üiyitizuü by GoOglc
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I
Das
Li e b e n Jesu,
kritisch bearbeitet
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0
Friedrich Strams,
I>r« der miMOphle*
Zweiter Banck
Ml HamgL Hfäri€mbtrgis€hemPnmltgiWMg^gmdM ^tuhäm^.
Tübingen,
Verlag voa ۥ F. Otiander.
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\ . • • •
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4a
y o r r e d. . , .
Ich könnte mich freuen, dass ich den Bweiten
und legten JBand dieses Werkes so bald nach dem er»
•len erscheinen lasisen kann, in der. Hoffiaimg, es
¥ferden sich, nun die Übersicht des Gänsen Bi5|{Uch
ist, mawcilie Missrerständnisse lOsen, und ! m«Boh<is
liarto l/rtheU mildem. Allein sowohl . mtlndlick ha»
ben Uber den ersten Band eben diejeaugfin am laute»
«ten geschnee% welche Jceiae Seite io denselben ge»
lesen hatten^ sds auch schriftlich bis jeat nnir solche
Ober denselben geurtheilt, mit welchen ich kme Yer«
atfitidigung hoffen kann, auch wenn sie diesen, awei«'
lea Theil gelesen haben werdeta« So will ich mich
also keiner Ixeode hingeben, die mich doch', täuschen .
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WBrde^ aber ebenso wenig auch fernerhin das Ge-
schrei der Eulen mich rerdxiessen lassen, die Ich denn
freilich allzu rücksichtslos mit ungedämpftem Licht
geweckt habe.
f • . - '
Aus den bis jezt .erschienenen Beurtheilungen
Ober den ersten Band habe ich fUr den zweiten noch
keinen Nutzen ziehen können , theils weil er schon
grösstentheils abgedruckt war, als sie mir zu Gesicht
kamen ^ theils wegen der Beschaffenheit der Beur^
UljpiMiaeni^ iDeislMieboridevseUM«!
Iriti'kli J]iuik 9jiiiMildtg>f)lff Uberale imd mmckat^
^aända Weht, likitmloiwtier, beidrinräliaiiBdbweiolien^
•dto Aaaioht^' ^oh mrioe isfbettMuoidek'hat; Sein
«^gpnriebtigatw Bbwand gegck mueliAB HMiode tet dert
weim fai einer Brklhiung einiges Bfytiiisclie sei, sö
•feige <dMnis aochtiloht, doss Allee in ihr n^^tiiisoh sein
• aritae^«' Daa'wim oMbe Zweifel ein sehrfei scher
.*8eUiitii, aber den habe idi mok niehe geoMchtp son-
iämiwtaD,*4BM dann auch AUes myAisdh sein k5»>
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ne. Ob es sich wirlUich so rerhült^ musa sich aus
der Beschaffenheit der einzelnen Erssöhlungen erge-
ben^ und daraus habe ich es auch, wenn mir AUcs
noch präsent ist^ durchaus entschieden* Eigene Em«
pfindungen hat es in mir erregt , des würdigen alten
Landsmannes Freude fiber die Fortschritte der wuk
aenscba&lichen Freiheit in Würtemberg zu lesen , Ter«
« aW^e welcher man daselbst dergleichen jext unge*
fihrdet schreiben lidnne: zu einer Zeit, wo ich be*
leita auf meine Sohrüt bin Ton meiner Repetenten*
sfeeUe am Tfibingev Seminar entfernt war.
Wie rtm aeniflff Wadhaamkete uielit anders er«
wmlflt werden komrte, biA sofort auch Herr Dn
SmumOs gei^anbt, denTetderiilichen Wiiittmgcn meU
nerSelirift dmnrii sm ^Vorläufig mu Bebersi«
geades^^) mroskommeii zu sollen« Man hat die»
Der volle Titel lautet : ,)Vorlau(ig zu Beherx^cndet bei Wür-
digung der Frage über die hittoriicbe oder mythisebe Grund-
Itf« det L«b«iit Jesu, wie die eaaeniaekeB Kvangelien die-
aet dertteUeO) TergehaUea mit dem Bewuttttein einet Glaa-
Usemy der de« Siipranaluralitlea beigeilkll wi«d| tut 8e-
rnbigung der Gemiilber tob D. Job, Chrittiaa Friedr* Sfsv-
na. BeteHdert abgedmekt aut derTSbinger ZellttlHrlil Kkt
Tbcelogie. TUbingooi bei Ludwig Fri^dricb Fäet« ISS5«^^
' (88Ä.)
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VI V»rvt«t.
sem Mann schon flfD'oft gesagt, daas es unschickliok n
ist| wissenschaftliche Verhandlungen auf das mtmUU
sehe Gebiet hluübcrzusplelen, dem Gegner seine
Ansichten In's Gewissen zu schieben, und den Nicht*
ortliodoxcn als Irreligiösen su brandmarken. Dennoch
hat er auch diessmal wieder den gewohnten Ton an-
gestimmt. Es ist freilich das Leichteste, statt in die
Sache einzugehen, rielmohr rorlauilg um sie herum zu
reden, und beiläufig den Gegner mit gehässigen Inai«
nuatiunen zu Yerwuuden,.xumai wenn einem .derglei-
chen Praktiken joa sonst lier schon geläufig aind^
Dass aber damit nichts ausgerichtet ist, liegt am Ta-
ge. Oder ja, man richtet etwas aus damit,, nämlich
. den Gegner bei'm grossen Tublikum, das die Saehe
nicht vcrocht, rechtschwars zu aiacheii. DasMi brauoh-
ff
te es dann aber Jieinen Doctor der Theologie^ aon- '
dem man konnte es ruhig dem Gerede der GonFen-
^el und dem Geschreibe der Tractätchengesellschaf-
len liberlasSon.
Auch angeblich rem Standponkt der Philosophie
r
. ist meine Schrift benrtheilt worden durch Herrh Prof.
EscKEskATBR^ iu cincr Broschüre mit dem «Titel: der
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Iaclitfk>tiMM iiMmTi^p»^ Dicte AWedMrI'der
gitimen Ehe swiiehen theologiael^ xeli-
fpöser Intoleranz y eingesegnet toh eiiier schlafiraii-
delndea Philosophie^ fallt so sehr durch sich selbst
ms Lächerliche^ dass sie jedes Wort der Verthjeidi-
ping überflüssig macht. Ihr Titel überdiess ist mir
SU einer faal gar zu stolzen Erinnerung Anlass gei/vor-
dob An Lessiho nämlich, den auch eipmal Wie-*
ner Blätter ak sweittii Judas IsohariQt YcrlUatsch*
ten^ weil er — freilich .eine jioch masdirw J^chvI-
digung^ als sie Herr £• gegen.mich erhebt — &r die
' Herausgabe der Fragpiente seines. Ungenannten. Ton
der Amsterdamer Judensphaft sich iOOp Dukaten soll-
te haben beaahlen lassen. An ihn hätte mich übri«
gena-sdion Jfofm Dr. Stevdel^s Vorläufig m Be»
lieingendes erinnern können, wenn ich es mit Vor»
bildemmid Weissagungen leichter nälune, denn auch
gegen Lessivo war ^^Etwas Vorläufiges^' erschienen
•«
Tom Haujnpastor Göm, gottseligen Andenkens^ was
der heitere Mann^ der Geschmeidigkeit wegen ^
Udler das TorUnfige Etwas nannte. Und so will ich
*
denn die* Vorrede zu diesem «weiten Bande meines
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'VIU V • r ^ « 4 e.
angeblidki waiMssigen Werks mit den Worten scUEe»-» -
im, mti mUbm Immmof eddirt hgl, ynnm ar
-Bioiil bei Henjbsgabe der enim Frohe jener 8f]|erli»
ehea Fngnmt^f irie ieh nidit bei*m ersten Tlieile
dieaes Boche, habe bewenden lasten: ,,damm nidu^
wea ich Uberaeugt bin, dass diess Ärgernisa flharw
Haupt nichts als ein Popanz ist^ mit dem gewisse
Leute gern allen und jeden Geist der Prüfung yeic-
scheuchen möchten 5 darum nicht, weil es scblech«
terdings zu nichts hilft, den Krebs nur halb schnei-
den zu wollen} darum nicht, weil dem Feuer muas
Luft gemacht werden, wenn es gelöscht werden soU^'«
Lttdwigsburg im Oktober 1835*
Der Ver£aa.aer*
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Inhalt des zweiten Bandes.
Seite
(Zweiter AbschnitL)
Neuntes Kapitel. Die Wunder Jeiu - 1^251
S> 87. Jetui «U Wundcrthäter - |
^» 88. Die Dämonischen , allgemein betrachtet - 5,
^. 89. Jctu DMaioncnaustrcibiiDgcn ciamcln betrachtet 21
90. Heilungen von Amsätziften • « « « $2
f. 91. Blindcnheiiuwgcn « - - > 60
^. 92. Heilungen von Faralytiachcn. Oh Jc9u§ Krankhei-
ten aU Sündcn«trafcn betrachtet habe 82
f. 93. Unwillkührlichc, Heilungen 95
§, 94. Heilungen in die Ferne « • « > • jp^
^. 95. Sabbatheilungen 122
96. Todtcnerweckungcn • • - » « « . 135
f. 97. Sturm See - und Fischgeachichten - - - |75
98. Die wunderbare «Speisung . « « . . 197
f. 99. Jesut Terwandcit Waaaer In Wein - • » 219
Jeaut ycrwünscht einen unfruchtbaren Feigenbaum 256
Zehntes Kapitel. Jesu Verkrrfrttng und
Icrte Reise nach Jerusalem 252—300
^. 101. Die Verklärung Jesu all wunderbarer äusserer
Vorgang 252
f. 102. Die natürliche Auffassung der Erxahlung in ver»
«chicdcncn Formen - - - - 25ß
5. 105. Die Verklärungsgeschichte als Mythut - 365
S' 104» Abweichende Nachrichten über die leite Reise
Jem-nach Jcrutalcm » » » - - 274
r i Coogle
I a Ii a 1 1.
