söhne Hinter- 
ließ, fam das Land an jeinen Vetter Heinrich) Borwin (Burwy) L, 


67 


Vribislavs Sohn und Nachfolger in der Herrichaft über das Gebiet der 
Dbotriten. Diefer, der jchon nad) Pribislavs Tode auf das ganze Land 
Anjpruch erhoben Hatte, führte, wie die auf und gefommenen Siegel 
(U-8. I, 167, 192) beweijen, den Greifen im Wappen. 





»%« SIGILLVM ©: BVRWINI 2 MAGNI : POLONENSIS 


SHeinrich Borwin I. ijt vermöge der Urkunde vom 24. Juni 1218 
U:B. I, 244), worin er in Gemeinſchaft mit ſeinen Söhnen der neu 
angelegten Stadt Roſtock die Zollfreiheit in ſeiner ganzen Herrſchaft und 
den Gebrauch des Lübiſchen Rechts beſtätigt, als Begründer der deutſchen 
Stadt Roſtock zu betrachten. Trotzdem ſcheint er ſich nicht oft dort auf- 
gehalten zu haben. Eine einzige jeiner allerdings nicht zahlreichen voll 
datirten Urkunden, die Iette, it in Roſtock ausgeſtellt (U.-®. I., 332), 
memal3 macht er von dem Titel eines Herrn von Rojtof Gebrauch. Ihm 
war augenjcheinlich am wohliten in der Mitte feiner wendijchen Getreuen, 
die uns in dem Seugenreihen jeiner Urkunden in großer Zahl begegnen. 
Dem entjprechend nennt er jich entweder dominus Slavorum (Slaviae) 
oder princeps Magnopolensium. Nur in zwei Urkunden, U.-®. I, 
152 und 239, findet jich eine Beziehung auf die Herrichaft Roſtock, indem 
er hier als Magnopolitanorum et Kyzzenorum princeps auftritt. !) 


12) Diefe Bezeihnung würde in der zweiten Urkunde vom Jahre 1218 außer 
ihrer Seltenheit nicht? NAuffälliges weiter haben, befremdlich aber ift fie in der erften, 
welche in das Jahr 1192 fällt, aljo 8 Jahre vor die Erwerbung des Kizinerlandes. 

5* 


68 


Hocbejahrt (nach Wigger’3 Jahrbücher des Vereins für Meklenburgifche 
Geſchichte L, ©. 141 mohlbegründeter Annahme fiebzigjährig) nimmt er 
1219 feine auch jchon im reiferen Alter jtehenden Söhne Heinrich und- 
Nikolaus zu Mitregenten an. Der ältere, Heinrich (auch) Heinrich. 
Bowin II. nach U.-B. I., 319), nennt fi fortan „von Roſtock“ und führt 

—— ⸗ in ſeinen beiden 
Siegeln den Grei⸗ 
fen, gleich Vater 
und Oheim. 

Der jüngere, 
Nikolaus, nennt 
ſich „von Medlen- 
burg“ oder nach 
jeiner Rejidenz 
„von Gadebuſch“ 
und führt in ſei— 
nem Siegel den 
einfachen Stier: 
Se HL fopf (mit Stirm- 
» SIGILLVM © HEINRICI e IVVENIS oe IN e ROSTOC reif), der hier zus 

* — erſt vorkommt. Von keinem iſt eine aus 
Roſtock datirte Urkunde bekannt. Beide 
N‘ A zujammen urfunden in Gemeinjchaft mit 
ERS ; dem Vater 1220 in Bukow (U.B. I, 268), 
ELTA) Fa 1222 in Nageburg (U.-®. I, 284) und 
IS, 1223 in Medienburg (U.B. I, 298), 
Nikolaus allein 1220 in Bukow (U-B. 1, 
269), Heinrich allein am 3. Juni 1226, zwei 
Tage vor jeinem Tode, in Güſtrow (Stiftung 
des Domfapitels, U.B. I, 323). Der greije 
Bater überlebte beide Söhne und hinterließ 

X bei ſeinem Hinſcheiden am 28. Januar 1227 

»% SIGILLVM © HENRiCI nur minderjährige Enkel, die vier Söhne 

DE ROZIOCH Heinrichs von Rojtod, in deren Namen eine 
VBormundichaft die Negierung führte. Das während der Vormundjchaft 
gebrauchte Siegel ijt dem zweiten Siegel Fürjt Heinrich Borwins II. jehr ähn- 








Beide Urkunden, unter fich fait ganz übereinjtimmend, find nur im Diplomatarium des 
Klofters Doberan erhalten und weichen in Einzelheiten von den Bejtätigungen Biſchof 
Brunwards vom 18. Oktober 1230 (U.-8. I, 380) und vom 83. Oftober 1232 
(U.:8. J, 406) ab. 


69 


ich, führt jedoch die Umjchrift: Sigillum fratrum dominorum Magno- 
polensium. So bezeichnen fich die Brüder bi3 1229. In diefem Jahre 
erlangte der ältelte, Johann, die Großjährigkeit und nun fand die endgültige 
Thetlung des Landes jtatt. Ausführlich Handelt darüber Liich Jahrbb. X, ©.1 
bi3 22 (wobei zu vergleichen Wigger Jahrbb. L, ©. 149 ff.). Uns genügt 
bier Die Thatjache, daß zunächſt die beiden älteften das Land in der Weije 
unter ſich theilten, das Johann dem jüdlichen und weftlichen Theil, Die 
Herrschaft Medlenburg, Nifolaus den nordöftlichen Theil, die Herrichaften 
Verle und Roſtock, erhielt. Damit wurde, vielleicht bis auf einige 
unbedeutende Grenzverichtebungen, der Zuſtand wieder hergeltellt, wie er zu 
Lebzeiten des Fürften Nikolaus von Rojtod 1183—1200 geherricht Hatte 
und wie er während der Mitregentjchaft der Fürjten Heinrich Borwin II. 
und Nikolaus 1219—1226 wieder hervorgetreten war. Jeder der beiden 
Fürſten jtattete dann einen der heranwachſenden jüngeren Brüder aus, 
Johann I. (der Theologe) den jüngjten, Pribislav, mit der Herrichaft 
Parchim (-Richenberg), Nikolaus I. von Werle-Güftrow den dritten, 
Heinrich Borwin III., mit der Herrichaft NRoftod. Die Linie Parchim- 
Nichenberg jchied bereitS 1257 wieder aus; ihr Beſitz fam zum Theil an 
Medlenburg, zum Theil an Werle. Bon dieſer Trennung, welche für alle 
fpäteren politiichen Eintheilungen des Landes grundlegend geblieben iſt, 
ichreibt ſich auch eine jchärfere Unterjcheidung der Wappen her. Die 
Fürſten von Mecdlenburg und die Fürjten von Werle- Güftrow nahmen 
den gefrönten Stierfopf als Wappenzeichen an, während ihn aber leßtere 
inte in der Form beibehielt, wie ihn zuerjt, doch ungefrönt, Nifolaus von 
Gadebuſch führte und wie ihn, jchräg neitellt, das letzte Feld des Mecklen— 
burgifchen Staatswappens noch heut zeigt, fügt jchon Johanns Sohn 
Heinrich (der Pilger) im Jahre 1260 dem einfachen Stierfopfe noch ein 
Stüd vom Halfell bei (U-B. II, 872) und Ddiefe Form it bis zum 
heutigen Tage die fejtitehende geblieben. Heinrich Borwin III. von Rojtod 
dagegen nahm das alte Greifenwappen an, wie es fein Vater und Groß— 
vater geführt hatten, und vererbte es auf die Nachkommen bis zum Er: 
löſchen jeineg Stammes im Jahre 1314. 

Heinrich” Borwin III. tritt zuerſt 1236 als jelbitändiger Fürft auf; 
aus dem Jahre 1237 iſt uns jein Siegel mit dem Greifen erhalten 
(U-B. I, 463). Um fo auffälliger muß es jein, daß das ältejte auf ung 
getommene Siegel der Stadt Roſtock, welches zuerſt im Jahre 1257 
nachweisbar iſt (U.B. II, 786), nicht den Greifen, jondern Den 
Stierfopf zeigt. Im MUebereinitimmung damit führen jämmtliche Städte 
der Herrſchaft Rojtod, aljo Sülze, Kalen, Gnoien, Ribnig, Marlow, 
Teſſin, SKröpelin, in ihren älteften Siegen den Werliſchen Stier- 


70 


fopf.!) Für diefe merkwürdige Erjcheinung giebt es, da, joweit unjere 
Kunde reicht, fein anderer Herr des Landes jemals den Stierfopf im 
Siegel oder Wappen geführt hat, nur die eine Erklärung, daß das Siegel 
der Stadt Roſtock den letten Jahren der Minderjährigkeit des Fürſten 
Heinrich, als Fürft Nikolaus noch vormundichaftliche Rechte in der Herr- 
ſchaft Roſtock ausübte, entjtammt. Klar tritt diefe Beziehung zu Tage, 
wenn wir da3 1240 zuerjt erjcheinende zweite Siegel des Fürjten Nifolaus 
von Werle (U.B. I, 514) damit vergleichen. 


FR* Ss = 
Bien R\ N 


NEE re N 
ur pe —* 


4 — 
u 
{1 fi + 1! nn ? 
— \f — = 1 —* LE 
Nr. 1 —— Se — Fri’ 
Y \L) \ NY m AN „ s ar 
\ RN u⸗ | = 4 
\ I 
NM >] 3 J 
F Le < 





* 
* 
* 
⸗ a 
— / > 
f} —— — > 


—— — 
SIGIIVMM: BVRGENSIVM : DE e ROZSTOK 


Der Charakter der Schrift ift allerdings ein ganz verjchiedener, doch 
tritt, abgejehen von den Hörnern, in der Zeichnung des Stierfopfes, bejon- 
derö aber in der Verzierung des Kronenreifs, eine jolche Aehnlichkeit hervor, 
daß ein innerer Zujammenhang zwijchen beiden faum von der Hand zu 
weiſen ijt.?) Nikolaus nennt ſich bis zur Selbjtändigfeit jeines Bruders 






ı) Mafch und Milde, Siegel des Mittelalter aus den Archiven der Stadt 
Kübel, Lübeck 1856—1879. I. Abtheilung: Mecklenburgiſche Städtefiegel, Nr. 24— 37. 
— 6. Teste, Die Wappen der Großherzogthümer Medlenburg, ihrer Städte und 
Flecken. Görlitz 1885. 

2) Die verſchiedenen Nebenfiguren auf dem Roſtocker Siegel, Mond, Stern, 
Blumen und Zweige dienen nur zur ornamentalen Ausfüllung des Siegelfeldes und 
haben feine befondere Bedeutung. Ganz ähnlich finden fie ji) auf dem ältejten Siegel 
der Stadt Pardim von 1293 (U.:B. IIT, 2203). 


71 


borwiegend dominus de Rozstok, aber auch jpäter, mindejten® bis 1242 
(U-8.], 541), führt er diefen Titel weiter. Ob fich darauf die Annahme 
begründen läßt, daß er thatjächlich noch eine gewiſſe Oberherrlichkeit über 








»f SIGILLVIM * DOMINI =» NICOLAI e DE » WERLE 


das Land Roſtock ausgeübt oder wenigitens beanjprucht hat, wird fich 
faum mehr entjcheiden laſſen. Für die fleineren Städte der Herrichaft 
mochte das Siegel von Rojtod als Vorbild dienen, die älteren, (Alt-) Kalen 
und Ribnitz, fönnten ihre Siegel wohl jchon gleichzeitig mit Roſtock 
empfangen haben. ’) 

Dies Siegel mit dem Stierfopf, das ältejte und größte der Stadt, 
welches schon früh im Gegenjaß zu den jpäter zu erwähnenden als das 
Majejtätsfiegel bezeichnet wurde ?), ift bis gegen Anfang des vorigen Sahr- 
hundert3 in Gebrauch geblieben. Urjprünglich nur für die im Namen der 
ganzen Etadt ausgejtellten Beurfundungen, Verträge, Schuldverjchreibungen 
u. dgl. in Gebrauch (die beiden Güjtrower Erbverträge von 1573 und 
1584 jind 3. B. noch damit bejiegelt), wird es im 17. Jahrhundert auch 
zu minder wichtigen Sachen benußt. So findet es ſich außer an zahl- 
reihen Schuldverjchreibungen aus den Jahren 1623—1646 im Raths— 


Y) Daß die einzelnen Siegel erjt fo viel jpäter nachweisbar find, Roſtock 1257, 
At-Kalen 1283, Ribnig 1313, widerfpricht dem nicht, da der größte Theil der Urkunden 
aus fo alter Zeit nur in Abjchriften auf uns gefommen ift und von den erhaltenen 
Originalen nur verhältnigmäßig wenig unverjehrte Siegelabdrüde aufweiſen können. 

) Schirrmader, Johann Albrecht I., 1. Theil, S. 524. 


12 


archiv auch auf einem einfachen Miethsvertrag von 1628 in den Samm- 
lungen des Vereins für Rofjtods Alterthümer. Im Jahre 1760 war es, 
nach Heinrich Nettelbladt3 in Ddiefem Jahre erjchienenem „Verzeichniß 
allerhand ... . zur Geichichte und Verfaſſung der Stadt Roftod gehöriger 
Schriften, Münzen, Verordnungen und Urkunden“ ©. 30 zu urtheilen, 
nicht mehr vorhanden, doc, lebte der Stierfopf als Hoheitszeichen der 
Stadt in dem zur Zeit der Abfafjung des BVerzeichnijjeg gebräuchlichen, 
dem Jahr 1688 entjtammenden Siegel des Gewettes bis in diejes Jahr— 
hundert fort. Aber nicht allein als Siegelbild, auch als wirkliches Wappen 
der Stadt tritt der Stierfopf in einer fleinen Reihe von Silberpfennigen 
aus der eriten Hälfte des 14. Jahrhunderts auf, welche auf der einen 
Seite den gefrönten Topfhelm zeigen mit einem Helmjchmude, der dem 
des lebten Fürften Nikolaus von Roſtock (U.-B. V, 3322), aber auch dem 
der Fürſten (Herzoge) Albreht II. (U-B. X, 7079) und Johann 
(U.B. X, 6928) gleicht, während fich auf der anderen Seite der Etier- 
fopf im Dreiedsichilde mit der Umjchrift RO — SS — TO (auf anderen 
Exemplaren RO — SST — OTE, wo jtatt des T ein O zu fejen jein 
wird? — Rosstocensis) findet. ’) 

In der eriten Zeit ſeines Vorfommens ift das große Stadtfiegel nur 
einjeitig ausgeprägt. Erjt im Jahre 1307 begegnen wir einem Rückſiegel. 
Die Herftellung eines tadellojen Abdruds eines jo großen und tief: 
gejchnittenen Stempels erforderte nicht geringe Sorgfalt und Uebung, und 
es iſt wohl — daß ſie nicht im Sitzungszimmer des Rathes, 

= jondern in der Echreibjtube bewerfitelligt 

wurde, während der eigentliche Urkunden 
ausjteller, im vorliegenden alle aljo 
etwa der ältejte Bürgermeiſter oder Raths— 
herr, durch Aufdrüdung eines bequemer 
zu hHandhabenden fleineren Siegels Die 
fanzleimäßige Ausfertigung beglaubigte und 
vollgültig machte. Da es üblid) war, 
für Dies fleinere, im Gegenjag zum Si- 
gillum als Seeretum bezeichnete Siegel 
»« SECRETUM BVRGENSIVM (wohl weil es fich in befonderem Gewahrjam 
DE ROSTOC befand), ein anderes Bild zu wählen als für 

da3 Sigillum, fonnte natürlich nichts näher liegen als das Wappen- 
bild der Herren von Koftod, der Greif. Drei Siegel diejer Art find 





1) E. 5. Evers, Betrahtungen über eine in Rojtod geprägte alte Münze. 
Schwerin, Wismar und Bützow 1784. — Mit einer Kupfertafel. — Evers, 
Mecklenburgiſche Münz-Verfaſſung Th. I, S. 262 ff., Th. 2, ©. 416. 


13 


befannt. Das ältejte iſt nur am zwei Urkunden von 1307 und 1312 
(U-B. V, 3184 und 3576) erhalten. 

Wie die Abbildung zeigt, iſt es bedeutend Heiner al3 das Sigillum, 
aber wie dieſes von jchöner, fräftiger Zeichnung. Das zweite, welches 
zuerit 1323 vorfommt, ift ihm in Allem ähnlich, nur in der Form der 
Buchſtaben etwas verjchieden. Abgebildet ift e8 U-B. XIII, 7485, aus 
dem Jahre 1351. An diefer Stelle erjcheint es ſchon jelbftändig ala 
Rathsſiegel, während das dritte, größere und reicher verzierte, von 
welchem der erjte bisher bekannte Abdrud aus dem Jahre 1393 ftammt, 
als Rückſiegel bisher noch nicht nachgewieſen ift. 

Eine andere Abbildung als die 

bierneben gegebene findet jich bei Maſch 
und Milde, Siegel des Mittelalters, 
DI. Abtheil. Medlenburg, Tafel 5, Nr.26, /Z 
doch ijt zu bemerfen, daß daſelbſt in 
der Beichnung ein im Original be- 
findlicher Fehler (CIVITVTIS ſtatt 
CIVITATIS) ſtillſchweigend verbefjert 
it. Dieſes Siegel ijt fortdauernd von da 
ab in Gebrauch geblieben und jeit dem 
Verſchwinden des Sigillum mit dem 
Stierfopfe an dejjen Stelle getreten, jo 
da ber jchön erhaltene jilberne Stempel „A SECRETVM $ CIVITYTIS %% 
jegt al Das große Siegel der Stadt ROZSTOK 
gilt und als jolches gebraucht wird, 
j. B. bei der Ausfertigung des Grundgejeplichen neuen Erbvertrags vom 
13. Mai 1788. (Bol. Nettelbladt, Berzeihnig S. 30.) Dieje Verdrängung 
des Sigillum durch das Seeretum fommt jo häufig vor, daß fie fait als 
Kegel bezeichnet werden fann, und der Hinweis auf Wismar und Ribnig 
dürfte daher genügen. Beſonders die Entwidelung des Wappens der 
Stadt Ribnig entipricht zanz genau der des Noitoder Wappens, indem 
auch dort der gefrönte Stierfopf des Sigillum durch den Greifen der 
Herren von Rojtod, wie ihn das Seeretum zeigt, erjeßt worden iſt, 
obgleich der alte Stempel des großen Siegels dort noch erhalten und nicht 
wie in Rojtod in Verluſt gerathen it. Durch den weitaus häufigeren 
Gebrauch des kleineren Siegels erflärt ſich dieſe Erjcheinung von jelbft 
und hier wie anderwärt3 mag die Gleichheit des Stegelbildes im Sigillum 
mit Siegel und Wappen der damaligen Zandesherren mit dazu beigetragen 
haben, das davon abweichende Bild des Secretum zu bevorzugen. 

Das Wappen der Herren von Rojtod, jo auch des letten Fürſten 
von Roſtock, war ein aufgerichteter, vechtsgeivendeter goldener Greif in 





74 


blauem Felde. So befchreibt e8 Ernjt von Kirchberg in jeiner um das 
Sahr 1400 verfaßten Reimchronif im 147. Kapitel) „Bon der czweytracht 
König Erichs und der von Rodeſtog“: 

©y ließin uf allin torin 

Uzſtoßin ſnellich und ſchier 

Irs Herren des Kindes Banper. 

Dy Banyer warin virwapind da 

Bon Orient faffyrig bla 

Mit eyme Gryfen fon von golde 

Klymmende fam ber ftigen wolde. 

E3 unterliegt feinem Zweifel, daß die Stadt Roftod daran feine 
Aenderung vornahm. Auf den Münzen der Stadt, die jeit dem 30. Mai 
1361 die unbeichränfte Münzhoheit befaß (die Urkunde ijt vielfach abge- 
drudt, jo in I. C. Ungnaden Amoenitates Seite 1006, zuleßt U.B. XV. 
8903) tritt fortan an die Stelle des fürftlichen Helms der auf- 
gerichtete Greif, während die andere Seite meist ein gothijches x, den Anfangs⸗ 
buchjtaben des Namens, zeigt. Der Greif bleibt das Münzzeichen Roftods 
bis zum Aufhören der eigenen Münzprägung im Jahre 1864, ebenjo 
vertritt er noch heute in den Siegeln und Stempeln einzelner Ab— 
zweigungen der jtädtilchen Verwaltung das Wappen der Stadt, wie auch 
in der Flagge, hier jedoch mit veränderter Farbengebung, wovon weiter 
unten die Rede fein wird. Sehr häufig findet ſich das Wappen in dieſer 
Form dargejtellt, jo jchon auf der befannten Anficht von Rojtod aus dem 
Sahre 1575 (Schirrmacher, Beiträge Bd. 1), und noch auf der großen 
Tafel der Städtewappen des deutjchen Reich von W. Rommel in Frank— 
furt a. M. (2. Aufl. 1877). Das ift in Anbetracht des Umjtandes, daß 
das derzeitige große Siegel der Stadt nur den Greifen zeigt, völlig gerecht- 
fertigt, aber dennoch ift das Wappen im diejer Gejtalt nicht ganz einwurfs⸗ 
frei. Es fehlt ihm die Individualität, da es jowohl das Wappen der 
Stadt, als das der Gejammtherrichaft Rojtod jein kann, und als leßteres 
hat es jchon jeit 4 Jahrhunderten Aufnahme in daS Wappen der Landes— 
herren gefunden. 

Ein Schritt blieb noch zu thun und auch diejer ergab jich völlig 
natürlih aus der geichichtlichen Entwidelung. Die Stadt, die jchon in 
dem vereinigten Fürſtenthum eine große Rolle jpielte, war zu mächtig für 
die Heine Theilherrichaft. Wenn nichts anderes, jo mußte die vielumkämpfte 
Regierung des lebten Fürjten von Roſtock, der ſich ſchließlich ala Lehns— 
mann unter den Schug Dänemarks begab, die Stadt troß der Nieder- 
lage von 1312 zum Bewußtſein der eigenen Kraft bringen. 


1) In dem Ubdrud bei Wejtphalen, Monumenta inedita IV das 145. Gapitel, 
worüber zu vergleihen Thoms, Die Mecklenburgiſche Reimchronik des Ernjt von 
Kirchberg, ©. 8. (Schirrmader, Beiträge. Bd. 2.) 


75 


Feſter jchloß fich der auf engſte Intereffengemeinjchaft gegründete Bund 
der wenbdijchen Städte zujammen, weiter und weiter dehnte fich der Kreis der 
Bundesgenojjen, die deutſche Hanja entitand und Rofjtod war eins der vor» 
nehmjten Glieder derjelben. Am Tage Martini 1367 traten die Sendeboten 
von 12 Hanjeftädten in Köln zujammen, um zu berathen, wie fie den Krieg 
gegen König Waldemar IV. (Atterdag) von Dänemark am fräftigiten 
durchführen könnten, und jchloffen am Tage Eliſabeth (Nov. 19) 
einen Vertrag ab, in welchem unter anderem beichlofjen wurde, die Koſten 
des Krieges durch ein bejtimmtes Pfundgeld (Hafenabgabe für Schiff und 
Ladung) aufzubringen. Dies Pfundgeld follte erhoben werden „in jeglicher 
Stadt, da man aus dem Hafen jegelt, von den Städten, die in dieſem 
Berbande begriffen find, und da joll man Briefe ausgeben, die fie bringen 
an den anderen Markt, dahin fie jegeln jollen. Dies Pfundgeld aber, das 
nad) der vorgejchriebenen Weiſe erhoben ward, joll mit den empfangenen 
Briefen nach Lübeck gebracht werden zu Johannistag zur Berechnung und 
Bertheilung.“ ?) 

Zur Beglaubigung der auszugebenden 

Uuittungen ließen ji) eine Anzahl Städte 
eigene Siegeljtempel anfertigen, welche eine von 
den gebräuchlichen Stadtjiegeln abweichende 
Daritellung zeigen, unter ihnen Rojtod. Dieſes 
SIGNVM DE ROZSTOK, wie es jich ent- 
iprechend denen der übrigen Städte nennt, zeigt 
einen dreifach getheilten Schild, im oberen Feld N “ 
den aufgerichteten Greifen, das mittlere, welches ee 
in den Abdrüden ſtark erhaben hervortritt, mit ’F SIGNVM eo DE 
Arabesfen erfüllt (damasciert), das untere leer. IRRE: 
„Der leitende Gedanfe beim Entwurfe tritt flar hervor: man wollte das 
jpecielle Stadtzeichen mit einem allgemeinen, die getroffene Verbindung 
bezeichnenden vereinigen und brachte dazu, in Ermangelung eines eigentlich 
banjeatijchen, den lübeckiſchen Flüger in Anwendung.“ ?) 





!) Yappenberg, Geichichte der deutjchen Hanje II, ©. 608. — Mantels, 
Der 1367 zu Köln bejchlofiene zweite hanjeatiiche Pfundzoll (Beiträge zur lübiſch— 
banfifhen Geſchichte S. 233—288). — Die Necefje und Alten der Hanjetage von 
1256—1430, herausgegeben von 8. Koppmann, Bd. 1, Nr. 418. 

) Maſch und Milde, Siegel des Mittelalters, Abth. I, Holjteinifhe und 
Lauenburgiiche Städtefiegel S. 23. — Anders Mantels, Pfundzoll ©. 252 fi. — 
Grote führt dann in feinen „Münzftudien“ Bd. 2, ©. 762, diefen Gedanken weiter 
aus und zählt noch mehrere Städte der Dftfeefüfte auf, welche gleichfalls durch die 
Aufnahme der Farben Lübecks, weis umd roth, in ihre Flaggen und Wappen ihre 
Zugehörigkeit zur Hanfe bekundet haben. Ueber die Bundeszeichen der deutihen Hanfe 


76 


So entjtand ein Wappenbild, welches in jeder Weije die Anforderungen, 
welche an ein Stadtwappen zu jtellen find, erfüllt. Auch ohne Umſchrift 
ijt jede Verwechſelung mit dem Wappen der Herrichaft Rojtod, wie mit 
denen der Herzöge von Werle-Güftrow (Wenden) und Medlenburg aus- 
geichloffen und die Zugehörigkeit der Stadt zum mächtigen Hanjebunde 
flar und deutlich bezeichnet. Es war darum nicht zu verwundern, daß 
diefe Darftellung im kurzer Zeit allgemeine Anerkennung fand, zumal die 
Schweiterjtadt Wismar jich bereit3 eines in demjelben Sinne umgeftalteten 
Wappens bediente. Die alten Siegel der Stadt wurden vor der Hand 
dadurch nicht berührt, aber ſchon 1565 zeigt ſich das Signum als völlig 
gleichberechtigt neben dem Sigillum und dem Secretum auf jtädtijchen 
Urkunden und 1592 erjcheint ein Secretum senatus rei publicae 
Rostochiensis, welche® das verbejjerte Wappen des Signum, den Schild 
in zwei gleiche Felder getheilt, in deren oberen der jchreitende Greif (gold 
in blau) jteht, während das untere wiederum getheilt it (von weiß und 
roth), hiernach „Rathswappen“ genannt, aufweilt. Bald traten im öffent« 
lichen, wie im Privatgebrauch die alten Wappenzeichen Hinter dem neuen, 
welches das Andenken an die glanzvolliten Zeiten Roſtocks wacd erhielt, 
zurüd. Den deutlichiten Beweis dafür liefern die Siegel der Univerjität 
und des Domkapitels zu St. Jakobi. Das erftere, 1419 oder 1420 
entitanden, zeigt noch den Greifen allein, das letztere, aus dem lebten 
Sahrzehnt dejjelben Jahrhundert3 jtammend, hat bereit3 das getheilte 
Wappen, nur mit der Abweichung, daß die untere Hälfte in vier Streifen, 
aljo zweimal weiß und voth, zerlegt ift. Das große Stadtjiegel mit dem 
Stierfopf Fam jchlieglih ganz in Vergejjenheit, jo daß zur Stunde 
Niemand mit Gewißheit jagen fann, warn es zuleßt in Gebraud) war 
und wo es fein Ende gefunden hat. Auch der Greif behauptet außer in 
der Flagge nur noch mühſam feinen Platz, denn es giebt neben ihm jeßt 
ihon ein Sigillum eivitatis Rostock mit dem getheilten Wappen 
(Tesfe, Wappen ©. 58, Nr. 10) und alle Darftellungen, in denen er nicht 
frei im Schilde oder Siegelfelde, jondern auf einer Fußleifte oder gar auf 
dem mit Gras und Kräutern bewachjenen Erdboden jteht, jind nicht aus 
dem alten Wappen der Fürſten von Roftod, fondern aus dem „Raths— 
wappen“ abgeleitet, indem das damascierte Mittelfeld zuerit zu einem 
ichmalen geftrichelten Balfen (auf dem Dufaten von 1704 fieht er 
täujchend wie eine quergelegte Leiter aus; das untere Feld fehlt ganz) 
zujammenjchrumpfte und dann zur bloßen Fußleiste herabſank. Dejien 


im allgemeinen handelt Lappenberg in der Zeitichrift des Vereins für hamburgiſche 
Geſchichte Bd. 3 (1851), S. 157 ff: über den lübeckiſchen Flüger befonders 
©. 164—167. 


77 


war man fich im vorigen Jahrhundert recht wohl bewußt, wie die beiden 
Heinen Wappen zeigen, welche den 1728 erbauten Uhrballon des Rath— 
hauſes jchmüden. Weide führen den goldenen Greif in blau, aber das 
eine aufgerichtet frei im Felde, das andere jchreitend auf einer Fußleifte. 
Auf den Goldmünzen der Stadt hat er jeit 1600 dem getheilten Wappen 
weichen müjjen, auf den Silbermünzen verjchwindet er jeit 1676. Ver— 
juche, ihn von Neuem in Aufnahme zu bringen, dürften deshalb faum zu 
empfehlen jein!), wenngleich e8 jehr wünſchenswerth it, daß das ein halbes 
Sahrtaufend alte Secretum als großes Siegel der Stadt in Beſtand 
bleibt. 

Wie der Greif in dad Wappen der medlenburgiichen Fürſten und 
bejonder3 in das der Herrichaft Roſtock gefommen tft, während das ganze 
übrige Land den Stierfopf führt, ift jchwer zu jagen. Liſch jtellt 2) die 
Fehauptung auf, der Greif jei allgemein wendiiches Sinnbild, der Stierfopf 
obotritifches, vielleicht germantiches Symbol. Er jegt damit voraus, daß 
das Fürſtenhaus jein Wappen nad) dem Sinnbilde des beherrichten Volks— 
ſtammes oder Landes gewählt hat, während der umgefehrte Weg natür- 
licher zu jein jcheint. Grote möchte ?) das Bild des Greifen auf polniſch— 
ſlaviſchen Urjprung zurüdführen, ſtellt aber auch das perjönliche, durch 
Vererbung zum Familien- und Herrichaftswappen gewordene Abzeichen 
voran. Man könnte fich wohl für berechtigt halten, aus dem Auftreten 
des Greifen im mecklenburgiſchen Fürjtenhaufe und ganz bejonders bei 
den nach Roſtock ſich nennenden Gliedern dejjelben auf einen vor unjerer 
geichichtlichen Ueberlieferung liegenden näheren Zujammenhang mit ber 
terra Rugia und damit mit dem ganzen PBommernlande zu jchließen. 
Zwar bejtreitet Wigger *) Beyerd Annahme der Abjtammung unjeres 
Fürſtenhauſes vom Rugianiſchen Königsjtamme, Doch giebt auch er die 
Möglichkeit einer vom Lande und Fürſtengeſchlechte der Obotriten unab- 
hängigen Sondererijtenz des hier im eriter Linie in Trage kommenden 
Landitrichs öjtlich der Warnow und der Nebel, alſo der Gaue der Stiziner 
und Circipaner, wenigjten® für die Zeit vor 1121 zu.°) Bei dem Gau 


1) Wo es ſich darum handelt, die Darjtellung einer bejtimmten Zeit anzupajjen, 
wie 3. B. bei der vor 6 Jahren ftattgehabten Ausihmüdung des gothifchen Rath: 
hauſes zu Stralfund, ijt natürlich die der Zeit entiprechende Form zu wählen, aljo 
etwa bis 1350 der Stierkopf, 1850—1450 der Greif allein, bis 1600 der einfache Greil 
oder das getheilte Wappen, jpäter das „Rathöwappen“ allein. Natürli können diefe 
Zahlen nur ungefähre Grenzen angeben. 

) Jahrbb. X, ©. 15, Anm. 1. 

”) Münzjtudien Bd. 2, ©. 564 ff. 

*) Jahrbb. L, ©. 121 Fi. 

5) Jahrbb. L, ©. 131. 


13 


der Circipaner jcheint noch die Zutheilung zum Sprengel des Biſchofs vor 
Camin dafür zu ſprechen. Eine jich hierauf gründende Vermuthung (und 
nur eine jolche joll hier ausgejprochen werden) würde aljo ungefähr dahin 
gehen, daß die Vorfahren Niklot3 (man braucht darum feineswegs gleich 
Sahrhunderte zurüdzugreifen) aus einem wendiſchen Fürſtengeſchlecht 
ftammten, welches den Greifen als Abzeichen führte !) und bevor es im 
Lande der Obotriten Macht und Einfluß erlangte, die Herrichaft über das 
Land der Kiziner, vielleicht auch der Eircipaner, oder wenigſtens über einen 
beträchtlichen Theil deſſelben beſaß. So lange Niklot und feine Nachkommen 
Obotritien, ircipanien und Kizin zujammen beherrjchten, lag gar fein 
Grund vor, das nun bereit3 im Uebergang zum wirflihen Wappen 
begriffene Abzeichen des Greifen zu wechjeln. Als aber dann der Gejammt- 
beſitz getheilt wurde, behielt diejenige Linie, welcher der am längiten bejejjene, 
wenn auch kleinere Theil zufiel, das alte Wappen bei und die anderen 
nahmen den offenbar mit dem Obotritenlande in enger Verbindung 
jtehenden Stierfopf an, vielleicht da8 Wahrzeichen der älteren Herricher 
aus Gottſchalts Stamm. Radegaſts ſchwarzer Büffelskopf aus 
Conrad Bothes „Cronecken der Saſſen“ kann dabei ganz unberüd- 
fichtigt bleiben. 

Die Richtung des Greifen wechjelt in den älteiten Fürſtenſiegeln 
zwilchen rechts und links, wohl ganz nachdem dem Siegeljtecher ein Ab- 
drud oder ein Stempel vorgelegen hat, ſpäter erjcheint der Greif ausnahmslos 
dem allgemein gültigen heraldijchen Gebrauch gemäß recht3 gewendet. Die 
urjprüngliche Stellung ift die fchreitende, ſowie aber dies Siegelbild in eine 
ſchildförmige Umrahmung gejegt wurde, ſah man fich natürlich genöthigt, 
e3 in aufrechter Haltung darzustellen, um die Fläche möglichjt auszunugen. ?) 
Nur Nikolaus das Kind führt den Greifen voll aufgerichtet im runden 
Siegel (U.-B. IIL, 2277). 


1) Seylers waghaljige Behauptung (Geſchichte der Heraldit, Nürnberg 1885 
bis 1889, ©. 253), der pommeriiche rothe Greif in blau (jilber!) fei weiter nicht? als 
eine Verſchlechterung des Medlenburgiihen Scildzeihend und Herzog Sambor II., der 
Schwiegerſohn Heinrich Borwins II., führe in feinem Siegel von 1260 den Medlen 
burgifchen Greifen, wird widerlegt durch einen Blick in Haſſelbach und Kojegartend 
Codex Pomeraniae diplomaticus, wonach Bogislaw I, ſchon 1214, Barnim I. 1239, 
Wartislam III. 1242 den Greifen führen. 

2) Vgl. Grote, Münzftudien Bd. 2, ©. 640. — Das ©. 68 abgebildete erjte 
Siegel Heinrich Borwins II. ijt darum quer gelegt, um auch durch den bei aufrechter 
Stellung des Schildes ganz ungewöhnlichen Lauf der Inſchrift (Unfang unten!) den 
Nachweis zu führen, daß der Stempelichneider einfach in den quer gelegten Schild 
einen jchreitenden Greif Hineingezeichnet hat. Das zweite, Fleinere Siegel iſt dagegen 
ſchon von vornherein aufredht ftehend gearbeitet. 





»K SIGILLYM oe NICOLAI e DOMINI e DE e ROZSTOC 


Dies Siegel jcheint beim Entwurf des Signum (©. 75) zum 
Mujter gedient zu haben, da man vielleicht auch in der Stellung des 
Wappenbildes vom Secretum abweichen wollte Wie für das runde 
Siegelfeld ift aber auch für das getheilte Wappen die jchreitende Stellung 
die einzig angemefjene; der verunglüdte Verfud im Signum liefert den 
ichlagenden Beweis dafür. 

Eine einzige, darum aber um jo auffallendere Ausnahme in der 
Richtung des Greifen machen jämmtliche officiellen Flaggen der Stadt, 
indem der Greif hier aus Unfenntnig oder Mißachtung der Heraldiichen 
Regel, dag man die Wappenfiguren immer gegen den Stod kehrt,) 
jih vom Flaggenſtock ab-, ftatt ihm zumendet — ein Fehler, der jehr 
leicht durch Umdrehung des Flaggentuchs zu bejeitigen wäre. Weberhaupt 
giebt die Rojtocder Flagge noch manches zu rathen auf. Daß die Farben 
der Stadt, wenigſtens joweit es ſich um allgemein hanjiiche Unter- 
nehmungen handelte, jchon im Jahre 1418 blau-weiß-roth, aljo die Farben 
der einzelnen Felder de Signum waren, dafür haben wir ein vollgütiges 
Zeugniß in den Recejjen der Hanjetage von 1256—1430, herausgegeben 
von 8. Koppmann, Bd. 6 (1889), Nr. 597, ©. 591 F., und daß hieraus, 
nachdem die zweite mecklenburgiſche Seejtadt Wismar in jchwediiche Hände 
gefallen war, die mecklenburgiſche Seeflagge entitanden ift, unterliegt wohl 


) O. T. dv. Hefner, Handbud der theoretiihen und praftiihen Heraldik 
(Münden 1861), Th. 1, ©. 165. 


80 


feinem Zweifel. Diejelben Flaggenfarben zeigt auch Vide Schomler® auf 
dem Rathhaufe zu Roftod aufbewahrte „Wahrhaftige Abcontrafactur” der 
Stadt Roftod, begonnen 1578, vollendet 1586, und ebenjo eine 1711 in 
Amsterdam erjchienene Flaggenkarte. Daneben zeigt dieſe letztere Karte 
aber auch den jchwarzen Greif in gelb, ganz dem heutigen Gebraud) ent= 
iprechend. Woher jchreibt fich nun dieje Farbenzujammenjtelung? Schwarz 
und gelb kommen als Stadtfarben überaus Häufig vor; oft find es die 
Farben des Stadt: oder des Landeswappens, oft aber wird auch zur Er— 
klärung derjelben auf den ſchwarzen Reichsadler im goldenen Felde Bezug 
genommen, namentlich) wenn die Stadt einft auf die Stellung einer freien 
Reichsstadt Anſpruch gemacht Hatte, oder auf eine bejondere faijerliche 
Yegnadigung. Beide Fälle könnten hier in Betracht fommen. Roſtock 
hatte feinen Wohlitand und das große Gewicht, welches in feiner Flotte 
und feiner wehrfräftigen Bürgerichaft lag, bereit3 in frühejter Zeit flug 
und erfolgreich dazu anzuwenden gewußt, ſich eine Befreiung nad) der anderen 
verbriefen zu lafjen und ſelbſt wichtige Hoheitsrechte an fich zu bringen, 
jo daß es ſich thatlächlich ziemlich aller der Freiheiten erfreute, welche feine 
hanſeatiſchen Schweitern an der Nord- und Oſtſee jchlieglich auch zu 
politischer Selbjtändigfeit führten. Während der Streitigfeiten mit Herzog 
Sohann Albrecht I. tritt das Streben der Stadt nad) Reichsunmittelbarkeit 
offen zu Tage und Kaiſer Marimilian II. jcheint gar nicht abgeneigt 
gewejen zu jein, jich Hier für jeine Flottenpläne einen vom Territorial= 
herren unabhängigen Hafen zu jichern. Noch im Jahre 1757 unternahm 
e3 der damalige Bürgermeiſter Henrich Nettelbladt, in feiner „Hiſtoriſch— 
diplomatischen Abhandlung von dem Urjprunge der Stadt Rojtod Gerecht— 
ſame“ den Nachweis zu führen, daß Roſtock von Rechtswegen eine reichs— 
freie Stadt jei. Außerdem verleiht ein Privilegium Kaiſer Leopold 1. 
d. d. Wien, 15. Jan. 1660 der „Stadt Roſtock jambt den Ihrigen — 
vollfommenen Gewalt und Macht, daß fie, jo offt es ihrer Gütter, Häuffer, 
und Leuthe Nohtdurfft erfordert, Unſern Kaiſerlichen Adler und des Reichs 
Wappen zum Gezeugnig Kaiferl. Schußes, und Handhabung anjchlagen .. . 
mögen.“ Es läge nahe, hierin den Urſprung der jchwarzgelben Flagge zu 
erbliden, doc) wäre es keineswegs unmöglich, daß derjelbe noch viel weiter 
zurüd liegt. Kirchberg fährt an der oben ©. 74 angeführten Stelle 
weiter fort: 
Sy hattin des Kindes Banyer da 
Mit iren Banperen uf der jla 

macht aljo ganz unverfennbar einen Unterjchied zwijchen dem Panier des 
‚Fürjten, dem goldenen Greifen in blau, und dem Panier der Stadt. Das 
fonnte aber im Jahre 1312 gar fein anderes fein als der ſchwarze Stier- 
fopf in gold, und jo brauchen wir nur anzunehmen, daß die gewohnten 


8 


und befannten Farben bei dem Servortreten des Greifentvappens bei- 
behalten wurden, um eine vollflommen genügende Erklärung bafür zu 
haben 


Einer Schifferüberlieferung ) zufolge joll die breifarbige Flagge 
während des nordamerifanischen Unabhängigfeitsfrieges abgekommen fein, 
da die blau-weiß-rothe Flagge Roftods mit der roth-weiß-blauen Hollands 
verwechjelt und deshalb die Roſtocker Schifferei mehrfach von amerifaniichen 
Kapern beläftigt worden ſei. Außerdem hätten die Holländer den Roſtockern 
mit Bezug auf Die umgefehrte Reihenfolge der Farben nachgejagt, jie 
hätten den Prinzen von Dranien (die oraniiche Flagge) bei den Beinen 
aufgehängt, welche Neckerei natürlich leicht in Streit und Handgreiflichfeiten 
umjchlagen konnte. Die derjelben Duelle entjtammenden Bezeichnungen 
der dreifarbigen Flagge (welche auch wohl mit einem jchmalen, die drei 
Farben wiederholenden Streifen am oberen und unteren Rande geführt 
wurde) als „Balfenflagge”, offenbar im Gegenjag zur Greifenflagge, und 
als „Glaubensflagge“, welche auf die ſymboliſch-myſtiſche Farbendeutung 
Lindebergs zurückgeht, die durch Heino Meyers Ueberſetzung und durch 
Klüvers Beſchreibung des Hertzogthum Medlenburg?) weite Verbreitung 
gefunden hatte, mögen hier nur beiläufig erwähnt werden. 

So haben wir denn ſtatt eines Wappens der Stadt Roſtock deren 
drei, die bis ins 17. Jahrhundert hinein ſo einträchtig neben einander 
hergehen, daß ſchon um 1560 jeder Unterſchied zwiſchen ihnen verwiſcht 
iſt. Das große Siegel, das Geheimſiegel und das hanſiſche Signet 
werden in dieſer Zeit ganz gleichmäßig als Siegel der Stadt gebraucht 
und ebenſo einträchtig ſtehen ſie an der Innenſeite des 1575 neu erbauten 
Steinthores neben einander, nur daß hier in der Anordnung noch die 
alte Stufenfolge nad) den Regeln der Wappenkunſt gewahrt erjcheint. 
Das Wappen mit dem Stierfopf des Sigillum jteht auf dem Ehrenplatz 
un der Mitte (daß Hier anjtatt des Werliichen Stierfopfes der Mecklen⸗ 
burgiſche erjcheint, ift wohl nur dem mangelnden Bewußtjein vom Unter 


!) von dem F Herm Genatspräfident Mann aufgezeichnet. 

) Chronicon Rostochiense, Rost. 1596, ©. 144. — Aus Petri Lindenbergii 
Rojtoder Ehroniden, Kurker ... . Aufzug, Roft. 1677, ©. 74. — 9. H. Klüper, 
Beihreibung des Herkogtfums Medlenburg. 2. Theil, zum andern mahl heraus- 
gegeben und vielfältig vermehret, Hamburg 1738, ©. 309 (Drudfehler jtatt 409). — 
Auh bei Ungnaden Amoenitates diplomatico — historico — juridicae, 18. Stüd 
(1754), ©. 1357 find die drei Wappen nad) Lindeberg genannt, doch wird hier als 
viertes aufgezählt: alle drei in einem Wappen vereinigt mit einem gefchloffenen Helm 
und Königskrone bededt, worauf einige Fähnlein ftehen, was natürlid) ein reines Mip- 
verftändnig ift, denn Lindeberg meint a. a. D. nur die Zufammenftellung der drei 
Bappen zu einer geſchloſſenen Gruppe. 

Beiträge I. 6 


82 


ſchiede beider zuzufchreiben), das mit dem Greifen recht3 und das „Raths- 
wappen“ links. Co, in dieſer Dreizahl, bejchreibt fie Lindeberg im 
Chronicon Rostochiense ©. 144 und feine obengenannten Nachfolger 
Ichließen fi ihm von Wort zu Wort an. Auch die drei jet leeren 
Schilde an der Außenfeite des Kröpeliner Thores deuten darauf Hin, daß. 
fie zur Aufnahme diejer drei Wappen bejtimmt waren. Ganz dem 
entiprechend finden fie fich auf der Anficht von Roftod in Georg Brauns- 
Urbium praecipuarum mundi theatrum quintum, weldes etwa 
1605 erjchien (der fäljchlich jogenannten Lindeberg’ichen Anficht, in weiteſten 
Kreien befannt und verbreitet durch die W. Reinhold Chronik der Stadt 
Roſtock, Roftod 1836, beigegebene Lithographie). Auch Vide Schomlers 
„Abcontrafactur“ weiſt alle drei Wappen, wenngleich ungenau in Zeichnung, 
und TFarbengebung, auf. 

Eine etwas andere Bewandtnig hat es wohl mit den drei Bronze- 
ichildchen an der Südſeite der Marienkirche, nach) dem Chor hin (abgebildet 
als Schlußvignette zu Nettelbladt3 Hijtortich-diplomatiicher Abhandlung, 
bedeutend bejjer in Schirrmacher Beiträgen zur Geichichte Mecklenburgs 
Bd. 1, Rojtod 1872, Tafel 11), Auch von diejen zeigt das eine dem 
Greifen, das andere den Stierfopf (mit Halsfell), das dritte einen brei- 
getheilten Schild, deſſen erjtes und drittes Feld ganz leer ift, während dag 
mitteljte Deutlich jchraffirt erjcheint. Nach mittelalterlichem Gebrauch, der 
indejjen nicht ohne Ausnahmen ift, wird durch die Schraffirung oder die 
gleichbedeutende Damazcirung ein Metall, alſo Gold oder Eilber, bezeichnet, 
durch das leere Feld eine Farbe. Wir fünnen demnach darin die Farben 
blausweißsroth oder die hanfilchen Farben in der Anordnung roth-weiß- 
roth erbliden. Dieje Schildchen ftammen aller Wahrficheinlichkeit nach aus 
dem Anfang des 15. Jahrhunderts, ebenjo eine Neihe von Roſtocker 
Silbermünzen, welche auf der Vorderjeite den Greifen, auf der Rückſeite 
anjtatt des Kreuzes (mit oder ohne x) gleichfall® einen dreigetheilter 
Schild zeigen, in welchem das 1. und 3. Feld fchraffirt ift, während das 
mitteljte ganz leer bleibt, was darauf jchließen läßt, daß hier wie dort die 
hanſiſchen (lübischen) Farben gemeint find, nur in etwas anderer Anord- 
nung. Auf feinen Fall aber können wir in diefem Schild das fogenannte 
„Rathswappen“ jehen, welches eben in diejer Zeit noch nicht als jolches 
jondern nur als Stadtzeichen in allgemein hanfiichen Angelegenheiten 
üblich war. 

Die Wappengruppe an der Innenjeite des Steinthors zeigt, ſoweit 
bis jet befannt, zum erften Male auch Wappenhelm und Schildhalter. 
Ter Helm, ein Spangenhelm von der gewöhnlichen, feiner Entjtehungs- 
zeit entiprechenden Form, ift gekrönt und trägt als Kleinod zwei mit 
Fähnchen bejtedte Stierhörner. Die Hörner find ohne Zweifel auf den 


83 


Helmihmud der Herren von Roftod zurüdzuführen, wie er auf dem 
Sefretjiegel des letzten Fürſten von 1209 (U.-B. V, 3322) und auf den 
oben ©. 72 erwähnten Münzen jich dar- — 

ſtellt, nur daß die Stadt an Stelle der 
Pfauenfedern bunte Fähnchen zur Aus— 
ſchmückung benutzt. Die Farbe der Hörner, £% 
jegt ein unbejtimmtes braun, iſt wohl ur⸗ 
iprünglich gold oder roth geweſen, wie ſie 
der Wappenhelm der Stadt Wismar noch 
zeigt; die Fähnchen find zur Zeit blau | 
weiß⸗roth gemalt. Ihre Zahl fteht nicht 
ganz feſt. Am Steinthor find es 10, auf 
jeder Seite 5. Lindeberg giebt, troßdem ‚« SECRETVM e DOMINI e 
er dies Wappen vor Augen hatte, in feinem NICULAI © DE ® ROZTOC 
2% Jahre jpäter erjchienenen Chronicon 

©. 144 nur 9 an, erwähnt jedoch die Hörner mit feinem Worte. 
Heino Meyer und Klüver jchreiben ihm getreulich nad. Es wäre aller- 
dings nicht undenkbar, daß Lindeberg noch eine andere Helmzier vorge 
ſchwebt Hätte, welche die Fähnchen, ähnlich wie der Rateburger Helm im 
großen Meedienburgiichen Wappen, aus der Krone felbjt hervorgehen ließ. 
Dann wäre ein altes Kriegsfafjenjiegel aus dem 17. Jahrhundert, welches 
den Helm ohne Hörner, nur mit 4 freuzweis gelegten Fähnchen bejteckt 
zeigt, als letzter Ausläufer diefer jpurlos verichwundenen Darftellung zu 
betrachten. Für den wirklichen Verkehr beftimmte Roftoder Münzen mit 
Wappen und Helm hat es wohl überhaupt nicht gegeben (abgejehen 
natürlich von der ©. 72 bejchriebenen). Die goldene Medaille auf den 
Güjtrower Erbvertrag von 1584, auf welche ſich Tesfe Wappen ©. 59 
zu berufen jcheint, hat nicht verglichen werden fünnen, doch erwähnt 
Ever Mecklenb. Münz-Berfaffung II, 345 nur ein Wappen, feinen Helm. 
Wohl aber zeigen vier große filberne Schaumünzen aus den Sahren 1605, 
1611, 1616 und 1624 das volle Wappen mit Helm, Helmdeden und 
Kleinod. Die ältefte und jchwerfte von diejen, für deren Zeichnung offen- 
bar der Wappenhelm am Steinthor zur Vorlage gedient hat, wie Die dem 
14. Jahrhundert entftammenden halben Stierhäupter zu beiden Seiten 
der Helmkrone beweijen, zeigt trogdem nicht 10, jondern 11 deutlich 
dreifarbige Fähnchen, 6 rechts, 5 links. Nettelbladt ließ 1757 Diele 
Medaille auf dem Titelblatt jeiner Hiſtoriſch-diplomatiſchen Abhandlung 
in Kupferjtich darftellen ?) und diefe Abbildung galt fortan den zahlreichen 





2) Die Abbildung ift fehr ungenau. Bei maiorib9 fehlt das Abkürzungszeichen, 
flatt possessio fteht possio, dad Münzmeifterzeihen des Jochim Konife ift zu einer 
6* 


84 


Leſern des Werkes als das Mufter des echten alten Roſtocker Wappens. Auch 
die Abweichung in der Zahl der Fähnchen fiel auf und da die Bürger- 
ichaft zur Zeit gerade in elf Fahnen eingetheilt war, brachte man beides 
in Beziehung und erflärte hiernach ganz folgerichtig ſämmtliche übrigen 
Darftellungen für falih. Nun haben wir aber für die Zeit vor 1625 
gar feine Nachrichten über die VBürgerfahnen; im Auguſt dieſes Jahres 
wurde, wie Chemnig und MWettfen melden (Ungnaden Amoenitates 
©. 365. 1236), die Stadt in 18 Theile und alfo in 18 Fahnen cingetheilt, 
doc) dauerte dieje Eintheilung nur bis zum 21. Sept. 1633, an welchem 
Tage die Zahl der Fahnen nad) Wettfen (Ungnaden, Amoenitates 
©. 1242) auf 12 herabgeſetzt jein ſoll. Mit diefen Nachrichten ftimmen 
die Hausgeldregiiter des Rathsarchivs injofern überein, als auch fie in den 
Sahren vor 1633 achtzehn Fahnen verzeichnen, von 1635—1672 aber 
nicht 12, jondern durchgehend 13. Grit 1674 fommt die Zahl 11 vor 
und it jeitdem von Xeltand geblieben. Daraus erhellt, daß dem 
Stempeljchneider Die jpäter Hineingelegte Beziehung volljtändig fern 
gelegen hat. Entweder jah er die Zahl der Fahnen als völlig 
gleichgültig an und beitedte Die Hörner gerade mit jo vielen 
wie bequem Platz fanden, oder er beging eben ein Verſehen, 
welches die Nachfolger wohl erfannten und bei der SHeritellung der 
Schaumünzen von 1611, 1616 und 1624 vermieden, denn alle Drei, 
obwohl jonjt ganz nach dem Muſter der von 1605 geftochen, führen nur 
10 Fähnchen, ferner mit einziger Ausnahme des fchon erwähnten alten 
Kriegskaſſen-Siegels jämmtliche den Helm überhaupt zeigenden Siegel der 
Stadt und der verjchiedenen jtädtiichen Verwaltungszweige und ebenjo die 
Darftellungen des Roitoder Wappens, wie fie von 1617 an die Titel der 
Natheverordnungen zieren, bis zur jüngften Gegenwart herab. Wenn 
trogdem erjt vor Jahresfrift auf Grund der alten Sage in fämmtlichen 
auch für officielle Drucdjachen des Rathes bejtimmten Wappenjtöden der 
Nathsbuchdruderet die Zahl der Fahnen von 10 in 11 geändert worden 
it, jo iſt dies nur ein jchlagender Beweis für die Zählebigkeit einmal 
feitgewurzelter Anſchauungen, auch wenn dieje nicht jchriftlich aufge— 
zeichnet jind. 

Nach den Grundjäßen der jtrengiten Heraldif fommt der Helm nur 
Gejchlecht3- und Perſonenwappen, nicht denen von Corporationen und Gemein- 
wejen zu. Dennoch ift er ſchon im 15. Jahrhundert auch bei diejen ganz 
gewöhnlih. Aus der Kanzlei Kaifer Friedrichs IIL find eine ganze Anzahl 


Blumenarabesfe geworden und die harakteriftiichen beiden Stierfopfhälften find ganz 
weggefallen. — Eine vorzügliche Wiedergabe derjelben Münze findet fi in Job. Dav. 
Köhler Münzbeluftigungen XX (1748), ©. 289. 


85 


Bappenbriefe hervorgegangen, die den Helm ausdrücklich mit ver 
leihen, jo 1467 für die Stadt Mauttern !) und vom 6. Sept. 1486 für 
die Welterleute de3 gemeinen Kaufmanns deuticher Nation zu Brügge. ?) 
Bo ſolche und ähnliche Berleihungen vorliegen, ijt der Helm natürlich 
untrennbarer Theil des Wappens. Das ift bei Roſtock nicht der Fall. 
Das Wappen fommt unendlich viel öfter ohne Helm, als mit demielben 
vor, und auf Münzen ijt er, abgejehen von den eben beiprochenen Schau- 
münzen, überhaupt nicht zu finden. Dennoch) würde man entjchieden zu 
weit gehen, wollte man die Berechtigung diejes jeit dreihundert Jahren 
unbeftritten und ungeändert in heraldiich richtiger Form geführten Ab- 
zeichens in Frage ziehen. Etwas anders jteht e3 mit den Schilöhaltern. 
Dieſe gehören zu den jogenannten PBrachtitüden, über welche ein jehr ver: 
dienter Heraldifer das Urtheil fällt, daß fie „gut ausſehen und nicht viel 
lotten.“ ?) Mit Ausnahme der in neuerer Zeit öfter vorfommenden Fälle, 
daß jie bei Standegerhöhungen mit verliehen werden und dann natürlich 
nicht geändert werden dürfen, giebt e8 fein Stüd in der gejammten 
Heroldsfunjt, worin dem perjönlichen Zelieben des jeweiligen Wappen- 
inhabers jo ſchrankenloſe Freiheit gelafjen it. Natürlich gelten auch für 
die Schildhalter gewiſſe allgemeine Negeln, die aber mehr vom guten 
Geſchmack, als von bejtimmten heraldiichen Vorſchriften abhängig ind. 
In erſter Linie müfjen fie jich im Charakter und in der Darftellung dem 
etile des Wappens anpafjen, dann aber ijt es jedenfall3 wünfchenswerth, 
daß die Schildhalter nicht nur äußerlich, jondern auch innerlich mit dem 
Rappen oder dem Wappeninhaber in näherer Verbindung ftehen, aljo 
entweder mit den Wappenbildern übereinitimmen oder in leicht verjtändlicher 
Symbolif auf das Wappen Bezug nehmen. +) Ein treffliches Beijpiel 
jowohl für die Wandelbarfeit der Schildhalter, als auch für deren inneren 
Zufammenhang mit dem gehaltenen Wappen bietet die Geichichte des 
herzoglich mecklenburgiſchen Wappens. 

Im Jahre 1452, wo zuerſt Schildhalter in den Siegeln mecklen— 
burgiſcher Fürſten auftauchen, führt Herzog Heinrich IV. Greif und Stier 
als ſolche. Herzog Magnus II. ſetzt 1483 dafür einen Engel, 
1489 deren zwei ein und ſein Bruder Herzog Balthafar zwei Greifen. 
As dann 1552 Herzog Iohann Albrecht I. feinem Pater, feinem 
Ipeim, jeinem Vetter und einem feiner Brüder die noch vorhandenen 
prächtigen Epitaphien im Dom zu Echwerin errichten ließ, wählte er 





) Seyler, Geſchichte der Heraldif S. 494. 

*) Hanſiſche Geſchichtsblätter 1873, ©. 48. 

O. T. v. Heiner, Grundjäze der Wappenkunſt, Nürnberg 1855, ©. 48. 
+) Bergl. DO. T. v. Hefner, Handbud der Heraldit TH. I, ©. 148. 


86 


als Schildhalter für das Wappen des Vaters, des abenteuerluftigen 
Herzogs Albrecht VII., zwei wilde Männer, für das des Oheims, Herzog 
Heinrichs V., des Tsriedfertigen, zwei Engel, für das de3 Vetter Magnus, 
des erwählten Biichof3 von Schwerin, zwei Geiftliche und für das des 
Bruderd® Georg, des vor Frankfurt a. M. gefallenen kühnen Kriegers, 
zwei Landsknechte. Wahrlich, in dieſer Wahl offenbart fich ſoviel wohl 
angewandte Symbolif, wie die Heraldif, ohne ihre Grenzen zu über- 
jchreiten oder zum Rebus herabzufinfen, überhaupt zu leiften fähig it. ') 
Erſt in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert? wird zu den erſten 
Scildhaltern, dem Stier und dem Greifen, wieder zurüdgefehrt und feit- 
dem daran feitgehalten, doch Hat noch Herzog Chriftian Louis (1658 bis 
1692) ein gejchnites Wappen anfertigen laſſen, welches Löwen ala Schild- 
halter zeigt. ) Dies wahrjcheinlich in Frankreich hergeitellte Wappen ijt 
(vielleicht mit Ausnahme der Engel des Herzogs Magnus II.) das einzige, 
in dem die Schilöhalter außer jedem Bezug zum Wappen ftehen und wobei 
wohl der Künftler dem alten Sprichwort gefolgt ift: „Si tu n’as pas 
d’armes, prends du lion.“ 

Zu derjelben belichten Gattung von heraldijchen Bierrathen, die feinen 
anderen Zwed haben, al3 einen gefälligen decorativen Abſchluß zu bilden, 
gehören ohne Zweifel auch die Löwen, welche uns zuerjt als Scildhalter 
des Roſtocker Wappen begegnen. Dreimal treten fie uns entgegen, einmal 
an der Innenjeite des Steinthor®, wo durch fie in Verbindung mit dem 
Helm die drei verjchiedenen Formen des Stadtwappens zu einer geſchloſſenen 
Gruppe zufammengefaßt werden, ferner an der Außenſeite deſſelben Thores, 
wo jie zwei Wappen, das „Rathswappen“ und eins mit dem gefröntent 
Stierkopf, der wohl hier wegen des fehlenden Greifenwappen® al3 der 
mecklenburgiſche anzuſehen ijt, begleiten. Dieje ſtammen, wie jchon gejagt, 
aus dem Jahre 1575 oder einem der näcjitfolgenden. Sodann finden fie 
fi) noch (mit der Jahreszahl 1605) an der Vogtei in Warnemünde als 
Träger des Rathswappens. Einer anderen Darftellung, bei der e3 freilich 
zweifelhaft fein kann, ob wirflih Schildhalter gemeint jind, oder ob es ſich 
nur um figürlichen Zierrath Handelt, begegnen wir auf den Titelblättern 
einer Reihe von Raihsverordnungen aus den Jahren 1617 big 1625, die 
aus der Druderet von Auguftin Ferber dem Jüngeren bervorgingen und 
das Wappen von Engelögeitalten getragen zeigen. Dann treten Scild- 


’) Als Beifpiel eines ähnlichen durch innere Gründe bedingten Wechjeld aus 
neuejter Zeit mag nod das Kön. Sächſiſche Wappen angeführt werden. Während als 
Schildhalter defjelben durchweg Löwen (mohl mit Bezug auf Thüringen oder Meiken) 
gebraucht werden, treten in dem Freiberger Ausbeute-Thalern („Segen des Bergbaus“) 
Bergfnappen an ihre Stelle. 

) Teste, Wappen ©. 13. 


87 


halter zuerjt wieder auf dem Titelblatt der in der Rathsbuchdruckerei von 
Nikolaus Schwiegerau gedrudten Hafenordnung für Warnemünde von 
1729 hervor und zwar find es hier Greifen, im Einflange mit dem 
Bilde des Wappen? und dieſe Form, welche den oben aufgeftellten An- 
forderungen aufs Bejte entipricht, ijt bi8 zum Jahre 1889 ſtets beibehalten 
worden.') Erſt da wurde aus hiftoriichen Gründen wieder auf die Löwen 
zurüdgegriffen. Es fragt fich jehr, ob das mwohlgethan war. Der Löwe, 
wenngleich ein vollendet jchönes und majejtätiiche® Wappenbild, iſt durch 
die übermäßige Anwendung auch an Orten, wo er gar nicht hingehört, 
etwas abgebraudt, namentlich als Schilöhalter. Im feiner derben Weiſe 
äußert jich der ſchon öfter genannte Grote?) darüber: „Wenn die goldenen 
Löwen als Schilöhalter ungefähr ebenjo bezeichnend find als der Name 
„Schulze“, jo find die wilden Männer das Analogon von „Müller“: beide 
Figuren fommen.zu häufig vor, als daß fie, dem Zwede der Wappen ent- 
iprechend, noch etwas individuell bezeichnendes haben könnten.“ Es iſt 
offenbar der reine Zufall, daß gerade Löwen als älteſte Form der Schild- 
halter des Roftoder Wappens vorfommen (vielleicht nach dem Vorbilde 
von Hamburg, wo jie ebenjo außer jeder Beziehung zum Wappen jtehen, 
denn an die bänifchen Löwen werden die Hamburger dabei wohl nicht 
gedacht Haben); wie Tesfe ?) richtig bemerkt, hätte der Künſtler des Jahres 
1575 ebenjogut gewappnete Männer als Schildhalter anbringen fönnen. 
Das wäre fogar bei Weiten beſſer geweſen, denn der wehrhafte 
Roftocder Bürger ijt der natürliche Träger und Bertheidiger des Stadt— 
wappens. Troßdem verdienen die Greifen auf alle Fälle den Vorzug, aud) 
wenn jie nicht ganz fo früh nmachgewiejen werden fünnen. Bei der Feſt— 
ftellung der Schildhalter des großen medlenburgischen Wappens hätte man 
jiher nicht auf die zeitlich frühefte Darftellung zurüdgegriffen, wenn dieje 
nicht zugleich die entſprechendſte geweſen wäre. 

Auf den Rojtoder Münzen kommen Schildhalter überhaupt nicht 
vor; al3 Berunjtaltungen, welche da8 Wappen der Stadt durch den 
Unverftand oder den Erfindungsgeift einzelner Münzmeijter über fich 
ergehen laſſen mußte, mögen noch beiläufig hier erwähnt werden, daß in 
den Jahren 1607 und 1608 der Greif vier Adlerfänge, 1632 u. ff. anjtatt 
der Löwenklauen unverkennbar gejpaltene Stierhufe zeigt und 1629 gar 
mit Schmetterlingsflügeln gebildet ift; ferner, daß von 1694—1701 der Greif 
fich nach links lehrt und in der unteren Schildeshälfte die Farben roth-weik- 
roth in jenfrechter Anordnung erjcheinen.*) Eine an jich jehr gefällige, aber 


1) In ſehr gefälliger Form zeigen fie fich fo als Bekrönung bes Gymnafialgebäudes. 

2) Münzftudien Bd. 2, ©. 725. 

” Medlenb. Nachrichten 1889, Nr. 19. Beilage. 

9 Diefe auffällige Zeihnung könnte wohl durch das früheſte Siegel des 1567 
eingerichteten „gemeinen Kaften“ (vgl. S. 23), der Stadtklaſſe, veranlaht fein. Das 


88 


aller Hiftorischen Berechtigung entbehrende Darjtellung zeigen die kupfernen 
Sechapfennigftüde von 1762, nämlich den auf blumenbewachjenem Boden 
ftehenden aufgerichteten Greifen, der einen blau=-weiß-rothen Schild vor 
ſich Hält. 


jedenfall von einem Notar entivorfene Siegel zeigt einen eigenthümlich geftalteter 
Schild, in deſſen oberer Hälfte der Greif in halbaufgerichteter Stellung erjcheint, während 
der untere Theil die in der Weije der alten Kaifermonogramme zufammengefeßten Buch— 
ftaben SDROTK zeigt, die als S(ignum) D(e) ROSTOK zu deuten find. Die beiderz 
ſenkrechten Stridhe der am größten dargeftellten Buchjtaben K und T theilen das Feld 
ungefähr in drei gleiche Theile und ein undeutlicher Abdrud, wie es die mit ſtarkem 
Papier überlegten Wachsfiegel des 16. Jahrhundert? meift zu fein pflegen, konnte wohl 
die Meinung erweden, als fei die untere Wappenhälfte in drei unregelmäßig gemujterte- 
(damaßcierte) Felder geipalten. 


Den Siegelabbildungen auf Seite 67, 68, 70, 71, 72, 79 und 83 liegen 
die für das Mecklenburgiſche Urkundenbuch angefertigten Holzichnitte zur 
Grunde, deren Clichés der Verein für mecklenburgiſche Gejchichte bereit- 
willigft zur Verfügung ftellte; für die Abbildungen auf S. 73 und 75 bin 
ich Herrn Beichenlehrer H. Reimers hier zu Dank verpflichtet. 

A. 





ei 








IX. 


Der Rathsherr Jakob Nettelbladt und feine nächften Nachkommen. 


ie Familie Nettelbladt ift jeit dem Anfang des 15. Jahrhunderts in 

Roftod anfällig; ihre Angehörigen betrieben ein Jahrhundert hindurch 
da3 Fiſchereigewerbe; erit der Water des Rathsherrn Jakob wurde Kauf: 
mann oder Mitglied der Brauer-Compagnie und machte dadurch gewiljer- 
maßen feine Nachkommen rathsfähig. 

Das ältefte Familienglied war — joweit bisher befannt — ein 
Berthold Nettelenblat, der im Jahre 1401 das Bürgerrecht in Roſtock 
erwarb. Wermuthlih war er von auswärts eingewandert und zog feine 
Verwandten nach ich, denn 1410, 1412 und 1413 wurden drei jeines 
Familiennamens, ſämmtlich Johann oder Hans geheigen, als Neubürger 
aufgenommen. Den verwandtichaftlihen Zuſammenhang zwiichen dieſen 
älteften Familiengliedern und den fpäteren nachzuweijen, ‚vermögen wir 
freilich vorläufig noch nicht, doch ift die Annahme eines jolchen von vorn- 
herein wahricheinlich und wird auch durch die beiden Umſtände unterjtüßt, 
das Herrn Jalob Nettelbladt? Water, wenn auch vielleicht nur in Folge 
jeiner Heirath, auf dem Fiicher-Bruch, wo wir die Familie jeit dem Jahre 
1404 anſäſſig willen, eine Bude beſaß und daß jich aus einem Haufe des 
Fiſcher⸗Bruchs eine Fenſterſcheibe erhalten hat, die den Namen eines Ehriftian 


Nettelbladt mit der Hausmarfe — aufzeigt, welche nachweislich auch 


vom Rathsherrn Johann Nettelbladt (geb. 1627, F 1690) geführt worden iſt. 

Ein helleres Licht fällt auf die Geſchicke der Familie Nettelbladt vom 
Teginn des 16. Jahrhundert? an. Nach den Schokbüchern wohnten 
damal3 auf dem Fiſcher-Bruch an der einen Seite Jakob und Joſt der 
Ueltere, an der andern Joſt der Jüngere, Hermann und Hans Nettelbladt. 
Von diejen jcheint Hermann 1505 geftorben zu fein, während die vier 


% 


übrigen bis 1511 genannt werden; an Jakobs Stelle fteht 1512 feine 
Wittwe, 1514 fein Sohn Gobehard; für Joſt den Ueltern tritt 1522 
feine Wittwe ein; Joſt der Jüngere wird 1513, Hans 1522 zuleßt 
genannt; 1532 wohnen an der einen Seite des Fiſcher-Bruchs Godehard und 
Joachim, auf der andern ebenfalls Godehard und Joachim. 

Indem wir die uns hier nicht interejfirenden Familienglieder bei 
Seite lafjen, ftellen wir die uns über Joft den Jüngern befannt 
gewordenen Nuchrichten zujammen. Soft Nettelbladt verfauft 1525 mit 
Vollbord jeiner Hausfrau Katharina jeine Bude auf dem Fiſcher-Bruch; 
1532 läßt er fich fein Eckhaus in der Wollenweber-Straße zufchreiben, das 
er vor langen Jahren vom jeligen Klaus Rovink gefauft hat, und giebt es 
feiner Ehefrau Geſeke auf deren Lebenszeit; 1537 läßt fich Geſeke Nettel= 
bladt das Edhaus ihres Vaters in der Wollenweber-Straße zujchreiben, wie 
e3 ihr in der Erbtheilung mit Jochim Nettelbladt, Jochim Blidemefter und 
den Kindern Hinrich Möllers zugefallen it. Joſt der Jüngere war aljo 
zweimal verheirathet, zuerjt mit Katharina, dann mit Gejefe, jtarb vor 
1537 und wurde beerbt von feinem Eohn Joachim, feiner Tochter Gejeke, 
feinem Echwiegerjohn Jochim Blidemejter und von Enfeln, welche al3 die 
Kinder Hinrich Möller bezeichnet werden, in Wirklichkeit aber deſſen Stief- 
finder und die Slinder feines Sohnes Jakob waren. Sein Beruf erhellt 
daraus, daß ſich 1527 April 10 Herzog Albrecht bei den Bürgermeijtern 
Roitods für Joſt Nettelbladt wegen der ihm von Johann Hatte, Paſtor zu 
St. Nikolai, gejchuldeten Zahlung für gelieferten Hopfen verwendet. — Joſts 
Tochter Geſeke verheirathete fich mit Lauren® Dammuche, der fich 1543 
das Edhaus in der Wollenweber-Straße mit Vollbord feiner Hausfrau Gejefe 
zufchreiben ließ und es 1550 wiederum mit WVollbord jeiner Hausfrau 
Gefefe an das Heil. Geilt-Hofpital verkaufte. Jochim Blidemefter hatte 
1533 Talfe, die Wittwe des Mathias Dreger, geheirathet und lebte 
1550 in anderweitiger Ehe. Ueber Joachim fehlen ung bisher noch 
weitere Nachrichten. 

Jakob Nettelbladt, den Bürgermeijter Heinrich Nettelbladbt an die 
Spibe des gedrudten Stammbaums jtellt, wurde in den Rath gewählt 1525, 
war Gerichtäherr 1525, 1526, 1528, 1529, 1532 und fommt als folcher 1532 
Mittwoch nach Martini) Nov. 13 zulegt vor. Er war zweimal verheirathet 
und hinterließ aus der erſten Che 4, aus der zweiten 6 Kinder. — Die erite Che 
ſchloß er mit Katharina Kröger, einer Tochter des Rathsherrn Hinrich 
Kröger, deſſen Wittwe Ilſabe 1512 mit Katharina und deren Schweftern 
Margaretha, Bernd Sanders Ehefrau, und Annele, Weſſel Mates Ehefrau, 
abtheilte. Katharina war 1517 bereits verjtorben; der Wittwer ließ ich 
zufchreiben, was ihm bei der Teilung der Nachlafjenichaft feines 
Schwiegervaterd eigenthümlich zugefallen war: ein Brauhaus in der 


9 


Langen Straße, ein Orthaus oberhalb der Wokrenter Straße, da3 nunmehr 
aus zwei Häufern unter Einem Dach beitand, und eine Bude in der Langen 
Straße oberhalb der Fiicher-Straße, und jeßte fich mit jeinen ihm von 
Katharina Kröger geborenen Sindern Tilſeke, Hinrich, Tönnies und Karſten 
dadurch auseinander, daß er ihnen 1500 Mark Sundiſch in feinem Haufe 
in der Langen Straße verficherte. — Die Veranlaffung zu diefer Aus— 
einanderjegung war zweifelsohne Herrn Jakobs zweite Che, die er mit einer 
Anna, nach Angabe des Stammbaum ‚mit Anna Godow, einging. Im 
Jahre 1533 quittiren feine Söhne erfter Ehe Hinrich, Tönnies und 
Kariten mit Vollbord ihrer Vormünder Hans von der Lanken, Franz 
Maes und Joſt Nettelbladt (bed Großvaters) ihrer Stiefmutter Annefe 
für 50 Gulden, die ihnen ihr Water legtwillig vermacht hat, und 1535 
teilt Annele, Herm Jakob Nettelbladts Wittwe, jet wiederum vermählt 
mit Hinrich Möller, mit ihren ſechs Kindern erjter Ehe: Margarethe, 
Katharina, Agneta, Magdalena, Hermann und Jafpar, dadurch ab, daß fie 
ihnen 1800 Dart Sundiſch in ihrem Haufe in der Langen Straße und in 
ihrer Bude oberhalb der Fiſcher-Straße verfichertee — Annele brachte 
ihrem zweiten Ehemann die drei von Hinrich Kröger herrührenden Grund- 
ftüde als Brautihag zu und ließ diefelben, nachdem auch Hinrich Möller 
geitorben war, im Jahre 1559 fich jelber zujchreiben; ihre Verfügungen 
darüber zu Gunften ihres Sohnes Jajpar }. unter 10. Cine Rente von 
15 Mark, die von Geske Iven (j. unter 1) herrührte und ihr im Jahre 
1548 zugefallen war, ließ fie 1558 mit Wiſſen und Willen ihres Sohnes 
Hermann Nettelbladt dem Heil. Geijt-Hojpital zujchreiben. 

Ueber Herrn Jakobs Finder erjter Che wiſſen wir Folgendes: 

1. Zilje hHeirathete Hinrich Jven und war 1538 finderlos 
verftorben. 1534 erflären Hinrich Iven und feine Hausfrau Tilje, Tochter 
des Rathsherrn Jakob Nettelbladt, das ihnen von Tiljes Mutter zugefallene 
Erbtheil erhalten zu haben, und 1538 beurfunden Tönnies und Karſten 
Nettelbladt für ſich und in Vollmacht ihres Bruders Hinrich, wegen des 
von ihrer Schweiter Tilje hinterlafjenen Erbgutes von ihrem Schwager 
Hinrich Iven voll befriedigt zu jein. — In feinem Tejtament jegte Hinrich 
Sven 300 Marf aus, von denen nad) dem Tode feiner Mutter Gesfe, 
einer Schwefter Peter Berringers, 100 Markt an die vier Töchter des 
Herrn Jakob Nettelbladt fallen jollten. 

2. Hinrich war vermuthlich der „Kaufgejelle im Ausland“ diejes 
Namens, der bis zum Jahre 1532 im Genuß einer am Altar der Heil. 
Anna in der Petrikirche gejtifteten Eleemofyne getvejen war, welche nun- 
mehr anderweitig verliehen wurde. Es entjpricht diejer Annahme, daß er 
1538 bei der Auseinanderſetzung über den Nachlaß feiner Schweiter Tilſe 
nicht perjönlich zugegen war. — Hinrich Nettelbladt gewann 1540 das 


92 


Bürgerrecht und verheirathete ich in dem jelben Jahre mit Anna Bugge, 
Tochter des Peter Bugge, Wittwe des Martin Witte, die ihm als Braut» 
ſchatz ein Haus in der Krämer-Straße zubrachte, das ihrem verjtorbenen 
Manne gehört hatte. Einen Hopfenhof vor dem Betrithor am Riefdahler 
Wege faufte er 1552 von Mag. Danquard Danquardi. Im Jahre 1550 
verglich er fich mit Ewalt Witte, dem Vaterbruder feiner Stieffinder dahin, 
daß er jedem Kinde, wenn e3 zu Manne berathen werden würde, 100 Marf 
bezahlen und außerdem einen Hopfenhof vor» dem Steinthor, nachdem er 
ihn 6 Sahre frei genubt Hatte, herausgeben jollte: vielleicht ijt dieſer 
Vergleich) dahin zu veritehen, daß Anna Witte, ohne Nachfommen aus 
ihrer fpäteren Ehe zu Hinterlajjen, gejtorben war; jedenfalls müjjen die 
1573 zuerjt erwähnten unmündigen Kinder Hinrichs aus einer zweiten 
Ehe dejjelben mit einer Hundertmarf hervorgegangen fein. — Im Jahre 
1555 it Hinrich mit Herrn Sarjten, 1563 mit Herrn Karjten und mit 
Sajper VBormund feiner Schwefter Margaretha; 1561 werden Rathsherr 
Karſten und jeine Brüder Hinrich und Tönnies im Tejtament der Katharina 
Kröger zu Erben eingejegt und 1573 verlafjen Herr Karjten, Margaretha 
Everdes, Anna Slorf und die Bormünder von Hinrich Nettelbladt3 Kindern 
5 Morgen Ader8 auf dem Stadt-Felde, wie ihnen ſolche in der Erb- 
theilung von Katharina Kröger wegen zugefallen find, an Tönnies 
Nettelbladt: zwiichen 1563 und 1573 muß aljo Hinrich gejtorben fein. — 
Seine Kinder waren: Hinrich, Tilje und Margaretha. Hinrich verfauft 
1584 jeinen beiden Schwejtern Tilje und Margaretha den gemeinjchaftlich 
von ihrem Vater Hinrich Nettelbladt ererbten Hopfenhof am Riekdahler 
Wege für 100 Gulden. Tilje war vermählt mit dem Brauer Jochim 
Rüter, der vor ihr verjtarb; in ihrem Tejtament von 1609 Dez. 13 
nennt „Zilje Nettelblat® oder Rüters“ ihre 6 Kinder: Katharina, ver- 
mählt mit Hang Reggelin, Hinrich, Margaretha, vermählt mit Hinrich 
Nike, Elifabetd, vermählt mit Joachim Barchlei, Anna, vermählt mit 
Dswald Schlehe, und Dorothea, noch unvermählt; auch bedenkt fie ihren 
Paten Hans Nettelbladt, den Sohn ihres Bruder? Heinrih. Marga- 
retha war in erjter Ehe mit Johann Welpe, in zweiter mit Steffen Mathias 
verheirathet: 1587 läßt Margaretha Nettelbladt, weiland Johann Welpes 
Wittwe, ihrem Bräutigam Steffen Mathias ihren halben Hopfenhof am 
Riefdahler Wege zufchreiben, jedoch joll er denjelben, wenn er ihn ver- 
äußern will, ihrem Schweitermann Jochim Nüter für 50 Gulden ver- 
faufen. — Noch nicht Har erfennbar iſt das Verhältnig Heinrichs zu der 
Familie Hundertmarf, insbejondere zu der Margaretha Hundertmarf, die 
von ihrem Sohn Hermann Hundertmarf, von Tönnies Nettelblabt, der 
eine Tilje Hundertmarf geheirathet hatte, von Jaſper Nettelbladt, ver- 
heirathet mit Sara Blivernicht, die in erjter Ehe mit Jochim Hundert- 


93 


marf vermählt geweſen war, und von den Slindern Hinrich Nettelbladts 
beerbt wurde. Im Jahre 1558 verkauft Hermann Hundertmarf feiner 
Mutter Margaretja Hundertmark 70 Mark Rente aus feinem Hauje in 
der Heinen Mönchen: Straße neben Herrn Karſten Nettelbladt für 
1400 Marf, von denen er 1575 an SKariten Albrecht und Hermann 
Nettelbladt, al® an die Vormünder von Hinrich Nettelbladts Kindern, 
350 Marf und 1576 an Jaſper Nettelbladt ebenfalls 350 Markt ausbezahlt, 
wie es ſcheint aljo 700 Marf als feinen Antheil an dem Nachlaß feiner 
Mutter zurüdbchätt. Im Jahre 1584 übernimmt die Tochter Hinrich 
Nettelbladt3, Margaretha, das Haus in der Eleinen Mönchen-Straße; e3 
quittiren ihr die VBormünder von Hermann Hundertmarks Kindern für 
175 Gulden al3 deren Viertheil an demjelben und ihr Schwager Jochim 
Rüter wegen feiner Hausfrau Tilfe und ihr Bruder Hinrich ebenfalls für 
175 Gulden; ferner befennt fie, der Sara Blivernicht 500 Mark jchuldig 
zu fein, welche diejelbe mit ihrem feligen Ehemann Joachim Hundertmarf 
erheirathet Hat, jowie auch den Kindern von Tönnies Nettelbladt Jakob, 
Heinrih, Gert, Katharina, Tilje und Anna 150 Gulden; endlich quittirt 
ihr Jochim Weſebom im Namen jeiner Hausfrau Margaretha für 25 Gulden. 
Dem entiprechend verkaufen gleichzeitig Hermann Hundertmarf3 Kinder, 
Sohim Detloff3 im Namen feiner Hausfrau Sara Blivernicht, Tönnies 
Nettelbladts Kinder und Hinrich Nettelbladt3 Kinder Tilfe und Heinrich 
ihr Haus in der fleinen Mönchen-Straße an Margareta Nettelbladt, 
Johann Welpe's Wittwe, von der es 1587 ihrem Bräutigam Steffen 
Mathias verlajjen wird. Vielleicht war das Verhältnig folgendermaßen: 


N. Humdertmarf 
Margaretha + 1575 


N. Tilſe N. Hermann + 1584 
Heinrich Nettelbladt F 1573 Tönnies Nettelbladt F 1575 


— — — — — — — — — 
Tilſe Margaretha Heinrich Jochim 
Jochim Rüter Johann Welpe Sara Blivernicht 


Steffen Mathias 


3. Karſten, dem Stammbaum nach ein Sohn des Rathsherrn 
Satob und vermählt mit Jeſche Kordes, wurde 1555 zum Rathsherrn 
erwählt, vertrat 1556 den Gerichtäheren Laurens Breide, 
war Gewettsherr 1569, 1575, Weinherr 1578, 1579, 
1581 und beim Schoß 1569, 1572, 1576, 1580, Seine 
Hausmarfe war die nebenstehende. Im Jahre 1543 
faufte Karſten Nettelbladt von Hinrich Kröger deſſen Haus 
in der Lager⸗Straße. Vermählt war er in erſter Che mit Geſ eke 
Beeſt, einer Tochter des Klaus Beeſt und einer Annefe: 1541 ver- 





94 


heirathete ſich Anneke, Klaus Beeſts Wittwe, mit Jochim Cordes 
und brachte ihrem Gatten ein Haus bei der Grube zu, das ſie 
mit Genehmigung ihres Tochtermannes Karſten Nettelbladt aus der 
Nachlaſſenſchaft ihres erſten Ehemannes erhalten hatte; 1568 läßt 
ſich Herr Karſten Nettelbladt zuſchreiben des ſel. Jochim Cordes Brau— 
haus an ber Grube bei der Mollen-Brücke, wie ihr daſſelbe von feiner 
jel. Frau wegen zugefallen ijt, und des jel. Jochim Cordes Haus in der 
Molten-Straße, letteres verkauft er 1580 an Dinnies Beiſe, erjteres über- 
trägt er 1573 jeinem Sohn Joachim; eine Rente von 20 Marl, die Klaus 
Kordes 1567 von Jakob Gamme für 400 Mark kauft, fommt von Klaus 
Kordes an deſſen Schweiter Gejefe Beites, Karſten Nettelbladt3 Hausfrau, 
und von diejer an Karjten Nettelbladt, der fie 1580 Nov. 11 feinem mit 
Geſeke Beſtes gezeugten Sohn Klaus überträgt. — Eine zweite Che ſchloß 
Karjten mit Armgard Köler, einer Tochter des Klaus Köler, der fich 
1526 mit ihr auseinander gejeßt hatte und eine Wittwe, Margaretha, 
hinterließ, deren Vormünder 1555 und 1562 Herr Karſten und Hinrich 
Nettelbladt waren; Armgard war bereit3 verwittwet, doch ijt ung der Name 
ihres erjten Ehemannes unbefannt. Im Jahre 1575 kauft Armgard 
Nettelbladt von Katharina, Gödele Echröderd Witte, ein Haus, „an dem 
Hoppenmarfede up der Ejelvotesjtraten belegen“, und erklärt, daß Herr 
Karſten die Nutznießung dejjelben bis zu feinem Tode haben, daß aber 
alsdann das Haus an ihre Erben zurüdfallen jolle; getilgt iſt dieſe Ein- 
tragung 1607 mit Genehmigung von Armgard Kölerd Legatarien. Im 
Sahre 1576 verkauft Armgard Nettelbladt, jetzt Herrn Karſten Nettel- 
bladt3 eheliche Hausfrau, ihr Haus in der Molfen-Straße, wie es ihr von 
ihrem vorigen Ehemann vermacht ift. Nach dem Tode Karſtens heirathete 
fie Herrn Henning Beſelin, den fie ebenfalls überlebte: 1581 Det. 17 heißt 
fie Armgard, weiland Herrn Karſten Nettelbladts nachgelafjene Wittwe, 
1583 April 12 Armgard, Herrn Henning Beſelins eheliche Hausfrau, 
1585 Armgard Köler, Herrn Henning Bejelins Wittwe; 1605 war fie 
veritorben. — Karſtens Kinder waren: Klaus, Iochim, Jakob, Tilje und 
Anna. ) Von den Töchtern war Tilje mit Jochim Ohm verheirathet, 
Anna mit Rathsheren Heinrich) Gufebier, nah dem Stammbaum in 
eriter Ehe mit Profeffor Bernhard Menjing, in zweiter mit Heinrich 
Gufebier: 1573 befennt Jochim Nettelbladt, daß er jein Brauhaus in der 
Grube feinem lieben Vater Herrn Karſten Nettelbiadt für 1500 Gulden. 
abgefauft habe, von denen er 600 Gulden frei haben und 400 Gulden an 
feine Schweſter Tilſe bei deren Verheiratyung auszahlen jolle; 1577 
quittirt Herr Karjten Nettelbladt für diefe 400 Gulden; 1581 laſſen Herrn 


1) Der Stammbaum giebt ihm 4 Kinder: Anna, Hinrid, Joahim, Harmen. 


95 


Karſtens Erben, Klaus, Jochim und Jakob Nettelbladt und Iochim Ohm, 
ihrem Schwager Hinrich Gufebier Renten zujchreiben, desgleichen Jochim 
und Jakob Nettelbladt, Hinrich Gufebier und Jochim Ohm ihrem Bruder 
und Schwager Klaus Nettelbladt, desgleichen Klaus und Jakob Nettel- 
bladt, Hinrich Gufebier und Jochim Ohm ihrem Bruder und Schwager 
Sohim Nettelbladt einen Hopfenhof außerhalb des Steinthord. Klaus 
war verheirathet mit Metfe Goldenifje, einer Tochter des Henning Golde- 
nilje und der Engel Gronenberg: 1543 giebt Engel Gronenberg dem 
Henning Goldenifje ihre beiden Häufer in der Mühlen-Straße als Braut- 
ſchatz ihrer Tochter Engel; 1586 Febr. 11 verläßt Henning Goldenifje 
nad) feinem und jeiner Hausfrau Tode feinem Tochtermann Klaus Nettel- 
bladt jein Brauhaus in der Mühlen-Straße; getilgt ift diefe Eintragung 
1611 Iuni 27 auf Befehl Klaus Nettelbladt® und im Beijein Bürger- 
meifter Heinrich Stallmeiſters als Bevollmächtigten der Metke Goldeniffe, 
Klaus Nettelbladts ehelicher Hausfrau; 1595 Aug. 2 läßt Klaus Nettel- 
. bladt die Brau-Gerechtigfeit jeinem Haufe in der Mühlen-Straße ab- und 
dem Haufe feiner Echwiegermutter Engel Goldenifje auf dem Wendländer 
Schilde zujchreiben; 1611 Juni 27 verläßt Klaus Nettelbladt jeiner Haus- 
frau Metke Goldenijje das von deren Vater erhaltene Brauhaus in der 
Mühlen-Straße; getilgt wird dieje Eintragung 1614 Nov. 25 auf Befehl 
der Bormünder der Metfe Goldenifje. In feinem und feiner Ehefrau 
‚Metfe Goldenifje gemeinjchaftlichen Tejtament bedenkt Klaus feine Brüder 
Soahim und Jakob und feine Schweitern Tilfe Ohm und Anna Gufebier 
mit Vermächtniſſen. Im demfelben führt Klaus als redendes Wappen 
3 Nefjelblätter und da3 Meonogramm NB im Giegel. 

Jochim war, wie auc) der Stammbaum bejagt, verheirathet /C. MB. 

mit Gertrud Grubenhagen: 1591 Dec. 7 ſetzt fi) Johann 

Eler3 mit den Erben feiner Hausfrau Margaretha Papen- 

hagen, Eliſabeth Striggels, Wittwe des Pancratius Stelle 

mann, weiland Bürgermeiſters zu Güjtrow, Gertrud 

Grubenhagen, ehelicher Hausfrau Jochim Nettelbladts, Daniel Etellemann 
und Meichior Stellemann, auseinander und 1598 Juni 13 verkauft Daniel 
Etellemann jeinen Antheil an der betreffenden Erbſchaft feinem Schwager 
Jochim Nettelbladt. Auf ein im Jahre 1553 dem Bernt Bröfer zu- 
geichriebenes Kapital empfängt 1570 Herr Hans Bröfer 150 Mark; die 
übrigen 450 Markt läßt Iohann Elers 1591 Dec. 7 den Erben jeiner 
Hausfrau Margarethe Papenhagen zujchreiben; 1607 Sept. 16 überlajjen 
die übrigen Erben ihren Antheil der Gertrud Grubenhagen, Jochim 
Nettelbladbt3 Hausfrau, und dieje überträgt die 450 Mark mit Conſens 
ihres ehelichen Vormundes dem Kloſter zum heil. Kreuz. — Jakob war 
1612 bereit3 verjtorben und Hatte Kinder Hinterlafjen, deren Namen wir 


96 


ebenjo wenig kennen, wie denjenigen feiner Ehefrau. Ein Jakob Nettel- 
bladt kauft 1572 von Margarethe Lüchow eine Bude auf dem Fiſcher— 
Bruch und 1608 Mat 4 laſſen die Rathsherren Jochim Schütte und 
Nikolaus Winefe ald verordnete Commissarii ad vendendum Jakob 
Nettelbladt’3 in Gemäßheit eines Urtheil3 von 1605 Sept. 21 dem Klaus 
Pylade eine Bude auf dem Fiſcher-Bruch zujchreiben. . 

4. Tönnies war nach einem Programm auf feine Tochter Tilje 
in erſter Ehe mit Tilfe Hundertmarf, in zweiter mit Anna Barjchamp 
verheirathet; er ftarb vermuthlich 1575. — Im Jahre 1549 verkaufen die 
Vorjteher des Heil. Geift-Hofpital3 dem Tönnies Nettelbladt ein Haus in 
der Wofrenter Straße; in demjelben Jahre verfaufte Jürgen Woferyi fein 
Haus in der Schnidmanns- Straße zwiichen Gert Arendes und Tönnies 
Nettelbladt; 1570 verfaufen die Kirchenvorjteher von St. Jakobi einen 
Hopfenhof außerhalb des Ströpeliner Thors an Tönnies Nettelbladt. — 
Seine erjte Ehe mit Tilje Hundertmarf muß Tönnies vor 1546 ein- 
gegangen fein: in dieſem Jahr verfauft Anneke, Peter Minden: Wittwe, 
ihr Haus in der Blut-Straße mit Vollbord ihrer nächſten Verwandten 
Tönnies Nettelbladt und Lütfe Stodmann an Hillebrand Dorgeloo und 
diefer verkauft ihr dafür 10 Mark Rente, die fi) 1564 Margaretha 
Hundertmarf mit Vollbord ihrer Kinder zufchreiben läßt. — Die zweite 
Hausfrau Tönnies’, Anna Barihamp, überlebte ihren Ehemann und 
verheirathete jich wieder mit Henning Schmedes: 1576 läßt Anna Nettel- 
bladt, Tönnies Nettelbladt3 Wittwe, ihrem Fünftigen Ehemann Henning 
Schmedes jowohl ihr Brauhaus in der Wokrenter Straße mit der Hinter- 
bude in der Schnidmanns-Straße, al3 auch ihren Hopfenhof außerhalb des 
Kröpeliner Thors zujchreiben. — Die 7 Kinder Tönntes’ erjter Che waren: 
Safob, Heinrich, Gert, Margaretha, Katharina, Tilje und 
Anna, die 3 Kinder zweiter Ehe: Agnes, Eljabe und Tönnies. 
Im Jahre 1576 theilt Anna Barſchamp, Tünnies Nettelbladts Wittwe, 
ab mit ihren Stieftöchtern Tilfe und Anna, Töchtern der Tilje Hundert- 
marf, und mit ihren eigenen Kindern Agnes, Eljabe und Tönnies; fie giebt 
jedem Sinde 400 Mark Sundiih zum Brautſchatz, wie die Schweiter 
Katharina ebenfalld befommen; ihr Stiefſohn Gert joll feiner Mutter 
Gürtel und von feinem Bruder Heinrich 100 Gulden erhalten; 1584 ver- 
lafjen die genannten fieben Kinder erjter Che der Margareta Nettelbladt, 
Hinrichs Tochter, ihren Antheil an dem Hundertmarfichen Haufe in ber 
Heinen Mönchen-Straße. — Bon den Töchtern Heirathete Margaretha 
in erjter Ehe Heinrih Fride und in zweiter Jochim Wejebom: 
1581 theilt Margaretha Nettelbladt, Jochim Weſeboms eheliche Hausfrau, 
mit ihren Kindern Heinrich und Tilje ab, die von Heinrich Fride gezeugt 
find; 1584 quittirt Jochim Wejebom im Namen jeiner Hausfrau der 


97 


Margaretha Nettelbladt für 25 Mark aus der Margaretha Hundertmark- 
Ihen Erbſchaft. — Katharina heirathete Mag. Heinrich Detharding. 
— Tilſe, 1587 verheirathet mit Heinrich Reud, Paftor zu Pernow, 
ftarb als Wittwe defjelben 1626. — Eljabe war 1602 mit Mag. 
Johannes Eoleruß verheirathet. — Von den Söhnen war Tönnies 
1626 ala Mag. Antonius Nettelbladt bereits verftorben. 

Ueber Herrn Jakob Nettelbladt3 Sinder zweiter Ehe haben wir 
folgende Nachrichten: 

5. Margaretha heirathete in erjter Ehe Klaus Röler: 1555 
jest ji) Margaretha, Klaus Kölers Wittwe, mit Genehmigung ihrer Vor- 
münder Herrn Karſtens und Hinrich Nettelbladt3 auseinander. Ihre 
zweite Ehe jchloß fie mit Wulfgang Koppen: 1555 überlafjen Herr Karſten 
und Hinrich Nettelbladt als WBormünder ihrer Schweiter Margaretha, 
Haus Kölers Wittwe, das Brauhaus dejjelben, wie es ihr in der Erb- 
theilung mit ihren Kindern zugefallen ift, an Wulfgang Koppen als Braut- 
ſchatz; 1556 verfauft Wolfgang Koppen mit Willen feiner Hausfrau 
Margaretha 15 Mark Rente; 1562 befennt Wolfgang Koppen, Propft des 
Klojters zum heil. Kreuz, in Gegenwart von Karſten und Hinrich Nettel- 
bladt, al Vormündern feiner Ehefrau Margaretha, Klaus Kölers Wittwe, 
daß er das ihm zugejchriebene Haus in der Ströpeliner Straße Margaretha 
und ihren Sindern zurücgegeben und dafür 200 Gulden empfangen habe; 
1563 verkauft Margaretha Koppen mit Genehmigung ihrer Vormünder, 
Herrn Karſtens, Hinrich) und Jaſpers, Gebrüder Nettelbladt, und der VBor- 
münder ihrer Kinder ihr Haus in der Ströpeliner Straße an Hans Belentin. 
— Margarethas Kinder erjter Ehe waren 1555: Magdalena, Anna und 
Margaretha; Magdalena heirathete in erfter Che Hermann Arp, in zweiter 
Hans Befentin, in dritter 1572 Hinrich Runge, den jpätern Bürgermeifter ; 
Anna heirathete Hans Krowel. 

6. Katharina blieb wahrjcheinlich unvermählt und jtarb 1595: 1563 
kaufte Katharina Nettelbladt von Klaus Wihr eine Rente von 15 Mark; 
1569 verkaufte Jaſper Nettelbladt ein von feiner Mutter Anna Möller 
erfauftes Duerhaus an feine Schweiter Katharina für die Zeit ihres Lebens; 
1589 wurde bei der Umfchreibung dieſes Grunditüds an Jaſpers Sohn, 
Jakob Ntettelbladt, die Klauſel Hinzugefügt, daß dadurch dem zwiſchen Jaſper 
und deſſen Schweiter Katharina errichteten Contract fein Abbruch gejchehen 
jolle; 1595 Sept. 19 ſetzten fich die Kinder der Agneta Nettelbladt über 
die 1563 von Katharina erfaufte Rente dadurch auseinander, daß der 
Bormund von Anna Köler, Hans Kölers Wittwe, und Peter Kneſebeck in 
ehelicher Vormundſchaft feiner Hausfrau Sara Bernow und wegen deren 
Brüder Jürgen und Jaſper Bernow bdiefelbe dem Bürgermeifter Heinrich 
Runge zufchreiben lichen. 


Beitzäge L. 7 


98 


7. Ugneta war mit Jaſper Bernow verheirathet ) und ſtarb 
1568. Im Jahre 1553 kauft Jaſper Bernow ein Brauhaus in der 
Schnicdmanns-Straße; 1568 theilt Jaſper Bernow mit feinen vier Kindern, 
deren VBormünder Hermann und Jaſper Nettelbladt find, dadurch ab, daß 
er ihnen 200 Gulden zuweiſt; 1569 befennt Jaſper Nettelbladt, den vier 
Kindern feiner jeligen Schweiter, von Jaſper Bernow gezeugt, 500 Mark 
ſchuldig zu fein; 1576 quittiren die Vormünder von Jaſper Bernows 
lindern für 200 Mark; 1586 verſpricht Sara Detloff, die übrigen 300 Marf 
an Hand Mindemann ausbezahlen zu wollen, dem Jaſper Bernow mit 
Schulden verhaftet geblieben iſt. Wermuthlih it Jaſper Bernow mit 
Jaſper Bernefow zu identificiren, dejjen Brauhaus in der Schnickmanns— 
Straße 1573 durch Hermann Nettelbladt, ald Jajper Bernekows Bevoll- 
mächtigten, und jeine Gläubiger verfauft wird. — Agnetas vier Slinder 
waren 1568: Anna, Jürgen, Jalper und Sara; Anna Heirathete Hans 
Köler, Sara Peter Kneſebeck. 

8. Magdalena jcheint früh und unverheirathet geſtorben 
zu fein. 

9. Hermann war vermuthlic) der jpätere Rathsherr dieſes 
Namen?. ?) Diejer erwarb das Bürgerrecht 1569, war Kirchenvorjteher 
zu St. Jakobi 1578, wurde in den Kath erwählt 1582 Februar 24, war 
Gerichtsherr 1583, 1584, 1586, 1587, Gewettsherr 1588, 1589, 1591, 
1592, 1594, 1595, 1597, 1598, Kämmereiherr 1600, 1602, 1603, 1605, 
1606, beim Schoß 1591, 1594, 1598, 1600, 1603, 1606 umd ftarb 1606 
Juni 12. — Im Jahre 1563 läßt Anna Nettelbladt ihrem Sohne Hermann 
Nettelbladt ihren Hopfenhof außerhalb des Sröpeliner Thors zuijchreiben 
und Hermann verkauft ihr dagegen 20 Mark Rente aus demjelben für 
400 Mark. — Hermanns Ehefrau war Tilje Witting: 1569 läßt 
Tilje Nettelbladt ihrem jeigen Ehemanne Hermann Nettelbladt ihr Brau— 
haus in der Lager-Straße als Brautichaß zujchreiben; 1592 fauft Hermann 
Nettelbladt ein Haus in der Querſtraße zwilchen der Mofrenter und 
der Lager: Straße; 1615 wird dieſe Eintragung getilgt auf Befehl der 
Vormünder von Hermann Nettelbladts Wittwe und deren Erben. — Von 
feinen mit Tilje erzeugten neun Sindern überlebten ihn nur zwei Töchter 
und ein Sohn: Margaretha, vermählt mit Chriſtian Sledanus, Wen- 
dula (7 1631 Sept. 29), vermählt mit Rathsherr Joachim Webege 
(+ 1609) und in zweiter Ehe (1613) mit Michael Sibrand, und Jakob, 


) Der Stammbaum macht diefe Agneta zu einer Tochter Hermanns; jiehe 
unter 9. 

) Der Stammbaum macht ihn zu einem Sohn Karftend und nennt ala fein 
Geburtsjahr 1532 und als feine Gattin Tilfhe Wittings. 


99 


über den und weitere Nachrichten fehlen.) — Ein Siegelabdrud von 1576 
gehört einem Hermann Nettelbladt an, doch iſt es fraglich, — 
ob dem Rathsherrn. An 

10. Jaſper ward 1544 Apr. 10 als Casparus 
Nettelblath Rostochiensis auf der Univerfität Roftod 
immatriculirt; ein jpäterer Zuſatz der Matrifel lautet: 
eivis hie Rost. Das Bürgerrecht erwarb er 1561; 1575 
war er Vorſteher der Jalkobi-Kirche und führte neben- 
jtehende Hausmarfe im Siegel. — Im Jahre 1561 verfauft 
Anna Möller ihrem Sohne Jaſper Nettelbladt ein Haus 
in der Langen-Straße, und Jaſper verkauft hinwieder 
aus Ddemijelben eine Rente von 120 Marf an jeine 
Mutter Anna Möller und eine Rente von 10 Marf 
an feine Schweiter Katharina; 1561 verkauft ihm Anna Möller auch das 
daneben liegende Querhaus, und er verkauft dafjelbe hinwieder jeiner 
Schweiter Katharina auf deren Lebenszeit. — VBerheirathet war Jaſper, 
wie auch der Stambaum angiebt, mit Sara Blivernicht, einer Tochter 
de3 Heinrich Blivernicht und einer Metfe Befelin, die in erjter Ehe mit 
Hinrich Goldenijje vermählt gewejen war: 1538 theilt Metfe, Hinrich 
Goldeniſſes Wittwe, Ehefrau des Hinrich Blivernicht, mit ihren Kindern 
erfter Ehe ab und jpäter quittiren für den betreffenden Erbtheil von je 
800 Mark Hinrich Goldeniſſe, Ewalt Witte für feine Hausfrau Katharina, 
Henning Goldenifje, Jochim Witte und Iochim Kellermann; 1538 laſſen 
Herr Nikolaus Bejelin, Mag. Jochim Beſelin und Hinrich Goldeniffe ihrer 
Schweiter und Mutter Metfe, vormals Hinrich Goldenifjes, jetzt Hinrich 
Blifhernichts Ehefrau, deren Haus in der Lager-Straße Hinrich Blifher- 
nicht zuſchreiben, wie es Hinrich Goldenifje gehört hat; 1560 vergleicht 
ſich Hinrich Blifernicht mit feinen beiden Stiefſöhnen Bürgermeijter 
Hinrich und Henning Goldenifje dahin, daß er jedem noch 80 Mark aus— 
zuzahlen hat. Sara Blivernicht war in erjter Ehe mit Jochim Hundert- 
mark verheirathet: 1560 weiſt Hinrich Blivernicht feinem Tochtermann 
Sohim Hundertmark jein Haus in der Lager-Straße zwilchen Thomas 
Ferden und Titke Gruber; 1565 giebt Hinrich Blivernicht dem Jaſper 
Nettelbladt als Fünftigem Ehemann feiner Tochter Sara fein Haus in ber 
Lager-Straße zwiichen Thomas Verden und Titfe Gruber; 1566 theilt 
Sara Hundertmart mit Vollbord ihres künftigen Ehemannes Jaſper 
Nettelbladt mit ihren beiden Kindern Jochim und Margaretha Hundert 
marf ab und giebt ihnen 900 Gulden, wodurch fie von dem, was ihnen 
noch von ber Großmutter ihres Vaters zufallen möchte, abgetheilt jein 


’) Der Stammbaum giebt Hermann eine weitere Tochter Agneta; f. unter 7. 
7% 


100 


jollen. Eine dritte Ehe jchloß Sara 1584 mit Joachim Detloff und in 
dem betreffenden Ehevertrag wird al3 Zeuge ihr „Bruder“ Henning Golde- 
niffe genannt. Die Erben Saras waren ein Sohn erjter Ehe, Jochim 
Hundertmarf, ein Sohn zweiter Ehe, Jakob Nettelbladt, und ein 
Schwiegerjohn, Klaus Preuße, der aljo entweder mit Margaretha Hundert- 
marf oder einer Tochter Jalper Nettelbladt3 unbekannten Namens ver- 
mählt gewefen fein muß): 1589 Iaffen Sara Blivernicht3 Erben, Jakob 
Nettelbladt, Klaus Preuße und Jochim Hundertmart dem heil. Geijt- 
Hojpital und dem Pockenhauſe je 50 Mark zujchreiben, die Sara Bliver- 
nicht denſelben letztwillig vermacht Hat; in demſelben Jahre erhalten 
Jochim Hundertmarf, Klaus Preuße und Jakob Nettelbladt je 100 Mark 
von den 300 Mark, für welche Margaretha Hundertmart 1563 eine 
Rente von 15 Mark von Karſten Moller gefauft hatte; in demjelben Jahr 
lajfen die Vormünder Jakob Nettelbladts ihrem Miündel das Haus Jafper 
Nettelbladt3 in der Langen Straße zujchreiben und verfaufen Sara Xliver- 
nicht3 Brauhaus in der Lager-Straße an Klaus Preuße. 

Sind wir dur) die bisher aufgefundenen Nachrichten, deren Zu— 
jammenjtellung jelbjtverjtändlich Irrthümer nicht ausjchließt, in der Er— 
fenntniß des verwandtichaftlichen Zujammenhanges unter den Familien- 
mitgliedern des 16. Jahrhunderts ein gutes Stück vorwärt3 gekommen, jo 
fehlt und doch gerade über dasjenige Mitglied noch näherer Aufihluß, von 
dejjen Nachlommenjchaft die Aufzeichnungen des Rathsherrn Johann 
Nettelbladt zuverläffige Kunde geben. Es ift das der 1624 Febr. 3 
geitorbene Heinrich Nettelbladt, verheirathet mit Katharina Lange, durch. 
jeinen Sohn Heinrich (geboren 1591 Juni 14, vermählt mit Margarethe 
Maak 1626 Febr. 21, geftorben 1637 April 24) der Großvater des Raths— 
bern Johann. Der Stammbaum macht ihn zu einem Sohn des Raths— 
bern Jakob, was natürlich nicht richtig fein fann; ob aber an Heinrich, 
Heinrichs Sohn, oder an Heinrich, Tönnies’ Sohn, zu denken oder ein ander- 
weitiger Zuſammenhang anzunehmen fei, muß vorläufig dahingejtellt bleiben. 


I) Nah dem Stammbaum waren Jaſpers Kinder: filia nupta Claus Prügen 
und Yalob. 


HERE 





ERTHBERTN 
KOST 











X. 


Yotizen. 


1. Jochim Schlu. — Der Berfaffer der Comödie Iſaae, Iochim 
Schlue, Bürger und Bargerfahr in Noftod, der bisher nicht näher nach: 
gewieſen worden, war der Sohn des Hans Schlu und einer Anna, die 
fih 1572 nach dem Tode ihres erjten Ehemannes mit Jaſper Buck wieder 
verheiratete: Witihop-Buch von 1568—1575 Fol. 31, 1572: Anna 
Sluen, jel. Hans Sluden Wittwe, theilt ab mit ihren Kindern Annefe, 
Hans und Jochim, giebt ihnen 800 Mark Sundiſch, nämlich der Tochter 
100 Gulden und den beiden Söhnen je 250 Mark, und verjichert ihnen 
diejelben mit Willen ihres fünftigen Ehemanns Jaſper Bud; 1592: 
Jochim Sluhe quittirt Jaſper Bud für feinen Erbtheil und wegen des ihm 
von jeinem Bruder zuaefallenen Antheils. 88. 


2. Katharina Slüter. — Wenn mein Bemühen, den Bater- 
namen der Ehefrau unſers Reformator? Mag. Jochim Slüter urkundlich 
feitzuftellen, bisher vergeblich geblieben ift, jo habe ich doch ein paar auf 
fie bezügliche Notizen gefunden, aus denen hervorgeht, daß fie in der That 
Katharina hieß, daß fie ihrem Ehemann ein Haus in der Sadpfeife als 
Brautſchatz zubrachte und daß fie ſich nach deſſen Tode wiederverheirathete 
und zwar, wie es jcheint, zweimal, zuerſt mit Jochim Bod und ſodann 
mit Hans Willem. — Im Jahre 1534 verkaufen Hermann Barteldes und 
feine Schweiter Katharina Witting an Martin Rüter eine Bude in ber 
Sadpfeife „tuffen Marten Ruter julveit und meiſter Iochim Slüters 
Hufe belegen“; ) 1535 wohnt Martin Rüter auf dem Alten Marft 


1) Altft. Hausbuch v. 1522—1568 Fol. 42b. 


102 


zwiichen Hans Vos und Mag. Iochim Stüter; ') 1543 verkauft Katharina 
Willem: an Hans Friemuth ihr Haus in der Sadpfeife, zwiſchen Martin 
Rüter und Hans Stolte belegen, „alje ere hyr thovoren, alje fie mejter 
Jochim Suter vorelifet wort, ſulck huß mit eres broderes und erer jujter- 
man willen tho einem brutjchatte thogeeigent is und van er bett herto 
bejeten is worden.“ 2) — Bon Hans Friermoedth wird 1560 jein Haus 
in der Sadpfeife zwilchen Martin Rüter und Brand Falkenberg an Peter 
Hindelmann verfauft.?) ALS einziges Haus im der Sadpfeife nennt das 
Grundregifter von 1598: Peter Hinkelmann Brauhaus); jpäteren Ein» 
tragungen zufolge ward dajjelbe 1650 Nov. 28 Claus Piken, 1659 
April 28 Jochim Kroßen und unter dem gleichen Datum Jochim Henninges 
zugeichrieben; die neueften Eintragungen unterjcheiden: 1. Bude, 1804 
San. 14 Jochim Chriftian Schröder Wittwe, 1819 Febr. 4 Johann Jacob 
Ave; 2. Haus, 1795 April 18 Carl Johann Höpfner; 3. Ein Saal- 
Gebäude, 1795 April 18 Carl Johann Höpfner. Wahrſcheinlich it dag 
unter 2. genannte Grundjtüd das Brauhaus, das Mag. Slüter mit feiner 
Hausfrau Katharina erheirathete. — Im Jahre 1541 läßt fih Dans 
Willem mit Willen feiner Hausfrau Katharina, deren Kinder und ihrer 
Bormünder als Brautjchat zufchreiben jel. Hinrich Bods Haus und Hof 
auf dem Fiſcherbruch, wie e8 Hinrich) Bock und nach demjelben Jochim 
Bod, Katharinas früherer Ehemann, bejejfen hat; Vormünder der Sinder 
find Peter Bod, Hinrich Bod, Dinnies Rode und Hans Smedes. Wenn 
die Uebereinitimmung in den Namen nicht täuscht, jo hat aljo Katharina 
nach ihres erjten Ehemanns Tode den Jochim Bod, etwa 1533, und nad) 
dejjen Tode den Hans Willem, wahrjcheinlich 1541, wiedergeheirathet. 
K. K. 


3. Kajjebohm. — Das Dorf Kaſſebohm wird in dem Regeſt einer ver⸗ 
Iorenen Urkunde von 1233 zuerft genannt und war damals noch zu Ribnig 
eingepfarrt.) Ritter Reiner von Hamburg wird 1266 verfejtet, weil er in 
Kerjebome Roftoder Bürger verwundet hat. °) Ritter Gerhard von Roftod 
giebt 1283 villam meam Kersebome den Rojtoder Bürgern Albrecht 
Cerdo und Johann Pape zu Lehn.”) Ein Laurencius de Kerſebon (!) 
tritt 1297 bei einem Pacht-Kontrakt über die Nemezower Mühle ald Zeuge 


) Witſchop⸗Buch v. 1518—1541 Fol, 105b. 
) Altft. Hausbuch v. 1522—1568 Fol. 86b. 
2) Dafelbit Fol. 141. 

) Daf. Fol. 73. 

9) Medl. U.:B. 1, Nr. 421. 

°) Medi. U.-B. 4, Nr. 2696. 

’) Medi. U.-B. 3, Nr. 1694. 


103 


af.) Der Name Kerjebohm würde, wenn er wirklich deutſch wäre, einer 
Kirichbaum bedeuten (ferje, ferjebere — die Kirche, kerſebom — der Sirjch- 
baum).) In feiner Abhandlung über die jlawiichen Ortönamen in Medlen- 
burg ®) hat Kühmel ihn übergangen, vermuthlich weil er ihn für deutſchen 
Urfprunges hielt. Mir will aber nicht einleuchten, daß ein Dorf in jolcher 
Weiſe benannt jein fönne, wenn auch unzweifelhaft ein Kirſchenwerder 
(Kerjenberwerder bei Goldberg) vorkommt *) und jelbit ein Perſonenname 
Kirſchbaum (Kerjebom) fich nachweiſen läßt.) Ich Halte vielmehr dafür, 
daß der Name auf einer Umbdeutung und Verdeutſchung eines ähnlich 
flingenden jlawijchen Namens beruhe; da ich aber fein Slawiſch verftehe, 
jo muß ich mich auf die Bemerkung beichränfen, daß mir Goldenbow und 
Nätebomw ähnlich gebildete Namen zu ſein jcheinen und daß Goldenbow 
im Strelißifchen dur) Umdeutung zu Goldenbaum geworden ift. 9) 
K. K. 


4. Harte-Straße. — Nach den bisher befannten urkundlichen Nach— 
richten wird die Harte-Straße 1267 zuerſt erwähnt; damals beſitzt Henricus 
de Cervo zwiſchen ſeinem Erbe und demjenigen des Conradus Parvus, 
von der Harte-Straße bis zur Fiſchbank (de platea Cervi usque 
plateam bodicariorum) einen Weg von 10 Fuß Breite, welcher, jo 
lange er will, als Weg dienen und, jo bald er es nicht will, außer Gebrauch 
gejet werden joll;?) dieſer Weg iſt vermuthlich die jeßige Seidenſtraße, 
eigentlich jydenbüdel — Seitenbeutel, Tajche, Sadgafje. — Heinricus de 
Cervo erjcheint zuerſt 1262 als Mutterbruder der Geſe, einer Tochter des 
Bäckers Richard und deſſen ungenannter Gattin; )) Heinricus de Hart ift 
1263 der Beſitzer eines Erbes beim Ellernhauſe;) Heinricus de Cervo 
wird 1267 als Zeuge genannt; 1%) als Rathmann kommt vor Heinricus de 
Hart 1278,') Hinricus de Hart 1279.) Die lateinifche Bezeichnung 


1) Medi. 1.8. 8, ©. 2009. 

2) Schiller-Lübben, Mittelniederdeutfches Wörterbuh 3, ©. 454. 

) Medi. Jahrb. 46, S. 1—168. 

*) 1305: Medi. U.-B. 5, Nr. 2989, 2992. Bweifelhafter find mir Kersdorp, 
jegt Kaftorf bei Grabow, und Kerſeborch, jet Kafjeburg in Lauenburg. 

°) Hermannus dictus Kersebom faber: Fabricius, Das ältefte Stralſundiſche 
Stadtbud S. 177 Nr. 182, 

°, Kühnel a. a. D. 46, ©. 58, 98. 

) Medi. U-B. 2, Nr. 1135. 


”) Medi. U.-B. 2, Rr. 

10) Medi. U.:B. 2, Nr. 1124. 

“) Medl. U.:B. 4, Nr. 2710; 2, Nr. 1474. 
9) Medi. U.-3. 2, Nr. 1507. 


104 


de Cervo iſt aljo eine Ueberjegung des niederbeutichen Namen? van dem 
(vamme) Hart und die Harte-Strage wäre demnach neuhochdeutich eine Hirjch- 
Straße. Freilich weiſt das „van“ vor einem Perjonennamen regelmäßig Hin 
auf den Dit oder die Dertlichfeit der Abjtammung (van Apelderbef, Lines 
burg, Wittenburg 2c.) oder der Einwanderung (van Horjens, Kopenhagen :c.), 
beziehentlich auch wohl der Wohnung (van dem Olden Marfede, van ber 
Lageitraten oder van der Mölen, van dem Lemhus), während Namen, die 
von Thieren hergenommen find, mit einem vorgejegten „van“ im 13. Jahr- 
hundert jehr felten vorfommen. Das Medlenburgijche Urkundenbuch macht 
aber darauf aufmerfjam, ı) daß in Roſtock 1293 ein Henricus de Grip 
und 1261 eine domus cum grip genannt werden, und deutet dadurch 
an, daß wie Heinrich vamme Grip nach feinem mit einem Greif bezeichneten 
Haufe, jo auch Heinrich vamme Hart nad) jeinem mit einem Hirjch bezeich- 
neten Haufe benannt jein werde. ?) 

Diefe Erklärung trifft wohl das Richtige: an Harz (hart, resina) 
und Herz (herte, harte) °) kann jelbjtverjtändlich nicht gedacht werden; gegen 
das Gebirge Harz *) aber und das territorium Hart zwilchen Neu-Slalen, 
Malchin und Teterow, mit welchem Ießtern Liih die Familie vom Hart 
in Verbindung bringt) ſpricht die 1293 vorkommende Nebenform im 
Namen eines andern Heinrich: Henricus Hert.‘) Es Hat aljo wahrfchein- 
lich nach einer in Norddeutjchland jegt nur noch bei Wirthshäuſern üblichen 
Weiſe ein Bürger und fpäterer Rathmann jein Wohnhaus mit einem 
Hirſch (herte, harte) bezeichnet und danach ift er jelbjt vamme Hart und 
nad ihm wieder die Straße, in der er wohnte, Harte-Straße genannt 
worden. K. K. 


5. Verſchollene Alterthümer. — Unter den 66 Mecklen— 
burgiſchen Fragen, welche in den Bützowſchen Ruheſtunden nach und nach 
aufgeworfen worden ſind, beziehen ſich zwei auf meines Wiſſens nunmehr 
verſchollene Roſtocker Alterthümer. „Was bedeutet“, wird zunächſt gefragt,“) 
„Die große eiſerne Stange, welche, den Pflaſter-Steinen gleich, mitten auf 
dem Mardte, zu Roftod, wahrzunehmen. Sie iſt einer Spanne groß. 
Man jagt, e& führe, aus dem Wein-sleller, eine eiferne Thüre dahin, und 
e3 ſey der Marckt dajelbit, die gante Stein-Strafje hindurch, gewölbet und 


» 2, Nr. 1135; 3, Nr. 2332. 

#) Zwei hereditates, que dieuntur ad Cignum, 1286: Medi. U-B. 2, Nr. 1606. 
) Sciller-Lühben, Mittelniederdeutfches Wörterbuh 2, ©. 212. 

+ Ein Rathmann Johannes de Hofterrodhe 1252: Medi. U.B. 2, Nr. 686. 

5) Medi. Jahrb. 9, ©. 399. 

©) Medi. U.:B. 3, Nr. 2236. 

?) Siebenter Theil (Bügow 1768), S. 66—67. 


105 


voller Geihüg. Die Thüre ift da; aber man hat nie durch Bitte, erhalten 
fönnen, daß geforjchet würde“. „Nahe bey jolcher Stange“, heißt es 
ferner, „it ein Stein mit der Welt-Slugel. Was bedeutet denn der? 
Einige Haben flüchtig denjelben, für die Stelle, wojelbft der Aufrührer 
Runge jeinen Bruder, den Bürgermeijter, enthaupten lafjen, angeben 
wollen“. „Der gemeine Haufe pflegt zu jagen, man hätte vor diejen, von 
der Stelle, aller vier Haupt-Slirchen Thürme jehen können; aber man hat 
jolhes unmöglich gefunden. Wol aber ijt eine Stelle an der Wollen- 
weber-Strafje, von wannen man noc) jego, alle 4 Kirchen-Thürme fehen 
fan“. „Bu denen (ragen) nrr. 8, 9“, wird fpäter berichtet,') „wolte 
Anjtalt gemachet werden, aber e3 fand fich jehr viel Schutt, von dem 
legten Rath-Hauß-Bau. Die Rebe ift von der fteinernen (!) Stange und 
von dem Steine, mit der Welt-Kugel, auf dem — zwiſchen 
dem Rathhauſe und der Apothecke.“ K. K. 


6. Der Finckeſche Armleuchter in der St. Petri-Kirche. — 
An der Südwand des Chores, unmittelbar neben dem Altar, in der hiefigen 
Petri⸗Kirche befindet ji) ein meſſingener Armleuchter, der wohl deswegen 
ein bejonderes Interejje verdient, weil uns in einer alten Aufzeichnung vom 
Jahre 1595 feine Entjtehungsgeichichte überliefert ijt. — Der Leuchter an 
ih hat ſonſt nicht? Auffallendes. Er zeigt die gewöhnliche Form der 
Kirhen-Wandleuchter: eine an der Wand angebrachte Rofette mit einem 
hieran mitteljt Dejen drehbar befejtigten, gebogenen Arme. Die durch vier 
aufgejchrobene oder aufgelöthete, geflügelte Engelsköpfe verzierte Roſette 
trägt außer der Finckeſchen Hausmarfe in lateinischen Majusfeln die Um— 
ihrift: „Mergret Fincke Simen Fincke.“ — In einem alten im Archiv 
der Petri⸗-Kirche aufbewahrten Renten und Rechnungsbuche dieſes Gottes- 
hauſes aus dem 16.—17. Jahrhundert findet jich nun aber folgende von 
dem damaligen Kirchen-Vorſteher Jochim Kroeger eingetragene Notiz über 
den Urjprung diejes Leuchter: 


Stem 95 den 18. Januari hebbe ic laten geten den neien arm, de 
im fore an der Suderſidt jteidt, de alderbavenfte, van des Gotteshujjes 
oldem gude; und is diſſe arm jelige Simen Finden, einem jchipper, nagejettet, 
aldewill he dem Gotteshuje in finem tejtament ſoſtich gulden vormalet, 
dar van id van wegen des Gotteshufes 53 gulden entfangen, und wicht de 
arm 49*/, punt. Ock hefft fine froumwe, Margrete Finden, angelavet, na erem 
dode dem Gotteshus tho S. Peter jo vele tho vormafen, dar van dat 
licht fan geholden werden. 


) Dreyzehnter Theil (Bützow 1764), S. 31—32. 


106 


Item difje bavengedachter Simen Finde quam anno 94 den 10. Januari 
alhir im Schonfargelage tho minjdlifem unfall, und entlivede einer gejellen, 
darvor he fort darna den 1. Februari enthovet wart. He hefft aver van, 
finer vorlatenfchop de ferden und armehujer wol bedacht, dar vor he de 
Hoden wolde gelüdt hebben thor tidt finer begreffnis; als he aver thom 
dode aind, jmehede he up etlide lude, injunderheibt up eine geiftlide perjon: 
derwegen mujte He anne alle gnade buten bi Sunt Gardruten fardhoff an 
der Suderfidt begraven werben. 2. Krane. 


Berihtigungen und Ergänzung. 


©. 25, Ueberjchrift, tilge: nebjt einem Anhang. 

©. 62 3. 12 v. o. jtatt impestive ließ: intempestive. 

©. 57: Jochim Schlues Comedia von Iſaac ift jet herausgegeben 
von Freybe in: Feſtſchrift d. Großherz. Friedrich-Franz-Gymnaſiums in 
Parchim z. Einweihung d. neuen Gymnafialgebäudes am 15. April 1890. 


Ne 


Raths⸗ und Univerfitäti-Buchbruderei von Adlerd Erben in Roftod, 





Inhaltsverzeichniß. 


EN N TE ee Du III 


I. 


I. 
II. 


IV. 


Die Urkunden und Stadtbücher des Natbsarhivs von 1218—1300. 

BRACH RR N I ee i 
Frohn-Ordnung don ca. 1508. Mitgetheilt von Dr. K. Koppmann 11 
Der Prädikant Magiſter Barthold zu St. Jakobi. Von Dr. 

8. Koppmann 
Des oberiten Prädikanten Heinrich Techen Anitellung und Abjesung. 
Bon Dr. 8. Koppmann..... 


V, Das BöttchereisGewerbe in Alt-Roftod. Bon Prof. Dr. W. Stieda 29 
VI Empfeblungsbrief des Generals Gallas fiir Roſtocker Seefahrt nad 

Diünfirhen. Bon Direktor Dr. 8. E 9. Hraufe . ..: 2.2... 53 

VD. Zur Geſchichte des Dorfes Keifin. Von Dr. 8. Koppmann.... 55 

VII. Zur Geſchichte des Dorfes Riefdahl. Von Dr. K. Koppmann .. 61 

IX. Der Fall Gaftritius. Von- Dr. A. Hofmeiftr . » » : 2» 2 22.2 .. 65 

X. Die Wandleucter der St. Petri-Kirche. Von L. Kraufe. ..... 71 
XI. Die Yahrzabiverfe am Südportal der Marienkirche. Von Direktor 

EEE 3 N 75 

XI. Das Roſtocker Ballhaus. Bon Dr. 8. Koppmann. ....... 79 

XII. Stamnttafel der Familie Kerkhof. Bon Landgerihtsrath Th. Sohm 97 


XIV, Stammitafel der Familie ron. Von Landgerichtsrath Th. Sohm . 101 

N XV, Kleinere Mittbeilungen und nm anne 108 
| 1 NEO UBER Se AEG 103 

* — Bord. 105 
e N: a 106 

4. Alma universitas Rosztoccensis. Bon R. R.... . . 107 

5. Studenten-Aufführungen. Bon R .::.:.: N 222 20 108 


äh 


6. Der botanishe Garten der Univerfität. Bon Dr. A. Hofmeifter 109 


2 


— — 


Beiträge 


zur 


— — — 


herausgegeben 


im Auftrage 
des Vereins für Koſtocks Alterthümer 


Karl Koppmann, 
Stadtarchivar. 
— DE 
ET ger Tau 


Roſtock. 
In Aommiſſton der Stiller'ſchen Foſ- u. Aniverſtläts Zuchhandlung 
(&. Ruffer). 


1892. 


0331 82933 — 150 

















Vorwort. 


Das Biel, das unjere Beiträge ſich gejeßt, und der Wen, den fie 
zu feiner Erreichung eingejchlagen haben und zu verfolgen gedenfen, find 
im Vorwort des erjten Heftes näher auseinander nejeßt worden und haben 
niht nur bei unfern Mitgliedern, jondern auch in weiteren Streifen, 
außerhalb wie innerhalb Roſtocks, freundliche Anerkennung und auf: 
munternde Zuftimmung gefunden. Vor Allem aber haben €. E. Rath 
und die Ehrl. Bürgerjchaft diefem neuen Unternehmen unjere® Vereins 
ihre werfthätige Theilnahme gejchenft und dadurch feinen Fortgang 
ermöglicht und gefichert; als das geeignetite Vorwort zu dem nunmehr 
abgejchlofjenen zweiten Hefte jtehe deshalb Hier der Ausdrud ehrerbietigen, 
warmen Danks gegen E. E. Rath und Ehrl. Repräfentirende 
Bürgerſchaft der Stadt Roſtock für die dem Verein für Roftods 
Alterthümer gewordene ehrenvolle Anerkennung! 


Rojtod, 1892 April. 


Adolf Becker. 
Karl Koppmann. 


Inhaltswerzeichniß. 


Seite 
Bornrrrßrßßßß III 
J. Die Urkunden und Stadtbücher des Rathsarchivs von 1218—1300. 
Von Dr: K. Koppmann........ ren 1 
II. Frohn-Ordnung von ca. 1508. Mitgetbeilt von Dr. K. Koppmann 11 
III. Der Prädikant Magiiter Bartbod zu St. Jakobi. Von Dr. 
F DMANN- 2 ur ee ee ee 15 
IV. Des oberiten Prädifanten Heinrich Techen Anjtelung und Abjeßung. 
Von Dr K. ODER: 2 ea ae 21 
V. Das Böttcherei-&ewerbe in Alt:Roftod. Bon Prof. Dr. W. Stieda 29 
VI. Empfehlungäbrief des Generald Gallas fir Roftocder Seefahrt nad 
Diinfirhen. Von Direktor Dr. 8. E. 9. Kraufe . . 22.2220. 58 
VI. Zur Geihichte des Dorfes Keſſin. Bon Dr. 8. Koppmanı.... 55 
VII. Zur Gedichte des Dorfes Rietdahl. Von Dr. K Koppmann .. 61 
IX. Der Fall Eaftritius. Bon Dr. A. Hofmeifterr . . .» - 2» 2 2 22.0. 65 
X. Die Whandleudter der St. Petrisfirhe. Bon L. Kraufe. ..... 71 
XI. Die Iarzahlverfe am Sildportal der Marienfirhe. Bon Direktor 
DEE EDDIE ne 75 
XD. Das Roitocder Ballhaus. Bon Dr. K. Roppmann De kn a 79 
XII. Stammtafel der Familie Kerkhof. Von Landgerichtsrath Th. Sohm 97 
XIV. Stammtafel der Familie Kron. Bon Landgerichtsrath Th. Sohm . 101 
XV, Kleinere Miüttheilungen und Motizen . 2 22 m nn nn 103 
1. Borgwall. Von K. ee eat a 103 
2. Strandbeleuchtung. Von K. RK. 1 105 
3. Lagerſtraße. Von Be ee 106 
4. Alma universitas Rosztoccensis. Bon ER. . . . 2.2 . . 107 
5. Studenten-Aufführumgen. Bon RE... 2: 2 2 nn 108 
6. Der botanifhe Garten der Univeriität. Bon Dr. A. Hofmeister 109 


NS 








Die Urkunden und Stadtbücher des Rathsardivs 
von 12185 — 1300. 
Bon 
Karl Koppmann. 


oltod, jo heißt es in der Vorrede zum erjten Bande des Meklen- 
4 burgiſchen Urkundenbuchs (Schwerin, 1863), „Roſtock bewahrt in 
feinem reichen Raths-Archive immer noch einen großen Schatz alter 
Urfunden, wenn aud) freilich nicht wenige im Laufe der Zeit zerjtreut 
und verloren gegangen find; daneben befindet jich auch noch eine anjehn= 
che Zahl von Stadtbüdhern und Regiſtern aller Art.“ Ueber 
diejen Reichthum, beziehentlic) über die Beiltcuer, welche dem Meklen— 
burgiichen Urkundenbuche für die Zeit bis 1300 aus Rojtodijchen Archiven 
zugefloſſen iſt, joll den Lejern diejer Blätter im Nachfolgenden Genaueres 
berichtet werden. 

Dem Rathsarchiv einverleibt jind die Archive deg ehemaligen Kartäuſer— 
Hofter3 Marienehe, de3 ehemaligen Fraterhaujes St. Michaelis und des 
ehemaligen Dominifanerklojters® St. Johannis. Vom vormaligen Fran— 
zisfanerklojter St. Katharinen ind feine Urkunden erhalten. Das Archiv 
des aufgehobenen DomsSKollegiat- Stiftes St. Jacobi ijt dem Geheimen 
und Haupt-Arhiv zu Schwerin einverleibt. Beſonders verwaltet werben 
die Archive des Kloſters zum Heil. Kreuz, des Heil. Geilt- und des 
<t. Georgs-Hojpitals, ſowie auch das Archiv der Kirchen-Defonomie. 

Das Archiv der Kirchen-Oekonomie beſitzt für den ung hier 
interejlirenden Zeitraum feine Urfunden?). 

Das Archiv des Dom-Kollegiat-Stifts St. Jacobi enthält 
in einem von Profeſſor Dr. Barthold Möller angelegten und nad) jeinem 
Tode bis zum Jahre 1549 fortgeſetzten Kopialbuch 4 Urkunden aus dem 
13. Jahrhundert 2); gedrudt aus demjelben find 3, die ſich auf Die ber 


M. U. B. 1, © XXXVM. 
) M. U. B. 1, S. XXI-XXIII. 


Beiträge 2. 1 


2 


Geiftlichfeit der Herrihaft Nojtod von den Fürſten Heinrich Borwin IL. 
und Waldemar verliehenen Rechte der Teftamentserrichtung und eines 
Gnadenjahres beziehen‘), Won der vierten ließ fich vermuthen, daß jte 
auch im Driginal erhalten und nach diefem im Urfundenbuche gedrudt jein 
werde. ch dachte dabei an die Urkunde, in welcher die Fürftin Agnes 
von Roſtock und ihr Sohn Nikolaus 1286, Oft. 1, dem Kaplan der Betri- 
firche da3 Dorf Papendorf bejtätigen (M. U. B. 3, Nr. 1868); Herr 
Arhivrath Dr. Grotefend theilt mir aber freundlichjt mit, daß das Kopial- 
buch nicht dieje, jondern neben mehreren anderen Polchower Urkunden 
diejenige von 1275, Juni 28., (fol. XLIIII) enthalte, in welcher Fürſt 
Heinrich von Werle dreien Noftoder Bürgern das Dorf Polchow zu 
Mannrecht überträgt ?). — Eine von jenen andern Urkunden, nämlich die 
Beltätigung des Biſchofs Hermann von Schwerin von 1276 Nov. 30, 
jteht übrigens derjelben gütigen Mittheilung zufolge und zwar mit bejjerem 
Terte auch in einem ebenfall$ im Großherzoglichen Archiv zu Schwerin 
vorhandenen Diplomatarium bes Marienfalands zu Roſtock, das 
alſo mit ſeinem Inhalt ebenfalls noch in das 13. Jahrhundert zurücgeht. 

Das Archiv des Et. Johanniskloſters reicht dagegen mit den 
ung in ihm erhaltenen Urkunden nicht in das 13. Jahrhundert zurüd. 

Das Archiv des Fraterhauſes St. Michaelis hat aus jo 
früher Zeit erflärlicher Weife wohl niemals Urkunden bejejjen. 

Das Archiv des Kloſters zum Heil. Kreuz?) befikt aus Der 
Zeit von 1269—1300: 13 Urkunden. Bon diejen werden im Rathsarchiv 
6 aufbewahrt: die Urkunde des Fürjten Waldemar von 1269 Mai 24, in 
welcher er der Slönigin Margarethe von Dänemark gejtattet, 4 Pflug 
Landes in jeiner- Herrichaft zu erwerben); die ımechte Stiftungsurfunde 
der Königin Margarethe von angeblich 1270 Sept. 22 und deren Schenfungs- 
brief von 1272 Juni 2 über das Dorf Schmarl’); der Schubbrief und 
die Betätigung des Papjtes Innocenz V. von 1276 März 23°) und der 
Schubbrief des Fürſten Waldemar von 1278 Dc. 23%. Das Kloſter— 
archiv bewahrt die übrigen 7 Urkunden, die jich jämmtlich auf den Erwerb 
von Stloftergütern bezichen: je eine Urkunde über das Dorf Bandow 
(1274 Mai 6)*) über 6 Hufen in Damm (1277 März)’), über 8 Hufen 


2) 1276Nov, 11:2, Nr. 1411. 1276 Nov. 11:2, Nr. 1412. 1276 Nov. 30:2, Nr. 1415. 








2) M. U. B. 2, Nr. 1367. 
2) M. U. B. 1, S. XXIX. 

) M. U. B. 2, Nr. 1165. 

5) M. U. B. 2, Nr. 1198, 1251. 
%) M. U. B. 2, Nr. 1337, 1388. 
MU. 8. 2, Nr. 1471. 
)M.U. B. 2, Nr. 1324. 

) M. U. B. 2, Nr. 142. 


3 


in Kankel (1279 Nov. 11)9, über das Dorf Schwiliow (1284 Juni 9)2) 
und drei Urkunden über das Dorf Dolgen ?). 

Aus dem Arhiv des Kloſters Marienchet) bewahrt das 
Rathsarchiv 2 Urkunden von 1268 Juli 26, die aber nicht als Driginal- 
dofumente, jondern nur durch die wörtliche Aufnahme in jpätere Beſtätigungs— 
urfunden erhalten findd). Sie beziehen ſich auf den Verkauf von je 
anderthalb Hägerhufen zu Mönchhagen durch Ritter Reiner von Hamburg 
an Engelbert vom Baumgarten und an Wilhelm vom Baumgarten. 

Das Archiv des Heil. Geiſt-Hoſpitals befigt aus der Zeit 
von 1270— 1300: 9 Urkunden, die ſämmtlich im Rathsarchiv aufbewahrt 
werden. Die ältejte iſt der Ablaßbrief Ludolf's, vormaligen Biſchofs 
von Halberjtadt, von 1270 Scpt. 28°). Dann folgt der Ablakbrief des 
Biſchofs Meinher von Naumburg von 1274°). Zwei weitere Ablaßbriefe 
aus demielben Jahre jind dem Hojpital- Archiv entfremdet worden; der 
eine befand jich als Geſchenk einer Privatperſon im Beſitz des veritorbenen 
Herrn Bürgermeifter Dr. Erumbiegel?), den andern, bisher ungedructen, hat 
der Verein für Roftods Alterthümer im Jahre 1890 von einem hieſigen 
Antiquar fäuflich erworben. Die Urkunde, in welcher Biſchof Hermann 
von Schwerin 1275 Febr. 17 die dem Hofpital gewährten Indulgenzen 
beitätigt?), ijt nur in einem Transjumpt von 1275 Mat 22 erhalten, in 
welhem Kath und Gemeinde zu Noftod den vormaligen Pfarrer zu 
Lambrechtshagen bevollmächtigen, die für den Bau des Hojpitals eingehenden 
Ablaßgelder entgegenzunehmen ’%). ine andere Urkunde Biſchof Hermanns 
von 1281, in der er das Holpital von der Jacobi» Gemeinde erimirt }), 
iſt entweder unvollzogen geblieben oder nur im gleichzeitiger Abſchrift auf: 
bewahrt worden. In den Driginal-Dofumenten jind erhalten die Verord- 
nung des Raths vor 1284 Dez. 1 über die Amtspflichten und das Gehalt 
des Hofpital= Priefter8 1%), die Verkaufsurkunde des Fürften Nikolaus von 
1286 Febr. 24 über die Hermannsmühle bei der Barntorfer Feldſcheide 13), 


) M. U. 8. 2, Nr. 1509. 

2) M. U. B. 3, Nr. 1729. 

) M. U. B. 3, Nr. 2329, 2342. 4, Nr. 2484. 
) M. U. B. 1, S.AXVIL 

6) M. U. B. 2, Nr. 1146. 4, Nr, 2695. 
6, M. U. 3. 2, Nr. 1200. 

) M. U. B. 10, Nr. 719. 

8) M. U. B. 4, Nr. 2705. 

) M. U. B. 2, Nr. 1355. 

10) M. U. B. 2, Nr. 1861. 

Mm. U. B. 3, Nr. 1589. 

m) M. U. 8. 8, Nr. 1765. 

15) M. U. 8. 10, Nr. 7217. 


4 


der Ablaßbrief des Erzbiichof3 Johann von Riga, Grafen von Echwerir, 
von 1286 Juni 8°) und der Ablakbrief des Biſchofs Burchard von Lübeck 
von 1297 Juli 112), 

Das Archiv des St. Georgs-Hoſpitals befitt aus der Zeit 
von 1287—1300: 4 Urkunden. Sie datiren von 1287 Juli 25, 1287 
Juli 25, 1287 Sept. 24 und 1298 April 25°), beziehen fich jämmtlich 
auf dag Dorf Niendorj bei Schwaan und werden alle in den Driginal- 
Dokumenten im Rathsarchiv aufbewahrt. — Eine fünfte Urkunde über 
Niendorf, und zwar die älteſte von 1274 Febr. 244), gehört dem Raths— 
archiv an und liegt unter der Rubrik: Niendorf. 

Das Rathsarchiv bewahrt aus der Zeit von 1218—1300 — 
abgejehen von den 2 Marieneher Urkunden und den urjprünglich dem Kloſter 
zum Heil. Kreuz (6), dem Heil. Geift-Hojpital (9) und dem St. Georgs— 
Hojpital (4) gehörigen Dokumenten — nur 24 ſtädtiſche Urkunden im 
engeren Einne. — Acht von dieſen Urkunden find Privilegien, welche die 
Etadt von den Roftocder Fürften erworben hat. Das ältejte Brivilegiumt 
von 1218 Juni 24 (1, Nr. 244) it nur in der Betätigung von 1252 
März 25 (2, Nr. 686) erhalten, die als das älteſte Original Privileg 
beſonders verwahrt wird. Das zweitältefte Driginal- Privileg iſt die 
Urkunde von 1275 Dez. 11 (2, Nr. 1381), in welcher der Stadt das 
Dorf Nemezow mit Lipe verfauft wird; fie wird aufbewahrt unter der Aubrif: 
Privilegien. Die übrigen 5 Privilegien find ſämmtlich nur in den Beſtätigungs— 
Urfunden des Fürften Heinrich II. von Meffenburg vom 27. Suli 1325 
erhalten; es find diejenigen von 1262 Juni 18 (2, Nr. 959), 1264 Oft. 12 
(2, Nr. 1021), 1266 Oft. 27 (2, Nr. 1096), 1278 Dez. 21 (2, Nr. 1474) 
und 1286 Febr. 27 (3, Ne. 1836). — Auf die Rubrik: Hanje kommen 
6 Nummern. Hier aufbewahrt wird zunächſt die ältejte Original-Urkunde 
des Raths-Archivs, das Privileg König Abel von Dänemark von 1251 
April 25 (2, Nr. 675), ferner die Urkunden von 1278 Jult 18 (Abichrift ; 
Höhlbaum 1, Nr. 818), 1294 Juli 6 (2 Abichriften; Höhlbaum 1, 
Kr. 1145), 1294 Juli 6 Miederdeutſche Ueberſetzung; Höhlbaum 
1, Nr. 1149), 1294 Okt. 9 (Mbichrift; Höhlbaum 1, Nr. 1158) 
und 1296 Dft. 9 (Driginal; Höhlbaum 1, Nr. 1224). — Unter der 
Rubrik: Verfaſſung werden 2 Original-Urkunden aufbewahrt: die Verein- 
barung des Raths mit der Gemeinde über die Verlegung von Rath und 
Gericht nach dem Mittelmarkt von 1265 Juni 29 (2, Nr. 1051) und die 
Ernennung ven Schtedsrichtern durch den Bapjt in der Klageſache mehrerer 





i) M. U. B. 10, Nr. 7218. 
)M.U.B. 4, Nr. 2460. 
5) M. U. B. 3, Nr. 1919. 10, Nr. 7220. 3, Mr. 1925. 4, Nr. 2496. 
)M. U. B. 2, Nr. 1316. 


5 


vertriebenen Rathsmitglieder gegen den Nath und die Gemeinde von 1259 
Jan. 23 (3, Nr. 2003). — Die ältefte Urkunde über Niendorf von 1274 
Fehr. 24 ift bereits bei den Urkunden des St. Georgshoſpitals angeführt 
worden. — Die Urkunde von 1283 Aug. 18 (3, Nr. 1694), in welcher 
Kitter Gerhard von Roftod zweien Bürgern das Dorf Kaſſebohm verkauft, 
legt unter der Rubrik: Kafjebohm. — Die beiden Urkunden von 1284 
Sunt 10 (3, Nr. 1730) und von 1286 Apr. 21 in Betreff des durch den 
Bürger Heinrich Freſe gefauften Dorfes Spotendorf find nur durch ein 
Transſumpt des Biſchofs Rudolf von Schwerin von 1333 Sept. 12 
(8, Nr. 5451) erhalten und liegen unter der Rubrik: St. Marien. — 
Der Kaufbrief des Bertram Dame über Renten aus Malchin und aus 
der Mühle zu Faulenroft von 1288 Sept. 9 (3, Nr. 1973) ijt nur in 
einem ſpäteren Bidimus erhalten und findet ſich unter der Rubrik: Malin. 
— Die landesgeichichtlic” wichtige Urkunde über den Schwaner Frieden 
bon 1294 Dt, 31 (3, Nr. 2299) und der Friedensſchluß der Stadt mit 
den Gegnern des Fürjten Nicolaus von Wojtod von 1299 Nov. 26 
(4, Nr. 2583), der nur in einem Vidimus des Kloſters Kolbatz von 1346 
Juli 23 erhalten ift, werden unter der Nubrif: Verträge aufbewahrt. — 
Das Schreiben eines Bürgers zu Warendorf an einen Roſtockiſchen Bürger 
in Geldangelegenheiten von 1300 März 17 (10, Nr. 7239) liegt unter 
der Rubrik: Schuldbriefe ILL. 

Diejer verhältnigmäßig geringen Zahl von eigentlichen Urkunden jteht 
ein großer Reichthum an urkundlichen Nachrichten gegenüber, der durch 
Auszüge aus den 5 ältejten Stadtbüchern gewonnen worden ijt, Die 
Gejammtzahl derjelben beträgt nicht weniger al3 259 Nummern. 

Das Stadtbud A ijt eine Sammlung von Fragmenten verjchieden- 
artigen Inhalts, die auch im Format nicht übereinjtimmen. In neuerer 
Zeit find 5 Kleinere und ein größeres, 12 verjchiedene Lagen umfafjendes, 
durch einen gemeinjchaftlichen Einband aneinander gereiht und in diejem 
Zuſtande — jedoch) bevor der jegige Einband erfolgte — ift das Buch 1863 im 
Meklenburgiſchen Urkundenbuche (1, S. XLV, XLVI) beichrieben worden. Seit: 
dem find 5 weitere Fragmente, von denen 2 früher an anderer Stelle auf- 
bewahrt worden waren, al® Anhang zu diefer Sammlung Hinzugetreten. 
Im Ganzen hat diejelbe für die Zeit von 1259—1300: 43 Nummern 
zum Urfundenbuch beigefteuert. _ 

Sragment 1: 1259—1260; 7 Blätter (f. 1-7). Aus Ddiejen find 
gedrudt worden 9 Eintragungen: 1259: 2, Nr. 835. 836.838. 4, Nr. 2673. 
2, Nr. 839. 1260: 2, Nr. 851. 852. 865. 878. 

Fragment 2: 1278—1294; 8 Blätter (f. 1—8). Gedrudt daraus 
find 2 Eintragungen: 1278: 2, Nr. 1446. 1290-1293: 3, Nr. 2089 
(irreführend bezeichnet al3 genommen aus Stadtbuch A Heft 5 Lage 14b). 


6 


Fragment 3: 1278—1284; 8 Blätter (f. 1—8). Daraus gedrucdt 
find 2 Eintragungen: 1278: 4, 2710. 1283: 3, Nr. 1705 (beide irre- 
führend bezeichnet al3 genommen aus: Stadtbuch A Heft 5 Lage 14a). 

Fragment 4: 3310—1315 (1340); 14 Blätter (f. 1—14). 

Fragment 5: 1259—1323; 12 verjchiedene Lagen. 

Lage 1: 1259 — 1262; 12 Blätter (f. 1—12). Gedrudt 
daraus jind 8 Eintragungen: 1260: 2, Nr. 866. 4, Nr. 2674. 
2675. 1260—1261: 4, Nr. 2676. 1261: 2, Nr. 909. 4, Nr. 2679. 
2680. 2681. 

Lage 2: 1279—1281; 10 Blätter (f. 1—10). Gedrudt daraus 
it eine Eintragung: 1279: 2, Nr. 1507 A. 

Lage 3: 1282—1286; 6 Blätter (f. 1—6). Gedrudt daraus 
iſt Nichts. 

Lage 4: 1289; 12 Blätter (f. 1—12). Gedrudt daraus find 
3 Eintragungen: 1289: 3, Nr. 2009. 2010. 2011. 

Lage 5: 1288—1295; 8 Blätter (f. 1—8). Gedrudt daraus 
find 3 Eintragungen: 1288: 3, Nr. 1947. 1289: 3, Nr. 2012. 
1295: 3, Nr. 2344. 

Lage 6: 1288; 4 Blätter (f. 1—4). Gedrudt daraus ſind 
3 Eintragungen: 1288: 3, Nr. 1977. 1986. 1987. 

Lage 7: 13061311; 8 Blätter (f. 1-8). 

Rage 8: 1304—1308; 8 Blätter (f. 1—8). 

Lage 9: 1311— 1313; 8 Blätter (f, 1—8). 

Lage 10: 1316—1318; 8 Blätter (f. 1—8). 

Lage 11: 1319—1320; 8 Blätter (f. 1—8). 

Lage 12: 1319—1323; 9 Blätter (f. 1—9). 

Fragment 6a: 1278—1284; 2 Blätter (f. 1—2); wurde 1869 vom 
Großherzoglichen Staatsminifterium dem inzwifchen verjtorbenen Dr. Wiech⸗ 
mann abgefauft und E. E. Rath; überwiefen. Gedrudt ift es vollitändig: 
10, Nr. 7199. 

Fragment 6b: 1279—1280; 6 Blätter (f. 1—6); wurde 1879 von 
Dr. Wichmann an Rathsjefretär Ruſch gejchidt. 

Fragment 7: 1278—1298; 8 Blätter (f. 1—8). 

Fragment 8: 1270—1275; 17 Blätter (f. 1—17); jpäter auf- 
gefundene Kämmerei - Regifter (2, Nr. 1175). Gebrucdt daraus jind 
8 Eintragungen: 1270: 2, Nr. 1175. 1176. 1275: 2, Nr. 1374. 1375. 
1376. 1377. 1378. 1379. 

Fragment 9: 1279—1291: 6 Blätter (f. 1-6); im Urkundenbuch 
bezeichnet als Recipienden-Regiſter des Heil. Geift - Hospitals. Gedrudt 
daraus jind 3 Eintragungen: 1279: 2, Nr. 1477. 1289: 3, Nr. 2018, 
3291: 3, Nr. 2093. 


7 


Diefen 43 Nummern, welche dem Stadtbuc) A entnommen find, reihe 
ich 2 weitere an, die aus einem bisher noch nicht aufgefundenen Stadtbuch 
oder Stadtbuch- Fragment ſtammen müfjen und im Urkundenbuch nach dem 
Abdrud in Nettelbladt’3 Abhandlung von dem Urjprunge der Stadt Roftod 
Gerechtiame wiedergegeben worden find: 1278: 2, Nr. 1447. 1279: 
2, Nr. 1508. 

Das Stadtbuch B?) enthält in 9 Lagen 71 Blätter in Duart 
und umfaßt die Jahre 1261—1270: Lage 1: f. 1a, 1—7; Lage 2: 
f.8— 15; Lage 3: f. 15a, 16—22; Lage 4: f.23—30; Lage 5: f.31—38; 
Lage 6: f. 3946; Lage 7: f. 47—55; Lage 8: f. 55—62; Lage 9: 
f. 63—69. Aus ihm jind 54 Eintragungen gedrudt: 

1261: 2, Nr. 924. 931. 

1262: 2, Nr. 937. 938. 942. 943. 950. 951. 953. 954. 955. 956. 

957. 962. 4, Nr. 2683. 2684. 

1263: 2, Nr. 973, 974. 975. 976. 977. 978. 979. 

1264: 2, Nr. 1006. 1007. 4, Nr. 2685. 2686. 

1265: 2, Nr. 1041. 

1266: 2, Nr. 1076. 4, Nr. 2690. 2691. 

1267: 2, Nr. 1102. 1103. 1104. 1105. 1106.1130, 1135. 4, Nr. 2692. 

1268: 2, Nr. 1138. 1139. 1140. 1147. 4, Nr. 2694. 2696. 

1268—1270: 2, Nr. 1153. 4, Nr. 2697. 

1269: 2, Nr. 1152. 4, Nr. 2698. 2699. 

1270: 2, Nr. 1174. 1177. 4, Nr. 2700. 

1283: 3, Nr. 1671. 


Das Stadtbuch C?) enthält in 22 Lagen 178 Blätter in Quart 
und umfaßt die Jahre 1270—1288: Lage 1: 5 Bl. (fe 1—5); Lage 2: 
3 2. (f. 16—23); Lage 3: 4 Bl. (f. 14—17); Lage 4: 8 Bl. (f. 18 
bis 25); Lage 5: 8 Bl. (f.26—33); Lage 6: 8Bl. (f. 34—41); Lage 7: 
8 BI. (f. 42—49); Lage 8: EB. (f.50—57); Lage 9: 8 DL. (f. 58—65); 
Lage 10: I BL. (f. 66—74); Lage 11:8 Bl. (f. T75—82); Lage 12: 
8 Bl. (f. 83—90); Lage 13: 8 Bl. (f. 9I—98); Lage 14: 8 Bl. (f. 99 
bi3 106); Lage 15: 8 Bl. (f. 107—114); Lage 16: 8Bl. (f. 115—122); 
Lage 17: 108. (f. 123—132); Lage 18: 7 BL. (f. 133—139); Lage 19: 
8 BI. (f. 140—147); Lage 20: 12 Bl. (f. 148—159); Lage 21: 8 Bl. 
(f. 160—167); Lage 22: 11 Bl. (f. 168—173). Diejes Stadtbuch ift 
für das Urkundenbuch das weitaus ergiebigjte geweſen umd Hat ihm den 
Zert zu 101 Nummern geliefert. 


MU 8.1, S. XLVI. 
MUB 1, 5 I 


1270: 2, Nr. 1203. 

1270—1271: 2, Nr. 1206. 1207. 1208. 

1272—1273: 2, Nr. 1262. 

1274: 2, Nr. 1319. 1320, 1321. 

1275: 2, Nr. 1351. 

1277: 2, Nr. 1422. 

1279: 2, Nr. 1478. 1479. 1480. 1507 B. 

1280: 2, Nr. 1514. 1515. 1516. 1520. 1521. 1522. 

1281: 3, Str. 1559. 1560. 1565. 1566. 1567. 1568. 1569. 1587. 

1588. 1590. 1591. 1592. 
1282: 3, Nr. 1606. 1607. 1609. 1615. 1616. 1621. 1622. 1625. 
1626. 1628. 1634. 1636. 1638. 1640. 1643. 1644. 1651. 
1283: 3, Nr. 1665. 1667. 1670. 1675. 1683. 1684. 1685. 1693. 1700. 
1284: 3, Nr. 1709. 1718. 1719. 1721. 1722. 1723. 1731. 1738. 1739. 
1740. 1741. 1742. 1756. 

1284— 1285: Nr. 1767. 

1285: 3, Nr. 1778, 1782, 1783, 1800, 1801. 

1286: 3, Nr. 1837. 1841. 1855. 1856. 1857. 1876. 1977. 

1287: 3, Nr. 1839. 1891. 1899. 1900. 1901. 1902. 1912. 1918. 

1926. 1927. ’ 

1288: 3, Nr. 1948. 1949. 1956. 1967. 1976. 1981. 1932. 

Das Stadtbuch D!) enthält in 20 Lagen 161 Blätter in Quart 
und umfaßt die Sahre 1289— 1294: Lage 1: 1289, 8 BL. (f. 1—8) ; eingelegtes 
Blatt (f. 8a); Lage 2: 1290, 4 Bl. (f. 9—12) ; Lage 3: 1289, 8 BL. (£.13—20) ; 
Lage 4: 1290,8 BL. (f. 21— 28) ; Lage 5: 1290, 8 BL. (f.29-—36) ; Lage 6 (ein- 
gelegt) 1289—1293, 11 BL. (f.37—47); Lage 7: 1290, 12 Bl. (f. 4859); 
Lage 8: 1291, 8 DB. (f. 60-67); Lage 9: 1291, 8 BL. (f. 6875); 
Lage 10: 1291, 7 BL. (f. 7682); Lage 11: 1292, 8 Bl. (f. 83—90); 
Zage12: 1292, 10 Bl. (k 9L—100) ; Lage 13: 1293, 8 Bl. (f. 101—108); 
Lage 14: 1293, 8 Bl. (f. 109-116); Lage 15: 1293, 8 Bl. (f. 117 — 124); 
Lage 16: 1294, 8 OL. (f. 125—132); Lage 17: 1294, 8 U. (f. 133—140); 
Lage 18: 1294, 8 Bl. (f. 141—148); Lage 19 (fremdartig): 5 Bl. 
(f. 149— 153); Lage 20 (fremdartig): 8 Bl. (f. 154—161). Aus ihm 
find 46 Eintragungen gedrudt: 

12885— 1296: 3, Nr. 1992. 

1289: 3, Nr. 2006. 2007. 2008. 2033. 10, Nr. 7225. 

1290: 3, Nr. 2050. 2051. 2084. 

1291: 3, Nr. 2103. 2122. 2130. 2135. 2136. 

1292: 3, Nr. 2155. 2173. 2174. 2175. 2186. 








MU B. 1, S. XLVIL 


1292 —1297: 3, Nr. 2194. 

1292—1300: 3, Str. 2195. 

1293: 3, Nr. 2201. 2214. 2215. 2216. 2217. 2229. 2230. 2231. 

2235. 2236. 

1294: 3, Nr. 2262. 2293. 

1295: 3, Nr. 2325. 

1296: 3, Nr. 2366, 2385. 2386. 2387. 2409. 2410. 

1296—1298: 3, Nr. 2423. 

1296—1300: 3, Jr. 2424. 

1297: 4, Nr. 2441. 

1298: 4, Nr. 2488. 2515. 

1300: 4, Nr. 2598. 

Das Stadtbuch 1!) enthält in 23 Lagen 184 Blätter in Duart 
und umfaßt die Jahre 1295—1304. Angebunden iſt ihm eine Qage von 
8 Blättern aus den Jahren 1312—1317°. Aus diefem Buche find für 
den hier in Betracht kommenden Zeitraum 15 Eintragungen gedrudt 
worden. 

1294: 3, Nr. 2281. 

1295: 3, Nr. 2326. 2331. 2332. 

1296: 3, Nr. 2416. 

1297: 4, Nr. 2442. 2461. 

1297-1298: 4, Nr. 2469. 

1298: 4, Nr. 2483. 2493. 2529. 

1299: 4, Nr. 2533. 

1300: 4, Nr. 2590. 2598. 2623. 

Trotz der großen Summe der aus diefen Stadtbüchern gejchöpften 
Aufzeichnungen, die fich noch nicht unerheblich jteigern würde, wenn man 
die nicht unter eigenen Nummern, jondern nur in Anmerkungen mitgetheilten 
Eintragungen zählen wollte, ijt doch ihr Inhalt keineswegs erichöpft, jondern 
nur zu einem Bruchtheil befannt gemacht worden. Celbjtverjtändlich iſt 
die Auswahl feine willfürliche gewejen; es Hat der Grundjat gewaltet, 
Alles mitzutheilen, was für Gefchichte, Nechtsgefchichte, Kulturgejchichte, 
Familiengeichichte und hiſtoriſche Topographie von Wichtigkeit iſt. Die 
Durchführung dieſes Grundfages ift aber meiner Anficht und bisherigen 
Erfahrung nad) geradezu unmöglich. Erſtens nämlich wird auch der jorg- 
jamfte Forſcher über die Wichtigkeit oder Umwichtigfeit einer Notiz nicht 
zu allen Stunden gleichmäßig urtheilen und deshalb einmal etwas auf- 
nehmen oder auslajjen, was er ein andermal beziehentlich ausgelaſſen oder 


1) M. U. B. 5, S. V. 
) M. U. B. 5, S. X. 


10 


aufgenommen haben würde, und zweitens kann, da die Zeit das Erfenntniß- 
vermögen reift, Niemand während feines Auswählens dasjenige Wiſſen 
auf allen Gebieten haben, da3 er ſelbſt oder Andere durch Hinzuziehung 
ipäter erwachjenden Material und durch tiefere Eingehen von einzelnen, 
beitimmten Standpunften aus zu gewinnen vermögen. Dazu fommen noch 
zwei weitere Bedenfen: einmal fann Niemand beurtheilen, welche Bedeutung 
eine jcheinbar ganz gleichgültige Nachricht in einem gegebenen alle 
gewinnen kann, und ſodann ift e8 für die wiljenjchaftliche Forſchung nicht 
ausreichend, da8 Vorkommen eines bejtimmten Instituts conftatirt zu jehen, 
jondern man muß auch beurtheilen fönnen, welche Bedeutung es im 
damaligen Leben hatte, ob Dieſes nur vereinzelt oder tagtäglich vorfam, 
ob Jenes jich mur auf einen bejtimmten Kreis beichränfte oder bei der 
Allgemeinheit üblich war. 

Mit diefen Bemerkungen joll natürlich weder der Art und Weile, 
mit der die Auswahl aus den Eintragungen unſerer Stadtbücher für das 
Urfundenbuch gemacht worden ift, entgegengetreten, noch das Verdienit, 
das jich feine Herausgeber durch ihr Erjchließen, ſei e8 auch nur eines 
Bruchtheil® des von ihnen geborgenen Reichthums, um die Wifjenjchaft 
erworben haben, bejtritten oder irgendiwie gejchmälert werden. Was Jene 
anlangt, jo habe ich mich jchon früher in ähnlicher Weije ausgejprochen 
und an einem Beifpiele nachgetvieien, daß dasjenige, was ich für unmöglich 
halte, auch von dem betreffenden Herausgeber nicht hat geleistet werden 
fünnen; von einem Nachweis für das Urkundenbuch ftehe ich ab, weil er 
nad) meiner Meinung überflüffig fein würde In Bezug auf Diejes kann 
ih anführen, daß ich einmal — es wird im Jahre 1869 geweſen 
jein — in Hamburg bei einem Spaziergang um die Alfter mit Wigger 
dieſe Fragen beſprach und auf meine auch ihm gegenüber erhobenen Bedenken 
von ihm die Antwort erhielt: „Ja, aber vollitändig gedruct werden die 
Roitoder Etadtbücher niemal3 werden und das Beſſere wäre aljo auch 
bier des Guten Feind.” Wie ich ihm bei jolcher Vorausjegung damals 
Recht geben mußte, jo thue ich es gern auch jet. Wozu dann aber meine 
Bemerkungen? Um es zu verhindern, dab das Gute Feind des Beſſern 
werde, und dies wiirde nach meinem PDafürhalten gejchehen, wenn Jemand 
auf die Meinung geriethe, er könnte irgend eine einjchlägige Frage auf dem 
Gebiete unjerer Roftodiichen Gefchichte in deren ganzem Umfange mittels 
des Urfundenbuchs beantworten, ohne einer Durchficht der Stadtbücher 
benöthigt zu fein. Und dann ferner: zwei Jahrzehnte hindurch ift die 
Torausjegung Wiggerd nicht widerlegt worden; wird fie es niemals werden ? 


DE 


m 











II, 


Frohn · Ordnung von ca. 1508. 


Mitgetheilt 
von 


Karl Roppmann. 


ie nachfolgende Ordnung für die Frohnboten befindet jich in dent 

Protocol! des Niedergeriht® von 1508—1557 fol. TOb—T1b und 
icheint gleich im Jahre 1508 oder wenig fpäter eingetragen zu jein. Sie 
handelt von den Gebühren, die der Frohn für jeine verjchtedenen Ber: 
rihtungen zu fordern bat). 

Bil Jemand einen Andern verklagen, jo muß er ihn durch den 
Frohn vor Gericht fordern lafjen: für diefe Ladung Hat der Kläger 
(hovetman) dem Frohn 4 Pfennig Sundiſch, beziehentlich, wern der Ver: 
Hagte auf einem der drei Brüche wohnt, 8 Pfennig Sundiſch zu bezahlen. 
Soll der Frohn im Auftrage des Klägers fordern, daß der Beklagte 
Bürgen jtelle, jo beträgt feine Gebühr 2 Schilling Sundiſch; ijt aber der 
Mäger, der dieje Forderung jtellen läßt, ein Auswärtiger (gast), jo hat er 
dem Frohn das BZiwiefache zu erlegen; wird der Auftrag durch mehrere 
Frohnboten ausgerichtet, ohne daß dies vom Kläger verlangt worden ilt, 
jo ändert da die Gebühr nicht; geichieht e8 aber auf Verlangen des 
Krägers, jo hat derjelbe, wenn er Bürger it, jedem Frohnboten 1 Schilling 
zu erlegen, während der Auswärtige jedem Frohnboten 4 Schilling bezahlen 
muß; ſoll der Auftrag nad) Untergang der Sonne ausgeführt werden, jo 
jteigt die Gebühr für Bürger und Gaft auf 8 Schillinge und zwar, wenn 
alle Frohnboten verlangt werden, in Bezug auf jeden derjelben. Hat der 
Frohn einen Auftrag außerhalb der Land- oder der Strandthore aus— 


) Bol. die bei Nettelbladt, Hift.-diplomat. Abhandlung v. d. Urjprunge d. St. 
Roft. Gerechtiame Nr. XXXI. gedrudte Geriht3-Ordnung und den Auffag: Geſchicht⸗ 
liches von der Gerichtsverfaſſung und dem gerichtlihen Verfahren in Roftod in: Neue 
wöchentl. Rojtod. Nacrichten u. Anzeigen 1839, Nr. 8 u. 9. 


12 


zurichten, jo fteigt jeine Gebühr für Bürger und Gaſt auf 4 Schilling, 
außerhalb der Schlagbäume oder auf einem Schiffe auf 3 Cdilling; 
in allen diejen Fällen ift der Kläger verpflichtet, dem Frohn Beiftand in 
Gefahren zu leijten. — Läht ein Bürger Jemand, der feinen Bürgen zu 
ftellen vermag, verhaften, jo hat er dem Frohn zu Behuf des Gefangenen 
täglich 2 Pfennig Sundiſch zu bezahlen; der Gajt muß das Zwiefache 
erlegen. — Wer in die Frohnerei gebracht worden, hat dem Frohn 4 Schilling 
für das Einjchliefen und 4 Schilling für das Aufſchließen und dem Knecht 
des Frohns 1 Schilling zu bezahlen; diefe Gebühr bleibt dieſelbe, ob der 
Gefangene nur eine Stunde oder mehrere Tage eingejchlojjen geweſen iſt. 
Wer ſich vom Frohn belöſtigen läßt, Hat ihm für jede Mahlzeit 2 Schilling 
Sundich zu entrichten; wenn er Bier trinkt, jo muß er dies bejonders 
bezahlen. Wer 4 volle Tage in der Frohnerei zugebracht hat, ift dem 
Frohn für feine Koſt eine Markt Sundiſch jchuldig ; mehr braucht er nicht 
zu bezahlen und wenn er aud) 8 Tage geſeſſen hätte; das Bier ift aber nicht 
eingerechnet. — Wird ein Gefangener aus dem Gefängniß vor den Rath oder 
vor das Kiedergericht (destapel) gebracht, jo hat derjenige, welcher den betreffenden 
Antrag gejtellt hat, dem Frohns Schilling fürdas Heraufbringen und 8 Schilling 
für das Hinunterbringen zu erlegen. — Wird ein Verbrecher zum Tode verurtheilt, 
jo erhält der Frohn für die Ausführung des Urtheils einen halben Gulden, 
wenn die Klage vom Nat ausgeht, drittehald Markt Sundifch, wenn der 
Kläger ein Bürger, und 5 Marf Sundifch, wenn derjelbe ein Auswärtiger ift. 
| Während der Zeit vom 1. Mai bis zum 24. Auguft Dürfen feine Schweine 
auf den Straßen umberlaufen; andernfall3 joll der Frohn fie pfänden 
und ich bei der Einlöjung für jeden Fuß 4 Pfennig, alfo für jedes 
Schwein 16 Pfennig bezahlen laſſen; hat er aber ein Schwein auf einem 
der Kirchhöfe abgefaßt, jo hat er für jeden Fuß 6 Pfennig zu fordern. — 
— Die Grube darf nicht als Waſchſtelle benugt werden; geichieht es 
troßdem, jo hat der Thäter dem Frohn eine Gelditrafe zu erlegen; wenn 
er unterhalb der Bier-Gelinden ertappt ijt, 2 Pfennige, wenn oberhalb 
derjelben, 4 Pfennige. — Die Pelzer dürfen ihre Pelze nur bei Nacht: 
zeiten wajchen, von Oftern bis zum 24. August zwischen 9 und 3 Uhr, 
vom 25. Auguſt ab zwilchen 3 und 4 Uhr; wer dagegen handelt, verfällt 
dem Krohn in eine Strafe von 4 Schilling. 


Dyt is de belevynghe unde pleghe der vronen 
to Rostock. 
1. Item wen se eynen vorboden to rechte, de schal ene gheven 
veer penninghe Sundesch; men vorboden se wene van den broken, 
dar scholen se aff hebben achte penninghe Sundesch. 


13 


2. Item wen se eynem eynen borghen affnemen, de schal ene 
gheven twe schillinghe Sundesch, were der vronen ock twe ofite dre, 
sunder de hovetman essche se alle, so schal he eynem jewelkem 
gheven eynen schillinck Sundesch. Is id eyn ghast, de eynem 
leth eynen borghen affnemen, de schall ene gheven 4 schillinghe 
Sundesch, were der fronen ock twe ofte dre, sunder de hovetman essche 
se alle, so schal he eynem jewelken gheven 4 schillinghe Sundesch. 


3. Item is dat eyn borgher eynen man in de slote settet, de 
schal deme fronen gheven des daghes twe penninghe Sundesch to 
des vanghen behoff; is id eyn ghast, de schal deme vronen gheven 
4 penninghe Sundesch tho des vanghen behoff. 


4. Item werdet se vorbodet buthen de dore ofte uppe den 
strand, dar scholen se vor hebben 4 schillinghe Sundesch, were 
der bodele twe ofte dre, sunder de hovetman essche se alle, so 
schal he eynem jewelken gheven 4 schillinghe Sundesch. Men 
werdet se vorbodet buthen den rennebom offte in de schepe, dar 
scholen se aff hebben 8 schillinghe Sundesch, were er ock twe ofte 
dre, sunder de hovetman essche se alle, so schall he eynem jewelken 
sheven 8 schillinghe Sundesch, unde de hovetman schal ene behulpen 
syn, dat en neyn arch en schee. 


5. Item scholen se wene bringhen in borghe hand, wen de 
sunne vorschenen is, dar scholen se aff hebben achte schillinghe 
Sundesch, were der vronen twe ofte dre, sunder de hovetman essche 
se alle, so schal [he] eynem jewelken gheven 8 schillinghe Sundesch. 


6. Item wert ock eyn man in des fronen hus ghesettet in de slote, 
de schal deme vronen gheven 4 schillinge Sundesch thotoslutende 
unde 4 schillinghe Sundesch uptoslutende unde deme knechte 
1 schillinck Sundesch unde nicht mer. Sete he men eyne stunde, 
so schal he dyt gheld allikewol utgheven; sete he ock dach unde 
nacht, so schal he allikewol dyt vorscreven gheld utbgheven, wo he 
syne spyse nicht en eth. Sith he 3 daghe unde eth he syne spise, so 
schal he gheven vor jewelke maltid 2 schillinghe Sundesch; dryncket 
he bere, dat schal he betalen. Sith he ock 4 vulle daghe, so schal 
he eme gheven eyne marck Sundesch vor kost; men dryncket de 
vanghe bere, dat schal he betalen. Sith he ok achte daghe, he schal 
allikewol nicht mer gheven den eyne marck Sundesch vor kost; 
drincket he bere, dat schal he betalen. 

7. Item offte eyn man vordenet hadde van des rades weghen, dat 
men ene doden scholde, dar schall de vrone aff hebben van deme 
rade eynen halven ghulden; ofte eyn borgher eynen scholde doden 


14 


lathen, dar schal he aff hebben 21, marck Sundesch; weret ok, dat 
eyn vrommet man scholde eynen richten lathen, dar schal de frone 
aff hebben viff marck Sundesch. 


8. Item de vrone schal swyne panden uppe der straten van 
sunte Wolbrechtes daghe an wente to sunte Bartholomeus daghe; wat 
swyne he pandet uppe der straten, dar schal he aff hebben van 
jewelkem vothe 4 penninghe Sundesch; dat he pandet uppe den 
kerckhoven, dar schal he aff hebben van jewelkem vothe 6 penninghe 
Sundesch. 

9. Item is dar wol, de de wasschet kledere in der groven 
boven den veer glynden, den schal de vrone panden uppe 4 penninghe 
Sundesch, unde benedden den 4 glynden uppe 2 penninghe Sundesch. 

10. Item wen de pelser willen ere velle wasschen, de scholen 
se nicht by daghe wasschen; se scholen dat beghynnen van passchen 
an wente to sunte Bartholomeus daghe des avendes, wen de klocke 
neghen sleyt, wente des morghens, dat de klocke dre sleyt, unde na 
sunte Bartholomeus daghe des avendes to achten scholen se dat 
beghynnen unde scholen dat vortigen des morghens to veren. Weret, 
dat dar jennich man enteghen dede unde de vronen dar aver to 
mathe quemen, de schal de vrone panden uppe 4 schillinghe Sundesch. 

11. Item weret zake, dat dar eyn man ofte frouwe sete in der 
hechte, de me brynghen scholde uthe der hechte uppe dat husz vor 
den radt edder vor den stapel, dar schal de vrone aff hebben 
8 schillinghe upthobrynghende unde achte schillinghe daletobrynghende; 
unde dat schal uthgheven, de se upbrynghen leth. 





——— — — — 
| 1 —— — 
— — RER 





AIR 


III. 


Der Prädikant Magifter Barthold zu St, Iakobi. 
Bon 
Karl Koppmann. 


ie Neformationsgejchichte Roſtocks Teidet unter dem Umſtande, da wir 
feine zeitgenöjftichen Aufzeichnungen bejiten, jondern abgejehen von dem 
verhältnigmäßig dürftigen urfundlichen Material ausſchließlich auf Gryjes 
erit im Jahre 1593 erjchienene Lebensgeichichte des Mag. Joachim Stüter 
angewiejen find, die überall benußt werden muß, obgleich ſich immer mehr 
herausſtellt, daß dies nur mit der größten Vorſicht geichehen darf. 

Zum Jahre 1529 erzählt Gryje'), die Iutherisch gefinnten Bürger 
des Kirchſpiels St. Jafobi Hätten durch ihre Bitte vom Rath erlangt, daß 
fie einen eigenen lutherischen Prediger Namens Barthold erhalten hätten; 
von der Gegenpartei aber ſei es durchgejegt worden, daß demjelben bald 
darauf die öffentliche Predigt in der Jakobikirche wieder verboten worden 
jei; darauf hätten dann die Qutheraner unter der Führung eines Joachim 
Kofin den Verſuch gemacht, dem Nat) die Beibehaltung Bartholds 
abzutroßen, doch ſei derjelbe Fehlgeichlagen und Joachim Rofin habe fich 
der Verantwortung durch die Flucht entzogen. Ohne weitere Erflärung 
führt er darauf zum Jahre 1531 den Barthold unter den Prädikanten 
auf, welche am 30. Dez. 1530 auf der Schreiberei die Ordnung E. E. Rath 
in Religiongjachen entgegengenommen bätten?), und berichtet ferner’), da 
Barthold das Predigtamt in der Jafobikirche noch verwaltet, das Tejtament 
aber dafelbjt bisher noch nicht öffentlich verrichtet worden jei, jo fei es 
auf Anordnung des Raths gefchehen, daß 1531 am 15. Sonntag nad) 
Trinitatis (Sept. 17) Antonius Beder von St. Nikolai mit feinem Schul- 


N Bl. G.1b—G3. 
) 81. Hıb. 
»), 31. Il. 


16 


meister nach der Sakobifirche gekommen jet, deutiche Gelänge gelungen und 
nach Beendigung der von Barthold gehaltenen Predigt das Tejtament 
verrichtet habe, wobei den Kommunifanten dag Brot von Antonius Beder, der 
Kelch von Barthold dargereicht worden jei. — Schon früher habe ich in 
Bezug auf die Angaben Gryjes zum Jahre 1529 bemerkt’), es jei zwar 
auf diefen ganzen Bericht wenig Verlaß, doch werde man die Bewegung 
des Jakobikirchſpiels zu Gunſten des Lutherthums und die Leitung dejjelben 
durch Joachim Roſin feithalten müſſen: jest glaube ich, eine kühne 
Dperation vornehmen und das, was Gryje zum Jahre 1529 erzählt, im 
das Jahr 1531 ſetzen zu Dürfen. 

Am 29. März; 1531 machte der Rath der Stlerijei den Vorichlag, 
e3 jolle das Teſtament täglich vor dem Hochaltar durch zwei Miniftranten 
in lateinischer Sprache unter Weglafjung des Mepfanons gehalten und 
da3 Sakrament in beiderlei Gejtalt dargereicht werden’). Die Kleriſei 
weigerte fich darauf einzugehen ; der bijchöfliche Official Joachim Michaelis 
aber hielt, um dem Kath entgegenzufommen, ohne der Priejterichaft Etwas 
zu vergeben, jeinerjeit$ am 31. März in diefer Weiſe das Hochamt in der 
Marienkirche). Damit war aber die Bürgerjchaft nicht zufrieden, ſondern 
verlangte am 1. April vom Rath, daß ihre eigene Geiftlichfeit das 
Tejtament halte‘). Als nunmehr zwei Bürgermeifter und zwei Rathmannen 
in der Safobifirche erjchienen und das Domfapitel aufforderten, das 
Tejtament durch jeine Mitglieder der Neihenfolge nach zu halten, blieb 
diejeg zwar bei jeiner Weigerung, mußte es fich aber gefallen lajjen, daß 
das Tejtament mit Genehmigung des biichöflichen Officials auf feine 
Kojten durch einen don auswärts gefommenen Prieſter verrichtet wurde. 
„Tome lejten, jo berichtet das Kapitel ?), ys eyn arme elende prefter, korttlich 
van Lübeck gefamen, vorgetreden und hefft myt vorlave des Herrn Officialis 
in vorgangen palmedage (Apr. 2) unde gyſtern (Apr. 3) unde od huten 
(Apr. 4) myt uns tho funte Jacob dat tejtamente, wo je dat nomen, 
geholden“. Durch dieſe urkundliche Nachricht wird die Angabe Gryfes, 
dag in der Sakobificche das Tejtament vor dem 17. Sept. 1531 nicht 
gehalten worden jei, al3 unrichtig erwieſen. 

Am 25. Juli 1531 richtete Matthäus Cddeler an den Nath das 
Gejuch, er möge ihm gejtatten, die ihm durch zwei Bürgermeifter für eine 
Zeitlang verbotene Ausübung feines Amtes wieder aufzunehmen, in der 
ihm verliehenen Hojpitalficche da8 Evangelium zu verfünden und im Dom 


!) Geſch. d. St. Rojtod 1, ©. 130. 
2) Mekl. Jahrb. 16, ©. 48. 

®) Daſ. 16, ©. 48—49. 

*) Daf. 16, ©. 50. 

9) Daf. 16, ©. 50-51. 


17 


der Anordnung des Nathes gemäß die Teſtamentsmeſſe zu halten‘), Da 
Matthäus Eddeler, deſſen Vorleben wir fennen, unmöglid) unter jenem 
armen, elenden, vor Kurzem aus Lübed gekommenen Priejter verjtanden 
werden kann, jo muß er Diejem gefolgt und das Halten des Teitaments 
in der Jakobikirche, das im April auf Koſten des Domfapitel3 gejchehen 
war ?), jpäter vom Rath in anderer Weiſe geordnet worden jein. 

Am 14. Aug. 1531 jchreibt Herzog Heinrich an die vier Kirch: 
geſchworenen zu St. Sakobi?), er habe erfahren, daß an ihrer Kirche ein 
Prädikant jei, „der nicht alleine uffrüriich predigen und das Bold zu 
zweitracht vormhanen und reißen, ſonder auch die tegliche gezeitten der 
Kirchen, Jo darin nicht ungudtlich gehandelt wurdenn, abzuthuen und zu 
vorftoren ſich underjtehen ſolle“; er begehrt deshalb von ihnen, daß jie 
denielben abjegen und fich von ihm mit einem frommen Mann von guter 
Lehre verjehen lajjen. Da damals Matthäus Eddeler jchon abgeſetzt 
worden war, jo muß an deſſen Nachfolger gedacht werden und für dieſen 
lann ich nur den ung durch Gryſe befannten Barthold halten. In Bezug auf 
die horae canonicae, die der betreffende Prädifant befeitigen wollte, hatte 
da3 Domkapitel ſchon am 1. April gejchrieben, fie gehörten zu denjenigen 
Dingen, die nach den Vorjchlägen des Raths vom 29. März abgeichafft 
werden ſollten“). Wenn fie trotzdem noch am 14. Auguſt gehalten wurden, 
jo muß nad) jenen erften Verhandlungen des Naths mit dem Domtapitel, 
vermuthlich in Folge eines Einwirkens der Landesherren, eine gewiſſe 
Stodung in der reformatorischen Bewegung eingetreten fein. Auf eine 
ſolche weiſt auch Hin, daß der Domdechant Dr. Peter Boye, der am 
19. Mai 1531 den Herzögen Heinrich und Albrecht gefchrieben Hatte, ex 
fei verurjacht, feine Wohnung in der Altjtadt zu beziehen und das Regiment 
der Domfirche aufzugeben), erſt am 25. Sept. durch den Nath zur 
Räumung der Jafobi-Wedem genöthigt wurde ®). 

Am 15. Sept. fanden zwilchen den Abgeoröneten des Raths und 
der Geijtlichkeit von St. Jakobi Verhandlungen jtatt: die Geiftlichfeit hatte 
die Kirchenvorſteher gefragt, ob es auf ihrer Anordnung beruhe, daß der 
Iutherijche Prediger das Teitament in deutſcher Sprache halte, und auf 
deren verneinende Antwort hin von ihnen verlangt, daß demfelben das 
Predigen unterjagt werde. Oldendorp fchlug der Geiftlichkeit vor, daß die 
Kiche ihr für die Wochentage überlafjen bleiben, für die Sonntage 


1) Rathsarchiv: Prädikanten; Original. 
2) Mell. Jahrb. 16, ©. 51. 
) Rathsarchiv; Geiſtl. Gerichtsbarkeit; Abichrift. 
*) Mekl. Jahrb. 16, ©. 49: „od Marientyde unnde procçessiones“. 
°) Mekl. Jahrb. 16, ©. 21—22. 
9) Rathsarchiv; Reformation. 
Beiträge 2, 2 


18 


aber dem Iutherifchen Gottesdienft vorbehalten jein jolle. Als die Geijt- 
Iichfeit die ablehnte, befahl ihr Dldendorp im Namen des Raths, weder 
das Teitament zu halten, noch Beichte zu hören, noch Taufen vorzunehmen, 
und jich in Bezug auf ihr Singen nach den ihr mitgetheilten Bejtimmungen 
zu richten). 

Wenn nun, wie Gryje berichtet, auf Anordnung des Rathes am 
17. Sept. Antonius Beder mit feinem lutheriſchen Schulmeifter nach der 
Jakobikirche kam, deutiche Pjalmen zu fingen begann und nach Bartholds 
Sermon da3 Tejtament hielt, wobei Antonius Beder dad Brot, Barthold 
den Kelch darreichte, jo wird die betreffende Anordnung des Rathes eineg- 
theil3 auf die Hülfgleiftung Beders, anderntheil® auf die Mitwirkung des 
Schulmeiſters von St. Nikolai zu beziehen jein. Letzteres erklärt jich 
dadurch, daß der am 13. Sept. genannte Schulmeiiter von St. Jakobi, 
Mag. Arnold, fatholiich geblieben war und daß Dldendorp deshalb der 
Geijtlichkeit eröffnet Hatte, der Rath werde die Koſten des jonntäglichen 
Kirchengejanges übernehmen und fich darüber mit einem Schulmeijter ver- 
gleichen. Erjteres wird durch die Anordnung Bugenhagens verjtändlich, 
der Prieſter jolle da8 Saframent in zwei Akten austheilen und zwar allen 
Kommunikanten erſt das Brot und darauf dem Kelch reichen?), wenn aber 
viele Kommunikanten zugegen jein follten, „jo mac) . . . eyn ander preiter 
in gemenem flede thoer lüchtern handt des Altar3 dat Iyff Chriſti geven, 
und de Mifjeholder dath blodt Chriſti thor rechteren handt des altars, 
dath id denne myt eynem ummegande alle uthgerichtet werde”). Gryſes 
Angabe, Antonius Beder Habe das Tejtament gehalten, jcheint demnach 
auf einem Irrthum zu beruhen: Barthold, der den Kommunikanten den 
Kelch reichte, wird auch das Teitament gehalten haben. 


In unmittelbarem Anſchluß an feinen Bericht über die Ereignifje 
vom 17. Sept. erzählt und Gryſe weiter, daß es zwilchen Joachim Slüter 
und den übrigen Prädifanten zu einer Meinungsverjchiedenheit gefommen. 
jei, indem jener ausſchließlich deutiche Palmen gejungen haben wollte, 
während dieje den Mitgebrauch der „reinen Latinſchen gejenge* vertheidigten 
und dag dann Slüter wenigſtens darin nachgegeben habe, es könnte der 
Schüler wegen nicht für unnüß gelten, zur Mette und zur Vesper, wenn 
nicht viel Volk zugegen wäre, aud) Iateiniiche Gejänge zu gebrauchen‘). 


) Rathsarchiv; Reformation. 

) Braunſchweiger Kirchenordnung, herausg. v. Hänſelmann, ©. 254, 268. 
Hamburger Kirchenordnung, herausg. v. Bertheau, S. 136. 

) Hamb. Kirchenordnung ©. 137. 

) 8. ITı—I1lb. 


19 


Ueber verwandte, aber weitergehende Anfichten eines ungenannten 
Prädifanten geben Urban Rhegius Nov. 8°), Luther und Melanchthon 
Nov. 102) und Johann Bugenhagen Nov. 24°) auf Grund einer von 
Dr. Johann DOldendorp abgefaßten Zujammenjtelung *) ihr Gutachten ab 
und zwar jämmtlich zu Ungunften des betreffenden Prädifanten. „Bei 
der Frage nach der Perjönlichkeit des betreffenden Predigers“, jo habe ich 
früher gejagt’), „Lünnen unjerer bisherigen Kenntniß nach nur Joachim 
Slüter und Matthäus Eddeler in Betracht kommen“. In der Zwifchen- 
zeit it mir nun das Schreiben Herzog Heinrich vom 14. Aug. befannt 
geworden, das uns nöthigt, auch Barthold von Et. Jakobi in Erwägung 
zu ziehen. 

Aus dem Umitande, daß der Kath Gutachten von Luther und 
Melanchthon, von Bugenhagen und Urban Rhegius einholte, bevor er es 
wagte, gegen den betreffenden Prädifanten einzujchreiten, haben jchon 
Luther und Melanchthon den Schluß gezogen, daß derjelbe einen jtarfen 
Anhang Hinter ſich haben werde. Der Rath, jchreiben jie, jolle ihn 
ermahnen und, wenn ex jich nicht beſſern wolle, ihn gütlich ziehen laſſen, 
ohne den Anhang des gemeinen Volkes zu fcheuen. Nun aber wijjen wir 
aus Gryjes Bericht, daß Barthold einen jolchen Anhang hatte: wenn wir 
dad, was er zum Jahre 1529 erzählt, in das Jahr 1531 ſetzen, jo 
gewinnen wir für die Ereignifje diejes letztern Jahres ein ganz anderes 
Verſtändniß. | 

Auf Grund jener übereinjtimmenden Gutachten jchritt der Rath 
meiner Anficht nach gegen Barthold ein und entjeßte ihn jeines Amtes, 
Für dieſe Abſetzung jelbit fehlt e8 uns nicht an einem urfumdlichen Zeug— 
niſſe: am 6. Nov. 1532 befennt der wegen Zauberei angeflagte Hans 
Schönebek ), er habe auf Anftiften des Geiftlichen Jochim Nigebur dem 
Herm Barthold zu St. Jakobi, „dem Prediger, der nun zu Riga ift“, 
Todtenerde vor feine Thür gejchüttet, in der Abficht, daß ihm nichts 
Gutes gefchehen folle, „wie ihm auch hernach nicht viel Gutes geichah, 
da er hernach ſich des Predigtſtuhls enthalten mußte“. In Ueberein- 
itunmung damit, doch unter einem faljchen Jahre und unter völlig faljcher 
Degründung, erzählt Gryſe, es jei ihm „balde dat ampt webderumme 
gelecht und gebaden, henforder nicht mehr in der Domterden tho ©. Jacob 
offentlifen tho predigende“. Erfolgt fein wird die Abjegung nach dem 


’) Rathsarhiv; Reformation; vgl. Mell. Jahrb. 24, ©. 141, 154. 
*) Serriud, M. Joachim Schlüter S. 129—131. 

:) Melt. Jahrb. 24, ©. 143—154. 

) Daf. 24, ©. 141—142. 

) Geld. d, St. Roftod 1, ©. 146. 

) Beiträge 1, ©. 44. 


2* 


20 


Eintreffen des leßtdatirten Gutachtens Bugenhagens vom 24. November, 
aljo wohl noch zu Ende dieſes Monats. Unmittelbar daran wird fich bie 
mißglüdte Bewegung jeiner Anhänger unter der Leitung des Joachim Roſin 
geichloffen Haben. 

Die Perjönlichkeit diejes Joachim Roſin iſt mir bisher nicht näher 
befannt geworden. Slirchenvorjteher war er wohl nicht, denn dieſes Amt 
beffeideten dem Schreiben Herzog Heinrich® vom 14. Aug. zufolge damals 
Bürgermeifter Bernd Hagemeifter, Gert Schmidt, Laurentius Frieſe und 
Hermann Wefjel. 








114 


Des oberſten Pradikanten Heinrich Techen 
Anftellung und Abſehung. 
Bon 
Karl Roppmanı, 


ine in praftijchen Interejje an mich ergangene Anfrage in Bezug auf 

„ da8 frühere Verfammlungslofal des Geiftlichen Miniftertums hat mir 
den Anreiz gegeben, mic) etwas näher mit der Geichichte Heinrich Techens 
zu bejchäftigen, der als „oberjter der Brädifanten”, wie er in der Beſtallungs— 
urfunde genannt wird, und wegen feiner Wahl zum Senior al3 Vorgänger 
unjerer jpäteren Superintendenten und Senioren angejehen werden muß. 


Als der Syndikus Dr. Iohann Dfldendorp am 7. Juli 1534 Die 
Forderung gejtellt Hatte, das Balentin Korte, „de predicante*, die Stadt 
eine Zeitlang verlafje, hatte er zur Antwort befommen: „Balentinum fonde 
men nicht wol entberen, nademe he de gelerdejte predicante were, de 
isunde3 Hyr vorhanden jyn mochte”). Leber weitere Verhandlungen in 
diejer Angelegenheit liegen uns feine Nachrichten vor: jicher aber ijt eg, 
dat Balentin Sorte, der erjte evangelisch -Lutheriiche Paſtor Roſtocks, bald 
darauf jein Amt aufgab und Roſtock verlief. „Up Michaelis diſſes 
jared, jagt Gryſe 3. 3. 15342), ys 9. Valentin Korte, Paſtor tho unjer 
leven Frowen na Lübeck getagen, darhen he vor einen Prediger beropen 
und gefordert was”. Nach einer anderweitigen Angabe wäre Korte von 
Roſtock zunächſt nach) Wismar gegangen und erit von Hier nach Lübed 
sefommen. In Bezug auf beide Angaben jagt das Etwas im Jahre 1737 °): 
„as ihn aber hätte jollen bewegen das amjehnliche Baftorat zu Marien 


’) Beiträge 1, ©. 49. 
2) Bl. LIb. 
) S. 800 Anm. 


22 


Iiefelbjt mit einem Diaconat zu Wismar oder Lübeck zu vertaufchen, können 
wir nicht erachten”. Die damals noch nicht bekannte Nachricht von dem 
Zerwürfniß zwiſchen Oldendorp und Korte Iegt aber die Bermuthung nahe, 
daß es dem einflußreichen Syndifus gelungen jei, entweder dem Wibder- 
jacher feine Stellung zu verleiden oder den widerjtrebenden Nath zu dejjen 
Entlafjung zu bewegen. 

Schon im Auguft des Jahres 1534 muß in Noftod ein bisher nicht 
befannt gewordener Prädifant aus Barth, Johann Bock, thätig geweſen 
fein und großen Beifall bei der Bürgerjchaft gefunden haben. Am 3. Sept. 
erflärten dic Vierundfechziger dem Rath gegenüber”), jie wären mit der 
Mehrheit der Bürgerjchaft geneigt, Iohann Bock als Prädikanten zu 
behalten, wollten aber, da der Kath dagegen wäre, auf fein Dableiben 
nicht beftehen, müßten jedoch begehren, daß der Rath jie deshalb der 
Bürgerjchaft gegenüber vertrete. 

Der Rath hatte damals bereit3 und zwar mit Vorwiſſen der Vier— 
undjechziger Verhandlungen angefnüpft mit Heinrich) Techen in Güſtrow 
der am 26. Febr. 1516 als Hinricus Techen de Boisenborch an der 
Univerfität Roftod immatrifulirt?) und im Jahre 1533 auf Befehl Herzog 
Heinrich von Magijter Sebaftian Schend, dem Propjt des Domfapitels 
zu Güftrow, zum Prediger an der dortigen Marktkirche präfjentirt worden 
war?) Am 31. Aug. 1534 jchrieb der Nath an die Bürgermeijter Bernd 
Kron und Heinrich Boldewan, die ſich damals in Güſtrow aufhielten ?), er 
habe erfahren, daß an der dortigen Pfarrkirche ein tüchtiger Prädilant 
ſei, und begehre im Einverftändnig mit den Vierundjechzigern, daß fie den- 
jelben zu bewegen juchten, eine Zeitlang in Roſtock zu predigen. Die 
Güſtrower waren aber nicht geneigt, ihren Prediger fahren zu laſſen, und 
e3 bedurfte der Vermittelung Herzog Heinrichs, um den Wunjch der 
Nojtoder erfüllt zu jeher. Am 12. Oktober fchrieb der Herzog an den 
Rath’), er hätte von feinen Unterthanen in Güſtrow mit Mühe erlangt, 
daß fie ihrem Prediger Heinrich Techen geftattet hätten, ſich bis Martini 
in Roſtock aufzuhalten. 

Am 20. Sonntag nad) Trinitatis, Olt. 18, hielt Gryſes Angabe 
zufolge‘) Heinrich Tedyen feine erjte Predigt in Roſtock. Der Beifall, 





1) Nathsarhiv ; Bürgerſchaft. 

2) Hofmeifter, Matrifel 2, S.62. Techens jpäterer Wirkungstreis in Boizenburg 
entjcheidet gegen den 1507 Apr. 8 immatrifulirten Hinricus Techen de Malchin (Hof— 
meijter 2, ©. 28). 

9) Mekl. Jahrb. 8, ©. 38. 

) Rathsarchiv; Reformation, 

5, Rathsarchiv; Reformation. 

°% Bl. LIb. 


23 


den er bei der Bürgerichaft fand, war jo groß, daß fie ihn nicht fortlaſſen 
wollte, als jein Urlaub abgelaufen war. Am 14. Nov. richteten die 
Vierundjechziger an den Rath das Begehren, daß der Prädifant Herr 
Heinrich Hier bliebe; der Rath ftimmte ihnen zu und auch Techen erklärte 
den Vierundjechzigern gegenüber jeine Einwilligung, bedang ſich aber, daß 
erſtens Dr. Oldendorp die Prädifanten nicht zu meijtern habe, da er deſſen 
„purrent effte vornement genblich nicht vordragen“ fünne, und daß zweitens 
„we ſcholemeſter tho Sanct Niclaweß“ ſich des Predigens auf der Kanzel 
enthalte‘). Da der Rath nicht ſofort mit Techen über die Bedingungen 
für jein Hierbleiben verhandelt hatte, jo jandten die VBierundjechziger deshalb 
am 19. Nov. ſechs Abgeordnete zu ihm auf die Screiberei und am 
21. Nov. wurden zwei Abgeordnete des Raths und die ſechs Abgeordneten 
der Bierundjechziger mit Heinrich Techen über ein Gehalt von 100 Gulden 
einig?). Drei Tage darauf, Nov. 24, wurde Techen von den übrigen 
FPrädifanten zu ihrem Sentor erwählt?). 


Die officielle Beſtallung Techens verzögerte ſich jedoch, vielleicht 
wegen der noch nicht geichehenen Löſung feines Verhältnifjes zu Güſtrow, 
vielleicht auch, weil der Rath an der Höhe des ihm ausgejeßten Gehalts 
Anſtoß nahm, vielleicht endlich, weil vorher noch andere wichtige Fragen 
zu erledigen waren. Am 1. Dez. beſchloß die Bürgerjchaft, Techen als 
Prädifanten zu behalten, und bat die Bierundjechziger, mit dem Rath 
zuſammen Techens Einwilligung nachzujuchen, da man Herzog Heinrichs 
Zujtimmung jchon erlangen werde‘). Am 2. Dez. meldeten die Vier— 
undfechziger dies dem Rath’) und unter dem 12. Dez. ertheilte diejer 
Heinrich Techen jeine Beitallung. Laut derjelben‘) joll er gegen ein 
Sahresgehalt von 80 Gulden „buten und bynnen Rhoſtock in der Stadt 
gebede, wor und ivenner me des tho doende, Gades wordt recht und lutter 
tho vormeringe Gotlifer ehre und erholdinge ghemeynes utherlifen fredes 
predifen und leven, od als ein overjte der predicanten, betthe dath me 
mith einem Evangelijchen Drdinario der Univerfiteten, de fid des annemen 
wil, verforget und verjehen is, im de gebrefe, Bo in der Religion jafe 
infallen konden, und junjt datt) Gades wort in allen Ferden, im gebede tho 
Roſtock gelegen, recht und Iutter gepredifet, od de Ceremonien eindrechtlifen 
geholden werden, ein ernftlid und flitich upfeent hebben und deſulvigen 


Rathsarchiv; Bürgerſchaft. 

2, Dajelbit. 

*) Dafelbit. 

) Dajelbit. 

5) Dajelbit. 

°) Rathsarchiv; St. Marien, Paitoren. 


24 


gebrefe, erdhome und umeinicheit, Ho inryten mochten, nha alle ſynem 
vormoghe afjchaffen und affwenden helpen“. 

Techen wird aljo nicht an eine bejtimmte Kirche gewielen, ſondern 
joll erſtens predigen und lehren innerhalb und außerhalb Roſtocks, im 
ganzen Gebiete der Stadt, wo und wanır die nöthig fein wird, und 
zweiten® als oberjter der Prädifanten über die ganze übrige Geiſtlichkeit 
im Gebiete der Stadt Aufjicht führen, letzteres aber nur proviſoriſch und 
zwar bis dahin, daß man einen evangelischen ordentlichen Profeſſor der 
Theologie angejtellt haben wird. Im diejer Beitallung ernennt demncch 
der Nat) Techen zum provijorischen Superintendenten der Stadt Noftod. 

Schon vor diefer Beitallung von Dez. 12 erwählen aber, wie wir 
gejehen, die übrigen Prädifanten am 24. Nov. ihn zu ihrem Senior. 
Dieje befremdende Thatjache weiß ich mir mur auf zweien Wegen zu 
erflären. 

Zunächſt iſt fejtzuftellen, daß eine gewiſſe Organijation der Prädilanten, 
wie jie uns jpäter unter der Bezeichnung des Geiltlichen Minijteriums 
ausgebildet entgegentritt, bereit3 durch die Ordnung des Raths in Sachen 
der Religion vom 30. Dez. 1530 veranlaßt worten fein muß. Damit die 
Lehre der Prädifanten, jo heißt es Hier?), eimträchtig bleibe, jollen fie 
wöchentlich zweimal alle zuſammenkommen „unde van den Artillen, dar ein 
yder an twyfelen edder vorbedend inne mochte hebben, wes dem gemeinen 
Bolde nütteſt vortodragende, fründtlid unde bröderlid uth der Schrift 
reden unde handelen“; wenn einer der Prädifanten „Jodane bröderlyfe 
underredung edder byfumpjt vorachten und nicht kamen edder bewerder 
ichrifft nicht volgen edder nicht Hören wolde, bejonder eigene gedanden 
upjatiich volgen“, jo jollen ihn die andern bei den Kirchenvorſtehern 
(„Kerdheren”) und dem Rath zur Anzeige bringen, damit ihm alg einem 
Zerjtörer des Frieden? das Predigen unterfagt werde. Wenn Ddieje 
Beitimmungen, wie nicht zu bezweifeln ift, zur Ausführung gelangten, jo 
mußte die Wahl oder Ernennung eines Vorſitzenden, der die Mitglieder 
zufammenberief und die Verhandlungen leitete, ihre natürliche Folge jet. 
Wer aber war vor Techen diefer Vorjitende geweſen? War e8 einer der 
Prädifanten, jo fann nach meinem Dafürhalten nur an Valentin Korte 
gedacht werden; war es ein Abgeordneter des Raths, jo kann, wie ich 
meine, nur Dr. Johann Dldendorp in Betracht fommen. In erjteren 
Falle würde die Wahl des neuen Vorſitzenden durch die Prädifanten wohl 
nur jo aufzufajjen fein, daß Ddiefelben einer Ernennung des Rath3 zuvor: 
fommen wollten; in leßterem alle würde wohl angenommen werden 


) Rathsardiv; Reformation. Gryje Bl. H2 u. 2b. 


25 


bisherigen Bevormundung Dldendorpe zu entziehen. Ziehen wir ür 
Erwägung, dab einestheil® Dldendorp es war, der Sorte Entlajjung 
gefordert und — wie wir ammehmen — durchgejegt hatte, und daß andern- 
theil3 die erjte Bedingung Techens für jein Hierbleiben dahingegangen war, 
Oldendorps Einfluß auf die Prädifanten zu bejeitigen, jo werden wir nicht 
umhin können, der leßtgenannten Annahme den Borzug größerer Wahr: 
jcheinlichkeit zuzugeſtehen. 

Dem Borgehen der PBrädifanten gegenüber gab der Rath nach, aber 
nur in beichränfter Weite. Er ernannte Heinrich Techen proviforiich zum 
oberjten der Prädifanten, indem er dabei den von der Geijtlichfeit gebrauchten 
Titel eines Seniors vermied, und übertrug ihn die Aufficht über die 
übrige Geijtlichfeit, bi8 er einen evangelischen Ordinarius der Theologie 
mit derjelben betrauen würde; mit anderen Worten: er behielt ſich das 
Auffichtsrecht über die Geiftlichfeit vor, verzichtete aber auf deſſen unmittel- 
bare Ausübung durch ein jeiner Mitglieder und übertrug Ddiejelbe einem 
Fachmann, der jie fraft feiner Ernennung durch ihn, nicht in ‘Folge einer 
Wahl durch die Geijtlichfeit auszuüben hatte. 


Ueber Techens Fortgang aus Roſtock im Jahre 1540 berichtet 
Badmeifter!), er jei, weil er de collatione Graduum Doctoralium et 
Magistralium, deque ceremoniis, quae usitate adhibentur, scoptice et 
imprudentius locutus est, mit den Profefjoren der Afademie in Streit. 
gerathen, habe aber hernach jelbjt die Magifterwürde erworben; nachdem 
er jein Amt aufgegeben, habe er jich nach Boizenburg, vermuthlich jeinem 
Seburt3ort, begeben, Habe dort ein bürgerliches Leben geführt, jei in den 
Rath; gewählt und VBürgermeijter geworden. In Wirflichfeit mußte Techen 
nachdem er am 5. Febr. 1539 zum Magiſter promovirt worden war?), 
wegen einer von ihm am 20. Juni 1540 gehaltenen Echmäh- und Hetz— 
predigt jein Amt niederlegen. 

Den Anſtoß zu den betreffenden Streitigfeiten gab die Habilitation 
des Mag. Joachim Conradi. Dieſer war an der Univerjität Roſtock 
1512 Apr. 16 als Jochim Conradi de Nova Brandenborch immatriculirt, 
im Winterjemejter 1513—14 zum Baccalaureus und im Winterjemejter 
1515—1516 zum Meagijter promovirt worden?) und Hatte bereit3 im 
Sahre 1520 Borlefungen gehalten‘). Nach einer längeren Abweſenheit 


1) Weſtphalen, Mon. ined. I., Ep. 1562. Vgl. Grapius, Das Evang. Roſtock 
©. 378, 1%. 

) Hofmeijter, Matrifel 2, ©. 98. 

2) Daf. 2, ©. 48, 56, 68. 

*) Krabbe, Die Univerjität Roftod ©. 347. 


26 


fehrte er im Jahre 1540 nad) Roſtock zurüd. Es Hat fich begeben, jo 
berichtet der Rath!), daß Einer, Namens Joachim Conradi, „tho Roſtock 
promovert, dar he od in vorjchenen jaren tho langer tydt Loflifen gelefen 
und geregeret heit, ji unlangejt tho Roſtock vorfoget, in meninge, dar» 
fülvejt in der jcholen mit willen und weten des Nades der Univerſiteten 
einen Propheten tho Iejende und dar mede ſynen cursum in der hilligen 
Schrift tho continuerende und fürder, wen idt eme gelegen, promotion tho 
nemende”. Nachdem er in der üblichen Weife feinen Anſchlag gemacht 
und die erjte Vorleſung gehalten, begab ſich Heinrich Techen nach der 
Univerfität und erklärte, er und feine Mitprädifanten fünnten nicht dulden, 
daß Mag. Joachim Ieje, „he hedde denne eine edel, de he fort denſulvigen 
averantworde, underjchreven und fi desjülvigen voriwilliget, wo de inholt”. 
Da Mag. Joachim fich dejien weigerte, jo wandte ſich Techen mit feinen 
Mitprädifanten erſt an den Defan, darauf an den Rektor und endlich an 
den Rath. Diefer antivortete ihnen, „en were de Wredichitol, Gades 
Worth tho predidende, bevalen und nicht de Univerſiteten tho regerende” ; 
fie jollten bei den VBorlefungen Mag. Joachims zuhören und, wenn er 
Falſches Iehre, iym davon Anzeige machen ; die Lehrfreiheit der Univerfität 
wiſſe er nicht zu beichränfen. 
| Dieje Angelegenheit brachten die Prediger nad) gemeinjamer Ber- 
abredung am 20. Juni auf der Slanzel zur Sprache Zweien Auf: 
zeichnungen zufolge?) ſagte Heinrich Techen, jeine Mitbrüder und er wären 
einig, heute in allen Kirchen der Gemeinde eine Mittheilung zu machen. 
und er bäte deshalb, nicht vorher fortzugehen. Dann hielt er jeine Predigt 
über Lucas 6,36: Seid barmherzig. Nach Beendigung derjelben brach er log: 
„Ein gottlofer, papijtiicher Böjewicht und „Scricke umme den Stubben“ ®), 
der aus Lübeck, Hamburg und anderen Städten ausgewieſen worden, habe 
fi) in Roſtock promoviren lafjen; dabei geholfen habe ein ehrlofer, 
papiftiicher Mönch, der den Wolfspelz ausgezogen und das Schafskleid 
angethan Habe’); „do je ehme de frone upjetteden, do jcholden je chme 
einen 2c. upgejetteth hebben“. Da er mit jeinen Mitbrüdern der Anficht 
fei, daß Jener nicht lejen dürfe, bevor er nicht das Bekenntniß der Evans 
geliſchen unterjchrieben habe, jo jei er zumächit zum Defan gegangen, „by 
den ehrlicen, vedelifen man, der Univerſiteten decan ?), dar he ein rechtſchapen 


2) Rathsarchiv; St. Marien, Paſtoren. 

2) Rathsardiv; St. Marien, Baftoren. 

3) „Hüpf’ um den Stumpf‘, ein mir jonjt nicht befannter Ausdrud, vermutlich 
Bezeihnung eines feinen beweglihen Menicen. 

) Gemeint wird jein Heinrih Pauli (Arjenius); j. Krabbe ©. 412. 

5) Defan der Artiſten-Fakultät war Mag. Andreas Eggerdes: ſ. Hofmeijter, 
Matrifel 2, ©. 101. 


27 


billih antwort van befamen, deme he danckede“; darauf habe er jich begeben 
„by dat Hoveth der Univerſiteten, den fropelfonynd, den Rector!), ja be 
ſuth uth, me jcholde dar den Duvel mede vorferen“; diefer habe ihn mit 
iharfen Worten abgewiejen, obgleich er doch nur verlangt habe, daß 
„Schride umme den Stubben“ bejiegeln jolle, er approbire, was Die 
Evangeliichen Stände beichlofjen und befiegelt Hätten; zwei ober Drei 
Männer, die es gut meinten, wären wohl an der Univerſität, die übrigen, 
die gegen Gottes Wort wären und das Evangelium zurücddrängen wollten, 
follte man aus der Stadt jagen. Beim Rath jei ihm „ein Hein Achitophel‘ 
zuborgefommen und er habe deshalb wenig erlangen können; „de blinde 
vorſtockede overicheit fitten dar alje vormalde gotzenbilde“; „jwe radt fint 
nicht reders, ſunder vordervers und vorſtorers“; durch fein Auffaufen und 
Ausführen jei das Korn fo theuer geworden; er laſſe den Armen ein 
halbes oder ein ganzes Jahr lang ſein Recht fuchen und thue nichts anders, 
„van dat je der armen jweet und bloth upfreten‘ ; „ick will hirnadenſt noch 
mher darvan jeggen; itt find men de Almiffen, de id ehn nhu vorgelecht 
hebbe, Hirnhadenjt will ie ehn de juffel?) vorjetten“; freilich werde es 
ihm das Leben fojten: „Ko Be my eine joppen mafende wurden, al men 
Mefter Jochim dede?), Ko wete gy, worumme idt ſchut“. 

Die durch Heinrich Techen verurſachte Erregung war ſo groß, daß 
von Lübeck aus Dr. Johannes Aepinus, der Hamburgiſche Superintendent, 
Mag. Hermann Bonnus, der Superintendent Lübecks, und Peter Vrymers— 
beim, Paſtor zu St. Jakobi in Lübeck, nach Noftod eitten, um Frieden zu 
ftiften. Unter ihrer Vermittelung wırde am 3. Juli auf der Schreiberei 
ein Vergleich gejchlofjen *), nach welchem Techen den Rath um Entjchul- 
disung bitten und jein Amt zu Michaelis niederlegen ſollte. Mit den 
genannten Bermittlern bat auch Techen diejen Vergleich unterjchrieben : 
„se Henricus Techen befenne mit duſſer myner Handſchryfft, dat id dem 
Contract, fo ein Radt do(r)ch upgemelthe van mich gemafeth, holden wyll“. 

Auf Techens Weggang von Roftod hat der Rath; beflanden trotz der 
Berwendung, die Herzog Heinrich für ihn einlegte und troß der Erregung, 
die in der Gemeinde herrſchte. — Auf Herzog Heinrich Veranlaſſung 
fchidte der Rath zunächit Barthold Kerdhof und Marcus Lüjchow zu ihm 
nad Grabow?), um ihm über feine Gründe zur Entlafjung Techens Bericht 
zu erftatten. Der Herzog verlangte, da; man Techen noch eine Zeitlang 


1) Meftor war Mag. Lambert Tafel: j. dajelbit. 

2) Almiffen und Suffel: etwa Brotiheiben und Zufoft. 

5) Frühſte Anfpielung darauf, daß der Math es fei, dem Slüters angebliche 
Bergiftung zur Laft falle. Vgl. Beiträge 1, ©. 4l. 

*) Rathsarchiv; St. Marien, 

5), Rathsarchiv; St. Marien. 


28 


in Roſtock dulde und ließ dabei einfließen, es jei feine Sache, die Paſtoren 
ein und abzujeten. Cine abermalige Gejandtichaft, die aus Bürgermeijter 
Bernd Kron und Rathmann Nikolaus Beſelin beitand!), rechtfertigte noch— 
mal3 das Berfahren des Raths und wich der prinzipiellen Erörterung 
der vom Herzog aufgetvorfenen Rechtsfrage dadurch) aus, daß jie ji) auf 
Techens provijorische Anjtellung berief, „dewile he in affwejende des rechten 
und waren Pajtoren und ferdheren allenen des Rades Hurlind iS in dem 
Predigampte und den je jo ock eres gefallens derhalven up= edder affjetten 
mogen“. Nun ließ ſich Herzog Heinrich zwar die Entfernung Techend aus 
Roſtock gefallen, ignorirte aber, um feinem Recht Nichts zu vergeben, defjen 
Entlaffung durch den Rath: da er ihnen, jo jchreibt er Oft. 13 an diejen?), 
den Prädikanten Heinrich Techen früher geliehen habe, jet aber dejjelben 
jelber bedürfe, jo begehre er, daß der Nath ihn beurlaube und ich ihm 
für die bisher geleifteten Dienjte dankbar beweiſe. — Zur Beichwichtigung 
der Gemeinde lieg der Rath den Mag. Jochim Frige aus Hamburg 
fommen, der früher — angeblich über 20 Jahre — Kaplan zu St. Jacobi 
in Roſtock gewejen war. Fritze reijte Sept. 23 von Hamburg ab und 
blieb in Roſtock bis 1541 Ian. 6; er hat „dor Gades gnaden ... 
guden frede und einicheit des gelovens wedder gemafet“. Techen aber, 
„De predicante, de. . . des twiſtes to Roſtock ein orjafe was, i3 van dem 
predigampt vorwiſet, 18 darnamals to Bouzenborch int land to Mekelenborch 
gefamen und iS dar to enem borgermejter gefaren“°). 


1) Rathsarchiv; St. Marien, 
) Rathsarchiv; Reformation. 
) Lappenberg, Hamb. Chroniken S. 171. 





we —r 





* Be 3: 


V. 


Das Böttcherei-Hewerbe in Alt-Roſtock). 
Von 
Wilhelm Stiedn. 


in Vergleich der gewerblichen Thätigfeit der Gegenwart mit jener ir 
der Vergangenheit jcheint entſchieden zu Ungunjten der lehteren aus— 
zufallen. Aber doch glaube ich, muß men ſich davor hüten, fie zu unter- 
ſchätzen. Manche Anzeichen jprechen dafür, daß während des Mittelalters 
der Stand der Gewerbe in den Hanjejtädten fein niedriger war und ficher 
blühten damals einige Zweige, Die Heute ganz verſchwunden find oder ein 
fümmerliches Dajein friiten. Handel und Schifffahrt bedurften der Tijchlerei, 
der Böttcherei, der Weifichlägerei, der Weberei, der Schmiederei und der 
Zimmermannskunſt. Bäder, Brauer und Fleischer jorgten nicht nur für 
die ftädtiichen Einwohner, jondern auch für die Werproviantirung Der 
Schiffe. Der durch den Handel ich mehrende Reichthum aber gewährte 
die Möglichkeit zur Begründung einer behaglicheren Häußlichkeit. Die 
buntfarbigen flandriichen und englischen Tücher mußten für eine Bevölferung, 
die in harter Tagesarbeit ihre Kleidungsſtücke vielleicht ungewöhnlich ſchnell 
abnutzte, zurecht gejchnitten und genäht, die livländiſchen, ruſſiſchen, ſcan— 
dinaviſchen und ungariichen elle zu Pelzmänteln und Schauben verarbeitet, 
engliiches Zinn zu Flaſchen, Schüfjeln und Kannen, ungarisches Kupfer zu 
Grapen und Stejjeln, ruſſiſches Wachs zu Kerzen gegoſſen, ſchwediſches 
Eiſen zu Haus- und Handwerksgeräthen aller Art verarbeitet werden. 
Kurz, es gab ficherlich alle Hände voll zu thun, um ſowohl die gewöhn- 
fihen al3 auch die feineren Bedürfnifje des Tagesbedarfs zu befriedigen. 
Unter diejen Gewerben der älteren Zeit kommt offenbar der Böttcherei 

eine hervorragende Stellung zu. Ihr hauptjächlichites Erzeugnig — die 
Tonne — war jowohl für den Hausgebrauch al3 für den Handel ument- 


1) Vortrag, gehalten im Rojtoder Altertfumsverein am 12. Januar 1892, 


30 


behrlich. Das Brauereigewerbe und die Salzgewinnung bedurften ihrer in 
gleihem Maße. Man benußte fie zur Aufbewahrung von flüffigen und 
fejten Gegenjtänden. Wein und Del, Butter und Honig wurden in Tonnen 
aufgehoben und der Handel bediente ſich ihrer nicht nur bei der Ver— 
jendung der Stapelartifel, wie Häringe, Aſche, Pech, Theer u. dal. m., 
jondern verpadte jo ziemlich alles gerne in }Fäjjern oder Tonnen. Selbſt 
für Bücher war, wie aus der Gejchichte der Koberger befannt ift, zu Ende 
des 15. Jahrhundert3 dieſe Verpadungsweije eine beliebte. 

Daher kann es nicht Wunder nehmen, daß das Handwerk der Böttcher 
überall angetroffen wird. Wenn man nicht geneigt ift, die im Slapitular 
Karl des Großen de villis vorfommenden „tornatores“ als Böttcher 
gelten zu lafien, jondern in ihnen etwa Schüfjelmacher erblict, jo werden 
un die erjten Böttcher näher in einer Urfunde von 1156 nachgemielen. 
Um diefe Zeit vergönnte der Bischof zu Freiſingen dem Kloſter Weihen- 
ſtefan, Handelzleute und Handwerker zu halten, unter denen auch Böttcher 
genannt jind '). 

Auf die ältejte Böttcherzunft jtoßen wir 1248 und 1271 in Bajel. 
Doch handelt es fich hier noch um eine Korporation, in der verjchiedene 
Handwerfe vereinigt find. Die „Zunft zu Spinnwettern“ umfaßte nach der 
Urkunde von 1248 Maurer, Gypſer, Zimmerleute, Wagner und Kübler, 
nach der von 1271 Maurer, Gypjer, Zimmerleute, Wagner, Faßbinder 
und Wanner (Wannenmacher) 2). 

Sehr häufig treten Böttcher und ihre Vereinigungen im 14. Jahr: 
hundert auf. Im Norden wie im Süden finden wir fie. In Greifgwald 
und Stralfund, in Kiel, Hamburg und Lübeck, in Roftod und Wismar, 
Kiga und Neval, wird uns der Doleator oder Dolifer, Bodeler oder 
Bodecarius namhaft gemacht, dem in Freiberg in Sachſen, in Frankfurt a. M. 
und Wien der Bender, in Zittau in Sachſen und in Nürnberg der Büttner, 
in Hagenau und Straßburg der Küfer entjpricht. 

In den morddeutichen Städten erjcheint dabei das Handwerk jehr 
zahlreich bejegt. In Hamburg jind 1376 nicht weniger al3 104 Böttcher- 
meijter und 60 Jahre jpäter jogar 200 thätig. In Lüneburg zählte man 
im Jahre 1430, jeit einer Reihe von Jahren, 80 Sülvesherren im Böttcher- 
amte. Rechnet man nach altem Herkommen auf jeden Meijter zwei Gejellen 
und einen Lehrling, jo könnte das Hamburger Amt zeitweilig 800, das 
Züneburger 320 Gewerbthätige umfaßt haben. Selbſt wenn man annimmt, 
daß verjchiedene Meijter allein gearbeitet Haben, ergiebt ſich immer eine 
erfledliche Anzahl diejer Gewerbetreibenden. Weniger ſtark jcheint inter- 


1) Monum. Boica IX, 503. Berlepſch, Chronit der Gewerke 9, ©. 17. 
2) Ochs, Geſch. d. Stadt u. Landſchaſt Bajel 1, S. 408. 


31 


ejlanter Weile dieſes Handwerk in Sübddeutichland aufgetreten zu feir. 
Die Frankfurter Benderzunft wies das ganze Mittelalter hindurch nicht 
mehr ala 60 Meijter, — 1387: 63 — auf, und in Nürnberg, wo es 
eigentliche Zünfte nie gegeben hat, werden am Ende des 14. Jahrhunderts 
nur 34 Büttner genannt. 

Für Roſtock ftehen ung derartige Angaben leider nicht zu Gebot- 
Allein e3 jcheint faum einem Zweifel unterzogen werden zu fünnen und 
wird ſich übrigen? durch die weiteren Ausführungen herausstellen, daß 
auch Hier dieſes Gewerbe einen höchſt anjehnlichen Play Jahrhunderte 
hindurch einnahm. Schon der Umſtand, daß nach einer Berordnung des 
15. Iahrhunderts das Böttcheramt 20 Gewappnete zu jtellen Hatte, deutet 
auf ein zahlreich bejeßtes Handwerf. Nur das großartigere Brauerei- 
gewerbe jowie die Aemter der Schuhmacher, Schmiede, Bäder und Hafen 
rüfteten mehr, die Aemter der Fiicher, Krämer, Pelzer, Knochenhauer, 
Riemenjchneider, Gerber, Wollenweber und Schneider ebenfoviel wie die 
Böttcher, alle anderen weniger Leute aus). 


Um jo bedauerlicher bleibt es, daß nur verhältnigmäßig wenige 
Spuren von diejer rühmlichen Vergangenheit jich erhalten haben. Als im 
Sahre 1870 das Böttcheramt jein in der Langenitraße befindliches Haus 
— heute Nr. 83 — verkaufte, ijt der Inhalt eines mit Documenten und 
Papieren aller Aıt angefüllten Wandſchrankes in alle vier Winde gegangen, 
größtentheild, wie es jcheint, von den damaligen Meeijtern unter jich getheilt 
worden. Der gegenwärtige Inhalt der Amts- oder nunmehr Innungslade 
ift außerordentlich dürftig; gleichwohl Habe ich mir die Erlaubniß zu feiner 
Benugung, obwohl ich einmal wenigſtens in die Truhe, die die Papiere 
birgt, habe Einblid nehmen können, nicht zu verjchaffen vermocdht. Was 
ih Heute zur Gejchichte dieſes intereffanten Handwerks mittheilen Tann, 
beruht hauptſächlich auf Schriftitüden, die ich im Laufe mehrerer Jahre 
bei nicht ermüdenden Nachfragen allmählig im Befit einiger Privatperjonen 
aufgeftöbert Habe. Zur Ausfüllung der Hierbei jelbitverjtändlich hervor— 
tretenden Lücken dienten mir die aus anderen Städten über dafjelbe Gewerbe 
befannt gewordenen Thatjahen. Im mancher Hinficht konnte ic) mich hierbei 
auf eigene bereit® früher veröffentliche Studien bezichen ). Abjchriften der 
für das Amt geltenden Statuten aus den verjchiedenen Jahrhunderten fand 


1) K. Koppmann, Die Wehrkraft der Roftodifchen Aemter in Hanſiſche Geſchichts— 
blätter 1886, ©. 165. 

) Hanfifche Geſchichtsblätter, herausg. v. K. Koppmann, Jahrg. 1886: Hanſiſche 
Vereinbarungen über jtädtifche8 Gewerbe im 14. und 15. Jahrhundert, S. 101— 155- 
Auf die in diefem Artikel genannten Schriften bitte ich in allen den Füllen zurück— 
zugeben, wo in dem vorliegenden Aufſatze Eitate unterlaffen worden find. 


32 


ic) in den auf dem hieſigen Rathsarchiv aufbewahrten Rollenbüchern, 
Weiteres Material ließ fi) am dieſer jonit jo ergiebigen Quelle troß 
gütigen Entgegenfommens des Herrn Stadtardhivars Dr. Koppmann nicht 
entdedert. 

Der erite Böttcher in Roſtock, von dem ſich urkundliche Nachricht 
erhalten hat, war Johannes Doleator, Er verfaufte von jeinem in der 
Nähe des Fluſſes belegenen Grundſtück (sita iuxta fluvium) im Jahre 1288 
für 16 Mark Kapital eine Rente oder, wie es in der Urkunde heißt, einen 
Worthzind von 2 Mark!), Hatte mithin 121, Proz. zu zahlen. 
Aber der erjte, von dem wir wiſſen, war nicht der ältefte, denn mehrfach 
wird ung im lebten Drittel des 13. Jahrhunderts feit 1267 eine Böttcher- 
ſtraße (strata bodecariorum, platea bodicariorum) genannt?); es wird 
ihrer aljo eine ganze Neihe gegeben haben. Die Benennung bat jich mit 
der Zeit verloren und die Straße den Namen der großen Bäderftraße 
erhalten. Noch früher, bereit3 jeit 1260, läßt fich eine Böttcherſtraße 
(platea dolificum) in Wismar nachweilen, wo wir einen Böttcher — 
hern Artus de bodikere — aud) ſchon 1250 genannt finden ?). 

Vermuthlich in der gleichen Zeit oder wenig jpäter wird ſich das 
Amt der Böttcher gebildet haben. Eine undatirte, aber ficher dem 14. Jahr: 
hundert entjtammende Verordnung des Noftoder Raths jpricht von „older- 
Iuden unde ganszen ampte der bodefer“ und die Betheiligung von Roſtocker 
Böttchern an einer Zufammenfunft mit ihren Stollegen aus Lübeck, Hamburg, 
Wismar, Stralfund und Greifswald, die im Jahre 1321 in Lübeck Statt 
hatte, legt es nahe, für jene Zeit bereit3 an die forporative Organiſation 
zu denfen. Gleichwohl Datirt die ältefte uns erhaltene Abjchrift einer Rolle 
nicht früher al3 vom Jahre 1457. Freilich fteht in allen Eremplaren 
derjelben, die mir vorgelegen haben, als das Jahr der Abfajjung der 
Statuten: 1407, Indeß ergiebt fi aus den Namen der Wetteherren, 
daß dieje Angabe auf einem Werjehen der erjten Abjchreiber beruhen und 
das Sahr 1457 gemeint fein muß. Diejes Statut blieb unverändert im 
Kraft bis zum Jahre 1560, in welchem es eine Erweiterung von vier 
Artikeln erfuhr, ob auf Wunjd des Amtes oder Anregung des Rathes bleibt 
dahingeftellt, jedenfalls mit Zuftimmung des Ießteren. Später, aber 
unbejtimmbar wann, famen noch drei Artifel Hinzu. Die Abjchrift bemerkt, 
daß fie „uff derjelben rullen uff der andern jite geftandenn“ und aus ihrem 
Wortlaut geht nicht hervor, daß fie vom Mathe genehmigt jeien. Sie 
athmen bereit3 den egoiftiichen, im 17. Jahrhundert überhand nehmenden 


ı) Meflenburgiiches Urkundenbuch 3, Nr. 1986. 
2) M. U. 8. 2, Nr. 1185; 8, Nr. 1640. 
3 M. U. B. 2, Nr. 895; 1, Wr. 648 ©. 604. 


33 


Zug, die Niederlaſſung neuer Meifter zu erjchweren, mögen aljo aus dem 
letzten Iahrzehnt des 16. Jahrhunderts herrühren. 

War auf dieje Weije die Rolle allmählig vervollftändigt und bis 
auf 28 Artikel den Bedürfniſſen der Zeit gemäß erweitert worden, jo mochte 
immerhin ihr Inhalt ungefähr 150 Jahre, nachdem er zum erjten Male 
redigtert worden war, nicht mehr al3 ganz zeitgemäß gelten. Daher werben 
im Jahre 1585 auf Verfügung des Raths einige Aenderungen Hinfichtlich 
der großen Koſten bei Erlangung der Meifterfchaft getroffen, zu denen 
freilich die Aelterleute „nicht fridlich fein wollen“, und fünf Sahre jpäter 
ging man daran, eine neue Rolle zu „berahmen und zu berathichlagen“. 
Am 6. Mat 1590 wurde der Entwurf dem Amte vorgelefen und am 
11. Mat „in weitere deliberation gezogen”. Von wem, darüber läßt die 
Abſchrift im Rollenbuche, der ich die Schilderung des Borganges entnehme, 
im Unflaren. Doc kann faum eine andere Inftanz als das Gewett 
gemeint ſein, wenn es weiter heißt, „dazu die gelarten gefodert worden, 
ift bey dem begriff geplieben und davon den Bottichern copey mitgetheilet” 
Dean fonnte ſich alſo wahricheinlich mit den Böttchern nicht einigen und 
einſtweilen blieb alles beim Alten. Doch ließ der Rath die Reformverfuche 
nicht auf jich beruhen, jondern ergriff im Jahre 1606 in unbekannter 
Veranlaſſung auf's Neue die Initiative, cajjirte alle „vorige der Boddeker 
rullen“ und gab dem Amte eine neue Rolle, die nach mehrjährigen Verhand- 
{ungen mit den Handwerkern am 11. Auguft 1610 endgültig feitgeitellt wurde. 
Dieje iſt dann, falls ich recht berichtet bin, bi8 in das 19. Jahrhundert 
hinein geltendes Recht geblieben. 

Wenn jo oft geäußert worden iſt, daß die Handwerfsämter durch 
‚eititellung ihrer Rechte in den Rollen an jedem Fortichritte gehindert 
waren und für längere Zeit fi) an den alten Formen genügen laſſen 
mußten, auch wenn dieje abgeitanden und mit neueren Anjchauungen als 
ichlechterdings unvereinbar erjchienen, jo beweiien die eben erwähnten That- 
iachen, daß diejer Stilljtand mehr feit dem 17. Jahrhundert zum Ausdrud 
tommt. Die ältere Zeit ijt charafterijtiich durch eine lebendige Weiter: 
bildung des Handwerferrechtes. Die Nollen enthalten von vornherein 
nicht das ganze geltende Necht, jondern nur die Negelung der wichtigjten 
Bunfte. Viele wurde gewohnheitsmäßig beobachtet, was man der Auf: 
zeichnung nicht al3 wert anjah. Mit der Zeit werden aber auch Dieje 
in ſtetem Fluſſe befindlichen Vorſchriften jo zu jagen codificirt und als 
Zujäge dem Hauptjtatut angehängt. Dazu famen die in den ung unbekannt 
gebliebenen Protofollbüchern enthaltenen „Beliebungen“ des Amts, die die 
Genoſſen al3 bindend für jich anjahen, auch“ wenn die Beltätigung des 
Raths gar nicht Für fie machgefucht worden war. Endlich wachte das 
Auge der Obrigfeit und erließ von Zeit zu Zeit, je nach Maaßgabe des 


Beiträge 2. 3 


34 


Bedürfnifjes, für die wichtigeren Handwerke Verordnungen, die ihr Ver- 
hältniß zum Publikum betrafen und manchen Punkt der Statuten abänderten. 
Derartige Verfügungen find den Böttchern gegenüber erlajjen worden im 
14, Jahrhundert, (umdatiert), jowie in den Sahren 1359, 1436 
und 1585. 

Im Vergleich zu anderen Städten haben die Roftoder Böttcher ihre 
Rolle verhältnigmäßig ſpät aufjchreiben laſſen. Die meines Wifjens 
ältefte ift die der Bender in Freiberg in Sachſen, die freilich) undatiert, als 
Anhang zum Stadtredt von 1307 fic erhalten hat, aber Doch wohl dem 
14. Jahrhundert entjtammt!). Die weitere Ihronologie, die freilich auf 
Vollftändigkeit feinen Anſpruch erheben kann, zeigt uns Böttcher: Statuten 
in folgenden Städten: 


1355 Frankfurt a./M. (Boehmer, Cod. dipl. Moenofr. ©. 635), 
1375 Hamburg (Rüdiger, Die älteften Hamburger Zunftrollen, 
©. 29), 
1375 Riga (Liv, Eſth- u. Curl. Urkundenbuch 4, Nr. 1522), 
1395 Straßburg 1/E. (Bruder, Straßburger Zunft⸗ u. Polizei⸗ 
| Verordn., ©. 312), 
+ 31480 Lüneburg (Bodemann, Die älteren PR RO L's., 
S. 33), 
1435 Reval (ungedruckt), 
1440 Lübeck (Wehrmann, Die älteren Lübeckiſchen Zunftrollen, 
S. 175), 
1491 Stettin GBlümcke, Die Handwerkszünfte ıc, S. 25, 
ungedrudt), 
1555 Dresden (Flenuning, Das Lehrlingswejen der Dresdner 
Snnungen, ©. 2, ungedrudt), 
1634 Stiel (Jahrb. f. Landeskunde v. Schleswig -Holitein 2, 
©. 115), 
1680 eine bayeriiche Schäffler-Drdn. (Collectaneen-Blatt f. d. 
Geſch. Bayerns, Jahrg. 39, 1875). 


Der Rohſtoff, mit dem der Böttcher e8 zu thun Hatte, war Holz, 
und zwar vermuthlich ausnahmslos Eichenholz, da8 man wählte nicht 
nur wegen jeiner vorzüglichen Härte und Dauerbarkeit, ſondern auch, weil 
e3 den Flüffigkeiten, die man aufbewahren wollte, feinen Beigefchmad ver- 
lieh. Indeß war z. B. bei der Anfertigung der Lüneburger Salztonnen 
die Anwendung eichener Stäbe ausdrüdlich verboten ?). 


2) Schott, Sammlungen zu den deutichen Land» und Stadtrechten 3, S. 295. 
2) Bodemann, ©. 35. 


35 


Je nachdem, ob es zu Böden oder Geitentwänden diente, unterjchied 
man im Handel „bodemholt“, „litholt“ und „ſtafholt“ (Stabholz). Zu den 
Bändern, die heute vielfach aus Haſelholz oder Weidenholz gewonnen 
werden, brauchte man nach einer Danziger Willfür des 15. Jahrhunderts 
Eihenholz. Böttcherholz im Allgemeinen (bentholt, boedecholt, ligna 
doliatoria) war Gegenitand eines anjehnlichen Handeld. Theilweiſe wurde 
es aus ziemlicher Entfernung bezogen, theilweile in nächiter Umgebung der 
Stadt geholt, wie 3. B. die Hamburger Böttcher ihren Rohſtoff ſowohl 
aus Königsberg, als auch aus Holftein und Ratzeburg erhielten ?). 

Innerhalb des Gewerbes macht jich ſehr früh bereit3 eine Art 
Arbeitstheilung geltend. Die Hamburger Kämmerei- Rechnungen weiſen 
bereit3 6 verjchiedene Benennungen des Böttchergewerbed auf, bei denen 
doch wohl jedes Mal an einen jpeciellen Zweig zu denfen iſt: Bodekar, 
Kymer, Bentjnider, Bekemaler, Eimermacher und Büttenmacher. Mit Aus- 
nahme des Eimermacherd finden wir diejelben Benennungen auch in Roſtock. 
In Lübeck unterfchied man Boddefer und Belemafer, in Lüneburg Solt- 
tunnenmafer und Dichtmafer oder Dichtbinder. Wie es jcheint, hat man 
ſich alle dieſe Specialitäten zunächft in einer Korporation vereinigt vorzu— 
ftellen, aber doc) jo, daß Jeder bei der einmal erwählten Bejonderheit blieb. 

Der Bentjnider war offenbar derjenige, der die Bänder, oder wie 
wir heute jagen, Reifen zurechtmachte. War dieſe Arbeit urfprünglich gewiß 
die eines Böttchers, jo finden ſich merkwürdiger Weije bereit im der erjten 
Hälfte des 15. Jahrhundert die fie verridhtenden Perſönlichkeiten der 
Möglichkeit beraubt, je Amt3meifter zu werden. In einer Hamburger 
Berordnung von 1437?) wird genau geregelt, in welcher Weije die Vacanzen 
in dem auf 200 Meifterjtellen berechneten Amte bejetst werden jollen, aber 
Kymer unde bendfnider jchölen en buten beſcheden weſen“ — Die werden 
überhaupt zur Bewerbung nicht zugelajjen. 

Die Bentjniderei war aljo ein jelbitändiges Hülfsgewerbe der Böttcheret 
geworden, da3 nur im Zuſammenhange mit diejer gedacht werden konnte, 
aber doc) als jo untergeordnet galt, daß, wer mit ihm jich befaßte, zur 
höheren Stufe nicht aufrüden konnte. Im Roſtock werden die Bentinider 
fpäter in einem Athemzuge mit den Trauenfnechten genannt, d. 5. den 
verhetratheten Gefellen. Böttchergejellen, die aus irgend welchen Gründen, 
wegen der hohen Koſten oder mangelnder Legitimationspapiere, nicht 
hatten das Meifterrecht erwerben können, juchten ſich al3 Bentinider redlich 
durchzuichlagen. Gegen Ende des 16. Jahrhundert® waren ihrer jo viele, 
daß fie eine eigene Kompagnie bildeten, jedoch unter Aufficht des Böttcher - 


1) Rüdiger, ©. 32, 34. 
) Rüdiger, ©. 34. 
3% 


36 


amts. Ihren Borjtand bildeten 4 Biüchjenherren, aber dieſe Hatte 
fein Recht, einen Genofjen zu bejtrafen, jondern mußten alle Klagen an 
die Melterleute des Böttcheramt3 verweilen. Nicht einmal eine Tonne 
Bier durften fie auflegen ohne Erlaubnig ber Böttcher-Aelterleute und 
mußten fie jedenfall® im Böttcher-Schütting, der auch ihnen als Herberge 
diente, austrinfen. Der Zwed, den die Kompagnie verfolgte, war gemein= 
james Begängniß verjtorbener Genojjen, vielleicht auch Unterjtügung 
erfrankter. Aber der wejentlichere, obwohl er nicht herbortrat, wird 
gewejen fein gemeinjames Vorgehen gegen die Böttchermeifter, von denen. 
jie volljtändig abhingen. Wenigſtens wird ihnen im Vertrag von 1597 
eingeichärft, daß jie „feine Borbuntniffe maden jchölen wedder ein Ambt“, 
troßdem aber 2 Jahre jpäter darüber geklagt, daß „ste eine nie vorbuntnug- 
wedder dat Ambt gemadet“. Worin die „Vorbuntnuß“ bejtand, erfahren 
wir nicht, doch gehen wir kaum fehl, wenn wir annehmen, daß es jich um 
Verbeſſerung der Arbeitsbedingungen gehandelt Haben wird, Denen fie 
unterworfen waren. Cine jpätere obrigfeitliche Entſcheidung von 1630 
macht uns das flarer. Schon einige Jahre vorher war den Bentjnidern 
verboten worden, Perjonen aufzunehmen, die nicht für einen Böttcher— 
amtsmeister arbeiteten. Nunmehr wurde verfügt, dab jeder Bentſnider 
fich einem Amtsmeifter auf ein Jahr verdingen müſſe und nur, fall3 diejer 
nicht Arbeit genug habe, berechtigt war, feine Kräfte anderen anzubieten. 
Dffenbar juchten aljo die Ventſnider ihre Dienfte den Slaufleuten oder 
Brauern direct zur Verfügung zu jtellen. Gleichzeitig wurde ihr Lohn 
fejtgejegt — es war ein Stüdlohn von 3 Sch. lüb. für 100 Bentholt bei 
freier Koſt und einem Stof Tier — und ihnen unterjagt, Bentjtöde, d. h. 
den Rohſtoff, aus dem ſie ihre Bänder machten, im Großen (bey Fudern) 
einzufaufen. Als Vergünſtigung indeß ward ihnen zugeitanden, „auf einen 
Handtbaum von altem Holge eine Burger-Spanne, Viertel und halbe 
tonnen mit einem boddem zu machen“. Mit anderen Worten, die Bent- 
Inider durften jich aljo fortan mit Sleinbinderarbeit befafjen. 

Der Kymer oder Keimer der älteren Zeit fertigte Kufen an, d.h. 
im Gegenſatze zur Tonne, die geſchloſſen tft und 2 Böden hat, offene Gefäße 
größeren Umfangs mit nur einem Boden. Nach der Rojtoder Rolle von 
1457 (Urt. 18) gehörte er zum Böttcheramte, innerhalb deſſen er aber 
gewiß auf jeine Specialität bejchränft blieb. Das Lübeder Etatut läßt 
einen Gegenſatz zwiſchen „Tunnen“ und Kymwerk“ hervortreten, aber es 
beſagt nicht, daß, wer ſich mit dem Einen befaßte, das Andere laſſen mußte. 
In Hamburg endlich, wo der Kymer ſchon im 14. Jahrhundert vorkommt, 
ſcheint er anfangs gleichfall8 zum Böttcheramte gerechnet worden zu fein, 
jedoch in bewußter Trennung von den Böttchern!), Es wurde jchon 


2) Koppmann, Hamburger Kämmereirechnungen J, ©. XLI. 


37 


erwähnt, dag ein Kiemer nicht Böttchermeijter werden konnte; er blieb auf 
die Anfertigung der Hufen beichränft. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts 
nahmen die Kiemer eine etwas jelbititändigere Stellung ein, aber fie blieben 
immer noch in einer gewiſſen Zugehörigkeit zum Böttcheramte. Sie konnten 
fih einen Werfmeijter, der, wenn es nöthig jchien, ihre Arbeit beauffichtigte, 
jelbit wählen, aber fall e3 zur Verhängung einer Strafe fam, jo mußte der 
älteſte Werkmeiſter der Böttcher herangezogen werden. Hatte der Kiemer-Werf- 
meister das Recht, Lehrlinge ein- und ausschreiben zu laſſen, jo wurde doch 
dem Lehrvertrage erjt in der Morgenjprache der Böttcher, zu der die Kiemer 
ericheinen mußten, Sanction ertheilt ?). 

Die untergeordnete Stellung, die man in Hamburg den Siemern 
anwies, läßt jich jchwer begreifen. Heute wird die Sliemarbeit jo gut zur 
Thätigfeit des Böttcher gerechnet, wie die Faßarbeit, und es ift nicht 
verständlich, wie die untericheidenden Merkmale ihrer Arbeit eine jocial jo 
verſchiedene Stellung zur Folge haben konnte. Bei der Fakarbeit wird 
zuerjt der Rumpf gemacht, d. h. die Stäbe geichnitten und dann der Boden 
eingefeßt. Bei der Kiemarbeit wird zuerſt der Boden angefertigt und dann 
werden in ihn die Stäbe eingejegt. Während der Boden eines Fakes 
in der Mitte jtärfer ift und mach der Peripherie zu jich abjchrägt, ſowie 
die Stäbe gebogen find, iſt der Boden der Kiemarbeit überall von gleicher 
Dide und gehen die Stäbe ganz gerade. Das Inftrument, mit dem die 
Kröje im Stabe gemacht wurde, führte ebenfall3 den Namen Kröſe. 

Wie die Stellung der Böttcher und Kiemer zu einander in Stralfund, 
Greifswald und Wismar war, vermag ich nicht anzugeben. Genug, daß 
wir tefthalten fünnen: Der Böttcher machte Tonnen oder Fäſſer 
mit 2 Böden, der Siemer Hufen mit einem Boden und der Bent: 
ſnider lieferte für beide die umentbehrlichen Reife. Anders fallen 
die ſüddeutſchen Benennungen aus. In Straßburg hießen die Ver— 
ferfiger von Tonnen oder Fäſſern „SKüfer“ oder „Weljelere”, die Ver— 
jertiger von Bottichen oder Kübeln (die norddeutiche Kiemarbeit) „Kübler“. 

Neben den Wöttchern gab es die Bekemaker, beferer (lat. bacrarius, 
craterator), Büttenmaler, in Straßburg „becherer”, in Bajel „Wannen- 
macher” genannt, d. h. die Stleinböttcher oder Kleinbinder. Urſprünglich 
wohl nur die Anfertiger von hölzernen Trinkbechern und Schüjjeln (bafe, 
befe), jtellten jie jpäter Spänne, Eimer, Bütten, Pip- und Tympefannen 
(d. 5. wohl Kannen mit einer Tülle), Schaufeln und Mulden, ſowie die 
von den Srämern gebrauchten Behältniffe, wie 3. B. Theriaf3- oder 
Bulvertönnden?). Sie zeigen mithin den Gegenjat der Kleinarbeiter zu 


ı) Rüdiger, a. a. ©, ©. 35 Wr. Te. 
2) Dryakeldtunnelen, pulvertunnen. 


38 


den Grofarbeitern. Zu ihnen dürfen wir auch rechnen die jg. Schäffler, 
die nur die Getreidemaaße, wie Schaff und Scheffel, jowie die Schopfen= 
binder, die Schopfen oder Schöpfitoge machten‘). Wie dieje verjchiedenen 
Zweige fich neben einander ausbildeten, warn jie zuerſt auftauchten, läßt 
fih nicht mehr fejtitellen. Die Roſtocker Kleinbinder fertigten längere 
Zeit vorzugsweile Milchkannen an, von der Geftalt, wie jie noch gegen- 
wärtig in Lübeck und im Holjteinischen in Gebrauch find ?), Lecheln (noch 
gegenwärtig auf dem Lande gebräuchliche Trinkgefäße aus Eichenholz in 
der Form eines fleinen Tönnchens mit einem Mundſtück als Anja beim 
Trinken) und Bierkrüge. — Im Gegenjate des Holzes, das Klein- und 
Großböttcher verarbeiteten, nannte man die erjteren auch „Weih-*, Die 
fegteren „Rothe oder Echwarzbinder“. Die Slleingejchirrmacher ver— 
arbeiteten in erjter Linie urjprünglich) nur weiches Tannenholz, das weiß 
von Farbe ijt, wogegen die Großarbeiter rothes Eichenholz brauchten, 
das wie befannt durd Säuren leicht jchwarz wird. Schwarzbinder mochten 
die Ichteren aber auch deshalb genannt werden, weil fie ſich des Feuers 
zum Zwingen der Dauben bedienten, ehe fie die Reifen antrieben, wodurd) 
die innere Faßſeite immer gejchwärzt wird?). 

Bermuthlich Haben die Stleinbinder urjprünglich ebenfalld zum Groß— 
böttcher-Amte gehört, ohne day ſich bejtimmen läßt, wann fie ausſchieden. 
Ein Dokument von 1494 zeigt und Vertreter dieſes Gewerf3 „als ampt- 
brodere des amptes der beferinafer” aus Hamburg, Lübed, Wismar, Roſtock 
und Straljund verjammelt, um Bejchlüffe über die Behandlung der Gejellen 
zu fajlen*). Doch ſtammen die auf ung gefommenen Rollen erit aus einer 
100 Jahre jpäteren Zeit, haben ji) auch mur für Lübeck, Roſtock und 
Stettin erhalten. Im Süddeutichland vermag ich eine Zunft der Klein— 
binder nicht nachzuweiien. Won den Bajeler Wannenmachern des Jahres 1271 
verliert jich jpäter jede Spur und die 1395 in Straßburg vorfommenden 
Decherer gehörten ausdrüdlih zur Küfer- Zunft. Sie hatten jährlich 
20 Pfennige zu entrichten „zu eime urfunde, das fit (d. h. Becherer) zu 
uns (d. h. Küfern) gehörent und wir zu in“ >). 

Roſtock jcheint ein hervorragender Sit der Kleinböttcher gewejen zu 
jein, denn eine neue Verſammlung, auf der diefelben Städte verfammelt 


2) Berlepih, a. a. O. 9, ©. 57. 

2) Auf den im Rojtoder Muſeum befindlichen Zinnfannen des ehemaligen Klein- 
böttcheramts ift eine Abbildung diefer Milchkanne eingravirt. 

°) Berlepih a. a. O. 9, ©. 57. 


*) Rüdiger, ältere Hamburgifche und Hanſeſtädtiſche Handiwerksgefellen- Dokumente, 
©. 6 Nr. 7. 


5) Bruder a. a. D., ©. 320. 


39 


waren, fand im Juli 1553 in Roſtock jtatt und hier wurde das Statut 
aufgejegt, das für alle Aemter in den 5 Städten gemeinfam gelten jollte. 
Leider iſt dafjelbe bis jetzt nur in einem höchſt defecten Exemplar, das 
nicht geitattet, von jeinem ganzen Inhalte eine deutliche Vorſtellung zu 
gewinnen, zum Vorſchein gefommen. Zum dritten Male verjammelten fich 
Angehörige diejes Gewerbes aus den 5 genannten Städten im Jahre 1593 
in Lübeck und da in dem uns erhaltenen Receß auf die Beichlüffe von 1553 
zurüdgegriffen wird, die auf's Neue bejtätigt werden, jo läßt ſich annehmen, 
daß feine Verſammlung in dem dazwilchen liegenden Zeitraum von 40 Jahren 
jtattgefunden hat. Mittlerweile hatten die Lübecker ji im Jahre 1591 
von den Wetteherren ihre „Puncte und Artifel” bejtätigen laſſen und die 
Kojtoder thaten es unter Zugrundelegung der 1593 in Lübeck beichlofjenen 
Statuten am 22. Januar des folgenden Jahres. Merkwürdiger Weije 
haben aber beide Rollen, obgleich jie zeitlich jo wenig auseinanderliegen, 
geringe Verwandtichaft mit einander. Die Nolle der Stettiner Kleinbinder 
von 1605 °) ijt leider nicht veröffentlicht. 

Neben Groß: und Kleinböttchern erjcheint endlich) al3 dritte Bejonder- 
heit der Altbinder, d. h. derjenige, der beichädigte Gefäße ausbejjerte. 
Dieſes Gejchäft war nicht jo unwejentlich, al3 man anzunehmen gemeigt 
it, denn es fam darauf an, da man vie gejeßlichen Maaße in Bezug auf 
den Inhalt wahrte. Im diefer Nichtung war in Hamburg in der erjten 
Hälfte des 16. Jahrhunderts ein derartiger Mißbrauch eingerijien, daß der 
Rath dem Böttcheramt die Vergünftigung einräumte, über diejenigen, die alte 
Tonnen flidten und lappten, durch ihre Werfmeifter Aufficht zu führen ?). 
Die Altbinder gehörten nicht zum Amt und waren nicht jo zahlreich, ein 
eigenes zu bilden. In Roſtock war den Kleinböttchern ausdrüdlich verboten, 
Altbinder aufzunehmen und jollte jeit 1630 fein Altbinder mehr geduldet 
werden, der jich nicht der Bruderjchajt der Bentjnider angejhlojjen Hatte. 

Was den jchon erwähnten Gegenjaß zwiſchen Salztonnenmachern 
und Dichtmafern bildete, der in Lüneburg bereit3 1430 3) fejtgehalten wurde, 
jo beruht er augenjcheinlih auf dem örtlichen Bedürfniß der Saline. 
Offenbar wurden die für den Salzhandel bejtimmten Tonnen nicht in 
derjelben Weiſe gedichtet, wie da3 bei den fir die Aufnahme von Flüffig- 
feiterr beitimmten Gefäßen der Fall jein mußte. 

Wie man jieht, wurden mithin die Tonnen je nach der Verwendung, 
für die jie auserjehen waren, verjchieden angefertigt. Man unterjchied ferner 
den Bierband und den Häringsband. Bei dem erjteren waren die Tonnen 


1) Blümde, ©. 26. 
2) Rüdiger, a. 


a. O. 36 N. 7 f. 
2) Bodemann, ©. 34. 


40 


oben und unten mit Reifen belegt, während die Mitte freiblieb. Dagegen 
wies die Häringstonne an 4 Stellen je drei Bänder oder Reife auf. 

Ferner finden ji) als bejondere Bezeichnungen, die wohl auf ver- 
jchtedene ‚Dauerhaftigfeit und Güte jchliegen lafjen, Schloßtonnen, d. 5. 
etwa jolche, an denen ein Schloß angebracht war, Tonnen mit Doppeltem 
Boden (tunnen, de twe bodeme hebben) und „berevene vate“. Was unter 
den leßteren zu verjtehen fei, bleibe dahin geftellt. Ein Faß ohne Reife 
kann man ich nicht vorſtellen. Bielleiht war ein „berevenes vat” ein 
jolches, an dem der größeren Widerjtandstähigfeit wegen mehr Reife als 
gewöhnlich aufgejeßt waren oder das man äußerlich durch Bereiben mit 
Kreide oder einer Farbe als beim Transport bejonders jorgfältiger Behandlung 
bedürftig bezeichnen wollte. Allem Anjchein nach wurden „berevene vate“ gerne 
bei der Verwendung foftbarer Gegenftände, wie Belzwerf und Gewürz, benußt. 

Tonne und Faß wichen in der älteren Zeit räumlid) von einander 
ab. Doch jcheint das Raumverhältniß beider nicht überall das gleiche 
gewejen zu fein. In Preußen rechnete man im 15. Jahrhundert ein Faß 
Bernftein zu 3'/, Tonnen. Aus Lübeder Accife-Rechnungen des 16. Jahr— 
hundert ergiebt ic) dagegen, daß ein Faß gleich 2 Tonnen angenommen 
wurde. Ueber den Rauminhalt der Tonne jelbjt jchweigen faſt alle Quellen. 
Dft genug wird gejagt, daß die Tonne zu flein ausgefallen fei, aber fajt 
nie die vorfchriftsmäßige Größe angegeben. Nur im Statut der Riga'ſchen 
Böttcher heißt e8, daß die Tonne 92 Stof — etwa 105 Liter — halteır 
müſſe. Das war das Maaß, welches die alte culmijche Tonne aufwies, 
für deren allgemeine Einführung die preußifchen Städte wiederholt ein- 
traten. Auch für Weinfäfjer finden fich verjchiedene Größen angegeben. Das 
Danziger Weinfaß 3. B. hielt 73'/, Stof, während das jonjt in Preußen 
importirte Faß (die logen, do mon win in das land inne brenget) nur 
50 Stof aufwies. 

Jede Tonne trug den Stempel ihres Verfertigers. „Wy beden“, 
heißt es in der Rojtoder Rolle von 1457 (Art. 4), „dat ein jewlif man 
ſchall jchlan feinen jettenagel up fein werd up futtid und up grott“. Die 
Rolle von 1610 (Art. 9) wiederholt diefe Beitimmung und fügt Hinzu, 
da jede Tonne mit dem Stadtivappen, beftehend in einem Ochjenkopf, und 
dem Buchſtaben „r“ gezeichnet werden ſolle (Art. 11). Doc handelte es 
jich Hierbei nicht um eine neue Anordnung, jondern um eine jeit alter Zeit 
gebräuchliche, die man nur für gut befunden hatte, in die Rolle auf- 
zunehmen, vermuthlich um Mißbräuche zu verhüten. In Lüneburg war 
e3 gleichfalls Vorjchrift, daß jeder Böttcher feine Tonne mit jeiner Marfe 
oder jeinem Zeichen merfen jollte!) und in Lübeck mußten wenigitens die 


1) Bodemann, ©. 40. 


41 


Biertunnen mit dem Stadtwappen geziert jein!), Im Reval waren, wenn 
ih die Stelle in der Urkunde richtig verjtehe, ſowohl eine Marke des 
Böttcher als das Stadtwappen anzubringen ?). 

Die letztere Beltimmung war erforderlih, um einem Fabrikate, das 
in der Nähe und in der Ferne großen Ruhm genoß, den Abſatz zu fichern. 
Die eritere Verfügung aber erflärt fich daraus, daß für die Anfertigung 
der Tonnen jtrenge Vorſchriften beitanden, deren Beobachtung nur dann 
gewährleijtet erjchien, wenn man im ‘alle einer Uebertretung mit Hülfe 
der Marke an der Tonne den Urheber derjelben fetitellen konnte. So 
durfte nach einer Rojtoder Verordnung des 14. Jahrhunderts fein Böttcher 
Tonnen von „Eoveden holt, noch von wittenholt edder bundefen holt“ 
anfertigen. Mit anderen Worten: er durfte nicht weißes (Tannen-) Holz 
oder Splintholz, das gleichfall® weiß it, verwenden und ebenjowenig das 
für die Herjtellung der Bänder beftimmte Holz zur Fabrikation des Faſſes 
jelbit benuben. Später wurde e3 verboten, altes und neues Holz zuſammen— 
zufügen, den Splint, d. h. das weiche Holz zwiſchen Stern und Rinde, zu 
verrvenden, und Tonnen, deren Inhalt noch nicht ausgemeſſen war, fort 
zugeben). Die Kufen wiederum durften nur aus Holz, das ein viertel 
Jahr dem Rauche ausgejegt gewejen war, angefertigt werden. Weber 
rothes Eichenholz noch wurmftichiges Holz durfte zur Verwendung fommen 
und fein Band aus Ejchenholz gebraucht werden *). 

Aelterleute, Werkmeiſter oder Geſchworene machten die Runde durch 
die Werkftätten, alle paar Wochen oder einige Male in der Woche, um ſich 
zu überzeugen, ob die Vorjchriften erfüllt wurden). Sie waren es auch), 
die die Größe der Tonnen ausmaaßen, zu fein ausgefallene zerichlugen, 
und die Zuwiderhandelnden in der Morgenjprache oder vor den Gewetts— 
herren zur Anzeige brachten. In Roftod gingen nad) den Zuſätzen von 
1560 zur alten Rolle die Uelterleute alle 14 Tage um und hatten „up- 
jehent dat dar gued werd gemafet werde (Urt. 24). Seit 1610 waren fie 
verpflichtet, diefen Gang wenigitend einmal in der Woche am Montag 
vorzunehmen (Art. 27). 

Damit nicht genug mußten die Böttcher — in Roſtock nach Art. 3 
der Verordnung aus dem 14. Jahrhundert — dem Slaufmann für allen 
Schaden, den diejer durch ‚schlechte Tonnen erlitt, einjtehen, jofern ihnen 


1) Wehrmann ©. 174. 

2) Item eyn yuwelik bodifer jal ſyne tunnen merken und bernen myt der jtad 
zierte by verboringe der tunen; nach einer Abjchrift in meinem Beſitz. 

2) Rolle von 1457, Art. 3. 5. 6. 

*, Rolle von 1457, Art. 18—20. 

5, Rüdiger, a, a. DO. ©. 33; Wehrmann, a. a.D. ©. 174—175; Bodenann, 
a. a. O ©. 37-40. 


42 


eine Schuld nachgewieſen werden fonnte. In Hamburg war dieje Bürgjchaft 
auf die Dauer von 2 bis 4 Wochen bejchränft, je nachdem es jich um 
Gefäße zur Aufnahme trocdener oder flüſſiger Dinge handelte‘), Auch in 
Wien war 1340 vorgejehen, daß der Bender bei einem verfauften Zap für 
den Schaden einzuftehen habe, falls e8 rinne?). Als Bergütung für die 
Mühmaltung, der ich die Aelterleute unterziehen mußten, war ihnen auf 
dem Böttchertage zu Lübeck 1569 (Art. 6) zugejtanden worden, mit Ein- 
ſchluß des Lehrlings 4 Knechte zu Halten. Doch war dies offenbar ein 
Privileg, dejjen fie ich im einzelnen Städten jchon lange erfreuten, wie 
denn 3. B. in Lübeck 1559 vom Rathe der Beichluß des Amts genehmigt 
wurde ?), daß die Welterleute je einen Gejellen mehr halten durften, al3 Die 
Nolle dem einzelnen Meijter jeweilig gejtattete. Dafür iibernahmen fie die 
Verpflichtung, drei Mal wöchentlich die Vejichtigung der Tonnen aus» 
zuführen. Der „4te Gejell“ war mithin ein Erjaß für den Verluſt der 
eigenen Arbeitskraft. Im Roſtock befamen die Nelterleute jeit 1625 für 
jeden Umgang aus der Amtskaſſe 8 Schill. Lüb. 

Zu den Beitimmungen, auf deren Ausführung die Aelterleute Acht 
zu geben hatten, gehörte auch die Vorjchrift über das Gewicht der leeren 
Tonne. Es war jeit alter Zeit auf 5 Liespfund angejeßt und an diejem 
Gewicht feitzuhalten wurde jeitens der livländiſchen Städte auf der Tag: 
fahrt von Wolmar im Fahre 1458 ausdrüdlich beichlojjen. Später jcheint 
die Tonne leichter angefertigt worden zu jein; demm im einer Lüneburger 
Urfunde aus der Mitte des 16. Jahrhunderts wird erwähnt, daß in der 
Kegel, wmwenigitens in Lübe und Hamburg, das Gewicht zu drei Lies- 
pfunden angenommen werde. Auch in Lüneburg jelbjt wurden nach einer 
Notiz aus dem Jahre 1386 die Salztonnen im Gewicht von 3 Lies— 
pfunden angefertigt. In fortjchreitender Verjchlechterung der Böttcherarbeit 
wurden jpäter in Lüneburg die Tonnen jo leicht gemacht, daß jie noch 
nicht 2 Liespfund wogen, ein Webeljtand, dem der Rath entgegenzutreten 
jih bemühte. Vielleicht war je nach dem Zwecke, für den die Tonne 
bejtimmt war, fie bald leichter, bald jchwerer gemacht. Auf welche Tonnen 
art fich dann die erwähnten Gewichtsangaben bezogen, kann man leider 
nicht bejtimmen. 

Aber nicht nur auf eine jorgfältige Heritellung kam e3 an, ſondern 
auch darauf, den für die Tonnen zu zahlenden Preis nicht zu jehr in die 


1) Rüdiger a. a, D,, ©. 31: weld bodefere leddeghe tunnen vorkofft, der 
fchal he eme waraftich unde vajt waren ver welene. Weret, dat je vollet worden mit 
behre edder mit watere edder mit jennigherleye natteme dinghe, jo jcal he fe waraftich 
unde vaft waren 14 daghe. 

2) Berlepſch, a. a. ©. 9, ©. 24. 

) Wehrmann, a. a. D., ©. 178. 


43 


Höhe jchnellen zu laſſen. Bei der allgemeinen Nachfrage nach ihnen 
lag die Furcht nahe, daß die Böttcher ihre Tonnen ſich theuer 
bezahlen lichen und andererjeit3 die Gejellen von dem größeren Einnahmen 
der Meifter Northeil zu ziehen verjuchten, indem fie hohen Lohn verlangten. 
Es wird daher in Wismar im Jahre 1346 der Macherlohn für eine 
Tonne auf 2°/, lüb. Pfennige beitimmt. Der gleiche Lohn ward im 
Sabre 1415 in Hamburg vereinbart, wobei aber das Einjehen des Bodens 
beſonders vergütet wurde (unde vor einen rump to bodemende dre fcherf). 

Sehr Hoch war der Arbeitslohn in Reval angejegt. Nach einem 
mit Zewilligung des Raths 1439 gefahten Veſchluſſe des Vöttcheramts 
wurde der Lohn auf höchſtens 1 Schilling (es ijt doc) wohl ein Lübifcher 
Schilling gemeint) bejtimmt. Dabei war dem Gejellen die Verpflichtung 
auferlegt, wüchentlih 6 Tonnen herzujtellen, wofür er Koſt und den 
erwähnten Lohn empfing!). Im diejen Fällen handelte es fich um Feſt— 
jegungen der Meijter über den Gejellenlohn. Später jcheint jeine Regelung 
dem Herfommen überlajjen worden zu fein, wenigjtens ijt in den Statuten 
nicht mehr die Rede davon. 

Länger dauerte da3 Xeftreben, den XLöttchermeiftern im Berfehr mit 
dem Bublifum die Preife für die fertigen Tonnen vorzujchreiben. Im 
Wismar wurde von Rathswegen im Jahre 1351 der Preis einer 
Tonne auf 12—18 lübiſche Pfennige angejegt, in Roſtock aber fonnten die 
Böttcher nach dem Statut von 1436 für eine Lajt nicht mehr als 4 Marf 
Lüb. verlangen, d.h. bei 16 Tonnen auf 1 Laſt, 48 Pfennige per Tonne. 
Im Zeitraume von nicht ganz hundert Jahren hätten demnach die Preije 
beträchtlich angezogen, jich beinahe verdreifacht, wenn wir den höchiten Sat, 
und vervierfacht, wenn wir den niedrigjten Cat in Wismar zum Ausgangs= 
punfte wählen. Ob die mecklenburgiſchen Preiſe wirklich eingehalten wurden, 
it eine andere Frage. Bei Gelegenheit der Einnahme von Dutzow im 
Sahre 1353 werden 3 leere Tonnen zum Werthe von 5 Schillingen 
beitimmt, jede Tonne mithin zu 20 Pfennigen angejegt. Es mochten alte 
Tonnen gewejen fein. Ein leeres Weinfaß fojtete 1352 nach Ausweis 
der Kämmereirechnungen in Roſtock 24 Pfennige. Hundert Jahre jpäter 
— 1456 — notiren die Nojtoder Gerichtäherren für eine Tonne, in der 
fi) Grüße befand, 5°/, Schill. oder 66 Piennige. Dagegen finden jich in 
der Rechnung der Roſtocker Wetteherren über eine Gejandtichaftsreije nach 
Dänemark vom Jahre 1445 in der That für eine Laft Tonnen 4 Mar 
Lüb. angejegt. Im 16. Jahrhundert verjprach der Rath in jeiner Polizei- 
verordnung (von 1576), auch den Preis der Tonnen nach Gelegenheit der 
Zeit injonderheit anordnen zu wollen, und auf dieje Verfügung nahm die 


1) Mad) einer Abjchrift in meinem Beſitze. 


44 


Rolle von 1610 (Art. 19) Bezug, wenn fie den Böttchern empfahl, ihre 
Tonnen zu billigem Preife abzugeben, „darmit ein erbar radt andere 
mibdel anthoordnen nicht vorohrjafet werden möge“. Offenbar hatte ſich 
auf die Dauer aljo ein Wideripruch zwiichen Theorie und Praris doch 
gezeigt und das Taxweſen hier wie auf anderen Gebieten des gewerblichen 
Lebens fich nicht bewährt. Etwas wohlfeiler jcheint die Böttcherarbeit 
in Preußen gewejen zu jein, wo zu Beginn des 15. Jahrhundert? der 
Greßichäffer zu Königsberg für ein Berniteinfaß, das 3'/, Tonnen groß 
war, nur 31, Scot preuß. oder 42 Penn. lüb. zu bezahlen pflegte. 

Troß aller diejer Anordnungen und Maaßregeln gelang es nicht 
immer, Die Zufriedenheit der Käufer, insbejondere der den Großhandel 
treibenden Erporteure und Importeure, zu erringen. Die Hanſereceſſe find 
voll von Klagen in diefer Richtung, die allerorten erhoben wurden. Die 
preußiſchen Städte bejchwerten fich zu Anfang des 15. Jahrhunderts bitter 
auf ihren Tagfahrten, daß „zemliche tonnen zere wan fin“. Bis zum 
Ende des 15. Jahrhundert® aber war die Tonne allgemein jo jchlecht 
geworden, Daß die niederländische Häringsordnung von 1481 es für 
nöthig hielt, die Kaufleute durch eine desfallfige Vorſchrift zu ſchützen. 
Keine in Holland eingebrachte Toune jollte anders ala „von heelen holte 
und alle jpintholt affghevracht‘ fein. Eine andere Art von Betrug, die 
freilich im Intereſſe gewiſſer Kaufleute liegen mochte, wurde bei den Theer- 
tonnen vermerkt, die viel zu ſtark angefertigt wurden !), jo daß der Käufer 
jih am Inhalt verkürzt jah. Bor allen Dingen aber wurde über das 
verichiedene Maaß der Tonnen geklagt. 

Eine Klage darüber finde ich zuerjt im Jahre 1337. Lübeck befchwerte 
fih damals in Wismar, Roſtock, Stralfund und Greifswald, daß die in 
Schonen benußten Häringstonnen verjchiedener Größe jeien und verwies 
darauf, daß die Kaufleute, die dadurch viel Schaden litten, ſchon wiederholt 
Veranlafjung genommen hätten, Klage zu führen. Zur Berathichlagung 
über die bejte Art der Abjtellung dieſes Uebelſtandes entjandte Lübeck an 
die genannten Städte zwei Böttchermeifter. Indeß ift über das Ergebniß 
dieſer Reife nichts befannt geworden, und es dauerte noch beinahe 40 Jahre, 
ehe auf einer der Verſammlungen der Seeſtädte die Frage aufs Neue 
angeregt wurde. Im Jahre 1375 wurde in Lübeck der Borjchlag laut, die 
Härings- und Biertonnen in allen Städten „eenparich“, d. h. von gleicher 
Größe, zu machen. Als das befte Vorbild dazu verwies man auf den 
„Roſtocker Band“. Sollte das nicht allgemein durchführbar erjcheinen, 
jo möchte jede Stadt wenigjtens Sorge tragen, daß die von ihren Böttchern 
angefertigten Tonnen eine Marke trügen. Derartige Vorjchläge waren 


Receß von 1487: ſyn in deme boddemen unde fteven vele to dide. 


45 


leichter zu machen, als in Wirklichkeit auszuführen. Mochte der Roftoder 
Band in der That der zweckmäßigſte jein, jo wollten doch die anderem 
Städte die bei ihnen gebräuchliche Arbeitäweije nicht ohne Weitered auf- 
geben. Noch im letzten Augenblid, als nach mehrfachen fruchtlojen Ver— 
bandlungen — in Wismar 1376, Lübeck 1381 — die wendilchen Städte 
im Jahre 1383 in Lübed im Begriffe jtanden, fi über die Annahme des- 
Rojtoder Vandes zu einigen, erhob Stralfund Widerjpruch und erflärte, 
nicht mit gemügender Vollmacht zur Xetheiligung an der Abjtimmung 
ausgejtattet worden zu jein. 

Die Sadje war nämlich die, daß in Vorpommern gleichfalls eine 
ſchwunghafte Böttcherei betrieben wurde, die jich ven „Colberger Band“ 
zum Mujter außerjehen hatte. Im Colberg, Treptow, Köslin, Belgard, 
Stolp, Rügenwalde und anderen Städten, auch auf dem platten Lande, 
in Höfen und Dörfern „und in clenen jteden by der heyde“, unter der 
Zeitung entlaufener Böttchergejellen, fertigte man Tonnen an und jcheint 
jich dabei jehr gut befunden zu haben. Seitens der wendiſchen Städte 
bezeichnete man diefe Arbeit cinfach als „falſch Tonnenwerf”. Aber fie 
fand, feiner und wahrjcheinlich wohlfeiler als die nach Roſtocker Band 
gemachten Tonnen, überall Liebhaber, nicht zum wenigjten vielleicht bei 
den Kaufleuten jelbit. So mochte man denn das lohnende Gejchäft nicht 
aufgeben, aber ſich auch nicht dazu verjtehen, es auf anderer Grundlage 
einzurichten, ging vielmehr troß alles Einſpruchs und aller Verfol— 
gungen demjelben weiter nach und es ift, wie es jcheint, den See— 
ſtädten nicht gelungen, die erwünſchte Einheitlichfeit durchzujegen. In 
den preußiſchen Städten war man ganz geneigt, die Xejtrebungen der 
wendijchen zu unterftüßen, aber wohl mur injofern, als es ſich 
um die Häringstonnen handelte, die von Schonen aus ihre Weltreije 
antraten. Ob Rojtoder, ob Colberger Band, das war ihnen im Grunde 
gleichgültig. Nur jollte man — dahin ging die Auffafjung auf der 
Marienburger Berjammlung vom Jahre 1392 — immer denjelben Band- 
gebrauchen. Man wollte an Lübeck jchreiben und die von dorther ergebende 
Entjcheidung wäre dann vermuthlich für die preußische Vitte maaßgebend 
geworden. Dem gleichen Grundſatz huldigten die preußiichen Städte unter 
jih ebenfalls. Sie beichlojien im Jahre 1402, daß die Tonnen nad) 
Culmiſchem Maaße gefertigt würden, „aljo das eyne größe ſy der tunnen 
in dem lande” und erörterten im Jahre 1406 den Antrag Elbings, Die 
zum Transport von Afche bejtimmten Fäſſer nad) Thorner Mujter 
arbeiten zu lafjen. 

Die Klagen über die Kleinheit der Häringstonnen, die den Seeſtädten 
borgetragen wurden, rijjen nicht ab. Im Jahre 1405 lagen den preußifchen 
Städten auf ihrer Tagfahrt in Mearienburg folhe aus Schleften und 


46 


Böhmen vor. In Wismar machten im Jahre 1410 Flandern, Frankreich 
und England fie geltend. Man jah es in dieſen Ländern als Betrug an, 
wenn der Inhalt der Tonne nicht dem gewohnten Maaße entſprach, welches 
das Roſtocker war. Wohl kämpften die wendiichen Städte mit aller ihnen 
zu Gebote jtehenden Macht dagegen an. Sie forderten ihre Einwohner 
auf, nur jolche Tonnen zu kaufen, „de de gud unde grot noch iyn na deme 
Nozitker bande“ und wiederholten diefe Mahnungen bejtändig; jo in den 
Jahren 1434 und 1444 auf der Lübeder, 1442 auf der Stralfunder Ver— 
fammlung. Aber alles war vergebend. Zu der pommerjchen Konkurrenz 
war jeit 1440 eine dänische gefommen. In Malmö und anderen Städten 
Dänemarks, wo es ein Amt der Böttcher nicht gab, wurden ebenfalls 
Häringstonnen gehauen, und auf diefe Weile wurde e8 immer jchwieriger 
der um fich greifenden Ungenauigkeit, an der manche Kaufleute jchlieglich 
jelbit ein Interefje hatten, zu fteuern. 

Noch im Jahre 1486 wurde in Lübee geklagt, daß die Stettiner ihre 
Häringstonnen zu Hein machten und ein Receß aus dem Jahre 1688, 
den die Böttcher von Lübeck, Hamburg, Roſtock, Straljund, Wismar, 
Greifswald und Lüneburg jchlofjen, erwähnt eines jolchen Unfuges, den 
Bergedorfer Böttcher fi mit Thrantonnen zu Schulden fommen ließen. 

Merkwürdig it es bei dieſen Bejtrebungen, dem Roſtocker Bande 
allgemeine Anerkennung zu fichern, daß jeine Maaßverhältniſſe nicht überall, 
wo man fie hätte fennen müjjen, geläufig waren. Im Jahre 1480 
erichienen zwei Hamburger Böttcher in Roftod und baten um den „jmalen 
tunnenbant”, dejjen Maaße ihnen demnac unbekannt fein mußten. Lübeck 
juchte damals die Mittheilung an Hamburg zu Hintertreiben, indem es 
Roftod darauf aufmerffam machte, da man in der Umgebung von Hamburg 
in der Kremper Marſch, Weißbier in jchmale Tonnen nad) Roftoder Band 
fülle und jolches nach Island verſchiffe. Hamburg ftellte das in Abrede, 
behauptete, da8 Maaß nur zu Häringstonnen benußen zu wollen und 
erhielt es auch ausgeliefert. 

E3 fällt aus diejer Angelegenheit ein eigenthümliches Licht auf die 
wendilchen Städte, denen es vielleicht nicht jo jehr darum zu thun war, 
einheitliche® Maaß in den Häringstonnen zu führen, als vielmehr ein 
Monopol zu ihrer Anfertigung zu beiten. Unbegreiflich ericheint ed, daß 
die Hamburger Böttcher behufs Aneignung des Roftocder Bandes perjönlich 
in Roſtock erjcheinen mußten. Sollten fie nicht in der Lage geweſen fein 
ſich eine richtige Roftoder Tonne zu verjchaffen und dieſe nachzuahmen ? 

Was nun diejen vielbeiprochenen Roſtocker Härinzsband ſelbſt anlangt, 
jo Hat fich unter den heutigen Böttchern jede Erinnerung an ihn verloren 
und es ijt mir nicht gelungen, in den mir zugänglich gewejenen Papieren 
einen Anhalt zu jeiner Beitimmung zu entdeden. Wohl aber hat fih im 


Lübecker Mujeum für Alter: 
thümer ein Erzmaaß erhalten, 
das nach feiner Injchrift als 
ein Roſtocker Maaß aus dem 
Sahre 1469 angejehen werden 
muß. Auf jeine Exiſtenz hat 
ihon Herr Director Kraufe in 


der Roſtocker Zeitung von 1883, [3 


Dechr. 2, hingewieſen; eine 
nähere Beichreibung diejes jel- 
tenen Gefäße verdanfe ich 
Herrn Dr. jur. Th. Hach in 
Lübeck, nach dejjen gütigjt über: 
mittelter Zeichnung auch Die 
beifolgendeAbbildung angefertigt 
it. E3 handelt ſich umein cylin- 
derähnliches Erzmaaß, da3 nach 
oben zu ſich verbreitert und mit 
zwei Henkeln verjehen ijt. Etwas 
oberhalb der Henkel befinden ſich 
im Innern des Gefähes zivei 
vorstehende Zapfen. Der obere 
Durchmejjer erziebt eine Länge 
von 285 mm, der untere von 
253 mm. Die Höhe des Ge- 
fühes vom inneren Boden 

bis zu der den oberen 
Durchmejjerdarftellenden 
Linie beträgt 363 mm. 
Der zlüjfigkeitsinhaltbe- .__. x 
läuft ſich, bis zum oberen 
Durchmefjer gerechnet,auf | 
20°/ Kiter, bi$zurunteren £ 
Kante der im Innern an= E 
gebrachten Zapfen 14°/, \ 
Liter. Aeußerlich weijt 
das Gefäß oben ein Schild 
mit dem Doppeladler, ein 
Schild mit dem Greif, 
ſowie in 4 um den ganzen 
Körper gehenden Zeilen 


— — —————⏑— 
— N 


pr 


S en 
I 4 
\ IS SG» 
—8RF — 


(Doppelabler) Ya 


— — — 





— u — 


Bene 


der bort unfes hereseinn 








\ 
— \ X 





Er 


Ihefn Criſti 1469 in funte Iohannes 
baptiften avende. unde deffer achte amen 
maket enen Roftker herinkbant van den 


funnen amen. I 


‚ 
FENSTERETEBIE —⏑——— 









neun ER ARERR 


7 
— V — 


— , 


. . Eassuemmuu un —— — nn — 
N ‚ 
‘ 


—— — — —— —— —— —— 






48 


die bei der beiftehenden Abbildung abgedrudte Umschrift auf. Das an 
ihrem Ende jich befindende Zeichen ift die Marfe des Gießers. Man bat 
ſich aljo vorzustellen, daß der Inhalt von 8 folchen Gefäßen einen Rojtoder 
Häringsband bildete, der entweder 166, bezw. 118 Liter faßte. Ob 
derartige ganze Tonnen jich irgendivo, in der Erde oder auf dem 
Meeresgrunde, erhalten Haben und je wieder zum Borjchein kommen 
werden, ift mehr als fraalih. Die ältelten Tonnen, die ih in 
Roſtock bei mannichrachen Umfragen entdeckt Habe, find die im Beſitze 
des Herrn Eifigbrauer Baſtian befindlichen. Sie find mit der Greif-Marfe 
gebrannt, ſtammen aus den Jahren 1811, 1817 und 1823 und weiſen 
in der Mitte eine vieredige Deffnung (etwa zum Neinigen) auf. Ihr 
Ausſehen ſtimmt überein mit der Tonne, die das Böttcheramt in jeinem 
Siegel führt. Sie fajjen, in einem Spielraum von etwa 5 Litern, Die 
einen mehr, die anderen weniger, durchjchnittlich ein halbes Oxhoft, d. h 
110—112 und 115 Liter. 


Hatte die Roftoder Tonne auf diefe Weije Weltruf und auch das 
Böttchereigewerbe in den anderen wendilchen Städten einen entichieden 
großartigen Anftrich, jo wird man verjtchen, daß die Seejtädte ſich Die 
Aufrechterhaltung und Förderung des wichtigen Handwerks angelegen ſein 
liegen. Einmal arbeitete die Böttcherei für die Brauerei; jo namentlich in 
Roſtock, Wismar, Lübeck, Hamburg, deren Biere in der nordifchen Welt, 
nad) Holland im Weiten, nach Rußland im Dften, großen Abſatz fanden. 
Nicht minder aber war, insbejondere während des 15. Jahrhunderts, Die 
Hanfische Böttcherei auf den mafjenhaften Conjum des Häringshandels an 
Tonnen eingerichtet. Es ift befannt, daß in jenen Zeiten von den wen— 
diichen Städten aus ein lebhafter Verkehr nach Schonen, wo man ben 
Häring fing, fich entwidelte. Verbände von Kaufleuten, die jog. Schonen- 
fahrcollegien, hatten fich gebildet, um dieſes Gejchäft mit Erfolg betreiben 
zu fönnen. Hanfiiche Kaufleute leiteten den Fang, jalzten den Fiſch an 
Ort und Stelle auf den Bitten ein, verpadten ihn und verjandten ihn 
nach allen Richtungen). Für die hierzu unentbehrlichen Tonnen jorgten 
die ftädtiichen Böttcher. Mit Ladungen von Salz und leeren Tonnen 
gingen die Schiffe nad) Schonen ab, um mit einer Ladung gejalzener 
Häringe zurüczufehren oder weiter zu reijen und fremde Häfen aufzujuchen, 
wo der erbeutete Fang gegen baares Geld oder andere Erzeugnijje ums 
gejeßt werden fonnte. 


Hätten nun dänische Böttcher oder deutiche, die fich zeitweilig im 
Schonen niederliegen, die Anfertigung von Tonnen übernehmen dürfen, jo 


2) Vergl. Schäfer’3 Bud: Der Vogt von Schonen. 1887. 


49 


wäre jelbitverjtändlih der Berdienft der Böttcher in den Hanſeſtädten 
beträchtlich gejchmälert worden. Daher wurde fchon 1342 von den See- 
ftädten beichlofjen, daß in Skanör — dem Hauptpla für den Filchfang 
auf Schonen — feine neuen Tonnen angefertigt und feine alten aus- 
gebeffert werden jollten. Demgemäß follte von allem Böttcherholz nur 
der Transport don Bändern, deren eines gelegentlich abipringen mochte, 
oder die erjt jpäter beim Zuſchlagen aufgelegt wurden, dorthin gejtattet 
fein. Gegen das Ende des 14. Jahrhunderts jcheint das Verbot dahin 
umgewandelt worden zu jein, daß nicht jchlechthin die Anfertigung von 
Zonnen unterjagt wurde, jondern die Arbeit dem dazu Berechtigten vor- 
behalten blieb. Wenigſtens werden im Jahre 1389 die Vögte von den 
wendijchen Städten angewiejen, nur denen die Böttcherei zu geftatten, Die 
jih als Hanjejtädtiiche Bürger oder als Knechte Hanjejtädtiiher Meiſter 
auswiejen. Dem entjprechend fiel auch der Beichluß der preußifchen Städte 
auf der Elbinger Verfammlung vom Jahre 1390 aus, nachdem befannt 
geruorden war, daß auf der preußiichen Bitte auf Schonen Halbe Tonnen 
angefertigt wurden. Man forderte den preußischen Vogt auf, darauf zu 
achten, daß nur Bürger oder Einwohner einer Hanjejtadt zur Herftellung 
zugelafjen würden. Völlig erlaubt wurde in der Mitte des 15. Jahr: 
hundert3 den jog. Zufchlägern die Anfertigung von halben Tonnen. Die 
Zufchläger waren die Böttcher, welche im Dienjte eines Kaufmanns Die 
Reife nad) Schonen mitmachten und dort zum Zuſchlagen der Fäſſer 
verwandt wurden. Das Recht, halbe Tonnen anzufertigen, bezog jich aber 
nur Darauf, ſchon gebrauchtes Material dabei benuben zu müſſen. Aus 
neuem Holze durften fie Feine halben Tonnen anfertigen‘), Immer aljo 
blieb das Interefje der einheimijchen Böttcherei maaßgebend. 

In eben diejem Sinne ift aud) noch die Roſtocker Polizeiordnung 
von 1576 gehalten. Sie erflärt ausdrüdlich, es nicht „vor unbillich zu 
erachten, daß unſere Bürger unnd Einwohner den einmonenden Böttichern 
vor auslendiichen das Gelt gönnen“ und verbietet daher „bei den Aus— 
fendischen“ Tonnen oder Fäſſer zu beitellen, machen zu laſſen und in die 
Stadt zu bringen. 

Uber mit der Zeit änderte fich diefe Auffafjung. Mochte die Leiltungs- 
fähigfeit erlahmen, mochten die Interefjen anderer mächtigerer Einwohner 
ftärter bervortreten — genug, das einjt fo blühende Böttchereigewerbe 
mußte jpäter zujehen, daß feine Erzeugnifje, die Tonnen, mafjenhaft in 
Roſtock eingeführt wurden. Als dies im Jahre 1597 von Lübel aus 
beſonders viel geichah, wandten fich die Aelterleute des Böttcheramt3 au 


*) Lübediiche Rolle von 1440. Wehrmann, a. a. O. ©. 174. 
Beiträge 2. 4 


50 


den Rath; mit der Bitte um ein Einfuhrverbot. Aber es wurde ihnen 
bedeutet, daß ohne Borwifjen der Brauer ein folches nicht erlafjen werden 
fönnte, und wenn auch nicht befannt ift, was die Brauer zu diefem Vor- 
ichlage für eim Gejicht gemacht haben, jo jprechen fpätere Thatjachen 
dafür, daß die Einfuhr nach wie vor ungehemmt vor ſich ging Im 
Sahre 1763 war nämlich das Böttcheramt mit der Slaufmannscompagnie 
in einen Prozeß gerathen. Mitglieder des Böttcheramt3 hatten fich dazır 
hinreißen lajjen, leere Tonnen, die von den Kaufleuten eingeführt worden 
waren, an jich zu nehmen und ihre Herausgabe verweisert. Ein von der 
Leipziger Jurijtenfacultät erbetene® Gutachten veranlaßte den Rath, die 
Angelegenheit zu Ungunjten der Böttcher zu enticheiden, fie zur Heraus— 
gabe der Tonnen und zur Bezahlung aller aufgelaufenen Unfoften zu 
verurtheilen, und ihnen „alle ferneren turbationen bey zwanzig Thaler 
Strafe“ zu unterjagen. Das Amt beruhigte fich bei dieſer Enticheidung 
nicht, fondern appellirte an das Hof und Landgericht, vor dem zır 
ericheinen das Directorium der Kaufmannscompagnie am 11. Octbr. 1763- 
auch aufgefordert wurde. Was aus der Angelegenheit wurde, hat fich nicht 
mehr feſtſtellen laſſen. Vermuthlich hat das Hofgericht im Sinne der 
damaligen Zeit gegen die Handwerker entjchieden. 

Sowie es hier den Böttchern erging, pajfirte e8 anderen Roſtocker 
Gewerben gleichfalls, bejonders der einjt hervorragenden Gerberei. Die 
Strömung der jtädtifchen Politif war dem Handwerfe im vorigen Jahr- 
hunderte nicht Hold und ich glaube nicht zu viel zu jagen, wenn ich 
behaupte, daß darin mit eine Urjache der geringen Entwidelung des 
Roſtocker Gewerbes im 19. Jahrhundert zu juchen ijt, das, von rühmlichen 
Ausnahmen abgejehen, bis auf den heutigen Tag noch nicht wieder zu der 
Stufe des Könnens emporgejtiegen ijt, die es einjt inne hatte. Man gab 
das durch den 30jährigen Krieg geichwächte, durch die elenden Zujtände 
de3 vorigen Jahrhunderts heruntergedrücdte, in dem Feſſeln des Zunft: 
weſens jchmachtende und an dajjelbe, in dem Maaße, ala es ihm ſchlechter 
ging, ſich mit Verzweifelung anflammernde Handwerf der auswärtigen 
Konkurrenz ſchonungslos preis. Dieſe aber wirkte um jo verhängnißvoller,. 
als nicht nur die Handwerke vorgejchrittener Städte ihre Erzeugnifje 
brachten, jondern die auffeimende Fabrikinduſtrie ihre billigeren Waaren auf 
den Markt warf. Im Interejje des freien Handels, den man wiederholt. 
als den Lebensnerv Roſtocks bezeichnen Hört, insbejondere bei den Ber- 
handlungen mit der Landesregierung, die damals nach mehreren Richtungen 
für Schubzölle und Ausfuhrzölle auf NRohprodufte eintrat, — vernach— 
fäffigte man den Schutz des Handwerfd. Man überjah ganz oder war 
ſich darüber nicht Har, daß die Grundlage eines jeden dauernd blühenden 
Handel3 das Gewerbe jein muß. Die Gegenwart lehrt es ung, daß, jeit 


51 


wir keine Rohſtoffe, wie Getreide, Lumpen, Wolle, Häute, Holz u. ſ. w. 
mehr ausführen, der Handel ſeinen feſten Halt verloren hat. Nur ein 
lebensfähiges Gewerbe vermag ihm dieſes Rückgrat zu bieten und darum 
wird es ſtets zu beflagen ſein, daß im vorigen Jahrhundert, wo andere 
Städte mit ihrem Gewerbeweſen nicht viel beifer daran waren, das 
Terjtändniß für die zu jeiner Hebung erforderlichen Maßregeln gefehlt 
zu haben jcheint. 


Borjtehender Aufſatz war bereit im Drud, als mich Herr Stadt- 
Arhivar Dr. Koppmann auf ein nachträglich aufgefundenes Schreiben des 
Raths zu Lübeck an den Rojtoder Rat) von 1445 Sept. 15 aufmerffam 
machte, in welchem jener die Anfrage beantwortet, wie e8 in Lübeck mit 
der Wrafe des Böttcherholzes gehalten werde und insbejondere, ob 
vereidigte Leute vorhanden jeien, von denen das Böttcherholz jowohl aus— 
und eingezählt, al3 auch gewwraft werde. Nachdem fich der Lübecker Rath 
mit den Welterleuten des Böttcheramts darüber bejprochen Hat, berichtet er: 
e3 jeien im Lübeck vier Böttchermeifter mit der Wrafe betraut, die vor 
dem Rath geichworen hätten, das Böttcherholz jo zu beauffichtigen, daß 
jedem jein Recht werde, und wenn einer von ihnen jtürbe, jo würde dem 
Kath durch die Uelterleute ein anderer Amtsmeiſter präjentirt, der den 
sleichen Eid leiſten müſſe. Dieſes Schreiben hat ſich im Driginal auf 
Vergament mit deutlichen Spuren des briefichliegenden Siegels erhalten; 
auf der Rückſeite ſtehen zwei Regijtraturvermerfe: „Ban dem boddefer 
holtwrafere* und „Ban den boddeferen”. Obgleich es zunächft nur über 
die Lübiſchen Verhältniſſe Auskunft giebt, die — nad) dem erjten 
Regijtraturvermerf zu urtheilen — von denjenigen Roſtocks verjchieden 
waren, jcheint mir doc) die Mittheilung ſeines Wortlautes auch an diejer 
Stelle gerechtfertigt zu jein. 


Den erjamen wiiſen mannen, heren borgermejteren unde 
radmannen to Nojtod, unfen guden vrunden, dandum. 


Unſen vruntlifen grut unde wes wit gudes vormogen tovoren. 
Erjamen heren, guden vrunde. Gii jeriven uns am ener ingejlotene(n) 
tzedelen, an juweme breve vorwaret, van uns to wetende, wo wit Dat 
pflegen to haldende in unjer ftad mit dem bodeferampte, efft je of hebben 
geſworen lude, de bit eren eeden dat bodeholt ut- unde intellen, dar de 
copman unde je mede vorwaret fin, unde efft de julven gejworen dat 
boddecholt plegen to wrafende by even eden, alje wat wormitefih, to fort 
edder nich gud en ſii, wit juw dat willen benalen zc... Leven vrunde. 
Dar umme hebbe wii de volderlude des Bodekeramptes vor ung vorbodet 
unde mit ene gejprofen, alfo dat vere ut ereme ampte, de und nutte dar 

4* 


52 


to dunden wejen, vor uns voreeden unde beziweren moten, dat je dat 
boddicholt willen vorwaren, dat yd rechtverdich und gud fii, dar mede 
eneme yewellen recht bejchee unde je darane vorwaret moge/n) wejen ; unde 
wenne der een vorjterved, jo bringen de oolderlude enen anderen bromen 
lovenwerdigen bedderven man vor uns im des doden jtede, de dergelifen 
jine eede vor und mod don unde ziveren, dat he dat bottichholt truweliken 
wille vorwejen unde vorwaren, dat dar mede een yewelk vorwaret moge 
weſen, jo vorjcreven i8. Siit Gode bevolen. Screven under unjeme jecrete 
in dem achtedeu dage unjer leven vrouwen gebord anno ꝛc. zlquinto. 
Conſules Lubicenſes. 









. BE — AR ER 





VI. 


Empfehlungsbrief 
des Generals Gallas für Roſtocker Seefahrt nach Dünkirchen. 
Mitgetheilt 


von 


A. E. H. Krauſe. 


as nachfolgende Sendſchreiben des Generals Gallas an den Cardinal— 
Infanten, Bruder Königs Philipp IV. von Spanien, zum Schutze 
Roſtocker Schiffer und Kaufleute in Dünkirchen, aus einer Zeit, wo 
Eddelin, Paſtor zu Doberan, die größten Greuel und Verwüſtungen der 
Kaiferlichen aus der nächjten Umgegend berichtet), ift interefjant genug 
für die Politik der Hanjeftadt im dreigigjährigen Kriege. Man jieht, wie 
der Rath jich den Umftänden anzubeguemen verjtand; mit der Wahrheit 
wußte man ſich abzufinden. Liberae Germaniae civitates find die Hanſe— 
jtädte, domus Austraciaca heißt „Haus Habsburg". Die Medlenburger 
Herzoge waren nach) der Nördlinger Schlacht allerdings wieder dem Kaiſer 
zugefallen, ihre Lande damit den Verheerungen der Schweden preisgegeben. 
In Roſtock lag eine Beſatzung von 1000 Mann berzoglicher Truppen, 
welche dem Rathe der Stadt hatten Treue ſchwören müfjen. Kommandant 
war jeit 1636 der tüchtige Generalmajor Wilhelm von Calcheim, genannt 
Lohauſen, + am 30. Sanuar 1640 ?). 
Das Schreiben ift dem Sammelbande Mi. Meckl. D. 55 (Stüd 50) 
der Univerfitätsbibliothef entnommen und meines Wiſſens bisher nicht 
gedrudt worden. 


Serenissime Princeps. 
Domine clementissime, Serenitatem Vestram hisce devotissimis 
latere nolui, Senatum populumque Rostochiensem mihi fusius ex- 


») Klüver, Befchr. von Meckl. II, 2. ©. 189 ff. (Aufl. 2). Daraus E. Boll, 
Geh. Medi. II, ©. 128 fi. 
) ©. Allg. Deutihe Biogr. 19, S. 114 f. 


54 


posuisse, qua ratione praesidium Duinkirchense mercatores prae- 
dictae civitatis libero commerciorum et navigationum exercitio arcere 
audeat, et quidem sub eo praetextu, quasi iidem sub tutela praesidii 
hostilis viverent. 

Cum vero abunde constet modo dictum populum a fidei et 
obsequii Suae Caesareae Majestati Romanoque imperio debiti gloria 
inter periculosissimos infelieissimi hujus seculi fluctus ne latum 
unguem!) excidisse, nec ulli actui, quo a communicatione jurium et 
beneficiorum liberis Germaniae civitatibus lege imperii et communione 
omnium totius Augustissimae Domus Austraciacae provinciarum con- 
cessorum jure merito excludantur, subscripsisse; neque se custodiae 
alterius quam Ducis Mecklenburgici et propriis stipendiis conducti 
militis commisisse : ideoque rem et functioni meae convenientem et 
Serenitati Vestre gratam mihi facere visus sum, si haec eidem bona 
fide devotissime explicarem, nullus dubitans Serenitatem Vestram 
pro solito suo non sustinendi solum, sed et augendi boni publici 
amore, praefato praesidio Duinkirchensi, ne quid damni amplius 
praedictae civitatis mercatores ab eodem capiant severe indicturam. 

Caeterum eidem perpetuarum victoriarum segetem et aeterna 
divinarum virtutum praemia humillime voveo. 

Dabantur in Castris prope Rostochium, die 17. Octobr. Anno 1637. 


A sua altezza Reale Serenitatis vestrae 
Serenissimo Sigr. Sigr. Humillimus servus 
Cardinal Infante Sigr. Matthias C. Gallasse. 


mio clementissimo. 


1) „Keines Fingers (Nagels) breit.‘ 


RER 











v2. 


Zur Geſchichte des Dorfes Keffin. 
Bon 
Karl Aoppmann. 


a3 Dorf Keſſin verdankt feinen jegigen Namen der Burg Keſſin, wohl 
der uriprünglichen Hauptburg des Vollsſtammes der Kiziner; vorher 
hieß es wie die Gottheit, der die Kiziner Hier ein Heiligthum errichtet 
Hatten, Goderac. Dieje Thatjache iſt von Wigger feitgejtellt worden?), 
nachdem Lich irrthümlich gemeint hatte, Goderac im heutigen Gooritorf, 
Amt ZToitenwinfel, gefunden zu haben ?). 

Die Burg Kefjin wurde 1121 durch Herzog Lothar von Sachjen in 
vorübergehenden Befit; genommen?) und gehörte zur Zeit der Slawenkämpfe 
Herzog Heinrichs des Löwen dem Obotritenfürjten Niklot. Nachdem 
diefer 1160 im Kampfe gefallen war‘) und fein ältefter Sohn Pribijlam 
am 29. Apr. 1164 fich hatte taufen laſſen 5), weihte Biichof Berno von 
Schwerin an der Stelle, wo der Tempel des Goderac gejtanden hatte, 
dem heiligen Godehard, der ala Biſchof von Hildesheim 1038 Mut 5 
geitorben und 1131 durch Papit Innocenz II. fanonijirt worden war®), 
ein Gotteshaus?) und wandelte den wendiſchen Namen Goderac in einen 
deutjchen Namen Godehardsdorf um. Aber diejer neue Name wurde 
nicht volfsthümlich und verſchwand bald wieder aus den Urkunden. 

Die Burg Keſſin erfcheint zum letzten Male in der Urkunde Kaiſer 
Friedrich! I. vom Jahre 1170, in welcher er das Bistum Schwerin 


) Mel. Jahrbb. 28, S. 163 Anm. 1. 

) Daf. 6, ©. 70—78. 

3) Daf. 28, ©. 22 Anm. 2, 

*) Dai. 50, ©. 136. 

9) Daj. 11, ©. 10. 

°) Allgem. Deutiche Biographie 9, S. 482—434. 

7) Arn, Lub.: pro Gudracco Godehardum episcopum venerari constituit. 


56 


betätigt und unter deſſen Bejigungen die Burgen Medlenburg, Schwerin, 
Euthin (Neuflofter) und Kejjin mit allen zu ihnen gehörigen Dörfern 
aufführt 1)Y. — Statt des Burgbezirks Keſſin verzeichnet Herzog Heinrich 
der Löwe 1171 Sept. 9 unter den Belitungen, mit denen er das Bisthum 
Schwerin bewidmet hat, nur das St. Godehardsdorf, welches früher 
Goderac genannt worden ijt?), und ebenjo Heißt es in der Beſtätigungs— 
urfunde des Papſtes Alexander III. für das Bisthum von 1178°). — 
Papſt Urban III. beftätigt dem Bistum 1186 zwei Dörfer im Lande 
Keifin, St. Godehardsdorf und dejjen Nachbardorf *), und Papſt Klemens IL. 
redet 1189 ebenfall3 von diejen beiden Dörfern’); die betreffende Urkunde 
von 1189 iſt die lebte, in welcher der Name Godehardsdorf vorfommt. 
— In einer andern Urkunde von 1191 nennt Papſt Klemens III. dagegen 
nur Goderac im Lande Keſſin“) und Kaiſer Otto IV. macht 1211 ebenfalls 
nur Goderac?) namhaft; jeitdem it in den Urkunden auch von einem 
Dorfe Goderac nicht mehr die Rede. 

Troß diejer Urkunden, die dem Bilchof von Schwerin theil® den 
Burgbezirk Keffin, theild nur das Dorf Goderac, theils Goderac und ein 
Nachbardorf zuweiſen, ijt demjelben, wie wir gleich fehen werden, in 
Wirklichkeit nicht einmal das Dorf Goderac zu theil geworden. Der 
Bruderjohn Pribiſlaws, Fürjt Nikolaus von Roftod, ſchenkt 1189 Apr. 8 
dem Klofter Doberan eine jährliche Hebung von 6 Mark aus dem Kruge 
zu Goderac?) und unter den Zeugen diefer Urkunde befindet ſich der erite 
Keifiner Pfarrer, den wir fennen, der Kaplan Heinrich von Goderac”). 
Nach dem Tode Nikolaus’ (1200) kommt die Herrichaft Roſtock an den 
Sohn Pribiſlaws, den Fürften Heinrich) Borwin, und dieſer bewidmet im 
Jahre 1219 das Kloſter Sonnenfamp (Neuflofter) mit dem Patronatsrecht 


1) M. U. B. 1, Nr. 91: castrum Magnopolense, Suerin, Cuthin, Kyzhin, 
cum omnibus villis ad illa ipsa castra pertinentibus. 

2) M. U. B. 1, Mr. 100: et villam sancti Godehardi, que prius Goderac 
dicebatur. 

2) M. U. 8. 1, Nr. 124: villam s. Godeardi, que prius Goderach dicebatur. 

) M. U. 8.1, Nr. 141: in terra Kizin duas villas, villam sancti Godehardi 
scilicet et aliam huic adjacentem, cum omni jure. 

3 M. U. 8. 1, Nr. 149: in terra Kytin duas villas, villam sancti Godehardi 
scilicet et aliam huic adjacentem, cum omni jure. 

6 M. U. 8. 1, Nr. 151: et Goderac in Kizin. 

) M. U. B. 1, Nr. 202: et Goderack. 

) M. U. B. 1, Nr. 147: Sex etiam marcas per singulos annos in Goderac 
de taberna eisdem solvendas esse constitui, et quecunque justa sunt, illis servari 
precepi. 

®) Heinricus capellanus de Goderac. 


57 


der Kirche zu Kejjin und mit dem Dorfe Roggentin’). In feinem 
Beitätigungsbriefe aus demjelben Jahre macht Biſchof Brunward von 
Schwerin ebenfalls die Kirche zu Keffin und das Dorf Roggentin namhaft?). In 
einer Urkunde deſſelben Biſchofs von 1235 werden dem Sllofter Sonnen: 
lamp verfchiedene Zehnten zugeeignet und zwar im Lande Roſtock diejenigen 
zu Stlein-Schwaß und zu NRoggentin?), Papſt Klemens IV. führt ür 
jeinem Scußbrief für Neuflojter von 1267 Mai 26 ebenfalls deſſen 
Beligungen in Klein-Schwaß, Roggentin und Keſſin auf‘). — Der Kirche 
des heiligen Godehard zu Keſſin vermacht 1269 der Gärtner Johanır 
Freſe in Roſtock 4 Schillinge?): diefes kleine Legat, auf welches Liich durch 
Dann Hingewiejen wurde‘), ohne feine volle Bedeutung zu erkennen, lieferte 
Wigger den Beweis, daß Keſſin dasjenige Dorf jei, welches urjprünglich 
Goderac hieß und von Biſchof Berno von Schwerin in Godehardsdorf 
umgetauft wurde. — Am 13. März 1313 quittirt ein Bifitator des 
Erzbistyums Bremen die Pfarrer 5 verjchiedener Kirchen und unter ihnen 
auch den zu Keſſin für jeine Bifitationsgebühren, die fie ihm bezahlt haben 
in Gegenwart des Propften von Neuflojter, zu deſſen Patronat jie gehören 7). 
Nach der Heberolle des Kloſters Neuflofter von etwa 1319 bejtand das 
Dorf Roggentin au 12 Hufen, von denen 3 mit Pacht, Zehnten und 
Schmalzehnten zur Wedem in Keffin gehörten). Etwa 1320 berichtet der 
Pfarrer zu Keſſin über jeine Einkünfte: er habe im Dorfe KRoggentin 
3 Hufen, deren jede ihm an Pacht, Zehnten und Schmalzehnten jährlich 
18 Scheffel Roggen, 18 Scheffel Gerjte, 2 Drömt Hafer, 1 Topp Flachs 
und 1 Nauchhuhn zu leisten habe, ferner eine halbe Hufe zu Keſſin, die 
er jelbjt bebaue, und außerdem erhebe er jährlich an Opfergeld 12 Mark 
und an Meßkorn 6 Drömt Roggen’). 

Bom Dorfe Keſſin wiſſen wir mit Sicherheit, daß es in der erjten 
Hälfte des 14. Jahrhunderts der Familie Duaft gehörte und jodanır 


) M. U. B.1, Nr. 254: Ecclesiam quoque Kizsin et villam Rokentin 
contulimus. 

2) M. U. 8. 1, Nr. 255: ecclesiam quoque Kiszin et villam Rokentin. 

2) M. U. B. 1, Nr. 429: in provincia Rozstoc Minor Zwerz, Rokentyn. 

9 M. U. B. 2, Nr. 1120: possessiones ... Zwertz ... et Rokentin et 
Ketzyn nominatas cum decimis et omnibus pertinentiis earumdem. 

53 M. U. B. 2, Nr. 1153: ad sanctum Godehardum in Kezin 4 solidos. 

°, Mekl. Zahrbb. 20, S. 239—240. 

) M. U. B. 6, Nr. 3595: in presencia dumini prepositi Novi Claustri, cui 
sunt subjecti. 

®) M. U. B. 6, Nr. 4040 ©. 410: Roghentin habet 12 mansos, quorum tres 
pertinent doti in Ketsin cum decima et censu et minuta decima, 

N) M. U. B. 6, Nr. 4158: item dimidium mansum in Kescin, quem colit 
personaliter. 


58 


zunächſt in den Bejig der Familie Kröpelin überging. Am 2. Mai 1244 
wird in einer Urkunde des Fürſten Heinrich Borwin III. ein Rotcherus 
. de Kischin genannt!), der als Rutgerus, Rothgerus miles, bis 1252 
vorkommt?) und als deſſen Söhne ji) Hinricus Rotgeri, 1262, und 
Lambertus Rotgeri, 1268, erfennen lajjen?): vermuthlich Haben wir in 
ihnen die Lehnsmannen der Roftoder Fürjten in Keſſin zu jehen. Etwa 
1270 wird ein Nikolaus Glöde in Roftod verfeftet, weil er den Thidemann 
Hecht beim Vogeljtellen in Kejfin gefangen genommen und auf die Hundsburg 
gebracht hatt); wohl nur irrthümlich berichtet abweichend eine andere 
Eintragung: Glöde nahm den Hecht im Buſch zu Tejjin gefangen und 
führte ihn von Busch zu Busch Hinweg und nahm ihm jeine Güter). 


Im Sahre 1305 verkauft König Eric) von Dänemark das Gericht 
an Hals und Hand und die Beben in den Dörfern Bentwiſch, Hohen 
Schwarfs und Keſſin an Arnold Quaſt und die Erben feines verjtorbenen 
Bruders Thidemann Duaft für 250 Mark feinen Silbers®). 1323 überläßt 
Fürſt Heinrih von Mekfenburg den Brüdern Heinrid und Johann Duaft 
für 300 Mark wendiicher Pfennige, die er ihnen ſchuldig ift, das Gericht 
und die Beden zu Bentwilch und Hohen-Schwarf3”). 1326 geben bie 
Brüder Heinrih und Johann Duaft, Arnolds Söhne, und ihre Vettern 
Heinrich, Arnold und Johann Quaſt, Dietrihs Söhne, die Streitigkeiten 
auf, die fie mit dem Kloſter Doberan wegen der Grenzen ihres Dorfes 
Hohen » Schwarf3 und des Sllofterdorfes Nier gehabt haben?). 1350 
verkaufen die Rathmannen Heinrich) Duaft und Bertram von Dame und 
die Bürger Johann und Simon Quaſt, Heinrichs Brüder, und Konrad 
Quaſt dem Rathmann Arnold Kröpelin für 1600 Mark Roft. Pfennige 
da8 ganze Dorf Keſſin mit dem anliegenden Hofe und der Mühle”) und 
die Herzöge Albrecht und Heinrich von Meklenburg verleihen dem Arnold 
Kröpelin für das Dorf Keſſin das Eigenthum und die Freiheiten der 
Kloſtergüter!“). 1359 verkauft Herzog Heinrich von Meklenburg dem 


. B. Nr. 561. 
. B. 1, Nr. 564; 2, Nr. 677, 686. 
. B. 2, Nr. 952, 1141. 
. 8. 2, Nr. 1152: volentem capere volucres in Ketzin duxit captivum 
super oastrum Hundesborch. 

°) Stadtbud A Fragm. 8 Bl. 10: Glode cepit Hecht in rubo Tessin et deduxit 
cum de rubo ad rubum et accepit ei bona sua. 

) M. U. B. 5, Nr. 3022: in villis Bentwisk, Zwervisse et Kessin. 

) M. U. 8.7, Nr. 4422. 

9) M. U. 8. 7, Nr. 4758. 

) M. U. B. 10, Nr. 7124. 

o M. U. B. 10, Nr. 7125. 


ja Zu ZU, 
SEss 
42-7 


59 


Rathmann Arnold Kröpelin für 276 Mark Rot Münze das Eigenthum 
von Finkenberg und Deutſch-Kuſſewitz, jowie aud) von Kejfin !). 

Derjelbe Arnold Kröpelin erwarb 1355 auch den Pfandbefit der 
Dede des Dorfes Roggentin, welcher vorher dem Ritter Johann Ummereije 
zugeitanden Hatte. 1344 verpfändet Johann Ummereife dem Rathmann 
Dietrih) Horn für 600 Darf Roſt. Pfennige, die er ihm jchuldig ift, 
100 Mark Hebungen aus der Bede und dem Gericht in den Dörfern 
HZarnewanz, Roggentin, Gutendorf, Dänjchendburg und Freienholz?) und 
Fürſt Albrecht von Mecklenburg betätigt dem Dietrich Horn dieſen Pfand— 
beiig ). 1355 überlajjen Ritter Johann Ummereije und jeine Söhne 
Hennefe und Vide dem Rathmann Arnold SKröpelin für 400 Mark Roft. 
Piennige, von denen 4'/, auf eine Mark Löthigen Silber gehen, das 
Plandrecht an der Bede in Roggentin, Gutendorf, Finkenberg und Groß- 
Kuffewig mit Ausnahme von einer Mark von jeder Hufe in Koggentin, 
die Herrn Johann von Axekow zugeitanden hat und feinen Erben noch 
zufteht %); von Herzog Albrecht von Mecdlenburg wird dieſe Ueberlaſſung 
ebenfalls beitätigt ?). 

Die enge Berbindung, in welcher Roggentin jeit der Bewidmung des 
Kloſters Sonnenfamp von 1189 Apr. 8 mit der Keſſiner Kirche jteht, hat 
ſchon Wigger zu der Vermuthung geführt, daß Roggentin unter jenem 
Nahbardorfe zu verjtehen fei, dejjen die beiden päpftlichen Urkunden von 
1186 und 1189 für das Bisthum Schwerin gedenken). — Die Mühle 
zu Kelfin, die in den Urkunden von 1350 und 1359 erwähnt wird, fommt 
auch in jener weiteren Fälſchung des Bewidmungsbriefes Heinrichs des 
Yöwen für das BistHum Schwerin vor, die fi nur in Abjchriften des 
16. Jahrhunderts erhalten hat: fie bezeichnet fie al3 gelegen an der Süd— 
ſeite des Dorfes”). Unter dem Hofe (curia), der außer dem Dorfe und 
der Mühle genannt wird, iſt wohl der herrichaftliche Hof, vielleicht auf 
der Stelle der ehemaligen Burg, zu verjtehen. 

In der Kirche zu Keſſin befindet jich die figürliche Darjtellung eines 
Biſchofs: die hölzerne, gut gearbeitete Statue jtammt, wie e3 jcheint, aus 
dem 15. Jahrhundert, ift in gothiſchem Stil gehalten und eiwa 1'/, Meter 
hoch; der Biſchof fit auf einem gothiichen Stuhl und hält in der linken 


ı)M.U. B., 14, Nr. 8557: in integra villa Kessyn ac curia, piscina et 
molendino ibidem, in advocatia Tesszyn sitis. 

M. U. B. 9, Nr. 6380. 

Mm. U. B. 9, Nr. 6881. 

) M. U. B. 13, Nr. 8105. 

5) M. U. B. 18, Nr. 8106. 

6) Mekl. Jahrbb. 28, ©. 163 Anm. 1. 

) M. U. 8.1, S.97 Anm.2: et molendinum ex australi parte ejusdem ville. 


60 


Hand eine Kirche, in der rechten den Biſchofsſtab: zweifeldohne mit Recht 
wird dieſe Darjtellung auf den h. Godehard, den Nachfolger der heidniſchen 
Gottheit Goderac, bezogen). 

Was die Namen Goderac und Keſſin betrifft, jo wird die Gottheit 
Goderac al3 „Zeitengott* oder „Sahresgott“ erklärt”), während Keſſin 
„Fiſcherhüttenort“ heiten jol?). — Bekannt ift, daß die Warnow in der 
Knytlinga Sage als Gudakrsa, Gudagersaa, von Saro Grammaticus als 
Gudacra®) bezeichnet wird, vermuthlich nicht nach der Gottheit, jondern 
nach der Ortichaft neben der Hauptburg der Kiziner. 

Ehen jet wird zivar, worauf ich bei der Korrektur dieſes Aufjahes 
durch Herrn Direktor Dr. Krauſe aufmerkfjam gemacht werde, die Gottheit 
Goderac von U. Brückner geleugnet und die Behauptung aufgeftellt, Arnold 
von Lübeck habe die Bewidmungsurfunde Heinrichs des Löwen für das 
Bisthum Schwerin von 1171 Sept. 9 benubt und deren Angabe (j. ©. 56 
Anm. 2) mißverjtanden ’), aber die Begründung diefer Behauptung, Arnold 
würde, wenn er anderweitige Nachrichten über den Gegenftand gehabt hätte, 
mehr zu erzählen gewußt uud erzählt haben, ift meines Ermeſſens durchaus 
nicht überzeugend und zunächſt, bis jchlagendere Gründe ins Feld geführt 
werden, wird an der bisherigen Anjchauung, nach welcher die Angabe 
Arnolds von Lübeck durch die Urkunden Heinrichs des Löwen von 1171 
Sept. 9 und des Papſtes Alexander III. von 1178 beitätigt wird, feſt— 
zuhalten ſein. 


1) Vgl. Mekl. Jahrbb. 20, S. 239-240. 

2) Daſ. 46, ©. 52. 

) Dai. 46, ©. 67. 

*) Saxonis Grammatici Gesta Danorum, herausg. v. A. Holder, S. 523: Inde 
ad Gudacram amnem navigacione discessum. 

5) Zeitichr. f. flav. Philologie 14, H. 2, ©. 164—165; dgl. Neues Arhiv 17, 2 
(1892), ©. 144 Nr. 105. 


BATARE 
!. 











VI. 


Zur Geſchichte des Dorfes Kiekdahl. 


Von 
Karl Koppmann. 


U die älteſte Geſchichte des Dorfes Rieldahl ſind wir wegen Mangels 
an Urkunden vollſtändig im Dunkeln. Wie es ſcheint, hat es urſprüng— 
[ich der Familie Moltke gehört und iſt von ihr im 13. Jahrhundert aır 
die Stadt Roſtock veräußert worden. Es wird 1291 zuerjt genannt, 
befindet ſich damals im Beſitz der Stadt, wird von ihr wieberfäuflich 
an die Familie Dame verkauft und kommt alsdann an die Familie 
vom Baumgarten. — Im Jahre 1291 verpfändet die Stadt dem Dietrid) 
Freſe für 50 Mark einige näher bezeichnete Hebungen aus Riekdahl, Die 
fie nad) drei Jahren wieder einlöfen fann!), und 1296 werden durch den 
Rathmann Dtbert von Selow 9 Mark 11 Schilling aus Riekdahl an die 
Stadtfafje abgeliefert?). — Nac dem Tode der Gebrüder Johann und Bertram 
Dame entjcheidet der Rath, 1318 die Streitigkeiten ihrer Erben, die durch 
deren DBormünder und Gefreundete in vielen Verhandlungen nicht haben 
beigelegt werden fünnen, durch einen Schiedsſpruch dahin, dak der Sohn 
Bertrams das Dorf Riefdahl mit den Wiefen und feinem ganzen Zubehör, 
wie jolchen die über deſſen Verpfändung ausgejtellte Urkunde namhaft 
mache?), erhalten und es, nachdem er vorher dem BPriefter Hermann Life 
400 Mark ausgezahlt haben werde, in Bejig nehmen und jo lange 
behalten jolle, bis die Stadt es zurüdzufaufen vermöget); die Wittwe 
Sohanns, Agnes, joll ernten, was fie auf der Wiek gejäct Hat, und damit 


1) M. U. B. 3, Nr. 2185: in Riketalendorpe. 

) M. 1.8.3, Nr. 2866: de villa Rictalendorp. 

) M. U. B. 6, Nr. 3992: Puer Bertrami optiret villam Rictalendorp cum 
pratis et omnibus adjacenciis suis, siout cantat privilegium super inpignoracione 
dicte ville confectum. 

*) et diota villa pocietur, quosque civitas redimere valeat, 


62 


mit ihren Kindern abgefunden jein; dem Magiiter Johann Life wird durch 
Arnold Kopmann und Dietrich Life als VBormünder der Agnes und ihrer 
Kinder eine Leibrente von 15° Mark angewviejen?). 

Die damals verjtorbenen Brüder Johann und Bertram Dame waren 
1314 Oft. 9 noch beide am Leben gewejen?); bald darauf war Bertram 
geitorben und Johann hatte ſich 1315 Ian. 10 mit dejjen Witte Dadurch 
augeinandergejet?), daß er ihr da8 Haus, welches fie ihrem Manne zuge- 
bracht Hatte, nebjt 30 Mark Rente verließ, die Vormundichaft ihres 
Sohnes übernahm*) und für den Fall, daß derjelbe unerwachjen jterben 
würde, 700 Mark aus dejjen Nachlaß erhalten jolltee Der Sohn Bertram 
hieg Johann und Hatte eine Schweiter Grete gehabt, die 1308 den Arnold 
Kopmann geheirathet hatte). — Noch zu Lebzeiten der Brüder Johann 
und Bertram Dame jchmwebten anderweitige Streitigkeiten in Betreff 
Riekdahls. In dem Bertrage, welchen acht vertriebene Rathmannen 1314 
San. 8 mit dem FFürften Heinrich von Meklenburg über dejjen Einlafjung 
in Roſtock abſchloſſen, heißt es: In Bezug auf Barnitorf und Riekdahl 
ſoll es bleiben, wie es das Lehnrecht erheiſchts). Die unmittelbar voran— 
gehende Stelle bezieht ſich auf die Heide und alle übrigen Beſitzungen der 
Stadt und ſetzt feſt, daß dieſe Alles, deſſen Erwerbung ſie mit Urkunden 
nachzuweiſen vermöge, behalten, darüber hinaus aber dem König Erich 
von Dänemark Nichts vorenthalten ſolle. Da jene Beſtimmung über eine 
Entſcheidung nach dem Lehnrecht unmöglich mit den ſpäteren Streitigkeiten 
innerhalb der Familie Dame in Verbindung ſtehen kann, ſo muß aus ihr 
gefolgert werden, daß der Stadt ſelbſt ihr Recht an den Dörfern Barnſtorf 
und Rieldahl beſtritten wurde und daß es dieſe Frage war, die nach 
Lehnrecht entſchieden werden ſollte. Ob etwa irgend ein Moltke 
das Dorf Riekdahl an die Stadt veräußert hatte und die 
Rechtskräftigkeit dieſer Veräußerung von ſeiner Familie in Abrede 
geſtellt wurde oder welche ſonſtigen Umſtände den Rechtsſtreit ver— 
anlaßten, wiſſen wir nicht. Vede und Gericht des Dorfes Barnſtorf 


2) Nentebuch von 1317—1320 fol. 31b, unmittelbar nad) der Eintragung 
M. U. B. 6, Nr. 3992. 

?) Hausbud) dv. 1314—18317 fol. 9b, Dyonisii. 

2) Daſ. fol. 14, feria 6 proxima post Epyphaniam. 

*) Si puer autem supervixerit, apud hereditatem patris sui manebit, et 
Johannes super puer(!) et bona manebit, quousque ad annos discretionis pervenerit. 

5) Daj. fol. 30, 1316: Arnoldus Copman resignavit Johanni filio Bertrami 
Damen quinque marcarım redditus .. .„, quos cum domina Greta, sorore dicti 
Johannis acceperat ante octo annos ... . — fol. 23b: Thidericus Friso resignavit 
Arnoldo Copman, genero suo .... pro dote cum sorore sua Helburgi .. . . 

*) Item de villa Bernestorp et de villa Richtelendorp debet permanere, sicut 
vasallorum jus domini regis postulat et requirit. 


63 


wurden von dem Fürſten Heinrich von Mecklenburg 1320 März 14 dem 
Roitocer Bürger Dietrich Freje verliehen!) und famen 1331 Apr. 2 durch 
Abtretung der Erben defjjelben und 1333 Aug. 11 durch Beltätigung des 
Fürjten Albrecht von Medlenburg an die Stadt”). Das Dorf Barnitorf 
aber, in welchem Dietrich Freſe einen Hof (curia) von 3'/, Hufen bejaß 
und felbit bebaute?), wird im Kämmereiregiſter von 1325 unter den Stadt- 
gütern aufgeführt‘), während Riekdahl in demſelben in Ddiejer Zeit nicht 
genannt wird’). — Am 4. Juni 1323, an demjelben Tage, an welchem 
Fürst Heinrich von Medlenburg nach erlangter Belehnung mit den Landen 
Roſtock, Gnoien und Schwan (1323 Meat 1)9 umd nach entgegengenommener 
Huldigung die Privilegien der Stadt Roſtock bejtätigte?), verlieh er den 
Bürgern Engelbert vom Baumgarten und deſſen Schweitermann (sororius) 
Arnold von Deventer dad Eigenthum mit der Bede und dem Gericht von 
12 Hufen in Riefdahl?) umd zwar dem eritern das Eigentum von 9'/, 
und dem lehtern das Eigenthum von 2"/, Hufen. Jene 9'/, Hufen 
gehörten jpäter dem Johann vom Baumgarten, der fie 1365 Mai 18 für 
300 Mark an Wernefe Witte und defjen Ehefrau Elifabeth verpfändete ’) 
und ihnen dabei die Urfunden aushändigte, die er von den Landesherren 
und der Familie Moltfe beſaß !°). Nach dem Tove des Werneke Witte ver- 
heirathete fich dejjen Wittwe mit Johann Bereke, Bürger zu Roſtock, und 
diefer verfaufte 1386 Dez. 6 mit Vollbord feiner Hausfrau Eliſabeth an 
die Stadt Roftod 9"/, Hufen in Riekdahl, wie fie Wernefe Witte, der 
frühere Ehemann jeiner Hausfrau, von Johann vom Baumgarten gekauft 
habe!). — Wie die Familie vom Baumgarten in den Beſitz Riekdahls 
gelangt it, willen wir nicht. An eine Erwerbung durch Erbgang ließe ſich 
zwar benfen, da Agnes, die Hausfrau des Johann Dame der Familie 


1) M. U. B. 6, Nr. 4173. Die Urkunde von angeblich) 1319 März 23 (6, 
Nr. 4068) muß eine Fälihung fein. : 

2) M. U. B. 8, Nr. 5229, 5447. 

) M. U. 8.7, ©. 254. 8, Nr. 5229. 

) M. U. B. 7, ©. 254. 

5) Auf Bl. 56 des Kämmereiregiſters heißt es freilich: Anno Domini 1358 in 
vigilia ascensionis Domini inceptus est quinternus iste de redditibus ortorum in 
Riktalendorp habentibus u. f. w.; gemeint fein können aber nur die Hopfengärten bei 
Riekdahl, am Riekdahler Wege. 

6 M. U. B. 7, Nr. 4443. 

) M. U. B. 7, Nr. 4449. 

* M. U. B. 7, Nr. 4451: super duodecim mansos in villa Riktalendorppe. 

) M. U. B. 15, Nr. 9854: to Rycktalendorpe teyndehalve hove. 

10) Ok scholen se unde ere erven beholden de breve, de wy darup hebben 
van den heren van dem lande unda van den Molteken. 

11) Rathsarchiv: in deme dorpe to Ryctalendorpe. 


64 


Liſe angehört zu haben jcheint!) und dieſe mit der Familie vom Baum— 
garten verjchwägert geweſen jein muß?); aber einestheils ift der Zeitraum 
zwilchen den Jahren 1318 und 1323 zu fur; um die Annahme einer 
ſolchen Erbfolge wahrjcheinlich zu machen, anderntheils würde bei Diejer 
Art der Ermwerbung die Familie vom Baumgarten immer nur in den 
Pfandbeſitz Riekdahls gelangt jein und die Stadt ihr Recht an dem Dorfe 
nicht verloren haben. Won allen andern Hypothejen aber jehe ich ab, da 
eine nicht wahrjcheinlicher fein würde, als die andere. Aus der Erwähnung 
der von den Moltfen ausgeitellten Urkunden läßt ſich nur jchließen, daß 
dieje einmal das Dorf bejejfen haben werden; ob fie für die Stadt oder 
unmittelbar für die vom Baumgarten geurfundet hatten, kann nicht ent= 
Ichieden werden. 

, Der Name Riekdahl ijt verkürzt aus Riekdahlen- oder eigentlich 
Niektalendorf. Bei feinem erjten Auftreten im Sahre 1291 lautet er: 
Nifetalendorp. Diejer ältejten Form nach?) kann ich ihn nur deuten „als 
Dorf der reichen Tale”. Das voranjtehende „rife“ verhindert es, an 
„tal* = Zahl, an „tale* = Sprache oder an „tale“ = Dohle zu denken 
und legt die Deutung „Tale, Talefe* = Adelheid nahe. Der Name 
Adelheid lautet nämlich im Niederdeutichen „Alheid”, abgekürzt „Ale*, in 
der Deminutivform „Aleke“; durch die Vorſchiebung eines t, wie fie 
mehrfach vorfommt (3. B. Telje = Elijabeth), entjtehen die Nebenformen 
„Zale" und „Zalefe". Auch ein männlicher Perſonennamen „Aleke“ 
fommt vor, ift aber in der Nebenform „Tale, Taleke“ bisher nicht nach— 
gewwiefen worden. — Im Mittelalter war der Name Alheid ein durchaus 
gewöhnlicher; aud in Roſtock kommt er vielfach vor und die beiden älteſten 
vom Baumgarten, die Gebrüder Engelbert und Willefin, hatten jeder eine 
Alheid zur Ehefrau. Diejenige Alheid aber, nad) der meines Erachtens 
Niefdahl getauft worden it, wird einer früheren Zeit angehören, aus der 
uns feine Nachrichten über das Dorf erhalten find. 


1) Stadtbudh 1 fol. 173b, 1304: Johannes filius Hermanni Lyse vendidit 
Johanni filio Bertrami Damen illos decem marcarum redditus, quos habuit .... 
Hec decem marce erogate fueruut de dote Agnetis filie Gregorii. 

2) Hausbud) v. 1314—1317 f. 19, 1315: Johannes Dame vendidit Engelberto 
et Volmaro de Pomerio fratribus ad manus puerorum Hermanni Lise 25 mr. 
redditus .... 

3) Das einmalige Vorkommen der Form „Richtelendorp" (S. 62 Anm. 6) erffärt 
fich wohl nur aus einer Unkenntniß des Schreibers. 


RE 














IX. 


Der Fall Eaftritins'). 


Von 
Adolpl; Hofmeiſter. 


roge Aufregung herrſchte im der guten Stadt Roftod in den Jahren 
1610 und 1611. Das Vertrauen auf die Organe der Sicherheits- 
behörden war bedenklich erjchüttert, denn die frechſten Diebjtähle, mit Ein- 
jteigen und Einbruch verbunden, Hatten die angejehenften, wohlhabendften 
Bürger betroffen und doch war es nie geglüdt, dem Thäter dingfeft zu 
machen. Wohl waren mehrere übel beleumundete Perſonen gefänglich 
eingezogen und einige davon auch für überführt angenommen und bejtraft 
worden, während andere aus Mangel an Beweilen freigeiprochen werden 
mußten. Trotz der Beitrafungen dauerten die Einbrüche fort; mehrere 
Mitglieder des geiftlichen Standes, darunter der Superintendent jelbit, 
waren in Mitleidenichaft gezogen worden und die entlafjenen Angejchuldigten 
liegen im Stirchengebet ihre Unjchuld betheuern und Gott um Offenbarung 
des Thäters anrufen. Das Gefühl der Unficherheit nahm immer mehr 
überhand und der Rath der Stadt ſah fich veranlaßt, einen Preis auf die 
Entdedung des Diebe zu ſetzen. Da traf es fich, dak einer der Be- 
ftohlenen zufällig bei einem Pfandleiher zwei goldene Ringe und mehrere 
jeltene, nicht Cours habende Goldſtücke zu Geficht befam, welche ihm ent- 
wendet worden waren, und ich natürlich nach dem Verpfänder erkundigte. 
Diejer Hatte fih Johann Chriſtoph Conrad genannt. Ein Menſch diejes 
Namens war in der Stadt nicht befannt, Dagegen paßte die Perjonal- 
beichreibung genau auf einen Studenten der Theologie, Johann Chriſtoph 
Cajtritius aus Zwingenberg in Hefjen, welcher, von Wittenberg fommend, 
im Februar 1610 von dem Rector Chrijtian Sledanus immatriculirt 


%) Unter der Ueberſchrift „Eine Roftoder cause cölebre vom Fahre 1611” zuerft 
gedrudt in den Medlendb, Anzeigen (Schwerin) 1880, Nr. 148. 


Beiträge 2. 5 


66 


worden war und fich in wilfenfchaftlicher Beziehung des beiten Lobes 
erfreute; beſonders wird hervorgehoben, daß er das Hebräiſche ohne Punkte 
fertig habe Iejen können. Gegen jeine fittliche Aufführung mußten jedoch 
manche Stimmen laut geworden jein, denn als fich derjelbe um den 
Magiftergrad bewarb und bereit3 zwei Prüfungen mit Erfolg beſtanden 
hatte, jodaß nur noch die öffentliche Disputation zu abjolviren war, „it 
ein böſes Gerüchte, jeine® Verhaltens halben, von ihm ausgebrochen. 
Daher dann amplissima facultas philosophica dajelbft beivogen und 
gedachten Caſtritium vor ſich beichieden, ihn ernſtlich umb feinen Wandel 
befraget, und wo er defjen beglaubte gute Zeugnig auß anderen Univer- 
fiteten nicht vorzeigen würde, ihn hiemit a promotione bis dahin removiret 
und rejiciret. Dabei es dann auch damals verblieben“. Trotzdem erjchien 
die Annahme, daß ein Student der Gottesgelahrtheit, ein Predigersjohn, 
der lang gejuchte Dieb jet, vorerft völlig unglaubwürdig und das Volk ließ 
e3 jich nach erfolgtem Geftändniß nicht nehmen, von einem böfen Geiite 
in Geſtalt eines ſchwarzen Hundes zu erzählen, der immer um Caſtritius 
gewejen jei, was dem Prof. jur. Cothmann in feiner jpäter zu erwähnenden 
Schrift Gelegenheit giebt, ſich bitter darüber zu beklagen, wie ſolche und 
noch jchlimmere Dinge erdichtet würden, um den Stand der Studirenden 
anzujchwärzen. Doch genug, der Gejchädigte machte Anzeige bei dem 
Rector der Univerfität, dem Profeffor der Medicin Dr. Wilh. Lauremberg, 
und diejer verfügte auf die dringenden Verdachtsgründe Hin die Verhaftung 
de3 Bellagten. Das war aber nicht jo leicht ausgeführt wie angeordnet, 
denn Caſtritius hatte Wind befommen und hielt fich verborgen, wie jich 
nachher herausjtellte, an Orten, wo er wohl am allerwenigjten gejucht 
wurde, nämlich zwei Tage im Univerfitätsgebäude jelbjt und am dritten im 
Garten eines Profefjors. Auch die ftädtiichen Gerichtsdiener juchten ihr 
vergebens, bis der Kläger, dem allein gegen fünfhundert Thaler an Werth 
entwendet worden waren, noch eine bejondere Belohnung auf die Feſtnahme 
de3 Diebes ſetzte. Auf diefe Zufage Hin fand fich ein Schwede, welcher 
ſich anheiſchig machte, den Berfolgten den Häfchern in die Hände zu liefern 
und zu diefem Zwecke denjelben in der Nacht vom 4. bis 5. Juni Hinter 
die Petrifirche führte unter dem Worwande, er wolle ihm über die Stadt- 
mauer (welche an Ddiejer Stelle bereit3 am 7. Mai 1608 eingeftürzt und 
nur durch einen Bretterzaun nothdürftig erjeßt war) ins Freie helfen. 
Hier ward er verabredetermaßen ergriffen und in die Büttelei geführt. 
Von da wurde er am nächſten Tage auf Anfuchen des afademifchen 
Concils in den Univerjität®-Gewahrjam gebracht und ein judicium mixtum 
niedergejeßt. Schon hierbei waren zwijchen Rath, und Univerfität Differenzen 
vorgefallen, die aber noch von geringer Bedeutung waren. 

Gleich im erſten Verhör gejtand Gaftritius zehn in Roſtock verübte 


67 


Diebjtähle ein, von denen drei mißglüdt waren, und befannte außerdem, 
daß er bereit3 in Gießen und deſſen Umgegend, ſowie in Tübingen ſich 
vielfach an fremdem Eigenthum vergriffen habe. In Gießen gelang es ihm 
unentdedt zu bleiben, aber in Tübingen wurde er überführt und auf An— 
dringen der Bürgerſchaft durch den Büttel zur Stadt hinausgepeitjcht, kurz 
nachdem er jich den Grad eines Baccalaureus erworben. Von da wandte 
er jich nach Wittenberg und jpäter nach) Roftod. Ueber jeinen Witten- 
berger Aufenthalt war feinerlei Nachtheiliges befannt geworden, und jo 
wurde er unbeanftandet in die Matrifel aufgenommen, bis die jchon 
erwähnten Gerüchte über fein Worleben ihn von der Promotion 
zurüdhielten. 

Reumüthig, wohl auch in Furcht vor der angedrohten Tortur, hatte 
er alles befannt und fußfällig die Richter um Gnade angefleht. Daran 
war indeß nad) damaligen echt3begriffen nicht zu denfen, und Der 
ihimpfliche Tod am Galgen war ihm dem Gele nach ſicher. Da aber 
die Univerſität ſich ſelbſt bejchimpft glaubte, jofern eins ihrer Glieder, 
wenn auch ein unwürdiges, dieje Strafe erlitt, jo forderten Rector und 
Concil den Erlaß der Tortur und die weniger jchmachvolle Hinrichtung 
durch das Schwert. Dazu wollte ſich jedoch E. E. Rath nicht verstehen, 
und jo kam e3 denn, daß nach endlojen Schreibereien und nachdem der 
Syndicus der Stadt, Dr. jur. Joh. Domann, einen vergeblichen Einigungs- 
verjuch gemacht hatte — er riet), das Concilium möge die Linderung der 
Strafe zum Schwert nicht als fein Recht erzwingen wollen, jondern diejelbe 
vom Rathe in Güte nachjuchen, was aber beinahe als Beleidigung auf- 
gefaßt und kurzweg abgewiejen wurde —, die juriftifche Facultät der Uni— 
verjität Köln die Enticheidung geben mußte. Nach Eingang des Kölniſchen 
Urteil waren freilich beide Parteien jo klug wie vorher, denn daſſelbe 
war in der Hauptjache genau ebenjo ausgefallen wie das vorher in Rojtod 
gefällte: Caſtritius habe „durch uhralt gemeinen Waterlandes Herlommen 
und Slayjerliche Rechte“ ohne Zweifel den Strang verdient, doch ſolle es 
beiden Theilen aus Gründen der Billigfeit anheimgejtellt fein, ſich über die 
Milderung der Strafe zum Schwert zu vergleichen; in Betreff der Haupt- 
frage dagegen, ob der Dieb noch als Student unter afademijcher Gericht3- 
barfeit ftehe bez. unter einem gemifchten Gericht, oder ob er ipso facto 
der Studentenrechte verluftig und der jtädtiichen Jurisdiction unterworfen 
jei, war die Entjcheidung vielleicht abfichtlich jo wenig bejtimmt gehalten, 
daß fie beide Parteien für fic) auslegten. Die größere Berechtigung dazu 
icheint nad dem Wortlaut allerding® auf Seiten de Raths zu fein. Die 
Pürgerichaft frohlodte über ihren Sieg, und die Univerfität ließ fich denn 
auch herbei, nun in Berhandlungen wegen der Begnadigung zum Schwert 
einzutreten. Jetzt aber bejtand der Rath) auf feinem Schein, wies Die 


5* 


— 


68 


Adgejandten des Concils mit denjelben jpöttiichen Worten zurüd, mit 
denen früher des Syndicus Domann VBermittelungsverjuch abgelehnt worden 
war, und erklärte, ich jet auf nichts mehr einlaflen zu fünnen. So 
wurde denn am 7. (17.) October von je vier Deputirten des Rathes und 
der Univerjität das Urtheil gefällt, am 10. (20.) dejjelben Monats publicirt 
und am 14. (24.) volljtredt. Wie zu erwarten, waren Rector und Concil 
durch) das Fiasco, welches fie mit allen ihren Verſuchen gemacht, nicht 
gerade in rojiger Stimmung, und die vielleicht nicht eben in jehr zarter 
Weiſe ſich ausiprechende Freude der Bürgerjchaft, die im Jahre vorher in 
einem Streit mit der Univerfität zu 1000 fl. Strafe vertheilt worben 
war, reizte fie noch mehr, jo daß am Morgen des zur Hinrichtung 
des Mealeficanten bejtimmten Tages ein Anjchlag am jchwarzen Brett 
erichien, der in längerer wohlgejeßter lateinischer Nede das alte Thema 
variirte: „Die fleinen Diebe hängt man, die großen läßt man laufen“ 
und ungefähr in dem Satze gipfelte, daß in recht vielen Fällen die Richter 
einen hundertmal höheren Galgen verdient hätten, als die Verurtheilten, 
worauf dann eine Ermahnung an die Studirenden und ernjte Warnung 
vor Ruheſtörungen folgte. 

Der gewöhnliche Weg zur Nichtitätte führte durch die Steinſtraße. 
Da jedoch jeit Ende April cine neue jteinerne Brüde über den Graben 
vor dem Thor gebaut wurde, welche zwar jchon paſſirbar, aber noch nicht 
mit einem Geländer verjehen war, fürchtete* der Rath bei dem voraus— 
ſichtlich ungewöhnlich großen Andrange des Bolfes Unglüdsfälle und 
ordnete daher an, daß der Zug dem jchon furz vorher bei der Erecution 
eines Taſchendiebes eingejchlagenen Weg durch das Siröpeliner Thor zu 
nehmen habe. Ebenſo war die bewaffnete Begleitung bedeutend ftärfer als 
jonit, weil ein Tumult der damals, zur Zeit der höchſten Blüthe der 
Univerjität, jehr zahlreichen Studentenjcjaft befürchtet wurde. Der Zug 
war, einer gleichzeitigen Bejchreibung nach, folgendermaßen geordnet: An 
der Spiße ritten etwa 15 Fleischer und Fuhrleute (die dazu bejonders ver- 
pflichtet waren), auf welche der Henker zu Fuß folgte. Nach diejem fam 
die jtädtiiche Nachtwacht, 24 Mann zu zwei und zwei, und alsdann der 
arme Simder im neuen Kleidern, da jein wahrjcheinlich einziger Anzug 
während der 4'/,monatlichen Sterferhaft total unbrauchbar getvorden var, 
von vier Mann von den Neifigen des Rathes begleitet. Den Zug ſchloſſen 
wieder etwa 20 berittene Fleischer und Fuhrleute, faſt jämmtlich mit 
Feuergewehren bewaffnet. 

So weit reichen unfere Berichte über den unglüclichen Caſtritius. 
Wie er jelbjt aber ſehr bald in den Hintergrund getreten war vor Dem 
Streit der beiden rivalifirenden Parteien, jo war auch mit jeinem Tode die 
Sache noch lange nicht zu Ende. Es war ja gar nicht anders zu erwarten, 


69 


als daß das mitjtrömende Volk und vielleicht auch ein Theil der Bedeckungs⸗ 
mannjchaft ich bei dieſer Gelegenheit in rohen Späßen und groben 
Spöttereien erging, zumal al3 der Zug den damals fait ganz von afa- 
demischen Gebäuden umjchlojjenen Hopfenmarft paſſirte. Auch mögen wohl 
einige vor dem weißen Golleg!) im Uebermuth ihre Donnerbüchlen abge- 
ſchoſſen haben, aber jedenfall Hatte der Rath damit nicht das Geringſte 
zu thun und es war nicht nur ungerecht, jondern auch jehr unflug, alle 
dieje bei einer aufgeregten Menge jo natürlichen Vorkommniſſe ala ebenjo 
viele Durch den Rath veranlaßte oder begünftiate Kränkungen aufzufafien 
und als ſolche zu proclamiven, wie es wirklich geſchah. Es erichien nämlich 
wenige Tage darauf eine Echrift: „Relation Was ji) mit Joannis 
Chriſtophori Caſtritii, allen Löblichen Academien und Studiis generalibus 
zu gönſtigen chren, den 24. Octobris Stylo novo, zu Roſtock gejchehener 
erhöhung zugetragen. Gedrudt zu Vrſell Im Jahr 1611.“, welche in 
Form eines Briefes aus „VBeronica” vom 5. November furzen Bericht über 
die fragliche Angelegenheit giebt, aber vom einjeitigiten Parteiftandpuntt 
aus und nicht nur die Weigerung, eine Strafmilderung zuzugejtehen, ſon— 
dern auch die Eleiniten Nebendinge als abjichtlich und auf Ehrenkränkung 
der Univerfität berechnet darjtellt, jo 3. B., daß der Delinquent neu ges 
kleidet gewejen, „damit zwiſchen ihm und einem gemeinen Diebe auch am 
Galgen ein Unterjchied möge gejpürt werden,” daß der Weg gerade am 
weißen Colleg vorbei genommen worden jei, und bejenders, dal; gerade 
diefer Tag zur Hinrichtung gewählt worden jet, wahrjcheinlic) weil ver 
Kath an demjelben Tage, den die Univerfität zur Promotion eines Rechts— 
candidaten bejtimmt Hatte, auch die Promotion ſeines Galgencandidaten 
habe vollziehen wollen u. j. w. 

Die Entrüftung, die diefes Pamphlet bei den Betroffenen hervorrief, 
war jehr groß. Daß es aus afademijchen Kreijen Herrührte, konnte kaum 
zweifelhaft fein und jo entjchloß jich der Kath kurz, ließ den Univerjitäts- 
Buchdrucker Joachim Fueß (Pedanus) am 17. November gefänglich einziehen 
und in den „Finkenbauer“ unter dem Rathhauje ſetzen. Lange widerjtand 
diefer dem jo auf ihn ausgeübten Zeugnißzwange nicht, jondern jagte aus, 
der Werfaffer ſei M. Joh. Simonius, Profeffor der Ahetorif an der Uni— 
verfität, worauf er ſchon am 19. November wieder auf freien Fuß gejeßt 
wurde. Im Auftrage des Rathes verfaßte nun Syndicu® Domann eine 
Gegenjchrift, welche als „Eines Erbarn Rath der Stadt Rostock Kurke 
Verantwortung der vermeinten Relation... Bu ſtewr der Warheit in 
drucd geben.” am 26. Januar 1612 bei dem Rathsbuchdruder CHriftoff 
Reufner erjchien und worin die in der erjten Brojchüre enthaltenen An— 
griffe und Verdächtigungen theils bejtritten, theil3 widerlegt find. 


) Das alte, an der Stelle des jepigen befindliche Rojtoder Univerjitätsgebäude. 


70 


Wie vorauszujehen war, hatte aber auch die Umiverfität noch weitere 
Schritte gethan, von vielen jurtjtiichen Facultäten Deutjchlands, unter Vor— 
fegung des Kölner Urtheils, Gutachten über die Sache erbeten und erhalten, 
die allerdings jämmtlich dahin übereinftimmten, daß Caſtritius troß jeiner 
Vorbejtrafungen, weil rite injeribirt und vereidigt, als Student und im 
Beſitz der afademijchen Privilegien zu betrachten je. Alle dieje Reſponſa 
gab nun der Syndicus der Univerjität Prof. Ernſt Cothmann 1612 unter 
den Titel „Discursus veridicus et juridicus . .. de criminali negotio 
Castriciano‘‘ in Greif3wald bei Aug. Ferber jun. heraus mit jehr aus— 
führlicher Einleitung und Bekämpfung der „Kurzen Verantwortung‘ des 
Rathes. Weitere Schriften jcheinen nicht erjchienen zu fein, aber die 
Sache jelbit muß noch eine Anzahl von Jahren hindurch für und wider behandelt 
worden jein, da im Jahre 1618 eine zweite Auflage aller diejer Schriften als 
Responsum juris in criminali casu Castriciano „auf vornehmer Perjonen Be- 
gehren‘ gedruckt wurde. Als ſich dann im Fahre 1622 der traurige Fall wieder: 
holte, daß ein Student, der Sohn des Küſters zu St. Marien Jochim Cruſe 
„wegen jeiner vielfältig im den Slirchen, auf der Bibliothef und jonjten 
verübten Diebjtähle“ eingezogen und gerichtet werden mußte, jcheint die 
Univerfität darauf verzichtet zu Haben, auch in diefem Falle, wo es jich 
um einen NRojtoder Bürgersjohn handelte, auf Begnadigung zum Schwert 
zu dringen, wenigſtens findet fih in den Chronifen feinerlei An— 
deutung darüber. 


















X. 


Die Wandlendter der St. Petri-Rirche, 
Bon 
Fudwig Araufe. 


1)“ Wandleuchter der St. Petri-$t irche haben ſämmtlich die gewöhnliche 
Form der Kirchen⸗Wandleuchter: eine an der Wand befeſtigte Roſette 
mit einem hieran mittelſt Dejen angebrachten, gebogenen, am unteren Ende 

* mehr oder weniger in ein 
rundes Gewinde auslaufenden 
drehbaren Arme’). Sämmtliche 
Leuchter beitehen aus Meſſing 
und find auf den Wandrojetten 
mit Umfchriften, 3. Th. auch 
mit Hausmarfen verjehen. Bet 
5 Leuchtern find die Roſetten 
außerdem noch durch je 4 auf- 
gelöthete, mejfingene, geflügelte 
Engelsföpfe verziert. Die 
Leuchter- Arme tragen feine 
Inichriften oder Hausmarfen, 
jedoh find an der vorderen 
Kante des erwähnten Gewindes, 
in welches die Arme unten 
auzlaufen, bei einem Leuchter 
(Nr. 1) ein geflügelter Engels» 
kopf und bei einem ans 
deren (Nr. 2) eine Kleine vieredige Tafel mit 2 Wappen darauf, beides 
ebenfall3 von Mefling, angebracht, während bei einem dritten Leuchter 





!) Einer der Leuchter von 1554 iſt abgebildet in U. Scheffers, Deutiche Re— 
naifjance, Abt. LXI. A. Heft 1 u. 2, Blatt 20. 


12 


(Nr. 9) die noch vorhandenen Nietlöcher deutlich erfennen Iafjen, daß auch 
diefer einſtmals mit einem Wappen oder dergl. verziert war. Bei dem 
neben der Kanzel befindlichen Leuchter ift daS untere Gewinde zum größten 
Theil abgebrochen und jomit nicht mehr nachweisbar, ob an demjelben ein 
Wappen oder irgend eine fonjtige Verzierung angebracht war. Bet allen 
übrigen Leuchtern find am unteren Gewinde feine derartigen Verzierungen 
befeitigt, reſp. befeſtigt geweſen. Sämmtliche Leuchter find einarmig, nur 
der bereit3 erwähnte, neben der Kanzel befindliche theilt fi) am oberen 
Ende in drei Arme. Die Infchriften ꝛc. auf den einzelnen Leuchtern find 
folgende: 
1. Leuchter an der Weltwand jüdlich der Orgel: 
(tat) HENRICK - BERENS (statt) 
2. An der Weſtwand nördlich der Orgel: 
oben um die Roſette: Engeh NICOLAVS (srkengen) BOTTICHER: 
unten „ u „ CATHARINA (engen DREWES (enger) 
Die an der Borderfante unten am Gewinde des Armes angebrachte 
Heine Wappentafel enthält 2 Wappen mit Helm und Mantel und. 
die Jahreszahl: 1634. 
a. Das rechte (heraldiich) Wappen ift das des Nicolaus Botticher. 
E3 enthält einen auf dem Wafjer nach Iinf3 ſchwimmenden 
Schwan mit emporgerichtetem Halſe. Um den Hals trägt der 
Schwan einen Ring. Hinter dem Echwan liegt etwa in der 
Mitte des Schildes ein jchmaler Querbalfen. Oben im Schilde 
jtehen neben dem Kopf des Schwanes die Buchitaben N und B. 
Helmſchmuck: nach links gerichteter, mit den Flügeln jchla= 
gender Echwan, ebenfalld mit einem Ring um den Hals. 
b. Das linfe Wappen ijt das der Catharina Drewes: quergetheilt, 
im unteren Felde 2 Ringe, im oberen Felde ein aufgerichteter 
halber Löwe, nach rechts, mit erhobenen Tagen und einfachen 
Schwanz. 
Helmſchmuck: derſelbe nach rechts gerichtete Löwe wie im 
oberen Felde des Schildes. 
3.1) An der Nordjeite des weitlichiten der 3 freiltehenden ſüdl. Pfeiler. 
Einreihige Umjchrift um die Rofette: 
HINRICK 8 STENMETSER $ ANDREWES $ KLOTS3E $ PETER $ 


WELLE $ CLAWES g DREVENSTEDE 81858658 
Henrid Steinmeber war 1556 Vorjteher der Betri-Kirche. — Clawes 
Drevenftede wird in einem Verzeichniß der „Upboringe von dem jare 75* 


2) Bol. unten Nr. 7 und Nr. 8, 


73 


„up Michaelis” (1575) mit 15 Mark und in einem Verzeichniß der 
Paſchenrente“ der Kirche von 1583 mit 2 Fl. 12 $l. aufgeführt. 
Sn einem 1602 zujammengejtellten Verzeichniß der der Petri-Kirche 
zuftehenden Renten fommt unter den Michaelis-Renten folgende Notiz 
vor: „Uth Clauwes Drevenfteden backhuße an der groven hefit dat 
gotshus tho boren jarlich viff aulden“. 1595 oder vorher war Drevenjtede 
Kirchenvorftcher, wie aus folgender Eintragung in einem Verzeichniß 
der „Huerſteden“ von 1595 erhellt: „Watterlei geſtaldt Jachobus 
Krulle finen jtand in dem jtoelle an der meur is vorgundt jlothafftich 
tho mafen, wißet dat Slerfenbod, jo mei ingebunden, na ludt Clauwes 
Drevenjteden finer egen handt uth“. 

4. Un der Südjeite des weſtlichſten der 3 freiftehenden nördl. Pfeiler. 
Einreihige Umjchrift um die Nojette: 


CYVERBO 8 DOMINI$ MANETS IN $ Es TERRUM $ 
ANNOS 185854 
5. Un der Nordjeite des unter 4 genannten Pfeilerd. Cinreihige Um— 
ſchrift um die Roſette: 


O IOCHIM 4 DETHLOF $ HANS 38 LANGHEFELT 8185854 


In dem erwähnten Lerzeichni der „Upboringe” der Kirche von 
1575 wird unter den Einfünften „up Paſchenn“ aufgeführt: „Jochim 
Detloff in der Koßveltſtraten xii 2* und unter den Einfünften „up 
Michaelis": „Jochim Detloff in der Monnifeitratenn iii &". 
6. An der Weitjeite neben der Kanzel am mitteljten der 3 jüdl. Pfeiler. 
Einreihige Umſchrift der Rofette: 
VALENTI (eng u N » FOSS (engev DORTIGE (enge FOSSES (engev 
7.) Un der Südweitjeite des mitteljten der 3 nördl. Pfeiler. Einreihige 
Umjchrift der Rojette: 
HINRICK $ STENMETSER 8 ANDREWESS8S KLOTS35E $ PETER$ 
WELLE $ CLAWES $ DREVENSTEDE : 1:5:65 8 
3. An der Südojtjeite des unter 7 genannten Pfeilerd. Cinreihige Um— 
Ichrift der Roſette: genau diejelbe wie die unter 7. 
9. An der Nordfeite des Bjtlichjten der 3 ſüdl. Pfeiler. Aeußere Um— 
ſchrift der Roſette: ee 
ri vom 


(a) MARGARETA Ft) BORDINGES (guau) IOHANS 4 
(enge) RICHARTZ x 


2) Vgl. oben Nr. 3 fowie Nr. 8. 


