Skip to main content

Full text of "Beitrag zur vergleichenden Anatomie der Portulacaceen"

See other formats


Beitrag zur 
vergleichend. 
Anatomie der 



Portulacaceen 





Carl Becker 





&arbarti College 2.ti)rarB 

FROM THE 

SUBSCRIPTION FUND 

BEGUN IN 1858 



DEPOSITED 
IN THE 
DIOLOCICAL LADOnATOnY 




« 



Digitized by Google 



2^2)7 



Digitized by Google 



0 



Beitrag 

zur vergleichenden Anatomie 
der Portulacaceen. 

Inaugural-Dissertation 

zur 

Erlangung der Doetorwürde 

der 

hohen philosophischen Fakultät 

der 

Friedrich - Alexanders- Universität Erlangen 

vorgelegt von 

Carl Beeker 

aus Viersen (Königr. Preussen). 



München. 

Buehdruckerei von M. Ernst. 
1895. 



Digitized by Google 




» 



Digitized by Google 



Seinen teuren Eltern 

in Liebe und Dankbarkeit 



gewidmet. 



Digitized by Google 



Einleitung. 

Die Portulacaceen hatten bis jetzt eine zusammen- 
hängende anatomische Bearbeitung noch nicht er- 
fahren ; in der botanischen Litteratur finden sich jedoch 
verschiedene Abhandlungen, die sich vergleichsweise 
auch kurz mit einigen Arten aus der Familie der Por- 
tulacaceen befassen. 

Es sind hier, ausser einigen Arbeiten, die sich 
nicht auf die anatomischen Verhältnisse beziehen, zu 
nennen die Arbeiten von Regnault 1 ), Solereder'-) 
und Christ 3 ). 

Ich unternahm es deshalb, auf Anregung meines 
hochverehrten Lehrers, Herrn Prof. Dr. Reess, eine 
zusammenhängende Bearbeitung der anatomischen 
Verhältnisse bei den Portulacaceen zu liefern; ich be- 
rücksichtigte dabei den Bau des Blattes, des Stengels 
und der Wurzel. 

Da sich in der Umgrenzung und Einreihung der 
Familie der Portulacaceen in das natürliche System 
Verschiedenheiten bei einzelnen Autoren zeigen, so 
folgte ich in der vorliegenden Arbeit der neuesten Ein« 
teilung der natürlichen Pflanzenfamilien von Engler 

') Regnault, Recherche Bur les affinites de structure des 
Tiges des plantes du groupe de Cyclospermees. Ann. des sc. 
nat. bot T. XIV 1860. 

3 ) Solereder, über den systematischen Wert der Holz- 
struktur bei den Dycotyledonen. München 1885. 

5 ) Christ, Vergl. Anatomie der Caryophyllinen. Dissert. 
Marburg 1887. 



Digitized by Google 



- 6 - 

■ 

und Prantl. Nach diesen Autoren zerfällt die Familie 
der Portulacaceen, welche zu der Reihe der Centro- 
spermeen gehört, in folgende Gattungen (mit Anzahl 
der einzelnen Arten jeder Gattung): 



1. Talinum 


mit 


15 Arten, 




2. Calandrinia 


n 


ou 


>» 




n o 

3. Spraguea 


»> 


Q 
O 


»» 




4. Calyptridium 


>» 


A 

4 


♦> 




5. Tahnopsis 


»» 


1 


>» 




6. Pleuropetalum 




1 
1 


»> 


Stellung noch unsicher 


7. Grahamia 


n 


1 
1 


>» 




8. Anacampseros 


n 


9 


ii 




9. Claytonia 


»i 


20 


ii 




10. Hectorella 


ii 


1 


»i 


Stellung noch unsicher 


11. Montia 


M 


2 


ii 




12. Monocosmia 


1* 


1 


ii 




14. Silvaea 


>» 


4 


>' 




13. Portulacaria 


II 


2 


)> 




15. Talinella 


n 


1 


ii 




16. Portulaca 


>> 


20 


ii 




17. Lewisia 


»» 


2 


1 1 





Eine Einteilung der Portulacaceen in Unter- 
familien resp. Triben, die durch systematische Charaktere 
oder geographische Verbreitung begrenzt würden, lässt 
sich nach Pax's resp. Engler und Prantl 's 1 ) Ansichten 
nicht gut durchführen ; wie wir im Folgenden sehen 
werden, sind auch die anatomischen Unterschiede zu 
mannigfach, als dass sie zu einer brauchbaren Ein- 
teilung in Unterfamilien einen Anhalt geben könnten. 

Von den 17 Gattungen der Familie der Portula- 
caceeu hatte ich Gelegenheit 12 Gattungen mit 46 
Arten zu untersuchen. 

') Engl er und Prantl, die natürlichen Pflanzenfamilien 
Portulacaceen Seite 56, 1889. 



Digitized by Google 



— 7 — 



Das Untersuchungsmaterial bestand zum weitaus 
grössten Teil aus frischen Pflanzen in verschiedenen 
Stadien, die im botanischen Garten zu Erlangen aus ■ 
Samen gezogen waren, die aus verschiedenen euro- 
päischen botanischen Gärten stammten; ich habe im 
speziellen Teil dieser Arbeit hinter dem Namen einer 
jeden Art den Namen des betreffenden Gartens ange- 
führt, aus welchem der Same, resp. die Pflanze her- 
rührte; einige seltenere Sachen mussten nach Her- 
bari ums material untersucht werden. 



Spezieller Teil. 

Talinum. Adans. 

Saftige Kräuter mit gegenständigen, etwas fleisch- 
igen Blättern. 

Talinum purpureum. Parma. 

Blatt. Der Bau des Blattes ist der von De Baryi) 
als „centrisch" bezeichnete ; charakteristisch für diesen 
Typus ist, dass eine Sonderung des Blattparenchyms 
in zwei differente Schichten, Pallisaden- und Schwamm- 
parenchym nicht stattfindet. Um eine Mittelschicht aus 
relativ grossen, fast chlorophyllfreien saftigen Parenchym- 
zellen zeigt sich eine Schicht Chlorophyllparenchym ge- 
lagert, ohne dass ein bestimmter Uebergang zwischen 
beiden Schichten stattfände. Ausgezeichnet ist dieses 
chlorophyllarme Gewebe durch das Vorkommen von 
Krystalldrusen von oxalsaurem Kalk, sowie das Vor- 
handensein vereinzelter Schleimbehälter, es sind dies 
kugelige Schleimmassen, die von einer feinen Membran 

') De Bary, Vergl. Anatomie der Vegetationsorgane, p. 423. 



Digitized by Google 



— 8 — 



umgeben sind, nicht grösser als die umgebenden Paren- 
ehymzellen, sich jedoch deutlich von diesen abheben 
durch ihre Kugelgestallt und andere Lichtbrechung. Die 
an die Epidermis anstossenden Zellen des Chlorophyll- 
parenchyms sind etwas länglicher gestaltet und scheinen 
das nicht vorhandene Pallisadengewebe zu ersetzen. Die 
Epidermis ist einzellig, die Zellen sind etwas länglich 
gestreckt, schwach verdickt und cuticularisiert. Von 
der Fläche gesehen, zeigen die Epidermiszellen eine 
wellige Contourierung ; an den Stellen aber, wo Blatt- 
nerven verlaufen, sowie beim Uebergang in den Blatt- 
stiel zeigen die Epidermiszellen ein langgestrecktes Aus- 
sehen. Sowohl auf der Ober- wie namentlich auf der 
Unterseite des Blattes besitzt die Epidermis unregel- 
mässig angeordnete Spaltöffnungen, die von zwei Neben- 
zellen umfasst werden (Fig. 1), welch' letztere nicht 
wie die angrenzenden Epidermiszellen wellig contouriert 
sind. Die Gefässbündel des Blattes sind normal ge- 
baut und bestehen aus sehr kleinen Elementen; der 
Holzteil besteht nur aus Tracheen und ist stets der 
Oberfläche des Blattes zugekehrt. 

Stengel. Die Epidermis des Stengels ist ein- 
zellig und führt vereinzelte Spaltöffnungen, deren Bau 
derselbe ist wie bei den Spaltöffnungen der Blätter; 
die Epidermiszellen sind schwach verdickt und cuti- 
cularisiert. Einzelne derselben wölben sich über die 
Oberfläche halbkreisförmig hinaus, ihr Inhalt zeigt sich 
jedoch von dem der übrigen Epidermiszellen nicht 
verschieden. An die Epidermis grenzt eine zwei bis 
drei Zellreihen breite Hypodermschicht, deren Zellen 
in den Ecken Collen chymatisch verdickt sind. Nach 
innen geht dieses Hypoderm allmählich in dünn- 
wandiges Parenchym über, dessen Zellen successive 
weiter werden, und immer Intercellularräume zeigen; 
vereinzelte dieser Zellen schliessen Krystalldrusen von 



Digitized by Google 



- 9 - 



oxalsaurem Kalk ein. Die Gefässbündel zeigon nor- 
malen Bau, sind kreisförmig um das Mark angeordnet 
und in jungen Stadien von einem Stärkering umgeben. 
Die einzelnen Gefässbündel haben keilförmige Gestalt, 
der Holzteil besteht aus Spiralgefässen mit Uebergängen 
zu Netz- und Ringgefässen, welche in dünnwandiges, 
parenchymatisches Gewebe eingebettet sind. 