$. 105. Abweichungen der ETsngcHen in Hintielit auf dett
Ausgangspunkt des Einzugs Jesu in Jerusalem 281
^* Ui$* Näherer Hergang bei dem Kinzug. Zweck oad hi-
ttQriiclus. Re«U(«t dr»»QU)6ii », * • . • 287
Dritter Abschnitt. Geschichte des Leiden8|
^ Todes, and der AufersCehung Jesu soi^CtS
Erltes Kapitel. VerhältniHsJesu zu der
« Ide« e^iji et leiden den uad tterb«ndea
Meftias; seine Reden von Tody AuCer-
stehnng und Wiederkunft • - 808—879
(tf 107* Ob Jesus sein Leiden und seinen Tod in bestimm-
ten Zügen Torhergesagt habe? ... -
§t 108« Jesu Todcsvrrkiindigung im Allgemeinen; ihr Ver-
bültniss zu den jüdischen MessiasbcgrifTen ; Aus*
• sprliche Jesu Uber den Zweck und die Wtrkua«
gen seines Todes * - • • • - • 81t
f. 108* Bestimmte • Attssprliclie Jesu Uber seine 'kUnflige
. AulSersteliuiig- 4 • 884
i|b 110. BildUolie Rcden^ in welchen Jesus seine Anlersie«
hung Torhen«fftiUndi|rt haben soll - • • 329
III. Die Reden Jesu von seiner Farusie. Kritik der
Ter«chied(*nen Auslegungen .... 34I
i» 118. Ursprung der Reden über die Farusie » • 858
Zweites Kapitel. Anschläge der Feinde
. Jesu; Vercath des Judas; lestes,Mahl
mit den Jüngern . /. . • 374—448
§. 113. Entwicklung des Vrrhiiltnisscs Jesu zu seinen Feinden 374
^. 114. Jesus und sein Vorriitlu r ----- 380
J«.^115« Verschiedene Ansichten über den Charakter des Ju-
das, und die Motive seines Verraths - • 300
f. 116. Bestellung des Paschamahls .... - 896
$• 117* Abweichende Angaben Uber die Zeit des losten
BlaUesJesu - ^ 401
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Inhalt. Xi
Seite
^. 118- DifTrrcnzen in Betreff der Vorgönge beim leiten
Muhle Jesu 415
f. 119. Verkündigung des Verrathn und der Verlcugniin|(
' 12a Die Ktoietitfhi^ dea AbemUnahU • * • . 43*
•
Drittes KapiteL Gang nach dem Oelberg«
6ef angenneliinting, Verlillr, Veror- «
theilung und Rrcuxigung Jeso - ^ 44S— B!^9
^. 121, Jesu Scelcnkampf im Garten . • . « 443
122* Verhiltniss des vierten Evangeliunm zu den Vor-
gSügen in Gethaenane. Die johanneiachen Ab«
schicdsreden und die Scene bei- Anmeldung der
ffeUenen - - .* .* . . . . 4^4 ^
$. 123. Gefangennebmung Jean 472
124. Jesu Verhbr vor dem Hohenprieater % • • 480
f. 125. Die Verleugnung dos Fetrut - • . - • 489
4. 126. Der Tod des Verrät her» 498
4. 127. Jesus vor Pilatus und Uerodet • - - • 511
128. Die Kreuzigung - • 527
Viertes RapiteL Ted und Anferstebung
Jeau 554— fitf^S
^. 129. Die Naturerscheinungen bei'm Tode Jesu - - 5t4
§ 1 iO. Der Lanzon«;Hch in die Seite Jesu • - -
§. ISl. Be^räbniss Jcmi - - . - - . - • 574
f. \^2. Die Wache am Grabe Jesu . • • . - 582
^. 133. Erste Kunde der AuferKtebung .... 590
^. 134* GaliUische und judaische, pauHniacbe und apohry«
pbiacbe Eracbeinungen des Auferstandenen - fiC9
135. Die Qualitüt des Leibs und Wandels Jesu nacb
der Auferatebung 629
156. Die Debatte Uber die RealitXt des Todes und der
Auferstehung Jesu ------ 645
Fünftes Kapitel. Die Himmelfahrt 664—685
$• 157. Die lesten Anordnungen und Verbeiasungen Jeau 664
(^158« Die sogenannte Himmelfabrt ala Ubernatürlicbea
und als natOrlicbes Ereigniss - 672
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/
XU laJialt.
Seite
I* m» Du UagenUgende der Nadirichten Uber Jesu Hin* •
Mllelirl. Derea nytliieclM Aufl)u«iing • • $fj
ScUaleabbendlong. Die dogoMtitohe Beden* ^
tnng dm Lebens Jees • • . M~744
^. 140. Nothwcndiger Übergang der Kritik in datDogM , 686
141. Die Chrittologic des orthodoxen Sjttemt - • 689
f. 142. Bestreitung der kirchlichen Lehre vea Christo • 701
§• 143. Die Chrittologie des Ratioaalitara« . 707
f • 144* Eine eklektische CShrittologie. ScauieuucHtM • 7|o
f. I4S. Die Chrittolo^i tymholitcb gewesdet. Hurr.
f. 146. Die tpecttletire Chrlttelegle • - • . . 729
147> Leitet Dilemmt
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Neuntes Kapitel«
Die Wunder Jesu.
S* 87.
Jetiie all WimderIfcXler»
Dafa das jüdische Volk zu Jesu Zelt vom Messlas
Wunderthaten erwartete, ist theils an «ich schon natUr-
lieli^ da ihm der Vi^saiM ein «wdtor Moses nnd der
grdlkte Prophet war^ von Bfoset und den Propheten aber
die heilige Nationalsage Wunder aller Art erzählte; theils
läfst es sich aus späteren jüdischen Schriften wahrschein-
. lieh auushen theils wird es mm den Evangelien eeibst
gewifs. Ale Jeans ebiaal einen dämonischen BUndatnm*
men (ohne natürliche Mittel) geheilt hatte, wurde das
Volk dadurch auf die Vermuthung geführt: fujii iiog i$iv
i wog Javid CMattb« 12, 23); snm Beweifs, da|ii man
dne wnnderliare Hellknilt als Attribut dee Messias be-
traehtete« Johannes der Tüafer wurde durch das Gerficht
Ton den eQyotg Jesu £u der Frage an Ihn veranlafst, ob
er der i^xPi*^^ '^^^ worauf sich Jesus, eum Beleg, dafs
er es sei, nur wieder auf seine Wunderthaten berief
(Matth. 11, 2 ff. parall.). Auf dem Laubhttttenfest , das
Jesus in Jerusalem feierte, wurden Viele vom Volk an
ihn gläubig, indem sie dachten , ofi 6 X^figog ara»
•
I) 8. die im Stsa Baad, 'Bialeituag S. 7S- Aam. , aageHilirtta
Stdlea, wexQ noch genommea werden kann 4 Esdr. 13, 50.
(FsMe. Cod. pseudepigr. V. T. t, S. 286) und Schar Exod.
fsi. 3, «Ol. 12 (bei ScmUttgik, horae, 2, S. 541, anch In Bsa«
nou>T*t Chrittoi. §. 35, not. !.)•
Dmi Lthm Jssm II. Band. 1
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,t Zwelttr AbAcliiiitt.
^nji n7.eloim atjfte7€e titm notr^aeiy Zv wog inoii^tm
(Joh. 7, 31);
Doch nicht blofs , dafs er Clherliaupt Wunder thnn
■olltey sondern auch die verschiedenen Arten von Wun-
dem, welobe der Messiaa verrichten würde , waren In
der Voliiserwaftnnf vorheflnatinivit. Aach diefs dnrrh
ftlttestnmentliche Vorbilder und Aussprüche. Durch Moses
v?sr dem Volke auf übernatürliche Art Speise nnd Trank
gewiihrt worden (2 Mos. 16, I7)i ein Gleiches erwartere
man , wie die Rabbinen ausdrCicklleb sagen , vom Messias ;
auf Elisa's ßitten waren den Einen die Au^on auf über«
natürliche Weise verschlossen, den Andern ebenso <reü{f-
nef worden (2 Kön. 6.)* Auch der Messias sollte die Au-
gen der Blinden aufthon; selbst Todte hatte der genannte
Prophet und sein Lehrer wiederbelebt (1 Kein, 17. 2 Kon. 4):
so konnte auch dem Messias die Macht über defi Tod nirht
fehlen Unter den Weissagungen war besonders J^»^
SSy 5f. auf diese Seite der Messlasvorsteflung von Eln-
flufs. Hier war von der messianischen Zeit gesagt (LXX.) :
tote avoixO^fJoovuai otf d^alfioi Tx cpXuVy xai lita xioq^oir axilz
acmear tote akutai iXtupog 6 xf^jLoQf tgcnm it igm ykiuO"
aa ftoyiXulmf was, bei Jesalas swar In bllclli/chem Zusam-
menhang, doch bald eigentlich versfanden wurde, wie daraus
erhellt, dals Jesus den Boten des Johannes gegenüber
(Matth. 11 ) 5.) mit offenbarer Besiehfing auf diese Fro-
pbetenstelle seine Wunderthaten besehrelhl.