10. 


11. 


12. 


13. 


74 


Innere Umſchrift mit Hleineren Buchſtaben, über dem Worte 
„Bordinges* der äußeren Umjchrift ftehend: ANNO+1611+ 

In dem erwähnten Verzeichniß der „Huerſteden“ von 1595 kommt 
folgende Eintragung vor: „Johan Feregge gifft vor den ftoll Hinder 
Bordingejchen erem jtolle jarlich Hure 1 pundt wafjes.“ 
An der Südſeite des öftlihiten der 3 nördl. Pfeiler. inreihige 
Umſchrift der Roſette: 
(euer) IACOBVS (tq)XRVLLG) DEDIT Mœ S- PETRO 

Ueber Jacob Krull vgl. die Notiz des Berzeichniffes der „Huer- 
iteden“ von 1595 oben unter Wr. 3. 
An der Nordjeite des unter 10 genannten Pfeilerd. inreihige Um: 
Ihrift um die Roſette: genau diejelbe wie unter 4, auch bezüglich 
der Zeichen, nur fehlt das Wort „ANNO $“ und ſteht am Anfang 
O Statt: (I und bei der Jahreszahl: „L-5»54* ftatt: „LH5$ 54“. 
An der Wand jüdlich neben dem Altar: 


rechts oben vom sie 


(eis) MERGRET (en) BEENCKEN ("enga ) SEMENFEN 


Ca) CKE rk (Einreihige Umſchrift der Roſette.) 

Ueber den Urjprung diejes am 18. Januar 1595 gegofjenen 
Leuchter vgl. Beiträge zur Gejch. der Stadt Rojtod 1, ©. 106. 
An der Wand nördlich neben dem Altar. 

Umjchrift oben auf der Rofette: CORDT - WEDIGE 

unten auf der Rofette: ANNO 1611 

In der Inſchrift des unter Nr. 2 genannten Leuchters find 
A und V in „Nicolaus“, H und E in „Botticher“, HAR und 
N und A in „Catharina“ ſowie da8 W mit dem darauf folgenden E 
in „Drewes“ gebunden. Bei dem unter Nr. 3 aufgeführten Leuchter 
it das s in „Drevenftede“ auf den Kopf geſtellt. 


3 





Die FIahrzahlverfe am Südportal der Marienkirche. 


Bon 
KR. E. 3. Trauſe. 


ie noch heute durchaus leſerlichen 9 Verſe mit der Schlußempfehlung 

find Schon wiederholt, jeltiamerweije aber ſtets verfehrt, mit dem einen 
oder andern Fehler abgedrudt. Sie jtehen in Lindebergd Chronicon 
Rostochiense ©. 156, im Roftoder Etwas v. 1739 ©. 521, in Diedr. 
Schröder Bapiftiihem Mecdlenburg S. 1644, in Frand, U. und N. 
Mecklenb. VII, ©. 89; zuerit richtig abgejchrieben, wie Bürgermeifter 
Henrich Nettelbladt meinte, aber doch mit einem Fehler im 3. Verſe 
(pondere jtatt prodere), in den Wöchentl. Rojtod. Nachrichten und 
Anzeigen vd. 1754 ©. 185 f.; wiederholt auß dem Etwas unter Hinzu: 
fügung von 4 Drudfehlern und mit der veräwidrigen Auflöjung von Geor 
in Georgius in Schirrmachers Beiträgen 1, ©. 89 (von G. Floerke). 
Auch in mancherlei Roſtocker hHandjchriftlichen Kollectaneen find fie mit 
wriger Abjchrift aufgenommen, 3. B. in der befannten Ms Meckl. O 55 
der Univerfitätsbibliothef. Da fie am Kirchenportal im Original verglichen 
werden fönnen, ilt es überflüffig, auf die verjchiedenen Lejungen einzugehen. 
Mit Auflöfung der wenigen durchaus unzweifelhaften Abkürzungen: des 
m-Stridh8 in Jucerm (v. 3.), tempore (4.), templum (5.), quem, exemplum, 
templum (6.), bravium (9.); ferner des ex (1.), Gregorius und que G.), 
des pro (10.), lauten die Verfe: 

Octo + ferpentes =» caudas * ex more - tenentes 

qui * triplo * fune * jungunt - tria - babbata - lune 

Prime : dando - crucem - girantes - prodere - lucem 

gregorii festo - fignant - quo + tempore · melto 

5. Giregorius - fregit - templum - geor - hoc * que ++ relegit 

quem paris - exemplum - vite + virgo + [ibi : templum 

es - fer - ut » audita - sint » inle + noltra  petita 

Confilio - racionis - duftria - rosa · merendo 

elle - sui + memores * [ua det brauium - capiendo 

10. orate pro dietatore. 


76 


Satzzeichen find überall nicht vorhanden, die Punkte find die Steinmeß- 
zeichen der Worttrennung; die 3 erjten find Vierpaß-Rojetten; warum, ift 
nicht zu enticheiden; ebenjo wenig, weshalb Hinter que (v. 5) 3 Punfte 
und hinter fibi (v.6) ein : fteht. Die 4 einzigen Uncialen im Anfange von 
V. 1, 3, 5 und 8 follen wohl nur die Schriftzeilen gefällig in Gruppen zerlegen. 

Die erjten 7 Verſe find, abgejehen von der Quantität der Silben, 
regelrechte leoniniſche Hexameter mit dem Binnenreim in der Cäſur, der 
8. und 9., feine Zeoninen, haben Endreime. Für Quantität und Gram— 
matif muß man bei dichterischen Ergüfjen diefer Art und Zeit von Der 
Klafficität vollftändig abjehen, Die Verſe werden nach dem befannten 
Nos Poloni oder Nos Hungarici husari gebaut. Genusregeln, Beitenfolge, 
Unterichied des Wefleriv vom Demonstrativ giebt es nicht. Paßt ein 
Wort, jelbft ein Eigenname, feiner Länge wegen nicht in den Vers, jo. 
wird vorn oder hinten, namentlich bei Ordinalzahlen, gekürzt, die Cardinal- 
zahlen aber werden als Buchitaben (Em duo Ce x.) gelejen. Das fommt 
ihon im 13, mehr noch im 14. Jahrhundert vor, ja der Wojtoder 
Profeſſor Domdelan und Rector (Pfarrherr) zu St. Jacobi, Dr. theol. 
Heinrich Boger!), der fih als Humanift auffpielte, vom Kaiſer 
Marimilian zum Dichter gekrönt wurde und jeine lateinijchen Verſe in 
Bologna 1502 dem berühmten Latinijten Philippus Beroaldus vortrug, 
machte es noch ebenſo. Die Sabfonftructionen wurden wahrhaft vers 
jchnörfelt, wern der Vers es verlangte, vorzugsweiſe da, wo nad) viel- 
beliebter Mode die Jahreszahl hineingeheimnist werden jollte. 

Eo ilt hier Geor gefürzt aus Georgius, wie ſchon in der Grabjchrift 
Heinrichs II. (des Löwen) in Doberan proch Hin jtatt Hinricus jteht?) ; 
dustria für industria gebraucht noch Bozer?), ebenjo es für esse*). Das 
Nefleriv jteht oben im V. 6 (sibi für ei), V. 7 (se für eo), ®. 9 (sui 
für ejus); auch diejen Brauch übt Boger. 

Die Jahreszahl ſelbſt macht Hier feine Schwierigkeit; denn über octo 
ferpentes find die Worte octo anni, über triplo =’, über tria babbata 
3 Hufeifenbilder, über dando XC eingemeifelt. Die 3 Schlangen find 
aljo als 8 J (I) zu verjtehen, der Verfaſſer hat ein fteiles J, oben mit 
einem Knötchen (dem Kopf), unten mit etwas nad) linf3 auslaufendem 
dünnen Ende (dem Schwanz) gedacht, die 3 Tauenden bilden das Zahle 


ı) Mel. Jahrbb. 47, S. 111—140. Allg. Deutſche Biographie 3, ©. 39. 

) Mefl. Zahrbb. 19, ©. 388: dicto die magne proch Hin defungitur Agne 
(aud) ftatt Agnetis). 

Ebenda 47, ©. 118 aus dem Etherologium, fol. E, 1: dustria vis bonitas, 

*) Die Stelle im Etherol. kann id) aus meinen Auszügen nicht nachmweijen, aber 
id) finde solor für consolor, fol. 169, aquilaris für aquinolaris fol. 120b etc. Die 
gewöhnliche Abkürzung für esse iſt ee mit dariiber liegendem Strid. 


77 


zeihen m, die 3 Hufeifen CCC, das Kreuz beim Neumond XC. Das 
ergiebt die Zahl MCCCXCIUIIII = 1398. 

Babbata heißen aber in der That Hufeijen. Du Gange (ed. Henjchel) 
giebt unter babatum: ferrum quod annectit faber equo cum gumpho 
(au8 dem breviloq.), und unter Gumphus: germanice Hufnagel, 
clavus quo ferrea sola equo suppingitur. Man brauchte das Hufeijen 
gern zu Jahreszahl-Spielereien?). 

Hiernad) lajjen wir die Konjtruction der verdrehten Säbe, dann die 
Ueberſetzung folgen: 

Signant iſt Prädifat zum Subjekt Octo serpentes; die Worte 
qui triplo zc. bis gregorii festo find als Einjchiebjel zu fafjen. Der Satz 
läuft dann jo: 

Octo serpentes, caudam ex more (= more solito) tenentes — 
qui triplo fune tria babbata jungunt, dando crucem lunae primae, 
girantes lucem Gregorii festo prodere — signant quo tempore mesto 
(= tempus maestum quo) Gregorius templum fregit, hocque Geor(gius) 
relegit, (Abjicht) templum es(se) sibi (= ei), quem tu paris (= filio 
tuo), Virgo, exemplum vitae! Fer (= fac), ut in se (= eo, templo) 
nostra petita audita sint. Consilio (sc. tuo), racionis (sc. tuae) 
{in)dustria merendo, (O) Rosa, memores (sc. nos) sui (Genetiv — ejus) 
esse - Capiendo sua (= receptis rebus suis) det bravium. — ÖOrate 
pro dictatore. 

Ueberſetzung: Acht Schlangen halten, wie üblich, ihre Schwänze 
— fie verbinden mit dreizähligem Tau drei Hufeifen unter Beigabe eines 
Kreuzes mit dem Neumond, im Zeitlauf das Licht heraufzubringen für 
das Gregoriusfeſt, — fie bezeichnen, wie in der Faſtenzeit Gregorius ?) 
die Kirche niederbrach und Georg?) fie neu errichtete‘), eine Kirche für 
Deinen Sohn), o Jungfrau, Du Vorbild des Lebend. Sorge Du, daß 
in ihr erhört werden unfere Gebete; erinnere daran, dab durch Deinen 
Kat, durch Deiner Ueberredung Mühe, durch Dein Berdienft wir Die 
Seinen find. Indem er das Seine nimmt, gebe er himmliſchen Lohn ®). 
Betet für den Dichter. 


1) Z. B. N. Arch. IV, 81 die Zahl: MCCCLVI: Eyn ring mit eym dorn — 
drii hubysern ufserkorn — Ein Zimmeracks, der Krüge zal — du viel Basel oberal. 
Die Zimmerart iſt die ZahlL, die Krüge find die 6 der Hochzeit zu Cana. Ev. Joh. 2, 6. 
— Die C ala Henfel an einer Flaſche: S. Jahrb. f. Niederdeutiche Sprachforſchung 15, S. 34. 

2) Et. Gregorius (Papſt Gregor 1): 12. März DOftern fiel 1398 auf den 
7. April; Gregor war aljo der Dienstag nad) Deuli. 

”, St. Georg: 23. April. 

*) eig.: aufjammelte, zu errichten anfing. 

5) eig.: den du gebierit. 

8) eig.: den Giegespreis. 


18 


Hervorzuheben ift noch die völlig untadelige Erhaltung der heraus- 
gearbeiteten jchönen Minusfelichrift. Die Buchjtaben jtehen völlig erhaben 
auf dem Injchriftfelde, aber mit ihrer Vorder- oder DOber-Seite in ganz, 
gleicher Höhe mit der Fläche des ganzen Steine, al3 wenn eine fertige 
Platte Fünftlich eingejenkt wäre. Dies ijt aber nicht geichehen, jondern um 
die Buchſtaben herum iſt die Steinmajje weggearbeitet, weſentlich fort- 
geichrotet, jodak die erhabenen Buchitaben jtehen blieben. Der techniſche 
Ausdrud dafür it „ausgründen*?). 


1) S. W. Effmann, Mittelalterliche Grabjteinplatten zu Doberan. Zeitſchr. f- 
Chriſtliche Kunſt I. (1888) Nr.7, ©. 351—56. (Jahresberichte der Geſchichtswiſſ. 1888, 
I, 232 °%. NRoftoder Zeitung 1888 Nr. 495; Beil. 1.) 




















XII. 


Das Roſtocker Ballhaus’). 


Bon 
Aarl Roppmann. 


1. Ballhäufer und Ballfpiel. 


er Name Ballhaus fnüpfte fich bekanntlich an ein in der Steinſtraße 
Nr. 1 belegenes Gebäude, das im Jahre 1888 niedergerijjen wurde, 
um dem Ständehaufe Pla zu machen. Diejes jogenannte Ballhaus war 
aber nur der Namenserbe eines andern, freilich äußerlich und innerlich mit 
ihm zujammenhängenden Gebäudes, das jchon ein Jahrhundert früher 
untergegangen war. Zur Unterjcheidung von diefem eigentlichen Ballhauje 
foın man das Haus in der Steinjtrage ald das Ballmeifterhaus be- 
zeichnen, denn urjprünglich war e8 das Wohngebäude des Ballmeijterz. 
Ballyäujer waren in Deutſchland im 17. Sahrhundert nicht jelten 
und befanden jich bejonder3 in Univerfitäts:, Reſidenz- und fonjtigen 
größeren Städten. Sie dienten zum Ballipiel, ftammten vermuthlich aus 
Frankreich und jcheinen bei uns erjt durch VBermittelung der im 16. Jahr: 
hundert auggewanderten Niederländer üblich geworden zu fein. Das 
Ballhaus zu Hamburg war 1669 im Befit des dortigen Rathsweinkellers, 
der in Folge eines 1711 mit Herzog Friedrich Wilhelm von Medlenburg- 
Schwerin abgejchloffenen Contract3 das alte Gebäude abbrechen und zum 
Gebrauch des Herzogs ein neues aufführen ließ, das erſt 1744, aljo 
31 Jahre nach dejjen Tode, vollendet worden jein jol. Im Holſteiniſchen 
gab es ein Ballhaus zu Kiel, im Mecklenburgiſchen, abgejehen von Roftod, 
zu Schwerin und zu Güjtrow. Aus andern Ländern werden mir genannt, 
beziehunggweije nachgewiejen, das 1670 erbaute Ballhaus in Iena ($teil, 
Geſch. d. Jenaiſchen Studentenleben® ©. 96), zwei Ballhäuſer in Leipzig, 


1) Vortrag, gehalten im Verein für Rojtod3 Alterthümer 1891 März 17; zuerit 
gedrudt in der Roftoder Zeitung 1891 Nr. 145, Erfte Beilage, und Nr. 153. 


80 


Ballhäufer in Nürnberg und Tübingen, das Lujthaus in Stuttgart und 
der Ballhausplag in Wien. 

Nach dem von G. H. Ritter bearbeiteten Artikel „Ballſpiel“ bei 
Erſch u. Gruber (Bd. 7, 1821) waren die Ballhäufer 120—150 Fuß 
lang, gegen 16 (?) Fuß breit und ihre Mauern bis 30 Fuß Hoch; das 
arhäologische Wörterbuch von Müller u. Mothes (1871) giebt die Länge 
auf etwa 25—30 m, die Breite auf 8-10 m und die Mauerhöhe auf 
etwa 6 m an; nach Zedler's Univerjal-Lericon betrug die Länge 100 Fuß 
und mehr, die Breite 40—50, die Mauerhöhe 20 Fuß und mehr. Auf 
die Mauern war, ohne weiteren Zwiſchenbo den, der Dachjtuhl gejegt und 
an dem beiden Zangjeiten, wie es jcheint, liefen in Mannshöhe Gallerien, 
ballatoria, entlang. Oberhalb dieſer Gallerien befanden fich große, nach 
außen zu mit Neben verhängte Oeffnungen, welche dem Ballhauje dürftig 
Licht gaben; dag Ganze war abfichtlich dunkel gehalten, damit der Flug 
der weißen Bälle befjer gejehen werden fonnte. Quer durch die Mitte des 
Hauſes war ein ftarkes Seil geſpannt, von dem ein Net, la corde, herab- 
hing, welches die Spielenden jchied; der vordere Theil des Hauſes hieß 
le pied, der Hintere le jeu. Neben der Duertheilung durch das Net 
fanden auch eine Längstheilung mitteljt eines Kreideſtriches und weitere 
Unterabtheilungen ftatt, die alle ihre bejonderen Namen hatten. 

Gejpielt wurde mit Bällen oder Ballons, die aus Garn, Zwirn oder 
wollenem Zeug beftanden und mit Leder oder Tuch überzogen wurden. 
Zum Schlagen des Balls bediente man fich eines Schlagbrett3, ber 
Raquette oder des Rackets, deſſen Geſtalt von Ritter als „ein fajt gleich- 
ſeitiges Dreieck, deſſen Winfel ſtark abgejtumpft find, mit furzer Handhabe“ 
bejchrieben und einem großen ungrijchen Steigbügel verglichen wird. Die 
jehr umftändfiche Herſtellungsweiſe war die, da „dünne Leijten von jungen, 
erit falt, dann heiß eingeweichtem Ejchenholz zujammengebogen, dreſſirt, 
geleimt, gepreßt, planirt, darauf im einem Ofen mit Sägeſpänen geräuchert, 
jpäter mit Löchern durchbohrt“, mit Rindsdärmen oder gejpaltenen Dchjen- 
jehnen netförmig überjtridt und endlich mit Pergament überzogen wurden. 

Die Zahl der Spieler betrug gewöhnlich vier, von demen zwei und 
zwei gegen einander jpielten. Außer den Spielern war ein marqueur 
zugegen, der das Spiel genau verjtand und die Vortheile und Nachtheile 
beider Parteien laut zählend berechnete. Gewöhnlich fungirte als jolcher 
der Ballmeijter. 

Als beiondere Arten des Balljpield nennt Hübner's curieufes und 
reales Natur, Kunſt-, Berg:, Gewerd: und Han dlungs-Lexicon (7. Aufl., 
1736) das Ballotiren und Partie. Das Ballotiren bejtand darin, daß 
jeder der in den vier Efen ftehenden Spieler mit der Naquette den Ball 
von dem von ihm vertheidigten Loch abzuhalten und in das des ihm 


81 


gegenüberſtehenden Gegners zu ſchlagen ſuchte; von den Löchern hießen 
zwei la Galerie und die andern la Grille und le Trou. Beim Partie— 
Spiel wurde mit 15 oder mit halb 15 gezählt, quinze, trente, quarante 
eing und endlich partie; hatten beide Theile gleiche Spiele, jo hieß es 
bei 15: quinze un, bei 30: trente un und bei 45: à deux le jeu; wer 
nad) 45 einen weiteren Schlag gewann, hatte avantage, und wenn e3 ihm 
dann noch einmal glüdte, jo war das erite Spiel gewonnen. Bier Spiele 
machten eine Partie aus. 


2. Das Ballhaus im 17. Jahrhundert. 

Am 31. Juli 1623 richtete ein gewilfer Abraham de Cappella, 
der feiner Angabe nach „nun in die 17 Jahr hero in frembde Landen fur 
einen Kriegsmann gedienett unnd auffgewartet” und in 7 SKönigreichen 
Hauptjächlich Kriegs⸗Officien bekleidet, aber auch Dollmetjcher franzöſiſcher 
und italienischer Sprache und „Ballunmeijter“ geweſen war, an E. €. Rath) 
das Geſuch, fortab feine Kunſt als erfahrener „Ballunmeiſter“ in Roftod 
ausüben und hier leben und jterben zu dürfen. Er bat um die Bewilligung 
eines Plabes, auf dem er nach feinem Gefallen und auf eigene Kojten ein 
Ballhauß“ errichten könne, und um Begabung dejjelben „mit jonderlichenn 
Privilegienn und Freyheiten“, und begründete Dieje Bitte damit, daß ein 
ſolches Haus dem Rath und der Stadt zum Ruhm gereichen und insbe— 
fondere der jtudirenden Jugend Uebung und Bejeligung verſchaffen werde. 
Der Rath genehmigte das Geſuch „aus bewegenden Urjachen, der Jugend 
zur Uebung“, ließ dem Abraham de Cappella einen bequemen Pla „furm 
Steinthor zwifchen der Statt Mauren und St. Johannis-Kirchen“ anweiſen 
und ſchloß am 3. Sept. mit ihm einen Kontrakt, dem zufolge Cappella in 
den nächſten Tagen das Bürgerrecht gewinnen und jodann nicht nur „ein 
zierlich Balhaus“, fondern auch vor demijelben „eine bequeme Wohnung, 
darin er wohnen und Haushalten könne“, aufführen ſollte. Auch ertheilte 
er ihm das Privileg, „daß er darin Rojtoder Bier, Wein und Brandewein 
auszapfen und jchenfen“ dürfe und daß bei jeinen Lebzeiten fein anderes 
Ballhaus in Roſtock eingerichtet werden dürfe. Dahingegen erflärte 
Gappella, daß der ihm bewilligte Platz „gemeiner Statt ſtets fein und 
bleiben jolle" und daß für den Fall feines Wegziehens oder feines Todes 
er oder jeine Erben nad) dem Belieben des Rathes entweder demſelben 
die Gebäude um einen billigen Preis abtreten oder wegen des Platzes fich 
mit ihm nach Billigfeit vergleichen wollten. 

Ueber den Anfang und die Art und Weiſe der Bauarbeit berichtet und 
eine Chronik: „Den 17. September ift durch einen fremden Mann, einen 
Franzoſen oder Schotten, ein Ballhaus vor dem Schiegwall zu bauen 
angefangen worden, von welchen fait die ganze Seite der Slirchenmauer 

Beiträge 2. 6 


82 


ſüdwärts am St. Johannis-Kirchhofe ift niedergebrochen worden, welche 
Eteine, Holz und Eifen er zu feinem Ballhaus gebraucht“. Von Cappella 
jelbit beiten wir eine zweite Eingabe an E. €. Rath vom 11. November, 
in der er bittet, ihm zur Vollendung des Baues mit einem Darlehen in 
Geld und mit „Kald, Maurjtein, Ahlſtrack und etzlich Dehlen, welches ein 
geringes ijt“ beizujpringen; jeßt liege der Bau jtill, weil er das Seine 
verunfojtet habe; die Zimmer: und Mauerleute könnten aber, da noch 
gutes Wetter ſei, in 14 Tagen fertig werden; wenn der Rath ihm 
100 Reichsthaler leihe, damit er den Arbeitslohn bejtreiten und fich feine 
„allen, Rafetten und andere Injtrumente” aus Hamburg fommen laſſen 
könne, jo verpflichte er fich, ihm Capital und Zinſen rechtzeitig zu erjtatten 
und jete ihm jein Ballhaus zum Unterpfand; in Holland habe cr baare 
Gelder liegen, wolle aber des bevorjtehenden Winters wegen nicht aus— 
heimisch werden und hoffe, noch während defjelben in jeinem Ballhauje 
foviel zu erwerben, daß er feine Schuld abtragen fünne. Auf dieſes 
Geſuch ift aber der Rath offenbar nicht eingegangen, denn das Ballhaus 
iſt, wie ung die Chronik berichtet, im Jahre 1623 nicht fertig geworden. 

Bei jolhem Zuftande der Unfertigfeit begreift e8 jich, daß das Ge- 
bäude 4 Monate nach der zweiten Eingabe Cappellas in jich zujammen= 
jtürzte. „Den 5. März (1624), erzählt und die Chronif, an einem Frei— 
tage, zwilchen 3 und 4 Uhr Nachmittags, eben unter der Catechismus— 
Predigt in der St. Johamis-Kirche, ift das neuerbaute Ballhaus an der 
Kirchmauer in einem Sturm eins und herniedergefallen, hat aber feine 
Leute bejchädiset“. Damit war die Rolle Abrahams de Gappella in 
Roſtock ausgejpielt; mittellos, wie er war, wird er feine Anjprüche bereit- 
willig einem Andern abgetreten haben. 

Diejer Andere war der Chronik zufolge ein Bürger diejer Stadt 
Namens Johann Küper Durch ihm ift das Ballhaus in demjelben 
Sahre 1624 „am jelbigen Orte wieder erbauet und den 7. Juni zu richten 
angefangen; es ijt auch bald darauf vollendet, jo daß diejes Jahr noch der 
Ball darin gejchlagen werden fonnte, und fich die Studiojen und andere 
junge Bürger damit exerciret“. Im Uebereinftimmung mit diefer Nachricht 
wird das betreffende Grundjtüd im Grund-Regijter von 1598 folgendermaßen 
aufgeführt: „Das Ballhauß, weches Johann Küper uff EE. hochw. Rahtes 
Vergünftigung gebaumet ; aber der Grund und boden ift der Etatt rejerviret; 
darvon wirt der Cämerei jährlich 5 Gulden pro recognitione gegeben“. 

Ueber die nächite Gejchichte des Yallhaufes fehlt e8 bisher an jicheren 
Nachrichten. Auf Johann Küper fcheint ein Mathias Hinde als Ball— 
meijter gefolgt zu jein, denn deſſen Wittwe wurde dem Grundregijter zus 
folge am 22. März 1653 das Ballhaus zugejchrieben. Auf diefe Wittwe 
Hinde wird die Nachricht der Kämmerei-Rechnung von 1653 auf 1654 


83 


zu beziehen fein, daß in diefem Jahre das feit 13 Jahren rüdjtändige 
Rekognitions-Geld mit 65 Gulden bezahlt wurde. In ihre oder wohl 
noch ın ihres Mannes Zeit fällt die undatirte Eingabe eines Ferdinand 
Mopheimb an den Rath. Moßheimb, der jich rühmt, er habe „daß in 
Kiel zanz unter denen Füßen gelegene Ball» und Wohnhaus durch Gotes 
Gnade und fleigige Aufficht . . . in furzen dergejtalt empor gebracht, daß 
e3 eine Lußt anzujehen war“, erbietet jich, auch das hiefige Yall- und 
Wohnhaus, das er vor einigen Tagen in Augenjchein genommen habe 
und dejjen jchlechter Zuftand zur Genüge befannt jei, zu feinem „vorigen, 
nunmehro ganz verlojchenen Chrenglanz“ zu bringen; da nunmehr die 
Frequenz der Herren Studiojen in etwas anwachſe, jo vertraue er darauf, 
dag „ein guetter und fleigiger Hospes, der auch die Profeſſion dei; Ballen: 
iptelen3 recht fundamentaliter erlehrnet“, „daß negligirte und Liederlich 
verläumbte* Ballhaus dergejtalt wieder in Aufnahme bringen fünne, daß 
e3 einem Hochweilem Kath zum Wohlgefallen, der Stadt zum Nuten und 
zur Bierde, ihm ſelbſt aber „zuer jonderbahren Ehr und Ruhm gereichen würdte“. 

Der Nachtolger der Wittwe Hinde war Johann Hinde, vermuthlich 
ihr Sohn. Er erwarb das Türgerrecht am 17. Aug. 1660 als Bierjchenfer und 
wird als Ballmeijter zuerjt im Jahre 1669, zulegt im Jahre 1673 genannt. 
Der Wittwe Hinde, die das Ballhaus 1674 inne hatte, folgte Joachim 
Friedrich Fabricius 1675. Er erjcheint zulegt im Jahre 1680 bei 
Fezahlung des rüdjtändigen Rocognitionggeldes von 1676 bis 1679 mit 
20 Gulden. Nach jeinem Tode war die Wittwe Katharina Fabriciug 
die Beſitzerin; fie bezahlte die Recognition für die Jahre 1680—1687 
und blieb alsdann in Rüdjtand bi8 zum Jahre 1695. Im den Kämmerei- 
rechnungen wird jie von 1682—1694 als Wittwe Fabricius und erjt 1695 
als Johann von Schevens Ehefrau bezeichnet, trogdem jte demjelben jchon 
mehrere Jahre früher das Ballhaus bei ihrer Wiederverheirathung als 
Mitaift zugebracht haben muß. 

Sohann von Scheven, der 23 Jahre früher, am 8. San. 1659 
als Losbäder Bürger geworden war, jagt in einer Eingabe vom 10. März 
1692, es jei ihm unmöglich, die jährliche Refognition von 5 Gulden 
wegen des Ballhausplatzes, welche früher jeine Frau und deren Vorfahren 
jeit undenklichen Zeiten immer gern entrichtet hätten, weiter zu bezahlen, 
denn es ſeien gar wenig Studenten, die das Balljpiel liebten, vorhanden 
und da3 ganze Jahr hindurch werde fein Dutzend Bälle verbraucht; dazu 
fomme, dab fremde Fechter und dergleichen Künſtler, die früher das 
Ballhaus zu ihren Vorjtellungen benußt hätten, nicht mehr in Roſtock 
geduldet würden; er bitte daher, daß die Kämmerei ihm nicht nur das 
rüdftändige Rekognitionsgeld erlajje, jondern auch für die Zukunft ganz 
darauf verzichte; andernfalls fei er nicht im Stande, das große Gebäude 

6* 


84 


in gutem Zuftand zu erhalten und müſſe e3, wenn es ihm nicht die Stadt 
zu einem billigen Preiſe abnehmen wolle, völlig abbrechen laſſen und den 
Pla der Kämmerer zurüdgeben. Ein Beicheid auf diejes Gejuch liegt uns 
nicht vor, doc muß der Kath damals die nachgejuchte Ermäßigung, 
beziehentlich Erlafjung des Nefognitionsgeldes, abgejhlagen und erjt drei 
Sahre hernady, als Johann von Scheven die Verwaltung des Ballhaujes 
bereit3 anderen Händen übergeben hatte, die Hälfte der rüdjtändigen 
Rekognition ihm nachgelaffen und das Rekognitionsgeld für die Zukunft 
auf 3 Gulden feitgejegt haben, denn nach der Stämmereirechnung von 
1695 auf 1696 bezahlte Johann von Scheven's Ehefrau das Rekognitions— 
geld für die Jahre 1688—1694 mit 17°/, Gulden und für das Jahr 
1695 mit 2'/, Gulden, während jie in der nächiten Jahresrechnung als 
mit 3 Gulden im Rüdjtand befindlich aufgeführt wird. 


8. Bon 1696-1740. 

Am 25. Nov. 1695 jchrieb Heinrich Engels, „des Ballhaujes 
Meiter in Hamburg“, an E. €. Rath, er ſei gejonnen, das Ballhaus in 
Roſtock zu beziehen und mit allen gebührenden Requifiten zu verfehen, „daß 
deren Liebhaber ſich darin behäglich exerciren und Diejes rühmlichen 
Exereitii jich nüßlich gebrauchen können“. Zur Beförderung jeines Unter- 
nehmens bat er um die Privilegien, da fein anderes Ballhaus eingerichtet 
werden dürfe, dab die Schaufpieler fich des Ballhauſes bedienen müßten, 
daß er von allen Oneribus, insbejondere von der Accife für allerhand 
Getränf, Bier, Wein, Thee, Caffee u. dgl. befreit werde, daß die von den 
Liebhabern gemachten Schulden den Tiih- und Stuben-Schulden gleich 
geachtet würden, und „daß die Herren Buriche im Ballhauje alles Zandens 
und Schlagens bei gewijjer Straffe ſich zu enthalten jchuldig wären”. 
Darauf bejchied ihn der Rat) am 11. Dec., da ihm, wenn er vorher das 
Bürgerrecht erworben und das Ballhaus wieder vollfommen in Stand 
gejeßt haben würde, nicht nur die Freiheit von allen Oneribus, jondern 
auch der Ausihant von Roftoder Bier, Sniejenad, Wein, Branntwein, 
Thee und Caffee, jedoch gegen Erlegung der Acciſe, vergönnt fein jolle und 
daß man, wenn er nach Roftod komme, fich über die übrigen Punkte leicht 
vergleichen werde. Am 15. Aug. des folgenden Jahres bat Heinrich 
Engel3, der inzwiichen mit Frau und Kindern nebit jeinem Hausgeräth 
unter einem Koftenaufwand von mehr al3 100 Mark Lübiſch nach Roſtock 
gefommen war und das Ballhaus, „ioviel alg jich vor der Hand thun 
laffen wollen“, in Stand geſetzt Hatte, ihn mit der Gewinnung des Bürger- 
rechts bis Oſtern nächiten Jahres zu befriiten, da er einestheil3 verjuchen 
wolle, inzwijchen das Ballhaus eigenthümlich zu erwerben und in völlig 
jpielfertigen Stand zu bringen, anderntheild aber bisher gar wenig ver- 


85 


dient habe, „zumahlen jich an dießen Ohrt nicht allein wenige Liebhaber 
zu dießem Exereitio finden, und die noch einige Luft darzu zu haben 
ſcheinen mögten, immer auf Credit hinſpielen wollen, welches, ob ich zwar 
in Hamburg nicht gewohnet bin, dennoch, um die Spieler nicht gleich 
aufang® vor den Kopff zu jtoßen, ihnen nicht wohl verjagen mögen, 
zudehm noch zur Zeit nicht den allergeringiten Tropffen in meinem Hauße 
verichentet habe“. Der Rath, der den Stadtjecretär mit der Ausfertigung 
einer von Engels ebenfall® nachgejuchten jchriftlichen Bejtätigung jeiner 
Privilegien beauftragte, muß auch jeinem Geluch um Befriftung wegen des 
Bürgerwerdend gewillfahrt Haben, denn Engel® wurde erit am 15. Mai 
1697 in das Verzeichnig der Neubürger eingetragen. Schon 7 Monate 
früher Hatte er ich mit Johann von Scheven über die Abtretung des 
Ballhaujes geeinigt. In dem betreffenden Contract vom 4. October 1696 
verfaufen Johann von Scheven und jeine Hausfrau Slatharina dem 
Heinrich Engel® „dero an St. Johannis-Kirchhoff belegenes Ballhaus 
zujamt der daran vorwärts nad) der Steinjtragen belegenen Wohnbuden 
nebft allen dabey vorhandenen und darin ſich befindlichen Mobilien und 
Bau-Meaterialien“ für 400 Reichsthaler oder 800 Gulden, die Engels 
in vier Jahresraten von 100 Reichsthalern zu bezahlen verjpricht. — Etwa 
drei Jahrzehnte hindurch, bis zu jeinem Tode, ijt Engels Ballmeijter geblieben. 

Am 26. San. 1703 bat er, der „nunmehro bey die 7 Jahre allhier 
Bürger gewejen“, weil „die Nahrung, injonderheit des Ballipiels, jehr 
ichlecht und ſonſt nichtes erlernet habe, dafon ich mein Hauß mit erhalten 
fann“, um Ermäßigung des an die Kämmerei zu zahlenden Grundgeldes 
von 3 Gulden auf 2 Gulden; der Kath bejchted ihn aber, daß jein Gejuch 
„vortommenden Umjtänden nach nicht ftatt habe“, und wiederholte diejen 
Beſcheid gegenüber einer neuen Eingabe vom 17. Auguſt dejjelben Jahres, 
in welcher Engel® auch den Umſtand anführte, daß ihm das Ballhaus 
täglich Baufojten verurjache. Drei weitere Decrete E. E. Raths betreffen 
die Engel von der Kriegskaſſe auferlegte Einquartirung und den dagegen 
von ihm auf Grund jeiner Privilegien erhobenen Widerjpruch. 
1715 Nov. 18 committirte der Rath der Kriegskaſſe, den Supplifanten 
„moderate“ zu tractiren, 1716 Apr. 24 ertheilte er ihr das Commiſſorium, 
Engel3 „bei jegigen währenden Zujtande mit der Einquartirung zu über: 
jehen“, und 1718, als die Kriegskaſſe einen Soldaten nebjt dejien Frau 
und 4 Kindern bei Engel? eingelegt hatte, beauftragte er diejelbe, ihm ftatt 
de3 bemweibten Soldaten „einen ledigen Mousquetirer” zuzumeilen. 

Als Engeld in den zwanziger oder zu Unfang der dreikiger Jahre 
gejtorben war, ſetzte die Wittwe Engel3 das Geſchäft fort. Am 
14. Sept. 1733 bejchwerte fie jich bei E. E. Rath) über Herrn Dörds, 
der ihr den Ausſchank von Knieſenack ihren Privilegien zumider unterjagt 


86 


hatte. Dabei berief jie fich darauf, daß fie das Ballhaus von Grund auf 
neu erbaut habe, damit das Ballfpiel geübt werden fünne; wenn jett Feine 
Liebhaber vorhanden feien, wie es jchon zu Lebzeiten ihres Mannes an 
ſolchen gefehlt habe, jo fünne das ihre Privilegien nicht beeinträchtigen ; 
fomme die Akademie wieder in Aufnahme und fänden ſich Liebhaber, um 
entweder Lektionen zu nehmen oder das Ballipiel auszuüben, jo mache fie 
fi anheifchig, einen gejchietten Menjchen von auswärts zu verjchreiben ; 
im Uebrigen habe fie im vergangenen Winter nur eine halbe Tonne 
Knieſenack eingelegt und dieje ſei nicht einmal ausgeſchenkt worden, jondern 
zu ihrem Schaden Liegen geblieben. Der Rath willfahrte diefem Gejuch 
durch dem Bejcheid, dab ihr „die Frey-Knieſenacks-Schenke vor der Haud 
ungehindert concedirt” bleiben ſolle. Am 25. Juli 1735 fam die Wittwe 
Engel? bei E. €. Rath wit dem Gejuch ein, da es ihres ſchwächlichen 
Leibeszuftandes wegen und bei den Schulden, in Die fte durch die ſchweren 
Kosten des Neubaues gerathen wäre, ihr geftattet fein möge, das Ballhaus 
mit allen Privilegien, die ihrem Mann concedirt worden wären, am einen 
redlichen Freund „unter dem Beding einer freyen Wohnung und Alimen— 
tation ad dies vitae“ zu verfaufen. Der Rath antwortete genehmigend 
unter der Bedingung. daß fie einen Käufer finde, der der Kunſt des Ball- 
jpiel3 genugjam verftändig ſei. Erjt nad) fünf Jahren aber gelang es der 
Wittive, einen Nachfolger zu gewinnen. 


4. Bon 1740-1767. 

Am 16. Februar 1740 erklärte Johann Heinrih Stemjon, 
da die Wittwe Engelö geneigt fei, ihm ihre Wirthichaft abzutreten, jo habe 
er ji) daraufhin in Gottes Namen verehelicht, und da er nunmehr das 
Bürgerrecht zu gewinnen habe, fo erjuche er E. E. Rath, ihn mit den- 
jelben Gerechtjamen, die fein Vorgänger Engel3 gehabt, als Ballmetiter 
einzufegen; der Function eines folchen vorzuftehen, ſei er Gottlob jelber 
im Stande, doch wolle er nicht ermangeln, „bey erheiichenden Vorfällen 
jedesmahlen einen tüchtigen Menfchen in Dienft zu unterhalten“. Auf 
diejes Geſuch antwortete der Rath genehinigend, bedang aber, daß Siemjon 
„einem eigenen Verſprechen nach einen tüchtigen marqueur halte und 
denen Liebhabern des Ballipiel3 dergeftalt völlige satisfaction geben könne“. 
Weitere Nachrichten über diefen Johann Heinrich Siemjon fehlen bisher 
und nur aus einer Eingabe jeines Nachfolgerd, des Sattler Engelbert 
Gründling, vom 15. Mai 1761 erfahren wir, daß diejer, einestheils durch 
einen Contract, anderntheil3 durch einen allbefannten zehnjährigen darüber 
geführten Prozeß, Eigenthümer des Grund und Bodens, auf dem das 
Ballhaus jtand, geworden zu jein meinte — Wohl noch zu Siemjon’s 
Beit fand am 15. Mai 1750 eine Befihtigung des Ballhauſes durch die 


87 


Kämmerei ftatt, weil dajjelbe mit Stüten verjehen und deshalb Die Be- 
fürchtung, daß es baufällig fei, entitanden war; die Sachverſtändigen be— 
fanden aber, daß das Gebäude in ziemlich guten Umftänden jet und die 
Stüßen nur zum Schuß, „wenn der Wind ſtark wehete“, gejetzt worden wären. 

Der Sattler Engelbert Gründling findet fich als Eigenthümer 
des Ballhauſes und der dazu gehörigen Wohnbude zuerft im Jahre 1754. 
Damals jah er fich genöthigt, jein in der Steinſtraße belegenes Wohnhaus 
abzubrechen, und wünſchte e8 bei dem bevorftehenden Neubau nach dem 
Kuhberg hin jo weit zu vergrößern, wie jeine dort befindliche Anlehnung 
ginge. Dem deshalb am 11. Januar aufgenommenen Kämmereiprotocoll 
zufolge war das Wohnhaus 35/, Fuß breit und neben ihm befand jich 
eine Anlehnung von Brettern, „jo s. v. einem Abtritt ehnlich ſchiene“, 
von einer Etage, 7 Fuß 9 Zoll breit; Bäder Rüting, der als „Ueber: 
Nahbahr“ befragt wurde, ob er gegen eine jolche Vergrößerung Einwen: 
dungen zu erheben habe, verneinte dieſe Trage, und der Rath beichloß 
daher, da es Gründling angetragenermaßen gejtattet jein jolle, jein neues 
Gebäude 2 Stocdwerf Hoch Hinauzzurüden. — Sechs Jahre darauf, 
im Nov. 1760, wurde das Ballhaus durch einen großen Sturmwind zu 
Boden geworfen. Am 30. Dec. jupplicirte Engelbert Gründling, da er 
entichlojjen jet, dajjelbe, wenn auch nicht in der vorigen Größe, wieder 
aufzubauen, um Ueberlaſſung von 50 Sparr- und 50 Remel:Hölzern aus . 
der Stadt Haide, und zwar etwa zu einem Drittheil ohne Entgelt. Der 
Rath concedirte ihm die gewünschte Anzahl Tannen, legte ihm aber die 
Zahlung des Bürgerpreijes für diejelben auf und committirte zuzleich den 
$Kämmereiherren, darüber zu berichten, „quo tempore et modo et sub 
quibus conditionibus das Ball-Hauß an Supplicanten und deien Vor: 
fahren gekommen“. Leider fehlt der betreffende Bericht in den mir vor— 
liegenden Acten; doc war offenbar der Rath durch ihn injoweit injtrutrt, 
daß er dem Vorgehen Gründling’3 gegenüber ein entjchiedenes Veto ein- 
legen fonnte. Statt eines Ballhaujes hatte nämlich diejer ein kleines Ge- 
bäude aufführen lajjen, das er teils ald Wagen-Remiſe und theil3 als 
Pferdeſtall zu benugen gedachte. Am 8. Mai 1761 bdecretirte der Kath, 
da er „mißfällig erfahren, daß der Sattler Engelbert Gründling denjenigen 
Platz, worauf feine Vorfahren ein Ball- und Comoedien-Hauß zu bauen 
von gemeiner Stadt überlafjen worden, zum eigenthümlichen Gebraud) 
aptiret“, daß die Kämmerei eine Belichtigung vornehmen und Gründling 
die Fortführung des Baues sub poena arbitraria unterjagen ſolle. Am 
14. Mai begab jich die Kämmerei in Ausführung dieje Auftrages zu 
Gründling und befragte ihn, wie e3 ihm habe einfallen fünnen, den Platz, 
der der Stadt gehöre und für den er einen Kanon zu bezahlen habe, als 
fein Eigenthum zu gebrauchen. Gründling erwiderte, er habe gemeint, der 


88 


Grund und Boden gehöre ihm, habe den Kanon als Zinjen angejehen 
und aljo feiner Meinung nad) bona fide gehandelt; im Uebrigen fei er 
auch gemwillt, ein Ballhaus wieder zu errichten, aber vor der Hand habe 
er nicht die Mittel dazu; er habe deshalb vorläufig eine für jein Geichäft 
nothivendige Wagen-Remije erbauen und den übrigen Pla zur Sicherung 
jeines Hauſes mit einer Scherwand umziehen lajjen und bitte, daß man 
ihm gejtatte, den Platz in dem jetigen Zuftande auf einige Jahre zu er- 
halten. Die Kämmerei verwies ihn mit diefem Geſuch an den Rath und- 
unterjagte ihm inzwilchen, wie fie bereit3 am 9. Mai gethan, allen Ernites 
die Fortführung des Baus. Bei der dann folgenden Bejichtiqung ergab 
jih, daß der Pla, auf dem das Ballhaus gejtanden, 100 Fuß lang und 
35 Fuß breit war, während das von Gründling aufgeführte, einjtödige, 
noch nicht unter Dach gebrachte Gebäude 35 Fuß breit und 34 Fuß tief 
war. Endlich wurde auch Nachforichung darüber angejftellt, woher es 
fomme, daß Gründling und jeine Vorfahren jährlih nur 3 Gulden: 
Grundgeld bezahlt hätten, während doch bei der erjten Conceſſion 5 Gulden 
jtipulirt worden wären, aber bei der Durchſicht des Hauptbuch® und der 
Moniturrecfnungen vom Jahre 1701 an zeigte fich, daß in diejer Zeit immer 
nur 3 Gulden bezahlt worden jeien. Gleich) am folgenden Tage richtete 
Gründling ein Gejuh an E. E. Rath, in dem er bat, „die gehabte id6e 
de3 Eigentums des Platzes“ feiner Einfalt zuzujchreiben und das aufs 
geführte Gebäude gegen Erlegung des hergebrachten Grundgeldes in statw 
quo zu belafjen, und der Rath bejchied ihn nunmehr unter dem 21. Mai, 
daß ihm zur Erbauung des Ballhaujes eine dreijährige Friſt gejtellt jein 
jolle, daß er aber nach Ablauf derjelben jein engagement jo gewiß zu 
erfüllen Habe, als andernfalld gemeine Stadt jothanen Pla zu ihrer 
Dispofition an fi) nehmen werde. Gegen Ablauf diejer Friſt, am 
15. Sept. 1763, wurde Gründling durch das Gewett daran gemahnt, daß 
er nunmehr jtatt jeine® Stalles ein Ball- oder Comödien-Haus errichten 
lajjen müſſe, und jupplicirte deshalb am 23. Sept. um einen weiteren 
Aufihub auf einige Jahre; der Rath verlängerte freilich die Friſt nur auf 
ein Jahr und erfiärte dabei, daß bei weiterer Verzögerung der Platz 
ipso facto an die Stadt zurüdfallen werde, da aber Gründling ſich 
wirklich außer Stande bejand, den Bau zu unternehmen, jo jcheint 
wenigitens feine ausdrüdliche Enteignung unterblieben zu fein. 

Durch den Bau des Hauſes in der Steinjtrafe war Gründling ir 
Schulden gelommen. Ein Hypothefen-Gläubiger, der Rath Sengebujch, 
erhob Klage gegen ihn und erlangte, daß ihm das Haus im Jahre 1767 
gerichtlich zuerfannt und er in den Beſitz dejjelben eingewiejen wurde. Ob 
und in welcher Weile in dieſem Urtheil auf den Grund und Boden des 
ehemaligen Ballhauſes Rückſicht genommen war, ift nicht erfichtlich. 


89 


5. Bon 1767—1778. 


Der neue Eigenthümer, Rath Sengebujch, vermiethete das Haus 
in der Steinftrage an Gottfried Johann Pfundheller, der am 
12. Juli 1765 als Notarius Bürger getworden war. 

Am 22. Febr. 1769 erbot ſich Piundheller, das ehemalige Ball- 
und Comdödienhaus, deſſen Aufbau dem ehemaligen Beſitzer des joge- 
nannten Ballhaujes zu verjchiedenen Malen vergeblich injungirt worden 
ki, unter bejtimmten Bedingungen und nad) Maßgabe eines dabei über- 
reichten Abrifjes aufführen zu laſſen. Das Gebäude jollte in der Breite 
von 35 und in der Länge von 72 Fuß volljtändig aus Holz hergeitellt 
werden; die dazu außer dem wieder zu verwendenden alten Holz erforder: 
chen 30 Stüd Remelhölzer und 90 Stüd Sparrhölzer, deren Preis 
höchſtens einige 30 Thaler betragen würde, jollte die Stadt ihm unent- 
geltlich überlaſſen; als frühere Privilegien des Ballhaufes beanjpruchte 
Piundheller die Freiheit vom Billetgeld oder der Einquartirung, das 
Ausichenfen von fremden Bieren, Wein und Kaffe, das Halten eines 
Billard, die Verpflichtung aller Komödianten, Operiften und Equilibrifter 
im Ballyaufe zu jpielen und das Stattfinden aller öffentlichen Bälle in 
demſelben. Spätejtens 3 Wochen nach Dftern gedachte Pfundheller mit 
dem Zau fertig zu jein, denn alsdann wollte hier eine Gejellichaft 
Deuticher Schaufpieler eintreffen, die ich erboten Hatte, ihm für die Er- 
bauung einer Bude 100 Thaler zu zahlen und die Hälfte praenumerando 
von Lübeck aus einzujenden. Nachdem die Kämmerei Pfundheller darüber 
veritändigt hatte, daß der Rath an den von ihm beanjpruchten Privilegien 
Anſtoß nehme, bat er am 10. März, daß ihm zumächit nur das erbetene 
Bauholz bewilligt werden möchte. Da der Nat nunmehr eine Caution 
dafür verlangte, dag aus dem Bau ein tüchtiges und ficheres Ball: und 
Comödienhaus hervorgehe, jo reichte Pjundheller am 13. März eine von 
dem Stadt-Zimmermeifter Johann Wilhelm Dierd3, der den Bau aus— 
führen follte, außgejtellte Erklärung ein, und der Rath committirte der 
Rämmerei, ihn wegen der Größe und Sicherheit des Baues und wegen 
der Höhe des Grundgeldes zu vernehmen. Am 21. März erklärte daraufhin 
Piundheller, er wolle den ganzen Plat bebauen und jei erbötig, ſtatt des 
bisherigen Grundgelde8 von 3 Gulden ein jolche® von 5 Gulden zu be- 
zahlen; aber der Rath verlangte, daß Pfundheller größere Sicherheit dafür 
gebe, daß wirklich der ganze Play und mit einem ficheren und dauerhaften 
Gebäude bebaut werde, und daß er ein Grundgeld von wenigſtens 
5 Thalern übernehme. In der abermaligen Verhandlung vom 25. März 
erflärte Pfundheller, er wolle eriten3 den ganzen Platz, den (von Gründling 
erbauten) Stall mit einbegriffen, nämlich) 100 Fuß in der Länge und 


90 


35 Fuß in der Breite, mit einem Komödien- und Redouten-Hauſe bebauen, 
zweitens ſolle Zimmermeiſter Diercks einen neuen Riß mit der darauf be— 
züglichen Specification des benöthigten Holzes einreichen und drittens ſei 
er bereit, ein Grundgeld von 5 Thalern zu entrichten, wenn der Rath für 
den Fall, daß Rath Sengebuſch als ſein Grundherr ſich an dieſem Platz 
ein Recht anmaßen würde, ihn gegen denſelben vertreten wolle. Der 
ebenfalls befragte Zimmermeiſter Diercks gab zu Protocoll, daß er erſtens 
mit Pfundheller zwar noch keinen Contract geſchloſſen, aber doch vereinbart 
habe, daß das Haus äußerlich bis auf die Sohlen, welche von Eichenholz 
gebaut und ordentlich verbunden würden, ganz und gar aus Tannenholz 
und ausgemauertem Fachwerk beſtehen ſolle, daß er zweitens bereit ſei, die 
Caution für die Sicherheit und Dauerhaftigleit des Baues zu übernehmen, 
und daß er drittens das Haus, joweit es feine Arbeit betreffe, in 5 bis 6 
Wochen fertig jtellen fünne. Am 1. April bat Pfundheller um baldigen 
Beicheid, da die Schaujpieler-Gejellichaft, mit der er fich wegen Aufbauung 
einer Bude eingelaſſen Habe, jchon vor Pfingiten von Stralfund hierher 
fommen werde; doch hatte bereit3 am Tage vorher der Rath beichlojjen, 
daß er zunächſt den Beweis zu erbringen habe, daß nicht Rath Sengebujch 
beabfichtige, den Play mit einem Ball- oder Komödienhaufe zu bebauen, 
und jodann fattjame Gaution jtellen müjje, da das ganze Gebäude nad) 
dem eingelieferten Riß gebaut und zwiichen nun und Michaelis fertig 
gejtellt werde. Der Abſchluß diefer Verhandlungen fehlt in den mir vor- 
liegenden Acten, doch erhellt aus den jpäteren Nachrichten die unzweifel— 
bafte Thatjache, da der projectirte Bau zu Stande fam und durch den 
Bimmermeifter Dierd3 ausgeführt wurde. 

Im Jahre 1770 beitanden Irrungen zwiſchen dem Rath einerjeits 
und Rath Sengebufjh und Notar PfundHeller andererjeitd. Sengebujch 
hatte nämlich dem Pfundheller das jogenannte Ballhaus mit der Freiheit 
vom Billetgelde vermiethet; als nun die Kriegskaſſe trogdem Billetgeld 
von dieſem verlangte und ihn feiner Weigerung wegen mit der Erecution 
bedrohte, wandte ſich Sengebujch an E. E. Rath) und bat um Abänderung; 
der Rath) jchlug aber dieſes Gejuh ab und erließ an Prundheller eine 
abermalige Androhung. Darauf erhob Sengebujh am 20. Detober Klage 
gegen den Nath beim Hof und Landgeriht und Pfundheller jupplicirte 
demgemäß am 28. October um Gijtirung des Executions-Verfahrens, 
aber der Kath beließ es am 29. October einfach bei feinem früheren Decret. 

Bei Gelegenheit des Einfturzes einer Bude auf dem Markt am 
10. Juni 1778 erfaßte den Bürgermeiſter Wejtphal die Bejorgniß, daß die 
am Ballhauſe errichtete Komödien-Bude ein gleiches Schickſal betreffen 
fönnte. Er committirte deshalb dem Präjes der Kämmerei, unter Hinzu— 
ziehung zweier unparteiiicher Zimmermeijter eine Unterjuchung darüber 


9 


onzujtellen, ob die Bude jo ficher gebaut fei, daß man dem Schaufpiel 
ohne Gefahr beimohnen könne, beziehentlich, ob fie fich auf das Eilfertigfte 
in bejjern Stand jegen laſſe. Noch an demfelben Tage begaben ſich die 
Kämmereiherren mit dem Zimmer-Xeltejten Ruſch und dem Zimmermeijter 
Jürß nach der Komödien-Bude und forderten die genannten Sachverjtändigen 
auf, ohne Rückſicht auf den Zimmermeifter Dierd3 auf Eid und Gewiſſen 
die Unterfuhung vorzunehmen und ihre Ausfage zu thun. Daraufhin 
erklärten die Sachverſtändigen, die Bude jei fo beichaffen, daß fie wohl 
paſſiren könne und daß deshalb feine Gefahr zu beforgen fei; nur würde 
e8 wegen eine3 etwa entitehenden Windjturms gerathen fein, daß noch 
einige „Schwögen“ angebracht würden. Dies ohne Zeitverluft zu thun, 
wurde dem Zimmermeiſter Schü von der Kämmerei aufgegeben. 

Trotz diejes Gutachtens der beiden Sachverftändigen muß aber das 
Ballhaus unmittelbar darauf verjchwunden fein, denn ſchon am 31. August 
dejjelben Jahres 1778 war in Roſtock ein bejonderes Haus zu theatra- 
liſchen Borjtellungen nicht mehr vorhanden. Ueber die Art und Weiſe 
ſeines Uinterganges ijt mir nicht3 befannt geworden. — Wenn wegen des 
Grund und Bodens Verhandlungen zwilchen der Stadt und dem Eigen: 
thümer des Ballmeiſterhauſes jtattfanden, jo müſſen dieje vor dem Jahre 
1784 zur Einigung geführt haben. Am 29. Januar 1784 lie nämlich 
Frau Räthin Sengebuſch „das in der Steinjtraße an der Ede am 
Johannis⸗Kirchhof belegene Haus“ fich zuichreiben und verließ es darauf 
en Adam Heinrih Ruffhöft, der am 22. April 1775 ala 
„Herbergierer” Bürger getvorden war. Im folgenden Jahre aber ließ Die 
Stadt auf dem Pla des früheren Ballhaujes ein neues Komödienhaus 
aufführen, in dem am 7. Juni 1786 unter der Direction Jean Tilly's die 
Einweihungs-Borjtellung ſtattfand. 


6. Das Ballhaus als Vorläufer des Stadttheaters. 

Ueberbliden wir die ung von 1623—1778 über Ballhaus und Ball- 
meilterhaus erhaltenen Nachrichten, jo fällt uns zunächſt der Umſtand auf, 
daß Hinsichtlich des Ballmeiſterhauſes in der Steinjtraße, abgejehen von 
feiner erften Aufführung durch Cappella oder Küper, nur ein einziger, mit 
einer Vergrößerung verbundener Neubau durch Engelbert Gründling im 
Sahre 1754 ftattfand, der fich bi zum Jahre 1888 erhielt, während das 
1623 erbaute Ballhaus jchon 1624 einjtürzte, da8 von Johann Küper 
errichtete Gebäude etwa 1730 einen Neubau durch die Witte Engels 
nothiwendig machte, dieje® neue Gebäude 1760 zuſammenbrach und das 
1769 erbaute Ballhaus Pfundheller's bereit3 im Jahre 1778 nicht mehr 
vorhanden war. Natürlich) hing diejer Unterjchied in der Golidität der 


92 


Bauweiſe vornehmlich mit der Verjchiedenheit der Größe zufammen ; beide 
Plätze hatten die gleiche Breite von 35 Fuß, die Länge des Ballmeijter- 
hauſes betrug aber Anfangd nur 35/, Fuß, fpäter 43 Fuß 3 Boll 
während der Ballhaugspla 100 Fuß maß. Nicht ohne Einfluß wird e8 
aber dabei auch geblieben fein, daß offenbar die Schanfgerechtigfeit, welche 
im Ballmeijterhauje ausgeübt wurde, eine reichere Einnahmequelle war, 
al3 der Unterricht und die Hebung im Balljpiel. Klage über den Mangel 
an Ballipielern wurde jchon 1692 von Johann von Scheven, 1696 und 
1703 von Heinrich Engels erhoben und 1733 hielt die Wittwe Engels 
feinen marqueur, weil feine Yiebhaber des Balljpield vorhanden wären. 
Das Verlangen der Ballgausbefiger, ihr großes Gebäude noch anderweitig 
zu verwerthen, war aljo ein natürliches und wenn auch der Rath an dem 
urjprünglichen Zwed des Gebäudes feithielt und deshalb nod im Jahre 
1740 bedang, das Johann Heinrich) Siemſon einen tüchtigen marqueur 
halte, jo trug er doch den Zeitverhältniffen Rechnung, indem er jelber im 
Sabre 1761 das eingefallene Gebäude als ein Ball: und Komödienhaus 
bezeichnete. 

Eine Benugung des Ballhaufes zu öffentlichen Vorjtellungen jcheint 
ſchon in früher Zeit jtattgerunden zu haben. Johann von Scheven berichtet 
un? im Jahre 1692, daß „frembde Fechtere undt andere dergleichen 
Künftlere und jonjten, alß welche alle de3 Ballhauſes wohl zu ihrem 
Handthiven hiebevor ich gebrauchet, nicht mehr in Noftod geduldet würden. 
Mit diefer Angabe ftimmt es überein, dab 8 Jahre vorher, am 13. Okt. 
1684, dem Johann Ernjt Sprengel, der am 20. Aug. 1672 als Notar 
das Bürgerrecht erlangt hatte, ein ausfchließendes Fechtmeiſter-Privileg 
ertheilt worden war; auch das ausſchließende Tanzmeiſter-Privileg des 
Robert Roger de Morel vom 14. Dec. 1691 mag bei diejer Gelegenheit 
erwähnt werden. Der Nachfolger Johanns von Scheven, Heinric) Engels, 
juchte 1695 um dag Privilegium nach, „daß bey eräugender Gelegenheit 
die Schauspieler jich des Ballhauſes bedienen müßten“. Von einem 
Schaujpiel-Director niedrigfter Corte, Namens Hakcarl, erzählt Löwen in 
feiner Gejchichte des deutichen Theaters, er habe, nachdem er um 1720 in 
Pyrmont viel Geld erworben, endlich in Roſtock „eine® Ballmeiſters 
Tochter” geheirathet und fei dajelbjt, nachdem jeine Gejellichaft auseinander 
gegangen, Notarius geworden. Der betreffende Ballmeifter muß Heinrich 
Engelö gewejen fein, denn der ehemalige Schaufpiel-Director ift offenbar 
Gerhard Rudolf Hasfarl, der am 10. Februar 1719 als Procu— 
rator dad Bürgerrecht gewann. Läßt ſich aus feiner Berheirathung mit 
größter Wahrjcheinlichkeit ſchließen, daß der Schauplag der Voritellungen 
Haskarls das Ballyaus gewejen jei, jo willen wir von feinem Nachfolger, 
dem Prinzipal Karl Knauth, der 1724 in Roftod agirte, daß er fich 


3 


durch den Zimmermann Andreas Angermann eine eigene Bude Hatte her- 
sihten laſſen. Johann Friedrich Darmijtädter dankt dem Nath 
am 28. Febr. 1735, daß er „auf hiefigem Ball-Haufe, wiewohl nur eine 
Woche lanı, agiren fünnen“, und bittet am 22. Nov. 1741, dab er bis 
zur Mdventzeit „zum wenigiten auf hiefigen Ball-Hauße“ feine „bejonderen 
Uebungen auf dem jteiffen und jchlaffen Seil“ zeigen dürfe, wobei er 
„Iinnreiche Burlezquen, Tänze und andere Erercitien nebjt Abwechjelungen 
mit curieuſen holländischen Taffel-Künſten“ zur Anſchauung bringen werde. 

Wie für die Theatergejchichte Mecklenburgs überhaupt, jo iſt auch 
für diejenige Rojtod3 das Jahr 1750 von Bedeutung: Herzog Chriſtian 
Ludwig (1747—1756) berief Johann Friedrih Schönemann als 
Schaufpiel-Director nad) Schwerin und ließ in Roſtock ein bejonderes 
kleines Comödienhaus“ erbauen, das am 11. Mai 1751 durch Schüne- 
mann eröffnet wurde. Leider beitand dafjelbe nur wenige Jahre, denn 
Herzog Ehriftian Ludwig jtarb bereit3 am 30. Mai 1756 und Schönemann 
ging, da Herzog Friedrich (1756—1785) aus religiöfen Gründen der 
Schaufpielfunft abgeneigt war, zu dauerndem Aufenthalt nad) Hamburg. 

Im Jahre 1760 ftürzte das Ballhaus ein. AB Johann Martin 
Lepper 1764 mit einer Gefellichaft deutjcher Schaufpieler in Roſtock zu 
agiren wünſchte, antwortete ihm der Rathsjecretär Dandwart am 30. Auguft, 
€. E. Rath ließe jolches gern geſchehen, doch müſſe er für fein Demeur 
kelber Sorge tragen, weil man ihm fein öffentliches Haus anweijen fünne. 
Vermuthlich war Lepper der Director der hier am 13. Mai 1765 an- 
weienden „Geſellſchaft Deuticher Schauspieler“, deren Spielplag „im Ball- 
hofe“ war und zu deren Vorjtellungen man die Billet3 „beym Entrepreneur 
eine Treppe hoch im Ballhauſe“, d. h. in dem Haufe in der Steinſtraße, 
abzuholen hatte. Frangois Lambert Yilly, der i. 3. 1768 Opern 
und Ballet3 in Roftod aufzuführen beabfichtigte, erhielt am 20. Mat den 
Beicheid, daß es „allhier an einem Opern-Hauße gänzlich ermangele“, im 
Uebrigen aber ihm unbenommen jein folle, einen Verjuch zu machen. Am 
11. Februar 1769 baten die fi) damals in Lübeck aufhaltenden „Direc- 
teurs von der Bande ftudirter Comoedianten und Mitglieder der Teutichen 
Gejellichaft zu Jena“, Porſch und Heinrici, um die Conceffion zur 
Aufführung „teutjcher jtudirter Comoedien“ nach den Dfterferien, und der 
Rath, antwortete ihnen, es fei ihnen überlafjen, den Verſuch auf ihre 
Gefahr und Kojten zu machen. Schon zwei Monate früher, am 6. Der. 
1768, hatte, ebenfall3 von Lübek aus, Johann Chriſtian Wäjer um 
die Erlaubniß nachgejucht, feine Schaubühne während des Pfingftmarftes 
offen Halten zu dürfen; die betreffende Antwort E. E. Raths liegt un 
nit vor, muß aber ebenfall3 genehmizgend ausgefallen fein, denn Wäfer 
war e3, der dem Notar Pfundheller 100 Thaler für die Errichtung einer 


94 


Komödien-Bude anbot und ihm dadurch zu der fetten Wiederheritellung 
des Ballhaujes im Jahre 1769 veranlaßte. Bäreniprung, der die Angabe 
bezweifelt, dag Wäſer im Sept. 1768 in Lübeck und jodann in Hamburg, 
Straljund, Kiel und Roſtock gejpielt habe, wird darin ebenjowohl im Irr— 
thum jein, als mit jeiner Angabe, im November 1768 habe eine Gejelljchaft 
italienischer Operiften Borjtellungen „auf dem Ballhauſe in Roſtock“ gegeben. 

Die Schwierigfeiten, welche E. E. Rat dem Notarius Pfundheller 
in den Weg legte, gingen offenbar aus dem Wunjche hervor, jtatt der 
bisher üblich gewejenen Yaumeije des Ballhaufes ein jolides und würdiges 
Gebäude zu erhalten. Wie wenig aber der Bau Pfundheller's dieſem 
Wunſche entipradh, läßt fi) wohl daraus entnehmen, daß jchon 3 Jahre 
nach jeiner Fertigſtellung, am 22. Dec. 1772, der Director Paulo 
Bazanti jeinen Entihluß eröffnete, „das hiefige jogenannte Ball-Hauß 
fäuflich) zu eritehen und auf dem einem Gomoedien-Hauje gewidmeten 
Plage ein anderweited, zu dieſem Endzweck zu applicirendes Gebäude“ 
aufzuführen, einen Entichluß, dem gegenüber der Kath fich durchaus ent- 
gegenfommend verhielt, der aber unausgeführt blieb, vermuthlich weil die 
Mittel des Theater-Director3 zu dem, was der Rath wünjchen mußte, 
nicht ausreichten. Am 16. August 1773 juchte Barzanti um die Erlaubniß 
nad), im Winter wiederum in Rojtod jpielen zu diirfen, und erhielt von 
E. €. Rath genehmigenden Beſcheid. Am 9. Nov. 1775 bat Peter 
Florenz Ilgener von Neu-Brandenbnrg aus, in Roftod eine Zeitlang 
fein Theater errichten zu dürfen; fein Gejuch ward ebenfalls genehmigt und 
auf einem Theaterzettel vom 3. Juni 1776 heißt e8: „Der Schauplaß iſt 
in der Neuen Bude am Ballhaufe“. 


7. Bon 1778-1786. 

Den Schluß, daß das Ballhaus Pfundheller’3 im Jahre 1778 zu 
exiftiren aufgehört habe, ziehe ich zunächſt aus einem Schreiben des 
Rathsſecretärs Danckwarth vom 31. Auguft an Carlo Conjtantini, Hof— 
muſikus in Ludwigsluſt, der ſich für feinen Bruder um die Conceſſion 
für den nächiten Winter beworben hatte. „Ein beſonderes Hauß, heißt 
e3 in der gemehmigenden Antwort, ift dazu allhier nicht, jondern ein jeder 
Directeur muß ich folches auf einem dazu bequemen gewöhnlichen Pla 
erbauen laſſen“. Conſtantini fam damals nicht und als fich jein Bruder 
am 16. März 1779 abermals für ihn verwandte, erhielt er zur Antivort, 
daß bereit3 ein anderer Bewerber auf 2 Monate concejjionirt worden jei. 
Die betreffende Eonceffion hatte am 10. März 1779 der Director Prein— 
fald erlangt, der ſich nach der vorlegten Vorſtellung heimlich mit der 
Kaffe davon machte. Nunmehr erhielt der Principal Conjtantini die 


95 


erbetene Eoncejfion und verjprach, am 21. Mai von Lüneburg aus, ſobald 
als möglich nach NRojtod zu fommen und zur „Choijirung des Platzes“ 
Jemand voraufzuichiden. Für die Zeit des Pfingſtmarktes 1780 ward 
am 5. April Gottfried Heinrih Schmidt, ‚„Directeur der Lübſchen 
Gejellichaft deuticher Schaujpieler, gegenwärtig zu Stralfund“, conceffionirt 
und am 26. April committirte der Rath Löblicher Kämmerei, „die 
Comödien-Bude auf dem Hornjchen Hofe”, jobald fie vollendet fei, mit 
Kunftverftändigen in Augenjchein zu nehmen und zu unterjuchen, ob jie 
fiher genug jei, um weder für die Zuſchauer, noch für die an, 
jtoßenden Kornböden Gefahr befürchten zu laffen. Am 25. April 1781 
bewarb ſich Schmidt abermal3 um die Conceſſion für die Zeit des Pfingft- 
marktes. 
Am 7. September deſſelben Jahres bat der Lieutenant und Kauf— 
mann Weidener E. E. Rath um die Schenkung von 200 Tannen aus 
ber Stadt⸗Heide, weil er beabſichtige, in dem von ihm gekauften Beſelinſchen 
Haufe in der Schnidmanngftraße und zwar im zweiten Stod feines Hinter- 
gebäudes einen jtändigen Comödienjaal, 76 Fuß lang und 20 Fuß hod), 
einzurichten; die Kämmerei jprach ſich aber gegen diejen Plan aus, weil 
das betreffende Hintergebäude weſtwärts an das Haus, welches der 
Horniche Hof genannt werde, oſtwärts an das Weidnerſche Vorderhaug, 
ſüdwärts an eine jehr enge, nur 14 Fuß 2 Zoll breite Quer-Gaſſe jtoße 
und nordwärt nur in einer jehr geringen Entfernung von den Nachbar- 
häujern jtehe, aljo feineswegs den Bedingungen entjpreche, die von einer 
auten Polizei gejtellt würden. 

Sm Jahre 1782 fam der Schaufpiel-Director Jean Tilly zum 
eriten Male nach Rojtod. Am 4. Januar gejtattete ihm der Rath, abge- 
jehen von der Taltenzeit, bi3 zum Monat Mai Vorjtellungen zu geben, 
und am 10. April wurde diefe Frift mit Rüdficht auf die großen Koſten, 
die er „zur Erbauung der Bude“ hatte anwenden müſſen, bis zu Ende des 
Monats Juni verlängert. Im nächiten Jahre beivarb er jich wiederum 
um die Conceſſion für die Zeit des Pfingftmarktes und erhielt diejelbe am 
29. Jan. 1783 für 2 Monate bewillig. Auch im folgenden Jahre war 
er in Rojtod anmwejend und richtete von hier aus am 20. Juli 1784 an 
E. E. Rath das Geſuch, ihm für die hiefige Stadt zu vergönnen, was er 
bereit3 für Stralfund und Lübed erlangt habe, nämlich das ausſchließende 
Privileg, alljährlich einige Monate hindurch Vorjtellungen zu geben. Sich 
in diejer Weife für die Dauer am ihn zu binden, lehnte der Kath ab; 
dagegen ertheilte er ihm am 4. Febr. 1784 die ausfchliegende Concejjion 
für die Zeit von Oſtern bis Johannis diejes Jahres, indem er fich dabei 
ausbedang, daß Tilly allwöchentlich ein Verzeichnig der Schaufpiele ein- 
reiche, die er in der nächiten Woche aufzuführen gedenke. Es war dies 


96 


das lebte Mal, dag Tilly genöthigt war, ſich jeine Schaubühne jelber zu 
bereiten. Für das Jahr 1785 hatte er am 12. Februar die Conceſſion 
für 2 Monate mit Einihluß der Pfingitzeit erlangt; der am 24. April 
erfolgte Tod Herzog Friedrich's nöthigte aber den Rath, diejelbe unter dem 
3. Mai wieder zurüdzunehmen, und Tilly ging deshalb von Gtraljund, 
wo er bisher fich aufgehalten hatte, zunächit nach Greifswald und im 
Herbit nach Schleswig. 

In dem Schreiben, welches Rathsſecretär Dandwarth am 4. Februar 
1784 an ihn richtete, heißt es: „Obgleich bereit3 jchon Djtern mit dem 
Bau de3 neuen Comödien-Haufes der Anfang gemacht wird, jo iſt es doch 
nicht möglich, daß dafjelbe zur Zeit Ihrer Ankunft ſchon in dem Zuftande 
ſeyn jollte, daß Sie ſolches benutzen könnten, daher Sie vor Diesmal wohl 
noch Ihre ſonſtige Einrichtung werden treffen müfjen“. Won Greifswald 
aus bewarb jih Tilly am 25. Juni abermal® um dauernde Conceſſion: 
da die „beichlofjene und bereit3 angefangene Erbauung eine® Schaujpiel- 
Hauſes“ e3 geitatte, „Das Schauspiel auch während der Jahreszeit, welche 
eigentlich dem Theater angemefjen ijt“, in Roſtock zu geben, jo bitte er 
um die Erlaubniß, alljährlich für einige Wintermonate mit feiner Gejell- 
ſchaft hierherfommen zu dürfen. Der Rath beichied ihn wiederum abjchlägig, 
doch wurden ihm, als er jich, vermuthlich bei jeiner Reife von Greifswald 
nah Schleswig, perjönlich Hier aufhielt, Verjprechungen in Bezug auf den 
nächſten Winter gemacht. Am 1. December bat er von Schleswig aus 
um die Conceſſion für die Pfingjtmarktzeit und in der genehmigenden 
Antwort bedang jih E. E. Rath durch Dankwarth, daß Tilly auch einige 
Wintermonate hindurch Vorjtellungen gebe. Am 3. Juni 1786, Sonn 
abend vor Pfingjten, traf Tilly mit einer Gejellihaft von 25 Perſonen 
hier ein und am 7. Juni, Mittwoch nach Pfingiten, wurde das neue 
Gebäude mit einem von Dr. d’Arien in Hamburg gedichteten Prolog: 
„Der Triumph der Kunst“ feierlich eröffnet. 

Damit jtehe ic) am Ziele. Sie alle haben die Katajtrophe miterlebt, 
durch welche die dramatiſche Kunſt der Heimjtätte, die fie im Jahre 1786 
in dem für damalige Zeiten „wirklich jchönen Gebäude“ gefunden hatte, 
am 20. Febr. 1880 wieder verlujtig geworden ift, Ihnen Allen ijt die 
Thatjache befannt, daß es in Roſtock jeit elf Jahren kein Gebäude mehr 
giebt, daS Recht hätte auf die Injchrift von 1786: Thaliae Consecratum 


Sumptibus Publicis. 
Er 











& 3 


XIL. 


Stammtafel der Familie Kerkhof. 
Bon 
Cheodor Sohm. 


A. 


Bertold Kerkhof 
Rathsherr 1393, F vor 1410. 
MN. 
Margaretha N. N., lebt noch 1428. 





1 
bann’) 


Jo Ann olof 
1425 bezeichnet als dominus. M. Reunele Grenze?). Yitrant it 1423 


1407 Witte. Rathsherr 1438—1451. 
7 vor 1461. 


Fr. Metke N. N., lebt noch 1464. 





Bertold Rolof Dietrich — ) Grete? 
— 1454—1464 1457—1469. 1456-1493. 1464. M. Kirtze Katzow?). 
herr 1465 Fr. Telöfe Sdbetz —2)9. 


Fr. Mette Grenze?). 
Rolof) 
Bürger. imm 
1502 u. 1508. 
d @ 5) Arma Kröplin®). 


Bert J 
R — 1525 
— 1546 Fr. Bi 


. Anna Gerdes"*). 
— 1524 Marg. 
Kellermann?). 


S. Tafel B. 


Beiträge 2. 


7777 1 VE "7777 BER: 7°: ER 
Hand?) Telöte 
atric. 1485 Mai 4 1500 he fähri lebt noch 1526. 
7 vor 1521. lebt noch 1538, MED Dietrih Wilde), 
f vor 1540. Wittwe 1517. 
8 1. Talefe Kron ). 
r.2. Mette N. N. 


si 1 A 1 2 
oachim“) Dietrich Agneta 2 Kinder. 
vor 1566. god noch 1538. — 1538. M. Dietrich Kofjel’®). 
arg. Harder Wittwe 1540. 


Heinrid) Joachim 
immatr. 1555 Nov. 16. 


an 
fer) 


udoqaoaaocꝭ uoq 


puauch "IC 
dagulı9) 


Bun! A 


aoquaj 
SLIOWSII 


gjp 1ung 
IR 
6 


"(95 U17919 
—— 


(aa 6 ng aoquigꝭ ↄauqo 


ENVJONIG "U PLST +4 88014 


vuing vuu qoiaoag 


— ———— — — — — — — 
BOY quaaa 5 a8 
“(VII DuInG I Er 


"IL NGOSSI4 
19ST 207928 
ssTT aollork 


Pong  ZSET ml GIINDADLINUR ZIG 


=uaun 


113918 
6 


GpcT avi 


z967 au oesl aoa4 8301 'gad 


znnuranvg 
6 


MO qavquao; 


gz1UnG BSCT LUG "sı 


vuuß 
6 


qug ago 
(gÜNFIOMEYR (U O NUDE 12Q 
aↄquigꝭ go urgulyd 1% god np 
(uuvuivluvch p ag FroT + 3 qUS 3ugo zum ag] aaquıyg Jugo 
TOP "G  6TUOE ZIEL ’g90 GO9T aqug 4 KEI9T 200 4 set 200 4 
oqavbavzic vnũdaaau wıpvog noquivg qonaog 


—— — — — —— — ——— EEE) 





G moping vuug a8 


LE 00005 0 — — — — — — — 


"LIST 4 
09STAWGEgIUIKN mag "uqnugrvlogug "OPST 20Q 4 
mopInz onoavrx W gest you GERT 109 RG KEST yomun 
ggg) noquivg Apiu gograar 
ẽ 3 i I 
9991 4 
ohne YORK 


9 


99 


1) Johann Kerkhof befennt 1410, daß er von jeiner Stiefmutter 
Margaretha und deren Kindern feinen väterlichen Erbtheil erhalten hat. 

2) Reynefe Grenze, Sohn des Rathmanns Gerhard Grenze. 

3) Metfe Grenze, Tochter des Albert Grenze und der Synefe; in 
erſter Ehe verheirathet mit einem Brofer und dadurch Mutter des 
Rathsherrn Bertold Broker und des Albert Broker; lebt noch ala 
Wittwe 1509. 

4) Zeljefe Kerkhof iſt 1499 Wittwe und fpäter anicheinend mit 
Albert Broker verheirathet. 

5) Heinrich Kerkhof iſt anjcheinend bereits 1465 verjtorben und wird 
von feinen Brüdern beerbt. 

6) Kirke Katzow befennt 1445, von domino Rolavo Kerkhof 
1500 Mark als Ausſteuer feiner Ehefrau Grete erhalten zu haben; bei 
der Theilung des Nachlafjes des Rathsheren Rolof Kerkhof werden aber 
weder Grete no) Mann oder Slinder erwähnt. Vermuthlich iſt Grete 
durch ihre Ausſteuer vom elterlichen Vermögen abgejondert. 

7) Rolof Kerkhof jcheint in erjter, finderlofer Ehe mit einer Tochter 
des Wandjchneiderd Marquard Kroger verheirathet geweſen zu jein. 

8) Anna Kröplin, Tochter des Rathsherrn Lambert Kröplin und 
der Margaretha; lebt noch als Wittwe 1509. 

9) Hans Kerkhof wird von feinen Geſchwiſtern beerbt. 

10) Zalefe ron, Tochter des Bürgermeilterd Heinrich Kron. 

11) Dietrich Wilde war aus dem jüngern, Wismarſchen Gejchlecht 
der Wilde. Kinder aus diefer Ehe find: 1. Jasper Wilde; 2. Johann 
Bilde; 3. Jochim Wilde, 4. Anna Wilde, verheirathet in erfter Ehe vor 
1521 mit Hans Hermann, in zweiter 1537 mit Michel Perſe. Kinder des 
Hans Hermann und der Anna Wilde find: 1. Gerdt Hermann; 2. Dietrich 
Hermann; 3. Hermann Hermann; 4. Agnes Hermann. 

12) Anna Gerdes, Tochter des Rathsherrn, ſpäteren Bürgermeifterd 
Heinrich Gerdes. 

13) Margaretha Kellermann, Tochter des Rathsherrn Albert 
Kellermann zu Wismar, geb. 1510, F 27. Febr. 1581. 

14) Joachim Kerkhof erhält 1538 fein mütterliches Erbe. 

15) Margaretha Harder, Tochter des Nikolaus Harder aus deſſen 
dritter Ehe mit Annefe. 

16) Dietrich Koffel, Rathsherr zu Noftod 1530, F 1540. Kinder 
aus dieſer Ehe find: 1. Dietrich Koſſel, immatr. 1549 Mat 10; 
2. Jochim Koſſel, immatr. 1553 Juni. 

17) Balthafar Smidt, Brauer zu Roftod, Sohn de3 Bürgermeiiters 
Brand Smidt zu Wismar, vorher verheirathet mit Meetke Drewes, Tochter 


des Heinrich) Drewes und der Tilſche Hafjelbed. 
7* 


100 


18) Anna Luſchow, Tochter des Profeſſor Joahim Luſchow und 
der Gertrud Kron. 

19) Dr. jur. Marcus Lujhow, Profeffor, Sohn des Rathsherrn 
Marcus Luſchow und der Margaretha Kron, geb. 1541, F 1601 Apr. 26. 

20) Bernhard Kron, Sohn des Bürgermeijterd Bernhard Kron und 
der Margaretha Hafjelbed, 7 vor 1571. 

21) Balthafar Guhl, Bürgermeiſter 1567, T 1582. 

22) Juſtina Rudelia, Tochter des Lübiſchen Syndicus Johann 
Rudelius, 7 1575. 

23) Elifabetd Gerdes, Tochter des Brandanus Gerdes und der 
Urjula von Esfeld; geb. 1580 Aug. 1; heirathet in zweiter Che den 
Hieronymus Roffius; F 1629 Aug. 21. 

24) Jacob Hein, herzogl. Rat) und Fiscal, F 1634 Juni 19. 

25) Dr. jur. Michael Hanjamann, Syndicus zu Paſewalk. 

26) Agneta Bejelin, Tochter des Rathsherrn Henning Belelin. 

27) Nikolaus Freſe, Bürger zu Roftod, Sohn des Rathsherrn 
Nicolaus Freje und der Wendula Luſchow, Entel des Rathsheren Marcus 
Luſchow und der Margaretha Kron; heirathet in zweiter Ehe Catharina 
Köler. — Kinder erjter Ehe find die Zwillingsgejchwifter: 1. Nicolaus 
Freſe; 2. Juftina Frefe, geb. 1602 Oftern, F 1630 San. 3, heirathet 1620 
Dft. 1 den Iohann Bejelin (geb. 1595, Rathsherr 1637, T 1653 Nov. 17, 
in zweiter Che verheirathet 1632 mit Dorothea Marftaller). 

28) Heinrich) von Hervorden, Sohn des Bürgermeilterd Hans 
von Hervorden und der Anna Oldenburg; F vor 1614. 

Sämmtliche Kinder des Profefjor® Laurentius K. jtammen aus 
eriter Ehe. 

















XIV, 


Stammtafel der Familie Kron. 
Bon 
Theodor Sohm. 


Kron. 


Ft. Annefe von Zehna, T. des Bm. Bide von Zehna, in zweiter Ehe vermählt 
mit Johann Buntmafer, 1475 wieder Wittwe. 


Heinrih Fr 
— 1474; Bürgermeifter 1488, 
t am. 1516 u. 1518. 
Fr. I nad 1466 Tilſeke, 
Wwe. des Feiheß Bernhard — 
Fr. 2 dor 1474 Tebbeke, 
T. des Bernhard Bunte 


2 2 2 2 2 
Berend einrich, „Gatharina ‚Anna Talefe Agneta 
Birgermeifter 1526. Bürger 1. Heine Wittwe 1526 {por 1519. 7 1526 
+ 3m. 1547 u. 1556. 1526. — M. Heinrich . Rolof unver 
SM —— M.2.vor1526 Boltet). Kerfhof?). heirathet. 

Peter Ratfe?). 

Salbe) meter U — — 
Arnd Joachim Bernhard Haſſelbeck Gertrud Margaretha 
immatric. zu immatric. immatric. immatric. vor 1556. lebt noch als 


Roftod1530 zu Roſtock 1532—33. 1532- 38. ‚Dr. Joahimn Wie. 1572. 
Kaufmann 1532—33. Bürger zu + vor 1556. Luihow'). M. vor 1541 
zu Roftod®) Rathsherr Roſtock. Dr. Marcus 
+ vor 1546. 1572.11597. } vor 1571. Luſchow 3). 
dr.Ratl arina Fr. Agneta * 1558 
Smidt)). Smidt'). uni 26 
Anna Kirchhof ?). 


Rarereifa. — Margatetha, geb. 1555, + 23. Mai 1618. Xgneta 
Hand ann !?) ‚Bartholomäus Clinge ). 7 — 
1. Margaretha Haſſelbeck, Tochter des jüngeren Bürgermeiſters Arnd 
Haſſelbeck und der Metke Kruſe (Tochter des Bürgermeiſters Bernd Kruſe). 
2) Heine Wedige war Sohn des Rathsherrn Heine Wedige. 
3) Peter Ratke, Bürger zu Roſtock, lebte noch 1556. 
4) Heinrich Bolte, Rathsherr; quittirt 1500 über die dos. 


102 


5) Rolof Kerkhof, Sohn des Dietrich; quittirt 1515 über die dos. 

6) Arnd Kron hat mit Hinrit Rue ein Handelsgeichäft in Bergen. 

7) Katharina Emidt, Tochter des Bürgermeijterd Brand Emidt zu 
Wismar; 1546 Wittwe; heirathet in zweiter Ehe den Jürgen Schwarzfopf. 

8) Agneta Smidt, Tochter des Rathsherrn Laurentius Smidt zu 
Rojtod und der Margaretha Bercholt, Enkelin des Bürgermeiſters Brand 
Emidt zu Wismar; geboren 1530, T 1619 Oft. 31. 

9) Anna Kirchhof, Tochter des Bürgermeiſters Bertold Kirchhof ILL. 
und der Margaretha SKellermann; heirathet in zweiter Ehe den Bürger: 
meifter Balthalar Guhl; F 1575. 

10) Dr. phil. Joachim Lujchow, Profejjor zu Rojtod, Bruder des 
Marcus. Kinder aus diefer Ehe find: 1. Anna, verheirathet mit Dr. jur. 
Lambert Kirchhof, Sohn des Bürgermeiſters Bertold Kirchhof III und der 
Margaretha Stellermann, Ratsherr 1560, 7 1577; 2. Margaretha, ver- 
heirathet mit Bernhard Prenger, Bürger zu Roſtock; 3. Gertrud, ver— 
heirathet mit Dr. jur. Johannes Albinus, Profeſſor zu Roſtock, 7 1602. 

11) Dr. jur. Marcus Luſchow, Rathsherr zu Rofjtod 1534; T vor 
1559. — Kinder aus diejer Ehe find: 1. Wendula, verheirathet mit 
Nicolaus Freſe, Rathsherr 1538, F 1579; 2. Bernhard, Rathsſecretär 1564, 
Rathsfiskal 1574, F nach zweijähriger finderlofer Ehe mit Catharina 
Clinge, Tochter des Jakob Clinge zu Freiburg im Br.; 3. Marcus, geb. 
1541, Dr. jur. und Brofefjor zu Rojtod, 7 1601 Apr. 26; verheirathet mit 
Elifabeth Kirchhof, Tochter des Bürgermeijters Bertold Kirchhof III und 
der Margaretha Kellermann. 

12) Hard Bermann, Beſitzer eines Gaſthauſes am Markt, Ede der 
Steinjtraße, beide Eheleute F 1604. — Slinder aus diefer Ehe find: 
1. Arnold, immatr. 1586, April; 2. Katharina, zweite Frau des Joachim 
Hane, Rathsherr 1680, F 1597; 3. Margaretha, erjte Frau des Hermann 
Lembde, Rathsherr 1616, 7 1622. | 

13) Bartholomäus Clinge, geb. zu Koblenz; 1535, magister artium 
zu Roſtock 1557, Prof. der Logif 1559, Dr. jur. 1561, Rektor der 
Univerfität 1579, prof. jur. 1595, * 1610 De. 5; im erjter (finderlojer) 
Ehe verheirathet mit Elifabeth von Hervorden, Tochter des Joachim 
von Hervorden, Wittwe des Joachim Riben; aus der 1577 geſchloſſenen 
Ehe mit Margareta Kron 7 Kinder mit zahlreicher Nachtommenichaft. 


ER 











XV. 


Kleinere Mittheilungen und Notizen. 


1. Borgmall. — Der Burgwälle gab e8 in Roftod Drei, je einen 
bei St. Petri!), beim Bramomwer (grünen) Thor?) und zwilchen der Koß— 
telder und der Lagerjtraße. Die Erinnerung an den lehtgenannten wird 
durch den Straßennamen „Borgwall“ wach gehalten. Die beiden Nachbar: 
ſtraßen fommen jchon früh urkundlich vor: die Koffelderjtrake als platea 
Cosfel(di) 12599), die Lagerſtraße als Lagestrata 12624) ; der „Borgwall“ 
dagegen war al3 Straße damals noch nicht vorhanden. Im Mekl. Urkunden- 
buch tritt er uns als ſolche — abgejehen von zwei im Regiſter über- 
ichlagenen Stellen aus den Jahren 1298 und 12996) — erjt i. 3. 1301 
entgegen‘); die älteren Zeugnifje, welche vorher in den Mekl. Jahrbüchern 
mitgetheilt worden waren’), hat das Urkundenbuch aus irgend welchen 
Gründen nicht aufgenommen. 

Der Burgwall der Mittelftadt war jelbjtverjtändfich ein Wall, der 
zum Schuge der dortigen landesherrlichen Burg beitimmt war. Freilich 
ftellt Herrlich) das Vorhandenſein einer jolchen Burg in Abrede?), weil 
zufällig in den mitgetheilten Eintragungen des Stadtbuchs von 1270—1288 
der Burgwall nicht vallum castri, jondern jchlichtiweg vallum genannt 


1) M. U. B. 6, Nr. 3808: in vallo castri juxta sanctum Petrum. 
) mM. U. B. 2, Nr. 1096: vallem apud portam Bramow. 
M. U. B. 4, Nr. 2683 Anm. 
) M. U. B. 2, Nr. 1076; 4, Nr. 2690. 
3) M. U. B. 4, Nr. 2488. 
MUB. 5, Rr 9797. 


) Melt. Jahrb. 21, S. 19—20. 
®) Geſch. d. St. Roftod bis z. 3. 1300 (Schirrmacher, Beiträge 3. Geld. 
Medlenburgs 1) ©. 23 u. Anm. 2. 


104 


wird‘); aber er überfieht oder verjchtveigt uns, daß (1266) eine Badſtube 
des Albert von Kosfeld bei der Burg genannt wird?) und daß die Stadt 
1281 dem Albert von Kosfeld einen 4 Fuß langen Raum hinter feiner 
Badftube in der Breite derjelben an der Warnow verkauft). Un anderır 
Stellen wird dieje Badſtube al3 „hinter der Burg“ belegen bezeichnet‘) und 
1280 iſt von einer Haußftelle die Rede, welche zwiichen der Badjtube und 
der Lageritraße liegt’). Es ift alfo die Burg der Mitteljtadt voll be- 
glaubigt und über ihre ungefähre Lage kann fein Zweifel fein. 
Eigenthümer von Grundjtüden der beiden Nachbarſtraßen bejaken, 
bevor die jegige Straße „Borgwall“ angelegt wurde, einen Theil des an- 
liegenden Burgwalls. Eine ebenfalls jchon früher befannt gemachte, inter- 
ejjante, aber etwas unklare Nachricht aus dem Jahre 1280%) lautet etwa 
folgendermaßen: Everhard Koljtuve, Bernhard Swarte mit jeinem 
Schwiegerſohn Wasmod und Dietrich Billerbef Haben verfauft an Heidekin 
Rodenbeder Hinter ihrem Hof (post curiam suam) einen Raum auf den 
Wall in der Breite des Hofes (tam latum spacium in vallo, sicut curia 
sua sita est) und der Länge nach bis zur Straße, die dort werden wird 
(et longum usque in stratam, que fiet ibi); die Hälfte dieſes Raums 
nach der Walljtraße zu (Medietas ejusdem spacii versus stratam ad 
vallum) gehört dem Eberhard Nahtrave und diejem verkauft Heidekin 
Nodenbeder für 25 Mark 3 Mark Rente aus jeinem Antheil und aus 
jeinem Erbe nach der LZagerftraße zu (in sua parte et hereditate versus 
Laghenstratam). Da Heidefin Rodenbeder 1274 ein Erbe in der Lager- 
ſtraße gefauft hatte”), jo verftehe ich, daß der Hof, Hinter welchem er 1280 
den betreffenden Raum an fich brachte, ebenfall® in der Lagerjtraße lag 
und jeinem Erbe benachbart war; die dem Eberhard Nachtrave gehörige 
Hälfte aber falje ich auf als die andere Hälfte des ganzen Raums zwilchen 


ı) Mekl. Jahrb. 21, S. 19—20. 

2 Dai. 21, S. 19. Stadtbuch B fol. 28b: Albertus de Cosvelde dedit uxori 
sue Gesen stupam juxta castrum. 

®) Daſ. 21, ©. 19 Anm. 1. Stadtbuch C fol. 44b, 1281: Civitas vendidit 
Alberto de Cosvelde juxta fluvium Warnow post stupam suam, sicut area jacet, 
4 pedes .... Si plus habere voluerit, sicut alii emunt, sic ipse suam partem 
habebit. 

*) Stadtbuch C fol. 13a, 1274: Heinricus filius Adolphi vendidit domino 
Alberto de Cosfelde .... dimidiam aream apud stupam retro castrum; fol. 131b, 
1286: Albertus de Cosfelt vendidit Johanni Albo in stupa sua retro castrum 
redditus 5 mr. ... 

5) Daf. 21, S. 19. Stadtbud) C fol. 31a: aream suam, que jacet inter stupam 
et Laghenstratam. 

e) Melt. Jahrb. 21, S. 19—20. Stadtbuch C fol. 35a. 

Stadtbuch C fol. 12a: Rotgherus de Asnida vendidit Heidenrico Pistori 
Rufo hereditatem in platea Laghen. 


105 


der Zager- und ber Kosfelderſtraße. Im demjelben Jahre 1280 verkaufte 
einer der eben genannten Verkäufer, Dietrich) Billerbef, an Everhard 
Nachtrave feinen ganzen Raum an der Weitfeite de8 Walles (omne 
spacium quod habuit in occidentali parte valli) neben Rodenbeder') 
und 1285 verließ Heinrich Freſe feinem Schwiegerjohn eine von der Lager: 
firaße nach dem Burgwall reichende Hausſtelle (aream de Laghestrate 
ascendentem ad vallem castri?). Ein anderer der 1280 genannten Ber- 
fäufer, Everhard Kolſtuve, war 1287 verjtorben und feine Wittive Qutgard 
hatte fich in zweiter Ehe mit Konrad Frankeſche verheirathet: Bernhard, 
wohl der ältefte Sohn des Everhard Kolſtuve, hatte Anfangs feinen 
Antheil an einer Hausſtelle auf dem Burgwall hinter dem Erbe feiner 
Mutter in der Kosfelderjtraße (partem suam de area, que sita est in 
valle castri retro hereditatem matris sue, que sita est in platea 
Cosfeldi) feinen Brüdern aufgelafjen?), dann aber zahlte Konrad Frankeſche, 
der durch feine Heirat ein Drittel des Hauſes in der Koßfelderſtraße 
erworben hatte, feinen Stiefjöhnen jo viel aus, daß das ganze Erbe bis 
zum Burgwall (usque ad vallem castri) zur einen Hälfte ihm und feiner 
Hausfrau, zur andern feinen Stiefjöhnen gehörte‘), und nunmehr ließ 
Bernhard Kolftuve für fich und feine Brüder feinem Stiefvater die eine 
Hälfte feines väterlichen Erbes auf, gänzlich, bis zum Burgwall (totaliter, 
donec ad vallem castri?). In den bisher angeführten Stellen werden 
die Räume und Hausftellen auf dem Burgwall immer nur als Zubehör 
von Grundjtüden einer der beiden Nachbarjtraßen genannt; 1288 aber 
verfaufte Johann Schele dem Meiner Witte eine von Hermann 
bon Drentdor erworbene Hausftelle auf dem Burgwall (in walle castri®): 
dımal3 war aljo, fann man jagen, aus dem bisherigen Burgwall die 
Strafe „Borgwall“ geworden. K. K. 


2. Strandbeleuchtung. — Gegen Ende des 13. Jahrhunderts wird 
mehrmals eine Leuchte genannt, um die Lage von Grundſtücken näher zu 
bezeichnen: 1296 verläßt Hermann Kolbrant dem Johann Lange die Hälfte 
einer Hausſtelle gegenüber der Leuchte bei der Kosfelder Brücke; 1298 
verfaufen Engelbert vom Baumgarten und jeine Mutter Alheid dem 
Wolter, Bramows Schwiegerjohn, eine Haußjtelle gegenüber der Leuchte 


ı) Mel. Jahrb. 21, S. 20. Stadtbuh C fol. 40a. 
2) Stadtbuch C fol. 122a. 
9) Stadtbuch C fol. 134a. 
) Stadtbuch C fol. 153. 
5) Stadtbuch C fol. 158b. 
9) Stadtbuch C fol. 176b. 


106 


hinter dem Burgwall; 1299 verkauft Willefin Gramwetop demjelben Wolter 
ein Erbe gegenüber der Leuchte Hinter dem Burgwally. Wo jtand oder 
hing dieſe Leuchte? — Die Bezeichnung „hinter dem Burgwall* kann 
nicht anders aufgefakt werden al die für die Badſtube des Albrecht von 
Kosfeld gebrauchte „Hinter der Burg“?); 1280 wird einer Hausitelle 
zwiichen diefer Badſtube und der Lagerſtraße ebenjo erwähnt), wie eines 
Erbes zwijchen der Lagerſtraße und der Wofrenterjtraßet). Die Kosfelder 
Brüde wird nur gedeutet werden können als ein vor der Kosfelderſtraße 
in die Warnow hineingelegter Steg für das Anlegen von Schiffen; eine 
auf diejelbe Weile zu erflävende Mönchenbrüde kommt 1272 vor‘); beide 
— zu den „Kaufmannsbrücken“, von denen der alte Spruch jagt: 

Söven Dhore jo dar gahn tho Lande, 

Söven Kopmans-Brüggen by dem Strande. 

Eine allgemeine Steaßenbeleuchtung mittels jtädtifcher Laternen iſt 
in jo früher Beit undenkbar; Leuchten am Strande bei den Kaufmanns— 
brüden, die das Löſchen und Laden trotz des Einbruch der Dunkelheit 
ermöglichen, find weniger auffällig, wenn auch meines Wiſſens für das 
13. Jahrhundert bisher noch nicht nachgewieſen. Offen bleibt die Frage, 
ob ſolcher Strandleuchten mehrere vorhanden waren oder nur die eine bei 
der Kosfelderbrüde, die alsdann für den Berfehr am Strande bejonders 
wichtig gemwejen fein müßte. K. K. 


3. Lagerſtraße. — Im Jahre 1266 wird unter den Mitgliedern des 
Rathes Gernand im der Lageſtraße genannt‘) und in demſelben Jahre 
verpfändet Heinrich von Bremen bei der Lagejtraße fein Erbe’), — Bei 
der Menge von Straßennamen, die zweifelgohne auf Familiennamen 
zurüdgehen; liegt e8 nahe, den Namen Lagerjtraße mit der Familie 
von Lage und durch deren Wermittelung mit der Stadt Lage in Ber: 
bindung zu bringen). Dieſe Erklärung ift aber nicht richtig, denn die 
Straße heißt immer Lagejtraße, während die Stadt „Lawe“ und die 
Familie, deren älteſtes Mitglied, der Rathmann Hermann, von 1257—1281 


) M. U. B. 4, Nr. 2483. 

2) S. oben ©. 104 Anm. 4. 

3) ©, oben ©. 104 Anm. 5. 

*) Stadtbuch C fol. 35b: Dancmarus molendinarius vendidit Rotchero here- 
ditatem, que jacet inter Laghenstratam et Wocrentenstratam . 

5) Stadtbucd) C fol. 8a: Hence Bitterolf et frater suus — vendiderunt 
Johanni de Curlande apud pontem monachorum aream unam .... 

 M. U. B. 2, Nr. 1076. 

) M. U. B. 4, Nr. 2690. 

°) Bol. Mekl. Jahrb. 21, ©. 18. 


107 


vorfommt, „von Lawe“ genannt wird. — Eine andere Erklärung erhalten 
wir dadurch, dak das Echoßregifter von 1343 an derjelben Stelle, an 
welcher dasjenige von 1342: In Laghestraten hat, die Einwohner: 
In platea insidiarum aufführt‘). Das niederdeutiche Wort „lage“ be- 
deutet Hinterhalt, insidiae, und „lage leggen“ überjegt das lateinische 
insidias ponere (facere)?). Der Schreiber des Schoßregiſters bringt aljo 
die Lagejtraße nicht mit der Familie von Lage in Zufammenhang, jondern 
deutet jie als Hinterhaltsſtraße; daß aber dieje Deutung richtig jei, will 
mir ebenfalls nicht einleuchten. — Eine dritte Ableitung läßt ſich dadurch 
gewinnen, dag Lage auch bedeutet: erſtens das Liegen eine Schiffes im 
Hafen (Winterlage), zweiten? das Frachtlohn“) und dritten den den 
Schiffen zum Laden und Löjchen angewiejenen Ort. Im dieſem dritten 
Sinne verzeichnet dag Wort, freilich nur in der Zujammenjegung mit 
Schiff, nicht einfad, Dähnerts Platt-Deutſches Wörterbuh S. 404: 
„Scheplage. Ein Haven. Ladungs-Ort für Schiffe“. Wäre dieje Ab- 
feitung richtig, jo würde Lageſtraße (jet Lagerſtraße) gebildet fein, wie 
etwa Bahnhofsitrage: Straße, die nach der Lage führt. K. K. 


4. Alma universitas Rosztoccensis. — In einem Schreiben 
des Rathes der Stadt Danzig, das undatirt ijt, aber in der betreffenden 
Handſchrift zwilchen mehreren andern aus dem Jahre 1429 jteht*), 
beglaubigt derjelbe, daß jeine Bürger C. Wegener und Johann Tymme 
dem Studenten Johann Wegener Bollmacht ertheilt haben, von Mathias 
Tyrow, der ich, wie es heiße, in Etettin aufhalte, eine Schuld von 
33 Mark alten preußiichen Geldes einzumahnen oder einzuflagen, und 
bittet alle Gerichte, dem Bevollmächtigten betreffenden Falles Beiftand zu 
leiſten. Johann Wegener aus Danzig war am 11. April 1425 zu 
Rojtod immatrifulirt worden?) und war vermuthlih ein Sohn oder 
ſonſtiger naher Verwandter des C. Wegener, der mit feinem Ge— 
ihäftstheilhaber zujammen eine alte Forderung an einen auswärts 
lebenden Echuldner an ihn abtrat, damit er verjuche, fie ganz oder theil- 
weile für ſich einzutreiben. Die Bezeichnung unjerer Unwerjität als 
alma universitas Rosztoccensis jchon im Jahre 1429 wird den Abdrud 
diejes Schreibens rechtfertigen. K. K. 


) M. U. B. 9, Nr. 6173. 

2) Sciller-Lübben 2, ©. 612. 

” Die Erklärung „Abgabe für das Liegen eines Schiffes im Hafen“ (Schillers 
Lübben 4, S 75) beruht auf falicher Auffajjung der angeführten Duellenjtelle. 

+) Danziger Miſſivbuch III, fol. 35; überfchrieben: Resignatorium. 

5) Hofmeifter, Matrifel 1, ©. 28. 


108 


Universis et singulis etc, quomodo coram eis in judicio per- 
sonaliter constituti providi et discreti C. Wegener et Johannes 
Tymme, comburgenses nostri dilecti, melioribus via, forma et modo, 
quibus poterant, deputaverunt, apropriaverunt et condescendo penitus 
resignaverunt discreto Johanni Wegener, studenti alme universitatis 
Rosztoccensis, presentium ostensori, summam xxxiii marcarum 
Prutenicalis antiquioris bone monete, prout ante tempora litis magne 
in terra Prussie in communi warandia communiter utebatur, in quibus 
quidem triginta et tribus marcis antiquioris bone monete Mathias 
Tyrow, Stetin ut dicitur moram trahens, prenominatis C. Wegener 
et Johanni Tymmen occasione veri et legitimi debiti rite et realiter 
obligatur, dantes et concedentes prenominato Johanni plenam ac 
omnimodam potestatem prefatam summam xxxiii marcarum monete 
et warandie supradicte aut valorem earundem a prefato Mathia 
Tyrow aut in rebus et bonis suis, ubicumque talia poterit experiri» 
emonendi, exigendi, repetendi ac per viam juris aut alias quomo- 
documque extorquendi et percipiendi ac in usus sibi placitos et 
congruos divertendi ac omnia et singula tamquam de rebus suis 
propriis plenipotenter circa premissa agendi et dimittendi, prout sibi 
visum fuerit oportunum, ratum, gratum, stabile atque fixum perpetuo 
habituri, quicquid supranominatus Johannes facere ac dimittere decre- 
verit in premissis. Quomobrem universos et singulos judices, 
Justiciarios ac justicie ministratores quoscumque, ecclesiasticos 
videlicet et civiles, qui presentibus fuerint requisiti quomodolibet aut 
hortati, cum ea qua possumus affectione rogamus, quatenus 
sepenominato Johanni Wegener benigne promocionis suffragia pariter 
et auxilia dignerentur favorosius impartiri, ut ab antedicto Mathia 
solucionem expeditam ac debitam aut congruum justicie com- 
plementum consequatur realiter cum effectu, id ipsum erga universos 
et singulos ac eorum subditos reciproca vicissitudine remerebimur 
requisiti. Scriptum Danszik sub nostre civitatis secreto tergotenus 
hiis appresso anno etc. 


5. Studenten-Aufführungen. — In meinem Aufjag „Zur Geichichte 
der dramatischen Darftellungen in Roſtock im 16. und 17. Jahrhundert“ 
(1, ©. 53) habe ich, worauf mich Herr Dr. Hofmeister aufmerfam 
macht, eine interejjante Nachricht überjehen. Im feiner Abhandlung über 
Dr. Hinrich) Boger, der 1501 Sept. 30 ehrenhalber in die Matrifel der 
Univerfität Roſtock aufgenommen ward, 1502—1504 den Herzog Erich 
von Medlenburg auf jeiner Reife nach Italien begleitete und 1506 eine 


109 


Gedihtiammlung Etherologium in Rojtod erjcheinen ließ, erwähnt Dr. 
8. €. 9. Krauje) „einer Aufführung von Terenz’ Hecyra durch 
Studenten in Rojtof unter Leitung eines ... umbefannten Hildebrand, 
für deren Bejuch Boger ſich begeijtert“. Vielleicht iſt an einen der beiden 
Michael Hildebrand zu denken, deren einer 1509—1513 als herzoglicher 
Kaplan und Kirchherr zu Sternberg vorfommt?), während der andere 
1509— 1532 herzoglicher Sekretär war). K. K. 


6. Der botaniſche Garten der Univerfität. — In der aus Anlaß 
des 600jährigen Beſtehens der altberühmten Univerfität Montpellier im 
Sahre 1891 von Henri Rouzaud herausgegebene Feſtſchrift: Les fötes du 
VIe Centenaire de l’Universit6 de Montpellier werden auf ©. 20 die 
ältejten botanijchen Gärten in Europa nad) ihren Gründungsjahren in 
folgender Ordnung aufgeführt: Padua 1545, Piſa 1546, Leiden 1577, 
Leipzig 1579, jo daß hiernad) Leipzig die erſte deutfche Univerfität geweſen 
wäre, die ein derartiges Inſtitut bejejfen hätte, während in der That 
Roſtock bereit3 zehn Jahre früher ein folches aufzumeifen hatte. Freilich 
beichränft jich unjere Kunde davon bei dem Fehlen älterer Akten ber 
medizinischen Fakultät nur auf einige furze Aufzeichnungen, aus denen wir 
das Jahr der Anlegung, 1568, und den Plab, hinter der Regentie zum 
halben Mond, dem jetigen Ober-Landesgerichtägebäude an der Ede der 
Langen und Babjtüber-Straße, erſehen können. In dem Protokoll über 
die Concilsſitzung vom 15. Februar 1568 wird berichtet, dominos medicos 
hortos petiisse duos, qui variis speciebus conseri possint ad usum 
Academiae communem. Responsum est, posse eis concedi area illa 
ad Mediam Lunam, sed certis conditionibus, ne horti concessi post 
longum tempus privati fiant medicorum. Daß diejer Beichluß auch 
ausgeführt worden ift, beweift ein nur wenig jüngere Verzeichniß der 
Häufer und Grundftüde der Univerfität, worin e8 heißt: Mediae Lunae 
domus diruta, cuius area est Academiae, item hortus vicinus ruderibus 
domus. Is certis conditionibus traditus est medicis excolendus. 
Die mediciniſche Fakultät beitand 1568 aus den Profefforen Levinus 
Battus, Heinric) Brucaeus und Petrus Memmiud. Im Jahre 1585 
wurde das zerfallene Haus „Zum halben Mond“ wieder aufgebaut und 
feiner früheren Beſtimmung als Negentie wieder zugeführt. Hierbei iſt 
wohl auch der Garten zurüdgenommen und der medicinischen Fakultät ein 


1) Mekl. Jahrb. 47, ©. 121. 
2) Daf. 4, ©. 195. 
2) Daſ. 4, ©. 195, 188 Anm. 2. 


110 


anderer, dem Grundbefis der Brüder vom gemeinfamen Leben zugehöriger 
Play angewiejen worden, wo noch bis um 1800 ein „Apothefergarten“ 
zwißchen der Schwaanjchen und Altböter- (Blücher-) Straße vorhanden war, 
der dann von der Societät3-Gefellihaft benugt wurde und Heut, foweit er 
nicht bebaut ift, der Großen Stadtſchule ald Schulhof dient. Ein direkter 
Bujammenhang dieſes „Apothefergartend* mit dem alten Garten der 
mediziniichen Fakultät ift allerdings noch nicht nachgewiejen; gewiß ift nur, 
wie Eſchenbach berichtet, da die Univerfität wenigſtens jchon ſeit der Mitte 
des 17. Jahrhunderts eines jolchen Inſtituts ermangeltee Als 1789 die 
Univerfität Bützow aufgehoben wurde, follte der dortige botanifche Garten 
nach Rojtod verlegt werden, doch erjchienen die vorhandenen Beitände den 
Transport nicht werth und fo wurde mit dem Gärtner Hädge ein Vertrag 
geſchloſſen, wonach diejer gegen die einmalige Lieferung von Bauholz und 
Steinen zum Bau von Treib- und Gewächshäujern und eine jährliche 
Entjhädigung von 75, jpäter 100 Thlr. N. ?/, 6 Faden Holz und 
8 Thlr. für Fuhrlohn die Beichaffung und Pflege der zu Lehrzweden 
nöthigen und dienlichen Pflanzen übernahm und zu diejem Zwecke eine 
Fläche von 100 Quadratruthen reſervirle. So blieb der Zuftand von 
1794 an bis zur Bollendung des neuen botanischen Inſtituts an der 
Doberaner Chaufjee im Jahre 1884, nur mit der unwejentlichen Ver— 
änderung, daß in den legten Jahren für die Hädgejche die Brindmannjche 
Gärtnerei in der Auguftenjtraße eintrat. Noch in der Univerjitätsbibliothef 
vorhandene Pläne, Zeichnungen und Riſſe geben übrigens davon Stunde, 
daß man jetzt vor etwa 50 Jahren ernftlich daran dachte, die Dreiwalls- 
bajtion mit ihren jo günjtig nah Dit, Sid und Weit gelegenen 
Böſchungen und Terrafjen, mit der Teufelsfuhle und dem Wallgraben in 
ein botanisches Inftitut umzuwandeln, doch Fam diefer Plan nicht zur 
Ausführung, da jtatt dejjen das jogenannte Neue Muſeum am Hopfen- 
marft errichtet wurde. Ad. Hofmeiiter. 





Raths⸗ und Univerfität»Buhbruderei von Ablerö Erben. 


Digitized by Google 


Beiträge 


zur 


Gefhichte der Stadt Koſtock. 


DE 


Heransgegeben 


im Auftrage 


des — für Koſtochs Alterthümer 


von 


Karl Koppmann, 


Stadtarchivar. 


IN — 
+3 Heft Ill. 2a 
BRETT 
“r 
Roſtock. 


In Aommiffion der Stiller'ſchen Gof- u. Univerfitäta - Buchhandlung- 
G. Uuffer). 


1893. 


0331 3933 130 


Inhaltsverzeichniß. 


Seite 


. Dr. Johannes Draconites, Profeſſor der Theologie und Superintendent 

zu Roftod. Bon Dr. 8. Koppmann .....: >22 nenn 1 

. Die Prediger zu Roftod im 16. Jahrhundert. Von Dr. 8. $oppmann 15 

. Randesherrlihe Gevatternbriefe. Mitgetheilt von Dr. 8. Koppmann 78 

. Die Gloden zu St. Nikolai. Bon L. Krauie . . . 2 2 2 220. 81 

. Zur Gefhichte des Botanischen Gartens. Von Dr. K. Koppmann . 9 

. Der Schütting und die FFeitlichfeiten des Amtes der Brudfiiher. Bon 
Dr.5 ea a a 93 

VII. Kleinere Mittheilungen und Notizen: 

1. Der Bau des Thurms auf dem Rammöberge u. Hans Runge. Bon K. K. 109 


Pe 1=1- = 


2. Kontrollmarken der Bürgerihaft. Von 2. Krane... .. ..110 
3. Stadt-Hebamme. Von HG... 2 on .. .. 111 
4. Deuliiten, Steine und Bruchſchneider. Von ER. ....:.2.. 111 
5. Pockenarzt. Von K. er re 112 
6. Peſtarzt. Von K. R...... 112 






— — 


RN RR 








I. 


Dr. Iohannes Draconites, 
Profelfor der Theologie und Guperintendent zu Roſlock. 


Bon 
Barl Aoppmann. 


ger die Kämpfe de3 Johannes Draconites in Roſtock, die er als 
1 Superintendent mit den hiefigen Predigern zu führen Hatte, bejiten 
wir eine treffliche Arbeit von Julius Wiggers ').. Wenn ich im Nach: 
itehenden nochmals auf Ddiejelbe eingebe, jo geſchieht das aus zweien 
Gründen. Einestheils bedurfte ich, um die hernach zu gebenden Nach- 
richten über die einzelnen Prediger leichter verjtändlich) zu machen, einer 
leberficht über den Verlauf jener Kämpfe, anderntheil® fiel mir bei der 
Neuordnung der einjchlägigen Aften des Nathsarchivs der bisher unbelannt 
gebliebene Schlußbejcheid der herzoglichen Kommifjarien vom 22. Febr. 1560 
in die Hand, durch den der Ausgang des Kampfes ein wejentlich anderes 
Licht gewinnt, als das, in welchem er bisher erjchien und bei dem Glauben 
an Gryſes und Bacmeilters Angaben evicheinen mußte Eine neue 
Vearbeitung des ganzen Themas ift natürlich) von mir nicht beabfichtigt, 
jondern nur eine Sfizzirung deſſen, was Wingerd ausgeführt hat, unter 
Vegründung gelegentlicher Abweichungen von den Angaben des verehrten 
Vormannes. 

Johannes Draconites oder Dracd) ?) aus Karlſtadt in Unterfranken, 
geboren 1494, ftudirte in Erfurt und promovirte dajelbit zum Magifter ?). 
Darauf ging er nach Wittenberg, erlangte 1522 ein Pfarramt zu Milten- 
berg in Unterfranken, kehrte, nachdem er daſſelbe hatte wieder aufgeben 





1) Tilemann Heshuſius und Johann Draconites. Der Streit um die Sonntags— 
beiligung, die Verbindlichkeit des Gejeges und die Hebung der Kirhenzudt (1557 bis 
1561), in den Mel. Jahrbb. 19, ©. 65—137. 

) Etwas 1738, ©. 587-590. Mekl. Jahrb. 19, S. 78—79. Krabbe, Die 
Univerfität Roftod S. 500-506. Allgem. Deutiche Biographie 6, ©. 871. 

Mekl. Jahrb. 19, ©. 78. Krabbe ©. 502 Anm. * 


1 


u 


müſſen, nach Wittenberg zurüd ') und promovirte hier 1523 zum Doftor 
der Theologie ). Ein Pfarramt zu Waltershauien bei Gotha, das er 
1525 erhalten, gab er 1528 auf und widmete ſich in Eijenach gelehrten 
Arbeiten, bi8 er 1535 zum Brofejfor und Prediger nach Marburg berufen 
wurde’). Aber auch dieje Memter legte er 1547 nieder und fam 1548 
nad Lübeck, von wo er 1551 als Profeſſor der Theologie nach Roſtock 
berufen wurde . 

Sm Dftober 1551 wurde er al® Joannes Draconites, doctor 
theologiae, Carolstadianus, Witenbergae promotus, immatrifulirt °).. Won 
DOftern 1553 bis Oſtern 1554 war er Rektor der Akademie). — In 
einem wohl niemals rechtskräftig gewordenen Dokument, das mit den 
Worten: Actum Rostock anno Domini jchliegt und meiner Meinung nach 
aus dem Jahre 1554 ftammen muß ”), wird Draconites zum Profeſſor 
und Dekan der theologischen Fafultät, jowie auch zum Superintendenten 
ernannt: „derhalven ehm vorwaldinge unjer ferden tho unjer leven frowen 
unnd der anderen ferfen unnd prediger des wordes Gades, junderlich eve, 
de in unſer bejoldinge jindt nu unnd hernamalß fomen mochten, bynnen 
und buten unjer jtadt Roſtock, jo widt fit unſe Gebede voritredet, tho- 
geitalt unnd he tho einen Superintendenten angenhamen is“. Statt dejjen 
ertheilte ihm aber der Nath am 24. Mai 1554 nur eine Beltallung zum 
Dekan der theologischen Fakultät °). 

Bon Michaelis 1556 bis Oſtern 1557 war er wieder Rektor der 
Univerfität ?.. Am 1. Okt. 1557 wurde er zum Superintendenten ernannt 19), 
am 21. Dft. als jolcher eingeführt ’'). Eine von ihm bei Ordination des 
Andreas Jeſſen gehaltene Predigt hat er 1558 März 8 unterzeichnet ?*). Am 
1) Melt. Jahrb. 19, ©. 79. Krabbe S. 502 Anm. *. 

*) Krabbe ©. 501 Anm. ***. 

3) Melt. Zahrb. 19, S. 79. Krabbe ©. 502 Anm, *. 

+) Mekl. Jahrb. 19, ©. 79. 

5) Hofmeister, Matrifel 2, S. 121. Etwas 1738, ©. 5897. Sirabbe ©. 501 
Anm. **, 

9) Hofmeifter, Matritel 2, ©. 126-128. Etwas 1738, ©. 588. Krabbe 
©. 502 Anm. **. 

?) Rathsarchiv, Eeclesiastica II C Vol. I, mit dem Randvermerk: „Original 
bejtallung 9. D. Johannis Draconitis Superintendenten“ und der Jahreszahl: 1554. 
Etwas 1738, ©. 587: „EI liegt feine Beftallung vom Jahr 1551, dariın er zum 
Prof. Theol. und Superint. beruffen wird, nod in dem Archivo E. E. Raths“. 
Krabbe ©. 501 Anm. *: „Die betreffende Urkunde findet ſich noch im Rathsarchiv“. 

8) Nathsardhiv, Universität. 

9) Hofmeifter, Matrifel 2, ©. 133. Etwas 1738, ©. 588. 

10) Schirrmacher, Johann Albrecht I. 1, ©. 364. 

11) Etwas 1738, ©. 588. Melt. Jahrb. 19, S. 80. Krabbe ©. 503. 

1, Etwas 1741, ©. 28-29. 


— — 


9. Oft. 1558 hielt er in Vertretung des abweſenden bisherigen Rektors 
die Rede bei Einführung des neuen Rektors Bernhard Menfing ?). 

Nach der Angabe Draconites’ vom 16. Febr. 1560?), daß er „neune 
Jar lang zu Roſtock, wenn ich ordiniret habe, jelb3 der fürftlichen 
Kirchenordnung gebraucht habe*, wird man anzunehmen haben, daß er feit 
jeiner Anitellung (1551 Dft.) die Ordinationen in feiner Eigenichaft als 
ordentlicher Profeſſor der Theologie vollzogen habe. Mit feiner Er- 
nenmung zum Dekan der theologijchen Fakultät wird es zujammenhängen, 
daß er in gewiſſer Beziehung eine den Predigern übergeordnete Stellung 
einnahm, bevor er noch als Superintendent eingeführt worden war. Im 
Jahre 1555 berichtete ihm Peter Hafendal von St. Marien, e8 habe 
Peter Edart (Eggerdes) von St. Jakobi dem Matthäus Eddeler geklagt, 
dat der Kath den Papiſten Heynichen bejtellt habe, für Antonius Beder 
zu predigen umd das Sakrament zu halten; ev eriwiderte, e3 gebühre ihm 
nicht, als Kläger gegen Heynichen aufzutreten, da er vorher mit den 
Vürgermeiltern in diefer Sache judicirt habe; nachdem dann die Prediger 
eine Verſammlung gehalten hatten, famen Matthäus Eddeler und Peter 
Hafendal von St. Marien, Jürgen Reiche von St. Nikolai, Joachim 
Schröder von St. Petri, Lukas Randow vom Heil. Geift und Peter 
Eckard von St. Jakobi zu Draconites, berichteten ihm, Antonius Beder 
habe nicht auf Befehl des Raths, jondern auf eigenen Antrieb gehandelt, 
und baten ihn, dem Rath ihr Begehren mitzutheilen, dal Heynichen, der 
nach jeinem Abfall zu St. Georg gepredigt und das Saframent adminiftrirt 
habe, legitime revocire oder legitime damnirt werde’). Die Einführung des 
neuen Superintendenten erfolgte, nachdem der Rath 1557 Dft. 9 Eggerdes 
und Heshuftus ausgewieſen *), Oft. 11 Andreas Martinus gefündigt >) und 
Oft. 15 jeinen offenen Brief, jenes Mandat ®) erlajjen Hatte, daS von den 
beiden vertriebenen Predigern mit einer maßlos leidenjchaftlichen Schmäh— 
ſchrift beantwortet wurde und faſt jämmtliche Hiefigen Prediger zu er: 
bitterten Gegnern des Rathes machte. 


) Etwas 1742, ©. 505—507. 

2) Rathsarchiv, Ecclesiastica II C Vol. 1. Mel. Jahrb. 19, ©. 126. 

®) Rathsarchiv, Ecclesiastica II A Vol. IV. 

*) Mel. Jahrb. 19, ©. 72. 

9 Daf. 19, ©. 73. 

*, Rathsarchiv, Ecclesiastica IT A Vol. IV. Met. Jahrb. 19, ©. 74—78 
Bacmeifter Sp. 1567: Mandati antedieti ... . autor fuit Wilhelmus Novesianus J. 
U. D., tum syndicus urbis. 1559 Juni 30 jagt Georg Reiche: „je geven dem Rade 
feine grote Shult, fondern Dr. und dem gotlojen Syndico“ (Ratheprotofoll v. 1559 
bis 1560). Röſeler hatte erſt Mittfajten oder Oftern fein Amt angetreten (Rathsarchiv, 
Spndiei Vol. II). 


1* 


a A 


Aus jeiner Predigt von 1560 Jan. 11 wird die Tehauptung an- 
geführt ), er habe vom Rath Vriefe, daß er Paſtor zu St. Marien, und 
Briefe, daß er Baltor zu St. Jakobi fein jolle, von der Kirche, an der er 
drei Jahre Prediger gemweien, habe ihn Mag. Andreas Martinus vertrieben, 
und num könnten die Prediger nicht einmal leiden, daß er zu St. Johannis 
predige. — Daß er „einmahl zu St. Jacob geprediget habe“, berichtet das 
Etwas nach den Akten des Minifterialarchivs ?), leider ohne Dinzufügung 
einer Jahreszahl; vermuthlich it die Predigt gemeint, die Draconites hielt, 
als Andreas Wartinus jein Amt (1556 Apr. 5) niedergelegt hatte und 
von der Wiggers erzählt ?): „Kaum aber hatte die Gemeinde diejen erblidt, 
al3 die meijten Männer und Weiber die Stühle zujammenflappten und 
die Kirche verlichen“, indem er binzufügt, jeit dieſem Vorfalle jei 
Draconites in der Jakobikirche nicht wieder aufgetreten. Hält man diejen 
Bericht damit zuſammen, daß Andreas Martinus Apr. 5 an die Gemeinde 
die Aufforderung gerichtet hatte, ihren Nachmittagsprediger ſtehen zu lafjen*), 
und daß Draconites behauptete, durch Andreas Martinus aus derjenigen 
Kirche vertrieben zu jein, an der er drei Jahre Prediger geweſen wäre, 
jo fommt man zu dem Schluß, daß Draconites 1553 —1556 zu St. Jafobi 
gepredigt haben werde. Das PBredigen am Nachmittage ift um jo weniger 
bedenklich, al3 wir auch in Bezug auf Johannes Kitteliug die Nachricht 
haben, daß der Rath 1560 Dft. 22 vorichlug ?), der Doctor möge 
nach der Vesper predigen. — In einem Wortwechjel mit Matthäus Flege 
ſagt Draconites am 11 Aug. 1558°%: „Was bit Du denn? Nur ein 
Sacrift zu Unferer Lieben rauen. Ich bin da ein Herr“. Da ihm der 
Beitallungsentwurf von 1554 die Verwaltung der Marienfirche und aller 
übrigen Kirchen im Gebiete der Stadt Roſtock zumeist, jo ijt die Annahme 
wahrjcheinlich, daß die mir nicht befannte Vejtallungsurfunde von 1557 
Okt. 1 eine ähnliche Wendung enthalten und daß Draconites demgemäß, jeitdem 
er (1557 Okt. 21) als Superintendent eingeführt worden war, zu St. Marien 
gepredigt habe. — Ueber jeine Thätigkeit in der Iohannigfirche jagt er 
1560 Febr. 16°): „Wie die Studenten begeret haben, das fie in ©, 
Sohannis Kirchen ordineret und zu predigen exerciret werden , alfo gejchee 
e3, wie der Rad zugejaget. Die burger haben begeret, daS Draconites am 
Sontag in S. Johannis Kirchen predige die Propheten, und hat inen 


1) Mel. Jahrb. 19, ©. 126. 

») Etwas 1738, ©. 588. 

) Mekl. Jahrb, 19, ©. 67. 

*) Rathsprotokoll v. 1560-1561. Unten (St. Jakobi A, Andreas Martinus). 
9) ©. unten (St. Zafobi A, Andreas Martinus). 

°) Mekl. Zahrb. 19, ©. 99-100. 

) Rathsarchiv, Ecclesiastica II C Vol. I. 


ie 


der Rad jolches zugejaget“. Im einer am PBfingittag 1558 unterzeichneten 
Predigt !) jagt er, es gejchehe gemäß der Bitte gottesfürchtiger Männer 
aus dem Rath und der Nürgerjchaft, daß er „in ©. Joannes Slirchen 
zuweilen das Evangelion predigen und (wenn communicanten vorhanden) 
Mes Halten lafjen“ wolle; mit. Recht vermuthet demnach das Etwas ?), 
daß er die Predigten zu St. Johannis in diefem Jahre erjt übernommen“. 
Die Widmung einer am 27. Aug. 1558 unterzeichneten Predigt ?) beginnt 
mit den Worten: „Walts Gott, dis it die andre Predigt von Chriſto: 
geichehen in S. Joannes Kirchen, jchlecht und recht“. In jeinem Wort: 
wechjel mit Matthäus Flege (1558 Aug. 11)*) macht er dem Gegner eine 
Predigt im Kloſter zum Heil. Kreuz, diejer ihm eine Predigt im Johannis— 
fofter zum Vorwurf. In der Konfejfion der Geiltlichen von 1559 (?) 
werden für das, was er in Predigten von 1558 Dit. 5, Dez. 15 und 
1560 (?) Ian. 4 gejagt habe, mehrere Prediger als Ohrenzeugen namhaft 
gemadht’). Durch eine Predigt, die er in der Johanniskirche gehalten, wurde 
Johannes Erijpinus veranlaßt, 1559 Jan. 6 in der Marienkirche gegen 
ihn aufzutreten ). Am 11. Ian. 1550 beflagt ſich Draconites darüber, 
daß die Gegner ihn nun nicht einmal zu St. Johannis wollten predigen 
laſſen). — Eine Predigt, die er 1558 Aug. 30  umterzeichnet ®), 
it von ihm im Kloſter zum Heil. Kreuz gehalten worden und er 
jagt in ihr, „die Würgermeijter aber von Raths wegen ſampt mir“ 
hätten die Nonnen „bei jechs Jahren und jo lang“ ermahnt, „das 
Evangelion anzunemen“. 

Schon bei der Einführung des Draconites als Euperintendenten 
(1557 Dft. 21) hatte Georg Reiche gegen den offenen Brief des Raths 
vom 15. Dft. heftigen Widerjpruch erhoben ?); die Aufforderung, feine 
Meinung jchriftlich auszujprechen, befolgte er durch die Einreichung einer 
Gegenichrift vom 23 Dez.'%. Etwa gleichzeitig wird die Schmähjchrift der 
beiden vertriebenen Prediger Heshufius und Eggerdes erjchienen jein, auf 


1) Etwas 1741, ©. 29-30. 

2) 1741, ©. 29. 

2) Etwas 1741, ©. 30. 

*) Melt. Zahrb. 19, S. 99-100. 

5) Grapius ©. 295, 296, 298. 

*, Rathsarchiv, Ecclesiastica II C Vol. I. Mel. Jahrb. 19, ©. 101. 

) Melt. Jahrb. 19, S. 120. 

9) Rathsarchiv, Ecelesiastica II A Vol. IV, Etwas 1741, ©. 30-31. Bal. 
Grapius ©. 297. 

?) Bacmeifter Sp. 1568. Melt. Zahrb. 19, S. 80-81. 

10) Rathsarchiv, Ecclesiastica II A Vol. IV. Bacmeifter Sp. 1568: Dez. 22. 
Melt. Jahrb. 19, S. 82—83. Schirrmacher 1, S 365. Gryſe BI. P. 3 irrtümlich: Sept, 22 


a 


deren Beranlafjung hin ſich Draconites am 25., der Nat am 26. Dez. 
an Melanchton wandte‘), Am 24. Apr. 1558 erflärte Matthäus lege, 
ji fortab an feiner Sonntagshochzeit mehr betheiligen zu wollen ®); am 
26. Juni wurde die vorlegte Sonntagstrauung durch Draconites, am 
3. Juli die lette durch Author Lindemann vollzogen ?) Am 11. Aug. 
ereignete jich der Wortwechjel zwiſchen Draconites und Matthäus Flege!). 
Am 18. Dez. hielt Johannes Erispinus, der alsbald der Führer der 
Prediger im Kampf gegen Draconites werden jollte, feine Antrittspredigt 
zu St. Marien’); in Folge einer von Draconites gehaltenen Predigt 
bezeichnete er dejjen Lehre am 6. Jan. 1559 öffentlich als eine Irrlehre®). 
Am 10. März erklärten acht Prediger, dal fie Draconites nicht als 
Superintendenten anerkennen fünnten ’); am 22. Juni erſchienen jie, 
nachdem fie am Tage vorher ſich im Hauſe Johann Schreiels verſammelt 
hatten ?), vor dem Nath und lichen durch ihren Wortführer, Georg Reiche, 
ihr Begehren ausiprechen, daß der Rath ich mit dem Predigtamt verjöhne 
und dafjelbe von dem Drachen befreie °). 

Nunmehr entichloß ſich der Rath zu Vergleichsverhandlungen, an 
denen Meitglieder der Umniverfität und dev Bürgerſchaft theilnehmen jollten. 
Als er am 30. Juni Draconites und die gelammten Prediger auf die 
Cchreiberei citiren ließ, waren der Neftor Bernhard Menfing, David 
CHyträus, Johannes Poſſelius und acht Bürger gegenwärtig; der Syndifus 
Dr. Nöfeler wollte den Streit des Raths mit den Predigern zuerſt 
vorgenommen wiljen, die Prediger begehrten aber, daß ihr Streit mit 
Draconites vorangehe; Draconites vertheidigte fich darauf in einer längeren 
Nede und erklärte auf Georg Neiches Verlangen an Eides Statt, dab er 
das Mandat des Rathes nicht veranlagt habe’). Am 24. Juli ließen 
die Prediger vor den Unterhändlern, zu denen jet Dr. Laurentius Kirchhof, 
Mag. Konrad Pegel und acht weitere Bürger binzugefommen waren, durch 
Matthäus Flege ihre Antwort auf die Nede des Draconites und neun 


) Rathsarchiv, Ecclesiastica II A Vol. IV. 

2) Gryſe BL. P. 4. Bacmeifter Sp. 1568. Met. Jahrb. 19, ©. 98. 

s) Bacmeifter Sp. 1569. Mekl. Jahrb. 19, ©. 08, 

4) Meki. Jahrb. 19, ©. 99 -100. 

5, Gryſe Bl. P. 4dd—4b. Mel. Jahrb. 19, ©. 101. 

e, Mel. Jahrb. 19, S. 101. 

) Gryſe Bl. Q. 1b. Bacmeifter Sp. 1568, 1573. Melt. Jahrb. 19, ©. 103. 

8, Mekl. Jahrb. 19, ©. 108. 

9) Melt. Jahrb. 19, ©. 103. Das Rathsprotokoll v. 1559 — 1560 berichtet über 
die Verhandlungen, erwähnt aber der letztgedachten Forderung nicht. 

10, Matheprotofoll dv. 1559—1560. Gryſe Bl. Q. 2. Bacmeilter, Sp. 1573. 
Melt. Jahrb. 19, ©. 104—105. 


— — 


gegen dieſen aufgeſetzte Artikel verleſen)y. Am 26. Juli wurde vereinbart, 
dab die fünf Mitglieder der Univerfität die Sache wöchentlich einmal oder 
zweimal vornehmen und bis Sept. 1 Vorjchläge vereinbaren jollten, auf 
welche Hin judicirt oder der Handel an eine umparteitiche Univerfität 
geichidt werden könne ?). Am 25. Aug. übergaben auch die Unterhändler 
den Predigern ihre VBorjchläge °); die Prediger aber waren damit nicht 
einverjtanden und reichten den Unterhändlern Gegenvorjchläge ein, auf Die 
je von Ddiejen feine Antwort erhielten ?). 

Darauf wandten die Prediger fich wieder an den Rath; am 13. Nov. 
baten ſie jchriftlich, daß der Rath dem Draconites Stillichweigen auferlege?); 
am 2U. Nov. erjchienen fie perjönlich vor dem Rath und liegen durch ihren 
Wortführer Johannes Erijpinus ihr Begehren ausſprechen, daß ihrem 
Gegner das Predigen und Drudenlafjen verboten werde ®), 

Ein Zwifchenfall entſtand dadurch, daß einer der Unterhändler, 
Dr. Laurentius Kirchhof, Nov. 24 mit einer Anzahl Bürger und Nov. 25 
mit einer Anzahl Studenten vor den Rath fam, um fich bei ihm für 
Draconited zu verwenden ’). Der nunmehrige Rektor, Andreas Martinus, 
berief auf Anhalten der Prediger das Concilium zujammen und ließ jene 
Studenten vor dajjelbe citiren ; da er aber e8 unterlafjen hatte, den Bürgermeijter 
ebenfalls einladen zu lafjen, hatte er jich deswegen Nov. 27 vor dem 
Rath zu verantworten). Am 13. Dez. fam auch Dr. Lambert Kirchhof 
mit einer Anzahl BVürger vor den Rath und bat, daß man Draconites 
nicht ungehört verurtheile®),. 

Am 14. Dez. hatie der Rath wieder 16 Bürger hinzugezogen, als 
jümmtliche Prediger mit Ausnahme der beiden Anhänger des Draconiteg, 
Author Lindemann und Lukas Randow, umter Führung des Rektors 
Andreas Martinus vor ihm erjchienen; der Syndicus Dr. Röſeler erklärte 
ihnen, es jolle nochmals durch unparteiische Unterhändler ein Vergleich 
verjucht werden; falls aber ein folcher nicht zu Stande fomme, jo jollten 





) Rathsprotofoll v. 1559-1560. Gryſe BI. Q. 2. Bacmeijter Sp. 1573. 
Mekl. Zahrb. 19, S. 106—107. 

*) Rathöprotofoll dv. 1559-1560. Gryſe Bl. Q. 2. Bacmeifter Sp. 1573. 
Met. Jahrb. 19, ©. 107—108. 

2) Mefl. Jahrb. 19, ©. 108. 

) Daj. 19, S. 108—109. 

9) Daſ. 19, S. 109. 

°) Rathöprotofoll v. 1559—1560. Bacmeifter Sp. 1574. Melt. Jahrb. 19, ©. 
109. Gmie BL. Q. 2: Nov. 13. 

) Ratheprotofoll v. 1559—1560. Bacmeifter Sp. 1574—1575. Melt. Jahrb. 
19, ©. 110. 

8) Rathsprotokoll v. 1559 —1560. 

) Rathsprotokoll v. 1559 -1560. Mekl. Jahrb. 19, ©. 110-111. 


Be 


jte ihre Sllage gegen Draconites jchriftlich einreichen, damit diejelbe mit 
dejjen Antwort an eine unparteiiiche Univerfität zur Enticheidung geſchickt 
werden könne !). 

Durch eine Predigt, die Draconite® am 15. Dez. hielt, wurden die 
Prediger aufs Neue gereizt. Johannes Criſpinus, der derjelben beigewohnt 
hatte, ließ ein Dokument über ihren Inhalt aufnehmen *); er jelbft verlieh 
dann freilich, nachdem er am Neujahrstag 1560 feine Abjchiedspredigt 
gehalten hatte, Ian. 3 die Stadt); die übrigen Prediger aber fahten 
Ian. 4. den Beſchluß, am nächiten Eonntag eine Erklärung wider Draconites 
von der Slanzel zu verlefen *). Andreas Martinus, der demgemäß am 
7. an. zu Et. Iafobi verfuhr, geriet dadurch im einen heftigen Wort- 
wechjel und längere Weiterungen mit Dr. Laurentius Kirchhof >). 

Bei einer neuen Predigt des Draconite® brach Jan. 11 unter den 
Anhängern feiner Gegner ein Tumult aus, der durch Joachim Schröder 
von St. Petri geftillt werden mußte), und die Nachricht von dem 
Streit des Laurentius Kirchhof gegen Andreas Martinus veranlaßte eine 
Verfammlung der Bürgerichaft zu Et. Marien, in der es zu Thätlichfeiten 
gekommen jein würde, wenn nicht Joachim Schröder die Verfammelten 
veranlagt hätte, ſich nach Haufe zu begeben ?). 

Am 10. Ian. machten die Herzöge Johann Albrecht und Ulrich dem 
Andreas Martinus, dem Georg Reiche und andern Predigern die Anzeige, 
daß ſie ſechs Kommiſſarien ernannt hätten, die ihren Streit mit Draconites 
Ichlichten jollten und Febr. 18 in Roſtock eintreffen - würden ?), und ein 
Mandat der Herzöge vom 13. Jan.“), daß ſich die Prediger in allen 
Bunften nach der Kirchenordnung richten oder das Land räumen jollten, 
wurde dem Rath Jar. 19 durch den herzoglichen Sekretär Georg Oldenburg 


1) Rathsprotokoll dv. 1559 - 1560. Melt. Jahrb. 19, ©. 111. 

») Mekl. Jahrb. 19, ©. 113. 

2) Bacmeijter Sp. 1575. 

+) Mekl. Jahrb. 19, S. 113—114. 

5) Gryſe Bl. Q 2b. Bacmeiſter Sp. 1576. Mel. Jahrb. 19, ©. 114. Dal. 
unten (St. Jakobi A, Andreas Martinus). 

0) Bacmeifter Sp. 1576. Mekl. Jahrb. 19, ©. 115. — Darauf bezieht fich, 
was Draconites 1560 Jan. 24 fagt: „Suchen die prediger fried, . .. die das vold 
erregen, das e3 mit jtoden und feinen in S. Johannis Kirchen fompt, die alte vettel 
brummen, dad man nicht horen fol, die zum vold ſprechen, es ift mu nicht zeit, und 
rhumen ſich hernad), weren fie nicht geweſt in der Kirchen, fo were Draconites 
erichlagen worden, darzu fie dan (wie ir eigen mund befand) ein occasionem, aber fein 
causam geben haben“. 

) Mekl. Zahrb. 19, ©. 115-116, 

8) Bacmeifter Sp. 1576. Mel. Jahrb. 19, S. 117—118. 

°), Gryſe BI. Q 2b—3b. Melt. Jahrb. 19, S. 118. 


— — 


zugeſtellt)) und Ian. 21 öffentlich von den Kanzeln verleſen) Won der 
an die Prediger ergangenen Anzeige dagegen machten dieje dem Kath erit 
am 13. Febr. Mittheilung ®). 

In Folge jener Verſammlung der Türgerichaft von Ian. 11 famen 
ſechs Bürger, unter ihnen auch Balger Gule, San. 13 mit der Anfrage 
zu den Predigern, ob es ihnen recht jei, „wenn fie als die Bürger fid) 
ihrer Sache annähmen““). Draconites berichtet am 16. Febr. >), es ei, 
bevor die Zandesherren einen Tag in der ftreitigen Religionsjache angejeßt 
hätten, Baltzer Gule zu ihm gefommen, um zu willen, „ob ich leiden 
mocht, das ich die burgerjchafft zu Roſtock bemuhet, zwiſchen den uneynigen 
zu handelen und friede zu machen“, und habe ihm im Beifein von Henning 
Fejelin und Hermann Vaget „eine jupplication der Ehriftenheit zu Rojtod 
gezeiget, in welcher von predicanten begevet wird, Gott umb einen gnedigen 
firchenfriede zu bitten“; auch jei von ihm begehrt worden, „das id) in 
die gemeine Gottes, jo nach der jchrifft Handeln würde, compromittire und 
on weitter Hagen und antwortten lies die jachen vertragen“. Am 19. Jan. 
begannen jtädtiiche Unterhändler, die aus David Chyträus, Bernhard 
Menfing, Johannes Poffelius, ſechs Mitzliedern des Raths und mehreren 
Fürgern bejtanden, ihre Thätigfeit %). Wermuthlich von diefem Tage rührt 
ein Schriftftüd des Draconites ?) her, das fich betitelt als „Rechenſchafft 
des amptes und wege des Friedes: an den Erbarn Ratt unnd alle Burger 
zu Roſtogk“. „Drumb gefelt mir jehr woll, jo heißt es hier, das heutigs 
tags ein Erbar Rath jampt der lieben Burgerjchafft drumb verjamlet, das 
fie gedenden, mith Gottes hulffe friede zu machen und alle jtreitige 
Religionnjachen durch ordentliche mittell jo zu vertragen unnd beizulegen, 
das hinforth von chriftlicher einigfeit des Predigampts, unnd des Raths 
nicht anders, ein jeliger fricd in die ganze Stadt fliege“; wohl jei es zu 
loben, daß Rath und Bürgerjchaft die geiftlichen Angelegenheiten durch 
geijtliche Perſonen von auswärts enticheiden lafjen wollten, aber es gebe 
auch andere Wege des Friedens und geeigneter werde es jein, wenn Die 
uneinigen Gebiete jich unter einander vertrügen; deshalb ſei er bereit, mit 
jedem Prädikanten bejonder® zu verhandeln, die unerledigt bleibenden 
Streitpunfte aber zunächſt mit den drei erwählten Prädifanten, jodann mit 
jämmtlichen Predigern zu beiprechen und fie eventuell endlich den 








1) Rathsprokoll v. 1560. 

2) Gryſe BL Q 2b. Well. Jahrb. 19, ©. 118. 
») Rathsprotokoll v. 1559 -- 1560. 

+) Mefl. Jahrb. 19, ©. 116- 

5) Rathsarchiv, Ecclesiastica II C Vol. I, 

6, Mekl. Zahrb. 19, ©. 118. 

?) Rathsarchiv, Ecclesiastica II C Vol. I 


Univerjitäten Wittenberg und Leipzig zur Enticheidung vorzulegen. Einer 
Aufforderung dieſer Kommiſſion zufolge veichten die Prediger Jar. 24 ihre 
tlageftüde gegen Dracomites !) in 4 Artifeln jchriftlich ein und baten, ihm 
diejelben mitzutheilen und ihn zu einer Antwort anzubalten ®). Im einer 
neuen Sitzung, die am 1. Febr. jtattfand, eröffnete der Syndilus 
Dr. Röjeler den Predigern, daß Draconıtes zwar den Unterhändlern eine 
Schrift zugeitellt habe, daß Ddiejelbe aber eine Entgegnung auf ihre 
Klageftüde nicht enthalte und daß er deshalb zu einer andern Antwort 
veranlaßt werden jolle d). Am 13. Febr. erichien Andreas Martinus mit 
Joachim Schröder, Johann Schreiel und Hinrich Strevius vor dem Math 
und bejchwerte ſich darüber, dag Draconites die Klageichrift der Prediger 
noch micht beantwortet habe *). Am 16, Febr. wurde darauf den Bredigern 
die ausführliche Antwort des Draconites °) von den Unterhändlern 
übergeben ©). 

Am 13. Febr. war auch von den Predigern beim Rathe angefragt 
worden, ob fie ſich mit der fürftlichen Kommiſſion einlafjen dürften oder 
nicht, und der Kath, der, wie erwähnt, erjt jegt von dieſer erfuhr, hatte 
ſich Bedenkzeit genommen ). Am 19. Febr., dem Tage, an welchem die 
Kommiljion ihre Thätigkeit beginnen jollte, erjchtenen Andreas Martinus 
und die Übrigen Prediger mit Ausnahme von Georg Reiche abermals vor 
dem Nath und fragten ihn, wie jie fich der landesherrlichen Kommiſſion 
gegenüber verhalten jollten, damit fie der Jurisdictton des Nathes nicht 
zuwider handelten; als jie Nachmittags 2 Uhr die Frage jtellten, ob der 
Rath es leiden fünne, daß die Kommiſſion in der Sache richterlich verfahre, 
antwortete ihnen der Rath, die Suche fer ja jo weit noch nicht gediehen, 
daß ſie richterlich entjchieden werden fünne, und als die Prediger meinten, 
jie erachteten es aber für müglich, „daß rechtlich) darin gehandelt“, 
entgegnete Bürgermeilter von Herverden, da heute wohl nicht Beſonderes 
verhandelt werden fünne, jo halte er es für unnöthig ſich darüber zu 
erflären ®). Der Rath lieg alsdaun wegen jeiner Jurisdiftionsprivilegien 
eine Proteitation aufnehmen und jandte den Syndifus Dr. Röſeler und 
die Nathsherren Hans Drewes und Thomas Gerdes zu den Kommiljarien ; 

’) Rathsarchiv, Ecclesiastica II C Vol. I; „Datam den 24. Januarii Anno 
Domini 1560*, Mel. Jahrb. 19, ©. 119 - 120. 

2, Mekl. Jahrb. 19, ©. 118. 

2) Daſ 19, ©. 118 119. 

4) Rathsprotofoll v. 1559 —1560. 

5) Rathsarchiv, Ecelesiastica I C Vol. 1. Melt. Jahrb. 19, ©. 119-123. 

°, Gryſe BI. Q 3b. Melt. Jahrb. 19, ©. 119. 

’) Rathsprotofoll v. 1559-1560. Mel. Nahıb. 19, ©. 123, 

°) Rathsprotokoll v. 1559—1560. Vgl. Bacmeifter Sp. 1577. Melt. Jahrb. 
19, S. 123- 124. 





u IT 2 


Joachim Krauje von Berchentin erklärte den Abgeordneten, die Landes: 
herren hätten nicht die Abficht, durch dieje Verhandlungen den Privilegien 
der Stadt Abbrudy zu thun, und die Abgeordneten entgegneten darauf, 
dem echte der Landesherrın, in mere spiritualibus als Bilchof zu 
urtheilen, wolle der Rath) nicht widerjprechen '). Auch die Prediger protejtirten, 
wie fie Febr 29 rem Rathe mittheilten °), vor den Kommiſſarien mündlic) 
und schriftlich, daß diefe Verhandlungen den Gercchtigfeiten und Privilegien 
der Stadt micht verfänglich jein jollten, und reichten ihnen ſodann eine 
von Febr. 18 datirte Slagejchrift gegen Draconites ein’). Daraufhin 
erteilte die Kommiſſion zunächſt einen undatirten VBorbejcheid *), in dem 
es heißt: da der Gegenbericht des Draconites noch nicht eingelaufen ſei, 
jo müßten die Anjchuldigungen der Prediger gegen ihn vorläufig auf ihrem 
Werth beruhen bleiben; in Bezug auf Sonntagsföfte, Abweifung der 
Unbußfertigen vom Abendmahl und Taufe jei das Bekenntniß beider 
Parteien (?) vecht und der heil. Schrift und der Klirchenordnung gemäß’; 
würde aber in Zukunft ein Ausjchlug vom Sakrament noihwendig, jo jolle 
man ſich dabei nach den von der Kommiſſion aufgejeßten Vorſchriften 
richten; was die Superintendentur betreffe %), jo hätten die Kommiſſare 
feinen Befehl, Draconites als Superintendenten zu betätigen, viel weniger 
wollten fie die Prediger damit bejchweren, ihn al3 jelchen anzuerfennen. 
Als dann auch Draconites feine Antwort ?) eingereicht hatte, erließ die 
Kommiſſion Febr. 22 ihren Echlußbeicheid °): in der Streitjache wegen des 
Geſetzes ſeien Draconites und die Prädifanten im Grunde darüber einig, 
„dag man beide, geſetz und Evangelionn, in der firchenn trewlich predigenn 
und durch das gejeh Die ſunde jtraffen, durch das Evangelion aber dei, die 
ihnen ihre junde lajjen leidt jein, vergebung der jundenn um Chrifti willen 
verfundigen joll* ; die Anſchuldigungen des Draconites durch die Prediger 
lafje die Kommiſſion, da fie die Predigten des Draconites nicht gehört, 
auf ihrem Werte beruhen, wolle aber die Schriften und Gegenichriften 


1) Rathsprotokoll dv. 1559-1560. Bgl. Melt, Jahrb. 19, Sp. 123 — 124. 

2) Rathsprotokoll v. 1559—1560. Vgl. Mekl. Jahrb. 19, ©. 123. 

») Melt. Zahrb. 19, S. 124 —126. 

) Rathsarchiv, Ecelesiastica 11 C Vol. I. Mekl. Jahrb. 19, ©. 126 -197. 

5) „das beide, Doctor Draconitis und de Predicanten, bofennen, dath jolchs 
reht und chrijthlih und dem wordth Gottes unnd U, G. H. firchenordening gemeh fie“, 
Biggers’ Angabe Mekl. Jahrb. 19, ©. 126, fowie auch fein Urtheil, ©. 
127, beruht auf einer andern Ausfertigung, in der es heißt: „Das der Predicanten 
lere und furhaben recht unnd chriſtlich . . . ſey“. 

°, Diejer Paſſus fehlt in der einen Ausfertigung des Rathsardivs, fteht aber 
in der andern, 

) Sie ift ung, wie e3 jcheint, nicht erhalten, 

°) Rathsarchiv, Ecclesiastica II C Vol. I. 


— Er 


beider Parteien den Landesherren zugehen laffen, welche aladann dieje Srrungen 
beilegen oder entjcheiden würden, während jich die Prädifanten in der Zwijchenzeit 
der Anjchuldigungen gegen Draconite® und der Aufreizung ihrer Zuhörer 
zu enthalten hätten: was endlich die Superintendentur und das Predigen 
betreffe, jo jolle Alles in feinem jegigen Stande bleiben, da die Kommijjare 
„fein befehl Habenn, was die Superintendentiam oder Predigenn belanget, 
etwas zu ordnen, jondern wollen unjere ©. 9. und Landesfürjten aller 
jachenn gelegenheit untertheniglich berichten unnd werden J. %- ©. 
alsdann ferner ordnen, was chriftlich unnd recht ijt” ?). 

Noch vor dem Eintreffen der berzoglichen Kommiljion hatte 
Dr. Wilhelm Novejianus, den der Rath um jein Gutachten über die bejte 
Art und Weile einer Peilegung des Streites gebeten haben wird, auf jeiner 
Reife nach Speier am 11. Febr. von Bremen aus gerathen, Draconites 
nach Wittenberg zu jchiden und um eine Enticheidung über die ftreitigen 
Artifel bei Melanchton und Camerarius nachjuchen zu laſſen 2). Statt 
deffen muß fich der Rath in Folge des Eintreffend der landesherrlichen 
Commiſſion entichlojfen haben, Draconites fallen zu laſſen und einen 
andern Superintendenten zu bejtellen. Am 19. Febr. ertheilte er dem 
Profefjor Mag. Johannes Poſſelius den Auftrag. nach Melanchtons Rath 
einen Doctor der Theologie zum Profeffor und Prediger zu gewinnen, und 
begründete dies Melanchton gegenüber damit ?), daß einestheil$ Draconites 
in der Kirche zu lehren nicht geeignet jet „feiner pronuntiation unnd 
außrede halben, die alßo geitelt, das die zuhörer, e8 jei dan das fie gar 
nahe an der Gantel in feinen predigten jigen oder ſtehn, ihn micht 
vornemen oder feine ausrede hören konnen“, ımd daß anderntheil® „ſich 
auch etzlihe unfer prediger gegen ihm anejeget, in meinung, ihnn zu 
uberweijen, das er der prophetiichen unnd apoftoliichen Lehre nicht gemeß 
ein zeitlangt hero alhie geleret habe, daran jich dan dir gemein Man 
merdlich geergert“. Am 5. März antwortete Meelanchton *) über jeine 
Unterredung mit Poſſelius „belangend den unnötigen ftreit in der Loblichen 
ftadt Roſtock“ werde diefer dem Nathe berichten; für das betreffende Amt 
empfahl er Lucas Bacmeifter, Johannes Bofjelius und Mathias 
Caſſelius. 

In einen neuen Streit wurde Draconites dadurch verwickelt, daß einer 


’) Durch dieſen Beſcheid wird völlig widerlegt, was von Gryſe BL. Q 3 und 
Bacmeifter Sp. 1578 (vgl auch Krabbe ©. 506 Anın. *) behauptet und auf ihre 
Autorität hin bisher geglaubt worden if. Bol. Melt. Jahrb. 19, ©. 127; Scirr- 
macher 1, ©. 369. 

?) Rathsarchiv, Erbvertrag v. 1573. 

) Rathsprotofoll v. 1559-1560. Eeclesiastica II A Vol, IV- 

*) Rathsarchiv, Ecclesiastica II A Vol. IV. Krabbe ©. 837—638. 


u 


ſeiner Anhänger, der Magiſter Rudolf Mönnichhaufen aus Bremen!), 
über die Ubiquität Chrifti mündlich und jchriftlih Anjchauungen geäußert 
hatte, die von den Predigern als kalviniſtiſch werurtheilt worden waren. 
Seiner Angabe nah war Mönnichhaujen bei einer Gajterei (in convivio) 
mit den beiden Predigern Sohannes Criſpinus und Hinrich) Strevius über 
diejen Punkt in Disput gerathen; drei Tage darauf Hatten fie ihn im 
Strevins’ Haufe in Gegenwart des Mag. Andreas Wesling und des 
Matthäus Flege einem Eramen unterworfen — quod non illorum, sed 
Superintendentis offieium erat —; dann hatten Strevius und andere 
Prediger ihn öffentlich) auf der Kanzel einen Häretifer genannt. Am 
1. Sept. 1559 hatte er darauf feine für die Prediger bejtimmte Confessio ?) 
dem Strevius übergeben, hatte aber biß zum 5. Apr. 1560 feine Antwort 
erhalten. An diefem Tage erklärte er in einem Berichte über jeinen 
Handel ®), er jei bereit, fich dem Urtheil feiner Lehrer, des Dr. Johannes 
Draconites, des Mag. David Chyträus und der andern Theologen an der 
Univerfität zu unterwerfen. Am 2. Mai machte er 17 Zeugen dafür 
namhbaft, daß Strevius zu dreien Malen, zweimal in jeiner Gegenwart 
und einmal in feiner Abwejenheit, verächtlich von den Büchern Melanchtons 
geiprochen habe; das betreffende Schriftitüc *) trägt den Vermerk: 
Exhibitum et recitatum est hoc scriptum in judicio praesentibus 
domino Magnifico Rectore, Spectabili Decano et Promotore 2 Maji 
anno 1560. Dieje Schriftjtüde jandte Draconites den Bürgermeijtern zu, 
indem er erflärte, da er gebeten worden jei, ex officio decanatus 
theologiei et superintendenciae in der Sache ein Urteil zu jprechen, jo 
werde er die mit dem Concilium thun, jobald er die Refutation der 
Gegner gelefen haben werde’). Am 1. Juni reichte das Miniſterium bei 
dem Concilium jeine Konfeſſion ein und begehrte, dag Mönnichhaujen fich 
ausdrüdlich darüber erkläre, ob er die in ihr aufgejtellten acht Artikel für 
richtig oder für umrichtig Halte‘). Am 9. Juli erjchienen Joachim 
Schröder, Johann Schreiel und Hinrich Strevius ald Abgeordnete der 
Prediger vor dem Rath ?), beſchwerten fich darüber, daß Mönnichhauſen 
ihre Schrift unbeantwortet lafje, und erklärten, das Concilium habe gejagt, 


1) Er war 1552 Mai 9 immatrikulirt worden: Hofmeifter, Matrifel 2, ©. 122. 
1559 nad) Nov. 25 unterzeichnete er an erjter Stelle eine Supplif von 28 Studenten 
zu Gunſten des Draconites: Rathsarchiv, Universität. 

?) Rathsardhiv, Ecelesiastica II A Vol. IV. 

*, Dajelbft. 

) Dajelbit. 

°) Rathsardjiv, Universität; undatirt, 

®) Grapius ©. 305-311. 

) Ratheprototoll v. 1559 —1560. 


—— 


wenn man ihm falſche Meinungen nachweiſen könne, ſo ſolle er in der 
Stadt nicht gelitten werden. Ein Schreiben des Herzogs Johann Albrecht 
vom il. Juli, in welchem ev dem Math befiehtt, diejenigen, welche von der 
Augsburgiichen Konfejlion abwichen, aus der Stadt zu verweilen '), wird 
auf dieje Streitigfeit °) zu bezichen jein. 

Am 5. Aug. 1560 beurfundet der Rath’), da „de werdige, achtbar 
unnd hochgelarte Her Johann Draconites, der hilligenn jchrifft Doctor, 
vor einenn unjer Univerjitett profefiorenn thor Leringe unnd heilfamer 
bewerter der Brophetenn unnd billigen Bibelenn uthlegginge, de joget darmith 
tho plantenn unnd befordevenn, beitellet, angenamen unnd in de negenn Jahr 
tho upnemendt unnd wafjendt derjulvenn geprofiteret unnd darbi thom 
volde tho vele malenn in denn ferken geprediget, der prophetiſchenn 
vorheiichingenn gotlifer barmberticheit unnd vorjoninge umb ſines levenn 
Sones, unſers Salichmalers , Herrn Jeſu Chriſti middelinge Flitichlich 
unnd nicht unfruchtbarlich underwiſet“ und bei ihm, da es ſeine Gelegenheit 
nicht ſei, länger zu bleiben, um ein Zeugniß nachgeſucht habe, „dath 
gemelter Her Doctor by uns dermaten de hillige ſchrifft de negenn Jahr 
aver publice geleſenn, je gedudet, eccleret unnd uthgelecht hefft, dath 
mennichlich ſiner thohorer gebetert, thogenamen unnd ock dem Geiſtlichem 
Regiment vorthoſtahnn vorordnet unnd nicht ahne Danckſegginge des 
Herenn Doltors flites lofflich vorwaltenn dohnn; es ſindt ock ſiner Predigtenn, 
alhir in denn kerken gedahnn Concionn, ſines vorſtandes Document, im 
druck vorferdiget unnd uthgegangen, daruth ein jeder Chriſtvorſtendiger 
ahne unſere erinneringe, wath vann gedachtem Hern Doctore tho holdenn 
ſi, vernemen mach; be hefft ſick ock erbarlich de genante tidt aver in 
privatt unnd geiſtlichem leven allerſides der gebohr vorholdenn, dath ehm 
rohmlich, ehrlich und nicht ovel angeſtandenn“. 

Geſtorben iſt Johannes Draconites zu Wittenberg am 18. Apr. 1566 ?). 

) Rathsardiv, Universität; Bruchſtück. 

2) ©. über diefelbe auch Bacmeiiter Sp. 15783—1579. Grapius ©. 332—385. 
) Rathsarchiv, Universität. 

+) Etwas 1738, ©. 590. Mekl. Jahrb. 19, S. 127. Krabbe S. 506. Anm. **, 





I. 


Die Prediger zu Roftok im 16. Jahrhundert. 


Bon 
Karl Roppmann. 


Pin Verzeichniß der Prediger, die im 16. Jahrhundert an den 
Jſtädtiſchen Kirchen Roſtocks thätig geweſen ſind, iſt ſchon i. J. 1593 
durch Nikolaus Gryſe aufgeſtellt) und mit rühmenswertheſtem Fleiße ſind 
im Etwas?) alle Nachrichten zuſammengetragen worden, die ſich in 
Drudichriften und Archiven, insbefondere dem Univerfitäts: umd dem 
Miniſterial-Archiv, über die einzelnen Prediger finden liegen. Auch die 
Eintheilumg der Prediger als Baitoren, Archidiafonen und Diafonen und 
die Neihenfolge innerhalb dieſer Eintheilung hat bereit3 das Etwas 
teitzuftellen gejucht. Hinfichtlich der einjchlägigen Alten des Nathsarchivs 
mußte ich natürlich die hier gewonnenen Nejultate einer Prüfung unter— 
ziehen, bevor ich jie der mir obliegenden Neuordinung zu Grunde legen 
fonnte. Daraus erwuchs mir das Verlangen nach einer bequemer zu 
benutzenden Weberficht, als fie das Etwas jeiner ganzen Anlage nach zu 
geben vermochte. Eine jolche darzubieten iſt der Zweck nachitehender 
Arbeit. 

Aus der Gejchichte der Stadt erklären fich die obwaltenden Schwierig: 
leiten: die Landesherren einerjeit, der Rath andererjeit3 nahmen das 
Batronatsrecht in Anſpruch, juchten es auszuüben, drangen durch oder 
mußten jtilljchtweigend nachgeben; dazu fam die Verquickung der Prediger: 
ſtellen mit der theologischen Fakultät bei dem Kampfe, den die Landes- 
herren und der Rath) der Univerſität wegen wider einander führten. — Die 
vorhin erwähnte Gliederung in Bajtoren, Diafonen, beziehentlich auch 
Archidiakonen, hat jich erjt im Laufe der Zeit, die ausdrüdliche Bezeichnung 


!) Historia van der Lere, Levende und Dode Joahimi Slüters. BI. V3b—4. 
2) Etwas vom gelehrten NRoftodihen Sachen, für gute Freunde. 





— — 


als ſolche erſt ſpät herausgebildet; daß ich fie von vornherein gelten laſſe, 
geſchieht nur um der beſſeren Ueberſichtlichkeit willen. Vorangeſtellt ſind 
bei jeder Kirche diejenigen Männer, die für ſie als Prediger in Anſpruch 
genommen werden, aber urkundlich als ſolche bisher nicht haben nachgewieſen 
werden können. 


1. St. Marien’), 

Als Prediger an der Marienkirche nennt Gryje?) folgende 20 Perſonen: 
„9. Meattheus Eddeler, H. Peter Hafendale, H. Balentinus Korte, 
M. Henricus Techens, H. Marten Barouw, H. Wulff Marita, 9. Johan 
Brümmer, M. Johannes Schreyer, H. Johan Erispinus edder Kruſe, 
M. Andreas Martinus, D. Johannes Kittelius, D. Lucas Bacmeifterus 
Zuneb., M. Lucas Nandow, M. Mattheus lege, DM. Bartholdus Dederind, 
M. Chriſtianus Koltzow, M. Lambertus Calenius, M. Johannes Stoltefodt, 
M. Diewaldus Stede, M. Paulus Petrejus“. 

Von diefen zwanzig Männern lafjen jich zwei, nämlid Martin 
Parow und Wulf aus der Mark Vrandenburg (Utermark?), urkundlich 
überhaupt nicht nachmweilen ?). 

Matthäus Eddeler‘,; war 1523 Bilar an der Marktlirche zu 
Güſtrow gewejen und 1525 Sept. 15 zum DPechanten des dortigen 
St. Gregorii-Kalands erwählt worden: ego Mateus Eddeller capellanus 
eo tempore, quo secta Martinistarum perversorum in Gustrow 
grassabatur, electus sum in decanum fraternitatis beatorum Gregorii 
et Augustini°); im Jahre 1530 gehörte er zu den Prädifanten Roſtocks. 
Nach der Angabe Gryjes °) find in diefem Jahre „H. Mattheus Eddeler 
und etiyfe Mantydes darna ... H. Peter Hakendale tho des Caſpels 
tho unjer leven Frowen Evangeliichen Predigern von denen des Rades 
und Bürgern, de der Chrijtlutteriichen lere thogedan, gefordert . . . 
worden“, haben aber nur predigen und weder taufen noch das Saframent 
halten dürfen; Matthäus Eddeler, „alje der Erjtbeitelleder Luttherijcher 
Prediger tho unſer leven Frowen“, hat, „nademe he fort vor Diteren darhen 
beropen“, jeine erite Predigt am Dfterdiendtay (Apr. 19) gehalten und 
am folgenden Sonntag (Apr. 24) gegen die abergläubiiche Verehrung des 


ı) Etwas 1740, ©. 689—700, 721 736. Gemeinnügige Auffäge ... . zu den 
Roftodihen Nachrichten 1777, S. 173 - 180. 

% Bl. V3b-4. 

s) Etwa3 1740, ©. 691. 

9 Daj. 1740, ©. 689-690. Roſt. Nachrichten 1777, ©. 175 Allgem. 
Deutſche Biographie 5, ©. 636— 637. 

5, Mei. Jahrb. 44, ©. 9. 

*, 3.04. 


— — 


h. Franciscus gepredigt!). Einer jo beſtimmten Angabe gegenüber ſcheint 
ein Widerſpruch kaum berechtigt zu ſein; aber einestheils ſpricht Eddeler 
ſelbſt am 25. Juli 1531 dem Rath gegenüber die Bitte aus ?), von 
Neuem in der ihm verliehenen Slirche den armen Kranken, Lahmen und 
Blinden jowie auch den Geiltesfranfen (of vor de befofiten, welter 
unnutthe unde thornſch ſyn) Sonntags das Evangelium verfündigen und 
der Anordnung des Nathes gemäß im Dom das Teftament halten zu 
dürfen, anderntheil3 it die Möglichkeit eines Irrtdums für die Angabe 
Gryſes Dadurch gegeben, dat Eddeler jpäter, nach Techens Abgange, 
wirklich an der Marienkirche angejtellt wurde. Als erjten Prediger zu 
St. Marien kann ich ihn nach dem, was er jelbjt über feine frühere Stellung 
jagt, nicht gelten lafjen, jondern glaube annehmen zu müfjen, daß ihm 
vom Rath das Predigtamt an einer Hojpitalficche verliehen worden war. 
Welche dieje war, wifjen wir nicht, doch wird die Annahme, daß Eddeler 
an Balentin Korte Stelle zum Prediger an der heil. Geiſt-Kirche beitellt 
worden jet ?), vorläufig beibehalten werden dürfen. Auch der Zeitpunkt, 
an dem dies gejchehen jei, läßt jich nicht ficher beftimmen; daß der Bericht 
de3 Domfapitel3 vom 4. Apr. 1531 *) feiner nicht erwähnt, fann durch 
jeine weniger einflußreiche Stellung erklärt werden; dejjen Angabe aber, 
daß an der Jakobikirche jeit Apr. 2 das Teftament durch einen armen 
elenden, fürzlic) von Lübeck gefommenen Priefter und zwar auf Kojten 
des Kapiteld gehalten werde, zwingt zu der Folgerung, daß Eddeler 
wenigitend das Nebenamt an der Safobifirche erjt nach dem 4. Apr. 1531 
vom Rath erlangt haben könne. Nach Furzer Zeit erhielt er „umme 
etlider orfafe willen, de nycht dreplich ſynt“, auf Anhalten der übrigen 
Prädifanten durch zwei Bürgermeijter die Weiſung, ſich des Predigtſtuhls 
zu enthalten und die Stadt zu verlaſſen. Am 25. Juli 1531 richtete er, 
nach Rojtod zurüdgefehrt, daS vorhin erwähnte Gejuch an den Rath. Da 
diefer demjelben feine Folge gab, jo nahm Eddeler eine Stelle als 
Prädifant in Gnoien an. Nach der Angabe Schröders °) wäre Dies erit 
i. 3. 1534 gejchehen und jeiner Vermuthung nad) wäre Eddeler noch 
i. 3. 1542 in jolcher Stellung gewejen ©), doch wird Erjteres ebenjo wenig 
richtig jein, wie Lebteres, denn einem Echreiben Eddelers vom 22. Sept. 
1534 ') zufolge hatte er in Folge von Beriprechungen, die ihm durch 





) Bl. 6 4b, 

) Rathsarchiv, Ecclesiastica III IA Vol. I. Etwas 1740, S. 345—347. 
») Geſch. d. St. Roftod 1, ©. 142. 

) Mekl. Jahrb. 16, S. 50—51. 

9) Kirchen-Hiſtorie d. Evang. Meklbgs. 1, ©. 282. 

6) Daſ. 1, €. 450. 

’) Rathsarchiv, Ecelesiastica III IA Vol. I. Etwas 1740, S. 707—709. 


2 


u IR 


Bürgermeilter Bernd Murmann und Syndifus Dr. Johann Dldendorp 
gemacht und während des Jahrmarkts durch Rathmann Joachim Voß 
wiederholt worden jeien, den Herzögen gegenüber jein Amt gekündigt und 
jah jih nun gemöthigt, zu Michaelis die Wedem jeinem Nachfolger zu 
räumen. In Roſtock fand er die erhoffte Stellung damals nicht, jondern 
wurde zuerit Prädikant in Malin, darauf Paſtor an der Marienkirche 
zu Anklam!) und erjt nach Techens Abgang Baftor zu Marien in Rojtod. 


A. Paſtoren. 
1. Valentin Korte). — 1531— 1534. 

Balentin Korte aus Lübed, bisher Prediger an der heil. Geiſt— 
Kirche?), ward Gryſes Angabe *) zufolge i. 3. 1531 „den beyden 
Luttheriichen Predigern H. Mattheus Eddeleren und H. Peter Hafendale 
tho unjer leven Frowen thogeordnet und thom Paſtor beitediget“. Er muß 
dem allzu Hajtigen Vorgehen der von Dr. Johann Dfdendorp und Joachim 
Slüter geleiteten Volkspartei entgegengetreten jein, denn 1531 Apr. 4 
berichtet da8 Domtapitel ?): „her Valentyn hefft noch Huten wat Lutlyfe 
gepredicert °), dat yd Ko noch nicht mochte togan; der umme heten je ene 
rede wendehoyke“. Dagegen hatte er offenbar Anhang im Rath; als er 
vor dem Tode Joachim Slüters (1532 Mai 19) in den Cheitand trat, 
jol der gejammte Rath an dem öffentlichen Kirchgang theilgenommen 
haben 7) und al3 Oldendorp am 7. Juli 1534 die Forderung jtellte, daß 
Korte eine Zeitlang die Stadt verlafje, wurde ihm vom Rath ermwidert ®) 
„Balentinum fonde man nicht wol entberen, nademe he de gelerdeite 
predicante were, de itundes hyr vorhanden ſyn mochte“. Dennoch) 309g 
Korte Schon Michaelis 1544 von Roſtock fort”), wahrjcheinlich, weil er 
der Feindſeligkeit Oldendorps weichen mußte 10). In jeinem Schreiben von 

!) Stavenhagen, Beichreibung d. Kauf: u. Handelsitadt Anklam S. 494. 

2) Etwas 1740, ©. 691; 1737, ©. 794-800. Rojt. Nachrichten 1777, ©. 175; 
1778, ©. 111—112. Allgem. Deutihe Biographie 4, S. 652 —653. 

») S. unten. 

9) Bl. H 4b. 

5 Mekl. Jahrb. 16, ©. 51. 

6) Eine ausdrückliche Angabe über den Ort fehlt leider. Liſch in den Mekl. 
Jahrb. 16, ©. 20 meint: „in der Jacobikirche“; do kann ih nur an St. Marien 
denken, obwohl vorher nur von St. Jalobi die Rede geweſen ift. Auch die ausdrüdliche 
Bezeihnung des Peter Hafendale al3 „Cappellanus“ fcheint darauf binzumeijen, daß 
diejer neben einem Andern, Balentin Korte, fungirte. 

?) Gryſe Bl. J 3b. 

2) Beiträge 1, ©. 49; 2, ©. 21. 

2) Gryſe, BI. L 1b. 

10) Beiträge 2, ©. 22. 


1534 Sept. 22 jagt Matthäus Eddeler !), es habe, nachdem er feine 
Stellung in Gnoien gekündigt, „de ghelerde Er Balentinus, des godtlifen 
wordes predicant, de parhe to Gnoyen uth gnaden wedder erlangeth”, und 
auf dejien Begehren hin habe er fich bereit erflärt, bi3 Ditern in Gnoien 
zu bleiben; durch ein in diefer Woche angelangtes Schreiben des Herzogs 
an die Stadt habe er aber erfahren, dag in Bezug auf Valentinus „de 
farthe od ummejlagen“ und dab er deshalb die Wedem jchon zu Michaelis 
räumen müjle. Wie mir jcheint, ijt bei dieſem gelehrten Valentinus an 
Valentin Sorte zu denfen; ob er aber wirklich nach) Gnoien fam und ob 
er von dort, von Wismar oder unmittelbar von Roſtock nad Lübed 
berufen wurde ®), bleibt vorläufig ungewiß. Er jtarb als Superintendent 
zu Lübeck 1567 Nov. 27 3). 


2. Heinrich Techen *). — 1534 —1540. 

Ueber Heinrich Tehen aus Boizenburg, vorher Prediger an der 
Marktkirche zu Güſtrow, ift in diejen Beiträgen 2, ©. 21—28 gehandelt 
worden. Der Rath ertheilte ihm 1534 Dez. 12, nachdem er bereits 
Nov. 24 von den übrigen Prädifanten zum Senior erwählt worden war, 
die Beitallung, nicht für eine bejtimmte Kirche, ſondern als oberſten 
Prädifanten; in Folge feiner Schmähreden gegen den Rath und Die 
Unwerfität mußte er 1540 Juli 3 einen Vergleich) unterzeichnen, nad) 
welchem er jein Amt zu Michaelis niederlegen ſollte. Er wandte jich nach 
feiner Baterftadt Boizenburg und ward dort jpäter zum Bürgermeifter 
erwählt. 

3. Matthäus Eddeler °). — 1541 —1556. 

Am 16. Febr. 1541 jchreibt der Rath zu Anklam an den Roftoder 
Rath, er habe vernommen, „wo 3. € W. eynen unjer pajtorn oft 
ferdherdenn, mit namen Ern Mattheus Eddeler, vor eynen predicanten 
juwer ferden ofte gemene in Marien parrhe gheejichet unde vorjchreven 
bebben“, könne demfelben aber die erbetene Entlafjung nicht ertheilen, es 
jet dem, daß ihm der Noftoder Rath) den Mag. Johann Hennefen oder 
einen andern tüchtigen Prediger überlafje %). Die darauf ertheilte Antwort 
it uns nicht erhalten ; am 18. März entgegnet der Rath zu Anklam, er 
habe Matthäus Eddeler nicht aus Roftod, fondern aus Malchin berufen, 
wolle jedoch, „dewile dan de vilgedachte predicante hir by ung gentzlich nicht 


ı) Etwas 1740, S. 708. 

2) Daj. 1737, S. 800, 

) Daj. 1737, ©. 799. 

) Dai. 1740, ©. 692. Roſt, Nachrichten 1777, ©. 175. 
9) S. oben ©. 16-18. 

6) Rathsarchiv, Ecclesiastica III IIA Vol, I. 


2* 


se 


wil biyvenn“, ihn nicht gegen jeinen Willen zurüdhalten, müfje aber darauf 
beitehen, daß er ein halbes Jahr vorher fündige ). — Aus der Zeit dieſes 
zweiten Aufenthalt® in Roſtock fehlt e8 an Nachrichten. Am 11. Mai 
1547 wird er unter ſechs hiejigen Prädifanten an vierter Stelle auf- 
geführt ; eine Erklärung gegen das Interim unterzeichnete er als der fünfte von 
ſieben Bredigern ?). In der Schmäbhjchrift der vertriebenen Prediger Heshufius- 
und Eggerdes wird zwar gejagt ?), e3 gebe noch viele Leute, die aus dem 
Munde des Matthäus Eddeler wühten, wie er durch den Rath täglich 
geplagt und gemartert worden jei; aber bei dem Charakter der Schrift und 
der Unbejtimmtheit der Anjchuldigung ift wenig auf dieſe Nachricht zu geben. 
Eddeler jtarb am 6. Mat 1556 beim Eintritt in die Kirche am Schlagfluß ?)- 
Georgius Venetus’)., — 1556—1558. 

Georgius Venetus aus Preußen promovirte 1550 zu Witten: 
berg Sept. 19 zum Licentiaten und Oft. 2 zum Doktor der Theologie ©), 
wurde Profeſſor der Theologie zu Königsberg, legte aber in Folge des Sieges 
der Oſiandriſten jeine Profejjur nieder. Bon Herzog Johann Albrecht 
1556 zum Profejjor der Theologie und Paſtor zu St. Marien ernannt, 
fam er Pfingjten (Juni 2) nach Rojtod?’) und wurde im Juni als 
Georgius Venetus, nobilis ditionis Prussiae, doctor theologiae 
immatrifulirt °). Der Rath, der das Patronatsrecht für ſich in Anſpruch 
nahm, erjuchte Juni 17 die Herzöge, ihn im Beſitz diejer Gerechtigkeit 
nicht zu jtören "), verweigerte Venetus die durch Eddelers Tod erledigte 
Wedem!‘) und ernannte jeinerjeitS Johann Schreiel zum Paſtor. Oſtern 
1558 ging Venetus al$ Generaljuperintendent und Domdechant nad) Kolberg ; er 
ftarb als Biihof von Pomeſanien 1574 Nov. 3 zu Liebemühl im 
Negierungsbezirt Königsberg '')., Gryſe macht ihn in feinem Prediger— 
verzeichnig nicht nambhaft. 

Johannes Draconited. — 1557—1558. 


Sohannes Draconites aus Karlitadt hat, wie ich vermuthe, jeit 
feiner Beſtallung zum Superintendenten (1557 Dft. 1) an der Marien- 


1) Rathsarchiv, Feeelesiastica III IT A Vol, 1. 
2) Rathsarchiv, Ecclesiastica IIA Vol. III. 

»), Mel. Jahrb. 19, S- 86. 

) Bacmeijter, Melt. Jahrb. 19, ©. 111. 

5, Etwas 1740, ©. 693; 1738, ©. 495—498. Roſt. Nachrichten 1777, ©. 175. 
°) Krabbe ©. 496 Anm. **. 

?) Etwas 1738, ©. 496. 

) Höfmeijter, Matrifel 2, ©. 132. 

®), Rathsardhiv, Erbvertrag v. 15731. 

10) Etwas 1738, ©. 496. 

19 Daſ. 1738, ©. 498. 


BEE 


firche gepredigt und bezeichnet fich 1558 Aug. 11 dem Matthäus lege 
gegenüber als deren Kirchherrn (j. oben ©. 4), Auch ihn macht Gryſe 
in jeinem Predigerverzeichnig nicht namhaft. 


4. Johann Schreiel ). — 1557 —1560. 

Johann Schreiel aus Plön wurde 1536 Apr. 23 als Johannes 
Scheryl de Pläne Lubicensis diocesis zu Roſtock immatrifulirt ®), 1539 
März 26 unter dem Dekanat des Egbert Harlem zum Barcalaureus ?) und 
1544 Mai 27 unter dem des Andreas Eggerdes zum Magilter *) promopirt. 
Bor feiner Anftellung zum Paſtor war er Schulmeilter zu St. Marien 
geweien; davon führte er den Beinamen Cantor’)., Am 1. De. 1557 
ertheilte ihm der Rath jeine Beitallung zum Paſtor oder Prediger alt 
St. Marten ®); noch in demjelben Jahre werden bezahlt’): „Magiſtro 
Johanni Schreigel tho unjer leven frouwen jin najtendige 45 fl. 16 4 
Lubeſch““. Im jeinem Haufe wurde 1559 Juni 21 von den Predigern der 
Beſchluß gefaßt ?), in Sachen des Draconites drei Deputirte an den Rath 
zu jenden, Joachim Schröder von St. Petri und Johann Echreiel mit 
Matthäus Flege von St. Marien. Am 1. Juni 1560 unterzeichnete er 
die Konfeſſion des Ministeriums gegen Rudolf Mönnichhaujen‘); am 
9. Juli verhandelte er mit Joachim Schröder und Hinrich) Streviug 
zujammen in bderjelben Angelegenheit mit dem Rath!) Er jtarb am 
18. Nov. 1560 !'). 

5. Andreas Martinus ). — 1560 —1561. 

Andreas Martinus aus Rojtod, früher Paſtor zu St. Jakobi, 
joll nach Schreield Tode an die Marienkirche gefommen jein, doch jcheint 
«3 vielmehr, daß er jchon bei dejjen Lebzeiten in Folge der Ernennung des 
Mag. Eimon Pauli zum Paſtor an St. Jakobi hierher verjegt wurde. 
1560 Dft. 22 verſprach ihm der Rath, daß die Wedem für ihn eingerichtet 
werden ſollte). Am 18. Febr. 1561 unterzeichnete er ein Schriftitüid des 


ı) Etwas 1740, ©. 694; 1738, ©. 445—449. Roſt. Nachrichten 1777, ©. 175, 
2) Hofmeister, Matritel 2, S. 96. 

3, Daſ. 2, ©. 9. 

*) Daſ. 2, ©. 107. Etwas 1739, ©. 605. 

5) Bacmeijter Sp. 1564. Etwas 1738, ©. 446; 1740, ©. 694. 

6, Etwas 1738, ©. 447—448. 

?) Rathsardiv, Zwinger. 

8) Mekl. Jahrb. 19, ©. 103. 

9) Grapius ©. 311. 

0) Rathsprotokoll von 1559—1560. 

1) Bacmeijter Sp. 1567. 

ie) Etwas 1740, ©. 723; 1738, S. 567. Roſt. Nachrichten 1777, ©. 175. 
1 S. unten (St. Jalobi A). 


— 22 — 


Miniſteriums an erſter Stelle’). Er ſtarb am 26. Sept. 15612): „Im 
diffem yar den frydach vor Micheli, jagt eine Chronif ?), jtarff eyn prediger 
tho unjer even frawen, hedt Andreas Martine, eyn magifter und eyn 
Roitoder kyndt“. 


Sohannes Kittelius +). — 1561—1562. 

Sohannes Kittelius aus Jüterbogk, geboren 1519, jtudirte in 
Wittenberg, promovirte 1539 zum Baccalaureus der Philojophie, wurde 
1546 Rektor zu Hammelburg in Unterfranfen und 1550 Baltor zu 
Brandenburg ?). Nachdem er am 3. Nov. 1560 zu Et. Marien jeine 
Probepredigt gehalten, wurde er am 6. Nov. vom Rath zum Super: 
intendenten, Profeſſor und Lector in der heil. Schrift beitellt und zum 
Predigen in der Marienkirche verpflichtet. Im April 1561 traf er zur 
llebernahme diefer Aemter in Roſtock ein, wurde Apr. 15 immatrifulirt 
und Apr. 23 zum Doctor Theologiae promovirt. Im Auftrage des 
Raths nahm er an dem im Juli abgehaltenen Theologen-Stonvent zu 
Lüneburg theil und unterjchrieb deſſen Vereinbarungen als Superintendent 
der Roſtockiſchen Kirche. Die Prediger, die ihm als jolchen nicht an— 
erfennen wollten, bejchlojien, daß er, wenn er nicht befenne, hierin und in 
anderen Punkten Unrecht gethan zu haben, zum Abendmahl nicht zugelaſſen 
werden jolle. Am 16. Aug. wies ihn demgemäß Berthold Detharding von 
der Kommunion zurüf und in jeiner Erbitterung darüber ließ jich Kitte 
am 19. Aug. zu den Ausdrüden Judasbrider und Sainsbrüder hin— 
reißen; nach langen Streitigfeiten fam es aber am 26. Febr. 1562 durch 
Vermittelung des Licenttaten Paſelich zu einer Ausiöhnung, bei der jedoch 
die Frage nach der Superintendentur offen gelafjen wurde. Bei Gelegen- 
heit diejer Zwiltigfeit hatten die Herzöge Johann Albrecht und Ulrich, die 
dem Rath das Recht einen Superintendenten zu ernennen, überhaupt 
beitritten, am 21. Ian. und am 10. Febr. den Befehl ergehen lajjen, da 
Kittel jich fortab der Superintendentur nicht anmaßen und der Slanzel ent- 
halten ſolle. Durch Kittel® Beſprechung ihres Verlangens nach einer von 
der Stadt zu leiitenden Leijteuer zur Bezahlung ihrer Schulden wurden 
fie noch mehr erbittert; Herzog Ulrich befahl dem Rath am 26. Mai 
Kittel binnen acht Tagen zu entlajjen und aus der Stadt zu verweilen 





’) Melt. Jahrb. 19, S. 130-131. 
2) Etwas 1737, S. 144; 1738, ©. 569. Irrthümlich in der Meatrifel (Hof: 
meilter 2, ©. 132): Sept. 25. 

2) Mekl. Jahrb. 8, ©. 195. 

+, Etwas 1740, S. 723—727; 1738, ©. 590-592. Srabbe ©. 508—511. 
Nähere Nachrichten denke ich bei anderer Gelegenheit zu geben. 
e) Krabbe ©. 508 Anm. F. 


und zwar bei Strafe des Verluſtes aller Privilegien Rojtods, und al der 
Rath troßdem nicht nachgab, lieg der Herzog am 10. Eept. die nad) 
Güſtrow zum Markt gefommenen Bürger Roftod3 gefangen nehmen und 
über drei Abgeordnete, die der Rath daraufhin am 10. Sept. zu ihm 
jandte, das inlager verhängen. Da Herzog Johann Albreht am 
30. Sept. erklärte, dab er mit dem Vorgehen jeines Bruders völlig ein- 
verstanden sei, jojah fich der Rath vorläufig zum Nachgeben gezwungen ; am 3. Dft. 
berichtete er an Herzog Ulrich), daß Kittel am 1. Oft. die Stadt verlafjen 
und jich in ein anderes Fürftenthum begeben habe. Er war mit Zurüd- 
laſſung feiner Frau und Slinder nach Greifswald gereist, begehrte aber, da 
er jeine jchwangere Frau nicht länger allein lajjen fünne, am 10. Nov, 
zurüdzufehren. Der Rath fchrieb ihm am 7. Nov. daß er von dieſem 
Borhaben abftehen und noch 14 Tage warten möge. Die Rückkehr fand 
aber — Bacmeijter zufolge am 10. Nov. — wirklich ſtatt und Kittel 
hielt jich noch längere Zeit in Roſtock auf, wo er auc) die ihm von jeiner 
Frau geborene Tochter durch Strevins taufen ließ. Am 10. Juni 1563 
fuchte der Rath bei Herzog Ulrich um Geleit für Dr. Kittel nach, der ſich 
von Roitod fortbegeben und mit Weib und Kindern anderswo niederlajjen 
molle; Herzog Ulrich antwortete aber, eines Geleitsbriefes bedürfe Kittel 
nicht, da ihn von den Seinen Niemand jchädigen würde. Kittel jtarb am 
12. Febr. 1590 zu Danzig. 


6. Lukas Bacmeifter '). — 1562—1608. 

Lukas Bacmeister aus Lüneburg, geboren 1530 Dft. 18, ging 
1548 zum Studium nah Wittenberg *), wurde darauf bei König 
Chriſtian III. von Dänemark Erzieher der Prinzen Magnus und Johann 
fehrte 1555 nach Wittenberg zurüd®), promovirte 1557 zum Magiſter 
wurde 1559 zum Hofprediger der Wittme König Chrijtians berufen und 
bezab jich demgemäß, nachdem er März 5 ordinirt worden war*), nach 
Rolding. Im November 1561 berief ihn der Rath an Stelle des ver- 
itorbenen Andreas Martinus zum Profeſſor der Theologie und Paſtor an 
Ct. Marien *); 1562 Ian. 20 fam er nad) Rojtod®), hielt Jar. 26 feine 
Probepredigt‘), fehrte nach Empfang der jchriftlichen Beitallung von 

') Etwas 1740, ©. 727—731, 762—768; 1737, €. 221, 334, 627— 628; 1738, 
©. 85—94. Roft. Nachrichten 1777, S. 175. Allgem. Deutiche Biographie 1, ©. 758. 

) Etwas 1738, ©. 87. 

®) Daf. 1738, ©. 88. 

9 Dai. 1738, ©. 89. 

) Daf. 1740, ©. 728. 

9) Daf. 1740, S. 729. 

) Daj. 1740, S. 730. 








Jan. 291) zur Ordnung jeiner Angelegenheiten nach Kolding zurüd und überfiedelte 
alsdann endgültig nach Rojtod. März 21 ward er im Gegenwart von 
Dr. Johann Kittelius, Matthäus lege und Berthold Detharding ins 
Miniſterium aufgenommen ?). März 25 hielt er jeine Antrittöpredigt °); 
Juni 12 ward er ald Magister Lucas Backmeister, Vitebergae promotus 
in die Artiſten-Fakultät“), in Ddemjelben Monat al® Magister Lucas 
Backmeister Luneburgensis in das Profejjoren-Stollegium recipirt’). Zum 
Doktor der Theologie promovirte er 1564 Mai 4°) Am 7. April 1592 
ward er zum Superintendenten erwählt; Apr. 19 erfolgte jeine Be— 
jtätigung ). Er jtarb 1608 Juli 9°). 


B. Ardjidiakonen. 
1. Beter Hakendal“). — 1530 —1558. 


Beter Havefendal aus Havelberg, der Gryje zufolge im Sahre 
1530, einige Monate (etlyfe Mantydes) nach Eddeler, zum Prädifanten an 
St. Marien bejtellt wurde '"), erjcheint urkundlich 1531 Apr. 4'!) als „de 
lutfe Cappellanus to Marienferden, Peterken genant“. An ihn Hatte fich 
Eddeler, wie er 1534 Sept. 22 jchrieb, wegen einer Wiederanjtellung in 
Noftod von Gnoien aus gewandt !?). Im Jahre 1535 wünjchte Joachim 
Schröder von St. Petri das gleiche Gehalt, welches „Chr Peter tho 
unnjer leven Frowen“ beziehe!’ Am 29. Apr. 1542 wurde Dominus 
Petrus Havekendall Havelbergensis gratis in die Matrifel der Univerfität 
Roſtock eingetragen ); am 11. Mai 1547 wird Peter Havefendal unter 
jech& hiefigen Prädifanten an zweiter Stelle aufgeführt und 1548 unter: 
zeichnet er die Erklärung gegen das Interim an dritter Stelle’). Im 
Sabre 1557 erhielt Herr Peter Havefendall, Prädifant zu U. 2. Frauen, jein 
rücjtändiges Gehalt mit 27 Fl. 12 4 2üb.!%). Draconites jagt 1560 


1) Neue wöchentl. Roſt. Nachrichten 1838, ©. 300. 
2) Daſ. 1838, ©. 271; 1841 ©. 301. 

2) Etwas 1740, ©. 731; 1738, ©. %. 

* Hofmeifter, Matrifel 2, S. 147. 

5) Daſ. 2, ©. 146. 

e) Etwas 1738, ©. 306-8307, 504— 505. 

) Dai. 1737, ©. 628. 

») Daſ. 1738, ©. 94. 

9 Daj. 1740, ©. 6W—691. 

10) Bl. G 4. 

11) Mekl. Jahrb. 16, ©. 51. 

12) &, oben ©. 17 Anm. 7. 

133) S. unten (St. Petri A). 

14, Hofmeijter 2, ©. 104. 

15) Rathsarchiv, Ecclesiastica II A Vol. IL. 
16) Rathsarchiv, Zwinger. 


Febr. 16, den Ausdrud „Sabbathsfnechte” habe er niemals gebraucht und 
bon Niemand gehört, ald von Peter Hafendal in der Marienkirche ') ; aber 
Johannes Frederus hatte ihm jchon 1559 emwidert, daß Hafendal die 
Gegner Sabbatharios genannt Habe, ſei nicht mehr nachzuweiſen?); 
Hakendal wird aljo 1558 geitorben jein. 


2. Sohannes Crijpinus’). — 1558—1560. 

Sohannes Erijpinus aus Braunjchweig war 1554 Nov. 1 zum 
Paſtor an der Marienfirche in Dorpat erwählt worden, hatte aber 1558 
die von den Ruſſen eroberte Stadt verlajjen und wurde nach Gryſes 
Angabe, nachdem er am 22. Sept. nad) Rojtod gefommen war, Dez. 18 
auf Begehren der Bürgerjchaft vom Kath als Paſtor zu St. Marien an- 
genommen). Da Lukas Bacmeijter berichtet), daß i. 3. 1559 zu 
St. Marien drei Prediger gewejen jeien, Johann Schreiel, Johann 
Erijpinus und Matthäus Flege, jo iſt jchon das Etwas zu der VBermuthung 
gefommen °), daß Crijpinus zum oberjten Diafonus beftellt worden jei; in 
zwei Schriftitüden de Miniſteriums wegen des Draconites ſteht jein 
Name hinter dem des Johann Schreiel und vor dem des Matthäus lege ?). 
Grijpinus gehörte zu den Hauptgegnern des Draconites; als Diejer in 
einer Predigt in der Johanneskirche die Geijtlichkeit heftig augegriffen 
hatte, nannte Criſpinus 1559 Jan. 6 deſſen Lehre öffentlich eine Irrlehre®) ; 
am 7. Juli war er einer der drei Deputirten der Prediger an den Rath ?), 
und aın 20. Nov. ſprach er im Namen aller Prediger die Bitte aus, daß 
der Rath dem Praconite® nicht mehr gejtatten möge zu predigen umd 
Schriften herauszugeben 0). Nachdem er eine Berufung an die Petrifirche 
zu Hamburg angenommen hatte, juchten Rath und Geiftlichfeit vergeblich, 
diejen Schritt rüdgängig zu machen ; der Kath, der mit ihm am 17. Mai 
1559 umjonjt wegen ſeines Sierbleibend verhandelt hatte, wandte jich 
ebenjo fruchtlos wiederholt an den Rath zu Hamburg "!); am 12.. Sept. 
bat Andreas Martinus den Rath !?), daß man Crijpinus in Roftod behalte, 


1) Mekl. 19, Jahrb. ©. 121. 

2) Daſ. 19, ©. 102. 

3) Etwas 1740, ©. 695—700. Roſt. Nahrichten 1777, ©. 177. Lerikon d. 
Hamb. Schriftjteller 1, S. 610-611. Allgem. Deutſche Biographie 4, ©. 598. 

) Gryje, BI. P 4b. 

5) Sp. 1574. 

©) 1740, ©. 696. 

?) Melt. Jahrb. 19, ©. 108, 109. 

® Daſ. 19, ©. 101. 

) Dai. 19, ©. 106. 

10) Daf. 19, ©. 109. 

1) ©. unten (St. Jalobi A). 


damit es nicht heiße, er wäre gefommen, um Crijpinus zu verdrängen; 
am 18. Eept. wurde vom hieſigen Miniſterium an das Miniftertum zu 
Hamburg das Gejuch gerichtet, da Criſpinus ſeines Verſprechens nach 
Hamburg zu fommen entbunden werde, und Andreas Martinus, Rathsherr 
Sürgen Bunger und die beiden Bürger Hinrich Doje und Franz Quant 
überbrachten dieſes Schreiben); aber die Hamburger beitanden auf Die 
Erfüllung dev ihnen gegebenen Zuſage, weitere jchriftliche Verhandlungen 
blieben ebenfall3 erfolglo8 und am 1. Jan. 1560 hielt Criſpinus jeine 
Abjchiedspredigt. Er verließ Roſtock 1560 Ian. 3°) und jtarb ala Baitor 
zu Et. Petri in Hamburg 1566 Okt. 173). 


3. Matthäus Flege). — 1560— 1564. 

Am Tage der Abreife des Johannes Crijpinus (Ian. 3) hielten die 
Prediger eine Verſammlung, in der fie den Beſchluß faßten, daß ohne ihr 
Wiſſen und Willen fein Nachfolger dejjelben angeftellt werden ſolle. Der 
Kath, der hiervon am folgenden Tage (Ian. 4) durch zwei Deputirte in 
Kenntniß gejegt wurde, erklärte, er werde wiſſen, was er zu thun habe°). Im 
Laufe des Jahres 1560 wird Matthäus lege von Fehmarn, der bisherige 
Diafonus zu St. Marien, zum Archidiatonus befördert und Berthold 
Detharding zum Diafonus ernannt worden jein®) Am 18. Febr. 1561 
unterzeichnete Matthäus Flege ein Aktenjtüd des Miniſteriums mit Andreas 
Martinus und Berthold Detharding zujammen ?). Am 26. Apr. 1561 
werden Flege und Detharding bei ihrer Promotion zu accalaureen der 
Theologie als concionatores ad D. Virginem bezeichnet?) Im Jahre 
1562 verhandelten Lukas Yacmeifter und lege mit den Bürgermeiſtern 
wegen des Kloſters zum heil. Streuz, dejjen Stonventualinnen damals noch 
am fatholiichen Bekenntniß fejthielten ’). Flege jtarb am 29. Juni 1564 '9). 


| 4. Lukas Randow ). — 1564— 1586. 

Yufas Random aus Wittitod, Prediger an der Heil. Geiſt-Kirche, 
ward nad) des Matthäus Flege Tode Archidiafonus zu St. Marien. Am 

) Bacmeilter Ep. 1575. Mel. Jahrb. 19, S. 112. 

2) Bacmeifter Sp. 3575. Melt. Jahrb. 19, ©. 113. 

2) Etwas 1740, ©. 700. 

) S. unten S. 28-29. Roſt. Nachrichten 1777, ©. 177. 

5) Kathsprotofoll v. 1560—1561. Bol. Mel. Jahrb. 19, S. 114. 

°, Etwas 1740, S. 735. 

’, Melt. Jahrb. 19, ©. 131. 

s) Hofmeijter, Matrifel 2, ©. 144. 

9) Srapius ©. 65. 

1 Hofmeiiter, Matritel 2, ©. 144. Etwas 1737, ©. 694. 

14) S. unten Etwas 1740, ©. 731-732. Roſt. Nachrichten 1777, S. 177. 


19. Jan. 1565 waren Lukas Bacmeifter und er unter den Kompromiffarien, 
die zwifchen dem Rath und der Bürgerjchaft vermittelten)... Eine Er- 
Härung über die Lehre von der weltlichen Obrigkeit unterzeichnete er 1566 
Febr. 20 nach Lukas Bacmeifter und vor Berthold Detharding ?). Am 
20. Augujt 1580 forderte der Rath die Rückkehr Lukas Bacmeiſters aus 
Dejterreih, da Chriftian Költzow gejtorben, Lukas Randow aber jeines 
hohen Alter8 wegen jehr ſchwach und fümmerlich ſei). Am 7. Nov. 
dejjelben Jahres ertheilte ihm der Rath wegen einer gegen die Gericht- 
und Amtöherren ausgejtoßenen Schmähung einen nachdrüdlichen Verweis *). 
Er jtarb nad) Gryſe am 21. Jan. 1586 °). 


5. Johann Stolterfoth ®%). — 1586—1588. 

SohannStolterfoth aus Lübeckwurde im Sanuar 1575 zu Roftodfals 
Johannes Stolterfodt Lubecensis immatrifulirt °), begab ſich 1580 nad) 
Tübingen, fehrte Dftern 1583 zurück und promovirte 1584 April 7 zum 
Magilter‘). Er wurde 1586 an Stelle des Lukas Randow zum Archidiafonus arı 
St. Marien berufen; jeine Wahl auf Vorjchlag des Rathes durch die 
Kirchipieldbürger erfolgte am 13. Juli; am 22. Juli erflärte er jich bereit, 
das Amt anzunehmen; das Iudieium Ministerii datırt von Juli 26, die 
landesherrliche Betätigung von Juli 27°); Oft. 12 wurde er ordinirt 
und eingeführt. Im Sahre 1588 folgte er einer Berufung an Die 
Marienkirche zu Lübeck, die der Nat zu Roſtock vergeblich rüdgängig zu 
machen gejucht hatte; am 22. Sept. hielt cr jeine Abjchiedspredigt. 


6. Oswald Sledanus 1%. — 1589 —1609. 

Oswald Sltedanus aus Nojtod, Diafonus zu Et. Petri, wurde 
1539 Ian. 3 an Johann Stolterfoths Stelle zum Archidiafonus an 
St. Marien erwählt und Ian. 10 nad) beendigter Predigt dem Miniſterium 
präjentirt. Da jedoch diejes jein Iudieium zurüdhielt, bi8 das Diafonat 
zu ©t. Nikolai un die Wahl des David Yobed wieder bejegt worden 


2) Neue wöchentl. Roſt. Nachrichten 1838, ©. 378. 

2) Grapius ©. 396. 

3), Neue wöchentl, Roſt. Nachrichten 1839, S. 302. 

) Daſ. 1839, ©. 230. 

>) 3. T2. Etwas 1740, ©. 732; 1737, ©. 787. 

6, Etwas 1740, ©. 733. Roſt. Nachrichten 1777, S. 177—178. 

?) Hofmeifter, Matrifel 2, ©. 184. Etwas 1740, ©. 733. 

*) Hofmeiiter, Matrifel 2, S. 212. Etwas 1739, ©. 761. 

®?) Rathsardiv, Ecelesiastica III IIB Vol. I. 

16) &, unten. Etwas 1740, ©. 734; 1737, ©. 681-632. S.504—507. Roſt. 
Nachrichten 1777, ©. 178. 


war, jo Datirt dajjelbe erſt von 1589 Mär; 1; die landeöherrliche 
Beitätigung erfolgte März 5), die Einführung März; 14. Im Jahre 
1609 wurde Sledanus Paſtor zu St. Marien. 


C. Diakonen. 
1. Johann Brümmer ?). — 1557. 


Sohann Brümmer, wahricheinlih aus NRojtod, war nad) Lukas 
Bacmeijter ?) Minister infimus zu St. Marien. 1539 Sept. 13 leiltet 
Sodann Brümmer, Safrijt zu Malin und Oberfüjter zu St. Marien in 
Roſtock, Urfehde dafür, daß er mit dem Unterküſter nach der Slollation 
gegangen ijt, darüber die Sirchenthür offen gelaſſen hat und deshalb 
gefangengejeßt worden iſt). Im Sabre 1557 wird unter den Stirchen- 
dienern, welche ihr rückſtändiges Gehalt ausbezahlt befommen, auch Johann 
Brümmer, Safrift zu U. 2. Frauen, mit 29 Fl. 12 4 Lüb. aufgeführt ’). 
Bald darauf wird er geitorben jein. Seine Wittwe war noch am Leben, 
als Lukas Bacmeifter 1562 nad) Roſtock fam ®). 


2. Matthäus Flege“). — 1558—1560. 

Matthäus lege von Fehmarn wurde 1552 Aug. 2 aß 
Mattheus Flege Lubecensis immatrifulirt®); bei feiner Bromotion zum 
Baccalaureus der Theologie, 1561 Apr. 29°), führt er in der betreffenden 
Diiputation die Bezeichnung : Matthaeus Mus(c)a Fimariensis '). Er muß 
der unmittelbare Nachfolger Iohann Brümmers fein. Im Jahre 1558 
war er Prediger zu St. Marien; am 24. April trat er öffentlich gegen 
die Eonntagshochzeiten auf"); am 11. Augujt hatte er im Haufe des 
Mag. Hinrich Strevius einen heftigen Streit mit Dr. Johannes Draconites, 
der ihm vorhielt, daß er zu St. Marien nur ein Sakriſt, er felbit aber 
der Kirchherr ſeis). Der Rath war Willens, ihn ſeines Amtes zu ent— 


1) Ecclesiastica ILI IIB Vol. I. 

2) Etwas 1740, ©. 691. Roſt. Nachrichten 1777, ©. 174, 175. 

2) Sp. 1582. 

4) Rathsarchiv, Geistliche Gerichtsbarkeit Vol. I, Fasc. 2 Nr. 37. 

9) Rathdardiv, Zwinger. 

6) Bacmeifter, Sp. 1582. 

) Etwas 1740, ©. 694 —695 ; 1737, ©. 458, 691—695. Roſt. Nachrichten 
1777, ©. 179. Allgem. Deutihe Biographie 7, ©. 112—113. 

8) Hofmeifter, Matrifel 2 ©. 123. 

9 Dat. 2, ©. 144. Etwas 1737, ©. 626. 

») Etwas 1738, ©. 464, 685. 

") Gryſe, BI. P 4. Bacmeifter Sp. 1568. Etwas 1737, ©. 692. Melt. Jahrb. 
19, ©. 98. 

2) Mekl. Jahrb. 19, S. 99-100. 


— 29 — 


jeßen und dafjelbe dem Lufas Randow zu verleihen, unterließ e3 aber auf 
Tegehren der Xürgerjchaft und ‘lege, der bereit eine Berufung nach 
Lübed erhalten hatte, ließ jich zum Bleiben bewegen '); Dez. 13 erjuchte 
deshalb der Rath den Superintendenten zu Lübeck, ihn von feinem Ver— 
iprechen, Weihnacht nach Lübeck zu fommen, zu entbinden ?). Am 1. Juni 
1560 unterzeichnete ?5lege die Konfeſſion des Minifteriums gegen Rudolf 
‚Mönnichhaufen 9). Im demijelben Jahre jcheint er Archidiaconus zu 
St. Marien geworden zu jein. 


3. Berthold Detharding *). —- 1560—1577, 

Berthold Detharding aus Hervord wurde 1558 Febr. 7 zu 
Roſtock als Bartoldus Dedarding Hervordiensis immatrifulirt 5). Am 
18. Febr. 1561 unterzeichnete er ein Aktenſtück des Minifteriums an letter 
Stelle °); am 29. Apr. promovirte er als Bartoldus Deithardingus zum 
Paccalaureus der Theologie‘); am 16. Aug. verweigerte er dem Beſchluſſe 
der Prediger zufolge dem Dr. Johannes Kittel das Abendmahl *). Mit 
feinen beiden Kollegen Lukas Pacmeifter und Lukas Nandow ftellte er 
1566 Febr. 20 eine Erklärung über die Lehre von der weltlichen Obrigfeit 
aus °), Im den Streitigkeiten wegen des Johann Saliger wurde er 1569 
Febr. 20 al3 Zeuge vernommen !%). — Er war — wie das Etwas ver- 
muthet, jeit dem Tode des Matthäus lege — auch Prediger am SKlofter 
zum heil. Kreuz. Am 10. Juni 1566 erjuchte der Rath Yufas Bacmeijter, 
mit Zerthold Detharding zujammen die im JIungfrauenflojter vorhandene 
Unordnung zu bejeitigen'!). Als die Herzöge ihm dieſes Amt fündigten, 
legte das Minijterium jeine Verwendung für ihn ein 1%). — Eein Todesjahr 
1577, erhellt daraus, daß 1578 Aug. 1 jein Nachfolger erwählt wurde 
und daß ug. 18 der Schulmeister Mag. Conradus Bredenbach zu 
St. Marien verjprach, Berthold Dethardings Wittive zu heirathen ’3). 


1) Gryſe Bl. P 4. Bacmeijter Ep, 1569. Etwas 1737, ©. 693. 

) Ratheprotofoll v, 1558. Vgl. Neue wöchentl. Roft. Nachrichten u. Anzeigen 
1838, ©. 214. 

2) Grapius ©. 311. 

*) Etwas 1740, S. 721—723. Roſt. Nahridten 1777, ©. 179. 

°, Hofmeijter, Matrifel 2, ©. 135. 

6, Mekl. Jahrb. 19, ©. 131. 

) Hofmeifter, Matrifel 2, S, 144. Etwas 1737, S. 626. 

) ©, oben ©. 22. 

) Grapius S. 396. 

) Etwas 1740, ©. 722. 

1, Neue wöchentl. Roft. Nadyrichten 1838, ©. 380. 

9) Etwas 1740, S. 722. 

) Neue wöchentl. Roft. Nachrichten 1839, ©. 53. 


PER. 


4. Chriſtian Kölgomw '). — 1578 —1580. 

ChriſtianKöltzow aus Roftod wurde im Februar 1560 zu Roſtock als 
Christianus Koltzow Rostochiensis immatrifulirt ?), ward 1562 Schulfollege 
zu St. Jakobi und 1567 Konrektor der Schule zu Wismar; 1568 ging er nach 
Sena, wurde zum Magifter der Bhilojophie promovirt und fam nach einer Reije 
die ihn nach, Meißen, Franken, Schwaben und an den Rhein geführt hatte, 1570 
nach Rojtod zurüd; 1571 wurde er zum Rektor der Schule zu St. Marien 
beitellt, 1572 März 27 in die philoſophiſche Fakultät recipirt °). 1572 
Okt. 13 präfentirte ihn der Rath dem Miniſterium an Valentin Schacht3 
Stelle zum Diakonus an St. Safobi *) und Dft. 26 bewarb fich Johannes 
Godtſchovius, Schulmeifter zu St. Nikolai, „alje in dem afftage Em M. 
Kolgovii van S. Marien Schole* um die erledigte Stelle’); indeſſen 
wurde Nichts aus der Sache und Költzow blieb in dem bisherigen Amte 
bis er 1578 Aug. 1 an Berthold Dethardings Stelle zum Diafonus von 
St. Marien erwählt wurde. Am 5. August erklärte ſich das Minijterium 
mit feiner Präjentation durch den Rath einverjtanden und hielt für gut, 
dab er auch die Predigten im Heil. Kreuz-Kloſter übernehme °). Das 
Iudicium Ministerii datirt von Aug. 12, die landesherrliche Betätigung 
von Sept. 2°); Sept. 10 ward er ordinirt und Sept. 26 durd) den 
Superintendenten Dr. Simon Pauli eingeführt. Am 8. März 1580 ift, 
wie und Gryje berichtet °), „M. Chriftianus Koltzow, ein truwer dener 
Chriſti tho unſer leven Frowen, ... falichlyfen in dem Heren entjlapen”. 


5. Lambertus Calenius“). — 1581—1591. 


Lambertus Calenius ausLüneburg, geboren im März 1546, Sohn 
des PBredigerd Paulus Calenius, bezog 1567 die Univerjität Wittenberg, 
wurde 1569 Konrektor zu Salzwedel, fam 1571 nad) Rojtod 1°), wurde im 
Dftober als Lambertus Callenius Luneburgensis immatrifulirt !) und 
1574 Apr. 1 zum Magifter promovirt !?). Nachdem er 4 Jahre an der 


1) Etwas 1740, ©. 732. Rojt. Nachrichten 1777, ©. 179. 

2) Hofmeifter, Matrifel 2, ©. 139. 

9) Daſ. 2, ©. 175. Etwas 1739, ©. 728. 

+), Neue wöchentl. Roſt. Nachrichten 1838, ©. 414. 

°) Rathsarchiv, Schulwesen II B Vol. I. 

6) Neue wöchentl. Roſt. Nachrichten 1839, ©. 53. 

?) Rathsarchiv, Ecclesiastica III IIC Vol. 1. 

%) Bl. 8 4. Bol. Neue wöchentl, Roſt. Nachrichten 1839, &. 302. 
) Etwas 1740, ©. 733; 1737, ©. 659—664. Roſt. Nachrichten 1777, ©. 179. 
0) Etwas 1737, ©. 660. 

1, Hofmoiſter, Matrifel 2, S. 174. 

m) Daſ. 2, ©. 181. Etwas 1739, ©. 729. 


Bi 


Schule zu St. Marien thätig gewejen war, ging er 1576 auf Reiſen, fehrte 
1578 nach Roſtock zurüd und wurde 1581 an Stelle des verjtorbenen 
ChHriftian Költzow zum Diafonus an St. Marien berufen. Am 4. Jan. 
präjentirte der Rath der Gemeine den Diafonus von St. Nikolai Oswald 
Sledanus, den Rektor der Marienichule Konrad Bredenbach und Lambert 
Galenius, indem er ihr den lehtgenannten empfahl; das Kirchipiel wählte 
freilich Oswald Sledanus, da aber dejjen Gemeine Jar. 30 erklärte, ih 
wicht ziehen lafjen zu können, jo brachte der Rath am 4. Febr. nochmals. 
Calenius in Vorjchlag, erlangte für ihm die Mehrzahl der Stimmen 
und entichädigte Sledanus Febr. 6 durch eine Gehaltserhöhung von 20 
Gulden )Y. Das Iudieium Ministerii datirt von Febr. 17°), die landes— 
herrliche Beſtätigung von Febr. 26; feine Ordination erfolgte März 1, 
feine Aufnahme in das Minifterium März 3, jeine Einführung März 17°). 
Er heirathete die Wittive jeined Vorgängers und ſtarb 1591 Apr. 9 oder 
10; das leßtere Datum giebt Gryſe“): „den 10. Aprilis M. Lambertum 
Galenium, jo 10 jar tho unjer Ieven Frowen alhyr dat Predigampt 
vorwaldet, jeynes older3 45“. 


6. Paulus Peträus ’). — 1592—1609. 

Baulus Peträus aus Roftod, geboren 1562 März 25°), wurde im 
Juni 1578 als Paulus Petri Rostochiensis zu Roſtock immatrifulirt ?), 
ging 1590 nach Jena?) und promovirte dort 1591 Febr. 20 zum 
Magijter ’)., An Stelle de3 verjtorbenen Lambertus Calenius wurde er 
1592 zum Diafonus an St. Marien berufen 10). Am 4. San. brachte der 
Rath Konrad Bredenbach, Prediger zu Neu-Stargard, und Paul Peträus 
in Vorichlag; das Kirchjpiel wünjchte zwar den nach Greifswald berufenen 
Matthäus lege, Sohn des früheren Archidiafonus, zum Prediger, ſtand 
aber auf das Bedeuten des Raths davon ab und wählte Konrad Bredenbad). 
Da jedoch Bredenbah Schwierigkeiten machte und der Rath zu Neu: 
Stargard am 4. März bat, von der Verufung abzuftehen, jo erfolgte am 





*) Rathsarchiv, Ecelesiastica III IIC Vol. I Neue wöchentl. Roſt. Nachrichten 
1339, ©. 310, 318. 

) Etwas 1737, ©. 659—662. 

2) Daſ. 1737, ©. 663. 

) 8. T 3—3b. 

) Etwas 1740, ©. 434; 1737, ©. 638, 632; 1741, ©. 333-342, 464—474. 
Roſt. Nachrichten 1777, ©. 179. 

6, Etwas 1741, ©. 338. 

) Hofmeiiter, Matritel 2, ©. 196. Etwas 1741, ©. 471. 

) Etwas 1741, ©. 339, 466. Mel. Jahrb. 48, ©. 66. 

) Etwas 1741, ©. 466, 471. 

1) Dai. 1741, ©. 339, 466. 


—— 


10. März die Wahl des Paulus Peträus )). Das Iudicium Ministerii 
datirt von 1592 März 14, die landesherrliche Beitätigung von Apr. 19°); 
jeine Aufnahme in das Minifterium geihah am 12. Mai’). Am 26. Juli 
1609 wurde Beträus als Nachfolger des Oswald Sledanus zum Archidiafonus 
erwählt ?). 

2. 5t. Zakobi. 

Das Predigerverzeichniß bei Gryje °) nennt für die Jakobikirche nach— 
folgende Berjonen: „DH. Yartelt N., M. Johannes Fritze, M. Sylveſter 
N, M. Bartholdus van der Sulten, M. Petrus Heyne, 9. Johan 
Hennefin, 9. Cosmus Preen, M. Author Lindeman, H. Vith Berch, 
D. Tilemannus Heßhuſius, H. Peter Eggerdes, D. Eimon Pauli, %. 
Henricus Strevius, H. Casparus Leuculus, M. Dyonifius Margwardt, 
M. Valentinus Schadhtius, H. Jacob Meßemakers, M. Daniel Lobefe, 
M. Joachimus Weftphalus*. 


Ueber Barthold ſ. Heft 2, S. 15—20. 


Johann Frige wurde 1505 Apr. 9 zu Woftod als Johannes 
Frisze de Lubeck immatrifulirt *), promovirte im Sommerjemeiter 1506 
zum Baccalaureus”) und im Winterfemejter 1509—1510 zum Magiiter ®) 
und fand 1526 in Hamburg als Prediger von St. Jakobi Anſtellung?), 
nachdem er lange — angeblich über 20 Jahre — Kaplan zu Roſtock 
gewejen ?°) und von hier nach Lübeck gefommen und von dort verwieſen 
worden war"), Als evangelicher Prediger an der Jakobikirche zu Roſtock 
fann er nicht betrachtet werden. 


Unter dem Sylveſter N. wird Sylveſter Tegetmeier zu verftehen 
jein. Diefer wurde 1511 Mai 23 zu Noitod als Silvester Tegetmeyer 
de Hamborch immatrifülirt 12), promovirte 1519 Febr. 20 zum Magijter ’?), 





1) Rathsarchiv, Ecelesiastica III IIC Vol. 1, 

s) Etwas 1737, ©. 638. 

°’) Daſ. 1741, ©. 466. 

*) Daf. 1737, 5. 632; 1740, ©. 734. 

>) Bl, V 5b; vgl. Grapius S. 183; Etwas 1740, ©. 401-411. 
6) Hofmeijter, Matrifel 2, S. 20. 

N Daf 2, €. 27. 

8) Daf. 2, ©. 42. 

) Zappenberg, Hamb. Chroniten ©. 55, 487. 

10) Daſ. ©. 171. 

11) Daf. ©. 543, 551. 

2) Hofmeiiter, Matritel 2, S. 46. 

13) Daſ. 2, ©. 73. Mittheil, a. d. livl. Geſch. 12, S. 508. 


—— 


war im Sommer deſſelben Jahres Disputator in der Regentie zum 
Rothen Löwen, wirkte jeit Ojtern 1520 als Kaplan Barthold Mollerd an 
der Jakobifirhe und fam fur; vor dem 29. Sept. 1522 nad) Riga). 
Den evangelischen Predigern an der Jakobilirche fan auch er nicht zu— 
gezählt werden. 

Mag. Barthold von der Sülten iſt uns vollitändig unbefannt. 
Ob er mit dem vorhin genannten, jpäter nach Riga gefommenen Barthold 
iwentijch oder von ihm zu unterjcheiden jei, wird jich viclleiht aus der 
Kirchengeichichte Livlands feititellen laſſen. 

Peter Heyne wurde am 12. April 1497 zu Roſtock al3 Petrus Heyne 
intraneus immatrifulirt?) und promovirte im Sommerjemejter 1500 zum 
Baccalaureus ?), im Winterjemeiter 1509— 1510 zum Magiſter *). Nach Linde— 
berg befand jich Petrus Heino unter den Domherren, die unter der Führung des 
Mag. Johann Lindenberg 1531 zu Schwerin vor den Herzögen Heinrich und 
Albrecht den Abgeordneten des Raths gegenüberjtanden °)., Als Prediger 
zu St. Jafobi läßt er ſich bisher urkundlich nicht nachweiſen. War er 
der Nachfolger Bartholds, jo fällt jeine Thätigfeit in die Jahre 1532 bis 
1538. Im Jahre 1535 richtet Joachim Schröder von St. Petri an 
den Rath das Gejud) ®), ihm eine feſte Bejoldung auszujegen und zwar 
„Bo vele, alße de tho junte Jacob und Ehr Peter tho unnſer leven 
Frowen“. 

Cosmus Preen läßt ſich bisher urkundlich nicht nachweiſen. 


A. Paſtoren. 
1. Johannes Hennefinus ?). — 1539—1555. 

Johann Hennekin jtammte dem Nachtrage zu Lambert Slaggert3 
bandichriftlicher Chronik ?) zufolge aus Warin, lebte 9 Jahre „in St. Io: 
hannis Orden“ zu Danzig, fam 1527 als Hauslehrer zu der Familie 
Maltan bei Malin, zog 15283 nad) Gielow, predigte hier 11 Jahre lang, 
fam dann nach Rojtod und promovirte in Magistrum theologiae, war 
28 Jahre hindurch Paſtor zu St. Iakobi, wurde 1558 feiner faljchen 
Lehre wegen abgeſetzt, wandte ſich darauf nach Ribnig, wirkte hier 8 Jahre 
an der Piarrfirche und 3 Jahre im Klofter und ſtarb im Jahre 1569. — 


) Mittheil. a. d. livl. Geſch. 12, ©. 508. 

) Hofmeifter, Matrifel 1, ©. 283. 

2) Daſ. 2, ©. 5. 

) Daſ. 2, ©. 42. 

®) Chron. Rostoch. ©. 116— 117. 

®) Rathsarchiv, Ecclesiastica III V A Vol. I. 

) Etwa 1740, ©. 409—411. 

*) Melt, Zahrb. 22, S. 119. Etwas 1740, ©. 409. 


— 34 — 


Vielleicht war er jener Joannes Hennekinus de Butszow, der 1513 
Dft. 24 zu Roftod immatrifulirt worden war 1). Im den Angaben, da 
er zwilchen 1528 und 1558 zu Gielow 11, an der Jakobifirche zu Roſtock 
28 Jahre thätig gewejen ſei, muß natürlich ein Irrthum ſtecken und Liſch?) 
meint daher, es werde XI in II zu bejjern fein, ſodaß Hennefin aljo jchon 1530 
nach Rojtocd gekommen jein würde; da aber Johannes Hennekinus am 
5. Febr. 1539 mit Arnold Burenius, Heinrich Arjenius und Heinrich 
Techen zujammen zum Magiiter der Philoſophie promopirte ®), jo ſcheint 
mir die Annahme wahrjcheinlicher, daß ein Irrthum in Bezug auf die 28 
Sahre obwalte und Hennekin alſo 1539 nad) Rojtod gefommen je. Eben 
damals wird er auch Prediger zu St. Jakobi geworden fein. Am 16. Febr. 
1541 berief ji) der Rath zu Anklam *) bei feiner Weigerung, Den 
Matthäus Eddeler nad) Roftod ziehen zu lafjen, auf das gleiche Verhalten 
des Roftoder Raths, als früher Mag. Johann Hennefin nah Anklam 
berufen worden jet, und erklärte, er fünne Eddeler Aur dann mifjen, wenn 
ihm der Roftoder Rath den Mag. Johann Hennefin oder einen andern 
tüchtigen Prediger überlafje. Ein im Jahre 1544 zu Roſtock gedrucdtes 
Buch wurde ihm mit der Aufichrift®) zugeichidt: Domino magistro 
Johanni Hennekino, ad s. Jacobum concionatori. Am 11. Mai 1547 
wird Mag. Iohann Hennefin unter jechs hieſigen Prädifanten an dritter 
Stelle aufgeführt ; die Erklärung der Prediger gegen das Interim unterzeichnet 
er 1548 an zweiter Stelle®). Abgejegt wurde er auf Grund einer von Johannes 
Draconites verfaßten Zuſammenſtellung jeiner Abweichungen vom evange> 
liſchen Bekenntniß ), wahrjcheinlih 1555, da Peter Eggerdes im Mai 
diefes Jahres vom Rath zum Prädifanten an St. Jakobi angenommen 
wurde. Als fih Antonius Beder von St. Nifolat 1555 dur ihn an 
der St. Georgskirche vertreten ließ, forderten die Prediger, daß der Papiſt 
und Sleger Hennefin legitime revocire oder legitime damnirt werde °). 


Johannes Draconites. — 1553— 1556. 


Sohannes Draconites aus Karlitadt jcheint, wie oben ?) dar— 
gelegt worden iſt, 1553—1556 an der Safobificche gepredigt zu haben, 
gab dies aber auf, al3 die von Andreas Martinus gegen ihn aufgereizte 


1) Hofmeifter, Matrifel 2, ©. 54. 

) Melt. Jahrb. 22, ©. 119. 

3, Hofmeiſter, Matrifel 2, S 98. Etwas 1739, ©. 601; 1740, ©. 410. 
*) Rathsarchiv, Ecclesiastica Ili II A Vol. I. 

5) Etwas 1740, ©. 410. Krabbe ©. 447 Anm. *. 

6, Rathsarchiv, Ecclesiastica II A Vol. II. 

?) Rathsarchiv, Ecelesiastica II A Vol. IV. 

8) S. oben ©. 3. 

9, ©. oben ©. 4. 


Eh se 


Mehrzahl der Gemeinde bei jeinem Auftreten die Kirche verlaſſen Hatte 
(1556 nach Apr. 5). 


Andreas Martinus ?). — 1555—1556. 

Andreas Martinus aus Roſtock wurde 1534 zwiichen Sept. 8 
und Sept. 15 dajelbit als Andreas Martens incola ?) und im Sommer: 
iemefter 1538 zu Wittenberg al® Andreas Martinus Rostockcensis 
immatrifulirt 3), ward 1544 Hauslehrer im Böhmijchen und fehrte 1546 
nach Roſtock zurück“). Im Iahre 1548 begab er fich abermal3 nad) 
Wittenberg, promovirte zum Magiiter und begleitete 1550 David Chyträus 
auf einer Reife nach Italien’). Am 24. Juli 1552 wurde er zu Roſtock 
als Dominus magister Andreas Martini Rostochiensis Witebergae 
promotus in die Artiften: Fakultät recipiut %), jtand zunächſt der Regentie 
Porta coeli vor ”), wurde darauf räthlicher Profefjor der Philojophie, 
war ım Winterjemeiten 1554— 1555 Bicereftor ®) und ward 1555 Apr. 14 
zum Dekan der Artiften- Fakultät °), Dt. 9 zum Rektor erwählt ’®). 

Bei legtgedachter Gelegenheit bezeichnet er ſich zuerſt als magister Andreas 
Martinus Rostochiensis, collegiatus ''), muß aljo damals bereit8 Mitglied 
des Domkapitels von St. Jakobi 1?) gewejen jein. In der Jalobikirche 
predigte er, wie Gryje jagt '*), „dewyle noch) nein Paſtor was angetreden“, 
d. h. vor der Einjegung ded Dr. Tiemann Heshufius durch die Landes: 
herren. Am Dfterjonntag 1556 (Apr. 5) trat er für den abgejegten Peter 
Eggerdes ein und erflärte, daß er jeine Predigten einjtelle!t). Der Rath 
jagt darüber am 28. Sept. 1560 16): „Od Martens tho junte Jacob, de 
allene ein gebedene predicher, up Pasce dage affdandede mit jodanen worden: 
je weren alle mammaluden; dennenoch, woloen de mand dar nicht umb 
wes don, jo ſcholden doch de frouwen wes darımb don und den 


— — 





) Etwas 1737, ©. 143; 1738, ©. 560 570; 1739, ©. 637-638; 1740, ©. 
457—468, 723. Allgem. Deutiche Biographie 20, S. 500. 

2) Hojmeifter, Matrifel 2, ©. 94. 

2) Metl. Zahrb. 48, ©. 61. 

+, Etwa 1737, ©. 143; 1738, ©. 560. 

>) Daſ. 1738, ©. 560. 

6) Hofmeifter, Matritel 2, ©. 124. 

) Etwas 1737, ©. 143. 

®, Hofmeifter, Matrifel 2, ©. 129. 

*, Dai. 2, ©. 132. 

10) Daſ. 2, ©. 131. 

1) Vol. auch Bacmeifter Sp. 1565. 

Liſch, Melt. Jahrb. 16, S. 24—25 macht ihn niht namhaſt. 

= 8. P 1. 

“) Etwas 1738, ©. 563. Mekl. Jahrb. 19, ©. 67. 

»5) Rathsprokoll v. 1560 —1561. 


g* 


namiddagenpredichern (Johannes Draconites) jtan Taten, unvororſacht“. 
Am 11. Oft. 1556 fündigte ihm der Rath jeine Stelle '). 


2. Petrus Eggerdes *). — 1555—1556. 

Peter Eggerdes aus Noftod wurde im Juni 1549 zu Wittenberg 
al3 Petrus Eggerdes Rostochiensis immatrifulirt ?). Im Mat 1555 
beitellte ihn der Rath zum Prediger an der Jakobikirche). Im demjelben 
Sahre Hagte er dem Matthäus Eddeler von St. Marien, dag Antonius 
Beder von St. Nikolat ſich durch den Papiſten Johann Hennefin vertreten 
lajje?). Die feierliche Beerdigung des Fatholisch gebliebenen Mag. 
Detlevus Danquardi am 1. März 1556 veranlafte ihn am folgenden 
Sonntag (März 8) zu einer heftigen Predigt gegen diejenigen, die ſich an 
dem Leichenbegängniß betheiligt hatten; in Folge deſſen erklärte ihn Der 
Rath für abgejeßt ®). 


’ 
3. Zilemann Heshuſius 7). — 1556—1557. 

Tilemann Heshuſius aus Wejel, geboren 1527 Nov. 3, war zu 
Wittenberg Schüler Melanchtons und promovirte dort 1550 zum Magiiter. 
Sm Jahre 1553 Paſtor Primarius und Superintendent zu Goslar geworden, 
promovirte er auf Koſten diefer Stadt 1553 zum Doktor der Theologie, 
wurde aber am 6. Mat 1556 jener Stellung entjegt. Als Herzoglicher 
Brofefjor und Paſtor ar der Jakobikirche nad) Rojtod gekommen, wurde 
er im Juni 1556 als Tilemannus Hessusius Wesaliensis, doctor 
theologiae, immatrifulirt °) und am 26. Juli als Paſtor eingeführt 9). 
Alsbald eröffnete er mit dem auf Befehl der Herzöge wieder cingejeßten 
Peter Eggerdes zujammen den Kampf gegen die Sonntagshochzeiten; im 
Sult 1557 erflärte er, dai er und Eggerdes mit dem Ende des Monats 
die Kopulation an Sonntagen einjtellen würden). Als in Folge dejjen 
Bürgermeifter Peter Brümmer am 12. Auguft vor der Bürgerjchaft davon 
geiprochen Hatte, daß die Prediger von St. Jakobi eine neue phariſäiſche 


ı) Etwas 1738, ©. 562. 

*) Daf. 1740, ©. 434—440. 

3) Mekl. Jahrb. 48, ©. 62. 

) Etwas 1740, S. 484. Bacmeijter Sp. 1564: sub finem anni 1555. 
Gryſe BL P I. 

5) S. oben ©. 3. 

6 Etwas 1740, ©. 436. Melt. Jahrb. 19, ©. 67. ©. unten ©. 41. 

?) Etwas 1738, ©. 498—502; 1740, ©. 440—448. Melt. Jahrb. 19, S. 68 
bi3 98. Allgem. Deutſche Biographie 12, ©. 814—316. 

8) Hofmeifter, Matritel 2, ©. 132. 

», Melt. Jahrb. 19, ©. 68. 

10) Daf. 19, ©. 69. 


— 37 — 


Sefte anrichteten ), predigte er am 22. August gegen denjelben als einen 
lügenhaften, ehrlojen und gottesläfterlichen Menjchen ?). Der Rath lieh 
Aug. 28 die Kirche jchließen und Heshufius und Eggerdes aus der Stadt 
weilen °). Am 10. Oktober zog Heshufius von binnen t). 


4. Author Lindemann ’). — 1557—1560. 

Author Lindemann, früher Diafonus zu St. Nikolai ®), wurde 
vom Nath zum Prediger an der Jakobikirche bejtellt. Nach Bacmeijters 
Angabe °) wurde er vom Rath, weil er jich mit Georg Reiche nicht ver: 
tragen konnte, nach St. Jakobi verjeßt, während Joachim Banſow an jeiner 
Stelle Diafonus zu St. Nıkolat wurde; da nun Lebteres im Jahre 1554 
geichah °), jo meint das Etwas’), Erjteres jet „etwa 1554 oder 1555“ 
geichehen. Wahrjcheinlicher ijt aber wohl die Annahme, da der Kath ihn 
entweder 1556, nachdem er den Andreas Eggerdes abzejegt, oder 1557, 
nachdem er Heshuſius und Eggerdes die Stanzel verboten hatte, zum 
Prediger an der Jafobifirche bejtellt habe. In den Streitigfeiten zwiſchen 
dem Rath und Dr. Johannes Draconites einerjeit3 und dem Miniſterium 
andererjeit3 jtand er auf Seiten des erjteren; am 3. Juli 1558 vollzog 
er auf Befehl des Raths die legte Sonntagstrauung !%). Im Jahre 1560 
wurde er aus dem Minijterium ausgejtoßen, nachdem dajjelbe am 25. Juli 
ein Colloguium mit ihm gehalten hatte !!). 


Andreas Martinugs '%). — 1559-1560. 

Andreas Martinus war, nachdem ihm der Rath 1557 Oft. 11 
gekündigt hatte, nach Dänemark gegangen und dritter Hofprediger König 
Chrijtians III. geworden. Nach dejjen Tode (1559 Jan. 1) fehrte er, 
nachdem er noch eine Zeitlang bei der Königin-Wittwe Doroihea in 
Kolding ſich aufgehalten hatte, auf eine Berufung des Rathes hin nach 
Roſtock zurüd'?), Am 26. Juli begehrten die Bürger Andreas Martens 


1) Mekl. Jahrb. 19, S. 70. 

2) Daſ. 19, ©. 70, 73. 

®, Daſ. 19, ©. 71; Etwas 1740, ©. 443. 

) Mekl. Jahrb. 19, S. 72; Bacmeiiter Sp. 1566. 
°) Etwas 1740, ©. 411—412. 

) ©. unten ©. 58—59. 

) Ep. 1581. Etwas 1740, ©. 348. 

*, Etwas 1737, ©. 391. 

?) 1740, ©. 411. 

‚0, Bacmeijter Sp. 1569. Etwas 1740, ©. 412. Melt. Jahrb. 19, ©. 98. 
12) Bacmeijter Sp. 1581; Etwas 1740, S. 412. 
1) ©. oben ©. 35— 36. 

3) Bacmeiiter 2, Sp. 1566. Etwas 1738, ©. 564. 


a BL 


zum Prädikanten: „je wolden thor bejoldinge dohn, wes je fcholden“ ; der 
Rat) erwiderte darauf, er wolle jich bedenken ’), jchrieb aber bald darauf 
an jeine Juli 30 zum Hanjetag in Lübeck abgefertigten Rathsjendeboten, 
„dat nad) juwer gunjte affreife, folgende Mandages (Juli 31). de jafen 
mit Magiſtro Andrea Martens der anneminge, od der befoldinge halven 
ehre entjchop gewunnen hebben; jo hebben wie ehme jarlich 100 daler to 
gevende, frig waninge und fin viaticum, fin gudt frig ber to beichaffende, 
tojeggen moten unnd od litteras excusatorias ad de Erbaren van Bremen xc., 
jo dat de jafe Har is“?) In dem Entichuldigungsichreiben des Raths 
an den Rath zu Bremen?) heißt e8: „de werdige und wolgelerte Magifter 
Andrea Martens, den wi uth deme lande tho Holften up forderinge 
ethlicher finer fruntichop Hirher an uns vorjereven hebben, ... it mu 
van jiner frunthſchop darhen perjuaderet worden, dat he ſick hebbe vor 
einen predicanten bi uns to denende vorredet und togejecht“. Am 
12. Sept. erjucht Martens den Rath, da er „uth Gottes vorjehung dem 
Rade tho Roſtock tho denende thojage gedahn unnd uth Koldingen fin 
gerede gehalet“, um eine bequeme Wohnung, „dath he dem jone Gottes 
deito begwemer moge denen“, beſchwert jich darüber, daß er Nichts zu 
thun habe, und bittet, daß man auch Erijpinus in Roftod behalte, damit 
es nicht heiße, er wäre gefommen, um Criſpinus zu verdrängen‘), Am 
6. Oft. werben Joahim Schröder und Criſpinus im Auftrage der Prediger, 
dag man Mag. Andreas Martinus, damit er nicht aus Roſtock fortgebe, 
„mit einer jtede, wor he predigen, und waringe x.“ bejorge, und der Rath 
faßt den Beichluß, „dath he dath huß bi dem Meardede hebben jal“, das 
bis Dftern 12 Gulden fojten wird’). Am 2. Nov. wird im Kath) darüber 
verhandelt, ob man Dr. David Chyträus ins Koncilium aufnehmen und 
fofort zum Rektor wählen wolle; Bürgermeifter Gerdes macht das Bedenken 
geltend, daß bisher niemals „forjtendener im concilio gejeten und Kectores 
geweien“; am 3. Nov. wird Andreas Martens zum Rektor erwählt‘); in 
der Matrifel heißt e8”): Anno Domini 1559 decima quarta Novembris 
renunciatus est rector universitatis Andreas Martinus Rostochiensis, 
artium liberalium magister, collegiatus et ’Exxirsıastn; ad D. Jacobum. 


1)J Rathsprotokoll v. 1559— 1560. 

2) Rathsprotokoll v. 1559. 

3) Dajelbft. Vgl. Neue wöchentl. Roft. Nachr. u. Anzeigen 1838, ©. 222. 

9 Rathsprotokoll v. 1559—1560- 

5) Rathsprotokoll v. 1559. Neue wöchentl. Roſt. Nachr. u, Anzeigen 1838, 
©. 223. 

s) Rathsprotofoll v. 1559—1560 und von 1559. Neue wöchentl. Roſt. Nadır. 
u. Anzeigen 1838, ©. 222. 

?) Hofmeifter 2, ©. 139. 


— — 


Von nun an ſteht er, Anfangs mit Criſpinus zuſammen, an der Spitze 
der auf die Beſeitigung des Dr. Draconites dringenden Geiſtlichkeit. — 
Als er am 7. Ian. 1560 — dem Beſchluſſe der Geiſtlichkeit von Jan. 4 
gemäß — eine Erklärung gegen Draconites auf der Kanzel verlejen hatte, 
jtellte ihn nach beendigter Predigt Dr. Laurentius Kirchhof darüber auf 
der Straße zur Rede und in dem dadurch hervorgerufenen Wortwechiel ') 
brah Martinus in Schmähungen aus. Kirchhof jagt darüber Ian. 9°): 
„Dat he dem duvel hebbe, moth he geichein laten und Gott bidden, dat 
he ene darvan redde; dath he vverit ehne gejchulden vor eine bejtiam, geit 
in fine ehre und gelimp, und will es mith liff und bloth rechen, ſoferne 
de Radt nicht vornimpt, dath in der jafe deinſtlich“. Meartinus jtellt 
«3 Jan. 11 in Abrede, daß er gejagt habe, „he hebbe den Hilligen geiſt 
nicht, he rede uth dem duvel“; dagegen geiteht er zu, er habe gejagt: „du 
boferdige bejtie, du gotloje minjche, du fiendt des predigampts“, verteidigt 
jfih aber damit, diefe Worte jeien nicht weltlich, jondern in dem Sinne 
von ihm gebraucht worden, in welchem Johannes die Phariſäer Ottern- 
geichleht genannt habe). Jar. 12 erjchienen Jürgen Reiche, Joachim 
Schröder und Heinrich) Strevius, entjehuldigten das Ausbleiben des Andreas 
Martinus und baten um Dilation ; Laurentius Kirchhof erklärte, daß er nad) 
Wismar müfje und deshalb eine vierzehntägige Frijt annehme, während welcher 
die Sache auf den Kanzeln nicht berührt werden dürfe*). Febr. 3 begehrte 
Laurentius Kirchhof, daß der Rath, wenn er in der Sache nicht richten 
wolle, ihm eine Remiſſionsſchrift ausftelle?). Febr. 8 erklärten Heinrich 
Dojje und Balthaſar Gule, Martinus habe erklärt, wenn die Sache nicht 
jo verlaufe, wie er wolle, jo werde er es jeiner Gemeinde klagen ®). — Durch) 
die Ernennung des Mag. Simon Pauli zum Paſtor an St. Jafobt (1560 
vor Mai 12) muß Martinus jeiner bisherigen Stellung verluſtig worden 
jein. Dft. 17 erjcheinen Jochim Schröder, Henricus Strevius, Matthäus 
lege und Joachim Banjow vor dem Rath) und bitten ihn, Andreas 
Martinus, der nunmehr „ein jar hir in einer vocation gewejen und nicht 
heft weten, wath be don jolde“, und dem jegt auch jeine Wohnung 
gekündigt worden, nicht von hier fortziehen zu laſſen, jondern an Gtelle 
de3 Draconites ald Theologen anzuſtellen?). Okt. 21 berichtet der wort- 


1) Met. Jahrb. 19, ©. 114—115. 

2) Rathöprotofoll v, 1559 — 1560. 

3) Rathöprotofoll v. 1559—1560. Vgl. Mekl. Jahrb. 19, S. 114—115- 

9 Rathsprotokoll v. 1560 —1561. 

5\ Rathsprotokoll v. 1559 — 1560. 

6) Rathsprotokoll v. 1560—1561. 

) Ratheprotofoll von 1560—1561. Neue wöcentl. Roſt. Nachrichten 18338, 
S. 253. 


u A 


baltende Bürgermeilter, Andreas Martinus, mit dem er über eine Ver— 
bejjerung jeines Gehalts geiprochen, habe gejagt, die vom Rath 
beabjichtigte Berufung eines Theologen müſſe mit Genehmigung Der 
Brädifanten gejchehen?). Oft. 22 fommt Andreas Martinus mit Simon 
Pauli, Matthäus ‘lege und Joachim Banſow vor den Rath, und 
jagt, er habe eine Vofation nach Magdeburg an St. Ulrichsfirche und 
bejchiwert jich über die Unbejtimmtheit jeiner Vofation: 7 Wochen jet er 
unbeſchäftigt gewejen, dann habe er mit Erjchreden gehört, dat die Fürſten 
an St. Safob einen Theologen beitellen wollten, jet beabjichtige auch der 
Rath die Anjtellung eines jolchen; man enwidert ihm, die Anjtellung eines 
Theologen fönne nicht unterbleiben und die Gejchäfte liegen ſich in der 
Weiſe vertheilen, dag vom Safriften um 6, von den Predigern abwechjelnd 
um 3 Uhr und von dem Doktor nach der Vesper gepredigt werde; jein 
Wunich, an der Univerfität zu lejen und dafür eine Zulage zu erhalten, 
wird dahin genehmigt, daß er wöchentlich zweimal lejen und 20 Thaler 
Zulage erhalten joll; außerdem ſoll die Wedem fir ihn eingerichtet 
werden und er jährlich 2 Lajt Kohlen und 6 Fuder Holz zu beziehen 
haben ?). Leider wird die Kirche, am welcher Andreas Martens damals 
ſchon thätig war, nicht genannt, doch kann unter ihr wohl nur St. Marten 
veritanden werden ; ſ. oben ©. 21. 


5. Simon Bauli?). — 1560-1591. 

Simon Pauli aus Schwerin, geboren 1534 Dft. 28%), wurde 
1552 Mai 3 zu Roſtock al® Simon Pauli Schwerinensis immatrifulirt ?), 
ging 1555 nad) Wittenberg, wo er im Wat als Simon Pauli Suerinensis 
inferibirt ©) ward, und wurde auf Verwendung des Profeſſors David 
Ehyträus 1559 zum Domprediger in Schwerin beitellt ). Im folgenden 
Jahre fam er als herzoglicher Profeſſor und Bajtor zu St. Jakobi nad 
Roſtock und wurde am 12. Mai als Magister Simon Pauli, Witebergae 
promotus, in die Artiſten-Fakultät recipirt®). Zum Doktor der Theologie 
promovirte er am 29. April 1561”). 1573 Dez. 2 zum Superintendenten 


1) Rathaprotofoll v. 1560— 1561. 

2) Nathöprotofoll dv. 1560—1561. Neue wöchentl. Rojt. Nachrichten 1838, 
©. 253. 

2) Etwas 1738, S. 274-278, 312—520, 337- 345; 1740, ©. 468. Algen. 
Deutiche Biographie 25, S. 273 - 274. 

*) Etwas 1738, ©. 277. 

5) Hofmeijter, Matrifel 2, S. 122. 

°, Mel. Jahrb. 48, ©. 62. 

’, Etwas 1733, ©. 313. 

8) Hofmeister, Matrifel 2, ©. 141. 

9) Etwas 1737, ©. 626. 


——— 


erwählt, wurde er als ſolcher 1574 März 28 beſtätigt und am 18. April 
eingeführt). Er ſtarb am 17. Juli 1591 °). 


Gaspar Leunculuß?). — 1560— 1563. 


Caspar Leunculus aus. Sellin ward zu NRojtod im Mai 1560 als 
Casparus Leunculus Sellinensis Marchita immatrifulitt*),. Nach Bac— 
meiſters Angabe °) wurde er im demjelben Jahre vom Rath an Stelle 
de8 Author Lindemann zum Prediger an St. Jafobi berufen, 1563 aber 
nach dem Tode Beit Berg's zu dejfen Nachfolger ernannt. 


6. Balentinus Schacht ®). — 1592 — 1607. 
Valentinus Schacht aus Stargard, bisher Archidiafonus zu 
Et. Jakobi, wurde an Dr. Simon Baulis Stelle zum Paſtor erwählt. 
Das Iudicium Ministerii datirt von 1592 Febr. 12; jeine Beſtätigung 
erfolgte April 19, die Einführung am 11. Juli”). Er ftarb 1607 Juni 12°). 


B. Ardidiakonen. 
1. Betrug Eagerdes®). — 1556 — 1557. 

Des abgejegten Beter Egaerdes nahm jich Herzog Ulrich an; 
nachdem er fi) am 4. Juli durch feine Euperintendenten Gerhard Demefe 
und Mag. David Chyträus vergeblich für ihn beim Rathe verwandt hatte, 
lieg er ihn am 26. Juli durch Gerhard Oemeke wieder einjeßen!)., Da 
aber der an demjelben Tage eingeführte Tilemann Heshufius nunmehr als 
Paſtor fungirte, jo blieb Eggerdes nur die Stelle eines zweiten Predigers 
oder Archidiafonus übrig. Im Juli 1557 erllärte Heshufius, zu Anfang 
de3 nächſten Monat3 würden er und Peter Eggerdes die Sonntags: 
trauungen einstellen !); am 12. Aug. jprach Bürgermeister Peter Brümmer - 
vor der Bürgerjchaft gegen das Auftreten der Prediger zu St. Jalobi !?) 
und am 22. Aug. eiterte Eggerdes in der Nachmittagspredigt gegen Peter 
Brümmer als gegen einen Meineidigen!“). In Folge deſſen verbot ihm 


ı) Etwas 1738, ©. 389-340. 

” Daj. 1738, ©. 278. Gryſe Bl. T3b,. 

3) Etwas 1740, ©. — 

) Hofmeiſter, Matrifel 2, ©. 140. Etwas 1740, S. 468. 
) Ep. 1581—1582, 1601. 

9 Etwas 1737, ©. 60-64, 59. 

) Daj. 1737, ©. 59—60. 

) Daſ. 1737, ©. 63. 

®) ©. oben ©. 36. 

10) Melt. Zahrb. 19, S. 68. Vgl. Gryſe Bl. Pi. 
m) Mekl. Nahrb. 19, ©. 69. 

2) Dai, 19, S. 69-70. 

9) Daf. 19, ©. 73. 


—— 


der Rath die Kanzel und befahl ihm, Roſtock zu verlajjen‘); am 9. Okt. 
Abends 11 Uhr wurde er gewaltjam aus jeinem Hauſe geholt und aus 
der Stadt gebracht‘). 


2. Henricus Strevius®). — 1557—1565. 


HenricusStreviug aus Zillingen im Bisthum Halberjtadt wurde im 
Mat 1556 zu Roſtock als Henricus Strevius Tzillingensis immatrifulirt *). 
Conradus Porta berichtet von ihm, er habe ſich 1557 Nov.2 als Bacca- 
laureug der Theologie et in numerum ministrorum ecclesiae ad 
D. Jacobum cooptatus mit Dorothea Hummelshahn verehelicht?),. Dem 
Etwas zufolge war er „vermuthlich an des verjagten Petri Eggerdes 
Stelle, 1557 im Octobr. Prediger zu St. Jacob“ geworden ®); noch in 
demjelben Jahre wurden dem Mag. Heinrich Strevius, Prädifanten zu 
St. Jakobi, 1 Lait Kohlen und 3 Fuder Holz gejandt). Als er am 
11. Aug. 1558 SKindtaufe halten ließ, fam e8 in jenem Hauſe zum 
Streit zwiſchen Draconites und Matthäus Flege“). Bei Predigten, Die 
Draconite® 1558 Aug. 30, Oft. 5, Dez. 15 und 1560 Ian. 4 hielt, war 
er zugegen’). Im Jahre 1559 geriet er in Streitigfeiten mit Mag. 
Rudolf Mönnihhaujen aus Bremen !’); am 1. Juni 1560 unterzeichnete 
er Die gegen dieſen gerichtete Stonfejfion des Minifteriums 1) und am 
9. Juli erjchten er in derjelben Angelegenheit mit Joachim Schröder und 
Johann Schreiel vor dem Rath. Am 29. Junt 1564 promovirte er 
zum Licentiaten der Theologie '?) und Dr. Simon Pauli nennt ihn bei dieſer 
Gelegenheit: Virum reverendum et eruditione praestantem, qui triennium 
ferme in comitatu Stolbergensi et integros septem annos in hac 
ecclesia evangelion filii Dei... docuit. Sein Gegner Mönnichhaufen 
jagt 1560 Apr. 5 von ihn: homo in controversiis dijudicandis nemini 
cedens et ingeniorum censor acerrimus'+. Im Jahre 1564 wurde er 





ı) Mekl. Jahrb. 19, ©. 71. 

N Daf. 19, ©. 72. 

2) Etwas 1740, ©. 465 —467; 1733, ©. 593 — 59. 

) Hofmeifter, Matritel 2, S. 132. Etwas 1740, ©. 465. 
®, Etwas 1739, ©. 243. 

°), Dai. 1740, ©. 465. 

) Rathsarchiv, Zwinger, 

*) Etwas 1740, ©. 466. Mel. Jahrb. 19, S. 99-100. 
») Grapius ©. 2495—298; vgl. Etwas 1741, ©. 30. 

19 ©. oben ©. 13—14. 

") Grapius ©. 311. 

9, Rathsprotokoll v. 1559 - 1560. 

18, Gtwas 1739, ©. 245; 1737, ©. 432; 1738, ©. 317—313, 5983. 
14, Rathsarchiv, Ecclesiastica Il A Vol. IV. 


—— 


auch zum räthlichen Profeſſor der Theologie ernannt!); 1565 Febr. 1 
ward er als ſolcher in das Koncilium recipirt®). In einer Streitigkeit, 
die er mit Gelmerus Nemorimontius von St. Petri hatte, weil diejer 
als Bajtor über ihm ſitzen wollte, nahm fi) dad Ministerium am 
4. Jan. 1565 den Herzögen gegenüber jeiner an, indem es fich auf feine 
Licentiatenwürde berief?). Er jturb 1565 Aug. 14, 18 oder 19). 


3. Dionyfius Marquardus“). — 1566—1572. 


Dionyjius Margquardus aus Schivelbein wurde 1565 oder 
1566 an Stelle des Henricus Streviug zum Archidiakonus berufen ®). Sm 
Mai 1566 wurde er immatrifulirt al® Mag. Dionysius Marquardus 
Scivelbenensis’); am 3. Mai 1567 ward er als Mag. Dionysius Marcquardi 
Gripsvaldii promotus durch Bartholomäus Clinge?) und am 20. März 1570 
al® Mag. Dionysius Marquardus durch Jakob Prätorius in die Artijten- 
Fakultät recipirt®). Er jtarb vor dem 13. Oft. 1572. 


4. Valentinus Schadt!%. — 1572—1592. 
Balentinus Schaht aus Stargard, Diafonus zu St. Jakobi, 
ward am 13. Dit. 1572 dem Minifterium vom Rath an Stelle des 
Dionyjius Marquardus zum Archidiafonus präjentirt !). Er wurde 1592 
als Nachfolger des Dr. Simon Pauli Pajtor zu St. Jakobi !?). 


d. David Lobed !?). — 1592 — 1603. 

David Lobeck, Diakonus zu St. Jakobi, wurde 1592 an Stelle 
de3 Valentin Schacht zum Archidiafonus berufen. Das ludicium Mini- 
sterii erfolgte Febr. 12, die Iandesherrliche Beltätigung Apr. 194), Die 
Einführımg Juli 11°) Lobed jtarb am 14. Sept. 1603 !9). 


1) Etwas 1738, ©. 594; 1740, ©. 466. 

) Hofmeifter, Matrifel 2, S. 155; Etwas 1738, ©. 594. 
3), Etwas 1738, ©. 594. 

*, Dai. 1738, ©. 318; 1739, ©. 246; 1738, ©. 594. 

5) Daj. 1740, ©. 470—471; 1737, ©. 57 —58. 

°, Daſ. 1737, ©. 58. 

) Hofmeifter, Matrifel 2, ©. 159. Etwas 1740, S. 470. 
) Hofmeijter, Matrikel 2, ©. 163. Etwas 1739, ©. 669. 
Hofmeiſter, Matrifel 2, ©. 173. Etwas 1739, ©. 727. 
1%) S. unten ©. 44. 

1) Neue wöchentl. Roft. Nachrichten 1838, ©. 414. 

19 S. oben ©. 41. 

13) S. unten ©. 46. 

“) Etwas 1740, ©. 478. 

is, Daf. 1737, ©. 60; 1740, ©. 478. 

6) Grapius, ©. 185. Etwas 1740, ©. 478. 


EINER | ER 


C. Diakonen. 
1. Vitus Berg!). — ?—1563. 

Veit Berg wird von Bacmeiſter al® in Templo Jacobaeo infimus 
Diaconus bezeichnet; ihm jei i. I. 1555 Peter Eggerdes vom Rath zum 
Kollegen gegeben worden?). Herr Veit zu St. Jakobi erhält 1557 jein 
rüdjtändiges® Gehalt von 17 Gulden ausbezahlt?). 1558 Aug. 11 war 
Herr Vitus, Sakriſt zu St. Iafobi, bei dem Streit des Matthäus Flege 
mit Draconites im Hauje des Heinrich Strevius zugegen“). Am 1. Juni 
1560 unterzeichnete er die Konfeſſion des Miniſteriums gegen Rudolf 
Mönntichhaufen ?). Er jtarb 1563 um Jan. 5°). 


2. Gaspar Leunculus ). — 1565—1562. 

Caspar Leunculus aus Sellin, bisher räthlicher Gegenprediger 
des Simon Pauli, erhielt 1563 die durch den Tod des Veit Berg erledigte 
Stellung (locum ejus integre cum stipendio et accidentibus°®). Er 
wurde 1564 zum Magiſter promovirt und jtarb im September 1565 an 
der Reit ?). 

3. Valentinus Schacht?“). — 1565—1572. 

VBalentinus Schaht aus Stargard wurde im Mai 1560 zu Rojtod 
al3 Valentinus Schacht Stargardiensis immatrifulirt '}), promovirte im 
Dftober 1563 zum Magitter!?), ging 1565 der in Roſtock herrichenden 
Peſt wegen nach Greifswald, wurde gegen Ende dieſes Jahres an des 
Caſpar Leunculus Stelle zum Diafonus an St. Jakobi erwählt und 
heirathete 1566 die Wittwe feines Vorgängers"), Am 15. März 1570 
wurde er in die philojophiiche Fakultät““) und am 1. Aug. als Profejjor 
der Theologie in das Koncilium recipirt!“); im Winterjemefter 1570—1571 

') Etwas 1740, ©. 433 - 434. 

) Ep. 1564, 1592. 

2) Rathsarchiv, Zwinger. 

*) Etwas 1740, ©. 446 Anm. Melt. Jahrb. 19, ©. 99. 

5) Grapius ©. 311. 

©, Bacmeijter Sp. 1601. Etwas 1740, ©. 433. 

) &. oben ©. 41. 

*, Bacmeilter Sp. 1601. 

®) Hofmeifter, Matritel 2, S. 154. Etwas 1739, ©. 666; 1740, ©. 469. 

, Stwas 1740, S. 470; 1737, ©. 51-59; 1738, ©. 779—784. 

21), Hofmeiiter, Matritei 2, S. 140. Etwas 1737, ©. 55; 1738 ©. 782. 

18), Hofmeiſter, Matritel 2, ©. 150. Etwas 1737, ©. 55; 1738, ©. 783; 1739, 
©. 665. 

19) Etwas 1737, S. 56-57. 

249) Hofmeifter, Matrifel 2, S. 170. Etwas 1739, ©. 673. 

5) Stwas 1739, S. 837; 1737, ©. 59. 


Ber | Ge 


war er Rektor der Univerjität‘), Im Jahre 1572 wurde er an Stelle 
de3 Dionyjius Marquardus zum Arcchidiafonus zu St. Jakobi berufen. 


4. Jakob Mepmaler ?). — 1574—1590. 

Jakob Meßmaker, Diafonus zu Gt. Petri, wurde zu Anfang 
de3 Jahres 1574 als Nachfolger des Valentin Schacht zum Diakonus an 
St. Jakobi erwählt. Das Judicium Ministerii über jeine Wahl und 
Perjon datirt vom März 12%). Der Rath ſuchte bet den Herzögen 
März 24 und Mai 1 um jeine Beitätigung nacht); Apr. 30 jupplicirte 
das Minifterium, daß die Herzöge ſich mit dem Kath vergleichen möchten, 
damit die ordentlichen Satechismus- Predigten am Sonntag, die jeit des 
Dionyfius Marquard Krankheit und Ableben unterlajjen worden wären, 
wieder aufgenommen werden fönnten?). Ueber jeinen Tod berichtet Gryje 
zum Jahre 1590%): „dt ys överjt den 15. Februarii H. Jacob Meßmaker, 
jo 38. jar alhyr im Predigampt geweien, ſynes older 66. jalichlyfen 
vorſcheiden“. 


Mento Gogreve“). — 1573. 

Mento Gogreve aus Lippſtadt, 1571 Hofprediger des Grafen 
von Hoya°), wurde zu Roſtock im November 1572 als Mag. Mento 
Gogrevius Lippiensis, Jenae promotus, honoratus, immatrifulirt). Am 
10. Febr. 1573 empfahl ihn David Chyträus, als Herzog Johann Albrecht 
ihn zu Vorſchlägen wegen des Paſtorats zu Schwerin aufgefordert hatte !°). 
Am 14. April aber jchrieb der Herzog an das Minijterium, da der Rath 
ſich Hinfichtlich der Rapläne des Patronatsrecht3 anmaße, jo übertrage er 
zur AufrechtHaltung feiner Gerechtigkeit die vakante Stelle eines Kaplans 
an der Jakobifirche für eine Zeitlang dem Magiſter Mento Gogreve !!) 
Simon Pauli, der vom Herzog den Befehl zu feiner Einführung erhalten 
hatte, machte Apr. 25. dem Miniſterium davon Mittheilung, und man 
beichloß, dem Herzog ein jchriftliches Bedenken einzufchiden. Am 2. Mai 
aber wies der herzogliche Sekretär Johannes Molinus in Gegenwart Des 


1) Hofmeifter, Matrifel 2, ©. 172. 

2) Etwas 1740, ©. 476—478. 

3) Daſ. 1740, ©. 477. 

4) Neue wöchentl. Roſt. Nachrichten 1839, ©. 14. 
5) Etwas 1740, ©. 477. 

)9.T3, 

?) Etwas 1740, S 473 —476. 

9) Daf. 1741, ©. 574. 

) Hofmeijter 2, ©. 177. Etwas 1740, ©. 473. 
10) Etwas 1740, ©. 473. 

1) Daf. 1740, ©. 473—474. 


— | — 


Küchenmeiſters zu Schwaan und einiger Zeugen Mento Gogreve in 
das Kaplan-Amt und das Kaplanshaus von St. Nikolai ein und am 
8. Mai hielt dieſer die Frühpredigt. Am 7. Mai überſandte das Mini— 
ſterium Herzog Ulrich eine Vorſtellung, in der es erklärte, daß es den 
gegen den Willen der Kirche und des Presbyteriums eingedrungenen 
Prediger nicht annehmen könne; am 16. Mai antwortete Herzog Ulrich, 
daß er ſich in Gemeinſchaft mit Herzog Johann Albrecht darüber erklären 
werde‘). Am 18. Mai promovirte Gogreve zum Licentiaten der Theologie ?); 
dann wurde er zum Euperintendenten von Schwerin ernannt ?). 


5. David Lobed*). — 1591— 1592. 

David Lobed aus Hamburg, Diafonus an St Betri’), wurde 
1591 an Jakob Meßmalers Stelle zum Diafonus an St. Jafobi erwählt. 
Das Iudiecium Ministerii datirt von 1591 März 1. Im Sabre 1592 
ward er an Valentin Schacht? Stelle zum Archidiafonus erwählt. 


6. Joachim Weitphal %). — 1592 — 1608. 

Soahim Weſtphal wurde zu Noftod im Dftober 1572 als 
Joachimus Westphalus Megapolitanus immatrifulirt?) und 1580 Wärz 4 
zum Magiſter promovirtd). Er war Kollege und Konrektor an der Schule. 
Sm Jahre 1592 wurde er an David Lobecks Stelle zum Diakonus erwählt. 
Das Iudieium Ministerii datirt von Nov. 24, die landesherrliche Ktonfir- 
mation von Dez. 3; die Ordination erfolgte Dez. 6, die Introduction 
De. 12. Im Jahre 1608 wurde er an Valentin Schadhts Stelle Paſtor 
zu St. Jakobi. 


3. 5t. Nikolai. 


Als Prediger an der Nikolaitirche nennt das Gryſeſche Verzeichniß?) : 
H. Jacob Marita, H. Dedewick N., 9. Antonius Beder, D. Henricus 
Smedenjtede, H. Jochim Stampe, H. Dyeronymus N., H. Peter N., 
D. Johannes Aurifaber, M. Georgius Richius, H. Jochim Banjow, 
H. Joſias Richius, H. Johan Saliger, H. Mattheus Auge, M. Hermannus 


1) Etwas 1740, ©. 474—476. 

2) Hofmeifter, Matritel 2, S. 179. Etwas 1738, ©. 838, vgl. S. 376—377. 
2) Etwas 1740, ©. 476. 

9 Daf. 1740, ©. 478. 

>, ©. unten. 

°) Etwas 1737, ©. 605; 1740, ©. 478—479. 

) Hofmeifter, Matritel 2, ©. 177. Etwas 1739, ©. 267. 

8) Hofmeiiter, Matrifel 2, S. 204. Etwas 1739, ©. 785. 

9) BI. V4, 


Storff, H. Antonius Höfer‘. Ein Berzeichnig des Minifterial- Archivs 
nennt außerdem noch nach Hieronymus einen Andreas '). 

Von diejen 15, beziehentlich 16 Predigern find uns Jakob aus der 
Mark Brandenburg, Dedewid, Hieronymus, Peter und Andreas 
völlig unbekannt. 


A. Vafloren. 


Antonius Beder?). — 1542 — 1555. 


Antonius Beder aus Mejchede, bisher Diafonus zu St. Nikolai, 
muß vom Rath; 1542 nad) dem Tode des katholiſch gebliebenen Scholaitifus 
und Bajtoren Dr. Johann Slatte zum Paſtor ernannt und in Die 
erledigte Wedem eingewiejen worden jein. Herzog Heinrich nahm aber am 
27. Juni 1542 das Recht zur Bejegung der Scholajterei und des Paſtorats 
für fi in Anſpruch und Becker wird, nachdem jich auch Herzog Albrecht 
1543 Juli 8 für den von Herzog Heinrich) präfentirten Dr. Hinrich 
Smedenitede erflärt hatte, die Wedem haben räumen müſſen. Ueber die 
Streitigkeiten, die er 1543 und 1544 mit Emedenjtede hatte, ſ. unten. 
Am 11. Mai 1547 wird er unter jech® Prädifanten an erjter Stelle 
genannt und 1548 unterzeichnete er die Erklärung der Roſtocker Prediger 
gegen das Interim ebenfalld an erjter Stelle’), Sein Teſtament datirt 
von 1545 Nov. 19%); 1555 war er aber ficher noch am Leben °). 


1. Hinrich Emedenjtede®). — 1542—1548. 

Hinrih Smedenistede aus Lüneburg wurde zu Wittenberg 1524 
Mai 22 immatrifulirt, 1532 Aug. 28 zum Magiſter promovirt und 1533 
in die Artiſten-Facultät recipirt. Später erlangte er die Würde eines 
Doftors der Theologie. 1540 war er Dekan der philojophiichen Fakultät‘); 
1542 wurde er, vermuthlich auf eine Empfehlung Melanchtons hin, von 
Herzog Heinric) nad) Roſtock berufen. — Die Abfichten des Herzog in 
Bezug auf die durch Dr. Johannes Katte erledigte Stelle jind nicht recht 
verjtändlich, Doch jcheint es, daß er die Echolajterei und das Pajtorat von 
St. Nikolai von einander trennen wollte. Am 27. Juni 1542 jchrieb er 
an jeinen Sekretär Simon Leupold, den er zum Scholaſtikus ernannt und 
al3 jochen dem Domkapitel präfentirt hatte, daß er auf dieſe Präjentation 


) Etwas 1740, ©. 342. 

9) ©. unten ©. 58. 

2) Rathsarchiv, Ecelesiastica IT A Vol. II, 

9 Rathsarchiv, Ecclesiastica IIl IVB Vol. I. 

5) ©. oben ©. 3. . 

9) Etwas 1740, ©. 275—278; 1788, ©. 145—149, 491, 833. Krabbe, S. 441 
bis 443, 454-456. Allgem. Deutſche Biographie 31, S. 632— 633. 

) Allgem. Deutiche Biographie 31, ©. 632. 


48 — 


Hin unter Hinzuziehung eines Notard von der Nifolaifirche und der Wedem, 
jowie auch von der Kirche und der Wedem zu Warnemünde, Beſitz ergreifen 
möge!). Am 30. Juli jchrieb er Dagegen dem Kath, obwohl er vor Kurzem 
den Dr. Hinrich Smedenjtede zum Kirchherrn von St. Nikolai ernannt 
und für ihn durch feinen Sekretär Simon Leupolt die Pfarrfirche und 
die Wedem habe einnehmen laſſen, jo erfahre er doch, daß der Rath in 
die Wedem den Kaplan Antonius Beder habe einweiſen laſſen; da aber 
Smedenjtede binnen acht Tagen in Roſtock anfommen werde, jo jolle 
Beder die Wedem räumen und in das bisher bewohnte Kaplanshaus 
wieder einziehen”). Erit zum 23. Nov. berichtet die Matrifel: Hinricus 
Schmedenstede Luneburgensis, theologie doctor, professor et pastor ad 
D. Nicolaum, fuit honoratus una cum fratre Hieronymo Schmedenstede?). 
Im Jahre 1543 — das genauere Datum ift leider nicht angegeben — 
präjentirte Herzog Heinrich den Simon Leupold wieder dem Domkapitel 
ad parrochiam (?) perpetuam et scholasteriam in ecclesia sancti 
Nicolai Rostochiensis et ad reliqua beneficia, quae Dr. Joannes Katte 
habuit, und „zur gleicher Zeit” wieſen ihn „die Herzoge” in die Pfarre 
zu Warnemünde ein und befahlen, daß der Nath ihm die Hebungen diejer 
Kirche, die der Nikolaifirche inforporirt jei, regelmäßig verſchaffe). Am 
19. März 1543 wurde Smedenjtede ein Revers zur Unterjchrift vorgelegt >), 
durch welchen er anerkennen jollte, daß die Kirchenvorjteher mit Willen 
des Raths ihm die Weden nur „precarien wyſe ingedan hebben, beth Bo 
lange ße derjulvigen tho behoff desjennigen, ßo mith der Scholajterye van 
beyden . . . Landesfuriten vorlehnet und demnha geborlifer wyſe 
dartho inſtituert i3 worden, edder junjt ander derjulvigen tho donde 
hebben“. Smedenftede verweigerte aber die Unterjchrift und Herzog 
Heinrich befahl dem Rath am 31. März, ihm die Weden nicht länger 
vorzuenthalten®). Der Rath gab jedoch erſt dann nad, als ihm auch 
Herzog Mbrecht Juli 8 die Ernennung Smedenftedes zum Pajtor angezeigt 
und Herzog Heinrich Juli 13 nochmals einen Befehl zur unverzüglichen 
Räumung der Weden erlafjen hatte’). — Noch in demjelben Jahre gerieth 
Smedenjtede mit Antonius Beder in heftige Streitigkeiten; am 11. Nov. 


1) Mekl. Jahrb. 5, ©. 147. 

2) Rathsarchiv, Ecelesiastica III IV A Vol. L Krabbe ©. 441 Anm. **, 

2) Hofmeijter 2, ©. 104. Etwas 1738, ©. 146. 

9 Mekl. Zahrb. 5, ©. 147. 

) Rathsarchiv, Ecclesiastreca III IV A Vol. I. Krabbe ©. 441 Anm. **. 

%) Rathsarchiv, Ecclesiastica III IV A Vol. I. Krabbe ©. 441 Anm, ** 
irrthümlich: 1544 Sonnabend nad) Djtern. 

?) Rathsarchiv, Ecclesiastica III IV A Vol. I Krabbe ©. 441 Anm, **, 
Das Schreiben von 1544 Sonntag nad) Dionyfii gehört in einen anderen Zujammen- 
bang; f. unten ©. 49 Anm. 5. 


——— 


hatte er, wohl in Anſpielung auf deſſen vormaliges Eintreten für den 
katholiſchen Meßdienſt einerſeits und auf ſein angebliches unerlaubtes 
Verhältniß zu der Frau ſeines Hauswirthes Jochim Albrecht andererſeits, 
in der Kirche gejagt: „wo juwe predicante gelevet und geleret hefft, weth 
menn aver dat gantze landt tho Mekelenborch wol tho ſeggenne“. Auch 
daß er das Teſtament nicht im Chor, ſondern auf einem Altar vor dem 
Chor hielt, machte er ihm zum Vorwurf und im Jahre 1544 gab ihm 
ſeine Betheiligung an der Feſtlichkeit des Nothfeuers am Sonntag nach 
Johannis (Juni 29) neuen Anlaß zu Angriffen. Am 28. Sept. eiferte 
er gegen eine vom Rath und von der Univerfität gemachte neue Ordnung, 
zweifelsohne die im Auguſt gedrudte: Studii litterarii publiei in academia 
Rostochiensi diiigens et accurata restauratio!) und jchalt „alle predi- 
cantenn tho Roſtock“, weil fie ſich Dderjelben nicht widerjegt hätten, 
„wendehoyden“. Won dem in der Slirche anmwejenden Antonius Beder jagte 
er, wie diejer dem Rathe berichtet”), vor der Gemeine: „me jcholde my 
myt drecke werpenn, vonn dem predifeitole unde tho der Stadt henuth. 
Dhon Hefft my fleſch unnde bloth Hefftyghenn bewegenn und ſy unbedacht 
hervorgetredenn unde gejecht averluth deme doctor under oghenn: du Luchit ; 
me jchulde dy mit drecke werpenn; hefjtu nicht lange genoch ygeballert?, 
und ſy darvan ghann“. In einer undatirten Eingabe verlangt Smedenjtede, 
daß der Prediger Herr Antonius, der jeine Predigten auf der Kanzel 
verdächtig mache, jeine Perjon fälſchlich und ſchändlich injuriire, auch andere 
fromme Leute läjtere und jchände und öffentlich jo lebe, wie fein Prediger 
leben dürfe, jeines Amtes entlafjen werde, und in einer andern, Die eben- 
falls undatirt iſt, berichtet er dem Nath, daß der Sakriſt Joachim 
(Stampe) nicht länger am Dienstag predigen wolle, und bittet, „nach 
wie vohr, untertheniglidh, EE. W. wolle Gott und Euch zun ehren und 
ewer Kirchen zu trojt mir zu ©. Nicolaus jchaffen einen frumen, gelerten 
man zum Gappellan, zu bedenden, das mir allein bey euch julche jchmwere 
burde nicht leng zu dragen jtehet“. — Wegen feiner Angriffe auf die 
Studienordnung befahl ihm der Rath, ſich der Predigt zu enthalten, und 
ließ, als Smedenftede fich deſſen weigerte, die Kirche vor ihm zufchließen ?). 
Herzog Heinrich, dem der Rath das Gejchehene durch jeine Gejandten 
angezeigt hatte, jchried am 11. Dft.t), er habe dem Abjchiede gemäß 
Smedenjtede die nöthigen Vorftellungen gemacht und ihn angewieſen, 
morgen das Predigtamt wieder zu übernehmen; der Rath möge auch mit 


2) Krabbe ©. 447 Anm. *. 

2) Rathsarchiv, Ecclesiastica III IV B Vol, L 

2) Bol, Etwas 1738, ©. 146. 

*) Rathsarchiv, Ecelesiastica II IV A Vol. I. Bol, Krabbe ©. 441 Anm. ** 
u. oben ©. 48 Anm. 7. 


4 


— 50 — 


Antonius Beder das Nöthige beichaffen und dem Sohne und der Freund— 
Ichaft der bewußiten Frau, die den Dr. Smedenſtede bedroht haben jollten, 
Frieden gebieten. Der Rath erwiderte, er habe gehofft, daß der Herzog 
ihm Smedenſtede abgenommen hätte, wolle ihm aber die Predigt ver- 
gönnen, wenn er fich nach Maßgabe der anliegenden Artikel erkläre. Als 
darauf Herzog Heinrich forderte, daß der Rath Smedenſtede die Kanzel 
ohne Weiterungen geftatte, erklärte diefer, dag Smedenſtede jchon längſt die 
Stadt verwirft hätte!). Weitere Nachrichten fehlen, aber Smedenitede 
blieb in feinem Amte. — Am 30. Juli 1547 zeigte ihm Herzog Heinrich 
an?), er jchicke, da er wiederum den Rath und die Univerſität angegriffen 
habe, den Mag. Konrad Pegel zu ihm, und befahl ihm, jich alles 
Schmähens zu enthalten. Am 8. Dez. wurde von ihm in Gegenwart des 
Herzogs Philipp von Pommern die erite theologische Doctorpromotion in 
Greifswald vollzogen). Am Werhnachtstage jagte er einen darüber am 
27. Dez. aufgenommenen Protofoll zufolge*), der Kaiſer wolle mit dem 
Bapit zujammen das Wort Gottes unterdrüden, Sailer und Papſt jeien 
gleich gut, der eine ein Schelm und Böjewicht, wie der andere, und beide 
würden deshalb zum Teufel fahren, ev aber wolle zu Chrijtus fahren ; 
vom Rath jagte er: „Scheld und Buben jeid ihr, Schelm jeith ir alle 
zujammen“. Nach VBacmeifterd) wurde er, weil er ſich in Gegenwart 
jächftscher Gejandten Schmähungen gegen Herzog Mori erlaubt hatte, 
von Herzog Heinrich jeine® Amtes entjeßt. Cr zog im Jahre 1548, von 
vielen feiner Zuhörer begleitet, nach Greifswald®). Geitorben ift er am 
18. Dt. 1554 zu Wismar’). 
2. Johannes Aurifaber ). — 1550—1554. 

Sohannes Aurifaber aus Breslau, geboren 1517), jtudirte zu 
Wittenberg, promovirte zum Magiiter, war 1545 Dekan der theologijchen 
Fakultät und promovirte 1550 Juni 26, nachdem er bereit$ den Auf nach 
Kojtod erhalten und angenommen und am 19. Juni de ecclesia et propria 
ecelesiae doctrina disputirt hatte, zum Doktor der Theologie ?°). Anfangs 
hatte Melanchton auf Befragen den Jenenſer Theologen Erhard — 


2) Rathsarchiv, Ecclesiastica III IV A Vol. I. 

9 Nathsarchiv, Ecclesiastica III IV A Vol. I, Strabbe ©. 455 Anm, *. 
3) Etwas 1737, ©. 2336-237. Krabbe ©. 454 Anm. *. 

) Rathsardyiv, Ecelesiastica III IV A Vol. 1. 

°) Sp. 1563. Etwas 1740, ©. 275. Vgl. daj. 1733, ©. 146. 

e, Etwas 1738, ©. 833. Krabbe ©. 455 Anm. **. 

) Etwas 1738, ©. 147. Krabbe ©. 455 Anm. **. 

9) Etwas 1740, ©. 278; 1738, ©. 492—493. Nrabbe ©. 456—459. Allgem, 
Deutfche Biographie 1, ©. 690. 

) Allgem. Deutiche Biographie 1,.©. 690. 

10) Etwas 1738, ©. 402. Krabbe ©. 457 Anm, **5*. 


— 8 — 


zum Nachfolger Smedenitedes vorgeichlagen und Arnold Burenius war 
deshalb nach Wittenberg und von dort, mit einem Schreiben Melanchtons 
verjehen, nach Jena gereift; Schnepf aber hatte die Vofation abgelehnt, 
Burenius war nach Wittenberg gereift und Melanchton hatte Johanne 3 
Aurifaber in Vorichlag gebradht!)., Die Herzöge Johann Albrecht und 
Ulrich beriefen ihn Mai 11 zum Profejjor der Theologie und Paſtor an 
St. Nikolai?) und machten an demjelben Tage dem Rath davon Mittheilung, 
indem fie ihn aufforderten, Aurifaber die Wedem einzuräumen und nad) 
Nothdurft beijern zu lajjen?). Im Juni wurde er zu Rojtod als 
Joannes Aurifaber, theologie doctor, Witenbergae promotus, Vratis- 
laviensis, immatrifulirt). Am 23. Juni 1551 begründete er dem Rathe 
gegenüber jeine Weigerung, während eines Gewitter die Gloden läuten 
zu lajjen °), „den ich nicht ziweyveln fan, jolch widerauffrichten diejer gefallenen 
und jeer verdechtigen Geremonien werde gros ergernuß umd lejterung 
der waren lerer des Evangelii, jo in dieſer Stad geprediget wird, dazu 
verdacdht der perjonen, jo im Regiment und predigtampt find, bei vielen 
leutten, auch in umligenden Stedten, bringen und verurjachen“. An der 
Abfaſſung der i. 3. 1552 veröffentlichten mecklenburgiſchen Kirchenordnung 
hatte er hervorragenden Antheil und war auch an der von Herzog Johann 
Albrecht 1552 angeordneten Kirchenvifitation betheiligt‘), Im Jahre 1554 
an Dfianders Stelle nach Königsberg berufen”), jtarb er 1568 Dft. 19 
als Paſtor zu St. Elijabeth in Breslau ®). 
3. Georg Reiche’). — 1554—1565. 

Georg Reihe aus Sagan war in Königsberg Prediger geweſen 
und hatte von dort in den Dfiandrifchen Unruhen weichen müſſen. Im 
Suli 1551 wurde er zu Roſtock als Georgius Reich, Silesius, immatri- 
kulirt?') und am 28. Juli al® Georgius Reiche Sagensis zum 
Magiiter promovirt; im Dftober wurden jeine Söhne Ezechiad und Joſias 
immatrifulitt. Cine Zeitlang war er Paſtor zu Bieftow!!). Seine 


1) Etwas 1738, ©. 492. Krabbe S. 456—457. 

% Krabbe ©. 457. 

s) firabbe ©. 457 Anın. **, 

*) Hofmeifter, Matrifel2, S.118. Etwas 1740, &. 148. Krabbe ©. 458 Anm, *, 

5) Rathsarchiv, Ecclesiastica IIT IV A Vol. I. 

6, Krabbe ©. 458—459. 

) Bacmeifter Sp. 1503. Krabbe ©. 459 Anm. **, 

) Etwas 1738, ©. 493. Krabbe S. 459 Anm. **. 

) Etwas 1740, ©. 278—281. Allgem. Deutihe Biographie 27, S. 651—652, 

10) Hofmeifter, Matrifel 2, ©. 120, 121. Etwas 1739, ©. 607; 1740, ©. 279. 

1) Bacmeilter Sp. 1563. Etwas 1740, S. 279. Sein Vorgänger wird der 1542 
genannte Andreas Eggerdes geweſen ſein, ſein N der 1598 geitorbene Gerhard 
Faber. Schröder 1, ©. 448. 


4* 


— 52 — 


Berufung an die Nikolaikirche erfolgte durch die Herzöge Johann Albrecht 
und Ulrich im Jahre 1554. Am 11. Nov. zeigte Herzog Johann Albrecht 
dem Rathe an!), „das wir den wolgelarten unjern lieben andechtigen 
Magifter Georgium Weichen für einen Paſtorn in unfer pfarfircchen zu 
Sanet Niclaus albier bey euch verordent und angenommen haben‘. 
Er war einer der Hauptgegner de Raths und der Guperintendenten 
Draconites und Slittel; „ein yverer des Heren“ wird er bei jeinem 1565 
Dft. 2 erfolgten Tode genannt ?). 


4. Joſias Neiche?). — 1566—1568. 

Joſias Reiche aus Königsberg wurde zu Rojtod im October 1551 
al3 Josias Reich Silesius immatrifulirt und am 29. Apr. 1561 als 
Josias Reichius Prutenus zum Baccalaureus der Theologie promovirt*). 
Sm Jahre 1563 Fam er von Schweden, wo er fih um eine Stellung 
bemüht hatte, nach Kopenhagen und wurde bier, weil er ſich unvorfichtig 
über den König geäußert hatte, ins Gefängniß gejeßt. Auf die von David 
Chyträus und Lucas Bacmeijter nachgejuchte Verwendung des Dr. Hiero— 
nymus Thenner bin wurde er freigelajien und fam am 21. Apr. 1564 
nach Rojtod zurück). Am 4 Mai wurde er als Mag. Josias Reichius 
Prutenus, theologiae baccalaureus, zum Licentiaten der Theologie pro= 
movirt“). Im Frühjahr 1565 machte er mit Nathan Chyträus eine 
Reiſe nach England und Frankreich, verließ aber den Gefährten, vermuth— 
lich wegen des Todes jeines Vaters, und fehrte nach Roſtock zurüd’). Er 
wurde durch die Herzöge Johann Albrecht und Ulrich zum Nachfolger des 
Bater berufen und in deren Auftrage 1566 Sept. 28 dem Nath dur) 
Dr. Konrad Beder und David Chyträus präfentirt ®). Er ſtarb am 1. Mai 1568 °)- 


5. Johann Saliger !%). — 1568—1569. 
Johann Saliger oder Johannes Beatus aus Lübeck war erſt zur 
Mörden in Holland, hernach jeit 1566 zu Antwerpen Prediger geweſen und 


ı) Hathdardhiv, Ecelesiastica II IV A Vol. I. 

2) Gryſe Bl. R 2. Etwas 1740, ©. 279— 2831. 

a) Etwas 1740, ©. 281-283. j 

) Hofmeifter, Matritel 2, S. 121, 144. 

°) Bacmeijter, Sp. 1624: Apr. 29; die Berichtigung des Datums Etwas 1738, 
©. 307 ; 1740, ©. 282. 

°) Hofmeijter, Matrifel 2, ©. 154. Bol. Neue wöhentl. Roft. Nachrichten 1838, 
S. 317 zu Mai 1. 

) Etwas 1739, ©. 250-251, 347; 1740, ©. 282. 

) Neue wöchentl. Roſt. Nachrichten 1838, S 381. 

) Hofmeijter, Matrifel 2, S. 154. Etwas 1738, ©. 307; 1740, ©. 288. 

ww, Etwas 1740, S. 283—286. Krabbe ©. 646-648. Allgem. Deutiche 
Biographie 2, S. 191. 


— 53 — 


1568 an St. Marien in Lübeck berufen worden. Wegen ſeiner Lehre, daß 
beim Abendmahl Brot und Wein vor dem Genuſſe durch die Konſekration 
in den Leib und das Blut des Herrn verwandelt würden, umd wegen des 
dadurch entitandenen Streite® wurde er bereits nach ſechs Monaten, am 
4. Juli 1568, entlafjen. Die Herzöge Johann Albrecht und Ulrich beriefen 
ihn an Joſias Reiches Etelle zum Paſtor an der Nikolaifirche!), Am 
11. Aug. jandten fie ihn dem Minifterium zu und berichteten demijelben, 
dat jie David Chyträus und Simon Pauli mit feiner Einführung beauf- 
tragt hätten?) Am 19. Aug. wandte ſich der Rath an das Predigtamt 
und den Rath zu Lübeck mit der Bitte um Auskunft über ihn, da es heiße, 
daß er ich dort „etlicher jachen undernommen, die zue Pflantzung und 
erhaltung friedens und einigfeitt nicht jo gar dienjtlich, jondern fegen jeine 
mitcollegen jolte emporet und uffgelehnet, demgleichen auch bei nachtzeiten 
ichriffte und Brieffe under etliche Burgere geichiefett unnd jprenget haben, 
die zue uffrur fegen die von Gott vorordnete obrigfeitt lichtlich könten 
urjache geben“, und am 20. Aug. eröffnete cr dem Predigtamt, daß ihm 
die beiden Fürften die Ernennung Saliger® zum Paſtor angezeigt hätten, 
und bat es um Rath, „wile den hirinne wes annders, alje bevoren gebrud: 
fi, vorgenamen, dem Rhade dar nichtes van vwormeldet, od nicht, wo 
gebrudlid, darbevorn etlife mahle geprediget und der thohörer conjent 
hirtho gejordert, demgelifen od jold testimonium, wie ji billid geböhrde, 
noch nicht von demjulven ane Twiffel vorgelecht, wie er lejtlifen in ſinem 
dienste, dar ehr gewejen, fid vorholdenn“ 3). Das Predigtamt „hefft . . . 
ſick allerley bedendent gemafet, en anthonemende, und ys Doch entiyfen de 
jafe dorch etlyfe anjehende Theologen unde Rede, jo ere 5. ©. derhalven 
an dat predigtampt gejchidet, darhen gebracht, dat gedachter Beatus up 
gewiſſe Condition angenamen, und var D. Johanne Wigando in den 
Paſtorat der Kercken tho S. Nicolaus im September diſſes jares offent- 
id ingejettet y8“*). Da er num wegen jeiner Anjicht über die Ver— 
wandelungszeit von Brot und Wein mit Valentin Schacht in Streit 
geriet?) umd gegen jein Verſprechen die Lübiſche Streitiache der hier 
jtudirenden Lübeder wegen auf der Stanzel beſprach, auch die Forderung 
des Raths und des WPredigtamts, davon ſtillzuſchweigen, nicht 
beachtete‘), jo bejchwerten fich Rektor und Goncil über ihn bei Herzog 





1) Gryſe Bl. R3. 

) Etwas 1740, ©. 2834—285. Dai. 1738, ©. 127: Aug. 8. 

2) Rathsarchiv, Ecclesiastica III IV A Vol.I. Neue wöchentl. Rost. Nachrichten 
1338, & 395, 390. 

) Gryſe BL. R3. 

2) Krabbe ©. 647. 

°e), Gryſe Bi. R3b. 


a — 


Ulrich und die Herzöge ordneten 1569 Febr. 3?) eine Kommiſſion an, 
Dieje traf Febr. 14 in Roftod ein?), vernahm das durch Simon Pauli 
vertretene Predigtamt einerjeit3 und Saliger mit Hinrich ?Fredeland, „be 
od ein Prediger tho Lübeck gewejen, unde mit em dar vorwilet was“, 
andererjeit3 und forderte Dr. Johann Wigand in Jena zu einem Gutachten 
auf?). Wiegand erflärte jich gegen Ealiger, die gütlichen Verhandlungen 
welche von dem Superintendenten Konrad Beder von Güftrom und Georg 
Scharmer von NeusBrandenburg vorgenommen wurden, jcheiterten, und die 
Herzöge liegen Oft. 5 zu Wismar ein von David Chyträus abgefahtes 
Erfenntnig ergehen*). Als Saliger und Fredeland dafjelbe nicht annahmen, 
während Simon Pauli, Lukas Bacmeijter und Gelmerus Nemorimontius 
als Vertreter des Minifteriums es als chrijtlich und dem Worte Gottes 
gemäß erfannten, erklärten die Herzöge Saliger für abgejegt und ließen 
am 16. Oft. dag Ergebniß der Unterjuchung auf den Kanzeln verkündigen >). 


6. Matthäus Rube®). — 1570 — 1576 

Matthäus Rutze aus Gollnow ftudirte in Greifswald und pro» 
movirte Dajelbit zum Barcalaureus. Zu Roſtock wurde er im November 
1570 al® Matthaeus Rutzius Golnoviensis immatrifulirt?) und am 
8. Mai 1571 al® Matthaeus Rutzius Pomeranus zum Magiſter pro— 
movirt*); in jeiner am 3. März 1571 gehaltenen Disputation nennt er 
ſich pastor ecclesiae, quae est Rostochii ad Nicolaum "). Im Jahre 1576 
trat er mit Gelmerus Nemorimontius für die Flactanische Lehre von der 
Erbjünde ein und joll in Folge davon auf landesherrlichen Befehl vom 
13. Sept. am 16. Sept. abgejegt und am 18. Sept. aus der Stadt 
gewiejen worden jein ?%. Die Daten jind aber irrig. Am 14. Nov. rieth 
Simon Pauli, daß der Rath ſich Rutzes wegen, der nicht jtillichweigen 
wolle, an die Landesherren wende, während Lucas Yacmeifter meinte, man 
jolle verjuchen, „ob ein Rhatt mehr authoritet bey ihme habe“; am 16. Nov. 
erklärten Rutze und Gelmerus, fie würden am nächſten Sonntag (Nov. 18) 
nur von der Sünde in genere reden, ohne des Streite über die Erb- 
jünde zu gedenfen, und überreichten dem Kath eine Konfeilion, auf die das 


ı) Krabbe ©. 647. 

2) Neue wöchentl. Roft. Nachrichten 1838, S. 396. 

®) Krabbe ©. 647—648. Gryſe BI. R 3b. 

*) Krabbe ©. 648. Gryie, Bi. R 4: Okt. 10. 

) Gryſe BI. R 4. 

6) Etwas 1740, S. 286—2837. 

) Hofmeijter, Matrifel 2, ©. 172. Etwas 1739, ©, 674. 

) Hofmeijter, Matrifel 2, S. 172. Etwas 1739, ©. 727—728. 
®) Etwas 1738, ©. 505. 

) Gryſe BI. 83. Grapius ©. 403—419. Etwas 1740, S 287. 


—55 — 


Miniſterium antworten ſolle; Nov. 20 antwortete Simon Pauli dem 
Rath, die Konfeſſion ſei „argliſtiger weiſe nicht dergeſtalt ubergeben, wie 
von der erbſunde allerſeits gelert iſt, als wir, ob Gott will, erweiſen und 
darthun willen, denn das grobeſte, was von der erbſunde geleret, argliſtigk 
ausgelaſſen iſt“); am 1. Dez. waren beide Parteien vor dem Rath; am 
3. Dez. erflärte Eimon Pauli, „wo ein Radt (an die Landesherren) nicht 
ichrieben wolle, al3 mujten das Miniſterium das Ihre thun“; am 4. Dez. 
vereinbarte der Rath mit David Chyträus und Simon Pauli, daß vom 
Minifterium und vom Rath gleichmäßig an die Landesherren gejchrieben 
werden jolle; am 16. Dez. „a prandio hora 4 ift M. Gelmerus und 
M. Matthäus Rute furbeichiedenn und ihnen die Cantzell verbotten und 
jih umb einen anderen bern zu vorjehen im nhamen F. ©. durch den 
Hern Euperintendenten angezeigt in beyjein Hern Berent Pawelß und 
Hern Thomas Gerdes und des ganzen Minijterti“ ?). 


7. Soahim Yanjow°). — 1578—1593. 

Soahim Banſow aus Teterow, Diafonus zu St. Nikolai, wurde 
zum Baitor erwählt, nachdem der am 24. Dez. 1576 vom Rath) berufene 
Mag. Laurentius Weſſel, Paſtor zu Burg auf Fehmarn, am 3. Jan. 1577 
abgelehnt hatte). Am 28. Febr. erflärte ſich das Kirchſpiel mit der 
Einſetzung Joachim Banjows zum Bajtor und Hermann Schlorff3 zum 
Diafonus einverjtanden ’); am 4. und am 8. März äußert ſich das 
Minifterium über die ihm präjentirten Joachim Banſow, Johann Hollen- 
hagen, Hermann Schlorff und Oswald Schlehe mündlich"); das Tudicium 
Ministerii über dieje vier Perſonen datirt wohl irrthümlich von ‘Febr. 18°); 
am 10. März erjucht der Rath Herzog Ulrich um die Bejtätigung ihrer 
Wahlen; am 25. März antwortet der Herzog, die jächjiichen und Die 
brandenburgischen Gejandien würden wegen der Konfirmation bei ihren 
Kurfüriten anfragen, die Diakonen hätten bis dahin ihres bisherigen Amtes 
zu warten und für die Diterzeit möge der Rath den Dr. Simon Pauli 
um Erercitanten bitten. Apr. 18 erneuert der Rath jein Gejuch, Apr. 20 
antwortet der Herzog, er werde jchlieglich mit jeinen Mitvormündern ver 


3) Rathsarchiv, Ecelesiastica IIA Vol, VI. 

) Rathsprotofoll v, 1573 — 1577. Neue wöchentl. Roſi. Nachrichten 1839, 
€. 22-23, 30-31, 38—39. 

3, ©. unten ©. 59. Etwas 1740, ©. 287. 

) Rathsarchiv, Ecclesiastica IIl IV A Vol.I. Neue wöcentl. Roft. Nachrichten 
1839, ©. 39. 

°) Neue wöchentl. Roſt. Nachrichten 1839, S. 39-40. 

°, Rathsarchiv, Ecclesiastica IIA Vol. VI. Neue wöchentl. Roft. Nachrichten 
1839, ©. 40. 

’, Etwas 1740, ©. 286: März 18, wohl ebenfalls irrthümlich. 


— 56 — 


urſacht werden, die unziemliche Forderung des Raths gebührenden Ortes 
bekannt zu machen. Aug. 26 erſucht der Rath unter Hinweis auf die 
herrſchende große Sterblichkeit und den Tod des Mag. Berthold Detharding 
von St. Marien nochmal® um die Konfirmation der vocirten Prediger !). 
Am 14. Nov. zu Güjtrow wird eine Erflärung Herzog Ulrich! wegen der 
Defonomie und wegen der Konfirmation der Prediger von dem jtädtüchen 
Gejandten ad referendum genommen ?); gleichzeitig verjpricht der Herzog 
dem Johann Hollenhagen, ihn als Paſtor zu St. Petri zu beitätigen, 
fall3 er in Güftrow perjönlic um die Konfirmation anhalte?); Hollenhagen 
fügt fi) und wird Nov. 21 beftätigtt), Am 4. Jan. 1578 fchreibt 
Herzog Ulrih an den Kath, er fer bereit, jich in ihrem Streite wegen der 
Konfirmation der WPredigerwahlen und wegen der Bifitation der Ent: 
icheidung der Nechtsgelehrten zu unterwerfen’); am 7. Jan. begehrt er in 
einem Schreiben an Dr. Simon Pauli, dag Hollenhagens Einführung 
nicht länger verzögert werde und daß die drei anderen Prediger ſich 
perjönlich bei iym einfinden jollen; wegen der letzteren Forderung jchreibt 
er auch an Banſow, Schlorff und Schlehe. Am 11. Jan, wird dem 
Rathe durh Simon Pauli mitgetheilt, was ihm Herzog Ulrich befohlen 
habe, der Rath droht Joachim Banjow Gehaltsentziehung an, wenn er 
dem Befehl des Herzogs Folge feifte®), und legt gegen denjelben Appellation 
ein; San. 13 verbietet er auch Schlorff und Schlehe die Reiſe nad) Güſtrow 
bei Eperrung ihres Gehalts und Verluſt ihres Dienftes‘)., Am 13. Jan. 
feiften die zur Enticheidung der Streitigkeiten beftellten Rechtsgelehrten 
zu Güjtrow ihren Eid’). Ian. 18 räth das Miniſterium zur Nachgiebig- 
feit ’).. Bon San. 31 datirt ein neues Iudicium Ministerii für Banjo, 
Schlorff und Schlehe; Tebr. 8 wird deren Wahl von Herzog Ulricd) 
confirmirt !%) und Febr. 18 wird Joachim Banſow von Simon Pauli 
eingeführt), Er ftarb 1593 März 23, nachdem er „39 jar albyr der 

ı) Rathsarchiv, Ecclesiastica II A Vol. VIl. Neue wöchentl. Roſt. Nachrichten 
1839, ©. 45. 

2, Rathsarchiv, Ecclesiastica IV I Vol. LI, 

3) Weber dieje Forderung ſ. Neue wöcentl. Roft. Nachrichten 1839, ©. 19 zu 
1574 Aug. 23. 

+) ©. unten ©. 65. 

5) Rathsarchiv, Ecelesiastica V. 

9) Neue wöchentl, Roft. Nachrichten 1839, ©. 46. 

?) Rathsarchiv, Ecclesiastica II A Vol. VII. Neue wödhentl. Roft. Nachrichten 
1839, ©. 46. 

8) Rathsarchiv, Ecelesiastica V. 

9), Neue wöchentl. Rost. Nahrichten 1839, S. 46. 

10) Rathsarchiv, Ecelesiastica II A Vol. VII. 

1) Etwas 1740, ©. 237. 


Klerden und Gemeine Gades tho S S. Nicolaus alſe ein trüwer dener Chriſti 
vorgeſtan, ſines olders 6514). 


8. Johann Goldjtein?). — 1595- 1635. 


Johann Goldſtein oder Johannes Chryſolitus aus Rüthen wurde 
zu Roſtock im Oktober 1582 als Johannes Chrysolitus Rudensis ex 
Westphalia immatrifulirt?), war 1594 Konrektor zu Wismar und wurde 
als Nachfolger Joachim Panjowns zum Paſtor an St. Nikolai berufen, 
nachdem der Rath vergeblich erft mit Mag. Matthäus lege in Greifs- 
wald (1594 Apr. 15 bis Mat 10), dann mit Mag. Laurentius Weſſel in 
Wismar (Juni) und endlich mit Antonius Bocatius in Parchim (Juli 21 
bis Aug. 21) verhandelt hatte. Das an Johann Golditein gerichtete 
Bofationsichreiben des Raths Datirt von Nov. 15; Nov. 20 erklärte er 
ji) bereit, die auf ihm gefallene Wahl anzunehmen *), und jeßte das 
Ministerium von dem Empfange eines räthlichen Volationsſchreibens in 
Kenntniß). Das Miniſterium, dem er San. 15 präjentirt worden war, 
hielt zunächſt am 23. Ian. dafür, daß man ihn, der bisher noch nicht im 
Predigtamt gemejen jet und nur cin halbes Jahr an der Schule zu 
Wismar gedient habe, erſt auf eine Zeitlang zum Kaplan annehme und 
einen Andern, der mehr Erfahrung und Gejchielichfeit habe, zum Paſtor 
errvähle, erflärte darauf am 9. Febr., obwohl es die Wahl eines Andern, 
der mehr Erfahrung und Geſchicklichkeit Habe, lieber geſehen hätte, fo jei 
e3 doch, weil man feinen tüchtigeren und genugjam qualificirten Prediger 
befommen fünne, mit feiner Perjon zufrieden, und modificirte dies am 
15. Febr. noch dahin, daß es zwar einen Andern, der jchon eine Zeitlang 
im Predigtamt gewejen und mehr Erfahrung gehabt, lieber gejehen hätte, 
aber „weill man fur dießmahl feinen folchen darzu befommen fonnen“, 
mit feiner Perſon zufrieden jei®). Am 18. Febr. juchte der Rath um Die 
Landesherrliche Bejtätigung nad), die von Herzog Ulrih am 19. Febr. 
erteilt wurde?). Drdinirt wurde Golditein Febr. 21, eingeführt Febr. 25. 
Er ftarb 1635 Febr. 27 als Superintendent und Paltor zu St. Nikolai. 





») Gryſe Bl. T4. Etwas 1740, ©. 287; 1737, ©. 39. 

2) Etwas 1737, ©. 664 - 665. 

3) Hofmeijter, Matritel 2, ©. 208. 

+) Rathsarchiv, Ecelesiastica III IV A Vol. L 

5, Gtwas 1737, ©. 665 

%) Rathsarchiv, Ecclesiastica III IV A Voll Das Etwas 1737, ©. 665 
fennt nur das Judicium von Febr. 15. 

?) Rathsarchiv, Ecclesiastica IIT IV A Vol. I. Das Etwas 1737, ©. 665 
datirt die Konfirmation irrtbiimlich von Febr. 15. 


— 55 — 


B. Diakonen. 
1. Antonius Beder!), — 1530—1542. 

Antonius Beder aus Meichede in Weitfalen wurde 1513 Juni 29 
al® Anthonius Becker de Messchede Coloniensis immatrifulirt ?). Als 
Kaplan zu St. Nifolat hatte er noch im Juli 1525 Joachim Slüter zu 
einer Dijputation über die Mejje herausgefordert?), zum 30. Dez. 1530 
aber wird er unter den Iutheriichen Predigern aufgeführt und half am 
17. Sept. 1531 dem Prädifanten Mag. VBarthold bei der Einführung des 
evangelischen Gottesdienſtes in der Iafobifirchet),, Im Jahre 1542 muß 
er vom Rath zum Paſtor ernannt worden jein; j. oben ©. 47. 


2. Joachim Stampe’). — 1542—1548. 

Joachim Stampe aus Schwerin wurde zu Rojtod am 23. Apr. 1513 
als Joachim Stampe Swerinensis immatrifulirt®). Bis 1542 war er 
Paſtor zu Buchholz. Im Protokoll über die Kirchenvifitation Heißt es 
1542 von ihm’): „Er Jochim Ctampe it ein gelehrter evangeliſcher 
Prediger, eines ehelichen Lebens, hat fich aber auf Ditern für einen 
Prediger nad) Roſtock an ©. Niclas verſprochen“. Wermuthlich berief ihn 
der Rath zum Diafonus an des zum Paſtor bejtimmten Antonius Beder 
Stelle. Auf Joachim Stampe wird es jich beziehen, daß Dr. Hinrich 
Smedenitede in einer leider undatirten Eingabe berichtet, „iger unjer Sacriſt 
zu ©. Nicolaus, Joachimus hat unverjens heut von der Cancel abgejagt, 
daß er nicht leng den dingstag predigen wil“. Wahrjcheinlich ſtarb er 1548. 


3. Author Lindemann‘). — 1548 - 1554. 

Author Lindemann aus Braunschweig wurde zu Roſtock am 
25. Dft. 1547 als Author Lindeman Brunsvicensis immatrifulirt ®) und 
am 28. Juli 1551 zum Magiiter promovirt’%), Er wird vom Kath an 
Soahim Stampes Ctelle zum Diafonus berufen worden jein. Sm 
Sahre 1548 unterzeichnete er die Erklärung der Prediger gegen das Interim 


1) Etwas 1740, ©. 341. 

2) Hofmeijter, Matritel 2, ©. 53. 

) Etwas 1742, ©. 674 675, vol. ©. 680. 

*) Geſch. d. St. Roftod 1, ©. 124, 133, 141. Beiträge 2, ©. 18. 

’) Im Etwas 1740, ©. 342 wird auf einen Johannes Stampe hingewiejen, 
der am 28. Juli 1518 zu Roſtock immatrifulirt und einem Nachtrage in der Matrifel 
zufolge jpäter Baftor zu Wittenburg wurde. (Hofmeiiter 2, S. 72. Etwas 1739, €. 811.) 

°, Hofmeijter, Matrifel 2, ©. 52. 

’) Etwas 1742, ©. 823. Bol. Schröder 1, S. 445, 461. 

*) Etwas 1740, &. 342—343, 

) Hofmeifter, Matritel 2, S. 113. 

10), Da. 2, S. 121. 








an fester Stelle. Er konnte jic) mit dem zu Anfang 1554 zum Paſtor 
berufenen Georg Reiche nicht vertragen und zog ohne Vorwiſſen des 
Minifteriums von binnen’). Als er noch in demjelben Jahre zurückkehrte, 
bat die Gemeinde, fie nicht mit einem Aergerniß erregenden Prediger zu 
bejchweren ?); der Rath beſtellte deshalb Joachim Banſow zum Diafonus 
und verjegte Lindemann an die Jakobikirche?). 


Sohannes Friſius. — 1548. 

Sohannes Friſius wird jim Gryſe'ſchen Predigerverzeichnii nicht 
aufgeführt. Am 6. März 1548 jchrieb Herzog Heinrich an den Kath, ihm 
ſei berichtet, dag „Ewer Sacrijte in unjer pfarchfirche bey euch zu janct 
Nicklas in Godt vorjcheiden fein jolle“, und er habe deshalb den Ueber— 
bringer, Johannes Friſius, Kirchheren zu Reinershagen, zu deſſen Nach- 
folger bejtellt *). Wermuthlich handelte es jich um den Tod des Joachim 
Stampe, dejien Stelle der Herzog jeinerjeitS wieder beſetzen wollte. 
Ein Johannes Frifiu® war am 18. Aug. 1543 von Luther dem 
Dietrich Maltzan zum Pfarrer von Grubenhagen empfohlen worden 
und Hatte im Diefer Stellung jicher jhon am 23. Aug. 1546 den 
Sebaftian Bock zum Nachfolger’). In Neinershagen war 1541 „Iohan 
Schwedhte... ., ein arger Bapiit, über 70 Jahre alt, nicht ungelehrt“, 
Baitor gewejen *). 


4. Joachim Banjow’) — 1554—1577. 

Soahim Banjow aus Teterow, geboren 1527°), wurde zu Roſtock 
am 19. Juli 1546 als Joachimus Bansouw Mekelpurgensis immatri— 
fulirt®). Im Jahre 1551 wurde er Diafonus in jeiner Vaterjtadt, ver- 
waltete diejes Amt aber nur fünf Vierteljahr und fehrte dann nach Roſtock 
zurüd, wo er 1554 auf Zureden Paſtor Georg Neiches, vermuthlich an 
Stelle Author Lindemanng, in der Nifolaifirche den Katechismus erklärte 
und zum Diafonus berufen wurde! Im Jahre 1557 wird „Herr Jochim 
Fanjow, dem Sacriften to junte Nicolaus“, jein rüdjtändiges Gehalt 





) Bacmeifter Ep. 1581. 

2) Etwas 1740, ©. 343. 

) Bacmeifter Sp. 1581. Etwas 1740, ©. 342-348. S. oben S. 47. 
) Rathsarchiv, Ecelesiastica III IV BVoll. 

5, Mekl. Jahrb. 24, ©. 57—58. 

e, Schröder 1, ©. 429. 

) Etwas 1740, ©. 343—344; 1737, ©. 388- 393. 

8) Daf. 1737, ©. 390. 

®) Hofmeifter, Matritel 2, S. 110. Etwas 1737, S. 390: 1545 Juli 19. 
10) Etwas 1737, ©. 390-391. 


— 69 — 


mit 13 Gulden bezahlt‘). In den Streitigkeiten von 1557—1561 
wird er häufig genannt; am 1. Juni 1560 unterzeichnete er die Konfeſſion 
des Miniiteriumd. Im Jahre 1577 wurde er zum Paſtor berufen. 


5. Hermann Schlorff ?). — 1578--1550. 

Hermann Schlorff aus Roſtock wurde im April 1564 als 
Hermannus Slorff Rostochiensis immatrifulirt?), 1573 zum Magiter 
promovirt*), 1576 in die philojophiiche Fakultät recipirt’) und 1577 als 
Nachfolger Joachim Banjows zum Diafonus an St. Nikolai berufen. 
Am 28. Febr. erklärte fi) das Kirchipiel mit der Einjegung Hermann 
Schlorffs für einveritanden %); am 4. März erklärt das Miniiterium, es 
halte ihn zwar für tüchtig, „Doch das ihme ingeredet werde, das ehr ich 
des Kruges und Spilens enthalte“). Ueber die Weiterungen zwijchen 
Herzog Ulrich) und dem Nat wegen jeiner umd dreier anderer Prediger 
Konfirmation j. oben ©. 55-56. Am 7. Jan. forderte Herzog Ulrich, daß 
er am 21. Jan. Morgens 7 Uhr im Dom zu Güſtrow predige; Jan. 13 
verbot ihm der Rath, diefem Befehl Folge zu leiten. Ein neues Tudicium 
Ministerii erfolgte 1578 Ian. 31, die landesherrliche Konfirmation Febr. 8°) 
und die Einführung Febr. 23°). Er jtarb 1580 Oft. 1319). 


6. Antomus Höder'’). — 1581— 1614. 

Antonius Höder aus Lübed') wurde zu Noftod im Wat 1570 als 
Antonius Höker Lubecensis immatrifulirt ??), ging 1576 nad) Wittenberg, 
fehrte 1578 nach Roſtock zurüd und wurde 1581 als Nachfolger des 
Hermann Schlorff zum Diafonus an St.Nikolat berufen. Am 16. Oft. war 
beichlofjen worden, ihn zu einer Probepredigt aufzufordern; Nov. 9 wurde 
er dem Miniſterium präfentirt; deſſen Iudieium datirt von Nov. 11; 


’) Rathsarchiv, Zwinger. 

) Etivas 1740, ©. 344. 

2) Hofmeiſter, Matritel 2, ©. 151. 

) Daj. 2, ©. 180. Etwas 1739, ©. 729. 

) Hofmeijter Matrifel 2, ©. 183. Etwas 1739, ©. 731. 

6, Neue wöchentl Roſt. Nadrichten 1839, S. 39—40. 

?) Rathsarchiv, Ecclesiastica II A Vol. VII. Neue wöchentl. Roft. Nachrichten 
1839, ©. 40. 

*, Rathsarchiv, Ecclesiastica IT A Vol. VII 

) Etwas 1740, ©. 344. 

10) Gryſe Bl. S 4b. Etwas 1740, ©. 344. 

ı, Etwas 1740, ©. 345; 1737, ©. 668, 557—500. 

2, Mad) dem Etwas 17837, ©. 557 wäre er 1560 geboren; nad dem Iudicium 
Ministerii von 1581 ſtand er aber damals im 30. Jahre. 

9, Hofmeiſter, Matrifel 2, S.171. Danad it die aus dem Iudieium Ministerii 
mitgetheilte Angabe im Etwas 1737, ©. 559 zu berichtigen, 


Nov. 24 erfolgte die landesherrliche Konfirmation); feine Ordination 
geihah Dez. 8, jeine Einführung Dez. 12°). Er ftarb am 31. Aug. 1614 9). 





4. St. Petri‘). 


ALS Prediger von St. Petri nennt und das Gryſe'ſche Verzeichniß ’): 
„M. Jochimus Slüterus, H. Pajchen Grumwel, H. Johan Doffe, H. Jochim 
Echröder, H. Nicolams Rügewoldt, H. Dominicus N, M. Gelmerus 
Nemorimontiug, M. Johannes Hollenhagen, H. Andrea Dunder“. 

Paſchen Grumel®), der nach Poſſelius') und Bacmeilter ®) aus 
Lenzen in der Mark ftammen und in Wittenberg — wie Bacmeijter 
angiebt — im jeiner Jugend Luther gehört haben joll, wurde am 
5. Mai 1516 in Rojtod als Pasca Gruvel de Malchin immattrifulirt®). 
als Slüter im Jahre 1523 durch Herzog Heinrich zum Kaplan an 
Et. Petri bejtellt worden war, wird Paſchen Grumel ihm in jeiner bis— 
herigen Stellung als Schulmeifter gefolgt jein. Im Jahre 1528 wurde 
Slüter — Gryjes Erzählung!) zufolge — „van jynem domals nye 
beitelleden Capellane H. Paſchen Grumwel, de noch herna lange tydt, und 
vele jhare tho Warnemünde ys Paſtor gewejen“, öffentlich im der Petri- 
firche mit jeiner Verlobten getraut. Das Etwas berichtet aus dem von 
Poſſelius geichriebenen Leichen-Programm!?), er jet i. 3. 1563 in jeinem 
70. Jahre geftorben, nachdem er 20 Jahre in Rojtod und 20 Jahre in 
Warnemünde Prediger gewejen; danach wäre er alſo 1493 geboren, hätte 
jeit 1523 in Rojtod gewirkt und wäre 1543 nad) Warnemünde gekommen ’*). 
Nach den Angaben Joachim Schröders über die Verhältnijje zu St. Petri 
v. J. 1535'?) muß aber Gruwels Thätigfeit am dieſer Kirche jchon bei 
Yebzeiten Slüters und jedenfalls vor 1530 Nov. 1 aufgehört haben. Im 
Sahre 1563 fam er jchwer erkrankt nach Rojtod in das Haus Joachim 





", Rathsarchiv, Ecclesiastica II IV B Vol. 1, 
2) Etwas 1737, ©. 668. 

3) Das. 1737, ©. 558. 

+, Etwas 1737, ©. 695-699, 724—730. 

>, BI. VA. 

6) Etwas 1737, S. 724—726. 

?) Dai. 1737, ©. 333. 

*) Ep. 1555-1556. 

2) Hofmeifter, Matrifel 2, ©. 64. 

10) Bl. F 3b. 

n) Etwas 1737, ©. 333, 725. 

2) &, oben S. 48 Anm. 1,4. Vgl. auch Neue wöchentl. Roft. Nachrichten 1840, 5.207. 
19) S. unten ©. 63. 





Schröders und ftarb dafelbjt, nachdem ihm Jakob Meßmaker das Abend: 
mahl gereicht hatte, am 22. April ?). 


Johann Dofje?) ift ald Prediger zu St. Petri nicht nachzuweilen. 
Ein Johannes Dosse intraneus war zu Roſtock am 1. April 1497 
immatrifulirt®) und im Winterjemejter 1499-—1500 als Johannes Dosz 
zum Baccalaureus promovirt worden *). 


Auch für Nikolaus Rügemwoldt?) als Prediger zu St. Petri 
fehlen alle Belege. Ein Nicolaus Rugenwold de Perchim wurde zu 
Roſtock am 3. Dft. 1508 immatrifulirt ®). 


Dominicus N.?) iſt ung völlig unbefannt. 


Johann Klowkyn, der in Gryfes Verzeichniß fehlt, hielt 
nach dem Tode Slüters (1531 Mai 19), wie Joachim Schröder angiebt, 
drei Jahre Hindurh an Sonn: und Feſttagen das Saframent in der 
Petrifirhe. Am 3. April 1514 war er zu Rojtod als Joannes Clawkin 
de Prusia ®) immatrifulirt worden. 


Paſchen Gruwel und Johann Klowkyn würden als Diafonen, Kapläne 
oder Safrijten aufzufafjen fein, wenn die ihnen übergeordneten Prediger 
Sodhim Slüter und Joahim Schröder wirklich Paſtoren geweſen wären ; 
als jolche fünnen aber dieſe nicht gelten, obgleich fie auch hier unter den 
Paſtoren aufgeführt werden. ALS erſter eigentlicher Paſtor iſt Gelmerus 
Nemorimontius, beziehentlihh Joachim Schröder feit Jakob Meßmakers 
Anjtellung zu betrachten. 


A. Paſtoren. 
1. Joachim Stüter. — 1523—1531. 


Die über Joachim Slüter bisher bekannt gewordenen Nachrichten 
find in meiner Gejhichte der Stadt Roftod (S. 120—150) mitgetheilt 
und meine dort zum Ausdruck gebrachte Anficht über jeine angebliche 
Vergiftung iſt in dieſen Beiträgen (1, ©. 37—46) begründet worden. 


i) Bacmeifter Sp. 1556, 1624. 

2) Etwas 1737, ©. 726. 

) Hofmeifter, Matrifel 1, ©. 233. 

* Daf. 2, ©. 2. 

°) Etwas 1737, ©. 727. 

e) Hofmeifter, Matrifel 2, ©. 35. 

’) Etwas 1737, ©. 727. 

8) Hofmeiſter, Matritel 2, S. 55; Clamkin ijt Drudfebler. 


— — 


2. Joachim Schröder‘), — 1531—1564. 

Joachim Schröder aus Dömitz wurde am 4. Juni 1522 zu 
Roſtock als Jochim Scroder de Domtze immatrifulirt?). Gryſe jagt 
von ihm, er jet „etlyfe IJare M. Slüters tho ©. Peter Scholemeijter 
geweſen“*). Er jelbjt berichtet von jich in einer Eingabe an den Rath 
vom Jahre 1535), er habe ſeit dem 1. Nov. 1530, offenbar während 
der Stranfheit Slüterd, gepredigt und nach dejien Tode (1531 Mat 19) 
20 Wochen lang einem Schulmeijter Gehalt und drei Jahre Hindurch dem 
Sodann Klowkyn für das Halten des Teſtaments an Sonn- und Feſt— 
tagen die Gebühr bezahlt; am Schluß Ddiefer Eingabe bittet er um ein 
feites Gehalt „unnd Ho vele, alge de tho junte Jacob unnd Ehr Beter tho 
unnjer lieven Frowen“. Nach Gryjes Angabe’) iſt er im Jahre 1531 
„in jaligem M. Slüters ftede wedderumme thom Evangeliichen Prediger 
angenamen“” und hat „des Sondages na ©. Vith (Juni 22) fyne erjte 
Predigt in ſynem Ampte gedan, unde thogelyfe Tejtamente geholden“. 
Desgleichen erzählt ung Gryſe, Schröder habe nicht nur zu St. Petri, 
jondern auch „tho ©. Catharinen, und tho ©. Lazarus“ gepredigt®). Nach 
einer wenig wahrjcheinlichen Nachricht‘) wäre er von Herzog Heinrich 
berufen worden. Am 11. Mai 1547 wird er unter ſechs hiefigen Prädi- 
fanten an fünfter Stelle aufgeführt und im Jahre 1548 unterzeichnet er 
die Erklärung gegen das Interim als der vierte von 7 Prädifanten °). 
Ein Rechnungsbuch der Petrikirche nennt ihm 1556: „Jochim Schröder, 
paftor tho ©. Peters“. Im Jahre 1557 erhielt „Her Jochim predicante 
tho junte Peter“ fein rückſtändiges Gehalt von 15 Gulden’. Am 
1. Juli 1560 unterzeichnete er die Stonfejfion des Minifteriums gegen 
Rudolf Mönnichhaufen?‘) und am 9. Juli erſchien er in derjelben Ange- 
[egenheit mit Iohann Schreiel und Hinrich Strevius vor dem Rath"). 
In feinem Hauje fand Pajchen Grumwel von Warnemünde 1563 bis zu 
feinem Tode Aufnahme!?), Schröder jtarb, wie uns das von Lufas 


1) Etwas 1737, ©. 696; ©. 425-427. 

) Hofmeifter, Matrifel 2, ©. 82. 

9) Bl. K 2; vgl. Etwas 1737, ©. 426. 

) Rathsarchiv, Ecclesiastica III V A Vol, I 
5) Bl. K 2. 

° S. auch Bacmeifter Sp. 1588. 

) Bacemeiſter Sp. 1556. Etwas 1737, ©. 696. 
8) Rathsarchiv, Ecclesiastica II A Vol. III. 
) Rathsarchiv, Zwinger. 

) Grapius ©. 311. 

) Rathsprotokoll von 1559—1560. 

) Bacmeiiter Sp. 1556. 


— 64 — 


Bacmeiſter geſchriebene Leichen-Programm von 1564 März 21 berichtet”), 
am 19. März 1564; das jelbe Datum macht dem Etwas zufolge ein 
vom geiftlichen Minifterium an Herzog Ulrich gerichtetes Schreiben namhaft ”); 
Gryſe giebt irrtümlich al3 Todestag ten 20. März an?). 


3. Gelmerus Nemorimontius '), — 1564-1576. 


Gelmerus Nemorimontius aus Amersfoort wurde zu Roſtock 
im Juni 1550 als Gelmerus Nemorimontius Amsfordiensis immatri= 
fulirt®) und am 27. Aug. 1560 erjt zum Baccalaureus und jodann zum 
Magiſter promovirt®), Im Jahre 1562 wurde er von Herzog Ulrich 
zum dritten Prediger an der Domfirche zu Schwerin beitellt. Als das 
Minijterium dem Herzog Ulrich das Ableben Joachim Schröders angezeigt 
hatte, antwortete ihm derjeibe am 13. April 1564 durch die Ernennung 
des Gelmerus Nemorimontius”), Am 18. Apr. präjentirte ihn Herzog 
Ulrich für fi und den abwejenden Herzog Johann Albrecht dem Rathe 
zum Nachfolger „zeligenn M. Joachimi Schroderd, unſers geweſenen 
Paſtornn inn unſer Bfarkirchen zu ©. Peter“, und begehrte, daß ihm, da 
Schröder nur „mit 60 fl. oder weinig daruber“ bejoldet geweſen jein jolle, 
ein Gehalt von 100 Thalern bis zur Kirchen-Viſitation ausgeſetzt werde. 
Der Rath beichlog Apr. 21, Gelmerus als Prediger anzunehmen, falls 
auh Herzog Johann Albrecht damit einverjtanden fein würde*), und 
erwiderte Herzog Ulrich Apr. 24, jeit Joachim Slüterd Tode ſei „fein 
gewißer Pfarher zue St. Peter“ gewejen, jondern Joachim Schröder Habe 
ſowohl dem Pfarreramt, wie dem Safriftenamt vorgeitanden und wegen 
des Lebtern Beſoldung empfangen; da der Pfarre vor etwa 30 Jahren 
das Dorf Papendorf genommen worden jet, die Vorjteher nicht einmal 
die Stirchenbauten bejtreiten fünnten und er feinerfeits bereit3 den dem 
Joachim Schröder feines hohen Alters wegen vor 2 Jahren beigeordneten 
Kaplan zu bejolden habe, jo bitte er, für den Unterhalt des von ihm ein- 
gejegten Paſtors anderweitig zu ſorgen“). Am 12. Juli entjchuldigte 
Gelmer Nemorimontius von Schwerin aus dem Minifterium gegenüber 
jein bisheriges Ausbleiben, weil es mit feinem Gehalt noch nicht in 


) Etwas 1737, ©. 427: proxima die Dominica. 

2) Daj. 1737, ©. 697: am Sonntag Iudica. 

2) Bl. RIb. 

) Etwas 1737, ©. 696—698. 

5) Hofmeifter, Matrifel 2, ©. 118. Etwa 1737, S. 696. 

°, Hofmeifter, Matritel 2, S. 141. Etwas 1737, ©. 697; 1739, ©. 636. 

) Etwas 1737, ©. 697. 

s Neue wöchentl. Roft. Nachrichten 1838, ©. 317. 

9), Rathsarchiv, Ecelesiastica III V A Vol I; vgl. Neue wöchentl. Roſt. Nach— 
richten 1838, ©. 358. 


—— 


Nichtigkeit jei!). Nachdem er jein Amt angetreten, verlangte er, Okt. 19, 
im Miniſterium über Strevius zu jigen, und erwirkte von Herzog Ulrich 
einen Berehl von Dez. 4, daß ihm als fürjtlichen Baltor der Vorrang vor 
dem räthlichen Kaplan gebühre; das Miniſterium antwortete aber 1565 
San. 4, daß es bei der Seſſion nur auf das Alter im Predigtamt, auf 
den theologischen Grad oder auf das Erachten des Minifteriums 
anfomme?),. Im Jahre 1576 trat Gelmerus mit Matthäus Rute von 
St. Nikolai für die Flactanische Lehre von der Erbfünde ein; am 16. Dez. 
wurden beide im Auftrage des Landesherrn abgejeßt ?). 


4. Johannes Hollenhagen‘). — 1578— 1595. 


Sohann Hollenhagen aus Hervord, Diafonus zu St. Petri, 
wurde 1577 zum Baftor berufen. Das IJudicium Ministerii von 1577 
Febr. 18°) bejagt, daß Hollenhagen, der 33 Jahre alt und „die neheiten 
vier Ihar, jo er bey ung im Miniſterio gelebet und der Slirchen zu 
©. Peter gedienet, viell gejehen und erfahren“, zu dem neuem Amte wohl 
geeignet jei. Der Nat wandte jich wegen jeiner umd Dreier anderer 
Prediger Beltätigzung März 10, Apr. 18 und Aug. 26 vergeblih an 
Herzog Ulrich; Nov. 14 jchrieb der Herzog an Hollenhagen, er wolle aus 
Rückſicht auf jeinen verjtorbenen Schwiegervater Dr. Jakob Bording es 
ihm verzeihen, „daß ihr igundt in das dritte Jar in Sanc Peters Kirchen 
unjer Stadt Roſtock gleich andern ordentlicher weiß nominirten und ange- 
wiejenen Predigern daß Ampt ... . . verwaltet unnd auch dag Miniftertum 
mitteingetreten jein jollet“, fall er Nov. 21 in Güſtrow vor ihm predigen 
und um feine Bejtätigung nachſuchen wolle; zwar erklärte darauf der 
Rath am 19. Nov., dieje8 Verlangen widerjpreche dem Erbvertrage®), 
Hollenhagen folgte aber dem Begehren des Herzogd und erlangte dadurch 
Nov. 21 die landesherrlihe Konfirmation‘). 1578 Jan. 7 begehrte der 
Herzog von Simon Pauli, daß die Einführung Hollenhagens nicht länger 
verzögert werde®), dieje fand aber doch erjt am 17. Febr. ftatt?), nachdem 


) Etwas 1787, ©. 697. 

2) .Dai..1737, ©. 697—698. 

3) ©, oben ©. 55. 

“) Etwas 1737, © 698-699. 

5) ©. oben ©. 55 Anm. 7. 

9) Rathsarchiv, Ecclesiastica II A Vol. VIL 
) Etwas 1737, ©. 699. 

s) Rathsarchiv, Ecclesiastica Il A Vol. VII. 
) Etwas 1737, ©. 699. 


wit 


— 66 — 


der Herzog inzwiſchen am 8. Febr. auch die Wahl der drei anderen 
Prediger beſtätigt hatte). Hollenhagen ſtarb am 2. Apr. 1595 °). 


5. Andreas Dunder’). — 1595—1629. 


Andreas Dunder aus Sternberg, Diafonus zu St. Petri, wurde 
1595 zum Paſtor berufen. Am 26. Nov. jchlug der Rath, dem Kirchipiel 
vor, Andrea Dunder zum Paſtor und Mag. Antonius Herzberg von 
Parchim oder Mag. Michael Lange von Gnoien zum Diafonus zu 
erwählen ; das Kirchipiel erklärte fich Dunckers wegen einverjtanden und 
wählte Lange am folgenden Tage‘). Nov. 28 wurden Beide dem Mini- 
jterium präjentirt; das ludicium dejjelben erfolgte Dez. 8, die Nomination 
E. €. Raths Dez. 12, die Konfirmation durch Herzog Ulrich Dez. 20°); 
die Einführung gejchah 1596 März 29. Am 31. März; 1597 wurde 
Andreas Dunckerus Sternebergensis, pastor ecclesiae Rostochiensis ad 
divum Petrum zum Magiiter promovirt®). Er jtarb al3 Senior Ministerii 
1629 Apr. 27°). 


B. Diakonen. 


1. Jakob Mehmafer°),. — 1561— 1574. 


Jakob Meßmaker aus Wittjtod wurde zu Roſtock 1544 Apr. 30 
al® Jacobus Messmaker Wistochiensis immatrifulirt?) und war fajt 
10 Jahre Paſtor zu Keſſin geweſen!“), bevor er an die Petrifirche berufen 
wurde. Wenn Ddieje Zeitangabe richtig it, jo ift Mepmafer etwa 1552 
in Keſſin angeitellt. Der eigentliche Pfarrherr war damals noch Mao. 
Detlev Danquardi, der bis zu feinem Tode an der fatholiichen Lehre 
fejthielt und dejjen Begräbniß (1556 Mat 1) zu den heftigſten Streitig— 
feiten Anlaß gab’). Am 5. Oft. 1558'°) und am 6. Jan. 1559 war 
„Jakob, Paſtor zu Keſſin“, bei Predigten des Dr. Johannes Draconites 


1) Rathsarchiv, Ecelesiastica II A Vol. VII. 
2, Etwas 1737, ©. 699. 

») Daſ. 1737, ©. 699. 

*) Rathsarchiv, Eeclesiastica III V A Vol. I. 
5) Ratbsarchiv, Ecclesiastica III V A Vol. I. Etwas 1737, ©. 69. 
°, Hofmeister, Matrifel 2, S. 256. 

) Etwas 1737, ©. 699. 

8) Daſ. 1737, ©. 727. 

) Hofmeilter, Matritel 2, S. 106. 

10) Bacmeijter Sp. 1589, Etwas 1737, ©. 727. 
1) Mel. Jahrb. 19, ©. 67. 

2) Srapius ©. 295. 


in der Sohanniäfirche zugegen‘). Nach Bacmeiiter® Angabe wurde er 
1561 dem Paſtor Jakob Schröder ut collega seu diaconus adjungirt ?); 
zweifel3ohne iſt aljo er unter dem Kaplan zu verjtehen, den der Rath 
jeinem Echreiben von 1564 Apr. 24 zufolge vor 2 Jahren dem Joachim 
Schröder beigeordnet hatte”). Auch zu St. Katharinen und im Lazareth 
übernahm er nach Schröders Tode die Predigt‘), Dem Bajchen Grumel 
von Warnemünde reichte er vor deſſen Hinjcheiden (1563 Apr. 22) das 
Abendmahl’). Am 22. Sept. 1572 bitten die Sirchenvorfteher von 
St. Petri, ihnen Herrn Jakob zu lafjen); am 8. Oft. 1573 begehren fie, 
daß ihnen, da Herr Iafob nad) St. Jakobi berufen worden jei, Herr 
Reter Eggerdes verliehen werden möge, und der Rath bejchließt, daß Herr 
Jakob zu St. Petri verbleiben jolle?); im Jahre 1574 wird er aber 
doch an Valentin Schachts Stelle als Diafonus nach Et. Jakobi verſetzt. 


2. Sohannes Hollenhagen®). — 1574— 1578. 


Sohann Hollenhagen aus Hervord wurde im Juni 1563 zu 
Roſtock als Johannes Holenhagen Hervordiensis immatrifulirt®), im 
Zommerjemefter 1573 al® Johannes Oldenhagius zum Magijter pro- 
movirt !®) und im Winterjemejter 1573--1574 al3 Mag Joannes Ollen- 
hagen in die Artijten= Fakultät recipitt“). Im Jahre 1574 wurde er an 
Sohann Mepmalers Stelle znm Diafonus an St. Petri berufen. Am 
25. Febr. baten die Kirchenvorjteher, daß der Rath ihnen den Mag. Johann 
Hollenhagen oder einen anderen geübten Mann zum Prediger verordne ’?); 
das ludicium Ministerii wurde März 12 ausgeitellt und die Ordination 
durch Simon Pauli erfolgte März 19°); um die landesherrliche Konfir- 
mation juchte der Nat am 24. März und 1. Mai nah"). Hollenhagen 
wurde 1578 Nachfolger des Gelmerus Nemorimontius als Baltor. 





) Mel. Jahrb. 19, S. 101. 

2) Bacmeilter Sp. 1589. Etwas 1737, ©. 727. 

2) ©. oben ©. 64. 

) Bacmeiiter Ep. 1583. Neue wöchentl, Roſt. Nachrichten 1838, ©. 317. 

5) Bacmeilter Sp. 1556, 1624. 

* Neue wöchentl. Roſt. Nachrichten 1838, S. 415. 

) Rathsardhiv, Ecclesiastica III VB Vol.I. Neue wöchentl. Rost. Nachrichten 
1839, ©. 7. 

) Etwas 1737, ©. 728. 

®) Hofmeiiter, Matrifel 2, S. 149. 

) Dal. 2, ©. 180. 

11) Dal. 2, ©. 182. 

9, Neue wöchentl. Roft. Nachrichten 1839, ©. 13. 

3, Etwas 1737, S. 728. 

14) Neue wöchentl. Roſt. Nachrichten 1839, S. 14. 


3. Dswald Stedanus'). — 1578 —1589. 

Oswald Sledanus aus Roſtock wurde zu Nojtod?) im April 1569 
al3 Osvaldus Sleda Rostochiensis und zu Wittenberg) 1572 immatrt: 
kulirt. Im Sahre 1577 wurde er zum Nachfolger des Johann Hollen- 
hagen als Diafonus zu St. Petri berufen. Am 4 März meint das 
Minijterium mündlich, Sledanus würde beijer noch 1—2 Jahr jtudiren 
oder an einer Schule thätig fein, giebt ji) aber März 8 wegen jeiner 
Berufung zufrieden‘). Das Judiecium Ministerii Datirt von Febr. 18°). 
Ueber die nun folgenden Weiterungen zwiſchen dem Rath und den Herzögen 
j. oben ©.55—56. AmT. Jan. 1578 verlangt der Herzog, dag Eledanus 
fih am 17. Jan. im Dom zu Güjtrow vor ihm hören lafje; der Kath 
verbietet ihm Ian. 13, dem Befehl Folge zu leijten. Am 31. Ian. ftellt 
das Miniftertum ein neue Judieium aus; an demjelben Tage ergeht 
E. €. Raths Nominationsichreiben ®) und am 8. Febr. wird die landes- 
herrliche Beltätigung erfolgt fein. Die Ordination fand Itatt Febr. 14, die 
Introduction Febr. 17, Die Neception in das Minifterium Febr. 28°). Am 
7. Apr.1579 ward Osvaldus Schle Rostochiensis zum Magiſter promovirt®). 
Am 4. Jan. 1581 präjentirte ihn der Nath dem Kirchſpiel St. Marien zujammen 
mit Konrad Bredenbach und Lambert Calenius zum Diafonus; da aber 
das Kirchſpiel St. Petri ihn nicht miſſen wollte, jo entjichädigte ihn der 
Rath mit einer Gehaltserhöhung von 20 Gulden’). Im Jahre 1589 
wurde er zum Archidiatonus an St. Marien berufen. 


4. David Lobeck!). — 1589—1591. 

Davıd Lobed aus Hamburg wurde zu Noftod 1579 im Juni als 
David Lobeck Hamburgensis immatrifulirt ") und 1583 März 19 als 
David Lobechius zum Magijter promovirt!?)., Nach dem Judicium 
Ministerii ging er 1584 mit einigen jungen Hamburgern nach Heidelberg, 








1) Etwas 1737, ©. 728-729, ©. 502-505. 

?) Hofmeilter, Matrifel 2, ©. 167. Etwas 1737, ©. 504. 

3 Mei. Zahrb. 48, ©. 65. 

*) Rathsarchiv, Ecelesiastica IT A Vol. VII Neue wöchentl. Roft. Nachrichten 
1339, ©. 40. 

) ©. oben ©. 55 Anm. 7; Etwas 1737, ©. 729. 

°) Rathsarchiv, Ecclesiastica 1I A Vol. VII, 

) Etwas 1737, ©. 729. 

°) Hofmeifter, Matrifel 2, ©. 198. Gtwas 1737, ©. 505. 

) Rath3ardjiv, Ecclesiastica III II C Vol.I. Neue wöchentl. Rot. Nachrichten 
1839, ©. 310, 317—318. 

10) Etwas 1737, ©. 729-730. 

1) Hofmeister, Matrifel 2, ©. 199. 

1) Daf. 2, ©. 210. 


en 


zog wegen des Sacramentirischen Irrthums von dort fort und nach 
Tübingen und fehrte 1587 nach Roſtock zurück'). Im Jahre 1559 ward 
er am Oswald Schlehes Stelle zum Diakonus an St. Petri berufen. 
Der Rath jchlug dem Kirchipiel David Lobeck und Nikolaus Lindeberg vor; 
das Kirchjpiel erwählte Lobe am 21. Febr. 2). Er wurde dem Miniſterium 
präjentirt Febr. 22; das Iudicium datirt von März 1, das Nominations- 
ihreiben E €. Raths von demjelben Tage, die Beitätigung durch Die 
Herzöge Ulridy und Johann von März 5°). Seine Ordination erfolgte 
März 14, die Injtitution März 17, die Neception in das Miniftertum 
März 21°). Am 5. Juli 1590 ftellte ihm der Rath eine Beitallungs- 
urfunde aus’). Im Sabre 1591 wurde er an des Jalob Mekmaler 
Stelle zum Archidiafonus von St. Jakobi berufen. 


5. Andreas Dunder®,. — 1591—159. 

Andreas Dunder aus Sternberg wurde zu Roſtock 1574 Dez. 
al® Andreas Dunckerus Sternebergensis immatrifulitt”), war erſt in 
Lübz, dann 9 Jahre in Gnoien Prediger und wurde 1591 an Davıd 
Lobecks Stelle zum Diafonus zu St. Petri berufen. Das Iudicium 
Ministerii Datirt von Wärz 2; die öffentliche Einführung unterblieb wegen 
der Krankheit des am 17. Juli geitorbena Dr. Simon Pauli; in das 
Miniſterium recipirt wurde er Aug. 6°). Dunder wırde 1595 Nachfolger 
des Johann Hollenhagen als Baitor. 


6. Michael Lange”). — 1595—1618. 

Michael Lange aus Gnoien wurde zu Roſtock im Juli 1582 als 
Michael Lange Gnuensis immatrifulirt?%), 1594 März 14 als Michael 
Langius Megapolensis Gnoianus zum Magijter promovirt''), Der Rath 
Ihlug dem Kirchipiel Nov. 26 vor, Mag. Andreas Dunder zum Paſtor 
und zu jeinem Nachfolger Mag. Antonius Herzberg von Parchim !?) oder 





1) Rathsarchiv, Feelesiastica III II B Vol. I. Etwas 1740, ©. 478. 

*) Rathsarchiv, Ecelesiastica IIL V B Vol. 1. 

) Rathsarchiv, Ecclesiastica IITIIB Vol I. Etwas 1737, 5.729 ; 1740, ©. 478. 
+, Etwas 1737, ©. 729. 

°) Rathsarchiv, Ecclesiastica III V B Vol. I. 

) Etwas 1737, ©. 730. 

) Hofmeifter, Matrifel 2, ©. 184. 

) Etwas 1737, ©. 730. 

?) Etwas 1737, ©. 730. 

’) Hofmeifter, Matrifel 2, S. 208. 

21) Daf. 2, ©. 245. 

2) Er wurde immatrifulirt zu Roſtock 1591 April und promovirte zum Magifter 
1505 Apr. 24. Hofmeifter, Matritel 2, ©. 285, 249. 


— — 


Mag. Michael Lange von Gnoien zu erwählen; die Wahl Langes geichah 
Nov. 27°) und wurde dem Minifterium Nov. 28 angezeigt; das Iudicium 
dejjelben datirt von Dez. 3, das Nominationsjchreiben E. E. Raths von 
Dez. 12 und die Betätigung durch Herzog Ulrich von Dez. 20°). Die 
Inordination Langes erfolgte 1596 März 24, die Injtitution März 29, 
die Neception in das Miniftertum Apr. 16. Lange ftarb als Diafonus 
1618 De. 7°). 


5, Heil, Geif. 


Als Prediger an der Heil. Geift- Kirche werden im Gryſe'ſchen Ver— 
zeichniß“) aufgeführt: „H. Severinus Efe, H. Antonius Kempe, H. Thomas 
Meyer, M. Henricus Theophilus“. 

Severinus Elfe und Antonius Kempe«?) find mir unbekannt 
geblieben. 


1. Balentin Korte®). — 1528 -1531. 


Valentin Korte aus Lübel, von dem Gryje behauptet, jein 
Vater Habe zu Lebus gewohnt und jei Barbier gewejen’), war am 
8. Dft. 1512 zu Roſtock als Valentin Korte aus Lübeck immatrikulirt 
worden’). Er hatte dem Meinoriten = Orden angehört, war Lektor des 
Katharinenklojters zu NRojtod geworden?) und war am 22. Mai 1524 
als lector provinciae zugegen gewejen, als der Bruder = Minifter 
der Provinz Sachſen, Dr. Gerhard Fund, die Tochter Herzog Heinrichs 
von Meklenburg, Urſula, im Kloſter Ribnig eingefleidet hatte!”). Nach: 
dem er die neue Yehre angenommen, wurde er auf WUudrängen der 
Bürgerſchaft am 28. April 1528 vom Rath zum Prädifanten an der 
Heil. Geiſt-Kirche bejtellt?). Im Jahre 1531 joll er, wie Giyje weiter 
berichtet !?), nachdem er „etlyfe jhar thom H. Geiſte Gades wordt lutterrein 
geprediget hadde“, den beiden lutherischen Predigern zu St. Marien, 


1) Rathsardhiv, Ecclesiastica III V A Vol. I. 

?), Rathsarchiv, Ecelesiastica III V A Vol. I. Etwas 1737, ©. 730. 
» Etwas 1737, ©. 730. 

9 Bl. V 4. Etwas 1737, ©. 785—7%. 

°) Etwas 1737, ©. 786. 

9) &. oben &. 18-19. Etwas 1737, ©. 785 - 786. 
) 8. F3b, 

») Hofmeister, Matritel 2, S. 50. 

?) Gryſe BI. F 3b. 

0, Melt. Jahrb. 3, S. 116. 

21) Gryſe Bl. F 3. 

19 9.H Ab, 


a N 


Matthäus Eddeler und Peter Hafendale „thogeordenet und thom Paſtor 
bejtediget“ worden jein?). 


2. Matthäus Eddeler. — 1531. 


Ueber die Annahme, dat nad) Valentin Kortes Berufung an St. Marien 
Matthäus Eddeler Prediger an der Heil. Geiſt-Kirche geworden ſei, 
j. oben ©. 17. 


3. Thomas Meyer ?). — 1547. 

Thomas Meyer wird am 11. Mai 1547 unter jechs hieſigen 
Prädifanten an lehter Stelle aufgeführt und unterzeichnet 1548 als der 
jechite unter jieben Predigern die Erflärung gegen das Interim ?). 
Vielleicht war er jener „HS. Thomas, ein gemwejener Franciſcaner Mönnyd 
alhyr tho S. Catharinen“, der nach Gryſes Angabe*) am 23. Febr. 1533 
zum rediger am Heil. Kreuz-Sllojter angenommen wurde und wegen des 


hartnädigen Feſthaltens der Nonnen an der alten Lehre dieje Stelle 
wieder aufgab. 


4. Lukas Random’). — 1553 — 1564. 

Lukas Random aus Wittjtod, früher Schulfollege®), jcheint tm 
Jahre 1553 angeftellt worden zu jein, da Gryje bei Gelegenheit jeines 
Todes (1586 Jan. 21) berichtet), er ſei 32 Jahre Prediger in Roftod 
gewejen. Nach einer im Etwas und von Wiggers mitgetheilten Nachricht 3) 
predigte er mehrere Monate zu St. Jakobi, nachdem Andreas Martinus 
jein Amt niedergelegt harte (1556 Apr. 5) und Drafonites das Predigen 
dajelbjt verleidet worden war; 1557 wurden „dem BPredicanten thom 
hilligenn Getjte, Her Lucas Randouwen“, 12 Thaler bezahlt”), „Davor, 
dath he eine tidtland den Sermon tho junte Jacob gewaret hedde”. Im 
Jahre 1558 war der Rath Willens, ihn an Stelle des Matthäus Flege 
zum Prediger an St. Marien zu bejtellen, unterlic es aber auf Begehren 
der Bürgerjchaft!%). Nach Fleges Tode (1564 Juni 29) wurde er zum 
Arhidiafonus an St. Marien berufen !}). 





1) ©. oben ©. 18. 

) Stwas 1737, ©. 786. 

3) Rathsarchiv, Ecclesiastica II A Vol. III. 

8. K 2-2b. 

>, Etwad 1737, ©. 786—787. Grapiud ©. 219. 
9) Bacmeijter Sp. 1560. Etwas 1740, ©. 731. 

) 9. T2. 

®) Etwas 1737, ©. 69. Mekl. Jahrb. 19, ©. 67. 
9) Rathsarchiv, Zwinger. 

0) Gryſe Bl. P4. Bacmeiſter Sp. 1569. Etwas 1737, S. 693, 787. 
u, S. oben S. 26-27. 


5. Henricus Iheophilus*). — 1564—1600. 


Henricus Theophilus aus Roſtock wurde 1543 März 1 als 
Hinricus Duvel Rostochiensis immatrifulirt ?), wirkte nach Beendigung 
feiner Studien eine Zeitlang in Livland und fehrte in Folge der dortigen 
politischen Ereignijje nach Roſtock zurück“). Im Jahre 1559 führt ihn 
das Minijterium als Zeugen auf für das, was Dr. Johannes Draconites 
1558 Dez. 15 gepredigt habe), Am 27. Aug. 1560 promovirte er als 
Henricus Theophilus zum Baccalaureus und Magüter?). Im Jahre 1561 
wurde er als Nachfolger Jakob Meßmakers Prediger zu Kein‘. Als 
Lufas Random Archidiafonus zu St. Marien geworden war, ward er an 
dejien Stelle 1564 oder 1565 zum Wrediger an der Heil. Geiſt-Kirche 
berufen’); die Gejete des Miniſteriums unterzeichnete er ohne Angabe 
von Jahr und Tag’). Er ftarb am 12. Junt 16009), 


6. Johannes Stubbäus!), — 1594—1629. 


Sohannes Stubbäus aus Treptow wurde dem Henricus Theo: 
philus im Jahre 1594 adjungirt und heirathete in demjelben Jahre dejjen 
Tochter Margareta''). Die Gejege des Miniſteriums unterzeichnete er 
1594 Juli 26 als Joannes Stubbaeus Treptoviensis, minister ecclesiae 
ad Spiritum Sanctum !?). Er wurde im Januar 1597 als Johannes 
Stubbaeus Treptoviensis immatrifulirt'?) und am 31. März dejjelben 
Sahres als Johannes Stobaeus Treptoviensis, pastor ecclesiae Rostochi- 
ensis ad sanctum Spiritum zum Magijter promovirt“). Er jtarb 
1629 Juli 239). 


) Etwas 1737, S. 787—789, 621-624. 

9 Hofmeiiter, Matrifel 2, ©. 104. Etwas 1737, S. 787. 
) Etwas 1737, S. 788, 622. 

) Srapius S. 296. 

) Hofmeijter, Matritel 2, S. 141. Etwas 1737, ©. 783. 
°) Etwas 1737, ©. 788, 622. 

) Daj. 1737, ©. 788, 622. 

) Das. 1737, TER. 

°) Daf. 1737, ©. 789, 623. 

10) Daf. 1737, 789-790. 

11) Daſ. 1737, ©. 789, 622. 

12) Daſ. 1737, ©. 789. 

8) Hofmeister, Matrifel 2, ©. 255. Etwas 1737, ©. 789. 
4) Hofmeifter, Matritel 2, S. 256. Etwas 1737, ©. 789. 
5) Etwas 1737, ©. 7%. 


RANOR 


Br... DE 
6. St. Georg, 


Als Prediger an der Kirche des St. Georg3-Hojpital® nennt das 
Gryſe'ſche VerzeihnißN): „H. N. Brune, H. Antonius Stoffregen, 
9. Johannes Hefet, 9. Thomas Johanſen, 9. Hinrick Rüyke“. 


1. Brune?). — 1532. 
Brune iſt ung mur durch die Nachricht Gryſes?) befannt, daß am 
2. Juni 1532 die beiden Bürgermeilter Bernd Hagemeilter und Bernd 
Kron als oberite Terwalter des St. Georgs-Hoſpitals die dortigen fatho- 
liſchen Prediger, den Paſtor Joachim Schade und den Kaplan Jochim 
Spren, ihres Amtes entliegen und Brun zum evangeliichen Prediger einjeßten. 


2. Johann Hefet *). 
Johann Hefet aus NRojtod’) iſt mir unbefannt geblieben. Da 
Jordanus als der unmittelbare Nachfolger Stoffregend anzujehen iſt, jo 
wird Heket als deſſen Vorgänger betrachtet werden müſſen. 


3. Antonius Stoffregen®). — ?—1557. 
Antonius Stoffregen aus Riga wurde zu Noitod 1552 Aug. 1 
al3 Antonius Stofregen Rigensis immatrifulirt; ein Nachtrag in der 


Matrifel bezeichnet ihn ald® concionator'). Sein Nachfolger Jordanus 
nennt ihn 1558 Dez. 21 „jelige Antonius“). 


4. Thomas Johannes Jordanus“). — 1557—1591. 
Thomas Johannes Jordanus wurde nach Gryſe im Jahre 1557 
angeitellt. Die Gejege des Miniſteriums unterzeichnete er als Thomas 
Johannes Jordanus, Pastor ad D. Georgium, leider ohne Angabe von 
Sahr und Tag!) An einem Echreiben an den Rath vom 21. Dez. 1558, 
in dem er um Gehaltserhöhung bittet !?), jagt er, es jei „in dyſſen Advent 


des Heren ein Jar vorgangen . . ., dat id vor einen armen Prediger 
dejjer Lofflichen jtadt Roſtock unde der Karden jancte Jorgens worde 
BVL 
*) Etwas 1737, ©. 762. 
>») 9. Kı. 


*, Eimas 1737, ©. 763. 

3) Grapius S 209. 

©) Etwas 1737, ©. 782. 

) Hofmeifter 2, S. 123. Etwas 1737, ©. 762. 
*) Etwas 1742, ©. 7%. 

) Dai. 1737, ©. 763— 764. 

10, Dai. 1737, ©. 763. 

u) Daf. 1742, S. 790-792. 


ER, Y re 


angenamen”. Er unterjchrieb eine Erklärung des Miniſteriums über Die 
eventuell von ihm beabjicytigten Schritte gegen Dr. Johannes Draconites 
vom November 1559), die Konfeſſion von 1560 Juni 1°) und ein 
Actenftüd vom Tage Concordiae 1561°). Ueber jeinen Tod berichtet 
Gryſe zum Jahre 1591) Gott habe zu fich genommen „H. Thomam 
Sohanjen van ©. Georgen, den 18. Februarit’), jo dariulveit 34. jhar 
Prediger gewejen, ſynes olders im 70. jare“. 


5. Hinrich Reuche®). — 1591—1616. 

Hinrich Reuche aus Gternberg, vorher Pajtor zu Tarnow bei 
Bützow, wurde 1591 Apr. 16 zum Prediger berufen. Der Superintendent 
Dr. Simon Pauli übertrug Kranfheitshalber jeine Einführung dem Pajtor 
Nikolaus Gryfe, der diefelbe am 7. Mai vollzog. Die Gejehe des Mini- 
jteriums unterzeichnete Neuche al® Hinricus Reuchius Sternebergensis 
am 20. Auguſt. Er jtarb 16:6 Apr. 27. 


7. Blofler sum 9. rem. 


„hom 9. Grüße“, jagt Gryſe'), „iS uth anderen Kerken, alje von 
einem Prediger tho ©. Jacob, darna van einem tho S. Nicolaws und 
ock entlyd van einem tho unfer leven Frowen und nu vam 9. Nicolaus 
Gryſen, der Gadesdenjt vorrichtet.‘ 


Thomas®). — 1533. 


Thomas, früher Mönch des Francisfanerklojter® St. Katharinen, 
wurde am 23. Febr. 1533 vom Rath zum Prediger am Kloſter zum 
H. Kreuz angenommen. Als er jeine Predigt begann, wurden die Kloſter— 
frauen erzürnt; „bebben angefangen up dem Chore under der Predigen 
tho fingende unde tho flingende, dat he vordövet unde ſyne Predige hefft 
möten anſtan laten, und hefft darup einem Erbaren Rade ſynen denſt 
wedderumme rejigneret und upgejecht“. 


ı) Mekl. Jahrb. 19, ©. 110. 

N, Grapius ©. 311. 

3) Melt. Jahrb. 19, ©. 131. 

“»B.T3. 

5) Etwas 1737, ©. 764. 

° Dai. 1737, ©. 764-765. 

) 8. V4. 

», Gryſe Bl. K2—2b. Grapius ©. 64—65. 


ee I 


Sohannes Draconites. — 1558— 1561. 


Johannes Draconites unterzeichnet am 30. Aug. 1558 eine 
von ihm im Kloſter zum 9. Kreuz bei der eriten Kommunion der Kon— 
ventualinnen gehaltene Predigt und jagt darin, er habe diefelben mit den 
Bürgermeiltern zujammen 6 Jahre lang ermahnt, das Evangelium anzu— 
nehmen !). . 


Matthäus Siege. — 1562 — 1564. 

Matthäus lege, Archidiafonus zu St. Marien, wurde, wie 
Bacmeiſter berichtet, vom Rathe mit dem Predigtamt im H. Kreuz-Kloſter 
betraut. Am 15. Juli 1562 hatte das Miniſterium beim Rathe darum 
angehalten, daß Flege im Kloſter predigen ſolle). Da aber die Priorin 
Margaretha Bejelin und einige der älteren Stonventualinnen der katholiſchen 
Lehre ergeben waren, jo fonnte er wenig ausrichten. Sm Dezember 1562 
verhandelten deshalb Lukas Bacmeister und Matthäus lege mit dem 
Kath über eine Reform des Klojters?). 