Cambium und Siebteil sind mässig entwickelt und 
haben sehr kleine, zartwandige, enge und langgestrektc 
Elemente. 

Durch sekundären Zuwachs bildet sich in älteren 
Stadien allmählich, an den Siebteil der Gefässbündel 
anschliessend, ein geschlossener, extracambialer Ring 
von Bastfasern, der meist 4—5 Zellreihen breit wird. 
Die Zellen dieses Bastfaserringes verholzen nach und 
nach und nehmen einfache Tüpfelung an; mit der 
zunehmenden Verholzung verschwindet auch der in 
jüngeren Stadien vorhandene Stärkering, sodass man 
wohl annehmen darf, dass diese Stärke zum Aufbau, 
resp. zur Verholzung des Bastringes verwendet 
worden ist. 

Das Mark besteht aus gleichartigen grossen Paren- 
chyrazellen mit Interstitien ; als Inhalt führen einzelne 
dieser Markzellen stets Drusen von oxalsaurem Kalk 
und periodisch Stärke. 

Eigentliche Markstrahlen sind nicht vorhanden, 
die Markzellen schieben sich zwischen die einzelnen 
Gefässbündel, dieselben von einander trennend, bis 
an den Festigungsring vor, indem sie zuletzt auch 
etwas kleinlumiger werden. 

Wurzel. Der typische Dikotyledonenwurzelbau 
ist nicht zu erkennen. Auf dem Querschnitt sieht 
man einen polyarchen Gefässbündelcylinder, dessen 
Gefässe in nicht verholztes Parenchym eingebettet 
sind und mit diesem gewissermassen einen centralen 



Digitized by Google 



— 10 — 



Körper bilden, in dem Mark und Markstrahlen nicht 
zu unterscheiden sind. 

Der Holzteil der Gefässbündel besteht ausschliess- 
lich aus Tüpfelgefässen mit einfachen, spaltenförmigen 
Tüpfeln und Uebergängen zu Netzgefässen, vereinzelt 
kommen Spiralgefässe vor; die Gefasse zeigen rund- 
liche, einfache Perforation. Das zwischen den Gefässen 
liegende Parenchym ist vollständig mit Stärke an- 
gefüllt. Cambium und Siebteil liegen ausserhalb des 
centralen Körpers und sind nur schwach entwickelt; 
an diese grenzt das Rindengewebe, welches zunächst 
aus eng aneinander schiiessenden Parenchymzellen 
besteht, die nach der Epidermis zu weiter und lockerer 
werden. 

Die Epidermis und ein Teil der Rinde sterben 
schon frühzeitig ab, es bildet sich unter der Epidermis 
im Rindengewebe Phellogen, welches nach aussen 
Kork erzeugt, in tafelförmigen in Reihen angeordneten 
Zellen, wodurch die vorgenannten Rindenteile abge- 
worfen werden. 

Folgende von mir untersuchte Talinum- Arten 
schliessen sich in ihrem anatomischen Bau an den 
oben besprochenen Typus an: 

Talinum pateus. Madrid. 

Diese Art unterscheidet sich von der vorigen nur 
dadurch, dass in jungen Stadien sehr deutlich ein 
triarcher Gefässbündelcylinder in der Wurzel gegen- 
über dem polyarchen bei Talinum purpureum zu er- 
kennen ist. 

Talinum grandif lorum. Madrid. 

Auffallend ist bei dieser Art die unregelmässige 
Anordnung der Nebenzellen bei den Spaltöffnungen 
im Blatt. Neben zwei gleich grossen Nebenzellen, 



Digitized by Google 



- 11 - 



kommen Fälle vor, wo die eine sehr gross, die andere 
unverhäitnissmässig klein ist oder wo eine der Neben- 
zellen durch eine zarte Querwand nochmals in zwei 
Teile geteilt ist. 

Talinum crassif olium. Madrid. 

Talinum cuneifolium. Erlangen. 

Eine Art mit dem Habitus eines Halbstrauches, 
hat einen dementsprechend kräftigeren Bau. Der extra- 
cambiale Festigungsring ist nur durch eine schmale 
Brücke von einer bis zwei Zellreihen geschlossen, 
während er über jedem Gefässbündel zu einer mäch- 
tigen Kuppe von fünf bis acht Zellreihen in älteren 
Stadien sehr stark, fast bis zum Verschwinden des 
Lumens, verholzter Prosenchyrazellen anwächst. Auch 
die primären Gefässe der Gefässbündel liegen nicht 
in dünnwandiges Gewebe, sondern in ebenfalls ver- 
holzte Prosenchyrazellen, Libriform, eingebettet, letzteres 
zeigt einfache Tüpfelung. Der übrige Bau ist derselbe 
wie bei Talium purpureum. 

Calandrinia. 

Kräuter mit langen, schmalen, linealen, saftigen 
aber nicht succulenten Blättern. 

Calandrinia compressa. Rom. 

Die Struktur des Blattes ist dieselbe wie bei den 
Blättern von Talinum, eine centrische; jedoch ist bei 
Calandrinia nicht nur eine bestimmte Schicht Chloro- 
phyllparenchym vorhanden, sondern das ganze Blatt- 
gewebe ist chlorophyllhaltig. Das Blattgewebe wird 
nach der Oberseite des Blattes zu dichter. Die den 
Talinumarten und anderen Portulacaceen eigenen 
Schleimzellen kommen auch im Blatt von Calandrinia 
vor ; jedoch sind sie hier bedeutend weniger zahlreich 



Digitized by Google 



— 12 — 

und aucli nicht grösser als die umgebenden Zellen, 
sodass sie auf dem Querschnitt nicht sofort auffallen. 

Ausgezeichnet sind die Blätter von Calandrinia 
compressa und aller anderen Calandriniaarten durch 
Haare, die jedoch nicht auf der ganzen Epidermis sich 
finden, sondern nur an an den Blatträndern vorhandeu 
sind. Eine Ausnahme hievon, sowie auch in ihrem 
Bau zeigen die Haare von Calandrinia umbellata und 
pilosiuscula, auf die ich später noch zurückkomme. 
Die vorerwähnten Haare von Calandrinia compressa 
sind einzellig und entstehen durch Auswachsen ge- 
wisser Epidermiszellen, welche gleichsam als Fussstück 
dienen und sich allmählich verjüngen und an der 
Spitze abgerundet sind. (Fig. 7.) Die Haare haben 
eine etwas weniger starke Membran als die Epidermis- 
zellen ; ihr Inhalt ist körnig saftig und klar. Im Blatt 
von Calandrinia finden sich die Spaltöffnungen eben- 
falls sowohl auf der Ober- wie auf der Unterseite; 
dieselben sind von vier Nebenzellen eingeschlossen 
(Fig. 2), welch' letztere nicht wie die angrenzenden 
Epidermiszellen wellig gerundet sind. 

Stengel. Die Epidermis des Stengels ist ein- 
zellig, die Zellwände sind schwach collenchymatisch 
verdickt und die äussere schwach cuticularisiert; in 
der Epidermis des Stengels sind vereinzelte Spalt- 
öffnungen vorhanden, mit vier Nebenzellen wie im 
Blatt. 

Ein collenchyinatisches Hypoderm wie bei Talinum 
wird nicht ausgebildet, sondern an die Epidermis 
grenzt das aus dünnwandigen Parenchymzellen mit 
Intercellularräumen versehene Rindengewebe, das wenig 
Stärke und in ganz vereinzelten Zellen Krystallsand 
von oxalsaurem Kalk führt. 

Die keilförmigen Gefässbündel zeigen normalen 
Bau und sind kreisförmig angeordnet. Der Holzteil 



Digitized by Google 



- 13 - 



besteht aus Spiralgefässen mit Uebergängen zu Ring- 
tracheen; dieselben sind in jungen Stadien eingebettet 
in dünnwandige prosenchymatische Zellen, welche in 
späteren Stadien verholzen und einfache Tüpfelung 
annehmen und somit zu Libriform werden. Cambium 
und Siebteil sind normal entwickelt mit sehr kleinen 
Elementen. Wo die Gefässbündel an das Mark an- 
grenzen, setzt sich ihnen gleichsam eine Spitze von 
kleinlumigem Parenchymgewebe mit ziemlich dicken 
Zellwänden an, welches den Uebergang zu den be- 
deutend grösseren, dünnwandigen Markzellen bildet, 
Markstrahlen sind nicht vorhanden, das Markgewebe 
drängt sich zwischen die einzelnen Gefässbündel, die- 
selben von einander trennend. 