Diese Erwartung trat auch Jesu , sofern er Kun-icbst
für einen Projiheten, weiterhin für den Messias sich gab
und gehalten wurde , als Forderung entgegen, wenn er
nach mehreren bereits betrachteten Stellen cMatth. 12, 3H.'
tu, 1. parall.) von seinen pharisäischen Gegnern um ein
j/;//f7ov angegangen wurde; wenn nach der gewaltsamen
Vertreibung der Verkäufer und Wechsler an« dem Tempel
2) S. die s. s. O. des 1. Bd« angeführten rabbinisc^en Sltllen.
ilie JaitD «in. IcgitimirendM m^dov Ton ifam Terliingt«i|
(Joh. 2, ]S.)> vnd diis Volk in der Synn^roge von Knper-
jiauui , als er Glauben nn sich als den von Uott gesnndteji
forderte I zur Bedingung dieses Glaubens machte, dafs er
ihm ein aijfitiSop «eigen sollte (Job. 6^ 30.)*
Den nevtestamentlieben Mnehrichten mifolge hat J^*
SDS dieser Anforderung, welche seine Zeitgenossen an den
Messias machten, mehr als genug gethan. Micht nur be*
steht ein beMchtliober TheÜ der evangeUscben firsählnn-
gen ans Besehreibnngen seiner Wnnderthaten ; nieht nnr
riefen nach seinem Tode seine Anhänger vor Allem auch
die von ihm verrichteten 6vvafi£iSf cr^f^ticx und ri^oxa den
Joden In das Gedäehtnilk snrMck CA. 6. 2, 22.): sonder«
das Volk selbst war schon au seinen Lebaeiten nach die*
ter Seite so durch ihn befriedigt, dafs viele defswegen an
ihn gtbübten (doh, 2, 23. vgl. 6, 2.)5 dais man ihn dem
Täofer, fier Jbeino^^sioy gethan hatte, ehtgegensteUte (Joiw
10i 41.) , and selbst yon kttniHgen Messias nicht glaubte,
dnfs er ihn in dieser Hinsicht werde überbieten können
(Joh. 7, 31.)* i^A^fi es Jesus an Wundem hätte fehlen las-
sen, scheinen Jene Zeichenforderangen um so weniger an
beweisen, da melpore derselben anmitt«s|har nach bedeatm-
dea Wunderakten gemacht wurden, so Matth. 12, 38. nach
der Heilnn«: eines Dämonischen, Joh. 6, 30. nach der
Speisang der Ftinftaasend. Freilich ist eben diese Stellung
schwierig; denn wie die Joden die awei' genannten nicht
als rechte or^fuia gelten gelassen haben solltefi| ist nicht
wohl zu begreifen, da namentlich die Dämonenniistreibuiv-
gea sehr hoch gehalten Wurden (Lac. iO, 17.); es mttfste
denn das in jenen beiden Stellen geforderte Zeichen aaa
Lac. 11, 16. (vgl. Matth. 16, 1. Marc. 8, 11.) als orJtHw
^Qctvu näher bestimmt, und dabei an das specifisch-mes-
iianisehe or^itHW tö viö t5 uvO-^tch iv t(o ;)nav<ii (IMatth.
24, 30.) gedacht werden« Will man aber lieber die Ver-
hindnng jener Zeiihinfordernngen mit vorhergegangenen
1 ♦
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Zwelltr Abt^kültt.
W«ffidenicl«fi Mill5»en, m kmifi Jesus gnnu whl «ihlvrfefce
Wuitder gethmi, nnd dennoch einige feindselige Phajrisüer,
welche snOtUig noch bei keinem derselben Augensengen^
gewesen weren^ non eaeh selbst eines sn sehen Terlengt .
hel^n.
Aubh dafs d?e Antwort Jesu auf solche Wonderfor-
dcrungen jede.mnai ablehnend ist, beweist an si^h gar nichts
dafii er nicht in andern Fällen freiwillig Wunder gethen
heben bttnnte, wo Ihm solche besser angelegt schienen*
Wenn er In Besug auf die Forderung der PhnrisÄer Marc.
8, 12. erklärt, es werde x/J yeve^ xuvtji gar keines, oder
Matth. 1% S9f. 16, 4. Lac. II, S9f., es werde ihr kein
Zeichen ausser denn Of^fiBiwlkapS tS tt^o^i^t« gegelien wer-
den : so kann er Ja nnter dieser yevfa, welche er bei Mat-
thias und Lakas als novijQa xai fioixakig n&her bestimmt,
aaeh nnr den ihm feindlichon pharisäischen TheÜ seiner
Zeltgenossen verstiuiden, and ▼ersicbem gewellt haben,
daft für dieeen, sei es garlLein, oder nnr das Zeichen des
Jonas, d. h. , wie er es bei Matthäus deutet, das Wunder
seiner Auferstehung geschehen werde. Allein nimmt man
das i io&rjitMm snüf^ In den Sinn, dala seine Feinde nicht
selbst ein Zeichen von Ihin sa eehen bekoannen sollen; eo
Siiliste es theiis sonderbar eugegangen sein , wenn nnter
den Tielen In der gröfsten Öffentlichkeit von Jesu verrich-
leton Wundem bei keinem sollten Pliarisler sugegen ge»
weeen sein, thells wird «tlefs Matth. 1«, S4f parall. woslo
offenbar als gegenwärtig hei der Heilung des Blindstum-
■en ToraosgescEt werden, ausdrücklich widersprochen.
Überdlefs, wenn hier von selbstgesehenen Zeichen die Re-
de sein soll, so bekamen Ja die Aofbrstehung Jeeu und den
Auferstandenen seine Feinde gleichfalls nicht eu sehen, so
dafs mithin jener Aussprach nicht blos den Sinn haben
kann, seine Feinde sollten rom Selhstsehen seiner Wunder
aosgeschlossea werden. Möchte man daher bei dem do-
^^ijjvirari aa ein Oesebdien cum Besten der l^seicb«
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neCM Siibjekl» dUttkeat «o dai4 8irig«n Wunder «mI
die Auferstehung Jmo in gleichem Sinn en ihrem Betten
ge«eiieben oder nicht, nSmlich dem Erfolg nach nicht, wohl
aber 4mm Zweelie nach« £• bleibt aUo nicht« ttbi-ig , ala.
die ysEfca Toa den Zaitgeiioeeeii Jean Oberbanpli and ebiiii-
10 das didoa^ai won möglicher Wahmehmnng aberhaupt,
mittelbarer wie unmittelbarer, eu ferstehen, so dafs Jesus
b&er alle WunderthäUglieit ttberiiaupt abgelehnt , und em«
■ig nnr anf daa bevorateliande Wunder aelaer Anferala*
bnng Terwieeen hat. Obel freiiieh aeheini aif^h dieia mit den
Tielen Wuiidererzählungen in den E\angelien eu Tertragen,
au deren Betraabtong wir jeat fibergeheu , indem wir a«a
aiaam Or^nde, dar imten von aelbat arliaUen wird^ nnenl
daa DtamMnanatraib«a|an vomahiiani .
•
f. 88.
Die Dteeaitcbcn^ aUgemei« betrachtet.
Wehrend Im vierten Evangeiinm die Avadraeke Smt*
fiOPiov t'x^iv und daifton^o^evog nur im MundeJ^der Jnden
als ßeaclialdigung gegen Jesum, parallel mit ftaivea^fa^
verkomnMn (8, 48 f. 10, SO f. vgl. Mare. Si. 88. Matth.
Uf 18.) 9 alnd In den drei ersten Dinkmiaehe, man liann
««gen die gewöhnlichsten Gegenstände der heilenden Thi-
tigkeit Jesu. Gleich wo sie die Aniiinge seiner Wirluam-
halt in Galilga beaebreiben, atellen die Synoptiker anter
dqn Kranken, weleba Jeaoa gebeilt liabe, die doi/iorisO^i-
wff') oben an (^atth. 4, Ji. Marc. I, 34.) t «"d diese
spielen durchweg in ihren aummarischen Berichten von der
Wirkaamkait Jean in gewleaan Gegenden eine UauptroUa
1) Datt die ihnen bei Matthäus zugesellten ^tlpjnal^tffMtrot nur
eine besondere Art Ton Dämonischen sind, deren Krankheit
tick nämllek nach dam MeadweciiseL au riefalea sckiea^ aaigt
Matfb. 17» 14 f. 9 wo aus einem Mi^MiCJ/«ro( ain imiftdvtw
an^gelriabea wird.
f Zweiter Ab«olittitt.
(Mntlk % 16 f. Maro. 1, SIK..S, 11 ^ L«^. ia> Aveh
•einen Jan^eru theiU Jmu« vor alleai Andeni die Voll«
Dincht mit, DHinoneii auszutreiben (Matth. 10, 1. 8. Marc.
3, 15. 6, 7. Luc. 9, 1.), was ihnen &u ihrer besondern
Freude wirklich uaeh Wunsch geUuig (Lue. 10 , 17.
Marc. 6, IS.).
Ausser fliesen summarischen Angaben aber werden
uns auch die Heilungen mehrerer Dttoionischcn im Einsei-
neu ers&hit, so dafs wir .uns eine nlemiich genaue Vorstel«
luag von dem eigenthOmliehen Zustand dieeer Leute bm*
chen kdnnen. Gleich bei demjenigen, dessen Ileiliiiig in
der Synagoge eu Kapernaum die Evangelisten als die er-
ste dieser Art setzen (Alarc. 1, 23 ff. Lue. 4, dft ff.)»
den wir einestheils eine Aitertmng des Selbstbewulstoeins,
rermdge deren der Besessene in der Person des Dämon
redet, was sich auch bei andern Dämonischen, wie bei
den Gadarenischea (Matth. 8, 29 f. parail.)» wiederholt;
anderntheila Krftmpfe und Conrulsionen mit wiMf m Ge-
sehreL Dieses krampfliafte Wesen findet sich bei Jenem
Dämonischen , der zugleich als Mondsüchtiger beeciciuiot.
Ist (Matth. 17 ) 14 S. parall.) deutlieh als Fallsucht ausge-
bildet; denn das plöaiiche NiedevetttrEen, oft an gefAhrlk
chen Orten, das Brüllen , Zähne knirschen und SchSumen
sind bekannte Symptome der Epilepsie ' j. Die andre Seite,
die Störung dss Sglbstbewulstseius , erscheint besonders
bei dem Gadarenlschen Besessenen, neben dem, dalaglelch-
falls der Dlmon^ oder vielmehr eine Rfehrhelk vonikolchen
als Subjekt ans Ihnen spricht, tum menschenscheuen Wahn-
sinn mit Anfällen einer gegen sich und Andre wüthendea
Tobsucht gesteigert 0* Doch nicht blos Wahnsinnige und
Epileptische, sondern auch Stumme (Matth. 9,12. Luc 11,
2) \ crgl. die SteUea alter Xrsto bei Wmta, bibL BealwVHcrb.
li S. IM.
i) asbhiaischt u. a. SteUea s. bei Wnm, a. a. O. 191.