Berthold Detharding. — 1564—1577. 


Berthold Detharding, Diakonus zu St. Marien, predigte, wie 
das Etwas vermuthet *), jeit Matthäus Fleges Tode (1564 Juni 29), in 
der Kirche des H. Kreuz-Kloſters. Am 10. Juni 1566 erjuchte der Rath 
Lukas Bacmeiſter, mit Mag. Berthold zujammen die Zwiltigfeiten im 
Kloſter zu bejeitigen °). 


Nikolaus Gryſe. — 1577 —1614. 


Nikolaus Gryje, Prediger zu St. Katharinen, wurde 1577 zum 
Prediger am Kloſter zum H. Kreuz angenommen und hielt Nov. 11 dajelbit 
jeine erjte Predigt ®). 


8. St. Johannis. 


„In diſſer Kercken wert it“, jagt Gryje im Jahre 1593 °), „van den 
Superintendenten tho Roſtock wefentlid des Frygdages der Catechismus 


2) ©. oben ©. 5 Anm. 8, 

2) Neue wöchentl. Roft. Nachrichten 1838, S. 270. 

) Bacmeifter Sp. 1599. Grapius S. 65—66. Etwas 1740, ©. 695. 
*) 1740, ©. 722. 

5) Neue wöchentl. Roft. Nachrichten 1838, S. 3830. 

°, Etwas 1737, ©. 821. 

) Bl. V4. 


— 76 — 


geprediget, und de Schollinder darin offentlick vorhöret“. Grapius berichtet ), 
die Johanniskirche habe ſeit 1566, nachdem Herzog Johann Albrecht das 
Kloſter Hatte niederreißen laſſen, wüſt gejtanden; 1578 aber habe man 
mit ihrer Wiederherjtellung begonnen und Dr. Simon Pauli habe am 
9. Zar. 1579, einem Freitage, die erite Nachmittagspredigt darın von 
3—4 Uhr gehalten und jet damit jeden Freitag fortgefahren: „daher auch 
noch heut zu Tage (1707) der Superintendens alle Freytage das Cate— 
Hismus-Examen darinnen hält“. Ueber die Predigten, die 1553 —1560 
von Johannes Draconites in der Johanniskirche gehalten worden waren, 
ſ. oben ©. 4—5, 


9 St. Ratharinen. 


„Tho ©. Catharinen und ©. Lazarus,” jagt Gryſe“), „US van den 
Predigern ut S. Peters Caſpel dat Ampt vorwaldet worden, bet in 
dat 1574. jar, dar id Nicolaws Gryje im jonderheit van einem Erbaren 
Rade alhyr bejtellet und bejtediget“. 


Joachim Schröder. — ?— 1564. 
Soahim Schröder, Bajtor zu St. Petri, verwaltete, wie ung 
Gryſe berichtet’), das Predigtamt „tho S. Catharinen und S. Yazarus“ 
b18 zu jeinem 1564 März 20 erfolgten Tode. 


Jakob Meßmaker. — 1564—1574. 

Jakob Meßmaker, Diakonus zu St. Petri, übernahm nad) 
Schröders Tode das Predigtamt zu St. Katharinen“). Am 25. Apr. 1564 
fragte das Minijterium beim Rathe an, ob er jchon darauf bedacht 
geweſen jei, Herrn Joachim Schröder, der auch Et. Katharinen und das 
Armenhaus verjorgt habe, auch hierin einen Nachfolger zu geben, und der 
Nath erividerte, Herr Jakob Meßmaker ſolle dazu deputirt jein ?). 


1. Nikolaus Gryjed). — 1574—1614. 
Nikolaus Gryje, geboren 1543 Nov. 25 zu Roftod?), wurde im 
April 1559 immatrifulirt®), Am 18. Febr. 1573 fchlug der Nath für 





" ©. 210—211. 

2) Bl. VA. 

2) 91. R 1b. S. auch Bacmeijter Sp. 1583. 

9 Bacmeifter Sp. 1583. 

5) Neue wöchentl. Roſt. Nachrichten 1838, ©. 317. 

°, Etwas 1737, S. 820. Allgem. Deutiche Biographie 10, S. 82. 
) Gryſe Bl. B1. 

) Hofmeijter, Matrifel 2, S. 139. Etwas 1740, S. 203. 


die Wiederbejegung der Stelle des Mento Gogreve an der Jafobifirche den 
Mag. Chriſtian Költzow und Nikolaus Gryje vor; am 30. Juni erklärte 
aber Simon Pauli, die Landesherren hätten ihm und dem Minijterium 
die Wiederbejegung aufgetragen). Im Jahre 1574 wurde er nach Jakob 
Mepmalers Berjegung an die Jakobifiche vom Rath zum Prediger an 
der Katharinenfirche bejtelt; am 1. Dft. wurde er von Simon Pauli 
ordimirt und am 3. Oft. eingeführt). Im Jahre 1577 wurde ihm aud) 
für das Kloſter zum 9. Kreuz das Predigtamt übertragen. Er jtarb 
am 6. Aug. 1614°). 





1) Menue wöchentl. Rojt. Nachrichten 1839, ©. 5. 
) Etwas 1737, ©. 821. 
s) Grapius S. 214. Etwas 1737, ©. 821. 





II. 


Landesherrliche Gevatternbriefe. 


Mitgetheilt 
von 


Barl Roppmann. 


ie im Rathsarchiv befindlichen „Acta betreffend die Geburten in ber 

Yandesherrlichen Familie“ beginnen mit drei Gevatterbriefen von 
1479, 1518 und 1530. Ihr gemeinjamer Charakter einer Einladung zur 
Betheiligung an der Taufhandlung unterjcheidet jie von den nächitfolgenden 
Actenftüden, die von Lieferung von Schwänen oder Entjendung von 
Trabanten handeln. Das erite Schreiben bezieht ſich auf die Taufe 
Herzogs Heinrich des Friedfertigen, ältejten Sohnes des Herzogs Magnus 
und jeiner Gemahlin Sophia von Pommern, geboren 1479 Mai 3°), 
das zweite auf die Taufe der Herzogin Katharina, jüngiten Tochter 
Herzog Heinrich! des Sriedfertigen und feiner Gemahlin Helene von der 
Pfalz, geboren 1518 Apr. 14°), das dritte auf die Taufe einer unbekannten, 
wahrjcheinlich früh verjtorbenen Tochter Herzog Albrecht? des Schönen 
und jeiner Gemahlin Anna von Brandenburg. Für die Gejchichte der 
Taufhandlung it von Imterefje, daß für die beiden eriten QTaufen ein 
Montag, für die dritte ein Sonntag in Ausſicht genommen war. 

1. Herzog Magnus von Meflenburg an den Wat zu Roſtock: 
ladet ihn zur Taufe jeines Sohnes ein, die Juni 14 zu Schwerin jtatt- 
finden joll. — [1479 Mai 13. 

Denn erfamen uund wien Borgermejternn unnd Radt— 
mannen unjer Stadt Roftod, unnjen leven gtruwen. 

Mangnus van Got3 gnaden Hertog to Mefelnborg, furite 
to Wendenn, grave to Swerin, der lande Roſtock unnd Star- 
garde x. Her. 

Unnjen gunjtigen grudt tovornn. Erſamen und wiißen, leven gtruwen. 
Als gi denne wol irfarenn hebben, dat Godt almechtich unſer Husfroumwen 





1) Mekl. Jahrb. 50, ©. 278. 
2) Daf. 50, ©. 277. 


—— 


unnde uns heft gegeven eynen jungen Hern unnde Sone, des ſine gnade 
gebenediget unnde gelavet ſii, denken wii, wil Godt, laten criſtenen den 
ſulften unnſen ſone amme Mandage negeſt folgende deme erſtenn Sondage 
na des hiilligen lichammes dage. Biidden unde begerenn wii ſunderges 
andechtigenn, gii des Sondagen avendes na des hülligen lichammes dage 
mogen bii uns weſen to Swerin unnde fordt des Mandage morgens mede 
bii der dopen ſtan, to behelpende deme ſulften jungen Heren, unſeme Sone, 
des Criſtendomes unnde juw denne mith anderenn unſen Heren unde 
frunden dar frolid unnde goden hagen makenn. Gii uns des nicht en 
weigeren, vorjchulden wii gerne alleweg, unde vorlaten uns od dar jo tho. 
Datum Rojtod amme dunredage na Gantate anno Domini etc. Ixxix 
unnder unnjeme ingejegel. j 


2. Herzog Heinrich von Meklenburg an den Rath zu Roſtock: ladet 
ihn zur Taufe feiner Apr. 14 geborenen Tochter ein, die Mat 3 zu 
Schwerin jtattfinden joll. — [15]18 Apr. 17. 

Denn Erjamen, Unnſern lieben getrewenn Burgermeistern 
und Rathmannen unnfer Stadt Roſtock. 

Heinrich vonn Gots Gnaden Herbogf zu Medelnborgf, 
Furſte zu Wenden, Graffe zw Swerin x. 

Unnjern gunftigen grus zuvorn. Erſamen lichen getrewen. Als der 
Almechtig Got und mitjampt der hochgebornen Furſtyn, Frawen Helenen, 
gebornen Pfaltgreffin ꝛc., unnjere freuntlichen lieben gemalhen, ann negijt 
vorgangener Mitwoch mit eyner jungen tochter gnediglich hat vorjehen, Die 
wir nach ordenunge der heyligen Criſtlichen Eirchen uffen Montag nad 
Cantate negiltvolgendt willen3 jein zu teuffen lafjen, dorumb wir, wie ſich 
geburt, an euch qutlich ſynaen, wollet uf gemelten Montag derjelben unjer 
tochter nach Griftlicher weyje des Criſtentumbs behelffen unnd Die ewern 
derhalbenn uffen Sontag Santate zuvorn alher fegen Swerin fertigen unnd 
nicht außenbleybn. Dorane irtzeigt ir uns gut gefallen, mit bejunderem 
gunjtigen willen fegen euch zu bejchulden. Datum Swerin am Sonnabent 
nach Duafimodogeniti anno Domini zc. xviii ®., 


3. Herzog Albrecht von Meklenburg an den Rath zu Roſtock: ladet 
ihn zur Taufe feiner im der vergangenen Woche (Apr. 10—16) geborenen 
Tochter ein, die Mat 15 zu Schwerin jtattfinden joll. — [15]30 Apr. 17. 

Denn Erjamenn, unnjern liebenng etrewenn Burgermeiſternn 
unnd Nadtmannen unnfer Stadt Nojtod. 

Bon Got3 gnadenn Albrecht, Hertzogk zu Megfelburgf, 
Furſt zu Wenden ıc. 

Unnjern gunftigen grus zuvorn. Erſamen liebenn getrewenn. Wir 
willen euch gnediger meynung nicht bergenn, das Gott der almechtige, 


— 80 — 


dem wir hochlich Dandjagung thuen, die hochgeborne Furftin, unſer 
freuntlich Liebe gemahell, Sram Anna, geborne Marggraffin zu Branden= 
burgf ꝛc. und Herkogin zu Megkelburgk zc., ik vorgangenn wochenn irer 
frewlichen burden gnediglich und glucdlich entledigetd und eine jung tochter 
begabeth und zur weldt bracht hatt. Dmeill wir dan willens, vermittelft 
gotlicher verliehung dieſelbe unjere junge tochter auff den Sontag Gantate 
nach Grijtliher Ordenung "der Tauffung der heilgen Sacramenth bringen 
zu laſſen, jo ıjt unſer gnedigs begern, iv wellet den Sonnabenth vhor dem 
Sontage Cantate aller zu Swerin einfhomen und diejelbige unſere junge 
tochter zu Criſtlichem glaubenn und der tauff neben andern unjern bern 
und freundenn, die wir auch freuntlich dartzu gebettenn, helffenn beitettigen 
und euch herin gutwillig uud unbeßwerth erKeigenn. Daran thuet ir uns 
aut3 gefallen, in gnaden und allem guten kegenn euch zu erfennen, Datum 
Swerin ſontags inn die veir ojter heilge feirtage anno x. xxx". 











EEE 


—E —— 


ERS I —— DRIN | 





IV. 


Die Glocken zu St. Nikolai. 


Von 
Tudwig Krauſe. 


ie hiefige Nikolaifirche beſitzt ſechs Gloden, von denen drei in ber 

Slodenstube, zwei in der Thurmgallerie umd eine im Dachreiter 
hängen. Zwar find die auf denjelben enthaltenen Injchriften jchon früher 
mehrfach abgedrudt worden, nämlich im Etwas von gelehrten Roſtockſchen 
Sadıen 1741, ©. 142, in M. ©. V. H. Niehend3 Beichreibung von der 
St. Nicolaus Kirchen hie in Roſtock x. (in den Gemeinnüg. Aufſätzen 
a. d. Wiſſenſchaften f. alle Stände 1774, ©. 135 u. 136), jowie in 
Dr. W. Reinholds Chronif der Stadt Roſtock (1836) ©. 282 u. 283, 
aber an allen drei Stellen find fie theils jehr lüdenhaft, theil® geradezu 
falſch wiedergegeben, jo daß eine geraue Bejchreibung diejer Glocden, wie 
fie im Folgenden nach mehrfacher Beſichtigung derjelben verjucht werden 
ſoll, micht zwecklos erjcheinen dürfte. 

I. Bon den drei in der Glockenſtube befindlichen iſt die weftlichite 
aus dem Jahre 1394 jtammende Glode die größte. Ihre Höhe beträgt 
1,36 m und ihr Durchmejjer 1,70 m. Meittelbogen und Dehre find leider 
abgeichlagen, offenbar, weil diejelben bei dem Befejtigen der Glode nad) 
einer neueren Methode überflüſſig, beziehentlich hinderlid waren. Der 
Slodenhal3 trägt zwei Reihen Injchriften in gothiichen Minusfeln. Nur 
die unmittelbar über einander jtehenden Anfangsbuchitaben beider, das 
A ın Ave und in Ano, find Majusfeln. Beide Umjchriften beginnen auf 
der Südoſtſeite und werden von verjchiedenen Punkten, Chriftusföpfen 
und dergl. zwiſchen den einzelnen Worten unterbroden. Die mittlere 
Buchitabenhöhe beträgt 7 cm. Die obere Umjchrift lautet!): 

Ave ! maria ? gracia ? plena ? dns ? tecum *? o ®rex ? glorie ? crifte ? 
veni?cum ?pace * 


1) Weber dem i fehlt der Punkt; nur bei fia jteht er als Abkürzungszeichen. 
6 


und die untere‘): 
Ano ® dni? M CCC ® XCIIII ? fia ? V 5 pt’ * dnica ?ivbilate *h ? 
cäpana ?i ® hore’ ° fei ? nicolai ? eft *fed® ®. 

1. Maria mit dem Chriftkinde, in ganzer Figur, etwas über 1 cm 
did, nicht ganz jo hoch, wie die Buchitaben. 2. Kleines mit einer Raute 
und Kreiſen aus WBerljchnüren verziertes Biered. 3. Vierpaß. 4. In 
Höhe der oberen Buchitabenkante: die Marienfrone, ſchräg linf3?) darunter 
ein Heiner Perlkranz mit einer Wappenlilie darin, rechts von beiden in der 
Hgeilenmitte ein langbärtiger Chrijtusfopf mit Kreuznimbus von 4'/, cm 
Größe 5. Kleines Viereck mit einem Bierpaß darin. 6. Ein lang— 
haariger und langbärtiger Chriftusfopf mit Sreuznimbus, halb jo groß 
mie der in der oberen Umſchrift. Unten jchräg rechts daranſtoßend ein 
Kopf mit Nimbus und jcheinbar einer Biichofsmitra, halb jo groß, wie 
der Chriſtuskopf. 

Beide Inſchriften jind durch drei Reifen, von denen der am jtärfiter 
hervortretende mittelite wiederum aus drei feineren Reifen zujammengejegt 
it, von einander getrennt, umd ein gleiches Neifenband jchliegt auch nach 
oben unmittelbar über der oberen Umjchrift den Glockenhals gegen Die 
Haube ab. Unter den Umjchriften befindet jich ein nach unten durd) einen 
Reifen begrenztes Arabesfenband mit aufliegenden Marienfronen. Die 
einzelnen Kronen jind ca. 9 cm von einander entfernt. Die Höhe des 
Yandes mit Einjchluß des Reifen beträgt 5 cm. Das Mittele oder lange 
Feld jchliegt mit fünf, der Schlagring nach unten mit drei Reifen. Bei 
beiden Bändern ijt der mittelite Reif bei weitem der jtärfite. Durch eben- 
jolche drei Reifen wird das lange Feld etwa im */, jeiner Höhe in zwei 
Theile getheilt, in deren oberem, 50 cm hohen, der Name und das Zeichen 
des Gießers jowie die folgenden Heiligenfiguren durch Einrigen der Buch: 
jtaben und Figurenumriſſe in den Glodenmantel angebracht find. 

a. Auf der Norbdjeite: 
Maria und St. Nicolaus einander zugewandt und unten zwiſchen 


beiden das Giekerzeichen : 


Maria, mit Heiligenjchein und Krone geichmüct, trägt das mit Dem 
Kreuznimbus verjehene Chriftfind auf dem linken Arme. Site ijt mit einem 
langen durch den Gürtel hochgeichürzten Mantel bekleidet, in deijen alte 
der rechte Arm ruht, jo daß nur die Hand fichtbar wird. Der rechts 
stehende St. Nitolaus ift im vollen Biſchofsornate dargeftellt, auf dem 





») Anno Domini 1394 feria 5 post dominicam jubilate (Mai 14) hec campana 
in honorem sancti Nicolai est facta. 
9 Links und rechts find hier und im Folgenden vom Beſchauer gemeint. 


vom Heiligenjchein umgebenen furzbärtigen Haupte die Mitra mit Circulus 
und Zitulus, in der Linfen der Biſchofsſtab. Mit der Rechten hält er 
ein geſchloſſenes Yuc), dejjen Einbanddecdel mit ein Baar Knöpfen beichlagen 
it, zur Maria hinüber. Die Füße jteden in breiten, nach vorn ganz 
ipig auslanfenden Schuhen. 

b. Auf der Südweſtſeite: 

St. Martinus (links) und St. Katharina (rechts vom Belchauer), 
ebenfalld einander zugewandt, beide mit einem SHeiligenjcheine. 

St. Martin (zu Fuß) rafft mit der Rechten jeinen langen Mantel 
in die Höhe und zerjchneidet ihm mit dem im jeiner Linken befindlichen 
Schwerte. Das Haupt bededt eine Art Barett, das mit Eleinen Kreiſen 
verziert it und wohl ein Pelzbarett darjtellen jol. Die Füße find mit 
gleichen Schuhen bekleidet, wie bei St. Nifolaus. Hinter St. Martin 
(aljo vom Beichauer ab links) befindet fi) der nur mit einem Schurz 
beffeidete Strüppel, die Hände bittend zum Heiligen erhoben. Sein Haupt 
it völlig fahl und jeinen beiden Beinen fehlen die Füße, weshalb er jich 
auf einer Art Stelzen fortbewegen muß. Beide Schienbeine ruhen nämlid) 
in je einer flachen Rinne, an deren Unterjeite je zwei furze Klötze befeitigt 
find. Die heilige Slatharina, deren Haupt mit der Krone gejchmückt tft, 
hält mit der Linfen ein fünfipeichiges Rad vor der Brujt, während die 
Rechte den Knopf eines mit dev Epige auf der Erde jtehenden Schwertes 
umfaßt. Sie ijt befleidet mit einem engen, oben vor der Bruſt aus- 
gejchnittenen Untergewande, langem Schultermantel und Echuhen von 
derielben breiten und jpigen Form, wie bei St. Nikolaus und St. Martin. 
Leider iſt das Geficht diejer Heiligen ziemlich verwiicht. 

Die Höhe diejer Figuren, denen die oben erwähnten das Mittelfeld in 
zwei Theile zerlegenden Reifen gleichſam als Boden dienen, beträgt mit 
Ausnahme des Krüppels ca. 50 cm. 

Der auf der Südoftjeite des Meittelfelde unter dem Anfang und 
Ende der beiden Umſchriften jtehende Name des Gießers ijt leider jehr 
ichlecht ausgeprägt. Er jcheint Rikert - de Monkehaghen zu heißen. 
Bom eriten Worte find jedoch genau lesbar nur das ke in der Mitte 
und das t am Ende. Der etwa zur Hälfte noch erkennbare Anfangs: 
buchitabe dürfte ein großes R gemwejen jein. Vom zweiten Buchjtaben ift 
überhaupt nur unten neben dem k das untere Ende eines vertikalen 
Striches jihtbar. Der Raum zwilchen dem e und t endlich enthält ein 
Gebilde, das entweder ein mit einem nicht entzifferbaren voraufgehenden 
Buchſtaben gebundenes e oder aber ein jchlecht ausgefallenes r darzuftellen 
ſcheint. Das legte Wort Monkehaghen iſt hingegen völlig far und 
deutlich, nur iſt das e hinter dem k, wohl infolge eines Gußfehlers, etwas 
fonderbar geitalte. Das zwijchen beiden Worten hinter dem ‘Bunte, 


6* 


— — 


beziehentlich kleinen Kreiſe ſich befindende Zeichen dürfte wohl de (= von 
oder aus) bedeuten jollen. 

Das oben angeführte Gießerzeichen diejes Meiſters kommt auch jonjt 
mehrfach vor, nämlich auf der unter dem jog. Bleichermädchen hängenden 
fleinjten der vier im Thurme der hiefigen Marienkirche befindlichen Gloden 
(0. 3.), auf der aus dem Jahre 1409 jtammenden Bet: und Feuerglocke 
derjelben Kirche, auf der zweitgrößten Glode der Kirche zu Bieſtow (vo. 3.) 
und auf der fleinjten der Gloden zu Retſchow bei Doberan vom Jahre 1443. 
Leider wird aber hier nirgends der Name des Meiſters angegeben. Faſt 
genau daſſelbe Zeichen, nur auf dem Kopfe jtehend, befindet ſich nad) einer 
auf ©. 85 der Pommerjchen Monatsblätter von 1888 wiedergegebenen 
Abbildung auch auf der 1388 gegojjenen Stundenglode de3 Domes zu 
Colberg. 

Von dieſer größten aller ſechs Nikolai-Glocken ſagt Niehenck in ſeiner 
Kirchenbeſchreibung!), ſie Heike „die große oder Stunden-Glocke“, 
denn fie werde micht allein zur Betglode des Morgen® um 6 Uhr, des 
Mittags um 11 Uhr, des Abends um 5 Uhr und zur Sturmglode bei 
entjtehender Feuersbrunit gebraucht, jondern es gebe auch ein Hammer 
an derjelben die verlaufene Stunde an. Als Bet- und Feuerglode dient 
jie auch heute noch, während zur Angabe der vollen Stunden jeßt Die 
unten al3 Nr. V aufgeführte frühere Wächterglode benugt wird. 

II. Die nächitfolgende, in der Mitte der Glodenjtube hängende jog. 
„Kinder-Glode* iſt vielleicht die älteite von allen. Sie hat eine jehr 
ichlanfe Form und trägt weder Injchriften noch Jahreszahl oder irgend 
jonjt dergleichen. Der einzige Zierrath bejteht aus 3 ändern von je 
3 Reifen, welche Haube und Hals, Hals und Mittelfeld, ſowie Mittelfeld 
und Schlagring von einander trennen. Die Höhe der Glode beträgt 
57 cm, der Durchmefier 62 cm. Die jechd 12 cm hohen Dehre find 
von vieredigem Querjchnitt mit abgeitumpften Eden. 

Ihren Namen „Kinder-Glocke“ hat diejelbe deshalb erhalten, weil man 
fie „vormals, da auch die fleiniten Kinder öffentlich beerdigt wurden“, bei 
diefen Gelegenheiten zu läuten pflegte ?). 

III. Die am weitejten nad) Oſten hängende Glode von 131 cm Höhe 
und 166'/, em Durchmejjer jtammt erſt aus neuerer Zeit. Sie wurde 
im Jahre 1766 von Johann Valentin Schul hier in Roſtock gegofjen 
und wiegt nach Niehend3 Angabe 5250 Pfund. Ihre Vorgängerin, die 
alte „Bürger-Glode*, flog am 11. Aug. 1764 beim Einläuten Des 


) M. G. O. H. Niehend, Beihreibung von der St. Nicolaus Kirhen bier in 
Roſtock ꝛc., abgedrudt in den Gemeinnügigen Aufjägen aus d. Wiſſenſchaften f. alle 
Stände. 1774. ©. 185. 

2) Daſ. ©. 136. 


— — 


Gedächtnißfeſtes des großen Roſtocker Brandes aus dem Glockenſtuhl auf 
den angrenzenden Kirchenboden hinab, zerbrach dabei ihre Krone und mußte 
infolge dejjen zerichlagen und umgegofjen werden. Sie trug nach dem 
Roſt. Etwas 1741, ©. 143 die Umjchrift: Consono cives nuncio mortuos 
pello nociva. Auch aus der neuen Glode fehlt übrigens bereit3 ein 42 cm 
langes und 12 cm hohes Stüd des Schlagringes, welches mwahrjcheinlich 
einmal bei irgend einer Gelegenheit durch den Klöppel herausgeichlagen ift, 
worauf man dann die Bruchitelle glatt ausgefeilt hat. 


Der gegen das Mittelfeld durch zwei Neifen abgejchlofjene Hals diejer 
Glocke it mit zwei Arabesfenbändern geziert, zwiſchen denen fich, oben 
und unten von je einem Reifen begrenzt, ein Band mit einer Inſchrift 
und einer großen Anzahl Heiner bildlicher Darjtellungen befindet. Die 
auf der Nordoftjeite beginnende aus gewöhnlichen Tateiniichen Majusfeln 
bejtehende Umjchrift lautet: 


SOLI DEO GLORIA 


Die den ganzen übrigen Theil des Vandes ausfüllenden 37 figürlichen 
Daritellungen jind der Neihe nach, wie fie ſich an das Ende der Injchrift 
anschließen: 1. ein nach links gerichteter ſitzender Vogel, 2. ein Geficht im 
Perlenfranz, 3. ein Fiſch nach rechts, 4. kleine runde Platte mit dem 
franzöftichen Adler, 5. eine Blume auf einblättrigem Stengel, 6. gefrönter 
Ochſenkopf mit Halsfell, 7. Eleine vieredige Platte mit einer Bockmühle, 
8. ein Delphin, 9. ein menjchlicher Kopf mit Perrüde und Sclapphut, 
10. Oval mit drei jtehenden Achren, 11. liegendes Oval, quer getheilt, 
darin links: ein Halbmond und rechts: zwei Sterne über einander, 
12. Kofafenfopf, 13. ſtehendes Nechted mit Halbmond und Stern, 
14. runde Scheibe mit nach links jchreitendem Storch, 15. ſchwimmender 
Vogel nach rechts, 16. Harfe, 17. liegendes Achte mit dem franzöfiichen 
Adler, 18. wie Nr. 6, 19. Wappen (Steh) Schild, darin linf® eine 
zerollte aufrecht züngelnde Schlange und rechts oben eine Schale oder 
dergl., 20. Delphin, 21. liegendes Rechteck (eine Ede fehlt) mit Sonne 
(links) und Halbmond (reits), 22. wie Nr. 6, 23. tiegendes Oblongum, 
darin links zwei Sterne über einander und rechts ein Halbmond, 
24. unregelmäßig geformte Platte mit einer italienischen Pappel (inf?) 
und einem liegenden Hirjche (rechts), 25. Löwenkopf, 26. figender Vogel 
nach rechts, 27. wie Nr. 10, 28. wie Nr. 11, 29. wie Nr. 16, 30. wie 
Nr. 5, 31. wie Nr. 7, 32. wie Nr. 6, 33. fleine Platte mit einem 
Leuchter, 34. auf einem Steine jitender Vogel (Adler?) nad links, 
35. ſitzender Kleiner Vogel nach rechts mit einer Haube oder Krone, 
36. ein Belifan ohne Beine, jich mit dem Schnabel die Bruſt zerfleiichend, 
37. Heine Platte mit einem Delphin (?). 


PER EN 


Das Mittelfeld trägt auf der Norbojtfeite, ebenfalls in gewöhnlichen 
lateiniſchen Majusfeln, die folgende von allerlei Zierrath umgebene 


Inſchrift: 


2 1 5 
ZU GOTTES EHREN 
LAS ICH MICH HÖREN 
4 4 
VORSTEHERE SINDT GEWESEN 
HERR: IOHANN WALTER STEIN 
HERR: ZACHARIAS ENGELBRECHT 
. HERR: TOBIAS CRUMBIEGEL 
“ HERR: CARL FRIEDRICH BAUER 
IM IAHR CHRISTI ANNO 1766 
1 7 1 
vox 
i JOHANN VALENTIN SCHVLTZ * 
6 IN ROSTOCK GEGOSSEN  * 


5 1 8 


1. Blume auf einblättrigem Stengel, wie Nr. 5 des Injchriftenbandes 
auf dem Glodenhalje. 2. Peltfanrumpf wie Nr. 36 der Halsumſchrift. 
3. Auf einem Steine ſitzender Vogel nad) rechts. 4. Eine Art Arabesten 
von der Form einer Vaͤſe. 5. Drei aufrechte unten mit den Stielen an 
einander ſtoßende Blätter, die mit der Unterſeite in den Glodenmantel 
abgedruct find, jo daß man jeßt auf der Glocke das ganze feine Geäder 
diejer Seite jicht. 6. Ein Neichsapfel. 7. Ein nach rechts jpringender 
(nur auf den Hinterbeinen jtehend, beide VBorderbeine erhoben) unnatürlich 
lang gejtredter Greif mit einem doppelten Schweif und mit Bogelflauen 
an allen vier Füßen. 8. Liegendes Blatt von derjelben Pflanze (Weide ?), 
wie die unter Nr. 5 genannten, ebenfalls mit der Unterjeite nach oben. 

Der Sclagring endlich it mit einem Nrabesfenbande und zwei 
darunter befindlichen Reifen verziert, von welchen lehteren der oberſte der 
ſtärkſte ift. 

IV. Bon den in der Thurmgallerie hängenden beiden Gloden ift 
die Eleinere, die „Viertel-Glocke“, Die ältere. Sie wurde 1483 
gegofjen und iſt 53 cm hoch bei 65 cm Durchmejjer und 105 cm Hals: 
umfang. Ihre jechs Dehre, zwiichen ‚denen der Mittelbogen auf der Platte 
jechsftrahlig veip. jechsrippig ausläuft, jo daß ſich zwiſchen je zwei derjelben 
immer ein Strahl oder eine Rippe befindet, hıben weinen vieredigen Quer— 
ichnitt mit abaejchrägten Eden. Die Haubenwölbung iſt von völlig runder 
Form. Um den Hals läuft eine oben und unten durch je einen Weif 


begrenzte einreihige Umjchrift in gothiſchen Minusfeln. Nur das A im 
Ano und dad O vor rex find Majusfeln. Die Imfchrift *) Tautet ?): 
Ano dni mcece Ixxxvuı michal O rex gloie ihü xpe veni 
cvm pace ame 
Außerdem ift unten auf der Nordjeite des Mittelfeldes noch Folgendes 
Gießerzeichen angebracht: 


Die jonjtige Verzierung bejteht aus jieben Reifen und einem Arabesfen- 
bande, von denen ſich ein Reif zwilchen Hals und Haube, drei zwiſchen 
Hals und Mittelfeld und drei zwilchen Mittelfeld und Schlagring befinden, 
während das Arabesfenband, welches aussieht, als ob eine ganze Anzahl 
Heiner Baldachine an einander gefügt jeten, ſich unterhalb der drei Reifen 
zwiichen Hals und Mittelfeld Hinzieht. 

V. Die andere hier hängende Glode, die jog. Wächter-Glocke, 
war zu Niehenck's Zeit noch als vierte unten in der Thurmijtube unter: 
gebracht und wurde „einige Male in der Woche des Abends etwa um 
halb 9 Uhr gezogen“ ?). Iebt dient jie als Stundenglode zur Angabe der 
vollen Stunden. Auch fie wurde, ebenjo wie die oben erwähnte Bürger: 
Slode, erſt im vorigen Jahrhundert, im Jahre 1726, gegofjen und zwar 
von Laurentius Strahlborn in Lübeck. Sie iſt 85°/, cm hoch, mißt 
1,12 m im Durchmefjfer und hat einen Umfang von 1,95 m um den 
Hal3 und 3,51 m um den Schlagring. Die auf ihr angebrachten 
Snichriften lauten: 

a. Einreihige Umſchrift um den Hals, auf der Oſtſeite beginnend: 

(Dreiblatd SOLI DEO GLORIA 

b. Inſchrift auf der Dftjeite des Meittelfeldes: 

ANNO 1726. SEINDT ZV DER ZEIT 
VOHRSTEHER* GEWESEN 
IOHANN TARNAVW. 
IOHANN BAVER. 
BARTHOLOMEVS PRETZEL. 
HINRICH FRIEDRICH HVLSENBECK. 

Die Inihrift it umrahmt von vier geflügelten Engelsfüpfen, neben 
deren unterjtem jich am jeder Seite ein Weinblatt (Vitis vinifera) befindet 
und zwar mit der Unterjeite nach oben, jo daß man ebenjo, wie bei den 


%) Ueber dem i fehlt der Punkt, nur bei gloie ſteht er als Abkürzungszeichen, 

) Anno Domini 1488 Michafe)lis (Sept. 29). O rex glorie Jesu Christe veni 
cum pace amen. 

” Niehend a. a. O. ©. 136. 


— 88 — 


Weidenblättern auf der WBürgerglode, das ganze feine Geäder derſelben 
erblickt. 

c. Einreihige Umſchrift unten um den Schlagring, auf der Ditjeite 
beginnend: 

(@reislatt) GLORIA IN EXCELSIS DEO: «reist LAVRENTIUS 
STRAHLBORN ME FVDIT LVYBECAE!) ANNO MDCCXXVI. 

Auf der Weitjeite des Mlittelfeldes iſt St. Nikolaus dargejtellt im 
vollen Biſchofsornat, die Biſchofsmütze auf dem Haupte, in der Rechten 
den Biſchofsſtab und in der Linken ein SKirchenmodell haltend mit hohem 
Thurm, ähnlich unjerem Petrithurme, aber oben mit einem Kreuze jtatt 
des Hahnes. Unten neben dem 31 cm hohen Heiligen befindet ſich auf 
jeder Seite ein Heines Weinblatt, ebenfalls, wie bei der Inſchrift, mit der 
Unterjeite nach oben. 

Außerdem it die Glocke noch mit je einem Reif und einer Arabesfen- 
fante über und unter der Halsumjchrift, zweimal je zwei Reifen zwiſchen 
Mittelfeld und Schlagring, einem Arabesfenbande nebjt Reif über der 
Schlagringumichrift, ſowie vier Reifen beziehentlich Abjägen und Schmiegen 
oben auf der fjcharffantig gegen den Hals abjegenden Haubenwölbung ver- 
jehen, auf welche auch die Arabesfen des oberiten Bandes vom Halje her 
herübergreifen. Die auf der Platte befindlichen ſechs Dehre haben eine 
geriefelte Oberjeite und vieredigen Uuerjchnitt. 


VI Die fleine fchwer zugängliche „Kling Glode“ im Dachreiter 
iſt ca. 41 cm hoch, mißt ca. 52 cm im Durchmejjer und trägt folgende 
Inſchriften: 

a. auf der Oſtſeite des Mittelfeldes, jede Zeile auf einem dünnen 
Striche ſtehend: 

ANNO 1746 IETZIGER ZEID VORSTEHER 
BARTOLOMEUS PRETZELL 
IoHANN IOCHIM DETFOFF ADMINISTRIRENDER 
IOCHIM DANCKWARDT 
JOHANN WALTER STEIN 


b. auf dem Sclagring und zwar gleichfall® auf der Oſtſeite: 
OÖ. G. MEYER 
Die Haubenwölbung ift durch eine Kante vom Halje getrennt und 
durch eine weitere in der Mitte getheilt. Den mit Arabesken bejeßter 
Hals grenzt ein Reif gegen das Mittelfeld ab, auf welchem fich die Hals- 
arabesfen unmittelbar unter diejem Reifen auf dem Kopfe jtehend wieder: 


1) Das A und E in Lvbecae gebunden. 


er — 


holen, jo daß das Ganze wie ein einziges ſehr breites Arabestenband 
ausjieht. Die ſechs Dehre der Krone find von vieredigem Duerichnitt. 
Zum Schluß dürfte endlich noch das folgende Zeichen: 


F 


zu erwähnen jein, welches zwar nicht auf einer der Gloden, jondern auf 
dem großen jchmiedeeijernen Stundenhammer oben auf der Thurmgallerie 
vorfommt. Daſſelbe ift vorn in den Hammer eingehauen und jtellt offenbar 
das Zeichen des Schmiedemeiſters dar, der einjt dieſen Hammer verfertigte. 





Während ſich vorjtehender Aufiag in Drud befand, wurde das auf 
©. 82 wiedergegebene Gieperzeichen des Rikert de Monfehaghen aud) 
noch auf der vom Jahre 1422 jtammenden Glode zu Lichtenhagen bei 
Warnemünde entdedt, leider wiederum ohne Namensangabe. Ferner ſoll 
dafjelbe, einer freundlichen Mittheilung nach, auch in Ribnik, jowie auf 
einer Glode unjerer St. Jakobikirche vorfommen, und endlich dürfte auch 
dag Mekl. Jahrb. 39, ©. 186, von der 1433 zu Woftod gegofjenen 
Großen Warnemünder Glocke angeführte „Gießerzeichen in Gejtalt ziveier 
in einander gejtellter Winfelhafen”, welche® wegen mangelnder Beit leider 
nicht mehr verglichen werden fonnte, auf unjern Nifert al8 den Berfertiger 
derjelben jchliegen lajjen. Daraus erhellt, daß Rikert de Monfehaghen zu 
Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts eime ganze Anzahl 
Glocken für Roſtock und jeine Nachbarjchaft gegojjen hat und bei genauerer 
Unterjuchung wird ſich das Zeichen diejes Meiſters wahrjcheinlich noch 
mehrfach in unjerer Stadt und Umgegend nachweijen laſſen. 

Das auf ©. 37 abgebildete Gieherzeichen fommt ebenfall® auf einer 
der Sloden zu Lichtenhagen vor, nämlih auf der vom Jahre 1479 
jtammenden drittgrößten, welche auch jonit in Form, Größe und Ber: 
zierung viel Aehnlichfeit mit der oben erwähnten Bierteld = Slode zu 
St. Nikolai hat. 


2 

















7 


Dur Geſchichte des Botaniſchen Gartens. 


Bon 
Barl Koppmann, 


n Seiner Mittheilung über den botanischen Garten der Univerſität 

(2, S. 109—110) macht Hofmeijter darauf aufmerfiam, daß nach 
Plänen, Zeichnungen und Riſſen der Univerfitätsbibliothef vor etwa 
50 Jahren ernfilich daran gedacht worden jei, Die Dreimallsbaftion mit 
ihren Böſchungen und Terrafien, mit der Teufelsfuhle und dem Wall: 
graben in ein botaniiches Inſtitut umzuwandeln. Ueber diefen Plan 
befindet ſich ım Rathsarchiv eine fleine Akte, der ich Folgendes entnehme. 

Am 23. Oft. 1837 richtete der Vicefanzler von Both unter Bezug: 
nahme auf den Vertrag von 1827 Aug. 30 und die ihm ertheilte Initruf: 
tion an E. E. Nath eine Zujchrift wegen vier verjchiedener Wünjche, deren 
eriter die Dreiwallsbaſtion betraf. „Die Univerfität entbehrt, zum großen 
Nachtheil derjelben, noch immer eines eigenen botantjchen Gartend. Der 
jeige jog. Botanische Garten iſt der Anlage nach verfehlt, der Lage nad 
jchlecht, jeiner Entfernung wegen unbequem, der mangelnden Berriedigung 
halber unjicher, und gewährt fajt gar feinen Nuten. Zur Anlegung eines 
jolchen eignet jich wegen der Nähe bei der Stadt und der jonitigen Lage 
ganz bejonders die joy. Dreiwalls- Bajtion beim SKröpeliner Thore, und 
ih erjuche daher E. E. Rath, dieſe Baftion mit dem im innern Kreiſe 
derjelben belegenen Teiche der Univerfität zur Anlegung eines botanischen 
Gartens zu überlajjen. Mehrere Univerfitäts - Städte, welche ich im 
Sommer d. 3. bejuchte, haben, den geijtigen und materiellen Vortheil, den 
ihnen der Bejit; eiger Univerfität in ihren Mauern gewährt, wohl erfennend, 
ganz fremvillig ähnliche Schenkungen an die reip. Univerjitäten gemacht“. 
„sch hege deshalb die Hoffnung, daß E. E. Rath den von mir aus: 
geiprochenen Wunjch gern erfüllen und auc) das wenige, zur anjtändigen 
Befriedigung des Platzes an der Nord-, Nordoſt- und Nordweitieite erfor: 
derliche Holz bewilligen werde. Die Anlegung eines botanischen Gartens 
an der bezeichneten Stelle wird zugleich zur Verjchönerung der Um— 


— l — 


gebungen Roſtocks dienen, und dem promenirenden Publicuu, dem der 
Zutritt unter einigen ſich von ſelbſt verſtehenden Bedingungen gern geitattet 
werden twürde, einen angenehmen Erholungsplat gewähren”. Der Rath 
antrvortete am 3. Nov. zunächſt mit der Verficherung, „daß die Stadt 
Roſtock — ganz abgejehen von den’allegirten vertragsmäßigen Beitimmungen 
— theils zur Förderung des Guten an und für fich, theils ihres eigenen, 
allerdings mit dem Flore der hieſigen Academie verbundenen, Interefjes 
wegen, niemal3 unterlajjen wird, allen für academische Zwede gemachten 
billigen Anforderungen bereitwillig entgegen zu fommen, joweit dies den 
Umständen nach möglich iſt“, und jodann beim Eingehen auf die einzelnen 
Punkte, daß er wegen der Dreiwallsbaftion, da über Stadteigenthum nur 
mit Konkurrenz der Bürgerjchaft von ihm verfügt werden fünne, zur 
Vorbereitung der betreffenden Verhandlungen der Kriegskaſſe das Kommiſſo— 
rium ertbeilt habe, jich über die bisherigen Nubungen der Stadt und die 
etwaigen Hinderniffe der Leberlafjung zu äußern. 

Der Bericht der Kriegsfafje ging Nov. 18 ein: die Nußungen der 
Stadt betrugen 9 Thlr. jährlich als Miethe der Graspläße!) — abge- 
ichen von 24 3, die der Walldiener Wei von zwei Meiethern al Theil 
jeiner Dienfteinnahme bezog — ; bedenklich jchien der Kriegskaſſe die Ueber— 
lafjung des Teiches, „weil die darin befindlichen Quellen ſchönes Waller 
geben jollen, welches der Stadt vielleicht einmal von Nutzen jeyn könnte“, 
während jie in Betreff der Bajtion jelbjt nur anführen konnte, „da der 
um den erwähnten Wafjer-Baflin führende Fahriveg den Equipagen zum 
Umwenden dient, welches der jchmale Fahrweg am Walle beym Ktröpeliner 
Thor nicht geitattet, daß der erſte Wall derjelben den Einwohnern zu einer 
angenehmen Promenade dient und dal; eine unjerer Batterien dajelbit ihren 
Bla hat“. 

Am 27. Nov. hatte der Eyndifus Dr. Böcler mit von Both eine 
GEonferenz. Den Titel, inter welchem die Stadt der Univerſität Die 
Dreimalldbaition überlafje, erflärte von Both für gleichgültig, wenn nur 
die Ueberlajjung gratis und unter der Zuficherung erfolge, dat das Terrain 
nicht über furz oder lang, nachdem fojtipielige Verwendung darauf gemacht 
worden, zurücgefordert werden jolle; die Abjicht gehe dahin, die ganze 
Dreiwallsbaftion mit Einſchluß des Teiches und deſſen abſchüſſigen Ufers bis 
zum Spaziergang des Hauptwalles zu einem botanischen Garten einzurichten 
und mittels einer Einfriedigung, vom Wallgraben aufwärts, längs bes 
Hauptwall-Spazierwegs und wieder nad) dem Wallgraben herunter, abzu— 


1) Das Kommittenprotofofl von 1838 Dan. 16 bemerft noch, daß zwar die 
Fiſcherei auf dem Bajtionsteiche dem Echneider Vick mitverpachtet fei, dev Pachtkontrakt 
aber Oſtern diejed Jahres ablaufe, 


ſchließen; der oberite Wall jolle bis zur Fläche des Weges um den Teich 
abgetragen und mit der Dadurch gewonnenen Erde der oberſte Baſtions— 
graben ausgefüllt werden; der Weg um den Teich müſſe eingehen; der 
Teich) jolle mit Wafjerpflanzen bejegt werden; mit der Zeit gedenfe man 
da, wo jeßt die Batterie jtehe, ein Wohnhaus für die Profeſſoren der 
Botanif und Ajtronomie mit einem ajtronomijchen Objervatorium zu 
erbauen. 

In Gemäßheit einer Propofition des Raths vom 20. Dez. fand am 
16. Ian. 1838 eine Slommitten-Sigung jtatt, und die Anmwejenden waren 
der Meinung. „Daß theils die von Seiten der Stadt gegebenen erbvertrags- 
mäßigen Zuficherungen, theils die eigenen jtädtiichen Interejjen ein thun— 
lichjtes Mitwirken zur Befeitigung des Flores der hiefigen Univerjität 
erheischen, daß ferner die intendirte neue Anlage der Stadt zur Zierde 
gereichen werde, auch das fragliche Terrain in feiner jetigen Geitalt wenig 
Nutzen gewähre und daß Daher der Antrag de3 Herrn Bicefanzlers 
von Both nicht von der Hand zu weilen jey“, und vereinbarten für den 
Tal, dag Rath und Bürgerſchaft damit einverjtauden jeien, bejtimmte 
Ueberlajjungsbedingungen. Nachdem die Zuftimmung des Raths und des 
Erjten Quartier am 31. Jan., die des Zweiten Quartiers am 16. Febr. 
erfolgt war, machte der Kath dem Bicefanzler von Both am 20. Febr. 
die Mittheilung, „daß wir gerne bereit find, das fragliche Terrain der 
jog. Dreywallsbaſtion incl. des Yaftionsteiches der Mcademie zur Anlegung 
eines botanischen Gartens unter denjenigen Bedingungen hinzugeben, welche 
in der Anlage Nro. 1 zufammengejtellt wurden‘, und von Both antwortete am 
17. Apr., er habe die Erklärung E. E. Raths „mit großer Freude und 
und dem aufrichtigiten Dank entgegengenommen“, auch die Bedingungen 


- jeien jo gejtellt, „daß deren Annahme im Allgemeinen feinem Bedenfen 


unterworfen“ jei, da man fich über Heine Modififationen einzelner Bunfte 
leicht verjtändigen werde, und die Verzögerung diefer Erklärung jei nur 
dadurch veranlaßt, daß er ſich „über den ganzen Blan der beabjichtigten 
Anlage erſt jelbjt genügende Stlarheit“ habe verjchaffen wollen. Mit der 
Mittheilung diejes Schreibens an die Bürgerjchaft durch eine Propofition 
E. E. Raths von Apr. 23 und den betreffenden Abgaben Ehrl. Bürger- 
ſchaft von beziehentlicy) Apr. 25 und Mai 4 jchliegt die Afte. 























— — — 7 7 
—— 


7% ER \ Dr) 7 
ERDE — 















VL 


Der Schütting und die Feflichkeiten des Amtes der Bruchfiſcher. 


Von 
Dr. Friedrich Crull. 


wei Rechnungsbücher, deren Kenntniß und Benutzung ich der Gefälligfeit 

des Freiherrn von Nettelbladt in Güftrow verdanfe, ermöglichen es mir, 
über das gejellige Leben des Amtes der Bruchfiicher in Roſtock einige 
Mittheilungen zu machen, Mittheilungen, die freilich nicht das Intereſſe 
beanjpruchen können, wie „Das höfiiche Leben zur Zeit der Minnejänger“ 
oder „Die ritterliche Gejellichaft im Zeitalter des Frauencultus‘‘, aber doch 
dazu dienen, un über das fejtliche Treiben und die Gewohnheiten der, 
wie man jagt, geringeren Klafje im jpätejten Mittelalter aufzuklären, von 
denen wir Doc) recht wenig wifjen. 

Das für diejen Zwed wichtigere der beiden Bücher enthält 142 Blätter 
ichmalen Hoch-Oetavs, mithin 284 Seiten, von denen aber nur die erſten 
189 und die Eeiten 209 bis 221, 269 und 282 zu Eintragungen benußt 
find, ilt in grobes Pergament geheftet und war mit einer Knippe ver- 
jchließbar, von der jedoch nur das Dejenblatt erhalten it; auf demjelben 
ift eingegraben: der Viſcher. Laut einer im Buche enthaltenen Notiz hat ein 
Herr Johannes Koltzke daſſelbe 1521 dem Amte verehrt, muthmaßlich 
Sohn Hinrichs, eines Amtsbruders, welcher 1504 Bauarbeiten am Kruge 
des Amtes hat ausführen lafjen. Johannes Koltfe ijt Oftern 1517 zu 
Roſtock immatriculirt!) und vermuthlich Vicar des Amtes, welches in 
St. Nicolat einen Altar hatte, gewejen; jolche aber — und ebenjo ihre 
Nachfolger, die Brädicanten, bi weit in das Jahrhundert hinein — waren 
die geborenen Schreiber ihrer Aemter, und Koltzke hat daher auch bis 1537 
die Eintragungen in das Buch mit zierlicher Feder beichafft. 

In verjchiedenen Meklenburgiſchen Landjtädten, namentlich in Hagenow, 
Gadebuſch, Brühl, Neuftadt, Bützow, Waren, giebt es Dertlichfeiten, welche 


1) Hofmeijter, Matritel 2, ©. 67. 


— 94 — 


den Namen „ver Kiez“ führen und das gemeinam haben, daß jie am 
Waffer oder doc) in deſſen Nähe liegen. Der Name bedeutet denn auch) 
„stcherhütten-Plaß“ '); e8 war natürlich, daß die Fiſcher jich möglichſt 
nahe ihrem Jagdreviere anbaueten, und jo haben jich auch die in Roſtock 
gleichfalls an der Warnow angejiedelt neben den Gärbern, von denen fie 
ein Graben jchied, unmittelbar neben dem Damme. welcher die Ober-Warnow 
von der unteren trennt, und an dem die Mühlen gelegen find. Dort 
erwarben jte auch mit der Zeit Grundbefig, eine Bude, als Eigenthum, 
einen, wie es bis 1515 heißt, Krug oder, bis 1526, Schütting, und über 
das Leben in diefem unterrichtet und eben das Rechnungsbuch. 

Der Krug oder der Schütting der Fiſcher war die unter der Gas— 
nummer 13 auf dem Fiicherbruch belegene Bude?), die aber längjt in 
Privathände übergegangen iſt und in welcher Schenkwirthichaft auch nicht 
mehr getrieben wird’). Mean wird dielelbe in alter Geſtalt wohl jo jich 
vorjtellen dürfen, wie man vor fünfzig Jahren noch manches Häuschen 
in Warnemünde jah und wie es deren wohl noch in Slutup, Travemünde 
und anderen Orten wejtwärts geben mag, aljo etwa 20 Fuß breit, einige 
40 Fuß tief, 10 bis 15 Fuß im Ständer hoch, mit Ring von Fachwerf 
und jtraßemvärts gefehrtem Giebel, der entweder mit jenfrecht geordneten 





) Mel. Jahrb. 46, ©. 68. 

2) Was ift eine „Bude? Die Definitionen von Pauli, Lüb. Juftände 1, ©. 40, 
und bei Schiller-Lübben, M.«Nd. Wörterb. s. v., find m. E. nicht glüdlicdy, doch vermag 
ich ebenfo wenig eine befjere zu geben, E3 verhält fi aber mit den Buden folgender= 
maßen. Durd die Etrafenzüge [wurden in unferen neu angelegten Stüdten Blöcke 
gebildet und dieje in Worthen, areae, getheilt, welche, annähernd von gleicher Breite, 
da, wo eine angemejjene Tiefe des Grunpdjtiides vorhanden war, mit einem Haufe, 
oder aber, mo folche fehlte, mit zwei Buden bebaut wurden, deren jede alfo halb jo 
breit war wie ein Haus und, wenigſtens anfänglich, nur ein Erdgeſchoß, höchſtens noch 
ein Halbgeihoß dariiber hatte. Häufig bildeten Buden Pertinenzen von Käufern, 
M. U. B. 12, Art. Bude. Wenn Pauli jagt: „Alles, was nicht Giebelhaus ift, heißt 
Bude‘, jo ift das zwar im Allgemeinen zutreffend, aber dod) nicht durchaus, wenigſtens 
nicht bezüglich Wismars, denn wenn bier bin und wieder Buden als Duerbuden 
bezeichnet werden (3. B. 1278: Gerardus Vogelere impignorauit tabernas fuas dwer- 
bodhen cum curia retro eas — offenbar ijt ein Scheumenhof gemeint — pro 22 m. 
usque Martini Ekkehardo de Riquardestorp Stdtb. B, p. 55) ebenfo wie auch Quer— 
bäufer AM. U.B. Nr. 1530), jo wird man daraus den Schluß ziehen dürfen, daß nicht 
allein bei den Häufern, fondern auch bei den Buden der Regel nad) die Giebel an der 
Straße lagen. Wo mehrere Buden Pertinenzen eines Hauſes waren, mögen jie 
immerhin von vorne herein unter einem fortlaufenden Dache gelegen haben, Quer— 
bauten gemwejen und ſolche aud an Stelle von Giebelbauten errichtet jein, ald man 
anfing, allgemein maffiv zu bauen und die Tüſchen bejeitigt wurden. Ende des 
17. Jahrhunderts werden Buden als Giebelbuden bezeichnet, fo daß fie derzeit alſo 
ihon Ausnahmen bildeten. 

2) Mittheilung des Herrn Redtsanwalt Erull. 


— 95 — 


Brettern verkleidet oder, wenn in Fachwerk ausgeführt, in verſchiedenen 
Muſtern ausgemauert war. An der einen Seite des Hauſes lag die Diele, 
deren Thüren ſtraßenwärts und hofwärts mit Gewichten verſehen waren, 
um bei unfreundlicher Witterung die Diele zugfrei zu halten)), während zur 
Sommerzeit ein Heck ummwillfommenen, unjauberen Befuh vom Haufe 
abhielt ). An der Diele lag, natürlich) nach vorne hinaus, die Dörnike, 
die Heizbare Krugitube, das Verfammlungszimmer der Amtsgenofjen. Im 
Jahre 1520 jcheint man einen neuen Ofen gejebt zu haben, der allerdings 
ohne Glaſur war, denn man hat ihn angejtrichen, aber doch nicht ganz 
ohne Schmud blieb, da auch Gefimsfacheln verwendet wurden?) Groß 
Icheint die Dfenbaufunft derzeit aber nicht gewejen zu jein, da Reparaturen 
recht Häufig fich vernothwendigten und anjcheinend bereit® 1525 der Ofen 
ſchon wieder umgejegt werden mußtet), Daß er von außen geheizt wurde, 
verjteht jich von jelbit, und zwar gejchah dies von der hinter der Dörnitz 
liegenden Küche aus, welche von der Diele her, von welcher fie wohl nur 
durch ein Schrankwerf getrennt war, und durch den weiten Schornitein 
einiges Licht empfing; letterer war mit einer Klappe verjehen, die jich von 
der Küche aus mittelit eines Taues jchliegen ließ). Hinter der Küche 
hofwärts lag eine Kammer ®), welche jedenfalls der Krugmutter oder 
Krügerihen zum Schlafen und zur Aufbewahrung ihres perjünlichen 
Eigenthums diente. Die Dörnite wurde 1576 getüncht °), Doch wird fie 
das im oberen Theile der Wände wohl von je gewejen jein, während der 
untere vielleicht getäfelt war. Ob dies auch bezüglich der Dede der Fall 
war, oder ob die Balfen und Bretter unverfleidet waren, jteht dahin ®). 
Der darüber befindliche Yoden, zu dem man mit einer Leiter gelangen 
mochte, war, theil3 wohl um die Wärme in der Dörnge feitzuhalten, theils 

1) 1524: Vor snore to den beyden doren 1 alb — 1533: 3 alb, de rulle tor 


doeren. 

) To deme hecke yn deme fchuttinghe, it. vor dat raffter 1 s. Lub., it. de 
henghe 4 s. S., it. 6 s. tho makende. 

®) 6 s, vor mursten to deme vote. "/z fl. vor potte to deme aven. 11s. 
vor de fampfen to deme aven. 3 s. vor hare unde ascke to deme aven. 8 s. der 
frowen, de den lem tomakede. 24 s. vor kost unde beer donfulvelt. 6'/s s. vor 
2 punth verwe to deme aven. 1 s. vor eyger unde 1 kanne beers dofulven, 

) 3 s. 1 stige mursten to deme kaghelaven. 4'/s m. vor kaghelen. 1 m. 
o lone. 12 s. vor beer unde kost. 3alb. vor varwe up den aven. 7 s. vor 
4 iferen in deme avene. 

5) 3 witte ein tow thom fchofteen 1552. Das Fegen des Schornteins wurde 
1558 mit 9 Witt bezahlt. 

©), 14 s. deme glafewerker vor 1 tafel up de kamer unde ander ruten. 

) Noch 8s. Lub. dem manne, de uns de dornfe wittede, unde 4 potte beer. 

8) 1535 ift eingetragen, aber wieder durchſtrichen: it. 3 m, S. tor Ichottilge. 





u —— 


um Näſſe oder Staub von oben abzuwehren, mit Lehmſchlag verjehen Y. 
Das Tenjter, welches in Blei gefaßte Nauten hatte, wird nicht zum 
Deffnen eingerichtet, der Rahmen oder die Rahmen — denn die Lucht it 
ohne Zweifel eine zweis, wenn nicht dreipfojtige gewejen — vorgenagelt 
gewejen fein, wie fich aus den Anjägen der Nechnung für Verjchmieren 
oder Dichten der Fenster ergiebt*); diejelben wurden alljährlich gewalchen. 
Der Fußboden war höchit wahricheinlich nicht mit Dielen abgelegt, jondern 
mit Ejtrich-Ziegeln, eine Sitte, die ſich noch lange erhielt und theil3 die 
Höhe der Bänke — auch: der Stühle — erklärt, theild die Fußbretter, 
welche an den Tiichen?) angebracht waren. 

Der hinter dem Schütting belegene, bis an den Gärbergraben ſich 
erſtreckende Hof- und Gartenplag war mit einem Glinde*) abgejchlofjen. 
Welche Bedeutung ein 1523 erwähnter Steg hatte, erhellt nicht, und 
ebenjo wenig, was es mit dem Gerüjte (ftellinge) auf fich Hatte, welches 
1522 gemacht worden iit. 

Dies Geweſe hatten zwei am Mittwochen im Pfingjten (1541) geforene 
Schaffner zu hüten und zu wahren, eine Mühe, welche ihnen in der Folge, 
ficher 1551, durch eigene „Bauherren“ abgenommen wurde. Sie hatten 
ferner auch für Erleuchtung und Brennjtoff zu jorgen und Handelten zum 
Behufe jener bald rohen, bald geichiolzenen Talg ein, mittelit deſſen — 
— Dochtgarn wurde eingefauft — im Schütting, vermuthlich durch die 
Krugmutter, Lichte hergejtellt wurden), ein vielleicht nicht jo ganz leichtes 
Geſchäft, da e8, wenn auch nicht jtändig, Bier dabei gab°). Lichte wurden 
weientlih ja nur im Winterhalbjahr gebraucht”), dagegen durfte der 
Borratd an Holz und Kohlen?) nie ganz ausgehen, denn derjelbe war 
nicht allein zum Heizen nöthig, jondern auch unentbehrlich zur Ausrüftung 


1) 1533: 1 alb. vor haer to leme up den baene, 

2) 1547: It. noch enem manne, de uns de dornße dichtede, — 1520: 3 witte 
de viniter to tho ſmeronde. — 1539: It. noch 1 krolchen unde 1 poth bers dem 
kalckfleger de fynfter tho bewerpende. 

*) Diefe hatten nad) einem Gremplare, welches allerdings nicht älter ijt als die 
zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts und aus dem Kruge der Hauszimmerleute zu 
Wismar jtammt, eine 3 Zoll ftarke, aber nur 20 Zoll breite Platte und eine Geſammt— 
höhe von 3 Fuß, während die Fußbank 8 Zoll über dem Boden jich befand. 

*) 13 s, vor 1 twallefte rafferde tom glinde. 4 s. vor negele, 

5) Much wohl Licht zur Frohnleichnamsprozefiion, wie es ſcheint (1521, 1526). 

©) 1 s. vor beer, do dat licht gaten worth, 

) Im Jahre 1572 geitattete das Amt ſich den Luxus einer Lichtfcheere und 
verausgabte dafiir 4 s. Dak man vorher im Schütting die Lichte mit den benekten 
Fingern ſchnäuzte, wird denen nicht zweifelhaft fein, welche ſich der Zeit vor der Allein- 
herrichaft des Erdöls erinnern. 

9) An Holz wurden von 1521 bis 1530 durchſchnittlich 9a Fuder, 1551 bis 
1560 ebenjo 12 Fuder, Kohlen beziehentlid 3"/s und 1 Laft jährlich eingelauft. 


— 97 — 


der Amts-Feſte, und dieſe anzuſtellen und zu beſchicken war die haupt- 
ſächlichſte Aufgabe der Schaffner, welche ihnen aber Tadel verhältnigmäßig 
leichter als Erfenntlichfeit Seitens der Amtsgenoſſen eintrug und, wie mir 
jcheint, mit der Unannehmlichkeit verfnüpft war, daß fie die erwachjenden 
Koſten zu verlegen hatten. 

Die Reihe der Fröhlichkeiten begann für die neuen Schaffner am 
Tage vor dem seite der Geburt Johannes’ d.T. (in Meklenburg- Schwerin 
aufgehoben 1774) mit einer Luſtbarkeit, die wenigſtens bis 1530 die 
Bezeichnung hatte „bei dem Nothfeuer”, während es jpäter bloß hieß 
„auf S. Johannis Abend“. Ob die Fiſcher es demnächſt unterlafien haben, 
ein Nothfeuer zu machen, ift nicht ar; 1533 hat Herr Koltzke im Regiſter 
ichreiben wollen: bei dem Notbfeuer, jvdoch mitten im Worte abgebrochen 
und gejchrieben, wie jchon 1531 und 1532, in ©. Johannis Abend, aber 
jiher iit, daß es böje Menjchen gab, die nicht von dem alten Brauche 
ließen !) und den Rath nicht bloß 1563, jondern jogar noch 1661 zu 
Verordnungen gegen diejen heidniichen Unfug veranlapten ?), der aber doch 
wohl faum jo bedenklich geweſen ift, wie Nicolaus Gryfe erzählt 3), welcher 
nach dem Gejchmade jeiner Zeit in jeinen Schilderungen die Farben 
reichlich di aufträgt. Man ſpeiſte zujammen an dem Tage und zwar 
Fiſche, denn es gab regelmäßig Hering und nur einmal, 1521, fehlte 
Lachs und wurde durch anderthalb Yämmer erjegt, die mit, wahricheinlich 
gejtoften, Wurzeln aufgetragen wurden. Ob Lachs und Hering frijch oder 
aber gejalzen oder geräuchert gegejjen worden jind, erfennt man nicht- 
deutlich, doch ift wohl zu glauben, daß letere3 der Fall war, da ja noch 
heute gejalzener Hering umd geräucherter Lachs um die gedachte Jahreszeit 
ſehr beliebte Gerichte find. Uebrigens iſt man bei dieſer Eollation offenbar 
jehr mäßig gewejen, wie daraus hervorgeht, dag man jich einmal mit 
einem halben Lachs, amjcheinend einem halben Wal Hering beynügt und 
jedenfall3 nicht mehr als eine Tonne Bier getrunfen hat, Uuantitäten, die 
gewiß fein Zeichen von Echlemmerei jind, auch wenn das Amt, welches 
1667 mit 31 Berjonen gejchlofjen worden ijt*), bi8 1530 einige Mitglieder 
weniger hatte. Bon 1531 ab iſt man aber noch mäßiger geworden und 
hat nur für 1 Mark Sundiſch an Bier draufgehen lafjen. Dieje Ausgabe 
it für 1561 zulegt notirt. 

Sodann wurde am Peter-Bauld-Tage die Rechnung aufgenommen 
und dieje Haupt» und Staatdaction gleichfall® durch ein gejelliges Bei- 


1) (Bol, oben S. 49. 8. 8.) 

7) Nettelbladt, Verzeihniß ©. 70. 

2) Mel. Zahıb. 20, S. 205. 

*) Mittheilung des Herrn Rechtsanwalt Erull. 


—— 


ſammenſein beſchloſſen, jedoch nicht alle Mahle gleichmäßig, ſondern bald 
einfacher, bald reichlicher ausgeſtattet, vielleicht je nach) Maßgabe des 
Ergebnijjes der Nechnung. So beguügte man fih 1520 mit einer Tonne 
Bier, jpeiite aber im Jahre darauf zwei Lämmer, 1522 ein Lamm und 
Dorſch, 1524 ein halbes Lamm und Grapenbraten?), 1525 Kabeljau und 
grünen Aal, 1526 Sandat und gejalzenen Dorjch u. ſ. w, und hat 1534, 
wo drei Lämmer verzehrt wurden, zulett bei der Rechnungsaufnahme 
gegejjen, während die Tonne Bier allerdings nach wie vor aufgelegt wurde. 

Die durch die gedachten Schmaufereien den Schaffnern erwachſenden 
Sorgen waren aber unerheblich gegenüber denen, weldye ein vier Wochen 
jpäter, am Tage des h. Bantaleon, dem 28. Juli, begangenes Feſt ihnen 
verurjachte, ein Feſt, welches auch anderswo gefeiert wurde?) und in unjerm 
Regiſter meift als „Pantaleonen kost“, eınmal „don wy den swan ethen“ 
und 1533 „do wi de svane eten ofte don wi pantaleoneden‘ bezeichnet 
wird. In eben diejem Jahre war es das letzte Mal, daß man im Fiſcher— 
amte das Feſt beging, welches freitich Schon 1529, 1531 und 1532 ganz 
ausgefallen und die beiden fetten Male auch nur mit der Einjchränfung 
gefeiert it, daß man ein paar Gerichte wegließ. Das waren aber feine 
Entremets, feine Fricaſſees, Ragouts oder Paſteten, jondern jubitantielle, 
arthaftige Speijen, denn. wenn auch im Laufe des jechszehnten Jahrhunderts 
Ledereien, wie jolde der Süden jchon lange fannte*), auch unjere Bor: 
fahren fennen lernten *), jo haben doch die Acmter und die demjelben 
nabejtchenden Kreiſe fich nicht auf jene raffinirten Schüſſeln eingelafjen, 


1) Bei Schiller: Lübben s. v. wird Grapenbraten als Topfbraten, Fleiſch, das 
im Topfe gebraten oder gekocht wird, erklärt. Das ift wohl nicht ganz zutreffend, denn 
wenn braten das Garmachen von Fleiſch mitteljt unmittelbarer Einwirkung des Feuers 
ift, jo fan das Garmaden in einem Topfe oder Grapen entweder nur als Garmachen 
durch; Schmoren, wenn man Fett, oder durch Sieden, wenn man Wafjer zu Hilfe 
nimmt, verjtanden werden. Daß aber Grapenbraten auf letztere Weife hergeftellt wurde 
und alſo unſerem gefochten Ochjenfleiiche, wie aud) Dähnert s, v. angiebt, entipricht 
— Bouillon wurde nicht etwa davon abgefotten — verbürgen die beiden nachitehenden 
Eintragungen in einem Rechnungsbuche von St. Jürgen zu Wismar von 1542: 1 m, 
vor rinthflesch; hebbe ick feden laten — unde hebbe dathfulve armen bedderetiichen 
umbgedelet. — 1543: 13 s. grapenbrade armen luden gefaden und umbgedragen. 
Melt. Jahrb. 2, ©. 153 iſt Rindfleiſch mit Pflaumen als Grapenbraten bezeichnet, 
aber die letzteren find ganz unweſentlich. Die Roſtocker Kannengieher fpeijten nad) 
Profefjor Stieda, Mefl. Jahrb. 53, S. 156, Grapenbraten mit Mandeln und Roſinen, 
alfo mit einer Brühe, wie man folche noch heute zu gefochten Rinderzungen giebt. 

2) 3.8. in Wismar, wo den Arbeitern auf den Ziegelhöfen eine Ergößlichkeit 
bereitet wurde, die Kürfchner ſich luftig machten, den Rathsmitgliedern eine, übrigens 
nicht vor 1599 nachzuweiſende Weinjpende zu Theil wurde u. j. w. 

2) v. d. Ropp in Hanf. Gbl. 1887, ©. 31 ff. 

HN. Gentzkow's Tageb. ©. 25, 26, 28, 51, 52 u. j. w. 


— — 


ſondern ſind weit hinaus dem Herkommen, der Väter Brauch treugeblieben. 
Den Eingang des Mahles bildeten vermuthlich zwei, demnächſt ein Schinken, 
welche natürlich nicht von einem Speckſchweine ſtammten, ſondern nur die 
Größe eines Prager Schinkens hatten. Anſcheinend folgte dieſem Gerichte 
der bereits erwähnte Grapenbraten, der aber nach 1523 nicht mehr auf— 
geſetzt wurde. Statt ſeiner erſcheinen 1524 und 1526 drei, beziehentlich 
vier Gänſe auf der Tafel und dieſen folgte ein Lamm, meiſtens aber deren 
zwei. Unſer Regiſter bietet keinen Anhalt, um zu beſtimmen, ob Schinken, 
Gänſe, Lämmer gekocht oder gebraten oder wie ſonſt behandelt aufgetragen 
worden ſind, aber wenn es z. B. feſtſteht, daß bei den Hutmachern in 
Wismar der junge Meiſter beim Amtsſchmauſe außer 60 Pfund Grapen— 
braten und für 2 M. friſche Fiſche noch zwei Hammelkeulen, einen frischen 
Schweinsſchinken von 9 Pfund und zwei Hühner zum Beſten geben mußte, 
alles gebraten, ſo wird man auch annehmen dürfen, daß die Lämmer, die 
Gänſe, die Schinken der Bruchfiſcher gebraten ſervirt worden ſind. Zweifel— 
los aber iſt das Hauptgericht, der Schwan, gebraten und zwar ſelbſt— 
verſtändlich am Spieße, deſſen Benutzung man ebenſo wie die des Grapens 
dem Koche vergütete, aufgetragen worden. Heutzutage hält man dieſen 
Braten für ein keineswegs begehrenswerthes Gericht, aber vorzeiten, minde- 
ſtens im jechszehnten Jahrhundert, gab man viel auf denſelben; damals 
wurden, wie ich gelejen zu haben mich erinnere, bei den Amtsſitzen Schwäne 
für die fürftliche Tafel gehalten, und wo dieſe nicht reichten, die Seejtädte 
auszuhelfen erjucht!). Uebrigens hat man Maßregeln getroffen, um den 
Braten angenehmer und dem ohnehin Fräftigeren Gebiffen ihre Aufgabe 
feichter zu machen, indem man den Schwan, wie jolches ja noch heute in 
manchen Gegenden Deutichlands bei jedem Wildpret geichieht, eine gewiffe 
Zeit in einer Beize liegen ließ, welche nach den regelmäßig eingefauften 
größeren Mengen Eſſig, Gewürz, bejonders Pfeffer, Knoblauch und Zwiebeln 
zu urtheilen, recht fräftig gewejen fein wird. An Gemüſe gab e8 Wurzeln 
und jtatt der heute unentbehrlichen Kartoffeln diente Brot, welches, ‚da e3 
auch mit Butter und Käſe zum Nachtiich gejpeift wurde, einen regelmäßigen 
und anjehnlichen Poſten unter den Ausgaben bildete. Es gab Semmeln, 
Kümmelbrot und, wie ich glauben möchte, feines Roggenbrot, Schönroggen. 
Da unter den Gerichten mehrere Male Birnen ericheinen, die auch zum 
Nachtiſch geſpeiſt wurden, jo werden Ddiefelben fich wohl mit dem Bier 
vertragen haben, von dem in der erjten Zeit drei, felbjt vier Tonnen den 
Feſtgenoſſen verzapft wurden, während diejelben in der Folge mit zweien 
ſich begnügten. 


2) (Bol. oben ©. 78. 8. K.) 
7* 


— 10 — 


Nicht alljährlich, auch nicht an einem gewijjen Tage, jondern bald im 
Sommer, bald im Herbite hatte das ehrliebende Amt der Fiicher die Wedde- 
herren zu Gajte, wogegen die bei diefer Gelegenheit aufgetragenen Gerichte 
ftehend waren, auf deren eined zu verzichten nur unüberwindliche Schwierig- 
feiten zwangen. Von fünfzehn „Herrentöften“ haben wir genauere Auf— 
zeichnungen, und hat es dieſen nad fünfzehnumal Hühner, vierzehnmal 
Hecht, dreizehnmal Grapenbraten und zehnmal ein Lamm gegeben. War 
es aus irgend welchem Grunde nicht möglich, eines diejer Gerichte zu 
bringen, jo war es Sache der Schaffner, auf Erjat zu finnen, und hat es 
ohne Zweifel aus einem Grunde diefer Art jtatt des Yammes dreimal 
Schweinsbraten, dreimal Brachien gegeben; einmal auch, wo der unum- 
gängliche Grapenbraten ausfallen mußte, hat man jtatt feiner Sandat 
eingefchoben. So jtehend nun das Menu war, jo verjchieden zeigt ſich 
die Menge des zu den einzelnen Gerichten Gebrauchten. Reim Herren— 
ſchmaus im Jahre 1521 find nur 7 8 für Grapenbraten ausgegeben, da— 
gegen 1537 für 4 M. 4 B eingefauft, eine Differenz, die auf dem wachſenden 
Marltpreije nicht beruhen fann, wie denn auch 1520 nur zwei Hühner 
aufgetragen jind, 1536 aber deren ſechs, ohne daß es von den übrigen 
Gerichten weniger gab. Wie der Grapenbraten mit Wurzeln gegejjen 
wurde'), was uns heute wenig zujagen würde, jo muß man geradezır 
ihaudern, wenn man vie theils ſüßen, theils jcharfen Ingredienzien erwägt, 
aus denen Fülljel für die Hühner bereitet wurde, Honig. Mandeln, Rofinen 
einerjeit3 und Pfeffer, Safran und fonjtige® Gewürz (Srüde) andererſeits 
mit Ei legirt?).. Daß die Fiſche gekocht gegejien wurden, ſcheint nicht 
zweifelhaft, und da Schweinäbraten einige Mal das Lamm hat erjegen 
müſſen, jo wird man annehmen dürfen, daß dies ebenfalls gebraten wurde, 
Als Dejiert gab e3 1537 Wepfel, Birnen und Nüſſe, 1538 aber, 1539 
und 3540 Stirichen, welche verhältnigmäßig vecht theuer gewejen zu jein 
icheinen. Getrunfen it bis 1529 eine Tonne Bier, doch hat man in der 
Folge zwei, jelbjt drei Tonnen aufgelegt’). 


!) 3 s. vor wortelen up de grapenbrade. 


N) 1521: eygere unde rosynen in de honre. — 1527: 3s. vorkrude, mandelen 
und rolinen. — 1582: dat erude, honnich, rofinen, peper etc. 8s. — 1533: dat 
erude, honnich, rofinen, peper, mandelen, safferan 12 s. — 1588: 1 witt vor eyer 
thon honren. Bgl. E. Bud) v. guter Speije. Stuttg. 1844. 

2) Es ift aus der Nehnung nit zu entnehmen, wovon es abding, daß man 
bie Herren lud oder nicht, und ich kann ed nur als möglich bezeichnen, daß es zufälliger 
Gewinn des Amtes war, welcher Anlaß dazu gab. So heißt e8 1529: Diffe bekoltinge 
van den weddeheren is betalth uth dem Kadike, — 1549: It. tho der heren kofth 
hebben de [chaffers van dem gewynfte gegeven 3 t. bers. — dat ander gelt ys 
van des ampts wynfte uthgelecht. — 1550: It. der weddeheren koftb ys gans 


— 101 — 


on 1520 bis 1529 begrükte dad Amt das meue Jahr mut zwei 
Tonnen Bier. Hernach unterblieb e8, und nur 1535 hat man fich noch 
eine halbe Tonne geitattet. 

Am Faftnachten wurde fein Mahl veranitaltet, aber tapfer gezecht, 
und find durchfchnittlich drei Tonnen Bier geleert worden, 1561 u. |. w. 
aber 6 Tonnen, welche, wenigitens feit 1530, mit bejonderer Feierlichleit 
eingenommen wurden, injofern die Träger, die ohnehin einen freien Trunk 
thaten, wenn fie das Bier lieferten, zugleich einen Kranz oder Strauß 
oder Bush von Hüls brachten, wofür ihnen ein Trinfgeld von 2 8 zu 
Theil wurde). Am Tage nad) Faſtnachten Hat man, wenigitens bis 1533, 
dem ftrapazirten Magen mit Hering, Brod und Zwiebad wieder aufzuhelfen 
geſucht. 

Das letzte Feſt des Jahres war das Pfingſtfeſt. Man kaufte dazu 
ein Fuder Mai ein und errichtete, wohl im Garten, eine Raſenbank, welche 
als Mittelpunkt der Fröhlichkeit gedient haben wird. Die Theilnahme der 
Gattinnen der Amtsbrüder an dieſer iſt in hohem Grade wahrſcheinlich, 
jedoch nicht zu belegen und auf ſie nur aus den Nachrichten über andere 
Kumpanien und Aemter zu ſchließen, während es ſicher iſt, daß die Frauen 
zu Zeiten auch im Schüttinge erſchienen?“); im Gelage werden fie aber 
faum gejejfen haben, denn jo viel Pla dürfte nicht vorhanden geweſen 
jein. Bezüglich der Speijen ward ihnen feine bejondere Aufmerkjamfeit zu 
Theil, denn e8 gab im Pfingjten nichts weiter als Hering und Brot, aber 
an Getränk reichlich, und find mit großer Negelmäßigfeit alle Jahre ſechs 
Tonnen Bier verzapft worden; nur fünf Mal in 41 Jahren hat man fic 
mit vieren begnügt. Dies Quantum wird aber jchwerlich an einem Tage 
ausgetrunfen jein, jondern hat dem Durjt zweier Tage, wenn nicht gar 
dreier gedient — die dritten TFeittage find 1774 aufgehoben —, wie man 
denn unzweifelhaft gröblich irren würde, wenn man ſich die Feſte der 
minder hervorragenden Klaſſen der bürgerlichen Gejellichaft als wüſte 
Gelage denfen jollte, ihren Verkehr als rohes Getreibe. Wie jebr auch 
ſolche darauf bedacht waren, den von ihnen beanjpruchten und ihnen auch 
werdenden Titel der Ehrbarfeit zu verdienen, zeigt 3. B. eine aus dem 
Ende des fünfzehnten Jahrhunderts jtammende Rolle der Wismar’jchen 


betalet — van dem gewynithe, dalt] de beyden Ichaffers gebracht hadden. — 
1551: It. tho der weddeheren koft ys betalet van dem gewynite 18'/s m. 3'/s s. Sund. 
Dat ander, alfe dat beer, ys betalet van des amptes gelde unde der weddeheren (?!) 


lde. 
) 1541 beißt es unmittelbar hinter einander: It. 2 8. den dregeren, do fe den 
huls brochten. It. noch 2 [s] den dregeren, do se den vaftelavent brochten, Ob 
hier ein Verfehen vorliegt oder wodurd; beides ſich etwa unterfchied, vermag ich nicht 


zu jagen. 
) 1525: 1 s. vor beer unde negele to der vrowen bencken. 


— 102 — 


Träger, welche zu der gleichen Ordnung wie die Fiſcher gezählt werden 
dürfen. Freilich, daß eine große Neigung, fich ſelbſt Recht zu verjchaffen, 
wenn man jich beeinträchtigt glaubte, eine hervorragende Erjcheinung derzeit 
war, tjt gewiß, doch fam auch in den Schüttingen jelbit der Kaufleute 
wohl nicht zu jelten vor, daß Streitende fich die Kannen an den Kopf 
warfen oder die Meſſer auf einander zückten. 

Das bei diejen Feitlichkeiten aufgelegte Bier war Freibier. Wer jonjt 
im Kruge trinfen wollte, hatte dafür aus jeinem Beutel der Krugmutter 
zu zahlen. Diejer wird der Gewinn beim Ausfchenfen das Nöthige zum 
Lebensunterhalte und zur Kleidung gewährt haben, während jie Wohnung 
und Wärmniß frei hatte. Damit fie im Bedienen willig jei, erhielt fie 
ziemlich regelmäßig Geld zu Schuhen 'und von 1537 ab außerdem noch 
ein Geſchenk)y. Das nöthige Inventar, was zum Schenfen diente, hielt 
aber das Amt, aljo eine Bütte im Keller unter dem laufenden Faſſe, den 
Hahn, die hölzernen Echenkfannen, die zinnernen Kannen und Pötte, jo 
wie die Gläjer, welche zuerjt 1534, wenn nicht jchon 1523, genannt 
werden ?), Das Amt jorgte aber aud) für gejellige Unterhaltung. Im 
Sommer hat man hinter dem Schüttinge Segel gejpielt?) und ein oder 
mehrere Brettipiele*) jtanden jeit 1536 den Amtsbrüdern im Winter zur 
Berfügung. Seit 1559 fing man an Karten zu ſpielen und, wie es jcheint, 
fand das ehrliebende Amt großes Vergnügen an dieſem Yeitvertreibe, da 
immer häufiger neue Spiele angejchafft wurden. Nachdem in dem gedachten 
Sahre „eine Karte” zum Preiſe von 3 3 gekauft war, wurden 1564: 1, 
66: 2, 68: 3, TI und 72: 2, 73: 4, 75: 2, 76: 4, 78:5 und 79 jogar 
7 Spiele eingelauft. Ob darüber das Brettjpiel in den Winfel geitellt und 
wie in unjeren Clubs, Caſinos, Societäten das Kartenjpielen herrſchend 
wurde, muß dahingejtellt bleiben. Uebrigens günnte das Amt fi zu 
gewiljen Zeiten auch Unterhaltungen anderer, höherer Art, wie daraus 
hervorgeht, daß mehrmals, 3. B. 1523 im Faltnachten, eine Ausgabe für 
Spruchdichter oder Spruchjager, ebenjo 1521 und 1539 eine jolche für den 
Spielmann zur Herrenköſt und 1540 eine für denfelben im Pfingiten 
angejegt ift. Kärglich genug find dieſe Anjäte freilich, denn der Sprud)- 
jagr — de rymer — erhielt nur einen Schilling — zulegt 1548 —, 
die Spielleute 1 bis 4 3, doch mag dies bloß ein Ertragejchent geweſen 


1) 1537: 6 s. der krogerlken enen budel tor karckmille. — 1541: 8 s. der 
krochmomen tho bergelde.e — 1552: 8 s. 8. der krogerf[chen vor enen budel yn 
dem pyngiten. 

2) 1534: 4 s. vor glele uth tho drinkende, — 1564: noch vor 2 glefe 5 wytte. 

>) 1523: 8 alb. vor 1 boffel. — 1559: noch 8 s. 8. vor kegeln. 

*) 1586: 12 s. dat brethfpil mit bricken unde worpelen. — 1552: It. 5 wytte 
vor de worpel yn de worptafelen. 


— 103 — 


jein, während außerdem die Einzelnen jenen Künſtlern auf ihre Briden 
gegeben haben. Wie dem nun auch gemwejen ijt, jedenfall hatten Die 
sicher auch Theilnahme für andere Unterhaltung als Eſſen und Trinfen, 
Kartenjpiel oder Kegelichieben, das geht aus den Sinnjprüchen und Räthjeln 
hervor, welde im Anfange des Nechnungsbuches von dem Geber dejjelben, 
Herrn Sohann Koltfe, wenn auch nicht für die tägliche Unterhaltung, jo 
doch für den Nachtiüch. eingetragen find und hier folgen. 


1. 


We mine tafel bofnit 

Unde van mineme keſe maket eyn [chip 
Unde enen Bartolomeus van myneme brode, 
Sulke ghefte hebbe ick node'). 


2. 
De (zöghe vlucht unde leght: 
Alle dinck vorkerth fick, © 


Dar van vleghe yck. 


3. 
Ja unde nen is umghewenet. 
Dede nu de nyge loyeke nicht bokent, 
De warth bodragen [under wan. 
Dat gy my rechte vorstan: 
Me ghifft nu hantfelte unde breve, 
Wen fe holden fchbal(!}, Bo (tan fe [cheve. 


4. 


Ach, wo cleyn is des mannes wifheith, 
Des fin torne vorwinnet [ine reddelickheit. 


5. 


En arm man homodich, 
En rick man lagenaftigh, 
En olth man dore, 

Sint dre felfen vore. 


») Schon bei Mangel, Bütz. Ruheſt. 24, ©. 65. Bol. Edifler-Lübben s. v. 
Barthelmeus, Aehnlich Limbach, Priameln (Dresd, 1892) ©. 73. 


DE BEE Sa ein ij. 
fuit mortuus et non natus? Adam. 
non habuit nec patrem nec matrem? Melchiledegh. 
fuit antequam pater et mater natus? Jacob. 
Quis J - complevit verbum domini et inde penas metuit? Judas. 
vivit non natus nec moritur? Angelus. 
comedit nec carnes 'nec ofsa habuit? Nachael(!?) 
oceidit quartam partem mundi? Cain. 
habuit berbam(!) antequam natus? Hircus. 
fuit locutus polt mortem ? R.: Samuel. 


8: 
Item: due funt res tocius univerle (!), fcilicet creator et creatura. 


8. 
Quis procedit primo de ore dei? R.: Fiat lux. 
Quot annos vixit Adam? R.: ix ° xxüi. 
Quot annos vixit Eva? R.: vii © v annos. 
Quis primum intravit paradilum polt ejectionem Ade? R.: Latro. 


9 

bis natus elt et femel mortuus? R.: Jonas. 

semel natus et bis mortuus? Lazarus. 

tres dies et noctes erat et nec celum vidit nec terram tetigit ? 
Quis Jonas in ventre ceti. 

vivit (epultus et fepulcrum eum re[ddidit]? R.: Jonas. 

primus imperator? Julius. 

primam edificavit civitatem? R.: Cayn, quam vocavit Enoch. 


10. 
Llere] nu wol reken ?), 
Unde laet di de warheit nicht enthbreken. 
ischarf . . . . 2 2 2 2 2 om ırs 39°) 


i pennink ee EEE u U 
il N) * * * * — . = * . . ill R xii y X . 
a ine dene ae Alate Ber 


ı) Durchaus unlejerlih, aber jedenfalls auf Eva fich beziehend. Vgl. übrigens 
Das Deutſche Räthielbuh in Simrod, Vollsbücher 7, Nr. 199—203, aud) 304. 

%) (Gemeint ijt etwa: merke, was du bei täglichem Zurüdfegen oder Ausgeben 
von 1 Scherf u. j. w. das Jahr hindurch zufammenfparit oder verthuſt. K. 8.) 
2) 15 B 212 4. 


— — 


nis. 
vs. 
vis. 
vis. 
viid. 
IX... 
x», 
zi#.; 
xis. 


1497: Hinrid Rönnepage, Elawes Pape. 
1498: Pawel Pape, Beter Seröder. 
1499: Hermen Nettelenblatt, Peter Iwen. 
1500: Cord Hirendar, Clawes Braſche. 
1501: Götke Everded, Hans Nettelenblatt. 
1502 (?): „ „ junge Hans Nettelenblatt. 
Bertelt Hirendar, Hand Bornitt. 
1503: Keriten Bape, Bartholomaeus Voß. 
1504: Hinrif Buf, junge Just Nettelenblatt. 
1505: olde Juſt Nettelenblatt, Mathias 
Dreger. 
1506: Pawel Bape, Thomas Dreger. 
1507 : Zacob Nettelenblatt, Claus Reinefe. 
1508: Beter Scröder, Hans Bud. 
1509: Hinrid Rönnepage, Hermen Voß. 
1510: Hans Hermens, Hans Bape. 
1511: Claus Braſche, Hand Nettelenblatt 
1512: Serften Pape, Merten Hermens. 
1513: Mathias Dreger, Peter Bud. 
1514: Pawel Pape, Bartholomaeus Bo}. 
1515: Thomas Dreier, Claus Reinefe, 
1516: BeterScröder,Godehart Nettelenblatt. 
1517: Hand Bud, Peter Schüfjelow, 
1518 : oldehans Hermens, Marcus Hirendar. 
1519: Claus Brafche, Arnd Bornitt, 
1520: Hand Nettelenblatt, junge Hans 
Hermens. 
1521: Merten Hermens, Clawes Pape. 


vim ixs 83 
ix 1— 8 ** 1 * 
xi vis mn 


‚x „ dx, 


. Xvül ’ 
. xix * = 9 ü 


2r 52; 


x „ 14,7, 


ZRH Zi „u 

Das zweite der Eingangs erwähnten Rechnungsbücher der Bruchfiicher 
enthält die Abrechnungen des Amtes mit den Schaffnern von 1496 —1560 
auf 32 Blättern, die jedoch nicht alle benußt find. Da das erſte mit 1520 beginnt 
und bis 1584 reicht und wir jomit die Reihe der Echaffner für einen Zeit: 
raum von fait hundert Jahren fennen, jo erjcheint es fait ald eine Pflicht, die 
Namen diefer Braven, welche für ihre Amtsbrüder jo treu gejorgt und 
durch ihre gewiljenhafte Nechnungsführung den Einblik in das damalige 
Lchen des Amtes ermöglicht haben, aufzubewahren, die nachitehend folgen. 


1522 
1523 


1524: 
1525: 
1526: 


Keriten Pape, Clawes Reineke. 
Bartholomaeus Voß, BerteltHirendar 
Pawel Pape, Hermen Voß. 

Peter Buck, Vicke Braſche. 

olde Claus Reineke, Thomas Rönne— 
page. 


Godehart Nettelenblatt, Jochim 


Blidemeſter. 


: Hand Bud, Claus Pilhacke. 

: Peter Schüſſelow, Hinrid Voß. 

: Marcus Hirendar, Pawel Biel. 

: Arnd Bornitt, Jochim Nettelenblatt. 
: Hans Hermens, Peter Voß. 

: Merten Hermens, Hinrid Bud. 

: Claus Braiche, Jochim Bud. 

: Keriten Pape, Hans Reinefe. 

: Keriten Bape, Pawel Pape, Keritens 


Eohn. 


: Vie Brajche, Meltermann, Hermen 


Voß. 


Jochim Blidemeſter, Johannes 


Braſche. 


Clawes Pilhacke, Jochim Kröger. 
Peter Schüſſelow, Clawes Flint. 

: Hinrid Voß, Peter Hermens. 

: Bawel Biel, Mathias Langejohann. 
: Arnd Bornitt, Hinrid Nettelenblatt. 
Jochim Nettelenblatt, Joſt Bud, 


1556: 
1557: 
1553: 
1559: 
1560: 
1561: 
- 1562: 
1563: 


5: Holt Bud, 


— 106 — 


: Hans Hermens, Erasmus Hermens. 
: Hinrid Bud, Jürgen Hermens. 

: Hand Neinele, Peter Voß. 

: Rochim Kröger, Pawel Bape. 

: Sohim Blidemefter, Görges Pape. 
: Glawes Flint, Jochim Hirendar. 

: Bawel Biel, Marcus Hirendar. 

: MWatbias 


Langejohann, Rochus 


Hirendar. 


: Hinrid Nettelenblatt, Clawes Reinele. 
Jochim Nettelenblatt de olde, Hans 


Wilm. 

Jochim Nettelenblatt 
de junge. 

Asmus Hermens, Arnd Bornitt. 
Jürgen Hermens, Peter Schüſſelow. 
Pawel Papke, Hans Hermens. 
Görges Papke, Hinrick Voß. 
Clawes Flint, Hans Bud. 
Marcus Hirendar, Hans Berfelt. 
Rochus Hirendar, Peter Bornitt. 


1564: 
1565: 
1566: 
1567: 
1568: 
1569: 
1570: 
1571: 
1572: 
1573: 
1574: 


Hans Wilm, Samuel Voß. 

Jochim Nettelenblatt, Jacob Bilhade. 
Asmus Hermens Clawes Pilhade. 
Peter Schüſſelow Jürgen Hermens. 
Görges Papke, Chriſtopher Braſche. 
Hinrick Voß, Hinrick Buck. 

Hans Buck, Jochim Bornitt. 

Hans Berfelt, Kerſten Papke. 
Rochus Hirendar, Hans Reineke. 
Hans Wilm, Samuel Voß. 
Jochim Nettelenblatt, Clawes Pil— 
hacke. 


Peter Bornitt, Jacob Nettelenblatt. 
: Ehriftopher Brajche, Kerſten Pilhacke. 
: Hinrid Bud, Hinrid Voß. 

: Hans Bud, Jochim Pornitt. 

: Hans Berfeld, Kerſten Papke. 

: Jacob Reinete, Johim Braiche. 

: Klawes Pilhade, Clawes Papke. 
Jacob Nettelenblatt, Jochim Ylint, 
Chriſtopher Brafche, Peter Bornitt. 
: Keriten Pilhacke, Merten Hermens. 





Brachſen: 


Hecht 


Lachs: 


Sandat: 
Hering: 
Lamm: 


Schinken: 


Hühner: 


Gänſe: 
Butter: 


Anhang. 


Preiſe der Lebensmittel. 


1528: 8 St. 1036 8. — 1529: 6 St. 14 8. 

1520: 2 ©t. 61), 8. — 1521: 1 ©t. 71,8. — 1523: 1 St. 
58. — 1529: 1 St. 153. — 1530: 1 ©. 23 8. — 1538: 
365.9 

1520:18 8. — 1524: 208. — 1526: 1/, fl. — 1528: 12 3. 
— 1529: 20 3. — 1530: 20 3. 

1526: 2 ©t. 11 8. 

1522: 1 Wall 11 8. — 1524: 1Y/, Wall 9 Witt. 

1520: 98. — 1521: 98, 2 St. 178, 2 ©t. 223. — 1522: 
2 St. 173,1 St. 108. — 1523: 2 St. 1 WM. — 1524: 
1), &t. 6 8. — 1585: 2 St. 20°), 8. — 1526: 2 ©t. 20 8. 
— 1527: 10 8. — 1528: 148. — 1534: 128, 138, 1M. 
— 1537: 14 8. — 1538: 158. — 1539: 11), St. 138 2. 
— 1540: 11 BR. 

1520: 2 St. !/, Fl. — 1521: 2 ©t. 14 3. — 159: 2 ©t. 
15 B 2. — 1523: 2 ©t. '/, fl. 48 1 Witt. — 1525: 1 Ct. 
68. — 1526: 26.7, fl. — 1527: 1 ©t. 113. — 1528: 
L St. 15 $. 

1520: 2 ©t. 3 3. — 1521: 3 ©t. 41), 3. — 1527: 2 ©t. 
3 8. — 1528: 36&t. 5!/, 8. — 1530: 4 ©t. 83. — 1532: 
36.68 34% — 1533: 3 St. 8 8 1 ®itt. — 1536: 
6 ©. 7834. — 1537: 4 St. 6 8. — 1538: 4 ©t. 6 3. 
— 1540: 6 St. 9 3. 

1524: 3 St. 71), B. — 1526: 4 ©t. 10 8. 

1520: ,@ 18, 13 Bit. — 1526:3%@ 48. — 
1528: 1 & 5 Witt, 4"), Witt. — 1530:3 4 7,8, 44 
98 — 1532: 1 20 8 — 1533: 14 3 Witt 24,34 


Käſe: 


Pfeffer: 


Eſſig: 
Salz: 
Bier: 


— 108 — 


6 3. — 1535:5 # 15 8. — 1536: 4 & 10 8. — 1537: 
8420 3. — 1540:6 WR 6 Witt —93 8. 

1520: 44, ß — 1521: 4’/, ß, 4 ß. — 1522: 9 Witt. — 
1523: 7 Witt — 1524: 5 8. — 1526: 7 Witt. — 1527: 
3 8. — 1528: 9 Witt. — 1529: 6 ß. — 1530: 6 8. — 
1533: 5 ß. — 1535: 10 ß. — 153%: 5. — 1539: 8 ß. 
1540: 6 3. 

1525: 3 Loth 4'/, B. — 1526: 3 Loth 5 3. — 1533: 
ein Viertel 9 3. 

1525: 6 Pott 3 3. — 1533: 1 Bott 8 4. 

1533 ff.: 1 Spint 3 Witt. 

die Tonne: 1520: 18 3 mit) Alccije), 2 M., 14 BR 

1521: 14 3 m. U, 288,2M. 88 1 M. L., —— — 
1522: 13 3 8.1538. — 1523: 15 8 8, 148 L., 1383 8. 
1524: 14 3 L. 14), BL. m. WU. — 1525: 14 B 2. m. A. 
— 1526: '/, fl. 13B 8. m. A. — 1527: 138 2%. — 1528: 
13 BL, 153L. m. A. 1 M. L. m U — 1529: 178. 
228%. m A. — 1530: 1 fl. m. A. — 1531:20$B 8. 
m. A. — 1532:14 8 2. m. 4. 138. — 1533: 17, M. m. A. 
111), 3 L. m. U. — 1534: 203 8. m. A., 19 3 8. m. — 
1535: 1532. m. A. 1438. m. A. — 1536: 13), BL.m.N., 
148 8. m. U. — 1557: 1M.158 ©. m. A. - 1538:18 8 L.m. A. 
— 1539: 198 8. m. U. — 1540: 26 8 2. m. U. — 1541: 
22BL.m. U, 253 L8.m A. — 1542: 18BL m. A. — 1543: 
1888. m. U. — 1544: 20BL.m.A. — 1545: 31BL.m. U. 
— 1546: 207/,B &. m A. 18B 2. m. 4%. — 1547: 143 8. 
m. A. — 1548: 2 M. L. mA, 18 BR. m A. — 1549: 
22 88. — 1550:29 3 2. m. — 1551: 29 BP L. m. A., 
288 m.A. — 1552:—. 1553:28 3 m. 9. — 1554:27 8 m.. 
1555: —. 1556: 36 BL. m. A. — 1557: 29 3 L. — 1558: 
293%, 30 BR. — 1559: 27 8. — 1560: 28 B. — 
1561: 29 3. 


eu 








VII. 


Kleinere Mittheilungen und Notizen, 


1. Der Bau des Thurms auf dem Rammsberge und Hans 
Runge. — Der jebige Thurm auf dem Rammöberge, der jogenannte 
Lagerbujch, wurde 1574 erbaut, nachdem jein Vorgänger, der damals jo- 
genannte Gefangenenthurm, 1566 auf Befehl der Herzöge niedergebrocher 
worden war. Ueber diejen früheren Thurm, in welchem im Sahre 1487 
der Domdechant Heinrich Bentzin Gefangenschaft erlitt und am 9. Apr. 1491 
Hans Runge und Bernd Wardenberch hingerichtet wurden, erhellt aus 
einer Rechnung des Rathsarchivs, daß er im Jahre 1456 mit einem 
Kojtenaufwande von 695 & 12 3 und zwar an ber Stelle eines früher 
dort gelegenen Wiefhaufes erbaut worden war. Dieſe Rechnung beginnt 
folgendermaßen: 

In den jaren unses Heren Mcceclvi® her Johan Lange de junge: 
unde her Bernt Kruse hebben utegeven van der stad wegen vor 
sten, calk unde lon to deme torne upme Rammesberge desse nascreven 
ding unde makeden endracht myt mester Hinrike, den torn to buwende, 
in der pascheweke des sulven jares. 

Den vollen Namen de3 Baumeijter erfahren wir aus der Nämmerei- 
rechnung von 1455—56: Item Hinrik Deterdes 1”/, dach, dat wichhüs 
aftonemende up deme rammesberghe, 2 £. 

Ueber diefen Abbruch des früheren Wiekhauſes heißt es in der Rech⸗ 
nung jelbjit: Item den arbeydesluden 25 3 vort erste, de stellinge to 
makende, do men den torne breken scholde. Item Bernde unde Junge 
Rungen 14!/, nır. vor den torn aftobrekende. Die beiden hier genannten 
Berjonen kommen noch einmal zujammen vor: Item Bernde unde Junge 
Rungen 5 .£ 11 ß vor 8 munt calkes unde 1 quarter to beslande. 
Die Bezeichnungen find undeutlich, aber die Wermuthung, hier Hans Runge 


= 


und jeinen Freund, den Maurer Bernt Wardenberh, zujammenzufinden, 
drängt ſich von jelbit auf. 

Den Beinamen „unge“ führt der betreffende Runge offenbar zur 
Unterfcheidung von einem älteren Runge, der damals im Dienite der 
Stadt jtand, und zwar als Steinmeß oder Maurer, Nach der flämmerei- 
rechnung von 1440—41 hatte damals noch Hovemann dieje Stellung 
innegehabt und die ihm als Stadtdiener zufommenden 6 Ellen Tuch 
bezogen; in den Rechnungen von 1441 — 1445 erjcheint als jein Nachfolger 
Runge, ohne jedoch das Tuch zu beziehen; jeit 1445 werden auch ihm 
jährlih die 6 Ellen Sommerwand zu theil. Zum lebten Male wird er 
genannt im der Rechnung von 1469 —1470 und zwar nur hier mit feinem 
vollen Namen Titfe Runge; die Rechrung von 1470—71 fehlt; in der 
von 1471— 72 fommt er nicht mehr vor. Ausdrüdlich wird jeine Stellung 
nicht bezeichnet; er arbeitet „mit ſtenwerten“, „mit fellen und plegheren“, 
„mit fumpanen und arbeyderen“. 

Von Hans Nunge berichtet befanmtlih Albert Krank, daß er erit 
latomus, dann causidicus geweſen jei. In leßterer Stellung fommt er 
in einem Protokoll des Niedergerichts über Urtheilsicheltungen vom 1445 
bi 1522 in den Jahren 1458 —1482 vor!); 1467 und 1469 fungirt er 
al3 Bertreter des Bernd Wardenberch, während 1487 „Meiter Bernd 
Wardenberch“ ohne VBorjprafen auftritt. In eriterer Stellung ift Hans Runge 
mit voller Sicherheit allerdings bisher noch nicht nachzumweiien. K. K. 


2. Kontrollmarten der Bürgerihaft. — Eine intereffante Notiz 
über im Jahre 1565 in Roftod geprägte vieredige Nupferplättchen mit dem 
Roſtocker r findet fich in der auf dem hieſigen Rathsarchive aufbewahrten 
chroniftiichen Aufzeichnung des Dr. Lucas Badmeifter über die Ereigniffe 
vom 14. Dctbr. 1565 bi8 28. Mat 1566°). Nachdem zunächit Die 
Belagerung und Bejegung der Stadt jowie die Dämpfung des Aufruhrs 
durch Herzog Johann Albrecht beichrieben ijt, Heißt es nämlich bei der 
Schilderung der Verhandlungen, welche am 9. Nov. 1565 auf dem Rath— 
hauſe wegen Aufbringung der vom Herzoge geforderten Kriegskoſten von 
etwa 70 000 fl. zwilchen Rath und Bürgerichaft jtattfanden ?): Und da viele 
von den Bürgern troß der auf das Ausbleiben gejeßten Strafe von 5 Al. 
nicht erjchtenen waren, jo wurde folgendes Mittel zur Abhülfe erjonnen. 
Der Rath übergab den einzelnen auf dem Rathhauſe erichienenen Bürgern 


1) Hanf. Geſchichtsbl. 1888, ©. 102 Anm. 2. 

2, Beiträge 1, ©. 3 Nr. 8. 

9) Nach Schirrmader, Zohann Albreht I 1, ©. 526, betrug die geforderte 
Summe 73000 Thaler. 


— 111 — 


fieine vom Münzmeiſter aus Kupfer geprägte und mit dem Buchitaben r 
verjehene vieredige Plättchen. Dieje jollten fie am folgenden Tage oder, 
warn ſie jonft berufen würden, einzeln wieder abgeben, und e3 wurde 
decretirt, daß Dderjeniae, der ein jolches Plättchen nicht bejite, mit 5 fl. zu 
jtrafen jei?). 

Dieje Kupferplättchen dienten aljo als Klontrollmarfen, um feftzujtellen, 
wer von der Bürgerjchaft der Ladung gemäß zur Verſammlung auf das 
Rathhaus gekommen, beziehentlich wer ausgeblieben und dadurch) jtraffällig 
geworden wäre. 2. Krauſe. 





3  Stadt-Hebamme — Das Beſtallungsbuch der Alten Stadt: 
Kaſſe Bl. 4 enthält eine Nachricht über die Anjtellung einer Stadt: 
Hebamme am 23. Aug. 1574: „Heut dato i von Einem Erbarn Rade 
der Stadtt Roſtogk auff interceßion etlicher Hern unnd Freunde der 
weyſenn Frowenn Tilſekenn jherlich von gemeiner Stadt Inkommen, allen 
Ihmwangern Frowenn gemeiner Burgerjchafft zum Beſtenn, 30 Marck 
Sundiſch zu gebenn und darku ſchoß- unnd wachtfrey fein joll vonvilligt. 
Actum praeside domino Baltazaro Gaulenn, Lunae den 23. Augufti 
anno x. 74”. K. K. 


4. Oculiſten, Stein- und Bruchſchneider. — 1588 Apr. 19 ertheilt 
der Rath dem Meister Leonhard Kempffe, Oculiſten, Stein: und Bruchjchneider, 
auf dejjen Anjuchen unentgeltlich das Bürgerrecht und gewährt ihm Acciſe— 
freiheit von einer halben Laſt Brotforn oder Roggen, einer halben Lajt 
Malz und anderthalb Lait Roſtocker Bier, jowie auch Befreiung von 
Graben und Wachtgeld. — Beitallungsbuch der Alten Stadtkaffe BI. 122 b 
bis 123b. 

In einem Formular-Buc des Niedergerichts finden jich, leider undatirt, 
Abichiede oder Kundichaften für Johann Göbel aus Herzberg, „der Freyen 
Kunſt Augen, Stein und Leibarkt“, und für Meilter N. von N. aus 
Deiterreich, „der Kunſt Augen zu ariten, Stahr zu jtechen und Bruch zu 
ichneiden erfaren“. Dem erjteren werden drei Operationen attejtirt, er habe 
erjten® einem Gejellen Dtto Holjtein „das gewechs oder wehnen, jo ihme 
auff der Handt, in dem gelende, zwiichen der jehnen ... . geitanden“, 


») Et qui multi ex Civibus non comparuerant, etiam denunciata poena 5 fl., 
illud remedium huic rei inventum est. Tesseras ex cupro factas a monetario cum 
nota lıterae r Senatus singulis Civibus, qui erant in curia, tradidit, eas postridie 
vel cum vocarentur singuli rursus adferre deberent, talem tesseram qui non haberet, 
sum mulctandum esse 5 fl. decretum est. 


| 


zweitens der Bürgerstochter Katharina Eddeler „eine wehnen, jo derjelbiger | 
gar groß und gefehrlich under dem angefichte in der baden an der rechten 
jiden gejtanden“, und drittens der Bürgerfrau Katharina Müller „ein 
Gewechſe oder Schlam (!), welches überaus groß und gefehrlich geweſen, jo 
derjelben Hinder im naden, beyjeiden am Halje, dar fich die Sehnen ftreden, 
geſtanden“, glücklich weggeichnitten und ausgeheilt. K. K. 


— 112 — 


5. Pockenarzt. — 1524 Nov. 19 vergleichen die Bürgermeiſter das 
Amt der Barbiere und den Bürger Jochim Budde „van weghen der vor— 
bindinge, ſo Jochim vorgnant eyne tiit langh bynnen und buten Roſtock 
gebruket Heft“, „dat ſick Jochim Budde ſchal entholden alles vorbinde— 
werkes bynnen unde buten Rozſtock ... ., uthbeicheiden de frantzoſe mach 
he helen unde darto de olden ſere; overß wen eme olde ſere vorkomen, ſo 
ſchal he darto eſſchen des amptes olderlude unde laten de tovoren beſichtigen, 
offt id ock olde ſere ſyn; dergeliken mach he ock vorbinden ſulke ſere unde 
ſchaden, de je in erem ampte overgeven hebben edder nicht truwen to helende“. 
— Ordel-Buch v. 1522- 1536. K. K. 


6. Peſtarzt. — 1624 Juni 30 nimmt der Rath, „da die Seuche 
der Peſtilentz einzuſchleichen anfahet, . . . den Ehrbarn, Erfahrnen und 
kunſtreichen Mag. Jochim Kröpelin zu unſerm und gemeiner Statt 
Peſtilentzartzten“ an, unter der Bedingung, daß er „darzu noch einen fleißigen 
und verjtendigen Balbiergejellen auff jeinen Koſten annnehmen, halten und 
gebrauchen“, die Vermögenden gegen geziemende Beſoldung und die Armen 
umſonſt behandeln jolle, wofür ihm der Nath während der Dauer der 
Peſt und drei Monate hernach monatlic) 20 Reichsthaler in specie „und 
dabeneben eine Stube und Cammer vor jeinen gejellen umbjonjten jchaffen 
und für die gantz arme und notturfftige leute Die Medicamenta von der 
Statt Apothefen alhie frei und gratis folgen laſſen wollen.“. — Beſtallungs— 
buch der Alten Stadt-Kafje Bl. 219 b—220. K. K. 


Er 


Univerfitäts » Buchdruderei von Adler's Erben. 
















m? FAT ne —* 


Be: in *F * A — Br) lese — 





Beiträge 
EGẽſchichte der Stadt Koſtoch. 
|i Br ; : a | — 


im Auftrage 


'# st Mereins für Koſtocks Alterthümer 


J —* 


ae 


. 


ET, von 
| 2 Karl Koppmann, 
en F * * Fra Gtadtardjivar. 


=, * 4 
8 670 + 2 x 
nr ee #5 Heft lv. Fr 
es I ge ne 


' 








— E Roftork. 
* * BKommilfon der Stillerſchen FJoſ- u. Univerfitäts-Buchhandlung 
(65. Nuſſer). 


1895. 


ll EEE elek 


— @ RE — — 
AD 5 WILL, CH} 










Beiträge 


zur 


Geſchichte der Stadt Koſtock. 


Herausgegeben 


im Auftrage 


des Vereins für Koftoks Alterthümer 


Don 


Karl Koppmann, 


Htadtardjivar, 


© EN 
8 Bent iV. IV. = 
re 





Roſtock. 
In Aommiffion der Stiller'ſchen Hoſ- u. Univerſitäts - Budyhandlung 
ufır). 


1895. 





I. 


Roſtocks Antheil an den Kämpfen der Hanfa 
gegen Waldemar IV. von Dänemark’). 


Bon 
Adolph Hofmeifer. 


um richtigen Verſtändniß des Zeitraums, der heute den Gegenstand 
7 unjerer Betrachtung bilden joll, it es nöthig, etwa weit auszuholen, 
jaft bis zu der Zeit zurüc, im der jich unſer Mecklenburg den chriftlichen 
Staaten Deutjchlands einreihte. 

Nach dem Zerfall der Macht Heinrichs des Löwen Löjten jich allgemad) 
die Bande, die die im jchiweren Kämpfen dem wendiſchen Heidenthum ent- 
rijfenen Küjtenlande der Oftjee mıt dem deutichen Reiche zufammenpielten, 
während im Norden ein im jeiner Gejchlojjenheit mächtiges Reich unter 
fraftvollen Herrichern erblühte, das bereit war, jede Gelegenheit zu ergreifen, 
um jeine Herrichaft über die jüdlichen Nachbarländer auszudehnen, Däne- 
marf. Die jtaufiichen Kaiſer waren durch ihre italienischen Beziehungen 
und andere Verwickelungen ferngehalten, die bedrohten Territorialherren 
waren unter ſich uneins und vertaufchten jchlimmften Falls den einen 
Lehnsheren, der fie doch nicht zu jchüten vermochte, gegen einen anderen. 
So fam ed, daß der Dänenkönig Waldemar II. in raſchem Siegeszuge 
feine Herrichaft von der Elbe biß zur Oder ausdehnen fonnte und jogar 
die formelle Abtretung aller diejer Gebiete, Holitein, Medlenburg, Grat: 
haft Schwerin und Pommern, von dem jugendlichen Kaiſer Friedrich IL. 
erlangte. Wie Waldemar 1223 durch die fühne That des Grafen Heinrich 
von Schwerin der Früchte dreifigjährigen Kampfes verluftig ging und 
1227 auf der Heide bei Bornhöved auch im offenen Streit unterlag, ift 
befannt. 


1) Vortrag, gehalten im Verein für Rojtods Alterthümer. Um etwaigen Miß— 
deutungen zu begegnen, fei voraus bemerkt, daß die Einzelheiten den Hanjerecefjen und 
dem Mecklenb. Urkundenbuche entnommen find, die Darftellung im Ganzen aber fid 
an Schäfer'3 „Die Hanfeftädte und König Waldemar“ anlebnt. 

1 


2 
| 
Halt ein Jahrhundert lang war der Einfluß der Dänen gebrochen; 
unaufhörliche Fehden im Inneren (vier Könige nacdjeinander ftarben eines 
gewaltjamen Todes) ließen es nicht zu, an eine Machterweiterung nach 
außen zu denken. Unterdejjen hatte ſich an den deutjchen Küſten neben 
den Territortalfürjten eine neue Macht entwidelt, die ihrerjeit3 zumeiſt 
zwar friedliche, aber auch vor dem Gebrauch der Waffen nicht zurüd- 
ſchreckende Erobererfchaaren in den ffandinavifchen Norden entjandte, die 
Bereinigung der deutfchen Städte. Als die Gemeinjchaft des deutjchen 
Kaufmanns hatten fie jih in Wisby auf dem meerbeherrichenden Gotland 
zu Schub und Trug zufammengeichloffen und daraus erwuchs mit der 
Zeit die mächtige deutiche Hanja, an deren Spitze Lübeck ſtand. Lübeck, 
das jchon 1181 von Friedrich Barbarojja zur kaiſerlichen Stadt erflärt 
und damit der Territorialhoheit entrüdt war, hatte fein Recht von Soeſt 
her empfangen und weiter ausgebildet, von ihm erhielten e3 die 
Öftlicher gelegenen Städte der Seeküſte und wurden jo neben der Interejlen- 
gemeinjchaft noch durch ein zweites feites Band umſchlungen und verfnüpft. 
Diefe Gruppe von Seejtädten Lübijchen Rechts im alten Slavenlande, 
von der Elbe biß zur Dder und in den Städten Stargard und Stolberg 
noch darüber hinausreichend, gewann bald in allen allgemeinen Angelegen- 
eiten des deutjchen Kaufmanns überwiegenden Einfluß. Waren es doc) 
die „wendiſchen Städte”, die im Bunde mit Sachſen, Mecdlenburg und 
Pommern durch den Roſtocker Landirieden 1283 dem Bordringen der 
Brandenburgischen Markgrafen einen feiten Damm entgegenjegten und im 
Jahre darauf Norwegen befriegten. Sie find es auch vorzüglich, die die 
‚reiheiten des deutjchen Kaufmannes mit den Waffen vertreten, wenn es 
noththut. 

Ehe ſich aber der Bund jo weit gefejtigt hatte, eritand ihm ein 
gefährlicher Feind in der Perſon des Dänenkönigs Erich Menved, der 
1286 ald Sohn des ermordeten Erich Glipping den Thron beitiegen 
hatte und troß der zerrütteten Zuftände des eigenen Neiches die Pläne 
Waldemars II. wieder aufnahm. Die Lehnshoheit über Rügen, die noch 
von Waldemars Zeit her bei Dänemark geblieben war, gab ihm will 
fommenen Anlaß, ſich in die Fehde zwiichen dem Fürjten Nikolaus von 
Rojtod und dem Markgrafen von Brandenburg zu milchen. Nikolaus 
von Rojtod, hart bedrängt, jtellte jich im Jahre 1300 unter jeinen Schuß 
und nahm fein Land von ihm zu Lehen; Nikolaus von Werle, der zu 
den Verbündeten des Brandenburgers gehörte, mußte fih im Frieden zu 
Schwaan 1301 zu bedeutenden Gebiet3abtretungen bequemen. Jetzt 
hielt Eric) die Stunde für gefommen, die Anjprüche der Sirone Dänemark 
auf alles Land nördlich der Elbe und Elde wieder geltend zu machen und 
wirklich erlangte er 1304 die Beltätigung jener Urkunde Kaiſer Friedrichs II. 


3 


Durch König Albrecht. Nur Lübed jollte Eaijerliche freie Stadt bleiben 
und gerade dieje Stadt war es, die jich von den wendiichen Städten zuerft 
un Verlauf einer blutigen Fehde mit den benachbarten Fürſten und Grafen 
1307 unter den Schuß des Dänenkönigs ſtellte. Noch einmal erneuerten 
1308 die nun ihrer mächtigjten Schwefter beraubten wendiichen Städte 
ihr Bündnik, dem 1310 auch Lübeck wieder beitrat, aber mit einem Vor— 
behalt, der im vorliegenden Falle den Beitritt völlig bedeutungslos machte, 
nämlich der Nichtbetheiligung an Unternehmungen gegen Dänemarf, das 
doch gerade der gemeinjame Feind war. So wurde Wismar 1311 mit Waffen- 
gewalt niedergeworfen, zu Ende 1312 mußte fich Roſtock nach tapferem 
Widerftande beugen, fampflos ergab jich Greifäwald, nur Straljund blieb 
dank Brandenburgiicher Hülfe unbezwungen. Am 9. San. 1314 wurde 
König Eric) von neun norddeutichen Fürften, Wizlav von Nügen, Eric) 
von Sacdjen, Nikolaus und Heinrich von Schwerin, Heinrich) von Mecklen— 
burg, Nikolaus und Johann von Werle, Gerhard und Heinrich von Hol- 
jtein zu Grevesmühlen förmlich als Oberherr anerkannt. Er hatte erreicht, 
was er erjtrebt hatte; doc nur furze Zeit noch war ihm vergönnt, ſich 
jeines Erfolg3 zu freuen. Schon 1317 jah er fich genöthigt, die Herrichaft 
Roſtock an Fürſt Heinrich von Medtenburg abzutreten, mit jeinem 1319 
erfolgten Tode brach die dänische Herrichaft in fich zufammen und Däne— 
marf jelbit wurde 20 Jahre lang deutichem Einfluß unterworfen. 

Die kluge und energiſche Politif Erich Menveds hatte den Bund der 
Städte gejprengt, einzeln waren die Glieder durch Vertrag oder Gewalt 
zur Unterwerfung gebracht worden, nur Stralfund war ungebeugt, jtand 
aber vereinjamt, denn die einzelnen Landesherren legten ihre Hand jchwer 
auf die Seejtädte. Wenngleich) das Gefühl der Zufammengehörigfeit ſtets 
febendig blieb, jo hören wir doch, von der Beugung Lübecks unter dänischen 
Schuß am gerechnet, erſt 15 Jahre nachher wieder von einem gemeinjamen 
Beichluß der wendijchen Städte, erſt 21 Jahre nachher von einem gemein- 
jamen Auftreten nach außen, 50 Jahre jpäter jehen wir zum eritenmal 
wieder die Abgejandten der durch gemeinfame Handelsintereffen im Aus- 
lande verbundenen Städte von den Niederlanden bis nad) Livland Hin zu 
einmüthiger Berathung verjammelt (zu Brügge 1356). Und es war hohe 
Zeit, wieder daran zu denfen, daß nur Einigkeit ſtark macht, denn im 
Norden waren jehr ernite politische Vertwidelungen eingetreten. Auf Erich 
Menved war jein Bruder Chrijtoph als König im Reiche Dänemark gefolgt, 
der jich im jchwere Kämpfe mit den übermüthig gewordenen Vaſallen 
verwidelte und jchlieglicd von dem „Großen Gerd“, dem Grafen Gerhard 
von Holjtein-Rendsburg, aus dem Weiche vertrieben wurde (von 1325 bis 
1329 lebte er in Rojtod), worauf Gerhard zuerit als VBormund des 
minderjährigen Waldemar von Schleswig, dann als Reichsverweſer faft 

1* 


4 


unumſchränkt in Dänemark herrſchte. 1340 wurde er, machdem er fich- 
Schleswig von Waldemar hatte abtreten laſſen, um es mit jeinem Beſitz 
in Holjtein und Fünen zu einer gejchlojjenen Herrichaft zu vereinigen, zu 
Nanders von einem jütifchen Adligen erjchlagen, worauf die Dänen mit 
Uebergehung des jchwachen Waldemar von Schleswig, jeßt Herrn von 
Sütland, den jüugſten Sohn Chriſtophs, Waldemar, der bis dahin am 
Hofe feines Schmwagers, des Markgrafen Ludwig von Brandenburg, in’ 
Spandau gelebt hatte, zum König erforen. 

In den erjten Jahren jeiner Regierung, wo er mit den Söhnen des’ 
großen Gerhard, dem von der Sage mit romantiichem Schimmer um— 
wobenen „eilernen Heinrich“ und Klaus, und mit dem verivilderten Adel 
in jtändiger Fehde lag, Itand Waldemar auf gutem Fuße mit dem wen: 
diichen Städten, die im Intereſſe des Verkehrs eifrig bejtrebt waren, wieder 
geordnete Zujtände im Nachbarreiche herbeiführen und das unerträglich 
gewordene Piratenweſen unterdrüden zu helfen. Als auch König Magnus 
von Schweden jich auf die Seite der holjteintichen Grafen geitellt Hatte, 
traten die wendiſchen Städte jogar in ein offenes Bündnig mit den Dänen 
und erlangten in dem gegen Ende des Jahres 1343 zu Stande gefommenen 
‚srieden die alljeitige Anerfennung ihrer verbrieften Freiheiten und Rechte. 
Nun galt e8 noch die Sicherung des Berfehrs zu Waſſer und zu Lande, 
und dazu waren noch lange Jahre des Kampfes nöthig, wobei die wen— 
diichen Städte nicht unbetheiligt blieben. Doch griffen fie vorerit nicht 
wejentlich in die ſich vorbereitende politische Neugeftaltung des Nordens ein. 

Waldemar war mit Eifer umd Umficht bemüht, die Königsmadht in 
Dänemark wieder aufzurichten und wieder Herr zu werden im eigenen 
Lande, doch unterließ er dabei keineswegs, die äußere Politik ſcharf im 
Auge zu behalten. Er fühlte ſich als Erbe der Pläne und Anfprüche 
ſeines Oheims Eric) und feines Vorfahren Waldemar II.; das Söldner: 
weien ermöglichte auch einem Fürften von beſchränkter Macht die Stellung. 
einer großen Truppenzahl, jobald er nur über die nöthigen Geldjummen 
verfügte, und Waldemar war jedes Mittel recht, ſich diejelben zu ver: 
ichaffer. Sein Jagen nach europäiſcher Machtitellung brachte ihn aber 
ichlieglihh mit allen Nachbarn und jelbjt mit einem großen Theil jeiner 
Unterthanen in Konflitt. Die Jüten empörten ſich wegen der ewigen‘ 
Bedrüdungen und Erprejjungen der königlichen Vögte und die Holiten 
traten auf ihre Seite; 1358 jchlojjen fich diefen auch der junge König 
Erich von Schweden und dejjen Oheim Herzog Albrecht von Medlenburg 
an. (Lesterer hatte Schon 10 Jahre vorher zur Zeit des faljchen Waldemar 
von Brandenburg gegen den Dänenkönig gefämpft; bei dem Friedens— 
ſchluſſe 1350 geichah die Verlobung des höchitens 13jährigen Prinzen 
Heinrih von Medlenburg mit der etwa Syährigen Tochter König Wal: 


5 


demar's, Ingeborg.) Somit waren auch Rojtod und Wismar jett Feinde 
des Dünenfönigd und diefer, der im Bündnig mit dem Herzog Erich von 
Sadjen- Lauenburg fajt durchgängig vom Waffenglüd begünjtigt war, 
unternahm noch in demjelben Sahre 1358 einen Vorſtoß gegen Wismar. 
Zwar wurde er mit VBerluft zurücgeichlagen, erreichte jedoch durch dieſe 
"Diverfion, dat Herzog Albrecht jeine Völker aus Schonen, wo fie eben zu 
einem Einfall in Seeland bereit jtanden, wieder zurüdzog. Im Jahre 1360 
‚einigte ji Waldemar mit den Jüten, Fur; darauf auch mit dem Herzog 
von Mecklenburg, aber nur, um gegen Schweden freie Hand zu befommen. 
Dort bot ſich ihm eine günjtige Gelegenheit zum Cingreifen. König 
Magnus von Schweden und Norwegen hatte 1357 feinen ältelten Sohn 
Erich) als Mitregenten und König in Schweden anerkennen müſſen und 
jah ſich auf Norwegen beichränft. Er trat nun in geheime Berhandlungen 
mit Waldemar, und diejer, der eben noch Erich feitlich empfangen und als König 
anerkannt hatte, verhieg Magnus gegen Abtretung Schonens zur Wieder: 
erlangung des Reiches Schweden behülflich zu fein. Da verjtarb Ende 1359 
der ritterliche, von jeinem Wolfe geliebte König Erich eines plößlichen 
Todes und mit ihm jeine Gemahlin Beatrir von Brandenburg, wie es 
hieß, an Gift, welches der Vater dem eigenen Eohne gereiht. Magnus 
nahm wieder Telig vom jchwediichen Throne und als Waldemar nun 
Schonen bejeßte, verjuchte er ihm entgegenzutreten, aber ohne Erfolg. 

Mit Schonen’® Uebergang in die Hand Waldemars war der Aus: 
bruch der Feindſeligkeiten zwiſchen ihm und den deutichen Seejtädten, für 
die die Fangpläße und Märkte von Skanör und Falſterbo eine Haupt: 
quelle des Wohlitandes waren, nur noch eine Frage der Zeit. Hoch: 
müthig jah der König auf die Bürger als auf verächtliche Krämer und 
Handwerker herab; rückſichtslos, wie er es im jeinem Reiche gewohnt war, 
ging er gegen die ‘Fremden vor, vielleicht geleitet von dem Gedanfen, die 
Vortheile der Schonenjchen Märkte jeinen Dänen zuzumenden, vielleicht 
‚auch nur, weil ihm die Deutjchen, die ſich auf ihre alten Freiheitsbriefe 
jtügten, unbequem und verhaßt waren. So lange jich die Vögte des 
Königs mit Bollpludereien und Beichränfung dev Handels: und Verkehrs— 
freiheit begnügten, wich man der Macht, wenn auch unter Protejt, gegen 
räuberiichen Weberfull wehrte man jich, jo gut man Ffonnte, und der 
reijende Kaufmann des Mittelalters pflegte jich auf die Führung der 
Waffe zu verjtehen. Daraus allein aljo wäre vielleicht nicht jo raſch 
offener Krieg entitanden und jedenfall nicht mit jolcher Energie und 
Tolhem Machtaufwand begommen worden, wie e3 geichah, als die Kunde 
die baltijchen Küſtenlande durchflog, Wisby, der Hauptitapelplat des 
gefammten Dftieehandels, der Mittel- und Ausgangspunkt der Ver: 
<inigung des deutjchen Kaufmanns, ſei in die Gewalt des Dänenkönigs 


6 


gefallen. Waldemar war von Schonen aus nach Dften vorgedrungen, 
hatte Deland mit dem feiten Schlojfe Borgholm bezwungen, ſetzte dann 
nach Gotland über und brachte, nachdem er den Widerjtand der Inſel— 
bewohner in blutigen, aber für ihn fait verluftlojen Kämpfen bezwungen, 
die reiche, mächtige Stadt, nächit Lübeck noch immer die erjte der Hanſa, 
am 28. Juli 1361 ohne Gegenwehr in feine Gewalt. Reiche Beute trug 
er mit fich hinweg, als er vier Wochen jpäter die Inſel wieder verließ. 
Es traf ſich, daß gerade Abgejandte der wendiichen und preußiſchen 
Städte in Greifswald verjammelt waren, um über die politiiche Lage zu 
berathen, als am 1. Auguft 1361 die Unglüdsbotichaft eintraf. Ein- 
müthig nahmen die Städte den hingerworfenen Fehdehandichuh auf und fie 
mußten es um ihrer Selbjtachtung und Selbiterhaltung willen, denn fie 
hatten fait jchon zu viel Geduld und Nachgiebigfeit gezeigt. Als eriter 
Schritt wurde jofort die Einjtellung des gejanmten Handelsverfehrd mit. 
Dänemark verfügt; die jchon befrachteten Fahrzeuge wurden zurüdgehalten 
und entlöjcht, leere Schiffe dagegen nach Schonen geſchickt, um in Eile 
noch jo viel von dem dort lagernden hanjtichen Gut in Sicherheit zu. 
bringen wie möglich, dagegen wurde die Unteritügung der Slönige von 
Schweden und Norwegen (hier hatte Magnus jeinen zweiten Sohn Hakon 
als Mitregenten eingejegt) mit Mannjchaft und Proviant augdrüdlich 
gejtattet. Mit diefem Beſchluß, deſſen Protofoll noch allein im Raths— 
archiv zu Roſtock erhalten it, war thatjächlicy der Krieg erklärt. Am 
7. September wurde, wiederum in Greifswald, die Erhebung eine Zolles 
von allen eine und ausgehenden Gütern („Wfundzoll* genannt) in der 
Höhe von annähernd ?/, Procent (genau !/,.,) des Wertes in allen 
Hanjejtädten beichlojjen, dejjen Ertrag in das „Lübiſche Drittel“, aljo an 
die wendiſchen Städte, abgeführt werden ſollte. Roſtock war auf diejer 
Verſammlung durch 4 Rathsherren, Johann Bomgarde, Arnold Eropelyn, 
Hinrik Vreje und Johann Grentze vertreten, Wismar durch Johann Dar- 
getzow und Johann Kalzow. An den beiden folgenden Tagen wurde ein 
förmlicher Bündnißvertrag mit den Königen Magnus von Schweden und 
Hafon von Norwegen abgejchlofjen und fejtgejeßt, daß die Könige zujammen 
2000 Schwerbewaffnete jtellen jollten; ebenjo viel verjprachen auch die 
Städte aufzubringen, gingen aber in Wirklichkeit weit über ihre Verpflich: 
tungen hinaus, indem fie im Ganzen 27 große Kriegsschiffe (Koggen), 
ein etwas kleineres ebenſolches und 24 leichtere Fahrzeuge mit 2730 
Schwerbewaffneten und 3 unjer ſchweres Xelagerungsgejchüg vertretenden 
Echleudermafchinen, zu denen Stettin die Bedienung ftellte, ausrüjteten. 
übel, Roſtock und Stralfund jtellten davon die Hälfte, nämlich Lübeck 
6 Koggen und 6 fleinere Fahrzeuge mit 600 Schwerbewaffneten, Roſtock 
und Stralfund je 4 Koggen mit 4 Heineren Fahrzeugen und 400 Schiwer- 


7 


bewaffneten, Wismar und Greifswald betheiligten fich mit 2 Koggen und 
2 leichteren Fahrzeugen und 200 Mann, der Neft fiel auf Bremen, 
Hamburg, Kiel, Anklam, Stettin und Kolberg. Es ift das eine für Die 
damalige Zeit jehr erhebliche Macht und wir müfjen, da nur die Zahl 
der Schwerbewaffneten angegeben ift, zu denen noch Schützen und Be- 
dienungsmannjchaft für die Schleudermajchinen und Knechte fommen und 
außerdem noch die gefammte Schiffsmannichaft in einer Stärfe von min- 
deſtens 1200 Mann, die ganze Heeregmacht auf wenigſtens 6000 Mann 
anjegen. Die jpäteren Verluftliiten laſſen diefe Schägung nicht zu hoch 
ericheinen. Solchen Rüftungen entiprachen aber auch die Koften und nicht 
jede Stadt wird in der günjtigen Lage von Lübeck gewejen fein, das nicht 
allein jein eigenes Contingent ausrüftete, fondern auch noch den beiden 
verbündeten Königen 2000 Lübtiche Mark (etwa 27000 Reichsmark baar, 
aber bei Berüdjichtigung des ganz bedeutend höheren Werthes, den das 
baare Geld im Mittelalter beſaß. ungefähr 170 000 Mark gleichzuachten) 
vorjchiegen fonnte. Was Roſtock betrifft, jo wiſſen wir, daß der Rath 
im Jahre 1362 bei vier reichen Lübedern eine Anleihe von 1900 Mark 
machte und dat außerdem die 19 bei Anfang der Kriegsrüftungen im Amt 
befindlichen Rathsherren jeder 100 Roſtocker Marf (= 66?/, lübifche Mark) 
zulammenjchojjen. Weitere Nachrichten jind darüber nicht auf uns 
gefommen, jedenfalls aber jehen wir, daß die Städte gleich von Anfang 
an redlich das Ihrige gethan hatten, um den Krieg, wie beſchloſſen war, 
zu „einem ganzen Ende“ zu bringen. Anders ihre Verbündeten Magnus 
und Hafon. Auch jie jollten 2000 Schwerbewaffnete ftellen, aber ſchwer— 
ich haben fie auch nur annähernd dieje Zahl auf die Beine gebracht und 
jelbjt dazu mußten fie noch Anleihen machen. Was bei ihnen die größte 
Rolle jpielte, wirkliches Unvermögen oder Mangel an gutem Willen, it 
aus den gerade hier jehr jpärlich fließenden Quellen nicht mit Sicherheit 
zu erjehen, doch die Folge und die Thatjache, daß die Könige neun Jahre 
ipäter jelbjt die Verbindlichkeit der unter ihrem Namen und Siegel zu 
Greifswald abgeichlofjenen Verträge zu bejtreiten juchen, läßt wohl mehr 
darauf ſchließen, daß fie von Anbeginn ar darauf bedacht geweſen waren, 
Laſt und Gefahr des Kampfes den Hanjen aufzubürden, den Preis aber 
für ſich jelbit einzuziehen. 

Der eigentliche Beginn des Feldzuges war auf den Frühling des 
nächiten Jahres fejtgejett, doch hatten jchon im Herbit einzelne hanſiſche 
Schiffe den Schweden bei der Wiedereroberung Delands Hülfe geleiftet 
Zu Anfang April 1362 jammelte jich die Flotte in der feitgejegten Stärfe 
den Dberbefehl übernahm der Lübecker Bürgermeifter Johann Wittenborg 
der ſchon in der Greifswalder Berjammlung den Borjit geführt Hatte. 
Auch die einzelnen Koggen ſtanden wohl zumeijt unter dem Befehl von 


8 


Rathsherren der Städte, von denen fie ausgerüjtet waren. Zwei der 
Roftoder Führer find mit Namen befannt, Friedrich Suderland und 
Sohann Sale; die beiden anderen fünnten Gottfried Kind und Vicko Alkun 
geweſen fein, denn dieſe vier jind erjt nach Beginn der Vorbereitungen 
zum Kriege in den Rath aufgenommen, vielleicht gerade mit Rüdjicht auf 
bereit3 erprobte Sriegserfahrung, auch ſind fie bei der von dem übrigen 
Rathsherren zujammengejchojjenen Summe von 1900 Mark rojtodiich 
nicht mit betheiligt und wenigiten® zwei von ihnen, Kind und Alkun, 
tragen Namen, die auch in der medlenburgifchen Ritterjchaft vertreten find. 

Ale Borbereitungen waren auf's bejte getroffen, die beiden Schiffe, 
die König Waldemar zur Beobadhtung auf die Höhe von Möen gelandt 
hatte, zogen fich bei Annäherung der Flotte in die Velte zurüd, der Sund, 
die jeeländifche und die jchonenjche Küſte lagen offen da. Die Hanſen 
wollten zuerit Stopenhagen, welches die für jie wichtigjten Punkte Skanör 
und Falſterbo bedrohte, in ihre Gewalt bringen, aber ihren Bundesgenoſſen 
Magnus und Hakon lag die Säuberung Schonens von den Dänen mehr 
am Herzen. Das platte Yand war zwar geräumt, aber die feſten Pläße 
wurden von den Feinden gehalten und vor allen Helfingborg. Sie jandten 
daher Boten an die Hanjen, um fie zu veranlafjen, zuerjt dies anzu— 
greifen und verjprachen, jo jchnell ala möglich mit ihrer gefammten Macht 
dorthur zu fommen. Wittenborg folgte der Aufforderung, legte ſich vor 
die feſte Sperrburg des Sundes und begann die Belagerung. Um dieje 
mit dem nöthigen Nachdrud führen zu fünnen, jah er jich gemöthigt, 
einen erheblichen Theil der Schiffsbejagung auf dem Lande zu verwenden, 
vielleicht auch einen Theil der eigentlichen Schiffsmannjchaft, die ja ent: 
behrlich ichien, da die Flotte ruhig vor Anker lag und die Dänen ſich 
nicht heranmwagten, wenngleich einzelne Handelsfahrzenge jelbit in der Nähe 
der Flotte Angriffe und Schädigung zu gewärtigen hatten. Zwölf Wochen 
lang, von Ende April bis Mitte Juli, wartete Wittenborg auf die Ver: 
bündeten, aber vergeblich, während Waldemar unterdejjen in aller Stille 
jeine Streitmacht verjammelte und plößlich über die nichts ahmenden 
Städter herfiel. Er erzielte einen glänzenden Erfolg. Die Ueberraichten 
verloren nach dem Berichte des lübiſchen Chronijten Detmar zwölf 
große Haupt-Koggen, fait die Hälfte der ganzen Flotte, voll Speiie, 
Waffen und jonjtigen Siriegsbedürfnifjen, eine größere Anzahl Handels— 
fahrzeuge, die wohl im Schutze der Flotte vor Anker gegangen waren, 
wurde verbrannt und etiwa der dritte Theil der geſammten Mannjchaft 
gefangen genommen, während fich die Zahl der Gefallenen der Echägung 
entzieht. Das kleine Kieler Schiff fiel mit der ganzen Bemannung, 
30 Schmwerbewaffneten und 10 Schügen, in die Hände der Dänen. 
Die Berlufte der Roſtocker erjehen wir aus dem auf der VBerjammlung 


9 


zu Stralſund am 6. Januar 1364 vorgelegten Verzeichniß. Zwei don den 
vier Koggen mit jämmtlicher Ausrüſtung (dabei 38 Harniſche) waren ihnen 
genommen worden, 127 Mann in Gefangenjchaft geraten. Es waren 
dies die Befehlshaber der beiden Schiffe, die Nathöherren Friedrich 
Suderland ımd Johann Sale, der Schiffsherr Martin von Alten, der als 
Söldnerführer im Dienjte der Stadt ftehende Ritter Verthold Stoltenberg, 
55 Söldner und Knechte, 4 Bogenjchügen, 38 Seeleute und 26 Echuten- 
männer. Die Söldner find zum Theil Roſtocker Bürger und Bürgerjöhne, 
in der Mehrzahl jedoch Angehörige des Landadeld, von Adrum, Sufow, 
Riben, Kofjebade, Burnefow, Holitein, Bülow, Grote, Retberg, Winterfeld, 
Plate, die gegen einen halbjährlichen Sold von durchſchnittlich I—12 Mark 
lübiſch (120 — 160 Mark) baar, freie Berpflegung, Schadloshaltung bei 
Verluften an Pferden und Rüſtung und Ausficht auf Beute den Städtern 
ihren Arm und ihr Schwert lieben. 

Sohann Wittenborg jah ſich nad) dieſem Schlage außer Stande, den 
Dänen, die ihm mit ihrer ganzen Macht den Weg durch den Sund ver- 
legten und die Zufuhr abjchnitten, weiter im offenen Kampfe die Spige zu 
bieten und jchloß einen Waffenjtillitand ab, der es ihm ermöglichte, die 
Trümmer der Flotte und des Heeres in die Heimath zu retten. Daß jich 
Waldemar überhaupt auf einen Waffenitillitand einließ, beweiſt wenigitens, 
daß die Hanjen zwar nicht mehr überlegene, aber doch noch jehr achtungs— 
werthe Gegner waren. Bald darauf begannen die +Feindjeligfeiten 
wieder, doch mehr in der beliebten Form des Eleinen Krieges, Beläftigung 
des Feindes durch Beunruhigung ungeihüßter Küftenorte und Kaperei, 
bis endlich am 6. November 1362 zu Roſtock ein Waffenjtillitand auf 
14 Monate zu Stande fam. Die Bedingungen waren für die Städte 
inſofern nicht ungünstig zu nennen, als fie auf feind ihrer alten echte 
zu verzichten brauchten; um jo größer waren allerdings die von ihmen in 
der Form von Löjegeldern für die Gefangenen zu zahlenden Striegsfoiten. 
Auch die Gefangenen jollten in den Waffenjtillitand eingejchloffen fein, ob 
da3 Löjegeld ſchon bezahlt war oder nicht, nur Friedrich Suderland, Johann 
Kale und fünf andere nahm König Waldemar ausdrüdlicd) davon aus. 
Die beiden Rojtoder Rathzherren waren offenbar die vornehmjten und 
daher werthvolliten unter den Gefangenen, und dem entiprach auch das 
geforderte Löjegeld, 1000 Mark Silber = 3000 Mark lübiſch, was etwa 
40 000 Mark heutiger Währung entjpricht, an Kaufkraft aber einer Viertel: 
million gleichzujegen it. Der Ritter Berthold Stoltenberg fam wohlfeiler 
davon, ihn wurden nur 600 Mark lübiſch = 8000 Mark abgeforbert. 
Die Auslöjung der Rathsherren erfolgte offenbar gleich nach Abſchluß des 
Vertrages, denn jchon am 13. December find beide wieder in Roſtock und 
Euderland nimmt al3 Nathsiendebote an dem Hanjetage zu Stralfund 


10 


zu Neujahr 1363 theil, wo der Lübeder Bürgermeifter Johann Witten- 
borg wegen jeiner Führung in Anflage verjegt wurde. Weitere Bes 
rathungen in diefer Angelegenheit fanden am 5. Februar zu Roftod, am 
17. März zu Wismar und am 24. Juni zu Lübed ftatt. Obgleich die 
Städte feitgeftellt Hatten, daß Wittenborg nicht freizufprechen jei von 
Schuld, jahen fie doch von einem directen Strafantrag ab und über- 
ließen dem Lübeder Rath, nach Gutbefinden zu handeln. Dieſer erfannte 
auf Tod; im September 1363 war Wittenborg aus den Liſten des Lübecker 
Raths und aus der Zahl der Lebenden gejtrichen. 

Bei Ablauf der Raffenruhe am 6. Januar 1364 waren noch) 83 Rojtoder 
Gefangene auszulöjen, 30 Söldner, 15 Bürger und alle 38 Schiffsleute. 
Don diefer Zahl wurden 33 Mann mit 913 Markt 10 Schilling 8 Heller 
lübiſch — etwa 12000 Mark gelöjt, eine Anzahl, darunter ein Seemann 
Heinridy Suderland, hatte ſich heimlich davongemadjt, 3 waren jchon ver— 
itorben, einer war durch Vertrag freigefommen, aber warın und auf welche 
Weije der Reit feiner Verpflichtungen ledig wurde, ijt nicht befannt. Die 
gefammten Aufwendungen Roſtocks erreichten die Summe von 37670 
lübiſchen Mart = 502 260 Mark, was nad) dem Verhältniß des heutigen 
und des damaligen Geldwerthes etwa 3'/, Millionen gleichftommen mag. 
5000 Marf = 67000 Mark wurden von den anderen Hanjejtädten wieder: 
erjtattet. Soweit laſſen ſich die Verlufte der Stadt Roftod mit einiger 
Sicherheit zahlenmäßig nachweilen, aber unberechenbar iſt der Schaden, dert 
Roſtocks Handel und Verkehr durch den Krieg erlitt und zwar am meijten 
von allen wendiichen Städten, wie die Abrechnungen über den Pfundzoll 
beweilen. Danad) hatten am 1. Januar 1363 in dem gleichen Zeitraum 
erhoben Lübeck 1305 Mark, Stralſund 836 Mark, Stettin 693 Mark, 
Wismar 382 Mark, Roftod 169 Mark. Während es aljo zu Beginn 
des Krieges in Bezug auf jeine Leiltungsfähigfeit mit Stralfund gleich 
und doppelt jo hoch wie Wismar geichäßt wurde, war fein Seehandels- 
verfehr am Ende des Jahres auf ein Fünftel herabgejunfen und dem 
entjprechend jedenfall auch jein Wohlitand. Welche Urjachen dahin 
zujammenwirften, daß Roſtock jo jchwer getroffen wurde, entzieht fich noch 
unjerer Kenntniß. 

Während die Städte, deren eben noch jo feiter Zufammenfchluß durch 
den Mißerfolg ſtark gelodert worden war, die Zeit der Waffenruhe haupt» 
Jächlich mit Klagen über läſſige Erfüllung der Verträge ſeitens der Dänen, 
Schadenberechnungen und Prüfung der verjchiedenen Entſchädigungs— 
anjprüche hinbrachten, war Waldemar bedacht, den größtmöglichiten Nußen 
aus der Lage zu ziehen. König Hafon von Norwegen hatte fit) 1359 
mit Waldemars neunjähriger Tochter Margareta verlobt; als ſich die Ver— 
hältniffe änderten, brach er das Werlöbniß und ging zu Anfang des 


11 


Sahres 1361 ein neues mit Elifabeth, der Schwefter des Grafen Heinrich 
von Holitein, ein. Am 25. Jult wurde die Heirat durch Stellvertretung 
geſchloſſen, doc, ließ der inzwilchen ausgebrochene Krieg die Reife Elifabeths- 
nad Norwegen nicht räthlich ericheinen. Als dann im November 1362 
die Einjtellung der TFeindjeligfeiten bejchloffen war, jchifften die Grafen im 
Vertrauen darauf ihre Schweiter nach Schweden ein. Unwetter verjchlug 
fie an die Küſte Schonens; der Waldemar ergebene Erzbiichof von Lund 
bemächtigte jich ihrer Perjon und gab fie nicht eher frei, als bis Hafon, 
einen Eidbruch durch den andern krönend, fich mit der jetzt zwölfjährigen 
Margareta vermählt hatte. Eliſabeth zog ſich in ein Kloſter zurüd; die 
Könige von Echweden und Norwegen ftanden fortan im Bunde mit Däne— 
marf. Zu diefem gänzlichen Umjchwunge mußten die Städte natürlich 
Stellung nehmen und fie thaten es, indem fie durch vorläufige Weiter: 
erhebung des Pfundzolls fich für alle Fälle Geldmittel ficherten und wie 
mit den Holfteiner Grafen, jo auch mit Herzog Albrecht von Mecklenburg 
Terhandlungen anftnüpften, wobei den Bürgermeiltern Arnold Kröpelin von 
Rojtod und Iohann Dargetow von Wismar die Rolle der Unterhändler 
zufiel. Schon vor Ablauf des Stillitandes ließ ſich vorausjehen, daß 
neuer Kampf bevorjtand, denn die Dänen fehrten ich je länger je weniger 
an die Verträge und obgleich die Umſtände die größte Einigkeit erheiichten, 
jo waren doch gerade jegt Hamburg und Greifswald durch Privathändel 
jerngehalten, Kiel war unmlithig über zu geringe Schadloshaltung und die 
pommerjchen Städte zögerten mit ihrer Entjcheidung, da fie Bedenfen trugen 
wegen der Haltung ihrer LQandesherren, die den Dänen günftig gejinnt 
waren. Eo blieben ſchließlich nur Lübeck, Roftod, Straljund und Wismar 
in feitem Zuſammenſchluß und dieſe vier Städte, wenn auch die bedeu— 
tendjten und jtreitfräftigjten de8 Bundes, waren freilich nicht im Stande, 
den verbündeten drei nordilchen Reichen allein gegenüber zu treten. So 
juchten jte denn durch fortdauernde Berhandlungen zunächjt wenigſtens Zeit zu 
gewinnen. Waldemar, der wohl jah, daß von diejer Seite gegenwärtig, 
feine Gefahr drohte, hatte ſich inzwifchen auf weite Reifen begeben, zum 
König von Polen, zum Kaijer, nach) Flandern, nach Avignon zum Papſt, 
auch ein Bejuch Englands war beabfichtigt, unterblieb aber, wohl weil fich 
die Lage jeiner Bundesgenofjfen Magnus und Hakon infolge des Eingreifens 
Herzog Albrehts von Medlenburg inzwiichen jehr verjchlimmert Hatte. 
Herzog Albrecht war vermählt mit Euphemia, der Echweiter des 
Königs Magnus von Echweden, jein ältejter Sohn Heinrich hatte als Gemahl 
der Ingeborg, König Waldemars ältefter Tochter, nach dem am 11. Juni 
13563 erfolgten Tode Herzogs Chriftoph8, des einzigen Sohnes Waldemars, 
das nächſte Anrecht an den dänischen Thron. Grund genug für Albrecht, 
die nordischen Verhältniſſe fcharf im Auge zu behalten. König Magnus 


12 


Herrichte in Schweden faſt nur noch dem Namen nad. Nach jeines 
Sohnes, König Erichd, Tode und dem Verluſt von Schonen und Got- 
{and war er, dem die Chroniſten den Beinamen „Smek“, das ijt Minderer 
des Reiches, beigelegt haben, von den Schweden nicht blos gehakt, ſondern 
verachtet. Seit lange jchon führten die Neichgräthe die Staatsgeichäfte, 
ohne fih um ihn zu lümmern und jannen längjt darauf, einen anderen 
an jeiner Stelle einzujegen. König Hafon von Norwegen hatte zu viel 
von den wenig achtbaren Charafterzügen jeine® Vaters Magnus, um 
beliebt zu fein, und jeine Heirat mit Margareta von Dänemark machte 
ihn den Echweden nicht angenehmer. So war ed denn Herzog Albrecht 
nahe gelegt, die Anjprüche jeiner Söhne geltend zu machen und da Heinrich 
als Schwiegerjohn Waldemars gleichfalls auf fein großes Entgegenfommen 
zu rechnen hatte, wurde der jüngere Bruder Albrecht als Bewerber um 
die Krone Schwedens aufgeſtellt. Zu Anfang November jegelte Herzog 
Albrecht mit jeinem Sohne und einem jtattlichen Heere, bezleitet von Graf 
Heinrich von Holjtein und den Herren von Werle und von Ruppin, von 
Roſtock aus nad) Schweden ab. Am 10. November landet er in Kalmar und 
ſchon am 30. November erfennen Bürgermeijter und Rath von Stodholm den 
jungen Fürſten Albrecht als ihren Herrn an und geloben ihm unverbrüch- 
liche Treue. Auf dem Reichstag zu Upfala am 17. Februar 1364 wurde 
Magnus wegen gröblicher Verlegung der Reichsgeſetze des Thrones ver: 
luſtig erklärt und Albrecht feierlich zum König erwählt. Im raſchem 
Siegeszuge brachte der junge König das ganze jüdliche Schweden in feine 
Gewalt, nur Wejtgotland blieb nach dem im Juli deiielben Jahres 
geichlofjenen Vertrage von Jönköping Magnus auf Lebenszeit vorbehalten. 
Ein Brief, den Herzog Albrecht am 20. März im Lager vor Schwanholm 
in Schonen an den Rojtoder Kath jchried, gewährt einen jo unmittelbaren 
Einblid in die ganze Lage, daß wir uns nicht verjagen fünnen, ihn im 
möglichit getreuer Verdeutſchung hier einzufügen. Er lautet: 

„Meinen aufrichtigen günftigen Gruß zuvor! Wiſſet, daß wir bisher 
durch Gottes gnädige Hülfe glüdlichen und gewünſchten Erfolg hatten und 
noch bis auf den heutigen Tag haben, denn unjer Sohn Albrecht iſt von 
dem Erzbischof, den Bilchöfen, den Bornehmen und Mächtigen, den Rittern 
und Lehnsmannen, den Prälaten und der Geijtlichfeit und vom gefammten 
Volke ordnungsmäßig und feierlich zum König von Schweden angenommen 
und erwählt und in ehrenvoller Weile auf den Stein bei der Stadt 
Upſala erhoben und gejeßt worden, wie es von Alters her bei der Wahl 
der jchwediichen Könige üblich it. Ebenda wurde er von dem edelen 
Herrn Heinrich, Grafen zu Holjtein, zum Ritter gejchlagen und verlieh 
jelbjt dem Herrn von Werle und vielen anderen Herren und Ritterbürtigen, 
über hundert an der Zahl, die Nitterwürde. Wenn es Gottes Wille tit, 


13 


werden wir unfer Werk zu einem guten Ende bringen, denn König Magnus 
und jein Sohn Hafon jchweifen als Flüchtlinge auf dem Grenzen des 
Reiches umher und wiffen nicht, wohin jie ſich wenden jollen, da ſie feine 
ieften Pläte mehr bejigen, in denen jie Fuß fallen fönnten, außer Warberg. 
Wir haben in den lebten vierzehn Tagen das Heer der Gegner erreicht 
und . über Hundert Gewappnete von Adel zu Gefangenen gemacht und 
gleich darauf an einem Tage die beiden Schlöfjer Sundby und Derebro 
eritürmt, in denen über 60 Gewappnete in unjere Hand fielen. Da die 
Sache nun jo jteht, bitten wir ernftlich, wenn ihr, wie wir überzeugt jind, 
auf unſern Nuten und VBortheil in Treuen bedacht jeid, daß ihr uns 
unverzüglich über den Zuftand und die Lage unjere® Landes und der 
umliegenden Fürjten, Herren und Städte berichtet und feine Koſten dabei 
ipart. Sodann bitten wir, daß ihr das, was wir euch durch unſern 
Kaplan Bernhard Beyenfleth gejchrieben oder auf andere Weile fundgethan 
haben, getreulich erfüllt und eure Bürger und Kaufleute insgejammt und- 
einzeln ermahnt, dieje Gegenden, nämlich den Hafen Kalmar und Stodholm, 
mit Schiffen und Waaren zu bejuchen, indem jie Niemand dajelbit angreifeır 
oder beläjftigen, vielmehr ein jeder jie und ihre Güter ſchützen und ver- 
theidigen wird. Sollte ferner euer Blidenmeilter einige gute Bliden haben, 
jo wollet ihn mit diefen ung nach Kalmar oder Stodholm ſchicken, wir 
werden jte nach feinem Wunjche und jo, daß er zufrieden jein fann, 
bezahlen und für alles Vorjtehende erfenntlich jein in gleichem Maße, wie 
ihr euch unjerem Nuten und unjerer Ehre förderſam gezeigt habt. 
Albrecht, Herzog von Medlenburg und Graf von Schwerin. 

(Nacjichrift.) Des weiteren bitten wir ernjtlich, daß ihr die Briefe, 
die euch mein Bote übergeben wird, den einzelnen zuitellen lajjet und 
nicht3 davon verjäumt. Schlieglich bitten wir noch, dat ihr alle Seeftädte 
und Kaufleute insgeſammt und bejonders öffentlich in meinem Namen im 
Kenntniß jebt, daß fie unter unjerem vollen Geleit dieje Gegenden, nämlic) 
Kalmar, Eüderföping, Nyköping, Stodholm und andere, wo wir und die 
Unjrigen jich aufhalten, mit ihren Waaren, als Bier, Wein, Brot, Mehl 
und anderem bejuchen mögen und daß ihnen für alle Zufuhr gute und 
reichliche Zahlung in baar oder guten Waaren gewährt wird, jo daß fie 
mit Recht befriedigt jein werden." 

Am 14. April 1364 fand wieder ein Tag zu Roſtock ſtatt, auf dem 
ernſtlich über ein Bündniß mit den benachbarten Fürften und Herren 
berathen wurde. Die vertretenen Städte Stralfund, Wismar, Roſtock, 
Lübeck, Stiel, Greifswald und Stettin waren jich darüber einig. auch ferner 
zu gegemjeitigem Schuß unter den früheren Bedingungen zuſammen— 
zubalten, falls fein jicherer und chrenvoller Friede zu erreichen fet, bezüglich 
de3 Bündniſſes mit den Fürſten gingen jedoch die Meinungen jehr aus— 


14 


einander, da bejonders die zu erwartende Stellungnahme der pommerjchen 
Herzöge viel Bedenken erregte. WBemerfenswerth it das Votum des 
Roftoder Rathes: „Unjer Verlangen jteht nicht auf Krieg, vielmehr auf 
Frieden und Eintracht, und wer er auch jei, ein Fürſt und Landesherr, 
ein Ritter oder welchen Stande auch immer, der uns dies verjchaffen 
kann, wir werden ihn nicht zurücweifen und bitten die Rathsherren der 
anderen Städte, und zu helfen zum Frieden oder zur Vertheidigung. Bor 
allem aber wollen wir als wadere Männer an den geſchloſſenen Schuß- 
verträgen feithalten und ein Bündnig mit den Fürjten eingehen, da wir 
ohne dieſe feinen glüdlichen Ausgang erwarten dürfen.“ Wismar und 
Kiel äußerten jich kürzer, aber in demjelben Sinne. 

Dieje entichlofjene Haltung verfehlte, trogdem die Unſchlüſſigen die 
Miehrheit bildeten, ihre Wirkung nicht; die Dänen erklärten ich bereit, 
einen neuen Vertrag einzugehen und jo wurde unter Vermittelung Herzog 
Barnims von Pommern-Stettin am 21. Juni 1364 ein Waffenjtillitand 
bis zum 2. Februar 1368 vereinbart, doch war ausdrüclich bejtimmt, daß 
eine Stadt ihrem Landesherrn Hülfe leilten könne, fall® Diejer mit 
dem Dänenkönig in Krieg gerathe. Daß damit in erjter Linie Rojtod 
und Wismar gemeint waren, unterliegt feinem Zweifel. Die Bedingungen 
des Waffenſtillſtandes waren freilich) im Uebrigen nicht ganz jo aus— 
gefallen, wie die Hanjeaten gewünjcht und nad) den Berheigungen Herzog 
Barnims auch wohl erwartet hatten. Sie traten aljo im März; 1365 zu 
erneuter Berathung zujammen und beauftragten Lübeck, Roſtock und 
Straljund, mit Dänemark über einen wirklichen Friedensſchluß zu ver: 
handeln. Die Roftoder trugen indeß Bedenken, diejfen Auftrag anzu- 
nehmen und wünjchten wenigitens die Betheiligung Wismars, da ſich die 
Dinge in Schweden jo zugeipißt hatten, daß jeden Hugenblid ein Zujammen- 
ſtoß König Albrechts und jeiner Verbündeten mit König Waldemar jtatt- 
finden fonnte. Während König Albrecht das feſie Abo in Finnland 
belagerte, waren Magnus und Hafon, den Vertrag von Jönköping brechend, 
in Schweden eingefallen. Ohne die Rückkehr Albrecht3 abzuwarten, zogen 
ihnen die Anhänger des Königs, die Stodholmer voran, entgegen und 
vernichteten am 3. März 1365 die feindliche Macht bei Enköping am 
Mälarſee. Magnus jelbjt fiel in Gefangenſchaft, Hafon rettete ſich mit 
Mühe nach Norwegen und ging von da nad) Dänemark, um bei Wal- 
demar Hülfe zu ſuchen. Dabei hatte er allerdings jeinen Schwiegervater 
falſch beurtheilt, wenn er glaubte, diefer würde fich der verlorenen Sache 
Hakons annehmen, blos um ihm zum Reiche Schweden zu verhelfen. Für 
Waldemar war die Hauptfrage nicht, wer die Schwedische Königskrone tragen 
follte, jondern auf welche Weile er den größten Vortheil daraus ziehen fünnte ; 
namentlich jtand jein Wunſch dahin, die jchon früher zeitweilig in dänischen 


15 


Beſitz geweſenen Landichaften Halland und Blekingen, nördlich” und öjtlich 
von Schonen, wieder zu gewinnen. Er beeilte ſich daher, die jchwebenden 
Friedensunterhandlungen zu Ende zu bringen, um freie Hand zu erhalten, 
und fand bei den Städten dad muöglichite Entgegenfommen. Noch 
ichwebende Tragen und Entichädigungsaniprüche wurden rajch erledigt (jo 
auch die Klage des Roſtocker Raths wegen Beraubung zweier Bürger bei 
Möen, wofür voller Erjat geleiitet wurde) und am 3. Sept. lam endlich 
zu Wordingborg der langerjehnte ?sriede zu Stande. Daß übrigens nicht 
nur in Dänemark und Schonen die Sicherheit der Straßen zu wünjchen 
übrig ließ, zeigt ein Beſchluß des Roſtocker Rathes vom 12, Dec. 1365, 
ein Vierteljahr nach Abſchluß des Friedens, wodurch die ganze Dorfichaft 
Elmenhorit wegen eined® auf ihrer Gemarkung von dortigen Einwohnern 
begangenen Raubes an dänischen Gütern (Strandraub?) verfeitet wird. 
Anfänglich ſchlug ſich Waldemar auf Hakons Seite, drang in 
Schweden ein und belagerte um Johannis des Jahres 1366 in Gemein- 
fchaft mit den Norwegern das wichtige Kalmar. Gleichzeitig erjchien fein 
treuer Bundesgenojje Herzog Erich von Sachen - Lauenburg auf der 
gegenüberliegenden Inſel Deland und forderte die Uebergabe des feiten 
Schloſſes Borgholn. Inſel und Schloß waren am 22. Sept. 1362 von 
Magnus und Hakon den wendiichen Städten als Entihädigung für Die 
aufgemwendeten Kriegskoſten verpfändet worden. Die 140 Kilometer lang 
(etwa der Küſtenſtrecke von Lübeck bis Barth entiprechend) vor der Ditfüfte 
Schwedens hingelagerte Injel mit ihrer jtarfen Burg war vom ftrategifchen 
und politischen Standpunft aus betrachtet ein jehr werthvoller Beſitz, 
zumal Kalmar ſich zur Zeit im Pfandbeſitz des den Städten befreundeten 
Grafen Heinrich von Holjtein befand, aber in ökonomiſcher Hinficht war 
fie ein jehr unvortheilhafte® Pfandobject, da die Belegung und Ver— 
waltung der Inſel fortdauernd große Zuſchüſſe von Ceiten der Städte 
erforderte, deren Beichaffung nicht jelten Schwierigkeiten machte. Die 
Bejeßung und Bewahrung jollte vertragsmäßig unter den Städten um- 
gehen und alljährlich) wechjeln. Der erite Hauptmann von 1362—1363 
war der Rathsherr Johann Glefjow von Wismar, ihm folgte nicht ohne 
Sträuben der Lübeder Dethard Sachtelevent, diefem Engelbert Dalvit 
von Stralfund. Im Jahre 1365 war die Reihe an Rojtod und der 
Rath entjandte Friedrich Suderland als Hauptmann dorthin. Suderland, 
den wir jchon 1362 als Befehlshaber eines Kriegsjchiffes fennen gelernt 
haben, jtammte aus einer angejehenen in ver Grafichaft Mark beheimatheten 
Familie, die im 14. Jahrhundert mehrfach in den wendiichen Städten 
hervortritt. Ein Rötger Suderland ſaß von 1326—1342 im Rathe der 
Stadt Greifswald, Arnold Suderland wird von 1365—1382 als Lübeder 
Rathsherr und Evert Suderland als 1429 jchon verſtorbenes Mitglied 


16 


der Lübeder Birkelgejellihaft genannt. Eine Handjchriftliche, früher im 
Beſitz von Deede befindliche Ratnslinie giebt al3 Heimath Arnold Suder- 
lands Straljund und als fein Wappen eine Kogge an. Friedrich Suder— 
land it in Rojtod jeit 1350, wo er ein Haus und eine Badjtube an der 
Grube an den Rathsherrn Dietrich Holloger verkauft, nachweisbar. Später 
beſaß er ein Wohnhaus in der Wofrenter- oder Lagerjtraße, dicht an der 
Pläterſtraße. Als Rathsherr tritt er zuerit am 3. Juni 1362 auf; wie 
e3 jcheint, war er mehr ein Mann der That als des Nathes, auf der 
Hanjetagen erjcheint er nur ein einziges Mal, zu Neujahr 1363, als die 
Sache Johann Wittenborg® auf der Tagesordnung jtand. 1364—1365 
führte er mit Gerwin Wilde zulammen den Borjig im Geridht. Seine 
Amtsdauer als Hauptmann zu Borgholm lief am 24. Juni 1366 ab, 
doch war an diejem Tage noch fein Nachfolger für ihn ermannt, weil; 
Greifswald und Stettin, die jeht zulammen an der Reihe waren, umt 
Entbindung von ihrer Berpflichtung gebeten hatten. Dies außerdem noch 
verjpätet eingebrachte Gejuch wurde zwar abgelehnt, da aber noch feinerlet 
Vorbereitungen zur Ablöjung der Rojtoder getroffen waren, mußte Suder— 
land erjucht werden, noch bis Michaelis auf jeinem Poſten zu bleiben ; 
würde er ihn aber vorher verlajien oder irgend welches Unheil aus der 
Verzögerung entitehen, jo jollten die Greifswalder und Stettiner dafür 
verantivortlich gemacht werden. Daß die Bejorgnik, die aus diejem Be— 
ſchluſſe jpricht, nicht unbegründet war, jollte ji) in den allernächiten 
Wochen heraugjtellen, indem ungefähr zur jelben Zeit, als die Städte in 
Lübeck tagten, Herzog Erich vor Borgholm erichten. Suderland, der jich 
zu erfolgreihem Widerjtande wohl faum jtarf genug fühlte, befand jich in 
einer jehr jchwierigen Lage, zumal Stalmar, von wo aus er jonjt zunächſt 
Beiltand zu erwarten gehabt hätte, ſelbſt belagert war. Er dachte jich 
daher am beiten herauszuhelfen, wenn er den ungleichen Kampf vermied 
und die Feſte ihrem früheren Herrn, König Hakon, wieder übergab. Das 
Pedenkliche diefes Schrittes war ihm feineswegs verborgen. Als daher 
der König, wie zu erwarten, jofort zuzugreifen bereit war, that er alles 
Mögliche, um ſich den Rücken zu deden und lieg ſich Hakons Verſprechen, 
jofort vier Ritter an die Städte zu jenden, um alle Streitpunfte gütlich 
zu begleichen und wegen Delands oder eines entiprechenden anderen 
Pfandobjekts ein neues Abkommen zu treffen, durch Brief und Siegel 
beglaubigen. Freilich hatte er nicht mit Hakons jchon öfter bewiejener 
Treulofigfeit gerechnet; wie Wittenborg 12 Wochen lang vor Helfingborg 
umjonft auf den verjprochenen Zuzug gewartet hatte und darüber Flotte, 
Ehre und Leben verlor, jo wartete auch Suderland vergeblih auf Die 
Einlöjung des königlichen Wortes. Als er vor der Hanſeverſammlung zu 
Roſtock wegen jeiner Handlungsweile Rede zu ſtehen hatte, fam das 


17 


urkundlich gegebene Berjprechen des Königs von Norwegen gar nicht weiter 
in Betracht, auch der urjprünglic” Greifswald und Stettin auferlegten 
Verantwortlichfeit gejchieht, wenigitens im Protokoll, mit feiner Silbe 
Emähnung; die Stadt Roftod allein wurde für den erlittenen Schaden 
haftbar gemacht. Suderland büßte jein Verfchulden mit dem Tode. Am 
16. December 1366 war er vor den verjammelten Rathsſendeboten erjchienen, 
am 12. März 1367 ijt die Hinrichtung bereit3 vollzogen. 

Die Uebergabe Borgholms muß vor dem 28. Juli ftattgefunden haben, 
denn an diefem Tage jchloß Waldemar, feinen Verbündeten im Stich) 
lajjend, zu Alholm auf Laaland einen Vertrag mit Herzog Albrecht von 
Medlenburg ab, durch den er fich verpflichtete, gegen erhebliche Gebiet3- 
abtretungen, welche Schweden vollitändig vom Sund und damit von ber 
Nordfee abgejchnitten hätten, König Albrecht gegen alle jeine Feinde, auch 
gegen König Hafon, jeinen eigenen Schwiegerjohn, zu unterftügen. Wenn 
nun auch König Albrecht diejen Vertrag nicht anerfennen konnte, da er 
jih damit in Schweden völlig unmöglich gemacht hätte, jo war er 
doch einjtweilen jeinen gefährlichiten Gegner los und fonnte ſich mit 
aller Macht gegen Hafon wenden. Deland mit Borgholm fiel vielleicht 
noch in demjelben Iahre, jpäteftens im nächiten, in feine Gewalt. 

Die Städte hatten ji) im Ganzen den Borgängen in Schweden 
gegenüber völlig neutral gehalten, auch Roftod und Wismar, die fich ja 
in einer Ausnahmeitellung befanden, hatten nicht jelbjtthätig am Kampfe 
theilgenommen, fondern nur die Zufuhr unterhalten. Möglicherweiſe war 
ihnen die naheliegende Aussicht, Schweden, Dänemarf und Medlenburg 
in der Hand der drei medlenburgiichen Brüder Albrecht, Heinric) und 
Magnus zu jehen, durchaus nicht verlodend genug, um für deren baldige 
Verwirklichung ihre Kraft einzujegen. Wenn das Schwert durchaus 
gezogen werden mußte, jo zogen fie es für fich, nicht für die Fürften. 
Noch beitand Friede zwifchen Waldemar und der Hanja, aber Zündjtoff 
war in reichem Maße vorhanden; die Klagen über die Bedrüdung des 
deutichen Slaufmanns in Bergen und auf Schonen, wie über Strandraub 
und Wegnahme von Schiffen und Gütern nahmen fein Ende. Wie ein 
Pirat und Tyrann, jo jchreiben die Städte an die Fürſten Deutichlands, 
habe Waldemar gehandelt, nicht wie ein König, und den bejchworenen 
Frieden kaum jech® Wochen gehalten. 

Mit dem 2. Februar 1368 lief der Frieden ab; jchon vorher war 
auf einem allgemeinen Hanjetage zu Köln, der von den Städten von 
Amfterdam bis Thorn und Kulm beſchickt war und auf dem Roſtock durch 
Sohann von Kyritz und Gerwin Wilde, Wismar durch Johann Manderom 
und Bertold Kalzow vertreten wurden, der unvermeidliche Krieg beichlojien 
und alles Nöthige angeordnet. Der Bfundzoll wurde wieder erhoben und 

2 


18 


die Contingente der einzelnen Städte feitgeitellt. Die Heeresmacht war 
zwar an Zahl etwas geringer als die, welche die wendilchen Städte im 
eriten Kriege allein aufgebracht hatten, aber durch das feite Bündnik mit 
den Holiteinern, Medlenburgern und Schweden jtärfer; dazu war ihnen 
noch unerwarteter Beiitand gekommen von dem Herzog von Schledwig 
und dem mächtigen jütiichen Adel, der jeine Freiheiten durch den Deipotismus 
des Königs bedroht jah. Wieder waren e3 die wendiichen Städte, denen 
die Hauptlajt der Striegführung zufiel. Lübeck ftellte 3 Koggen mit 
300 Gewappneten, Straliund 2 mit 200 Mann, Roſtock 2 mit 150 Mann, 
Wismar 1 mit 100 Mann, die anderen zujammen 3 mit 200 Mann. 
Der Theranführer war der Lübecker Bürgermeijter Brun Warendorp, die 
Roftoder Hauptleute waren die Rathsherren Johann Bomgarde und 
Johann Nachtrave, doch tritt jpäter für fie der eine Söldnerſchaar 
führende Rostocker Bürger Buſſo Vorenholte (Fahrenholz) ein. Lebterer 
it jedenfall mit dem Sinappen Burchard Däne, genannt von Borneholte, 
der am 24. Juli 1355 mit jeinen Brüdern Bollrath und Otto das Dorf 
Bramow mit der Kayenmühle an die Stadt Roſtock verfauft, identiüch. 
Auch jonjt finden ſich wieder eine größere Anzahl mecklenburgiſcher Adliger 
im Solde der Stadt, der Ritter Nikolaus Preen, die Knappen Heinrich 
Molgan, Nikolaus Pinnow, Konrad von der Lühe, Ulrich Ketelhodt, 
Heinrich Linſtow und andere. Wie es zugeht, daß Roſtock hier in der 
dritten Stelle, Hinter Stralſund ſteht, iſt nicht mit Sicherheit zu erklären, 
wenn wir nicht annehmen wollen, daß die jchweren Verluſte im eriten 
Kriege noch jehr empfindlich nachwirkten. Dazu würde jtimmen, dab nach 
den erhaltenen Pfundzollabrechnungen Roſtocks Handelöverfehr zur See 
auch jet noch weit Hinter dem Straljunds, ja jelbjt noch erheblich Hinter 
dem Wismars und Gtettind zurüdblieb. Andererjeit3 iſt nicht aus— 
geichlojien, daß die Roſtocker Flotte durch die Betheiligung Herzog Albrecht 
am Feldzuge in aupergewöhnlichem Make in Anjpruch genommen und 
dadurch den Handelszwecken entzogen war. 

König Waldemar wartete den Angriff der Verbündeten nicht ab; er 
verließ jein Reich, um bei dem König von Polen und den deutfchen Fürften 
Hülfe zu juchen, da er feine Stellung im eigenen Lande erjchüttert fühlte. 
Henning von Putbus jchaltete indejjen als Reichsverweſer. In der zweiten 
Hälfte des April jammelte ſich die hanſiſche Macht, 17 große und 20 
kleine Schiffe mit 2000 Gewappneten ftarf, am Gellen, der Südſpitze der 
Inſel Hiddenjde, gleichzeitig lag Herzog Albrecht von Mecdlenburg mit 300 
jeiner Mannen in Rojtod bereit, um am 27. April nach dem Sund unter 
Segel zu gehen. Schon am 2. Mai fiel Kopenhagen und wurde bis auf 
dad Schloß niedergebrannt; König Albrecht, pünktlicher als feinerzeit 
Magnus und Hafon, rüdte in Schonen ein und im Juli war der größte 


19 


Theil diefer reichen Provinz mit dem Site des Erzbifchofs, Lund, in den 
Händen der Verbündeten. Falſter wurde von Herzog Albrecht, Laaland 
von den Grafen von Holftein bejegt. Jütland beherrichten die Holjteiner 
und ihre Verbündeten bis zum Limfjord, die Südweſtküſte Norwegens 
Juchten die niederländischen Städte mit Raub und Brand heim. König 
Hafon bat um Frieden und erhielt wenigſtens Waffenftillitand bis 
Oftern 1369, der dann bis zum 24. Juni des folgenden Jahres verlängert 
wurde. Gegen allen jonjtigen Gebrauch blieben die Städte auch den 
Winter über im Felde und hielten die Einſchließung von Helfingborg 
aufrecht, aber erit am 21. Juli 1369 bequemten fich die tapferen Ver— 
theidiger zu einem Bertrage, nach dem jie die Feſte am 8. September dem 
Herzog Heinrich von Medlenburg (Herzog Albrecht war, ärztlichen Bei— 
jtandes bedürftig, heimgefehrt) und den Städten, von denen Lübeck, Roſtock, 
Straljund, Greifswald, Wismar, Stettin, Kolberg und Riga mit Namen 
genannt werden, zu übergeben hatten, wenn bis dahin noch fein Entjaß ein- 
getroffen jet oder ?sriedensunterhandlungen begonnen wären. Da feine 
diejer beiden Vorausſetzungen eintraf, famen die Städte zum vorbejtimmten 
Termin in Befik des vielumfämpften Schlüfjel3 zum Sunde und beeilten 
jich, das fejte Schloß von Kopenhagen, das fie bis dahin bejeßt gehalten 
hatten, bis auf den Grund zu zerjtören, und damit jeder feinen gebührenden 
Antheil dabei erhielt, jo jtellten alle wendijchen Städte nach) dem Verhältniß 
ihrer Kriegsmannſchaft Steinhauer dazu, Liibe 20, Stralfund 10, Roftod 8, 
Wismar 5 und Greifswald 4. Damit war der Krieg zu Ende; der 
dänische Reichsrath jah jich außer Stande, den Kampf fortzujegen, des 
Königs Bemühungen um Bundesgenofjen waren jo gut wie vergeblich 
gervejen und jo wurde denn am 30. November 1369 eine Waffenruhe verein- 
bart, die jchlieglich am 24. Mai 1370 zum Friedensihlug von Stralfund 
führte, dem Höhepunft jtädtifcher Macht im Norden. 

Bezüglich) Roſtocks waren im Stralfunder Frieden ganz bejondere 
Abmachungen getroffen worden, die deutlich die Beſorgniß der Dänen vor 
einem Ueberfall durch die zahlreiche Flotte diefer ihren Slüften jo nahe 
gelegenen Stadt, dann aber auch die eigenthümliche Stellung Roftods im 
mecklenburgiſchen Unterthanenverband erkennen laſſen. Falls nämlich wieder 
Teindjeligfeiten zwifchen Dänemark ausbrächen, follten die Roſtocker doc) 
volle Berfehrsfreiheit in Dänemark behalten, dagegen aber ihrem Landes» 
herrn nur zur Vertheidigung im eigenen Lande und im eigenen Hafen 
Beiltand leijten, nicht zum Angriff über See, oder in letzterem Falle den 
Beginn der TFeindjeligfeiten vier Wochen vorher anzufagen verpflichtet fein. 

Die Hanja Hatte mit dem Friedensſchluß ihr Ziel erreicht; anderthalb 
Sahrhunderte Hindurch behauptete fie jeitdem die enticheidende Stimme in 
allen Angelegenheiten der nordiichen Reiche. Nicht jo das Haus Medlen- 

2* 


20 


burg. Zwar hatte König Waldemar am 30. Oltober 1371 jeinen ältejten 
Entel Herzog Albrecht (IV.), den Sohn jeiner Tochter Ingeborg und 
Herzog Heinrichs IIL, zum Nachfolger eingejett, Doch ald er am 24. Oftober 
1374 verjtorben war, vermochte jeine jüngfte, erſt 22jährige Tochter 
Margareta, die Gemahlin König Hakons, die dänischen Reichsſtände mühe- 
los dazu, ihren eigenen erit fünfjährigen Sohn Dlaf zum König zu 
erwählen (3. Mai 1375). Die Negentichaft führte fie jelbjt mit fräftiger 
Hand und als Olaf jchon 13837 mit Tode abging, wurde fie jelbjt zur 
Königin erforen. ALS folche vereinigte fie, jeit Hafons Tod 1380 ſchon 
Königin von Norwegen, nach König Albrecht3 erzwungenem Verzicht 1397 
durch die Kalmarſche Union die drei nordiichen Reiche in einer Hand. 
So jcheiterte der großangelegte Plan Herzog Albrecht II. noch im letzten 
Augenblid an der Abneigung der Dänen und Schweden gegen die Herr: 
ichaft der Deutjchen und der Entichlofjenheit und Thatkraft Margaretas, 
der „nordiichen Semiramis“. 











II. 


Dur Geſchichte der Lande Werle und Schwan. 


Bon 
Karl Roppmann. 


te Burg Werle lag einer Nachricht Helmolds zufolge im Lande der 

Obotriten) und zwar an der Warnow in der Nähe des Landes 
Keſſin?); jeit Lindebergs Zeiten meint man: beim Hofe Wiek an der 
Warnow, jüdlih von Schwan). Das zu diefer Burg gehörige Land 
Werle war zu beiden Seiten der Warnow gelegen. 

Durch eine Anordnung, welche Kaiſer Friedrich I. am 2. Dez. 1181 
bejtätigte*), hatte Herzog Heinrich der Löwe mit Genehmigung des Fürften 
Pribizlav der biſchöflichen Burg Bützow „die Dörfer in Keſſin“ zugelegt, 
„die zu Werle zu gehören pflegten“. Die Bedeutung diefer Zuleaung ift 
unflar: da Burg und Land Werle der Herrichaft Niklot3 und feiner Söhne 
unterftanden, jo fonnten fie füglich als Theil der Herrichaft Keifin 
betrachtet werden); da aber die Bezeichnung des abgetretenen Gegenstandes 
eine auffällige fein würde, wenn diejer das ganze Land Werle umfaßt 
hätte, jo hat Wigger die Anficht aufgejtellt‘), daß es ſich bei jener Maß: 
regel nur um gewijje Bejigungen am rechten Ufer der Warnow gehandelt 
habe ®). 


) ], 48: direxit expeditionem in provinciam Obotritorum, obseditque urbem 
que dicitur Werle. 

) ], 87: Unum solum castrum sibi retinuit, Wurle, situm juxta flumen 
Warnou prope terram Kicine. 

2) Mekl. Jahrb. 6, S. 90. 

) M. U. B. 1, Nr. 134: insuper villas in Kixin, que pertinere solebant ad 
Werle, quas idem quondam dux consensu Pribeslai contulit Botissiu, castro pre- 
dicti episcopi. 

5) Melt. Jahrb. 28, S. 205: „Dörfer in Kigin (d. 5. im Lande Kizin im 
weiteren Sinne, in welchem es auch Werle umfaßt)“. 

9 Daſ. 28, ©. 265. 


22 


Die Bejtätigungsurfunden der beiden Päpſte Urban III. von 1186 
Febr. 23 und Klemens III. von 1189 Sept. 30 enthalten die Beitimmung: 
von Bützow die Warnow hinab bis zum Orte Stulp und das neben 
Bützow liegende Land Werle bis zu den Flüſſen Tichmenzefe und Zarnomw). 
Stulp und die Tichmenzefe find unbefannt: wegen lehterer wirft Wigger, 
der erwähntermaßen die abgetretenen Dörfer in Kixin am rechten Ufer der 
Warnow jucht, trogdem die Frage auf, ob fie mit der Gilchower Bel 
(zwiſchen Groß: und Klein-Giſchow) identiſch ſei?), aber dieſelbe wird 
ſchwerlich bejaht werden können, da dieſer Bach 1232 zwei andere Namen 
führte. Die Zarnow iſt ſtrittig: Liſch erkennt in ihr diejenige Zarnow, 
die „noch heute von einer Forſt, genannt die Zarnow, beim Dorfe Sabel, 
A. Güſtrow, bei Scharſtorf, Priſannewitz und Klingendorf vorüber bei 
Reetz (als Reetzer Mühlenbach) in die Warnow“ fließt?); Wigger wendet 
ſich gegen dieſe Deutung‘), ohne jedoch ſeinerſeits eine andere zu verſuchen; 
wenn aber Liſchs Erklärung richtig iſt, ſo ſprechen dieſe beiden päpſtlichen 
Urkunden dem Bisthum Schwerin das ganze Land Werle am rechten Ufer 
der Warnow bis zu einer nördlichen Grenze zu. 

Unzweifelhafter ift die Anzabe der Urkunde des Papſtes Cöleſtin ILL., 
indem fie außer dem Orte Stulp die Burg Werle mit dem dazu gehörigen 
Lande Werle an beiden Seiten der Warnow namhaft macht); aber diefe 
Angabe erflärt Wigger für eine Interpolation der nur in einer jpäten 
Abſchrift erhaltenen Irkunde. Seine Beweisführung ijt jedoch einestheils 
etwas gefünftelt, anderntheil3 wenig zwingend: dieſelbe Interpolation fehre 
wieder) in der gefäljchten Stiftungsurfunde Heinrichd des Löwen von 
1171); der Fäljcher jet zu ihr dadurch veranlagt worden, daß er die in 
den echten päpftlichen Urkunden genannte Zarnow irrthümlich für die Zarnow 
bei Reetz gehalten habe; bis zu diefer aber habe das Bisthum Schwerin 
dag Land Werle niemals bejejjen; wenn dem Bilchof Brunward dajjelbe 





1) M. U. B. 1, Wr. 141: a Butessowe autem sursum versus ayuam, que 
dicitur Warnowe, ad locum, qui Ztulp nominatur, et terram adjacentem Butessowe 
Werlam dictam usque ad fluvios Tichmenzeke et Zarnowe dictos. 1, Nr. 149: 
a Butsou autem sursum versus aquam, que dieitur Warnowe, ad locum, qui Slup 
nominatur, et terram adjacentem Butzowe Werle dietam usque ad fluvios Tithmen- 
theke, Zarnowe dictos, 

” Melt. Jahrb. 28, S. 209 Anm. 2. 

9) Daf. 6, ©. 89. 

*) Daf. 28, ©. 207. 

4 M. U. B. 1, Nr. 162: a Butessowe autem sursum versus aquam, que 
dieitur Warnowe ad locum, qui Stulp nominatur, et castrum Woerle dietum cum 
terra attinenti, etiam Werle vocata, ex utraque parte aque Warnowe, 

°®) Daf. 1, S. 161; Mell. Jahrb. 28, S. 208. 

YM.U 8. 1,6. 96 Anm. 1. 


23 


wirklich gehört hätte, jo würde er fich den Beſitz deijelben im Jahre 1211 
von Kaiſer Otto ebenjowohl, wie den des Landes Bützow haben bejtätigen 
laſſen). Was zunächit die Wiederfehr in der gefälichten Urkunde Heinrichs 
des Löwen betrifft, jo braucht, was dort unzweifelhaft Interpolation tft, 
es nicht auch hier zu fein ; die päpjtliche Urkunde von 1197 kann vielmehr 
dem Fälſcher das Material zu jeinem Machwerk dargeboten haben. Daß 
die in den päpitlichen Urkunden von 1186 und 1189 genannte Zarnow 
nicht die Zarnow bei Meet fei, iſt unerwieſene Behauptung und ein 
Fälſcher, der dieje Grenzbeitimmung in der Vorlage vorfand, irrig auf: 
faßte und jeine faljche Interpretation in die echte Urkunde hineinbrachte, 
würde feinen Grund gehabt haben, deretwegen die borgefundene Grenz— 
beſtimmung jelbit zu bejeitigen. Kaiſer Otto aber beitätigte dem Bisthum 
1211 Ian. 4, indem er da3 ganze Land Bützow bejtätigte?), zugleich auch 
dasjenige, was durch die von Herzog Heinrich getroffene und von Kaiſer 
‚sriedrich bejtätigte Anordnung der Burg Bützow zugelegt worden war, jei 
dies num Befizungen am rechten Ufer der Warnow oder das ganze Land 
Werle, und aus der Thatjache endlich, da es dem Bisthum niemals 
gelang, ſich in den faktiſchen Befit des ganzen Landes Werle zu jegen, 
fann unmöglich gefolgert werden, daß es ihm niemals gejchenft worden jei, 
denn nicht nur im Allgemeinen läßt fich matürlich einwenden, daß gur 
manche Schenfung gemacht wird, durd) die der Beſchenkte nicht im dei 
Beſitz des betreffenden Gegenitandes gelangt, jondern auch gerade im 
Betreff des vorliegenden Falles wiljen wir, daß erſt im Jahre 1232 Die 
Fürſten Nikolaus von Werle und Heinrich Borwin von Roſtock auf ihre 
Anſprüche an das Land Bübow), d. h. wegen des der Burg Bützow zu— 
gelegten Landes Werle, unter Feſtſetzung genauer Grenzen Verzicht leijteten, 
und jicherlich werden wir anzunehmen haben, dat fich dabei das Bisthum 
eine wejentliche Herabminderung jeiner Anfprüche gefallen laſſen mußte *). 
Durch diejen Vertrag vom 27. März 1232 entitanden auf dem Linken 
Warnow⸗Ufer die Grenzen: der große Teſſiner See, der Neufirchener See 
und die dieſe beiden verbindende Giſchower Bel, welche letztgenannte hier 
unter den beiden Namen Rozjtrombounizha und Duznizha erjcheint’) und 
deshalb, wie bereit3 bemerkt worden ift, schwerlich mit der Tichmenzefe 
der päpstlichen Urfunden von 1186 und 1189 ibdentificirt werden kann. 
Als Grenzen auf dem rechten Warnow⸗Ufer aber werden von der Warnow 


) Mekl. Jahrb. 28, ©. 207. 

2) M. U. B. 1, Nr. 202: terram Butissowe totam. 

2) Daſ. 1, Nr. 398. 

) Auh Wigger, Mel. Jahrb. 28, S. 206 vermuthet, daß das Fehlen der 
Namen Stulp, Tihmenzefe und Zarnow auf einer Veränderung der alten Grenzen berube, 

5) Mel. Zahrb. 28, S. 209. 





24 


bis zur Nebel nur ein mit einem Kreuz bemalter Eichbaum und zwei 
unbekannte Ortichaften genannt‘), Was von dem früheren Lande Werle 
diejjeit diefer Grenzen auf dem rechten und linken Ufer der Warnow lag, 
blieb im Beſitz der Fürſten Nifolaus von Werle und Heinrich) Borwin 
von Roftod: auf dem rechten Warnow⸗-Ufer aber erſtreckte ſich dieſes 
Gebiet nördlich bis in die Gegend der Zarnow bei Reez und noch etwas 
darüber hinaus, denn den Fürften von Werle gehörten 3. B. Niendorf?), 
Kanfel?), Zeezt), Prifannewig?’), Kavelſtorf“) und Nier?). 

Die Bezeichnung terra Werle verjchwindet jeit der päpftlichen Be— 
jtätigung vollftändig, um erſt im Jahre 1300 von Neuem wieder auf: 
zutauchen?). Wohl aber haben befanntlic; Nitolaus, der Sohn Heinrich 
Borwins II. und feine Nachkommen den Titel dominus de Werle geführt. 
Nikolaus und fein unmündiger Bruder, Heinric) Borwin IIL, lebten 
Anfangs in gemeinschaftlichem Beſitz; Heinrich Borwin, deſſen erjte jelbit- 
ftändig ausgejtellte Urkunde von 1237 datirt®), der aber jchon 1236 
mündig gewejen jein muß’), führt von Anfang an den Titel Herr von 
Roftod, während Nifolaus fich Anfangs häufiger ala Herrn von Roftod?'), 
jeltener al3 Herrn von Werle bezeichnet !?) und erit vom Jahre 1243 ab 
bejtändig den leßteren Titel gebraucht. | 

Wenn wir annehmen, daß der gemeinjame Beſitz der beiden Brüder 
bis zum Jahre 1236 dauerte, jo erklärt es fich von jelbit, daß ſie zuſammen 
jih im Jahre 1232 mit dem Bisthum Schwerin wegen der Grenzen des 
Landes Bützow verglichen. 

Eine undatirte Beitimmung über die Grenzen des Hofe Satow und 
jeiner Nachbardörfer Wofrent, Hohen-Lukow, Bölkow, Pütſchow, Rederank 
und Radegaſt wurde von Nikolaus und ſeinem Bruder Heinrich (Borwin) 
von Roſtock vorgenommen’), darauf aber, im Jahre 1244, von Nikolaus 





1) Mekl. Jahrb, 28, S. 209—210. 

2) 1274: M. U. B. 2, Wr. 1316. 

9) 1279: daf. 2, Ar. 1509. 

*) 1307: daſ. 5, Nr. 3190. 

9) 1282: daf. 3, Nr. 1612. 

° 1301: daf. 5, Nr. 2762. 

9) 1304: daſ. 5, Nr. 2970 

®) Daf. 4. Nr. 2621: villa Nyendorp, que sita est in terra Werle. 

9) Daf. 1, Nr. 468, 

10), Daſ. 1, Nr. 446. 

) 1229: daf. 1, Nr. 369, 371; 1232: 1, Ar. 398, 406, 410; 1233: 1, Nr. 414, 
415; 1235: 1, Nr. 488; 1236: 1, Nr. 449; 1237: 1, Nr. 469; 1288: 1, Nr. 485, 
490; 1289: 1, Nr. 499; 1241: 1, Nr. 523; 1242: 1, Ar. 541. 

12) 1285: daf. 1, Nr. 485; 1237: 1, Nr. 462; 1240: 1, Nr. 514. 

ss) Daf. 1, Nr. 556. 


25 


von Werle einfeitig betätigt‘): im Jahre 1244 muß aljo ‘die Herrichaft 
Berle fic) auch über einen Theil des Landes am linfen Warnow⸗Ufer 
erjtredt haben. Später bejaßen die Fürſten von Werle Beni?) und 
PBoldom?). 

Für diefes Land am linfen Warnowellfer wird jpäter die Bezeichnung 
Land Schwan, terra Sywan, gebraudt. Der Name fommt vor dem 
Schwaner Frieden von 1294 Dft. 31*) urkundlich überhaupt nicht vor. 
Dagegen begegnet uns ein sacerdos in Siwan ſchon 12325) und ein 
advocatus in Sywan 1287°). Die Fürſten von Werle ſchloſſen 1273 in 
Schwan einen Frieden mit dem Biichof von Schwerin?) und Fürſt Heinrich 
von Werle war 1275, 1237 und 1290 im Befit von Schwan ®). 

Mir jcheint demnach, daß die Bezeichnung terra Sywan erſt jpäter 
entitanden und dab das Land Schwan nichts Anderes jei, al3 derjenige 
Theil des Landes Werle links der Warnow, welcher durch den Bergleich 
von 1232 den Brüdern Nikolaus und Heinrich Borwin gerettet wurde. 
Vermuthlich bildete fich) diefe neue Bezeichnung, ald das castrum Werle 
jeine Bedeutung an die munitio Sywan abgegeben hatte. Im Jahre 1272 
gewährte Fürft Nikolaus von Werle den Vewohnern des Dorfes Sufom, 
dag fie nicht mehr zu Schwan, jondern zu Güſtrow dingpflichtig jein 
jollten?): da Sufom dicht bei Güſtrow liegt, jo fann ich mir die Urfunde 
nur durch die Annahme erklären, daß der advocatus in Sywan die Vogtei— 
rechte über das ganze Land Werle, wie linf3, jo auch rechts der Warnow 
— hier natürlich) durch den Bezirk des Nogtes zu Güſtrow begrenzt — 
ausgeübt habe. 

Nah der Ermordung des Fürſten SHeinrih von Werle fanden 
befanntlih) Kämpfe wegen der Nachlajjenichaft jtatt, denen durch den 
Friedensſchluß von 1294 Dit. 31 ein Ende gemacht wurde. Die betreffende 
Urfunde giebt da8 Land Schwan dem Fürften Nikolaus von Werle, einem 
Neffen des Ermordeten, und dem Fürften Nikolaus von Roſtock zu 


1) M. U. B. 1, Nr. 557. 

9) 1270: daſ. 2, Nr. 1196. 

2) 1275: daſ. 2, Nr. 1367. 

*) Daf. 3, Nr. 2299. 

5) Daf. 1, Nr. 406. 

9) Daf. 3, Nr. 1893. 

?) Daj. 2, Nr. 1268. 

° Daf. 2, Nr. 1867; 3, Nr. 1919, 2071. 

9) 2, Nr. 1247: dedimus pro munere speciali, quod in civitate Gustrowe et 
non alibi, debent sua judicia observare et ibidem preconem, et non in Sywan, 
precio remunerare, nec super eo de cetero ab advocato aliquo volumus eosdem 
molestari, 


26 


gemeinfamem Beſitzy. Unmittelbar nach dem Abſchluß des Friedens, 
am 13. Dez. 1294, verpfändet darauf Nikolaus von Werle an Nikolaus 
von Roſtock jein ganzes Land zwiichen den Flüſſen Warnow und Reknitz 
bis an die Feldmark der Stadt Güftrow?). Im Folge diejer beiden Afte 
wird aljo Fürſt Nikolaus von Roitod Miteigenthümer des Landes Werle 
Iinf3 der Warnow unter der Bezeichnung des Landes Schwan und Pfand— 
befiter ded Landes Werle recht3 der Warnow bid an die Feldmark 
Güſtrows unter der Bezeichnung des Landes zwiichen den Flüſſen Warnow 
und Reknitz. — Dann ereignen fich jene Berwidelungen zwiſchen Nikolaus 
von Roſtock und Nikolaus von Werle und anderen Fürſten, in deren 
Gefolge Nikolaus von Roftod dem Könige Eric; von Dänemark huldigt 
und Diejer mit dem Hauptgegner feines Lehnsmannes, mit Nikolaus von 
Werle, 1301 Aug. 1 Frieden jchliegt. Im der betreffenden Urkunde einigt 
man fich wegen des Landes Werle, der Feſtung Schwan und der Hälfte 
des zu ihr gehörigen Landes’) dahin, dat Diele Feſtung mit dev Hälfte 
des ganzen Landes, das von Altersher zu ihr gehört hat, an König Erich 
übergeht und demjelben von Nikolaus von Werle verlajjen wirdt), und 
andererjeits verläßt König Erich dem Werler Fürſten das Land Werle, 
wie derjelbe es an Nikolaus von Roſtock verpfändet hat, mit alleiniger 
Ausnahme des zu Schwan gehörigen Feldes’). Beide Beitimmungen 
ergänzen einander: das Land Werle links der Warnow wird aufgefaßt 
als das von Altersher zur Feitung Schwan gehörige Land und Nikolaus 
von Werle, durch den Friedensichlug von 1294 Dft. 31 zum Mitbefiger 
dejjelben neben Nikolaus von Roſtock geworden, tritt jeinen Antheil, Die 
Hälfte diejes Landes, an König Erich ab, ſodaß diejer Alleinherr des Landes 
wird; das Land Werle recht? der Warnow zwiſchen den Flüſſen Warnom 
und Reknitz bis an die Feldmark Güftrows wird aufgefaßt als Land 
Werle und tritt dadurch, da König Erich auf das Pfandrecht, das 


1) M. U. B. 3, Nr. 2299: Et vasalli terre Sywan vasallagium facient domino 
Nycolao de Werlle prehabito et domicello Nycolao de Rozstoc equaliter. 

2) Das. 3, Nr. 2302: totam terram nostram, sitam infra fluvios Warnoviam 
ac Rekenitzam, usque ad agros et metas seu terminos civitati Guzstrow pertinentes 
protendentem, 

2) Daſ. 5, Nr. 2748: super terris Gnogen, Werle, Calant, munitione Sywan 
et medietate terre eidem munitioni adjacente. 

*) quod munitio Sywan cum medietate totius terre, que eidem ab antiquo 
adjacuerat, ipsi domino nostro ..... cedat. 

5) Terram autem Werle in suis terminis, sicut fuisse dinoseitur, cum domino 
de Rozstoc inpignorata fuerat, nobis libere resignavit, excepto solummodo campo 
Sywan adjacente. 


27 


Nikolaus von Werle 1294 Dez. 13 dem Fürſten Nikolaus von Woftod 
eingeräumt bat, Verzicht leiſtet, mit alleiniger Ausnahme des campus 
Sywan adjacens in Die volle Herrichaft des Fürſten von Werle zurüd. 
Diefer campus Sywan adjacens ijt wohl derjenige Theil der jeßigen 
Feldmark der Stadt Schwan, der am rechten Ufer der Warnow liegt, 
joweit er nämlich diejer nicht erſt jpäter beigelegt worden ift?). 

Das Land Werle am linken Ufer der Warnow, das jogenannte Land 
Schwan, vom Lande Bübow aus nordwärts bis Polchow einjchlieglich 
gehört aljo jeit wenigjtend 1244 und bis 1291 erſt Nikolaus von Werle, 
dann jeinem Sohn Heinrich I., von 1294—1301 Nikolaus von Werle und 
Nikolaus von Roſtock gemeinjam, von 1301 ab dem Könige Erich von 
Dänemarf, beziehentlich zur Herrichaft Roftod, während das Land Werle 
am rechten Ufer der Warnow — abgejehen von dem der Herrichaft Roſtock 
von 1294— 1301 zuftändigen Pfandrecht —, vermuthlich jeit der Aus— 
einanderjeßung der beiden Brüder Nikolaus I. von Werle und Heinrich 
Borwin von Roſtock, immer zur Herrichaft Werle, bis 1291 der älteren, 
jeit 1294 der jüngeren Linie gehört. 

Die Ober-Warnow, deretiwegen wir uns auf diefe Erörterung ein- 
gelaffen Haben, floß mithin von Schwan ab bis Polchow und Nier 
zwiichen Theilen des Landes Werle und erjt von Polchow und Nier ab 
zwiſchen Theilen des Landes Roſtock. Es ijt deshalb ſchwer verjtändlich, 
dag Fürſt Waldemar von Note (f 1282), der beide Ufer der Warnow 
nur bis beziehentlich Polchow und Nier bejak, in der Lage war, die 
sitcheret auf der Oberwarnow zwiſchen Roſtock und Schwan zu verleihen, 
und dag Fürſt Heinrich) von Mecklenburg, dem wenigiten® das linke 
Warnow:lifer bis Schwan gehörte, jih im Jahre 1323 für befugt hielt, 
dieſe Fiſcherei zwilchen Nojtod und Echwan zu verkaufen. Man wird, 
wie mir jcheint, zu der Annahme genöthigt, daß dieſe Fiſcherei als ein 
Ganzes betrachtet wurde und der Herrichaft Roſtock zuftand, trotzdem der: 
jelben die beiden Ufer nur auf ihrem unteren Theile gehörten. Vermuth— 
fi) ging der Verleihung Waldemars eine andere vorauf, die in eine Zeit 
fiel, da Schwan und Roſtock einem gemeinjamen Herrn unterjtanden, denn 
nur ein Fürft, der das Land an beiven Seiten der Warnow beſaß, fann 


3) Die Feldmarf Schwans recht3 der Warnow grenzt im Süden an Neu-Auliten, 
im Diten an Göldenip und Niendorf, im Norden an Neu-Wiendorf; diefe Grenzen 
find aber nicht die uriprünglicen, denn erjt 1862 wurde die bisherige Domanial- 
Ortſchaft Friedrihsgabe mit der Schwaner Feldmarf vereinigt, während lange vorher 
ein Gleiches mit einem Theil des ritterichaftlihen Gutes Neuhof, nördlich von Friedrichs 
gabe und jüdlich von Neu-Wiendorf, geihehen war; ob und warın noch andere Erweiterungen 
der Feldmark ftattgefunden haben, ijt mir unbelfannt. 


28 


urfprünglich jolche Verleihung vorgenommen haben; bei der Auseinander— 
ſetzung zwifchen den beiden Brüdern Nikolaus von Werle und Heinrich 
Borwin von Roſtock aber muß dieſes Verhältniß aufrecht erhalten worden 
fein, da ſonſt weder Fürjt Nikolaus von Roſtock und König Erich von 
Dänemark im Jahre 1308, noch Fürſt Heinrich von Mecklenburg im 
Jahre 1328 über die ganze Warnow zwilchen Rojtof und Echwan hätten 
verfügen fünnen. 


—2— 














III. 


Von der Ober - Warnow. 


Bon 
BRarl Roppnann. 


71° Dber-Warnow, die in der Geichichte Roſtocks eine jo bedeutende, 
wenn auch naturgemäß mit derjenigen der Nieder-Warnow nicht zu 
vergleichende Rolle jpielt, hat mir wiederholt zu näherer Betrachtung 
vom Standpunkte des Hiltoriferd aus Veranlafjung gegeben. Eine ver 
vielen Schwierigfeiten, die fich ſolcher Betrachtung entgegenjtellten, war 
das Dunfel, das bisher auf dem verwandtichaftlichen Zujammenhange der: 
jenigen Glieder der Familie Wulf ruhte, die als Beſitzer oder Mitbefiker 
des Fluſſes von Intereffe find. Der Stammbaum dieſer Glieder der 
Familie Wulf, wie er fich nach den eingehenden Forſchungen des Herrn 
Oberlandesgerichtsraths Sohm herausstellt, hat dieſe Schwierigfeit 
bejeitigt und mich angelodt, die früheren Arbeiten wieder aufzunehmen 
und zu einem gewiſſen Abjchluffe zu führen, der ſich darin darbietet, daß 
die eine Warnow-Hälfte 1482 in den Beſitz der Stadt Roſtock gelangte 
und daß die andere aus dem Belize der Familie Wulf in den Beſitz 
Kunze Sojenheimers, beziehentlich der Familie Grote, überging. Die 
jpätere Gejchichte bedarf noch einer ähnlichen Aufklärung des genealogijchen 
Zujammenhanges der Grotejchen Rechtsnachfolger. 


Am 28. April 1308 verlieh Fürft Nikolaus von Rojtod — in der 
erſten jeit 1301 Juni 11°) von ihm ausgeſtellten Urkunde — zu Roftod 
dem dortigen Bürger Hinrich Bernewin die Fiſcherei zwiſchen Roſtock 
und Schwan jammt jeiner neben der Nadel gelegenen Wiefe, welche Fiſcherei 

und Wiefe Beter Hovefijcher von feinem Vater Waldemar und hernach 


1) Melt. U. B. 5, Nr. 2740. 


30 


von ihm jelbit zu Lehn gehabt hatte?), und am 14. Aug. 1308 zu Söborg 
verlieh) König Erich von Dänemarf dem dort anwejenden Hinrich 
DBernewin, jeinem Knappen und Bürger zu Rojtod, jeine ganze Fiſcherei 
zwilchen Rojtod und Schwan mit den Werdern und Gradnutungen der 
Ober-Warnow, jowie auch jeine neben der Radel gelegene Wieje nebſt 
einer daranliegenden feinen Wieje, wie diefes Alles früher fein Verwandter 
Fürſt Nikolaus von Roſtock und nad) demjelben der König jelbit beſeſſen 
hatte?). — Die in beiden Urkunden mit der Fiſcherei auf der Ober- 
Warnow zujammengenannten eine oder zwei Wieſen juxta Ratele waren 
räumlicd) von dieſer getrennt, Tagen am der Nadel, einem nördlich vom 
jogenannten Schnatermann in den Breitling mündenden Bache und haben 
aljo hier für uns fein Intereſſe. — Peter Hovefijcher, der nach der 
Urkunde des Fürſten Nikolaus die piscatura inter Rozstok et Sywan 
jhon von dem im Jahre 1282 geitorbenen Fürjten Waldemar zu Lehn 
getragen hatte, fommt als Fiſcher Peter 1263 zuerit vor und war 1289 
Eigenthümer eines Grundjtüds, nach welchem die Lage von Nachbar: 
häuſern bis 1294 als neben oder gegenüber dem Fiſcher Peter angegeben 
und welches jelbjt 1329 als weiland Peter Hovefischer gehörig und beim 
Fürſtenhof belegen bezeichnet wird ®). — Hinrich Bernewin, den wir für 
den unmitielbaren Nachfolger des Peter Hovefijcher im Beſitz der Fiſcherei 
auf der Cher-Warnow zu halten haben werden, ijt in Roftod im Jahre 
1310 zulegt nachzuweiſen). Etwa im Jahre 1321 erjuchten zwei 
Tedlenburger Burgmannen, Ritter Ludolf Hofe und dejien gleichnamiger 
Sohn, wie jie das jchon öfter gethan hätten, den Vogt, den Rath) und 
die Gemeinde zu Nojtod, ihren Verwandten Hinrich Bernewin für jeine 
Wielen, feine Fiſcherei, ſeinen Werder und jeine übrigen Güter zu ent- 
Ichädigen?), und etwa gleichzeitig erging ein noch ungedrudtes Schreiben 
der Ritter Eberhard und Amelung von Fahrendorf, gleichfalls Tedlen- 
burger Burgmannen, in welchem jie den Bogt, den Rath und die Gemeinde 


) MUB. 5, Wr. 3223: piscaturam nostram inter Rozstok et Sywan, necnon 
pratum nostrum juxta Radele situm, quam scilicet piscaturam et pratum Petrus 
dietus Hovevischere a patre nostro Woldemaro ... et postmodum a nobis tenuerat, 

2) Daj. 5, Nr. 3239: totam piscaturam nostram inter Rozstoc et Sywan cum 
insulis et graminibus et pratum nostrum juxta Ratele situm ..... cum parvo prato 
ibidem adjacente, ..... sicut Nicolaus dominus de Rozstoc, cognatus noster, prius 
tenuerat et nos postmodum. 

2) Daf. 2, Nr. 1422 Anm. 

) Daf. 5, Nr. 8401. 

®) Daſ. 6, Nr. 43804: de dampnis sibi illatis de pratis, piscatura, insula sua 
et de aliis bonis suis universis, 


al 


zu Rojtod um Entihädigung erjuchten für ihren Verwandten Hinrich 
Bernewin, den dieje zweier Wiejen, mit denen er vom König von Dänemarf 
und von Fürſt Nifolaus belehnt worden und aus denen fie jeit 11 Jahren 
60 Mark jährlich bezogen, beraubt und ihre Mitbürger, welde damals 
die Gewalt beſeſſen, verfejtet und aus der Stadt getrieben hätten). Der 
Ausdrud: concives, qui tunc protestatem habuerunt, weift darauf Hin, 
daß dasjenige, worüber Hinrich Bernewin jich bejchiwerte, in den Unruhen 
zwiichen 1311 Eept. 17 und 1314 Ian. 21°) gejchehen war; der Grund 
dazu war vermuthlich politischer Natur gewejen und hatte vielleicht im 
den Beziehungen Hinrich Bernewing zu König Erid) gelegen, der ihn, wie 
erwähnt, 1308 als jeinen Knappen bezeichnet hatte. Da jene Ver— 
wendungsichreiben feinen Erfolg hatten, jo wandte jich Hinrich Bernewin 
an den Papſt und Ddiejer beauftragte 1321 Oft. 1 den Abt zu Ujedom, 
den Dechanten zu Güſtrow und den Archidiatonus zu Ujedom mit der 
Unterfuchung und Entjcheidung der von Hinrich Bernewin vor ih 
gebrachten Streitjache, daß nämlich derjelbe, obwohl er das Sreuz genommen, 
jein Gelübde nicht auszuführen vermöge, weil Rath und Gemeinde der 
Etadt Rojtod ihn gewiſſer Ländereien, Beligungen und anderer Dinge 
beraubt hätten’). Abgejehen von einer daraufhin erlajjenen Verfügung, 
des päpftlichen Auditord Peter von Nogaret von 1321 Oft. 9 fehlen aber 
über diejen Prozeß alle weiteren Nachrichten und auch über Hinrich Ber— 
newin jchweigen unjere Quellen, bi8 er 1347 Aug. 27 als „weiland 
Hinrich Bernewin, bone memorie”, aljo als verjtorben, bezeichnet wird‘), 

In einer Stadtbuchichrift vom Jahre 1325 verliefen Hinrich Freie 
und Herder mit dem Male ihrem Schwager Dietrich Wilde als Mitgift 
jeiner Ehefrau und in Gemäßheit des von Wulf von Zehna errichteten 
Teſtaments 55 Marf Rente, nämlich 15 Marf in der Mühle des Yeffard, 
10 Mark in der Mühle des Hermann Belit und 30 Mark in der Vogtei, 
in der Filcherei und im Zoll’). Zweifellos geht dieſer Rentenbeſitz Wulfs 
von Zehna, der 1320 als Vogt von Roſtock vorkommt‘), auf eine Ver: 
pfändung des Fürjten Heinrich von Meklenburg zurüd und ebenio zweifel- 
103 ijt unter der piscatura die Fiſcherei auf der Ober-Warnow zu ver- 





2) Urkunden: Warnow, 

2 S. Koppmann in Melt. Jahrb. 56, S. 33—62. 

2) M. U. 8. 6, Nr. 4305: quibusdam terris, possessionibus et rebus aliis ad 
eum spectantibus, 

9 Daf, 10, Nr. 6788. 

5), MU. B. 7, Nr. 4650: item 30 mareas in advocatia et in piscatura ei 
theloneo civitatis. 

9) Daſ. 5, S. XIX. 


32 


ftehen, die der Fürit durch Berpachtung -— an wen, willen wir nicht — 
nutzbar gemacht haben wird. 

Am 14. Febr. 13283 verkaufte Fürst Heinrich dem Roſtocker Rath- 
mann Johann Node für 1000 Mark jeine Fiſcherei auf der Ober- 
Warnow zwilchen der Roſtocker Stadtmauer und der Brüde zu Schwan 
mit all dem Rechte, mit dem jeine Borgänger und er jelbit fie von Alters- 
ber bejeijen hatten!), und am 9. Sept. 1337 wurde dieje Berfaufsurfunde 
durch den Fürſten Albrecht transjumirt und bejtätigt *. — Im Jahre 1347, 
aljo 19 Jahre nach dem Abſchluſſe des Kaufvertrages, fühlte ſich Johann 
Node veranlagt, die Nechtsnachfolger Hinrich Bernewins wegen 
ihrer Anjprüche abzufinden: am 27. Aug. verzichteten der Kleriker Gott: 
fried Bernewin, Hinrihs Sohn, Eberhard Hedader und Gerhard Bernewin 
zu Gunften des Nathmannes Johann Rode auf alle Aniprühe an 
der Warnow⸗Fiſcherei zwiſchen der Stadtmauer Roftods und der Brüde 
zu Schwan?. — Bon jeinen Einfünften aus der Warnowt) hatte 
Rathmann Johann Rode damals jchon 60 Marf Rente an jeinen 
Echweiterjohn, den Geiftlichen Berthold Node, und nach deſſen Tode zu 
drei Vifarieen in der Marientirche vergabt, was durch Biſchof Ludolf 
von Echwerin 1338 Juni 4 bejtätigt worden war), und in jeinem 
Teftament von 1349 Juli 11 bejtimmte er, dab feine Gattin Gertrud 
Zeit ihres Lebens jährlich 10 Stiege Aal und Bürgermeifter Hinrich) Node 
ebenfall3 Tebenslänglich 10 Stiege Aal aus der Warnow-Fiſcherei erhalten 
und daß alles Uebrige, was über die vergabten 60 Marf aus gedachter 
Fiſcherei erzielt werden wiürde, durch den Geiftlihen Berthold Rode 
zum Beſten der Armen verwendet werden ſollte“). — Die lettgedachte 





) M. U. B. 7, Nr. 4901: integram piscaturam nostram fluvii Warnowe inter 
Rozstoch et Zywan secundum ascensum et descensum in distinctis metis, prout 
inter murum Rozstoch et pontem Zywan in longum, latum et profundum se extendit 
ac infra distinctiones et terminos suos jacet, cum integra proprietate et omnimoda 
libertate, cum omni jure et judicio majore et minore, cum omnibus fructis et 
utilitatibus ac universis suis attinentiis ac eo jure, quo antecessores nostri et nos 
eam habuisse dinoscimur ab antiquo, sine omni genere servicii aut quolibet onere 
inde exigendo, optinendam perpetuis temporibus et pacifice possidendam. 

) Daf. 9, Nr. 5809. 

2) Daf. 10, Nr. 6788: toti piscature fluvii Warnowe, siti inter murum Rozstock 
et pontem Sywan. 

) Daf. 9, Nr. 5879: de redditibus, quos habere dinoscitur in fluvio Warnowe. 

IM. U. B. 9, Nr. 58379: sexaginta marcas denariorum Rozstoccensium de 
redditibus, quos habere dinoseitur in fluvio Warnouve, 

% M. U. B. 10, Nr. 6983: volens eciam, ut, quidquid de piscatara pretacta 
ultra sexaginta mareas Rozstoccensium denariorum annuatim evenerit, quod dominus 
Bertholdus ea in usus pauperum convertere non obmittat, . 


33 


Beitimmung Hatte mit ausdrüdlihen Worten nur auf die Lebenszeit 
Berthold, nicht auf alle Zukunft, Rüdficht genommen; 1368 Dez. 12 
genehmigte aber Biſchof Friedrich von Schwerin auf Bitten der Rath— 
mannen Gerhard und Lambert Rode und des Berthold Node, daß eine 
der drei Vilarieen, welche Johann Rode in der von Hinrich von Roſtock 
erbauten Kapelle zu St. Marten gejtiftet und mit 60 Mark Rente aus 
der FFiicherei der Ober-Warnow botirt habe, eingehe und daß dasjenige, 
was aus der Fiſcherei über 40 Mark hinaus gewonnen werde, zu 
Memorien für Johann, Gerhard, Lambert und Berthold Rode diene !). 
Die Urheber dieſer Maßregeln waren Teitamentsvollitreder Johann Rodes, 
der einem von ihnen, Lambert Rode, und zwei andern Verwandten, dem 
Rathmann Hermann Rode und dem SHennefin Rode, alle nicht ander- 
weitig vergabten Einfünfte aus jeinem Dorfe Niendorf vermacht Hatte. 
Diefer Lambert Rode, fpäter Rathmann, war es, der ſowohl Niendorf 
als auch die Einkünfte aus der TFilcherei der Ober-Warnow durch ſeine 
Tochter Mechthild auf die Familie Wulf vererbte. 

Genaueres über die Gejchichte der drei, beziehentlich zwei Vikarieen, 
die mit diejen Einkünften dotirt waren, hat fich bisher noch nicht ermitteln 
lafien ; doch wifjen wir, daß jpäter nur 50 Marf und zwar einer einzigen 
Vikarie bezahlt wurden. — Aus einem im Jahre 1470 aufgejeßten Ver» 
zeichniffe der geiftlichen Zehen hat der verftorbene Herr Senatspräfident 
Dr. Wann in diejen Beiträgen (1, ©. 27 unter 5) die Notiz mitgetheilt: 
„Vicaria: 20 Marf Rente aus der Warnow (Fiſcherei); Wulve et uxor 
Nic. Kersebom“. Der bier genannte Klaus Kerſebom war, wie wir her— 
nach jehen werden ?), der Ehemann einer Talefe Wulf und durch dieje Ehe 
Mitbefiger des Batronatsrechtes geworden; ob die Angabe der Summe 
richtig ift oder auf einem Irrthum beruht, bleibe vorläufig dahingeftellt. — 
Am 8. Jan. 1523 belehnte der Official Detlev Danquardi den ihm von 
Kunze Sojenheimer für fich, feine Gattin und deren Schweitern präjentirten 
Sohann Koltzke mit einer durch den Tod des Johann Santmann ®) erledigten 
Bilarie zu St. Marien, deren Einkünfte aus 50 Mark beitanden, die ihm 
der Fiſcher⸗Aeltermann Hinrich Bud jährlih aus der Ober-Warnow zu 
bezahlen hattet); Kunze Sofenheimer war, wie ebenfalls jpäter zu zeigen 


1) Urkunden: St, Marien, 

) ©. unten ©. 37 Anm, 6. 

) Johann Santmann war 1495 Nachfolger ded Dietrich Wulf geworden, diefer 
ebenfall® 1495 Nachfolger des Benedikt VBigenbud und diefer wieder 1485 Nachfolger 
des Steffen Kirchhof. 

.4) Ober-Warnow; Besitzer Vol. I: Hinrick Buek piscator et oldermannus ex 
Superiori Warnovia annuatim quinquaginta marcas Sundenses, 


3 


34 


fein wird!), der Ehemann einer Armgard Wulf, die die ihr zuftehende eine 
Hälfte der Ober-Warnow auf ihre Tochter Anna Grote vererbte. — 
Anna Grote bezog ihrer eigenen Angabe von 1575 Febr. 4 zufolge?) von 
den Fiichern 71 Mark und 3 Ortsthaler; dazu bemerfte die Stadt als 
Befiterin der anderen Hälfte 1580 Sept. 16 und 1583 Nov. 19, da 
71 Mark und 3 Drtsthaler gleih 74 Mark jeien, 50 Mark aber zu 
geijtlichen Zweden verwandt werden jollten, jo betrage die Groteſche 
Hebung aus der Fiſcherei nicht mehr als ihre eigene, nämlich 24 Marf 
oder 8 Gulden oder 6 Thaler’). Vermuthlich ift in Folge des uns hier 
nicht interejlivenden Prozejjes der Anna Grote und ihrer Erben gegen Die 
Stadt die Zahlung der 50 Mark, die durch die Reformation in Vergeſſenheit 
gefommen fein wird, eine Zeitlang aufs Neue geleiftet oder doc) beanjprucht 
worden, da am 15. April 1590 die Univerfität auf Anjuchen des Raths 
die Urkunde des Biſchofs Ludolf von Schwerin wegen der Fiſcherei auf 
der Ober-Warnow und dreier Vilarien zu St. Marien von 13383 Juni 4 
transjumirte *); jpäter wird fie abermals in Vergefienheit gerathen fein, 
denn die Stadt bezog aus ihrem Antheil an der Fiſcherei von 1625 bis 
1700 jährlih 12 Gulden und erhöhte die Pacht 1700 auf 28 Gulden 
und die Grotejchen Erben nahmen aus ihrem Antheil bis 1644 — wie 
e3 jcheint — ebenfalld 12 Gulden, jeit 1644: 20, jeit 1680: 36 und feit 
1700: 40 Gulden ein, während von einer Abgabe zu geijtlichen Zweden 
in den Alten nicht mehr die Rede it. 

Nach diefer Abjchweifung in die Geſchichte der aus der Fiſcherei der 
Ober⸗Warnow errvachjenen Hebungen fehren wir zur Gejchichte der Eigen- 
thümer derjelben zurüd. 

Die zulegt genannte Mechthild Rode, des Rathsherrn Lambert 
Tochter, war die Ehefrau de8 Johann Wulf, der ald Nathmann von 
1384—1386 genannt wird: als Wittwe des Herrn Johann Wulf wird fie 
1390 bezeichnet’) und verfügt jie 1395 über Nenten, die theils ihr Vater 
Herr Lambert Rode, theild ihr Bruder Herr Michael Rode Hinterlaffen 
haben). 

Die Söhne diejes Herrn Johann Wulf, nämlich die Gebrüder 
Lambert, Gerefe und Hennefe, und feine Enfel, die Finder des 
verftorbenen älteften Bruders, Herrn Dietrichs, die bis dahin im 


1) ©. unten ©. 38 Anm. 2. 

%) Ober-Warnow; Processe Vol. HI Fasc. 3. 

2) Ober-Warnow; Processe Vol. IX Faso. 1; Vol.X Fasc. 3, 
*) Urkunden, St. Marien. 

5) Witſchop⸗Buch dv. 1384—1431 fol. 20. 

0) Daſ. fol. 40b. 


35 


gemeiniomer Wehr gejejlen hatten, ſetzten jich 1416 dergeitalt auseinander, 
daß der jüngjte Bruder, Hennefe, und die Kinder Dietrichs einestheilg, 
und die beiden mittleren Brüder, Yambert und Gerefe, anderntheild, je die 
Hälfte des Gutes zu geſammter Hand erhielten, unter Andern auch je die 
Hälfte des Dorfes Niendorf und der Ober-Warnow !). Durch diefe Aus- 
einanderjegung wurde eine Theilung der Ober-Warnow in zwei ideale 
Hälften herbeigeführt, die fich biß in Die Neuzeit erhielt und erit dadurch 
ein Ende nahm, dat die Stadt Roſtock, weldye die eine Hälfte ſchon 1482 
erworben hatte, 1743 drei Achtel und 1844 das letzte Achtel in ihren 
Beſitz brachte. 

Als der dritte Bruder, Gerefe Wulf, unvermählt jtarb, war fein 
rechtmäßiger Erbe als Mitbefiger zu gejammter Hand der zweite Bruder 
Lambert Wulf; da aber der jüngite Bruder, Hennefe Wulf, Anfprüche 
an den Nachlaß erhob, jo jegte ſich Lambert 1421 mit ihm durch einen 
Vergleich auseinander, der jedoch auf die Ober-Warnow feinen Bezug 
nahm ?). 

Lambert Wulf, der von 1408—1429 nachzuweiſen iſt und 1435 
verjtorben war, hinterließ von jeiner Ehefrau Nellefe ihm geborene 
ſechs Söhne: Hennefe, Konrad, Thidele, Hinrich, Lambert und Joachim. 
Bon diejen allen aber hinterließ Leibeserben nur der ältejte, Hennefe Wulf, 
gewöhnlich zur Unterjcheidung von einem gleichnamigen Better als Lütfe 
Henneke Wulf bezeichnet, der von 1435—1473 vorlommt, 1476 ver- 
ftorben war und einen ihm von jeiner Ehefrau, Gretefe, geborenen Sohn, 
Thidefe Wulf, 1476 noch minderjährig, hinterließ?).,. Durch dieſen 
tam die 1416 an Lambert und Gerefe gefallene, 1421 Lambert allein 
gebliebene eine Hälfte der Dber-Warnow 1482 an die Stadt. — Die 
Gebrüder Hennefe, Thideke, Lambrecht und Hinrich Wulf hatten 
1453 an Wette Weſtphal, Nonne zum heil. Kreuz, 13 Mark Leibrente 
aus ihrem Antheil an der Ober: Warnow für 150 Marf verfauftt), 
Hennefe Wulf Hatte 1463 Aug. 20 an Engelte Grönenhagen 5'/, Mark 
Rente aus jeiner halben Warnow, zu erheben vor denen, welche die Wiejen 
inne hätten, für 100 Mark wiederfäuflich veräußert?), ebendemjelben 1468 
Sept. 14 jeine neben deſſen Hopfengarten belegene halbe Wiefe an der 
Dber-Warnow für 50 Mark verpfändet°), dem Kloſter zum heil. Kreuz 
1469 März 7 für 25 Marf 24 Schilling Rente aus jeinem Antheil an 


) Witſchop⸗Buch dv. 1884—1431 fol. 119b—120b. 
) Daf. fol. 140. 
2) Dai. fol. 67b. 
*) Bürger: u. Leibrentenbuch (1421—1585, 1425—1480) fol. 73. 
) Urkunden: Warnow. 
5% 


— 3.5 — 


der Ober-Warnow) und dem Engelfe Grönenhagen 1471 April 19 feinen 
Antheil an den Schwänen auf der Dber-Warnow für 50 Mark verfauft?): 
mit Vollbord Engelbredt Grönenhagens verkauften dann 1473 er und 
jein Better Hennefe, Dietrih& Sohn, alle ihre Schwäne auf der Ober: 
und Nieder: Warnow an den Rath der Stadt Roftod?). Thidefe 
Wulf, Lütke Hennefes Sohn, verkaufte 1482 Dit. 283 dem Rathe der 
Stadt Roſtock feine halbe Warnow, de helffte der Warnowe myt wysken, 
rete, vyskerie, myt renten, myt pacht unde sus myt allen tobehoringhen, 
hogheste unde sydeste richte, hant unde hals, indem er ihm auch an 
der andern Hälfte, welche die Kinder Hennefe Wulfs beim heil. Geift 
bejaßen, das Vorfaufgrecht einräumte®). Die Auszahlung des Kaufpreiſes 
zog ji) aber aus ung unbefannten Urjachen in die Länge und erit 1498 
einigte fi) Thidefe Wulf mit dem Rathe dahin, dab er gegen Empfang 
von 200 Mark Sundiih auf allen Anjpruch wegen des Slaufpreifes der 
DOber-Warnow und der rüdjtändigen Rente verzichtete *). 

Der jüngfte jener vier Gebrüder, Hennefe Wulf, war 1421 ver- 
ftorben und Hatte eine Wittwe, Tiljefe, mit zwei Kindern, Talefe und 
Perſeval, hinterlafien. Perjeval Wulf, der 1430 Apr. 23 zu Rojtod 
immatrifulirt wurde®), jtarb, wie es fcheint, unbeerbt; Talefe Wulf 
vermählte fich in erfter Ehe mit Peter Düvelsers, in zweiter mit Klaus 
Kerjebom. Im Jahre 1447 verließ Tiljefe Wulf mit Genehmigung 
ihrer Tochter Talefe und ihres Sohnes Perjeval ihrer Schweiter, Annefe 
Raad, eine Leibrente von 8 Mark aus ihrem Antheil an dem Dorfe 
Niendorf und der Ober-Warnow für 150 Marf, die bei einem etwaigen 
Berfauf diefer Güter anderweitig belegt und nach dem. Tode der Annefe 
an deren Erben fallen jollten; die betreffende Eintragung wurde getilgt 
auf Begehren des Peter Düvelsers, der von Annefe Raad dazu 
bevollmäcdhtigt worden war®) Peter Düvelsers verfaufte 1452 Febr. 9 
mit Vollbord feiner Hausfrau, Taleke, Hennefe Wulfs Tochter, ein Viertel 
des Dorfes Niendorf und der Ober-Warnow an Hennefe Wulf, Dietrichs 
Sohn’), und zu Gunften der Kinder dieſes Hennefe verzichtete 1483 
Klaus Kerjebom auf alle Anjprüche an Niendorf und der Ober— 
Warnom S). 


1) Urkunden : Kreuzkloster. 

2) Witſchop⸗Buch v. 1460—1518 fol. 57b. 
9) Urkunden: Warnow. 

*) Witfhop- Bud v. 1460—1518 fol. 132. 

8) Hofmeifter, Matrifel I, S. 35. 

6) Geiſtl. Rentenbuch v. 1429-1462 fol. 89. 
) Urkunden: St. Georg. 

®) ©, unten ©. 37 Anm. 6. 


37 


Der ältefte Bruder, Rathsherr Dietrih Wuif, vor 14)8 gejtorben, 
Hatte zwei Söhne, Hennefe und Lambert, Hinterlajjen; Lambert Wulf 
wurde Geiftlicher, Hennefe, zur Unterfcheidung von dem Better als Lange 
Hennefe Wulf oder Hennefe Wulf beim heil. Geift bezeichnet, heirathete 
Annefe Zange, die jich nach feinem Tode in zweiter Ehe mit Peter Mane 
vermählte, und hinterließ einen Eohn, Dietrich, und drei Töchter, Tiliefe, 
Gretefe und Armgard Wulf; Dietrich wurde Geijtlicher; von den 
Töchtern vermählte ſich Tiljefe mit Johann Nullefe, Gretefe mit Joachim 
Timme und Armgard mit Kunze Sojenheimer. — Hennefe Wulf, 
Dietrich Sohn, hatte 1445 Juni 12 mit VBollbord feines Bruders Qambert, 
Kirchherrn zu Bieſtow, 4 Mark Rente aus jeinem Antheil an der Fiſcherei 
der Ober⸗Warnow wiederfäuflih an die Wittwe Margarethe Stendel und 
deren Sohn Johann verkauft!) und war, wie bereit® erwähnt), 1452 Febr. 9 
in den Bejig der ganzen Hälfte des Fluſſes gelangt; 1462 Eept. 29 war dem 
Klojter zum heil. Kreuz von Hinrich) Blomenow ein Rentenbrief überlaffen 
worden, fraft dejjen dajjelbe 6 Marf Rente von Hennefe Wulf und von 
denen, Die die ?Filcherei auf der Ober-Warnow in Pacht hätten, erheben 
jollte®), und 1463 Dft. 9 hatte Hennefe Wulf beim heil. Geiſt dem Kloſter 
6 Mark Kente aus feinem Antheil an der Fiſcherei auf der Ober-Warnow, 
von Klaus Herder und Henkemann zu erheben, verfauft ?); 1466 Sept. 3 
hatte er auch an Engelfe Grönenhagn 9 Mark Rente‘) und 1468 
März 18 an ebendenjelben weitere 9 Mark Rente wiederfäuflich veräußert *): 
1473 verfauften, wie ebenfalls jchon erwähnt®), er und jein Vetter Hennefe, 
Lambrechts Sohn, mit Vollbord Engelbreht Grönenhagens alle ihre 
Schwäne auf der Ober- und Nieder-Warnow an den Rath der Stadt 
Rojtod. — Der zweite Ehemann der Wittwe Hennefes, Peter Mane, 
befannte 1483, daß er mit feiner Ehefrau, Annefe, ein Haus beim heil. 
Geift in Mitgift erhalten habe und Hennele Wulfs Töchter, Tiljefe, 
Gretefe und Armgard Wulf bis zu ihren mündigen Jahren, jowie auch 
Dietrih Wulf, bis er Priefter werde, beföftigen wolle), und gleichzeitig 
verließen Klaus Kerſebom und Hans Rute?) alle ihre Anjprüche an bie 
Warnow und Niendorf an Dietrich und feine Schweitern, Tiljefe, Gretefe 
und Armgard®). — Da Klaus Kerjebom, wie wir früher gejehen ?), im 





2) Urkunden: Warnow, 

2) S. oben ©. 36 Anm. 7. 

2) Urkunden: Kreuzkloster. 

*) Urkunden: Warnow. 

8) ©, oben ©. 36, Anm. 2. 

9) Witſchop⸗Buch v. 1460 -1518 fol. 91. 

?) Die Art der Verwandtichaft Hand Rutzes mit der Familie Wulf war bisher 
noch nidt aufzuflären. 

», S. oben ©. 33. 


38 


Jahre 1470 Mitbefiter des Patronatsrechts der Rodeſchen Bilarie 
gewejen war, *jo wird es mit dieſen Auseinanderjegungen zujammenhängen, 
dat am 5. März 1483 die Urkunde des Biſchofs Friedrih von Schwerin 
wegen der Rodeſchen Vikarieen von 1368 Dez. 12?) trangjcribirt wurde. — 
Kunze Sojenheimer befannte 1498, daß er mit jeiner Ehefrau, 
Armgard, ein Haus beim heil. Geift, einen Hopfenhof vor dem Steinthor 
bei der Warnomw, de beterynghe der Warnow, wie jie die Maneſche und 
ihre Kinder bejejjen, und Gericht und Dienjte zu Harmsdorf ald Braut: 
ihaß erhalten hätte?); 1512 verkaufte er mit Vollbord jeiner Hausfrau 
Armgard an den Weltermann Hinrih Bud 4 Mark Rente aus jeinem 
Antheil an der Ober-Warnow wiederverfäuflich für 100 Marf und löjte 
mit diefem Gelde und weiteren 200 Mark die Pfandbriefe ein, welche die 
Kinder Heino Wedeges als Erben Grönenhagens bejeifen hatten®); 1515 
verfaufte er den Brüdern Jochim, Steffen und Heine Wedege einen Hopfen- 
hof, upp dem werder in der Overen Warnow jegenover dem molen- 
dore und to endes dessulfiten Cuntzen wissch belegen, wie ihn ihr 
Großvater Engelbrecht Grönenhagen und dejjen Erben bejejjen haben*). 
— Die Tochter Kunze Sofenheimerd und der Armgard Wulf war Anna 
Sojenheimer, durch deren Verehelihung mit Johann Grote dieje 
Hälfte der Ober-Warnow in den Beſitz der Grotejchen Familie gelangte. 


Die Stadt Rojtod, die 1473 der Familie Wulf die Schwäne auf der 
Ober: und Nieder-Warnow abfaufte und am 28. Oft. 1482 die eine 
Hälfte der Ober-Warnow von Thidefe Wulf erwarb, hatte jchon lange 
vorher dadurch eine Eleine Einnahme gewonnen, daß fie eine Schutenfahrt 
zwilchen Roſtock und Bützow unterhielt und einem ihrer Kürger verpachtete. 
1433 befannte der Rath’), daß Hinrich Schröder ihm 100 Mark geliehen 
habe „umme des willen, dat he de jchuten vort uppe der Warnowen 
tuſſchen Rozitode unde Butzowe“, und daß jedem Theile dem andern 
gegenüber eine vierteljährliche Kündigungsfrift zuftehe, „unde jo jchal of 
denne Hinrik Scroder de jchuten overgheven, nicht lengher to vorende“: 
der Pächter macht alfo der Stadt ein Darlehen von 100 Mark, deren 
Rente als Pachtſumme betrachtet wird, kann kündigen und gekündigt 
werden und muß in beiden Fällen nach drei Monaten die Schutenfahrt 


1) S. oben ©. 33 Anm. 1. 

2) Witſchop-Buch v. 1460—1518 fol. 132. 
2) Urkunden: Warnow, 

) Gartenbud v. 1507—1555 fol. 24. 

>) Witſchop-⸗Buch v. 1432—1460 fol, 3b. 


39 


aufgeben. Gleiche Verträge unter Feftjegung derfelben Summe jchloß die Stadt 
1436 mit Thidefe Gribniffe?), 1441 mit Marquard Költom ?) und 1453 mit 
Reimer Bolten ?). Später ließ fie injofern eine Veränderung eintreten, als 
ſie von dem Echutenführer eine bejtimmte Bachtjumme erhob; die Kämmerei- 
Rechnung von 1471—1472 führt demgemäß auf: „Untfanghen 4 mark 
van deme jchutenvorer”. 

Diejelbe Kämmerei-Rechnung von 1471—1472 verzeichnet noch) eine 
zweite fleine Einnahme: „Untfanghen 3 marf von dem graßmanne uppe 
der Over-Warnom“: vielleicht hatte alſo die Stadt ſchon vor den Anfäufen 
von 1473 und 1482 im Intereſſe ihrer Schutenfahrt ein Hecht zur Gras— 
werbung an fich gebracht. 


) Witſchop-Buch v. 1432—1460 fol. 12a. 
2) Dai. fol. 27a. 
3) Dai. fol. 70a, 








vrst bog nt’ 
*OTST gunljoys ni 





sagt "SIOl ERNIEST TS TEE) 
“"REhT "SER "BIGT 'OIST "86ht) ("PIIT oiei 'SEHT) BEHT'SCHT yo nl" 
i -(Bragpfaaqupu) 9urr aouijaquuolo Hung’ ↄauun wmpooß zus AODrıG unvgoh : "5 "GEHT "IRFI 
272914% gındawıy 273719 3% LER EIT 
— — — — — — — — — — — — — 
est tart Guert vage) ash Pou Ig9] 
wogslaag genug :’un 'E appıg :'28 *TgPT auoyg a⸗ↄioch :"UR '2) 
"sort '39Pl "LIRL "MH "9LETI0oa}'SLPI-SEHL -SHT molar nt aaatzepaſnu dung agauug :aß 
yaugjpang 2070 : WET vsxyi "apa "SHPL SOPL’SPRL 'SCHT’OPRT "SOPT-SERT cert (Gaaruuog ana) orti a034gsesd sLr — 
—XR ibaaaoc unvo; yaqung Pam az guauog Muuoag maguumy (agruua aBuug) apuuaꝭ 
(LEBE FEHLT UR) NR RR — 
"II guug pl :2% "IsPI 200 4 "CEFT Q0Ig 200 4 "SOFT 200 4 
noydunfaopg ISPE 'IIRI Ir 6or 801 aagsgıvgg 
2727346 apuuac 372136) noquuvg DI 
0681 "IUR) 2908 QNIIPIHG : 2% 
"068T 20Q 4 


"SET FREL aaoqoqvꝛqꝭ 
Ing uuvgog 


ugog 10003012 
uog 


nammoyipurg au] qum 3277 290 jjumg uuvijoc aaeqsion 29 
"AI 








V. 


Aus Peter Laurembergs Tagebuch. 


Beitrag zur Geſchichte des Garten-, namentlih Obftbanes zu Rollock 
während der Beit des dreißigjährigen Arieges. 


Von 
Tudwig Araufe. 


nter den vielen handjchriftlichen Schätzen der hiejigen Univerfitäts- 

bibliothek befindet ſich auch ein Heiner in Pergament gebundener 
Duartband, der auf der Innenjeite des Umfchlages den Titel trägt: 
„Diarium Botanicum manu b. Petri Laurembergii Scriptum.“ Es ijt 
ein vom Roſtocker Profeſſor Peter Lauremberg geführtes meijt lateinijches 
Tagebuch, in welchem er mit großer Sorgfalt — leider allerdings mit 
jehr schlechter Handſchrift — alles aufgezeichnet hat, was fich auf jeute, 
wie wir noch jehen werben, ziemlich ausgedehnte Dbit-, Gemüſe- und 
Blumenzucht bezieht. 

“ Ein Sohn des 1612 veritorbenen Roftoder Profefjord der Medizin 
und Mathematit Wilhelm und älterer Bruder des befannten Satirikers 
Sohann Lauremberg, war Peter am 26. Auguft 1585 hier zu Rojtod 
geboren !). Herangewachjen bejuchte er zunächſt die hiefige Univerfität und 
ging dann zur Fortſetzung feiner Studien nad) den Niederlanden und 
Tsranfreich, bis er 1614 als Profeffor der Phyfit und Mathematif an 
da3 nem gegründete Gymnafium zu Hamburg berufen wurde. Won hier 
fiedelte er 1624 als Profefjor der Poeſie wieder nad) feiner Geburtsitadt 
über, wo er dann aud) biß zu feinem am 13. Mai 1639 erfolgten Tode 
verblieb. 

Das erwähnte Tagebuch beginnt: 
CuM DEO 
ANNO CHRISTI 


MDCXXVI 


Januarius 


) Allgem. Deutſche Biographie, Bd. 18 ©. 59. 


42 


aljo im Januar 1627, drei Jahre nach Laurembergs Rüdfehr nad) Roſtock 
und in demjelben Jahre, in welchem der Friedländer, der gefürchtete 
Wallenftein, in Mecklenburg eindrang. Die legte von Peters Hand ein- 
getragene Notiz iſt 1639, die Ueberichrift: „Aprilis“. Darunter folgt danır 
von einer anderen Hand als erfte Bemerkung eine Eintragung über Wall- 
nüfje vom 14. September 1646. Wie ji) aus den weiteren Aufzeichnungen 
diefer Hand ergiebt, ſtammt dieje Fortjeßung von Peters Sohn, dem 1619 
zu Hamburg geborenen und 1669 zu Roſtock veritorbenen Profejjor Jacob 
Sebaitian Zauremberg. 

Der Vater hat von 1627—1639, wie bereit3 erwähnt, zum Theil 
mit peinlicher Genauigfeit alles, wa& er im feinen verjchiedenen Gärten 
gearbeitet, gejäet, gepflanzt und geerntet hat, vermerkt, ſowie auch einige 
botanische Erfurjionen in die Umgegend und jeine auswärtigen Bezugs- 
quellen. Jacob Sebajtian fährt zunächit hiermit 1646 fort, trägt aber 
längit nicht jo Jorgfältig ein. Später notirt er dann auch einige fremde 
Nachrichten über Belt, Truppen und zslottenbewegungen und dergl., 
namentlich jedoch zahlreiche Auszüge aus Büchern, enthaltend allerlei auf 
den Gartenbau bezügliche Regeln für die einzelnen Monate, aber auch 
Notizen aus eigener oder väterlicher x. Erfahrung. 

Leider fehlt hin und wieder eine ganze Anzahl herausgerijjener Blätter, 
zum Theil mit wichtigen Nachrichten, dennoch aber giebt uns das Buch) 
einen klaren Ueberblick über die hoch entwidelte damalige Gartenfultur hier 
in Rojtod, von der wir im Folgenden einige Punkte etwas näher betrachten 
wollen. 

Sehen wir und nun zunächit einmal nad) den Gärten um, welche 
unjerem Peter Yauremberg für jeine Zwede zur Verfügung jtanden, To 
finden wir, daß er deren eine ganze Anzahl bejejjen haben muß. Am 
häufigiten treten ung zwei derjelben entgegen: der hortus domesticus, 
fein Hausgarten, und der hortus Travogianus. Erjterer lag, wie aus 
gelegentlichen Notizen hervorgeht, neben oder dod) in unmittelbarer Nähe 
des Collegium zum Halben Mond, dem heutigen Dberlandesgericht, aljo 
an der Zangen- oder der Badjtüberitraße, lehterer dagegen, wie jich aus 
dem Namen ergiebt, vor der Stadt jenjeit$ des VBögenteiched. Dazu fommt 
als dritter ein hortus S. Georgianus oder auch in einem Wort San- 
georgianus gejchrieben, aljo ein vor dem Steinthore beim St. Georg 
belegener Garten. Am 14. April 1629 fauft er dann noch einen Garten 
am Kupferteiche (hortum situm ad piscinam Cupream) für 100 4 lüb. 
oder 33 Rth. 16 3, ein, wie aus jpäteren Nachrichten erjichtlich iſt, dies— 
jeit3 des Kupferteiches belegenes Grundſtück. Zweifelhaft bleibt es, ob 
mit der ebenfalld häufig vorfommenden Bezeichnung hortus suburbanus 
einer diejer vor den Thoren belegenen Gärten gemeint ift oder noch ein 


43 . 


beionderer Vorjtadtgarten, ebenjo wie nicht recht erjichtlich it, in welchem 
Berhältnig Qauremberg zum hortus schüttianus, dem Garten des 1632 
verjtorbenen Bürgermeisters Joachim Echütt fteht, in dem er 1634 mehrfach 
arbeitet. Völlig unklar endlich bleibt, was wir unter hortus mesambularius 
oder ambularius medius zu verjtehen haben, etwa einen an einem 
damaligen Hauptpromenadenwege oder einen am jog. mitteliten Gange, 
aljo der jegigen Auguſtenſtraße, belegenen Garten? Mber nicht blos in 
jeinem eigenen, jondern auch in den Gärten feiner Verwandten und 
Bekannten jehen wir Peter häufig wirken, jo bei jeinem Sohn Jacob (in 
hortulo Jacobi filii) und in dem benachbarten Garten zum Halben Mond, 
in semilunio oder semilunula, wie er denn auch mit guten Freunden in 
regem Pflanzenaustaujch fteht. Bezüglich der Licht: und Bodenverhältnifje 
jeiner Grunditüde erfahren wir faſt nichts. Nur von jeinem Hausgarten 
entwirft er am 3. Januar 1629 bei der Durchficht der im vorhergehenden 
Jahre infolge der Zeritörung der Worjtadtgärten nur äußerit jpärlich 
geernteten Blumen: und Gemüſeſämereien folgendes Bild: „Der fteinige 
von meinen Worgängern jo lange Jahre hindurch nicht fultiwirte Boden 
brachte feine oder Doch nur jehr wenige Samen zur Reife, waren doc} 
faum einmal Blüthen vorhanden. Biel trägt hierzu der Umſtand bei, daß 
die Sonne dort fait ganz fehlt, da fie mit ihren Strahlen nur wenige 
fleine Beete und auch dieje nur während weniger Tagesitunden beicheint“ 1). 
Schön ijt diefe Schilderung wahrlich; nicht, dennoch aber gefiel es, wie 
aus einzelnen Notizen hervorgeht?), einigen jedenfall mehr Schatten 
liebenden Pflanzen hier bejjer als im Vorjtadtgarten. Uebrigens müffen 
auch die theild aus Eamen, theils aus Stedlingen gezogenen jungen Objt- 
bäumchen hier ganz gut gediehen jein, denn im Juli 1628 zählt er deren 
in feinem Stadtgarten nicht weniger als 329, von denen 56 dajelbjt ver- 
bleiben, die übrigen 273 aber anderwohin verjegt werden jollten. 

Lichter und freundlicher ald Peter3 hortus domesticus war jedenfall 
der Garten des fich ebenfalld viel mit Pflanzen beichäftigenden Paſtors 
Joachim Engelbrecht zu St. Jacobi, mit dem Lauremberg jehr befreundet 
geweſen jein muß. So jendet Peter denn auch bald nad) jener eben 
angeführten Klage über jeinen eigenen Stadtgarten am 27, Mär; 1629 
verjchtedene der noch geretteten Eämereien an Engelbrecht mit der Bitte 
jie in jeinem Garten an einem günjtigen Plage anzujäen und ihm Samen 


") Domestici vero horti Solum lapidosum, intra tot lustra ab antecessoribus 
meis non cultum, nulla aut paucissima semina (imo flores vixdum) ad maturitatem 
perduxit: maguum huc momentum afferente solis absentia: Is radiis suis paucas 
areolas illustrat, et paucis diei horis. 

2) 20. Oct. 1628: aliquot NXvasccu; eradico. Horti domestici meliores sunt, 
quam qui creverant in Suburbano. Isti rubelli majusculi. Hi subpallidi, macilenti- 


44 


davon zu ziehen. Es find dies hauptjächlich: zwei Hirje-Arten (Panicum 
de Guinea und Milium nigrum), amerifanischer Sauerampfer, Scwarz- 
wurzeln, eine Erbje (Pisum coronatum), amerifanischer Tabak (Tabacum 
verum Americ.), die im jüdlichen Schlefien und Böhmen einheimijche 
Geisraute, Ejelagurfen und — allerdings nicht zur Samenkultur — einige 
friiche Dattelferne. Daß Engelbrecht aber auch ſonſt ſchon Blumen und 
Zwiebeln für jeinen Freund gezogen hatte, erjehen wir aus einer Ein- 
tragung vom 16. Mai 1628, wo Lauremberg notirt, er habe dem Paftor 
ein Heine Geſchenk gemacht, beitehend aus zwei Tulpen, die fich in dejjen 
Gartenerde bisher gut entwidelt hätten, einer weißen uud einer gelben, 
mit rothen Streifen und rothem ande, ferner einer Fritillaria oder 
Schachblume jowie einem rotem Maiglödchen (plantam lilii conval. 
flore rubro). | 

Laurembergd Gärten waren größtentheil® mit Zäunen, Planfen oder 
Etafeten umgeben, der Stadtgarten zum Theil aud) mit Steinmauern, falls 
unter den „parietes lapidei“ nicht die angrenzenden Hauswände zu ver— 
ſtehen find. Aber auch lebende Heden, die fich zum Theil allerdings 
offenbar innerhalb der Gärten befunden haben, werden erwähnt. Ange— 
pflanzt waren diejelben von Liguster, den Dr. Niecrantz im März; 1627 
aus Straljund fandte, von Weikdorn, Johannis» bezw. Stachelbeeren, 
fowie von Weiden, vielleiht auch) von WBerberigen, wenigſtens gräbt 
Zauremberg am 25. März 1634 einige hundert Berberigenzweige ein, Die 
er aus dem hHiefigen Apothefer-Garten erhalten hatte (Ramorum aliquot 
centurias de Berberide ex horto Pharmacop. impono terrae). In der 
Stadt ſowohl wie in der Vorjtadt hatte er die Planfen größtentheild mit 
Wein bejegt, zu welchem Zwede an denjelben aus Stöden zujammengefügte 
Weingeländer angebracht waren. Wo fein Wein jtand, wurden die Ein- 
zäunungen und Mauern auch vielfach) durch Gebüjch, namentlich Hajelnüffe, 
aber auch Syringen, Blajenjtrauch, Berberigen und andere Sträucher ver- 
dedt. Zum Anbinden, Stüßen u. dergl. benugte Peter außer Hopfen— 
Stangen hauptjächlich Hajelitöde, die er im Winter und Frühjahre jtiegen- 
weile von Rövershäger Bauern und jonjtigen Landleuten faufte. Die 
Stiege koftete in den Jahren 1631—39 bald 1'/, bald 1'/, 8. Mehrfach 
bejorgte auch der damalige Diaconus zu St. Petri und jpätere Super- 
intendent M. Johann Kentzler das Einhandeln der Stöde, wahricheinlich, 
weil er näher am There wohnte und das Gewünjchte daher leichter 
erhalten konnte. Auch Maiglödchen jollte Kengler im März 1639 für 6 5 
einfaufen, erhielt jedoch feine, 

Wenden wir ung nun nach diejem allgemeinen Ueberblick über die in 
Frage kommenden Gärten der eigentlichen Bearbeitung und hauptjächlich 
der darin betriebenen Obftkultur zu. 


45 


Gleich mit dem Beginn des neuen Jahres holt Zauremberg die im 
Vorjahre aufgenommenen Samen hervor, revidirt und jortirt diejelben 
und trägt ihr Verzeichnig dann in das Tagebuch ein. Gewöhnlich finden 
wir da eine jtattliche Reihe von allen möglichen einheimifchen und ausländifchen 
Blumen und fonjtigen ierpflanzen, Gewürz-, Heil- und GSuppenfräutern, 
jowie zahlreiche Gemüfejorten. Nur 1629 flagt er, wie bereit3 erwähnt, 
daß er infolge der Verwüſtung fämmtlicher Borftadtgärten fajt gar feine 
Sämereien geerntet habe. 

Sonſt iſt im Januar und Februar noch nicht viel zu thun, da in der 
Regel die Kälte jegliche oder doch die meiſte Gartenarbeit verhindert. Es 
werden einzelne Sachen in Töpfe gejäet und die im Haufe durchgewinterten 
Pflanzen und Knollen nachgejehen und zum demnächſtigen Auspflanzen 
in Bereitichaft gebracht. Leider zeigt fich hierbei zuweilen, daß die Kälte 
bei jtarfem Froſt auch in die geſchloſſenen Räume gedrungen ijt und einen 
Theil der dort untergebrachten Sachen vernichtet hat. Co faulen im 
Sanuar 1627 die gepflanzten Kartoffeln — denn auch diefe beſaß Peter 
Lauremberg damals jchon — ſowie der Rettig, da fie vorher im Haufe 
verfroren waren. 

Stellenweije wird aber doch auch in diejen beiden Monaten jchon im 
Freien gearbeitet. Bald beichäftigt Peter jich damit, einzelne Bäume oder 
Sträucher umzujeßen, bald mit der Herbeiihaffung von Wildlingen zum 
demnächitigen Pfropfen. Xejonder aber werden einzelne günjtige Tage 
Ihon immer zum Bejchneiden, jowie zum Pflanzen von Blumen und 
Kräutern in den verjchiedenen Gärten benußt, namentlich zum Unterbringen 
von winterharten Gewächlen und von Blumenzwiebeln, welche ihm von 
Freunden oder Belannten zum Gejchent angeboten wurden. Am 26. Februar 
1628 überträgt er 3. B. ex horto Burlagiano in feinen Stadtgarten: 
Hajelwurz, Leberblümchen, Ahodiihe Wurzeln, Aron, Afelei, Tulpen, 
Narziſſen, Kaijerfronen, Bäonien, Lichtnelfen, jowie den jetzt überall ver- 
wilderten Wermuth. Zuweilen beginnt er im dieſer Seit, durch gutes 
Wetter verlodt, leichtfinniger Weije fchon mit dem Auspflanzen, jedoch 
läßt der Rüdjchlag meiftens nicht lange auf ſich warten. Es tritt wieder 
Kälte ein und „periere* (fie gingen zu Grunde) ijt alles, wa wir von 
ben zu früh gepflanzten Sachen weiter erfahren. Sehr jelten findet jich 
auch einmal eine Notiz, daß das Dculiren jchon im Januar geglüdt jei, 
meijt it das Endrejultat auch Hier: „non successit“, denn „nimis hoc 
fuit praecoeiter‘“ (es gelang nicht, denn es war gar zu frühzeitig). 
Trotzdem wird beides alle paar Jahre wieder verjucht, jowohl von Peter 
wie von jeinem Sohne, wenn lebterer auch in augenblidlicher Nieder: 
geichlagenheit über einen derartigen Mißerfolg 1660 jchreibt: „Noli nimis 
mature plantare, non ante exeuntem Februarium, facile enim frigore 


46 


pereunt, sicut mihi hoc Ao 1660 accedit“. (Pflanze nicht zu früh, 
nicht vor Ende Februar, denn leicht gehen die Sachen durch Kälte zu 
Grunde, wie e8 mir in diefem Jahre 1660 paſſirt iſt.) 

In den beiden folgenden Dionaten, März und April, beginnt dann 
die Hauptgartenarbeit. Jetzt werden die Gärten umgegraben und im 
Ordnung gebracht, die Beete und Rabatten wieder gehörig eingerichtet und 
eingetheilt, auch Samen: und Miſtbeete angelegt. Wo es nöthig ift, wird 
die Erde erneuert und für die verjchiedenen Pflanzen je nach Bedürfnik 
beſonders gemilcht. Es wird Dünger angefahren, der Hühnerjtall aus— 
gemiftet und unter dem Wallnußbaume im Stadtgarten ein ordentlicher 
Miitberg zum allmählichen Verbrauch jowie zum Anpflanzen von Melonen 
und Gurken aufgeworfen. Wo das Untergraben von Dünger nicht ange- 
bracht ericheint, wird jtatt deifen Begießen mit Rinderblut verwandt, 3. B. 
im März 1629 bei Aprifojen, Granatäpfeln und Lorbeer. Aber auch 
Sand und Torfmull!) werden zur Herjtellung der richtigen Blumenerde 
benußt oder auc direkt friicher fetter Boden von Dalwig angefahren. 
Jetzt werden eifrig die im Winter jchadhaft gewordenen Stafete, Wein: 
geländer und Zäune wieder hergeitellt, auch Heden, um mehr freien Raum 
zu haben, an einem Plage ganz; ausgerodet und in einem der anderen 
Gärten wieder angepflanzt. Gebüjch und Bäume werden umgejeßt bezw. 
neu angejchafft und zwar meiltend vom Lande. So bringen am 27. März 
1634 „drei Wagen von Bieſtow und 6 Bauern“ drei Bäume von Junfer 
Hans Nabe auf Rederank, wofür Lauremberg ihnen den ausbedungenen 
Preis von 5 fl. 12 3 nebit 3 3 Zugabe und 15 3 für Transport umd 
Megzehrung bezahlt. Zwei Tage jpäter ſchickt der Biejtower Bajtor 
Brümmer jech® Linden, die im Vorjtadtgarten, in suburbano, angepflanzt 
werden. Daß übrigens unjere Landleute jchon damald das Eſſen und 
Trinfen gehörig verjtanden, ergiebt ſich aus folgender auf die joeben 
erwähnten jech3 Biejtower Bauern bezüglichen Notiz: „Eine Malzeit ihrer 
6 gegeben, haben weiblich gefrejfen und gejoffen, 3 fl. dafür“. Diele 
überher gewährte Mahlzeit fojtete Lauremberg aljo ungefähr ebenjo viel, wie 
die Hälfte des für die Bäume und deren Transport zu zahlenden Preijes. 

Jetzt werden auch die im Winter zugededt gewejenen Beete freigelegt 
und nachgejehen, wie jich die Pflanzen unter dem Schuße gehalten haben. 
Leider bleibt auch hierbei manche Enttäujchung nicht aus. So zeigt es 
fich bei diejer Gelegenheit im März 1632, daß der ganze im Herbit ver- 
pflanzte Porre ausgegangen iſt und ebenjo jämmtliche Artiichofen, obgleich 
fie mit Pferdedünger zugededt gemwejen, verfroren find, jo daß von 180 


?) 1. Sept. 1680: Pulverem cespitum siccorum, Torffgruss, spargo super 
partem unam soli jam fossi. 


47 


diejer letteren auch nicht eine einzige übrig geblieben. Was auf diejen 
Beeten jonjt noch alles im Freien durchgewintert wurde, lehrt und haupt- 
jächlich eine Notiz vom 28. März 1629. Da finden wir an Gemüſen: 
rothen Kohl und die Knollen der Batatas, die in Spanien und England 
beliebten jühen Startoffeln (Sisarum Peruvianum), an Gewürzfräutern: 
Satureja (das jog. Pfeffer- oder Bohnenfraut), Thymian und Gitronen- 
meliffe, jämmtlic) aus Südeuropa jtammend und noch heute gebräuchlich. 
Ferner fommen Medicinalpflanzen vor, als Zungenfraut, Geigraute, Meijter- 
wur; (Imperatoria), Geifenfraut, Radix Rhodia jowie die im Sommer 
auf allen unjeren Wiejen in Menge blühende Nattern- oder Otternwurz, 
auch Wiejenfnöteric) genannt (Polygonum Bistorta L.), deren Wurzeln 
man früher wegen ihrer jchlangenförmigen Krümmungen gegen den Bi der 
Kreuzotter oder Giftnatter, allerdings vergeblich, verwandte. Von Blumen 
werden außer den Zwiebelgewächſen noch beſonders erwähnt Nelken, Gras— 
nelfen und Zevfojen. Gleichzeitig mit dem Umpflanzen der im Garten 
erhalten gebliebenen Sachen beginnt auch da3 Auspflanzen der im Herbite 
in Zöpfen und Kübeln unter Dach gebrachten. Da fommen denn wieder 
zum Vorſchein: Rosmarin, gefüllter Goldlad, Feigen, Granatäpfel, Lorbeer, 
Mandeln und Tabad, ferner die Knollen von Kartoffeln und Aerdeders. 
Zebtere, auch Erdnüfje oder Erbdeicheln, glandes terrae oder terrestres 
genannt, find die eßbaren Wurzelfnollen einer purpurm blühenden Platt- 
erbjenart, Lathyrus tuberosus, welche bier in unjerer Umgegend noch zu 
Dethardings Zeit (1827) verwildert vorkam, jet aber wieder verſchwunden ift. 

Nun wird auch der zahlreich angefammelte Blumen: und Gemüſe— 
jamen der Erde anvertraut und zwar zum Theil gleich an den Stellen, 
wo die ſich entwidelnden Pflanzen dauernd ihren Pla behalten jollen, 
theils auf bejonderen Samenbeeten zum jpäteren Berpflanzen. Marien 
diitel, Amaranth, blaue und gelbe Zupinen, aus der Berberei bezw. Süd— 
europa jtammende mauretaniiche Malven, aus Schlefien bezogene türfijche 
und gewöhnliche Nelken, deutjcher Steinflee und ſpaniſche Meliſſe, Flöh— 
fraut (Psyllum) und Benediften (Onicus) werden angejäet, ebenjo Erbjen, 
Artifchoten, Rothtohl, Carotten, rothe Beten, Cochlearia, ſpaniſcher Salat 
ſowie türfijche und jpätreife Gurken. Tabacksſamen wird hier und da über 
ein Heine Thymianbeet verjtreut, um jo zunächſt im Schuße zu feimen 
und aufzulaufen. Auch zwei aus Schlejien bezogene Melonenarten werden 
im April 1628 gepflanzt, denen folgende Kulturanweifung beigefügt geweſen 
war: „Man jtedet fie auswerts. Daß bette muß binden hoch fein gegen 
die Sonnen, damitt fie fein, gleichſam an einem berge liegen. Cine mus 
vom andern */, el geitedet werden, Wenn fie heraus fommen, mu3 man 
fie des nachts zu deden, daß fie nitt erfrieren. müſſen alle abent begoſſen 
werden“. Mit Recht wird in diefer Anleitung auf die Nothivendigfeit des 


48 


Schutzes gegen etwa noch eintretende Kälte aufmerfjam gemacht. Denn 
ähnlich, wie beim Februar, erjehen wir aus einigen Notizen Jakob 
Sebaſtians, daß wenigitens im März noch häufiger alles bisher Aus— 
gepflanzte durch Erfrieren umfam, da beide Laurembergs ſich augenjchein- 
fi) nicht daran gewöhnen konnten, bei andauernder warmer Witterung 
unsere jpäten und daher um jo gefährlicheren Nachtfröjte mit in ihre 
Berechnung zu ziehen. So lejen wir 1664: „Trauwe doch nicht dem 
Martio, toties deceptus (jo oft getäujcht), ob es noch jchön wetter. Den 
12. 1664 da es viel wochen ganz Sommer wetter gewejen, haht es die 
nacht jo hart gefroren, daß mir jchierft alle meine Sachen verdorben“. 
Aber er traut fich ſelbſt nicht zu, daß er Ddiefen guten Rath befolgen 
werde, denn er fügt gleich Hinzu: Ich bin zu voreilig und ungeduldig 
(Ego su nimis precox Et impatiens), und richtig, Mitte März 1668 
haben wir diejelbe Gejchichte, „mach vieler wochen neſſe“ fommen „medio 
m(ense)“ die Nachtfröjte und vernichten alles. Schneller und kräftiger 
aber als die angejäeten Blumen und Gemüſe entwideln ſich naturgemäß 
die zahlreichen an unſer Klima gewöhnten und bedeutend wideritand®- 
fähigeren Unfräuter, jo daß nun auch ‚Frauen angenommen werden müſſen, 
um die Gärten und vorzüglich die Samenbeete gehörig auszugäten. Da— 
bei ereignet es ſich denn auch zumeilen, daß von diejen Gäterinnen ihnen 
unbefannte junge Seimlinge mit ausgezogen und fortgeworfen werden, 
über deren günftige Entwidelung Lauremberg noch furz zuvor jeine bejondere 
Freude geäußert hat. 1636 werden auf dieje Weile alle jeine jungen im 
September des Vorjahres gejäeten und joeben Fräftig auflaufenden Mandeln 
ausgerifjen und vernichtet, troßdem er vorfichtiger Weile faſt alle feine 
befjeren Ausjaaten mit Eleinen Stöden bezeichnete, 

Nunmehr wird auch) alles, was im Februar an Beichneiden, Unbinder 
und Zurechtſtutzen der Gebüjche noch nicht bejorgt ift, vorgenommen. Der 
Wein in den verfchiedenen Gärten wird zurücgejchnitten und in Ordnung 
gebracht. Im Stadtgarten werden rothe und gelbe Himbeeren, zum Theil 
Geſchenle von Lambert Vente, gepflanzt. Die Stadhel- und Johannis=- 
beeren werden bejchnitten und ein Theil der Zweige als GStedlinge ein- 
gegraben. Hauptjächlich aber beginnt jetzt das Pfropfen der zahlreichen 
jungen Objtbäume. Einzeln ſchon Ende Februar, meiſtens aber im März 
werden von allen Freunden und Bekannten nicht blos in der Stadt!) und 
Umgegend, jondern auch von fern her aus Schwerin und Lübed, Die 


1) Größtentheils Mitglieder der Univerfität, Rathsherren, Paftoren und Doctoren, 
die fi aber im einzelnen ſchwer genauer fejtitellen laſſen, da zu jener Beit berjelbe 
Buname in Raths-, Univerfitätd- und Baftorenkreifen meist mehrfach vorfommt und 
Zauremberg nur felten Bornamen angiebt. 


49 


nöthigen Pfropfreiier beforgt. So jchneidet Peter Apfel: und Birnreiier 
im benachbarten Garten des Colleg3 zum Halben Mond, „große weiße 
Wedijelberrieglein* erhält Jacob Sebaftian dur 2. v. Gehren von Johann 
Gaule, D. Cotman endet Reifer von „pundtbeeren”“ aus dem Juriſten— 
Collegüihof am alten Markt, von D. Wurdig werden ſolche von weißen 
„krigsEpffeln“ erbeten, au8 D. Schröders Garten „Borftorpfer Reiſer“, 
von 9. dv. Braun „weiße Krigß Epffel vnd birmbaum reiker“, von 
D. Redecker ſolche von jchönen Winterbirnen und aus dem Stadtgarten 
des Bürgermeifterd Johim Schütt jühe „Silber eppel“. Peters Bruder 
bringt Apfel- und Birnreifer aus Buckow und den umliegenden Gütern 
mit und D. Soltovius zwei Birnenjorten von Lübeck. Aus Rederank 
ſchickkt Hans Rabe Reiſer von Spedbirnen, Borjtorfer Yepfeln und 
Winterbirnen, aus Bieftow der dortige Paſtor Brümmer „Eggeppel, Druf- 
eppel, Sötbetfen, Winterbeer“ und „Warappel” und aus Schwerin werden 
Spedbirnenreijer erbeten. Auch durch ihre Arbeiter ſowie durch fonjtige 
Gärtner und Diener wifjen beide Laurembergs ſich die gewünschten Reiſer 
zu verjchaffen, jo Kirſchenrieslein aus „des zsreihern?) garten durch Hanf 
den Diener“, „birnreijer von den Sommer Langen birnen u. pargemutten” 
durch den Gärtner „auff Sybrandich garten“. Aus D. Heines Garten 
läßt Peter jich im Februar 1627 für 3 3 Reiſer jchneiden von Musfateller- 
und Spedbirnen, pyra augustana oder „Aujtberen*, Süßäpfeln, Roien- 
häger- und Traubäpfeln und am 17. März 1634 bricht ihm Tonnies 
Impfreiſer von Gold, Egg: und Kleinen weinjauren, außen und innen 
braunrothen Blutäpfeln und zwar eritere bei M. Huswedel und die beiden 
legteren auf dem Kloſterhofe zum heil. Kreuz. 

Der Theorie nach empfiehlt Peter Lauremberg als die günſtigſte Zeit 
zum Schneiden der Pfropfreiier allerdings den Februar, jedoch mit dem 
Hinzufügen, es jchade auch nichts, wenn es erit im März geichehe. In 
der Praxis aber hat er es jelbit in allen den Jahren mit drei oder vier 
Ausnahmen immer erjt im März vorgenommen. Was den Stand des 
Mondes anbelangt, jo erklärt er es für das Belte, Die Reiſer beim 
abnehmenden oder um die Zeit des Neumondes zu jchneiden, während 
andere allerdingd anderer Meinung find. Ein alter Landmann erzählt 
3. B. an Jacob Sebajtian, er jei durch jeine Verjuche zu der Ueberzeugung 
gelangt, man müfje die Reiſer etliche Tage vor oder nach dem Vollmond 
brechen und dann drei Tage vor Neumond pfropfen. Alle feine auf dieje 
Weiſe behandelten jungen Bäume hätten im dritten Jahre Früchte getragen. 
Uebrigens glaubte man vielfach auch, dag Piropfreiier, die man erit im 


1) Wer mit dem Freiherrn gemeint tit, läht fich aus dem Tagebuche nicht eriehen, 
da er nie mit Namen, fondern immer nur „der Freiher“ genannt wird. 
4 


50 


April gebrochen, falls ſie anwüchſen, von feinen Raupen beichädigt würden. 
Lag zwilchen dem Schneiden der Reiſer und dem Pfropfen eine längere 
Zeit, jo wurden diejelben, um fie vor dem Bertrodnen zu jchüßen, mit 
Erde bededt. Auf diefe Weiſe erhielt Peter im Jahre 1634 feine Impf— 
reifer von Mitte März bis in den April hinein friſch und lebensfähig. 

Das Pfropfen jelbit bejorgt Lauremberg theil® allein, theils mit 
anderen zujammen, wie mit D. Sincerus und Bernhard Nejen, theils läßt 
er e8 auch durch ihm empfohlene fundige Landleute oder Gärtner vor- 
nehmen. So finden wir im April 1635 folgende Notiz: Es jendet auch 
zu mir einen Landmann, der das Pfropfen ausgezeichnet verjteht, Hinrich 
Harmens von Niendorf. Derjelbe impft mir 11 Bäume mit Apfelreifern 
aus Bieſtow, „Eggappel und Warappel“ jowie drei Reiſer „große Süße“ 
von D. Woltrih. Er forderte für jede Impfung 1%, ich gab ihm 8 3, 
und zweimal Efien und Trinken). — Im März 1627 pfropft Hans 
Gorbifer 27 junge Apfel» und Birnbäume und im März 1639 impfen Jacoby 
und Coſſe „Eggappel, Roſenheger, Sprenfelde Saure“ und „Drufappel“, 
wozu die Reiſer von M. Stein geliefert waren. 

Als Stämme, die gepfropft werden, fommen vor Apfel- und Birn— 
bäume, gewöhnliche Kirchen und Pflaumen, Pfirfich, Wallnuß und Weiß— 
dorn. Bezogen werden die Bäumchen, joweit ſie nicht in den eigenen 
Gärten herangewachjen find, meist vom Lande. Im Januar 1633 bringt 
3. B. ein Rövershäger Bauer, N. Beeje, 11 junge Birn- und 16 Apfel- 
bäumchen, wahrjcheinlich Wildlinge aus der Roftoder Heide, und pflanzt 
fie bei abnehmendem Mond in Peterd Stadtgarten. Für jeden Stamm 
erhält er 1 3, im Ganzen 1 fl. 18 und ein Frühſtück. in anderer 
Bauer bringt im Februar 1639 dreißig Kirſchbäume für 12 3 und zwei 
bereit3 gepfropfte Stämme von Rojenhäger Aepfeln und Spedbirnen ſowie 
einige Rojenfträucher, zufammen für 6 . Aber auch von Befannten in 
der Stadt wurden junge Bäume zu diefem Zwede erworben, jo Kirchen 
„von Diftlern” und Pflaumen aus Genſchows Garten. Ließen jich die 
Stämme nicht gleich an den richtigen Plätzen unterbringen, jo wurden fie 
im März noch kurz vor dem Beginn des Piropfens an die hierzu am 
günstigsten erfcheinenden Etellen verpflanzt, jei e8 nun in demjelben oder 
in einem der übrigen Gärten. 1627 läßt Peter z. B. jeine Bäumchen 
aus feinem Garten beim Et. Georg nach dem am Vögenteich überführen, 
1629 verjebt er die zum Pfropfen bejtimmten jungen Apfelbäume im 


1) Ablegat etiam ad me Rusticum Hinrich Harmens von Niendorf excellentem 
insitorem, qui inserit mihi in 11 arbores surculos pomorum, e Bistow, Eggappel, 
und Warappell. Von D. Woltrich 3 reiser grosfe Süsfe: poposcit pro quovis 
insititio assem: dedi ei 8 8 et bis cibum potumque, 


51 


hortus suburbanus und auf dieſelbe Sache bezieht fich wahrſcheinlich auch 
die Notiz aus dem Jahre 1639, nach welcher Eilhard und Jacob am 
13. März im hortus Travogianus 21 Kirſchbäume pflanzen. 

Gepfropft werden nicht bloß Reiſer auf gleichartige, nur uneblere 
Stämme, wie gute Apfel- und Birnenjorten auf wilde oder doch jchlechtere 
junge Apfel- und Birnbäume oder große gelbe Pflaumen und goldgelbe 
Eierpflaumen jowie Herzfirichen und „große Wechjelbern“ auf gewöhnliche 
Pflaumen und Kirſchen, jondern es werden auch die verjchiedenjten jonjtigen 
Berjuche angejtellt. So pfropft Peter 1627 und 1636 Pfundbirnen auf 
Aepfel, Mandeln auf Pfirfich, große gelbe Pflaumen aus Genjchows 
Garten auf Weihdorn, jowie grüne Pflaumen auf Kirſchen und jein Sohn 
Jacob Sebaftian in den fünfziger und jechziger Jahren Pfirfich und 
„Krigßepfel“ auf Kirſchen, ja einmal jogar Kirſchen-, Pfirfich- und Apfel- 
reifer auf ein umd denjelben Kirichhbaum. Was Peter im März 1636 auf 
einen Wallnußbaum gepfropft, erfahren wir leider nicht genauer, da die 
betreffenden Neijer nur als sureuli Lubecenses (Lübeder Reifer) bezeichnet 
ind. Vielleicht waren es Pfirfiche, wenigitens finden wir jpäter unter 
den von Jacob Eebajtian zujammengejtellten Regeln über den Gartenbau 
auch das folgende Recept, um Pfirfiche mit Nußfernen zu ziehen: „Pfropfe 
einen Bfirfichzweig auf einen Nußbaumjtod und beiprenge Ddenjelben 
Pfirfihbaum oft mit Ziegenmild*. Eine andere Kegel, um Pfirfiche ganz 
ohne Kerne zu ziehen, lautet: „Nach Palmarum oder umb Oſtern, wen 
das Licht im abnehmen ift, jo impffe einen pfirſichzweig auff einen widen- 
jtod, verbinde ihn wohl, das ihm fein regen jchade, wo dan der weidenftod 
ausichlegt, jo brich e8 ab“. Die Schlußbemerfung bezieht ſich auf die 
jungen Weidentriebe, die von dem gepfropften Stode jorgfältig entfernt 
werden jollen, damit derjelbe gezwungen it, jeine ganze Kraft dem ein- 
geimpften Pfirfichreife zuzuführen. Auch jonjt fommen noch die jonder- 
bariten Recepte vor, von denen wir weiter unten noch einige fennen lernen 
werden. Hier jet nur noch angeführt, auf welche Weile man dem Wurme 
jtichigwerden des Obſtes vorbeugen zu fünnen glaubte: „Nim gepulverten 
Weyrauch, und thu daſſelbe pulver zwiſchen die rinde des baum darauff 
du propfeit, jo ejien die wurme diejelbe frucht nicht“. 

Aber nicht immer ilt das Prropfen von Erfolg begleitet. Zuweilen 
unterläßt Peter e3, die jungen Neijer mit Lehm und Bändern zu befejtigen, 
jo daß der nächſte Plagregen jie hinwegſpült oder der Wind fie nieder- 
fnickt, wie die auf Weikdorn gepfropften Pflaumen. Gin anderes Mal 
pflüden Spechte und Krähen die eben eingeimpften Sproßen ab. Nament— 
lich aber find es Paſſanten und die in die Gärten eingeftiegenen Jungen, 
welche bald übermüthiger, um nicht zu jagen roher, bald diebijcher Weije 
die zum Theil jchon angewachjenen jungen Reiſer wieder abbrechen. 

4* 


52 


Mit dem VBorrüden der Jahreszeit beginnt dann in den folgenden 
Dionaten befonders das Dculieren ſowie das Säen von Steinobjt. Deuliert 
werden Augen von feinen Kirſchen, Miſpeln, Kornelfirichen und Johan nis— 
beeren auf Kirſchbäume ſowie jolche einer großen guten Pflaumenart auf 
einen gewöhnlichen Bflaumenbaum. Die beiten Kirjchenjorten in der Stadt 
und zwar zum Theil jchon in alten Exemplaren jcheint der Rathsherr 
Sohim Schwartzkopf bejejien zu haben, wenigitens bezieht Yauremberg die 
Kirichenaugen faſt ſämmtlich aus deſſen ihm benachbarten Garten, ex horto 
Nigrocephalaeo, wie er ſich ausdrüdt. Hier beim Oculieren finden wir in 
Sacob Sebaſtians Auszügen wieder eine bejondere Vorſchrift zur Züchtung 
von Mandelpfirfichen: Wenn die Augen von Mandel: und Pfirfichzweig 
recht zujammen gefüget und in Prlaumenbäume gepfropfet werden, jo 
befommen die Früchte Pfirfichfleiich und die Kerne Mandelkern. 

Das Säen der Gteinfrüchte betreibt Lauremberg hauptiächlic) im 
Juli, Auguſt und September, wozu er ſich die Saat zum Theil aus 
weiter Ferne fommen läßt. In der Stadt liefern außer jeinen eigenen 
Gärten der bereit eben erwähnte Jochim Schwartfopf jowie D. Neufrant 
Kiricheniteine, Paul Havemann und die Frau von Jacob Carmon gewöhn— 
liche und der Organist Jochen Droge oder Drogen Goldpfirfiche ſowie der 
Superintendent Constantin Fidler Aprikoſen. Pflaumenſteine werden ferner 
noch aus Toitenwinfel, Güſtrow und Lübeck bezogen, Slirichen aus 
Marienehe, Lübeck und Holjtein und Pfirfiche aus Güſtrow. 1628 läßt 
Beter ſich jogar neben allerlei Sämereien und Blumenfnollen auch Pflaumen-, 
Kirſchen- und Aprikojenjteine aus Amjterdam mitbringen. Bejonders reich- 
haltig ijt eine 1629 von Peters Bruder Wilhelm aus Lübeck überjandte 
Collection, denn Ddiejelbe enthält nicht weniger als acht Pflaumen und 
vier Kirichiorten, und zwar an Pflaumen: 

1. Herbſt jorte, 

2. purpurea cordata (rote Herzpflaume), 

3. Damascena cerea, instar ovi gallinacei (gelbe Damascener- 
oder Damascener Wachs- Pflaume, wie ein Hühneret), 

4. Cerea majora (große gelbe oder Wachsprlaume), 

5. Kleine ſüſſe ſchwartze langlengte, als Lombard. Nüſſe, 

6. gemeine hundplum, halb grün, , gelb, 1/, roth (3 Hälften!) 

7. bluttrothe große hundspflaumen, 

8. Große DOfter, runde, ſüß ſchwarz, 

und an Kirschen: 

1. Süſſe aroffe rothe Vogelkirſchen, 

2. cerasa alborubra (weißrothe), 

3. Rubra Hispanica (rothe jpanifche), 

4. Nigra Hispanica (ſchwarze ſpaniſche). 


53 


Sonjt werden an Pflaumenarten noch angeführt: ungarische und 
große gelbe Eierpflaumen aus Güjtrow, grüne aus Peters eigenen Gärten 
und Zoitemwinfel jowie eine prunus domestica albicans, eine aljo wahr- 
ſcheinlich jehr Hell gefärbte Pflaume oder Zwetiche. Bei den Kirſchen 
fommen außer Wejjelbeerjteinen von Güftrow und Zwergkirſchen von 
Amjterdam auch noch vier jaure Arten vor, nämlich jchwarze, weiße, rothe 
und frühreife röthliche. Die Steine der beiden lebteren Sorten bezieht 
Lauremberg auf botanischen Exkurſionen aus dem benachbarten Marienehe, 
wobei jedoch zu bemerfen it, daß unter den frühreifen röthlichen vielleicht 
nur nothreite oder noch nicht völlig ausgereifte Früchte der jonjt rothen 
Sauerfirjche zu verjtehen jind, da die 1633 in genügend großer Anzahl 
gejäeten Steine jajt jämmtlich nicht auflaufen. Sonſt erfahren wir über 
das Keimen der Ausjaat nur aus den Jahren 1627—29 einige ſpärliche 
Nachrichten. Prunus domestica albicans und die jchwarzen Sauer: 
firichen lagen damals von Mitte August bis Ende April und die Pfirjich- 
fteine von Mitte September bis Mitte Mat in der Erde, ehe fich die eriten 
Keimlinge zeigten, und von den Cornelfirichen liefen einige im Herbſte 1626 
bezw. 1627 gepflanzte Steine erjt nach faſt zwei Jahren, im Mat 1628 
bezw. 1629 auf. Die Steine wurden meijtens in Peters Hausgarten auf 
bejonderen Samenbeeten in der Nähe der Planfen und Mauern angejäet, 
einzelne Pfirfiche allerdings auch jchon frühzeitig im März in Kübeln. 
Was ein jolches Samenbeet alles enthielt, erjehen wir u. a. aus folgender 
Eintragung vom 8. Juli 1637: An die Nordplanfe pflanze ich acht dies— 
jährige Aprifojenjteıne von Dn. Constantinus!). Daneben jtehen die 
Haſelnüſſe vom Biejtower Paſtor von 1636, dann folgen meine grünen 
Pflaumen aus diejem Jahre, ferner eine Aprifoje von 1634 und endlich 
die Güjtrower Pfirfiche von 1636, zu denen ich noch die von Jacob 
Carmons Frau erhaltenen Pfirfichiteine hinzufüge“). Welche Anjichten 
man übrigens damals über die Art und Weije hatte, wie man vermittelit 
Ausjaat rothe Früchte erzielen fünne, finden wir in folgenden von Jacob 
Sebajtian verzeichneten Anleitungen: „See rothe Rojen zu den jungen 
Prfirfichbäumen, jo werden die Pfirſich roth,* oder: „Nimb einen Pfirfich- 
jtein, jeße ihm im die Erde, nach fieben Tagen nimb ihn wieder heraus, 


2) Superintendent Conſtantin Fidler. 
) ad parietö ligneum sept: planto 8 ossicula abricoec.aDn. Constino de hoc anno 
Juxta sunt Coryli Bistovienses a pastore 1636 
Dehinc pruna viridia mea de hoc anno 
Porro una abricoca de 1634 
Tum Persiei Gustrovienses de 1636, quibus appono et persiea ossicula de 
Uxore Jacob Carmon, 


54 


und thu ihn auf, in folcher Zeit thu Binnober in die Schale, und ver- 
grabe ihn wieder fleißig, jo werden die Früchte roth“. Aehnliche Regeln 
gab es auc für das Propfen, 3. B.: „Rothe Früchte werden geteuget, 
wen man den äpffelreiß im Hechtblutt tünchet*, u. a. m. 

Aber nicht blos Steinfrüchte zog Lauremberg aus Samen, jondern 
auch Aepfel, Birnen, Mispeln, Kaftanien, Mandeln, Wall: und Hajelnüfie. 
Jedoch trat hierbei die Aufzucht von Kernobſt derjenigen der übrigen 
Obſtarten gegenüber ganz bedeutend in den Hintergrund, denn wir haben 
aus allen den Jahren nur ganz einzeln einmal eine Notiz über das Anjäen 
von Aepfeln, Birnen und Mispeln. Beſondere Sorten werden hierbei nur 
bei den eriteren erwähnt und zwar „Saur Söte*, preußiiche und Gold: 
äpfel. Auch von Kajtanien und Hajelnüjfen haben wir nur wenige hierher 
gehörige Nachrichten. Erſtere zog Peter hauptjächlich im Hauje in Töpfen 
und Kübeln, jelten im Garten. Gejäet wurden fie meiſtens im Januar 
und März und lagen etwa drei Wochen in der Erde. SHajelnüjje aber 
pflanzte er, wie wir noch weiter unten chen werden, gewöhnlid) durch 
Wurzelihüfje fort. Doc wurden fie troßdem zuweilen aud) aus dem 
Kern gezogen. So ſäet er z. B. am 18. Juni 1628 „4 große rothe 
Hajelnüfje*, welche ihm mit einer großen Menge anderer Sämereien 
zujammen aus Schlefien gejandt waren. Zahlreich find Dagegen Die 
Angaben über die Ausjaat von Wallnüffen und Mandeln, auf welche ich 
hier deshalb noch etwas näher eingehen muß. Die Mandeln pflanzte er 
in den Monaten September bis Mat, und brauchen diejelben je nach 
ihrer Beichaffenheit und der Zeit der Ausjaat 1—8 Monate zum Keimen. 
Bon September bis Februar werden jie meiſtens zum jpäteren Auspflanzen 
in Töpfe gejäet, im April und Mai jedod direct in den Garten. Als 
günftigite Pflanzzeit jtellt fich nad) wiederholten VBerjuchen Ende Sep- 
tember heraus. Dann liegen ſie etwa fünf Monate in der Erde und 
treiben im März ihre Keimpflänzchen, die fi) nunmehr mit dem Fort— 
jchreiten der wärmeren Witternng fräftig entwideln fünnen und bis zum 
nächiten Herbſte jchon ftarf genug werden, um ſich ordentlich durchwintern 
zu lafjen. Die erjt im Frühjahr gejäeten erreichen dagegen häufig nicht 
mehr die nöthige Stärfe und vertrodnen dann jpäter, wenn ſie zum 
Winter ımter Dad) gebracht werden, wegen allzu großer Bartheit und 
Schwäclichkeit der jungen Stengel. Bor dem Pflanzen wurden die Mandeln 
zuweilen erſt 8—10 Tage in der Erde mürbe gemacht, um das Aufipringen 
der Schale zu befördern. Einmal erfahren wir auch, dag Lauremberg 
fünf Mandelferne in Wallnußfchalen legt und fo pflanzt. Gewöhnlich ift 
nur einfach von Mandeln oder fühen Mandeln (amygdalae dulces) Die 
Rede ohne irgendwelche Unterſcheidung bejonderer Arten. Nur einmal 
am 9. März 1629 notiert Peter, jein Bruder Wilhelm habe ihm aus 


55 


Lübeck vier völlig verjchiedene Sorten mitgebracht, nämlich: 1) die gewöhn— 
fichen mit gleichmäßig harter Schale, 2) tief gejtreifte jehr jeltene, 3) ſolche 
mit dünner und 4) jolche mit jehr dünner Schale, die ſich ganz leicht 
mit den Fingern zerdrüden laſſe. Lebtere waren aljo wahrjcheinlich ſolche 
Mandeln, deren Schale bereits, wie üblich, zur Erleichterung des Deffnens 
abgerajpelt war. Won bejonderem Intereſſe iſt Hier noch eine Ein- 
tragung aus dem Jahre 1628, nach welcher Lauremberg am 3. November 
drei friſche ſüße Mandeln pflanzt, die zu Bützow im Garten des Herrn 
Dtto von Grunenberg gewachien, aber nicht zur vollen Reife gelangt 
waren. 3 gab aljo augenjcheinlich jchon damald zu Bützow einen im 
Freien jtehenden und Früchte tragenden Mandelbaum, wie fie in unjerer 
hiefigen Gegend befanntlich noch im Garten zu Gr. Lüjewis vorkommen. 
Daß die Bützower Früchte übrigens troß der nicht voll erlangten Reife 
dennoch feimfähig waren, ijt daraus zu entnehmen, daß Peter im Sep: 
tember 1629 notiert, er habe eine Bützower Mandel umzepflanzt. 

Die Wallnüfje werden ungefähr um diejelbe Zeit gepflanzt, wie Die 
Mandeln, aber regelmäßig gleich in das Freie, in den Garten. Hier 
verbleiben jie auch den Winter über mit Ausnahme einzelner jehr Eleiner 
Pflanzen, welche zuweilen noch im December unter Dach gebracht werden. 
Außer jelbit geernteten und gefauften Nüſſen ſäet Zauremberg auch jolcdhe 
aus dem Collegiengarten (a Jo. Crusio ex Horto Collegii}, aus Schütts 
und Tarnows Garten, ſowie von D. Cotman und vom „ssreiheren“. Als 
bejonders große Arten werden dabei die von Cotman erhaltenen (juglandes 
gigantes) und die gefauften (maximae et decumanae jugl.) bezeichnet, 
während die Tarnowſchen von feinerem Gejchmad (melioris saporis) find. 
1627 yflanzt Peter drei Nüſſe am heiligen Chriltabend in der aus— 
geiprochenen Meinung, diejelben würden infolge defjen in fürzejter Zeit zu 
früh tragenden Bäumen emporfchießen. Auf welche einfache Art und 
Weiſe man damals Nüſſe ohne Schalen ziehen zu können glaubte, zeigt 
folgende Vorſchrift: „Nimb die äußerfte harte Schale von den Nüſſen, 
doch aljo, daß der Nußfern mit jeinem Häutlein umbgeben unverjehrt 
bleibe, widele darnach benjelben Kern in Wolle, oder ein Laub, und jteds 
aljo im die Erden, werden Nüffe ohn Schalen wachſen“. Praktiſcher 
erjcheint die folgende Regel, um wenigſtens dünnere Schalen zu erzielen : 
„Welſche Nüfje mu man oft von einem Orte auf den andern jegen, jo 
werden jie dünnjchalig“. 

Außer durch Pfropfen, Deulieren und Anſäen vermehrt Yauremberg 
jeinen Beitand an guten fruchttragenden Bäumen und Sträuchern auch) 
noch durch Stedlinge und jonftige Ableger. 1628 pflanzt er Pfirfichreijer 
von Soltovius, Maulbeerfteklinge von Lambert Vente und Mijpelzweige 
aus dem St. Georggarten. Aus legterem überträgt er ferner im October 


56 


dejielben Jahres nicht weniger als 210 Schößlinge von weißen Johannis 
beeren jowie einige bereit3 wurzelnde Ableger von ungariichen Pflaumen 
in jeinem Hausgarten. Im März 1631 verjucht er jogar jeine Birnen 
durch Stedlinge fortzupflanzen, indem er einen Zweig derielben mit Erde 
umgiebt, „tentaturus an velit radices agere“ (um zu verjuchen, ob er 
Wurzeln treiben will). Cine Eintragung vom Jahre 1637 über einen 
damals angeitellten Verſuch, ob auch im Juli gejchnittene und geprlanzte 
einjährige Neifer von Bäumen und Sträuchern als Stedlinge Wurzeln 
treiben, ijt leider verjtümmelt, da ein Theil des betreffenden Blattes ab- 
gerifjen iſt. Wir erfahren daher nicht, ob der Verſuch geglüdt it, und 
um was für Baumarten es jich dabei gehandelt hat. Nur jo viel iſt 
noch zu erfennen, daß augenjcheinlich auch Maulbeerreiſer mit verwandt 
wurden. Ueberhaupt fehlen Nachrichten darüber, wie die Stedlinge und 
Ableger fich weiter emtwicelten, fajt ganz. Nur von einigen Reben von 
rothem und weißem Wein, die Peter im März 1627 vom hieſigen 
Apotheker!) erhalten und eingejeßt hatte, notiert er 1631, daß diejelben 
nunmehr zum erjten Male Früchte trügen. 


Durch Schöflinge wurden nächſt den Sohannisbeeren hauptjächlich 
auch die Hafelnüffe vermehrt. So pflanzt Peter 1637 im November 
51 Wurzelichüffe von rothen und weißen lombardijchen Nüfjen, die er 
durch Me. Cobabus aus Sternberg erhalten hatte. Sonſt wurden lom— 
bardijche Nüfje noch bezogen in der Stadt jelbjt aus der Officialei und 
dem Gollegiengarten jowie von Lindemann und Johann Netlenblat, von 
auswärts auch noch aus Bützow. Die gewöhnlichen Hajelnüffe (avellanae) 
lieferten D. Woltrich und der jchon mehrfach erwähnte Biejtower Paſtor 
Brümmer. Zu welcher der beiden Arten die 1639 erwähnten Coryli 
Gustrovienses zu zählen find, bleibt zweifelhaft, da nichts Genaueres von 
ihnen angegeben wird. 


Bon jonftigen Pflanzen wurden noch durch Stedlinge vermehrt, bezw. 
ihre Vermehrung auf diefe Art und Weile verjucht, ohne daß wir immer 
erfahren, ob fie thatjächlich glüdte: Weiden, Berberigen und Cyprejjen, 
Roſen, Rosmarin, gefüllter Goldlad, Nelfen und St. Clara - Röschen 
(ramuli Armerii duplieis seu Rosulae S. Clarae), Wie zahlreich übrigens 
zuweilen die Anzahl der durch Ausſaat und Ableger herangezogenen 
jungen Objtbäume in Yaurembergs Garten war, lehrt uns eine Notiz von 
1628. Um 19. Juli dieſes Jahres ‚revidiert Peter nämlich in jeinem 
Hausgarten die theils gepflanzten, theils in demjelben Sommer erjt aus 
Samen aufgelaufenen Objtbäumchen und findet dabei folgende: 10 Wall: 


1) Derielbe wird von Lauremberg mehrjad) al3 „Petrus Pharmacopaeus“ erwähnt. 


57 


nüfje, 64 Pfirſiche, 7 Waulbeeren, 1 Mispel, 2 Cornelfirichen, 6 feinere 
und 8 gewöhnliche Pflaumen, 10 Bijtacten, 194 Kirſchen, 14 Quitten, 
3 Kaftanien und 10 eigen, in Summa 329 junge Stämmchen. 

Werfen wir nun, bevor wir zur Obiternte übergehen, noch einen 
furzen Blick auf die zahlreichen Blumen- und Gemüſebeete, jo finden wir 
den Herrn Profefjor auch hier den ganzen Sommer hindurch eifrig 
beichäftigt. Die Frühjahrsblumen jowie die frühen Gemüſe haben ihre 
Schuldigfeit gethan und müſſen nun jpäteren Arten Plat machen. In— 
folge dejjen ijt bald hier, bald dort ein Beet aufzunehmen und neu her- 
zurichten: Hier muß neu angejäet oder ausgepflanzt werden, während an 
einer anderen Stelle bereit3 Same für die nächjtzährige Ausjaat eingeheimit 
werden muß. Gemüſe ſowohl wie Blumen jind aber auch in ganz außer— 
ordentlich reicher Fülle vertreten. Da finden wir weißen, grünen und 
Wirſing-Kohl, Blumenkohl und rothen Kopfkohl, gothländiiche und Mar: 
lower Rüben, weiße Bajtinaden, gelbe Wurzeln, rothe und arabijche Beten, 
Meerrettig, Radies, gewöhnlichen und Scheibelrettig, Schwarzwurzeln, 
Artiichoden, Eichorien, Spargel, verjchiedene Erbjenarten, Bohnen, Batatas 
oder Zuderwurzeln und Sartoffeln, ferner große Zipollen, Beſtlok oder 
Schnittlauch, Porre und noch eine vierte Yauchjorte. Won Salat fommt 
vor holländiicher, römiſcher, ſpaniſcher jowie allerlei Kopfſalat, Endivien, 
Rapiünzel und Kreſſe. Auf anderen Beeten bemerken wir frühe und jpäte 
Gurfenarten, Augurken, Springfürbijje oder Eſelsgurken, gewöhnliche 
Kürbifje, verichiedene Melonen jowie die in Eüdeuropa jo beliebten oſt— 
indiichen Eitrullen oder Wajjermelonen. Ueberall zeritreut aber wachſen 
die zahlreichen Heil:, Gewürz: und Suppenfräuter, im Ganzen zwiſchen 
20 und 30 verjchiedene Arten, darunter auch Kalmus und römiſche Brenn— 
nejjeln (Urtica Romana). Auch den jetzt hier nur noch venwildert vor— 
fommenden, früher jo viel angebauten Hopfen finden wir in Peters Gärten 
mehrfach vertreten. 

Zahlreicher noch als die Gemüje und Klüchenfräuter aber wuren die 
mannigfaltigen Blumen und Bierpflanzen, die Yauremberg alle dieje Jahre 
hindurch in jeinen Gärten cultivirte, jo daß es viel zu weit führen würde, 
wollte ich hier auch nur ein anmäherndes Berzeichniß derjelben zuſammen— 
ftellen. SHervorgehoben jei nur, daß damals augenscheinlich ſchwarz mit zu 
den Modefarben gehörte. Denn wir finden nicht nur die befannten 
Ichwarzen Tulpen erwähnt, jondern auch jchwarze Lilien und jchwarze 
Roſen. Mit großer Vorliebe z0g Peter offenbar große gefüllte Mohn— 
blumen und gefüllte Nelken. Denn von eriteren führt er nicht weniger 
wie acht, ipäter jogar über zwölf und von leßteren gerade ein volles 
Dugend verichiedener Sarben aus jeinen Gärten an, wie er denn auch 
1635 allein 330 Nelfen aus Samen aufzog. 


58 


Bezüglich der Objternte und deren Aufbewahrung haben wir genauere 
Nachrichten nur über Birnen, Aepfel und Wallnüffe. Die Ernte beginnt 
mit den Birnen, welche durchweg im Auguſt und nur ganz einzeln, wie 
z. ®. 1634, erjt im September und Anfang October abgejchüttelt werben. 
Etwas länger bleiben die Aepfel auf den Bäumen. 1629 wurden fie aller- 
dings jchon mit den Birnen zujanmen am 26. Augujt abgenommen, jonjt aber 
immer erjt zwiichen dem 14. September und 6. October. Meijt jchon mit 
diejer legteren Ernte zugleich beginnt Mitte September dann auch diejenige 
der Wallmüfje, doch reicht jte jchon häufiger bis in dem October hinein. 
Auffällig it, daß bei allen drei Fyruchtarten immer nur vom Schütteln 
(decutere), nie vom Pflüden die Rede. iſt. Der Ertrag an Birnen und 
Aepfeln muß im der Regel befriedigend ausgefallen fein, jonjt würden wir 
wohl öfter Klagen über das Gegentheil finden. Nur 1631 und 1635 
waren jchlechte Kernobitjahre. Denn im leßteren erhält Beter nur wenige 
Aepfel, im erjteren aber wegen allzu großer Dürre während des Sommers 
überhaupt feinen einzigen Apfel und feine Birne. Beſſer jcheint dieſe 
Trodenheit, bei der auch der größte Theil des Gemüjes jowie Kürbifje 
und Wafjermelonen zu Grunde gingen, dem Wein und den Pfirfichen 
befommen zu jein, wenigitens trugen in diefem Jahre, wie bereit3 bemerft, 
die 1627 aus Stedlingen gezogenen Weinftöde, jowie ein 1628 von der 
„vidua Gryphiana“ erhaltener Pfirfihbaum zum erjten Male Früchte. 
Bon den Wallnüjjen hat Peter den Ertrag von 1627—35 alljährlich 
notiert. Derjelbe wechjelt zwichen vier Schod im Jahre 1632 und über 
dreißig Schod im Jahre 1629, im Durchſchnitt betrug er etwa 15 Schod. 
Der auffallende Unterjchied zwiichen 1629 und 1632 hat feinen Grund 
ganz augenscheinlich in dem damaligen Kriegswirren. Denn am 2. Sep- 
tember 1631 notiert Zauremberg, er habe der Belagerung und der Frechheit 
der Soldaten wegen jeine Wallnüjje abjchütteln müſſen, obgleich fie noch 
nicht völlig reif jeien. Die beim Schütteln gejtohlenen abgerechnet, habe 
er ungefähr 26 Schod geerntet. Darauf folgen dann in den nächiten 
Sahren plöglich die geringen aber doch ftetig wieder zunehmenden Erträge 
von 4, 5, 6'/, und 13 Schock. Es it aljo wahrjcheinlich bei dem haſtigen 
Abſchütteln 1631 nicht vorfichtig genug verfahren und dabei der bezw. die 
Bäume bejchädigt, jo daß fich diejelben in dem nächiten Jahren erſt wieder 
haben erholen müfjen. Sonjt erfahren wir von der Objternte nur noch), 
daß 1627 die Weinbeeren am 11. Auguft wie Erbjen groß waren umd 
am 16. September anfingen ſich zu röthen, jowie, dat Peter 1634 „die 
erite Stidelbeer* am 14. Mai ex schüttiano, aus Bürgermeiſter Schütt3 
Garten, erhielt. 

Für das Aufbewahren der Aepfel überliefert und Jacob Sebajtian 
einige Anweilungen. Danad) joll man diejelben, um jie Jahr und Tag 


59 


friſch und aut zu erhalten, auf ihr eigen Laub, daran fie gewachjen, legen. 
Jedoch müſſe das Yaub zwiſchen den beiden Frauentagen abgebrochen, an der 
Sonne gedörrt und um Martini ziwilchen das Obſt gelegt werden. ine 
andere VBorjchrift lautet: „Aepfel, daß fie lange ‚dauern. Im September 
oder October. abgebrochen, war der Mond 3 Tage lang zugenommen hat, 
die leget man auf einen Boden, da jie Luft haben, 14 Tage lang auf 
friſch troden Roggenſtroh, doc) nicht zu Dick gejchüttet. Hernach legt man 
fie in den Steller auf friich Stroh“. Ob Peter fein Obſt auf dieje Weile 
aufbewahrte, erfahren wir nicht, jedenfall® erjehen wir aber aus jeinen 
Eintragungen, daß cr e8 lange genug anzuhegen verjtand. 1627 bejaß er 
am 28. December, nachdem er alle angefaulten herausgelejen hatte, noch 
ungefähr eine Tonne Aepfel, von denen einige noch bis zum nächiten Dat 
vorhielten. 1629 verjpeijte er dagegen die lebten Aepfel am 20. Januar, 
nachdem er die legten Birnen (pyra ultima elegantissima) bereit? am 
11. dejjelben Monats bei einem Gaſtmahle aufgejett hatte. 

Auf eine bejondere Art jeine Wallnüffe friich zu erhalten verfiel 
Zauremberg durd) einen Zufall. Am 5. Februar 1628 notiert er nämlich: 
„Zwiſchen dem Nſop finde ich eine Wallnuß, die, obgleich jie dort den 
ganzen Winter gelegen und jo viel Negen, Schnee, Frojt ꝛc. überitanden 
hatte, dennoch jo friich war, als ob fie eben erit vom Baume gejchüttelt 
jei. Die Haut war noch gelb und ließ jich leicht abziehen. Die Schale 
tlaffte leicht auseinander, aber die Nuß hatte noch nicht zu feimen begonnen. 
Hieraus läßt jich erjehen, auf welche Art und Weile man die Nüfje unter 
freiem Himmel bis zum anderen Frühjahr conjerviren fann“. Infolge 
diejer Entdeckung erjinnt Peter nun im nächſten Herbit folgende originelle 
Aufbewahrungsmethode. Er legt die für das fommende Frühjahr beitimmten 
Nüfje gleich nad) der Ernte in große Zinnkrüge, jtellt diefe dann in einige 
al3 Zierrath augen an jeinem Haufe befindliche Vaſen und jegt fie hier 
einige Zeit lang der feuchten Witterung aus. Nachdem die Nüſſe jo 
feucht genug geworden, dedt er jie dreis bis vierfach zu und läßt fie dort 
nun ruhig bis zum nächiten Jahre draußen jtehen. Zu feiner großen 
Freude gelingt diejer Verjuch, weshalb er denjelben denn auch mit bejonderer 
Genugthuung jeinem QTagebuche einverleibt. Die legten auf dieſe Weiſe 
friich erhaltenen Nüſſe veripeiit er am 6. März 1629 mit feiner Frau 
zum Frühſtück. Cine wejentlich andere, aber nicht minder originelle Art 
wendet er etwas jpäter, im Jahre 1634, an, indem er im October 61/, Schod 
Wallnüjje einfach in jeinem Keller in die Erde gräbt. 

Schon während der Obiternte beginnt auch die Herrichtung der Gärten 
für den fommenden Winter. Bereit3 im September werden die Sinollen 
der peruanischen Sonnenblumen jowie die Blumenziviebeln ausgegraben, 
Darunter im Jahre 1632 „bei 350" Tulpen und große Staijerfronen und 


60 


1633 fogar 800 Tulpen, 20 Kaiferfronen und 12 Zeitlojen. Alles, was 
nicht im Freien dDurchwintern joll, wird nun allmählich in Töpfe, Kübel und 
Körbe gejet und unter Dach gebradt. Dann werden die hierdurd) ftarf 
gelichteten Beete wieder hergerichtet, die Kanten zum Theil mit Mop ein- 
gefaht und die draußen verbleibenden Sachen, namentlich foweit jie den 
Winter über zugededt werden müjjen, möglichjt bei einander gepflanzt. 
Der größeren Sicherheit wegen werden auch einzelne jeltenere Gewächie 
aus den Borftadtgärten in den Hausgarten übertragen, damit jie nicht 
während des Winters gejtohlen werden. Bet diefem Ein= und Umpflanzen 
findet auch ein reger Pflanzenaustaujch mit Freunden und Bekannten jtatt- 
Sp erhält Peter 1628 aus dem fürjtlichen Garten zu Güſtrow einige 
junge Granatapfelbäumchen und Nelfen und 1629 von M. Lucow und 
Martin Andreas Pauli aus Wismar jchöne Rosmarinjträucher, mehrere 
Schwertlilienarten, Kinollenranunfeln, verjchiedene Levfojen und Süßholz. 
Er jelbjt aber jcyenft in eben diefem Jahre D. Soltovius einige Klörbe 
voll junger Mioppflanzen zur Beeteinfajjung, Paſtor Engelbrecht einen 
der Wismarer Nosmarinbüjche und dem M. von der Wide Rosmarin, 
Stabwurz oder Gartencyprefien, Ehrijtrojen, jowie Samen von indiicher 
Kreſſe. Dept ift es auch Zeit, die legten Sämereien von Tabad, Satureja 
und anderen Kräutern aufzunehmen und dann mit dem Zudecken der 
Beete zu beginnen. Denn mit Simon Judas melden jih im October 
bereit3 die Nachtfröite. Die Endivien werden in Eand eingegraben und 
eine große Feige, welche im Freien durchwintern joll, rings um Die 
Wurzeln mit Miſt bekleidet. Ebenſo wird Pferdedung auch zur Bededung 
der Artiichoden- und anderer Gemiüjebeete verwandt, während Peter die 
meilten übrigen Pflanzen mit Strohmatten und Strohfappen gegen die 
Kälte ſchützt. 

Unterdei find die unter Dach geichafften Pilanzen im Hauje bereits 
je nach) ihrer Natur in die verichiedenen Stuben, dunklen Gelaſſe und den 
Keller vertheilt, hauptſächlich aber, offenbar dev Wärme wegen, in einem 
Raume über dem Schwitzbade (in hypocausto) untergebradt. Auch 
Freund Engelbreht muß hier wieder tatkräftig mit aushelfen, indem ihm 
1629 acht Töpfe und fünf Körbe mit Tabadf, Lorbeer, Goldlad, Batatas, 
Schachblumen, Aurifeln, Eyprejien, Anemonen, Rosmarin, Nelken, Feigen, 
Pomeranzen, Citronen und Granatäpfeln zum Durchwintern in jeinem 
Haufe überfandt werden. Tritt während der Wintermonate einmal eine 
Reihe milder jonniger Tage ein, jo bringt Peter jeine Topfpflanzen wohl 
auf furze Zeit wieder in das Freie, um fie an einer geichügten Stelle 
jeines Hausgartens der frischen Luft auszujegen. Hierbei zeigt es ſich 
dann zuweilen, daß jeine Schüglinge auc) im Haufe nicht überall vor 
Feinden ficher find. Im November 1629 entdedt er nämlich, daß ihm 


6l 


feine jungen Mandelichößlinge, Nelken und Endivien, die er in Töpfen in 
einem dunklen Berjchlage neben dem „locus secretus‘‘ verwahrt hatte, 
von Ratten und Mäujen abgefrejjen waren. Ein ‘Fall, dem, wie er in 
jeinem Tagebuche notiert, in Zukunft vorzubeugen fein werde. 

Aber mit Ddiejer Zurichtung der Gärten für den Winter und der 
zwedentiprechenden Unterbringung der Pflanzen, die den Froſt nicht ver- 
tragen fünnen, ilt die Gartenarbeit noch nicht erledigt, vielmehr gilt es 
daneben auch noch Bäume und Sträucher zu verpflanzen. Denn vom 
September bis „jo lange man in die Erde kann fommen“, iſt namentlich 
für Steinobit die beſte Zeit zum Umſetzen. Dabei joll man von den zu 
verjegenden Bäumen alle gebrochenen und auch ſonſt alle Wurzeln ein 
wenig abichneiden, „aber nicht mit einem mejjer da brod oder andere 
jpeifen mit gejnitten“. Auch joll man die Herzwurzel aufipalten und 
Schieferiteinlein in den Spalt fteden. Nach einer anderen Regel muß 
man, um Bäume fruchtbar zu machen, „im November in die furnemijte 
dickſte wurzel einen grunen hagedorn feil jchlagen“, und was dergleichen 
Dinge mehr find. Will man übrigens ficher gehen, daß die umgepflanzten 
Bäume gut anwachjen, jo joll man eigentlich jchon im Jahre zuvor die 
Planzlöcher ausheben 2 Schuh weit und 2 Schuh tief, diejelben mit 
Miſt ausfüllen und '/, Schuh did Erde darauf thun. Im Sommer muß 
der Miſt in diefen Löchern dann ein- oder zweimal durch einander ‚gehadt 
werden, „daß er jo klein werde als Erden“. Im die auf dieje Weile vor— 
bereiteten Löcher werden darauf im October die Bäume gejegt und, wenn 
die Wurzeln zur Hälfte mit Erde bededt find, ein Elein wenig „über fich“ 
gezogen und gerüttelt, auf daß die Erde alle Wurzeln bedede, und darnach 
das Loch völlig zugefüllt und mit Füßen „Iteif” zugetreten. Ob Peter 
Lauremberg alle dieje Regeln genau beachtet hat, bleibt allerdings zweifel- 
haft, da diejelben erit in den jpäteren Aufzeichnungen feines Sohnes vor— 
fommen. Jedenfalls aber benubte auch er die Spätherbit- und Winter: 
monate dazu, die infolge zu großen Alters oder fonitiger Gründe nicht 
ordentlich tragenden Obſtbäume wegzujchlagen und durch neue zu erjeßen. 
So fauft er im October 1623 von Stallmeifters Gärtner Hinricus einen 
Aprifojenbaum für 1 fl., bei welcher Gelegenheit ihm Ddiejer auch noch eine 
blaue Syringe und eine Schneeballart, Sambucus roseus, jchenft. Einen 
anderen Aprifojenbaum, den er nebit einer Wachholderart (Sabina humilis) 
von C. Dandwert aus der Dfficialei erhalten, pflanzt er gegen Ende 
November dejjelben Jahres, während er am 2. September 1631 notiert, 
er habe verjchiedene Apfelbäume, da fie feine Früchte trügen, abgehauen 
und ausgerodet. Aber jelbjt bei Froſt und Schnee im December ruhte 
die Gartenarbeit nicht ganz. Denn Peter jowohl wie Jacob Sebaſtian 
theilten ihren Aufzeichnungen nach den alten Glauben, wonach das, was 


62 


am heiligen Chriitabend gejäet wird, nicht verderben joll, „ob e3 gleich auf 
den Schnee gejäet wird“, jo daß ih an das Pflanzen der Bäume aljo 
noch während des Winters jofort wieder dad Säen anſchloß. 

Haben wir beide Yauremberg jo ſtets eifrig mit ihrer Pflanzencultur 
beichäftigt gejehen, jo follte man es faum glauben, daß ſich dies zum 
größten Theil in den Jahren abipielte, in denen Roſtock gerade mit in 
das Getümmel des dreigigjährigen Krieges hineingerifjen wurde. Es jei 
uns deshalb geitattet, hier zum Schluß noch kurz dasjenige zuſammen— 
zujtellen, wa8 Peter und über dieje hiefigen Kriegswirren in jeinem Tage- 
buche hinterlajien hat. Spärlich jind die diesbezüglichen Nachrichten aller- 
dings nur, aber jie markieren doch gerade die beiden hauptjächlichiten 
Ereignifie, die Uebergabe der Stadt an die Slaijerfichen im Jahre 1628 
und die Belagerung und Einnahme derjelben durch die Schweden 1631. 

Schon Ende 1627 müſſen jich in der Nachbarjchaft einzelne feindliche 
Truppen gezeigt haben, denn unter dem 31. December d. I. leſen wir, daß 
ein gewiſſer Sebajtian Walraven, der von hier nad) Hamburg habe reijen 
wollen, bereits wenige Meilen von der Stadt entfernt von den herum— 
Itreifenden Soldaten wieder zur Umkehr gezwungen, bald darauf aber dennoch 
glücklich) nad) Hamburg durchgefommen jei. Schlimmer gejtaltet fich die 
Sache am Anfang des folgenden Jahres, als die faiferlichen Völker plöglich 
vor der Stadt erjchienen. Da verfällt alles, was ſich außerhalb der 
Wälle befindet, der Vernichtung. Traurig jchildert und Peter denn auch 
am 23. Februar den Zuftand jeines hortus Travogianus: Mein Vögenteich- 
garten war nach Entfernung aller Einfriedigungen, jowohl derjenigen aus 
Brettern, wie derjenigen aus Weikdorn, von Dieben, Schweinen, Biegen 
und Kühen derartig zugerichtet und verwüftet, da auch nicht einmal Die 
geringste Spur oder auch nur ein Schein von ihm übrig geblieben. O! wohin 
hat der harte Krieg unjere Meder gebracht! Jetzt habe ich von meinem 
VBögenteichgarten gerade ſoviel, al3 ob ich ihm überhaupt nicht bejähe. 
Ganz das gleiche Schiefjal wie meiner haben jämmtliche draußen vor der 
Etadt belegenen Bürgergärten erfahren !). — Mit der Uebergabe der Stadt 
an Wallenjtein jcheint die Sicherheit in der Umgegend aber ſchnell wieder: 
hergeftellt zu jein. Denn am 28. März und 9. Mat jehen wir Zauremberg 
ihon wieder ganz ruhig botaniiche Erkurfionen vor das Petrithor ſowie 
nad) Mlarienehe unternehmen, und am 2. April läßt er bereit3 feinen 








!) Hortus meus Travogianus a furibus, suibus, capreis, vaccis ita habitus, 
et commotus fuit hactenus (ablatis quippe omnibus sepimentis ligneis tam illis 
quae ex asseribus, quam quae ex uva oxyacantha) ut ne levissima vel vestigia, 
vel facies horti illi supermanserit: En quo bella aspera nostros perduxere agros. 
Nune Travogianum habeo, quasi non habeam. Eandem meam sortem experiuntur 
omnes Civium suburbani loci, 


63 


hortus Travogianus wieder mit einem Zaun umgeben, zu welchem Zwecke 
er jich zwei Fuder Buſchwerk für 23 3 fauftee Am härtejten wurde Peter 
aber jedenfall® während der Belagerung der Stadt durch die Schweden 
im Jahre 1631 heimgefucht, demjelben Jahre, in welchem Bahrmeier hier 
den kaiſerlichen Oberjten und Kommandanten Habfeld ermordet. Am 
17. September d. 3. brach nämlich in Laurembergs Nachbarichaft ein 
gewaltiges Feuer aus, welche Gelegenheit die zügelloſe Soldatesfa benußte, 
um jein zur Seit allerding® unberohntes Haus zu plündern. „Alle 
hölzernen Einfriedigungen um den Hausgarten beim Halben Mond", jo 
fährt Lauremberg nach einer furzen Erwähnung des eben gejchilderten 
Vorganges in jeinem Tagebuche fort, „wurden niedergerijjen und mit 
Herten zerjchlagen ꝛc. Dennoch gelang es mir, bei dieſem QTumulte meinen 
Rosmarin und meine Eyprejien aus dem Garten zu retten und in das 
Haus meines Schwagers zu jchaffen, bei dem ich ſchon jeit einiger Zeit 
während der Belagerung wohne“ !). Bald darauf, am 6. October, wurde 
Rojtod dann von den Kaijerlichen geräumt und den Schweden übergeben. 
Kaum ift hierdurch die Ruhe wieder etwas hergeftellt, jo ijt Yauremberg 
noch in demjelben Monate auch jchon dabei bejchäftigt, jeinen zeritörten 
Garten wieder herzurichten und mit einer neuen Planke zu umgeben, und 
im folgenden Jahre merft man in jeinen Aufzeichnungen bereits nichts mehr 
davon, daß eben erjt eine Belagerung mit allen ihren Mühjeligfeiten überjtanden 
war und noch immer fremde Truppen die Stadt in ihrer Gewalt hatten. 

Trotz aller Not und aller Drangfale gingen jomit das Interejje 
und die Freude am Gartenbau in Roftod während Diejer trüben Kriegs— 
zeiten nicht verloren. Sobald die Verhältniffe es nur irgend gejtatteten, 
begann immer von Neuem wieder ein reges und eifriges Schaffen, jo daß 
die durch die Kriegsvölfer und ihren zahlreichen Troß vermwüjteten Gärten 
ſtets in furzer Zeit wiederhergejtellt und neu angepflanzt waren. Dafür 
aber, daß es troß aller Bernihtung und Zerjtörung nicht an den nöthigen 
Pflanzen mangelte, jorgten einmal herumziehende Händler, wie Lauremberg 
fie 1630 erwähnt, jowie der troß aller Kriegswirren jtet3 im Gange 
gebliebene lebhafte Pflanzen-Austaufch und Handel mit nahen und fernen 
Drten, wie die medlenburgifchen Etädte und Landjite, die benachbarten 
Hanjejtädte, ferner Braunjchweig, Breslau und Leipzig, Schlefien, Holjtein, 
Weſtfalen und Holland, andererjeit3 aber auch die Bereitwilligfeit, 
mit welcher diejenigen, deren Grundjtüde das Unglück verjchont Hatte, 
den Uebrigen durch Hergabe von Pflanzen, Samen und Ablegern aushalfen. 


1) Sepimenta omnia lignea circum hortum domesticum Semilunii evulsa et 
securibus confracta etc. Tamen in hoc tumultu ex horto abduxi clam meos Rores- 
marinos et Cyparissos hybernas ad aedes soceri, quas jam aliquamdiu tempore 
huius obsidionis incolo, 


64 


Anhang. 

Ein Berzeichnig, welches Peter Yauremberg jeiner Zeit über diejenigen 
Leute und Orte zujammengeitellt hat, bei denen, bezw. wo es damals gute 
Aepfel gab, dürfte bei dem Aufſchwung, den der Obitbau in unjerer 
Gegend in den Ietten Jahren nimmt, für manchen vielleicht nicht 
uninterefjant "fein. Daſſelbe lautet: 


Epfell: Sleddicke, weinſaur: 
Vorſtorfer ſein gutt bey: Sternberg bei M. Cobab. 

1. Junker Hans Rabe zu Rederank, Wahreppfell: 
2. Otto Thun zu Schlemmin, 1. Paſtorey zu Biſtow, 
3. Guſtaw aufs Raths wall. 2. Schmerle im Kloſterhofe?), 

Druffepfell: 3. Lambrechtshagen, Chim Kock. 
1. In der paſtorey zu ©. Niclaus, Sprentelde, weinjaur: 
2, Unfer famulusHeins in d. Kröplinſchenſtraß, Junker Claus Koß, 
3. Paſtorey zu Biſtow, N. Reppenhagen zu Butzow. 
4. Schutow im Dorf; im Kruge, Preusſche kanteppel: 
5. Paſtorey zu S. Catharinen, S. Conſtantiny hof bey d. Dfftcial: ®). 
6. Stofe ins frögers hoff, u 
7. Junder Claus Koffe. Braunrott gros weinſaur: 


Eggeappfel: Butzow im fürſtlichen garten. 


= Nielau s appfel: 
1. Paſtorey zu S. Niclaß, Johan p 
2, Paſtorey zuBiftom derer? wiegen Ipfund, Carmond ©. Jurg. hoff ‘). 


3. Im Kloſterhofe zum Heil, Kreuz), Augitappel: 
4. Aufm Apteker-Hoff, Noggentin im fürjtl. Meyerhof. 
5. Zu Schmerle. Süſſe: 
Roſenheger: 1. Khol appell, 
1. Im großen Collegien-Hoff, 2. Süſſe war appel, | _ 62 
2. Baitoren zu Dobran, 3. unleſerlich] Sun d. jhütte, 
3. Bajtorey zu Retzkow!), 4. Yangitel, Söte, 
4. Yambrechtshagen (Chim Kod), 5. Silber appel: Burg. Schütt haushof *), 
5. Junker Klauß Kojie, 6. Langharde: Buttzow, furitlid” Garten. 
6. Nicol. Reppenhagen zu Butzow. Goltteppfel: 
Weiße Roſenheger: 1. D. Grifens in d. breiten ſtraß, 
Apteder-Hoff. 2. Aptecker-Hoff, 
Welſche Nofenheger große: 3. D. Woltrich. 
zu Beltz. Blutteppfell, roth in und auſſen: 
Sleddicke, füſſe: 1. Cloſterhoff, 
1. Sternberg, 2. Juncker Wedige Kardorf zu Nikör. 


2. Paſtorey zu S. Nielas, 
3. D. Woltrich, 3 wegen 1 @, 
4. Junker Claus Koſſe, 


Rebewein: 
1. Im halben Mon?): 





5. Paſtorey zu Retzkow, Allerley artt eppel winter und Sommer 
6. Butzow im furſtlichen Hofe. hatt Marten Bocholt in Holſtein. 
) Wohl Retſchow bei Doberan, ) Carmons Hof beim St, Georg. 
2) Auf dem zum Slofter zum heil, Kreuz gebörigen >, Bürgermeiiter Schütts Haushof. 
Hofe Schmarl, +) Im Garten der Kegentie zum Salben Mond, 


?) des Superintendenten Conftantin Fidlers Hof 


bei ber Dfficialei, NY Yen 














VI. 


Statuten und Rathswillküren. 
Mitgetheilt 


von 


Barl Koppmann. 


7] nachfolgende Sammlung von Statuten und Rathswillküren findet 
jih im jogenannten Rothen Buche oder Liber arbitriorum; die 
Tateinifchen jtehen auf fol. 12a—13b, die deutjchen auf fol. 1la—11b. 
— Die erjteren find von einer und derjelben Hand eingetragen, vielleicht 
in 2 Abjägen, erſt 88 I—11 auf fol. 12a—12b, dann 88 12—18 auf 
fol. 13a—13b. Die lebteren rühren von 4 verjchiedenen Händen her, 
8 1 auf fol. 13a von der erjten, $ 2 von der zweiten, $ 3 von ber 
dritten, $$ 4—7 wie e3 jcheint vom der eriten, aber jpäter eingetragen, 
8 8 iſt ein jpäterer Zuſatz. Am Rande von A S1, BSS1 und 3 
ſteht: Jus Lubficense); B$ 3 wird auch im Text und B $ 8 durch eine 
anderrveitige Randbemerfung als Lübiſchen Urjprungs bezeichnet. — Inhalts— 
angaben finden ſich als Randbemerfungen bei A $$ 1—6, 10, 12—1S, 
B Ss 2, 4—8, als lUeberjchriften bi A $6, BS$ 1,3. — Ein 
erläuternder Zuſatz jteht am Rande von A $ 6. — Gedrudt find 
ASS 1—3, 5—8, 10—16, 18 in (Nettelbladt’3) Hit. diplom. Abhandlung 
dv. d. Urſprunge d. St. Rojtod Gerechtiame (Roft. 1757) an verſchiedenen Stellen. 


Die lateinischen Statuten betreffen: 

a. die Erwerbung des Bürgerrecht? und des Meifterrecht3 ($ 3) und 
die Meorgeniprachen der Aemter ($ 5); 

b. die Ueberſchreitung der vorgeichriebenen Zahl bei Werbungen 
einzelner Bürger oder Memter vor dem Rath (SS 2, 1), den 
Ungehorfam gegen Befehle des Raths ($ 7), die Fälſchung von 
Wein ($ 10), die Herjtellung untauglicher Handwerksartikel ($ 11), 
den Minimalbetrag der Wedden ($ 14), die Verweigerung von 
Wedden ($ 18) und das Recht des Raths zur Ermäßigung der 
Wedden (SS 7, 14, 18); 


5 


66 


ce. die Berpflichtung jedes Gläubiger eines flüchtig gewordenen 
Schuldner zur Betheiligung an einem gemeinfamen Vorgehen 
gegen demjelben ($ 16) und die Friſt für die Einbringung eines- 
geicholtenen Urtheils beim Rath zu Lübeck (S 17); 

d. den Einfauf von Wein ($ 9), Schlachtvieh ($ 6) und gejalzenem 
Fleiſch (3 9; 

e. den Standort der Wandſchneider ($ 8) und der Hopfenverkäufer ($ 15) ; 

f. die Leinweber ($ 12) und die Altpelzer ($ 13). 

Die deutjchen Statuten beziehen jich auf: 

a. Gelbithülfe ($ 2), Buße und Wedde ($ 3); 

b. das unziemliche Betragen vor dem Kath abjeiten einer Partei 
gegen die andere ($ 1), gegen amtirende Rathmannen, amtirende 
Bürger oder vereidigte Wächter ($ 7), innerhalb des Raths ($ 1); 

e, Schuldklagen gegen Berjtorbene ($ 8); 

d. die Rechtskraft nicht widerrufener Legate für inzwiichen Ver— 
itorbene ($ 4); 

e. das Recht der Eltern zur Abjonderuug der Kinder (S 6) und den 
Anſpruch unvollitändig ausgeitatteter Kinder bei der Wieder- 
verheirathung des Vaters oder der Mutter ($ 5). 

Diefer Sammlung jchließe ich die in demjelben Buche zerjtreut fich 

findenden 7 Willfüren an, indem ich ihnen furze Ueberjchriften voranitelle. 


A. 


1. Si*) aliquod officium habeat aliquid agere cum consulibus 
vel coram eis, debent discreciores decem ascendere consistorium et 
non plures; si vero plures in consistorio coram consulibus visi fuerint, 
numerus excedens decem vadiabit civitati decem marcas argenti?). 

2. Item?) si aliquis burgensis aliquid habeat agere coram con- 
sulibus, potest licite secum assumere novem de amicis suis et ascendere 
consistorium ; si vero plures ascenderint, actor vadiabit civitati decem 
marcas argenti ?). 

3. Item‘) si aliquis voluerit effici burgensis, debet venire ad 
camerarios civitatis et acquirere civilitatem; si vero voluerit aliquod 
officium intrare, dabit pecuniam ad murum, nec aliquam exactionem 
debet officium facere in eum?). 


*) (ualiter sit comparendum coram consulibus. 
d) De numero amicorum comparencium coram consulibus. 
°) Forma civilitatis. 
2) 8 1: (Nettelbladt,) Hijt. diplom. Abhandlung ©. XLII. 
82: Dal. S. LXIL 
) 8 3: Dal. ©. XCVI. 


67 


4. Item*) camifices vel quicumque alius non potest accipere 
carnes salsas in foro sine licentia consulum; qui autem acceperit, 
dabit civitati 60 sol. 

5. Item’) quamdiu officium, quodcumque fuerit, honorifice se 
habuerit et consules ipsi favere voluerint, possunt habere morghensprake, 
aliter non; et quando habere voluerint, si consulibus placuerit, possunt 
mittere duos de consilio ad eos; sed sine voluntate consulum non 
possunt habere morghensprake?). 

6. Item°) in consulibus est: Quando pecus venit de mari vel 
de villis vel de quacumque parte fuerit, non debet vendi, nisi pellatur 
in locum a consulibus deputatum; et si supervenerint‘) tres vel qua- 
tuor carnifices, possunt emere duos boves vel unum, sive vaccam 
vel tres vel quatuor, et non plures. Sed non debent mittere sortem, 
ita quod unus vel duo pecus emptum obtineat, aliis dando lucrum, 
sed omnes, qui emerunt, pecus mactabunt. Et si aliquis nostrorum 
conburgensium supervenerit, volens habere unum bovem vel vaccam 
ad expensas suas, dabit carnificibus, qui emerant, 6 denarios, et non 
debent sibi negare. Et de porco dabit duos denarios similiter, et non 
negabunt ?). 

7. Item si alicui burgensi a consulibus mitteretur nunccius ad 
faciendum ea, que de jure facere teneretur nec faceret, consules 
possunt precipere ei sub pena trium marcarum argenti, et si tunc 
non fecerit, deinde sub pena 10 mr. argenti, et si tercio*) non fecerit, 
sub pena 20 mr. argenti; sed si tunc non fecerit, consules mittent 
nunccios ad impignorandum eum, et si depignoravi negaverit, vadiabit 
ceivitati 60 sol. et tamen faciet, que tenetur, et extunc est in opcione 
consulum, quantum de tribus marcis et de 10 mr. et de 20 mr. 
argenti cum 60 sol. voluerint accipere°). 

8. Item quicumque burgensis noster volens inscidere pannum, 
debet mittere sortem in theatro pro loco, sicut ille, qui diu inseidit 
pannum). 

9. Item nullus consul, sive novus, sive antiquus, debet emere 
vinum, nec aliquis caupo volens vendere vinum in mensura, 


2) Contra carnifices. 
d) De convocacione officiorum. 
°) De carnifieibus ementibus pecus, Ueberſchrieben: Forma empeionis pecoris, 
4) over de dwerstrate, 
®) iccirco. 
) 8 5: (Nettelbladt,) Hift. diplom. Abhandlung S. XCI. 
86: Daf. ©. XLVL 
2) 8 7: Daf. S. LXXXII. 
*) 8 8: Daf. S. XLVL 


5* 


68 


10. Item*) si aliquis falsificaverit vinum, illud vinum debet 
comburi et ille, qui falsificaverit, vadiabit 60 sol. civitati'). 


11. Item omne, quod est detestabile factum in aliquo officio in 
parvis rebus et in magnis, debet comburi, et de parvis 10 sol. civitati 
et de magnis 60 sol. vadiabit ?). 


12. Hec*) justicia data est linitextoribus, quod quicumque 
eorum officio (!) excercere voluerit, 3 mr. proprias habebit, et hoc 
duo ejusdem officii homines tactis reliquiis firmabunt, alioquin serviet °) 
aliis nec ad officium admittetur. Item nemo mutuabit servo suo 
ultra octo solidos sub pena trium marcarum°). 


13. Hec‘) justicia data est renovatoribus pelliciorum: qui officium 
hoc excercere voluerint, debent°) trium marcarum res proprias habere, 
et hoc duo pro eis jurabunt®). 


14. Consules‘) arbitrati sunt, quod quicumque vadiaverit 20 sol., 
illos dabit civitati; sin autem poterit graciam consequi, non dabit 
minus quam decem?). 


15. Item*) quicumque voluerit humulum vendere assidue, debet 
habere dolium in foro et inde dabit in anno I mr.; et si duo simul 
stant et vendunt"), dabunt duas marcas; eciam si quatuor socii de 
uno dolio, dabunt 4 mr. in anno?). 


16. Item‘) quicumque civis res mutuas trahit ab aliis burgen- 
sibus, in tantum, quod clam recedit, hii, quorum bona sunt delata, 
cum hereditate fugitivi debent prosequi causas suas, utsua rehabeant; 
et qui se abstraxerit, nolens prosequi causam cum aliis, cum ipsis 
postea non poterit inire participacionem de debitis acquisitis?). 


2) De vino non corrumpendo, 
b) Linitextores. 
°) servient. 
*) Renovatores pelliciorum. 
) debet. 
f\ De vadiacionibus. 
*) De humulo vendendo. Istud statutum est antiquum, 
b) vendant, 
) De bonis fugitivarum. 
1) & 10: (Nettelbladt,) Hift. diplom. Abhandlung S. XLVL 
2) 8 11: Daf. ©. XLIX, 
9) 8 12: Daf. ©. XCI. 
) 8 13: Daf. ©. XCI. 
5) 8 14: Daf. ©. LXXXI. 
©, 8 15: Daf, ©. XLIX. 
) 8 16: Daf. S. LXXXI. 


69 


17. Item*) cum rethores pro intricata sentencia Lubeke desti- 
nantur, si hoc contingit 3. vel 4. vel sexta feria precedentis ebdomade, 
proxima 4. feria sequentis ebdomade debet esse Lubeke et causas 
promovere. 

18. Item’) qui primo jussu noluerit vadiare, seecundo mandatur 
ei sub arbitrio 10 mr. argenti, et si hoc neglexerit, tertio mandabitur 
ei sub arbitrio 15 mr.; si tunc vadiat, pro tali vadio tollentur 5 mr. 
argenti et non minus’). 


B. 


1. Vordmer‘) hebbe wi endrachtliken gesat umme vromen unde 
menen nut willen user borgere, dat en yewelk, de vor den rad kumpt 
edder dar vore vorbodet wert umme sake edder werves willen, de 
schal syne sake unde syn werf seggen edder seggen laten bi eneme 
anderen beschedenen personen unde des gelyk sik vorantwerden edder 
vorantwerden laten mit hoveschen, tuchtigen unde beschedenen worden; 
unde nemand schal sik an dem anderen vorhalen vor dem rade mit 
unerliken unde untuchtigen worden; were over dat yemand dar 
enbovene dede, also dat he den anderen honsprakede edder sik vor- 
antwerdede mit unerliken, untuchtigen unde unbeschedenen worden 
edder enes anderen word ldchende, de schal wedden unde beteren 
der stad 10 lodige mark unde an den sakewolden twevoldigen broke, 
alse he in der vorhalinge unde mishandelynge breke, efte se vor dem 
rade nicht gescheen were, wo dicke dat he brokaftigh dar ane gevunden 
wert; dar en wil em de rad nicht ane laten. Schege‘) des gelikes 
bynnen rades, dat steyt to deme rade, wo se dat richten willen. 

2. Vortmer‘) bede wy, dat zyk eyn jewelik an Iyke unde an 
rechte nughen late by lif unde by gude; weret dat jemant dar boven 
dede, de den anderen myt ener zammelynge, myt vorsathe, an vore 
edder myt weldelyker hant zunder recht antastede unde dar mede 
uze bot unde wyllekore breke, de schal alzo hoghe betheren, alzo wy 
dat gezad unde geboden hebben to holdende. 

3. Item‘) desse nasereven articule werden to Lubeke holden: 
Int erste wor eyn den anderen sleyt lemede edder benbroke, des is 


®, De prolocutoribus. 
b) De mandatis vadiandi. 
®) De proponendis causis coram consulatu. 
4) Schege— willen fpäterer Zufag; am Rande: Require intra ($ 7). 
*) Injuria vel violencia non irrogetur. 
‘ De pena percussorum et wInenerancium. 
1) 8 18: (Mettelbladt,) Hift. diplom,. Abhandlung S. LXXXII. 


70 


sin broke 10 mr. sulvers; dat kumpt deme to, de geslagen is allene 
unde nicht deme richte; men wes dar mede is von blut unde blaw, 
des is jewelk 3 punt, de 2 del deme richte, dat druddendel deme 
sakewolden ; de tughe des messes 3 mr. sulvers, dat kumpt deme 
richte allene to unde nicht deme sakewolden. 

4. Weret*) dat gave geven worden in eneme mechtigen testa- 
mente eneme, de er der gift vorstorven were, dat unwitlik were deme 
genen, de dat testament makede, de gave blift geven unde ervet an 
des negesten, deme se geven is. 

5. Weret®) dat en par volkes, wif unde man, ere kyndere 
bereden ut der were mit ereme gude, vorstorve erer en, wif edder 
man, wolde sik de levendige voranderen, nogede denne den kynderen 
nicht an deme gude, dar se mede beraden weren, also dat en de 
helfte des gudes nicht worden were, so mot he en de helfte synes 
gudes geven, er he sik vorandert; is en over mer worden, dat mogen 
se beholden. 

6. Weret‘) dat kyndere mit erer olderen welk in eneme samenden 
gude seten, wolde de oldere de kyndere van sik sunderen unde 
scheden, des mogen de kindere nicht weren. 

7. Weret*) dat yemand enen radman, de in des rades werven 
were, edder sworen wachtere edder borger, de°) gekundiget unde settet 
were to der wachte, worde he an synen werven edder de wachtere 
an eren wachten overhalet edder vorhomudet, dat steyt to deme rade, 
wo se dat richten willen. 

8. Were‘) dat voremundere eynes doden schuldighet worden 
umme gud, dat de dode schuldich syn scholde, unde en kan men 
der schult nicht bewysen unde moghen de voremundere dat bewysen, 
dat de, de den doden schuldiget, jar unde dach myt dem doden in 
der stat gheweset heft, er he starf, unde heft he der schult nicht 
gheeschet bynnen jare unde daghe, alse he starf, unde ok nicht in 
synem dotbedde, de wile he vornuft unde redelicheit hadde, de vore- 
mundere darven dar nicht to antwerden. Scriptum 1424 feria 3. 
post divisionis apostolorum '). 


“) De testamentis. 

d) De divisione hereditatis, 

e) Idem. 

4) De offensione consulum in officio civitatis. 

®) de fehlt. 

t) Constitutio civitatisLubicensis de debitis post mortem non imponendis. 
ı) Juli 18. 


c. 


1. Verbot der Anrufung geiftlicher Gerichte durch Bürger gegen 
Bürger. 
Liber arbitriorum fol. 9. 


Wy borgermestere unde radmanne der stad to Rozstok synt des 
gantzlyken mit endracht to rade worden dorch nut unde vromen 
willen user borghere unde borgherschen, dat wy hebben ghemaket 
unde ghesat desse nascreven wilkore unde gesette, de en yewelk 
man, de in user stad wonet, he sy borghermester, radman, borger 
‚edder borgersche, hölden schal bi pyne unde bi vorlust 20 marke 
sulvers. 

To deme ersten‘): dat nyman van usen borgheren edder nyn 
vrowe, de use borghersche is, scal enen anderen, de use borgher 
edder borghersche is, laden edder laden laten vor en ghestlik recht, 
binnen user stad edder buten user stad, hemeliken edder openbar, by 
sik sulven edder bi anderen vromeden personen, bi 20 marken sulvers. 

Unde’) were id, dat yenich man van usen borgheren edder 
yenich vrowe, de use borghersche is, dar enbovene yenigen man, de 
use borgher is, edder yenighe vrowen, de use borgersche is, mit 
ghestlykeme rechte beswarede edder beswaren lete bi anderen personen, 
hemeliken edder openbare, binnen user stad edder buten user stad, 
de schal em des benemen unde em synen schaden unde koste 
wedderlegghen van syneme eghenen güde unde schal wedden user 
stad 20 mark sulvers. 


2. Rathswillkür betreffend die Entbehrlichkeit des Frohns bei der 
Lornahme von Arreſten und Citationen im Fall der Gegenwart 
zweier erbgejejjener Bürger. 

Liber arbitriorum fol, 15b. 


Wy borgermestere unde ratmanne to Rozstok dorch nuth unde 
bequemheit willen unser borgere hebben ensgedregen unde settet 
.desse nascreven wylkore to holdende°): Welk man deyt ene besettinghe 
uppe stande erve, liggende grunde, huse, boden edder uppe wath gut, 
dat sy bewechlik edder unbewechlik, wodane dat sy, heft he dar 
over twe erlike besetene borgere ane dat mynneste richte, de besettinghe 


*») Am Rande: De cessionibus actionum, 
b) Am Rande: Idem. 
°e) Am Rande: Forma arrestandi. 


12 


schal so mechtich wesen, alse eft dat mynneste richte dar mede over 
wesen were, unde schal dar nenen broke umme Iyden. 

Vortmer sette wy des gelikes*): Welk man den anderen umme- 
schelinge schuldegen wyl to rechte, secht he em to, dar he twe 
besetene borgere over heft sunder dat mynneste richte, de tosegginge 
wille wy by macht hebben, eft dat mynneste richte dar ok by 
wesen were, 


3. Rathswillfür betreffend die Mifbräuche bei der Appellation 
nah Lübeck duch Zurüdziehung an den Rath zu Roſtock 
und durch die Einlegung der Appellation bei Beiurtheilen oder 
Vorurtheilen. — 1458 Juli 24. 


Liber arbitriorum fol. 7b. 


Witlik sy, dat wy borgermestere unde radmanne to Rozstocke 
hebben overdacht unde bewegen, dat vele unnutte koste, theringhe 
unde arbeyt in vortyden vakene unde mennichwerve schen synt unde 
noch in tokomenden tyden geschen mochten, alse wanner eyn borgher 
jeghen den anderen, edder eyn borgher jegen enen gast, edder gast 
jegen gast, myt Lubeschem rechte tohope storten umme claghe unde 
sake willen, de se tosamende hebben, unde dar umme myt schulden 
ordelen vor den rad komen unde de rad dar up en ordel delet, unde 
dat sulfte ordel denne to Lubeke geschulden werd etc., so hehbe wy 
borgermestere unde radmanne to Rozstocke dar up umme des menen 
besten willen myt belevynghe unde vulbord unser borghere gheramet 
unde ghesloten, de articule to holdende, so hir na screven is, 

Int erste wanner twe unser borghere edder borgher unde gast 
edder twe gaste myt Lubeschem rechte tohope storten umme sake 
willen, de ere en to deme anderen heft, unde dar umme myt schulden 
ordelen vor den rad komen unde de rad dar ordel up secht, welker 
part dat denne vort to Lubeke scheldet, unde de ene deme anderen 
dar denne nicht tosteyt, so en hir ghedelet is, dat me bewisen mach,, 
unde tut myt em wedder, dar denne de rad to Rozstocke noch ens 
up secht unde delet, de yenne schal de weddertucht deme rade beteren 
myt 3 marken sulvers unde synem jegenparte vor kost unde theringhe 
weddergheven sosRinsche gulden, also vaken de ene deme anderen dat deyt. 

Item welkere borgere edder gheste edder borgher unde gast de 
ene den anderen nicht wil steden by de hovetsake, dar se umme 
tohope komen synt in deme rechten, unde maken byordele edder vor- 
ordele unde schelden de vor den rad, unde de rad dar ordel up 








°) Am Rande: Forma citacionis, 


13 


secht, unde de yenne, de dat denne to Lubeke scheldet unde dat dar 
vorlust, de schal deme rade to Rozstocke dat beteren myt 6 marken 
sulvers unde synem jeghenparte vor koste unde theringhe gheven sos 
Rinsche gulden. Men de yenne, dede schelt de rechten hovetsake 
unde vorlust de to Lubeke, dar holde me dat mede, alse dat van 
oldinghes ghewesen heft. Unde dyt schal stan uppe voranderent 
unde vorbeterent des rades. Dyt is gheschen unde ghescreven in 
den jaren unses Heren 1400 jar an deme 58. jare des mandages 
vor Jacobi apostoli Jesu Christi. 


4. Aufzeichnung betreffend die Abwendung des Mißbrauchs der 
Wppellation nad) Lübeck durch Eidesleiſtung und Bürgſchafts— 
jtellung. — 1504. 

Liber arbitriorum fol. 30b, 


Item anno 1504 is eynn nye privilegenn vorworvenn tho Lubeke 
vam Romeschenn koeninge, also dath nemant mach appellerenn vann 
dem rade tho Lubeck, sunder de sake moth baven 40 Lubische 
guldenn*) dragenn. Des moth de jenne, de vann hir appellert, ton 
hilligenn swerenn, dath he mith der sake will vortgann, szo he erst 
kan, unnde nicht dar umme?) appelleret, dath he de szake wil inn 
de lanckheidt bringenn tho hangen int gerichte. Ock moth he borge 
setten, offt he de sake vorlore, den schaden tho betalen; were de 
jenne ock arm, de appellerde, unde konde nene borgenn krygenn, 
moth ock etlicke eede donn etc. unde lecht up eynen Lubeschen gulden. 


5. Einführung eines Urtheilsbuches, aus welchem bei Appellationen 
nach Lübeck den Parteien auf Begehren bejiegelte Auszüge 
ausgefertigt werden fünnen. — 1505 Aug. 13. 

Liber arbitriorum fol. 74b, überjchrieben: De libro sententiarum, 
publicatum anno 1505 quarta post Laurencii. 

Witlik sy, dat de ersame raed to Rozstock hefft flitigen betrachtet 
unde angesehen mannichvoldige gebrecke unde de merklike unkoste 
unde geltspildinge, so ere borgere unde sunderlinges de jenne, de 
alhiir to rechte ghaen, in saken der appellatien edder scheldinge bet 
herto velemals unnutlik geduldet hebben in deme, wen een ordel van 
hiir vor den ersamen raet to Lubek geschulden wert unde de parthe 
myt ereme ordel toLubek komen, dat denne eyn deme anderen nicht 
bestaen will, ok so de sulffte raet to Lubek neyne thuge horen willen, 


“) guldenn guldenn. 
b) umen, 


74 


unde de jhenne, so van hiir dar hen komen, ok bet herto neyne 
breve edder vorsegelde kuntschopp gebracht hebben, to mermalen 
wedder torugge gewiset, derhalven denne alduslange vaste unnutte 
reyse unde weddertuchte gekomen synt unde mannighe sake dar 
mede vortrecket werden, sulkes alles numeer vortokomende unde 
unnutte reyse to vormydende, so hefft de ersame raet deme gemeynen 
besten to gude eendrechtliken geslaten unde belevet, dat alle ordele, 
so hiir negest affgesproken werden, upp begheer der parthe dorch 
eren secretarium in een lovenwerdich bock, alse to Lubek unde in 
anderen steden wontlik iss, schullen truwelik beschreven werden ; 
unde weret sake, dat hiir negest jenich ordell van hiir to Lubeck 
geschulden worde unde welk der parthe dat sulffte ordell uth deme 
boke in schrifftten unde vorsegelder orkunde myt sik to nemende 
begherde, darmede vor deme ersamen rade to Lubek, wu dat hiir 
geludet hadde, to bewisende, schall na temelikem begheerte unde 
vorlove des rades eyneme isliken willigen vorgunt unde medegeven 
werden ; unde welker parth sulker schrifftliker vortekeninge in der 
stat boek begheert, deme iss nicht von noden, synes ordels dar 
enbaven myt tughen to vorwachtende, dann de raet sulk er boek 
in aller mathe, wu to Lubek unde an anderen enden, by eeren 
weerden, geloven unde fuller macht gedenken to holdende. 


6. Rathswillkür betreffend die von einem ausdrüdlichen Treue: 
gelöbnig unabhängige Rechtskraft offener, bejiegelter Briefe. 
Liber arbitriorum fol. 14; am Rande: Diswussio juris ratione 
litterarum sigill[jatarum] patencium. 

Wy borghermestere unde ratmanne to Rozstok dorch kentlike 
nut user borgere unde user stad hebben ensgedregen mit wolberadene 
mode unde settet desse nascreven willekore tho holdende: Welk man 
deme anderen enen openen breff bezeghelt, dede heel unde untobroken 
is, den breff schal men holden van worden to worden, alze he inne- 
holt unde uthwiset, he hebbe inne truwe lofte edder nicht, unde 
schal des nicht uthschelden. 


7. Rathswillkür betreffend die ausjchliegliche Rechtskraft der 
Stadtbuchjchriften in Bezug auf Eigenthum und Pfandredt an 

Häufern und Grundjtüden. — 1473 Aug. 9. 
Liber arbitriorum fol. 74 ; überichrieben : Wo me mach schriven laten 
yn der stadt boke etc. Anno Dominiete.73 in vigilia Laurentii, 
Item umme wolfart desser ghuden stadt, so alse denne nu mer 
den yn vorghanghen jaren unnser stadt bocke zer werden vorkrenket 
myt besegelden breven, dede werden gheven uppe liggende grunden 


13 


unde stande erven unde ock uppe renthe unde weddeschat, unsen 
borgheren unnde stadt bocke zere tho vorfanghe etc., unde uppe dat 
nene bedrechlicheyt, men alle tyd warheyt unde love unbedecket 
bevunden werde in unser stadt boken, des schal nement uppe loven 
deme anderen egendoem efte weddeschat van enes anderen wegen 
siick to efte afscriven laten, men dat schal deme sulvest tokamen, 
deme yd af edder toscreven werd, und anders nemende to gude etc. 

Item ock schal nement deme anderen stande erve efte liggende 
grunde edder weddeschat vorkopen edder jemande voreghenen noch 
vorsetten yn besegelden breven, instrumenten efte schrifften, sunder 
allene yn unde myt unsen stadtboken vor unnsen kemereren*), so dat 
wanlick is, vorscriven unde vorwaren lathen, by 20 mark sulvers. 

Item unnde alsulke breve efte scrifte, de baven unse boke gheven 
synt efte de noch ghegheven werden, scholen®’) nicht schaden efte 
yemende to vorfange wesen, men se scholen nene macht hebben. 

Item unnde de alsulke breve van syck gheven edder gheven 
hebben, den schal de radt beden by broke, dat se dat wedder umme- 
bringen, dat de breve efte scrifte gentzliken dorsteken werden unde 
gedodet ‘). 


Anhang. 


Als Anhang laſſe ich eine Einjchärfung der Rathswillkür von 1473 
Aug. 9 aus anderer Quelle folgen. Sie jteht im Drdel-Buch von 1522 ff. 
(Sententiarum liber inceptus anno 1522) fol. 143b—144a), trägt feine 
Jahreszahl und kann nicht ficher datirt werden; unmittelbar vorangehende 
Eintragungen von derjelben Hand tragen die Jahreszahlen 1542 (fol. 140 b), 
1542 (fol. 141b), 1533 (fol. 142b), 1543 (fol. 143). 


Warnung E. E, Raths vor der Nichtbeachtung der Verordnung 
(von 1473 Aug. 9) unter Feſtſetzung einer Friſt für den Nach: 
weis des Rechtes Dritter, gegen Umjchreibungen im Stadtbuche 
Einjprache zu erheben. 

Dewyle ein Ersame Radt ock in erfaringe kumpt, dath sick ere 
medeburger undernemen, huse und andere liggende grunde, thor 
Stadt rechte und gerechticheit liggende, up segel und breve, instru- 
mente und der geliken vormeinte schrifte tho vorkopende und tho 








*) komeren. 

db) schalen. 

°) Bon der gleihen Hand folgt noch: Item dat nymant schal voren, dregen efte 
storten laten grus uppe den strant sunder vulbort der weddeheren by 3 marke sulvers. 


76 


voranderende wedder Stadtrecht und de belevinge des Rades und der 
gemeinen borgerschop, derwegen in vorschenen jaren upgerichtet ludt 
des roden bokes, szo wil ein Ersame Radt einen idern ghewarnet 
hebben, dath nemant syne husz edder andere liggende grunde, up 
der Stadt boddem und tho disser Stadt recht und gerechticheit liggende, 
utherhalven des Statbokes vorkope, vorpande edder jenigerley wyse 
vorandere; und wo deme anders gheschege, dath alsedenne sulck kop 
und voranderinghe, alse de wedder olt lofflich Stadtrecht und ghemeine 
belevinge geschein, krafftlosz und van nenen werden wesen und dem 
vormeinten besittere nein recht edder gerechticheit und dem vorkopere 
edder synen erven nenen schaden edder nhadeil in erer gerechticheit, 
de sze vor solk vormeinten nichtigen voranderinge in den voranderten 
gudern gehatt, gheven edder bringen, darvor ein Ersame Radt einen 
ideren alhyr vor apentlikem gherichte thom averflode wil ghewar- 
schuwet hebben. Und dewile denne ock de vorkopere bewilen *) dorch 
vorboth der schrifft vorhinderth werth, dem kopere de schrift int 
Stadtbock tho leverende, und de kopere denne noch gerne vorwaret 
syn wolde, szo wil ein Ersame Radt darinne, sulck gefehr vortho- 
kamende und de kopere mit geborliken wegen vorthosehende, gheor- 
dineret und gesettet hebben, dath wo jemant der eren vormeint, 
gerechticheit tho hebbende tho den vorkoften gudern, und derwegen 
de schrift vorbuth, dath he inwendich veer weken nha sulckem vor- 
bade vor dem Ersamen Rade syne gerechticheit und orsake, worumme 
he sulcke schrift vorbaden, mit voresckinge des jegendeils richtlich 
vorgheven und dardon sall, und demnha furder tho gelegener tydt 
syne sake vorforderen; und wo dem also in obberorten veer weken 
nicht geschege, szo sall alsedenne®) solck vorboth doth und aff syn 
und sal alsedenne de vorkopere dem kopere de schrift tho leverende 
sulckes vormeinten vorbades halven unbeworen syn: darnha sick ein 
yder wethe tho holden. Und sall nichtestoweihiger der guder halven, 
szo tuschen der vorigen ghemeinen belevinge und disser warschuwinge 
halven wedder obgedachte belevinge vorandert synt worden, in des 
Ersamen Rades moderation und ock erkantenisse stan, wo idt darmede 
geholden sall werden. 


*) berwilen, 
») asedenne, 


* 

















vi 


Zur Gefchichte der Kirchſpielſchule zu St. Marien. 


Von 
Adolph Hofmeifter. 


Ei unerwarteten, doch deſto interejfanteren und erfreulicheren Einblid 
in das höhere Schulweſen Roſtocks zu Anfang des 16. Jahrhunderts 
gewährt eine bisher unbeachtet gebliebene Handjchrift der Univerfitäts- 
Bibliothef (Mess. philol. 28. 4to). Sie beiteht aus zwei wohl erſt im 
vorigen Sahrhundert zujammen gebundenen Theilen, deren erjter 40 Blätter 
jtarf it und abgejehen von Denfverjen, gelegentlichen Notizen und Feder— 
proben auf dem eriten und legten Blatte Senecad Tragödie „Medea“ und 
ein 7 Eeiten füllendes elegijches „Carmen de morte“ enthält. Letzteres, 
nach der Unterjchrift von dem befannten Benediftiner Petrus von Roſen— 
heim im Kloſter Melt an der Donau im Jahre 1424 verfaßt, beginnt: 

Vado mori. Mors certa quidem, nil certius: hora 

Nil incertius est: hinc eo vado mori. 
In gleicher Weije beginnt und jchließt jedes der 55 Diſticha mit den 
Worten vado mori. Blatt 38 und 39 find leer. Der Schreiber nennt 
ſich auf Blatt 1b in folgenden Berjen: 

Scriptoris si forte velis cognoscere nomen 

MICH tu praeponas, sic insuper A superaddas, 

EL quoque subjunge: scriptoris nomen habebis. 
Der zweite, 126 Blätter ftarfe Theil, von derjelben Hand gejchrieben, Die 
nad) dem Ende hin etwas nachläjfiger und flüchtiger wird, enthält die 
drei erſten Komödien des Terentius, Andria, Eunuchus und Heautonti- 
morumenos. om Eunuchus fehlt das Argumentum, doch ijt eine 
Seite dafür freigelajien. Tür die Textkritik iſt die Handjchrift ſelbſt— 
verjtändlich durchaus werthlos, da fie nur eine, wie der breite Nand und 
die weiten Zwijchenräume zwijchen den Zeilen zeigen, ausdrüdlich für Schul: 


73 


zwede hergeſtellte Kopie iſt; werthvoll aber iſt jie dadurch, daß fie bis 
jeßt das ältejte und, wein wir von Bartold Mollers gedrudtem Donat 
von 1505 abjehen, das einzige aus der Zeit vor der Reformation erhaltene 
Roſtocker Schulbuch darjtellt. Dies beweijen die Unterjchriften am Schluß 
der „Medea” : 

Finis Medee Senece anno domini 1502 in Rostock per 
venerabilem Magistrum Hildebrandum ibidem in schola Beate 
Virginis 

und am Schluß de Eunuchus: 

Finit Eunuchus comedia secunda interpretata layca 
lingua per Magistrum Hildebrandum Dorgelo in scholis Beate 
Marie Virginis Rostock sub anno domini millesimo quin- 
gentesimo tertio, septimo Kalendas Februarii (Jan. 26). 