In jüngeren Stadien ist auch bei Calandrinia 
ebenso wenig wie bei Talinum ein sklerotischer Festi- 
gungsring vorhanden ; derselbe ist jedoch schon früh- 
zeitig angedeutet durch schmale dünnwandige Zellen, 
die sich rings um die Gefässbündel zu einem Kreis 
verbinden und durch sekundäres Wachstum extra- 
cambial entstanden sind. Auch hier umzieht in jungen 
Stadien ein Kreis von Stärkezellen den Bastfaserring, 
welcher mit der Zeit breiter wird und ziemlich stark 
verholzt; gleichzeitig verschwindet der Inhalt der 
Stärkezellen. In der Configuration folgen Festigungs- 
ring und Gefässbündel der unregelmässig fünfkantigen 
Form des Stengels. 

Wurzel. Der Querschnitt durch die Wurzel 
zeigt einen polyarchen Gefässbündelcylinder, dessen 
Gefässe in kurze, prosenchymatische Zellen eingebettet 
sind und ausnahmslos Tüpfelgefässe mit breiten, spal- 
tenförmigen Tüpfeln sind, in ihrem Aussehen nähern 
sich diese Tüpfelgefässe sehr den Leitergefässen. Mark 
und Markstrahlen fehlen. Die Prosenchymzellen sind 
in ihren jüngeren Stadien unverholzt, später strecken 



Digitized by Google 



— 14 — 



sie sich etwas in die Länge und verholzen zum Teil ; 
und zwar geht die Verholzung von der Peripherie des 
centralen Cylinders nach der Mitte zu, sodass zuletzt 
nur im Mittelpunkt noch einige dünnwandige Zellen 
vorhanden sind, welche an der Verholzung nicht teil- 
zunehmen scheinen. Cambium und Siebteil liegen 
ausserhalb des centralen Holzkörpers und haben sehr 
kleine Elemente. Die Wurzelrinde besteht aus rund- 
lichen, etwas gestreckten Parenchymzellen, die gegen- 
über denen von Talinum ziemlich fest aneinander 
schliessen. 

Epidermis und ein Teil des Rindengewebes wird 
auch hier ziemlich frühzeitig durch Korkbildung ab- 
geworfen. 

Wie Calandrinia compressa verhalten sich ana- 
tomisch auch: 

Calandrinia cauiescens. Madrid. 

elegans Erlangen, 

procumbens Madrid, 

sericea Berlin, 

speziosa Erlangen, 

grandiflora Rom. 

spectabilis Erlangen, 
letztere mit im Verhältnis zu ihrer Grösse sehr kleinen 
Gefässbündeln. 

Calandrinia polypetala, eine sehr kleine 
zarte Pflanze, hat auch einen dementsprechend zarten 
Bau, ist jedoch vollständig wie die vorgenannten Arten 
gebaut. 

Calandrinia minima ist wie die vorhergehende 
sehr zart gebaut, entspricht aber auch in ihrem Bau 
vollständig dem Calandriniatypus. Krystallelemente 



Digitized by Google 



- 15 — 



konnten bei Calandrinia minima nicht nachge- 
wiesen werden. 

Calandrinia umbellata zeigt ein von den 
übrigen Calandrinien sehr verschiedenes Aussehen und 
weist auch einige kleine anatomische Unterschiede auf. 
Bei Calandrinia umbellata ist eine ausserordentlich 
stark entwickelte Behaarung vorhanden, sämmtliche 
Hochblätter sind durch derbe, dickwandige Haare be- 
deckt, wodurch sie ein sehr rauhes Aussehen bekommen. 
Diese Haare entstehen aus einem aus der Epidermis 
sich vorwölbenden Zellhügel, dessen Zellen, sobald sie 
sich über die Epidermis erheben, sich in die Länge 
strecken und stark verholzen, die dann folgenden 
Zellen strecken sich immer mehr in die Länge und 
nehmen das Aussehen von Holzfasern an; letztere 
schliessen dann eng aneinander und bilden ein rundes 
Bündel. In gewissen Zeiträumen, doch ohne be- 
stimmte Reihenfolge, ist das Ende der einzelnen Fasern 
hakenförmig nach aussen gebogen ; die Zahl der 
faserartigen Zellen nimmt so nach der Spitze rasch 
ab und gewöhnlich endigt das Haar einspitzig. (Fig. 
8 a und b.) 

Die Oberhautzellen von Calandrinia umbellata 
sind von der Fläche gesehen fast polyedrisch ; die 
Spaltöffnungen sind von zwei Nebenzellen seitlich be- 
grenzt, nicht wie bei den übrigen Calandrinien von 
vier Nebenzellen umgeben. Die Drusen von oxalsaurera 
Kalk sind aus mehr flachen, tafelförmigen Krystallen 
zusammengesetzt, während sie bei den übrigen Calan- 
drinien aus spitzen Krystallen bestehen. 

Die Struktur des Stengels zeigt auch einige kleine 
Verschiedenheiten, es sind dies hauptsächlich die Aus- 
bildung eines einschichtigen, schwach collenchyma- 
tischen Hypoderms, sowie die Form der Gefässbündel, 



Digitized by Google 



- 16 — 



welche liier nicht die bei den übrigen Calandrinien 
vorkommende Keilform besitzen, sondern ganz in die 
Breite wachsen und fast seitlich zusammenstossen. 
Spaltöffnungen und Krystallelemente des Stengels ent- 
sprechen den im Blatt vorkommenden; die im Mark 
vorkommenden Drusen liegen in Parenchyrazellen, die 
bedeutend grösser sind, als die umgebenden Markzellen. 

Calandrinia pilosiuscula schliesst sich in 
seinem Bau an C. umbellata an, jedoch sind bei den 
zusammengesetzten Haaren die Endigungen der ein- 
zelnen Zellen resp. Fasern nicht hakenförmig nach 
aussen gebogen, sondern bleiben gerade gestreckt und 
sind oben abgerundet. 

Spraguea Torrey. 

Zweijähriges Kraut mit fleischigen Blättern. Von 
den beiden Arten der Gattung Spraguea hatte ich Ge- 
legenheit Spraguea umbellata aus der Sammlung 
vom Sm. Parish in St. Bernardino in Californien zu 
untersuchen. 

Die Blattstruktur ist auch hier eine centrische; 
eine wenig chlorophyllhaltige parenchymatische Mittel- 
schicht wird von Chlorophyllparenchym eingeschlossen, 
und diese ist wieder von der Epidermis getrennt durch 
grosse, etwas länglich gestreckte Parenchymzellen, die 
an Pallisadenzellen erinnern und diese hier zu vertreten 
scheinen. Bestimmte Uebergänge ineinander bestehen 
jedoch bei diesen verschiedenen Geweben nicht. 

Die Epidermis ist einzellig, die Zellwände sind 
mässig verdickt und ziemlich cuticularisiert. Von der 
Fläche gesehen sind die Epidermiszellen nicht wellig 
contouriert, sondern zeigen ein netzartiges Maschen- 
werk. Spaltöffnungen sind sowohl auf der Ober- als 



Digitized by Google 



— 17 — 



auch auf der Unterseite vorhanden und von zwei 
Nehenzellen begrenzt. Aehnlich wie bei Talinum 
wölben sich auch hier einzelne Epidermiszellen halb- 
kreisförmig oder sackförmig über die Oberfläche hinaus 
(Fig. 10); sie zeigen einen sehr saftigen, einigermassen 
schleimigen Inhalt. 

Im Blattgewebe zerstreut finden sich Krystalle von 
oxalsaurem Kalk, sowie die schon bei Talinum er- 
wähnten Schleimzellen. 

Der Stengel schliesst sich im anatomischen Bau 
den Calandriniaarten an. Es ist ein geschlossener, 
extracambialer Festigungsring vorhanden, der aus 
mehreren Zellreihen stark verholzter, sehr lang ge- 
streckter Bastfasern besteht; dieselben greifen mit ihren 
spitzen Enden fest ineinander und zeigen einfache 
Tüpfel ung. 

Die Gefässbündel sind kreisförmig angeordnet und 
zeigen das Bestreben, mehr in die Breite zu wachsen, 
so dass sie ihre ursprünglich keilförmige Gestalt ganz 
verlieren. Die einzelnen Gefässe sind nicht wie bei 
Calandrinia in dünnwandiges Gewebe eingebettet, 
sondern schliessen alle fest zusammen und sind um- 
geben von englumigem Parenchym, das einen all- 
mähligen Uebergang zu dem aus grossen Parenchym- 
zellen ohne besondere Intercellularräume bestehenden 
Mark bildet. Es kommen Spiral-, Tüpfel- und Ring- 
gefässe vor, letztere stets in der Nähe des Markes. 

Wie das Mark, so besteht auch die Rinde nur 
aus Parenchym; ein collenchymatisches Hypoderm, 
wie bei Talinum ist nicht ausgebildet. 

Die Epidermis ist einzellig, die einzelnen Zellen 
sind collenchymatisch verdickt und ziemlich stark 
cuticularisiert. 