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1
.M«M.M« Kapitel«. 68. 7
14» Mattli» 1% M« bt ^br impwtl^oftm^ »oHjpig cnghieh
rir/'P.o»*)» vn<l M giehtiaeher Verkrümmung des Körpers
Leidende (Lac. 13, 11. ff.) werden mehr oder aiiader bf-
etiaunt als Dämonlmbm. heMiehnet» i >
Die in dm Eyewfrfleii veMosgeieBte ^ -Meh Ten Ai-
ren Verfeesem geeliaike VonteMang von diesen Leidenden
ist die 9 dafs ein böser, unreiner Geist iöaiiioviov j nvBV^a
imuOamov) oder meliref% eieb Ihrer bemiohligt habea (da-
her üir Zoetaad dav^h dcAfiinw ^«tv, da^twKta^ai ba-
aeiehnet #ird ) , welche nan an« ihnen reden (so Matth. %
31. oi d«iuüvf-g 7TaQsxd?.Bv ctvxov kiyorteg)^ »nd ihre Güed-
mafsen nach Beliebeii in Bewegnng eeteen (so Mare. % 20.
%o mevfia ianiQa^mß emiw), hie sie hei der Ueiiang, adt
Gewalt aosgefriehen , den Meneehen Terlafrten {^yffdlXeiv,
t^inyead^ai). Nach der evnn^elischeii iXarsrclliing hatte auch
Je»us diese Ansicht von der fiaehe« Z>vnr, wenn er zum
Behaf der Ueiiang von Beseesetien den in ihnen liefindli-
ehea Offnon anredet (wie Nare. 9, 2.1. Matth; 8, 3t. Lae.
4, 35.): so könnte man dicfd allerdings mit J\'Mjlus ^) als
Eingehen in die fixe Idee dieser mehr uder minder verrttek*
ten Pereenea aaeehen, woau der peyaliieehe Anrt, «la wir*
kea aa liVnnen, eleh beqaeeMn'BHile, eo eelw ervoa dem
Ungrund jener Vorstellung liberEcngt sein mng. Allein wenn
nun Jesus aoch in Privatunterhaitiingcn mit seinen Jüngern
diesen nielit aliein niemaie eiwes aar Untergmhang Jener
Veretalinng sagt, seadem rielmelir wiederholt ans der Vor-
aussetzung eines dämonischen Ci rundes Jener ZustA'nde
heraus spricht (so, ausser dem zXnftrng: datftorta exßal-
lith Matth, 10, 8. noeh Lue. 10, 18. ff. und besonders Matth.
Vty 21. ]>arall.: rSro^to yivog, sc. ÖaifioAw, ixTioftive^
tat X. T. A. U wenn er in einer rein theoretischen Ausfüh-
rung, vielleicht ebenfalls im engeren Kreise seiner Jünger,
eine gana den damaligen Volhsvorätellnngen sieh anschÜes-
4) cx. Uaodb. 1, b, S. k7$i \'g\.HMy L. J., §.60. Ute Auflage.
Bogen I. ist S. 7 n» S «ussusciMicidea u. dieses Blait cinstibindeii;
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wmiim BeMhnümg tin» AMgcfwn der DliMmm, fhmi
Umirren in der Wt«t« «iid ihrer verstfirkten Rückkehr
giebt (IVIatth. 12, 43 fr.): »9 kann man nur ein Zurechtma*
^hen der Vortteliungpn ileea mich den nnirtfen darin «e«
hen, wenn eonaC nnhefangmt Forceher, wie Winik Je>
com die Meinung des Voiht ▼eil der Urtaehe dieser Krank-
heiten nicht theilen , sondern sich ihr nur anbequemen
hieien. Um von jedem Gedanken an blofse Accommodik»
tion ahmtkoMien, darf man aieh nnr die snlent benerkfe
Stelle genaner aneehen. Zwar hni man das Beweisende
derselben dadurch zu umgehen gesucht, dafs man sie bild-
lieh nahm, oder gar als eine Parabel beaeichnete Dabei|.
wem wir moiulro Ton Aosdealnngen, wie diejenige, wel*
ehe üaeh Calmit noch Olshatobh giebt 7), bei Seite lassen»
kommt das Wesentliche der Erklärung des vorgeblichen
Bildes immer darauf hinaus , dafs oberilächliche Bekehrung
gm der Sache Jen einen nur um ao achlimmem RUckfaU
Moh aieh siehe • Allein Ich milchte wissen, waa nna
denn überhaupt berechtigt, von der eigentlichen Auffassung
dieser Rede abanweichen? In den 8ütaen selbst liegt kei-
ne Andentnngy ebensowenig In der anderweitigen Darstei«
Inngswelce Jesu , welcher aenat nirgends siteliche Verhllt-
nlsse in das Bild dümönischer Zustände hülle , sondern wo
er noch, wie hier, von t^i(fyta^ai der bösen Geister spricht,
wie Matth. 17, 21. diefs eigentlich wiU Tcrttanden wissen.
Aber in dem Zuaammenlmng der Eraitilung? Lukas (11,
S4, ff.) stellt den in Frage stehenden Ausspruch hinter die
Vertheidigung Jesu gegen die pharisliische Beschuldigung,
5) a. s. a S. 19t.
6) Grais, Comm. s. Mstth. |, S. 615«
7) b. Conm. 1, S. 424. Es sei vom jüdisckea Volk die Bede,
das vor dem Ksil durch den Teufel in l<'orm der Abgötterei,
asck demselben durch den tchliiDmcrcii des Fharisäismus
betetten f^ewcten.
a) so FamtCHs, in Matth, p. 447.
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• • • • .
ilc IlMaoiMa diiMh Bgeiiehnl aaMiitr^iben, — ohne Zwei*
fei irrig, wie wir geaehen büben, aber docb wdbi sm» Be«
Meis, dafs er sie eigentlich von wirklichen Dämonen rer-
standen hat. Auch Matthäus stellt den Ausspruch in die
Nahe jener Besehuidigiiiig und Apoiegie^ doeb eohiebt e«
die 2«eiehei|forderQng nebel Jeen (legenlneterongen deswi*
sehen , und iiiist Jesam am Schlüsse die Nutzanwendung
Bachen: üccjg l^mxai rrj yavafli Taurrj tfj TiovijQ^. Dadurch
giebt er freüioh der £ed« eine biidÜobe fieeiebong anf
den eittUeh-reiiglöten Zufltend eeiner Zritgenoaten, aber
ohne Zweifel nur so, dafs er die Torangeschickte Beschrei-
bung des vertriebenen und wiederkehrenden Dämons ei-
gentlich von Beeetaenen gemeint liety hierauf al^er dieaeii
Hergang ancb wieder als Bild dee niDraliaehett Zoetendea
•einer Zeitgenossen wendet. Jedenfailt giebt Lakae, der
diesen Beisas nicht hat, die Rede Jesu, wie Paulus siob
ansdHIclUy als eine Wamong vor dämonischer Reeidiva»
Dala nan die Mieten jetaigen Tbeoiogen olme^beettamlaii
Vondinb von Seiten des IMatthivey nnd in beatfnimtem'
Widerspruch gegen Lukai, den Ausspruch blofs bildlich
fassen wollen^ diele ecbeintnor in der Soheue eeinen Grand
M imben, Jeen eine io aaagefHbrCe DtoMAologie msoeebrel*
ben, wie eie in den eigentlich gefafsten Worten ilegt« Ei-
ner solchen aber entgeht man auch abgesehen von dieser
Stelle dennoch nicht. Matth. 12, 25 f. 29. spricht Jesua
Ten einem Reich nnd Hauebalt dee TenMa in einer Weiaei
weieiie tflier dae biet FlgUrllehe aogeniehetnlieb hinane«'
geht, besonders aber Ist die schon angeftthrte Stelle, Luc.
10, 19^20« von der Art, da£i sie eelbat einem Paulus^
der aoBel den geheiligten Peraonen deir ehrtotlielien Urge-
eebiehte to gerne die Elnelehlen anaere Z^talters leiht, dae
Geständnifs abnöthigt, das Satansreich sei Jeso durchaus
nicht blofi Symbol dea Boten gewesen 9 und er habe na-
mantiieh wirlülcbe Dihnoneiibeeitsnngen angenonuaen. Henoy
aegt er gans richtig, da hier Jeena niaht mm den Kranken,
1»
Zweiter AbichnUt»
nicht zum Volk, sondern su solchen spreche, weiche selbst
ron dergleichen Krenkheiten nach «einer Anleiluni^ befrei,
ten, ie Mi ee nicht eis bioTse Anbeqaeninn|^ erklärbnp)
wenn er ihr ra dai/ttoyice VTiOTvcoaerai rjuv bestätige Mti
wieder Mufuehme, und ihre Befähigung zur Heilung der
llimenitehen als eine Gewalt über die dimftig %h ix^Hf^
becchreibe^* Ebenso treffend bat derselbe Theologe an
andern Orten dem Anstofs, welchen solche, deren Bildung
mit dem Glauben an Dämonenbesitzungen sich moht ver-
trigt| an dem ErgebniCs nehmen könnten, dafs Jesus Jenen«
Glauben gehabt habe, durch die Bemerkung vorgebeugt,
dafs selbst der ausaezeichnetst^e Geist eine unrichtige Zeit-
vorstellung beibehalten könne, sofern sie nicht gerade im
BereiGh seines besondem Kachdenkens liege.
ErUlntemd flQr die neutestamendieiien Vorstellungen
von den Dämonischen sind die Ansichten , welche wir bei
andern mehr oder minder gleiciizeitigen Schriftstellern
über diese Materie finden« Die allgemeinen Begriffe von
EinÜlfasen bdser Gebter auf den Menschen, welcl^ Mdan-
oholie, Wahnsinn, Epilepsie nur Folge haben, waren swar
schon frühe bei Griechen**) wie bei Hebräern * •) verbrei-
tet: aber die he8timmtei*e Vorstellung, daüs die bösen Gel»
ster in den Leib des Menschen fahren und von demselben
Besia Jiebmen, hat sich nachweislich doch erst aiemlieh
spät 9 iu Folge allgcmjBiner Yerbreituug de^ orientalischen^
9) exeg. Handb. 2, S. 566.
10) a. a. O. 1, b, S. 2, S. 96.