Die lateinische Lektüre der Oberftufe der Kirchipielichule zu St. Marien 
entiprach), wie wir aus der vorliegenden Probe jehen, dem Stoffe nad) 
etwa dem Standpunkt der heutigen Gymnafialprima. Die Behandlung 
des Tertes erfolgte, joweit e3 fi) au$ den am Rande und zwiſchen den 
Zeilen veichlich beigejchriebenen Bemerkungen erkennen läßt, in der Weile, 
da zuerit das Argumentum des Stückes gelejen und erklärt wurde, 
ebenjo wurde jeder einzelnen Scene eine auch auf den dramatiichen Aufbau 
des Stüdes und auf das Scenarium (die Stüde wurden ja jehr Häufig 
auch von den Schülern aufgeführt) gebührende Rückſicht nehmende Inhalts— 
angabe vorausgeichidt; für die Chöre in der „Medea“ werden metrijche 
Schemata gegeben, dagegen ijt Terentins ohne jede Versabtheilung 
geichrieben. Dei der eigentlichen Lektüre werden ab und zu Parallelſtellen 
aus Horaz, Virgil, Cato, Boethius ꝛc. angezogen, im Webrigen tritt Die 
reine Worterflärung durch Synonymen oder Umjchreibungen in den Vorder— 
grund, Nealien werden jehr jelten berührt, auf Zeitereignifje nimmt mur 
eine einzige Note Bezug, zu Sen. Medea V. 374 ff.: 

venient annis 

Secula seris, quibus Oceanus 

Vincula rerum laxet et ingens 

Pateat tellus, Tiphysque novos 

Detegat orbes, nec sit terris 

Ultima Thule. 

Dazu iſt am Rande bemerkt: Hic prophetisat Seneca, quae prophetia 
adimpleta est anno domini 1498, quia tunc rex Hispanie navigans 
in Oceidentem reperit ibi novam terram prius non visam ab hominibus; 
im Texte it rerum durch terrarum, detegat durch reperiat erklärt, 
Tiphysque novos geändert in Tiphysque novus (Tiphys ilt der Name 


79 


de3 Eteuermanns der Argonauten) und erflärt durch novus nauta, scilicet 
rex Hispanie. Dieje Stelle mag zugleich einen genügenden Einblid im 
die ſchulmäßige Verarbeitung des Stoffes gewähren. In derjelben Weije, 
bald reichlicher, bald jpärlicher, mitunter auch einzelne Abjchnitte ganz 
überjpringend und dadurch von verfäumten Stunden Zeugniß ablegend, 
gehen die Beilchriften durch alle vier Stüde (daS carmen de morte jcheint 
nicht zur Schulfeftüre gedient zu haben), fajt ausschließlich im lateiniſcher 
Sprache, obgleich die Unterjchrift zum Eunuchus ausdrüdlich hervorhebt, 
die interpretatio jei layca lingua, im heimijchen Niederdeutjch, vorgetragen 
worden. Entweder iſt alfo damit num die Veberjegung gemeint und die 
Erklärung lateinijch gegeben, oder der Schüler brachte die deutjch gegebenen 
Erläuterungen des Lehrers, an dem altgewohnten Brauche fejthaltend, 
dennoch lateinisch zu Papier und merfte jich nur die ihm weniger geläufigen 
Veberjegungen in deutſcher Eprache an. Nur in diefer Weife kommen 
deutiche Wörter, jelten ganze Säte und Redensarten vor. Die Leber: 
jegung iſt zumeift fnapp und ſinnentſprechend; Mißverſtändniſſe, wie die 
Verwechſelung von mores mit mora und dem gemäß die Leberjegung 
mit togeringe, oder die irrige Ableitung des nur einmal vorfommenden 
inluvies von inglutire finden ſich nur ganz vereinzelt und dann metjt 
verbefiert: jo iſt an der leßterwähnten Stelle, Eun. V, 4, 15, das darüber 
gejchriebene de slukinghe am Rande erjeßt durch bavenmate groth 
horighed. Dunfele und poetiiche Ausdrücde werden durch Umschreibung 
erflärt und bei Abweichungen der antifen Auffaffung von der deutjchen 
die leßtere bevorzugt. So wird Heaut. I, 1, 110 Dionysia Durch 
wynhogenn (Weingelage), Eun. III, 4, I, Piraeus durc) warstede 
überjegt (beide Wörter fehlen im Mittelniederdeutichen Handwörterbuch), 
die lateinischen Schmähworte scelus, impudens, parasitus, fur 
werden zu bosewicht, stumper, lodderbove, galgenknepel, der 
senex Bootes in der „Meden" V. 314—15, für den der Deutjche 
feinen heimijchen Namen hatte, wird durch; dumeke, den Fuhrmann im 
großen Wagen (dem Däumling des Märchens, der im Ohr des Pferdes 
jeinen Platz hat) erjett. Für den Pantoffel (sandalium), mit dem Omphale 
dem Herakles den Kopf zurechtzujegen pflegte (Eun. V, 8, 4), tritt das 
waschholt ein, für das lateinische Sprüchtwort diem adimere aegritudinem 
hominibus (Heaut. 11], 1, 13) jteht das deutiche wen dach kumt so 
kumt rath und jtatt der entrüfteten ‘stage pergin’ mulier esse? (Heaut. V, 
6, 4) der Verweis ga by den wocken und spin! 

Dieje Beijpiele dürften hinreichen, uns den Berluft der ganzen Ueber— 
ſetzung ernjtlich bedauern zu lafjjen. Biel Gutes hat der Humanismus 
gejtiftet, aber durch jeine einfeitige Bevorzugung der claſſiſchen Latinität 
auc; manchen lebenzfräftigen Keim in der Entwidlung geitört und dazu 


80 


gehört in erjter Linie der Gebrauch der Mutterjprache im höheren Schul» 
und Univerjität3sUnterricht. Gerade hier in Roſtock war dazu ein fräf- 
tiger Anlauf genommen und neben Tilemann Heverlingh, dem von Her— 
mann von dem Bujche unverdientermaßen jo heftig geichmähten Leiter der 
Negentie zum rothen Löwen?), gebührt ein Ehrenpla dem Magijter Hilde- 
brand von der Klirchipielichule zu St. Marien. 

Durch einen glüdlichen Zufall fügt es jich, daß wir über Diejen 
bisher völlig unbefannten oder doch unbeachtet gebliebenen Wann ver: 
hältnigmäßig wohl unterrichtet find. 

Hildebrand Dorgelo jtammte aus Minden, wurde am 18. Mat 1470 
(al3 Hillebrandus Doringelo) in Roftod immatrifulirt?) und envarb bereits 
im dritten Semefter den Grad eine Baccalarius artium°?), wa® Darauf 
Ichließen läßt, daß er vorher jchon eine andere Univerfität bejucht Hatte. 
Längere Zeit brauchte er zur Erlangung des Magiftergrades, der ihm erſt 
1476 zu theil wurde®). Möglicherweiſe war er in der Zwiſchenzeit ſchon als 
Hülfslehrer (socius scholae, Schulgejell) an der Schule bejchäftigt gewejen, 
der er 1502 und 1503 als Leiter vorjtand. Weiteren Nachrichten 
zufolge, deren Kenntniß ich Herrn Stadtarhivar Dr. Koppmanın ver: 
danfe, verheirathete er ſich 1482 mit einer Tilfefe, die ihm ein Brauerbe 
in der SKloßfelderitraße und zwei Hopfenhöfe vor dem Betrithor zubrachte, 
trat 1515 von feinem Amte als „Icholemeyjter“ der Marienjchule zurück, 
war aber 1521 ficher, 1523 und 1526 wahrjcheinlih, noch am Leben, 
während er 1531 als verjtorben bezeichnet wird. Die von ihm 1482 ein- 
gegangene Ehe muß finderlos geblieben jein, da dag Erbgut jeiner Ehe— 
frau Tiljefe an deren Verwandtſchaft zurüdfiel; ein jpäter vorfommender 
Hildebrand Dorgelo wird dagegen, wenn er nicht ein Seitenverivandter 
des Magiſters war, einer früheren Ehe defjelben entiprojien fein. 

Bei feinem Nüctritt von feiner amtlichen Stellung ftellt Magijter 
Hildebrand Dorgelo am 7. Mai 1515 einen Never aus, in welchem er 
dem Rath für den ihm „umme junderlifer fruntichop unde mynes truwen 


2) Krabbe, Univ. NRojtod, S. 261—264. — NR, Hodermann, Univerſitäts-Vor— 
lefungen in deutſcher Spradhe um die Wende ded 17. Jahrhunderts, Jena 1891, 
S. 7—8. Hodermanns Urtheil über Heverlingh: „Sein afademijcher Reformverſuch, 
der in dem Streite und der Streitfchrift eine Rolle jpielte, fein Vortrag in deutjcher, 
wahricheinlich jogar in niederdeutiher Sprade (!), fand feine Nahahmung Man bat 
das Gefühl, es ijt bloß eine, vielleicht jogar noch mehr gelehrte als patriotiihe Schrulle 
des Roſtocker Brofefjord. Hijtorifch ja nicht uninterejjant, Unmotivirt und unvorbereitet 
erfreute fie jich jedenfalls gänzliher Folgenlojigfeit“, wird übrigens dur den bier 
gegebenen Nachweis hinfällig. 

2) Hofmeijter, Matrifel 1, S. 165. 

2) Daſ. 1, ©. 172. 

9) Daſ. 1, ©. 19%. 


sl 


denjtes willen“ gewährten Erlaß von 5 Mark jährlicher Rente aus feinem 
Brauerbe und von 19 Schilling Wortzind aus jeinen beiden Hopfenhöfen 
jeinen Dank ausipricht und es anerkennt, daß diefer Erlaß nur für jeine 
Lebenszeit gelten und nach jeinem Tode aufhören jolle. Diejer Revers 
befindet jich im Original im Rathsarchiv, die Unterjchrift Dorgelos fehlt, 
da3 an Pergamentjtreifen angehängt gewejene Siegel ijt abgefallen. 

Ick Hildebrandus Dorgerlo, artium magister unde börger to 
Rostock, bekenne apenbar yn unde mit desseme myneme breve vor 
alsweme, dat yk eyne tyd lanck de schole to unser leven frouwenn 
bynnen Rostock vor eynen scholemeyster geregeert unde dar by mynen 
fliit und, so vele an my was, dat beste gedan hebbe. Unde so yck 
denne van olders wegen desulfften schole vorlaten unde deme Ersamen 
Rade to Rostock gutlick gedanket, des se my denne uth gudeme 
willen umme sunderliker fruntschop unde mynes truwen denstes 
willen fryg, qwyt unde loessz gegeven hebben to myneme levende 
sodanne vyff mark renthe, so de weddeheren uth myneme huse, yn 
der Kusvelde straten belegen’), jarlikes tho börende hebben, unde 
dar to de xix £# wortgelt uth mynen beyden höven buten sunte Peters 
dore belegen °), des yck eren Ersamheyden gütlick bedancke, alzo hebbe 
yck my wedderumme vor my, myne erven unde nakomelinge vor- 
plichtet unde vorwylliget, dat sodane vorlatinge sulker vorg|enomeden] 


’) 1482: Mag. Hildebrand Dorgerlo befennt, daß er jein Erbe in der Koßfelder— 
jtraße mit pannen, bruwfaten und zusz aller retschop mit feiner Hausfrau Tiljefe 
zum Brautichat erhalten habe: Hausbuch v. 1456—1493 fol. 101b. — 1523: in der 
Kusvelde straten tusschen mester Hildebrant Dorgerlo unde Gerwyn Duvenneste: 
Mittelit. Hausbuch v. 1514—1546, fol. 21b. — 1526: in der Kusvelde stratenn 
tusschen mester Hildebrande Dorgerlo unde Gerwyn Duvenneste: daf. fol. 34. — 1531: 
Markus Stuve verkauft mit Vollbord feiner Hausfrau Geſeke an Annefe, Herrn Hinrich 
Bolte'3 Wittwe, fein Brauhaus in der Kopfelderitraße, wie dafjelbe von jel. Mag. 
Hillebrand oder deilen Hausfrau auf feine vorgenannte Hausfrau Geſeke vererbt worden 
iſt: dai. fol. 60. 

2) Eriter Hopfenhof: 1521: Mag. Hildebrand Dorgerlo verfauft mit Bewilligung 
Markus Stuve’3, ald Bormundes feiner Hausfrau, an Hans Mey feinen Hopfenhof, 
außerhalb des Petrithors jenfeit der Dierfower Wiſch zwifchen ihm felbjt und Karjten 
Moller belegen; die Stadt behält darin 12 4 Wortzins: Liber hortorum v. 1517 bis 
1555, fol. 39b; Hand Mey verkauft dem Mag. Hildebrand Dorgerlo aus jeinem 
Hopfenhof zwiihen Mag. Hildebrand und Karften Moller 10 . Rente für 200 &: 
daſ. fol. 39b; Nachrichten über diefe Rente: daf. fol. 39b am Rande. — Zweiter 
Hopfenhof: 1535: Markus Stuve läßt ſich feinen Hopfenbof, außerhalb des Petrithors 
im Gärtnerichlag zwifhen Hans Gottfhalf und Hans Mey belegen, zufchreiben, wie 
er ihn von feiner Hausfrau Gefele wegen geerbt Hat: daf. fol. 81 b; Markus Stuve 
verfauft feinen Hopfenhof an Hans Rojtte: daf. fol. 81b; Hans Roſtke verkauft dem 
Markus Stuve 10 M Rente für 200 2.: daj. fol. 81b; Nachrichten über diefe Rente: 
daf, fol. 81 b amı Rande, 


6 


82 


rente unde worttynses nicht lenger dan to myneme levende waren 
schal; wenner yck overssz vorstorven byn, so schölen myne erven 
unde besittere des vorg[enomeden] huses unde hoves tho uthgyfft 
sulker renthe unde worttynses yn aller mate vorplichtet syn, gheliik 
alze yk vorhen unde eer sulker vorgerörden vorlatinge gewest hebbe, 
allet sunder argelyst unde geverde. Unde hebbe desses alle to merer 
vorsekeringe myn yngesegel hyr benedden gehenget vor dessen breeff, 
den yck ock to fürder tuchnisse myt myner eygen hant undergescreven 
hebbe, des mandages na Philippi et Jacobi apostolorum anno etc. 
dusent vyfhundert vüöffteyne. 











VIII. 


Kleinere Mittheilungen und Notizen. 


1. Kreuzbrücke. — Im erſten Heft dieſer Beiträge (Seite 18) wird 
die Kreuzbrücke vor dem Petrithor von dem verſtorbenen Herrn Senats» 
präfidenten Dr. Mann als „die Rothe Kreuz-Brücke“ bezeichnet. Urkund— 
Ich iſt mir Ddiefer Name bisher nicht begegnet. In der zweiten Hälfte 
de3 16. Jahrhundert® war, wie ſich aus folgenden Stadtbuchjchriften 
ergiebt, die Bezeihnung „des heil. Kreuzes Brücke“ üblich. 

1576: Jochim Schmit läßt ſich des jel. Herrn Bartelt Leppin Hopfen- 
hof „buten j. Peters dore am der Hilligen Crutzes brugge“ zwilchen Hinrich 
Belemann und Jochim Schulte mit Willen jeine® Schwager Hermann 
Badmule eigenthümlich zujchreiben. — Liber hortorum vd. 1556 — 1602 fol.41. 

1585: Jochim Becker verkauft jeinen Hopfenhof „buten j. Peters dhor 
an der heiligen Crutzes brugge* zwilchen Hinrich Bedmann und Jochim 
Schulte an Hermann Badmule. — Daj. fol. 70b. 

1598: Die Vormünder der unmündigen Kinder Hermann Backmule's 
verlafjen dem Johann Diftel des gedachten Hermann Backmule's Hopfenhof 
„buten |. Peters dhor ahn des heiligen Crutzes brugge* zwiichen Heinrich 
Bide und Jochim Schultes Wittwe. — Daj. fol. 138b. 

Die Vorgänger des 1551 Febr. 22 zu Rath) erwählten Herrn Berthold 
Leppin im Beſitz des betreffenden Hopfengarten® habe ich bisher nicht 
ermitteln fünnen. Der eine jeiner Nachbarn, Jochim Schulte, hatte 1568 
einen Hopfenhof „bi dem damme tujchen Hermann Bademulen und Hans 
Wulve* von Baul Möller gekauft (da. fol. 20), dem andern, Hinrich 
Beckmann, war 1558 von Dorothea, Jochim Luneborgs Wittwe, ein Hopfen- 
hof „bi dem Hilligen Eruße und her Bartoldt Leppin“ verlajjen worden 
(daſ. fol. 5), der 1595 als „am damme tujchen Hans Hilligendorp und 
weiland Hermann Backmulen belegen“ bezeichnet wird (daj. fol. 115). 

6* 





84 


Das Heil. Kreuz, das 1558 ſtatt der jonjt genannten heil. Kreuzes 
Brücke genannt wird, fommt im Liber hortorum von 1507--1555 häufig 
vor, z. B.: 
1507: by dem hilgen Cruce tusschen dem Derekouwer stige 
und der stat wisk: fol. 1b. 
1512: by dem hilligen Cruce tusschen Hanse Kentzeler und 
der kemerer wissch: fol. 12b. 
1516: tusschen Stangen lande und dem hilgen Cruce: fol. 26b. 
1520: achter dem hilligen eruce up der wyk: fol. 36. 
1522: up dem ordeby dem hilligen cruce by Kentzelers hove: fol.40. 
1523: by dem hilligen cruce na der wyk: fol. 43. 
1524: achter dem hilligen cruce tusschen Gerde Smyt und der 
Junefrouwen tom hilligen ceruce have: fol. 47 b. 
1528: acter dem hilligen crutze up dem sande: fol. 62b. 
Wegen der hier genannten Dertlichfeiten vergleiche man den Den 
Mekl. Zahrbüchern Jahrg. 21 beigegebenen Grundplan. Der Kreuzgraben, 
über den die Kreuzbrücke führt, theilt die neben beiden Seiten des Petri- 
dammes belegene Schlachterwieje von der Armenwieje (1507: Stadtwieſe, 
1512: Kämmereiwieje). Jenſeit der Kreuzbrüde geht der Betridamm nord- 
wärt3 vom ſüdlichen Theile der Armenwiefe und jüdwärts von der Wiek 
im damaligen Sinne (1520: up der wyk, 1523: na der wyk) auf die 
Ribnitzer Landitraße zu, während an den Kadamm, jüdwärt® vom 
nördlichen Theile der Armenwieje, ein Weg ſich anjchließt, der nordojt- 
wärt3 in den Grünen Weg mündet. Bon diefem Wege zweigen fich zwei 
Nebenwege ab, von denen der erſte, links, im nördlicher Richtung nad) 
Garlshof führt, während der zweite, rechts, nördlich von der Wiek, in 
öftlicher Richtung beim Petridamm endet. Das Stangenland (1516: 
Stangen land) begrenzt der Hauptweg im Süden, der erjte der beiden 
Nebenwege im Weſten. Diejer Nebenweg hieß der Dierkower Stieg 
(1507: Derekouwer stig, 1523: by dem Derekouwer stige to endest 
Stangen lande: fol. 43), da® an ihm gelegene Land zwilchen ihm und 
dem nördlichen Theile der Armenmieje : auf dem Sande (1528: up dem sande). 
Ein im Jahre 1513 angelegtes Wortzinjen-Regifter (Registrum super 
pensione humuletorum) verzeichnet die zinspflichtigen Grundjtüde der 
Petrivorjtadt unter folgenden Rubriken: 
fol. 1: Achter dem hilligen Cruce edder up dem sande buten 
s. Peters dore. 

fol. 3: Manck den gardenern edder by der Deerkouwer wisck; 
fol.5: Hyr licht de Deerkouwer wisck. 

fol.5: In dem gronen wege. 

fol.6: Ex opposito tendens dem gronen wege. 


85 


fol. 6b: De hove im gronen wege. 

fol. 8: Tendens dem gronen wege bime damme redeundo ad 
sanctam Crucem; fol. 8b: Stangen lant!); fol. 9: Des 
hilligen Cruces klues. 

fol.9: Im Ricktaler stige. 

fol. 12: Ex opposito im Ricktaler stige. 

fol. 14: Otterstych, up der wyk; fol. 15b: Up der wyck. 

fol. 16: Up sunt Peters tegelhove. 

fol.16: An der stadt walle. 

Wenn wir von allem Uebrigen abjehen, jo geht der Schreiber fol. 1 
vom heil. Kreuz aus, zunächſt den Dierfower Steg entlang und fehrt 
fol. 8, wie e3 jcheint, von der Einmündung des Grünen Wegs in den 
Betridamm aus, nach dem heil. Kreuz zurüd: den Endpunkt bezeichnet er 
al3 des heil. Kreuzes Klauſe. 

Der Name Sreuzbrüde geht aljo zurüd auf ein mit einer Klauſe 
verbundenes Krucifir, das auf oder — von der Stadt aus gejehen — 
hinter dieſer Brücke errichtet gewejen jein muß; weitere Aufklärungen 
müſſen wir von der Zukunft erhoffen. K. K. 


2. Stangenland. — Das Stangenland hat ſeinen Namen nad) 
der Familie Stange, die es nachweislich feit wenigſtens 1420 beſaß. 

1507: Bertold Struving verfauft mit Bollbord jeiner nächjten Erben dem 
Klaus Voß jeinen Hopfenhof „buten sunte Peters dore tusschen Gerd Hamen 
an eynem orde bylanges Stangen lande belegen‘; „unde Clawes Voss 
schal hebben und beholden eynen fryen wegh over Stangen lant, so 
rum, dat sik twe waghene bejeghenen mogben, alse dat in dem olden 
gardenboke schreven steyt in dem 20.jare, so Hinrick Stange Clawes 
Kroger so vorkofft hefft‘“: Liber hortorum v. 1507—1555 fol. Ib. 

Ein ähnliches Servitut hat auch ein andere® Grundjtüid am 
Stangenlande : 

1510: Hinrich Stallfneht verkauft dem Jochim Krull einen Hopfen- 
hof „buten sunte Peters dore tusschen Hinrick Jlouwen und hern 
Jachim Tidelouwenbelegen, by Stangen lande“ ; „und gedachte Jachim 





') linmittelbar vorher jteht: Bartolt Kerkhoff '/, morgen by Stangen lande und 
an dem damme. Unter diefem Damm kann nur die Verlängerung des Kadamms 
nad) dem Grünen Weg zu veritanden werden. Als Grüner Weg wird aber der Weg 
nit nur rechts, jondern aud) links des Dammes bezeichnet: Lib. hort. v. 1507—1555 
fol. 85b, 1520: tuschen Stangen lande und dem gronen wege; fol. 184, 1549: am 
gronen wege up dem Stangen lande; fol. 40, 1522: by dem ghronen weghe up de 
Warnouw schetende. 


86 


schal darto hebben eynen fryen wegh over Stangen landt, alse Stal- 
knecht vorhen gehad hefft“: daj. fol. 8b. 

Das Stangenland jelbit, joweit e8 nach der Parzellirung, auf welche 
dieje Servituten hinweilen, zujammengeblieben war, befand fich bis 1563- 
im Beſitz der Familie Wedege und war der Stadt zu 2 Mark Wortzins 
verpflichtet. Ueber jeine jpätere Gejchichte bis zu Ende des 16. Jahr— 
hundert3 geben die folgenden Stadtbuchichriften Auskunft. 

1563: Die Vormünder der Kinder Ioahim Wedeges, Heine Wedege 
in der Koßfelderitraße und Heine Wedege in der Wofrenterftraße, verfaufen 
dem Hans Pinnow „dat Stangen landt vor sunte Peters dore mit siner 
thobehoringe tuschen deme vothstige und den hoppenhoven up der 
anderen side belegen“. — Liber hortorum v. 1556—1602 fol. 10. 

1573: Anna Dofje, Iochim Dofjes Wittwe, läßt mit Willen ihrer 
Vormünder dem Jakob Wulf „ere Stangen landt negest dem damme:- 
gelegen mith der schunen, vor einen brudtschatt tho hebbende“, zu— 
ſchreiben. — Da). fol. 33 b. 

1577: Jakob Wulf verfauft dem Hans Götfe „sien Stangen landt 
negest dem damme gelegen mit der schunen“; der Käufer verpflichtet 
jich, e nicht anders, al an einen Bürger und Einwohner zu verfaufen. 
— Daſ. fol. 43b. 

1582: Hans Götke verfauft dem Klaus Lütkens „jein Stangen landt 
negjt dem Damme belegen mit der Echune” unter der gleichen Verpflichtung 
des Käufers. — Daſ. fol. 61 b. 

1584: Klaus Lütfens verfauft dem Heine Dreier „van jeinem Stangen- 
lande buten ©. Peters dohr ein ende haves tujchen ehme, Claus Ludkens, 
Sohim Bown unnd M. Jacobum Praetorium belegen“ unter Vorbehalt 
des Borfaufsrechtes für die Befiter des Stangenlandes und gegen Zahlung 
von 4 Schilling Wortzind an die Stadt. — Daj. fol. 69. 

1597: Hermann Dreier verfauft dem Heinrih von Münſter „jein 
ende haves vom Stangen lande buthen ©. Peter dhor tujchen Claus 
Ludfens, Johim Bown und weilandt M. Jacobi Praetorit belegen”. — 
Dai. fol. 127b. 

1598: Heinrich von Münfter verfauft dem Jasper Flint „jein ende- 
haves vom Stangen lande buthen ©. Peter dhor tujchen Claus Ludkens 
und Jochim Bown belegen“. — Daj. fol. 139. K. K. 


3. Karlshof. — Der nördlich vom Stangenlande belegene Karlshof 
hieß eigentlich Karl von Ratings Hof und führte dieſen Namen nach ſeinem 
Beſitzer, dem Bürger und Weinhändler Karl von Ratingen. Dieſer begegnet 
mir zuerſt 1627, war 1648 bereits verſtorben und iſt mir insbeſondere 


87 


dadurch befannt geworden, daß er wegen einer Schuldforderung an Die 
Stadt 1645 in den Bejit Bartelsdorfs, Harmjtorfs, des großen Wein: 
feller3 u. }. w. immittirt wurde. 

Der Name Karl von Ratings Hof kommt zunächſt in einem Vertrage 
der beiden FFiicherämter von 1667 Dft. 28 vor, in dem es folgendermaßen 
heißt: „Vors Neununddreißigite: alß auch die Brod-Fiichere Die vier 
Wadenzüge zwifchen dem Harden Hope und Köpfen Hope, vor Et. Peters 
thor nad) Carl von Rattings Hoffe Hin auff der Warnow belegen, vor 
ji behauptet und E. E. Rath) ihnen ſolche vier Wadenzüge allein zu 
gebrauchen nachgelaßen, ohn jenigen eintrag der Straßen-Fiſchere, jo bleibet 
dahingegen den Straßen-Fiſcheren unverwehret, jondern wird benjelben 
vielmehr krafft dieſes indulgiret, daß jie hinter jolchden Wadenzügen Riecke 
jtechen und Hinter denjelben einhawen mögen“. — Rollenbuch des 
Gewetts fol. 458. 

In einem Erfenntnig des Gewett3 von 1679 heißt das Grundjtüd 
bereit3 Karlshof. „In Sachen Amts der Brod-Fijcher, Klegere, wieder 
die Fiſcher auß der Straßen, Bellagte, gibt Ein Wohllöbl. Gewette diejen 
Beicheid, daß es hiemit bey dem Vertrage von Anno 1667 fein Verbleiben 
habe und jich beyde Ampter des zwilchen St. Peter Thor und Carls 
Hoffe oben Köpden Hope belegenen jtreitigen Remels, weil darinn dem 
Bericht nach in 11 Jahren nicht gefifchet, fonften auch das Fiichen darin 
denen Wahdenzügen vermuthlich jchaden fünte, hinführo bey zehen Rthlr. 
Straffe enthalten und jich übrigens sub poena arbitraria obermeltem 
Vertrage gemeß bezeugen jollen. V. R. W. Publicatum im Gewette 
d. 9. Januar. Anno 1679*. — Gewett3buch betr. das Fiſcher- und 
Fiſchſeller-Amt ©. 11, 

Noch im Jahre 1738 aber war der eigentliche Name geläufig: „Die 
Brodfiicher, wann jie ihre 4 Wadenzüge gegen Carlshoff (Ratingshoff:) .. 
folgen die Sträßer gleich darauf und bleiben nur etwa 4 Ellen von dem 
Loche ab, da die Bröder eingejegt haben. d. 25 Ian. 1738". — Daſ. 
©. 18. K. K. 


4. Thorenktifte. — Die mittelalterliche Vorgängerin unſerer Irren— 
Anſtalten oder Irren-Bewahranſtalten war die ſogenannte Thorenkiſte, ein 
in Thürmen oder an Thoren angebrachtes Gelaß zur Unterbringung 
tobender Geiſteskranken. Aus nachſtehenden Eintragungen des Haus— 
buchs v. 1456—1493 ergiebt ſich, daß ein ſolches Gelaß ſich vor 1474 
beim Steinthor auf dem Rammsberge befunden hatte. 

1463: Albrecht Raven vendidit Hans Bakeltenen duas bodas in 
monte rammelorum inter Wullenbokersken et der dordenkisten sitas: 
fol. 59b. 


88 


1469: Johannes Bakeltene vendidit Hermanno Gherdes duas suas 
bodas in monte ramulorum inter cistam fatuorum et Drewes Wilkens 
sitas: fol. 75b. 

1474: Notandum quod domini Hinricus Molre, Conradus Kone, 
camerarii, Gherardus Bokholt et Gherardus Turkowe, domini vinorum, 
de jussu et voluntate tocius consulatus vendiderunt Hermanno 
Gherdes fabro zodane rüm vor dem stendore up dem rammesberghe 
inter bodas ejusdem Hermanni et valvam lapideam sitam, dar in 
voretyden de dorde kisten plach to stande, quod, sicut civitati fuerat, 
sibi resignarunt et totaliter dimiserunt, warandiam promittendo: fol. 85. 

K. K. 

5. Peſt-Apotheke. — In einer Eingabe der ſämmtlichen Verweſer 
der Alten Stadt-Kaſſe an den Rath von 1687 Apr. 4) heißt es folgender— 
maßen: „Viertens ſo befindet ſich auch in der Schwanſchen ſtraßen ein 
altes baufelliges undt zum ruin geneigtes Stadt-Gebew, welches ſonſten 
die Peſt-Apotheck genant. Weil aber zu befürchten, daß durch deſſen 
niederfall nicht allein gar leicht einige blutjchuldt auff dieſe gutte Stadt 
fonte geleget werden, bejondern auch dadurd) die annoch gutte materialien, 
als Dacj- Ziegel und dergleichen, zerbrochen werden, alß verlangen wir E. 
Hocedlen H. u. ©. consens, ſolches Gebeuw abzunehmen und den Fleiich- 
Schrangen, weil die Schlachter, daß jie nicht mehr darin drucken jein 
können, ſich hochlich bejchweren, jo weitt jolche Ziegel reichen mogen, Hin: 
wieder dazu amploirt werden“. 3-3 





6. Magifter Nikolaus Nutze. — Ueber den Berfajjer des „Bokeken 
von deme Repe“ giebt uns ein Protokoll des Drdel-Buchs von 1522 jf. 
(fol. 255b—256 a) eine bisher noch nicht verwerthete Nachricht. — In 
einer Streitjache zwilchen Klaus Köſter und Laurenz Flint behauptet 
Erjterer am 3. Aug. 1535, Herr Nikolaus Rutze, ein Better jeiner Haus: 
frau, habe in feinem Tejtament einen Hopfenhof zum Beſten einer geijt- 
lihen Kommende und zwar unter der Bedingung gegeben, daß bei der 
Verpachtung defjelben jeine Verwandten und Schwäger Fremden vorgezogen 
werden jollten, während Letzterer erklärt, jeine frühere Ehefrau, die vorher 
mit einem Rutze verheirathet geweſen jei, habe nach dejjen Ableben den 
Hopfenhof ihrem Kinde überlafjen und durch dejjen Tod jei derjelbe an 
die Mutter und von diejer wieder auf ihm vererbt worden, und zwar habe 
jowohl jein Vorgänger, wie er jelbft, den Hof eigenthümlich, ohne Pacht 


1) Prototoll der Alten Stadt-Kaſſe von 1681—1760 ©. 13. 


89 


dafür zu bezahlen, bejeflen. Darauf erfennt der Rath zunächſt dahin, 
daß Laurenz Flint das Eigenthumsrecht jeine® Borgänger® an dem 
friegiichen Hofe mit dem Stadtbuche oder anderweitig nachzuweijen habe. 
Da aber abjeiten dejjelben in den angejeßten Terminen dieſer Beweis 
nicht erbracht worden ift, jo erfennt der Rath weiter, daß der Hof der 
Kommende zu verbleiben habe und daß bei der Verpachtung Klaus Klöfter, 
dejjen Hausfrau eine Verwandte des Teſtators jei, vor Laurenz Flint als 
einem Fremden den Vorzug habe. Klaus Köſters Beweismittel find das 
Zeitament Nifolaus Rubes und die Ausjage zweier Zeugen, der Profejjoren 
Nikolaus Lowe und Dr. Peter Boye; dieje anerkennen die Hand des 
Notar, der die producirte Tejtamentsurfunde gejchrieben hat, al3 Die 
Hand des ehemaligen Notar der Univerfität, jpäteren Stadtichreibers zu 
Wismar, und bezeugen, daß der Inhalt dem entjpreche, was Rutze tejtirt 
habe, denn bei der Approbation des Teſtaments jeien beide zugegen 
gewejen und Dr. Peter Boye jelbit habe als damaliger Wector, „wile 
Rute ein Iydtmate und magifter der umiverfiteten geweſt were”, Die 
Approbation vorgenommen. — Da nun Dr. Peter Boye bis zu dieſer 
Beit 1508 Oft. 9 zum eriten, 1514 Dft. 10 zum zweiten, 1520 Oft. 9 
zum dritten und 1522 Dft. 9 zum vierten Male zum Reltor erwählt 
worden war"), jo muß das Teitament in eines der betreffenden Winter: 
jemeiter fallen. Nikolaus Rue, für deſſen Stellung als „Iydtmate und 
magilter der umiverfiteten” wir nunmehr die urkundliche Beglaubigung 
erhalten, erlangte die Magijterwürde im Winterjemefter 1485—1486 ?), 
war früher von mir in den Jahren 1504 und 1505°) und ift jeitdem 
auch im Jahre 1506 4) aufgefunden worden: vielleicht ijt alſo für Die 
Errichtung jeines Tejtaments das Winterjemefter 1508—1509 anzunehmen ; 
die Nachricht, da der in ebendemjelben Semefter zum Magijter promovirte 
Konrad Pegel’) jein Schüler geweſen jei, wiirde zu diejer Annahme pajien. 
In Betreff der firchlichen Stellung Rutzes wird man aus den Thatjachen 
der Erridtung eines vom Rektor der Univerfität approbirten Teſtaments 
und der Stiftung oder Dotirung einer geiftlichen Kommende fichere ze 
vorläufig nicht ziehen künnen. K. K 

) Hofmeiſter, Matrikel 2, S. 36, 58, 78, 83. Bol. daſ. 2, ©. 96. 

2) Daſ. 1, S. 244. 

3) Geſch. d. St. Roſtock 1, S. 123. 

* 1506: Peter Gerwyn verkauft dem Prieſter Mag. Nikolaus Rutze aus feinem 
Haufe bei der Grube 5%, Mark Leibrente für 100 Mark. Leibrentenbud v. 1480 bis 
1572 fol. 17b. 

5) Hofmeijter, Matrifel 2, ©. 37. 








90 


7. Jochim Schlu“). — Bei der Spärlichfeit der Nachrichten, die 
über die Familie und die Lebensumstände dieſes erit meuerdingd nad) 
Verdienſt gewürdigten Mannes auf und gefommen find, dürften folgende 
im Rojtoder Rathsarchiv aufgefundene Notizen einer Erwähnung werth jein. 

Daß der Bater Hans Schlu aus Lübeck jtammte und vielleicht der 
Schonenfahrergejellichaft angehörte, zeigt folgender Brief: 


Gott Min Hulp. 

In gades Namen Amen. Dogettjame leve Moder, Jowe gejundtheitt 
bun ich Allewege Erfroigett ; vor my dande ich gott und kann Jow gueder 
Meninge nicht Entholden, datt id Jow upp Ddittmall jende by jchipper 
Vilipis Rohor van Roſtke ?/, tunne, gueden full heringk, gemarfett mytt 
min Mark, de wille gy van Eme Entpangen. De fracht, denfe if, werde 
gy Jow myt Ente woll vorgeliften. IE will Jow Erjther Dage woll 
wyder jchriven; vp Roſtke by Jochim Ratifen jchriivet my, dar werth my 
Jochim de breffe woll Hirher In Meoulefundt ®) verjchaffen. 

Stich ?), Moullefundt ?) den 6 Decembry. 

Hans Schlu m. p.?). 


Adreffe: An min geleffen Moder Margret Schlus wanachtigen yn 
der Engeljichen grove zu handen in Zube, 


Der Brief trägt feine Jahresangabe; daraus, daß Hans Schlu eine 
fremde Adrefje für feine Briefe angiebt, läßt jich fchließen, daß er noch 
allein jtand. Der Ort, wo er ſich zur Zeit befand, ift nicht mit Sicher— 
heit nachzuweiſen; da er jedenfalls in nächiter Nähe der großen Hering 
Fangplätze in Schonen zu juchen ift, jo läßt fich vielleicht annehmen, daß 
bei „Mouleſund“ — wie ojt bei Ortönamen — da3 m nur vorgejchlagen, 
Dulefund aber — nad der Schreibweile des Haus Schlu zu jchliegen 
(jow für ju) — als Ulejund auszufprechen und als die Bucht bei Ugle— 
Udde (Uggel, Uglae, Ulle) zu erklären fei, deren jebiger Name „Flommen“ 
hiſtoriſch nicht bezeugt ift®). 

Das Todesjahr des Sohnes, Jochim Schlu, ift ung überliefert im 
der Chronif des Vuchbinders und Buchhändlers Michael Scheiterer, die 
bisher nur im Auszuge veröffentlicht ift. Die jest im Rathsarchiv auf- 





Bgl. Heft 1, 1890, ©. 101. 

2) Der dritte Buchjtabe undeutlich, v oder u. 

) Deutlid nur: Ilh. 

) Undeutlich; vielleiht D. W. (denſtwillich ?). 

5) Schäfer, Das Bud) d. Lüb. Vogts auf Schonen S. XI, XIV. 


91 


Sahrgang 1841 der Neuen wöchentlichen Roſtockſchen Nachrichten zu 
Grunde gelegen hat, berichtet auf Blatt 180 zum Jahre 1624 folgender- 
maßen: 

„Demnach in diejem Jahre die peite etwas angefangen unnd grafjiret, 
Als feint in derjelben, wie den auch ſonſten außer der peſte viele feine 
burger und gejellen, frawen und Jungfrawen darin Hingegangen, als 
— — — Jochim Schlu — — — und viele andere qutte leutte mehr”. 


Ad. 9. 


8. Roftods längfte Stunde. — Im Tagebuche des Bürgermeiiter$ 
Johann Friedrich Schrepp findet fich Folgende Nachricht zum 5. Dez. 1833: 
„Seit einiger Beit find die Uhren jo unrichtig gejtellet, daß es Morgens 
8 Uhr noch jtodfinjter ift und man gegen 9 Uhr erjt ohne Licht jchreiben 
und lejen fann, wohingegen beides bis 5 Uhr Abends und noch jpäter 
füglich ohne Licht fich thun läßt. Weil nun der Herr Acciſerath Crumbiegel 
heute angefragt hat, ob man die unrichtig gehenden Uhren mit der Sonne 
übereinfommend jtellen laſſen wolle, oder ob er mitteljt der Zeitungen 
ankündigen jolle, daß die Accije-Erhebungen des Vormittags von 9 bis 12 
und des Nachmittags von 2 bis 5 Uhr jtatthaben würden, jo hat E. E. 
Rath beichlofjen, e8 zu verfügen, daß die Uhren richtig gejtellt werden, und 
ich habe den Herrn Acciſerath Crumbiegel davon in Kenntniß gejegt mit 
dem Bemerfen, daß er die beabjichtigte Anzeige unterlajjen möge“. Zum 
6. Dez. heißt e8 dann: „Diejen Abend um 9 Uhr find alle Uhren fat eine 
Stunde angehalten, jodaß es erſt 10 Uhr jchlug, wann es hätte nach dem 
alten Laufe 11 Uhr Schlagen jollen“. KR. 


a 


Nadtrag. 


Non den oben nritgetheilten „Statuten und Rathswillküren“ find gedrudt in 
„Neue wöchentliche Roſtockiſche Nachrichten und Anzeigen auf das Jahr 1839: 
BS 1: ©. 55-589; C NM. 1: S. 58; C Wr. 3: ©. 58. 


Bericdhtigungen, 
I, S. 26 3. 6 von oben Statt: Schove lies: Schone. 
38 „Vribbeghevel, Pribbegnevb. 
I, ©. 27 (12) „ WBribbegbevel „ Bribbegnev. 


II, 3281, 5 „ unten „ Südoſtſeite Säüdweſtſeite. 
II, „ 82 „ 29 „ oben „  Nordieite „ Süpdoftfeite. 

I, „3. 6%» 0 Züdmeitleite „ Nordmeitleite. 
„135 „ unten „ Südoſtſeite Südweſtſeite. 
„ Bulle. „  „  Monkehaghen „ monkehaghen. 


IIl, S. 85 „ 13 von oben „ Mordoitieite „ Süpdoftieite. 
III. 86 - 1, r „ Nordoitieite „ Sitdoitieite. 


SOTzE 

















Perein für Roſtocks Alterthümer. 


I. Statuten. 


E. €. Rath bejtätiget hiedurch das in zwölf Paragraphen hier 
angejchlojjene Statut des „Vereins für Roſtocks Alterthümer* und ertheilt 
Pi dieſem Verein die Nechte einer juriſtiſchen Perſon. 
Gegeben im Rathe zu Roſtock, 9. October 1883. 


(L. 8.) C. Stahl, Protonot. 
Statut 
des 
Vereins für Roſtocks Alterthümer. 
8 1. 


Der Zwed des „Vereins für Roſtocks Alterthümer“ iſt die Sorge für 
diejenigen alten Baumwerfe im Gebiete der Stadt, welche wegen ihrer 
künſtleriſchen Ausführung oder wegen ihrer jtadt- oder culturgejchichtlichen 
Bedeutung der Erhaltung und Pflege würdig find, und die Auffuchung 
und angemejjene Erhaltung derjenigen alterthümlichen Kunjtwerte und 
Eunjtgewerblichen Gegenftände, ſowie aller jonftigen Alterthümer, welche für 
die Stadt- oder Culturgeſchichte Roſtocks von Intereſſe jind, jowie die 
Erwerbung, Aufitelung und öffentlihe Echauftellung diejer Gegenjtände 
— joweit fie ji dazu eignen — in einem Hiefür hier in Roſtock zu 
errichtenden Muſeum. = 

Mitglied des Vereins ijt Jeder, welcher in Grund dieſes Statut 
jeinen Eintritt in diefen Verein, unter Zeichnung eines baaren und feiten, 
mindejtend? Drei Mark betragenden Jahresbeitrages zur Bereinscafje 
jchriftlich erklärt und das Eintrittsgeld von Drei Marf erlegt; es verbleibt 
ihm dieje Mitgliedichaft jo lange, als er den von ihm gezeichneten Sahres- 
beitrag bezahlt. Die Jahresbeiträge werden jährlich zu Neujahr von den 
Mitgliedern erhoben ; dasjenige Mitglied, welches mit der Entrichtung jeines 
Beitrages länger als 3 Monate in Rüdjtand bleibt, jcheidet damit ohne 
Weiteres aus dem Vereine aus. 


94 


S 3. 

Iedes Mitglied des Vereins übernimmt die Verpflichtung, jofort einem 
Mitgliede des Borftandes Anzeige zu machen, wenn zu feiner Kenntniß 
gefommen tit, daß Gegenjtänden, deren Erhaltung der Berein ſich angelegen 
fein läßt, irgend welche Gefahr drohe, oder daß fich die Gelegenheit zum 
— wenn auch nur leihweifen -— Erwerbe von Gegenitänden für das 
Mufeum bietet, auch nad) Möglichkeit ſonſt zu verhüten, daß jolche Gegen- 
Stände vernichtet oder an fremde Derter gebracht werben. 


84. 

Die Geſchäftsführung des Vereins beſchafft deſſen Vorſtand, derſelbe 
beſteht aus ſieben Vereinsmitgliedern, welche von der Vereins-Verſammlung 
zu erwählen ſind. Vorſtandsmitglieder können aber nur männliche Mit— 
glieder des Vereins ſein, welche in Roſtock oder deſſen nächſter Umgebung 
wohnhaft ſind. Die Wahl muß durch Stimmzettel vorgenommen werden, 
ſobald drei Vereinsmitglieder ſolche Art der Wahl beantragen. 

Dem Vorſtande jteht die ausſchließliche Beitimmung darüber zu, welche 
Gegenjtände für das Mufeum erworben und welche Aufwendungen aus 
dem PVereindvermögen zu jolcher Erwerbung, jowie ob joldhe und welche 
Aufwendungen zur Erhaltung oder Wiederheritellung der im eriten 
Paragraphen genannten Gegenjtände hergegeben werden jollen. Derjelbe 
erwählt diejenigen Perjonen, welche zur Beauffichtigung und Bedienung 
des Mujeums angejtellt werden, und beftimmt deren Gehälter. 


85. 

Im Vorſtande enticheidet bei der Beichlukfafjung die Mehrheit der 
Stimmen; zur Beſchlußfaſſung ift die Anwefenheit von fünf Mitgliedern 
erforderlich. 

Der Boritand wählt bei jeiner eriten Niederjegung und fünftig all- 
jährlich aus jeinen Mitgliedern einen Vorjigenden, einen jtellvertretenden 
Borfigenden, einen Schriftführer, der zugleich Caſſier ift, und einen Stell- 
vertreter des Schriftführers (und Caſſiers), und ordnet und vertheilt Die 
fonftige Gejchäftsführung unter feinen Mitgliedern nad) freiem Ermefjen. 


8 6. 

Alljährlich jcheiden zwei Mitglieder des Vorjtandes aus und werden 
durch Neuwahl erſetzt; ihre Wiederwahl ift geitattet. Bis die Neihe des 
Austrittes ſich gebildet hat, entjcheidet über denjelben das Loos. 

Sceidet in der Zwiſchenzeit aus irgend einer Veranlafjung ein 
Vorjtands-Mitglied aus, jo fünnen die übrigen Mitglieder eine bis zur 
nächſten Vereins-Verſammlung gültige Erjagwahl treffen. 


35 


87. 

Der Vorfigende beruft und leitet die Verfammlungen des Vorjtandes 
und des Vereins, derjelbe hat in allen VBereinsangelegenheiten den durch 
Stimmenmehrheit zu faſſenden Beichluß des Gefammtvoritands einzuholen, 
jedoch vertritt er nach Außen hin den Verein und deſſen Vorſtand unter 
alleiniger Zuziehung des Schriftführere. Im eiligen Sachen fteht dem 
Borfigenden frei, jelbjtjtändig zu handeln, doc hat er baldmöglichjt den 
Geſammtvorſtand davon nachträglich zu benachrichtigen. 

Bei Stimmengleichheit in den Sigungen des Vorſtandes und in den 
Bereinsverfammlungen giebt die Stimme des Vorſtandsvorſitzenden den 
Ausschlag. 

88. 

Der Schriftführer führt die Protokolle in den Berjammlungen des 
Vereins und des VBorftandes, jowie den Katalog über die Sammlungen. 
Ihm liegt die Aufbewahrung der Acten auf und hat er die Beiträge ein- 
zufordern. 

Altjährlicd; im Januar legt er dem Boritande Rechnung ab, diejelbe 
iſt vom Gejammtvorftande zu revidiren und alsdann in der nächſten Ver— 
jammlung des Vereins diefem vorzulegen. 


89. 

Eine Situng des Vorjtandes muß ftattfinden, jobald diejelbe von 
zwei Mitgliedern deſſelben unter Angabe des Gegenstandes jchriftlich 
beantragt wird; im Uebrigen jteht die Berufung des Borftandes zum 
Ermefjen des Vorfigenden. Die Einladung der VBorftandsmitglieder erfolgt 
durch jchriftliche Miſſive unter Bezeichnung der Berathungsgegenjtände. 


8S 10. J 

Alljährlich, und zwar baldmöglichit nach Revifion der Jahresrechnung, 
findet die ordentliche Mitglieder-Berjammlung des Vereins Statt, in welcher 
die Neuwahlen zu beichaffen jind und außer der Jahresrechnung der 
Sahresbericht über die Thätigfeit des Vereins vorzutragen iſt. Leßterer 
bedarf der vorherigen Prüfung und Genehmigung des Gejammtvorjtandes. 
Aupßerordentlihe Berjammlungen find zu berufen, wenn diejelben vom 
Voritande beichlofjen oder von wenigitens 21 Mitgliedern unter Angabe 
des Gegenstandes jchriftlich beantragt werden. 

Die Berufung der Verfammlungen des Vereins erfolgt unter Angabe 
der Tagesordnung durch zweimalige VBelanntmachung in der „Rojtoder 
Beitung“. 

Ss 11. 

Eine Auflöjung des Vereins iſt nicht möglich, jo lange zwölf Mit- 

glieder derjelben widerjprechen, dieje Beſtimmung des Statut ijt unabänderbar, 


96 


zu jeder ſonſtigen Aenderung des Statuts iſt eine Majorität von drei 
Viertel der in der Verſammlung erſchienenen Mitglieder nothwendig. 

Ueber alle ſonſtigen Gegenſtände beſchließt die Vereinsverſammlung 
durch einfache Stimmenmehrheit. 

Ueber Anträge auf Statutenänderung oder Auflöſung kann nur 
abgeſtimmt werden, wenn zwiſchen dem Tage der zweiten Bekanntmachung 
der Einladung und demjenigen der Verſammlung mindeſtens ein Zeitraum 
von einer Woche liegt. 

812. 

Im Falle der Auflöſung des Vereins, für welchen die Verleihung der 
juriſtiſchen Perſönlichkeit nachgeſucht werden ſoll, fällt das geſammte 
Vereins-Vermögen Gemeiner Stadt Roſtock zu. 


Ge — — — — 
IN Ste wm 


— — 
— x un» un. 


II. Mitglieder-Verzeihniß '). 


Bechſtein, Brofefjor Dr. 
12. 
. von Behr auf Buffavis. 
. Behrens, Lehrichmicd. 

. Behrens, Buchhändler. 

. Bencard, Weinhänpdfer. 
. Berger, Organift. 

18. 
. Beite-Blengotw. 

. Betde, %., Kaufmann. 

. Bohn, Schiffsbaumeiiter. 

. Boldt, Hofbuchdruder. 

. Bolten, Geh. Hofrath, Dr. 

. Brandenburg, Landesjteuer- Dir. 
. Brodmanı, Diaconus, 

. Broderjen, Revijor. 

. Brümmer, Senator. 

. Brümmer, Dr., Aſſeſſor. 

. von Brunn, Profejjor Dr. 


Begemann, Dr. 


Berlin, Profeffor Dr. 





(1894.) 

. Ahlers, Robert, Kaufmann. 30. Brunnengräber, H, Apothefer. 
. Ahmjetter, DLG.-Rath. 31. Buchholt, Rechtsanwalt. 
. Ahrens, Friedrich, Weinhändler, 32. von Buchla, OLG Rath, Dr. 
. Altvater, OLG.Rath. 33. Bühring, Hofpianift. 

Bauer, Diaconus. 34. Bunſen, Amtsrichter. 
. Bauer, Mar, Kaufmann. 35. Burchard, Bürgermeiſter. 
.Bauer, Paul, Rentier. 36. Burchard, Senator. 
. Beder, Syndikus, Dr. 37. Burchard, Schiffsbaumeijter. 
. Beder, Amtsgerichts-Actuar. 38. Burchard, Frau Rechtsanwalt. 
. Beder, Bäckermeiſter. 39. Burgwedel, Reutier. 


. Burmeifter, Otto, Gajhvirth. 

. Ehrilten, Hof-Dachdedermeiiter. 
. Blement, Senator. 

. Glement, Ad,, Bice-Eonjul. 

. Eohu, Rechtsanwalt. 

. Erotogino, Geh. Commerz. Rath. 
Crotogino, A., Bice-Conful. 

. Erotogino, C., Kaufmann. 

. Erull, Rechtsanwalt. 

. Dahlmann, Syndikus. 
.Dahſe, Kaufmann. 

51. Deder, Kaufmann. 

52. Detharding, Frau Dr. 

. Diederichs, Herm., Spark.Kaſſier 
. Dopp, Dr. phil. 

55. Douſſin, Hauptmanıt. 

. von Düring, OLG.Rath. 

. Engelbrecht, Lohgärber. 
Flörke, Landgerichtsrath. 


») Bei der etwaigen Auslaſſung eines Namens, wie ſie wegen Verluſtes der 
Original: Matrifel möglich ift, bittet der Borjtand um jojortige Reklamation, 


7 


Framm, Rechtsamwalt. 
Fritze, Dr. med. 

. Gaertner, Tiichlermeilter. 

. Gerd8, Superintendent. 

. Gies, Conſul. 

. Grälert, Kaufmann. 

. Grimm, Senator. 

). Groth, Dr., Rechtsanwalt. 
.Hackbuſch, Hoflieferant. 
.Haenſch, Hof-Weinhändler. 

. Haevernid, Hauptmann. 
Heſſe, Hof-Schornfteinfeger. 

. Heydenreich, Diaconus. 

. Hinrichien, Kaufmann. 

. Bine, Dr. jur, Rechtsanwalt. 
. Hoeftfe, Boftdirector. 

. Hofmeijter, Dr. 

. von Homeyer, Nentier. 

. Hoth, Max, Hotelbejiker. 

18. 
19. 
. Bojephi, W., Kaufmann. 
. Karrig, 2G.-Director. 
Karrig, O. 

Karſten, Dr. 

84. 
5. Kieſow, Rechtsanwalt. 
86. 
.Koch, H., Senator. 
89. 
90. 
91. 
92. 
93. 
94. 
95. 
96. 
97. 
98. 
99. 


Jahn, LG.Rath. 
Janſen, Hof-Decorationsmaler. 


Kerfack, Hof-Suwelier. 
von Klein, Major a. D. 


Koch, Buchhändler. 
Kölzow, J., Tiſchler. 
Kölzow, H. Tiſchler. 
Konow, R., Apotheker. 
Koppmann, Dr., Archivar. 
Konicki, Dr., Redacteur. 
Körte, Profeſſor Dr. 
Kortüm, Rechtsanwalt. 
von Koſſel, Generalmajor z. D. 
Koſſel, Bankdirector. 
Krahnſtöver, Hofkürſchner. 
Krauſe, H., Aſſeſſor. 


98 


100. 
101. 
102. 
103. 
104. 
105. 
106. 
107. 
108. 
109. 
110. 
111. 
112. 
113. 
114. 
115. 
116. 
117. 
118. 
119. 
120. 
121. 
122. 
123. 
124. 
125. 
126. 
127. 
128. 
129. 
130. 
131. 
132. 
133. 
134. 
135. 
136. 
137. 
138. 
139. 
140. 


Krauſe, 2. 

Krentzien, Glajermetiter. 
Krüger, G., Rentier. 
Küchenmeiſter, Hofſchloſſer. 
von Kühlewein, LG. Rath. 
Kuhle, Dr. 

Kuhrt, Senator. 

Labes, Dr. 

Lange, W., Kaufmann. 
Zange, Dr., Gymnaſiallehrer. 
Lau, Rentier. 

Lechler, Dr. med. 

Lehmann, Profeſſor Dr. 
Lehment, Kaufmann. 

Lemcke, Profeſſor Dr. 

Lemcke, Frau Helene. 

Lembke, H., Kaufmann. 
Leſenberg, O. Med.“Rath Dr. 
Leſenberg, Vice-Conſul. 
Leſenberg, Gasbetriebsdirector. 
v. Liebeherr, Erxcell., Vicekanzler. 
Linck, Paul, Rechtsanwalt. 
Linſen, Kaufmann. 

Lippold, Hof-Zahnarzt. 
Lorenz, Dr., Kaufmann. 
Ludewig, O., Echiffsbaumitr. 
Liders, Kaufmann. 

Maad, Kaufmanır. 

Maaß, Dr., Rechtsanwalt. 
Mahn, Commerzienrath. 
Malchow, Hofichneider. 
Mann, Geh. Commerzienrath. 
Martens, E., Weinhändler. 
Martens, ©., Weinhändler. 
Maßmann, Dr., Bürgermeiiter. 
Matthiaß, Profefjor Dr. 
Meyer, Buchhändler. 

Meyer, Dr. med. 

Mie, Liaconus. 

Michaelis, Profejjor Dr. 
Müffelmann, Dr. phil. 


. Müller, Klofterprobft. 

. Müller, C. H. Rechtsanwalt. 
. Müller, C., Rechtsanwalt. 

. Müller, Steinjeßmeilter. 

. Müller, 3., Kaufmann. 

. Mumm, Rechtsanwalt. 

. zur Nedden, B., Kaufmann. 

. Neuendorff, Frau Rentiere. 

. von Nettelbladt, Güſtrow. 

. Nizze, Gutsbeſ., Blanfenberg. 
. Nufjer, Hofbuchhändfer. 

. Ddel, Hoflieferant. 

. Detfer, Profeſſor Dr. 
Paſchen, Senator. 

.Paſſow, Dr. med. 

Peitzner, Zandeseinnehmer. 

. Beterjen, M., Commerzienrath. 
. Biper, Ober-Amtsrichter. 

. Brahl, Dr., Oberjtabsarzt. 

. von Preſſentin, Generalmajor. 
. Brillwig, Baul. 

. Brieg, Eifenbahnbaumeifter. 

. Raddab, B., Kaufmann. 

. Neder, Med.-Rath Dr. 
Rettich, M., Domainenrath. 

. Riedel, Director. 

. Ritter, Diaconus. 

. Ritter, Damerow. 

. Robert, Dr. med. 

. Röper, H., Senator. 

. Rofe, Bildhauer. 

. Aueh, Rentier. 

. Saniter, Weinhändler. 

. Saniter, €. F., Kaufmann. 

. Saß, B., Mühlenpächter. 

. Scharlau, Kaufmanın. 

. Schat, Geh. D.-Med.- Rath 


Brofeflor Dr. 


. Scheel, Commerzienrath. 
. Scheel, Sanitätsrath Dr. 
. Scheel, Rechtsanwalt. 


Schirrmacher, Profefior Dr. 

. Echlefer, Dr. 

Schloſſer, LG.-Rath. 

. Schlojjer, Yandbaumeiiter. 

. Schmidt, Confijtorialrath. 

. Schmidt, E., Kaufmann. 

. Schröver, Amtsrichter. 

. Schröder, NReferendar. 

. Schultetus, LG.Rath. 

. Schulg, C. P. Kaufmann. 

. Schulg, I. E., Tifchlermeifter. 
2. Schulte, Franz, Kaufmann. 

. Schule, Fr. Chr., Kaufmann. 
. Schulte, Dr., Director. 

. Schulze, Dr., Confiftorialrath. 
. Schumacher, Rentier. 

. Schwarz, F., Kaufmann. 


Sellichopp, Nentier. 


9. Sellihopp, A., auf Gr. Stove. 
. Siegert, Paltor. 

. Simonid, Bürgermeijter Dr. 

. Simons, Rechtsanwalt. 

. Sohm, 2G.-Director. 

. Sohm, OLG.Rath. 

, Etahl, Protonotar. 

. Steenbod, Photograph. 

. von Stein, Profeljor Dr. 

. Stieda, Profejjor Dr. 

. von Storch, Rittmeilter a. D. 
. Strauß, Möbelhändler. 

. Strobelberger, Hoflieferant. 

2. Studemund, Stadtbaudirector. 
. Sufemihl, Rechtsanwalt. 

. Sujemihl, 3., Kaufmann. 

. Thierfelder, Geh. D.-Med.-Natl) 


Brofejjor Dr. 


. Thierfelder, Profeſſor Dr. 
. Tiichbein, A., Ingenieur. 
. Ziichbein, O., Ingenieur. 
. Triebjees, Bierbrauer. 

. Vollmann, Buchhändler. 


100 


221. Voß, Baumeiſter. 229. Weſtien, Literat. 

222. Weber, Frau Dr., geb. Becker. 230. Wiegandt, Dr. 

223. Weber, Dr., Zandesjecretair. 231. Winter, Commerzienrath. 
224. Wedmann, DLG.-Rath. 232. Witte, Friedr. E., Dr. 
225. von Welgien, Oberjtlieutenant. 233. Witte, rau Dr. 

226. Wendhaujen, 2G.:Präfident. 234. Zaſtrow, Senator. 

227. Wendt, J. Kaufmann. 235. Ziemſſen, Advofat. 

228. Werther, Berlagsbuchhändler. 


III. Derzeitiger Vorſtand. 
Beder, Syndifus, Dr., Vorjigender. Koch, Senator, Stellvertreter des 


Brümmer, Senator. Schriftführers und Caſſiers. 
Erull, Rechtsanwalt, Schriftführer Koppmann, Archivar, Dr., jtellver- 

und Caſſier. tretender Vorſitzender. 
Hofmeifter, Dr. Stieda, Profeffor, Dr. 





Aachtrag zum Mitglieder-Verzeicyniß. 


236. DBland, Senator. 240. Grosjchopff, Dr. 
237. Brüfjow, Baumeijter. 241. Pfeiffer, Profeſſor Dr. 
238. Förſter, Fabrikbeſitzer. 242. Siegfried, RAW. 


239. ©erhardt, Dr. 





Megifter. 


Bon 
Barl Koppmann. 


A. Orts-Regifter. 


Albolm auf Laaland IV, 17. 
Amfterdam IV, 58. 
Anflam III, 18 19. 


Bandow II, 2. 


Barnftorf I, 30 107). 1,926 — 
curia II, 68, 
Bartelitorf I, 30 (112). IV, 87. 


Barth I, 33 (188). 

Bafle: Kirche I, 36 (28). 

Belig IV, 64. 

Benitz IV, 25. 

Bentwiſch 1,30 (112) 51 (141). 
Kirche I, 35 (4). 

Berendöhagen: Kirche I, 36 (29). 

Beielin I, 29 (61) 31 (125). 

Bieſtow III, 51. IV, 36 46 49 50 64. — 
Kirche I, 35 (24). 

Blanfenhagen: Kirche IT, 35 (8). 

Boizenburg II, 19. 

Bölkow IV, 24. 

Borgholm IV, 6 15—17. 

Bornhöved IV, 1. 

Bramom I, 10. IV, 18. 

Broderitorf I, 29 (75). 

Brunftorf I, 32 (157). 

Buchholz: Kirche I, 35 (25). 

Bützow, Land. IV, 22--24. 

—, Burg, IV, 21 8. 

—, Stadt, 1, 33 (187). IV, 3839 55 56. 

—, Univeriität, II, 110. 


II, 58. — 


Kirche II, 35 (20). 


Damm iI, 2 

Dänſchenburg II, 59. — Kirche I, 35 (15). 
Danzig II, 107. 

Dettmannsdorf 1, 27 (6). 

Dierfow: Wieſe IV, 81 84. 

Doberan IV, 60. — Kirche I, 36 (34). 
Dolgen II, 3. 

Duntmerftorf 1,27 (6 16) 28 (42 56) 136 
Dünkirchen IT, 58 54. 

Duznizha IV, 28. 


Elmenhorſt IV, 15. 
Enköping am Mälariee IV, 14. 
Evershagen I, 80 (97). 


#aliterbo IV, 5 8. 
Faulenroſt II, 5 
Fienſtorf I, 31 (180). 
Finkenberg II, 59. 
Flommen IV, 90. 
Freienholz II, 59. 
Freſendorf I, 32 (162). 
Friedrichsgabe IV, 27. 


Gellen IV, 18. 

Gieſchower Bet IV, 22 23. 
Snoien I, 69. 11, 17 19. 
Sodehardödorf II, 55—57. 
Goderac II, 55—57. 
Sorom I, 31 (137 139). 


Cammin: 


102 


Greifswald T, 62. 
713 16 19. 
(Sreienhorit I, 28 (38). 
Grevesmühlen IV, 3. 
Hohen-Gublow I, 27 (15) 28 (56). 
Gudacra II, 60. 
Sitftromw I, 55 56. II, 22. 
IV, 25 26 53 56 60. 
Gutendorf II, 59. 


Hamburg 1, 55 59. 
IV, 41 42 62. 

Hanftorf: Kirche I, 36 (30). 

Sarmijtorf I, 80 (92). IV, 38 87. 

Haftorf I, 27 (14). 

Heiligenhagen: Kirche I, 35 (26). 

SHeljingborg IV, 8 19. 

Holftein IV, 64. 

Huditorf 1, 27 (8). 

Hundsburg II, 58. 

Jönköping IV, 12. 

Fürgenshagen 1, 27 (9). 

Kalen 1, 69 71. 

Kalmar IV, 12 13 15. 

Kankel II, 3. IV, 24. 

Kaflebohm I, 10 102 103. II, 5. 

Kavelftorf IV, 24. — Kirche I, 35 (18). 

Keſſin, Land, I, 66 67 77 78. II, 56. 
IV, 21 22. 

—, Burg, II, 35. 

—, Dorf, II, 55—60. III, 66. — Kirche 
1,35 (17). Biihof8-Statue 11,59 60. 
Wedem L,57. Pfarreinkünfte IL, 57. 
Krug 11,56. Mühle 11,5859. curia 
Il, 58 59. 

Steifiner Berg 1, 42. 

Kiel II, 79 88. 

Köln IV, 17. 

Kölzow: Kirche I, 35 (11), 

Konow I, 32 (151). 

Stopenhagen IV, 4 8 18 19, 

Köfterbed: Mühle I, 31 (121). 

Kröpelin I, 69. — Kirche I, 36 (35). 

Kuhlrade: Kirche I, 35 (2). 

Kuffewit I, 28 (52) 32 (161). 


Laage II, 106. — Kirche I, 35 (21). 
Lambrechtshagen 11,3. IV, 64. — Kirche 
I, 36 (31). 


11,96. 111,28. IV,6 


III, 16 19. 


II, 79 82 84 95. 


Lichtenhagen: Kirche I, 36 (32). 

Liepe I, 10, ID, 4. 

Lübeck I, 56 58 59. II, 89 95. IV, 23 
6 7 10 11 13 14 18 19 48 49 51 52 
55 65 69 70 72—74. 

Ludwigsluſt II, 94. 

Hohen-Lukow IV, 24. 

Lüneburg 1, 59 60. II, 95. 

Lüſewitz I, 27 (17 19 21). 

Groß⸗Lüſewitz IV, 55. 

Malin II, 5. 111, 18 19 28. 

Marienebe I, 11. IV, 58. 

Marlow I, 28 (41) 69. — Kirche I, 35 (10). 

Moullefundt: ſ. Uglefund. 


Nebel IV, 24. 

Nemezow I, 10. 11,4. — Mühle I, 29 (87). 
Neubrandenburg II, 94. 

Neuhof IV, 97. 

Neukirchner See IV, 28. 

Meuflofter 11, 56 57. 

Nietöhr IV, 64. 

Niendorf II, 4 5. 
Nier IV, 24 27. 


Öland IV, 6 7 15 17. 
Drebro IV, 13. 


Bapendorf I, 32 (153). 11, 2. 
Parkentin: Kirche I, 36 (86). 
Baftow 1, 31 (121). 
Petſchow: Kirche I, 35 (19). 
Poel I, 30 (94). 

Polchow I, 28 (44). 11, 2. 
Potrems 1, 29 (63 75). 
Priſannewitz IV, 24. 
Pütſchow IV, 24. 


Radegaſt IV, 24. 

Radel IV, 29 30. 

Recknitz IV, 26. 

—: fire I, 35 (28). 

Redderſtorf 1, 31 (141). 

Rederank IV, 24 46 64. 

Reetzer Mühlenbach IV, 22. 

Retihom IV, 64. 

Ribnitz I, 31 (128 129) 32 (177) 33 (183) 
71 78. — Kirche 1, 35 (1). 

Ridſenow: Kirche I, 35 (22). 

Riekdahl I, 27 (10). II, 61—64. 

Roggentin II, 57 58. IV, 64. 


IV, 24 33 37 50. 


IV, 25 27. 


103 


Roftod, Arhidiafonat I, 34-36. — 


Kirchen: Baſſe 38. Bentwiih 4. 
Berendöhagen 29. Bieſtow 24. Blan- 
lenhagen 8. Buchholz 25. Cammin 20. 
Dänihenburg 15. Doberan 34. 
Hanftorf30. Heiligenhagen 26. Ravel: 
ftorf 18. Keſſin 17. Kölzom 11. 
Kröpelin 35. Kuhlrade 2. Raage 21. 
Lambrechtshagen 31. Yichtenhagen 32. 
Marlow 10. Barfentin 36. Petſchow 19. 
Kednig 28. Ribnitz 1. Ridſenow 22. 
Rövershagen?. Sanitz 14. Satow 27. 
Stäbelow 37. Steffenshagen 34. Sülze 
12. Teſſin 13. Teutenwinfel 5. Thulen- 
dorf 16. Volkenshagen 6. Warne- 
minde 33. Wulfshagen 9. Wuftromw3. 


Koitod, Herrichaft, I, 11 66 67. IV, 24 27. 
Roſtock, Stadt. 


: Stadtmauer 11,66. IV,32 66. Wiek: 


haus auf d. Rammoberge 111,109 110. 


: Thore II, 18 ($4). — Bramomerthor 


II, 103. — #röpelinerthor 1, 82 08. - 
Steinthor 1,64 82. 11,81 83. IV, 87. 
Steinthorbrücke 11, 68. — Petrithor 
IV, 83-87. 


: rennebom Il, 13 ($ 4). 
: Kröpelinerthor = Borjtadt I, 96. — 


Stampfmitllerteich I, 10. Vögenteich 
IV, 42. 


: Steinthor=Boritadtt I, 92 9, — 


Rofengarten I, 49. Zingel I, 10. 


: Betrithor-Borjtadt IV,81. — Arınen- 


Wieſe IV, 84. Garlshof IV, 84 86 87. 
Damm IV, 83 85 86.  Dierfower 
Stieg TV, 84-86. Dierfower Wiſch 
IV, 81 84. $ärtnerichlag IV, 81 84. 
Grüner Wen IV, 84 85. Harden- 
Hoop IV, 87. Hopfenhöfe IV, 83 84 
8688. Kadamm IV,85. Kämmerei— 
Wiele IV, 84. Köpken-Hoop IV, 87. 
Heil. Kreuz IV, 83-85. Kreuzbriicke 
I, 10. IV,83—835. Kreuzgraben IV, 
85. Kreuz-Klauſe IV, 85. Ottern— 
itieg IV, 85. Betridamm IV, 84. 
Berri: Ziegelbof IV, 85. Ribnitzer 
Landſtraße IV, 84. Riekdahler Weg 
1,92. IV,85. Auf dem Sande IV, 84. 
Stangenland IV, 84-86. Wall IV, 85. 
Wiek I, 10. I, 61. IV, 84 85, 


: Altitadt 1, 10. 


Roitod, Stadt. 
—: Miühlenthor = Voritadt: 


Mühlen: 
damm 1,42. III, 94. Weißes Kreuz I, 10. 
: Brüche 11, 12 ($ 1). Fifcherbruch 1, 
s9 96. III, 94. 


: Grube I, 94. 11, 14($9) 73. IV, 80. 


Riergelinden IT, 14 (8 9). 


-: Strand 11, 13 ($ 4) 105 106. Hafen 
1,13 (8 N. 
: Wall 1, 63. IV, 64 85. 


Dreimwalis: 
baftion Il, 110. I11, 90-92. Schieh- 
wall II, 81. Zeufeläfuble II, 110. 
Il, 90-92. 

Burgwall II, 103. 
: Mittelftadt I, 10, Burgmwall II, 103. 


: Neuftadt I,10. Burgwall IT, 103— 105. 
: Marktpläße: ſ. Straßen. 


: Kirchipiele I, 10 15. 

: Kirchhöfe II, 14 (8 8). 

: Straßen: Alter Martt IV, 40. 
Auguftenitraße IV, 43. Bäckerſtraße 
11, 32. Blutſtraße I, 48 96. Porg: 
wall II, 108—105. Breiteitraße IV, 64. 
Gfelföterftraße 1, 94. Fiichbanf I, 103. 
Fiſcherbruch I, 89 96. IIl, 94. Fiſcher— 
ftraße 1,91. Grubel, 94. 11,14 (89) 
73. IV, 89. Harteſtraße I, 103 104. 
Hopfenmarkt I, 94. 11,69. Hornſcher 
Hof 11,95. Koßfelderbrücke II, 105 106. 
Koßfelderſtraße II, 73108 105. IV, 80. 
Krämerſtraße I, 92. Kröpelinerſtraße 
1,97. IV, 64. Kuhberg 11,87. Lager— 
jtraße 1,98—100. Langeſtraße 1,91 99. 
11,31. Mittelmarft I, 48 52 104 105. 
1, 4. Molkenbrücke J, 94. Meolten- 
ſtraße I, 94. Mönchenbrüde II, 106. 
Möndenitraße I, 93 %. U, 73. 
Mühlenſtraße I, 95. platea bodica- 
riorum 1], 1038. U, 32. pl. Cervi 
I, 1038. pl. Cosfeldi II, 108 105. 
pl. insidiarum U, 107. Rammeberg 
ILL, 109 110. IV, 8788. Sadpfeife 
I, 101 102. Schnickmannsſtraße I, 
96 93. II, 95. Schwanſche Straßel, 
42 43. IV, 88. Geidenitraße I, 103. 
Steinſtraße II, 68 79 85 87 91. Wend— 
länder Schild I, 95. Wokrenterſtraße 
I, 91 96 98. I, 106, Wollenmeber: 
ſtraße I, 90 105. 


104 


Roftod, Stadt. 
— : Anftalten: Apothefe II, 112. Bad: 


Roitod, Stadt. 
— : Pfarrkirchen. 


ftube, Koßfeldſche, II, 104 106. Ball: 
haus II, 79-96. Böttder-Schütting 
HN, 31 36. Bruchfiſcher-Schütting II, 
93—108. Finkenbauer II, 69. Galgen], 
4243. Hermannsmühle II, 3. Kayen— 
mühle IV, 18. Kollegium I, 54. U, 69. 
1V, 55 56 64. Komödienbude auf d. 
Hornſchen Hof II, 95. Komödienhaus, 
herzogliches, II, 95; ſtädtiſches, II, 96. 
Lagerbuſch II, I00. Muſeum, Neues, 
II, 110. Offizialei 1, 54. IV, 56 61. 
Beftapothefe IV, 88. Rathhaus: 
eonsistoium IV, 66; theatrum 
IV, 67; Neues Haus ], 60; Hör— 
fammer I, 16; ®rett I, 14. Pocken— 
haus 1, 42 100. Scharren IV, 8% 
Schonenfahrer-Selag I, 106. Schreibe: 
rei I, 15 23. Thorenkiſte IV, 87 88. 
Weinkeller IV, 87. 

Pfarrkirchen 1, 10. 

St. Jakobi 1,26. 11,15—19. 111,17. — 
Soden III, 89, — Bilarieen und 
Almiffen I, 30—31. — Reftorat 1,30 
a. Wedem IH, 17. — Kaland 
1,30 (101). — Schule II, 18. III, 30. — 
Pfarrer I, 30 (102 103 105 106 112 
113) 31 (122). — Prediger II, 32-46. — 
Vorſteher 1,30 (98 103 105 106 112) 
31 (122). 

St. Marien I, 11 26 &2. U, 16. — 
Jahrzahlverſe am Sitdportal II, 75 
bis 78. — Bronzeidhilder I, 82. — 
Pets u. Feuerglocke II, 84. Bleicher- 
mädchen II, 84. — Bilarieen u, 
Almifien 1, 27—29. IV, 32—34, 
Mafen-Rapelle I, 27 (4). St. Annene 
Altar I, 29 (571. vie. sub turri I, 20 
(84). elem. ad primam missaın ], 25 
(28 30). — Rektorat 1,27 (1). Wedent 
I, 4. — Herren-Kaland I, 11 28 
(33 51 53) 29 (78). II,2. — Marien: 
zeiten=Sänger I, 27 (17 192123 24). — 
Schule I, 27 (2). II, 21 29-31. 
IV, 77—82. — Pfarrer 1, 27—29 
(11 17 19 21 23 24 28 50 54 59 62 
68). — Prediger III. 16—32. — Vor— 
jteher J, 28 (28 30). 


@t. Nikolai: Glocken IH, 81—89. — 
Pilarieen u. Almifien I, 32-33. — 
Altard. Bruchfiſcher II, 93. — Reltorat 
1, 32 (176). — Marienzeiten-Sänger 
1, 83 (180 181 194 195). — Schule 
II, 23. II, 80. — ®farrer 1, 33 
(188 197 203). — Prediger III, 46 bis 
1. — Wedem IV, 64. — Vorſteher 
1, 33 (197). 

St Petri: Armleuchter I, 105. 1, 
71-74. — Bitarieen u. Almiſſen 1, 32. 
St. Annen: Altar I, 91. — Rektorat 
J, 32 (153). Wedem I, 44. — Kirch— 
bof 1, 40. — Schule Il, 61 63. — 
Prediger II, 61-70. — Vorſteher 
I, 32 (166). 


Klöſter I, 10. 


St. Johannis], 10. 11,81 82. — Dras 
matiſche Daritellungen J, 53 54 57. — 
Katechismus-Predigten III, 4 5 8 75 
76. — Kirchhof U, 82 85 91. 

St. Katharinen 1, 10 39. — Gaſt— 
haus I, 39 40. — Kirchhof I, 40. — 
Wedem IV, 64. 

Heil. Kreuz I, 10 95. 1V,55 37 84. — 
Vikarieen I, 31. — Heil. Kreuz: Brüder: 
ichaft I, 30 (11. — Propft 1, 28 
(31) 29 (69) 31 (127 143—146) 97. 
Rriorin 31 (127). — Wedem IV, 49 64. 
St. Micaelis I, 11 43. 


: Hoipitäler I, 10 11. 


Heil. Seift I, 10. — Vilarieen u. 
Almiſſen I, 31. — Brediger IL, 70 
bis 72. — Borfteher 1,31 (128 129 133). 
St. Georg I, 10. — Rapelle I, 11. — 
Almiffen I, 29, — Prediger II, 73 
74. — Wedem IV, 55 64. — Vor- 
jteher I, 20 (87 88). 

St. Gertrud J, 11. — Vilarieen n. 
Almiſſen I, 32. — Kirchhof I, 106. 
Lazareth I, 11. 

Pockenhaus I, 42 100. 


Geiſtlichkeit, katholiſche: Offizial I, 11. 


Dffizialei I, 54. IV, 56 61 64. — 
Arhidialonus I, 11. Archidiakonat 
J, 34—36. — Domfapitel U, 16 17 
11, 35. 


105 


Roſtock, Stadt. 
—: Öemeinde I, 12. Berfammlung 1, 


Roſtock, Stadt. 
— : Geiftlichkeit, proteſtantiſche: Auffichts- 


| 


recht d. Raths II, 25. — Belämpfung 
d. dramatifchen Daritellungen I, 57 
bis 62. — Miniſterium I, 58 60. 
II, 24. — Guperintendenten II, 1 
bis 14. — Senior I, 28 4 — 
Prediger im 16. Jahrhundert IL, 
15—77. 


: Univerfität I, 11 26. II, 107—110. 
IV, 89. — Sollegium I, 54. II, 69. 
IV, 55 56 64. — Botanischer Garten 
II, 109 110. IH, 90-92. — Neues 
Muſeum II, 110. — Rother Löwe 
UI, 33. — Halber Mond 11,109 110. 
IV, 42 43 49 63 64. — Rektor IV, 
89. — Theologische Fakultät I, 59. 
Mebdicinifche II, 109. 


: Siegel, Wappen: I, 65-68. 


: Berfaffung I, 9—24. Berfaffungs- 
fünıpfe I, 18—24. 


: Rath I, 12, 16. Rathsfähigfeit I, 12 


1318. Lebenslänglichkeit 1,17. Selbſt— 
ergänzung I, 18. Wahlen I, 14 20. 
Wahlmodus I, 18. Annabmezwang 
1, 17. Einführung I, 17. Eid u. 
Gelübde 1,17. Titulatur 1,16. Glie— 
derung I, 16. — Ardiv U, 4—10. 
Secretum I, 76. Wappen I,7682. — 
Schmäufe I, 17. Gilberzeug 1, 17. 
Wittwenfaffe I, 17. — Reprüfentation 
d. Stadt I, 16 23. Obrigfeitliche 
Gewalt I, 16. Rathswillküren IV, 
65—76. Adminiftration d. Stadt- 
bermögens J, 16 23. Aufficht iiber 
die Geiftlichfeit II, 25; über die Aemter 
I, 13. IV, 67. Mitbejagungsredht 
I, 7. Batronatsredht I, 27—29 (2 10 
15 19 29 74) 33 (202) 35 (7). 


: Bürgermeifter I, 14—18 21. Batro- 


natörecht I, 29 (78) 30 (106). Rech— 
nungen J, 12, 

: Gewett I, 13. I, 
Siegel I, 72. 

: Kriegskaſſe II, 85 90. 
83 84. 

: Stadtfafie IV, 88. 


100. IV, 87. 


Siegel I, 


12—16 21 23. civilogquium I, 14. 
Etting I, 13 14. — Ausihüfle: hovet- 
lude I, 15. de oppersten L 16. 
discretiores IV, 66. Sechziger I, 12 
16 18 21-23. BVierundjechziger I, 49. 
11, 22 23. Humdertmänner I, 18 20 
23 24. — Bürgerbriefe I, 19—22. — 
Bier Gewerke I, 23 24. — Taujende 
], 24. — Theilnahme an d. Repräfen- 
tation I, 23; an d. Adminiftration 
I, 23. 


: Bürger: eivilitas IV, 6. B. u. 


Aemter I, 13. civis et burgensis 
I, 13. Bollbürger I, 13. Erbgeſeſſene 
I, 15 16. IV, 71 72. — Bürger: 
ſchaft IH, 110 111. 


: Kaufleute u. Brauerl, 23. Brauer 


11,50. Brauertompagnie I, 64. Kauf: 
mannsfompagnie II, 50. Wiekfahrer 
1, 29 (66 81). 


: Yemter 1,12. Bürger u. Aemter I, 13. 


Bürgerrechtserwerbung I, 13. IV, 66. 
Eid I, 13. Geridtöftand 1, 13, — 
Aelterleute I, 13 15 19 20. — Morgen- 
ſprache IV, 67. — nicht rathsfähig I, 
12 18. ftreben nad d. Rathsſtuhl I, 
13 18—22. — Wehrkraft I, 12. 


: Altbinder II, 39. Bäder I, 13 29 


(58). Barbiere II, 112. Bekemaker 
Il, 37 38. Bentſchneider IL, 35 36. 
Böttcher I, 26. 11, 29-52. Brud- 
fiiher II, 93—108. 1V, 87. carni- 
fices IV, 67. Gerber I, 33 (179 189 
191). 11,50. Goldſchmiede I, 31 (138). 
Kiemer II, 36 37. Kleinbinder II, 38. 
Krämer 1,27 (13) 28 (48) 49. Land: 
fahrende Krämer I,11. linitextores 
IV, 68. Pelzer I, 29 (63). II, 14 
($ 10). pelliciorum renovatores 
1V,68. Rothbinder II, 38. Schlachter 
IV, 88; d. Altſtadt I, 82 (174); d. 
Reuftadt I, 27 (12). Schmiede I, 32 
(169). Schneider 1, 29 (57). Schub: 
macder1,26—29 (25 32 80). Schwarz: 
binder II, 38. Straßenfifcher IV, 87. 
Weigbinder II, 38. Wollenweber I, 33 
(184 193 200). Zuſchläger II, 49. 
8 


106 


Roſtock, Stadt. 

— Geihichtlihed: Bewidmung mit d. 
üb. Recht I, 9 67. — Landfrieden 
v. 1283 IV, 2. — Waffenitillftand v. 
1362 IV, 9. — Unruhen vd. 1286 
I, 18. II,5. v. 1310—1314 I, 16 
(20) 19 20. IV, 31. v. 1408—1416 
I, 20 21. v. 1427 1, 21 22. Dome 
fehde I, 2-6 (3-5 12 ı7 20) 12 16 
32. vd. 1534-1586 I, 22. vd. 1560 
bis 1565 1, 22. — GErbverträge v. 
1573 u. 1584 1,23 71. vd. 1788 1,78. — 
Reformation I,2 (67). — Belagerung 
I, 3 (8 9). — Sturmflutb vd. 1625 
1,5 (10). — Wallenfteiniche Beit I, 6 
(18). IV, 62. — Brand v. 1677 1,6 
(19). —  Gemwaltmaßregeln Karl 
Leopolds I, 7 (23). 

Roſtocker Heide I, 7. U. 87. IV, 50. 

Röveröhagen IV, 44 50. — Kirche 
1, 85 (7). 

KRozitrombounizha IV, 28. 


Sanitz I, 28 (34). — Kirche I, 35 (14). 

Satow IV, 24. — Kirche I, 35 (27). 

Schlage I, 27 (15). 

Schlemmin IV, 64. 

Schlefien IV, 54. 

Schleswig II, 96. 

Schmarl II, 2. IV, 64. 

Schonen IV, 5 6 9. 

Schutow: Krug IV, 64. 

Schwaan, Land, IV, 25—27. 

—, Burg, IV, 25 26. 

— Stadt, U, 5. IV, 2 30. — Feld- 
mark IV, 26 27. Brüde IV, 32. 

Schwanholm IV, 12. 

Hohen-Schwarfs II, 58. 

Klein-⸗Schwaß II, 57. 

Schwerin, Bisthum, IV, 21—24. 

—, Stadt, I, 55. II, 78—80. IV, 48. 

Schwifjow I, 27 (11), H, 3. 

Sildemomw I, 27 (18). 

Skanör II, 49. IV,5 8. 

Spotendorf I, 28 (49). U, 5. 

Stäbelow: Kirche I, 36 (37). 

Neu-Stargard IL, 31. 

Steffenshagen I, 32 (159). — Kirche 1, 
36 (34). 


Sternberg IV, 55 64. 

Stettin IV, 10 18 16 19. 

Stodholm I, 56. IV, 12 13. 

Stove: Krug IV, 64. 

Stralfund U, 90 95 96. IV, 6 10 11 
13 14 18 19. 

Stulp IV, 22. 

Sukow 1V, 25. 

Sülze J, 28 (54) 69. — Kirhel, 35 (12). 

Sundby IV, 13. 


Teſſin I, 29 (78) 33 (197) 69. 
L 85 (13). 

Teiliner See IV, 23. 

Teutenwinfel IV, 53. — Sichel, 35 (5). 

Thulendorf I, 31 (130). — Kirche 1, 35 (16). 

Tichmenzeke IV, 22 23. 

Ugleſund IV, 90. 

Vietow I, 30 (99) 81 (137 139). 

Boltenshagen I, 33 (186). — Kirche I, 
35 (6). 


Wahrftorf I, 28 (40). 

MWarnemünde I, 15 16 19. III, 48 61. — 
Kirche 1, 36 (33). Vogtei I, 86. — 
Hafenordnung I, 87. 

Dber-Warnomw 1,27 (5). IV,21—39. — 
Graswerbung IV, 39. Schutenfahrt 
IV, 38 39. 

Unter-Warnow U, 104 106. IV, 85 87. 

Weitendorf I, 28 (46). 

Wendiihe Städte IV, 2—3 6. 

Werle, Herrichaft, IV, 24 25 27. 

—, Rand, IV, 21-26. 

— Burg, IV, 21 25. 

Sie Hof, IV, 21. 
‚ wendifche, I, 10. II, 61. 

Wish IV, 256. 

Wismar I, 76. II, 19 30 94 96 98. 

IV, 37 10 11 13 14 17—19 60 89. 

Wolrent IV, 24. 

Wolkow I, 27 (12). 

Wordingborg IV, 15. 

Wulfshagen: Kirche I, 35 (9). 

Wuſtrow: Kirche I, 85 (8). 


Jarnewanz UI, 59. 
Barnow IV, 22—24. 


— Kirche 


Bee; IV, 24. 


107 


B. Perfonen-Regifter. 


Ya, van der, Johann, Bin., I, 21. 

Abel, Ko. v. Dänemarf, II, 4. 

Adolf Friedrihb I, Herz. v. Mellb. 
Schwerin, I, 58. 

Aepinus, Dr. Johannes, II, 27. 

Albinus, Dr. Johannes, II, 102. 

Albrecht II., Herz. v. Meflb., 1,72. 11,59. 
JV, 4 5 11—14 17—20. 

— II., Herz. v. Meflb., Ka. v. Schweden, 
IV, 3 12—14 17. 

— TV., Herz. vd. Meflb., IV, 20. 

— VIL, Herz. v. Mellb., II, 17. III, 33 
47 48 78—80. 

Albrecht, Jochim, III, 49. 

—, Rariten, I, 9. 

Alerander IU., Bapft, I, 56 60. 

Alkun, Vido, Am., IV, 8. 

von Alten, Martin, IV, 9. 

Angermann, Andreas, IL, 95. 

Anna dv. Brandenburg, Gemahlin Herz. 
Albrechts VIL, III, 78 80, 

Arendes I, 48 49. 

—, Gerd, I, 96. 

Mag. Arnold I, 18. 

Arp, Hermann, I, 97. 

Aurifaber, Johannes, III, 50 51. 

von Arefow, Johann, I, 59. 


Badmule, Hermann, IV, 83. 

Bacmeiſter, Dr. Zufas, 1,2 3 63. III, 12 
23 24 27 29. 

Baggel, Winold, Bni., I, 11. 

Rafeltene, Hans, IV, 87 88. 

Banſow, Joachim, IH, 55—57 59 60. 

Barchlei, Joachim, I, 92. 

Barkhuſen, Thomas, 1, 49. 

Rarnim, Herz. d. Pommern : Stettin, 
IV, 14. 

Baribamp, Anna, 1, 96. 

Mag. Barthold I, 44. II, 15—20. III, 32. 

Barzanti, Paulo, Il, 94. 

Battus, Levinus, IT, 109. 

Bauer, Johann, II, 87. 

—, Karl Friedr., Ill, 86. 

von Baumgarten, Adelheid, II, 105. 

—, Engelbert, IL, 63 105. 


von Baumgarten, Johann, II, 63. 

—, Johann, Rm., IV, 6 18. 

Beer, Antonius, I, 44. I, 15 16 18 
UI, 3 47 58. 

von Behr, Mathias Hans, I. 7. 

Beyenfleth, Bernhard, IV, 13. 

Beife, Dinnies, I, 94. 

Belemann, Hinrich, IV, 88. 

Belentin, Hans, I, 97. 

Belit, Hermann, IV, 31. 

Berholt, Margaretha, I, 102. 

Berefe, Elifabeth, II, 63. 

—, Johann, U, 63. 

Berendes, Annefe, J, 48. 

—, Renart, I, 48. 

—, Qufas, I, 48 49. 

Berens, Hinrid, II, 72. 

Berfelt, Hans: ſ. Schaffer. 

Berg, Bitus, III, 44. 

Bermann: Arnod, Hans, Katharina, 
Margaretha: II, 102. 

Berndes, Hinrid, 1, 21. 

Bernewin, Gerhard, IV, 32. 

—, $ottfried, IV, 32. 

—, Hinrid, IV, 29—32. 

Bernow, Jasper, 1, 97 98. 

—, Jürgen, I, 97. 

—, Sara, 1, 97. 

Berringer, Beter, 1, 91. 

Beie, Bauer, IV, 50. 

Reielin, Agneta, 11, 98. 

—, Henning, Am., 1, 94. 11,100. 111.9. 

—, Johann, II, 100. 

—, oh. Friedr., 1, 4. 

—, Metke, 1, 99. 

—, Nikolaus, Am., 1, 28. 

Reit, Anneke, I, 93 94. 

—, Geſeke, I, 98 94. 

—, Klaus, 1, 93. 

Biel, Baul: ſ. Schhaffer. 

Pillerbef, Dietrich, II, 104 105. 

Biſchof, Johann, 1, 58. 

RBlidemeiter, Joachim, 1,90. — ſ. Schafler. 

Blievernicht, Hinrich, 1, 99. 

—, Sarah, I, 92 98 9. 

Blomenow, Hinrid, IV, 37. 


108 


Rod, Johann, U, 22, 

Böcler, Syndifus, II, 91. 

Boger, Dr. Hinrid, II, 76 108 109. 

Boye, Dr. Reter, I, 42. TI, 17. IV, 89. 

Bolholt, Gerhard, Am., IV, 88. 

Boldewan, Heinrih, Bm., II, 22. 

Bolte, Annete, IV, 81. — ſ. Kron. 

—, Heinrih, Rm. II, 101. IV, 81. 

Bolten, Reimer, IV, 39. 

Bomgarde: j. v. Baumgarten. 

Bonnus, Mag. Hermann, 1, 27. 

Bordolt, Martin, IV, 64. 

Bording, Margaretha, II, 73. 

Bornitt: Arnd, Hans, Jochim, Peter: 
j. Schaffer. 

von Both, Vicefanzler, II, 90-092. 

Botticher, Nikolaus, 11, 72. 

Bowm, Jochim, IV, 86. 

Braſche: Chriitopher, Jochim, Johann, 
Klaus, Vicke: ſ. Schaffer. 

von Braun IV, 49, 

Bredenbach, Konrad, III, 29 31. 

Breide, Qaurens, Aim., I, 93. 

PBrindmann, Gärtner, II, 110. 

Dr. Brochmand 1, 57. 

Bröfer, Albert, II, 9. 

—, Bernt, 1, 95. 

—, Berthold, II, 99. 

—, Hans, I, 9. 

Brucaeus, Heinrid, I, 109. 

PBrümmer, Baltor zu Bieftow, IV, 46 
49 53 56. 

—, Sohann, II, 28. 

Brun, Johann, I, 42. 

Brune III, 73. 

—, Daniel, I, 5. 

Brunmward, Bild. v. Schwerin, II, 57. 

Bruſſow, Hans, I, 50. 

Bud: Hans, Hinrich, 
Beter: ſ. Schaffer. 

—, Hinrich, IV, 33. 38. 

Budde, Joachim, II, 112. 

Bugenhagen, Johann, II, 19 20. 

Bugge: Anna, Peter: I, 92. 

Bunger, Jürgen, I, 53. Ul, 26. 

Buntmafer, Johann, UI, 101. 

Burlage IV, 45. 

Burmeiter, Barthold, I, 48. 

Burmeifter, Mag. Joachim, 1, 57. 


Jochim, Seit, 


Burow, Hans, 1, 45. 
von dem Buſche, Hermann, IV, 79. 


Galenius, Qambertus, III, 30 31. 

GSaltow, Johann, Am. zu Wismar, IV, 
6 17. 

Samerarius III, 12. 

Gantor: ſ. Schreiel. 

de Gavella, Abraham, 11, 81 82. 

Carmon, Jakob, IV, 52 53 64. 

Caſſelius, Matthias, III, 12. 

GSaftritius, Joh. Chriſtoph, 11, 65-70. 

Shemniß, Joh. Friedr., I, 4. 

Shriftian Ludwig 1., Herz. v. Meklb., 
1, 55. 

— Ludwig I., Herz. d. Meflb., II, 95. 

Chriſtoph, Ka. v. Dänemark, IV, 3 11. 

Chytraeus, David, III, 6 9 13. 

Glinge, Bartholomäus, 1, 4. 11, 102. 

—, Jakob, II, 102. 

—, Katharina, 11, 102. 

Gobabus, Mag. IV, 56 64. 

—, Michael, 1, 58 59. 

GSolerus, Mag. Johannes, 1, 97. 

Göleftin III, Bapit, IV, 22. 

Gonradi, Mag. Joachim, U, 25, 26. 

Conſtantini, Theater-Direktor, U, 94. 

—, Garlo II, 94. 

Gorbifer, Hans, IV, 50. 

Gothmann, Ernft, 11, 70. IV, 49, 55. 

Grispinus, Johannes, 111, 5—8 13 25 26. 


Balvis, Engelbert, Rm. zu Stralfund 
IV, 15. 

Dame, Agnes, II, 60 61. 

—, Bertram, I1, 5 61 62. 

—, Grete, II, 62. 

—, Johann, I, 61 62. 

Dammuche, Yauvens,S1, 90. 

Dandwart, Rathsſekretär, U, 9496. 

—, &., W, 61. 

—, Joadim, II, 88. 

Danquardi, Mag. Dangquard,' 1, 92. 

—, Detlev, III, 66. IV, 38. 

Dargetzow, Johann, Am. zu Wismar, 
IV, 611. 

Darmitädter, Joh. Friedr., I1, 95. 

Dene: ſ. Vorenbolte. 

Deterdes, Hinrich, III, 109. 

Detbarding, Berthold, 111,222426293075. 


Detharding, Mag. Heinrich, I, 97. 

Detloff, Joachim, I, 100. I, 73. 

—, ob. Jochim, III, 88. 

—. Sarah, 1, 98. 

von Deventer, Arnold, II, 63. 

Dierds, Joh. Wilh., TI, 89-91. 

Dieitler IV, 50. 

Diitel, Johann, IV, 88. 

Dywitz, Telsfe, II, 97. 

Domann, Syndifus, II, 68 69. 

Dominicus TII, 62. 

Dorgelo, Hildebrand, IV, 78 80-82. 

—, Hildebrand, I, 96. IV, 80. 

—, Tilſeke, IV, 81. 

Doſſe, Anna, IV, 86. 

—, Hinrid, III, 26 39. 

—, Sodim, IV, 86. 

—, Johann, III, 62. 

Draconites, Johannes, III, 1—14 20 21 
33—35 75. 

Dreger, Mathias, I, 90. — ſ. Schafier. 

—, Thomas: ſ. Schaffer. 

Dreier, Heine, IV, 56. 

—, Hermann, IV, 86. 

von Drentdor, Hermann, 11, 105. 

Drevenitede, Klaus, II, 72 73. 

Dreves, Hans, II, 10. 

—, Heinrich, II, 99. 

—, Katharina, II, 72. 

—, Mette, II, 99. 

Droge, Joachim, IV, 52. 

Dunder, Andreas, III, 66 69. 

—, Bernhard, II, 101. 

—, Tebbeke, 11, 101, 

Diivelders, Peter, IV, 36. 

Duvdenneft, Gerwin, IV, 81. 


Eddeler, Katharina, IL, 112. 

—, Matthaeus, 11, 16 17. 111,3 16— 20 71. 

Eggerdes, Mag. Andreas, I, 26. 

—, Beter, II, 3 5 36 41 42. 

Ge, Severinus, III, 70. 

Elers, Johann, I, 95. 

Eliſabeth, Gräfin d. Holitein, IV, 11. 

Engelbredt, Joachim, IV, 43 44 60. 

—, Badarias, III, 86. 

Engels, Heinrich, I, 84 9. 

—, Heinrihs Wittwe, II, 85 86 91 9. 

Erich, Kg. dv. Dänemarf, 1I, 58. IV, 2 
3 26—28 30 31. 


109 


Erid, Ka. dv. Schweden, IV, 45 132. 

—, Herz. d. Sachſen-Lauenburg, IV, 3 
> 15 16. 

von Esfeld, Urſula, II, 100. 

Euphemia vd. Schweden IV, 11. 

Everdes, Gödeke: ſ. Schaifer. 

—, Margaretha, J, 92. 


Fabricius, Joach. Friedr., II, 83. 

—, Katharina, IL, 83. 

von Fahrendorf, Amelung, IV, 30. 

—, &berhard, IV, 30. 

Fiedler, Konftantin, IV, 52 53 64 

Fincke, Margaretha, 1, 105 106. 11, 74. 

—, Simon, I, 105 106. Il, 74. 

sicher, Klaus, 1, 43 45. 

—, Tilſe, 1, 39 42 43 45. 

Flege, Matthaeus, II, 4-6 13 21 24 
26 28 29 75. 

Flint, Jasper, IV, 86. 

—, Joachim, Klaus: ſ. Schaffer. 

— Qaurenz, IV, 88 89. 

Frankeſche, Konrad, 1], 105. 

Freſe, Vrefe, Frieſe. 

—, Dietrich, II, 61 68. 

—, Hinrich, II, 5 105. 

—, Hinrid, IV, 6. 

—, Johann, Gärtner, 11, 57. 

—, Juſtina, II, 100, 

—, Qaurentius, II, 20, 

—, Wifolaus, Il, 98 100 102. 

Fricke, Heinrich, I, 96. 

Friedrich I, Kaiſer, IV, 2 21 28. 

— 11, Raifer, IV, 1 2. 

—, Biſch. v. Schwerin, IV, 32. 

—, Herz. d. Mellenburg, II, 95 96. 

— Wilhelm, Herz. d. Meflenburg, 11,79. 

Friſius, Johannes, 111, 59. 

Fritze, Mag. Joachim, U, 28. 

—, Johann, 111, 32. 

Fusz, Joahim, YBuchdruder, II, 69. 


Gallas, General, II, 53 54. 
Gamme, Dafob, 1, 94. 
Gammelen, Katharina, I, 42, 43. 
Gaule: 5. Gule. 

von Gehren, Lict., IV, 49. 
Genſchow IV, 50 51. 

Gerdes, Anna, II, 97. 

—, Brandanus, II, 100. 


IV, 31. 


110 


Gerdes, Elifabeth, II, 98. 

—, Henri, Bm. I, 99. 

—, Hermann, IV, 88. 

—, Thomas, III, 10. 

Gerhard, Gr. d. Holitein, IV, 3 4. 

Gerwin, Peter, IV, 89. 

Gleſſow, Iobann, Am. zu Wismar, 
IV, 15. 

Glöde, Nikolaus, 11, 58. 

&öbel, Johann, Arzt, III, 111. 

St. Godehard II, 55. 

Godow, Anna, 1, 9. 

Godtſchovius, Johannes, 11, 30, 

Gogreve, Mento, IIl, 45 46. 

Soldenifie, Henning, 1, 95 99 100. 

—, Hinrid, 1, 9. 

—, Metke, 1, 95. 

Goldſtein, Johann, 111, 57. 

Götke, Hans, IV, 86. 

Sottichalt, Fürſt, I, 78. 

Gottſchalk, Hans, IV, 81. 

Srametop, Willefin, II, 106. 

Grentze, Albert, U, 99. 

—, Johann, Rm., IV, 6. 

— Metke, II, 97. 

—, Reinefe, 11, 97. 

Gribniſſe, Tidefe, IV, 39. 

Grifeus IV, 64. 

Gryſe, Nikolaus, 1, 2 37 38. 11, 15 16. 
III, 15 75-77. 

(Sronenberg, Engel, I, 9. 

Srönenhagen, Engelte, IV, 35 37. 

rote, Anna, IV, 33 34. 

—, Johann, IV, 38. 

(Srubenhagen, Gertrud, I, 95. 

Gruder, Tidefe, 1, 99. 

Gründling, Engelbert, 11, 86—83 91. 

von Griinenberg, Otto, IV, 55. 

Srumel, Paſchen, III, 61 62. 

Gule, Balthafar, Bm., II, 98 100 102. 
II, 9 39 111. 

—, Johann, IV, 49. 

Sufebier, Hinrih, Aın., I, 94 95. 

Guſtav Adolf, Herz. vd. Meklbg., I, 55. 

Haedge, Gärtner, 11, 110 

Hagemeiſter, Bernd, Bm., II, 20. 

Hakendal, Beter, II, 3 18 24 25. 

Hafon, Kg. v. Norwegen, IV, 6—8 10 
12—14 16 19. 


Hame, Gerd, IV, 85. 

Dane, Joachim, Am., 11, 102. 

Hanjamann, Michael, II, 98. 

Harder, Margaretha, I, 97 99. 

—, Nifolaus, II, 99. 

Harmens, Hinrid, IV, 50. 

vom Hart, Familie, I, 104, 

Harkom, Jürgen, 1, 42. 

Haskarl, Gerb. Rudolf, II, 92. 

Haffelbet, Arnd, Bm., 1, 48. 11, 101. 

—, Margaretha, I, 101. 

—, Tilfe, U, 9. 

Havemann, Baul, IV, 52. 

Hecht, Tidemann, IT, 58. 

Hedader, Eberhard, IV, 32. 

Hein, Nafob, II, 98 100. 

Heine, Heyne. 

—, Dr, W, 9. 

—, Peter, Il, 33. 

Heinefen, Johann, 111, 3 19 33 34. 

Heinrich d. Löwe, Herz. v. Sachſen, 
1,18 66. II, 55 56 59 60. IV, 21—23. 

— 1, d. Pilger, Fürft dv. Meflb., I, 69. 

— IL, d. Löwe, Fürſt dv. Meltb., 1, 15 
16 20. II, 4 58 62 63. IV, 3 28 31. 

— II, Herz. d. Meklb. IV,4 11 1220. 

— V. Herz d. Mellb., I, 45. I, 17 22 
27 28. III, 33 47—50 59 61 78 79. 

— Borwin 1. I, 9 66—68. II, 56. 

— Rorwin II. I, 68. 

— Bonvin II. I, 69 70. II, 2. IV, 23 
bis 25 27 28. 

— 1, Fürjt v. Werle, I, 2. IV, 25 27. 

—, ir. d. Holitein, IV, 3. 

— d. Eiferne, Sr. d. Holitein, IV, 4 1215. 

— Sr. d. Schwerin, IV, I. 

—, $r. d. Schwerin, IV, 1. 

Heinrici, Theaterdiveftor, U, 95. 

Hefet, Johann, III, 73. 

Helene v. d. Pfalz, Gemahlin Herz. 
Hein. V. II, 78 79. 

Hengemann IV, 37. 

Herder, Klaus, IV, 37. 

Hermann, Biih. v. Schwerin, II, 3. 

Hermann: Agnes, Dietrich, Gerd, Hans, 
Hermann II, 99. 

Hermens: Asmus, Hans, 
Martin: ſ. Schaffer. 

von Herberden, Elifabeth, II, 102. 


Sürgen, 


111 


bon SHerberden, Hans, Bm., II, 100. 
II, 10. 

—, Heinrich, II, 98 100. 

—, Joachim, II, 102. 

Heßhuſius, Tilemann, I, 41. 
36 37. 

Heberling, Tilemann, IV, 79. 

Hildebrand, Michael, II, 109. 

Hilligendorp, Hans, IV, 83, 

Hinde, Johann, 11, 83. 

—, Johanus Wittiwe, II, 88. 

—, Mathias, II, 82. 

—, Mathias’ Wittwe, II, 82 83. 

Hirendar: Bertbold, Jochim, Marcus, 
Rochus: j. Schaffer. 

Höder, Antonius, III, 60 61. 

Hofe, Qudolf, Ritter, IV, 30. 

Hollenhagen, Johannes, III, 65—67. 

Homot, Peter, I, 45. 

Hovefifcher, Peter, IV, 29 30. 

Hodemann, Bernhard, Rm. II, 101. 

Huber, Johann, I, 4. 

Huditorf, Klaus, I, 43. 

Hüljenbed, Heinr. Friedr., III, 87. 

Hundertmarf, Hermann, ], 93. 

—, Sodim, I, 92 99 100. 

—, Margaretha, 1, 92 93 96. 

—, Tilfe, I, 92 98 96. 

Huswedel, Mag., IV, 49. 


dan Ibendorp, Hinrich, I, 19. 

Ilgener, Peter Florens, I, 94. 

Slow, Hinrich, IV, 85. 

Ingeborg dv. Dänemark IV, 5 11. 

Innocenz V., Bapit, 11, 2. 

Johann I., Fürft v. Meflbg., I, 69. 

— I., Herz vd. Meflbg.-Stargard, I, 72. 

— IL, Fürft dv. Werle, [V, 3. 

— VII, Herz. vd. Meflbg., IV, 69. 

Johann Albrecht, Herz. vd. Meflbg., 1, 6 
80. III, 8 14 20 22 23 45 46 51 
53 64 110. 

Johann, Schüler d. Dr. Bohe, I, 42. 

Jordanus, Thomas Johannes, II, 73. 

Jürsz, Zimmermann, H, 91. 

Iven, Geſeke, Hinrich: 1, 91. 

—, Peter: ſ. Schaffer. 


Kale, Johann, Rm. IV, 8 9. 
Kardorf, Wedige, IV, 64. 


11,85 


Kafemann, Dr. Nikolaus, I, 26, 

Katharina, Herzogin v. Meflbg., 1, 21. 

— Tochter Herzog Heinrichs V.: II, 
78 79. 

Katte, Dr. Johann, I, 90. 

Katzow, Hinrich, I, 21. 

— Kiritz, I, 97. 

Stellermann, Albert, 11, 09. 

—, Margaretha, 11, 97, 102. 

Kempe, Antonins, III, 70. 

Kempfe, Leonhard, Arzt, III, 111. 

Stengler, Hans, IV, 84. 

—, Johann, IV, 44. 

Kerkhof, Kirchhof, Familie, I, 97-100. 

—, Agneta, T. Rolofs IV.: II, 97. 

—, Albert, S. Bertholds III.: I, 98. 

—, Anna I, T. Bertholds J.: II, 97. 

—, Anna I, T. Rolofs IV.: II, 97. 

—, Unna II, T. Bertbolds III.: II, 08 
101 102. 

—, Anna IV, T. Laurentius’: II, 98. 

—, Berthold J. Am.: 11, 97. 

—, Berthold 1., Bm, ©. Rolofs 1.: 
II, 97. 

—, Berthold II. Bm., ©. Rolofs III: 
II, 27 97. IV, 88. 

—, Berthold IV., S. Bertholds III.: 
Il, 98. 

—, Berthold V., S. Bertholds III.: II, 98. 

—, Berthold VI., ©. Lamberts I.: 11, 98. 

—, Berthold VII., ©. Raurentius’: 11, 98. 

—, Dietrih J. ©. Rolofs 1.: II, 97. 

—, Dietrih I., ©. Rolofs IV.: II, 97. 

—, Elifabeth I, T. Bertholds III.: II, 
98 102. 

—, Elijabeth IL, T. Qaurentius’: II, 98. 

—, Emerentia, T. Qamberts LI: II, 98. 

—, Hans: f. Johann L. 

—, Heinrid I, ©. Rolofs L: I, 97. 

—, Heinrih II. ©. Joachims L: I, 97, 

—, Joachim I, ©. Rolofs IV.: I, 97. 

—, Joahim Il, S. Joachims J.: U, 97. 

—, Joachim IIL, ©. Lamberts IL: I, 98. 

—, Johann IL, ©. Bertholds I.: I, 97. 

—, Johann U., ©. Dietrichs I.: I, 97. 

—, Juftina, Tochter Laurentius’: IL, 98, 

—, Zambert I, Dr. jur., Ru., ©. 
Bertholds IIL.: I,8. 11,98 102. I, 7- 

—, Yambert U, ©. Yamberts L: UI, 98. 


III, 47. 


112 


Kerkhof, Laurentius, Dr. jur, Brof., 
©. Bertholds IUI.: 1, 8. II, 98. 
111, 6—8, 39. 

—, Margaretha 1., T. Rolofs J.: II, 97. 

—, Margaretha 11, T. Lamberts 1.; 
II, 98. 

—, Rolof IL, Am, ©, Bertbolds 1.: 
u, 97. 

—, Rolof I., ©. Rolofs 1.: II, 97. 

—, Rolof UI. ©. Bertholds II.: 11, 97. 

—, Rolof IV., ©. Dietrids 1.: 11, 97 
101 102. 

—, Steffen, IV, 34. 

—, Telſeke 1., T. Dietrichs L: II, 97. 

—, Telſeke II., T. Bertholds UI.: II, 98. 

Kerkring, Gertrud, II, 98. 

Kerſebom, Klaus, IV, 33 36 37 40, 

von Keſſin: Rotger, Henricus Rotgeri, 
Lambertus Rotgeri: U, 58. 

Kind, Gottfried, Rm., IV, 8. 

bon Kyritz, Johann, Am, IV, 17. 

Kittelius, Johannes, III, 4 22-24 29. 

Klemens III., Bapft, II, 56. IV, 92. 

— IV., Bapft, II, 57. 

Klotße, Andreas, II, 72 73. 

Knauth, Karl, II, 92. 

Klowlyn, Johann, 1II, 62. 

Kneſebek, Peter, I, 97 98. 

Kod, Chim, 1V, 64. 

—, Beter, I, 48. | 

Koggemefter, Tidemann, I, 18. 

Kohl, Ehriftian, I, 3. 

Kolbrant, Hermann, 11, 105. 

Köler, Anna, 1, 97. 

—, Armgard, I, 94. 

—, Hans, I, 97 98. 

—, Katharina, II, 100. 

—, ftlaus, I, 94 97. 

—, Margaretha, I, 94. 

Kolſtuve, Bernhard, IL, 105. 

—, Everhard, II, 104 105. 

—, Lutgard II, 105. 

Koltzke, Johann, IL, 98 97. IV, 33. 

Költzow, Ehriftian, II, 27 30. 

—, Marquard, IV, 89. 

Kone, Konrad, Am., IV, 88. 

Kopmann, Arnold, II, 62. 

stoppen, Wulfgang, 1, 97. 

Kordes, Geſeke, 1, 98. 


Kordes, Joachim, I, 94. 

Korte, Balentin, I, 49. I, 21 22 24. 
III, 17—19 70 71. 

von Kosfeld, Albert, II, 104 106. 

Koſſe, Klaus, IV, 64. 

Koffel, Dietrich, Rm., II, 97 9. 

—, Dietrid, 11, 99. 

—, Jochim, II, 99. 

Köfter, Klaus, IV, 88 89. 

Kraufe, Joachim, von Verchentin, IL, 11. 

Kröger, Hinrich, I, 90 91 93. 

— Jochim: j. Schaffer. 

—, fatharina, I, 90—92. 

—, Klaus, IV, 85. 

—, Marquard, II, 99. 

Krögeriche I, 44. 

Kron, Familie, I, 101 102. 

—, Agneta 1., T. Heinrichs J.: II, 101. 

—, Agneta U., T. Arnds: II, 101. 

—, Agneta IO., T. Bernds I.: U, 101. 

—, Ana, T. Heinrihs I.: U, 101. — 
j. Bolte. 

—, Arnd, ©. Bernds I.: I, 101 102. 

—, Bernd J. Bm., ©. Heinrichs 1.: II, 
22 27 101. 

—, Bernd I, ©. Bernds L: 
100 101. 

—, (Sertrud, T. Bernd J.: U, 100 101. 

— , Hafielbet, ©. Bernds J.: II, 101. 

—, Heinrih I, Bm.: II, 101. 

— Heinrich U., ©. Heinrichs L: U, 101. 

—, Joachim, Rm., ©. Bernds J.: 1, 64. 
11, 101. 

—, Katharina, T. Heinrichs L: U, 101. 

—, Margaretha 1, T. Bernds L: I. 
100 101. x 

—, Margaretha I, T. Arnds: U, 101, 

—, Margaretha UL, T. Beruds I.: 
II, 101. 

— Taleke, T. Heinrichs 1; II, 97 99 
101. 

Kröpelin, Anna, I, 97. 

—, Arnold, Am., II, 58 59. IV, 6 11. 

—, Mag. Joachim, Peftarzt, UI, 112. 

—, Yambert, 11, 99. 

Kromel, Hans, 1, 97. 

Krull, Jakob, Il, 73 74. 

Krumbiegel, Tobias, III, 86. 

Kruſe, Bernd, II, 101. II, 109. 


U, 98 


113 


rufe, Jochim, IL, 70. 

—, Metke, II, 101. 

Küper, Johann, II, 82 91. 
von Rurland, Hermann, 1, 19. 


von Lage, Familie, II, 106. 

Lange, Johann, II, 105. 

—, Johann jr., Rm., III, 109. 

—, Ratharina, I, 100. 

—, Michael, III, 69 70. 

Zangefelt, Hans, 11, 73. 

Langejobann, Mathias: j. Schaffer. 

von der Lanken, Hans, I, 91. 

Lauremberg, Jakob Sebaftian, IV, 42 
48 51 52 58 58 61. 

—, Beter, IV, 41—64. 

—, Dr. ®ilhelm, II, 66 

Lawe, Keinefe, I, 18. 

Lehmhus, Johann, I, 18. 

Lembcke, Hermann, II, 102. 

Zepper, Joh. Martin, II, 95. 

Leppin, Barthold, Rm., IV, 83. 

Leunculus, Kaspar, III, 41 44. 

Leupolt, Simon, III, 48. 

Lindeberg, Beter, I, 4. 

Lindemann, Author, III, 6 7 37 58 59, 

—, Thomas, I, 4. 

Lyndenberg, Mag. Johann, I, 50. 

Life, Dietrid, II, 62. 

—, Hermann, II, 61. 

—, Johann, Il, 62. 

Lobeck, David, III, 43 46 68 69. 

Lore, Reinele, I, 18. 

Lothar, Herz. v. Sachſen, II, 55. 

Lotze, Hans, 1, 49. 

Rome, Nikolaus, IV, 89. 

von der Lühe, Bollrath I, 8. 

Lukow, Mag. IV, 60. 

Luneborg, Dorothea, IV, 83. 

—, Jochim, IV, 88. 

Lüſchow, Anna, II, 98 102. 

—, Bernhard, II, 102. 

—, Gertrud, II, 102. 

—, Mag. Joachim, I, 48. 

—, Dr. Joachim, II, 100 102. 

—, Margaretha, II, 102. 

—, Markus, Rm., I, 27 100 102. 

—, Dr. Marfus, II, 98 100 102. 

—, Wendula, II, 100 102. 


' 


IV, 52 54. 


Quther II, 19. 
Lütkens, Klaus, IV, 86. 


— Ko. v. Schweden, IV, 4-8 


—, Herz. d. Meflenburg, III, 78 79. 

mit dem Male, Herder, IV, 81. 

Manderow, Johann, Rm. zu Wismar, 
IV, 17. 

Mane, Peter, IV, 37. 

Margaretha, Kgin. v. Dänemark, II, 2. 

—, $gin. d. Dänemarf, I,11 12. IV, 10 
12 20 24. 

Marguardus, Dionyjius, III, 48. 

Marftaller, Dorothea, II, 100. 

Martinus, Andreas, III, 4 7 8 10 21 22 
25 26 37—40. 

Maß, Maes. 

—, Dr. Arnold, I, 29 (86). 

—, Franz, 1, 91. 

—, Margaretha, I, 100. 

Matfelt, Hermann, I, 48. 

Mathias, Organift zu St. Jakobi, 1, 42 43. 

Mathias, Steffen, I, 92 98. 

Mey, Hans, IV, 81. 

Meyer, Thomas, III, 71. 

Melanchthon I, 19. III, 6 12. 

Memmius, Petrus, II, 109. 

Menfing, Bernhard, I, 94. III, 6 9. 

Meßmaker, Jakob, III, 45 66 67 76. 

Michaelis, Joachim, II, 16. 

Mindemann, Hans, I, 98 99. 

Minden: Anneke, Peter, I, 96. 

Moller, Möller: Dr. Barthold, II, 1. 

—, Dinnies, I, 48 49. 

—, Dr. Heinrid), 1, 62. 

—, Heinrid, Am., IV, 88. 

—, Hinrich, I, 9. 

—, Rarften, I, 100. IV, 81. 

—, Mathias, I, 49. 

— ⸗ Paul, 83. 

Moltke, Familie, II, 61 68. 

Mönnihhaufen, Rudolf, LII, 13 21 29. 

de Morel, Robert Roger, II, 92. 

Mokheimb, Ferdinand, IL, 82. 

Miller, Katharina, III, 112. 

bon Münfter, Heinrich, IV, 86. 

Murmann, Bernd, III, 18. 

Nachtrave, Everhard, II, 104 105. 

—, Johann, Rm,, IV, 18. 

9 


114 


Nemorimontius, Gelmerus, III, 64 65. 

Neſe, Bernhard, IV, 50. 

Nettelbladt, Familie, I, 89—100. 

—, Agneta J., T. Jakobs I.: I, 91 98. 

—, Agneta IL, T. Tonnies’ L: 1, 96. 

—, Anna J., T. Raritens: TI, 9. 

—, Unna IL, T. Tönnies 1.: I, 96. 

—, Antonius, Mag.: j. Tönnies II. 

—, Eljabe, T. Tönnies’ I.: I, 96 97 

—, Gerd, ©. Tönnies' 1.: I, 96. 

—, Geſeke, T. Joſts: 1, 90. 

—, Heinrih J. ©. Jakobs 1.: I, 91 92, 

—, Heinrich U., S. Heinrids J.: I, 92, 93. 

—, Heinrich II., S. Tönnies’ J.: I, 96. 

—, Hermann, ©. Jakobs 1.: I, 91 98 9. 

—, Jakob 1., Am., ©. Joſts: 1, 90 91. 

—, Jakob II. ©. Karſtens: I, 94—96. 
Jakob IIL., S. Tönnies' 1.: I, 96. 

—, Jakob IV., S. Jaſpers: I, 100. 

—, Yalpar, ©. Jakobs J.: I, 91 9. 

—, Joachim 1., ©. Joſts: I, 90. 

—, Joachim I., ©. Karſtens: I, 94 95. 

— Joſt jr.: I, 90 91. 

—, Rariten, Rm. ©. Jakobs L; 1, 91, 
93—9. 

—, Katharina 1., T. Jakobs 1.: I, 91 97. 

—, Katharina I., T. Tönnie® 1: I, 
96 97. 

—, Klaus, ©. Karitens: I, 94 95. 

—, Magdalena, T. Jakobs 1.: I, 91 98. 

—, Margaretha I.,T. Jakobs 1.: 1,91 97. 

—, Margaretha IL, T. Heinrihs J.: J. 
92 93. 

—, Margaretha 1I., T. Tönnies’ 1.: 1, 
96 97. 

—, Talefe, T. Joſts: I, 90. 

—, Tilfe L, T. Jakobs J.: I, 91. 

—, Tilfe II., T. Heinrichs 1.: I, 92, 93, 

—, Tilfe IU., T. Karitens: 1, 94. 

—, Tilſe IV., T. Tönnies’ J.: I, 96 97. 

—, Tönnies I, ©. Jakobs I.: I, 91 96. 

—, Tönnies II. ©. Tönnies 1.: I, 96 97. 

Nettelbladt: Godehard, Hans, Hans jr., 
Hermann, Hinrich, Jakob, Jochim, 
Jochim jr., Joſt sr., Joſt jr.: 1. 
Schaffer. 

Nettelbladt, Chriſtian, I, 89. 

—, Heinrich, Bm., I, 80 90. 

—, Johann, IV, 56. 


Nettelbladt, Johann, Am., I, 89. 

Neukrantz, Dr., IV, 44 32. 

Nyebur, Joachim, I, 38 39 42—45. 

Nigrinus, Mag. Jeremias, I, 57 58. 

Niflot, Fürft, I, 55. IV, 21. 

— 1., Fürſt v. Roftod, I, 66 69. 11, 56. 

Nikolaus, Fürſt v. Gadebuſch, I, 68. 

- d. Kind, Fürſt v. Roſtock, I, 19 72 
78 79 83. II, 3. IV, 2 28-30. 

— J., Fürft v. Werle, 1, 69 70 71. IV, 2 
3 24 26 28. 

— IL, Fürft v. Werle, IV, 2 3 26—28. 

Novelianus, Dr. Wilhelm, II, 12. 


Ohm, Jochim, I, 94 95. 

Dlav, Kg. dv. Normegen, IV, 20. 

Didenburg, Georg, III, 8. 

Dldendorp, Dr. Johann, 1, 47—50. 
II, 17—19 21—25. IH, 18. 

—, Sophie, 1, 48 49. 

Omichius, Mag. Franciscus, I, 56. 

Dtto IV., Kater, II, 56. IV, 283. 


Pandßen, Andreas, ], 55. 

Pape, Bapfe: Görges, Hans, Kariten, 
Klaus, Baul: ſ. Scaffer. 

Papenhagen, Margaretha: I, 95. 

Parys, Klaus, I, 48. 

Parow, Martin, III, 16. 

Paſelich, Licentiat, III, 22. 

Baul, Karl Andreas I, 55. 

Bauli, Heinrich, II, 26. 

—, Martin Andreas, IV, 60. 

—, Mag. Simon, III, 21 40 41. 

Pegel, Mag. Konrad, III, 6. TV, 89. 

Perſe, Michel, II, 99. 

Beter, Apotheker, IV, 56. 

Peträus, Paulus, III, 31 32. 

Pfundheller, Gottfr. Johann, II, 89—91 
94 9. 

Pilhacke, Dafob, 
Schaffer. 

Porſch, Theaterdireftor, I1, 95. 

Poſſelius, Johannes, III, 6 9 12. 

PBraetorius, Mag. Jakob, IV, 86. 

Prange, Klaus, 1, 49. 

Preen, Cosmus, II, 33. 

Breinfald, Theaterdireftor, II, 94. 

PBrenger, Bernhard, Il, 102. 

Bregel, Bartholomäus, III, 87 88. 


Keriten, Maus: ſ. 


Preuße, Klaus, I, 100. 

Pribbegnev, Dr. Nitolaus, I, 27 (12). 
Pribislav, Fürft, 1,66. II, 55. 
—, Fürft vd. Parchim, I, 69. 
Priestav, Mathias, I, 6. 


Quant, Franz, III, 26. 
Duaft, Familie, II, 58. 
Diuiftorp, I, 58. 

—, Dr. Johann jr., I, 58 59. 


Raad, Anneke, IV, 36 

—, Taleke, IV, 36, 

Rabe, Hans, IV, 46 49 64. 
Random, Lukas, III, 3 7 26 29 71. 
von Rating, Karl, IV, 86 87. 
Ratke, Joachim, IV, 90. 

—, Peter, II, 101. 

Raven, Albrecht, IV, 87. 
Redecker, Dr., IV, 49. 

Reggelin, Hans, I, 92. 

Kegius, Urban, II, 19. 
Rehbinder, Dr. Peter, I, 68. 
Reiche, Georg, II, 3 6 8 50 51. 
—, Joſias, III, 52. 

Reinberti, Reinete, T, 18. 


Neinefe: Hans, Jakob, Haus: i. Schaffer. 


Keppenhagen, Nikolaus, IV, 64. 
Reuche, Heinrich, III, 74. 
—, Heinrid, 1, 97. 


Reusner, Chriftoph, Buchdruder, II, 69. 


Ribe, Joachim, IT, 102. 
Richartz, Johann, II, 73. 
Rife, Hinrich, I, 92. 

Rode, Berthold, IV, 32 33. 
—, Gerhard, 1V, 32 33. 

—, Hermann, IV, 33. 

—, Hennekin, 1V, 33. 

—, Hinrid, Bm., IV, 32. 

—, Johann, Km., IV, 31—33. 
—, Medthild, IV, 34. 

—, Michael, IV, 34. 
HKodenbeder, Heidefin, II, 104 105. 
Rohor, Bbilipp, IV, 90. 


Rönnepage: Hinrich, Thomas: ſ. Schaffer. 


Röſeler, Syndicus, IL, 6 7 10. 
Roſenheim, Betrus, IV, 77. 
Rofin, Joahim, Il, 15 16 20. 
Roſſius, Hieronymus, IL, 100. 
Roſtke, Hans, IV, 18. 


IV, 21. 


115 


Roſtke, Henning, I, 49. 

von Roſtock, Gerhard, II, 5. 

—, Hinrid, IV, 38. 

Rudelia, Juſtina, II, 98. 

Rudelius, Johann, II, 100. 

Ruffhöft, Adam Heinr., II, 91. 

Rügewold, Nikolaus, Ill, 62. 

Runge, Sans, I, 16. III, 109 110. 

—, Hinrich, Bmn., I, 97. 

—, Tideke, III, 110. 

Nüter, Dorothea, Elifabeth, Hinrich: I, 92. 

—, Jochim, I, 92 93. 

—: Ratharina, Margaretha: 1, 92. 

Ruſch, Zimmermann, I, 91. 

Rüting, Bäder, II, 87. 

Rutze, Hans, IV, 37. 

—, Hinrich, II, 102. 

—, Matthäus, II, 54 55. 

—, Mag. Nikolaus, IV, 88 89. 

Sactelevent, Dethard, Am. zu Lübeck, 
IV, 15. 

Saliger, Johann, II, 52—54. 

Sander, Bernd, I, 90. 

Santmann, Johann, IV, 38, 

Schadt, Valentinus, III, 41 43 44. 

Schade, Joachim, ILL, 73. 

Sceiterer, Michael, I, 3 5. 

Scele, Hans, I, 48. 

—, Johann, II, 105. 

Scend, Mag. Sebaftian, II, 22. 

von Scheven, Iohann, II, 88-85 92. 

—, Katharina, II, 84—85. 

Schlehe, Mag. Ehriftian, I, 58. 

—, Oswald, I, 92. 

Schlorff, Hermann, III, 60. 

Schlu, Hans, IV, 90. 

—, Joachim, I 57 101 106. 

—, Margaretha, IV, 90. 

Schmidt, Schmedes. 

—, &erd, 11, 20. IV, 84. 

—, Gottfried Heinrich, I, 95. 

—, Henning, I, 96. 

—, Jochim, IV, 883. 

Scone, Dr. Hinrid 1, 26. 

Schönebet, Hans, I, 42—45. Il, 19. 

—, Margaretha, 1, 43. 

Schönemann, Johann Friedrid, 11, 95. 

Schreiel, Johann, II, 6 10 13 20 21. 

Schrepp, Joh. Friedr., Bm., 1,7, 


116 


Schröder, Scroder. 

—, Dr., IV, 49, 

—, Godeke, I, 9. 

—, Hinrid, IV, 38. 

—, Mag. Ioadhim, I, 45. II, 3 8 10 
13 21 24 683 64 76. 

—, Mag. Joachim, I, 57—60 63. 

—, Ratharina, I, 94. 

—, Peter: ſ. Schaffer. 

Schulte, Joachim, IV, 83. 

—, Joachims Wittwe, IV, 83. 

Schüſſelow, Peter: j. Schaffer. 

Schütt, Soahim, Bm., IV, 42 48 49 55 
58 64. 

Schütz, Zimmermann, II, 91. 

Schmwarstopf, Joahim, Am., IV, 52. 

— , Sürgen, II, 102. 

von Selow, Dtbert, I, 61. 

Sengebuſch, Rath, II, 88—90. 

—, Wittwe, I, 91. 

Sibrand, IV, 49, 

—, Michel, 1, 98. 

Siemſon, Johann Heinrich, II, 86 87. 

Sincerus, Dr., IV, 50. 

Stedanus, Chriftian, I, 98. 

—, Oswald, III, 27 28 31 68. 

Slorf, Anna, I, 9. 

Stüter, Mag. Ioahim, I, 2 37—46 
101 102. 

—, Ratharina, 1, 101 102. II, 18 62. 

Smedenitede, Hinrich, III, 47—50. 

Smidt, Agneta, II, 101 102. 

—, Balthajar, II, 98 9. 

—, Brand, II, 99 102. 

—, Katharina, I, 101 102. 

—, Qaurentius, II, 102. 

Soltovius, Dr,. IV, 49 55 60. 

Sophia d. Pommern, Gemahlin Herz. 
Magnus’, III, 78. 

Sofenheimer, Kunze, IV, 33 36—B8. 

—, Anna, IV, 38, 

Spren, Joachim, III, 78. 

Sprengel, Johann Ernft, II, 92. 

Stallknecht, Heinrich, IV, 85 86. 

Stallmeiſter, Heinrich, Bmn., 1, 95. IV, 61. 

Stamel, Dr., Johann, I, 32 (159). 

Stange, Hinrich, IV, 85. 

Stampe, Joachim, III, 49 58. 

Stein, Mag., IV, 50. 


Stein, Joh. Walter, III, 86 88. 

Stellemann: Daniel, Meldior, Bancr a= 
tius: 1, 95. 

Stendel: Johann, Margaretha: IV, 37. 

Stenmetier, Hinrich, IL, 72 73. 

Stiller, Kaspar, I, 55. 

Stodmann, Zutfe, I, 96. 

Stoffregen, Antonius, III, 73. 

Stoltenberg, Berthold, Ritter, IV, 9. 

Stolterfoth, Johann, IH, 27. 

Strevius, Hinrihd, UL, 10 18 21 28 
42 48. 

Struping, Berthold, IV, 85. 

Stubbäus, Johannes, III, 72. 

Stube, Geſeke, IV, 81. 

—, Marcus, IV, 81. 

Suderland, Arnold, IV, 15 16. 

—, Everd, IV, 15. 

—, Friedrih, Am., IV, 89 15—17. 

—, Heinrid, IV, 10. 

—, Rötger, IV, 15. 

von der Sülten, Barthold, Ill, 33. 

Swarnekow, Joachim, 1, 38. 

Smarte, Bernhard, II, 104. 

—, fatharina, 1, 42 43. 


Talel, Mag. Yambert, II, 27. 
Tarnow, Johann, III, 87. 
Techen, Heinrich, II, 21—28. II, 17—19. 
Tegetmeier, Sylveiter, IIL, 32. 
Theophilus, Henricus, III, 72. 
Thomas II, 74. 

Thun, Dtto, IV, 64. 

Tidelow, Joachim, IV, 85. 
Tilly, Sean, I, 91 95 96. 
Tilſeke, Stadthebamme, III, 111. 
Tymme, Mag. Johann, I, 48. 
—, Johann, I, 107 108. 
Tyrom, Mathias, II, 107. 
Tölner, Johann, Am., I, 18. 
Turkow, Gerhard, Am., IV, 88. 


Ulrich, Herz. v. Meflb., I, 64. III, 8 22 
23 46 51-55 55 56 60 64-66 69 70. 

Ummereife: Johann, Henneke, Vicke: 
II, 59. 

Urban III, Bapft, II, 56. IV, 22. 

Urſula, Aebtiffin dv. Ribnitz, III, 70. 

Baget, Hermann, 111, 9. 

Venetus, Georgius, III, 20. 


Bente, Qambert, IV, 48 55, 

Berden, Thomas, I, 99. 

Beregge, Johann, Il, 74. 

Vicke, Heinrich, IV, 88. 

Pigenbud, Benedict, IV, 33. 

Borenholte: Buſſo, Vollrath, Otto: 
IV, 18. 

Boß, Bartholomäus, Hermann, Hinrich, 
Peter, Samuel: ſ. Schaffer. 

—, Dorothea, II, 73. 

—, Joahim, Am., III, 18. 

—, Klaus, IV, 85. 

—, Balentin, II, 73. 

Vrilde, Gerhard, 1, 52. 

Brymersheim, Beter, II, 27. 

Baldemar II., Kg. vd. Dänemarf, IV, 1 2. 

— 1V., Kg. vd. Dänemarf, I, 11. IV 
4-6 89 11 14 17—19. 

—, Fürſt v. Roftod, II, 2. IV, 27 29 30. 

—, Herz. vd. Schleöwig, IV, 3 4. 

Wallenſtein, I, 6. IV, 62. 

Walraven, Sebaftian, IV, 62. 

Wardenberg, Bernd, III, 109 110. 

Warendorp, Brun, Rın. zu Lübeck, IV, 18, 

Wartislav, Fürſt, 1, 66. 

Wäjer, Johann Chriftian, IT, 94 95. 

MWasmod, I, 104. 

Wedege, Heino, Aın., II, 101. IV, 38. 

—, Seino, II, 101. 1V, 38, 

—, Heino in der Koßfelderſtraße, IV, 86. 

—, Heino in der Wokrenterſtraße, IV, 86. 

—, Joachim, I, 98. IV, 38. 

—, Joachim, IV, 86. 

—, ford, II, 74. 

—, Steffen, IV, 38. 

Wegener, G., II, 107 108, 

—, Johann, II, 107 108. 

Weidener, Lieutenant, I, 95. 

Welle, Beter, I, 72 73. 

Welpe, Johann, 1, 92 93. 

Dr. Wentdorp 1, 32 (156 158). 

Weſebom, Jochim, I, 93 96. 

Wesling, Mag. Andreas, III, 13. 

Weſſel, Hermann, II, 20. 

Weſtphal, Joachim, III, 46, 

—, oh. Jakob, I, 7. 

—, Mette IV, 85, 

Wetten, Job. Georg, 1, 4 6. 

Wichgreve, Mag. Albert, I, 56. 


117 


van der Mide, Mag., IV, 60. 

Wigand, Dr. Yohann, I, 6. 

Wihr, Klaus, I, 97. 

Wilde, Anna, II, 99. 

—, Dietrih, IV, 31. 

—, Dietrid, II, 97 9. 

—, Gerwin, Am. IV, 16 17. 

—: Jasper, Jochim, Johann: II, 99. 

Wilkens, Dremes, IV, 88. 

Wilm, Hans: f. Schaffer. 

Wimann, Gerd, 1, 21. 

Mitte, Elifabeth, II, 68. 

—, Emalt, I, 92. 

—, Martin, I, 92. 

—, Reiner, II, 105. 

—, Wernefe, II, 63. 

MWirtenborg, Johann, Bm. zu Lübed, 
IV, 7—10. 

Witting, Tilie, I, 98. 

Wizlad, Fürft dv. Rügen, IV, 3. 

vam Wolde, Eggert, I, 50. 

Wolder, Dtto, I, 48 49. 

Wolff, Dr. Franz, I, 62. 

Wolter, Bramows Schwiegeriohn, II, 
105 106. 

Woltrih, Dr., IV, 50 56 64. 

Woſeryn, Jürgen, 1, 96. 

Wulf III, 16. 

—, Familie, IV, 40. 

—, Armgard : T. Zange Hennefes: IV, 
33 37 38 40. 

—, Dietrih J. ©. Johanns, Rm.: IV, 
34 37 40. 

—, Dietrih IL, ©. Lange Hennekes: 
IV, 37 40. 

—, Gereke, S. Johannes: IV, 34 35 40. 

—, Gretefe, T. Lange Hennefes: IV, 37 40. 

—, Hennefe, ©. Johanns: IV, 34 36 40. 

—, Lange Henneke, ©. Dietrihs. IV, 
36 37 40. 

—, Lütke Hennefe, ©. Yamberts I: IV, 
35 37 40. 

—, Hinrich, S. Yamberts 1.: IV, 35 40, 

—, Joachim, S. Lamberts J.: IV, 35 40. 

—, Jodann, Rm.: IV, 34 40. 

—, Konrad, ©. Yambertsl.: IV, 35 40. 

—, Yambert 1, ©. Iohanns: IV, 34 
35 40. 

—, Lambert U., ©. Dietrihs: IV, 37 40. 


118 


Wulf, Lambert II., S. Qamberts I.: IV, 
35 40. 

—, Mettefe, T. Hennefes: IV, 40, 

—, Berieval, ©. Henneles: IV, 36. 
‚ Talete, T. Hennekes: IV, 36 40. 

—, Thidele J. ©. Lamberts I.: IV, 35 40. 

—, Thidefe II., ©. Lütke Hennefes: 
IV, 35 36 31 40. 

—, Tilfefe, T. Qange Hennekes: IV, 37 40. 


Wulf, Hans, IV, 88. 
—, Jakob, IV, 86. 
MWullenboferife IV, 87. 
Wurdig, Dr., IV, 49. 


VYilly, Francois Lambert, 11, 95. 


bon Zehna, Annefe, II, 101. 
—, Vicke, Bma II, 101. 
—, Wulf, IV, 31. 


(Bol. Batronatäredt). 


C. Sadh-Regifer. 


Abbildungen: Gießerzeichen I, 47. III, 


82 87 89. — Hausmarfen I, 89 93. 


99. I, 73 74. — Biegel I, 67 68 
70--73 75 79 83 95. — Tonnenmaß 
Il, 47. 

Ablakbriefe 11, 3 4. 

Acciſe I, 7. 

Adlige im Solde Roſtocks IV, 9 18. 

alma universitas Il, 107 108. 

Altbinder II, 39. 

Apotheke III, 112.— ©. Peſtapotheke. 

Appellation nah Lübeck IV, 72—74. 
— ©. ordel. 

Arhive: Rath II, 4-10. — Domkapitel 
U, 1. Kirchenökonomie IH, 1. — St. 
Johannis 1, 2. Heil. Kreuz II, 2. 
St. Michaelis 11,2. Marienehe 11, 3. 
— Heil. Geift U, 3. St. Georg Il, 4. 

arbitrium consulum IV, 67—69, 

Armenordnung 1, 55 56. 

Armleuchter: ſ. Leuchter. 

Arreſt: j. besettinghe. 

Herzte: ſ. Augenarzt, Barbiere, Bruch: 
ſchneider, Okuliſten, Beitarzt, Boden 
arzt, Uuadjalber, Stadthebamme. 
vgl. Apotheke, Thorentiite. 

Augenarzt Il, 111. 


babbata 11, 75 77. 

Bäder I, 13 29 (58). 

Baditube, Koßfeldiche, II, 104 106. 
Ballenflagge 1, 81. 

ballatoria Il, 80. 

Ballets I1, 95. 


Ballhaus Il, 79—86. 

Ballſpiel II, 80. 

Band, Kolberger, U, 45. 
44-46. 

Barbiere III, 112. 

Bartolomeus maken van brode III, 103. 

Bauerntomödie ], 52, 

bekemaker Il, 37 38. 

Beleuchtung: ſ Strandbeleuchtung. 

benbroke IV, 69. 

bentholt II, 35 36. 

bentsnider II, 35 36. 

Bentitöde Il, 36. 

beraden IV, 70. 

bereven Il, 40. 

besetene borgere IV, 71 72, 

besettinghe don IV, 71. 

Bettage 1, 55. 

Bier: Roſtocker II, 81 84. — ©. Knieſenack. 

Billetgeld 11, 89 90. 

byordel IV, 72. 

blut unde blaw IV, 70. 

boddecholt II, 51. 

hodemholt 1, 35. 

borghen affnemen II, 13 ($ 2). in 
borghe hand bringhen II, 13 ($ 5). 

bosewicht IV, 79. 

Böttcher 1,26. 11,29—52. Beliebungen 
IL, 33. Geſellen 11,42. Holz 11, 41. 
Rolle II, »2—34 Schütting II, 31. 

bravium 11, 75 77. 

Brett am Rathhaus 1, 14. 

Prettipiel II, 102, 

breve, beseghelte, IV, 74—76. 


Roſtocker 11, 


119 


Bronzefhilder an d. Marientirche I, 82. 

Bruchfiſcher TII, 893—108. IV, 87. 

Bruchfiſcher-Schaffer: ſ. Schaffer. 

Bruchfiſcher-Schütting III, 93—108. 
(Boden 95. “Diele 95. Dörnite 95. 
Fenſter 96. Fußboden 96. Hed 95. 
Hotplag 96. Kanımer 95. Stiche 95. 
— Krugmutter 102. — Faftnadt 101. 
Herrenköſte 100. Johannis 97. Neu: 
jahr 101. Banthaleon 98 99. Peter— 
Paul 97 98. Pfingften 101 102. — 
Brettſpiel 102. Karten 102. Segel 102. 
— Reimer 102. Gpielleute 102.) 

Bruchſchneider III, 111. 

Bude: Definition III, 94, 

bundekenholt II, 41. 

burgensis I, 13. 

Bürgerfahnen I, 84. 

Bürgerpreis für Bauholz II, 87. 

Bürgerſchaft II, 110 111. 

Bürgeriprade I, 14. 

Burgmwälle 11, 103. 


carnifices IV, 67. — S. Schlachter. 

Ghroniten: v. 1310—18314: I, 1 6. 
Domfehde I, 2—6. bi8 1625: 1, 5. 
bis 1661: I, 4 6. Wendiſche I, 1 2. 

eivilitas IV, 66. 

civiloquium 1, 14. 

civis et burgensis I, 13. 

consistorium 1V, 66, 


corde I, 80. 
Diarium d. 1743—1778: 1, 7. 


dietator 1], 75 77. 

discretiores IV, 66. 

dotbedde IV, 70. 

Dramatiihe Darftellungen 1, 51-64. 
II, 109. Bekämpfung durch d. Geiſt— 
lichkeit ], 57—62. 

— Dichtungen I, 56 57 101 106. 

dumeke IV, 79. 

dustria Il, 75 77. 

dwerstrate IV, 68. 


Eide: Kath I, 17. Handwerker I, 18. 

Einwohnerzahl 1, 12. 

Eleemoſynen I, 27—38. 

Erbverträge: v. 1573 u. 1584: ], 28 71. 
v. 1788: I, 78. 


erven, stande, IV, 75. 
Etting I, 13 14. 


Fahnen: ſ. Bürgerfahnen, Wappen. 

falsificare IV, 68, 

Farben ], 79-81. 

Faſtnacht III, 102. 

Faſtnachtsſpiele I, 51 32. 

Fechter II, 92. 

Fechtmeiſter 11, 92. 

Sinfenbauer Il, 69. 

Sicher: ſ. Bruchfiſcher, Straßenfiſcher. 

Fiſcherei: Dreiwallsbaſtion III, 91. Ober— 
Warnow I, 27 (5). IV,27--89, Unter- 
Warnow IV, 87. 

Flagge: Greif 1,7679. Farben 1, 79-81. 
— Balfenflagge I, 81. Glaubens- 
flagge I, 81. 

in foro aceipere carnes salsas IV, 67. 
vendere humulum IV, 68. 

Frauenknechte II, 35 36. 

Frohn I, 14. IV, 72. 

Srohnordnung II, 11-14. 


Salgen I, 42 48. 

galgenknepel IV, 79. 

Särten: 

Apothefergarten Il, 110. IV, 44 56 
64. Botaniicher Garten II, 109 110. 
II, 90-92. Rofengarten 1, 49. 
DOldendorpiher Garten I, 48 49. — 
S. Hopfenhöfe. 

Gartenbau IV, 41-64. Belit 64. Bieſtow 
46 49 5064. Bützow 55 56. Doberan 
64. Güſtrow 53 56 60. Lambredhts- 
bagen 64. Gr. Lüſewitz 55. Marienehe 
53. Niendorf 50. Nieköhr 64. Rede— 
rank 46 64. Retſchow 64. Noggentin 64. 
Schmarl 64. Schlemmin 64. Schu: 
tom 64. Schwerin 48. Sternberg 
55 64. Stove 64. Toitenwinfel 53. 
Wismar 60. — Roitod: St. Georg 
55 64. St. Katharinen 64. St. Nikolai 
64. Kloſterhof 4964. Offizialei 56 61 
64. Stollegienhof 55 56 64. Juriſten— 
folleg 49. Halber Mond 42 43 49 65 
64. don Braun 49. Burlage 45, 
Carmon 52 53 64. Gotman 49 55. 
Dandwert 61. Dieftler 50. Droge 
52. Enoelbrecht 43 44 60. Fiedler 


120 


52 53 64. Gaule 49. Genihom 50 
51. Grifeus 64. Havemann 52. 
Heine 49. Huswedel 49. Kenkler 49. 
Lauremberg 41—64. Neſe 50. Netlen- 
blatt 56. Neucrant 44 52. Nededer 
49. Schröder 49. Schütt 42 43 49 
555864. Schwarkfopf 52. Sybrand 
49. Sincerus 50. Soltovius 49 55 
60. Stallmeifter 61. Tarnow 55. 
PVente 48 55. von der Wide 60. 
Woltrih 50 56 64. Wurdig 49. 

Gartenbuch IV, 85. 

gast II, 13 (88 2 8 7). 

Saufelipiele I, 63. 

Geiftliche Lehen I, 25—83. 

— Spiele 1, 51. 

Seiftliches Gericht IV, 71. 

Gerber I, 33 (179 189 191). 

&erberei II, 50. 

Gericht: Etting I, 13 14. Gemettgericht 
I, 13. Stadtgericht 1, 13. — ©. 
Niedergeriht, stapel; Obergericht; 
Appellation; Geiſtliches Gericht. 

Sevatternbriefe, Tandesherrliche, 
78—80. 

Gewett I, 13. III, 100. IV, 87. Siegel 
1:78; 

Sicher: Meyer, O. G., III, 8. van 
Monkehaghen, Rikert, II, 83 89, 
Schule, Joh. Balentin III, 86. Stahl- 
born, Raurentius, III, 88, 

Gießerzeichen II, 48. III, 82 87 89. 

Glaubensflagge 1, 81. 

Sloden, St. Jakobi, III, 89. 

—, St. Marien: Bet: u. Feuerglode 
III, 84. Bleihermädcen II, 84. 
—, St. Nitolai, II, 81—89. Bürger: 
glode III, 84 85. Kinderglode III, 84. 
Klingalode III, 88 89. Stunden— 
glode III, 81—84. Biertelglode III, 
86 87. MWächterglode III, 87 88. 

Inſchriften III, 81 82 85—88. 

—: Bieftom III, 84. Kolberg II, 84. 
Lichtenhagen III 89, Retſchow LU, 84. 
Ribnitz II,89. Warneminde III, 89. 

Slodengeläute bei Begräbnifien I, 106. 

Glockengießer: ſ. Gießer. 

Goldſchmiede I, 31 (138). 

Grapenbraten: Definition UI, 98. 


II, 


Greif: auf Flaggen I, 76 79. auf Münzen 
I, 74 77. auf Tonnen II, 48. — 
domus cum grip I, 105. — S. 
Mappen. 

grunde, liggende, IV, 74 75. 


hangen int gerichte IV, 72. 

Hanſe I, 11 22 75. IV, 1-20. 

Hausbud dv. 1758—1814: I, 7. 

Hausmarfen I, 89 93 99. 

Hebamme III, 111. 

hechte N, 14 ($ 11). 

Selmihmud: f. Wappen. 

Herrenföfte d. Bruchfifcher TIT, 100. 

Hinrichtungen Il, 138. auf Befehl d. 
Raths 8 7. auf Antrag eines Bürgers 
$ 7. eines Gaftes $ 7. mit dem 
Schmert II, 67 70. mit dem Strang 
1I, 67. Verbrennung beim Galgen 
I, 42 43. 

Hiftoriographie I, 1—8. 

Hofliebbabertheater I, 55. 

holtwraker II, 51 52. 

Holz: ſ. Böttcher. 

honspraken IV, 69. 

Hopfenhöfe IV, 81. — ©. Gärten. 

Hopfenverfäufer IV, 68. 

horae canonicae II, 17. — ©. Marien: 
zeiten-Süänger. 

horighed IV, 79. 

Hörfammer ], 16. 

huls II, 101. 

hurlink II, 28. 


Jagd in d. Heide I, 7. 

Sahrzahlverfe II, 75—78. 

jar unde dach IV, 70. 

Inschriften: Sitdportal d. Marienkirche 
II, 75-78. Glocken IT, 81 82 85—88. 
Reuchter 11, 72— 74. Tonnenmaß II, 47. 

Yohannisfeft III, 97. 


kadik III, 100. 
Kartenſpiel III, 102. 
Kaufmannsbriücden II, 106. 
Kegelipiel III, 102. 

kiez III, 94. 

klovet holt I, 41. 
Knieſenack II, 84—886. 


Kollegium I, 54. II,69. IV, 55 56 64. 


121 


Komödien 1, 53 54 56—60 101 106. — 
©. Bauernfomödie, Faſtnachtsſpiele, 
Schulkomödien. 

Komödienbude II, 95. 

Komödienhaus: herzogliches II, 95, jtädti- 
ſches 11, 96. — ©. Ballhaus. 

Kontrollmarten d. Bürgerichaft II, 110 
111. 

Kraftitiide I, 63 64. 

Krämer I, 27 (131) 28 (48) 49. 

—, landfahrende, I, 11. 

Kriegskaſſe IT, 85 90. 

Kriegskaſſenſiegel I, 83 84. 

kropelkoning II, 27. 

kuntschopp IV, 74. 

Krugmutter III, 102. 

Kryſtallſeher T, 42. 


Lagerbuſch III, 109. 

Laienſchauſpiel 1, 52. 

Landesherren : Gevatterbriefe III, 78—80, 
— ©. Patronatsrecht, Siegel, Wappen. 

Zazareth 1, 11. 

Yandfahrende Krämer I, 11. 

Leben, geiftliche, I, 25—38. 

lemede IV, 69, 

Leuchter zu St. Betri I, 105. I, 71--74. 

liber arbitriorum 1, 13. 

Liebhabertheater I, 55. 

Lieder, hiſtoriſche, 1, 8. 

linitextores IV, 68. 

htholt II, 35. 

lochen IV, 69. 

lodderbove IV, 79. 

Löwen: ſ. Wappen. 

luna prima U, 75 77. 


Majeſtätsſiegel I, 71. 

Marienzeiten-Sänger: St. Marien I, 27 
(17 19 21 23 24). St. Wikolai I, 33 
(180 181 194 195). — ©. horae ca- 
nonicae. 

marqueur U, 86 92. 

Mitbeſatzungsrecht 1, 7. 

Moltenzauber I, 4. 

morghensprake IV, 67. 

Münzen: r I, 74 82. Greif I, 74 77. 
getbeilter Schild I, 77 82. Stier: 
fopf 72. 


Miünzprägung (zulegt 1864) I, 74. 
Mufeum, Neues, IL, 110. 


Neues Haus I, 60. 

Neujahr III, 102, 

Niederdeutiche Reime IL, 103, 

Niederdeutiches Sammelwerk l, 3. 

Niedergeriht: Protokolle I, 42--45. — 
©. Frohn, Stapel. 

Nothfeuer Ul, 49 97. 


Dbergericht: ſ. ordel. 

DObitbau IV, 41--64, 

Ochſenkopf: ſ. Stierkopf. 

Offizialei I, 54. IV, 56 61 64. 

officium IV, 66-68. 

— civitatis IV, 70 

Okuliſten III, 111. 

opene breve IV, 74, 

Opern II, 95. 

opticum speculum 1, 61. 

ordel don, seggen IV, 72. schelden 
IV, 7273. tostan IV, 7273. — S. 
byordel, vorordel. 

DOrdelbud IV, 73 74 88, 

overhalen IV, 70. 


panden uppe den kerckhoven, uppe 
der straten II, 14 ($ 8). 

pannum incidere IV, 67. 

Pantaleonen kost IIL, 98, 

pantaleonen III, 98. 

Patronatsrecht. 

— in Roſtock I, 25—33. Landesherr— 
ſchaft 1 36 41 44 91 100 153 171 
176. — Biürgermeifter 78 106. — 
Rath 2 10 15 29 74 202. — Bilchof 
v. Schwerin 9 116 137 139 147. Abt 
zu Doberan 39. — Bfarrer zu St. 
Marien 11 17 19 21 23 24 28 80 54 
9 62 68. Gt. Jakobi 102 103 105 
106 112 113 122. St. Nikolai 188 
197 203. Vorſteher: St. Marien 
28 30. St. Yafobi 98 103 105 106 
112 120, St. Petri 166. St Nikolai 
197. St. Georg 87 88. Heil. Geift 
128 129 133. — Bropit 3. 9. Kreuz 
31 69 127 143— 146. Priorin 127. — 
H. Kreuze Brüderihaft 111. — Papa— 
gopen=Brüderihaft 84. — Herren: 

10 


122 


Kaland 33 51 53 78. Jalobi-Kaland 
101. — Wiekfahrer 66 81. Bäder 58. 
Gerber 179 189 191. Goldſchmiede 
138. Sramer 13 48. Welzer 64. 
Schlachter d. Altitadt 174; d. Neu— 
ſtadt 12. Schmiede 169. Schneider 
57. Schuhmader 25 32 80. Wollen 
weber 184 193 200. — NXrefom, 
Keriten, 94 96 124. Goldenbaghen 
in Have 167. Mandiivel, Kurt, 27; 
Thomas 27. Melow, sieriten, 93. 
Meventlow 71. Pieregge 123. von 
der Na, Bm. Johann, 107; Hennefe 
110. Bagael 34 40 45. Berkhan, 
Eliſabeth, 75 177. Beſeler, Netke, 77. 
Bord, Dr. Hermann, 140 141. Brand, 
Gutta, 142. PBremermann, Mag. 
Johann, 95. don dem Brofe, Hinrich, 
168. Bruggermann, Klaus, 126. 
Bud, Bm. Gottſchalk, 121 192 201 
204. Bule, Mag. Johann, 134. Divig, 
Dr. Johann, 26 27. Duve, Klaus, 
163. Frederke 187. Goldenifie, Hin: 
rich, 117. Grawel, Gretfe, 199. 
Grentze 34 63; Albert 130; Engelbert 
72; Im. Hinrich 135. Gronenhagen, 
Engelbert, 178 204. Gute, Hille, 63. 
Haſſelbek 22; Arnd 50 104 136. Heyger 
128 129. Heymeſat 76. Heket, Hin— 
rih, 60. SHollogber, Neinele, 132. 
Hovemann, 47; Weter 61 73 125. 
Katzow 8 16 40 45 108 131 182. 
Hinrih 37. Kerkhof 3 46 56 201; 
Mag. Berthold 76. Kerſebom, Niko— 
aus, 5. Kollen, Nikolaus, 163; Peter, 
42. Kopmann, Dr. Nikolaus, 182. 
Koppelow 43. Krege 37. Kröpelin 
40 45 65. Rm. Johann 92 97 114 
118. Kruſe, Mag. Bernhard, 115; 
Dr. Hinrid 104. Kulemann 170. 
Zange, Eler, 173; ler 173; Nm. 
Johann 157. Levetzow, Am. Hinrich, 
172. Lowe 185. Lübben 20. Make 
4 14 85 151. Muliche, Johann, 7 
55. Niebur, Gottſchalk, 99. Reyneke 
99. Koftlermann, Klaus, 126. Scher— 
mann, Qudolf, 155. Schernefe, Hans, 
190. Sconevelt 162. Schorrentin, 
Eliſabeth, 75 177; Hinrich 75 177. 


Schroder, Thomas, 70. Schulenberd) 
182. Gtamel, Dr. Johann, 159. 
Stubbendorp, Klaus, 198. Teiche 63. 
Dr. Tyde 154. Türekow 35 119. 
Tzamow, Nikolaus, 160. Vicke, Hinz 
rih, 163. Voß, Bide, 157. Vreſe 
47 49 61 73 125. Brieholt 63. Walfen= 
dorp, Hans, 199. Wendelitorp 117. 
Milde 18 52; Thidefe 88. Witte, 
Talete, 121. Tinefilter (?) 6. Wulf 
5 83 152 162 175. 

Patronatsrecht. 

— im Roſtocker Archidiakonat I, 34—86. 
Landesherrſchaft 6 8 11-14 18 20 
21 23 25 33. — Ruth 7. — Abt zu 
Doberan 27 34— 37. Propſt zu Neu— 
Hoiter 17. Kloſter Ribnitz 1 3 10. 
Pfarrer: zu Ribnitz 2. zu Sanit 
15 16. — Axekow 26 30. Bibom, 
Arnd, 29. Bud, Gottichalf, 24. Gum— 
meren 32. Ketelhot 28. Moltfe auf 
Strietfeld 4 5 9. Negendanf 22. 
Breen 19. Swerke, Eric) (?), 31. 

pecora emere IV, 67. 

pellıciorum renovatores IV, 68. 

Pelzer I, 29 (64). II, 14 (10). 

Peſt IV, 91. 

Beitapothete IV, 88. — ©. Apotheke. 

Beitarzt III, 112. 

Peter⸗Pauls-Feſt III, 97 98. 

Pfingſtfeſt III, 102. 

Pfingſtmarkt I, 52 53 63. II, 95 96. 

Pfundzoll I 75. IV, 6 10 17 18. 

Podenarzt I], 112. 

Pockenhaus I, 42 100. 

Preiſe v. Lebensmitteln (Bier, Brachſen, 
Butter, Eſſig, Gänfe, Hecht, Hering, 
Hühner, Käſe, Labs, Lamm, Pfeffer, 
Salz, Sandat, Schinten) II, 107 
103 v. Tonnen IL, 48. 

Brivilegien II, 4. 

proloeutores IV, 69. 

Protokolle d. Niedergerihts I, 42—45. 

Protocollum v. 1715: 1, 7. 

Buppenipiele I, 60—62. 


Duadialber I, 60 63. 


rt: auf SNupferplättchen III, 
Münzen I, 74 82. 


110 ı11. 
Tonnen II, 40. 


123 


raquette Il, 80 82. 

Rathhaus: consistorium IV,66. thea- 
trum IV, 67. — ©. Brett, Hörkammer, 

Neues Haus, Weinkeller. 

Räthſel III, 104. 

Kathswappen I 76 82. 

Rathswillküren IV, 65—76, 

Rechenaufgabe III, 104 105. 

Keime, niederdeutiche, III, 102. 

rethores IV, 69. 

richte, dat mynneste, IV, 72. 

Rothbinder I], 38. 


Sabbatsknechte I11, 25. 
Saframent I, 44. 
samende gut IV, 70. 
Sammelwerf, niederdeutiches, I, 8. 
Schaffer der Bruchfiſcher: III, 96-—98 100- 
— : Berzeichnif III, 105 106. 
Berfelt, Hans, 1561 1571 1579. 
Biel, Baul, 1530 1542 1551. 
Blidemeiter, Jochim, 1527 1538 1549. 
Bornitt, Arnd, 1519 1531 1543 1556. 
—, Hans, 1502. 
—, Jochim, 1570 1578. 
—, Beter, 1562 1563 1575 1583. 
Braiche, Chriitopher, 1568 1576 1588. 
—, Johim, 1580. 
—, Johann, 1538. 
—, ftlaus, 1511 1519. 
—, Vicke, 1525 1582. 
Bud, Hans, 1508 1517 1528. 
—, Hans, 1560 1570 1578, 
—, Hinrid, 1504. 
—, Hinrich, 1533 1546. 
—, Hinrich, 1569 1577. 
— Jochim, 1588. 
—, Joſt, 1544 1555. 
—, Peter, 1513 1525. 
Dreger, Mathias, 1505 1518. 
—, Thomas, 1506 1515. 
Everdes, Godeke, 1501 1502. 
Flint, Jochim, 1582. 
—, Klaus, 1540 1550 1560. 
Hermens, Asmus, 1545 1556 1566. 
—, Hans, 1510 1518. 
—, Hans jr., 1520 1532 1545 1558. 
—, Jürgen, 1546 1557 1587. 
—, Martin, 1512 1521 1538. 


Hermens, Martin, 1594. 
Hirendar, Berthold. 1523, 

—, Jochim. 1550. 

—, Marcus, 1518 1530. 

—, Marcus, 1551 1561. 

—, Rochus, 1552 1562 1563 1572. 
Sven, Beter, 1499. 

Kröger, Johim, 1539 1548, 
Langejohann, Mathias, 1542 1552. 
Nettelbladt, Godehard, 1516 1527. 
—, Hans, 1501. 

—, Hans jr., 1502 1511 1520. 

—, Hermann, 1499. 

—, Hinrid, 1513 1553, 

—, Jakob, 1507. 

— Jakob, 1575, 1582. 

— Jochim, 1531, 1544, 1554. 

—, Jochim jr., 1555, 1565, 1574. 
— Soft sr., 1505. 

—, Joſt jr., 1504. 

Pape, Bapfe. 

—, Görges, 1549 1559 1568, 

—, Sans, 1510. 

—, Kerſten, 1503 1512 1522 1535 1536 
—, Kerſten, 1571 1579. 

—, Klaus, 1497. 

—, Klaus, 1521. 

—, Klaus 1581. 

—, Vaul, 1498 1506. 

—, Vaul, 1514 1524 1536 1548 1558 
Pilhacke, Jakob, 1565. 

—, Kerſten, 1576 1584. 

—, Klaus, 1528 1539. 

—, Klaus, 1566 1574 1581. 
Reineke, Hans, 1547. 

—, Hans, 1572, 

—, Jakob, 1580. 

—, Klaus sr., 1507 1515 1526. 

—, Klaus, 1522. 

— Klaus, 1558. 

Rönnepage, Hinrich, 1497 1509. 
—, Thomas, 1526. 

Schröder, Peter, 1498 1508 1516. 
Schüſſelow, Peter, 1517 1529 1540. 
—, Beter, 1557 1567. 

Bor, Bartholomäus, 1503 1514 1593. 
—, Hermann, 1509 1524 1537. 

—, Hinrich, 1529 1541. 

—, Hinrid, 1559 1569 1577. 


- 


124 


Voß, Beter, 1532 1547. 
—, Samuel, 1564 1573. 
MWilm, Hans, 1554 1564 1573. 

Scharren: IV, 88. 

Schaufpieler: deutiche I, 55 56. I, 89 
90 95. engliihe I, 54. Jeniſche II, 
98. Lübiſche II, 95. 

umme schelinge schuldigen IV, 72. 

Scildhalter I, 85-87. 

schip maken van kese Ill, 103. 

Schlachter IV, 88, Altſtadt I, 32 (174). 
Neuftadt 1,27 (12). — ©. carmifices, 
Scharren. 

Schmähgediht auf Oldendorp 1, 50. 

Schloßtonnen 11, 40. 

Schmiede 1, 32 (169). 

Schneider I, 29 (57). 

Schonenfahrer-Gelag I, 106. 

Schoß 1, 14 15. 

Schreiberei II, 15 23. 

scricke umme den stubben 1, 26. 

Schuhmader 1, 26—29 (25 32 80), 

Schulfomödien I, 52 53. 

Schulweſen IV, 77—22. 

Schütting: ſ. Böttcher, Bruchfiſcher. 

Schwäne auf der Warnow IV, 35. 

Schwaneſſen III, 98 99. 

Schmwarzbinder II, 38, 

secretum I, 72 73 76. s. senatus I, 76. 

Seefahrt nab Dünkirchen II, 53 54. 

Geiltanz 1, 63. 0, 95. 

sententia intricata IV, 69. 

Servituten: ſ. Mege-Servituten. 

Siebenzahl I, 52. (Altersftufen, Leiden 
Shrifti, Marien» Schmerzen, Tage: 
zeiten. — S. horae canonicae » 
Marienzeiten-Sänger. 


Siegel: Sigillum I, 69-72 76 


Secretum 1, 72 73 76. Signum 
I, 75 76 79. Secretum senatus 
I, 76.  Sigillum mit getheiltem 


Wappen I, 76. — 
Kriegskaſſe I, 83 84. 
—, fürftliche: Niklot I. I, 66. Heinrich 
Borwin I. I, 67. Niklot 1. I, 68. 
Heinrih Borwin I. 1, 68. Vor— 
mundihaft I, 68 69. Heinrich 
Borwin III. 1,69. Nikolaus v. Werle 
1,71. Nikolaus v. Roſtock 1,78 79 83. 


Gewett I, 72. 


Siegel, ſtädtiſche in d. Herrichaft Roſtock, 
1, 69 71. 

—: Domtapitel 1,76. Univerfität I, 76. 

Siegelabbildungen I, 67 68 70--73 75 
79 83 95. 

sienum I, 75 76 79. 

in de slote setten II, 13 (88 3 6). 

slukinghe IV, 79. 

smale tunnen II, 46. 

Sonntag: Hochzeiten III, 6. 
III, 80. — ©. Eabbatsfnedte. 

sortem mittere IV, 67. 

speculum opticum 1], 61. 

splint II, 41 44. 

Stadtbücher II, 5—10. 

Stadtbuchichriften IV, 7476. 

Stadthebamme UI, 111. 

Stadtkaſſe IV, 88, 

stafholt II, 35. 

Stange auf d. Mittelmarft I, 104. 

stapel II, 14 ($ 11). 

Statuten IV, 65—76. 

Stein mit Weltfugel auf d. Mittelmarft 
1, 105 

Steinichneider III, 111. 

Stierfopf: auf Münzen I, 72 82. auf 
Tonnen HH, 40 48. — ©. Mappen. 

Strand II, 13 ($ 4). 

Strandbeleucdhtung U, 105 1086. 

Straßenfiſcher IV, 87. 

Streitichriften II, 69. 

stubbe Il, 26. 

Studentenauffüihrungen J, 53 54. II, 109, 

stumper IV, 79. 

Sturmflutb v. 1625: 1, 5. 

van sik sunderen IV, 70. 

swyne panden II, 14 (8 8). 


Taufe 


Tafelkünite, holländische, IL, 95. 

Tagebücher: LYauremberg IV, 41—64. 
Prieſtav 1,6 7. Schrepp 1, 7. Weſt— 
pbal I, 7. 

Tanzmeiiter I, 92. 

tendens IV, 84 85. 

testament IV, 70. 

Teftamente der Univerſitätsangehörigen 
IV, 80, 

Teufelnamen 1,42 (Baron, Yeion, Ma: 
ftrof, Pelſebuk Luſefer). 


Theater: ſ. Ballets, Ballhaus, Dramatiiche 
Daritellungen, Geiftliche Spiele, Hof- 
ltebhabertheater, Komödien. Opern, 
Schaufpieler, Studentenaufführungen, 
Tragödien. 

theatrum IV, 67. 

Theologen-Konvent zu Lüneburg III, 22. 

Thierkampf I, 64. 

Thorenkiſte IV, 87 88. 

Todtenerde I, 43 44. 

toghe des messes IV, 70. 

Tonnen II, 9-48, 

Tonnenmaß II, 47. 

Tonnenpreife II, 48. 

Tragddien 1, 58 54. 

truwe lofte IV, 70. 

tunnen, smale,, II, 46. 


Urkunden II, 1—5. 
Urtheilsbuch IV, 73 74 88. 


vadiare IV, 66-69. 

Bifarieen I, 27—38. 

vinum emere IV, 67. falsificare IV, 68. 
Bogelitellen in Keſſin II, 58. 

bon vor Perlonennamen IT, 104. 
sik voranderen IV, 70. 

vore III, 103. 

vore IV, 69. 

sik vorhalen IV, 69. 
vorhomuden IV, 70. 
vormundere eynes doden IV, 70. 
vorordel IV, 72. 

vorsathe IV, 69. 

Borihog I, 14 15. 


Wachtpflicht I, 15. 

Wadenzüge IV, 87. 

Wandleudter: j. Leuchter. 

Wappen I, 65—88. — Greif; im W.d. 
Fürſten Heinrich Borwin L: I, 67. 
Heinrich Borwin II.: I, 68. Heinrich 
PBorwin 1I.: I, 69. v. Roſtock I, 78 
74 77 78. im W. d. Stadt I, 66 
72—74 77. (auf Flaggen 1, 76 79. 
auf Münzen I, 74 77. auf Tonnen 
II, 40 48). — Greif auf einer Fuß— 


125 


leiite I, 76 77. — Greif in dreifach 
getheiltem Schilde: im MW. d Stadt 
I, 75. ( getheilter Schild auf Münzen 
I, 77 82). — Stierkopf: im M. d. 
Fürſten Niklot II.: I, 68. v. Werle 
I, 69. Nifolaus I.: I, 70 71. im W. 
d. Städte d. Herrſchaft Roſtock I, 69 
71. im W.d. Stadt I, 66 69-72 
(auf Münzen I, 72. auf Tonnen 
II, 40). Stierfopf mit Halöfell im 
W. d. Fürften v. Mectlenburg I, 69. 
— Helmihmud im W. d. Fürften v. 
Roftod I, 8. im W. d. Stadt I, 
82—85 (Hörner I, 82—83. Fähnchen 
I, 83 84). — Edildhalter im W. d. 
Fürſten dv. Mecklenburg I, 85 86. im 
MW. d. Stadt I, 86 87 (Löwen 1, 86. 
Greifen I, 87). — Drei W. am Stein 
thor I, 81 82. am Sröplinerthor 1, 
82. an der Marienfirche I, 82. auf 
Abbildungen I, 82. 

—: Botliher, Nikolaus, 11,72. Dremes, 
Satharina, II, 72. 

warstede IV, 79. 

waschen in der groven boven den 
veer glynden II, 14 ($ 9). 

waschholt IV, 79. 

weddertucht IV, 72 74. 

weddeschat IV, 75. 

MWege-Serdituten IV, 85 86. 

Wehrpflicht I, 15. 

Weinkeller IV, 87. 

Weißbinder II, 38. 

were IV, 70. 

wynhogen IV, 79. 

MWollenweber I, 33 (184 193 200). 

wortgeld IV, 81 86. 

wraker: f. holtwraker. 

Wortzinſen-Regiſter IV, 86. 

Minfchelruthe I, 42. 


Zauberei: j. Kryſtallſeher, Moltenzauber, 
Zeufelnamen, Todtenerde, Wünſchel— 
ruthe. 

Zuſchläger II, 49. 


—— ee — 


VIII. 


Inhaltsverzeichniß. 


Seite 


. KRojtods Antheil an den Kämpfen der Hanfa gegen Waldemar IV. von 


Dänemark. Bon Dr. Ad. Hofmeiiter . ... 2 2 2 2 2 een 1 


. Zur Geichichte der Länder Werle und Schwan. Bon Dr. 8. Koppmann = 
. Bon der Ober-Warnow. Bon Dr. K. Koppmann ....... 
. Der Rathsherr Johann Wulf der Aeltere und feine Nachkommen. Von 


Dberlandesgerihtörath Th. Sobm . .... 2: Kr nnnen 40 


. Aus Beter Laurembergs Tagebudh. Beitrag zur Gejchichte des Garten-, 


namentlih Objtbaues zu Noftod während des dreißigjährigen Krieges. 
I EL ee A a a Er a ei 41 


. Statuten und Rathswillküren. Meitgetheilt von Dr. 8. Koppmann. 65 
VII. 


Zur Geſchichte der Kirchſpielſchule zu St. Marien. Von Dr. Ad. 


OT EEE: a a 77 
Kleinere Mittheilungen und Notizen: 

1: Breisie: BO re 83 
2. Stangenland. Von EN... 2: 2: Eurer 85 
3. Karlshof. Von K. er 86 
#. Ehorenltle.. Bon 87 
5. Peſt-Apotheke. Von K. R.. 88 
6. Magiſter Nikolaus Rutze. Bon EN... : 222er 88 
7. Jochim Schlu. Von Ad. 4-4 4-2 area 90 
8. Roſtocks längite Stunde. Von K. K.. 9 
SEHEN: Go en a a re Be aaa ba 92 
BEER ÜDDERDIEGENT u 0 De ee a Re 92 
SERIEN 2 a ee a ea 93 
— ⏑, 2. Sur Sa ee ei 97 
Regilter. Bon Dr. 8. Koppmann . 2 m m mn 101 


DILL 


Beiträge 


zur 


Geſchichte der Stadt Koflark, 


— ⸗——ñi 


Herausgegeben 


im Auftrage 


des Vereins für Koſtocks Alterthümer. 


Zweiter Band. 


— — —— — — 


Roſtock. 
In Rommiffien der Stiller'ſchen Hof- u. Mniverfitäte- Zuchhandlung 
(6. Nuſſer). 


1399, 


218 


I. 
II. 


HI. 


IV. 
V. 
VI. 


Inhalt. 


J. 


Der Roſtocker Erbvertrag vom 13. Mai 1788. Bon Antrerichter 
IB RRÜR 4. 3.0 0 na een Eee 
Die Roftoder Heide im Jahre 1895. Nach der Harte von Gottfried 
Do Ba Bra. 2 ee ne ae ee 
Brüche und Schläge in der Roſtocker Heide. Bon Stadtarhivm Dr. K. 
— 2 Se REP rer 
Private Raths— Sügermeifter im 16. u. 17. Jahrhundert. Bon ©. 
Dane. 2 ——— 
Mandate und Berträge in Betreff der Jagd von 1554-1680. Mit: 
geheilt von Dr. 8. Roppmaun . .. 2: seen er nn 
Der Grabftein der Familie Kerthof in der Marienkirche. Bon Prof. 
Dr. 3. Schlie m Schwerin. - - > : 2 vr 2m meer nenn 


. Die Scepter der Univerſität Roſtock. Bon Univerfltäts:Bibkiothefar 


DEU. Domellter : Soli a sie rannte 


- Zur Geſchichte des Steinthors. Bon Dr. 8. Koppmann. ..... 
.Vom Großherzoglihen Palais in Noftod. Anhang: Die Klofterhäufer 


am Hopfenmarft-e Bon Dr. 8. Koppmanın ... 22200. 


. Waflermühlen in der Kröpelinerthorvorftadt: Bon Dr. K. Koppmann 
. Kleinere Mittheilungen und Notizen . . » 2 2 na n ne 


II, 


. Die älteften Stadtbucd- Fragmente Roftods (1258—1262). KHeraus- 


gegeben von Dr. E. Dragendorff. .. 2:2 22 


- Stammtafel der Familie Grote. Von Dberlandesgerihtsrath Th. Sohm 
- Die Erwerbung der zweiten Hälfte der Ober-Warnow. Bon Stadt: 


arhivar Dr. 8. Koppmann. » 2: 2: Hmm nen 


. Die Einrihtung des Roſtocker Piingitmarkts. Bon Dr. 8. Koppmann 
. Die Rothe Mühle am Barnjtorfer Wege. Von Dr. K. Koppmann 
. Stammtafel der Familie Freſe. Bon Oberlandesgerihtsrath Th. Sohm 
- Stammtajel der Familie von der Aa. Bon Dberlandesgerichtörath 


EEE BDIM 5% ——— 


. Die Roitoder Stadtmufifanten. Bon Dr. 8. Koppmann ..... 
. Der Komponiſt Mag. Daniel Friderici. Bon Mufit-Direktor 9. Berger 
. Die Erercitien der Bürgergarde. Bon Dr. 8. Koppmann ..... 
. Die älteften Schreib- und Nechenlehrer Roftods. Bon Dr. K. Koppmann 
XL. 
XII. 


Die Särge in der Grabfapelle zu Toitenwintel. Bon Dr. 8. Koppmann 
Kleinere Mittheilungen und Motizen 2 2 20 mn 


Seit: 


97 
101 
106 


III. 


Seite 


I. Die Kämmerei von 1778 bis 1897. Von Stadtardivar Dr. .Roppmann 1 
II. Schofordnungen von c. 1530. Mitgetheilt von Dr. K. Koppmann. 10 
III. Die Roftoder Stadtmufifanten. (Zweiter Theil.) Bon Dr. 8. Roppmann 13 
IV. Zur Borgeihichte des Stadttheaters in Noftod. Bon A. Shak... 31 
V. Roftods ältefte Gewerbetreibende. Von Dr. E. Dragendorff ... 65 
Vl. Kleinere Mittheilungen und Notizen . 2 2 2 2 2 nennen 101 

IV. 

I. Die Gebäude des Rathhauſes und die Räumlichkeiten des Rathswein— 
fellers. Bon Stadtardivar Dr. K. Hoppmann - 2 2 2 2 one 1 

II. Roſtocks ältefte Gewerbetreibende. (Zweiter Theil.) Bon Dr. E.Dragen— 
DEE ee a a ee a ae anregen ke Bar ee 29 

Ill. Der Bericht über die Geſchichte Roſtocks während der Herrihaft Wald- 
jteins in Mecklenburg. Bon Dr. 8. Koppmann .. 2.222020. 71 

IV. Roftods Soldaten im dreißigjährigen Kriege. Bon weil. Gymnaſial— 
birscter Di 8 Krauſe.... . 75 

V. Die Kollegien-Gebäude der Univerfität und die Rathhäufer der Altitadt 
und Neuftadt. Bon Dr. 8. Koppmann . . 2. 2 22200. 85 

VI. Berbrennung der Keberin Helife Pors im Jahre 1394. 3 Bon Ober: 
landesgerichtsratb TH. Sohm. 2 2 2 m m m mn 98 
VII. Kleinere Mittheilungen und Notizen. > 2 m m on 101 
Mitglieder-Verzeihnik . 2 > 20000 rn 107 
Stegitter: Bon Dr. K. Roppmanun ...: 22 254 0 0 0 35 111 


we 


Herausgegeben / 
im Auftrage 


1 es Dereins für Koſtochs Atertimer 


AL. 


. 
4 


‘ ern, ° von 


"ur 7 > 
I eur . „. * 
* Karl Koppmann, 
Stadtarchivar. 


‘ir 


— — 


Band IE, Heft I. 
or 


— — der PER DIA Sof. u. Univerfitäts-Burhhandlung 
(6. Uuffer). 


1896. 


2% 


— — —— as SE 
ADULT: 








Beiträge 


zur 


Geſchichte der Stadt Koſtock. 


Herausgegeben 


im Auftrage 
des Dereins für Koſtocks Alterthümer 


Karl Koppmann, 


Stadtarchivar. 


ya — TEE EEE —— 
0 Band IT, Hertn. u 
. — er ee 9 


Roftork. 
In Rommiffion der Stiller'ſchen Hof- u. Univerfitäts-Burhhandlung 
(5. Auffer), 


1396. 


BASE IO 


Inhaltsverzeichniß. 


Scıte 


. Der Roſtocker Grbvertrag vom 13. Mai 1788. Won Amtsrichter 


TEN u un a ee re 1 


. Die Roftoder Heide im Jahre 1696. Nach der Harte von Gottfried Luft. 


DI Rt Sa N a a a a ae Eee a rg 25 


. Brüche und Schläge in der Koftoder Heide. Bon Dr. K. Koppmann 38 


IV. Private Raths-Jägermeiſter im 16. und 17. Jahrhundert. Bon 2. Krauſe 37 
V. Mandate und Berträge in Betreff der Jagd bon 1554—1680. Mit: 
getbeilt von Dr. K. Koppymann . 2 2 Hm mn 49 
VI Der Grabitein der Familie Werkhof in der Marienfirhe. Bon Prof. 
Dr. F. Schlie in Schwerin..... ... 61 
VI. Die Scepter der Univerſität Roſtock. Von Dr. A. Hofmeiſter . . . 68 
VII Zur Geſchichte des Steinthors. Bon Dr. K. Koppmann. . . ... 69 
IX. Vom Großherzoglichen Palais in Roſtock. Anhang: Die Kloſterhäuſer 
am Hopfenmarkt. Bon Dr. K. Koppmanı. . 2: 2 2 2 2er 81 
X. Waſſermühlen in der Kröpelinerthor-Vorſtadt. Von Dr.K. Koppmann 89 
XI. Kleinere Mittbeilungen amd Notizen » 2 2: 22 222 ne. —10 
1. Stadtgebäude. Von K. R..... ... 101 
2. Kramonsberg. Bor K. R........ . 105 
3. Umbau des äußerſten Steinthors Von K. K.. 106 
4. Fürſtenhof in der Grapengießerſtraße. Von Ef. . . 2.2 2.. 108 
5. Tollkaſten. Von K K. ea ee 109 
6. Magiſter Hildebrand Dorgelo. Bon Ad. . 110 
7. Ein akademiſcher Muſikverein im Jahre 1569. Bon Ad. 9. .... 11 










REIT — 
EUER LEHE 





I 


Der Roſtocker Erbvertrag vom 13. Mai 1788 '). 


Ron 
Fr. Bunfen. 


7]" Vertrag vom 13. Mat 1783 zwilchen dem Herzoge Friedrich Franz 
> und der erbunterthänigen Stadt Roſtock beendigte den langwierigen 
Kampf, welchen beide Parteien länger als ein Vierteljahrhundert, wenn 
auch nicht mit blanfen Striegswaffen, jondern mit anderen Mitteln geführt 
hatten, und zwar jeitens des Herzogs mit den Mitteln der Staatögewalt, 
mit den gegen die jtädtiichen Machthaber gerichteten Executivmaßregeln 
der landesherrlichen Gewalt, auf der anderen Seite mit geharnischten Ber: 
tHeidigungsichriften, mit Klagen und Implorationen an die Reichsgerichte 
umd deren Mandaten. In der Abwägung dieſer Kräfte ericheinen die 
Mittel der Regierung jtärfer und jchneidiger und der jchwerfälligen Pro- 
cedur des Reichsgerichts überlegen. Bet diejem ungleichen Kampfe ijt es 
taunenswerth, welche Erfolge der jchwächere Theil davongetragen bat. 
In der Sache freilich unterlegen geht die Stadt dennoch als Siegerin aus 
dem Kampfe hervor, jo daß jie, beneidet von ihren Meitjtänden, alsbald 
um die ‚srüchte ihres Sieges bejorgt jein muß. Treffend wird dieſer 
Zuſtand uns von einem Zeitgenojjen in einer Correſpondenz des politiichen 
Journals von Jahre 1788 wie folgt gejchildert: „Bei der Eröffnung des 
diesjährigen Landtages zu Malchin herrichte ein großes Mißvergnügen 
über den Hof und die Stadt NRoftod, welche es fich hat jehr viel koſten 
lafjen, die Gunst des Hofes wieder zu erlangen und den befannten neuen 
Erbvertrag zu Stande zu bringen“. Im diefem neuen ?Friedensinjtrumente 
alanbten die übrigen Landjtände Punkte zu finden, die ihren Gerechtſamen 
entgegen wären; es entlud jich ein Gewitter über Roftod, jo ftarf, wie ſich 
der Schreiber troß vieljähriger Erfahrung feines ſolchen Landtages zu 


) Vortrag, gehalten im Verein für Roftods Alterthümer. 


2 


erinnern vermag, wo ed jo heftig auf einen Mititand eingejtürmt habe 
wie auf dem Landtage 1788 auf Roftod. „Zum Glücd“, heißt es weiter, 
„hatten die Roſtockſchen Deputirte jo viel Geiftesgegenwart, daß fie den 
auf fie gerichteten Pfeilen durch ein £luges Benehmen auswichen". Ohne 
Gehör des beichuldigten Theils verurtheilte man das Gejchehene und 
bejchuldigte einen Mitſtand, „welcher von uralten Zeiten ein Kleinod der 
übrigen Stände war und von ihnen jelbit jo werth geachtet war”, Des 
Verraths, man plante, den Sit der Landeseinnahmen und der Yandes- 
convente von dort zu entfernen, lediglich, weil die Stadt ſich mit dem 
Herzoge verſöhnt und von dieſem Gnadenbezeugungen angenommen habe. 
Ja, man ging auf diefem Landtage jo weit, dat man Jicd) auf die Yandtags- 
Propofitionen gar nicht einfaffen wollte und die Deliberation derjelben 
verweigerte. „ein in der Mecklenburgiſchen Gejchichte unerhörtes Benehmen, 
unbeantwortet zu lajjen, wonach der Regent fragt, feiner Xerathichlagung 
zu würdigen, worauf die Sicherheit des Landes und die Ruhe feiner 
Bewohner beruht!" Nun, es legte ſich auch auf diejem Yandtage Die 
Hiße, und eine jtillere Ueberlegung brachte den Entichluß zumege, daß mit 
der Stadt in Unterhandlungen getreten und dadurch verjucht werden jollte, 
wie den Beichwerden der Mitjtände abzuhelfen jet, ohne zu gewaltiamen 
und unter verbrüderten Ständen nicht wohl anjtehenden Mitteln ſich zu 
erniedrigen. Man jagte jich, wie das Beiſpiel der ebenfalls aus Ummwillen 
vor damals 23 Jahren nach Bützow verlegten Akademie bewiejen babe, 
hätten dergleichen im Affekt gefaßte Beichlüffe nur nachtheilige Folgen, und 
jo würden aus der Verlegung des engeren Ausſchuſſes und des Landfajtens 
gleiche Ungelegenheiten und große Stoften entitehen. „So haben wir denn“, 
urtheilt unſer Zeuge, „für unſer geliebtes Vaterland feinen größeren Schaden 
von dieſem bejänftigten Sturme zu bejorgen und können in friedlicher 
Stille des Glückes genichen, was unjer bejter Regent mit wahrhaft landes- 
väterlicher Sorgfalt und Weisheit jeinem Lande auf alle mögliche Art zu 
ertheilen jucht, jo wie er eben darum, wie alle große und gute Fürjten 
thaten, den Flor der Wiſſenſchaften befördert, überzeugt, daß Ddiejelben 
gerade jo unentbehrlich und ebenjo wohlthätig für die Ruhe, Gejundheit 
und den Flor eines Staates find, als e3 die Sonne it“. 

Die Erwartungen aber, welche die Stadt Roſtock jelbit von dem 
Abſchluſſe des Vertrags hegte, jchildert uns ein anderer Zeuge an dem— 
jelben Orte wie folgt: 

„Die hiefigen Vergleichsverhandlungen haben feit der Anwejenheit der 
berzoglichen Commiffarien, des Herren Präfidenten von Thomjtorff und 
des Herrn Stanzleidirectord Loccenius, den lebhajtejten Betrieb, damit in 
Anjehung des von dem gnädigiten Herzoge bereit3 unterjchricbenen Ver— 
gleichsentwurfes Alles jo geordnet wird, daß der Herzog baldigit und 


3 


die Bützow'ſche Akademie gegen Michaelis zu uns fomme Im Anjehung 
der letzteren jind bereit3 die eriten Marſchordres (!) an die Bützow— 
jchen Profejjores ergangen, ebenjo werden die herzoglichen Wohnhäufer 
fertiggeftellt, um die neuen hierher berufenen Profejjore® aufzunehmen, 
deren wenigitend Einer in jeder Fakultät mit 1000 bis 1500 Thaler 
wird vocirt werden. Die hieſige allgemeine Lebhaftigfeit und Thätigkeit 
zeigt die neuen Lebensgeilter, die dieſe jeligen Zeiten in unſeren ver- 
jüngten Staatsförper ausgejtrömt haben. Dieje ganz neue uns entgegen- 
lachende Zukunft wird auch durch die öftere Anweſenheit des Herzogs 
die ſchönſte und glänzendite fein und unſere Stadt wird zu ihrem uralten 
Slanze heranblühen. Ganz Mecdlenburg wird immer mehr durch einen 
jo weijen für das Wohl feines Landes jo zärtlichen und eifrigen Fürſten 
zum möglichiten Grad des Wohlitandes gebracht werden, Davon Diele 
Hülfe für Rojtod den erjten, jchöniten, ewig den beiten Fürjten und feine 
Diener ehrenden Beweis giebt. Die Bürger, die jchon jet den Fürſten 
anbeten, und die jpäte Nachfommenjchaft, die die Früchte feiner Sorgen 
genießen wird, werden ihm mit Thränen der Freude unter die wahren 
Täter des Vaterlandes jegen“. 

M.H.! Auch unter Verücdjichtigung des auf Rechnung des damaligen 
Stilgeſchmacks zu jegenden Schwuljtes bleibt doch immer erfichtlich, welch 
großer Jubel in Roftod in Erwartung des Friedensſchluſſes, dejien Prä— 
fiminarien befannt waren, berrichte. 

Wenn ich num nach diejer einleitenden Schilderung der Anſichten der 
damaligen Zeitgenojjen über den Erbvertrag daran gehe, Ihnen Die 
Geichichte der Entitehung furz darzulegen, jo fann ich wohl die äußere 
Veranlafjung als bekannt vorausjegen, jo daß ich mich hier kurz faſſen kann. 

Im Sahre 1757 kam eine Abtheilung der gegen die Schweden 
gerüdten und Straljund befagernden Preußen nach Mecdlenburg und 
forderten eine halbe Million Kriegsſteuer und außerdem Rekruten, Getreide, 
Butter, bejegten im folgenden Juhre Wismar, Neuflojter und Poel, worauf 
der Herzog mit jeiner Gemahlin nach Lübeck flüchtete. Nicht jo leicht wie 
Wismar war KRoftod bejeßt. Denn die ganze Bejagung hielt die an 
Anzahl weit überlegenen Preußen vor dem Betrithore jo lange auf, bis 
dieje ihr einen ehrenvollen Abzug bewilligt und der Stadt und Univerſität 
fiheren Schuß verjprochen hatte. Inzwiſchen waren die Schweden nach 
Medlenburg gekommen, worauf die Preußen abzogen ; da nun eine Kriegs— 
jteuer erhoben ward und Roſtock den zwölften Theil dazu geben jollte, jo 
entjchuldigte man ſich mit den vielen von Preußen erlittenen Drangjalen, 
Diefe Entjchuldigung wollte jedoch der engere Ausschuß nicht gelten laſſen 
und bejtinmte den Herzog, ein Regiment zur Erecution in die Stadt zu 
Segen, woraus ein langwieriger und Lojtipieliger Prozeß entitand. 

1* 


4 


Zu diejen Mißhelligkeiten zwiichen dem Landesherrn und den Ständen 
einerjeit8 und der Stadt andererjeit3 waren noch innere Zwiftigfeiten im 
der Stadt ausgebrochen. Die äußere Veranlafjung war die folgende: Im 
Sahre 1762 forderte ein preußiiches Feldkriegskommiſſariat von Roſtock 
25000 Thaler Kriegsfoiten. Der Commifjar, Freiherr von Kleiſt, vepar- 
tirte — wie man jagte, von Brauern und Slauffeuten berathen — Diele 
Summe nicht auf das Vermögen, fondern auf Häufer und Buden, jo daß 
eine Bude halb jo viel zu zahlen hatte al3 ein Haus, wodurch die Hand- 
werfer erheblich ſich beſchwert erachteten. Nun verjuchte die Kaufmann 
haft aber noch, die von ihren Mlitgliedern gezahlten Beiträge in eigen- 
mächtiger Weife von ihren Mitbürgern wieder einzutreiben. Sie legte auf 
die für ihre Mitglieder anfommenden Waaren eine Abgabe des Empfängers 
an die Corporation, welche dem Empfänger natürlich in der Form eines 
Preisaufichlages von dem Conſumenten wieder erjtattet, in Wahrheit mit: 
bin auf dieſe übertragen wurde. Hiergegen in den Quartieren Vertretung, 
zu finden, war nach dem hier geltenden Stimmverhältniife unmöglich. 
Um diefes Stimmverhältnig zu verjtehen, muß man erwägen, daß wir 
ung im der Zeit vor 1770 — dem Jahre des jog. Hundertmänner- 
Regulativs — befinden. Die durch den Bürgerbrief von 1428 geichaffenen 
jogenannten Sechsziger hatten jich niemals eine feite Anerfennung und 
Stellung in der Stadtverwaltung jichern fünnen, auch der Erbvertrag von 
1573 iſt nicht vom Rath und den Sechszigern, jondern von Bürger: 
meiltern, Wath, Gemeine, Bierwerfen und der ganzen Stadt Noitod 
geichlojjen. Die dieſem Erbvertrage folgenden Verhandlungen zwiſchen 
Landesherrn und Stadt führten zu einer Neuordnung der Vertretung der 
Yürgerichaft, demgemäß der Erbvertrag von 1584 durch Bürgermeiiter, 
Rath, Hundertmänner, vier Gewerfe und die ganze Gemeine gejchlojjen 
wurde. Dieje Hundertmänner jind als Injtitution in der Stadtverwaltung 
entitanden im dev Zeit zwijchen dem Erbvertrage von 1573 und dem von 
1584. Ic nehme mit Böhlau ar, daß die Landesherrichaft für Die 
weiteren zum Vertrage von 1584 führenden Verhandlungen die Legitimation 
der Zechäziger beanitandete, dab jie vielmehr nur mit Bürgern, welche 
aus der Gemeine deputirt waren, verhandeln wollte Am 10. Dec. 1583 
ſchlug die Landesherrichaft vor, zum Zwecke der weiteren Verhandlung 
je 10 Männer aus jedem Kirchjpiele wählen zu laſſen oder 100 aus der 
Semeinheit. Die Gemeinheit wählt den leßteren Modus, jedoch in der 
Weile, daß aus der Mitte der Gemeinheit nur 10 Männer gewählt 
wurden, deren jeder ſich 9 hinzu wählen jollte (unter diejen 10 jollten 
immer 3 Brauer, 3 Kaufleute und 4 Handwerker jein). Dieje jo gewählten 
Hundert jollten nach Propojition des Nathes zunächſt nur zum Zwecke 
der Xerathung des Erbvertragd fungiren, die Gemeinheit hatte freilich 


5 


den Wunjch ausgeiprochen, „daß die Hundert nun und hernader 
alle Wege den hochwichtigſten Rathichlägen, woran der 
ganzen Stadt gelegen, mit beimohnen jollten“. Der Rath 
hatte ich zu diefem Wunjche ſtillſchweigend verhalten. So jchwebte 
gewiffermaßen die Imjtitution der Hundert in der Quft, von der Bürger: 
Ihaft als jtändiger Beirath gewünjcht, vom Rath nur thatjächlich geduldet, 
nicht rechtlich anerfannt. Diejer Zuſtand erhielt fich im 16. und 17. Jahr: 
hundert fort und Hinderte nicht, daß die Hundert Männer organifirt 
wurden. Sie waren in 4 Quartiere (Stadtviertel) getheilt, im jedem 
Quartiere rathichlagten 25 Männer, darunter 15 Brauer und Kaufleute und 
10 Handwerker. Jedes Duartier ftimmte für fi) und darauf fand 
Curiatabſtimmung ftatt, ſo daß fich 3 Quartiere in Uebereinftimmung 
befinden mußten. Im jedem Duartiere galt Birilabftimmung, mit 
13 Stimmen war der Beſchluß angenommen, 3x<13 Stimmen = 39 von 
100 majorennifirten aljo ihre 61 Gegner. M.H., es ift befanntlich in der 
heutigen Politik eine hochwichtige Frage, wie man im fonjtitutionellen 
Staate der Minorität zu ihrem Nechte verhilft, aus der Geſchichte unjerer 
Stadtvertretung jehen wir, wie die Aufgabe recht einfach zu löſen it. 
Diejes thatjächliche Verhäftnig mit jeinen Unbilligfeiten hat nun bis Mitte 
des 18. Jahrhunderts gewährt; jene oben von mir geichilderte Veranlafjung, 
die Vertheilung der Striegsfontribution, hat es zu Fall gebradht. Die 
Handwerker, welche auch in diejem Falle majorennifirt wurden, bejchwerten 
fi über das Vorgehen der Kaufleute beim Nathe als „Vier Gewerfe und 
übrige Deputirte der Taufende“. Der Rath mißbilligte und verbot nun 
freilich den Impojt, aber er jprach den Beſchwerdeführern jede Legitimation 
ab, wollte von den Taujenden nichts wiffen, jondern nur Hundert: 
männer fennen und verbot bei Vermeidung jchwerer Criminalſtrafen Die 
Zuſammenkünfte der Tauſende. Gegen diejen Beicheid ergriffen die „Vier 
Gewerfe und übrige Deputirte der Tauſende“ Recurs an den Landesherrn, 
indem fie unter Bezugnahme auf die früheren vorhin bereits angeführten 
Erbvertragsverhandlungen aus dem 16. Sahrhundert behaupteten, die 
Hundert jeten lediglich ald Meandatarien mit aufrufbarer Vollmacht von 
der Gemeinheit beſtellt. Es wurde eine landesherrliche Commiſſion ein- 
geießt. Zu Kommifjarien wurden ernannt: Landrath v. Hobe-Behrens— 
bagen, Canzleirath Faull in Schwerin und Hofrat) Aepinus in Bützow. 
Inzwijchen ergingen vom Rathe Strafbefehle an die von ihm als jolche 
bezeichneten Rädelsführer, dieje juchten Schuß beim Herzoge, welcher dann 
Verehle an den Stadtcommandanten zum Schuße der Bürger erließ, Die 
Drohungen des Stadtbütteld® mit dem Brummbärloch jcheiterten an der 
Intervention des Stadteommandanten. 


6 


Inzwijchen erlieg die Commiſſion, welche ihre Situngen im weißer 
Collegium halten wollte, ihre Ladungen an den Magiitrat und die 
Recurrenten. Das höflich gehaltene Einladungsjchreiben à Mess. Mess. 
les Bourgemaitres et S@nateurs trös mérités de la ville ä Rostock wurde 
in minder höflicher Weile vom Rathe dahin beantwortet, daß er fich die 
Ankunft der Herren in Roſtock verbitten müſſe. Dieje hatten aber troß- 
dem die KHühnheit, zu fommen, und nun begannen die Verhandlungen. 
Diejelben endeten mit der allerhöchiten Enticheidung von 1766, welche 
jedoch nur das erite der 42 gravamina, welche die Taujend? im Laufe 
der Verhandlungen aufgeitellt hatten, erledigte. Dieſes Gravamen, die 
Humdertmänner betreffend, wurde durch herzogliche Entjcheidung in dem 
Sinne entichieden, wie demnächſt diejes Verhältnig dur) das Hundert— 
männer:Kegulativ von 1770 geordnet iſt. Gegen dieſe Enticheidung 
nahmen jomwohl die Uuartiere, Brauer und Slaufleute, als der Rath 
Appellation an die Neichöbehörden zur Hand, der Rath rubricirte fein 
Rechtsmittel als „‚appellatio in puneto turbatae possessionis der Stadt: 
verfajjung und der Erbverträge, in specie bei unerlaubten Zuſammen— 
fünften der Nemter und Zünfte*. In den weiteren Verlauf diejes nicht 
ſehr erquiclichen Prozeſſes einzugehen, it nicht erforderlich; e3 gelang der 
Commiſſion, diejen Sireitpunft durch einen Vergleich gütlich beizulegen ; 
das Reſultat diejes Vergleichs ijt das Hundertmänner-Regulativ von 1770, 
welches befanntlic) bis vor furzer Zeit die Grundlage unjerer bürgerjchaft- 
lichen Vertretung war. Das ijt denn das einzige pojitive Ergebniß der 
Commiſſion. Die Koften, welche.jie verurjacht hat, werden auf 70000 Thlr. 
und 1’), Tonnen Goldes veranſchlagt. Die übrigen 41 gravamina 
haben eine definitive Regelung durch dieje Commiſſion (die jog. lange 
Commiſſion) nicht erfahren. Bei allen diejen Verhandlungen iſt der Kern— 
punkt, um welchen gejtritten wird, diejer: Iſt Roſtock eine uriprünglich 
freie Stadt oder iſt ſie als Municipalitadt dem landesherrlichen Regimente 
unterworfen? Bon jeher legte jich der Nat von Roſtock die „voll- 
fommene Wacht“ bei, Willfüren zu errichten. Die dieſer Macht ent: 
iprungenen Nathsverordnungen find nicht etwa blos polizeilicher Natur, 
jondern greifen tief in das Privatrecht und den Prozeß ein. Diele ihre 
mittelalterliche Selbjtitändigfeit, neben welcher die Herrichaft des Landes— 
herren, welcher der Stadt die Ausübung der wichtigjten Regierungsrechte 
(inn Sinne damaliger Zeit Regalien) verbrieft hatte, eigentlich wenig zu 
bedeuten hatte, hatte die Stadt jich bi3 in das 18. Jahrhundert in einem 
wohl einzig dajtehenden Umfange zu bewahren gewußt. War freilich in 
der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Frage, ob Roſtock eine reichs— 
unmittelbare oder eine den medlenburgiichen Herzögen erbunterthänige 
Stadt jein jollte, in dem Erbvertrage von 1573 dank der Thätigfeit des 


7 


Hujanus nach der leßteren Eeite hin entichieden, jo war damit noch nicht 
viel gejagt. Die alten Ideen von der urjprünglichen Freiheit der Stadt 
Ipuften fort, und die Juriften des 18. Jahrhunderts famen über dieſes 
ſtaatsrechtliche Unicum nicht zur Ruhe. Der jchon vorhin genannte 
Yepinus trat im Jahre 1754 in dem Werfe „Urfundliche Beſtätigung der 
herzoglich Mecklenburgiſchen Gerechtiame über deren Akademie und Rath 
zu Roſtock“ für die landesherrlichen Nechte ein, während der Noftoder 
Türgermeifter 9. Nettelbladt im Jahre 1757 in feiner „Hiſtoriſch-diplo— 
matiiche Abhandlung von dem Urjprung der Stadt Roſtock Gerechtiame“ 
in wenig geſchickter Weije fich bemühte, die Freiheit der Stadt vom landes— 
herrlichen Negimente zu erweilen. Seine Ausführungen zeugen von wenig 
diplomatischem Geſchick, jeine Anficht, Roſtock jei faſt eine Nepublif mit 
dem Recht über Sirieg und Frieden, die Beleidigung des Roſtocker Magi- 
ſtrats ſei eine Art Mayetätsbeleidigung, mußte natürlich Del in's Feuer 
gegen, jie verleugnete einfach die Gejchichte des 16. Jahrhunderts, in 
welchem dieje Auffajjung abgethan war, es war deshalb nicht jchwierig, 
Nettelbladt zu widerlegen. Das geichah 1762 durch v. Ditmar in feiner 
Schrift „Der Landesfürjt in Roſtock“ und 1764 durch zur Nedden in der 
Segenjtreitichritt „Hiſtoriſch-diplomatiſche Unterſuchung vom Zujtande und 
der Berfajjung der mecklenburgiischen Municipalſtadt Roſtock“. 

Aus dieſen Echriften erjehen wir, wo der eigentliche Streitpunft in 
den Zwiſtigkeiten jener Zeit zwijchen Landesheren und Magijtrat lag, 
es war der legte Verſuch einer Oppojition mittelalterlicher 
Städtefreiheit gegen den vollendeten Sieg der Landes: 
hoheit. Dieje Oppofition, welche jchon, wie wir vorhin gejehen haben, 
im 16. Jahrhundert vorläufig abgejchlagen war, machte nun ihren legten 
verzweifelten Verſuch, fich der Uebermacht der eritartten landesherrlichen 
Gewalt zu erwehren. Es war nicht etwa ein Kampf des freien Bürger: 
thums gegenüber der Etaatögewalt, jondern ein Kampf diejer gegen die 
Allgewalt der jtädtiichen Meagijtratur, e8 handelt ſich einfach darum, wer 
it in Roſtock Herr und Gebieter, der Landesherr oder der Magiſtrat, iſt 
diejer autonom oder ijt er jelbit Unterthan des Landesherrn. 

D. 9., die Befejtigung des landesherrlichen Regiments hat in Meck— 
lenburg feine wejentlich andere Entwidlung gehabt al in den übrigen deutjchen 
Territorien. Inhalt und Bedeutung dejjelben wurden in autoritativer 
Weiſe wie befannt zuerit vom Reiche nicht allein, jondern auch völferrecht- 
[ih im weſtphäliſchen Frieden verbrieft. Es hatte gegenüber der Union der 
medlenburgiichen Landjtände einen vecht jchweren Stand; denn mit pein- 
licher Eiferfucht hüteten die mecklenburgiſchen verbundenen Stände ihre 
Sreiheiten und Gerechtigfeiten, Roſtock, obgleich innerhalb der Union 
Itehend, hatte von jeher jeine „Freiheiten und Gerechtigfeiten jich bejonders 


8 


verbriefen lajjen. Die Stadt hatte den deipotiichen Gelüften Carl Leopold's 
energischen Widerjtand entgegengejeßt, ihre Bürgermeijter und Vertreter 
hatten deſſen Macht und Herrichaft recht empfindlich gejpürt, aber der 
milde Chrijtian Ludewig machte alles wieder gut in der Convention von 
1748, in welcher namentlich die Contributionspflicht Rojtods tm Verhältnifje 
zu den Mitjtänden befonders und eigenthümlich geregelt ift, welche Regelung 
auch demnächſt im landesgrundgejeglichen Erbvergleich anerfannt wurde. 

Dem am 30. Mat 1756 verjtorbenen Herzoge Chriftian Ludewig 
folgte jein Eohn, der Herzog Friedrich, in der Negierung. Unter jeiner 
Regierung mehrten ſich die Streitigkeiten zwilchen dem Herzoge und 
den Ständen wiederum. Auch Roſtock ergriff wieder die Waffen. 
Der mercator qui jure Lubecensi gaudet et regitur fühlte fich 
rei und unabhängig gegenüber dem landesherrlicyen praecepta et 
mandata. Klagen und Appellationen an die Neichsgerichte waren an 
der Tagesordnung. Charakteriftiich ift, daß der Herzog von Mecklenburg, 
welcher an dem bairiſchen Erbfolgeftieg interejjirt und betheiligt war, im 
Frieden zu Teichen (1779) statt der von Mecklenburg beanipruchten 
Landgrafichaft Leuchtenberg von Defterreich mit dem unbejchränften Pri- 
vilegium de non appellando abgefunden wurde. Leider aber wurde dieſes 
Brivilegium von den eigenen Ständen des Herzogs nicht anerfannt, jo daß 
dieje Friedensgabe im eigenen Lande zu einem neuen Zankapfel wurde. 
Wie die Zeitgenofjen hierüber am Ende der Regierung Friedrich's denfen, 
jehen Sie aus einer Eorreipondenz im politischen Journal vom Jahre 1784 
(S. 1098), wo es heißt: „Die Eiferſucht dev Mecdlenburgiichen Land— 
Itände macht die Herzoge zu den eingejchränftejten Fürſten des deutichen 
Reichs und feine Neichshofrathsrejeripte, die fie in den vielen Streitig— 
feiten mit denjelben jchon ausgewirkt haben, fonnten diejelbe bisher unter- 
drüden, und die daraus entipringenden nachtheiligen Folgen aufheben. 
Das Land muß durch dieſe unaufhörliche immere Uneinigkeit und durch 
den daraus entipringenden Parteigeiſt außerordentlich einbüßen, wovon 
Roſtock das lebhafteſte Beiſpiel iſt. Die Ausübung des den Herzogen 
verjprochenen, aber von den Ständen bis jetzt noch nicht eingejtandenen 
juris de non appellando wird eines von dem medlenburgiichen Staats— 
übeln ausrotten fünnen. Die über diejes Necht zwiſchen dem Fürſten und 
den Etänden entjitandene Streitigfeit it aber noch nıcht auösgemadt. Die 
Wichtanerfennung dieſes Rechtes macht das Mecklenburgische Land beſonders 
für die Advokatenzunft jehr vortheithaft, die verhältnigmäßig in feinem Staate 
jo leicht zahlreicher und wohlhabender ijt als hier”. — Dem am 24. April 1785 
in Folge eines Schlaganfall3 verjtorbenen Herzoge Friedrich folgte jeines 
Bruders Sohn, der Herzog Friedrich Franz. Dem Herzog Friedrich wird 
der Nachruf gewidmet: „Der hochirlige Herzog war ein vortrefflicher Fürit, 


9 


deſſen Hauptjorge das Beſte und die Wohlfahrt jeines Landes war, der 
feine Unterthanen mit der väterlichiten Zärtlichkeit liebte und Jedermann, 
der ihn um Hülfe flehte, nad) Möglichkeit befriedigt. Ein Fürſt, der 
jeine Finanzen durd) weile Deconomie auf's Vortheilhafteſte eingerichtet 
und in dem blühenden Zuſtand gejett hat, ohne alle Xedrüdung des 
Landes; aber vorzüglich erhebt ihn jein edles Herz und die ungeheuchelte 
innige Verehrung Gottes und jein eifriges Bejtreben, die Religion zu fördern. 
Daher veruriachte auc) jein Tod ein jtilles allgemeines Trauern und mit 
Ihmerzlicher Wehmuth beweinten alle den Verluft des Landesvaters, dejjen 
Andenken in unjerem Herzen unauglöfchlich und gejegnet bleibt“. 

Herzog Friedrich hatte noch furz vor jeinem Tode die Hand zum 
Frieden geboten, auch die Machthaber in Noftod mochten nach den Erfah: 
rungen, welche fie in der zwanzigjährigen Thätigfeit der jog. langen 
Commiſſion gemacht hatten, einjehen, dat die Anjchauungen des Bürger: 
meiſters Nettelbladt für die Praxis unverwendbar jeien, und dab ihnen 
nach der vorläufigen Schlichtung der inneren Etreitigfeit in ihrem prin- 
zipiellen Punkte daran gelegen jein mußte, ihren Frieden mit der Landes— 
berrichaft zu machen. Auch mochten die Deductionen des Neichsfammergerichts, 
welche in Joh. Ufr. v. Cramer's Replarijchen Nebenjtunden zu lejen find und 
welche darauf hinauslaufen, daß eine Stadt entweder einem Yandesherrn unter: 
wirfig oder nicht unterwürfig, d. h. frei, jei, daß es ein tertium quoddam 
genus nicht gebe, dal; aber — da die Unterwürfigfeit der Stadt Roſtock 
hiſtoriſch feitgeftellt jet — Roſtock wie jede eivitas mediata eo ipso 
quod talis sit, wenn fie auch mit allen erdenklichen Privilegiis, Juribus 
sublimibus et superioritati simillimis verjeben wäre, allezeit einen 
dominum territorii, mithin eine gewijje speciem nexus subjectionis 
zugleich anerkennen müſſe — ihren Eindrud auf die Machthaber in Roſtock 
nicht verfehlen und jo entjchlojjen fich diejelben, Herzog Friedrichs dar- 
gereichte Friedenshand nicht zurückzuweiſen, jondern fie folgten der Ein- 
ladung nad) Echwerin und es begannen die Verhandlungen mit der 
hier eingejegten neuen Friedenscommijjion. Dieſe Verhandlungen 
führten dann zum GErbvertrage von 13. Mai 1788. 

Bevor ich aber zu der Daritellung des Inhaltes des Vertrages 
ihreite, muß ich meine Aufgabe bezeichnen. Dieje Darjtellung will den 
Erbvertrag von 1788 mit Nüdjicht auf die heutige Zeit geben. Berück— 
ihtigt muß aljo werden die jtaatsrechtliche Veränderung, welche Mecklen— 
burg durch den Beitritt zum Deutjchen Weiche erfahren hat. Dagegen 
ſcheiden aus der Darjtellung aus diejenigen Aenderungen, welche dev Ver: 
trag jelbjt durch die jpätere Vereinbarung vom Jahre 1827 namentlich 
Hinfichtlich der Verhältnijje der Univerjität erfahren hat, und diejenigen 
Veränderungen, welche durch die andere Geſtaltung der medlenburgichen 


10 


Zoll- und Steuergejeggebung, jowie durch die Verträge der Etadt mit der 
Regierung reſp. den Militärbehörden hinſichtlich der Garnifon und der 
Einquartierung getroffen find. Dieje Materien jollen einem anderen Bor- 
trage vorbehalten bleiben. 


Der Erbvertrag zerfällt in zwei Theile. Diefe enthalten die eigent- 
lichen Gontract3bedingungen. Beiden vorauf gehen einige Präliminar— 
punfte. Darin befennen zurächit Bürgermeiiter, Rath und Gemeine der 
Stadt Roftod, daß dieſe Etadt dem Herzoge eigenthümlich zuftändig jet, 
daß erjtere den letzteren als ihren „Landesfürjten, Erbherrn und von 
Gott geordnete Obrigfeit” anerfenne, daß ſie dem Herzoge Gehorjam leiſten 
und erzeigen und ſich pro futuro des Abbruchs und Berjchmälerung 
diejer obrigfeitlichen Gerechtigfeit enthalten werden. Rat und Gemeinde 
bitten, die Ungnade wegen des VBorgefallenen jchwinden zu lajien, jie 
nehmen alles Gejchehene zurüd und entjagen den bei den Reichsbehörden 
geltend gemachten Klagen und Appellationen ; jie verleugnen ihren Bürger— 
meilter Nettelbladt und dejjen „Sitoriich -diplomatiiche Abhandlung vor 
dem Uriprunge der Stadt Roſtock“ und verjprechen, fich gegen den Herzog 
niemals auf diefe Schrift zu berufen. Insbeſondere verzichtet die Stadt 
und deren Rath auf etwaige Schadensanjprüche daraus, daß die herzog— 
liche Zufage im $ 2 der Gomvention von 1748 über die Verlegung der 
Reſidenz nach Roſtock unerfüllt geblieben ift, jondern wollen auch für die 
Zukunft auf alle Nechte aus diefem Paragraphen verzichten. 


Von Seiten des Herzogs wird den Lürgermeiftern, Rath und Gemeinen, 
Syndicus und Conjulenten eine allgemeine Amnejtie wegen der vorgefallenen 
Irrungen zugejichert und erflärt, daß auch Ihrerſeits allen Klagen und 
Appellationen bei den Neichsbehörden ein Ende gegeben werden joll. 
Im Uebrigen verjpricht der Herzog, die Stadt bei den Erbverträgen von 
1573 und 1584 und der Convention von 1748, jowie dem Rezulativo 
jurisdietionis et politiae — joweit der neue Erbvertrag nicht etwa 
Aenderungen enthält — wie auch bei allen ihren ſonſtigen Privilegien, 
Gerecdhtigfeiten, Befugniffen, freiem Stadtregiment, Statuten, bisherigen 
rechtlichen Objervanz und Berwaltung des Stadtvermögens gnädigit laffen, 
derjelben überdies noch bejonders die landesherrliche Beftätigung ihrer 
ſämmtlichen Brivilegien jofort nach Vollziehung des Vertrages ertheilen, 
auch die Stadt dabei — wiewohl unter landesherrlicher Ober- 
aufjiht und Obhut zweds Abkehr alles Mißbrauchs im 
Stadtregiment — ſchützen und erhalten zu wollen. 


Der erite Theil des Vertrages handelt hauptſächlichſt von 
der Stadt Anerkennung und Ehrerbietung, mit anderen Worten er jtellt 
im bejonderen die herzoglichen Rechte gegenüber der Stadt feſt und begrenzt 


11 


damit die Freiheiten und Privilegien der Stadt, joweit ſolche bis 
dahin bejtanden haben. 

Der zweite Theil enthält hHauptiächlich die herzogliche Gegen— 
erbietung und neue Gnadenerweilung, er ift der fürzere, indem er über 
die dem Herzoge unzweifelhait zuftehenden Rechte auf dem Gebiete, auf 
welhem der Stadt bisher Privilegien nicht zuftanden, beitimmte Zu— 
jiherungen macht, namentlich hinfichtlich der Univerſität, wodurch denn 
auch das Verhältnig der Stadt zu diejer Lehranftalt geregelt wird. 

Wir wenden uns zumächit dem eriten Theile zu. Derjelbe behandelt 
in 10 Xrtifeln folgende Gegenjtände: 

l. Landeshoheit Der Stadt Dbedienz. 
2. Beſetzungsrecht. Militaria. 
3. Landesherrliche Gejeggebung in Roftod. Stadtrecht. Polizei: 
und Gericht3ordnung. 
. Jus eirca sacra. Geiſtliche Sachen. 
. Eriminaljachen. Abolitiong- und Aggratiationsrecht. 
. Givilgerichtsjachen u ſ. w. 
. Poltzeifachen u. j. mw. 
Jurisdictionsſachen. 
.Verhältniß der Stadtjurisdictions- und Polizeiausübung in 
Rückſicht auf herzogliche Häuſer und Xediente. 
10. Roſtock'ſcher Recurs. 

M. H.! Bevor ich in die Beſprechung einzelner Materien eintrete, 
geſtatten Sie mir eine Vorbemerkung. Tas richtige Verſtändniß des 
Erbvertrages ift nur möglich, wenn wir uns zunächſt die Bejonderheiten 
des ſtändiſchen Staates im Gegeniat zu dem modernen Staate flar machen. 
Freilich ift der Unterjchied beider Staatsgebilde von einander fein jo wejent: 
licher, wie von mancher Seite behauptet wird. Wollen doch Einige dem 
ftändiichen Staate die ftantliche Qualification abiprechen und die Staats— 
idee lediglich in dem modernen Etaate verwirklicht jehen. 

Jeder Staat iſt ein gewordener, und es wäre grumdverfehrt, cin 
jedes Staatengebilde nur nach einer Echablone betrachten zu wollen und 
unter dieſem Gefichtswinfel Schatten und Licht zu vertheilen. Auch Meck— 
lenburg ift ein Staat troß der hohen Selbjtftändigfeit feiner Stände, troß 
der Privilegien und Freiheiten, welche dieje genichen. Wenn es nad) 
Bluntjchli ’) zwei Seiten de3 Staatlichen Wejens giebt, Nuhe und Bewegung, 
Beitand und Entwidlung. Körper und Gert, und wie es dieſem inneren 
organisch verbundenen Gegenjag entiprechend vornehmlich zwei Staats— 
wiljenichaften giebt, Staatörecht und Politik, jo giebt e3 auch zwei große 


> 1 Otm 


’) Vgl. dejien Allgem, Staatsrecht, Bd, I S. 75 ff. 


12 


Staatdprincipien, welche wie zwei leuchtende Geſtirne das Leben des 
Staates erhellen und befruchten, welche beide die Form und den Inhalt 
des Staates bedingen: die Gerechtigfeit (justitia) und Die 
öffentliche Wohlfahrt (salus publica), Wo das Gcepter des 
Fürſten dieſe beiden Edeljteine im ſich trägt und leuchten läßt, Da 
it ein Staat. Wo die öffentliche Gewalt im Stande ift, dieſen 
hohen Aufgaben gereht zu werden, da it eine Staatögewalt. 
Es hieße in die Anjchauungen von Hobbes, des Vorkämpfers despotijcher 
Willfür, und Rouſſeau, des Vorläufers der Nevolution, zurüd- 
fehren, wenn man der Ztaatsgewalt die Eigenjchaft eines jchranfenlojen 
Abjolutismus zujprechen wollte. Auch dieje Gewalt unterliegt nicht nur 
den fittlichnatürlichen Schranfen, den göttlichen Geboten, jondern pojitiv- 
rechtlichen Schranken, niedergelegt in den Verfafjungsgejegen, mögen dieje 
num Grundrechte, Volksrechte oder ſtändiſche Nechte jein. Ueber allen 
thront das Scepter der Gerechtigkeit und der öffentlichen Wohlfahrt, oder 
wie Shafejpeare in „König Heinrich V.* von der föniglichen Gewalt jagt: 

„Dein Regiment, zwar hoch und tief und tiefer 

Vertheilt am Glieder, hält den Einklang doch 

Und Stimmt zu einem vollen reinen Schluß 

So wie Muſik“. 

Auch die reiche Gliederung unſeres ſtändiſchen Staatslebend thut 
diejem jelber feinen Abbruch, fie erfordert freilich eine hohe Einfiht und 
Weisheit der Glieder, nimmt deshalb andererjeit3 auch die geiitigen Kräfte 
der einzelnen Staatsglieder in ungleich wichtigerer Weife in Anſpruch als 
das Repräſentativſyſtem, welches die Nechte der Unterthanen auf die regel: 
mäßig nach Berlauf von einigen Jahren wiederkehrende Wahlaction 
beichränft. Im ftändiichen Staate nimmt der einzelne Stand fortwährend 
Theil an dem öffentlichen Etaatsleben, ald lebendiges Glied in feinem 
Theile das Ganze fürdernd, nicht im Gegenjage, jondern im Zuſammen— 
wirken nützend und fruchtbringend. 

Wollen Sie nun, m. 9., in jolchem Geifte mit mir herantreten an 
unjeren Erbvertrag, jo wird Ihnen jofort der erite Paragraph das, was 
ich vorhin über die Aufgabe der Staatsgewalt gejagt, in's Gedächtniß 
zurücrufen. Derjelbe lautet: 

„Die im Eingange des Erbvertrages von 1573 ſowohl als auch im 
dent $ 116 des Erbvertraged® von 1534 ausdrüdlich jalvierte, jüngerer 
Zeit im Wejtphälifchen Friedensſchluſſe noch näher fejtgeitellte wahl- 
fapitulationgmäßige Landeshoheit Ihro herzoglichen Durchlaucht wird von 
der Stadt und deren Rath auch über fich in Beitimmung der Erbverträge und 
Etadtprivilegien unterthänigjt anerkannt: Beide in Rüdjicht auf Ihro Oberit 
landesrichterliche als Höchſtes Zandesobrigfeitliches Amt”. 


13 


Die Wahlfapitulation, zuerit bei der Wahl Karl's V. auf der 
Kath) des Kurfürften Friedrich von Sachſen abgefaht und jeitden beftändig 
in der Weije wiederholt, daß jeder Kaiſer vor feiner Anerkennung dieſelbe 
unterzeichnen und bejchwören mußte, ift als ein von den Kurfürſten im 
Namen der Neichsftände mit dem Kaiſer abgejchloffener als Grundgejeß 
geltender Vertrag anzujehen. Gleich im erjten Abſatze (capitula) verſprach 
der Kaiſer Schuß der Chriftenheit und des Papftes, Erhaltung des Reiches 
und der Stände bei ihren Rechten, bei Si und Stimme auf dem Reichs— 
tage und ber der Regierung: ferner feine Neichsjtände ohne Land zu 
machen und nicht in Die Yandeshoheit einzugreifen‘). 

In dem instrumentum pacis caesareo-suecicum $ VIII sub I wird 
dieje Yandeshoheit ein liberum juris territorialis tam in ecclesiastieis 
quam in politicis exereitiun genannt, aljo ein freie® Landesregiment 
ſowohl in Eirchlichen al3 weltlichen Dingen, und von der damaligen Zeit 
auch jo aufgeſaßt. Freilich war damit feineäwegs gemeint, daß Die 
„Blectores, principes et status imperii Romani“ dadurch unumjchränfte 
Gebieter in ihren Territorien werden jollten, vielmehr jollte nur die Ein— 
wirfung von oben, die Einmischung von Kaijer und Neich in die Landes- 
angelegenheiten ausgejchlofien werden, keineswegs jollte dem Landesherrn 
eine größere Machtvollfommenheit nach unten verliehen werden. Das 
war erſt die Aufgabe der weiteren Entwidelung diejes liberum exereitium. 
Es iſt ja befannt, daß dieſes freie Landesregiment vielfac) zum abjoluten 
Regiment geführt hat, wovon im Weſtphäliſchen Friedensinstrumente freilic) 
fin Wort ſteht. Die Verjuche, jolcher Deutung des freien Regiments 
proftiichen Werth zu verleihen, haben auch in Mecklenburg im vorigen 
Jahrhundert, wie befannt, nicht gefehlt, fie jcheiterten wejentlic) an der 
Union der medlenburgichen Stände, welche viribus unitis jolchen Ber: 
juchen nachdrücklichen und dauernden Widerſtand entgegenzujegen vermochten. 
Ver Stadt Roſtock Privilegien jtanden jedoch, wie bereit3 oben 
gezeigt worden ift, auf bejonderem Blatte. Roſtock verjuchte troß des 
Erbvertrages von 1573 wiederholt, wie wir gejehen haben, ſich dem Ein— 
flufje der Herzöge zu entziehen und hatte dag Recht der Einmijchung des 
Herzog3 in die inneren Streitigfeiten der Etadt in den dem Crbvertrage 
vorausgehenden Verhandlungen bejtritten. Im Erbvertrage wurde dann 
das Recht des Herzogs, in jolchen Streitigkeiten zu richten, in Maßgabe 





1) Die Worte lauten: Wir wollen weder den Reichsgerichten noch ſonſt Jemanden, 
wer der auch fei, jo in und außer dem Reiche, gejtatten, daß den Ständen in ihren 
Territorüs, in ihre Landeshoheits- und Regierungs-, bejonders in Religions-, Polizeiz, 
Communal-, Militair-, Juftize, Lehens-, Criminal: und Gnadenjahen sub quocunque 
praetextu, wider die Reichsgeſetze, den Friedensſchluß, oder aufgerichtete rechtmäßige 
und verbindliche pacta, vor= oder eingegriffen werde, 


14 


der Beitimmungen des Erbvertrags von 1573 anerfannt und daneben 
begab fic die Stadt des aus der Hanjezeit jtammenden, freilich aber nur 
noch nominell bejtehenden echtes, in jolchen Streitigfeiten die Ver— 
mittlung uusländischer Städte (Lübeck) anzurufen. 

Das höchſte landesobrigkeitlichelmt joll zur Ausübung fommen im 
Falle wirklich Eonitatirten und vermutheten Mißbrauchs des Stadtregiments. 
Der Rath verheigt die in dieſer Beziehung eingehenden landesherrlichen 
Verfügungen auszuführen, jedoch verbleibt dem Rathe, falls er ſich durch 
jolche Verfügungen bejchwert findet, das im Erbvertrage von 1573 gewähr- 
leiftete Recht auf die Aufträgalinitanz nach Maßgabe der Cammergericht3- 
ordnung, Theil II art. 4. Diejes Recht iſt demnächſt modificirt durch 
den Vergleich vom 14. März 1827, welcher an die Stelle der Aufträgal- 
initanz der Gammergerichtsordnung, die mit dem Abgange der Reichs— 
gerichte hinfällig geworden war, ein gerichtliches Verfahren in erjter Inſtanz 
vor einer der drei Sujtizkanzleien, in zweiter Inſtanz vor dem Ober- 
appellationsgerichte und in dritter Inſtanz vor einem anderen deutichen 
Oberappellationsgerichte feitießt. Auch dieſe Beitimmung war mit der 
Sujtizreorganifation 1879 wenigitens in gewiljer Weile objolet geworden, 
es iſt deshalb der Injtanzenzug durch die Vereinbarung vom 22./23. März 
1892 (Public. vom 11. Juni 1892) dahin neu geregelt, daß in eriter 
Inſtanz eine Givilfammer einer der drei LYandgerichte, in zweiter Inſtanz 
der erſte Civiljenat des Oberlandesgericht8 und in letter Injtanz das 
Plenum des Oberlandesgerichts entſcheidet. Das Verfahren richtet ſich in 
allen Fällen (erite Inftanz, Berufung, Revifion) nah den Beitimmungen 
der Civilprozeßordnung. 

Im übrigen dürfte von dem ganzen erſten Artikel unſeres Erbvertrages 
nur noch die Beitimmung in $ 12 Bedeutung haben, wonach die 3. Zt. des 
Erbvertrages rechtbeitändig envorbenen wohlhergebrachten Gewohnheiten 
erhalten werden jollen, die Stadt jedoch erklärt, daß von da ab bis zu 
ewigen Zeiten feine nicht hon damals bejtehende neue Gewohnheit, Objervanz 
und Herfommen der Landesherrjchaft entgegen von der Stadt angezogen, 
weniger noch Beſitz, Verjährung und Erwerbung darauf fundirt werden joll. 

Den zweiten Artikel „Militaria“ darf ich übergehen, er hat — abge- 
jehen von einigen wenigen höchjt unbedeutenden Beitimmungen — heute 
feinen Werth mehr. 

Der dritte Artikel behandelt das Gejeßgebungsrecht de3 Landesherrn 
und das Ctatutarreht der Stadt. Dies oberjte Gejehgebungsamt des 
Landesheren auch über die Stadt wird anerfannt, und zwar in Grundlage 
des landesgrundgefeßlichen Erbvergleichd und der Erbverträge. Hier inter- 
ejlirt vor allen Dingen das VBerhältnig der Stadt zu Ritter- und Land— 
ſchaft. M. H., diejes Verhältnig iſt eim überaus jchwieriged, und nur 


- 


15 


Derjenige, welcher in unjeren ſtändiſchen Verhältniſſen aufgewachjeu iſt, 
wird verfuchen fünnen, das Berhältniß zu begreifen. Ob der Verſuch 
gelingt, ift zweifelhaft. Eins it gewiß: Roſtock gehört zur Nitter- 
und Landjchaft und it verpflichtet, an den gemeinjamen Berathungen 
und Beichlußfafjungen theilzunehmen. Die Union der Stände umfaßt 
Roſtock wie jeden anderen Stand, das ergiebt unzweifelhaft der $ 141 des 
Landesgrundgejeßed und der Artifel: „Es joll und will aud) der Rath“ 
des Erbvertrages von 1573. Soweit es ji aljo um die Stellung der 
Etadt Roſtock als Einzelitand zu den anderen Einzeljtänden (Stadtobrigfeit, 
Gutsbefiser) handelt, it die Sache nicht jchwierig. Schwieriger ift dagegen 
das Berhältnig der Stadt zur Landichaft (im engeren Sinne), ſowie zu 
der Ritterjchaft als Corporation, jowie zu der Gelammtheit der Corporation 
von Nitter: und Landichaft; denn daß die Stadt zu diejen corporativen 
Bereinigungen in den Landesgrundgejegen in Gegenſatz gebracht wird, daß 
Vergleiche zwijchen der Stadt und den Corporationen jtattgefunden haben, 
iſt ebenjo jicher. SNeineswegs darf man aber hieraus fchliegen, daß die 
Stadt für ſich einen bejonderen Stand ausmacht, welcher gewijjermaßen 
als dritter Stand den beiden anderen Gejammtjtänden (Corporationen) 
entgegentritt. Die Landitandichaft, welche die Stadt nicht blos hinfichtlich 
ihrer eigenen Beligungen (Stadt: und Landgebiet), jondern auch wegen der 
Roſtocker Diftrictsgüter ausübt, ift dieſelbe wie die eines Einzeljtandes 
und nicht zu vergleichen der Stellung der Corporation der Ritterjchaft 
oder der Landichaft; ald Landſtand hat die Stadt fein anderes Privi— 
legium, als daß fie im Landtagsdirectorium ſowie im Engeren Ausichufje eine 
Biriljtimme hat. Dagegen werden die Stadtprivilegien und Freiheiten 
durch die Zugehörigkeit zur Union nicht berührt, fie find jura singulorum, 
deren Erhaltung und Bewahrung auch im Landesgrundgejeg 8 519 gegen- 
über Landtagsbejchlüfjen Tichergeitellt it. Dieje Privilegien fünnen nur 
mit Einwilligung der Stadt aufgehoben werden, injofern fann man aljo 
auch von Verträgen der Stadt Roſtock mit Ritter: und Landſchaft jprechen. 
Daß dieſe jura et privilegia auch gegenüber allgemeinen Landtags— 
beſchlüſſen gejichert find, ergiebt unzweifelhaft der angezogene Paragraph 
des Erbvertragd von 1573 und ferner der Paragraph: „Ferner joll und 
will gemeine Stadt“ dejjelben Vertrages. 

Diejes joeben dargelegte jtaatsrechtliche Verhältniß erjcheint nun durch 
den $ 43 des Erbvertrages in einer ganz anderen Gejtalt. Hier wird der 
Stadt jcheinbar ein Conjentirungsrecht beigelegt, welche in diefer Form 
die Eremtion der Stadt von der Union der Stände und einen fünftlichen 
Gegenjaß zu den Eorporationen von Ritter und Landichaft hervor: 
zurufen geeignet war. Daher der früher bereits erwähnte Zorn der Mit: 
ftände auf dem Landtage zu Malin im Jahre 1788. Die Stadt ent- 


16 


ſchloß Jich gegenüber ihren Witjtänden unter dem 12. November 1790, 
die Nichtanwendlichteit dieſes $ 43 des Erbvertraged von 1788 zu aſſer— 
viren und diejer Vergleich wurde im Yandtagsbeichlug vom 16. Novenber 
1790 ff. ratificirt und die gegenjeitigen Ratificationen ausgetaujcht. 
Wenn man dieje merfwürdigen (bei Mangel, Medlenb. Staatsfanzlei, 1. 
©. 308 ff. abgedrudten) Actenftücde Leit, jo muß man geitehen, dak Form 
und Inhalt von dem eines Staatsvertraged zwiſchen politischen Mächten 
nicht viel abweichen. Diejem Vergleiche folgte jpäter im Jahre 1793 noch 
ein anderer Vergleich zwijchen der Stadt einerjeitS und der Ritter- und 
Landichaft andererjeits. Diejer Vergleich it jedoch unter Vorbehalt der 
landesherrlichen Bejtätigung geichlofien, hat jolche aber mie gefunden. 
Die Verbindlichkeit dejjelben it damit in Frage geitell. Das Ober: 
appellationggericht hat fich nach einer Notiz bei Bland, Gejegesjammlung- 
S. 117, unter dem 20. Februar 1823 dahin ausgeiprochen, „daß der 
öffentlich promulgirte, allen Gerichten zur Befolgung vorgejchriebene Erb- 
vertrag von 1788 durch nicht landesherrlich bejtätigte, den Unterthanen 
nicht befannt gemachte Brivatvereinbarungen nicht abgemindert oder darauf 
in decidendo Rüdjicht genommen werden fünnte“. Darnach würde aljo 
auch der Art. 43 des Erbvertrages heute noch zu Necht beitehen tro& der 
Auswechjelungen der Natificationen de dato Malchin, den 16. November 
1790. — Nach dem Art. 43 ijt aber die Stadt verbunden zur Mit- 
bejchliegung über die landesherrlichen Propofitionen und Xorlagen, ſo— 
weit jolche mit den Privilegien der Stadt übereinjtimmen. 
Falls die Propofitionen gehörig und jpeciell befannt gemacht find, joller 
die Roſtocker Deputirten entweder beitreten oder das dem Beitritt entgegen: 
ſtehende Privilegium anzeigen, andernfall3 joll die Stadt als fonjentirend 
angejehen werden. Dit die Bekanntmachung nicht jo erfolgt, jo joll die 
bloße Annahme ad referendum genügen, und auch in dem Falle, wo die 
Annahme von den Deputirten nicht ausdrüdlich nur ad referendum erfolgt 
tt, dDieje vermuthet werden. Binnen einer Ausichlußfriit von 4 Monaten 
a dato des Landtagsbeſchluſſes muß dann die Stadt ihre zuftimmende 
Erklärung abgeben oder das Stadtprivilegium anzeigen, andernfalls jie als 
fonjentirend gilt. 

M. H.! Sie werden zugejtehen, daß damit der Stadt ein jehr weit- 
gehendes Singularrecht eingeräumt it. Ich bin aber der Anjicht, daß 
damit nur die Form bezeichnet jein joll, der Weg gewieſen jein joll, auf 
welchem die Stadt ihre jura singulorum gegen den Landesherrn gegen= 
über den allgemeinen Landtagsbeichlüffen über die landesherrlichen 
Borjchläge wahren darf, nicht daß der Stadt damit ein bejonderes 
Statusrecht gegenüber den beiden ftändiichen Corporationen verliehen it, 
jodaß dem Art. 43 mehr formelle als materielle Bedeutung beizulegen it. 


17 


Wichtig ift dann in dieſem Artifel 3 weiter die Anerkennung des der Stadt 
zuftehenden Rechtes, ihr eigenes Stadtrecht, Polizei und Gerichtsordnung, 
auch jonftige® Statutarrecht jegen zu fünnen. Diejes Recht wird dadurch, 
daß es als eine Gnadenverleihung des Landesherrn unterthänigit anerkannt 
wird, nicht minder werthvoll, hat aber heute bezüglich der Gerichtsordnung 
feine Bedeutung mehr, und wird auch auf dem Gebiete des bürgerlichen 
Rechts bald jeine Bedeutung verlieren. 

Hinfichtlih der Publication des Stadtrecht? von 1757 wird aus— 
drüdlich bejtimmt, daß Dieje Publication nur in Ausflug der Ber- 
leihung der Stadt mit dem lübfchen Rechte jeitens des Fürjten Borwin 
in der Etiftungsurfunde von 1218 gejchehen it. Das jus statuendi 
wird im übrigen der Aufficht des Landesheren unterftellt, jo daß 
diefer im Falle des Mißbrauchs Remedur eintreten laſſen kann. Da 
aber über die Frage, ob ein Mißbrauch vorliegt, Zweifel obwalten können, 
jo jollen jolche Meinungsdifferenzen zwischen dem Herzoge und der Stadt 
im Nechtswege entjchieden werden, und abgejehen von dem alle, wo 
Gefahr im Verzuge ift, der status quo bis zur Finalſentenz erhalten werden. 

Schließlich wird beitimmt, daß der Rath jeine Bublicanda mindejtens 
zum Schluß eines jeden Jahres dem Herzoge zur Kenntnißnahme einzu- 
jenden habe. 

M. H.! Aus dem vierten Artifel, welcher von den geiftlichen Sachen 
handelt, will ich erwähnen, daß die Stadt von dem ehedem prätendirten 
jus circa sacra, der Slirchenhoheit, volljtändig zurüdtritt und anerfennt, 
dab das jus circa sacra dem Landesherrn allein verbleibt. Im Uebrigen 
enthält der Artifel hauptſächlich Beitimmungen, welche nur die kirchlichen 
Behörden und Oberen interejlirt. Von allgemeinerem Interejje dürfte nur 
das Folgende jein: Das Hier behandelte VBerlöbnikrecht erkennt die bejondere 
Beitimmung des Stadtrecht I, 4 als gültig an, und behält dieſe Be- 
ftimmung auch troß der im übrigen auch in Rojtod angenommenen Ber: 
ordnung vom 18. Februar 1846 über die Klagbarkeit der Berlöbnijje noch 
Bedeutung. Die Dispenfationsbefugnig in Ehejachen jteht fürder nur dem 
Landesherrn zu, jedoch joll die Dispenjation umjonjt und nur auf bei= 
gebrachte Zeugniß, daß der Dispenjationgertheilung, joviel der Obrigkeit 
wifjend, feine Hinderniffe entgegenjtehen, ertheilt werden. Den Rojtoder 
Bürgern und Einwohnern wird die Privatfommunion, die Copulation und 
Kindtaufen im Haufe, die jtille Beerdigung bei Abendzeiten gewährt, auch 
gejtattet, die Kinder privatim fonfirmiren zu lajjen und einen Beichtvater 
auferhalb des Kirchſpiels zu haben. 

Der fünfte Artifel behandelt die Eriminaljachen, den Eriminalprozek 
und das Begnadigungsrecht. Strafrecht und Strafprozeß find reichSrechtlich 
geregelt, da3 Vegnadigungsrecht nicht. Feſt jteht, daß letzteres zur Zeit, 

2 


18 


joweit die Strafen von den Gerichten erfanıt find, von der Stadt nicht 
ausgeübt wird. Die Stadt jelbjt dürfte im übrigen an der Erhaltung 
beijelben wenig Intereſſe haben. 

Der ganze ſechste Artikel „Civilgerichtsjachen“ hat jeine Bedeutung. 
durch das Gerichtäverfajjungsgeieh, Civilprozeß und Konkursordnung 
verloren. 

Der jtebente Artikel, Polizeiſachen, hat nur noch injofern Bedeutung, 
als er über die Anverwandtſchaft im Rathe Beſtimmungen trifft und das 
freie Stadtregiment in Bolizeijachen unter Vorbehalt der landesherrlichen 
DOberauflicht zur Abkehrung aller Mißbräuche anerkennt. Allgemeine 
landesherrliche Anordnungen hat auch die Stadt zu beachten und darf 
gegen den Inhalt jolcher nichts ftatuiren. 

Der achte und neunte Artifel, über Jurisdictionsjachen handelnd, it 
nur noch Hinfichtlich der rechtitreitigen Gerichtöbarfeit von Bedeutung, da 
der Stadt eine Gerichtsbarkeit im ftreitigen Sachen nicht mehr zuiteht. 
Aus dieſen beiden Artıfeln it heute noch von unmittelbarer praktiſcher 
Bedeutung die Negulirung der Competenz der Großherzoglichen Behörden 
und des Magijtrates Hinjichtlic der in Rojtod wohnenden Großherzog 
lichen Diener. Wir haben bier zu unterjcheiden die Jurisdiktion und die 
Polizeigewalt. Die Polizeigewalt des Magiſtrats ergreift alle ſich un 
Roſtock aufhaltenden Perjonen, Bürger nnd Einwohner, mögen jie im. 
Großherzoglichen Dienſten jtehen oder nicht, und zwar nicht nur hinjichtlich: 
der ausübenden Gewalt, jondern auch binjichtlic) der Befugnig des Magi— 
jtrats, allgemein verbindliche polizeiliche Verfügungen zu erlafien. Die 
jtädtiiche Gerichtsbarkeit ergreift dagegen alle in wirklichen Großherzoglichen 
Dienjten jtehenden Perjonen jeglichen Standes nebit ihren Frauen, unab— 
gejonderten Kindern und Dienitboten nicht, ebenjowenig die in Roſtock jich 
nur zeitweilig aufhaltenden und für dieſe Zeit in Großherzoglichen Auf: 
trägen befindlichen Berjonen, ſoweit jolche ihren Wohnſitz nicht in Roſtock 
haben. Ein Auftrag seitens des Großherzogs an Perſonen, welche in 
Roſtock wohnen und als jolche unter Stadtjurisdiction jtehen, verichafft 
feine exemte Stellung. | 

Mit der Entlajjung aus dem Großherzoglichen Dienjte hört regelmäßig 
die Eremtion auf und treten die Entlaſſenen unter Stadtjurisdiction. 
Dies erleidet jedoch eine Ausnahme bezüglich der bei den Großherzoglichen 
Landesgerichten, Yandesfollegiis und denjelben untergeordneten Departements 
thatjächlich im Dienite jtchenden Näthe und jonjtigen Diener, jedoch nicht 
bezüglich der Subalternen diejer Behörden. Dieje höheren Großherzog: 
lichen Käthe und Diener behalten die Eremtion auch nad) ihrer Entlajjung. 
Auch die Wittwen dieſer höheren inactiven Yeamten ſowie die Wittwen 
aller beim Ableben noch activen Großherzoglichen Diener ꝛc. behalten die 


19 


Eremtion ihrer verjtorbenen Chemänner bei. Dre nachgebliebenen Kinder 
der im activen herzoglichen Dienſte verjtorbenen Beamten und derjenigen 
herzoglichen Diener, welche troß ihrer Entlajjung exemt bleiben, behalten 
den erimirten Gerichtsjtand jo lange fie minderjährig find und ihren 
status nicht verändern. Verändern fie diejen, jo verbleibt die Gerichtöbarfeit 
hinfichtlich des Nochlajfes und der Vormundſchaft den herzoglichen Behörden, 
im übrigen treten fie unter Stadtjurisdiction. 

Eine bejondere Behandlung haben die herzoglichen Bojtbeamten 
erfahren. Bon diejen jollen volle Eremtion von der jtädtiichen Gerichts— 
barfeit nur der Pojtdireftor oder Poſtmeiſter ſowie der Poſtſekretarius 
haben, wogegen die übrigen Pojtbeamten — abgejehen von Offictaljachen 
— unter Stadtjurisdiction jtehen. An diefer Sachlage ijt durch die Reichs— 
gejeggebung nicht® geändert; denn wenn auch die Poſtbeamten nach Art. 50 
der Reichsverfaſſung den Anordnungen des Kaiſers Folge zu leisten haben, 
jo find doch diejenigen Poſtbeamten, welche bei den einzelnen Betriebö- 
ämtern fungiren, feine Neich$beamten im Sinne des Art. 18 der Reichs— 
verfajjung, jondern Landesbeamte !). Dies wird auch nicht geändert durch 
den $ 1 des Reichsbeamtengeſetzes vom 31. März 1871, welches beitinmt, 
daß dieſes Gejeß auch auf alle Beamte, welche den Anordnungen des 
Kaiſers Folge zu leiten haben, Anwendung finden jolle; denn diejes Gejet 
will (vgl. Laband, Staatsreht S. 398) richtig veritanden jagen: das 
Reichsbeamtengejeg findet Anwendung auf die Reichsbeamten und diejenigen 
Landesbeamten, welche den Anordnungen des Kaiſers Folge zu leiften 
haben. Der einzige Unterjchted zwiichen dieſen Landesbeamten, welche den 
fatjerlichen Anordnungen Folge zu leiten Haben und deshalb auch mittel: 
bare Neichöbeamte genannt werden, und den herzoglichen Dienern bejteht 
darin, daß die VBerhältnifje jener umfajjend durch Reichsgeſetz geregelt ind. 
Daraus ergiebt fich für unjere Frage die Folge, daß es bezüglich der 
Sroßherzoglichen Boitbeamten zu Noftod heute bei der Beltimmung des 
Art. 154 des Erbvergleichs bewendet. 

Anders jtehen die Telegraphenbeamten. Für dieſe gelten, da jie gleich— 
falls nach Art. 50 Abi. 5 der Reichsverfaſſung zu den Landesbeamten gehören, 
die allgemeinen Beitimmungen des Erbvertraged über die herzoglichen 
Diener, deren Wittwen und nachgelafjenen Kinder. Werden dieje Beamte 
aus Großherzoglichem Dienjte entlafjen, jo treten jie unter Stadtjurisdiction. 

Daijelbe Berhältnig findet auch auf etwaige in Roſtock domicilirte 
unmittelbare Neichsbeamte Anwendung, da nach $ 19 des Reichsbeamten— 
geſetzes dieſe in allen nicht durch diejes Geſetz geregelten Rechtsverhältniſſen 
in dem einzelnen Partikularſtaate den Landesbeamten gleichgeitellt jind. 


1) Vgl. Reichsverf. Art. 50 Abſ. 5. Entſch. d. RG. in Civ.-S., II. ©. 101 fi. 
2* 


20 


Die Militairperjonen, deren Verhältnijje durch das Reichsmilitairgeſetz 
vom 2. Mai 1874 geregelt wurden, unterjtanden zur Zeit des Erbvertrags 
überhaupt nicht der Jurisdiction der Civilgerichte, jondern der Militair— 
gerichtöbarfeit. Der Erbvertrag regelt deshalb nur die Verhältuijje der 
entlajjenen Militairperfonen und unterjcheidet zwifchen den Stabs— 
offizieren und Compagnieführern einerfeit3 und den im Range niedriger 
stehenden Offizieren, Unteroffizieren und anderen Militärperjonen andrerjeits, 
erjtere werden den Civildienern gleichgeftellt, letere bleiben mit den Shrigen 
unter Stadtjurisdiction. 

Im Jahre 1868 ift die Militairgerichtebarfeit in Giviljachen auf die 
Civilgerichte übertragen. Für die Civilgerichtsverhältnijje diejer Perjonen 
ift deshalb die Verordnung vom 6. Februar 1868 maßgebend. Diele 
bejtimmt, daß die Offiziere und Militairs mit Offiziersrang kanzleiſäſſig 
find. Das ift in der Praxis wörtlich dahin aufgefaßt, daß jolche in Roſtock 
der Gerichtöbarfeit der Juftizfanzlei unterftellt waren, während die 
nicht fanzleifäjligen Militairperjonen der jtädtiichen Gerichtsbarkeit unter: 
ftellt waren. Jedoch it im derjelben Verordnung beitimmt, daß Die 
Militairperfonen, auch wenn fie der jtädtiichen Gerichtsbarfeit unterworfen 
jind, Doch dem jtatutarischen Nechte der einzelnen Etädte nicht unterworfen ind. 

Die Militairfonvention zwiichen Preußen und Medlenburg Schwerin 
vom 24. Juli 1868 '), welche freilich meines Wiſſens niemals publicirt iſt, 
bezieht ſich nur auf die Offiziere (des jtehenden Heeres, der Yandwehr- 
Bezirkslommandos und des Beurlaubtenitandes), die Wortepeefähnriche, 
Aerzte (des jtehenden Heeres und des Weurlaubtenitandes) und die Zahl— 
meifter der Großherzoglichen Truppentheile und des Artilleriedepot3 ſowie 
die Flügeladjutanten des Großherzogs. Es wird darin das echt der 
Anstellung, Beförderung und Xerjegung diejer Offiziere 2c. auf den König 
von Preußen übertragen. Die Contingentshoheit des Großherzogs iſt 
damit injoweit auf den König von Preußen der Ausübung nach über- 
tragen, im übrigen aber dem Nechte nach dem Landesherrn als ein aus 
der Yandeshoheit fließendes Recht verblieben. Der landesherrlichen Con— 
tingentshoheit jind auch diejenigen Offiziere unterivorfen, welche nicht 
meclenburgiiche Unterthanen jind, aber vom König von Preußen in das 
mecklenburgiſche Contingent verlegt jind. Das iſt durch den Art. 8 der 
Convention anerkannt, welcher lautet: „Dinfichtlih des Gerichtöitandes in 
Civilſachen unterliegen die Offiziere 2c. des Contingents den Großherzog: 
lichen Yandesgejegen und Rechtsnormen“. 

Der Convention vom Jahre 1868 ijt dann eine zweite Convention 
vom 2. Sanuar 1873 gefolgt, welche durch Publicandum des Militair- 


1) Abgedrudt in Hirth's Annalen Bd, V, S. 1569 Fi. 


21 


departement3 vom 12. Februar 1873 im Regierungsblatte befannt gemacht 
it. Nach diefer ift die etatmäßige Verwaltung des Contingent3® auf die 
Verwaltung der füniglic) preußiichen Armee übertragen. Aus diejer Con- 
vention interejjirt für unjere Frage nur, daß ſich die Etaatdangehörigfeit 
der im Großherzogthum garnijonirenden Beamten der Militairverwaltung 
nach dem Bundesgeſetz über den Erwerb und Berlujt der Bundes- und 
Staatdangehörigfeit richten joll, und daß das eheliche Güterrecht, die Erb- 
folge in ihre Verlajjenichaft und Bevormundung ihrer Hinterbliebenen nad) 
den Rechtsnormen ihrer Heimath richten joll. Dajjelbe joll gelten für 
die dem Großherzogthum angehörigen Perſonen, welche bei einer außerhalb 
des Großherzogthums jtationirten Behörde angeftellt waren. 


Der Rechtszuſtand ift damit der Folgende: 

1. Auf die Rechtsverhältnifje der activen Militairperjonen findet 
das Statutarrecht von Rojtod niemald® Anwendung. 

2. Die activen Offiziere und MWilitairbeamten mit Offizierdrang 
ind von der jtädtiichen Gerichtäbarfeit eximirt. 

3. Alle übrigen in Roſtock jtationirte active Militairperjonen 
itehen unter jtädtiicher Gerichtäbarfeit, auswärtige, d. h. dem 
medlenburgifchen Unterthanenverbande nicht angehörige 
Militairbeamte find jedoch hinſichtlich des Güterrechts, 
ihrer Xeerbung, der Bevormundung ihrer Kinder nach den 
Rechtsnormen ihres Heimathitaates zu beurtheilen. 

4. Aus dem activen Militairdienjte entlafjene Stabsoffiziere und 
Sompagnieführer, deren Wittwen und nachgelajjene Kinder 
bleiben exemt in derjelben Weiſe wie Givilbeamte. 

. Offiziere von geringerem Range treten nach) ihrer Entlajjung 
unter jtädtiiche Jurisdiction, 

6. Viilitairperfonen, welche bei ihrer Entlaffung nicht zum 
medlenburgischen Contingente gehörten und in Roſtock ihren 
Wohnſitz nehmen, treten unter Städtische Jurisdiction. Für 
dieje Berjonen giebt es landesgejegliche Ausnahmen nicht. Für 
fie gilt die lex domieilii, das Stadtrecht und die jurisdictio 
omnimodo der Stadt. 

7. Einige bejondere Beitimmungen enthalten die 88 76 und 84 
des Erbvertrags') und $ 433 des landesgrundgejeglichen Erb- 
vertrags ?). 


1) Darnad) find die Geiftlichen, Küſter und Organijten in Bentwiſch, Kejjin und 
Warnemünde eremt. 

%, Hier wird die Eremtion der in NRoftod wohnenden Mitglieder der Ritterichaft 
feitgeiegt. 


ot 


22 


Diefe Beitimmungen über die Gerichtöbarfeit über die Großherzog: 
lichen Beamten und die Militairperjonen haben durch die Tandesherrlichen 
Berordnungen vom 19. Februar 1862 betr. die Vejchränfungen der 
Ganzleijäjjigkeit einige Erweiterungen jowie Beichränfungen erfahren, welche 
bier nicht weiter zu erörtern ſind'). Ebenſo find hier nicht weiter zu 
beiprechen die Nechtsverhältnifie der Mfademifer und Afademieverwandten, 
welche im Bergleiche von 1827 geregelt jind. 

Nur die eine Bemerkung, dat alle Großherzoglichen Diener, mögen 
fie unter Stadtjurisdiction stehen oder nicht, dem Ctatutarrechte, ins— 
bejondere wegen des ehelichen Güterrecht?, nicht unterworfen jind, was 
bezüglich der Entlajjenen jo lange gilt, als dieſelben nicht bürgerliche 
Nahrung treiben ?). 

Die Eremtion von der ftädtiichen Gerichtsbarkeit it eine perjönliche, 
das Grundeigenthum der Exrimirten iſt dem Stadtrechte unteritellt. 


Der legte Artikel behandelt den Roſtocker Recurs jowohl in 
gerichtlichen wie aufergerichtlichen Sachen. Dieje Beltimmungen find 
durch die Reichsjuſtizgeſetze und durch die mecklenburgiſchen Ausführungs- 
verordnungen zu denjelben auch auf dem Gebiete der nichtitreitigen Gerichts— 
barfeit hinfällig geworden, da in allen diefen Sachen der Injtanzenzug 
neu und erjchöpfend geregelt it. Bon dem Recurſe it allein übrig 
geblieben das echt der Roſtocker Bürger, Beſchwerden g’gen die jtädtijche 
Berwaltung in außergerichtlichen Sachen direct an den Yandesheren richten 
zu dürfen. Es it, um jo zu jagen, ein recursus ab abusu. Dieſer 
Recurs jteht auch dem Nathe oder der Repräſentirenden Bürgerjchaft nach 
dem Art. 32 des Statut3 der Mepräjentivenden Bürgerichaft von 
7. Mai 1887 bei difjentirenden Beſchlüſſen zu. 


Der zweite Theil des Erbvertrages enthält die herzogliche Gegen: 
erbietung und neue Gnadenverleihung. Er enthält 4 Artikel: 
. Akademie. 
. Acciſe-Weſen. 
. Neue Gnadenerweiſungen wegen verſchiedener Wünſche der Stadt. 
. Horderung der Stadt aus dem fiebenjährigen Kriege. 


we WW — 


4 


Die beiden erſten Artikel übergehe ich, da dieſelben in ihren wichtigſten 
Beſtimmungen durch den Vergleich von 1827 abgeändert, die Roſtocker 
Acciſe aber mit dem 1. October 1863 durch die damals eingeführte neue 
Geſetzgebung in Zoll und Steuerſachen aufgehoben iſt. 


3) Vgl. hierüber: Trotſche, Meckl. Civ.Proz. I $ 37. 
2) Bgl. Verordn. v. 19. Febr. 1863 8 2 sub 7, $ 3 sub 3; Boehlau, Land: 
recht II, S. 320; a. U. v. Buchka, Medi, Zeitihr. Bd. X, ©. 103 ff, ©. 107. 


23 


Die Daritellung der Verhältniſſe der Univerfität nach dem Vergleiche 
von 1827 und jpäteren Verordnungen gehört nicht in den Bereich diejes 
VBortrages. 

Im dritten Artifel geitattet der Herzog der Stadt zunächſt die An— 
legung einer jtädtiihen Tontine; die Anlegung einer Lotterie in Rojtod 
wird dagegen nicht geitattet, wohl aber beſtimmt, daß, jo lange die herzog- 
liche Lotterie bejteht, der ganze Ueberſchuß jeder vierten Lotterie für 
Rojtod, das eine Mal zum Beiten des afademiichen Fonds und das 
andere Mal dem Rojtoder Waiſen- und Zuchthauje zu gute bejtimmt jein 
joll und daß der Stadt die Lotterie für den Fall, dab die herzogliche 
aufhört, nachgelafjen jein joll. Der Hauptfollecteur joll immer ein Rojtoder 
Bürger jein, der herzoglichen Jurisdiction aber nicht unterjtehen. 

Weiter wird der Stadt die Ertheilung der Volljährigkeit an einen 
Roſtocker in perpetuum delegirt, dem abjchläglich vom Rathe Beichiedenen 
aber der Necurd an den Herzog freigeitellt. Der Stadt wird weiter zu: 
geitanden die Erhebung von Bagger: und Sperrgeld, jowie der Ankauf 
eined oder des anderen Gutes aus dem Roſtocker Diitrict. Die Korn— 
leferungen der Roſtocker Stadt: und Hojpitalgüter an die herzoglichen 
Aemter wird regulirt: Die im Erbvertrage von 1573 der Stadt für 
Kriegsfälle auferlegte Yandesfolge wird der Stadt erlajien. Der Stadt 
wird eine Schoß-Erhöhung auch gegen den freinden Mann geitattet. Der 
Streit, ob Dalwighef und Gragetopshof der Stadt gehören oder zu den 
Roſtocker Dijtricetsgütern zu rechnen find, wird zu Gunſten der Stadt 
beigelegt. 

Der vierte Artikel hat feine praftiiche Bedeutung mehr. 


Ein Schlußartifel enthält die gewöhnlichen Verficherungsflaujeln 
mit dem Bemerfen, daß der Erbvertrag jämmtlichen Landesfollegiis und 
Gerichten zur Nachachtung zugefertigt werden joll. 

Der Stadt wird im Falle vermeinter Verlegung ihrer erbvertrags- 
mäßigen Nechte und Freiheiten der Nechtsweg freigegeben, der Herzog will 
jih aber gegenüber etwaigen Contraventionen gegen den Vergleich jelbit 
zu jeinem echte verhelien, das Recht ſelbſt handhaben. 


Damit fomme ich. zum Schluſſe. Wir haben die Stadt in dem 
Kampfe mit dem Herzoge gejehen, wir haben den Friedensſchluß fennen 
gelernt und ich habe mich bemüht, Ihnen ein Bild von den damaligen 
Öffentlichen Zujtänden unjeres Heimathlandes und unjerer Heimathitadt 
zu geben. Wir Haben Roſtock ald das wichtigite Glied im mecklen— 
burgiichen Staatsförper fennen gelernt, wir haben gejehen, daß es ſich im 
Kampfe mit dem Herzoge eine reiche Fülle von Freiheiten und Privilegien 
zu wahren gewußt hat, jo daß der Jurift Ahetius in feinen „Inſtitutionen 


24 


juris publiei* aud) von Rojtod wie von einigen anderen deutjchen Land: 
ftädten jagen fonnte: . 

„Earum aliquae sat pinguibus privilegiis mactatae, adeo ut 
civitatibus quibusdam imperii immediatis non cedant, immo 
majoribus saepe privilegiis fruantur. Sic Magdeburgensis 
civitas, Halberstadiensis, Wismariensis, Rostochiensis, Brunsui- 
censis praestant caeteris et inde se etiam foederi Hanseatico 
antiquitus associarunt“. 

Aber, meine Herren, e8 gilt auch von Roſtock: Ihm iſt viel gegeben, 
darum wird auch viel von ihm gefordert. Wenn auch manche diejer 
Privilegien im Geiſte der heutigen Zeit lange nicht mehr die Bedeutung 
haben wie im vorigen Jahrhundert und in den eriten jechs Jahrzehnten 
diejes Jahrhunderts, immer wird ein große® Maß von Patriotismus und 
verjtändiger Einficht dazu gehören, dieje Privilegien jo zu gebrauchen, daß 
niemal3 das Wohl des Ganzen darunter leidet: Möge es daran nie fehlen ! 
Salus publica suprema lex esto! 














II. 


Die Roſtocker Heide im Jahre 1696. 
Aach der Karte von Gottfried Luft, 


Bon 
Tudwig Araufe. 


m Rojtoder Rathsarchive befindet ſich eine mit Tinte gezeichnete Karte 

der Nojtoder Heide von 77 cm Länge und 50'/, cm Breite, Die 
recht3 oben in der Ede in einem gefrönten Xorbeerfranze folgenden Titel 
trägt: Grundlicher | Abriß der Stadt | Roftod Heyde/Anno 1696 | Den 
Als Zeichner nennt ſich unten rechts in der Ede: Godfried Luſt / Stadt 
fenderich / 1696 d. . Das genauere Datum (Tag und Monat) iſt beide 
Male nicht eingetragen. Die Karte umfaßt die geſammte Roſtocker Heide 
mit Ausnahme einer Heinen Ede beim heutigen Schnatermann und des 
erjt jpäter wieder an Roſtock gekommenen Willershäger Reviered, und 
giebt uns, trogdem fie jtellenweife nicht ganz richtig orientirt it"), bei 
ihrer betailirten Ausführung und der Menge der eingetragenen Flurnamen 
ein deutliches Vild von dem damaligen Zuſtande dieſes ausgedehnten 
jtädtiichen Grundbefites. 

Die Grenzen der Heide bilder auf der Harte im Eden: Rövershagen 
und Etuthof, im Weſten: die See, im Norden: der „Scheide graben“ und 
der „Lüchtmacher ftrom* und im Dften: „der naße ſtrom“, „der jaul 
itrom“, „der auftins ſtrom“, „der grähn ſtrom“, „die Jacht jtangen im 
Seken Brocd“, „der appel Boms weg da die Kreutz an die Eichen gehangen 
jein“, der „Schetel graben” und eine Reihe von Stangen, die vom heutigen 
Meiershausitelle bis zur Ribniger Landſtraße nördlih vom „Landfrug“ 
reichen. 

Der Scheidegraben, Lüchtmacher-, naße-, faul-, auſtins- und grähn- 
itrom bilden den heutigen Stromgraben von der See bis zum Nordende 


So augenscheinlich bei Stuthof und jedenfall$ am Stromgraben. 


26 


des Sefenbruches, dejjen Lauf jedoch injofern nicht ganz richtig in Die 
Karte eingetragen iſt, als er auf derjelben bet Torfbrüde nicht den Knick 
nad) Norden macht, jondern direct in weitlicher Richtung in die See fließt. 
Am Cefenbruch entlang wurde die Grenze damals noch nicht, wie heute, 
durch den Stromgraben, jondern durch eine Anzahl eingerammter Prähle, 
die oben erwähnten „Jacht jtangen im Sefen Brod“ gebildet. Weiter 
nach Süden neben dem „Schebell brod“ und dem „Schedell brodsort“ 
marfirten am Appelbomsweg entlang offenbar einzelne Eichen, die zu 
diejem Zwecke mit Kreuzen bezeichnet waren und als Grenzbäume nicht 
geichlagen werden durften, die Scheide. Dann folgt auf eine furze Strede 
der „Schedel graben” und hierauf, wie erwähnt, etwa bei Meiershausitelle 
beginnend und ſich bis zur Ribniger Landſtraße hinziehend wieder eine 
lange Prahlreihe, in welcher ein neben der „Lünenborg“ ſtehender Pfahl 
durch eine oben daran angebrachte große runde Scheibe und den Namen 
„die Junffern ſtange“ ausgezeichnet it. 


Wenden wir uns num der genaueren Betradhtung des von Ddiejen 
Grenzen umjchlojjenen jtädttichen Gebietes zu, jo lehrt uns ein Blid auf 
die Karte jofort, day man völlig jehlgehen würde, wenn man annähme, 
daß Ddieje ganze Fläche, wie heute, jo auch damals einen großen zujammen= 
hänacnden Waldcomplex gebildet habe. Es war nad) Luſt's Darjtellung 
vielmehr ein mit Hölzern, Brüchen Mooren ꝛc. durchſetztes großes Heide- 
gebiet. Nicht die Hälfte ijt auf der Karte als mit Holz bejtanden gezeichnet, 
jondern den größeren Theil bilden Wieien, Moore, Heide, Weiden und 
Näumden, wozu dann noch einiges Aderland fommt. Viele der 1696 
fahlen Stellen und Räumden waren einjt ebenfall3 mit Wald beitanden, 
wie jich aus ihren Namen deutlich ergiebt. Planloſer Holzhieb, Brände, 
Sturm und Kriegswirren hatten effenbar manchen früheren Holzbeitand 
verwüjtet, der jich dann bei der damaligen mangelhaften Forjtwirtgichaft 
und der allgemein üblichen Waldweide für das Vieh nicht jo bald wieder 
anjchonen ließ. Dal man aber doch wentgjtens ſtellenweiſe Räumden 
wieder bejäete, läßt ein nördöjtlich von Müggenburg am Wege nach) Graal 
belegenes kleines Stück Land erkennen, das die Bezeichnung „die Eder 
Sahte” trägt. 


An Holzarten unterjcheidet die Starte Laub: und Nadelholz, und zwar 
ilt leßteres jtet3 als Kiefern (Pinus silvestris L.) gezeichnet. Wet weiten 
der meilte Holzbejtand iſt Laubwald. Nach Tannen heigen nur elf Orte, 
von denen damals aber nur noch fünf mit liefern bewachſen jind, während 
von den ſechs anderen drei Yaubbäume und drei überhaupt fein Holz tragen. 
Fichten (Pinus abies L) ſind auf der Karte überhaupt nirgends ange- 
geben, doch kommt der aus dem Schwediichen entlehnte Name derjelben 


27 


(Gräne, ſchwediſch: Gran) in zwei Drtöbezeichnungen !) vor: „der grähn 
rom“ und „die grahnen Heyde“, welche leßtere damals aber mit Yaubholz 
beitanden ilt. 

Ar Laubbäumen fommen in den Flurnamen außer Eichen (viermal) 
noch Linden (dreimal) und der Apfelbaum (einmal) vor, dagegen fein ein- 
ziges Mal die Buche. Bon Wildarten finden wir in den Namen nur 
Neb, Fuchs und Kate und von Geflügel: Ente, Eule, Schwalbe und 
Schwan, falls „Schwan barger Heyde” nicht etwa von einem PBerjonen- 
namen abzuleiten tt. An Hausthiere, und zwar Kühe und Ziegen, erinnern: 
„die Kuhe vie“, „Die Bud Heide” ?), „Die Zägen Heide‘, „dat Zägen joll“ 
und ganz allgemein: „die Herde wilche”. Schafe und Schweine werden 
auffälliger Weiſe nirgends erwähnt. Auf die Pferdezucht weijt dagegen 
die am Siüdrande des Waldes belegene Ortichaft „der ſtüdthoff“ Hin und 
vielleicht auch die „rön bahn“ in der Gegend des heutigen Forſthofes 
Wiethagen. Ob „dag Hönig Soll” zwilchen Stuthor und dem Schnater: 
mann auf Bienenzucht zu beziehen it, bleibt zweifelhaft. 

An Gehöften führt Gottfried Luft in der Heide an: „die marchgrafen 
Heide‘, den „mohr Hoff“, „Müggen borg“ und „auf den born“, die 
jämmtlich durch je ein Haus auf der Karte bezeichnet find. Was die 
Lage dieſer Ortjchaften anbetrifft, jo jtand Markgrafenheide damals bereits 
an derjelben Stelle, wie heute. Der Mohrhof lag in der Gegend des 
noch heute nach ihm benannten Holzlagers am Ende des 1760 hergeitellten 
Markgrafenheider Kanales. Auch die Erinnerung an Müggenburg finden 
wir noch jeßt in dem Namen der Miüggenburger Schneife. Das jetzt 
längjt verjchwundene Gehöft jtand etwas nordweſtlich vom Echnittpunft 
diejer und der Torfbrüder Echneife. „Auf den born“ endlich lag zwiſchen 
der „bornjchen wiſche“ und den „bornjchen Dannen“ ſüdöſtlich vom heutigen 
Torfbrüde in der Nähe des Strombruches. Hinrichshagen it nicht 
angegeben, und die heutigen Forjtorte: Torfbrücde, Waldhaus, Meiershaus: 
jtelle und Wiethagen jind erit im viel neuerer Zeit angelegt, jedoch fommt 
der Name Torfbrüde als „die torf Brüg“ schon damals für die dort 
befegene große Brüde über den Etromgraben vor. Auch die Namen 
„Sefen Brock“ und „efen wijche” finden jich auf der Karte bereits. Von 
der Sicchentapelle oder jonjtigen Gebäuden, die dort einit geitanden haben 


) Wahrſcheinlich enthält auch noch eine dritte Ortsbezeihnung: „Der weg nad) 
den grimen Strom“ diefen Namen. Denn diejer Weg führt an der „grahnen Heyde“ 
vorbei zum „grähn jtrom”, weshalb man wohl mit Recht annehmen darf, da „grünen 
nur auf einem Schreibfehler beruht, und die Bezeihnung im Wirklichkeit: „Der weg 
nad) den gränen Strom” lauten jollte. 

2) Der Name „Buds Heide“ fann aud) von einem Perjonennamen gebildet ſein. 
Ein Tobias Bud jollte 1668 als Jäger fiir den Rathsſtuhl angeftellt werden. 


28 


follen, und von denen angeblich noch jeyt zuweilen Fundamente ausgegraben 
werden, it jedoch feine Spur zu entdeden').. Die frühere Echäferet 
Fulleri?) fommt bei Luft nicht mehr vor, wohl aber noch die Namen 
„Füllrige“ und „die Fülriger dannen“, damals zwei fahle Flächen an der 
Oſtſeite des Graaler Weges jüdöftlich von Müggenburg. Etwas weiter 
jüdlich, in der Gegend des Schnittpunftes der heutigen Jacobshorſter mit 
der Torfbrüder Schneiſe jcheinen einſt auch noch irgendwelche Stallungen 
geitanden zu haben, jei es für das im Walde weidende Vieh, ſei es für 
in der Forſt oder bei der Jagd gebrauchte Pferde. Denn die Karte führt 
hier zwei Räumden oder dergleichen mit den Namen „die große jtall Eichen“ 
und „die Kleinen jtall Eichen“ an. Erjtere Stelle lag öſtlich vom Graaler 
Wege, lettere zwilchen diefem und Moorhof. 

Mearkgrafenheide, Moorhof und Born dienten der Karte nach augen 
Icheinlich nur zur Viehhaltung, da Aeder bei allen drei nicht vorfommen, 
während Miüggenburg im Süden, Oſten und Nordojten von größeren 
Aderflächen umgeben it, die theils nur mit „Ader*, theils direct als „der 
müggen burger Acker“ bezeichnet find. Hier wurde damals alſo neben Der 
Viehzucht auch ordentliche Ackerwirthſchaft betrieben. 

Den Flurnamen nach zu schließen, muß früher auch noch an einigen 
anderen Stellen der Heide Aderbau betrieben jein. So liegen nördlich 
vom Yandfrug zwiſchen der heutigen Ribniter Chauſſee und der alten 
Landſtraße neben der „Hufen Heide“: „die wüſten Hufen“ und noch etwas 
weiter nördlich zwiſchen diejen und dem fürjtlihen Orte „Gehl Sandt“ 
an der Willershäger Grenze: „Daß wüſte felt“. Hier jtanden wohl einjt 
noch, zu Luſt's Zeiten bereit3 wieder verjchwundene Anftedelungen, auf 
deren Namen vielleicht nocd die Bezeichnung von zwei mitten zwiſchen 
dDiejen beiden Wüftungen belegenen Hölzern „die Lünenborg“ und die „stein 
Häger Dannen“ hinweiſen. „Die wüjten Hufen“ fünnten allerdings auch 
damals wüjt liegende, fonjt von Oberhagen 3) bebaute Ländereien fein, da 
mit ihnen in einer Linie nach Weiten zu im Südrande der Heide noch 
zwei offenbar von Mittel- bezw. Niederhagen bemirthichaftete Aderflächen 
liegen, nämlich im Norden von Müttelhagen: „die Hoffen“ und nördlich 
von Niederhagen: „die Yaur Hoffen“. Zu Luſt's Zeit dienten beide 

’) Daß es früher zu Rövershagen ein Siechenhaus oder dergleichen gegeben hat, 
ift aus dem Tejtamente des Roſtocker Bürgermeijterd Arendt Hafielbed vom Jahre 1522 
erfichtlih, in welchem es heißt: „tem gheve yck od den armen Seden tho dem 
Roverdhaghen yewelckem twe Edillinghe Lübjcd) in de Hant, umme Gode vor my tho 
byddende“. (Schröder, Evangel. Medl. I, ©. 54.) 

2) Val. 2. Dolberg, Eine Küftenmwanderung von der Warnow bis Wujtrom »c. 
(Ribnig 1885), ©. 10. 

2) Die Namen Ober:, Mittel- und Niederhagen fommen auf der Karte nicht vor, 
fondern nur „Daß Dorff Rövershagen“ und „Der nieder Krug“, 


29 


Wüſtungen wohl mit ald Viehweide, da in ihrer unmittelbaren Nähe die 
Namen „die Herde wiſche“, „Die Zügen Heide‘, „daß Zägen joll“ und Die 
„Buds Heide” vorkommen. 

Auffällig ift der Name „Die 3 Edellmans Huffen“, der fich in der 
Gegend von Hinrichshagen für ein mit Yaubwald beitandenes kleines Stüd 
Land an der Weitjeite des vom „nieder Krug“ nad) Müggenburg und 
Graal führenden Weges auf der Starte findet. Es muß das heutige 
Niederhäger Ackerſtück jein, das im Diten von der Ftichländer Landitrake, 
im Süden von der verlängerten Poſtwieſen-Schneiſe, im Weiten vom Wald- 
ande und im Norden von Sandhagen !) begrenzt wird. Welchem Umjtande 
dieje Hufen ihren Namen verdanfen, ob hier vielleicht einjt ein adeliges Beſitzthum 
lag, oder worauf die Bezeichnung ſonſt hindeuten foll, it mir bisher unflar. 

Endlich jei hier noch erwähnt, daß auch das Brandtsfreuz, ein altes 
hölzernes Kreuz zur Erinnerung am den 1669 auf der Jagd von einem 
Keiler erichlagenen Jäger Brandt, von Luft mit der Bezeichnung „Brandes 
Kreutz“ im jeine Starte eingetragen tft, umd zwar am Wege von Mark— 
grafenheide zum „nieder Krug“. 

Außerhalb der Heide find am Südrande derjelben auf der Harte noch 
die Ortichaften Stuthof, Rövershagen und der Landfrug dargeitellt. 

Stuthof iſt ganz unten links in der Ede nur durch zwei fleine Häuſer 
nebit der Bezeichnung „der ſtüdthoff“ angedeutet. 

Tedeutend jtattlicher nimmt ſich „Daß Dorff Rövershagen“ mit jeiner 
großen mit einem jtolzen Thurme verjehenen Kirche aus. Daſſelbe eritredt 
jih vom „mönd ohrt“, der Holzede, an deren Südfante heute Jürgeshof 
liegt, ununterbrochen bis an die Roſtock-Ribnitzer Landitrage und bejteht 
außer der Kirche aus zwanzig zwilchen Bäumen belegenen Häuſern. Nach 
Süden wird es gegen den Ader auf der ganzen Strede durch einen in 
gerader Linie von Weiten nach Oſten laufenden, nur durch drei Wege 
unterbrochenen Zaun abgegrenzt, während es im Norden nad) den zwiſchen 
dem Dorfe und der Heide belegenen Feldern zu offen iſt. Unter den Häuſern 
zeichnen jich zwei durch ihre Größe, jowie durch Wetterfahnen auf den 
Giebeljpigen aus, nämlicd) der „nieder Krug” an der Oſtſeite des Roſtock— 
Sraaler Weges, aljo auf dem Gebiete des jegigen Niederhagens, und das 
„Schulgen Hauß“ an der gleichen Seite des nach Gelbenjande führenden Weges. 

Etwas öſtlich von Wövershagen, unmittelbar an der Oſtſeite der 
Roſtock-Ribnitzer Landſtraße liegt „der Land Krug“, dargejtellt durch ein 
den Niederfrug und das Növershäger Schulzenhaus noch an Größe über: 
treffendes, ebenfall3 mit Knauf und Wetterfahne auf dem Bordergiebel 
geſchmücktes Hauptgebäude und einen daneben ftehenden kleinen Stall. 


) Bolfsthümlihe Bezeihnung eines Theiles von Hinrichshagen. 


30 


Beide Baulichkeiten find von Yäumen umgeben, die ſich auch noch bis zu 
einer etwas ſüdlich vom Kruge gleichfall® üjtlih von der Landſtraße 
belegenen fleinen thurmlojen Kapelle („Die Capell“) Hinzichen. Weber dieje 
Stapelle habe ich bisher weiter nichts auffinden können, als die nach einer 
Erzählung des Arbeiters Fretwurſt in Bartich, Mecklb. Sagen Bd. 2, 
©. 471 sub Nr. 667 mitgetheilte Sage von der bettelnden Here. Hier: 
nach jtand „an der alten Landſtraße von Ribnitz nach Roſtock zwijchen dem 
Yandfrug und Haidekrug“ „früher ein Haus, jo 'ne Art Kapelle“, worin 
„ein Mädchen“, cben die Hexe, wohnte, das die vorüberziehenden Fuhrleute 
um eine Gabe anſprach. Wurde ihr dieje verweigert, jo hielt fie ver- 
mitteljt ihrer Herenkünfte die Wagen an, bis fie endlich bei einer derartigen 
Helegenheit von einem „Slärener” vertrieben wurde Vielleicht gehörte 
dieje Kapelle cinit zu dem oben ©. 28 in der Anmerkung erwähnten 
Növershäger Siechenhaufe. Jetzt iſt ſie vom Erdboden verjchwunden. 
Von der Bauart der auf der Karte angegebenen Häuſer läßt jich 
natürlich nur wenig aus der Zeichnung erfennen ; joviel aber iſt jedenfalls 
Har erjichtlih, dab fie mit Ausnahme der Növershäger Kirche und der 
eben erwähnten Kapelle jämmtlich mit Stroh- reſp. Rohrdächern verichen 
gewejen find. Die in der Negel in der einen Giebelwand, einzeln jedoch 
auch in einer der Längswände angebrachte Hausthür bejteht meiltens aus 
einem großen Thore. Fenſter und dergleichen hat Luft bei den Wohn: 
häuſern nur jelten eingezeichnet. Die Kirche und Kapelle find beide mit 
Ziegeln oder mit Holzichindeln gededt und mit jtattlihen Rundbogen- 
jenitern verjehen. Die Ditgiebel beider Gebäude tragen ein Kreuz auf Der 
Dachſpitze. Woraus der mit Knauf und Wetterfahne geſchmückte Thurm- 
helm der Rövershäger Kirche beiteht, it aus der Zeichnung nicht erjtchtlich. 
Bei der großen Anzahl der und von Luft überlieferten Flurnamen 
und deren Wichtigkeit für die genauere jowohl hiſtoriſche wie fultur: 
hiltorische Erforichung der Noftoder Heide möge bier zum Schluß noch 
eine Zujammenstellung jämmtlicher!) auf diejer Starte von 1696 vor: 
fommenden Ortsbezeichnungen und lurnamen folgen. Das Verzeichniß 
it, jo gut es ging. alphabetisch geordnet, und habe ich, um das Auffinden 
zu erleichtern, hinter jedem Namen den Anfangsbuchitaben Ddesjenigen 
Nevieres Hinzugefügt, in welchem der betreffende Ort meiner Anjicht nad) °) 


) Nur die einfachen Bezeichnungen „Ader und „weg“ ohne weitere Zuſätze find 
fortgelaifen. 

2, Bei der oben bereit3 erwähnten nicht immer ganz richtigen Orientirung der 
Luſt'ſchen Karte war es jtellenweife jchtwer, die heutigen Neviergrenzen auf diejelbe zu 
übertragen. infolge deilen ift es auch nicht ausgeſchloſſen, daß der eine oder der 
andere an der Grenze zweier Neviere belegene Ort hier vielleicht einem faljchen Reviere 
zugetheilt ijt, jedocd, kann dies immerhin nur bei wenigen Namen der Fall jein. 


al 


heute zu juchen jein würde. Es bedeuten demgemäß H: das Hinrichshäger, 
M: das Meiershausſteller, S: das Schnatermanns-, T: das Torfbrüder und 


W: 


LE uU 


Asmus remel. 


. Die Baur Kafelinge. 
. Die Baur wilchen. 

. Der Veckers Hauge. W. 
. Die Led Hoft. 
. Berens ort. 
. Borren windell. H. (vgl. Nr. 49.) 
. auf den Born. 
. Die bornichen Dannen. 

. Die Bornjche wiſche. T. 
. Brandes Streu. H. 

. Die Brandes müſe. 
. Die Brandt Hoft. 

. Die Brod Heide, 

. Die Brüdigamsheyde. H. 
. Die große Brügge. 
. Die Kleine brügge. 
. Die Buds Heide. 


. Die Eder Sahte. 
. Die 3 Edellmans Huffen (jet 


. Der faul jtrom. 
. Die Felgen. 
. 308 Kuhlen brod. H. 


das Wiethäger Revier. 


l. Namen innerhalb der 


. Die Ahrens heyde. 
. Der appel Boms weg da die 


4, 


Kreuß an die Eichen gehangen 
jein. M. 
H. 


. Der auftins Hojt. T. 

. Der auſtins ftrom. T. . 
. Die Vaurhauge. 8. 

. Die Baur Hoffen. W. 


W. 
S. 


W. 
W. 


T 
2 


=. 
M. 
M. 


W. 
W. 
M. 


I 


Niederhäger Ader). 


. Daß ent fol. H. 
. Die Entfoller Dannen. 


H. 


* 
W. 


32. 
33. 
34. 
35. 
36. 
37. 
38. 
39. 


40. 
41. 
42. 


. Daß große Hilfen holl. 


. Daß Klein Hilfen hol. r.| 
. Die Hoffen. 
. auf den Hogen üffer. T. 
. Die Holl Heypde. 

. Das Hönig Soll. 
.Daß Hoppen brod. T. 
. Die Hufen Heide. 


.Diß jeindt die Jacht Stangen 


Rojtoder Heide. 


508 Kuhlen Heyde. H. 
Foß Kuhlen hoſt. M. 
Daß Foß Kuhlen ſoll. M. 
Daß freuden ſoll. M. 
Friken ohrt. W. 

Die führ ſteden Bed. W. 
Füllrige. W. 


Die Fülriger dannen. W. 


gäfelfen brod. H. 
Die grahnen Heyde. M. 
Dergrähn jtrom.M. (vgl.Rr.151.) 


. Haffemans hauge. H. 
. Die große hal Bee. 
45. Die Kleine halbefe. 

. Daß große ball brod. W. 
. Der Heilige See. 
. Die Herde wijche. 
. Die Heyde vor den rehe Holt 


W. 
W. 


H. 
M. 


undt Vorn wındel. H.(vgl.Rr.13.) 


| (vgl 


T oder W, Nr.118) 


W. 


W. 
S. 


M. 


im Sefen Brod. M. 


. Die Junffern jtange. M. 
. Der Käller brandt. W. 
. Das Satten Leger. W. 


. Die Kauffelder Dannen. T. 


3. Die Steller heyde. H. 

.Daß Seller brod. H. 

. Kitig fort. W. | 

. Daß Köſter Brod. W. 

. Die Kneps hoſt. M. 

. Die Krig Dannen. T. 

. Daß Krig Holt. T. 

. Die Krig hören. T. 

. Der Kroſen ort. W oder M. 
. Die Ruhe rie. H. 


. Die lange hoſt. M. 

. langen ort. W. 

. Da? lange wajer. W. 

. Bey Die lehm Kuhle. H. 

. Daß große linden Brod. M 


und W. 


. Daß klein linden Bro. W. 
. Zindenbrodöort. M. 
Lüchtmacher Hoſt. T. 
Lüchtmacher ſtrom. T. 

. Die Lünenborg. M. 


. Die marchgrafen Heide. H. 

. Die marf me. M. 

. Die mige Kuhl. W. 

Das mittel holt. H. 

. Diß iſt daß mohr. H. 

. mohr barg. W. 

. Der mohr Hoff. H. 

. Die mohr wiſche. H. 

. mönd ohrt. S. 

. Die alte Morey. W. 

. Die große morey. H. 

. Müggen borg. T. 

. Der müggen borger Ader. T. 
. Der müggen burger Ader. H. 
. Die große mühe. T. 

. Das müjen Brod. W. 

. Die müjen Broder Dannen. T. 


. Ter naße ftrom. T. 


32 


. Bapen ort. W. 
. peper nik. W. 
. piepen® ohrt. H. 


. trade landt. M. 

. Die radell Bed. S. 

. Radell Brod. S. 

. Die rede Bed. W. 

. Daß Nede Brod. 8. 

. Daß rehe Hol. H. 

. Die rehe Kamer. T. 

. Die große Remmin. T. 

. Die Kleine vemmin. T. 

. Die remminfche Dannen. T. 
. Riegen brof. H. 

. rön bahn. W. 

. Daß röjchen joll. M. 

. Die rotems heyde. W. 

. Das rugge Hilfen hol. T. 


(vgl. Nr. 50 und 51.) 


. Das rüge vatt. H. 


. Schedel graben. M. 

. Daß Schedell brod. M. 

. Der Schedell Brocksort. M. 
. Scheide graben. T. 

. Da Schon Eich Holy. T. 

. Schwaldenjtart. H. 

. Die Schwan burger Heyde. T. 
. Die große Schwep rode. W. 
. Die Slleine Schweprode. W. 
. Daß große See brod. H. 

. Daß fleine See brod. H, 
.Daß Sefen Brod. M. 

2. Die jefen wiſche. M. 

. Die jpefing. T. 

. Die große jtall Eichen. W. 

. Die Heinen ftall Eichen. H. 
. Stein Häger Dannen. M. 

. Die ftein Heide. M. 

. Daß Strom Brod. T. 

. Daß lütfe ftrom brod. T. 


140. 
141. 


142. 
. Die torf Brüg. T. 
. Das trinden mohr. W. 


145. 


146, 
. Daß warſche Brod. W. 

. Die warichen Dannen. W. 

. Die warjche heyde. W. 

. Der weg nad) dem gehlen 


Ha Si DD —- 


mn St 


Die jtrom Broder Dannen. T. 
Die ftrom wiſche. T. 


Teuffeld Nie. T. 


Das uhlen Brod. S. 
wahr Barge. W. 


Sandt. M. 


. Der Weg nach den grünen 


Strom. T. (Wahrjcheinlich ein 
Schreibtehler ftatt: „Der Weg 
nah den gränen Strom“. 
Vol. oben ©. 27 Anm. 1.) 


33 


Il. Namen außerhalb 


. Die Capell (beim Landfrug). 
. Gehl Sandt. 

. grahl. 

. Die Hoc Fürſtl. Heyde. 

. Der Land Krug. 

. Der nieder Krug. 


152. 


Der weg nad marggraffen 
Heide. H. 


. Der weg nad) dem naßen 


Strom. T. 


. Vom nieder Krug der weg nad) 


müggenburg u. grahl. (Die 
alte Landftrafe nach) dem 
Fiſchlande, jetzt: Torfbrüder 
Schneiſe.) 


. weg nach willes hagen. M. 
3. Wiede ohrt. T. 

. Die Willershäger Dannen. M. 
.Die wroht. T. 

. Das wüjte felt. M. 

. Die wüjten Hufen. M. 


. Die Zügen beide. M. 
. Daß Zägen ſoll. M. 


der Rojtoder Heide. 


7. 


Daß Dorff Rövershagen (darin 
das „Schultzen Hauß“ und „Die 
Kirche). 


.Rövers häger ader. 

. Der jtüdthoff. 

. Der weg nach grahl. 

. Der weg von Roftod nad) Ribnitz. 








IN. 


Brüche und Schläge in der Roſtocker Heide. 


Bon 
Barl Koppmann. 


I“ der im vorftchenden Aufjake behandelten Karte des Gottfried Luft?) 
vom Jahre 1696 bewahrt das Roftoder Rathsarchiv zwei etwa gleich: 
zeitige undatirte Berzeichniffe von Heide-Ortsnamen, von denen offenbar 
das eine auf dem andern beruht. — Das erfte (A) trägt die Lleberjchrift: 
„Verzeichnus aller Brüche und Heume?) in der Roſtocker Heide“ und ent- 
hält 56 Ortönamen, auf einander folgend 32, eingefchaltet oder am Rande 
nachgetragen 24 ; bei 28 der erjteren geht voran die Angabe einer Summe, 
wahrjcheinlich derjenigen, zu welcher ein Morgen des betreffenden Stüdes 
entweder verpachtet ift oder veranjchlagt wird, und folgt die Angabe der 
Morgenzahl. Das zweite (B) verzeichnet diejelben 56 Namen oberflädhlich 
nad dem Alphabet geordnet und enthält außerdem nur noch an zwei 
Stellen eine Angabe über die Summe, zu der der „Hau“ verfauft worden 
iſt. — ALS Beitätigungen, Berichtigungen oder Ergänzungen der Ein- 
tragungen Gottfried Luſt's werden dieſe Namen nicht unwillfommen und 
für die Gejchichte der Forjtwirthichaft die Angaben über die Größe und 
den jährlichen oder einmaligen Ertrag des betreffenden Bruchs oder Schlags 
von Intereſſe fein. 

1. Antjohel A. Daß Aentſoll B (vol. oben 27). 

. Daß Alte Baurholß. 

. Daß Neuwe Baurholt. 

Beckers how (vgl. oben 10). 

. Im Brande auffm Willeröheger velde. 

. Die Brandthorft (vgl. oben 19). 


jo ru >} Eu er JS Zn So) 


1) Er war jeit 1679 Artilleriemeiiter. 
?) how ijt ein Bezirk, der abgeholzt werden ſoll oder worden ift, hd. Hau, Gehau, 
Hauung, Hieb, Schlag, 


.Brandemuſſe (vgl. oben 18) . 
.Bucholtz. 
.Furm Diepen Strome (A. B) 50 fl. (A); 


verfaufft für 50 fl (B). 


. Daß Drifftgolg zum A (A B) 


belt nf . . 99 


. Die Faulerie (vgl. oben 38) . = & 5.18 
. Die Fellinge (vgl. oben 30). 


13. Die Freude (vgl. oben 5) . . .» ...143 
14. Goeblenbrod (vgl. oben 40). . . . . 51 
15. Daß Goejefenbroed . . a |. 
16. Die Haffefuele A. Die Hafftuhle B. 


17. Daß Halebruch A. Daß Halebroet B 
(vgl. oben 6) . . 13 

18. Lütke Halebroed A. Das Heine dalebroeck B. 

19. Große Hilkenholl (vgl. oben 50). . . . 31 

20. Lutke Hilfenholl (vgl. oben — ee 

21. Hillige Morßrie . . u ee Bi 

22. Daß hillige Sehebrod. 

23. Honnichjohl (vgl. oben 55). 

24. Hopffenbruch (vgl. oben 56). -. » ....16 

25. Kappenleger (vgl. oben 61) . . . ..7 

26. Daß Stellerbrod (vgl. oben 64). 

27. Knippenbrod . . ee A 

28. Kolerbrandt (vgl. oben 60) a — 

29. Daß Srigbruch (vgl. oben 68—70). 

30. Der Krudeners Winfl . . . 2.0... 10 

31. Lindenbrod (vgl. oben 77,789) . 2... 8 


. Die Luneborch (vgl. oben 82). 
. Middelholg (vgl. oben 86). 
. Morerie A. Morie B. oder Morienbrod 


(vgl. oben 92, 9). 


. Muffelenbrod (vgl. oben 8) . . . . 109 
. Große mufje auffm Widtorte (A. B.; vgl. 


oben 97). Nota: 3 mufjen (A). 


. Bippingesortt (vgl. oben 103) . . .  . 106 
. Die Popenig (vgl. oben 102) . . ..7 
. Radelbrod (vgl. oben 106) . . .» ...9370 
. Große Remmin A. Gr. Rammin B. (vgl. 


oben 111) er 66666 


.Lutle Rammin (vgl. oben. 112) . > 6 


3* 


— 


ee) 


5 Morgen, 2 8 4 


36 


. Rappenleger. 

. Daß Reheholtt (vgl. oben 109) 

. Rehettbroed (vgl. oben 108). » .» . . 67 Morgen 1 X 48 
. Auffm Roden Etueffte. 

. Schedebrod (vgl. oben 122). . . 2.47 u 2 „ — 
. Echwalitenjtart (vgl. oben 125). 

. Sehebrod (vgl. oben 129, 130). 

. Ein ort von den 6 Eichen A. Sechs Eichen- 


DEN :D:.2 2 6 — —J 

50. Strombroeck (vgl. oben 138) . . ...14 ® 2, —u 
. Trindemorgrie A. Trindelmorßrie B. 

. Bopfuhlen (vgl. oben 31—34) . . . 51 ar 2, —u 

. Wartbergerbrod (vgl. oben 147). . . . 14 - 2 un 


. Wiedtortt (vgl oben 156). 
. Die Wrohedt (vgl. oben 158). 
. Tas wuejte Feldt 160 fl. A. Daß wueſte Feldt zum Willerkhagen 


iß verfaufft fur 160 fl. der how B (vgl. oben 159). 














IV. 


Private Raths-Iägermeifter im 16. und 17. Jahrhundert. 


Von 
Tudwig Araufe. 


I“ die Ausübung des Jagdrechts durch Mitglieder E. E. Raths und 
die Anjtellung privater Raths-Jägermeiſter haben fih im hiejigen 
Rathsarchive Acten erhalten, die trog ihrer Lückenhaftigkeit — bisher 
betreffen fie die Sahre 1588—1589, 1595 und 1668 — des Interejjanten 
genug bieten, um einer Bearbeitung unterzogen zu werden. 

Bei weitem am vollitändigiten jind die von 1588—1589 erhaltenen 
Schriftitüde, deren Inhalt Hier zunächit zu betrachten üt. 

In der Sitzung vom 8. August 1588 bejchloffen die jämmtlichen 
Rathsmitglieder mit Ausnahme von Dr. Valentin Gerdes „eine Jagtt auf 
ihrem beutel zu halten“ und einen Jägermeiter hierzu anzunehmen. Wie 
ſchon aus dem Beichlufje hervorgeht, handelt e3 jich hier aljo nicht etwa 
um die Anstellung eines neuen jtädtischen, jondern um diejenige eines 
privaten Raths-Beamten, deſſen Nemuneration nicht aus dem allgemeinen 
Stadtjädel erfolgen, jondern vielmehr durch Repartition von den einzelnen 
betheiligten Rathsherren aufgebracht werden ſollte. Noch Elarer ergiebt 
fich dies aus der von Dr. Heine in der obigen Sigung verlejenen Beitallung, 
in welcher „Wyr Burgermeifter und Rhatt alhie zu Roſtogk“ ausdrüdlich 
erklären, daß dieſe Anftellung des Jägermeiſters „auff unjern bejundern 
und egenen, und nicht der Stadt unkoſten“ erfolge!). 

) Ebenfo, wie hier von der Mehrzahl der Nathsmitglieder ein privater Jäger— 
meifter angenommen wird, konnte fi nach altem Brauche aud der einzelne Bürger, 
falls er die Jagd nicht jelbjt ausiiben mochte, auf feine Koſten einen eigenen Wildſchützen 
Halten, da die Jagd auf ftädtiichem Gebiete Rathsherren und Bürgern von Alters her 
in gleicher Weife freiftand. — Vgl. die Polizeis:Ordnung €. E. Raths vom 14 April 1576 
(unten Nr. 10) und den Receß zwifchen Nath und VBürgerfchaft wegen der Jagd vom 
27. Januar 1680 (unten Nr. 60 $ 1 u. 3). Die im Jahre 1623 vorlommende Jäger: 


38 


Die betheiligten Rathsherren waren nach einer Zuſammenſtellung 
von 1588 die Herren Bernt Pauls, ChHriftoff Bukow, Jacob Lembfe, 
Heinrich) Runge, Jochim Kron!), Andreas Maß, Michel Geismer, 
D. Friedrih Hein, Iohim Han, Marquardt Gerdes, Niclad Heerman, 
Michel Breide, Hermen Nettelenblat, Jurgen Schwartefop, M. Petrus Fuß, 
Veit v. Herverden, Levin Rick, Otto Schroder, Yartelt Smidt und 
Zacharias Beneke, ſowie der Rathsſekretär Bernhardus Scharffenbergf. 
Von den Rathsherren muß Herr Otto Schroder noch in demſelben Jahre 
geſtorben ſein), denn in dem Verzeichniß von 1589, das ſonſt genau die— 
jelben Namen enthält, fommt er nicht mehr vor, und im der obigen 
Zujammenjtellung von 1588 ift jpäter bereit3 „vidua‘‘ bei ſeinem Namen 
beigejchrieben. 

Infolge des Beichlufjes vom 8. August wurde dann „auff Laurentii“ 
(Aug. 10) Jürgen Brandt zum „Jegermeijter und Wiltſchutzen“ für den 
Rathsſtuhl bejtellt und in jein neues Amt eingewiefen. Welcher Art die 
ihm übertragenen Functionen waren, ergiebt ſich aus jeiner Beitallung?). 
Danad) jollen er und jein Junge oder Diener vor allen Dingen „zu 
geburenden Zeiten“ und „mit hochiten trewen und vleiße hiten, jagen, 
Ichiegen und alle andere weidewerf uben unnd treiben“. Daneben wird ihm 
aber auch die Jagdpolizei übertragen. Er joll darauf achten, daß „frembde 
vom Adel, jo alhie nicht wonhafftig“, jowie deren Diener und Jäger auf 
den Roftoder Feldmarken und in den dazu gehörigen Hölzern nicht jagen. 
Trifft er derartige Frevler, jo joll er fie an der Ausübung der Jagd 
durh Abnahme der Büchjen, Nee, Hunde oder Winde verhindern oder, 
fall er hierzu zu jchwach fein jollte, den Vorfall jofort „getrewlich und 
mit allenn umbjtehnden vormelden und davon nichts vorjchweigen“. Ebenjo 
hat er fofort Anzeige zu erjtatten, wenn er erfährt, daß Jemand vom 


Kompagnie (unten Nr. 62) war vielleicht eine Ähnlihe Genofjenfhaft von Bürgern zur 
gemeinfamen Ausnugung des Jagdrechtes, wie fie hier 1588 von den Rathsherren 
beichlofjen wird, 

1) In dem Verzeichniß der „Rathmänner der Stadt Roſtock“ in Dr. 3. Ch. 
Ungnaden Amoenitates Diplomatico - Historico - Juridicae ete. 1749 ift auf ©. 1379 
als Todesjahr Jochim Kron's 1579 angegeben, während er nad) den Jagdacten 1595 
noch am Leben war. Nah Sohm’3 Stammtafel der Yamilie Kron (Heft 2, ©. 101} 
itarb er 1597, 

) In Ungnaden Rathmänner-Verzeihnik a. a. ©. fehlt ©. 1379 die Angabe des 
Todesjahres. 

) „Jurgen Brandt? des Jegermeijters Bejtallung” von 1588 Aug. 10 findet 
fih aud im Beitallungd-Bud fol. 52 b—54b; dazu die Bemerkung: „Den 23. Auguſti 
haben Jurgen Brandt und dejjelben Diener Simon Woltbrecht diefe ihre beftallunge 
in beifein Hern Bernt Paulien, Hern Jacob Lembfe, beiden Burgermeiftern, Hern 
D. Friedrih Hein, Hern Johim Hanen und Hern Barthelt Schmidt auf der Schoß— 
famer nad) mittage beichworen“. 4. 8. 





39 


Adel „Hunde, Winde oder Schießhunde“ des Rathes oder der Bürger hat 
entwenden lajjen. Andererſeits wird der Raths-Jägermeiſter aber auch 
jelbjt eindringlich ermahnt, bei der Ausübung der Jagd nicht auf fremdes 
Gebiet überzutreten und ſich „der benachbarten vom Adel und infonderheit 
und fur allen Dingen Unſers gnedigen Fürjten und Hern Feltmarken 
geholgen und gehegen“ gänzlich zu enthalten‘), Nur in bezw. auf ben 
Rojtoder Forſten und Ländereien jteht ihm das Jagdrecht zu, jedoch find 
bierunter nicht nur die gemeiner Stadt gehörigen Hölzer und Feldmarfen 
verjtanden, jondern auch diejenigen der Bürger und der roftodichen Gottes- 
häuſer?). 

Alles, was Brandt und ſein Diener in dieſem Gebiete an Wild fangen, 
ſchießen oder ſonſt irgendwie bekommen, hat erſterer getreulich an den mit 
der Vertheilung beauftragten Rathsherrn einzuliefern. Jedes Zuwider— 
handeln hiergegen wird ſtrenge unterſagt, und in der Beſtallung ausdrück— 
lich verboten, auch nur irgend etwas von der Jagdbeute im eigenen Haus— 
halte zu gebrauchen oder ſonſt zum eigenen Nutzen zu verwenden. Noch 
viel weniger iſt es dem Jägermeiſter natürlich geſtattet, ohne ausdrückliche 
Erlaubniß oder Befehl des Rathes, anderen etwas von dem Wilde zu 
ſchenken, zu verkaufen, zu vertauſchen, in Bezahlung zu geben oder auf 
irgend eine andere Art und Weiſe zukommen zu laſſen. Zuweilen wurde 
Brandt auch ſelbſt mit der Vertheilung des Jagdertrages unter die Raths— 
mitglieder beauftragt. So erwähnt Scharffenberg bei dem erſten, „Anno 88. 
den Sonnabendt nach Krautwihunge Marie”, d. i. am 17. Auguft 1588, 
eingelieferten Stüde, einem Wildſchwein, in feinem Bertheilungs-Regifter, 
daß Jürgen daſſelbe „jelbjt gedeilet und umb gedragen“ und dafür den 
Kopf und das Fell erhalten habe. Auch in der Beltallung findet ſich 
diejer ‚Fall bereit3 vorgejehen, indem der Jägermeilter darin verpflichtet 
wird, „die außtheilung deffen, jo gefangen worden”, wenn ihm diejelbe von 
dem dazu verordneten Rathsmitgliede aufgetragen werde, unparteiijch und 
getreulich zu verrichten. Gewöhnlich wurde von dem betreffenden Raths— 
herrn jedoch, wie aus den Abrechnungen erfichtlich, nicht der Jäger, jondern 
ein Schlachter zum Zerlegen und Austheilen des Wildes hinzugezogen. 

Dies jind in großen Zügen alle Pflichten und FZunctionen, die dem 
neuen Jägermeiſter beim Dienjtantritt laut feiner Bejtallung auferlegt und 
übertragen wurden, wozu in leßterer [dann zum Echluß noch die übliche 


1) Bol. hierzu auch das Verbot, auf fremdem Gebiete zu jagen, in der Polizei- 
Ordnung E. E. Rathö vom 14. April 1576 (unten Nr. 10), jowie die verjchiedenen 
Mandate gegen das Jagen in fürftlihen Wildbahnen von 1557 (ebenda Nr, 2), 1572 
(Nr. 7) und 1590 (Nr. 15). 

») In der Bejtallung heist es: „in und auff gemeiner Etadt, alß berofelben 
Sottesheufer und Burger geholgen und Beltmarfen, wie von alter8 gebreuchlich geweſen“. 


40 


allgemeine Formel Hinzugefügt ift, daß er auch „ſonſten alles und Jedes 
thun und laſſen jol und wil, waß einem auffrichtigen redlichen und 
getrewen Jeger und Schußen geburet und wol ahnitehet“. Auf Die genaue 
Befolgung aller diefer Vorjchriften mußten Brandt und fein Diener dem 
Rathe einen „cörperlichen leiblichen Eidt“ jchwören?). 

Zur leichteren und bejjeven Ausübung ſeines Dienjtes jtellten die 
Kathsherren dem Jägermeifter zwei Pferde, eins für ihn und eins für 
feinen Jungen. Auch die Anjchaffung der nöthigen Hunde bejorgte der 
Rath jelbft, wie aus einem uns erhaltenen Briefe dejjelben an Matthias 
Schmeder auf Wüftenfelde hervorgeht. Das vom 10. Auguſt 1588 
datirte und mit dem Stadt-Secret verjehene Schreiben enthält nach den 
üblichen Eingangsformeln zunächjt die Anzeige von der Einrichtung einer 
eigenen Jagd und der zu diefem Zwecke bereits erfolgten Anstellung eines 
bejonderen Jägers und fährt dann fort: „Wan eß un dan nun fürnemb— 
ih) an guten Jagthunnden mangeln thuett, und wir berichtett werdet, 
daß Ihr deren eine ziumbliche anzahl haben jollet, Jo bittenn wir gant 
freundlich, ihr wollet unß deren eine Kopfell oder jo viel Ihr derjelben 
jonften ohne ewern jchaden auff dießmahl gerahten fonnet, freundtlich zu— 
fommen lafjen unndt bey zeigern (durch den Vorzeiger, Ueberbringer des 
Briefe) überſchicken“. Ob diejer Brief von Erfolg war, erfahren wir aus 
den Acten nicht, wohl aber it aus denjelben zu eriehen, daß der Rath 
bald darauf thatlächlih im Beige der nöthigen Hunde war, wobei im den 
Rechnungen ꝛc. „Sagethunde” und „Winde“ unterjchieden werden. Lebtere 
jind die zum Heben von Haſen und anderem Wild, jowie zur Jagd auf 
hoch Fliegende Vögel dienenden Windhunde, während „Iagdhund“ Hier 
augenjcheinlich nicht, wie in Noe Meurer’s Jagd: und Forſtrecht vor 
1582 °) als terminus technieus nur für hirjchgerechte, jondern vielmehr 
als Sammelname für alle übrigen zur Jagd bemußten Hunde mit Aus: 
nahme der Winde gebraucht ift. Kam man mit den eigenen Hunden nicht 
aus, jo wurden von den Bürgern noch jolche binzugeliehen, wofür der 
Rath Fich dann durch Ueberjendung eines Theiles der Jagdbeute erfenntlich 
zeigte. So jandte der mit der Vertheilung beauftragte Rathsherr Bartelt 
Smidt 1589 „den Borgeren, jo de Hunde gelent tor jacht” eine Rehkeule. 


1) Vgl. oben ©. 38 Anm. 3. 

2) „Jag vnd Forjtreht‘ x. von Noe Meurer, der Rechten Doctor, und Chur— 
fürjtlihem Pfaltzgräuiſchem Raht. Zweite vermehrte und verbejjerte Auflage, Frank— 
furt 1582. Dafelbjt heit e8 ©. 62 bei der Aufzählung der verichiedenen Hundearten : 
„Jaghundt. Hirk gerecht, vnd richtig, beharrt wol vnd lang“ und vom Windhunde: 
„Wind zun hocjfliegenden Vögeln. Iſt wol angebracht”. Bon lepterem wird außer: 
dem ebenda ©. 40b noch erwähnt: „Ein Hundt heiffet ein Windt, der Hafen fabet, 
oder ander Wildt“, 


41 


Das Futter für Pferde und Hunde wurde dem Sägermeifter ebenfalls 
geliefert, und zwar für erjtere eine ein für alle Mal bejtimmte Menge, 
nämlich außer Heu jährlich 1'/, Laſt Hafer und 3 Laſt Hädfel, für letztere 
dagegen Korn, Brod ꝛc. je nach Bedarf. Infolge deſſen ift in die Beitallung 
auch noch eine eigene Vorjchrift darüber aufgenommen, daß Brandt alles, 
was er zur Fütterung der Hunde erhalte, ausjchlieglich und allein zu dieſem 
Zwede verwende und nicht etwa ſonſt irgendwie zu feinem eigenen Nuten 
verbrauche oder anderen zukommen lafje: „und von dem Korn, brote und 
anders, jo ihme von un oder unjern darku Vorordenten zu Unterhaltung 
der Hunde und Winde wirt zugejtellet und uberantwortet werden, darvon 
auch nichts in feinen und feines Diener nuben und frommen wenden, 
noch andern davon ichts vorjchenfen, vorgeben, vorfauffen oder in andere 
wege voreujjern, jondern dajjelbe bloß und allein auff notturfftige unter: 
haltung gedachter Hunde und Winde wenden“. 

Den vorhandenen Rechnungen und Regiftern ') nach beitand das dem 
Sägermeifter gelieferte Hundefutter im Wejentlichen aus Roggen und Gerite, 
woraus er von dem Bäder Franz Bloch Brod fr die Thiere baden lieh. 

An Schießbedarf erhielt Jürgen Brandt nach feiner Beitallung jährlich 
„zweit Punt Pulver und drey Lispundt Bley“, welches letztere damals 
laut Andreas Lunfint'sS Rechnung a Lispfund */, Thaler koſtete. 

Auch die jonftige Iagdausrüftung ftellte der Rath, indem Jürgen die 
nöthigen Gegenſtände auf deſſen Koſten von den betreffenden Handwerkern 
anfertigen und in Stand halten ließ. Dies ergiebt ſich aus den uns 
erhaltenen Rechnungen des Schlojjers oder Büchſenmachers, ſowie des 
Riemenjchneiders Hans Brand und des Sattler Steffen Stolte über Die 
dem Sägermeifter gelieferten Sachen und für ihn ausgeführten Reparaturen. 
Da finden wir u. a. Sättel, Steigbügel, Gurte und Zaumzeug für Die 
Pferde, „Winthſtricke“, Koppeln, eiſerne und lederne „Hitzbende“ nebſt 
Ringen und Zubehör für die Hunde, ferner „Jeger ſchwepen mit averthagen 
Stocken und 8 ſtrengen“ und allerlei ſonſtiges Riemenzeug und Geräth, 
endlich auch Sporen und Sporenleder ſowie die Gewehre und Rohre für 
den Jägermeiſter. Von letzteren werden erwähnt: zweimal ein „ror“, ein— 
mal „ein land rhor und einmal „ein grott ſchifen rhor“ „dar he de wilden 
ſwyne myt jcheten wolde“. 

Das jährliche Einkommen, welches Jürgen Brandt für ſeine Dienſt— 
leiſtungen zugefichert wurde, bejtand theil® aus barem Gelde, theils aus 
Naturalien. War erhielt er im Ganzen 30 Gulden, und zwar 20 „zur 


*) Eine offenbar von Jürgen Brandt geichriebene Aufitellung dejjen, was er an 
Kom zur Unterhaltung der Jagdhunde erhalten, vom 12. Mai 1589, ferner Bernhard 
Scharffenberg's Negijter über die „Ausgabe für Hunde korn“ und Brandt’s Contobud) 
bei Bäder Franz Ploch. 


42 


bejoldung“ und 10 ‚zur Stleidung‘‘, zu welchen feßteren dann aber noch 
zwei Hemden, ein Paar Stiefel und vier Paar Schuhe Hinzufamen, Die 
in natura geliefert wurden. Außerdem erhielt jein Diener jährlich) drei 
Gulden zur Bejoldung und vier Gulden zur Kleidung, jowie ein Paar 
Stiefel und zwei Paar Schuhe, aber feine Hemden. An Speifen und 
Getränken wurden dem Jägermeilter ferner zu beider Lebensunterhalt noch 
jährlich zugejagt: zwei fette Echweine, zwei Schafe, eine Tonne Fleiſch, 
eine halbe Tonne Hering, 50 «4 Woticher, ein Viertel „Witlings”, ein 
Viertel Butter, ziwei Drömt Roggen, eine Laſt Bier und eine halbe Laſt 
Schiffsbier. 

Die dem Rathe aus dieſer Jagd-Einrichtung entſtandenen Gejammt- 
koſten laſſen ſich bei der Lückenhaftigkeit des vorhandenen Materials leider 
nicht feſtſtellen, falls nicht etwa eine bei den Acten befindliche, allerdings 
auch nicht ganz einwandsfreie, undatirte Zuſammenſtellung der Einnahmen 
und Ausgaben von der Hand Bernhard Scharffenberg's die Schluß- 
Abrechnung bildet. Hiernach betrug die 

Summe aller Einnahme . 214 fl. 48 — # lub. 
die Ausgabe dagegen . . 208, 16. 9. „u 


jo daß noch ein Reit von 10 fl. 118.3 8 lub. 
in der Kaſſe verblich, Diejem Activ— 
pojten aber jtanden gegenüber an 
noch zu bezahlenden Rechnungen... 26 fl. 21 8 — 9 lub. 


jo daß ſchließlich noch aufzubringen waren 16 fl. 98 9 %& lub. 

Das machte, wie Scharffenberg angiebt, für jedes Rathsmitglied „mit her 
Margwart Gerdes noch 19 8 81,, 8 Iub., ohn Her Marqwart aber ijts 
einen jeden 20 3 8"°/,, 3 lub.“ 


Die Einnahmen bejtanden, joweit dies aus dem Acten erfichtlich, 
lediglicd; aus den dem beteiligten Rathsherren auferlegten Umlagen. Unter 
den Ausgaben bilden die Hauptpojten natürlich die dem Jägermeiſter und 
jeinem Diener fontraktlich zugeficherten Leiftungen an Geld und Naturalien, 
ferner die Anjchaffung der Pferde und des Futters für dieſe und Die 
Hunde, jowie die Kojten einzelner, offenbar gemeinjam abgehaltener größerer 
Jagden. So werden 3. B. dem Rathsherrn Michel Breide einmal für 
Auslagen „wegen der jegen fajtnacht gehaltenen Rhejagt“ 16 fl. 168 98 
zurüderjtattet. Unter den fleineren Ausgaben fommt am häufigiten Bier- 
geld für die Stuechte, KHötener und Bauern vor, die bei den Rehjagden 
„Für dem nee geſtanden“. Diejelben erhielten hierfür in der Regel pro 
Mann und Tag eine Hanne Bier. 

Bezüglich des Ertrages der Jagd befigen wir ein von Bernhard 
Scharffenberg, jowie den Hathsherren Zacharias Beneke, Otto Schroder 


43 


und Bartelt Smidt geführtes genaues Regiſter über jämmtliche® vom 
17. Auguſt 1588 bis zum 6. Auguſt 1589 eingelieferte?) Wild und deffen 
Bertheilung. Es ift ein aus 108 unpaginirten Blättern beftehendes, in 
einen Pergament-Umjchlag gebundene? uch in Hochquart, das auf der 
Borderjeite des Umſchlages die Aufichrift trägt: „1583 Das Negifter wegen 
der Jagt, jo ein Erbar Rath für fi) auf ihrem Beutel gehalten“. Die 
Einrihtung und Eintheilung de3 Regiſters jtammt von Scharffenberg. 
Dafjelbe enthält zunächſt auf der erjten und dritten Eeite eine kurze Notiz 
über die Einrichtung der Jagd und die Anjtellung Jürgen Brandt’3, ſowie 
das Verzeichnig der betheiligten Rathsmitglieder. Dann folgen die ein- 
zelnen Wild-Regifter, und zwar auf Seite 5 und 6 das „Wildt Sweinen 
Regiiter“, ©. 29—33: „Rehen Regifter”, ©. 49—54 und 91: „Hafen 
Regifter“, S. 9T—100: „Wilde Ändten Regiſter“, S. 121—122: Rephöner 
Regiſter“, S. 145: „Schwanen Regilter“, ©. 161: „Bradhoner Regiſter“, 
©. 177: „Tauben Regiſter“, ©. 197: „Brandt und Krickanten Regiſter“ 
und ©. 213: „Spreen Regiſter“. Alle übrigen Seiten find unbejchrieben. 
In die einzelnen Regiſter ijt jedesmal das eingelieferte Wild, und zwar 
meijt mit dem Datum der Ablieferung eingetragen, und darunter dann 
angegebert, welche Stüde bezw. Theile die einzelnen Rathöherren davon 
erhalten haben. Nur in das „Brandt und Krickanten Regiſter“ iſt über- 
haupt nichts eingetragen, da die hierher gehörigen Thiere anfänglich im 
Wilde Andten-, vom März 1589 ab aber im Tauben-Regifter notirt find, 
zu deſſen Weberjchrift Yartelt Emidt bei diejer Gelegenheit noch die Worte: 
„Doufer jappen und Krickent“ Hinzugefügt hat. Auch die Bradhoner und 
Zauben jind anfänglich mit unter dem Wildenten gebucht und erſt vom 
20. Dctober 1588 bezw. 15. März 1589 ab in ihren bejonderen Regijtern 
verzeichnet. Die Scharffenberg’jche Ueberjchrift „Brackhoner Regiſter“ it 
übrigens jpäter von Emidt durch Ueberjchreiben von ar über das ra in 
„Zardhoner Regiſter“ umgewandelt. Eingetragen jind in Dieje Rubrif 
am 20. October 1588 von Benefe'3 Hand ein „Hunen“, und am 3. Januar 
1589 von Smidt’3 Hand zwei „bardhanen“. Da nun die Aenderung der 
Ueberfchrift von Smidt doch aller Wahricheinlichkeit nach erjt zugleich mit 
der von ihm jtammenden Eintragung vom 3. Januar vorgenommen it, 
jo iſt das Zenefe’iche „Hunen“ von mir im Folgenden mit zu den Brad- 
bonern gezählt. Auffällig ift, daß in dem ganzen Buche nicht ein einziges 


) Zumeilen wurde auch von anderen Leuten als dem Fägermeifter einzelnes 
Wild eingeliefert, So notirt Scharfjenberg einmal unter den Ausgaben: „Her Ehriftoff 
Butzow hat im Novembri mir bey Benedictus Dober ein Hehe, jo in des heiligen geiftes 
gutter geichlagen worden, in hauß geichigtt; dafjelbe hat her Bartelt Emidt auf getheilet; 
und habe bemijelben, jo eß geichlagen, 15 8 Iub, biergelt und 8 8 lub, drindgelt geben 
müflen . . . 0 fl. 23 8". 


44 


Stück Rothwild aufgeführt wird, und auch unter den Weberjchriften ein 
Hirſch-Regiſter völlig fehlt. Das Nothwild jcheint demnach damald im 
Stadtgebiete ſehr jelten geweſen zu jein ?). 

Das in den Regiltern aufgeführte Wild iſt folgendes: 

1. Schwarzwild: 5 Wildjchweine, von denen je eins im Auguft, 
November und Februar und zwei am 1. Juli 1589 eingeliefert 
wurden. 

2. Rehwild: 27 Rehe. Eingeliefert wurden davon zwei im November, 
fünf im December, neun im Januar und elf im Februar. Die 
Nehjagden fanden den Nechnungen nach meist mit Neben jtatt. 

3. Hafen: 92 Stüd, darunter vier „jo halffwaſſen odder flener fin 
odder de ſunſt toreten fin von den Hunden“. Die Einlieferung 
vertheilt ji auf folgende Monate: Im September wurden 
abgeliefert: 18, darunter zwei Eleine, im October: 13, im 
November: 15, im December: 3, im Januar: 1, im Februar: 2, 
im März: 8, im April: 6, im Mat: 21, darunter ein fleiner 
oder von den Hunden zerrifjener, im Juni: 3 und im Auguft: 1. 
Bon einem zweiten fleinen oder von den Hunden zerrijjenen 
iſt das Datum der Einlieferung nicht angegeben. 

4. Nebhühner: 52 Stüd, jämmtlih im Jahre 1588 in der Zeit 
vom 29. Augujt bis zum 16. December eingeliefert, darunter 
10 von Hans Brejeman, einem „Käter von dem Willershagen“. 

5. Birfhühner: 2 Hähne, eingeliefert am 3. Januar 1589. 

6. Vradhoner: 6 Etüd, von denen fünf im September und eins 
im October 1588 eingeliefert wurden. Bräfhön, Gröt Bräf- 
vagel iſt nach Dr. K. Schiller (Zum THier- und Kräuterbuche 
des medl. Volkes, Heft 3, S. 19) die Kronjchnepfe, Numenius 
arcuata Lath. Siemfjen?) fennt den Namen Bradhon 
nicht, jondern nur Braafvagel, letzteren aber für Drei ver- 
jchtedene Bügel, nämlich: a. Turdus viseivorus L., Miſteldroſſel, 
Medl.: De Schnarr, Brafvagel; b. Charadrius Apricarius L., 
Strandpfeifer, Meedlb.: De Branfvagel: c. Otis Tetrax L, 
Zwergtrappe. Medlb.: De Trieltrapp, Groote Braafvagel. 
Da Numenius arcuata bei und im Herbite häufig it, jo find 
mit den Brafhönern hier augenſcheinlich Kronſchnepfen gemeint. 

7. Wildenten: 56 Stück. Davon find acht als Krifenten, eine als 
Brandente, ſieben als wilde Enten und vierzig einfach als 


F Der damalige außerordentliche Mangel an Hochwild erhellt auch aus den 
Mandaten von 1586, 1589, 1592 und 1601 (unten Nr. 13, 14, 16, 18). 

2) M. A. Ch. Siemſſen, Handbuch zur ſyſtem. Kenntniß der Meckl. Land- und 
Waſſervögel. Roſtock u. Leipzig 1794. ©. 53, 88 u. 184. 


45 


Enten bezeichnet. Won den Srifenten wurden ſieben im 
Jahre 1588 und eine 1589 eingeliefert. Die Brandente fam 
am 4. September 1588 ein, die wilden Enten in der Zeit vom 
31. Augujt bis zum 6. October 1588 und von den „Enten“ 
eine am 12. October 1588 und die übrigen 39 vom 22, Februar 
bi8 zum 8. Wat 1589. 
8. Taucher: 1 „Doufer“ wurde am 30. März 1589 eingeliefert. 
9. Schwäne: 1, eingeliefert am 21. September 1588. 
10. Kraniche: 1 „kon“, am 12. October 1588 eingeliefert und mit 
im „Schwanen Regiſter“ notirt. 
11. „Sappen“ (Fulica atra L.) wurden überhaupt nicht eingeliefert. 
12. Tauben: 25 Stüd, von denen fünf als „Ringeltauben” und die 
übrigen einfach) als Tauben bezeichnet find. ingeliefert 
wurden 17 in der Zeit vom 4. September bis zum 8. October 
1588 und 8 vom 5. Januar bis zum 30. März 1589. 
13. Spreen: 6 Stüd, die alle zujammen an einem Tage, dejjen Datum 
nicht angegeben iſt, abgeliefert wurden. 
Hiernach jtellt jich der Jagdertrag für das Jahr vom Auguft 1588 
bis zum Auguft 1589 wie folgt: 
Rothwild: Nichts. 
Schwarzwild: 5 Stüd. 
Nehwild: 27 
Hafen: 2 „ 
Geflügel: 150 , 


in Summa aljo 274 Stüd Wild und Geflügel. 

Wie lange Jürgen Brandt Raths-Jägermeiſter und Wildſchütze 
geblieben, ijt aus den Acten nicht erfichtlich, die Eintragung von Wild- 
lieferungen hört jedoch mit dem 6. Augujt 1589 aufl). 

Aus dem Jahre 1595 bejiten wir nur einen Protofoll-Auszug über 
eine Vereinbarung zwiſchen Yürgermeiftern und Rath betreffend Anjchaffung 
von Hunden und Neben. 

Dei einer Beſprechung der hiejigen Jagdverhältnifje waren im Rathe 
unter anderem auch Klagen laut geworden „wegen der Pauren bunden ?), 
jo das junge wiltt in der heyden veröden und aufffreßen jollen“, und 
wegen der „vielfaltigen und unordentlichen Jagtt“. Deshulb vereinbarten 
drei Bürgermeifter und neun Rathsherren mit einander, daß ein jeder 


) „Des Rahts Tegermeifter Jürgen‘, leider ohne feinen Familieınamen, wird 
1591 Nov. 22 (Jagdrecht IC Vol, II) genannt. ſ. ſ. 

2) Bezüglich der Bauernhunde vgl. auch den Receß zwiſchen Rath und Bürgerſchaft 
wegen der Jagd vom 27. Jan. 1680 (unten Nr. 60 $ 6). 


46 


von ihnen zwei Nee und außerdem die Bürgermeijter zujammen acht 
„Windhunde‘') und ein jeder von den Rathsherren zwei „Sagtthunde“ 
balten jolle. Die Anjchaffung follte bis zum nächſten Michaelis bejorgt 
fein bei einer Conventionaljtrafe von fünf Thalern. 

Nicht viel befler fteht es mit dem Jahre 1668, aus welchen ung 
auch nur noch zwei Actenftüde erhalten find, und zwar eine Miſſive oder 
dergleichen mit der Aufforderung, ih an Koſten und Ertrag der vom 
Rathe beichlofienen Haltung eines Jägers, eines Strides Wind- und einer 
Koppel Sagdhunde zu betheiligen, jowie der Bertragsentwurf für den anzu— 
ftellenden Jäger. 

Auch hier handelt es fich wieder um ein reines Privatunternehmen 
des Rathes. So heit e8 in der vom 6. Juni 1668 bdatirten Mijjive, 
nachdem zunächft der Beſchluß, einen Jäger anzuftellen. jowie das diejem 
zugedachte Einfommen mitgetheilt it: „Undt wer alfdan von einen Jeden 
dei Rats Luft undt liebe hatt inn dießes werd mitzujtimmen undt an 
ernante3 geldt feinen Duotam zu legen, dajegen daß gefellete wildt mitt- 
genießen, wolle fich freundlich belieben laßen undt jeinen Nahmen eigen- 
henndigh untterichreiben“. In demjelben Sinne wird der Jäger auch in 
dem ebenfull® aus dem Juni 1668 ſtammenden Bertragsentwurfe als 
„Jäger vor den Rhatſtuhl“ bezeichnet. In Aussicht genommen war für 
diefen Bolten Tobias Yud, auf deſſen Namen auch der erwähnte Contracts— 
entwurf lautet, jedoch ift aus den Acten micht erfichtlich, ob der Vertrag 
wirklich perfect getvorden tft. Denn wir bejigen von diefem letzteren ſowohl, 
wie von der Miſſive nur die Concepte, während die unterjchriebenen 
Driginale, fall jolche überhaupt vorhanden waren, fehlen. 

Die Tobiad Bud in dem Contracte auferlegten Pflichten jind im 
Großen und Ganzen diejelben, wie wir fie oben bei Jürgen Brandt fennen 
gelernt haben. Ebenjo wie leßterer fol auch Bud „dad Stabfelt und 
heyde nach gelegenheit und zu gewönliger jahreszeit . .. . bejagen” und 
alles, „was geheget oder gejchoßen wird“, getreulic) an den vom Rathe 
dazu Berordneten einliefern. Er joll der Stadt Grenzen und Scheiden 
aller Orten beauffichtigen, „damit von frembden fein einbruch undt anfall 
geichehe”, und „zu beybehaltung der Stadt jagdgerechtigfeit”" die ftädtijche 
Jagd vor jeder Beeinträchtigung durch fremde Schützen und Wilderer 
bewahren. Deshalb wird ihm in dem Vertrage auch noch ausdrücklich 


1) In dem Protofolle heißt e8: „... haben hernachher gejeßte Perſohnen des 
Rhats bei Poen funff Thaler heuten dato jich verwilkühret, das die Herrn Burgermeifter 
achte windhunde unnd alfo ein igliher zween ... halten wollen“, in der am Schluß 
des Protokolles ſtehenden Lifte der Betheiligten fonımen aber mır drei VBürgermeifter 
vor, nämlih Jacob Lembfe, Heinrich Runge und Friedrich Hein, während der vierte: 
Joh, Kellermann (vgl. Ungnaden Amoenitates, ©. 1383) fehlt. 


47 


verboten, ohne Vorwiſſen des Rathes fremde Jäger auf der Stadt Feld 
oder in deren Heide zu führen. Bielmehr foll er folche, falld er fie trifft, 
„bey jeinem ende“ fofort anzeigen und mamfundig machen)y. Summa 
summarum, er joll ebenjo, wie Brandt, die Jagd und die Jagdpolizei 
auf dem gefammten ftädtiichen Gebiete ausüben und handhaben. 

Ein wejentlicher Unterfchied beiteht dagegen zwiſchen der Brandt’jchen 
Beſtallung und dem Buck'ſchen Vertrage bezüglich deſſen, was der Rath 
jeinem Jäger an Deputat, Befoldung und Ausrüftung zu geben verjpricht. 
Während Brandt Pferde, Hunde, Echiekbedarf und jonftiges Jagdgeräth 
geliefert erhielt, jollte Bud fich dies alles auf eigene Koſten anjchaffen. 
Denn in feinem Contracte heißt es ausdrüdlih: „Anfänglig voripricht 
gedachter Tobias Bud, das er ein ſtrick winde und eine foppel jagdhunde 
benebjt einem pferde, auch kraut und loth fich auff eigene often jchaffen 

. . wolle”. Nur die nöthigen Treiber werden Bud für gewiſſe Fälle 
zugejagt, indem der Rath) es übernimmt, wenn einiges Wild in der Roftoder 
Heide verjpüret werde, bei pajjender Jahreszeit „eine Eopjagd . . . zu 
veranlaßen, unnd durch der Stad Untertanen zu werfe zu richten“. An 
Tejoldung und Deputat wurden Tobias Bud in dem Gontractdentwurfe 
neben freier Wohnung und völliger Befreiung und Erimierung „von allen 
Stadt beichwerden außerhalb der aceise“ jährlich zugejichert: 137 fl. 
an barem Gelde, zwei Fuder Heu für fein Pferd und das gewöhnliche 
Sägerrecht?) von dem erlegten Wilde. Die Bejoldung jollte in Viertel- 
jahresraten praenumerando bezahlt werden, weshalb in der Miffive für 
diejenigen, Die ſich an der Einrichtung der Jagd und Anjtellung des Jägers 
zu betheiligen wünjchten, der Sicherheit wegen zum Schluß gleich) Hinzu= 
gefügt war, daß ein Drittel „dei geldes oder lohnß undt deputats“ jofort 
bei der Unterichrift bezahlt werden müjje. Als Wohnort für dem Jäger 
war die Stadt jelbjt und nicht etwa Rövershagen oder ein® Der anderen 
Htädtiichen Dörfer in Ausficht genommen ?), da es in dem Contracte aus- 
drüdlich heißt, daß ihm „alhie in der Stadt“ eine freie Wohnung verichafft 
werden jolle. 


1) Bol. hierzu auch die Polizei-Ordnung vom 14. April 1576 (unten Nr. 10), 
jowie da8 Mandat vom 10. Jan. 1585 (Nr. 12) und den Receß vom 27. Yan, 1680 
(Rr. 60 8 2). 

2) „Und bat er über dehm des gewönligen jäger rechtes an dem gefangenen wild» 
prete zu genießen“, heit e3 in dem Vertragsentwurfe. Bud wird aljo das Jägerrecht 
zugeitanden, während ın der Brandt’shen Bejtallung nichts davon vorkommt, vielmehr 
dem Jägermeiſter vorgejchrieben ift, daß er von dem erlegten Wilde „dur auf zu 
feiner haußhaltung nichts gebrauchen noch ichts in feinen nuß wenden‘ folle. Leider 
it aus dem Vertragsentwurfe nicht erfichtlic, was damals unter Jägerreht vers 
itanden wurde. 

3, Vgl, hierzu den Receß vom 27. Jan. 1680 (unten Nr. 60 $ 4. 


48 


Beſonders zu bemerken ijt bei dem für Aud’3 Anitellung entworfenen 
Vertrage noch), daß in demjelben auch direct der Echonzeit gedacht wird. 
Während es nämlich in der Brandt'ichen Beitallung von 1588 nur heißt, 
er jolle „zu geburenden Zeiten“ jagen, ilt in dem Entwurfe von 1668 
das „zu gewönliger jahres zeit“ noch durch den in Klammern beigefügten 
Zujag bejchränft: „jedoch die Zeiten, wen die jagd verboten wird, aus— 
bejcheiden “ ?). 

Als Vertragsdauer wurde 1668 zunächſt ein Jahr in Ausſicht 
genommen. Sollte Tobias Buck jic aber in feinen Dienjten nicht getreu= 
Ich, fleißig und aufrichtig verhalten, jondern etwas von dem erlegten 
Wilde unterjchlagen „oder jonjten E. E. Rhat zu vergnügen nicht an die 
hand gehen“, jo wollte letterer auch jeinerjeit3 nicht an den Vertrag 
gebunden jein und behielt jich für diefen Fall die über den ungetreuen 
Jäger zu verhängende Strafe ausdrüdli vor. Der Vertrag jollte in 
zwei gleichlautenden Exemplaren ausgejertigt, und das eine derjelben von 
dem Hathsjecretär Daniel Bukow, das andere dagegen von Tobias Bud 
unterzeichnet werden. 


) Bezüglich der Schonzeit vgl, unten Nr. 1, 3, 5, 6, 8&—11, 13—59, 61 und 62, 





“. dee — ge <£ 


r —— — 





— 


V. 


Mandate nnd Verträge in Betreff der Jagd von 1554—1680. 


Mitgetheilt 


von 


Rarl Roppmann. 


m Anjchlug an den vorangehenden Aufja über „Private Raths-Jäger— 
meilter im 16. und 17. Jahrhundert” theile ich eine Cammlung von 
älteren Jagdgejegen mit, die bis auf zwei (Nr. 10, 60) den kulturhiſtoriſch 
werthvollen Mandat-Büchern verdanft werden. Die wichtigeren folgen im 
Wortlaut, ummwichtigere find nur vegijtrirt, auch bloße VBerfündigungen 
älterer Mandate find verzeichnet. 
Bon den 60 Nummern, die dadurch befammt gemacht werden, macht 
das Nettelbladt’iche Verzeichnig folgende acht namhaft: 
1554: Wider das Jagen zur verbothenen Zeit. Jährlich erneuert. 
Nr. 1.) 
1557: Wider das Sciejjen und Jagen in der Fürſtl. Wild -Bahı. 
(Nr. 2.) 
1561: Die wilden Schwene nicht zu verjagen oder zu jchiefjen. (Nr. 3.) 
1572: Wider das Sciejjen und Jagen in der Stadt Gebiet. (Nr. 7.) 
1589: Wider das Jagen in der Rojtoder Heide. (Nr. 14.) 
1601 Jan. 4: Daß die Bürger zwey Jahr lang vermöge der mit 
Ihro Fürftl. Durchlaucht getroffenen Convention, fich des 
Jagens in der Heide enthalten jollen. (Nr. 18.) 
1617: Wegen der Jagd und des Sciejjend. (Nr. 28, 29.) 
1680 Ian. 27: Wegen der Jagd in der Noftoder Heide. (Nr. 60.) 
Als Anhang folgen zwei verwandte Aftenjtüde Aus dem alljährlich 
von den Gewettsherren zu Warnemünde verfündigten Mandat geht 
hervor, daß der Termin der Schonzeit — bis Juli 25°) —, den die 
Rathsmandate erit 1623 ausdrüdlich namhaft machen, den Warnemündern 


1) Polizei- u. Landordnung von 1572, LIIII: „von Faſtnacht an bis aufj Jacobi’ 
4 


50 


gegenüber bereit3 1606, vermuthlich auch ſchon vorher, geltend gemacht 
wurde, während Die Beliebung der mir übrigens bisher nur hierdurch 
befannten Jäger-Kompagnie von 1623 Apr. 15 den Beweis liefert, 
day diefer Termin den die Jagd ausübenden Bürgern neu war und von 
ihnen erjt genehmigt werden mußte. 


1. Verbot des Schießens von Vögeln und Wild in der Paarungs— 
zeit. — 1554 Apr. 8. 
Ueberjchrieben: Anno 1554 am Sondage Misericordia Domini. 

Dewile vogell und ander wyltbreth, dat Godt dem minjchenn tho gude 
geichapen, ſick igunder paret und vorjammelt und dennoch deme unangelen 
mith dem fchetende vorflagen, vorwojtet und vorjchuchtert wert, jo vorbut 
ein Erkam Rath, dat nemandt in der Etadt gude edder gebede tho diejer 
tydt vogel edder ander wylt jcheten jchole by peen 10 fl., darinne ein ider 
vor ider reife, jo he hirjegenn handelen und des jchuldich befunden wurde, 
ane begnadinge vorfallen ſyn ſchal: darvor fie ein ider wete tho hodende. 


2. Berbot des Jagens, Schießens und Kurens auf den fürjtlichen 
Wildbahnen. — 1557 Nov. 28. 
Ueberjchrieben: Anno 1557 des erjten Sondages des Növentes, 
Ein Erbarer Radt der Stadt Roſtock latet eren) Burgeren und Inwa— 
neren, od den Burenn erer Dorperenn, allen und iederenn, wetenn, wo de 
Durchluchtige, Hochgeborne Furſt und Here, Here Johan Albrecht, Hertoch 
tho Mekelnborch ꝛc., unje gnedige Landesfurite, an unß jchrifftlich langet, 
wo dat etliche Burgere?) unnd Buren ehrer ?) Fur. G. wiltbanenn mit jagen, 
ſcheten und furhen merdlichen jchadenn joltenn thovvegenn, dardurch, jo 
idt nicht affgewant, vorwoeſtinge und vorderff tho bejorgen, mit genedigen 
gejinnent, wy des ernithafftich® injent deden ꝛc. Derhalven befelet ein 
Radt unnd gebedet ernitafftichlid, by vormidunge jwarer jtraffe, einjewelder, 
deme wy thv gebeden mechtich, ſulckes jagens, ſchetens des wyldes und 
fureng alles und eins iderns, der netten und honden ji anjtundt affdhoe *), 
vornemlich der Furſtlicher Wiltbanenn ji entholde; welder ungehorſam 
dit gebodt avertreden wurde, denn wil ein Radt alje einen ungehorjamen 
achten und andern thom exempel jtraffenn: darna wete?) ji ein ider tho 
holdenn und tho richten. 


3. Verbot des Schießens von wilden Schwänen und anderem 
Wildwerf bei Teichen und Gewäſſern, jowie auch der Hechte. 
— lö51 März 30. 
Ueberfchrieben : Anno 1561 am Balm-Sondage. 
Ein Erjam Radt fumpt in erfaringe, dat vele fin, de by den dikenn 
und wateren de wilden Smwane und junjt andere wiltwerd, of de Hedede 


’) ere. ?) Burgeren. ?) ehres. ) affdhoen. °) weten, 


ol 


mit Zindtrören vorjagen, jcheten und vordoven, weld vornemlid in dejjer 
tidt ein jewelick doch juldes ſick affdon ſcholde; iS od jegen de billicheit. 
Derhalven ein Radt nu ideren ernitlich wil angejecht hebben, dat nemandt 
in der Stadt gebede ſick henfurder vordrijte, noch mit bufjen oder Zinth- 
roren by den Seen und wateren de wilden Swan tho vorjagende, tho 
ichetende und de Hekede tho vordovende; und jo jemant mit jodaner 
Munition und Zintroren an!) redeliche orjachenn jpaßerende befunden worde, 
dejulvige jchal der wehre vorfallen fin und darentbaven einem andern thom 
Erempel mit junderger pene dartho gejtraffet werden: darna ein ider ſick 
wete tho richtenn und vor jchaden tho wachtenn. 

4. Verbot einer Beichädigung der Aeder bei Ausübung der Jagd. 

— 1562 Febr. 22. 
Veberfchrieben : Dominica Reminiscere Anno 1562. 

Eynem Erjamen Rade fumpt clagewig vor, dath in deſſer Stadt 
gebede dorch des wildes jagendt den armen Hußluden up eren aderen dat 
Korne mit perdenn tho grotem jchaden thopeddet und fe ſunſt in eren 
thogehoringen bejchediget werden, welches dem Rade amptshalven tho vor- 
hinderende geburet. Gebuth demnach ein Erſam Rath ernitlich, dat 
femanth *) erer Borger und underdanen ſyck vordryfte, obberorter mate den 
armen Hußluden in eren bejeieden aderen und andern ehren thogehoringen 
in der Stadt Roſtock gebede ehr forne und junft dat ehre tho peddende 
edder tho vordervende; jo dar wol?) aver bejlagen*) wurde, denn will ein 
Rath in ernftliche jtraffe nemenn lathenn. 

5. Berbot desSchießens von Wild in der Baarungszeit.— 1562 Apr.5. 
Ueberfchrieben: Dominica prima post Pascha Anno 1562. 

Eyn Radt hefft tho velen malen von den Cantzelenn ein gemein 
Edict offentlich afftundigen laten, dat ein ider up der Stadt fryheidt, beide 
tho water und ock tho lande, wildt tho jchetende fick entholden jchal, in 
betrachtinge, dat alle dind tho deſſer tidt fit vormeret und vorandert und 
durch juld ſchetenn vorjchuchtert und vorjaget werdt ; und dat nemandt hirinne 
ſick vorgrype, jo will ein Radt datjulvige Edict overmals einem idern ernftlich 
vorinnern) und anfundigen laten, und im falle darinne eyner ungehorjam 
befunden und daraver bejlagen wurde, den wil ein Radt thom Erempel der andern 
in erenjtliche jtraffe nemen laten: darna fich ein ieder vor jchaden wete tho wachtenı. 

6. Verbot de3 Schießens und Kuren in der Paarungszeit. — 
1563 März 21. 
Ueberichrieben: Dominica letare Anno 1563. 

Nachdem allerley wildt und de vagell im der lucht umb deſſe tidt 

jares fi thohope holdenn und vorjammelen und der allmechtige Godt 


’) an — ohne. °) kemanth — Niemand. *) wol — wer, Jemand. *) bejlagen 
— ertappt, ?) vorinnert. 
4* 


52 


dem Minſchen thom beitenn dat aljo vorfögeth hefft, nu fin de minſchen 
jo undandbar mith jchetende und furende unnd der godtlichen ordeninge 
entjegen jtrevenn, dat dat wilt und de vagel dorch juld jchetent und 
furenth vorjchuchtert ?) und vorjaget werden: jo will ein Radt offentlich 
einem idern hirmit angejecht hebbenn, ein ider ſulck jchetent und Furendt, 
in ſunderheit tho dejier tidt, fick entholde; und jo wol daraver ungehorſam 
befunden wurde, den will ein Rath in jtraffe nemen: darnha ein ider fick 
wete tho richtende. 


7. Verbot des Schießens und Kurens der Bauern auf ſtädtiſchem 
und auf fürjtlichem Gebiet. — 1572 März 9. 
Ueberichrieben: Up Oculi Anno 72 abgefundigett, 

Einn Erbar Rhadtt der Stadt Noftod will alle ihre unterthanenn 
unnd Paurßleutte hiemitt ernnitlichenn unnd bey hohejter Straffe vormanett 
unnd gewarfchumwett habenn, das ſich ein ieder alles jchießens unnd kuhrenns, 
demgleichen der Rhor unnd Hunde, damitt fie das Willtt einigermaßenn 
vorjagenn, inn der Etadt Roſtock gebiete unnd ſonnſt uff der Ribbenitzer 
beiden unnd Furjtenngutere genglichenn eußern und enthaltenn muge; jo 
aber bey jemanndt hiernachmals Netze oder Rhöre befundenn, ſoll darumb 
inn ernitliche Straffe genommenn werdenn: darnach jich ein ieder zu richtenn. 


8. Verbot des Schießens in der Paarungszeit der wilden Schwäne 
und anderer Vögel; Mandat betreffend das Treiben des Viehs 
vor den Hirten. — 1572 Apr. 21. 

Ueberichrieben: Uff Misericordia Domini abgelehen. 


9. Berbot des Schießens von Vögeln, Schwänen, Enten, Hafen 
und anderm Wild, jowie auch) des Kurens der Hajen, in der 
Paarungszeit. — 1576 Apr. 8. 


Veberfchrieben: Publicatum Anno 76 Dominica Judica. 


10. Auszug aus der Bolizei-Ordnung E. E, Rath von 1576 Apr. 14. 
Ueberichrieben : Bon Jagen. 

Bon alters her iſt unfern Bürgern, jo Fagthund, Wind und Pjand- 
gehalten, frey geivejen, auff der Staat gütern zu jagen, und wird jolches 
auch noch feinem unjer Bürger gewehret, ſofern er fic) des Jagens zu 
unzeiten, und wen billich das wilt geheget werden jol, nicht gebrauchet. 

Das jchiegen aber, dadurch viel Wildes verdorben, verödet und ver— 
wüſtet wird, ſol hiemit bey verluft des Rors und wilfürlicher ftraffe 
genglich abgeichaffet jein; jedoch wollen wir hierunder das federwildwerd, 
ſo an andern örtern, den auff der Warnow angetroffen, nicht gemeinet haben. 





) vorjchuttert. 


53 


Es wird ſich auch ein jeder vleigig vorjehen, daß er allein auff der 
Stadt jelde bleibe und ſonſt fein frembd feld im Sagen befure; thete 
jemand dawieder und es würde geflaget, jol er, wie billich, geitraffet werden. 

Wir gebieten auch ernitlih und wollen, das feiner fremdde winde, 
Jagthunde, nee oder garn, bey wilfürlicher jtraffe, auff die heide bringe. 


11. Verbot des Schiegend und TFangens von Wildwerf und 
Gevögel im Frühling. — 1580 Febr. 7. 
Ueberichrieben: Publicatum VII. Februarii Anno x: 80. 


12. Verbot des Mitbringens fremder Hunde, Nebe und Jäger in 
die Heide. — 1585 Jan. 10. 
Ueberjchrieben: Publicatum 10. Januarii Anno ꝛc. 85 in quatuor 
templis Parochialibus. 

Ein Erbar Rhat leſt anzeigen, obwol in ihrer PBolizeyordnung sub 
titulo vom Jagenn bey Straffe verbotten worden, daß Niemandt frembde 
Binde, Jagthunde, Ne oder garn uff der Stadt Heide brengen jolle, jo 
fumpt doch ermelter Ahatt in erfarung, daß etliche dawieder handeln und 
nicht allein frombde Nege und Hunde, jondern auch Ieger uff der Stadt 
Heide brengen jollen. Derwegen will ein Rhat hiemit einem idern vor— 
mahnet und daneben ernitlich gebetten haben, daß fich ein ieder der Polizey— 
ordnung gemeß vorhalten wolle, mitt der Borwarnung, wo Jemandt da— 
wieder handeln und thun wurde, daß demjelben nicht allein die Netze unnd 
Hunde genommen, jondern auch daruber ernitlich geitraffet werden ſolle: 
darnach ein ieder ich zu richten. 


13. Verbot des Schießens von Wildwerf und Gevögel im 
Frühling, jowie des Schießens von Hochwild überhaupt. — 

1586 Apr. 24. 
Ueberſchrieben: Publicatum 24. Aprilis Anno x. 86 in quatuor 
templis Parochialibus, Am Rande: Publicatum 19. Martii 
Anno x. 92 ; darauf beziehen jich die Heinen Abänderungen. 
Dieweil ein Erbar Rahtt erfahret, daß eBliche Burger und eimwohner 
ihren vorigen publicirten Mandaten zumieder ſelbſt oder durch andere nicht 
allein in dem frulinge alle Ihar daß wildtwerdf und gevögell mit jchießen 
und fahen zu vorheren, jondern auch das große und hohe’) wild daß 
gange Ihar hindurch in der Stadt Heide und andern holtungen zu jchießen 
ſich unterjtehen jollen, jo mil gedachter Rath ihre vorige mandata aber: 
mahl erneumertt und ernjtlic) gebotten haben, daß iderman das kleine 
wiltwerck und gevogel in dieſem furftehendem ?) fruelinge, daß große unnd 


!) Hohe und ander große. ?) ikigem. 


54 


hohe’) wildt aber daß ganze Jahr hindurch zu jchiegen oder ſunſten unge— 
burlicher Weiſe zu voröden allenthalben in dei Rahts gebiete und dieſer 
Stadt gutter, jo wol zu waſſer alß Lande, jich enthalten wolle, mit der 
Borwarnung, da Jemand wieder dieß und ihre vorige mandata handeln 
werde, daß demjelben nicht allein die Rore, Nete und ander genommen, 
jondern auch *) daruber ?) in ernite ftraffe genommen werden jolle: darnach 
jich ein ieder wirdt zu richten habenn. 


14. Verbot an die Bürger und Einwohner und insbejondere an 
den Wildichügen, „in der Stadt Heide und andern dieſer 
Stadt holtzungen da große und hohe wilt mit Roren zur 
ſchießen“. — 1589 Dec. 6. 

Ueberfchrieben: Publicatum 6. Decemb. Anno ıc, 89. 


15. Verbot des Schießens und Kurens in den Marienehe’jchen 
und anderen fürjtlichen Hölzungen überhaupt und in der Stadt 
Gütern im Frühling. — 1590 März 29. 

Weberichrieben : Pablicatum 29. Martıi Anno x. 90. 


16. Erneuerung de Mandat? von 1586 Apr. 24. — 1592 
März 19. 


S. oben zu Nr. 13. 


17. Berbot des Schiegend und Fangens von Wildwerf und 
Gevögel im Frühling. — [1598] März 26. 
Ueberichrieben: Publicatum 26. Martii, 


18. Verbot alles Schießens und Jagens in der Heide auf 2 Jahre. 
1601 Ian. 4. 
Ueberjchrieben: Anno Christi 1601. Publicatum 4. Januarii. 

Dieweil dag Wildt jowoll in der Kibbniger, alß diejer Stadt Heide 

mit dem vielfeltigen Jagen unnd jchießen teglich verheret wirdt unnd unjer 
gnediger Landesfurit unnd Herr mit dem erbarn Rathe alhie fich für 
dießmahl vereinigt unnd dahin geichloßen, daß von dieſem newen Jahre 
anzufahen zween Jahr langf fein Wildt in der Nibbeniger unnd Rojtogfer 
Heide rejpective nicht gejaget, noch geichofjen, jondern dajjelbe durchauß 
geheget unnd verjchonet werden jolle: jo wil ein Erbar Rahtt ihren 
Burgern unnd einwohnern, jo fic dei Jagens unnd ſchießens gebrauchen, 
ernftlich hiemit geboten unnd ihnen aufferlegt haben, daß fie in Diejen 
beiden negftfolgenden Jahren in der Stadt Heide dei Jagens unnd jchießens 
gentzlich unnd durchauß ſich enthalten jollen, mit der verwarnung, wo 


— 





1) daß hohe und ander große. ) auch noch. *) nach gelegenheit ihrer vor— 
wirkung. 


55 


jemandt dem alſo nicht geleben, ſondern dawider handeln werden, eß 
geſchehe auch in waß weiſe unnd wege eß ummer wolle, daß dieſelbe alß— 
dann in geburliche ernſte wilkuhrliche ſtraffe unnachleßlich genommen 
werden ſollen: wornach ſie ſich zu richten. 


.Verbot des Schießens von Gevögel und Wild, insbeſondere von 


Schwänen, im Frühling. — 1601 März 25. 


. Desgleichen. — 1602 Apr. 18. 
. Erneuerung des Mandats von 1602 Apr. 18. — 1603 Apr. 26. 
. Verbot des Schießens von Bögeln und Wildwerk im Frühling. — 


1604 Apr. 10. 


. Verbot des Schiekens und Fangens von Gevögel und Wild, ind» 


bejondere von Schwänen auf der Warnom i im Frühling. — 1606 Apr. 6. 


. Desgleichen. — 1608 Apr. 10. 

. Erneuerung des Mandats von 1608 Apr. 10. — 1609 März 26. 

. Desgleichen. — 1610 Apr. 9. 

. Desgleichen. — 1616 Apr. 21. 

. Verbot des Schieens in der Heide und auf andern Stadtgütern in 


Gemäßheit der Polizei-Ordnung von 1576. — 1617 Wärz 25. 


. Verbot des Schiehend und Kurens in der Heide und auf andern 


Feldmarken, publicirt zu Rövershagen und Willershagen. — 1617 Juli 6. 


. Verbot des Fangens und Schießens von Wild und Vögeln auf der 


Warnow und auf der Stadt Gütern, insbejondere auch des Wegnehmeng 
von Eiern im Frühling. — 1618 Apr. 12. 


. Erneuerung des Mandats von 1618 Apr. 12. — 1619 Apr. 11. 
. Verbot des Fangens und Schießens u. ſ. w., jowie auch wegen der 


Vernichtung von Eiern durch Hunde. — 1621 März 25. 