Die Wurzel zeigt ebenfalls wie bei den vorher- 
gehenden Gattungen einen polyarcheu centralen Ge- 

2 



Digitized by Google 



— 18 - 



fässbündelcylinder, dem Mark und Markstrahlen fehlen; 
das Rindengewebe ist viel mächtiger ausgebildet wie 
bei Talinura und Calandrinia, die einzelnen Paren- 
chymzellen sind jedoch bedeutend kleinlumiger und 
schliessen fester zusammen wie bei jenen. 

Auch hier wird die Epidermis und ein Teil des 
Rindengewebes frühzeitig abgeworfen. 

Calyptridium. Nutt. 

Einjähriges Kraut mit langgestreckten Grund- 
blättern und wenig zahlreichen Stengelblättern. 

Calyptridium monandrum. Sammlung Parish. 

Der Blattbau ist wiederum der von De Bary 
centrisch genannte, und. von dem der vorhergehenden 
Gattungen wenig verschieden. Die Epidermiszellen 
zeigen von der Fläche gesehen fast polygonale Ge- 
stalt; die Spaltöffnungen sind von zwei Nebenzellen 
seitlich begrenzt. Im Blattgewebe zerstreut finden sich 
die charakteristischen Schleimzellen, sowie ausser drusen- 
artigen Massen von oxalsaurem Kalk auch quadratische 
Einzelkrystalle. 

Ebenso sind die anatomischen Verhältnisse des 
Stengels im wesentlichen dieselben wie bei den vor- 
hergehenden Gattungen. Ein geschlossener, extra- 
cambialer stark verholzter Festigungsring ist ausge- 
bildet. Die Gefässbündel zeigen das Bestreben, in die 
Breite zu wachsen; der Holzteil der Bündel besteht 
fast nur aus Gefässelementen, welche fest aneinander 
schliessen, lediglich gegen das Phloem zu findet sich 
oin Schicht Holzparenchym, welches mit einfachen, 
spalten förmigen Tüpfeln versehen ist. Festigungsring 
und Holzteil der Gefässbündel umfassen in älteren 
Stadien den Bastteil halbmondförmig und stossen 



Digitized by Google 



19 — 



beiderseits zusammen, sodass der Bastteil inselartig 
dazwischen liegt. 

Mark, Rinde und Epidermis zeigen denselben 
normalen Bau, wie wir ihn bei Talinum und Calan- 
drinia kennen gelernt haben. Auch die Struktur der 
Wurzel ist die schon bekannte. Es ist ein aus 
Tüpfeigefassen und Trachei'den bestehender centraler 
Holzkörper vorhanden, der in seinem Mittelpunkte 
unverholztes dünnwandiges Gewebe zeigt, in welches 
jedoch auch noch einige Gefässe eintreten, sodass man 
von einem eigentlichen Mark auch hier nicht reden 
kann. 

Die Rinde bildet im Gegensatz zu Spraguea ein 
sehr lockeres Gewebe. 

Epidermis und ein Teil der Rinde wird durch 
Korkbildung frühzeitig abgeworfen. 

Calyptridium Parryi Gray schliesst sich 
anatomisch an C. monandrum an. Ein kleiner Unter- 
schied ist der, dass bei C. monandrum ein zusammen- 
hängendes Gefässbündelcylinder ohne Markstrahlen in 
der Wurzel vorkommt, derselbe ist bei C. Parryi 
strahlenförmig von Markstrahlen durchbrochen. 

Anacampseros. L. 

Ein Halbstrauch mit reduzierten, fleischigen, dach- 
ziegelig über einander sitzenden Blättern. 

Anacamp serös arachnoides. Palermo. 

Der Bau der Blätter ist wiederum der homogen- 
centrische. Um eine Mittelschicht von grossen paren- 
chymatischen Zellen mit saftigem Inhalt zieht sich 
eine Schicht Chlorophyllparenchym, ohne dass ein 
direkter scharf abgegrenzter Uebergang von dem einen 

2* 



Digitized by Google 



— 20 — 

in das andere Gewebe zu unterscheiden wäre. Mit 
der Epidermis steht das Chlorophyllgewebe durch 
Parenchym zellen in Verbindung, die etwas regel- 
mässiger angeordnet sind und etwas fester zusammen- 
schliessen, und gewissermassen das fehlende Pallisaden- 
gewebe ersetzen. 

Die Epidermis ist einzellig, die einzelnen Zellen 
haben fast rechteckige Gestalt und sind stark verdickt, 
massig cuticularisirt und viel kleiner als die Zellen 
des angrenzenden Gewebes. Die Blattepi dermis trägt 
beiderseits Spaltöffnungen, die von zwei Nebenzellen 
umfasst werden. Teils in dem Gewebe direkt unter 
der Epidermis, teils im centralen Schwammparenchym 
finden sich unregelmässig zerstreut grosse Schleimzellen 
von derselben Beschaffenheit, wie wir sie schon bei 
Talinum, Spraguea und Calyptridium kennen lernten; 
während sie jedoch bei letzteren nicht viel grösser als 
die Zellen des umliegenden Gewebes waren, übertreffen 
sie bei Anacampseros die umliegenden Zellen bedeutend 
an Grösse. Ausser diesen Schleimelementen finden 
sich im Blattgewebe zerstreut noch Drusen, sowie 
Einzelkrystalle von oxalsaurem Kalk. 

Der Stengel zeigt ein von den bisherigen Gat- 
tungen ganz abweichendes Verhalten in seiner Struktur. 
Ein Festigungsring fehlt vollständig, ebenso fehlen die 
denselben häufig ersetzenden Hartbastolemente gänz- 
lich. Sonst sind die Gefässbündel normal gebaut mit 
sehr kleinlumigen Elementen sowohl in Holz- als 
Bastteil, und sind in ziemlich grossen Abständen zu 
einem Kreis angeordnet. Die Gefässe sind ausschliess- 
lich spiralig verdickt und von dünnwandigem, ebenso 
kleinlumigen Parenchymgewebe eingeschlossen. Im 
Mark regellos zerstreut finden sich zahlreiche, ganz 
kurze spindelförmige Trachei'den, sämmtlich von einem 
derben weiten Spiralband durchzogen und von be- 



Digitized by Google 



21 



deutend grösserem Lumen als die Gefässe. Diese 
Trache'iden treten vor bis zwischen die einzelnen Ge- 
fässbündel. Auffallend ist der kollossale Gehalt des 
Markes an oxalsaurem Kalk in Drusen; sämmtliche 
Markzellen zwischen den zerstreuten Tracheiden, sowie 
die die einzelnen Gefässbündel trennenden parenchyma- 
tischen Zellen sind erfüllt von je einer Krystalldruse, 
so dass nur die Gefässelemente und Tracheiden davon 
frei sind. 

Die Rinde ist sehr einfach gebaut, sie besteht aus 
ca. zehu bis zwölf Zellreihen Parenchymgewebe, mit 
sehr vereinzelten Krystalldrusen von oxalsaurem Kalk. 
Die Epidermis ist einzellig, schwach verdickt und 
cuticularisiert. 

Anacampseros filamentosa. Palermo. 
Zeigt denselben Bau wie A. arachnoldes. 

Claytonia L. 

Saftige Kräuter, bei denen die oinzelnen langge- 
stielten Blätter und Blütenstengel aus einem verdickten 
Grundstock entspringen. 

Claytonia perfoliata. 

Der Blatt bau ist wiederum der homogen cen- 
trische ; die Epidermis zeigt beiderseits Spaltöffnungen, 
die von zwei Nebenzellen seitlich begrenzt sind und 
parallel der Längsaxe des Blattes in ziemlich regel- 
mässigen Reihen angeordnet sind. (Fig. 3.) Schleim- 
zellen sowie Krvstallelemente fehlen. 

Im Blüten stengel fehlt ein Festigungsring 
vollständig. Die Gefässbündel sind im Stengel in der 
Vierzahl vorhanden, und zwar zwei grössere und zwei 
kleinere, welche mit einander abwechseln. Die ein- 
zelnen Gefässe sind an Lumen verschieden gross und 



Digitized by Google 



— 22 - 



zeigen hauptsächlich spiralige Verdickung mit Ueber- 
gängen zu Ring- und Netzgefässen. Der Bastteil be- 
steht grösstenteils aus Weichbast, welchem eine Gruppe 
von nur einer Zellreihe von unverholzten Bastfasern 
vorgelagert ist ; es fehlen also bei Claytonia Festigungs- 
elemente vollständig. Um die Gefässbündel zieht sich 
in jungen Stadien ein Stärkering, dessen Zellen sich 
später zu einer Endodermis ausbilden und schwach ver- 
korken. Da die Gefässbündel einen sehr engen Kreis 
bilden, so lassen sie nur kleines Mark zwischen sich; 
dasselbe besteht ebenso wie die Rinde aus ziemlich 
lockeren, Intercellularräume führenden Parenchymzellen ; 
Krystallelemente fehlen in beiden. Die Epidermis ist 
einzellig mit im Vergleich zum anstossenden Rinden- 
gewebe sehr kleinlumigen Zellen, deren Wände ver- 
dickt und nach aussen cuticularisiert sind, ab und zu 
finden sich im Stengel Spaltöffnungen von demselben 
Bau wie in den Blättern. 