11} Daher wurde im^opfr^ mamoSrnfiorfr = /ttla^fjfoÜf r, fttum^ai^
gebraucht , uad Hippokratet mustte die Ableitung der Epi- '
leptle von diaioaftshsm Elaflust beatrellea. t. bei Wanrsnr,
8. 182 ff.
$2) Man vergleiche die r\)iV HHO r\T\ y welche den Sani
xuclanchoUich machte, 1. Sam. IG, 14. Ihr Bänflust aui Saui
^ird durch )n(^y9> m ühoriici ihoji ausgcdruclO«
H^niit«« Kapitel, f. 88« tt*
iififiieiitlf«h persitohen, Pittonntolo^fe unter HebrIfeFii und
(iriecheii nusgebÜdet *^). Dalicr denn bei Jusejihus die
Hede von diuuovta toTg (^uaiv eiadvcfifiva , i'/xux^f^o^it"
m*')« und dieselben VorsteUuiigeti auoh bei Lueliui
■od PhtioBtmtoa '7). «
Uber die Nnttir und Herkunft dieser Geister finden
wir in den Evangelien nichts ausdrücklich bemerkt, als
«lad sie sun Haushalt des Satan gebären CMattb. 12, ä<( ff*
psrall.)} weftwegen denn, was einer von ihnen thnt, auch
^eradeicu dem Satan zugeschrieben wird (Luc. 13, 16).
i)arch Josephus ^^), Justin den Märtyrer und PliÜo-
ilnitna wit welchen auch rabbinische Schrifiten Ober*
efustiamien -O» arfSshren wir nun aber, dafs diese Dimo-
nien von Hause aus eiffcntlich abt^cschiedene Seelen böser
Menschen seien , und jieuere Theologen haben keinen An-
ataad genommen , diese Ansicht vpn ihrer flerkuuft auch
lern N. T. untemulegen Mflher bestimmen Jedoch
IS) s. Cheuzer, SymboUii, 3, S. 69 f. } Bauk, ApoUoniut voa
Tyana und Christui, S. 144.
14) Bell. jud. 7, 6, 3. ^
15) Antiq. 6, 11, 2. von dem Ziutaad Sault.
le) Philopteud. 16.
17} viU Ap^aion. 4, 20, 25., vgl. Bav», a. O. 5. 58 f. 42» In-
dessea spricht auch aehoa Aiiatotdea, de aiirsb. 106. cd Hclili.y
▼oa ioi/twi T«»« ^wo/tiffH mmwdx^H»
IS) S. a. O. des lieU j. : r« ya^ maZi^frm ^fidnm — wortf^ap
igtr ay&(tantar nnV^ara ^ Talg ^tiotr iiadyft^irtt Mai jrrf.Vvrra
19) Apoll. 1, 18.
20) I. a. O. 3» 38.
21) t. EiaaKniaeBa, eatdechtes Judeathuay 2, 6. 427.
22) Paduos, estg. üaaA. 2, 8. S9; L. J. 1» % S. 217. Er be-
mil sich hicfUr aamentUch aaf Ma|th. 14, 2. , wo Herodcs
■ «uf das Gerttchl Toa Jfeau WuadertlMtta hin aagt: 1x6^ hs*^
Kl die rabbinitche Aaiicbt Tom HlS^jf ^det, vermute des«
üiyilizeQ by ^üOglc
iwMdm «nd die lUbbineii Tonngiweiae die Seelen der Ki«^
9Wf der Abkömmlinge jener Engel , welehe* sieh mü den
Töchtern der Menschen vermischten , und die Riibbin«ii
ferner noch die Seelen der in der SündÜuth Umgekomme-
nen nnd der Tbeiibelier em babylenieehen Tbnrmlmn nie
Pkgegeitler fDr die Uberlebenden wemit aneh die
Klementinen zusammenstimmen, nach welchen gleichfail»
Jene su Dftmonen gewordenen Riesenseeleu sich als di4
•tftrkeren an menaelüioiie Seeieii an hftngeny nnd in Men*
aehenleiber sn fahren anchen 'f); Pa nnn in der enteren
weiter lautenden Stelle Juifin den Heiden aua ihren ei*
genen Vorstellungen heraus die Unsterblichkeit beweisen
will 9 ao ist die Anaioht von den JUAmonen als Seelen Vcip-
atorbener flberlianpky weiche er dort inaaertf snmal sein
Schaler Tatian aich anadrQelüieh gegen dieae Voraleiiung
erklärt ^^), schwerlich als seine eigene au betrachten;
floaejihua nlier entaelieidet für die ia T* num Gründe
seA (im üntenchied vom hxhi oder der eigentlichen See-
Icnwanderung , d. h. der Versetzung abgeschiedener Seelen
in eben sich bildende liindcrleibcr) zu der Seele einet Le-
benden die einet Verttorbenen alt Terstärkender Zusaz sich
/ gesellt (s. EisiNMiKSBR, 2. S. 85 ff.). Allein, dast in dem
it^^^l >^ici^* diese, sondern die Vorstellung einer wirklichen
Aitferslehuag das TMufer%.aege| hat tu A. Kamscwt s.d. St.
geseigty oad wenn auch jene« te wXre dach hier von einem
gaas aaderai VerhXltniM die Redei alt Ton dem der dXmoni^
achea Betittuag. Hier wXre es aümlich ein gnter Geist, der
in einen Propheten sur Verttärkttag seiner Kraft Ubergegan-
gen wäre, wie nach späterer jüdischer Vorstellung Seths Seele
zu der des Mosct) und wieder Moses und Aarons Seelen xu
der des Samuel sich geseilt haben ( Eisknaiincer , a. a. O. )
woraut aber die Möglichkeit eines Übergangs h<teer Seelen
in Lebende noch keineswegs folgen würde.
$S) Jastla. ApoL 2, 5* Bisaanaaaaa, a. a. O. ft. 438 &
J4) HomiL 8, i8f. 9« 9 f.
gl) Ürat« centra GraeooS| 16.
1
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V^mmf ILmmiUL f. 86. IS
llegemle Antldit dcliwegan iitchto, weil tieli eeiiMr grfe»
chischen fiildnng liegen sehr fragt ^ ob er jene Lehre in
der nrsprOnglich jiidUchen, oder in grficisirfer Gestalt
wiedergiebt* Darf man non annehmen 9 dafs die Dämo^
nenleture so den Hebrien Ton Perden her gekoniHieii ed:
10 waren die 0ew't der Zendreligion bekanntlieh vor der
Menschenweit entstandene, von Hanse aus böse Geister,
•H welchen der Uebraismus für sich nor den UilcieM|
deoi UmüleBiie engekürigen Zug, nieht aber den enteren^
mm Terwieehen Teranlafot sein konnte« 80 worden die
DSmonen in der hebrüischen Ansicht die gefallenen Engel
?on 1. Moi« 9, die Seelen ihrer Kinder, der fUesen, nnd
der grolaen Verbreeher Tor nnd nmnittdbnr nach, der
Stedflnth flberfaanpt, welche die TolktrorsteHnng allnrfdb»
Itg in das Ubermenschliche hinaufgesteigert hatte ^ Uber
den Kreis dieser Seelen jedoch, die man sich als den
Hofetnat dee Satana denken noehte, lag in den Yoratel»
langen der Hebrier kein Qmnd lierabnnalelfett* Ein ae^
eher lag nur in der mit der hebrfiischen zusammen trefifen»
den griechisch{- römischen BilduTig: diese hatte keinen
Säten ) alao anch keinen elgenthttndiehen , Ihm dienenden
Geiateratenly wohl nbir hatte aie ihre Manen, Leninren
n. flgl. , simmtiich abgeschiedene Menschengeister, welehe
die Lebenden beunruhigten. Produkt nun der Ausglei«
ehnng Jener Jttdiaehen Voratelinngen, alt diesen grieehleeb*
fiaüeehen 'tebeini die Dareteliungewelee dee Jeeephpa nnd
Jnstin, wie aaeh der späteren Rabblnen an aeln: dafa
aber auch schon im N. T. eine solche au finden sei, folgt
hieraus nieht. Sendern, wenn wir hier diese gräeiairtn
Vemtelinngawelae nieht poiltir angeielgt linden, wie ein
et denn nirgends ist, vlelniehr an einigen Orten die Dl«,
monen mit dem Satan als sein zugehöriger Haushalt in
Verbindung gesezt sind: so müssen wir, bei der aonstl«
gen Cmreit keine Unbildniig in ehriatliehea Sinne ein*
trat) nnremileeht jadisehen Oenkweiie der ejnoptlsjphen
Digitizcü
\
14 , . Zweiter Alifclinitt.
£Fangelieii, vielmehr jene rein und «rsprOifgHeh jttditche
VurvteUong alt didHiirige ▼omuMetBem
JMe lilrere Theologie non .hat bekunnHieh , In Betrnelbi
der Aiiktorltät Jesu und der £vAngolisfen , riie Ansicht
von einem wirklichen Besessensein jener Menschen durch
Jlftaionen nu 'der ihrigen gemacht. Die Neuere Theoiogie
dagegen, beeonders seit Sbmue in Betracht der an^
fallenden Ähnlichkeit, weiche zwisclien dem Zustand der
neutestamenlJichen i^ämonisclien nnd mancher natürlich ^
Kranken nnsrer Zeit stattfindet , iial angefangen, aiieh
dae Übei von jenen ans natflriiehen Urtaehen ahmdclten,
nnd die im N. T. vorausgesezte übernatürliche Ursache
auf Rechnung der V^orstellungen jener Zeit en schreiben.