. Deägleihen. — 1622 März 31. 
. Verbot des Jagens (alles Jagen, Heben, Schießen, Birken, Kühren, 


Lappen und Lauſchen) von Wild und Gevögel in der Heide, auf allen 
Stadt: und Hoipital-Gütern, auf der Ober- und Nieder-Warnow, bis 
Juli 25, des Wegnehmens von Eiern und deren Wegfrejjens durch 
Hunde. — 1623 Apr. 6. 


5. Erneuerung des Mandats von 1623 Apr. 6. — 1624 Apr. 4. 

>. Verbot des Jagens u. ſ. w. bis Juli 25. — 1625 März 6. 

. Erneuerung des Mandat3 von 1625 März 6. — 1626 März 26. 
. Erneuerung des Mandats von 1623 Apr. 6. — 1632 Febr. 26. 
. Verbot des Jagens bis Juli 25. — 1633 März 25. 

4). 
. Deögleichen. — 1635 März 1. 

. Verbot des Jagens in der Heide bi8 Juli 25. — 1637 März 25. 


Erneuerung ded Mandat von 1635 Mär; 25. — 1634 März 16. 


56 


43. Desgleichen. — 1638 Febr. 18. 
44. Verbot des Schießens in der Roſtocker, Wulfshäger und Willershäger 
Heide bis Juli 25. — 1641 Febr. 21. 

45. Desgleichen. — 1643 Febr. 12. 53. Desgleichen. — 1651 Apr. 7. 

46. Desgleichen. — 1647 Apr. 11. 54. Desgleichen. — 1662 März 9. 
47. Desgleichen. — 1650 März 25. 55. Desgleichen. — 1666 März 25. 
48. Desgleichen. — 1651 Apr. 13. 56. Desgleichen. — 1667 März 10. 
49. Desgleichen. — 1652 Apr. 11. 57. Desgleichen. — 1675 März 25. 
50. Desgleichen. — 1654 Apr. 2. 58. Desgleichen. — 1676 Apr. 2. 

51. Desgleichen. — 1658 März; 14. 509. Desgleichen. — 1677 März 25. 
52. Desgleichen. — 1659 März 27. 


60. Receß zwiſchen E. €. Rath und Ehrl. Bürgerjichaft wegen 
der Jagd. — 1680 Jan. 27. 
Original mit den aufgedrüdten 5 Siegeln. 

Zu wijjen jey hiemit, demnach wegen der Jagten in der Statt Heyde 
allerhand Mißbräuche eingeichlichen und EE. Rath diejer Statt nebjt den 
Ehrliebenden Schszehn Männern nomine der gantzen Bürgerichafft vor 
nützlich gehalten, diesfalls eine gewijje Vereinbahrung zu treffen, dat dahero 
nachfolgende Veranlaſſung einmüthig verfüget worden. 

(1.) Anfänglich ift beliebet, wann in Noth- und Ehrenfällen oder auch 
jonjten bey verjpührtem Wildwerde zur Luft und Beichirmung der Statt 
Frey- und Gerechtigkeit einige Klap-Jagten anzuftellen vor dienlich geachtet 
werdei möchten, dag alßdann ſolche conjunctim mit Vorwiſſen des 
Gewette Herren und der Deputirten Heyd-Vorweſer jedesmahl geichehen 
und zu ſolchem Behueff nöthige Anstalt verfüget werden jolle. Würden 
auch die Heyd-Vorweſere oder auch joniten Jemand auß dem Mittel des 
Rhats oder der Bürgerjchafft vor dero particeulier von ungefehr einiges 
Wild vermerden und eine fleine Klap-Jagt vor fich zu halten Belieben 
tragen, Soll jolches demjelben jolchenfalls auch ohne anmeiden beym 
Gewette Frey gelaffen fein, jedoch mit jolcher Bejcheidenheit, day darauf 
fein Handwerf gemachet, noch mit dem Wildiwerde cine mercance getrieben 
oder jolches durch perpetuirliche Plackerey verjtöret werden möge; umd 
dafern auch die Heyd-VBögte bey jolcher Begebenheit ex accidenti und 
zufälliger Weiſe ſich einfünden, ſoll denſelben frafft dieſes erlaubet ſein, 
ſothaner Jagt alßdann, wann ſie requiriret werden, mitbeyzuwohnen; jedoch 
ſoll dieſes alles ohne Abbruch der Heyd-Vögte und Bawrendienſte, ſo ſie 
EE. Rath und Gemeiner Statt zu leiſten ſchuldig, gemeinet jein. 

(2) Und weil auch verſpüret worden, daß die Heyd-Vögte eigen— 
mächtig frembde Schügen und Hunde mit ſich in die Heyde genommen 
und einjeitige Jagten angeitellet, jo joll denjeiben jolches durch die Herren 


57 


des Gewettes gäntzlich verbothen werden, damit dergleichen abusus ferner 
nicht vorgehen, ſondern allemahl, wie obgedacht, ſolche Jagten mit Vor— 
wißen oder Beyſein einiger des Raths oder Bürgerſchafft verfüget werden 
mögen; wenn aber die Heyd-Vögte ſelbſt ein Wild ſchießen oder fangen, 
ſoll ſolches dem Gewette eingeliefert und unter die Herren des Rhats ver— 
theilet und es ſonſt nach alter gewohnheit gehalten werden. 

(3.) Solten auch einer und der ander auß dem Mittel des Rhats 
oder von der Bürgerjchafft einen Schüten auff ihre eigene Koſten halten, 
jtehet ihnen jolches zwar frey; fie jollen aber unter ihrer eigenen Hand 
und Pitichafft einen Schein dem Schügen mittheilen, daß er jolchen den 
Heyd⸗Vögten einhändige; würde aber jolcher Schein faljch befunden, follen 
die Heyd-Vögte befuget jein, dem Schügen das Rohr und Pferd zu nehmen 
und dem Gewette einzuliefern, damit ſolche Falſchheit gebührlich geitraffet 
werden möge. 

(4.) Und obwoll nad der alten Verfafjung der Statt am beiten 
gerathen jein würde, dab jowoll die Heyd-Bögte, alg andere Schügen nicht 
in Aövershagen, jondern in der Statt wohnen möchten, weil jich dannoch 
vor der Hand ſolches nicht practiciren laſſen wollen, aljo hat es dabey 
jein Bewenden, big EE Rath mit Zuthun der Ehrliebenden Bürgerjchafft 
darunter nad) Befindung eine Verenderung machen wird. 

(5.) Waß denn auch die Jurisdiction jomwoll über die Statt-Heyde, 
als die Rövershäger Bawrſchafft und Heyd-Vögte betrifft, Ddiejelbe ver: 
bleibet den Gewette Herren lediglich allein, jowoll in Civilibus, alß Crimi- 
nalibus, aljo daß wenn jtraffbahre Fälle in der Heyde oder jonjten vor— 
gehen, das Gewette darin allein cognoſciren ſoll; jedoch wird den Heyd- 
Vorweſern billig vorbehalten, dal jie die Heyd-Vögte nach maßgebung ihrer 
Beitallung befehlen, auch die Baurjchafft zu Rövershagen, wann fie in 
ihren Diensten jaumbafftig fein, mit Stod und Block durch die Heyd- 
Vögte coerciren und zum gehorfamb bringen laſſen. Es jollen aber jo 
wenig die Herren des Gewettes, alß die Heyd:Borwejere bemächtiget ſein, 
die Bauren mit Gelde zu Itraffen, alß wodurch fie nur ruiniret werden, 
jondern wie der Kikepres-Korb wegen der Holt:Dieberey Löblich erfunden. 
aljo ſoll zum Schreden und Berhätung des Diebjtalls jolcher vor Die 
Statt-Unterthanen beybehalten und die Verbrecher nach Befindung damit 
abgejtraffet werden. 

(6) Weil auch durch die Bawr-Hunde dem Wilde großer Schade 
zugefüget wird, jo jollen die Bawren ſchuldig jein, entweder ihre Hunde 
gan abzujchaffen oder auch denſelben Knüppel an den Half zu binden, 
daß fie das Wild nicht verfolgen können; die Schäfer und Hirten aber 
mögen woll einen und andern Räkel bey dem Viehe und Schaffen halten, 
wie denn auch die Heyd-Vögte dem alten Gebrauche nach woll ein Paar 


8 


Sagt-Hunde zu nußen der Statt halten mögen; jedoch daß jie guthe Auff- 
jicht auff die Hunde haben, damit fie an der Wildbahn feinen jchaden thun. 

Zu Uhrkund diejes allen iſt dieſer Receß in duplo auffgerichtet und 
jowoll mit EE. Raths Secret, alß der Vier Gewerde Signeten bejtärdet 
und ein Exemplar davon in Archivum, das andere aber in der Bürger- 
ichafft Scrinium geleget worden, jo geichehen den 27. Januarii Anno 1680. 





Anhang. 
61. Verbot des Schießens von Gevögel und Wild durch Die 
Warnemünder bis Juli 25. — 1606 Mai 18. 

Ueberichrieben : Mandat, jo alle Vorjahr fait diefes nachfolgenden 
Inhalts zu Warnemunde abgelejen wirdt; nad) den Rand— 
bemerfungen dafelbjt auch publicirt: 1607 Apr. 6, 1644 

Mai 12, 1645 Apr. 18, 1646 Apr. 19, 1647 Apr. 11. 
Die verordneten Wettehern lajien abfundigen, daß niemandt in Diejer 
Vorjarszeit biß nach Jacobi, weil ji) die Echwane, Endten unnd ander 
gevögelte unnd thiere paren, auff der Warnow, Haffdunen und dero orter, 
auch in der Heide, da ſich ſolch gevögelte unnd thiere enthalten unnd 
mehren, jchießen, füren, jagen, heben oder dergleichen, davon das gevögelte 
an ausbrütung und erziehung der Jungen verhindert oder verjchüchtert 
werden fonte, etwas vornehmen, bey verluit des Rohrs und ftraff 5 fl.') 

— Publicatum Warnemünde den 18. Maji Anno ıc. 1606. 


62. Yeliebung der Jäger-Kompagnie in Betreff der Beobachtung 
der von EE. Rath angeordneten Schonzeit bis Juli 25. — 
1623 Apr. 15. 

Entwurf mit Korrekturen, ohne Beglaubigung. 

Wir untenbenante befennen hiemit vor jedermenniglich, nachdem ein 
Ehrbar Hochweiler Nahtt alhie zu Roſtock vor weinig tagen ein Mandat, 
nuht allein in Roſtock, ſondern auch zu Warnemunde und andern orten 
ihres Gebietes publiciven lajjen, darin Dderjelbe allen ihren Bürgern und 
Untertanen zwiſchen diefer Zeit und vorjtehendem Jacobi in allen der 
Statt Roſtock Land» und dero Hoipitalien guetern, wie auch der Roſtocker 
Heide, jo wol zu Lande als zu Wafjer, auff der Ober- und Nieder: 
Warnow, auch auf den Söhlen und Zeichen, fich alles jagens, hetzens, 
ſchießens, pirjens, furens, lappens und laujchens nach wild und hajen, wie 
auch dem Gevogel und Weidewerde, genglih zu enthalten, auch dem 
Gevogel vie Lege:Eyer oder Jungen aus den Nejten mit nichten zu nehmen, 
ernftlich und bei gewifjen in gemeltem mandato erprimirten jtraffen, als 
bei abnehmung der Röhre, Hunde und Netze, wie auch noch darüber bei 


1) 1608 Apr. 10: und jtraffe 10 fl.; ebenfo 1611 Apr. 21, 1614 Apr. 3. 


59 


anjehenlichen gelditraffen ohne anjehen der Perſohnen gebotten: das wir 
ung demnach jampt und jonder3 hiemit vereinigt und einhellig beliebet 
haben, das wir in unfer gangen Companie der Ieger uber jolch Löblich 
Mandat ernfilich halten und dawieder in obangejeßter Zeit zwifchen dato 
und vorftehendem Jacobi im geringsten nicht Handlen wollen, mit diejer 
austrudlichen und verbindlichen verpflichtung, wo einer oder mehr unjers 
mittel3, unjere Ddienere und Die unferigen ein oder mehrmahl wieder 
obgemelte® Mandat und dieje unjere freiwillige beliebung in einige wege 
handlen und uff friicher that betreten oder das es gejchehen, wie vecht, 
überwiejen wurde, daß der- oder diejelbe, jo offt fie betreten oder, wie recht, 
uberzeuget werden, uber eines Ehrbaren Rahts geſetzte jtraffe jedesmahl 
damit und ipso facto eine halbe Ohme Wein zur jtraffe venwirdet haben 
und Ddiejelbe Ddiefer unjer Companei uff dero erfurdern alsbald und 
unweigerlich zu erlegen jchuldig jein und ſich dawieder im geringiten nicht 
uffleen und defjen verweigern, jondern ſich in dieſer unjer beliebung, wie 
ehrlichen uffrichtigen Leuten gebühret, verhalten jollen und wollen, deswegen 
wir uns jampt und ſonders aller Exceptionen und wolthaten der Rechte 
begeben, diejelbe nimmer zu gebrauchen, alles getreulich, ſonder gefehrde. 
Uhrkundlich haben wir nachbenante dieje unjere freiwillige beliebung ehrbar— 
lich zu Halten nicht allein einer dem andern mit handgebender treuwe 
angelobet, jondern auch zu mehrer bejterfung, auch fteter und feiter 
haltung hieunten unjere Tauff- und Zunahmen mit eigen handen unter- 
ichrieben. Geben in Roſtock des dingitags in den heiligen Oſtern, wahr 
der 15. Monatstagf Aprilis Anno 1623. 





Als Gegenstück zu der durch Nr. 62 bezeugten Thatjache, daß der 
Rath zu jeinem Mandat von 1623 Apr. 6 die ausdrüdliche Zuftimmung 
der Jäger-Kompagnie nachjuchte, ſei nachträglich berichtet, day die Erlafjung 
de3 Mandat3 von 1601 Ian. 4 am nächiten Tage eine Protejtation 
der Bürgerjchaft veranlaßte, aus der ic) nur das Felgende mittheile: 

Und weil dan zum dritten auß dem Aurftlichen und eines Erbarır 
Rahts Schreiben’), jo vorlefen worden, dafur die anmwelende Burger 
dongkbar wehren, nhumehr jo viel befunden, das es nicht boß gemeinet, 
und ohnedag dieße Burger, wens nhur ohne abbruch ihrer alten burger: 
lichen Frey: und gerechtigfeit gejchege, und durch ein Revers, wie vie 
gemeine rede gangen, furgejehen wehre, gleichtwol auch nicht undienſtlich Bu 
jein erachten, das die Rojtocder Heide auff zwey Ihar, damitt das wildt 
ſich darinn vermehren und bejjer zunhemen fonte, geheget werden muchte; 


) Schreiben Herzog Ulrich's an EE, Rath von 1600 Dez. 6, Antwort EE. Raths 
an Herzog Ulrich von Dez. 8. 


60 


und dan die Herren des Rahts jowoll die Schweinejagt alß andere Jagen 
und Schiegen in der Noftoder Heide genhlich einstellen, auch andern nicht 
erleuben und mitt niemanden uberjehen wolten, jo wehren dan auch uff 
den fall die Bürgere jampt und ſonders Hochgedachtem unjerm gnedigen 
Furiten und Herrn zu underthenigem gehorfam und einem Erbar Rahte 
zu Ehren und gefallen das wildt in der Nojtoder Heyde uff zwey Ihar 
an Jagen und Schießen auch zu hegen mitt einig; jedoch wolten gegen- 
wertige Burgere ſanpt und fonder® in namen der ganten gemeuten 
Burgerichafft das Jagen und Schiegen in der Roſtocker Heide alß eine 
burgerliche alte Treiheit nach außgange der zweyer jahr, wie von alters, 
ungehindert zu gebrauchen, ſich hiermitt expressum rejervirt und fur- 
behalten und weitter nicht eingewilligt haben, davon fie zum Feyrlichiten 
protejtiren, und offentlich auch derogeſtalt bedingen thetten, wofern ein 
Erbar Rhatt damitt, wie zuvor angedeutet, die zwey Jahr nicht innehalten 
oder auch Jemanden anders zu gebrauchen erleuben würden, das alßdan 
die Burger ebenermaßen ſich des Jagens und Schießens Frey und unge— 
hindert, wie von Altersher zu gebrauchen vorbehalten und am die zwei 
Ihar nicht verbunden jein wolten. 

Dieſe Proteftation gejhah zwar im Namen der Bürgerjchaft, wird 
aber doch zunächſt aus dem Kreiſe derer hervorgegangen jein, die das 
Jagdrecht in Ausübung zu bringen gewohnt waren. 

Namen der Bürger, jo obbeichriebener mahen wegen der 
gangen gemeinen Burgerjchafft derojelben jus und alte burger- 
liche Freyheit und geredhtigfeit mitt Jagen und Schießen in 
der Roſtogker Heide durch eingewandte protestationes unverruckt 
zu behalten, zu genießen und zu gebrauchen rejevirt, jein, wie volget. 

Sacob Saſſe. Joachim Schulte. Michel Kramer. Hank Khune, 
Alterman der Wullenweber. Clawes Preuße. Hartwich Bolte. Hank 
von Kollen Wandtmacher. Marcus Tande. Berndt Turdow. Clawes 
Freſe der Junger. Roloff Schlorff. Jurgen Röſeler. Frank Schrader. 
Jurgen Scherf. Hank Grote. Warner Tribjees. Hanf Kolgow. Starten 
Bejelyn. Han Heerman. Jacob Pyl. Jaſper Heerman. Caſpar Gaule. 
Jaſper Freie. Diterich Schlorff. Jurgen Barjhamp. Pawel Lunfingf. 
Baltzar Beßelyn. Baltar Hane. Johan Grothe der Junger. Jaſpar 
Flynt. Joachim Bradwagen. Churt Dobbin unnd andere mehr Burgere, 
jo mitt an und uber jollichen protestationibus geweſen. 





VI. 


Der Grabſtein der Familie Kerkhof in der Marienkirche. 


Von 
Friedrich Schlie. 


on älteren Steinen des Mittelalter iſt in der Marienfirche wenig 
V erhalten geblieben. Einer der anziehenderen iſt der der Familie 
Kerkhof im nördlichen Theil des Chorumgangesy. Das Intereſſe für 
ihn wuchs, al3 ich darauf den Namen des in der verhängnifvollen 
Roſtocker Domfehde jo befannt gewordenen Vürgermeiſters Barthold 
Kerkhof und zugleich jeinen Todestag fand. Das wurde Urjache, daß ich 
eine Zeichnung von ihm in’3 meclenburgische Dentmäler-Inventar aufzu— 
nehmen beichloß, das fich im Drucd befindet; und nun begannen die Ver- 
juche, immer mehr aus dem arg abgetretenen Stein zu entziffern. Danf 
den Bemühungen der Herren Rechtsanwalt Crull und Dr. Hofmeiiter, 
die jich am diejen Verjuchen lebhaft betheiligten, ift es gelungen, ſechs 
‚Samilienmitglieder feitzuftellen. Dabei half auch nicht wenig die Geſchick— 
lichfeit und Findigfeit des in der Wiedergabe von Grabjteinen trefflich 
geübten Beichners Herrn Söhnjen. 

Die erjte Injchrift beginnt auf dem Stein oben links: Anno domini 
meccel..... und jest ſich auf der Langjeite zwiſchen Adler und Stier 
fort mit: ſexta post festum jacobi obiit dominus rolavus kerckhof; 
die zweite beginnt beim Zeichen des Stier in der äußerſten Reihe: 


Anno domini mceccelxxxrr quinta .. ante ..... obiit mechildis 
karckhof (uxor); die dritte beginnt auf der Zeichnung oben links in der 
zweiten Weihe: Anno domini mecee ..... dominica ante ..... (obiit) 


hinricus kerckhof filius; vie vierte (zeitlich Freilich die ſechste) jchließt ſich, 


*) Der Stein ift im Auguſt 1895 gehoben und in der ehemaligen Kirchhof'ſchen 
Gapelle — der zweiten des Chorumgangs von Norden her — an der Nordwand 
aufgejtellt. C. 


62 


noch auf der Langjeite, unmittelbar an: Anno meccceexx (?) .. post 
epi(phaniam) obiit rolavus karckhof filius ; die fünfte beginnt beim Zeichen 
des Stiers in der dritten Reihe und zieht jich im derjelben Reihe um den 
ganzen Stein: Anno domini meccexcıx in profesto beate barbare obiit 
dominus bart(holdus kerekhof .... orate) deum pro eo; die ſechste 
jteht zwijchen diejen Reihen unterhalb des Schildes in Eleineren Minugfeln 
und lautet: Anno domini meccexcvu in profesto trium regum obiit 
titke karckhof eivis rostockcenfis orate deum pro eo. 

Die fünfte Reihe ift die des genannten Bürgermeijters; jein Todes— 
tag der 3. December 1499. 

In der Annahme, daß diejfe Infchriften eine willlommene Ergänzung 
zu dem von Theodor Sohm im 3. Heft, S. 97, aufgeftellten Stamm= 
baum der Familie Kerkhof fein würden, habe ich jie hier mitgetheilt. 








| — — 
— — 





———— RE EEE 








vn. 


Die Scepter der Univerhtät Roſtock. 


Von 
Adolph Hofmeifer. 


3 iſt an Zahl nicht gerade viel, was unjere Univerjität außer dem 

Grund und Boden, auf dem fie fteht, aus ihren Anfängen durch die 
Sahrhunderte bis zur Gegenwart herübergerettet hat: Eine Eleine Zahl 
von Urfunden, die Matrifel, das Statutenbuch, das Defanatsbuch der 
philojophiichen Fakultät, die Siegel der Univerfität, des Rektors, der philo- 
ſophiſchen und vielleicht auch das der jurijtiichen Fakultät, die Scepter und 
etwa ein halbes Dutzend Bücher aus der alten libraria facultatis artium. 
Was diejem alten Bejit aber an Menge abgeht — das Ganze ließe jich 
bequem in einen Koffer von mäßiger Größe verpadt forttragen — das 
wird in reichem Maße Durch den inneren Werth aufgewogen; außerdem 
bejigen die Scepter und das Siegel der Univerjität ebenjo wie das größere 
Siegel des Rektors nicht unerheblichen Kunſtwerth. 

In bejonders hohem Grade gilt die8 von den filbernen Sceptern, 
deren die Univerfität vier beſitzt und die ſich als Meijterwerfe mittelalter- 
licher Goldſchmiedekunſt daritellen ?). Die beiden größeren, die noch heutigen 
Tages bei der Jahresfeier der Univerfität am 28. Februar, dem Geburts- 
tage des hochjeligen Großherzogs Friedrich Franz IL., dem an der Spibe 
des in feierlichen Zuge die Aula betretenden Lehrförpers einherjchreitenden 
Rektor vorangetragen werden, find 105 Gentimeter lang. Der glatte 
runde Schaft iſt durch Ringe mit fronenähnlicher Verzierung (a 3) gegliedert 
und verdidt ſich unten zum jech3edigen, in einen Knauf auslaufenden 
Handgriff (a 4, Verbindung zwiſchen Schaft und Handgriff). Bekrönt iſt 


2) Die Abbildung ift mit gütiger Bewilligung des Herrn Prof. Dr. Schlie dem 
im Drud befindlichen medlenburgiihen Dentmälerwerfe entnommen, 


64 


er mit einer reich entwidelten, in drei Abjägen emporjtrebenden Sreuzblume, 
deren Formgebung tret aller malerischen Behandlung noch die volle Strenge 
der Hochgothif erkennen läßt und die auf der Spiße ein nur 3 Centimeter 
hohes, aber äußerſt fein ausgearbeitetes Figürchen trägt, auf dem einen 
Ecepter Gott Bater mit der Weltfugel, die Rechte jegnend erhoben (a 2), auf 
dem anderen Maria mit dem Chrijtusfinde (a 1). Die darunter befindliche 
zweite Stufe ijt mit muficirenden Engeln beſetzt. Knauf, Ringe und 
Belrönung find vergoldet. Nur 77 Gentimeter hoch und dementiprechend 
ichlanfer, jonft aber ganz ähnlich gebildet find die beiden anderen Scepter, 
welche der philojophiichen Fakultät zugehören, nur fehlen in den mit 
blauen Emailperlen beſetzten Kreuzblumen die Engelgeftalten und die die 
oberite Spite bildenden Figürchen jtellen einen Geiger (b 1) und einem 
Lautenſchläger (b 2) dar. 

Die ältejten in ihrer definitiven Faſſung etwa dem Jahre 1432 
entitammenden Statuten nennen die Scepter neben der Urfundenlade, dem 
Siegel und dem Matrikelbuch unter den Gegenftänden, die der jeweilige 
Rektor in jorgfältiger Verwahrung zu halten und feinem Nachfolger 
Öffentlich und feierlich zu übergeben hat, und das im „Etwas“ IL, 1738, 
©. 475, wenigiiens erfennbar abgebildete Amtsfiegel des Rektors zeigt 
ung diejen, wie er dem mit dem Scepter über der Schulter vor ihm 
jtehenden Pedellen eine Anweifung ertheilt. Es fann daher feinem Zweifel 
unterliegen, daß dieſe Ecepter, die Abzeichen der in der Selbjtregierung 
und eigenen Gerichtsbarfeit beftehenden afademijchen Freiheit, ebenjo alt 
find wie die Univerfität und daß es diejelben find, die mit den gleichfalls 
noch vorhandenen Ciegeln am 12. November 1419 vom Biſchof von 
Schwerin, vom Abt von Doberan und vom Bürgermeijter von Roſtock 
dem erſten Neftor Petrus Stenbefe als Zeichen feiner Würde feierlich 
übergeben wurden. Gleichzeitig mit diefen und von demjelben Meiſter ıjt, 
wie der erjte Blick zeigt, das zweite Scepterpaar angefertigt, doch findet 
ſich bi8 weit in das 16. Jahrhundert hinein feinerlei Nachricht darüber. 
Die erjte Erwähnung gejchieht jeiner in dem mit Dftern 1569 beginnenden 
Rechnungsbuche der philojophiichen Nafultät, in dem Nathan Chyträus 
der e3 anlegt, unter dem vorhandenen Inventar an erjter Stelle duo 
argentea sceptra aufführt. Die alten Fakultätsitatuten aus dem 15. Jahr: 
hundert nennen fie mit feinem Worte und im Album der Fakultät finden 
fie fi nur einmal im Winterjemejter 1675/76, wo fie bejonderer Umjtände 
halber zum erjten und wohl auc einzigen Male öffentlich) in Gebrauch 
genommen werden. ALS fie dann im Sommer 1712 beim Begräbniz des 
während jeiner Amtsführung verjtorbenen Dekans Prof. Chr. Hiltebrand 
wieder benußt werden jollten, erhoben Rektor und Concil dagegen Ein— 
jpruch, weil 1) dies überhaupt noch nicht vorgefommen jei, 2) auch auf 


65 


anderen Univerſitäten nicht gebräuchlich jei, 3) eine jolche Ehrung den 
Delanen der übrigen Fakultäten gleichfall® nicht erwiejen werde, und 
4) weil die Ecepter gar nicht Eigenthum der Fakultät, jondern der Univer— 
fität fein. | 

Soweit reichen die zur Zeit zugänglichen Nachrichten ; es jcheint, als 
ob auch jpäter nur noch ein vereinzelter Verſuch der öffentlichen Benutung 
vorgefommen jei, und dieſen Umjtänden verdanfen die Scepter ihre tadel- 
oje Erhaltung, während das andere Baar deutliche Spuren mehrfacher 
Beichädigungen und zum Theil wenig "geichidt ausgeführter Reparaturen 
zeigt. Allerdings war der Gebrauch der Scepter auch in früheren Zeiten 
ein bedeutend ausgedehnterer als jeßt; zu jedem der vielen in der Deffent- 
lichfeit jic) vollziehenden Akte, dem Amtsantritt des neuen Rektors, der 
Berlefung der Statuten, der Einführung neuer Profejjoren, den Promo: 
tionsfeiern, kurz überall, wo die Univerfität als Storporation oder der 
Rektor al3 deren berufener Vertreter nach außen Hin auftrat, waren jie 
unentbehrlich, und geichah e8, daß der Rektor während jeiner Amt3dauer 
mit Tode abging, jo eröffneten fie, mit Flor verhüllt und mit den Spiben 
zur Erde gejenkt, den Trauerzug, Als Hoheitszeichen waren fie heilig 
und unverleglich und traf es ſich, daß ihnen vorjäglic; Schaden zugefügt 
wurde, jo war die ganze Univerjität dadurch auf's tiefite beleidigt. Ein 
jolher Fall it in den Annalen der Umiverfität verzeichnet und dieſer 
verdient es, hier ausführlicher mitgetheilt zu werden, da er auf vielerlei 
ein helles, freilich nicht immer günftiges Licht wirft. 

Unter dem zweiten Rektorat de3 Dr. theol. Michael Cobabus, im 
April 1673, war der offenbar jchon in höheren Semeſtern ſtehende 
stud. theol. Andreas Riejener aus Danzig ordnungsmäßig immatrikulirt 
worden und jcheint feine Studien anfangs mit Eifer und gutem Erfolge 
betrieben zu haben. Mit der Zeit wurden ihm jedoch die Mittel knapp, 
weshalb er ji, ohne ermatrifulirt zu fein, von Roſtock wegbegab und 
eine Stellung als Informator auf Schloß Wlrihshujen annahm. Im 
März 1675 wurde aber eine Klage wegen eines groben Vergehen (Ehe— 
bruch) vor der Juſtiz-Kanzlei zu Güftrow gegen ihn anhängig gemacht 
und nun Tehrte er eiligjt nach Roſtock zurüd, um fich die Bortheile der 
afademijchen Gerichtsbarkeit nicht entgehen zu lafjen, doch ein Reſeript 
Herzog Guſtav Adolph's an Yürgermeifter und Rath mit der Aufforderung, 
den p. p. Riejener zu verhaften und umgehend darüber zu berichten, folgte 
ihm auf dem Fuße. 

Am jpäten Abend des 31. März wurde er von dem jtädtiichen 
Wachtmeiſter Matthias Möller in jeiner vor vier Tagen erit bezogenen 
Wohnung in der Langen Straße aus dem Bett geholt und in Gewahrjam 
gebracht, doch gelang es ihm am dritten Tage, zu entkommen, worauf er in 

5 


66 


dem zu Stadtrecht liegenden Haufe des Rektors, des Stadtphyſikus Dr. med. 
Joh. Jak. Döbelius (der zufällig gleich ihm aus Danzig jtammte) Zuflucht 
juchte. Der Kath) that jorort Echritte, um Niejener, den er wegen jeiner 
längeren Abwejenheit und weil er nur aus Furcht vor der ihm drohenden 
Kriminalunterfuchung zurüdgefehrtt war, nicht mehr als afademijchen 
Bürger anerkannte, wieder in feine Gewalt zu befommen, aber der Verfuch, 
in Güte dies Ziel zu erreichen, jchlug fehl. Dem Protonotar Joh. Niemann, 
der dreimal im Namen des Rathes die Auslieferung des Flüchtlings 
forderte, weigerte fie der Rektor unter Berufung auf jeinen Rektoratseid 
und erklärte, nur. der Gewalt zu weichen. Unter dieſen Berhandlungen 
war der Tag ziemlich herumgegangen, die Nachricht von dem Gefchehenen 
hatte jich natürlich jchnell verbreiter und Veranlaffung zu einem großen 
Auflauf gegeben. Bürger und Studenten rottceten ſich zujammen, die 
leßteren verfammelten fich bewaffnet auf dem Markte und ein Theil von 
ihnen bejekte das Haus des Neftors, von wo aus er die heranrüdende 
Wache mit einem Steinhagel empfing. Nicht ohne Mühe gelang es dem 
Machtmeifter und jeinem Sergeanten Ludolf Schrader, ſich Eingang zu 
verjchaffen, und als auch ihnen gegenüber der Rektor bei jeiner Erflärung 
beharrte, erzwangen fie ſich mit ihrer Mannjchaft den Aufgang zu der 
Oberjtube, wo ſich Riejener aufhalten jollte, und brachten den Entflohenen, 
der verjucht Hatte, jich auf da8 Dach zu retten, wieder in Haft. Die 
Treppe zum oberen Stodwerf hatten die beiden Pedellen mit den gefreuzten 
Sceptern verjperrt gehalten und mußten mit Gewalt bei Zeite geſtoßen 
werden, wobei das eine entzweibrach und auch das andere wohl nicht ohne 
Beichädigung davonfam. Dies gejchah am 3. April, dem Tage vor Oftern. 

Ein langer, mit jcharfen Worten und bi8 in die höchiten Injtanzen 
geführter Streit zwischen Rath und Univerjität war die Folge, bei dem 
nicht mehr die Perjon des auf Befehl des Herzogs nach Güſtrow abge- 
lieferten und dort vor Gericht geitellten Rieſener, jondern die verlegten 
Privilegien der Univerfität und ganz bejonders die beichädigten Scepter 
im Mittelpunkt ftanden. Dem Rektor Döbeliuß wurde feine Amtsdauer 
bis zum September verlängert, damit er al8 der Meijtbetheiligte jelbjt die 
jofort nöthigen Schritte thun konnte, und alle öffentlichen Akte, bei denen 
der Gebrauch der Scepter nöthig oder üblich war, unterblieben oder voll« 
zogen fi) in demonjtrativ einfachſter Form, wie die Eintragungen der 
Matrilel in den Semestern von Oſtern 1675 bi8 Michaelis 1679 deutlich 
erkennen lajjen. Beſonders aber murrte die Etudentenjchaft wegen des 
gewaltjamen Eingriffs in die akademiſche Gerichtsbarkeit und wegen des 
Wegfalld der gewohnten öffentlichen Akte. Thatjächlich zeigt ſich ein 
plößliches jtarfed Sinfen der Zugangszahlen ; über den mindeſtens ebenjo- 
erheblich jteigenden Abgang fehlt der zahlengemäße Nachweis. Nur die 


67 


philoſophiſche Fakultät fühlte ſich weniger jchwer getroffen, da fie im 
Befie eigener Scepter war, und hielt mit diejen am 27. April 1676 die‘ 
feierliche Promotion von ſechs Magiftern ab. 


Noch vor dem Rieſener'ſchen Streitfall hatte der Rath an Stelle des 
verjtorbenen väthlichen Profeffors der echte, des Stadtſyndikus 
Dr. Hermann Lembfe, dejjen Sohn, Dr. Jacob Lembfe, den jpäteren 
Vürgermeifter, zum Profeffor der Rechte ernannt und die unter den 
obwaltenden Umſtänden einjtweilen unterbliebene Einführung jollte nun 
nach Concilsbeichlug am 7. März 1676 ftattfinden. Hiergegen erhob der 
Neftor Dr. theol. Michael Cobabus, den fein Kollege Habichhorjt ala 
„orthodoxiae zelota acerrimus, uti aetate ac statura, ita et moribus 
gravis, nulli temporum iniuriae ipsi illatae cedens“ charafterifirt, 
energiichen Einjpruch unter Hinweis auf die unbrauchbar gewordenen 
Scepter, ohne die allerdingd die Einführung nur unter Verlegung der. 
alten, durch jahrhundertelangen Gebrauch) geheiligten Form und Feierlichkeit 
vor jich gehen konnte. Alle Verſuche, ihn umzuſtimmen, waren vergeblich 
und num ließ ſich das Concil zu einem ebenjo beijpiellojen wie jtatuten- 
widrigen Schritte fortreigen, indem e8 Dr. Cobabus für abgeſetzt erklärte 
und den Profefjor Dr. jur. Radovius, den Schwager des zur Zeit des 
Riejener’schen Falles wortführenden Bürgermeister Matthäus Liebeherr, an 
jeiner Statt zum Prorector erwählte. Um diejen Beſchluß in der üblichen 
offiziellen Form befannt machen zu fünnen, ebenjo wie zur ordnungs— 
mäßigen Verfündigung der bevorjtehenden Einführung fehlte aber noch 
etwas ſehr wichtiges: das Siegel, welches der Rektor in jeiner Verwahrung 
hatte. Welchen bedenklichen Weg das Eoncil einjchlug, um fich in den 
Befi des Siegeld zu bringen, jchildert der Senator Mathias Prieſtav 
wie folgt: 


„Das Koncilium Hat des Herrn Dr. Cobabi Eigenjinn in hoc passu 
nicht brechen fünnen und hat, um die Siegel dem Dr. Cobabo aus den 
Händen zu fpielen, den Pedellen Bardiey beordert, jolche mit Liſt zu 
entivenden. Diejer ilt darauf zu Dr. Cobabo ohngemeldet ins Gemach 
getreten und hat, nach empfangenen jcharffen Verweile, daß er fich ein 
jolches unterjtünde, mit einer tiefen Referent geantwortet: Ew. Magnificeng 
habe ich eine Disputation einzureichen, wobei er fich und diejelbe aus— 
gebreitet. Weil nun diefer ein jehr langer Mann gewejen, ijt der damahlige 
Ballmeijter?), der Hein von Perjohn, hinter ihm ins Zimmer gefrochen und 
hat mitlerweile die Lade, worin die Siegel, bei Sr. Magnificeng auff der 
Band jtehend, heimlich weggenommen und davon gebracht”. 


1) Fr, Fabricius, vgl. diefe Beiträge I, 2, S. 88. 


68 


Dr. Cobabus bemerkte den Verluſt erjt, alö die nun äußerlich lorrekt 
ericheinenden Anſchläge die Ernennung eines Proreftord und Die Ein- 
führung des Dr. Lembfe öffentlihd am jchwarzen Brett verkündigten. 
Eelbjtverjtändlich erhob er jofort Protejt gegen dies Verfahren und Klage 
bei den Landesherren, da jedoch jeine Amtsdauer jtatutenmäßig am 
23. April ablief, lange ehe die, wie vorauszujehen, durchaus zu feinen 
Gunſten ausfallende Enticheidung eintreffen fonnte, übergab er die noch im 
jeinen Händen befindlichen Infignien und Aften zum bejtimmten QTermine 
jeinem rechtmäßig gewählten Amtsnachfolger Dr. Redeker, aber Die 
Eintragung der unter jeinem Neftorat neu aufgenommenen Studirenden 
in die Matrifel, die ihm fein Vorgänger, derjelbe Dr. Nedefer, ordnungs— 
widrig bei Ablauf feines Rektorats nicht mit übergeben hatte, unterblieb, 
und jo verdanken wir diefem Ecepterjtreit die einzige nicht durch Todesfall 
erflärbare Lüde in den Negiftern der Univerfität. Die Scepter wurden 
ichlieglich auf Anordnung und Koſten des Herzogs Chriſtian Ludwig wieder in 
Stand gejegt und der Univerfität im Sommerjemeiter 1679 wieder über: 
geben, der Streit aber und die durch ihm hervorgerufene Erbitterung mögen 
noch lange nachgewirft haben, wenigitend jcheint man fi), wie eine 
Bemerkung im „Etwas“ V, 1741, ©. 172, andeutet, noch viele Jahre 
nachher geicheut zu haben, auf dieje für alle Betheiligten gleich peinliche 
Angelegenheit zurüczufommen. 


2 





VII. 


Zur Geſchichte des Steinthors. 


Von 
Karl Koppmann, 


7) den modiſchen Prachtbau, der in den lebtvergangenen Jahren 
neben ihm aufgejchofjen ift, ist das Steinthor gewiſſermaßen in 
Schatten geftellt und im feiner Wirkung beeinträchtigt. Aber einen 
monumentalen Charakter trägt e3 ebenjowohl wie das vornehme Nachbar: 
gebäude und ihm voraus hat es eine Vorgeichichte, die bis in das 13., 
und eine Geichichte, die bis in das 16. Jahrhundert zurüdreiht. Won 
jener zu veden, jei einer anderen Gelegenheit vorbehalten, aus diejer 
greife ich die wichtigiten Momente heraus und berichte von der Zerjtörung 
des alten Steinthors durch Herzog Iohann Albrecht im Jahre 1566 und 
dem Neubau von 1574--1577. 


F 


Unſelige Zwietracht zwiſchen dem Rath und dem revolutionären 
Organ der Bürgerſchaft, den Sechzigern, hatte die Kraft der den Herzögen 
gegenüber auf ihre Privilegien pochenden Stadt gebrochen. Der Plan 
Herzog Johann Albrecht’S, in der Nacht vom 17. auf den 18. Dftober 1565 
Roſtock zu überrumpeln, war gejcheitert !); am 23. Oft. aber war der Herzog, 
nachdem er Anfangs zu Bijtow, hernach zu Pölchow gelagert hatte, mit 
500 Reitern und 2 Fähnlein Sinechte durch das Steinthor eingezogen ?); 
am 30. Oft. hatte er den Eechzigern ihren Bürgerbrief und die jtädtijchen 
Siegel und Schlüjjel abgenommen, hatte den Bürgerbrief fajjirt und den 
Rath durch) Ausantwortung der Siegel und Schlüfjel in jeine frühere 


1) Schirrmader, Johann Albrecht T, Tb. 1, S. 510-512. 
) Dat. 1, S. 513, 514, 520. 


70 


Würde wieder eingeſetzt); am 9. Nov. war von ihm die Forderung einer 
Kriegsentjchädigung von 73 300 Thalern aufgeftellt worden, die am 
13. Dez. auf 60000 Gulden ermäßigt wurde?). Ueber den Erfolg des 
einjeitigen Vorgehens feines Bruders erbittert, hatte Herzog Ulrih auf 
Genugthuung gejonnen; auf jeinen Betrieb waren in Roitod am 31. Dez. 
faijerliche Kommiſſarien, kurſächſiſche Räthe und Deputirte des nieder- 
ſächſiſchen Kreijes, am 14. Jan. 1566 die verjpäteten Abgejandten Herzog 
Adolf's von Echleswig-Holitein erjchienen ). Nun thaten auf dem diplo- 
matichen Schachbrett die kaiferlichen Kommifjarien einen verblüffenden Zug, 
Herzog Johann Albrecht einen entjcheidenden Gegenzug und die Koſten des 
Epield hatte die Stadt Roſtock zu zahlen. Der Forderung der Unter: 
händler nad) Entlaſſung jeiner Truppen hatte der Herzog die Fortdauer 
der inneren Streitigfeiten entgegengehalten *); als er aber den Rath, und die 
Gemeinde zum 22. Jan. zum Verhör auf das Rathhaus emtboten Hatte, 
wurde am eben dieſem Tage zwijchen dem Ausſchuß der Sechziger und 
dem Rath) über die gütliche Ausgleihung aller Streitigkeiten ein Vergleich 
abgejchloffen und dadurch der Einwand des Herzogs hinfällig gemacht). 
Auf diefen Vertrag antwortete Herzog Johann Albrecht damit, daß er ſich 
mit dem Bruder über die Genugthuung, die die Unterhändler für ihn 
beanspruchten, hinter deren Rüden einigte: am 4. Febr. ging er mit ihm 
einen Vergleich ein, in Folge dejjen Herzog Ulrich) am 7. Febr. gleichfalls 
mit einem Fähnlein Reiter und zwei Fähnlein Knechte durd) das Steinthor 
in Rojtod einzog und gleichfalls eine Kriegsentſchädigung von 60 000 Gulden 
von der Stadt beanjpruchte®). Am 17. Febr. nahmen die düpirten fatjer: 
lihen Kommifjarien mit den übrigen Gejandten ihren Abzug’). 
Unmittelbar nach ihrer Abreife wurde mit dem Bau einer Feltung, 
wegen deſſen ſich Herzog Johann Albrecht ſchon im Jahre 1562 nad) 
Epandau an den italienischen Baumeister Franz Chiaramella gewandt 
hatte?), auf dem Nofengarien begonnen. Die Stadt wurde durch den 
Abbruch der Stadtmauer vom Kuhthor bis zum Zimmerhof auf 500 Schritt 
offen gelegt, der Thurm auf dem Rammelsberg, das Steinthor und das 
Johanniskloſter bis auf die Kirche wurden niedergerifien, der Zwinger ward 
in die Feſtung einbezogen, das Kloſter zu Marienehe wurde abgebrochen. 


— — — 


») Schirrmader, 1, ©. 523, 524. 
2) Daf. 1, ©. 526, 548, 578. 


®) Daſ. 1, ©. 557, 559. 

+) Daſ. 1, ©. 558, 562. 

5) Daf. 1, S. 556568. 

6) Daj. 1, S. 579, 580, 532. 
1) Daf 1, ©. 586. 

* Daf. 1, ©. 598. 


71 


Ueber dieſe Abbruchsarbeiten, deren Anfang und Fortgang nach den 
bisher belannt gewordenen Nachrichten wenig deutlich find, geben uns 
Lukas Bacmeiſter in feinem tagebuchartigen Bericht, der Historica narratio, 
und ein bisher unbekannt gebliebenes Chroniken: Sragment von 1557 bis 
1577 nähere Auskunft. 


Die Furcht vor einem Feitungsbau Johann Albrecht'3 war nach 
Bacmeifterd Angaben jchon vorher, jchon vor dem Einzug Herzog Ulrich's, 
un der Stadt vorhanden '). Schon zum 5. Febr. berichtet er?): „Es hieß, 
der Fürſt (Sohann Albrecht) jei im Nofengarten und in andern Stadt- 
teilen geweſen, und nicht wenige befiel die Furcht, daß e3 ſich darum 
handle, den Ort für eine alsbald zu errichtende Feſtung ausfindig zu 
machen”. Nach dem Einzuge Ulrich's heigt e3 dann zum 11. Febr. ®): 
„Die Fürsten jollen Vormittags aus dem Steinthor hinausgegangen und 
den Wall und die jonftigen Befeitigungswerfe befichtigt haben, desgfeichen 
auch den Rojengarten und den Kamp“, zum 12. Febr. *): „Die Fürjten 
gingen Nachmittags aus dem Ströpelinerthor hinaus, befichtigten Die 
Befeitigungswerfe, begaben ich auf dem Heimweg an den Strand, den fie 
überall in Augenjchein nahmen, und kehrten durch die Mönchenftraße in 
ihre Herbergen zurüd“, zum 14. Febr.d): „Täglich fanden Berathungen 
jtatt und Ichon damals verbreitete fich insgeheim das Gerücht von einer 
Feſtung, die die Fürften in der Stadt zu erbauen gedächten“. 


Ueber den Bau jelbjt berichtet das Chronifen- Fragment unter ungenauer 
Angabe des Datums: „Eodem vel postero anno et die lethen F. ©. 
die neuwe Feſte vor dem Steindhore uthitiden, und wurden der Börger 
Scünen und Garden vor dem Steindohre bedt ahn de middeliten Garden 
wechbrafen, aljo dat de seite hardt ahn dem Dwenger . . . wurdt uth- 
geitidet; und was ®) jegen dem Middelgartten de Porte der Feſte, darinnen 
Infohr, und jo in dat Runde bedt ahı den Dwenger; unde man konde 


—— on 


ı, Bol. Schirrmacher 1, S. 593, 594. 

*) Princeps in horto rosarum, ut vocant, fuisse dicebatur ot in aliis urbis 
partibus et metus incessit non paucos locum desigaandae et constitusndae arei 
inquiri et eam paulo post aedificatum iri. 

*) Principes ex porta lapidea ante prandium egressi dicebantur, vallum 
inspexisse et reliquas manitiones, item hortum rosaram et eum locum, quem 
<ampum vulgo nominant. 

*, Principes post meridiem portam Cropelinensem exiverunt, munitiones 
inspexerunt et inde redeuntes ad littus Warnovii se contulerunt idque totum 
lustrarunt et per monachorum plateam in hospitia reversi sunt, 

5) Deliberationes quotidie sunt habitae et jam tum de arce, quam principes 
in urbe exstruere cogitarent, arcano rumore spargebatur. 

6) und e3 war. 


12 


von der Boſtwehr von der Felte in den Diwenger ghan und mwaß!) die 
dhore, dar nhu de witte Plade ahm Dwenger nah feldewerdt iß“. Bac- 
meijter berichtet über den Anfang der Arbeiten zum 18. Febr.“): Beim 
Steinthor fing man an die Feſtung abzufteden, welche die Fürſten erbauen 
wollten ; die benachbarten Gärten wurden verwültet und in die Steinmaſſe 
des Zwingers begann man ein Thor zu brechen“. Wie e8 fcheint, ift hier 
zujammengefaßt, wa® vom 18. biß 20. Febr. geichah, denn Bacmeifter’3 
nächjte Nachricht erfolgt zum 21. Febr. und ein Schreiben, das der Rath— 
am 9. März an den Kaiſer richtete, giebt uns folgende näheren Angaben : 
„Wie aber volgenden 17. Februarit wolgemelte Herren Gejanten wegf- 
gezogenn, iſt uber alle unnjere underthenige Zuverficht unnd hochgemelt3- 
Hergogs Ulrichs zu Medelnburgt 3. ©. durd) E. No. Key. Mat. Com- 
mifjarien inn ©. 5. ©. Nahmen uns beichehene Zujage unnd uber die 
beigefugte Obligation Hertzogk Joh. Abrechts F. ©. uns dieß begegnet, 
das unſere Zwinger vorm Steinthore, der der Stadt bei ein halb Tonne 
Golts gefoftet, mith dem drauff jtehenden Geihüg vonn 3. F. G. Maur- 
unnd Erbeitsleutten volgenden 20. Februarii eingenohmen und durchbrochen, 
die Mauren dei Ortes dejtruirt und eine Feſte mith Einnehmung der 
Burger Garten außgeftidt wordenn, dran 3. F. G. mith unauffgorlichenr 
Vleiſſe erbeiten unnd drauff unſer Gejchut fuhren laſſenn, wirdt auch 
dieſes inner wentzig Tagen ßo weith auffgefuhret werden, das Die gantze 
Stadt, dern Thor daſelbſt mith ethlichen Heuſern eingebrochen und geoffent 
wirdt, davonn kan betzwungen unnd beſchoſſen werdenn. Alß wir nun den 
vorigen Abendt des 19. Februarii durch das gemein Geſchrei, was mith 
der Feſte furhanden ſein ſolte, erfuhrenn, haben wir" x. Zum 21. Febr. 
heißt es bei Bacmeiſter weiter ?): „Mit dem Bau der Feſtung ſchritt man 
rüjtig fort und bemächtigte jich der benachbarten Gärten; viel Bürgerholz, 
da3 in Schuppen in den Gärten lag, wurde weggenommen und die Soldaten 
trieben vielfach ihre Muthwill“, und zum 25. Febr.: „Der Feltungsbau 
ging unabläjfig vorwärts. Am Vormittag ließen aber die Fürſten bei 
dem Schalle von vier Trommeln durch einen Herold in der ganzen Stadt 
ausrufen, die Bürger, deren Gärten offupirt worden ſeien, jollten fich bei 
den Fürſten melden und die Soldaten jollten fich der Xeraubung der 
Gärten und Dörfer, des Fiſchfangs und anderer Beläftigungen der Bürger 


1) und es war. 

?) Incepta est arx delineari, quam principes aedificaturi essent, juxta portam 
dietam lapideam. Horti vieini sunt vastati; moles lapidea, der Dwenger, ad portam 
coepta est perforari. 

») In aedificanda arce processum fuit graviter, horti vieini occupati, multa 
civium ligna, quae in tuguriis ante urbem in hortis erant, ablata et a militibus 
etiam multa petulanter facta sunt. 


13 


bei Todesitrafe enthalten“). Wenn nach) einem anderweitigen Bericht an 
eben dieſem Tage, dem 25. Febr., Herzog Johann Albrecht am Zwinger 
abgejtiegen fein, einen Spaten in die Hand genommen und die erjte Erde zu 
dem großen Rundehl aufgeworfen haben foll ?), jo jcheint das — wenigſtens 
in Betreff des Datumd — in den Rahmen diefer Nachrichten nicht zu pafjen. 

Dann richteten ſich die Angriffe zunächit gegen das Steinthor 
und die Stadtmauer bis zum Thum auf dem Rammelsberg an der einen 
und bis zum Zimmerhof auf der anderen Seite. Abweichend von den 
übrigen Quellen berichtet das Chronifen-Fragment: „Den 21. Februarit 
ledten 5. &. dat Steindhor midtjamptt der Muhren bedt ahn den Fangen- 
thorn und wieder ahn den Timmerhoff dalejchruven und wechbrefen“. Die 
bi8 1583 reichende Huber’sche Chronik?) berichtet: „Den 1. Martii ließ 
Hertogf Johan das Steinthor nicderbrechen. Etliche alte Bürgere aber, 
jo jolches anjahen, denen gingen die Augen über”. Eine bis 1625 reichende 
Chronik wiederholt das, hat aber einen bemerfenswerthen Zufag: „Dei 
1. Martii ließ hertzogk Johann Albrecht anfangen das fteinthor hernieder- 
zubrechen, welches eben auf die Artt gebawett war, wie das Gröpelinijche 
thor heutiges tages noch it. Vielen alten burgern, die es anſehen mujten, 
fonten jich der trenen nicht enthalten”. Bei Lukas Bacmeiſter heißt es 
zum 1. März): „In diefen Tagen wurde mit der Zerſtörung des inneren 
Stadtthor3 und der Nachbarhäufer begonnen; ein traurige Schaufpiel ! 
Die Fürjten ritten in der Stadt umher nach dem Zimmerhof, Liegen die 
Planken niederreißen und befahlen, alles Holz, was der Nath zu den 
Öffentlichen Bauten hier hatte lagern lajjen, wegzuführen und zum Feſtungs— 
bau zu verwenden. Auch die Mühlen beim Meühlenthor nahmen fie in 
Augenjchein und es hieß, auch diefe jollten den Bürgern genommen werden. 
Nachmittags ging ich aus dem Thor hinaus und jah, daß die Fundamente 


") In munitione aedificanda nihil cessatum fuit. Sed ante meridiem quatuor 
tympanorum pulsu per preconem edici jusserunt Principes per totam urbem: Cives, 
quorum fundi essent occupati, se Principi indicare debere, milites a direptionibus 
hortorum et villarum, & piscationibus et similibus, quae Civibus incommodarent, 
sub poena capitis abstinere debere. 

2) Schirrmader 1, ©. 602. 

>) Vgl. daf. 1, S. 602 Anm. 1. 

*, Hisce diebus porta lapiden interior et domus vicinae coeptae sunt destrui. 
Triste spectaculam. Principes equitarunt passim in Civitate, bey dem Timmerhoff, 
ubi effractis seris omnia ligna ad usum publicorum edifieciorum a Senatu illic 
reposita avehi jusserunt et usurpari ad munitionem atque arcem. Inspexerunt et 
molas ad portam molendinorum, quas etiam Civibus ablaturi esse dicebantur. Post 
meridiem exivi portam, vidi munitionis fundamenta jam satis alte educta. Principes 
in campo rosarum aliquot bombardas magnas ad scopum directas animi causa 
emiserunt. Selopetarii Ducis Udalrici jaculando se ad Nosocomion S. Georgii exer- 
euerunt. 


74 


Der Feſtung jchon ziemlich hoch aufgeführt waren. Im Rojengarten unter: 
hielten ich die Fürften damit, mit einigen großen Büchſen nach dem 
Ziel zu ſchießen. Die Schüßen Herzog Ulrich’3 übten fih im Schießen 
beim St. Georgshospital“. Weiter zum 9. März’): „Mit dem Bau der 
Feſtung wurde angeitrengt fortgefahren; viele Eoldaten arbeiteten daran 
und erhielten dafür täglich 4 B Lübifch; auch die benachbarten Ortichaften 
wurden gezwungen, wechſelsweiſe Arbeiter hierher zu ſchicken. Auch der 
Abbruch der Mauern an beiden Seiten des Steinthor® wurde begonnen 
und das Thor jelbit ward niedergelegt“. Zum 13. März?): „Der Abbruch 
des Steinthors geſchah unter großer Anjtrengung ; das Mauerwerf war jo 
feit, daß e8 nur mit großer Mühe umgeſtoßen werden fonnte”. 

Sn Bezug auf das Johanniskloſter berichtet das Chroniken— 
Tragment von 1557 — 1577: „Den 16. Martit hebben de weljchen Mur— 
lude, de dat St. Johannes-Kloſter dalebrefen, 16 Tonne Bulver in der 
barjune gefunden“; Lukas Bacmeiſter gedenft Diejes Ereignifjes zum 
9. März’). Am 6. Mat bat das Koncilium, weil es heiße, daß Die 
Sohannisfirche ebenfalls nicdergerifjen werden jollte, den Rath um einen 
Platz für den jogenannten gemeinen Tiih im Michaelisflojter; am 8. Mai 
beflagten Lukas Bacmeijter und Licentiat Bartholomäus Klinge dem Rath 
‚gegenüber, „das in S. Joannis Elojter de arme diſck vorjtoret und allent= 
halven wurde durchgebracken“, und baten, ihnen einen anderen geeigneten 
Pla anzuweiſen; am 11. Mat wurde dem Mag. Hinrich Arjenius an- 
gezeigt, „weiln igundes ©. Joannis Kloſter van den Walen angefangen 
tho brefende”, jo möge er den Reventer und die Küche des Michaelis- 
Kloſters zum Tiſch der armen Studenten einräumen. 

Dann folgte der Abbruch des 1456 erbauten Gefangenenthurms 
auf dem Rammelsberge und der Stadtmauer bis zum Kuhthor. Nach 
dem Nathsprotofoll von 1566 warben Apr. 23 Hinrich Hodt und Jochim 
Biftervelt beim Rath: „nachdeme cin gejchrei, dat me wolde de Mure und 
Fangentorn affbrefen bet tom Kodore, dat me darum mochte an de Rede 
Ichiden und bidden Upichoff bet up der Herkogen Zukumpſt“; am 2. Wat 
baten einige Bürger, daß der Rath, „wile de Fangentorne daal gebrafen 


’) In munitione aedificanda vehementer processum est et multi milites in ea 
laborabant, quibus singulis diebus numerabantur 4 ß Lub. Coacta fuerunt etiam 
vicina oppida per vices huo mittere operarios. Coepti sunt et muri vieini portae 
lapideae utrinque destrui et ipsa porta dejecta est. 

) Demolitio portae lapideae magno conatu facta est; murus fuit adeo firmus, 
ut vix everti potuerit nisi magno labore. 

3) Multus pulvis bombardıcus in conclavi quodam in templo Divi Joannis 
a Ducalibus ablatus est. (Quisnam eum ibi asservari prodidisset, incertum est; 
sed suspıitiones multorum in crassum istum figulum inelinabant. 

*) Beiträge 3, ©. 10P, 110. 


75 


(wert)*, bei den fürftfihen Räthen dagegen Borjtellungen mache, und der 
Türgermeifter entgegnete, das jet bereit3 geichehen, aber geitern feien einige 
Käthe bei ihm gewejen und hätten ihm gejagt, fie handelten auf herzog— 
lichen Befehl „und were ehn Iett, dat je idt don mojten zc.”. „Den 
5. Muji, jo erzählt das Fragment unter irrthümlicher Yezeichnung des 
Geyenitandes, hebben de weljchen bumlude angefangen, dat Kohedhor up 
dem Rammelßbarge dalethobrefen“. Lukas Bacmeiiter berichtet zum 6. Mai '): 
„Der Abbruch de Thurms, der unweit des Steinthor3 auf die Mauer 
gejeßt, eine ausgezeichnete Zierde der Stadt in jenem Theile war, wurde 
zum Schmerz Bieler begonnen. Und auch die benachbarten Mauern bi 
an den Marjtall des Raths wurden damals zerjtört“; zum 13. Mai?): 
„Der Thurm an der Mauer wurde niedergelegt troß vielen Bittens und 
Sträubens des Raths, der zugleich auch die Räthe beider Fürften bat, 
dab feine weiteren Gebäude zerjtüret werden möchten; aber er fonnte 
nicht3 erlangen; immer wurden fürftliche Befehle vorgefchügt“ ; endlich 
zum 27. Maid): „Beim Abbrud) des Thurms wurden zwei LYandleute Durch 
die Steine erdrüdt”. 

Damit war das Zerſtörungswerk, foweit e8 die Stadt betraf, beendigt. 
Am 6. Mat aber hatte man mit dem Abbruch des Kloſters zu Marienehe 
begonnen und „Den 7. Maji hefft 3. ©. ein new Blodhuß vor dem 
Dwenger jchlaen laten und ledt geichug darin bringen, darınit he landjt 
die Steinjtrate und aver dat mardet jcheten fonde. dt befruchtede fid 
F. G. dat de burger einen Uthfahl don jcholden und de nye angefangen 
Feſtunge wieder inritten*. In der Stadt dagegen fürchtete man, wenn 
auch mit Unrecht, weitere Heritörungen: ein Vittgejuch, das der Rath am 
13. Mat an die fürjtlicyen Räthe richtete, war durch das Gerücht veranlapt 
worden, daß man nun auch den Nikolaityurm abbrechen wolle. 

Wie ich meinem Thema nach die diplomatischen Verhandlungen und 
die politiichen Ereignifje von 1566—1573 bei Seite lajfen muß, jo fann 
ih bier auch auf die Sequeitrirung der Feſtung durch Faijerliche 
Kommifjarien*) und die Errichtung eine3 Stakets an dem offenen Theile 
der Stadt Fraft faijerlicher Erlaubniß 5) nicht eingehen. Ueber den Wiederaufbau 
deſſen, was 1566 vernichtet worden, berichte ich im einem zweiten Abjchnitt. 


’) Demolitio turris, quae in muro posita insigue ornamentum erat urbis ex 
ea parte, non procul a porta, lapidea coepta est cum multorum dolore ...... 
Et muri vicini usque ad stabulum equorum Senatus etiam tum diruti sunt. 

2) Turris ad murum dejecta est, quamvis multum supplicante et renitente 
Senatu, qui sımul etiam petiit ab utriusque Prineipis Consilıariis, ne plura aedificia 
diruerentur. Sed nihil obtineri potuit, Principum mandata semper sunt praetensa, 

5) In demolitione turris duo rustici lapidıbus oppressı perierunt. 

+, Schirrmadher 1, ©. 689, 692. 

5) Daf. 1, ©. 698, 699. 


16 


II. 


Am 21. Sept. 1573 wurde zu Güjtrow der Erbvertrag der Herzöge 
Sohann Albrecht und Ulrich mit Roftod unterzeichnet. Die Herzöge 
ftanden auf Bitten der Stadt und auf Fürbitten gemeiner Landſchaft von 
der von ihnen erbauten Feſtung ab, gejtatteten, daß ſie geichleift werde, 
und erboten jich, mit der Stadt zugleich den Anfang der Scleifung zu 
machen, jobald dieje die vereinbarte Summe von 10 000 Gulden bezahlt 
und Abbitte geleitet Haben würde. Am 8. Febr. 1574 hielten die Herzöge 
ihren Einzug in Roftod’). „Des folgenden Dages, jo berichtet die Chronik 
von 1557—1577, fin Ire F. © mit Iren reden tho Radthuße gegaen 
und die gange gemeine iſt up dat Mardt gefordert. Und iſt aljo ein 
E. Radt und gante gemeine mitjampt dem herrn Eyndico erjchenen und 
hefft fin, der hertogen, Cantzler D. Hulanus mit den beiden Lertogen in 
den fenjteren geitanden. Und D. Huſanus hefft mith einer langen Rede 
de gante thwiſtige handel, de twilchen F. ©. und der Etadt gejchwevet, 
wiederholet. Darup hefft D. Borchholt — der ſtädtiſche Syndikus — 
im nahmen eines Erbarn Rades und der ganten gemeine wedder 
geandiivordet und eine Affbede by F. ©. gedann. Und ik up diſſen dad) 
de langwilige handel twiichen F. ©. und der Stadt tho grunde vordragen“. 

Mit dem Abbruch der Feſtung joll der herfömmlichen Ueberlieferung 
nad) am 16. Febr., nachdem die Herzöge Tags vorher die Stadt verlajjen, 
der Anfang gemacht worden jein. Nach der Ehronif von 1557 —1577 
begann er aber jchon vier Tage früher: „Den 12. Februarii iſt hir de 
nie Feſtung wieder gejchlefet und hefft Johannes Molinus im Nahmen 
F. ©. den erjten Etich mit dem Epaden gedan und darna etlide Spaden 
vull Erden von der Bojtwehre in den Graven geworpen. Darna jin eglide 
viele Buren mith eren Spaden dar gewejen und den Anfanck gemafet. 
Darnha ift de ganke Gemeine dartho gefamen und hebben de gewaldige 
Feſtinge in de Grumdt gereten und verjtöret”. 

Ueber den Wiederaufbau von Thor und Mauer berichtet dieje Quelle: 
„Den 30. Aprilis, welche waß de dach Philippi und Sacobi?), wurdt dat 
Fundamente tho der thobrafen Muhren erſtlich dorch den oldejten Borger— 
meiltern Hern Berenth Pawelſen den erjten Stein im nhamen der Hilligen 
Drevoldicheit gelecht, und wurdt im weinich dagen de Mhure mit dem 
Tohrnn von dem Kohedhore bedt ahn den Timmerhoff wedderumme vor- 
ferdiget“. „Up deſſen 30. Martit (1575) wurdt erftlich dat Fundament, 
dar dat gewelfte vor dem Stendhor jcholde up gejchlagen werden, angelecht". 





’) Schirrmader 1, ©. 749. 
») Der Tag Philippi Jacobi it Mai 1. 


77 


„ver 8. Octobris it vom E. Wade und von den Hundert borgeren 
bewilliget, dat men de Epibe (des Petrithurms) jcholde wedder upbuwen. 
.... In derjulven wefe ijt dat Steendhor angefangen tho buwende“. 

Genaueres erfahren wir aus den Graben: und Mauerrechnungen, die 
ih aus den Jahren 1574—1577 wenigstens theilweiſe erhalten haben. 

Aus dem Jahre 1574 find zwei Nechnungsbücher vorhanden, das des 
Klaus Eiler wegen der Gräben und Wälle und das des Michael Geismar 
wegen der Stadtmauer. Klaus Eiler verausgabt 1235 fl. 21 B; die 
Arbeiten beginnen am. 30. März und dauern bis zum 6. Nov.; an der 
Spige der Arbeiter ftehen der Wallmeiiter, Meifter Dtto, der ein 
Sahresgehalt von 24 Gulden und ein Wochenlohn von 1 fl. 18 8, und 
Hans von Norenberg, „de meilterfnecht“, der ein Sahresgehalt von 
8 Gulden und ein Wochenlohn von 1 fl. 8 3 erhält. Michael Geismar 
giebt über eine Ausgabe von 1876 fl. 10 B Rechnung; die Arbeiten 
dauern ebenfalls biß zum 6. Nov., fangen aber etwas jpäter, am 25. Apr., 
an, was mit der Angabe, daß Bürgermeiſter Bernd Pawels den eriten Stein am 
30. April gelegt habe, recht wohl vereinbar ilt. Unterjchieden werden in 
der Rechnung Maurer (Stellemans), die täglich 7 B, und zweierlei Arbeits: 
leute, die „Kalfjleger* und die „Kalkdreger“ oder „Thopleger“, die täglich 
4'/, ß erhalten. An der Spige der Maurer fteht Meiſter Antonius 
Wahrholt, den der Rath am 19. Apr. dieſes Jahre® zum Yaus und 
Maurermeilter angenommen hat; er erhält jährlich 50 Thaler und ein 
Kleid und außerdem, wenn er arbeitet, monatlich) 8 Thaler; daneben hat 
er freie Wohnung und ijt von Schoß, Wacht und Grabengehen befreit. 
Die Arbeit der Zimmerleute beginnt am 11. Juli und dauert bis zum 
24. Dez.; Hinrich Sale erhält 5'/, 3, die übrigen 5 ß Tagelohn. Zwei 
Säger, Heinrich NRidmann und Swenjen, arbeiten im Stüdlohn und 
erhalten 3 8 Lübiſch für den Schnitt. ALS Gegenjtände der Zimmerarbeit 
erfennt man den Lagerbuſch, den Zwinger und dad Johannis— 
flojter; am 31. Oft. heißt es: „Item diffen dad) hebben fie die balden 
yn den torn gelecht'; am 7. Nov.: „den Timmerluden, jo am Diwenger 
gearbeideth” und am 2. Dez.: „den Diwenger to behengende*; endlich am 
24. Dez.: „Dat Chor tho E. Johannis thothofledenn, dewile dar deelen 
yn gejettet“. 

Aus dem Jahre 1575 hat Jich leider fein Rechnungsbuch erhalten. 
Deito reicher und bedeutungsvoller ift der Inhalt des Buches, das Klaus 
Frieſe im Jahre 1576 geführt hat und das ſich jowohl auf die Wall- 
Arbeiten, wie auf die Etadtmauerarbeiten bezieht. 

„Anno 76 den 19. Marti, jo beginnt dieſes Buch. ſy ich Clawes 
Frieſe vom Erbaren Rade dartho gegeven, dat ick up de gebeute vor dem 
Steindoer, beide an Müren und Wellen, Upficht ſchal hebben. und den 


78 


greveren und Meurluden lohnen und was jonjt thom gebemvte von noden 
iß, uthgeven. So wil id hir truwlich vortefen, weg id uthgeve und 
entfange, wildt Gott der Herr“. Die Maurer (Murlude, Kellude) fangen 
ihre Arbeit Montag den 12. März an, die Arbeitsleute (Plegeslude) 
Montag den 26. März, der Baumeifter Antonius Wahrholt 
Montag den 9. April. Wahrholt erhält ein Jahresgehalt von 67 Gulden, 
7fl 128 zur Kleidung und für die erjte Woche 10 fl. 16 B als Koitgeld, 
hernah 2 Thaler die Woche. Ihm zunächſt ſteht Samuel von Dömib, 
„de Vollirer*. Die Arbeit der Gräber beginnt Dienstag, den 20. März; 
an ihrer Spitze jtehen wieder Meiſter Otto, der Wallmeiiter, und 
Hans von Norenberg, „de jettefnecht”. Die Zimmerleute jind nur 
noch jelten bejchäftigt: am 24. März erhalten Meiſter Hinrich Sale und 
7 Gejellen Yohn für einen Arbeitstag „von wegen der Müren daletho— 
jchruvende* ; am 9. Juni werden ebenjalld Zimmerleute bezahlt, „jo de 
mür dal gejchraven”. Als Gegenftände der Arbeiten erfennt man das 
Gewölbe über der Grube Am 17. Sept. fommen allerlei 
Ausgaben vor „tho dem nien gewolffe over de grove“ ; am 22. Eept. erhält 
Sohim Grote 3 ß „vor dat gewelve up den Eondach tho warende, 
dat dar fein jchade bi geichege*; am 13. Dft., da die Maurerarbeit beendigt, 
erhalten 7 Kellleute „wegen des gewolfftes aver de grove 1 tunne bier 
is 1 fl. 123”; am 8. Dez. wird „den grevern gelont, jo mehr erde up 
dat gemwolfte jcheten mujten“; am 13. Dez „Meiſter Anthonius julff 5. 
gelont, dat fie 2 bagen under dat mie gemwelffte brachten”, am 15. Dez. 
„3 grevern, jo dat gewelffte beichruven muſten“. Im Bezug auf das 
Steinthor werden der Stein für die Wappen und der Stein zu dem 
Spiegel unterjchieren: „Item gegeven Sohannes Stellerman vor den 
itein tho den wapen 16 fl.“ und Dft. 12: „Item noch Johannes Keller- 
manne gegeven vor den jtein, uth welfem de Spegel gemafet, 1 fl.”. Als 
Spiegel bezeichnet man in der Architektur die fleinen runden Felder, mit 
denen bisweilen die Gejimsglieder verziert werden, und Epiegelteld ift der 
durch Gliederung von der übrigen Wandfläche abgeſchloſſene Raum einer 
Façade oder eines inneren Wandpußes. Im unjerm all weiß ich wegen 
der Kleinheit der Summe nur an den Stein an der Außenjeite des Thores 
zu denfen, der vielleicht urjprünglich nicht für ein Wappen beitimmt war. 
— Der Name des Bildhauerd® war Hans Borgloh: „Item gegeven 
Hans Borchlow vor alle de jchilde, od mit den lowen und jpiegel, 38 fl.” 
und: „tem noch den 6. Octob. mit Hans dem wapenmafer flahr gematet, 
jo he dit Jahr an den fteinwapen gemafet hadde, na ludt finer regifter 
2fl. 88”. Vorgloh it der Name eine Dorf in der Landdroftei Osna— 
brüd; an die belgische Etadt Yorgloon wird wohl nicht gedacht werden 
fönnen. — Auf die Tefeftigung des Wappenjteing mit Kalk und eine 


19 


Verzierung des Thor mit Aljtrad oder glafirten Ziegeln weiſen nach— 
folgende Eintragungen zum 28. Eept. hin: „Item van Johannes Bader 
von ©. Jacobs tegelhave befamen 18 quarteer Muerjten, ider quarter vor 
48 Lub., iß 30 fl. Item noch- vor 18 quarteer murſten tho bergelt 
3 fl. 18 8. Item noch vor 4 quarter lang Aljtrad, jo de Murmeſter 
bejundergen heft jtrifen lathen, thom nien doer mit aftojettende, und em 
vor ider quarter geven 2 fl., i8 8fl. Item vor denn murjten tho drand- 
gelde geven dem volde 1 fl. 12 3. Item noch vor den Alitrad dem 
meilter 8 8 Lüb., dem volde 4 B Lüb., dem drader 4 8, dem ftrifer 4 B, 
den Klippen 6 3, iß in al 151.28. Noch vor 4 quarter aljtrad tho 
joren 20 8. Item noch vor 2 mundt fald 30 fl. Noch vor 2 mundt 
kalck tho foren 2 fl.“. — Die Bemalung und VBergoldung der 
Wappenſchilder betreffen nachitehende Ausgaben: Sept. 28: „Eritlich tho 
den wapen, jo int nie doer famen, gefoft 12 bod goldt, ider bod ı1 B Lüb., 
don diſſe 12 bofer in als 5 fl. 12 8. Item meſter Gerth ſchal hebben 
tho malen, od vor varwe, darup em gegeven erſtlich fl. Item noch em. 
geven 2 fl. 16 3*; Oft. 20: „Item noch gefofft von Hans Bergk 6'/, 
brun farve und 2 4 lim, darvor gegeven in al 118. Item noch hebben 
jie vom jendelmafer gehalt 14 pott lim, iS in al 21 ß. Item noch ift 
gehalt worden von Hans Somer 7 nap vul feinrot, darvor gegeven in al 
2 fl.”; endlich erhält noch Yartholomäus, „de Pötter“, für 4 Pötte zu 
der Farbe 3 8. — Nach Vollendung der Malerarbeit wurde das Wappen 
mit einer Haartuchmatte verhängt; Dft. 12: tem noch gegeven vor 
23 Elen baren, jo vor dat wapent gehengt, 1 fl. 10 3 3 #*. 

Ein 577 von dem Rathsherrn Michael Geismar geführtes Rechnungs— 
buch betitelt fic al3 „Der Murlüde und Grever Nefenjcop, jo Anno 1577 
vhor dem Stendhor geurbeidit*“. Das Maurerlohn mit den Koſten des 
Kalks und der Steine beträgt 921 fl. 18 8 3 8, das Gräberlohn 845 fl. 
11 8 3 #8, die Gejammtausgabe 1767 fl. 5 3 6 3. Die Auszahlung des 
Gräberlohns beginnt Sonnabend den 2. März und hört auf Sonnabend 
den 9. Nov. Leiter der Arbeit find der Wallmeifter Meifter Otto und 
Hans von Norenberch, „de fettefnecht*. Am 9. Nov. heit es: „Item 
den greverd thom aftage tho bher geven 8 3“; am 15. Nov. bringt ber 
Karrenmacher Jakob Brunjendorp das Arbeitsgeräth in den Zwinger. Die 
Auszahlung des Maurerlohns fängt an Sonnabend den 16. März, nach- 
dem der Yaumeijter Antomus Wahrholt am 11. März jein halbjähriges 
Gehalt empfangen hat, und endigt Eonnabend den 26. Dit. Auf das 
Wappen an der Außenjeite des Thors beziehen ſich die nach— 
folgenden Eintragungen zum 17. Uug.: „Item noch Johannes Kramer 
vor durdehalff Hundert fin goldtvhar 4 fl. 14 B; Item noch demjulvigen 
vor ein halff hundert 22 8; Item vor ein baren dede von 16 Elen, ſho 


80 


vor dat wapent vorm ftendor hangett, 20 3 6 8". Zu den leßten Ein— 
tragungen gehört das Tagelohn der Steinbrügger beim Ebnen des 
Straßenpflajtersd: Nov. 15 erhalten 2 Perſonen, „ein ider 13 dage 
am jtendor gewipett, den dah 3 AB Lüb.“ und Dez. 31 zwei andere, Die 
beziehentlich 8 und 11 Tage „ahm vangetoren gewipett, des dages 3 3 Lüb.“. 


Die äußeren Spuren des Stonfliftes der Stadt mit den Herzögen 
waren nunmehr bejeitigt. Die von den Herzögen erbaute Feſtung war 
verichwunden, die Stadtmauer war wieder aufgerichtet und auf dem neu- 
erbauten Steinthor prangte in Gold und Farbenſchmuck das dreifache 
Stadtwappen ; aber wenn Lindebery meint, das Schloß ſei „aljo hernieder- 
gerijjen, das . . . fein einiger fußtapfe davon zu jeyen undt man im 
geringiten nicht merden fan, man juche jo fleißig al® man wil, ob ein 
ſchloß dajelbit geitanden“, jo gilt dag mit nichten für das geijtige Auge 
des Gejchichtöforjchers, der nicht zu juchen braucht, um die Stapfen des 
Fußes zu finden, der den nad) vollerer Unabhängigkeit „Eimmenden 
Greifen“ in den Unterthanenverband zurüdzwang. 

















IX. 


Dom Großherzogliden Palais in Roſtock. 


Don 
Barl KRoppnann. 


genngleih die Akten zur Geichichte des Großherzoglichen Palais 
MD naturgemäß zunächſt im Geh. Haupt- und Staatsarchiv zu Schwerin 
gejucht werden müſſen, jo bietet doch auch das hiefige Rathsarchiv einige 
Nachrichten dar, deren Kenntniß von Intereffe jein wird. Bevor ich jedoch 
auf diejelben eingehen fann, muß der Verſuch gemacht werden, von der 
Art und Weife, in der das jebige Palais-Grundſtück zujammengewachjen 
it, ein Bild zu gewinnen. Bei diefem Berjuch bin ich von mehreren 
Seiten auf das Danfenswertheite unterjtüßt und gefürdert worden. 


Zwiichen der Schwaanjchen Straße und dem Hofe des Klojters 
zum 5. Kreuz lagen nach gütigen Dlittheilungen des Herrn Dr. Hofmeister 
zu Unfang des 16. Jahrhundert : 1. dem Kloſter zunächit das Haus des 
Ktlojterprobften Mag. Lerthold Hiltermann, 1509 erwähnt; 2. die Arx 
Aquilae, 1500 durch die Universität von Margarethe Eröpelin gekauft, mit 
großem bis an den Rothen Löwen fich eritredfenden Hinterhof; 3. das Haus 
de3 Bütower Dechanten Nikolaus Scolfow, 1509 erwähnt, jpäter als Domus 
Coleri oder Domus Sylvani, 1563 al3 das „Newe Haus“ bezeichnet!); 
4. Domus Theologi, 1509 der Univerjität durch Mag. Talthajar Jenderick 
vermacdht; 5. Domus Unicornis, 1503 durch die Univerjität von Albrecht 
Wulf erfauft; 6. Domus Rubei Leonis, 1503 das Haus des Geijtlichen 
Mathias Beringher ?). — In Bezug auf das erjte diejer Häujer hatte Herr 


1) 1543 der Univerjität durch Herm Hinrich Köler, Rathmann zu Lübed, über: 
fajjen als „tujfen der Arensborgh unde des theologi primarii huſe belegen“, Neuftädter 
Hausbuch von 1515—1550: nad) freundlicher Meittheilung des Herrn Senator Briimmer- 

?) Bol. Etwas 1738, ©. 644-649. 

6 


82 


Klojterprobit Müller die Freundlichkeit, Nachforichungen anzujtellen, deren 
Ergebnijje unten im Anhange zujammengeftellt find. Hier genügt die 
Notiz, daß das Stlofter jeit wenigitend 1633 an der Südſeite des jpäteren 
Blücherplates zwei Häuſer beſaß, die erit 1840 als Nr. 281 und 282 
und zwiſchen dem Kommandantur-Thorwege und dem Thorwege des Kloſter— 
hofs belegen an Die Landesregierung verfauft wurden. — Nach Liſch 
(Deeflenburg in Bildern, 1844), der Ddiejer beiden Kloſterhäuſer nicht 
erwähnt, folgten aufeinander fünf Untverfitätshäufer, nämlich die Adlers- 
burg, das Neue Haus, das Haus des eriten Theologen, das Ein— 
horn und der Rothe Löwe, und jodann, „wo jet das großherzogliche 
Palais fteht”, drei Privatgebäude (S. 43 — 44); Herzog Friedrich Wilhelm 
faufte zum Palais das Haus des Profeſſors Schöpfer und hinzu erworben 
wurden „das etiwad davon entfernt liegende ehemals zur Univerſität 
gehörige Haus mit dem damals dazu liegenden großen Garten (\päter 
Palaid:-Garten) und das alte Theologen-Haus“ (S. 45); Herzog Carl 
Leopold Laufte zu dem Schöpfer’jchen Haufe das benachbarte Haus des 
Brauers Geismer, ließ es abbrechen und das Palais durch einen Neubau 
vergrößern (S. 45—46); unter Herzog Chriſtian Ludwig II., „der das 
Palais ausbauete“, wurden der Rothe Löwe, das Einhorn und die Adlers- 
Burg angefauft; der Rothe Löwe war zu Ende des vorigen Jahrhunderts 
als „alte® Prinzenhaus“ zum Abbruch baufällig; an Stelle des Einhorns 
und des Theologen-Haujes wurde 1822—1825 die neue Hauptwache umd 
an Stelle des Neuen Haujes und der Adlers-Burg 1840 das Ober: 
appellationg-Gericht aufgeführt. Diejen offenbar einer Reviſion bedürftigen 
Angaben zufolge jtände aljo da3 Palais auf der Stelle des von Herzog 
Friedrich Wilhelm angefauften Schöpfer'schen und des von Herzog Carl 
Leopold erworbenen Geismer’schen Haujes. 

Nach einer lehrreichen Zuſammenſtellung des veritorbenen Herrn 
Bürgermeiſter Dr. Crumbiegel, deren Kenntniß ich der Güte des Herrn 
Senator Brümmer verdanfe, find die 13 Grundftüde, welche das Groß: 
herzogliche Palais und dejjen Zubehörungen bilden, sub Nr. 269—280 
zu Stadtbuch gejchrieben. Die Zubehörungen beftehen aus Nr. 279, der 
Hauptwache, und Nr. 280, dem Kommandantur-Gebäude.. Das Nachbar— 
haus des Palais im Djten ift sub Mr. 268 dem Hinrich Koch modo 
Färber Triebjees zugeichrieben (jegt Hopfenmarkt Nr. 15). Dementiprechend 
wird auf einem Plan der IUniverfitätsbibliothet der öſtliche Theil des 
Palais als ad 269, der weitliche Theil als 269 bezeichnet. — 1. Den öjtlichen 
Theil des Palais bildet ein Grundſtück, das 1571 dem Jochim Kron 
zugejchrieben wurde als Brauhaus mit Scheune und großem Strauthof 
„an dem Hoppenmardede up der Schwanjchenftraten orde bet an der 
‚srater Gevelhuſe ſick erſtreckende“. Durch den Ankauf diejes Erbes wurde 


85 


aljo die Oftjeite der Schwaanjchen Straße bis zum Michaeliskloſter mit- 
erworben. An der Weitieite der Schwaanjchen Straße nennt die gedachte 
BZujammenftellung 6 Grundjtüde, die vermuthlich al Nr. 270—275 bezeichnet 
find: 2. Bude zwilchen Jakob Berg und der Frieſe'ſchen Scheune, Jochim 
Georg Rehte 1728 Dft. 12 zugeichrieben; 3. Scheune zwiſchen Jochim 
Düfel und Johannes Lambrecht, Jakob Berg 1710 Apr. 8 zugejchrieben : 
4. Haus, Thorweg und Garten zwilchen Jakob Berg und Bernhard 
Scharffenberg, Peter Bid 1737 Mai 18 zugejchrieben ; 5. Haus zwiſchen 
der Kicchhofichen und Hans Paulſen, Hans Paulſen 1570 zugejchrieben ; 
6. Bude zwilchen Hans Paulſen's Hinterhaus und feinem Thorwege, 
Hand Paulſen 1574 zugejchrieben ; 7. wüfter Budenplat zwiichen Johann 
Willbrandt's Garten und Michael Lafrentz' Scheune, 1670 Juli 18 
Johann Willbrandt zugejchrieben. Am Hopfenmarkt weſtwärts von der 
Schwaanſchen Straße verzeichnet der Plan der Univerjitäts-Bibliothek die 
Grundjtüde 269 (Balais), 276—279; Nr. 279 iſt ein Doppel-Grundjtüd 
und ijt wohl jpäter ala Nr. 279 (Hauptwache) und Nr. 280 (Komman- 
dantur-Gebäude) bezeichnet worden. Bürgermeifter Erumbiegel’s Zufammen- 
jtellung macht hier 4 Grundjtüde namhaft: 8. Haus am Hopfenmarft 
„auff dem ohrt der Schwanjchen Straßen negjt Sehl. Herrn Michel 
Laffrengen Erben“, Elia Taddel 1697 Mai 20 zugejchrieben; 9. Haus 
zwiichen PBauljen und dem Rothen Löwen, Dr. Chrijtoph Heinrich 1592 
März 18 zugejchrieben; 10. Haus zwilchen Dr. Korlebefer und Hans 
Wismer, Hinrich; Beringer 1447 zugejchrieben; 11. Haus zwilchen Klaus 
Klockow und Klaus Lau, Mag. Johann Korlebed 1543 zugeichrieben. 
Da wir wiljen, daß ſich an diefe vier Grundjtüde noch vier weitere 
anſchloſſen, jo erhalten wir nachjtehende Reihenfolge: 
282. 281. Slojterhäufer, nah dem Plan der Univerſitäts— 
Bibliothek 1 Ruthe 7 Fuß breit: Zoologiſches Inſtitut. 
280. Arx Aquilae, 1 R. 9'/, F.: Hommandantur-Gebäude. 
279. Haus des Nikolaus Skolkow, Domus Koleri, Neues Haus, 
IR 9, F.: Hauptwache. 
278. Domus Theologi, 1 R. 9, 8. 
277. (11.) Domus Unicornis, Haus des Johann Balais- 
Korlebeck (?), 3ER. 9/, F. 


276. (10.) Domus Rubei Leonis, Haus des Hinrich) garten. 
Beringer, 2 R. 21/, F. 
(9.) Haus des Dr. Chriſtoph Heinrich, 
6 R. 7, F.: 
269. Haus des Hans Paulſen (?), Ze Ö: 
Is) Haus des Elias Taddel, Palais, Weitjeite. 


ad 269. (1.) Haus des Jochim Kron, 5 R. Y, %: Palais, 
Ditfeite. 


ar 


5° 


84 


Das Haus des Hand Paulſen fehlt in dem Grumbiegel’jchen Ver— 
zeichnifje, ift aber wohl, da das Haus des Dr. Heinrich zwiſchen Bauljen 
und dem Rothen Löwen liegt, vorgejchlagenermaßen einzuſchalten. Auch 
jonjt mögen Ergänzungen, beziehentlicy Berichtigungen möglich fein. 


Nach den Alten des Rathsarchivs wurde im Jahre 1714 im Anftrage 
de3 Herzogs Carl Leopold das damald aus drei verjchiedenen Häuſern 
beitehende „Neujtädter Schloß“ zu einem einheitlichen Gebäude zujammen- 
gebaut. Dieje Häuſer werden bezeichnet ald das Herrenhaus, das mittlere 
Haus und das Dertling’ihe Haus. Die Leitung des Baues war dem 
Kammerrat) und BausDirecteur Leonhard Chriftoph Sturm übertragen 
und von zwei (uns nicht erhaltenen) Riffen war der eine von dem Major 
Hammerjtein, der andere von dem Slapitain Reutze angefertigt worden. 
Anfänglich jcheint man weitergehende Absichten gehabt zu haben: ein 
undatirter und nicht unterzeichneter Boranjchlag berechnet die Baufoiten 
auf 21 785 ag 24 3, darunter das Zimmer: und Maurerlohn auf 8000 a£, 
die Koſten einer Grotte auf 800 ag, ein Pfannendach auf 260 2; ftatt 
des letztgenannten würden fojten ein Zungendach 400 af, ein plattes 
Kupferdach nach dem Riſſe Hammerſteins 5191 a8 und ein hohes Kupfer- 
dach, wie es Neue beabjichtigt, 3020 a8 24 3. Daß der wirflihe Yau 
einfacher wurde, jcheint daraus hervorzugehen, daß nach zwei uns erhaltenen 
Kontraktsentwürfen der Zimmermeilter Hans Lange 190 ag, der Maurer- 
meilter Johann Lobert 440 ag, beide zujammen aljo nur 630 45 erhalten 
jollten. Der Lobert’iche Kontrakt, der von 1714 Juli 25 Datirt, läßt 
erfennen, daß das „Herrenhaus“ mit dem mittleren Haufe im Innern 
bereitS verbunden war, während das Dertling’sche Haus bis dahin für jich 
beitanden zu haben jcheint. Weggenommen werden jollten erſtens Die 
Border: und Dintergiebel der beiden Nachbarhäufer, zweitens die Schorn— 
jteine im Herrenhauſe bis auf die Balfen, die der Nachbarhäufer bis auf 
den Grund, drittens der aus Stein gehauene Erfer des Herrenhaujes 
mit der Hausthür darunter und die beiden Erfer am Nebenhauje, viertens 
ein Theil der Seitenmauer des Herrenhaufes zur Ausmauerung von 
drei Bögen, die 6 Fuß breit und 12 Fuß hoch ſein jollten, fünftens Die 
slurjteine und die Tafeln aus den alten Scheidewänden. Was den 
Neubau betraf, jo jollte daS Herrenhaus um joviel erhöht werden, daß 
das oberite Geſchoß 12 Fuß Hoch würde, und an den Nachbarhäujern 
hatten Border- und Hintergiebel jammt den Scheidewänden die gleiche 
Höhe zu erhalten; die acht Fenſter des Herrenhauſes jammt der Hausthür 
jollten dahın geändert werden, da die Fenſter 4'/, Fuß breit und 9 Fuß 
hoch würden; in der Mitte der drei Häujer war ein Thorweg anzulegen, 


85 


3 Fuß breit und 16 Fuß hoch, über demjelben in jedem Stodfwerf ein 
Fenſter, an der anderen Seite (des Thorwegs) Fenſter von gleicher Größe 
und in gleicher Diſtanz. Nach hinten zu jollte im mittleren Hauje eben: 
falle ein Thonveg „mit einem Bogen aus vollem Circul“ mit zwei 
Fenſtern und in den beiden oberen Gejchoffen zehn Fenſter angebracht 
werden; im Dertling’ichen Haufe jollte ein Pfeiler das jetige große Fenſter 
in zwei Fenſter theilen, eim breites für die Stube und ein jchmales für 
Die Diele, und für die Fenſter in den beiden oberen Stodwerfen war wie 
für alle nach dem Hofe gehenden eine Höhe von 6 Fuß beitinnmt. An 
der Scheidemauer zwiichen dem mittleren Haufe und dem Dertling’jchen 
Haufe jollten ſechs Schorniteine angelegt werden, zwei aus jedem Geſchoß, 
jowie auch fünf Thüren, eine im untern und je zwei in den oberen 
Geſchoſſen; an der Scheidemauer zwiichen dem mittleren Haufe und dem Herren 
Haufe waren unten die drei Bögen auszumauern und in den mittleren eine 
Thür zu brechen, ſowie auch eine alte, nur einen Stein dide Thür zu: 
zumauern und zwei Kamine mit ihren Schornjteinen aufzujegen, in dem 
oberen Geſchoſſe ebenfall3 zwei Kamine. Das Dad) jollte mit Pfannen 
gededt werden. Durch diefen Zulammenbau von drei Häujern wurde 
offenbar der an der Weltjeite der Schwaanjchen Straße gelegene Theil 
Des Palais hergeitellt. 

Aus dem Jahre 1218 Liegen Nachrichten vor über den Bau des 
Marſtalls an der Oſtſeite der Schwaanjchen Straße und eines 
Reit-Pavillons am Ende Ddejjelben neben dem Michuelis-Kllofter. ALS 
Leiter des Baues erjcheint der Ingenieur Chrütian Friedrich) Gottlieb 
von dem Kneſebeck. In einem undatirten Voranſchlag berechnet der 
Zimmermeiſter Andreas Angermann die Koſten eines Neithaujes oder 
Marſtalls mit 92 Prerdeitänden auf 1159 af; nach dem Kontraftsentwurf 
vom Januar 1718 joll er dagegen für das Gebäude, das 298 Fuß lang 
und im Gebälf 36 Fuß breit fein und mit Ständen für 100 Pferde 
verjehen jein wird, 877 2% erhalten. In Bezug auf den Pavillon neben 
dem Fraterflofter oder Korn= und Zeughaufe haben fich nur die Forderungen 
des genannten Zimmermeiſters Angermann (undatirt) und des Maurer: 
meiſters Johann Lobert vom 2. April 1718 erhalten; er it im drei 
Stodwerfen, zujammen 40 Fuß hoch, im unteren Stockwerk mit zwei 
fangen, in den beiden oberen mit je ſechs Scherwänden gedacht; durch 
dieſe leßteren werden die ebenfalls erwähnten zwölf Kammern gebildet 
worden jein. Für die dazu nöthigen Arbeiten fordert Angermann 227 a£, 
Sohann Lobert, „wen fie nicht tingen wollen, 750 »£, wen fie aber tingen 
wollen, jo fodtere ih 800 a8“. — Xeiläufig jei erwähnt, daß nach dem 
Entwurf eined andern zwijchen dem Ingenieur von dem Kneſebeck und 
Angermann 1718 Apr. 20 vereinbarten Sontraftes Lebterer auch den 


86 


Wiederaufbau des fürjtlichen Jagdhaufe® zum Gelben Sande übernahm : 
der Heft des annoch jtehenden Gebäudes jollte abgenommen und der 
Neubau, ım unteren Stodwerf 12, im oberen 14 Fuß hoch, in 16 Wochen 
vollendet werden ; das Zimmerlohn betrug 300 ag. 

Aus dem Jahre 1750 jind Nachrichten über die Einrichtung des 
Palais-Gartens hinter der Weitjeite des Palais und den neuerworbenen 
Häujern und über den Bau oberhalb des Schwaanjchen Thores an der 
Stadtmauer vorhanden. Am 17. März ſchrieb Herzog Ehriftian Ludwig am 
den Nath, er wolle die Gärten Hinter jeinem Palai® und den nach und 
nach angefauften Häufern in Stand jeßen laſſen und wiünjche, daß 
diejelben bi8 an die Stadtmauern geführt würden; am 22. März erklärte 
der Rath jich damit einveritanden, wenn das Schwaaniche Thor wieder, 
wie früher, am Tage geöffnet und die Stadtmauer nicht gejchädigt würde ; 
am 2. April erging der herzogliche Befehl wegen der Deffnung des Thors 
an Obriſt Jenſen. Am 9. Juni jchrieb der Herzog, es gereiche ihm zur 
bejonderem gnädigen Gefallen, daß der Rath die Fortführung des von 
ihm erhandelten Stever’jchen Garten? bis an die Stadtmauer gejchehen. 
lajjen wolle; damit aber jein Garten gegen diebiſches Einfteigen geſchützt 
werde und die nöthige Regelmäßigfeit erhalte, winjche er, daß einestheils 
die Bafjage zwiichen der Mauer und dem Katthagen vollitändig geſchloſſen 
und dag ihm anderntheild, da er ſich wegen des Propjteigartens bereits 
mit dem Klofter verglichen habe, die vom Hopfenmarft neben dem Taddel— 
ihen Hauje hingehende feine Gaſſe zur Einziehung in feinen Garten mit— 
überlajjen werde; am 10. Juni erklärte der Rath jein Einverſtändniß 
unter dem früheren Vorbehalt wegen der Etadtmauer. Am 22. Juni 
meldete der Herzog, er beabjichtige, nach dem Vorjchlage jeines Baumeiſters 
„ein gar plaifantes Luſt-Hauß auf dem Echwanischen Thor“ anzulegen, 
und zweifele nicht daran, dab der Rath nichtS dagegen einzumenden habe ; 
am 23. Juni antiwortete wiederum der Rath, er jei unter dem Vorbehalte 
einverjtanden, daß das Schwaanjche Thor offen bleibe, der Stadt feine 
Baufojten entjtänden und der Herzog die bisherige Miethsentihädigung 
von 8 45 jährlich übernehme; am 26. Juni wies der Herzog die jährliche 
Miethe auf die Accije-Gefälle an. 

Aus dem von Herzog Ehriftian Ludwig mit dem Kloſter 1750 Juni 20 
abgeichloffenen VBertrage erhellt, gütiger Mittheilung des Herrn Klojter- 
probit Müller zufolge, daß dem Herzog „zur Erweiterung eined anzus 
(egenden fürftlichen Gartens . . . ein guter Theil des hinter der Probjtei 
befindlichen Garten: Plate8” abgetreten wurde, und daß derjelbe dagegen 
geitattete, dal; der Probſt „den Theil des ihm bleibenden Gartens gegen 
Süden vollends bis an die Stadtmauer“ hinanführe und daß das Kloſter 
„den übrigen Gang an der Stadtmauer bis zum jog. Großen Katthagen‘ 


87 


zu jeinem Nuten verwende, inmaßen dieſes obbejchriebene Terrain von 
Rath und Gemeinde der Stadt Roſtock dem Herzoge abgetreten und von 
nun an des Kloſters Eigenthum jein jolle. 

Die beiden 1750 aufgehobenen Wege find auf Hollar’3 Rostochium 
urbs Megapolitana Hanseatica et mercatura et universitate celebris 
deutlich zu erfennen. Der „Gang an der Etadtmauer“, der von Herzog 
EHrijtian Ludwig theil3 mit dem Palais-Garten verbunden, theils dem 
Kloſter überlafjen wurde, führte als Verlängerung des Großen Katthagens 
aus diefem um das Kloſter und die Palais-Grundjtüde herum nach dem 
Schwaanichen Thor. Die vom Hopfenmarft neben dem Taddel'ſchen 
Hauſe hingehende fleine Gajje, die in den Palais-Garten einbezogen ward, 
war ein ziemlich breiter, parallel mit der Schwaanichen Straße vom 
Hopfenmarft nach der Stadtmauer führender Weg, der die beiden 
Klojterhäujer von der Arx Aquilae trennte; auf dem Plane Der 
Uniwverjitäts-Bibliothef it der vordere Theil diejes Weges ald Theil des 
Palais-Grundſtücks dargeſtellt, als Ausfahrt bezeichnet und mit dem 
Vermerk, daß er 1 Ruthe 3'/, Fuß breit jei, verjehen; ein Ueberreſt von 
ihm iſt erfichtlich der 1840 genannte Kommandantur-Thorweg. 

Wie lange das Luſthaus auf dem Schwaanjchen Thore bejtanden 
hat, iſt mir nicht befannt geworden; jeit wenigitens 1800 wurden aber 
die drei Böden des Schwaanjchen Thores wieder von der Stadt verpachtet 
und 1847 erjuchte das Bauamt den Rath, ihm diejelben zur Aufbewahrung 
von Holzvorräthen zu überlajjen. Der Marjtall (Alte Neitbahn) und der 
Reit: Pavillon haben dem jegigen großherzoglichen Land- und Amtsgericht 
Platz gemacht. 


Anhang. 


Die Kloſterhäuſer am Hopfenmarkt. — Nach einem Auszuge 
aus dem Stadt-Grundregiſter waren dem Kloſter zum heiligen Kreuz 
folgende Grundſtücke zugejchrieben: „die Bude bey dem Thor des Kloſter— 
Hofes, worin letztmahls jeel. Jacobus Giekelmann gewohnt“, und 
„die drey Buden außerhalb des Stlojter- Hofes zwilchen dem Thorwege 
und dem Collegio Philosophico belegen”. — Der bejonders jorgfältig 
geführten Kloſterrechuung von 1633 — 1654 zufolge waren Damals 
vermiethet: 1. die „erite wohnung“ neben dem Collegio“” für 20 Gulden, 
2. die „andere wohnung” für 20 fl., 3. die „Dritte wohnung“ für 24 fl., 
4. die „vierte wohnung” nechit an der Probſteyer Tohrwege, darinnen 
Herr Michaell Niecreng Medieine Doctor wohnt“, für 20 fl., 5. die „Bude 
nechjt Doct. Niecreng, darinnen Clauß Dreweß, ein Schneider, wohnt“, 
für 3 fl.; außerdem noch ein Keller unter Dr. Niecreng für 1 fl. 83 und 


88 


der „Träger-Stall nechſt der Kloſterſcheune“ für 5 fl. Die drei eriten 
diefer Wohnungen find offenbar identisch mit den drei Buben, die das 
Grundregifter zufammen aufführt, während die Wohnung des Dr. Niecreng 
der von Jakob Giekelmann bewohnten Bude entjpriht. — Bis zum 
Jahre 1727 laſſen fich die fünf Buden genau verfolgen, während von da 
ab die Nechnungen der nöthigen Klarheit und Ueberſicht entbehren. Seit 
Neujahr 1733 find nur noch vier Häuſer verhanden, von denen — nach 
den Meiethöerträgen zu jchliegen — zwei größer als die beiden andern 
waren. Da fich eine Veräußerung des fünften Haufes nicht nachweijer 
läßt, jo mag dajjelbe bei dem Neubau eines Nachbarhaujes mit diejem 
zujammengezogen worden jein. — Durch einen jolchen Neubau müſſen die 
früheren drei Buden zwijchen dem Thorwege und dem Collegium Philo- 
sophicum zu den beiden Kleineren Häufer geworden jein, denn diefe waren 
es, die am 20. Mai 1749 „von dem Herrn Cammer-Rath Wendten für 
Ihro Herzogl. Durchlaucht (Chriftian Ludwig) zum Preiſe von 2000 Gulden 
in Gold angefauft” wurden. Die beiden größeren Häujer, die an Stelle 
der an Dr. Niecren& und Klaus Drewes vermietheten Gebäude belegen waren, 
blieben noch falt ein Jahrhundert Hindurd im Eigenthum des Stlojters : 
erit am 25. April 1840 wurden die beiden am Blücherplat; ſüdwärts 
zwijchen dem Stommandantur-Thorwege und dem Thorwege des Klojters 
sub Nris. 281 und 282 belegenen Häuſer, derzeit von den Demoijelles 
Weber und Bejelin bewohnt, für 2725 »£ N’/, vom Kloſter an die Landes: 
regierung verfauft. — Ueber die Yage der beiden lebtgenannten Häujer 
fann fein Zweifel obwalten; diejenige der beiden andern it unficher. 
Veriteht man unter dem Collegium Philosophicum das fogenannte 
Weite Kolleg an der Stelle des jetzigen Univerfitäts-Gebäudes, jo mu} 
der Platz des Akademischen Mufeums gemeint jein; veriteht man aber 
unter demjelben die Arx Aquilae, jo fünnen die beiden Häuſer nicht am 
Hopfenmarkt, jondern etwa nur an jenem Wege neben dem Taddelichen 
Hauſe gelegen haben, au deſſen Oſtſeite Hollar's Rostochium einige kleine 
Gebäude aufweiit: bei der legteren Annahme wäre zwar der Anfauf diejer 
Häufer im Jahre 1749 eher veritändlich, aber für die erjtere jpricht, daß 
das Weihe Kolleg in der That von Xindeberg (Chron. Rost. ©. 166) 
al® Collegium Faeultatis artium seu Philosophicum bezeichnet wird. 


X NG Yo” 








X. 


Wafermühlen in der Kröpelinerthor -Vorktadt. 


Bon 
Karl Ruppmann, 


N Sicherheit nachweisbar find für die ältejte Zeit in der Kröpeliner— 
thor-Borjtadt vier verjchtedene Wajjermühlen. Sie waren gewöhnlich 
im Beſitz von Müllern, denen nur das Mühlengebäude gehörte, während 
der Grund und Boden, auf dem dajjelbe aufgebaut war, und der Wajjer: 
lauf, der die Mühle in Thätigkeit jebte, AUndern zuftanden, denen Die 
Müller Kornrenten zu leisten hatten. Die Bezieher diefer Nenten waren 
urſprünglich wohl überall die Landesherren. Durch Verkauf oder Ver: 
leiyung kamen dierelben an Andere, blieben aber mehr oder weniger in 
feiten Händen, während der Bejig der Mühlengebäude vielfach wechielte. 
Bezeichnet werden die Mühlen bald nach den Müllern, bald ihrer Lage 
nah; beide Kennzeichen find nicht immer ficher: das benachbarte Grund: 
ſtück kann in andere Hände übergehen oder anderweitig benußt werden und 
die Müllerfamilien löjen einander im Beſitze einer und derjelben Mühle 
ab, haben auch wohl gleichzeitig mehr als eine Mühle inne. 

Zwei von diejen Mühlen lagen neben dem Judenfirchhof, der dadurd) 
entitanden war, daß die Stadt am 29. Sept. 1279 den Juden joviel 
Feld, wie jie zu einem Kirchhof bedurften, für den Zins von einer Mark 
jährlich widerruflich überlajfen Hatte!), und bis zur Zeit des allgemeinen 
Sudenmordes im Jahre 1350 diefem Zwecke gedient haben wird. Am 
27. Febr. 1286 überließ Fürſt Waldemar der Stadt Roſtock die dem 
Judenkirchhof zunächſt belegene Mühle mit dem Fiichteih und allen 
Nubungen ?) und am 24. Dez 1239 verpfändete die Stadt 10 Mark Nente 

) M. U. B. 2, Nr. 1508: extra civitatem tantum campi, quanto ad cimiterıum 
eorum indigent. 

2) M. U. B. 2, Wr. 1836: molendinum proximum ceymiterio Judeorum cum piscina 
et omnibus proventibus. 


90 


aus den beiden Mühlen beim Judenkirchhof“). Eine diejer Mühlen, die 
Dlgards-Mühle, ſpäter als Vögen-Mühle bezeichnet, ift uns befannt, die 
andere ijt nicht mit Eicherheit zu bejtimmen. 

Die Olgards-Mühle fcheint urjprünglich im Beſitz eines Müllers 
Witte getvejen zu fein. Im Jahre 1280 gehören fünf Achtel der Mühle 
vor dem Kröpelinerthor dem Müller Hinrich ?), der fie durch jeine 
Heirath mit der Dlgard, der Wittwe des früheren Beſitzers, envorben 
haben wird. Die übrigen drei Achtel find in verjchiedenen Händen: zwei 
Achtel bejigen Iohann und Bertram, ein Achtel Hinrich, der Sohn der 
Dlgard. Dieje drei Achtel bringt Gerhard von Güſtrow dadurch in jeinen 
Beſitz, daß er 1281 Johann und Bertram ihren vierten Theil an der 
Olgards-Miühle?) und 1282 Hinrich, dem Sohne der Olgard, feinen 
achten Theil an der Mühle neben dem Judenkirchhof abkauft*). 
In dem leßtgenannten Jahre erwirbt Gerhard von Güſtrow auch noch ein 
viertes Achtel von dem Müller Hinrich, Olgard's Ehemann: et sie 
medietas dieti molendini est Gherardi, medietas vero Henrici°). — 
Beide Hälften werden jodann in den Händen der Familie Bumann ver- 
einigt. Zunächſt verfauft Gerhard von Güſtrow jeine Hälfte der ehemaliger 
Ölgards-Mühle an Hinrich Bumann“). Die andere Hälfte jcheint 
nad) dem Tode des Müllers Hinrich) an die Kinder der Olgard gefallen 
zu fein: 1291 verlauft Johann Ölgard's Sohn ein Viertel der Mühle 
beim Judenkirchhof an feinen Ohm (patruo ejus) Thidemann?), der 
es 1295, als Müller Thidemann Witte bezeichnet, ebenfalls an Hinrich 
Bumann verfauft®), und ebenfall® 1293 verläßt der Prieſter Hinrich mit 
jeinem Bruder Bertram und jeiner Echweiter Elijabeth das ihnen gehörige 
Viertel der Mühle beim Judenkirchhof an Gerhard Böge’): nun— 
mehr bejigen aljo Hinrich Yumann drei und Gerhard Vöge ein Viertel. 





’ı) Stadtbuch D fol. 8, M. U. B. 3, zu Wr. 1626: in duobus molendinis juxta 
cimiterium Judeorum sitis. 

?) Stadtbudh © fol. 35, M. U. B. 3, zu Nr. 1626: molendini, qnod jacet ante 
valvam Cropelin. 

») Stadtbuch C. fol. 42, M. U. B. 3, zu Wr. 1626: quartam partem molendini 
Olgardis, 

* Stadtbuch C fol. 66b, M. U. B. 3, Nr. 1626: in molendino juxta cimi- 
terium Judeorum. 

>) Stadtbuch C fol. 68b,M.1U.B. 3, zu Wr. 1626: octavam partem molendini sui, 

9) Stadtbudh C fol. 78b, M. U. B. 3, zu Nr. 1626: medietatem molendini, 
quod fuerat Olgardis. 

’) Stadtbuch D fol. 64: ejus quartam partem molendini siti apud eimiterium 
Judeorum. 

°) Stadtbuh D fol. 1096, M. U. 8. 3, Nr. 2201: in molendino sito juxta 
eimiterium Judeorum. 
) Stadtbuch D fol. 1096, M. U. B. 3, Nr. 2201: in ipso molendino. 


91 


Im Jahre 1297 verkauft der Müller Johann Vöge den vierten Theil der 
Olgard s-Mühle an die Gebrüder Johann und Hinrich Bumann: sie 
molendinum dictum integrum est eorum'); 1297 verfauft Johann, 
Bumann’3 Sohn, feinem Bruder Hinrich für 50 Mart 5 Mark Rente 
aus der Olgard&-Mihle2); 1298 verkauft Hinrich, Bumann's Sohn, 
2 Marf Rente aus der Olgard8-Mühle an Gerhard von Lawe?); 
1298 verfauft Johann, Bumann's Cohn, jeinen Antheil an der Olgards3- 
Mühle an feinen Bruder Hinrich: sie hereditas dieti molendini est 
Henriei solius*). — Bon der Familie Bırmann geht die Mühle dadurch 
an die Familie Vöge über, daß Hinrich Bumann im Jahre 1301 jein 
Miühlengebäude neben dem Judenkirchhof an Johann Vöge für 
22 Marf Rente, die mit 220 Mark abgelöjt werden fünnen, verkauft ?). 
Zweifelhaft iſt mir, ob ſich auf dieſe Mühle eine Stadtbuchjchrift vom 
Jahre 1332 bezieht, nach welcher ſich der Geiftliche Johann Vöge und 
Hinrich) Buwemann über die Streitigfeit, die fie wegen der Mühle beim 
Judenkirchhof gehabt haben, dahin vergleichen, daß Hinrich Buwemann 
die Mühle, Johann Vöge die dazu gelegenen Gärten erhalten und beide 
den Weg und den Platz zwijchen der Mühle und dem Hauje des Johann 
Vöge gleichmäßig gebrauchen jollen ). — Wohl mit Recht hält Wigger 
dafür, da die ehemalige Olgards-Mühle diejenige Mühle jei, welche vom 
Fürſten Waldemar 1286 als die dem Judenkirchhof zunächſt belegene 
Mühle mit dem Fiichteiche der Stadt abgetreten wurde. Nach dem 
Kämmerei-Regifter von 1325 bezog die Stadt aus der Vögen- Mühle 
beim Judenkirchhofe) jährlich 10 Drömt (1'/, Laſt) Korn, nämlich 
5 Drömt Gerjten- und 5 Drömt Hafermalz, und derjelben Quelle zufolge 
verfauften 1346 die Brüder Peter und Hennefe Spef mit Zuſtimmung 
ihrer Mutter Elifabet und ihrer Schweitern Ermgard und Elifabeth ihre 
Vögen-Mühle, der Stadt ihre 5 Drömt Gerften- und 5 Drömt 
Hafermalz vorbehalten, an Hinrich Hebbefe*), und als Ddiejer jpäter die 


!) Stadtbuch von 1295—1304 fol. 52: quartam partem molendivi, quod habuit 
in molendino Olgardis. 

) Stadtbucd von 1295—1804 fol. 73: in molendino suo Bumansmolen dicto; 
Bumansmolen getifgt und jtatt dejien: quod Olgardi fuerat. 

) Stadtbuch von 1295—1304 fol. 86: in molendino Olgardis. 

) Stadtbuch von 1295—1304 fol. 98: suam partem molendini, quod quondam 
Ölgardis fuerat. 

9) Stadtbuch von 1295—1304 fol. 142b, M. U. B. 3, zu Nr. 1626: edificoum 
molendini juxta cimiterium Judeorum. 

°) Lib. recogn. von 1325—1338 fol. 42: ex parte molendini apud cimiterium 
Judeorum. 

) Kämmerei-Regiſter $ 21, M. U. B. 7, Nr. 4608 ©. 254: in molendino 
Voghen juxta cimiterium Judeorum. 

*, & 122: molendinum foris valvam Cropelin, quod Voghenmole dicitur, 


92 


Bögen-Mühle an Hinrich Freie und Arnold Ströpelin verfauft '), wird 
Hinzugefügt, daß die Stadt 5 Drömt Geriten- und 5 Drömt Hafermalz in 
derjelben beige und die ?Fiicherei fich auf immerdar vorbehalte?). — Am 
25. Febr. 1404 befennt der Nath, dem Lambert Kröpelin 250 Mark 
Roſt. Pfennige jchuldig zu fein und ihm dafür 5 Drömt Gerite und 
5 Drömt Hafer aus der VBögen- Mühle verpfändet zu haben’), und 
al® am 15. pr. 1417 die damaligen Mühlenherren ihre i4 näher 
bezeichneten Kornmühlen zu gemeinfamer Verwaltung zujammenlegen, tritt 
Lambert Kröpelin dieſer Bereinigung bet für die Bögen-Mühle aufer- 
halb des Kröpelinerthors und für die Pfeffermühle *). 

Die Peffermühle war jeit wenigitens 1280 im Befige der Familie 
Wieſe. Als fi) 1261 Heinrich Wieſe, der jpätere Rathmann, mit jeiner 
Mutter Alheid und jeinen Brüdern Bernhard und Alerander über den 
väterlichen Nachlaß auseinanderjegt ?), wird fie nicht erwähnt; im Jahre 
1284 vergleicht jich aber Heinrich Wieje mit feiner Mutter Alherd und 
jeinem Bruder Bernhard dahin, dab er ihnen die Mühle, welche Pfeffer— 
mühle genannt wırd, völlig überläßt‘). Vermutlich ſtammte aljo die 
Mühle aus dem Nachlaſſe eines anderweitigen Verwandten ber, wahr: 
jcheintich dem des Bernhard Wieje, der 1267, als er nach Livland wall: 
fahren will, jeiner Ehefrau Goderad 40 Mark von feinen erworbenen Gütern 
vorweg vermacht‘) und 1285 als Müller Bernhard Wieſe diefe Beltimmung 
wiederholt”). Auf Ddiejen älteren Bernhard Wieſe und die ihm gehörige 
Tieffermühle wird es ich demnach beziehen, wenn Fürſt Waldemar von 
Rojtod 1280 6 Lait Korn aus wei Mühlen, und zwar aus derjenigen 
des Bernhard Wieje eine Lait, an Bertram von Dame für 300 Marf, 
binnen jechs Jahren wiederfäuflich, verkauft”). — Bon diefen Dame’jchen 
Mühlengütern ift jpäter, wie es jcheint, nicht mehr die Nede. Dagegen 
bejitt die Familie Wieſe eine Ktornrente von 6 Drömt (?/, Laſt) und Die 
Fiſcherei und beides geht von ihr an die Familie Kopmann über. — Der 
jüngere Bernhard Wieje verfauft 1235 an Jorius, Sohn des Lambert 
von Weſel, für 50 Marf wiederfäuflih 3 Drömt Gerften- und 3 Drömt 


1) $ 123: molendinum foris valvam Cropelin, quod Voghenmole dicitur, 

2) absque piscatura, quam civitas perpetuo optinebit, 

3) Original-Urkunde: quod nos et nostri in dieto consulatu successores in 
molendino dicto Vogenmole annuatim habere dinoseimur, 

*) Lib. recogn. von 1384—1431 fol. 122b. 

5, Stadtbudy B fol. 2, M, U. B. 2, Wr. 931. 

8) Stadtbuch C fol. 95b, M. U B. 3, Nr. 1739: molendinum dietum Pepermolen. 

*) Etadtbuh B fol. 33, M. U. B. 2, zu Wr. 1108. 

*) Stadtbuch C fol. 63. 

9) Stadtbuch C fol, 30, M. U. B.2, Wr. 1514: in molendino Bernardi Sapientis, 


93 


Hafermalz aus der Pfeffermühle und die dortige FFicherei'). Hinridp 
Wieje, Bernhard’3 Sohn, verfauft 1307 an Arnold Kopmann 3 Drömt 
Seriten- und 3 Drömt Hafermalz aus der Pfeffermühle, jowie auch 
die dortige Fiſcherei, wie fie jein Vater bejefjen hat). 1308 weiſt Arnold 
Kopmann jeinen Slindern wegen ihrer mütterlichen Erbichaft die halbe 
Pfeffermühle an’) Später begegnet ung Ddieje Rente bei den Aus— 
einanderjegungen über Arnold Kopmann’s Nachlaß: 1351 verfaufen 
Everhard Vöge und Johann von der Kyritz für 200 Marf 16 Mark 
Renten, darunter für 5 Mark Nente 3 Drömt Geritene und 3 Drömt 
Hafermalz aus der Pfeffermühle, an Hinrich Pelegrimt), und 1361 
verfaufen Eberhard Vöge, Hinrich Pelcgrim und die Vormünder der Kinder 
des Eddeler Witte diejelbe Nente an Johann von der Kyritz“)). — Sp 
Elar die Geichichte der Mühlenrenten diejer Mühle it, jo unflar und 
verworren jind die Nachrichten, die uns über das Mühlengebäude vorliegen. 
Einem Hebungsregiiter von 12385—1296 zufolge erhielt der Müller Lambert 
vor dem Bramowerthor von der Stadt einen Garten für einen Zins von 
24 Scillingen ') und in Jahre 1293 verfaufte der Müller Lambert dem 
h. Geiſt-Hoſpital jeine Mühle vor dem Bramowerthor mit allen 
Nutzungen und Zubehörungen ’). Ob dieſe Mühle mit der jogleich zu 
erwähnenden identiſch oder von ihr verjchieden ijt, jcheint ungewiß. — 
Nach einer undatirten, etwa aus dem Jahre 1295 jtammenden Stadtbuch- 
ſchrift') verfaufen Gerhard von Lawe und Wilbrand als VBorjteher des 
h. Geiſt-Hoſpitals auf Befehl des Rathes die untere Mühle neben 
dem Ziegelhauſe des h. Geiſt-Hoſpitals mit dem bis an Ddiejes 
Ziegelhaus fich erjtredenden Garten und jonjtigem Zubehör an den Müller 
Sohann Böge; doc behält in derjelben Hinrich von Güjtrow, Bruder 
des h. Geijt:Haufes, auf Lebenszeit 4 Mark Rente, die erjt nach jeinem 

) Stadtbuch C fol. 116: in molendino, quod dieitur Pepermole, ... et piscaturam. 

2) Stadtbud von 1804-1314 fol. 47, M. U. 8. 3, zu Nr. 1739: proventus 
molendi, quod Pepermole dieitur, .. et piscaturam, 

) Stadtbuch von 1304—1314 fol. 74b, M. U, B. 5, Nr. 3261: mediam partem 
molendini, que Pepermole dicitur, 

*) Stadtbuch von 1337— 13553 fol. 190, M. U. B. 13, Wr, 7484: in molendino 
dicto Pepermole, 

5) [ib. recogn. von 1338—1384 fol. 79b: in molendino Pepermolen et censu 
aquatico ac piscina ibidem ante Rozstock sitis. 

®) Stadtbudh D fol. 37b, M. U. B. 3, Nr. 1992: Lambertus molendinarius 
foris valvam Bramowe, 

°) Stadtbuch D fol. 104, M. U. B. 3, Wr. 2229: molendinum suum extra 
valvam Bramowe situm cum omni fructu et adjacenciis, sicut ipse tenuit. 

s, Etadtbudh A Fragment 7 fol. 7b: hereditatem molendini inferioris juxta 
domum laterum sancti Spiritus siti, cum /orto quodam usque ad domum laterum 
et adjacensüs, 


34 


Tode durch Johann Vöge oder deijen Erben für 40 Marf zurüdgefauft 
werden fünnen. — Im Jahre 1301 verkauft Peter Tobias’ Sohn die 
untere Mühle, welche Pfeffermühle genannt wird, für 150 Marf, 
die ihm mit 15 Mark zu verrenten find, an Gerhard VBöge!); 1308 
verfauft Peter Tobias’ Sohn für 110 Mark diejenigen (illos) 11 Marf 
Nente, welche er in der neben dem Ziegelhauje des h. Geiſt— 
Hojpitals belegenen Pfeffermühle befigt, mit Genehmigung Arnold 
Kopmann's an Hinrich) Bumann?); 1316 theilt Peter Tobias’ Sohn mit 
feinem Sohne Hinrich dergeitalt ab, daß Peter und jeine Ehefrau die 
Renten aus der Bögen-Mühle, beziehentlih Böges-Mühle, vorweg 
haben jollen ?). Die Genehmigung Arnold Kopmann's läßt darauf ſchließen, 
daß die Eintragung von 1308 fich auf die Wieſe'ſche Pfeffermühle bezieht, 
und der Ausdrud illos jcheint anzudeuten, daß alle Renten des Peter 
Tobiad gemeint jeien. Die Eintragung von 1316 bleibt unverſtändlich, 
wenn man nicht annehmen will, daß Peter Tobias aus zwei verfchiedenen 
Mühlen Renten zu beziehen hatte. — Eine Stadtbuchjchrift vom Jahre 
1308 lautet folgendermaßen: „Es jei zu wiſſen, daß die Mühle neben dem 
Sudenkirchhof mit der Bäderei und dem Garten, wie fie nun begriffen it, 
dem Müller Vöge gehört; auch hat er einen Garten neben der Rothen 
Mühle, den er bejtäudig behalten joll, wie er nun begriffen it; und das 
hat er von der Stadt für 40 Mark Piennige gekauft“). Die Worte 
molendinum juxta eimiterium Judeorum jind ausgejtrichen, aber nicht 
durch eine andere Bezeichnung erjeßt. Der Vorname des betreffenden 
Müllers ijt nicht genannt; da derjelbe aber einen Garten bei der Rothen 
Mühle befigt, jo wird Gerhard Vöge gemeint fein, dem diefe Mühle 
von 1305—1334 zuſtand. — Im Jahre 1313 verlauft Johann Vöge 
‚alles, was er an der Mühle neben dem Ziegelhauje des h. Geiſt— 
Hojpitals bejist, unter Vorbehalt der dem Arnold Kopmann zuitehenden 
6 Drömt Geriten- und Hafermalz, an Hinrich) Bumann’). Eine Ein: 
tragung des Kämmerei-Regiſters von 1325 ff., nach welcher die Stadt eine 


1) Stadtbud) von 1295 —1304 fol. 142b, M.U.B.3, zu Nr. 1739: molendinum 
inferius dietum Pepermole. 

) Stadtbud) von 1304—1314 fol. 7Ib, M. U. B. 3, zu Nr. 1739: in molendino 
Pepermolen, quod situm est juxta domum laterum sancti Spiritus. Gtatt xı bat 
das M. U. B. irrthümlich xx. 

2) Stadtbuch von 1314—1317 fol. 32: prineipaliter habebunt illos redditus, 
qui sunt in molendino Voghen. 

) Stadtbuch von 1304—1314 fol. 71b: Sciendum, quod (molendinum juxta 
cimiterium Judeorum) cum pistrino et orto, sicut nunc comprehensum est, [est] 
Vogonis molendinarii; item ortum habet juxta molendinum Rubeum, quem tenebit 
perpetuo, sicut nunc comprehensus est; et ista emit a civitate pro 40 mr. den. 

5) Stadtbuch von 1304—1314 fol. 145b, M. U, B. 4, zu Nr. 1738: in molen- 
dino juxta domum sancti Spiritus. 


95 


Wiefe bei der Pfeffermühle und dem Mübhlengerinne an Hinzekin 
Buwemann verpachtet/hat!), muß in der Zeit von 1325—1331 fallen. 
In dem leßteren Sabre verfauft Hinrich Bumann mit Zuftimmung jeiner 
Mutter umd feiner Brüder die Pfeffermühle beim Ziegelhauje an 
Bolto Grammendorp?). 1334 verfauft Bolto Grammendorp das Miühlen- 
gebäude der Pfeffermühle beim St. Jakobi-Ziegelhauſe, in der Arnold Kopmann 
6 Drömt Gerjten- und Hafermalz mit der Fischerei beit, an Nikolaus 
Freſe?); 1345 verfauft der Müller Helmich jeinem Oheim (avunculo) Hermann 
Mölner 3 Mark Rente aus feiner Pfeffermühle beim St. Jafobi- 
Ziegelhaujet) und 1349 verkauft Helmich, Schwiegerjohn (gener) des 
Freſe aus Hohen-Schwarfs, jeine ganze Pfeffermühle vor der Stadt 
Roſtock mit dem Kohlhofe dabei an Hinrich Freſe, Dietrih’S Sohn, und 
Arnold Kropelyn?), — Bei diejer Eintragung von 1348 fteht die jpätere 
Randbemerfung: De peperdiik; dies bezieht ſich darauf, daß die Kämmerei 
1438 Nachjorichungen über das Eigenthumsrecht in Bezug auf den 
Piefferteich anjtellen und als Reſultat derjelben die Stadtbuchichrift von 
1348 verkürzt in das Kämmerei-Regiſter mit dem Zuſatze eintragen ließ, 
von dem Pfefferteich werde Nichts darin geſagt“). Darauf hin ver- 
pachtete jie dann den Pfefferteich mit jeiner Fiicherei auf 6 Jahre für 
jährlich) 6 Mark an Herrn Johann von der Aa und dejjen Erben ?). 
Außer der Olgards-Mühle beſaß die Familie Bumann feit wenigjtens 
1294 und bis 1324 noch eine zweite Mühle, die nach ihr die Bumanns— 
Mühle genannt wurde, vorher aber Konrads-Mühle hieß. Die Korn— 
renten aus dieſer Mühle und die Fiſcherei waren im Beſitze der Familie 
von Lawe, die urjprünglich 14 Drömt (1°/,Lajt) Geriten- und Hafermal;z 
aus der erjteren bezog. — In dem gegenfeitigen Teftament des Herrn 
Reimbert (von Lawe) und jeiner Ehefrau Alburg vom Jahre 1261 wird 
beitimnt, daß die Konrads- Mühle im Beſitz der Alburg. falls fie die 
Ueberlebende jei, verbleiben, nach ihrem Tode aber an die Söhne Neinefe, 
Arnold und Konrad fallen ſolle)y. Im Jahre 1270 wird das damals 


1) 8 30: pratum juxta Pepermole et vrighoten situm, 

*) Stadtbuh von 1324—1335 fol. 157b: edificium molendini, quod Pepermole 
dieitur, apud domum laterum situm. 

2) Stadtbudy von 1324—1335 fol. 201: edificium et structuram cujusdam 
molendini, Pepermole dieti, apud domum laterum sancti Jacobi siti. 

* Stadtbucd von 1337—1353 fol. 109: in molendino suo dieto Pepermole apud 
domum laterum beati Jacobi, 

°) Stadtbudy von 1337—1353 fol. 145: integrum molendinum suum dietum 
Pepermolen, ante civitatem Rozstock situm, cum curia caulium. 

°) $ 319: et ibi nichil dieitur de Peperdiik, ut in lıbro signato littera A. 

) g 318: den Peperdik cum sua piscatura, 

9) M. U. B. 2, Nr. 1006: in molendino Conradi, 


96 


abgebrochene Ziegelhaus der Mearienkirche bezeichnet al3 zwiſchen der 
Konrads3: Mühle und der anderen Mühle belegen), Aus einer Ein- 
tragung von 1270—--1271 erhellt, weshalb die Mühle als Konrads-Mühle 
bezeichnet wurde: nach derjelben verlajien Alburg, Herrn Neimbert'3 Wittwe, 
und ihre Kinder dem bh. Geiſt-Hauſe zum Dank dafür, dag Herr Hermann 
in dDafjelbe aufgenommen worden ilt, eine halbe Lajt (4 Drömt) Hafer— 
mal; in ihrer Mühle bei der Stadt und Konrad, der Mühlenverwalter, 
(molendino presidens) verjpricht, dieſe Rente dem Hospital nach dejien 
Bequemlichkeit auszufehren ). Im Sabre 1286 verkauft Neyner Reimbert's 
Sohn jeine Mühle zu 100 Mark dem Zöllner Gerhard und veripricht fie 
ihm, jeinen Brüdern und ihren Erben zu verlafjjen, falls Gerhard die 
Velchnung erlangen fünne?). — Die folgenden Nachrichten zeigen uns die 
bisherige Konrads-Mühle im Befige der Familie Bumann, die aus ihr 
der Familie von Lawe 10 Drömt und dem h. Geiit-Hojpital 4 Drömt 
zu leiften hat. Im Jahre 1294 jest ſich Hinrich Bumann mit Hinrich, 
jeinem Eohne aus eriter Ehe, dahin auseinander, daß diefer als Erbtheil 
einen vierten Theil an der Olgards-Mühle und die Hälfte der Konrads— 
Mühle, die jegt Bumanns- Mühle genannt wird, erhalten foll*). 
Statt des jüngeren Hinrich Bıumann finden wir jeinen Bruder Johann 
im Befige diefer Mühle, der 1297 mit Hinrich zujammen das Vöge'ſche 
Viertel der Olgards-Mühle erwirbt’) und 1298 jeinen Antheil an der 
Ölgords-Mühle jeinem Bruder Hinrich verkauft). Johann Bumann 
verfauft 1297 an Gerhard von Lawe 8 Mark Rente aus der Bumanns- 
Mühle‘), verpfändet 1300 feiner Schweiter Grete für 100 Mark, die 
ihr aus der elterlichen Erbichajt zufommen, 10 Mark Rente aus der 
Bumanns-Mühle®), verfauft 1300 für die feiner Schweiter Grete 
zufommenden 100 Mark jeinem Schwager Johann Wolfemann 10 Matt 
Rente aus der Bumanns-Mühle, denen jedod; die dem Gerhard 
von Lawe zujtehende Rente vorangeht‘), und verfauft endlich 1302 die 

MUB. 2, Nr. 1176: inter molendinum Conradi et aliud molendinum. 

) M. UM. B. 2, Wr. 1208: in molendino prope civitatem. 

’) Stadtbud) C fol. 120: suum molendinum...quando pheodum dieti molen- 
dini predietus Gerhardus optinere potuerit. 

1) Etadtbuch D fol. 145b: quartam partem in molendino Ölgardis,.. mediam 
partem in molendino, quod quondam Conradi fuerat, nunc dietum Bumansmole. 

6 91 Anm. 1. 


ec, ©. 91 Anm. 4. 
’, Stadtbuc von 12095—1304 fol, 65: in molendino suo in campo sito, dicto 


Bumannesmole. 

3, M. U. B. 4, Nr. 2590: in molendino suo dieto Bumansmole. 

) Stadtbuch von 1295—1304 fol. 126b: in media sua parte molendini dieti 
Bumansmole. 


97 


halbe Bumanns- Mühle an Johann von Wolfen!), der mit dem eben 
genannten Wolfemann identisch it und al® Johann Wolfemann 1306 an 
Sohann Lange 3 Mark Rente aus der halben Bumanns3-Mühle wieder- 
fäuflich veräußert?) und 1313 jeine halbe Bumanns-Mühle mit 
Garten und jonjtigem Zubehör an Hinric) Bumann verfauft?). 1324 ver- 
fauft Hinrich Bumanı die Bumanns- Mühle, in der das H. Geift- 
Hofpital 4 Drömt Hafermalz befit, mit Garten und jonjtigen Zubehörungen 
an Hermann von Lawe, Pfarrer zu Miftorft). — Mehrere weitere Nach- 
richten aus diejer Zeit betreffen eritens die 1297 durch Johann Bumann 
an Gerhard von Lawe verkauften 8 Mark Rente und zweiten® die der 
Familie von Lawe zuftehenden 10 Drömt Gerften- und Hafermalz. Was 
zunächit die Geldrente betrifft, jo verfaufen: 1305 Tydico von Lawe 
8 Mark Rente, die er in der Bumanns-Mühle befigt und die Johann 
Wolkemann für SO Mark zurückkaufen fann, an Gerhard von Lawe den 
Süngern ’), 1307 Gerhard von Lawe, Reiner's Sohn, 8 Marf Rente, die 
ihm in der Bumanns-Mühle zujtehen und von Johann Wolfemann 
für SO Marf zurüdgefauft werden fünnen, an die Kinder des Thidemann 
Blöming‘), und 1317 die Vormünder der Kinder Dietrich Blöming’s 
8 Mark Rente, die diejelben in der Bumanns- Mühle gehabt 
haben, an Hinrich) Bumanın?). Auf die Kornrente beziehen jich folgende 
Stadtbuchichriften: 1305 Juli 8 verpfändet Dietrich) von Lawe jeine 
Einfünfte aus der Bumanns-Mühle, die Fiſcherei und was er jonft in 
derjelben beſitzt, bis zu füuftigem Martini für 100 Mark an Johann 
LZawemann); 1305 verfauft Dietrich) von Lawe 10 Drömt Malz; aus der 
Wolfemanns:- Mühle, wiederfäuflich für 100 Marf, an jeinen Bruder 
Gerhard von Krakow“); 1306 verkauft Gerhard von Krakow mit 
Genehmigung jeines Bruders Dietrich) von Lawe 7 Drömt Gerften- und 
3 Drömt Hafermalz aus der ehemaligen Bumanns- Mühle mit der 


1) Stadtbuch von 1295—1304 fol. 153b: medietatem molendini, quod dietum 
est Bumansmole. 

2) Stadtbuhh von 1304—1314 fol. 30b: in suo medio molendino, quod 
Bumannesmole dieitur. 

3) Stadtbud; von 1304—1314 fol. 185: mediam partem molendini, quod 
Bumannesmole dieitur, cum orto et adjacenciis, 

*) Stadtbuc von 1324—1335 fol. 11b, M. U. B. 9, zu Nr. 5939: molendinum 
suum Bumansmolen dietum cum ortis et adjacenciis. 

5) Stadtbucd; von 1304—1814 fol. 14: in molendino Bumanni. 

9) Stadtbud von 1304—1314 fol. 54: in molendino Bumanni. 

) Stadtbuch von 1314—1317 fol. 50b: in molendino Bummandi (!). 

8) Stadtbuch A Heft 5,8 fol.2b : redditus molendini Bumansmole et piscacionem 
et quiequit in ipso molendino habuit. 

9), Stadtbuch von 1304—1314 fol. 17: molendini redditus, quod Wolkemannes- 
mole dieitur; irrthümlich fteht: 11 jtatt 10. 


7 


98 


Tiicherei an Gerhard von Lawe, Reiner's Sohn!); 1310 verkauft Gerhard 
von Lawe, Reiner's Sohn, 7 Drömt Gerjten- und 3 Drömt Dafermalz 
aus der Bumanns-Mühle und die Fiſcherei an Sophie, Ehefrau des 
Thidemann von Zawe, und ihre Slinder ?); 1315 verkauft Dietrich von Lawe 
mit Genehmigung jeiner Ehefrau Sophie jeine Bumanns- Mühle mit 
dem Fiſchteich und allem Zubehör für 140 Mark an Hermann von Lamwe, 
Pfarrer zu Mijtorf, der ſie für den Fall jeines Todes jeinem Bruder 
Gerhard von Lawe oder dejjen jetigen drei Kindern vermacht, ſich aber 
vorbehält, bei jeinen Lebzeiten durch Verkauf oder Verpfändung anderweitig 
über jie zu verfügen ?). Hermann von Lawe fauft alsdann, wie bereit 
erwähnt, 1324 die Bumanns-Mühle von Hinrich Bumann*) und 
vereinigt aljo in jeiner Hand die Lawe'ſche Kornrente, ſoweit diejelbe nicht 
dem 5. Geilt- Hospital gejchenft it, die 1297 von Johann Bumann 
veräußerte und 1317 durch Dinrih Bumann zurücgefaufte Geldrente und 
das Bumann’jche Mühlengebäude. Nunmehr verliert die Mühle allmälig 
ihre bisherige Bezeichnung alg Bumanns-Mühle (nur 1305: Wolfemanns- 
Mühle) umd erhält ihrer Lage wegen den neuen Namen: Eichmühle. — 
Im Sabre 1326 verfauft Hermann von Lawe, Pfarrer zu Miſtorf, Die 
Mühle unter den Eichen, welche Bumanns-Mühle genannt wird umd 
in der das h. Geiſt-Hoſpital 4 Drömt Hafermalz beſitzt, an Gerhard 
Storm und dejjen Echwiegerjohn Eimon von Lawe, welcher letztere Die 
ihm zugeichriebene Hälfte mittel3 der Mitgift jeiner Ehefrau Margarethe 
erwirbt). Diefem Gerhard Storm und jeinem Schwiegerfjohn Simon 
verpachtet die Stadt für eine Mark jährlich eine Wieſe beim St. Jakobi— 
Ziegelhauſe?) offenbar diejenige Wieje bei der Pfeffermühle, für welche 
nach einer jpäteren Eintragung Zimon von Lawe jährlich) eine Mark zu 
bezahlen hat‘). Simon von Lawe erwirbt 1334 von Gert Vöge noch 
eine andere Mühle, die als die Rothe Mühle bezeichnet wird®), weiit 1339 


1) Stadtbuch von 1304-1314 fol. 24b, M. U. B. 5, Wr. 3072: in molendino, 
quod Bumanni fuerat, ... cum pıscatura et sicut Thydemanni de Lawe fuerat. 

2) Stadtbuch von 1304—1314 fol. 107b: in molendino Bumanni.., cum pisca- 
tura ibidem. 

2) Stadtbuch von 1314—1317 fol. 14b: molendinum suum, quod Bumansmole 
vocatur cum piscina et adjacenciis omnibus, 

+, ©. 07 Anm 3. 

>) M.U.B. 9, zu Nr. 5939: molendinum sub quercubus situm, Buwemannes- 
mole dietum, 

°) Kämmerei-Regiſter $ 22: pratum quoddam juxta domum laterum sancti 
Jacobi situm. 

) 8 177: pro prato apud pepermole, 

) M. U. B. 8 Wr. 5541: hereditatem molendini, quod Rubeum molendinum 
dieitur. 


— 


99 


ſeiner Tochter Chriſtine wegen ihrer mütterlichen Erbſchaft 120 Mark aus 
ſeiner halben Eichmühle und ſeiner halben Rothen Mühle an’) und 
verkauft 1342 ſeinem Schwiegerſohn Lambert Hüning ſeine halbe Eich— 
mühle und jeine halbe Rothe Mühle“). — Eine Wieſe neben der 
Eid mühle hatte die Stadt dem Kämmerei-Regiſter von 1325 zufolge 
an Hermann von Lehmhus verpaditet?). — Im Jahre 1417 wurde die 
Eihmühle mit der Roten Mühle zu gemeinfamer Verwaltung 
zujammengelegt. 

Die Nothe Mühle jcheint urjprünglich im Befite der Familie Freſe 
gewejen zu ſein. Am 18. Aug. 1305 verkauft Trude, Hermann Mölner’s 
Wittwe, die vermuthlich der Familie von Zelow angehörte, mit Zuſtimmung 
ihres Vormundes Dtbert ihre auf dem Stadtfelde belegene Rothe 
Mühle‘) an Gerhard Vöge unter der Bedingung, dab der Käufer jährlich 
der Gertrud Freſe und deren Kindern 3 Drömt (1 Laſt) als Zins und 
ihr jelbit 10 Mark Nente zu zahlen habe. 1308 erwirbt der Müller Böge 
den bei der Rothen Mühle belegenen Garten’) von der Stadt. 1313 
befennt der Müller Gerhard Vöge, daß feine Ehefrau Eliſabeth wegen 
ihres Eingebrachten 25 Mark und Johann, fein Sohn aus erjter Ehe, 
ebenfall3 25 Mark in jeiner Rothen Mühle) bejigen. 1334 verkauft 
der Müller Gerhard Vöge an Simon von Lawe die Rothe Mühle”), 
in welcher DOtbert von Zelow 5 Mark Rente und Heinrich Freie, Dietrich’s 
Cohn, und dejjen Erben 1 Lajt Gerjten- und Hafer-Malz als Worthzins 
bejiten; die Fiſcherei bleibt Heinrich Freſe, jeinem Bruderſohn Heinrich 
und deren Erben vorbehalten. 1339 weit Simon von Lawe jeiner Tochter 
Ehrijtine 120 Mark in der Eichmühle und- der Rothen Mühle an?) 
Pei der Auseinanderſetzung der Elijabeth, Dietrich Freſe's Wittwe, mit 
ihrem Sohne Heinrich überläßt ihr diejer 1359 eine Lajt Gerjten- und 
Hafermalz aus der Nothen Mühle auf Lebenszeit”). 1342 verfauft 





1) M. U B. 9, Nr. 5939: in dimidio suo molendino dieto Ekmolen et in 
dimidio molendino Rubeo dicto. 

2) M. U. B. 9, Nr. 6201: suum dimidium molendinum dietum Eckmole ac 
suum dimidium molendinum Rubeum foris civitatem Rozstok sita, 

3) $ 23: pratum apud molendinum Ekmole dietum. 

*), Stadtbuch von 1304—1314 fol. 14b, M.U.B. 5, Nr. 3021: molendinum suum 
in Campo eivitatis, quod Kubeum molendinum dieitur. 

5) S. 94 Anm. 4. 

9) Stadtbuch von 1304—1314 fol. 139: in structura et edificio molendini sui, 
auod Rubeum molendinum dicitur. 

) Stadtbuch von 1324—1335 fol. 211, M. U. B. 8, Nr. 5541: hereditatem 
molendini, quod Rubeum molendinum dieitur, et ortum ibidem cum curia. 

*) Oben Anm. 1. 

®) Lib, recogn. von 1338 - 1384 fol, 4: in molendino Rubeo. 


100 


Simon von Lawe die Hälfte der Rothen Mühle an jeinen Echwieger- 
john Lambert Hüning!). — Im Jahre 1417 verfaufte Hennefe von der Aa 
eine Lajt Malz aus der Rothen Mühle und den Teich an die Gottes- 
häuſer zum heil. Kreuz und zum heil. Geijt?) und der Klojterprobjt und 
die Hojpital-Vorfteher vereinbarten, daß die Rothe Mühle und die 
Eihmühle gemeinfam unter gleichmäßiger Theilnahme an Gewinn und 
Berlujt verwaltet werden jollten?). — Der Teich, den die Stadt 1436 
dem Hinrich Jöget und jeinen Erben ald Rothen Teich auf zehn Jahre 
verpachtet, hängt wohl nicht mit diefer Mühle zujammen*). 


1) ©. 99 Anm. 2. 

2) Lib. recogn. von 1384—1431 fol. 122: 1 last moltgeldes, de he hadde in 
der Roden mole, myt deme dyke. 

) Lib. recogn. von 1384—1431 fol. 122b: de Rode molen unde de Ekemolen, 
alle nut, vrucht), schaden urde vromen unde buwet to lIyken parten unde delen 
islikem gadeshuse to dregende unde to hebbende. 

) Nicht ficher einzureihen weiß ich die folgende Stelle: Stadtbud) von 1324 
bis 1335 fol. 220, 1335: Arnoldus Bard cum consensu Johannis Duker et Johannis 
Nigri, tutorum (pueri Gherardi) domini Johannes Voghen presbyteri, vendidit 
Thideken Stormer domum cum curia apud molendinum ejusdem Stormer sitam, 
quam, sibi, sicut ejusdem pueri fuerat, resignavit. Dictus puer Gherardi optinet 
in ipsa duarum marcarum redditus pro 20 mr. redimendos. ®Bgl. oben ©. 91 
Anm, 6 und ©. 94 Anm, 4, 














——— *5 — I A D4 eo) | 
1: 


>54 = Er er Dee = 5 \ 
REN. A, 








XI. 
Kleinere Mittheilungen und Notizen. 


1. Stadtgebäude. — Im Jahre 1802 ging man in Roſtock mit dem 


Plane um, ſich der entbehrlichen Stadtgebäude durch Verkauf zu entledigen. 
In Folge eines ihr am 26. Juli ertheilten Kommiſſoriums reichte die 
Kämmerei beim Rath am 31. Auguſt ein Verzeichniß ein, das ich als 
Beitrag zu einer hiſtoriſchen Topographie, derer man überall jo ſchmerzlich 
entbehrt, und als Hülfsmittel für weitere Forjchungen im Wortlaute 
hier mittheile. 


*— — — 
to 


er 


=> OO DORINT BD N 


(A.) VBerzeichniß der Stadt-Gebäude. 


. Das Ballhaus: ift auf vierteljährige Kündigung vermiethet. 

. Das Comödien-HYaus. 

. Die Stadt-Communität: wird vom Bidell Wagner frey bewohnt. 
. Das Schiekhaus: ift bis Johannis 1808 an Dahms vermiethet. 


Das Laujchreiber-Haus: wird vom Bauſchreiber frey bewohnt. 


.Das Baumeifter-Haus: wird vom Lieutenant Weidener bewohnt. 

. Die Steinthord:-Wache. 

. Das Glodengießer-Haus : wird vom Glodengießer Schulze frey bewohnt. 
. Das Rathhaus. 

. Die beiden Garbräter-Scharrn. 

. Die Fleisch Scharren im Brodjchrangen: jind ad dies vitae ber 


Schlachter vermiethet. 


. Das Wachtmeifter-Haus ; wird vom Marcktvoigt Wollnberg frey bewohnt. 
. Das Walldiener-Haus nebit Küche: wird vom Walldiener Koch frey 


bewohnt. 


. Das Stadt» Zimmermeifter - Haus: it an Zach. Sam. Schulz bis 


Michaelis 1805 vermiethet. 


102 


. 16. Die Burgermeijter-Diener-Wohnungen Hinter dem Stall: werden 


von 2 Burgermeilter-Dienern frey bewohnt oder auch von ihnen 
andern miethsweije überlajjen. 


. Die Etadt-Gutjcher-Wohnung: bevohnet der Stadt-Gutſcher Frey. 

. Der BPierdeitall. 

. Die große Schule cum pertinentiis. 

. Das Rector-Haus wird vom Rectore Scholae frey bewohnt. 

. Das Zeughaus. 

. Das Mufifanten-Haus: wird vom Stadt-Mufifanten frey bewohnt. 
23. 


Das Nechenmeijter-Haus: wird vom Stadt-Schreib: u. Nechenmeifter 
jrey bewohnt. 


. Das Auditorium: die beyden Wohnfeller darunter jind auf viertel: 


jährige Kündigung vermiethet. 


. Die Haupt-Wache. 
. Die Zeichen: Einnehmer : Wohnung am Gröpliner- Thor: wird dom 


Heichen-Einnehmer frey bewohnt. 


. Das Wachthaus dajelbit. 
28. 
29. 


Das Mühlenſchreiber-Haus dajelbit. 
Der Fleiih-Scharrn in der Breiten-Straße: iſt auf des Schlachters 
Lebenszeit vermiethet. 


30. Der Fleiſch-Scharrn am Breiten-Stein : iſt auf Lebenszeit des Schlachter 


vermiethet. 


31. Der Fleiſch-Scharrn oben der Lager-Straße: iſt auf Lebenszeit des 


Schlachters vermiethet. 


. Die Schreiberey. 
. Die großen Fleiſchſcharren: find an Schlachtere auf Lebenszeit vermiethet. 
. Die Wohnung des Zeichen-Einnehmers am Mühlen Thor: wird vom 


Beichen-Einnehmer frey bewohnt. 


. Das Strandenhaus. 
. Dad Machthaus am Petri-Thor. 
. Das Kütermeifter-Haus und Schlacht-Haus: erfteres wird vom Küter— 


meiſter frey bewohnt. 


. Das dortige Zeichen-Einnehmer-Haus: wird vom Zeichen-Einnehmer 


frey bewohnt. 


. Die Stadt-Waage: auf jelbiger wohnt der Wäger frey. 
. Die Graupen-Mühfe: it bis Michaelis 1807 vermiethet. 
. Der Krahn am Strande. 

. Das Wachthaus dajelbit. 

. Die Accis-Bude. 

44. 
45. 


Die Steuer-Bude. 
Die Hirten- Wohnung beym blauen Thurm: bewohnt der Kuhhirte Frey. 


51. 


52. 


53. 
54. 


103 


. Das Wachthaus am Muhlenthor. 
. Die Bolier- und Graupen- Mühle: 
. Die dazu gehörige Wohnung: 

. Die Mühlenjchreiber-Wohnung: bewohnt der Mühlenjchreiber frey. 

. Die Wohnung in dem Thurm bey der Kuhpforte: bewohnt der Kuh— 


it bis Johannis 1815 vermiethet: 


hirte Frey. 

Die in dem unteren Theile der jog. Specula befindliche Wohnung: 
bewohnt der Moddenkiſtenreiniger frey. 

Das fog. Kuhthor Hinter dem Herren-Stall: die in demjelben befind- 
lichen beiden Wohnungen find bis Michaelis 1803 vermiethet. 

Im Steinthor hat der Zeichen:Einnehmer freye Wohnung. 

Die Böden des Schwaanjchen Thors find bis Johannis 1806 vermiethet. 


Zum Vergleiche diene eine unDdatirte, wejentlich ältere Aufzeichnung 


über denjelben Gegenitand. Die Zahlen find von mir vorangeſetzt. 


B.) Gemeiner Statt wohnungen, worein der Stadt Dienere 


y; 


w 


a Qt in 


wohnen und theilß heur geben. 


Ein wohnung gegen dem Fraterclofter uber, worein Heinrich Wardentien 
gewohnt, iso aber Chriſtoff N. der Schlöffer: gibt nichts. 


. 7 Wohnungen im Grünenwege, welche von den Kay. Soldaten herunter: 


aeworffen und alle Sahr, wan e8 eingefommen, 43 fl. 12 3 heur gebradit. 


. Das ortthaus beim gange am Fraterclojter, worein M. Daje gewohnet. 
.Negſt dabei noch ein haus, worein der Stulljchreiber ohn heur wohnet. 
. 2 Seller darunter, deren jeder 4 fl. gegeben. 

. Ein buhde in ver Echwanifchen Straßen, welche in etwas verdorben 


und jehrlich 12 Fl. gegeben. 


. Das ortthaus negit dem Schwanischen Thor, dabei ein Garten. 
. Unterm Auditorio 6 Dornßen-Keller, von welchen theilg 8 und 1: 


20 fl. gegeben, theilg aud) mitt Dienern bewohnt geweien. 


. Zohlbude furm Kröpelienichen Thoer. 

. Sm Thore ein Elein wohnung, davon niemalß etwas eingefommen. 
. Zingell furm Kröpelienſchen Thor. 

. Auffin Ströpelienichen Thor. 

.Item Bramowjchen Thor. 

. Ein verwuſte wohnung an der Maur beim Grapengieker- Thor. 

. Muffm Grapengießer-Thor. 

. Auffm Schnidmang-Thor. 

- Wofrenter Thor. 

. Zagethoer. 

19. 


Zulagsbuhde, darein Chriftoff Schmidt. 


104 


.Acciſebuhde am Strandt. 

. Auffm Borchwall:Thoer. 

. Munchethoer. 

. 2 $teller unter der Schreiberei. 

. Hccijebuhde in der Bludtitraßen. 

. Darunter 1 Seller: bewohnt Hans Henninges. 

3. Richteichreiber-wohnung. 

. Die Müng. Darunter: 

. Ein Seller, darein wohnt 1 Prachervoigt. 

. Achter dem Bartijchen Steller ein buhde, darein Jurgen Wehdow wohnet. 
.Glaſebuhden. 

.Brodtlahden. 

Fleiſchſcharren in Et. Jacob- und Marien-Kirchſpiel. 

.Im mittelſcharen ein buhde fur einen der Wechter: Jochim Poppenbrock. 
.Noch ein wohnung nach Meiſter Adams ſeite, darin der Wechter 


Jochim Knacke, gehört aber dem wachtmeiſter. 


. Am Stall: Stallmeiſters wohnung. 

. Item der 2 wagenfnecht. 

. Dajelbiten 6 wohnungen fur die Reiſigen. 

. Kuhethor; Wohnung auffm Gießhoff: gibt nichts. 

. Grobjchmiede: gibt heur. 

. Auffm Steinthor. 

. Spornmader an der Maur: gibt nichts. 

. 3 wohnungen in der Mahlerjtraß fur den PBipenlegger, Bawmeiſter 


und Churen. 


. Zollbuhde furm Muhlenthor. 

. Auffm Thor. 

. Eine Wohnung furm Blodhaus. 

. Mühlen Zingell. 

. Bon einer anlehnung bei jehl. Krempiens wohnung recognitiongelt 3 fl. 
. Der 2 Heidtvoigten Wohnung am Alten Mardt. 

. Noch dabei 2 buhden. 

. Loreng Holms wohnung, i5o dejjen wittbe: gibt nichts. 

. Item ein Querhaus am Alten Mardt bei Wulffen wüſten hau 


Blatenjchleger '). 


. Der Alte Scharen: darein ein Stall: gibt heur. 
. Item 5 Wohnungen dafelbiten, 3 mitt Diener und 1 mitt alten weiber 


bewohnt. 


. Kleifcharn, worin Hans Schwabe jtehet. 


K. 8. 
) Am Rande, 


105 


2. Kramonsberg. — Am 2. März 1734 fanden zwilchen der 
Kämmerei und dem Xejiger von Kaſſebohm, Herrn Kapitain Ferber, Ber: 
handlungen vor dem Mühlenthor auf „dem jogenannten Carmons-Berge“ 
jtatt. Dies ift — joweit mir bisher befannt — das erite Vorkommen 
dieſes Namens. 

Ton 1800—1805 verhandelten Rath und Bürgerſchaft, „da bey der 
legten Berpachtung des Gutes Cafjebohm von dem Starmonsberg 3000 TR. 
und der Krähenberg in jeinem ganzen Umfange für die Stadt rejerviret 
worden, um dieje Stüde Landes nach dem damaligen Erachten der Land— 
wirthe zur Bejaamung von Tannen urbar zu machen“, über die Aus— 
führung diejes Beichluffes. Am 25. Mai 1800 gab Forſtinſpektor Becker 
jein Gutachten dahin ab, dak von der Befamung des ijolirt liegenden 
Rrähenberges fein erheblicher Nutzen zu erwarten ſei, da derjelbe nur einen 
unbedeutenden Umfang habe und durch tägliches Wegholen demolirt ſein 
werde, bevor die Tannen Sparrengröke erreicht haben würden, daß aber 
der Sarmondberg, der aus gebundenem, mit Kies vermijchten Flugjand 
bejtehe, fich jehr gut zur Tannenbeſamung eigne. Die Kämmerei erklärte 
ſich Juli 3 mit Becker's Vorjchlägen einverjtanden, wünjchte aber mit der 
Bejamung zu warten, bi8 der Ablauf der Pachtzeit Bartelsdorfs Gelegen— 
heit gebe, ein geräumiges, ſandiges und fait unbrauchbares Terrain von 
Riekdahl abzunehmen und in den Befamungsbereich einzubeziehen. Am 
3. Sept. 1802 ertheilte der Rath der Kämmerei das Kommiſſorium, die 
hierbevor bejchlojjene Beſamung amgetragenermaßen bis zur Neu: 
verpachtung Bartelsdorfs auszujehen. Durch die Hinzuziehung jenes 
Riefdahler Terrains im Jahre 1804 war das Befamungsgebiet 9500 [IR. 
groß geworden. Am 24. Dft. jchlug Forſtinſpeltor Beder vor, den Land» 
weg von Roſtock nad Sülz, die Wege von Riekdahl nach Kaſſebohm und 
den Riefdahler Kirchenweg gerade zu machen und durch fünffüßige Gräben 
zu begrenzen, alle überflüjfigen Wege eingehen zu lajjen, den Umfaſſungs— 
graben des ganzen Platzes 6 Fuß breit zu machen und das Terrain ent- 
weder auf einmal oder in drei Jahren zu bejamen; e3 mejje der Pla 
zwilchen dem Landwege nad) Sülz und der Riekdahler Scheide 2132, der 
Plab an der linken Seite des Weges von Nieldahl nad) Kajjeboym 3700, 
der Pla an der rechten Seite dejjelben 3100 und die geraden Wege 
568 [_|R. Die Slämmerei empfahl am 5. Nov. diefen Borichlag und 
erhielt darauf 1805 März 18 den Beſcheid, daß die Pejamung wenn 
möglich auf einmal vorzunehmen jei. Einem Kämmerei-‘Protofoll von 1805 
März 30 zufolge mußte aber damals, da Tannenzapfen weder ur beit 
Stadtgütern vorhanden, noch von auswärts zu beziehen jeien, Tannen— 
jame aber ein Jahr vorher bejtellt werden müjje, die Bejamung auf das 
nädjite Jahr hinausgejchoben werden. 


106 


Nach einem Sämmereiberichte von 1830 Oft. 13 war damals in den 
Tannen auf dem „Stermons:Berge“ cine bedeutende Strede längs der 
Sülzer Landitraße an der jüdlichen Eeite, c. 4 Ruthen tief, äußerjt jpärlich 
mit Yäumen beftanden und an einer andern gleichtall® c.4 Ruthen breiten 
Stelle längs der Noggentiner Scheide, „wo bei einem Manövre während 
der franzöſiſchen Invafion die Artillerie über den damals jungen Tannen: 
zujchlag oftmals hinübergefahren zu jeyn jcheint“, Ttanden durchgehend 
jehr verfrüppelte Tannen. Am 22. Oft. ward ihr Vorjchlag genehmigt, 
an beiden Stellen die vorhandenen Tannen gänzlich auszjuroden und eine 
Neubefamung vornehmen zu lafien. K. K. 


3. Umbau des äußerſten Steinthors. — Seitdem durch die 
Befeſtigungsarbeiten vom Jahre 1626 das Ravelin vor dem Steinthore 
entſtanden war, gab es fünf verſchiedene Steinthorgebäude, nämlich außer 
dem Thor an der Stadtmauer zwei Thore diejjeit und jenjeit des Wall- 
grabens und zwei weitere Thore dieſſeit des Navelin-Grabens !). Ueber 
den Wallgraben führte eine jteinerne Brüde, mit deren Bau am 29. Apr. 1611 
begonnen worden war?), über den Navelin-Graben eine Zugbrüde, mittels 
derer dom äußerjten Steinthore aus die Paſſage geitattet oder verwehrt 
werden fonnte. Ueber cinen zweimaligen Umbau dieſes äußerſten Thors 
in den Jahren 1736 und 1737 haben wir folgende Nachrichten. 

Nach einem SKafjenprotofoll vom 20. April 1736 hatte der Kom— 
mandant Scheje den worthabenden Bürgermetiter benachrichtigt, das Stein: 
thor befinde fich in einem jo fchlechten Zuſtande, daß er genöthigt werde, 
das Thor aufzuziehen, ſodaß e3 nur von Fußgängern paſſirt werden fünne. 
Dem Stadtzimmermeifter Frohherz wurde die Frage vorgelegt, ob das 
Steinthor wohl noch ein Jahr jtehen könne, und diejer äußerte fich dahin, 
die Brüde fünne wohl abgeiteift werden, aber bei der Heftigfeit, mit der 
die Zugbrüde gewöhnlicd) von den Soldaten aufgerijjen und niedergerworfen 
werde, fünne er für die Schwanfruthen und das Portal nicht einitehen. 
Der Maurermeijter Gottfried Zimmer, dem der nunmehr als nothwendig 
befundene Umbau übertragen werden jollte, ford.rte für dieje Arbeit 359 af, 
gab fich aber mit 260 af zufrieden. Da der Rath diefem Protofoll am 
23. Apr. jeine Genehmigung ertheilt hatte, jo gingen die Arbeiten vor ji. 
Bom 9. Juni bis zum 9. Sept. wurden Zimmer 457 fl. 22 3 bezahlt r 
am 8. Oft. 1 fl., jodaß die Geſammtkoſten 458 fl. 22 3 betrugen. 

Der neue Bau, den Zimmer mit dem Stadtzimmermeilter Zacharias 
Boigt hergeitellt hatte, erwies jich alsbald als untauglih. Bereit? am 


1) Vgl. Melt. Jahrb. 51, Tafel XI. 
2) Neue wöchentl. Noft. Nachrichten u. Anzeigen 1841, ©. 306. 


107 


25. Febr. 1737 ertheilte der Kath der Kämmerei und der Stadtlajje das 
Kommiſſorium, das neuerbaute Steinthor und bejonders dejjen Gewölbe 
zu bejichtigen. Bei der Belichtigung — das darüber aufgenommene 
Protokoll fehlt uns leider — ergab Sich, daß der auswärtige Bogen 
geboriten jei. In einer Eingabe vom 5. April juchte Zacharias Voigt 
ſich jeinerjeitS durch die Erklärung zu entjihuldigen, daß der Bogen, da er 
nicht tüchtig und unter Amvendung naſſen Kalks gemacht worden, jchon 
geborjten gewejen jein müjje, che die Erde darauf gefommen jei. Das am 
22. Mat über Zimmer und Voigt gefällte Urtheil beitimmte, entweder 
jollten auf ihre Kojten Sachverjtändige berufen und nad) deren Gutachten 
entjchieden werden oder fie jollten die Kojten eines Neubaues, Zimmer zu 
fünf und Voigt zu einem Sechstel übernehmen. Ueber dieſes Urtheil 
hatten fie ſich zunächſt am 25. Mai mündlich auszulaffen: Voigt erklärte, 
die Hinzuziehung Auswärtiger ſei unnöthig, e8 brauche nur der aus— 
wärtige Bogen nach der Zugbrüde Hinabgenommen zu werden und bet dei 
Pfeilern jei nur die Putzarbeit bejchädigt; Zimmer weigerte jih, Sad): 
verjtändige von auswärts auf feine Koſten verjchreiben zu lajjen, war aber 
mit einer Neparatur, wie jie Boigt vorgejchlagen, einverjtanden. In ihren 
Ichriftlichen Aeußerungen juchten Verde die Sachlage zu bejchönigen ; Voigt 
behauptete am 27. Mai, das Gewölbe habe Jich in Folge des vielen 
Regens gejett, jei aber nunmehr ausgetrodnet und habe jett bereits neun 
Monate geitanden, ohne daß der Schade größer geworden ſei; man könne 
den auswärtigen Bogen am Portal abnehmen und mit dem bei der Arbeit 
geiprungenen Piedeſtal in rechten Verband jeßen; das Gebäude jet ein 
to3fanisches, jei in die Erde eingegraben und fünne nirgendwohin fallen. 
Zimmer gab am 50. Mat vor, Boigt habe, als das Gewölbe kaum 
geſchloſſen gewejen jei, an der einen Seite des Thors die najje Erde hin— 
ſchütten und mit Gewalt feititampjen, die andere Seite aber anfängluh 
unbearbeitet liegen lajjen und außerdem habe das anhaltend naſſe Wetter 
die Kalffugen getrennt und durchlöchert. Nachdem alsdann am 29. Juni 
Voigt erklärt hatte, jeinerjeits thun zu wollen, was ihm auferlegt werde, 
während Zimmer bei jeiner Antwort vom 25 Mat verblicben war, erteilte 
Der Nat der Kämmerei und der Stadtfajje das Kommiſſorium, Die 
Neparatur ſofort beichaffen zu laſſen. Am 31. Jult fand eine neue 
Beſichtigung jtatt: Voigt und Zimmer hatten die obere Erde abgebracht 
und meinten, weiter ſei das Thor nicht abzunehmen; die beiden Maurer: 
meilter Chrijtoph Bremer und Mathias Meier erklärten aber, das Thor 
jei noch in dem vorigen jchlechten und nicht dauerhaften Stande, die 
Wangen jeren verjchoben und nichts im Loth, es müſſe daher gänzlic) 
abgenommen, neu aufgebaut und mit vier Pfeilern verjehen werden, Die 
nicht geradeauf jtehen, jondern touchtren müßten, und zu mehrerer Feſtigkeit 


108 


wäre e3 gut, dal auch in der Mitte an jeder Seite ein Pfeiler angebracht 
würde. Darauf meinte ziwar Voigt, was nicht im Loth jei, müſſe wohl 
abgenommen und gut wiedergemacdht werden, wenn es nöthig jet, auch die 
Pfeiler, Zimmer aber behauptete, er habe nach dem eingelieferten Riſſe 
gearbeitet und könne ſich auf nichts einlajfen. Nunmehr erhielt der 
adminiftrirende Kajjenverwalter den Auftrag, die Erde vom Thor abbringen, 
das Thor abnehmen und den Neubau durch die Meiſter Bremer und 
Meier beichaffen zu laſſen. 

Die Koften dieſes abermaligen Umbaues betrugen an Arbeitslohn 
301 fl. '/, 8, für Baumaterialien 756 fl. 11'/, 3 (allein für Kalt 531 fl.), 
zujammen 1057 fl. 123. Da jedoch vier neue Pfeiler gemacht, das Thor 
erhöht und ein Geſims gemauert worden war, jo wurden von dieſer 
Summe in Abzug gebracht: für Meauerjteine 205 fl. 5 8, die Hälfte ber 
Kojten des Kalks mit 265 fl. 12 3 und der dritte Theil des Arbeitslohns 
mit 100 fl., zujammen 570 fl. 17 3. Der Neitbetrag von 486 fl. 19 3 
mußte demnach von Zimmer mit 405 fl. 153 10% und von Voigt mit 
511.332» aufgebracht werden. Voigt juchte freilich am 26. Juli um eine 
Ermäßigung nach, wurde aber am 30. Juli abichlägig beichieden. K. K. 





4. Fürftenhof in der Grapengießerftraße. — Im Jahre 1338 
wurde eine Streitigfeit durch Johann Preen als vom Fürſten Albrecht 
bejtellten Nichter in curia domini nostri Magnopolensis in Rozstoch sita 
entjchieden (M. U. B. 9, Nr. 5876) und im Jahre 1344 geftattete Fürſt 
Albrecht dem Pfarrer von Schwaan, die Gerichtöbarfeit über Bröbberom, 
in dote Sywan vel in curia nostra Rozstoch sita auszuüben (M.U. 8.9, 
Kr. 6451). 

lleber die Lage diejes jeit 1277 befannten Fürſtenhofs hat dag Melkll. 
Urfundenbuch (2, Nr. 1422, 1521) folgende Nachrichten zujammengeftellt : 

vallem apud portam Bramow ... ad castrum edificandum 
inchoatam 1266. 
in vallo castri apud portam Bramow 1280. 
juxta curiam domini terre 1277, 
in longa platea supra curiam domini de Rozstoc 1297. 
in longa plathea in opposito curie domini terre 1325. 
n plathea transversa juxta curiam domini terre 1305. 
in nova civitate (infra plateam transversam platee stupenatorunz 
et piscatorum) juxta curiam domini terre 1307. 
supra Hude?) retro curiam domini terre 1329. 
in platea Huda in opposito curie domini Magnopolensis 1351. 


2 — 


) Stadtbuch von 1304—1314 fol. 6b. 1305: huda lignorum. 


109 


„Auf der Huder“ it jetzt befanntlich der Name der Querſtraße 
zwischen Schnickmanns- und Badjtüberjtrage; früher ward aber unter 
„Hude“ die Querſtraße zwiichen Badjtüber-, Grapengieger- und Fiſcher— 
ſtraße verjtanden und in der Fiſcherſtraße lag ein Grundjtüd, das an den 
1280 genannten Hof in vallo castri apud portam Bramow grenzte (in 
platea piscatorum ... usque ad curiam sancti Spiritus 1342). Danach lag 
der Fürſtenhof zwiſchen der Langenſtraße und der Hude im ältern Sinne einer- 
jeit3 und zwilchen Badjtüber:, Grapengieker: und Fiſcherſtraße andererjeits. 

Zweifelsohne wird diejer Hof, auf dem jich außer dem Hauptgebäude 
wenigiten® noch eine landesherrliche Küche (coquina domini terre 1319) 
befand?) und der mit einem landesherrlichen Thor (valva domini terre 1308) 
verjehen war, durch Veräußerungen nach und nach fleiner geworden jein. 
Um die Mitte des 15. Jahrhunderts wird er als in der Grapengieker- 
jtraße?) belegen bezeichnet und als zu Stadtrecht liegend behandelt. 

Am 3. Sept. 1456 lie ſich nämlich Yambert Katzow zur Sicherung von 
50 Mark Kapita! und 8 Mark verjejfener Jahresrente in den landesherr- 
lichen Hof einwältigen (Protokoll des Niedergerichts von 1456—1466 fol. 14). 

In den jaren unses Heren 1456 des vrydages ante nativitatis 
Marie do vorvolghede Lambert Katzow des landeshereu hof, beleghen 
in der grapengeterstraten vor 50 mr. unde 4 mr. bynnenjarsce rente. 
Ordel unde recht gaf: he mach nemen den rychtscyver unde 2 besetene 
borghere unde laten sik den hof antwarden unde segghen, de were 
to rumende in 14 daghen ofte sin ghelt. He heft zyn inweldelghelt 
ghegheven. KR. 





5. Zollfaften. — Im vorigen Hefte (1, 4, ©. 87—88) habe id) 
nachgewiejen, daß die Thorenfiite 1463 beim Steinthor auf dem Ramms— 
berge lag und 1474 ſich dort nicht mehr befand. Dabei war mir das 
nachfolgende Kommiſſorium noch unbefannt, aus dem hervorgeht, daß mehr 
al3 zweihundert Jahre jpäter das Gewahrjam für die Irrfinnigen, damals 
als Tollkaſten bezeichnet, wiederum am Steinthor lag. 

„Anno 1700 den 8. Julii it auff relation dei worthabenden Herrn 
Burgermeilters zu Rahte geichlofjen, daß denen Herren Camerariis hiedurch 
committiret jeyn jolle, forderſahmſt mit ernjt zu veranjtalten, daß die beim 
eintrit dei Steinthors zur linden befindliche Tolle-Kaſten dergejtalt repariret 
werde, daß der hiejelbiten vorhandene unjinnige Menjch au Schweden, 
falls die anno zum Ddrittenmahl adhibirende medicamenta nichtes 
effectuiren Ddürfften, in jelbige gebracht und verwahret werden möge, 
Jussu Senatus“. 


—— 





’) Stadtbuch C fol. 102b, 1284: Gherardus cocus domine nostre. 
2) gropengheterestrate 1235: M. U. B. 3, Nr. 1800 Anm, 


119 


Im Jahre 1710 tauchte dag Projekt auf, eine anderweitige Unterkunft 
für die Geijtesfranfen zıı gewinnen. Bei der Belichtigung einer am 
alten Markt belegenen Etadtbude, die an den Stadtjoldaten Hans Küpde 
für 8 Gulden jährlich vermiethet war, ergab jich am 16. August, „es jey 
dieſes eine gang Heine buhde, jehr wenig hoffraum dahey, die Kammer 
bauwfällig und hinter der Sammer eine fleine Ablehnung mit Reht 
gedecket, worinn der vorige Heuermanns jein Pferdt ſtehen gehabt; das dad) 
habe viele lecken und jey nur hin und wieder etwas im fald geleget; müſſe 
alljo dieje buhde mit ehiftem repariret werden“. Auf Grund des betreffenden 
Protokolls erging folgendes Concluſum: 

Anno 1710 den 18. Auguſt iſt auff verleiung dei bey befichtigung, 
der auff dem Alten Marck befindlichen Stadtbuhden gehaltenen protocolli 
zu Rahte geichlojien, daß vorfommenden Umbjtänden nach denen Herren 
Camerariis committiret jeyn jolle, mit Zuztehung Vorweſer Alter Cassae 
jih nochmahlen in rem praesentem zu verfügen, wie jothane Buhde am 
beiten repariret werden fünne zu überlegen und darauff zu jolcher ohne 
verzug nöhtiege anitalt zu verfügen, auch alles jo einrichten zu lajjen, daß 
ein paar (von) diejen Buden in einander gezogen und jo aptiret werden 
mögen, daß dahin ein und ander wahnjinniger Menjch bey ſich begebenden 
fall verwahrlich Halten lajjen fonne. Jussu Senatus. 

In ſpäterer Zeit wird man tobjüchtige Geijtesfranfe in einer der 
bejtehenden ſtädtiſchen Anjtalten untergebracht haben. Die Irrenheil- und 
Tewahr-Anjtalt St. Hatharinen-Stiftung, bekanntlich erit 1825 begründet 
und 1855 reorganifirt, erhielt von vornherein Diejelbe Verwaltung, wie das 
1355 als Arbeitshaus umgetaufte Zucht: und Werfhaus. Diejes iſt 1728 
auf dem Grund und Boden des Statharinenkloiters erbaut (Gemeinnügige 
Aufſätze zu d. Noit. Nachr. 1767, S.186), während das Kloſtergebäude ſelbſt ſeit 
der Reformation als Armenhaus diente und 1623 Apr. 21 zum Waiſenhauſe 
eingerichtet wurde (daj. 1770, ©. 194), das durch Berordnung von 1805 
‚sebr. 25 mit dem Armen-Inſtitut in Verbindung gelegt ward. K. K. 


6b. Magifter Hildebrand Dorgelo, über deſſen Lebensumftände 
und Thätigkeit als Leiter der Klirchjpielichule zu St. Marien in dieſen 
Beiträgen Bd. 1, 9. 4, ©. 77— 82, mancherlei beigebracht it, Hat 
unerfannter Weiſe auch jchon früher Beachtung gefunden. Er it nämlich 
zweifello® der Bd. 1, 9. 2, ©. 108/9 erwähnte Magiiter Hildebrand, 
dem der Roſtocker Domberr Dr. theol, Hinrich Boger, der Yegleiter 
Herzog Erich's von Mecklenburg auf deſſen Romreiſe 1502—1504, ın 
jeiner I506 zu Roſtock im Drud erjchtenenen Sammlung von Gelegenbeit®: 
gedichten, Etherologium betitelt, aus Veranlafjung einer Aufführung der 
Hecyra des Terentius folgenden Lobſpruch widmet: 


111 


(Fol. 193.) Ad magistrum ludi Epigramma. 

Rursum Romuleas populum das cernere scenas, 
Hildebrande, tuum quis viciaret opus? 

En comicos Ecyra sales obiectat in auras — 
Utrum maius habet auris, ocellus, ai?!) 

Pauca tenus specie discriminis arbiter aeque 
Dixeris: unum?) enim cordibus ardor erat. 

Außer Mag. Hildebrand kommt noch vor ein Johannes Dorchgelo, 
der al3 Einheimiicher am 26. März 1498 immatrifulirt wurde und 1502 
den Grad eines baccalarius arlium erwarb, mwahrjcheinlih ein Sohn 
Mag. Hildebrand’3 aus erjter Ehe; die Brüder Heinrich und Jakob 
Dorgelo, die am 8. Auguft 1540 in Roſtock immatrifulirt werden, könnten 
feine Söhne und vielleicht Brüder des Bd. 1, 9. 1, ©. 9%, erwähnten 
jüngeren Hildebrand D. jein. Jakob war jpäter Leiter der Stadtjchule in 
Ribnitz, doch Stellt ihm die Kirchen Bifitation vom Jahre 1556 kein hervor: 
ragendes Zeugnig aus. ES heißt da (Schröder, Evang. Medlenburg, 
Th. 2, ©. 136): 

„Darnad) haben jie den Schulmeijter Jacobum Dorgelow und Die 
Schüler verhöret und große Gebrechen funden. Denn in der ganzen 
Schule feine Knaben ind, die lateinisch jtudiren, und kann die Schule un 
feine bejjere Ordnung gebracht werden, ehe man die Kirchen mit einem 
gelahrten und fleißigen Paſtor bejtellet”. M. 9. 


7. Ein akademiſcher Mufikverein im Sahre 1569. — Von 
mufifalischen Leiftungen der Roſtocker Studentenjchaft geben Die alten 
Univerjitäts-Protofolle des 16. Jahrhunderts recht häufig Kunde, aber 
ihre Kritik iſt durchgängig jehr abfällig, jet es, daß die Herren Studiofi 
ſich außergewöhnlicher Inſtrumente bedient oder eine wenig paſſende Zeit 
jür ihre auf öffentlicher Straße jtattfindenden Aufführungen gewählt hatten. 
Indeß auch ſonſt zeigen ſich Rektor und Eoncil, mufifalischen Beitrebungen 
nicht gerade jehr günstig gejtimmt. In den im Jahre 1544 aufgejtellten 
Grundjägen, nach denen die Neugeitaltung der Univeriität vor ſich gehen 
jollte?), tritt dies in bezeichnender Weile hervor. Es heißt da: 

„Das die Ausübung der Muſik, die gar nicht oder faum mehr zur 
Philoſophie zu rechnen iſt, betrifft, jo möchte fie wohl mancher nicht für 
nöthig erklären, bejonders die Injtrumentalmufif, denn fie jtört die Mit- 


!) ai veralteter Imperativ von aio. 

*) vielleicht ift unus zu lejen, 

®) Studii litterarii publici in Academia Rostochiensi diligens et accurata 
restauratio. Rostochii, Dietz, 4°, woritber zu vergleihen Krabbe, Univ. Noftod, 
S. 447. Der hier in Ueberſetzung gegebene Abjchnitt ſteht auf Blatt 12, 


112 


itudirenden und verführt zu loderen Sitten, doc) mag fie, wenn Leute von 
gefejtigtem Charafter jte zur Erholung nach dem Studium treiben wollen, 
ohne ihren Angehörigen Anlaß zur Unzufriedenheit zu geben, geduldet 
werden, aber ohne dazu zu rathen. Wir meinen deshalb, daß Diejes 
Studium in Schranfen gehalten werden mu, damit nicht unjere Studirenden 
al® Geiger und Pfeifer, ſtatt als Gelehrte nach Hauſe zurüdfehren. 
Wer fih im Gejange auszubilden wünjcht, joll daran nicht gehindert 
werden; es mag daher ein Mufiklehrer an der Univerfität zugelajjen werden, 
der den Unterricht zu Hauſe zu ertheilen und jo zu legen Hat, daß dadurch 
feine öffentlichen und wichtigeren VBorlejungen und Uebungen gejtört werden“. 

Der Neorgantjationsplan ijt nicht zur Durchführung gefommen; Die 
alte Weberlieferung und das Beijpiel anderer Univerſitäten erwiejen ſich 
jtärfer als der wohldurchdachte Studienplan; auch von der Zulaſſung 
eines akademischen Muſiklehrers verlautet nichts weiter. Erſt 25 Jahre 
nachher findet jich wieder eine aktenmäßige Nachricht über die Pflege der 
Muſik am der Univerfität und bier zeigt es ſich, daß die Anſchauungen 
noch ungefähr diejelben waren, wie im Jahre 1544. Das Protokoll über 
die am 30. Juli 1569 abgehaltene Goncilsfigung berichtet nämlich ’): 

„In Betreff der von einigen Profeſſoren und Studenten unter ſich 
veranstalteten mufifalifchen Zuſammenkünfte jtimmt die große Mehrheit 
darin überein, daß fie nicht geitattet werden dürfen, da einerjeit3 für Die 
Studenten überflüffiger Aufwand daraus erwachje, andererjeit3 durch ſolchen 
Verkehr auf gleichem Fuße die Würde und das Anjehen der Profejjoren 
feide und Geringſchätzung an deren Stelle trete. Magiſter Oven?) iſt der 
Anjiht, man fünne fie wohl gejtatten, denn es gebe feititehende 
Beitimmungen über die Höhe des Aufwandes. Das Mahl jet jo beichaffen, 
daß nur drei Gerichte aufgetragen würden, wovon das erite aus Salat 
beitehe, auch würden nicht mehr als zwei Stübchen Wein getrunfen ; dabet 
würde höchſt angenehme Mufif gemacht und um 10 Uhr gingen alle 
auseinander. Aber die Meinung der Andern überwog und es wurde 
beichlofjen, fie abzuſchaffen“. 

Damit war der erjte Roſtocker akademische Mufikverein voffictell zu 
Grabe getragen, wenigjtens findet jich in den Akten der nächiten Jahre 
feine Spur mehr davon. ud. 9. 





) Im Original natürlich Tateinifch. 
2) Mag. Owen Günther aus Eiderſtedt, Profeſſor der Phyſik, ein Schüler 
Melanchthon's. Ueber ihn Krabbe, Univ, Rojtod, ©. 716. 


27 £: 


Raths- und Univerjität3-Buchdruderei von Ablerd Erben. 


7 
Br * 


N 
— — nn m —— — Zr Hl _ 








ET Der Si * — 
2 He KERRTTECHTERINEHTEN Rolahei — — 


Digitized by Google 


RE Er Zur va 


Nennen 








—— Nolan et Er 8 — — 
BE ZN iM Be Ge | 
5*8 vs — G A | 
ei —— A — 
* ER Il a 


444141? 


. as na a 
H ‘.. 


Tı 
X 


vr... Tr76 Hr 
‘ 





ANNO 


. » “ 

* Den rn 
© 3} je cz 
ter — ee ©, 
gen x s DD 
I 1 / x N 
ns EM ZB : 
H ! —R 
nn an — 














* *1 
tl meh an 141 7 


Grabflein der Familie Rerkhof 


(jeit dem Jahre 1812 der Familie Heidtmann), 


Digitized by Google 








- * 


Er — — — EEE En 


—8 SE Rip SERIE EIN ‘ N Sy — —— et 82* — —— er —— 
38* u 4 vi, 










Beiträge 


zur 


— — — 


Herausgegeben 
im Auftrage 


II | des Wereins für Koſtocks Alterthümer 


von 


Karl Koppmanı, 


Stadtarchivar. 


AN 2G 
* = Band 1, Heft 2.>o- 
er N dl 


* Roſtock. 
* Tommiſſion der Stiller'ſchen Hof- u. Univerſtlüts -Zuchhandlung 
er (6. Auffer,) 


1897. 


2 2 
— — e 


Nr 8* —* 


— I Ener rerer 
FIT: —— — — —— 
NEHWITYE 
—— XD DLOZUET HL ON 


Inhaltsverzeichniß. 


. Die ülteiten Stadtbuch-Fragmente Roſtocks (1258— 1262). Heranägegeben 


In DEE Diogendorli 


. Stammtafel der Familie Grote. Bon Cberlandesgerihtsratb Th. Sohm 


. Die Erwerbung der zweiten Hälfte der Ober-Warnow. Von Stadt: 
arhivar Dr. 8. Koppmannı . » 2: 22 2 222 ne. ee 
. Die Einrichtung des Roſtocker Bfingitmarfts. Bon Dr. 8. Koppmann 
. Die Rotbe Mühle am Barnitorfer Wege. Bon Dr. 8. Koppmann 
. Etammtafel der Familie Freie. Von Überlandesgerihtsratb Th. Sohm 
. Stammtafel der Familie von der Ma. Bon Oberlandesgerichtsrath 
ERS OETEE 2 — ; 
. Die Roftoder Stadtmufifanten. Bon Dr. 8. Koppmann ..... 
. Der Komponiſt Mag. Daniel Frideriei. Bon Muſik-Direktor H. Berger 
. Die Ererceitien der Bürgergarde Bon Dr. 8. Koppmann..... 
. Die älteften Schreib= und Recenlebrer Roſtocks Bon Dr. 8.Koppmann 
. Die Särge in der Grabfapelle zu Toitenwinfel. Bon Dr. 8. $Koppmann 
. Kleine Mittbeilungen und Notizen: 
1. Zauberipruh von Sabre 1388. Von FR... 2 > 2 2 222. 
2. Bona mobilia. ®on Dr. E. Dranendorffi-. . 2.2 2 2 2 20. 
3. Die Eihmühle mit dem Bırmanns: oder Wolkemanns-Kamp. Bon K. K. 
4. Fürſtenhof. Von Oberlandesgerihtsrathb Th. Sohm. ...... 
5. Die Bronze: Schilde an der Marientirche. Von Dr. F. Crull in 
Ben re Inn 
6. Johann Gentſchow. Bon DDberlandesgerihtsratb Th. Sohm. . . 
7. Mag. Daniel Friderici. Von K. K..... .. .. 
8 De Alone: IM RR ae ae 
9. Cröffnung der Dampfichiffahrt zwiſchen Roſtock u. Warnemünde. 
ee a a a re dar 
10. Preisausſchreibennnn.... . 


Seite 


64 


69 
71 
4 
6 


78 
79 
91 
93 
9 
101 


106 
107 
107 
108 
110 


111 
111 


Beiträge 


Geſchichte der Stadt Koſtuck. 


=—-W] io 


Herausgegeben 
im Anftrage 
des Dereins für Roftocks Alterthümer 


von 


Karl Koppmann, 


Stadtarchivar. 


gan, ur 


Roſtock. 
In Kommiſſion der Stiller'ſchen Fof- u. Univerfitäts -FZuchhandlung 
(G. Nuſſer.) 


1897. 


DD 
901 

‚RR 
34 


Ve 
Per 


HS9A31833 _\PO 


Des Vereins 
für | 
Roſtocks Alterthümer 


verdienftvollem Mitbegründer 


Herrn Senator Wilhelm Brümmer 


zur 


hebenzigften Miederkehr feines Beburfstages 
am 23. Dezember 1896 


gewidmet 


bom Borstande. 


Digitized by Google 


Inhaltsverzeichniß,. 


. Die älteften Stadtbuch-Fragmente Roſtocks (1258— 1262). Herausgegeben 


von Dr. €. Dragendorff. . 2: CH 


. Stammtafel der Familie Grote. Bon Oberlandeögerihtöratb Th. Sohm 
. Die Ermwerbung der zweiten Hälfte der Ober-Warnow. Bon Stadt: 


arbisar Dr. 8. Roppmann - -. -.- 2 2 2 22 en nen 


. Die Einrihtung des Roftoder Pfingſtmarkts. Bon Dr. 8.Koppmann 
. Die Rothe Mühle am Barnitorfer Wege. Bon Dr. 8. Koppmann 
. Stammtafel der Familie Freie. Von Dberlandesgerihtsrath Th. Sohm 
. Stammtafel der Familie von der Aa. Bon Sberlandesgerihtsrath 


ED ee ee 


. Die Roſtocker Stadtmufifanten. Bon Dr. 8. Koppmann ..... 
. Der Komponift Mag. Daniel Friderici. Bon Mufit-Direftor H. Berger 
. Die Erereitien der Bürgergarde.- Bon Dr. 8. Koppmanı..... 
. Die älteften Schreib und Rechenlehrer Koitods. Bon Dr. K.Koppmann 
. Die Särge in der Grabfapelle zu Toitenwintel. Von Dr. K.Roppmann 
. Kleine Mittheilungen und Notizen: 


1. BZauberfpruh vom Jahre 1888. Bon E.H...:. 2 22220. 
2. Bona mobilia. Bon Dr. & Dragendorff .... 2220. 
3. Die Eihmühle mit dem Bumanns: oder Woltemanns-Kamp. Bon K. K. 
4. Fürſtenhof. Bon Dberlandesgeritsratb Th. Sohm. .... . . 
5. Die Bronze: Schilde an der Marientirhe. Bon Dr. 3%. Crull in 

DEE te Ba ee Berk Se 
6. Idhann Gentihow. Bon Oberlandesgerihtsrath Th. Sohm. . . 
7. Mag. Daniel Frideric. Bon R.R.. 22 2 2 2 2 ren 
DENE ae re 





RE: 





I. 


Die älteften Stadtbuch- Fragmente Roſtocks. 
(1258-—-1262.) 


Herausgegeben 


von 


Ernfl Dragendorff. 


us der reichen Fülle der in den Roſtocker Etadtbüchern enthaltenen 
A Eintragungen fonnte durch das Meklenburgiiche Urfundenbuch nur 
eine verhältnigmäßig jehr geringe Anzahl den Herausgebern aus irgend 
welchen Gründen bejonders wichtig erjcheinender veröffentlicht werden ’), 
Wir erhalten aljo aus dem bisher weiteren Streifen Zugänglichen nur ein 
unvolljtändiges und deshalb leicht irreführendes Bild?) von dem Umfang 
und Inhalt dejjen, was und in den Stadtbüchern überliefert wird. So 
wiünjchenswerth deshalb, wenigſtens für die ältejte Zeit, eine Veröffent— 
lihung des geſammten Material im nterefje der Erforjchung der poli- 
tiichen Gejchichte, Rechtsgeſchichte, Kulturgejchichte, Familiengeſchichte und 
hiſtoriſchen Topographie fein muß, jo lajjen wir dod die Möglichkeit oder 
Wahricheinlichkeit einer jolchen in abjehbarer Zeit dahingejtellt ſein und 
begnügen und hier damit, den Freunden unferer Roſtockiſchen Gejchichte 
den Inhalt derjenigen Pergamentblätter, welche die ältejten Eintragungen 
enthalten, in unverfürztem Abdrud vorzulegen. 

E3 handelt fi dabei um zwei Hefte, die den Jahren 1258 
dj. unten ©. 3) bi8 1262 angehören, im Roftoder Rathsarchiv aufbewahrt 
werden und als „Fragment I“ und „Fragment 5, Lage 1* Theile der als 
„Stadtbuch A“ bezeichneten Fragmentjammlung bilden?)., Wir nennen fie 
im Folgenden furz „I“ und „II”. 


1) Bol. M. U. B. J. S. LV und K. Koppmann in den Beiträgen z. Geſch. d. 
St. Roſtock, Heft II, ©. 5 fi. 
) Bol. 8. Koppmann in Hanf. Gejchichtsbl. Jahrg. 1875, S. 252—262. 
2) Val. M. U. B. 1, ©. XLV und Beitr. z. Geſch. d. St. Roftod a. a. O. 
1 


2 


Ob wir in diejen beiden Heften thatlächlich die älteften Stadtbuch— 
Eintragungen Roftods vor uns haben oder ob noch ältere verloren jind, 
läßt jich freilich nicht mit Bejtimmtheit jagen. Sicher aber waren Stadt- 
bücher Hier im Norden Deutjchlands zu der Zeit, als Heft I angelegt 
wurde, noch feine alte Einrichtung !), 

Heft I beiteht aus 7 Blättern von ca. 30 cm Höhe und ca. 13 am 
Breite — Blatt 8 iſt weggeichnitten —, Heft II aus 12 Blättern vom 
ca. 17 cm Höhe und ca. 12 cm Breite). 

Die Sprache der Aufzeichnungen it die lateintiche 3). 

Eine Scheidung nad) dem Inhalt hat nicht jtattgefunden*), vielmehr 
it ganz Verjchtedenartiges hintereinander eingetragen worden. Es werden 
nämlich gebucht’): Auflafjungen von Grundjtüden und Häujern, Vermerke 
über das Eigentum an Grundjtüden und Mobilien, Käufe und Berfäufe, 
Tergabungen unter Lebenden und von Todes wegen, Grundjchulden, 
VBerpfändungen, Nentenfäufe; Geldichulden, Zahlungsveriprechen, VBermerfe 
über erfüllte Verpflichtungen, Vergleiche, Berzichtleiftungen auf Anjprüche, 
Abmachungen über Miethe, Altınentationgverträge, Termerfe über empfangenes 
Lehrgeld, Societätsgeichäfte, Bürgichaften, Abfindungen von Kindern und 
Stieffindern, Erbtheilungen und GErbverträge, Willenserflärungen oder 
Willfüren, Sühmverträge und Urfehden; Ausgaben des Rathes, Vermerfe 
über Anitellung von Stadtjchreibern und Abrechnung mit ihnen; eine 
Anweiſung für den Münzmetiter für einen beitimmten Fall; Gejtellungs- 
termine dor dem Rath; Verluſte von Rojtodern durch äußere Feinde ; 
Gefangennahme von Uebelthätern. 


) Lübecks älteſtes Stadtbud) beginnt, was wahricheinlich mit dem Privileg Kaifer 
Friedrich's II. vom Juni 1226 zufammenhängt (Frensdorff in Hanf. Geſchichtsbl. 
Jahrgang 1895, S. 178), mit dem Jahre 1227 und reicht bis 1283 (Ziſchr. ſ. Lüb. 
Seh, u. Alterthumsk. 4, ©. 223-244); das älteſte Stadtbuh Hamburgs umfapt 
die Jahre 1248 - 1274 (Ziſchr. f. Hamb. Geſch. 1, S. 329—464); das ältejte Stadtbuch 
Wismars beginnt frühejtens 1250 (M. U. B. 1, S. XLIX); die ältejten Stadtbücher 
Kiels und Straliunds beginnen erjt jpäter, das Kieler 1264 (B. Haſſe, Kieler Stadt: 
buch aus d. J. 1264— 1289, Kiel 1875), das Straliunder 1270 (F. yabricius, d. älteite 
Stralfunder Stadtbuch, Berlin 1872). 

?) Mit dem zeitlich II zunädhititehenden Stadtbuh B beginnt eine bis in’s 
14. Jahrh. reichende Reihe von gleihmäßigen, jept in Bänden vereinigten Lagen in 
Duart. Vgl. Beitr. 3. Geſch. d. Stadt Nojtod a. a. O. ©. 7 fi. 

3) Zum ausfchlieglihen Gebraud) der deutfhen Sprache it man in Rojtod erjt 
am Ende des 15. Jahrh. übergegangen, 

) Abgejehen von dem 1319 eingerichteten Liber proscriptorum (M. U. B. 5, 
S. XV—XXIV) werden erjt jeit 1324 rejp. 1325 zwei Bücher geführt: Liber here- 
ditatum, Liber recognitionis (daj. 5, ©. VIL, IX), neben denen ein viertes, das 
KämmereisRegifter von 1325 (dai. 5, S XI) bergeht. 

°) Wal. das alphabetiſche Verzeichniß der Nechtsgeichäfte. 


3 


Häufig jind die Eintragungen jo dürftig, daß mar darüber im Zweifel 
jein kann, was eigentlich beurfundet werden jollte, 

Eine Zeitangabe findet jich verhältnigmäßig jelten: von den 122 Ein- 
tragungen des Heftes I find nur 14, von den 98 des Heftes II nur 13 
datirt!), und auch hier jind die Angaben zum Theil ungenau?). Soweit 
eine genaue Datirung vorhanden ift, jehen wir, daß im Allgemeinen inner: 
Halb der beiden Hefte in chronologischer Reihenfolge gebucht worden: ijt. 
Die wenigen Abweichungen wird man wohl daraus erflären müſſen, da 
ih die Yeitangaben auf die Verhandlungen vor dem Nath beziehen, die 
Buchung aber jpäter jtattfand ?). Sicher nachträglich gebucht ift die Ein- 
tragung I, 110, da der Xergabende bereit3 in I, 104 als verftorben 
ericheint. Wenn wir in I, 30 ein Geſchäft beurfundet finden, das, falls 
wir an feinen Schreibfehler denfen wollen, am 29. November 1258, aljo 
faft ein Jahr vor den übrigen an derjelben Stelle gebuchten, verhandelt 
wurde, jo erflärt ji) das vielleicht auch daraus, daß vor I gar fein 
Stadtbuch eriftirte. 

Sind jo, wenn wir die einzelnen Hefte für jich allein betrachten, 
Schwierigkeiten in Bezug auf die Chronologie faum vorhanden, jo jehen 
wir ung, wenn wir I und II neben einander jtellen und das Stadtbuch B 
heranziehen, vor einem vorläufig unlösbaren Räthſel. Es zeigt ich 
nämlich, daß der zweite Theil von I gleichzeitig mit dem erſten Theil 
von II und der Echluß von II gleichzeitig mit dem Anfang des Stadt: 
buche B geführt wurde®). 

Am leichteiten würde jich freilich diefe Thatjache durdy die Annahme 
erklären, dab für Altjtadt und Neujtadt, deren Vereinigung befanntlıc) 
1262 Juni 18 durch Fürjt Heinrich Borwin III. gejtattet worden war, 
aber erit am 29. Junt 1265 urkundlich vollzogen wurde), getrennte 
Bücher geführt worden jeien. Leider machen aber die wenigen Ortsangaben, 
die Sich im unseren Aufzeichnungen finden, eine jtrenge Beweisführung 
unmöglih. Thatjächlich gehören jedoch jämmtliche Jicheren Ortsangaben 


') Es jind die Eintragungen I, 1, 25, 26, 30, 55, 62, 74, 75, 77, 78, 82, 84, 
118, 121; UI, 1, 2, 6, 8, 14, 40, 64, 65, 69, 70, 73, 76, 93. 

2) 3. B.: feria 6. post iudica (I, 26), Acta feria 4. (I, 121). 

3) Val, hierzu: Nehme, das Lübecker Ober-Stadtbuch (Hannover 1895), ©. 206 ff. 
Einer Aufzeichnung der Buchtage am Kopf der einzelnen Seiten begegnet man in unſeren 
Heften nody nidt. 

*) I beginnt mit dem 24. Jan. 1259, die leßte jicher datirte Eintragung ift vom 
27. Oft. 1260; II beginnt mit dem 22. Febr. 1260 und nennt in der legten datirten 
Eintragung den 17. März 1262; das Stadtbuch B beginnt mit dem 5. Juli 1261. 
Nebrigens enthält das Stadtbuch A noch mehrere Fragmente, die in derjelben Weiſe 
neben der mit B beginnenden Reihe von Stadtbüchern geführt worden find. 

) M. U. 2. 2, Nr. 959 u. 1051; 8. Koppmann, Geld). d. St. Roftod 1, ©. 18. 

1* 


4 


in I der Mitteljtadt an!) und im II findet ſich nur eine, die fich ficher 
nicht auf die Altjtadt bezieht). Im Stadtbuch B findet ſich ein jolches 
Hervortreten eines Stadttheild nicht. 

Beitand in der ältejten Zeit wirklich eine getrennte Buchführung für 
die Alt und Neujtadt?), jo it es erflärlich, daß für jedes Stadtbuch ein 
bejonderer Schreiber angejtellt wurde. Weruht aber unjere Annahme auf 
Irrthum, jo fünnen wir und das Nebeneinanderlaufen zweier Bücher wohl 
nur durch die Vermuthung verjtändlicy machen, daß man wegen des 
Anwachſens der Gejchäfte zwei Schreiber anjtellte, deren jeder alsbald ein 
eigenes Buch anlegte, das jich in jeiner Verwahrung befand und von ihm 
und jeinen Gehülfen geführt wurde. Die Thatſache, daß jedes der beiden 
Hefte mit einer Notiz über die zwilchen dem Rath und feinen Schreibern 
getroffenen Abmachungen beginnt, würde diejer Vermuthung entiprechen, 
liege ſich natürlich aber auch mit jener Annahme einer gejonderten Buch: 
führung für Alt: und Neujtadt vereinigen. 

Bei I handelt e8 ji) um den notarius Heinricus de Bremis, der 
am 24. Jan. 1259 gegen ein Gehalt von jährlih 6 Mark Piennige auf 
zwei Jahre in den Dienſt der Stadt tritt. Beiläufig bemerkt iſt dieſes 
die älteſte bisher befannt gewordene Nachricht über ein fettes Jahresgehalt 
= einen deutichen Stadtichreiber‘). Ein gleiches Gehalt wird in II am 

2. Febr. 1260 einem nicht mit Namen genannten scriptor zugejagt. 
nn dem Gehalt des Schreibers joll dem Eingange zufolge auch das 
pro nunciis ausgejeßte verzeichnet werden; von den vier nach dem Schreiber 
genannten Beamten Johannes, Marquardus, Godefridus und Brabantinus, 
— deren jeder jährlih 2 Mark erhalten joll, — wird aber nur einer, 
Sohannes, ausdrüdlich als nuncius aufgeführt ; der Zuſatz pro scribendo, 
für Schreiberdiente, bezieht jih wohl nur auf den zulegt genannten 

», ], 24: prope sanctam Mariam, 43: in platea Cosfeldi, 60: apud macellas 
medie civitatis, 111: inter duos stendor. (Mgl. das Ortsregifter.) 

) In die Altitadt gehören: II, 22 u. 37: apud sanctam Katerinam, 55: in 
platea Cervorum, 71: in antiqua civitate, 94: apud sanctum Nicolaum und apud 
sanctum Petrum, 95: ia palude. Fraglich it die Lage des 69 gemeinten Grundſtücks: 
apud veterem portam lapideam (vgl. dad Ortsregiſter). Sicher in der Mitteljtadt 
lag das Grumdftüd in 79: in platea institorum. Daß in 55 neben dem erwähnten 
altjtädtifchen auch ein der Mitteljtadt angehörige® Grundjtüd (apud cimiterium sancte 
Marie) erwähnt ijt, fann nicht weiter in Betracht kommen. 

>) Eine getrennte Verwaltung von Mitteljtadt und Neuſtadt Hat wohl nie jtatt- 
gefunden. Die Urkunde des Fürsten Heinrich Borwin vom 18. Juni 1262 redet ausdrücklich 
von einer Zweitheilung der Stadt (..... statuimus et dedimus, ut unum consilium 
sit tocius eivitatis et iudicium, quod prius erat in duo divisum..... ). 

) In Lübeck läßt fich ein Fixum für den Stadtichreiber erjt 1270 nachweiſen. 
Bol. W. Stein, Deutiche Stadtichreiber im Mittelalter (Sonderabdruf aus der 
Meviſſen-Feſtſchrift, Köln 1895), ©. 36. 


5 


Brabantinus. Unmittelbar auf dieſe Eintragung folgt die wohl auf 
denjelben Tag!) bezügliche Notiz über eine Abrechnung des Rathes mit 
dem Boten Johannes, mit dem Schreiber und mit Brabantinus; der an 
letzter Etelle genannte Johannes burbode ift wohl identijch mit Johannes 
nuncius. In II find dieſe auf den Echreiber bezüglichen Eintragungen 
noch dadurch bejonders hervorgehoben, daß fie allein auf der jonft unbe— 
ichriebenen erjten Seite des Heftes Stehen. 

Vielleicht waren dieje drei Beamten, jedenfall® wohl Yrabantinus, 
Gehülfen und Stellvertreter des eigentlichen Schreiber. An eine folche 
Beihülfe werden wir denfen müſſen, da fich innerhalb unſerer Hefte offenbar 
verjchiedene Hände bemerflich machen. Jedenfalls find I und II von 
verjchtedenen Perjonen und weder I noch II ganz von einer Perjon 
geichrieben, doch jcheint in jedem der beiden Hefte eine Hand vorzuherrichen. 
Auf eine in's Einzelne gehende Echeidung der Hände muß ich aber 
verzichten. 

In Bezug auf die Form des Buches und der einzelnen Eintragung 
war dem Echreiber ziemlich viel Freiheit gelaſſen. Won der verichtedenen 
Größe unjerer Hefte iſt jchon die Rede geweien, ebenjo von der Willfür- 
Iichfeit, mit der da8 Datum der Verhandlung bald angeführt, bald weg: 
gelajfen wurde. Wie die Zeitangabe, jo fehlen auch in I meiſt, in II 
regelmäßig die Namen der Rathmannen, vor denen die gebuchten Rechts— 
geichäfte verhandelt worden waren 2). Endlich ift hier auch an die bereits 
erwähnten jachlichen Ungenauigkeiten in den Eintragungen zu erinnern. 

Ter folgende Abdrud hält ſich im Wejentlichen an den Buchjtaben 
der Handichrift. Doch ift jtatt des millfürlichen Gebrauchs von u und v 
der und geläufige eingeführt, ebenfo ijt für w in Wörtern wie Wlfardo (I, 45) 
und wlt (II, 61) Wu beziehungsweife vu gejegt. Alle Abkürzungen find 
aufgelöjt, auch die nur durch den Anfangsbuchitaben angedeuteten Namen 
find womöglich voll ergänzt worden. Wo die Auflöjung nicht ganz Jicher 
war, find die fehlenden Yuchitaben in eckige Klammern eingejchlojfen. In 
derjelben Weije jind auch alle ſonſtigen nothwendigen Zujäße, wie fehlende 
Wörter und Buchitaben bezeichnet. Weibehalten find die Abfürzungen 
mr. — marca, sol. — solidus, den. — denarius. In runde Klammern 
eingeichlojien ijt dagegen das in der Handichrift Uebergeichriebene oder 
nachträglich Hinzugefügte. — Die römischen Zahlen der Handichrift find 





1) Ep nimmt dad M. U. B. an (4 Nr. 2674). Allerdingd Hat die zweite Ein- 
traqung nur die Bezeichnung des Tages in cathedra Petri und ſcheint nicht gleich— 
zeitig geichrieben zu fein. Bgl, oben ©. 3. 

2) J nennt die Rathmannen in den Eintragungen 1, 4, 5, 8, 14, 37, 52, 55, 56, 
60, 62, 67, 69, 86, 95, 102, II nur in der den Schreiber betreffenden Eintragung 2 
und in der nachträglich hinzugefügten Eintragung 96, 


6 


durch arabijche erjet. — Alle Namen Haben im Abdrud große Anfangs: 
buchitaben erhalten, nur in denjenigen Beinamen der Perjonen, die ein 
Handwerk bezeichnen oder bezeichnen fünnen, ſind die Kleinen Anfangs— 
buchitaben beibehalten‘), — Die getilgten Eintragungen jind durch einen 
Stern lenntlich gemacht. Wo nur ein Theil der Eintragung getilgt it, 
it dies in Anmerkungen angegeben. Die Tilgung in den Handichriften 
geichah, wo nicht anders bemerkt, durch Streichung. — Der bequemeren 
Benugung wegen find die Eintragungen mit Nummern verjehen worden. 

Eine Ueberfiht über den gejammten Inhalt der beiden Hefte nach 
den verjchiedenen Gejichtspunften geben die Negiiter. In das Ortöregiiter 
find auch diejenigen Ortsnamen aufgenommen, welche zur Bildung von 
Perjonennamen verwandt worden find. Das Perſonenregiſter verjucht, eines- 
teils die Perjonenbezeichnungen richtig auseinander zu halten und zujammen- 
zuftellen, anderntheil3 anzugeben, was ung über die verjchiedenen Perſonen 
anderweitig befannt it. Bei dem MWortverzeichnig, das zugleich als 
Sachregiſter dienen joll, jchienen die Schwierigfeit, den Bedürfniſſen aller 
Benußer durch eine Auswahl der wichtigeren Wörter gerecht zu werden, 
der verhältnigmäßig geringe Umfang und das Alter diefer Stadtbuch- 
Fragmente, insbejondere auch) die dem Verſtändniß oft jich entgegenitellenden 
Schwierigkeiten eine jonjt nicht übliche Bolljtändigfeit zu rechtfertigen 
oder Doch zu entichuldigen. Den Schluß bildet ein kurzes Verzeichniß 
der verjchtedenen Arten der vorfommenden Nechtsgeichäfte. 


1) Bei dem Rathmann Gerardus Cerdo reip. Serdo jind Cerdo und Berdo als 
Namen angejehen worden. 





[1'.] Innotescat universis, quod Heinricus, notarius noster, fol. 1a 
de Bremis ad duos annos in negocium civitatis est conventus, 
quolibet anno pro 6 mr. den“. Huius rei testes sunt: Hfeinricus] 
de Wittenburg, Hermannus Albus, R[einwardus] de Molendino, 
Symerus, Johannes de Ratenov, Eilradus, Johannes Gerlagi, 
Rotgherus Niger, Godf[efridus] Swineburg, Sicco, Hildebrandus, 
Conradus de Meydeburg, Andreas de Cosfelde, Godefridus Bertram. 
Acta sunt hec anno gracie 1259 feria 6. post Fabiani et Sebastiani ?. 

[2.] In presencia consulum uxor Frideri resignavit Heinrico 
de Guzterov heredidatem suam integram cum amicis suis. 

[3.] Tbiderice Winnepennig et uxor sua promiserunt coram 
consulibus, cuidam puelle 3 mr. ante festum Martini totaliter persolvisse, 
et hoc sub civilitate promiserunt. 

[4.} lohannes Sachtelevent resignavit socero suo Heinrico 
de Bilrebeke domum proximam domui sue ad aquam cum curia et 
area ad necessarium. Presentes erant Gerardus et Iohannes frater 
suus, Ger[lagus] de Parkentin, Willfekinus] et Engelbertus fratres 
de Pomferio], Iohannes de Osterrothe, Bernardus de Semelov et 
frater”, sponsi, quod Heinricum de Bilrebeke liberum et absolutum 
dimisit ab omni impeticione. 

[5.] Presente (God/efrido]“, socero Iohannis Parvi‘,) et G[erardo] 
Serdone, Bertolt et Gerardus separaverunt Nicolaum ab omni impe- 
ticione hereditatis. Et idem Nicolaus dimisit eos liberos et absolutos. 
Testes sunt Hl[einricus] de Witteburg et G[odefridus] Bertrammi. 

[6.] Thetwardus fidfeiussor] est pro 8 sol. pro quadam here- 
Jitate, quam emit a G[erardo] hofslagere, quod totamı persolvet. 

[7.] Heinricus de Brunit impignoravit hereditatem suam Heinrico 
de Polechov biennio pro 20 mr. in presencia consulum. 


2) Folgt durdjjtrichen: quas. 
b) frater (fr.) jcheint geichrieben zu fein; vielleicht iſt sunt (st.) gemeint, 
°) Durchſtrichen: Symone; iibergeichrieben: Godfefrido] —Parvi. 

1) M. U. B. 2, Nr. 335. 

2) 1259 Jan. 24. 


fol. 1b. 


8 


[8*] lIohanni Parvo impignoravit Reinoldus Parvus hereditatem 
suam pro 30 mr. et duobus scippunt cere. lohannis baptiste. Presentes- 
erant: Meinricus, Godefridus socer Parvi, Gervinus de Bjl]isecov*, 
Hermannus de Lawe. 

[9*.] Gertrudis et Gerart Wesent impignoraverunt pueris suis 
Iohanni, Gertrudi et Bertrammo hereditatem (mediam)’ suam pro 
20 (12)° mr. den. absque impeticione cuiusquam. Coram consulibus 
presentabunt. (Reliquam® partem vendliderun]t Alexandro carcerario 
et resign[averunt] coram consulibus‘). 

[10'.] Johannes stuparius (et* uxor sua) stupam suam impigno- 
raver[un]t‘ (Everardo)® pro 21 [mr.]" den. taliter, quod in nativitate 
proxima ventura redimat. Si non fecerit, singulis annis ei 6 mr. 
pro conductu exhibebit et sue' uxori. 

[11.] In presencia consulum Widig resignavit Heidenrico de 
Mola domum* suam libere possidendam. 

[12*.] Iacobus filius Wilhelmi resignavit hereditatem suam 
Iohanni coram consulibus. Insuper idem lohannes posuit dicto lacob 
duos fideiussores, Petrum et Nicolaum, pro 20 mr., Michahelis per- 
solvendis. 

[13*.] Pa impignoravit hereditatem suam pro 18'/, mr.. In festo 
Martini solvet. Et hoc testantur consules Hardoldo fratri Meineri. 

|14.] Arnoldus pistor de Lawe voluntarie dedit uxori sue 
Windelburgi domum suam et ea, que in ea sunt. Presentes erant: 
Herman de Lawe, Gerwinus de Blisecov et Heinricus Vitulus et 
Hence de Cropelin. 

[15.] Wernerus Kule in presencia consulum recognovit, quod 
totam hereditatem pueros contingentem persolvit. Et puerorum pro- 
visores recognoverunt id ipsun. 

[16*)] Ego Bernardus teneor privignis meis Heinrici quondam 


de Semelov 50 mr. una minus (21'/,)', pro quibus mediam hereditatem 


) Bisecov. 
b) mediam übergeichrieben. 
°) 20 durchſtrichen; 12 übergejchrieben. 
) Reliquam—consulibus nachgetragen. 
*) et—sua übergeſchrieben. 
f) impignoraverit, wohl geändert aus impignoravit. 
e) Everardo übergejihrieben. 
b) mr. fehlt. 
) sue uxori durchitrichen. 
k) Folgt durchitrichen insuper, von derjelben Hand. 
) 21°/s übergeichrieben, 
) Bol. I, Nr. 7. 


9 


impignoravit. (Et* R. de Semelov habet de ipsis bonis 70 mr. 3 sol. 
minus *.) 

[17.] Reineco de Homburg assignavit sancto Spiritui, si mortuus 
fuerit, quinque annis quolibet anno 4 mr., quas uxor sua secum 
promisit. 

[18*.] Frethericus frater Conradi de Ruthen impignoravit here- 
ditatem suam Hermanno Longo pro 30 mr.. Et hoc notum est con- 
sulibus. 

[19*.] Conventus Doberacensis habet 50 mr. de bonis puerorum 
Arnoldi clensmet, pro quibus promisit Hermannus de Norwegia. 

[20* 2] Hereditas Rigardi de Sterrenberghe” impignorata est 
Herbordo de Apelderbeke pro 16 mr.. Hoc notum est consulibus. 

[21.] Hilleke resignavit filie filie* sue 20 mr. in hereditate sua. 
Hoc actum est coram consulibus. 

[22*] Magister Wilbelmus laterum rector impignoravit here- 
ditatem suam in civitate et extra civitatem pro 40 (30[?]°; pro 
27) mr. den., quam pecuniam solvet cum lateribus. 

[23.] Nicolaus* Verken impignoravit hereditatem suam lohanni, 
privigno suo, pro 30 mr., ut de conductu domus recipiat debitum 
memoratum. Hec constant consulibus. Et idem dimisit Hermannum 
de Blisecov liberum et absolutum, quia promiserat pro isdem denariis. 
Et cum 30 mr. sunt solute, tunc ad Margaretam, filiam suam, redibit 
hereditas plenarie. 

[24°] Cum nichil sit cercius morte et nichil incercius hora 
mortis et cuilibet sit agendum quasi semper victurus, cras autem 
moriturus, ego igitur Symon acquiescens [slano meorum amicorum 
concilio me cum pueris meis coram multis honestis viris taliter 
concordavi: Dedi etenim Ernesto, seniori filio meo, domum, scitam 
prope sanctam Mariam, que quondam fuerat Brunonis de Colonia, et 
60 mr. den.. Item iuniori filio, scilicet lohanni, 100 mr. den. et 50. 
Item filie mee seniori finalem domum, scitam prope domum domini 
Johannis de Zverse, et 50 mr. den.; ad hoc pulchras vestes, cum 
nupserit, sum daturus. Item filie mee parvule proximam domum, iam 


) Et— minus nadjgetragen, nicht durchſtrichen. 
b) Folgt est. 
°) Berfchrieben für filie ? 
9) 30 [?] übergejchrieben ; pro 27 untergefchrieben, 
*) Io. Nicolaus. 
) M. U. B. 4, Nr. 2696 Anm. 
2) Bol. I, Nr. 47. 
) M. U. B. 2, Nr. 833 (1259 um Oſtern). gl. I, 96. 


fol. 2a. 


10 


diete domui contiguam, et 50 mr. den. cum pulchris vestibus, quando 
nupserit, sicut prius. Respectu huius donacionis totalem hereditatem, 
in qua sum, benigne michi coram universitate consulum unanimiter 
contulerunt. Hoc autem congnatis et affinibus placuerit utrobique, 
quare solidum pacis in testimonium dedimus, exigunt civilia sicut 
iura. Preterea suppellectilia filiorum meorum filiabus meis integraliter 
assignavi; in huiusmodi restalulrum* ipsis contuli bina arma. Testes 
huius ordinacionis sunt consules universi, dominus Theodericus 
Ruffus, Iohannes Monachus, frater meus Ernestus, Iohannes Thibeconis, 
Conradus de Rudhen, Rotgherus Parvus et filius suus Everardus, 
Rodolfus pellifex, Bruno Albus, Henricus Ploys, Herdherus, Iohannes 
de Bucowe, Menzo® et domina Ghertrudis relict{a]° Bernardi Nigri et 
alii quam plures, quorum nomina singulatim percurrere, longum esset. 

[25.] In octava assumpcionis!: Iohannes filius Engrimmi* emit 
a lIohanne de Stathen quandam domum; pro qua promisit Heinricus 
de Wernemunde, Iohannes de Stathen, Hertherus, Iohannes deGuzteror, 
annum et diem supplere defectum. 

[26.| Feria 6. post iudica?: consules dederunt domino Burwino 
de moneta 100 mr.. 

|27.]| Bruno de Warenthorpe vendidit socero suo Alberto 
de Rothen et resignavit dimidiam domum coram consulibus. 

[28.] Radolphus (Grise)* et Reimarus de Nikez promiserunt 
consulibus ex parte hereditatis Grise 40 mr., in nativitate Domini 
15 mr. et letare totum solvisse. 

[29.] Consules promiserunt de coll[ecta] paschali Heinrico Sapienti 
ex parte domini Borwini 13 (26) sol. et 40 mr. de pascha futuro. 
{Bernardo® de Cropelin 4 mr. minus 4 sol. dabuntur®. Solute” sunt.) 

[30.] In presencia consulum Hence filius W[u]lbrandi Monoculi 
resignavit hereditatem suam et aliam pro fideiussoribus obligavit 
Godefrido de Rekelinb[usen]. Anno Domini 1258 in vigilia Andree®. 


2) restarum. 
b) Folgt durchſtrichen et Men. 
°) relieti, 
4) Engrimmi forrigirt aus Eagardi. 
e) Radolphus et Reinerus; Grise übergejchrieben, et Reinerus durchſtrichen. 
9 13 durchſtrichen, 26 von anderer Hand übergeichrieben. 
«) Bernardo—dabuntur nadjgetragen, durchſtrichen. 
») Solute sunt mit anderer Tinte nadgetragen. 
) Aug. 22. Welches Jahr? 
2) Welches Jahr ? 
2) 1258 Nov. 29. 


11 


[31'.] Isti* sunt fideiussores illorum, qui habent civilitatem, ut fol. 2b. 
conservent iusticiam civitatis, ad 5 annos*: 

Ysenart fideiussit pro civilitate Ludekini ad 5 annos. Andreas 
de Cosvelde fideiussit similiter pro Iohanne de Lussen ad 5 annos. 
Conradus de Rude fideiussit pro Heinrico Longo. Heinricus fideiussit 
pro Salomone. Wernerus fideiussit pro fratre suo Bertoldo. 

Hermannus fideiussit Sclichtop® pro Radolfo’. lIohannes de 
Warendorpe fideiussit pro Petro. Gerardus Cerdo fideiussit pro 
Lutberto. Heinricus de Monstere fideiussit pro Ludolfo. Reinwardus 
fideiussit pro Ritzeke. Arnoldus fideiussit pro fratre suo Theoderico. 
Heinricus de Ripen fideiussit pro Heinrico Ome. Engelbertus 
de Pomerio fideiussit pro Crachtone. Heinricus de Essem fideiussit 
pro Heinrico. Radolfus de Zwerzdorpe fideiussit pro Theoderico. 
Theodericus bodecarius fideiussit pro Iohanne de Willershage. 

Hermannus Longus fideiussit pro Machorio. Heideke fideiussit 
pro Gerewino.. lohannes de Osterrode fideiussit pro lohanne 
Saltwedele.. Johannes Sachteleven fideiussit pro Alberto. Wille- 
kinus de Pomario fideiussit pro Godefrido de Dulme. Johannes 
aurifaber fideiussit pro lordano de Hildensem. Syfridus apud 
Cimiterium fideiussit pro Borchardo.. Danyel Flamingus fideiussit 
pro Alberto. Heinricus de Horsenes fideiussit pro Iohanne. Johannes 
Ronewic fideiussit pro Brunone. 

[32?.] Iohannes° de Ratenov dedit pueris suis principaliter 
100 mr.. Bodo et Iohannes cessaverunt de parte sua totaliter*. 

[33.] In presencia consulum domina Windelgart resignarvit 
pueris suis Alberto et Heinrico et Herman et Aleit totam hereditatem 
suam libere possidendam. Precipue dedit Alberto iam scripto 10 mr.. 
Prefata vero domina mercimonia sua libere possidebit. 

[34*®] Bodoni, Hermanno, Heincen et Oden (et* Iohannes et 
Reineco) resignavit lohannes de Ratenov (pater° eorum) tabernas suas 
apud antiquum pontem piscium et angulum illum totaliter perpetuo 
possidendum (post' mortem suam, et insuper centum mr. specialiter 


*) Isti—annos am ande. 
b) Wohl verjchrieben für Hermannus Sclichtop fideiussit; vgl. II, 16. 
°) Johannes—totaliter zwiſchen Nr. 31 und Nr. 33 nachträglich eingefchaltet. 
4) et—Reineco übergejcrieben. 
*) pater eorum übergejchrieben. 
) post—civitate nadjgetragen, post—principaliter mit derjelben, Et Iohannes 
—civitate mit anderer Tinte. 
) M. U. B. 2, Nr. 836. 
2) Bol. I, 34. 
2) Bol. I, 32 und M. U. B. 2, Nr. 938. 


fol. 3a. 


12 


et principaliter. Et Iohannes Ratenov nichil habet in hereditate in 
civitate). 

[35.] In presencia consulum Gerardus Flamingus dedit privato 
filio suo Nicolao* 12 mr. den.. Petro dedit 8 mr.. Reliquam partem 
bonorum suorum dedit Gerardo, Bertoldo, Michaheli. 

[36**] Heince[!] filius Arnoldi clensmeth prestitit Arnoldo 
(de Arneses) et Conrado 26 mr. taliter, ut ipsi eum pascant et 
vestiant. Cum vero Hence[!] voluerit rehabere pecuniam, sine dimi- 
nucione eidem suas 26 mr. persolvent. Hoc presentibus consulibus 
est promissum. 

[37.] In presencia consulum Heinrici de Wittenburg, Hermanni 
Albi, Reinwardi, Iohannis de Ratenov, Symone, Conrado de Meideburlg], 
Hildebrando, Rotghero, Andrea, Iohannes Gerlagi, Rodolphus hot- 
bindere segregavit se a Iohanne et Nicolao, privignis suis, quod 
ipsum vel bona sua postmodum non possint infestare. Hoc protesta- 
bantur in presencia predietorum virorum. 

[38.] In preseneia consulum Bitterolfus impignoravit hereditatem 
suam mediam Wicboldo pro 67 mr. Lubicensibus. Insuper“ 20 mr. 
dabuntur eidem Wicboldo in festo Iohannis baptiste et si non fuerint 
solute® Mychahelis, aceipietur conductus* de hereditate media‘, 
quousque solvat. (Arbitratus® est eciam Wieboldus, si Heinricus 
pro tali facto postmodum impedivisset", quod debitum totalem 
amisisset.) 

(39.) In presencia consulum Ludolphus de Luneburg resignavit 
uxori sue domine Jutten post mortem suam in bonis suis, quiequid 
de iure eam contingit. 

[40*.) Borchardus lapieida impignoravit hereditatem suam sancto 
Nicolao pro 40 mr.. 

[41*] In presencia econsulum Wulbrandus gener Jacobi recepit 
14 mr. ex parte Nicolai Creyhane. Et filiam ipsius Nicolai recepit 
cum denariis illis taliter, ut nutriat puellam de ipsis denariis. Et cum 
separari voluerint, reddat ei 14 mr.. Preterea dabit puelle omni anno 
l mr.. Econverso, cum puer fuerit nubilis, Nicolaus dabit eidem 


*) Cla durchſtrichen; Nicolao übergeſchrieben. 

v) Durch Rajur getilgt. 

°) de Arneses übergejchrieben, 

q) Insuper—solute durchſtrichen; nen übergejchrieben. 
*) conductum, s nachgetragen. 

N) tota durchſtrichen; media übergeichrieben. 

e) Arbitratus—amisisset ijt wohl nacgetragen. 

4) impedivisset forrigirt aus impediretur. 


13 


puelle 3 mr.. Pro quibus fideiusserunt lohannes de Zwerin et 
Andreas de Beliz. 

[42°.) Domina Margareta Ger[lagi]l de Parkentin resignavit 
pueris suis Alberto [et]” Elsebe 40 mr. in hereditate sua sine omni 
condicione. 

|43.] Domina Kerstina de Cropelin segregavit filium suum 
Hermannum ab hereditate sua, quod non potest impetere eam vel 
bona eius, nisi voluntarie ei aliquid voluerit erogare. 

[44*] Pulchra pistrix impignoravit domum suam fratri suo 
Hynsoni Frisoni pro 35 mr. den.. Super hoc factum dictus Hynso 
dedit solidum corroborativum seu pacis, quod vulgo dicitur vrede- 
schilling. 

(4 1) Dominus Tymmo impignoravit domum suam WTlu]lfardo 
Lusco (et domino Symero) pro 20 mr. den. in presencia consulum. 
Super hoc idem Wulfardus dedit solidum paeis. 

146*.] Johannes Saremunt impignoravit hereditatem suam 
lermaro piscatori pro? 4 mr. et Heinrico de Marlov pro 27 sol.. 

Et eadem hereditas est puelle Ghesen integra, que erat Crum- 
votersche. 

[47?.] Hereditas Rigardi de Sterrenberghe impignorata est Her- 
bordo cupripercussori pro° 17 mr. (pro' 4° mr. 1 mr. minus). Pro 
impedimento promisit Herbordus de Apelderbeke. 

[48°] Lutbertus canonicus Butzowensis resignavit domino 
Conrado de Molendino, fratri suo, quicquid habet in hereditate in 
platea Cosfeldi. 

[49*] Heinricus Ploys impignoravit hereditatem suam domino 
Iohanni Parvo et Godeconi, socero suo, pro 60 mr. et 3'!/, mr., dato 
super hoc paeis solido. 

[50*.] Albertus prope Forum impignoravit hereditatem suam 
Gerberto, filio domini Gerberti de Bucov, pro 30 mr. tali mediante 
condicione, ut idem Albertus singulis aunis ei 4 mr. pro conductu 
domus persolvat. 


*) Nr. 42 fcheint durch allerdings ſehr unvollkommenes Radiren getilgt fein 
zu jollen. 
d) et fehlt oder durch Raſur getilgt. 
©) et—Symero übergejcdrieben. 
4) Folgt durchſtrichen pis. 
*) pro 17 mr. durdjtrichen. 
9 pro— minus übergejchrieben. 
1) M. U. B. 4 Nr. 2673. 
2) Val. 1, 20. 
) M. U. B. 4, Nr 2683 Anm, 


fol. 3b, 


fol. 4a, 


14 


[51 *.] Johannes, filius Wolburgis, recipiet 15 mr. a Folmaro 
de platea Cosfeldi. 

[52*.] Idem Folmarus dedit filie sue legitime Aleke 40 mr., si 
in facultatibus suis idem Folmarus poterit comparare. Si autem 
moritur Folmarus et puella non sit maritata, tunc semper sine dubio 
habebit 40 mr.. Presentibus Symero, Gerardo Serdone, Herbordo 
de Apelderbeke. 

[53.]| Dominus Rotgher de Kescin et Hence et Lammeke, filii 
sui, promiserunt in fide pro 20 mr. den., que sunt filii Ansem. Si 
pater moritur, filii solvent. Cum autem solvi debet pecunia, de 
ingressu habent mensem inducias, tunc Rozstok* intrabunt, non exituri 
donec solvissent. 

H54*1] Radolphus aurifaber impignoravit Hermanno de Sundlis] 
tabernas suas superiores secus macellas usque ad alias tabernas 
proximas pro 5 mr. den.. 

[55.] Noverint omnes hoc sceriptum cernentes, quod divisio 
hereditatis domini Ernesti bone memorie inter pueros suos sie est 
ordinata: Tidemannus, filius eius, possidebit domum, quam inhabitabat 
Iohannes aurifaber, pater Wichmanni, cum universis tabernis ad- 
iacentibus. Alheidis vero et Mechildis, filie ipsius domini Ernesti, 
possidebunt hereditatem illam, quam dominus Ernestus inhabitabat 
et moriebatur, cum universis tabernis adiacentibus. Acta sunt hec 
anno gracie 1259 in 6. feria ante Luce ewangeliste?, | consilio presi- 
dentibus Gerardo Serdone, Symero, Gerlago et Gerlago et Herbordo 
de Apelderbeke et ceteris. 

56°%.] Hermannus Rose resignavit Gertrudi, uxori sue, domum 
suam. Presentes erant: Rotgher Niger, Thitmarus et Reimbertus. In 
cuius eciam rei testimonium solidum pacis dedit, 

|56a*.]) Gertrudis uxor Meinekini sutoris resignavit viro suo 
Meinikino domum et vestes et pecora et universa vasa braxatoria et 
alia omnia preter mercimonia. In cuius rei testimonium solidum 
pacis dedit. 

[57°.] Magister Eilardus carpentarius resignavit domine Erme- 
gardi bereditatem, quam ab ipso comparavit. In cuius rei test[imo- 
nium] solidum pacis dedit. 

*) Rozkok. 

’) Vgl. I, 103; II, 44. 

) 1259 Olt. 17. 

») M. U. B. 4, Nr. 2673 Anm. 


) M. U. B. 4 Nr. 2673 Anm. 
5) M. U. B. 4 Nr. 2673 Anm, 


15 


[58.] Godeco de Revele resignavit Mechildi, uxori sue, omnia 
bona sua et ipsa ei libere possidenda. Si ipsa prius moritur, ipse 
dabit propter Deum duas marcas et ipsa unam. 


[59*.] Godeco de Warenthorpe impignoravit Conrado Longo 
hereditatem suam pro 11 mr.. Hoc notum est consulibus. 


60*1) Noverint omnes, quod Folzeco de Lubeke emit a Elvero 
carnifice secundum ius wicbelde duarum marcarum redditus in here- 
ditate sua, que est apud macellas medie eivitatis. In huius rei 
confirmacionem dedit solidum pacis, presidentibus consilio Gerardo 
Serdone, Symero, Herbordo de Apelder[beke|, Gerla[go]. 


[61*.] Thitmarus Rufus habet 7 mr. den., que sunt puerorum 
Lodewici cupripercussoris. 


[62.] Hereditas Godefridi bodikarii et matris sue impignorata 
est lohanni* carnifici et suo fratri Arnoldo ex parte puerorum, 
(Helmico) pro 27 (18) mr., (Talen |pro] 9 [mr.])*. Actum anno 
gracie 1259 feria 3. ante festum sancti Nicolai, consilio presidentibus 
Gerardo Serdone, Symero, Gerlago et aliis. 

(Helmicus”, frater ipsius Talen, habet 9 mr. in hereditate Frederici 
gropengheter®.) 

[63*?.] Iacob filius Heien emit a Iohanne de Rufo Leone 
trium marcarum redditus annuatim ad censum aree. Si valet redimere, 
liberam habet facultatem infra duos annos. 


[64.] Dominus Herbordus de Apelderbeke resignavit pueris suis, 
quos Deus ei dederit de filia domini Heinrici de Wittenborh, domina 
Eilburge, angulum illum ex transverso hereditatis Heinrici Collen 
integraliter, si mortem uxoris non supervixerit, tali mediante condicione: 
si uxor sua domina Eilburgis casta sine viro permanere voluerit, 
tunc sedebit cum pueris potens in hereditate; si autem virum duxerit, 
tunc pueri prescripti hereditatem prescriptam precipue possidebunt. 


[65*.]) Willer de Nikez, Helmicus faber et Alvericus de Guzterov, 
hii tres promiserunt pro 14 mr., que sunt filiorum Katerine, Hermanni 
videlicet et Godeken. lohannis baptiste 4 mr., Mychahelis due’, in 
nativitate una dabitur; iste septem marce dabuntur. 


) Johanni— puerorum durchſtrichen; Lücke, ausgefüllt durch: Helmico, durd)= 
ſtrichen, übergeſchrieben: Talen 9; 27 durchſtrichen, übergefchrieben: 18, 
durchſtrichen. 

b) Helmicus—gropengheter nachgetragen. 

°e) Durditrihen: una; übergeichrieben: due. 

) M. U. B. 4, Nr. 2673 Anm. 
NM. U B. 2, Nr. 839. 


fol, 4b. 


fol. 5a. 


16 


[66.] Hartmannus de Nicopig complanavit se coram consulibus 
cum socero suo Conrado, quod dimisit eum totaliter solutum. Hec 
acta sunt coram consulibus. 

[67.] Ecbertus Heht sutor resignavit uxori sue Aleydi universa 
bona sua et ipsa ei econverso, presentibus consulibus Gerardo Cerdone, 
Herbordo, Thiderico. 


[68.] Conradus Longus dedit pueris suis principaliter stupam 
illam novamı apud hereditatem Dannenberg integraliter. 

[69*.] Albertus, frater G[erardi] Serdonis, complanavit se cum 
Margareta, filia Franconis, (filie* sororis Subbeecin), quod dabit ei 
74 mr. tempore, quo ei proficuum est. Testes sunt consules Gerardus 
Serdo, Herbordus de Apelder[beke] et ceteri consules. 

[70*!,]} Albertus de Nora impignoravit domino Gerlago domum 
suam pro 20 mr. et 3 sol.. 


[71°.] Brun de Hagh[en| comparebit feria 3. 

[72*®] Richardus dedit filie sue Gerthrudi 10 mr. den. specialiter, 
postea eque cum hered[ibus] divisionem habere. 

[73.] Conradus de Bokenem resignavit uxori sue universa bona 
sua, exceptis decem marcis, quas specialiter dedit pueris duobus. 
Si unus puer moritur, alius decem marcas levabit. Et ipsa ei econ- 
verso resignavit domino Conrado, quicquid habet. 

74*.) Heinricus de Marlov fideiussit annum et diem pro tali 
hereditate, quam Heinricus de Bochem presentavit illis de Overmasne. 
Actum anno gracie 1260 in die sancti Mareci?°). 

[75.] Bernardus de Cropelin, ad sanctum proficiscens Jacobum, 
dedit matri sue domum illam apud domum domine Gertrudis 
de Cosfelde tali mediante condicione, ut domum illam inhabitet ad 
finem vite sue. Cum autem migraverit a seculo predicta mater, 
domus illa ad heredes predicti Bernardi redibit. Acta sunt hec 
anno gracie 1260 feria 3. post Marci ewangeliste?). 

|76.| Volmarus dedit totam (hereditatem‘° patris), qua tenebatur 
privignis suis Berten et Walburgi et Iohanni, pro qua promiserant 
Godeco Dolevot et Thidericus in platea Cosfeldi. Et ipsi econverso 


— — — 





*) filie—Subbecin übergeſchrieben. 
db) Unten, ganz am Rande, 
°) Durchſtrichen: pecuniam; übergejchrieben: hereditatem patris. 
1) Vgl. II, 35. 
2) Vol. II, 63. 
5) 1260 April 25, 
*) 1260 April 27. 


17 


dimiserunt eum liberum et solutum ab omni impetilcilone lingua et 
ore et omnes fideiussores suos, presentibus patre et matre et con- 
sulibus, ita quod ipse Folmarus cum hereditate sua et rebus suis 
facere potest, quicquid cupit. 

[77*1) Wilseth vidua Reinoldi gherewere, dedit sancte Marie 
in Rozstok 2 mr., sancte Katherine 2° mr., sancto Petro 2 mr., sancto 
Nicolao 2 mr., sancto Iacobo 8 sol., sancto Spiritui 8 sol., sancto 
Iohanni 8 sol., ad hospitale 8 sol, tali mediante condicione, ut, 
si prefatam pecuniam pre necessitate corporis poterit optinere, sine 
impeticione cuiusquam hoc fecit. Actum anno gracie 1260 in 
crastino invencionis sancte crucis?. (Ilos®” denarios presentabit 
Iohannes de Rosendale consulibus in pasca®.) 

[78®.] In crastino invencionis sancte crucis? Heinricus Calvesoghe 
impignoravit hereditatem suam pro 17 mr. argenti servo Heinrici 
Steneken, civis Lubicensis. 

[79*.] Illa hereditas, que est supra domum Wittenburg, est 
Tbiderici et Nicolai et Oderi. Hoc notum est consulibus. 

[80*.] Zabel impignoravit hereditatem suam puero Salomonis 
pro 17 mr. den... Si Michahelis non solvit, hereditas vendetur et 
puero solvetur. 

[81*] Arnoldus carnifex pascet (Iohannem)° puerum Heinrici 
Cani. Octo habet marcas de denariis pueri. Cum non vult diutius 
tenere, denarios suos reddet ei. 

[8ia*] (Idem* Arnoldus impignoravit hereditatem suam Harwico 
de Cropelin pro 2 mr. et Thetmaro domini Reimberti pro 3 mr.‘.) 

[82*.] Hermannus Niger de Threlleburg impignoravit hereditatem 
suam Conrado de Malechov pro 50 mr. tali mediante condicione, ut 
in anno sex marcas ei pro conductu solvat. Hoc promissum receperunt 
Rodigger de Malechov et Heinricus de Malechov ad usus uxoris sue 
et heredum. Et semper in pentecoste solvet 50 mr., si Conradus 
dissimulare non vult*. Actum in crastino ascensionis*. Si autem 
domus comburitur, semper precium solvet. 


*) Bor 2 durchſtrichen: 8. 
®) Illos—pasca nachgetragen. 
°) Iohannem übergefchrieben. 
4) Idem—3 mr. nachgetragen, Idem—2 mr. durchſtrichen. 
) wit. 
1) M. U. 8. 2, Nr. 865. 
) 1260 Mai 4. 
2) Bol. I, 88. 
9 1260 Mai 14. 


ce) 


fol. 5b. 


fol. 6a, 


18 


[33'.| Heinricus Calvesoghe impignoravit illam partem hereditatis 
sue Heinrico civi Lubicensi, que plus valet quam 17 mr. argenti, 
quia impignorata est domino Steneken civi Lubicensi pro 17 mr. 
argenti. Quicquid plus valet, Heinrico impign[oravit| pro 32 mr. den.. 
Quiequid superest, impignoratum est domino Hermanno de Lubeke. 
Supplere promissum et defectum, promisit Bernardus, socer suus, 
pellifex. Iolhannes], frater domini Gerlagi, promovebit istud. 

|84.| In presencia consulum Hermannus de Satov et socer suus 
Thedeke complanaverunt se de omni causa, que fuit de puero illo et 
de matre uxoris Thedeke. Actum in 6. feria post pentecostes *. 

85.] Heinricus de Brunswie fidfem] pro 12 mr. 2 sol. minus, 
quos Heinricus de Sandov dedit Sifrido de Helmstede, presentavit. 

[36.] Hereditas domini Symeri, in* qua obiit, est domine Ghesen, 
uxoris sue, quamdiu vixerit, si nupserit aut non. Mortua vero ipsa 
pueri legitimi domini Symonis et Gertru[dis] et privati pueri domini 
Symonis possidebunt ipsam hereditatem. Hoc notum est Thiderico- 
Rufo, Gerlago et Herbordo. 

[87.| Hertherus de Warbelov componit cum Bernardo de Gnoien 
80 mr. Rozstokcensium denariorum. Econverso Bernardus componit 
cum Herthero ad illam pecuniam 40 mr. in pari lucro. Si autem 
illa bona perduntur integre, Bernardus refundet Herthero 20 mr.. Si 
Bernardus moritur, uxor sciet, semper 80 mr. virum ipsius habere 
ex parte Hertheri. 

[38 *.] Ludeco bodiker et Roseko habent puerum scolarem cum 9 mr.. 

[88a*] Volquinus bodiker habet cum Iohanne scolare 9 mr.. 

[8S8b*».]| Hartwicus bodikarius habet 9 mr. cum fratre suo, 
que sunt Johannis scolaris, fratris sui. 

[88c*] Et Rolant habet 9 mr. 

[89*] Cum magister Albertus, magister monete, in lecto egri- 
tudinis iaceret, et communicasset et inunctus esset, recognovit, quod 
universa bona, que habebat in domo, in culeitris, pulvinaribus, ollis, 
ereis cocliaribus et quiequid ibi erat, haberet de civitate. Tunc 
consules, qui hoc audiverupt, sociis suis, cum domum ascenderent, 
narraverunt et illi hec verba conscribi fecerunt. 

[90*.] Notum sit omnibus, quod quarta° pars hereditatis Tabrie 
cedit uxori sue Aleydi, filie Iohannis Sapientis. 


) in—obiit übergejchrieben. 
d, Nr.88b, c jtehen nad) Nr. 87 und vor Nr. 88, wie es fcheint, nadhgetragen. 
°) jiii®. 

) Rat. I, 78. 

2) 1260 Mai 28. 


19 


[91*] Albertus de Roghen promisit pro 8 mareis (5* solidis 
minus*), quas dominus Reinwardus de Molendino dedit quibusdam 
famulis. 

[92*!.]| Johannes Saremunt impignoravit hereditatem suam 
Greten pro 6 mr. den.. Si vendetur hereditas, tunc puer habebit 
suas Sex marcas. 

[93.] Johannes, filius domini Ansem, iussit dari matri ..... * 

[94.) Heinrieus de Monte resignavit uxori sue Berten bona sua 
et ipsa ei sine contradictione. 

|95*.] Inferiores duas domos° apud Wernowe resignavit Nicolaus 
fratri suo Heinrico de Siwan coram consulibus Gerardo Cerdone et 
Her[bordo]. 

|96?.]| Ernestus Symeri recognovit, quod haberet 50 mr., quas 
pater dedit ei. 

[973] Consules dederunt domino terre de peticione Michahelis fol. 6b. 
(ultima)* 40 mr., quas dederunt Ecberto de Lipplia] et Iohanni 
de Soltwedel et redemerunt pignus domini terre cum eis a domino 
Iohanne de Ratenov.. Una marca superfuit, quam recepit dapifer 
et dedit scriptori suo ad emendum butyrum et caseos, 

(98.) Consules testantur, quod Wigardus laneus textor persolvit 
Iohanni, filio Thitmari (de* Meideburg), totam hereditatem suam, 
quam habuit ex parte patris. 

[99.| Petrus et Rotdzer aurifabri coram consulibus arbitrati sunt, 
quod, si quis eorum alium verbo vel facto offenderit in publico coram 
concivibus nostris, ipso facto exibit civitatem numquam reversus. 

[160*] Hence de Palude de Lawe et Heinricus de Tzerwist 
promiserunt monialibus de Magdeburg 8'/, ferjtonem] Magdeburg[ensem]. 
Michahelis proximo venturo dimidiam et Iolhannis] baptiste totum. 

[101*| Heinricus Retor de Dannenberg impignoravit hereditatem 
suam Hermanno Albo, Io[hanni] filio domine Iutten et Heithenrico 
taliter, ut hereditatem suam nulli possit impignorare, nisi solvisset 
eos a fideiussione, quod pro eo Guzterov promiserunt de 
puero illo. 


*) 5— minus übergejchrieben. 
b) Der Reit fehlt. 
) Folgt durchſtrichen: res. 
*) ultima übergeſchrieben. 
®) de Meideburg übergeſchrieben. 
1) Bol. II, 48. 
2), Wal. I, 24. 
» M. U. B. 2, Wr. 878. 
2% 


fol. Tu. 


20 


[102.| Mechildis segregavit seniores pueros suos Alburgim 
et... .* ab hereditate sua et bonis et eam amplius non possunt 
impetere. Presentibus Herbordo et ceteris consulibus. 

103*1] Radolphus aurifaber impignoravit mediam domum here- 
ditatis sue Bennen pro 8° mr. et ad hoc promisit, supplere defectum. 
Si non solvit Mychahelis, domus vendetur et defectum denariorum 
supplebit. 

|104.] Recognovit Ernestus, filius Symeri, quod haberet de bonis 
sororis sue Elisabeth 100 mr. et 25 mr.. Et Bernardus de Plone 
dimisit” viduam Symeri solutam. Et ipsa vidua dedit Ernesto et 
Conrado de Ruthen 50 mr. cuivis eorum. 


[105.] Dominus Eckehardus de Dechov accepit Heitheconi 
unum. . .* valentem 6 mr.. 


[106°] Iohannes de Nore amisit per* regem Norweglie] 26 mr., 
Heinrie Plotsice (et‘ Nicolaus) 30 mr. Rozstokcensium den.. Item 
dominus Meineke amisit cokonem et bona valen[cia] 60 mr.. Precipue 
seryum suum decollavit?®. 


[107.] Gerardus Stripederok (ets Iohan) accepit mutuo a Nor- 
mannis 22 talenta farine et” 13 sol. Anglienses de una nave, que 
fuit Thruvils et Thorghe. Et caute recesserunt. 

[108.] Kerstina, filia Elradi, dedit privignis suis, quicquid pater 
eis' promiserat. Et hoc in presencia consulum recognoverunt. 

[109.| Elyas Gotdjar promisit pro bonis lohannis de Metlere, 
que lohannes de Widenbercge presentavit Heinrico de Metlere. 


[110%] Dominus Symerus in morte constitutus assignavit sancte 
Marie in Rozstok duarum marcarum redditus ad vinum et lumen 
singulis annis. Ille due marce dabuntur de area illa, que apud 
scolas iace. Quicumque illam aream possidet, dabit illas perpetuo. 


2) Lücke. 
v) VIIIa. 
°) Folgt durchſtrichen: eam. 
4) Ein Wort verwiſcht. 
°) Folgt durchſtrichen: d. 
9 et Nicolaus übergejchrieben. 
c) et Iohan übergefchrieben. 
b) Folgt durchſtrichen: 20. 
i) eius. 

) Bol. I, 54; II, 44. 

2) M. U. B. 2, Nr. 851. 

2) Nämlich: rex Norwegie. 

) M. U. B. 2, Nr. 852. 


21 


[111.] Heinricus de Cervo vendidit Folmaro bodicario hereditatem 
quandam. In hereditate illa est via, que est Heinrici de Cervo et 
suorum heredum; in superiore fine est via lata ad 2!/, ulnam et 
palmam; in inferiori parte inter duos stendor est via illa ad duas 
ulnas lata palma minus; in directa via, in longitudine curie, stabit 
perpetuo, sicut est nunc. 

[112*.| Iohannes stuparius impignoravit hereditatem suam pro 
50 mr. Heithenrico de Guzterov et Bernardo clensmeth. 

[113*t] Hereditas Conradi Monachi est dimidia Thideriei 
de Subecin, et alia medietas est ei impignorata pro 10 mr. argenti. 

(114.] Ancilla Iohanna habet in hereditate apotekarii Heinrici 
12 mr., de quibus pascet puerum et vestiet. Pro eis posuit fide- 
iussorem Godeconem Dolevot usque pascha proximo[!]. 

[115.]| Ion et Take filius Thruwels, fratres de Buhovet [et] sol. 7b. 
Mattes et Thruls, fili eorum, hii 4 fuerunt capitati, ubi concives 
nostri fuerunt eiecti|?] de navibus, Hermannum |!] videlicet de Sleswic 
et suos socios 16. 

[116.] Johannes et Clavus et Iohannes et Thidericus composuerunt 
se totaliter, quod nec Ecghehardo* nec alicui de aliquo vulnere 
culpanı dant. 

[117*.] Hartwicus de Nicopig et Bruno, filius Siboldi Frisonis, pro- 
miserunt dare consilio 11 mr. et3sol. in pascha ex parteHermanni Sculteti. 

[118*| Anno gracie 1260 in vigilia Symonis et Iude? Heitheke 
de Molfendino] emit hereditatem Frideri. De illis denariis inducias 
habet a festo Michahelis ..... — 

[119.] Carpfe!ntar[io?] Woll . . ] preconis |?] dabantur due marce. 

(120.) Pueri Hfeinriei?]* seriptoris resignaverunt Hfjeinrico] 
de Cervo ortum et pratum et pro defecto fideiussit Lud| ...] Monachus. 

[121.] Bertolt witgherewer, Borchardus gherewer, Petrus Albus, 
Ecgehardus Longus, Ghese fideiussores sunt pro quodam viro, quod 
presentent eum consulibus vel 100 marcas. Acta feria 4. 

[122.] Jacob et Heyer[?] doleator et Everardus Glode et Radolfus 
in platea Lagestrate iuraverunt unam|?] certitudinem, que dieitur 
orpheide, coram consulibus, quod nunquam amplius Iacobus molestaret 
Hermannum nostrum servum et bona civitatis nusquam. Taliter si 
faceret, arbitrabantur, se ..... ” 


2) Ecghehardo burdjftrichen. 
) Zwei Zeilen völlig unleferlid). 
*) Dafür urfprünglich Thiderici. 
4) Der Reit fehlt. 

2) Bel. II, 65. 

2) 1260 Ott. 27. 


fol. 1a. 


fol. 1b. 


fol. 2a. 


22 


IE 


[1*!.J Anno Domini 1260 in cathedra sancti Petri”, Statuta 
consulum cum scriptore et nunciis eorum: scriptor 6 mr. annuatim, 
Iohanni nuncio ipsorum 2 mr., Marquardo 2 mr., Godefrido 2 mr., 
Brabantino 2 mr. pro scribendo. 

[2*®,] In cathedra sancti Petri* consilio presidentibus Thiderico 
Rufo et suis sociis Iohannes nuncius eorum tenebatur 4 mr., finito 
anno demet duas et due remanebunt. Scriptor 2 mr. et Brabantinus 
1 mr.. Ionannes* burbode manebit civitati debitus 3 mr.*. 

[3*.] Richardus Longus, Bertrammus gladiator et Gherico, 
Heinricus Grise promiserunt cum Gherardo campsore, supplere totum 
defectum ipsius. 

|4*°.] Herbordus Copperslach, Bernardus pellifex, Hence Colner 
promiserunt cum Wichmanno campsore, totum supplere defectum. 

[5*.] Hence et Kristina habent 29 mr. den., que sunt Tilsen 
et Ghesen. Illa sunt mobilia. 

[6*] Hermannus Longus impignoravit hereditatem suam filio 
Ludolphi de Plone pro duobus talentis cere, quod nulli impignorabit, 
nisi ceram solvisset. Actum in die sancti Remigii®. 

[7°.] Iohannes stuparius stupam suam integram et hereditatem 
suam resignavit Rodolpho de Stendal. Et pro hereditate promisit 
Willikinus, socer Werneri, annum et diem. 

[7a°®.] Puer Iohannis stuparii habet 15 mr. cum lohanne. 

[8*®.] Radolphus Canus dabit puero Herwardi Pugilis Radolpho 
30 rar., quatuor solidis minus”, ultimo die pasche sine contradictione. 
Anno Domini 1260 in crastino omnium sanctorum !®, 


*) Johannes—3 mr. von berjelben Hand, vermuthlih aber nachgetragen. 
d, Folgt durchſtrichen: a. 

) M. U. B. 4 Nr. 2674. 

7) 1260 Febr. 22. 

2) M. U. B. 4 Nr. 2674. 

*) 1260(?) Febr. 22. Bol. oben ©. 5 Anın. 1. 

°) Val. II, 90. 

9) 1260 Okt. 1. 

) M. U. 8.4, Nr. 2675. Bgl. 1, 10. 

) ®gl. II, 20. 

) Bol. II, 76. 

) 1260 Nov. 2. 


23 


[8a*] (Adhuc* 4 mr. dabit.) 


[9!.] Argentum, quod monetarius recepit a Heinrico de Horsnes, 
ponet in usus civitatis. 


[10.] Gotscalcus impignoravit Helmwico de Antiquo Ponte aream 
anam taliter, ut infra annum et diem mittat fillum suum et resignet. 
Si autem stat annum et diem, libera. 


[11.]| Heinricus® de Iu....... 


[12.] Ludolphus de Plone dedit Heinrico Remen medietatem 
hereditatis illius, quam habuit cum domina Ger[trude] de Brunswic. 

[13°.] Hfeinricus] de Havekesbeke impignoravit hereditatem 
suam Herman Albo pro 16 mr. 


[14*.] Quicquid (G[erwinus])° Blisecov habet in hereditate Arnoldi 
‚de Colonia et uxor sua, impignoratum est Gertrudi, uxori Symonis, 
(pro? 23 mr.) et Bernardo de Semelov (pro? 35 mr.) et domino Arnoldo 
de Nienkerken pro 38 mr. Hanc hereditatem in vadio tenebit 
a nativitate Domini usque ad aliam nativitatem Christi. Actum 
anno gracie 1260 in crastino Nicolai ®. 


[15.] Johannes Preberede impignoravit hereditatem suam 
Hleinrico] de Dannenberghe pro 12 mr. et Thiderico de Subbecin pro 
19 mr., 4 sol. minus. 


[16*] Hermannus Slichtop impignoravit hereditatem suam domino 
Wicboldo pro 30 mr. usque Iohannis baptiste. Si tunc non solvit, 
alius*, ut ius fuerit, cum hereditate faciet. 


[17.] Domina’ Gerthrudis* segregavit filium suum de bonis suis 
totaliter et hoc idem Wezcelus in presencia consulum recognovit. 


[17a*.] Insuper idem Wezcelus contulit puero suo 6 mr., cum 
ad nubiles annos pervenerit. Pro quibus promiserunt fratres Wezceli. 


[18.] Johannes filius Tiderici Rufi in presencia consulum con- 
stitutus recognovit, quod totaliter esset segregatus de hereditate et 
bonis patris et matris. 


*) Adhuc-—dabit zwifchen 8 und 9 nachgetragen, gehört wohl zu 8. 
®) Heinricus de Lu radirt, der Reſt fehlt. 
°) G übergeichrieben. 
4) pro—mr. übergeichrieben, 
*) alims. 
) Domina—filium durchſtrichen. 
x) Gerthrudis forrigirt aus Greerthrudis. 
1) M. U. B. 4, Nr. 2683 Anm. 
) Bgl. II, 23. 
2) 1260 Dec. 7. 


fol. 2b, 


fol. 8a. 


fol. 3b, 


fol. 4a. 


24 


[19.] Aleydis, vidua Conradi Longi, persolvit patri Conradi 
Hildebrando 8 mr. examinati argenti, quas dominus Conradus Longus 
vivens assignavit, et ipse Hildebrandus dimisit eam solutam in pre- 
sencia consulum. 


|20'.]  Willikinus Somer et Hence Stedince promiserunt pro 
15 mr., que sunt filii lohannis stuparii. 


[21*.] Gobele de Halter impignoravit hereditatem suam uxori 
Symonis Ghesen pro 26 mr. et pueris Symonis. Ipsa levabit con- 
ductum domus illius. Et quicquid deest in precio prescripto, supplere 
promisit idem Gobele. 


[22.] Magister Hleinricus], filius Bitterolphi, et ipse Bitterolphus 
vendiderunt' Conrado Albo hereditatem suam apud sanctam Katerinam 
et in presencia consulum eidem resignaverunt liberam. Et pro 
hereditatis illius warandia anno et die promisit magister Heinricus, 
qui fuit tutor illius hereditatis, et G|erhardus] Bitterolphus. 


[23?.] Quicquid hereditas Havekesbeke plus valet quam 16 mr., 
impignoratum est Subbecin pro 5!/, mr. et 2 sol. et Hjeinrico] de Hart 
[pro|* 2 mr. et 6 sol. et Hjermanno] de Tremonia |pro]* 4 mr., 4 sol. 
minus, et G[erhardo] Bitterolfo [pro]* 3'/, mr. et 4 den., Hermanno 
Somercalf pro 1 last farine et Hfeinrico] de Cervo [pro]* 2 sol. et 
3 mr. et Iohanni, filio sororis Trepperson [pro]* 29 sol., Germundo 
Monacho pro 3'/, mr., Arnoldo et Rutghero pro 5 mr.. 


[24*.| Johannes, filius domine lutten, contuiit pueris’ Heinrico 
et Iutten de hereditate matris, que iure cedit ipsis, quingentas mr. 
(350° mr.) den. Insuper idem lohannes, filius Jutten, contulit pre- 
fatis pueris suis specialibus de propriis bonis 10 mr. den.. 

[25*.] Marquardus et pulcra pistrix impignoraverunt hereditatem 
suam Thiderico et Heinrico de Oldenhof pro 40 mr. et Iohanni, filio 
Seghefridi, pro 40 mr. den.. 


[26.]| Mechildis et Hermannus, filius suus, impignoraverunt 
hereditatem suam (Andree)* pro 6'/, mr. Quod nec vendant, nec 
impignorent, nisi solvisse[n|t prius. 

[27.] lohannes Kufus impignoravit Iohanni de Soltwedele aream 
unam pro dimidio talento cere. 





) pro jehlt. 
d) Folgt durchſtrichen Iohanni. 
°, 350 mr. übergejchrieben, 
&) Andree übergefchrieben, 
1) Vgl. II, 7a. 
*) Vgl. II, 18. 


25 


[28.] Thitmarus Rufus impignoravit hereditatem suam mediam 
Iohanni Dominiz pro 15'/, marcis et 4 sol., quod nullus plus super 
hoc respiciet, nisi Dominiz. 

[29*.] Ernestus filius Symonis, Bernardus de Plone et Iohannes 
filius domine Tibbeken iuvenis promiserunt simul pro 133 mr., que 
sunt Metten. filie domini Ernesti. (Preterea* dominus Folzekinus 
Tunneke complanavit se cum Thiderico, suo privigno, quod manebit 
sibi debitus 50 mr. den. ex omni facto*.) 

[30*.] Bodo impignoravit integram hereditaten suam Willikino 
de Pomerio pro 42 mr.. Hanc hereditatem tenebit a cathedra Petri 
ad integrum annum. 

[31*.] Godeco Dolevot et Ylias Godjar et Johannes de Osterodhe 
fideiusserunt pro 80 mr., que contingunt heredes Engelardi. Cum 
eis premisit Goscalcus de Trebeses, cum ad etatem legitimam per- 
venerint. 

[32*.| Ludeco, fillus Ludolphi de Luneburg, habet in hereditate 
patris sui 94 mr. et 5 sol., que contingunt eum de hereditate matris, 
Pro quibus impignoravit idem Ljudolphus] de Luneburg totam here- 
ditatem suam. Quicquid superest de hereditatibus, cum hoc pro- 
cedetur, prout iura exigunt civilia. 

[33*.) Hereditas Olrici sutoris impignorata est Gertrudi Symonis 
pro 21 mr. usque in nativitatem Domini. 

[34.] Ortwinus resignavit Gertrudi, uxori sue, bona sua et ipsa 
ei, quicquid habuit. 

[35*'.] Hencen Slichtine impignorata est hereditas Alberti 
de Nora pro 12 mr., 4 solidis minus. 

[36*.] Arnoldus de Rensowe impignoravit hereditatem suam pro 
7';,’ mr.* Fretherico de Wartistorp et Heinrico de Citlemome. Illi 
denarii sunt Heinrici, filii Petri. 

[37.]| Pa et Meineco impignoraverunt hereditatem suam apud 
sanctam Katherinam Boldewino de Cropelin pro 25'/, mır.. 

[38*.| Bernardus Sachtelevent impignoravit hereditatem suam 
Gerberto pro 7 talentis cupri. Martini. Consulibus presentabit cuprum. 

[39*?] Heinricus de Traiecto impignoravit hereditatem suam 
Lutberto, qui est in domo Iohannis, fratris domini Gerlagi, pro 26 mr.. 


) Praeterea—facto von anderer Hand. Der Zufammenhang diefer Eintragung 
mit der vorhergehenden ijt nicht erfichtlich, doc) find beide auf einmal getilgt, 
db) 74/5 forrigirt aus 17"/a. 
°) Folgt durchſtrichen pro he. 
2) Bal. I, 70. 
2) Bol. II, 41. 


fol, 4b. 


fol. 5a 


fol. 5b 


fol. 6a. 


fol. 6b. 


26 


[40.] Ludeco impignoravit* hereditatem suam Thome pro 10 mr. 
den... In pascha ad annum redimet. Actum anno gracie 1261 
feria 3. ante annunciacionis!, 


[41*°.] Heinricus de Traiecto impignoravit hereditatem suam 
Heinrico de Cervo pro 3 last siliginis. Si tunc non solvit, quicquid 
dampni supercreseit, refundet Iohannis baptiste. 


[42°] Johannes, filius Arnoldi Remen, resignavit sororibus suis 
Gertrudi et Margarete talia bona, que cum eis habuit in Sulta et in 
eivitate Rozstok, liberaliter possidenda. 


|43°.] Johannes de Butzin resignavit domine Hoburgi quartam 
partem saline in Sulta taliter, ut, si domina Hoburgis quartam 
partem domus vendere voluerit, quod Johannes de Butsin sit vicinior 
empcioni, prout ab eo emit. 


[|44°.] Hermannus de Kescin emit tabernas Radolphi aurifabri, 
que fuerunt impignorate Hermanno de Sundis et Bennen, sicut ipsis 
fuerunt impignorate cum curia ad domum, quia illa bona sunt in 
iudicio assecuta totaliter. 


[45.] Meineco pilleator emit a domino Sicken hereditatem illam, 
que solvit ei censum aree, dato pacis solido. 


46*°] Aleydis, soror Snithewint, impignoravit hereditatem suam 
pro 25 mr. Jacobo, filio Heien. 


[47°.] Bertrammus gladiator impignoravit hereditatem suam 
Olrico et Elie Godjar pro 19 nr.. 


[48*®.] Johannes Saremunt habet 6 mr., que sunt Margarete, 
sue privigne, Quas dabit puelle, cum ad nubiles annos venerit. 


[49.]| Iohannes de Ovesen habet 32'/, mr., que sunt puerorum 
Tiderici, fratris Hermanni Rescinkel, et pro eis posuit hereditatem 
suam. Et ad hoc ipse Iohannes promisit, quod restituet ipsis bona 
sua, cum ad annos discrecionis perveniunt. 

[50*.] Hence de Siwan impignoravit vidue Ratenov domum cum 
grip pro 3'/, mr. et 3'/, sol.. In octo diebus solvet. 


») impignoravit forrigirt aus impignoraverit, 
1) 1261 März 22. 
2) Wal. II, 39. 
2) M. U. 8. 4, Nr. 2680 Anm. 
ıM.U.B. 2, Nr. 866 zu 1260. Bol. II, 61. 
*) M. U. B. 4, Nr 2676 zu 1260—1261. Vgl. I, 54, 103. 
*%, Vgl. II, 53, 58. 
) Bol. II, 59. 
) Bgl. I, 92. 


27 


[51 *1.] Gherico impignoravit hereditatem suam Gherardo 
campsori pro 12'/, mr., [dato] super hoc pacis solido. 

[52*.] Heinricus scolaris, filius Hermanni Longi sutoris, habet 
in hereditate patris sui Hermanni 10 nr.. 

[53 **.] Quicquid hereditas Aleydis, sororis Snithewint, prevalet 
25 mr., impignoratum est Meinrico in Nova Civitate pro 5 mr.. 

[54.] Wilhelmus de Pomerio dedit pueris suis Willikino, Ghertrudi, 
Gerlago 400 mr. in bonis suis omnibus. Ad hoc promiserunt Boltes- 
berg et Engelbertus, frater Willikini, exceptis illis, que de domino 
suo sibi advenerunt. 

[55*] Bernardus de Plone assignavit uxori sue Windelburgi 
100 mr. den. in hereditate sua, que est in platea Cervorum, tali 
condicione, ut admitterent parentes eius, quod prefatus Bernardus 
hereditatem uxoris sue, que apud cimiterium sancte Marie sita est, 
exponeret Ernesto et Heinrico de Plone pro 40 marcis examinati argenti 
et duodecim molares ad hoc impignoravit eisdem. Si vero contingit 
hereditatem illam vendi, Ernestus principaliter levabit 50 mr.. 

[56**.]| Hence de Siwan impignoravit . . . de Siwan mediam 
domum pro 24 sol.. 

[57.] Johannes Rufus impignoravit hereditatem suam retro 
domum Boltesberg pro 13 mr. Ludolpho. Martini solvet. 

[58*®.]| Soror Snithewint impignoravit Thiderico cum Calibe 
hereditatem pro 4 mr. et 6 sol. et Wernero de Puteo pro 4 mr.. 

[59*.] Olricus Godjar et Elyas Godjar vendiderunt (Hencen)“ 
hereditatem Bertrammi gladiatoris et promiserunt ei warandiam annum 
et diem. (Et? Bertolt resignavit eam Hencen sartori de Witzkocke‘.) 

|60*.] Ghese, filia (Nicolai* molend[inarii]), habet in molendino 
Rotgheri 30 mr. den. Cum ad nubiles annos pervenerit, 30 marce 
dabuntur sine contradictione. 

[61°.] Domina Hoburgis resignavit conventui de Dargun 
quartam‘ partem saline in Sulta, quam emit a Iohanne de Butzin, 


*) Nr. 56 durch Radiren getilgt. 
d) Vorname unlejerlid). 
°) Bertoldo durdjtrichen, Hencen übergejchrieben. 
4, Et—Witzkocke nachgetragen. 
°) Herbordi Parvı durchſtrichen, Nicolai molend. übergeichrieben. 
f) quartam nadjgetragen. 

1) M. U. B., Nr. 2673 Anm. - 

2) Bol. II, 46, 58. 

) Bgl. II, 46, 58. 

+) Bgl. II, 47. 

2) M. U. B. 2, Nr. 909. Bgl. II, 43. 


fol. 7a. 


fol. 7b. 


fol. 8a. 


fol. 8b. 


28 


quod* temporibus vite sue commaneat claustro (post obitum suum‘.) 
Mortua vero domina Hoburga, si Iohannes vult” partem illam reemere, 
dabit claustro in Dargun 32 mr.. 

|62'.] Domina Hoburgis resignavit fratribus minoribus, quiequid 
hereditas illa solvit, que sita est apud Helyam“* carnificem, retro 
hereditatem Hildebrandi Westfal. Cum prefata hereditas vendetur, 
precium consulibus presentabitur et consules tunc consilio presidentes 
dabunt denarios illos, ad quancumque utilitatem fratres voluerint 
commutare. Hanc autem hereditatem possidebit domina Hoburgis ad 
terminum vite sue sine impeticione. 

[632.] Hereditas Rigardi pistoris inter pueros suos sic [est]* 
divisa: Johannes habebit domum in civitate et Rigardus et Ghese 
habebunt molendinum extra civitatem sine impeftileione* omni. 

|64*.] Hereditas Thideriei scriptoris impignorata est sancto Petro 
pro 15 mr.. Medium conductum levabunt provisores sancti Petri. 
Actum feria 6. ante pentecostes anno gracie 1261°. (Postea" dederunt 
2 mr. pro sorore ipsorum ad expensas. Insuper levaverunt de con- 
ductu 19 sol. et 9 den.. Tegmen domus constitit 13 sol. Ber[nardo] 
de Cropelin '.) 

[65] Tidemannus Monachus resignavit domino Thiderico 
de Subbecin hereditatem illam, que erat Conradi Monachi, totaliter 
coram consulibus. Actum anno gracie 1261 feria 6. ante pentecostes”. 

166.] Domina Hoburgis post obitum suum assignavit hospitali 
unum ortum, qui solvit mr. den. ad censum. 

167.) lohannes Crampo assignavit Hermanno Cramponi 6 mr. 
den. et totaliter complanavit cum eodem. 

[68**.] Domina Kristina de Cropelin in egritudine constituta 
contulit filio suo domino Jacobo sacerdoti universa bona sua”. 


“) quod—elaustro durchſtrichen, post obitum suum übergeichrieben. Wahr: 
fcheinlich jollten auch die Worte: Mortua—Hoburga gejtrichen fein, 
b) wit, 
) Helyam forrigirt aus: Helyas. 
9 est fehlt. 
®) impecione. 
) Postea—Cropelin nachgetragen. 
e) Nr. 68 durch Radiren getilgt. 
a) Folgt durchſtrichen: exceptis bonis illis. 
1) M. U. B. 4, Nr. 2679. 
2) Bol. I, 73; II, 84. 
®) 1261 Juni 10. 
*) Bol. 1, 118. 
°) 1261 Juni 10. 


2) 


Idem vero lacobus dabit de bonis illis Iohanni sororis sue filio 
10 mr., Kerstine sorori sue 10 mr., Herbordo 6 mr., Hermanno 6 mır.. 
Si autem moritur idem Hermannus, 6 mr. redibunt ad lJacobum 
predictum. (Hec* rata erunt, si pre necessitate corporis domina 
poterit ista continere*.) 

[69.) In presencia consulum Marquardus, filius Ludolphi fabri, 
vendidit Ansem, socero Somerschen, aream unam (et” ortum) apud 
veterem portam lapideam iuste et racionabiliter et assignavit eidem. 
Actum feria 3. ante pentecostes anno gracie 1261’. 

[70.| Thidericus et Hadewigis in Rigam proficiscentes sic de 
rebus ipsorum ordinaverunt: si Thidericus in via obierit, illa bona, 
que secum habet, optinebit uxor sua Hadewigis integraliter; sed 
de bonis illis, que domi dimittit, agetur secundum iura civitatis. Si 
vero Hadewigis obierit in via, omnia, que habet, manebunt Thiderici 
et heredum ipsius. Actum feria 6. ante pentecostes anno gracie 1261. 

[71.] Johannes, filius Ingrim, resignavit socero suo Alberto 
quartam partem domus sue in antiqua civitate apud dominum 
Eilradum. 

72.) Johannes burbode fideiussit annum et diem pro 43 sol., 
2 den. minus, quos Wermboldus habet penesticus in sua potestate. 

'73.] Swederus et Bruno fabri fideisserunt pro hereditate Helmoldi, 
quam frater ipsius accepit, annum et diem. Datum in pentecostes ?. 

[74.] Elerus faber resignavit uxori sue Margarete omnia bona 
sua, exceptis illis, que dedit filiis sororis sue. Elero dedit 2 mr. 
et unum instrumentum integrum fabricale. Et Heinricus, frater suus, 
dividet eque ista et parvam domum tunc ad commorandum anno 
integro. Nepti mee Ghesen 1 mr. et teneor ei in tribus, et duos 
cussinos et culcitram et duo lintheamina. Insuper ipsa Margareta 
resignavit ei bona sua plenaria. 

[75%] Heinricus domine Windelen ad Terram sanctam profieiscens 
testamentum suum condidit in hunce modum: Uxori sue Windelburgi 
assignat hereditatem suam integram et redditus Sulte percipiendos, 
quoadusque vixerit. Post obitum vero eius assignat filie sue Elizabet 
proximam domum apud Herderum. Post obitum vero eius heredes 
Elyzabet ipram domum habebunt. Filio suo Heinrico assignat 


=) Hec—continere nadıgetragen. 
d) et ortum übergefchrieben. 

1) 1261 Juni 7. 

?) 1261 Juni 10. 

®) 1261 Juni 12. 

M. U. B. 4, Nr. 2680. 


fol. 9a. 


fol. 9b. 


fol. 10a. 


fol. 10b, 


30 


hereditatem suam, duas videlicet domos cum tabernis adiacentibus. 
Insuper duas last salis in Sulta Elyzabeth et Heinrico, eque dividere 
annuatim. Preterea, si Windelburgis supervixerit obitum Elyzabet 
et Heinriei, domus apud Herderum vendetur et amore Dei erogetur 
uxoris sue de consilio; et reliqua hereditas pueris Elysabeth assignetur. 
Mechildi, filie sue private, 15 mr.. Bernardo, filio suo, 10 mr.. Uxor 
sua habet potestatem in extremis dandi 10 mr., cui vult*. Elyzabet, 
filia ipsius, et Bernardus dabunt illas 25 mr. de hereditate Mechildi 
et Bernardo. Qui hereditatem meam et uxoris possidet, amicorum 
nostrorum recordabitur. Post reditum cassantur prescripta. 

76°.) Radolphus Canus complanavit se cum puero Herwardi 
Pugilis in hune modum: Decem mr. dabit ei in festo Martini et 6 mr. 
dedit ei paratas. Actum feria 6. post pentecostes?, 

77 *) Uxor Heinriei Graworten impignoravit Heitheconi here- 
ditatem suam pro 7 mr.. Michahelis. Si semel exhibet coram iudicio, 
ratum est, sieut ter exhibuisse. Hoc committit Hermanno Albo. 

(78*.) Conradus carnifex ad Rigam profieiscens resignavit Arnoldo, 
filio sus, universa bona sua, que habuit, ut ecclesiis et pauperibus 
(in® 4 mr.) inde satisfaceret. Post reditum cassantur prescripta. 

(79®%,] Johannes domine Eliken et uxor sua Aleydis, coram 
consulibus constituti, post obitum ipsorum, si poterunt optinere, 
contulerunt sancte Marie, quicquid hereditas° ipsorum in platea 
institorum solvit. 

[80.] Recognovit Nicolaus, filius Hilleken, quod esset totaliter 
segregatus a Vollando Nigro et ab hereditate sua et” a bonis, que 
a Nicolao de Blisecowe et uxore sua sibi possent evenire“, et a Nicolao 
de Blisecowe et heredibus suis et ipsorum bonis. 

'81°%] Hence Pape, filius Wulberni [?} Monoculi impignoravit 


‚ hereditatem suam Godefrido de Reckelinchusen pro 20 mr. den.. Et 


pro conductu dabit idem Hence Godefrido 3 mr. annuatim. 

(82.) Windelmodis et Lemmeke et Hartman impignoraverunt 
Thiderico de Vresendorpe dimidiam domum pro 9 mr. et pro eonductu 
dabunt 31 sol.. 


a) wlt. 
®») in 4 mr, übergefchrieben. 
) Folgt s. 
e, et—evenire durchſtrichen. 
°) Nr. 81 getilgt durch Radiren. 
1) Bol. II, 8. 
2) 1261 Juni 17. 
2) M. U. B. 4, Wr. 2681. 
*) Vgl. I, 30. 


al 


[83.| Hildegundis, relicta Rabodinis prope Forum, concordavit 
et complanavit se taliter cum filio suo Thiderico, quod ipsa unam 
domum optinet et filius eius | Thidericus aliam, que site sunt apud fol. 11a. 
forum. Prefata Hilgundis, quamdiu non nupserit, poterit pro egestate 
corporis sui facere cum sua domo, quod vult*. Si autem nupserit, 
cum hereditate ipsius, prout civilia exigunt iura, procedetur. 


(841.) Johannes, frater Righardi, impignoravit hereditatem suam 
domino Nicolao carnifici pro 8 mr.. In nativitate Domini redimet. 


[855.] Hence de Sandov habet” 60 mr. den., que sunt puerorum 
Conradi de Brunswic. (Ex*° illis dedit cuidam Alberto 30 mr. et 
adhuc supersunt 30°.) 


[86.| Wedigo de Cropelin impignoravit hereditatem suam domine 
Berten de Ratenov pro 7 mr. et 4 sol. et Hermanno de Tremonia 
pro 24 sol.. | 

[87.] Ludolphus de Zwerstorpe dedit pueris Godescalci Parvi et 
Ecberto“ genero et Ludolpho 10 mr. de hereditate. 


[88.]| Ambrosius in Nova Civitate et Herman Albus fideiusserunt fol 11b- 
pro 6 mr. et Arnoldus de Arnese fideiussit pro 3 mr... Et illas 9 nr. 
levavit Gotscalecus Buddo de Monasterio. Et 1 mr. dabatur puero. 


[89.| Thetwardus faber equorum, Heinricus Canus et Heinricus 
de Dannenberg apud sanctum Petrum fideiusserunt cum domino 
Gherardo campsore, quicquid in eo deest, adimplere. 


[90?.] Hence Colner et Hence Collo et Bernardus pellifex fide- 
iusserunt cum Wichmanno campsore, defectum concambii adimplere. 


[91*] Arnoldus aurifaber et uxor sua Mechildis impignoraverunt 
hereditatem suam mediam eivitati pro 60 nır. den. Et hoc est de 
concambio pro 14 mr. examinati argenti. 


[92.] Hereditas (Heinrici)’ Pruceman impignorata est Thiderico 
de Subbecin pro 16 mr.. 


[93.] Hereditas Bernardi de Nestwede impignorata est Iacobo, 
filio Heien, pro 80 mr.. In integro anno redimet. Actum in die 
sancte Gertrudis anno 1262°. 


a) wit, 

®) habet— mr. durchſtrichen. 

°) Ex--80 ſcheint nachgetragen. 

) Ecberto torrigirt aus Ecberti. 

*) Tidemanni durchſtrichen, Heinriei übergeichrieben. 
1) Bol. II, 63. 
2) Pal. 11, 4. 
») 1262 März 17. 


fol. 12a. 


fol. 12b, 


32 


[94.| Uxor Tabrien domina Aleke complanavit se cum pueris 
Tabrien, quod ipsa optinebit hereditatem illam apud sanctum Nicolaum, 
pueri autem optinebunt hereditatem illam apud sanctum Petrum in 
eivitate et extra totaliter. 

|95.| Everardus molendinarius impignoravit Tidemanno piscatori 
aream unam in palude pro 5 mr. den.. In festo Martini redimet. 

[96.| In presencia consulum domini Andree de Cosfelde, domini 
Hermanni de Stralesundis et domini Lutberti, qui tunc presiderunt 
tabule, Heinricus gladiator de Luneburg et uxor sua Helena dimiserunt 
Iohannem de Pattenhusen solutum de hereditate et ex omni facto, 
quod ipsis poterat evenire de obitu Bernardi, fratris Helene sepedicte. 


[97.] Si dominus Gljerardus] de Rozstok vendet hereditatem 
suam, emptori |?]* securam facient' eam ab igne, primo anno ad 
annonan, secundo anno inhabitabilem. 


[98.] 
prilmo?] 18!/, sol.. 


Hec sunt, 


que expensa sunt ad antiquum cellarium: 
Item Bernardo 18!/, sol.. 


Regiſter. 
A. Ortsverzeichniß. 


Aplerbeck, Df. in Weſtfalen: Apelder- 
bekel, 20, 47, 52, 55, 60, 64, 67, 69, 
86, 102. 


Beliz (Belit bei Neu-Krug, Gr-B. bei 
Bernitt, Kl.“B. bei Bützow) I, 41. 
Billerbed, St. in Weftfalen: Bilrebeke 

I, 4. 
Blieſekow, bei Parkentin: Blisecov, 
Blisecowe I, 8, 14, 23. II, 14, 8. 
Bodum, St.in Weitfalen: Bochem I, 74. 
Bodenen, St. in Hannover: Bokenem 
I, 78. 
Bremen: Breme I], 1. 
Bernitt, nw. d. Bützow: Brunit I 7. 
Braunſchweig: BrunswiclI,85. II, 12,85. 
Bucov, Bucowe (Bufow bei Zeterom, 
Alt:B., Neub.): I, 24, 50. 
Butsin, Butzin (Gr. u. Hl. Büizin bei 
Neu-Krug): II, 48, 61. 


) emptioni. 
1) Nämlich Consules. 


Citlemome: IL, 36. 


Dannenberg, St. in Hannover: Dannen- 
berg, Dannenberghe II, 15, 89. 

Dargun: claustrum II, 61. conventus 
I, 61. 

Dechow, öftl.v. Ratzeburg: Dechorv L, 105- 

Doberan: conventus I, 19. 

Dömitz: Dominiz II, 28. 

Dortmund: Tremonia II, 23, 86. 

Dülmen, St. in Weitfalen: Dulme I,31. 


Flandern: Flamingus I, 31, 35. 
Freſendorf: Vresendorpe II, 83. 
Friesland: Friso ], 44, 117. 

Gnoien I, 87. 

Güſtrow: Gruzterov I, 2,25,65, 101, 112. 


Havirxbeck, Df.in Weitfalen:Havekesbeke 
II, 18, 28. 
Helmftedt: Helmstede I, 85. 


Hildesheim: Hildensem TI, 31. 

Homburg (Hamburg ?) I, 17. 

Horiens, St. in Jütland: Horsenes, 
Horsnes I, 31. II, 9. 


8. Jacobns: ſ. Santiago. 


Keſſin, fü. d. Roſtock: Kescin I,58. IT, 44. 
Koesfeld, Weitfalen: Cosfelde I, 1, 37, 


75. I, 96. 

Köln: Colonia I, 24 IL 14. Collen 
I, 64. Colner II, 4, 9. Collo(?) 
II, 90. 


Kröpelin: Cropelin I], 14, 29, 43, 75, 81a. 
II, 37, 64, 68, 86. 


Yaage: Lawe ], 8, 14, 100. 

Yippitadt: Lippia I, 97. 

Lübeck: Lubeke ], 60. 
38, 78. 83. 

Lüneburg: Luneburg I,39. II, 32, 96. 

Lussen Lüſſum, Df. in Hannover ?) 1,81. 


Lubieensis ], 


Magdeburg: Magdeburg, Meideburg, 
Meydeburg I, 37,98. moniales I, 100. 

Malchow: Malechov I, 82. 

Marlow: Marlov I, 46, 74. 

Münſter: Monasterium, Monstere I, 31. 
IT, 88. 


Neſtved, St. auf Seeland: Nestwede 
II, 93. 

Nienkerken (Neuficchen, bei Bernitt, 
bet Wittenburg) II, 14. 

eier, bei Kavelſtorf: Nikez I, 28, 65. 

Intiöbing, auf Falſter: Nicopig I, 66,117. 

Nora, Nore: ſ. Skanör. 

Norwegen: Norwegia I, 19, 106. Nor- 
manni ], 107. 


Oldenhof II, 25. 

Oſterode, St. in Hannover: Osterothe, 
Österrode, Österrodhe I, 4,31. IL, 31. 

Overmasne(von jenjeitder Maaß ?) 1,74. 

Ovesen II, 49. 


Raläjtina: Terra sancta II, 74. 

Barfentin, w. d. Roſtock, I, 4, 42. 

Battenfen, St. in Hannover: Patten- 
husen II, 96. | 

Plön, St. in Holitein: Plone I, 104. 
II, 6, 12, 29, 55. 


33 


Volchow, bei Qaage: Polechov I, 7. 
Trebberede, beiNteufrug: Preberede IL15. 
Preußen: Pruceman II, 92. 


Ratenov: ſ. Rottmannshagen. 

Recklinghauſen, St in Weftfalen: 
Rekelinhusen, Reckelinchusen I, 30, 
II, 81. 

Renſow, bei Neukrug: Rensowe II, 86. 

Reval: Revele I, 58. 

Kiga, II, 70, 78. 

Ripen, St. in Jütland, I, 31. 

Roghen, TI, 91. 

Ronewie I 31. 

Rosendale (Roſenthal bei Hoppenrade, 
bei Mecklenburg) I, 77. 

Rothen bei Zternberg (vol. Rude) I, 27. 

Nottmannshagen, öftl. v. Malin : Rate- 
nov ], 1, 32, 34, 37, 97. IT, 50, 86. 

Rude, Rudhen, Ruthen (Groß-Rüden, 
Df. in Hannover?, vgl. Rothen) I, 18, 
24, 31, 104. 


Sandov (Sandow, Df. in Bonmern ?) 
I, 8. IL 8. 

Salzwedel: Saltwedel, Soltwedel I, 31, 
97. IL, 27. 

Santiago de Compoftella, St. nSpanien: 
sanctus Jacobus ], 75 

Satom, ſö. d. Kröpelin: Satov I, 84. 

Schleswig: Sleswie I, 115. 

Schwaan: Siwan I, 95. II, 50, 56. 

Schwaß, bei Roftod: Zverse I, 24. 

Schwasdorf, Schwastorf: ſ. Zwerzdorp. 

Schwerin: Zwerin ]I, 41. 

Semlow, Df. in Pommern: Semelov 
I, 4, 16. IL 14. 

Siwan: ſ. Schwaan. 

Skanör: Nora, Nore I, 70, 106, IL, 35. 

Soltwedel: f. Ealzwebdel. 

Stade: Stathen I, 25. 

Etedingen: Stedine IF, 20. 

Stendal IT, 7. 

Sternberg: Sterrenbergh I, 20, 47. 

Stralfund: Stralesund, Sund I, 54. II, 44. 

Subſin, bei Yaage: Subbecin, Subecin 
I, 113. I, 15, 65, 9. 

Sülze: Sulta II, 42, 43, 61, 75. 

Sund: ſ. Stralfund. 

3 


Spendborg, St. auf Fühnen: Swineburg 
3 


Terra sancta: ſ. Baläftina. 

Trajectus: f. Utredt. 

Trelleborg, St. in Schonen : Threlleburg 
I, 82. 

Tremonia: j. Dortmund. 

Zribiees, St. in Bommern: Trebeses 
I, 31. 

Tzerwist: f. Zerbit. 


Utrecht: Trajectus II, 39, 41. 
MWarbelow, nö. d. Gnoien: Warbolov 1,87. 
Warendorf, St. in Weitfalen: Waren- 


dorpe, Warenthorpe 1, 27, 31, 59. 
Marnemiünde: Wernemunde |], 25. 


34 


Weſtfalen: Westfalus II, 62. 

Widenbercg I, 109. 

Willershagen, bei Roſtock: Willershage 
I, 31. 

Wittenburg: Witteburg, Wittenburg, 
Wittenborch I, 5, 37, 64, 79. 

Witzkocke (Wittſtock, St. in d. Brignit ?) 
II, 59. 


Berbit: Tzerwist I, 100. 

Zverse: j. Schwaß. 

Zwerin: f. Schwerin. 

Zwersdorp (Schwastorf bei Kl. Blaiten, 
Schwasdorf bei Jördenstorf) IL, 31. 
11, 87. 

Wartisdorp (Mahrftorf bei Greves— 
müblen, bei Schwaan?) II, 36. 


B. Topographie Roſtocks. 


Rozstok I, 53, 77, 110. II, 42, 97. 

civitas antiqua II, 71. 

civitas media I, 60. 

civitas nova II, 53, 88. 

palus I, 100. II, 95. 

apud Wernowe I, 95. 

aqua ], 4. 

pons antiquus I], 10. 

pons antiquus piscium I, 34. 

s. Jacobus I], 77. 

s. Maria I, 24, 77, 110. II, 79. 

s. Nicolaus I, 40, 77. apud s. Nico- 
laum II, 94. 

s. Petrus 1,77. 
II. 89, 94. 

ceimiterium I, 31. 
s. Marie II, 55. 

s. Iohannes I, 77. 

s. Katherina I, 77. 
II, 22, 37. 

hospitale (St. Georg) I, 77. 

s. Spiritus I, 17, 77. 

apud veterem portam lapideam (das 
jpätere Aubthor nahe beim Herrenitall) 
II, 69. inter duos stendor, (zwijchen 
jenem und dem jeßigenSteinthor) I, 111. 


11,64. apud s. Petrum 


apud cimiterium 


apud s. Katerinam 


II, 66. 


forum I, 50. II, 83. 

platea Cervorum II, 55- 

platea Cosfeldi I, 48, 51, 52, 76. 

platea institorum II, 79. 

platea Lagestrate I, 122. 

cellarıum antiquum II, 98. 

secus macellas I, 54. apud macellas 
medie civitatis I, 60. 

mola (?) I, 11. 

molendinum I], 1, 48, 91, 113. 

(domus magistri monete) I, 89. 

apud scolas I], 110. 

retro domum Boltesberg II, 57. 

hereditas, que erat Crumvotersche 
l, 46. 

apud hereditatem Dannenberg I], 68. 

apud dominum Eilradum I], 71. 

demus cum grip Il, 50. 

apud Helyam carnificem II, 62. 

proxima domus apud Herderum II, 75- 

rufus leo (?) 1. 63. 

retro hereditatem Hildebrandi West- 
fali II, 62. 

supra domum Wittenburg I, 79. 

pomerium I], 31. II, 80, 54. 


35 


C. Berjonenverzeihnip. 


Albertus, 3., I, 31. 

—, 8,131. 

— quidam II, 85. 

— magister monete I, 89. 

— prope Forum I, 50. 

— (Mutter: Margaretha Gerlagi de 

Parkentin) I, 42. 

— (Mutter: Windelgart) I, 33. 

— frater (Gerardi Serdonis (Rm. jeit 
1265 März 18, vielleicht fchon 
1261 Juli 5) I, 69. 

— socer lohannis, filii Ingrim 
(vielleiht A. Copmannus; vgl. 
M. U. B. 4 Nr. 2686) II, 71. 

— de Nora I, 70. II, 35. 

— de Roghen I, 91. 

— de Rothen (Socer: Bruno de 

Warenthorpe) I, 27. 
Alburgis (Mutter: Mechildis) I, 102. 
Albus, Bruno, I, 24. 

—, Conradus, II, 22. 

—, Hermannus, I, 1, 37, 101. 
13, 77, 88. 

—, Petrus, I, 121. 
Aleydis,Aleit,Alheidis,Aleke;vgl.Tale. 
Aleydis (®atte: Johannes domine 

Eiliken) II, 79. 

— (Gatte: Ecbertus Heht) I, 67. 

— vidua Conradi Longi II, 19. 
Aleke, domina, uxor Tabrien 11, 94. 

Val. I, 90. 

— (Bater: Folmarus de Platea Cos- 
feldi) I, 52. 

Alheidis filla domini Ernesti (Ge— 
ſchwiſter: Tidemannus, Mechil- 
dis) I, 55. 

Aleydis filia Iohannis Sapientis (Gatte: 
Tabria) I, 90. al. II, 94. 

Aleit (Mutter: Windelgart) I, 33. 


IL, 


de Beliz, Andreas, I, 41. 
Benno I, 108. II, 44. 
Bernardus TI, 16. 

— II, 98. 


A. 


Aleydis soror Snithewint II, 46, 53. 
Alexander carcerarius I, 9. 
Alvericus de Gnuzterorv I, 65. 
Ambrosius in Nova civitate II, 88. 
Andreas II, 26. 
—, #Rm.: f. Andreas de Cosfelde. 
— de Beliz I, 41. 
— de Cosfelde, Am. (bier zuerit 
erwähnt) I, 1, 31, 37. II, 96. 
Ansem, socer Somerschen, dominus, 
filius Iohannes I, 53, 98. II, 69. 
de Antiquo Ponte, Helmwicus, II, 10. 
de Apelderbeke, Herbordus, I, 20, 47, 
52, 55, 60, 64, 67, 69. 86, 102. 
Arnoldus II, 23. 
—, #., (Bruder: Theodericus) T, 31. 
— aurifaber (Gattin: Mechildis) 
II. 91. 
— camifex I, 81, 81a. 
— (Vater: Conradus carnifex) II, 78. 
— (Bruder: Iohannes carnifex) I, 62. 
clensmet, clensmeth (Sohn: 
Heince) I, 19, 36. 
— pistor de Lawe (Sattin: Windel- 


burgis) I, 14. 
— de Arneses, de Arnese, ], 86. 
II, 88. 


de Colonia (vielleiht der 1252 
März 25 genannte Am.; vgl. 
M. U. B. 2, Nr. 686) II, 14. 

— de Nienkerken (wohl der Ritter 

des Fürſten von Werle; vgl. 

M. U». 4 ©. 288) II, 14. 
— Reme (mwohl der 1852 März 25 
genannte Rm.; vol. M. U. B. 2, 


Nr. 686. Sohn: Tohannes. 
Töchter: Gertrudis, Margarete) 
II, 42. 


— (de Rensowe II, 36. 


Bernardus clensmeth I, 112. 
— pellifex, socer Heinrici Calves- 
oghe I, 83. II, 4 90. 


3? 


Bernardus (Vater: Heinrieus domine 
Windelen. Mutter: Windel- 
burgis) II, 75. 

— frater Helene (Schwager: Hein- 
ricus gladiator de Luneburg) 
II, 96. 

— de Cropelin I, 2», 75. 

— de Gnoien I, 87. 

— de Nestwede (mohl der 1262 
Mai 23 erwähnte Bruder des 
Iohannes de Nestwede; val. 
M. U. B. 2, Wr. 958) Il, 93. 

— Niger (mwohl der 1252 März 25 
als Zeuge genannte Rm.; vgl. 
M. U. B.2, Nr. 686. Wittwe: 
domina Ghertrudis) I, 24. 

— de Plone (vgl. M.U.B.2, Nr.974. 
Sattin: Windelburgis) I, 104. 
ll, 29, 55. 

— Sachtelevent II, 38. 

— de Semelov I, 4. II, 14. 

Berta ($atte: Heinricusde Monte) I. 94. 

— (Stiefvater:Volmarus. Geſchwiſter: 
Walburgis, Iohannes) I, 76. 

— de Ratenov, vidua Ratenov (vgl. 
Iohannes de Ratenov und 
M. U. B. 4, ©.312) II, 50, 86. 

Bertoldus, Bertolt. 

Bertolt I, 5. 

Bertoldus II, 59. 

— (#ruder: Wernerus) I, 31. 
Bertolt witgherewer I, 121. 
Bertoldus (Bater: Gerardus Flamin- 

gus?) I, 35. 

Bertram, Bertrammi, Godefridus, Am. 
(zuerit bier erwähnt) 1, 1, 5. 

Bertrammus gladiator Il, 3, 47, 59. 

— (Water: Gerart Wesent. Mutter: 
Gertrudis. $eihwilter: Iohannes, 
Gertrudis) I, 9. 

de Bilrebeke, Heinri. us I, 4. 

Bitterolfus, Bitterolphus (Sohn: Hein- 
ricus) I, 38. II, 22. 

Bitterolphus,  Gerardus (vielleicht 
identiich mit dem Borbergehenden), 
II, 22, 23. 


II, 64. 


de Blisecov, Gervinus, Gerwinus, 

I, 8, 14. II, 14. 
—, Hermannus, I, 23. 

de Blisecowe, Nicolaus, II, 80. 

de Bokenem, Conradus, 1, 73. 

de Bochem, Heinricus, I, 74. 

Bodo II, 30. 

— (Bater: 
[, 32. 

Boldewinus deCropelin (vgl. M. U. B.2, 
Nr. 1103) II, 37. 

Boltesberg (wohl der jeit 1264 März 5 
als Am. genannte Engelbertus 
Boltesberg; val. M. U. B. 4, 
Wr. 2685) IL, 54, 57. 

Borchardus, #., I, 31. 

— eherewer I, 121. 
— lapicida I, 40. 

Borwinus, Burwinus, dominus (Hein— 
rih Borwin II. Fürst von Roſtock 
1236—1277) I, 26, 20. 

Brabantinus II, 1, 2. 

de Bremis, Heinrieus, notarius con- 
sulum I, 1. 

Brun de Haghlen] ], 71, 

de Brunit, Heinricus, I, 7. 

Bruno, #. (vgl. M. U. B. 4 ©. 189: 
von Güstrow, Bruno) I, 31. 

— faber Il, 73. 

— fillus Siboldi Frisonis (vgl. 
M. U. 2. 3, Nr. 1685: Bruno 
Friso) I, 117. 

— Albus I, 24. 

— (le Colonia I, 24. 

— de Warenthorpe (Socer : Albertus 
de Rothen) I. 27. 

de Brunswie, Conradus, II, 85. 

—, Gertrudis, II, 12. 

—, Heinricus, I, 85. 

de Bucov, Gerbertus, I, 50. 

de Bucowe, lohannes, 1, 24. 

Buddo, Gotscalcus, Il, 88. 

de Buhovet, Ion, I, 115. 

—, Take, 1, 115. 

Burwinus: f. Borwinus. 

de Butsin, Butzin, lohannes, II, 43, 61. 


Iohannes de Ratenov)} 


C: Siebe K. 


Danyel Flamingus, B. I. 31. 

de Dannenberg apud sanctum Petrum, 
Heinricus, II, 89. 

de Dannenberghe, Hleinricus?], II, 15. 
(Bielleiht identiih mit dem 
Borbergehenden. Bol. aud 


Ecbertus gener (Ludolphi de Zwers- 
torpe?) II. 87. 
— Hecht sutor (Sattin: Aleydis) I, 67. 
— de Lippia I, 97. 
Ecghehardus, Eckehardu;, 
Ecghehardus I. 116. 
Eckehardus de Dechov, dominus (wohl 
der wiederholt genannte Ritter; 
vol. M.U.B. 4, ©. 149) I, 105. 
Ecghehardus Longus I, 121. 
Eilardus carpentarius, magister, I, 57. 
Eilburgis (Bater : Heinricus de Witten- 
borh. Gatte: Herbordus de 
Apelderbeke) I, 64. 
(Sohn: Johannes 
Eiliken) II, 79. 
Eilradus, Rm. (wohl identiih mit dem 
1252 März 25 genanntenEilardus 
faber; vgl. M. U. B. 2, Wr. 686. 
Unterdem Namen Eilradus zuerit 


Eilike 


domine 


bier genannt.) I. 1. II, 71. 
Elerus faber (Gattin: Margarete. 
Filii sororis sue?: Klerus, 


Heinricus. Neptis :Ghese) 11,74. 
—, filius sororis Eleri fabri (?) 
(Bruder: Heinricus?), II, 74. 
Elyas Gotdjar, Elias Godjar, Ylias 
Godjar (vgl. M. U. B. 2, Nr.1147) 
1. 109. II, 31. 47, 59. 
Elizabet, Elysabet, Elysabeth, Ely- 
zabet, Elyzabeth, vol. Elsebe. 
— (Rater: Heinrieus domine Win- 
delen. Mutter: Windela, Win- 
delburgis) II, 75. 


37 


Heinricus Retor de Dannen- 
berg.) 
de Dechov, Eckehardus, I, 105. 
Dolevot, Godeco, I. 76, 114. II, 31. 
Dominiz, Tohannes, II, 28. 
de Dulme, Godefridus, I, 31. 


Elisabeth (®Bater: Symon od. Symer. 
Bruder: Ernestus, filius Sy- 
meri) I, 104. 
Elradus (Tocdter: Kerstina) I. 108. 
Elsebe Mutter: Margareta Gerlagi 
de Parkentin. Bruder:Albertus) 
I, 42. 
Elverus, carnifex I 60. 
Engelardus II, 31. 
Engelbertus de Pomerio, Rm. (bier 
zuerjt erwähnt. Bruder: Wille- 
kinus de Pomerio) I, 4, 31. 
11, 54. 
Engrimmus (Sohn: Johannes. Bol. 
M.U.B. 4, Nr. 2686: lohannes 
fillus Ingrimi und Il, 71: 
Iohannes filius Ingrim) I, 25. 
Ermegardis 1, 57. 
Ernestus II. 55. 
—, Run. (wohl der zuerſt 1252 März 25 
nadhweisbare; vol. M. U. B. 2, 
Nr. 686. Bruder: Symon od. 
Symer. Kinder: Tidemannus, 
Alheidis, Mechildis) I. 24, 55. 
II, 29(?) 
—, filius Symeri, Ernestus Symeri, 
Ernestus filius Symonis (fpäter 
m. Geſchwiſter: Johannes, 
Elisabeth), I, 24, 96, 104. II, 29. 
de Essem, Heinricus, I, 31. 
Everardus 1, 10. 
— molendinarius II, 95. 
— (®ater: Rotsherus Parvus) 1. 24. 
— Glode I, 122. 


F,V. 


Verken, Nicolaus, I, 23. 

Vitulus, Heinricus, I, 14. 

Flamingus, Danyel, I, 31. 
—, Gerardus, I, 35. 


Vollandus Niger (wohl identisch mit 
dem ſeit 1264 März 5 genannten 
Rm.; vgl. M. U. B. 4, Nr. 2635) 
II, 80. 


Folmarus bodicarius I, 111. 

Volmarus,Folmarus(Stieffinder: Berta, 
Walburgis, Iohannes) I, 76. 

Folmarus de platea Cosfeldi (Toter: 
Aleke) I, 51, 52. 

Volquinus bodiker I, 88a. 

Folzekinus Tunneke, dominus (mohl 
der fpätere fürftlihe Vogt; vgl. 
M. U. B.4 ©.367. Stiefjohn: 
Thidericus) II, 29. 

Folzeco de Lubeke I, 60. 


(Grerardus, Gherardus, Gerart (vol. auch 
\rerlagus). 

Gherardus campsor, dominus, II, 8, 
5l, 89. 

G/erardus] hofslagere I, 6. 
Gerardus (Bater: Gerardus 
mingus?) I, 35. 

—, Am. (vgl. Gerlagus. Bruder: 
lohannesfrater dominiGerlagi) 
I, 4. 
Gl[erardns]| Bitterolphus II, 22, 23. 
Gerardus Cerdo, Serdo, Rm. (nad: 
weisbar als Gerardus Lore jeit 
1252 März 25; VE. M.U.B. 2, 
Wr. 686. Bruder: Albertus.) 
I, 5, 31, 52, 55, 60, 62, 67, 69, 95. 
— Flamingus (Söhne: Nicolaus, 
Petrus?,  Gerardus?, Ber- 
toldus?, Michahel?) I, 35. 
(ilerardus| de Rozstok, dominus (wohl 
der häufig genannte Ritter des 
Fürften von Roftod; vol. M. 
U. 38.4, ©. 333) II, 97. 
Gerardus Stripederok I, 107. 
— Serdo vgl. Gerardus Cerdo. 
Gerart Wesent (vol. den Nitter Ger- 
hardus Wesent in der Urs 
funde des Fürſten von Roſtock 
von 1243 Febr. 11, M.U.B. 2, 
Rr.713. Gattin: Gertrudis) 1,9. 
Gerbertus II, 38. 
— (Bater: Gerbertus de Bucov) 1,50. 
— de Bucov, dominus (Sohn: Ger- 
bertus) I], 50. 
Gerewinus, B., I, 81. 
Gherico II, 3, 51. 


Fla- 


prope Forum, Albertus, I, 50. 
Fredericus, Frethericus. 
Fredericus gropengheter I, 62. 
Frethericus, frater Conradi deRuthen 
I, 18. 

— de Wartistorp II, 36. 
de Vresendorpe, Thidericus, 11, 82. 
Frethericus j. Frelericus. 
Friderus I, 2, 118. 
Friso, Hynso, 1, 44. 

— , Siboldus, I, 117. 


Gerlagi, lohannes (vgl. lohannes frater 


domini Gerlagi) I, 31. 

Gerlagus, Rm. (vgl. Gerardus. Bruder: 

lohannes frater dominiGerlagi) 
I, 55, 60, 62, 70, 88, 86. II, 39. 

— (®ater: Wilhelmus de Pomerio: 
dgl. M. U. B. 2, Nr. 1203) II, 54. 

— de Parkentin, Rm. (bier zuerit 
erwähnt) I, 4, 42. 

(Germundus Monachus II, 23. 

Gertrudis, Crhertrudis, Ghese. 

Glese J. 121. 

— 11,5. 

— puella I, 46. 

Ghertrudis,relicta Bernardi Nigri I, 24. 

Gertrudis (Gatte: Gerart Wesent. 

Rinder: lohannes, Gertrudis, 
Bertrammus) I, 9. 

— (Gatte: Hermanus Rose) I, 56. 

—, uxor Meinekini sutoris, 1, 56a. 

— (Satte: Ortwinus) II, 34. 

Ghese, Ghertrudis, Gertrudis, Ger- 
trudisSymonis(®atte:Symer od. 
Symon) I, 86, 104?. II. 14, 21, 33. 

Gertrudis (Water: Arnoldus Reme. Ge- 

ihwiiter: Margarete, lohannes) 
II, 42. 

— (Water: Gerart Wesent. Mutter: 
Gertrudis. Brider: Johannes, 
Bertrammus) I, 9. 

Ghese, filia Herbordi Parvi? II, 60. 

—, filia Nicolai molendinarii? II, 60. 

Gerthrudis, Ghese (Bater: Richardus, 

Rigardus pistor. Brüder: 
Iohannes, Rigardus; vol. 
M.UB.2, Nr. 943) 1,72. I, 63. 


Ghertrudis (®ater: Wilhelmus de 
Pomerio) II, 54. 
Gerthrudis (Sohn: Wezcelus) II, 17. 
Ghese, neptis Eleri fabri II, 74. 
Ger[trudis] de Brunswiec (vgl. M. U. B.2, 
Nr. %2: domina Ghese de 
Brunswic) II, 12. 
Gertrudis de Cosfelde I, 75. 
(Gerwinus, Gervinus de Blisecov, 
Gervinus Blisecov, Am. (hier 
zuerst erwähnt) J, 8, 14. II, 14. 
Ghese: ſ. Gertrudis. 
Gh: |. @. 
Glode, Everardus, I, 122. 
de Gnoien, Bernardus, ], 87. 
Gobele de Halter (vol. M. U. 2. 2, 
Nr. 1375) II, 21. 
Godeke (Mutter: Katerina. Bruder: 
Hermannus) I, 65. 
Godeco Dolevot, Rm. (fiher feit 1266 
Apr. 5; vgl. M. U 8. 2, 
Nr. 1076) I, 76, 114. II, 31. 
— deRervele(Gattin: Mechildis)I, 58. 
— de Warenthorpe I, 59. 
Godefridus II, 1. 
— bodikarius I, 62. 
— socer Iohannis Parvi, Godefridus 
socer Parvi, Rm. (bier zuerit 


Hadewigis (Gatte: Thidericus) II, 70. 
de Haghlen], Brun, I, 71. 
de Halter, Gobele, II, 21. 
Hardoldus, frater Meineri, I, 18. 
de Hart, Hfeinricus|, II, 23. 
Hartman II, 82. 
Hartmannus de Nicopig (vgl. Hart- 
wicus de Nicopig? Schwieger— 
vater: Conradus) I, 66. 
Hartwicus bodikarius I, 88b. 
— de Nicopig (vol. Hartmannus 
de Nicopig?) I, 117. 
Harwicus de Cropelin I, 81a. 
Havekesbeke, de Havekesbeke, Hlein- 
ricus], IL, 13, 23. 
Heht, Ecbertus, I, 67. 
Heideke, Heitheke, Heitheco. 
Heitheco I, 77. 
— 1, 108. 


39 


fiher erwähnt; vgl. M. U. B. 2, 
Nr. 962: Godeco gener Iohannis 
Parvi!) I, 5, 8. 
Godefridus Bertram, Bertrammi, Hm. 

(hier zuerit erwähnt) I, 1, 5. 

— de Dulme, 3., I, 31. 

— de Rekelinhusen, de Reckelinc- 
husen, I, 80. II, 81. 

— Swineburg, Rm., (nur bier) I, 1. 
Godescalcus, Goscalcus, Gotscalcus. 
Gotsealeus II, 10. 

— Buddo de Monasterio II, 83. 
Godescalcus Parvus II, 87. 
Goscalcus de Trebeses II, 31. 
Godjar, Gotdjar, Elias, Elyas, Ylias, 

I, 109. II, 31, 47, 59. 

—, Ölriens, II. 59. 

Goscaleus, Gotscaleus: ſ. Godescaleus. 

Grete: |. Margareta. 

Grise, Radolphus (wohl identisch mit 
Radolphus Canus II, 8, 76) 
I, 28. 

—, Heinricus{wohlidentiih mitHlein- 

ricus Canus ], 81. :II, 89) II, 3. 

de Guzterov, Alvericus, I, 65. 

—, Heinricus, I, 2. 

—, Heithenricus, 1, 112. 

— , Johannes, I, 25. 


Heideke, B., I, 31. 

Heitheke de Molendino I, 118. 

Heidenrieus, Heithenrieus. 

Heithenricus (vielleiht Heithenricus 
de Guzteror) I, 101. 

— de Guzterorv I, 112. 
Heidenricus de Mola 1, 11. 
Heie (Sohn: Jacob) I, 6. 

46, 93. 
Heyer [?| doleator I, 122. 
Heince: }. Heinricus. 
Heinrieus, Henricus, Heinric, Heince, 
Hence. 
Hence II, 5. 
Heinricus, B., I, 31. 
—, B., I, 32. 
— apotekarius (vgl. M. U. B. 2, 
er. 951) I, 114. 
— civis Lubicensis I, 88. 


II, 


Heinricus gladiator 
{®attin: Helena) II. 96. 

Hence sartor de Witzkocke II, 59. 

Heinricus scolaris, filius Hermanni 
Longi sutoris II, 52. 

Heince, filius Arnoldi clensmeth, 
Hence I, 36. 

Heinricus filius Bitterolphi, magister, 
1.38. TI. 28, 

— (Bater: Heinricus domine Win- 
delen) II, 75. 

— (Bater: Tohannes, filius domine 
Iutten) II, 24. 

Heince (Bater: Iohannes de Ratenov. 
Geſchwiſter: Loderus, Her- 
mannus, Oda, Johannes, Rei- 
neco; vgL.M.U.B.2,Nr.938) 1,34. 

Heinricus, filius Petri II, 36. 

Hence (Bater: Rotgher de Kescin. 
Bruder: Lammeke;vgl.M.U.PB. 
4, ©. 242) ], 58. 

—, filius Wulbrandi Monoenli (vgl. 
Hence Pape). 

Heinricus domine Windelen (Gattin: 
Windelburgis. Toter: Eliza- 
bet, Elyzabet, Elyzabeth, Ely- 
sabet, Elysabeth. Söhne: Hein- 
ricus, Bernardus. Tochter eriter 
Ehe: Mechildis) II, 75. 

— (Mutter: Windelgart) I, 33. 

—, filllus sororis Eleri fabri[?] 
(Bruder ?: Elerus), II, 74. 

— de Bilrebeke. socer Johannis 
Sachtelevent, I, 4. 

— de Bochem (vgl. M. U. B. 2, 
Nr. 973) I, 74. 

— Bremen (vgl. Heinricus 
Bremis?) II, 12. 

— deBremis, notariusconsulum, 1,1. 

— de Brunit I, 7. 

— de Brunswic TI, 85. 

— Üalvesoghe (Socer: Bernardus 
pellifex) I, 78, 83. 

— Canus (wohl identisch mit Ilein- 
ricus Grise II, 3. Sohn: 
Iohannes) I, 81. TI, 89. 

— de Cervo I], 111, 120. II, 23, 41. 

de Citlemome II, 36. 

— Collen I, 64. 


de 


40 


de Luneburg Hence Colner II, 4, 90. 


— Collo II, 9%. 

— de Cropelin, Ru. 
erwähnt) I. 14. 

Heinricuss de Dannenberg apud 
sanctum Petrum ıvgl. Hlein- 
ricus?] de Dannenbergheill. 89. 

Hleinricus?jdeDannenbergheviclleiht 
identiih mit Heinricus de 
Dannenberg apud sanctum 
Petrum II, 89; vgl. auch den 1278 
Dee. 21 fiher als Rm. nachweis- 
barenklinricusdeDannenbergh, 
M. U. 2. 2, Nr. 1474) U, 15. 

Heinricus de Essem, B. I. 31. 

— (sraworten 11, 77. 

— Grise (wohl identiih mit Hein- 
ricus Canus 1,81. II, 89) II, 3. 

— de Guzterov I, 2. 

Hleinrieus| de Hart II, 23. 

— de Havekesbeke, Havekesbeke 
II, 13, 23. 

Heinricus de Horsenes, de Horsnes, B., 
I, 31. IL, 9. 

— Longus, 8., J, 31. 

— de Lu... (vgl. Heinricus gla- 
diator de Luneburg?) II, 11. 

— de Malechorv I, 82. 

— de Marlov (vgl. M. U. B. 2, 
Wr. 1376) I, 46, 74. 

— de Metlere I, 109. 

— de Monstere, B., I. 31. 

— de Monte ($attin: Berta) I, 94. 

— de ÖOldenhof II, 25. 

— Ome, B. I, 31. 

Hence de palude de Lawe J. 100. 

— Pape fillus Wulberni'?| Mono- 
enli, Hence filius Wulbrandi 
Monocenuli I, 80. IT, 81. 

Heinricus, Henricus Ploys I, 24. 40. 

Heinricus de Plone (vgl. M. U. 2. 2, 

Wr. 974?) II, 55. 

Heinrie Plotsie I, 106. 

Heinricus de Polechorv I, 7. 

— Pruceman |?] II, 9. 

— Retor de Dannenberg (val. Hiein- 
ricus| de Dannenbarghe und 
Heinricus de Dannenberg 
apud sanctum Petrum) I, 101. 


(hier zuerft 


Heinricus de Ripen, B., I, 31. 

Heinricus, Hence de Sandor I, 85. 
Il, 8. 

Heinricus Sapiens (wohl der jeit 1262 
Sept. 5 fiher bezeugte Am.; 
vgl. M. U. B. 2, Nr. 962) I, 29. 

— ‚le Semelor I, 16. 

— de Siwan (bgl.M.U.B.4, ©. 344; 
vol. auh Hence de Siwan. 
Bruder: Nicolaus) 1, 95. 

Hence de Siwan (vgl. Heinricus de 
Siwan) II, 50, 56. 

— Slichtine (vgl. H. Slichting, 
Henningus Slychtynck, Rm. 
in Meu=Brandenburg?, M. 
U. B. Nr. 1931 u. 2208) 
IL, 85. 

— Stedine II, 20. 

Heinricus Steneken, 

I, 78, 83. 

de Traiecto II, 39, 41. 
de Tzerwist I, 100. 
Vitulus, Nm. (nur bier nad: 

weisbar), I, 14. 

de Wernemunde I, 25. 

— de Wittenburg, Witteburg, 
Wittenborh, Rm. (nachweisbar 
jeit 1252 März 25; vgl. M. U. B.2, 
Nr. 686. Tochter: Eilburgis), 
I, 1, 5, 37. 64. 

Heitheke, Heitheco: ſ. Heideke. 

Heithenricus: ſ. Heidenricus. 

Helena (Gatte: Heinricus gladiator 
de Luneburg. Bruder: Ber- 
nardus) II, 96. 

Helyas carnifex II, 62. 

Helmicus faber I, 65. 

— (Schweiter: Tale) I, 62. 

Helmoldus II, 73. 

de Helmstede, Sifridus, I. 85. 

Helmwicus de Antiqno Ponte II, 10. 

Hence, Henricus: f. Heinricus. 

Herbordus, Rm.: ſ. Herbordus de Apel- 
derbeke. 

— cupripercussor (vgl. Herbordus 
Copperslach II, 4?) I, 47. 

— de Apelderbeke, Pu. (nad: 
weisbar jeit 1252 März 25; vgl. 
M. U. B. 2, Nr. 686. Gattin: 


“> 


Ö, 


Lübecker Nm., 


— 
— 


— 


41 


Eilburgis) I, 20, 47, 52, 55, 60, 

64, 67, 69, 86, 95, 102. 
Herbordus Copperslach(vgl.Herbordus 

cupripercussor I, 47?) II, 4. 

— Parvus (Todter: Ghese?) II, 60. 
Herderus, Herdherus, Hertherus. 
Herderus II, 75. 

Herdherus (vielleicht der ipäter als Rm. 
nachweisbare) I, 24. 
Hertherus I. 25. 
— de Warbolorv I, 87. 
Herman, Hermannus. 
Hermannus I, 122. 

— scultetus I, 117. 

— (Water: Iohannes deRatenov) 1,34. 

— (Mutter: Katerina. Bruder: 

Godeke) I, 65. 
— (Mutter: Kerstina, Kristina de 
Cropelin) I, 43. II, 68. 

— (Mutter: Mechildis) IT, 26. 
Herman (Mutter: Windelgart) I, 33. 
Hermannus Albus, Rm. (bier zuerft 

erwähnt I, 1, 37, 101. II, 13, 
77, 88. 
— de Blisecor I, 23. 
— Crampo II, 67. 
— (de Kesecin II, 44. 
— deLawe, Herman de Lawe, Rm. 
(nadhweisbar feit 1257 Apr. 11; 
vgl. M. U. B. 2, Nr. 793), 1, 8, 14. 

— Longus, 2. (vgl. M. U. B. 2, 
Wr. 1152B ; vgl. auch Hermannus 
Longus sutor 11,52),1,18,31. II,6. 

— Longus sutor (vgl. Hermannus 
Longus. &ohn: Heinricus sco- 
laris) II, 52. 

— de Lubeke, dominus, I, 88. 

— Niger de Threlleburg I, 82. 

— de Norwegia 1, 19. 
Reseinkel (Bruder: 

IL, 49. 

Rose (Gattin: Gertrudis) I, 56. 
de Satov (vielleiht Am. in Krö— 

pelin ; vgl. M.U. B. 2, Nr. 1553. 

Socer: Thedeke) I, 84. 

— Selirhtop, Slichtop, B. 1,31. II,16. 
— de Sleswie, ®., I, 115. 

— Slichtop: ſ. Selichtop. 

— Somercalf II, 23. 


Tidericus) 


42 


Hermannus de Stralesundis, de Sundis 
(als Rm. ficher bezeugt jeit 1262 
Sept. 5; dgl. M. U. 2. 2, 
Mr. 962), I, 54. II, 44. 
— de Tremonia (ald Rm. bezeugt 
1261 ZJuli5; vgl. M. U. 2. 2, 
Nr. 924) II, 28, 86. 
Hertherus: ſ. IHerderus, Herdherus. 
Herwardus Pugil (Sohn: Radolphus, 
II, 8, 76. 
Hildebrandus, Am. (nur bier erwähnt) 
1,1. 87: 
— pater, Conradi Longi' II, 19. 
— Westfalus II, 62. 


Hildegundis, Hilgundis, relicta Rabo- 
donis prope Forum (Sohn: 
Thidericus) II, 83. 

de Hildensem, Iordanus, B., I, 31. 

Hilgundis: ſ. Hildegundis. 

Hilleke I, 21. 

— (Sohn: Nicolaus) II, 80. 


Hynso Friso ESchweſter: pulchra 
pistrix) I, 44. 

Hoburgis, Hoburga II, 43, 61, 
62, 66. 


de Homburg, Reineco, I, 17. 
de Horsenes, de Horsnes, Heinricus, 
I, 31. II, 9. 


I, Y. 


Jacob, Tacobus. 

Jacob, lacobus I, 122. 

lacobus sacerdos (Mutter: Kristina de 
Cropelin. Schweiter: Kerstina. 
Schweſterſohn: Iohannes) II, 68. 

Iacob, lacobus filius Heien I, 63, 
II, 46, 98. 

Tacobus, Jacob filius Wilhelmi I, 12. 

lacobus (Gener: Wulbrandus) 1, 41. 

lermarus piscator I, 46. 

Ylias, Elias Godjar, Elyas Gotdjar 
(vgl. M. U. 2. 2, Nr. 1147) 
I, 109. II, 31, 47, 59. 

Ingrim (Sohn: Iohannes; val. M. U. B.4, 
Nr. 2686: Iohannes filius In- 
grimi und J, 25: Johannes 
filius Engrimmi) II, 71. 

Iohan: j. lohannes. 

Iohanna ancilla I, 114. 

Iohannes, lohan. 

Iohan I, 107. 

Iohannes I, 12. 

— I, 116. 

— 1, 116. 

— 3,131. 
aurifaber,B.(Eohn:Wichmannus) 

i, 831, 55. 
barbode, nuncius consulum II, 
1, 2, 72. 

carnifex (Bruder: Arnoldus) I, 62. 

nuntius consulum : ſ. Johannes 

burbode. 


scolaris I, &8a. 


Johannes scolaris (®ruder: Hartwicus 
bodikarius) I, 88b. 

— stuparius [,10,112. II,7, 7a, 20. 

— (Bater: Ansem) I, 53(?), 98. 

— filius Arnoldi Remen II, 42. 

— filius Engrimmi ıvgl. M. U.B. 4, 
Wr. 2686: Iohannes filius In- 
grimi und II, 71: Iohannes 
filius Ingrim) I, 25. 

— (Bater: Gerart Wesent. Mutter: 
Gertrudis. Geſchwiſter: Ger- 
trudis, Bertrammus) I, 9. 

— puer Heinriei Cani I, 81. 

— filius Ingrim (vol. M.U. 2. 4, 

Nr. 2686: Iohannes filius In- 

grimi und I, 25: Iohannes filius 

Engrimmi. Socer: Albertus) 

II; 71: 

(Bater: Iohannes de Ratenov. 

Bruder: Bodo; dgl. M.U.B.4, 

©. 312) I, 32, 34. 


— (Rater: Rigardus pistor. Ge— 
ihwilter: Rigardus, Ghese) 
IL, 68. 


— filius Seghefridi (wohl der ſeit 
1251 Juli5 als Am. genannte ; 
dgl. M. U. B. 2, Wr. 924) II, 25. 

— (Vater:Symerus, Symon. Bruder: 
Ernestus) I, 24. 

— filius Tiderici Rufi, lohannes 
Rufus (der fpätere Rm.; vgl. 
M. U. B. 4 ©. 323: Rode 5) 
II. 18, 27, 57. 


43 


Iohannes (Bater: Thitmarus de Meide-- Johannes Monachus, Rm. (nahmweisbar 


burg) I, 98. jeit 1252 März 25; vgl. M. U. B.2, 
— domineEiliken (vielleicht identiſch Nr. 686), I, 24. 
mit dem 1252 März 25 genannten — de Nore I, 106. 
m. Johannes Eileke; vgl. — de Österothe, de Österrode, 
M. U. B. 2, Nr. 686. Gattin: de Osterodhe, Rm. (nachweisbar 
Aleydis) II, 79. feit 1252 Mär; 25: loh. de 
— filiusdomine Iutten (wohl identisch Hosterrodhe; vgl. M. U. 2. 2, 
mit dem jeit 1264 März 5 als Nr. 686), I, 4, 31. II, 31. 
Hm. genannten ; vgl. M. U. B. 4, — de Ovesen II, 49. 
Nr. 2685. finder: Heinricus, — Parvus, Km. (vgl. die Be 
Iutte) I, 101. II, 24. zeihnung dominus in I, 49 
— filius domine Tibbeken iuvenis md M. U B. 4, ©. 24. 
II, 29. Schwiegervater: Godefridus, 
— Thibeconis, Am. (nachweisbar jeit Godeco), I. 5, 8, 49. 
1252 März 25; dgl. M.U.B. 2, — de Pattenhusen IT, 96. 
Nr. 686) I, 24. — Preberede II. 15. 
— filius sororis Trepperson II, 23. — de Ratenov, Rn. (nachweisbar jeit 
— filius Wolburgis I, 51. 1257 Apr. 11; vgl. M. U. B. 2, 
— (Stiefvater: Volmarus.Geichwiiter: Nr. 793. Gattin: Berta. Kinder: 
Berta, Walburgis) I, 76. Bodo, lohannes, Loderus, Her- 
— (Stiefvater: Nicolaus Verken) mannus, Heince,Oda, Reineco), 
I, 28. I, 1, 82, 84, 87, 97. 
— (Stiefvater: Rodolphus hotbin- — Ronewiece, B., I, 31. 
dere. Bruder: Nicolaus) I, 37. — de Rosendale I, 77. 
— frater domini Gerlagi, lohannes — Rufus: f. Iohannes filius Tiderici 
(rerlagi,lohannesfrater@erardi Rufi. 
(nachweisbar feit 1257 Apr. 11; — de Rufo Leone I, 63. 
dgl. M.U.B.2, Nr. 793) I,1,4, — Sachtelevent, Sachteleven, ®. 
37, 83. II, 39. (Socer:HeinrieusdeBilrebeke), 
— frater Righardi (vielleiht identiſch I, 4, 31. 
mit dem II, 63 genannten) — Saltwedele, de Soltwedel, 
II, 84. de Soltwedele, B., I, 31, 97. 
— (Mutterbruder: dominus lacobus II, 27. 
sacerdos. Großmutter: Ker- — Sapiens (Todhter: Aleydis. Schwie⸗ 
stina de Üropelin) II, 68. gerſohn: Tabria) I, 90. 
— de Bucowe, Am. (nachweisbar feit — Saremunt (Stieftochter: Mar- 
1257 Apr. 11; vgl. M. U. 2. 2, gareta, Grete) I, 46, 9. 
Nr. 798), I, 24. II, 48. 
— de Butsin, de Butzin II, 43, 61. — de Stathen (wohl der feit 1262 
— Crampo (vgl.M.U.B.4, Nr. 2699 Sept. 5 genannte Rm.; vgl. 
und 3, Nr. 2215) II, 67. M. U. B. 2, Nr. 962) I, 25. 
— Dominiz (vgl. M.1.B. 4, Nr.2673 — de Warendorpe, B. (vgl. audy 
Anm., ©.209) II, 28. M. U. PB. 2, Wr. 1374), I, 31. 
— Grerlagi:.Iohannes frater domini — de Widenbercge I, 109. 
Gerlagi. — de Willershage, B., I, 31. 
— de Guzterov I, 25. — de Zverse, dominus (wohl der 
— de Lussen, ®., 1, 31. fürstliche Vogt; vgl. M. U. B. 4, 


— de Metlere I, 109. S. 8345: v. Schwass 1), I, 24. 


44 


Johannes de Zwerin I], 41. Jutte (Satte: Ludolphus de Luneburg) 
Jon de Buhovet (Sobn : Mattes?) I, 115. I, 39. 
Jordanus de Hildensem, B., I. 31. — (Bater: Johannes, fillus domine 
Ysenart, B., I, 31. Jutten) II, 24. 
K, C. 
cum Calibe, Thidericus, II, 58. Conradus Albus II, 22. 
Calvesoghe, Heinricus, I, 78, 83. — de Bokenem, dominus, ], 73. 
‘Canus. Radolphus, (wohl identisch mit — de Brunswic II, 85. 
Radolphus Grise I, 28) II, 8, 76. — Longus, dominus (Bater: Hilde- 
—, Heinrieus, (wohl identisch mit brandus. Witwe: Aleydis) 
Heinricus Grise II, 3) L, 81. I, 59, 68. II, 19. 
Il, 89. | — de Malechorv I, 82. 
Katerina ($tinder :Hermannus, Godeke) — de Meydeburg, deMeideburg, Rn. 
I, 65. (nachweisbar als Conradus de 
Cerdo, Serdo, Gerardus, I, 5, 31, 52, Magedeburch feit 1257 Apr. 11; 
55, 60, 62, 67, 69, 95. vgl. M. U. B. 2, Nr. 793), 1,1. 57. 
Kerstina, Kristina. — de Molendino, Am. (nahweisbar 
Kristina II, 5. jeit 1257 Apr. 11; vgl. M.U.B.2, 
Kerstina (®ater: Elradus) I, 108. Nr. 793. Bruder: Lutbertus, 
— (Mutter: Kerstina de Cropelin. canonicus Butzowensis), I, 48. 
Bruder:lohannes, Herbordus?, — Monachus I, 113. II, 65. 
Hermannus?) II, 68. — deRude, Rudhen, de Ruthen, Rm. 
— Kristina de Cropelin. ($linder: (nachweisbar al& Conradus de 
Hermanns, lacobus sacerdos, Rodhen jeit 1252 März 25; 
Kerstina, Herbordus?, Her- vgl. M. U. B. 2, Nr. 685. Bruder: 
mannus?) I, 43. II, 68. Frethericus), I, 18, 24, 31, 104. 
‚de Kescin, Ilermannus, II, 44. Copperslach. Herbordus, II, 4. 
—, Rotgher, 1, 53. de Cosfelde, Andreas, I, 1,37. II, 96. 
.de Cervo, Heinricus, l, 111, 120. —, Gertrudis, I, 75. 
Il, 28, 41. Crachto, B., I, 31. 
apud Cimiterium, Syfridus, I, 31. Crampo, lohannes, II, 67. 
de Citlemome, Heinricus, II, 36. —, Hermannus, II, 67. 
Clavus TI, 116. Creyhane, Nicolaus, I, 41. 
Collen, Heinricus, I, 64. > Kristina: j. Kerstina. 
Colner, Hence, II, 4, 90. de Cropelin, Bernardus, I,29,75. II, 64. 
Collo, Hence, Il, 90. —, Boldewinus, II, 37. 
.de Colonia, Arnoldus, II, 14. —, Harwicus, I, 81a. 
—, Bruno, I, 24. —, Hence, I, 14. 
Conradus I, 36. —, Kerstina, I, 43. II, 68. 
— camifex (Sohn: Arnoldus) II, 78. —, Wedigo, II, 86. 


— socer Hartmanni de Nicopig1,66. Kule, Wernerus, I, 15. 


L. 
in platea Lagestrate, Radolphns, I, 122. de Lawe, Arnoldus pistor, I, 14. 
Lammeke (vgl. Lambertus filius Rot- — Hence de Palude, I, 100. 
gheri, M. U. B. 2, Nr. 1141. — Hermannus, I, 8, 14. 


Water: Rotsher de Kescin) Lemmeke II, 82. 
I, 58. de Lippia. Ecbertus, I, 97. 


45 


Loderus (Bater: Iohannes de Ratenov) Ludolphus de Luneburg (wohl der jeit 


I, 34. 1252 März 25 nahmweisbare An. ; 
Lodewicus cupripereussor I, 61. vol. M. U. B. 2, Nr. 686. 
Longus, Conradus, I, 59, 68. II, 19. Gattin: Iutte. Cohn: Ludeco. 

—, Ecgehardns, I, 121. I, 89. 11, 82. 
—, Heinricus, I, 31. Lud!...) Monachus I. 120. 
—, Hermannnus, I, 18, 31. II, 6. Ludolphus de Plone II, 6. 12. 
—, Hermannus sutor, II, 52. — deZwerstorpe (Gener:Ecbertus ?) 
— Richardus, II, 8. Il, 87. 
de Lu...,Heinricus (vgl.deLuneburg, deLuneburg, Heinricus gladiator (vgl. 

Heinricus gladiator) II, 11. Eeinricus de Lu...) II, 96. 
de Lubeke, Folzeco, I, 60. —, Ludolphus, 1, 39. II, 32. 
Ludekinnus, Ludeco, Ludolfus, Ludol- Luscus, Wulfardus (vgl. Wulbrandus 

phus. Monoeulus ?) I, 45. 

Ludeco II, 40. de Lussen, lohannes, I, 31. 

Ludolphus Il, 57. Lutbertus, Rm., Kämmerer (bier zuerit 
— II, 87. erwähnt), II, 96. 

Ludekinus, B., I, 31. —, 8,1, 31. 

Ludolfus, 3., I, 31. — canonieus Butzowensis (vol. 

Ludeco, bodiker I, 88. M.U. 8.4 S. 265: Lübbert 1. 

Ludolphus faber (Sohn: Marquardus) PBruder: Conradus de Molen- 

Il, 69. dino) I, 48. 

Ludeco, filius Ludolphi de Luneburg —, qui est indomo lohannis, fratris 

II, 32. domini Gerlagi, II, 39. 

M. 
Machorius, ®., I, 31. Mechildis (&atte: Godeco de Revele) 
de Malechov, Conradus, ], 82. I, 58. 
—, Heinricus, I, 82. —, Mette, filia domini Ernesti Ge— 
—, Rodigger, I, 82. ichwifter :Tidemannus,Alheidis) 
Margareta, Grete. I. 55. II. 29. 
Margareta (Gatte: Elerus faber) II, 74. Mechildis (Water: Heinricus domine 
— Gerllagi) de Parkentin (Gatte: Windelen) II, 75. 
GerllagusjdeParkentin. Kinder: — (Sohn: Hermannus) II, 26. 
Albertus, Elsebe) I, 42. . — (Kinder eriter Ehe: Alburgis und 
— (Bater:ArnoldusReme.Geihmifter: ...) I, 102. 
Gertrudis, Iohannes) II, 42. Meineke, dominus (wohl der im. 
— (Bater: Nicolaus Verken) I, 28. Meinricus I. 8) I, 106. 
— filia Franconis I, 69. Meinekinus sutor ($attin : Gertrudis) 
—, Grete privigna Iohannis Sare- I, 56a. 

munt, I, 92. II, 48. Meineco II, 37. 
de Marlov, Heinricus, I, 46, 74. — pilleator (vgl. M. U. B. 4, Wr.2598: 
Marquardus II, I. Meynardus pilleator?) II, 45. 

— IL 22. Meinerus (®ruder: Hardoldus) I, 13. 

—, filius Ludolphi fabri II, 69. Meinrieus, Rm. (nachweisbar feit 1257 
Mattes (Bater: Ion?) I, 115. Apr. 11; vgl. M.U.B.2,Nr. 793; 
Mechildis, Mette. vgl. auch Meineke I, 106 und 
Mechildis Gatte: Arnoldus aurifaber) Menzo? 1, 24) I, 8. 


IL, 91. — in Nova Civitate II, 58. 


46 


Menzo (vol. Meineke I, 106 
Meinricus I, 8?) I, 24. 
de Metlere, Iohannes, I, 109. 
—, Heinricus. I, 109. 
Mette: f. Mechildis. 
deMeydeburg.de Meideburg.Conradus, 
I, 1, 37. 
— Thitmarus, I, 98. 
Michahel(Bater:Gerardus Flamingus?) 
I, 35. 
de Mola, Heidenricus, I, 11. 
de Molendino, Conradus, 1, 48. 
—, Heitheke, I, 118. 


und 


de Nestwede, Bernardus, II, 93. 
de Nikez, Reimarus, I, 28. 
—, Willer, I, 65. 
Nicolaus |, 5. 
— 1], 12. 
— I, 79. 
— I, 106. 
— carnifex, dominus (vꝗl. M. U.B.2, 
Wr. 942), II, 84. 
— molendinarius (Tochter: Ghese?) 
II, 60. 
— (Bater:Gerardus Flamingus) 1,35. 
— , filius Hilleken II, 80. 
— (Ettefvater:Rodolphushotbindere. 
Bruder: Tohannes) I, 37. 
— (Bruder: Heinricus de Siwan) 
I, 95. 
— de Blisecowe II, 80. 


de Molendino, Reinwardus. I, 1, 91. 
Monachus, Conradus, I, 113. II, 65. 
—, (Grermundus. II, 23. 
—, Johannes. ], 24. 
—, Lud|...], I, 120. 
—, Tidemannus, II, 65. 
de Monasterio.Gotscalcus Buddo, II, Ss. 
Monoculus, Wulbernus ?. II, 81. 
—, Wulbrandus (wohl identisch mit 
dem Vorigen; vgl. auch Luscus) 
I, 80. 
de Monstere, Heinricus, I, 31. 
de Monte, Heinricus, I, 94. 


Nicolaus Creyhane I], 41. 
— Verken I, 28. 
de Nicopig, Hartmannus, I, 66. 
—, Hartwicus (vielleicht identisch mit 
dem Worigen ?) I, 117. 
de Nienkerken, Arnoldus, II, 14. 
Niger, Bernardus, I, 24. 
—, Vollandus, II, 80. 
—, Hermannus Niger de Threlle- 
burg I, 82. 
—, Rotgherus, Rotgher, I, 1, 56. 
de Nora, Albertus, I, 70. IL, 35. 
de Nore, Iohannes. I, 106. 
rex Norwegie (nah M.U.B. 4, ©. 293: 
Hakon V.) I, 106. 
de Norwegia, Hermannus., I, 19. 
in Nova Civitate, Ambrosius, II, 88. 
—, Meinricus, II, 53. 


Oda (®ater: Iohannes de Ratenov; Ome, Heinricus, I, 31. 


vol. M. U. B. 2, Nr. 938) I, 34. 
Oder I], 79. 
de Oldenhof, Heinricus, Il, 25. 
Olricus sutor II, 383. 
— Godjar II, 47, 59. 


Pa I, 18. II, 37. 


de Palude, Hence de Palude de Lawe 


I, 100. 
Pape, Hence, I, 80. II, 81. 
de Parkentin, Gerlagus. I, 4, 42. 
—, Margareta Gerlagi, I, 42. 


Ortwinus (®attin: Gertrudis) II, 34. 

de Österothe, de Österrode, de Öster- 
rodhe, Iohannes, I, 4,31. II, 31. 

de Overmasne, illi, I, 74. 

de Övesen, lohannes, II. 49. 


Parvus, Godescaleus, II, 87. 
—, Herbordus, II, 60. 
—, Iohannes, I, 5, 8, 49. 
—, Reinoldus, I, 8. 
—, Rotgherus, I, 24. 
de Pattenhusen, Iohannes, II, 96. 


Petrus I, 12. 
— I, 9. 
—, 8.1, 31. 
— (Bater:GerardusFlamingus?)1,35. 
— (&ohn: Heinricus) TI, 36. 
— Albus (wohl der feit 1262 nach— 
weisbare Rm.: M. U. B. 2, 
Nr. 954) I, 121. 
apud sanctum Petrum, Heinricus 
de Dannenberg, II, 89. 
de Platea Cosfeldi, Folmarus, I, 51, 52. 
—, Thidericus, I, 76. 
de Plone, Bernardus, I, 104. II, 29, 55. 
— , Heinricus, II, 55. 


R. de Semelor I, 16. 

Rabodo prope Forum (®ittwe: Hilde- 
gundis. Sohn:Thidericus)Il,83. 

Radolfus, Radolphus. 

Radolfus, 3., 1, 31. 

Radolphus aurifaber I, 54, 103. II, 44. 
—, puer Herwardi Pugilis, II, 8, 76. 
— Canus(wohlidentiih mitRadolphus 

Grise I, 28) Il, 8, 76. 
— Grise(wohlidentiic mit Radolphus 
Canus II, 8, 76) I, 23. 
— in platea Lagestrate I, 122. 
Radolfus de Zwerzdorpe, B. (als Am. 
nachweisbar jeit 1262 Sept. 5; 
dgl. M. U. B. 2, Nr. 962) L,31. 

de Ratenov, Beiıta, vidua Ratenov 
Il. 50, &6. 

—., Johannes, I, 1, 32, 34, 37, 97. 
Reimarus de Nikez I, 28. 
Reimbertus, Rm. (nahweisbar jeit 1252 

März25; vgl. M.U. B.2, Nr. 686. 
Socer: Thetmarus) I, 56, 81a. 

Reineco (®ater: Johannes de Ratenov) 
I, 84. 

— de Homburg (wohl der mehrfah 
erwähnte Ritter KReynerus, 
Reinerus de Hammenbure, 
Hambürch, Homburg (vgl. 
M. U. 8. 4, ©. 195) 1, 17. 

Reinerus I, 28, Anm. 

Reinoldus gherewere (Wittwe :Wilseth) 
1.77, 

— Parvus ], 8. 


47 


de Plone, Ludolphus, II, 6, 12. 

Ploys, Henricus, Heinricus, I, 24,49. 

Plotsic, Heinric, 1, 106. 

de Polechov, Heinricus, I, 7. 

de Pomerio, Engelbertus, T,4 ‚31. II, 54. 

—, de Pomario, Wilhelmus, Willi- 

kinus, I, 4, 31. II, 30. 54. 

Preberede, Iohannes, II, 15. 

Pruceman, Heinrieus oder Tide- 
mannus? II, 92. 

Pugil, Herwardus, II, 8,76. 

pulchra pistrix (Bruder: Hynso Friso) 
L, 4. I, 2. 

de Puteo, Wernerus, II, 58. 


Reinwardus, Rm. (wohl identiſch mit 
Reinwardus de Molendino),1,37. 
—, B. (vgl. Reinwardus de Molen- 
dino?) I, 31. 
— de Molendino, Rm. (nabmweisbar 
jeit 1257 Apr. 11; vgl. M. U. 8.2, 
Wr. 793; vgl. auch Reinwardus), 
I. I, 91. 

de Rekelinhusen, de Reckelinchusen, 
Godefridus, I, 30. II, 81. 

Reme, Arnoldus, II, 42. 

—, Heinricus, II, 12. 

de Rensowe, Arnoldus, II, 36. 

Rescinkel, Hermannus, II, 49. 

Retor de Dannenberg, Heinricus (vgl. 
de Dannenberg und de Dannen- 
berghe) I, 101. 

de Revele, Godeco, I, 58. 

Richardus, Rigardus. 

Richardus, Rigardus pistor (Slinder: 
Johannes, Rigardus,Gerthrudis 
oder Ghese; vol. M. U. 8. 2, 
Nr. 948) I, 72. II, 63. 

Richardus Longus II, 3. 

Rigardus pistor, Richardus ($inder: 
Johannes, Rigardus, Gertrudis 
oder Ghese (vgl. M. U. B. 2 
Nr. 943) I, 72. II, 68. 

Rigardus, Righardus (Bater: Rigardus, 
pistor. Geſchwiſter: Iohannes, 
Ghese) II, 63, 84. 

Rigardus de Sterrenberghe I, 20, 47. 

de Ripen, Heinricus, I, 81. 


48 


Ritzeke, B., I, 31. 
Rodigger de Malechov I, 22. 
Rodolfus, Rodolphus. 
Rodolphus hotbindere (Ztieflöhne: 
lohannes, Nicolaus) I, 37. 
Rodolfus pellifex 1, 21. 
Rodolphus de Stendale II, 7. 
de Roghen, Albertus, I, 9. 
Rolant I, 88e. 
Ronewic, lohannes, I, 31. 
Roseko I. 88. 
de Rosendale, lohannes, I, 77. 
Rotdzer aurifaber I, 99. 
Rotgher, Rotgherus (vol. aud Rut- 
gherus). 
Rutgherus (vgl. M. U. B. 3, Wer. 1676, 
Anm.?) Il, 60, 
—, m. (nachwe.sbar ſeit 1252 
März 35; vol. M. U. B. 2, 
Nr. 686), I, 37. 
Rotgher de Kescin, dominus (Söhne: 
Hence, Lammeke ;vgl.M. U. B. 
4, £.242: v. Kessin 1), I, 53. 


Sachteleven, Sachtelevent, Bernardus, 
II, 38. 
—, Johannes, I, 4, 31. 
Salomon I, 80 (vgl. I, 31?). 
—, 8.1, 31. 
de Saltwedele, de Soltwedel, de Solt- 
wedele, Iohannes, 1,31, 97. 11,27. 
de Sandov, Heinriens, Hence 1,85. 11,85. 
Sapiens, Heinricus, 1, 29. 
Saremunt, Johannes, I, 46, 92. II, 48. 
de Satov, Hermannus, I, 84. 
Sclichtop, Slichtop, Hermannus, I, 31. 
Il, 16. 
Seghefridus, Am. (Amtszeit unbefannt. 
Zohn: Johannes) II, 25. 
de Semelov, Bernardus, I, 4. II, 14. 
—, Heinricus, I, 16. 
—, R., I, 16. 
Serdo: f. Cerdo. 
Siboldus Friso (Sohn: Bruno) I, 117. 
Sicke, Sieco, Am. (nur bier erwähnt) 
IJ, 1. II. 45. 
Syfridus apud Cimiterium, B., I. 31. 
Sifridus de Helmstede I, 8. 


Rotgherus, Rotgher Niger, Im. (bier 
zuerjt nachweisbar) I, 1, 56. 

Rotgherus Parvus (jeit 1261 Juli 5 
Jicher ald Rm. nachweisbar; vol. 
M. U. B. 2, Nr. 924; vielleiht 
identisch mit dem Schon 1252 
März 25 genannten Rotgherus; 
vgl. ibid. Nr. 6%. Zohn: 
Everardus) I, 24. 

de Rothen, Albertus, I, 27. 

de Rozstok, G|erardus], dominus (wohl 
der oft begegnende Nitter des 
Fürſten von Roſtock; vgl. M. U.B. 
4, ©. 333) II, 97. 

de Rude, de Rudhen, de Rnthen, Con- 
radus, I, 18, 24, 31, 104. 

de Rufo Leone, Johannes, T, 63. 

Ruffus, Rufus, [ohannes, II, 18, 27, 57. 

—, Theodericus, Thidericus, I, 24, 
86. 11, 2, 18. 
—, Thitmarus, I, 61. 
de Ruthen: f. de Rude. 
Rutgherus II, 23. 


II, 28. 


Symerns, Symon, Im. (nachweisbar feit 


1252 März 25: vg. M. U. B. 2, 
Nr. 686. Gattin: Ghertrudis 
oder Ghese. Kinder: Ernestus, 
Elisabeth. Bruder: Ernestus), 
I, 1, 24, 37, 45, 52, 55, 60, 62, 
86, 96, 104, 110. II, 14, 21. 

de Siwan, Heinricus, I, 95. 

—, Hence, Il, 50, 56. 
—, ... II, 56. 

de Sleswiec, Hermannus, I, 115. 

Slichtinc, Hence, II, 35. 

Slichtop: ſ. Sclichtop. 

Snithewint(Schwefter:Aleydis)II,46,58. 

do Soltwedel, de Soltwedele: ſ. 
de Saltwedele. 

Somer, Willikinus, II, 20. 

Somercalf, Hermannus, II, 23. 

Somersche (Socer: Ansem) II, 69. 

de Stathen, Iohannes (vielleicht der feit 
1262 Sept. 5 als Am. nachweis— 
bare) I, 25. 

Stedinc, Hence, II, 20. 

de Stendale, Rodolphus, II, 7. 


Steneken, Heinricus, I, 78, 83. 

de Sterrenberghe, Rigardus, I, 20, 47. 

de Stralesundis, de Sundis, 
mannus, I, 54. II, 44. 

de Subbecin, de Su+eein, Thidericus, 
I, 113. II, 15, 65, 92. 


Tabria (vielleicht der 1257 Apr. 11 ge— 
nannte Albertus Thaberia; vgl. 
M. U. B. 2, Nr. 793. Gattin: 
Aleydis, Aleke. Schwiegervater: 
Johannes Sapiens) I, 90. II, 94. 
Take, filius Thruwels, de Buhovet 
(Sohn: Thruls? Bruder: Ion) 
I, 115. 
Tale (Bruder: Helmicus) I, 62. 
Thedeke socer Hermanni de Sator 
I, 3. 
Theodericus, Thidericus, Tidericus, 
Thideric. 
Thidericus I, 79. 
— I, 116. 
— II, 25. 
—, Am. (vgl. Thidericus Rufus?), 
J. 67. 
Theodericus, B., I, 31. 
—, 3. (Bruder: Arnoldus) I, 31. 

— bodecarius, B., I, 31. 
Thidericus scriptor II, 
I, 120, Anm. 

— (Gattin: Hadewigis) II, 70. 
—, filius Hildegundis relicte Rabo- 
donis prope Forum II, 88. 
Tidericus, frater Hermanni Rescinkel, 
IL, 49. 
Thidericus, privignusdominiFolzekini 
Tunneke, II, 29. 
— cum Calibe II, 58. 
— de Vresendorpe II, 82. 
— in Platea Cosfeldi I, 76. 
— , Tideriecus Rufus, Theodoricus 
Ruffus, Rm. (nahmeisbar ſeit 
1252 März 25; vol. M. U. B. 2, 
Mr. 686. Sohn: Iohannes) 
I, 24, 86. II, 2, 18. 


64; dal. 


Her- 


49 


Subbecin (vgl. Thidericus de Subbecin) 
I, 69. II, 23. 

de Sundis: ſ. de Stralesundis. 

Swederus faber II, 73. 

Swineburg, Godl[efridus), I, 1. 


Thidericus de Subeein, de Subbeein 


(fpäter Am.) 1,113. II, 15,65, 92. 
Thiderice Winnepennig I, 3. 
Thetmarus domini Reimberti (vgl. 

Thitmarus, Nm.) I, 81a. 
Thetwardus I, 6. 

— faber equorum II, 89. 
18:15 
Tibbeke (Sohn: Iohannes filius domine 

Tibbeken iuvenis) II, 29. 
Thibeconis, Iohannes, I, 24. 
Thideric, Thidericus, Tidericus: ſ. 

Theodericus. 

Tilse IL, 5. 
Tymmo, dominus, I, 45. 
Thitmarus, Am. (nadhmeisbar jeit 1252 

März 25; vol. M. U. 2. 2, 

Mr. 686) I, 56. 

— de Meideburg I, 98. 
— Rufus I, 61. II, 28. 
Thomas II, 40, 
Thorghe I, 107. 
de Traiecto, Heinricus, II, 39, 41. 
de Trebeses, Goscalcus, II, 31. 
de Threlleburg, Hermannus Niger, 

I, 82. 
de Tremonia, Hermannus, II, 23, 86. 
Trepperson, Iohannes filius sororis 

Trepperson II, 23. 

Thruls (®ater: Take?) I, 115. 
Thruvils I, 107. 
Thruwels (Sohn: Take?) I, 115. 
Tunneke, Folzekinus, II, 29. 
de Tzerwist, Heinricus, I, 100. 
Tidemannus piscator II, 9. 

— (Vater: Ernestus) I, 55. 

— Monachus II. 65. 

— Pruceman? II, 92 Anm. 


V: Siebe F. 


50 


Walburgis (Stiefvater: Volmarus. Willikinus (®ater: Wilhelmus de 


Geſchwiſter: Berta, Iohannes) 
I, 76. 

de Warbolov, Hertherus, I, 87. 

de Warendorpe, de Warenthorpe, 
Bruno, 1, 27. 

—, Godeco, I, 59. 

—, Iohannes, T, 31. 
de Wartistorp, Frethericus, II, 36. 
Wedigo de Cropelin II, 86. 
Wermboldus penesticus Il, 72. 
de Wernemunde, Heinricus, I, 25. 
Wernerus, B. (Bruder: Bertoldus; vgl. 

M. U. B.4 ©. 384; vielleicht 
identisch mit dem IL,7 genannten), 
J. 31. 

— ESchwiegervater: Willikinus. Viel— 
leicht identiſch mit dem 1,31 ge— 
nannten?; vgl. M. U. B. 4, 
©. 384) II, 7. 

— Kule IL, 15. 

— de Puteo II, 58. 

Wesent, Gerart, I, 9. 

Westfalus, Hildebrandus, Il, 62. 

Wezcelus (Mutter: Gerthrudis) II, 
17, 178, 

Wieboldus 1, 38. 

—, dominus, II, 16. 

Wichmannus campsor Il, 4, 90. 

— (Rater: Iohannes aurifaber) I, 55. 
de Widenberege, lohannes, I, 109. 
Widig I, 11. 

Wigardus laneus textor (wohl identifch 
mit Wichardus Wullenwever 
vinitor, gener Bertrami cau- 
ponis; dgl. M.U.B.2,Nr. 1377) 
[, 98. 

Wilhelmus, Willikinus. 

Wilhelmus laterım rector, magister 
(wohl identiih mit Willikinus 
magister laterum ; vgl. M. U. B. 
3, Nr. 1992), I, 22. 


Pomerio. Geſchwiſter: Gher- 
trudis, Gerlagus) II, 54. 

Wilhelmus (Sohn: Iacobus) I, 12. 

Willikinus(Schwiegerjobhn: Werner)11,7. 

Wilhelmus, Willikinus de Pomerio, 
de Pomario, Rm. (bier zuerit 
erwähnt. Kinder: Willikinus, 
Ghertrudis, Gerlagus. Bruder: 
Engelbertus dePomerio) I, 4,31. 
II, 30, 54. 

Willikinus Somer II, 20. 

Willer de Nikez I, 65. 

de Willershage, Iohannes, I, 31. 

Willikinus: j. Wilhelmus. 

Wilseth,viduaReinoldi gherewere, 1.77. 

Windela, Windelburgis. 

Windelburgis (Gatte: Arnoldus de 
Lawe) I, 14. 

— (Gatte: Bernardus de Plone) 11,55. 

Windela, Windelburgis (Gatte: Hein- 
ricus domine Windelen) 11, 75. 

Windelgart ($inder: Albertus. Hein- 
ricus, Herman, Aleit) I, 33. 

Windelmodis Il, 82. 

Winnepennig, Thideric, 1, 3. 

Wittenburg (mohl Heinricus deWitten- 
burg) 1, 79. 

deWittenburg,deWitteburg,deWitten- 
borh. Heinricus, I, 1, 5, 37, 64. 

de Witzkocke, Hence, 11, 59. 

Woll ... L 119. 

Wolburgis (Sohn: Iohannes) I, 51. 

Wulbernus [?),Wulbrandus Monoculus 
(vgl. Wulfardus Luscus? Sohn: 
Hence Pape) I, 30. U, 31. 

Wulbrandus gener Jacobi I, 41. 

Wulbrandus, Wulbernus ?) Monoculus 
(vgl. Wulfardus Luscus?. Sohn: 
Hence Pape) I, 30. II, 81. 

Wulfardus Luscus (vgl. Wulbernus ? 
Wulbrandus Monoculus) I, &. 


Y: ſiehe I. 
zZ. 


Zabel 1, 80. 
de Zverse, Iohannes, I, 24. 
de Zwerin, Johannes, I, 41. 


de Zwerzdorpe, de Zwerstorpe, Ludol- 
phus, Il, 87. 
—, Radolphus, I, 31. 


D. WVörterverzeichnip. 


absolutus: ſ. dimittere. 

aceipere: faufen II, 73. stehlen, 
wegrıehmen I,105,107. a. conductum 
(de hereditate) Miethe empfangen 
I, 38. 

acta mit folg. Zeitangabe I, 121. a. sunt 
hec ebenſo I, 1, 55, 75. hec a. sunt 
coram consulibus I, 66. 

actum mit folg. Zeitangabe 1,62, 82, 84. 
II, 6, 14, 40, 64, 65, 69, 70, 76, 98. 
hoc a. est coram consulibus I, 21. 

adiacere: cum tabernis adiacentibus 
I, 5. I. 75. 

adimplere defectum: das Fehlende 
hinzufügen II, 90. a. quicquid deest: 
ebenio II, 89. 

admittere: zulajfen, geitatten II, 55. 

advenire alicui: zufallen II, 54. 

affines: Verſchwägerte: cognati et a. 
I, 24. 

agere: handeln, thun I, 24. verhandeln: 
ſ. acta, actum. a. secundum iura 
eivitatis: nah Stadtrecht verfahren 
IT, 70. 

amici: Blutöfreunde: cum amiecis: 
mit Zuftimmung der Blutsfreunde I, 2. 
amicorum concilio I, 24. amicorum 
recordari II, 75. 

amittere: verlieren 1,106. a. debitum 
totalem ], 38. 

amor: amore Dei erogare: um Gottes 
willen II, 75. 

amplius: weiter, länger I, 102. nun- 
quam a.: niemalö mehr I, 122. 


benigne: bereitwillig I, 24. 

bodecarius, bodikarius, bodiker: 
Böttcher I, 31, 62, 8, 111. Bol. 
doleator. 

bona: Bermögen I, 35, 
II, 17, 34. b. omnia I], 58. 


37, 94. 
EL, 


A. 


ancilla: Magd I, 114. 

angulus: Edbaus 1, 34, 64. 
finalis domus. 

annuatim:jährlic I,63. II, 1,75, 81. 

annona: Getreide II, 97. 

annus: inintegro anno II, 93. infra 
annum et diem II, 10. fideiubere 
annum et diem I, 74. II, 72, 73. 
promittere annum et diem II, 7. 
promittere annum et diem supplere 
defeetum I, 25. promittere waran- 
diam annum et diem II, 59. pro 
warandia anno et die promittere 
Il, 22. anni discrecionis: nad 
vollendetem 18. Lebensjahre (Bault, 
Abhandlungen III, ©. 195) II, 49. 

apotekarius: Öewürzfrämer I, 114. 

arbitrari: vermwillfüren I, 38, 99. 

area: Grundſtück, Worth, Hausftätte 
I, 110. II, 10, 27, 69, 95. census 
aree: Grundzins, Worthzins I, 63. 
II, 45. 

argentum II, 9. 

arma: Rüſtung, Harnifche T, 24. 

ascendere domum: auf's Rathhaus 
gehen I, 89. 

assequi: bona sunt in iudicio 
assecuta totaliter: im Gericht zu— 
erfannt werden II, 44. 

assignare: vermaden I, 17, 24, 110. 
II, 19, 66, 75. überweilen II, 55, 67. 
auflafien II, 69. 

aurifaber: Goldſchmied I, 31, 54, 
55, 103. II, 44, 91. 