Im Grundstock finden sich dieselben anato- 
mischen Verhältnisse wie im Stengel, jedoch sind die 
Gefässbündel bedeutend zahlreicher und das übrige 
Gewebe mächtig ausgebildet und eng zusammen- 
schliessend. Dadurch, dass nach allen Seiten Blätter 
und Blütenstengel entspringen, die ihren Ursprung in 
den einzelnen Gefässbündeln des Grundstocks nehmen, 
liefert der Grundstock auf dem Querschnitt ein sehr 
ungleich massiges verworrenes Bild. 

Der Bau der Wurzel entspricht dem der bis- 
herigen Gattungen. Der Querschnitt zeigt ein poly- 
arches Gefässbündel mit strahlenförmig angeordneten 
Gefässen, die zwischen Parenchym liegen und im Mittel- 
punkt zusammenstossen. 

Dem Typus von Claytonia perfoliata schliessen 
sich in ihrem anatomischen Verhalten an 



Digitized by Google 



— 23 - 



Claytonia sibirica. Kiew. 

„ virginica j 

„ Unalaschkensis / Erlangen. 

„ alsinoides I 

Cl. australasiea zeigt deutliche einfache Tüpfelung 
des Rindenparenchyms ; ferner sind keine abgegrenzten 
Gefässbündel vorhanden, sondern ein Kreis unregel- 
rnässig angeordneter Gefässe ohne jede andere Holz- 
elemente umschliesst ein kleines Mark. 

He ctorella. 

Ein niedriges Kraut, dichte, kissenförmige Rasen 
bildend, mit lederartigen, dachziegelförmigen Blättern. 

Hectorella caespitosa, aus der Sammlung 
von Prof. Borggren in Lund stammend. 

Blatt. Der Blattbau stimmt mit dem von Ana- 
campseros überein; die Spaltöffnungen sind ebenfalls 
von zwei Nebenzellen umfasst, auch finden sich die 
bekannten Schleimzellen vor. 

Stengel. Auch der Bau des Stengels hat mit 
dem von Anacarapseros Aehnlichkeit, doch fehlen die 
charakteristischen Tracheiden ganz, dagegen bestehen 
auch hier die Gefässbündel, welche ringförmig ange- 
ordnet und durch Parenchym von einander getrennt 
sind, nur aus Gefässen und Weichbast; Hartbastfasern 
oder sonstige Festigungselemente sind nicht vorhanden. 
Mark und Rinde bestehen aus ziemlich lockerm Paren- 
chym; in ihnen finden sich zerstreut Schleimzellen 
und wenige Drusen von oxalsaurem Kalk. Die Epi- 
dermis ist einzellig und wird in älteren Stadien durch 
Korkbildung abgeworfen. Der Stellung von Hectorella, 
welche morphologisch wegen der alternipetalen Staub- 
blätter noch unsicher ist, stände in anatomischer Hin 



Digitized by Google 



-- 24 — 



sieht wegen des Vorhandenseins der Schleimzellen und 
sonstiger Uebereinstimmungen als zu den Portulacaceen 
gehörig nichts im Wege. 

Montia L. Niedriges, kahles Kraut, mit kleinen 
saftigen Blättern. 

Montia minor. Erlangen. 

Der Blatt bau schliesst sich in der Hauptsache 
an Claytonia an; von der Fläche gesehen, sind die 
Epidermiszellen von rechteckiger Form mit welliger 
Contour der Zellwände, nach der Spitze des Blattes 
zu verliert sich diese wellige Contourierung und geht 
allmählich in gerade gestreckte Zellwände über. Die 
Spaltöffnungen liegen direkt in der Epidermis, sie haben 
keine Nebenzellen. Krystallelemente und die bekannten 
Schleimzellen fehlen. 

Auch im Bau des Stengels zeigt Montia nichts 
Neues, es ist nur seinem Habitus entsprechend zier- 
licher gebaut. Die Epidermis ist einzellig, die Zellen 
derselben siud verdickt, vereinzelte Spaltöffnungen 
sind vorhanden. Das Rindenparenchyra ist sehr gross- 
lumig mit Intercellularräumen. Um das Mark zieht 
sich der dem Hahitus gemäss sehr zierlich gebaute 
Gefässbündelring, nur aus Weichbast und Gefässen 
bestehend. Die Angaben Christ 's 1 ), der für Montia 
fontana, welches nach Engler und Prantl, sowie 
De Candolle mit Montia minor identisch ist, fol- 
gendes festgestellt hat: „ein Festigungsring sei durch 
einen einreihigen, krystalllosen, aber äusserst stärke- 
haltigen, kleinzelligen, dicht um den lockern Weich- 
bast ziehenden, aber nicht sklerotischen Ring ange- 

*) Christ, Vergl. Anatomie der Caryophyllinen. Dissert. 
Marburg 1887. 



Digitized by Google 



- 25 - 



deutet", kann ich bestätigen, doch fand ich, dass auch 
hier in älteren Stadien der Stärkering verschwindet 
und eine ganz schwach verkorkte Endodermis sich 
bildet. Die anatomischen Verhältnisse der Wurzel 
sind dieselben wie bei Calandrinia. 

Montia rivalis verhält sich wie die vorher- 
gehende minor. 

Monocosmia. Fenzl. 

Niederliegendes saftiges Kraut mit gestielten Grund- 
und sitzenden Stengelblättern. 

Die einzige Art ist Monocosmia monandra 
sive corrigioloides. Erlangen. 

Sowobl in Blatt- wie in Stengel- und Wurzel- 
bau schliesst sich Monocosmia an den Talinum- 
Typus an. 

Es wird ein geschlossener extracambialer Fest- 
igungsring ausgebildet; die Gefässbündel treten nicht 
sehr weit in's Mark vor und wachsen sehr in die 
ßreiie, so dass manchmal bis zu vier einzelne Gefäss- 
bündel seitlich verwachsen, resp. in einander über- 
gehen. In der Rinde kommen vereinzelte Krystall- 
drusen vor. 

Portulacaria. Jacqu. 

Ein kahler Strauch mit succulenten gegenständigen 
Blättern, die fast sitzend sind. 

Portulacaria Afra. Palermo. 

Das Blatt zeigt wiederum centrischen Bau. Die 
Epidermis ist einzellig, die Zellen sind collenchymatisch 
verdickt und viel englumiger als die angrenzenden 
Parenchymzellen. Von der Fläche gesehen, sind die 



Digitized by Google 



— 26 — 



Epidermiszellen nicht wellig gerändert, sondern zeigen 
ein netzartiges Maschenwerk, in dem die Spaltöffnungen, 
von zwei Nebenzellen umfasst, zerstreut liegen. In 
dem Blattgewebe, namentlich in der Schicht unter der 
Epidermis, finden sicli zahlreiche kugelrunde Schleim- 
behälter, welche sofort durch ihre Grösse, ihre runde 
Gestalt und ein besonderes Lichtbrechungsvermögen 
auffallen ; ebenfalls finden sicli im Blattgewebe reichlich 
Drusen von oxalsaurem Kalk. 

Die Steugelstruktur ist von der der vorhergehenden 
Gattungen sehr verschieden ; ein geschlossener Fest- 
igungsring ist nicht vorhanden, derselbe wird ersetzt 
durch Gruppen von stark verholzten Bastfasern, die 
den einzelnen Gefässbündeln vorgelagert sind, unter- 
einander aber nicht verwachsen sind. Die einzelnen 
Gefässbündel zeigen eine langgestreckte Form, der 
Holztoil ist mächtig entwickelt, die Gefässe sind 
spiralig und tüpfeiförmig verdickt, mit schiefen Längs- 
tüpfeln, und liegen eingebettet in stark verdicktes, 
einfach getüpfeltes Holzprosenchym. Die einzelnen 
Gefässbündel werden von dünnwandigem Gewebe um- 
schlossen und sind in älteren Stadien von einander 
getrennt durch ziemlich breite, dünnwandige Mark- 
strahlen. Der Siebteil ist verhältnissmässig schwach 
entwickelt. Rinde und Mark besteheu aus grossen, 
Interstitiell führenden, isodiametrischen Zellen, mit 
Krystalldrusen von oxalsaurem Kalk und vereinzelten 
Schleim zellen. 

Die Epidermis ist zweizeilig, die einzelnen Zell- 
wände sind stark verdickt, in alten Stadien findet 
Verkorkung statt; im Zellsaft gelöst, führen die 
Epidermiszellen roten Farbstoff. 

Portulaca. L. 

Fleischige Kräuter mit abwechselnden oder fast 



Digitized by Google 



- 21 - 



gegenständigen Blättern, die bei einzelnen Gattungen 
spateiförmige, bei anderen rundlich -lineale Gestalt 
haben. 

Portulaca grandiflora. Erlangen. 