Jla£a,.vv^ in jetniger Zeit fipilepsie, Wahnsinn and seihst
•Ine, dem Zustand der nentsofaaientHehew Besessenen Xhn«
iiche Alteration des Selbstbewusstseins vorkommen, doch
nicht leiciit mehr an dämonischen Einflufs gedacht Mird,
lial aeinen.Grnnd einerseits chunii| dafs der forlgeselirittencii
Vatw** md Seeienkunda Jeet ' mehr BUttei und Anknft»
pfungspnnkte Eur natürlichen Erklirmig jener Znstfinde
an Gebote stehen, theils darin, dafs man die Widersprü-.
die 9 welche in der Vorstellung des Besessenseins ilegeu)
wenigstens dunkei an erlwnnen angefangen kat« Denn
abgesehen ^n den oben auseinandergeseeten Schwierig»
keiten , welche die Annnhme der Existenz von Teufel und
Dämonen überhan])t drücken, so mag man sich das Ver-
li«itniia swiaehen dem Selhathewniteseln und den ielhtt-
eben Organen denken wie man will, Immer ist doch daa
schlechterdings nicht vorzusteilen , wie das Band zwischen
Imid^ so lose sein sollte ^ dais ein iremdes Seibstbewulst«
26) deisea Commcntatio de daemoniacis quorum in N. T. fit
nenlio, und umständliche Untenuchung der dämonischen Leu-
te, w. Schon XU Origenet Zeit geben Übrigens' die Ärzte Toa
dem Zuttaad der angeblich Beietteaea astUrliche ErklSrun«
gen, t. Orig. la MMth. 17^ 15.
Digitizoü L/y
•etil fticb eintehiebaa, Dnd mit VerdHUigong det tnai Or-
ganijiiDtts fifehörigen, dieMn in Besis nehmen könnte* So
erwirbt sich für jeden , welcher die Erscheinungen der
Gegenwnrt mit aufgeklHrfen ^ und doch die Erzählungen
des N. Ts. noch mit orthodoxen Angen betrachtet, der
Widerspruch, is(s dasselbe, was Jost aus natCIrfiche»
lp<«ac!ien kommt, zu Jesu Zeiten überiiA^ürlich müssti
verursacht gewesen sein.
Diesen nndenkbarea Unterschied der Zeiten wegso«
brin|>en, nnd doeh dep N* T« nichts w vergeben, leugnet
Oi^HAUSEN, welchen wir fftr diesen Punkt füglich als Re-
prfisentunten der mystischen Theologie ttn4 Philosophie
jetoiger Zeit b^tnichlisn Jiönnfin 9 Beides ^ sowohl dals jctflt
alle dergleicben Zustände natQrllch, als dals danMÜs allf
fibernatürlich verursacht gewesen seien. Was unsre Zeit
betritft, so fcagt er, wen|i die Apostel in unsre Irrenhäu^
ser tr&ten. wi» sie maneiM der Kranken In denselben
nennen würden Alfeirdings, antwortea wir, würdet
sie Tiele dcrsellien Besessene nennen, vermöge ihrer Zeit*
und Volks Vorstellung n|imlich, und nicht vermöge apostor
liseher Erleuchtvng» ^ dafs also der hernniftthrende Mann
von Fach sie mit Keoht eines Bessern ra belehren suchen
würde, und daraus gegen die Natürlichkeit jener Zustande
in unserer Zeit lediglich nichts folgen ^anii. Von dei^
Zeit Jesu behaltet der genannte Theologe f auch von den
Juden seien dieselben Krankheitsformeni Je nach der ver-
schiedenen fintstehungsart das einemal für dffmonisch ge-
halten worden, das andremal nicht, so dafs z. B. einer^
der durch organische Verletvung des Gehirns wahnsinnige
- oder der Zunge stumm geworden war, nicht Ükr dämonisch
gegttlren haben würde, sondern nur ein solcher, dessen
Zustand mehr oder minder auch psychisch veranlafst ge-
wesen sei« Beispiele einer solchen ^ im Zeitalter Jesu ge« ■
37) b. Comm. I, S. 296. Anm.
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M Zweiter Abselinill.
mechteh üiiterteli||t«liing bleibt «iis OuBAmv, wfe ulefi
von selbst versteht, schnldig. Wo hätten anch d!e dama-
ligen Juden die KenntTiifs der verborgenen nntfirlicheii
Urseeben soleber Zustünde hergenommen, wo die Krite*
rien, einen dnreh MiCibildong des Gehirns entstandenen
Wahnsinn oder Blödsihn von psychologisch verursachtem
CO unterscheiden? Waren sie nicht gans und gar auf
* die äussere firseheinnng und swar In ihren griiberen Um«
rissen, angewiesen t Diese aber Utbei einem fipileptlscben
mit seinem plösllehen an vorhergesehenen Niederstürzen und
seinen Convulsionen , bei einem Wahnsinnigen mit seinem
' Irrereden, nemenlUeh wenn er, durch ftttck Wirkung der
VoUisrorsteliungen auf sdmto Zustand, in der Person ei*
nes Dritten s|irieht, von der Art , dafs sie anf eine fremde
den Menschen beherrschende Macht hinweist, und dafs folg-
lich sobald einmal der Glaube an diimonlsohe Besitzungen
im Volke gegeben Ist, alle dergieiehen Zustände auf solche
•urOckgefllhrt werden werden, wie wir diefs Im N. T. fin-
den; wogegen bei Stil mmheit und gichtischer VeriiHlmmung
oder Lähmung die Herrschaft einer fremden Macht schon *
weniger enteehleden indieirt Ikt, und diese Leiden also
buld glelehfalls einem bethsend^n Dämon zugeschrieben
werden können, bald auch nicht, wie uir jenes bei den
■ehoB erwähnten Stummen Matth. 9, 32. 12, 22. und bei
der rerkrOmmten Frau, Lue. IS, II, dieses bei dem jttoqog
fioyiXdXog Marc. T, 31 ff. und bei den manelierlei Paralyti*
sehen, deren in den Evangelien gedacht wird, finden ; w o-
bei ttbrigens die£ntschei(iung für die eine oder andre An-
ddit gewifk nicht von £rforsehnng der fintstehnngswelse,
sondern ledigUeh ron dfer lussem Erscheinung ausgegan-
gen ist. Haben demnach die Juden, und mit ihnen die
£vangelisten , die beiden Ilauptarten der hiehergehörigeit
Zoitinde auf dftmonisehen fiinflofs surttekgefflbrty so bleibt
ilr den, der sich dnreb ihre Ansieht gebunden glaubt, oh-
ne sich doch der Bildung unsrerZeit eutaieben su w ulLet^
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Nenntet Kapitel. $. 8f^ 17
die grelle Ungleichlieft, dieselben Krnnkheiten in der ei-
nen Zeit sammtlicli nis nafdrliche, in der Audei*n sÜmmtlicth
eis flbernatürliche denken zu müssen*
Die sehiimmste Schwierigkeit aber eHfXehst fdr den
CHsnAOSBu'schen VermittlungSTersnch «wischen der jGdi^ch-
nentestamentlichen Dämonologie und der BUdting unsrer
Zeit darans, dafs dieses iestere £lement in ihm der An*
nähme persttnücher DXmenen widerstrebt Dasselbe, der
Bildung des gedachten Theologen dnrch die Katarphiloso*
phle angehörige Streben , das im N. T. als ein Heer dis-
creter indivlduen Gedachte emanatistisch in das Con*
tinnom einer Snbstans aufsnidsen, weiche swar ein£elne
Krifte ans sieh- hervortreten , diese jedoch nicht tn selbst-
stfindigen Individuen sich fixiren, sondern als Acciden/aen
wieder in die Einheit der Substanz zurüclLkeliren lüfat, —
dieses Streben sahen wir schon in Oi.sifAUSBii*8 Angeioio-
gie hindarehleachten, and entschiedener tritt es nnn iil der
Dfimonologic hervor. Dfr'monisclic Persönlichkeiten sind
SU widrig, bei den angeblich i3esessenen nainentUch das,
wie es Olsbausbh selbst ansdrackf Stecken sweier
Subjekte in Einem Individuum bu undenkbar, als dafs man
sich eine solche Vorstellung zumuthen könnte. Daher wird
überall nur in schwebender Allgemeinheit von einem Rei-
che des Bdsen und der Finsternifs geredet, und «war ein
persSnIicker Ffirst desselben vorausgeseat , aber unter den
Dämonen nur die einzelnen Ausflüsse und Wirkungen ver-
standen» in weichen das böse I'riiicip sich manifestirt. Da-
her, und hieran ist Olshauskm's Ansicht von den Dämo-
nen am bestimmtesten an ergreifen^ ist eS ihm ad fiel, dafs
Jesus den Dämon im Gadarener um seinen Namen gefrao^t
haben soll: so bestimmt kann doch Christus die von dem
Ausleger besweifeite Fersöniichkeit jener Ausflüsse des
ftntm Rffiekee ak^ ' vorassgesent Jiaben; wefswegeni
28) S. 295 f.
DaM l^ühtm Jgtm II. Jiand, 9
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1§ Zweiter Abschnitt.
itenn des tl aö& nroi^a; CMere. tkj 9.) el« Frage nach de«
Neaen nicht des Dimon, sondern des Menschen eafgefafst
wird*'}, gegen allen Zusammenhang offenbar, da die Ant-
wort: Xsy6<a¥i iLeiiiesYi egs als Mifsverstand, sondern als die
rechte^ Ton Jesus gewollte Antwort erscheint»
Sind nvn aber die Bffnonen , nach OlshaüSSN^s An«
sieht, unpersönliche RrWfte , so ist es die Gesczmafsigkeit
des Ileichs der Flnsternils in seinem Verhültnifs zum Licht-
reich 9 was sie ieitet i^nd sn ihren verschiedenen Funktio.
non bewegt. Von dieser Seite mafste also, je schlimmer
der Mensch wird, desto enger der ZusAmracnhang z\vi-
schen Ihm und dem Reiche des Bösen sich knüpfen, und
der engste denkb^i*e Zasamnienhang, das Eingehen der fin-
stem Macht in die PersSnIichkeit des Menschen , d. h. die
Besessenheit, mttfsre immer bei den Schlechtesten eintreten.