Bol. 


54, 74. b. plenaria II, 74. b. uni- 

versa I, 67, 73. Il, 68 78. 

Immobilien II, 42, 4. Bewegq-— 

lihes Vermögen I, 89,102. II, 18,80. 

Geldſumme, Geld I, 16, 19, 87, 104, 

109. II, 49. Waaren I, 106. 11, 70. 
4* 


52 


braxatoria vasa: Braugefäße L 56a. 
burbode: Gtadtbote II, 2, 72. Bal. 


b. eivitatis: Eigenthum der Stadt 
I, 122. b. propria: Vermögen des 


einen Ehegatten (im Gegenjat zu dem nuncius. 
gemeinfchaftlichen) II, 24. butyrum: Butter I, 97. 
c. 
campsor: (eldwedsler II, 3, 4, 51, II, 63, 94. extra civitatem I, 22. 


89, 90. 

canonicus: Domherr I, 48. 

capitare: fangen (Du Cange: capere, 
apprehendere) I, 115. 

carcerarius: $efängnikwärter 1, 9. 

carnifex: Knochenhauer I, 60, 62, 81. 
II, 62, 78, 84. 

carpentarius: Zimmermann I, 57, 
119 [?]. 

casei: Käſe J, 97. 

cassare: für ungültig erflären: post 
reditum cassantur prescripta (in Ver⸗ 
fügungen, die Jemand fir den Fall 
trifft, daß er auf einer Reife ſtirbt) 
11, 75, 78. 

castus: castam sine viro permanere: 
ſich nicht wieder verheirathen I, 64. 

causa: Gtreitfall I, 84. 

caute recedere: unertappt davon— 
fonımen I, 107. 

cedere: zufallen I, 90. c. iure II, 24. 

cellarium: Keller II, 98. 

census: solvere ad censum II, 66. 
c. aree: Örundzins, Worthzins I, 63. 
II. 45. 

cera: Wachs (bei Verpfändung von 
Grunditüden für eine beſtimmte 
Menge) IL, 8. IL 6, 27. 

certitudo: Sicherheit: iurare certi- 
tidinem, que dieitur orpheide I, 122. 

cessare de parte sua totaliter: ver— 
sichten I, 32. 

cimiterium: Kirchhof I, 31. II, 55. 
Bol. Topographie Roftods. 

civilia iura: Stadtrecht 1,24. II, 32,83. 

ceivilitas: Bürgerredt I, 31. sub 
civilitate promittere: bei Verluft des 
Bürgerredts I, 3. 

civis: Bürger: c. Lubicensis I, 78, 83. 

civitas: Stadt I,89. II, 91. in civi- 
tate Rozstok II, 42. in civitate 
(Gegenſatz: extra civitatem) I, 22, 34. 


II, 63, 94. civitatem exire: aus der 
Stadt verbannt werden I, 99. bona 
eivitatis: das Eigenthum der Stadt 
I, 122. iura civitatis: Stadtredt 
Il, 70. ponere aliquid in usus 
eivitatis II, 9. 

clensmet, clensmeth: Kleinſchmied, 
Schloſſer I, 19, 36, 112. 

claustrum: Kloſter II, 61. 

cocliarıa: Löffel L, 39, 

coko: Rogge IL, 106. 

collecta paschalis: die dom Landes: 
herrn um Dftern erhobene Orbör I, 29. 
Bal. peticio. 

commanere alicui: 
Jemandes bleiben IL, 61. 

committere: anvertrauen I], 77. 

commorari: ſich aufbalten II, 74. 

communicare: communiciren I, 89. 

commutare aliquid ad: umtaufchen 
gegen II, 62. 

comparare: aufbringen I, 52. er: 
werben I, 57. 

comparere: erideinen I, 71. 

complanare se cum aliquo: fid 
mit Jemandem vergleichen I, 66, 69, &4- 
II, 29, 76, 83, 94. c. cum aliquo: 
ebenfo IL, 67. 

componere cumaliquo aliquid: ſich 
damit an deilen Unternehmung be 
theiligen I, 87. c. se totaliter: ſich 
gänzlich vergleichen I, 116. 

concambium: Tauſch II, 90, 91. 

concilium: f. consilium. 

conceivis: Mitbürger I, 115. in publico 
coram concivibus nostris I, 99. 

concordare se cum aliquo: fid 
einigen I, 24. II, 83. 

condere testamentum suum: fein 
Zeitament abfajlen IL, 75. 

condicio: Bedingung: tali condicione 
Il, 55. tali mediante condicione 


im Beſitz 


I, 50, 64, 75, 77, 82. sine omni 
condicione I], 42. 

conductus: Miethe: accipere con- 
ductum ], 38. levare conductum 
II, 21, 64. levare de conductu II, 64. 
de conductudomusreciperedebitum: 
aus der Miethe befriedigt werden I, 23. 
pro conductu dare II, 81. 82. pro 
conductu exhibere I, 10. pro con- 
ductu persolvere I, 50. pro con- 
ductu solvere I, 82. 

conferre: übertragen, zugeitehen I, 24. 
II, 17a, 24, 68, 79. 

confirmatio: Beltätigung I, 60. 

cognati: Blutsverwandte: c. etaffines 


I, 24. 

conseribere: niederichreiben (in's 
Stadtbub): hec verba conseribi 
facere I, 89. 


conservare iusticiam civitatis: die 
bürgerlichen Pflichten (Schoß, Wadt- 
dienft u. }. mw.) erfüllen I, 31. 

consilium: concilio (= consilio) 
amicorum: nad Berathung mit den 
Blutöfreunden I, 24. de consilio 
alicuius II, 75. 

consilium: Rath I, 117. consilio 
presidentes: die Mitglieder fitenden 
Raths I, 55, 60. II, 2. consules 
tuncconsilio presidentes :ebenfoII,62. 

constare: befannt fein I, 23. koſten 
II, 64. 

constitutuscoram consulibus 11,79. 
c. in presentia consulum II, 18. 
e. in egritudine 11,63. c. in morte 
I, 110. 

eonsul: Rathmann I, 13, 26, 29, 77, 
89, 97, 102. II, 1, 38, 62. consules 


dampnum: Schaden II, 41. 

dapifer: Trudjieß I, 97. 

dare: vergaben I, 14. (Geld) geben 
I, 26, 29, 32, 33, 35, 38, 41, 52, 65, 
69, 72, 73, 85, 91, 96, 97, 104, 110, 
117, 119. 11, 8, 60, 61, 62, 64, 68, 
74, 75, 76, 81, 82, 85, 87, 88. geben 


53 


I, 93, 108. propter Deum d. I, 58. 


eolidum pacis d. I, 56, 56a, 57, 60. 


tunc consilio presidentes: der fißende 
Rath II, 62. coram consulibus I, 
3, 9, 12, 27, 66, 95, 99, 122. II,65. 
hoc actum est coram consulibus I, 21. 
coram universitate consulum I, 24. 
in presencia consulum I, 2, 7, 11, 
15, 30, 33, 35, 37, 38, 39, 41, 45, 34, 
108. II, 17, 18, 19, 22, 69, 96. pre- 
sentibus consulibus I, 67, 76. hoc 
presentibus consulibus est pro- 
missum I, 36. hec constant con- 
sulibus I, 23. hoc notum est con- 
sulibus I, 18, 20, 59, 79. consules 
testantur I, 98. testes sunt consules 
universi I, 24, 69.  presentare 
aliquem consulibus I, 121. 

contiguus: angrenzend I, 24. 

continere II, 68. gl. obtinere. 

contingere: gehören I, 39. II, 31, 32. 
hereditas pueros contingens 1, 15. 

contingit: es gelingt, ereignet fich 
IL, 55. 

contradictio: sine contradictione: 
untiderruflih I, 94. II, 8, 60. 

conventus: Sloiterconvent, Kloſter 
I, 19. II, 61. 

corpus: pro egestate corporis II, 83. 
pre necessitate corporis 1, 77. 11, 63. 

ceuleitra: Matratze, Unterbett I, 89. 
II, 74. 

culpam dare alicui de aliqua re: 
Schuld geben I, 116. 

cupripereussor: $upferihläger IL, 
47,61. gl. Copperslach? LI, 4. 

cuprum: Kupfer II, 38. 

curia: Hofplatz I,4, 111. c. ad domum 
Il, 44. 

cussinus: Kiſſen II, 74. 


beitimmen, einräumen I], 24, 68, 75, 
76, 77. 11, 74. d. pueris 400 mr 
in bonis suis omnibus II, 54. 
culpam d.: Schuld geben I, 116. 
datum mit folg.Zeitbeftimmung IL, 73. 
debitum: Schuld, Anſpruch I, 23, 38. 
debitus: manere debitum alicui: 
ſchuldig bleiben II, 2. 
decollare: enthaupten I, 106. 


54 


deesse in aliqua re: fehlen an etwas 
II, 21, 89. 

defectus: Ausfall, das Fehlende 1, 
25, 83. II, 3, 4 9. pro defectu 
fideinbere I, 120. 

demere: bon einer&umme abziehen II, 2. 

denarius: Pfennig I, 23, 41, 77, 81, 
103, 118. II, 23, 36, 62, 64, 72. 
Rozstokcenses denarii I, 87, 106. 

D eus: amore Dei (erogare) : um Gottes 
willen II,75. propterDeum : ebenfo I,58. 

dimidia: Hälfte I, 100. 

dimidius = medius: halb I, 27, 113. 
II, 27, 8. 

diminutio:Abzug: sine diminutione 
I, 36. 

dimittere: laflen II, 70. d.aliquem 
liberum et absolutum I, 5, 28, 76. 
liberum et absolutum d. ab omni 
impeticione ], 4. d.solutum I, 104. 
Il, 19,96. d. totaliter solutum I, 66. 

discrecionis anni: ſ. annus. 

dissimulare: als linterpfand be: 

halten I, 82. 

dividere: theilen II, 63, 74, 75. 

divisio: Theilung I, 55. divisionem 
habere I, 72. 


ecclesia: Kirche II, 73. 

econverso |], 41, 67, 73, 76, 87. 

pro egestate corporis II, 8. 

in egritudine constituta: auf dem 
Sranfenlager II, 68. in lecto egri- 
tudinis iacere I, 89. 

eiicere (de navibus) ], 115. 

emere: faufen I, 6, 25, 60, 63, 97, 
118. II, 43, 44, 45, 61. 

emptioni viciniorem esse: ein 
Vorkaufsrecht haben IL, 43. 

emptorf?]: Käufer II, 97. 

eque:zugleichen Theilen 1,72. 11,74, 75. 

erea cocliaria: Metalllöffel I, 89. 

erogare: zumenden? I,43. e. (amore 
Dei): vertheilen II, 75. 

esse alicuius: Jemandem gehören I, 53, 
61, 65, 79, 86, 88, 107, 113. IL 5, 
20, 29, 48, 49, 65. beſchaffen fein: 
stabit perpetuo sicut est nuncl, 111. 


doleator: Böttder I, 122. Bal. 
bodecarius. 

domi: zu Saufe II, 70. 

domina: frau I, 24, 33, 39, 42, 43, 
57, 64, 75, 86, 101. IL, 12, 17, 24, 
29, 45, 61, 62, 65, 68, 75, 79, 86, 94, 

dominus: Ser. Bon Geiftlichen 
II, 68. Bon Fürften I, 26, 29. Bon 
Kittern I, 24, 53, 105. II, 14,29, 97, 
Bon Rathmannen I, 24, 45, 48, 49, 
55, 64, 70, 81, 8la, 83, 86, 91, 97, 
106 (?). II, 39, 45, 65, 71, 84(?), 
89(?),96. ?: I, 45, 50, 73, 93. UL, 16. 
Vater II, 54. d. terre: der Yandes- 
berr I, 97. 

domus: Wohnhaus I, 11, 14, 24, 25, 
44, 45, 56, 56a, 70, 75, 79, 89, 95, 
103. IL, 43, 44, 50, 56, 57, 68, 64, 
71, 74, 82, 83. Wohngebäude: im 
Gegenſatz zur curia und area I], 4; 
im Gegenfaß zur hereditas I, 23, 50, 
55, 82, 103. II, 21, 39, 75. 

domus: Rathhaus: domum ascen- 
dere I, 89. 

donatice: Scenfung 1, 24. 

sine dubio: unanfedtbar I, 52. 

ducere virum: fi verbeirathen I, 64. 


ad etatem legitimam pervenire: das 
geſetzliche Alter erreichen II, 31. 

evenire: e. ab aliquo, de obitu 
alicuius: aus der Hinterlaſſenſchaft 
zufallen II, 80, 96. 

excipere: ausnehmen ], 73. TI, 74. 

exhibere: pro conductu: Miethe 
zahlen I, 10. e. coram iudicio: vor 
Gericht laden II, 77. 

exigere: verlangen I, 24. 1I, 32, 83. 

exire: (aus der Stadt) fortgehen I, 53. 
e. eivitatem: aus der Stadt verbannt 
werden I, 99. 

ex parte: bon Seiten, don wegen 
I, 28, 29, 41, 62, 87, 98, 117. 

expendere: (GGeld) aufwenden II, 98. 

ad expensas: zum linterbalt II, 64. 

exponere: gegen Zins austhun IL, 55. 

extransverso: gegenüber I, 64. 

in extremis: vor dem Tode II, 75. 


faber: Schmied I, 65. II, 69, 78, 74. 
f. equoram: Hufihmied II,89. Bol. 
hofslagere. 

fabricale instrumentum integrum: 
vollftändiges Schmiedewerfzeug II, 74. 

facere: lajien I, 89. thun I, 76, 77. 
Il, 16, 83. securam f. ab igne: 
ficheritellen IL, 97. 

factum: Thatſache I, 44. pro tali 
facto postmodum impedire I, 38, 
ex omni facto II, 29,96. ipso facto 
I, 99. verbo vel facto (offendere): 
mündlich oder thätlich I, 99. 

facultas: Vermögen I, 52. liberam 
habere facultatem: die unbeichränfte 
Befugniß I, 63. 

famulus: Knecht IL, 91. 

farina: Mehl I, 107. II, 28. 


ferto Magdeburgensis: "4 Mark 
Magdeburgiſch I, 100. 
fideiubere aliquid facere: ver= 


fprechen etwas zu thun II, 89, 90. 
f. pro I, 6. f. pro aliqua re: Birg- 
ſchaft leiſten I, 31, 41. II, 31, 88. 
f. pro defectu I, 120. f. annum et 
diem I, 74. II, 72, 73. 


6. 
gener: Schwager, Schmwiegerjohn? 
(Du Cange: agnatus, affinis; 
maxime sororis maritus, beau- 
frere) I, 41. Il, 87. 


habere aliquid: Anſpruch auf etwas 
haben, erhalten I, 52, 92. II, 63, 75. 
im Beſitz, in Händen haben, erhalten 
haben I, 16, 19, 61,73, 88,89, 96, 104, 
118. II, 5, 34, 48, 49, 70, 78, 85. 
secum h. aliqnid: auf der Reiſe bei 
fih haben II, 70. h. aliquem cum 
9 mareis: Demanden gegen Nutz— 
niegung von 9 Mark in jeinem 
Haufe haben I, 88. h. 9 marcas 
cum aliquo: ebenio I, 88. h. ali- 
quid cum aliquo: gemeinfamen 
Anſpruch, Beſitz haben II, 7a, 12, 
42. h. aliquid de civitate: bon 


fideiussio: Bürgichaft I, 101. 

fideiussor: Bürge I, 12, 30, 31, 76, 
114, 121. 

fides: promittere in fide: Bürgſchaft 
feilten I, 53. fidem presentare: 
ebenio I, 85. 

filia: Tochter I, 21, 28, 24, 41, 55, 
64, 68, 72, 90, 108. II, 29, 60, 75. 
f. legitima: Tochter beider Gatten I, 52. 
f. privata: Tochter des einen der 
Gatten II, 75. 

filius: Sohn I, 12, 24, 25, 36, 43, 
83, 63, 65, 93, 98, 101, 104, 115, 117. 
II, 6, 17, 18, 20, 22, 24, 25, 26, 29, 
42, 46, 52, 68, 69, 71, 75, 80, 83, 93. 
f. privatus: Sohn des einen 
der Gatten I, 35. f. sororis II, 
63, 74. 

finalis domus: Eckhaus I, 24. 
angulus.- 

frater: Bruder I, 4, 13, 18, 24, 31, 
44, 43, 62, 62a, 68, 69, 83, 88, 95, 
115. II, 17a, 39, 54, 73, 74, 84, 96. 
Ktlojterbruder II, 62. fratres minores: 
Franzisfaner (im Katharinen-Kloſter) 
IL, 62. 


Bol. 


gherewer, gherewere: ®erber I, 77, 
121. Vgl. witgherewer. 
gladiator: Schwertfeger IL,3,47,59,96. 


gropengheter: Grapengießer I, 62a. 


der Stadt erhalten haben I, 89. 
h. aliquid ex parte alicuius: etwas 
oder den Anſpruch auf etwas ererbt 
haben I, 87, 98. h.aliquid in aliqua 
re: Antbeil, Meiteigenthum haben 
I, 48. II, 14 h. marcas in here- 
ditate, in molendino: Geld in einem 
Grundſtück, einer Mühle ſtehen haben 
I, 62a, 114. II, 32, 52, 60. h.nichil 
in hereditate: feinen Anjpruc haben 
I, 34. h. indueias: Frift haben I, 118. 
h. potestatem : das Recht haben II, 75. 
h. in sua potestate aliquid: in 
Händen haben II, 72. 


heredes: Erben 1,75,82,111. II, 31, 
70, 75, 80. Miterben I, 72. 

hereditas: Erbe Grundſtück mit den 
daraufftehenden Gebäuden) I, 2, 5, 6, 7, 
8,9,12,13,15,16,18,20,21,22,23,24,28, 
30, 33, 34, 38, 40, 42, 43,46, 47,48, 49, 
50, 55, 57, 59, 60, 62, 62a, 64, 68, 74, 
76, 78, 79, 80, 81, 8la, 82,83, 86, 90, 
92, 98, 101, 102, 103, 111, 112, 113, 
114. II, 6, 7, 12, 13, 14, 15, 16, 18, 


iacere: liegen (don einem Grundſtück) 
I, 110. i. in lecto egritudinis I, 89. 

ab ignesecuram facere aliquam rem: 
gegen Brandihaden ficheritellen II, 97. 

pro impedimento promittere I, 47. 

impedire pro aliqua re: Einfprade 
erheben I, 38. 

impetere aliquam rem: Anfprud 
erheben I, 43, 102. 

impeticio: Anfpruhb (Du Cange: 
petitio in inre, exactio) I, 4,5, 9, 77. 
liber et solutus ab omni impeticione 
lingua et ore I, 76. absque impe- 
ticione cuiusquam 1,9. sine impe- 
ticione II, 62. sine impeticione 
omni II, 63. 

impignorare: verpfänden T, 7, 8,9, 
10, 13, 16, 18, 20, 22, 23, 38, 40, 44, 
45, 46, 47, 49, 50, 54, 59, 62, 70, 78, 
80, 81, 8la, 82, 83, 92, 101, 108, 112, 
113. II, 6, 10, 13, 14, 15, 16, 21, 23, 
25, 26, 27, 28, 30, 32, 33, 34, 36, 37, 
38, 39, 40, 41, 44, 46, 47, 50, 51, 53, 
35, 96, 57, 58, 64, 77, 81, 82, 84, 86, 
91, 92, 93, 9. 

inducie: Friſt I, 58, 118. 

infestare aliquem vel bona sua: 
Anſprüche gegen Jemand oder fein Ver— 
mögen geltend machen, anfechten I, 37. 

ingressus: das Betreten (der Stadt) 
I, 58. 


21, 22, 23, 24, 25, 26, 28, 30, 32, 35, 
35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 45, 46, 49, 
51, 52, 53, 55, 57, 58, 59, 62, 63, 64, 
65, 73, 75, 77, 79, 80, 81, 83, 84, 86, 
87, 91, 92, 93, 94, 96, 97. 

hofslagere: Hufſchmied' J. 6. Val. 
faber equorum. 

honestus: coram multis honestis 
viris I, 24. 

hospitale: SHoipital I, 77. II, 66. 


inhabitabilis: bewohnbar II, 97. 

inhabitare: bewohnen I, 55, 75. 

institor: Krämer II, 79. 

instrumentum fabricale integrum : 
bollitändiges Schmiedewertzeug II, 74. 

integer =totus, totalis: ganz (Gegen= 
fa: getheilt, von Grunditüden, Ge— 
bäuden) I, 2, 46. IL, 7, 30, 75. 
ij. instrumentum fabricale II, 74. 
in integro anno II, 93. 

integraliter: gänzlich I, 24, 64, 68. 
II, 70. 

integre: gänzlich I, 87. 

intrare Rozstok : nad) Roitod fonımen 
(zum Cinlager) I, 53. 

inungi: die legte Delung empfangen 
J, 89. 

iubere: anordnen ], 93. 

iudieium: Gericht II, 44. 
iudieio II, 77. 

inrare certitudinem, que dieitur 
orpheide I, 122. 

ius: ut ius fuerit II, 16. iure cedere 
II, 24. sicut (prout) civilia exigunt 
iura: wie das Stadtrecht fordert I, 24. 
IL, 32, 83. secundum iura civitatis: 
nad Stadtreht II, 70. secundum 
ius wicbelde: nah dem Recht der 
Erbleihe I, 60. 

iuste et racionabiliter II, 69. 

iuvenis = iunior I], 29. 


coram 


K: fiehe €. 
L. 


laneus textor: Wollenweber J, 98. 

lapicida: Steinhauer I, 40. 

last: 1. farine II, 28. 1.siliginis II, 41. 
l. salis II, 75. 


lateres: Ziegel I, 22. laterum rector: 
Biegler 1, 22. 

in lecto egritudinis iacere: auf dem 
Krankenlager liegen I, 89. 


57 


legitimus: ad etatem legitimam 
pervenire: das gefetsliche Alter erreichen 
L, 31. 

pueri legitimi: eheliche Kinder; bier: 
die Kinder beider Gatten im Gegenfatz 
zu denen des einen I, 86. filia 
legitima I, 52. 

levare: Zahlung erheben I,73. II, 21, 
55, 64, 88. 

liber: liberum et absolutum dimittere 
aliquem ],5. liberum et absolutum 


M. 
macelle: Fleiſchbänke 
I, 54, 60. 
magister: Meiiter I,22,57,89. IL, 22. 
m. monete: Minzmeifter I, 89. 
manere alicuius: im Befit Jemandes 
bleiben II, 70. _ m. debitum alicui: 
ihuldig bleiben II, 2, 29. 
marca: Mark I, 7, 8, 10, 12, 13, 16, 
17, 18, 19, 20, 21, 23, 26, 28, 29, 32, 
33, 34, 35, 36, 38, 40, 41, 42, 46, 47, 
49, 50, 51, 52, 58, 59, 60, 62, 65, 69, 
70, 73, 77, 81, 8la, 82, 85, 87,88, 91, 
96, 97, 103, 104, 105, 106, 110, 112, 
114, 117, 119, 121. IL, 1, 2, 7,8, 18, 
14, 15, 16, 17a, 20, 21, 23, 25, 26, 28, 
29, 30, 31, 32, 33, 35, 36, 37, 39, 46, 47, 
50, 5l, 52, 53, 54, 57, 58, 61, 64, 68, 
74, 75, 76, 77, 78, 81, 82, 84, 85, 86, 
87, 88, 92, 93. m. argenti I. 78, 83, 
113. m. examinati argenti II, 19, 
55, 91. m. denariorum I, 1, 9, 10, 
23, 24, 35, 44, 45, 53, 54, 61, 72, 80, 
83, 92. II, 5, 24, 25, 29, 40, 55, 60, 
66, 67, 81, 85,91,95. m. Lubicensis 


Scharren, 


narrare: berichten I, 89. 

navis: Schiff I, 107, 115. 

necessarium: Privet I, 4. 

pre necessitate corporis I, 77. 

II, 68. 

in negotium civitatis conventus: 
für den Dienft der Stadt gedungen 1, 1. 

neptis: Nidte? II, 74. 

notarius: Rathöldhreiber 1, 1. 


dimittere aliquem ab omni impeti- 
cione I], 4. 
liberaliter possidere: frei von be- 
ſchränkenden echten befiten II, 42. 
libere possidere: ebenfo I, 11. 
liberum aliquid resignare: ohne 
Vorbehalt von Rechten auflaffen II, 22. 
lintheamina: #ettlafen II, 74. 
lucrum: in pari lucro I, 87. 
lumen: ad vinum et Il. (für firdliche 
Zwecke) T, 110. 


I, 38. m. Rozstokcensium dena- 
riorum ], 87, 106. 

maritata: verheirathet I, 52. 

mater: Mutter I, 62, 75, 76, 84, 93. 
II, 18, 24, 32. 

medietas: Hälfte II, 12. 

medius = dimidius: halb I, 9, 16, 
38, 103. II, 28, 56, 64. 

mercimonia: Waaren I, 33, 56a. 

mittere: ſchicken II, 10. 

mobilis: in nur zeitweiligem Belt: 
illa sunt mobilia II, 5. 

mola: Mühle I, 11. 

molares: Mühliteine II, 55. 

molendinarius: Miiller II, 60, 95. 

molendinum: Mühle II, 60, 63. 

molestare |], 122. 

moneta: Münze I, 26. magister 
monete: Münzmeiſter I, 89. 

monetarius: Müngmeifter IL, 9. 

moniales: Beginen I, 100. 

in morte constitutus: auf den Todten= 
bett I, 110. 

mutuo: dagegen, hinwiederum I, 107. 


notum sit omnibus I, 90. hoc n. 
est I, 86. 

nubere: beirathen I, 86. II, 83. 

nubilis: beirathsfähig 1,41. adnubiles 
annos pervenire, venire II, 17a, 48, 60. 

nunquam amplius: niemal® mehr 
I, 122. n. reversus 1, 99. 

nuncius: Bote II,1,2. Vgl. burbode. 

nutrire: ernähren I, 41. 


obire: fterben IL, 70. 

de obitu alicuius evenire alicui: aus 
der Hinterlaffenihaft zufallen II, 96. 
post obitum II, 75, 79. 

obligare: verpfänden I, 80. 

obtinere, optinere: durch letztwillige 
Verfügung oder Uebereinkommen er— 
halten II, 70, 83, 94. 

offendere verbo vel facto in publico 
coram concivibus nostris I, 99. 

olle: Zöpfe I, 89. 


palma: Sandbreite I, 111. 

paratus: baar II, 76. 

de parte sua cessare totaliter: auf 
feinen Antheil I, 32. 

pascere aliquem: ernähren I, 31. 
p. et vestire aliquem: nähren und 
Heiden I, 36, 114. 

pater: Vater I, 34, 53, 55, 76, 95, 98, 
108. II, 18, 19, 32, 52. Stiefbater 
J, 58. 

pauperes: die Armen II, 78. 

pecora: ®ieh IT, 56a. 

pecunia: Geld 1, 22, 36, 77, 87. 

pellifex: Welzer, Kürſchner I, 88. 
II, 4, 90. 

penesticus: Höker II, 72. 

percipere redditus: Renten em— 
pfangen II, 75. 

perdi: verloren gehen (von einer in 
einem Geſchäft angelegten Geldfumme) 
I, 87. 

perpetuo: für ewige Seiten I, 34, 110. 
stabit p. sicut est nunc I, 111. 

persolvere: bezahlen I, 3, 6, 12, 15, 
36, 50, 98. II, 19. 

pervenire ad annos discrecionis 


ll, 49. p. ad etatem legitimam 
Il, 31. p. ad nubiles annos II, 
17a, 60. 


peticio Michahelis: die zu Michaelis 
fällige Orbör I, 97. Bol. collecta. 

pignus: Pfand I, 97. 

pilleator: Hutwaälker II, 45. 

piscator: Fiſcher IL, 46. II, 9. 

pistor: Bäder I, 14. II, 63. 


58 


optinere: f. obtinere. 

optinere:feithalten (Geld) I,77. IL,79. 
Vol. continere. 

ordinare: o. de rebus suis: über 
fein Vermögen verfügen II, 70. divisio 
hereditatis sie est ordinata I, 55. 

ordinatio: Nnordnung, Berfügung 
I, 24. 

orpheide: iurare certitudinem, que 
dicitur o. I, 122. 

ortus: arten I, 120. II, 66, 69. 


placere alicui: Iemandem gefallen, 
Jemandes Zuftimmung erlangen I, 24. 

bona plenaria: das ganze Vermögen 
IL, 74. 

plenarie: ganz I, 23. 

posse: fünnen II,80,95. optinere p. 
II, 79. pre necessitate corporis 
aliquid optinere (continere) p. II, 68. 

posse: das Recht haben zu einer Hand— 
lung I, 101, 102. II, 83, 96. 

possidere: beiigen I, 55, 64, 86, 110. 
ll, 62, 95. p. liberaliter II, 42. 
libere I, 33. resignare domum 
(hereditatem, bona) libere possi- 
dendum ], 11, 33, 58. resignare 
aliquam rem perpetuo possidendam 
I, 34. 

postea: nadher I], 72. 

postmodum: jpäterhin I, 37, 38. 

potens in hereditate: im Befiß der 
Dispofition über ein Grundſtück I, 64. 

potestas: in sua potestate habere: 
in jeinemBefiß haben Il,72. potestatem 
habere: das Recht haben II, 75. 

pratum: Wieje I, 120. 

pre necessitate corporis 1, 77. 

precipue (Du Cange: Ius praeci- 
puum, quidquid a parentibus alicui 
e liberis, vel a coniugibus sibi invi- 
cem datur praerogativo iure, Gallice 
Pröciput, avantage). I, 33, 64, 106. 
Bol. principaliter, specialiter. 

precium: Preis, Pfandſumme, Erlös. 
I, 82. IL, 21, 62. 

preco: Büttel L 119. 


presentare: fchenften? I, 74, 109. 
auszahlen I, 9, 77. IL 38, 62. 
p. aliquem consulibus: dafür 
forgen, dat Jemand vor den Kath: 
mannen ericheint I, 121. fidem p.: 
gewährleiften I, 85. 

presens: presentes erant ], 4, 8, 
14, 56. presente, presentibus I, 5, 
76, 102. 

presencia: hoc protestabantur in 
presentia predictorum virorum I, 37. 

presidere: consilio presidentes: die 
Mitglieder des fitenden Rathes I, 55, 
60. II, 2. consules tune consilio 
presidentes II, 62. 

presidere tabule: 
fungiren II, 96. 

prestare: zahlen I, 36. 

prevalere: mehr werth fein IL, 53. 

principaliter (dare, levare): als 
PBräcipuum (geben, erheben) I, 32, 68. 
ll, 55. resignare alicui aliquid 
specialiter et p. I, 34. 

privatus filius: Sohn des einen der 
Gatten I, 35. privati pueri ], 86. 

privigna: Stieftochter 11, 48. 

privignus: Ötieffind I, 16, 23, 37, 
76, 108. II, 29. 

procedere cum aliqua re: mit einer 
Sache verfahren II, 32, 83. 

profieisci: reiten, Wallfahrt machen 
(in Rigam, ad Rigam, ad Terram 
sanctam) II, 70, 75, 78. 

profieuus: nüßlid I, 69. 

ponere: verpfänden: pro 32'/ mr. 
posuit hereditatem suam II,49. p.in 
usus alicuius II, 9. p. fideiussorem: 
Semand als Bürgen ſtellen I, 12, 114. 

promissum: Beripreden I, 82. 
supplere p. et defeetum I, 83. 

promittere alicui aliquid I, 28, 29, 
100, 108. p. pro aliquo de aliquo 
I, 101. p. ad aliquam rem: Bürg— 
ichaft leiften? 11,54. p. aliquid facere 
I, 3, 117. p. cum aliquo 1, 17. 11, 31. 


als Kämmerer 


quoadusque vixerit: auf Lebenszeit 


59 


0. 


p. pro aliqua re: Bürgſchaft leiften 
für eine Sade I, 19, 23, 65, 76, 9, 
109. II, 17a, 20. p. in fide pro 
aliqua re I, 53. p. quod II, 49. 
p. simul pro aliqua re: zufammen 
Bürgſchaft leiften für eine Sache II, 29. 
p. annum et diem II, 7. p.annum 
et diem supplere defeetum I, 25. 
p. supplere defectum I, 103. p. cum 
aliquo, supplere totum defectum 
(ipsius) II, 3, 4. p. supplere pro- 
missum et defectum 1,83. p. supplere 
quicquid deest II, 21. p. pro impe- 
dimento I, 47. p. pro warandia 
anno et die II, 22. p. warandiam 
annum et diem II, 59. 

promovere aliquam rem I, 83. 

propria bona:das Vermögen des einen 
Gatten (im Gegenjat zum gemeinjchafts 
lichen) II, 24. 

propter Deum: um Gottes Willen 
I, 58. 

protestari: erflären I, 37. 

provisores puerorum I, 15. p. sancti 
Petri II, 64. 

inpublico coram concivibus nostris 
I, 99. 

puella: Mädchen I,3,41,46,52. II, 48. 

puer: Kind I, 9, 15, 19, 24, 33, 
42, 55, 61, 62, 64, 68, 73, 80, 84, 
101, 102, 114, 120. II, 7a, 21, 24, 
49, 54, 63, 76, 85, 87, 88, 9. 
Knabe I, 32, 81, 88. II, 8. Mädchen 
I, 41, 92. II, 17a. 

pueri legitimi: Kinder beider Gatten 
I, 86. p. privati: Kinder des einen 
der Gatten I, 96. p. seniores: 
Kinder eriter Ehe 1, 102. puer 
specialis: Kinder des einen der Gatten 
II, 24. 

pulcher: pulchra pistrix : frau eines 
Schönroggen-Bäders? I, 44. II, 25. 
pulchre vestes I, 24. 

pulvinar: Polſter, Brühl L, 89. 


Il, 75. 


rationabiliter: iuste et r. II, 69. 

ratum esse: redhtöfräftig fein II, 68,77. 

recedere caute: unertappt dabon= 
fommen I, 107. 

recipere: empfangen I, 238, 41, 51, 
82, 97. II,9. 

recognoscere: anerkennen, bejtätigen 
I, 15, 89, 96, 104, 108. II, 17,18, 80. 

recordari amicorum: die Bluts— 
freunde bedenfen II, 75. 

rector laterum: 3iegler I, 22. 

reddere: zurüdzablen I, 41, 81. 

redditus: Rente I, 60, 63, 110. II, 75. 

redimere: zurüdfaufen I, 63. aus 
löfen (von verpfändeten Sadıen) I, 10, 
97. II, 40, 84, 93, 95. 

redire: zurüdfallen (an den urſprüng— 
lihen Eigenthümer oder deſſen Erben) 
I, 23, 75. II, 68. 

reditus: Rückkehr II, 75, 78. 

reemere: zurückkaufen II, 61. 


sacerdos: Wrieiter II, 68. 

sal: Salz II, 75. 

salina: Salzwerk II, 43, 61. 

sartor: Schneider II, 59. 

satisfacereecclesiis et pauperibus: 
an Kirchen und Arme bezahlen II, 78. 

scippunt: Schiffpfund I, 8. 

scolaris: Yehrling I, 88. II, 52. 

scole: Schule I, 110. 

scriptor: Rathsſchreiber II, 1, 2. 
Schreiber de3 landesherrlihen Truchſeß 
I, 9. 

pro scribendo: für (der Stadt) zu 
leiftende Schreiberdienite II, 1. 

seriptum: Eintragung (in’s Stadtbuh) 
I, 55. 

seultetus: Schulze I, 117. 

securam facere aliquam remabigne: 
gegen Brandichaden jicheritellen LI, 97. 

secus: neben I, 54. 

sedere in hereditate: ein Erbe bejigen 
I, 64. 

segregare: ausdeinanderjeßen : Ss. se 
a privignis suis ], 37. s. filium 
(seniores pueros) ab hereditate sua 


60 


refundere: zuriüdzahlen I, 87. II, 41. 

rehabere (pecuniam): zurückhaben 
I, 36. 

relicta: Wittwe I, 24. II, 83. 

remanere: übrigbleiben II, 2. 

res: Sade I, 1. Vermögen I, 76. 
de rebus suis ordinare II, 70. 

resignare: auflafien I, 2, 4, 9, 11, 
12, 21, 27, 30, 33, 56, 56a, 57, 73, 120. 
II, 7, 43, 59, 65, 71. r. aliquid 
liberum II, 22. r. aliquid (post 
mortem suam): etwas vermadhen 
I, 34, 39, 587, 64, 67, 94. IL, 34, 61, 
62, 74, 78. r. aliquid: auf etwas 
verzichten I, 21, 42, 48. II, 42. 

respectu huius donationis I, 24. 

respicere super aliqua re II, 23. 

restaurum: Entſchädigung I, 24. 

restituere: wiedergeben II, 49. 

numquam reversus I, 9. 

rex: König I, 106. 


I, 43, 102. s. filium de bonis suis 
totaliter II, 17. totaliter segregatum 
esse ab aliquo et abaliqua re II, 80. 
de hereditate et bonis patris et 
matris II, 18. 

seniores pueri: $indereriter&hel,102. 

separare aliquem ab omni impe- 
ticione hereditatis: Jemanden wegen 
aller feiner Anfprüche auf ein Grund— 
ſtück abfinden I, 5. 

separari: fi auseinderjegen I, 41. 

servus: Knecht I, 78, 106. 

siligo: Korn, Roggen II, 41. 

simul promittere pro aliqua re: 
gemeinfam Bürgichaft leiten II, 29. 

socer: Schwiegervater I, 4, 5, 8, 27, 
66, 84. IL 7, 69, 71. 

socius: Genoſſe 1,115. College 1,89.11,2. 

solidus: Scdilling I, 6, 16, 29, 46, 
70, 77, 85, 91, 117. II. 8, 15, 28, 
28, 32, 35, 50, 56, 58, 64, 72, 82, 86, 
98. s. Angliensis I, 107. s. corro- 
borativus seu pacis, quod vulgo 
dieitur vredeschilling I,44. s. pacis 
I, 24, 45, 49, 56, 56a, 57,60. II, 45, 51. 


solvere: zahlen, liefern I, 13, 22, 23, 
28, 29, 38, 53, 80, 82, 101,108. IL, 6, 
16, 26, 41, 45, 50, 57, 62, 66, 79. 

soror: Schweſter I, 104. II, 42, 46, 
53, 58, 64,68. sororisfilia: Schweſter⸗ 
tochter I, 69. s. filius: Schweiterfohn 
II, 68, 74. 

specialis puer: 
der Gatten II, 24. 

specialiterdarealicuialiquamrem: 
Jemandem etwas (ald PBräcipuum) 
vorweg geben I, 72, 73. s. et prin- 
eipaliter resignare I, 34. 

spondere: ſich verbürgen I, 4. 

stabit perpetuo, sicut est nunc I, 111. 

statuta (consulum cum scriptore): 
Vereinbarungen II, 1. 


Kind des einen 


taberne: Wohnbuden I, 34, 54. II, 44. 
cum tabernis(universis)adiacentibus 
1,55. IL 75. 

tabule presidere II, 96. 

talentum: Pfund I, 107. II, 6, 27, 38. 

tegmen: Dad II, 64. 

tenere: Unterhalt gewähren I, 81. 
t. in vadio: in Pfandbeſitz haben 
II, 14, 30. 

teneri: ſchuldig fein: t. alicui aliqua 
re I, 16, 76. II, 2. t. alicui in 
aliqua re II, 74. 

terre dominus: Zandesherr I, 97. 

testamentum suum condere: jein 
Teitament machen II, 75. 

testari: bezeugen I, 13, 98. 

testimonium: Zeugniß, Bekräftigung 
I, 24, 56, 56a, 57. 


ulna: Elle I, 111. 

unanimiter conferre alicui aliquid 
I, 2. 

universa bona: das geſammte Ver— 
mögen I, 67, 73. II, 68, 78. 

universitas consulum: der ganze 
Kath I, 24. 


61 


stupa: Baditube I, 10, 68. 

stuparius: Baditüber I, 
II, 7, 7a, 20. 

superesse: 
IL, 32, 85. 

supercrescere: quicquid dampni 
supercrescit: der Schade, der erwächſt 
II, 41. 

supervivere obitum 
Jemanden überleben IL, 75. 

suppellectilia: Sausgeräth I, 24. 

supplere quiequid deest: das (an 
einer beitimmten Summe) Fehlende 
zahlen II, 21. s. defectum I, 25, 103. 
II, 3, 4. s. promissum et defectum 
I, 83. 

sutor: Schuſter I, 56a, 67. 11, 33, 52. 


114, 
10, 112, 


übrig fein I, 83, 97. 


alicuius: 


testis: Zeuge I, 1, 5, 24. 

textor lansus: Wollenweber I, 98. 

tota hereditas I, 15,33, 76,98. II, 32. 

totalis: debitum totale: der ganze 
Anfprud I, 38. totalis hereditas 
I, 24. 

totaliter in iudicio assecuta bona 
II, 44. t. cessare de parte sua 1,32. 
t. se componere I, 116. t. com- 
planare cum aliquo II, 67. t. opti- 
nere aliquam rem II, 94. t. resig- 
nare aliquam rem I, 34. II, 65. 
t. segregare filium de bonis suis 
II, 17. t. segregatum esse ab aliquo 
et ab aliqua re II, 80. dealiqua re 
I, 18. 

tutor (eines Grundftüdes) IL, 22. 


usus: ad usus alicuius I, 82. ponere 
in u. alicuius II, 9. 

utilitas: Nutzen, Zweck II, 62. 

uxor: Gattin I, 2, 8, 10, 14, 17, 39, 
56, 56a, 58, 67, 73, 82, 84, 86, 87, 90, 
94. II, 14, 21, 34, 55,70, 74, 75, 77, 
79, 80, 91, 93, 96. 


62 


v 


in vadio tenere: im Pfandbeſitzhaben vicinioremptioni esse: ein Borfaufs- 


II, 14. 

valere: im Stande fein I, 63. werth 
fein I, 83, 105, 106. II, 23. 

vasa braxatoria: PBraugefäße I, 56a. 

vendere: verlaufen I, 9, 27, 80, 92, 
103, 111. II, 22, 26, 43, 55, 59, 62, 
69, 75, 97. 

venire: v. ad nubiles annos II, 48. 

verbal,89. verbo vel facto offendere: 
mündlich oder thätlich beleidigen I, 99. 

vestes: flleider I, 24, 56a. 

vestire: pascere et v. aliquem: 
Jemanden nähren und Heiden I, 36. 

via: Weg I, 111. Reife II, 70. 


warandia: Biürgichaft II, 22, 59. 
ius wiebelde: Erbleiberecht I, 60. 


E. 


Abjionderung: 1. don Kindern I, 24?, 
32, 33, 35, 417, 43, 52, 68, 102. 
II, 17, 172°, 18, 24, 54. — 2. von 
Stieffindern I, 37, 76, 108. 

Alimentationsverträge: IT, 36,41, 
81, 114. 

Aniprüde: 
leiitung. 

Auflafjung: 1. von Girundftüden und 
Häuſern I, 2, 4, 9, 11, 12, 27, 30, 33, 
56, 56a, 57, 95, 120. II, 7, 22, 42?, 
43, 59, 65, 69, 71. — auf Grund von 
Verlauf I, 9, 27, 57?. II, 69. — mit 
Pirgihaft für Zahlung I, 12, 120?. 
— mit Bürgschaft zur Sicherung gegen 
Anſprüche I, 4. IL, 7, 22. — mit 
Norbehalt eines Vorkaufsrechts IL, 43, 
61. — mit Zuftimmung der Bluts- 
freunde I,2. — 2. von Haus, Kleidern, 
Vieh ꝛc. I, 56a. 

Bürgihaft: I, 4, 6, 12, 25, 31, 58, 
65, 74, 85, 91, 109, 120, 121. 11,3, 
4, 7, 20, 22, 29, 31, 59, 72, 73, 88, 


ſ. Bürgſchaft, Verzicht: 


W. 


recht haben II, 48. 
vidua: Wittwe I, 77, 104. II, 19, 50. 
vinum: ad v. et lumen (für kirch— 
Zwecke) I, 110. 
vir: Dann I, 121. Chemann I, 56a, 
87. virum ducere: beirathen I, 64. 
vivens assignare aliquid: bei ſeinen 
Lebzeiten Il,19. quoadusque vixerit: 
auf Xebenszeit IL, 75. 


voluntarie: aus freien Ctüden 
I, 14, 43. 

vredeschilling I, 44. Bol. solidus 
pacis. 


vulnus: Wunde I, 116. 


witgherewer: Weißgerber I, 121. 
Pal. gherewer. 


Ueberjiht der Nechtsgeichäfte. 


89, 90. — als Schuß gegen Anſprüche 
I, 4, 25, 74, 109. II, 7, 22, 59, 72?, 
73. — bei Geldihulden I, 6, 12, 58, 
65, 85, 91, 120. II, 3, 4, 20, 29, 31, 
72?, 88, 89, 90. — für neu auf 
genommene Bürger 1,31. — für recht 
zeitiges Ericheinen vor dem Rath J, 121. 
Bol. Auflaffung, Kauf. 

Gompagniegeidäft I, 87. 

Eigenthum: 1. an Grundſtücken: 
jeine Feititellung :a. durch den Rath I,46, 
79, 86, 90, 113. — b. vor Gericht II, 44. 
— 2. an Mobilien I, 389. — Pol. Mit» 
eigenthum. 

Cinlager I, 53. 

Einſpruch des Erben I, 38. 

Erbleibe I, 60. 

Erbtheilungen I, 55, 104. II, 683. 

GErbverträge II, 80, 96. . 

Geldſchulden I, 3, 6, 12, 16, 19?, 
53,61, 65, 76, 85, 91, 104,120. II, 2,3, 
4, 5, 7a, 20, 29, 31, 48, 72?, 74, 76, 
85, 88, 89, 90. — Anſprüche I, 62a. 


IT, 60. — deren Sicherung durch 
Berpfündung: ſ. Verpfündung. — 
Gemeinſame Anſprüche an Geldfunmen 
II, 7a, 42?. — Schuldverpflichtungen 
I, 61. II, 29, 48. — Zahlungsver— 
fprehen mit Termin I, 3, 100, 117. 
IT, 8. — ohne Termin I, 6, 29, 51, 69. 
— Bablung I, 15, 96, 98, 104. II, 
19, 877. 

Gejtellungstermin vor dem Rath 
1,71. — Bürgſchaft für feine Ein- 
haltung I, 121. 

Grundſchulden I, 62a, 114. II, 32, 
52, 60. 

Grundzins I, 63. II, 45, 66. 

Kämmerei: Vermerk über Ausgaben 
des Nathes I, 26, 97, 119. II, 98. 

Kauf und Verkauf don Grundftücden 
I, 6, 9, 25, 27, 57?, 80, 92, 108, 111, 
118. II, 22, 26, 43, 44, 45, 55, 59, 
61, 62, 69, 75, 97. Wal. Auflafjung. 
— mit Bürgihaft gegen Einſpruch 
I, 25. II, 59. — mit Bürgfchaft für 
die Rauffumme I, 6. — unter Bor: 
behalt eines Weges I, 111. — unter 
Angabe des Zahlungstermins I, 118. 
Bol. Verpfändung. 

Qehrgeld J, 88. 

Miethe: I, 10, 23, 38, 50, 82. II, 21, 
64, 81, 82. 

Miteigenthum an Grunditüden I, 48. 
II, 14, 21, 427. 

Münze: Abgabe an den Landesherrn 
I, 26. 

Miünzmeifter: feine Mobilien find 
Eigenthum der Stadt I, 89. — Ans 
weiſung für einen bejtimmten Fall II, 9. 

Renten I, 60, 63, 110. II, 75. 

Rentenfäufe I, 60, 63. 

Stadtidhreiber: Beitimmung über ihr 
Gehalt I,ı. II, 1. — Abrechnung II, 2. 

Serpditut: ſ. Wegegereditigfeit. 


— 


63 


Societätsgeſchäft: 
geſchäft. 

Sühneverträge I, 99, 116. 

Tauſch? II, 9, 91. 

Urfebde I, 122. 

Berbreder: ihre Gefangennahme 1,115. 

Bergabungen: 1. unter Lebenden: 
a. Grundſtücke I, 14, 74. IL 12. 
b. Geld I, 72. IL, 54. — zur Nub- 
nießung auf Lebenszeit I, 75. — 
Sicherung durch Bürgichaft IL, 54. — 
2. von Todeswegen I, 17, 34,39, 647, 
77, 110. II, 61 (vgl. Anm. a), 62, 66, 
68, 75, 78,79. — 3. wechfeljeitige unter 
Ehegatten I,58,67,73, 94. II,34, 70,74, 

Vergleiche IL, 66, 69, 84, 116. II, 29, 
67, 76, 83, 94. 

Berkfäufe: ſ. Käufe. 

Berlufte von Roitodern durch äußere 
Feinde I, 105, 106. 

Verpfändungen I], 7, 8, 9, 10, 13, 
16, 18, 20, 22, 23, 30, 38, 40, 44, 45, 
47, 49, 50, 54, 59, 62, 70,78, 80, 8la, 
82?, 83, 92, 101, 103?, 112, 118. 
II, 6, 10, 13, 14, 15, 16, 21, 28, 25, 
27, 28, 30, 32, 83, 35, 36, 37, 38, 39, 
40, 41, 46, 47, 49, 50, 51, 53, 55, 56, 
97, 58, 77, 81, 82, 84, 86, 91, 92, 93, 
95. — Verbot des Verkaufs eines ver— 
pfändeten Grundſtücks durch den Eigen= 
thümer II, 265 — Verkauf des ver— 
pfändeten Grundſtücks durch den Pfand— 
gläubiger nad) Ablauf des Zahlungs— 
termins I, 80, 92?, 103. II, 44. 

Verwilllürung der Stadt I, 9. 

Berzihtleiftung auf Anfprücde I, 4, 
5, 21, 42, 48, 66, 104. II, 80, 96. 

Vorkaufsrecht IL, 43, 61. 

Wegegeredhtigfeit I, 111. 

BZuftimmung: 1. der Eltern II, 55. 
— 2. des Erben II, 10. — 3. der 
Blutsfreunde I, 2, 24. 


ſ. Compagnies 





Scyrifttafeln. 


Erjte Tafel = I, 1—8; zweite Tafel = II, 63—67. 
Beide Abbildungen etwas verkleinert. 


64 


Stammtafel der Familie Grote. 


Bon 
Theodor Sohm. 


Johann Grote!) 
Am. 1584, F 155758. 
Fr: Anna, T. dv, Cuntze Sofenheimer u, Armgard Wulf, 
Wwe. 1558, lebt noch 1566, F vor 1575. 


























Johann Margaretha filia Wipke Agneta 
immatr. zu Roſtock 1556 Oft., r 1603. M.: Jürgen Schende M.: Chriftopb Gentihow M.: Johann Kellermann unverbeir.1575,1581, 
Fr.: Agneta, T. d. Prof. Arnold 1564, 1575, 1581; 1575; Rm. 1576, 1573, 1575; 1585: Wwe. 1600. 
Burenius, T 1589. lebt noch 1585, 71591 + 1588. Stm. 1591, Bm. 1592 M.: Baltian Barner; 
Dez. 6, T 1598. vorher verheir. mit 
i — — — — T 
Johann Anna Sophie Schende Anna Kellermann a 
geb. 1578, geb. 1580 Febr. 29, heir. 1595 Sept. 8. geb. 1573, + 1640 Juli, per Freſe. 
immtatr. zu Noftod 1595- + 1611 Jan. 30. M.: Arnold Sa, heir, 1593. 
Rm.1611 F1618 Mrz.8. heir. 1596 Aug. 11. S. d. Kaufm. M.: Conrad Dobbin, 
Fr.: Margaretha, T.d, M.: Balthaſar Guhl, Jacob Saß u, Anna Am. 1616, + 1629. 
Prof. Marcus Luſchow Sohn v. Bm. Balthajar Burenia, 
u. Elifabeth Kerfhof. Guhlu, Anna Kerkhof, 
Brauer zu Roſtock, 
geb. 1573 Juli 30, 
7 1612 Sept. 6. 
Johann Balthaſar Guhl Johann Guhl Anna Guhl Agneta Guhl 
geb. 1602, Kim, u. Sewandichneider Brauer zu Rojtod 1625, geb. 1599, 7 1638 Mai 17. geb. 1609 AZuli 8, 
7 1649 März 27. zu Roſtock, 7 1626. 7 1675 Juli. M.: Nicolaus Scharffenberg, 7 1645 Mai 18, 
Fr.: 1625 Margaretbfa, Fr.: Anna, T. v. Rm. Fr.: Agneta, T. v. Rath Kın. 1626, Bu. 1632, M.: 1629 Dat 20 Johann 
T. v. Kanzler Hermann Bapfe u, Agneta Barthold Kichber u. * 1651. Bothmann, Mekl. Kanzler, 
Heinrich Stallmeiſter Saß, Enkelin v. Jacob Saß Agneta Clinge, geb, 1588, 7 1661 Juli 12. 
u. Margar. Elinge. u. Anna Burenia, geb, 1605 Oft. 3. 7 1668—69. 
— — — 
Kohann ?) Margaretha Agnete 
immatr. 1641 Oft. M.: 1643 Sept. 12 Friedrid, geb. 1631, * 1641. 


Fr.: Dorothea Tugendreid, S. v. Prof, Martin v. Chemnitz, 
T. v. Joachim v. Heinichen,. PBrotonotar beim Land- u. Hofgericht 
zu Güftrow, F 1687 zu Barchim, 


ı) Fungirt 1532 Namens feiner Ehefrau als Patron der Wulfen:Bilarieen zu St. Petri und zu St, Sertrub, 1557 Febr. 10 als Patron ber Bulfen-Bilarieen zu St, Petri, 
St. Marien, St, Gertrud und zum Heil. Geift unb bewohnt bad am Hopfenmarlt, Ede der Buchbinberftraße, „gegenüber bem Heil, Geil" belegene Haut, weldes feit 1358 in ber 
Familie Grenze vererbt, 1463 auf Hennefe Wulf (Sohn bes Am, Dietrih) Übergegangen und 1498 von befien Tochter Armgarb ihrem Ehemaune Eunte Soſenheimer zugebracht worden ift, 


2) Verfügt über bad Edhaus „gegenüber dem Heil, Geift“ 1660 Febr. 29, 




















III. 


Die Erwerbung der zweiten Hälfte der Ober-Warnow. 


Von 


Karl Koppmann. 


Mie beim vierten Heft des erſten Bandes der Stammbaum der Familie 
Wulf, jo giebt mir nunmehr der ebenfall3 von Herrn Oberlandes- 
gerichtsrath Sohm ausgearbeitete Stammbaum der Familie Grote 
Möglichkeit und Anreiz, die archivaliichen Nachrichten über die Mitbeſitzer 
der Ober-Warnow in ihrem jachlichen Zujammenhange zu betrachten. Die 
Erwerbung der einen Hälfte durch die Stadt am 28. Dft. 1432 und der 
Uebergang der anderen Hälfte von der Familie Wulf an Kunze Soſen— 
heimer und von diejem an die Familie Grote iſt bereit3 dargelegt worden, 
und wir haben uns nunmehr der Herlegung der Grote’jchen Hälfte in 
4 Achtel und deren allmählichem Ankauf durch die Stadt zuzumenden. 
Sohann Grote, Anna Sofjenheimer’3 Ehemann, wurde von diejer 
überlebt. Im einer Eingabe an den Rath von 1558 Juni 30, in der fie 
venjelben erjucht, Tie und ihre Kinder gegen Hans N. wegen unbefugter 
Werbung des Grajes auf der Ober-Warnow zu jchüßen, unterzeichnet jie 
ſich als „Anna Grote, jeligen Herr Johan Groten nachgelajjene Witfroue” '). 
Ihre fünf Kinder waren Johann Grote, Margaretha, eine unbekannte 
Tochter, Wipfe und Agneta. Von diejen wird Margaretha Grote, 
die jich mit Jürgen Schende verheirathete und deren Tochter, Sophie 
Schende, mit Arnold Saß vermählt war, in den Ober-Warnow-Alten nicht 
ausdrüdlich erwähnt, doch wird in einem jpäter zu erwähnenden Kaufbriefe 
von 1637 Tebr. 1 auf einen zwilchen der Herrichaft der Ober-Warnow 
und den Schende’schen Erben beim Reichskammergerichte jchwebenden Proceß 
Bezug genommen. — Johann Grote war verheirathet mit einer Tochter 
des Profeſſors Arnold Burenius, jtarb 1603 und Hinterlieg zwei Kinder: 


1) Ober-Warnow A Vol, II. 
5 


66 


Sohann und Anna Grote, die fich 1596 mit dem Brauer Balthajar 
Buhl, einem Eohne des gleichnamigen Bürgermeiſters, vermählt hatte und 
in den Ober-Warnow-Akten ebenfall3 nicht vorfommt; Johann Grote 
ehelichte Margaretha, Tochter des Profeſſors Markus Lüſchow, wurde 1611 
zum Rathsherrn erwählt und ſtarb vor 1618 März 8. — Die unbefannte 
Tochter der Anna Spjenheimer war 1575 mit Chriſtoph Gentſchow ver: 
heirathet, der 1576 zum Rathsherrn erwählt ward, 1584 in unjern Akten 
vorkommt ') und 1588 jtarb; ein Sohn beider wird der in dem Akten 
genannte Johann Gentſchow jein. — Wipfe Grote ehelichte Johann 
Kellermann, Rathmann 1591, Bürgermeilter 1592, geitorben 1598, und 
gebar ihm eine Tochter, Anna Sellermanı, die 1593 Konrad 
Dobbin, Rathmann 1616, geitorben 1629, heirathete. — Agneta Grote 
war vermählt mit Baftian Barner und überlebte ihren Ehemann, dem 
fie einen Sohn, Gottſchalk Barner, geboren haben wird. 

Der 1603 gejtorbene Johann Grote und fein gleichnamiger Sohn, 
der jpätere Rathmann, müſſen in einer mangelhaft datirten Urkunde aus 
dem Anfange des 17. Jahrhunderts gemeint jein, in welcher Johann Grote sr., 
Agneta Yarxer, Johann Gentſchow und Konrad Dobbin befennen, von 
Sohann Grote jr. 100 Thaler erhalten zu haben und fie ihm mit 6 Ihalern 
aus der Ober-Warnow verrenten zu wollen), Am 31. März 1609 wird 
Dagegen ein jogenanntes Fahrrecht im Namen von nur drei Intereſſenten, 
Konrad Dobbin, Johann Grote und Gottjchalf Barner gehalten ?); weshalb 
hier des Johann Gentſchow nicht erwähnt wird, ift micht erjichtlich. 

Den vorangeichidten Nachrichten zufolge haben wir in Folgenden 
vier Achtel der Ober-Warnow, das Johan Grote’sche, das Gentſchow'ſche, 
das Kellermann'ſche oder Dobbin’sche und das Barner’iche Achtel zu unter: 
jcheiden, von denen wir aber der bejjeren Weberficht wegen zunächit den 
Gentſchow'ſchen Aitheil übergehen. 


a. Grote'ſches Adtel. 

Der 1618 gejtorbene Rathmann Johann Grote?), dejjen Witte 
Viargaretja Lüſchow 1626 in den Akten genannt wird, hinterließ 
einen Sohn, Johann Grote, geboren 1602, gejtorben 1649, verehelicht 
1625 mit Margarethe, Tochter des Kanzlers Heinrich Stallmeiiter, die ihm 
drei Slinder gebar: Johann Grote, verbheirathet mit Dorothea Qugend- 
reich von Hünichen, Margaretha Grote, verheirathet mit Johann 
Friedrich von Chemnig, und Agneta Grote. Inhaber diefes Johann 


1) Ober-Warnow A Vol. VI, 
2) Ober-Warnow A Vol, IV, 
3) Ober-Warnow B Vol, ]. 

*) Ober-Warnow A Vol, IV. 


67 


Grote'ſchen Antheil® an der Ober-Warnow war jeit wenigjtens 1671 Juli 5 
Sohann Friedrih von Chemnig, der 1687 zu Parchim verftarb. 
Von dejjen Kindern urfundete in Betreff dejjelben Johanna Magda- 
lena von Chemniß für fi) und ihre Geichwilter 1704 Ian. 21 und 
ohne einen ſolchen Zuſatz 1728 Apr. 23. Unklar ijt, ob es mit einem 
Schuldverhältnig des Johann Friedrich von Chemnig zu Chrijtian Eller: 
huſen oder einer verwandtichaftlichen Verbindung zwiichen Beiden zufammen- 
hängt, daß 1700 März 9 Dr. Caſpar Ellerhujen und 1706 Apr. 24 
Dr. Ellerhujen’3 Wittwe als Interejjenten an der Ober-Warnow ericheinen. 
Bon der Familie von Chemnitz jcheint dann diejer Antheil an Gabriel 
Möller (Rathsherr 1703, Bürgermeiſter 1719, gejtorben 1731) gefommen 
zu fein, dejfen Erben 1736 Ian. 28 genannt werden und 1737 Juli 13 
ihrem Miterben. dem Sekretär David Daniel Möller, ihren Antheil 
an der Ober-Warnow abtreten. 


b. Dobbin'ſches Adtel. 


Konrad Dobbin'), der am 13. und 15. Nov. 1626 für fich und 
in ehelicher Vormundſchaft feiner Hausfrau, Anna Kellermann, gegen die 
von E. E. Rath beabjichtigte Sperrung der Ober-Warnow mittel eines 
Waſſerbaums protejtirte, gerieth im jchlechte Vermögensverhältniſſe. Am 
9. Jan. 1643 ward in Sachen de3 Hinrich Kaffmeiſter und des Hinrich 
Schul der den Klägern angewiejene Antheil der Ober-Warnow von der 
Kämmerei auf 605 Gulden 4 Schilling tarirt; 1643 Dec. 11 trat Konrad 
Dobbin's Wittwe ihren Antheil an der Ober-Warnow an Nitter- und 
Landſchaft ab, die denjelben bis zum Jahre 1670 behielt. Am 
8. Sept. 1670 beurfundete Ritter- und Landichaft, dat fie dem Bürger- 
meilter und Syndifus der Stadt Roſtock, Herrn Matthäus Liebeherr, 
der „bey vielen Landtagen undt noch diesmahl jonderbare Mühewaltung 
undt dem gemeinen Corpori provinciali getrewe nußbare officia in über: 
nehmung vielfeltiger deputationen und mündlicher conferencen, auch 
anderen angeleigenheiten erwiejen“, „zur bezeigung ihrer gegen den Herrn 
Bürgermeister tragenden affection*, alle Rechte an der Ober-Warnow, die 
fie „ex cessione fehl. Cunrad Dobbin's“ erhalten, zum wahren Eigenthum 
überlafjen habe. In jeinem ZTeitamente vom 1. Nov. 1690 vermadhte 
Bürgermeijter Matthäus Liebeherr feinen Antheil an der Ober-Warnow, 
jedoch mit Ausnahme der Jurisdiktion, die er „gemeiner Etadt Roſtock“ 
vorbehielt, an da Waijenhaus?). Er ftarb 1692 Juli 20. 


!) Ober-Warnow A Vol Il. 
2) Baeder, Familien-Nachrichten 1, ©. 146. 
5* 


68 


c. Barner'ſches Adtel. 


Der Antheil der Agneta Grote!) und ihres 1609 zulegt genannten 
Sohnes Gottſchalk Barner muß identiich fein mit demjenigen des 
Chriſtoph Soufe, der 1626 zuerit als Mitintereffent der Ober-Waruow 
nambaft gemacht wird, 1629 Ian. 7 jeinen Antheil der Stadt für 
5000 Gulden anbot und 1629 Dft. 15 den Kaufichilling auf 3000 Gulden 
ermäßigte. Soufe’3 Antheil gina in uns unbefannter Weile über auf 
Karl Sibeth und deſſen Ehefrau, Margaretha Siebrand, Tochter Des 
Cuno Sibrand und der Margaretha Eleride. Karl Sibeth wird 1635 
Sunt 19, Margaretha Sibrand, Karl Sibeth's Wittwe, 1657 Juni 24 
genannt. Alm 8. März 1680 cedirte Margaretha Sibeth, geborene Sibrand, 
ihren Antheil an der Ober-Warnow an ihren Eohn Hinrich Sibeth, 
Bajtor zu Marlow, für 100 Thaler und diejer cedirte ihn 1706 Febr. 19 
jeinem Sohne, dem Rathsapotheker Nikolaus Sibeth, der ihn 1717 
Apr. 19 an Chriſtian Voß MRathsherr 1703, geitorben 1735) für 
200 Thaler verkaufte Wohl ein Eohn des Chriltian Voß war Der 
Dr. D. 3. Voß, der von 1736 Ian. 28 bis 1741 Dft. 12 vorfommt. 
Bon ihm ging der Antheil im unbekannter Weile an Daniel 
Halbed über. 

Diefe drei Antheile an der Ober-Warnow wurden im Jahre 1743 
fäuflich durch die Stadt Rojtod erworben. Die Kämmerei hatte freilic) 
beichlofjen, für alle vier Antheile zujammen 1800 Thaler zu geben, und 
Nov. 13 dazu die Genehmigung des Kath erhalten ?); aber wegen des vierten 
Anteils werden jich die Berhandlungen zerjchlagen haben. Das Kämmerei— 
Hauptregiiter berichtet fol. 344: „Anno 1743 im Monaht November jind 
drey Theile von der Ober-Warnow und deren darin und an belegenen 
Tiefen von jeel. Herrn Rathsverwandten Voſſen Erben, Herrn Secretario 
D. D. Möller und von dem hiejigen Wayjen-Hauje ümb und vor 2700 fl., 
zweytaujendfiebenhundert Gulden, von Camera erb- und eigenthümlich 
angefauffet und baar darauff bezahlet worden an Voſſen Erben 900 fl., 
an Herrn Secr. Möller 900 fl. Die übrigen 900 fl. ijt Camera dem 
Wayſenhauſe noch jchuldig und werden jährlich mit 5 pro cent verziniet, 
auch noch für Fiſch und Ahl abgegeben 1 fl. 8 4“. Am 4. Sept. 1748 
erhielt jedoch die Kämmerei vom Rath das Kommiliorium, dem Waiſenhauſe 
das ihm für feinen Antheil an der Ober-Warnow zufommende Kapital 
von 450 Thalern nebjt den etwanigen Zinſen auszubezahlen. 





!) Ober-Warnow A Vol. V, 
) Ober-Warnow A Vol, II. 


69 


d. Gentſchow'ſches Achtel. 


Das achte Achtel war dasjenige der unbekannten Tochter der Anna 
Sojenheimer!) und ihres Sohnes Johann Gentſchow. Von Letzterem, 
der 1627 Aug. 22 zuleßt genannt wird, beziehentlihh von feiner 1635 
Juni 19 erwähnten Wittwe, fam derjelbe an die Familie Rappe: 1637 
Febr. 1 verfauften „Burchard Chriftian und Hans Jürgen, Gebrüder, die 
Rappen“, für fih und ihre Schweiter Margarethe, Kloſterjungfrau zu 
Dobbertin, ihren von dem feel. Gentzkow herjitammenden Antheil an der 
DOber-Warnow für 1200 Gulden an Detlev Reventlow auf Reg. 
Bon da ab bis zum Jahre 1818 blieb diejer Antheil an der Ober-Warnow 
mit dem Gute Reez verbunden. Im Beſitze Beider folgte der Familie 
Reventlow zunächſt die Familie von Vietinghoff: 1700 Apr. 21 und 
1704 Jan, 21 werden genannt die Vietinghoff'ichen Erben, 1711 Apr. 10 
der Dbriftlieutenant, 1719 und 1720 der Obrijt, 1736 der General 
von Bietinghoff, 1741 dejjen Erben. Auf die Familie von Bietinghoff 
folgte alsdann die Familie von Slotom?), auß der 1759 Juli 27 eine 
Frau von Flotow, 1763 ein Hauptmanı 4. E. %. von Flotow, 1765 
Adam Philipp Mathias von Flotow ?), jpäter Landrath, namhaft gemacht 
werden. Auf den Landrath Hans Georg Hartwig folgte 1803 der Ritt- 
meilter Joachim Heinrich Chrijtian von Müller und auf deijen Kreditoren 
1817 Graf Carl Chriſtoph von Bajjewik, der 1818 Gept. 1 und 3 
feinen Antheil an der Dber-Warnow an den Fiicher Johann Philipp 
Chriſtian Mitteldorfft) für 2000 Thaler veräußerte. Bon den Erben 
Mitteldorff's kaufte die Stadt Roſtock 1844 Jan. 18 den „vierten Antheil 
an die Filcherey auf der Oberwarnow von Rojtod bis Schwaan mit aller 
diejer Gerechtigkeit anklebenden Berechtigungen und Laſten“ für 2200 Thaler. 

Der Sontraft von 1818 Sept. 1 und 3 ift feinem Eingange zufolge 
errichtet „wegen Abtretung und Ueberlajjung des Reetzer Antheil® an der 
Marnow-Fiicherey und an den bey der Roſtocker Ziegeley vor dem Mühlen: 
thor belegenen Wiejen und Weiden, jo wie der Fiicher Johann Philipp 
Chriſtian Meitteldorff ſolchen Antheil bisher vom Gute Nee in Pacht 
gehabt hat“. Wegen diejes Antheil® an den Ober-Warnow-Wiejen jeite 
ſich die Kämmerei auf Mitteldorff’3 Wunjch im Jahre 1822 mit ihm dahin 
auseinander, daß das biöherige Miteigenthum aufgehoben und Mitteldorff 
ein beftimmter Antheil ausgejchieden wurde. Als er darauf im Jahre 1836 


!) Ober-Warnow A Vol, VI. 
2) Ober-Warnow A Vol. VII. 
5) Ober-Warnow A Vol. VIII. 
+) Ober-Warnow A Vol, IX, 


10 


um die Erlaubniß nachjuchte, jich diejen Antheil im Stadtbuch zujchreiben 
zu laſſen, ertheilte der Rath feine Genehmigung Nov. 11 unter der 
Klaujel, daß das fragliche Terrain alsdann „die jtädtiichen Realabgaben 
und Laſten mittragen müfje“, ließ aber im Einverjtändnig mit der Bürger- 
ichaft 1837 Ian. 4 dieſe Klauſel fallen, weil Mitteldorff bereit3 wegen 
dieſes Terrains für 8°/,. Scheffel an den ritterjchaftlichen Katafter zu 
jteuern habe. Inzwiſchen hatte Mitteldorff 1836 Dft. 18 zwei Wiejen, 
nämlich die auf der Rotermann’ichen Karte mit Nr. 394 und Nr. 393 
bezeichneten, an den Echneider Vi für 1500 Thaler verfauft und dabei 
die Verpflichtung übernommen, aus der von ihm allein zurüdbehaltenen 
Wieſe Nr. 362b für 8°/,, Scheffel zu ſteuern. Da jedoch der Engere 
Ausſchuß verlangte, daß die an Vick verkaufte Wieſe Nr. 394 für Die 
8°/,, Scheffel fteuerpflichtig jein follte, jo lieg ſich Bid 1838 Jan. 16 
jeine beiden Wiejen und zwar Nr. 394 mit der betreffenden Verpflichtung 
zujchreiben, während die Mitteldorff’ichen Erben fih ihm und allen 
folgenden Belitern der Wieje Nr. 394 gegenüber verpflichteten, alle 
Steuern wegen derjelben zu bezahlen und die Wieje Nr. 362b als Unter— 
pfand für die Erfüllung diejer Verpflichtung beftellten. Dieje Wieje Nr. 362 b 
wurde alsdann durch die Witteldorff’ichen Erben, wie es jcheint für 
310 Thaler, ebenfall3 an die Stadt verkauft und ihr 1844 Juli 4 mit 
der gleichen Klauſel zugejchrieben. 

Mit Ausnahme der beiden Wiejen Nr. 394 und Nr. 393 (Vick's 
Bade-Anjtalt) hat aljo die Etadt Roſtock Alles, was Johann Node 1328 
Febr. 14 vom Fürjten Heinrich von Meklenburg für 1000 Mark gekauft 
hatte, fäuflich erworben und zwar 1482 zur Hälfte, 1743 zu weiteren 
drei Achteln und 1844 zum legten Achtel. 


2 








IV. 


Die Einrichtung des Roſtocker Pfingfimarkts. 


Bon 
Karl Roppmann. 


en im Auftrage des Hanſiſchen Gejchichtsvereind unternommenen 

Forſchungen und Veröffentlichungen verdanken wir nunmehr auch die 
Kenntnig des Wortlaut einer für die Handels- und Kulturgeichichte 
Roſtocks wichtigen Urkunde, die bisher nur in eimem wenig zugänglichen 
niederländtichen Urkundenverzeichniß (Tadama en Huberts, Tijdrekenkundig 
register van alle orkonden in het stedelijk archief te Zutphen 1, Nr. 255) 
regijtrirt worden war und deshalb meiner Beachtung entgangen it. 
Dieſe Urkunde, jetzt gedrudt in dem von Karl Kunze bearbeiteten 
4. Bande des Hanſiſchen Urkundenbuchs (Halle, 1896) Nr. 997, it ein 
Ausjchreiben der Stadt NRojtod vom 12. San. 1390, in welchem jie die 
Einrichtung eine Pfingjtmarft3 anzeigt. Offenbar ijt dajjelbe damals 
allen Städten, mit denen Roſtock in Handelsbeziehung ſtand, zugejandt 
worden, erhalten aber hat es ſich nur im einer einzigen Stadt, Zütphen 
im Gelderland, in einer dort angefertigten oder dorthin gefommenen 
Abichrift. 

Bürgermeister und Rathmannen verkünden in dieſem Ausjchreiben, 
day ſie mit Genehmigung ihrer Mitbürger, zum Vortheil ihrer Stadt und 
zum Nutzen aller dorthin kommenden Kaufleute bejchlojfen haben, einen 
feiten und allgemeinen Markt einzurichten, der jährlich einmal abgehalten 
werden, am Pfingitjonntag beginnen und acht Tege dauern joll. Damit 
der Kaufmann ich diejes Marktes um jo mehr freue, werden ihm folgende 
‚sreiheiten zugefagt: erjtens joll während des Marktes, acht Tage vorher 
und acht Tage nachher, Ieder troß aller etwaigen Geldjchulden jicheres 
Geleit haben, nur nicht wegen der nod) während deffelben fällig werdenden 
Geldſchulden und wegen Taujchzahlung für die auf ihm gemachten Ein- 
fäufe ; zweitens joll in derjelben Zeit Jeder freics Geleit haben gegen jede 


12 


Arrejtirung und Anklage, die er nicht erjt während des Marktes verwirft, 
mit Ausnahme derer jedoch, welche Roſtock und andere Städte oder deren 
Bürger durch Raub, Brand oder in anderer Weije geichädigt haben, und 
inSbejondere derer, die um ihrer Mifjethat willen aus der Stadt verwieſen 
oder verfejtet worden find. Außerdem darf Jeder Kaufmannjchaft treiben, 
womit er will, und der, welcher Tuch bringt, es verfaufen oder vertaujchen, 
welcher Art e8 auch jei. Demgemäß bitten Bürgermeifter und Rath die 
betreffenden Behörden, diefen Markt und die mit ihm verbundenen Frei- 
heiten öffentlich befannt zu machen. 


Allen luden, de dessen jeghenwardeghen brief zeen und hoeren 
lezen, wii borghermestere unde raetmanne unde andere medeborghere 
der stad to Rozstok unzen stedeliken denst mit bekannisse der 
waerheyt aller nascrevenen stukke. Wii dun* witlek ju* allen yn 
desseme breve, dat wii mid endrachtegheme rade na behaghe unde 
vulbord* unser medeborghere, umme unzer stad unde eerer nutte- 
cheyt*, umme des ghemenen ghudes* unde openbaere nut* willen aller 
ghuden* koeplude willen”, die unse stad Rozstok myd erer komenscap 
zueken* edder zuken* willen, enen wissen unde menen market bynnen 
der zulven unser stad zettet unde schikket hebben alle jaer enes toe 
holdende, de en anbeghin hebben zal yn deme zonnendaghe toe 
pynghesten neghest comende unde daer na blivende achte daghe 
neghest volghende, also dat en jewelek goet copman myd zyner 
comenscop unde ghezinde, de de komen to deme zulven markede, 
af° unde to, to lande unde to? watere, yn onser stad velech unde 
zeker scal wesen, zyne comanscap na zynen willen dar truwelken 
to ovende. Unde uppe dat, dat de copman des de vryelker unde 
willechliker to dem markede zik vrowe to komende, zo hebbe wii 
ghegunt* unde gunnen yn desseme brieve, dat een yewelk goet 
copman der nascreven vryheit yn onser stad zik vrowen scal unde 
bruken. 

Toe deme yrsten, dat ze myd ereme Iyve, ghode unde gheziinde 
vor pennynghschuld unde schuld anderer gulde to lande unde toe 
watere yn unser stad bynner tyd des markedes, achte daghe voere 
unde achte daghe na deme markede scolen velech unde leidet wesen; 
uthgenamen schuld*, de me bynnen desseme markede betalen scal, 


) o über u. 

b) wille, jteht überflüſſig. 
°) afh. 

a) to fehlt. 

*) schud. 


13 


unde bute*, de dar bynnen van kopes weghene schen scal, alzo dat 
en den anderen dar umme moghe anspreken unde beclaghen. 

Vortmer hebbe wii gheven unde gheven in desseme breve allen 
goden coepluden, dat en yewelk achte daghe neghest vor deme 
markede, yn dem markede unde acht daghe na yn onser stad to 
Rozstok vorbenomet velechet unde leydet scal wezen vor alle 
bezettinghe unde ansprake, yt en zii, dat he dat vorbreke, zunder de 
sghenen, de ons, onse stad unde onse medeborghere, andere stede 
unde ere medeborghere rovet, brant edder andere wize beschedeghet 
hebben an ereme live unde gude*, unde zunderghen de genen, de 
uth uzer stad umme ere myssedat vorwyzet unde vorvestet ziint, den 
scolen die vorscreven vrygheide nycht” hulpelk wesen, 

Hiir enboven hebbe wy gunt* unde gunnen allen goden coepluden, 
de onse vorscereven stad mit erer copenscop zuken* unde zuken 
willen, dat ze dar eren marked mit allerleghe kopenscop dun* moghen, 
alzo vor screven is, unde den ghenen, de dar want brynghen, van 
wat° manerie dat yd zy, dat ze yd dar vorkopen moghen unde 
vorbuten. 

Wor umme zoe bidde wii juwe* leve begerliken unde myd vlite, 
dat ghii umme uses denstes unde bede“ willen den vorscreven wissen 
unde menen market, yn user stad to holdende, alzo vor screven is, 
gunstleken* unde ernstleken kundeghen unde openbaeren willen 
juwen* borgheren unde allen anderen, den gi konen unde moghen, 
ze truwelken underwizende yn den vorscreven vrygheiden, de wii 
en gegheven unde gund hebben: dar bewyze gii uns zundergen*® 
willen unde vruntscop* ane, mid dankleker wedderdad wyllekleghen 
to vordenende. Gheven toe Rozstok na Godes boord drutteynhondert 
jar yn deme negentygesten jaere des middewekes neghest na twelften. 
To merer wytlecheyt unde bekantniisse zoe hebben wii onser stad 
Rozstok vorbenomet grote ynghezeghel myd onser aller willen unde 
witscop henghet Jaten vor dessen brief. 


Dieſem Ausjchreiben zufolge iſt aljo am Pfingſtſonntag, am 22. Mai, 
des Jahres 1390 der erſte Roſtocker Pfingftmarft eröffnet worden. 


2) o über u, 
b) nyth. 
°) wat fehlt. 
4) beden, 
*) zunderge. 





* 


Die Rothe Mühle am Wege nach Barnforf. 


Von 
Karl Roppmann. 


injichtlich der Rothen Mühle verdanfe ich Herrn Oberlandesgerichtsrath 
1) Sohm nachfolgende Bemerkungen. — Was zunäcjt das Mühlengebäude 
betrifft, jo ließen 1359 die Tejtamentsvolljtreder des Lambert Hüning, 
der 1342 die Hälfte der Rothen Mühle von jeinem Schwiegervater 
Simon von Lawe gefauft hatte, und jeiner Ehefrau Chrijtine unter Zu— 
jtimmung der Herren Johann Kyritz und Johann Grente, als Borjteher, 
und des Johann Somer, als Meifters des h. Geilt:Haujes, nach 
Maßgabe de3 Teſtaments bejagter Eheleute und nad) gütlicher Anordnung 
der Herren Bürgermeijter die Hälfte der augerhalb der Stadt am Wege 
nah Barnftorf gelegenen Rothen Mühle dem Sllojter zum 
heil. Kreuz zuſchreiben). — In Bezug auf die Mühlengüter iſt überjehen 
worden, daß in der Eintragung über deren Verkauf durch Hennefe von der Aa 
im Sabre 1417 (Lib. recogn. v. 1384—1431 fol. 122) ſich die ausdriif- 
liche Beitimmung findet: unde de rad schal beholden de vyscherie up 
deme Roden dyke: der Rothe Teich, den die Stadt 1436 auf zehn Jahre 
verpachtet, ijt aljo unzweifelhaft der zu der Rothen Mühle gehörige 
Meühlenteih. Desgleichen habe ich überjehen, daß im Etwas (1741, 
©. 575—577) eine über diejen Verfauf von Johann von der Na, Rath: 
mann, Sohn des Heren Johann, ehemaligen Bürgermeifters 1417 
(Mittwoch nad) Lätare) März 24 außgejtellte Urkunde veröffentlicht 
worden it, und Herr Oberlandesgerichtsratd Sohm bemerkt dazır, daß 
diejelbe, wenn jie forreft gedrucdt jet, zurüddatirt jein müjje, da Johann 
von der Ya erſt Cathedra Petri in den Rath 1418 gewählt worden jein 


1) Stadtbuch v. 1354—1367 fol. 70: dimidium molendini, dieti Roden molen, 
extra civitatem jacentis circa viam, qua transitur ad Bernstorp. 


75 


fönne, indem er in einer Urkunde des h. Geiſt-Hoſpitals von 1418 Jan. 20 
noch nicht, dagegen in einer Aufzeichnung von 1418 Aug. 3 (Lib. recogn. 
v. 1384—1431 fol. 129) als Rathsherr bezeichnet werde. — Eine Ueberjicht 
über das verwandtichaftliche Verhältniß der IL, 1, S. 99—100 aufgeführten 
Eigenthümer der Mühlengüter geben die nachfolgenden Stammbäume. 
Gertrud Freſe (1305) ift die Wittwe Heinrich Freſe's I; Heinrich Freie, 
der 1334 die Mühlengüter befitt, ijt Heinrich III, die Fiſcherei bleibt 
Heinrich II und Heinrich III vorbehalten; der Sohn der Elifabeth Freie 
(1339) ift ebenfall® Heinrich III; durch die Heirat feiner Schweiter 
Katharina mit dem Rathmann Gerhard von der Aa fommen die Mübhlen- 
güter an dejjen Familie; ihr Enfel it der 1417 genannte Hennefe (Johann) 
von der Ya. 





76 


dog vg :TEET W 
UBJOYE 129 NVA qnajaoꝙ 


— — — — — 


rsoſl aoa 4 
u⸗djo ; aaq uva puuad 


— — — — — 
ogsl 9181 (aoaa J 'A) 
hog ongoqorg: "UR 

ouiquoajoꝛq; ↄq jaꝛquivg: I 
"0881 9181 

2ꝛaꝰ qnalaoaꝙ 






gg uuviudoꝝ; qouaſ: VIxI vIsI q : a8 
"FIgT 200 4 "9881 4. 

“ung PL snaↄqaa: I "1 

aaa Sıhıngpd 


"sus a wune * 
"IRET aiojdo me oↄjqha ·ja ’OBzT laouuav nt ↄima 14 RT Joausjodg ale 


gol aoa 4 'allog uuvuiaoq:⁊ Bol aoa. "ua uuvhoꝰ: "KG 








"GET UHR 88*1 PURE -OBPL BIHT OR a PR "| 
lag 230% a8 2IrIgaRR 328 PpıS 2bað8 jognz 
— — — — — — — — —— — 
orl aoag 4 
ssel "SORT pou zqoj aoquolabqv 
ugung un aajBunlanlons 3881 u 1gE1 
la qavbouuagd v’..q a uuvhoð EJEREUBETIEN EITREUBENLITITEIGT 


8 
"LLET hou 393] OLEL g 
ger RP T 
uobvhuauoa; 37399085 : FR: 
‘OSgT um ſaaꝛujig⁊ voo: 8 
"TrEI wıuog ug T 
un doad qavbꝛuia :T 1% 
oest aoa 
"ger Yon 399] ‘SFEL ug 


"I9ET 0a 4 
"ung via ara qugum:s ik 
"OSET m 'EHET UNG per ıa0a I 
‘(usaÄg uraſua ung morgen PIC :L "U Lsgl vgl SE 
oyuu ‘oyujrarı waou ur) 6681 20a 4 o68l 1981 (madıoq u) 
AT Ag puma ja vuavdgvg („IT 222 puma‘ 


— —— — — — — — — 


"18-0881 + 


FEL pau ga 'Snumg "T 
wavıg grguiyd : a 
78T aoa BIET u FIET UNG 
(„SAL pajaig 


"u 'LZEI ug 
Ir AL vuuns 


Ypnag sold) ag OST FU najaog ag 
651I88i ung GI ↄhag Pranac 


V 
mhos 1000302 
og 
24214 24uvF 420 pouuvzs 


IA 






17 


"zrgt uyalagg nvnog (+ 


"Sesr uobovgsparaig yoga ſc 
“EPPT unpolog yanarıa Jaoruug n? jo ung qun usßuhegrgng Haas (1 








u N aagmas auge FLST zoq "FLST 'BPST 'SPST 200 
848 "8001 Bugplaaaunmuı 8601 Brugpljjoa 'oHG] Saanlaagunn "cHcI „Bund 30” CHE] ONE EV : 26 

daoaaygagguumimaad: "AR Haug 12): aaa aadsv aaa Luꝛanvg 3,912 vu Ba snojamg olaa voqaao 
eu 6 eG 1 I 1 I 

Tu EEE ——— 








(au walplavıısıgz 'Q ' 
‚PR ung 9 RT 
TONER NSPT GC 

osel aoa L OpNT:T 

3014 
(„sta Lu⸗danvg 
I 

Wil 

paupd ug ‘a "ap 

war yanı'z :g a8 


D_ 
12 











sıel 4 
szanupa paaijoch Hausk Saoj po piynz 
Snıy Anavggug : 1 "A dag 
"SEST aog 4 MIT NSPz : aꝰ 
8081 'SZEI Pau 793] 1191 aca sojpmaımy A 
coel coel Bragylgoa uoph eos buagulgoa uolp| HOET porn 3937 FIST 'I0OST SORT R 
a1 uad la dao la Vvaiso lat uud a unpvog 
Kö 8 6 I 
"SOET daigd 
swauog'T buang apuug: EHER 
661 uunnaud pur : 3 8 
vKbl pau 193} 192999 "SCH] vida :T AR 
"IEPI 20a wa Paupd : ug aaylartplagp wawmal aa "OEL a0a & ‘FOST pou 199 
— "ICH IP 0a 1 89*1 ung 
aa IggoRR alaaft a9raxK at uuvhoe 








— 


901 vᷣuuvha x “ÄnKajog) uuß 10 
BPRT—6ET LERI-HIFT OIPI—LOFT "ug 
(‚alaag hoqong 


a 


VII. 
Stammtafel der Familie von der An. 


Bon 
Theodor Schm. 


Gerhard von ber Aa’) 
Am. 1852, + vor 1361 Juli 8. 
Fr. Katharina Frefe, T. d. Bm. Dietrich, 
Wwe. des Am, Heinrich Giscow, lebt noch 1390, } vor 1392. 











Johann v. d. Ma?) Katharina v. d. Ma Gerhard v. d. Aa 
Km. 1369, Bm. 1876—1410. M.: Dietrich von Sutym theilt mit feinem Bruder 
Fr 1: MM. (Zuthem) 1364, den väterl. Nachlaß 1385, 
Fr. 2: Alheydis, Wwe. Hermann Havekesbeke's, 1366, lebt noch 1372. den mütterlihen 1392. 
febt noch 1369. Fr.: Elifabeth 1386. 
„ 
—1. — — — 
= Johann v. d. Na Gerhard v. d. Aa Michel v, d. Na 
Rm. 1418, Bin, 1427, 1401. 1402. 1410. 1417. 
lebt noch 1440, + vor 1444. T vor 1418, 


Fr. 1: Elifabeth, Wwe. Ehriftian 
Grelle's aus Skagen. 
dr. 2: Anna, Wwe. 1444. 


Johann v. d, Aa Gerhard v. d. Ma Arnd v. d. Aa?) Hennefe v. d. Na Talete v. d. Ma Katharina v. d. Aa 
1444. 1450. Prieſter 1419. T 1452. 1418. 1460. 1461. 1471. 1413. 1418, 
1430. 1448. 1449. Fr.: Tilfe Quaſt, 1476. 1477. 1479. 
T. Hermann’d, Fr: Greteke 1440, 
heir, Am, lebt noch 1477, * 1479. 
Johann Lange jr. 
— m — — — — — — — — — — —— — — — — — — — — ———— 


Hans v. d. Aa, mündig 1469*) Anneke v. d. Nat) 
Vormund der Tilſeke Quaſt, Wwe. d. Rm. Joh. Lange jr. 1480. M.: Heinrich Rutze 1469. 








) Kauft Bieſtow 1355. 

2) Kauft Lutten⸗Klein 1383-84, Schutow 1396; verfauft Schutow 1401, ben Bumanns⸗ u, Wolkemannskamp 1411. 

) Verkauft Lüttensflein 1144. 

*) Die Geſchwiſter quittiven bie Vormünder wegen ber Vormundſchaft und beiennen, baf fie fi wegen ihrer Giter in Bieſtow geeinigt haben, 


























vm. 


Die Roſtocker Stadtmufikanten. 


(Erfter Theil.) 


Don 
Barl Koppmann. 


te Bezeichnung des von mir gewählten Themas wird wohl nicht die 

Meinung hervorrufen, daß ich es verjuchen wolle, ein Bild von der 
Entwidelung des Mufitwejens in Roſtock zu zeichnen oder aud) nur die 
von der Stadt angeftellten Muſiker nach ihrer künſtleriſchen Bedeutung zu 
würdigen: dazu beſitze ich weder das nöthige Material, noch die perjönliche 
Begabung. Meine Abjicht geht nur dahin, auf Grund der Akten unjers 
Rathsarchivs die Perjünlichkeiten diejer jtädtiichen Beamten zur Kunde zu 
bringen, beziehentlich in das Gedächtniß zurüdzurufen, und die äußeren 
Berhältnijje, in denen fie lebten, zu ſtizziren. Auch ſchon dadurch meine 
ich zu der Ausfüllung einer Lücke beizutragen, die fich in unjerer Kenntniß 
von der Gejchichte des geiltigen Lebens in Roſtock um jo lebhafter fühlbar 
macht, je heller nad) und nach das Licht wird, in dem uns andere 
Richtungen dejjelben vor die Mugen treten. Notbwendige Ergänzungen 
für die früheren Zeiten, aus denen in Xetreff Roſtocks Feine Nachrichten 
vorhanden oder doc, bisher nicht gejammelt worden find, müfjen und 
fünnen aus den Verhältniſſen benachbarter norddeutſcher Städte genommen 
werden. 


1. Einleitung. 


Sm Mittelalter werden die Muſiker bezeichnet als histriones, jocula- 
tores, niederdeutſch spellude. Gie gehören der großen Gruppe der unehr- 
lichen Leute an; nad) dem Eachjenjpiegel find fie rechtlos und man büßt 
ihnen nur mit einer Scheinbuße, mit dem Schatten des Beleidigerd. Im 
Laufe der Zeit aber bejjert jich ihre Etellung jehr weſentlich, vornehmlich 
derer, die bei Fürſten, Herren oder Städten in Dienjt treten. 


30 


Eine Wismarſche Spielmanndordnung vom Jahre 1343 
zeigt uns die eriten Anfänge zu jolcher Beſſerung. Sie unterjcheidet 
größere oder Tagehochzeiten und fleinere oder Abendhochzeiten und bejtimmt, 
daß jedem Spielmann (histrioni sive joculatori) bei jenen nicht mehr als 
4 Schilling, bei diefen nicht mehr al3 2 Schilling Lübiſch gegeben werden 
joll: weigert jich einer, dafür zu ſpielen, jo joll er aus der Stadt gewiejen 
werden. Damit fie aber mit diefem Lohn um jo bejjer ſich begnügen 
fönnen, darf fein Bürger zu jeiner Hochzeit andere Spielleute annehmen, 
al3 die, welche jich in Wismar aufzuhalten pflegen, e3 jei denn, daß er 
ein Inſtrument (ludus) wünjcht, das in Wismar überhaupt nicht oder 
wegen Abwejenheit des Spielmanns zeitweilig nicht oder für jein Begehren 
nicht Stark genug vertreten it. Zwiſchen Oſtern und Johannis jollen alle 
in Wismar fich aufhaltenden Spielleute, wenn fie zu Hauje find, an jedem 
Sonn- und Teittage den Kürgern des Abends im Rojengarten mit ihrem 
Spiel aufwarten, gleichfall3 bei Strafe der Ausweiſung. 

Einen wejentlichen Fortſchritt finden wir für die zweite Hälfte des 
14. Jahrhundert3 in Hamburg. Hier erhalten 3—5 Spielleute zwar 
noch nicht ein eigentliches Gehalt, aber doch regelmäßige Verehrungen aus 
der Stadtkafje, zu DOftern, zu Pfingiten und zu Weihnacht, inSbejondere 
10 Schilling zu ihrem Licht auf dem Lektor der Domtfirche, zuweilen auch 
ein Geldgeſchenk zur Kleidung und außerdem ein wirkliches Lohn, wenn jie 
bei bejonderen ?Feitlichfeiten des Raths aufipielen oder in dejjen Auftrage 
bei der Hochzeitsfeier auswärtiger Herren mitwirfen. Hundert Jahre jpäter 
ſteht in Hamburg an der Spiße der Spielleute der Kathsfuchenbäder. 
Das erflärt ji) aus der alten Berbindung, die bei Hochzeiten zwiſchen 
Epielleuten und Kuchenbädern obwaltet. In Bremen heißt es jchon im 
Sahre 1303: wer eine Hochzeit anrichtet, darf 8 Epielleute annehmen und 
nicht mehr; für jeden Kuchenbäcder, dejjen er ſich bedient, einen Spielmann 
weniger. In Lübeck nimmt die Stelle des Hamburgifchen Kuchenbäckers 
der Spielgraf (spelgreve) ein; wie diejer hat er für die Innehaltung der 
wider den übermäßigen Aufwand erlafjenen Beitimmungen zu jorgen ; wenn 
Nachts die Uhr eins ſchlägt, alsdann sal de spelgreve upkloppen unde 
overludt seggen: ydt ys tydt tho bedde tlıo ghande und morgen mitt 
leve wedder upthostan. Die Anzahl der Spielleute, die man annehmen 
darf, beträgt bier bei einfachen AbendHochzeiten 3, bei vornehmeren 6, bei 
Tagehochzeiten 9, unde de moghen wol myn wesen unde nicht meer; 
ihr Lohn ift je nachdem auf 4, 6 oder 8 Schilling beſtimmt; darüber 
hinaus irgendwelche Kleidung zu fordern, iſt ihnen nicht geftattet: will 
over welk brudegham en jenige kledinge gheven, dat mach he don 
ane broke, myt gudeme vryen willen, ungedwungen unde unvor- 
plichtet. 


81 

Die Ausübung der Spielmannskunſt beißt ludus, spele oder spil; 
doch wird dad Wort auch gebraucht für das einzelne Inſtrument, deſſen 
der Spielmann jich bedient. Die Wismar’jche Spielmannsordnung vom. 
Sahre 1343 jpricht von Epielleuten mit feierlicheren Inſtrumenten (cum 
sollempnioribus ludis), als da jind: vedele, pype, bunghe, basune, 
rotte, vloghel edder harpe. 

Welche Injtrumente man damals für weniger feierlich hielt als die 
Fiedel einestheild, Pfeife und Bunge anderntheils, weiß ich nicht zu jagen. 
Ich wüßte nur das Horn zu mennen, das Inſtrument des Jägers 
(jegerhorn) und des Wächters (kur), der in ſeinem Gelaſſe auf dem 
Kirchthurm (kurhus, specula) Wache hielt; wenn der Feind nahte oder 
Feuer los wurde, ftieß er in jein tuthorn: do bles he und sloch de 
klocken. Der Kur jtand in Stadtdienften ; in Wismar erhalten 1334 Die 
vigilatores 20 Schilling Bejoldung; in Hamburg waren jeit 1350 zwei 
vigiles, auf den Thürmen des Doms und der Nifolaifirche, angeitellt. 
Neben dem Horn war der Kur auch anderer Injtrumente fundig: Bürger: 
meifter Nikolaus Gentzkow in Straljund feierte am 10. Nov. 1559 den 
Meartinsabend mit feinem Hausvolf: Wy hedden drierlei spellude, averst 
die cuhr kreg dat n:eist, den he bleff by uns und spelde wol 6 oder 7 dentze. 

Die gewöhnlichiten Inftrumente waren die Pfeife (pipe) und die 
Bunge, eine Art Paufe oder Trommel: by der pipe, jagt ein Sprid)- 
wort, hort de bunge, und von einer geräufchvollen Feſtlichkeit heist es: 
dar weren rowich nummer pipen edder bungben. Die betreffenden 
Künstler heißen piper, fistulator, und bunger oder bungensleger; leßterer 
trug jein Initrument am Halſe. 

Ein mehrdeutiges Wort iſt trumpe: es wird gebraucht für Laute 
(quinterna), Trommel (tympanum) und Trompete (tuba) und ein als 
tramper bezeichneter Künſtler kann aljo ein Lautenjchläger (quinternista), 
ein Trommler (tympanator) oder ein Trompeter (tubicinista) fein. Dann 
aber zweigen ji) von trumpe ab: erjten® trumme, die Trommel, 
ingbejondere die Werbetrommel, zweiten? trummit oder trumpit, die 
Drommete oder Trompete; die betreffenden Künſtler heißen trummen- 
sleger und trummitter. Ob die Trommel von der Yunge verjchieden 
war, ijt mir umnbefannt. Mit Pfeife und Trommel wurde dat geheme 
spill aufgeführt, die micht öffentliche Muſik bei den geringen Hochzeiten 
und Lujtbarfeiten; dat grote spill dagegen, das den Rathsmuſikanten vor- 
behalten war, umfaßte alle übrigen, bei jolchen Gelegenheiten üblichen 
Snjtrumente, auch die Trompete. 

Wie die Trommel an die Stelle der Bunge trat, jo jcheint die Trompete 
die Poſaune (bassune), das Inſtrument de3 bassuner, verdrängt oder 
doch zurüdgedrängt zu haben. 

6 


82 


Neben der Bunge und den Blasinjtrumenten Pfeife und Poſaune 
nennt die Wismarſche Spielmanndordnung nur noch jolche Inſtrumente, 
die beim Saitenjpiel (seidenspil, snarenspel) gebraucht werden: vedel, 
harpe, rotte, vlogel. Eine von Hoffmann von Fallersleben angezogene 
Stelle lautet: 

Daer waren speelmannen vergadert vele 

Met menegher manieren van snaerspele: 
Vedelen, ghighen, herpen, roten, 

Met soeten gheclanke ende met soeten noten. 


Die Fiedel (vedel, veddel oder viddel), die der vedeler in einem 
vedelsack mit ſich herumtrug und mit dem vedelbogen hantirte, war ein 
allgemein bekanntes und beliebtes Injtrument. Seltener genannt wird Die 
Geige (gige oder gigel). Die Harfe (hbarpe oder herpe) wurde von 
dein harpensleger mit dem PBlectrum geichlagen. Die rotte, rote, rode 
und der vlogel waren zitherartige Inſtrumente mit Meetalljaiten ; wie 
der vlogel wird auch die radförmige rote nad) ihrer Geſtalt benannt 
worden jein. 

Sm 16. Jahrhundert wird in Hamburg unter den drei Zitherichlägern 
(eitharistae) ein Spielmannzjunge genannt, der den Disfantiften vertritt 
(qui supplet vices discantiste): nach Art der alten menestrele werden 
aljo wohl Ddieje Zitherichläger Muſik und Gejang mit einander ver- 
bunden haben. Wenn aber aud) unter den übrigen Spielleuten ein 
bassans, ein tenorista und ein discantista aufgeführt werden und Der 
tenorista näher bezeichnet wird als: in grosso ludo, jo ift wohl nur an 
eine Benennung nach den Stimmen der verjchiedenen Inftrumente zu denfer. 
Beiden Auffaflungen entipricht eg, daß wir hier in Roſtock einestheils in 
Muſik und Geſang geübte Spielleute finden, anderntheils von ihrem vier: 
jtimmigen Blaſen auf dem SKirchthurm, jowie auch von cinem „Baß— 
Bamhart“ nebjt Secund-:, Tenor: und Disfant-Pojaunen hören werben. 


2. Die Mufifverhältnijjfe Rojtods in älterer Beit. 


Ueber die Roſtocker Spielleute liegen mir Nachrichten aus der 
ültejten Zeit nicht vor. Nur gelegentlic) nennt das Mel. Urkundenbuch 
zwei Pfeifer, Raslaf piper und Busch piper, die im Jahre 1361 
neben einander vorfommen; auch Fiedler (phigillator) fommen meiner 
Erinnerung nach jchon zu Anfang des 14. Sahrhundert3 vor. In Stadt: 
dienften jtand 1478 wenigitens ein Bojaunenbläjer: als damals 
Herzog Magnus fich nach Antlam begeben wollte, um mit Sophie, der 
Tochter Herzog Erich’S von Pommern, jene Ehe einzugehen, durch die er 


83 


zum Stammvater aller nachfolgenden Generationen wurde, jchrieben die 
Herzöge Albrecht und Magnus am 23. Mai von Schwerin aus an den 
Rath: Wi bidden und begeren andechtigen, gii uns juwen bassuner 
mede to unsem have to Ancklem to ridende lenen willen und ene 
mit enem perde am negestkamenden. dinxstedage ofte am midweken 
(Mai 26,27) an uns schicken willen bethe to Gustrow, uns des nicht 
willen wevgeren. Im Jahre 1510 hatte der Rath) zu Wismar fich 
darüber bejchwert, daß jein bassuner Palentin feinen Dienſt verlaffen 
habe und fich in Roftod aufhalte; der Rath antwortete ihm darauf, er 
babe Balentin noch nicht in Dienjt genommen; da derjelbe aber fih um 
einen anderen Dienjt umjehen und ohne Verbejjerung ſeines Lohns nicht 
nah Wismar zurücfehren wolle, jo were wol unsere fruntlike bede, juwe 
leve unns den sulfften wolden vorgunnen, so wy doch nu tor tiidt 
eynes basuners van noden unnd mercklick to donde hebben. 

Genauere Nachrichten erhalten wir durch die Supplif eines unge 
nannten Spielmannes im Jahre 1563. Diejer entjchuldigt ſich zunächſt, 
daß er jeinen Verpflichtungen, auf dem Thurm jeden Sonntag „mit 
meinen Injtrumenten und meinen Gejellen mich hören zu laſſen“ und 
täglich um 11 Uhr „auff zmween Trommeten ein Hoverecht zu machen“, 
bisher nicht nachgelommen jei, denn die Fenſter feien jo enge, „das es 
nicht müglich iſt, jelbdritte oder jelbvierde zu einem Fenſter raus zu pfeiffen 
oder zu jpielen“ und dabei Bücher vor ſich hinzulegen, und was die beiden 
Trommeten betreffe, jo reiche zwar der Naum aus, aber da ihm der „Sluer 
und Haufmann“ gejagt, der Rat) habe ihm den Thurmdienft auf ein 
Jahr zugejagt, jo habe er aus Rückſicht auf dejjen fleine Kinder, obgleich 
er der betreffenden Bejoldung wohl benöthigt ſei, das Hoverecht unterlafjen. 
Dann bittet er den Rath, erſtens jich jeiner darin anzunehmen, daß „Die 
Amptbruder, als nemlich die andern Spielleute“, das Aufwarten bei den 
Abendköften ihm nicht geftatten wollen, jondern für jich beanjpruchen, da 
doch die Tagesköjte jehr abgenommen haben und eitel Abendköjte jtatt- 
finden, zweitens aber, da er gehört, „daß ein Erbar Radt die Spielleute 
vorehret Hat mit differ loblichen Stadt Wapen“, auch ihm und feinen 
Gejellen jolche Kleinodien zu theil werden lajjen; jein Vorgänger, Meiiter 
Jacob, Habe fich darin nicht wohl verhalten „unnd ſich der Wapen 
gejchemet”, er aber wolle jich derjelben „gar nicht jchemen“, jondern fie 
dem Rath) und der Stadt zu Ehren gern tragen und ſie umverjehrt und 
mit Dank zurüdgeben. _Diejer unbekannte Spielmann und jein Vorgänger, 
Meiſter Jacob, waren aljo vom Kath) angejtellte jogenannte Kunſt— 
Spielleute; jie hatten ſowohl vor den bejoldeten Kuren, wie vor den 
nicht in Sold jtehenden Spielleuten den Vorrang ; der Thurm, auf dem 
jte ihr Spiel ausübten, war der zu St. Marien. 

6* 


84 


Am 19. Sept. 1573 befennt Beit Schmidt, „beitellter Spielmann 
der Stadt Roſtock“, da der Rath ihn angenommen habe, um für eine 
Bejoldung von 60 Thalern jelbviert den Bürgern bei ihren Hochzeiten zu 
dienen, jo verpflichte er jich, drei gute Gejellen anzunehmen, „jo alles 
pfeiffen, blajen und jingen fonnen, was ihnen vorgelegtt wird“, jeinen 
Dienjt Oſtern anzutreten und ji „in der Kirchen und Chore, auch jonit 
auf vem Thurm mit Spielen und Abblajen* jo zu verhalten, daß der 
Rath daran jein Wohlgefallen haben werde. Dieſem Revers ijt ein Ber: 
zeichnig der in jeinem Beſitz befindlichen Inſtrumente angejchlofjen. Erſtens 
vier Breslauer „Baß-Bamhartt“ mit meljingenen Regiſtern, „ahn 
Gröbe eine Quart tiefer, denn die große Orgell zu Unjer Lieben Fravenn”, 
fojten 56 Thaler. Zweitens eine „ Difcant-Bajfune*, drei „Tenor: 
Baſſunen“ und eine „Secund-Baſſune, jo tief ahm Thon, wie 
gemelte Pamhart“, foften zujammen 60 Thaler. Drittens ein futter 
großer Breslauer Flöten mit meilingenen Röhren, enthaltend 13 Stüd, 
„die auch ghar groß und tieff“, koſtet 30 Thaler. Viertens ein Futter 
„mute Binden“, fojtet 4 Thaler. Fünftens cin Futter „gemeiner 
iharfje Zinden*, foitet 2 Thaler. Sechstens ein Futter „ Zwerg: 
Pfeiffen“, fojtet 4 Thaler. Siebtens zwei „gemeine Bambhartt 
und Schalmein, in Thon und Grobe, wie ſie hir unnd allenthalben von 
Thurnen unnd Koſten gebraucht werden“, koſten 9 Thaler. Seine 
Krummpfeifen hat er verkauft, will ſich deren aber wieder verichreiben, 
ſowie auch etliche Zinfen, „die in eine jede Orgell dieſen Kirchen veinlich 
jtimmen jollen“. „Solche Inſtrumente“, jchließt das Verzeichnig, „fan 
man mancherley Art durch einander wechjelen, auch, da die Gejelichafft 
vorhanden, mitt 6, 7 und S Stimmen zu gebrauchen“. 

In den Jahren 1577 und 1578 wurden mit dem in Brandenburg 
bedienjteten Martin Briegel Lerhandlungen geführt, die zwar erfolalos 
blieben, aber in mehrfacher Beziehung von Interejje jind. Der Rath 
nimmt ihn mit jeinen vier Gejellen „umb feiner Kunſt und Geſchicklichkeit 
halben fur unjern und gemeiner Stadt Spielemann“ an und jegt ihm eine 
Beloldung von 60 Thalern, 4 freie Wohnungen und zur Kleidung für ihn 
jelbjt 4, für jeden Gejellen 3 Thaler aus. Er verpflichtet ſich, Geſellen 
zu halten, „Die des Sanges vorjtentig und alles, was man ihnen vorleggen 
wirt, fingen und pfeiffen fonen“. Mit diefen hat er in der Marienkirche, 
„ſo oft darinne figurirt wirtt, uff dem Chore bey dem Gejange zu fein“, 
ſonſt aber „von der Orgel zu jpielen*, jowie auch an Sonn- und Feſt— 
tagen und Mittwoch® vom Thurm zu blajen; das Epielen „von der 
Orgel“ wird ihm aber auf jeine Vorjtellung hin erlafjen. Von vornehmen 
Hochzeiten joll er 3 Gulden erhalten, „da doch den vorigen Spiclleutten 
nicht mehr, den zwen Gulden“ ausgejeßt worden jind. Dann handelt e& 


85 


ih um die Feſtſtellung feines Verhältnifjes erjtens zu zwei andere 
Raths-Spielleuten, die vermuthlich jchon vor längerer Zeit angeitellt 
morden und weniger tüchtig find, und zweitens zu denjenigen Spielleuten, 
die nicht im Dienſte der Stadt jtehen. Den alten Spielleuten Martin 
Viet und Jochim Hane jollen von je drei Hochzeiten eine, ihm zwei 
zufommen und von dem Gottespfennig, der bei der Beitellung von Spiel- 
leuten bezahlt wird, jollen fie ein Drittel, er zivei Drittel erhalten. Kein 
Spielmann joll, jo verlangt er, „ind Amt“ aufgenommen werden, bevor er 
nicht ihm jeine Urkunden über Lehrzeit, Dienſtzeit und bisheriges Verhalten 
vorgelegt habe und von ihm geprüft worden jei; jeder joll nur einen 
Jungen halten, „den ehr felbjt gelchrett”; „die Trommeten, auch andere 
große Spiell, es jey Biolen oder Inſtrument“, jollen ihnen unterjagt 
werden ; bei Hochzeiten, Verlöbniſſen und Gajtgeboten will er überall das 
Vorjpiel und vor allen andern den Vorzug haben, ohne jein Vorwiſſen 
jol feiner jpielen, die beiden, die er anweilen wird, um mit Pfeifen und 
Irommeln aufzuwarten, jollen jich jelbander zu Tiſche jegen „und feine 
Geit, Weib oder Kinder mitbringen“; fommen jo viele Feſtlichkeiten vor, 
das es ihm für jich und feine Gejellen zu viel wird, jo will er ſich deren 
mehrere verjchaffen. Endlich begehrt er, dag der Rath ihm bei „den 
Brandenburger Herrn“ feine Entlajjung erwirfe und ihn auf Lebenszeit 
anitelle. 

Daß es zu einer feſten Anjtellung Martin Priegel’3 nicht gefommen 
jei, geht daraus hervor, daß der Rath im folgenden Jahre (1579) drei 
Berjonen, Balter Frey, Andreas Amjel und Nikolaus Grune- 
wa!d, zu Spielleuten annahm, „ung und gemeiner Stadt jelbvierte, 
welchen vierten fie jich bejtellen jollen, vor Sunftpfeiffer zu dienen“. Sie 
erhalten zujammen 80 Gulden zur Bejoldung, je + Gulden zur Kleidung 
und die „vier Buden uff dem Alten Mardte zu freyer Behaußung“; aud) 
jollen jie frei jein von Schoß, Wacht, Wall- und Grabengehen. Zur 
Anjchaffung von Injtrumenten werden ihnen 50 Gulden vorgeichojjen. 
An Sonn: und Teittagen und Mittwochs um 10 Uhr Vormittags, ſowie 
auch beim Durchzug fürftlicher und anderer hohen Perjonen, haben fie auf 
dem Marienthurm, an vier verjchiedenen Stellen je zweimal und „minde- 
itenjt quattuor vocum“ abzublajen. Wenn die beiden alten Spielleute, 
Martin Bith und Jochim Hane, Todes verfahren, jo joll fein anderer 
wieder angejtellt werden, jondern das große Spiel ihnen allein verbleiben. 
— Dieje drei Spielleute jind eine Neihe von Jahren im Dienjte der 
Stadt geblieben, haben e3 aber vorgezogen, einen vierten Spielmann nicht 
zu ji zu nehmen. Im Jahre 1583, als Jochim Hane bereitd vor einigen 
Sahren gejtorben war, baten fie um eine neue Beitallung, durch die ihnen 
eine Gehaltserhöhung und verjchtedene jonjtige Vortheile und Vorrechte 


86 


zu theif würden. Diejem Geſuch hat der Kath 1585 gewillfahrt. Ihre 
Bejoldung wird von 80 auf 100 Gulden, das Geld zur Kleidung von 
4 Gulden auf 4 Thaler erhöht. Zu den angegebenen Zeiten jollen jie 
auf dem Marienthurm mit großen Inftrumenten „jchone gute 
Muteten und ander Studen, wie ſich daß nach Gelegenheit der Zeit und 
Seiten und jonften geburen mil, abblajen“; wenn zu St. Marien figurirt 
wird, jollen jie jich dort einjtellen und „mit bequemen Inſtrumenten der 
Muſic und Cantorey beiwohnen“; wenn der Rath ihrer ſonſt benöthigt it, 
haben ſie jelbviert „mit allerhandt Inſtrumenten“ aufzuwarten. Das 
Kuchenbaden, „wie dad vor Altershero bey den Stadt-Spielleuten 
geweit“, ſoll ihnen freiftehen: jo lange Meiſter Martin Viet leben wird, 
ihnen drei Jahre nacheinander, das vierte Jahr ihm. ie jollen als die 
oberjten Spiellente gelten; ausjchlieglich ihnen fommt das Epiel mit großen 
und kleinen Injtrumenten zu, während fie zu Gunjten der übrigen Spiel- 
leute auf das Trommeln und Pfeifen verzichten; alle Zeitellungen müſſen 
bei ihnen gemacht werden und jie haben die Spielfeute zu beſtimmen, dabei 
aber Meijter Viet und den beitallten Thurmleuten den Vorzug einzu- 
räumen ; wer von den andern Spielleuten nach auswärts gefordert wird, 
muß es ihnen 14 Tage vorher anzeigen; beim Durchzug hoher Perſonen, 
jowie auch bei Hochzeiten und anderen Freudenfeſten jollen diejelben nicht 
vor ihnen „mit Hofieren Drindgelt“ ſuchen, jonderu warten, bis fie „da— 
geweit und furerft ihr Drindgelt geholet haben”. — Uuittungen aus den 
Sahren 1592 und 1593 bezeugen, daß Frey, Amjel und Grunewald 
damals noch ihre Stellung innehatten. 

Für die Amt3-Spielleute wurde im Jahre 1600 eine Rolle 
erlaſſen, die ung deren theilweife jchon berührte Verhältniſſe noch etwas 
näher fennen lehrt. Ihre Aelterleute jollen immer die beiden ältejten 
Kunftjpielleute fein; die geringen Hochzeiten von Dienſtmädchen und Tage 
löhnern, jowie der Gebrauch von Trommeln und Pfeifen iſt ihnen 1593 
von den Aelterleuten überlaffen worden; bei den vornehmen Hochzeiten, 
die den Kunſtſpielleuten vorbehalten find, dürfen von ihnen nicht mehr als 
zwei mit Trommeln und Pfeifen mitwirken; die Aelterleute weiſen ihnen 
dem Amtsalter nach, doch unter einem VBorangehen der Stadt: Thurmleute, 
die Aufwartung bei Hochzeiten, Chegelöbnijjen und Fechtichulen an; ohne 
Vorwiſſen der Nelterleute dürfen fie feine Hochzeit in Roſtock und Warne— 
münde annehmen; den großen Herren und deren Gejandten dürfen Die 
Kunftipielleute ungehindert, die übrigen nur mit Bervilligung der Xelter- 
feute aufwarten und zu Weihnacht ijt es nur den Kunftjpielleuten gejtattet, 
den Herren des Raths und andern vornehmen Bürgern zu Weihnacht das 
Neujahr zu bringen; die Thurmleute, denen auch bei hohem Beſuch „an 
ihrer alten Gerechtigfeit“ nicht3 genommen fein ſoll, dürfen einmal jährlich. 


87 


jeder in ſeinen beiden Kirchſpielen, bei den Bürgern ihr Opfergeld ein— 
ſammeln. Wer in das Amt aufgenommen werden will, muß bei einem 
redlichen Meiſter gelernt, zwei Jahre gewandert und ein Jahr in Roſtock 
gedient haben, bat ſich von den Aelterleuten prüfen zu laſſen, muß, wenn 
eine heirathsfähige Meijterstochter oder Meiſterswittwe vorhanden iſt, die— 
jelbe ehelichen, e8 jei denn, daß er als Meiftersjohn davon befreit wäre, 
und hat an das Amt 2 Tonnen Bier und 20 Gulden, als Meiitersjohn 
10 Gulden zu bezahlen, von welchem Gelde jeder Aelteſte einen Thaler erhält 
und der Reit in der Büchje verwahrt wird. Aus den Amtseinfünften wird die 
Krone zu St. Marien hinter dem Chor, die fie jeit undenflichen Zeiten 
bejigen, mit zwei Wachsferzen unterhalten. Jeder Meiſter darf einen 
Sejellen und zwei Jungen oder jtatt des Gejellen einen dritten Jungen 
halten. Bürger, die dem Amte nicht angehören, dürfen bei Hochzeiten, 
Selagen, Fechtſchulen und anderen öffentlichen Zujammenfünften nicht 
ipielen, Fremde nur auf den freien Jahrmärkten mit Genehmigung der 
Aelterleute und nur drei Tage lang. 

Bon den drei im Jahre 1579 angejtellten Stunjtpfeifern war 1618 
nur noch Nikolaus Grunwald am Leben, der mit jeinen dermaligen 
Kollegen Andreas Kirchhof und Johann Schmerjal jich darüber 
beichwerte, daß die Thurmleute Köften annähmen und fich des großen 
Spiel3 anmaßten, jowie auch um die Wiedereinführung des aufgehobenen 
Sottespfennigd bei Beſtellung der Hochzeiten bat: „Dagegen wir dann 
erpotig, noch einen der Kunſt gemees neben uns zu halten, damit wir 
jelbfünfft der Kirchen und gemeiner Stadt uffwarten und die Mufic dadurch 
deito zierlicher und jterder angeordnet und bejtellet und ein Erbar Raht 
und gemeine Stadt, jowoll auch wir jelber Ruhm davon haben und 
erlangen mugen“. 


3. Die älteren Mujif-Direftoren (1623—1697). 


Eine wejentliche Veränderung geichah 1623 durch die Ernennung 
eine® Muſik-Direktors, indem der Nat am 29. Sept. den Bal- 
thaſar Kirchhof, „Musicum und Inſtrumentiſten, vor unjern und 
gemeiner Stadt vierten Meifter und Directorn der inftrumentalijchen 
Music“ anftellte.e Mit den andern Meiſtern joll er an Sonn: und 
Feittagen, Dienstags und Donnerstags um 10 Uhr mit großen Inſtru— 
menten und Wenigitens zu fünf Stimmen auf dem Rathhauſe dreimal 
oder ftatt dejjen, wenn es der Rath befiehlt, an den vier Eeiten Des 
Marienthurms zweimal, jowie auch beim Durchzug hoher Perjonen, „jchöne 
muſikaliſche Muteten und andere gute Stucde mit lieblihen Harmonien 
fleißigh abblajen“; zu Et. Marien joll er dem Gottesdienſte, jo oft es 
nöthig, auf dem Chor mit der Muſik beivohnen und bisweilen auch hier 


85 


und in andern Kirchen mit jeinen Gejellen oder auch allein „eine feine 
and lieblihe musicam anrichten“. Dafür erhält er eine Bejoldung von 
80 Gulden, von der Marienkirche eine freie Wohnung, 6 Ellen Tuch wie 
jeine Kollegen und das Necht des Kuchenbackens nach der Reihenfolge. 
Auch ift ihm und den drei andern Meiſtern das Mluficiren mit großen 
und feinen Inſtrumenten, als Zinfen, Poſaunen, Violen u j. w. vor— 
behalten. 

Diefem erjten Mufif-Direktor Roftods folgte 1657 Wilhelm freie 
in der gleichen Etellung. 

Im Sahre 1656 war die vierte Kunftipielerjtelle wieder eingegangeıt. 
Der Rath nimmt Johann Schulge, Johann Ernſt Armerding 
und einen Dritten, der dem verjtorbenen Balger Schmerjahl juccediren 
wird, „zu unſern und gemeiner Stadt Inſtrumentiſten“ an und jeßt ihnen 
zulammen 100 Gulden zur Bejoldung aus, von denen Johann Schultze 
al3 Direktor der inftrumentalischen Muſik 50 Gulden erhalten joll; auch 
wird ihm „Die Wohnung beim Frater-Cloſter“ eingeräumt. Die Accidentien 
werden im erjten Jahre durch Johann Schulte, im zweiten durch Armer— 
ding, im Dritten wieder durch Schulge, im vierten Durch den neuanzu— 
itellenden Imftrumentiften erhoben und in Schultze's Hauſe getheilt. 
Zujammen jollen fie wenigjtens jelbjechit „beitimmt“ jein, Schulte jelbdritt 
und die beiden andern zujammen jelbdritt. Sie haben an drei Tagen 
um 10 Uhr vom Nathhauje abzublajen und zu St. Marien und St. Jazobı, 
wenn Nachmittags vor und nad) der Predigt figurirt wird, der Muſik und 
Santorei beizuwohnen. Ihr Neujahr dürfen fie ſchon Weihnachtsabend, 
die Thurmleute erjt Neujahrsabend juchen. Verboten wird es ihnen, „für 
den VBortan etwas von Xürgern und Studenten zu fordern“ und bei 
einer und derjelben Gelegenheit viele Vortänze bei ſich beitellen zu laſſen, 
da dadurc) „allerhandt Umgelegenheit und Schlägerey zu erfolgen pfleget“ ; 
bei der Annahme der Vortänze aber jollen fie respectum personarum 
beobachten. 

Neben dieſen drei Inſtrumentiſten gab es damals zwei Thurmleute, 
zu St. Marien und zu St Nikolai. Aus den beiden Beſtallungen des 
Rudolf Lorenz Rincke, der 1660 an der Nikolaikirche, 1662 an der 
Marienkirche zum Thurmmann angenommen wurde, gewinnen wir nähere 
Kenntnig von deren Stellung. Morgens um 10 Uhr jollen fie jelbdritt 
oder jelbviert vom Nikolai-, beziehentlih Marien: Thurm abblajen, Abends 
halb zehn und Morgens 3 Uhr mit einem Pſalm ich Hören lajjen und 
in der Zwiſchenzeit alljtündlich auf den vier Seiten des Thurms „eure 
Andeutung mit der Trummeten“ geben, dabei fleißig Fich umjchauen, ob 
Feuersgefahr oder andere Noth vorhanden, und betreffenden Falles die 
Trummete blajen und die Sturmalode ziehen, bis einer von den Gloden- 


39 


fäutern herzufommt; zu Et. Marien joll bei Gewittern, ob es Tag oder 
Nacht iſt, ein Bußpſalm geblajen werden. Wenn zu St. Nikolai oder 
zu St. Petri figurirt wird, hat der Thurmmann von St. Nikolai, wenn 
zu St. Safobi, hat der Thurmmann von Et. Marien, wenn zu St Marien, 
haben beide der Mufif und Santorei mit bequemen Inftrumenten beizu: 
wohnen; auf Anfordern der Kunftjpielleute müſſen ſich beide an dem 
Abblajen vom Rathhauſe betheiligen. An Bejoldung erhält jeder 26 Gulden ; 
außerdem bezieht der Thurmmann zu St. Nikolai 8 Fuder Holz, 1'/, Lait 
Kohlen, 4 Gulden zur Wohnung, 2 Gulden „Pettegeld“ und an Talg 
oder Lichten von der Kirche 10 Mark Sundiich, der Thurmmann zu 
St. Marien 10 Fuder Holz, 2 Lait Kohlen, 8 Gulden zur Wohnung, 
außerdem von dev Kirche, was feine Vorfahren gehabt, insbejondere an 
Talg oder Lichten 3 Gulden 8 Edjilling ; in den beiden Kirchſpielen, für 
die er angeftellt it, darf jeder zu Martini vor allen Häujern mit der 
Trummete ſich präjentiren, diejelbe blajen und jein gewöhnliches Trinkgeld 
fordern, jowie auch jein Neujahr einſammeln. — In Eingaben an deu Rath) 
greten die beiden Thurmleute mit den drei Kunjtjpielleuten zujammen auf 
und jind aljo mitzuverftehen, wenn die Rede iſt von jämmtlichen Mufifanten. 
Als 1674 der Thurmmann von St. Nikolai, Martin Armentrif, 
gejtorben war, bat jein Schwiegerjohn, Bartholomäus Manefe, ihm 
die fünfte Stelle, in die er ſich mit jeinem Schwiegervater bisher getheilt 
habe, allein zu übertragen, während Thomas Rudolphi, der zweite 
Kunſtſpielmann, weil „allemahl ſechs Muficanten alhie gewehſen“, für feinen 
Cohn um die jechste Stelle anhielt; da aber die jämmtlichen bejtellten 
Muſikanten erklärten, daß in 26 Jahren ihrer niemal® mehr als fünf 
geweſen jeien, jo wurde Rudolphi's Geſuch feine Folge gegeben. 

In der angeführten Eingabe Maneke's heißt es, jein Schwiegervater 
und er hätten, da jeder auf die Hälfte des Ertragd angewieſen geweſen, 
ſich mit den Ahrigen kümmerlich erhalten müſſen, jonderlich „nachdem ung 
das Salarium entzogen“, und 1678 erklären die Stadt-Mufifanten, fie 
hätten jeit 10 Jahren feine Bejoldung erhalten. Wei der damaligen 
Echwäche der Stadtkaſſe beichloß der Rath ihrem Wunſche gemäß, daß 
jeder Hochzeiter, der fie nicht zur Aufwartung annehmen wolle, ihnen eine 
beitimmte Entichädigung, im eriten Stande 2 Thaler „und jo nad 
advenant“, leiften jolle. Nun aber hatte im vorhergehenden Sahre, 1677, 
die große Feuersbrunſt in unjerer Stadt gemwüthet, und es begreift fich, 
daß deren Folgen den Spielleuten bejonders ſchmerzlich fühlbar jein mußten. 
Als fie am 16. Nov. 1630 vor das Gericht gefordert wurden, um fich 
darüber zu verantworten, daß fie dem nächtlichen Ihurmdienjt vernach— 
fäjfigten und daß man weder „Pſalmen-Blaſen, noch jonjt einigen inſtru— 
mentaliichen Epieltlang mehr vornehme oder auch, wan ja zu einer Zeit 


90 


etwas dergleichen erſchallete, jolches dergeſtalt geſtümpert oder geitümmelt 
abginge, das es überall, und jürjonderlich frembden Anhöreren, unangenehm 
und ſchendlich“ wäre, entgegneten jie, fie fünnten das nöthige Volk nicht 
unterhalten, da fie jo wenig verdienten, daß fie „weder Kate, noch Hund, 
viel weiniger Vol davon zu ernehren wüjten‘ ; Hochzeiten mit Wufik ſeien 
jest jelten und wenn fie einmal gefordert würden, fünnten fie ihr Lohn 
nicht erhalten ; die Stirchengelder, die jie jeit unvordentlichen Zeiten bezogen 
hätten, würden ihnen vorenthalten: zu Neujahr gäben ihnen die Bürger 
nur einen Sechsling oder einen Witten oder wiejen fie ganz ab; jelbit 
der Prachervogt erhalte jeine Beſoldung, ihrer aber, die fie auf Thürmen 
und Orgeln aufwarten und die Ihrigen mit Gefahr des Leibes und der 
Gejundheit hinauf jchiden müßten, „zumahlen es auff beiden Thürmen 
jpüdte und auff dem Nicolaijchen nicht mahl ein geringes logement frei, 
bejondern ſie gar elend alß im Hundeloch liegen müfjen“, ihrer werde 
gänzlich vergefjen. 

Am  tiefiten heruntergefommen war die Inſtrumental-Muſik im 
Sahre 1697, als der alte Direktor Johann Schule geitorben und 
Chriſtoph Karftens „heimlid; von hinnen gegangen“ war. Uebrig 
waren nur noch) Thomas Rudolph, der zwar als ältefter Muſikant 
verlangte, daß die Mufifanten-Gelder in jeinem Hauje vertheilt würden 
und um die von Carſtens verlajjene Wohnung anhielt, zugleich aber ſich 
darüber beflante, daß „er des mir alß emeriti gmädig zugebilligten halben 
Antheils” des Verdienſtes entbehren müjje und mit einem Geringen 
abgejpeilt werde, und Loren z Ring, der frühere Thürmer von St. Marien, 
der ſich nach Caritens’ Entweichung freilich „Ichuldigitermaßen die Inſtru— 
mental-Mufiqgue angelegen“ hatte jein lajjen und vier Gejellen hielt, aber 
„meist des Geſichts beraubt” ſein jollte und jein Amt nicht mehr verrichten: 
fonnte. Als nun Ring bat, der Rath möge ihn als alleinigen Wuficus- 
anitellen und ihm jeinen Gejellen Wilhelm Mey zum Subjtituten bei— 
ordnen, ernannte der Rath ſtait dejjen den Wilhelm Mey zum Injtrumental- 
Mufifus. In Folge diefer Ernennung trat an die Stelle des bisherigen: 
Muſikdirektors, der zwei oder drei Kunitipielleute und der beiden Thurm— 
leute ein einziger Stadtmujifant, der mit wenigitens vier Gejellen 
muficiren umd auc) den Thurmdienſt zu St. Marien verrichten laſſen mußte. 


RE 





IX. 


Der Komponift Alag. Daniel Friderici, 
Kantor zu Gt. Marien. 


Bon 
Heinrich Berger. 


n jeinem Auflage „Ein afademijcher Mufiverein im Jahre 1569” 

(Bd. II, Heft 1, ©. 111—112) hat Dr. A. Hofmeister uns inter- 
ejjante Mittheilungen gemacht. Nach denjelben fanden im 16. Jahrhundert 
bier in Roſtock die mufifaliihen Studien bei Rektor und Concil geringe 
Sympathie und der erfte afademische Mufifverein wurde 1569 durch 
Concilsbeſchluß officiell beſeitigt. Imsbejondere freilich war es Die 
Snftrumental-Mufit, an deren Studium und Ausübung das Goncilium 
Anjtog nahm. Jedenfalls aber war man dabei weit entfernt von dem 
Standpunft eine® Dr. Martin Luther, dejjen warme und wahre Worte 
über die Mufif auch heute noch in den Herzen ihrer Anhänger freudig 
wiederklingen. 

Wie es ein halbes Jahrhundert nach der Auflöjung jenes Muſik— 
vereind um die jtudentische Pflege des Gejanges beitellt war, erfahren wir 
von dem Rojtoder Kantor Daniel Friderici. Ihn jammerte ed, daß 
die Studenten jo jchlechte, fade Sneiplieder jangen, und er dichtete und 
fomponirte ihnen deshalb pajjendere, zum Theil außerordentlich Hübjche 
Lieder, die er in Sammlungen herausgab. Dieje Liederfammlungen, die 
man als eine Art von Kommersbuch auffajjen kann, werden gewiß wohlt hätig 
auf die Jugend eingewirft und dazu beigetragen haben, daß rau Muſica 
von den afademijchen Lehrern und Studirenden in Ehren gehalten wurde. 

Nach der Rojtoder Matrifel wurde Daniel Friderici Neobranus im 
November 1612 immatrifulirt!) und erlangte im Sommerjemejter 1619 al& 
‘ Daniel Frideriei Islebiensis, cantor Rostochii, die Magijterwürde ?). 


1) Dr. Adolph Hofmeijter, Die Matritel der Univerſität Roſtock IN, ©. 7. 
2) Dajelbjt III, ©. 36. 


92 


Gejtorben it er, wie aus dem vom damaligen Rektor der Univerjität 
der Univerfität gejchriebenen Leichenprogramm hervorgeht, hier in Roſtock 
im Jahre 1638. 

Vereits im Jahre 1614 erjchien jein: „Sertum Musicale Primum“ 
oder „Erites Mufikaliiches Kränglein, jo im Lujtgarten Gottes des 
Hl. Geiſtes gewachjen* ꝛc. (Moitod) ; im Jahre 1619 gab er das „Sertum 
Musicale Alterum“* oder „Anderes Mufikalisches Kränglein” (Greifswald) 
heraus. Die Vorrede dieſes zweiten Werfes, im welcher der Komponist 
und Dichter E. E. Nath für jeine Wahl zum Kantor an St. Marien 
jeinen Dank ausipricht, it vom 1. Sept. 1619 Datirt und an vier Kirchen— 
vorjteher von Et. Marien und vier andere vornehme Bürger gerichtet. 

Mit dem Kantorat war, wie beiläufig envähnt werden mag, das Amt 
eines Lehrers an der Roſtocker Stadtichule verbunden, die damals bekannt— 
lich noch im ehemaligen Johannigkloiter untergebracht war. Hier wird 
Friderici ſich ſeine Soprane und Altjtimmen für den Slirchengejang heran. 
gezogen haben, für den er von der Sirchengemeinde Bejoldung erhielt. 

Die Geiſt und Gemüth erfriichenden und erbauenden geiftiichen und 
weltlichen Kompoſitionen Friderici's verbreiteten ſich außerordentlich, ſelbſt 
über Deutſchland hinaus nach der Schweiz und den baltiſchen Provinzen. 
Daß ſie alsdann, wohl für faſt zwei Jahrhunderte, der Vergeſſenheit 
anheimfielen, wird ſich aus den Folgen des dreißigjährigen Krieges erklären, 
während es dem großen Brande Roſtocks vom Jahre 1677 zuzuſchreiben 
ſein dürfte, daß ſich handſchriftliche Kompoſitionen von ihm hier nicht 
erhalten haben. 

Seit einigen Jahren iſt ein jüngerer Forſcher mit erfreulichem Erfolge 
bemüht, in Bibliotheken und Archiven ſowohl Dichtungen und Kompoſitionen 
Friderici's, als auch Nachrichten über ſeine Lebensſchickſale nachzuſpüren, 
und hoffentlich kann uns bald in einem abgeſchloſſenen muſikgeſchichtlichen 
Werfe eine eingehende Würdigung unjeres berühmten Kantors dargeboten 
werden. Einen vorläufigen Hinweis auf dieſe Arbeit zu geben, tjt der 
Zweck diejer Zeilen. | 


BEI — * 


BERNIE 





——— 








Die Exercitien der Bürgergarde. 


Pon 
Karl Roppmann. 


Tre am 15. Mär; 18483 die Abjicht der „Einrichtung einer 
bewaffneten Bürgergarde mit jelbjtgemählten Führern“ verkündet und 
ein Aufruf zur freiwilligen Berpflihtung zu einem dreijährigen Dienite 
erlajjen worden war’), erichien am 7. April eine Verordnung in Betreff 
des Organiſations-Reglements der Bürgerzarde. Ihr zufolge jollte die 
Verpflichtung zum Dienjte ich erjtreden „über jämmtliche zur Selbit- 
jtändigfeit gelangten waffenfähigen, unter jtädtiicher Gerichtsbarkeit jtehenden 
Bürger und Einwohner der Stadt und Vorftädte, welche ihrer Dienftpflicht 
im jtehenden Heere genügt haben oder davon frei find und das 50. Lebens- 
jahr noch nicht zurücdgelegt haben, in jo ferne jie nicht verfaffungsmäßig 
von perjönlichen Leiſtungen befreiet jind“, und neu aufzunehmende Bürger 
und Einwohner, auf welche dieje Beitimmungen anwendbar jein würden, 
jollten fortan in die Bürgergarde eintreten, jich auf eigene Koſten vorjchrifts- 
mäßig equipiren und erſt dann, wenn fie equipirt, armirt und eingeübt 
worden jeien, zur Leiſtung des Würgereides in Wehr und Waffen zuge: 
lajjen werden?) Dieje Borjchriften wurden auch in das proviſoriſche 
Organiſations-, Dienjt- und Disciplinar-Reglement vom 29. Mai auf- 
genommen’), famen aber wegen der beabjichtigten neuen Werfajjung der 
Stadtgemeinde vorläufig nicht zur Ausführung. Nachdem am 25. Aug. 
ein neuer Aufruf zu freiwilligen Anmeldungen erlafjen worden war‘), ohne 
den erwarteten Erfolg zu haben, wurde in der Verordnung vom 6. Oft. 
vorgejchrieben, daß zur Vervollitändigung der Bürgergarde bis zu ihrem 
vollen reglementsmäßigen Beitande von mindeſtens 300 Mann eine Aus— 
hebung aus der Altersklaſſe der dienftpflichtigen Bürger und Einwohner 





1) Neue wöchentl. Roft. Nachrichten u, Anzeigen 1848, S. 113—114. Sammlung 
d. Rojt. Verordnungen u, Belanntmachungen (1860) S. 84—86. 

2) Sammlung d. Roſt. Verordnungen ©. 86—87. °) Daſ. S. 91. 

) Roft. Nachrichten u, Anzeigen 1848, ©. 319. 


94 


vom vollendeten 32. bi8 zum vollendeten 45. Lebensjahre jtattfinden jolle '). 
Doc) Stellten fich der Durchführung auch diejes Statut® manche Bedenken 
entgegen, und unter feiner Aufhebung wurde am 18. Mai 1849 die den 
jofortigen Eintritt der Neubürger. betreffende Beitimmung vom 29. Mai 
wieder in Kraft gejet?)., Erit am 5. Febr. 1851 wurde das definitive 
Organiſations⸗, Dienjt: und Disciplinar-Keglement veröffentlicht, nach 
welchem im Allgemeinen alle warfenfähigen, unter ſtädtiſcher Gerichtsbarkeit 
Itehenden Bürger und Einwohner der Stadt und der Voritädte, welche 
ihrer Dienftpflicht im jtehenden Heere genügt haben oder davon befreit 
find, bis zum vollendeten 45. Lebensjahre der Verpflichtung zum Dienite 
unterliegen und Diejenigen von ihmen, welche das Bürgerrecht gewinnen 
werden, fortan in den aftiven Dienft eintreten ſollen °). 

Die bei dem eriten Aufruf vom 15. März eingerichteten Lijten lagen 
vom 17. bis zum 26. März im Zimmer des erjten Quartiers auf dem 
Rathhauſe aus), Am 24 März [ud die Kommiſſion zur Organifirung 
der jtädtifchen Bürgergarde die bisher Angemeldeten zu einer Bejprechung, 
März 27, im Fürſtenſaale ein’) und am 29. März machte jie befannt: 
daß die Lilten zum Zweck der nachträglichen Einzeichnung bis auf Weiteres 
im Hauje des Senator Strömer ausgelegt jein würden). Die Zahl 
der Anmeldungen betrug 671°). Am 26. April kritiſirte jchon „ein 
Bürgergardijt“ die „bisherigen Exercirübungen in den Roſtockſchen Nach- 
richten‘); am 24. Mai hatten „die Mitglieder num bereit3 mehrfache 
Gelegenheit gehabt . . ., beim Ausrüden in pleno den Punct der Muſik 
zu beurtheilen“ *) und am 26. Juli heißt es, es jei umleugbar, daß „unfere 
Bürgerwehr, nach jet vollendeter Organifirung, als ein hübſches und 
wirflih imponirende® Corps daſteht“ o). Am 19. Juli erjchien ein 
„Fahnen-Marſch für Piano-Forte, der Bürgergarde zu Nojtod gewidmet 
von Ludwig Hagen“), am 22. Juli eine „Abbildung der Bürgergarde 
zu Rojtod!?) und als am 6. August die Huldigungsfeier für den Reichs— 
verweſer Erzherzog Johann ftattfand '?), wurde der Bürgergarde als Geſchenk 
von den hiefigen rauen und Jungfrauen eine Fahne überreicht '*). 

Nach dem vorläufigen Reglement vom 29. Mat 1848 ($ 30) jollten, 
abgejehen von den mothwendigen eriten Cinübungen, jährlich zweimal 


') Roft. Nachrichten u. Anzeigen 1848, ©. 373. Sammlung d. Roſt. Verord— 
nungen S. 102—103. 

?) Sammlung d. Roft. Verordnungen S. 105. *) Daf. S. 106—107. 

) Roft. Nachrichten u, Anzeigen 1848, ©. 126. °) Dal. 6.127. Daſ. ©. 135. 
) Daj. ©. 251. *) Daf. Beilage zu Nr. 84. 9) Daſ. ©. 199. 10) Daf. ©. 385. 
) Daf. ©. 280. 29 Daſ. ©. 282. °) Da. ©. 289; vgl. daf. Nr. 89 von Non, 4: 
Briefbögen in 4° u. 8° mit der Abbildung der Roftoder Bürgergarde und Bürger: 
Garden-Lied von F. Ebert, in Muſik gefeht von Georg Köjter, *) Daſ. ©. 301. 


05 


allgemeine Waffenübungen jtattfinden, zu Anfang des Sommers an ſechs 
Nochentagen und einem Sonntage, im Herbit an zweien Wochentagen und 
einem Sountag; das Reglement vom 5. Febr. 1851 ($ 42) jchreibt für 
den Herbit vier Wochentage vor und bezeichnet die beiden Sonntags: 
übungen als Naraden. 

Schon in der Verordnung vom 7. Apr. 1848 heißt es ($ 8): „Der 
ſtädtiſche Mufikdirector wartet ohne Remuneration 1) jeder Compagnie mit 
den nöthigen Eignalhörnern, jowie 2) dem ganzen Corps unter jeiner 
Leitung und unter Zuziehung freiwilliger qualificirter Bürgermuſici mit 
einem angemejjenen Meufifcorps auf" und diefe Beſtimmung it in Die 
Reglement3 vom 29. Wai 1845 ($ 12) und vom 5. Febr. 1851 ($ 4) 
mit der Abänderung übergegangen, daß der Muſildirektor verpflichtet jei, 
die in die Bürgergarde eingetretenen (und ferner eintretenden) Bürger-Muftci 
auf ihren Wunjch mitzuzuziehen. 

Der damalige Mufikdireftor Johann Carl Schulz hatte jeine 
Dienste freiwillig angeboten, behauptete aber, daß die ihm ruferlegte Ver— 
pflichtung zum Gignalifiren ohne jein Vorwiſſen in die Verordnungen 
hineingefommen ſei, und weigerte ic), die vier erforderlichen Signaliften 
zu Stellen, da jeine Leute eine Arbeit, die eines Mufifers unwürdig und 
förperlich bejchwerlic) und bei der jie mitunter von der Straßenjugend 
ſtark belältigt oder wohl gar mit Schmut beworfen worden jeien, nicht 
länger hätten verrichten wollen und ihm das Signalifiren, wenn er es 
durch Bürger-Muſici beforgen lajje, jedesmal auf 24 Schilling für den 
Mann, aljo auf 2 Thaler, zu ftehen fomme. Wegen diefer Weigerung 
wurde Major Quiſtorp im Frühling 1850 beim Niedergericht geaen ihn 
flagbar und diejes befahl ihm, jeiner Verpflichtung nachzulommen, indem 
es ihm anheimgab, ſich unmittelbar an E. E. Rat) zu wenden. Der 
Syndikus Böcler, an den ſich Schul am 24. Apr. wandte, hielt dafür, 
dag man ihm billiger Weije feine baaren Auslagen jowohl pro praeterito 
als pro futuro erjeßen müjje, und nachdem der vom Natl) gemachte 
Borichlag, das Signalifiren durch 4 qualificirte Trommler verrichten zu 
fafjen, von Major Quiſtorp als unthunlich abgelehnt worden war, wurde 
eine Kaths-PBropofition im Sinne der Anjicht Dr. Böcler's entworfen, 
fam aber nicht zur Ausfertigung. Als dann im Frühling 1851 die drei— 
jährige Dienjtzeit der Freiwilligen abliet, erklärte Schul jeinen Austritt, 
ließ fi) aber nad) längeren Verhandlungen bewegen, die bisherigen 
DObliegenheiten gegen eine Zahlung von jährlich 60 Thalern, die ihm auch in 
jener Beitallung vom 5. Apr. 1853 zugejichert wurde, weiter zu erfüllen. 
Am 11. Juni 1853 erjuhte Schul um die Ausfehrung diefer 60 Thaler 
für die Jahre 1851 und 1852 und um Erſatz der ihm in den Jahren 
1848—1850 durch das Signalifiren erwachjenen Unkoſten von 42 Thalern, 


96 


wurde aber abjchlägig beichteden. Auf eine erneute Eingabe vom 12. Nov. 
wurde ihm die Erftattung der 42 Thaler angeboten, wenn er auf alle 
weiteren Aniprüche verzichten würde, und gegenüber einer dritten Eingabe 
vom 28 Nov. beliek es E. E. Rath bei diefem Beſcheide, indem er in 
Erwägung 309, dag Schulze in Folge der jpäten Ausfertigung jeiner 
Beitallung die Hochzeitsgebühren, welche jchon im Jahre 1850 hätten 
aufgehoben werden jollen, noch bi3 zum 5. Apr. 1853 genojjen und 
folglich jtatt der ihm verjprochenen 60 Thaler jeiner eigenen Schätzung 
nach jährlich” 170 eingenommen habe. Dabei jcheint e3 jein Bewenden 
gehabt zu haben. Bereit3 am 13. Juli hatte E. E. Rath der Stadtkaſſe 
mitgetheilt, daß an dem heutigen Tage die Anflölung der Bürgergarde 
ausgeſprochen worden jei und daß fie deshalb dem Kommandeur Major 
von Lützow jeine Entihädigungs-Emolumente und dem Stadtmuſik-Direktor 
Schult die betreffenden 60 Thaler nur bis Michaelis auszuzahlen habe. 

Durd) diefe Eingaben des Stadtmufif-Direftord erfahren wir einiges 
Nähere über die Erercirübungen und Paraden der Bürgergarde. Im 
Sahre 1848 hatte derjelbe viermal durch Bürger-Muſici fignalifiren laſſen; 
vermuthlich waren alſo damal3 jchon die urjprünglich beabjichtigten zwei 
Herbit-Erercitien auf 4 vermehrt worden. Im Jahre 1849 hatten 
10 Erercier-Ulebungen jtattgefunden, aljo jehs im Frühling und wiederum 
vier im Herbſte. Im Jahre 1850 war nur jlebenmal exercirt worden, 
weil die weiteren lWebungen im Herbſt der Cholera wegen ausgefallen 
waren. In den Jahren 1851 und 1852 wurden je 10 Uebungen abge- 
halten, im Frühling ſechs vierjtündige von 5—9 Uhr, im Herbit vier 
dreiftündige, und zum Schluß der Uebungen fand jedesmal eine Parade 
itatt, bei der Schul ebenjo wie bei den Uebungen mit 20 Wann auf- 
wartete. Leber das Jahr 1853 liegen leider feine Nachrichten vor; am 
13. Juli wurde, wie bereit3 erwähnt, die Auflöjung der Bürgergarde aus- 
geiprochen und durch die Berordnung vom 3. Nov. ward das Fahnen— 
Corps eingerichtet, da3 am 16. Dez. in Wirkſamkeit trat’). 





2) Sammlung d. Roſt. Verordnungen, S. 123, 126. 


a Si 





Die älteſten Screib- und Rechenmeiſter Roſtocks. 


Bon 
Karl Aoppmann. 


n Friedrich Unger's Schrift, Die Methodif der praftiichen 

Arithmetik in Hiftorischer Entwidelung vom Ausgange des Mittelalters 
bis auf die Gegenwart (Leipzig, 1888), finde ich eine vom Rath zu Roſtock 
für einen „aus Wittenberg dahin berufenen Kechenmeifter” im Jahre 1627 
ausgejtellte Bejtallung mitgetheilt, die Heppe's Geſchichte des Volks— 
ichulwejens V, ©. 394 entnommen worden ijt. Lebteres Werf war mir 
leider nicht zugänglich. Vermuthlich hat fein Berfafjer auch weitere 
Nachrichten über unſere ältejten Schreib: und Rechenmeiſter mitgetheilt, 
aber ich darf wohl annehmen, daß diejelben gerade hiefigen Ortes, wo fie 
ein bejonderes Interejje beanjpruchen fünnen, wenig befannt geworden find. 
In der Gejchichte der Volksſchule Mecklenburg-Schwerins von Hans Voß 
(Schwerin 1893) werden ſie nicht angezogen. 

Schon vor der Neuordnung des Schulwejens und der Anjtellung des 
Mag. Nathan Chyträus wird es in Roſtock neben den Kirchſpielsſchulen 
und den jogenannten Klippſchulen Lehranitalten gegeben haben, die ihren 
Böglingen die Gelegenheit darboten, jich die für die Erlernung des Kauf: 
mannsjtande® nothwendigen Vorkenntniſſe und Fähigkeiten anzueignen. 
Den Leiter einer folchen Privatanitalt lernen wir aus einer Eingabe 
fennen, die von vier Bürgern, Hans Tande, Jochim Meiners, Paul Berchlei 
und Sohann Bade, am 3. März 1578 an den Rath gerichtet wurde. 
E. E. Rath werde es befannt jein, jo heißt es in derjelben, daß „ein 
gutter erfarner Mahnn, der unnjere Kinnder, auch jonjten frembde Jungen, 
jo ahnn ung gejchidet unnd wir zu unnjer Hantierung auff- unnd an— 
nehmen mußen, ihm Rechnen, Schreiben, Briefflefenn fauffmanjchenn 
Gebrauch nad, treulich unndt vleißig undterrichtenn muchte, diejer Stadt 
jehr hoc) von Nodtenn, auch rumlich were“, und daß in der Perſon ihres 
Mitbürgers Jakob Volſche, „von einem ehrlichenn Gejchlechte binnenn 

7 


98 


Lübeck der Geburdt”, Jemand vorhanden jei, der mit Willen des Kath 
gegen neun Jahr „ein deuttjche Rechnen: unnd Schreibſchull gehaltenn“ 
habe und jeine Schüler „umb ein Billichs dermaßen unterrichtet, daß wir 
ihm nicht alleinn billih Dannd wißen, befonndern auch inn Mehren zu 
wilfahren unnß jchuldigf erfennen“. Diejem jet Nichts bejchwerlicher, als 
daß er oft nach einem oder anderthalb Jahr umziehen und jedesmal „zum 
weinigftenn 1 Stuben neben einem Sachelofenn vor feine Schüler” her— 
richten lajjen müjje. Vor einigen Wochen habe er nun zwar von einer 
benachbarten Stadt eine Wofation erhalten, „ſich vor einenn beitaltenn 
Rechenn- unnd Schreibmeijter dajelbit gebrauchenn zu laßen“, und es feiert 
ihm dabei „eine freye Wonunge nebenn eblichenn Gulden jerlicher jtehender 
Beloldunge, eglih Holt unnd andere Aceidentien unnd Zugenge“ in 
Aussicht geitellt worden ; da er aber hier Bürger jei und gegen neun Jahr 
jih aufgehalten und nothdürftig jein Brot gehabt habe, jo trage er 
Bedenken, von hier fortzugehen, und habe fie um ihre Fürbitte beim Rathe 
erfucht, „damitt er diejer loblichenn Stadt bejtalter Rechen- undt Schreib- 
meifter jein unnd nurt mitt einer freyen Wonunge zum Forderlichitenn, 
denn ehr auff künftige Oftern wiederumb außziehenn muß, verjehenn, auch 
gleich anderen lateinischenn Schulmeiitern (von den bürgerlichen Laiten) 
befreyet ſein müchte“; dagegen wolle er ſich für den Fall, daß eine gemeine 
Lateinische Schule eingerichtet werden und man jeiner bedürfen würde, ich 
„umb einn billiche Bejoldunge herklich gerne gebrauchen laßenn“. 

Unter dem Reftorat von Nathan Chyträus (1580-1593) war an der 
Stadtichule Severinus Nicolai Coldingensis thätig, der zwar jeine 
Stellung nicht ausdrücklich bezeichnet, aber nur Schreib: und Rechenmeijter 
gewejen jein fan. In einem umdatirten Briefe, in welchem ein „Erbar, 
furnemer und wolgelarter Her Burgemeiter, Hinricus Runge (1583 —1599), 
min leve Vadder“ angeredet wird, jchreibt er folgendermaßen: „IE fan 
Gott unde juw unde denn ganzen Erbaren Naht dijer Stadt unde Dem 
Nredigampt nummermehr genochjam danden, dat ick ſodder der Tidt ber, 
dat id tho ©. Johannis in de Schole quam, frie Waninge unde temlide 
Underholdinge gehatt hebbe“; obwohl jeine Bejoldung nicht groß jei, jo 
habe er jich das doch nicht verdrießen lajjen, jondern jeines Amtes getreulich 
gewartet, wie er es vor Gott verantworten wolle, „unde id vorje my, dat 
min leve fadder M. Nathan unde mine midtbroder nicht anders jeggen 
icholenn“ ; fo lange er gejund gewejen, habe er den Rath nicht beichweren 
wollen; nun aber, da der liebe Gott „my unde min leve Husfruw unde 
Kinder ein Tidtland bejocht hefft mit dem even Crutze, mit Kranckheiden 
umde mit ander Beſchweringe“, und er das Geld, mit dem er Die Seinen 
über Winter hätte verjorgen jollen, zur Wiederjtellung jeiner Gejundheit, 
wenn auch ohne Erfolg, habe ausgeben müſſen, nun bitte er ihn, fich bei 


99 


dem Mathe dahin zu verwenden, „dat je willen my arme frande Dean 
vorehren mit ein Par Foeder Holtes edder 1 Par Foeder Torves jegen 
diſſen foldenn Winter“. 

Sn der gleichen Stellung wird jich befunden haben „der Erbar, funft- 
reiche und wolgelarter Zacharias Plavius, Notarius Publicus und 
Schulichreiber*, dem der Nat) am 28. Sept. 1619 bezeugt, daB er ſich 
in Rojtod „eine geraume Zeit enthalten und unjer Burger Kinder fleißig 
in Schreiben, Rechnen und Buchhalten untertwiejen umd imftituiret*; da er 
jest „ſeiner Gelegenheit nach ſich an andere Ortter zu begeben Willens“, 
jo wolle er ihm, „ob wir ihme wol gerne fenger bei uns gedulden und 
haben wolten“, „eine Beßerung billich gonnen und nicht vorhindern“. 

Auf eine Nebenjtellung neben der des eigentlichen Schreib- und 
Rechenmeijters jcheinen die Verhandlungen hinzudeuten, welche zwiſchen den 
Scholarchen Nikolaus Winefe, Johann Luttermann und Jakob Crull 
einerjeit3 und Matthias Arnoldi, „gewejenen teutichen Schul- und 
Schreibmeilter“, andererjeit3 am 14. März 1623 Ttattfanden. Arnoldi's 
frühere Pehauptung, „als wan er wegen der Schuele etwas als ein 
debitum mercedis zu fodern hette‘, war den Scholarchen „wunderlich‘‘ 
vorgefommen und man hatte verlangt, daß er erklären jolle, de jure habe 
er Nichts zu fordern und er wolle das, wa3 man ihm geben werde, für 
ein indebitum et liberale donum halten. Nunmehr enwiderte Arnoldi, 
er habe, während „andere Collegae scholae nur 2 Stunden aufgewartet“, 
„viel Stunde in der Schuelen bei den Currenten-Jungens in Stand 
ufwarten mufjen“, habe nur 30 Gulden Gehalt bezogen, „da im geringen 
Stedten ein ſolcher Schulmeister mehr hette“, und jet auf Veranlafjung 
Bürgermeiiter Korff's aus Dr. Lübbeke's Haufe im dieſen Dienjt getreten, 
obwohl er vor 6 Jahren eine jtattliche Vofation ans Schweden gehabt 
habe. Da ihm jedoch darauf erwidert wurde, wenn er pure die geforderte 
Erklärung leijten werde, jo habe man ihm im Auftrage E. E. Raths 
50 Gulden al3 fremvillige Verehrung zuzuftellen, jo nahm Arnoldi Dies 
danfend an, erklärte es für ein liberale donum und indebitum, das er 
mit jeinem Gebet vergelten wolle, und bat, „jeiner zum beiten zu gedenden 
und bei Borfellen ihme befoderlich zu fein“. 

In einem Schreiben, dad „Seremias Beinitert, bejtelter Schreib: 
und Nechenmeijter in Wittenbergk”, am 10. März 1627 bei jeiner Anwejen- 
heit in Roſtock an den Rathsherrn Joachim Bernhard Bud richtete, machte 
er auf dejjen Begehren die Bedingungen nambaft, unter denen er bereit 
jei, eine Bejtallung in Roſtock anzunchmen. Er verlangte eine freie 
Wohnung, „in welcher aufs Wenigfte 2 geraumer Stuben, deren eine ich 
vor die Knaben, die andere vor die Jungfern, da deren fich im Schreiben 
und Rechnen zu üben Lust, zu gebrauchen“, freie Bürgerrecht, Freiheit 

7* 


100 


von allen bürgerlichen Laſten, freien Zuzug und Abzug und 100 Thaler 
jährlicher Bejoldung und erklärte ji) dagegen bereit, viermal wöchentlich 
von 12—1 Uhr in der Stadtichule „die Jugend in Deutjch- und Lateinischen 
Schrifften umbjonjten”, andere Schüler aber „im Rechnen, Schreiben, Buch: 
halten und andern müßlichen Künſten“ für ein billiges Monats: oder 
Mochengeld zu unterrichten. Dieſes Schreiben ward am 28. März beim 
Kath) producirt und bereits am 1. April wurde die nachfolgende Beitallung 
ausgefertigt und der entiprechende, im Driginal erhaltene Never von 
„Jeremias Beiniter von Ordruff manu propria“ unterfchrieben und bejiegelt. 
„Sir Burgermeiſter und Raht zu Roſtogk urfunden und befennen 
hiemit gegen menniglichen, daß wir den Ghrnvejten und MWolgelarten 
Jeremiam Beinjterg zu umjerm und gemeiner Statt Schreib- und Rechen— 
meiltern, biß ein Theil dem andern dieje Beitallung ein halb Jahr zuvohr 
gebuhrlich uffkundigen wirdt, beitellet und angenommen haben, bejtellen und 
annehmen ihn auch hiemit und in Krafft diejes Brieffes, aljo und dergeitalt, 
das er wochentlich des Montage, Dingeftags, Donneritages und TFreitages, 
und an jedem derojelben Tage eine Stunde, in der Lateinischen Schulen 
alhie uffwarten, die junge Jugent daſelbſt ohne Unterjcheidt umbjonit, 
andere aber außerhalb der Schulen wochentlich alle Tage, es fein junge 
Knaben, Megdefen und andere, jo e8 von ihme begehren, fur billig und 
leidtliches Monat: oder Wochengeltt, im Lateinischen und Teutjchen Schreiben, 
Rechnen, Buchhalten umd andern muzlichen Kunſten und guten Sitten fleikig 
leren und unterweilen und joniten alles anders, jo einem fleißigen umd 
getrewen Schreib: und Wechenmeiftern eigenen und gebuhren will, nad 
jeinem beiten Verjtande und Bermugen mit hochitem Fleiße verrichten jolle 
und wolle Dahmit ihm aber auch jeine getrewe Dienste dagegen gebuhrlich 
belohnet werden mugen, alß haben wir ihm jehrlich zu feiner Beſoldung 
vierhundert Mark Sundiſch auß dem gemeinen Kaſten zu den gevohnlichen 
vier Quartalen, welche alydan, jobald er alhie, geliebts Gott, mit Gejuntheit 
wiederumb anlangen und den Schuldienft zu vorwalten anfahen wirdt, 
angehen jollen, zu bezahlen, und dan auch frey an Schoß, Wacht, Acciſen, 
Grabengehen, bunderiten Pfenniges, Koldatengelt und aller andern 
Gontribution, wie die Nahmen haben muge, jo vor oder nach aufffommeır, 
wie dan auch freye Burgerjchafft, freien Ab- und Zutzugk, entlichen auch 
eine freye Wohnunge veriprochen und zugejagtt, Alles getvewlich und ohne 
Gefehrde. Dei zu Uhrkundt haben wir Yurgermeifter und Raht obgemelt 
unjer Statt Secret hiunten an diefer Beltallung wißentlich druden laßen, 
uber welche er uns in allen PBuncten und Glaujulen feſtiglich zu halten 
jeinen verfiegelten Never gegeben und mit jeinem corperlichen Eyde 
beichworen hat. Geben in Roſtogk den 1. Aprilis Anno 1627.“ 


DILL 





— fer - 
N BE: GERD ER 


MERKE FEINE EEE DIR —— 
ERS, ——— 





XII. 


Die Särge in der ehemaligen Grabkapelle zu Toilenwinkel. 


Non 
Karl Koppmann. 


ei der Neitauration der Kirche zu Toitenwinfel wurden neun Särge, 

die jich in der ehemaligen Grabfapelle (Schlie, Kunſt- und Gejchichts- 
Denkmäler 1, ©. 336 Anm. 1) befunden hatten, in die Erde verſenkt. 
Auf Weranlafjung des damaligen Bauführers, jetigen Großherzogt. 
DijtrietSbaumeifterd, Herrn Pries in Malchin stellten in Gemeinichaft 
mit ihm Herr Dr. U. Hofmeister umd ich eine Unterſuchung der an 
da3 Tageslicht gebrachten Särge an, deren Ergebniß im Nachfolgenden 
mitgetheilt wird. 
Aus den Nachrichten, die früher von Lich (Mefl. Jahrb. 20, 
324— 332) und in&bejondere neuerdings von Schlie (a. a. O. 1, 
325— 341) über Toitemvinfel mitgetheilt worden jind, wijjen wir, dab 
Joachim Friedrich von Meoltfe, der Cohn des bekannten Landraths Gebhard, 
der Ichte Moftfe auf Toitenwinkel war. Won jeiner Wittwe, einer geborenen 
von Meding, die auf Grund ihres im Gute jtehenden Brautichages Prand- 
bejigerin von Toitenwinfel war, gingen deren Nechte an ihren zweiten 
Gemahl, den Domdechanten Gebhard Julius von Mandelsloh über und 
Diejer vererbte jie feinen Nachfommen. Andererjeit3 erhob aber auch Eber- 
hard Friedrich Chrenreich von Meoltfe auf Schorjjow und Walfendorf 
Anſprüche auf das Gut, bis ihm Herzog Friedrich von Meklenburg, der 
die Familie von Mandelsloh am 28. Dez. 1780 mit 130000 Thalern N?/, 
abgefunden hatte, diejelben für 10000 Thaler N?'/, abkaufte. Diejer 
Periode, vom Tode Joahim Friedrich von Moltfe bis zum Verfaufe des 
Gutes, gehören jicher jieben der von uns unterjuchten Eärge an, wenn es 
zunächit auch unflar bleibt, aus welchem Anlaß die Leiche der finder: 
reihen Frau Dorothea Maria von Zülow, geb. von Bohlen (IT.), hier bei- 
geleßt wurde; zwei Zärge tragen feine Pezeichnung. 


—J 


102 


In ſechs Särgen befinden fich den Inſchriften zufolge die Ueberreſte 
folgender Perjonen: 


1. Joachim Friedrih von Moltfe, geb. 1618 Nov. 15, 
7 1677 Sept. 1. Die Eltern waren: Gebhard von Moltte (geb. 1567 
Dit. 25, F 1644 Nov. 29 zu NRoftod) und Anna von Rotermund (Geb: 
hard's zweite Ehefrau, 7 1641 Mai 6 zu Lübed), die Großeltern väter- 
licherſeits: Balter von Moltfe und Anna Behr, die Großeltern mütter: 
licherjeits: Guftav von Rotermund und Eva von Krakewitz. (I) -— Er 
war in erjter Ehe vermählt mit Maria von Sperling ; Kinder aus Ddiejer 
Ehe waren Anna Catharina (geb. 1647, * 1654 Nov. 24) und Magdalena 
Wargaretha (geb. 1648, 7 1650). 


Die Särge von Joachim Friedrich's von Moltfe zweiter Ehefrau, der 
geborenen von Meding, und ihres zweiten Chemannes, des Dom: 
dechanten Gebhard Julius von Mandelsloh, wurden nicht auf: 
gefunden. 


2. Gebhard Chrijtoph von Mandelsloh, geb. 1682 Jan. 13, 
7 1683 Apr. 10: Sohn der genannten Ehegatten. (VIIL.) 


Ein Bruder Gebhard Chriſtoph's war vermuthlih: Otto Albrecht 
von Mandelsloh. Er muß verjtorben gewejen fein, als die Gebrüder 
von Mandelsloh im Jahre 1749 um die Belehmung mit Toitenwinkel 
nachjuchten (Echlie I, ©. 327). 


3. Gebhard Julius von Mandelsloh, geb. 1704 März 30, 
1767 März 30. Die Eltern waren Dtto Albrecht von Mandelsloh und 
Chriſtiana Eliſabeth von Beltheim. (IV.) Es fällt auf, daß er nicht 
Erbherr genannt wird. Bielleicht ift das Todesjahr verlejen. 


4 August Leberecht von Mandelsloh, geb. 1706 Sept. 14, 
j 1764 Sept. 6 (III): wohl der jüngere Bruder des Borigen. 


5. Maria Elijabeth von Mandelsloh, Ehefrau Augujt 
Leberecht's, 7 1780 Ian. 24. Die Eltern waren Hans Georg von Glöden 
und Agneja Eliſabeth von Barner. Sie hinterließ 6 Kinder (V.), von 
denen das Gut 1780 Dez. 28 verfauft worden jein wird. 


6. Helena Sophia von Mandelsloh, geb. 1746 De. 5, 
r 1750 Dft. 4 (VIL): wohl ebenfalls eine Tochter Auguſt Leberecht's 
und der Maria Eliſabeth von Glöden. 


103 


A. Sarg: Inidriften. 
I. 


Snichriften in Zinnbuchſtaben auf dem Tuchbeichlag ; 
die fettgedrudten Buchſtaben waren erhalten, die übrigen wurden ergänzt, 
liegen fich aber größtentheil® noch fühlen. 
Kopfende: 

FM | FDMM 
DER WOLGEBORNE Hz JOACHIM FRI 
DERICH V. MOLTKEN FVRSTL: 
MECKLENB: RAHT VND HAVPT 
MAN ZV RIBBNITZ AVFF TEV 
TENWINKEL ERBHERR IST 
GEBORN ANNO 1618 DEN 
15 NOVEMBER 
SEHL IM HERRN 
ENTSCHLAF 
FEN ANNO 1677 DEN 
1 SEPTEMBER 


Fußende: 
H GEBHART V MOLTKEN 
F ANNA V ROHTERMYND 


Rechte Seite: 
Hr BALTZER V MOLTKEN 
Fr ANNA V BEHRN 


Linfe Eeite: 
Fz EVA V CRACKVITZN 
H GYSTAFF V ROHTERMVND 


Wappen: am Slopfende: rechts: 1. Moltke (drei Birfhühner mit 
abwärts gerichteten Schwänzen ; Kleinod 4 Stäbe IF, an den Enden mit 
Pfauenfedern beſteckt, in der Mitte ein Birkhuhn fitend), in der Mitte: 
2. Moltke (Helmkleinod, 7 Lanzen, an den Enden mit Pfauenfederbüjcheln 


bejtedt), links: 3. Meding; an der rechten Seite: 4. Moltfe (wie 2.), an 
der linfen: 5. v. Rothermund. 


104 


II. 
Inſchrift auf einem verſilberten Zinnſchilde: 
Alhier Ruhet in Gott die Hochwohlgebohrne . . . Dorothea Maria 


von Zülow gebohren von Bohlen ..... 1668 d. 10. Aug... . . . 
22. April... . . Eine Mutter von 14 Kindern ...... 
III. 
Kopfende: 


Hier Ruhet in Gott der | Weyland Hochwohlgeborne | Herr 
Herr August | Leberecht von Mandelsloh | Erb Herr | Auff 
Toidenwinckel Bentwisch | und Blanckenhagen. Er erblickte | das 
Licht der Welt im Jahr | MDCCVI1 Am l4ten September | Ist 
Gestorben im Jahr MDCCLXIV | den 6ten September. Sein 
Gantzes | Alter ist gewesen 57 Jahr | und 11 Monath 23 Tage. | 


Fußende: 
Herr August Leberecht von Mandelsloh 
Frau M. Elisabeth von Mandelsloh gebohrne von Gloeden. 


IV. 
Kopfende: 

Hier ruhet in Gott | Der Weilandt | Hoch wohlgebohrner | Herr | 
Gebhard Julius von } Mandelsloh | Gebohren 1704 d. 30. Martz | 
Gestorben 1767 An eben | den Tage. Der Herr Vatter | Otto 
Albrecht von | Mandelsloh | Erb Herr Auff Toitenwinckel | Ribsbüttel 
und Hilperding | der Collegial Stiffter | St. Sebastian Jangolphii 
und | Petri Pauli in und vor Magde | burg resp. Decanus Senior 
und | Supsenior. 

Fußende: 
Otto Albrecht von Mandelsloh. | Christiana Elisabeth von Veltheim. 


V. 
Kopfende: 

Hier ruhet in Gott die Wailand Hochwohlgebohrne Frau Maria 
Elisabeth von Mandelsloh gebohrne von Glöeden aus dem Hause 
Roggenhagen des Wailand Hochwohlgebohrnen Herrn August Leberecht 
von Mandelsloh Erbherrn auff Toitenwinckel u. s. w. Hinterlassene 
Frau Witwe ...... im Jahr 1780 am 24 Januarij zu Rostock im 
64sten Jahr Ihres Alters seelig verstorben ist derren Andencken 
Ihren 6 Kindern Unvergeslich bleibt. 

Fußende: 
Hans Georg v. Glöden. | Agnesa Ilsabeth v. Baerner. 


105 


VI. 
Unbezeichneter Sarg. 


vi. Ä 
Hier ruhet in Gott die weyland Hochwohlgebohre Fräulein 
Helena Sophia von Mandelsloh gebohrn A. 1746 den Öten December 
A. 1750 den 4ten October. 
VII. 
Kinderjarg, ſchwarz gebeizt, mit Kreuz, Blumen. 
Stopfende: 
Gebhard Christoff v. Mandelslo | ist gebohren den 15 Januarii 
anno 1682 | ist gestorben den 10 April anno 1683. 
Fußende: 
D. V. M. Meding'ſches Wappen. 
IX. 
Kinderſarg, ohne Zierrath und Inſchrift. 


B. Maaße der zu verſenkenden Särge in der Kirche 
zu Toitenwinkel. 











— * | | | Breite 
Brotofolls Name bezw. Bezeichnung. Länge am Kopf⸗ am Fuß⸗ 
d. d. ende | ende 

7. Aug. 1888. m | m 
I Lebrecht (rectius: Joachim richt) | | j 
| von Moltfen . . . f 225 | 0,77 | 0,60 
I Dorothea Maria von Bülow — +] 216 :ı 0,96 | 0,68 


JIII. Auguſt Leberecht von Mandelsio) .| 2,02 | 0,96 | 0,68 

IV Gebhardt Julius von Meandelsloh .. 2,16 ° 0,88 | 0,62 

V Maria Eliſabeth von N en a | | 
von Gloeden 

VI Unbezeichnet (waßrfcheintich nur innerer 

Sarg, enthält die Leiche einer jung 


217 0,94 | 0,70 














| 
verjtorbenen weiblichen Perſon) | 1,78 | 0,66 |, 0,47 
VII Helena Sophia von Mandelsloh . 1,32 | 0,59 | 0,46 
VII Gebhardt Chriſtoph von Mandelsloh | 1,13 0,51 | 0,37 
IX Unbezeichneter Kinderjarg 0,94 | 0,37 | 026 





Aufgemeſſen am 7. Augujt 1888 von 
Toitenwinfel, am 9. Aug. 1888. Bauführer Bries. 


An 








XI. 


Kleine Mittheilungen und Wotizen. 


1. Zauberipruh vom Jahre 1388. — Im Rathsarchiv findet ſich 
auf einem Papierblättchen ein beim Beiprechen eines Augenleidens ange: 
wandter Zauberijpruch. Auf der Rückſeite fteht eine mit der Jahreszahl 
1388 (Ixxxviii) beginnende Aufzeichnung, die des domini Bertrandi 
Wuleflam, proconsulis opidi Zundensis Swerinensis dyocesis (1364 
bis 1394), erwähnt und in der ein [Wullbrandus abbas olim in Doberan 
Cisterciensis ordinis Etwas zu bezeugen jcheint, was den früheren Auf: 
enthalt eines Bruders des Bertram Wulflam im Kloſter Doberan betrifft ; 
leider it da8 Papier jo abgerieben, daß eine vollitändige Erfenntnig des 
Inhalts nicht erreicht werden fonnte. Immerhin aber können wir dieſer 
Eintragung entnehmen, daß der Zauberjpruch im Jahre 1388 und wahr: 
icheinlich im Kloſter Doberan niedergejchrieben jei. 

Horest du vleet? 

dy but de vader unde de sone unde de hylghe geyst, 

dat du nycht ere zolt vleten, 

du solt my dyt van mynen oghen buten! 

af vly, af mal, af scelle*, 

herebrade?’, alle! 

des my berede sy 

myn konyghynne, sunte Marie, 

sulven, de botes® my; 

bote my de man, 

de den doet in den vronecruce wan®; 

bote* my huten in dessen stunden’ 

Godes werenden hilghen 5 wunden*; 

bote my dar boven myn konygynne sunte Marie. 

Hire boven solt du” spreken 5 pater noster unde 5 ave Marie. 


*) Folgt nochmals:af, ®) Vorher durchitrichen: helebrade. °) bostes. 4) van 
vorher durdhftrichen; vor. *) Borber: de. 9 stunten, 5) wnden. ®) thu. 


107 


Beim Herjagen diejes flüchtig niedergejchriebenen Spruchs joll jich der 
Kranke neben ein fliegendes Gewäfjer (vleet) Stellen und ihm im Namen 
des Baterd, ded Sohnes und des Heiligen Geiftes gebieten, nicht weiter 
zu fließen, bevor e& ihm nicht die Krankheit (dyt) an feinen Augen geheilt 
(buten, boten) habe. Dann redet er, wie es jcheint, die Krankheit jelbft 
oder wohl richtiger deren Urheber an: die Wörter afmallen und afscellen 
find ebenjo unbefannt wie die Anrede herebrade, müſſen aber eine ähnliche 
Bedeutung haben, wie das vorangehende afviyen: entweiche, dur herebrade, 
völlig! Dazu, daß diejer Befehl wirkſam jei, jo verjtehe ich den Schluß, 
möge mir die heilige Jungfrau Marta zur Hülfe bereit jein, fie möge mid) 
heilen; es Heile mich Chrijtus, der am Frohnkreuz den Tod erlitten hat; 
e3 heilen mich heut und zur Etunde die heiligen fünf Wunden ; obendrein, 
vor Allem aber, heile mich die heil. Jungfrau Maria! KR. st. 


2. Bona mobilia. — Die im Stadtbud) » Fragment II, 5 vor— 
fommende interefjante Stelle: Illa sunt mobilia iſt oben &. 57 irrthümlich 
als „in nur zeitweiligem Beſitz“ befindlich erklärt worden. Der Ausdrud: 
mobilis überjegt vielmehr das deutjche: varend und bezeichnet im Gegen- 
ja zum ererbten Gute das wohl erworbene Gut, über das der Bejiger, 
ohne an die Zuftimmung der Erben gebunden zu jein, frei verfügen Tann. 
Vgl. Bauli, Abhandlungen aus dem Lübiichen Rechte, 1, S. 16—24, 
61—72; Nehme, Das Lübecker Ober - Stadtbucdy (Hannover 1895) 
S. 135—140, E. Dragendorff. 


3. Die Eihmühle mit dem Bumanns- oder Wolkemanns-Kamp. — 
Wegen der Lage der nach ihren Beſitzern als Bumanns- und Wolfemannzs- 
Mühle bezeichneten jpäteren Eichmühle) macht mich Herr Oberlandesgericht3- 
rath Sohm auf eine Urkunde von 1411 Juni 3 aufmerfjam, in welcher 
Herr Iohann von der Aa und jein Sohn Hennefe dem Hinrich Katzow 
den Bumanns-famp oder?) Wolkemanns-Kamp genannten Kamp verfaufen 
und in der eine lehrreiche Grenzbeſchreibung gegeben wird. Die Grenze 
dieſes Kamps eritredt fich nämlich: von dem Mühlengrind der Eichmühle 
ab niederwärts entlang de3 Baches bis an die Warnow, oberwärts bis an 
den Bad), der nach) dem Barnjtorfer Eichengehöl; läuft, von dem ab der 
Kamp von dem überall anjtogenden Barnftorfer Bauernfeld erjt durch den 
nach der Kaien-Mühle fliegenden oberen Bad) und alsdann durch den von 


1) S. II, 1, S. 5-9. 
2) Die Kunjunktion unde iſt bier natürlich aufzuſaſſen als: „oder“, „und auch“. 


108 


der Kaien-Mühle in die Warnow laufenden Bach geichieden wird’). Ueber 
dieje Grenzbejtimmung verdanfe ich Herrn 2. Krauſe die nachfolgender 
Bemerkungen: „Das Barnjtorfer Eichengehölz iſt augenjcheinlih dag auf 
der v. Schmettau’jchen Karte noch angegebene Kleine Eichenwäldchen, das 
früher nördlich vom Barnftorfer Hofe zwiichen dem Barnitorf-Schutower 
Wege und der Bramower Grenze lag und manchem älteren Rojtoder wohl 
noch unter dem Namen „de Barnjtörper Sack“ befannt jein dürfte. Am 
Siüdrande dieſes Gehölzes vorbei lief der noch heute vorhandene Bach, der, 
von der Nordojtede des Hofes Barnjtorf fommend, am Bramower Chauſſee— 
hauſe und dem Yahnwärterhäuschen vorüber bei der Witte’jchen Fabrik in die 
Warnow fließt. Der Buwmannescamp oder Wolkemannescamp genannte 
Kamp wäre danach dasjenige Stüd der heutigen Bramower Feldmarf, das 
begrenzt wird: im Ojten von der Warnow, im Norden von dem eben 
erwähnten Bache, im Welten von der Barnjtorf:Bramower Grenze und 
im Süden vom Kaienmühlengraben und der Kaienmühle. Dit diefe Anficht 
richtig. jo lag die Eichmühle an dem eritgenannten, vom Barnjtorfer Hofe 
herfommenden Bache und zwar wahricheinlidh am Schnittpunfte deſſelben 
mit dem von der Kaienmühle nach Bramow führenden Wege, aljo unter 
im Grunde, unmittelbar vor der Witte’jchen Fabrik, wo die v. Schmettan’iche 
Karte noch einen jegt nicht mehr vorhandenen Teich angiebt. — Von der 
Familie Katzow ging der Bumanns- oder Wolfemanns-Kamp an das 
heil. Geijt-Hojpital über, dem er mit Ausnahme des Hopfenhofs bei der 
Kaienmühle durch die Gebrüder Kiritz, Hinrich und Lambrecht, mit Zus 
jtimmung ihrer Mutter Ermgard und ihres Schwagers Dr. med. Schonen- 
berg am 19. März 1458 verfauft wurde. K. K. 





4. Fürſtenhof. — Aus der nachfolgenden Eintragung zum Jahre 1465 
erhellt, daß der Fürſtenhof in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts 
ſich in Privatbefit; befand und damals mit einem Hauſe und 16 Buden 
bebaut war: 

Hausbuch von 1456 — 1493 fol. 123b : Hinrik Mey vendidit Taleken, 
relicte domini lohannis Meyes, partem curie sue (jeinen Antheil an 
!) usen ghantzen camp, de dar geheten is Buwmannescanıp unde Wolkemannes- 
camp, alse he nu licht unde van oldinges ye gelegen heft in allen enden syner 
schede, de sik uthstrecket van deme molengrinde an to der Eekmolen, den beke al 
nedder wente in dat vleet, dat de Warnowe genomet is, unde upwardes to dem beke, 
dede lopt na dem eckstuvete to Barnestorpe, dar der bur velt van Bernestorpe uppe 
de anderen syden an schüt, den vorbenomeden camp al umme, alze de overste beke 
wente to der Kayenmolen unde vort de beke, de van der Kayemolen lopet na der 
Warnowe, se scheden. 


109 


dem Hofe), nominate curia dominorum terre, cum dono lapidea in 
eadem curia stante cum xvi bodis adjacentibus et deme gange et 
cum omnibus attinentiis et distinctionibus, sicut distincta est, inter 
Hans Witten in platea longa et Merten Tzule prope lastadiam sita. 
Que omnia, sicut eis ambobus a domino Iohanne Mey inhereditata 
sunt, sibi resignavit u. j. w. 

Da das Haus de Martin Tzule in der Fiſcherſtraße lag (dai. 
fol. 141a zum Jahre 1478), jo jtimmt die Ortsbezeichnung zu der früher 
(II, 1, ©. 108—109) ermittelten, nur daß der betreffende Theil der 
Hude damals (1465) ſchon Laſtadie (jet Große Laſtadie) genannt wurde, 

Th. Sohm. 


da. Die Bronze: Schilde an der Marienkirche. — Normal-Längen: 
maße an Stirchengebäuden finden fich in vielen Städten. In dem Hand» 
buche der Eirchlichen Sunjt- Archäologie von Dtte-Wernide I, S. 423, 
werden fünf Orte angeführt, in denen jolche auf eine oder die andere Weile 
an Kirchen angebracht jind, nämlich Kolmar und Zabern im Eljaß, Frei— 
burg und Engen im Badiichen und Kulm in Wejtpreußen; in gewiljer 
Weiſe fünnen aud) Straßburg, Schlettitadt und Hagenau hierher gerechnet 
werden. Ein ungenannter Berichterjtatter in der wiſſenſchaftlichen Beilage 
zur Germania, 1896, ©. 39, fügt noch folgende Orte Hinzu: Worms, 
Wimpfen am Berge, Armsheim bei Alzey, Eltville, Kälberau bei Aſchaffen— 
burg, Sobernheim, Münzenberg und Friedberg. Die Art und Weile der 
Anbringung diefer Maße it verjchieden. In Kulm war fie geichehen durch 
zwei jtarfe, in die Mauer eingelafjene eijerne Hafen, die jedoch bei der 
„Reſtauration“ von 1833 bejeitigt worden find (Heile, Baus und Kunſt— 
denfmäler des Kulmerlandes ©. 55), in Mühlbanz bei Danzig Durch ein 
eingehauenes Kreuz (Heiſe, Bau- und Kunſtdenkmäler des Landkreiſes 
Danzig S. 96), in Wimpfen durch in den Stein eingelaſſene thalergroße 
Eiſenplättchen. Dieſer letztgedachte Modus legt es nahe, an die bronzenen 
Schilde an der ſüdöſtlichen Kapelle von St. Marien zu denken, Die Floerke 
(Schirrmacher, Beiträge z. Geſch. Mecklenburgs 1, ©. 106) als „Anker— 
nägel“ auffaßt, während ſie nach der Annahme Schlie's (Die Kunſt- und 
Geſchichts-Denkmäler des Großherzogthums Mecklenburg-Schwerin, S. 15, 
Anm. 1) „gleichſam eine Art der Beſiegelung der Hammerſchläge bei der 
Grundſteinlegung des Kreuzbaues darſtellen“. Wenn die Angabe Rogge's 
(Die St. Marienkirche zu Roſtock, Bl. X), daß in der gedachten Kapelle 
(XI) der Altar der Wandjchneider (25) errichtet war, richtig ift, jo unter: 
ftüßt fie die Vermuthung, daß die an deren Außenſeite angebrachten Schilde 
ebenfall3 Normal-Längenmaße ſeien, jehr wejentlih. Wie die dreifache 


110 


Markirung zu erklären und welche Maße gemeint jeien, ergiebt jich 
vielleicht aus viner Meſſung der Entfernungen 
Wismar. F. Crull. 


Ib. ine ältere Angabe über die Entfernungen der Bronzeplatten 
ſcheint es leider nicht zu geben. Nettelbladt (Hilt.-diplom. Abhandlung 
v. d. Urſprunge d. St. Rojtod Gerechtiame, Vorberiht S. 17) jagt nur, 
man finde jie „bey der Eleinen Kirchenthüre nad) dem Markte zu, etwa 
eine Elle hoch von der Erde nahe über die Fundamentſteine eingemauret“ 
und ſie jeten „etwa eine flache Hand groß". Die jetzige Entfernung 
beträgt vom äußern Rande des erjten bis zum äußern Rande des zweiten 
298'/, und bis zum äußern Rande des dritten 551'/, Centimeter; die 
Platten jelbit mejjen 7, 8 und 8 Gentimeter. — Die alten Längenmaße 
waren: Ruthe = 16 Fuß, Reep = 10 Fuß, Slafter = 6 Fuß, Faden 
— 6 Fuß und Elle = 2 Fuß; beim Wandjchnitt fam aber wohl nur die 
Elle zur Anwendung. Die in Medlenburg gebrauchte Hamburger Elle 
maß 57,3 Gentimeter (Quitzow, Praktisches Nechenbuch für Schulen und 
zum Selbjtgebraud, Güſtrow 1853, Tabelle zu S. 115). Neben Ddiejer 
jogenannten furzen Elle gab es eine jogenannte lange oder Brabanter Elle, 
die jich zu jener wie 6 zu 5 verhielt (Balentin Heins, Gazophylacium 
Ed. II, S. 21) und folglih 68,8 Em. maß. Daß deren Gebraud in 
frühe Zeiten zurüdgeht, wird durch die in Lübe 1473 gebrauchte Redens— 
art: „de forte ele fonde nycht torefen“ (Grauloff, Die Lüb. Chroniken 2, 
S. 352; Sciler-Lübben, Mttelmiederdeutiches Wörterbuh 1, ©. 651) 
bewiejen. — Nach Ellen berechnet betragen die jegigen Entfernungen: 
vom innern Nande der erjten bis zum äußern Rande der dritten Platte 
(544,5 Em.) ca. 9'/, Ellen (= 544 Cm.), vom innern Rande der eriten 
bis zum innern Nande der zweiten (283,5 Cm.) ca. 5 Ellen (= 286,5 Em.), 
vom innern Rande der zweiten bis zum äußern Rande der dritten 
(253 Em.) ca. 4'/, Ellen (= 258 Em.). — Da die Platten bei diejen 
Entfernungen unmöglich als Normal-Längenmaße gedient haben fünnen, 
ſo bleibt — die Nichtigkeit der jo ungemein anjprechenden Vermutung des 
Herrn Dr. Erull vorausgejegt — nur die Unnahme übrig, day die Platten 
von ihrer uriprünglichen Stelle entfernt worden jeien. Aus nicht ange: 
gebenen, aber wohl anderweitigen Gründen meint Floerke (a. a. D.), fie 
befänden ſich „wol ſchwerlich an der urjprünglichen Stelle“, und nad) 
Schlie'3 Angabe (a. a. O) find jie „bei der legten Reparatur der Wand 
herausgenommen” worden. — Die dreifache Marfirung wird jich aus dem 
Gebrauche zweier Ellenmaße, der Hamburger und der Brabanter, erklären. 

K. K. 


111 


6. Johann Gentihow. — Die VBermuthung Koppmann’s (oben 
©. 66), das Iohann Gentihow ein Cohn des Rathsherrn Chriſtoph 
Gentſchow gewejen jei, erhält eine urfundliche Beitätigung durch die nach— 
folgende Eintragung der Meatrifel der Univerjität Nojtof zu 1582 Zul; 
(Hofmeilter 2, ©. 207): Iohannes Gentzkovius, nobilis Rostochiensis, 
domini Christophori senatoris filius. Th. Sohm. 


7. Mag. Daniel Friderici. — Der Aufjat des Herrn Muſikdirektors 
Berger über Daniel Friderict veranlagt mich, hier die wenigen Nachrichten 
mitzutheilen, die ich bisher über denjelben aufgefunden habe. Leber jeinen 
Aufenthalt in Oldenburg, der zwiichen jeine Immatrikulation von 1612 
und jeine Promotion von 1619 Fällt, giebt uns ein Schreiben vom 
20. März 1615 Ankunft, im welchem Kanzler, Superintendent und Kon— 
Jiftorialräthe des Grafen Anton Günther von Oldenburg dem Rath zu 
Roſtock antworten, der Graf fünne dem Kantor Daniel FFriderict, der ihm 
und männiglic) „jeinen trewen eifferigen Fleiß in Verwalttung dejjen ihm 
anbevohlenen Amts genuegſamb bezeuget”, die erbetene Entlaſſung nicht 
ertheilen, jondern habe „auffs Newe zu Continuation feiner Bedienung 
mit ihm bandlen, auch vor kunſtige gnedige Beförderung zu einer quetten 
Pfar in Gnaden veriprechen laſſen“. Als Lehrer am unjerer Stadtichule 
führt Vachmann) ihn bet den Rektoren Mag. Johann Huswedel (1615 bis 
1620), Mag. Henrius Bulpius (1620-—1632) und Mag. Ewald Riebe 
(1632— 1638), ohne Anjtellungsjahr, doch mit dem Todesjahr 1638 auf. 
Im Sabre 1623 wurden für die Wahl eined Diafonen zu St. Petri 
Mag. Daniel Friedrich, Mag. Ewald Riebe und Joachimus Engelbrecht 
aufgejtellt; Niebe hielt jeine Probepredigt am 25. Juli, Friderici und 
Engelbrecht die ihrigen am 27. Juli; erwählt wurde Engelbreht am 
29. Juli?). Im demjelben Jahre wurde das bisher von Mag. Joachim 
YBurmeifter verwaltete Konreftorat der Stadtjchule erledigt und die Wahl 
fiel zunächſt auf Ariderici; in der Nathefigung vom 2 Sept. berichteten 
aber die Echolarchen, Mag. Daniel Friedrich, mit dem jte wegen des 
Konreftorats verhandelt hätten, habe dajjelbe abgelehnt und es Yolle nun 
Mag. Ewald Riebe zum SKonreftor und Mag. Daniel Friedrich zum 
Kapellmeiſter, an allen Kirchen zu muficiren, bejtellt werden. Aus Ddiejer 
Nachricht erhellt zunächſt, daß es auf einem Irrtum beruhen muß, wenn 
Fachmann das Konrektorat Riebe's erſt von 1629 datirt. Wichtiger iſt eg, 
auf das chronologische Zujammentreffen Hinzuweifen, das zwiſchen der 
Ernennung Friderici's zum Kapellmeilter und der Anjtellung Balthajar 





") Kleine Beiträge z. Geſch. d. Rojt. Stadtichule (Programm 1865). 
2) Bol, dazu Etwas, 1737, ©. 731. 


112 


Kirchhof's zum „Direktor der inftrumentalischen Muſik“ am 29. Sept. 1623 
obwaltet, da dafjelbe eine liebevolle und zielbewußte Pflege der Mufif von 
Seiten des Raths in damaligee Zeit zu bezeugen jcheint. Verhandlungen 
zwißchen dem Kantor Daniel (FFriderici) von St. Marien, dem Organiften 
David und dem Inſtrumentiſten Balger Kirchhof fanden am 3. Ian. 1624 
ftatt und am 13. Nov. dieſes Jahres beichlog der Kath, dem Mag. 
Daniel Friderici für Die ihm dedicirten mufttaliichen Stüde 20 Thaler zu 
verehren. 

Was die übrigen Lebensumftände Friderici's anlangt, jo war er nach 
dem von Prof. Heinrich) Rhane geichriebenen Leichenprogramm vor 
54 Jahren, aljo 1584, im Dorfe Eichitedt im reife Querfurt geboren; 
in demjelben Kreiſe liegt das Städtchen Nebra, nach dem er in der Matrifel 
als Neobranus bezeichnet wird. Seine Eltern waren, wie und im Der 
Leichenpredigt!) auf jeinen hernach namhaft zu machenden Sohn berichtet 
wird, Bartholomäus Friderici, Bürger (?) zu Eichftedt, und deſſen Ehefrau 
Gertrud Kilian. In Naumburg bejuchte er die von dem Neftor Andreas 
Ratzenberger geleitete Schule vier Jahre lang und erhielt in dieſer Zeit 
den eriten Unterricht in der Tonkunſt von dem Mufifer Valentin Haus- 
mann. Bon Naumburg fam er nach Eisleben, darauf nach Salzwedel, 
dann nad) Burg, wo er drei Jahre verblieb, dann nach Magdeburg, wo 
er Schüler Georg Rollenhagen's war, und endlich nach Braunſchweig. 
Nach mannichjachen weiteren Wanderungen, auf die hier nicht eingegangen 
werden fann, fam er 1612, achtundzwanzig Sahre alt, von Osnabrück nach 
Roftod, wurde von hier nach Dldenburg und von dort (1615) wieder 
hierher berufen. Hier verheirathete er jih 1617 Sept. 10 mit Anna 
Stavenow, einer Tochter des Roſtocker Bürgers und Weinhändlers Joachim 
Stavenow und ſeiner Ehefrau Katharina Karnat. Dann ging er abermals 
nad) Oldenburg (1618), um nach Jahresfriit (1619) wieder nach Rojtod 
zurüdzufehren und nunmehr bis zu feinem am 23. Sept. 1638 erfolgten 
Tode hier zu verbleiben. Seine Ehefrau ftarb bald nach ihm. Bon feinen 
Töchtern war die ältefte mit dem Kantor zu St. Nikolai Melchior Hajjel- 
berger verheirathet; jein Sohn war Chriſtopher Friderici, geb. 1633 Nov. 6, 
geitorben 1692 Mai 20 al3 Rath und Geheimer Kammerjefretär zu Güſtrow. 

K. K. 


8. Die Altona. — Der Urſprung der Stadt Altona geht, wie 
neuerdings feitgejtellt worden it (Dr. R. Ehrenberg, Altona unter 


Schaumburgiſcher Herrichaft I, Altona 1891), darauf zurüd, daß ein 
Studer, Joachim von Lohe, im Jahre 1536 unmittelbar jenjeit der Grenze 


1) Die Kenntniß beider Schriften verdanfe ih Herin Dr. A. Hofmeiſter. 


113 


des Hamburgiſchen Weichbildes einen Krug erbaute, der ſchon im folgenden 
Jahre als Altona bezeichnet wurde. Die Anfiht, daß der Name der 
Stadt auf einen Wirthshausnamen (al to na = allzunahe) zurücdzuführen 
jei, iſt Schon früher aufgejtellt und aud) von mir (Meittheil. f. Hamb. 
Geſch. 2, 1880, ©. 33) vertreten worden; das gleichnamige frühere 
Wirtshaus vor dem Steinthor iſt aber bei den betreffenden Beiprechungen 
meines Willens unbeachtet geblieben. Wenn Kraufe in einer Aufzählung 
von Wirthshausnamen zwar ein Altona im Alten Lande, aus Roſtock aber 
nur den „Rothen Lappen“ anführt (Korreipondenzblatt d DB. für md. 
Spradforihung 2, 1877, ©. 88), jo erklärt jich das wohl nur aus der 
Annahme, daß er, wie auch ich bisher, „Die Altona“ für eine bewußte 
und verhältnigmäßtg neue Nachbildung hielt. Daß dies aber keineswegs 
der Fall jet, erhellt aus den Rechnungen des Mitteljtädter Born. Zum 
17. März 1676 heißt e8 hier: „Dem Piepenmeifter nebenjt 2 Gehülffen 
zahlet, das ſie fürm Steintohr bei Altona an dreien Orten auffgegraben, 
auch 1 Spund ing Leide gejeßet undt zugleich denn Miſt fürm Steintohr, 
jo über die Leide gelegen, wieder abgereumet, 1 fl. 10 8"; im Jahre 1699 
am 17. Mai „hat ein Man die Leide bei der Altona gejpundet“ und 
am 4. Juli ward „I Tag hinter der Altona gearbeitet”. Der Name 
hieß aljo urjprünglich ebenfalls „Altona“, ward aber noch im 18. Jahr- 
hundert in „die Altona” umgewandelt. K. K. 


9. Eröffnung der Dampfſchifffahrt zwiſchen Roſtock und 
Warnemünde — Die nachfolgenden Notizen, die ich Bürgermeiſter 
Johann Friedrich Schrepp's Tagebuche (ſ. I, 1, S. 7) entnehme, betreffen 
den für die Entwidelung des Berfehrs auf der Unter-Warnow jo bedeut: 
jamen Tag, an dem die Dampfichifffahrt zwiichen Noftod und Warnemünde 
im Sahre 1834 eröffnet wurde, und geben ung einige Nachrichten über 
deren Windelzeit. 

Sun 24: „Diejen Morgen 10 Uhr fam ein Dampfichiff von Warne- 
münde herauf. Dajjelbe it für Nechnung mehrerer hieſiger Actionaire 
gebauet in Newcaſtle und hat ohngefär 9000 »£ gefojtet. Es paflirte 
unter jortwährendem Kanoniren um 10°/, Uhr den Baum; auf dem Walle 
und am Strande war eine große Zal Wenjchen verjammelt, auch mehrere 
Boote mit Menjchen auf der Warnow“. 

Juni 29: „Heute hat auch das Dampfichiff jeine Reifen nad) Warne: 
münde angefangen. Es geht um 8 Uhr Morgens und um 2 Uhr Nach: 
mittags von hier ab. Die Perſon zalt für jede Farth auf dem erjten 
Plage 12 8 und auf dem zweiten 8 2". 


114 


Juli 28: „Ich fuhr heute Nachmittag 2 Uhr mit meiner Frau auf 
dem Dampfboote nad) Warnemünde”. „Um 3'1/, Uhr famen wir in W. 
an. Es waren umgefähr 40 Bafjagiere an Bord“. „Um 8 Uhr fur das 
Dampfboot von W. wieder ab, es waren auf diefer Rückreiſe noch mehr 
Berjonen an Bord, und um 9'/, Uhr legte es bei der Kohfelderbrüde an“. 

K. K. 


10. Preisausſchreiben. — Der Vorſtand der hiſtoriſchen Geſellſchaft 
des Künſtlervereins in Bremen, dem in Anlaß der 25. Jahresverſammlung 
des Hanſiſchen Geſchichtsvereins von einer Anzahl Bremiſcher Bürger ein 
Geſchenk von 3000 Mark überreicht worden iſt, um es zu einer Preis— 
ſtiftung für die Bearbeitung eines bedeutſamen Abſchnittes der hanſiſchen 
Geſchichte zu verwenden, fordert zur Ausarbeitung eines Werks über die 
Geſchichte der deutſchen Hanſe vom Stralſunder Frieden 
(1370) bis zum Utrechter Frieden (1474) auf. Die Arbeit ſoll auf 
kritiſcher Quellenforſchung beruhen; die Benutzung ungedruckten Materials 
wird nicht erwartet; auch auf eine geſchickte Gruppirung des Stoffes und 
eine edle und lebendige Darſtellung wird Werth gelegt. Erwäünſcht iſt, 
daß die Arbeit den Umfang von 30 Druckbogen nicht weſentlich überſchreite. 
Die zur Bewerbung um den Preis beſtimmten Arbeiten ſind bis 
ſpäteſtens Sonnabend vor Pfingſten des Jahres 1900 bei dem Vor— 
ſtande einzureichen. Dem Verfaſſer desjenigen Werkes, das von den 
Preisrichtern für des Preiſes würdig erklärt wird, ſoll die Summe von 
3000 M ausgezahlt werden, doch bleibt eine Theilung des Preiſes dem 
Ermejjen der Preisrichter vorbehalten. Das Preisrichteramt haben Die 
Herren Geheimer Juſtizrath Dr. Frensdorff in Göttingen, Archivar 
Dr. Koppmann in Rojtod, Profeſſor Dr. Freiherr von der Nopp in 
Marburg, Archivar Dr. von Bippen und Dr. Dünzelmann in Bremen 
übernommen. Das Urtheil joll fpäteitens ein Jahr nad) dem Schlup- 
termin für die Einreichung der Arbeiten verkündet werden. 


25212208 


Raths⸗ und Univerfitäts-YBuchbruderei von Adler's Erben, 


» rd 
r ⸗ 


J 





* 
—* 
* 
* 


FA - WERT PA vamuf BR 


00 


} 





F orale 3 pp, ln 2 Ar a — 


ann [17 27 ap i N 


5 
ML Erden — IE a u le 


5. * v ev v Aw za, 

Mayr bobæs — vs —R Mana 
hofpral nm nd j fol 9. Sam = NET 
— amp ligrmum aan nam ampon] IE 5* 


ee a? 








EL ET 
= te, rd 2 9 
IK 8 


2 7 
DD 
Fo 





P 22, Beiträge 
; Geſchichte der Itadt Koſtock. 
Herausgegeben 


im Auftrage 


des Vereins für Koſtocks Alterthümer 


von 


Karl Koppmann, 


Stadltarchivar. 





EN 0 
5% Band II, Heft 3. 2 
. NT u 


Roſtock. 
In Tommiſſion der Stillerſchen Gof- u. Univerfitäts - Buchhandlung 
(5. Nuſſer). 
1898. 
RARFASERSTASADERZE 


Are —B 


* 


—— 
DSUEE NINA SAD LG 














er. 


mia 
er‘ u% 
B “tr 4 
e r 
4 v 
ri 
d ea, 
x 2 
7 ir. ’ ? 
1 + sy 
w > 
* 


it Dr. A. Hofmeift: 


Bon K. K. 


E — PT‘ 
—8 — 
zZ 
| r os 
© * 
—* 
a } d & 
. * 
FF, * 
2 Pa 
L v R Ne 
Ey ‚ —— 
F = 
\ x 
| = 
r } 1 ge 
—— Y 
> .. _ - 
F ER 
A + 24 
F Pet Be oo 
‘ fr > RZ “ : 4% 
- aut, N „ns 
Eauy Pan 4 - i 
7 D MA 
J 
2 9P * —— 
— A 





Beiträge 


zur 


Geſchichte der Stadt Koſtoch. 


Herausgegeben 


im Auftrage 


des Dereins für Koſtocks Alterthümer 


von 


Karl Koppmann, 
Stadtarchivar. 


a 





Roſtock. 
In Rommiffion der Stiller'ſchen Fof- u. Univerfitäts - Buchhandlung 
(5. Auffer). 
1898, 


931999 _ 190 


Inhaltsverzeichniß,. 


. Tie Kämmerei don 1778 bis 1897. Don Dr. 8. Koppmann .... 1 
. Schof-Ordnung don c. 1530. Mitgetheilt von Dr. K. Koppmann .. 10 
. Die Roſtocker Stadtmufilanten. (Zweiter Theil.) Bon Dr. R&.Koppmann 18 
. Zur Vorgeihichte des Stadttheaters in Roftod. Bon A. Schatz ... 31 
- Roftods älteite Gewerbetreibende. Bon Dr. E. Dragendorff ... 6 
TE: 


Kleinere Mittheilungen und Notizen. - 2 2 2 nn men 101 
1. Steinkreuze. BR . 101 
2. Steinfreuze zu Diedrihsbagen und Gr. Klein. Bon 8. Krauſe . . 102 
2. Biihtelberd,. Mon E32... a ae De 104 
4. Beritridung des Klägers und des Angeklagten. Bon Senator 
WED 106 
5: Bona mobilia. Von I I. er a an 107 


— 


.Glaubensbekenntniß und Vaterunſer in der Mutterſprache. Bon K. K. 107 
7. Die während ihrer Amtsdauer verſtorbenen Rektoren der Univerſität 


Roſtock. Bon Dr A. Sofmeilter. : 2% 2% 23 2584 354% 108 
8. Matbias Prieſtaff. Bon K. 2: Hrn 111 


⸗ et 











REN ST LIITERDAN 37 
— EEE RG 








Die Kämmerei von 1778 —1897. 


Bon 
Karl Aoppmann. 


kür die neuere Verwaltungsgeſchichte Roſtocks geben uns Die jeit dem 

Jahre 1778 erichienenen VBeröffentlichungen über den Berjonal- 
Itand ) mannigfach lehrreiche Auskunft. Zu dem Berjuche ihrer 
Fruchtbarmachung wähle ich aus äußeren, wie aus inneren Gründen das 
wichtige Departement der Kämmerei. 

Die Kämmerei oder das Kämmereigericht bejtand von 
1775— 1310 aus drei Senatoren, einem Präſes und ziver Beiligenden, 
die von 1778—1784 als „Aſſeſſor“ und „im Gange“, von 1785—1810 
al3 erjter und ziveiter Aſſeſſor unterjchieden werden. Dieje drei Kämmerei— 
herren waren immer Diejenigen drei Senatoren, weiche am längiten 
Rathsmitglieder waren; ob jie zu den rechtögelehrten oder nichtrechts- 
gelehrten Senatoren gehörten, kam nicht in Betracht. Mit ihren Nemtern 
wechjelten jie alljährlich unter einander, ſodaß 3. B. der zweite Aſſeſſor 
de3 einen Jahres ım andern al3 erjter Aſſeſſor und im dritten als 
Präjes fungirte. Wenn einer von ihnen jtarb oder zum Bürgermeijter 
erwählt wurde, jo trat der neuerwählte Kämmereiherr nicht etwa zunächjt 
al3 zweiter Ajjejfor ein, jondern ward an Stelle des ausgeschiedenen 
je nachdem Präſes, erjter oder zweiter Aſſeſſor. 


N) Diefe Veröffentlihungen find: 1. für 1778—1804: Das jebtlebende Roſtock. 
(Das ift: Zuverläßige Nachricht von der gegenwärtigen Verfaſſung in Policey= und 
Kirhen-Sahen der Stadt Roſtock), gedrudt 1778—1796 in: Gemeinnüßige Auffäge 
aus den Wiſſenſchaften für alle Stände, zu den Roſtockſchen Nachrichten, 1797—1802 
u. 1804 als Beilage zu den Wöchentl. Nojtodichen Nachrichten u. Anzeigen; 2. für 
1205—1858: Etat der Stadt Roftod, von 1805—1848, 1852, 1854—1856, 1858, umd 
Rojtoder Adreß-Buch von 1856, 1858; 3. fir 1860-1897: Rojtoder Adreß-Buch 
von 1850 —1897. 


2 


Die frühere ausichliegliche Rückſichtsnahme auf das Amtsalter ward 
im Sabre 1810 aufgegeben, indem man die Betheiligung eines rechts— 
gelehrten Senators für nothwendig erachtete.e Da die drei bisher 
fungirenden Kämmereiherren ſämmtlich Kaufleute waren ’), jo ward ihnen 
ein rechtsgelehrter Senator als dritter Aſſeſſor beigeordnet. Bon 
1811—1826 gab es demnach vier Kämmereiherren. Anfangs behielt 
trogdem das Amtsalter eine große Bedeutung: während der ganzen Yeit 
von 1811—1826 blieb der rechtsgelehrte vierte Kämmereiherr in jeiner 
Stellung als dritter Aſſeſſor, während die drei übrigen nach wie vor 
unter einander wechjelten, und auch der 1811 erwählte vierte Kämmereiherr 
war unter den rechtsgelehrten Senatoren der älteſte. Im Jahre 1813 
aber überließ er fein Amt einem jüingeren Stollegen, von dem er e8, als 
diefer Syndifus wurde, 1822 wieder übernahm. Da dann im Jahre 1826 
zwei Vakanzen eintraten, jo rüdte er, der nunmehr drittältejter Senator 
geivorden war, kraft dejien 1827 in die Reihe der unter einander 
wechjelnden Hämmereiherren als zweiter Ajjejjor ein und die Stelle des 
dritten Afjejjors ward, als nunmehr überflüjlig geworden, aufgehoben. 

Bekleideten demnach) von 1827 —1830 wieder die drei älteſten 
Senatoren das Kämmereiherren-Amt, jo gingen doch die Betonung der 
Rechtsgelehrtheit einerjeitS und das Zurüctreten der Bedeutung des Amts: 
alters andererjeit$ einen wejentlichen Schritt weiter. Im Jahre 1828 wurden 
nämlich der bisherige Präjes nicht zweiter, jondern eriter Aſſeſſor, der 
bisherige erite Afjejfor nicht Präjes, jondern zweiter Aſſeſſor und der bisherige 
zweite Aſſeſſor, der rechtögelehrte Senator, nicht erſter Ajjefjor, jondern 
Präjes, und die auf dieje Weile vertheilten Rollen wurden beibehalten, 
jodaß der recht3gelehrte zweitältejte Senator Präjes blieb, während die 
beiden nichtrechtögelehrten Senatoren, der drittältelte und der ältejte, als 
Aſſeſſoren fungirten und nicht mehr als erjter und zweiter unterjchieden 
wurden. Als dann im Jahre 1831 in Folge der Wahl des Kämmerei— 
Präjes zum Bürgermeijter die Neumahl eines SKämmereiherrn nöthig 
wurde, jo fiel diejelbe auf den achtälteften oder zweitjüngjten Senator, der 
auch unter den rechtsgelehrten Senatoren erjt der drittältejte war. Von 
1831—1833 fungirte er, zujammen mit den früheren Ajjejjoren, dem 
beiden ältejten Senatoren, als Präſes. 

Bon 1834 bis zur Gegenwart gab es im Stämmereigericht nur zivei 
Kämmereiherren, einen rechtsgelehrten Präjes und einen nichtrechtsgelehrten 
Aſſeſſor. Auch bei der Wahl des Lebtern wurde dem Amtsalter eine 





ı) Roſtockſches Addreß-Buch 1812: Hill, Kaufmann, Senator, Langenſtraße; 
Koch ſen, J. D., Kaufmann und Senator, Srämerftraße; Levenbagen jen,, 
Kaufmann und Senator, am Neuen-Markt. 


3 


enticheidende Bedeutung nicht mehr eingeräumt. Als im Jahre 1834 von 
den beiden Aſſeſſoren des Vorjahrs der eine (Stever) zum Bürgermeijter 
erwählt worden war, der andere (Hülfenbec) jein Amt niedergelegt hatte 
oder geitorben war, wurde freilic) das vacirende Aſſeſſorat durch die Wahl 
des ältejten nichtrechtsgelehrten Senator (Wiechmann) wieder bejeit; jeit 
deſſen Tode aber traf die Wahl nur noch einmal, 1881, auf den ältelten, 
1837, 1841, 1866 und 1875 auf den zweitälteften, 1886 auf den 
viertältelten und 1854 auf den jüngjten nichtrechtsgelehrten Senator. 

on 1831 —1852 wurde die SKämmere in zwei Abtheilungen 
geichieden: a. die Kämmerei und b. die Stadtbuchbehörde. An der 
Lebteren fungirte 1831—1832 der nichtrechtögelehrte erſte Aſſeſſor des 
Kämmereigericht3 ala Präjes, ala Aſſeſſor ein vierter (der viertältelte oder 
zweitjüngſte recht3gelehrte) Senator; 1833 wurde jener Afjejjor, diejer Präſes 
und jeitdem blieb das Präſidium in den Händen eines rechtögelehrten Senator?. 
In den Sahren 1834 und 1835 bejtand die Stadtbuchbehörde aus vier 
Perjonen: dem Präjes des Kämmereigerichts als Präjes, einem weiteren 
(dem viertälteiten) recht3gelehrten Senator ala VBicepräjes und dem nichtrechts- 
gelehrten Afjefjor des Kämmereigerichts als Aſſeſſor. Bon 1836—1844 
waren Präſes und Ajjefjor des Kämmereigerichts zugleich auch Präſes 
und Aſſeſſor der Stadtbuchbehörde. In den Jahren 1845—1852 fungirte 
neben dem Präſes des Kämmereigerichts als Präſes ein dritter, der 
viertälteite nichtrechtsgelehrte Senator als Afjejior. 

Eine weitere Abtheilung wurde 1843 Dadurch herbeigeführt, dag man 
die Kämmerei a. al3 Niedergericht in Civil- und Striminaljachen gegen die 
außerhalb der Zingeln wohnenden Perjonen und in Baujtreitigfeiten in 
der Stadt und in den Vorftädten, b. als Niedergeriht für die 
Stadbt-KämmereisGüter und Dorfichaften und c. ald Stadt: 
buchbehörde unterjchted ; jchon 1845 aber ward dies wieder aufgegeben. 
Dem Niedergericht für die Stadt-Slämmerei-Güter und Dorfichaften jtanden 
1843 und 1844 ein dritter, der drittälteſte rechtögelehrte Senator als 
Präjes und der Affeffor der beiden andern Abtheilungen als Ajjefjor vor. 

In jeiner Kompetenz bejchräntt wurde das Kämmereigericht erſtens 
dadurch, daß die jeit 1831 von ihr abgezweigte Stadtbuchbehörde feit 
1853 als eigene3 Departement aufgefaßt wurde, zweitens durch Die Ein- 
rihtung eines Sriminalgerichts, dem auch die bisher von der Kämmerei 
ausgeübte SKriminaljurisdiftion 1853 Juni 24 übertragen Wurde, und 
dritten? Durch die Veränderung der Gerichtöverfajjung, bei der dem 
Kämmereigericht nur die nicht ftreitige GerichtSbarfeit verblieb (Verordnung 
von 1879 Sept. 4). 

Bei ihrer Verwaltungsthätigfeit jtanden den Slämmereiherren zwei 
Kollegien bürgerichaftlicher Deputirten, 1778 die Zändereis oder Kämmerei- 


4 


Bürger und die Deputirten bei Gragetopshof und Kaſſebohm, zur Seite. 
Seitdem nämlich die Verwaltung der jtädtiichen Kämmereigüter und der 
Heide im Jahre 1760 dem jog. Forit- oder Forſtwirthſchafts-Kollegium 
übertragen worden war, bezog ich die Mitverwaltung der Länderei— 
oder Kämmerei-Bürger ausjchlieglid) auf die Ländereien in den 
Vorjtädten und auf der jtädtiichen Feldmark, und als das Forſtwirth— 
ichafts-Klollegium, das nach der Ordnung der Land», Jagd: und Forſt— 
wirthichaft von 1760 Dft. 27 aus einem Direktor, fünf räthlichen und 
ſechs bürgerichaftlichen Aſſeſſoren beſtand, am 31. Dez. 1768 wieder 
aufgehoben wurde, ward durch Kommiſſorien E. E. Raths vom 30. Dez. 
die Verwaltung Kaſſebohms und Gragetopshof8 der Kämmerei, Die 
Verwaltung Oberhagens, Niederhagen?, Stuthof8 und der Heide dem 
Gewett vom 1. Jan 1769 an übertragen. Statt der drei Bürger, die 
jeder diejer Behörden beigegeben werden jollten, waren, wenigitend von 
1778 an, vier Deputirte bei Gragetopshof und vier Heideverweier 
vorhanden. Die Kompetenz der erjteren erweiterte jich dadurch, dak am 
28. Dez. 1781 dem „Kaſſebohmſchen Adminiſtrations-Kollegium“ auch die 
Verwaltung der verpfändet gewejenen und nunmehr reluirten Güter 
Bartelsdorf, Bentwiſch, Keſſin und Willershagen nebit der Willershäger 
Hölzung übertragen wurde, und in Folge diejer Erweiterung wurden jeit 
1783 die bisherigen Deputirten bei Gragetopshof und Kaſſebohm als 
Kämmerei-Bürger und Die bisherigen Länderei- oder Kämmerei— 
Bürger als Ländereis Bürger bezeichnet. Von 1768—1802 werden 
die bürgerjchaftlichen Deputirten für ſich aufgeführt; jeit 1805 ſtehen jte 
aber mit den Stämmereiherren zujammen unter den Ueberſchriften 
Kämmerei- Adminijtrationd- Departement und Länderei— 
Kollegium. Die Kompetenz des Kämmerei-Adminijtrationd-Departements 
erweiterte ich zunächit, wohl dadurch, daß das Heide-Departement, von 
dem jich jeit 1829 eine Forjt-Deputation abgejondert hatte, 1334 in eim 
Forit:Departement umgewandelt wurde, um die Befugniſſe der bisherigen 
Heideverweier, die des Länderei-Kollegiums durch Uebernahme der Ver— 
waltung des 1839 San. 1 aufgehobenen Mühlenamts. Am 24. Jumi 
1853 aber wurden auch das Yändereis$tollegium, dad Weinamt und die 
Teputation zur Verwaltung des jtädtiichen Antheils des mittelſtädtiſchen 
Wafjerborns aufgehoben und das Kämmerei-Adminijtrattiong-Departement 
übernahm deren Befugniſſe. 

Innerhalb des Kämmerei-Adminijtrationd- Departements 
und des Länderei-Kollegiums fungirten die einzelnen Kämmerei— 
herren von 1805—1828 in denjelben Stellungen, die ſie beim Kämmerei— 
gericht innehatten. Bon 1829—1833 führte dagegen, in beiden Departements 
der eine michtrechtsgelehrte Ajjejjor des Kämmereigerichts (Hüljenbed) 


5 


Das BPräfidium, während deſſen rechtögelehrter Präjes (1829 —1830 
Dr. Brandenburg, 1831—1833 Dr. Erumbiegel) und jein anderer nicht: 
rechtögelehrter Aſſeſſor (Stever) Afjefioren waren, und ebenjo verwalteten 
von 1834—1836 der nichtrechtögelehrte Aſſeſſor des Kämmereigerichts 
(1834 Hüljenbed, 1835, 1836 Wiechmann) das Präſidium, der recht3gelehrte 
Präjes dejjelben (Dr. Erumbiegel) das Aſſeſſorat. — Bon 1837—1852 
ging die Verwaltung auseinander. Im Länderei-Kollegium führte 
das Präſidium von 1837—1840 der rechtögelehrte Präjes des Kämmerei— 
geriht3 (Dr. Erumbiegel), von 1841 —1852 dejjen nichtrechtsgelehrter 
Aſſeſſor (Ziel. Präſes des SHämmerei-Adminiftrations- 
Departement? war von 1837—1852 der nichtrechtögelehrte Aſſeſſor 
de3 Kämmereigericht3 (1837 —1840 Bauer, 1841—1852 Ziel), Aſſeſſor 
dejjelben von 1837—1842 der rechtögelehrte Präjes des Kämmereigerichts 
(Dr. Erumbiegel), 1843 und 1844 der Präſes des Niedergerichts für die 
Stadt-Kämmerei-Güter und Dorfichaften (Dr. Wächter), von 1845—1852 
der rechtsgelehrte Präjes des Kämmereigerichts (Dr. Weber). Im 
Sahre 1854 war der vrechtögelehrte Präſes des Kämmereigerichts 
(Dr. Weber) auch Präjes des Kämmerei-Adminiſtrations-Departements; 
jeitdem aber haben immer der nichtrechtsgelehrte Ajjejjor des Kämmerei— 
gericht8 als Präſes und deiien rechtsgelehrter Präſes als Aſſeſſor des 
Adminijtrationd-Departements fungirt. 


I. Rämmereiherren. 


Aa. Kämmereigericdt. 


Bräjes: Aſſeſſor: Im Gange: 
Jacob Chriſtoph Schröder. Johann Chriſtian Koppe. Johann Jochim Bülow, 
:9. C. Koppe. J. J. Bülow. J. C. Schröder. 
: J. J. Bülow. J. C. Schröder. J. C. Koppe. 
: J. C. Schröder. J. C. Koppe. J. J. Bülow. 
: J. C. Koppe. Dr. Andreas David Wieſe. Johann Friedr. Hülſenbeck. 
: Dr. U. D. Wieſe. J. 5. Hülſenbeck. J. C. Koppe. 
: J. F. Hülſenbeck. %. C. Koppe. Dr. A. D. Wieſe. 
Präſes: I. Aſſeſſor: II, Aſſefſor: 
: T. H. SU Dr. A. D. Wieſe. J. F. Hülſenbeck. 
: Dr. A. D. Wieſe. J. F. Hülſenbeck. T. H. Hill. 
: J. F. Hülſenbeck. T. H. Hill. Dr. A. D. Wieſe. 
: T. H. Hill. Dr. A. D. Wieſe. J. F. Hülſenbeck. 
: Dr. A. D. Wieſe. J. F. Hülſenbeck. Dr. Chriſtian Ludw. Joh. Behm. 
: J. F. Hülſenbeck. Dr. C. L. J. Behm. Dr. A. D. Wieſe. 
: Dr. C. L. J. Behm. Dr. A. D. Wieſe. J. F. Hülſenbeck. 


: Dr. A. D. Wieſe. J. F. Hülſenbeck. Dr. C. L. J. Behm. 
: J. F. Hülſenbeck. Dr. C. L. J. Behm. Dr. A. D. Wieſe. 


Präſes: I. Afſſeſſor: II. Aſſeſſor: 
1794: Dr. C. L. J. Behni. Joh. Friedrich Schulze. J. F. Hülſenbeck. 
1795: I. F. Schulze. Joh. Ludwig Schrepp. Dr. C. L. J. Behm. 
1796: J. L. Schrepp. Dr. C. 2. J. Behm. J. F. Schulze 
1797: Geo. Chriſtoph Stange. J. F. Schulze. J. L. Schrepp. 
1798: J. F. Schulze. J. L. Schrepp. G. C. Stange. 
1799: J. L. Schrepp. G. C. Stange. J. F. Schulze. 
1800: Dr. Mich. Everh. Prehn. J. F. Schulze. J. L. — 
1801: Chriſtoph Wilh. Levenhagen. J. L. Schrepp. Dr. M. E. Prehn. 
1802: 3. 2. Schrepp. Dr, M. E. Prehn. C. W. Bevenhagen. 
1803: fehlen Nachrichten. 
1804: C. W. Levenhagen. Joach. Dan, Koch. Dr. M. E. Prehn. 
1805: J. D. Koch. Dr. M. E. Prehn. C. W. Levenhagen. 
1806: Chriſtian Andr. Hill. C. W. Levenhagen. J. D. Koch. 
1807: C. W. Levenhagen. J. D. Koch. C. A. Hill. 
1808: J. D. Koch. EM. Hill. C. W. Levenhagen. 
1809: C. A. Hill. C. W. Levenhagen. J. D. Koch. 
1810: C. W. Levenhagen. J. D. Koch. C. A. Hill. 
Präſes: J. Aſſeſſor: II. Aſſeſſor: III. Aſſeſſor: 
11:93. D. Koch. C. A. Hill. C. W. Levenhagen. Dr, Joa. Froͤr. Carl Brandend 
12: C. A. Hill. C. W. Levenhagen. J. D. Koch. Dr. J. ® (5, Brandenburg. 
13: C. W. Levenhagen, J. D. Kod. C. A. Hill. Dr. J. F. C. Brandenburg. 
14: J. D. Koch. C. A. Hill. C. W. Levenhagen. Dr. Jo F Ludw. Schultze. 
315: C. A. vie C. W. Levenhagen. 3. D. Koch. Dr. J. L. Schultze. 
16: C. W. Levenhagen. J. D. Koch. C. A. Hill. Dr. J. L. Schultze. 
17:9. D. Koch. C. A. Hill. C. W. Levenhagen. Dr. J. L. Schultze. 
18: C. A. Hill. C. W. Levenhagen. J. D. Koch. Dr. J. L. Schultze. 
319: Joh. Chrſtn. Theo.Stever. J. D. Koch. C. A Hl. Dr. 3. 8. Schultze. 
20: Joh. Wilh. Mahnke. EA. Hill. %. € T. Stewver. Dr. 3. 2. Schultze. 
21: C. A. Hilf. 3. ET. Stwer. 3.8. Mahnte, Dr, J. 2. Schulge. 
22:9. C. T. Stever. 3.8. Mahnke. C. A. Hl. Dr. J. C. F. Brandenburg. 
28: J. W. — C. A. Hill. J. C. T. Stever. Dr. J. C. F. Brandenburg. 
24: C. A. Hill. 3. C. T. Stever. Guſt. Joh. Steinbeck. Dr. J. C. F. Brandenburg, 
25:5. C. T. Stever. G. J. Steinbeck. C. A. Hill. Dr. J. C. F. VBrandenburg- 
26: G. J. Steinbeck. C. A. Hill. J. C. T. Stever. Dr. J. €. F. Brandenburg. 
Präͤſes: J. Aſſeſſor: 11. Aifefior: 
1827: Franz Heinr, Hülfenbed, 3. C. T. Stever. Dr. 3. C. F. Brandenburg. 


1828: Dr. 3. E. 5. Brandenburg. F. 9. Hülſenbeck. J. C. T. Stever. 


Präſes: Aſſeſſores: 
1829: Dr. J. C. F. Brandenburg. F. H. Hülſenbeck. J. C. T. Stever. 
1830: Dr, J. C. F. Brandenburg. F. H. Hülſenbeck. J. C. T. Stever. 
531: Dr. Ferd. Juſt. Crumbiegel. F. H. Hülſenbeck. J. C. T. Stever. 
832: Dr. F. J. Crumbiegel. F. H. Hüfjenbed. J. C. T. Stever. 
1833: Dr. F. J. Crumbiegel. F. H. Hülfenbet. J. C. T. Stever. 


Präſes: 
1834: Dr. F. J. Crumbiegel. 
1835: Dr. F. J. Crumbiegel. 
1836: Dr. F. J. Crumbiegel. 
1837- 1840: Dr. F. I. Crumbiegel. 
1841 - 1844: Dr. F. I. Crumbiegel. 
1845 —1848: Dr. Joh. Seo. Joachim Weber, 
1849— 1851: fehlt der Etat. 
1852: Dr. 3. ©. 3. Weber, 
1853: fehlt der Etat. 
1854—1856: Dr. 3. ©. 3. Weber. 
1857: fehlt der Etat 
1858: Dr. 3. ©. 3. Weber. 
1359: fehlen Nachrichten. 
1860 — 1863: Dr. Herm. Friedr. Theod, Zajtrow, 
1864: Dr. Geo. Friedr. Ad. Simonis, 
1865: Dr. ©. 5. U. Simonis, 
1866— 1874: Dr. G. 5. A. Simonis. 
1875—1880: Dr. G. %. U. Simonis, 
1881— 1333: Dr. ©. 5. A. Simonis, 
1884— 1885: Friedr, Wild. Joh. Brümmer, 
1886—1897: F. W. I. Brümmer. 


Aſſeſſor: 
vacat. 
Michael Wiechmann. 
M. Wiechmann. 
Joh. Friederich Bauer. 
Joh. Chriſtoph Ernſt Ziel. 
J. C. E. Ziel. 


J. C. E. Ziel, 
Peter Burchard. 
P. Burchard. 


P. Burchard. 

P. Burchard. 

vacat. 

Ernſt Joach. Heinr. Joh. Paetow. 
Geo. Joh. Ed. Burchard. 

Theo. Carl Joh. Ad. Langfeld. 

T. C. J. A. Langfeld. 

Friedr. Wilh. Hubert Röper. 


Ab. Stadtbuchbehörde. 


Präſes: 


Aſſeſſor: 


1831— 1822: F. H. Hülſenbeck. Dr. Carl Ernſt Chriſtian Böeler. 
1833: Dr. C. €. C. Böeler. F. H. Hülſenbeck. 


Präſes: Vicepräſes: Wifejior: 
1834: Dr. F. I. Erumbiegel. Dr, Ludw. Friedr. Dugge. F. 9. Hülſenbeck (?). 
1835: Dr. F. 3. Erumbiegel. Dr. 2, F. Dugge. M. Wiechmann, 
Präſes: Aſſeſſor: 


1836: Dr. F. J. Crumbiegel. 
1837—1840: Dr, F. J. Crumbiegel. 
1841 - 1844: Dr. F. J. Crumbiegel. 
1845: Dr. J. G. J. Weber. 


1846 - 1848: Dr. Emil Carl Ed. Wächter. 


1852: Dr. E. C. E. Wächter. 


M. Wiechmann. 

J. F. Bauer. 

J. C. E. Ziel. 

Ed. Hans Friedr. Paſſow. 
E. H. F. Vaſſow. 

E. H. F. Paſſow. 


Ac. Niedergericht für die Stadt-Kämmerei-Güter 
und Dorfſchaften. 


Präſes: 


Aſſeſſor: 


1843 - 1844: Dr. E. C. E. Wächter. J. C. E. Ziel, 


8 


1831—1333:: 


1829—1830: F. H. Hülſenbeck. 
F. H. Hülſenbechk. 


1834: 


F. H. 
1835 —1836: 
1837—1840: Dr 
1841— 1344: 
1845— 1352: 


Präſes: 
Hülſenbeck. (?) 
M. Wiechmann. 


3. C. €. Biel. 
3. C. €. Biel. 


F. 3. Crumbiegel. 


Dr. J. €. F. Brandenburg. 
Dr. 5. 3. Erumbiegel. 


Dr. 5. J. 


B. Kämmerei-Adminiftrationg- Departement. 
Präſes: Aſſeſſoren: 
1829—1830: 3. 9. Hülſenbeck. Dr. 3. C. F. Brandenburg. 3. C. T 
1831— 1833: 5. 9. Hülfenbed, Dr. 5. 3. Grumbiegel. J. C. T 
Präſes: Aifejior: 
1834: 5. 9. Hülfenbed (?). Dr. F. 3. Erumbiegel. 
1835— 1836: M. Wichmann. Dr. F. I. Crumbiegel. 
1837—1840: 3. F. Bauer, Dr. F. I. Crumbiegel. 
1841— 1842: 3. €. E. Biel. Dr. 5. 3. Grumbiegel. 
1843— 1844: 3. C. €. Biel. Dr. €. E. €. Wächter. 
1845—1852: 3. C. €. Biel. Dr. %. ©. 3. Weber. 
1854: Dr. 3. G. 3. Weber. P. Burdard, 
1855 —1358: P. Burdard. Dr. 3. ©. 3. Beber. 
1860—1863: P. Burdard. Dr. 9. %. T. Bajtrow. 
1864: P. Burchard. Dr. G. F. A. Simonis. 
1865: vacat. Dr. G. F. A. Simonis. 
1866-1874: €. J. 9. I, Paetow. Dr. G. F. A. Simonis. 
1875—-1880: ©. 3. E. Burchard. Dr. G. F. A. Simonis. 
18831—1883: T. C. J. A. Langfeld. Dr. ©. F. A. Simonis. 
1884 -1385: T. C. J. A. Langfeld. F. W. J. Brümmer. 
1886 -1897: F. W. H. Röper. F. W. J. Brümmer. 
C. Länderei-Kollegium: 
Präſes: Aſſeſſoren: 


Stever. 
Stever. 


J. C T. Stever. 


J. C. T. Stever. 
Aſſeſſor: 


Crumbiegel. 


Dr. F. J. Crumbiegel. 
J. F. Bauer. 

Dr. F. J. Crumbiegel. 
Dr. J. G. J. Weber. 


II. Sekretäre. 


A. Kämmerei-Sekretäre. 


Johann Georg Wilhelm Eyller!), Seeretarius 1778 - 1812. 


Hermann Heinrich Graedener?) 


), Adjunctus 1808 - 1812. 


Chriſtian Friedrich Paepcke), Sectelarius 1814 - 1852. 
Emanuel Andreas Chriſtian Bannier*), Secretarius 1354—1890. 
Auguſt Voß, Seeretarius 1892 - 1897. 


1) Bürger geworben 1761 Aug. 23 als Kaufmann, 
2) Bürger geworben 1509 Mat 4 als Notarius, 

9) Dürger geworben 1799 an. 23 ald Notarius, 

*, Bürger geworben 1843 Jan. 19 als Notarius, 


9 


B. Stadtbudh-Sefretäre. 


Johann Ernit Behm?!) 1831—1836. 
Ernit Heinrich Ludwig Gieje?) 1837—1852. 
Ehriitian Friedrich Paepde 1831—1852. 


II. Brotokolliften. 


2, Ziegler 1892— 1894. 
G. Brühl 1895— 1897. 


IV. Behnungsführer, 


C. Sarcander 1889— 1892, 
J. Erdtmann 1893—1897. 


V. Diener. 


A. Kämmerei-Diener. 


Franz Ehriftian Puſtow 1781— 1788. 
Andreas Hinrich Stender 1789—1838. J. E. ©. Leverenz, Adj. 1838. 
3. C. ©. Leverenz 1839—1858. 


3. 9. W. Harms 1860— 1886. W. Burmeiiter 1831—1885. 
GC. Winter 1886. 

C. Winter 1887— 1891. F. Stade 1887—1891. 

C. Winter 1892— 1896. 5. Schünemann 1892—1896. 


GE. Winter 1897. 
B. Stadtbudh- Diener. 


I. C. Windelmann 1831—1837. 
3.8. 3. Weiß 1838—1352. 


1) Bürger geworben 1309 Juli 29 ald Notarius, 
2) Bürger geworben 1913 Juni 3 als Notarius, 





II. 


Schoß-Ordnung von c. 1530. 
Ron 
Karl Roppmann. 


ie nachitehende Schoß-Ordnung ſteht in einem Buche, das die jährlichen 

Nechnungsablegungen der verichiedenen Naths » Departement von 
1503— 1556 enthält. 

Ueber den in ihr behandelten Schoß hat uns bereit3 der verjtorbene 
Senat3-Präfident Dr. Mann (I, 1, ©. 14) die Aufklärung gegeben, daß 
er ein feititehender Beitrag zu den Stadtlaften war und aus einem joge= 
nannten Vorſchoß von acht Schillingen und dem eigentlichen Schoß, je einem 
Pfennig von der Mark, bejtand. Was feine Vermuthung anlangt, daß 
der Vorſchoß wegen der fahrenden Habe entrichtet worden jei, jo belehrt 
ung die Ordnung, daß man mit ihm nicht die ganze, jondern nur einen 
Theil der fahrenden Habe, das gewöhnliche ingedömpte, frei machte. Zu 
diefem werden gerechnet: Hausgeräth, Küchengeräth, die Speijevorräthe, 
das alltägliche Tiichgeräth und die Alltagskleider. Dem Schojje unter: 
worjen ijt dagegen jowohl das fogenannte grave ingedömpte, die dem 
Gejchäftsbetriebe dienenden Geräthe und VBorräthe, alſo einestheil® Brau— 
fäſſer, Kufen, Pfannen und große Keſſel, anderntheils Korn, Bier, als 
auch die bewechlike grave ware, Schmudjachen und Geräth von Gold 
und Silber, Feſtkleider, baares Geld. Bei Liegenjchaften, Häufern und 
Renten jind für je 5 Marf des wirklichen oder anzunehmenden Ertrags 
100 Darf Kapital zu vechnen. Wei Leibrenten, die natürlich billiger als 
zu 5 Procent eingefauft werden, wird das dafür bezahlte Kapital in 
Anipruch genommen; bei den abjeiten hiefiger Bürger oder Gotteshäufer 
verfauften Renten iſt das halbe Kapital, bei den von der Stadt aus— 
zufehrenden und den von auswärts bezogenen Nenten dagegen das ganze 
Kapital zu verſchoſſen. Das geſammte jchoßprlichtige Kapital wird verſchoßt 
mit einem Pfennig von der Marf (mit 0,5 Prozent des Slapital3 oder 
bei einem Zinsfuß von 5 Prozent mit 10 Prozent des Ertrags) und 
nach der Abgabe des Schofjes hat der Schohpflichtige zu beſchwören, daß 
er der Stadt jeinen vollen Schoß geleijtet habe. 

Der Schoßſatz war, wie jchon erwähnt, in jpäterer Zeit ein feit- 
jtehender, der alljährlich in der Buriprafe mit den Worten: so vorkundige 


11 


wi juw to vorschotte achte schillinge unde van der mark enen penning 
verfündigt wurde (1,1, S. 15). Daß er ein altherfömmlicher war, aber zu— 
weilen überjchritten ward, wird durch den Bürgerbrief von 1428 Febr. 22 
bezeugt, in dem es ($ 30) heißt‘): Item alfzo schal men schaten van 
der marck enen penninck und achte schillinge tho vorschate, allzo 
dat van oldinges gewelzet is. Und darenbaven schal me nemande 
drengen edder befzwaren in thokamenden tyden“). Ob bei jolcher 
Steigerung des Schoſſes der Vorſchoß oder der eigentliche Schoß oder 
beide erhöht wurden, wijjen wir nicht, geichtweige denn, wie man bei einer 
Erhöhung des eigentlichen Schofjes verfuge. Im Hamburg bezahlte man 
1450 als Vorſchoß ebenfalls 8 Schilling, als Schoß aber von je 100 Mark 
4 8 9.8. (= 0,3 PBrozent)®), was jich bequem erhöhen oder herabmindern 
lieg. In Lübel ging man von der Mark Silber aus, was den Uebel— 
ſtand hatte, daß wegen der zunehmenden Verjchlechterung der Ausmünzung 
bei gleichem Satze der Ertrag des Schojjes abnehmen mußte: zu Anfang 
des 15. Jahrhundert bezahlte man, wie es jcheint, in der Regel als 
Vorſchoß 4 8 und als Schoß 2 0% von der Mark fein‘); 1376 betrug 
aber der Schoß 4 02. von der Mark fein ( zu X 2% 6% = 0,5 Pro- 
zent)?®), 1410 der Vorſchoß 2 £ und der Scho 4 03. von der Mark fein 
(zu 5 9 4 10 = 037 Brozent)‘). In Hildesheim entrichtete maır 
1404—1431 einen Vorſchoß von 5 4 und einen Schoß von 5 8. von 
der Markt (= 0,78 Prozent;’) in Braunjchweig betrug der Schoß ebenfalls 
jo viele Piennige von der Marf, wie man Schillinge für den Vorſchoß 
zu bezahlen hatte, und zwar wurden von 1388-—1404 beide von beziehent- 
lich 8 4 und 3 08. von der Mark nach) und nach auf 2 8 und 2 03, von 
der Mark herabgejegt‘). Hier in Braunfchweig ward 1396 angeordnet, 
daß mit demjenigen, der bejchwöre, „dat he nycht en hefft dryer mark- 
werd gudes“, der Nath jich „umme syn schod“ vergleichen jollte”), und 
in Hildesheim ward 1364 bejtimmt, daß Knechte und Mägde, welche „myn 
wen tein markwort ghudes“ bejäßen, völlig jchoßfrei, bei einem Belit 





1) R. Lange, Roſtocker Berfafiungsfimpfe bi! zur Mitte des 15. Jahrhunderts 
(Programm 1888), ©. 30, Mein Jrrtbum bei Angabe des Schoßſatzes (Geſch. d. 
Etadt Rojtod 1, S. 28) ijt daſelbſt S. 19 berichtigt worden, 

2) Der Schlußſatz: men he ede and recht tho eschet ijt verderbt und unverſtändlich. 

2) Koppmann, Kämmereirchnungen d. St. Hamburg 1, ©. LV; 2, ©. 83. 

9 Lüb. U. B. 5 S. 185; vgl. Wehrmann in Hanf. Gefchsbl. 1878, ©. 26- 

5) Dali. 4, Nr. 326. 

°) Das. 5, Wr. 349; vgl. Wehrmann a, a. O. 

) Koppmann in Hani. Geichsbl. 1896, S. 197—19R. 

°) Chroniken d. deutichen Städte 6, S. 176—177; vgl. H. Mad, Finanzverwaltung 
d. Et. Braunſchweig bis 3. J. 1374 (O. Gierfe, Unterſuchungen zur deutichen Staat3« 
u. Rechtsgeſch. 32), ©. 100. 

9) Ehronifen 6, ©. 153. 


12 


von „tein markwort ghudes . . . eder dar enboven“ aber zwar ſchoß— 
pflichtig, jedoch vom Vorſchoß befreit fein follten!). 

Ueber die Berihojjung der Leibrenten war in Roftod jchon 
um 1367 eine Verordnung erlajjen worden). Nach derjelben follten die 
Bürger Leibrenten, die jie von auswärts bezogen, voll, Zeibrenten, die fie 
von hiefigen Gotteshäujern bezogen, zur Hälfte verſchoſſen; von Leibrenten, 
die ihnen die Stadt auszufehren hatte, follten fie jede Marf „vorschoten 
also hoghe, alse siik dat des jares boret‘‘; e3 fehlt, wie es jcheint, eine 
Beitimmung über die Verſchoſſung jolcher Leibrenten, welche hiefige Bürger 
auszufehren hatten, und der Schlußſatz jcheint darauf Hinzudeuten, daß 
damals noc ein Schwanten des Schofjates Häufig vorfam. Nach An 
leitung diejer Verordnung wird $ 4, der auch anders aufgefaht werden 
tönnte, in obiger Weije zu verjtehen fein. 

Witlick sy dat eynem jewelken borger und inwonre der stad 
Rostock, so wanneer he syn schot uthgifft, dat he syn gued na older 
wonheyt vorschate und sick wete to vorwarende und dar he der 
stad vul ane do in wise und forme, alse hyr na geschreven steyt. 

1. Tho“ dem ersten: ingedömpte, alse kannen und ketele, grapen, 
bedde, beddecleder, sine und siner husfruwen dagelikes cleder mit 
dem smiide dar to behörende und tafelsmide, dat eme dagelikes to 
siner tafelen denet, dat entfryet eyn islick mit dem vorschate. 

2. Item liggende grunde, stande erven, eygendoem, renthe, so wat 
vyff marck gifft edder geld, dat schal me vor hundert marck vorschaten. 

3. Item bruwfate, kuvene, pannen, schepe, grote ketele, korne, 
beer und ander grave ingedomte, dat eynem isliken to siner kopen- 
schop und handelinge denet, rede penninge, sulverwerck und ander 
bewechlike grave ware, dat schal eyn islich na sinem weerde vor- 
schaten |yck sinen andern gudern. 

4. Item umbe Iyfigedinck: we lyeffgedinck hefft mit dem rade, 
de schal schaten van der marck eynen penninck; und we dat hefft 
binnen der stad, de schal vorschaten de helffte des hövetstoels, und 
buten der stad den gantzen summen; und de dat hebben binnen 
der stad mit den gadeshusen, de scholen dat ock halff vorschaten. 

9. Desse vorgeschreven articule schal eyn islick, wen he syn 
schot uthgifft, mit sinen eeden bewaren, dat he der stad vulgedaen 
hefit; und men schal em der eede nicht vordreghen. 





*) Item Tho. 

) Doebner, U. B. d. St. Hildesheim 4, ©. 2; vgl. 6, ©. LI. 

#) Lib. miscell, fol. 82a; Lib. arbitr, fol. 4a, abgedrudt (Nettelbfadt,) Hiſt.-diplom. 
Abhandlung S. XXXVI u. M. U. B. 16, Wr. 9647, wo aber dad Datum (aus 
Nr. 9646) willkürlich hinzugeſetzt iſt. 





—— 


IIL 


Die Roſtocker Stadtmufikanten. 


(Zweiter Theil.) 
Bon 
Marl Koppmann. 


4. Die Stadtmufifanten und Stadtmufif-Direftoren. 
(1697 — 1372.) 
7] von Nabener gegeißelte patriarchaliihe Verwaltung jener Zeit, der 
eine Benjion und Wittwenverjorgung der Beamten unbekannt war, 
hat es möglich gemacht, dat die Familie Mey das Amt des Stadt: 
muftfanten und die mit ihm verbundene Wohnung beim Fraterkloſter faſt 
ein Jahrhundert hindurch, von 1697 bis 1792, innehatte. 

Eine Beitallung Wilhelm Mey’s hat fich leider nicht erhalten, doch 
find wir über die Verhältnifje, in denen er lebte, anderweitig feidfich unter: 
richtet. Im Jahre 1697 bat er, da er bereit jei, jowohl die Thurmwache, 
wie die Muſik in den Kirchen und auf dem Rathhauſe gebührend zu 
bejtellen, um die Xejoldung, welche die früheren Stadtmujfifanten und 
zulegt Johann Schule erhalten hätten, weil er von dem Ertrage der 
beiden Umgänge zu Martini und zu Neujahr das nöthige Volk nicht 
unterhalten könne; 1698 evjuchte er um die Reparatur des ihm von der 
Kämmerei angewiejenen Haujes, da dajjelbe andernfalls bald „herunter und 
in Hauffen fallen“ würde; 1706 wurde jein Geluch um Kontributions— 
freiheit für den Ihurmfnecht, der neben einem jeiner Leute und ebenfalls 
auf jeine Kojten Wache hielt, abjchlägig bejchteden ; 1708 wurde er ange 
halten, Abends allemal, wie es jich gebühre, vom Thurm blajen und „die 
Euhr richtig” Halten zu lajjen; 1730 ward ihm eingejchärft, mit den 
„wöchentlichen Muſiquen“ auf dem Rathhauſe und zu den gewöhnlichen 
Zeiten auf dem Marien-Thurm mit größerem Fleiß und jeiner Beltallung 
gemäß zu verfahren. Gegen Eingriffe im jein Amt hatte Mey jich nach 
zwei verjchiedenen Richtungen Hin zu wehren. In Folge feiner Beſchwerde 
über die Zunahme der Pfuſcher und VBierfiedler in und um Rojtod befahl 


14 


das Gewett 1707 den Wirthen der Bäder:, Schneider-, Schufter-, Böttchers 
und Zimmer-Schüttinge, des Schonenfahrer-Gelagd und des Schmiede: 
Krugs, weder an Sonn: und Feſttagen, noch, Werfeltags, ihren Gäſten 
Spiel und Tanz zu gejtatten, wenn jie dazu nicht den Stadtmufifanten 
oder deſſen Leute annehmen würden, und 1721 wurden jechs hieſigen 
Bürgern, darunter Hinrich Techentin, „Jo ganz blind“, ihre Injtrumente, 
2 Bahgeigen und 4 Violinen, durd) den Stadtwachtmeiiter abgenommen, 
meil jie auf dem Schneider: und dem Zinmer-Schütting gejpielt, obwohl 
je auf dem erjteren „nicht einen Heller vor dag Spiel befommen“ haben 
wollten. In demjelben Jahre wurde auf Mey's Beichwerde hin dem früheren 
Oboiſten Schmidt die Information auf Injtrumenten bei Strafe der Aus: 
weilung verboten: 1724 wurde der Tanzmeijter Nönnberg vernommen, 
weil er den Studiojen gerathen haben jollte, jtatt des theuren Stadt- 
mufifanten Die billigeren Oboiſten anzunehmen; 1727 beichwerte fich 
Diey, daß der Gärber Gerdes, nachdem er eine jtille Hochzeit gehalten, am 
folgenden Tage die Wolfenbüttel’jchen Oboiſten bei jeiner Nachhochzeit 
habe aufipielen lafjen; 1728 wurde Kord Ladendorf in 6 Thaler Strafe 
genommen, weil auf jeiner Hochzeit die Oboijten, angeblich nicht auf jeine, 
jondern des Korporals Edard Koſten, gejpielt hatten. Andererjeit3 wurden 
aber auch Mey Uebergriffe zum Vorwurf gemacht: im Jahre 1708 
beichwerten ji Kantor und Organiit zu Et. Jakobi, daß Mey, da doch 
nad) einer Verordnung des Raths bei Promotionen, Hochzeiten und 
Begräbnijjen die Vocal: und Inſtrumental-Muſik von Kantor, Organijten, 
und Muſikanten gemeinichaftlich ausgeführt werden jollten, jie dabei aus- 
ichließe und jich einiger Studioſen und anderer, die feine Beitallung hätten, 
bediene; 1717 wurde diejes Verhältnig endgültig geregelt. Nach drei- 
unddreigtgjähriger Dienitzeit jah ſich Mey nad) einem qualificirten 
Gehülfen um, fand ihn in der Perſon des Mufifantengejellen Johann 
Konrad Dejelius, der jich verichiedene Jahre in Stralfund und auf 
den umliegenden adeligen Gütern aufgehalten hatte, und bat den Rath am 
28. Aug. 1730, ihm denjelben als Subjtituten beizuordnen, da er ihm bis 
zu jeinem Tode die Einkünfte lajjen, als Kind in jeinem Hauje ejjen und 
trinfen und mit der Zeit auch jeine Tochter ſich ehelich beilegen wolle. 
Am 15. Sept. wurde Defelius nach öffentlich abgelegter Probe auf ver- 
Ichiedenen Inſtrumenten, anf denen er excellirte, feinem fünftigen Schwieger- 
vater al3 hiejiger Stadt-Muſikus und dejjen fünftiger Succejjor jubjtituirt. 

Am 18. Febr. 1733 bat Mey's Wittwe, den durch den unerwarteten 
Tod ihres Schwiegerjohns erfedigten Stadtmufifanten-Dienjt zu Guniten 
ihrer Tochter, die bei noch jehr jungen Jahren Wittwe geworden, offen 
jtehen zu laſſen. Als ſich Bernhard Chrijtian Gieram, der in 
Straljund Nachfolger des Deſelius geworden war, am 9. Wär; um 


15 


Die erledigte Stelle bewarb, erbot er fich freilich nur, bis zur Beendigung 
des Trauerjahres bei der Wittwe Mey in Kondition zu treten. Da er 
aber am 15. April vom Rathe erwählt wurde und im Juli jeine Beitallung 
erhielt, verehelichte er fich ınit der Wittwe jeines Vorgängers. Ueber ihn 
beſchwerten ſich am 27. Sept. 1743 „Seniored und jämtliche Hiejelbit 
Studierende”, er habe, da fie ihn engagirt, bei der neuerlichen Anweſenheit 
St. Kal. Hoheit von Schweden ein Konzert des Etudiojen Schmidt auf: 
zuführen, und ihm Statt feiner Gebühr von 12 Thalern 16 Thaler im 
Voraus bezahlt hätten, erſtens jtatt der beitellten Konzerte „einige vecht 
läppiſche und abgejchmadte Stücke“ aufgeführt, zweitens dieje Stüde nicht 
einmal in Bereitichaft gehabt, jondern „erit zu der Zeit, da Ce. Sal. 
Hoheit uns die hohe Gnade erwiejen und jein Antlig bejtändig aus dem 
Fenſter auf uns und unjre Mufilanten wendeten*, über eine Bierteljtunde 
gebraucht, um fie zujammenzufuchen, drittens die Inftrumente erſt auf dem 
Markte jtimmen lajjen und vierten Leute gehabt, die nur nad) dem Gehör 
gejpielt und theilweile die Notenblätter verfehrt vor jich hingelegt hätten ; 
obendrein habe er fünjtens, als Se. Kgl. Hoheit noch einige weitere Stüde 
verlangt hätte, dies gänzlich abgejchlagen und jei ſechſtens wider den 
Gebrauch vor dem Kathsfeller mweggegangen und habe nicht einmal bei 
den hohen Gejundheiten jpielen laſſen, woraus denn eine große Unordnung 
unter den Studiofen entitanden fei. Als Gieram daraufhin vom Gewett 
vernommen wurde, erflärte er, alle dieje Beichuldigungen feien grundlos 
und nur aus Chifane gegen ihn erhoben worden, weil er einigen Studenten, 
die noch bei ihm in Echuld wären, bei Hochzeiten nicht weiter habe 
Kredit geben wollen; 16 Thaler habe er genommen, weil er außer jeinen 
gewöhnlichen Leuten drei weitere habe annehmen müſſen; die Voraus— 
bezahlung habe er gefordert, weil nachher jchlecht etwas zu erhalten wäre: 
das Konzert des Studiojen Schmidt würde er gern aufgeführt haben, aber 
Schmidt jei damit ausgeblieben; die von ihm aufgeführten Stüde würde 
jeder Kenner für gut erachten, „maßen jie ganz neu und bey Huldigung 
Ihro Kal. Majt. von Preußen!) zuerjt aufgeführet“, und wenn etwas aus— 
zujegen gewejen jei, jo jei das dem miferabeln Anſtalten der Herren 
Senioren zuzufchteiben, denn das Clavecin, das fie zu liefern verjprochen 
hätten, jei ebenjo wenig vorhanden gewejen, wie Mer. Schmidt mit jeiner 
Kompofition, auch habe es an Licht gefehlt und das Gedränge ſei jo groß 
gewejen, daß er und jeine Leute fich kaum hätten rühren können; in den 
Weinkeller jei er nicht mitgegangen, weil die Studiofen Anfangs noch nicht 
gewußt, ob fie traftirt werden würden oder nicht, dagegen habe er ihnen 
gejagt, wenn fie feiner bedürften, jo fänden fie ihn mit feinen Leuten im 


*) Sriedrih der Große war 1740 Mai 31 zur Regierung gelommen. 


16 


Barthichen Keller?), und von dort aus habe er ihnen auch auf den eriten 
Wink hin jeine Leute gejchidt. 

Am 23. Apr. 1748 erwählte der Rath an Stelle des verjtorbeien 
Gieram dejjen Schwager Ludolf Balthajar Mey, der damald im 
herzoglichen Dienſte jtand, zum Stadtmuſikanten. Als Herzog Ehrijtian 
Ludwig im Jahre 1748 jeinen Balaid-Garten einrichtete, mußte Mey den 
hinter jeinem Hauje befindlichen Garten, den jein Vater auf eigene Koſten 
hatte anlegen lajjen, auf Anordnung des Rathes hergeben; jeiner Angabe 
nach hatte ihm der Herzog dafür jährlich 4 Faden Eichenholz zugejagt, 
aber der Rath erklärte 1757, es fünne ihm nur bejcheinigt werden, daß 
ihm der Garten wirflich abgenommen worden jei, weil Domini Camerarii 
jih nicht mehr zu erinnern wühten, was und wieviel ihm dafür von 
Serenissimo affordirt worden jet. Im Jahre 1770 wurde jeiner Vor- 
Itellung, daß er ſchwächlich ſei und außer jeiner mehr als SOjährigen 
Mutter ſechs unverjorgte Kinder um jich sähe, durch die Ernennung jeines 
älteiten Sohnes, des Chrijtian Wilhelm Mey, der das dreißigite 
Sahr bereit3 überjchritten Hatte, zu jeinem Subjtituten nachgegeben. Er 
jelbjt lebte noch bis zum Jahre 1781 und ſtarb vor dem 13. Oft. diejes 
Jahres. 

Nach des Vaters Tode wurde Chriſtian Wilhelm Mey am 11. März 1732 
zum Stadtmujfifanten bejtellt, aber jchon nach zweien Jahren (1784) 
itarb er mit Hinterlafjung einer alten Stiefmutter und einer Stiefichweiter. 
Zu dem erledigten Dienite meldeten jich fünf Bewerber, darunter auch 
Sohann Karl Bogt, der mit einer Schweiter Mey's verheirathet, 
früher in Roſtock Oboiſt geweſen war und nun als Muſikus in Lübeck 
lebte. Der Rath beitimmte, daß er und zwei Andere, der Oboilt Eorge 
und der Bützower Muſikus Schulge, am 30. März auf dem Börienjaale 
eine Probe ihrer Kunſt ablegen jollten. Da die beiden Scchverjtändigen, 
Protonotaiv Meyer und Dr. Frehſe, zwiichen Vogt und E chulte jchwanften 
aber im Ganzen jich mehr für Vogt ausiprachen, der nach Dr. Frehſe's 
Urtheil zu den muftfalischen Genies gehörte, jo wählte der Kath dieſen 
(Apr. 5) und ertheilte ihm am 3. Mai feine Beitallung. Vogt hatte das 
Amt acht Jahre inne; im Febr. 1792 war er jo fränffich, daß fich ſein 
ehemaliger Konfurrent Schulte, nunmehr in Lübeck, um die Stelle eines 
Subitituten bewarb, indem er anführte, daß er ſich inzwiichen die Kom— 
pofition, jowie auch die Vervollfommnung eines neuen Inftruments, des 
Basso Corno, habe angelegen fein laſſen. Am 18. Aug. war Vogt bereits 
verjtorben; feiner Wittwe verichaffte der Rath eine jährliche Beihülfe beim 





1) Im Barth’ihen Keller, unter dem jog. Neuen Haufe, wurde Bier (aus 
Barth) ausgeichäntt. 


17 


St. Georgs-Hoſpital und eine monatliche Unterjtüßung durch die Armen- 
Drdnung Für den Stadtmujifantendienit aber war damit die Familie 
Diey erlojchen. 

Unter den zehn Bewerbern um die Nachtolgerichaft Vogt's befand 
ſich zwar auch jein Schwiegerjohn Johann Wilhelm Haalde. Der Rath 
veranjtaltete zwei Probefonzerte, am 24. Yug. für drei auswärtige Mufiker, 
Chriftopher in Greifswald, Pannenberg in Lüneburg und Kneſebeck in 
Güſtrow, am 25. Aug. für drei Hiefige, Haalde, Krüger und Kohlmeyer. 
Sacdjverjtändige waren wieder Protonotair Meyer und Dr. Frehſe; beide 
jchwantten zwijchen Pannenberg und Chriltopher, im Ganzen aber war 
Meyer mehr für Pannenberg, der dem Greifswalder wohl an Fertigkeit 
auf der Geige nachitehe, durch feinen geläuterten Gejchmad aber jeinen, 
die Schnörfeleien im Adagio liebenden Konkurrenten übertreffe, Dr. Frehſe 
dagegen mehr für Chrijtopher. Der Rath entjchied ſich (Aug. 31) für 
Friedrich Pannenberg und ertheilte ihm am 1. Oft. 1792 feine Beitallung. 

Leider erwies ſich dieſe Wahl injofern als eine unglüdliche, ala 
Pannenberg zwar ein tüchtiger Mufifer, aber jtarf dem Trunke ergeben 
war. Im Jahre 1797 überwarf er jich mit den Direktoren des Winter: 
Konzertd, da er zumeilen betrunfen evjchienen und ſich ungebührlic 
benommen hatte, einmal auch ohne Weitere beim Konzert ausgeblieben 
war; der Math kündigte ihm und nahm ihn dann, nachdem er um Ver— 
zeihung gebeten und Beljerung gelobt, zwar wieder an, jtellte ihm aber 
Dabei die Bedingung, daß er durch jede Stontravention fein Amt verwirft 
haben jolle. Damals ſchon Hatte er dem Davıd Hermann Heinrich 
Chrijitian Papenhauſen, der bei ihm gelernt Hatte und ihm nun 
al3 Gejelle diente, jeine jüngere Tochter zugefagt; Papenhaujen jollte das 
gewöhnliche Lohn beziehen, mit jeiner Frau nach wie vor bei ihm Wohnung 
und Beköſtigung erhalten und nach jeinem Tode auch jeine ältere Tochter 
zu ſich nehmen; dagegen wollte Bannenberg jich bemühen, den Schwieger- 
john dereinjt zum Adjunkten zu erhalten. Nach zweijähriger Ehe erhielt 
aber Bapenhaujen die Anzeige, da es jeinem Schwiegervater bei deſſen 
befannter Verſchuldung unmöglich fei, zwei Familen zu unterhalten, jo 
müfje er für Frau, Kind und Dienjtmädchen jelber jorgen; wenn er aber 
troßdem al3 Gejelle bei ihm bleiben wolle, jo werde er perjönlich ihm 
„jederzeit ein angenehmer Tiichgaft ſeyn“. ALS Papenhaujen darauf wegen 
Vertragsbruchs klagbar wurde, bat Pannenberg, jeine Amtsgejchäfte jeinem 
ältejten Sohn Heinric; Pannenberg, Kgl. Schwediichem Kammer-Muſikus 
in Stodholm, und jeinem Schwiegerjohn zujammen übertragen zu dürfen, 
und das Gericht vermittelte einen Vergleih, dem zufolge Papenhaujen 
unter der Verpflichtung, jeinem Schwiegervater monatlih 12 Thaler zu 
zahlen, interimiftiich zum Stadt-Mufifus angejtellt wurde. Am 8. Febr. 1302 

2 


18 


ftarben Papenhaufen und Pannenberg’3 jüngfter Sohn; Pannenberg, der 
inzwijchen Konkurs gemacht hatte, erhielt alsbald den Befehl, daß er weder 
in die Divection ſich einmifchen, noch unberufen in das Sterbehaus gehen 
dürfe, und fein Gejudh, ihm nunmehr die Verwaltung der Stelle wieder 
zu übertragen, wurde abichlägig beichieden, troß eines von ihm eingereichten 
Atteftes der Direction des Winterfonzert3, daß er im der lebten Hälfte des 
Winters zu deren völliger Zufriedenheit „mit dem Vortrag der eriten 
Geige, ſowohl während der Muſikproben, als auch des Concerts, das ganze 
Orcheiter dirigirt und dabei ſich unverdroſſen und gefällig betragen, auch 
Concert und Eolo geipielet habe“. 

Eine günitige Aufnahme fand dagegen das Erbieten des Johann 
Bernhard Althaus aus Klein-Neuhaujfen in Sachſen, bei Erlangung 
der erledigten Stelle die Wittwe Papenhaujen’8 zu ehelichen und ihrem 
Vater monatlid) die ihm zugeficherten 12 Thaler zu bezahlen. Einem 
Zeugniß zufolge, das der Viufikdireftor Ebers und der Organiſt Florſchütz 
ausjtellten, war er „ein ebenjo guter Biolinjpieler, als Virtuos auf der 
Hautbois“, und verband, „was man bei Männern jeined Faches jo jelten 
findet“, „mit dieſen Sunftfertigfeiten Theorie und gebildeten Geſchmack“. 
Der Rath ertheilte ihm am 29. Apr. 1802 die Bejtallung eines interimi- 
ſtiſchen Stadt-Muſikus und übertrug ihm 1809 nach Pannenberg's Tode 
definitiv dejien Stelle. Wannenberg, der jich wieder verheirathet hatte, 
hinterließ eine Wittwe mit einem jechsjährigen Kinde; feine ältejte Tochter 
eriter Ehe, die mit epileptiichen Zufällen behaftet war, wurde von der 
Armenordnung erhalten und bezog von ihren Echwägern Papenhaujen 
und Althaus eine jährliche Unterftügung von 12 Xhalern. Althaus blieb 
in jeiner Stellung bis zum Jahre 1817. Er war mit dem Gajtwirth 
Nuge, der vor dem Steinthor einen Tanzjaal, „die Roſe“, eingerichtet 
hatte, dadurch in Konflikt gevathen, dat er diejem die verlangten 12 oder 
16 Leute nicht zu ftellen vermochte, da er nur vier Jungen hielt, die 
Annahme von Oboiften aber ebenjowenig, wie die von jonitigen Mufifanten, 
zulafjen wollte. Da der Nath forderte, daß Althaus feiner Beltallung 
gemäß wenigſtens vier Gejellen halte, führte er aus, dal es jchwer jei, 
GSejellen zu befommen, denn in Rußland jeien wohl taujend Mufifanten 
umzefommen, und für die übrig gebliebenen jet es leicht, beim Militär oder 
anderweitig angejtellt zu werden oder jich im Preußen niederzulafien, wo 
jet Ieder auf eigene Hand Mufif machen fünne; daß er nad; Wismar, 
Lübeck und Hamburg gereiit jei, um Gejellen zu erhalten, jei vergebens 
gewejen. Am 2. Eept. 1316 fündigte ihm der Rath, wenn er nicht vier 
Sejellen halten werde, und Althaus nahm die Kündigung zu Oſtern 1817 
an. Damit hörte im Stadtmufifanten-Dienite die Familie Bannenberg 
auf, die demjelben nur 24 Jahre behauptet hatte. 


19 


Um die erledigte Stelle bewarben jich nur Johann Friedrich 
Weber und, von dem befannten Grafen Hahır dazu veranlaßt, ein gewiſſer 
Lachner, der jich in Straljund durch Mufif-Unterricht ernährte. Weber, 
der 1786 Juli 12 zu Trognitz bei Neujtadt an der Drla geboren und 
bereit3 am 11. Nov. 1812 das hiejige Bürgerrecht erlangt hatte, wurde 
gewählt, aber vorläufig nur interimiſtiſch angejtellt. Einestheils verlangte 
nämlich) das zweite Quartier, daß man dem neu anzuftellenden Stadt- 
mufifanten das Mufikanten » Haus nicht wieder bewillige, anderntheils 
wurde im Rath über eine Reform der Stadt-Mufif verhandelt. In 
einem ausführlichen Kerichte vom 31. Jar. 1817 feste Senator Dr. Ditmar 
auseinander, daß durch die Vervollfommnung der Muſik, die Anwendung 
mehrerer Blaje-Inttrumente, insbejondere die Ausbildung der jogenannten 
Harmonie-Mufif, die Stellung eines Stadtmufifanten, der früher mit drei 
Gejellen und einigen brauchbaren Lehrlingen in Konzerten und Opern 
genügt habe, nicht mehr zeitgemäß und deshalb auch in Hamburg, Lübed, 
Stralfund und anderswo längit abgeichafft jei, und daß jtatt dejjen eine 
Anitellung von 12 Rathsmuſikanten ſich empföhle, von denen einer als 
Mufil-Direftor zu fungtren hätte; dabei jet darauf Rückſicht zu nehmen, 
dar eine vollitändige Harmonie-Mufik geliefert werden fünne, und deshalb 
die betreffenden Muſikanten für 2 Klarinetten, 2 Oboen, 1 Flöte, 2 Hörner, 
1 Trompete, 2 Fagotts, 1 Bah-Pojaune und 1 Serpent anzunehmen; an 
Gehalt würden jie zujammen die bisherigen fejten Einfünfte des Stadt: 
muftfanten beziehen, von der Stadt 75 Thaler und wegen der Thurm— 
wache 28 Thaler, von den fünf Kirchen wegen der Slirchenmufif zujammen 
30 Thaler, Alles in Allem aljo 138 Thaler; der Mufil-Direftor würde 
das Haus beim Frater-Kloſter unentgeltlich bewohnen, 4 Faden Holz zur 
‚seuerung erhalten und von den jtädtiichen Abgaben frei jein. Diele 
Borichläge wurden von E. E. Nat) der Bürgerjchaft proponirt, vom 
zweiten Quartier aber der Mehrfoften wegen abgelehnt. Da dajjelbe auf 
jeinem Widerjpruch beharrte, jo verlangte der Rath, daß es auch mit dem 
Muſikanten Hauſe beim Alten bleibe, und nach längeren Verhandlungen 
gab jich das zweite Quartier damit zufrieden, daß das Haus dem Stadt: 
mufifanten eingeräumt, aber auch von ihm in Stand gehalten werden 
follte. Nunmehr wurde Weber am 25. Juni 1817 definitiv als Stadts 
muſikant angejtellt. Wie jehr e3 ihm gelang, die Inftrumental-Mufik 
wieder zu heben, geht jchon daraus hervor, daß er, der Anfangs auf die 
drei ihm von jeinem Vorgänger Hinterlafjenen Lehrlinge angewieſen geweſen 
war, 1822 bereit3 16 Leute hielt, welche feiner Angabe nad) „zur Auf— 
führung der jchwerjten Opern und Concerte zu gebrauchen” waren. Am 
11. Mai 1838 ernannte ihn der Rath zum Stadtmujfif-Direftor, 
und diejer Titel ift, obwohl er ausdrücklich nur ihm verliehen worden jein 

2* 


20 


jollte, auch bei jeinen Nachfolgern beibehalten worden, jolange das Amt 
des Etadtmufifanten bejtanden hat. Weber hat daſſelbe big zu Ende des 
Sahres 1847 innegehabt. Schon am 17. Dezember 1845 aber hatte er 
jih unter der Hand einen Adjunkten zugelegt, Johann Chriitian 
Schultz, der früher bei ihm gelernt und als Gejelle gedient hatte 
(1833— 1840) und, nachdem er eine weitere Ausbildung in Leipzig und 
Wien gefucht, 1842 zu ihm zurüdgefehrt war. Am 10. Febr. 1846 wurde 
dieſes Verhältniß amtlich dahin geregelt, day Schulg, jo lange Weber jein 
Amt beibehalten würde, von diejem jährlich 150 Thaler erhalten, nach 
dejjen Zurücdtritt aber ihm eine PBenjion von 450 Thalern bezahlen jollte. 
Zu leßterem Schritte jah ſich Weber veranlaßt, al$ er, auf beiden Augen 
erblindet, durch Operation zwar das eine gerettet hatte, aber jede An- 
jtrengung Ddeijelben vermeiden mußte, und Schulg übernahm in einem 
neuen Vergleiche vom 22. Dez. 1847 die Verpflichtung, Weber Zeit feines 
Lebens jährlih 400 Thaler und nach dejjen Tode jeiner Wittwe jährlich 
150 Thaler zu bezahlen. 

Schulg wurde am 2. Ian. 1848 als Stadtmujil-Direftor eingeführt, 
erhielt aber jeine Beitallung erjt am 5. April 1853. Durch dieje wurden 
die bis dahin von ihm bezogenen Hochzeitägebühren, die feiner eigenen 
Schätzung nach jährlich 170 Thaler eintrugen, abgejchafft!) und eine 
weitere Beichränfung jeiner Einkünfte zu Gunjten der Bürger-Muſiei vor- 
genommen. Am 7, Aug. 1858 erklärte er, jchon jeit mehreren Jahren 
franf, jein Amt niederlegen zu wollen wenn ihm jem Nachfolger die 
Inſtrumente, die er theils Weber für 2000 Thaler abgefauft, theil jeitdem 
erſt angeichafft Hatte, für 3000 Thaler abnehmen und ihm eine Benfion 
für ihn jelbjt von 500 Thalern und für jeine Wittwe von 200 Thalern 
ausjeten wolle, und empfahl dazu den Kal. Mufikdireftor Nichard Wüerſt 
in Berlin, einen Lieblingsichüler von WMendelsjohn-Bartholdy. Zwei Tage 
darauf reichte bereit3 jeine Wittwe das Gejuch ein, ihr eine Penſion von 
200 Thalern fichern zu wollen. Das Orcheiter ſetzte ſich damals aus 
20 Gehülfen, 9 Lehrlingen und 4 Bürger-Mujici zujammen. 

Bewerbungen um die Stelle liefen ein aus Berlin von Wüerjt und 
dem Stonzertmeifter Rüdersdorf, aus Bremen von dem Stapellmeiiter 
Heinemann, aus Dresden von Hugo Rabanus Hünerfürft, aus 
Fürſtenberg von den Mufikdirigenten Soc, aus Güftrow von dem Stadt: 
mufifus Lennig, au Hamburg von dem Wufifdireftoren Canthal und 
Herzog und dem Kapellmeiſter Yachner, aus Leipzig von dem Mujifdireftor 
Niede, aus Lübel von dem Mufikdireftor Hermann und aus Roſtack von 
dem Kantor Hugen und dem Stapellmeilter Schoened. Der Rath erwählte 





)S II, 2, ©. 95-96. j 


21 


am 4. Dft. Hünerfürft und ertheilte ihm am 29. Dez. feine Beitallung. 
In derjelben wurde ihm die Fortzahlung der Penſion für die Wittwe 
Weber und eine weitere Beichränfung jeiner Einkünfte zu Guniten der 
Bürger-Mufici auferlegt. Hünerfürjt hat das Amt nicht voll 8 Jahre 
inne gehabt und war 4 Jahre, von 1862—1865, zugleich auch Direktor 
des Rojtoder Stadttheaters. KKränflichkeit zwang ihn, am 6. Juni 1866 
zu Michaelis feine Entlafjung nachzujuchen, nachdem er in der Leitung der 
Geſchäfte ſich ſchon längere Zeit durch jeinen erjten Violiniſten, Adolph 
Fiering aus Potsdam, hatte vertreten laſſen müfjen und das Orcheiter in 
einen „verwilderten Zuftand” gerathen war, 

Die Bewerbungen um die Stelle waren diesmal weniger zahlreich. 
E3 meldeten ji) aus Bremen Frige, früher Mujikdireftor in Glogau, aus 
Hof der Oboiſt Leonhardt, ein geborener Schweriner, aus Kiffingen der 
Sapellmeifter Heinefetter, aus Ludwigsluſt der Mufiklehrer Dahnde, aus 
Meiningen Earl Wilhelm Müller, aus Verden der Mufikdireftor 
Zeh, aus Warfchau der Kapellmeiiter Kummer. Unter der Hand hatte 
auch Bilſe, damals Mufikdireftor in Liegnig, ſich bereit erflärt, Die 
Stellung anzunehmen, einer Konkurrenz aber den bereit3 getwonnenen Ruf 
nicht ausjegen wollen; als ihm jedoch vorläufig der Stontraftgentwurf 
mitgetheilt wurde, gab er ablehnende Antwort. Nunmehr entjchied ſich der 
Rath für Müller, Cohn des Konzertmeisters Karl Müller in Braunſchweig, 
der mit jeinen Brüdern Gujtav, Theodor und Georg in den dreißiger 
Jahren jenes Streichquartett gebildet hatte, das ſich eine europätiche 
Qerühmtheit erwarb und durch deſſen Lorbeeren Karls Söhne Karl, Kern: 
hard, Wilhelm und Hugo zur Bildung eines neuen Müller'ſchen Quartetts 
angeregt worden waren. Karl Müller, der am 4. Dft. 1866, zunächſt 
interimiftiich, al3 Stadtmufif-Direftor angeftellt wurde, brachte die Brüder 
mit jih nach Roſtock; am 25. Febr. 1867 erwarben die vier Gebrüder 
und ein weiterer Verwandter, Egidius Bernhard Otto Müller, zujammen 
das Bürgerrecht. Die Kapelle bejtand Anfangs aus 24 Mitgliedern umd 
10 Lehrlingen. Da aber jeine Amtswohnung 9 Zimmer und 4 Kammern 
enthielt, von denen 5 Zimmer und 2 Kammern anderweitig benußt werben 
mußten, jo blieben zu Schlafräumen nur 4 Zimmer und 2 Kammern übrig 
und Müller ſah ſich genöthigt, wenigſtens 12 Perjonen auszuquartieren 
oder in feine Privatwohnung aufzunehmen. Als weiterın Mißſtand 
hilderte er den Thurmdienſt: es jei graufam, die Lehrlinge, junge Leute 
von 14—16 Jahren, die Tags jtudieren, Abends in Konzert oder Theater 
mitwirken und ohnehin jchon manche Nacht Tanzmusik aufführen müßten, 
für die Nachtöftunden abwechjelnd auf den Kirchthurm zu ſchicken. Seinem 
Gefuhe um Miethsentichädigung, eventuell unter Abnahme der Amts— 
wohnung, und um Befreiung vom Ihurmdienit wurde aber nicht ‘Folge 


22 


gegeben. Durch die im Dftober 1867 erfolgte Garnijonirung des Stabs 
und zweier Bataillon® des neunzigiten Füſilier-Regiments in Roſtock jah 
jih Müller in feinem Wirkungskreiſe wejentlich beichränft, da ihm neben 
den bürgerlihen Mufifern, die ſich inzwilchen zu einem Mufifervereit 
zujammengethan hatten, num auch ein Oboiſten-Corps, das feiner Angabe 
nad) aus 36 Mufitern bejtand, Konkurrenz machte. Cr vereinigte ſich 
deshalb mit den bürgerlichen Miufifern zur Bildung einer gemeinjchaftlichen 
Kapelle, bejchränfte die Zahl der von ihm gehaltenen Leute auf 8 Gehülfen 
und 4 Lehrlinge und reichte, nachdem bereit? das zweite Quartier am 
21. Dez. 1868 gegen dieſes eigenmächtige Verfahren Widerjpruch erhoben 
hatte, am 20. Ian. 1869 wegen der Echmälerung jeiner Einnahmen durd) 
die Oboijten, ein Entlafjungsgejuch ein. Nunmehr fanden Verhandlungen 
Itatt, die Damit abichlofien, day Müller gegen Zurücgabe der Amtswohnung 
von Sohannis ab jtatt der bisherigen 90 Thaler 690 Thaler Gehalt 
beziehen und außerdem für die Mufif in öffentlichen Lofalen eine etwas 
höhere Gebühr erhalten jollte.e Schon im Herbit des folgenden Jahres 
aber nahm Müller die Stelle eines Mufikdireftors der jtädtiichen Kapelle 
zu Chemnik an und bat den Nat) am 3. Oft, entweder ihn jofort zu 
entlafjen und jeinen Bruder Bernhard Mäller zu jeinem Nachfolger zu 
ernennen oder deſſen Subftituirung bis zu jeiner formellen Entlafjung 
Ditern 1871 zu geftatten. Der Rath zog das Letztere vor und beitellte 
erit nach Ablauf der Kündigungsfriit Bernhard Müller zum Stadtmufif- 
Direftor, aber nur für die Zeit biß zu Ende des Jahres 1872, da das 
ausjchliegliche Necht zum Muficiren, auf dem die Etellung des Stadt: 
muſikanten oder Stadtmufil-Direftord beruhte, nad) der Bundes-Gewerbe- 
ordnung vom 20. Juni 1869 darüber hinaus nicht aufrecht gehalten 
werden fonnte. Bei Bernhard Müller’3 Amtsantritte wurde der Thurm— 
dienft am 3. Apr. 1871 dem Polizeiamte zugewiejen und dafür das von 
jeinem Bruder bezugene Gehalt von 690 Thalern auf 600 Thaler herab= 
gelegt. Mit dem 31. Dez. 1872 hörte das Amt des Stabtmujif- 
Direftors in Nojtod auf. Freilich wurde am 11. Dez. 18830 nochmals 
einem jtädtijchen Beamten die gleiche Bezeichnung gegeben, aber dejjen 
Amt beruhte auf völlig anderen Grundlagen und erlojch bei dem Weg— 
gange jeines Trägers von Roſtock. 


5. Die äußeren Berhältnijje der Stadtmufifanten. 


Bon der vieljeitigen TIhätigfeit der Stadtmufifanten in neuerer Zeit 
liege fi ein volles Bild nur auf Grund einer Schilderung einestheils des 
Aufichwunges gewinnen, deſſen Initrumentale und Vokal-Muſik jeit dem 
leiten Viertel des vorigen Jahrhunderts immer mehr und mehr in Theater, 


23 


Konzerten, Mufif- und Gejangvereinen jich zu erfreuen hatten, anderntheils 
aber auch der fortwährend jich Iteigernden Zunahme an Lofalen, in denen 
der Vergnügungsluft der Bevölkerung, insbejondere in der Pfingitmarftzeit 
und während des Antoni-Terming, Unterhaltungs oder Tanzmufif dar- 
‚geboten wurde. Aber auch die bloße Aufzählung dejjen, wofür der Stadt- 
mufifant Gehalt und Gebühren bezog und worin jeine Dbltegenheiten und 
Befugniſſe mit denen de3 Thurmmanns, der Stantoren und Organiſten, 
der Dboiften und bürgerlichen Muſikanten ſich berührten, läßt es fait 
unbegreiflic) erjcheinen, daß ein Mann, der für Theatermufif und Konzerte, 
für Unterhaltungs: und Tanzmuſik in der Stadt und für die Kurmufif in 
Warnemünde zu jorgen hatte, obendrein noc die Bühnenleitung des 
Stadttheater übernehmen fonnte. 

Was die amtlihen DObliegenheiten des Gtadtmujifanten 
anlangt, jo wurde der Thurmdienit, die frühere Sur, zulett durch Die 
Feuerordnung vom 29, April 1841 folgendermaßen geregelt. Die Feuer— 
und Thurmwache bejteht aus einem Menjchen, der des Blaſens auf der 
Trompete fundig iſt und vom Stadtmufifanten gnejchiet wird, und dem 
anzunehmenden qualificirten Thurmwächter; der nächtliche Wachtdienit 
dauert von 10 Uhr Abends bis 5 Uhr Morgens, in den Monaten Mat, 
Duni, Juli von 11 bis 3, im Auguſt von 11 bis 4 Uhr; alljtündlich 
haben beide Wächter zujammen den Thurm zu umgehen und nad) allen 
vier Eeiten hin durch einen Stoß in die Trompete ihre Wachſamkeit zu 
befunden ; zu jeder Vierteljtnnde ijt nach der Süd- und Nordjeite hinaus- 
zujehen und zu blajen: wird irgendwo Feuer bemerkt, jo muß der vom 
Stadtmufifanten gejchidte Wächter Lärm blajen und der Thurmwächter 
nach der betreffenden Seite hin eine brennende Laterne aushängen; der 
Wachtdienſt bei Tage liegt dem Thurmmwächter ob; wenn er euer bemerkt, 
jo hat er eine rothe Fahne hinauszuhängen. Eine Zahlung des Stadt: 
mujifanten an den Thurmwächter geſchah noch 1855 und dauerte wohl 
bis zur Anjtellung Bernhard Müller’3 im Jahre 1871. — Das öffent- 
ide Mujiciven, das 1563 jo genannte Hoverecht, geichah Vormittags 
am Dienstag, Donnerstag und Sonntag auf dem Rathhauſe, bei hohen 
Selten am erjten Tage auf dem Rathhauſe, am zweiten vom Jakobithurm 
und an dem darauf folgenden Sonntage erit auf dem Rathhauſe, dann 
vom Nifolaithurm, ferner allabendlich, jedoch mit Ausnahme der Advents- 
und der Faſtenzeit, abwechielnd von St. Marien und St. Nikolai und 
endlich beim Durchzuge hoher Perjonen, vermuthlich auf dem Rath— 
hauſe. Zei der Anstellung Hünerfürjt'3 (1858) war die Abendmufik jchon 
jeit vielen Jahren außer Gebrauch und von num an jollte auch nicht mehr 
an den Wochentagen, jondern nur noch Sonntags von ı1—11'/, Uhr 
auf dem Rathhauſe muficirt werden. — Bei der Kirchenmuſik hatte 


24 


der Stadtmufilant an Sonn und Feſttagen vorfommenden Falles dem 
betreffenden Kantor zu aljiitiren ; bei hohen ?yeiten jollte Vormittags und 
Nachmittags eine vollitändige Muſik aufgeführt werden, in dem einen 
Halbjahr Vormittag! zu St. Marien, Nachmittags zu Ct. Jafobi, im 
andern in den beiden Kirchen der Altitadt. Im Jahre 1858 war auch 
die Kirchenmuſik jchon lange eingejtellt worden und der Stadtmuſik— 
Direktor hatte nur für eine Choral-Begleitung mit Pojaunen oder Trom— 
peten zu jorgen. — Bei jeiner Ernennung zum Stadtmufif-Direftor wurde 
Schultz (1838) verpflichtet, als jolcher die Direftion bei Konzerten und 
anderen öffentlichen muftfaliichen Aufführungen auf Verlangen zu führen, 
ohne dabei mehr für ſich als für feine Mufifer fordern zu dürfen; die in 
jeinem Veſitze befindlichen Noten jollte er unentgeltlich hergeben, die außer- 
dem nothmwendigen auf Koſten der Requirenten anjchaffen und ihnen über: 
liefern ; ein ausſchließliches Recht zum Dirigiren follte ihm aber keineswegs 
zujtehen, jondern er vielmehr gehalten jein, bei Konzerten und Opern 
Dritter ald Orcheiter-Direftor oder ald Vorſpieler perjönlich mitzuwirken. 

Für die Verrichtung diefer Obliegenheiten hatte der Stadtmufifant 
zunächit die freie Umtswohnung beim Fraterkloſter. Karl Müller, dem 
Diejelbe, wie erwähnt, zu Johannis 1869 abgenommen werden jollte, fonnte 
damal3 nicht jofort eine geeignete Wohnung finden und blieb deshalb in 
ihr bis Michaelis gegen eine vierteljährliche Wiiete von 40 Thalerır 
wohnen. Dann iſt das alte Stadtmufifanten-Haus, das jeit wenigitens 
1656 Ddiejem Zwecke gedient hatte und dem Adreßbuch zufolge in der 
Altbettelmönchsftraße, ſpäter Blücherjtraße Nr. 3 belegen war, an den 
erjten Konjumverein für 229 Thaler jährlich vermiethet worden. 

Die übrigen Amtseinfünfte des Stadtmujifanten beitanden erſtens 
aus einem Gehalt, das bis zum Jahre 1781 mur 100 Gulden oder 
50 Thaler betrug. Damals wurde dem achtziejährigen Ludolf Balthajar 
Mey jtatt der erbetenen Gehaltszulage eine Alterözulage von 25 Thalern 
zunächjt nur auf ein Jahr bewilligt, doch ward dieje Zulage auch jeinem 
Sohne Chrijtian Wilhelm Mey und dejjen Nachfolger Vogt zugeitanden 
und jpäter das Gehalt von vornherein auf 75 Thaler feitgejegt. Schulg 
und Hünerfürjt bezogen 90 Thaler und von dem Gehalt der Brüder 
Müller ift vorhin die Rede geweien. Zweitens erhielt der Stadtmufikant 
für den Thurmdienſt anfänglich) 17 Thaler, nämlih 6 Thaler für den 
Dann, der allabendlich mit einem jeiner Lehrlinge auf den Thurm zu 
fteigen hatte, 5 Thaler zu Licht und Del und 6 Thaler zu Holz. Nach: 
dem am 17. Aug. 1750 eine neue Feuerordnung eingeführt worden war, 
bat Ludolf Balthajar Mey um eine Zulage, da er in Wirflichfeit für 
Licht und Del 14 a8 28 8 und für 1?/, Faden Hol; 9 a8 aufwenden, 
aljo 12 26 23 baar zulegen und außerdem noch den Jungen, wenn jie 


25 


ihm des bejchwerlichen Dienjtes wegen nicht weglaufen jollten, nicht nur 
Betten und Wäſche halten, fondern auch jährlich ein Paar Schuhe und 
Strümpfe geben müfje; der Rath bewilligte ihm daraufhin eine Zulage 
von 3 Thalern, und als Mey wiederholt um den vollen Erjat jeiner 
Baarausgaben oder um Befreiung von dem Thurmdienjte einfam, wurde 
er mit dem Bemerfen, vaß es ihm freiftehe zu fündigen, abjchlägig 
beichieden. Erſt am 18. Mai 1783 wurde Ehrijtian Wilhelm Mey eine 
abermalige Eleine Zulage von 3 Thalern bewilligt. Drittens bezog der 
Stadtmufifant noch eine fejte Beſoldung für die Stirchenmufif: von 
Et. Murien 8, von St. Jakobi 10, von St. Nikolai und St. Petri je > 
und von ©t. Johannis 2, zulammen 30 Thaler. Viertens hatte er das 
Recht, zu Martini und zu Neujahr den Bürgern mit Muſik aufzuwarten 
und dafür ein Trinfgeld einzufammeln. Erſt bei der Anftellung Bernhard 
Müller’ 3 wurde die Martini» Gratulation aufgehoben, die Neujahrs- 
Gratulation aber, aus der inzwilchen ein Neujahrs-Konzert geworden war, 
ward auf Wunſch des zweiten Quartier beibehalten. 

Zweifelsohne bildeten die Amtseinfünfte nur einen geringen Theil der 
wirflihen Einnahmen des Stadtmufifanten, da andernfalld® der Plan, die 
feiten Einfünfte von 138 Thalern zur Bejoldung von 12 Rathsmuſikanten 
zu verwenden, im Jahre 1817 unmöglich hätte auftauchen und in Erwägung 
gezogen werden fünnen Andererjeit3 wird es aber doch wohl übertrieben 
fein, wenn die Bürger - Muficı 1858 die Einnahmen auf mindejtens 
10 000 Thaler anjchlugen. Die Gebühren des Stadtmujfifanten, wie jte 
damals noch in Kraft waren, erhellen aus der Mufit-Tare vom 3. Juli 1835. 
Nur die Gebühren, die ihm von Hochzeiten, welche ohne Mufif vor ſich 
gingen, zugefommen waren — aus dem erſten Stande 2 Thaler, aus 
dem zweiten 1 Thaler, aus dem dritten 32 Schilling —, waren bereits 
in der Beitallung vom 5. Apr. 1853 aufgehoben worden. Bei Hochzeiten, 
bet denen er aufzumarten hatte, jowie auch bei jonjtigen Tanz und Tiſch— 
gejellichaften, waren dem Stadtmufifanten, jowohl für Blas- wie für 
Saiten-Inftrumente, für den Mann und die Stunde 12 Schilling zu zahlen. 
Dei Hochzeiten in Warnemünde und auf den Stadt- und Hospital-Gütern 
hatte er außer einer anjtändigen Fuhre für feine Leute und deren In— 
ſtrumente und anjtändiger Belöftigung für den Mann und die Stunde 
8 Echilling zu fordern. Bei den Quartier-Schmäujen erhielt er, falls 
nicht getanzt ward, 10 Thaler, andernfalld 12 Thaler, außerdem freies 
Ejjen und Trinfen. Beim Sönigsichiegen der beiden Schützen-Kompag— 
nieen jollte er mit 12—16 Berjonen aufwarten; dafür bezog er von den 
Brauern und Kaufleuten 30 Thaler, auf dem Schieghauje das nöthige 
Bier und in der Ballnadt 6 Flaſchen Franzwein und 18 Flaſchen 
Roftoder Bier, jollte aber da8 Sammeln während der Tafel aufhören 


26 


laſſen: von den Gewerfern 25 Ihaler und einen Trunf Bier auf dem 
Schießhauſe. Bei den Uuartalen, Faltnachts- und anderen VBergnügungen 
der Handwerfer für den Mann und die Stunde 8 Schilling. Bet feier- 
fihen Umzügen, ob jie Tags oder Nachts ftattfanden, für den Mann 
32 Schilling die Stunde, wenigjtend aber 1 Thaler; die Aufwartung bei 
dem Umzuge der Armen- oder Waijenfinder aber hatte er, bis derſelbe 
während der Amtszeit Karl Müller’3 eingejtellt wurde, unentgeltlih zu 
verrichten. Bei Bällen erhielt er 2 Thaler für den Dann. Bei öffent- 
lichen ITanzgejellichaften in Schänfen, Krügen und fonjtigen Tanzhäujern 
empfing er entweder von dem Wirthe 1 Thaler 16 Schilling für den 
Mann oder von den Gälten Bezahlung nad) Tänzen: in legterem alle 
zahlte das Paar für einen Walzer 1 Schilling, für eine Ecoſſaiſe 2 Schilling, 
für eine ſechszehnmal durchgetanzte Duadrille 2 Schilling, für den Kotillon 
4 Schilling ; das Geld wurde in einer von dem Wirthe zu liefernden 
Büchſe, deren Schlüſſel derjelbe zurücbehielt, durch den Stadtmujfifanten 
oder einen feiner Leute eingejammelt; aus dem Ertrage hatte diejer für 
den Mann und die Stunde 8 Schilling zu beanjpruchen; was daran fehlte, 
mußte vom Wirthe zugelegt werden; war mehr vorhanden, jo erhielt der 
Stadtmufifant bis zu 16 Schilling für den Mann und die Stunde, während 
ein alsdann noch verbleibender Ueberſchuß dem Wirthe zu Gute fam. 
Durch Berordnung vom 26. Apr. 1869 wurde jedoch) bejtimmt, daß die 
Beliger von Tanzlofalen und Muſikgärten vom 1. Juli an bei Tanz und 
Harmoniemufifen, wenn jie Cintrittsgeld erhöben, falls fie jtundenweile 
bezahlen wollten, für den Mann und die Stunde jtatt der bisherigen 
14 Schilling 20 Schilling zu entrichten hätten. Ber Boritellungen von 
Kunjtreitern und Seiltänzern erhielt der Stadtmufifant für den Manır 
und die Stunde 12 Schilling. Bei Stonzerten, welche wohlthätigen Zwecken 
dienten, bezog er für den Mann 24 Schilling, bei den jonjtigen den Betrag 
des an der Kaſſe erhobenen Eintritt3geldes; eine einmalige Probe war 
unentgeltlich, jede weitere Probe fojtete 16 Schilling für den Mann. 
Vom Theater famen ihm bei Luft, Schau: und Trauerjpielen für den 
Mann 16 Schilling zu; bei Opern, Operetten, Vaudevillen und Sing- 
jpielen ebenfall® 16 Schilling, wenn aber diejelben über zwei Stunden 
dauerten, 24 Schilling; bei Melodramen ohne Nüdjicht auf deren Zeit— 
dauer 16 Schilling; auch hier war eine einmalige Probe unentgeltlich, 
jede weitere fojtete 12 Echilling für den Mann. Eine Eingabe Hüner- 
fürjt'3 vom Jahre 1860, in der er fich darauf bezog, daß die Probe der 
Dper „Dinorah“ meulich über 7 Stunden gedauert habe, und darum nach- 
juchte, da man einen Unterjchied zwilchen der Epieloper und der großen 
Oper mache und daß ohne Erhöhung der neu zu bejtimmenden Gebühr 
jene nicht länger als 2'/,, dieſe nicht länger als 31/, Stunden Dauer. 
dürfe, wurde abjchlägig bejchieden. 


27 


Der Thurmwächter, der jeit 1697 im Auftrage des Stadt- 
mufilanten die Thurmwace zu halten hatte, war urjprünglich von dem 
Thurmdiener, der die Abendglode oder Wächterglode, das jogenannte 
DBleichermädchen, zu läuten hatte, verjchieden geweſen, während ſpäter beide 
Dbliegenheiten von einem und demjelben Manne ausgeübt wurden. Als 
Thurmwächter wurde er 1769 von den Sirchenvorjtehern der Marienkirche 
angenommen, erhielt 1792 von ihnen eine freie Wohnung und hatte ihnen 
auch al3 Glodenläuter dienftlic) zu jein. Der Thurmdiener bezog 1685 
für das Abläuten der Abendglode 4 Thaler vom Gemwett, und ala 1855 
da3 Yäuten der Wächterglode eingeitellt wurde, ward dem dermaligen 
Thurmwächter jein bisherige vom Wolizeidepartement bezogene® Gehalt 
von 6 Thaler 20 Schilling auf Lebenszeit belajjen. Der Stadtmufifant 
bezahlte dem Thurmwächter Anfangs 6 Thaler, jeit 1783: 9 Thaler, und 
3 Thaler zu Del, 1843 zujammen 13 Thaler und 1855: 15 Thaler. 
Aus ftädtiichen Mitteln erhielt er jeit 1826 zu Del und Licht 8 a8 und 
feit 1844 eine Zulage, die damals 10 Thaler betrug, nad) und nach aber 
erhöht wurde und im Jahre 1868 auf 60 Thaler anwuchs. 

Das VBerhältnig des Stadtmufifanten zu den Stantoren und 
Drganijten war durch den Vergleich) vom Jahre 1717 folgendermaßen 
geordnet worden: bei jeder Bolal- und Inſtrumental-Muſik Hat der Kantor 
das Direftorium: verlangt aber ein privatus für ſich eine ertraordinäre 
Muſik, „alg nemlich, da die Herren Studiosi entweder unter fich jelbjten 
luſtig jeyn oder auch jonjten jemanden Musiquen bringen wollen“, jo 
fungiren die Stantoren nur dann dabei, wenn fie ausdrüdlich aufgefordert 
werden ; jowohl dem Kantor und dem Organilten, wie dem Muſikanten, 
ſteht es frei, die Beſtellung einer Mufif entgegenzunehmen, den Preis dafür 
darf er nur nach Vereinbarung mit jeinen beiden Mitinterejjenten bedingen ; 
was für eine Mufit in der Stadt bei Hochzeiten, Begräbnijjen und im 
Auditorium eingeht, wird unter alle drei gleichmäßig vertheilt, wenn aber 
bei einer Muſik im Auditorium, nicht bei anderer Gelegenheit, ein Baſſon 
gebraucht wird, jo erhält der Muſikant von jedem Thaler 6 Schilling mehr 
als der Kantor; von einer Vokal- und Injtrumental-Mufif außerhalb der 
Stadt hat der Organijt nur den vierten Theil zu beanjpruchen, während 
Das Uebrige dem Stantor und dem Muſikanten gleichmäßig zufommt, wenn 
aber der Organiſt „jein eigen Glavicembal mit herausmimmt, }o befümmt 
er davor noch a part 1 Gulden“. 

Die Befugniſſe der Oboiſten wurden durch den Grbvertrag von 
1738 ($ 33) geregelt. Bei Offizieren und allen jonjt zur Garnijon 
gehörigen Perſonen dürfen fie mit Muſik aufwarten, jorwie auch bei Perſonen 
außerhalb des Regiments innerhalb der Stadt Stonzerte geben; bei jeder 
jonjtigen Muſik bei jolchen PBerjonen in der Stadt und dem Stadtgebiete 


28 


müfjen fie die Hälfte des Verdienſtes dem Stadtmufifanten abgeben. 
Durch ein Regiminal-Kejfript vom 26. März 1811 ward der erſte Punkt 
näher dahin erläutert, daß die Oboijten nur bei denjenigen Bällen jpielen 
dürfen, welche von Militär-Perjonen gegeben werden, nicht aber bei jolcherr, 
die zwar von einigen Militär-Perſonen veranitaltet worden jind, aber auf 
Koften einer gemiſchten Gejellichaft vor Sich gehen. Nach Lernhard 
Müller's Amtsantritt bejtritten die Oboiſten die weitere Rechtskraft diejer 
Beitimmungen und die Regierung erklärte durch Beſcheide vom 22. Junt 
und vom 25. Aug. 1871, da Müller erjt, nachdem die Bundes-Gewerbe- 
ordnung am 1. Dft. 1869 in Kraft getreten, angejtellt worden jet, Die 
auf dem Erbvertrag von 1788 beruhenden Beitimmungen des $ 16 der 
Mufiktore für nicht mehr anwendbar. 

Fremde Muſitker durften nad) einer Berordnung vom 27. März 1829 
und der Mufittore vom 3. Juli 1835, wenn jie dazu bet Jahrmärkten 
oder zu anderer Zeit die obrigfeitliche Erlaubniß erhalten hatten, nur auf 
den Straßen jpielen. Die Aufwartung bei öffentlichen Yujtbarfeiten, ins— 
bejondere, wenn ein Eintrittägeld erhoben wurde, bei Gilden, Hochzeiten 
und Stindtaufen war ihnen überall verboten. Wollten fie jonjt in öffent- 
lichen Häujern und Gärten oder in Privathäufern und Gärten muſiciren, 
jo hatten fie jic) mit dem Stadtmufifanten dadurch abzufinden, dat ſie 
ihm für jeden Tag ihres Aufenthalt® für eine oder zwei Perſonen 
8 Echilling, für eine größere Geſellſchaft 16 Schilling entrichteten; auch 
bei einem einmaligen Muficiren in einem Hauje oder Garten war die volle 
Gebühr zu bezahlen. Cine jpätere Verordnung vom 10. Aprit 1843 
beitimmte, daß die fremden Mufifer feine Tanzmuſik jpielen dürften und 
bei anderweitigen Aufführungen, falls der Wirth Entree erheben würde, 
dem Stadtmufifanten 16 Ecdhilling für den Dann zu entrichten hätten. 

Auswärtige Künjtler, welche die Konceſſion zu öffentlicher 
Konzerten erlangt hatten, waren zu einer Abgabe an den Muſikanten nicht 
verpflichtet. 

An der Stelle der früheren Amts-Spielleute befanden fich fpäter die 
Bürger-Mujfic. Im Jahre 1821 waren ihrer acht, 1852 ſieben 
vorhanden. Den Anregungen des zweiten Uuartiers iſt es zu verdanfen, 
daß fie bejjere Einkünfte erlangten und zu größerer Tüchtigfeit gediehen. 
In erjterer Beziehung erhielten jie, als Schul (1853) angejtellt wurde 
freie SKlonfurrenz mit ihm im der Etadt für die Duartale und Tanz 
gejellichaften der Aemter, in den Borjtädten für die Tanzmufif im den 
öffentlichen QTanzjälen und für alle Harmoniemufifen an Sonn-, Feſt- und 
Sahrmarftstagen, in Warnemünde und auf den Stadt: und Hospital: 
Gütern für Muſikaufführungen jeglicher Art. Bei der Anſtellung Hüner— 
fürſt's (1858) wurde ihnen auch für die Vorjtädte bei allen Harmonte= 


29 


muſiken die freie Konkurrenz eingeräumt. Zur Erzielung einer größeren 
ZTüchtigfeit wurde am 6. Juni 1859 eine Kommiſſion eingejegt, die aus 
dem jedesmaligen Stadtmujif-Direftor und zwei anderen Eachverjtändigen 
bejtehen jollte und von deren Urteil es abhing, ob Jemand zum Bürger- 
Muſikus zugelajjen werden fonnte. Nunmehr mehrte ſich ihre Zahl und 
auf Grund der ihnen durch die betreffenden Dekrete von 1853 Apr. 5 und 
1859 Jan. 11 zugewilligten Befugniije traten (vor 1865 Ian. 19) ihrer 
16 zu einem Mufiferverein zufammen, der 1874 ſchon aus 30 Mitgliedern 
bejtand. Diejer Verein war es, der mit Karl Müller Gehülfen und 
Lehrlingen eine gemeinjchaftliche Kapelle bildete. Als die Stellung des 
Ctadtmufil-Direftord erlojch, ermöglichte er den Fortbeſtand der Theater- 
Muſik und im Interejje des Stadttheater wurde ihm 1873 das bisher von 
dem Stadtmuſik-Direktor bezogene Gehalt von 600 Thalern für das bis 
zum 30. Juni 1874 laufende Nechnungsjahr bewilligt. Die weitere 
Gejchichte des Vereins hängt mit der noch in Fluß befindlichen Ent- 
wicelung des Theaterweſens in Roſtock zujammen, das inzwijchen auch zur 
Wiedereinrichtung einer Mujikdireftoren-Stelle geführt hat, und kann aften- 
mäßig noch nicht erzählt werden. 


Nadıtrag. 


Die nachweisbar ältejten Spielleute Roſtocks hat Herr 
Dr. Dragendorff in jeinem unten mitzutheilenden Aufjage zujammengeitellt. 

Wegen der Fiedler in Rojtod, über die ich II, 2, S. 82 auf mein 
Gedächtnig angewieien war, machte mich Herr Oberlandezgerichtsrath 
Sohm auf zwei Stellen aufmerkfjam, in deren erjter Lambert Hoppener 
und jein Sohn Hennefe 1339 dem Henzelin veddeler ihr Erbe auf dem 
Hopfenmarft mit den beiden anliegenden Buden in der Eſelföterſtraße 
verfaufen, während in der andern Henselyn figillator 1344 dem Riquin 
Horn 4 Mark Rente in feinem neuen jteinernen Erbe beim Hopfenmarft 
verläßt (Stadtbuch v. 1337—1353 fol. 26b, 92 b). 

In Betreff der Thurmleute, über die ih I, 2, ©. 88—89 
Nachrichten aus den Jahren 1660 und 1662 mitgetheilt habe, iſt mir 
noch ein älteres Aftenjtüc befannt geworden. Am 1. Jan. 1623 beurfunden 
die beiden Gewettöherren Johann Luttermann und Konrad Dobbin, dat 
fie, da Melchior Otto, der frühere Ihurmmann zu Ct. Marien, im ver- 
gangenen Sommer gejtorben iſt „und die Notturfft erfordert, das nuhmehr 
in diejen gefehrlichen Leufftem ſolche Stelle nicht mit einem, jondern zweyen 
ducchtigen PBerjohnen hatt muffen wiederumb bejegt werden“, auf Befehl 


30 


des Rath „die Erjamen und Kunftliebende* Balter Frei!) und Hein 
Wolter, „unjere Mittburgere hiejelbit“, zu Thurmleuten bejtellt haben. 
Diejelben jollen, wöchentlich abmwechjelnd, den Thurm bedienen, nämlich 
Montage, Mittwochs und Sonnabends „zu Mittags umb zehen Uhr“ 
jelbdritt oder jelbviert „mit den Trummetten zu Tiſche abblajen*, täglich 
Abends 10 Uhr und Morgens 3 Uhr „mit einen Palm vom Thurm 
abzublajenn ſich hören laſſen“ und im der Zwiſchenzeit ſtündlich eine 
Andeutung „mit der Trummeten“ geben, gleich wie andere vor ihnen 
gethaen und thuen mufjenn“. An Sonn und Feiertagen und auch ſonſt, 
wenn zu St. Marien figurirt wird, jollen fie „alda erjcheinen und mit 
bequemen njtrumenten der Mufica und Cantorey dajelbjt mit ihren 
Gejellen, jo dazu duchtig, beywohnen und die alda zieren und vermehren 
helffen“. Wenn der Rath ihrer bedarf, jo haben jie, „joweit es ihrer 
Kunſt und Ambte gemeß“ demjelben bei Tag und Nacht dienftbar zu jein; 
deögleichen haben ſie auf Anforderung der Kunftipielleute, jo oft es nöthig, 
„vom Rathhauſe mitabzublajen”“ und fremden Herren oder deren Gejandten 
„dor billig Drandgeldi" mitaufzuwarten; Seimlichkeiten, die fie in ihrem 
Dienjt erfahren und an denen der Stadt und dem Rathe gelegen, jollen 
ſie „mit ji in ihre Gruben nehmen“ und überhaupt jich jo verhalten, 
„wie es getreumen und fleigigen Thurmleuten eignet und geburet““. Dafür 
joll jeder als Beſoldung jährlich 13 Gulden vom Gewett erhalten, ſowie 
auch 1 Gulden 16 Schilling zu Licht, fünf Fuder Holz und eine Laſt 
Kohlen; außerdem bezieht Balter Frei eine freie Wohnung, Hein Wolter 
4 Gulden zur Viethe; die Klirchenvorjteher werden ihnen zujammen geben, 
was Melchior Dtto befommen hat; die Kunjtipielleute jollen jedem wöchent- 
[ich eine Hochzeit zuweilen; zu Martini dürfen jte in den Sirchipielen 
St. Marien und St. Jakobi vor jedem Hauje „mitt der Trummeten jich 
präjentiren“ und dafür „ihr gemohnlich Drindgeldt fodern“, zu Neujahr 
„Ihre Hern und andere laut der Spielleute Rulle bejuchen“. 


») Weber den älteren Kunſtpfeifer Balber Frey ſ. II, 2 ©. 85-86. 





IV. 


Zur Vorgeſchichte des Stadtthenters in Roſtock). 


Bon 
Albert Schatz. 


[3 Herr Syndifus Dr. Beder mic, erjuchte, an dem erjten unjerer 
A diesjährigen Verjammlungsabende aus meinem vor Jahren ange: 
jammelten Material über Roſtocks Theatergeſchichte einige mir geeignet 
ericheinende Epijoden mitzutheilen, jtellte ich ihm zwar meine gerechten 
Bedenken über die Trockenheit des etwas jehr in’s Statijtiiche hinein— 
jpielenden Stoffes, reſp. über dejjen Lückenhaftigkeit entgegen, fügte mich 
aber wegen ſeines Hinweiſes auf das für Roſtock jo wichtige und mit 
größter Spannung erwartete Ereignig der Eröffnung unjere® neuen 
Muſentempels, dem gegenüber ein NRüdblid in die Vergangenheit des 
Theaterweiens unjerer Stadt von Intereſſe jein würde Mllzu große 
Vorjtellungen von dem, was ich Ihnen heute zu bieten im Stande bin, 
dürfen Sie fich nicht machen, denn das Ergebnik meiner früheren ſowohl, 
als auch der Tethin wieder aufgenommenen Forjchungen gipfelt leider 
noch immer in der Erfenntniß, daß, jo lange nicht ein glüdlicher Zufall 
Neues zu Tage fördert, e8 unmöglich bleiben wird, eine zujammenhängende 
Geichichte des Theaters der Stadt Roſtock fertigzuftellen. 

Schon Pärenjprung in feinem 1837 erichienenen „Berjuch einer 
Gejchichte des Theaters in Mecdlenburg-Schwerin“ weit auf die großen 
Schwierigfeiten Hin, die das Auffinden von vielleicht hier und dort noch 
vorhandenen, aber in Vergefienheit gerathenen Quellen macht. Im Bezug. 
auf Roftod hat er darin Recht; denn beiſpielsweiſe iſt es ihm jo wenig 
wie jpäter Ebert in jeinem 1872 veröffentlichten Bruchjtüd: „Verſuch 
einer Geſchichte des Xheater® in Roſtock“ gelungen, das Revertoir der— 
jenigen Stücke herauszufinden, womit die Tilly'ſche Geſellſchaft nach 
Eröffnung des alten Stadttheaters am 7. Juni 1786 ihre weitere Spiel— 
zeit bis zum 5. Juli defjelben Jahres ausfüllte. Ebenſo liegen beide 


) Vortrag, gehalten im Verein für Roſtocks Alterthümer im Oftober 1895. 


32 


nicht nur mehrere der zu verichiedenen Zeiten und in verichiedenen Jour— 
nalen veröffentlichten Koppe'ſchen Aufjäge und Mittheilungen unbeachtet. 
jondern hatten auch feine Kenntniß von einer interejlanten noch vor— 
handenen Zetteljammlung aus den Jahren 1772—73 und 1776—77, auf 
deren Vorhandenjein Herr Eyndifus Dr. Beder die Güte hatte, meine 
Aufmerkjamfeit Hinzulenfen. Auf Grund diejer und weiterer neu auf— 
gefundenen Materialien zur Wervollitändigung der Bärenſprung'ſchen 
Meittheilungen werde ich verluchen, Ihnen ein etwas einheitlicheres Bild 
al3 das bisher gegebene über die dramatiiche Kunſt und deren Pflege in 
Roſtock bis zur Eröffnung des erjten hiefigen Stadttheater inclufive zu 
entwideln und dabei auf das bereit3 Xefannte nur in joweit wieder 
Bezug nehmen, als es der Zujammenhang fordeit. 

Profeſſor Chriftian Heinrich) Schmidt beginnt jeine 1775 erjchienene, 
ald Quellenmaterial jehr geichägte Chronologie des deutichen Theaters mit 
dem Hinweile darauf, daß die Bühnen aller Länder jich nach bejtimmten 
Stufen erheben, ehe fie einen gewiſſen Grad von Volltommenheit erreichen. 
„Exit“, jagt er, „Fährt Thalia auf Karren herum, dann baut ſie Buden, 
hierauf Häuſer und endlich Nationaltempel“. 

Zur Zeit, als die eriten periodenweije jich wiederholenden theatraliichen 
Vorjtellungen in Roſtock ftattfanden, hatte unjere alte Hanfaftadt ſchon 
die erite Stufe überjchritten und genoß den Vorzug, ſich an den Leiltungen 
einer Schönemann’schen Truppe erbauen zu Dürfen. Dies war im Sommer 
des Jahres 1740, dem Geburtsjahre der Gejellichaft des Johann Friedrich 
Schönemann, welcher, ein früheres Mitglied der Neuberin’ichen Truppe, 
nach Berufung feiner ehemaligen PBrinzipalin an dem Hof der Kaiſerin 
Anna von Rußland, am 15. Januar 1740 in Lüneburg unter Protection 
des Landichaftsdireltord Grote feine Laufbahn als jelbitändiger Theater: 
direftor begann. Seiner Truppe gehörten damals die jpäteren Koryphäen 
und eigentlichen Begründer der deutjchen Nationalbühne an, wie der in 
Schwerin geborene Konrad Ernſt Adermann und deſſen Gattin Sophie 
Charlotte Ackermann, verwittiwete Schröder, Mutter des 1744 in Schwerin 
geborenen Friedrich Ludwig Schröder, Karl Gottlob Heyderich, Eliſabeth 
Lucia Dorothea Schönemann !), Frau des 1771 zu Roſtock verjtorbenen 
Dichter? Johann Friedrich Löwen, Georgine Spiegelberg, verehelichte 
Edhoff, und vor allen deren 1720 in Hamburg geborener Ehemann, der 
erite große deutſche Schauspieler Hans Konrad Dietrich Eckhoff, der 
Roscius der deutjchen Bühne, wie ihn das Publitum nannte. Ueber 
dieje des größten Aufehens ſich erfreuende Gefellichaft und jpeziell über 
die Wirkjamfeit ihres hervorragenditen Mitgliedes hat uns erjt in jüngiter 


2) Eleonore Louife Dorothea, rect. Eliſabeth Lucia Dorothea Löwen, geb. 
Schönemann, geitorben zu Nojtod 1783, Sept. 6. (Theatersftalender 1785, 1737.) 


Zeit Hans Devrient in jeinem „Johann Friedrich Schünemann und feine 
Schaujpielergejellichaft” betitelten theatergejchichtlichen Beitrag eine nahezu 
erichöpfende, jedem Xheaterfreunde warm zur Lektüre zu empfehlende 
Daritellung geliefert. Diefe Truppe hat durch ihre feit dem erjten Sabre 
ihres Beſtehens gepflegten Beziehungen zu dem Schweriner Hofe und ihre 
Häufige Anwejenheit im Lande nicht nur für die Geſchichte der dramatischen 
Kunſt in Medlenburg im Allgemeinen, jondern für Roſtock jpeziell noch 
dadurch Bedeutung, daß der damals regierende Herzog Chriſtian Ludwig II., 
ein eifriger Verehrer und Förderer der jchünen Künſte, fie im Jahre 1754 
Durch Ernennung zu jeinen „Hofkomödianten“ dauernd an jich zu feſſeln 
juchte und ihr auch hierort3 ein eigenes Hoftheater nahe dem Palais erbauen 
ließ. Dieje8 Gebäude, in welchem ſich über dem geräumigen Komödien— 
ſaal noch ein prächtiger Redouten- und Concertjaal befunden Hat, iſt 
wahrjcheinfich der öjtlihe Anbau am Palais, der zur Zeit dem Forſt— 
meilter Bölte zur Wohnung dient. 

Hiermit hatte aljo Medlenburg und in Mecklenburg jpeziell Roſtock 
in der Mitte des vorigen Jahrhunderts jchon eine Schaubühne, wie vorher 
Deutichland noch feine gehabt hatte, und gerade mit dem Jahre, al3 die 
Schönemann’iche Gejellichaft Mecklenburg anzugehören anfing und durch 
die Unterjtüßung des Hofes von dem Gejchmade des großen Haufens 
unabhängiger ward, verbannte fie alle unregelmäßigen Stüde, die jie bisher 
hatte beibehalten müſſeny. Mecklenburg hat jomit um die Bildung des 
deutjchen Gejchmads ein großes, nicht immer anerkanntes Verdienit. Denn 
e3 ijt jehr richtig, was Löwen jchon 1763 bemerkte: „Wir haben zur Ehre 
unjerer Nation ein Theater gehabt, das jo vollfommen und gefittet 
geweſen, al3 e3 im der Sindheit der deutichen Schaubühne nur immer 
möglich war. Der Hof unterftügte nicht nur ehemals die Bühne, jondern, 
was noch wunderbarer ijt, die Hofleute ſelbſt fingen an, die alte wendijche 
Barbarei zu vergejjen und an dem Liebenswürdigen der jchönen Wiſſen— 
Ichaften und Künſte Gejchmad zu finden‘ ?). 

Schönemann’3 Verdienſte um die Bildung und Befeftigung des guten 
Gejchmades, jowie um die Vervollkommnung der Schaujpielfunit im 
Deutichland, fand allgemeine Anerfennung. Bon jeiner Gejellichaft, mit 
welcher er die hervorragenditen Städte und verjchiedene Höfe Nord- 
deutſchlands bejuchte, jagt ein Artikel im Reichardt's Theaterfalender von 
1779: „Sie nahm in der Geichichte des deutichen Theaters eine jehr 





) Die „Medlenburgiihen Nachrichten, ragen und Anzeigen” enthalten von 
1750—55 die offiziellen Bekanntmachungen der gegebenen Borftellungen und dienten 
ſowohl Bäreniprung als Devrient als Quelle zu ihren gefchichtlichen Beiträgen. 

2) Bgl.: „Zur Geichichte der Schaubühne in Mecklenburg.“ Medlenburgifches 
Sournal, Band 1 (vom Juli bis December) 1805. 

3 


34 


anjehnliche Stellung ein, fie war die Pflanzichule vieler Genies der Bühne, 
wovon noch einige die Zierden der in allen Provinzen unjeres VBaterlandes 
zerjtreuten Qruppen find; von ihr ging der gute Ton aus, bei ihr hub 
fi) die Ausbildung des reiferen theatralischen Gejchmades an, der bei der 
Neuberin nur feimte, hier aber zu Blüten gedeihte. Wie jehr ſich auch 
die meiſten ihrer Mitglieder ihre Ausbildung angelegen jein ließen, gebt 
aus der Errichtung einer Akademie hervor, deren Stifter Edhoff war. 
Diefe Akademie wurde in Schwerin am 5. Mai 1753 eröffnet; Die 
Situngen derjelben fanden alle 14 Tage jtatt. Der von den Vütgliedern 
in's Auge gefahte Hauptzwef war die Borlejung der Stüde, welche 
geipielt werden jollten, die Unterjuchung der Charaktere derjelben und die 
Beiprechung ihrer Wiedergabe. Es jchlofjen ſich daran unparteiiiche 
Betrachtungen ohne Anjehung der Perjon über die von einer Sitzung zur 
anderen aufgeführten Stüde, ferner Abhandlungen und Erläuterungen über 
die Schaufpielfunft, jowie Anmerkungen über die Pflichten der Schauipteler 
im gemeinen Leben“ ꝛxc. 

Wenn Schönemann unter jo ernjter Nuffafjung feines Berufes auch 
Ürjache zu haben glaubte, Anfordernngen an jein Publikum zu ftellen, jo 
darf das nicht Wunder nehmen. Wörtlich jagt er in der dem jchlechten 
Geſchmack des damaligen deutjchen Publikums kritiſirenden Vorrede zum 
dritten Bande der von ihm herausgegebenen Schaufpiele!): „Unter allen 
Zufchauern, die mich irgendwo meine Schaufpiele zu bejuchen gewürdigt 
haben, habe ich noch feine ungefitteteren gejehen, als auf den Univerjitäten, 
wo ich bisher meine Bühne eröffnet habe; das wegen jeiner feinen Sitten 
jo Liebenswürdige Leipzig ausgenommen. Unter den Bürgern der anderen 
jcheinen die meijten einen Ruhm darin zu juchen, den miedrigiten Pöbel 
an jcheußlichen Eitten zu übertreffen“. „Nur ein Exemplar anzuführen : 
Wer kann es jich, ohne es gejehen zu Haben, in Deutjchland als möglich 
vorjtellen, daß Leute alle Ehrfurcht vor fich jelbit, vor einer großen Ver: 
jammlung, vor den ammwejenden Frauenzimmer und vor den beiten Werfen 
des Wibes ſoweit verlieren, und in einem Schaufpielhauje den Tabads- 
rauch auf die frechite Weife um ſich her ausjchütten, ganze Wolfen davon 
auf die Bühne jagen und die jpielenden Perſonen darin einhüllen können? 
Anderer Niederträchtigfeiten nicht zu gedenken. Sanı man e3 nun wohl 
einem Franzoſen oder Engländer, der niemals ein deutiches Geficht gejehen 
hat, wenn er von diefer Aufführung in Schaujpielhäujern hört vder gar 
jeibit fieht, verdenfen, wenn er fich von einem Deutjchen ein Bild macht, 
welches dem Rhinoceros ähnlicher ſieht, als einem Menjchen?“ „Unſre 
Nachkommen wenigitend, wojern diefe Schande unjrer Sitten bis auf fie 


) Braunſchweig und Leipzig 1749. S. auch Devrient S. 158. 


35 


aufbehalten werden jollte, werden ſich und unmöglich anders, als in 
Bärenhäute gekleidet, vorjtellen: daß man aber jeidene Kleider nad) fran- 
zöftichem und neuem Schnitte, reiche Welten und Federhüte tragen und 
Doch in einer Komödie Tabak rauchen könne, das wird ihnen jo etwas 
gräßlich Wunderbares jein, wie ung die Schilderung der Chimäre. Die übrigen 
Eitten werden ſich aus diejer Handlung deutlich genug muthmaßen laſſen“. 

In Bezug auf Medlenburg möge bier noch hervorgehoben werden, 
was das „Mecdlenburgiiche Journal” vom Jahre 1806 (Bd. II, ©. 56) 
jchreibt: „Mit dem Tode des Herzogs Chriſtian Ludwig am 30. Mai 1756 
hörte Schönemann's Verbindung mit dem Schweriner Hofe auf. Er 
verzog nach Hamburg, wojelbjt er aber bereit3 1757 nach Eckhoff's Weg: 
gang jein Theater völlig aufgab“. Später, nachdem er durch die Sport- 
Paſſionen jeine®s Sohne® um einen großen Theil jeined® Vermögens 
gebracht, fam er durch jeinen Schwiegerjohn, den vorerwähnten Dichter 
Löwen, welcher Eecretär des Prinzen Ludwig war, als „Rüſtmeiſter“ in 
die Dienjte dejjelben Prinzen und lebte in nicht jehr glänzenden Verhält— 
niljen in Schwerin bis zu jeinem am 16. März; 1782 erfolgten Tode. 

Mit dem Regierungsantritt des Herzogs Friedrich hörten die Vor— 
Stellungen im Theater beim Palais auf, und Roſtock war leider wieder 
auf Wandertruppen in Budentheatern angewieſen. Die erite Truppe, von 
welcher authentijche Nachrichten vorliegen, daß fie in Roſtock gejpielt hat, 
iſt Diejenige von Francois Lambert NYilly oder Gilly, welcher im Mai des 
Sahres 1768 die Erlaubniß erwirft hatte, hier Opern und Pantomimen 
aufführen zu dürfen. Da nad Strud’s Bericht!) Diejelbe Gejellichaft 
aud vom 11. April dejjelben Jahres an in Straljund jpielte und Die 
umberreijenden Somödianten gewöhnlich ihre einmal einjtudirten Stücke 
überall wiederholten, jo läßt ſich das Nojtoder Repertoir nad) dem Stral- 
junder bemejjen. Es beitand in Operetten, unter welchen „Mat und 
Anna” und „Der Kapellmeijter” genannt find, die beide von Mit 
gedichtet und von Anton Laube in Mufif gejegt waren. In Straljund 
beitand die Truppe des Gilly aus 25 Perſonen, deren Orcheſter aus 
19 Mufitern; in Roftod dagegen erichien er, von Wismar fommend, nur 
mit 7 Verfonen. Es wird fich für hier aljo nur um Aufführungen durch 
einen Theil der Gejellichaft gehandelt Haben. Wo diejelben ftattfanden, 
läßt fich nicht nachweijen, da das im Jahre 1760 umgeſtürzte jogenannte 
Ballhaus erjt 1769 wieder aufgebaut wurde °). 

Ueber die nächſte in Roſtock auftauchende Gejellichaft berichtet zwar 
Bärenjprung: „Im November dejjelben Jahres 1768 gab auf dem 


) Die Älteften Zeiten des Theaters zu Straljund. 
2) Beiträge I, 2, S. 87—89, 95. 
g* 


36 


Ballhauje in Roftod eine Gejellichaft italienischer Operijten Vorſtellungen 
und jpäter in der eriten Adventwoche geiltliche Concerte“, Doch wird diefe Angabe, 
joweit ſie das Local betrifft, auf Irrthum beruhen '), während fie im Uebrigen 
nicht in Zweifel zu ziehen ift. Nach Struck's Mittheilungen trat nämlich 
diejelbe Gejellichaft auch in Etraljund auf und eröffnete ihre Thätigfeit auf der 
dortigen Bühne am 9. Januar 1769 mit einer der lächerlichiten fomtjchen 
Operetten „Die drei Buckligen“ (Goldoni's „Favola de’ tre gobbi“). Auch 
die Titel der übrigen in Straliund und wahrjcheinlih auch in Roſtock 
zur Aufführung gebrachten Stüde giebt Strud ohne Angabe der Berfajjer 
in deutjcher, etwas willfürlicher Weberfegung an. Es find: „Der Lieb- 
haber von allen Frauenzimmern“ (Galuppi's berühmter „L’amante 
di tutte“), „Die Pupille“ (das feiner Zeit jehr beliebte vor Ginjeppe 
d’Avojja fomponirte dramma giocoso per musica „La pupilla“ des 
Antonio Palomba) und „Der Philojoph im Felde“, richtiger „Der Philo— 
joph auf dem Lande‘, unter welchem Titel Carlo Goldoni's „Il filosofo 
di campagna“ mit Mufif von Baldajjarre Galuppi zu verftehen iſt. 
Wenngleich nah Struck diefe Truppe, welche ihre Thätigfeit bereits- 
im December 1768 mit Concerten im Saale des Weinhändlers Bromberg 
begonnen hatte und am 31. Januar 1769 zu jpielen aufhörte, aus 14 
dDeutjchen und italieniichen Opertiten beftanden haben joll, jo unterliegt 
es dennoch feinem Zweifel, daß die Aufführungen in feiner anderen als 
der italientichen Sprache jtattfanden. 

Bon der dritten im Februar 1769 zu Roſtock auftauchenden Gejell- 
Ichaft ift mur zu berichten, daß diejelbe, geführt von den Herren Porſch 
und Henvici, Jih als eine Bande jtudirter Comödianten und Mitglieder 
der deutſchen Gejellichaft zu Jena den Hiejigen Einwohnern vorftellte. 

In Bezug auf die nächitfolgende Paulo Barzanti’jche, auch herzoglich 
Mecklenburg-Strelitz'ſche privilegirte Echaujpielergejellichaft iſt es neuer- 
dings gelungen, ein nahezu erjchöpfendes Material über ihren hiejigen 
Aufenthalt während der Jahre 1772—73 aufzufinden und dadurch Die 
Viöglichfeit erreicht, eine bisherige Lüde in Roſtocks Theatergejchichte aus: 
zufüllen. Diejes Material beiteht im der zu Anfang angedeuteten Zettel 
jammlung, welche fi im Bejige der Kaufmannswittwe rau U. Beſelin 
befindet und deren Erhaltung bis auf den heutigen Tag wohl dem Umjtande 
zuzufchreiben it, daß das Haus Schmiedeitraße 6 jeit 200 Jahren 
ununterbrochen in dem Beſitz der Familie Bejelin verblieben ijt, Deren 
Glieder jich von jeher eine große Pietät für alles dasjenige, was von den 
Vorfahren jtammte, bewahrt haben müſſen. 

Die Barzanti'ſche Gejellichaft, welcher nad) Strud im Augujt 1772 
die Auszeichnung zu theil wurde, daß die Königin-Wittwe von Schweden, 


1) Beiträge J, 2, S. 94. 


37 


Luiſe Ulrike, Schweiter Friedrich) des Großen, und ihre Tochter ihrem 
Theater in Stralfund einen Beſuch abjtattete, hatte in Roſtock ihre Bühne 
deijelben Jahres nicht im Ballhauſe, jondern im Freſe'ſchen Saale in der 
Wofrenterjtraße. Cie eröffnete diejelbe, wie es jcheint, im November und 
ſchloß ſie am 29. San. 1773°). Das Nepertoir der Gejellichaft erhellt aus 
den Beilagen 1a und b. 

In eben diejem und im folgenden Jahre war die Gejellihaft auch in 
Güſtrow. Bärenſprung giebt in feinem Buche die Titel von 31 dort im 
Sahre 1773 aufgeführten Stüden, die er ebenfalld3 einer Betteljammlung 
entnommen hat; leider enthält er jich aber jeglicher Angabe der Spieltage 
und der meilten Verfafjernamen. 

Während des Pfingitmarftes 1773 gab Barzanti abermals mit jeiner 
Truppe eine Reihe von Vorjtellungen, diesmal jedoch im Ballhaufe. 
Auffallend iſt es, daß von dieſer Zeit an der Mehrzahl der Zettel das 
Datum der Aufführungstage fehlt; wahrjcheinlid) unterlieg man das 
Datiren aus dem Grunde, um die vielleicht in größeren Partien im 
voraus gedrudten Zettel bei Wiederholungen der betreffenden Stücke 
benugen zu fünnen. Ein Verzeichniß der erhaltenen Theaterzetiel folgt 
als Beilage 2. 

Der allmähliche Verfall der dramatiichen Kunſt in Medlenburg während 
der Regierung des Herzogs Friedrich mußte naturgemäß jeine Rüdwirfung auch 
auf Rojtod ausüben, zumal da den zureijenden Klomödiantentruppen bei der 
andauernd feindjeligen Stimmung des Herzogs gegen alle jchönen Künſte das 
Dperationggebiet immer mehr geſchmälert wurde. Es fonnte daher auch nicht 
auzbleiben, daß die Qualität der Truppen eine minderwerthige wurde. Man 
verjuchte, das Publikum über die geringeren Leistungen durch reflamenhafte 
Ankündigungen himvegzutäujchen. Hierin zeichnete jich in ganz bejonderem 
Maße die im der damaligen Theaterwelt vielfach beiprochene Gejellichaft 
des berüchtigten Peter Florenz Ilgener aus, welche ſich für den Winter 
1775—76 die Spielfonzejiton vom Roſtocker Magiſtrate zu erwirfen 
veritanden hatte. Ihrer ganzen Beichaffenheit nad) und bei der Handwerks: 
‚mäßigen Handhabung der Leitung von Seiten des Direktors war dieſe 
Gejellichaft weder geeignet, den idealen und bildenden Zielen der Schauſpiel— 
funft zu dienen, noch wahre Freunde und Verehrer für diejelbe zu erziehen. 


— 





!) Die Aufführungen aus dem Ende des Jahres 1772 habe id von denen aus dem 
"Anfang de3 Jahres 1773 getrennt gehalten, doh hat Barfanti in der Zwiſchenzeit 
Roſtock wohl nicht verlajien, da feine Eingabe an den Rath von 1772 Dez. 22 (Bei: 
träge I, 2, ©. 94) aus Roſtock datirt it. Auch wird in Betreff der 1773 Ian. 20 
aufgeführten Operette „Die Jagd‘ ausdrüclich bemerkt, dab ſie „wiederholt“ gegeben 
wurde, während fie auf den Theaterzetteln aus der Zeit von 1772 Nov. 6 bis Dez. 4 
und von 1773 San, 7 bis Jan, 20 nit genannt wird, 


38 


Sie fand jofort einen heftigen Gegner ihrer Leiftungen in dem Bibliothekar 
Dr. 3. E. Koppe, welcher bereit3 1776 in feinem „Verfuch einer Kritik 
über die Ilgener'ſche Gejellichaft”" in unbarmherziger Weile gegen dem 
Direktor und feine Truppe zu Felde zog. Diele Kritik findet fich ſowohl 
bei Bärenjprung al3 bei Ebert abgedrudt und legt Zeugnig davon ab, 
daß man zu damaliger Zeit weniger Umftände machte als heutigen Tages, 
die Mittelmäßigfeit der Schauipielerleiitungen zu beleuchten. 

Ueber daS Repertoir der Gejellichaft während des Winters 1775—76 
find leider feine zuverläjfigen Daten vorhanden, ebenjo wenig darüber, 
was ein Theil der furz vorher in Straljund verfrachten Amberg’jichen 
Gejellichaft unter Führung des Balletmeiſters Neymann während einer 
14tägigen Spieldauer zur Fajtenzeit 1776 bier aufgeführt hat. Dagegen 
giebt die Zettelfjammlung der Frau Bejelin vom 14. Mai dejjelben Jahres 
ab genaue Ausfunft darüber, was Herr Ilgener den Roſtocker Theater- 
bejuchern aufgetiicht hat und unter welchen gejchmadvollen Titeln er es 
jeinem Publikum mundgerecht zu machen verjuchte. 

Die Vorftellungen fanden 1776 vom 14. Mai bis 28. Juni in der 
neuen Bude am Balldauje jtatt, 1777 dagegen vom 26. Mai bis zum 
4. Juli im Theater auf dem Horn’schen Hof in der Wofrenterjtraße Da 
die Titelangabe der aufgeführten Stüde, an jich ſchon kurios, eine wejent- 
liche Lüde in der Theatergejchichte Roſtocks ausfüllen Hilft, jo lajje ich ſie 
in den Beilagen 3 und 4 folgen. 

Auffallend iſt das Verſchwinden der von Ilgener im Jahre 1776 
willkürlich hinzugejegten reflamehaften Nebentitel während der Spielzeit 
des Jahres 1777, noch auffallender jedoch, daß diefer Mann troß aller 
Anfeindung und troß der ihm zur Laft gelegten Mittelmäßigleit jeiner 
Gejellichaft, troß jeiner eigenen Arroganz und Grobheit es dennoch verjtand, 
ji bis zum Jahre 1778 in der Gunjt des Nojtoder Publitums zu 
erhalten. 

Eine dem Gothaer Theaterfalender von 1783 entnommene, angeblich 
1780 gehaltene Rede des Ilgener wird zur weiteren Charafterijirung dieſes 
in jeiner Art unvergleichlichen Schmierendireftord3 dienen: ſ. Beilage 5. 
Die Angabe, daß dieje Rede 1780 gehalten wurde, muß aber auf einem 
Irrthum beruhen, da nach dem Tode des Prinzen Ludwig am 12. Gep- 
tember 1778 die Gejellichaft infolge der Landestrauer in Güſtrow unthätig 
verharren mußte und in Konkurs gerieth, wodurd jie im Jahre 1779 
nach einigen vergeblichen Anjtrengungen, dem Verluſt wieder zu Ddeden, zur 
Auflöjung gezwungen wurde. 

Selten ift von einer Gejellichaft mehr in den damaligen Theater: 
zeitichriften die Nede gemwejen, als von diefer. Die Angriffe des mehr 
erwähnten Bibliothefard Koppe ſetzten jich jelbit dann noch fort, als die 


39 


Gejellichaft längjt nicht mehr eriftirte; faft hat es den Anſchein, als wenn 
die Feindſchaft des Kritikers einen etwas perjönlichen Hintergrund gehabt 
hat. Es mag daher interejjiren, wenn ich hier eine jpätere Beurtheilung 
des Ilgener mittheile, welche jich in dem 1879 erjchtenenen deutſchen 
Bühnenlerifon des Freiherrn von Reden-Esbeck vorfindet. Darnach war 
der um 1730 geborene Peter Florenz Ilgener ein Schaujpieler, der ſich 
um die Erhebung des deutjchen Theater3 große Verdienste erworben hat. 
Ehe er 1775 nach Roſtock fam, war er bereit3 20 Jahre lang mit einer 
Geſellſchaft in Eüd- und Mitteldeutichland umbergezogen und hatte fich 
auch Dichterisch durch mehrere Arbeiten für die Bühne befannt gemacht. 
Zur weiteren Charafterifirung des Ilgener als Menſch und Echaufpieler 
aber mag ein in „Asmus' Geichichte des Theaters in Lübeck“ Seite 37 
abgedrudtes offenes Sendjchreiben folgen. Es heißt darin: „daß dieſer 
Ilgener ein höchſt unmwiljender, ftolzer und grober Menſch fei, ijt aus» 
gemacht; denn jeine Komödienzettel zeugen von ihm, weh Geiſtes er iſt 
Wäre er aber ein noch weit jchlechterer Menſch, als er es unleugbar ilt, 
und die Thorheit begeht, mit feinem 60jährigen Gefichte einen Mellefont 
oder den Romeo zu jpielen, jo muß er doch nach bürgerlichen Gejeßen 
Sicherheit und Schuß gegen Leute genießen, die jich verabredet haben, ihn 
öffentlich zu beleidigen. Wie ich aus Ihrem Briefe erjehe, joll Ilgener 
erflärt haben, es ſei ihm gleih, ob das Publikum flatiche oder pfeife, To 
jtimme ich dem bei. Wenn Sie aber die Ilgener'ſche Schaujpielergejellichaft, 
im Ganzen betrachtet, über einen Kamm jcheeren, jo billige ich das nicht. 
Selbjit den Juden giebt Ilgener jo natürlich als ein Jude, und den 
Himmelsjturm im „Dejerteur” des Sedaine jo fraftvoll, al8 ein Nejoffener 
iptelt. Haben Sie nicht die Frau Ilgener in der Rolle der Marwood 
auf dem Theater gejehen? Hat fie für dies nicht Talent genug gezeigt? 
Sit Böheim, wenn er jein Gedächtnig anjtrengen will, nicht ein brauchbarer 
Akteur? Wird er in wichtigen Rollen nicht die Größe erreichen, die 
Brockmann, Reinide und Edhoff erreicht haben, jo ift er doch für eine 
Gejellichaft, die an feinem Orte einen beitändigen Aufenthalt hat und die 
auch nicht das Vermögen bejißt, Leute von großen Talenten zu ermuntern 
und zu belohnen, ein guter Akteur! Was haben Sie an Klo zu tadeln, 
wenn er den Alten macht? ch wette darauf, wären Gödel’3 und Böheim's 
rauen mehr in der Converjation zu gebrauchen gewejen, als jie es nicht 
waren; oder hätte die Frau „PBrinzipalin* auch nur mit jich wollen 
vorlieb nehmen lajjen, Sie hätten ein günjtigeres Urtheil über die Ilgener’jche 
Schaufpielergejellichaft gefällt und wenigiten® zugegeben, daß Gödel und 
jeine Frau zwar wenige aber doch einige würdige Leute neben fich hätten. 
a, wenn Sie auch mit mir „den Prinzipal“ einen elenden Mann genannt 
hätten, jo würden Sie ihn doch nicht zum Prinzipal einer elenden Truppe 


40 


gemacht haben. Denn die mufifalische Gefchielichkeit des Gödel's und 
jeiner Frau wie auch des Böheim's in Vorſtellungen der Weiße'ſchen und 
andern komiſchen Operetten; die Fertigfeit des Neymann’s und feiner Frau 
und einiger anderer Tänzer, machen Ihr Geſchwätz, daß die Ilgener'ſche 
Truppe eine elende jei, zur Verleumdung“. 

Diejes infolge einer Schrift „Der neuliche Tumult im Komödienhaufe 
in Lübeck“ hervorgerufene offene Sendjchreiben iſt deshalb für und von 
Intereffe, weil damit eine Kritik über dieſelbe Gruppe ausgejprochen ift, 
mit welcher Ilgener jeine Borjtellungen in Rojtod gab. — Mögen nun 
die widerjprechenden Urtheile über Ilgener und feine Gejellichaft lauten, 
wie ſie wollen, jo läßt e8 fich doch nicht leugnen, daß ihm ein großer 
Unternehmungsgeiit innegewohnt hat. Er war der erfte von den bis- 
herigen Theaterdireftoren, welcher es fertig brachte, Premiören von eigens 
für jeine Bühne verfaßten Stüden und in Muſik geſetzten Singjpielen zu 
Stande zu bringen. Hervorzuheben find die 1777 von dem Sekretair 
Thomas gedichtete und von dem Muſikdirektor Eſcherich zu Etraljund 
fomponirte Operette „Der Kobold* und die 1776 Mai 29 in Roſtock 
aufgeführte dreiaftige fomifche Oper „Erispin und Elianthe*, von 
deren Erijtenz nebjt ihrem Stomponijten hiermit zuerit Nachricht gegeben wird. 

Nach der Trennung der Ilgener’ichen Gejellichaft in Güſtrow hörten 
auf Wunjch des Herzogs Friedrich während jeiner ganzen ferneren Regie— 
rungszeit ſämmtliche Theatervorftellungen in Mecdlenburg auf; nur Rojtod 
bewahrte ſich jein Selbitbeitimmungsrecht und geitattete 1779 der Gon= 
ſtantini'ſchen Gejellichaft, 1780—81 der Lübſchen Gejellichaft des Gottfried 
Heinrich Schmidt, hier während des Pfingitmarfts3 zu jpielen. Ueber 
dieſe letztere Gejellichaft exriftiren fünf von mir im Theater-Journal für 
Deutichland aufgefundene, Bärenjprung jowohl als Ebert unbefannt 
gebliebene Briefe des mehrerwähnten Koppe, worin fich derjelbe im Gegen: 
ja zu jeinen früheren jcharfen Angriffen auf Ilgener in Lobeserhebungen 
über Gottfried Schmidt und jeine Truppe ergeht: ſ. Beilage 6. 

Nach diefer Zeit erichten endlich) Sean Tilly mit feiner rühmlichit 
befannten Gejellichaft zum eriten Male in Rojtod. Er jpielte in einer 
jelbjt erbauten Bude während des Frühjahres 1782, unter gleichen Ver— 
hältnifjen im nächiten Jahre 1753 von Djtern an zwei Monate hindurch 
und 1784 von Djtern bis Johannis. 1785 mußte die dem Tılly gemachte 
Zufage, hier fpielen zu Dürfen, wegen der durch den Tod des Herzogs 
Friedrich am 24. April eingetretenen Yandestrauer wıeder entzogen werden. 
Ueber das Perſonal der Tilly’ichen Geiellihait geben die Gothaer Theater: 
falender von 1780 —86 Auskunft. Ueber das Nepertoir derjelben war 
jedoch jo gut wie gar nichts auf Roſtock Bezügliches ausfindig zu machen. 
Leider iſt man aljo wieder darauf angewieſen, ſich hierüber aus der aller 


al 


dings nur nur dürftig damit ausgeftatteten Theatergejchichte von Straljund 
Raths zu erholen, welche Stadt von Alters her meijtens gemeinjam mit 
Roſtock einer und derjelben Truppe die Spielfonzejfion ertheilte. Darnach 
ist das Tilly’iche Repertoir nicht jehr reich an Novitäten geweſen; jpeziell 
im Singjpiel beitand daſſelbe größtentheild aus bereitS früher gehörten 
Werfen. Mit diefer Gejellichaft, welche dazu berufen war, das im Bau 
begriffene neue Stadttheater zu eröffnen, jchließt die jogenannte „Theater- 
budenperiode* für Roſtock ab und wir treten in eine neue Epoche ein, 
ähnlich der jebigen, in welcher der dramatischen Kunjt zu ihrer Pflege ein 
neues, würdiges, pradjtvolles Heim eritand. 

Mit dem neu erjtandenen Theater, einem fir damalige Zeiten „wirklich 
ſchönen Gebäude”), waren wir, was ich bier bejonders hervorheben 
möchte, vielen anderen Städten vorauggeeilt, die, obgleich volfreicher und 
politijch bedeutender als Roſtock, es troßdem damals noch nicht dahin 
gebracht hatten, ein aus öffentlichen Mitteln hergejtelltes derartiges Kunſt— 
inſtitut zu befigen. Bärenſprung giebt den im Gothaer Theaterfalender 
von 1787 enthaltenen Bericht über den Neubau nur auszugsweiſe wieder, 
hat auch ebenjo wenig wie Ebert Kenntniß gehabt von dem im 1. Bande 
der Roſtock'ſchen Monatsſchrift, ©. 132, beginnenden Koppe’ichen Vor: 
bericht zu einem Roſtock'ſchen Theaterjournal. Da aber beide für Die 
Geſchichte des alten Theaters wichtige Ergänzungen enthalten, jo mögen 
fie al3 Beilagen 7 und 8 ungefürzt hier Aufnahme finden. 

Nachdem ich jomit das mir für den heutigen Abend gejtellte Biel 
erreicht habe, erlaube ich mir, mit dem Wunjche zu jchließen, dat unjer 
jegiges unter jo günjtigen Ausipicien eröffnetes neues Theater unter der 
jo rühmlich gepriejenen Leitung unjeres Landsmannes, des Heren Direktor 
Richard Hagen, ähnliche fünftlerische Erfolge zur Ehre der Laterjtadt zeitigen 
möge, wie die, welche der Schönemann’shen Truppe nachgerühmt wurden. 


Beilagen. 


1a. Aufführungen unter der Direktion des Paulo Barzantt 
zu Ende des Jahres 1772. 


Nov. 6, Freitag: Der Dejerteur, Drama in 5 Act. dv. Mercier, u. 
Der Drejcher od. die Landwirthichait, pant. Ballet. 

Nov. 9, Montag: Minna dv. Yarnhelm. Luftfp. in 5 Act. v. ©. E. Leſſing. 
Die 2 lächerl. Bauernjungen. Pas de trois d. d. Yarzanttjchen Kindern. 

Nov. 10, Dinstag: Der junge Gelehrte. Luſtſp. in3 Act.v G. €. Leifing, u. 
Herzog Michel, Luftip. in 1 Act im Verſen, dv. Strüger. 


1) S. 1,2, ©. 96. 


42 


Kov.11, Mittwoch: MißFanny od.derSchiffbruch, Trauerip. in 5Act.v. Brandes. 
Nov. 13, Freitag: Die Apothefe, Operette in 3 Act. v. Neefe?), u. 
Die Haubenhefterin od. die Verliebte in 3 Liebhaber, pant. Ballet. 
Nov.16, Montag: Der Lotteriejpieler od. die 5 glücklichen Nummern, Luftip. 
in 3 Act. v. ©. E, Leſſing, 
Der bejtrafte Hochmuth, Luftip. in 1 Act in Verſen, u. 
Großes pantomimijches Ballet. 
Nov. 18, Mittwoch: Der Chat, Luſtſp. in 2 Act. v. ©, E. Leſſing, 
Die Gouvernante, Kom. Operette in 1 Act?), u. 
Die Lustbarfeiten im Berliner Thiergarten od. die zerbrochene Baßgeige, 
pant. Ballet. 
Nov.20, Freitag: Die Apotheke, u. 
Harlequins Stelett, fom. Pant. 
Nov. 24, Dinstag: Der Arzt wider jeinen Willen, Luſtſp. in 3 Act.v. Molidre, u. 
Apollo unter den Hirten, Operette in 1 Act’). Muſik v. Ejcherich. 
Nov. 27, Freitag: Der verjtellte Siranfe od. der taube Apothefer, Zuftip. in 
3 Uct. v. Goldoni, u. 
Großes pantomimisches Ballet. 
Nov. 30, Wontag: Der durch den Eupido beglüdte Arlequin, Gr. Opera- 
Pantomima in 2 Xct., 
Der gefürjtete Schujter, Luſtſp. in 1 Act v. Hollberg, u. 
Der Hausfnecht od. der lächerliche Zweikampf, Luftip. in Verſen in 
1 Act. aus dem Holländ. d. U. Leeum. 
Dez. 3, Donnerstag: Das glücdliche Loos, Luftip. in 3 Act. v. ?, u. 
Der Straßburger Jahrmarkt, gr. pant. Ballet. 
Dez. 4, Freitag: Die Apotheke, Operette in 2 Act., u. 
Die angenehme Schäferflur, gr. pant. Ballet. 


1b. Aufführungen unter der Direktion des Paulo Barzantı 
zu Anfang des Sahres 1773. 


San. 7, Donnerstag: Der flaufmann von London od. die Begebenheiten des 
George Barnwell, Trauerjp. in 5 Act. aus dem Engl. des Lillo. 
San. 8, Freitag: Der Lügner, Lujtip. in 3 Act. v. Goldoni, u. 
Der Hausknecht od. der Lächerliche Zweitampf, Luſtſp. in Berjen, 
aus dem Holländ. des A. Leeum. 


i) T, v. Joh. Zac. Engel, M. v. Chriſt. Gottlob Neefe, z. e. Berlin, Theater i. d. 
Behrenjtr., 1771 Dez. 13. 

) T. v. Joſ. Felix v. Kurz, M. v. Franz Zaver Brixi, 3. e. Prag, Kgl. Theater 
i. d. Kotzen, 1772 Jan. 22. 

3) T. v. Joh. Georg Jacoby, zuerſt Stralfund 1772 Aug. 10 zur eier der 
Ankunft der Königin Witwe Louiſe Ulrike von Schweden. 


43 


San. 11, Montag: Die jchlaue Wittwe od. die vier Nationen v. Carlo Goldini, u. 
Großes pantomimisches Ballet. 
San. 12, Dinstag: Medon od. die Rache des Werfen, Luſtſp. in 3 Act. v. 
Prof. Elodius, u. 
Herzog Michel, Luſtſp. in Verſen v. Krüger. 
San. 13, Mittwoch: Der Lügner, Zuftip. in 3 Act. v Goldini, u. 
Der Wettlauf um eine Braut, gr. pant. Ballet. 
Jan. 14, Donnerstag: Die Apothefe (wiederholt), Operette in 2 Act. v. Neefe, u- 
Der erichofjene und wieder lebendige Arlequin, gr. pant. Ballet. 
San. 20, Mittwoch: Tie Jagd (wiederholt), Operette in 3 Aufzügen ). 
San. 21, Donnerstag: Die jchlaue Wittwe od. die 4 Nationen, Luſtſp. in 
3 Uct. v. Goldini, u. 
Der Erndtesftrang, gr pant. Yallet. 
San. 22, Freitag: Die Jagd (wiederholt). 
San. 25, Montag: Medon od. die Rache des Werfen, Lujtip. in 3 Act. v. 
Prof. Elodius, u. 
Die Weinlefe in Surenne, Luftip. in 1 Act v. Dancourt. 
Zar. 26, Dinstag: Miß Fanny od.der@chiffbruch, Trauerſp. in 5 Act v.Brandes, 
zum Schluß: Epilog in Berfen. 
San. 29, Freitag: Die Jagd (wiederholt), u. 
Abjchiedsrede in Verſen dv. Demoijelle Barzantt. 


2. Aufführungen unter der Direktion des Paulo Barzanti 
während des Pfingſtmarkts 1773. 


Sun 2, Mittwoch nach Pfingiten: Prolog, u. 
Amalia od. das Mujter der ehelichen Liebe, Luftip. in 5 Act. v. 
Chriſt. Felix Weiße, 
zum Beſchluß: Pantomimiſches Ballet. 
Juni 3, Donnerſtag: Die ungewöhnlichen Nebenbuhler, Luſtſp. in 3 Act. 
v. Hippel, u. 
Die Gomvernante, fom. Operette in 1 Xct. 
Juni 7, Montag: Lift über Lift, Luftip. in 5 Act. v. Chriſt. Felix Weiße, u. 
Die wunderbare Mühle alte Weiber jung zu machen, gr. pant. Ballet. 
Juni 9, Mittwoch: Minna von Barnhelm, Luitip. in 5 ct. v. Leſſing, u. 
Der reiſende Kapellmeijter, gr. pant. Ballet. 
?: Die ungewöhnlichen Nebenbuhler, Luſtſp. in 3 Act. v. Hippel, u. 
Feuerwerk. 


i) T. v. Chriſtian Felir Weiße, M. v. Johann Adam Hiller. Weimar, Kleines 
Schloßtheater im unteren Saale der Wilhelmsburg, 1770 Jan. 29. 


44 


?: Die Apotheke, Operette in 2 Act. v. Neefe, u. 

Arlequins Sfelett, fom. Pant. 

?: Der verborgene Schatz, Luſtſp. in 2 Act. v. Lejjing, u. 

Die Pantomine in der Bantomine, gr. pant. Ballet. 

?: Arlequins Triumph, Opera-Pantomima in 2 Xct., 

Der gefürjtete Schujter, Luſtſp. in 1 Act v. Hollberg, u. 

Der ungetreue Schäfer, Schäferip. in 1 Act. 

?: Der Projectmacher, Zujtip. in 5 Act. v. Weihe, u. 

Feuerwerk. 

?: Die Liebe auf dem Lande, Operette in 3 Act.!). 
?: Dafjelbe; zum legten Male. 
: Eugenia, Drama in 5 Act. v. Beaumardais, u. 
Bantomimisches Sinder-Ballet. 
: Die Jagd, Operette in 3 Xct. 
: Die Jagd, Operette in 3 Act. 
: Romeo und Julie, Trauerjp. in 5 Act. v. Weiße. 
: Die abgedankten Officiers od Standhaftigfeit und Verzweiflung, Luftjp. 
in 5 ct. v. Stephanie d. jüng., u. 
Die Iujtigen Rekruten im Wirthshaufe, pant. Ballet. 
?: Die verwandelten Weiber od. der Teufel ift los, Operette in 3 Act. °). 
?: Die verwandelten Weiber, Operette in 3 Xet. 

Die Mitglieder der Barzanti’schen Gejellichaft waren 1773: Herr und 
Madame Barzanti, Herr und Madame Keilholg, Herren Bremer, Caljina, 
Engelhardt, Garten, Joften, Kräuter, Neimvald und Ungelmann, Madames 
Eilenbergin und Sommern. 


rn + 


Ws —R in —XR 


3. Aufführungen unter der Direktion des Peter Florenz Ilgen er 
im Jahre 1776. 


Mai 14, Dinstag vor Himmelfahrt: Die verjchwifterte Thalia mit Melpomene 
im Hayn der Clio, ein zu Ehren der Stadt verfaßtes Vorjpiel 
in gebundener Rede v. P. 3. Ilgener, 

Richard der Dritte od. der graujame Tyrann gegen Bruder, Gemahlin 
und Bruder-Kinder, rührendes Trauerjpiel in 5 Handlungen 
dv. Chriſtian Felix Weiße, u. 

Die doppelte Errettung, jonjt: das von einem Bären verfolgte und 
wieder befreyte Sind, gr. pant. Ballet. 


1) T. v. Chriftian Felir Weihe; M. v. Joh. Adam Hiller. Leipzig, Theater am 
Nannjtädter Thore, 1768 Mai 18. 

) T. v, Chriſtian Feliv Weihe, M. v. Joh. Standfuh u. Joh. Adam Hiller, 
Leipzig, Theater am Rannftädter Thore, 1766 Dftober, vorher mit der Standfuß'ſchen 
Mufit allein: Leipzig, Theater in Quandt's Hof, 1752 Oft. 6. 


45 


Mai 17, Freitag: Der Echein betrügt od. die verjchwenderische Frau und 

der gütige Ehemann, Original-Luſtſp. in 5 Act. v. Brandes, u. 
Die Methridat-Fabrique zu Venedig od. der betrogene Apotheter, 
pant. Ballet. 

Mai 20, Montag: Der Werndtefranz od. die in Bauerfleidern versteckte 
Edelfrau, fom. Oper in 3 Act. v. Hiller ’). 

Mai 21, Dinstag: Der poetiiche Dorfjunfer od. die fich bald witig, bald 
gelehrt, bald rajend, bald dumm jtellende Henriette, Luſtſp. in 
5 ct. v. Destouches, deutich v. Mad. Gottjched, u. 

Das jtolze Bürgermädchen, luft. Nachipiel. 

Mai 23, Donnerstag: Der Dejerteur aus SKindesliebe oder der unbarm— 

berzige Amtmann Rachen, Drig.-Luftip. in3 Act. v. Stephanied. j.,u. 
Die Methridat-Fabrique od. der betrogene Apothefer, gr. Ballet. 

Mai 24, Freitag: Die Jagd od. das Bild der Menichlichkeit, Operette 
in 3 Act. 

Mai 28, Dinstag nach Pfingften: Die Liebe auf dem Lande, fom. Oper 
in 3 Act. 

Mai 29, Mittwoch: Erispin und Eliante od. Der glüdliche Schiffbruch, 
fom. Oper in 3 Act. dv. Peter Florenz Ilgener?), Muſik v. 
Kantor Krebs u. 

Der Bettler, rühr. Drama. 