Im Blattbau zeigen sich dieselben anatomischen 
Verhältnisse wie bei den übrigen Gattungen. Schleim- 
zellen und sternförmige; Drusen von oxalsaurem Kalk 
sind vorhanden. Von der Fläche gesehen, zeigen die 
Epidermiszellen wellige Umränderung; ziemlich grosse 
Spaltöffnungen sind auf beiden ßlattseiten vorhanden 
und von zwei Nebenzellen umfasst. 

Stengel. Bei den Portulaca - Arten wird ein 
extracambialer Festigungsring nicht ausgebildet, er 
wird jedoch ersetzt durch einen intracambialen Ring 
(Fig. 5) aus stark verholzten und einfach getüpfelten 
Prosenchymzellen , der durch sekundären Zuwachs 
zwischen Cambium und Holzteil des Gefässbündels 
entsteht; derselbe ist in jungen Stadien weder ver- 
holzt noch geschlossen, dies geschieht erst allmählich ; 
gleichzeitig werden auch die primären Gefässe weit 
ins Mark vorgeschoben, wodurch eine vielzackige Mark- 
krone entsteht. Mark und Rinde bestehen aus grossen, 
Interstitiell führenden Parenchymzellen, mit einzelnen 
Drusen aus oxalsaurem Kalk, Rinde und Epidermis 
sind getrennt durch eine kleine Hypodermschicht von 
einer bis zwei Zellreihen, die schwach collenchymatisch 
verdickt sind. Die Epidermis ist einzellig, mit unge- 
fähr rechteckigen Zellen, die häufig durch eine dünne 
Querwand in zwei Teile geteilt sind. 

Der Wurzel bau ist der den übrigen Gattungen 
eigentümliche. Ein centraler Holzkörper aus Tüpfelge- 
fässen, Tracheiden und vereinzelten un verholzten Zellen 
bestehend ; die Rinde aus losem Parenchym mit einer 



Digitized by Google i 



- 28 — 



Korkschicht nach aussen. An vorstehenden Typus 
schliessen sich an: 

Portulaca foliosa. Madrid. 

aurea. München, 

papulosa. Madrid, 

mucronata. Madrid. 

„ gillieaii. Erlangen, 

pilosa. Erlangen; 

bei letzterer sind die Internodien mit langen dünnen 
Filzhaaren rund herum besetzt, so dass der Stengel 
von Haaren eingeschlossen erscheint. 

Portulaca marginata, Madrid, hat einen 
auffallend lockeren Bau ; während ein ca. 3 mm dicker 
Stengel von Port, grandiflora aus acht bis neun Zell- 
reihen Eindengewebe besteht, setzt sich die Rinde von 
P. marginata nur aus ca. vier bis fünf Zellreihen, bei 
einem gleich dicken Stengel zusammen; dasselbe Ver- 
hältnis besteht auch zwischen dem beiderseitigen 
Markgewebe. 

P. rostellata, Berlin, zeichnet sich dadurch 
aus, dass mitten im Rindengewebe der Wurzel eine 
Reihe Parenchymzellen verholzen. 

Portulaca oleracea, Rom, unterscheidet sich be- 
deutend von den anderen Portulacaarten dadurch, 
dass es keinen Festigungsring ausbildet, was wohl mit 
dem nicht aufrechten, sondern niederliegenden, krie- 
chenden Stengel in Zusammenhang steht; auf diese 
Eigentümlichkeit hatte schon Christ 1 ) aufmerksam ge- 
macht; um die kreisförmig angeordneten Gefässbündel 

') Christ, Vergl. Anatomie der Oaryophyllinen Dissert. 
Marburg 1887. 



Digitized by Google 



— 29 - 



zieht sich jedoch ein Stärkering, der nur in älteren 
Stadien an Deutlichkeit nachlässt; auch sind den ein- 
zelnen Gefässbündeln häufig kleine Gruppen von leicht 
verholzten Bastfasern vorgelagert. Von Christ's 1 ) Be- 
hauptung, dass bei Portulaca oleracea häufig zwei 
Kreise von alternierenden Gefässbündeln vorkommen, 
habe ich trotz Untersuchung einer grösseren Anzahl 
Exemplare nichts entdecken können. 

Bei Portulaca Thellusonii, Erlangen, konnte 
ich ebenfalls keinen ausgebildeten Festigungsring ent- 
decken, doch schlössen die einzelnen Gefässbündel 
seitlich ziemlich fest zusammen, so dass meist nur eine 
Reihe Parenchym sie trennte, und sie das Aussehen 
eines geschlossenen Cylinders hatten. Da das einzige 
mir zur Verfügung stehende Exemplar eine Herbar- 
pflanze war, so konnte ich leider nicht feststellen, ob 
obige Abweichung durchgehen ds ist; erwähnen will 
ich noch, dass es sich bei dem Herbarexemplar nicht 
etwa um ein junges Stadium handelte, da dasselbe 
eine Blüte trug. 

- 

Lewisia. Pursh. 

Aus einem kräftigen Grundstock mit rötlichen 
Wurzeln erheben sich dichte Rasen fleischiger, line- 
alischer oder spateiförmiger Blätter, und einblütige 
niedrige Blütenstengel, die oberhalb der Mitte oder am 
Grunde gegliedert, resp. eingeschnürt sind. 

Lewisia rediviva aus der Sammlung von 
Sm. Parish, St. Bernardino, Califom. 

Der Blatt bau ist übereinstimmend mit dem der 



') Christ, Vergl. Anatomie der Caryophyllinen. Dissert. 
Marburg 1887. 



Digitized by Google 



- 30 



übrigen Portulacaceen. Im Blatt sind Krystalle und 
Schleimzellen vorhanden. 

Der Blütenstengel unterhalb der Einschnür- 
ung zeigt folgende Struktur: Ein Festigungsring fehlt 
vollständig; die Gefässbündel bestehen aus klein- 
lumigen Elementen, der Holzteil wird ausschliesslich 
aus spiralig verdickten Gefässen gebildet, die unter 
sich fest zusammenschliessen ; Cambium und Siebteil 
sind normal entwickelt. Die Gefässbündel sind unter 
sich zu einem Kreise angeordnet und durch paren- 
chymatisches Gewebe von einander getrennt; häufig 
stossen jedoch zwei oder drei derselben seitlich zu- 
sammen und haben dann das Aussehen eines einzigen 
in die Breite gewachsenen Bündels. Das Mark wird 
aus losen, isodiametrischeu Parenchyinzellen gebildet, 
die etwas collenchymatiseh verdickt sind. Markstralilen 
fehlen. Aus denselben Elementen wie das Mark besteht 
auch die Rinde, beiden fehlen Stärke sowie Krystall- 
gehalt. Die Epidermis ist einzellig, mit stark ver- 
dickten Zellwänden und einer vielzackigen Cuticula 
versehen. Spaltöffnungen sind am Stengel nicht vor- 
handen. 

Der Bau des Blütenstengels oberhalb der* 
Einschnürung ist folgender : Es ist ein extracambialer ge- 
schlossener Festigungsring vorhanden, der aus mässig 
verholzten und einfach getüpfelten Bastfasern besteht; 
der Ring ist ungleichmässig breit, indem er über dem 
Gefässbündel mächtig anwächst und sich auswölbt, in 
diesen Auswölbungen sind die Gefässbündel gelegen; 
dieselben zeigen ebenso wie das übrige Gewebe die- 
selbe Struktur wie die gleichartigen Teile im Blüten- 
stengel unterhalb der Einschnürung. 

Der Grundstock, aus dem nach oben Blätter 
und Blütenstengel, nach unten die Wurzeln ihren Ur- 
sprung nehmen, gibt auf dem Querschnitt kein über- 



Digitized by Google 



sichtliches Bild; es vereinigen sich hier die Gefässe 
von Stengeln und Wurzeln ohne bestimmte Anordnung 
mit den Gefässen des Grundstocks; zwischen den Ge- 
fässen liegt engzusammenschliessendes Parenchym. 
Der Grundstock ist ebenso wie die Blütenstengcl 
stärkefrei. 

Der Bau der Wurzel stimmt überein mit dem 
der übrigen Portulacaceen. Die polyarchen Gei'äss- 
bündel, deren Gefässe ausschliesslich spiralig verdickt 
sind, und zwischen parenchy inatischen nicht verholzten 
Zellen eingelagert sind, bilden mit diesen Zellen einen 
centralen Cylinder ; Cambium und Siebteil liegen ausser- 
halb dieses Cylinders. 

Die Rinde besteht aus lockerem Parenchyragewebe, 
dessen Zellen, ebenso wie die unverholzten Elemente 
des centralen Cylinders, vollständig mit Stärke an- 
gefüllt sind. Wegen dieses Stärkereichtums wird Lewisia 
in ihrem Heimatlande Californien von den Indianern 
gesammelt und als Nahrungsmittel verwandt. 



Allgemeiner Teil. 
Zusammenstellung der anatomischen Hauptresultate. 