Diefs finden Wir aber geschichtlich gar nicht so^ die Dä-
monischen erscheinen in den £rangelien nur s6 weit als
Sinder 9 wie alle Kranke Vergebung der Sünde ndthig ha*
ben, und die gröfsten Sfinder, wie ein Judas, bleiben von
der Besessenheit verschont. Die gewöhnliche Vorstellung,
mit ihren persönlichen Dämonen, entgeht diesem Widern
Spruch« Zwar hält auch sie, wie wir dieis e. B. in den
Klemenfinen finden, daran fest, dafs nur durch die Sünde
der Mensch dem Dämon den Zugang zu sich eruflne ^°):
doch bleibt hier Immer noch ein Spielraum für die indivi-
.daelle Wilikilhr des Dämon, welcher aus nicht su berech-
nenden subjektiven Gründen oh den Schlechteren vorüber-
gehen, auf den weniger Schlechten aber Jagd machen
kann^^). Werden hingegen, wie von Olsbausen, die Dä-
29) S. 302, nach dem Vergang von Paulos, ex. Hsadb. 1« b, 8. 474.
30) riomil. 8, 19.
31} Wie sieh Atmodi die Ssrs uad Ihre M ünaer aom Plsgea «ad
Umbringen susertieM, niobl well jene oder diese betoadert
•cblecbl waren, seadem weil 8srs*s Scbtfabsit iba sateg,
Tek.69 i% 15.
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I
Neuntes KapIteL i« 66. 19
■dnen Dvr alt die Aktionen der Bf eeht des B^n in dire«
dlereli Oeeetse geregelten Verhfiltnifs Cur Mncht des (ititeii
betrachtet, so ist jede Willkiihr und Zdniliigkeit nusg^
Khiossen , und defiiwe^en hat die Abweichung der Conee-
qoens, defs nach teiner Theorie eigentlich Immer die Sehlimm-
Men beeeeeen sein sollten, Olshaüsiii sichtbare Mtthe ver-
ursacht. Von dem scheinbaren Kampf zweier Mächte in
den Dämonischen ausgehend, ergreift er zunächst den Ans-
wcgi dale nicht bei denjenigen ^ weiche sich gann dem ßtf»
scn ergeben, und somit eine Innere Einheit Ihres Wesens
behalten, sondern nur bei denen , in weichen noch ein in-
neres Widerstreben gegen die Sünde vorhanden sei| der
Zattand des Besessenseins eintrete 80 aberi snm rein
■erallsehen Pbllnomen gemacht, mflCite dieser Znstand
weit httufiger vorl&ommen, es wUTste jeder heftige innere
Kampf in dieser Form sich äussern, nnd" namentlich dieje-
aigea, welche sich später dem Bösen gann ergeben, Ihren
Darehgaii^ durch eine Periode des Kampfs, also des Bo-
sessenüeins, nehmen. Daher fügt auch Olsha08£n noch ein
physisches Moment hlnsu, dafs nämlich das Böse im Men-
lehsn vorwiegend seinen leiblichen Organismus, Insbeson*
dofe das Nervensystem geschwächt haben mOsse, wenn er
ftr den dämonischen Zustand empfänglich sein solle« AI*
lein wer sieht nicht, zumal solche Zerrüttungen des Ner-
vmysiems ancli oline sittliche Verschuldung eintreten kön*
aen, dafs auf diese Welse der Zustand, welchen nmn der
'isMNilschen Macht als eigenthttmÜcher Ursache vlndiciren
wollte, zum grofsen Theil auf natürliche (iründe zurück-
gef&hrt, und somit dem eigenen Zwecke widersprochen
wird? Daher wendet sich Olsuausim von dieser Seite auch -
Ud wieder weg , und verwellt liel der* Vergleichung des
^fton^ouevog mit dem novt^oogy statt dafs er ihn mit dem
EpÜepHschen und Wahnsinnigen nusammenstelleu sollte,
») S. 294.
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Zweiter Abschnitt
mm ileren Vergleichnfi|f Mein anf den Bfetestenen ein LScht
Burückgeworfen werden kann. Durch dieses Herüberspie-
ien der Sache vom physiologisch - psychologischen Gebiete
auf daa moraiUcli-reÜgiöae ist der fixcnra ttber dieDürao*
nUchen eu einem der nnbranchbarsten geworden, die Im
OLSHAUSEN'schen Bache bw finden sind '3).
Lassen wir al.'o die unerfreulichen Versuche ^ die
neatettamentlichen Vorstellungen von den Däraonlscben n
Inodemisiren , nnd nnsre Jetsigen Begriffe eu « judaisiren,
fassen wir vielmehr Auch in diesem Punkte das 'S. T. auf,
wie es sich giebt, ohne jedoch durch die Zeit - und Volks-
Torstelinngen in demselben uns für weitere Forschnngen
die HSnde binden w.n lassen*
Den bisher ermittelten Vorstellnngfen vom Wesen der
Dämonischen gemäfs gestaltete sich auch das Heilverfahren
mit solchen Personen, namentlich bei den Juden. J>a die
Krankheitsursache nicht, wie bei natürlichen Übeln als ein
'inpersönlicher Gegenstand oder Zustand, wie ein un^resun»
der Saft, eine krankhafte Spannung oder Schwäche, son«>
dem als ein selbstbewurstes Wesen angesehen wurde: so
suchte man auf dieselbe auch nicht blos mechanisch, che-
misch nnd dergl., sondern logisch, durch das Wort, eu wir-
ken. Man sprach dem Dämon zu, sich zu entfernen, und
um diesem Zuspruch JNnchdruck zu geben, knüpfte man
«hn an die Namen von Wesen, welchen man Macht über
(las Reich der DJSmonen euschrieb. Daher als Haoptmittel
gegen dämonische Besitznn^^en die Beschwörung '^), sei es
bei dem Namen Gottes, oder der Engel, oder eines andern
fibermfichtigen Wesens, wie des Messias (A«G. 19,. IS.}^
und mittelst gewisser Formeln , die man von Salome her^
zuleiten pflegte ^ Übrigens wurden hiemit auch gewisse
33) Er füllt S. 289—298.
34) 9. Hie Arm. 16. angeführte Lucitniiche Stelle*
55) Joseph. Antiq. 8, 2, 5«
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Neuntes KapiteL |« S9«
11
Worceln^), Steine ' Rüttdierungen und Amulete'^) in
Verbindnnfir gesest, ebenfalls, wie man glaubte, aus Salo-
Boniselx r Überlieferung. Da nun die Ursache von derglei-
chen Übeln nicht selten wirklich eine psychische war, oder
doch im Nenrensystem lag, auf weiches sich von geistiger
Seite- anbereehenbar einwifken lüfst, so täuschte Jenes psy-
chologische Verfahren nicht durchaus, sondern es konnte
oft wirklich durtli clie im Kranken errcjS^te Meinung, da(s
▼or einer Zauberformel der ihn besitcend« Dfimon sich nicht
linger halten könne, eine Hebung des Übels bewirkt wer-
den, wie denn Jesus selbst euglebt, dafs auch judischen
Beschwurern dergleichen Kuren bisweilen gelingen ^Matth«
12, 27.). Von Jesus aber lesen wir, dafs er ohne ander-
weitige Mittel und ohne Beschwörung bei einer andern
Macht durch sein blofses Wort die Dümonen ausgetrieben
habe, und es sind die hervorstechendsten Heilungen dieser
Art, von welchen uns die Evangelien berichten, nunmehr
In £rvi€ging su sieheu*
f. 8f.
Jesu Dämonenaustrcibun^i-n y einzeln betrat htct..
Unter den einiselnen Erzählungen, welche uns in den
drei ersten Evangelien von den Kuren Jesu an Dümoni-
>cl»en gegeben werden, ragen beson<lcrs dni licrvor : die
Heilung eines Diiaionischen in der Synagoge Knpernaum,
die der von einer Menge Dämonen besessenen Gadarener,
und endlich die des Mondsttchtigen , welchen die Jflnger
nicht im Stande gewesen waren zu heilen.
Wie nach Johannes die Waiiservcrwandhinof , so ist
nach Markus (1, 23 ff.) und Lukas (4, 33 ff.) die lleihing
eines Besessenen in der Synagoge von Kapernanm das er-
36) Joseph, s, a. O. n
57) Gltün, f. 67. 3.
58) Justin. Msrt. dial. c. Trypb. 85.
Zweiter Absehnitt.
8te Wonilflr, «Int sfe Ton Jetn aelt seiner Ritekkebr reu
der Taufe nach GaliUa zu ers^hfen wissen. Jesus hatte
ntt gewRltls^em Eindruck gelehrt : als auf einmei ein an-
wesender Besessener in der Rolle des ihn imüsenden Oft-
•
mens nnfsehrlei er wolle mit ihm nlohts eu seheffen heben,
er kenne ihn als den Messias, welcher gekommen sei, sie,
die DiKmonent sn verderben; worauf Jesus dem Dämon eu «.
sehwel|(en und eoseufehren geboC, was anter Gesehrei and
Zaeku Ilgen ron Selten des Krenken and nom grofsen fir-
stennen der Menge <ibor solche Gewalt Jesu geschah.
Hier könnte man sich allerdings mit rationaiistiscben
Aosiegern die Seehe so rersteilen: wenn der Krenke» der
einem Üehten Aufrenbliek In die Synagoge getreten wer,
Yon der gewaltigen Rede Jesu einen Eindruck bekommen,
nnd dabei einen der Anwesenden von Ihm als dem Mes*
eins hatte sprechen htfren, so konnte in ihm leicht die Vor^
etellang sieh bilden, der Ihn liesitsende unreine Geist kdn-
ne mit dem heiligen Messias nicht i&usRmmenbestehen, wo-
durch er in Paroiysmus geratheUf und seine Furcht vor
Jesu In der Rolle des Dnuion aassprechen mochte. Sah
aber Jesus einmal den Mensohen so gestimmt: was war ihm
piher gelegt, als, die Meinung desselben von seiner Ge-
walt über den Dämon ssu benütEcn und diesem das Aus*
fahren eu gebieten, was dann nach den Gesetsen der See»
lenheilkonde, da d»r irre von seiner fixen Idee aas ergri^
Ibn wurde, gar günstigen Erfolg haben konnte, wefs*
wegen Paulus diesen Fall für die Veranlassung hxlt, durch
welche Jesus luer^t anf den Gedanken geführt worden seif
eeliie messtanlsehe Geltung au Heilung Ton dergleichen Kran»
ken au benOtsen
Doch erhebt sich gegen diese natürliche Vorstellung
von der Sache auch manche Schwierigkeit. Dafs Jesus der
Messias sei» soll ihr aafolge der Kranke dureb die Jjeate
i) cx«^. Haadb. 1, b. S. h. J. I, a> S. M,
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in der Synagoge erfahren haben. Davon schweigt der Text
Bkht blo«, «ondem er widerspriclit einer solchen Annah*
■e aufs Bestimmteate. Sein Witten om Jepu Metilani-
tat hebt der aus dem Menschen i*edende D/imon durch das
liöu OB li^ ti X. T. A. deutlich ait ein ihm nicht von JMen-
•ehen snf^ig MUgethelltet 9 sondern alt ein ihm vermdge
leiaftr dämonitchen Natur wetentlich Znfconiniendet heraot.