Suni 3, Montag: Tancrede und Amenaide od. die fiegende Ritterſchaft über 
die Türken von Syrafus, opernmäßiges Schaujp. in 5 Xet. 
mit Paufen- und Xrompetenbegleitung, dv. Boltaire, von einem 
berühmten Schaufpieler überjet, ır. 

Die Abendjtunde od. der Taubendieb, gr. pant. Ballet. 

Suni 4, Dindtag: Die Wirthichafterin od. der Tambour bezahlt alles, 
Orig.Luſtſp. in 3 Act. v. Stephanie d. j., u. 

Die Hujaren, Eroaten, Panduren im Lager od. das Marquetainter- 
Belt, gr. pant. Ballet. 

Suni 5, Mittwoch: Der Schnitter od. die verſteckte Tugend in der Bauern: 
hütte, fom. Oper in 3 ct. v. Gottl. Conrad Pfeſſel, u. 

Der lächerliche Zweikampf od. der Iuftige Steffen, Nachipiel in 1 Act 
aus dem Holländilchen. 

Zuni 7, Freitag: Die Liebe auf dem Lande, fom. Oper in 3 Act. 

Juni 10, Montag: Die abgedanften DOfficier® od. Standhaftigfeit und 
Verzweiflung, Orig.Luſtſp. in 5 Act. v. Stephanie d. j. 


1) T. v. Chriftian Felix Weiße, M. v. Joh. Adam Hiller. Leipzig, Theater 
am Rannſtädter Thore, 1771. 
2) Nach dem „Le naufrage ou le pompe fundre de Crispin** des Jojeph de Lafont. 


46 


Sunt 11, Dinstag: Die feindlichen Brüder od. Philippus, der große König 
von Macedonien, Trauerip. in 5 Act. v. Dr. Edward Young, 
deutih dv. Porſch, u. 

Die fleigigen Gärtner, Ballet. 

Sun 12, Mittwoch: Der großmüthige und mwohlthätige Mann od. Die 

tugendhafte Wilhelmine, Schaufp. in 2 Handl. v. Wetel, ur. 
Der Transport od. das unglücklich und wieder glüdlic) gewordene 
Ehepaar, gr. pant. Ballet. 

Juni 13, Donnerstag: Die Kandidaten od. das Mittel, zu einem Amt zu 
gelangen, Orig-Luſtſp. in 5 Act. v. Krüger, u. 

Die verliebte Zuſammenkunft im Luſtgarten, fom. Operette in 1 Act v. ?. 

Sunt 14, Freitag: Der Bauer aus dem Gebirge od. die Sprache der Natur, 
Luftip. in 3 Act. v. Heufeld, u. 

Die doppelte Errettung, gr. pant. Ballet. 
Suni 16, Eonntag: Die Feuersbrunft, Schaujp. in 3 Act. v. ?, u. 
Die Iujtigen Kohlenbrenner, Ballet. 

Sunt 17, Montag: Romeo und Julie od. der unvermuthete Ausgang auf 
dem Kirchhofe, Bürgerl. Orig-Trauerjp. in 5 Act. v. Weiße. 

Suni 18, Dinstag: Der politische Kannengießer od. der aus Gpötterei 
zum Bürgermeijter gemachte Hermann Breme, Luſtſp. in 5 Act. 
v. Hollberg, u. 

Der Schiffbruch od. die Hottentotten, gr. pant. Ballet v. Reymann. 

Sunt 19, Mittwoch: Der ehrliche Verbrecher od. der unjchuldige Galeeren- 
Stlave, Drama in 5 Alt. v. Falbaire, deutih von Der 
holländ. Gejandtin in Mainz, u. 

Die Wiederkunft der Matrojen, gr. pant. Ballet. 

Suni 21, Freitag: Der Deferteur, fom. Oper in 3 Act. !). 

Juni 24, Montag: Der Tambour bey der Nacht und der wahrjagende 
Ehemann od. das Gejpenft mit der Trommel, Luſtſp. in 5 Acten 
von Destouches, d. v. Mad. Gottjched, u. 

Die Zigeunerbande, gr. pant. Ballet v. Reymann. 

Juni 27, Donnerstag: Arlequin Misantrope et Philosophe, das iſt: 
Arleguin, der Menjchenfeind und lächerl. Weltweife od. voll» 
jtändige Satyre der Lebensart von Paris, Operette in 3 Act. 
nach dem Ital. des Gerardi, deutich v. Porſch, Muſik von ?, u. 

Der helljehende Blinde od. der Herr Doctor Safft, Lujtip. in 2 Act. v. 
Le Grand. 


) T, v. Michel Jean Sedaine, deutid) v. Joh. Joach. Eihenburg, M. v. Pierre 
Alerandre Monfigny. Paris, Comedie Italienne, 1769 März 4, und deutih: Braun— 
ſchweig, Kl. fürftl. Theater auf dem Burgplak, 1769. 


47 


Suni 28, Freitag: Das Opfer der Schaufpielfunjt, muj. Vorjpiel mit 
Trompeten und PBaufen v. Peter Florenz Ilgener zu Ehren 
des Magiitrats, zur Dankbarkeit der Kaufmannjchaft und zum 
Andenken aller Bürger und Gönner des Theaters, 

Rhynſoldt und Saphira, Trauerjp. in 3 Act. v. Martini, u. 
Der dankbare Schäfer, Ballet. 


Die Mitglieder der Ilgener'ſchen Gejellichaft waren: Herr, Madame 
und Mademoijelle Jlgener d. ä. und Madame Eophie Ilgener, Herren 
Amberg, Arnold, Cramp, Cynas, Erdmann, Göld, Hagendorf, Huber, Loof, 
Matheo, Ruſchwey, Schulg, Madames Wagnern, Reymann, Demoijelle 
Schülern. 


4. Aufführungen unter der Direktion des Peter Florenz Ilgener 
im Sahre 1777. 


Mai 26, Montag: Der Ejjighändler mit feinem Schubfarren, Luſtſp. in 
3 Act. v. Mercier, u. 
Die Gärtner, Ballet. 
Mai 27, Dinstag: Der Nerndtekranz, fom. Dper in 3 ct. 
Mai 29, Donnerstag: Minna von Barnhelm od. das Soldatenglüd, 
Luſtſp. in 5 Uct. v. Leſſing, u. 
Der Bauer im Butterfaß, gr. pant. Ballet. 
Mai 30, Freitag: Der Dejerteur, fom. Oper in 3 Akt. 
Juni 2, Montag: Die verſchwenderiſche Ehefrau od. die ungleichen Schweitern, 
Luſtſp. in 5 ct. v. Brandes, u. 

Der Hausfnecht od. der Lächerliche Zweykampf, Luftip. in 1 Act. 
Sun 3, Dinstag: Die Dorfdeputirten, fom, Oper in 3 Act. v. Wolff '). 
Sun 4, Mittwoch: Medon od. die Nache des Weiſen, Schaufp. in 3 Act. 

v. Elodius, u. 
Der glücklich geendete Streit zwilchen Türken und Gngländern, 
ar. pant. Ballet. 
Juni 5, Donnerstag: Der Dejerteur aus Kindesliebe. Luftip. in 3 Act. 
v. Stephania d. j., u. 

Der verliebte Bogelfänger, pant. Ballet. 

Sunt 6, Freitag: Mariane, Bürgerl. Trauerip. in 3 Act. v. Gotter, u. 

Ballet. 





1) T. v. Gottlob Ephraim Heermann, Muſik v. Ernſt Wilh. Wolff. Weimar, 
Scloßtheater im unteren Saale der Wilhelmsburg 1772 Juli 21. 


48 
Sunt 9, Montag: Die Brüder od. die Schule der Väter, Luftip. in 5 Act. 
v. Nomanus, u. 
Ballet wie vorher. 
Juni 10, Dinstag: Eugente, Drama in 5 Act. v. Beaumarchaid, deutſch 
v, der holländ. Gejandtin in Mainz, u. 
Die Matrone von Ephejus, Luftip. in 1 Act v. Weiße. 
Sun 11, Mittwoch: Die Wirthichafterin od. der Tambour bezahlt alles, 
Drig.-Ruftip. in 3 Act. v. Stephanie d. j., u. 
Ballet. 
Juni 13, Freitag: Ariadne auf Naxos, Drama mit Accompagnements 
in 1 Act!), u. 
Der dantbare Sohn, Drig.-Luftip. in 1 Act v. Engel. 
Juni 17, Dinstag: Die Dorfdeputirten (wiederholt). 
Juni 18, Mittwoch: Der Großmüthige, Zuftip. in 2 Act. v. Wetzel, u. 
Der weibliche Dejerteur, gr. pant. Ballet. 
Juni 19, Donnerstag: Der Eoldat od. Trau, Schau, Wen, fom. Oper 
in 1 Act v. ?, 
Juni 19, Donnerstag: Der jehende Blinde od. der Herr Doctor Safft, 
Nachſp. in 2 Act. 
Juni 23, Montag: Präfentirt das Gewehr, Luftip. in 2 Act. v. Müller, u. 
Das jtolzeBürgermädchen oder der Scheerenjchleifer al3 Graf, fom. Nachip. 
Juni 24, Dinstag: Der Poſtzug od. die noblen Paſſionen, DOrig.-Luftip- 
in 2 Act. v. Ayrenhof, u. 
Der weibliche Dejerteur, gr. pant. Ballet. 
Juni 25, Mittwoch: Der Gafthof, Luſtſp. in 5 Act. v. Brandes, u. 
Ballet. 
Juni 26, Donnerstag: Die Liebe auf dem Lande, fom. Oper in 3 Act. 
Juni 27, Freitag: Mariane, bürgerl. Trauerjp. in 3 Act. dv. Gotter, u. 
Die dankbaren Schäfer, gr. Ballet. 
Juni 30, Montag: Das Caffeehaus od. die Schottländerin, Luftip. im 
in 5 Act. v. Voltaire, u. 
Die beftändige Eiferfucht od. der im Brunnen erjäufte und wieder 
lebendig gewordene Bauer, gr. pant. Ballet. 
Juli 1, Dinstag: Die glüdfiche Lift od. der überwundene Philojoph, 
Operette in 1 Act von ?. 
(Marquis Sylvander, ein Philoſoph, Gräfin Orfina, Chevalier 
Forchtenburg, Emilie, deſſen Schweiter, Taspar, ein Bedienter), u. 
Erwin und Elmire, Luftip. dv. Göthe. 


1) T. v. Joſeph Jacob Chriitian Brandes, Muſik v. Georg Benda. Gotha, 
Schloßtheater im Ballhauie, 1775 San. 27. 


49 


Juli 2, Mittwoch : Der Galeerenjclave od. die Belohnung der Eindlichen Liebe, 
Ruftip. in 5 Act. v. Falbaire, u. Ballet. 

Juli 3. Donnerstag: Die Jagd, fom. Oper in 3 Act. 

Juli 4, Freitag: Zum lebten Male? 


Die Mitglieder werden auf den Zetteln nicht namhaft gemacht. 


5. Ueber Beter Florenz Ilgener!). 


Fragmente aus der Lebensgeſchichte eines Principal. 


Es kann vielleicht feinen guten Nutzen ftiften, wenn man joldhe Charaltere 
dem Publiko aufitellt, die in ihrer Art auch Epoche mahen. Ich werde mich 
bemühen, jo gedrängt als möglich, hier einige Züge des größten Pedanten unter 
den Schaufpielern zu liefern, die manchen was zu lachen oder zu weinen geben 
werden. Zuerſt alio eine Nede, welche Hr. Ilgener im Jahr 1780 zu Roſtock bielt. 


Hochmohlgeborne, geneigte, große Seelen! 
Des edeln Roſtock Schönste Zierd, — — 
Mas fir ein Bild ſoll ich erwählen, 

Das Euer Bild im Abrig führt? 

Ih will und muß — doch beim Ermwählen 
Kann mir dielleicht der Ausdrud fehlen, 
Der Eures Lobes Größe zeigt. 

Kühn durch die Dankbegierd’ und Ehre, 
Da fih zum drittenmal heut Ilg'ner vor Euch beugt, 
Erhebt er Euch zu jener Sphäre, 

Die an das Paradies ſich grängzt, 

Wo Euer Ruhm am fünften glänzt. 

Wo joll ih Grund zum Lob erfinden, 
Das Eurer Tugend ähnlich jei? 

Nur ähnlich — denn e8 zu ergründen 

Bin ich vor Euch zu blöde, ſchwach und jchen. 
Allein die Ehrfurdt ſpricht und denket, 
Die mid zu Eurer Großmuth lenket. 
Durh Euch Ihr Damen wird belehret, 
Ob Euch mein heutig Spiel gerührt, 
Wenn Eure Gunſt mich ferner ehret, 

So bin id davon überführt, 

Daß einst mein Fleiß, daß unſre Mühe 
Aus Eurem Beifall Nuten ziehe. 
Berehrungswerthe Schauerzahl — 


1) Aus dem Gothaer Theater-Kalender von 1783, ©. 53; vgl. Mekl. Zahrbb. 1, 
©. 125—127, u. Bärenfprung, Geſch. d. Theaters S. 85—88. 


4 


50 


Pas joll ih Dir zum Opfer weihen ? 

Du ſchenkſt mir Deine Huld zum drittenmal — — 

Dies heißt Did künftig mit mir freuen. 

Dein Zuipruc lehrt, dat unfer Spiel 

Bisher Dir unverdient gefiel. 

Sepriei'ner Adel, laß mich hoffen, 

Daß Dir mein Fleiß einit würdig diinkt, 

Und laß mir Herz und Ohren offen, 

Wenn Dir die trag’ihe Mufe winkt! 

Ich werde feine Mühe ſcheuen 

Und eifern Did ftets zu erfreuen. 

Ahr, die die Tapferkeit und Muth, 

Mir Waffen umzugehen lehret, 

Zeigt, dat, da noch der Kriegsgott rubt, 

Nur Geiſt die ſchönen Künſte chret. 

Es fühlet Kunst und Wiſſenſchaft 

Durd Euren Beifall neue Kraft. 

Und Ihr gelehrte, große Männer! 

Des Staates Stützen — — Euer Blid 

Zeigt, dak Ihr bloß des Schauſpiels Kenner, 

Stürzt mich aufs Alterthum zurüd! 

Selbſt Rom, die VBateritadt der Weilen, 

Kann, wär es noch, Euch nie recht preifen. 

Wenn mih Eu’r Beifall Hatichend ehrt, 

So bat es mir zwar oft geichienen, 

Ich Sei der Gnade faum halb werth, 

Doch bin ich Stolz, fie zu verdienen. 

Bewegen, rühren, wenn man jpridt, 

Iſt meines Standes erite Prlicht; 

Und welch ein Lob zu Deiner Ehr', 

Verebrungswerthe Kaufmannſchaft — 

Das Lob ſpricht, Du gebrauchſt nichts mehr, 

Dein Beiftand giebt der Bühne Kraft, 

Du weißt der Welt Dich nütlich zu bezeigen, 

Drum muß ein kühnes Lob vor Deiner Tugend ſchweigen. 

Nun Gönner Euch empfehl' ih mich! 

Entzieht mir ja nit Eure Huld, 

Berbleibt mein Schuß, das bitte ich, 

Und mit den Fehlern habt Geduld! — 

Ich weiß, Ihr wißt ein jedes Stüc zu ſchätzen, — 

Ich hoff’, ein Luftipiel ſoll Euch morgen recht ergötzen, 

„Die Nebenbuhler“ wirds genannt, 

Roll Geiſt, voll Wig und voll Intriguen — 

Es wird des Kenners Herz vergnügen. 

Auch zum Beihluß wird ein Ballet gemadht, 

Ihr Gönner, bleibt mir hold, ich wünſche gute Nacht. 

NB. Das Publikum applaudirte und Hr. Ilgener fagte, wie er in bie 

Garderobe trat, er habe bemerkt, dab viele geweint hätten. — „Bieleiht aus 
Mitleiden‘, ergänzte jemand. 


51 


Etwas von der Aktion und dem Spiel dieſes Mannes: Im Walltron macht 
er den Helſingöhr und ſagt zum Grafen Cronenburg: Das nennt ihr neue Helden— 
ftrenge ? anitatt: Dies nennt ihr, neuen Helden, Strenge? 

In der Mariane, als Bräfident: „wer übertreibt, fagt nichts gelaflen, Madame.” 
Anstatt „wer übertreibt, Sagt nihts — — gelaſſen Mad.!“ Im Olsbach zieht er 
als Stornfeld, wenn er vor dem Grafen iteht, die Hofen auf, kratzt fich im Kopfe 
und fest den Hut auf. 

Nachſtehenden Brief fand man unter Ilgener's Schriften, er war an den 
Principal einer reiienden Truppe gerichtet. 


„Lieber Freund! 


— Sie Hagen, dat Ihnen das Publikum den Beifall veriagt, ich bedauere Sie 
nicht im geringiten, denn Site find jelbit Schuld, weil Sie alle ihre guten Leute 
zuerit auftreten lajien. Verſuchen Sie es einmal und machen Sie cö jo wie ich, 
fo werden Sie wenigftens im Anfange das Publikum täuschen, zumal, wenn Sie, 
wie ich, das Glück haben, Derter zu finden, wo wenig oder gar feine Kenner find. 
Ich laſſe alle meine guten Akteurs nicht eher in Hauptrollen auftreten, bis ich das 
Publikum fo an mich gewöhnt habe, dar es ſchlechthin mich in einem Stücke, wo 
ich nicht mitipiele, vermilien muß. Der erite Eindrud findet das Publikum 
am milligiten, befonders die Nichtfenner. Hier find einige Wollen, die ich alle 
nacheinander megipiele, jo oft ih an eimen Ort komme: 3. E Im Eſſig— 
händler den Dominik, im Dedip den Dedip. Freilich ſchickt ſich die Rolle für 
mein Alter nicht, aber das mug man dem Publikum nicht weis machen. Im 
Deierteur den Himmelsfturm. Im Richard den IIf. den Richard. Am Gaithof 
den Pips. Im Boftzug den Baron. Den Herrn von Majfuren im Dorfjunfer. 
Nun bat das Publikum verichtedene Nollen gejehen, und wird gewiß gern die 
andern vergejien. — Da, ih habe oft das Vergnügen gehabt, au ſehen, daß man 
die andern aufmunterte, mir nachzuarbeiten. Auch hieß e8 an mandem Orte: Ich 
ſei in allen Fächern gleich Stark u. ſ. m.” 

Sollte Jemand an der Wahrheit diejes Briefes zweifeln, jo bin ich erbötig, 
— ehemalige Mitglieder feiner Bühne zu nennen, die denfelben auch beſitzen und 
ihn damals, gleich mir, don feiner Hand fopirten. 


6. Ueber die Schmidt’jhe Geſellſchaft in Roſtockh. 


Erſter Brief. 


Ih ichide Ihnen bier Nachrichten von der in meiner Vaterſtadt ſich auf- 
haltenden Truppe. Ich unterziebe mich dieſem Geichäfte mit dem größten Ver— 
gniügen, da dieje Gelellihaft eine Ausnahme von der Kegel macht, und gar nicht 
mit der eines Barzantis und Algeners, die jeit 10 Jahren uniere Gegenden durch— 
freuzt haben, in Barallel zu stellen ift. Der Direktor derjelben iſt Hr. Schmidt, 
den ich nebit feiner Frau ichon vor vier Jahren, als Mitglieder der bei uns ver— 
unglüdten Reymannſchen Geſellſchaft, öffentlich gelobt hatte und loben mußte Er 
war Seit diefer Zeit ein Mitglied der Stöflerichen Geſellſchaft, verließ aber diefe, 
weil Hrn. Stöfler's Finanzen ſo brullirt waren, daß er feinen Leuten papierne 


— — — 


) Aus dem Theater-Journal für Deutſchland, Gotha 1781, 18tes Stück. 
4* 


52 


Sage gab, wovon fie nicht eſſen fonnten. Der beite Theil der Geſellſchaft ließ ſich 
von Schmidt um jo lieber engagiren, da fie ihn als einen jehr ordentlihen Mann 
fannten, der fie gewiß nicht auf Stöfler begegnen wiirde. Hier in Roſtock bat er 
zuerit jeine Bühne eröffnet, umd obgleich noch veridhiedene Anfänger und Lücken— 
büßer bei der Geſellſchaſt find, jo Fann man es doch ſich von jeinen Eifer für feine 
Kunſt veriprechen, dab er alle Mühe anwenden wird, jeine Truppe allmählig immer 
mehr und mehr zu verbeſſern. Nicht nur ihm und feiner Frau, fondern auch allen 
feinen Mitgliedern muß man den Ruhm laſſen, daß fie hier das ftillite und ordent= 
lichfte Yeben geführt haben, worüber ih mich um jo mehr freue, weil dies vielleicht 
etwas dazır beitragen wird, dab man die vielen Borurtheile, die man bier noch 
gegen den Stand eines Scaufpielers bat, endlih einmal ableget. Nah dieſer 
Heinen Vorrede wende ich mich gleich zu den bier gegebenen Stüden. Den 28. April 
ward der bretterne Tempel Thaliens, — ein eignes Komödienhaus müſſen Ste in 
den Heinen Roſtock nicht erwarten, — mit dem Grafen von Walltron eröffnet, 
einem Stüde, das wie die Möllerihen Schmierereien alle, das einzige Verdienit 
haben, dat fie wegen ihres Speftafel8 für die Menge find, und der Kaſſe des 
Direktors Spaß machen. Doc leßteres war dieſen Abend nicht der Fall; denn das 
Haus war jo leer, daß Hr. Schmidt nichts als traurige Zukunft abnden durfte. 
Von der Güte des Stüdes jelbit fein Wort mehr. Kenner haben längft entidteden, 
daß es faum mittelmäßig it, und diejes Urtheil unterjchreibt gewiß jeder denkende 
Kopf mit mir. Nun etwas don der Voritellung, die im Ganzen recht gut ausfiel: 
„Nenn in den Nebenrollen ein Anfänger oder ſonſt ein Nothnagel jo fehr beleidiger, 
daß er über das Ganze die Naſe riimpft, der reife nadı Utopien und beiuhe da 
die vollkommenen Theater, wo auch der Lichtpuger ein Garrid iſt.“ Diele Heine 
Spazierfahrt empfehle ih mit Leiling allen Denen, die auch diefen Abend ibre 
Forderungen gar zu body ſpannten und dabei vergaken, daß fie zu einem Publikum 
gehörten, bei dem die Kunſt noch gar zu jehr nad Brod geben muß. Hr. Schmidt 
machte den Walltron, eine Heine Bortion Steifigkeit und bejieres Memoriren abge 
rechnet, das man diejen Abend — Madame Schmidt ausgenommen — der ganzen 
Sefellichaft hätte empfehlen können, ganz vortreiflih. Auch Demoifelle Eitor, der 
ih ſchon vor einigen Jahren bei der Conſtantiniſchen Gefellihaft zu Kaflel in 
Mutterrollen meinen Beifall nicht verfagen konnte, acquitirte fich der Rolle als 
Kronenburg recht gut und verrieth viel Natur in ihrem Spiel. Aber Madame 
Schmidt als Gräfin Walltron spielte unübertreffbar. Ich habe dieſe Rolle von 
verichiedenen, wirfli großen Aftriien geieben, aber fie ließ fie alle weit hinter 
jıh. Auch nicht einen Fehler könnte man ihr zur Laſt legen, außer daß fie zur 
heftigen Sprache nicht Brust genug hatte. Sonſt war ihre ganze Figur ſchön, ihre 
Artitiide maleriſch, ihr Anstand vortrefilich und ihre Hände und Minenfpiel meiſter— 
ih. Beſonders gelang ihr der Uebergang von der ausgelaſſenſten Freude bis zum 
MWahnfinn jo fehr, daß man hätte ſchwören jollen, fie wäre es wirklich. Das heiße 
ih mir, ſich in den vorzuftellenden Karakter hineindenfen fönnen, und wohl dem 
Schauspieler, der’s fann. Lauter Beifall wird ihn belohnen und bleibt dieſer auch 
aus, jo ift nicht fein die Schuld, ſondern der ſchwachen Köpfe feines Auditoriums, 
die nit Sinn und Gefühl genug für fein ſchönes Spiel haben. Doch wieder zur 
Shmidt-MWalltron. Diefe Rolle war ihr Triumpf, und giebt ihr mit Hecht eine 
Stelle unter den beiten Schaufpielerinnen. Ihr Spiel noch näher auseinander zu 
jeßen und durch alle Nitanzen dieſes Karakters zu verfolgen, würde mir die ange- 
nehmite Beihäftigung, dem Raum diefer Blätter aber ganz zuwider fein. Dant 
jei ihr für die göttlihe Nührung, wodurd fie alle Seiten meines und gewiß 


53 


der mehreiten Zujchauer Herzen traf. — So Hein auch Hrn. Schumanns Rolle als 
Feldwebel war, io vortreiflihd machte er fie doch, und rik jeden Zufchauer zum 
Mitgefühl dahin. Ein Major, Hr. Wilhelmi, verrietb in diefer Heinen Rolle ſehr 
viel. Er hat eine aute Theaterfigur und dellamirt richtig. Hrn. Rhakens Aktion 
als Graf Bembrod war nicht zu tadeln, nur polterte und wimmerte er etwas zu 
ſehr, deflamirte ſchlecht und fnickte beitändig mit den Knieen ein. Ob dies fein 
Alter anzeigen oder den Zuschauern vielleicht einen im Kriege erhaltenen Kreuzſchuß 
oder Hieb jollte verratben laflen, weiß ih nicht; das weiß ich, da es mir und 
vielen nicht gefiel. Herr Rögglen (von der eriten Wäſerſchen Gejellihaft) ſpielte 
den phleamatiichen Baron von Helſinghör mit vieler Natur. Bon Winter war 
Hr. Kathje, von Waftwortb Hr. Hieber, von Lichtenau Hr. Claujenius. Yifette 
Madmoiſ. Rögglen und eine Traitorinn Mad. Schaffner. Bon diefen weiß ich 
nichts zu jagen, als daß diefe Kollen durch jie befegt waren. ben dies gilt auch 
vom Prinzen, Hrn. Normann. Den von Wille madhte Hr. Schaffner recht gut- 
Genug don diefem Stüde. Bor demfelben bielt Mad. Schmidt eine vom Hrn‘ 
Zefr. Thomas in Stralfund verfertigte, wohlgeießte Rede, die fie ſehr richtig, aber 
zu leife deilamirte. Hier ift fie: 


Verzeiht e8 Thalien bei ihrem erſten Spiel, 
Ihr Sönner! wenn fie ſcheu dor Euch eriheinet. Viel 
Wagt teutiche Kunſt noch ſtets — und nahe ihrer Wiege 
Mißtrauet fie mit Recht, ob fie ſchon Kennern g’nüge. 
Ihr traurig 2008 längft, verabſäumt, unbelannt, 
Berlafien, ohne Ehuß und ohne Vaterland, 
Nur wenigen Edlen werth, im ſteten Rilgerleben 
Der Ball des Glücks zu Sein, Sich duldend Preis zu geben, 
Zufrieden, überſah, an Vorurtheil gewöhnt, 
Man nur nicht überall ihr feimendes Talent. 
Daber zog Teutihland dann fo wen’ge Moliere, 
So wen’ge Garrids groß. Die undanfbare Sphäre 
Der Bühne reizete nur felten das Genie; 
Und blühten Eckhofs auch, — was lohnte ihre Müh'? 
Ste wırden nicht der Stolz, der Schmuck von Nationen, 
Es neideten um ſie fich feine veutiche Thronen, 
Kein Grab bei Königen, und feiner Fürſten Gunſt 
Remwährte ihr Verdienit, erfannte ihre Kunſt. 


Ya, deutiche Thalie, jo wenig liebreid ſchützte 
Dich einst Dein Vaterland. Der Gallier ergößte 
Durd fremdes Spiel jein Aug, durch fremden Wit fein Ohr, 
Selbſt Welſchlands Poſſe ftieg weit über Dich empor. 
Allein getroft anjegt! Die Nebel find verichwunden, 
Es hat Sermanien Dich feiner werth gefunden. 
Es pflegt, es wartet Dein der teutihe Biedermann, 
Blickt hold auf Dich herab, und ſieht Di freundlich an. 
Und ba! PVergehung wär's, ihr Gönner, jo zu Tragen, 
Darf Thalia bei Euch gleichfalls zu hoffen wagen ? 
Ahr liebtet fie vorlängit, vom edlen Wahne fern, 
Nahmt Ihr jo oft fie auf und hattet fie fo gern. 
Wohlan, laßt dieſes Glück auch uns bei Euch genießen! 


54 


Laßt unfere Bühne fih nie ohne Beifall ſchließen! 
Beſchützt, ermuntert fie, ſprecht zahlreich bei ihr ein! 
Gelobt ſei es Euch bier, fie ftrebt es werth zu fein! 
Ihr ſtetes Augenmerk war Kennern zu gefallen, 

Wie glücklich! erntete fie dafür von Euch allen, 

Zum Preis für ihre Müh, zum Lohne ihrer Kunit, 
Was fie jo feurig wünfht, Ihr Gönner ! — Eure Gunft! 

Da ich mid noch ſehr wohl der elenden Reden eines Ilgeners aus feinem 
eigenen poetifhen Schnapjad erinnere, jo fand ih das Duo cum faciunt idem, 
non semper est idem auch in diefem Stücke bewahrheitet. Den völligen Beſchluß 
machte der Mechanikus, B. Ich glaube, Niemand wird heute den Schauplaß unzus 
frieden verlafien haben. Dak bier mehr war, denn Ilgener, kann ich auf meiner 
Ehre verfihern, ob bier auch mehr Aufmunterung fein wird, — wird die alles 
lehrende Zeit lehren, habe aber einen gehorianften Zweifel dagegen; denn man 
ſcheint hier noch ſehr, wie Vater Seneka, graubärtigen Andenkens, zu denfen: 

„Qui mimos in spectaculis frequentat, non est otiosus, hic aeger est — 
immo mortuus.‘ 

Ih bin u. j. w. 


Zweiter Brief. 


Den 1. Mai ward die Liebe auf dem Lande gegeben. Hr. Wilhelmi als Grat 
ang brav, aber war gar zu fteif. Herr Rhake, als Schöffer, war in Kleidung und 
Spiel ganz Karrifatur. Hännschen, Hr. Normann, war nicht zu tadeln. Lieschen, 
Madm. Rögglen, fang vortrefflih und jpielte aut, iſt aber ein wenig zu frei in 
ihrem Spiele. Gretchen, des Yägers Tochter, Mad. Schmidt. Wenn fie auch dieie 
Holle nicht verdarb, jo iſt fie doch nicht ihr Fach. Ihr Singen fünnen nur 
Schmeichler loben. Ein Bedienter Hr. Hieber. Den Schulmeilter fpielte 
Hr. Schaffner recht gut- Den Beihluß machte das Milchmädchen, B. So gerne 
ih bei allen Gejellihaften die Baltette abgeichafit wiinfchte, weil fie den guten 
Eindrud des vorhergegangenen Stüds — bei den mehriten Zufhauern it es gewiß 
der Fall — ganz und gar auslöichen, um fo mehr wünſchte ich auch die Abſchaffung 
derjelben bei diefer Truppe, weil die Tänzer und Tänzerinnen, ſelbſt den Seren 
Balletmeiſter Rhatje nicht ausgenommen, kaum mittelmäßig find. Den 2. Mai 
die Nebenbubler, 2. Nod; immer erinnere ih mich mit Vergnügen der Aufführung 
diefes Stückes in Ihrem Lieben Gotha, wo mir befonders Hr. Beil als Junker 
Aderland gefiel. — Den Baron Abslut machte bier Hr. Nögglen recht gut, aber 
den Hauptmann Abslut verhunzte Hr. Schaffner ganz nnd gar, und nad diejer 
Kolle zu urtheilen, it er ganz zum Schauspieler verdorben, alles, was man von 
ihn verlangen fann, fehlte ihm. Keine Deklamation, Fein Anftand, feine Hände, 
fein Minenfpiel, nihts! Von Falkland, Hr. Rhake. So vortrefilih, als man ſich 
nur immer was gedenken kann, ein wahrer Mann von Welt und feiner Gonduite. 
Junker Aderland, Hr. Schmidt, machte diefen Heinen poſſirlichen Held jo vortreitlich, 
ald nur immer möglih, ohne das Geringſte zu outriren: bejonderd gelang ibm 
die Scene, wo ſich diefer Boltron ichlagen jollte, vorziiglid, nur feine Figur und 
Geſicht war zu gut für diefen Charakter. Mit Erlaubniß des ‘Dichters ſei es bier 
geſagt; ih glaube nicht, daß ſich zu dieſem Original eine Kopie in unferer ſublu— 
nariihen Welt finden möchte. Von Lucius, Hr. Normann, geftel mir in diejer 
Kolle gar nicht. deito mehr aber Madmoiſ. Eitor ald Fray don Storrwald; nur 
jah fie viel zu jung zu diefer Rolle aus, welches ſie leicht hätte evitiren Fönnen. 


55 


Fräulein Lidie von Altenfeld von Mad. Schmidt konnte nit anders als gut 
ausfallen, weil vornehme Verſonen jo recht ihre Sade find. Mille Rögglen Ipielte 
die Fräulein von Hohenftein mit fehr vieler Empfindung und Wärme. Lucie, 
Lidwins Kammermädcden, war Mad. Schaffner. Gern hätte ich das Entree noch 
mal bezahlt, wenn ich nur nicht meinen Augen und Ohren hätte die Marter 
anthun dirfen, fie zu fehen und zu hören. Ihre Deklamation war don Anfang 
bis zu Ende die unausitehlihite Monotonie, jowie auch ihre ganze Figur aufm 
Theater nichts taugt. David, Aderlands Bedienter, machte Herr Rathje under 
beilerlihd. Die iibrigen Bediente waren die Hrn. Hieber, Schumann und Clauſenius. 
Den Beihluk machten die drei Liebhaber, oder der ichlafende Bauer. Dieſes 
Ballet hatte den Heinen Fehler, dat die Tänzer nicht taugten, und feine dee 
darinn war. Den 5. Mai, Lotthen am Hofe, D. Aſtolph, Fürft der Lombardey, 
9. Wilhelmi. Er jang brad, war aber viel zu fteif und hatte ſchlecht memorirt. 
Aus leßterer Urſache machte auch Hr. Normann den Fabriz ſehr mittelmäßig ; 
Emilie Mad. Schmidt, recht brav. Lottchen, Madſ. Rögglen, jehr gut; nur ift fie 
in den Iuftigen Scenen iibertrieben und lacht zu jehr. Gürge, Hr. Rathje, vor= 
trefflih. Mad. Schaffner, ald Dorine war unleidlihd. Ihr Geſang ähnelt fehr dem 
Unfenruf in Teihen; ihre Deflamation, ihre Aktion: doch fie weiß gewiß felbft 
nicht, was diefe Worte jagen wollen, wie fanı man denn die Beobachtung derielben 
von ihr verlangen? Ungerehte Brätenfion! Klärchen war Madi. Eitor. Der 
veritellte Leyermann beſchloß diejen Abend. Den 8. gab man die Drillinge und 
den 9. den Juriſt und Bauer, nebit dem Baſſa von Tunis, OD. Dielen Vor: 
Stellungen fonnte ich nicht beimohnen und auf Hörenfagen beurtheile ich nicht gern 


Sch bin u. ſ. w. 
Dritter Brief. 


Henriette, oder fie ı1jt fchon verheirathet, 2. von Großmann, ward am 10. Mai 
aufgeführt. Der Obrift von Freihoff, Hr. Rhake; er machte diefen jehr mittel- 
mäßig bearbeiteten Charakter auch höchſt mittelmäßig. Die Obriftin, Mile. Eitor, 
jehr gut; war ganz die zärtliche, liebevolle Mutter und nachgebende Gattin. 
Mad. Schmidt, rortrefflih. Gathrine, Mad. Schaffner. Eine Soubrette, dag ſich 
Gott im Himmel erbarme! Johann, Bedienter, Hr. Hieber: recht gut. Der 
Graf von Hoburg, Hr. Schmidt, paflabel. Der Baron don Sternfels, Hr. Nor: 
mann, fchlecht und gar nicht diefem ſchändlichen Charakter entiprechend, fonnte auch 
feine Rolle nit. Le Sieur Blainville, Hr. Schaffner. Schade um diefen ſchönen 
biedermännifchen Charakter, da& er von einem Stümper verdorben ward! Geine 
Figur war recht gut; aber was hilft das bischen Figur ohne die geringiten Einfichten ? 
- Antoine Blainville, Bedienter, Herr Wilhelmi, ganz vortrefflich, und ſprach das 
Franzöſiſche mit vieler Fertigkeit, nur war er fir einen Franzmann noch nicht 
luftig genug. Ein Unbekannter, Hr. Glaufenius. Noch ein Bedienter, Hr. Schumann. 
Ein Terzett mit Tamborins endigte diefen Abend. Den IIten den Deferteur, DO. 
Ronife, Geliebte des Aleris, fpielte Mad. Schmidt mit vieler Empfindung, ewig 
ſchade, daß fie nicht befier fang. Aleris, Hr. Norrmann. Ich würde ungerecht fein, 
wenn ich ihm in diefer Rolle meinen Beifall verjagen wollte, er fpielte nicht nur 
vortrefflih, fondern fang auch ihön. Johann Ludwig; Sehr gut vom Hr. Khafe. 
Margaretha, Muhme des Aleris, Mile. Eftor. Auch gut. Bertram, Better des 
Alerid. Hr. Schaffner, vortrefilich, ohne Uebertreibung. So ganz der dumme 
Bauerlümmel. Hannden, Mile. Rögglen, jang und fpielte gleich ſchön. Rudolph 
Himmelfturm, H. Schmidt, fehr gut, nur vergaß er in der VBergebungsicene, dab, er 


56 


befoffen war. Lourdhemie Hr. Rathje und der Kerfermeilter Hr. Nögglen, beide 
gut. Den Beihluß machte das bewegliche Gemälde, B. beide gut. Den 22ften die 
Jagd. Der König, Hr. Wilhelmi, fang ehr gut, jpielte gar zu fteif, und, was bei 
einem fo befannten Stüd, als die Jagd, durchaus beleidigen mußte, hatte jehr 
ichleht memorirt. Michel, den Dorfrichter, fpielte Hr. Rhake mit Natur und 
Gefühl und Dank ihm, daß er ihn nicht, wie ich von fo vielen geiehen, bis zum 
Harlelin herabwürdigte. Martha, defien Frau, war Mad. Schaffner. So elend 
wie möglid und ihr Singen — je nun, was weiß fie vom Singen? Diefen Abend 
war ich jehr ungebalten über unfer Bubliftum, dag Madame nicht mit einer Perli- 
flage beehrt wurde. Schon einige Male wandelte mir die Luft an, aber ih mochte 
auh nicht grade den Ton angeben; verdient hätte ſie's mwahrlid. Chriſtel, 
Hr. Normann, fang und fpielte höchſt mittelmäßig und konnte jeine Rolle nicht. 
Röſe, Mile. Rögglen, vortrefflih, aber nur bis zum Unanftändigen frei. Mad— 
motlelle muß feine gute Erziehung gehabt haben. Hannden, Mad. Schmidt, 
verdarb dur ihr Spiel dieje Rolle nicht, wohl aber durh ihr Singen, weldes 
jedem, der jchönen Arien wegen, webe thun mußte. Graf von Schmetterling, 
Hr. Schaffner, von Treuwerth Hr. Nögglen. Andreas und Jürge, Hr. Hieber und 
Hr. Schumann. Ein Divertiffement, Röshens und Töffels Eheitand, ſchloß diefen 
Abend. Da man in demjelben allen Wohlitand aus den Augen gejeßt hatte, jo 
verdient dies hier öffentlich gerügt zu werden und Herr Schmidt als Direfteur und 
Hr. Rathje ald Balletmeifter werden wohl thun, wenn fie es auf der Liite der 
laſſirten Stüde fchreiben. Auf der Bühne eines Quackſalbers mag es noch wohl 
fein Glück machen, woſelbſt ich es fhon mal mit dem größten Beifall des Pöbels 
habe aufführen ſehn. Ich bin u. ſ. w. 


Bierter Brief. 


Den 16. Mai, Gotterd argmwöhniiher Ehemann, eins meiner Fadorititüde. 
Wie die Ausführung war, jollen Sie gleich erfahren. Hr. Rhake machte den Bruno 
meiiterlih; ganz dem Charakter entiprehend. Klara Bruno, Mad. Schaffner. 
Risum teneatis Amiei. jagt Horaz, und dies that wirklich diefen Abend jehr nöthig- 
Angelika, Mad. Schmidt. Wortrefflih mit Gefühl und Wärme, und befonders 
geriel mir ihr Spiel in der Verkleidung. Hedwig von der Aue, Mile. Rögglen, 
höchſt mittelmäßig, auch kann ich nicht begreifen, warum ſie in ſolchen Rollen eine 
fo gezierte Sprache annimmt. Licentiat Frank. Sch will den Scaufpieler jeben, 
der ihn in diefem Charakter übertrifit; jo ihön war fein Spiel. Sreuzsfidel, wie 
der luftigfte Student, aber dabei do brad und ein warmer Freund. Roland, 
Angelifa’s Liebhaber, Hr. Wilhelmi, viel zu steif. Neinald, Hr. Noremann, machte 
dieſes zuckerſüße Männchen recht brav. Direktor Mettler, Hr. Rögglen, recht gut. 
Minette, Mile. Eitor. Eine jehr mittelmäßige Soubrette. Nach ihrer Demoifelle 
Hartmann wird mir fo leicht fein Kammermädchen wieder jhmeden. Die übrigen 
Perſonen fann ih mit gutem Gewiffen übergehen. Zum Beihluß war der verjüngte 
reis, B. Den 17ten, Lindor und Ismene, D. So jehr dieſes Stück nad) der 
Feenzeit Schmeckt, To viele Wirkung thut es doch wegen der feierlichen rübrenden 
Scenen und der herrliden Schmidt = Bauerjhen Compofition auf der Bühne. 
Dekoration und Kleidung war ſchön. Lindor, Hr. Wilhelmi, fang ſehr gut, aber 
war zum Liebhaber viel zu hölzern. Ismene, Mad. Schmidt, agirte gut, jang 
mittelmäßig. Bellonis, Hr. Normann, und Slaide, Mile. Nögglen. Beide ſehr 
gut. Armide, Mad. Schaffner. Dies iſt genug geſagt. Den Beihlus machte 


57 


Bocks Bettler, ein Heines liebes Stück. Sternthal, Hr. Rhake. Mittelmäßig. Er 
bat jo ein gewilles Etwas in feinem Tone, das mir unausſtehlich iſt. Hamlet 
nennt's heraushadien. Bon Echmanenfels, Hr. Normanı, Albert, Hr. Milhelmi. 
So ſchön, ald man fich nur immer gedenken fann. Eeine Steifigkeit Fam ihm dielen 
Abend zu ftatten, und ift dies der Fall, jo macht er feine Sachen meiſterlich. Im 
rihtigen Deflamiren kann er vielen zum Mufter dienen. Sebad, Hr. Schmidt. 
Eehr gut, mit vielem Gefühl und Wahrheit. Nöschen, Mile. Eftor, hätte fie ihre 
Nolle gefonnt, jo möcht es beffer gegangen fein. Den Verwalter machte Hr. Schaffner 
unverbefjerlih, er war ganz der harte unmenschlihe Mann, deſſen Symbolum eben 
dad suum cuique iſt. — Von der Aufführung Macbeths don Stephanie nad 
Chafespeare am 18. Mai habe ih mir vorgenommen, mehr zu reden, al3 mir 
diefe Blätter ırlauben würden; ich fage Ihnen hier alfo nichts mehr, als dat Hr. und 
Mad. Ehmidt als König und Königin die größte Ehre eingelegt haben. Den 
19. Mai, Gotters Faftnachtfireich, oder der weiblihe Hauptmann. Schwarz, 
Hr. Rhake. Ganz der alte verliebte Ged und Poltrer. Frau Schwarz, Mad. 
EC chafiner, Herzbrechend! Lucinde, Mile. Rögglen, recht gut. Charlotte, Mad. 
Schmidt. Herrli und beionders als Hauptmann. Damon, Lucindens Liebhaber, 
Hr. Normann, gut. Budel, Hr. Hieber, fehr gut. Käthchen, Mile. Eitor, paflabel. 
Sacob, Hr. Ehumann. Zum Beſchluß der Taubendieb, B., worin fih Hr. Rögglen, 
Eohn, in einem Pas-de-deux als guten Tänzer zeigte und verdienten Beifall 
erzielte. Den 22ften der Poſtzug. Baron von Forſtheim, Hr. Ahafe. Sehr aut. 
Eeine Gemahlin, Mile. Ejtor. Eine ſehr gute Mutter. Leonora, Mad. Schmidt, 
Vortrefflich. Graf don Keitbahn, Hr. Schmidt, ganz der Pierdethor. Schön 
machte er die Ecene, worin er feine Braut gegen einen Poltzug am Reinberg 
vertauscht und ließ ſich mit Freuden von der Baroneß ausfenjtern, waren doc die 
Schönen Pferde fein. Hr. Nögglen, von der Döbbelinichen Gejellichaft fommend, 
debütirte ald Graf Blumenkranz und gefiel. Er war ganz der zuckerſüße Herr, der 
bei iedem Worte fein liebes Frankreich, worin er fi) zum Narren gebildet, auf der 
Zunge hatte. Major von KReinberg und Hauptmann Edelſee, Hr. Normanı und 
Hr. Wilhelmi, beide recht gut. Lijette, Mile. Rögglen. Berwalter, Hr. Schaffner. 
Ein Notar, Hr. Rathje. Vortrefflich, nur der liebe Mann hält gar zu viel vom 
Ertemporiren und dann giebts mitunter den Faden Witzes die Menge Gin 
Dedienter, Hr. Schumann. Zum Beichluß ward Lindor und Jamene wiederholt. 
Den 23ften wurden die Drillinge von Herrn von Bonin zum zweitenmale gegeben. 
Eo unterhaltend dies Stück auch immer fein mag, jo hat e8 doc von Eeiten der 
Mahricheinlichleit große Fehler, und die jollte man doch wohl auf der Bühne nicht 
vergeſſen, fonft gebt alle Täuichung verloren, und man wird glei daran erinnert, 
dab man nur in der Komödie ift. Hr. Nathjen’s Spiel als Drillinge hat mir 
gar nicht gefallen; als Ferdinand von Leipzig wuhte er ſich nicht zu betragen, es 
war zu viel Welt für ihn in diefer Rolle. Ferdinand von Meiken übertrieb er. 
Am beiten gefiel er mir als Ferdinand, der Seefahrer. Julie, Ferdinands Braut, 
Mile. Rögglen, gut. Wallmer, Hr. Wilhelmi, zu fteif. Karoline, Mad. Shmidt- 
Unvergleihlih mit allem Gefühl einer beleidigten, verlaftenen Frau. Wilhelm, 
Ferdinands Bedienter, Hr. Echmidt. Meifterlih! Johann, Hr. Schaffner. Mittel- 
mäßig. H. ©. fchneidet ganz pudelnärriiche Gefichter auf dem Theater und defla- 
mirt, daß man davonlaufen möchte. Erneſtine, eine Gaftwirthin, Mille. Eitor, gut. 
Ein Fisfal, Hr. Rhake, übertrieben. Den Beſchluß machte ein Einfall der Croaten 
in ein feindlides Dorf, ein B. von Hr. Rathjen's Compofition, das ziemlich gut 
war. Deforation und Kleidung war vortrefflihd. Ich bin u. j. w. 


58 


Fünfter Brief. 

Den 25ſten ward Lotthen am Hofe, und den 26iten Macbeth wiederbolt. 
Vebteres Stück hatte das erite Mal fo gefallen, da& heute der ziemlih große 
bretterne Tempel Thaliens ganz vollgeitopft war, und noch jehr viele wieder weg— 
geben mußten. Den 2Tften ward der argwöhniiche Ehemann noch einmal gegeben. 
Den 29ften wurden die Holländer, L. von Bod, aufs Theater gebradt. Ih kann 
nicht leugnen, dies Stück war mir anfänglich ziemlich langweilig, hernah gewann 
ich es deito lieber, es iſt voll der herrlichiten Moralen, die gewiß auf jeden Zuſchauer, 
dem Mamacen Natur nicht alle3 Gefühl verfagt hat, Eindrud machen müfjen. Lauter 
ſolche Stüde und die Raiſemens, die die Sittlichfeit des Theaters noch beitreiten 
fünnen, werden bald zu Schanden werden. Joachim Lernah war Hr. Rhake und 
ganz der rechtichaftene Mann umd allzuzärtliche Vater. Heinrih Lernah Hr. Nor: 
mann spielte ihn mit vieler Natur und verfehlte feinen Zug diejes Charakters, 
beionders Schön war feine Reue. Leopoldine, Mile. Rögalen, war mir in ihrem 
Spiel gar zu geziert; aber cs iſt aud) eine Rolle, die jede Schauipielerin in Ver: 
legenbeit ſetzen kann, befonder8 die Scene mit dan der Höft auf dem Koffer. 
Ban der Höft, Hr. Schmidt. Sehr obligirt, fehr obligirt, lieber Hr. Schmidt, für 
Ihr Ihönes Spiel; Sie übertreffen jich jelber. Sans ceremonie, wie ein wahrer 
Holländer, treu und bieder, aber auch erziirmt gegen den, der Ihre Freundichaft 
nicht verdient. Brav! brav! Lange wird mir Ihr van der Höft unvergeklich fein. 
Sara, Mad. Schmidt, ſehr Ihön, beionders in der Scene, wo fie ihren Onkel 
wegen Leopoldincen aufziebt, und hernach, wie fte den jungen Lernach verläßt 
und ihm fein Gewehr wiedergiebt. Baron Gabriel, Hr. Hieber. Grbärmlid. 
Ganz und gar zum Avanterier verdorben; allentbalben gudte der Bediente hervor. 
Der liebe Mann muß fich noch nicht oft im galonirten Kleide, Chapeau bas und 
mit dem Degen geliehen haben, denn er wußte nicht, wo er feine Hände lafien 
follte, und der Degen fam ihm immer zwiſchen den Beinen. Viole, Grabriels 
Bedienten, Hr. Schaffner. Der Amputatorius ward von Hr. Nathie übertrieben. 
Daß doch fo viele Akteurs einen fomiihen Charakter ftetS zur Harleguinade herab= 
wirdigen! Mile. Eſtor war Anncen, und ichrie und polterte viel zu jehr. Fechner, 
Hr. Wilhelmt, vortrefflih, mit der wärmiten Theilnehmung an dem Dejaltre feines 
Herrn. — Ein pantomimisches Ballet machte diefen Abend den Beihluß. Den 
zoſten die Eroberung von Magdeburg von Hrn. von Rheweedel. Das Stück felbit 
gefiel bier nicht und außerhalb Magdeburgs Mauern muß e3 viel von jeinem 
Intereffe verlieren. Graf von Tim, Hr. Schmidt: Bon jolher Rolle läßt ſich 
nicht viel jagen, daß er fie gut machte, versteht fih am Rande. Bon Falkenberg, 
Hr. Rhake, jammerte zu ſehr. Eliſabeih, Mad. Schaffner — Ohe iam scatis est! 
Emilie, Mad. Schmidt. Vortrefflich, beionders in der Scene des Wahnfinns. Im 
jolhen Rollen bat fie unglaubliche Stärke, und rührt jeden Zufchauer. Ehren— 
Ihwerdt, Hr. Normann, gefiel mir nit. urban, Hr. Wilhelmi, 'ganz der ver: 
ruchte Böjewicht, dem Morden und Leichen auf Leichen gethürnt, Monne iit. 
Millfort, Hr. Schaffner, verdarb dieien ſchönen menichenfreundlichen Charafter ganz 
und gar. Kuhlewein, Hr. Sehnmann, gut. Weitphal, Hr. Rathie. Ernitbafte 
Rollen muß er durchaus nicht übernehmen. Griter Bürgerhauptmann, Hr. Claus 
ſenius, gut; zweiter, Dr. Sieber, mittelmäßig. Ein alter Bürger, Hr. Rögglen, 
jehr gut. Eine Melandolifa, Mile. Eſtor. Vortrefflich, beionders da, wo fie iiber 
Magdeburg das Wehe ausruft. Ein Knabe, Moni. Waffermann. Dieſer Buriche 
iſt nicht zum Theater geboren umd lacht beftändig, auch in den traurigiten Rollen. 


59 


Ein Mädhen, Madlle. Rögglen, gut. Der PVogeliteller, B. Den Ziften die 
BVerfleidung, 2. nad) Marivaur von Schwan. Weil mir diefes Stücd nicht gefiel, 
jo widmete ich der VBorftellung dejjelben zu wenig Attention, als daß ich mich in 
Beurtheilung derfelben einlafien könnte. Den Beſchluß machte diefen Abend Inkle 
und NMariko, ein hiltoriihes Ballet von Hr. Rathje. Die Muſik iſt von Herrn 
Ditters in Wien. Die Bearbeitung der befannten Geſchichte von Inkle und Yariko 
iſt fo ziemlich, nur Pantomime it außerhalb den Geſichtskreis diefer Schaufpieler. 
Dekoration und Kleidung war gut; doch nur relativiich, gut nämlich in Rückſicht 
auf die Kafje, woraus fie genommen war. Inkle war Herr Rathje, den ich ebenſo 
wenig wie feine Yariko, Mille. Eitor, loben fann. In Anſehung des Tanzes machte 
fie es nicht ganz ſchlecht. Als Schiifscapitain tanzte Hr. Schmidt ganz bortrefflich, 
aber noch bejler Hr. Rögglen, Sohn, als Matroſe. Im dritten Aufzug fang 
Hr. Wilbelmi eine italieniihe Arie fo ſchön, daß ihm jeder Beifall klatſchen mußte. 
Den 2. Juni ward der Kobold, eine Operette in zwei Aufzügen, von Herrn 
Selretair Thomss in Straliund, aufgeführt. Das Stüd ift noch Mipt. Zur 
Muſik hat der Hr. Mufikdireftor Eſcherich die Dreiftigfeit gehabt, jeinen Namen 
berzugeben, ſonſt iſt es blos geſtohlenes Gut. Den Stoff zu diefer Operette bat 
eine wirflihe GSeihichte gegeben. Gin alter Bachter, — ganz Harpar — bat eine 
bübiche Tochter, die fi gut mit einem bei ihrem Vater im Quartier liegenden 
Gefreieten verfteht, und mit dem fie einen Liebesroman spielt. Um diejen deito 
ficherer jpielen zu können, raunen fie dem alten Pachter, deffen Herz nur in der 
unteren Etage refidirt, jo etwas don einem Kobolt ins Ohr, der fein Weſen im 
Haufe triebe. Dies glaubt der Alte und jeine Tochter mit ihrem militairischen 
Adonis lafien ſichs bei diefen Glauben recht wohl fein. Endlich fällt es ihnen ein, 
beimlid davon zu gehen, nehmen aber unterdejjen, auf Morgen und länger Bedadıt, 
einige Geldkaften des Hrn. Papa’s ald ein Viaticum mit auf den Weg. Wie fie 
weg find, fommt des Pachters Bruder, ein Schifiscapitain, nah langen Seereilen 
zu Hause, und bringt einen Mohren mit. Dieſer Mohr joll nun durhaus der 
famoje Kobolt jein, und der Schulmeiiter des Dorfes, ein pudelnärriihes Menſchen— 
gelicht, macht fih mit ihm luſtig. Hierüber kommt der alte Bachter, vor Traurig 
feit und Herzeleid aber, daß ſein Geld, — fein Alles in der Welt — weg ift, macht 
ihm die Ankunft feines Bruders wenig Spaß. Seine Tochter mit ihrem Gefreiten 
werden wieder eingeholt, fie geben dem Vater fein Geld wieder und erhalten endlich 
feine Einwilligung zu ihrer Heirath, jedody sub clausula, daß er feiner Tochter 
feinen Pfennig Ausiteuer geben könne. Dieje itbernimmt fein Bruder und das 
Stück, das bier vielen verdienten Beifall erhielt, endigte fih zu allgemeiner Zufrieden- 
beit. Berjonen waren: Trulls, Pachter des Dorfes, Hr. Rhake. Ganz vortrefflic, 
nur fein Singen wird fo leicht niemanden behagt haben. Suschen, deſſen Tochter, 
Mile. Rögglen. Ganz das leichtfertige Mädchen, das ihren Vater mit Vergnügen 
eine Nafe drehte. Spielte überhaupt und fang gleih ſchön Kerber, ein Gefreiter, 
Hr. Normann. Bortrefflid, jang auch diefen Abend ausnchmend gut, und bejonders 
die Arie: 


So fehnlid wie der Taube 

Ihr treuer Täuber girrt, 

Co lüjtern in der Roſenlaube 

Die Bien’ von Knoſp' zur Knoſpe irrt; 
So ſehnlich treu, jo mit Verlangen 
Soll ſteis dies Herz an Deinem bangen. 


60 


Sapitain Trulls, Hr. Wilhelmi. Spielte und fang meifterlih. Hier haben Sie 
auch eine Arie von ihm, die er bei feiner Ankunft fang: 


Hurra! Hurra! ich ſehe Land; 
Wohl mir! wohl mir, wohl mir! 
Die Segel muthig aufgeipannt, 
Strafs, Jungen, anfern wir. 


Ein Waghals freuzt ih manches Jahr 
Die weite Welt umber; 

Da wißt: Biel, viel war der Gefahr, 
Und ftiicmich war das Meer. 


Mag fein! Beilegen will ih nun, 

Da iſt der Hafen da! 

Glück zu: wie gut wird ſich's hier ruhn! 
Hurra! Hurra! Hurra! 


Bitte, eine Bauerwittwe, Mad. Shmidt Dergleihen Rollen ſehe ih nicht gern 
von ihr. Schnurrbart, ein Tambour, Hr. Nögglen, Sohn. Recht gut! Der 
Schulmeifter, Hr. Rathie. Dies war ſo recht fein Fach, und es wird ihn gewiß 
Niemand ohne Vergnügen geiehen haben. Hier iſt die Arie, wie er dem Capitain 
Trull feinen Namen, Stand und Verdienite fund thut: 


sc heiße Jonas Birkenjtamm, 

Bin vom Gemüthe wie ein Lamm, 

Und wegen meiner Sitten 

Bei männiglich gelitten. 

Es hält mid hoch Herr, Frau, Knecht, Magd, 
Auch bin id, im Vertraun gelagt, 

Ein Magazin von Gaben, 

Die oft Prälaten faum haben. 


Die Jugend mad ich fromm und Flug, 
Das Alter beißt ein einz’ger Zug 

Bon meiner Hand (Buliiren 
Loinmuniter) ſich rühren. 

Das ganze Kirchipiel fieht auf mich, 
Und nad dem Herrn Paſtor bin ich 
Der Erite, id est, Kititer 

Allbier und Ludimagister. 


Ein Mohr, Monf. Wafjermann. Ein Eoldat, Hr. Claufenius. Zwei Bauern, 
Hr. Hieber und Hr. Schumann. Den Beihluß machte der dankbare Sohn, ven 
meinem Lieben, wirdigen Landsmann, dem Hrn. Profeſſor Engel in Berlin. Da 
der Held dieſes Stückes lange Jahre bier in Roſtock jih aufgehalten, und noch 
viele Leute find, die ihn gekannt haben, jo erhält dies Stück den allenthalben 
verdienenden Beifall aud bier. Mit Vergnügen erinnere ih mich noch der Auf— 
führung deflelben in Ihrem lieben Gotha, wo der brave Edhof den alten Rode, 
und Bök und feine Frau den Rittmeiſter umd die alte Rachel jo vortrefflich fpielten. 
Verlangen Sie ja feine Vergleihung dieler großen Leute mit denen, die hier dieie 
Kollen hatten. Eie glauben mirg gewiß auf mein Wort, daß lettere ungemein dabei 
verlieren würden, obgleich ih Mile. Eitor als Nadel loben muß. Dies kann 


61 


auch inmer neben einander beitehen, denn zwiſchen gut und meijterlich it noch eine 
große Kluft befeitigt.: Node, Hr. Rhake. Sehr mittelmäßig. Er hatte dielen 
Abend das Malbeur, feine Beinfleider zu verlieren. Ich führe dies nur darum 
an, weil diefe Kleinigkeit bei vielen Zuſchauern ſolchen Eindruck machte, dag fie das 
ſchöne Stück ganz darüber vergaßen und beitändig lachten. Gretchen, Melle. Hoff: 
mann. Eine funfelnagelneue Aftvice, die noch nie eine öffentlihe Bühne betreten 
batte, aber man fonnte es ihr anjeben, Tte wußte nicht einmal mit Anjtand und 
Geſchick einen Stuhl zu holen. Nah ihrem Debut veripricht ſie Feine Tetdliche 
Schauspielerin. Midel, Hr. Normann, recht gut! Käthe, Michels Mutter, 
Mad. Schaffner. Dies ift genug gelagt. Der Küſter, Herr Rathje, vortrefflid. 
Ein Feldwebel, Hr. Hieber, nicht übel. Ein Nittmeiiter, Hr. Schmidt. Lobe ihn, 
wer da will, ih kann's in diefer Rolle nicht. Er war ganz der Kittmeiiter und 
vergak den Sohn. Den 2ten Juni ward bier die Bühne mir Mariane geichlofien. 
Schon geihlofien werden Sie denken. Ja, das war ein jehr vecniinftiger Streich 
von Hrn. Schmidt. Unser Bubliftum it nun ein für allemal den Schaufpielern 
nicht hold. Dod wieder zur Mariane! Den PBräfidenten machte Hr. Rhake höchſt 
mittelmäßig und war gar nicht der von Natur harte Vater und auffahrende Ehe— 
mann. Welch ein Unterfchied zwiichen ihm und Ihrem Eckhof, den ich ohne Bei: 
wort nenne Ganz Deutihland kennt, bewundert ihn und trauert iiber feinen Tod. 
Die PBräfidentin, Mile. Eſtor. Unvergleihlid und jo, dab ich fie in diejer Rolle 
fühnlid der Mad. Böck an die Seite jeße. Der Baron, Hr. Schaffner, verdarb 
dieſe Kolle ganz und gar. Mariane, Mad. Schmidt. Meifterlih und ebenjo gut, 
wie von der dortrefflichen Neuhaus. Waller, Hr. Norrmann, mittelmäßig. Der 
Geistliche, Hr. Wilhelmi, ipielte ihn als ein wirdiger Pendant von Ihrem und 
meinem lieben Meyer. Nach diefem Stücke hielt Mad. Schmidt eine vortreffliche 
Abſchiedsrede. Den völligen Beihluß machten die Gärtner, ein auf den Beſchluß 
der Bühne fid) beziehendes Stüd, wobei Blumenfträuße ausgeworfen wurden. 
Ich erhielt einen mit dem befannten Bers: 

Mir fehlen oft, 

Dft fehlt der Dichter, 

Dit fehlen auch der Bühne Richter. 
Diefe legte Strophe will ih auch gern auf mich anwenden laſſen; das ich aber 
nicht aus Vorſatz oder Zuneigung und Bartheilichkeit gefehlt habe, kann ich auf 
Ehre und Reputation derlihern. Hiermit ſchließt fih dann meine Kritif. Iſt fie 
Ihnen zu kurz gerathen, jo muß ih Ihnen jagen, daß ich dies in Rückſicht der 
Blätter, worin Ihre Freundichaft diejer Kleinigkeit einen Platz gönnen will, gethan 
babe. An ausführlicheren Belegen meiner Beurtbeilung jollte es mir gewiß nicht 
gefehlt haben. Am Zten Juni reifte die Geſellſchaft nah Wismar, woſelbſt fie ſich 
6 Moden aufhalten wird. Ich bin u. ſ. w. 

Roſtock, d. 29. Juni 1780. Johann Chriftian Hoppe. 


7. Das Theater-Gebäude in Rojtod?), 


Roftod, den 7. Juni wurde das auf öffentliche Koſten neuerbaute Schaufpiel- 
haus von der Tillpichen Gefellichaft, die, um den Wunſch der hiefigen Einwohner 
zu befriedigen, die weite und foftbare Reiſe von Schleswig hieher unternommen 
hatte, feyerlichft eingeweiht; ein zu diefer Feier vom Herrn Dr. V’Arien in Hamburg 


ı Aus dem Gothaer Theater:flalender von 1787 ©. 111—112. 


52 


verfertigter Prolog: „Der Triumph der Kunſt“ ſowie die Voritellung deiielben von 
der jich vor vielen anderen Bühnen auszeichnenden Tilly'ſchen Geſellſchaft, erfüllten 
ganz die Erwartung, die man fich gemacht hatte. — Diejes würklich ſchöne Gebäude 
iteht auf der Ztelle des chemaligen Ballhauſes, und hat die Geſtalt eines regel- 
mäßigen Oblongs, deſſen längere Seiten, die Bortäle und die, mit einer mit Bley 
gededten Kuppel veriebenen, Giebel enthalten. — 

Die vordere Seite dieſes Muſentempels ift gegen den Wall gefehrt, die andere, 
welche der vordern völlig gleicht, gegen die hieſige Garnifonsfirche; in dem Gipfel 
diefes Portals iſt folgende Innichrift. Thaliae Consecratum, Sumptibus Publicis 
mit der Jahrzahl 1786, in den entgegengefeßten das Stadtwappen. — Beydes, das 
Innere als das Außere, empfiehlt ſich durch feine folide und geihmadvolle Bauart, 
nur it es Zchade, daß man bey alle dem Fleiß für die Schaubühne jelbit zu wenig 
bedacht geweſen it; jedoch Fanın diefen Uebel durch eine mögliche Abänderung ſehr 
leiht geholfen werden. — | 

Indeſſen verdient und erhält der hieſige Magiitrat fiir diejes patriotiihe und 
jo fürtrefflich ausgeführte Unternehmen, fo wie der Herr Profeſſor Schadeloot, der 
den Bau diejes Gebäudes dirigirte, aller Muſen und Schaufpielfreunde wärmiten 
Dan. 


38. Roſtockſches Theaterjournal 
von der Eimweihung des neuen Komödienhauſes im Jahr 1786 
bis Ende des Jahres 1790). 


Vorerinnerung. 

Dean erwarte unter diefer Nubrif feine Kritiken über die hieſigen Schaujpieler- 
gejellihaften, wozu es mir an Geſchick und Luft eben jo jehr, als an Muße, jedes 
Schauspiel zu beſuchen und mein Urtbeil über die Exekution defjelben nieder- 
zuschreiben, fehlt: Dies war in jüngern Jahren eine meiner Lieblingsarbeiten, 
und ich habe manche Truppe zur Zufriedenheit meiner Recenſenten beurtbeilt — 
leider aber wenigen Nuten dadurd geftiftet. Der größte Teil unſerer Schaufpieler 
glaubt ſich infallibel, wie der heilige Vater, und legen ſich, wenn Ste feine Griinde 
entgegenießen fünnen, wohl gar aufs Schimpfen. — Ein ſolcher Grobian verdarb 
mir dor mehreren Jahren aud die Luft des Kritifivens, und von dem Augenblicke 
an war's mein feiter Entichluß, mich nie wieder damit zu befafien. — 

Meine Leſer diirfen daher weiter nichts erwarten als die bloße Angabe des 
jedesmaligen Perſonale und dev aufgeführten Stüde, von denen ih aber feinen 
Schluß auf den Roſtockſchen Geſchmack zu machen bitte. Kine Beihreibung des 
biefigen Schauſpielhauſes, dem ich vielleicht auch einen Grundriß deflelben hinzu— 
fiige, bleibe ich noch einige Zeit jchuldig, und ſollte diefer Artikel feinen Beifall 
finden, jo fällt er Fiinftig ganz aus. Jetzt zu den Stücken, welde von der Tilly'ſchen 
Geſellſchaft gegeben find. Koppe. 

Fund. 
Den 7. Prolog zur Einweihung des Hauſes: „Der Triumph der Kunft“, von 
Hrn. Dr. d'Arien in Hamburg, und „Berbreden aus Ehrſucht“, Schau— 
ipiel in 5 Aufzügen von Iffland. 





) Aus der Roſtockſchen Monatsichrift, herausgegeben von D. Burchard dem älteren 
u. Dr. Koppe, I. Band (1791). 2. Stüd, ©, 132—137. 


63 


Den 8. „Das Narrenhospital” oder „die Schule der Eiferiuht”, Oper, aus dent 
Stalieniihen. Muſik von Salieri. 

Den 9. „Sigaros Hochzeit“. Yuitipiel mit Geſang in 5 Aufzügen von Beaumardais. 

Den 12. „Der lahme Huſar“, fonriihe Oper, in 2 Aufzügen, von Schauipieler 
Koh und Kapellmeilter Seydelmann, und „die Gärtner”, 0d. „der im 
Brunnen plücdlich gewordene Liebhaber“, Ballet. 

Ten 13. „Die Jäger“, Luftipiel, in drei Aufzügen, von Iffland. 

Den 14. „Figaros Hochzeit” wiederholt. 

Den 15. „Das Mädchen von Frasfati”, fomiihe Oper, in 3 Aufzügen. Muſik 
von Paiſiello. 

Den 16, „Der Triumph der Kunst“ wiederholt, und „der Strich durch die Rechnung“, 
Luftipiel, in 4 Aufzügen, von Jünger. 

Den 19. „Die Jäger“ wiederholt. 

Den 20. „Die Ihöne Arſene“, Oper, in 4 Aufziigen, von Favart und Monſigny, 
und ein dazu gehöriges Divertifientent. 

Den 21. „Das Räuſchgen“, Luftipiel, in 4 Aufzügen, von Bretzner. 

Den 22. „Das Narrenhoipital“ wiederholt. 

Den 23. „Kabale und Liebe”, Traueripiel in 5 Aufzügen, von Schiller. 

Den 26. „Die Mausfalle”, Luitipiel, in 3 Aufzügen, von Epieh, und „die Skla— 
bonier”, Ballet. 

Den 27. „Mas erhält die Männer treu?“, Oper, in 2 Aufzügen, von Zehnmark 
und Ruprecht, und „die erichredten Geſpenſter“, Ballet. 

Den 28. „Die Jäger” wiederholt. 

Ten 29. „Das Rojenfeft”, Oper, in 3 Aufzügen, nah Favart ven Heermann. Die 
Muſik von Wolff. 

Den 30. „Das Räuſchgen“ wiederholt. 

July. 

Ten 3. „Die Verſchwörung des Fiesto zu Genua“, Traueripiel, in 5 Aufzügen, 
von Ediller nah Plümickes Bearbeitung. 

Den 4. „Das Teftament”, Echauipiel, in 4 Aufzügen, von Schröder, und „die 
Luftmaſchine“ oder „die entführte Jüdin“, Ballet, in 2 Aufzügen. 

Den 5. „Die Entführung aus dem Serail“, Oper, in 3 Aufzügen, von Breisner 
und Mozart, und eine Abichiedsrede, von dem jeßigen Herrn D. Burdard d. j. 
hiejelbit, von Madame Tilly d. ä. geiproden. — 


Folgende Berionen machten diesmal die Tilly'ſche Gefellihaft aus: Hr. Blume, 
auch Eouffleur. Hr. Cramer. Hr. Dittrihs. Dem. Dohm. Hr. Dürr & Frau. 
Hr. Fiiher- Hr. Hanke, eriter Mufifdireftor. Madame Hanfe. Dem. Jacobi. 
Hr. Keilholz & Frau. Hr. Krisan. Hr. Müller. Hr. Pauly, aud Theater: 
frifeur. Herr Vhanty, auch zweiter Muſikdirektor. Herr Nidinger. Dem. Ruf. 
Hr. Speih mit Frau & Todter. Sr. Tilly, Direkleur. Mad. Tilly. Hr. Tilly 
der jüngere und Frau. Hr. Warnte. — 

Der Tillyſchen Geſellſchaft folgte bald die Toscaniihe Truppe, die eigentlich 
ein Zweig der Lorenzichen war, melde in Bützow und andern Heinen Städten 
Medlenburgs fpielte. Sie ward vom Hrn. Lorenz zur Verbeſſerung feiner Finanzen 
hieher gelandt, allein die Spekulation verunglüdte und die Zuichauer dachten gleich 
bey der eriten Noritellung mit Roufleau: quand la force est mal represent6e, 
pour notre argent nous siflons les Acteurs, und trommelten und pfiffen, dab es 
eine Luſt war. 


64 


Herr Toscani mußte jchon dergleihen bang geahndet haben, denn auf dem 
eriten Aushängezettel las man gleich folgende Anmerkung : 

„Da wir hier nur drey Vorftellungen bey unjerer Durchreiſe geben, fo bitten 
wir ein bochgeneigtes Publikum, uns gütigit Dero Gegenwart zu jchenfen; wir 
werden uns bemühen den Beyfall hoher gütiger Gönner zu erhalten; um jo mebr 
hoffen wir’s, da beyde Stücke jehr vortrefflich find.“ 

Nach der angeehrten Perfiflage fand man auf dem zweyten Aushäng ezettel 
nachſtehendes erbauliche Sendichreiben an das Bublifum : 

„Da ich heute und Montag bier zum leßtenmale jpielen werde, jo bitte ich 
ein geehries Bublifum, mir Dero Gegenwart zu ſchenken und bitte anjego meinen 
guten Willen ſtatt der That anzunehmen, und follte ih fo glücklich ſeyn, diefen 
fünftigen Winter bier wieder zu fpielen; jo veriprehe meinem Hochgeehrten Publiko 
volllommen Genüge zu leiiten, und Dero Beyfall völlig zu verdienen. Empfehle 
mich einem Hochgeehrten Bublifo aufs Beite und bin 

Dero ergebeniter Diener 
Toscani. 

Das Hochgeehrte Publikum war aber nicht fo artig, den Willen für die That 
zu nehmen und T. fand es daher geratben, die veriprochene dritte Vorftellung 
ſchuldig zu bleiben. 

Die beyden erfteren erfolgten am 17. und 18. Auguft und es ward gegeben: 

MWie machen ſie's in der Komödie? Luſtſpiel, in 2 Aufzügen, von Brömel, 
und die beyden Luftbälle oder der Liebhaber A la Montgolfier, uftipiel in zwei 
Aufzügen, von Bregner, und „der offne Briefiwechiel“, Luftipiel, in 5 Aufziigen 
von Jünger, dem ein engliiher Marlottentanz folgte. 

Bon den Perſonen diefer Truppe find uns folgende befannt geworden: 

Hr. Gilemeng oder wie er auch in einem andern Stüde genannt ward 
Gilemens. Dem. Dams. Madame Lorenz. Hr. Radach. Hr. Neichard umd 
Hr. Toscani. 











IV. 


Roſtocks ältefte Gewerbtreibende. 


Von 
Ernſt Dragendorff. 


I. Einleitung. 


ie gewerblichen Verhältniſſe in der Vergangenheit Roſtocks ſind ſchon 
häufig der Gegenſtand mehr oder minder umfangreicher Arbeiten 
geweſen. Vor Allem bat es auf Grund des Mellenburgiſchen Urkunden— 
buchs Beckmann unternommen, „Die Gewerbe Mecklenburgs im 13. Jahr: 
hundert“ zur beleuchten). Was Die Handwerker betrifft, jo ijt die Ver: 
bindung der Noftoder Aemter mit denen der übrigen wendijchen Städte 
von Stieda ?) und Hofmeifter?), „die MWehrfraft der Roſtockiſchen Aemter“ 
von Koppmann*) behandelt; eine Reihe von Aufſätzen oder furzen hiſto— 
riichen Notizen ijt den Böttchern®), Drechslern®), Buntfutterern und 
Belzern?), Hojenitridern und Barettmachern?), Sattleın ’), Altichuftern 19), 


1) Schirrmader, Beitr, 3. Geh. Medlenburgs, Bd. 1. 

Hanſiſche Bereinbarungen über jtädt, Gewerbe (Hanſ. Geſchichtsbl. 1886, 
S. 101 ff.); vgl. Anm. 2, ©. 66. 

8) Die Amtsreceſſe der wend. Städte, daf. 1889, ©. 201 ff. 

*) Daj. 1886, ©. 164 fi. 

°) Stieda, Das Böttchereigewerbe in Alt-Roſtock (Bd. 1, Heft 2), — Derjelbe, 
Lübecker u. Roſtocker Böttcher im Verkehr mit einander (Mitth, d. Ver. f. Lübeck. 
Geſch., Heft 5, Nr. 9). 

°) Roſt. Zeitung 1888, Nr. 183. 

) Stieda, Roſt. Buntfutterer u. Belzer im alter Zeit (Roſt. Zeitung 1889, 
Nr. 480, 482, 484, 486). 

®) Stieda, Aus d. Noft. Gewerböleben d. 17. Ih. (Roft. Zeitung 1886, Nr. 195, 
197, 199 u. 203). 

°) Roſt. Zeitung 1887, Nr. 526 u. Roſt. Unzeiger 1887, Nr. 264. 

) Roſt. Zeitung 1887, Nr. 446. 

5 


66 


Bimmerleuten!) und Binngiegern ?) gewidmet, und in das Gebiet des 
Kunjtgewerbes gehören zwei Arbeiten Liich’3 über die Maler und Glajer ®) 
und Schlie's Bulammenjtellung von Roſtocker Goldjchmieden*). Ueber 
Buchdruck und Buchhandel Rojtods geben Arbeiten von Lich’), Wiech- 
mann®), Hofmeilter‘), Erull®), Bachmann?) und Stieda !%) Auskunft. 
Kür den Handel fommen im Betracht Liſch's Nachrichten über die land— 
fahrenden Krämer?!) und Koppmann’s Herausgabe unjeres ältejten Handels— 
buch3 '?), für Handel und Schifffahrt in ihrer Verbindung die Studien 
Stieda’3 über Rigafahrer'?), Echonenjahrer't) und Schiffergejellichaft *). 
Die Roſtocker Stadtmuficanten endlih hat Koppmann behandelt !*). 
Troß diejer Fülle von Arbeiten iſt doch, wie man fieht, das gewerbliche 
Leben Rojtods in jeiner Geſammtheit nur in der Abhandlung von Bed 
mann, freilich ausjchlieglich für das 13. Jahrhundert, in Vetracht gezogen 
worden. Wenn ich, jenem Vorgange folgend, mir in Bezug auf Den 
Zeitraum eine noch größere Beichränfung auferlegen muß, jo Habe ich 
Dagegen ein weit reichere® Material benugen können, als ihm zu Gebote 
jtand. Und die Freunde der Geichichte Roſtocks nochmals auf die Fülle 
des Materiald aufmerkiam zu machen, das unjer Raths-Archiv in den bisher 
nur auszugsweiſe veröffentlichten Stadtbüchern birgt, iſt, wenn nicht der Haupt— 
zweck, doch eim mir jehr wichtiger Nebenzweck meiner Zujammenjtellung. 
1) Roſt. Zeitung 1888, Nr. 187, u. Roft. Anzeiger 18388 Nr, 88. 
2) Stieda, Das Amt d. Zinngieger in Roſtock (Jahrb. d, Ver. Melt. Geih. 53, 
S. 131 #). — Derjfelbe, Vereinbarung d. Kannengießerämter v. Lübeck, Hamburg, 
Wismar, Roftod (Hildebrandt, Jahıb. f. Nat.-Oek. u. Stat. 23, ©. 334 fi.). 

3) Das Amt u. Wappen der Maler u. Glaſer u. das Künſtlerwappen (Jabrb. 
d. Ber. f. Metl. Geih. 28, ©. 377 Fi.) u. Zur Geſch. d. Gladmalerei in Roſtock (daſ. 
4, ©. 108 f.). 

) Die Kunjt: u. Gejchicht3 = Denfmäler d. Großherzogthums Medlenburg- 
Schwerin I, ©. 599 #. 

5) Geſch. d. Buchdruderfunit in Metlenburg bis 3. 9. 1540 (Jahrb. d Ber. f. 
Diet. Geſch. 4). 

°) Reiter, z. ält. Auchörudergeih. Mel. (daj. 22, ©. 225 ff.), d. Mekl. Form— 
ſchneider d. 16. Ih. (daſ. 23, S. 101 fi.) u. Meklenburgs altniederſächſ. Literatur. 

) Beitr. z. Geſch. d. Buchdruderk. (Jahrb. d. Ver. f. Mefl. Geſch. 44, S.49 fi. 
1.54, ©. 181 fi.). 

) Noftoder Univerjitätsbuchdruder im 16. Ih. (dal. ©. 48). 

% Zur Nuchdrudergeih. (daf. 57, Beriht III, S. 2). 

‚0, Studien z. Geſch. d. Buchdruds u. Buchhandels in Medlenburg. 

211) Jahrb. d. Ber. f. Mekl. Geſch. 7. 

Johann Tölner's Handlungsbuch v. 1345 —1350. 

1») Mitth. a, d. livlünd. Geſch. 15. 

19) Hanſ. Geſchichtsbl. 1890. 

15) Jahrb. d. Ver. f. Mekl. Geſch. 59, S. 36 fi. 

30) Il, 2, ©. 79 fi., w. 8, ©. 13. 


—f 


— 


67 


Ueber die Gewerbtreibenden Rojtods aus der früheiten Zeit haben 
wir feinerlei Nachrichten. Erjt mit dem Beginn unjerer Stadtbücher im 
Dahre 1258 wird es anders, und was jich den drei ältejten von ihnen 
entnehmen läßt, bildet den wejentlichen Inhalt meiner Arbeit, die jich 
jomit auf einen Zeitraum von 30 Jahren oder ein Menjchenalter bejchräntt '). 

Ein lückenloſes Bild kann allerdings aus ihmen nicht gewonnen 
werden, da ja die Nachrichten, die jie für unjer Thema bieten, meijt 
zufällige jind?). ine willlommene Ausnahme machen nur die mannich- 
fachen Notizen über Abgaben der Gewerbtreibenden an die Stadt ?). Leider 
entbehren aber auch fie der Lolljtändigfeit und Negelmäßigfeit, indem bald 
die Summe, Die gezahlt werden joll, bald die bereits geleiftete Zahluna, 
und dieje häufig ohne Angabe ihrer Höhe*), gebucht wird; mehrfach finden 
wir auc, daß der Echreiber die verichiedenen in Betracht kommenden 
Handwerfsbezeichnungen untereinander geichrieben, hinterher aber verjäumt 
hat, die beabjichtigte Notız daneben zu jegen. Immerhin it aber auch 
dieje unvolljtändigjte Form der Aufzeichnungen für uns werthvoll, da jie 
zeigt, dat die Vertreter des betreffenden Handwerks ihre Abgaben gemeinjam 
entrichteten, was doc mit Sicherheit auf eine zunftmähige Organijation 
ſchließen läßt. 

Wo und dieje im Intereſſe des jtädtiichen Haushalt3 gemachten 
Notizen im Stiche lafjen, find wir, wie jchon gejagt, auf die zufällige 
Erwähnung Gewerbtreibender in den Stadtbucheintragungen angewieſen. 
Ihr verdanfen wir vor Allem die Stunde von den zahlreichen Spezialiften 
auf dem Gebiete des Handwerf3. 

In die Verzeichnijje jind alle mit einem Gewerbe- oder Handwerks— 
namen bezeichneten Perjonen aufgenommen worden, wet in der frühen 
Zeit, mit der wir uns hier bejchäftigen, die Wahricheinlichkeit, daß es ſich 
um bereit3 ererbte, zu Familiennamen gewordene Bezeichnungen oder aus 
irgend welchen Gründen gegebene Beinamen handle, der Kegel nach eine 
jehr geringe iſt. Zweifel muB dagegen ingbejondere in den Fällen eintreten, 
wo nach einem Handwerk bezeichnete Perjönlichfeiten gleichzeitig als Rath— 
mannen erjcheinen. Doc) jind auch dieſe — mit einem Kragezeichen — 
in das Verzeichnig aufgenommen worden, da die Frage nach der Raths— 


2) Und zwar kommen aus dem Stadtbud A befonderd in Betracht Fragm. 1 
(gedrudt Bd. II, 2, S. 7 ff.); von mir citirt ald Fragm. L Fragm. 5, Lage I (gedr. 
daf. ©. 22 Fi.) — Fragm. II. Fragm. 6a (gedr. M. U. B. 10, Nr. 7199) — 
St. B. A 6a. Fragm. 66, 7,8,9 — ©. 8. A 6b, 7, 8, 9. 

9, Ueber den Inhalt der ältejten Stadtbücher vgl. Bd. II, 2, ©. 2. 

2) In St. B. A 6a, 6b u. 8. Leber diefe Abgaben vgl. unten ©. 70 f. 

) 3. B.: Carnifices nove civitatis dederunt totum usque pasca, oder: cultelli- 
fices dederunt. 

5% 


68 


fähigfeit der Handwerker in älterer Zeit für Roſtock noch keineswegs gelöſt 
it, Weiter findet ſich auch, daß eine Perjönlichfeit mit zwei den Betrieb 
eines Handwerks oder eines andern Gewerbes andeutenden Namen bezeichnet 
wird, wie: Wichardus wullenwevere vinitor (daneben auch Wichardus 
wullenwevere und Wigardus laneus textor), Jacobus scriptor pistor, 
Thomas pistor scriptor (daneben aucd) Thomas pistor), Martinus 
scriptor pistor (frater Thome), Willekinus scriptor pistor, NN. scriptor 
portitor. Bei dem zuerjt Genannten wäre möglich, daß er neben der Wollen: 
weberei auch Weinbau trieb, dagegen wird die Bezeichnung der Lebrigen 
als Schreiber, bejonder& wenn jie viermal in demjelben Handwerk vor: 
fommt und wenn zwei der jo bezeichneten Perſonen nachweislich Brüder find, 
doch wohl als eine zum Yamiltennamen gewordene Bezeichnung des 
Gewerbes eines Vorfahren aufgefagt werden müjjen. 

Die mit Gewerbebezeichnungen verjehenen weiblichen Namen jind von 
den männlichen getrennt aufgeführt: fie find wohl mit wenigen Aus- 
nahmen !) als Ehefrauen oder Wittwen von Männern, die das betreffende 
Gewerbe ausüben, nicht als dauernd jelbititändige Gewerbtreibende auf- 
zufaffen. 

Bei den einleitenden Bemerkungen, die jedem Berzeichniß vorausgehen, 
wurde zum Vergleich einerjeit3 das Kämmereiregiſter von 1325 °), anderer- 
jeit3 das aus anderen verwandten Städten befannte Material herangezogen. 


Die deutichen Handwerker, in den früheren Jahrhunderten unjerer 
Geſchichte ausschlieglich Hörige, hatten ſich bereit$ zur vollen perjönlichen 
Freiheit emporgearbeitet, als die koloniſatoriſche Thätigfeit unjeres Volkes 
im Norden und Diten ihre großen Aufgaben zu löjen begann. In den 
Neugründungen, zu denen unfer Roſtock gehört, lag jomit das Handwerk 
von Anfang an in den Hünden von ?Freien ?). 

Als weitere Frucht einer langen Gntwidelung bejaßen unſere 
Städte den Zuſammenſchluß der Gewerbtreibenden in Nemtern (officia) t), 
einer Einrichtung, die cinerjeit® der Stadtobrigfeit die Ausübung ihres 
Auſſichtsrechts erleichterte, andererjeit3 den einzelnen Gewerbtreibenden bei 
jeinen Berufsgenofjen Schuß und Unterftügung in weltlichen und firch- 
lichen Dingen finden lieg’). Es fanı von vornherein als ſicher ange— 

) Siehe unten an den betr, Stellen. 

2) Die bier in Betracht kommenden Theile j. im M.U.B.B5.7, Nr. 4608, ©. 256 f. 

3) Much uriprünglic Hörige wurden befanntlih zu Freien, wenn fie ein Jahr 
lang unangefochten in der Stadt gelebt hatten: vgl. 3. B. Wehrmann, die ält. Lübeck. 
Zunftrollen, ©. 33 f. 

) Die Litteratur über das Zunftweſen vgl. im Handwörterbud der Staatss 
wiſſenſchaften Bd, 6, &. 806 ff. 

5) Für die religiöfe Seite der Nemter vgl, Wehrmann a. a, D., ©. 149 ff. 


69 


nommen werden, daß wenn nicht alle, jo doch die meisten Gewerbtreibenden 
einem Amte angehörten ’). Keineswegs aber bildete jedes Gewerbe ein 
eigenes Amt: vielmehr ift der Fall nicht jelten, da zwei oder mehrere in 
einem Amte vereinigt waren: im der uns bejchäjtigenden Zeit 3. B. Die 
Sattler und Schildmacher?). Ueber die Zahl der Aemter in Roſtock läßt 
jich für dieje frühe Zeit nichts Bejtimmtes jagen. Ein aus der Mitte des 
15. Sahrhundert3 jtammendes Terzeichnig zählt 44 Aemter auf?), während 
ji) aus einem dem Jahre 17832 angehörenden außer den 7 Slompagnien 
— Brauer, Eijenhändler, Gewandichneider, Gemwürzhändfer, Kaufmannſchaft, 
Seidenhändler und Schonenfahrer — 61 verjchiedene Aemter ergeben *). Ein 
im Jahre 1760 veröffentlichtes Verzeichnig von Noftoder Amtsrollen ’) 
nennt gleichfall® die Rollen von gegen 60 Aemtern. Zum Vergleich jet 
bier angeführt, daß für Lübed die Dokumente von 65°), für Hamburg die 
von 58°), für Lüneburg die von 239), für Riga die von gegen 40 ver: 
Ichiedenen Aemtern befannt find °). 

Unter Rollen versteht man gewöhnlich die Statuten der Aemter 
überhaupt. Genau genommen bezeichnet der Ausdrud Nolle das aus 
dem Willen der Aemter hervorgegangene und vom Rate bejtätigte Etatut 
und ijt zu unterjcheiden von den Ordnungen, die der Rath allein 
erläßt, und den von den Gewerbtreibenden jelbitändig bejchlojjenen 
Beliebungen?®). 

Die erhaltenen Roſtocker Amtsrollen find jämmtlich nach der uns 
hier beichäftigenden Zeit abgefaßt!!) und auch die auf einzelne Gewerbe bezüg— 
lichen Vereinbarungen zwilchen Roſtock und anderen Etädten jind jünger '?). 





1) Eicher waren es, wie fchon oben gejagt, die, deren Abgaben al3 von den 
Berufsgenofjen gemeinfam entrichtet gebucht werden; 3. B.: sutores dederunt 24 mr, 
u. ähnl. 

2) Siehe unten. 

2) Koppmann, Die Wehrtraft der Noft, Aemter in d. Hani. Geſchichtsbl. 1886, 
©. 165 fi. 

) Gemeinnügige Aufſätze zu den Roſtock'ſchen Nachrichten 1782, 20. Stüd., 

5) Nettelbladt, Verzeichniß allerhand mehrentheil® ungedr. 3. Geich. u. Berfaffung 
d. Et. Roftod gehöriger Schriften, ©. 88 ff. 

°) Wehrmann, Die ält. Lübeck. Zunftrollen, 2, Aufl, 1372. 

) Rüdiger, Die älteſten Hamburg. Zunftrollen, 1875. 

*) Bodemann, Die älteren Zunfturfunden d. St Lüneburg, 1883. 

?) Stieda u. Mettig, Schragen d. Gilden u. Memter d. St. Riga, 1896. 

10) Wehrmann a. a. O, S. 15. 

”) Die älteſte von Nettelbladt a. a. O. erwähnte und im Eid- u. Rollenbuch 
ſtehende ift die der Leinenjchneider von 1364. Ein Statut der Wollenweber v. 1362 
ift gedrudt bei Etieda, Hanf. Vereinbarungen über jtädt. Gewerbe (Hanſ. Geſchichtsbl. 
1886, ©. 152 }.). 

2) Die frühefte auf die Böttchergefellen bezüglihe von 1321; ſ. unten Böttcher. 
Bol. Stieda a. a. DO, S. 101 fi. 


70 


An der Spite der Aemter ftehen die Melterleute oder Werk— 
meifter (oldermanni, olderlude, magistri, magistri officiorum, werk- 
mestere). Was ihre Zahl anlangt, jo wifjen wir, daß das Amt der 
Sattler und Schildmacher zwei, das der Wollenmweber mindejtend zei 
Werkmeiſter hatte; dem Echmiedeamt jcheinen mindejten® drei vorgeitanden 
zu haben). Die Werfmeifter werden von den Amtsgenojjen aus ihrer 
Mitte gewählt und haben dem Rath, nachdem diejer ihre Wahl bejtätigt 
hat, einen Eid zu leiften?. Sie vertreten eimerjeit3 das Amt 
nach außen Hin und haben andererjeit3 darauf zu achten, daß die vom 
Rath im Interefje des Gemeinwohls erlafjenen Beitimmungen durch Die 
Amtsgenofjen beobachtet werben. 

Die erwähnten Vorſchrüten des Nathes bezweden, abgejehen von der 
Regelung des Marktverfehrs, den Schutz des Publitums vor ſchlechter 
Waare und falſchem Maaß und Gewicht, und ſollen ferner der Feuers— 
gefahr, Verpeſtung der Luft und ähnlichen Unzuträglichkeiten vorbeugen. 
Ueber Vergehen gegen ſolche Polizeivorſchriften giebt ein uns erhaltenes 
Verzeichniß von Geldſtrafen aus dem Jahre 1275 Auskunft.?) 

Eine Wette von 20 Schillingen, die im Jahre 1275 von zwei Werk— 
meiſtern der Wollenweber bezahlt wird*), iſt vielleicht als Strafe für 
mangelhafte Erfüllung der Meijterpflichten anzujehen. 

Vergehen gegen die Werfmeifter zogen offenbar bejonders jtrenge 
Ahndung nach jich?). 

Wenn die Stadt im Interejfe der öffentlichen Wohlfahrt die Aus— 
übung einzelner Gewerbe an beftimmte Pläge oder Häujer band“), jo 








) Val. unten Schmiede, 

2) Frensdorff, die Stadt: u. Gerichtsverfajiung Lübecks, ©. 130 }. Wehrmann 
a. a. D©., ©. 68. Bodemann a. a. O, S. XXIX. Walter, Studien z. Geid. d. 
Hamburg. Zunftweiens, S. 40. 

CS, BA8, fol. 5b u. 6a. ES werden gebucht: für Perarbeitung von 
ſchlechtem Leder: 12 Schill, für zu Meine Gläfer beim Ausſchank von Getränten: 
einmal 6 und einmal 2 Schill, für falihes Gewicht 10 Schill, für Kauf oder Ber: 
fauf (?) von ungewogener Butter: zweimal 6 und je einmal 8, 4 und 5 Schill., für 
verbotenen Getreide- (quod hospitibus emerat annonam) und Erbienfauf: je 
10 Schill., für verbotenen Hopfenkauf: einmal 2 Marf und einmal 1 Mark, für 
nächtliche8 Brauen: 4 Schill, de malo ardorio, d. b. wohl: wegen des jeuergefähr- 
lichen Zuftandes einer Darre (M, U. B. 4, ©. 408): 10 Schillinge. 

4, &. B. A8, fol. 5b: Magistri lanetextorum duo dederunt 20 sol. 

5) Bol. St. B. AS, fol. 6a: Thidericus Brunswic emendavit ] mr., quod male 
tractavit magistros, Die Höhe diefer Strafe wird Mar durch Vergleich mit einer Eintragung 
auf der vorhergehenden Seite: Floreco pellifex |emendavit] 6 sol., quod male trac- 
tavit clausores. Clausores find offenbar Gefangenmwärter, aljo ftädtifhe Beamte; vgl, 
M. U. B. 4, ©. 418. 

°) Bol. Küter, Gerber. 


71 


hatten natürlich die Gewerbtreibenden für die Benutzung dieſer Arbeits— 
ſtellen eine beſtimmte Zahlung zu leiſten. Ebenſo war es da, wo man die 
Verkaufsplätze eines Gewerbes an beſtimmten Stellen der Stadt ver— 
einigte!). Bon Verzeichniſſen dieſer Abgaben iſt oben die Rede geweſen?). 
Offenbar um nicht den einen Gewerbsgenoſſen durch das Einräumen 
eines beſſern oder ſchlechtern Platzes dauernd zu bevorzugen oder zu 
benachtheiligen, erging im Jahre 1278 eine Verfügung, derzufolge zweimal 
im Jahr ein Wechjel der Plätze eintreten und dieje durch's Loos vertheilt 
werden jollten. Wer neu in's Amt trat, mußte ſich bis zur nächſten 
Vertheilung mit einem gerade leerjtehenden Bla begnügen). Die Auf: 
nahme in die Aemter wird jedenfalld Hier, wie überall, nur ehelich Geborenen 
von deutſcher Herkunft gewährt worden jein %). 

Ueber die Lage der Gejellen ergeben unjere Quellen nichts. Die 
Bezeichnung famulus oder servus wird mehrfach gebraucht, ohne dab 
man überall erfennen fann, ob ein Handwerksgeſell, Kaufmannsdiener oder 
jonitiger Diener gemeint it. 


1. Lutbertus servus Iohannis wird verfeitet: c. 1269; St. B. B, fol. 63a. 

2. Ghise servus Pollemanni: ebenjo. 

3. Iohan Clece servus Arnoldi: ebenjo. 

4. Iohannes servus Gevehardi: ebenjo. 

5. servus Hencen carnifieis: c. 1260—70; St. ®. B, fol. 65b. 

6. servus Bossen sellificis: 1275; St. 8. A 8, fol. 5b. 

7. famulus Brant: c. 1275?; ©t. B. AS, fol. 8a. 

8. famulus de Hilghena?: c. 1275; St. B. A 8, fol. 8b. 

9. consules habent 14 sol. de domo carnificum a servo, qui recessit: 
c. 1277; ©t. B. A 6b, fol. 4b. 

10. Lutbertus servus et cognatus Hermanni fratris domine Lyse: 


c. 12807; St. B. AT, fol. 5b und 6a. 
11. Engelbertus famulus Volmari: 1280; St. B. C, fol. 31a. 
Auch über das Lehrlingsweſen erfahren wir wenig, E3 jcheint, daß 
die als Lehrgeld zu zahlende Summe für die einzelnen Aemter jchon genau 
beitimmt war, da eine ganze Reihe von Böttcherlehrlingen ihrem Meifter 
gleichviel mitbradhten?). Als Lehrlinge (scolares, scolere ?) werden bezeichnet: 


1) Bol. Schuhmacher, Knochenhauer, Bäder, Wandfchneider, 

2) &, 67. Für Hamburg vgl. Lappenberg, Archivalbericht über den Urfprung 
und das Beſtehen der Nealgewerberehte in Hamburg. 

2) St. B. A6a, fol. 1b u. M. U. B. 2, Nr. 1447. 

) Vgl. Wehrmann a. a. D., ©. 114. — Ueber Verbindungen undeutſcher 
Gewerbtreibender in Riga, die aber auch bier erſt im 16. Jahrhundert aufkamen, val. 
Stieda u. Mettig a. a. O. ©. 117 fi. 

5) Bol. unten Böttcher. 


12 


1. puerscolaris, beiden BöttchernLudeeo undRoseko : 1260 ; Fragm. I,88. 

2. Iohannes scolaris, beim Böttcher Volquinus: 1260; Fragm. I, 83a. 

3. Iohannes scolaris, bei feinem Bruder, dem Böttcher Hartwicus: 
1260; Fragm. I, 88b. 

4. Ein Ungenannter, bei Rolant [Böttcher]: 1260; Fragm. I, 88 c. 

5. Iohannes scolaris, beim Bäder Reineco: 1268; ©t. B. B, 
fol. 37a, 45a, 5la. 

6. Heinricus scolaris, filius fratris Bernardi de Bolecovr: 1268; 
Et. 8. B, fol. 39a. 

7. Gotekinus scolaris: c. 1269, St. ®. B, fol. 63a. 

8.? Tidemannus scolere, gener Brunonis Frisonis: 1286; St. B. C, 
fol. 129 a. 


U. Bearbeitung von Mineralien. 
A. Eiſen und Stahl. 


a. Schmiede im Allgemeinen. 


1. Schmiede (fabri),, — Cie bildeten ein altes, zahlreiches Amt. 
Mie fie im 15. Jahrhundert gleich den Schuhmachern durch ein Kon— 
tingent von 40 Mann allen übrigen Aemtern voranstehen!), jo treten ung 
auch in der Zeit, der unſere Zujammenjtellungen angehören, Schmiede 
in großer Zahl entgegen. Im einer Eintragung von 1279 oder 1280 
heißt es: Johannes Widenbruggle, Hinricus Tulendhorp, Hinricus 
de Homburg fabri respicere debent ignem et Johannes Gote?). Da 
der an letter Stelle genannte Johannes Gote, ein Kupferjchmied, ſonſt 
ausdrüdlich al® magister bezeichnet wird?), jo werden wir annehmen 
dürfen, daß auch die andern drei Perjonen Aelterleute waren und daß 
ihnen wegen dieſer ihrer amtlichen Stellung aufgetragen wurde, darüber 
zu wachen, daß ihre Amtsbrüder ihre Eſſen in Stand hielten und vor— 
jichttg mit dem Feuer umgingen. Der an eriter Stelle jtehende Johannes 
Widenbrugghe war ein Mefierjchmied *); über die beiden anderen wiſſen 
wir nichts Näheres. Da nun Kupferſchmiede und Mefjerichmiede in 
Roſtock fein eigenes Amt bildeten, jo wird aus unjerer Eintragung zu 
ihliegen jein, daß das Amt der Schmiede hier, wie auch anderswo, ver- 
ichiedene Handwerfe und unter ihnen die Mejjerjchmiede und Kupferſchmiede 
umfaßte. Im 16. Jahrhundert gehörten jedenfall die Mefjer-, Anker— 


) Hanf. Geſchichtsbl. 1886, ©. 165. 
2) St. B. A 6b, fol. 3a. 

®) Siehe unten ©. 78. 

*) Siehe unten ©. 76. 


13 


und Hufichmiede in das Amt’) und im Jahre 1782 zerfiel das Schmiede- 
amt in Grobjchmiede, Stleinjchmiede oder Schlojjer und Nageljchmiede ?). 
In ähnlicher Weile beitand das Lübeder Echmiedeamt aus Huf- oder 
Grobjchmieden, Kleinſchmieden oder Schlofjern, Mejjerichmieden und 
Büchſenſchmieden“) und das Hamburger umfaßte außer Grob- und Klein— 
ichmieden jedenfalls auch die Mefjerichmiede, Helmichläger und Schwert= 
feger*). Wenn in der mwörtlic) angeführten Eintragung 4 Nelterleute 
genannt werden, jo iſt man offenbar von den ältejten Zeiten an bei diejer 
Zahl geblieben, denn auch im Sabre 1782 jtanden 4 Melterleute dem 
Schmiedeamt vor, das damals außer ihnen 21 Mitglieder zählte’). 

Daß, wenigſtens in jpäterer Zeit, in Nojtod, wie aud) in andern 
Städten ®), zwei Vertreter des Echmiedehandwerfd die Aufjicht über den 
Kohlenhandel ausübten, geht aus der dem 16. Jahrhundert angehörenden 
Schmiederolle hervor’). Eine Vereinbarung der Schmiedeämter von Lübeck, 
Hamburg, Roſtock, Straljund, Wismar und Lüneburg im Betreff der 
Behandlung ihrer Gejellen fand 1494 in Lübeck jtatt ?). 

Im Sahre 1261 vermacht der Schmied Eler jeinem Schweiterjohne 
jein gejammtes Schmiedegeräth), im Jahre 1286 bejtimmt der nach) Riga 
reiiende Helmieus de Parkentin, daß jein Ambos und ein anderes als 
Sperrhafen (sperhake'°)) bezeichnete Injtrument feinem Sohne zufallen 
jollten, falls er nicht heimfehre'’)., Im Jahre 1265 nimmt der nicht 
ausdrüdlich als Echmied bezeichnete Hejjelin einen Knaben zu ſich und 
erhält dafür 4 Mark Pfennige und einen Schmiedeambo3!?); vermuthlich 
handelt e8 ſich hierbei um die Annahme eines Schmicdelehrling®. 
Eine Schmiedejtraße in der Altitadt (strata fabrorum antique civitatis) 
wird 1280 °?), eine Echmiedefiraße (platea fabrorum) ohne Angabe des 
Stadttheild 1286 genannt). Jedenfalls waren aber die Schmiede nicht 


) Echmiederulle 8 8, 15, 26. 

2) Gemeinnüß. Aufjäge zu den Noft. Nachrichten 1782, 40. Stück, ©. 158. 

2) Wehrmann a, a. D., ©. 434, Anm, 201. 

*) Koppmann, Rämmereirehnungen d. St, Hamburg 1, S. XLVIII. 

5) Gemeinnüß. Auff. z. d. Roft. Nachr. 1732, 20. Stüd, ©. 79, u. 40. Stüd, 
©. 158, 

° Bol. Wehrmann a. a. D., ©. 443 fi. 

842 fi. 

) Wehrmann a. a. D., ©. 446 fi. 

) Fragm. II, 74. 

30, Siehe Mnd. Wb. 4, ©. 319. 

11) St. B. C, fol. 119a, 

12) St. B. B, fol. 23a. 

ı) St. B. C, fol. 29b. 

) St. B. C, fol. 1194. 


auf die 
in der 
fabrica 
legati 

1 


2 


oo u SI ur 


74 


nad) ihnen genannten Straßen beichränft!), da 1288 eine Schmiede 
Kröpelinerſtraße vorfommt ?). Außer diejer iſt mir noch eine 
angularis que fuerat Alberti generi Corbeken, eine fabrica 
und eine dem Albertus Spicenagel gehörige Schmiede befannt ?). 


. Heinricus faber?, Rm.: 1218; M. U. B. 1, Nr. 244. 

. Eilardus faber?, Rm,: 1252; M. U. 2. 2, 686. Area que fuerat 
Eylardi fabri: 1279; St. 8. C, fol. 26a. 

. Helmicus faber: 1259; Fragm. I, 65. St.B.B, fol. 43a. Nicolaus 
filius Helmwiei (Helmiei) Antiqui fabri: 1262; St.B.B, fol. 6a, 
vgl. 12a. N. f. domini Helmwieci A. f: 1263; dal. fol. Sb. 

. Ludolphus: Marquardus filius Ludolphi fabri: 1261; Fragm. II, 69. 
Bal. 15. 

.Swederus faber: 1261; Fragm. II, 73. 

. Bruno faber: dal. Vol. B. helmslaghere? 

. Elerus (Eler) faber: 1261; Fragm. II, 74. St. B. B, fol. 20a. 

. Heinricus faber: 1262; St. ®. B, fol. 6b. 

. Dhetwart (Thetwardus) faber: c. 1264; St. B. B, fol. 24b. 
Thedeco (Thedeke) filius Thetwardi f.: c. 1275; St.B.C, fol.4b,91b. 
Bol. Th. sufferrator (2). 

. Johannes de Lubeke: vidua I. de L. fabri: c. 1268; St. B. B, 
fol. 38b, 39a. 

. Alexander faber Niger: 1269; St. B. B, fol. 46b. 


2. Arnoldus faber: daj. Wal. Arnoldus clensmet (1)? 


. Herbordus F: Iohannes filius H. fabri: c. 1270; St. B. C, fol. 4a, 
20a, 924. Vgl. H. hofslagher (4)? 

. Gherardus faber: c. 1270-80; St. ®. B, fol. 565b. St. B. A7, 
fol. la, 9a. St. B. C, fol. 107a. Hereditas (= &rundftüd) 
Gerhardi fabri: 1287; St. ®. C, fol. 146b. 


. Marquardus faber: 1275: St. B. A 8, fol.5b. St. B. A 7, fol. 2a. 


Bol. 4. 


16. Johannes Widenbrugge faber, magister?:c.1279,©t.B.A6b, 
fol. 3a. Bgl. oben ©. 72 und I. Widebrugghe cultelllijfex (6)- 

17. Hinrieus Tulendhorp faber, magister?: daj. Vgl. oben ©. 72 
und 8? 

18. Hinricus de Homburg faber, magister?: daj. Val. oben ©. 72 
und 8? 

19. Hildebrandusfaberinantiqua civitate:c.1280?;5t.B.A 6b, 
fol. 6a. gl. Hildebrandus cultellifex (8)? 

20. Iohannes faber de Wismar: c. 1280; St. 2. C, fol. 25b. Bgl. 
Il. de Wissemar; St. B. C, fol. 4a. 

21. Henricus de Zwerin faber: c. 1280; St. B. C, fol. 36b. Bgl.8? 

1) Bekanntlich giebt es noch heute zwei Schmiedejtraßen, von denen die in ber 


Altſtadt 


gelegene als Altſchmiedeſtraße bezeichnet wird. Im Jahre 1782 wird letere 


Kleinfchmiedeitrage genannt; Gemeinnüß. Aufl. z. d. Roit. Nacır. 1782, 40. Stüd, ©. 157. 


2 


St. B. C, fol. 167b: fabrica quedam sita in plathea Cropelin in domo,... 


Willikini sutoris. 


St. B. C, fol. 51b, 120a, 141a. 


Val. 


75 


22. Albertus faver: c.1281;&t.B C, fol. 42a, 48a. Vgl. A. cultellifex(1)? 

23. Bolto faber: daſ. 

24. Henricus Albus faber: c. 12832; &t. B. C, fol. 53b, 83b, 91b, 
129b. gl. H. A. bofslaghere (5) und 8? 

25. Iohannes faber de Bardewice: 1283; St. ®. C, fol. 84a. 

26. HelmericusdeParkentin faber: 1283; St. B.C,fol.87a. Vgl. 3? 

27. Gotscalceus faber de Volquineshaghen: 128; St. B. C, 
fol. 118a. Bol. 30? 

28. Ortwinus faber: dai. 

29. Heydeko faber: 1286: St. ®. C, fol. 127a. Heydekinus faber: 
1287: St. B. C, fol. 144a, 176b. 

30. Gotscalcus faber: 1286; St. B. C, fol. 132a, 175a. Bol. 27? 

31. Funko: Engelbertus frater Funkonis fabri: 1287; St. B. C, fol. 189 b. 

32. Henricus de Staden faber: 1287; St. B. C, fol. 140b. Vagl. 87 


b. Grobjihmicde. 


2. Hufſchmiede (hofslag(h)ere, sufferratores, fabri equorum). — 
oben ©. 73. 


— ——— hofslager: 1259; Fragm. I, 6. gl. Gherardus faber (14) 
und Gotscalcus faber (27, 30)? 

2. Thetwardus sufferrator, magister: 1261; ©t. B. B, fol. 2a. 
Th. faber equorum: 1262; $ragm. II,89. Thetwardus filius Th. s.: 
1284; St. B. C, fol. 101b. Wal. Dhetwart faber (9). 

3. Wernerus sufferrator: 1262; St. ®. B, fol. Tb. 

4. Herbordus hofslagher: 1270; St. B. B, fol. 49b. St. 8. C, 
fol. 7a. gl H. faber (13)? 

5. Henricus Albus hofslagere: 1273: St. ®. C, fol. 10a. H. A. 
sufferrator: 1284: St. ®. C, fol. 101b, 105a, 106a, 106b, 134b. 
172a. H. A. apud s. Nicolaum: 1287: St. 8. C, fol. 147a. Val. 
H. A. faber (24). 


3. Ankerſchläger (ankerslaghere). — Val. oben ©. 72. 
Sifridus: area Sifridi ankerslaghere: c. 1270; St. ®. A 8, fol. 1b. 
c. Feinſchmiede. 


4. Schloſſer (clensmede, fabri minores, fabri serarum.) — Bgl. 


oben ©. 73. Eine Kleinichmiedeitraße (platea fabrorum minorum), wohl 
die jeßige Schmiedeitraße in der Mittelitadt, ift 1267 nachweisbar). 
Nach den Kämmereiregiiter von 1325 bezahlten die fabri serarum jährlich) 
um Michaelis für jede Verfaufsitelle 2 Schillinge. 





1. Arnoldus: bona puerorum Arnoldi clensmet: 1259; Fragm. I, 19. 
Heince filius A. clensmeth: 1259; daj. 36. Johannes domini A. 
clensmet: 1262; St. B. B, fol. 5b. gl. Arnoldus faber (12)? 

2. Bernardus clensmeth: 1260; Fragm. J, 112. 





) St. B. B, fol. 32b. 


76 


5. Meſſerſchmiede (eultellifices.;, — Bal. oben ©. 72 7. Sie 
zahlen jchon c. 1270 cine gemeinjame Abgabe von 2'/, Marf an die 
Stadt!). Nach dem Kämmerciregiiter von 1325 hatten jie jährlih um 
Michaelis für jeden Tiſch 2 Echillinge zu entrichten. 

1. Albertus eultellifex: 1280; St. ®. C, fol. 30b, fol. 38b. Bal. 

A. faber (22)? 
Wulph eultellifex: 1280: St. B. C, fol. 38b. 
. Nycolaus cultellifex: 1282: St. 2. C, fol. 55b. 
Hermannus cultellifex: 1285; St. B. C, fol. 125a. 
Herwicus cultellifex: daf. Domina Alheydis relicta Herwici 
eultellificis: 1286; St. B. C, fol. 129a. 
6. Iohannes Widebrugghe cultelllilfex: 1985; St. B. C, 

fol. 125b. Wal. I. Widenbrugge faber (16). 

7. Wernerus cultellifex: 1287; &t B. C, fol. 159a. Bol. 
W. sufferrator (8)? 

Hildebrandus euflltellifex: 1288; &t. 2. C, fol. 175a. Bol. 
H. faber in antiqua civitate (19)? 


6. Nadler (acufices, acutarii?). — Sie handeln in NRojtod, wie 
in anderen Städten, nicht allein mit den felbjtgefertigten Nadeln, nach der 
ipätern Schmiederolle?) wird ihnen vielmehr der Berfauf von Häng- 
ichlöffern (lose schlöte) geitattet?). Aus dem Kämmereiregiſter von 1325 
geht hervor, da die acus facientes für ihre Verkaufsſtellen jährlich um 
Michaelis zufammen 2 Mark an die Etadt zu zahlen hatten. Im 
15. Sahrhundert jtellen die Nojtoder Nadler 3 Yewaffnete?). 


1. Acutarius?: c. 1260-70: St. B. B, fol. 66a. 
2. Iohannes acufex: 1237; St. B. C, fol. 145 b- 


zum m 


© 


d. Waffenſchmiede. 


7. Sarwerfer, Platenjchläger (sareworte®), platemakere, 
factores armorum). — Sie verfertigen die Metallplatten, mit denen Die 
federnen Harniſche und Waffenhandichuhe belegt werden‘). Im Lübeck hat 
fih eine Rolle der platensleghere von c. 1370 und eine der hamsch- 
makere von 1433 erhalten‘). Im Hamburg waren die Platenichläger 
mit den Helmjchlägern in einem Amte vereinigt). 


1) St. B. A 8, fol. 1a, 2b, 14a u. A 6b, fol. 1b. 

384. 

3) In Lübeck verkaufen fie ebenfalls Schlöſſer, Pfriemen, Paternoſter, Hafen, 
Ketten ıc.; Koppmann, Kümmereirechnungen I, S XLV. Wehrmann a. a. O., S 343. 

) Hanſ. Geſchichtsbl. 1886, S. 166. 

5) In sareworte iſt das Wort saro in feiner älteſten Bedeutung — Rüſtung — 
erhalten (lateiniſch servare!); vgl. Koppmann in d. Hanf. Geihichtsbl. 1874, ©. 160. 

°) Koppmann a. a. D., S. XLVI. 

?) Wehrmann a. a. D., S 233 f. u. ©. 365 f. 

8) Koppmann a. a. O. 


17 


1. Sareworte: 1263; St. B. B, fol. 10b. 

2. Hence platemakere: 1266; St. ®. B, fol. 26b. Heinricus pl.: 
1268; dal. fol. 37T. 

3. Conradus: Margareta uxor C. platemaker: c. 1269; &t. B. B, 
fol. 49a. Copradus factor armorum qui est de Norwegia: c. 1278; 
St. B. A6a, fol. 1b. 

4. Arnolt Albus platemaker: c. 1269; St. ®.C, fol. 64a. Arnoldus 
platemakere: 1287; St. B. C, fol. 159a. 

5. Mence platemaker: 1275; St. B. C, fol. 16a. 


8. Helmſchläger (helmslaghere). — Vgl. oben ©. 73. 


Bruno helmslagere est proscriptus: c. 1260—70; St. B. B, fol. 67 b. 
®gl. B. faber (6)? 


9 Schwertfeger (svertveghere, swertveghere, gladiatores). — 
Vogl. oben ©. 73. Im 15. Jahrhundert Stellen fie 3 Bewaffnete !). 


1. Bertrammus gladiator: 1260; Fragm. IL,3,47. Hereditas B.gl.: 
1261: Fragm. IL, 59. 

2. Heinricus gladiator de Luneburg: c. 1262; Fragm. IL, 96. 

3. Godeco svertveghere: 1283; St. B. C, fol. 83b, 86a. 

4. Theodericus:area(taberne)apud Th. gladiatorem: c. 1286; 
St. B. C, fol. 120a, 148a. Filii Thiderici gladiatoris: 1288; 
St. B. C, fol. 162a. 


B. Kupfer. 


10. Kupferjchmiede (copperslach, copperslagere, cuprifabri, 
cupripercussores, cuprarii), — Sie jcheinen, wie ſchon oben gejagt, mit 
den Schmieden in einem Amte vereinigt geweſen zu jein und einen Vers 
treter ihres Handwerks unter den Weijtern dieſes Umtes gehabt zu 
haben?). 1264 wird eine platea cupripercussorum®), 1280 eine Kupfer— 
Ichmiede erwähnt‘). 


N Hanf. Geihichtsbl. 1886, ©. 165. 

®) Bol. oben ©. 72. 

) St. B.B, fol. 17a. Diejer Name jcheint aber bald wieder verloren gegangen 
zu fein, da bisher, auc) aus fpäterer Zeit, feine weitere Erwähnung defjelbeu befannt 
geworden ift. Möglich wäre, daß es ſich um eine in die Hartejtraße mindende Straße 
handelte, da die angeführte Eintragung lautet: Gerlevus in platea cupripercussorum 
impignoravit hereditatem suam Wulveconi, Johanni, Werneconi et Hencen pro 
20 mr. den.,.. und nad) einer freundlichen Mittheilung des Herrn Oberlandesgerichtö= 
raths Th. Sohm im 14. Jahrhundert an einer Ede in der Harteſtraße eine der Familie 
Wulf gehörige Kupferfhmiede nachweisbar ift; St. B. v. 1324—85 fol. 110a, 162a, 
176b, Hausbuch v. 1354—67 fol. 125b, Hausb. v. 1867—87 fol. 29a, Hausb, v. 
1397—1418 fol. 3a, 31a, 34a, 56a, 

+, St. B. C, 29b. Wenn 1282 das Grundſtück des offenbar verftorbenen 
Kupferichmieds Volmar durh Kauf in die Hände des Kupferichmieds Johannes Gote 
übergeht, jo liegt die VBermuthung nahe, daß fih aud in dieſem Hauje eine ſolche 
Schmiede befand. Bol. St. B. C, fol. 68b. 


18 


1. Herbordus eupriperceussor: 1259; Fragm. 1,47. H. copperslach 
1260; Fragm. II, 4. H. cuprifaber: 1264; Zt. x. B, fol. 18b. 

2. Lodewicus: pueri L. eupripereussoris: 1260; ragm. I, 61. Mar- 
gareta filia Lodowici c.: 1262; St. B. B, fol. 3a. Margareta filia 
copperlageres: daj. fol. 20b. M. filia cuprifabri: daſ. fol. 27b. 

3. Allexander cupripercussor: 1261; St. ®. B, fol. 1b. 

4. Folmarnus: Hereditas F. cupripercussoris: 1263: St. B. B, fol. 13a. 
H. que fuerat Volmari cuprifabri: 1282; St. ®. C, fol. 68b. 

5. Engelike cuprifaber: 1266; St. ®. B, fol. 26b. 

6. Iohannes cuprifaber: dal. Pal. 7? 

7. Johannes Gote cupripercussor, magister: c. 12702; St. B. B, 
fol. 55a. Pol. auh St. B GC, fol. 68b, 

8. Fredericus: Hereditas Fr. cuprifabri: 1287; St. 8. C, fol. 134a. 


C. Zinn. 


11. Binn= oder Kannengießer (tingetere). — Sie waren in 
Roſtock mit den Grapengießern in einem Amte vereinigt. Dieje in andern 
Städten ebenfalls nachweisbare Verbindung’) wird durch die im Jahre 
1361 von Wismar, Roſtock, Greifswald und Stettin vereinbarten 
Bejtimmungen für beide Handwerfe auch für die äftejte Zeit wahrjchein- 
ih”). Bezeugt it fie für's 15. Jahrhundert durch eine gemeinjame 
Rolle?). Im 15. Jahrhundert jtellten die Roſtocker Kannengießer 16 Be- 
wafjnete %). 

Iohannes tingetere: c. 1265; St. B. B, fol. 24b. 


D. Gold und Silber. 


12. Goldſchmiede (aurifabri). — Von ihnen willen wir für Die 
ältejte Zeit, wie aus anderen Städten ?), jo auch aus Roſtock jo gut wie 
Nichts. Im 15. Jahrhundert jtellen die Roſtocker Goldjchmiede 3 Bewaff— 
nete®). Eine Rolle ihres Amtes it erſt von 1574 befannt‘). Das Amts— 
buch, das im Jahre 1572 angelegt und bis 1865 fortgeführt iſt, nennt 
für dieſe Zeit 87 Namen von Rojtoder Goldjchmieden ). Im Jahre 1782 
hatten jie zwei Meltefte”). In Lübed durften die Goldjchmiede, wenigſtens 


1) Koppmann a. a. O., ©. XLI. Rüdiger a. a O., ©. 123. Wehrmann 
a. a. D., ©. 128. 

) Hanſe⸗Receſſe I, Nr. 257. Bol. Stieda ind, Hanf, Geſchichtsbl. 1886, ©. 122 ff. 

) Stieda, Das Amt d, Zinngießer in d. Jahrb. d. Ber. f. Melt. Geich. 53, ©. 135. 

) Koppmann in d. Hanf. Geſchichtsbl. 1886, ©. 1E5. 

5) Vgl. Lappenberg, Nealgewerberechte in Hamburg, ©. 76. Crull, Das Amt 
der Goldichmiede zu Wismar, ©. 2, 

°) Hanf. Geſchichtsbl. 1886, S. 166. 

?) Mettelbladt, Verzeichniß a. a. O. 

Schlie, Die Kunſt- u. Geihichtsdenfmäler v. Medl.-Schwerin 1, ©. 599 ff. 

9) Gemeinnüß, Aufl. 3. d. Roſt. Anz. 1782, 20. Stüd, ©. 78. 


79 


nach der älteren Verordnung, nur in ihren Buden unter dem Rathhauſe 
arbeiten, eine Maßregel, die die Controlle über die von ihnen angefertigte 
Waaren erleichtern jollte‘). In Jahre 1373 fand in Noftod eine Ver: 
jammlung von Goldjchmieden verjchiedener Städte ftatt, deren Beſchlüſſe 
ebenfall3 den Schuß vor minderwerthiger Waare bezweckten °). 


1. Iohannes aurifaber: c. 1259; Fragm. I, 31. St. ®. B, fol. 18a, 
25b, 60a, 64a, 68a. Zt. B. C, fol. 10b, 27a, 29b, 32a, 41b, 92a, 
98a,93b,118a,15la. M. U. B. 2, Nr. 1429. I.a. pater Wichmanni: 
1259 ; Fragm. 1,55. Vgl. 4. Henricusffilius I.a::1288; St. B.C, fol. 178a. 

2. Radolphus anrifaber: 1259; Fragm. I, 54, 108. Taberne R. a.: 
c. 1260: Fragm. II, 44. 

3. Arnoldus aurifaber: 1262; Fragm. Il, 91. St. B. B, fol. 4b. 

4. Wichmannus aurifaber: 1274; St. B. C, fol. 1la. UxorW. a.: 
c. 1285; St. B. C, fol.124b. Vol. 1 und Wichmannus campsor (2)? 

5. Jacobus aurifaber: 1279; St. 3. C, fol. 24b. Magister I. a.: 
1283; St. 8. C, fol. 61b. Relieta magistri I. a.: 1288; St. B. C, 
fol. 168a, 170b. Tutores puerorum m. ].a.: 1288; St. B. C, fol. 170b. 

6. Bertoldus Baurus aurifaber: 1287; St. B. C, fol. 137a. 


13. Goldwirfer (aurei textores], auree textrices). — Sie ver- 


fertigen offenbar die mit feinem Golddraht durchzogenen Gewebe. 


Margareta aurea textrix, uxor Phillippi: c. 1269; St. B. B, fol. 46 b. 


E. Legierungen. 


14. Grapengießer (gropengheter, fusores ollarum). '— ie 


waren, wie erwähnt, offenbar von Anfang an mit den Zinngießern in 
einem Amte vereinigt’). Die Grapengiekerjtraße iſt c. 1279 nachweisbar *). 
Eine die Grapengießer allein betreffende Vereinbarung zwilchen Lübeck, 
Hamburg, Roitod, Straljund, Wismar, Greifswald und Stettin jtammt 
aus dem Jahre 1354°). 


1. Fredericus gropengheter(e), fusor ollarum: 1259; Fragm. I, 62. 
&t.B.B, fol. 35a. St. B. C, Sol. 52a, 13la, 132a, 158a. 
St. B. AT, fol. 3b. 

2. Conico gropengheter: 1262; St. ®. B, fol. 2b. Bol. 4? 

3. Herwicus: pueri H. gropenghetere: 1268; St. ®. B, fol. 8b. 
Iohannes filius H. gr.: 1273; St. B. C, fol. 7b. 

4. Conradus:Aleydis, Alheit,Alike filia gropengetere (fusoris ollarum): 
1263; St. B. B, fol. 12b, 25a, 25b, 26a. Bol. 2? 

5. Ludike fusor ollarum: 1264; St. B. B, fol. 22a. 

) Wehrmann a, a. O., S. 221. Vgl. auch Koppmann a. a, O., S. XXXVIII. 

) Hanj. Geſchichtsbl. 1886, ©. 137. 

” Siehe oben ©. 78. 

) St. B. C, fol. 27b. 

5) Hanſe-Receſſe I, Nr. 188. Val. Stieda in d. Hanſ. Geſchichtsbl. 1886, ©. 122 Fi. 





80 


Die Apengeter oder Rothgießer find in Roſtock, wenigitens in unjerer 
Zeit, nicht nachweisbar). 


15. Glockengießer (fusores campanarum). — Sie waren in 
Hamburg mit den Grapengiegern verbunden?),. Zwei offenbar gleichzeitig, 
wohl in den 80er Jahren, gemachte Eintragungen in Stadtbuh A6aı 
lauten: Hartwicus concessit civitati ollam valentem 3 mr. 4 sol. minus, 
und: Bramowe concessit civitati ollas ponderantes 7'/, livespunt. 
Item 2 ollas ponderantes 3 et dimidium scippunt. Wan wird wohl 
als jicher annehmen dürfen, daß die Stadt das Metall dieſer Grapen zu 
einem größeren Guß, mwahrjcheinli einem Glodenguß, verwenden wollte. 

Arnoldus fusor campanarum, magister: 1285; St. B. C, 

fol. 110b. 

16. Münzer (monetarii, magistri monete). — Die ausſchließliche 
Mimzgerechtigfeit innerhalb der Herrichaft Roſtock ging erjt im Jahre 1325 
durch Kauf vom Fürſten an die Stadt über*). Doc ließ diefe ſchon in 
der ung bejchäftigenden Zeit durch einen Münzmeiſter Münzen jchlagen 
und bezahlte dafür eine jährliche Abgabe an den Fürſten, deren Höhe wir 
aber nicht fennen®). Der Münzmeilter bewohnte offenbar ein der Stadt 
gehöriges Haus (domus magistri monete), dejjen innere Einrichtung 1260 
ebenfalls ſtädtiſches Eigenthum war). Um diejelbe Zeit wird gebucht, daß 
der Münzmeiſter Eilber empfangen habe, das zum Nutzen der Stadt ver: 
wandt werden jolle‘). Aus der uns hier inSbejondere beichäftigenden Zeit 
hat fich der Name nur eines Münzmeifters erhalten. 

Albertus magister monete: c. 1260; Fragm. I, 89. Monetarius: 
1260; Sragm. II, 6 St. B. A8, fol. 15a. A. monetarius: 1262: 
St. B. B, fol. 2b. Magister A. monetarius: 1268; St. B. B, 
fol. 39b. Tutoris Edhelandis filie A. m.: c. 1280; St. B. C, 
fol. 39a. Molendinum quod fuerat A.m.: c.1233; St. B. C, fol. 76a. 
Hereditas A. m. defuncti: 1283; St. B. C, fol. 84b. 


F. Altflicker. 
17. Keſſelflicker (ketelbot(h)ere). — Sie bilden wohl fein Amt >). 


1) Vgl. Wehrmann a, a. D., ©. 157 fi. SKoppmann a. a. DO, S. XXX. 
‚Rüdiger a, a. O., ©. 1 ff. Bodemann a. a, O., ©. 186 ff. 

2) Koppmann a. a. O. ©. XXXVUL 

3, Am unteren Nande von fol. 1b u, 2a. 

+) Koppmann, Geſch. d. St. Roftod, ©. 16. 

°) Bgl. St. B. A 8, fol. 15a, 16a, 16b. 

°) Fragm. I, 89. 

) Fragm. II, 9. 

9) Vgl. auch Koppmann a. a, O., ©. XLIL 


81 


1. Henricus ketelboter: c. 1279: St. 2. C, fol. 27a, 37a, 149b. 
2. Ludolphus de Stadhen ketelboter: 1281; St. B. C, fol. 44b. 
Ludolfus ketelbot(h)ere: 1287; St. B. C, fol. 140a, 144a. 

3. Bertoldus ketelbotere: 1287; St. B. C, fol. 136b, 175b. 

4. ÖOlricus, Ulricus ketelboter(e): 12397; St. 8. C, fol. 142a, 
146a. Area quam emerat Herbordus carnifex emerat a Olrico k.: 
1287; St. B. C, fol. 15la. 


G. Thon, Lehm. 


18. Maurer (lapieide),. — Die Bezeichnung der Maurer als 
lapicide erklärt fich vielleicht aus dem Einfluß, den der Süden, der 
vorzugsweije ınit Haufteinen baute, auf die Ausbildung unjerer Baufunft 
gehabt hat’). An Steinhauer zu denken, iſt im umjerer auf Yindlinge 
und Ziegel angewiejenen Gegend nicht wohl möglih. Daß wir es bei den 
bier in Frage fommenden Perjonen mit einer Art Bauunternehmer zu thun 
Haben, wird dadurch wahrjcheinlich, daß von großen Ziegellieferungen die 
Rede iſt, welche jie für die Stadt und für Privatleute übernahmen. Der 
Empfang der Ziegel?) und die dafür bezahlten Summen?) werden in 
unjern Aufzeichnungen erwähnt, ebenjo zwei an Meijter Dietrich gemachte 
Zahlungen ad imponendos lateres (für das Aufitapeln von Ziegeln ?) und 
ad lateres efferendos (für das Fortichaffen von Ziegeln) *). Die magistri 
lapicide Heinrich und Alexander, die wiederholt zuſammen genannt werden, 
pachteten im dem fiebziger Jahren des 13. Jahrhunderts die jtädtijche 
Biegelei?). Famuli lapieide werden c. 1283 erwähnt‘). Im fpäterer Zeit 
bilden Die murlude ein Amt, das im 15. Jahrhundert 10 Bewaffnete ſtellte °). 


1. Borchardus lapicida: 1259; Fragm. I, 40. St. B. B, fol. 43a. 
Magister: 1262; St. B. B, fol. 3b, 7b, 47b. 

2. Henricus (Hinricus, Heinricus) lapicida: 1266; St. B. B, fol. 26 b. 
Magister: 1277; St. B. A6b, fol.4b, 5a,6b. St.B.A 6a, fol. 2b. 
St. 8. C, fol. 40a, 124b, 144b. 

3. Thidericus (Theodericus) lapicida, magister: c. 1274; St. B. A 8, 
fol. 4b. St. B. C, fol. 29a, 30b, 59a, 84b, 123a. Thidericus 
lapicida: 1283; St. B. C, fol. 88a. 

4. Alexander lapieida: 1277; St. B. A6b, fol. 4b, 5a. St. B. C, 
fol. 19b, 34b, 52b, 55a. Magister: c. 1270-80; St. B. A6b, 
fol. 6b. St. B. A 6a, fol. 2b. St. B. C, fol. 50b. 

5. Conradus lapicida: 1237; ©t. B. C, fol. 158b. 


’) Bgl. den Ausdruck „Steinmeß”, der ja im Süden auf den Bauarbeiter im 
Allgemeinen übertragen wurde, 

) St. B. A 6b, fol. 4b, 5a. 

St. B. A8, fol. 4b. St. B. A 6a, fol. 2b. 

9 St. B. As, fol. 4b. 

9) St. B. A 6b, fol. 6b. Vgl. unten ©. 82. 

9) St. B. AB, fol. 2a. 

) Hanf. Geſchichtsbl. 1886, ©. 166. 


82 


19. Ziegler (laterum rector, magister laterum, laterator). — 
Die jtädtiiche Ziegelei (domus laterum) ſtand während der fünfziger und 
jechöziger Jahre des 13. Jahrhunderts, wie es jcheint, unter der Leitung 
des von der Stadt angeftellten Meifters Wilhelm’). Im den fiebziyer 
Sahren wurde fie, wie erwähnt, an die lapicide Meijter Heinrich und 
Alerander verpachtet?). Außer der Stadt beſaßen auch die Marienkirche, 
die Predigermönche und das Hospital zum Heiligen Geiſt Biegeleien. 
Wem die vor dem Bramower Thore gelegene gehörte, die um 1280 erwähnt 
wird, ift unficher?). Aufzeichnungen, die von der Stadt für Ziegel und für 
die Ziegelei verausgabten Summen betreffend, finden jich wiederholt *). 
Auch Über Ziegel: und Kalflieferungen der Marienkirche an die Stadt finden 
ſich Notizend). Die um 1283 mehrfach genannten percussores laterum ®) 
werden, wenn bier nicht an die Zerfleinerung von Felditeinen zu denken iſt, 
Biegelarbeiter gewejen jein. 

Wilhelmus laterum reetor (magister laterum, laterator): 1259; 

Fragm. I, 22. St. 8. B, fol. 7b, 18b. 

20. Töpfer (figuli), — Sie jcheinen, wie in den übrigen Städten, 
von denen wir wiſſen, jo auch in Roſtock erjt im jpäterer Seit größere 
Bedeutung gewonnen zu haben: weder in Lübeck, Hamburg‘) und Lüne— 
burg, noch in Roſtock ift eine Rolle der Töpfer aus dem Mittelalter 
erhalten. Nettelbladt’S Verzeichniß mennt eine Töpferrolle von 1609. 
Aus der Zeit von 1258 bis 1283 fann ich nur einen Vertreter diejes 
Handwerk anführen. 

Conradus figulus: 1265; St. B. B, fol. 19b. 

21. Lehmdecker (lemdhecker). — Scheinen erflärlicherweije nur 
im 13. Jahrhundert vorzufommen. 

Hugo lemdhecker F: c. 1280; St. B. C, fol. 34b. 


H. Glas. 


22. Glaſer (glasewrochtere, vitrarii, factores vitrorum). — Gie 
waren bei und wie in Hamburg, Lübeck und Lüneburg‘) in der älteren 
Zeit mit den Malern in einem Amte vereinigt, das im 15. Jahrhundert 


) Aehnlich in Hamburg nad) 1370— 82; vgl. Koppmann a. a, O., ©. CVII. 
) &t. B. A6b, fol. 6b. 
3, &t. B. C, fol. 30b. Bol. Koppmann in II, 1, 94 |. 
) Vgl. oben S. 81 u. St. B. AS, fol. 15a. 
5) St. B. B, Rückſeite des Umſchlags. St. B. A8, fol. 13a, 16b. 
6) St. B. As, fol. 2a, 2b, 3b. 
) Die Hamburger Töpfer bilden erit jeit 1615 eine Brüderichaft; Koppmann, 
Kämmereirechnungen, ©. L. f. 
Koppmann a. a. O., S. XXXVII f Wehrmann a. a. O., 5.326 ij. Bode: 
mann a. a. DO, S. XIV. 


83 


2 Bewaffnete zu ftellen hatte!),. Die Trennung der beiden Handiverfe tit 
jedenfalls vor 1600, wahrjcheinlich jchon geraume Zeit vorher eingetreten?). 
Ueber Abgaben der anfangs wenig zahlreichen Glaſer erfahren wir aus der ung 
bejchäftigenden Zeit Nichts. Maler find in unſern Quellen nicht nachweisbar. 
1. Rabodo vitrarius: 1262; &t. ®. B, fol. 2b. 
2. Johannes factor vitrorum (glasewrochtere), magister: 1268; 
St. B. C, fol. 38a, 172b. 


11. Berarbeitung von animalifdhen Stoffen. 
I. Belzwerf und Häute. 


23. Pergamentmacher (permentatores, pergamentatores, per- 
gamentarii, permentarii, perementarii). — Während fie in Lübeck fchon 
im Sabre 1350 ein Amt bilden ?), läßt fich eine Rolle diejes Handwerks 
in Hamburg, Yüneburg und Riga und auch bei uns nicht nachweilen. 
Die Bedeutung dieſes Handwerks, das wohl nie jehr viele Mitglieder 
zählen konnte, war ja auch nur eine vorübergehende, da das Pergament 
mehr umd mehr durch das Papier verdrängt wurde. Gab es doch in 
Lübeck ſeit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts jtet3 nur einen 
Pergamentmacher“). Im der ung hier bejchäftigenden Zeit lafjen ſich in 
Roſtock drei Vertreter diejes Handwerks nachweisen. 

1. Johan (lohannes) permentator (pergamentator): 1279; 

St. B. C, fol. 24b, 27a. 

2. T{h)idemannus pergamentator (per(e)mentarius, pergamenta- 

rius): c. 1279; St. 8. C, fol. 27a, 124b, 144b, 175b. 

3. Henricus Scadhe pergamentarius: 1233; St. B. C, fol. 56a. 

24. Weihgerber (witgherewere, witgerwere, dealbatores corei). 
— Sie gerben vorwiegend mit Alaun?) und bildeten bei uns jchon in 
der älteften Zeit ein bejonderes Amt, das im 15. Jahrhundert 3 Bes 
waffnete zu jtellen hatte®). Im dem VBerzeichnig der Aemter vom Jahre 
1782 werden jie nicht mehr genannt, doch geht aus einer von Niehend 
angeführten Siegelinschrift hervor, daß das im 18. Jahrhundert als 
Beutler bezeichnete Amt auch die Weihgerber umfaßte“). Um 1270 zahlen 
die Weißgerber cine gemeiniame Abgabe an die Stadt‘), die nach dem 
Kämmereiregifter von 1325 2 Mark betrug. 

1) Hanſ. Geichicht3bl. 1886, S. 166. 

2) Val. Slaferrolle, S. T5b u. 76a. 

) Wehrmann a. a, DO. S. 363 ff. 

4) Wehrmann a, a. DO, 5 368, Anm, 

>) Val. Koppmann a. a. O., LI. 

°) Han. Geichichtsbl. 1886, S. 160. 

?) Niehenck i. d. Gemeinnütz. Auf, z. d. Roſt. Nachr. 1782, ©. 162: D: Amt. 
D: Weisgar. u: Beutler in Rostock. 

) St. B. As, fol. 2a. 

5* 


84 


1. Bertolt witgherewer: 1260; Fragm. I, 121. 

2. Symon witgih)erewer: ec. 1281; St. B. C, fol. 39a, 75 b, 76a, 165b. 

3. Godikinus witgherewer: 1288; St. ®. C, fol. 166b. 

25. Lohgerber (lore, loere, gherewere, cerdones, serdones.) — 

Sie waren in älterer Zeit ein wichtiges und zahreiches Amt, das im 15. Jahr: 
hundert 20 Bewaffnete zu jtellen hatte‘), Sie gerben das Leder mit Lohe auf 
dem nad) ihren benannten Gerberbruch (palus cerdonum)?). Bon einem bejon- 
deren Gerberhauje, wie es jich in Lübedl, Hamburg, Lünebura und Riga?) 
findet, erfahren wir aus unjeren Quellen nichts, doch jcheint der Ausdrud 
gerhus im 14. Jahrhundert auch in Roſtock vorzufommen‘). Um 1270 
zahlen die Yohgerber cine gemeinjame Abgabe, die um 1279 auf 12 Warf 
jährlich angegeben wird’). Ob fie für Arbeit: oder Verkaufsplätze ent: 
richtet wurde, erfahren wir nicht). Nach dem Kämmereiregijter von 1325 
zahlten Die auf dem Bruche wohnenden Lohgerber (cerdones de palude) 
für ihre Plätze auf dem Markte jährlich um Weihnaht 30 Mark an 
die Stadt. 

1. G(h)erardus serdo (cerido, lore)?, Rm.: 1259; Fragm. I, 5, 31,52, 
55, 60, 62, 67, 69, 95. St. B. B, fol. 5a, Sa, 30a, 34b, 47b, 53a, 
68b. St. B. C, fol. 6a, 14b, 23a, 164a. St. B. As, fol. 11a. 
Reineco (Reynerus) gener (Gherardi) cerdonis: 1273; St. B. C, 
fol. 8b, 26a. Pal. 15. 

2. Reinoldus: Wilseth vidua R. gherewere: 1260; Fragm. 1, 77. 

3. Borehardus gherewer: 1260: Fragm. I, 121. 

4. Fredericus (Fridericus) cerdo (lore): 1268; St. B. B, fol. 37a. 
St. B. C, fol. 9b, 14a, 66b, 141b. St. B. As, fol. 5b. 

5. Meineco lore: c. 1268; St. ®. B, fol. 42h. 

6. Albertus cerdonis frater: 1269; St. B. B, fol. 65h. St. B. As, 
fol. 16a. Albertus lore (cerdo): St.B.C,fol.8a,25b. St.B.A 6b, 
fol. 5a, 5b. 

7. Johannes: (rherico (Grherardus) et lohannes hlii sororis I. cerdonis: 
c. 1271?; St. B. B, fol. 51b, 53a. 

8. Werner(us) lore (cerdo): c. 1271?: &t. B. B, fol. 56b, 57 b, 69a. 
St. B. C, fol. 1568. 

9. Bertolt cerdo in palude: c. 12717; Zt. B. B, fol. 5eb. 

10. Ecgehardus (Egghehardus) gherwere (cerdo): 1277: 
St. 8. C, fol. 20b, 166b. Ecgehardus Longus cerdo: c. 1279; 
St. B. C, fol. 25b. 


) Hanf, Geſchichtsbl. 1886, S. 165. 

®) Bertolt cerdo in palude: c, 1270; St. B. B, fol, 535b. Palus cerdonum: 
ec. 1287; St. 8. C, fol. 137 a. 

») Lüb. U. B. 1, S.249. Lappenberg a. a. O., ©. 102 f, Koppmann a. a, O 
©. LXV. Bodemann a. a. O., S. XIV. Stieda u. Mettig a. a. O. ©. 11 ff. 

MUB 5, S. XIV. 

9) 6.8.43, fol. 1a, u, St. B. A6b, fol. 1a u. 1b. 

6) Ueber Verkaufspläge der Hamburger u. Lübecker Gerber vgl. Koppmann a. a. O., 
©. XXXVJ, u. Lüb. U. B. 1, ©, 24. 


85 


11. Hinricus cerdo ante portam: c. 1270—80; St. B. A 6b, fol. 5a. 
12. Thethardus deParleberg cerdo:1284; St.B.C,fol.93b. Vgl. 18? 
13. Johannes de Dasle cerdo: 1284; &t. B. C, fol. 94b, 9b. 
14. Gotfridus; Lambertus filius G. cerdonis: 1284: St. B. C, fol. 98b. 
Bol.17? Gotfridus (Lawe) cerdo: 1287: St. B. C, fol. 142b, 151b. 
StR. A7, fol.46. Grodeco loer: c. 1270—80; St. B. A 6b, fol. 6a. 

15. Reynerus (Reynikinus) cerdo?. Rın.: 1285: St. B. C, fol. 110a, 
111b, 124b. Bol. 1. 

16. Hartwicus cerdo (lore): 1287: St. B. C, fol. 154a, 156b, 157a. 

17. Lambeıtus cerdo: 1287: St. B. C, fol. 155b. Pal. 14? 

18. Dethardus:Cristina relictaD.cerdonis :: c-1287; St.B.0,fol.159b. Bgl.12? 

19. Nicolaus cerdo: 1288; St. B. C, fol. 161b. 

26. Pelzer (pellifices) und Buntmacer. — Lie bildeten, der 
reichlichen Anwendung von Pelzwerk in früheren Jahrhunderten entiprechend, 
eined unjerer wichtigiten Nemter, dag im 15. Jahrhundert 20 Bewaffnete 
zu stellen hatte‘). Auch in der uns bejchäftigenden Zeit laſſen Sic) 
21 Bertreter diejeg Handwerks nachweiſen. In Lübeck war jeit 1336 das 
Amt der Belzer von dem der Buntmacher getrennt. Bei uns erjcheinen beide 
Handwerke noch in der Rolle von 1568 al3 ein Amt, während eine Auseinander— 
ſetzung zwilchen ihnen vom Jahre 1639 zeigt, dab die Trennung erfolgt 
war?) Die Belzer verarbeiteten Schaf- und Lammfelle, die Buntmacher 
alles jonjtige Pelzwerk'). Der Nüdgang in der Neuzeit ijt bei dieſem 
Gewerbe ganz bejonders in die Augen Ipringend: im Jahre 1782 zählte 
das Amt der Buntfutterer in Roſtock außer den 2 Melteften nur noch 
7 Mitglieder‘). In der uns bejchäftigenden Zeit zahlten die Pelzer eine 
gemeinjame Abgabe von 7 Mark’). Nach dem Kämmereiregiſter von 
1325 hatten fie fir ihre Verfaufspläße jährlih 9 Mark zu entrichten. 

1. Rodolfus pellifex?, Rm.: 1259; Fragm. I, 24. 
2. Bernardus pellifex: 1260; Fragm. I, 83. Fragm. II, 4, 90. 
St. B.B, fol. 24a, 43a, 46a, 54a. St. B. C, fol. 14b, 127 b, 150a. 
3. Gotzwinus pellifex: 1261: St. B. B, fol. 1b. 
. Willikin pellifex: 1263; St. B. B, fol. 11b. Bel 12? 
5. Engelbertus: Gertrudis vidua E. pellificis: 1264; St. B. B, fol. 16a. 
6. Gherardus pellifex: 1264; ©t B. B, fol. 22a, 41b, 46h. 

St. B. C, fol. 59a, 129b, 131a, 149a. 

7. Heydhenricus pellifex de G uzstro we: 1264; St. B. B, fol.25a. 
8. Albertus pellifex: 1270; ©t. 8. B, fol. 49a. 


) Hanſ. Geichichtsbl. 1886, S. 165. 

2) Weber d. Roſt. Buntfutterer u. Pelzer vgl. Stieda in d. Roſt. Zeitung 1889, 
Nr. 480, 482, 484, 486. Einen Beitrag zum mittelaltert. Belzbandel itberhaupt giebt 
Koppmann in d. Hanf, Geichichtsbl, 1898, ©. 63 ff. 

») Koppmann, Kämmereirechnungen, S. XNXXIV, XLIV u. XLV, Wehrmann 
a. a. O., ©. 1% ff. u. 356 ff. 

) Niehend a. a. O., ©. 161. 

53, St. B. A8, fol. 1a, 2b, 14a. Et. B. A6b, fol. 1a. 


- 





86 


9. Pellifex: c. 12717; St. 2. B, fol. 59b. 

10. Thitmarus (Dithmarus) pellifex: c. 12719; St. B. B, fol. 60 b. 
St. 2. C, fol. 11a, 178b. 

11. Floreco pellifex: 1275; St. B. As, fol. 5b. 

12. Hermannus: Zacharia uxor H. pellificis: 1280: St. B. C, fol. 33a. 
Willikinus filius H. p.: 1284; St. B. C, fol.77b. Bgl. 4 u. 187 

13. lordanus pellifex: 1281; St. ®. C, fol. 38b, 54a. 

14. Wezcelus pellifex: 1281: St. B. C, fol. 38b. 

15. Hence de Stendal Parvus pellifex: 1282; St. BC, fol. 59b. 

16. Thidericus pellifex de Trajecto: 1283; St. B. C, fol. 75a. 

17. Ricquinus pellifex: c. 1283 - 84: St. B. C, fol. 76a. 

18. Hermannus pellifex de Trajecto: c. 124: St. B. C. 
fol. 81b, 84a. Bal. 12? 

19. Arnoldus deGnewesmolen pellifex: 1287; St. B. C, fol. 152b. 

20. Conradus de Marburg pellifex: 1287: St. ®.C, fol. 152 b. 

21. lohannes de Hamburg pellifex: 1288: St. ®. C, fol. 162 b. 


27. Beutler (factores bursarum, bursarii), — Im Jahre 1407 
bilden fie mit den Sämtjchbereitern, Riemern und Gürtlern ein Amt!) 
während für's 18. Jahrhundert ihre Vereinigung mit den Weißgerbern 
tejtiteht ). Im Jahre 1782 zählte ihr Amt nur 4 Mitglieder und als 
Erzeugnifje der Veutler werden Manusſtrümpfe (jedenfalls doch aus Leder), 
Handſchuhe und Beutel genannt’). In Lübeck waren jie urjprünglich mit 
den Riemenjchneidern‘), in Hamburg dauernd mit den Zaumſchlägern, 
Gürtlern, Eattlern und Tajchenmachern vereinigt ®). 

1. Radolfus (Radolphus) factor bursarum (bursarius): c. 1280: 

St. B. C, fol. 32a, 76a, 150b, 15la. 

2. Nicolaus factor bursarum: c. 1285; &t. B. C, fol. 106b. 

28. Handihuhmacher (cerotecarii*)). — Während wir willen, 
daß im Lübeck bereits im Jahre 1262 jieben Buden auf dem Marfte an 
Handichuhmacher vermiethet waren, habe ich nur eine etwa aus demjelben 
Sahre ftammende Eintragung gefunden, die berichtet, da der Handſchuh— 
macher Hermann von Prag verfeitet worden jei, weil er die Frau eines 
andern Handichuhmachers Hermann nächtlichenweile verwundet habe ‘). 

1. Hermannus cerotecarius de Praghe: c. 1260-70; St. 8. B, 


fol. 68a. Bol. oben. 
2. Hermannus: Sucmodis uxor H. cerotecarii: daj. Val. obeıt. 


— — — — 


) Nettelbladt a. a. O. 

2) Bgl. oben ©. 83. 

2) Niehend a. a, O., ©. 162. 

*, Noppmanı a. a. O. S. XXXIIf. 
>) Rüdiger a, a. O., ©. 42. 

6, Nidytiger: eyrotecarii, 

) St. B. B, fol. 68a, 


87 


29. Sattler(sellifices) undSchildmacher(scildere, cli(p)peatores). 
— Da der Schild in der uns beichäftigenden Zeit wie der Sattel im 
Welentlihen aus einem mit ſtarkem Leder bezogenen Holzgeitell beitand *), 
jo it e8 nicht auffallend, da die beiden genannten Handwerke in einem 
Amte vereinigt waren, ja wie unjer Verzeichniß lehrt, auch von derjelben 
Perſon betrieben werden konnten. Im Jahre 1282 berichtet der Roftocer 
Rath) nad) Lübeck im Intereſſe eines dorthin verzogenen Mitgliedes des in 
Frage jtehenden Amtes, daß er magistrum Gocewinum, Burchardum, 
clipeatores et oldermannos eiusdem operis, ceterosque sellifices omnes 
vorgeladen und jich von ihnen das Wohlverhalten ihres frühern Genofjen 
habe bezeugen lajjen 2). Im 15. Jahrhundert hatte das Amt der sedelere 
5 Bewaffnete zu jtellen?). 
1. Martinus clippeator: c. 1260—70?, St. B. B, fol. 66%. 
2. Gozwinus (Gocewinus) seilder: c. 1271?; St. B. B, fol. 55a. 
St. B. C, fol. 21a. Magister G. clipeator et oldermannus: 1282: 
M. U. B. 3, Nr. 1649. Meychtildis uxor G. cl. 1284; St. B. C, 
fol. 81b. 
3. Busso (Bosso) sellifex (clipeator): 1275; St. B. A 8, fol. 5b. 
St. B. C, fol. 75b, 86h. 
4. Burchardus (Borchardus) cli(p)peator: 1282; St. B. C, fol. 70a, 
90b, 115b, 121b, 143b, 152b, 156a. B. cl. et oldermannus: 1282; 
M. U. B. 2, Nr. 1649. 


30. Riemenjchneider (remensnithere, remensnidere, incisores 
corrigiarum, corrigieide). Sie bilden, mit den Beutlern, Sämifchbereitern 
und Gürtlern vereinigt, eind der wichtigiten Roſtocker Aemter, das im 
15. Sahrhundert 20 Bewaffnete zu jtellen hattet). Die aus dem 16. Jahr: 
hundert jtammende Schmiederolle verbietet ihnen das Feilhalten von unbe: 
ledertem Schmiedewerk“). Die NRiemenjchneider bezahlen in den fiebziger 
Sahren des 13. Jahrhunderts jährlich 3 Markt‘). Nach dem Kämmerei— 
regijter von 1325 war diefe Abgabe noch die gleiche. Im Jahre 1782 
hatten die Riemer ein Gerbe- und Verſammlungshaus vor dem Petrithor”). 

1. Benedietus remensnither: 1268; St. X’. B, fol. 36b. 
2. Lodowieus remensnither: c. 1260—70; St. ®. B, fol. 64a. 
3. Wolterus?: Thidericus filius domini Wolteri remensnidere: c. 1275; 


St. B. As, fol. 7a. 
4. Thitmarus corrigicida: c. 1277; St. 3. C, fol. 18a, 34b, 43a. 


1) Alwin Schultz, Höfifches Leben 3. 3. d. Minnefinger (2. Aufl.) 1, ©. 84 f. 
2) M. U. B. 3, Nr. 1649. 

2) Hanf, Geſchichtsbl. 1886, S. 166. 

) Hanſ. Geſchichtsbl. 1886, S. 165. 

)85. 

66.3. As, fol. 1b. St. B. A6b, fol. Ib. 

?) Niehend a, a. O., ©. 160, 


88 


5. Radolphus corrigicida: c. 1282; St. B. C, fol. 72b. 

6. Rotgherus corrigicida: 1284; St. B. C, fol. 94a, 

7. Ludolfus corrigicida: c. 1286; St. B. C, fol. 120b. 

3l. Belter (beltere, biltere). — Dieje Handwerföbezeihnung tt 
meines Wiſſens für das deutſche Mutterland bisher nicht nachgewieſen, 
war dagegen in Riga, wenigitens im 15. Jahrhundert, ganz gebräuchlich’). 
Auch in Reval wird im 14. Jahrhundert ein Belter erwähnt?),. Der 
Uriprung des Wortes ijt jedenfalls in Sfandinavien zu juchen und von 
dem altnordiichen belti (ſchwediſch: balte), Gürtel, herzuleiten. In Stod: 
holm hat fich denn auch der Schragen eines Amts der Baltare erhalten, 
die als Eattler erklärt werden?) Vom Norden aus hat die Bezeichnung 
dann offenbar im verjchiedenen Oſtſeeſtädten Eingang gefunden und jich in 
Riga längere Zeit erhalten. Nach den hier gefundenen Nachrichten *) 
bejaßen die Rigiſchen Belter ein eigenes Gerbehaus, das im Jahre 1495 
in die Hände der Schufter überging, jedoch mit dem Vorbehalt, daß es bet 
einer etwaigen Erneuerung des Belteramtes jeiner urjprünglichen Be 
ſtimmung zurüdgegeben werden jollte.e Das Haupterzeugniß der Belter 
Icheint in Riga während der genannten Zeit Riemenzeug zu Pferde: 
geichirren gewejen zu jein. Ferner lieferten fie Gürtel, Säde, Handichube, 
Pulverbeutel und bejorgten auch das Serben von Häuten. Vielleicht 
bejorgten ſie auch Poljterarbeit. In Roſtock find, wenigſtens für die uns 
bejchäftigende Zeit nur zwei als Belter bezeichnete Perfonen nachweisbar. 
Alle weiteren Nachrichten fehlen. 

1. Albertus bilter: 1273; St. 8. C, fol. 6a. Hereditas biltern (!?): 
1273; St. B. C, fol. Sa. Domus A. belter: c. 1281; St. B. C, fol. 48. 

2. Wulphardus (Wulfardus) belter: 1284; St. B. C, fol. 80b, 82b, 
92a, 95b, 153a. 

32. Schuhmacher (sutores). — Sie jtanden im 15. Jahrhundert mit 
den Schmieden allen übrigen Aemtern voran, indem fie gleichfalls 40 Be 
wafjnete zu jtellen hatten’), Im der uns hier befchäftigenden Zeit Lafjen 
fi) nicht weniger als 32 Vertreter ihres Handwerks nachweilen. Sie 
haben jedenfalls auch unter dem Rückgang aller Gewerbe im der Neuzeit 
weniger gelitten ald manche andere Aemter, da fie im Jahre 1782 aufer 
den 4 Xeltejten noch 71 Bertreter zählten ®). 


1) C. Mettig in d. Sitzungsber. d. Geſellſch. ſ. Geſch. u. Alterthumsk. d. DOjftfee 
provinzen Rußlands 1856, ©. 62 fi. 

) Daſ. ©. 67. 

9) Vgl. Stieda u. Mettig, ©. 38, Anm. 1. 

) Vgl. Mettig a. a. O. 

5) Hanj. Gejchichtsbl. 1886, S. 166. 

°) Niehend a, a. O., ©. 150. 


89 


Bereit3 in den fiebziger Jahren des 13. Jahrhunderts bezahlten die 
Schuhmacher für ihre Buden eine jährliche Abgabe von zufammen 24 Marf, 
die in vier Raten zu je 6 Mark entrichtet wurden‘). Ebenjo war e8 noch 
nach dem Stämmereiregijter von 1325. In der Altitadt belegene Schufter- 
buden (taberne sutorum) werden während der uns beichäftigenden Zeit 
ausdrüdlich erwähnt?). Aus dem Zujammenhang geht hervor, daß fie 
nach Art der Knochenhauerbuden vereinigt waren. Ob mit den al3 curia 
sutorum inantiqua civitate und locus stacionis sutorum antique civitatis ®) 
bezeichneten Gebäuden ebenfall3 Buden gemeint find, läßt ſich kaum ent- 
icheiden. Zweimal findet ſich die Notiz: Sutores denarios stacionis sue 
Iohannis baptiste dederunt‘), Daß die Verarbeitung von fchlechtem 
Leder bejtraft wurde, haben wir bereit3 in der Einleitung erwähnt). 


. Meinekinus sutor: 1259; ragm. I, 56a. 

. Ecbertus Hecht sutor: 1260; Fragm. I, 67. 

. Olrieus sutor: 1261; Fragm. II, 33. St. 8. B, fol. 16b. 

. Hermannus Longus sutor: 1261; Fragm. IL, 52. St. B. B, 

fol. 36a. Bol. 29? 
. Herwicus (Harwicus) sutor: 1263; St. ®. B, fol. 10a, 11a, 
27b, 28a. 

6. Wernerus sutor: 12364; St. 2. B, fol. 10a, 15ab. 

7. Ortwinus sutor: 1264; St. ®. B, fol. 16a. 

8. Segenandus sutor: 1266; St. B. B, fol. 25b. 

9. Ecgehardus sutor: 1269; St. B. B, fol. 47b. St. B. A 8, fol.5b. 
Ecgehardus Longus sutor: 1273; St. B. C, fol. 8b. Herbordus 
filius Ecgehardi sutoris: 1277; St. B. C, fol. 19a. Bgl. 16? 

10. Conradus sutor: c. 1260—70?; St. 8. B, fol. 63a. 

11. Johannes de Guzterov (de Gustrowe) sutor: c. 1260—70: 
St. B. A8, fol. 13a. St. B. O, fol. 16a, 38a, 82b, 145b, 154a. 

12. Horle sutor: c. 1260— 70°; St. B. B, fol. 68a. 

13. Thitmarus sutor: c. 1270; St.B.A 8, fol. 2b. St. B. C, fol. 20b. 

14. Folmarus sutor: c. 1271?; St. 8. B, fol. 55b. 

15. Heinricus sutor: c. 1271?; St. B. B, fol. 56a. St. B. C, fol. 88a. 
Bol. 23, 28 u. 31? 

16. Herbordus sutor: c. 1271?; St. B. B, fol.57b. St. B. C, fol. 12b. 
Johannes filius Herbordi sutoris: 1287; St. B. C, fol. 133a, 170a. 
Bol. 9? 

17. G(h)erardus Parvus sutor: 1277; St. B. C, fol. 18a, 94b, 
105b, 149a, 157a. Bol. 25? 

18. Willekinus (Wilhelmus) sutor: 1278; St. 8. C, fol. 22b, 

43a, 78b, 85b, 131b, 142b, 143a, 146a, 167b, 170b, 176a. 


We — 


or 


)&. B. As, fol. 1a, 2b. St. B. A 6b, fol. 1a, Ib. 
2) &t. B. B, fol. 52a. 

3) St. B. C, fol, 100a, 130a. 

*) St. B. A6b, fol. 2b, 4b. 

°) Bgl. oben ©, 70, Anm, 8, 


90 


19. Boldewinus sutor: 1279; St.B.A 6b, fol.3a. StB. A7, fol.3b. 

20. Iohannes Albus sutor: 1279; St. B. A6b, fol. 3a. &t.®B.C, 
fol. 127b, 157b. 

21. Marquardus sutor: c. 1279; St. B. C, fol. 29a, 71a, 72b, 90b, 146 b. 

23. Thidericus (Theodericus) de Hildensem sutor: 1282; 
St. B. C, Sol. 60a, 70a, 152a, 175b. 

23. Henricus sutor in nova civitate: 1282; St. 8. C, fol. 61a. 
Bol. 15, 28 u. 31? 

24. Gherlacus sutor: 1283; St. B. C, fol. 65b. 

25. Gherardus sutor: 128; ©t. 8. C, fol. 75b. Pal. 17? 

26. Ludolfus sutor: 1284; St. B. C, fol. 102b. 

27. Borghardus sutor: 1285; St. B. C, fol. 109a. 

28. Heynricus Heyer sutor: 1286; St. 8. C, fol. 122b. al. 15, 
23 u. 31? 

29. Hermannus sutor: 1286: St. B. C, fol. 128b, 152b. Bal. 4? 

30. Iohannes Peyne sutor: 1237; St. 8. C, fol. 133b. 

31. Henricus de Monasterio sutor; 1287; St. B. C, fol. 188a, 
169b. Bol. 15, 23 u. 28? 

32. Petrus sutor: 1288; St. B. C, fol. 165b. 


Die Altſchuſter (oltleppere, renovatores antiquorum caleiorum), die 
in Roftof wie in Lübeck ein bejonderes Amt bildeten ?), laſſen ſich in der 
Zeit von 1258 bis 1288 nicht nachweijen. Nach dem Kämmereiregiiter von 
1325 bezahlten fie jährlih 3 Mark in 4 Raten von je 12 Scillingen. 


33. Gloßenmacder (glossere?)),, — Sie verfertigen Pantoffel, 
zunächſt wohl Holzpantoffel (glosse, klosse, glotze, klotze, gallotze), und 
bilden jpäter ald Tuffel- oder Gloßfenmafer in Roſtock ein bejonderes 
Amt‘). In Lübeck bilden fie 1436 eine „selschop“ von 10 Perjonen >). 
Es find wohl diejelben Handwerker, die im 15. Jahrhundert als Amt der 
klippekenmakere in Rojtod 5 Bewaffnete zu jtellen hatten ®). 

Henricus glossere: c. 1282 od. 83; St. B. C, fol. 73b. 


K. ®olle. 
34. Wollenweber (wullenwevere, lanei textores, lanetextores ; 
lanee textrices, auch einfach: textores, textrices?) — In Hamburg 


ſcheinen jie in der ältejten Zeit mit den Leinenwebern vereinigt geweſen 
zu fein’). Im jpäterer Zeit bildet aber in Hamburg, wie in Lübeck und 


ı) MWehrmann a. a. O,, ©. 343, 

) Hanf. Geſchichtsbl. 1886, S. 166. Gemeinnilg. Auff. 3. d. Roſt. Anz. 1782, ©. 78. 

5) Der Nusdrud glossere ijt bisher nicht belegt, läßt ji aber von glosse leicht 
ableiten. 

+) Mettelbladt a. a. O. 

5) Wehrmann a, a. D., ©. 210. 

°) Hanf. Geſchichtsbl. 1886, ©. 166. 

’) Koppmann a. a, D., ©. LI, 





9 


Lüneburg, jedes der beiden Handwerke ein bejonderes Amt '). So war 
es auch in Roſtock. Das Amt der Wollemveber ftellte hier im 15. Jahr: 
hundert gleich den Krämern, Pelzern, Knochenhauern, Böttchern, Riemen: 
ichneidern, Schneidern, Gerbern und Fiſchern 20 Bewaffnete?). Im 
Iahre 1782 aber gab es außer den vier Weltejten mur noch acht Mit: 
glieder®). Im der angeführten Lifte von Geldftrafen aus dem Jahre 1275 
heißt es“): Magistri lanetextorum duo dederunt 20 sol.: vielleicht 
handelt es jich Hier, wie bereit erwähnt, um eine Strafe für Ver— 
nachläſſigung der MWerfmeifterpflichten. Ob damals das Wollenweberamt 
mehr als zwei Werfmeijter hatte, läßt fich nicht emtjcheiden. Um 
1279 wird gebucht, daß die Wollemveber 4 Mark an die Stadt bezahlt 
hätten ); es ift das die Summe, die fie auch noch nach dem Kämmereiregifter 
von 1325 jährlich für ihre Berfaufspläge zu entrichten hatten. Die 
Wollemveberitraße (platea lanetextorum, strata laneorum textorum in 
antiqua civitate) iſt jeit 1283 nachweisbar®). 

1. Wigardus (Wichardus) laneus textor (wullenwever): 1260; 
Fragm. I, 8. St. B. B, fol. 68a. Wichardus wullenwevere 
vinitor: c. 1270-80; St. B. A 8, fol. 10a. 

2. Benedietus wullenwever:1268:&t.®. B, fol. 40b. St. B. C, fol. 13b. 

3. Bernardus wullewever (laneus textor): c. 1271?; &t. 2. B, 
fol. 56b. ©t. B. C, fol. 33b, 52a. 

4. Hence de Nusse lanetextor: 1275; St. B. As, fol. 5b. 

5. Lutfridus wullenwevere: 1275; St. B. A 8, fol. 6a. 

6. Bruno: Thidericus (Tidemannus) gener Br. lanei textoris (lane- 

textoris): 1281; St. ®. C, fol. 4la, 165a. Bruno textor: 1288; 
St. BC, fol. 175b. Dal. 9? 

. Henricus de Aquis laneus textor: 1281; St. B. C, fol. 45b. 
8. Willekinus: Ghese relicta W. lanetextoris: 1282; St. B. C, fol. 55a. 
9. Thidemannus lanetextor, gener Brunonis: 1283; St. B. C, 

fol. 64b. Bol. 6? 

As Wollenweberinnen werden bezeichnet: 

1. Ghertrudis lanea textrix: c. 1280; St. B. C, fol. 28a, 83a. Vgl. 2? 
2. Gerburgis textrix?‘): 1288; &t. B. C, fol. 164a. Bal. 1? 


') Daf. Nüdiger a. a. O, ©. 160 ff. u. 304 ff. Wehrmann a. a.D., ©. 320 ff. 
u. 494 ff. Bodemann aa DO, S. XV u XVII. Sn Riga fcheint eine Rolle der 
Wollenweber fich nicht erhalten zu haben. Die der Leineweber ſ. bei Stieda u. Mettig 
a. a. O., ©. 395 ff. 

2) Hanf. Geſchichtsbl. 1386, S. 165. 

®) Niehend a. a. D., S. 159. Hier wird behauptet, das Amt habe vor dem 
3ojährigen Striege aus 700 Meiftern — natürlich im mosernen Sinne — beitanden! 

) St. B. As, fol. 5b. 

5) St. B. A6b, fol. 1b. 

51.3.0, fol. 85b. 

) Hier aufgeführt, da auch der Wollenweber Bruno einmal blos als textor 
bezeichnet wird. 


92 


35. Wandjcherer (rasores pannorum). — Sie bildeten noch im 
15. Sahrhundert ein Amt, das 5 VBewaffnete zu jtellen hatte’). Das 
Verzeichnig von 1782 nennt fie nicht mehr. Aus der ung bejchäftigenden 
Zeit habe ich nur einen Bertreter dieſes Handwerf3 nachweijen fünnen. 

Arnoldus rasor pannorum: 1287; St. B. C, fol. 151a. 


36. Schneider (scrodere, sartores). — Sie gehörten jedenfalls 
in Roftod, wie überall, zu den wichtigjten Aemtern. Im 15. Jahrhundert 
hatten jie 20 Bewaffnete zu jtellen?). Auffallend ift daher, daß weder die 
von und bier bemußten Quellen noch das Sämmereiregifter von 1325 
eine von ihnen gezahlte Abgabe erwähnen. Auf den Mantel als Erzeugnig 
des Echneiderhandwerf3 deutet der jeit 1269 mehrfach vorfommende 
Name Hermannus manteler hin?). 


1. Hence (Heinricus, Henricus) sartor (scrodere): 1261: Fragm. II, 59. 
St. B. B, fol. Sa. St.B.C, fol. 13b, 30b, 83b, 129a, 147a, 164a. 

2. Gozwinus (Goswinus): hereditas G. sartoris: 1262; St. B. B, 
fol. 4b. Pueri G. s.: 1266: St. ®. B, fol. 26b. 

3. Iohannes deAldenburg (de Oldenburg) sartor: 1268; St. B. B, 
fol. 39a, 44. 

4. Iohannes Sleswie sartor: c. 1271?; St. ®. B, fol. 55b. 

5. Conradus: Heilwigis vidua C. sartoris: c. 1271?: St. B. B, fol. 59a. 

6. Hugo de Dulmen sartor: c. 1270—80°?; St. B. AT, fol. 5a. 

7. Thidericus (Theodericus) sartor: 1280; St. B. C, fol. 32b, 45b. 
Gertrudis relicta Th. s.: 1288; &t. ®. C, fol. 164 b. 

8. Elerus sartor: 1280; St. B. C, fol. 33a, 159a. 

9. T{h)itmarus (Dit{h)marus) sartor: 1280; ©t. 2. C, fol. 33b, 
109b. Hereditas D. s.: 1286; St. ®. C, fol. 132b. 

10. Guntherus sartor: 1283; St. B. C, fol. 62a. Pol. 11? 

ll. Guntherus de Camin (de Camyn) sartor: 128%; St. B. C, 
fol. 78b, 80a, 107a, 108a, 121a, 127b. Bol. 10? 

12. lohannes de Guzstrowe sartor; 1284; St. B. C, fol. 104a. 

13. Hermannus sartor: 1286; St. ®. C, fol. 120b, 148b. 

14. Iohannes sartor: 1287; St. B. C, fol. 144a. Bol. 3, 4 u. 12? 

15. Albertus sartor: 1237; St. B. C, fol. 154a. 

16. Gotfridus serodere: 1288; &t. B. C, fol. 177b. 


37. Flickſchneider (oltmakenige, renovatores‘), renovatores 
vestium). — Sie bilden in Rojtod, wie auch in Lübeck“), ein von den 


») Hanf. Geſchichtsbl. 1886, S. 166. Für Hamburg und Lübed vgl. Wehrmann 
a. a, D., ©. 304 ff., u. Rüdiger a, a. D., ©. 283 fi. 

2) Hanf. Geſchichtsbl. 1886, S. 165. 

3) Bol. Et. B. B, fol. 63a, St. B. C, fol. 45b, 47b, 

) Daß die Ausdrüde oltmakenige und renovator Flickſchneider (nicht Flidichufter) 
bedeuten, fieht man daraus, daß Hermannus (vgl, 1) außer den beiden auch die 
Bezeihnung renovator vestium bei ji) hat. 

5) Wehrmann a. a. DO, S 425 fi. In Lübeck wurde das Altichneideramt im 
Jahre 1514 mit dem Neufchneideramt vereinigt. 


93 


Schneidern getrenntes Amt, das offenbar ziemlich zahlreich war, da es im 
15. Jahrhundert 10 Bewaffnete zu stellen Ihatte!). Die Flidjchneider 
zahlten im dem fiebziger Jahren des 13. Jahrhunderts eine gemeinjame 
Abgabe von 4 Mark?). Nach dem Kämmereivegifter von 1325 hatten jie 
für jede Verkaufsſtelle jährlih 4 Scillinge zu entrichten. Cine nad) 
diejem Handwerf genannte Straße (oltmakenigenstrathe, oltmakenighe- 
strate, oltmakenienstrate, platea renovatorum) ijt jeit 1274 nach: 
weisbar ?). 


1. Hermannus oltmakenige (renovator): 1263; St. B.B, fol. 10a, 
33a. Rotcherus socer (Hermanni) renovatıyris (vestium): 1265; 
St. B. B, fol. 20a, 23a, 24b. 

. Thidericus Longus renovator: 1267; St. B. B, fol. 25a. 

. Hence renovator: 1367: St. ®. C, fol. 35a. 

. Lantbertus (Lambertus) oltmakenige (renovator): 1274; 
St. B. C, fol. 11b, 37a. 

. Gherardus renovator: 1281: St. B. C, fol. 49b. 

. Gotsealcus renovator: 128; St. ®. C, fol. 127a. 

. Henricus de Colonia renovator: 1286; St. B. C, fol. 128b, 137a. 

. Bernardus renovator: 1288; St. B. C, fol. 171a. 


»> co DD 


X 10 9 


L. Haare. 


38. Haartuch: oder Saardedenmacher (harmekere, harmakere). 
— In Lübed bildeten fie im 15. Jahrhundert ein eigenes Amt“). Sie 
verfertigten offenbar vor Allem jog. darnlaken, d. h. Laken, die bei der 
Darre gebraucht), und telthare, d. h. Deden, die vor die Zelte gehängt 
wurden). In Noftod find fie als Amt nicht nachweisbar. Für die Zeit 
von 1258 bis 1288 findet ſich nur ein Vertreter diefes Handwerks. 

Marquardus harmeker (harmaker): c. 1280; St. 3. C, fol. 33a, 

36a, 62b, 121a. 

39. Filz macher (viltere, filtrarii, filtratores, pilliatores, pilleatores) 
und Filzhutmacher (hotwalkere, hodwalkere, hutwalkere) — Daß in 
der hier berüdfichtigten Zeit in Roſtock die Herjtellung von Filz und von 
Filzhüten durch Ddiejelben Leute bejorgt wurde, zeigt unjer Verzeichniß. 
Auch im 15. Jahrhundert waren beide Handwerfe wohl in einem Amte 
(hotfiltere) vereinigt, da8 3 Bewaffnete zu ftellen hatte‘), Im 18. Jahr: 
hundert gab es dagegen neben einem Amt der Filzmacher ein jolches der 


) Hanf. Geſchichtsbl. 1886, S. 166- 

2) St. B. As6b, fol. 1b. St. B. As, fol. 1a, 2b. 
9) &t, B. C, fol. 10b. 

+) Wehrmann a. a, D., ©. 229 ff. 

s) Lübben, Mnd. Handwörterb,, ©. 74. 

6) Wehrmann a. a. D. 

?) Hanf. Geſchichtsbl. 1886, ©. 166. 


94 


Hutmacher. In Hamburg trennten jich die beiden Handwerfe im Bahre 
1583 ?), in Lübeck, Lüneburg und Riga jcheint von einer jolchen Trennung 
nıcht3 befannt zu fein’). Eine Nereinbarung, die Gejellen der Hutmacher 
betreffend, wurde zwiſchen Lübed, Hamburg. Lüneburg. Wismar, Rofto d 
und Mölln im Jahre 1524 geſchloſſen. Die aus der ung beichäftigenden 
Zeit erhaltenen Aufzeichnungen zeigen, daß bereits damals die pilleatores 
eine gemeinjame Abgabe entrichteten, die nach der einen Notiz 3 Mark 
betrug’). Nach dem Kämmereivegiiter von 1325 hatten jie für jede 
Verkaufsſtelle jährlih 2 Schillinge zu zahlen. 
1. Meineco (Meyneco) pilliator (hotwalker, filtrator;: 1261; 
Fragmi. 11, 45. Zt. 9. C, fol 10b, 50a. 
2. Hermannus Parvus hotwalker: 1268; St. 3. B, fol. 37b. 
3. T(h)iderieus filtrarius (vilter, hodwalker): c. 1268 od. 69; 
St. RB, fol 4a. St. B. O, fol. 24a, 154b. Alheydis uxor 
Th. £.: c. 1282 od. 83; St. B. C, fol. 72a. Bal. 7? 

4. Lutbertus hotwalker (filtıator): c. 1275: St. B. A 8, fol. 9b. 
et. B. C, fol. 60b. Iutta relieta L. f.: 1284; St. B. C, fol. SOb, 
IIereditas que fuerat L. f.:c. 1284; St. B. C, fol. 82b. Vol. Su 10? 

. Wernerus hotwalker f: c. 12975; St. B.A 8, fol. 9b. 

6. Mathias hotwalker (hodwalker, filtrator): 1278; ©. B. O, 
fol. 22a, 115a, 116a, 122b, 131a, 136b, 154b, 156a. 

. T(h)idemannus hutwalker (filtrator): 1278; St. B. C, fol. 23a, 
27b, 146a. Wal. 3? 

8, Ludekinus: Alheydis filia L- pilliatoris: 1282; St. B. C, fol. 72a. 

Bol. 4 u. 10? 

9. Egshehardus (Echardus) filtrator: 1232; St. B. C, fol. 70a, 
130a, 134b. 

10%. Ludeco pilleator: 1233: St. ®. C, fol. 75b, 92a. Pol. 4 u. 8? 

1!. Iohannes filtrator: 1285; St. B. C, fol. 106a. Hereditas que 
fuit I. hodwalkeres: 1287; St. B. C, fol. 136 b. Fılia l. filtratoris: dat. 

12. Bernardus pilliator: 1285; St. ®. C, fol. 103a. 

13. Everardus: Mechtildis relicta E. pilliatoris: 1237; St. B. C, fol. 145 b. 


M. Horn. 

40. Drechsler oder Dreher (tornatores). — Sie verarbeiten 
Horn und Holz umd find in Hamburg mit den Schachtichneidern zu einem 
Amte verbunden). Die Roſtocker Dreher jtellen im 15. Jahrhundert 
3 Bewaffnete ?). 

1) Vgl. d. Berz. v. 1782 0.0 0,57 

2) Koppmann a. a. D., ©. XU. 

») Wehrmann a. a. DO, S. 471 ff. Bodemann a. a. O., © 111 fj. Stieda 
u. Mettig a. a. D., ©. 348 ff. 

) Bodemann a, a. D., ©. 112 ff. 

°, St. B. A6a, fol. 1b. Vgl. auch St. B. A 8, fol. 1b u. 14a. 

°) Koppmann a. a. DO. ©. XXXIVf. 

) Hanf. Geſchichtsbl. 1886, S. 166. 


Sr 


-) 


Ü 


95 

1. Ludolphus tornator: 1279; St. B. C, fol. 28b. 

2. Wichardus tornator: 128; St. B. C, fol. 55b, 87a. 

3. Henricus: edificium Henrici tornataris: 1284; St. B. C, fol. 104b. 

41. Leuchtenmacher (lucernarii, factores lucernarum). — Cie 
verfertigen hölzerne Handleuchten mit Scheiben aus dünnem Horn. In 
Hamburg bilden fie mit den Kiſtenmachern, in Lübel mit den Kamm— 
machern ein Amt!). Ueber die Roſtocker Leuchtenmacher it aus den uns 
erhaltenen Verzeichniſſen nichts zu entnehmen. 

1. Iohannes lucernarius (factor lucernarum): c. 1269, St. ®. B 


fol. 42a. St. B. C, fol. 109a. Bol. 2? 
2. Ions lucernarius: c. 1271?; St. B. B, fol. 61a. Bal. 1? 


N. Unſchlitt. 


42. Slerzengieher (kerseghetere, kercegetere, fusores candelarum). 
— In Lübel und Hamburg bilden fie ein bejonderes Amt. Neben den 
jelbitgemachten Kerzen verkaufen fie in Lübeck auch Eſſig und Senf, in 
Hamburg Pech und Iheer ?). In Roſtock jcheinen fie fein befonderes Amt 
gebildet zu haben, da weder das Verzeihnig aus dem 15. Jahrhundert 
noc) das von 1752 ein jolches nennt. Im der uns bier bejchäftigenden 
Zeit find drei Slerzengießer nachweisbar. 

1. Nyeolaus: Albertus filius Nycolai fusoris candelarum: 1281; 

St. 8. C, fol. 48b. 


2. Olrieus kersegheter: 1286; St. B. C, fol. 119a. 
3. Lutbertus kercegeter: 1288; St. B. C, fol. 175a. 


IV, Berarbeitung von vegetabilifhen Stoffen. 
0. Flad 3. 


43. Xeinenweber (linei textores). — Auch ſie bildeten offenbar in 
Roſtock ein zahreiches Amt, wenigjtend hatten ſie im 15. Jahrhundert 
wie die Stannengießer 16 Bewaffnete zu ftellen®). Gleich den Wollen- 
webern hatten fie im 18. Jahrhundert vier Aelteſte); die Zahl der übrigen 
Amtsgenojjen ijt uns nicht überliefert. Aus der ältejten Zeit läßt ſich 
außer zwei Vertretern diejes Handwerks nicht ermitteln. Doc) erklärt ich 
die jeltene Erwähnung der Leinenmweber wohl daraus, daß fie wegen ihres 
geringen Vermögens bei jolchen Nechtsgeichäften, die in unjern Stadt- 
büchern aufgezeichnet wurden, faum in Betracht kamen. 


1) Foppmann a a D. ©. XLIV f. Rüdiger a. a, O, ©. 135 ff. Wehrmann 
a. a. O. S. 248. 

2) Wehrmann a, a. O. ©. 249 ff. Rüdiger a, a. D., ©. 130 ff. Koppmann 
a. a. O. ©. XLI. 

9) Hanf, Geſchichtsbl. 1886, ©. 165. 

Ber. v. J. 1782, a. a. O. ©. 79. 


96 


1. Nycolaus lineus textor: 1282; St. ®. C, fol. 68a, 80b. 
2. Johannes Brome textor lineus: 128; St. 2. C, fol. 101b. 


P. Hanf. 

44. Reifer (repwindere, repslagere) — Diejes Handwerk, für Das 
ich aus der Zeit von 1258 bi$ 1288 nur einen Vertreter Habe auffinden 
fünnen, jcheint jpäter zu den wichtigern gehört zu haben, da das Amt 
der repere im 15. Jahrhundert 10 Bewaffnete zu jtellen hatte!) Im 
Jahre 1782 zählte e8 10 Mitglieder 2). 

Hinricus (Henricus) repwindere (repslagere): c. 1280; St. B. C, 

fol. 33b, 140b. 
Q. Stroh? 


45. Hodbindere (hotbindere)? — Bei diejer Pezeichnung kann 
vielleicht an die Verfertiger von Strohhüten gedacht werden. 


1. Rodolphus (Rodolfus) hotbindere(hodbindere): 1259; Fragm. 1,37. 
St. 8. B, fol. 35a. St. B. C, fol. 12b. lohannes filius R. h.: 
1283; St. B. C, fol. 74b, 75a. Bol. 2? 

2. Iohannes hotbindere: 1282; St. B. C, fol. 55a. Bol. 1? 


R. Holz. 


46. Korbmacder (corfmakere, sportarii), — Nadrichten über 
dieſes Handwerf habe ich weder hier noch in den verwandten Städten 
finden fönnen. 

1. Sportarius: 1381; St. B. C, fol. 39a. Pal. 2? 

2. Albertus corfmakere: 1285; St. B. C, fol. 114b. 

47. Böttcher (bodikere, bodekere, boydekere, bodicarii, bodecarii, 
doleatores, doliatores). — Sie haben in früherer Zeit jedenfalls eine ungleich 
höhere Bedeutung gehabt al3 heutzutage. Im 15. Jahrhundert jtellten 
fie 20 Bewaffnete?) und im Jahre 1782 zählte ihr Amt außer den vier 
Aelteſten 23 Mitglieder *). Die Sleinböttcher oder Büttenmacher jcheinen 
in Roſtock von Anfang an ein bejonderes Amt gebildet zu haben’). In 
Hamburg waren, wie es jcheint, die Bandichneider, Kiemer (Sufenmacher), 
und Stuhlmacher mit ihnen vereinigt). Das von den Böttchern gebrauchte 
Dauben- oder Stabholz (ligna bodicaria, ligna bodicholt,ligna que dieuntur 








1) Hanf. Geſchichtsbl. 1886, S. 166. 

?) Für Lübeck, Hamburg, Limeburg u. Riga vgl. Wehrmann a.a.D., ©. 380 fi, 
Koppmann a. a. O. S. XLVI, Rüdiger a. a. O., ©. 200 ff., Lappenberg a. a.D., 
©. 116 ff., VBodemann a. a, DO., ©. 228, Stieda u. Mettig a. a. D., ©. 15 f. 

) Hanj. Geſchichtsbl. 1886, S. 165. 

) Niehend a, a. O., ©. 159. 

°) Siehe unten. 

°®) Koppmann a. a. O., ©. XXXII, XLII, L. 


97° 


stapholt) wird mehrfach in unjeren Quellen erwähnt‘), E3 Handelt jich 
beſonders um Eichenholz). Aus dem Jahre 1260 finden fich mehrere 
Eintragungen über Lehrlinge, die gegen ein Lehrgeld von 9 Marf bei 
Rojtoder Böttchern untergebracht waren 3). Eine Böttcheritraße (bodekere- 
strate, platea (strata) bodicariorum (bodecariorum, doliatorum)) wird 
jeit 1266 mehrfach erwähnt*). Im Jahre 1321 wurden zwijchen den Rath— 
mannen von Lübeck, Hamburg, Wismar, Rojtod, Straljund und Greifs- 
wald unter Hinzuziehung der Böttcher genannter Städte Vereinbarungen 
in Betreff der Gejellen geichlofjen, und im Jahre 1358 verhandelten Die 
Städte Lübel, Hamburg, Wismar, Roftod, Straljund, Greifswald, 
Anklam und Demmin über ein gemeinfames Tonnenmah, als das jeit 1375 
Der „Rojtoder Band“ mehrfach erwähnt wird °). 
1. Theodericus (Thidericus) bodecarius (bodicarius, bodiker): 
c. 1259; Fragm. IL, 31. St. B. B, fol. 30b. St. 2. C, fol. 6b. 
Alheydis uxor Th. bodekarii: 1230; St. 3. C, fol. 38a. Val. 18? 
. Godefridus bodikarius (bodekarius): 1259; Fragm. I, 62. 
St. B. C fol. 152b. Bol. 15? 
3. Ludeco bodiker: 1260; Fragm. I, 88. 
4. Roseko®): 1260; Fragm. I, 88. Iohannes successor Rosen bodikarii: 
c. 1271; St. B. B, fol. 52a. 
5. Volquinus bodiker: 1260; Fragm. I, 88a. 
6. Hartwicus bodikarius: 1260; Fragm. I, 88b. 
7. Rolant®): 1260; Fragm. I, 88c. 
8. Folmarus bodicarius: 1260; Fragm. I, 111. 
9 
0 


—8 


. Heyer[?] doleator: 1260; Fragm. I, 122. 
. Bruno: Hermannus frater Brunonis bodicarii: 1262; St. B. B, 
fol. 3a, 37b, 46a. 

1l. Brunsten doleator: 1264; St. B. B, fol. 20b. 

12. Gerardus bodicarius de Gustrowe: 1264; St. 3. B, fol.23a, 
66b. St. B. C, fol. 94b. Greta uxor Gherardi de Guzstrowe: 
1285; St. B. C, fol. 106b. 

13. Ger(h)ardus doleator (bodekarius): 1278; St. B. C, fol. 22b, 
28a. Conegundis relicta Gherardi bodekarii: c. 12802; 
St. B. AT, fol. 4a. 

14. Arnoldus bodicarius: 1266; St. B. B, fol. 27b. 

15. Godike filius Olavi bodicarius: 1266; St. B. B, fol. 27b. 
Godeco (Godeko) bodiker (bodicarius, bodecarius, doliator): 
c. 1271?; St. B. B, fol. 53b. St. B. C, fol.2a,7a, 52b, 73b, 88b. 


1) &t. B. B, fol. 27a, 37b, 47a, 58b, 

2) Stieda in I, 2, ©. 38. 

2) Fragm. J, 88 u. 88a—c. Bol. oben ©. 71. 

9) &t. 8. B, fol. 29b, 33b. St. B. C, fol. 28b, 4la, 69b, 94b, 104b, 106, 
115a, 143a, 144a, 152b. Es ift nicht, wie dad M. U. B. (8, Nr. 1640) behauptet, 
die fpätere Große Bäderftrahe, jondern der altſtädtiſche Theil der jetzigen Fiſchbank. 

3) HanjesRecefje Bd. 1, Nr. 105—110. Daſ. Nr, 223. Bol. Stieda a. a, O. 

®) Durch den Zufammendang als Hierher gehörig bezeichnet. 

8 


98 


St. B. A6b, fol. 3c. Godeco bodiker (bodeker) apud cimeterium- 
sancte Marie (beate virginis): c. 1275; &t. B. C, fol. 52,56b. Bol. 2? 

16. Johannes de Bucowe bodicarius (bodecarius): 1267; 
St. B. B, fol. 31b. St. B. C, fol. 52b. Bal. 33? 

17. Heinricus bodikarius filius Gherardi de Guzteror 7: 
c. 1268: ©t. B. B, fol. 66b. 

18. Thidericus bodiker Keding:c. 12717; St.B.B, fol.55b,56a. Bal.1? 

19. Hence bodiker: c. 1271?; St. B. B, fol. 60a. Henricus doleator : 
1287; St. B. C, fol. 140b. Pol. 27? 

20. Willik[inus] boydekler]: 1270—80°; St. B. A 6b, fol. 6a. 

21. Ian doleator: 1278; St. ®. C, fol. 22b. 

22. Elterus bodeker: 1279; &t. B. C, fol. 24b. Bol. 25? 

23. Iohannes filius Sophye bodekarius: c. 1279-80; St. B. C, 
fol. 28b. Bol. 33? 

24. Gorius bodecarius: c. 1279-80; St. B. C, fol. 28b. 

25. Elerus bodeker: 1280; Et. ®.C, fol. 34a. Hereditas quam 
emerat Nycolaus aquevector ab Elero bodecario: 1283; St. B. C, 
fol. 87a. Bol. 22? 

26. Bertoldus Monachus bodecarius: 1280; St. ®. C, fol. 35b. 

27. Henricusde Tribeses bodecarius: 1281; &t.B.C fol.52b. Vol. 19 

28. G(h)erlacus bodecarius (bodekarius, doliator): 1281; St. B. C, 
fol. 52b, 122b, 128b, 170a. 

29. Petrus Blankenhaghen bodekarius: 12832; St. B. C, fol. 33b. 

30. Lambertus bodecarius: 128; St. B. C, fol. 54a, 71a, 82b. 

31. Petrus Lakebant bodecarius: 1282; St. B. C, fol. 60a, 73a. 

32. Iohannes Flamingus bodecarius: 1282; St. B. C, fol. 69h. 
St. B. A9, fol. 1a. Bol. 33? 

33. Johannes bodecarius: 1285; St. B. C, fol. 106b. Dal. 16, 23,327 

34. Ecbertus doleator (bodekarius): 1286; St. B. C, fol. 127a,128b. 


48. Befer-:oderBüttenmacdher,Kleinböttcher(bekerarii, crateri-— 
fices, eraterarii.) — Sie jcheinen von Anfang an cin eigenes Amt gebildet zu 
haben, da bereit3 in den jiebziger Jahren des 13. Jahrhunderts eine von ihnen 
gezahlte Abgabe gebucht wird!). Auch in dem aus dem 15. Jahrhundert 
ftammenden Berzeichniß erjcheinen fie unter dem Namen bekermakere als 
bejonderes Amt, doch iſt die Zahl der von ihnen zu jtellenden Bewaffneten 
nicht angegeben ?). Eine Amtsrolle iſt erit von 1589 erhalten). Im Lübeck 
verfertigten fie Vütten, Eimer und Kannen mit Ausflußröhren“). Im 
Roſtock joll ebenfalls eine Art Kanne zeitweilig in bejonderer Menge von 
ihnen hergejtellt worden ſein“). Das Material, das die Kleinböttcher 
verarbeiteten, war urjprünglic” nur weiches Tannenholz“). Die oben 
erwähnte Abgabe betrug 7 Echillinge‘). Nach dem Kämmereiregijter vor 


) St. B. As, fol. 2b. St. B. Ash, fol. 1b. 

2) Hani. Geſchichtsbl. 1886, ©. 166. 

) Mettelbladt a. a. O. 

) Wehrmann a. a. D,, ©. 170 ff. Koppmann a.a D, ©. XXXII. 
°»+ 1, 2, ©. 88. 

6%, St. B. A 6b, fol. Ib, 


99 


1325 jcheinen fie für jeden Pla auf dem Markte jährlicy 2 Schillinge 
entrichtet zu haben. Im Jahre 1494 trafen die amptbrodere des amptes 
der bekermaker aus Hamburg, Lübeck, Wismar, Roſtock und Stettin 
eine Vereinbarung in Betreff ihrer Gejellen ?). 

1. Rotgherus bekerarius: c. 1268; St. 8. B fol. 13b, 43b. 

Rotcher et Clummo/[?} eraterarius: 1267; &t. ®. B, fol. 34a. 

. Tymmo bekerarius: dai. 

. Clummo/[?| eraterarius: 1267; St. B. B, fol. 34a. 

Arnoldus bekerarius: c. 1267; St. ®. B, fol. 36a. 

. Iohannes bekerarius: c. 1268 od. 69; St. B. B, fol. 65a. 

. Martinus bekerarius: 1275; &t. B. A 8, fol. 6b. 

. Bruneswic craterifex: c. 1278; St. ®. A2, fol. 1b. 
.Hermannus bekerarius, gener Hinrici repwindere: 

1280; St. B. C, fol. 38b. Bol. 9 u. 10? 

. Hermannus: mater H. bekerarii: 1285; &t. 8. C, fol. 109b. 

Mechtildis relicta H. b.: 1285; St. B. C, fol.110a. Bal. 8u.10? 

10. Hermannus bekerarius,lebend!: 1285; St.B.C, fol.112a. Bgl.8u.9? 

11. Conradus: Ötbertus frater Conradi bekerarii, relieta eiusdem C.: 

c. 1287; St. B. C, fol. 131a. 

12. Leveke bekerarius: 1288; St. ®. C, fol. 168a. 

49. Schüſſelmacher (scotelere). — Sie verfertigten wohl Holz- 
Ichüfjeln. Nach dem Stämmereiregifter von 1325 zahlten die scutellatores 
für jede Verkaufsſtelle jährlich 4 Schillinge an die Stadt. 

Ludolfus scotelere: c. 1287; St. B. C, fol. 143a. 

50. Kiſtenmacher (kistemakere, kistenmekere, cistifices, factores 
eistarum). — Im Lübeck verfertigten fie nach der Rolle von 1508: 
kysten, voetkysten (Slilten mit Füßen, Truben), knechtekisten, wonynge 
schappe (Schränfe mit Fächern), und thaten ſich im Jahre 1620 mit den 
Schnittgern zum Amt der Tischler zufammen. In Hamburg bildeten jie mit 
den Leuchtenmachern ein Amt’. Die Roſtocker Kiſtenmacher jtellten im 
15. Sahrhundert 5 Bewaffnete?). 

1. Bernardus factor eistarum: c. 1280; St. B. C, fol. 28b. 
2. Kerstianus (Cristianus) eistifex (kistenmekere, kistemakere): 
c. 1280; St. B. C, fol. 36b, 98b, 126b. 

51. Wagenbauer (currifices). — Die Bezeichnung iſt wohl gleidy- 
bedeutend mit Stellmacher; jie fommt weder im 15. noch im 18. Jahr- 
Hundert al3 Amtsbezeichnung vor. 

Henricus ceurrifex: 1282; St. B. C, fol. 69b. Bol. 52? 


52. Stellmader (stellemakere). — Sie bildeten in Hamburg und 
Limeburg zufammen mit den Nademachern eine Brübderichaft‘). Das 


3,2, 6. 38, 

2, Koppmann a. a. ©. I, S.XLU. Wehrmann a. a. O., S. 252 ff. 

2) Hanf. Geſchichtsbl. 1886, S. 166. 

*, Koppmann a. a. ©., S. XLVI. Bodemann a. a. O., ©. 226 fi. 
g* 


ne t 


— 


100 


Nettelbladt'iche VBerzeihnig nennt eine Rolle der Rade- und Stellmader 
von 1514. Im Jahre 1782 hatte das Amt der Stellmacher zwei Aeltejte. 
Heinricus stellemakere: c. 1278?: ©&t.®.A 6a, fol.2b. PBal.51? 


53. Rademacher (rademakere). — Bol. Stellmadher. In Lübeck 
bildeten fie ein bejonderes3 Amt!). 


Iohannes et Nicolaus fratres rademakere: 1286; St. B. C, 
fol. 129b. 


54. Bimmerleute (carpentarii), — Die Bimmerleute bildeten im 
Noitof ein Amt, das im 15. Jahrhundert 10 Bewaffnete zu ftellen 
hatte?). Um 1278 wird gebucht: Magister Rodolphus carpentarius est 
eivis®). Abgaben dieier Handwerfer jind aus der ung bejchäftigenden Zeit 
nicht überliefert, dagegen findet jich eine aus den jiebziger Jahren des 
13. Jahrhunderts ſtammende Aufzeichnung über Geldzahlungen, die von 
der Stadt an Zimmerleute entrichtet wurden, jedenfalls als Lohn für 
gefeijtete Arbeit‘). Vauholz ((ligna) edific(iJalia) ijt wiederholt ervähnt?). 
. Eilardus carpentarius, magister: 1259; Fragm. I, 57. 

. Carpentarius?: c. 1260; ragmı. I, 119. 

. Thetlevus carpentarius: 1264: St. B. B, fol. 18a, 36b. 

. Johannes carpentarius: 1267; St. B. B, fol. 32b. 

. Tidericus carpentarius: 1270; St. B. B, fol. 49a. 

. Hermannus carpentarius: 1274; St. B. A 8, fol. 4a. 

. Rodolphus carpentarius, magister: c. 1278; St.®. A 2, fol. 1a. 
. Rotgherus carpentarius: 1285; St. B. C, fol. 111a. 

. Henricus carpentarius: 1287; St. B.C, fol. 153b. 

55. Säger (saghere, seghere, sarratores, serratores). — In Hamburg 
find fie im 16. Jahrhundert als Sagerbrüderjchaft nachweisbar‘). In Roſtock 
zahlt in der uns bejchäftigenden Zeit (c. 1270—80) ein Säger für feine 
Bude vor dem Steinthor 6 Scillinge an die Stadt‘). 

1. Lantbertus (Lambertus) saghere (sarrator, serrator): c. 1275; 
St. B. C, fol. 5b, 12a, 15a, 44a, 55b, 62b, 64a, 88a, 110b, 115 b, 
12la, 121b, 127a, 142a, 143a, 144b, 147a, 148a, 156a. Pal. 2? 

2. Segher ante novam portam lapideam: c. 1270-80; St. B. A7, 


fol. 1a. Bol. 1? 
. (Schluß dieſes Auffages im nächſten Heft.) 


nn 1 wre CD — 


= 


) Wehrmann a. a. ©., ©. 366 fi. 

») Hanf. Geſchichtsbl. 1886, S. 166. 

2) St. B. A2, fol. 1a. 

) St. B. As, fol. 4b: Carpentarii receperunt 32 mr. (33, 36°, 42 mr.). 
Das Eingeflammerte ift zu verjchiedener Zeit Hinzugefügt. 

9) ©t. 8. B, fol. 52a, 54b, 57 b. 


*) Rüdiger a. a. O. ©. 205 ff. 
2 


) St. B. a47, fol. 1a, 





VI 


Kleinere Mittheilungen und NWotizen. 


1. Steinfreuze. — Im Anſchluß an die nädjitfolgende Mittheilung 
Stelle ich die Nachrichten zufammen, die jih) im „Etwas“ über Steinfreuze 
in der Umgegend Roſtocks finden. 

a. Steinfreuz dor dem Petrithor'). Zwiſchen Nojtod und 
Bartel3dorf befand fich ein Stein von mehr als Manneshöhe, auf dem 
ein Erucifir und nachfolgende Worte eingehauen waren: 

Bidde tho* Werck unde Dade 
Gnade van Gade. 

„Daß von St. Peter! Kirchhofe, wojelbit einige Stüde der Paſſions— 
Geſchichte in groſſe Steine gehauen, bis an dieje Seule jo viel jeyn joll, 
al3 zwiſchen Bilati Richt-Haus bis Golgatha, laifen wir der Sage anheim, 
namentlich, weil ein gleiches von einem Stein vor dem Stein = Thor 
gejaget wird". 

b. Steinfreuz dor dem Steinthor?). — Diejer „ohnweit der 
vormahl3 jo genannten Hampte oder Neiffer-Bahn” befindlich gemejene 
Stein war ohne Grucifir und trug die Infchrift: 

Anno D(omi)ni MCCCLXXV do starff Marcus D... 
dem® Got gnedich* unde“ barmhertich sy . Amen. 
e. Steinfreuz zwiſchen Bieftow und Barnftorf?),. Auf 
dieſem Stein jtand nad) dem Lande zu, alſo nach der der Stadt entgegen- 
geſetzten Seite: 
Biddet den leven God umme enen Kramer, de het Gosschalck 
van Collen, de buten landes gemordet wart umme siner*® 
rechten Guder willen ; 

nad) der Stadt zu: 
Anno D(omi)ni MCCCC in deme negenden jare des ersten 
Mandages in der Vasten do’ schach it. Dat em Got gnedich 
unde® barmhertich sy. K. K. 


2) toh. *) den. °) gnedig. *) un. *) sinen. 9 da, 
’) Etwas 1739, ©. 533—534. *) Dai. 1740, ©. 638. ?) Daf. 1739, ©. 692—694. 


102 


2. Steinkreuze zu Diedrihshngen und Gr. Klein. — Den Mit- 
theilungen und der freundlichen Führung des Herrn Forjtaufiehers 3. Holt 
zu Diedrichshagen verdanfe ich die Auffindung zweier interefjanter alter 
Inichriftfteine — fog. Steinfreuze — in der Warnemünder Gegend, deren 
Beichreibung hier folgen mag. 

Der eine Stein liegt jet in der wejtlichen Außenjeite der Hofmauer 
der ausgebauten Gr. Kleiner Erbpachthufe Nr. 9 des Erbpächters Herrn 
Hermann Sufemihl, und zwar gleich Hinter der Scheune jo tief nad) unten, 
daß er nur mit feiner einen Längshälfte aus der Erde hervorragt. Die 
Entzifferung feiner Injchrift wurde daher auch nur dadurch ermöglicht, 
daß Herr Sufemihl bei unferer Anmwejenheit im September des Jahres im 
danfenswertheiter Weije auch die untere Steinhälfte freilegte und bereit= 
willigft alle zur Reinigung der eingehauenen Schriftzeichen nöthigen Uten— 
filien zur Verfügung ftellte.e Der Stein jelbit, jowie die darauf ange— 
brachten Darjtellungen find noch ganz vorzüglich erhalten. Die eingemauerte, 
jet alſo nicht fichtbare Niückjeite hat mach Angabe des Herrn Sujemihl 
und jeiner alten Mutter feine Infchrift oder dergleichen enthalten. Früher 
itand der Stein an der Weftfeite der alten Roftod:Warnemünder Land— 
ſtraße etwas ſüdweſtlich vom Hofe auf dem Ader, von der Landſtraße 
durch den Graben getrennt, jo da er durch Anfahren nicht beſchädigt 
werden konnte. Er hieß im Volksmunde allgemein „dat jteenern Krüz“. 
Als nach Fertigftellung der Chauffee die alte Landftraße auf der Strede 
von Lütten Sein her auf Diedrihshagen zu zum großen Theil einging 
und in Ader gelegt wurde, ftand der Stein dem Vater des jegigen Beligers 
bei der Aderbeftellung im Wege, weshalb diefer ihn dort wegnahm umd 
an der Stelle, wo er heute noch liegt, einmauerte. Daß man das alte 
ehrwürdige Denkmal, das frommer Glaube und treue Anhänglichfeit einſt 
dem Gedächtniß eines erjhlagenen Angehörigen hier am ber Landſtraße 
geſetzt, von ſeinem urſprünglichen Platze entfernt und zur Aufführung der 
Hofmauer benutzt hat, iſt allerdings zu beflagen, erfreulich iſt dagegen 
die große Vorſicht, mit der man hierbei offenbar zu Werke gegangen iſt, 
da und der Stein ſonſt ſchwerlich unzerbrochen und in jo vorzüglichem 
Zuftande erhalten geblieben wäre. Gefunden iſt jeiner Zeit bei dem 
Umbrechen der alten Zanditraße und dem Ausgraben des Steinfreuzes 
nad) der Ausjage des Herm Sufemihl weiter nichts ala mehrere jehr 
große Hufeiſen. 

Die Form des Steines ift die gewöhnliche derartiger Dentiteine, ein 
längliches Viered mit rundem Kopf. Die Geſammtlänge beträgt 2,92 m, 
die Breite ca. 60 em, Mon erfterer entfallen auf das untere nicht 
gegfättete, urfprünglich in der Erde jtehende Ende: 135 m, auf Das 
geebnete Stück bis zum Einjchnitt unter dem Kopfe: 80 cm und auf den 


103 


Kopf: 77 em. Leßterer iſt oval und hat feine Ohren. Den oberen Theil 
Des Steines nimmt ein in den Umrißlinien eingemeißeltes Kruzifix von 
1 m Höhe ein. Die Füße des Gefreuzigten find über einander genagelt, 
das Haupt nach der rechten Schulter zu geneigt. Die Bekleidung befteht 
nur aus einem Lendentuche. Ueber dem Haupte befindet jich die INRI- 
Tafel, deren Inſchrift aber nicht erfennbar ift. Unter dem Kruzifixe ſteht 
in vier Neihen über einander folgende Inschrift in Minuskeln: 


na x + boert · xun 
xl iar do - vel 
bernt : coppe 
low +» hir 


d. h.: Nach Ehrifti Geburt 1440 Jahr da fiel Bernt Coppelow hier. 
Zwiſchen do und vel ift .in der Injchrift nichts ausgefallen, jondern es 
ijt zwißchen beiden Worten vom Steinmetzen nur deshalb ein größerer 
Zwiſchenraum gelafjen, um die zweite Neihe mit der erjten gleich lang zu 
befommen. 

Mer dieſer 1440 hier auf der Roftod - Warnemünder Landſtraße 
erichlagene Bernt Coppelow war, habe ich bisher nicht auffinden fünnen, 
jedoch wird es ſich vermuthlich um einen Verwandten des 1391 in den 
Rojtoder Rath gewählten Hinrich Coppelow handeln. 

Der zweite Stein oder vielmehr der Reit dejjelben liegt jetzt ala 
oberite Treppenjtufe vor der Hinterthüre des dem Erbpächter Herm 
Karl Sufemihl gehörigen Büdnerhauſes Nr. 8 zu Diedrichshagen bei 
Warnemünde. Erhalten find noch etwa zwei Drittel des urjprünglich über 
der Erde jtehenden Theile diejes Steinfreuzes mit dem Bruchitüde eines 
Kruzifixes, zwei Hausmarfen und dem Reſte einer augenjcheinlich lateinischen 
Inichrift. Letztere, die aus mindeſtens vier über einander ftehenden Reihen 
beitanden haben muß, war, da das noch vorhandene Steinende gerade 
mitten in der Schrift mehrfach gebrochen und zerbrödelt ift, leider nicht 
mehr zu entziffern. Von dem nur in den Umrißlinien eingehauenen 
Kruzifixe enthält der Stein noch die untere Hälfte, von den Lenden 
abwärts. Neben den Knien des Gefreuzigten befinden fich die beiden 
‚Hausmarfen, und zwar 

M X 


zu ſeiner Rechten: und zur Linken: 


Unten neben dem Kreuzfuße beginnt auf der vom Beſchauer ab rechten 
Seite die Inſchrift mit den beiden Buchſtaben: dn, wohl eine Abkürzung 
für dominus. Weiter hat in diefer Reihe auf der rechten Seite nichts 


104 


geitanden. Ob die linke Seite dem correjpondirend hier auch noch ein 
Inſchriftſtück enthielt, läßt jich der dort befindlichen Bruchfläche wegen 
nicht mehr jehen. Die dann folgende Inichriftreihe it jo gänzlich weg— 
gebrödelt, daß ſich nur noch erfennen läßt, daß auf dieier Bruchitelle 
urſprünglich mindejtens noch eine, vielleicht auch zwei Inschriftreihen geſtanden 
haben. Darunter folgen dann noch zwei Neihen, von denen zwar noch 
ein Theil erfennbar it, die zu entziffern aber weder meinem jüngeren 
Bruder noch mir gelingen wollte. Der Kopf des Steined mit der oberen 
Hälfte des Kruzifizes fehlt. Vielleicht liegt er noch irgendwo in demſelben 
Haustritt, ohme nach augen Jichtbar zu jein, falls er überhaupt noch mit 
hierher gefommen ift, denn früher lag der Stein (rother ſchwediſcher Kalk— 
jtein), ebenfalls als Trittjiufe, auf der benachbarten Hofitelle deſſelben 
Erbpächters. Ob auf der jet nach unten gefehrten Steinjeite auch noch 
irgend etwas eingehauen iſt, fann ich nicht jagen, bekannt jcheint darüber 
nicht zu jein. Außer dem Kopfe fehlt offenbar auch am unteren Ende 
de3 Steines noch ein Stücd, mit welchem er einjt in der Erde geitanden. 
Größe und Form des ganzen Denkmals jtimmten wohl im Wejentlichen 
mit dem oben erwähnten Coppelow'ſchen Steine überein, nur war Das 
Kruzifix auf erjterem jedenfalls größer ald auf diefem. Auch das Alter 
beider Steine dürfte ungefähr dajjelbe jein. Mo dies zweite Eteinfreuz 
uriprünglich geitanden Hat, jcheint nicht mehr befannt zu fein. Nach Der 
Lage des Suſemihl'ſchen Gehöftes zu urtheilen, auf welchem jih der ung 
überfommene Reſt erhalten hat, wird es jeinen Pla am Wahrjcheinlichiten 
einjt an dem alten Doberan-Warnemünder Landiwege auf Diedrihshäger 
Feldmark gehabt haben. 2. Krauſe. 


3. Schreiberei. — Das bei der Marienkirche Nr. 24 gelegene, unter 
dem Namen „Schreiberei” befannte Gebäude war urjprünglich ein Privat- 
haus, das dem aus Parchim gebürtigen Etadtichreiber Konrad Römer 
aehörte und von deſſen Erben der Stadt im Jahre 1404 verfauft wurde. 
In der betreffenden Stadtbuchjchrift verläßt Nifolaus Römer mit Vollmacht 
jeiner Brüder Albert und Matthäus und mit Genehmigung des Mag. 
Sohann Mölner, Arhidialonus von Parchim, und des Arnold Grotefopp 
dem Rath zu Roſtock das beim Marienfirchhof und der Münze gegenüber 
liegende Edhaus, wie e8 dem Mag. Konrad Römer gehört hat’). Zunächſt 
1) Stadtbuch dv. 1397—1418 fol. 92: Nicolaus Romer potestatem Albeıti necnon 
Mathei fratrum suorum suseipiens cum consensu magistri Iohannis Molner archy- 
diaconi Parchimensis necnon Arnoldi Grotekoppes vendidit et insceribi fecit con- 
sulatui domum augularem magistri Conradi Romers fratris sui penes cimiterium 
beate Virginis in opposito monete civitatis sitam, yuan, ut magistri Conradi Romers 
fuerat, eis resignavit, warandiam promittens, 


305 


wird das Gebäude noch nicht zu öffentlichen Zwecken benußt, jondern von 
der Stadt vermieihet worden jein. Im Jahre 1410 übertrug der Rath. 
dem Brotonotar May. Nikolaus Turefow wegen jeine® der Stadt lange 
Beit geleisteten treuen Dienjtes jein beim Marienfirchhof der Münze 
gegenüber liegendes, ehemals von Mag. Konrad Römer bewohntes Haus 
auf Lebenzzeit!). Im der Folgezeit wird das Gebäude häufig als 
Schreiberei erwähnt. Als VBerjammlungsort des Raths diente 
es 3. B. am 14. Ian. 1487, dem Todestage des Domprobiten Thomas 
Rode: „De radt ginck tho hope up de schriverie ynn groten droffe- 
nissen‘‘°). Im epertorium der Nathöverhandlungen von 1558—1599 
heißt e8 zu 1583 Nov. 9(9)%): Nach Leiftung fothanen Eides find die 
Bürger an der Süd- und Weftjeite der Rathsſtube auf der Schreiberei 
niedergejejlen“. Im der revidirten Ordmung von Rathgehen und Rath— 
Ichlägen von 1618 Apr. 20 wird bejtimmt, daß alle Perjonen, die zum 
Rathe gehören, Mittwochs und Freitags fich in der Marienkirche einfinden 
und nad) beendigter Predigt auf den Glodenjchlag acht „ordentlich und 
bey paren auß der Kirchen nach dem Nathhauje oder der Schreiberey, 
nachdem jie an den einen oder andern ordt gefodert, gehen und jobald in 
der Rathſtuben zum Nathichlage fich miederjegen“ tollen; bei allen 
Nechtsitreitigfeiten ſoll zuerſt eine gütliche Veilegung verjucht werden und 
zu dieſem Zweck die Bürgermeiiter Dienitags und Donnerſtags auf der 
Schoßkammer, „Die Amtsherren aber die andern Tage, wenn nicht gemeiner 
Rath gehalten wird, uff der Echreibercy fid) finden laſſen“. In jpäterer 
Zeit hielten nur das Gericht und das Gewettägericht ihre Situngen in 
diejem Gebäude, das außerdem aud) al3 Gefängniß diente. Ein Inventar 
von 1794 macht auf der Schreiberei die Gewettsjtube, die Geridht3- 
jtube und die alte Gerichtsjtube namhaft. „Pie, noch auf dem 
Kirchhofe jüdlicher Seiten, jagt Niehend*), fteiget man auf etliche jteinerne 


1) Etadtbud) v. 1397—1418, fol. 111b—112a: Notandum, quod consulatus 
nomine civitatis vendidit, resignavit et inscribere fecit magistro Nicolao Turecowen 
prothonotario eorum dilecto pro fideli sui assistencia et servitute singulari longis 
temporibus civitati quam diligenter exhibita domum suam augularem penes cimi- 
terium ecclesie beate Virginis ex opposito monete civitatis sitam, quam olim 
magister Conradus Romer pie memorie inhabitabat, ad tempora vite sue libere 
habendum et possidendum et, sicud civitati pertinebat, sibi resignavio, warandiam 
promittentes. Eo vero defuncto domus predicta civitati libere revertetur. Pre- 
sentibus dominis Johanne Kroger, Nicolao Storme et Gerardo Wymanne proconsulibus, 
Godekino Langen, Hermanno de Broke et Iohanne Rade consulibus et aliis quam. 
pluribus fidedignis testibus ad premissis, 

») Van der Rostocker veide, herausg. v. K. E. 9. Krauſe, ©. 2. 

) Neue wüchentl. Roſt. Nachrichten u. Anzeigen 1840, ©. 195. 

) Gemeinnügige Aufſätze ... zu den Roſtockſchen Nadrichten 1776, ©. 8. 


106 


Stuffen zu ein Gebäude, welches die Schreiberey, jo in alten lateiniſchen 
‚Schriften Grapheum genannt wird!), hie find nicht allein geräumige 
‚Zimmer zur Gerihthaltung zweener Untergerichte, welche dad Gewett— 
gericht, und ohne Beyjah das Gericht genannt werden, jondern auch 
um und über dieje Zimmer Behältniffe und Gefängnifje für Arreitanten 
und Verbrecher von verjchiedenen Gattungen, nach der Art ihrer Gejeß- 
widrigen Handlungen eingerichtet“. Im einem Aufjage vom Jahre 1838 ?) 
wird der Vorſchlag gemacht, „das alte baufällige Locale unjerer jog. Schreiberet, 
welches jchon durch feine widrige Form viel Abjchredendes hat“, zu ver: 
faufen und ein zweckmäßigeres Gebäude zu erwerben, „damit z. B. anſtän— 
dige Ramilienmutter, die in Wailengericht3-Angelegenheiten ꝛc. Ddajjelbe 
betreten und im Winter auf offener Diele nicht jelten lange warten und 
frieren müjjen, ein weniger unangenehmes Entrée hätten“. Ein Aufſatz 
aus dem Jahre 1840°) berichtet, daß zwar „einzelne Gefängniſſe, die 
zulammenfallen wollten“, repariert feien, der Zuſtand des Gerichts— 
Lokals aber noch ärger geworden jei, denn während bis jeßt die Pro— 
furatoren und Parteien nur auf die ihnen „früher eingeräumt gemwejene, 
jogenannte alte Gerichtsſtube“ wegen der in ihr aufbewahrten Leich- 
name von Selbjtmördern und Berunglüdten und deren Nachlajjes hätten 
verzichten und ſich mit der einem Holzitall ähnlichen Diele hätten behelfen 
müſſen, werde jet wohl wegen Weberfüllung jener aud) dieje zur Unter- 
bringung von allerlei Utenfilien und jogar der fleine Hofplag zur Auf- 
bewahrung von Kadavern benußt; die Zeit zur Abhelfung dieſer Uebelſtände 
jei jegt gefommen, denn „das große, bisherige Buchhändler-Loral im 
biefigen Rathhauſe“, das jet vafant geworden, werde „für einige Seſſions— 
und anjtändige Partheienzimmer mehr al3 genügenden Raum“ darbieten. 
- K. K. 

4. Verſtrickung des Klägers und des Angellagten. — Da das 
Verfahren, wonach ſich Ankläger und Bellagter gleich zu Anfang in Die 
Haft begeben, unjeren Juriſten wohl nicht jehr befannt fein wird, jo Hat 
vielleicht für Jemanden die folgende Eintragung aus einem Warnemünder 
Gewettsbuche Interejje: 

[1501.] Item is gejchehen des frydages vor junte Vyth, datt unn— 
willen mit einander hadden Talefe Smedes unde Hinrid Karſtens, aljo 
datt je beide jeten im den bolten, in gerichteswije to verfolgende unde 
uttodragen ; ward auerit geileten in frundichop to enem gantzen ende, unde 


!) Unter der Bezeihnung Grapheum führt Peter Lindenberg, Chron. Rostochiense 
S. 140, das Gebäude auf. 

2) Neue wöchentl, Roſt. Nachrichten u, Anzeigen 1838, ©. 872. 

2) Dai. 1840, ©. 208—209. 


107 


Hefft Taleke Emedes mit willen erer frundichop Hinrich Karſtens vorlaten 
vnde togegeven, watt je vor anjprafe to em hedde van wegen der jetting 
des bolten. 

Eine ähnliche ausführlichere Inſcription iſt folgende: 

Anno 1584 den 2. Junii hebben fi! mitt einander allhir in de iſern 
fetten laten Chim Kempe unde Steffen Tutow van wegen etlicher wort 
unde injurie, jo Steffen Tutow van einer frawen tom Wattmanshagen mit 
namen Köneke Hagemefterd utgegaten unde jecht hefft. Demile den des 
Chim Kempen frunde anfordering gedan, datt he der fengfnifje mochte 
entlediget werden, hebben de erjamen gunjtigen Weddehern, Herr Andreas 
Map unde Herr Jochen Hane, en der flöte gelediget, unde hebben de frunde 
den Hern to borgen geitellet vor denjuelvigen fnecht, en levendig ebder 
dodt wedderumb intoftellen, wan id to rechte befordert werde, Hinrid 
Kaffmeiftern, Peter Eggebrechten unde Peter Bartelded; unde jindt des 
fnechtes beförderen unde jchadeborgen jin vader Clawes Kempe, Hinrid 
Hajenfand, Chim Kempe; unde laven hirmit de frunde des knechtes, diſſer 
ſaken einen richtigen utgangf to Holden unde mit dem erjten to befordern, 
darmede je to einem guden ende, entwedder frundlicher edder rechtlicher 
wije, mogen gebracht werden unde hirin feine vorjumniß noch vortogeringe 
famen to laten; laven od datt hirmitt, datt je dem geridhte, watt darup 
gahn muechte unde to rechten mag erfannt werden, willen gnog dohn unde 
vor jchaden jtan. WB. Brümmer. 





5. Bona mobilia. — Herr Oberlandesgerichtsratd Sohm macht 
mich auf folgende ihm beim Studium der Stadtbücher aufgeitoßene Stelle 
aufmerfjam, in welcher der lateinische Ausdruck: mobilis ausdrüdlich ala 
„varende* erläutert wird (vgl. II, 2, S. 107). 

1398: Dominus Arnoldus Belster consul vendidit domino Bertoldo 
Kerkhoff unem terciam partem molendini in aggere molendinorum 
inter molendina dominorum Nicolai Schutow et Lamberti Kropelin 
siti, mobilem, id est varende, habendam et possidendam, quam, ut 
sua fuerat, sibi resignavit, warandiam promittens: Stadtbuch von 
1397—1418, fol. 5b. K. K. 





6. Glaubensbekenntniß und Vaterunſer in der Mutterſprache. — 
Krabbe (Die Univerjität Roſtock, S. 240) berichtet, Dr. Hinrich Befelin 
habe für den Pfarrer und die Kappellane zu St. Marien eine Rente 
gejtifter, damit daS credo umd das pater noster in der Mutterjprache 
fleißig vorgetragen werde. Die von ihm zum Belege angezogene, aber 
unvollitändig mitgetheilte Stadtbuchſchrift vom Jahre 1429 jagt aber nicht, 
von wem dieje Stiftung herrühre. Ihr zufolge verfauft nämlich Bernt 


108 


Berringer dem Dr. Belelin, Brarrer zu St. Marten, aus feinem Baderbe an der 
Ede der Schnidmanngitraße fir 40 Mark, die immer nur mit Genehmigung 
de3 Pfarrers von St. Marien belegt werden dürfen, 3 Marf Rente, vor 
denen der Pfarrer und die beiden Kapellane je eine Mark erhalten und 
wofür alljonntäglich einer der Kapellane von der Kanzel das Credo und 
das Paternojter in der Mutterjprache herjagen und erklären ſoll. Für Die 
Geſchichte des Gottesdienites in Roſtock iſt diefe Stadtbuchſchrift interefjant 
genug, um jie hier vollitändig folgen zu laſſen. 

Bernt Beringer vendidit domino doctori Bekelin, plebano ad 
beatam Virginem, 3 mr. redditus pro 40 mr. in hereditate sua 
angulari pistrina et bodis adjacentibus in platea Snicman apud 
Stenbeken et Rumör sitis, in quatuor terminis anni persolvendos. 
Quando prefatus Bernt facultatem bonorum habuerit et ad quartale 
anni predixerit, pro 40 mr. reemendos. Et iste 40 mr. cum suis 
redditibus deputate sunt et ordinate plebano ad sanctam Virginem 
et suis pro tempore capellanis, cuilibet unam marcam percipiendo; 
et pro hoc capellanus* ibidem debet et obligatus est, ut fidem catho- 
licam, videlicet: Credo in Deum et: Pater noster singulis dominicis 
diebus materna lingwa” de ambone cum diligencia dicat et devote 
exponat. Ideoque, si predictam summam cum suis redditibus con- 
tingeret reemi, debent ad fundos jacentes et hereditates stantes cum 
consensu et consilio plebani ad beatam Virginem relocari, sic quod 
perpetue ad prefatam deputacionem et pium usum maneant. Geiſtl. 
Rentebuch v. 1429—1462, fol. 21b—22. K. K. 


7. Die während ihrer Amtsdauer verſtorbenen Rektoren der 
Univerfität Roſtock. — Dieſe aus Anlaß der Trauerkunde, daß der 
Rector magnificus der Univerſität, der Profeſſor der Augenheilkunde 
Dr. Rudolf Berlin, am 12. September in Bad Stachelberg in der 
Schweiz einem plötzlich auftretenden Herzleiden erlegen ſei, vielfach auf— 
geworfene Frage, ob ein derartiger Fall in dieſem Jahrhundert oder 
überhaupt ſchon früher in Roſtock vorgekommen ſei, hat bereits zu 
Michaelis 1709 der Magiſter Reinhard Heinrich Rollius beantwortet in 
einer Glückwunſchſchrift an den abgehenden Rektor, den berühmten Theo— 
logen D. Johannes Fecht. Dieſer, ein Mann von 74 Jahren, lag, als 
die Reihe zur Uebernahme des Reltorats wiederum an ihn kam, ſchwer 
krank darnieder, jo daß allerdings die Beſorgniß, ob er das Ende ſeiner 
Amtszeit erleben würde, durchaus nicht unbegründet erſcheinen mußte. 
Rollius beglückwünſcht ihn nun, indem er darlegt, wie viele ſeiner Amts— 
kollegen nicht nur in Roſtock, ſondern an allen deutſchen, nordiſchen und 


— — 








*) capellanibus. ®) ligwa. 


109 


niederländiichen Hochichulen während ihres Rektorats vom Tode dahin- 
gerafft worden jeien'). Für Roſtock, worauf es uns hier allein ankommt, 
dient ihm die Univerfitätämatrifel als hauptſächlichſte Quelle, und fie ift 
e3 auch, die für die hier folgende Aufzählung als einzig authentiſche 
Grundlage benußt it. 

Als eriter während jeiner Amtsdauer veritorbener Rektor der Univer: 
ſität Nojtoc begegnet uns der als Humaniſt und Theologe wohlbefannte 
Barthold Moller, der am 12. März 1530 das Zeitliche jegnete. Aus 
den 220 jeit der Stiftung der Univerfität bi8 dahin vergangenen Semejtern 
berichtet die Matrifel nichts derartiges und alles jpricht dafür, daß in 
diejer langen Zeit wirklich fein ſolches Ereigniß eingetreten ijt. Von da an 
aber häufen fich die Fälle. Als nächiter folgt im Winter-Semefter 1535/36 
der ebenjo befannte Humaniſt und Stirchenrechtslehrer Nikolaus Löwe, 
deſſen Tod zwar nicht durch die Matrifel, aber durch den Chroniſten 
Peter Lindeberg überliefert ift. ALS dritter und leßter aus dem alten 
Humanijtenfreife jchließt ji) an Dr. Petrus Boye, gejtorben zwiichen 
dem 16. Februar und dem 20. März 1542. Am letzten Tage jeines 
Nectorats, den 16. Dftober 1580, verſchied der einer alten Roſtocker Familie 
entitammende hochangeichene Nechtsgelehrte Dr. Laurentius Kirchhof. 

Das folgende Jahrhundert weiſt Jogar 5 im Amt verblichene Rektoren 
auf, den berühinten Theologen D. Eilhard Lubinus, F 2. Juni 1621, 
den Nechtsgelehrten Dr. Thomas Lindeman, 7 14 März; 1632, den 
Profeſſor der hebrätichen Sprade M. Stephan Hein, T 2. Juni 1643 
und die Theologen D. Johannes Cothman, T 6. Oftober 1650 auf 
dem Weg zur Kirche“), und D. Johann Duiftorp den Jüngeren, 
+ 24. December 1669. Im achtzehnten Jahrhundert find, die Univerjität 
Bützow mit eingerechnet, 4 derartige Fälle zu verzeichnen. Am 3. April 
1715 verjtarb der Dr. und Profeſſor der Medicin Wilhelm David 
Habermann, der jchon, als das Rektorat nach der hergebrachten Reihen 
folge auf ihm überging, durch Krankheit an's Haus gefejjelt war, weshalb 
ihm ein Proreftor an die Seite gejtellt wurde. Als nächiten traf Dies 
Geihid den D. theol. und Paſtor an St. Nikolai Johann Jakob 
Duiftorp, der am 25. December 1766 heimging. Im Bützow verjtarb 
als Rektor der dortigen, zeitweilig von Roſtock abgetrennten Univerjität 

2) Die mindeftens auffällige Wahl des Themas legt die Vermuthung nahe, daß 
M. Rollius feine Arbeit urjprüngfich auf den erwarteten Tod Fecht's vorbereitet hatte 
und fie dann durch eine geichidte Einleitung den veränderten Berhältnijien anpaßte. 

2) Der Nachfolger D. Herm. Schudman bemerkt Hierbei: Sextus ille rectorum est, 
qui in ipso regimine demortui magnifica sepultura honorati sunt, Wir zählen aber 


acht, fo daß alſo Schudman entweder Moller und Löwe nit mit rechnet, oder die 
Zahl nur auf das prädtige Leichenbegängniß bezieht. 


110 


der herzogliche Rath und Profeſſor der Nechtögelehrtheit G. I. 5. Mantel 
am 16. April 1768, wenige Tage vor Ablauf jeine® Amtes, und am 
24. Februar 1774 verjchied als Rektor der Univerfität Roſtock der Doktor 
und Profefjor der Theologie Johann Heinrich Beder. 

Bon 1774 bis 1897 iſt ein derartiger Trauerfall nicht mehr vor- 
gekommen, was Wunder aljo, dat die Erinnerung daran und an die unter 
jolchen Berhältniffen früher üblichen Gebräuche fait jo gut wie erlojchen 
war? Fragen wir und aber, wie e3 zugeht, daß die erjten 110 und Die 
legten 120 Jahre der Univerfität feinen Todesfall aufweijen, während die 
12 aufgezählten jich auf 245 Jahre zujammendrängen, jo iſt die Antwort 
leicht zu finden. Mit Moller, Löwe, Boye ſtarb die ältere Generation 
aus der Zeit vor der Reformation, ja noch aus der Zeit vor dem 
Jahre 1500, aus; bis 1563 war die Wahl des Rektors frei, ebenjo jeit 
1789, während jie von 1563 bis 1789 an ganz bejtimmte genau formu— 
firte und ohne vecht fühlbare Störungen nicht zu umgehende VBorjchriften 
gebunden war. 

Entiprechend dem hohen Rang und Anjehen, weiche dem Haupte einer 
augerlejenen, mit ganz bejonderen echten und Freiheiten ausgejtatteten 
Körperichaft zufamen („der Rektor der Univerfität”, jagt der eingangs 
genannte Profejjor Fecht in einer 1697 gehaltenen Rede, „hat jeine Würde 
unmittelbar vom Kaiſer und in gewijjer Hinficht fajt Königlichen Rang, 
denn nicht nur daß ihm die Söhne des Volles, der Gelehrten, des Adels 
untergeben jind, auch) Grafen und Fürſten müfjen ihm bei der Immatri- 
fulation Gehorjam geloben und ſind ihm unterjtellt*) fanden die Leichen- 
begängnifje der verjtorbenen Rektoren mit ganz bejonderer Teierlichkeit ſtatt. 
Sechs jolche, von 1621 bis 1715, find in der Meatrifel bejchrieben; 
die eriten fünf davon find im die oben genannte Schrift von Rollius 
übergegangen und daraus weiterhin eine oder die andere auch in meuere 
Veröffentlihungen. Die ausführlichite Beſchreibung ijt zugleich die leßte, 
die des Habermann’ichen Begräbnijjes von 1715. Da fie bisher unbefannt 
geblieben zu jein jcheint, mag jie in deutjcher Ueberſetzung hier Platz finden: 

„Am 2. Mat wurde der entieelte Körper des veritorbenen Herrn 
Rektors mit glanzvollem Aufzuge zu Grabe gebracht. Ungefähr halb drei Uhr 
Nachmittags hielt nad) vorangegangenem Chorgejange auf der Straße Herr 
9. C. Engelden, Doktor der Theologie und Paſtor zu St. Georg, die 
Trauerrede, worauf die Ueberführung erfolgte. Voran ichritten die Pedellen 
der Univerjität mit den zur Erde geneigten und mit jchwarzem Flor 
ummwundenen Sceptern ; an fie ſchloſſen jich zwei Träger von Wachsfadeln 
mit den Wappen der Familien Brandten und Habermann. Hierauf folgte 
ein Marichall im Trauergewand und führte die Bahre, welche Profejjoren 
der vier Fakultäten geleiteten, nämlich) Prof. Dr. iur. 3. 9. Eibrand, 


111 


Prof. Dr. med. G. Detharding, Dr. iur. Jac. Carmon, ao. Profejjor der 
Redekunſt, und M. Petrus Beder, Profejjor der Mathematit und Archi— 
diakonus an St. Jafobi, als Vertreter der theologiichen Fakultät, von der 
wegen Stranfheit und anderer Terhinderungen niemand zugegen jein fonnte,. 
und außerdem noch zwei nicht dem Profejjorenfollegium angehörige Doktoren, 
Dr. jur. Albert Heinfius und Dr. jur. Georg Wilh. Koepfen. Hinter 
der Leiche folgte ein zweiter Marjchall, der dem wohledlen Herrn Geheim- 
rath Veit Andreas Schäfer, welchen Se. Hoheit der Herzog Huldvollit mit 
der Begleitung der Leiche beauftragt hatte, voranſchritt. Dann fam eine 
große Anzahl von Bürgern und Univerfitätsangehörigen, während der 
Schluß von den Studenten gebildet wurde. Der Zug bewegte jich von 
der Langen Straße durch die Breite Etraße über den Hopfenmarft zur 
Marienkirche, in deren Mitte Die Leiche nmiedergejegt und ebenjo wie vorher 
im Haufe mit zehn Wachsferzen umjtellt wurde. Die Grabrede hielt nad): 
vorangegangener Vofal- und Injtrumentalmufit Magijter Jakob Burgmanın, 
ordentlicher Profefjor, Paſtor zu St. Nifolai und derzeitiger Neftor der: 
Univerfität. Nach ihrer Beendigung und nach Verleſung des Lebenslaufes 
wurde der Körper de3 Berewigten unter den Klängen der Mufif im 
Familienbegräbniß beigejeßt, worauf der eine Marjchall den Vertreter des Fürſten 
und der andere das übrige Gefolge nach Haufe geleitete.* Abd. 9. 


— — — —— —— 


8. Mathias Prieſtaff. — In dem Sammelbande des Rathsarchivs, 
der den „Extract jehl. Herrn Mathias Prijtaffen Journal® de Anno 1667* 
enthält *), jtehen als Anhang zu diefem und von anderer Hand nachfolgende 
Nachrichten über den Verfajjer, die ein nicht nur perjönliches, jondern auch 
fulturhiftorisches Interejje haben. 
Im Auguſto it Herr Matthies Prieitaff, Verfaſſer dieje Journals: 
im 75. Jahr jeined Alters jehlich entichlaffen. 
Er hat vor feinem Diario de Anno 1690 dieje Verje eingejchrieben : 
Alje man jchref kleen“) 
Unde jegelde grün, 
Was de Glove by Iderman gemeen; 
Nu man overjt jchrifft grot 
Unde jegeld rot, 
38 de Glove by Iderman both. 
Herr Mathias Priejtaff Ribbenizensis it alhie Brauer und dabey 
Procurator des hiefigen Wayjenhaujes, aud) Rahtsverwandter gewejen. Er 
hat von 1667 bis 1691 ein tägliches PBrotocollum gehalten, welches mit 


*) fein, 
1) 6. Bd. I, 1, S. 7 Anm. 1. 


112 


Erlaubnis dejjen Nepotis ex filia, Herrn Walter Steins, ercerpiret habe. 
Ich muß, ungeachtet derjelbe nicht ftudiret gehabt, feine Scharfflinnigfeit 
und unverdrojjenen Fleiß billig admiriren. Cinige Domestica, wiewoll 
wenige, hat er in amgezogenem Journal mit eigenen und bejonderen 
Charalteren verzeichnet, deren Alphabet aus einem dediffrirten Sat, den 
jehl. Herrn von Bergen betreffend, wie unten folget, gezogen habe. Er 
hat noch außer erwehnten jogenandten täglichen Protocoll verjchiedene 
Manuscripta hinterlajjen und mit jolcher Accuratejje alles annotiret, daß 
er auch in jeinem Almanach angejchrieben, zu welcher Zeit er bey jeiner 
rau geichlaffen. Im jeinem Alter hat er ich injonderheit an Vögeln von 
allerleyg Art, die er in einem eigenen Vogelhauſe auffbehalten, ergötet, 
nicht weniger die Dühne oder die fleine Innſul gegen die Voigbey über 
zu Warnemünde mit Caninchen befeget, welche jchon zu jeiner Zeit ein- 
mahl jich verlohren, ohne daß er die Uhrſache davon willen fünnen; daher 
er von neuen ein paar Slaninchen dajelbjt zur Zucht hingejendet, welche 
ji) auch bis Anno 1709 inclujive allda vermehret und conjerviret haben, 
da ſie endlich des überaus jtrengen Winters halber jämtlich crepiret. Der 
damahlige Voigt Caspar Dandwartt) hat darauff die Inſul mit jolchen 
Ihierlein wiederumb bejeget, von welchen die noch jett alda vorhandene 
abitammen. 
Von vollgedachten Herrn Priejtaffen jonderbahrer Curiofitet zeuget 

. unter andern, daß er jährlich in jeinem Diario, welches er offier$ mit 
dieſem Symbolo bemerdet: 

Scheigen und Sorgen 

Wedt mich all Morgen: 

Echeißen laß vorgehen, 

Sorgen zurüdejtehen 
angezeichnet, an welchem Tage er die Sonne zuerſt in feiner Stube habe 
jcheinen gejehen, wann er zuerjt die Schwalben wahrgenommen, wann er 
im Herbſt fi in jeine Stube gebettet. Inter Andern hat er ex ore 
jeine® Pfarrherrs annotiret, wie viel Leute in der Nicolaitifchen Gemeine 
jährlich gejtorben und gebohren worden; nemlich von 1671 biß 1690 find 
gebohren 574 und gejtorben 659 Menjchen: find aljo in 16 Jahren — 
maßen er 4 Jahre ausgelafien — 85 Perſohnen mehr gejtorben den 
gebohren worden. K. - 


NT 


Kathe- und Huiverfitäts- Buchbruderei von Adlers Erben, 


CS 


3 DIR LDETR — 
———— 


“ 


—— — 


— 


—* 2. — el AR SR on v4 
—— DAT 


Beiträge 


fe der Stadt Maflok 


Herausgegeben 
‚im Auftrage 


is Mereins fir Koſtocks Alterthümer 


von 


Karl Koppmanı, 


Gtadlardivar. 


PN Dre 
Band II, Heft 4. 2 
—— —— 


Roftork. 
In Kommiffion der Stiller'ſchen Hof- u. Univerfitäts - Buchhandlung 
(G. Auffer). 













De BEN 


z m Be De DRIN RR — 


Pu SP, Die RN der Univerfität and Ye 9 
BER und Neuftadt. Bon Dr. 8. Koppmann . 
VE Verbrennung der Keßerin Helile Pors Im a Sa 
r landesgerichtsrath Th. Sohm . . ..— 
VII. Kleinere Mittheilungen und Notizen. . . 
* Mitglieder⸗Verzeichniß.. — 
SEAT Regiſter. Bon Dr. 8. Koppmann... 





Beiträge 


zur 


Gebſſhichte der Stadt Koftok, 


Herausgegeben 


im Auftrage 
des Vereins für Koſtocks Alterthümer 


von 


Karl Koppmann, 


Stadtarchivar. 


* 
Vor un N up * 
as Band Il, Heft ur 
eo Roy 7° A 
r 





Roftork, 
In Rommiffion der Stiller'fhen Hoſ- u. Univerfiläte - Buchhandlung 
(8. Auſſer). 


1899. 





Digitized by Google 


Die Räumlichkeiten des Rathsweinkellers, 


A 1—5. (RBynsche keller 1420.) 


A 1. Der Haupt:Gang. (Großer Seller (1679.) 
A 2. Wein-Behältnig. (Lange Kammer 1647.) 
A 3. Wein-Behältniß. (Düftere Kammer 1641.) 
A 4 Sammer. (Malvafier-ffammer 1626.) 
A 5. tube. (Under der rosen 1420.) 
B 6—8. (Gobynsehe keller 1420.) 
B 6. Stube. (Neue Etube 1709.) 
B 7. Holg-Raum. (Kammer 1709.) 
B 8. Wein-Behältniß. (Großer Rhein. Weinfeller 1709.) 


C 9-13. (Butzouwesche keller 1420.) 


9. Der Bahrtiche Keller. 

10. tube. (Kleine Stube 1707.) 

. (Hinterjtube.) 

12. Kleines Gewölbe. (Brummbären-Loch 1862.) 
13. Stube. 


O O O O 
— 


D 14—20. (Keller des Neuen- oder Hochzeitshauſes.) 


D 14. Billard-Stube. (1733.) 

D 15. Gang. (Gang nach dem Neuen Haufe 1647.) 
D 16. Stube. (Geldbude 1626. Kl. Stube 1647.) 
D 17. SHerren-Stube. (1647.) 

D 18. Diehle. (Sommerhaus 1647.) 

D 19. Küche. (1626.) 

D 20. Stube (Große Stube 1647.) 


E 21—24. (Kase 1518.) 
22— 24. Keller-Meiſter-Wohnung. 
21. (Nammern 1647.) 
22, (Stube 1626.) 
23. (Pla bei der Wendeltreppe 1647.) 
24. (Klein Stubichen 1626 ) 


zum 5 


F 2353-27. Keller-Meiſter-Wohnung. 
F 25. (Entree 1741.) 
F 26. (Stube 1741.) 
F 27. (Nebenfammer 1741.) 


— 














\ 


REN 





Kar, 
— 
—⸗ 

* 







J —— 
“ v - 
r P 
„N® N ‘ un ’ — J 
J ———⏑ ⏑⏑⏑——— a 4 J N ! : 
A “u x x 











WERE, — ma Dis za 
















A 3 " * ———————— 
* Le 
5 Pa  » 
* ‚ N 
h Bu N 1 J 
F 
* ıW * 
8 a * 
* om 
NM. RR #7 —— A 
P x, 1 * — —— 
IE Wh, 









GL 2 
1 * er, 
— — ——— 











m —— —— — — 


I ||| rn um 


Les. 


. , 0 .unrunmirhrunmane 
der — ——— — — 22 — * 
J * 
# s 
# * 
⸗ 
’C 
_ 2 
# 





— —— —— — —— —— — an 22— 













——— u dumm — mn — mn mw een ne 









‘ 
* 
‘ 
ı 
B ’ 
h 
’ 
° 
. 
* 
REED, RE 
= RER ILSRE 
IL GÄRTEN 
| a a rn BB 


* — N Nord 
——— * 
— —— 
—— —— 


r 
J 
————— —— *9 > len achten Jena | 
I . ’ . 
h \ l 
' | 1 ’ 1 \ 
| 4 : j L e N 
un. Lesmad Leuumu LE -- 
f \ 
’ 1 
k--d 


r Astere Eıpen 1 ezrockh 





Ninitizeri hu C- > 
Digitized by Google 


-| 


ww 





1. 


Die Gebäude des Rathhaufes 
und die Räumlichkeiten des Rathsweinkellers, 
Bon 
Karl Koppınann. 


Menn das von mir gewählte Thema die Nathhausgebäude und den 

Rathsweinkeller zujammenftellt, jo erklärt fich das daraus, daß 
befanntlich das Rathhaus auf den Gewölben de3 Rathskellers ruht und 
in Folge dejjen eine baugejchichtliche Betrachtung des Einen die Rückſicht— 
nahme auf das Andere nothwendig vorausſetzt. 

Nähere Nachrichten über die Geichichte des Gebäudes, in dem das 
öffentliche Leben Roſtocks jeit der Vereinigung der Stadtgemeinden im 
Jahre 1262 pulfirt hat, befigen wir leider erſt aus der Zeit des lebten 
Umbaues von 1728 bis 1737, aus dem das Nathhaus in jeinem jeßigen 
Zuftande hervorgegangen ift. Vor Allem liegen uns aus diejer Periode 
fünf Abriffe aus dem Jahre 1733 vor, von denen die beiden eriten das 
Nathhaus in feiner damaligen Bejchaffenheit, die drei übrigen die Vor— 
ichläge des Lübijchen Baumeijters Betrinus für dejjen Neugeltaltung zur 
Anſchauung bringen. Die beiden erjten jind Kopieen der dem Petrinus 
von hier aus zugeſchickten Abriffe des Noitoder Baumeifters Zacharias 
Boigt und enthalten auf Nr. 1 außer der „Erjten Etage oben der Erde“ 
auch die „Erjte Etage in der Erde”, das Kellergeſchoß, das Petrinus, da 
der Umbau diejer Räume bereits im Mejentlichen vollendet war, im jeinen 
Vorſchlägen nicht berücdfichtigt hat. Diejer Abriß des Kellergeſchoſſes iſt 
von Herrn Zudwig Krauſe, dem ich überhaupt für mannichfache Unter- 
jtügung zu warmem Danfe verpflichtet bin, genau auf die Hälfte reducirt 
und danach) in der Raths- und Univerfität3-Buchdruderei von Adlers 
Erben lithographirt worden. Bei einem hiſtoriſchen Rundgange durch 
den Keller wird er jich al3 ein vorzüglicher Führer erweiſen. 


Beiträge I, 4. 


1. Die Gebäude des Rathhauſes. 


Das Rathhaus befteht, dem Auge fofort erfennbar, aus vier ver: 
Ichtedenen Gebäuden, von denen drei durch eine gemeinjchaftliche Façade 
zufammengefaßt jind, während das vierte, die an der Nordjeite gelegene 
Ueberwölbung des kleinen Scharrens, urjprünglic des Brotſcharrens, für 
fih und hinter den drei übrigen zurüd fteht. Won diefen vier Gebäuden 
find nur die beiden mittleren vollitändig, vom Marfte ab bis an die 
„Dinter dem Rathhauſe“ genannte Straße, durchgebaut; Hinter dem über: 
wölbten Brotjcharren liegen die nicht überwölbten Fleiſchſcharren und Hinter 
dem Haufe an der Süpdjeite, dejjen Erdgeicho von der Stadtwage ein- 
genommen wird, der Walldienerhof mit dem Walldienerhaufe. 

Das Viered, welches die Rathhausgebäude mit Einjchluß des nicht 
überwölbten Scharrens und des Walldiener-Hofes und Hauſes bilden, 
wird im Norden und Süden durch Privatgrundftüce begrenzt, die wir 
des Verſtändniſſes wegen in unſere Betrachtung hineinziehen müſſen. Für 
dieje Nachbargrundftüde bin ich durch Zujammenftellungen, die ich der 
Güte des Herrn Oberlandesgerichtsrath Sohm verdanfe, in hohem 
Maße gefördert worden. 


Die beiden nördlichen Nachbargrunditüde dieſes Vierecks Liegen 
am Neuen Markt Nr. 32 und an der Hege Nr. 1. Beide waren 
ursprünglich Beltandtheile eine® und deſſelben Grunditüds, das im 
Sahre 1325 dem Thomas Vöge aus Münster, der es vermuthlich durch 
jeine Heirath mit einer Tochter des Gerwin Wilde erworben Hatte, eignete 
und aus zwei, vorn und hinten belegenen Steinhäufern bejtand. Diejes 
Grundſtück wird 1351 ausdrüdlih als Ort: oder Cderbe (hereditas 
angularis) und außerdem bald als beim Rathhauſe (apud theatrum con- 
sulum), bald als bei den Brotjcharren (apud scampra panum, by den 
brotscharnen) befegen bezeichnet. Die letztere Bezeichnungsweile wird 
1360 zuerjt und noch 1493 und 1499 gebraucht: Im Jahre 1493  ver- 
fauft Giſela Lofje dem Hans Saſſe ore husz vor unde achter mit 
aller tobehoringe, belegen bii deme middelsten markede by den 
brotscharnen unde jungen Vicken van Herverde, und im Jahre 1499 
Hand Safje dem Klaus Beringer syn husz by deme myddesten 
merkede twuschen den brotscharnen unde Vieken van Herferden 
beleghen. Der in beiden Stellen als Beliter des Nachbargrundjtüds 
genannte Vico von Herverden verfauft 1513 fein Haus am Mittelmarft 
zwiichen Heinrich Busch und Herrn Nikolaus Beringer an Johann Hund, 
und 1515 verfaufen Peter Beringer, Hinrich Burmefter und Jakob 
Turekow alse bevelhebbere van wegen zeligen hern Nicolai Beringers, 


3 


wandages borgermesters tor Parnow, und dessulfften nagelaten 
wedewen in Beiſein Arnold Beringerd, Sohnes des Herrn Nifolaus, an 
Sans Flint des vorgenanten hern Nicolai Beringers huss by dem 
middelmarkete tusschen dem swibogen unde Iohan Hunde belegen. 

Wie aus der Bezeichnung des ehemaligen Vöge'ſchen Grundftüds im 
Sabre 1356 als Drterbe die Folgerung ſich ergiebt, daß damals die 
Ueberwölbung des Brotjcharrend noch nicht jtattgefunden hatte, und wie 
die Angabe feiner Lage „bei den Brotjcharren“ in den Jahren 1493 und 
1499 darauf Hindeutet, daß ein Gleiches auch damals noch nicht der Fall 
war, jo beweift das Namhaftmachen des Schwibbogens im Jahre 1515, 
daß inziwilchen der betreffende Anbau des Rathhauſes vorgenommen worden 
war. Der auf dieje Weije ermittelten Entjtehungszeit der Leberwölbung 
des Broticharrens zwilchen 1499 und 1515 entipricht es, daß einerjeits 
auf Wide Schorler’3 „wahrhaftiger Abcontrefactur“ der Stadt Roftod 
von 1578—1586 das neue Gebäude bereit3 dargejtellt wird, und daß 
andererjeit3 unter dem &etäfel der in diefem Anbau befindlichen Raths- 
jtube, welches die Jahreszahl 1605 aufweiſt, bei deſſen Reparatur, wie 
mid Herr Hofrath Crull freundlichjt belehrt, Wandmalereien aus dem 
Anfange des 16. Jahrhunderts entdeckt wurden. Jedenfalls find die ver- 
jchiedenen kleinen Ausgaben der Kämmereiherren im Jahre 1423, de 
brotscharen to behangende und de brotscharen to deckende, nicht auf 
das Dad) des Ueberbaues, jondern auf eine Ueberdachung der Broticharren 
jelbft zum Schuß gegen Regen und Schnee zu beziehen. 

Bevor wir weitergehen, jei noch bemerft, daß der 1360 genannte 
Brotjcharren hier nicht von Alteröher belegen war. Erjt im Jahre 
1359 erlangten nämlich die Bäder der Mitteljtadt vom Rathe die Zu— 
fiherung, daß fie für eine jährliche Abgabe von 20 Mark die Brotbänte, 
welche ehemal3 Krambuden gewejen waren, auf ewige Zeiten benuben 
dürften. 

Auf die Ueberwölbung des Brotjcharren? folgen die beiden völlig 
durchgebauten Häufer. 

Das unmittelbar neben dem Brotjchrangen liegende ijt meiner 
Meinung nach das eigentlihe Rathhaus, im welchem jeit der Ver— 
einigung der Stadtgemeinden im Jahre 1262 der Rath den Gejchäften 
des Gemeinmwejens oblag und zu Gerichte ſaß. Als domus consulum 
wird es nach den bisher befannten Nachrichten 1279 zuerst erwähnt 
(DM. U. 8. 10, Nr. 7199) und aud Herr Dr. Dragendorff hat es 
bei jeiner jorgfältigen Durchſicht unjerer älteſten Stadtbücher vor dieſem 
Jahre nicht aufgefunden. 

Das darauf folgende Haus ift das jpäter jo genannte Kaufhaus, 
das wenigſtens in jeinen zu ebener Erde gelegenen Räumen Verfaufspläte 


4 


darbot. Urkundlich nachweisbar hatten Gerber, Pelzer, Wollenweber und 
Wandſchneider, zweifelsohne aber noch mehrere Aemter, jolche läge. 
Wenn nad) einer Eintragung vom Jahre 1279 die Wandjchneider der 
Stadt jährlih 50 Markt auß beiden Häujern (de duabus domibus) 
zu bezahlen hatten, jo verjtehe ich das dahin, da diejelben nicht nur im 
Kaufhauſe, jondern auch im eigentlichen Rathhauſe ausftanden und daß 
aljo damals beide Häuſer bereits vorhanden waren. Mit den Gerbern, 
Pelzern und Wollenwebern zujammen nennt die Wandjchneider das 1325 
angelegte Kämmereibuch. Nach einer Eintragung deijelben löſt die Stadt 
30 Markt Rente von den Gerbern auf dem Rathhauſe cin (super 
theatrum de locis cerdonum $ 97) und nad) einer anderen bezahlen die 
Gerber vom Bruch jährlih 30 Mark von ihren jämmtlichen Pläten auf 
dem Rathhauſe (de locis suis universis supra theatrum, $ 125). Aus 
dem Beſitze des Andreas Langejtrate löſt die Stadt 30 Mark 
Rente von den Plätzen der Pelzer und Wollenweber im Rath— 
hauje ein (quos pellifices et lanifices de locis in theatro civitati solvere 
consuererunt, $ 93); nach andern Eintragungen bezahlten aber die 
Wollenweber de locis suis nur 4 Mark ($ 132), die Pelzer de locis 
suis I Mark ($ 127). Nähere Nachrichten haben wir über die Wand- 
ichneider. Im Jahre 1278 beitimmt der Rath, dat derjenige, welcher 
Wandjchneider wird, ſich mit dem gerade leer jtehenden Platze auf dem 
Nathhauje (in theatro), auch wenn Dderjelbe dunfel jei, jo lange zu 
begnügen habe, bis zu Johannis oder Weihnacht eine neue Ausloojung 
der Plätze erfolgen werde, und daß dies auch für alle übrigen Aemter 
gelten ſolle. Daß die Einnahme von den Wandjchneidern de duabus domibus 
im Jahre 1279 50 Mark betrug, iſt bereit3S erwähnt worden: da ſie 
nun nach dem Kämmereibuche von jedem Plate im Rathhauſe (de quo- 
libet loco in theatro, $ 124) eine Marf bezahlten, jo müjjen 50 Verkaufs— 
pläße für die Wandfchneider vorhanden gewejen jein. Im Jahre 1312 
verpfändet die Etadt dem Johann Obeſteyr 50 Marf Nente aus Den 
Pläten der Wandjchneider im Rathhauſe (de locis pannicidarum in 
theatro, M. U. B. 5, Nr. 3100 Aum.); Otbert von Zelow verläßt 1320 
jeinem Schwiegerjohn Johann Pape diejenigen 30 Mark Rente, die er 
von den Pläßen der Wandjchneider im Rathhauſe (in theatro in locis 
pannicidarum) in Pfandbejig hat (M. U. 2. 6, Nr. 4159), und nad 
dem Stämmereibuch Löjt die Stadt 27 Mark Rente aus den Pläten der 
Wandjchneider im Rathhauſe ein (in theatro in locis pannieidarum, 
z 97), die Johann von Kyritz als zweiter Ehemann der Tochter Otberts 
von Below bisher bejejjen hat. Bänke für die Wandjchneider auf dem 
Rathhauſe wurden nach der Kämmereirechnung von 1457 angefertigt 
(3',, mr. 5 tymmerluden de benke to makende den wantsnideren up 
deme rathus). 


5 


Der Name Kaufhaus, den ich für dieſes Gebäude in Anſpruch 
nchmen zu dürfen glaube, findet jich allerdings erjt im 15. Jahrhundert. 
Nah einer Kämmereirechnung von 1413—14, wurde 3. ®. eine eijerne 
Winde uppe dem kophus angefertigt und nach einer anderen von 1499 
bis 1500 arbeitete Jemand jechstehalb Tage up dem kophuse. Nur ein 
‚anderer Name für dajielbe Gebäude war vermuthlih das Wandhaus, 
das und in dem jpäter anzuführenden Bericht „Van der Rostocker veide“ 
hegegnet; nach einer Weinamtsrechnung von 1528 wurde vier Männern, 
de dat wanthusz reine makeden, 3 Schilling bezahlt. 

Das vierte Rathhausgebäude ift das noch jetzt wohl jo benannte 
Neue Haus. Im Jahre 1315 verpfändet der Rath dem Nikolaus 
von Kyrig und dem Hermann von Wofrent 36 Mark Rente aus dem 
Neuen Haufe neben dem Rathhauſe (in domo nova juxta theatrum sita) 
für 360 Mark, indem er dabei willfürt, daß die Wandjcherer nirgendwo 
anders in der Stadt als in diefem Hauje ausftehen jollen (Et non stabunt 
per civitatem tonsores alias nisi in illa domo). Dieje Eintragung iſt 
für die VBerwaltungsgeichichte nicht nur unjerer Stadt von Intereſſe. 
Zur Aufführung der nothwendigen öffentlichen Gebäude erlangt der Rath 
die erforderlichen Mittel dadurch, daß er einen Theil der neubeichafften 
Räume Gewerbtreibenden überläßt und die dadurch erzielten Einnahmen 
als Renten behandelt, Durch deren Berpfindung er die ihm fehlenden 
Kapitalien gewinnt; zur Sicherung dieſer Renten aber macht er von 
jeinen obrigfeitlichen Befugnijjen Gebrauch, indem er den Gewwerbtreibenden 
nirgendwo anders öffentlich auszuftehen geitattet, als auf denjenigen 
Plätzen, deren Ertrag er verpfänden will. Die jelbe Summe von 36 Marf, 
welche der Nat) 1315 von den Wandjcherern auf dem Neuen Hauſe 
einzunehmen hatte, bezog die Stadt nad) dem Kämmereiregiſter aus den 
Wandjchererbuden (de bodis rasorum), und die Kämmereirechnung 
von 1413—14 macht eine kleine Reparatur an den Fenſtern der Wand- 
jchererbuden (9 8 pro ligno ad fenetras scherboden) namhaft. Daß aber 
das Neue Haus von 1315 und das jeßige Neue Haus, wenn jte wirklich 
nicht ein und daſſelbe Gebäude jein jollten, doc auf einem und demjelben 
Plage jtehen, beweijen die ung über dad Nachbarhaus des Neuen Haujes 
erhaltenen Nachrichten. 

Das jüdliche Nachbarerbe de3 Nathhaufes, am Neuen Markt 
Nr. 33, war jeit wenigjten® 1324 und bis zum Jahre 1406 im Belit 
der Familie Kopmann und wurde 1406 von ihr an Konrad Koppelow, 
1409 von diejem an Hans Storm verfauft. Ueber jeine Lage heißt es 
im Jahre 1361 einmal: neben dem Nathhauje (juxta theatrum medii 
fori), ein anderes Mal aber: neben den Wandjchererbuden (in vicino 
bodarum pannirasorum). Auch in den Jahren 1395, 1406 und 1409 


6 


waren ihm die bodae panirasorum oder bodae rasorum benadhbart. 
Seit wenigſtens 1480 jtand dieſes urjprünglich Kopmann'ſche Grundjtüd 
im Eigenthum der Familie. Date. Nach) dem Tode Noleff Mafes brachte 
dejjen Wittwe Annnefe 1529 ihrem zweiten Ehemanne, dem Rathöherrn 
Henning Brodmann ihr bei der Erbtheilung erhaltenes Wohnhaus zu und 
1531 befannte Herr Henning Brodmann, daß er jein Haus, by dem 
middelmarkede tuschen dem Nienhuse unde Valentyn Ebel belegen, 
mit jeiner Hausfrau Annefe, jel. Roleff Make's Wittwe, ald Brautichat- 
empfangen habe. — Im Jahre 1336 wird das Kopmann'ſche Grundjtüd 
al3 ein großes Erbe (hereditas magna) bezeichnet; es beitand nämlich 
außer dem Hauje am Markt noch aus einem langen, ebenfall® mit einent 
Giebel abjchliegenden Hintergebäude. Die Gebrüder Arnold und Vernhard 
Kopmann verfauften im Jahre 1324 dem Johann von Malin erjtens- 
die Hälfte der Mauer ihres Hauſes am Markte (medietatem muri de 
domo ipsorum juxta medium forum) und zweitens die Hälfte der 
Mauer ihrer Kemenade bis an den Giebel (medietatem muri (le kemenade 
usque ad triangulum). 

Das dem Johann von Malin gehörige füdliche Nachbargrundftüc 
des Kopmann'ſchen Erbes war das tief in die Große Wajjeritraße ſich 
eritredende E haus, am Neuen Markt Nr. 34. Seine Eigenthümer 
waren die Familie Malchin 1324—1346, die Familie Ebbing bis 1379, 
die Familie Wulf 1382—1421; in dem lebtgenannten Jahre wurde e& 
von Lambert Wulf an Hinrich) Turefow verfauft. Eine Eintragung von 
1365 bezeichnet e3 al3® angulus Malchin, eine andere von 1416 als den 
ort by deme middelsten markede bi Hans Stornie mit der boden dar 
to behorende beth Krevete. Diefes urjprünglich Malchin'ſche Erbe ging 
1480 von Bürgermeijter Vice von Herverden an Hand Brodmann und 
1506 von Hand Brodmann, Bürgermeiſter zu Güſtrow, an Michel 
Michels über, gelangte 1522 durch Heirat) in den Bejit des Bartholo- 
mäus Hojand und wurde 1529 von Yartholomäus Hoſanck an VBalentim 
Ebel verfauft. 

Das nunmehr Ebel’jche Eckhaus erjtredite fih 1416, wie erwähnt, 
bi8 an das Erbe eines Mannes Namens Krevet und lag 1506 und 1522 
zwilchen Roleff Make, am Markt, und Marfus Meydeborg, in der 
Großen Wafjerjtraße, 1529 zwiichen Roleff Make's Wittwe und Peter 
Skabow. Es iſt aljo das in der Großen Waſſerſtraße Nr. 19 
belegene Haus gemeint, wenn im Jahre 1419 Peter Krevet dem Johan 
Katte jein Ederbe (hereditatem suam angularem) verfauft, das in der 
Großen Wafjerftrage (in ascensu) neben dem Schuftergarten (prope 
ortum sutorum) belegen ift und wenn Herr Johann Katte 1431 syn 
ordhus bii deme amberghe, by her Merten Seghere unde deme 


7 


schohove beleghen, an Johann WBalborn veräußert. Eben daſſelbe 
Grund ſtück läßt fi) aber Markus Meydeborch 1509 al syn husz myt 
der boden dar achter in der waterstraten tuschen Michel Michels huse 
unde der stadt huse zujchreiben ; ebenjo verfauft Markus Heydenryf, der 
mit Markus Meydeborch identiich fein wird, 1527 dem Peter Efabow 
syn hus mit der boden dar achter nedden in der waterstraten tuschen 
des rades huse unde Bartholomaeus Hosange und Peter Efubow 1527 
dem Hermann Weynefen syn husz mit der boden dar achter, nedden 
in der waterstraten, tuschen des rades huse unde Valentin Ebel. 

Das dem Rathe oder der Stadt gehörige Haus, welches jeit wenig: 
ſtens 1509 das in der Großen Waſſerſtraße Nr. 19 belegene Meyde— 
borg’ihe oder Heydenryt'ſche Haus begrenzt, iſt das jeßt von dem Haus— 
meilter des Rathhauſes und Raths-Kopiiſten Schumacher bewohnte 
Walldienerhaus in der Südoſtecke des Walldienerhofs, im Süden des 
Rathhauſes und im Oſten des neuen Hauſes, Hinter dem Rath— 
bauje Wr. 1. 

Der Plab, auf dem vor 1509 das Walldienerhaus erbaut wurde, 
der jegige Walldienerhof, Hinter dem Rathhauſe Nr. 2, ift 
folglich) der 1419 genannte Schujtergarten. Einer Stadtbuchichrift 
aus dem Jahre 1467 zufolge verfaufen die Aelterleute des Schuhmacher: 
amts und die Vorjteher der Schufterfapelle ım Namen des ganzen Amts 
dem Rathe zu Roſtock ihren an der Südjeite des Rathhauſes zwiſchen 
Hennefe Mafe und Hans Heydenryk liegenden Garten jür 125 Marf 
Sundiih. Durch diejen Kauf erwirbt aljo die Stadt den Platz, der im 
Norden an das Rathhaus, im Süden aber an das Hinterhaus des 
Make'ſchen, urſprünglich Kopmann'ſchen Grundjtüds und an das im der 
Großen Wafjeritrage befegene Heydenryfiche Haus grenzt. 

Der Anfauf des Echuftergartens im Jahre 1467 iſt aber jchwerlich 
deshalb erfolgt, um einen allerdings günjtig gelegenen freien Platz zu 
erwerben und ihn vorläufig zur Aufführung eines Walldienerhaufes zu 
beriugen, jondern vermuthlich zu dem Zwecke, eine Erweiterung der Rath— 
haus-Räume ermöglichen zu fünnen. Das vorhin beiprochene Kauf- oder 
Wandhaus erſtreckte jich nämlich, wie man annehmen muß, vorher nicht 
jo weit, wie das eigentliche Rathhaus, jondern nur etwa ebenſo weit, 
wie das auf feiner anderen Eeite liegende Neue Haus. Kine Nöthigung 
zu jolcher Annahme enthält zunächit Voigt's Abriß des zu ebener Erde 
liegenden Gejchojjes: ihm zufolge liegen im nördlichen Hauſe vorn am 
Markte linf3 eine Kammer, recht3 die Nachtwachtitube, darauf folgt ein 
„Lediger Pla“, alsdann rechts die „Diele“, links drei Eleine Gelafie, die 
„Weinkammer“, die „Bierfammer“ und die „Gallerie der Muſikanten“, 
hinter der Diele und diejen Gelajjen aber ein Raum, der „aufm Neuen 


8 


Haufe“, bezeichnet ift. Die Bedeutung diejes Raums und der gedachten 
drei Heinen Gelaſſe verjtändlicht und ein Revers des Rathes von 1594 
Apr. 25, nach welchem derjelbe befennt, er habe „das Newe Haus, 
am Weinfeller belegen, umb mehren der gemeinen Bürgerjchaft 
Nußes willen, das die Eimvohner und Bürger ihre Hochzeiten darin halten 
mögen, repariren und einen neuen Wajjerlauf, der zuvor bei dem Haufe 
nicht gewejen“, in den Hof dajelbit legen und führen lajjen. Diejem 
jeinem Zwecke nach bezeichne ich der befjeren Unterfcheidung wegen das 
Neue Haus hinter dem Kaufhauje als Hochzeitshaus. Die Quellen 
bezeichnen beide Häufer, gewöhnlich ohne erflärenden Zuſatz, als Neues 
Haus und es ijt daher nicht immer zu wiſſen, welches gemeint jei. Un— 
zweifelhaft von dem Hochzeitshauſe aber reden folgende Stellen, die uns 
die Benußungsweije dejjelben veranjchaulichen. Unter den Einnahmen von 
1573 findet fih: Mathias vom Loe, dat he koste (Hochzeitögelage) up 
dem Nigen Huse geholden, gegeven 5 gulden, unter den Ausgaben 
von 1559: dat Nie Hus nedden unde baven reine tho makende, do 
hertich Augustus (von Sachſen) hir was; unter den Einnahmen von 
1539: De kremere, dath se eren ghelde (Amtsgelage, Gilde) helden up 
deme Nigen huse, und unter den Ausgaben von 1487—88: 27 2 Lub. 
vor 2 tun bers den ratheren vor eren willekamen up dat a Hus 
na hete der borghermeistere. 

Erjt durch die Ermittelung Ddiejes Neuen Hauſes wird uns Der 
Bericht „Van der Rostocker veide“ verftändlich. Die lleberwölbung des 
Brotjcharrens war damals noch nicht vorhanden ; auf Dem eigentlichen 
Rathhauſe hielt der Kath feine Sitzungen; die Sechziger mit der auf— 
rührerijchen Bürgerſchaft tagten oberhalb des Neuen Haujes, d. h. in dem 
oberen Geſchoß des Hochzeitshaujes, Hinter dem oberen Geichofie des 
Wand- oder Kaufhauſes, das nach dem Marfte zu einen Borbau, 
die Laube, hatte. Nun heißt es in dem genannten Berichte (9. 8): do 
ginck Runge mit der gemente van deme rade, unde gingen up dat 
ander hus baven dem Nyenhuse; dar gingen se wedder van dem rade 
unde gingen wedder up dat hus baven dem Nyenhuse; dar stavede 
enn Hans Runge einen eth vor up dem huse baven dem Nyenhuse, 
up dem huse baven dem Wanthuse, up der lovinge unde van der 
lovinge up dat market. 

Werfen wir nunmehr einen Blick auf Zacharias Voigt's Abriß der 
Stellerräume, jo ertennen wir leicht vier verjchiedene Seller und damit — 
abgejehen natürlich von der nicht unterfellerten Ueberwölbung des Brot- 
jharrens — Die verjchiedenen Gebäude des Rathhauſes. Zur Rechten 
liegt (C) der Barthſche Keller unter dem 1315 genannten Neuen Hauſe 
der Wandjcherer, zur Linfen (A) der Große Seller unter dem eigentlichen 


9 


Rathhauſe; der mittlere Kaum bejteht aus zwei verichiedenen Kellern, 
deren Grenzen durch ein 1733 angelegtes, in den Großen Seller etwas 
vorjpringendes Gelaß (D 14) etwas verrüdt worden find; Der vordere 
Raum (B) ift der Kleine Keller unter. dem Kauf- oder Wandhaufe, der 
hintere (D), für den mir eine andere Bezeichnung fehlt, der Steller des 
nach 1467 erbauten Hochzeitshaujes. Aus der Entitehungsgejchichte der 
Rathhausgebäude erflärt es fich, daß der Kleine Steller bis wenigitens 1661 
für ſich allein verpachtet wurde, während der hintere Seller des Hochzeits- 
hauſes jeit wenigitend® 1626 mit dem Großen Seller verbunden war, und 
die Beitimmung des ſich über ihn erhebenden Haufe macht e3 begreiflich, 
daß fich gerade in dem hinteren Keller (D 19) die Küche befindet. 


II. Die Baumlicdkeiten des Bathsweinkellers. 


1. Die drei alten Keller. 


Von den drei Sellern, welche nach Ausicheidung des erſt nach 1467 
entitandenen Kellers des Hochzeitshaujes übrig bleiben, waren der Große 
und der Stleine Seller Weinkeller, der Barthiche Keller ein Bierfeller. In 
der Weinamtsrechnung von 1420—21 ericheinen fie neben einander, alle 
freilich unter anderen Namen, jeder aber deutlich erfennbar. In diejer 
Rechnung joll de upboringe van allen dren kelleren angegeben werben, 
und es werden von ihr aufgeführt de Rynsche keller, de Gobynsche 
keller und de Butzouwesche keller. Daß wenigitens die Namen der 
beiden Weinkeller damals jchon alte waren, wird daraus zu jchliegen jein, 
daß bereit3 eine Weinamtsrechuung von 1362—63 Einnahmen de lucro 
vinorum tam Renensis, quam Gobbinensis aufführt und eine andere 
von 1364—65 die Erträge de vino Rynensi von denen de vino Gobby- 
nensi jondert. 

Ueber den Rheiniſchen Keller Liegen ung Stontrafte ſeit 1471 
vor. In dieſem Jahre pachtet Hinrich Düſchow von dem Rathe eren 
Rynschen kelre auf fünf Sabre für jährlich 200 Mark Sundich, um 
darin allerhande ghude, reddelke unde uprichtighe Rynsche wine, 
rummenige, malvesie unde andere sote wine auszuzapfen. Für Die 
gleiche Summe pachten den Rheiniſchen Keller 1476 Weichel Vrowenloff, 
1487 Martin Niebur, 1518 Kunze Soßenheimer, während ebenfall® für 
den gleichen Wert) von 100 Rheinischen Gulden Peter Nuwener 1528 
der stadt groten winkeller in Pacht nimmt. Von den in diefem 
Keller getrunfenen Weinen ift malvasie griechiicher Wein, urjprünglidy aus 
Napoli di Malvafia auf einer Kleinen unmittelbar neben Morea belegenen 
Sniel, jegt Wein von Morea, der Inſel Tenedos im ägäiſchen Meer, 


10 


GCorfu u. ſ. w.). Als Madeira-Malvajier fommt Wein von Candia in 
den Handel); doch wird auch der Madeira, wenn er 5—6 Jahre gelegen 
hat, Madeira-Malvafier genannt ?). Auch Alicante-Malvajier und andere 
jogenannte Malvafiere werden gehandelt®). Die Herkunft de rummenige, 
vinum Romanum, ijt unjicher. Dem Namen nach fünnte man ebenjowohl 
an Griechenland denten, wo Napolı di Romania an der Djtfüjte von 
Morea liegt, wie an Burgund, wo e3 im Departement Macon eine Zand: 
ichaft Romaneche giebt und von wo noc) jegt ein trefjlicher Wein Namen? 
Romanse ausgeführt wird, oder an Italien und Spanien, nach deren dort 
ausjchlieglich getrunfenen Weinen das Gelaghaus zu Soeſt, die romanie 
oder rumenei, jeinen Namen geführt haben joll. Da der rummenige 
immer mit dem Malvajier zuſammen genannt wird, jo hat man ihn für 
einen ebenfall3 ſüßen Wein in Anfpruch genommen. In einem Trinf- 
oder Tijchliede werden Malvajier und rummenige gewiſſermaßen als am 
Schluß des Mahls getrunfene Dejjertweine erwähnt, bei deren Darreihung 
der Wirth die Zahlung erwartet: 

Ick hebbe nycht mer, den dat gratias, 

Dat wyl yck yuw her bringen: 

Gud malvasyr, gud romany. 

Gy werden myr gelt geven schyr; 
jodanı der Refrain: 

Holt flyt up unser negen (Weige). 
Hier in Roſtock werden aber zwar erwähntermaßen rummenige, malvasie 
und andere jühe Weine im Großen Seller getrunfen, darf aber rummenige, 
wie gleich zu zeigen fein wird, auch im Stleinen Seller gejchentt werden, 
während demjelben Malvajier oder andere jühe Weine vorenthalten jind. 
Noch befremdlicher iſt es, daß nach den Weinamtsrechnungen im Jahre 
1524 zwei Ohm romanie, das eine ald Malvafier zu 10, das andere als 
Nheinwein zu 7 Schilling das Stübchen ausgezapit worden find. Ich 
weiß feine andere Erklärung zu finden, als die, daß es nicht nur ſüßen, 
jondern auch erben rummenige gab und daß nur der ſüße dem Malvafier 
gleichgeichätt wurde. 

Wie uns der Rheiniſche Steller jeit 1513 unter der Bezeichnung des 
Großen Weinfellers entgegentritt, jo begegnet uns de Gobynsche 
keller jpäter unter der Bezeichnung des Kleinen Weinfellers. Im Jahre 
1518 pachtet Levin Ryke der stadt lutken winkeller auf 4 Jahre 
für jährli 70 heimische Gulden, um darin Gubynschen, Poytow, 


- 


) Thon, Waaren-Lexicon 2 (1332), 5. 2021, 
2) Dal. 2, ©. 199. 
) Metl. Jahrb. 33, S. 55 Anm. 1. 


11 


Francken unde andere lantwyne, wo aldus lange in deme vorge- 
nomeden kelre wontlik, unde darto Eymbekesch beer unde rumenye, 
avers neyne malvasie edder andere zote wyne verzapfen zu lajien. 
Gubynſcher Wein ift Laufiger Wein aus Guben an der Neiße, wo der 
Weinbau noch jet blüht, Poytow-Wein aus Poitou, der recht gut ſein 
joll, aber nicht mehr exportirt wird. 

Statt des neben den beiden Weinfellern in der Weinamtsrechnung 
von 1420—21 genannten Bützowſchen Kellers ericheinen in derjenigen 
de3 folgenden Jahres drei Bierfeller, je einer in der Altitadt, Mitteljtadt 
und Neuſtadt. Der mitteljtädtijche Bierfeller ijt zweifellos 
identisch mit dem Bügomjchen Seller. Die Namenswandelung, durd die 
der Vützowſche Seller zu einem Barthichen Seller wurde, beruht 
offenbar darauf, daß das aus der pommerjchen Stadt Barth eingeführte 
Bier dem im unjerer Nachbarjtadt Bützow gebrauten den Vorrang ab- 
gewann. Die Weinamtsrechnungen führen noch 1532 auf, was van 
wegen des Butzouweszken kellers eingenommen worden ijt, verzeichnen 
1533—1539 nur die lleberjchüjje van frombden beer und wine und 
reden 1540 van der voroveringe des getappeden bers in deme Bardesken 
keller. — Unter diefem neuen Namen ijt der Keller noch in den erjten 
vier Jahrzehnten des 19. Jahrhundert3 beſonders verpachtet worden. 
Ton 1804—1816 war der Pächter Johann Wilhelm Lüderd, von 1816 
bis 1818 Johann Dahme, 1818—1831 Johann Freie, der Wagenmeijter 
des Amts der Fuhrleute, 1831—1843 der Maurergeſell Carl Chrijtopher 
Ziemd. Im Jahre 1243 aber nahm der Kaufmann Otto Ahlers, der 
bereits Pächter des Rathsweinkellers war, auch dem Barthichen Keller ın 
Pacht. — Kontrafte über diefen Keller fcheinen jich aus älterer Zeit nicht 
erhalten zu haben. Nach den jpäteren Kontrakten hatte ver Pächter das 
Recht, alle fremden Viere und auch Rojtoder Weiß- und Braunbier zu 
verzapfen; jelbit zu brauen, auch nur zu eigenem Gebrauche, war ihm 
aber verboten. Wichtiger als die Gerechtigkeit des Ausſchanks fremder 
Biere war ihm wohl, wenigjtens im unferem Jahrhundert, die von ihm 
betrichbene Speiſcwirthſchaſt; eine „Garfüche für Holländer, Schreiber, 
Bediente, Gutjcher und jonjtige Zandleute“ nennt ſie Lüders (1805) und 
nad) einer Eingabe des Ziems (1834) wurde der Sleller nur von Leuten 
der niederjten Klaſſe bejucht, die für ihre Meittaggmahlzeit nicht mehr als 
einen, zwei, drei, höchitens vier Schilling bezahlten. Dieje Verbindung 
von Epeijewirthichaft und Bierfeller war offenbar eine alte: jchon bei 
Anlegung der Wajierleitung des Neuen Haujes im Jahre 1594 verjprach 
der Rath, Vorfehrungen zu treffen, daß „auf dem Hofe under dem 
Bartiichen Keller gahr feine Unreinigfeit durch das Viehejchlachtend oder 
anderer Geſtalt erzeugt“ und deshalb „die Hinterthür des gemeldten 


12 


Bartiichen Kellers Hinfüro allewege“ verjperrt fein und zugehalten werden 
jolle. Im Jahre 1837 drang eine Abzabe des Eriten Quartierd darauf, 
daß ed dem Pächter nicht geitattet werde, wie bisher gejchehen jein jolle, 
eine Schweine-Mäſterei zu betreiben, und daraus erklärt es fich, daß auch 
1343 dem Slellermeifter Otto Ahlers aufgegeben wurde, in dem von ihm 
zum Weinlager gepachteten Barthichen Keller weder eine Speije und 
Schankwirthſchaft, noch eine Schweine-Mäjterei und einen jonft unleidlichen 
oder gar dem Gebäude jchädlichen Betrieb zu exerciren. 

Als ım Jahre 1529 alle drei Seller unter dem Rathhauje verpachtet 
waren, bezahlte der Große Weinkeller 300 Marf, der Kleine Weinkeller 
270 Mark und der Bützowſche Keller 60 Mark Pacht. Den auffällig 
geringen Unterjchied zwijchen den Erträgen der beiden Weinfeller weiß ıch 
mir nicht zu erklären. In den folgenden Jahren wird er größer: von 
1551—1534 zahlt der Große Weinkeller 300, der Kleine Weinkeller 
210 Mark und im Jahre 1540 heißt es: de grote winkeller gift 240 X, 
de lutke winkeller gift 100 X. Dieje Zunahme des Unterſchiedes 
zwiichen den beiden Pachtjummen hängt vermuthlich damit zujammen, daß 
der Große Steller im Jahre 1530 einen Vorbau erhalten hatte. 


2. Der Barthſche Keller. 

In Ermangelung von Inventaren find wir für den Barthichen Keller (C) 
vorläufig auf den Riß von 1733 und wenige aus Akten erhellende An— 
gaben angewiejen. Der Riß zeigt uns zunächit zwei Treppen, von denen 
die eine vom Markte aus in den Seller hinunter, die andere aus demjelben 
auf den Walldienerhof hinaufführt. Hinfichtlich der eriteren erklärte ſich 
der Pächter Otto Ahler® am 13. Sept. 1843 dem Weinamte gegenüber 
damit einverjtanden, daß „der in der Rathhaushalle befindliche Ausgang 
jeitend der Etadt zugelegt und gänzlich; zugemauert werde, nur daß dort 
wegen des möthigen Lichts ein Fleines Feniter in der Hauptvorderwand 
des Nathhaufes verbleibe*. Zur Linken befindet fih auf dem Riß vorn 
ein fleines ald „Stube* bezeichnete® Gelaß und hinter ihm ein jchmaler 
abgejcherter Kaum, Hinten zur Rechten ein großes, nicht bezeichnetes Gelaß. 
Die am Eingang des eigentlichen Kellers belegene Stube wird die Kleine 
Stube gewejen jein, die 1707 ueu angelegt wurde. Der hinter ihr 
liegende Raum jteht dem Riß zufolge mit dem angrenzenden Seller in 
Verbindung und auf ihn bezieht es fich daher, wenn der neue Pächter 
im Jahre 1843 „die Heine vorhandene Verbindungsthür mit dem Raths— 
feller” auf jeine Kojten wiederheritellen joll. Die nad) dem Walldienerhofe 
zu liegend: Stube war die Hinterjtube, in der ein Ofen, dejjen Rohr 
nach dem Hofe Hinausging, und acht Fenſter!) vorhanden waren. Neben 


) Als Fenſter werden hier und hernach häufig die Fenjteriheiben bezeichnet. 


13 


ihr lagen zwei bretterne Xerjchläge, die oben offen waren und deren einer 
al® Speijefammer diente. Auf einen fleinen Theil des Walldiener- 
hofes, der zum Bartbichen Seller gehört hatte, bezieht jich die Erklärung 
des neuen Pächterd vom 13. April 1843, „daß er dringend wünjche, auch 
den Heinen Hofplag mitzuerhalten, da er jelbit gar feinen Hofplaß und 
feinen Holzjtall bei jeinem Nathsfellerlocal bejige”. Auf diejem Hoſplatz 
wird fi) das Echauer befunden haben, das 1836 erwähnt wird. Wenn 
der Riß von 1733 im dem zu ebener Erde liegenden Geſchoß auf dent 
Walldienerhofe zwijchen der Walldienerwohnung und dem Neuen Hauje 
ein Brauhaus andeutet, jo wird anzunehmen jein, daß zwar einerjeits 
das Verbot des Brauens, auch zu eigenem Gebrauch, damals noch nicht in 
den Kontraften enthalten gewejen jei, daß aber doc) andererjeits ein Brauhaus 
von den angegebenen Dimenjionen niemals exiltirt habe. Im Sahre 1576 
wird ein Hinterhaus (achterhus in dem Bardeschen keller) und 1669 
bis 1670 eine „Bude achter dem Bartjchen Stelle” genannt: vielleicht 
it dabei an ein Gebäude zwiichen dem Neuen Hauie und dem Hinter- 
gebäude der Walldienerwohnung, vielleicht auch am diejes jelbjt zu denfen. 
Unter den Arfaden des Rathhauſes weit der Riß links ein „Stleines 
Gewölbe“ und rechts eine etwa doppelt jo große Stube auf. Die an 
der Südſeite belegene Stube ijt mir in den Akten bieher nicht begegnet ; 
vermuthlich war jie vor Einrichtung der Kleinen Stube die einzige Gait- 
ftube, in der wir die stope in dem Bardischen keller zu juchen haben, 
die 1559 mit der stadt wapen verziert wurden, und ebenjo dürfen wir jie 
vermuthlih auch für den Kleinen Keller vor dem Rathhauſe 
(cellarium parvum ante theatrum medie civitatis) halten, der nad) 
einer Eintragung des Kämmereiregiſters zwiſchen 1386 und 1420 von 
Heinrich; Eoltmann erbaut worden war und deſſen jährlicher Grundzins 
von 8 Schillingen demjelben wegen der Dienjte, die er der Stadt geleijtet, 
erlaffen wurde. Das fleine Gewölbe an der Nordjeite, das und jpäter 
unter dem neueren Namen des Brummbärenloch$ begegnen wird, tt 
das Kinfenbauer, von dem es 1563 in der Formula concordiae heißt, 
daß Etudenten, „jo jich untereinander oder andere auff der Gafjen oder 
in Heuferen bey Nächtlicher weile hawen, jchlagen, den Profejjoren oder 
Bürgeren die Fenſter außwerffen, Heujere jtürmen und jonjten mutwillen 
treiben“, „durch die Stadt-Wechtere in den Uarcerem unter dem Rath— 
haufe, der Finckenbauer genandt“, eingelegt werden jollen. Gin älterer 
Name des Finfenbauers iſt die Temenite, über deren Herrichtung 
Biſchof Werner von Schwerin, der Archidiakonus Heinrich Benbin, der 
Rektor und das Koncil der Univerjität einerjeit3 und der Rath anderer: 
jeit3 im Jahre 1471 ſich verglichen‘). lm das Gebot, dat nemant 


1) Etwas 1738, ©. 289-292; Metl. Jahrb, 16, S. 232—234. 


14 


bynnen Rostock by nachtyden, wanner de wächterklocke gelüth ys, 
under luchten, bernende Iychte edder reddelyke werve in den straten 
ghan ofte wanken schal, auch den Angehörigen der Univerfität gegenüber 
Durchjegen zu können, joll eyne ghemeyne custodie effte temanitze under 
deme radthuse bynnen Rostock eingerichtet werden, szo dat der stadt 
wachtere szodaner studentenn, cleryke, geystiyke unde werlyke personen, 
de myt messzen, külen, stenen up der straten wancken, unstüre 
dryven unde unrichtigen syck hebben edder tegen desse vörgenömeden 
gesette don, mögen antasten, grypen, bekummern unde ... an szodaue 
custodien offte temenytze ynsetten unde besluten. Mit diejem dem 
Slawiſchen entlehnten Ausdrud Temenitze bezeichnete man, wie es jcheint, 
ein Gewahrjam im Unterjchiede von dem ergentlichen Gefängniß: Städte, 
heißt es einmal’), jollen uppe deme gemeynen marckede eyuen 
gemeynen stock hebben staende, dar men miszdedere yn setten sal 
und tuchtigen, in Marftfleden aber mag man die Uebelthäter in teme- 
nitzen holden, wie fie in den Dörfern üblich find. Wermuthlich wurde 
der Ausdrud deshalb gewählt, weil durch die Unterbringung des Delin- 
quenten in diejem Gelaß der Enticheidung über das Forum, vor das er 
gehöre, nicht vorgegriffen jein jollte: beth szo lange de sulven handt- 
dadigen na uthwysinge des rechtes eyn yslyck szynem behorlykeme 
richtere dar uth sunder wedderstal överandtwerdet scal und mach 
werden. 

Anhangsweiſe fei hier noch einer ziemlich räthjelhaften chronifaliichen 
Nachricht gedacht, die ich der gütigen Mittheilung des Heren Dr. Dragen- 
dorff verdanfe. Ihr zufolge wurde im Jahre 1555 durch die Sechziger 
vor dem Neuen Haufe oberhalb des Barthichen Kellers eine Accije-Bude 
erbauet, aber wieder niedergebrochen, nachdem Herzog Johann Albrecht dem 
Rath reftituirt hatte: Se leten eyne nye zcysebode buwen vor dem 
Nyen Huse baven den Bartschen keller und leten ydt wolften. Don 
hedde se dre wolfte baven eynander und stund up eynem wolft. 
Don menden de 60, Eyn Rad hedd sus lang kysten gehadt; dar wer 
yd dorchgevallen dat gelt, so dar wer yn gesteken: nu schold yt 
nycht schen, den se stunde up dem wolfte. 


3. Der Heine Keller mit dem Gang und der Billardftube. 

Im Kleinen Keller (B) finden wir nach dem Riß von 1733 
[inf3 von der Eingangstreppe eine „Stube” mit einem „Holzraum“ und hinter 
legterem ein „Weinbehältnig". Da wir aber aus der Zeit der Sonder: 
Exiſtenz des Kleinen Keller leider feine näheren Nachrichten befigen und 





) Sciller-Lübben, Mind, Wb, 


15 


die jpäteren, aus den Jahren 1679, 1709 und 1741 ſtammenden Jnven- 
tare bereit3 auf die Beränderungen, die der Stellermeiiter im Intereſſe 
der befjeren Ausnugung mit den Räumen vorgenommen hatte, Rückſicht 
nehmen, jo fteigen wir zur Erleichterung des Verftändnifjes zunächit vom 
Walldienerhofe aus in den hinter der „Billardjtube” liegenden Gang (D 15) 
und beginnen bier unjere Betrachtung. 

Zwei Inventare von 1647 und 1661 nennen uns an dieſer Stelle 
den „Gang nad) dem Neuen Haufe”, eine „Kleine Schreibitube" und einen 
„Lichten Keller“. Aus dem Gange nad) dem Neuen Hauje führt 
nach dem Hof des Neuen Haufes eine Xreppe, vor der ſich zwei Thüren 
befinden, die mit eiſernen Krampen und „Grindelſlicken“ (Berjchlußbolzen) 
verwahrt jind. Die am Ende diejed Ganges liegende Schreibjtube 
hat eine ſchloßfeſte Thür, zwölf große und fleine, nad) dem Hofe jehende 
Fenſter, einen Stachelofen, einen fleinen Tiſch mit einem Auszuge oder 
einer Geldlade und eine Feine „Schlagbanf" (Bank zum Niederjchlagen). 
Die Lihte Kammer, die ebenfalld nad, dem Hofe zu belegen ijt, hat 
eine Thür ohne Schloß; ſonſt „ist nichts mehr in ihr vorhanden, als 
vier hölzerne Stellungen‘ (Gerüjte zur Speicherung der Weine). Diefes 
Weingelaß, dejien Name im Gegenjab zu der jpäter zu erwähnenden 
Düjtern Kammer jteht, fann mit der neben ihr liegenden Kleinen Schreib 
ftube nur den Raum der }päteren Billarditube (D 14) eingenommen haben. 
Da nun aber die gedachten Inventare ausjchlieglih auf den Großen 
Keller, d. h. auf den durch den Stellerraum des HochzeitShaujes vergrößerten 
Rheinischen Keller, Rüdjicht nehmen, jo fann der Kaum des Ganges nad) 
dem Neuen Haufe und der Billard-Stube nicht dem Kleinen Seller, jondern 
muß dem Steller des Hochzeitshaufes zugeeignet werden. 

Das Inventar von 1679 faßt aber diefen Raum mit demjenigen des 
fleinen Seller ald Einen Komplex auf, den e8 den Sranzichen Keller 
nennt, offenbar, weil der Kleine Seller diefen Beinamen geführt hatte. 
Als Theile dejjelben nennt es den Gang nach dem Neuen Haufe (D 15) 
mit zwei Thüren, einer Kohlentifte ohne Dedel und zwei Ausgangsthüren 
von eijernem Gitterwerf, ferner eine fertige, d. h. in gutem Stande 
befindliche, Stellung (D 14, B 8) darauf eine Stube (B 6) mit alten 
aber heilen Fenſtern und einer Thür mit Klinke und ein Contörchen, 
„jo völlig fertig”, endlich nach dem Markte zu einen Waſſerſtein (Bifjoir), 
die Eingangsthür und die mit hölzernem Geländer verjehene Treppe. 

Das Inventar von 1709 bejchränft den Namen des Franzſchen 
Kellers auf den vorderen Theil des Kleinen Kellers, indem es den Haupt: 
raum dejjelben und den Raum der früheren Lichten Kammer wiederum 
als Einen Kaum auffaßt und ihn jeiner jegigen Benußung gemäß um: 
tauft. Es unterjcheidet den Gang nad) dem Neuen Haufe (D 15) mit 


16 


einer Kohlenkiſte ohne Dedel, den Großen Rheiniſchen Weinfeller 
(D 14, und den größeren, öjtlichen Xheill von B 8) mit zwei fertigen 
Thüren, ganz alten, aber heilen Fenſtern umd einer fertigen Etellung 
und den jogenannten Franzſchen Keller mit cinem neuen, mit 
eifernem Gitter verjehenen Fenſter und mit einer Neuen Stube 
(B 6), in der ſich neue Fenſter, eine Thür mit Klinke und ein 
Dfen befinden, nebjt einer Kammer (B 7), von der aus Die 
Neue Stube geheizt werden fann. Der jog. Franziche Seller, jo heißt es 
weiter, ijt völlig verändert, dag fleine Stontörchen, weil gänzlich verdorben, 
weggeräumt und durch dejjen Raum die Neue Stube, vermuthlich nach 
dem Barthichen Keller zu, vergrößert worden. 

Im Inventar von 1741 endlich, das uns über die beim Umbau von 
1733 vorgenommenen Veränderungen unterrichtet, wird umter dem ſo— 
genannten Franzſchen Keller nur noch die Neue Stube verjtanden. Im 
Gange nad dem Neuen Hauje (D 15) befinden fich eine Thür mit 
Klinke, ein Feuerherd mit einem „Caſtrallen-Loch“, die Thür nach) dem 
Neuen Haufe mit Schloß und Echlüfjel und eine hölzerne Treppe mit 
‚L2ehnung” (Geländer), „Alles in gutem Stande“: der Feuerherd mit Dem 
Stajjerolen- Loch ijt die Einrichtung oder Wiederherjtellung einer Koch— 
vorrichtung, jtatt derer man zeitweilig ein eigenes „Küchengebäude zu Die 
Hochzeiten mit einer Wohnung für den Wachtmeiiter“ zu geitalten pro- 
jeftirt hatte. „In der nen angelegten Billard-Stube“ (D 14). in die 
man mittel® eines einjtufigen Auftritts und einer mit Schloß, Schlüjjel 
und Handgriff verjehenen Thür gelangt, find ein neu gejeßter Windofen 
und Fenſter vorhanden, die mit Yäden gejchloffen werden fünnen. Im 
Großen Nheiniihen Weinkeller (B 5) werden eine neue Thür 
mit zwei Schlägen, neue, auswärts mit eiſernen Stangen verjicherte 
‚senjter und ganz fertige Stellungen genannt. Im jog. Franzſchen 
Keller ijt die Eingangstreppe vom Marfte aus (wohl jchon 1704) ver- 
ichwunden und der Eintritt geichieht nunmehr vom Großen Seller aus 
und zwar mittel3 zweier Stufen und einer Thür mit zwei Schlägen, 
deren einer mit einer eifernen Klinke und einem Fenſter verjefen ijt; Der 
Fußboden des Gelajjes ift mit Brettern belegt; das Inventar beiteht aus 
einem Kachelofen, einem Fenſter nach der Diele, einem anderen nach dem 
Großen (Hheinischen) Weinkeller und zwei Fenſterluchten nach dem Barth— 
ichen Seller zu, die auswärt3 mit eijernen Trallien verwahrt jind. 


4. Der Grohe Keller. 


Bor dem Eintritt in den Großen Seller (A 1—5) haben wir 
ung der Inſchrift zu erinnern, die nach) Matthias Prieſtav's Zeugnik 
über den Eingang zu lejen war: Vinum acuit ingenium. 


17 


„Die Große Treppe, jagt und das Inventar von 1741, ift von 
Holtz mit einem hölzernen Handgriffe (Geländer), einer Thür mit zwei 
Schlägen und zwei Fenſtern mit eifernen Gittern, Schloß, Handgriff 
(Thürdrüder) und Klincke: Alles gut und neulich gemacht“. 

Sind wir die Treppe hinabgeltiegen, fo liegt vor ung ein durch Die 
ganze Länge des Kellers jich erjtredender Gang, der auf dem Riß (A 1) 
als Hauptgang bezeichnet wird, in den Inventaren aber jeit 1679 der 
Große Keller heißt. Hier finden fich 1679 zwei Tijche, zwei Wind- 
fänge, d. h. Yänfe mit hohen und dichten Rücklehnen, ein Brett zum 
Anhängen der Weinftope, ein Remel zum Anhängen der Präjent-Sannen, 
ein Brett, auf dem die verjchiedenen Weine und deren Preiſe verzeichnet 
jtehen, eine Kiſte mit zwei Schlöffern ohne Schlüffel und vor der nad) 
dem Scarren führenden Ausgangsthür ein Waſſerſtein, welcher „zer: 
borſten, jonften gut“ ift. Nach den jpäteren Inventaren ift die Kiſte von 
dem Stellermeijter oben mit einem zinnenen Schentblatt verjehen worden 
und find hier auch eine Schenfe und ein feiner Wandfchranf neben der- 
ſelben vorhanden. Bei der fteinernen Ausgangstreppe, oberhalb derer zu 
‚beiden Seiten Bänfe angebracht jind, dient eine eiferne Stange als Ge- 
länder und die große Thür Hat nicht nur Schloß, Schlüſſel, Gehänge 
and einen eijernen „Klöppel”, jondern auch in der Art des Wechjeltellers 
unferer Pferdebahnwagen eine drehbare „Scheibe“, mittel3 derer einem 
Draußenjtehenden, ohne die Thür zu öffnen, Wein verabreicht werden kann. 

An der linken Seite des Hauptganges zeigt uns der Riß zunächit 
zwei Wein-Behältniffe, ein langes, das ich bis jenjeit des dritten Pfeilers, 
und ein Türzeres, das ſich bis etwas über den vierten Pfeiler hinaus 
‚erjtredt, jeodann eine Sammer, von der aus eine Treppe in die Keller- 
‚meilter- Wohnung führt, und endlich eine Stube. 

Das erjte Behältnig (A 2) heißt 1647 die Lange Kammer, 1641 
die Rheiniſche Kammer, 1679 der Rheiniihe Weinkeller, in 
den jpäteren Inventaren im Gegenſatz zu dem nunmehr vorhandenen 
‚Großen der Kleine Rheiniiche Weinkeller. Nach dem Inventar 
‘von 1647 find hier zwei Thüren und jech® mit eijernen Stangen ver- 
ſicherte Yenjter vorhanden; die jpäteren nventare nennen auch einen 
Wandſchrank, zwei Tiiche und eine lange Bank. 

Auf die Lange Kammer folgt 1647 die Düftere Kammer (A 3), 
die auch 1641 unter dem gleichen Namen vorfommt, und in der ung nur 
eine Thür mit zwei Flügeln und einem alten Grindel- (Riegel-) Schloß 
genannt werden. Nach der Lereinigung des Kleinen Kellers mit dem 
Großen wurde fie nicht mehr zur Weinlagerung .benußt und jtatt ihrer 
ericheint 1679 ein Gewölbe, in der fich die Speijefammer befindet; 
1709 ift es im Innern an einer Seite „mit einem hölzernen Gegitter‘ 

2 


18 


abgeichert; 1741 hat es eine Thür, ein Fenſter über derjelben und ein 
anderes nad) dem Brotfchrangen zu. 

Die nad) dem fleinen Weingelaß folgende Kammer (A 4) wird im 
den jpäteren Inventaren als „noch ein Gewölbe“ aufgezählt. Hier befinden 
ji 1679 und 1709 zwei Thüren und „eine alte jchlechte Bettjtelle für 
die Lehrjungens“, 1741 eine Thür, eine alte, jchlechte Pettjtelle ohne 
Dedel, in der die Lchrburjchen jchlafen, und ein ebenfall3 in jchlechtem 
Zuſtande befindlicher Bettichrant für die Gelellen. Bon 1629 —1661 
diente aber dieſes Gewölbe ebenfalld ald Weingelaß, denn wenn man von 
der SKellermeifter-Wohnung die jteinerne Treppe herunter fam, jo hatte 
man zur Rechten die Malvajier-Kammer, die im Kreuzwerk mit einer 
Abjcherung von hölzernen Trallien verjehen war. 

Die hinter der Treppe gelegene Stube (A 5), die in älterer Zeit das 
einzige Gajtzimmer des Großen Kellers gewejen jein muß, heißt die Roſe. 
In jie hinein tritt man durch zwei Thüren, von denen die äußere mit 
eijerner Klinke und eijernem Handgriff verjehen iſt, während die innere jich 
wittel3 eines Gewicht von jelbit wieder ſchließt. Drei große Fenſter 
gehen nach dem Fleiſch-Scharren zu, vier kleine Fenſter nach der Malvaſier— 
Kammer. Die Stube iſt mit Spahnmatten ausgelegt; in dem Paneel 
oder der Mauer befindet jich ein zinnene® Handfaß, „daran aber das 
Wajjerbeden mangelt”, in den Wänden drei alte Wandjchränfe. Neben 
einem Slachelofen mit eijernem Fuß stehen eim fleiner ovaler Tiſch von 
Tsöhrenholz und ein Windfang mit Schlagbanf (Bank zum Niederichlagen) ; 
zu einem großen langen Tiſch mit eichener Platte find fünf Bänfe vor— 
handen. In den jpäteren Inventaren wird die Roſe zum Unterjchied von: 
einer nunmehr vorhandenen Stleinen Roje die Große Roſe genannt. 
Ihr eigentlicher Name war aber, wie die ämmereirechnung von 1420—21 
bezeugt, Unter der Roſe (Item vor tymmerlon unde den murluden 
under der rosen 26?/, 8). Das war eine für Weinjtuben jehr beliebte 
Bezeichnung, zu deren Berfinnlichung den Gewölbeabſchluß eine Roſe dar- 
zujtellen pflegte, und deutete au, daß, wenn Jemanden etwa der Wein 
das Herz erichliegen würde, jeine Worte sub rosa bleiben jollten: 

Wat wy hie kosen oder bedryven, 
Dat sol under deser rosen blyven. 


5. Der Borbau an der Norbjeite. 

Die mit dem Großen Weinfeller verbundene Kellermeijter- 
Wohnung wird im 16. Jahrhundert als die Kaſe bezeichnet. Kunze 
Sopenheimer joll 1518 außer der Pachtjumme 17 Darf vor de kase 
bezahlen und in der Weinamtsrechnung von 1545 wird eine Ausgabe fin 
Zatten gebucht: de quemen up de kasze, dar de wyntepper wanth. 


19 


Der Ausdrud fommt von dem lateinischen Worte casa, Bude, und war 
offenbar von Alteröher in Gebrauch. Die Weinamtörechnung von 
1390— 1391 bringt 3 Stübchen Wein in Rechnung, die dominis 
Iohanni de Aa et Lodewico Crusen super casam vorgejeßt worden 
waren. 

Der Riß zeigt zwei verichiedene Kellermeiſter-Wohnungen, vermuthlic) 
nur Projekte, das eine (F) das eines Neubaues, daS andere (E) das einer 
Wiederheritellung und Vergrößerung der alten Safe. Wenn die lebtere 
dem Riſſe zufolge einen Winkel bildet, indem der größere Theil der 
Räume an der Nordjeite des Rathhauſes hinter dem Brotjcharren, ein 
fleinerer Theil an der Dftjeite liegt und ſich bis an die Slellertreppe er- 
itredit, jo lajjen jich doc) aus den Akten nur die erjtgenannten Räume 
nachweijen. „Sm oberiten Gebaute nad) dem Brodtjcharen, nordwerts“, 
verzeichnet das Inventar von 1626 einen „Eingang“, ein „Elein Stubchen“, 
ein „Borgemach“, ein „Lojament“, in dem jich die Wendeltreppe befindet, 
eine „Stube“ und „hinter dev Stube zwei abgejcheurete Kammern“. Bon 
diejen Gelajjen erfennen wir auf dem Rip nur den Platz bei der 
Wendeltreppe (E 23) mit Sicherheit Nach dem Inventar von 1647 
hat diejes Gelaß acht Fenſter; neben ihm liegt (E 22) die Stube nad) 
dem Scharren mit zwölf Fenſtern und neben diejer zwei Kammern, 
nämlich eine ebenfall3 mit zwölf Fenſtern verjehene Schlaffammer und eine 
kleine Kammer für die Mägde ohne enter. An der anderen Seite des 
Platzes bei der Wendeltreppe liegt 1647 die Kleine Stube, in der ſich 
ſechs Fenſter nach der Gajje und ſechszehn Fenſter jeitwärt® nach dem 
Scharren befinden; außer diefen 22 werden 1657 weitere jechs Fenſter 
genannt, die von einigen Rathsherren verehrt worden find und jich ober= 
halb der Matten befinden, mit denen die Stube bekleidet it. — In den 
Inventaren von 1679 und 1709 wird diejes Gelaß ald „Bude oben den 
Weinkellern“ oder „Bude auf der Gajje ober dem Weinkeller“ von „denen 
anderen Hinter-Logamentern“ unterjchieden ; 1709 jind die leßteren „gant 
unbrauchbar und drauen dem jteten Einfall“ und 1741 heißt e3 von der 
ganzen ehemaligen Sellermeifter-Wohnung: „Die im legten Inventario 
angeführten Buden und Hinter-Logimenter jind anno 1733 abgebrochen 
und von der Stadt an ander Leute vermiethet; gehören aljo nicht mehr 
zum Seller”. An der Stelle der alten Gaje war nämlih das Wacht— 
meijter-Haus erbaut worden: nach dem Kämmereiregiſter bezahlte „für 
eine Bude“ von 1739 ab Hans Friedrich Wendelborn jährlich 20 Gulden, 
1753 der Wachtmeijter bei der Nachtwache Bartenich und von 1754 bis 
1760 der Wachtmeifter Behring ; in einem Verzeichnig der Stadtgebäude 
(II, 1, ©. 104, 8 34) wird aufgeführt: „Noch eine Wohnung nad) 
Meiſter Adams Seite, darin der Wechter Jochim Knacke, gehört aber dem 

2* 


20 


Wachtmeifter" und im einem jpäteren von 1812 (dal. ©. 101 $ 12): 
„Das Wachtmeifter - Haus: wird von Marftvoigt Wollenberg frey be= 
wohnt“. 


6. Der Vorbau an der Ditjeite. 


An der Stelle der 1733 eingerichteten Stellermeijter - Wohnung 
(F 25—27) befand fich jeit dem Jahre 1530 ein anderweitiger Vorbau, 
der damals die Neue Dörnje genannt wurde. Die Weinamtsrehnung 
dieſes Jahres verzeichnet eine Reihe von Ausgaben, die von den Wein— 
herren Thor nien dorntze thom groten wynkeller gemacht worden find, 
und daß diejes neue Gelaß nicht in dem eigentlichen Steller, jondern ober— 
halb der Erde gelegen habe, ergiebt fich einestheil® aus den vielen Fudern 
Feldſteine, die zu jeinem Bau aus Großen-Schwaß herbeigeführt wurden, 
anderntheil® aus der Herrichtung eines Bodenraums, für welche zwei 
Zimmerleute ein viertägiged® Tagelohn von 22 10% erhielten: makeden 
den bone baven der dornsze. Nach dem Inventar von 1626 gab es 
zwei Räumlichfeiten, welche Sommergejäße genannt wurden, eine obere 
und eine untere, deren jede mit einer Küche verbunden war. Im oberen 
Sommergejäße oder, wie dad Inventar ich ausdrüdt, „vor der 
Küchen im Sommergejeße‘, waren nad) der Mauer zu rund umber 
Banneelwerf, vier lange Tiiche, Bänke um die Tiiche und fünf Windfänge 
vorhanden. Im Inventar von 1647 ericheint ftatt des oberen Sommer- 
geſäßes eine Sommerjtube. Die „Glaſefenſter allhie“ find „ganz rein 
wegf”; von den Thüren wird die eine mit einem Grindelichloß ohne 
Schlüfjel als „vor der Stube“ belegen bezeichnet, die zweite, eine Doppel- 
thür mit eijerner Klinke und eijernem Handgriff, führt nad) dem Aus- 
gange, die dritte, mit einem Schloß verjehen, nach der Gaſſe, die vierte 
ad locum secretum, der abgejchert und bei dem die Mauer jehr bruch- 
tällig it; außerdem befinden fich hier drei Tifche, um fie herum Bänte 
im Panneel und drei Windfänge, jowie ferner ein Schornjtein und eine 
Eifenftange mit zwei furzen Keſſelhaken. Die durch die Nachricht über die 
„Glaſefenſter“ angedeutete Werfallenheit des Gelafjes erklärt eg, daß uns 
dajjelbe im Inventar von 1657 gar nicht, im Inventar von 1661 aber 
ſtatt jeiner eine Neue Stube begegnet, in der fich drei Tijche, drei feſte 
Bänke, drei Windfänge und ein halb aus Eiſen, halb aus Stacheln her: 
gejtellter Ofen befinden. Dieſe Neue Stube ift der Große Saal der 
Inventare von 1679 und 1709. Die Fenster find alt, aber heil und mit 
hölzernen Flügeln verjehen; von den vier Thüren wird die eine mittels 
eines hölzernen Knebels gejchlofjen, die zweite, mit einem eijernen Riegel 
daran, führt mac) der Stüche, die mit Schlog und Schlüjjel verjehene 
dritte, im der fich zwei Fenſter befinden, öffnet jich gaſſenwärts, und durch 


21 


die vierte, eine Doppelthür, vorn mit einer eijernen Klinke, Linten mit 
einem Gewicht, gelangt man nach dem heimlichen Gemach, das 1679 einen 
unbrauchbaren Abtritt hat, an deſſen Stelle „ein neuer Stuhl gemuchet ' 
it“. Ein Kachelofen, unten von Eijen, it 1679 „unfertig“, 1709 fehlt er 
gänzlich; die eifernen Platten des friiheren Ofens jollen von den Vor- 
gängern des Stellermeiiterd zu den im Seller befindlichen Defen verwandt 
worden fein. Bor dem Ofen befinden jich 1679 der Schornitein und cine 
eijerne Etange mit zwei Hafen; 1709 wird eine Kammer genannt, in der 
ſich eine eijerne Stange mit zwei Hafen befindet. Um einen querjtehenden 
langen Tiſch stehen drei Bänfe; auch eine fleine Banf und ein alter 
Windfang jind vorhanden. — „Der Platz, mo vordem ein großer Saal 
geweien, jagt das Inventar von 1741, „it jegt mit einem neuen Gebäude 
von 2 Stodwerf bebauet”. In diefer neuen Kellermeiiter- Wohnung 
liegen zu ebener Erde ein „Entree” (F 25), „die Stube zur linden 
Hand“ (F 26) und die „Nebenfammer, dahin man durch einen Auftritt 
jteiget“ (F 27); eine Treppe führt nach dem oberen Stockwerk, wo ſich 
nunmehr der „Saal“ des Stellermeifterd befindet. Nähere Auskunft geben 
uns zwei im Beſitz des Herrn Saniter befindliche neuere Inventare 
aus den Jahren 1805 und 1834. Sie nennen ſtatt des Entrees ein 
„zimmer“, bezeichnen die Etube al3 „die untere im Anbau befindliche, nach 
dem Scharren Führende Stube“ und machen jtatt der Nebenfamwer einen 
Alfoven namhaft. Im Zimmer jind zwei Senjterluchten, jede von vier 
‚senitern zu vier Scheiben, in der Stube drei und im Alfoven eime 
‚senjterfucht von je vier Fenſtern zu meum im Blei gelegten Scheiben. 
Aus dem Zimmer führt eine Thür nach der Küche, in der zwei Fenſter— 
luchten von je vier Fenjtern zu jechzehn in Blei gelegten Scheiben vor- 
handen jind, die von auswärts, vom Walldienerhofe aus, durch eijerne 
Gitter verwahrt werden; neben dem abgeicherten Feuerherd ſind zwei 
Fenſter, das eine von fünfzehn, das andere von neun im Blei gelegten 
Scheiben; im Schornjtein befinden jich zwei eijerne Stangen. Aus der 
Küche fteigt man auf fünf hölzernen Stufen in die untere Stube hinab 
und aus diejer wieder aufwärts in einen mit Brettern überdachten Gang, 
aus dem auf der einen Seite eine Thür nac) einem fleinen Hofplatz 
hinausgeht, während auf der anderen Seite eine Treppe von elf Etufen 
auf den Saal hinaufführt. — Jetzt (1398) dienen die unteren Räume 
der Kellermeifter-Wohnung zu SKontorräumen, während die oberen als 
Lagerräume benußt werden. 


7. Der Keller des Hodhzeitshaujes. 
Mit dem als „Diele“ bezeichneten Gewölbe (D 18), in dem jich Die 
abgejcherte „Küche“ (D 19) befindet, betreten wir wiederum Die Steller 
räume des Hochzeitshaufes, von denen wir den Gang nach dem Neuen 


22 


Haufe und die Billardjtube jchon vorweg betrachtet haben. Auch für dieſe 
Räume entbehren wir bisher aller Nachrichten aus älterer Zeit und wir 
“ vermögen deshalb nicht zu erfennen, ob fie jemals bejonders verwaltet 
oder jeit wanır jie mit dem Großen Keller zujammen verpachtet worden 
find. Wahrjcheinlich war aber letzteres jchon der Fall, als die nie dorntze 
thom groten soynkeller im Jahre 1530 angelegt wurde. — Die Diele 
it das bereit3 erwähnte Untere Sommergejäße. Das Inventar von 
1626 bezeichnet es ald „umb den Pfeilen unten im Sommergeſeß“ und 
nennt in ihm außer den in gutem Stande befindlichen Fenſtern die Küche 
mut einer Thür und fünf Senitern, eine alte „nach dem Seller“ Führende 
Thür, eine ſchloßfeſte Kifte vor einer anderen Thür und ſechs Schräntfe. 
Nach den nventaren von 1647 und 1657 heißt diejes Gelaß das 
Sommerhaus und befinden ſich in ihm 26 enter, die im Jahre 1655 
erneuert worden jind, die abgeicherte Küche, eine von der Großen Stube 
hineinführende Thür, eine mit Eiſen bejchlagene, ſchloßfeſte Lichtlifte, ein 
langer Schranf mit zwei Thüren, zwei lange eichene Tijche, ein Windfang 
vor der Küche und drei weitere Windfäng. Im Imventar von 1651 
erjcheint ftatt des Sommerhaufes die Küchendiele mit zwei Tischen und 
vier Windfängen. Die jpäteren Inventare unterjcheiden die Küche und 
das „Gewölbe darin die Küche ijt”, und nennen unter andern Utenſilien 
Fenſter, die zwar alt, aber heil und mit eifernen Stangen verwahrt find, 
Küchenfenſter, eine beichlagene Lichtfiite ohne Schloß, einen Schrant mit 
zwei Thüren, drei lange Tische, drei Windfänge und eine in gutem Stande 
befindliche „steinerne Wafjerrinne”. 

An der linfen Seite der Diele zwijchen ihr und dem Hauptgange Tag 
unjerm Ri (D 20) zufolge eine „Stube. Nach dem Inventar von 1626 
waren in einer ebenfall® nicht näher bezeichneten Stube drei Thüren 
befindlich, von denen eine eine Klinke hatte und cine andere in das (untere) 
Sommergejäße führte, Fenster, die mit hölzernen Flügeln verjehen waren, 
ein gelb angeftrichenes Panneelwerk, ein Kachelofen, unten von Eiſen, drei 
Tische und um diejelben Bänke mit Schemeln, drei Windjänge und eine 
Armenbüchje. Dieſe Stube it die Große Stube der Inventare don 
1647 und 1657, die nach dem Ießteren am Eingange des Stellers liegt. 
Hier befinden fich zwei Thüren, deren eine in das Sommerhaus führt, 
ſechszehn Fenster gafjemvärts, die mit eijernen Trallien verwahrt jind, 
vier Fenſter nach der Küche zu, ein jchwarzer Kachelofen, ein langer Tiſch 
mit eichener Platte, mit einem Windfang und vier Bänfen und ein furzer 
wadeliger Eichentijch mit zwei Bänken. Statt der Großen Stube nennt 
das Inventar von 1661 eine der Noje gegenüber liegende Vorſtube und 
in derjelben eine mit Schloß und Klinke verjehene Thür, Fenſter, an denen 
zehn Scheiben zerbrochen find, und zwei Tijche nebſt den dazu gehörigen 


23 


Bünfen. In den jpäteren Inventaren wird diejes Gelaß als die Kleine 
Ro ſe bezeichnet: ihmen zufolge befindet fich hier eine Thür, 1679 mit 
Schloß, doch ohne Klinke, 1741 dagegen mit eijerner Klinke ohne Schloß; 
die Fenſter jind 1679 alt aber heil, und mit eijernen Stangen verjehen, 
1709 heil und gut, doch ohne eijerne Stangen, 1749 von zwei Luchten 
und von außen mit guten Fenſterladen zu verwahren ; die eifernen Stangen 
find zu Zeiten des jegigen Pächter und feiner Frau Liebiten nicht mehr 
vorhanden gewejen ; der Ofen, 1679 „faft unfertig“, 1709 „ganz unfertig“, 
it 1741 Durch einen neuen Stachelofen „ohne Tadel“ erjeßt; außerdem 
werden hier 1679 ein Tiich, ein Windfang und vier Bänke, 1709 dagegen 
neben einem länglichen Tiſch, der früher in der Herrenftube gejtanden hat, 
und einem Windfang ein Bettſchrank mit vier äußeren und inneren Thüren 
genannt. Die Benußung dieſes umd eines gleich zu erwähnenden andern 
Gelaſſes zu Schlafräumen erklärt ſich aus der damaligen Baufälligfeit der 
alten Kellermeifter-Wohnung. Die vor und nach der Erbauung der neuen 
Kellermeifter- Wohnung bier vorhandenen Fenſter öffneten ſich nach dem 
vorhin erwähnten und noch jet vorhandenen fleinen Hofplap. 

Bor der Stleinen Roſe und dem ehemaligen Sommerhauje liegen 
unjerem Riß zufolge ein als „Stube“ bezeichnetes Gelaß (D 16) und die 
„Herrenſtube“ (D 17). Die leßtere ſpringt etwas vor und auf fie zu 
führt vom Hauptgange aus zwijchen der „Stube“ (D 16) und der Großen 
Etube (D 20) ein fleiner auf dem Nik nicht bezeichneter Gang, in den 
ji die im unteren Sommergejäße genannte Thür „nach dem Steller“ vor 
der Herrenjtube öffnete (j. unten ©. 27). Nach dem Inventar von 1626 
folgt auf dieje Thür die Geldbude (D 16) und in ihr befinden jich 
fertige Fenſter, eine Thür, die in der Mitte ebenfall3 ein Fenſter hat, ein 
Kachelofen, ein Wandichranf und ein Geldtiich mit drei Schiebladen und 
drei Schlöffern. Alle jpäteren Inventare nennen dieſes Gelaß die Kleine 
Stube; in derjelben find 1647 und 1657 fünfzehn Fenſter, 1741 Fenſter 
von drei Quchten, zwei weitere Fenſter oben unter dem Gewölbe und nach 
der Küche zu tt ebenfalls ein Fenjter vorhanden; die Thür hat 1647 ein 
durch eiferne Trallien geichügtes, 1657 aber ein zugemachtes Fenſter und 
iſt 1741 durch eine neue Thür erjegt worden; auch der Stachelofen wird 
1741 als neu bezeichnet; der fleine Tiſch oder die Geldfiite hat 1647 
drei Schiebladen, 1657— 1679 deren fünf, von denen aber zwei der Sleller- 
meifter jeiner Ausſage nad) hat machen lafjen, 1709 wieder drei Schieb- 
faden; 1647 find zwei Wandjchränfe vorhanden, die 1741 einander gegen- 
über liegen ; 1679 befindet jich hier über einem ovalen Tijche der dem 
Kellermeifter gehörige „Überhang“ für die „Klingellod“, die 1741 als 
fertige Klinge-Glocke erjcheint ; 1709 werden hier ein neuer Bettichranf mit vier 
inneren und äußeren Thüren und über demjelben ein Briefichräntchen genannt. 


24 


Auf die Geldbude folgt im Inventar von 1626 die „Kleine Stube 
negit dem Sommergejeße“ (D 17), in der jich eine Thür mit Schloß und 
Klinke, ein Kachelofen, zwei Tijche, Bänfe rund umher, ein alter Windfang 
und eine „Geldbüchje” befinden. Auf diejes Gelaß bezieht jich eine Nach— 
richt der Weinamtsrechnung von 1657—58, der zufolge die fremden 
Prediger eine Gajterei in der Kleinen Stube hielten. In den jpäteren 
Inventaren heißt dieſes Gemach die Herrenstube. 1647 it die Thür 
von Eichenholz und mit Schloß und Schlüjjel verjehen, 1741 befindet ſich 
an der Stubenthür innen und außen ein Drüder; 1647 find ſechszehn mit 
eifernen Stangen gejicherte Fenſter in der großen Lucht und weitere 
jiebzehn über der Panneelung vorhanden, 1657 find die Fenſter in der 
großen Zucht auf zwölf beichränft, 1741 werden außer den mit eijernen 
Etangen verwahrten und nach dem Neuen Hauje jehenden Fenſtern deren 
drei, die über der Stubenthür angebracht jind, und eins, daS nad) der 
Küche jieht, genannt; der überall erwähnte Kachelofen iſt 1657 von 
Ichwarzer Farbe; 1647 werden vier Bänfe rund umher in der Panneelung, 
zwei Tiſche mit gedrehten „Stappen“, von denen der eine einen eichener 
Fuß hat, eine kleine Bank beim Küchenfeniter und ein Klapptiſch aufgezählt, 
1697 finden nur zwei Tiſche, von denen der eine, ein länglicher Tiſch 
mit Fuß, in der Kleinen Roſe jteht, der andere, ein Klapptiſch mit eijernent 
Fuß, mit einer Bank verjehen ift, Erwähnung; 1741 iſt nur ein ovaler 
Tiſch, der an beiden Seiten niedergejchlagen werden kann, aber „nicht 
jonderlich iſt“ und früher in der Kleinen Roſe geitanden hat, nebſt einer 
nagelfejten Banf unter der TFenjterlucht vorhanden. Im Inventar von 
1657 werden zwölf große mejlingene Hafen genannt, deren jeder mit einem 
Schild und einem Drachenkopf verziert it. Im Jahre 1697 fommt eine 
Klingeklock Hinzu, die auch 1741 als fertige Klinge-Glocke vorhanden üt. 


Hier im der Herrenjtube haben wir unjere Wanderung beendigt und 
können uns Danf der Freundlichkeit des Herrn Saniter, der den Keller 
jeit 1862 in Pacht hat, durch die in jeinem Bejite befindlichen Inventare 
von 1805, 1834 und 1862 und die von ihm aus eigenem Wiſſen gegebenen 
Erläuterungen den Riß von 1733 in die Gegenwart umjeßen. 

An der vorderen Seite des ehemaligen Hauptganges (A 1), der die 
Diele genannt wird, befindet ſich 1805 „die große Thür marftwärts“, 
die mit einer „Klinge-Glocke“ verjehen tit und aus zwei „Schlägen beſteht; 
jeder Schlag hat ein Fenſter von neunzehn Scheiben und vor demijelben 
ein Gitter von zwölf Stangen. Auch vor der Thür ſelbſt iſt „unter dem 
Rathhauſe“ eim eiferned® Gitter angebracht. Die Eingangstreppe beiteht 
aus fünfzehn hölzernen Stufen. — Jetzt (1898) iſt das Gitter vor der 
Ihür nicht mehr vorhanden. 


25 


Das große Weinbehältnig (A 2) heist 1805 der Lange Keller; 
nach ihm hinein führt eine Thür von zwei Schlägen, während eine andere 
ebenfalld zweischlägige Thür zu Eingang des Kellers vernagelt ift; das 
„nad dem Rathhauſe“ jehende Fenſter beiteht aus zehn Scheiben. — Jetzt 
(1898) dient der Zange Keller zur Zoll-Niederlage und die früher vernagelte 
Thür ift nunmehr zugemauert. 

Das kleinere Weinbehältnig (A 3) heißt 1805 die Speijefammer 
und hat zwei Fenſter, das eine nach dem Scharren, daS andere nach dem 
Langen Seller, jedes von neun Scheiben; 1834 wird jie als die ehe- 
malige Speijefammer bezeichnet und enthält zwei Fächer zum Auf- 
bewahren von Bouteillen. et (1898) wird diejes Gelaß als Holzfammer 
benußt; das Fenſter nach dem Langen Seller ift vermauert. 

Die Kammer (A 4) führte 1805, 1834 und 1862 die Bezeichnung 
Zapfkeller, weil hier die gerade unter dem Zapfen liegenden Fäſſer 
geipeichert wurden. Seht (1398) bildet fie einen Theil der Großen Roſe, 
da die Scherwand, die jie früher von dieſer trennte, von Herrn Saniter 
mweggeräumt worden tft. 

Die Große Roſe, die Stube unjeres Riſſes (A 5), hat 1805 nad) 
dem Scharren zu eine Lucht von zwei Fenſtern zu beziehentlich neun und 
ſechs Scheiben, nach) dem Zapffeller zu je eine Lucht von zwei Fenſtern zu 
ſechs Scheiben; der Fußboden iſt mit Brettern belegt; die Wände jind 
geweißt und haben an drei Seiten Paneelung; ein brauner Windofen ſteht 
auf ſechs Füßen; außerdem find zwei Wandjchränfe, zwei ovale und vier 
ecdige Tijche vorhanden. — Nach) dem nventar von 1262 diente Die 
Große oje damals noch al3 Gajtjtube, während fie jeßt diejer ihrer alten 
Beitimmung entjremdet ijt umd als Flaſchenkeller benußt wird. 

Das nicht bezeichnete hintere Gelaß des Barthichen Kellers (C 11) 
wird im Inventar von 1862, wie es fich vom Standpunkte der Keller— 
meijter- Wohnung aus erklärt, als Vorderſtube bezeichnet. Damals 
fagen nach Herrn Eaniter’3 Angabe jüdlich von der Treppe hinter einander 
zwei Gelaſſe, deren Scherwände erjt zu jeiner Zeit bejeitigt worden jind. 
Unter den Arfaden nennt das angeführte Inventar den Treppenfeller 
und das Brummbärenloch (C 12). Nach dem Brummbärenloch gehen eine 
Thür und links von derjelben ein Kleines Fenſter, von dejjen ehemaligen 
eijernen Gitter noch Spuren vorhanden jind. An der Ojtwand der che- 
maligen Stube (C 13) ilt ein einfallendes Licht vorhanden, das zugleich 
der verderbten Luft ald Abzugstanal diente. Die Kleine Stube und der 
hinter ihr liegende Raum jind nicht mehr vorhanden ; die aus leßterem 
nad) dem „Rathskeller“ führende Verbindungsthür wırd, jeitdem jie zu 
Herrn Saniter’3 Zeiten durch eine größere Thür erjegt worden iſt, nicht 
mehr benußt. Die zu diefem Zweck durchbrochene Wand iſt von unge— 


26 


meiner Stärke und zum Theil unter Verwendung von Findlingen aufs 
geführt. Jetzt (1898) dient Alles zur Zoll-Niederlage. 

Auf die Etube im Kleinen Seller (B 6) ift jchon nach dem Inventar 
von 1805 der Name der Billard-Stube übertragen worden ; es befinden 
ſich in ihr eine Yucht „nach dem Rathhauſe“ von vier Fenftern zu ſechs 
Scheiben und fellerwärt3 eine Zucht von zwei Fenſtern zu neun Scheiben ; 
vor der Thür ift ein einftufiger Auftritt; 1834 heißt dieſes Gelaß die 
jogenannte Billardjtube und wird als Weinfeller benugt — Im 
Jahre 1862 war nad) Herrn Saniter’3 Meittheilung diefe Billardftube den 
jungen Leuten de3 Kellers angewiejen; jet (1898) dient fie zur Boll» 
Niederlage. 

Der Holzraum (B 7) ericheint 1805 als eine neben dem Großen 
Keller mit Brettern abgejcherte „Dijtance zum Holz“, 1834 als ein 
Berichlag von Gitterwerf zur Holz: Remije, Jetzt (1898) iſt Diejer 
Raum ein Theil der Zoll-Niederlage B 6. 

Unter dem Großen Keller wird 1805 das Weinbehältnig des 
Kleinen Kellers (B 8) veritanden; in ihm find zwei Fenſter von je neun 
Scheiben, das eine über der Thür, das andere nach der Großen Stube 
zu, umd zwei weitere Fenſter von je vier Scheiben „unter dem Rathhauſe“. 
— Jetzt (1898) dient der Große Keller zur Lagerung von Faß- und 
‚slajchenwein, kann aljo ohne bejondere Umftände befichtigt werden und 
it in hohem Grade jehenswerth. 

Die ehemalige Billard-Stube (D 14) begegnet und 1805 als Die 
Große Stube mitten im Keller; fie hat vor der Thür einen Auftritt 
von zwei Stufen, nad) dem Walldienerhof zwei Luchten von je vier Fenitern 
zu vier Scheiben und nach der Diele ebenfall® zwei Luchten, die eine von 
ſechs Fenſtern zu ſechs Scheiben, die andere von zwei Fenſtern zu beziehent- 
lich) jech® und fünf Scheiben; 1834 wird die Große Stube als Weinteller 
benußt; doch iſt vorn ein Heiner Theil zu einer bejonderen Kammer abge- 
jchert, die ihren Eingang von der Diele hat, und in der fich nunmehr die 
beiden Yuchten nach der Diele befinden. — Im Inventar von 1852 heißt 
dieſes Gelaß die Marktitube; damals pflegten jich hier nach Herrn 
Saniter’3 Angabe die Landleute, wenn fie der „Malahaga“ in die richtige 
Stimmung verjet hatte, mit Tanz zu erluftiren. Jetzt (1898) dient Die 
Marktitube, abgejehen von dem feinen vorn abgejcherten Raum, dem früheren 
Buffet-Raum der Marftitube, welcher 1862 als Bouteillen-Kammer, jet 
(1898) als Schenke bezeichnet wird, zur Zoll-Niederlage. 

Hinter diefer Großen Stube führt 1805 eine Thür von der Diele 
aus nach der Dunklen Küche oder richtiger in den Gang (D 15), in 
dern diejelbe belegen ift. Hier befindet fi ein ganz verfallener Feuerherd 
und ein Apartement; eine Treppe von zehn hölzernen Stufen führt durch 


21 


eine Thür nach dem Walldienerhof. Der Pächter erjucdht um Wieder: 
berjtellung des Feuerherdes in der jogenannten Alten Küche, da ihm 
die gewöhnliche Küche Hin und wieder nicht den hinlänglichen Raum dar- 
biete. — Jetzt (1898) iſt gleich beim Eingange rechts, wohl an Stelle des 
1834 genannten Feuerherds von Mauerfteinen, ein gemauerter Wajchkejjel 
vorhanden ; die Eingangsthür von der Diele aus eriftirt nicht mehr, wohl 
aber die Ausgangsthür und die Treppe. 

Die Stube (D 16) heißt 1805 die Dunkle Stube; nad) der Diele 
gehen drei Zuchten, zwei von je vier Fenſtern zu vier Scheiben, eine von 
zwei Fenſtern zu ſechs Scheiben, und über denjelben zwei fleine Fenſter 
von je zwölf Scheiben, nad) dem (auf die Herrenjtube zu führenden) Gange 
ein feines Fenjter von ſechs Scheiben und nad) der Herrenjtube zwei 
Fenſter von ſechs Scheiben ; außerhalb diefer Stube jteht unter einem der 
nach der Diele jehenden Fenſter ein hölzerner, mit Eijen bejchlagener Geld- 
falten. Statt der einen Dunklen Etube werden 1834 zwei Dunfle 
Kammern genannt; im die zweite, in der mur die nad) der Diele jehenden 
Fenſter mit dem draußen jtehenden Geldfajten genannt werden, gelangt 
man durch eine Thür vom Gange aus, im die erite aber durch eine von 
dem Pächter angeichaffte, mit einem Fenſter von vier Scheiben verjehene 
Thür, über der cbenfall3 auf Koſten des Pächters ein weiteres Fenſter 
angebracht iſt, aus der an fie anftoßenden Herrenſtube. — Jetzt (1898) 
bildet die Dunkle Stube, die ehemalige Geldbude, einen £leinen Kontorraum. 

Sn der Herrenftube (D 17) find 1805 zwei Luchten von je vier 
Fenſtern zu ſechs Echeiben, nad) dem Gange eine Thür mit einem Fenſter 
von vier großen Scheiben, über der Thür ein Fenſter von ſechs und neben 
der Thür ein Fenſter von !drei Scheiben; unterhalb der beiden Fenſter— 
luchten befindet jich eine Banneelung, im Uebrigen jind die Wände geweißt ; 
der Fußboden ijt mit Brettern belegt; ein brauner Windofen ruht auf 
hölzernen Füßen: außerdem find hier zwei ovale und vier edige Tijche, 
zwei Bänfe, deren eine mit einer Lehne verjehen ift, eine fejtgemachte Banf 
unter den Fenſterluchten und ein Slodenzug vorhanden. Im Inventar 
von 1862 wird diejes Gela als die Goldne Stube bezeichnet; jebt 
(1598) ift es das einzige Gaftzimmer des Stellers. 

Beim Herausgehen aus der Herrenftube hat man 1805 zur Rechten 
eine nach der Küche (D 19) führende Thür mit vier großen Scheiben 
und über ıhr ein Fenſter von jechs Scheiben. Jetzt (1898) iſt dieſe Thür 
nicht mehr vorhanden; das noch bon Herren Saniter's Borgänger als Küche 
benutte Gelaß iſt durch Bretterwände von der gewölbten Diele (D 18) 
abgeichert, die 1647 das Sommerhaus hieß und jeht als Arbeitsraum 
dient. Vor der Treppe, die nach den Kontorräumen, der ehemaligen 
Stellermeister- Wohnung, hinaufführt, ſieht man noch die dicken eiſernen 


28 


Angeln einer ehemaligen Thür, die das Sommerhaus nad) der Gajje hin 
abſchloß. Neben der Küche erlennt man noch eine zugemauerte Thür, 
durch welche diejelbe mit der Stube (D 20) verbunden war, die nad 
Herrn Saniter’3 Angabe früher die Mamjellen- Stube genannt wurde. 

In dem hinteren Theile der Diele (A 1) befindet fich 1805 der 
Großen Rofe gegenüber ein braun angejtrichener Schenkſchrank in drei 
Abtheilungen, an der anderen Seite ein hölzernes Regal zum Anhängen 
der zinnernen Maße. Solcher Maße jind 26 zu einem Gejammtgewicht 
von 80%, Pfund vorhanden: 4 Vier-Pott-Maße mit Dedeln, drei je 10 
und ein? 9 Pfund jchwer, auf allen ein Greif und ein Stierfopf mit der 
Sahreszahl 1660; 3 Kannen- Maße, eins mit Dedel, zufammen 13 Pfund 
ſchwer, auf jedem ein Greif und die Jahreszahl 1664; 5 Pott-Maße, 
zwei mit Dedeln, zujammen 14 Pfund jchwer, mit dem Greifen und der 
gleichen Jahreszahl; 7 Halbe-Pott-Maße, zwei mit: Dedeln, zujammen 
10 Pfund jchwer, mit dem Greifen und der gleichen Jahreszahl; 
4 Biertel = Pott - Maße, zujammen 3 Pfund jchwer, mit der gleichen 
Sahreszahl und 3 Achtel-Pott-Maße, zujammen 1’/, Prund ſchwer. 
Außerdem werden noch zwölf zinnerne Leuchter genannt. — Jetzt (1898) 
ijt von diejen Gegenftänden im Seller Nichts mehr vorhanden. 

Die auf die Gafje führende Ausgangsthür weiſt an der Außenſeite 
oberhalb der Drehjcheibe ein Gemälde auf, das Jojua und Kaleb, die 
Weintraube tragend, darjtellt. 

- Drinnen vor der Ausgangsthür, zwiſchen dieſer und der Großen 
Roſe, jieht man die Spuren eines erjt zu Herrn Saniter'S Zeiten ver- 
mauerten Ganges, der nach dem Haufe des Frohns, Kıbbenibberjtraße 
Nr. 13, geführt haben joll. 

An der Nordjeite des Langen Kellers befindet ſich etwa drei Fur 
oberhalb des Fußboden der Eingang zu den im Inventar von 1362 
genannten Kleinen Gemwölben, die früher nicht zum Rathsweinkeller 
gehörten, jondern als Gefängniſſe benußt wurden. In dem am meijten 
weitlich gelegenen diejer unter dem Brotjcharren liegenden Selajje iſt ein 
ebenfalls erjt zu Herrn Sauiter's Zeiten vermauerter Gang erfennbar, ber 
nach dem auf dem Mearkte jtehenden Kaak geführt haben joll. Ueber dieje 
Gefängniſſe zu berichten darf anderer Seite überlajjen werden. 


ns 
0 
7 
7) 











II. 
Roſtocks älteſte Gewerbtreibende. 


(Zweiter Theil.) 
Bon 
Ernſt Dragendorff. 


V. Forſt- und landwirthfchaftlidge Gewerbe. 


Ss. Waldnußung. 


56. Jäger (vepatores). — Als venator wird in der und bejchäf: 
tigenden Zeit nur eine Perjünlichkeit bezeichnet. Doch ift hierher vielleicht 
auch Johannes vom Jagdhaufe (de domo venatoria, de jagethus) zu 
rechnen. 

1. Elerus venator: c. 1268; St. ®. B, fol. 67a. 

2, Iohannes de domo venatoria (de Jagethus)?: c. 1233; St. B. C, 

fol. 87b, 141b. 

57. Holzhauer (wolthowere!), — In unjeren Quellen wird nur 
ein jchon verjtorbener Holzfäller erwähnt. 

Her(e)wicus: Aleydis vidua (uxor) H. wolthowere: 1277; St. B. C, 

fol. 19a, 74b. 

58. Köhler (colere, carbonarii). — Sie find weder in Roſtock noch 
un den verwandten Städten als Amt nachweisbar. Eine aus den jiebziger 
Sahren de& 13. Jahrhunderts jtammende Aufzeichnung lautet: Tideman 
de Küsewiz, Cunradus, Ludolfus, Bertolt, Sifrit: hii 5 debent com- 
burere carbones de lignis iacentibus, quamdiu possint habere in 
consensu consulum, et non stantibus, et 'Thildericus?] Cabuz et Cun- 
radus de Benekenhagen. (Et) 1060 saccos debent civitati. Et 
Ar[noldus] Wachervelt et eciam dabit 100 saccos civitati. Willerus 
‘de Bistove promisit pro Helmico carbonario (singulis annis) 100 saccos 
carbonum ?). Offenbar wurde aljo jedem Köhler ein Theil des gefällten 


1) Das Wort ift jeither nur für's Mhd. in der Form walthouwer belegt. 
2) St. B. Abb, fol. 5a. Das in runde Klammern Eingejchloffene üibergejchrieben, 
on Willerus bis carbonum andere Hand. 


30 


Holzes der jtädtiichen Wälder zugewielen, und er hatte dafür von Dem 
Ertrage an Kohlen jährlih 100 Sad an die Stadt zu liefern. 

Daß die Aufjicht über den Kohlenhandel zwei Schmieden anvertraut 
war, haben wir oben gejehen '). 

1. Tideman de Kusewiz'): c. 1275—80; St. B. A6h, fol. 5a. 

2. Cunradus: dal. 

3. Ludolfus: dal. 

4. Bertolt: dal. 

5. Sifrit: daſ. 

6. Thildericus?] Cabuz: dai. 

7. Cunradus de Benekenhagen: dal. 

8. Ar[noldus] Wachervelt: dai. 

9. Helmiens carbonarius: dal. 

10. T(h)itmarus (Dit(h)marus) carbonarius: 128%; St B. C, 

fol. 78a, 125 b, 139a, 139b, 140a, 145 b, 166b, 175. 
11. Bernardus colere: 128: St. B. C, fol. 123. 


T. Wieſen- und Weidenußung. 


59. Gräſer (gresere, graminarii, graminatores). — Sie jcheinen 
meijt nicht Befier von Wieſen, jondern Pächter gewejen zu jein. Um 
1274 thaten fich 16 Leute zujammen und pachteten das gejammte jtädtifche 
Wielenland fir 72 Mark’). Auch ſonſt werden wiederholt die Zahlungen, 
die die Stadt von den Gräfern erhielt und die zum Theil die genannte 
Summe noch überjtiegen, notirt*). Uebrigens jcheint die Wieſennutzung 
von Einigen ald Nebengewerbe betrieben zu jein (vgl. unten 7 u. 10). 

1. Ulricus gresere: 1367; St. B. B fol. 34a. 

2. Reinbern gresere: 1267; St. B. B, fol. 35a. 

. Reimarus (Reymarus) gresere (graminarius): 1267: St. ®. B, 
fol. 35b, 41b, 60a, 61b. St. B.A 8, fol. 4a. St. B. C, fol. 14a, 66h. 
Reimar gresere de prato: c. 1260—70; St. B. B, fol. 66a. 

4. Geve: unter den Wächtern der jtädtiichen Wieſen: 1274; St. B. AB, 
fol. 4a. G. gresere (graminarius): c. 1282—88; St. B. C, fol. 73a, 
73b, 137a. 

5. Thideman Voghel: unter den Pächtern der ſtädtiſchen Wieſen: 1274 ; 
St. B. As, fol Aa. 

6. Johannes filius Thedolphi: wie 5. 

7. Heinricus kroghere: wie 5. 

8. Stidolphus: wie 5. 

9. Heinricus Albus: wie 5. 

10. Hermannus carpentarius: wie >. 

11. Iohannes Albus: wie 5. 


— 
—ñif 


1) Heft 3, S. 73. 

2) Val. oben. 

25.3. AS, fol. 4a. 

9 St. B. Aba, fol, 1a, 2a. St. B. A6b, fol. 3b, 4b. St. B. C, fol, 63b. 





31 


12. Gherardus: wie 5. 
13. Odeco filius Geven: wie 5. 
14. Thedolphus: wie 5. 
15. Peter Densche: mie 5. 
16. Bernardus gresere (graminarius): wie 5 und St. B. C, fol.35b. 
Bal. 23? 
17. Fridericus: wie 5. Fredericus graminarius in Snickemanne- 
strata: 1281; St. B.C, fol. 48a. Fredericus gener Geven: 1288; 
St. 8. C, fol. 65b. Fredericus graminarius: 1287; St. B. C, 
fol. 137a, 158a. Hereditas Fr. gr.: 1288; St. B. C, fol. 163a. 
18. Sifridus: wie 5. 
19. Werner‘): c. 1277; &t. B. A 6b, fol. 4b. 
20. Philippus’): c. 1277: St. B. A6b, fol. 4b. 
21. Henricus graminarius: 1281; St. ®. C, fol. 37b, 68b, 135a, 
149b. Bol. 7 u. 9? 
22. Albertus graminarius: 1281; St. ®. C, fol. 38a. 
23. BernardusNigergraminarius: 1283; St.®B.C,fol.87a. Bgl.16? 
24. Volemarus: Jacobus filius Volcmari graminatoris: 1288; St. B. C, 
fol. 160b. 
60. Heubinder (ligatores feni). — Sie jtanden wohl im Dienjte 
der Wiejenpächter. 
Nyeolaus Niger ligator feni: c. 1279-80; St. B. C, fol. 28a. 


61. Schafzühter? — Vielleicht deuten die Bezeichnungen cum 
ovibus, cum multis ovibus darauf hin, daß ſich ihre Träger mit Schaf- 
zucht befaßten. 

1. Arnoldus cum ovibus; 1268; St. B. B, fol. 9a. 

2. Levoldus cum multis ovibus: 1266; St B.B,fol.26b. Bal.3? 

3. Lefardus (Lefardus) cum multis ovibus: 1267; St. B. B, 
fol. 35a. St. 2. C, fol. 14a. Bol. 2? 

4. Lutbernus cum multis ovibus: 1281; St. B. C, fol. 43b. 

62. Molfner (molkenere?). — lohannes molkenere erhält im 
Sahre 1284 ein drei Morgen großes Stück Land’). Man kann wohl 
annehmen, daß es als Weide benutzt werden jollte. Weitere Vertreter der 
Milchwirthſchaſt find nicht befannt, doch giebt es ja noch Heute eine 
Molkenſtraße, die ehemals durch die Molfenbrüde mit der Weißgerberſtraße 
verbunden war. 

Iohannes molkenere: 1284; St. B. A3, fol. 4b. 


U. Ader- und Gartenbau. 
63. Aderbauer (boulude)? — Es iſt während der uns bejchäf- 
tigenden Zeit nur eine al3 bouman bezeichnete Perjönlichfeit in Roſtock 


1) Bezahlt de (pro) feno. 

) Das Wort ijt jeither nicht befegt, doch kennt das Mnd. wie das Mhd. den 
Ausdrud molken für Milch und die aus ihr bereiteten Lebensmittel, 

2) St. B. AB, fol. 4b. 


32 


nachweisbar. WBielleicht handelt es fi) um einen Familiennamen. Jeden: 
fall8 iſt bereit3 im 13. Jahrhundert eine Familie Bumann, die das 
Müllergewerbe trieb, befannt ?). 
He(i)nricus b(o) uman: c. 1271?; St. B. B, fol. 9a. St. B. C, 
fol. 78b, 99b, 140a. 


64. Drejcher (trituratores). — Auch als Drejcher wird während 
der uns bejchäftigenden Zeit nur eine Verjönlichfeit bezeichnet, die wegen 
Unterjhlagung von Weizen im Werthe von 21 Pfennigen notirt wird. 


Iohannes triturator: Um 1275; ©t. 8. A8, fol. 9b: Tohannes 

triturator subtraxit tantum siliginis, quod valuit 21 den. 

65. Särtner (ortulani, ortolarii) — Obwohl ihre Zahl, wie es 
jcheint, nicht ganz gering war, fönnen wir doch das Beitehen einer Genoſſen— 
ihaft der Roſtocker Gärtner nicht nachweifen. Auch in Lübeck haben jie 
nur vorübergehend ein Amt gebildet). Wiederholt berichten unjere Quellen 
die Berpachtung ftädtiicher Gärten an gewerbsmäßige Gärtner, wie auch 
an andere Perſonen. So zahlen beifpieläweije in dem fiebziger Jahren des 
13. Jahrhunderts zwei Gärtner für einen Garten im erjten Jahre 4 Mar, 
im zweiten 6 Mark und im dritten und den folgenden 8 Mark?). Im 
Wismar find im Jahre 1290 Verfaufspläge der Gärtner nachweisbar *). 
In Lübeck werden jolche Plätze nach der aus dem 14. Jahrhundert 
jtamımenden Rolle am Sonntag nad Djtern verloofi’), In derielben 
Stadt jcheinen auch Frauen die Gärtnerei jelbititändig betrieben zu haben ®). 
Auch das Halten von Schafen jcheint bei den Lübeder Gärtnern üblich 
geweien zu jein ?). 

. Bernardus ortulanus: 1262; St. B. B, fol. 2b. 

. Johannes Friso ortulanus: c. 1269; St. B. B, fol.64b. Bal.4? 
. Mauritius ortulanus: c. 1260—70; St. B. B, fol. 66b. 

. Johannes ortulanus: c. 1970; St. 8. C, fol. la. St. B. AS, 

fol. 14a. Bol. 2? 

. And/reas]: Aleydis filia And[ree] ortulani: c. 1270; St. B. C, fol. 2a. 
. Arnolt ortulanus: c. 1270—80; St. B. A 8, fol. 14a. 
. Bertoldus ortulanus: 1279; St. 8. C, fol- 24b. 


. Riquardus ortolarius (ortulanus): 1287; St. 8. C, fol. 183 b, 
1554, 162 4. 


Dal. Koppmann in II, 1, ©. % f. 

) Wehrmann, Die ält. Lübeck. Zunftrollen, 2. Aufl., ©. 56 f. u. 207 ff 

2) St. B. A8, fol. 14a: Johannes et Arnolt ortulani dederunt 1 mr. in die 
Mathei, singulis annis 4 mr. Martini est terminus. In secundo anno 6 mr. In 
tercio anno 3 mr. Et hoc stabit perpetuo, Bgl. aud St. 8. C, fol. la, u. 
M. U. B. 3, Nr. 1992, 

) M. U. 8. 3, Nr. 209. 

>) Vgl. oben. 

°, MWehrmann a. a. D., ©. 207. 

) Daf. ©. 208. 


MC — 


1 


je.) 





33 


66. Hopfenbauer (hoppe(n)nere, humularii). — Der Hopfen, der 
dem Altertum und frühen Mittelalter unbefannt war, läßt ſich in Deutjch- 
land, wie es jcheint, nicht vor dem 9. Jahrhundert nachweiſen. Dann hat 
er offenbar ziemlich jchnell Eingang gefunden, und der Hopfenbau gewinnt 
auch für das nördliche Deutjchland Bedeutung !). Für Roſtock laffen fich 
in unſeren Quellen zahlreiche Hopfenbauer und mehrere Hopfengärten nach: 
weijen, von denen einer jiher Eigenthum der Stadt war (ortus humuli 
eivitatis?); aud) eine Hopfenwieſe (pratum humuli) wird erwähnt). Aus 
einer vielleicht um 1270 gemachten Eintragung *) erjehen wir, daß der 
Hopfenbaner Meijter Heinrich von der Stadt einen Ader zum Hopfenbau 
gepachtet hatte, ihm aber, erit zu drei Vierteln und dann ganz. andern 
Pächtern überlajjen mußte, weil es ihm an Geld fehlte und er nicht im 
Stande war, den Ader in den zum Anbau erforderlichen Zuftand zu 
bringen. Der Hopfenmarft_(forum humuli, forum ubi humulus ven- 
ditur) iſt jeit c. 1278 unter diejem Namen nachweisbar’), hat aber jchon 
jeit 1265 beflanden. In diefem Jahre wird nämlich durch die befannte, 
Verlegung von Rath) und Gericht in die Mittelitadt betreffende Urkunde ®) 
auch angeordnet, daß im Zukunft der Verfauf des Hopfens nicht wie 
früher auf dem Markte des Betrificchjpiels, jondern auf dem des Jacobi: 
firchipiels jtattfinden jolle. 

Nach einer in dem ficbziger Jahren des 13. Jahrhunderts aufgezeich> 
neten Verordnung jollte Jeder, der ji) dauernd (assidue) mit dem Xerfauf 
von Hopfen bejchäftigen wollte, eın Faß auf dem Marfte haben. Es 
fonnten auc Mehrere dajjelbe Faß benußen, doch hatte jeder Einzelne 
jährlih 1 Marf an die Stadt zu zahlen‘). Einer nicht viel fpäteren 
Eintragung nad) hatte die Stadt aus den Hopfenfäjjern eine Einnahme 
von zufammen 12 Mar). ES gab aljo damals 12 Hopfenhändfer. 


1) Bol. V. Hehn, Kulturpflanzen u. Hausthiere, 5. Aufl., ©. 386 ff.; Sadjfen- 
ipiegel, herausg. dv. Homeyer, II, 53, $ 1; Stieda i. d. Mitth. d. Ver, f. Lübeck. Geſch., 
Heft 3, Nr. 1. 

2) St. 8. C, fol. 70b. 

2) St. B. B, fol. 54a. Liſch u. Mann erwähnen Hopfengärten vor dem Stein= 
thor u, vor dem Kröpelinerthor u. Hopfenhöfe in der Gegend von Rikdahl; Jahrb. d. 
Ber. f. Mel. Geih., 21, S. 23 u. 41. Bol. auch Herrlih in Schirrmacher's Beitr. 
3. Geſch. Medlenburgs, Bd. 1, III, ©. 29 ff. 

*,6t. 8. B, fol. 65a, gedr. im M. U. B. 2, Wr. 1174. 

5) &t. 8. C, fol. 23b. 

e M. U. B. 2, Nr. 1051. 

) St. B. A8, fol. 10b: Item quieumque voluerit humulum vendere assidue, 
debet habere dolium in foro et inde dabit in anno 1 mr. Si duo simul stant et 
vendunt, dabunt 2 mr., et si quatuor socii de uno dolio vendunt, dabunt 4 mr. in 
anno. gl. aud) daf. fol. 1a: Humularii dabunt unusquisque marcam. 

») &. 83. A6b, fol. 1b. 


Beiträge II. 4. 3 


34 


Auch werden einmal 7 und einmal 3 Leute mit Namen genannt, die Die 
angeführte Abgabe bezahlt haben). Won irgend einer genofjenjchaftlichen 
Drgantfation der Hopfenbauer it nichts befannt. 


1. Petrus hoppener: 1264; St. B. B, fol. 18b. 

2. Georgius (lurius) hoppener(e) (humularius): 1267; St.®. B, 
fol. 34a, 38a. St. B. A8, fol. 3a, 15a. St. B. C, fol. 36a. 

3. Heitheco (Heydheco) hoppener: 1268; St. B. B, fol. 38a. 

St. B. As, fol. 3a, 15a. ©t.®.C, fol. 48a. 

4. Johannes hoppener (humularius): c. 1268; St. B. B, fol. 42b, 
49b. St. B. C. fol.32b, 34b, 40a, 6la, 86a, 91b, 137a. Magister 
humuli: 1284; St. B. C, fol. 102a. 143a. Tacobus de Monasterio, 
gener Iohannis humularii: 1288; St. B. C, fol. 16la. 

5. Wilbrant(Wilbrandus)hoppener(humularius): c. 1270;&t.B. A 8. 
fol. 3a, 15a. St. B. C, fol. 63a, 120a. 

6. Hence filius Alberti®): c. 1270; St. B. A 8, fol. 3a. 

7. Willikin(us) humularius: ce 12%; dal. St. B. C, fol. 66b, 
74b, 107a. 

8. Kerstianus®): c. 1270: St. B. A 8, fol. 3a, 15a. 

9. Hoppensac?): c. 1270; dai. 

10. Heinricus hoppener (humularius), magister: c. 1271; St. 8. B, 
fol. 54a, 65a. 

ll. Conradus hoppener (humularius): c. 1271?; St. ®. B, fol. 60a. 
St. B. As, fol. 6a, 15a. St. B. C, fol.10a, 50b, 52b, 58a, 126a. 