Die Struktur der Blätter ist bei den Portulacaceen 
im Wesentlichen sich ähnlich und nur insoweit ver- 
schieden, als Beschaffenheit und Konsistenz der 
Blätter verschieden sind, was wohl wieder in engem 
Zusammenhang steht mit dem Vorkommen der Por- 
tulacaceen resp. den Standortsverhältnissen der ein- 
zelnen Heimatländer. Wir haben gesehen, dass ge- 



- 32 — 



wissen Gattungen eigenartige Schleimzellen zu- 
kommen; es sind das die Gattungen mit fleischigen 
resp. succulenteu Blättern, nämlich Talin um, Spraguea, 
Calyptridium, Anacampseros, Monocosmia, Portulacaria, 
Portulaca und Lewisia, während dieselben bei Calan- 
drinia nur vereinzelt und klein vorkommen und bei 
Claytonia und Montia fehlen. 

Unter den Gattungen mit Schlei mzellen zeichnen 
sich wieder besonders aus: Anacampseros und Portu- 
lacaria, denen bedeutend grössere und zahlreichere 
Schleimzellen eigen sind, als den übrigen. Ich glaube 
dies darauf zurückführen zu können, dass diese beiden 
Gattungen, welche in den heissen Sandgegenden des 
Kaplandes heimisch sind, häufig lange Zeit hindurch 
der Feuchtigkeit entbehren müssen; durch ihre Schleim- 
zellen werden sie jedoch in den Stand gesetzt, grosse 
Wassermengen aufzuspeichern. Für die Bedeutung der 
Schleimzellen als Wasser speichernde Elemente hat 
sich unter Anderen Goebel 1 ) ausgesprochen. Was die 
Schleimzellen bei den Portulacaceen betrifft, so konnte 
ich ihre Entstehung leider nicht verfolgen, sie sind 
schon in den Keimblättern der einzelnen Pflanzen vor- 
handen; sie haben vollständig kugelige Form, sind mit 
einer zarten Membran umgeben und meist bedeutend 
grösser als die umliegenden Zellen, wodurch sie sich 
auf den ersten Blick von jenen unterscheiden; ausge- 
zeichnet sind sie ferner noch durch eine eigentümliche 
Lichtbrechung. 

Auf Zusatz von Alkohol zieht sich ihr Inhalt 
zusammen und wird trübe und körnig. Unter der 
Einwirkung von Wasser quillt der durch Alkohol 
getrübte Schleim wieder auf und wird durchsichtig. 
Unter der Einwirkung von Färbemittel ist er auf 

») Goebel, Arbeiten des botan. Institute Würzburg. p. 535- 



Digitized by Google 



- 33 - 



keinerlei Weise zur Färbung zu bringen. Dass dieser 
Scbleim das Wasser ziemlich zähe festzuhalten vermag, 
erkennt man daran, dass die Trübung durch Alkohol 
langsam und nicht sofort stattfindet, während die Auf- 
nahme von Wasser nachher schnell und plötzlich 
geschieht. Bei Herbarpflanzen, wo die Schleimzellen 
nach und nach austrocknen, scheidet sich der Schleim 
nicht körnig aus, sondern ist stets zu klumpigen 
Massen zusammengeballt, die manchmal ein strahliges 
sphärokrystallinisches Gefüge haben; diese Massen 
lösen sich in Wasser nicht mehr. (Fig. 6 a.) Durch 
die zähe Zurückhaltung von Wasser in den Schleim- 
zellen scheinen die Pflanzen in den Stand gesetzt, sich 
vor allzu grosser Verdunstung schützen zu können. 

Bei den Blättern und Axen von Portulacaria und 
Anacampseros konnte ich noch eine interessante Eigen- 
schaft konstatiren. 

Als ich kleine Zweige dieser Pflanzen in Papier 
verpackt aus Palermo zugesandt erhielt, waren die- 
selben bei der Ankunft einigermasseu zusammenge- 
* schrumpft. Auf dem Querschnitt dieser Stengel und 
Blätter hatte die Epidermis durch Zusammenziehung 
zapfenförmige Ausstülpungen erfahren. (Fig. 9.) Als 
ich kurze Zeit darauf diese Stengel und Blätter, 
welche inzwischen in feuchten Sand eingepflanzt 
waren, und sich wieder vollständig erholt hatten 
und turgescent geworden waren, untersuchte, waren 
diese Ausstülpungen nicht mehr vorhanden ; ich glaubo 
annehmen zu dürfen, dass diese Eigenschaft der Pflanze 
als weiteres Hilfsmittel dient, sich bei allzu grosser 
Trockenheit vor zu schneller Austrocknung zu schützen, 
indem sie durch diese Ausstülpungen einmal ihre 
Oberfläche verkürzt, sowie auch derselben eine rauhe 
und unebene Gestalt verschafft, die den Sonnenstrahlen 
und anderen Einflüssen eine kleine und ungünstige 

3 



Digitized by Google 

4 



34 - 



Fläche bietet und ausserdem ein Zusammenklappen 
der Gewebe verhindern. 

Auch schon die Blattstellung von Anacampseros 
und Portulacaria , sowie auch von Hectorella ist so 
eingerichtet, dass die Pflanzen einigermassen gegen die 
Wirkungen der Insolation geschützt sind. Bei Ana- 
campseros stehen die Blätter in dichten Haufen dach- 
ziegelförmig über einander, ebenso schützen sich die 
Blätter bei Portulacaria und Hectorella durch ihre 
Stellung vor allzu grosser Erwärmung, indem sie sich 
gegenseitig decken. 

Durch Haare ist die Gattung Calandrinia t so- 
wie Portulaca pilosa ausgezeichnet ; mit Ausnahme von 
Calandrinia umbellata, Cal. pilosiuscula und Portulaca 
pilosa, sind die Haare einzellig und gehen direkt aus 
einer Epidermiszelle hervor, indem sich diese allmäh- 
lich nach aussen verjüngt. Das Haar ist an seiner 
Spitze abgerundet und hat eine ziemlich dünne Mem- 
bran. (Fig. 7.) Einen besonderen Inhalt haben diese 
Haare nicht, derselbe ist körnig proplasmatisch ; da 
dieser Inhalt bleibend ist und nicht mit der Zeit ver- 
trocknet, so zählen diese Haare zu dem De Bary 1 ) 
aufgestellten Typus der saftführenden Haare. 

Die Haare der drei oben genannten Arten sind 
zusammengesetzte, lufthaltige (nach De Bary) trockne 
Haare, die aus langen Holzfasern bestehen, die sich 
hakenförmig nach aussen biegen. (Fig. 8.) Diese 
Haare können einesteils den Zweck haben, wieder 
die Wirkungen der Insolation abzuschwächen, anderen- 
teils die Pflanzen vor dem Angriff und der Beschädig- 
ung durch kleine Tiere zu schützen. 

Als zu den Haargebilden gehörig sind hier noch 
zu erwähnen, die bei Talinum und Spraguea vor- 

«) D c Bar y, Vergl. Anatomie der Vegetationsorgane, p. 71. 



Digitized by Google 



— 35 



kommenden blasenartigen Auswölbungen einzelner 
Epidermiszellen ; De Bary belegt diese Gebilde mit 
dem Namen Blasen 1 ) 

Krystallelemente finden sieb im Blattgewebe 
fast sämmtlieher Gattungen, dieselben besteben aus- 
schliesslich aus oxalsaurem Kalk und kommen in 
dreierlei Form vor, als sternförmige Drusen, als Sand- 
massen aus kleinen Kryställchen bestehend und als 
Einzelkrystalle , die dem quadratischen System ange- 
hören. Nur Drusen kommen vor bei Talinum, Calyp- 
tridium, Monocosmia, Portulacaria, Portulacu, Lewisia; 
Drusen und Einzelkrystalle bei Anacampseros und 
Spraguea, Krystallsand bei Calandrinia. Krystalllos 
sind Claytonia und Montia. 

Spaltöffnungen befinden sich bei sämmtlichen 
Gattungen auf beiden Seiten der Blätter, und zwar 
kommen folgende vier Typen vor: 

1) Die Stomata sind von zwei Nebenzellen um 
fasst (Fig. 1), zu diesem Typus gehören: Talinum, 
Anacampseros, Monocosmia, Portulacaria, Portulaca 
und Lewisia. 

2) Die Stomata sind von zwei Nebenzellen seit- 
lich begrenzt (Fig. 3), zu diesem Typus gehören: 
Spraguea, Calyptridium und Claytonia. Von diesen 
sind die Spaltöffnungen bei Claytonia in Reihen 
parallel der Längsaxe angeordnet, wälirend sie bei den 
anderen Gattungen in der Epidermis zerstreut hegen. 

3) Die Stomata sind von vier Nebenzellen, und 
zwar je eine seitlich, oben und unten begrenzt. 
Hierher gehört nur Calandrinia. (Fig. 2.) 

4) Die Spaltöffnungen liegen direkt in der Epi- 
dermis und haben keine Nebenzellen, was bei Montia 
der Fall ist. 

•) De Bary, Vergl. Anatomie der Vegetationsorgane p. 58. 