12. Soltman?®): c, 1272; St. B. A 8, fol. 15a. 

13. Gherardus?): dai. 

14 Broto®): dal. 

15. Albertus?): daf. Ghese vidua Alberti hoppener: 1273; &t.®B.C, 
fol. 7a. Pueri Alberti hoppener: c. 1275; ©t. B. C, fol. 17a. 

16. Hermannus humularius: 1284; St. B. C, fol. 95b. 

17. Fredericus humularius: 1288; St. 8. C, fol. 168a. 


67. Weinbauer (vinitores). — Daß in früherer Zeit der Weinbau 
in einem großen Theile von Norddeutichland feine geringe Bedeutung 
hatte, ift befannt. Im Preußen erfreute er fich bis in’3 15. Jahrhundert *), 
in der Mark Brandenburg big in die Neuzeit hinein einer gewiſſen Blüthe >). 
Auch in Medlenburg hat e3 Weinpflanzungen gegeben, die allerdings, wie 
es jcheint, nur im 16. Jahrhundert wirklich lohnende Erträge lieferten ®). 


) St. B. As, fol. 3a, 15a, 

2, Kommt in einem Verzeichniß von Hopfenbauern vor. 

8) Ebenfo. Weber die Bezeichnung soltman vgl. unten unter Salzhalen. 

J. B. Nordhoff, Der vormalige Weinbau in Norddeutihland, ©. 27 Fi- 
Hirſch, Handeld- u. Gewerbögeih. Danzigd, ©. 262, 6. 

5) Baul Ehwarz, Der Weinbau i. d Mark Brandenburg. Nordhoff a.a.D., ©. 22 ff. 

°, Nordhofi a. a. D., ©. 25 f. Jahrb. d. Ber. f. mefl. Gef. 17, ©. 143 fi- 
Schwerin, Plau, Lübz, Grevesmühlen u. Stargard ſcheinen die Hauptweinorte geweſen 
zu fein. Der Hauptfürderer des Weinbaues war Herzog Heinrih der Friedfertige. 
(1503— 1552). 


35 


Nachweisbar ift aber der Weinbau in Mecklenburg jchon im 13. Jahr- 
hundert!)y. So iſt e8 auch wohl möglich, daß die beiden als vinitores 
‚bezeichneten Perjonen, die wir aus der uns beichäftigenden Zeit in Rojtod 
‚nachweijen fünnen, Weinbauer waren ?). Der eine von ihnen jcheint aller- 
dings den Weinbau nur als Nebenbejchäftigung getrieben zu haben, da er 
wohl jicher zugleich Wollenweber war?). 
1. Wichardus wullenwevere vinitor,gener Bertrammi cauponis: 
c. 1275; St. B. A8, fol. 10a. 
2. Henricus Parvus vinitor: 1283; St. 2. C, fol. 75b. 


YL Der Bereitung von Lebensmitteln dienende Gewerbe. 


V. Fiſche. 


68. Fiſcher (piscatores). — Sie waren in Roſtock jedenfalls zahl- 
reich. Nach dem Aemterverzeichniß aus dem 15. Jahrhundert ſtellten fie 
20 Bewaffnete“). Die Theilung in zwei Aemter, das der Bruchfiicher 
und das der Straßenfifcher, iſt hier nicht erwähnt, wird aber wahrjchein- 
Lich ſchon früher bejtanden haben. Jedenfalls ijt die Fiſcherſtraße (platea 
‚piscium, strata (platea) piscatorum) bereit3 im Jahre 1265), der Fiſcher— 
bruc im Jahre 1286°) nachweisbar. Noch früher — um 1259 — find 
die beiden Brüden erwähnt, auf denen die Fiſcher ihre Waare feilboten 
(antiquus pons piscium, pons piscium)?). Die eine dieſer Brüden hat 
‘der Fiichbanf ihren Namen gegeben’). Für die Berfaufspläge auf den 
Brüden wurde natürlich eine Abgabe entrichtet, und zwar findet fich in 
‚einem Verzeichniß diefer Abgaben aus den fiebziger Jahren des 13. Jahr: 
Hundert3 je einmal die Summe von 4 Mark und von 24 Scillingen, 
10 Mal die Summe von 1 Mart und 25 Mal die Summe von 
8 Scillingen?), jodaß fich daraus in diefem Falle für die Stadt eine 
Einnahme von 28 Mark ergiebt. In einer Eintragung von 1284 wird 
einmal die Summe von 2 Mark und jiebenmal die Summe von 1 Mark 


9) Bgl. M. U. B. 2, Nr. 112) (S. 327) u. 3, Nr. 1766 (©. 155). 

2) Auch Liih u. Mann a. a. D., ©. 23, halten die vinitores jür Beingärtner. 

) Bol. Heft 3, S. 91, 1.— Die c. 1268 gebuchte Abgabe von 32 Mark pro vino 
AM. U. B. 2, Nr. 1140, 2) bezieht ſich jedenfall8 auf den Weinhandel, 

* Hanſ. Geſchichtsbl. 1886, S. 166. 

5) St. ®. B, fol. 22b. 

9) &t. 3. C, fol. 120b. 

?) Fragm. I, 34. St. 8. B, fol. 41b u. ö. 

9) St. B. C, fol. 69b:... supra stratam bodecariorum..., dum ascenditur 
.de ponte piscium .. . gl. Heft 3, ©. 97, Anm, 4. 

9 St. B. A6b, fol. 2a, 


3* 


56 


notirt'). Ceit 1289 gab es einen hovefischer (piscator curie) Petrus ), 
der wohl, wie der unten zu erwähnende cocus domine nostre, al3 Ange- 
ſtellter des fürjtlichen Hofes anzujehen ilt. 
1. Iermarus piscator: 1259; Fragm. I, 46. Hereditas I. p.: 1262; 
St. B. B, fol. 6b. 
2. Tidemannus piscator: 1262; Fragm. II, 95. Hereditas Thide- 
manni p.: 1284; St. B. C, fol. 103b. 
8. Petrus piscator: 1263; St. B. B, fol. 10a, 13b. St. B. O, 
fol. 83b, 117b, 140a, 149b, 176b. 
4. Nicolaus piscator: 1264; St. ®. B, fol. 15b, 57b. 
. Conradus piscator: 1264; ©t. B. B, fol. 16b. 
. Volmarus (Volcmarus) piseator: 1267; St. 2. B, fol. 35a, 37 b, 
Bla. St. B. C, fol. 4a, 14a. 
7. Thitmarus piscator: 1268; St. B. B, fol. 38a. 
8. Gherardus piscator: c. 1271?; St. ®. B, fol. 53a, 56a. Gh. 
Niger p.: 1283; St. 8. C, fol. 87a. 
9. Jacobus Longus (Magnus) piscator: c. 1271?; St. B.B, fol.55 b_ 
St. B. As, fol. 9b. Tacobus piscator: St. B. C, fol. 57a. 
10. Adolphus piscator: 1277; St. B. C, fol. 19a. 
11. Iohannes piscator: 1279: ©t. 8. C, fol. 23a. 
12. ITohannes Vasoldus piscator: 1288; St. B. C, fol. 161a, 166 b. 
69. Heringswäſcher (lotores allecium). — Sie werden in Den 
aus fpäterer Zeit ſtammenden Verzeichnijjen der Rojtoder Memter nicht 
erwähnt. Wenn indefjen während der uns bejchäftigenden Zeit wiederholt 
eine von ihnen gemeinfam entrichtete Abgabe gebucht wird ®), jo fünnen 
wir wohl annehmen, daß fie eine Corporation bildeten. In Hamburg 
jagen fie mit den Garbrätern in einem Amtet). Die Heringsmwäjcher 
reinigen und ſalzen die von den Schonenfahrern mitgebrachten Heringe im 
den Heringshäufern (domus allecium), die bei uns jeit den fiebztger 
Jahren des 13. Jahrhunderts erwähnt werden). Während e8 in Hamburg 
bi3 1382 offenbar nur ein jtädtijches Heringshaus gab, in dem die Kauf: 
feute (d. h. doch wohl die Echonenfahrer) ihre Fiſche niederlegen mußten ©), 
ist es im Roſtock ſchwieriger, ſich von den bier herrjchenden Verhältniſſen 
ein Hares Bild zu machen. Denn während in einer etwa um 1278 
gemachten Eintragung ausdrüdlich eine Abgabe vom Heringshaufe an Die 
Stadt erwähnt wird ?), gab es jchon jehr bald nach der uns hier bejchäf- 
1) &t. B. AS, fol. 6b. 
) M. U. 8.2, Nr. 1422, Ann. 
) ©. unten, 
+) Koppmann, Kümmereirechnungen 1, ©. XL. Rüdiger, Die ält. Hamb, Zunft: 
rollen, S. 104 fi. — Die den Heringswäſchern verwandten Fiſchweicher rejp. Stod- 
fifchweicher hatten in Kübel und Hamburg eigene Aenter; Wehrmann a. a, D. 
©. 453 f. Nüdiger a. a. O. ©. 79 fi. 
6) St. B. C, fol. 13b. 
6) Lappenberg, Realgewerberechte, S. 107. 
) St. ®B.A6a, fol. 2b; gedr. M. U. B. 10, Nr. 7199, ©. 49. 


an ur 


37 


tigenden Zeit Heringshäufer, die nicht der Stadt gehörten. Im Jahre 1293 
wird ein jolches im der Altitadt nahe der Warnow erwähnt‘). Im 
Sahre 1295 beſaß Helmicus Snidewint zwei Heringshäufer, die als trans 
fluvium Warnowe liegend bezeichnet werden). Es find dieſes wohl die— 
jelben, von denen eine Urkunde des Fürſten Nicolaus redet, der im 
Sahre 1312 eine von der Warnow bis nach Dierfow fich erjtredende 
Wieſe mit darauf befindlichen Heringshäufern an den NRojtoder Bürger 
Hinrik Swetzin abtrat?). Etwa 10 Jahre jpäter wurde auf Befehl des 
Raths von den Heringswälchern ein neues Heringshaus gebaut, das 
70 Darf kojtete‘), Bon einem vor dem Bramomwer Thore belegenen und 
im Privatbeji befindlichen Heringshaufe endlich ift in den Jahren 1328 
und 1344 die Rede’). Vielleicht lagen die Verhältniffe jo, daß inner: 
halb der Stadt nur im ſtädtiſchen Heringshaufe, außerhalb derjelben 
aber auch in Privathäufern gewajchen werden durfte. 

Die bereit erwähnte einmal ausdrücdlich ald Abgabe vom Herings— 
hauſe bezeichnete Zahlung wird auch jonjt noch mehrfach in unjeren 
Duellen als Abgabe der Heringsmwäjcher gebucht. Sie betrug jährlich 
12 Mark und wurde in vier Raten zu je 3 Marf entrichtet ®). 

1. Thidericus Monoculus lotor allecium: 1262; St. B. B, 

fol. 7a. 

2. Iohannes Niger lotor allecium: 1270; St. B. C, fol. 3b. 

8. Seghefridus lotor allecium: 1280; ©&t B. C, fol. 33b. 

St. B. AT, fol. 1b. 


W. Schlachtvieh. 


70. Küter (mactatores, fartoresj. — Sie ſchlachteten das Vieh 
im Auftrage der Knochenhauer und weideten es aus. Für eine beſtimmte 
Summe wurden ihnen in Lübeck und Hamburg die Eingeweide überlaſſen?). 
In Riga bejchäftigten fie fich auch mit Wurjtmachen ®). Ein eigenes Amt 


1) M. U. B. 3, Nr. 2332 Anm, 

2) Daj. im Tert. 

2) M. U. B. 10, Wr. 7272. 

HM. U. B. 7, Nr. 4397: Auno Domini 1323 allotores ex iussu consulum 
‚eonstruxerunt novam domum allecium pro 70 marcis, quas exposuerunt, pro qua 
consules ex parte census 4'/s defalcabunt singulis annis quolibet festo Michaelis. 
— Anno Domini 1323, circa nativitatem Domini, allotoribus allecium defalcate 
sunt 4'/, marce ratione nove domus allecium, quam construxerunt, Item [anno 
13]24 4"/s, item anno [13]25 tantum, item anno [13]26 tantum, 

5) Daf. Anm. 

° St. B. AB, fol. 1a, 2a, 2b. St. 8. A6b, fol. 1a, 1b, 3a. 

?) Koppmann a. a. DO, ©. XLIV. Lappenberg, Realgewerberedte, ©. 39. 
BWehrmann a. a. D., ©. 267 fi. 

9) Stieda u. Mettig, Schragen d. Gilden u, Aemter d. St. Riga, ©. 11. 


38 


bildeten fie nicht. Beſondere jtädtiiche Schlacht: oder Küterhäufer, ir 
denen alles zum Verkauf beftimmte Fleisch geichlachtet jeim mußte, kommen 
früh auf). Det uns jind bereitS in den jiebziger Jahren des 13. Jahr— 
hunderts drei Schlachthäuſer auf dem Küterbruch, der jeit 1279 in unjerem 
Quellen als palus fartorum bezeichnet wird ?), nachweisbar’). Von 
zweien erhielt die Stadt eine jährliche Abgabe von je 6 Marf, während 
für das Dritte offenbar 8 Mark bezahlt wurden, da die Summe der 
jtädtiichen Einfünfte aus den Schlachthäufern auf 2U Mark angegebeır 
wird. Das ald domus carnificum in nova civitate oder domus far- 
torum in nova civitate bezeichnete Gebäude it wohl mit einem der 
angeführten Häuſer identijch*), alfo nicht in der Neuftadt liegend, ſondern 
den Bedürfniffen des neuftädtiichen Fleiſchhandels dienend zu denken. 
während die beiden anderen Echlachthäufer für die Alt: und Meittelitadt: 
beitimmt waren’). In jedem Schlachthauje war offenbar zunächſt nur 
ein Küter thätig‘). Der Berfauf der den Kütern vorbehaltenen Fleiſch— 
waaren gejchah im jtädtischen Buden. Der Küter Hennefe Scortebulem 
zahlte für die ihm überlajjene nacheinander die Summen von 6 und. 
3 Schillingen ?). 





1) Koppmanna.a.D., S.LXX. Lappenberg, Wehrmann, Stieda u. Mettiga.a. O. 

9) 6.8. C, fol. 24b. 

2) St. B. AS, fol. 1a. 

*) Die Erklärung von domus carnificum ald Knochenhauerbude verbietet die 
Eintragung St. B. A 8, fol. 2a: Carnifices nove civitatis dederunt totum de macellis 
et domo eorum. Auch in Hamburg wird der Ausdruck domus carnificum für Schladht- 
haus gebraudit; vgl. Roppmann a, a. ©, ©. LXX f. 

5) Eine Eintragung von 1307 nennt ausdrüdlich tres domus mactatorie civitatis 
in palude fartorum site; M. U. B. 5, Wr. 3140. — Die Bezeihnung domus 
mactatoria nove civitatis finden wir in einer wohl bald nad der uns beichäftigenden- 
Zeit (1293?) gemadten Stadtbucd-Eintragung (St. B. D, fol. 93b), 

°), Vgl. d. Verz. — Aus den neunziger Jahren des 13. Jahrhunderts haben jich 
folgende auf die Schlachthäuſer bezügliche Gintragungen erhalten: Hermannus fartor 
convenit domum anteriorem (d, h. das der Stadt zunächit gelegene) mactatonam pro 
5'/s mr, den. Cum ipso stat Westfalus fartor; St. B. D, fol. 45b. — Civitas 
locavit Henrico Albo fartori domum mactatoriam exteriorem (d, h. das am weiteften 
von der Stadt entfernte) et suis veris heredibus perpetuo pro duabus mr, den. 
ad iustum censum arealem. (Quos den. quatuor anni temporibus erogabit, Acta 
sunt hec de iussu consulum universorum anno Domini 1294 circa festum beatı 
Iohannis baptiste, Lubberto Dunevar, Her. Lyse et Iohanne de Lemhus tabule pre- 
sidentibus; &t. ®. D, fol. 38b. — Wermerus fartor convenit domum mactatonam. 
nove civitatis ad unum annum pro 6 mr. Sie dabit quolibet tercio 24 sol. Actum 
anno tercio (wohl 1293) feria quarta prima quadragesime; St. ®. D, 93b. — 
Damals fcheint es alfo gleichzeitig mehr als drei Küter gegeben zu haben. 

) St. B. A6b, fol. 4a. 


39 


1. Magherhals [mactator]: c. 1270—80; ©t. B. A 6b, fol. 1a. 

2. Tideman [mactator|]: c. 1270-80; St. B. Abb, fol. 1a. 

3. Henneke Scortebulen fartor: c. 1279; St. B. A6b, fol. 4a. 

71. Garbräter (assatores). — In Lübeck verkauften fie gefochtes 
Fleisch, Würſte, Wildbret und bejtimmte Fiſcharten). In Hamburg bildeten 
jie mit den Heringswäjchern cin Amt?). 

1. Albertus assator: c. 1231; St. 8. C, fol. 45b, 56b, 172b. 
2 Johannes assator: 1288; St. B. C, 'ol. 172b. 

72. Köche (kokemestere ?, coci, coqui; eokerschen ?), — In Danzig 
gab es im 14. Jahrhundert Köche, die das Recht hatten, während des Jahr: 
marft3 auf öffentlichen Pläben zu kochen). Ob ſich unter den in unjer 
Verzeichnig aufgenommenen Perjonen auch jolche befinden, die ihr Gewerbe 
in diejer Weile ausübten, oder ob fie alle wie der fürftliche Hofkoch Gerhard 
(cocus domine nostreı*) als Ungeſtellte zu betrachten jind, läßt jich nicht 
entjcheiden Die fürjtliche Küche (coquina domini terre) wird im Jahre 1319 
erwähnt ?). 

1. Lippoldus eoceus: 1263; &t. B. B, fol. 12b. 

2. Thidericus coq[u]Jus: 1267; Et. B. PB, fol. 32b. 

3. Gherardns cocus: 1284; Er. B. C, fol. 8a. Gh. cocus domine 
nostre: 1284; St. 3. C, fol. 102. 

4. Sifridus kokemester?: 1252; St. B.B, fol. 7b. Hereditas 
S. kokemesteri: c. 1266; Zt. B. B, fol 31b. St B. Aba, fol. 2b. 

Greta cokersche?: 1266; St B.B, fol.27b, 28h. 


73. Knochenhauer (carnifices),. — Sie gehörten ım 15 Jahr: 
hundert zu den Yemtern, die 20 Bewaffnete zu jtellen hatten °) und hatten 
von Anfang an einen Platz unter den wichtigiien und zahlreichiten Hand» 
werfen inne Wenn unjer Berzeihnig für die Zeit big 1283 59 Knochen— 
hauer aufweilt, jo it daS jedenfall3 nur etwa die Hälfte der thatjächlich 
um jene Zeit vorhandenen Glieder Ddiefes Amtes, da ung im Kämmerei— 
regijter vom Jahre 1325 von nicht weniger als 84 Knochenhauerbuden 
berichtet wird’). In dieſen Buden, die jich in den Fleiſchſcharren (macelle) 
der Ait-, Mittel- und Neuſtadt befanden, verfauften die Knochenhauer das 


— 


1) Wehrmann a. a. DO, S. 204 und 206. In Greifswald war den Garbrätern 
das Feilhalten von rohem Fleisch ausdrücklich verboten; vgl. O. Krauſe, d. ält. Zunft- 
rollen d. St. Greifswald. Greifswald. Gymn.Progr. 1898. S. 16. 

2) loppmann a. a. DO, ©. XXXVI. 

2) Hirih a. a. O. ©. 317. 

4) Bol. Ber. 3. 

°) Vgl. M. U. B. 2, Nr. 1422, Anm. Vgl. II, 1, S. 109. Einem Hoffiicher 
(Petrus piscator curie, hovevischer) begegnen wir feit 1289: vgl. oben 5. 36. 

°) Hanf, Geſchichtsbl. 1886 ©. 165. 

) Kämmereiregijier von 1325 in M. U, B. 7 Wr. 4608. 


40 


Fleiſch der von den Kütern geichlachteten Thiere’). Die macelle lajjen 
fi) bei uns fchon früh nachweisen und werden wohl nicht viel jünger ſein 
als die Stadttheile jelbft. Im der Mitteljtadt werden fie jeit 1259°), in 
der Altitadt feit 1267?) und in der Neuftadt jeit c. 12704 erwähnt?). 
Die aus der Zeit bis 1288 ftammenden Nachrichten geben über die Höhe 
der jährlichen Abgaben für die Knochenhauerbuden — lede, ledhe‘) — 
feine genaue Auskunft. Nach einer aus den fiebziger Jahren Ttammenden 
Eintragung zahlten die Knochenhauer der Altjtadt 11 Pfund, die der 
Neuftadt 6 Pfund‘). Im Jahre 1325 hatte, wie es jcheint, die Stadt 
aus den 84 Buden, von denen 36 in der Altitadt, 28 in der Mitteljtadt 
und 20 in der Neuftadt lagen, eine jährliche Einnahme von 112 Mark. 
Eine Abgabe der neujtädtiichen Knochenhauer für das Schlachthaus wird 
um 1270 erwähnt d). Ans einer Verordnung des Nojtoder Raths vom 
Sahre 1330 jehen wir, daß den Knochenhauern der Verkauf von Eped 
verboten, an drei Warkttagen vor Dftern aber der Berfauf von [ein- 
gefalzenen] Schulterftüden, Schinken, ganzen [Sped- ?]Seiten und friſchem 
[Schweine] Fleisch erlaubt war ”). — Ueber die amtliche Fleiſchſchau erfahren 
wir aus unſeren Quellen Nichts. Daß man es damit im Mittelalter 
recht genau nahm, ijt befannt. Nor Allem ſcheint die Beſtimmung, daß 
finniges Fleiſch gejondert vom gefunden Fleiſche auf einem weißen Lafen 
verfauft werden jollte, weit verbreitet geweſen zu fein !%). · Wegen anſtößiger 
Ausjtellung wurde im Jahre 1338 ein Knochenhauer aus Rojtod verwieſen *). 
Ueber die Vefugniß der Wenden, zu jchlachten oder mit Fleiſchwaaren zu 





1) Koppmann a, a. O. ©. XLII u. XLIV. Gtieda u. Mettig a. a. O. ©. 11. 
In Lübeck hatten die Knochenhauer das Recht, wöchentlich cin bis zwei Schaſe zu 
Haufe zu fchlachten, aber nur zu ihrem eigenen Bedarf; Wehrmann a, a. D., ©. 267. 

) Fragım. 1, 60. 

3, St. B. B, fol. 314. 

St. B AS, fol. 3a. 

5) Ueber die Bezeichnung domus carnificum fir Scladhthaus ſ. oben ©. 38. 

°) In Wismar heit diefe Abgabe bei Knochenhauern und Bädern ledehure; 
vgl. M. U. B. 3, Nr. 2090. — Ueber das Wort vgl. Koppmann, Zub. Tölner’s 
Handlungsbuch, ©. XXIII. 

) St. B. &8, fol. 12a: De antiqua civitate dederunt 11 talfenta) (totum) 
lede carofifieum.. De nova civitate sex ledhe. Weitere Eintragungen, >ie aber 
offenbar nicht die ganze jährliche Abgabe angesen, vgl. Et. B. A 6b, fol. 1a, 1b, 3a, 
AS, fol. 2a, 2b, 3a, 14b. 

°) St. B. A 8, fol. 2a, vgl. oben ©. 38, Arm. 4. 

) M. U. B. 8, Nr. 5162. 

10) Vol. Adler, FleifhThenerungspolitit, S. 23 ff. Techen i. d. Hanf. Geſchichtsbl., 
Jahrg. 1897, ©. 30 fi. Stader Reimklage a. d. XIV. Ih, hrg. v. Krauſe i. Archiv 
d. Ber. f. Geſch. ꝛc. zu Stade 1 (1862), ©. 130. 

m) M. U. B. 9, Nr. 5856. 


41 


handeln, erfahren wir aus den Quellen der uns beſchäftigenden Zeit, 
Nichts. Sie handelten offenbar beſonders mit Schweinefleiſch. In der 
Fortſetzung der oben erwähnten Rathsverordnung von 1330 heißt es, 
daß die Wenden das ganze Jahr hindurch am Montag und Donnerstag 
auf ihren Verfaufsplägen an der Ellernbrüde, die jie von Alters her inne 
haben, Sped verfaufen dürfen. Außerdem ſteht ihnen der Handel mit 
dem Fleiſch von Rindern, die [nicht mehr als] 24 Schillinge werth find, 
frei, und es joll ihnen erlaubt fein, zwischen Michaelis und Weihnachten 
Rind- und Hammelfleiih in halben und viertel Stüden zu verkaufen. 
Für ihre Verfaufspläge hatten die Wenden nach dem Kämmereiregiſter 
von 1325 von jedem Tiſch 4 Schillinge an die Stadt zu zahlen. 


1. Elverus carnifex: 1259; Fragm. I, 60. 

2. Iohannes carnifex: 1259; Fragm. I, 62. St. 2. C, fol. 10a. 
Vol. 21° 

3. Arnoldus: Arnoldus frater Iohannis carnificis?: 1259; Fragm— 
I, 62. A. carnifex: 1260; Fragm. 1, 81. St. B. B, fol. 30a. Area 
A. c.: 1268; St. B. B, fol. 40b. Bertrammus filius A- c.: 1283; 
Et. B. C, fol. 85b. 

4. Helyas carnifex: 1261; Fragm. II, 62. St. B. C, fol. 126b, 129b. 
Elyas c. de Ribeniz?: 1261: St. ®. B, fol. 1b. Iohannes filius 
Elye c.: 1268: St. B. B, 35b. lacobus filius E. e.: 1270; St. B. 
B, fol. 5la, 65b. St. B.A8, fol. 16a. St. B. C, fol.135b, 140b. 

5. Conradus carnifex: 1261: Fragm. 11, 78. St. B. B, fol. 7b. 

6. Nicolaus carnifex?, döminus: 1261 0d. 62; Fragm. II, 84. 
N. c. (ohne dominus!): 1262; ©t. B. B, fol. 2b, 3b. Johannes 
filius N. c.: 1269; St. B. B, fol.46b, 56b. Hereditas, que fuerat 
N. c.: c. 12355; St. B. C, fol. 108a. 

7. Gozwinus carnitex?: dominus: 1262; St. B. B, fol. 5a. 6. 6: 

1263; St B. B, fol. 10a, 28a. Johannes filius Gozswini c.: c. 
1269: &t. B. B, fol. 42b. St. 8. C, fol. 17a. 

8. Lemmeco carnifex: 1263; St. ®. B, fol. 11b. Hartmannus 
(Hartwicus) filius Lemmeconis (Lemmeken) c.: 1263; St. B. B, 
fol. 13a, 15ab. Bol. 15. ö 

9. Phylippus (Phil(l)ippus) carnifex: 12647; St. B. B, fol. 16b, 
4la, 4lb, 43a. 

10. Thidiricus carnifex de Wismaria: c. 1264?: St. B. B, fol. 
24a. 

11. Henricus Bilop carnifex: 1266: St. B. B, fol. 27b, 40b. St. 
B. C, fol. 4a. Vol. 34? 

12. Tidemannus Grubo carnifex: 1268: St. B. B, fol. 37b. 

13. Gobele (Gobelo) carnifex: 1270; St. B. B, fol. 50b. St. B. A 
6b, fol. 2a. St. B. C, fol. 27a, 70a, 163b, 178. 

14. Sifridus carnifex: c. 1271?; St. B. B, fol. 55b. St. B. As, 
fol. 5b, 6a. St. B. (, fol. 145b. 

15. Hartwicus carnifex: c. 1271?; St. ®. B, fol. 56b. Bal. 8, 
25 u. 26? 


IS 


42 


. [ohannes Mattis carnifex: c. 1271?; &t. B. B, fol. 53a. 
- Willikinus Kule carnifex: c. 1271?: &t. B. B, fol 58a. St. 


B. C, fol. 88a. 


. Gherardus carnifex: c. 1271?; St. B. B, fol. 6la. St. B. C, 


fol. 9b, 41b, 135b, 140b. 


. Hence carnifex: 1268; St. B. B, fol. 66b. St. B. C, fol. 98b. 


Bol. 20? 


. Henneco carnifex gener Gruben: c. 1270—80; St. B. AS&, 


fol. 9b. Bol. 12. 


. Johannes carnifex in antiqua civitate: c. 1273; St. B. 


AS, fol. 11a. Pal. 2? 


. Jordanus carnifex: c. 12782; St. B. As, fol. ?a. St. B. C, 


fol. 4a, 72a, 105a, 125a, 158b. 


- Thetlevus (Detlevus)carnifex: 1273; St. B. C, fol. 6b, 47b,112h. 
. Herbordus carnifex: 1279; St. B. A, 6b, fol. 3a. St. B. C, 


fol. 53b, 97b, 146a, 15la. 


. Herewicns carnifex: 1279; St. B. C, fol. 26a, 86a. Pol. 15 


und 26? 


. Herewicus Saccus cearnifex: c. 1279; St B. C, fol. 27a. 


Bol. 15 u. 25? 


. Hermannus carnifex: c. 1279; St. B. C, fol. 27a. al. 33? 
. Johannes Somer carnifex: 1280; St. B. C, 31a, 1644. 
. Lodhewicus de Bucowle) carnifex: c. 1280; Zt. B. C, fol. 


37a, 50a, 96a. 


‚ Johannes de Satow(e) earnifex: 1281; St. ®. C, fol. 50a, 


159a. 


. Henriceus Rescoke carnifex: c. 1282; Et. B. C, fol. 52b. 
2. Volceco earnifex: 1284: St. ®. C, fol. 81a. 
. Hermannus (de) Bucowe carnifex: c. 1284; Et. B. C, fol. 


81h, 94b, 100a. Val. 27? 


. Henricus carnifex: c. 28; St. B. C, fol. 104b, 111b, 129a. 


Rot. 11, 19, 20 u. 31? 


. Crayst earnifex: Scheint tot zu jein: 1286; Zr. B. C, fol. 126. 
. Mathias carnifex: 1287: St. 8. C, fol. 154a. Bal. 16? 
. IJacobus filius Helye carnifex: 1287: St. B. C, fol. 156b. 


Bol. 4. 


. Johannes Rapesilver carnifex: 1288; St B. C, fol. 170b. 
. Albertus Munt carnifex: 1288; St. ®. C, fol. 173a, 173b. 


X. Getreide. 


74. Müller (molner, molendinarii; molendinarie). — Sie jcheinen 


in älterer Zeit weder in Roſtock noch jonjtwo ein Amt gebildet zu haben. 
Sedenfalls werden fie noch im 15. Ih. nicht unter den Nemtern aufgeführt, 
In jpäterer Zeit gab es bei uns ein Amt der Wafjermüller und ein Amt 


der Windmüller'), Ob es in der uns bejchäftigenden Zeit in Rojtod 


) Berz. i. d. Gemeinnig. Mufjigen 3. d. Roſt. Nadır. 1782, 20. Stüd S. 80. 


43 


überhaupt Windmühlen gab, läßt ſich nicht jagen; in Wismar find fie inr 
Sabre 1296°), in Blau?) und Schwerin?) im Jahre 1298 nachweisbar; 
von Pferden getriebene Mühlen (equis que circumducuntur) gab 
es in Plau um diejelbe Zeit‘); Steine von Handmühlen (quernestene) 
werden im Jahre 1342 als Roſtocker Bürgern geraubt erwähnt’). Die 
Zahl der Wafjermühlen war in Rojtod jedenfalls jchon früh ziemlich groß °). 
Sie lagen theil3 auf dem Mühlendamm, theil3 in der Stadt — jo Die 
Mühle, nach der unjere Viergelindenbrüde ihren Namen hat — '), theil® 
vor dem Ströpelinerthor‘). Der Mühlendamm it jeit 1262 nachweisbar ®), 
die Mühlenjtraße (platea molendini) feit 1266'% und das Mühlenthor 
(molendor, valva (porta) molendinorum) jeit 1268). Um 1269 wird 
gebucht, dag die Wittwe des Dietrich von Hildesheim drei Mühlräder 
für 70 Mark verpfändet habe!). Um 1278 verkauft der Fürſt Waldemar 
dem Heinrich Freſe die Einkünfte von zwei Rädern der legten auf dem 
Damme gelegenen Mühle’). Dieſe Einkünfte waren darauf begründet 
daß in älterer Zeit in der Regel nur das Mühlengebäude den Müllern 
gehörte, während das Mühlengrundftüd und der Wafjerlauf Eigenthum 
des Landesherrn oder gewiljer Privatperfonen war, denen die Müller 
Kornrenten zu leilten hatten ’*). Einen jolchen Eigenthümer eines Mühlen— 
grundftüds, feinen eigentlichen Müller, haben wir wohl ficher in dem als 
dominus bezeichneten Hermannts molner !°) vor uns. 

1. Nicolaus: Ghese filia N. molend[inarii]: c. 1260; Fragm. II, 60. 

2. Everardus molendinarius (molner): 1262; Fragm. II, 95. 

St. B. B, fol. 2b. 
3. Thideman molendinarius: 1266: St. B. B, fol. 296. 
4. Hence Pinguismolendinarius: 1267;&t.B.B,fol.31b Bgl.5u.9? 


1) M. U. B. 3, Nr. 2408. 

2) M. U. B. 4, Nr. 2524 (molendina, que vento reguntur). 

MUB. 4 Nr. 2525 (molendina venti), 

+) Bol. für die fpätere Zeit M. U. B. 12, ©. 595. 

5 M. U. 8.9, Nr. 6251, S. 428. 

e) Das M. U. B. fennt für das 13. 96.7 (B ©. 69, für die Zeit v, 1300-1350 
14 Mühlen (11 ©. 73), es wird ſich indejjen nad) Durdarbeitung aller Stadtbücher 
vielleicht eine größere Zahl ergeben. 

7 &t. 8. B, fol. 25a (1266); ıuxta quatuor rotas. Glint — Mihlrad, 

») &t. 3. C, fol. 35a (1231): molendinum quod iacet ante valvam Uropelin, 
Bol. Koppmann, Die Wajjermühlen in der Kröpelinertbor-Borjtadt in II, 1 S. 89 ff. 

®) &t. B. B, fol. 2b; molendinam in dammone, 

10%) St. 8. B, fol. 29a. 

119) St. 8. B, fol. »9b. 

18) St. 3. E, fol. 45a. 

13) St. B. A 7, fol. 2b, 

14) Vol. Koppmann in IT, 1, ©. 89. 

»*), Verz. 10. 


44 


5. Heinricus (Henricus) molner (molenäinarius): 1270; St. B. B, 
fol. 5la. St. B. C, fol. 29a, 35a, 119a, 125a, 128b, 148a. St. 
B. AS, fol. 12a. Pol. 4 u. 9? 

6 D(h)ancmarus(Thancmarus)molner (molendinarius): c. 1271?; 
St. BB, fol. 2b. St. B. C, fol. 35b, 45b, 49b, 58b, 60a, 63b, 
65a, 84b, 100b, 107b, 161b, 170b. 

7. Thetlevus molendinarius: c. 12712; St. B. B, fol. 57a, 62b. 

8. Iohannes molner: c. 1271?; St. B. B, fol. 60a. 

9. Heinricus molner de Dobistorpe: c. 12752; St. B. As, fol. 
11b. Pal. 4 u. 5? 

10. Hermannus molner? (molendinarius), dominus'): 1275; St. B. C, 
fol. 14b, 36b, 140a, 170a. H. m. frater Sifridi: 1282; St. ®. C, 
fol. 69b. Bol. 14. H. m. [frater Conradi]: 1283: St B. C- 
fol. 75a, 75b. Bol. 13. 

11. Rotgherus molner: 1275; &t. B. C, fol. 16b. 

12. Wilhelmus ı«Willehelmus): Filius W. molner: 1275; St. B— 
AS, fol. 5b. Hinricus filius W. molendinarii. 1279; St. B. C, 
fol. 28a. Johannes filius W. m.: 1283: St. B. C, fol. 87b. 

13. Conradus molendinarius: 1230; St. B. C, fol. 33b, 87a, 117Tb. 
Conradus frater Hermanni molendinarii?: 1233; St. B. C, fol. 
5b). Bol. 107 

14. Sifridus molendinarius: 1282; St. B. C, fol. 69a, 140a. 
Bol. 10? 

15. Bernardus Sapiens molendinarius: 128; St. B. C. fol. 
63a. Bernardus m.: 1236; St. B. C, fol. 128a®). 

16. Frederieus molendinarius: 1288: St. 8. C, fol. 160a, 164a, 178b. 

17. Arnoldus molendinarius: 1283; St. B. C, fol. 165b. 

Auch Frauen werden als Müllerinnen bezeichnet. 

1. Conegundis molendinaria: 1281: St. B. C, fol. 47a. 

2. Gerburgis molendinaria: 1233; St. B. C, fol. 165b. 


75. Bäder (beckere, pistores.) — Sie haben jedenfalls von Anfang 
an zu den zahlreichiten Handwerfen gehört. Bon 1258 —1288 lajjen ſich 
über 50 Vertreter nachweilen, und im 15. Ih. hatten fie 30 Bewaffnete 
zu Itellen. Die in diefem Handwerk fid) ausbildenden Specialitäten haben 
vielfach eine Theilung zur Folge gehabt. Im Hamburg ſteht ein Amt Der 
Weiß- und Falıbäder neben einem ſolchem der Los- und Stuchenbäder, und 
zu ihnen fam in jpäterer Zeit noch eine Brüderjchaft der Grobbäder ‘), In 
Lüneburg gab es cin Amt der Weihbäder und ein Amt der Grobbäder’), in 
Greifswald ein Amt der Weißbäder und ein Amt der Hausbäder‘). In 
Lübeck jtanden, wenigjtens im 16. Ih, dem Bäderamte fogenannte Frei— 


2) Bol. oben ©. 43 u 11, 1, ©. 46. 
) Bol. II, 1, ©. 95 f 

2) Bgl. 1,1, S 9. 

*) Koppmann a. a. D. ©. XXX. 

5), Bodemann a. a. ©. ©. X. 

») O. Krauſe a. a. O. ©. 40 f. 


45 


bäder gegenüber‘), In Roſtock beitand ein ähnlicher Gegenjag zwiſchen 

dem Amte der Bäder — in jpäterer Zeit auch) als Faltbäder bezeichnet — 

und den 2osbädern, der im Jahre 1654 durch den Rath dahin entjchieden wurde, 
daß gleichzeitig nicht mehr als vier Losbäder vorhanden jein jollten. Auch 
wird damals genau angegeben, welche Badwaaren fie heritcllen durften. 

Ein eigenes Amt bilden die Losbäcker erſt jeit 1737°%) Ob wir jchon für 

die ums hier beichäftigende Zeit eine derartige Teilung anzunehmen haben, 

iſt fraglich. Jedenfalls aber find verjchiedene Bezeichnungen nach Specia— 
fitäten nachweisbar und ſollen weiter unten angeführt werden. Die Bad: 
gerechtigfeit war an bejtimmte Grundjtüde, die ſg. Baderben, gebunden °), 

Um ein jolches handelt es fich, wenn c. 1269 von einer pistrina Die 

Rede ijt, die dem Schmiede Helmicus gehört‘). Die Berfaufsjtellen der 

Bäder waren, wie aus den Aufzeichnungen der Abgaben hervorgeht, in 

ähnlicher Weile wie die der Sinochenhauer nad) den Stadttheilen gejchteden 

(pistores antique, medie, nove civitatis)°). Die Höhe ihrer Abgaben 

erfahren wir aber erit durch das Kämmereiregiſter von 1325, demzufolge 

für jedes Fenſter jährlich ein Schilling zu entrichten war. Aus einem 
der Nachträge zu dieſem Regüter acht hervor, daß im Sahre 1359 die 

Bäder der Mittelitadt mit dem Rath ein Abkommen jchlojjen, das fie, 

ohne Rüdjicht auf ihre Zahl, zu einer jährlichen Zehlung von 20 Marf 

Pfennigen verpflichtete ®). 

1. Arnoldus pistor de Lawe: 1259; Fragm. I, 14. 

2. Rigardus: hereditass R. pistoris: 1261; Fragm. II, 68. 
Domus, que fuerat Richardi p.: 1262; St. B. B, fol. 3a. R. p. ft: 
1262; St. B. B, fol. 4a. 

3. Heinricus Gygas pistor: 1263; St. B. B, fol. 11 b. Pal. 28? 

. Lutbertus pistor: 1263; St. B. B, fol. 14a. Pgl. 43? 

5. Reineco pistor: 1264; St. 8. B, fol. 16a. R. p. apud sanctum 
Nicolaum: 1268: St. B. B, fol. 37a, 45a. Hereditas Reinekini 
pistoris: 1270; St. B. B, fol. 5la, 57a, 63b. 

6. Bernardus pistor: 1264: St. B. B, fol. 23b. St. 8. C, fol. 160b, 

7. Johannes Wittenburg pistor: 1266; St. B. B, fol. 25b. 

8. Willekinns pistor frater Thideri:i de Fresendhorpe: 1266; 
St. 8. B, fol. 28b. +: c. 1268?; St. B. B, fol. 67 b. 

9. Elerus Voghet pistor: zieht ins Heil. Land: 1268: St. B. B, 
fol. 33a, 65a. E. p- V. 1263; St. B.B, fol. 46a, 59a, St. B. C, 


— 


1) Wehrmann a. a. D. ©. 169. 

2) Nach den im Rathsarchiv befindl, Orig.-Urkunden. In der Urk. v. 1654 find 
die Bezeichnungen der angeführten Badwaaren 3. T. unlejerlicd geworden, 

2) Vgl. Lappenberg a. a. D. ©. 60 ff. 

) St. B. B, fol. 43a. Vgl. aud) die oben angeführte Urk. v. 1654. 

9) St. B. A 8, fol. 2a, 2b, 14b. Pistores nove civitatis, f. audi: St. B- 
A 6b, fol, 3a. 

9) M. U. B. 14, Nr. 8685. 


46 


fol. 11b. Elerus pistor: c. 1271; &t. B. B, fol. 52a, 56a. Eler 
Voghet: c. 1271?; St. 3. B, fol. 6la. G£h)isle relicta (uxor) 
Eleri voghedeke (advocati) pistoris: 1280; St. B. C, fol. 30a, 
39a, 99a, 114b. 

10. Seghebado pistor: 1268; St. ®. B, fol. 39a. 

11. Ecgehardus pistor: 1268; St. B. B, fol. 40a. 

12. Hildebrandus pistor: 1269; St. B. B, fol. 46b. 

13. Wedego pistor: 1270; St. B. B, fol. 49a. St. B. O, fol 
153b, 165 b. 

14. Wicbernus pistor: 1270; St. B. B, fol. 50b. 

15. Jacobus scriptor pistor, frater Thome: c. 1271?; St. B. B, 
fol. 55b. 

16. Wulbodo (Wilbodo) pistor: c. 1271?; &t. B. B, fol. 6la. St. 8. 
C, fol. 87a. 

17. Borchardus pistor: c. 12719; St. B. B. fol. 62a. 

18. Hermannus de Parchem pistor: verfeitet: c. 1260—70; St. B. 
B, fol. 67 b. 

19. Heythenricus (Heidenricus) Rufus (Rubeus) pistor (p. R.)'): 
1272; St.B.C, fol. 4a, 12a, 15a, 35a. Heydenricus p.: c. 1275; 
St. B. C, fol. 16a. Brun frater H. Rufi pistoris: c. 1277; St. B. 
C, fol- 20b. In occidentali parte valli apud Rufum pistorem : 
1281; St. B. C, fol. 40a. Rufus p.: 1281; St. B. C, fol. 50b. 
Bol. aud unten Elyzabeth Rodebeckersche? 

20. Thomas pistor Seriptor: 1272; St. B. C, fol. 4a. Thomas 
Scriptor pistor: 1282; St. ®. C, fol. 54a. 

21. Eggelbertus (Engelbertus) pistor: 1273; St. 8. C, fol. 7b, 9a, 
lla, 14b, 117a, 139b. Eggelbertus pistor frater Funkonis: 1283; 
St. B. CC, fol. 168b. 

22, Johannes Monoculus pistor: c. 1275; St. B. A 8, fol. 6b. 

23. Ludeco pistor de Sywan: c. 1275; St. B. A 8, fol. Sb. 

24. Ludeco pistor de Öldenthlorpe]; c. 1275; St. B. A 8, fol. Sh. 

25. Hermannus Sapiens (Wise) pistor: c. 1275?; St. B A 8, 
fol. 11b. St. B. C, fol. 34a, 65 b, 80b. 

26. Heince (Hence) de Bochem pistor: c. 1275?; ©. B. A 8, 
fol. 12b. St. B. C, fol. 32a. Bol. 28? 

27. Bar[...] pistor: 1278; StB. C, fol. 22a. 

28. Heinricus (Henricus) pistor: 1278; St. B. A 7, fol. 1b. St. 8. 
C, fol. 44a, 76a, 85b. H. p. manens in hereditate Hermanni de 
Bilrebeke apud portam piscium: 1280; St. 8. C, fol. 29b. Bal. 
3, 29, 33, 42, 46?. 

29. Henricus Howenicht pistor: 1281; St. B. C, fol. 41a. Bgl. 23? 

30. Petrus pistor: 1231; St. B. C, fol. 50a, 5lb. 

81. Wolt(h)erus pistor: 1282; St. 8. C, fol. 57b, 95a, 150b. 

32. Martinus Scriptor pistor, frater Thome: 1283; St. B. U, fol. 62a. 

33. Hence pistor: 1283; St. B. ©. fol. 71b. Bol. 3, 26, 28?. 

34. Thidemannus pistor: 1283; St. B. C, fol. 73b. 

35. Ghise pistor: 1284; Stu. B. C, fol. 78b. 


!) Weber fein Grundftüd vgl. I, 2, ©. 104. 


47 


36. Gherardus pistor: 1283; St. B. C, fol. 88a. 

37. Iohannes de Dasle: lohannes filius J. de D. pistoris: 1284; St. B. 
C, fol 95b. 

38. Willekinus pistor: 1255; St. B. C, fol. 113b. Bol. 39? 

39. Willekinus Scriptor pistor: 1286; St. B. C, fol. 115b. Bal. 35” 

40. Lambertus pistor: 1286; St. ®. C, fol. 127a. 

41. Timmo pistor: 1286; St. 8. C, fol. 129 b. 

42. Henricus pistor in Snickemannesstrate: 1237; St. B. C- 
fol. 134. 

43. Ludolfus pistor: 1287; St. B. C, fol. 139b. Bgl. 4? 

44. Vodekinus?: domina Ghisle relicta Vodekini pistoris: 1287; 
St. B. C. fol. 1432. 

45. Iohannes pistor: 1287; St. B. C, fol. 145b. 

46. Henricus pistor in Lagestrate: 1283; St. B.C, fol. 169a- 

47. Marquardus de Bukowe pistor: 1238; St. B. C, fol. 160. 

48. Nicolaus pistor: 1288; ©t. B. C, fol. 175a. 

40. Henricus de Satowe pistor: 1288; St. 8. C, fol. 176a. 


1. Dedike bekeresche: 1288; St. B. C, fol. 178b. 
2. Elyzabeth Rodebeckersche: 123; &t 3. C, fol. 94a, 110a 
Wohl die Gattin vorn Heytlienricus Rufus pistor (19). 


76. Shönroggenbäder oder Schönbäder (|pulchri pistores;] 
pulchre pistrices). — Schonebrot oder schonerogge war ein aus feinſtem 
Roggenmehl gebadenes Brot, dejjen Herftellung nach der oben erwähnten 
Enticheidung des Roſtocker Raths vom Jahre 1654 den Losbäckern ver: 
boten war. Während der ung bejchäftigenden Zeit it nur eine pulchra 
pistrix nachweisbar. 

Aleydis pulchra pistrix: 1259; Fragm. I, 44. 


17. Weißbäcker (albi pistores). — Daß nad) ihnen in Hamburg, 
Lüneburg und Greifewald das eine der Bäckerämter benannt wurde, haben 
wir bereit3 erwähnt. Doch it das Wort albus bei den beiden in der uns 
bejchäftigenden Zeit vorfommenden PBerjönlichkeiten möglıcherweije auch nur 
eine Ueberſetzung des häufig vorfommenden Familiennamens Witt. 

1. Ludeco (Ludolfus) albus pistor: 1264; St. ®. B, fol. 16b. 

St». C, fol. 46b, 151b. 

2. Iohannes albus pistor: 1280; St. 8. C, fol. 32a, 94a. 

Db auc der häufig genannte Heythenricus (Heidenricus) Rufus 
(rubeus) pistor') und Elyzabeth Rodebeckersche ?) als Bertreter einer 
bejonderen Specialität, der Rothbäder, anzujehen find, oder ob es jich Hier 
um den jo häufigen Beinamen Rode handelt, läßt jich nicht mit Sicherheit 
entjcheiden. Ich habe vorläufig das Letitere angenommen, weil Rothbäder 
ſonſt nicht befannt zu jein jcheinen. 

1) Vgl. oben Berz. der Bäder 19. 

2) Vgl. oben 2. 


P 48 


78. Semmelbäder (semelbeckere, pistores symelarum), — 
Semmel durften nach der oben angeführten Urkunde von 1654 auch vorr 
Losbäckern bergeitellt werden. 

1. Albertus pistor symelarum: 1262; St. 2. B, fol. 7a. 

2. Arnoldus semelbecker: 1275; St. ®. A 8, fol. 6a. Thidericus 

gener A. s.: 12650 -7u?; St. B. B, fol. 63a. 


79. 2erjenbäder? (lersenbeckere). — Es it möglid, daß die 
Bezeichnung lersenbecker vor einem lerse — Bernkleid oder hoher Stiefel 
— genannten Gebäd herrührt. Ein jolches, dag den Namen „Strumpj* 
führt, fommt in den oben erwähnten Urkunden des Roſtocker Bäckeramtes 
vor und ijt auch anderswo, 3. B. in Hamburg, befannt?). 

Thidericus lersenbecker: c. 1271; St. B. B, fol. 52 a. 


80. Kuchenbäder (kokenbeckere, cokenbeckere, kokenbackere, 
tortarii ?2) — Mit dem SKuchenbaden bejchäftigten fich bejonders die Los— 
bäder. In Hamburg gab es im 15. Ih. einen Rathsfuchenbäder, dem 
die Spielleute unterjtellt waren, wie überhaupt zwiſchen Sluchenbädern und 
Spielleuten ein am verjchiedenen Drten nachweisbarer Zujammenhang 
beitand ?), auf den wir noch weiter unten zurüdtommen. 

1. Hermannus: bona H. kokenbecker: c. 12732; &t. BC, fol. 1b. 
Elisabeth filia H. k.: c. 1273?; St. B. C, fol. 2a. Puer H. 
kokenbacker: c. 1270-1280; St. B. A 8, fol. 17a. 

2. Waltherus (Woltherus) cokenbecker: 1289; St. B. C 
fol. 32b, 33b. Relicta Woltheri kokenbeckeres: 1283; St. B. 
0, fol. 160b. 

3. Henricus kokenbecker (tortarius?): 1232; St 9. C, 
fol. 67b, 118a, 167b, 177b. St. B. A 3, fol. 2a? 

4. Everardus kokenbecker: c. 1237; St. B. C, fol. 132b. Pueri 
Everhardi kokenbeckeres: 1288; St. B. C, fol. 167a. 


81. Grützmacher (pultifice). — Site bildeten bei und, wie in 
Lübeck und Greifswald), cin eigenes Amt, das im 15. Ih. 3 Bewaffnete 
zu ftellen hatte*). Neben der Bereitung und dem Verkauf von Grüße, der 
ihnen in Greifswald, wenigstens ſoweit es fich um größere Mengen 
handelte, allein zufam, bejchäftigten jte fi) im der letztgenannten Stadt 
auch mit Baden’). Im Jahre 1325 bezahlten jie nach dem Kämmerei- 
regijter jährlich um Weihnacht von jeder Mulde 2 Schilling. In der 
und bejchäftigenden Zeit find 6 Yertreter dieſes Handwerks nachweisbar. 

1. Wescelinus pultifex: c. 1265?; St. B. B, fol. 21b. 


— — — — — 


1) Vgl. auch Lübben, mud. Handwörterb. ©. 887. 

2) Bol. 1I Heft 2, ©. 80. 

2) Wehrmann a. a. O. ©. 33. Krauſe a. a. O. S. 171.29 1}. 

) Hanf. Geſchichtsbl. 1886 S. 166 u. Verz. v. J. 1782 a, a. D. ©. 78. 
5) Krauſe a. a. O. u. ©, 41. — Bol. auch unten: Haferbäder. 


49 


2. Wolderus (Volderus) pultifex: 1270; ©t.8.B,fol.50b. St. B. 
C, fol. Tla, 96b. 

3. Elerus pultifex: 1275; ©t. 8. C, fol. 8b, 5a. 

4. Rotbertus pultifex: 1284; St. B. C, fol. 73a, 90b, 120a, 121a. 

5. Tydemannus pultifex: 1284; St. 8. C, fol. 95a. 

6. Hermannus pultifex: 12837; &t. 8. C, fol. 134b, 151b. 


82. Haferbäder (haverbeckere). — Sie badten Haferbrot. 
1. Haverbecker: Heince gener haverbecker: c. 1275?; St. B. A 8, 
9a. Henricus filius haverbeckerles); St. ®. C, 79, 131. Val. 2? 
2. Henricus: Almarus filius Heinrici haverbecker: 1282; St. B. C, 
fol. 69b. Bol. 1? 


Y. Hopfen. 

83. Brauer (bruwere, braxatores, braciatores; braxatrices). — 
Das Brauen, urſprünglich Privatjache, mußte, als die Ausbildung des 
jtädtiichen Lebens eine weitgehende Arbeitstheilung bedingte, auch bald 
Gegenstand eines gewerbsmäßigen Wetriebes merden. Wie weit Diele 
Entwidelung in Roſtock in der uns bejchäftigenden Zeit gediehen war, 
läßt ich nicht mit Sicherheit enticheiden. Daß es jchon berufsmäßige 
Prauer gab, kann man doch wohl annehmen, wenn einzelne Perſonen als 
Brauer bezeichnet werden. Andererſeits aber läßt eine Eintragung vom 
Sahre 1259, nach der eine Schuhmacherfrau ihrem Manne u. U. Gefäße, 
die man beim Brauen gebrauchte (vasa braxatoria), vermachte, vermuthen, 
daß auch im Haufe gebraut wurde‘). Gefördert wurde die Ausbildung 
eine Brauergewerbes jedenfall3 dadurch, daß das Recht zu brauen mit 
der Zeit an bejtimmte Grundjtüde, die jogenannten Brauerben, geknüpft 
worden war?). Die Brauer gelangten dann überall zu hoher Bedeutung, 
jo daß fie auch da, wo fie, wie in Lübeck, zu den Aemtern gezählt wırrden, 
eine bevorzugte Stellung einnahmen?). In Hamburg bildeten fie fein Amt *), 
und ebenjo war e3 in Roftod, wo man fie zu den Compagnien zählte >). 
Das Brauen gehört übrigens zu den Gewerben, die auch von Frauen 
jelbitjtändig betrieben wurden®).. Daß es wegen jeiner Feuergefährlichkeit 
einer bejonderen obrigfeitlichen Controlle unterworfen war, haben wir 


») Fragm. I, 56a: Gertrudis uxor Meinekini sutoris resignavit viro suo... 
universa vasa braxatoria ... 

) Bol. Zappenberg, Nealgewerberedte ©. 5 ff. 

2) Wehrmann a. a. D. ©. 33 u. Stieda in den Mittheil. der Ber. f. Liib. Geſch. 
Heft 3, Nr. 3. — Bol. auch für Lüneburg: Bodemanı a. a. O. ©. XII f., für 
Danzig: Hirih a. a. DO. ©. 305 f. 

*) Zappenberg a. a. ©. ©. 10. 

5) Vgl. d. Verz. d. Gemwerbtreibenden i. d. Gemeinnüg. Auffägen z. d. Roit. 
Anz. 1782, 20. Stüd, ©. 77. 

° Wehrmann a. a. DO. ©. 179. Bol. d. Berz. 


50 


bereit3 in der Einleitung gejehen. In Wismar erließ der Rath im Jahre 
1322 eine Brauordnung?). 

1. Rapesilver??) 1275; St. B. A 8, fol. 6a. 

2. Gerwinus braciator: 1985; St. B. C, fol. 114a. 

3. Conradus braxator (bruwere): 1287; St. B. C, fol. 135b, 178b. 


l. Gertrudis uxor Meinekini sutoris?®): 1259; Fragm. I, 56a 
2. Evete braxatrix: c. 1271?; St. B. B, fol. 53a. 
3. Uxor Halshaghen?‘): 1275; St. B. A 8, fol. 5b. 


2. 


84. Krüger (kroghere, caupones, tabernarii), — In den Ber: 
zeichniffen der Rojtoder Aemter werden fie nicht erwähnt In Hamburg, 
Kübel, Lüneburg, Riga bildeten ſie offenbar fein Amt. Bet uns zahlen 
jie um 1270 eine gemeinjame Abgabe an die Stadt, über deren Höhe 
jedoch nichts verlautet?). Gegen Ende der Der Jahre wird gebucht, daß 
von einer taberna ex altera parte porte lapidee in monte jährlih um 
DOftern 4 Schillinge bezahlt werden jollen *). 

1. Winboldus caupo: 1262; St. B. B, fol. 7b. 

2. Bertrammus caupo: 1263; St. B. B, fol. 18b, 26b. St. B. O, 
fol. 6a, 29b, 30a, 38a, 45b, 56b, 108a, 14l1a, 158a, 158b, 163b. 
Wichardus wullenwevere vinitor gener B. c.: c. 1275?; St. 8. 
As, fol. 10a. Margareta uxor B. c.: 1284; St. B. C, fol. 77a. 

3. Hermannus tabernarius: 1267; St. B. B, fol. 81a. Bol. 4? 

4. Hermannus de Kezein dictus krogherere?: 1268; St. ®. 
B, fol. 37a. Hereditas Hermanni kroghere de Kezein: 1273; St. 
B. C, fol. 7a. Pal. 3? 

5. Heince qui fuerat kroghere in Conradishaghen?°):c. 1260 
bis 1270; St. B. B, fol. 67a. Pal. 6? 

6. Heinricus (Henricus) kroghere (caupo!: c. 1275; St B. AB. 
fol. 4a. St. B. A 6b, fol. da. St. B. C, fol. 14aa. Bal. 5? 


VII. Handel. 

Aa. 
85. Wechsler (campsores).,. — Um 1270 wird gebucht, daß jie 
nacheinander 60 Mark, 3 Mark, 16 Mark u. 5 Marl weniger 4 Schillinge 


1) M. U. B. 8 Nr. 5308. 

2) Die mit einem Fragezeichen verſehenen Perſonen waren vielleicht gar nicht 
berufsmäßige Brauer. Rapesilver wird wegen des mangelhaften Zuſtandes ſeiner Darre, 
uxor Halshaghen wegen nächtlichen Brauens bejtraft; vgl. Heft 3, ©. 70. Weber 
Gertrudis vgl. oben ©. 49. 

2) St. B. A 8, fol. la. 

9) St. B A7, fol. 1a. 

5) Ob er auh in Roftod Krüger war? 


51 


an die Stadt bezahlt haben). Nach dem Kämmereiregiſter von 1325 
jollen die Wechsler jährlich an Jacobi (Juli 25) für jede Wechjelbant 
16 Marf und an Weihnacht für die Silberhütte 40 Mark an die Stadt 
bezahlen. Um 1330 bejchloß der Rath unter Zuftimmung der Wechsler, 
daß jeder von Ddiejen, jo lange er eine Wechjelbanf inne hätte. jährlich zu 
Weihnacht 5 Mark für das Silberbrennhaus zahlen ſollte). Am 10. Oct. 
1337 verfauft der Rath dem Hinrieus de Kiritz eine Wechjelbant beim 
neuen Markt für 140 Mark Piennige?). Aus der uns hier bejchäftigenden 
Zeit find nur zwei als Mechsler bezeichnete Perjönlichfeiten befannt. 

1. Gherardus campsor: 1260; Fragm. II, 8, 51. Dominus Gh. ce. 

1262; Fragm. II, 89. 
2. Wichmannus campsor: 1260; Fragm. II, 4, 90. 


Bb. 


86. Kaufleute (coplude, copmanni). — Unter diejer Bezeichnung 
find im Gegenjaß zu den Krämern in der Regel Großhändler zu verjtehen. 
Sie bilden fein Amt, jondern eine Compagnie, deren Alter allerdings 
unbefannt it!) Wie überall in älterer Zeit, jo wird fich auch in Roſtock 
der Rath) vorzugsweiſe aus Kaufleuten zujammengejegt haben, bis daneben 
juristisch geichulte Elemente Aufnahme fanden. Doc kommt die Bezeichnung 
Copman jchon früh als Familienname vor. Die älteſte Nachricht von 
einem Compagniegejchäft finden wir in einer Eintragung aus dem Jahre 
1260): Hertherus de Warbelow giebt dazu 80 Mark Roftoder Pfennige 
u. Bernardus de Gnoien 40 Mark derjelben Münze. Wenn Alles ver- 
foren gebt, jo joll B. verpflichtet jein, dem H. 20 Markt zurüdzuzahlen. 
Wenn dagegen B. jtirbt, jo joll jeine Wittwe den Anſpruch auf 80 Dart 
behalten. Leider erfahren wir nicht, um was für ein Gejchäft es jich 
handelt ®). 
1. Arnoldus copmannus (copman, copmannus Arnoldus), Rm.: 
1266; &t. B. B, fol. 28b, 30a. St. B. A 7, fol.3a. St. B. C, fol. 
10b, 83a, 93b u. öfter. Arnoldus, dietus cognomento (opman, 
civis in Rozstoch: 1267; M. U. B. 2, Nr. 1124. 

2. Albertus copman: c. 1270: St. B. B, fol. 5la St. B. O, 


1) St. BA 8, fol. 1b. 

2) Zuſatz z. Kämmereireg. v. 1325, fol. 44b. 

) Daf., fol. 44n. 

*) Bol. das Verzeihnig der KRaufmannichaft vom 9. 1782 in d. Gemeinnüß. 
Auffägen zu den Rojt. Nachrichten, 1782, ©. 77. 

5) Fragm. I, 87. 

© Noch weniger klar ift eine vielleicht auf ein ähnl. Verhältniß bezügl. Auf: 
zeichnung v. 1266: Hyllike filia Thitmari habet cum Arnoldo copmanno 70 mr. den.; 
quos secum habet, quomodocumque de rebus suis evenerit; St. B. B, fol. 28b. 


4* 


52 


fol. 45a, 55a. A. samkop?’): c. 12975; St. B. C, fol. 16b. Pueri 
copmanni Alberti: 1284; St. B. C, fol. 95a. 

3. Bernardus copman (copmannus), Am.: 1287; St. B. C, fol. 133b, 
148b, 153a, 163a, 170b. 


Ce. 


87. Brerdefäufer(perd(h)ecopere, emptoresequorum, mangones ?). 
— Eine revidirte PBrerdefäufer-Ordnung hat ſich aus dem Jahre 160% 
erhalten. Der Pferdehandel ging ſchon vor den Jahre 1265 auf dem 
jetigen Hopfenmarfte vor fi) und die Urkunde über die Verlegung des 
Hopfenhandel3 an dieje Stelle bejtimmt ausdrüdlih, daß es auch in 
Zukunft jo bleiben ſolle). Im Greifswald war den Sinochenhauern der 
Pferdehandel, wenigitens in größerem Maßſtabe, verboten?). Im den 
Quellen aus der uns hier beichäftigenden Zeit werden mehrere Pferde: 
fäufer erwähnt. 
1. Johannes emptor equorum: 1264; St. B. B, fol. 2la. 
2. Marquardus perdecoperte): 1268; St. B. B, fol.37b, 56a. St. B. 
C, fol. 13b. 
3. Wolterus perdecoper?, dominus: 1273; St. B. C, fol. 8a. 
W. p.: 1278; ©t. B. C, fol. 21b, 1304. Wolderus mango?: 
1288; St. B. C, fol. 173a. 
4. Detmarus (Ditmarus) perdecoper (emptor equorum): 
c. 1280?, St. B. A 7, fol. 4b, St. B. C, fol. 22b. 
5. Luderus perdhecoper (emptor equorum): 1231; St. B. C, 
fol. 50b, 52h. 
6. Stephanus mango?: 1282; St. B. C, fol. 58a. 
7. Richardus emptor equorum: 1287; St. B. C, fol. Söb. 
8. Hermannus perdek[opjere?: 1237; St. 2. C, fol. 135b. 


88. Häutefäufer (hudekoper). — In Lübeck hatten fie das Necht, 
„diejenigen frifchen Häute, welche in der Stadt jelbit fielen oder von 
Landleuten hereingebracht wurden, zu faufen und wieder zu verkaufen, 
übten jedoch das echt des Einkaufs nicht ausschließlich, jondern in 
Gemeinschaft mit den Lohgerbern, Schuftern und mehreren anderen 
Zünften!)." Die Lübeder Häutefäufer bildeten ein Amt’). Für Rojtod 
iſt über dieſes Gewerbe nichts Näheres befannt. 


1. Albertus hudecoper: c. 1271?; St. B.B, fol. 60b. &t. 8. 
AS, fol. 9b. St. B.A 6b, fol. da. St. B. C, fol. 136, 21a, 25b, 
61b. Meychtildis relicta A. h.: 1284; St. B. C, fol. 99a. 

2. Gerlacus hudecoper: 1283; &t. B. C, fol. 177b. 


1) Das Wort ift bisher nur in der Bedeutung Kauf (Verkauf) en gros belegt, kann 
aber ala Beiname doch kaum etwas Anderes bezeichnen, als daß A. Großkaufmann war, 
) M. U. 8. 2, Nr. 1051. 

) Krauſe a. a. D. ©. 16 u. 17. 
*) Wehrmann a. a, D. ©. 32. 
) Daf. ©. 240 ff. 


53 


89. Wollenfäufer (wullencopere). — Es ilt aus der uns 
beichäftigenden Zeit nur ein Vertreter dieſes Gewerbes befannt. 

Nicolaus wullencopere: c. 1263; St. B. B 45a, 65a. 

90. Kornhändler? (cornere!). — Auch al3 cornere wird während 
de3 hier betrachteten Zeitraums nur eine Perſönlichkeit bezeichnet. Im 


den Jahren 1337 und 1338 findet fich wiederholt Iohan(nes) kornkoper?). 
Thydericus cornere de Papendhorpe: 128; St. B. C, fol. 83a- 


Dd. 


9. Wandjhneider oder Tuhhändler (pannicide,, — Sie 
wurden in Nojtod, wie in Hamburg ?), nicht unter die Aemter gerechnet. 
Wenigſtens fommen jie in dem Verzeichnig aus dem 15. Jahrhundert 
nicht vor. Im Jahre 1782 bildeten fie eine der 7 Compagnien. Jeden— 
fall3 nahmen ſie unter dem Gewerbtreibenden von Anfang an eine bevor- 
zugte Stellung ein, was ſchon daraus hervorgeht, daß fie in der bereits 
erwähnten *) Verordnung über die Bertheilung der VBerfaufspläße vom 
Sahre 1278 bejonder3 hervorgehoben werden. Es heißt da im Anjchluß 
an die Beſtimmung, daß die Plätze jährlich von Neuem durchs Loos vertheilt 
werden jollen: Item si quis burgensis non habens officium vult fieri 
pannicida, ille stabit in loco, licet sit obscurus, si vacat in teatro 
donec sortes sint mittende (et sorcietur).. Et non solum est hoc de 
pannicidis, set de omnibus aliis civibus, qui officia volunt Rozstoc 
excercere ’). In gleicher Weije werden die Plätze der Wandjchneider in Lübeck 
vertheilt °). Sie befanden fich in bejonderen Häujern. Auch in Roſtock werden 
ums Jahr 1279 zwei derartige Wandhäunjer erwähnt, für die jährlich 
50 Mark an die Stadt bezahlt wurden‘). Wir haben und aber wohl 
ihon damals diefe Wandhäufer als Theile des Rathhauſes, das befanntlich 
ein Complex von mehreren Gebäuden ift, zu Ddenfen. Im Kämmeret- 
regijter von 1325 heißt es ausdrüdlich, die Wandichneider hätten für jeden 
Pla im Rathhauſe (in theatro) jährlich 1 Mark bezahlt, die in ihren 
Brivathäufern handelnden aber mur je 8 Schillinge. 

Eine etwa aus dem Jahre 1277 ftammende Eintragung lautet: 
Hence cognatus Conradi de Metle extendit pannum plicatum 


) Das Wort ift in diefer Bedeutung bisher nur fiir Mhd. belegt. 

2) Mm. U. B. 9, Nr. 5785 u. Kämmereireg. v. 1325, fol. 7a u. 44a (Zufüße!)- 
An der legten Stelle wird I. zugleich al$ humularius bezeichnet. 

2) Koppmann a. a. O., ©. LI. 

) Siehe Heft 3, ©. 71. 

>, St. B. A, 6a, fol. 1b, vgl. M. U. B. 2, Nr. 1447. 

°) Wehrmann a. a. ©. ©. 27. Frensdorff, d. Stadt: u, Gerichtsverfaſſung 
Lübecks, S. 113 Anm. 54. 

) St. B. A, 6b, fol. 1a, 


54 


et proeo coram consilio comparebit!),. Es handelt jich offenbar um ein 
Ausreden des im den üblichen Falten liegenden Tuches in betrügerijcher 
Abjicht. H. wollte entweder das Tuch einfach länger erjcheinen laſſen oder aber 
die ‘Falten, an denen man die Herkunft des Tuches erkennen konnte, fortſchaffen. 
Obwohl die Wandjchneider in Lübeck nicht al3 rathsfähig galten, jo 
find doch einzelne Vertreter Diejes Gewerbes als Rathmannen nachweis— 
bar’). Bei und wird eim jeit 1267 häufig genannter Rathmann als 
Wandjchneider bezeichnet). Auch an den Unternehmungen Johann Tölner's, 
dejjen Handlungsbuch aus den Jahren 1345 bis 1350 fich in unjerm 
Rathsarchiv erhalten hat und den wir als Wandjchneider bezeichnen 
müfjen, betheiligten jich zwei Nathmannen, der Bürgermeifter Johann 
Tölner (der Bater des Obengenannten) und der Rathmann Arnold Kopmann). 
1. Elerus (Heleıus) pannicida?, Rm.: 12367; St. B. B, fol. 31b, 
St B. C, fol. 5b, 26a, 36b, 37a, 48b, 95b, 117a, 129a, 140b, 
142a, 142b, 146a, 162b, 1744. St. B. A7, fol. 3a. 
2. Johannes pannicida: 1274; St. B. C, fol. 13b. 
3. Sifridus pannicida: 1281; St. B. C, fol. 44a, 121b, 129a, 148a. 
4. Theodericus pannicida: c. 1286; &t.®.C, fol. 120b, 152a, 178b. 
5. Jordanus pannicida: 1287; St. B. C, fol. 15tb. 
6. Bruno pannicida: 1288; St. B. C, fol. 164a. ®al. B. lineus 
panicida (6)? 
7. Wichardus pannicida: c. 1230—90?; ©t. B. A9, fol. 3a. 


92. Zeinwandjchneider (lenwantsnidere, lenwensnidere, len- 
wentsnidere, lowensnidere, linei pannicide, incisores linei panni). — 
Sie verfauften in Lübeck „ungebleichte, gefärbte oder nicht gefärbte Leine: 
wand, ferner Slleidungsjtüde, Säde und dergleichen, die jie jelbjt daraus 
verfertigt hatten oder hatten verfertigen laſſen.“ „Ste trieben aljo zugleich 
Kramhandel und Handwerk, doch mehr jenen als dieſes“). In Roſtock 
bildeten fie ein Amt, das im 15. Jahrhundert 3 Yewaffnete ftellte*), aber 
1782 nicht mehr genannt wird. In den 70er Jahren des 13. Jahrhunderts 
zahlten fie eine gemeinfame Abgabe von 3 Mark an die Stadt‘). Nach 
dem Kämmereiregifter von 1325 hatten jie für jede Verkaufsſtelle jährlich 
4 Schillinge zu entrichten. 

1. Otbertus lenwentsnider: c. 1261: St. B. B, fol. 1b. 


— — — — 


1) St. B. A, 6b, fol. 4b. 

2) Mehrmann a. a. D., ©. 23. 

2) Siehe Verzeihnik 1. 

) Johann Tölner's Handlungsbuh hrg. v. K. Koppmann, ©. IX. Bgl. 
auch das v. K. daſ. in der Einleitung (S. XXIV fi.) über die verſch. Tucharten Zu— 
ſammengeſtellte. 

s) Wehrmann a. a. D., ©. 31. 
°) Hanf. Geihichtsbl. 1886, S. 165 
:, St. B. A8, fol. 1b, &t. B. A, 6b, fol. 1b 


55 


2. Gerardus: Gerardus filius G. linei pannicide: c. 1260—70?; St. 
B. B, fol. 68a. 

3. Heinricus (Henricus)lineuspannicida (lenwantsnider, lenwent- 
snidere, lewensnider): c. 1270—80;, St. B. A8, fol. 11b. St. 8. 
C, fol. 46b, 62a, 74b, 101b, 119b. 

4. Thitmaruslenwetsnider ] Vineus pannicida): c- 1272; St. B. B. 
fol. 5la. St. 8. C, fol. 50b. 

5. Luderus linei [!] pannicida: 1273; St. 3. C, fol. 9b, 43a. 

6. Bruno lineus pannicida: 1280; St. B. U, fol. 32b. Val. B, 
pannicida (6)? 

7. Marquardus lewentsnidere: 1234; St. B. C, fol. 100a. 

8. Meynekinus lewentsnidere: c. 1280—90?; St. B. A9, fol. 3b. 


93. KHleiderhändler? (manteler). — Ob der Ausdrud manteler 
bei uns wie im Mittelhochdeutichen einen Verfäufer von Mänteln und 
anderen Kleidungsſtücken bedeuten kann, oder ob wir annehmen müſſen, 
daß die jo bezeichnete Perfönlichteit ihren Mitbürgern durch einen Mantel, 
den jie zu tragen pflegte, auffiel, möchte ich nicht entjcheiden. 

Hermannus manteler: c. 12697; St. B. B, fol. 63a. St B. O. 

fol. 45b, 47 b. 


Ee. 

94. Krämer (cremere, institores),. — Sie bildeten eines der 
wichtigiten Roftoder Acmter und hatten im 15. Jahrhundert 20 Bewaffnete 
zu ſtellen“. Eine Rolle ift aus dem Jahre 1584 erhalten‘). Die Krämer 
find im Gegenjag zu den Slaufleuten Detailliiten und haben offenbar 
bejonder3 auswärtige Waaren feilgeboten In Lübeck werden als Strämer- 
waaren genannt: Gewürze, Südfrüchte, Dele, Baumwolle, wollene Deden 
aus Chalons (sallune), Seidenftoff (sydele). Strümpfe, Müten, SIrijche 
Lalen, Halbwolle (zardoke), Kijjenbezüge, Garn, Bänder, Zwillih, Pariſer 
Borten, Gold- und Gilberbleh und auch jonjt Kleine Mengen von Gold 
und Silber, Yaummollenzeug, Haartuch, Nürnberger Meſſer, Dolche, 
Sclöfjer, Rojenfränze, Papier u. U.%). Der Verkauf von Hängſchlöſſern 
wird auch den Koftoder Krämern ausdrüdlich geitattett), Die Krämer 
zogen auch vielfach über Land, um ihre Waaren in fremden Städten feil 
zu bieten, doch waren Die auswärtigen ſtets den einheimiſchen gegenüber 
in ihrem Handel beichränft’). Den Hamburger Krämern wird zur Bilicht 
gemacht, dab, wenn fie auswärtige Jahrınärkte bejuchen, fie jich dort nicht 

1) Hanf. Geichichtsbl. 1886, ©. 165. 

2, Nettelbladt, Verz. allerh. mehrentheild ungedr. . . . Echriften. 

”) Wehrmann a. a. D., ©. 272 fi.; vgl. auch ©. 270 Fi. 

9) Schmiede-Rulle 8 4. 


5) Vgl. für Lübeck die ſog. Gäſterolle (Wehrmann a. a. O., ©. 270 ff.) und den 
Rathsbeſchluß von 1464 jan. 4 betr. d. Iandfahrenden Korallenhändler (dai. ©. 289). 


56 


die Plätze jtreitig machen, jondern fie durch's Los vertheilen ſollen). Im 
Jahre 1466 wurde in Roſtock eine bejondere Landfahrer-Krämer- Brüder: 
ichaft zur Heil. Dreifaltigkeit gegründet, die Einheimische und Fremde 
aufnahm und ihren Bereinigungspunft im Johannigflofter hatte. In dem 
Statut werden Brüder und Schweitern erwähnt?). Aus der uns be- 
chäftigenden Zeit fünnen wir feine Namen von landfahrenden Krämern 
nachweijen. Der im Jahre 1218 als Rathmann erjcheinende Heinricus 
lantfer?) war wohl der Sohn oder Enfel eines jolchen. Die einfach als 
Krämer bezeichneten Perſonen find dagegen ziemlich zahlreich. Ums Jahr 
1270 bezahlten die Krämer für ihre beiden Häufer, die jedenfall3 Ber: 
kaufszwecken dienten, jährlid um Weihnachten 12 Marf!). Wach dent 
Kämmereiregiſter von 1325 hatten fie für jedes Fenſter jährlich 4 Schillinge 
zu entrichten. Die Krämerjtraße (platea, strata institorum) wird im Jahre 
1261°), ein vicus institorum 1288 erwähnt ®). 


. Herbordus: Pueri H. institoris: 1263; St. 8. B, fol. 12a, 45a. 

. Oldenburg institor: c. 1270—80; &t B. A8, fol. 14b. 

. Johannes institor de Borneholme: 1271; St. ®. C, fol. 3a. 

. Hermannusinstitor: 1280; St. ®. C, fol. 34b. 

. Johannes institor: 1281; &t. B. C, fol. 42a. Val. 3? 

. Ecbertus (Egbertus) institor: 1282; St. B. C, fol. 55b, 101b, 
118b, 139b. 

7. Eggelbertus institor: c. 1287; St. B. C, fol. 159b. 

8. Tidemannus: Hereditas que fuerat T. ‚institoris: 1288; St. ®. 

C, fol. 166a. 
9. Institor dictus Drestro: 128; St. B. C, fol. 168a. 
10. Gerhardus cremere: 128; St. B. C, fol. 175b. 


Im Anjchluß an die Krämer mag auch eine Perjönlichfeit angeführt 
werden, deren Beinamen wohl auf einen Handel mit verjchiedenen Waaren 
hindeutet: 


9 aa SD 


Lambertus allerhanderwar: 1285; St. 8. C, fol. 115a. 


95. Eijenmenger (yserenmengere). — Das aus dem 15. DH. 
jtammende Verzeichniß der Aemter führt fie nicht bejonders auf. Nach 
der aus dem 16. Ih. jtammenden Roſtocker Echmiederolle jollten Die 


+) Rüdiger a. a. O. ©. 49,4. 

*) Vol. Liich i. d. Jahrb. d. Ver, f. Medl. Geih. Bd. 7, ©. 188. Auh an 
anderen Orten haben fich weibliche Berjonen jelbititändig am Kramhandel betheiligtz 
vgl. Rüdiger a. a. D., ©. 48. Bodemann a, a, D., ©. 131. 

2) M. U. B. 1, Nr. 244. 

4) St. B. A8, fol. 1a, St. B. A, 6b, fol. 1a. 

®) Fragm. II, 79. 

9 St. B. C, fol. 177b. 





57 


isermengere fein fertige® Schmiedewerk feil haben’), Das Verzeichniß 
von 1782 nennt die Eijenhändler al3 eine der 7 Compagnien ?). Die 
ferrum in foro vendentes bezahlten nach dem Kämmereiregiiter von 1325 
von jedem Tiſch jährlih 2 Schillinge. Als Eifenmenger wird in der ung 
bejchäftigenden Zeit nur eine Perſönlichkeit bezeichnet. 

Radolfus yserenmengere: 1%7; St. B. B, fol. 33a. Vol. R. 

stalmegger (2). 
96. Stahljeller (stalsellere, stalmeggere). — Im Kämmerei- 
regijter von 1325 werden neben den ferrum in foro vendentes aud) qui 
vendunt calibem in foro aufgeführt. Dieje jollten jährlich an Deichaelis 
für ihre Pläte 4 Scilluge an die Stadt zahlen. Bon einer bejonderen 
Corporation der Stahlieller iſt Nichts befannt. 
1. Thidericus stalseller: 1262; St. ®. B, fol. 4a, 38b. Bal. 
Thiderieus cum calibe (de kalibe)?: 1261; Fragm. IL, 58. St. 83. 
B, fol. 54b. St. B. C, fol. 18b. St. B. A 8, fol. 4a u. 4b. 

2. Radolfus stalmegger: c. 1273—1274; St. B. C, fol. 10a. Bol. 
R. yserenmengere. 

3. Ludeco cum kalibe?: 1264; ©t. B. B, fol. 15b. 

97. Grapenjeller (gropensellere, ketelhake?°),. — Nach dent 
Kämmereiregifter von 1325 jollen die cum ollis ereis eine jährliche 
Abgabe von 8 Schillingen bezahlen. Nach der Vereinbarung in Betreff 
der Grapengicher von Lübeck, Hamburg, Roſtock Straljund, Wismar, 
Greifswald und Stettin, die im 3. 1354 in Roſtock gejchlojjen wurde, 
jollen über die Beobachtung der VBorjchriften in Betreff der Metall miſchung 
je einer der koplude de de gropen pleghen to verkopende und ein 
Grapengießer wachen. ') 

1. Frethericus gropenseller: 1263; St. ®. B, fol. 38b. 

2. Henricus ketelhake?°): 1287; St. ®. C, fol. 153a. 

98. Faßſeller (vatesellere). — lohannes vateseller miethet im 
Sabre 1279 von Hermannus de Bilrebeke cine macella nalje der 
Fiſcherbrücke und zahlt dafür jährlich” 3 Mark und 4 Schillinge ?). 


Iohannes vateseller: 1279; St. 8. C, fol. 28b. 


Ff. 


99. Hafen oder Höfer (haken, penestici). — Sie handelten mit 
verjchiedenen Lebensmitteln, Fiſchen, Früchten, Gemüſe, Salz, Eeite, Lichten. 


1) Einen Vergleich der Hamburger Schmiede mit den Eifenframern, die hier ein 
Amt bildeten, 5. b. Rüdiger a. a. O. ©. 2577. 

?) Gemeinnüß. Aufſätze a. a. O. ©. 77. 

2) Die Bezeichnung ketelhake kann auch Kejjelhafen (uncus) bedeuten u. als 
jcherzhafter Beiname aufgefaht werden. 

) Hanferecejje Bd. I. ©. 118. 

8) Et. B. C, fol. 28b. 


58 


In Roſtock zerfielen jie, wenigitens in fpäterer Zeit, in mehrere Aemter, 
und zwar werden im 15. Ih. neben den eigentlichen Hafen, die offenbar 
beſonders zahlreich waren, Salze, Kohle und Apfelhafen genannt. Die 
‚Hafen hatten 30, die Salzhafen 5, die Kohlhaken 6 und die Apfelhafen 
3 Tewaffnete zu jtellen ’). Im Jahre 1782 gab es Apfelhäcker, Lichthacken 
und Salzhacken. In den Jahren 1258—1288 werden außer den 
eigentlichen Hafen nur die Salzhafen bejonder3 erwähnt‘). Es finden jid 
10 männliche und 2 weibliche Hafen. Leber ihre Abgaben wird uns Nichts 
überliefert. Nacd) dem Slämmereiregifter von 1325 hatten die Apfelhafen 
(penestici pomorum) für jede Verkaufsſtelle jährlich 4 Schillinge zu bezahlen. 
1. Wermboldus penesticus: 1261; Fragm. II, 72. 
2. Adolfus penesticus: 1266; St. B. B, fol. 27a. 
3. Iohannes Parvus penesticus: c. 1268; St. B. B, fol. 45b. 
4. Johannes Niger penesticus: 1269; St. B. B, fol. 47b. 
5. Lutbertus hake: 1232; St. B. C, fol. 61a, 88b, 135b, 149a, 150b, 
157 a, 165a, 169. 

6. Seghefridus penesticus: 1234; St. 8. C, fol. 77b, 136b, 142b, 
154a, 175. 

7. Mathias: hereditas Mathie penestici: 1284; St. B. C, fol. 80b. 

8. Tohannes Hon penesticus: 1237; St. 8. C, fol. 138b. 

9. Volcekinus penesticus: 1287: St. B. C, fol. 152b. 

10. Hermannus hake: 128; St. B. C, fol. 178b. 

Als Höferinnen werden bezeichnet: 

1. Hilleke (Hilgundis) penestica: c. '1281; ©t B. C, fol. 
39a, 70b. 

2. Raceborgheresche penestica: 1287; St. B. C, fol. 142b. 

100. Salzhaken (venditores salis). — Eine aus den 70er Jahren 
des 13. Ih. ſtammende Aufzeichnung lautet: Venditores salis dant de 
curru de quolibet foro 6 sol.®). 

Nach dem Kämmereiregilter von 1325 haben die vendentes sal in 
foro für jede Verkaufsſtelle jährlih 12 Schillinge und die vendentes in 
domibus propiis jährlich 6 Schillinge zu entrichten. In dem mehrfach 
erwähnten Hence (Heinricus) soltman haben wir wohl einen Vertreter 
diefes Handels zu erbliden‘) Uebrigens erjcheint ein soltman ohne Vor— 
namen als Hopfenbauer °). 

Hence (Heinricus) soltman: 1262; St. B. B, fol. 5a, 2la, 42b. 

101. Hühnerfäufer (emptores pullorum). — Es iſt hier nur 
ein Vertreter dieſes Gewerbes anzuführen. 

Iohannes emptor pullorum: 1285; St. 2. C, fol. 93a. 


1) Hanſ. Geſchichtsbl. 1836 S. 165 f. 

) Bgl. unten 100. 

») &. B. A 6b, fol. 1b. 

*) Bol. Schiller-Lübben 4, ©. 288: solter, soltmenger. 
5) Bol. oben ©. 34, 12. 


59 
VIII. Verkehr. 
Gg. Schiffer. 


Die wichtigite Handelsjtrage war für die Nojtoder von Anfang an 
dad Meer. „Die ältefte Urkunde, welche das Rathsarchiv in Original 
aufbewahrt, ijt ein Handelsprivileg des Königs Abel von Dänemark, vom 
Sahre 1251, das den Bürgern Roftods für den Bejuch der Jahrmärkte 
von Sfanör diejelben Rechte ertheilt, deren die Bürger Lübecks genießen.“ 
Aber weiter reichten unfere Handelsbeziehungen: nad) Norwegen und 
England, nad) Gothland, Livland und Nowgorod!). So mußte Roftod 
bald über eine große Handelöflotte verfügen. Wenn unjere Nachrichten 
über Rojtoder Seeleute für die ältefte Zeit verhältnigmäßig dürftig find, 
jo hängt das wohl damit zujammen, daß Leute, die durch ihren Beruf 
einen großen Theil des Jahres der Heimath fern gehalten wurden, 
weniger geneigt jein mußten eigene Grundſtücke zu erwerben. Schiffe 
werden öfter erwähnt. So verpfändet z. B. um 1270 Heinrich) von 
Münfter dem Heinrich) Frefe ein Ediff für 18 Mark Scillinge?). 
Etwa um dieſelbe Zeit verpfändet Fernhard, der Schwager des Kloke, 
dem Dietrich) mit dem Etahle ein halbes Schiff mit dem dazu gehörigen 
Geräth für 3 Marl weniger 4 Schillinge?) und Hermann Bars dem 
Heinrih Ritter ein Schiff mit allem Tafelwwerf (cum omnibus armamentis) 
für 13 Mark weniger einen Echilling‘). Wenig jpäter wird gebucht, daß 
dad von Woldiver |?} gefahrene Schiff zur Hälfte dem Ditmar gehöre ®). 
Die erwähnten Roſtocker Handelsbeziehungen fanden in Beinamen wie von 
Gothland, von Horjens, von Kopenhagen, von Nejtved, von Nyföping, 
bon Norwegen, von Reval, von Ripen, von Schleswig, von Skanör, von 
Trelleborg, Flamländer, Frieſe, Preuße, deutlicher in den Bezeichnungen 
Dinafahrer, Schwedenfahrer und Gothlandsfahrer ihren Ausdrud®). Ob 
dieje Beinamen reijende Kaufleute oder Seeleute bezeichnen jollten, wird 
ſich allerdings im Einzelnen jchwer entjcheiden lajjen. Die Schonenfahrer 
haben bis in die Neuzeit eine bejondere Compagnie gebildet. 


102. Qui (ad)duxerunt lapides de Gotlandia. — Um 
1285 werden Zahlungen der Etadt an fie erwähnt‘) Namen find nicht genannt. 


’) Vgl. Koppmann, Geich. d. St. Nojtod, ©. 4 fi. 

2) St. B. B, fol. 51a. 

) Daſ. fol. 546, 

* Daf. fol. 58a. 

5) St. B. B, fol. 61b. 

°) Vgl. Koppmann, Geih. d. Et. Roſtock S. 5 und Jahrb, d Ber. f. medl. 
Geſch. LII S. 198. Vgl. auch die in der Einf, Heft 3 S. 66 angeführten Arbeiten Stieda’s. 

MUB. 3, Nr. 1705 nad Et. B. A 3, fol. 2b, 3a. 


60 


103. Schwedenfahrer (swedhevare). — 
Heydheke swedhevar: c. 1283: St. 8. C, fol. 7la. 


104. Dünafahrer (dunevare). — 
Lutbertus dunevar, Rm.: 1287; St. ®. C, fol. 145b u. ö. 


105. Koggenmeijter (kogg(h)emestere, cogg(h)emestere, koggen- 
mestere). — Unter kogge verjtand man ein großes Schiff. Der Koggen— 
meifter iſt aljo offenbar der Führer eines Seeſchiffes. Ein Roſtocker 
Rathmann wird als Koggenmeiſter bezeichnet. 

1. Lantbertus koggemester: 1262; St. B. B, fol. 5a. Bartlıwle- 
meus filius magistri Lantberti koggemesteri: 1270; Zt. ®. B, 
fol. 48b. 

2. Woldever [?]N: c. 1271?; St. ®. B, fol. 61b. 

3. Thidericus (Theodericus, Tidemannus)cogg(h)emester (kogg(h)e- 
mester), Rm.: 1277; St. B. U, fol. 19a, 69a, 76b, 114b, 117a, 
121b, 126b, 127b, 1294. St. B. A9, fol. Ib. M. U. B. 3, Mr. 
1812, 1836, 1847. 

4. Michael koggenmester: 128%; St. B. C, fol. 96b, 1614. 

5. Hermannus cogshemester (kogghemester): 1285; St. B. Ü, 
fol. 98b, 119b. 

6. Koggemester: Greta uxor koggemesteres: 1237; St. B. C, fol. 
133b. Wgl. die Uebrigen? 


106. Sciffsleute (seiplude). — 
Hermannus seipman: 1261; &t. ®. B, fol. 2a. 


107. Schnidenleute (snickelude)?. — Der Ausdrud snicke 
bedeutet ein kleineres Schiff. Die nach einem snickeman genannte 
Roſtocker Straße (platea Snikkeman, pl. Snickemanni, Snickemanne- 
strate, Snickemannesstrate u. ähnt.) iſt bereit3 1264 nachweisbar’). 


Arnoldus snickeman: 1868; St. ®. DB fol 4a. St B. AS, 
fol. 11h. 


108. Brahmleute (pramlude). — Die Prähme, platte, Hinten 
ftumpfe Schiffe, dienten ausſchließlich der Flußichifffahrt, vor Allem der 
Beförderung von Laſten“). Die Prahmleute Hatten 3. T. ihre Fahrzeuge 
von der Etadt. In den 70er Jahren wird mehrfach gebucht, daß Ludeco 


1) Der Name ift nicht ganz leierlih. Dar es ſich um einen Capitain Handelt, 
ergiebt die oben S. 59 angeführte Stelle. 

2) Der Ausdrud Sniekeman ijt jeither nicht nachgewiejen, Snickemester aus 
Lübeck befannt; Lübben, mnd. Handwörterbuh ©. 360. 

) St. B. B, fol. 15a. 

* Koppmann a. a. ©. S. LXXVIN. 


61 


für zwei der Stadt gehörige Prähme jährlich 5 Mark zu zahlen habe). 
Ferner heißt es: Anno Domini 1280 dedit Rodolphus praman 24 sol., 
Hermannus de Bilrebeke 24 sol., item Fredericus 24 sol., item 
Willekinus 24 sol.“). Zum Theil aber jcheinen die Prähme auch Privat: 
eigenthum gewejen zu jein?). Ausdrücklich werden während der uns be- 
ichäftigenden Zeit nur 2 Perjonen als Prahmleute bezeichnet. 

1. Rodolphus praman: 1280; St. B. A, 6b, fol. 3b. ©. B. O, 

fol. 34b, 102a, 159b. 
2. Kerstianus praman: 1232; St. B. C, fol. 59a, 63a. 


Hh. Fuhrleute. 


109. Fuhrleute (vorlude, vectores, aurige). — Sie bildeten in 
Roſtock im 15. Ih. ein Amt, das 4 Xewaffnete zu jtellen hatte!). In 
dem Verzeichnig von 1782 werden die Nemter der SKarrenfahrer und 
Strandfuhrleute genannt. Nach einer wohl aus den 7er Jahren des 
13. Ih. ſtammenden Eintragung empfing Iohannes de Hackech |... .| 
3 Scillinge für das Fahren von Holz). Etwa um diejelbe Zeit wird 
aufgezeichnet, dak der Fuhrmann Johann auf dem Grumdftücd des 
Weſſel eine Strafe von 10 Schillingen, die er verwirft hat, dadurch ab— 
verdienen joll, daß er der Stadt mit feinen Pferden Dienjte leijtet®). 
1. Johannes de Hackech| . . . }”):c. 1270 -80: &t.B. A 6b, fol. 6a. 
2. Ludolfus vorman: c. 1270-80; St. B. A, 6b, fol. 6a. St. B. 
C, fol. 178a. 

3. Iohannes vector in area Wesseli: ec. 1278; St. B. AT, fol. 
la. 1u. 4? 

4 Johannes auriga: c. 1279; St. B. A3, fol. 2b. Bol. 1 u. 3? 

5. Aurigainantiqua civitate: c. 1279: St. B. A3, fol. 3a. 


110. Zehmfuhrleute (lemvorere), — Die einzige Erwähnung 
diefes Gewerbes, die ich gefunden habe, iſt die Notiz, daß der Lehmfuhr- 
mann Johann von Lübeck eine Strafe von einer Mark zum Beten der 
Stadtmauer entrichten jolle. *). 

Iohannes de Lubecke lemvorere: c. 1278?; St. B. A 2, fol. 2a. 


St. B. A 6b, fol 2a (2 Male), 2b. 
2) &. B. A6b, fol. Sb. 
3, St. B. C, fol, 59a: Kerstianus praman posuit Everardo Nyeticoraci dimi- 
dium pramonen suum, quem habet cum Arnoldo de Sulta, pro 3 mr. 
4 Hanf. Geſchichtsbl. 1886 S. 166. 
8) St. B. A, 6b, fol. 6a. 
° St. B. AT, fol, 1a. 
) ©. oben, 
) An deri. Stelle werden noch andere Perſonen notirt, die diejelbe Summe 
zum gleichen Zwed zahlen follen. Daß es ſich um Gtrafgelder handelt, geht daraus 
hervor, daß ebenda auch Perfonen genannt werden, die vor Gericht erſcheinen jollen. 


02 


111. Wajjerfuhrleute (watervore, watervorere, aquevectores, 

vectores aquarum, ductores aquarum). — 
1. lIohannes watervor (aquevector, watervorere): 1264; St. B. 
B, fol. 16b. St. B. C, fol. 44a, 82a, 113b, 123b, 131b, 132a, 167 b. 

. Helmicus ducetor aquarum (aqueductor): 1267; St. ®. B, fol. 
34b, 51a. 

3- Heinricus (Henricus) watervore (aquevector): c. 12717; St. B. B, 
fol. 59b. St. 8. C, fol. 25h, 85a. 

4. Meinekinus aquevector: 1274; St. B. C, fol. 12b. Conegundis 
filia Meynrici aquevectoris?: 1286; St. B. C, fol. 1308. 

5. Phil(lDippus watervore (watervorere): c. 1275; St. ®. C, fol. 
14a, 53a, 120b, 136a. 

6. Nycolaus vector aque (aquevector): 1280; Zt. B. C, fol. 34a, 
874. 

7. Iohannes Rufus aquevector: 128; St. B. C, fol.75b. Bal. 1? 

8. Frederieus watervorere (aquevector): c. 1286; St. B. C, fol. 
116a, 122b. 

9 Hermannus watervorere: 128; St. ®. C. fol. 176b. 


D) 


li. Träger. 


112. Träger (portitores, latores). — Sie waren in jpäterer Zeit 
in Rojtod ein jehr zahlreiches Amt, da fie im 15. Ih. 150 Bemaffnete 
zu jtellen Hatten. Aus der uns beichäftigenden Zeit find allerdings nur 
wenige Namen überliefert. 

l. Seriptor portitor: c. 12717; &t. B. B, fol. 58h. St. B. C, fol. 11a. 

2. Hinzo portitor circa 4 rotas: c. 1270—80°; St. B. A, 6b, 

fol. 6a. 

3. Henricus lator: 1287; St. B. C, fol. 147b. 


113. Wajjerträger? (lixe)'). — 
Iohannes lixa: 1297; St. B. C, fol. 186b. 


IX. Der Börperpflege dienende Gewerbe, 
Kk. 
114. Aerzte (mediei, eyrurgici)?). — In den 80er Jahren des 
13. Ih. werden drei Aerzte in unjeren Quellen erwähnt. Daß man ihre 
Kunſt wohl zu jchägen wußte, zeigt eine Eintragung aus dem Jahre 1284: 
Notum sit, quod eivitas Bertrammum ceyrurgicum in civem recepit 
et ipsum, quamdiu in civitate manserit, a collecta et vigilüs 


) Für diefe Bedeutung des Wortes vgl. Diefenbach, Glossarium Latino- 
Germanicum. 

2) Ih habe abweichend von Bedmann (in Schirrmacher's Beiträgen I), die 
Aerzte von den Barbieren getrennt behandelt, weil die Jdentität beider Gewerbe durch 
unſere Quellen nicht wahrſcheinlich gemacht wird; vergl. die beiden Verzeichniſſe! 


63 


supportavit.!) Im Anfang desjelben Jahres Hatte Bertram ein Haus 
fäuflich envorben ?). 
1. Iohannes medicus: 1281; St. ®. C, fol. 49a. 
2. Rodolphus cyrurgicus (medicus), magister: 1282; St. B. C, 
fol. 58a, 140a, 176b. 
3. Bertrammus medicus (cyrurgicus), magister: 1284; St. B. C, 
fol. 77b, 98b. 


115. Mpothefer und Krüdener (apot(h)ecarii, apotekarii, 
apotecharii, erudenere). — Ueber den Handel mit Arzneimitteln und 
Gewürzen jcheint für die uns bejchäftigende Zeit faum etwas befannt zu 
jein ?). Im Münfter joll e8 ſeit 1267, in Augsburg jeit 1285 Apotheten 
gegeben haben*). In Hamburg erhält der Apothefer im 14. Ih. vom 
Rath Kleidung”) Ueber die Stellung der vier für unjer VBerzeichniß. 
ermittelten apothecarii fehlen ung leider alle Nachrichten; doch jcheinen 
jie z. T. nicht unbemittelt gewejen zu jein, da dem Albertus ein Schiff 
verpfändet wird ®) und alle vier Hausbefiger waren”). In Wismar wird 
im Dahre 1336 eine apotheca antiqua in platea institorum erwähnt °). 

1. Heinricus apotekarius: 1260; Fragm. I, 114. Hereditas H. ap.: 

1262; St. B. B, fol. 5b. 
2. Albertus apotekarius (apotecarius, apothecarius): c. 1271?; St. ®. 
B, fol. 59b. St. 8. C, fol. 29a, 159b, 160a. StB. A 2, fol.ıb. 

3. Johannes apothecarius (apotecharius): 1281; St. B. C, fol. 41b, 

120a, 162b, 167a. 

4. Hermannus crudenere: 128; St. B. C, fol. 169a. 


L. 


116. Barbiere (bardscerere, rasores (barbarum), barbirasores, 
barbitonsores). — Sie hatten im Gegenſatz zu den Badjtübern oder 
Badern das Recht, auch außerhalb ihres Haujes zu jcheeren. Nebenher 
beichäftigten fie fich auch mit Wundarznei?). Im Roftoc bildeten fie im 


1) ©. 8. C, fol. 93b, gedr. M. U. B. 3, Nr. 1709. 

N St. 8. C, fol. 77b, gedr. a. a. O. Anm, 

2) Ein kleines Verzeihnig v. Gewürzen mit Preisangabe aus Lyon ſ. bei 
Flückiger, Dokumente 3. Geſch. d. Pharmazie (Sep. Abdr. a. d. Archiv d. Pharm, 
Bd. IV, u. V.), Nr. 2. 

#4) Frederking, Grundzüge d. Geſch. d. Pharm. ©. 13. 

5) Koppmann, Kümmereirechnungen J, ©. CI. Uebrigens find in Hamb, ſchon 
jeit 1265 Apotheken nachweisbar; vgl. daf. Anm. 2, 

6, St. B. B, fol. 59b. 

) St. B. B, fol, 5b, &t. 8. C, fol. 120a, fol. 159b, fol. 169a ꝛc. 

9) M. U. B. 8 Nr. 5637. 

®) Koppmann a. a. DO, S. XXX Rüdiger a, a. O. S. 7 ff. Wehrmann 
a. a. D. ©, 164 ff. Bodenann a. a. D. ©, XII u. ©. 25 ff. Stieda und Mettig 
a. a. D. ©. 248 fi. Krauſe a. a. ©. ©. 37 fi. Bol. auch Krieg, Deutſches Bürger: 
tum, Neue Folge ©. 31. ff. 


64 


15. Ih. ein Amt, das 6 Bewaffnete zu ftellen hatte!,, Im Sahre 1782 
hatte das Amt der Peruquenmacher außer den beiden Xelteiten 17 jelbit- 
ftändige Mitglieder ?). 

1. Clavus barbirasor: c. 1250—70; St. B. B, fol. 66b. 

2. Arnoldus rasor: 1280; St. ®. C, fol. 68b. 

3. Henricus barbitonsor: 1281; St. B. C, fol. 41a. 

4. Peregrinus rasor barbarum: 1255: St. ®. C, fol. 113a. 

5. Levoldus bardscerere: 1288; St. ®. C, fol. 160b. 

6. Albertus rasor: 128; St. 2. C. fol. 171b. 


117, Badftüber oder Bader (stoyfere, stophere, stuparii; 
stoyfersche, stupanarie, stuparie).. — Das Baden war im beutjchen 
Mittelalter eine der belicbtejten Erholungen aller Stände?). Demgemäß 
waren auch öffentliche Badeltuben in jeder Stadt zu finden. Erſt jeit 
dem Beginn des 15. Ih. nahm der Vejuch diefer Anfialten mehr und 
mehr ab, eine Erjcheinung, die wohl auf verjchiedene Urſachen zurüd: 
zuführen iſt, 3. T. aber, wie es jcheint, in der Furcht vor Anſteckung ihre 
Erklärung findet‘), Doc it der Nüdgang des Badewejens, wenigitens 
bei ung, erſt jehr allmählich erfolgt. Noch im J. 1590 äußert ein aus— 
wärtiger Student jein Eritaunen über das in Roſtock gebräuchliche, jehr 
ungenirte Zujammenbaden von Männern und Weibern“). Dieje un 
früherer Zeit auch ſonſt vielfach herrichende Sitte), wurde übrigens ge— 
rade hier im Norden jtellenweije von der Obrigfeit bekämpft. So wiljen 
wir, daß die aus dem 14. Ih. Itammenden Hamburger und Lübeder Bad— 
ftüberrollen für jedes der beiden Gejchlechter gejonderte Badeltunden feſt— 
jeßten und daß den Badjtübern das Einhalten diejer Stunden zur Prlicht 
gemacht wurde’). — Daß es in Roſtock ſchon in der ung bejchäftigenden 
Zeit nicht an Badjtuben fehlte, geht aus unfern Quellen hervor. Leider 
find aber die Angaben 3. T. jo ungenau, daß wir über die Zahl Diejer 
Snititute im Ungewiffen bleiben. Nur joviel fteht feit, daß fich in jedem 
der drei Stadttheile mindeitens eine Badjtube befand’). In den befannten 
DVerzeichniffen der Roſtocker Aemter werden die Badjtüber nicht erwähnt. 
In Kübel, Hamburg und Lüneburg bilden die Bader eigene Aemter, in 
Frankfurt a. M. waren fie mit den Sattlern, Schildern, Malern, Glaſern 


1) Hanf. Geſchichtsbl. a. a. O., ©. 166. 

?, MNiehend in: Gemeinnütz. Aufl. 3. d. Roſt. Nachr. 1782, 41. St. ©. 164. 

2) Darüber: Kriegk, Deutiches Bürgertdum, Neue Folge ©. 1 ff. 

*) Kriegk a. a. D., ©. 34 ff. Alvin Schulg, Deutsches Leben im 14. u. 15. Ih. S. 70. 

5) Bol. Rost. Zeitung Jg. 1893 Nr. 175. 

° Vgl. Kriegf a. a, O. ©. 27 ff. 

?) Wehrmann a. a. D., ©. 162. Rüdiger a. a. O. S. 5 f. 

) Val. St. B. B, fol. 3a: in antiqua eivitate apud stupam. St. B. B, fol. 
28b: stupa iuxta castrum. St. B. C, fol. 118b: apud stupam nove civitatis. 


65 


und Slummetern zu einer Zunft vereinigt‘), Daß das Badergewerbe von 
rauen jelbjtitändig betrieben wurde, ift auch an andern Orten nachweis- 
bar?), für Roſtock ift die mehrfach in unjern Quellen vorfommende Agatha 
wohl jicher als ein Beiſpiel dafür anzuſehen“). Die Badftüberftraße 
{strata stupariorum, platea stuparii, bastoverestrate, bastoverstrata) ijt 
etwa 1271 (?) zuerit nachweisbar‘), die Badjtüberbrüde (pons stuparii) 
um 12865). 


1. Iohannes stuparius: c. 1259: Fragm. I, 10, 112. Fragm. IL, 7. 
Puer (filius) I. st.: 1260; Fragm. II, 7a, 20. St. B. B, fol. 15ab. 
2. Hildelevus stuparius: c. 1263: ©t. B. B, fol. 10b. 
3. Hence stuparius: 1268: St. ®. B, fol. 66a. 
4. Gherardus: Jacobus gener Gherardi stuparii: c. 1260-70; St. 3. 
B, fol. 66b. 
5. Fridericus: Vidua Frideriei stoypher: 1271; St. ®. B, fol. 52a. 
Margareta uxor Frederici de stoyfe: 1281; &t. B. C, fol. 40b. 
Als Badjtüberinnen werden bezeichnet: 
1. Agatha: stupa que fuit Agathen: 1262; St. B. B, fol. 4a. Johannes 
filius Agathen stuparie: 1270; St. B. B, fol. 50a, 54b. 
2. Heyl(e)wigis stupanaria (stuparia): 1284; St. B. C, fol. 95b, 
137b. 
3. Margareta stoyfersche, die Witwe des Fridericus (5): 1280: St. 
B. C, fol. 34a. 


X. Der Bedytspflege dienende Gewerbe, 
Mm. 


118. Borjprafen (ret(h)ores, prolocutores). — Nach dem 
Sachſenſpiegel war jeder freie Mann — mit Ausnahme der Geiltlichen — 
berechtigt und innerhalb des Gerichtsbezirks, dem er angehörte, jogar ver— 
pflichtet, gegebenen Falls als Vorſprake aufzutreten). Im der Praris 
eignete jich wohl von Anfang an nicht jeder Freie zu Ddiefem Amt, und 
beſonders in den raſch aufblühenden ſtädtiſchen Verhältniſſen mußte ji) 
der Kreis der durch perjönliche Eigenichaften und Rechtskenntniß zum 
Beiltande vor Gericht Befähigten bald verengern. So fam es noth- 
wendig dahin, daß dieje Perjonen gewerbsmäßig als Vorſpraken auftraten. 


ı) Wehrmann a. a. O., ©. 162}. Rüdiger a. a. DO, ©. 5 fi. Bodemann a, 
a. O., 6. 21 ff. Kriegk a. a. O., ©. 32. 

2) Bol. z. B. Kriegk a. a. O. 

”) ©. unten Verzeichniß. 

) St. B. B, fol, 62b. 

2) &t. 3. C, fol. 1328. 

°) Sachſenſpiegel rg. v. Homeyer I, 60, 61; II, 63. 


Beiträge IT. 4. 5 


66 

Inwieweit Die während der uns hier beſchäftigenden Zeit als rethores bezeich- 

neten Leute als Necht3beiftände von Beruf anzujehen find, ijt allerdings 

nicht ſicher). — Nach dem Sachjenjpiegel waren Berfeitete unfähig als 

Borjprafen aufzutreten?). Das wird ausdrüdlich erwähnt in der Eintragung 

über die um 1298 in Rojtod erfolgte Berfeftung Heinrichs von Ivendorf 

und Hermanns von Slurland, wo e3 heißt: so ne mogen sie nenen 

manne anme Lubescheme rechte sines rechtes helpen®).. Ohne 

Angabe de3 Grundes verlor um diejelbe Zeit Bernhard Molzan das Recht 

in Roſtock Vorſprale zu ſeiny. — Auf die Befugniß der Vorjprafen, 

geicholtene Urtheile vor den Oberhof nach Lübed zu bringen ?), bezieht jich 

eine aus der uns bejchäftigenden Zeit jtammende Vorjchrift, derzufolge die 

Vorſpraken, wenn jie Dinstags, Mittwochd oder Freitag von Roſtock 

abgejandt wurden, gehalten waren, am folgenden Mittwoch ihre Sache in 

Lübeck vorzubringen‘). Wan wollte jedenfall® durch diefe Vorſchrift einer 

Verichleppung der Procefje vorbeugen. Die angeführten Wochentage jind 

wohl als die regelmäßigen Gerichtstage anzujehen 7). 

. Sybernus: hereditas Syberni retoris: 1268; St. B. B, fol. 37a. 

. Bertrammus retor: c. 1269; St. B. B, fol. 44a. 

3. Meineco (Meinikinus) retor: c. 1269; St. B. B, fal. 45a, 52b. 

4. Retor: Hence Dannenberghe qui habet viduam retoris: c. 1271?; 
St. 8. B, fol. 57b. 

5. Thancmarus (D(h)ancmarus) retor (rethor): 1275; St. B.C, fol. 
5a, 30b, 48b, 97a, 98a, 108a. 


ID 


119. Notare (notarii). — Während der uns bejchäftigenden 
Zeit läßt ji nur eime als notarius bezeichnete Perjönlichfeit nachweiſen. 
Diejelbe trat im Jahre 1259 gegen ein Jahresgehalt von 6 Mark 
Pfennigen auf zwei Jahre in den Dienſt der Stadt‘), hat aber offenbar 
noch längere Zeit in Roſtock gelebt”). Vielleicht dedten jich jeine Befug— 
nifje mit denen des Stadtichreibers !'). 


+) Herrlich (in Schirrmacher's Beitr. 1, III S. 45) hält die rhetores für jtädtifche 
Angejftellte. 

Sachſenſpiegel a, a. ©. II, 68, 8 2. 

3 M. U. B. 3, Nr. 2423, ©. 660. 

MM. 1. B. 4 Nr. 2488. 

) Michelien, Der ehemalige Oberhof zu Kübel, ©. 21 ff. 

) St. B. A 8, fol. 106; gedr. Bd. I Heft 4 ©. 69 Nr. 17. 

?) Die in der von Micdelien a. a. DO. S. 33 ff. abgedrudten Sammlung aufs 
geführten Urtheile des Oberhofs zu Lübeck find beionders häufig am Mittwoch und- 
Freitag gefällt worden, 

) Fragm. 1, 1. 

", Bol. unten, 

20, Val. unten: Schreiber. 


67 


Heinrieus (Henricus) notarius [consulum]: 1259, Fragm. I, 1. 
St. 3. B, fol. 69a. H. notarius civitatis: 1287; St. B. O, fol. 
> 14la. 


120. Schreiber (scriptores). — Am 22. Febr. 1260 wurde 
einer nidt mit Namen genannten, als scriptor bezeichneten 
Perjönlichfeit vom Rath ein Sahresgehalt von 6 Mark zugeſagt!). Ob 
e3 außer den vom Rath angeftellten auch ſonſt noch Perjonen gab, die 
das Schreiben gewerbsmäßig betrieben, iſt für die hier betrachtete Zeit 
nicht zu entjcheiden. Cine ganze Anzahl der als scriptores bezeichneten 
Perſonen lafjen fi als Vertreter anderer Gewerbe nachweilen, jo daß 
man entweder annchmen muß, daß jchreibfundige Leute aus diejer Kunſt 
ein Nebengewerbe machten oder das die Bezeichnung Schreiber früh zu 
einem erblichen Beinamen wurde. Für die letztere Annahme jpricht das 
wiederholte Vorfommen diejer Bezeichnung bei Bädern. 

1. Seriptor: 1260; Fragm. II, 1, 2. 


2.H [si —— — — — J: meri Hl...... ] seriptoris: c. 1260; Fragnı. 
I, 120. 

3. Seriptor apud sanctum Petrum: hereditas eius: 1262; St. B. 
B, fol. 5b. 


4. Thidericus seriptor: 1262; Zt. B. B, fol. 6a. 

5. Bernardus scriptor: c. 1268; St. B. B, fol. 66a. 

6. Jacobus seriptor pistor: c. 1271?; St. B. B, fol. 55b. 

7. Seriptor portitor: 1271?; St. B. B, fol. 58b. St. B. C, fol. 11a. 

8. Thomas pistor seriptor: 1272; St. B. C, fol. 4a. Th. scriptor: 
c. 1275; Zt. B. GC, fol. 5b, 123b, 176a. St B. As, fol.9b. Th. 
scriptor pistor: 1282; St. B. U, fol. 54a. 

9. Martinus seriptor: 1281; St. B. C, fol. 2b, 156a. M. scriptor 
pistor: 1233; St. B. C, fol. 62a. 

10. Willekinus seriptor: c. 12822; St. B. C, fol. 71b, 95b, 108a, 
109a, 119a, 155b. W. scriptor pistor: 1286; St. B. C, fol. 115b. 

11. Gerhardus sceriptor: 1287; St. B. C, fol. 153a. 

12. Werneruüs seriptor: 1288; St. B. C, fol. 160 b. 


121. Stadt-Boten (burboden, burbodones, nuncii). — Daß ie 
neben ihrer eigentlichen Befugniß auch als Schreiber verrvendet wurden, 
geht aus der Fortjeung der obenerwähnten Eintragung über die Be— 
joldung des Stadtjchreiberd hervor. Es werden dajelbjt auch die Summen 
beitimmt, die an vier nuncii pro scribendo bezahlt werden jollten ?). 
Eine wohl in? Jahr 1274 gehörende Eintragung lautet: Consules 
dederunt Hermanno maiori nuncio ipsorum aream illam apud portam 
antiquam lapideam suisque iustis heredibus perpetuo possidendam. 


1) Fragm. II, 1. Vgl. den notarius, dem 1259 ein gleic) großes Jahresgehalt 
veriprochen wurde. Bol. auch: Stadt-Boten, 
) Fragm. II, 1. 
5* 


68 


Contulerunt insuper nuncio ipsorum idem consules dicto Conrado 
suisque iustis heredibus aream illam apud antiquam macella|m] 
versus domum preconis iure perpetuo possidendam'). Es handelt ſich 
offenbar um eine Belohnung für geleijtete Dienfte. 
1. Iohannes nuncius [consulum|: 1260; Fragm. II, 1, 2. 1. burbode: 
1260 ; Fragm. II, 2, 72. Bernart burboden socer (socer Iohannis 
b.): 1264; St. B. B, fol. 22b, 29a. Woltburgis vidua (uxor, 
relicta) Iohannis burbodeln|: ce. 1269; St. B. B, fol. 45b, 48b, 
49a, 50a. 
2. Marquardus/nuncius consulum!: 1260; Fragm. II, 1. Iohannes 
frater Margnardi burboden: c. 1269; St. ®. B, fol. 42a. 
. Godefridus /nuncius consulum]: 1260; Fragm. II, 1. Godike 
burbode: 1266; &t. B. B, fol. 28a. Johannes frater G. h.: 1267 ; 
St. B. B, fol. 33a. Godescalcus b.: c. 1269; St. B. B, fol. 45a. 
Ghese uxor Godekini burboden: c. 1380; St. B. C, fol. 37a. 

. Brabantinus nuncius consulum]: 1260; Fragm. II, 1, 2. 

5. Werner(us) burbode: 1266: St. B. B, fol. 26b, 47a, 48a, 51h, 
52b, 54a, 60b, 65a, 65a. St. B. C, fol. 9b, 16b, 19a, 74b, 88h, 
101b, 123b, 124a, 132a, 148a. W. nuneius civitatis: 1282; Zt. 
B. C, fol. 70b. 

6. Hermannus burbode: 1268; St. B. B, fol. 4b. Su PB. As, 
fol. 1b. Hermannus maior nuncius [consulum]: 1274; St. #. 
C, fol. 13a. 

7. Conradus nuncius [consulum]: 1274 St. 3. C, fol. 13a. 
Ortus EC. burbodonis: 12337; St. B. C, fol. 158a. lohannes 
filius ©. b.: 1287; St. 8. C, fol. 158b. 


—2 


DS 


Fl 


XI. Der Beluftigung dienende Gewerbe. 
Nn. Mufifanten?). 


Wenn jie im Sachjenjpiegel?) noch zu den unmehrlichen Leuten 
gerechnet werden, jo jcheint ſich ihre Lage bei uns Schnell gebejjert 
zu haben, da jämmtlihe als Muſikanten bezeichnete Perjonen in der uns 
beichäftigenden Zeit Erbgrunditüde beſaßen. An den eigenthümlichen 
Zuſammenhang zwiſchen Mufifanten und SKuchenbädern *) erinnert die 
Thatjache, daß der Pojaunenbläjer Etaciu die Wittwe des Kuchenbäckers 
Wolter zur Frau hatte’). Außer ihm werden noch ein Raufenjchläger 
und ein Leiermann erwähnt. 


122. PBaufenjchläger (timponator). — 
Herbordus timponator: 1287: St. 8. C, fol. 137b, 155b. 


1) St. 8. C, fol. 13a, 

N Vgl. II. 2 S. 79 ff. u. 3S 13 ff. 

Sachſenſpiegel a. a. ©. I, 38, $ 1 u. III, 45, $ 9. 
) Bol. II, 2, ©. 80. 

) &. B. C, fol. 160b (1288), 


69 


123. Bojaunenbläjer (basunre), — 
Stacius basunre: 1288; St. B. C, fol. 160b. 


124. Leiermann (lireman). — 
Iohannes lireman: 1288; St. ®. C, fol. 176a. 


Oo. 


125. Fechter oder Spielleute? (scherfe)mere, scermere)’). — 
Auch die jo bezeichneten Perjonen beſitzen 3. T. eigene Häujer?). 
1. Godekinuns scheremer: 1283: St. B. C, fol. 61b. 
2. Godefridus schermer: 1283: St. B. C, fol. 88b, 118b. 
3. lohannes schermere /scermer): 1286; St. ®. C, fol. 118b, 
140b, 167 a- 


126. ®aufler? (kegheler). — 
Greta kegheleres: c. 178: St. B. AT, fol. 1a. 


X. &agelöhner. 


Pp. 
127. Erdarbeiter (fossores). — Sie werden um 1283 erwähnt ?). 
Namen ind nicht überliefert. 
2. 


128. Palstotere. — Sie beſorgen das Einrammen von Pfählen. 
Für die hier betrachtete Zeit iſt nur ein Vertreter nachweisbar. 
Bernardns palstotere: c. 12802; Zt. B. A 6b, fol. 4a. 


XII. Anhang. 


Zum Schluß jollen noch einige Bezeichnungen aufgezählt werden, Die 
möglicherweije auf ein Gewerbe zurüdgehen fünnten, deren Bedeutung aber 
entweder zweifelhaft oder vorläufig ganz unverjtändlich it: 


1. bogenere, boghener; &t. B. B, fol. 35a, 48a, 49b. St. B. A8, 
9b. St. B. C, fol. 166. — Im Mid. — Bogenmadher oder 
Bogenſchütze. 

2. bughelere; St. B. B, fol. 40b. 

3. drestro; St. B. C, fol. 49a. 

4. hanenmester; St. B. C, fol. 3b. 


1) Das Wort kann beide Bedeutungen haben; vgl. Yübben, mnd, Handmwörterb. 
©. 326. 
2) St. B. C, fol. 88b, 118b, 
) St. B. A3, ſol. 2a. 


on 31 y 


10 


.haven(e)jmester: St. B. B, fol. 54b. St. 8. C, fol. 40b. 

. hestformere: St. B. C, fol. 7a. 

. piesten; St. B. B, fol. 29b, 56b u. ö. = stenbicker, Steinhauer? 
.segeler; St. B. C, 133b. — Vielleicht it an Siegler zu denken, eine 


Bezeihnung, die nach Tehen (Hanf. Geichichtsbl. Ihrg. 1897, S. 39) 
neben Staler, Wardein, Schaumeiſter fir die mit der Gontrofle der 
Handwerker Beauftragten gebraucht wird. 


. stalman; St. B. B, fol. 6la = Etallfnedt? 
. Illicum tenaculis; St. ®.A, 6b fol. 1b. — Tenaculum bedeutet 


im mittelalterl. Zatein u. A. eine Spange. In einer Urfunde v. 1346 
(M. U. B. 10 Nr. 6627) werden goldene Ringe und tenacula ver: 
pfändet: Ob die als illi cum tenaculis bezeichneten Berfonen nur 
Händler oder auch Handiwerfer waren, alio etwa den Nadlern ver- 
wandt, läht ſich nicht enticheiden. Sie zahlten nach der obencitierten 
Eintragung 9 Schillinge de locis. 








III. 


Der Bericht über die Geſchicke Roſtocks 
während der Herrſchaft Waldſteins in Mecklenburg. 


Von 
Karl Koppmann. 


F der von mir (Bd. I, 1) gegedenen Ueberſicht über die Roſtockiſche Hiſto— 
riographie habe ich (unter Nr. 18) bemerkt, daß „Ein actenmäßiger Bericht 
über die Gejchide Roſtocks während der Herrichaft Waldfteind in Mecklen— 
burg von 1626 Sept. 15 bis 1630 Jan. 27, der eine jelbititändige und 
officielle Relation zu jein jcheint”, in den Neuen wöchentl, Roſt. Nach— 
richten und Anzeigen 1838, Nr. 42—44 durch Karſtens veröffentlicht, 
handjchriftlich aber bisher nicht nachgewiejen worden jei. Dabei habe ich 
überjehen, daß Karſten diejen Bericht aus demjelben Sammelbande, dem 
wir den Auszug aus Mathias Prieſtavs Tagebuche verdanken, ge: 
ihöpft hat, und zwar beruht die von ihm gegebene „actenmäßige Er: 
zählung* auf einer Zujfammenjchweißung von 14 verjchiedenen Protofoll- 
Ertracten, die jich innerhalb dieſes Bandes in einem bejonderen Sefte 
finden, das aus 71 Blättern beſteht und die Bezeichnung trägt: „Copien 
der Herrn Blürgermeijter) Johan Lutterman und Herm Johan Maapen 
jussu Senatus ertheilten Grtracten protocollorum und andern, Den 
25. Aprilis 1633”, 

Eingeflebt in dieſes Heft find zwei Drucblättter, ein Patent des 
Dberjten Heinrich Freiherrn von St. Julien aus dem März des Jahres 1628 
(im Quartier zu Warnemünde) und eine Verordnung dejjelben von 1630 
Nov. 10 (zu Rojtod). Angeklebt find den 14 Protofoll-Ertracten Drei 
Schriftjtüde, die ung über deren Zweck und Entitehungsweije Aufklärung 
geben. 

Das erite dieſer Schriftjtüde it ein vom Bürgermeiiter Johann 
Luttermann im Mai 1632 an den Regijtrator Johann Braune gerichtetes 
Screiben, in welchem er von diejem die Mittheilung aufgezählter Brotofolle 


12 


begehrt, während die beiden andern Gejuche ind, die Johann Luttermann 
1633 Ian. 28 und Johann Maaß Ian. 30 in derjelben Angelegenheit 
an den Rath gerichtet haben. Aus diejen Gejuchen ergiebt fich, daß 
Luttermann, mit dem ſich Maaß in gleicher Lage befunden haben wird, 
jene Protofolle „in Sachen Anwaldes des Untergericht wieder mich“ zu 
benußen gedachte und daß der Rath ihn auf ein früheres Geſuch Ian. 11 
dahin bejchieden Hatte, „im Fall ic Urjachen anzeigen würde, wozu ich 
des einen oder andern Stüd3 zu der wieder mich angeitellten Klage be: 
nötiget, das alßdan ferner, waß dem Rechten gemäß, ergehen soll“. 
In Folge der abermaligen Gejuche vom Ian. 28 und 30 wurde an 
legterem Tage dem Syndifus Dr. Johann Sibrand, dem Rathsjekretär 
Bernhard Bonhorit „und mir Taniel Brunen committiret, Supplicanten 
ohne Zuziehung eines Advocati die protocolla und acta, jo jie begehren 
vorzuzeigen und was jie begehren zu notiren, aber ihnen nichtes abfolgen 
zu lajjen, ehe davon im Rahte referirt iſtr; am 12, April wurden darauf 
die beiden Syndici und zweit Rathsherren beauftragt, „die extrahirten 
protocolla zu verlejen und davon im Rahte zu veferiren“, und am 
15. Apr. erging der Beichluß, „dat die extrahirte und von den Herrn 
Deputirten verlejene Extracta Herrn Conj. Lutterman abgefolget, jedoch 
Copey davon behalten werden jolle, welches Daniel Braunen committiret iſt“. 

Das Schreiben Bürgermeijter Quttermanns an Daniel Braune lautet 
folgendermaßen: 

Herrn Daniel Brumen, meinem freundlichen lieben Gevattern, ein- 
zubendigen ?). 

Mein lieber Herr Gevatter. Nachdemmahlen ich mit demjelben vor: 
lengſt geredet, das ich das gante Protocol haben mühte, was in dieſen 
negſt verlauffenen Jahren alhie zu Roſtock und injonderheit was bei der 
Friedlendiſchen Regierung vorgangen: alß bitte ich nochmalen, mir mit 
dent eriten nachgejehte Stücke herauszugeben : 

1. Was wegen I. Kaiſ. Mayt. Hufanus allhie geworben und was 
EE. Rath und Bürger ſich darauff ercleret oder auch an den Kaiſer gejchrieben. 

2. Was Adolph Mori Dehne wegen de3 Herrn Feldtmarſchaln, 
de3 Herrn Grafen von Schlid, geworben, was darauff zum Beicheide gegeben. 

3. Was darauff beim Generaln, Herrn Herzogen zu sriedlande, ic) 
und Herr Clinge und Hieronymus Voß gejucht und erhalten in Holſtein. 

4. Was darauff der Herr Obriſter Arnimb, nachdem er uns nad 
Gujtrow erfurdert, anbringen gemwejen und was Naht und Xürgerjchafft 
darauff gebothen; was vor Perjohnen dabei geweien. 


!) Receptum 25. Maji 1632, 


13 


5. Was EE. Rath und Hundertmenner alhie in Rojtod, wie ich zu 
Newen-Brandenburgk mit Herrn D. Lindeman, Jochim Schnoekel, beide ©. 
und H. Voß gewejen, erbothen und gejchlojjer. 

5. Was für contributiones von Monaten zu Monaten von 
EE. Raht und 100-mennern verwilligt. 

6. Was der S. Julien den 10. Febr. geworben und was Naht und 
Bürgerjchafft ſich darauff ercleret. 

8. Was jo wol bei Ihrer Kati. Mayt. al3 bei dem Herrn Herzogen 
von Friedland vor Injtructtion mitgegeben und was wir darauf vor 
Relation getan und Beicheid befommen. 

I. Was für Kaiſ. Commiſſion durd) den Altringer und Walmerode 
zu Gujtrowen der Ritter: und Landichaft angebracht, wie EE. Raht darzu 
citiret umd was jie durch ihre abgeordnete verrichtet; wie S. Julien Hin- 
einfommen und jich Huldigen lajjen; was domalen proponiret; was von 
EE. Raht und Bürgerichafft vor Nejolution gegeben und darauff Interims— 
weije geſchworen worden. 

10. Was der Hertogf von ‚Friedland, wie er allhie vor die Statt 
den 16. Octobr. anfommen, begehret, was Raht und Bürger jich ercleret, 
wie und was vor eine Notul abgefajjet und den Bürgern auff den 
Wellen hin und wieder vorgelejen. 

11. Was endlich der Schlus darauff geworden und bei der Handlung 
daraußen vorgelauffen. 

12. Wa3 im December damieder von I. F. G. begehret worden 
monatliche Contribut. 

13. Wie man dajjelbe verbeten, endlich doch uff 4000 Rthlr. monatlich 
über jich gehen lajjen müſſen. 

14. Wodurch diejelbe monatlich) zujammen gebracht und was von 
E. Raht vor contributiones vorgejchlagen, was die 100-:menner darauff 
erinnert und aljo ein gemein beliebung geworden. 

15. Wer jedesmahl, warn man es verbitten jollen, entweder Geld zu 
remittiren oder executiones zu verhindern, dahin gemwejen, was vor 
Relation diejelbe getyan und was endlich darauff hat gejchehen müfjen. 

16. Was jchlieglich bei der Erbhuldigung vorgelauffen. 

17. Was bei D. Steinbergen, Kön. Denemarfijhen Gejandten, 
verrichtet. 

Des Herrn Gevatter und geflijjener Freundt 

3. Qutterman m. p. 

Den 17 Fragen Xürgermeijter Luttermanns entiprechen Daniel 
Zraune® 14 Brotofol-Extracte, abgejehen davon, daß jie die Fragen 
10 und 11, 12—14 zuſammenfaſſen, jo genau, daß ſie auch die irrthüm— 
lichen Bezifferungen (die doppelte 5 und die Auslajjung der 7) wiedergeben. 


Extr. 1:8. 2-5. Er 2:8. 6-7. Extr. 3:8. 8—11. 
4: „ 12—13. „ 5a: „ 14—15. „ 5b: „ 16—17. 
= 6: „ 18—19. ä 8: „ 20—23. u 9: „ 24—29- 
„10,11: „ 30-31. „12-14: „ 38-41. „ 15: „ 42-57: 
„. 16: „ 58-63. „ 17: „ 646. 

Aus diejen Protofoll-Ertracten hat Karſten, indem er 5 (da) und 
15 nur theilweiſe wiedergab, jeine „actenmäßige Erzählung“ folgender: 

maßen zujammengejeßt: 
©. 330a—331b. Anno 1626, den 15ten September — unterthänigft erbötig ... 1- 
„ 8331b—8382a. Anno 1627, den 18ten Auguft — abgefertigt worden ült..... 3: 
„ 332a—833a. Anno 1627, den 16ten September — ins Thor geflommen ... 3. 
„ 333a—8333b. Anno 1627, den 18ten October — tft angenommen worden .. 4. 
„ 333b. Anno 1627, den 20ften October — 12 Tage zu erlegen... Bruchſtück von 5a. 
„ 333b-334a. Anno 1627, den 4ten November — 150000 »9 abgehandelt ... 5b- 
‚ 334a. Am 23ften November — it. voriges Kopfgeld ..... Bruchſtück von 5a. 
„ 334a—834b. Anno 1628, den 10. Februar — abſchicken wolle ........... 6. 
„ 334b—335a: Anno 1628, den 29iten Januar — bei deren Herkunft referiret ... 8. 
„ 335a—355b. Im Februar 1628 — wohl friedlih geweien wäre ......... 17- 
„ 335b—336b. Den 15ten Februar — Schanze zu Ipreden.. Bruchſtück von 15. 
„ 340a—8341la. Sub dato Boitenburg — und den Eid abzunehmen „ u 
‚, 34la—344b. Den 16ten Dctober 1628 — in die Schüttinge verleget... 10,11. 
„ 849a—350a. Anno 1628, den 3ten December — überhaupt 8 £ .... 12—14. 
„ 350a—351b. Anno 1630, den 4ten Januar — Actus geendigt war ..... 16. 











IY, 


Roſtocks Soldaten im Dreißigjährigen Kriege. !) 


Don 
weil. Gymnafialdirector Dr. K. €. 9. Rraufe. 


7]; Kojtod für den großen Krieg, der nachträglich der Treigigjährige 
genannt wurde, ji) mannigfad) rüjtete, obwohl es eigentlich nicht am 
Kriege theilnehmen wollte, it befannt genug; und es iſt leicht zu er: 
fennen, wie jchwierig für die Etadt Die Enticheidung und nicht weniger 
das durch ihre Zurückhaltung nothiwendig bedingte Schaufeliyitem war. 
Es joll uns heute die Nachweifung diejer Schwierigfeiten nicht be- 
Ihäftigen, mur jei furz darauf hingewieſen, wie der Rath nicht mehr im 
Stande war, bindende Bejchlüffe raſch zu fallen und energiſch durch: 
zuführen. Hatten jchon in alten Zeiten die jebt als hochconjervativ 
ausgeichrieenen Aemter und Zünfte in der Noth der Zeiten oft als 
dräuende Mafje mit Kolbe und Henferblod hinter dem Rathe gejtanden und 
ihm den homerischen Sprud) zu Gemüthe geführt „our ayadev noAuxsıpavin“, 
jo war feine Wacht in Roſtock jeit 1573/1584 durch die Quartiere 
dauernd beeinflußt uud gelähmt. Dazu fam die bald von der einen bald 
von der anderen diejer Gewalten betonte Halbjouveränität, die beanjpruchte 
Reichsſtadtſtellung, dem Fürften gegenüber ; damals dem höchit eigemwilligen 
Herzog Adol; Friedrih. Berichlimmert wurde diejer Zujtand durch die 
ungewöhnlichen Eingriffe der Staijerlihen Gewalt, die ſich nicht mehr ſo 
leicht wie früher befeitigen lafjen wollten, wo man den Herzog gegen ben 
Kaijer und den Kaiſer gegen den Herzog ausſpielte. Außerdem hatte 
Wallenſtein noch jeine eigene Politik, die jich mit der des Kaiſers nicht 
dedte. Dazu fam die wohl erflärliche Angſt vor der Gefährdung der 
dänischen und jchmediichen Handeleprivilegien und die Machtlofigfeit der 
Hanje, auf die man ſich nach langem Fernhalten gern wieder geſtützt 
hätte. Die alten diplomatijchen Mittel veriagten, der Rath wurde rath: 


) Vortrag, gehalten im Verein für Nojtods Alterthümer 1891. 


16 


los und ſetzte ſich zulegt, da er vor energiicher Abwehr zurücichredte und 
nach der langen Vernachläſſigung feiner Feitungswerfe zurückſchrecken mußte, 
zwilchen zwei Stühle: am 17/27. Oct. 1628 erzwang Wallenjtein zwiſchen 
St. Georg und der Reiferbahn als neuer Landesherr die Llebergabe '). 

Die Wehr der Städte umfahte natürlich die Befeftigung und 
die Bertheidigung, zu lebterer hatte man die Bürger und Ein- 
wohner und geworbene Soldaten. Die Geihüte zähle ich zur 
Befeſtigung. 

Eine für die neuere Kriegführung geeignete Befeſtigung ließen ſich 
die größeren Hanſeſtädte ſeit dem Beginne des Jahrhunderts angelegen 
ſein: man hatte ihren Werth in der Vertheidigung der holländiſchen 
Plätze, namentlicd) Leidens, gegen die Spanier erfannt. Die beiten 
Feſtungsbauer waren damals unfraglich die im Dienſte des Generalitatt- 
halters, Moritz von Dranien, jtchenden Ingenieure. Die Hanſiſchen 
Käthe waren einfichtig genug, zu verjtchen, daß man der micht ohne arge 
Berichuldung der deutichen Proteftanten gewaltig und drohend aufitrebenden 
fatholijchen Gegenreformation und der Macht der Liga mitte's der Nieder: 
lande und Englands ein bedeutendes Gegengewicht entgegen ſtellen 
fünne. Cie folgten auc) diejer Einficht gegen das wüthende Gebeljer der 
orthodor:lutheriichen Geiitlichkeit, deren einer in Lübeck ſich gegen Ver— 
handlungen mit der Eliſabeth mit dem Verſe auflehnte „ypass avaszıpıraası 
uayav zovoprov Syaisıı“ Namentlich um Feitungsbauer wandten jte ji 
an Dranien?). Schon 1608 hatte Hamburg einen holländiichen Ingenieur 
Sohann Ryßwik, dann fam der bedeutendere Johann Balfenburg, — 
1614 entwarf er den Plan für die Befeitigung von Bremen, den Moritz 
von Dranien jelbjt begutachtete; 1615 nennt der Bremer Rath ihn „mit: 
bejtellter Ingenieur der näher vereinigten Hanjejtädte* (died waren Lübeck, 
Bremen, Hamburg. Braunjchweig, Magdeburg, Lüneburg, Roſtock, Wismar, 
Ctraljund, Greifswald) doch ijt er ficher nicht für dieſe alle im Arbeit 
getreten. Bremen zügerte mit dem Bau bis 1623. 1618 bejtellte der 
Hamburger Rath Balfenburg, 1623—24 iſt er im Dienfte von Bremen. 
1620 wandte jich endlich auch der Nojtoder Rath an ihn (nach Hamburg), 
1623 bejichtigte er Nojtod*) und machte einen Plan, den Dranien billigte, 
und im Auguſt 1424 lieferte er den vollitändigen, im Ctadtarchiv er— 
haltenen Plan mit 9 Bollwerken, doch baute nicht er*), jondern der von 

') Eine Veberfiht der endlojen Berhandlungen hat Dr. Wild. Rogge nad 
Hetenftüden in den Meckl. Jahrbiihern Bd. 51, ©. 283 fi. gegeben, 

2) Zum Folgenden vgl. Hit. Abth. des Kinjtlerveind zu Bremen 1869 Febr. 12. 

9) Rogge a. a. O. ©. 346. 

) Vebrigens iſt Johann Balfenburg nicht vor dem 1. Nov. 1625 verjtorben, 
wie Rogge jagt, noch am 9. Mai 16529 jchrieb er aus Bremen nad) Hamburg, dab 
er frant ſei. 


17 


ihm empfohlene Beter von Rampen 1626 nach einem viel vereinfachten An— 
Ichlage; dann ward die Arbeit zu viel, jie blieb liegen, bi8 eS zu jpät war. 

Wie abjcheulih es mit dem Rojtoder Wehrweien 1620 ausjah, er: 
heilt aus einem Berichte des in Roſtocker Dienit genommenen Haupt: 
manıs Thomas Hark’); auch 1623 berichtet er noch mahnend, daß beim 
zugeichütteten Schwaanjchen Thore feine Geſchütze auf die Wälle gebracht 
werden fünnten, auch fein Zugang für die Bertheidiger da jei. 

Was die Wehrmannjchaft der Bürger betrifft, die Hars in 
jeinem Berichte auf 6000 anjchlägt, jo hat der tapfere Capitän unfraglich 
gefabelt. Er hat aus der Luft heraustarirt und neben jenen 6000 noch 
über eine Menge „unbewehrtes Volk“ geglaubt verfügen zu fünnen. Doch 
joll auf diefe Berechnung hier nicht eingegangen werden. 

Wir fommen zu den Geworbenen, den Soldaten. 


Daß Roftod 1620 einen Gapitän und bald nachher noch 2 Officiere 
annahm, würde noch nicht das Halten von Kriegsvolk beweijen, da 
erjterer auch eine Art Stadtcommandant war und alle 3 die Bürger mit 
einerercieren jollten. 

Sedenfalls find dieſe 5 nicht jpecielle Front-Officiere der 18 Bürger- 
fahnen von 1625; nachher ericheinen fie im Stabe der Geworbenen. Es 
find der Gapitän Thomas Hars, der Lieutenant Franz Karod umd 
der erite Sarfiante (Sergeant, ahd. scario) Hans Wente. Roſtock hatte 
damals jelbitverjtändlich noch feine reifigen Rathsdiener, namentlich aber die 
reitenden Diener, die auch zu militärischen Zweden gebraucht wurden. Die 
Soldrechnungen für Geworbene liegen erjt ſeit Februar 1626 vor ; doch waren 
die Soldaten jchon im Februar vorhanden, jie müſſen aljo bereit3 im 
Sanuar oder im December 1625 angeworben jein, wenn mir auch eine 
Rechnung über ihr Handgeld nicht bekannt ift. Der Anlaß zu den 
Werbungeu lag augenscheinlich in der Forderung Adolf Friedrichs zur 
Theilnahme an der Landesdefenjion nach defjen Zutritt zu den Lauen- 
burger Abmachungen mit Chriftian IV. von Dänemark als Kreisoberſten 
des Niederjächjtichen Streijes zur Sicherung gegen die von Böhmen etwa 
andrängenden Striegswirren, im Wahrheit zur Abwehr von Tilly und 
Wallenftein von Norddeutjchland und (nad) Chriſtians Hintergedanfen 
wenigſtens) zur feiten Begründung einer großdänischen Macht in dieſem 
mittelit der für Dänemark zu crlangenden Bisthümer Bremen, Berden, 
Denabrüd, Lübeck (Eutin), Rabeburg und Schwerin (Bützow). Es erklärt 
uns dieſes dänische Vorgehen ſehr flar die jpäteren Maßregeln des 
Kaiſers gegen die Herzöge von Mecklenburg. 


1) Rogge nennt ihn irrig ſtets Kars. 


18 


Adolf Friedrich Hatte nun 1625 von Roſtock die erbvert ragsmäßige 
Stellung eines Fähnleins Fußvolk und zweier leichter Feldgeſchütze (Falko— 
nette) zur Defenjion an der Grenze nach Dömit und Grabow gefordert, und 
da Roſtock jich weigerte, jene durch Drohung erziwungen; das jcheint dann 
1626 geichehen zu jein. Anfang 1627 waren jie nach den Siegen 
Wallenjtein® an der Dejjauer GElbbrüde und Tilly bei Luther am 
Barenberge wieder zurück, wie Rechnungsnotizen erweiien; im Waths- 
archiv mag Genaueres noch zu finden jein, Schon 1626 wollten ſowohl 
Chriſtian IV, wie Gujtav Adolf von Schweden von Rojtod jeine „Solda— 
tesfa“ erwerben, doc, hatte der Kath e8 abgelehnt. Vom Februar 1626 
an laufen die Soldabrechnungen für die Soldaten. 

Die Mittel wurden aufgebracht durch eine Häuſerſteuer, welche eben- 
fall3 vom 2. Februar 1626 an lief und monatsweiſe erhoben wurde: das 
wurde Soldatengeld genannt. Vom Juli 1627 wurde es um 50°, 
erhöht. Giebelhaus, Querhaus und Brauhaus hatten monatlic) 2, nad): 
her 3 Neichsthaler, die Bude 1 a8, nachher 1’/,, ein jelten genanntes 
„Haus“ iſt 1°/, Buden gleich gerechnet und zahlte urfprünglich 1'/, 45, 
dahin wurden auch fleine, jchlechte Giebelhäufer und Querhäuſer ermäßigt. 
Die ebenfalls jeltenen Kellerbuden (Keller mit aufgejeßtem Stodmwerf, von 
Prange 1842 als „Anlehne“ bezeichnet) zahlen gleich anderthalb „Dönzen- 
feller“ (Keller mit heizbarer Stube, wie der am Ziegenmarkt neben der 
Schreiberei), dDiejer muß 12 4, jpäter 18 / geben, der gewöhnliche Wohn- 
feller und der Saal zahlen 6 A, jpäter 9—12 £'). 

Zur Einhebung dieier Steuer, zur Soldzahlung und zur Begleichung 
aller Militärfojten war ein Kriegscommiſſariat ernannt, beitehend 
aus 3 Rathsherren und vier „Fürnehmen Bürgern”. 

Die Erhebung diejes Geldes und die Soldzahlungen werden bis zur 
Beſetzung der Stadt im October 1623 gelaufen jein, mir lagen fie 
noch vor bis Januar 1628. 

Sch habe die Lilten über 6 Monat vom 28. April bis 23. October 
1627 genau durchgejehen und durchrechnet, und theile Daraus das folgende 
mit der Vorbemerkung mit, daß die Erhebungsmonate jtet3 zu 4 Wochen 
(28 Tagen) gerechnet jind, wonach die Steuer fich für das Jahr von 
52 Wochen auf 13 Monate jtellt; day aber für die Soldzahlungen die 
Monate (gerade wie noch heute) zu 30 Tagen gezählt wurden. 

Das Mojtoder Militär beitand nun aus einem Stabe und 
6 Corporalichaften; dazu treten immer die Neugeworbenen, welche 
noch nicht in die Gorporaljchaften eingejtellt jind. Jeder Neugeworbene 


2) Es iſt zu bemerfen, dab der Reichsthaler 24 (alſo fchwere) Schillinge hatte 
der Schilling 12 4. 


19 


erhält einen Halbmonatsjold als Handgeld im Voraus, doch wird dieſe 
Zahlung am erjten Solde abgezogen. Von Lieferung von Uniform und 
Waffen ift feine Rede. Iſt der Eoldat ein Roſtocker, jo iſt jein Haus 
frei vom Soldatengelde. Die Fremden mußten fich jelber einmiethen. 

Den Stab bildeten 17—18 Mann: 

1 Capitän (Tomas Hard) mit 30 4 Sold und einem Hauie in 
der Schwaanjchen Straße; 
1 Lieutenant (Karod) mit 502£; 
1 eriter Sarjiante (Wente) mit 18 24; 
2 weitere Sarfianten zu 10, 15 oder 16, nachher zu 16 45, die 
aber jpäter noch je 1 »£ „Honorar* erhalten; 
1 Capitän d'armes erhält 16 a4; 
1 reformierter Sarfiant, dejjen Stellung ich nicht erklären fanır, 
12 jpäter 13 “f; 
1 gefreiter Eorporal 17 »f; 
1 eriter Conftapel 15 Mark!); 
er hatte die Gejchüge zu laden und zu zielen ; 
1 „Sohrier* (dev zu Sendungen gebraucht wurde) 10 a: 
erner: 
1—2 Conſtapel, die ſpäter geworben waren, zu 7 „£ 12 4 und 
69 12 8; 
fie dienen aljo als einfache Soldaten am Geſchütz; 
4 auch 5 Trommeljchläger zu 9 af und 8 „9 12 £; 
1 Wachtmeijter, „wegen Schließung der Stetten inder Stadt:" 4 2%, und: 
1 Profos zu 8 af. 
Die Corporaljchaften werden geführt von je einem zu dem 
Mannfchaften gezählten Corporal mit 8—11, gewöhnlich 10 »£ Gehalt. 
Ihm zunächſt fteht in jeder Corporalichaft ein Landesposat oder 
Landposat?) mit durchweg 9 »f. Ferner hat jede Sorporalichaft in 
ihrer Mannjchaft 3—4 Gefreite, auch meijt mit 9 29. 

Die Mannichajten find getheilt in Musquetiere und Vefeniere, 
deren Bejoldung (je nach dem Contract der Anwerbung) ziemlich gleich ilt, 
Taf, 7), und 8 a8, doch erheben die 7 Thaler-Leute bei jeder Sold- 
zahlung Lärm und fordern Zulage oder Schlafgeld oder Entlaſſung, 
worauf ihnen dann jedesmal ein Exrtragejchent zu Schlafgeld (3—6 7 
bewilligt wird. Nur zweimal famen Gefreite bei den Pekenieren vor. 

1) Dieſer iſt Hans Varkentien, der an anderer Stelle als „Büchſenmeiſter“ im 
Bürgercontingent genannt wird. 

2) Guſtav Freytag, Bilder a. d. deutſchen Vergangenheit, III (Bilder aus dem 
30j. Kriege) erklärt dieſe Landpoſaten oder Ambeſaten (ambasiator) als alte Land— 
läufer, Ordonanzen und Boten, im Sold bevorzugt, Stellvertreter und Gehülfen der 
Gorporale. 





80 


Im Dienſt waren in den von mir durchgerechneten Monaten: 


1. 2. 3. 4. —2* 6. 
1Musqu. 34 35 33 38 33 34 
BER net BB BB 8 


50 60 61 6l 56 59 

Nicht einrangiert: 21; mit dem Stab = 395 Wann. 

Musqu. 39 40 34 36 37 36 
2. Monat: | Mh MB M m 
62 65 60 59 6l 63 

Nicht einrangiert: O; mit dem Stab: 391 Mann. 

Musqu. 38 40 39 36 36 39 
A Set. 2 16 5 m 2 
58 56 60 51 55 60 

Nicht einrangiert: O; mit dem Stab = 357 Mann. 

Musqu. 37 40 41 40 38 38 
4. Monat: | oopır 21 EB nn 8 
58 56 60 57 57 56 

Nefruten 44; mit dem Stab — 404 Wann. 

Musau. 43 43 49 48 44 48 
5. Mont: | BT a Bm m 
70 68 12 ‘0 66 70 

Nekruten 36; mit dem Stab — 469 Wann. 

‚I Musau. 45 47 50 50 48 48 
6. Monat: | pel. 30 33 258 Bm 3 
75 70 73 83 67 

Rekruten 25; mit dem Stab — 482. 

Die ganze Wehrmacht betrug alſo in dieſen ſechs Monaten von 
357—482, durchſchnittlich rund 414 Mann, in den letzen drei Monaten 
fajt 100 Mann mehr als in dem drei erjten; die Zahl der Pekeniere it 
um '/, bi3 ?/, ja bis zu !/, geringer als die der Musquetiere. 

Die Zucht war in diefer bunten Soldatesfa nicht bejonders : 

In den erjten 3 Monaten wurde caffiert die hohe Zahl von 38 
d. h. 9,5), der Mannſchaft der höchſten Monatszahl; es entliefen 19 
d. h. 4,8°/,. In den 3 letzten Monaten ſtand es beſſer; caſſiert wurden 
nur 8, darunter 2 Gefreite; es entliefen nur 9. 

Am jchlechteften war die Zucht im Nechnungs-Monat vom 23. Juni 
bi8 21. Juli 1627; e8 fallen von den (38 + 8) 46 im Ganzen caffierten 
auf ihn 27; von den (19 + 9) 28 Entlaufenen 12. Der Truppengattung 
nach war die Disciplin am mangelhafteften bei den Pelenieren, die doch 





81 


ebenjo gut bezahlt wurden, wie die Musquetiere. Yon den 46 Gaffierten 
fallen auf fie 31, auf die Meusquetiere 13, die 2 weiteren fommen auf 
den Stab (1 Trommler, 1 Profos). Bon den 283 Entlaufenen 18, auf 
die Musquetiere 8, auf den Stab 2 (2 Trommler). 

Die Caſſierten erhielten, wie natürlich auch die Entlaufenen fir den 
begonnenen Monat feinen Sold. 

Die Entlaufenen verfolgte man durch „Stödbriefe“, ein Wort, das 
man hier entichieden mit „Stock“ zujammenbrachte, d. 5. man jandte den 
„Fohrier“ mit Haftbriefen hinter ihnen drein umd dem Erfuchen au fremde 
Behörden (3. B. Lübe und Bergedorf) die Ausreißer zu fajfen und aus— 
zuliefern. Eine ſolche Sendung fojtete einmal 8'/, af. 

An Zuchtmitteln fennen wir außerdem das „Pferd', ſonſt auch 
„Ejel” genannt, für deijen Hinjchaffen zur „Justieia“ einmal 2 Schilling 
berechnet werden. Auch ein Tiſch wird zweimal für 8 an die Justicia ge: 
fahren, wohl um ein Urtheil zu verkünden. An die Justicia (Galgen) 
werden die Namen der Entlaufenen vom Scharfrichter (Meſter Quirinus 
Krohne) gejchlagen. 

Auch muß derjelbe zweimal Soldaten „wippen“; Meijter Quirinus 
erhält dafür 12 »& 8 8, und 12 220 4. Es iſt das Aufziehen und 
Wiederherabjtürzenlajjien an einem „Schnellgalgen“ oder „Wippgalgen“. 
Die Erklärung giebt Campe's Wörterbuh: Der Mann wurde an den 
zufammengebundenen Armen an den Galgenarm gehißt und von dort 
herabjtürzen lajjen, doc jo, daß er nicht zur Erde fam; die Procedur 
wurde jo oft wiederholt, al3 das Urtheil angab. Die Arme wurden dabei 
natürlich) aus den Schultergelenfen gerifjen, auch Ellenbogen und Hände 
ausgerenft. 

Die Summe der Soldzahlung belief ſich eingerechnet Die 
32—35 af betragenden „wenigen Verehrungen“ an die umrubigen 
Soldaten und die Verzehrungstoften (mit ITractament von DOfficieren und 
angejehenen Perjonen) bei den Soldzahlungen 


für April Mol auf. 3 ur en 23569 2 IR—N 
TRDISUNE- en re ee ai 2943: 1110 
SEND SU ee a 2762 „ 15. 6„ 


_-- - — 


In Summa für das Abrechnungs-Unartal . . . 8575 af 18% 49 
dazu fommen die Werbe-Handgelder mt. . 19. 6. —,„ 
und „was auf die zum Gewehr und Waffen 
gehörige Sachen, geworbene und franfe Sol: 
daten, item die reijigen Boten und andere 
Abſchickungen, gemeine Ausgaben auff die 
Pfandung und Bediente gangen“. ....» 390 „ 1. —u 


Ganze Summe der Soldatenfoften. . .....9N15 11 4 4 
6 


82 


Da die ganze Soldaten:Geldeinnahme im 
Quartal nur betragen hatte: | 
Reit vom vorigen Quartal 7I af 218 6% 
Neue Erhebung . . . . 225 „ 12, 6, = 
8305 a 10 £ — 8 


jo blieb ein Deficit von . .... 2.2. 80 af 1 RB 8 
Für das Duartal vom Juli) October stellen ſich 
die Ausgaben ebenſo berechnet 











Juli / Auguſtt. 2821 44 — 68 

— 4 2% A wa RD ee 

a) 0. er u a ar ee OO. 5. DO 

Summe . 2... 9328 4 19 ß 10% 
Dazu Werbeged:. ... DT —ß—H 
Auf Gewehr u. Waffen ꝛꝛ. 65 „11. —, 
Gemeine Ausgaben... 65.183. —. 
Pfändung 6611 — 
Schreiber und Diene.. Bd. — — 
Verunkoſtung. . ... 122 „ 16. — u 

92 4 8R—Hh 

dazu der Reſt des vorig. Quartals TR A Ns 

Ausgabe Summa . . ... 1136 5 ß 2%) 

Tas Soldatengeld des Duartals betrug:. . . 10873 „u. 2m —n 

Dieb Borihuß:. . . » 280 3 R 248 


Da ich auf die Erhebung der Einnahme nicht näher eingehen Fanın, 
jo bleibt noch übrig anzugeben, was für Ausgabepojten in den Neben: 
rechnungen und dem Insgemein jteden. Da finden wir: Trinfgelder 
für Leute, welche einen Anzuwerbenden bringen, meiſt für jeden Geworbenen 
2-3 5%; die Koſten dem Proſoſſen ein gebrochene® Bein abzunehmen 
135 36°); eine Verehrung von 16 8 für den entlajjenen Brofos; ein ent: 
fajjener Sarfiant bekommt dagegen auf fürjtliche Verwendung 12 Thaler. 

Aufgenommen find auch die Unkoſten für Sendung des Fohrierd mit 
Stöckbriefen, für Sendungen reitender Diener bis Havelberg hin, einmal 
im Herbjt 1627 um däniſche Reiter auszuſpähen, einmal mit einem Brief 
an Obriſt v. Arnim; die Wootmiethe für Soldatenbeförderung nad 
Warnemünde, Die Fahrten dorthin zur Ablöhnung der Soldaten (jedes: 


9 Das Buch jchreibt: 817. 1. 10. 

2) Das Buch fchreibt: 11181 4. 10. Ueberhaupt hat ſich der Verſaſſer dei 
Buches wiederholt verfchrieben. 

) Es geſchieht durch M. Jochim Kroepelin und M. Adam Sparward. Das 
legte M. ift wohl ſicherlich Meſter, nicht Magilter. 


83 


anal über 2'/, »#); ferner das Duartalsgeld für die Thurmläuter zu 
St. Marien und St. Nicolaus, dort Tag und Nacht zu wachen, zu— 
jammen 10 28; nachher fommt auch St. Peter dazu. Beionders bezahlt 
wird das „Aufwarten“ der Trommler, d. h. ihr Gebrauch zu öffentlichem 
Ausruf x. Auch die Scharfrichter- und „Juſticia“-Gebühren ſtehen hier. 

Bon Waffen, Munition und Montur finden ſich 2 Kneip— 
zangen für die Sarjianten zur „Gießung der Kugeln“, Patronen gab es 
noch nicht. Vor allem kommen die Trommeln oft vor; der Trommel- 
macher Elias Hilffen liefert 8 neue für 4 8 3 4, dann Trommeljtöde 
Das Paar zu 4 8, Linien zum Beziehen, Trommeljchraube, elle. Unter: 
richt im Trommelichlagen giebt Johann Lorentz, wohl der Stadtpfeifer, 
wofür ihm ein Silberjchild mit durchgepungtem Roſtocker Stadtwappen 
verehrt wird, das Hans Hornemann für 4 Thaler 21 2 6  heritellt. 
Bon eigentlichem Gewehr und Waffen, auch Munition fteht nichts in Der 
Rechnung, dagegen haben mit fichtlicher Ängitlichkeit die Kriegskommiſſare 
unter allerlei Verblümung gebucht, daß bei Jakob Tol vör (dem Kürjchner) 
ein Federbuſch für den Kaptein für 15 Thaler gekauft jei. 

An schlechtem Gelde aus der Erhebung, das der Münzmeiſter an- 
nimmt, und an nterejjen für — erhält der Münzmeiſter einmal 
14 af, einmal 10 45. 

Offiziere und Soldaten ——* einmal 20 a8 für Bier, Ein 
Bud) Papier fojtet 3 4, das Nies 2 »£, jpäter '/, Ries 1 a8 22 4 und 
6 Buch 1 af. 

Zweimal die Einnahmeregiiter für das Quartal abzujchreiben wird mit 
12 ȣ 12 8, fie zweimal einzubinden (in Schweinsleder) mit 1.# 8 4 
bezahlt. 

Die Pfändungen für nicht bezahlte Soldatengelder find bedeutend ; 
das beweilt, da der Wohlftand Roſtocks mächtig Heruntergegangen war. 
E3 wurden im Mai ein Mann 14 Tage für je 8 2 zur Pändung in 
Et. Jacobi, 2 Mann je 7 Tage in St. Marien gebraucht; im Juni und 
Juli in allen 4 Kirchipielen 72'/, Tag, in 3 Monaten aljo 100°/, Tage 
mit „Verunfoftung“ für 38 298 19 4, wozu noch 5 Tage Wagen zum 
Piandtransport und 1 perjönlicher Transport für zufammen 3 F 11% 
tommen. Die Pfändungen kofteten aljo 42 a8 6 8. Wo die Pfänder 
geblieben, was aus dem Ertrage geworden, ift nicht angegeben. Bielleicht 
iſt der Ertrag nachträglich in die Einnahmelifte der Häufer geftellt. Für 
die nächften drei Monate, bei zweimonatlicher Erhöhung des Soldaten- 
‚geldes, kommen gar 66 a8 11 4 vor. Drei ftändige Schreiber (Johann 
Holften, ChHriftopp Schmidt und Dr. Möring’8 Schreiber Chriftian 
Schliemann) erhalten für den Monat jeder 8 „9. In den zivei lebten 
Monaten wurde noch ein vierter (Samuel Biſchof) für denjelben Preis 

6* 


84 


angenommen. Ein Hauddiener jür Reinigung und Anjagen (Hieronymus 
Neichenberg) befam für drei Monat 2 a8, auch 8 #4 AB. 

Damit fommen wir zu dem lebten Anjab der Rechnung, den Ber: 
zehrungsfojten der Herren Commijjarien, und was fie auch für 
der Herren Dfficiere und „guter vornehmer Leute“ Bewirthung dabei aus— 
gegeben. Der Pojten macht nach all den Einzelausgaben für „Berunfoftung“ 
den Herren doc etwas Xedenfen, denn ſie rechnen jtet3 3!, Monat 
heraus, wonad) das Jahr aljo 14 Monate hätte. 

Vom 28. April bis 21. Juli jind dafür 135 20 ,/, vom 
22. Juli bis 23. Dctober find dafür 122 ag 16 4 angejeßt, d. i. 16'/, 
pro Mille und 11’/, pro Mille der jedesmaligen Einnahme. Mean jiebt, 
das jprichwörtliche hanſeſtädtiſche „Vöntchen“ bfühte auch damal?. 

Zur Bergleihung für die Taration des damaligen Geldes nach dem 
Arbeitslohn möge Hinzugefügt werden, daß der gewöhnliche Tagelohn 8 2 
('/, a8) betrug, der Tags-Lohn eines Fuhrmanns mit Pferd und Wagen 
16 6/, »#) und die Heuer eines Bootes nach Warnemünde ebenfalls 16 2. 


Das Bild, das ich Ihnen in diefen Mittheilungen zu zeichnen geſucht, 
ijt ein Kleinbild aus einer furchtbaren, aber doch großen Zeit; denn alle, 
auch die traurigiten Zeiten jind groß, wenn sie abgelebte Zuftände über 
den Haufen werfen, um laß für neue Entwidelung zu jchaffen. 








ENDEN —F 
VIIEETELEWOLN EEE 








Die Kollegien-Gebande der Univerhtät 


und 


die Rathhäufer der Altftadt und Neuſtadt. 


Bon 
Bari Roppmann. 


pa die Bürgerichaft mit den zur Einrichtung einer Unwerfität von 
Seiten des Raths gethanen Schritten am 29. Juli 4419 fich ein: 
veritanden erklärt und ihm gebeten hatte, dieſe Angelegenheit auch weiter 
jo zu bejorgen, daß e3 der Stadt zum Wohle gereichen würde, ftellte 
bekanntlich der Rath dem Bilchof Heinrich von Schwerin, ald dem vom 
Papſt bejtimmten Sanzler, am 29. Sept. die jchriftliche Erklärung aus, 
daß er anjtatt der Herzöge Johann und Albrecht und der Roftoder Stadt: 
gemeinde die Bürgichaft übernähme für die Einrichtung zweier Kollegien, 
des einen in der Neuftadt beim Kloſter zum heil. Kreuz, des andern in 
der Altitadt beim Alten Markt oder der Petrikirche (Koppmann, Geſch. 
d. St. Rojtod 1, ©. 24—25; Etwas 1738, ©. 227: unum in nova 
civitate Rozstokcensi prope monasterium sancte Crucis et aliud in 
antiqua prope forum antiquum sive parochialem ecclesiam sancti 
Petri). Auf Grund diejer Erklärung, die man, wie mir jcheint, nur dahin 
veritehen kann, daß die Etadt im Belit zweier jo belegenen Grundſtücke 
war, die jie zur Einrichtung der Univerſität herzugeben gedachte, da andern: 
fall® die Bezeichnung der Lage der anzujchaffenden Grundſtücke deven 
Erwerbung unnöthig erjchwert haben wiirde, bejaß die Iiniverjität das 
Suriltenfolleg am Alten Markt und das Collegium Philosophieum am 
SHopfenmarft. 


1. Das Collegium Iuris peritorum und das 
Rathhaus der Altjtadt. 


Was das Juriften-stollegium am Alten Markt anlangt, jo iſt zunächſt 
darauf aufmerkſam zu machen, daß man dieſes, das Collegium Iuris 
peritorum, von einem andern, gleichfalls in der Altitadt, aber in der 


86 


Altichmiedeftrape belegenen Gebäude, der Domus Iuris consultorum, zu 
unterscheiden hat. In einem Verzeichniß der Univerjitätsgebäude !) werden 
beide Gebäude folgendermaßen aufgeführt: 

Collegium Iuris peritorum cum horto et tribus cellariis et unica 
domuncula, dicta die taschen. tem dabey etliche Boden nad) ©. Peters 
Kirchen. 

Domus Iuris consultorum in civitate veteri in der smedestraten. 

Nicht beobachtet Hat diejen Unterſchied, wie mir jcheint, Lindeberg. 
Bei der Aufzählung der ihm befannten Kollegiengebäude der Univerfität ?) 
nennt er als die drei erjten: Phbilosophicum, Iuridicum und Mediae 
Lunae und giebt darauf nähere Nachrichten über das Collegium Facul- 
tatis artium, die Domus Juris consultorum und die Domus Mediae 
Lunae, fcheint aljo die Domus Juris consultorum irrthümlich für 
das Collegium Iuridieum oder Juris peritorum zu halten. Auf das 
Suriftenhaus in der Altichmiedeitraße wird aber jeine Nachricht zu beziehen 
jein, daß nad; dem Zeugniß ded Dr. Simon Pauli in jeiner Gedächtni- 
rede auf Albert Kranz die Domus luris consultorum im Jahre 1476 
durch das Teitament des Nikolaus Roſſow an die Univerjität gekommen 
jei. Auf eine weitere Verfolgung dieſer Nachricht wird man jedoch vor: 
(äufig verzichten müjfen, denn, wie das Etwas?) bemerkt: „Die Rede, 
welche Simon Pauli auf ihn (Kranz) gehalten, j. Lindenberg, Roſt. Chron. 
P. 166, iſt eine unaufbringliche Rarität“. 

Auf das Collegium luris peritorum am Alten Warft hat man 
ichon vor faſt drei Jahrhunderten eine Stadtbuchjchrift bezogen, die im 
Hausbuch von 1418-1437 jteht. Aus dem Etwas!) erhellt, dab der 
Rathsſekretär Joachim Pöterow dem Sekretär der Juriſten-Fakultät 
Hermann Hartwich, der vermuthlich gewünjcht hatte, den Xefigtitel der 
Unwerjität in Betreff dieſes Grundjtüds fennen zu lernen, am 17. Oft. 1606 
eine Abjchrift derfelben als „Nachrichtung des Juriſten-Collegii zu Roſtock 
am alten Markt belegen“, mitgetheilt hat. Krabbe?) bemerft in Bezug 
auf das der Univerfität verheißene Gebäude in der Altitadt: „Zu Diefem 
Zwecke wurde ein Eckhaus mit jieben daran liegenden Buden jammt dem 
Thorweg angebaut“, indem er ſich dabei ebenfalls auf die betreffende 
Stadtbuchjchrift beruft. Dieje jtanımt aus dem Ende des Jahres 1420 
und lautet volljtändig folgendermaßen : 

Dominus Hinrieus Baggele vendidit dominis proconsulibus et 
consulibus Rozstoccensibus hereditatem suam transversam cum septem 


) Etwas 1739, ©. 779. 

2) Chronieon Rostochiense posthumum S. 166- 

2) Etwas 1739, ©. 565. 

* Etwas 1737, ©. 111. 

5) Die Univerfität Roſtock im funfzehnten Jahrhundert S. 44 Anm, *. 


87 


bodis adjacentibus et cum via valve apud forum antiquum prope 
dominum Petrum Buttzowen sitam, quam ut sua fuerat sibi resig- 
navit, warandiam promittens. 

Zu der ihm von Joachim Pöterow mitgeteilten Abjchrift dieſer 
Eintragung hat Hermann Hartwich angemerkt: „Via valvae ijt die Bode 
nechſt dem Juriften:Collegio belegen, jo man die Tajche nennet“. 

Abgejehen davon, day Krabbe irrthümlich von einem Eckhauſe redet, 
da die Eintragung von einem Querhauſe im Gegenjag zum Giebelhauſe 
ſpricht, iſt feitzuftellen, daß diejelbe an und für jich feinerlei Anla giebt, 
fie auf ein für die Umiverfität bejtimmted Grundjtüc zu beziehen, und da 
defjen Erwerbung, wie envähnt, erft zu Ende de3 Jahres 1420 erfolgte, 
als die am 12. Nov, 1419 eröffnete Univerjität bereit3 cin Jahr hindurch 
bejtanden hatte, jo fünnte man jich geneigt fühlen, jeine Identificirung mit 
dem Collegium luris peritorum für einen Irrthum Joachim Pöterow's zu 
halten, zumal da die Stadt noch im 17. Jahrhundert am Alten Markt außer 
2 Buden und drei Wohnungen aud) ein Querhaus beſaß (j. IL, 1, ©. 104, 88 48 
bis 51). Indeſſen walten doch Umſtände ob, die es zwar nicht beweiien, 
aber doch wahrjcheinlich machen, dai das Collegium Juris peritorum aller: 
dings erjt cinige Zeit nach der Eröffnung der Univerſität diejer überlaſſen, 
beziehentlich zu ihrem Gebrauche von der Stadt käuflich envorben worden jei. 

Ans zwei interejjanten Schreiben wifjen wir nämlich, dal die Juriſten— 
Fakultät mit dem ihr am Alten Marfte eingeräumten Gebäude unzufrieden 
war und jeine Venutzung verweigerte. — Su dem einen, das feria quarta 
post festum Matthie ohne Jahresangabe datirt, aller Wahrjcheinlichkeit 
nach aljo 1420 Febr. 28 geichrieben worden ift, nteldet Qudolf Gruwel 
dem Domberen Heinrich von Geismar in Hamburg), die Juriſtenſchule 
jei von dem ihr angewieſenen Orte nad) den Predigerbrüdern, alſo nach 
dem Sohannisklofter, verlegt worden und man wiſſe noch nicht, wohin mar 
endgültig mit ihr wolle. In dem anderen Schreiben, das 1420 vor Mai 16 
geichrichen worden jein muß, berichtet der genannte Heinrich von Geismar 
dem Lübischen Protonotar Johann Vos: wegen der Juriitenjchule jeien, 
wie er höre, den Herren des Raths große Schwierigkeiten ermwachien ?), 
ſodaß ihr Thum und ihre Verfprechungen ihnen jchon Unbehagen und 
Abneigung zu erzeugen begönnen; wenn es jich jo verhalte, jo jei es ein 
Vorzeichen jchlunmeren Uebels für die Zukunft ; man weile den bergerichteten 
Ort zurüd, der in Paris oder in England jehr envünicht jein würde ®): 


) Etwas 1740, ©. 66: Scola Juristarum de loco deputato ad predientores est 
translata et adhuc non seitur, ad quem locum cum eadem velint declinare, 

2, Dai, 1740, ©. 131: De scolis etinm Juristarum permagna gravamina, sieut 
audio, dominis de consilio sunt exorta et expressa. 

”) Adaptatus locus respuitur, qualem Parisiis vel in Anglia fieri peroptaretur, 


85 


aber da der Delan ein Mann von großer Erfahrung und reifem Rathe 
jei, jo halte er dafür, daß Hinter der Verichmähung des von den Bürger: 
meiltern den Juriſten angewiejenen Ortes die Abjicht ftede, Etwas zu er: 
langen, von dem auch Johann Vos wohl gehört habe und was auf 
bejjerem Wege vielleicht nicht zu erreichen fei, daß nämlich der Kirchherr 
von St. Betri, der den Fortzug der Suriften aus jeinem Kirchſpiel bereits 
jehr jchmerzlich empfinde, zur Abtretung der Nenten beiwogen werde, die 
jeiner Kirche für das Abfingen der Horae canonicae ausgejegt worden jeten. 

War aber dad 1420 von Herrn Hinrich Yaggel an die Stadt ver: 
äußerte Haus das jpätere Collegium Juris peritorum, jo jehen wir uns 
der Frage gegenüber, welches Gebäude am Alten Markt urjprünglich für 
daſſelbe beftimmt gewejen jei. 

Dben (S. 11) iſt envähnt worden, da in der Weinamtsrechnung 
von 1421—1422 drei ftädtiiche Bierfeller genannt werden, je einer im der 
Altſtadt, Mittelftadt und Neuftadt, und da der mitteljtädtiiche Bier: 
feller fich unterhalb des Rathhauſes der Mitteljtadt befand, jo liegt es 
nabe, die beiden andern Keller unterhalb der Rathhäuſer der Altitadt und 
der Neustadt zu juchen. In eben diefer Nechnung werden nun der altjtädtijche 
Bierkeller und die Juriſtenſchule gewiſſermaßen in einem Athemzuge genannt: 
Item hebben se utegegeven to der juristenscholen unde to dem kelre 
upper olden stat und e3 wird daher die VBermuthung nicht zu Fühn fein, 
daß der Steller ſich unterhalb der Juriitenjchule befunden Habe und daß 
unter diejer das bisherige Nathhaus der Altjtadt zu verjtehen jei; Denn 
an das jpätere Collegium Juris peritorum zu denfen, wird dadurch ver- 
boten, daß, wie erwähnt, dejjen drei Seller im Beſitze der Univerſität waren. 

Ueber das Rathhaus der Altjtadt find wir leider bisher nur ſehr 
mangelhaft unterrichtet. Im Jahre 1279 wurde eine Worth verkauft, die 
auf dem Küterbruch neben einer domus burgensium belegen war, und 
unter Diejer Bezeichnung, der ein niederdeutſches borgerhus oder burhus 
entipricht, wird das altſtädtiſche Rathhaus verftanden. Inter Berufung 
auf die betreffende Stadtbuchſchrift ſagt Mann): „An der Oſtſeite des 
alten Marktes, mit der Hinterjeite nad) dem Klüterbruch, lag das alt- 
ſtädtiſche Rathhaus“; darauf hin wird ſie aud) im Meklenburgiichen 
Urfundenbuch 2, Mr. 1478 auf das Nathhaus der Altjtadt bezogen und 
auf diejes wieder ftüßt fich Herrlich, Geich. d. St. Roſtock bis 5. 3. 1300 ?). 

Einjt war der Alte Markt, jagt Lindeberg in feiner bis 1584 
reichenden, 1596 herausgegebenen Chronik ©. 140, wegen des Rathhauſes 
ſehenswerth (Praetorio quondam spectabile), deijen Ruinen, die wir als 
Jünglinge fannten, dem Alter lange widerstanden, endlich aber doc der 


') Melt. Jahrbb. 21, ©. 16. 
2) Schirrmacher, Beiträge 5. Geſch Medlenburgs, Bd. 1. 


su 


Zeit gewichen find. Freilich kann es zweifelhaft ericheinen, ob dieſe Angabe 
wirklich auf das altſtädtiſche Rathhaus zu beziehen jei oder auf Das 
Collegium luris peritorum, das Lindeberg, wie erwähnt, in feiner Auf- 
zählung der Sollegiengebäude ausläht, denn in der zweiten Hälfte des 
16. Sahrhundert3 fanden Vorlejungen und Diiputationen erjt im Johannis: 
flofter!), dann in dem 1594 niedergebrannten Michaelisklofter ſtatt“) und 
nad) einer Angabe des Etwas vom Jahre 1745 hatte das ehemalige 
Kollegiengebäude der Altjtadt viele Jahre „meiltentheils in Grau“ gelegen, 
bevor der Pla „vor einigen Jahren“ auf's Neue bebaut worden war’). 
Indeſſen ift ein jo volljtändiger Verfall, wie ihn Lindeberg bezeugt, doch 
nicht jchon in jener Zeit für das Collegium Juris peritorum anzunehmen, 
da cö nach der oben mitgetheilten Stelle cum horto et tribus cellariis 100 
im 17. Sahrhundert vorhanden gewejen fein muß. 


2. Da& Collegium Philosophieum. 


Das Collegium Philosophieum, berichtet Yindeberg S 166, war, 
wie die Bauweiſe bezeugt und das Wappen der Bülow, von denen fünf 
die jchwerinische Tiara getragen haben, mod) jet anzeigt, ehemals eine 
Kapelle des Biihofs von Schwerin. Dieje Angabe geht erfihtlich auf eine 
Bemerkung zurüd, die im Jahre 1566 während des Neubaues des abge: 
brannten Kollegiengebäudes in die Univerjitäts:Meatrifel eingetragen wurde, 
Die Yauart des früheren Gebäudes, jo lautet diefelbe !), und das Wappen 
der adligen Familie Bülow, das, der vorderen Wand oder Mauer ein: 
gefügt, zum Gedächtnifje aufbewahrt wird, zeigen an, dal; diejes Ktollegien- 
gebäude vor der Gründung der Akademie Sitz und Kapelle de3 Biſchofs 
von Schwerin gewejen ift, denm drei aus der adligen Familie Bülow 
waren Biſchöfe von Schwerin ımd in Schwerin find ihre Begräbnijje 
zu ſehen. 

Der Angabe Lindeberg's stellt Krabbe Zweifel entgegen : „War dies der 
Fall, jagt er), jo erhellt nur nicht, wie das Gebäude nichtsdeftoweniger an 
die Stadt hatte fommen können, und von ihr der Umiverfität zur Benutzung 
überlafjen werden konnte”; nachdem er aber die Eintragung der Matrifel 
fennen gelernt, läht er den auf Grund der Urkunde vom 29. Sept. 1419 
in ihm aufgejtiegenen Zweifel fallen und berichtet mit dürren Worten ®): 
„Aus der Bauart des früheren Gebäudes und aus dem in einer Mauer 

) Etwas 1737, ©. 70. 

2) Etwas 1739, ©. 368, 360. 
E. Etwas 1745 (Bei. d. Juriſten-Facultät), S. 164. 

*, Hofmeijter, Die Matrifel d. Univerſ. Noftod 2, S. 160. 

a Die Univerfität Roſtock im funfzehnten n. jechzehnten Sabrh. ©. 95 Anm, *) 
e Daſ. S. 616—617. 


90 


befindlichen Wappen der von Bülow ergab jich, daß es vor der Begründung 
der Univerſität eine Capelle des Biſchofs von Schwerin geweſen war”. 

Mag es ich aber mit der Anbringung des Bülow'ſchen Wappens 
an dem neuen Kollegiengebäude verhalten, wie es will, die Angabe, daß 
dad alte Collegium Philosophicum vorher Sik und Kapelle des Biſchofs 
von Schwerin gewejen ei, ijt nicht nur der Urkunde vom 29. Sept. 1419 
gegenüber unglaubwürdig, jondern auch nachweisbar unrichtig. Aus den 
nachfolgenden Stadtbuchichriften, deren Kenntniß ich der Güte des Herrn 
OberlandesgerichtsrathH Sohm verdanfe, ergiebt ji mit Evidenz, daß 
das Gebäude vorher im Telite des Herrn Heinrich Witte war; vermuthlich 
wird es bei den Unruhen von 1408 von der Stadt mit Bejchlag belegt 
und vom Kath jeinem Xeriprecher von 1419 Sept. 29 zufolge für die 
neu einzurichtende Univerfität hergegeben worden jein; für einen Biſchof 
von Schwerin iſt hier abjolut fein Pla übrig. 

Zwiſchen dem Slatthagen und der Kröpelineritraße lagen nämlich vor 
der Einrichtung der Univerfität nur zwei Grumdjtüde, die ich der Kürze 
wegen nad) ihren damaligen Befigern als das Witte'ſche und das Byl'ſche 
Grundſtück bezeichne. 

Das Witte'ſche Grundſtück jtand nach einander im Eiaenthum der 
‚Familien QWaumgarten, Rode und Witte. Engelbert vom Yaumgarteır, 
dem die Hälfte einer Schmiede, einer Worth und eines Hinterraums beim 
Hopfenmarft gehört, fauft 1329 die andere Hälfte von Ludeke Bolderif’) 
und 1339 ein neben jeinem Hof beim Hopfenmarkt belegenes Erbe von 
Heintih Schilling); 1342 verkauft er darauf Renten aus jeinem Eckerbe, 
feiner Echmiede und feinem Hof beim Hopfenmarft?). An die Familie 
Rode geht das in dieſer Weile zufammengebrachte Grundſtück dadurch über, 
dag Engelbert vom Baumgarten und jein Sohn Johann 1349 ihr Edterbe 
mit der Echmiede und allem Zubehör beim Hopfenmarft an Herrn Johann 
Node verfaufen‘); 1352 veräußern Herr Gerhard und Lambert Node 
wiederfäuflich ihr Ederbe beim Hopfenmarkt, das weiland Herrn Johann 
Rode gehört hat’); 1361 verfauft Herr Gerhard Node jeine Hälfte von 
diejen Erbe an Herrn Lambert Node, der nunmehr dejjen alleiniger Eigen: 
thümer it‘). Die Familie Witte erwirbt das Grundſtück durch Ankauf 
von Michael Rode, den wir als Sohn de3 Herrn Lambert fennen: 1384 
verfanft Michael Rode ſein Eckerbe mit der Schmiede und allem Zubehör 

) Stadtbuch v. 1324—1335 fol. 134 b. 

?) Stadtbuch v. 1337—1353 fol. 26b. 
’) Daſ. fol. 69 b. 
9) Dai. fol. 163 b. 


5) Daſ. fol. 214. 
e) Stadtbuch v, 1354—1367 fol. 96b. 


9 


beim Hopfenmarft neben Hermann Zyl, wie e3 Herm Johann Rode gehört 
hat, an Herrn Heinrich Witte'). 

Ueber dad Byl'ſche Grundftlück haben wir folgende Nachrichten, die 
zwar nicht überall vollftändig find, aber doch in ihrer Gejammtheit feinen’ 
„Zweifel möglich machen. Ludeke Jeſevitze kauft 1351 von den Vormündern 
der Töchter Berthold Koryn's deren Ederbe in der Kröpelinerſtraße Herrn 
Arnold Kröpelin gegenüber?); 1353 verfauft er a 3 jeinem ganzen, Herr 
Arnold Kröpelin gegenüber bis an den Hof weiland Herrn Engelbert‘ 
vom Yaungarten beim Hopfenmarfi belegenen Orde (angulus) 4 Mark 
Rente an Heinrich) Brunswid?) und 1358 abermald® 8 Mark Rente aus 
jeinem ganzen Orde Herrn Arnold Kröpelin gegenüber an rau. Mar: 
garetha, Bolte's Wittwe, und deren Sohn Michael!) Wie es jcheint, iſt 
das Grundjtüd von Jejevige mit Renten überbürdet worden und wechjelt 
daher eine Zeit lang rajch jeine Beliger: 1360 verkauft Johann Koch das 
Herrn Arnold Kröpelin gegenüber liegende Edferbe, wie es ihm und Ludolf 
Sejevige gehört hat, an Johann Pape’); 1371 verkauft Michael Bolte 
das von ihm gerichtlid) projequirte Edderbe beim Hopfenmarft Herrn Arnold 
Kröpelin gegenüber, wenn man nach der Ströpelineritraße geht, zur Linken 
Hand, an Giſe von Halteren); 1372 verfauft Giſe Haltermann ſein in 
gleicher Weije bezeichnetes Ederbe an Hermann Byl'). 

Das Byl’iche Erbe beſtand, wie aus dem gleich anzuführenden Studt- 
buchichriiten erhellt, aus einem Hauje und zwei Buvden ; das Haus lag an 
der Ede des Hopfenmarktes und der Südjeite der Kröpelinerſtraße gegen= 
über dem an der Ede der Nordjeite der Kröpelineritraße und der Päda— 
gogienſtraße belegenen Kröpelin'ſchen Erbe und grenzte in der Kröpeliner— 
jtraße an ein anderes, ans vier Buden beitchendes Kröpelin'ſches Grund— 
jtück, während die beiden Buden am Hopfenmarft zwiſchen dent Byl’ichen 
Hauje und dem Witte’jchen Erbe belegen waren. Daraus erklärt es jich, 
dag Hermann Byl, al8 er 1388 Renten qus jeinem Erbe verfauft, dajjelbe 
als jein Haus beim Hopfenmarlt zwilchen Herrn Heinrich Witte und Herrn 
Arnold Kröpelin bezeichnet °). 

Nach Hermann Byl's Tode verfaufen deſſen Wittwe Alyerd und 
deren ihr durch ihre Brüder und ihre Schweiter beitellter Bormund Heinrich 
Byl 1391 ihre beiden, Herrn Arnold Kröpelin gegenüber, wenn man nach 


1) Stadtbud; v. 1367—1337 tol. 204 b. 
2) Stadtbuch v. 1337-1358 fol. 183. 
>) Daſ. fol. 220. 

) Stadtbuch v. 1354—1367 fol. 58. 
°, Dai. fol. 85. 

°, Stadtbud) v. 1367—1387 fol. 50b. 
) Dai. fol. 64b. 

*) Stadtbuch v. 1387—1397 fol. 15 b. 


92 


der Kröpelineritrage geht, zur linfen Hand belegenen Buben am Heinrich 
Butefomw !), während das gegen Herrn Heinrich Witte's Hof und das 
Kloster zum heil. Kreuz gerichtete Edhaus in der Ströpelinerftraße 1402 
durch Heinrich Lindworm und Johann Byl dem Aibert Sepelin ale Mit- 
gift feiner Hausfrau Alheid, offenbar der Wittwe Hermann Byl’s, auf- 
getragen wird?) Später muß jedoch Heinrich Putzekow, der Eigenthümer 
der beiden Buben, aud) in den Befit des Haufes gelangt fein, denn 1411 
verfauft er fein Ederbe mit den beiden zugehörigen Buden bei Herrn 
Heinrich Witte und dem Stall des Lambert Kröpelin an Johann Depzow?). 
Im Jahre 1428 aber verkauft Geſele Depzow ihr Ederbe, wie es von 
Altersher belegen ift, zwiichen dem Kollegium und Johann Kröpelin an 
Nikolaus Wifbolt. ’ 

Darf der Beweis der Identität des Collegium Philosophicum 
mit dem Wittejchen Haufe als durch die vorjtehenden Nachrichten erbracht 
angejehen werden, jo werden doc) auch die das ehemalige Byl’iche Grund- 
ſtück betreffenden weiteren Nachrichten nicht ohne Intereſſe fein. 

Bei dem Verkauf ihres Ederbes bedingt Gejefe Depzow, daß die von 
demjelben ausgenommenen beiden Buden Zeit ihres Lebens ihr gehören 
und nad) ihrem Tode an ihre Erben fallen follen. Einer jpäteren Rand: 
bemerfung zufolge hat jie ji) aber mit Martin Slorf verehelicht und bei 
diejer Gelegenheit wird jie die eine Yude an die Erben ihres veritorbenen 
eriten Mannes abgetreten, die andere aber ebenfall® an Nıfolaus Wikbolt 
verfauft haben, denn diejelbe Hand, von der die gedachte Randbemerkung 
herrührt, ändert die ausgenommenen beiden Buden in Eine Bude um und 
läßt das Grundiiüd nun nicht Johann Ströpelin, jondern der Bude Herrn 
Konrad Depzow's benachbart fein. Die ungeſchickte Acnderung iſt, wie die 
folgenden Nachrichten ergeben, jo zu verjtehen, daß nunmehr die unmittelbar 
an da8 Kollegium jtoßende erjte Hude und das Edhaus dem Nikolaus 
Witbolt, die zwiſchen beiden belegene zweite Bude aber Herrn Konrad 
Depzomw gehören). Nicht erwähnt wird in dieſer und den vorhergehenden 
Eintragungen einer dritten Vude des ehemaligen Kyl’ichen Grundſtücks, 
die ung 1456 begegiret und die wir ung als eine im Katthagen gelegene umd 
unmittelbar an das Kollegium grenzende Hinterbude vorzustellen haben werden. 


) Stadtbud) v. 1387—1397 fol. 68b. 

2) Hausbuch v. 1397—1418 fol. 140b. 

) Dai. fol. 163. 

) Stadtbuch v. 1418--1437 fol. 98b: Ghezeke Depzowe de consensu heredum 
suorum vendidit Nicolao Wicbolt hereditatem suam angularem, sicuti ab antiquo 
fuerat, inter collegium et Iohannem Cropelin (bodam domini Conradi Depzow), 
exceptis duabus (una) bodis, quam ut sua fuerat resignavit et warandiam promisit 
..., Et dieta Gheseke premissas duas bodas ad vitam suam obtinebit; ea defuncta 
ad heredes suos perveniant, 


33 


Bon Nikolaus Wilbolt fam das Byl'ſche Grundſtück an Meinhard 
Ulgemann. As 1447 Herr Johann Kröpelin aus dem Nachbarerbe 
Renten verkauft, bezeichnet er dafjelbe noch als belegen zwiſchen Wikbolt 
und Peter Boldewin, den wir als Eigenthümer des in der Kröpelinerſtraße 
an der Ditjeite des Katthagens belegenen Erbes fennen; im Jahre 1456 
aber tritt Meinhard Ultzemannn als Nachjolger Nikolaus Wikbolt's auf. 

Zwiichen ihm und den Meiſtern des Kollegs wird nämlich damals 
folgendes Kaufgeſchäft abgeichlojjen *): eriteng verkauft ihnen Meinhard 
einen Theil ſeines Hofs und Stalld vom Giebel des Kollegiums aus in 
gerader Richtung bis an die Mauer Herrn Johann Kröpelin's, welche jich 
zwijchen Meinhard’3 Hof und der nun von dem Nademacher bewohnten 
Bude befindet; zweitens einen freien Gang oberhalb jeines Hofes, wie er 
jegt an den Giebel des Kollegiums, wie auch auf die Mauer, welche dei 
Hof des Hollegiums ven Meinhard’3 Hof und Etall trennt, gejegt worden 
it und nach Meinhard's Privet führt, zur Benugung für den Bewohner 
der Kammer, die nun die Sammer des Doktor der Theologie genannt 
wird, mit dem Tropfenfall auf Meinhard's Hof und unter der Bedingung, 
daß Meinhard das Privet auf jeine Koſten reinigen zu laffen und in 
Stand zu halten hat und unterhalb des Ganges feine Ställe einrichten, 
noch andere Yauten aufführen oder jonjt Etwas vornehmen darf, was 
dem Gichel des Kollegiums nachtheilig jein oder werden fünnte, und daß 
andererjeitö die Meijter des Kollegiums auf dem Gange fein Fenſter nach 
Meinhard’3 Hofe zu haben dürfen; drittens die dem Kollegium zunächit 
belegene Bude, wie jie nunmehr abgegrenzt worden ift, mit allem Zubehör, 
dem Tropfenfall auf Meinhard's Hof und der Berechtigung, für den Fall 
eines Umbaus oder Neubaus das Fundament unterhalb jeines Hofes zu 
legen, ohme ſich jedoch deshalb eines Raumes oberhalb deſſelben anmaßen 
zu dürfen. Daß die hier von Meinhard Ultzemann an die Meilter des 
Kollegiums oder die philojophiiche Fakultät verkaufte Bude nicht die am 
Hopfenmarlt belegene war, ergiebt jich daraus, daß dieſe noch 1461 zu 
dem Ultzemann'ſchen Grundjtüd gehörte. Im Uebrigen jcheint mir die 
Eintragung von 1456 interefjant genug, um hier im Wortlaute mitgeteilt 
zu werden. 

Meynardus Ultzeman heft vorkoft en del synes haves unde 
stalles den mesteren van deme collegio evenrichtich uth van deme 
gevele des collegii beth an her Iohan Kropelins muren, de is tusschen 
Meynardus have unde der boden, dar nu ane wanet de rademaker, 
unde enen vryen gank, averhengende in Meynardus hof, buwet up 
den gevel des collegii unde ok uppe de muren, de schedet den hof 


1) Hausbuch v. 1436—1493 fol. 114. 


94 


des collegii unde Meynardus hof unde stal, beth up Meynardus 
priveten myt enem torore®, so id nu buwet is, vor enen personen, de 
wanende is up der kameren, nu tor tiit heten des doctoris kamere 
in der hilgen scrift; unde de priveten vorbenomet schal Meynardus 
allenen uthbringen laten unde bekostegen, so vaken de hof deyt»). 
Item so heft de sulve vorbenömede Meynardus ok vorkoft den vryen 
druppenval van deme gange, unde so schal Meynardus under den 
gank nenerleye stalle maken, ok nicht buwen ofte anderswes schicken 
ofte leggen, dat deme gevele des collegii schedelik mochte syn ofte 
werden in tokomenden tyden. Item so heft de sulve Meynardus 
Ultzeman vorkoft den sulven heren van deme collegio de boden negest 
deme collegio myt aller erer tobehoringhe, so de nu entweyg schedet 
is, unde den vryen druppenval van der boden in Meynardus hof; 
weret ok dat de mestere des collegii de boden hoger eftenye buwen 
wolden, dat se don mogen, so schal Meynardus en gunnen dat 
fundament to leggende under der erden in synem hof, wo dat en 
boqueme is; over boven der erden scholen se nenen rum tonemen. 
Item uppe deme gange to der priveten scholen de mestere van deme 
collegio nen vynster hebben to Meynardus hove .wert. Alse dyt 
Meynardus vordenomed syn was, so heft he den meysteren des collegii 
vorlaten unde lavet wartschop. 

Im Sabre 1461 verfauft Wobbefe, Meinhard Ulgemann’s Witte, 
ihr Eckerbe in der Kröpelinerſtraße zwijchen Herru Iohann Kröpelin und 
Herrn Heinrich) Depzow's Bude an Kord Wolder; dabei wird ausbedungen, 
daß eritend Talefe Wilbolt in diefem Haufe Zeit ihres Lebens freie 
Wohnung behalte, daß zweitens auch der Wobbeke Ultzemann lebenslänglic 
eine Kammer und eine Yaube verbleibe und daß drittens zu der Inſtand— 
haltung des Wafferlaufs Kord Wolder für das Haus und für die zwijchen 
dem Sollegium und der Bude Herrn Konrad Depzow's belegene Bude 
drei Viertel und Herr Konrad Depzow ein Viertel der Koſten beizutragen 
haben!). Die Zufammenhaltung diejer Eintragung mit der vorhergehenden 
läßt, wie mir jcheint, feinen Zweifel übrig; am Hopfenmarft liegen, auf 
einander folgend: 1. das Kollegium an der Ede des Katthagens und 
hinter ihm im Slatthagen die 1456 veräußerte Bude, 2. die Wolder’jche 
Bude, 3. die Depzomw’sche Bude und 4. das Wolder’iche Haus an der Ede 
der Kröpelinerſtraße. 


a) [.: tovore? b) [.: des behof is? 

») Dai. fol. 118: Wobbeke relicta Meynardi Ultzeman cum consensu domini 
Othberni Schabowe presbyteri et Kersten Vlyntes suorum tutorum vendidit Curd 
Woldere hereditatem suam angularem cum suis attinenciis in platea kropelin inter 
dominum lohannem Kropelin et bodam domiui Conradi Depsowem, quam ut sua 


95 


Wann die Univerſität dieſe drei Grundſtücke erworben hat, läßt ſich 
noch nicht jagen, doch muß es zwiſchen 1496 und 1513 geſchehen ſein. 
Im Jahre 1496 übergiebt nämlich Herr Lambert Kröpelin feiner Ehefrau 
Margaretha die feinem Haufe gegenüber in der Kröpelineritraße befegenen 
vier Buden zwijchen Hans Mindemann und der Wittwe Kord Wolder's '), 
während im Jahre 1513 Margaretha Kröpelin ihre vier Buden in der 
Kröpelinerjtrage zwiichen der Wittwe Mindemann's und bem Drde ber 
Universität verkauft °). 


3. Das Auditorium Magnum und- das 
Rathhaus der Neuſtadt. 


Von dem Auditorium Magnum ſagt Lindeberg S. 166, es ſeien 
früher in ihm Tuche zur Schau ausgelegt und verkauft worden (Excepto 
Auditorio Magno, in quo pannus olim expositus et divenditus), Nach 
dem angeführten Verzeichniß der Univerfitätsgebäude *) gehörten die unter: 
halb deſſelben befindlichen Seller dem Rath) (Cellaria illi subjecta sunt 
Senatus); den nad) dem Garten zu belegenen großen Steller, meint der 
Verfaſſer, werde man leicht vom Nath erlangen können, damit er zu einem 
Meinfeller eingerichtet werde. Der Angabe des Verzeichnijjes entjpricht es, 
daß nach einer Zufammenftellung „Gemeiner Stadt Wohnungen“ aus dem 
17. Jahrhundert unter dem Auditorium ſechs Dörnſen-Keller ſich befanden, 
die theil3 vermiethet waren, theil® von Dienern bewohnt wurden *), und 
da nach einer Ähnlichen Zufammenjtellung vom Jahre 1802 zwei Wohn- 
feller unterhalb des Nuditoriums auf vierteljährlihe Kündigung ver: 
miethet waren’). 


fuerat resignavit, warandiam promittens. Et aquecursus currere debet, sicud ab 
antiquo currebat; et eundem aquecursum ad emendandum Curd Wolder terciam 
partem de domo sua et de una boda sua inter collegium et bodam domini Conradi 
Depsowem dabit et dominus Conradus Depsowen dabit quartam partem ad eundem 
aquecursum emendandum de boda sua. Et Curd Wolder publice recognovit, quod 
Taleke Wicboldes habebit liberam habitacionem in sua domo ad tempus vite sue, 
Et factum est cum consensu domini Laurencii Kuleman prepositi ad sanctam 
Crucem ex parte Gheseken Ultzeman filii Meynardi Ultzeman monialis ad sanctam 
Crucem. Idem Curd Wolder publice recoguovit, quod Wobbeke Ultzeman habebit 
cameram cum lobio ad tempus vite sue. 

) Hausbuch von 14094—1513 fol. 124. 

2) Dai. fol. 157b: Margreta Kropelynss myt fulbord erer vormunder, hern 
Arnde Hasselbeken und her Bertolt Kerckhoves, hefft vorkofft Caspar Everdes ere 
veer boden, belegen in der kropelynschen straten tusschen der Myndemanschen 
und der universiteten orde belegen. 

5) Etwas 1739, ©. 779. 
#) Beiträge II, 1, ©. 103 8 8. 
9) Daf. I, 1, S. 102 $ 24. 





96 


Gehörten demnach die Kellerräume des Auditoriums unzweifelhaft 
der Stadt, jo iſt ſelbſwerſtändlich das ganze Gebäude für ein urſprünglich 
jtädtiiches zu Halten. Erhellt aber aus Lindeberg’3 Nachricht, daß es zu 
jeiner Zeit für ein ehemaliges Wandhaus gehalten wurde, jo führt uns 
bei der engen Berwandtichaft von Wandhaus und Rathhaus dieſe Anſicht 
zu der Frage, ob wir in dem Auditorium das Rathhaus der Neujtadt 
erhlicken dürfen. 

Ein umzweifelhaftes Zeugniß für die Exiſtenz eines neuftädtischen 
Rathhauſes legen zwei Stadtbuchſchriften ab, auf die mich ebenfall3 auf: 
merfiam zu machen Herr Oberlandesgerichtäraty Sohm die Güte hatte. 

Wir gehen aus von einem Grundſtück, das nur ſeines Nachbarerbes 
wegen für uns Interejle hat. Im Jahre 1389 verfauft Hermann Lemhus 
ein Haus beim Hopfenmarft zwijchen Johann Glashagen und Hennefin 
Timmermann an Meyne Stobelow !); 1408 verfaufen die Vormünder der 
Kinder des Meyne Stobelow deſſen Erbe beim Hopfenmarft zwiſchen 
Johann Haltermann und Timmermanı an Johann Witte?) und 1430 
läßt Johann Witte fein Erbe am Hopfenmarft zwilchen Werner Witting 
und Timmermann jeiner Schweiter Gele, Johann Moytin's Wittiwe, zu- 
jchreiben °). 

Das eine der beiden Nachbarerben diejes Lemhus-Stobelow:Witte’jchen 
Grundſtücks, das Glashagen-Haltermann-Witting’jche, lag dem Rathhauie 
der Neuſtadt gegenüber: im Jahre 1391 verkauft Johann Zuderland jeine 
Hälfte des zwilchen Meyne Hardelom und Albert Wulf, dem Rathhauſe 
der Nenjtadt gegenüber belegenen Erbes an Johann von Halteren, dem 
die andere Hälfte durch den Tod jeiner Ehefrau Tilfe, Johann Glashagen's 
Tochter, zugefallen it und alſo nunmehr das ganze Erbe gehörtt); 1416 
verfauft Eliiabeth, Haltermann’s Wittive, mit Nollbord ihrer Söhne Arnold 
und Johann ihr Erbe gegenüber dem neuen (meuftädtiichen) Rathhauſe 
zwijchen Albert Wulf und Sodann Witte an Werner Witting °). 





') Stadtbud) v. 1337—1397 fol. 43. 

2) Hausbuch dv. 1397 —1418 fol. 15t b. 

9) Hausbuch v. 1418S—1437 fol. 101 b. 

+ Stadtbuch v. 1387-1397 fol. 69: Johannes Zuderland vendidit Iohanni 
de Halteren dimidietatem suam hereditatis inter Meyne Hardelowes et Albertum 
Wulf site ex opposito theatri nove eivitatis... „; alia vero ejusdem hereditatis 
medietas ad ipsum Johannem de Halteren devenit per obitum Tilsen, nxoris sue, 
filie Johannis Glashagen, et sic illa hereditas est sua tota. 

5) Hausbud; v. 1397—1418 fol. 177a: Domina Elizabeth Haltermans vidua 
cum consensu filiorum suorum Arnoldi et Johannis vendidit Wernero Wittinghes 
hereditatem suam penes novum forum ex opposito novi theatri apud Albertum 
Wulff et Johanneın Witten sitam, quam ut sua fuerat sibi resignavit, 


9 


Lag demnad ein am Hopfenmarft belegene® Grundjtüd dem 
Rathhauſe der Neuftadt gegenüber, jo wird die Vermuthung, daß dieſes 
Rathhaus mit einem auf dem Hopfenmarft befindlichen ſtädtiſchen 
Gebäude, das im Slämmereiregiiter von 1325 zwar nicht ausdrüdlich als 
Rathhaus, aber doch einmal als neues Haus der Stadt und ein anderes 
Mal ala Haus der Neujtadt bezeichnet wird, in hohem Grade wahrjchein- 
ih. Im Jahre 1338 vermiethet nämlich die Stadt für 26 Marf auf 
vier Jahre den unteren Boden des neuen Hauſes der Stadt auf dem 
Hopfenmarft (inferius laquear in nova domo civitatis in foro humuli 
sita) an Johann Kornköper ($ 27) und 1343 vermiethet jie an Hambord), 
Hennefe Kröpelin und Johann Kornköper je einen Raum auf dem Haufe 
der Neujtadt (cuilibet unum spacium supra domum nove civitatis) 
auf vier Jahre und an Lange Helmig einen Kaum dajelbjt (ibidem) auf 
zwei Jahre ($$ 163, 164). 

Da nun das 1818 abgebrochene Auditorium Magnum ebenfalls auf 
dem Hopfenmarft belegen war, jo ijt damit das Schluhglied der Kette 
gegeben, und wenn wir uns num des Umſtandes erinnern, daß es nach der 
Weinamtörechnung von 1421—1422 auch einen jtädtiichen Bierfeller in der 
Neuftadt gab, jo werden wir faum noch Zweifel darüber haben, daß der— 
jelbe jich unterhalb des Rathhauſes der Neuftadt, des fpäteren Auditorium 
Magnum, befunden habe. 


* >: ER 4 








VL 


Verbrennung der Keherin Helike Pors im Jahre 1394. 


Bon 
Theodor Sohm. 


eter Lindenberg berichtet in jeiner Roftoder Chronif, Buch 2, Kap. 15, 

e3 jei im Jahre 1404 in Roftod eine Frau wegen Ketzerei zum Tode 
verurtheilt und verbrannt worden. Ueber die perjönlichen Berhältnifie 
der Verurtheilten wird nur mitgetheilt, fie habe einen Sohn gehabt, der 
Gijtercienjermönch geweſen jet und fich vergeblich bemüht habe, die Mutter 
zum Widerrufe ihrer feterischen Lehren zu bewegen. 

Sn dem Roſtocker Stadtbuche 1387 bis 1397, Blatt 115b, findet 
ih unter dem 23. December 1394 eine Eintragung, nad) welcher der 
Noftoder Rat das in der Breitenjtraße zwiſchen dem Bürgermeijter 
Ludwig Kruſe und Heinrich) Hannemann belegene Haus der rau Porz, 
welche wegen Ketzerei zum Tode verurtheilt worden, im Rechtswege verfolgt 
hat und dajjelbe nunmehr an Heinrich Moytin verfauft'). 

Die in diefer Eintragung beregte Verurteilung der Frau Pors 
dürfte identijch jein mit der von Lindenberg berichteten. Die Zeitangabe 
bei Lindenberg wird auf einem Irrthume beruhen. 

Die in der Stadtbuchjchrift enthaltene Angabe der Nachbaren der 
Frau Pors führt zu weiteren Aufichlüjfen über die Perjönlichteit ver 
Verurtheilten. 

Laut Stadtbuch 1367 bis 1387, Blatt 232a, verkaufte Hermann 
Heyne 1386 an den Bürgermeiſter Ludwig Krufe ein in der Breitenjtraße 
zwilchen dem Rathmann Gerhard Grente und Michael Pors belegenes 


2) Notandum est, quod domini Thidericus Holloger et Ötbertus Teterow, 
judices, testificati sunt, quod consules omni jure lubicensi in judicio prosecuti sunt 
hereditatem Porseschen, sitam in platea lata inter dominum Lod. Crusen et Hinr. 
Hanneman, judicialiter per inquisitorem hereticorum et sententialiter ad mortem 
condempnate, quam domum dicti consules vendiderunt Hinrico Moytin, warandiam 
promittentes eidem. 


99 


Haus. Hermann Heyne hatte das Haus 1375’) von Gerhard Bufom 
gefauft. Damals war das Grundjtüd belegen in der Breitenitraße zwiſchen 
den Rathmännern Gerhard Grentze und Lambert Witte. 

Sm Jahre 1379 verfaufte Heinrich Buckſtock ( Rathmann 1383) 
mit Zuftimmung jeiner Ehefrau Heilefe, einer Tochter de3 Am. Lambert 
Witte), an Michael Bors einen in der Breitenjtraße neben dem Haufe 
des Michael Pors belegenen Bauplab (area), wie jolden der Am. 
Lambert Witte im Rechtöwege verfolgt Hatte ?). 

Im Jahre 1374 verkaufte Nicolaus Witte an Michael Porz fein 
in Der Breitenjtraße zwiſchen Heinrich; Bützow und den Rathmann Lambert 
Witte belegened Haus‘). Dafjelde Haus, belegen nunmehr zwiſchen 
Heinrich Bützow und der Frau Helife, Wittwe des Michael Borg, 
verfaufte diefe Wittwe Pors unter Zuftimmung ihres Sohnes Michael, 
des Timmo Odeslo und de3 Heinrich Schunefe, 1384 an Heinrich Hanne- 
man aus Wittenbek?). 

Die Helife, Wittwe des Michael Por, ift danach die in dem Ketzer— 
procejje verurtheilte Perjon gemwejen. Ihr Sohn Michael ift jedenfalls im 
Jahre 1354 noch nicht Mönch geweſen, da er jonjt in der Stadtbuchjchrift 
al3 dominus bezeichnet jein würde, auch nur mit Zuftimmung feines geift: 
lichen Oberen hätte handeln können. Ein Briejter Johann Pors wird in 
den Jahren 1402 bis 1409 wiederholt in den Stadtbüchern genannt. 

Das nad) der VBerurtheilung der Wittwe Pors von dem Nathe zu 
Roſtock eingezogene und ſodann an Heinrich Moytin verfaufte Haus war 
auf dem Platze errichtet, den Heinrich Buditod 1379 an Michael Pors 
verfauft hatte. Daſſelbe diirfte identiich fein mit dem an der Breitenftraße 
jest unter Nummer 20 belegenen Haufe. 

Das Eckhaus am Hopfenmarkt und der Djtjeite der Breitenftraße 
nebjt dazu gehörenden in der Breitenſtraße belegenen jieben Buden wurde 
1380 von Arnold von Gummern an Johann Dane verkauft‘), ging durch 
weiteren Verkauf 1401 auf Georg Srevetitorp '), 1404 auf Iohann 
Kulemann*) und 1406 auf Albert Wulf”) über. Diejer verfaufte Die 


) Stadtbud) 1367— 1387, Blatt 106/107. 

2) Stadtbuch 1354—1367, Blatt 135 a. 

2) Stadtbuch 1367—1387, Blatt 149a. 

*) Stadtbuch 1367—1387, Blatt 93b. 

5) Stadtbuch 1367—1387, Blatt 207 a: Domina Helike, relicta Michaelis Pors, 
cum consnsu Michaelis, filii, et Timmonis Odeslo et Hinrici Schuneken, vendidit 
Hinrico Hanneman de Wittenbek domum suam lapideam in platea lata inter Hin- 
ricum Butzow et predietam dominam sitam, 

e, Stadtbuch 1367—1387, Bl. 1538. 

) Hausbuch 1397—1418, Blatt 137b. 

) Hausbuch 1397—1418, Blatt 142 II b. 

», Hausbuch 1397—1418, Blatt 148 b. 


100 


jteben Buden 1419 an die Stadt Roſtock!), welche dort Fleiſchſcharren 
(macella) eintichtete, die jchon 1424 im Stadtbuche als jolche erwähnt 
werden). Die Fleiſchſcharren erjtredten fich bis zu einem von der Breiter: 
ſtraße nad) der Ejelföterjtrage führenden Gange, der im Hausbuche 1456 
bis 1495, Blatt 72b, als Wädergang (transitus pistorum) bezeichnet 
wird und welcher mit dem jebt von dem Hofe des Haujes Breiteſtraße 25 
nach der Ejelföterjtraße führenden Gange identijch jein dürfte. 

Nördlich von dem Fleiſchſcharren lagen an der Breitenjtrage fünf 
Buden, welche 1363 dem Rathmann Johann Grenze gehörten, joäter auf 
deſſen Sohn, den Rathmann Gerhard Grenze, übergingen und 1425 von 
den Nachkommen des Lebteren in der Weile getheilt wurden, daß der 
Rathmann Heinrich Grenze, Sohn des Rathmanns Gerhard Grenze, die 
drei den Fleiſchſcharren zunächſt liegenden Buden (jet Nummer 23) umd 
Nicolaus Wendelitorp, der eine Tochter des Weinefe Grenze und Entelin 
des Nm. Gerhard Grenze zur Frau Hatte, die beiden folgenden Buden 
(jet Nr. 22) erhielt). 

An die Buden des Nicolaus Wendelftorp grenzte das oben bereits 
erwähnte Haus des Bürgermeifterd Ludwig rufe. Danı folgten das im 
Sahre 1394 von der Stadt verfaufte Haus der Wittwe Bord und da? 
Haus des Heinrich Hanneman. Dieſe drei Häujer werden dem jetigen 
Nummern 21, 20 und 19 an der Breitenftraße entiprechen. 

An das Hanneman’iche Haus grenzte das Haus des Heinrich Bü g om 
welches durch Verkauf 1398 auf Johann Prange, 1403 auf den Magifter 
Johann Welder und 1406 auf Nicolaus Blifgirnicht übergegangen tt‘), 
jest Nr. 18. 

Den Abſchluß der Straße bildete ſodann das Grundſtück des Bertofd 
Horjtmann ?), beitehend aus 6 Buden und dem Eckhauſe an der Langen 
itraße. 

3) Handbuch 1418—1437, Watt 83b. 
) Haushuch 1418—1437, Blatt 926, 
2) Hausbuch 1418—1437, BI. 92b und 93b. 


*) Hausbuch 1397—1418, Blatt 129a, 141b und 147a. 
5) Die Stellen in Note 4 und ferner Hausbud) 1418—1437, Blatt 85a und 96& 





VII. 


Kleinere Mittheilungen und Notizen. 


1. Stadt-Kapitän Thomas Hark und jeine Amtsnachfolger. — 
Ueber den oben S. 77 erwähnten Thomas Hark giebt uns das Beitallungs- 
buch nähere, wenn auch noch unvollitändige Nachrichten. Ihnen zufolge 
war er jchon im Jahre 1619 angeitellt worden. 

1621 Pfingsten. — Bürgermeijter und Rath nehmen Thomas Hari; 
auf Lebenszeit zum Kapitän der Stadt an; jein Sold beträgt jährlich 
550 Thaler zu 32 8 Lübiſch, im Alter joll ihm ein ehrlicher Unterhalt 
vermacht werden; außerdem joll er eine freie Wohnung haben, von den 
ſtädtiſchen Yaften befreit jein und wegen der zwei Yferde, die er halten 
will, 2 Zait Hafer, 3 Zuder Heu, 2 Fuder Stroh, 14 Fuder Holz und 
2 Laſt Kohlen zu beziehen haben. — Bl. 228 a—230 a. 

1621 Pfingſten. — Revers de3 Stapitäns Thomas Hark mit der 
Bedingung, daß die Kgl. Meajeftät zu Schweden „mit mir friedlich und 
die ungnade nicht continuiret, noch nene ungnedige briefe wider mich alhie 
fangen und aljo meinetivegen ferner offenſivwerke erjpiiret werden“ ; widrigen- 
falls bleibt Rath) umd Gemeiner Etadt die Kündigung vorbehalten. — 
Bl. 192b—194b. 

(1621 Bringjten.) — Eid de3 Kapitäns Thomas Hark. — Bl. 2304 
bi3 230b. 

1624 Febr. 20. — Thomas Hark befennt, daß er jeines ihm dom 
Kath mit Beliebung der Hundertmänner libertragenen Amtes, Ddejjen er 
fünf Jahr gewartet, auf ſein Anſuchen auf 12 Monat entlajjen worden 
jet, „Damit ich innerhalb der zeit meine vorhabende reije und expeditiones 
verrichten, injonderheit bei der Kon. Mayt. zu Schweden mir aller ungnade 
entheben muge“. — Bl. 222b --223 a. 

1624 Febr. 20. — Gegenrevers E. E Raths. — Bl. 223a—223 b. 


102 


1625 Ian. 19. — XYürgermeilter und Rath nehmen Thomas Hark 
auf Lebenszeit zum Kapitän der Stadt an; ſein Sold beträgt jährlich 
550 Thaler zu 32 8 Lübiſch, im Alter ſoll ihm ein chrlicher Unterhalt 
vermacht werden; außerdem joll er eine freie Wohnung haben und von 
den ftädtiichen Laſten befreit fein. — Bl. 230 b—233 a. 

1625 Jan. 19. — Revers des Kapitäns Thomas Harz mit ber 
Bedingung, daß die Sol. Majeftät zu Schweden „mit mir friedlich ſein 
und die ungnade nicht continuirt, noch nene ungnedige briefe wider mid 
aldier anlangen und alſo meinetwwegen fernere offenſivwerk verjpüret 
werden”; widrigenfalls bleibt dem Nath und Gemeiner Stadt die Kündigung 
vorbehalten. — Bl. 233b—235b. 

(1625 Jan. 19). — Eid des Kapitäns Thomas Hark. — Bl. 230 
bis 230b. 

Den Nachfolger des Thomas Hark lernen wir aus folgenden 
Urkunden kennen: 

1627 Sept. 16. — Xürgermeifter und Kath nehmen mit Beliebung 
der Hundertmänner Matthäus Gengel, zunächſt auf drei Monate, 
zum Slapitain der Stadt an; jein Sold beträgt monatlich 100 Thaler zu 
32 8% und „uf feinen fnecht, jo auf feinen leib wartet, monatlich eur 
joldatengage“ ; außerdem joll er von jtädtijchen Laſten befreit jein. — 
Bl. 246—247 a. 

1627 Eept. 16. — Revers des Kapitains Matthäus Gengel. — 
Bl. 247b—248b. 

In Kraft getreten jcheinen Beltallung und Revers aber crit etwas 
jpäter zu jein; denn unter dem auf BL. 247b ftehenden Eide jteht ber 
Vermerk: 

„NB. Anno 1627 den 30. Novembris hat Captein Gengel diejen 
eidt mit ufflegung der finger uff die beitallung und reverd in figenden 
rahte tm beifein der 16-menner abgelegt und darauff alsbaldt an die 
joldaten gewiejen“. 

Eine Nandbemerfung aber macht ung auch mit des Matthäus Gengel 
Nachfolger befannt: 

„8. Febr. 1628 hat Gaptein Jochim Wormbs gleichtals in 
praejent der lö-menner laut meines protocolli den eidt geleiſtet.“ K. K. 

2. Weltere Stadt-Hauptlente. — Bon den Männern, die vor 
Thomas Hark als Stadthauptleute oder Stadt-Kapitäne fungirten, nennt 
das Beitallungsbuch den aus andern Nachrichten wohlbefannten Heinrich 
Echwerin, 1575, und Gotthard Eaur, 1607. | 

1573 Apr. 20. — Bürgermeifter und Rath nehmen Heinrid 
Schwerin auf fünf Jahre zum Hauptmann der Stadt an; ſein Sold 


103 


beträgt 100 Joachimsthaler jährlich; außerdem joll er 10 Gulden zur 
Hausheuer haben, von Schoß und Wacht befreit jein und für 2 Lait Bier, 
2 Säde Malz und eine halbe Laft Roggen die Accifefreiheit genieken. — 
Blatt 109b—110b. 

1607 Sept. 24. — Würgermeifter und Rath nehmen Gotthard 
Saur auf jehs Jahre zum Hauptmann der Stadt an; jein Cold 
beträgt 200 Thaler zu 33 4; außerdem joll er eine freie Wohnung haben 
und von den jtädtiichen Laften befreit jein. — WU. 151a—152b. 

1607 Sept. 24. — Reverd Gotthard Saur’s. — Bl. 151 a—155. 

In die zwiichen Schwerin und Saur liegende Zeit gehört die Be- 
jtallung des Stallmeilter® Hans Hejje von 1584 Sept. 29 (Bl. 125a 
bis 126a), in der es heißt: „Und ob wir wol, Gott Lob, itiger zeit mit 
feinem feindjchafft haben und darumb feinen capitein, dem wir zu waſſer 
und lande in funfftigen zeiten, welches Gott der almechtige gnediglich verhueter 
and abwenden volle, gebrauchen fonten, von nöten haben“ u. ſ. w. FR. - 








3. Artilleriemeifter Heinrich Warkentin. — Auch über des oben 
©. 79 Anm. 1 gedachten erjten Konfiabel3 oder Büchſenmeiſters Heirich 
Warkentin Anftellung giebt uns das Beitallungsbuch Auskunft. 

1626 Dft. 20. — Bürgermeijter und Rath nehmen Heinrich Warkentin, 
gebürtig aus Güſtrow, „zu unferm unnd gemeiner ftatt artoloreimeifter, 
conftapel und buxſenſchutzen“ an; jein Gehalt beträgt 100 Mark Sundiſch 
jährlich nebjt 6 Ellen ſchwarzen oder grauen Tuchs zu einem Stleide; 
außerdem foll er eine freie Wohnung haben und auf dem Neuen Hauje 
di. oben ©. 8) bei Hochzeiten die Aufjicht Führen. — Bl. 250a—25la. 

1626 Dft. 20. — Revers Heinrich Warfentind. — Bl. 250 a, 251a. 

Daß dem Heinric; Warfentin eine „Wohnung gegen dem rater- 
clofter uber“ eingeräumt wurde, erhellt au8 dem II, 1, ©. 103—104, ab» 
gedrucdten Verzeichniß ($ 1). K. K. 

4. Vereidigung der Stadtſoldaten im Jahre 1623. — „Anno 1623 
den 1. Aprilis find die angenommene foldaten, deren ito 133 beiſammen 
jein jollen, von dem captein und leutenanten auff das rondehl vors 
muhlenthor gefuhret, dajelbit fie einen ring gejchlofjen, und it im gegen- 
wart aller dreier herrn burgermeifter, herrn Marei Tanden, herrn Joachim 
Schutten und herrn Bincentit Gladowen, wie auch h. Gajpari Schwart;: 
topffen und h. Chune Sibrands, Chriftian von XThienen und Jochim 
Gerdes den Soldaten durch mic Daniel Brunen der articuläbrieff vor- 
gelejen. Nach vorlejung haben fie den uber den articulsbrieff verfaſten 
eidt alle auff einmahl abgelegtt und hat der worthaltende her Burgermeiiter 
Schutte fie alle vleifig ermahnet, den eidt und articulsbrieff in acht zu 


104 


nehmen, und ihnen gluef und Heil gemwunjchet. Folgendts nach etlichen 
tagen find die übrigen joldaten, bis 200 zu, auch aljo vereidet worden“. 

Der NAırtifulsbrief von 1623 Apr. 1 fteht im Beitallungsbud 
©. 205b—211b, ihm folgt der Soldateneid, Bl. 211 b—212a, und diejem 
die vorangejtellte Eintragung, Bl. 212. KR. 





> Berlauf des Schuftergartens. — Daß ber jegige Walldienerhof 
mit dem Grund und Boden des Woalldienerhauje® dadurch in das Eigen: 
thum der Stadt gelangte, daß das Schuhmacher-Amt jeinen ſchon 1417 
als ortus sutorum bezeichneten Garten 1467 für 125 Mark verkaufte, iſt 
oben (S. 7) erzählt worden. Die Geldſumme machte jedoch nicht den 
ganzen Kaufpreis aus, denn ald Theil dejjelben müfjen wir eine Gerech— 
tigfeit anjehen, die vom Schuhmacher- Amt ausbedungen und vom Rath 
zugejtanden wurde. Kraft diejer Gerechtigfeit jollte nur eim jolcher Gejelle, 
der nach dem Zeugniß zweier Meifter vierzig Marf eigenen Geldes beſäße, 
zur Erlangung des Meiſterrechts zugelajjen werden, e8 wäre denn, daß er 
der Sohn eines Meiſters wäre oder die Wittwe oder eine Tochter eine? 
Meiſters heirathen wollte. Die im Hausbuch von 1456—1493 fol. 70b 
jtehende Eintragung lautet folgendermaßen : 

Anno Domini 1467 feria sexta post Michaelis Marquardus Netze, 
Clawes Jorden, Hans Tesken et Clawes Lubbeken, oldermanni officii 
sutorum, et Petrus Wilkens, Merten Dolgheman, Henning Strepeling 
et Jacob Langhe, domini capelle, pro se et omnium et singulorum 
sutorum et tocius officii ipsorum nominibus matura deliberacione 
prehabita cum toto officio et eorundem consensu sponte vendiderunt 
consulatui opidi Rostok ortum situm prope domus consulatus ad 
partem australem inter Henneken Maken et Hans Heydenrik omneque 
jJus, proprietatem sive usufructum ejusdem orti,sicut hactenus babuerunt, 
quem quidem ortum dicto consulatui dimiserunt et warandiam pro- 
miserunt. Pro premissis dietus consulatus solvit dictis oldermannis, 
dominis capelle et toti officio sutorum centum marcas et viginti 
quinque marcas Sundenses atque ultra hoc privilegium eils/dem 
oldermannis et sutoribus dederunt, videlicet ; 

Wen eyn schoknecht sin ampt vriig heft, darbaven schal he 
hebben sines eghenen gheldes veertich mark Sundesch unvorborghet, 
unde dat schal he tughen mit twen schomakeren ; doch de eyne 
scbomakerschen efte eynes schomakers dochter tor ee nimpt, efte is 
he enes schomakers sone, so schal he desses vorscreven vriig wesen. 

Nomine tocius officii et ad utilitatem ejusdem hec facta sunt 
pro utraque parte pro se et suis successoribus perpetuis temporibus 
in futurum. 


105 


Im Uebrigen jei noch erwähnt, dab das 1467 erworbene Grundjtüg 
in der nächitfolgenden Zeit ald Stadtgarten bezeichnet wurde: 1469 ver- 
fauft Balthafer David jein oberhalb des Fleiſchſcharrens der Mittelſtadt 
gegenüber dem Stadtgarten (supra macellum medium ex opposito orti 
eivitatis) zwilchen Herrn Berthold Kerkhof und Dietrich Steenwech belegenes 
Haus an jeinen Bruder Matthäus David!) und 1474 verlajjen Die 
Tejtamentsvollitreder des Matthäus David an Kerſten Hoppen und deſſen 
Ehefrau Elijabeth, de3 Matthäus Schweiter, des genannten Matthäus 
Haus oberhalb des Fleiſchſcharrens der Mitteljtadt gegenüber dem Stadt- 
garten (supra medium macellum ex opposito orti civitatis) zwiſchen 
Herrn Türgermeifter Barthold Kerfhof und ver Wittwe Dietrich Steenwech's ?). 


6. Wampenei. — Die vom 14. bis zum 16. Jahrhundert vor- 
fommende Tezeichnung eines Grundjtüds in der platea renovatorum oder 
oltmakenigestrate, der jeßigen Pümperſtraße, als Wampenei oder wam- 
penye ijt mir lange väthjelhaft gewejen, bis mich ein Zufall darauf führte, 
daß ſie auf den Namen der Familie Wampen zurücgeht, der dieſes Grund- 
ſtück im 14. Jahrhundert nachweisbar nur während des furzen Zeitraums 
von drei Jahren gehört hat. Im Jahre 1364 verfauft nämlich der 
Stadtjchreiber Presbyter Bernhard Steenbrinf ein größeres Haus mit 
fieben Yuden und ein fleineres Haus mit der zugehörigen Worth in platea 
renovatorum bis an das Haus Gerhard Kröger’3 an Herrn Hermann 
(Wampen), Propſt zu Güſtrow, und deſſen Vormund (tutori suo)?) und 
ihon 1367 verfauft Hartwig Wampen als nächiter Erbe des Herrn 
Hermann Wampen, weiland Propſtes zu Güſtrow, mit Vollbord jeines 
Vormunds (tutoris sui) Herrn Neiner Grenge an die Gebrüder Heinrich 
und Ludwig Kruſe ein größeres Erbe mit jieben anliegenden Buden und 
ein Eleineres Erbe mit der anliegenden Worth an der Ede (in angulo) 
in der platea renovatorum bi8 an das Haus Gerhard Kröger’s, wie es 
genannten Herrn Hermann Wampen gehört haty. Won den Gebrüdern 
Kruje ging dad Grundjtüd in bisher unbefannter Weile an Heinrich 
Stagge über: 1390 bezeugen die Gerichtsherren Johann Wake und 
Dietrich Holloger, dak Hermann Kröger das als die Wampenei bezeichnete Erbe 
Heinrich Etagge’3 (hereditatem Hinrici Staggen dietam wampenye) mit 
allen anliegenden Yuden bis an die Kette auf dem Yeguinenberge (usque ad 
kathenam in monte baginarum adjacentibus) für 100 Mark und 7 Mark 


1) Hausbuch v. 1456—1493 fol. 73b. 

2) Daf. fol. 83b. 

2) Stadtbuch v. 1354—1367 fol. 132; M, U. B. 15, Nr. 9303. 
*) Stadtbuch v. 1367— 1387 fol. 4; M. U. B. 15, zu Nr. 9303. 


106 


Sahresrente projequirt habe); 1391 aber verkauft Heinrih Stagge mit Ge— 
nehmigung feiner Hausfrau Chriftine an Konrad Turekow jeine beiden dem: 
jelben Konrad zunächjt gelegenen Erben mit ſechs anliegenden Buden im der 
platea renovatorum bis an die von Berthold Glashagen bewohnte Bude ?). 
Die Familie Turefow jcheint — von zeitweiligen Unterbrecjungen®) abgejehen 
— 86 Jahre hindurch Eigenthümerin des Grundſtücks gemwejen zu fein: 1467 
verfauft Gerhard Turefow jein die Warnpenei genanntes Haus (domum 
suam, dictam de wampenye) mit dem Garten und dem Stall, in platea 
renovatorum zwijchen Hermann Quaſt und dem Verkäufer gelegen, ar 
Paul Balborn und zwar mit der Bedingung, dak die Thür und die Fenſter 
des Hinterhaufes (?) wie bisher unter Verschluß gehalten werden (et janua 
in camino et fenestre debent manere clause, sicut jam est conceptum, 
cum clausura)“). Bon Paul Balborn wird 1472 ein die Wampenie 
genanntes Haus (domum suam dietam wampeniam) zwiſchen Meijter 
Bulle und Herrn Gert Turefow in platea renovatorum an Paul 
Kleenſmyd verkauft?) und damit verjchwindet — wenigiten® vorläufig für 
nich — der Name in unjeren Stadtbüchern. Dahingegen läßt ich das 
Grundſtück bis 1478 in den Schofregiftern verfolgen, deren Notizen ich 
hier mittheile, da fic) aus ihnen die Jdentität der Pümperſtraße mit der 
platea renovatorum und die Lage des Grundftücds an deren Weſtſeite ergeben. 

1471: renovatorum superior pars: wampenie 2 X. 

1472: renovatorum superior pars, pümperstrate: wampenye. 

1473: de pümperstrate: Pawel Klensmyt wampenye 14 2. 

1475: platea pumperstrate: Pawel Klensmid 14 /. 

1476: platea pumperstrate: Pawel Klensmyt 14 /. 

1477: platea pumperstrate: Pawel Klensmyd 1.4. 

1478: pumperstrate: Pawel Klensmyd liber est. 

Damit verjagt mir auch diefe Quelle und erjt nach reichlich Hundert 
Jahren finde ich das Grundſtück unter jeinem alten Namen im Eigenthum 
der Stadt wieder. Am 29. Sept. 1582 befennen nämlich die Gebrüder 
Vicke, Köne, Wulfhard, David und Georg von Baſſewitz, deren Mutter 
ihren Wohnfig in Noftod zu nehmen Willens ift, daß fie vom Nath auf 
drei Jahre ein Haus in der Eteinjtraße für jährlich 60 Gulden und „die Dazu 
gehörige Wanpeney“ für jährlich 10 Gulden gemiethet haben‘). — Für die 
Schnelligfeit, mit der das Volk Namen bildet, und die Zähigfeit, mit der 
es diejelben feithält, ift die Wampenei ein jehr hübjches Beijpiel. K. K. 


) Hausbuch v. 1387 —1397 fol. 58. 

2) Dai. fol. 71b, 

®, ®gl. Swaren tafel v. 1414—1419 fol. 90 zu 1417. 
) Hausbuch v. 1456—1493 fol. 60b. 

8) Daſ. fol, 82. 

°) Beitallungsbud fol. 39b-4la. 





Mitglieder-Verzeidhniß. 


. Bachmann, Paſtor, Zernün. 
. Bauer, Diaconus. 

. Bauer, Baul, Nentier. 

. Becker, Dr., Senator. 

. Beder, Landesiteuer-Nevifor. 
. Behrens, Lehrichmied. 

. Xehrens, Buchhändler. 

. Bencard, Weinhänbdfer. 

. Berger, Organiſt. 


Beite, Gutsbefiter, Blengow. 


. Betde, F., Kaufmann, 

. Bland, Senator. 

. Bohn, Schiffsbaumeifter. 

. Boldt, Hofbuchdruder. 

. Boyes, Sohn, Lehrer. 

. Brandenburg. Yandesiteuer: Dir. 
. Brefenfeld, L., Kaufmann. 

. Brodmann, Baitor. 

3. Broderjen, Nevilor. 

. Brüder, OLG.Rath. 

. Brümmer, Senator a. D. 

. Brümmer, Dr., Staatsanwalt, 


Güſtrow. 


7. Brunnengräber, H. Apotheker. 
8. von Buchka, Dr., Geh. R.Rath. 


(1899.) 
. Ahmſetter, LG. PBräfident. 29, 
. von Arnswaldt, Gutsbeſitzer. 30. 
. Altvater, OLG. Rath. 31. 
. Angerjtein, Lehrer. 32. 


33. 
54. 
3. 
56. 
37. 
38. 
3. 
40. 
al. 
42. 
43. 
44. 
45. 
46. 
47. 
48. 
49. 
50. 
51. 
52. 
53. 
54. 
55. 
56. 
57. 


Bühring, Hofpianiſt. 

Bunſen, Oberamtsrichter. 
Burchard, Bürgermeiſter. 
Burchard, Schiffsbaumeiſter. 
Burchard, Frau Rechtsanwalt. 
Burmeiſter, Otto, Hotelbeſitzer. 
Carſtens, Nicolaus, Kaufmann. 
Chriſten, Hof-Dachdeckermeiſter. 
Clement, Senator. 

Clement, Ad., Vice-Conſul. 
Cohn, Rechtsanwalt. 
Erotogino, Geh. Commerz Rath. 
Erotogino, A., Vice Conſul. 
Grotogino, Conft., Bice-Conful. 
Dahlmann, ritterih. Syndikus. 
Dahfe, Kaufmanır. 

Deder, Kaufmann. 

Dehn, Stadtbaudirector. 

Dopp, Dr., Gymmnaftallehrer. 
Dornblüth, Otto, Dr. med. 
Dragendorff, E, Dr. 

von Düring, OLG.Rath. 
Eggers, Carl, Dr., Senator a. D. 
Engelbrecht, Lohgärber. 
Flörcke, Landgerichtsrath. 
Förſter, Fabrifbefiger. 

Framm, Rechtsanwalt. 
Gaertner, Tiſchlermeiſter. 
Gerhardt, Dr., Gymnaſiallehrer. 


, Gerhardt, Kaufmann. 

. Grälert, Kaufmann. 

. Grimm, Eenator. 

. Grosichopif, Dr. 

. Groth, Dr., Nechtsanwalt. 

. Hadbujch, Hoflieferant. 

. Haenich, Hof-Weinhändler. 

. Haevernid, Hauptmann, Neiße. 
. Helle, Hof-Schorniteinfeger. 

. Heydenreich, Diaconus. 

. Hinrichjen, Kaufmann. 

. Hinte, Dr. jur., Rechtsanwalt. 
. Hoefffe, Boitdirector. 

. Hofmeilter, Dr., 


Bibliothekar. 


. Hoth, Mar, Hotelbeſitzer. 

. Bahn, OLG. Rath. 

.Janſen, Hof-Decorationgmaler. 
Joſephi, W., Kaufmann. 

. Karrig, LG.Director. 

. larrig, D. 

. ariten, Frau Dr. 

. Kleding, LG.-Secretair. 

. Keding, Rentier. 

. Sterfad, Hofjumwelier. 

.Kieſow, Nechtsanmwalt. 

. von Knapp, Dr. 

. Koch, H, Senator. 

>. Koch, Buchhändler. 

. Kobfeldt, &., Dr., Univerfitäts- 


Bibliothekar. 


. Kölzow, J, Tiſchler. 

. Kölzow, H., Tijchler. 
.Konow, R., Apothefer. 
. Koppmanı, Dr, Stadtarchivar. 
. Klörte, Dr., Profeſſor. 

. Klortiim, Rechtsanwalt. 

. von Kofjel, Generallieut. 3. D. 
. Kofjel, Bankdirector. 

. Straufe, 


H. 


Schwerin. 


Amtsrichter, 


Univerſitäts⸗ 


108 


96. 
N. 
98. 
99. 


Krauſe, L. 
Küchenmeiſier, Hofſchloſſer. 
Kuhle, Dr. 
von Kühlewein, LG.Rath. 


100 Kunſtmann, Senator a. D. 


101. 
102. 
103. 
104. 
105. 
106. 
107. 
108. 
109. 
110. 
111. 
112. 
113. 
114. 
115. 
116. 
117. 
118. 
119. 
120. 
121. 
122. 
123. 
124. 
125. 
126. 
127. 
128. 
129. 
130. 
131. 
132. 
133. 
134. 
135. 
136. 


Labes, Dr., Realgymn.Lehrer. 
Zange, Dr., Gymnaſial-⸗Director. 
Lange, Dr., Amtsrichter. 
Lau, Nentier, Rechtsanwalt. 
Lechler, Dr. med. 

Lehmann, Dr, Brofejjor. 
Lehment, Kaufmann. 

Lemde, Amtsaſſeſſor. 
Leſenberg, Dr., O.Med.-Rath. 
Leſenberg, Vice-Conſul. 
Leſenberg, Gasbetriebsdirector. 
Linck, Paul, Rechtsanwalt. 
Linſen, Kaufmann. 

Lippold, Hof-Zahnarzt. 
Lorenz, Dr., Kaufmann. 
Ludewig, D., Schiffsbaumeiſter. 
Ludewig, O. jun. Schiffsbmſtr. 
Maack, Kaufmann. 

Mahn, Commerzienrath. 
Malchow, Hofichneider. 
Mann, Geh. Commerzienrath. 
Martens, E. Weinhändler. 
Maßmann, Dr., Bürgermeiiter. 
Matthiaß, Dr., Profeſſor. 
von Meerheimb, Baron. 
Meyer, Buchhändler. 

Meyer, Dr. med., Med.Rath. 
Michaelis, Dr., Profeſſor. 
Mie, Paſtor. 

Müffelmann, Dr., Redacteur. 
Müller, Klofterpropft. 
Müller, E. H., Rechtsanwalt. 
Müller, E., Rechtsanwalt. 
Müller, Steinjeßmetiter. 
Müller, J. Kaufmann. 
Mumm, Nechtsanwalt. 


. Müſchen, 3, Landbaumeiſter. 
. zur Nedden, B., Kaufmann. 

. Nerger, Dr, Gyinnaftdllehrer. 
. Neuendorf, Frau Rentiöre, 

. von Nettelbladt, Oberft a. D. 
2. Neumann, Otto. 

3. Nizze, Gutsbeſ., Blantenberg. 
. Nuffer, Hofbuchhändler. 

. Odel, Hoflieferant. 

3. Paſchen, Senator. 

. Bajjow, Dr. med. 

. Beitsner, Landes-Einnehmer. 

. Beterjen, M., Commerzienrath. 
. Bfeiffer, Dr., Brofefior. 

. Biper, Ober-Amtsrichter. 

. Breitin, OLG.-Rath. 

3. Pries, Eiſenbahn-Baumeiſter. 
. Brillwig, Paul, Redacteur. 
.Raddatz, P., Conſul. 

3. Reder, Dr., Med.-Rath. 

. Ritter, Damerow, Gutspächter. 
. Robert, Dr. med. 

. Rosbach), Dr., Redacteur. 

. Roje, Bildhauer. 

. Rösner, Hauptmann a. D. 

. Aueh, Rentier. 

. Samuel, Joſeph, Rentier. 

. Saniter, Weinhändler. 

. Saniter, E. F., Kaufmann. 

. Scharlau, Kaufmann. 

. Schatz, Albt., Kaufmann. 

. Schaß, Dr. Profeſſor, Geh. 


Dber-Med.-Rath. 


. Scheel, Geh. Commerzienrath. 
. Scheel, Dr., Med.-Nath. 

. Scheel, Rechtsanwalt. 

. Scheel, Dr., Apotheker. 

. Schirrmadyer, Dr., Profeſſor. 
. Schlettwein, Keferendar. 
Schloſſer, LG.-Rath. 

. Schlofjer, Landbaumeiſter. 


. Schmidt, Oberfirchenrath. 

. Schmidt, E., Kaufmann. 
.Schröder, TU, Dr. med. 

. Schröder, Referendar. 

. Schultetus, LG.-Rath. 

2. Schul, C. PB, Kaufmanıt. 

. Schulg, J. C. Tijchlermeiiter. 
. Schulte, Dr., Director. 

. Schulze, Dr., Conſiſtorialrath. 
. Schumacher, Senator a. D. 

. Schumacher, Gymnaſiallehrer. 
. Seljchopp, Rentier. 

. Sellichopp, A, Gr. Stove. 

. Siegert, Paſtor. 

. Simonis, Dr., Bürgermeifter. 
. Soefen, Dr., Navig.-Schuldirect. 
. Sohm, L&.-Director. 

. Sohm, OLG.Rath. 

. Siegfried, Nechtsamvalt. 

. Spehr, Gymnafiallehrer. 

. Steenbod, Bhotograph. 

. Stieda, Dr., Prof., Leipzig. 

. von Storch, Rittmeiſter a. D. 
. Strauß, Dr, Gymnafiallehrer. 
. Streder, Redacteur. 

. Strobelberger, Hoflieferant. 

. Studemund, Stadtbaudir. a.D, 
. Suſemihl, Rechtsanwalt. 

. Thierfelder, Dr., Prof., Geh. 


D.-Med.-Nath) 


. Thierfelder, Dr., Profeſſor. 
. Thormann, Baumeijter. 

. Timm, Diaconus. 

. Tiichbein, D., Ingenieur. 

. Bolfmann, Buchhändfer. 

. Borberg, Dr. jur. 

.Voß, Diftrict3baumeifter. 

3. Voß, Th., Brauereibefiger. 
. Bo, W., Kaufmann. 

. Weber, rau Dr., geb. Beder 
. Weber, Dr., Yandesierretair. 


110 


. Wedmann, OLG.Rath a. D. 223. Winter, Commerzienrath. 
. von Welgien, Oberjtl. a. D. 224. Witte, Fr. C., Dr. 
. Werther, Verlagsbuchhändler. 225. Witte, Frau Dr. 
Weſtien, Literat. 225. Zaſtrow, Syndikus. 
. von Wicede, Generalmajora.D. 227. Ziemjjen, Advocat. 
. Wiegandt, Dr., Realgymn.-Lehr. 








Regiſter. 


Von 
Karl KRoppmann. 


A. Orts-Regiſter. 


Barnitorf II, 75—77 107 108. III, 101. — 
Bauernfeld IT, 108. — Gad IT, 108. 

Bartelsdorf I, 105. III 4. 

Bentwiſch I, 21. IT, 104. III, 4. 

Berlin JII, 20. 

Beielin II, 77. 

Bieitom J, 69. IT, 78. III, 101. 

Blankenhagen IT, 104. 

Bramow IT, 108. 

Braunschweig III, 11 21. 

Bremen III, 20 21% 

Bützow, Stadt, IIT, 16 63. 

—, Univerfität, I, 3 9 22 23. III, 109. 


Talwighof I, 23. 
Depſow II, 76. 


Diedrichshagen II, 76 77. III, 103 104, 


Dierkow IV, 87. 
Doberan IT, 106. 
Dresden III, 20. 


Gelbeniande I, 33. — Jagdhaus I, 86. 
Sragetopshof I, 23. IIIL,3 4. 

Grahl I, 26 28 38. 

Greifswald III, 17. 

Giiſtrow III, 17 20 8840. IV, 6 73 108. 


Hamburg III, 11 18—20. 
Heide, fürstliche, I, 49 50 52 54. 
—, Roftoder: ſ. Roſtocker Heide. 


—, Willershäger, T, 56. 
—, Wıulfshäger, I, 55 56. 
Hildesheim III, 11. 


Aaſſebohm I, 105. III, 8 4. 
Keſſin I, 21. IIL, 4. 

Gr. Klein III, 102 102. 
Lütten Klein IL, 78. 


Lübeck III, 11 16 18—20 39 40. IV, 66. 
Ludwigsluſt IIT, 21. 
Lüneburg ILL, 17. 


Magdeburg II, 104. 

Malhin IV, 6. 

Marienebe: Hölzungen I, 54 Kloſter 
I, 70 75. 

Meiningen III, 21. 


Neu-Brandenburg I, 84. IV, 73. 
Niederbagen III, 4. 


Bernau IV, 3. 
Pölchow I, 69. 


Reez II, 69. 

Ribnitz II, 103. 
Ribsbüttel IL, 104. 
Xiefdabl I, 105. 
Roggenhagen II, 104. 
Roggentin I, 106. 


112 
Roſtock, Stadt. 


Roſtock, Stadt. 


: Tbürme: 


: Befeftigung IV, 76 77. 
: Stadtmauer I, 70 73 74 76 78 86 87. 


— Staket I, 75. 

Blauer Thurm I, 102 
$ 45. — Thurn bei der Kuhpforte I, 
103 8 50. — Thurm auf dem 
Rammelöberg I, 70 73—75. 


: Thore: Bramomwertbor I, 93 103 8 13 


108 109. IV, 37. — Burgwalltbor 1, 
104 $ 21. — Ö$rapengiegertbor 1, 
103 8$ 14 15. — Sröpelinertbor I, 
71 102 88 26—28 108 88 9—12. — 
Kubpforte I, 103 $ 50. — Kuhthor 
I, 70 74 76 103 8 52 104 88 383 39. 
— Yagertbor I, 103 $ 18. — Münden 
tbor I, 104 $ 22. — Mühlenthor I, 
73 102 $ 34 103 88 46 49 104 
88 43 44. IV, 43. — Betrithor 
I, 3 102 $ 36. IIL, 101. — Schnick— 
mannsthor I, 108 $ 16. — Schwaan— 
iches Thor I, 86 1038 SS 7 54. 
Böden I, 87. Yuftbaus I, 86 87. — 
Steintbor I, 69—80 108 $ 54 104 
$40 109. II, 113. III, 101. IV, 50. 
AHeußerites I, 106—103. Abbruch I, 
70 73 74. Miederaufbau I, 78, 
Spiegel I, 78. Wappen I, 78 79. 
Wappen an der Außenfeite I, 79. — 
valva domini terrae I, 109. — 
Wokrenterthor I, 103 $ 17. 


: Kröpelinerthor-Boritadt I, 89—100» 


— Meg nah Barnftorf II, 74 75. 
YBumannsfamp II, 78 107 108. 
Judenkirchhof I, 8994. Pfeffermühlen— 
teih I, 100. KRothemühlenteich I, 100. 
II, 74 Wolfemann’® Kamp IL, 78 
107 108. Zingel L 18 8 11. — 
©. Mühlen. 


: Mühlenthor-Vorſtadt: Rondeel IV, 


103. Miühlendamm IV, 48. Block— 
haus 1, 75 104 $ 45. Warnow— 
Wieſen II, 69 70. Zingel I, 104 $ 46. 
Kramonsberg I, 105 106. Sülzer 
Landſtraße I, 105 106. 
Steinthor » Boritadt: Feſtung I, 
70—74 76. Kamp IL, 71. Mittel: 
gärten I, 71 72. Roſengarten I, 70 
71 74. Zwinger I, 70-783 75 71. 


—: Petrithor-Vorſtadt: Ribniger Land— 


ſtraße J, 26 38. 


: Brüche: Fiſcherbruch IV, 35. Gerber: 


bruch III, 84. Küterbruch IV, 38 88. 


: Grube I, 78. 


Strand J, 71 02 88 4 2 
104 8 20. 


: Strandbrüden: Koßfelderbrücke II, 


114. 


: Wallgraben I, 106. 
: Straßen: Altbettelmönditraßge III! 


24. Alter Marft I, 104 $$ 48—53. II, 
85. IV, 85—89. Altſchmiedeſtraße 
III, 74. IV,86. Bädergang IV, 10. 
Baditüberitraße I, 108. Beguinen: 
berg IV, 50 105. Blücherplag 1, 
82 88. Blücherſtraße III, 24. Blur: 
ftraße I, 104 88 24 25. Böttcher: 
jtraße III, 97. am Breiten Stein 1, 
102 $31. Breiteſtraße I, 102 8 29. 
IV, 98-100. Ellernbrücke IV, 41. 
Gielföterftvaße II, 29. IV, 10. 
Fiſchbank IV, 35. Fiſcherſtraße II, 
109. IV, 35. Grapengießerſtraße I, 
108 109. III, 79. Grüner Weg I, 105 
$ 2. An der Hege IV, 2. Hopfen— 
marft I, 82 83 86 87. II, 64. II 
29. IV, 33 52 89—97 99. Auf der 
Huber I, 108 109. Katthagen, Gr. I, 
86 87. IV, 9. Kleinſchmiedeſtraße 
II, 74 75. Kröpelinerſtraße LIT, 74. 
IV, 91 94 95. Kupferſchmiedeſtraße 
III, 77. Lageritraße I, 102 $ 31. 
Zangeftraße I, 65 108. IV, 1W. 
Laſtadie, Gr., II, 109. Malerſttaße 
I, 104 842. Mittelmartt IV, 236. 
Moltenftraße IV, 31. Mönchenſtraße 
I, 71. Müblenitraße IV, 48. Neuer 
Markt IV, 25 6; vgl. Mittelmarft. 
oltmakenighestrat&lll, 98. IV, 105. 
Pädagogienſtraße IV, 91. Pümper— 
ftraße IV, 105 106 ; vgl. oltmakenighe- 
strate. Hinter dern Ratbhaufe IV, 7. 
platea renovatoram IV, 105 106. 
Schmiedeitrage III, 36 73 7. 
Schnidmannsftraße iti, 108. IV, 60. 
Schwaanſche Strahe I, 81-88 85 103 
F 6. Wailerftraße, Sr., IV, 67. 


Roſtock, Stadt. 


Mofrenteritraße III, 37 38. Wollen 
weberſtraße III, 90, 91. 

: Anstalten und Gebäude, landesherr- 
liche: Fürftenhof in der Grapengießer— 
ftraße 1, 108 109. IT, 108 109. 
IV, 36. coqnina domini terrae 
I, 109. IV, 39. — Reuftädter Schloß 
T, 34. Palais I, 81—88, III, 33. 
Herrenhaus 1,84. Brinzenhaus T, 82. 
Reitpavillon I, 85, 87. Luſthaus auf 
dem Schwaanſchen Thor I, 86 87. 
Palaisgarten I, 32 83 86 87. III, 16. 
: Anitalten und Gebäude, Militär=: 
Kommandanturgebäude I, 82 88 87. 
Kommandanturthorweg 1,88. Haupt: 
mache I, 82 83 102 $ 25. Kröpeliner— 
thormadhe I, 102 8 27. Miihlenthor- 
made I, 108 $ 46. Betrithorwade 
I, 102 $ 36. Zteinthorwade I, 101 
Ss 7. Strandwache I, 102 $ 42. 

: Anftalten und Gebäude, Gerichts-: 
Therappellationägericht 1, 82. Land: 
ıt. Amtsgericht I, 87. 

: Anttalten und Gebäude, Univerſitäts-: 
Univerfitätshäuier I, 8ı &2. IV, 
26--97. Arx aquilae I, 81—83, 37. 
Auditorium magnum I, 102 $ 24 
103 8 8. IV, 95—97. Collegium 
Juris peritorum IV, 85—89. Colle- 
gium Philosophicum I, 87 88. IV, 
89-95. Collegium, weißes, I, 6. 
Domus Coleri I, 81 83. Domus 
Turis consultorum IV, 86. Domus 
Silvani I, 81. Domus Theologi 
J, 81-83. Einhorn I, 81— 88. Neues 
Haus I, 81-83. other Löwe I, 
S1—R4. Akademiſches Mufeum I, 88. 
Zoologiſches Inſtitut I, 83. 

: Anstalten und Gebäude, fHädtiiche: 
Acciſebude I, 102 8 48. IV, 14. 
in der Blutitraße I, 104 8 24; am 
Strande I, 104 8 20. — Bilder: 
ſchütting IIT, 14. — Ballhaus 1,1018 1» 
III, 36 38. — Baumeifterhaus I, 101 
86. — Bierkeller: altitädtiicher IV 88 . 
mittelftädtiiher: ſ. NRathsweinteller: 
neuſtädtiſcher IV 97. — Bauſchreiber— 


- ‚haus I, 101 8 5. — Börtcherſchütting 


113 


Roitod, Ztadt. 


III, 14. — Broticharren I, 104 8 31. 


IV, 234. — Brotichrangen TI, 
101 $ 11. — Bürgermeiſterdiener— 
wohnungen I, 102 88 15 16. — 
Communität I, 01 SI — 


Somödienhaus 1, 101 8 2; vgl. 
Stadttheater. — domus carnifienm 
III, 71; val. Küterhaus. — Fleiſch— 
icharven I, 101 $S 11. 104 8 54. 
IV, 39. großer I, 102 $ 32. 104 
$S 33. alter I, 14 $ 32. am 
Breiten Stein I, 102 8 30. in der 
Rreitenftraße I, 102 8 29. IV, 100. 
oberhalb der Lagerſtraße L, 102 $ 31. 
zu Zt. Jakobi I, 104 $ 32. zu 
St. Marien I, 104 $ 32. Mittel- 
icharren I, 104 $ 33. IV, 105. — 
Frohnhaus IV, 28. Salgen: 
ſ. Justitia. — Garbräterſcharren 
I, 101 $ 10. — Gärten, Ftädtiiche, 
IV, 32. (Stasbuden I, 104 
$ 30. — Gießhof I, 104 8 38, 
Glockengießerhans I, 101 $ 8 — 
grapheum III, 106; vol. Schreiberei. 
— (Hraupenmitble, 5. Poliermühle. — 
Srobichniede I, 104 8 39. — Hampte 
III, 101; vol. Reiferbahn. 
Heidvögtewohnungen I, 104 $ 48° — 
Heringsbänier IV, 36 37. — Herren- 
ital I, 103 $ 52; vol. Maritall. — 
Hirtenwohnungen: beim blauen 
Thurn I, 102 8 45. im Knhpforten— 
thurm I, 109 849. — Hopfengärten, 
ſtädtiſche, IV, 38. — Justitia IV, 81. 
— Kaak IV, 28. — Kikepres-Korb 1, 
5785 — Krahn I 102 $ 4. — 
Krambuden IV, 3. — Krankenhaus 
I, 102 8 35. — Küterhäuſer I, 102 
$ 37. 1V, 33 40; val. domus 
carnifieum. — Niitermeifterhaus I, 
102 8 37. — Marftall I, 85 87 102 
$ 18 104 88 35—37; dal. Herrenitall. 
— Mühlenſchreiberhäuſer: Kröpeliner— 
thor I, 102 8 28. Mühlenthor T, 103 
8 49. — Münzhaus J, 104 88 27 28. 
III, 80 104 105. — Muſikantenhaus 


I, 102 8 22; vgl. Spielmannsbnden, 


Stadtmufifantenhaus. — Polier- und 
8 


114 


Roſtock, Stadt. 


Graupenmühle ]J, Iuo2 5 40 103 
88 47, 48. — Prähme, ſtädtiſche, 
IV, 61. — Rathhaus J, 101 $ ®- 
Il, 8—s0. III, 13 23 105 106, 
IV, 1—9 53 54. eigentliches IV, 8. 
Kaufhaus IV, 3—5 9. Wandhaus 
IV, 5 78 Hochzeitshaus IV, 8. 
Neues Haus III, 16. IV,5 6 11 13 
103. Schwibbogen unter dem Rath— 
baue IV, 3. Laube IV, 8 Mathe: 
jtube IV, 3. Buchhändlerlokal III. 
106. Gerberpläße IV, 4 Pelzer— 
pläge IV, 4 Wandichererbuden IV, 5. 
Wandichneiderpläße IV, 4. Wollen: 
weberpläße IV, 4 — Rathswein— 
keller IIL, 15. IV, s—28. Gr. Stefler 
IV, 8—10 12 165—18. Yanger Reller 
IV, 25. Ryuſche Keller IV, 9. 
Kleiner Keller IV, 9 10 12 14-16. 
Franzſcher Seller IV, 15 16 
Sobyniche Seller IV, 9 10. Keller 
des Hochzeitsbauies IV, 9, 21-24. 
Barth’icher Keller I, 104 S 29. 
II, 8. IV, 8 9 1—1li 23. 
Bützoweſche keller IV, 9. Keller: 
meiſterwohnung, alte, IV, 15-20, 
nene IV, 20. Billarditube IV, 15 
16 26. Brummbärenlioh IV, 13. 
Galtraltenloeb IV, 16.  Tiüitere 
Stammer IV, 17. Finkenbauer IV, 13. 
Gefängniſſe IV, 28. Geldbude IV, 23. 
Goldene Stube IV, 27. Herren— 
jtube IV, 24 27. kase IV, 18 19. 
Yange Kammer IV, 17.  Yicte 
Kammer IV, 15. Malvaſierkammer 
IV, 18.  Mamijcltenfttube IV, 26. 
Marktitube IV, 26. Roſe IV, 18. 
große Roſe IV, 25. Heine Roſe 
IV, 25. Schreibſtube IV, 15. 
Sommergefäße, oberes, IV, 20. 
unteres, IV, 22. Temenige IV, 15 14. 
Treppenkeller IV, 25.  Bapfteller 
IV, 25. — Rathhaus, altitädtiiches, 


IV, 88 89. — Rathhaus, neu— 
tadtiiches, IV, 95-97. — Reden: 
meifterhaus I, 102 3 23. — Reifer— 


bahn III, 101: val. Hampte. — 
Rektorhaus 1], 162 3 20. — Ridt: 


Roſtock, Stadt. 


ichreiberwohnung I, 104 3 26. — 
Schießhaus 1, 101 $ 4. II, 235, 26. 
— Schlachthänſer: j. Kiiterhäufer. — 
Schmiedekrug II, 14. — Schonen— 
fahrergelag III, 14. — Schreiberet |, 
102 8 32. III, 104—106; vgl. 
grapheum. Gefängniß II, 106. 
Gerichtsſtube ill, 105 106. Geweits— 
jtube III, 105 106. Rathsſtube II, 
105. — Schule, große: ſ. Suede: 
schule. — Scuiterbuden II, 89. — 
Schuſtergarten IV, 6 7 104 105. — 
Schuſterſchütting III, 14. — Silber: 
bütte IV, 51. — Specula I, 103 $ 51. 
— Epielmannäbuden am Alten Martı 
11,85. — Stadtbuden anı Alten Marti 


J, 110. — Stadtkutſcherwohnung 1, 
102 5 17. — Stadtmuſikantengarien 
1l, 16. — Ztadtmulifantenbaus 


lil, 13 19 21 22 21; vgl. Mut: 
fantenbaus, Spielmannsbuden. — 
Stadtichule I, 102 $ 19. 11, 97 16 
111. — Ztadtiheater III, 21 31 —6$; 
val. Comödienhaus. — Stadtwaage 
I, 102 $ 39. — Stadtzimmermeiſter⸗ 
haus I, 101 $ 14. — Stallmeiſter— 
wohnung I, 104 S$ 35. — Steuer— 
bude I, 102 $ 44. — Tollfaften I 
109 110. — Trägeritall I, 88. — 
Wächterwohnungen I, 104 SS 33 31. — 
Wachtmeiſterhaus I, 101 8 12 161 
$ 34 IV, 19 20. — Waiſenhaus 1, 
110. 11, 67 68. III, 111 — Raul: 
dienerhaus I, 101 $ 13. IV, 7 13. 
— Walldienerbof IV, 7 12 13 104. 
— Wandhäuſer IV, 53. — Wckhiel: 
bünte IV, 51. — Wieſen, ſtädtiſche, 
IV, 30. —  Zeidheneinnebmerwob- 
nungen: Kröpelinerthor ], 102 $ ®w. 
Mühlenthor ), 102 $ 84. Werrithoi 
l, 102 $ 38. Steintbor I, 103 $ 53. 
— Zeughaus I, 102 $ 21. — Ziegel: 
häuſer: d. H. Getit-Hoipitals I, 93 
94. von St. Zafobi I. 79 95 8. 
von St. Marien I, 96. — Zimmer: 
hot 1, 70 73 76. — Zimmerſchütting 
III, 14. — Zollbuden: Kröpelinerthor 
1, 105 89. Mübhlentbor I, 104 $ &. 


115 


Moitod, Stadt. Roſtock, Stadt. 


— Zucht: und Werkhaus I, 110. — 
Znlagsbude I, 108 8 19. 


—: Mühlen: Polier- u. Graupenmühle 


I, 102 8 40 108 88 47 48. Wailer- 
mühlen in der Kröpelinerthor:PBoritadt 
Il, 89-100. IV, 43. Beim Juden— 
kirchhof I, 88-91. Bumannsmühle 
1, 96—98. Eichmühle I, 98 —100, 
11, 107 108. Kaienmühle II, 107 108- 
Konradsmüble I, 95 96. Dlgards- 
miüble I, 90 9. Pfeffermühle J, 
92—95. Rothe Mühle I, 94 98—100. 
IL, 74 75. Bögenmüble T, 91 92- 
Wolkemannsmühle I, 97. 


— : Häuſer und Gärten, private: Altona 


II, 112 118. Dertlingiches Haus I, 84. 
Roſe, Tanzjaal, III, 18. Stevericher 
Garten I, 86. Wampenei IV, 105 106, 


—: Pfarrkirchen: St. Iafobi IT, 88, 


III, 14 2530. Thurm III, 23 24. — 
St. Marien T, 6162. II, 87—89 92 
109 110. III, 23—25 27 29 30 107 
108 111. Kirchhof'ſche Kapelle I, 61. 
Scufterfapelle IV, 104. Wand— 
ichneider-Altar 1,109. Wulf's Vikarie 
It, 64. Orgel II, 84. Stadtivappen 
II, 108 110. Thurm II, 88 85—87. 
III, 13 238. Kirchhof TIL, 104 105. 
Kirchſpielſchule I, 110. — St. Nikolai 
II, 88 89. III, 25. Thurm III, 23 24. 
Kirchipiel III, 112. — St. Betri 
IT, 89. III, 25. Wulf's Bifarie IL, 64. 
horae canonicae IV, 88. Thurm 
I, 77. TIL, 24. Brediger II, 111. 


— : Klöfter: St. Johannis I, 70 74 77. 


III, 25. IV, 89. — St. Katharinen: 
Stiftung I, 110. — Heil. Kreuz I, 100. 
II, 74. Kloſterhof I, 81. Bropftei- 
garten 1,86. Kloſterhäuſer I, 831—88 
87. — St. Michaelis, Fraterfloiter, 
I, 74 8385 108 8$ 184. II, 88. 
III, 19. IV, 89 108. 


— : Hoſpitäler: Heil. Geift I, 96 100 109. 


II, 7475108. Wulf’3 Bifarie II, 64. 
— St. Georg III, 17. — St. Ger— 
trud: Wulf's Vikarie Il, 64. 


—: Berhältnig zu den Landesberren: 


Landeshoheit I, 11. Landesobrigkeit 


1,12—14. Landesherrl. Regiment I,7- 
Oberaufſicht I, 10. Dbedienz d. St. 
I,11. — Jurisdiktionsſachen I, 11 18 
19. Privilegium de non appellando 
1, 8. Regulativum jurisdietionis 
et politiae I, 10. Qandesherrl. Geſetz— 
gebungsrecht I, 11 14. Statutarredt 
d. ©t. I, 14 17. Stadtrecht T, 11 17. 
Gewohnheitsrecht I, 14. — Kriminal- 
jachen I, 11 17. Begnadigungsrecht 
I, 17 18. Aggratiationsrecht I, 11. 
Abolitionsrecht I, 11. — Polizeiſachen 
1, 11 18. Wolizeigewalt I, 1819. — 
Givilgerihtsiahen I, 11 18. Boll 
jährigfeitsertheilung I, 23. — Geiſt— 
lihe Sachen I, 11 17. Iuscirca sacra 
I, 11 17. Dispenfationen in Ehe— 
jahen 1,17. Verlöbnißrecht 1, 17. — 
Militaria 1, 11 14. Beſatzungsrecht 
J, 11.  Fitfilierregiment IT, 21. 
Militärperionen, entlaflene, 1, 20. 
— Önadenerweifungen I, 22. — 
Auftraegal = Inftanz 1, 14. Recurs 
1, 11 2. — Schoßerhöhungsrecht 
1, 28. Acciſeweſen 1, 22 23, Kriegs— 
jteuer 1, 3. Lotterie I, 23. Tontine 
1, 22 23. — Landesherrl. Reiidenz 
], 10. Häuſer und Bebdiente I, 11 
18—22. — Poſtbeamte I, 19. Tele 
grapbenbeamte I, 19. 


: Berhältnig zum Lande: Ritter- und 


Landſchaft L, 15 16. Union I, 7 15. 
II, 67. Landſtandſchaft I, 15. 


: Univerfität I, 63-68. IV, 14. 


Reftoren TIL, 108-111. Matrikel 
I, 64. Ccepter I, 68—68. Siegel 
T, 64. Studententitch I, 74. Urkunden— 
lade I, 64. 


: Wappen I, 78 79. II, 83 109 110. 
: Rath: Gewett III, 4. Gewettsherren 


I, 49 56 57. — Kämmerei III, 1—®. 
Kämmereigeriht II, 1 2 5-7. 
Miedergeriht fir die Kümmereigüter 
III, 357. Kämmerei-Präſes III, 
12. Kämmerei-Aſſeſſoren II, 1—3. 
Kämmerei-Sekretäre III,8. Kümmerei— 
diener III, 9. — Mühlenamt III, 4. 
Mühlenherren I, 92. — Stadtbuch— 


2* 


116 


Roſtock, Stadt. 


Koitod, Stadt. 


behörde III, 37. Stadtbud: Zefretäre 
III, & Stadtbuch- Diener III, 9. 
— Weinamt III, 4. 

: Kollegien und Deputationen: 
Forftwirtbichaftssffollegium ILL, 3. — 
soritsTepartement III, 4 Seidevögte 
I, 56 57. SHeide-Departement III, 4. 
Heideberweier I, 56 57. III, 4. — 
Kämmerei-Adminiſtrations-Departe— 
ment III, 45 7. Protokolliſten III, 9. 
Kehnungstübhrer ILL, 9. Kämmerei— 
biirger ILI, 34. Kämmereigüter III, 3. 
— Raſſebohmſches Adminiſtrations— 
Kollegium II, 4. Deputirte bei 
Gragetopshof und Kaflebohm III, 3. 
Deputivte bei Gragetopshof III, 4. — 
YändereisKollegum Il, +45 8 
Ländereibürger IIL, 3 4. — Waifer- 
borns- Departement III, 4. 

: Semeinde IV, 8, Sechzehner I, 56. 
Schhziger I, 4 69. Bürgerbrief 1, 
609. IIL, 11. Dundertmänner T, 4 5. 
Hundertmänner » Kegulativ I, 6. 
T,uartierichmäuie II, 25. Bier 
(Bewerte I, 4 58. Zauiende 1,5 6. 
Gravamina der Tauſende I, ©. 

: Beamte: Baumeilter I, 104 $ 42. 
Hauichreiber I, 101 $ 5. Nur IT, 104 
s 42. Il, SI &. IL, 23. notarius 
consulum IV, 67. “Bipenleger I, 
194 3 42. Platenſchläger 3, 194 
$ 5l. Wracderwogt I, 1094 $ 28. 
Heilige I, 104 837. Sporenmader 
1, 104 $41. Ztadtboten IV, 67 68. 
Stadtmuſikanten II, 79—90. IL, 
13—:0.  StadtmwifsDireftoren II, 
7—%. III. 183—22. Wagenknechte 
. 104 836. . 

: Amter VII, 65 68 69. — Alterlente 
111,70, Werfmeifter III, 70. Amts: 
rollen III, 69. Meiiteriöhne I], 37. 
IV, 104. Meiftertöchter IL, 87. IV, 
194.  Meitterwittwen Il, 87. IV, 
104. Geſellenweſen III, 71. Lehrlings— 
weien IIL, 71 72. 

Biürgergarde Il, 93- 96 Exercitien 
Il, 3—9. Fahne II, 94. Muſit II, 
4-96. Baraden II, 96. Siqnale II,95. 


Roſtocker Heide I, 25—60. III, 4. 


Roitoder Heide: 


Auſtinsſtrom I, 25 31. 


Stadtmilitär: Nriegstommiflariat 
IV, 78. Coldatengeld IV, 78—84. 
Stadtfapitain IV, 77 79 101-108. 
Stab IV, 78 79. Lieutenant IV, 77 79. 
Sarfianten IV, 77 79. Korporal⸗ 
ihaften IV, 79. Landespofaten IV, 
79. Musauetiere IV, 79 80. Peke— 
niere IV, 7980. Eoldatenvereidigung 
IV, 108 194. 


: Geihichtlihes: Erbvertrag dv. 157 


I, 6 10 12—15. (rbvertrag v. 1584 
I, 10 12. Konvention vd. 1748 1,10. 
Erbvertrag v. 1788 I, 1-4. — 
Kommiflarien, kaiſerliche, I, 70 72. 
Kommiſſion, landesherrlide, J, 5 6. 
— Dreißigiähriger Krieg IV, 75—81. 
Walditeiniihe Herrſchaft IV, 71—74- 
Schweden in Mellenburg I, 3. 
Preußen in Meflenburg I, 3 4. 
Roſtock von Preußen beiest 1, 


| 


Karte I, 25. 
Holzbeſtand I, 26 
Wildbeſtand 


Grenzen L, 25 26. 
Aderbau I, 23. 
27. Biehzucht I, 27. 
I. N. 

Ahrensheide J, 31. 
Appelbomsweg I, 26 31. Asmus— 
remel I, 41. Auſtinshoſt J, 31. 
Barenwinkel 
J, 31. Bauerbau I, 31. Bauerbofen 
I, 28 81. Bauerholz, altes, I, 34; 
neues, 1, 34. Bauerfaveling I, 31. 
Bauerwiihen I, 31. Bedersbau 1, 
3184. Beckhoſt 1,31. Berensort 1,31. 
Porn I, 27 23 31. Borniche Tannen 
I, 27 31. Bornihe Wiſch I, 27 31. 
Brandesmüfle I, 31 35. Brandhoit 
I. 31 34. Brandts Kreuz I, 29 31. 
Brodheidel,31. Brüdigamsbeide 1,31. 
Brügge, aroße, I, 31; Heine, IL, 31. 
Budholz I, 35. Budsheide I, 27 29 
31. Diepenftrom 1, 35. Driftbolz 
l, 35. Gderlaat I, 26 31. (el: 
mannshufen I, 29 31. Entenſoll L 
31 34. Entenfoller Tannen I, 31. 
Fauler Strom I, 25 81. Felgen I, 
31 35. fFreudenfoll I, 31 35. Foß— 
tule J, 86. Foßkulenbrock I, 31. 


11 


Roſtocker Heide. 


Tsoßkulenheide I, 31. Foßkulenhoſt T, 
31. Foßkulenſoll L,31. Frikenort I, 31. 
Führſtedenbeck T, 31. Fulrige J. 28 
31 35. Fulriger Tannen I, 28 31. 
&üäfelfenbrod I, 31 35. Gelbenſander 
eg I, 33 Göſekenbrock I, 35. 
Grahler Weg I, 83. Grähnheide I, 
27 31. Grähnſtrom I, 25 27:31. 
Ghrähnitromer Weg I, 27 38. Griin- 
ttromer Weg I, 27 33. Hafftule I, 85. 
Halebeck, große, I, 31: Heime, T, 31. 
Halebrock, großes, 1,31 35; feines, 1,35. 
SDavemannshau IT, 31. Heilige See 
1,31. Seiligenfeebrod I, 35. Herden— 
wiich I, 27 29 31. Hilfenioll, großes, 
J, 31. 85; Feines, I, 31 35; ruges, T, 32. 
Sdilligenmoorsrige I, 85.. Hofen I, 
23 31. Hohes Ufer 1, 81. Sollbeide 
J, 31. Sonigiolt I, 27 31 35. Hopfen— 
brod I, 31 35. SHufenbeide I, 28 31. 
Sagditangen 1, 31. Jakobshorſter 
Schneiſe I, 28. Jungfernſtange 1, 26 31. 
Kattenleger 1,31 35. Kauffelder 
Tannen I, 31. Kellerbrock 1, 32 85. 
Kellerbeide I, 32. Kitigfort 1, 82. 
Kuepshoit I, 32, Rnippenbrod I, 35. 
Köhlerbrand 1, 31 35. Köfterbrod J, 
32. Krigbruc I, 85. Krigholz I, 32. 
Krighörn I, 32. Srige Tannen J, 
32. Kroſenort J, 832. Krudeners— 
wintel I, 85. Kuhrige I, 27 82. 
Langehoſt I, 32. Langenort I, 32. 
Langeswaſſer I, 32. Lehmkule I, 32. 
Yindenbrod I, 85. großes, I, 832. 
fleines, 1 832. Lindenbrodsort, I, 32. 
Lüchtmacherhoſt I, 32. Lüchtmacher— 
jtrom J, 25 32. Lünenborg I, 26 28 
32 85. Markgrafenheide I, 27 32. 
Marforafenbeider Kanal 1,27. Mart: 
grafenheider Weg I, 83. Mearfrige 
T, 32. Meieröbausitelle T, 26 27. 
Migekule I, 32. Mittelbolz I, 32 35. 
Mündort I, 32 Moor I, 32. Moor: 
bera I, 32. Moorhof I, 27. 28 32. 
Moorwiih I, 32. Moorrige T, 35. 
alte, I, 32. große, I, 32. Müggenburg 
I, 26 27 32. Miüggenburger Acer 
I, 32. Müggenburger Schneite T, 27. 


Roſtocker Heide. 


Müggenburger Wen I, 33. Müſſe, 
große, I, 32 35. Müſſenbrock I, 32. 
Mürienbroder Tannen I, 32. Naſſer 
Strom I, 25 32. Naſſenſtromsweg 
I, 33. Bapenort T, 832. Bepernik 
1, 32 55. Wippingsort I. 32 35. 
Radeland J, 32. Radelbeck J, 32. 
Kadelbrot I, 32 35. Rappen 
leger 1, 35. Medebet I, 32. Rede— 
brot I, 32 36. Rehholz 1, 32 56. 
Keblammer IL, 32, Remmin, große, 
I, 32 35. fleine, I, 32 35. Remminſche 
Tannen ], 32 35 Rigenbrock T, 32. 
Rodenſtuvete I, 36. Rönnbahn I 
27 82. Röſchenſoll I, 32. Rotems— 
beide 1,32. Rügevatt [,32 Schedel— 
brof I, 26 32 36. Schedelsbrods- 
ort I, 265 32. Schedelgraben 1, 
25 265 32, Sceidegraben 1 32. 
Schnatermann I, 27. Schöneich— 
hol; I, 32. Schwalkenſtart I, 32 56. 
Schwanberger Heide I, 27 32 36. 
Schweprode, große, 1,3?. Fleine, T, 52. 
Seebrod 1, 36. großes, I, 32. fleineg, 
I, 32. Setenbrod I, 2627 32. Seken— 
wiich 1,2732. Sechseichenbrock J, 36. 
Speting 1,32. Stalleichen, große, 1, 32. 
Heine, I, 32. Steinbäger Tannen 1, 23 
32. Steinheide I, 32. Strombrodf I, 
32 36. Hleines, 1, 32. Strombroder 


- Tannen 1,33. Stromgraben ], 25 26. 


Strommilid 1, 33. Etuthof I, 27 29 33. 
III, 4. Teufelsrige I, 33. Torfbrück 1, 
26 27 33. Torfbrüder Schnetie 1,2728. 
Trindenmoor 1,38. Trindelmoorrige 
J, 36. Wlenbrodf 1, 38. Wahr-Berge 
I, 33. Wahriches Brock 1, 53 36. 
MWahrihe Heide I, 33. Wahriche 
Tannen 1,33. Waldhaus 1,27. Wiet- 
bagen I, 27. Wietort ], 33 36. 
Niltevshäger Tannen 1,38. Willers- 
häger Weg 1, 388. Wroht I, 33 36. 
Wüſtes Feld 1, 28 33 36 Wiiſte 
Hufen I, 23 383 Begenbeide I, 27 29 
33. Segenioll I, 27 20 33. 


Rövershagen I, 29 33 55 57. Kirche 1, 29 


30 33. Schulzenhaus I, 29 33. 
Siechenhaus 1, 2830. Siechenfapefle 


Kövershagen. 
], 27 28 80 33. Landkrug I, 29 33. 
Niederkrug 1, 29 33. — Rövershäger 
Ader I, 33. 
Edhorfow I, 101. 
Schutow I, 78. 
Schwerin III, 21. 
Spotendorf U, 76. 
Stodholm UI, 17. 
Stralſund II, 107. 111,14 19 35—38 40 41. 
Stuthof 1, 27 29 33. UI, 4. 
Sülze: Landſtraße I, 105 106. 


III, 34. 


118 


Toitenmwinfel: Grabfapelle II, 101—105. 
Trognig III, 19. 

Verden IIl, 21. 

Walkendorf II, 101. 

Warnemünde I, 21 49 58. IL 86 113 
114. 111, 25 28 112. IV, 71 32. 
Warnow I, 55 58. II, 107 108 113 

Ober⸗-⸗Warnow II, 65—70. 
Watmannshagen ILI 107. 
Willershagen I, 44 55. — Heide J, 56- 
Wismar II, 80 83. III, 18 35. 
Wulfshagen: Seide I, 55 56. 


B. Perfonen-Regifer. 


van der Ya, Familie, II, 78. 
—, Annele, Arnds T., II, 78. 
—, Arnd, Iob. II ©., II, 78. 
—, ($erbard 1, Rm II, 75 76 78. 
—, &erhard Il, Gerh. 1 ©., II, 78. 
—, $erbard III, Joh. I S. II, 78. 
—, Gerhard IV, Brieiter, Joh. II S., 
II, 78. 
—, Hans, Arnds S, II, 78. 
—, Henneke, Gerh. III S. IL, 78. 
—, Johann I, Bm. Gerh. IS. I, 95. 
Il, 76 78. 
—, Johann I, Bm., Job. IS, 1, 10. 
Il, 74 75 78 107. 
—, Johann III, Job. IIS, IL, 78 107. 
— , Katharina, Gerh. 1 T. IL, 78. 
‚ Katharina, Gerh. III T., II, 78. 
,‚ Michel, Gerh. I S, II 78. 
—, Talefe, Gerh. III T., II, 73. 
Adermann, Charlotte, Lil, 32. 
—, K. &., III, 82. 
Adanı, Meifter, IV, 19. 
Adolf Friedrich, Herzog, IV, 75 77 78. 
Aepinus, Hofraib, I, 5 7. 
Ablers, Dtto, IV, 11 12. 
Albrecht, Fürſt, L, 108. 
—, Serzog, 11, 83. 
Althaus, J. B, III, 18. 
Altringen IV, 73. 
Amberg Ill, 38 47. 
Amſel, Andreas, Spielmann, II, 85 86. 
Angermann, Zimmermann, I, 85. 


d’Arien Ill, 61. 

Armentrit, Martin, Thurmmtann, II, 39- 
Armerding, Ernſt, II, 88. 

Arnim, Obrift, IV, 82. 

Arnold, III, 47. 

Arnoldi, Mathias, Schreibmeiiter, II, 9- 
Arſenius, Hinrich, Mag., 1, 74. 
August, Herzog v. Sachſen, IV, ®. 


Bacmeiiter, Yulas, I, 71 72 74. 
Bade, Johannes, I, 79. 

—, Johann, II, 97. 

Baggel, Hinrich, IV, 86. 

Bannier, E. 4. C, II, 8. 

v. Bär, Anna, Il, 102 103. 
Bardley, Bedell, I, 67. — ©. Berdlet. 
v. Barner, Agneſa Elifaberb, IT, 102 104. 
—, Baitian, Il, 64 66 

—, Gottſchalk, II, 66 68. 
Barihamp, Jürgen, T, 60. 
Barteldes, ‘Beter, III, 107. 
Bartenih, Wachtmeiſter, IV, 19. 
Barzanti, Paulo, III, 36 37 41-4. 
—, Madame, III, 44. 
Bartholomäus, Töpfer, T, 79. 

von Baſſewitz, GE. E., II, 69. 

—, David, IV, 106. 

—, $eorg, IV, 106. 

—, Köne, IV, 106. 

—, Bidte, IV, 103. 

—, Wulfhard, IV, 106. 

Bauer, 3- 75, IL, 6—8. 


ton Baumgarten, Engelbert, 1V,90 91. 

—, Johann, IV, 90. 

Becker, Forſt-Inſpektor, J, 105. 

—, Dr. J. H, Rektor, III, 110. 

—, Dr. Petrus, Brof., IIT, III. 

Behm, Dr. C. X. J. II, 5. 

—, J. €, III 9. 

Behring, Wachtmeiſter. IV, 19. 

Beinſtertz, Jeremias, Schreib u. Nechen= 
meiiter, II, 99 100. 

Bekelin, Dr. Hinrid, Biarrer zu St. 
Marien, III, 107 108. 

Beliter, Arnold, Rmi, III, 107, 

Benele, Zaharias, Ru, 1, 33 42 43. 

Bentzin, Heinrich, Arhidiafonus, IV, 13. 

Berdlei, Baul, II, 97. — ©. Barckley. 

Perg, Dans, 1, 79. 

—, Yatob, I, 88. 

v. Bergen, Am., II, 112. 

PBeringer, Amold, IV, 3. 

—, Bernt, Il, 107 108. 

—, Johann, IV, 3. 

—, Mathias, 1, 81. 

—, Dmrid, I, 83. 

—, Nikolaus, Bın. zu Bernau, IV, 28. 

—, Peter, IV, 2. 

Berlin, Dr., Rudolf, Nettor, III, 108. 

Bertran, Hinrichs Sohn, I, 90. 

—, Olgards Zohn, I, M. 

Beſelin, Demoii., I, 38. 

—, Balzer, I, 6. 

— , Rariten, T, 60. 

Bilſe, Mufifdireftor in Yiegnie, III, 21. 

Blifhirnicht, Nikolaus, IV, 100. 

Blöming, Dietrid, I, 97. 

Blume III, 68. 

Höcler, Dr., Syndikus, IT, 95. 

—, Dr., E. &., 111, 7. 

Boger, Dr., Hinrich, I, 110. 

v. Bohlen, Dorotbea Maria, IT, 101 104. 

Bolderif, Ludeke, IV, 90. 

Boldewyn, Beter, 1V, 93. 

Polte, Hartwig, I, 60. 

— , Margaretha, IV, 91. 

— , Midael, IV, 91. 

Ronhorit, Bernhard, Rathsſekretär, 1V,72. 

Borchhold, Syndikus, I, 76. 

Borgloh, Haus, Bildhauer, I, 73. 

Bothmann, Johann, Metl. Kanzler, II, 64. 


- 


- 


* 


119 


Boye, Dr. Petrus, Rektor, III, 109. 

PBradwagen, Joachim, I, 60. 

Brand, Hans, Wiemenicdneider, J, 41. 

Brandenburg, Dr. 93. C. F., IL 
6-8. 

Brandt, Jürgen, Jägermeiſter, I, 38--41 
43 45—47. 

Brebmer, Chriſtoph, Maurermeifter, T, 
107 108. 

Breide, Michel, Rmi. I, 38 42. 

Bremer III, 44. 

Preiemann, Hans, I, 44. 

Brockmann, Hans, Bm. zu Güftvom, 
IV, 6. 

—, Henning, Aut., IV, 6. 

von dem Brote, Hermann, Rmi, TI, 109. 

Brühl, &, III, 9. 

RBrümmer, 3. W. 3, III 78. 

#rune, Daniel, Regiſtrator, IV, 71-73, 
103. 

Brunſendorp, Jafob, Karrenmacher, I, 79. 

Brunswik, Heinrid, IV, 91. 

Bud, Bernhard, Ant, II, 99. 

—, Tobias, Jägermeiiter, I, 27, 46 - 48. 

Buckſtock, Heinrich, Rm., IV, 99. 

Bukow, Daniel, Rathsiefretär, I, 48. 

—, erbard, IV, 99. 

Bülow, 3. J. III, >. 

Bulle, Meifter, IV, 106, 

Bumann, Grete, I, 9%. 

—, Hinrich, I, 90 91 M—M. 

—, Johann, I, 91 96. 

Burdard, ©. 3. E. IIE 7 38. 

—, 8. III, 7 8. 

Burenius, Mgneta, II, 64. 

—, Arnold, II, 64 65. 

—, Anna, If, 64. 

Bıramann, Mag. Jakob, Weftor, TIT, 
111. 

Burmeiſter, W., III. 9. 

Burmeſter, Hinrich, IV, 2. 

Buſch, Heinrich, IV, 2, 

Bützow, Ghriitopb, Anı., I. 38. 

—, Heinrich, IV, 99 ‚100, 

—, Peter, IV, 87. 

Byl, Adelbeid, IV, 91 92. 

—, Heinrich, IV, 91, 

—, Dermann, IV, 91 92. 

—, Johann, IV, 92. 


&: ſ. A. 


Canthal, Mufifdir. zu Hamburg, II, 20. 


Caſſina III, 44- 

von Chemnitz, Friedrich, IL, 64 66. 
—, Martin, II, 64. 

—, Johanna Magdalena, II, 67. 
Shiaramella, Franz, Baumeiſter, J, 70. 
Chriſtian, Kg. d. Dänemark, IV, 77. 
— Ludwig I, Herzog, I, 63. 


— Ludwig U, Herzog, I, 8 82 86—88. 


11, 16 33 835. 
Chriſtoph, Schloſſer, I, 103 $ 1. 


Chriſtopher, Muſikus zuGreifswald, 111,17. 


Chyträus, Nathan, 1, 64. II, 96 97. 
Cilemens III, 64. 
Clauſenius Ul, 53 55 60. 


Cynas III, 47. 


Dahms 1, 10184 

—, Johann, IV, 1. 

Dams, Demoii, Ul, 64. 
von Dame, Bertram, 1, 92. 


Dahncke, Muſiklehrer zu Ludwigsluſt, 


ul, 21. 
TDandwartb, Kasper, Voigt, IL, 112. 


David, Organift zu St. Marien, 11, 112. 


—, Balthalar, IV, 105- 

—, Matthäus, IV, 105: 

Done, Adolf Morig, IV, 72. 

Depſow, Geſeke, IV, 92. 

—, Johann, IV, 92. 

—, Konrad, IV, 92. 

Deſelius, ob. Konr,, 
Ul, 14. 

Detberding, Dr., &., Prof. UL, 111. 

Ditmar, Dr., Zen., Il, 10. 

von Dittmar |, 7. 

Dittrihs Ul, 68. 


Dobbin, Konrad, |, 60 64 66 67. Ul, 29. 


Dobelius, Job. Jakob, Rektor, l, 66. 
Dohm, Demoii., Il, 63. 
Dolgemann, Martin, IV, 104. 

von Dömitz, Samuel, Bolier, |, 78. 


Dorgelow, Mag. Hildebrand, |, 110 111. 


— Johannes, 1, 111. 
—, Heinrich, 1, 111. 
—, Jakob, 1, 111. 
Dörr 11, 63. 

—, Fran, 1, 68. 


Stadtmuſikant, 


120 


Drewes, Klaus, Schneider, J. 37 33. 
Dugge, Dr., 2. F. UL, 7. 

Diiihow, Heinrich, IV, 9. 

Düvel, Jochim, |, 83. 


&bbing IV, 6. 

Ebel, Valentin, IV, 6 7. 

Ebers, Mufikdireftor, I, 18. 

Eckhard, Kovporal, 111, 14. 

Eckhoff, 9. K. D., 1, 32 34. 

Eggebrecht, Beier, 11, 107. 

Eilenberg, Madame, Iil, 44. 

Eiler, Klaus, Rut., 1, 77. 

Eliſabeth, O lgards Tochter. I, 0. 

Ellerhuſen, Chriſtian, I, 67. 

—, Kasper, I, 67. 

Engelcken, Dr., H 
St. Georg. Il, 110. 

Engelhardt 111, 44. 

Grdmann 11, 47. 

Erdtmann, J. IL, 9. 

Gitor, Demoiſ. 111, 52 51 55 57 5 6061. 

Eyller, 3. &. W, II, 8. 

Fabricius, Fr., Ballmeiſter, 1, 67. 

Färber, Beliker von Kaſſebohm, 1, 105. 

Faull, Kanzleirath, I, 5. 

Fecht, Dr., Johannes, Rektor, III, 103 
110. 

Fiering, Adolph, Muſikus aus Potsdam, 
III, 21. 

Fiſcher III, 68. 

Fleck, Herderus, IT, 76. 

Florſchütz, Organift, III, 13. 

von Flotow, A. E. Fa I, 09. 

—, A. P. M, LI, 6. 

— H. G. H. M, 69. 

Flynt, Jasper, 1, 60. 

Frehſe, Dr., Il, 16 17. 

Frei, Balker, Spielmann, II, 85 So. 

—, Baltser, Thurmmann, III, 30 

Freie, Familie, 1, 90. 1, 76 7. — 
Bol. Frebie, Frieſe. 

— Anna, Laur 1X, Il, 77. 

-—, Anna, Jaſp. I, Il 64. 

—, Dierih 1, Bm. 11318). Deint. | 
ll, 76. 

—, Dietrih 1, Peter I ©, 11. 76. 

—, Dorothea, Yaur. I T., 1, 77. 

—, Elifabeth, Dietr. 1 Aiwe., 1, 99. Ih 75. 


G., Paſtor zu 


Gr 


Freſe, Ermgard, Heinr. IV T., 11, 76. 

—, Ernſt, Job. &., 1, 77. 

—, &ertnd, Heinv. 1 Wwe-, J. 90. 11, 75 

—, Gertrud, Hein. 1 T. 1, 76. 

—, Hans, Joh. &, 1, 77. 

—, Heinrich 1, Rm. (1284 — 

—, Heinrich 1, Bin. 
1S,l, 99. 1. 75 76. 

—, Heinrich IL, An. (1348), Dietr. IS., 
1, 92 95 90. 11, 75 76. 
Heinrich IV, Bm. (1350), DORE, 1 
in: 76. 

—, SHelburgis, Heinr. T. 1, 76- 

—, Henneke, Heine. 1 &, 11, 76. 

—, Jaſper, Lau. 1,1), 64 77. 

—, Jaſper (1601), 1, 60. 

—, Joachim, Job. S. U, 77. 

—, Johann, Lud. S, 11, 77. IV, 1. 

— , Katharina, Dietr. 1T., 11, 75 76 78. 

—, Klaus jr. (1601), l, 60 

—, Kovd, Joh. S Ba ; I, 1. 


—, Yaurenz J, Om. S. 1, 77. 
— Laurenz 1], Laur. 58 S, Il, 77. 
—, Ludolf, Hm. (1407), 8er ©., 


11, 76 77: 
—, Nikolaus, Yaur. 1 ©., Il, 77. 
—, Nikolaus, Rm. (1576), 1, 77. 
—, Oswald, Job. S. 1, 77. 
—, Peterl, Rın.(1332), Hein. 111 
—, Beter 1, Lud S, 1, 77. 
—, Peter 11, Yaur. 1 &, 11, 77. 
—, Talefe, Ber. 1 T. I, 76. 
—, Wobbefe 1, Pet. 1 TI, 1, 76. 
—, Wobbefe H, Yıd. T., 11, 77. 
Freie, Wilhelm, Muſikdirektor, 11, 88. 
Friderici, Chriſtoph, 11, 112. 
—, Daniel, Kantor zu St 
II, 91 92 111 112. 
Friedrich IL, Ko. v Preußen, III, 
Friedrich, Herzog, 1,89 101. 111,85 B 40. 
Friedrich Franz, Herzog, I, 1 8. 
Friedrich Wilhelm, Herzog, ], 82. 
Frieſe I, 83. 
Friße, non in Glogan, 111, 21. 
Fuß Peter, HYın., 1, 38. 


Z.,11,76. 


Marien, 


®arten, iII, 44. 
Gaule, Kasper, l, 60; vergl Guhl. 
von Geismar, Heinrich, IV, 8 


93‘, ll, 75 76. 
(+ 1836), Heinr. 


121 


Geismer, Brauer, I, 82. 

—, Michel, Aın., I, 38 77 79. 

Gengel, Matthäus, Stadtlapitän, IV, 102. 

Gentſchow, Chriſtoph, U, 64 66 11. 

—, Johann, II, 66 60 111. 

Gerd, Maler, I, 79 

Gerdes, Gerber, IT, 14. 

—, Jochim, Aın., IV, 103. 

—, Marguard, Mn., I, 38. 

—, Balentin, Rm., I, 37. 

Gerhard, Hoffoch, IV, 99. 

—, Zöllner, I, 96. 

Gieram, Bernb. Chriſtian, 
fant, III, 14—16. 

Gieſe, E. H. L. UL, 8 0. 

Gießelmann, Jakob, J, 87 88 

Giskow, Heinrich, U, 76 78. 

Gladow, Binzent, Bm. IV, 103. 

Glashagen, Johann, IV, 90. 

—, Tilie, IV, 96. 

von Glöden, Hans Georg, 11, 102 104. 

—, Maria Elijabetb, 11, 102 104 105. 

Göld 111, 47. 

Göldenitz, Annefe, Il, 7 

—, Johann, 11, 77. 

Srädener, 5 9, 11, 8 

Srammendorf, Bolto, 1, 95 

Grelle, Ehriftian, 1, 78. 

Grentze, Gerhard, Rma, IV, 99. 

—, Gerhard, IV, 100. 

—, Heinrich), IV 100. 

—, Johann, 11, 74 IV 100: 

—, Nteinefe, IV 100. 

Gronenhagen, Wobbefe, 1], 76. 

Grote, Familie, 11, 64. 

—, Agneta, Vob. 1 T., 11, 64 65 65 63. 

—, Agneta, Dob- IV T-, II, 64 66. 

—, Anna, Iob. 1 Wwe., 11, 65. 

—, Unna, oh. I T., 11, 64, 66. 

—, Johann 1, Rm, Il, 64 65. 

—, Johann 11, 1, 60, Il, 64 65. 

—, Johann 1, Am, ], 60, 11 64 66. 

—, Johann IV, Il, 64 66. 

—, Johann V, 11, 64 66. 

—, Margaretha, Joh. 1 T., 11, 61 65. 

—, Margaretba, Rob. IV T., 1, 64 68. 

—, Wibete, Ich. 1I T, 1, 64—66. 

Grotekop, Arnold, 111, 104. 

Grulle, Elias, 1, 76. 


Stadtmufi: 


Grunewald, Nikolaus, Spielmann, 11, 85. 
Gruwel, Qudolf, IV, 87. 

Suhl: vgl. Gaule. 

—, Agneta, 11, 64. 

—, Anna, II, 64. 

—, Balthaſar, Bnt., 11, 64 66. 
—, Balthafar, Brauer, 11, 64 66. 
—, Balthafar, 11, 64. 

—, Johann, 11, 64. 

von Gummeren, Arnold, IV, 99. 
Günther, Mag. Oven, I, 112. 


Guſtav Adolf, Hg. vd. Zchweden, IV, 78, 


— Adolf, Herzog, I, 65 66. 
bon Giüſtrow, Gerhard, I, 90. 
—, Hinrid), 1, 98. 


Habermann, Dr. W. D. 
109 110. 

Habichhorſt, Brof., I, 67. 

Hagemeiter, Köneke, III, 107. 


Hagen, Ludwig, Kantor, 1, 94. III, 20. 


Hagendorf II, 47. 

Hahlcke, Wilhelm, Muſikus, II, 17. 

Hahn, Graf, III, 19. 

Halbeck, Daniel, Il, 68. 

bon Halteren, Haltermann. 

—, Arnold, IV, 96. 

—, Elifabetb, IV, 96. 

—, Gieſe, IV, 9. 

—, Johann IV, 96. 
—, Johann, IV, 96. 

Hamborch, IV, 97. 

Hammerſtein, Major, 1, 34. 

Dane, Balzer, 1. 60. 

—, Jochim, Im., 1, 38. II, 107. 

—, Jochim, Spielmann, II, 85. 

Hanke, Muſildirektor, II, 63. 

—, Madame, III, 63. 

Hannemann, Heinrich, IV, 98—100. 

Hardelow, Menne, IV, 96. 

Harms, 3. 9. W. III, 9. 

Hark, Thomas, Stadthauptman, IV, 
77 79 101 102. 

Hartwich, Hermann, IV, 86 87. 

Salenfand, Hinrich, Il, 107. 

Haſſelberger, Melchior, Nantor zu 
Zt. Nikolai, Il, 112. 

Sausmann, Valentin, II, 112. 

Saveteöbele, Hermann, II, 73. 


Keltor, IT, 


122 


Havemann, Talete, II, 77. 

Hebbeke, Hinrich, I, 9 

Heermann, Hans, ], 60. 

—, Saiper, I, 60. 

—, Nikolaus, Rm., I, 38. 

Hein, Dr. riedrid, Hm., 1, 33. 

—, Mag. Stephan, Rektor, 111. 109. 

Heinefetter, Kapellmeiſter zu Kiſſingen, 
ul, 21. 

Heinrich, Fürſt, II, 70. 

—, Miühlenbeiiger, 1, WM. 

—, Olgards Sohn, Prieſter, ], 90. 

Heinrich, Chriſtoph, 1. 83 84. 

Heinſius, Dr. Albert, 111, 111. 

Helmich, Müller, ], 95. 

—, ange, IV, 97. 

Henniges, Sans, 1, 104 $ 25. 

Henriei 111, 86. 

Henſelyn, figillator, ll, 29. 

Hermann, Muſildirektor zu Lübeck, 111,90. 

von Herverden, Veit, Rın., 1, 38. 

—, Bide, Bın., IV, 2 6. 

Herzog, Muſikdirektor zu Hanıburg, 111,20. 

Helle, Hans, Stallmeifter, IV, 108. 

Heydenryk, Hans, IV, 7 104. 

—, Markus, IV, 7. 

Heyderich, 8. &., 111, 32. 

Heyne, Hermann, IV, 98. 

Hieber 111, 33—53 60 61. 

Dil, C. A. 1, 6. 

—, 7. 9,115. 

Hilperding 11, 104. 

Hiltebrand, Ghrift., Brof., I, 64. 

Hiltermann, Berthold, Klofterpropit, 1.81. 

von Hobe-Behrensbagen, Yandratb. 1, 5. 

Hofmann, Demoiſ. Il, 61. 

Holloger, Dietrib, IV, 98 105. 

Holite dv. Teterow, Radolphus, 11, 76. 

Hoppen, Eliiabetb, IV, 105. 

—, Keriten, IV, 105. 

Hoppener, Henneke, 111, 29. 

—, Qambert, Ill, 29. 

Horn, Riquin, Il, 29. 

Dornemann, Sans, IV, 85. 

Horitmann, Berthold, IV, 100. 

Hoſanck, Bartholomäus, IV, 6 7 

Huber II, 47. 

Hülſenbeck, F. H., 

J. F. lũ. 5. 


11,78. 


123 


Hund, Johann, IV, 2. 

Hünerfürit, H.R., Stadtmuiik-Direftor, 
1ll, 20 21 28 24 26 28. 

bon Hünichen, Joachim, 1], 64. 

—, Dorothea Tugendreid, 11, 64 66. 

Hüning, Yambert, 1, 99, 100. 11, 74. 

Huſanus, Kanzler, 1, 76, IV, 72. 


Ilgener, B. F. 11, 37—49, 4—51. 

—, Madame Sophie, 11, 47. 

—, Mademoif., 11, 47. 

Jakob, Kunitipielmann, 1, 88. 

Jakobi, Demoti., 111, 68. 

Ienderid, Mag. Balthaiar, 1, 81. 

Jeſevitze, Ludeke, IV, 9. 

Jöget, Hinrich, 1, 100. 

Johann Albrecht, Herzog, 1, 50 69-73 76. 
1V 14. 

—, Heinrichs Cohn, 1, 90. 

—, Olgards Eohn, 1, 9. 

Jorden, Klaus, IV, 104. 

often 1], 44. 

bon St. Julien, Heinrich, IV, 71 78. 


Kaffmeiiter, Heinrich, 1, 67. UL, 107. 

von Kampen, Peter, IV, 77. 

Karl Leopold, Herzog, 1, 8 32 84. 

Karmon, Dr. Jakob, Prof., II, 111. 

Karitens, Hinrich, Il, 107. 

Karle, Hinrih, Zimmermann, 1, 77 78. 

Karnatz, Katharina, 11, 112. 

Karock, Franz, Lieut., IV, 77 79. 

$atte, Johann, IV, 6. 

Katzow, Yambert, 1, 109. 

Keilholtz 111, 44 63. 

—, Madanıe, Il, 44, 68. 

Kellermann, Anna, 1, 64 66 67. 

—, Johann, 11, 64 66. 

Kempe, Chim, 11], 107. 

—, Glamwes, 111, 107. 

Kerkhof: ſ. Kirchhof. 

Kirchhof, Andreas, Spielmann, 1, 87. 

—, Balthaſar, Muſikdirektor, I, 71 11112. 

Kirchhof. Kerkhof. 

—, Anna, II, 64. 

—, Barthold, Bın., 1, 61, 62. 
IV, 105. 

—, Eliſabeth, I, 64. 

—, Hinrid, 1, 61. 

—, Dr. Yaurenzius, Rektor, 111, 109. 


Il, 107. 


Kirchhof, Rolaf, 1, 61. 

Kirchhofſche, 1, 88. 

Kichler, Barthold, 11, 64. 

Kleenſmyd, Baul, IV, 106. 

von Kleist, Freiherr, 1, 4. 

Klinge, Agneta, Il, 64. 

—, Bartholomäus, 1, 74, IV, 72. 

Knade, Jochim, Wächter, 1, 104 $ 34. 
IV, 19. 

Kneſebeck, Muſikus in Güſtrow, 111, 17. 

von dem Kneſebeck, Ehr. Fr. Gottlich, 
Ingenieur, 1, 85. 

Kobabus, Michael, Rektor, I, 65 67 68. 

Koh, Muſik-Dirigent zu Fürftenberg, 
II, 20. 

—, Walldiener, I, 101 $ 13. 

—, Hinrich, I, 82. 

—, Johann, IV, 91. 

—, 3.6, I, 6. 

van Kollen, Sottichalf, III, 101. 

—, Hans, Wandmacder, I, 60. 

Koltzow, Dans, 1, 60. 

Konrad, Miühlenverwalter, I, 96. 

Konjtantini III, 52. 

Köpde, Hans, Stadtioldat, I, 110. 

Koepken, Dr. ©. W. III, 111. 

Kopmann, IV, 5 6. 

—, Arnold, I, 98-95. U, 76. IV, 6. 

—, Bernhard, IV, 6. 

Koppe, Dr. 3. C. I, 5. 33— 40. 51-12. 

Koppelow, Bernt, III, 108. 

—, Konrad, IV, 5. 

Korff, Bm. I, 99. 

Korlebed, Dr., I, 83. 

—, Iohann, I, 88. 

Kornföper, Johann, IV, 97. 

Koryn, Berthold, IV, 9. 

Köiter, Georg, 1, 94. 

Kothmann, Dr. Johannes, Rektor, III, 
109. 

von Krakewitz, Eva, II, 102 108. 

von Krakow, Gerhard, I, 97. 

Kramer III, 63. 

—, Yohannes, 1, 79. 

—, Michael, 1, 60. 

Kramp IH, 47. 

Krempien I, 104 $ 47. 

Krevet IV, ©. 

—, ‘Peter, IV, 6. 


124 


Krevetitorp, Georg. IV, 99. 

Kriſau III, 63. 

Kröger, Gerhard, IV, 105. 

—, Johann, Bm., III, 105. 

Kron, Joachim, Am., I, 38 82 83. 

Krone, Quirinus, Scharfrichter, IV, 81. 

Kröpelin, Arnold, 1, 92 95. IV, 91. 

—, Ermgard, 1, 76. 

—, Hennele, IV, 97. 

—, Johann, IV, 92—94. 

‚ xonvad, II, 76. 

—, Yamıbert, Rma 1, 92. II, 107. 

Krull, Jakob, H, 99. 

Strumbiegel, Dr. F. J. III, 6—8. 

Kruſe, Heinrich, IV, 103. 

—, Natbarine, IL, 77. 

—, Ludwig, Bui., IV, 98 100 105. 

Kulemann, Johann, IV, 9. 

Kummer, Napellmeitter zu Warſchau, 
111, 21. 

Kune, Hans, Wollenweber-Aeltermann, 
I, 60. 

von Kyritz, Ermgard, 11, 108. 

—, Hinrich, 11, 108. IV, 51. 

—, Johann, 1, 93. IL, 74. IV, 4. 

—, Yambert, IL, 108. 

—, Nifolaus, IV, 5. 


- 


- 


Lachner, 
Ill, 20. 
—, Mufifus in Ztralfund, IL, 19. 
Yadendort, Kord, 1, 14. 
Laffrentz, Michel, 1, 88. 
Lambert, Mittler, 1, 98. 
Lambrecht, Johannes, J, 88. 
Lange, Godekin, Am, 11, 105. 
—, Dans, Zimmermeiſter, |, 84. 
—, Johann, 1, 97 11. 78. 
Langeſtrate, Andreas, IV, 4- 
Yangied, T. EC. I A, 178. 
Yan, Klaus, 1, 88. 
von Lawe, Familie, 1, 95. 
—, Alburg, Neimb. Ar. 1, 95 96. 
—, Arnold, Reimb.-&. 1, 9. 


Kapellmeiiter zu Hamburg, 


--, Shriftine, Sim. T. 1,9. 1, 74. 
—, Dietrid, 1, 97 98. 

—, $erhard, 1, 91 93 96 97. 

—, Gerhard jr., Nein. &., 1 97 98. 


—, Hermann, 1, 96 98. 


bon Lawe, Hermann, Biarrer zu Miſdorf, 
l, #7 98. 

—, Konrad, Reimb. ©., 1, 9. 

—, KReimbert, ], 9. 

—, Reiner, Reimb. ©. 1, 95 9. 

—, Eimon, 1, 8—100. 11, 74. 

—, Sophie, Thid. Fr., 1, 8. 

—, Thidemann, l, 97. 

—, Tydico: j. Thidemann. 

Lawemann, Johann, |, 97. 

Lembke, Im, 1, 38. 

—, Hermann, Brof., 1, 67. 

—, Jakob, Brof, 1, 67 68. « 

Lemhus, Hermann, IV, 96. 

Lennig, Stadtmufifus zu Güſtrow, 111,90. 

Leonhard, Oboiſt aus Schwerin, 111,21. 

Levenbagen, CW. 1, 6. 

Reverenz, J. ©, 1,9. . . 

Liebeherr, Mattbaeus, Bm., 1,67. H, 67. 

Lindemann, Dr. Thomas, Rektor, III. 109. 
IV, 73. 

Lindivurn, Heinrich, IV, 92 

Robert, Johann, Maurermeitter, 1, 34 85: 

Loccenius, Nanzleidireftor, 1, 2 

vom Loo, Mathias, IV, 8. 

Loof, 111, 47. 

Lorenz, 111, 63. 

—, Johann, Stadtpfeifer, IV, 53. 

Loſſe, Giſeler, IV, 2. 

Löwe, Nitolaus, Rektor, IL, 109. 

Löwen, 9. F. Il, 32. 

Lübbecke, Dr., 11, 99 

Lubbeken, Klaus, IV, 104. 

Qubinus, Dr., Eilhard, Rektor, 11, 109. 

Lüders, J. W., IV, 11. 

Ludwig, Prinz, I, 3% 

Lunſing. Baul, 1, 60. 

Lüſchow, Margarethe, 1, 64 66. 

—, Martus, 11, 64 66. 

Luft, Gottfried, Stadtfähnrich, I, 23. 

Quttermann, Johann, Hm., 1, 99. 11,9. 
IV, 71—73. 


oT 


Maaß, Andreas, Am., 1, 83. 1, 107. 
—, Sobann, IV, 71 72. 

Magnus, Herzog, 1, 82 83. 
Mahnte, J. W., IL, 6. 

Make, Annefe, IV, 6. 

—, Henneke, IV, 7. IV, 104. 


Wake, Johann, IV, 105. - 

—, Rolef, IV, 6. 

von Maldin, Johann, IV, 6. | 

von Mandelsloh, Auguſt Leberecht, 
ll, 102 104 105. 

—, &ebbard Ghriitopb, 11, 102 105. 

—, Gebhard Julius, 11, 101 102 104 105. 

—, Helena Sophie, ll, 102 105. 

—, Maria Elifabeth, 11, 102 104 105. 

—, Dtto Albrecht, 11, 102 104. 

Mane, Johann, IV, 99. 

Maneke, Bartholomäus, Thurmmanı, 
ll, 89. 

Mangel, ©. J. F, Rektor, II, 110, 

Matbeo ll, 47. 

von Meding 11, 101 102. 

Meier, Mathias, Maurermeiiter, ], 107 
108. 

Meiners, Jochim, 11, 97. 

Mendelsiohn = Bartholdy, 
ll, 20. 

Mey, Chriſtian Wil, 
Ill, 16 24 25. 

—, Ludolf Balth., 
ll, 16 24. 

—, Hinrich, Am, Il, 108 109. 

—, Talefe, U, 198 109. 

—, Wilhelm, Stadtmuſikant, 11, 90. 
ll, 12 13. 

Mendeborg, Markus, IV, 6 7. 

Meyer, Rrotonotair, 11, 16 17. 

—, Klaus, 1, 77. 

Michels, Michel, IV, 6 7. 

Milteldorff, 3. P. E., 11, 69 70. 

van der Molen, de Molendino. 

— $ertrud, 11, 76. 

—, Hennefe, 1, 76. 

—, Yambert, 11, 76. 

Molinus, Johannes, 1, 76. 

Moller, Dr. Barthold, Reftor, 11, 109. 

Möller, Daniel, 11, 67. 

—, Sabriel, 11, 67. 

—, Mathias, Wachtmeiſter, 1, 65 66. 

Mölner, Hernann, ), 95 99. 

—, Johann, Archidiafonus v. Parchim, 
ll, 104. 

—, Trude, ], 9. 

bon Moltke, Anna Katharina, 1, 102, 

—, Balzer, Il, 102 103. 


Komponiit, 
Stadtmufifant, 


Ztadtmufifant, 


125° 


von Moltfe, E. 3. E. 11, 101. 

—, Gebhard, 1, 101—108, | 

—, Joach. Friedr., 11, 101—103 103, 

—, Magdal. Margar., 11, 102. °- | 

Moptin, Geile, IV, 96, 

—, Heinrid, IV, 98 99. 

—, Johann, IV, 9. 

Miiller 111, 68. 

—, Beruhard, Stadtmufif-Direftor, IN, 
21 28 28. 

—, C.W.,Stadtmuſik-Direktor, III, 2u 92, 

—, E. B. O., Muſiker, 11, 21. 

— Georg, Muſiker, II, 21. 

—, Guſtab, Muſiker, 111, 21. 

—, Hugo, Mufiter, 11, 21. 

—, Karl, Honzertineifter in Braunichtveig, 
Ill, 21 24. 

—, Theodor, Mufifer, 111, 21. 

—, Wilhelm, Muſiker, 11, 21. 

von Müller, 3. 9. E., 1, 69. 


zur Medden, |, 7. 
Nettelbladt, Bin., 1,7 9 W. 
—, Hermanıt, Wur., 1, 38. 
Netze, Marguard, IV. 104. 

Neuberin, 111, 32. 


Nicolai, Severinus, Schreib: und. 
Rechenlehrer, 11, 97 98. 

Niebur, Martin, IV, 9. 

Niefreng, Michael, Dr. med., 1, 87 58, 


Niemann, Joh, Brotonotar, 1, 66. 

von Norenberg, Hans, Meiiterfnecht, 1 
77—79, 

Normann 11, 54—58 61. 

Nuwenar, Peter, IV, 9. 


Obeſteyr, Johann, IV, 4. 

von desto, Timmo, IV, 99. 

Oldenburg, Graf Anton Günther, 11, 111. 

Olgard, Mühlenbeſitzerin, 1, 90. 

von Oranien, Morik, IV, 76. 

Dtto, Wallmeiiter, 1, 77—79. 

—, Meldior, Thurmmann zu St. 
Marien, . 9. 

Paetow, E. 3. 9. J. 11,78. 

Palborn, — IN. 7. 

—, Raul, IV, 106. 

Bannenberg, Friedrich, Kammermuſikus 
zu Stockholm, UL, 17. 

—, Friedrib, Stadtmuſikant, U, 17 18. 


Pape, Johann, IV, 4 91. 

- Bapenhauien, Dav. 9. 9. E., Stadt: 
muſikant, UL, 17 18. 

Rapfe, Hermann, 1], 64. 

Päpcke, C. F. 111, 8 9. 

Paſſow, E. 9. F. 1, 7. 

Raul, Bernt, Aın., L, 38. 

Raulien, Hans, 1, 83 84. 

Pauly AL, 68. 

Bavels, Bernt. Bm., 1, 77. 

Belegrim, Hinrich, I, 93. 

Peter, hovevischer, IV, 36. 

Bhanty, Mufifdireftor, I, 63. 

Plavius, Zacharias, Schulichreiber, 11, 99. 

Ploch, Franz. Bäder, |, 41. 

oppenbrod, Jochim, 1, 104 5 38. 

Vors, SHelife, IV, 98—100. 

—, Johann, IV, 99. 

—, Michael, IV, 99. 

—, Michael jr., IV, 99. 

Porſch 111, 36. 

Pöterow, Joachim, Rathsſekretär, IV 
86 87. 

Prange, Johann, IV, 100. 

Prehn, Dr., M. E., Ul, 5 6. 

Pren, Heinrich, II, 77. 

Preuße, Klaus, J, 60. 

Priegel, Martin, Spielmann, 11, 84. 

Prieſtav, Mathias, Rm., 1, 67. 11,111 
112. IV, 16. 

Puſtow, 5. E., I, ®. 

Pützekow, Heinrich, IV, 92. 

Pyl, Jakob, 1, 60. 


Quast, Hermann, 1, 78. 
—, Tilie, 11, 78. 
Quiſtorp, Dr. I. J., Rektor, Il, 109. 
—, Dr. Johann jun., Reftor, 11, 109. 
Quiſtow, Major, 1, 95. 


Rad, Johann, Am., Il, 105. 
Radach 111, 64. 

Radovius, PBrof., 1, 67. 

Rappe, Burch. Ehriftian, 11, 69. 
—, Hans Jürgen, 11, 69. 

—, Margarethe, 11, 69. 

Rathje I, 53 55—61. 
Ratzenberger, Andreas, 1, 112. 
Raven, Eltfabetb, 11, 76. 

—, Heinrich, 11, 76. 


IV, 106. 


126 


Redeker, Rektor, 1 68. 

Rehte, Geora, 1. 83. 

MHeichenberg. Hieronymus, IV, 84. 

Reichhardt 111, 64. 

Reinwald 11, 44. 

Reventlow, Detlev, Il, 69. 

Reymann, Madame, Il, 47. 

Reyneken, Hermann, IV, 7. 

Rhake 111, 58—50 61. 

Rickmann, Heinrih, Säger, 1, 77. 

Riebe, Man. Ewald, 11, 111. 

Riede, Mufikdireftor zu Leipzig, Ill, 9. 

Rieſener, Andreas, 1, 65. 

Rike, Kevin: j. Rufe. 

Ninde, Rudolf Leverenz, Thurmmann, 
1], 88. 

Ring, Lorenz, Thurmmanı, 1], 00. 

Mode, Gerhard, IV, 90. 

—, Johann, 11, 70. IV, 90 #1. 

— , Lambert, IV, 90. 

—, Michael, IV, 90. 

—, Thomas, Dompropit, Ill, 105. 

Rögglen, 111, 53 54 56—60. 

—, Madame, 1, 51. 

—, Mademoii., 11, 53 55 56 58 59. 

Rollenhagen, Georg, 11, 112. 

Koltius, Map. R. H. 11, 108 110. 

Römer, Albert, Ul, 104. 

—, Konrad, Stadtichreiber, 111, 104 105. 

—, Mattbaeus, 11], 104. 

—, Rifolaus, Il, 104. 

Rönnberg, Tanzmeiiter, II, 14. 

Röper, 5. W. ©. 11,78. 

Köfeler, Jürgen, 1, 60. 

Roſſow, Nifolaus, IV, 86. 

von Rotermund, Anna, 11, 102 103. 

—, Guſtav, 11, 102 108. 

Rötze, Kapitän, 1, 84. 

Rüdersdorff, Konzertmeilter, 111, 20. 

Rüdinger 1, 68. 

Rudolphi, Thomas, Spielmann, 11,89 90 

Ruff 11, 68. 

Ruge, Gaftwirth, 111, 18. 

Rumor 11], 108. 

Runge, Heinrid, Bm, 1, 88. 1, 9. 

Ruſchwey III, 47. 

Rutze, Heinrich, 11, 78. 

Ryle, Levin, An, 1, 33. IV, 10. 

Ryßwik, Johann, IV, 76. 


Sarcander, E., 11, 9. 

Saß, Agneta, 11, 64. 

—, Arnold, 1], 64 65. 

—, Yafob, 11, 64. 

Zalie, Hans, IV, 2. 

—, Hermann, 11, 76. 

—, Jalkob, ], 60. 

Zaur, Gotthard, Stadthauptinann, IV, 
103. 

Zcadeloof, Prof., 111, 62. 

Schäfer, V. H, Geheimrath, 11, 111. 

Schaffner 111, 53 5 56-58 61. 

—, Madanıe, 111, 53 55—57 61. 

Scharffenberg, Bernhard, Rathsſekretär, 
l, 38 39 42 43 88. 

—, Nifolans, ll, 64. 

Schende, Jürgen, Il, 64 65- 

--, Zopbie, 11, 64 65. 

Scherff. Jürgen, 1, 60. 

Scheſe, Kommandant, l, 106. 

Schilling, Heinrid, IV, 90. 

von Schlid, Graf, Feldmarſchall, iv, 72. 

Schlorff, Dietrich, 1, 60 77. 

—, Rolof, 1, 60. 

Schmecker, Mathias, aus Wüſſtenfelde, 
1, 40. 

Schmerjal, Balzer, Spielmann, II, 88. 

—, Joh., Epielmann, 11, 87. 

Schmidt, Oboijt, 111, 14. 

—, stud.. I, 15. 

—, Chriſtoph, 1, 103 8 10. 

—, ©. F. 1l, 40 51-61. 

—, Madame, 111, 52 54—56 53 60 61. 

—, Heinrich, 11, 77. 

—, Beit, Spielmann, 11, 84. 

Schnökel, Jochim, IV, 73. 

Schoeneck, Kapellmeiſter, 111, 20. 

Schönemann, E. L. D., 1, 32. 

—, % 5. 1, 32 83. 

Zchonenberg, Dr. med., 

Schöpfer, Brof., 1. 82. 

Schrader, Franz, 1, 60. 

—, Ludolf, Zergeant, 1, 66. 

Schrepp, J. L., 10, 5 6. 

Schröder, F. L., I, 32. 

—, 3.6, 1U, 5. 
Dtto, Am., 1, 38 42. 

Schumann, Dr. Hermann, 
ll, 109. 


ll, 108. 


Rektor, 


127 


Schulte, Joachim, ], 60. 

Schultz, Schulz. 

—, Schauſpieler, 11, 47. 

—, Heinrich, Li, 67. 

—, Ioh. Garl, Stadtmuſik-Direktor, 1, 
v5 96 111, 20 24. 

—, Zachar. Samuel, 1, 101 $ 14. 

Schultze, Schulze. 

—, Glockengießer, 1, 101 $ 8. 

—, Muſiker in Bützow, Il, 16. 

—, Johann, Mufikdireftor, 1, 88 9. 

—, 35.1, 6 

—, Dr. 3. 2,11 6. 

Schumann 11, 53 55—58 60. 

Schuneke, Heinrich, IV, 99. 

Schünemann, F. 111 9. 

Schüßler, Demoif., 11, 47. 

Schütte, Joachim, Bm., IV, 103. 

Schutow, Nikolaus, Am., Il, 107. 

Schwabe, Hans, 1, 104 $ 54. 

Schwarßfopf, Kaspar, Rmi. IV, 103. 

Schwerin, Heinrib, Ztadtbauptmann, 
IV, 102. 

Zcolfow, Nikolaus, Dechant zu Biitzow, 
l, 8: 83. 

Seger, Martin, IV, 6. 

Sibeth, Hinrich, 11, 68. 

—, Karl, 3], 68. 

—, Nikolaus, 1], 68. 

Zibrand, Dr. Jobann, Syndikus, IV, 72 

—, Dr. 3. 9., ®rof., 111, 110. 

—, uno, Il, 68. IV, 108. 

—, Margarethe, 11, 68. 

Simonis, Dr. ©. % A, 11,78 

Skabow IV, 6. 

—, Beter, 1V, 7. 

Smedes, Taleke, Ill, 106 107. 

Smidt, Bartelt, Anı., 1, 38 43. 

Enidewint, Helmich, IV, 37. 

Somer, Iobann, I, 74. 

Eommer, Madame, Il, 44- 

Sophie, Herzogin, 11, 82. 

Sorge, Oboiit, Il, 16. 

Spienheimer, Anna, 1, 65. 

—, umge, 11, 64. IV, 9 18. 

Souke, Chriſtoph, 11, 68. 

Spek, Elifabeth, 1, 91. 

—, Eliſabeth, 1, 91. 

—, Grmgard, 1, 9. 


128 


Spek, Henneke, ], 91. 

—, Peter, 1, 9. 

Speich, I11, 68. 

—, Madame, 111, 68. 

—, Demoii., 111, 68. 

von Sperling, Maria, 1], 102. 

Epiegelberg, Georgine, 111, 32. 

Stade, F. Il, 9. 

Stagge, Chriitine, IV, 106. 

—, Heinrich, IV, 105 106. 

Ztallmeiiter, Heinrich, 11, 64 66. 

Stange, G C. 1, >. 

Stavenow, Anna, 1, 112. 

Stavemann, Joadhim, 11, 112, 

Stein, Walter, Ill, 112. 

Steinbed, G. J. II, 6. 

Steinberg, Dr., dün. Geſandter, IV, 73. 

Ztenbefe 1, 103. 

—, Petrus, Neltor 1, 64- 

Stenbrint, Bernbard, 
IV, 105. 

Siender, A. H., 111, 9. 

Stenwech, Dietrich, IV, 105. 

Stever, C. T., 1, 6—8. 

Ztobelow, Meyne, IV, 96. 

Stöfler Il, 51. 

Stolte, Steffen, Sattler, I, 41. 

Storm, Serbard, 1, 98. 

—, Dans, IV, 6. 

—, Margaretbe, 1, 98. 

—, Wifolaus, Bm. Il, 105. 

Strepeling, Henning, IV, 104. 

Strömer, Een., 1, 9. 

Sturm, Leonh. Chriſtoph, Baudirektor, 
l, 84. 

Zuderland, Johann, IV, 96. 

von Sutym, Dietrich, 11, 78. 

Zwartefop, Jochim, Am., I, 38. 

Swenſen, Züger, I, 77: 

Swetzin, Hinrich, IV, 37. 


Stadtichreiber, 


Taddel, Elias, ], 83 86 88, 

Tande, Hans, 1, 97. 

—, Markus, Bni., 1, 60. IV, 108. 
Techentin, Hinrich, Musiker, 111, 14. 
Teste, Dans, IV, 104. 

—, Telste, 1], 77. 

Teſſin, Johann, 11, 76. 

Teterow, Tibert, IV, 98. 


von Thienen, Chriſtian, Ru. IV, 103. 
von Thomſtorff, Bräfident, ], 2. 
Tilly, IV, 77. 

Tilly, Sean, 111, 40 62 68. 

—, jr., Ill, 68. 

—, Madanıe, 111, 68. 

—, Demoif., 111, 68. 
Timmermann, Hennef, IV, 96. 
Tobiasſohn, Hinrich, 1, 9. 

—, Beter, 1, 9. 

Töllner, Oda, 1, 76. 

Tolvör, Jakob, Kürſchner, IV, 88. 
Tostani II, 63 64. 

Tribiees, Färber, 1, 82. 

—, Werner, ], 60. 

Turefow, Bernt, ], 60. 

—, Gerhard, IV, 106. 

—, Heinrich, IV, 6. 

—, Jakob, IV, 2. 

—, Konrad, IV, 106. 

—, Witolaus, Brotonotar, Il, 105. 
Tutow, Steffen, Il, 107. 

Tzule, Merten, I], 109. 


Ulrich, Herzog, 1, 70 71 76. 
Ultemann, Meinhard, IV, 93 94. 
—, Wobbite, IV, 9. 

Ungelmann I, 44. 


Baltenburg, Johann, IV, 76. 

Valentin, Poſaunenbläſer, 11, 83. 

von Beltheim, Ghriftiana Eliſabeth, 1, 
102 104. 

Bid, Schneider, 11, 70. 

—, Peter, 1, 88. 

Bier, Martin, Spielmann, 1, 85 36. 

von Vietinghoff 11, 69. 

Vöge, Eberbard, 1, 98. 

—, Eliſabeth, 1, 9. 

—, Gerhard, Mühlenbeſitzer, , 0 4 
98 99, 

—, Johann, Geiſtlicher, 1, 9. 

—, Johann, Müller, 1, 91 93 M 9. 

—, Thomas, IV, 2. 

Bogt, Johann Karl, Stadtmuiikant, U, 
16 17 24. 

Voigt, Zacharias, Stadt-Zimmermant, 
I, 100 - 108. 

Bolihe, Jakob, Schreib- und Reden: 
lehrer, 11, 97. 


Bos, Johann, PBrotonotar zu Lübeck, 
IV, 87 88. 

Voß, A, 11, 8. 

—, Cbriftian, 11, 68. 

—, Hieronymus, IV, 72 73. 

Bromenloff, Michel, IV, 9. 


Wächter, Dr. &. C. E., 111,78. 

Wagner, Madame, UL, 47. 

—, Bedell, 1, 101 $ 3. 

Wahnke 11, 68. 

Wahrhold, Antonius, Maurer, 1, 77-79. 

Waldemar, Firft, 1, 91 92. 

Waldſtein IV, 71—78. 

Walmerode IV, 73. 

Wampen, Hartwig, IV, 105. 

—, Hermann, Bropit zu Güſtrow, IV, 
105. 

Waren, Annefe, 1, 77. 

—, Heinrich, 11, 77. 

Warkentin, Heinrich, 
1, 103 8 1, IV, 103. 

Wäſer IL, 53. 

Waflermann 11, 58 60. 

Weber, I 5%, Stadtmufif> Diveltor, 
1ll, 19 20. 

—, Dr. 3. ©. J. U, 6--8. 

—, Demoif., 1, 88. 

Wedow, Jürgen, 1, 104 $ 29. 

Weidener, Lieuten., 1, 101 8 6. 

Weiß, 3. ©. J. 1, 9. 

MWelder, Johann, IV, 100. 

Pendelborn, 9. %., IV, 19. 

Wendelftorp, Nifolaus, IV, 100. 

Werner, Bild. v. Schwerin, IV, 13. 

Wendt, Kanımerratb, 1, 88. 

Wente, Hans, Sergeant, IV, 77 79. 

von Weſel, Jorius, 1, 92. 

—, Lambert, 1, 2. 

Wichmann, M., 111, 6—8. 

Wiefe, Dr. U. D., U, 5. 

—, Adelheid, 1, 92. 

—, Alerander, ], 9. 

—, Bernhard, ], 92. 

—, Soderad, |, 92. 

—, Heinrid, 1, 92 9. 

Wifbolt, Nifolaus, IV, 92 98. 

—, Talefe, IV, 94. 

Wilbrand, Hoipitalvorfteber, I, 93. 


Artilleriemeiſter, 


129 


Wilde, Telsfe, 11, 77. 

—, Dietrid, 1, 77. 

—, Gerwin, IV, 2. 

Wilhelmi II, 53—61. 

Wilkens, Beter, TV, 104. 

Willbrandt, Johann, 1, 83. 

Willen, Annele, Il, 77. 

—, Konrad, 11, 77. 

Mindelmann, 9. E., 11, 9. 

Wineke, Nifolaus, Am., 11, 9. 

Winter, E., 11, 9. 

Wismar, Dans, 1, 83. 

Witte, Eddeler, 1, 98. 

—, Hans, 11, 109. 

—, Heinrich, IV, 90—02. 

—, Johann, IV, 9. 

—, Nambert, IV, ®9. 

—, Thidemann, Müller, ], 90. 

Witting, Werner, IV, 96. 

von Wofrent, Hermann, IV, 5. 

Wolder, Kord, IV, 94. 

Wolfemann, Johann, 1, 96 97. 

Wollenberg, Marktvogt, 1,101812.1V, 20. 

Wolter 111, 30. 

Wolteritorp, Hermann, I, 77. 

Wormbs, Johim, Stadtfapitän, IV, 102. 

MWiterit, Richard, Mufif- Direktor in 
Berlin, 111, 20. 

MWulbrand, Abt zu Doberan, II, 106. 

Wulf, 1, 104 8 51. IV, 6. 

—, Albrecht, 1, 81. IV, 96 9. 

—, Armgard, 1, 64. 

—, Hennefe, 11, 64. 

Wulflam, Bertram, Ba. zu Stralfund, 
ll, 106. 

Wymann, Gerhard, 111, 105. 


Hilly, 3. L., 11, 35. 


Zaitrow, Dr. 9. F. T. 11,78. 

Zch, Muſikdirektor in Verden, II, 21. 

von Zelow, Dtbert, 1, 99. IV, 4. 

Ziegler, L., 11, 9. 

Biel, I. E. E., II, 6—8. 

Ziems, C. E., IV, 11. 

Zimmer Gottlieb, Maurermeiiter, 1, 
106—108. 

von Zülow, Dorothea Marta, 1, 101 
104 105. 


130 


©. Sah-Regiker. 


Abbildungen: Grabftein d. Familie 
Kerfbof 1. Rathsweinleller IV. 
Scepter der Univerſität I. Stadt: 
buch-Fragmente II. — Bol. Haus- 
marfen. 

Abendhochzeiten II, 88. 

Abendmufif ILL, 23. 

Acciſe IL, 100. 

Acciſebude: ſ. A, Anstalten. 

Accifeweien I, 22 28. 

Aderbau in der Roſt. Seide I, 28. 

Aderihädigung I, 50 51. 

afmallen II, 106. 

afschellen II, 106. 

allerhanderwar IV, 56. 

alstrack I, 79. 

Amusijpielleute IL, 86 87; vergl. Muſi— 
fanten=- Amt. 

aquaecursus IV, 94. 

Armenbüchje IV, 24, 

Armenordnung II, 17. 


Baderben IV, 45. 

Banıhart II, 82 84. Baßbamhart II, 84. 

Band, Noftoder, III, 97, 

Bauernhunde I, 45 57. 

behengen 1, 77. 

beiter [II, 88. 

Bericht über die Geſchicke Roſtocks unter 
MWalditein IV, 71-77. 

Beitallung des Rathsjägermeiſters 1, 
37 38. 

bettgeld II, 89, 

Bier: Bartbiches IV, 11. Bützowſches 
IV, 11. Ginbeder IV, 11. Roſtocker 
IV, II. 

blattgold I, 79. 

bogenere IV, 69. 

hona mobilia II, 107. 

hraxatoria vasa IV, 49. 

Bronzeſchilder II, 109 110. 

Bücher: }. Bericht, Ehronifen, Gewetts— 
buch, Handelsbuch, Schoßregiiter, 
Stadtbücher, Wildregiſter. 


III, 107. 


Büchſen J, 51. 
bughelere IV, 69. 
bunghe II, 81. 
burboden IV 67 68. 
Bürger-Mufici IL, 95. 


Cholera II, 96. 
Chroniken: Fragment I, 71. 
credo II, 107 108. 


Damficiiffahrt zw. Roſtock u. Ware 
miünde IL, 113 114. 

Denkſteine: ſ. Grabitein, Steinfreuze. 

Didfant-Bojaune II, 84. 

Dörnienfeller IV, 78 95 

drader I, 79. 

drestro III, 69. 

druppenval IV, 94. 


Eier I, 55 58. 

(Enten I, 52. 
Serifenten I, 43 45. 
43 44. — ©. Wild. 

evenrichtich IV, 98. 


II, 20 28 29, 


— Brandenten I, 6 &. 
Wildenten 1, 


Fangen v. Wild und Vögeln I, 53 55. 

sechtichulen FI, 87. 

fenster = Tenitericheibe IV, 12. 

fertig IV, 15. 

Feuerordnung II, 24. 

Feuerwache III, 28, 

Friedel IL, 81 89. 

Fiedler II, 82. 

Fiſcherei: Bumannsmühle I, 97 8. 
Pfeffermühle I, 93 95. Rothe Meühle 
I, 100. 

Fiſchteiche I, 80 91 92. 

Flöten IL, 84. 

Flügel I1, 81 82. 

Forderung aus dem 7ejährigen Kriege 
I, 22. 

fundi jacentes III, 108. 

gelde der Krämer IV, 8. 

Geſang: ſ. Kantoren, 
Kurrende. 


Kirchengeſang— 


131 


Gewerbetreibende IT, 65—100. IV, 


29-70. Wderbauer IV,31. acufices 
II, 76. allecium lotores IV, 37. 
Altichufter II, 65 90. Ankerſchmiede 
im, 72 75. Apotheker IV, 63. 
aquarım vectores IV, 62. Alrzte 
VI, 62. assatyres IV, 30. aurifabri 
111, 78 79. aurigac IV, 61. auritex- 
tores II, 79. Bäder III, 72. IV, 
41—47. Baditüber IV, 64 65. Bar: 
biere IV, 63 64. Barettmacher II, 
65. Bechermacher II, 98 99. beke- 
rarii Il, 93 99. Belter III, 88. 
Reutlev II, 86.  bodecarii II, 
46—08, Böttcher 111, .65 69 71 72 
26—98. Böttcher-Geſellen III, 69. 
boulude IV, 31. Brauer III, 69, 
IV, 49 50. braxatores IV, 49 50. 
Aucdruder IH, 6%. Buchhändler 
I, 65. Buntmacher IT, 65 85 86. 
bursarii II, 86.  campanarım 
fusores III, 80. campsores IV, 
50 51. candelarım fusores II, 
95. carbonarii IV, 29. carnifices 
I, 67. IV, 39. carpentarii 111, 
100. caupones IV, 50. cerdones 
I, 84 85. cerotecarıi Ill, 86. 
cistifices III, 9, clipeatores II, 
86. coqui IV, 39,  corrigieidae 
IU, 87. craterarii II, 93 99. 
eultellifices III, 67 76. cuprifabri 
IIT, 77778. currifices 111,99. eyrur- 
gici IV, 62 63. dealbatores III, 83. 
doliatores 11T, 96 - 98. Drechsler III, 
65 94 95. Dreier IV, 32. Düna— 
fahrer IV, 60. Eiſenhändler III, 69. 
IV, 56 57. eqnorum emptores IV, 52. 
fabri III, 7475. fabri equorum III, 
75. fartores IV, 37—39. Faſtbäcker 
IV, 45. Faßſeller IV, 57. Fein— 
Schmiede: ſ. Kleinichmiede. feni liga- 
tores IV, 31. figuli III, 82. filtra- 
tores III, 93 94. Filzhutmacher III, 
93 94. Filzmacher III, 93 94. Fiſcher 
1V, 35 36. Flickſchneider III, 92 93. 
fossores IV, 69. Fuhrleute IV, 61. 
fusores campanarıum 111,80. fusores 
ceandelarum IH, 95. fusores olla- 
rum II, 79. Garbräter IV, 39. 


Gärtner IV, 32. Gewandſchneider III, 
69. Gewürzhändler III, 69. gladia- 
tores II, 77. Glaſer III, 66 82 83. 
Glockengießer II, 80. Glotzenmacher 
IT, 90. Goldſchmiede III, 66 78 79. 
Goldwirker IH, 79. Gotlandsfahrer 
IV, 59. graminarii IV, 30. Grapen— 
gießer Ill, 79. Grapenſeller IV, 57. 
Gräſer IV, 30. Grobſchmiede ILL, 
73 75. Grützmacher IV, 48 49. 
Haartuchmacher 111, 93. Haken IV, 
57 98. Handſchuhmacher Ill, 86. 
hanenmester IV, 69. Säutelänfer 
IV, 52. havenmester IV, 70. Helm— 
ichläger ILL, 77. Heringwäſcher IV, 36. 
Heubinder IV, 31. Hoffiſcher IV, 86. 
Hofkoch IV, 39. Holzhauer IV, 20. 
Hopfenbauer IV, 33. Hoſenſtricker 
Il, 65. Hufſchmiede 11, 73 75. 
Hühnerkäufer IV, 58. humularii IV, 
33. Hutbinder III, 06. institores IV, 
55 56. Jäger IV, 29. Kannengieker: 
ſ. Zinngieker- Kaufleute III, 60. IV, 51. 
Kerzengießer II, 95. Keſſelflicker Il, 
s0 81. ketelhaken IV, 57. Kiſten— 
macher I11, 99. Kleiderhändler IV, 55. 
Kleinihmiede III, 7375 76. Knochen— 
bauer IV, 39. Rüde IV, 39. Koggen— 
meiſter IV, 60. Köhler IV, 20, 
kokemestere IV, 39. Sorbmader 
1, 96. Kornbändler IV, 53. Krämer 
IV, 55 56. Krämer, landfahrende, 
IT, 66. IV, 56. ° Krüdener IV, 63. 
Krüger IV, 50. Kuchenbäcker IV, 48. 
Kupferſchmiede II, 72 77 78. Kiiter 
IV, 37—39. lanaetextores III, 90 
91. lapieidae II, 31. lateratores 
III, 82. latores IV, 62. Yehmführer 
IV, 61. Leiermänner IV, 69. Leinen: 
ichneider III, 69. IV, 54 55. Leine— 
weber III, 95 96. Xerienbäder IV, 
48. Leuchtenmacher Ili, 95. linei- 
textores III, 95 96. Lohgerber III, 
84 85. Yosbücder IV, 45. lucernarii 
11, 95. mactatores IV, 37-89. 
Maler III, 66. mangones IV, 52, 
manteler IV, 55. Maurer II, 81. 
mediei IV, 62. Meſſerſchmiede III, 
72 76. molendinarii ]V, 42 43. 


9* 


13 


molkenere IV, 31. Müller IV, 42 
43. Münzer Ill, 80, Münzmeiſter 
111, 80. Muſikanten IV, 68. Radler 
111,76. Nagelichuriede II, 73. Notare 
IV, 66 67. nuntü IV, 68. ollarım 
fusores Ill, 79%. ortulani IV, 32. 
palstotere IV, 69, pannicidae IV, 
53 54. pannorum rasores ll, 9. 
pellifices Il, 85 86. Welzer 11, 65 
85 86. penestici IV, 57 58. Wer: 
aamentmiacher Ill, 82 83, permen- 
tarii 111, 82 83. Pferdekäufer IV 52. 
pilleatores III, 93 94. piscatores 
IV, 35—36. pistores III, 68. IV, 
44—47, Wlatenichläger II, 76 77. 
portitores IV, 62. Prahmleute IV, 
60 61.  prolocutores IV, 65 66. 
pultifices IV, 48 49. Rademacher 
III, 100, rasores IV, 64. Reifer 
III, 96. renovatores III, 90 92 93. 
etores IV, 65 66. Riemenſchneider 
ill, 87. Rigafahrer IL, 66. Säger 
111,100. Salzbafen IV, 58. sartores 
111, 92. Sarwerker IH, 76 77. 
Sattler Ul, 65 70 87, Schafziichter 
Iv, 31. Schiffer IV, 59. Schiffs— 
leute IV, 60. Schildmacher II, 70 
87. Schloſſer II, 73 75. Schmiede 
111, 70 72—75. Schniggenleute IV, 
60. Schonenfahrer IIL, 66 69. IV, 36. 
Schönroggenbäcker IV, 47. Schreiber 
IV, 67. Schuhmacher II, 88-90. 
Schüſſelmacher 11, 99. Schweden= 
fahrer IV, 60. Schwertfeger 1, 76 
77. scriptores lll, 68. segeler IV, 
70. Seidenbändler 11, 69. sellifices 
ll, 87. Zenimelbäder IV, 48. serra- 
tores 111, 100. sportarüi 11, 986. 
Stadtmufilanten Il, 66. Stahl: 
jeller IV, 57.  Stellmader 11, 
99 100. stuparii IV, 65. sufferra- 
tores 11l, 76. sutores Ul, 88—%0. 
tabernarii 1V, 50. textor laneus 
III, 68. textores: ſ. auritextores, 
lineitextores. Töpfer Ill, 82. tor- 
natores ll, 94 95. tortarii IV, 48. 
Träger IV, 62. trituratores IV, 82. 
vectores IV, 61. venatores IV, 29. 
vinitores 111, 68. IV, 3435. vitrarii 


111, 82 8. Vorſpraken IV, 65 66 
Waffenſchmiede 11, 76 77. Wagen— 
bauer 11, 9. Wandſcherer 1. 
92. MWandichneider IV, 53 4. 
Waſſerführer IV, 62. Wechsler IV, 
50 51. Weinbauer IV, 3435. Weiß⸗ 
bäder IV, 47. Weißgerber 11,33%. 
Wendſchlächter IV 41. Wollenläuſer 
IV, 55. MWollenmweber 11], 69 70 % 
91. wolthowere IV, 20.  wullen- 
wever 11, 68. Ziegler Ill, 8. 
Zimmerleute 11), 66 100. Zinngicher 
Ill, 66 78. 

Gewettsbuch, Warnemiinder, 11, 106. 

Gewitter, 11, 89. 

Soden: ſ. Sturmglode, Wächterglocke. 

Gottespfennig 11, 87. 

Grabenarbeit 11, 85 100. 

Grabſtein 1, 61 62. 

grähne = Fichte 1, 26 27. 

grindelschloss IV, 17. 

grindelsticken 1V, 15. 


hampte Ill, 101. 

Dandelsbuc 111, 66. 

handgriff IV, 17. 

Handmühlen IV, 43. 

haren ], 79. — haren deke 1, 79. 

Harfen II, 82. 

Harmoniemufif III, 19 26. 

Haſen ], 52. — ©. Wild. 

Hausmarken III, 108. 

Hechte I, 50 51. 

herebrade II, 106. 

hereditas pistrina III, 108. 

hereditates stantes 111, 108. 

hestformere IV, 70. 

hetzen 1, 55 58. 

hitzbende I], 41. 

Hochwild I, 53 54. — ©. Wild. 

Hochzeiten 11, 34-87 89. IV, 105. — 
S. Abendhochzeiteu, Taghochzeiten. 

Hoczeitsgebühr 11, 89. 

hofieren II, 86. 

Hoftheater III, 33 85. 

Holz 1, 89. 

Holzbeitand in der Roſt. Seide 1, 67. 

Holzfrevel 1, 57. 

Hörner I, 81. 


hoverecht U, 83. III, 23. 

Dunde: 5. Bauernhunde, Jagdhunde, 
räkel, Windhunde. 

Hundefutter J, 41. 

hundekorn ], 41. 

Hundertiter Pfennig IL, 100. 


ingedömpte II, 12. 

Inſchriften I, 61 62. III, 101 103. 

Injtrumentalmufit 1], 37. 

Jagden: 7. Klopfiagden, Schmeinejagd. 

Nagdfrebel ], 56 57. 

Jagdhunde I, 30 40 45 50 52 53 58. 

Sagdpolizei I, 38 47. 

Sagdredt I, 60. 

Sagditangen I, 31; vergl. Jungfern: 

ſtange. 

Jagdverordnungen I, 49—60. 

Sagdvertrag: mit dem Landesberen ], 
56 59. mit der Bürgerichaft I, 56. 

jagen ], 50 54 58 60. 

Säger IV, 29. private, 1, 57. 

Jägerkompagnie 1, 50 58 59. 

Jägermeiſter, private, I, 37. des Raths 
1, 37—48, 

Jägerrecht I, 47. 

Jahrmärkte 11, 87. 

Jungfernſtange 1, 26 31. 


kalkdreger 1, 77. 

kalksleger ], 77. 
Kaninchenzucht Ill, 112. 
Kantoren III, 27. 

kegeler IV, 69. 

keinrot 1], 79. 

kellemans I, 77. 

kelllude I, 78. 
Ketzerverbrennung 1V, 98--100. 
kikepreskorb 1, 57 $ 5. 
Kirchengeiang II, 82 84 86 38 59. 


Kirhenmufit II, 84 87—89. 1, 13 
23—25 30. 

klippen TI, 79. 

Klopfjagden I, 47 56. 

Koblen II, 89. 

Kompagnieen II, 69. — ©. Jäger: 


fompagnie, Schützenkompagnieen. 
Kompagniegeichäfte IV, 51. 
Königsihiegen MI, 25. 
Konzerte III, 24; vol. Winterfongert. 


133 


kopenschop III, 12. 

koste IV, 8, 

Kräuter III, 44. 

Krummpfeifen I, 84. 

Kucenbaden II, 86 88. 

Kuchenbäder I, 80. 

Kunftipielleute II, 883. III, 30. 

kur I, 4 8 42. 1, 81 83. I1, 23. 
kuren 1], 50 52 55 58. bekuren I, 53. 
Kurrende TI, 99. 


Yängenmaaße II, 109 110. 
lappen |], 55 58. 
lauschen I, 55 58. 

lede IV, 40. 
lersenbeckere IV, 48. 
Yeibreuten HI, 12. 
Yeihenbeitattung UI, 110 111. 
Licht II, 89. 

ludus grossus II, 82. 
lyfgedink III, 12. 
ınalvasie IV, 9—11. 


Martini-Blajen 1], 89. 

Martini-Muſik 111, 25 30. 

Magße, zinnene, IV, 28. — 2. Längen— 
maaße. 

mobilis = varend Il, 107. — ©. buna 
mobilia. 

Motetten 11, 86 87. 

Miühlenlehn |, 96. 

mund 1, 79. 

murlude |], 78. 

musicale sertum Il, 22. 

Mut: ſ. Abendmuſik, Harmonie— 
muſik, hoverecht, Inſtrumentalmuſik, 
Kirchenmuſik, Konzerte, Iudus grossus: 
Martini-Blaſen, Martini-Muſik, 
Motetten, Neujahr-Bringen, Neu— 
jahrsmuſik, Opern, Rathhausmuſik, 
Saitenſpiel, Spiel, großes, Tanz— 
muſik, Theatermuſik, Thurmmuſik, 
Vorſpiel, Winter-Konzert. 

Muſikaliſche Inſtrumente: ſ. Bamhart, 
bunghe, Fiedel, Flöten, Flügel, 
Harfen, Hörner, Pfeifen, Bolaumen, 
rotte, Schalmeien, Trommel, Troms 
peten, trumpe, Violinen, Zinfen. 

Muſikanten-Amt II, 83 35; dgl. Amts 
ipielleute. 


134 


Mufifdirectoren I], 87-90. 11, 13—22. 

Mutter IV, 68: 5. Bürger-Muſici, 
Fiedler, kur, Oboiſten, Organiiten, 
Paukenſchläger, Bieifer, Poſaunen— 
bläſer, Quartett, Spielgrafen, Spiel— 
leute, Stadtmuſikanten, Stadtmuſik— 
Direktoren, Trommler. 

Muſikerverein Il, 22. 

Muſiktaxe 11, 25. 

Muſilkverein, akademiſcher J, 111 112. 

Mutterſprache Ul, 107 108. 

Netze J. 50 52—54 58. 

Neufahr-Bringen I, 86 88 -90. 

Neujſahrsmuſik 11], 25 30. 

Noth- und Ehrenfälle 1, 56- 

Tboiften 111, 27 28. 

Opern II, 24. 

Opiergeld 11, 87. 

Ordnungen und Berordnungen: ſJ. 
Feuerordnung, Jagdverordnungen, 
Polizei⸗ und Gerichtsordnung, Schoß— 
ordnung, Spielmannsordnung. 

Organiſten Il, 27. 

cum ovibus IV, 31. 

Raarungszeit 1, 50-52. 

paternoster Ill, 107 108. 

Taufenichläger IV, 68. 

Pfeifen I, 81 85 56. — Krummpfeifen 
ll, 84. 

Pfeifer 11, 82. 

Pfingſtmarkt Il, 71-73. 

picsten IV, 70. 

pirssen 1, 55 58. 

plegeslude ], 78. 

Rolizei: ſ. Jagdpolizei. 

Polizei- und Gerichtsordnungel, 11 17. 

Poſaunen 1, 81 82 88. Dislant— 
Poſaune 11, 84. Sccund-Poſaune 
1, 84. Tenor-Poſaune Il, 81. 

Poſaunenbläſer 11, 82. IV, 9. 

PBreisausichreiben 11, 114. 

privete IV, 24. 

Quartett, Müllerſches, I, 21- 


Rathhausmuſik 11, 13 23. 

räkel |, 57. 

Rathsjägermeiſter: ſ. Jägermeiſter. 
rodebecker IV, 47. 

Roßmühlen IV, 43. 


rotte 11, 81 82. 
rummenige IV, 9-11. 


Zaitenipiel U, 82. 

samkop IV, 52. 

Schalmeien 1, 84. 

schermere IV, 69. 

Schießen von Wild und Bögeln 1, 
50—60. — Königsſchießen 111, 25- 

Schifergeſellſchaft I1L, 66. 

Schiffahrt: ſ. Dampſfſchiffahrt. 

schlagbank IV, 15 18. 

schonerogge IV, 47. 

Schonung |, 49 54 59. 

Schonzeit 1, 45 49 53-55 58. 

Schoß 11, 85 100. 111, 10—12. 

Schoßerhöhungsrecht 1, 23. 

Schokordnung U, 10—12. 

Schoßregiſter IV, 106. 

Schreib» und Rechenmeilter I, 97-—100. 

schruven: beschruven ], 7%. dale- 
schruven |, 78. 

Schule, lateiniiche, 1, 97 100. Stadt: 
ſchule 1, 102 8 19. 1, 97 100 111. 
Kirchſpielsſchule zu Zt. Marten 1, 110, 

Schützen: ſ. Wildſchützen. 

Schützenkompagnieen 111, 25. 

Schwäne J. 30-52 55. — ©. Wild. 

Zchmweineiand ], 60. 

Schweinemäfterei IV, 12. 

Secund-Poſaune 11, 84. 

segeler IV, 70. 

setteknecht |, 78. 

senkelmaker 1, 79. 

Zoldatengeld 11, 100. 

spiegel 1, 78. 

Spiel, großes, 1, 85. 

Spielgrafen 11, 80. 

Spielleute 11, 29. — Aıntsipielleute N, 
86 87. Kunſtſpielleute 11, 83. 111, 20. 

Spielmannsbuden II, 85- 

ES pielmannsdordnung, Wisntariche, 1, 80. 

Stadtbücher 111, 66 67. 

Stadtmufifanten 1, 
13—30 66. 

Stadtmufit-Diveftoren I, 379. 1, 
13 —22. 

Ztadtredht von 1757 1, 17. 

Stadtſchule: ſ. Schule. 


9—-%0. 1, 


13 


Stadttheater TIL, 31-- 64. 

Stadtwappen an der Marienfirche 11, 
109 110. am Steintbor 1, 78 Tu. 
der Musikanten 11, 88. 

Statiftif 111, 112. 

stalman IV, 70. 

Steinkreuze Il, 101— 104. vor dem 
Betrithore II, 101. vor dem Stein- 
tbore Il, 101. zw. Bieftow und 
Barnsdorf Il, 101. Diedrihshagen 
111, 108 104. Gr. Klein 111, 102 108, 

stellung IV, 15. 

stock und block l, 57. 

Stöckbriefe IV, 81. 

striker |, 79. 

Stuhlfchreiber 1, 103 8 4. 

Sturmglode 11, 88. 


Taghochzeiten 11, 83. 

Tanzmuſik Ill, 26 28. 

cum tenaculis IV, 70. 
Tenor-Poſaune 11, 84. 

Theater: 5. Hoftheater, Stadttheater. 
Theatermufif 111. 26. 

thokleden |], 77. 

thopleger |], 77. 

Thurmdienft 11, 83 84 89. 111, 21-85. 
Thurmleute 11, 86 88 89. 111, 20 30. 
Ihurmmufif 11, 80. 

Thurmfignale 11, 88. 

Thurmwache 11, 13 27. 
timpanatores IV, 68. 

Trommel 1, 81 85 86. 

Trommler ]l, 95. 

Trompeten 11, 81 85. 

trımpe Ill, 81. 


varend 1ll, 107. 

Verordnungen: ſ. Ordnungen. 
Verftridtung des Klägers IL, 106 107. 
Viehhut 1, 52. 

Viehzucht in der Roſt. Heide 1, 27. 
Violinen 11, 85 88. 

Vögel 1, 50 52 53 55 58. 


- 


oO 


vonloven 1, 51. 
Vorſchoß II, 10-12. 
Vorſpiel 1, 85. 
Vortänze 11, 88. 


MWacdtdienit 11, 85 100. 

Wächterglode 111, 27. IV, 14. 

Waifenbaus I, 110. II, 67 68. IT, 111. 

Waiſenkinder-Umzug 11, 26. 

Wall: und Grabendienſt 11, 85. 

Wandmalereien IV, 8. 

Wappen: Billow IV, 89 90. Meding 
U, 103 105. Moltfe 11, 103. Roter: 
mund 1, 108. — ©. Stadtwappen. 

Wafferleitung IV, 11. 

wasserstein IV, 15 17. 

Weinbau 111, 18. 

Wild 1,50. Birkhühner 1, 43 44. Braf- 
hühner 1, 43 44. Brandenten 1, 43 
45. Enten l, 52. Haſen l, 43—45 
52. Hochwild 1, 53 54. Kraniche 1, 
45. Krikenten ], 43 45. Rebhihner 
1, 43 44. Rehwild 1, 43—45. Roth— 
wild 1, 44 45. Sappen 1, 45. 
Schwäne, 43 45 50—52 55. Schwarz- 
wild 1, 43—45. Spreen 1, 43 45. 
Tauben 1, 43 45. Tauder 1, 45. 
Wildenten 1, 43 44. 

MWildbeftand in d. Roit. Heide 1, 27. 

Wildregiiter 1, 48. 

Wildſchützen 1, 54. 

willekamen IV, 8. 

windfang IV, 17 18. 

Windhunde 1, 39 40 46 32. 

windstricke |, 41. 

Winterkonzert IL, 17 18. 

wipen |], 80. 

wippen IV, 81. 

witling 1, 42. 

Wohnungsgeld 11, 89. 


Zauberſpruch 11, 106 107. 

Zinken 1, 88. mute IL, 84. 
ll, 84. 

Zündrobre |, 51 52 54 57 58. 


ſcharfe 


A 


EN 


Digitized by Google 


. * 
- ° 5 - 
B “ 
> 4 
- - 
- 











” 
pP 
* 
- 
% 
... “ 
* 
J 
—ñi — e * 
nn 8 u ', % r —XE — 
nn. a Te —— al ne ee — P — eye iS ‘ - 
" . t De u 4 Ve “ 2 
un —— ⸗ nn u Ds uch > 
| ze —Le 
nn .* ae — were | m — Pe 
De er. ++ - N 
a bi a ——— — — — — * * * —. \ 
u —— — u. -“ eo . - 
u. ern —— J * 
er ara, —— —— z 
4% rt 







ge 
ia 
— 
— —* * 
— ——— pure Pr Fi le 
> u ey % 
Fe 2 hi m EWR 
2 





ia 


— N — * 
un te I 


—— he 
— Tau 3 — — — Pr N . h 
—— > oo‘ “ —8 
Be nt re ⸗ —* ch ee RR 
— —— 7 - ⸗ — u 
— — An - } — — 
- — — Ne — * 


ven . - 
uw 4 4 D .