3* 



Digitized by Google 



— 36 — 

Im Bau des Stengels fallen vor allem die durch 
sekundären Zuwachs entstandenen Holzelemente auf, 
welche wohl die Rolle eines mechanischen Systems im 
Sinne Sch wende ner's 1 ) spielen, indem sie zur 
Unterstützung und Festigung der Organe dienen sollen, 
in denen sie vorkommen, weshalb sie in dieser Abhand- 
lung, da wo sie als geschlossener Ring vorkommeu, 
auch Festigungsring genannt wurden. 

Man kann dabei wieder verschiedene Typen 
unterscheiden: Einmal entsteht durch sekundären Zu- 
wachs des Bastes, und zwar ausserhalb des Gefäss- 
bündels, ein, mehrere Zellreihen breiter, geschlossener 
extracambialor Festigungsring (Fig. 4 f.) aus ver- 
holzten Bastfasern, der sich um die Gefässbündel her- 
umzieht. Zu diesem Typus gehören : Talinum, Calan- 
drinia, Spraguea, Calyptridium, Monocosmia, sowie der 
Blütenstengel von Lewisia, oberhalb der im speziellen 
Teil erwähnten Einschnürung. 

Beim zweiten Typus wird durch sekundären Zu- 
wachs des Holzes der Gefässbündel, zwischen Cambium 
und Holzteil, ein intracambialer Festigungsring aus 
stark verholzten Holzfasern, Libriform, gebildet, der 
in mechanischer Hinsicht den vorhin erwähnten extra- 
cambialen Festigungsring vollständig vertritt (Fig. fi f.). 
Zu diesem Typus gehört nur die Gattung Portulaca, 
mit Ausnahme jedoch von P. oleraceea, welches 
keinen Festigungsring ausbildet; als eine Andeutung 
von Festigungselementen könnte man bei dieser Art 
vielleicht die manchmal den einzelnen Gefässbündeln 
vorgelagerten kleinen Gruppen von nicht oder nur 
schwach verholzten Bastfasern annehmen. 

Keinem der beiden Typen schliessen sich an : 
Anacampseros, Ciaytonia, Montia und Portulacaria. 

*) Schwendener: Das mechanische Prinzip im anatomi- 
schen Bau der Monocolyledonen u. s. w. 1874. 



Digitized by Google 



— 37 - 



Anacampseros bildet weder Festigungsring noch 
Hartbastfasern aus, es zeichnet sich vor den anderen 
aus durch die innerhalb des Gefässbündelkreises im 
ganzen Mark zerstreut liegenden, eigenthümlich kurzen 
Tracheiden. Zweifellos tragen diese Tracheiden bei 
Anacampseros viel zur Stabilität des Stengels bei. 

Bei Claytonia ist ebenfalls kein Festigungsring 
vorhanden, jedoch findet sich meist eine Andeutung 
desselben durch eine Reihe nicht verholzter Bastfasern, 
die sich kreisförmig um die Gefassbündel herumziehen. 

Bei Montia sind überhaupt keine B'estigungs- 
elemente vorhanden. 

Bei Portulacaria sind zwar sekundäre Festigungs- 
elemente vorhanden, doch fehlt ein geschlossener Ring. 
Derselbe wird ersetzt durch Gruppen von stark ver- 
holzten Bastfasern, die den einzelneu Gefässbündeln 
vorgelagert sind. 

Eine collemchymatische Hypoderraschicht ist bei 
Talinum und Portulaca vorhanden; Portulacaria ist 
der einzige Vertreter einer zweischichtigen Epidermis. 

Schon Solered e ri) konstatirte bei den von ihm 
untersuchten Portulacaceen die ausschliesslich einfache 
Perforiruug der Gefässe und einfache Tüpfeluug des 
Holzprosenchyms , ich kann dessen Angaben nur be- 
stätigen, und hinzufügen, dass dieselben auch bei alten 
von mir untersuchten Portulacaceen zutreffen. Wo 
im Stengel Krystallelemente vorkommen, sind es nur 
Drusen von oxalsaurem Kalk; krystalllos sind analog 
dem Krystallgelialt der Blätter nur Claytonia und 
Montia. 

Roter Farbstoff kommt in der Epidermis von 
Portulacaria gelöst in Zellsaft vor. Der Bau der 
Wurzel ist für sämmtliche Portulacaceen überein- 

') Solereder, L c. p. 19 und 22. 



Digitized by Google 



- 38 — 



stimmend, es finden nur darin kleine Abweichungen 
statt, dass je nach dem Habitus der Pflanze, die 
einzelnen Elemente kräftiger oder zarter ausgebildet 
sind, oder dass der centrale Holzkörper manchmal Mark 
hat, manchmal nicht. 

Durch einen grossen Gehalt an Stärke zeichnen 
sich aus die Wurzeln von Talinum und ganz besonders 
von Lewisia. 

Ein Ueberblick über die aus den anatomischen 
Untersuchungen der Portulacaceen gewonnenen Re- 
sultate zeigt, dass dieselben sowohl im Bau der Blätter, 
als auch des Stengels, sogar manchmal innerhalb der- 
selben Gattung, manche charakteristische Verschieden- 
heiten zeigen. 

Wie es nach Pax, der die Familie der Portula- 
caceen in „E n g 1 e r und P r a n 1 1 , Natürliche Pflauzen- 
familien" systematisch bearbeitet hat, nicht gut angeht, 
eine Einteilung der Familie in Unterabteilungen auf 
systematischer Grundlage herbeizuführen, so bieten 
auch die gewonnenen anatomischen Resultate keinen 
praktischen Anhalt, eine brauchbare Einteilung nach 
anatomischen Charakteren bewerkstelligen zu können, 
da einzelne Gattungen, die im Bau des Stengels über- 
einstimmen, oder ein gemeinsames Charakteristikum 
haben, im Blattbau Verschiedenheiten zeigen, die be- 
deutend genug erscheinen, den Wert einer solchen 
Einteilung in Frage zu stellen. 



Digitized by Google 



i 



Zum Schlüsse sei es mir noch gestattet, meinem 
hochverehrten Lehrer, Herrn Professor Dr. Reess, 
sowohl für die Anregung zur vorliegenden Arbeit, 
als auch für die Unterstützung bei Ausarbeitung der- 
selben meinen tiefgefühltesten Dank auszusprechen; 
nicht minder danke ich Herrn Assistenten Dr. Bruns 
für manchen mir erteilten wertvollen Ratschlag. 



Digitized by Google 



Garriculum Yitae. 



Geboren am 27. Mai 1867 zu Viersen, Rheinprovinz, als 
Sohn des Kaufmanns Carl Becker, besuchte ich nach Verlassen 
der Elementarschule das dortige Realgymnasium, das ich mit 
dem Zeugniss zum Einjährig-Freiwilligen Militärdienst verliess. 
Ich trat dann in die pharmazeutische Lehre ein ; nach Been- 
digung derselben, sowie dreijähriger Conditionszeit bezog ich für 
vier Semester die Universität München, wo ich im Winter- 
Semester 1891/92 die pharmazeutische Staatsprüfung mit Note I 
bestand. Darauf arbeitete ich drei Semester an der Universität 
Strassburg, während welcher Zeit ich auch im dortigen kaiser- 
lichen Garnisonslazareth meiner Militärpflicht als Einjährig- 
Freiwilliger Militärapotheker genügte. Im WintcreemeBter 1893/94 
sowie Sommersemester 1894 war ich an der Universität Erlangen 
immatriculiert und verfasste während dieser Zeit im dortigen 
botanischen Institut vorstehende Arbeit unter Leitung meines 
hochverehrten Lehrers, Herrn Prof. Dr. Reess. 



Digitized by Google 



« 



Erklärung der Tafeln: 

Fig. 1. Epidermis und Spaltöffnungen von Talinum purpureum. 

Fig. 2. „ „ „ Calandrinia grandiflora. 

Fig. 3. „ „ „ „ Claytonia perfoliata. 

Fig. 4. Calandrinia speziosa. Querschnitt durch den Stengel. 

f. Festigungfiring. 

Fig. 5. Portulaca grandiflora. Querschnitt durch den Stengel. 

f. Festigungsring. 

Fig. 6. Portulacaria Afra. Blattquerschnitt; 

a) vertrocknete Schleimzellen; b) frische Schleimzellen; 
c) Krystalldrusen. 

Fig. 7. Haar von Calandrinia speziosa. 

Fig. 8. a) Haar von Calandrinia umbellata ; b) einzelne Haarzelle. 

Fig. 9. Portulacaria Afra. Stengelquerechnitt. 

Fig. 10. Spraguea umbellata. Blattquerschnitt; 

a) Schleim zellen; b) Epidermisblasen. 



Digitized by Google 



Digitized by Google 




Digitized by Google 




Digitized by Google 




Digitized by Google 



BECKER 6. ' 

Beitrag zur ve rgleichenden 
anatomie der Portulacaceen. 




BECKER c. * 

Bei trag zur vergleichen den 
anatomie der Portulacaceen . 

1 



DATE 



ISSUED TO 



Ii« 



>ogle