Ferner, wenn Jesus ihm ein (pifuv)t}i^ji\ anruft, so besiehl
lieh diefs eben auf das, was der Dämon auvor Ton seiner
Metsianicät aosgetagt hatte , wie ja auch sonst Ton Jetn
srsihft Wied, daft er ajr r^qu kaXtiv %i datiiimuj ors rfimr
CUV aiiov (Marc. 1, S4. Luc. 4^ 41.), oder, Iva ftij fpave(Wip
cvtoy noii^attßatv (Marc. 3, 12.); glaubte also Jesus durch
4ss dem Dämon aufgelegte Schweigen dat Bekanntwerden
teiaer Mettianitit Terhindem sn kttnnen, so muft er der
Meüiung gewesen sein, dafs ntehf der Besessene dnr6h dat
Volk in der Synagoge etwas von derselben gehört habe,
Tielmehr uiDgekehrt dieses es von dem Besessenen erfahren
k6«nte; wie denn auch in der Zeit des ersten Auftritts
Jssu, in welche die Evangelisten den Vorfaü Terlegen^
Boch Niemand an seine MessianitSt gedacht hat.
Fragt es sich demnach, wie, ohne Mittheilung von
■issen, der Dimonische Jesum als Messias durchschaut
haben k6nne? so beruft sich OtSHAimif auf die unnatür-
lich gesteigerte Nerventh«tigkeit , welche in dfimonisehen
Penoiten wie in somni mhuien ein ^erst^irktes Alinungsver-
aSgen, eine Art von Hellsehen hervorbringe, vermöge det-
m ein toleher Mentch gar wohl die Bedeutung Jetu filr
ganze Geisterreich habe erkennen können Allein
Abgesehen von den starken Zweifeln, welchen die Wirk-
Üehkeit einet tolehen Helitehent bei SoauianbOleD noch
isierliegt , to tehreibt die evangeKsehe Darstellung Jene
Kunde nicht einem Vermögen des Kranken, sondern des
üiyilizeQ by GoOglc
*U Zweiter Abtehaltt. ^
in ihm wohiieiicien Dämons zu, wie diefs auch allein den
damHÜgea jüdischen Vorstellungen angemessen ist. Der
Hetsias sullte erscheinen , um das dSmonische Reich sa
•tilrsen C^Ttoliaai f]/iias, vgl. 1 Job. 3, 8. Lae, III) ISf.)»
den Teufol sammt seinen Engeln in den Feuerpfuhi -ma
werfen .(Matth. 25, 41. Offenb. 20 ^ 10.) 0, und dnfs nun
die Dämonen denjenigen ^ der ein solches Gericht über sie
m^ fiben bestimnit war» ele solchen erkennen würden, er*
gab sieb yon selbst ^> Da wir demnach einerseits eine
wirkliche Existenz von Dämonen in jenen Leidenden nicht
annehmen, das jedoch ebenso schwer ans denken können,
dnfs Jene Menschen selbst Termtfgei einer Helisehergabe Je-
sum Bu einer Zeit , wo ihn sonst noch Niemand, und Tiei-
leicht er sich selbst noch nicht, für den Messias hielt, als
selchen erkannt haben ; andrerseits aber dieses Erkanntwer«
den des Messias Ton den Dämonen so gans mit den Tolks-
tlitf milchen yorstellungen BusemmentröiFen sehen: so mOs-t
sen wir wohl vermuthen, dafs in diesem Punkte die evan-
gelische Tradition mehr diesen Vorstellungen , als der hi-
storischen Wahrheit gemäis sich gebildet habe Ulesq
war am so mehr Veraniassang , Je rühmlicher fiHr Jesam
eine solche Anerkennung von Seiten der Otfmonen war.
3) TgL BiKTaoLDT, Gbriitol. Jod. §§. 36. 4J,
4) Nach Fesikta ia Jidkut Schimoni ^ , f. 56 > 3. (s. Bk|ithou>t,
p. 185.) erkennt auf ähnliche Weise der Satan den unter dem
Throne GoUes präexistircndcu Messias nüt Sclufchrn als don-
jenigcn, (|ui nie, sagt er, et omnes gentUet in inffmum prao-
cipilaturus est.
5} Fhitzschs, ia Marc. p. 35: In multis ovangelioriun locit ho^
laiae» legat a praTia dacmoDihut agitatoa^ quam primuni con-
. apexerlat Jesumy eiim Metaiam eaaey a nemine iinquam de
hac ce 90]mn9nito«y atatim iatelligere«^ qua re bac noaJtH
a^riptorea ducii aunt aenteatia, oonacntaneimi eaae, Sataaaa
aatellitea faeile cognoTiaae Meaaiam, qulppe insignia de 9p
sypplida ali^iuando «umtnrum.
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^ Neuntes Kapitel. {* 89« '25
Wie iliin, da die Erwaclisonen ihn verkannten, aus dem
Munde der Kinder Lob zubereitet Mar (Matth. 21 ^ 16.))
wie er, falls die Menschen schwiegen, überseogt war, data
die Steine schreien wOrden (Luc. 19, 40.): so mofste es
sngemessen scheinen, den, welchen sein Volk, das zu ret-
ten er gekommen war, nicht anerkennen wollte, von den
Dämonen anerkannt werden sq lassen, deren Zeugnifs, * weil
sie nur Verderben yon ihm ma gewarten hatten, unpar-
teiisch, und wegen Ihrer höheren geistigen Natur aaver«
liLssia: war«
Haben wir in der zulezt betrachteten Heilnngsgeschichte
eines Dfimonlschen eiiie Ton der einfachsten Gattung gehabt :
so begegnet uns In derErzfihlung von der Heilung der be-
sessenen Gadarener (Matth. 8, 28 ff. Marc. 5, 1 ff, Luc. 8,
26 fiC) elae höchst zusammengesezte , indem wir hier, ne«
ben mehreren Abweichungen der Evangelisten, statt £inea
Dfimons viele, und statt des einfachen Ausfahrens derselbea
ein Fahren in eine Schweineheerde haben.
Nach einer stürmischen Uberfahrt über den G^nliiäischen
See an das östliche Ufer begegnet Jesu nach Markus und
Lukas ein Oltmonischer, welcher sieh in den Grabmftlei^
jener Gegend auflüelt^) und mit furchtbarer Wildheit ge-
gen sich selbst ^) und andere zu wüthen pflegte ; nach
Matthüus waren es ihrer cwei^ £s Ist erstaunlich, wie
6) iSin Licblingsaufcnthalt der Rsseaden, s. Li6htfootu. Scuött«
BF.jf z. d. St., und der iwreinen Geitter, die rabliiiuacbeii
Steilen bei Wststsik.
7) Dati das mmitdnrMtw iarr^v Zt9o$$, weichet Markut demBe*
testenea sutchreibt, in lichten Ausblicken tlt Busse lllr
•eine Verschuldung von ihm gescliehen sei, gehtfrt sa den
Unrichtigkeiten, zu welchen Olshavskn durch se inen fal8chen|
moralisch - religiösen Standpunkt in Betrachtung dieser Er-
tcheinungen verführt wird , da doc]i bekannt genug ist , wi«
gerade in den Faroxymea ftoicker Kranken die teibtUcrittt*
reade Wuth eintritt.
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2«
Zweiter Abschnitt.
lange sich hier die Harmonistik mit elenden AuBflfichteni
vriey defii Marku« und Lukas nar Einen nennen, weil die-
ser durch Wildheit sich besonders ausgeseichiiet, oder
jVfatthttu8 zwei, weil er den dem Wahnsinnigen zur Auf-
sicht beigegebenen Begleiter loitgezühit habe, und dergl. ^)
behoifen hat, bis man eine wirkliche Differens swischen
beiden Relationen nngeben mochte. Hiebe! hat man, in
£rwfigung dessen , dafs dergieichen Rasende ungesellig zu
sein pflegen, der Angabe der beiden mittlem Evangelisten
den Voraug gegeben, und die Verdoppelung des £inen Da-
monisehen bei dem ersten daraus erklärt, dals die Mehr-
heit der öaluovesj von welchen in der Ersählung die Rede
war, dem Referenten zu einer Mehrheit von Ja<//0)7^(!//evot
geworden sei ^J« Allein so entschieden ist die Unmöglich-
keit, dais Ewel Rasende In der Wirklichkeit sich snsam*
mengeseilen, oder vielleicht auch nur in der ursprünglichen
Sage zusammengestellt wurden, denn doch nicht, dafi»
hierauf allein schon ein Vorzug des Berichts bei Markus
nnd Lukas Tor dem bei Matthilns sieh begrdnden llefse.
Wenigstens wenn man fragt, welche der beiden Darstel-
lungen der Sache leichter aus der andern, als der ursprüng-
lichen, in der Überlieferung sich habe bilden können? so
wird man die Möglichkeit auf lieiden Seiten gleich grofa
finden. Denn wenn auf die oben angeseigte Weise die
mehreren Dfimonen zu der Vorstellung auch von mehrei*en
Dämonischen Anlals geben konnten., ao läfst sich ebenso
«mgekehrt sagen : in der dem Faktum näheren Darstellung
des Matthäus, wo ron Besessenen sowohl als von Dämo-
nen in der Mehrzahl die Rede war, trat das specilisch
Ausserordentliche dieses Falls nicht genug hervor, dals auf
g) t. die Sauimhtng von dergleichen Erklärungen bei FniTstcas^
in Maiib. p. 527.
9) so ScMVLz, über das AbendaMhl, S* 909; TAmot s. d. Si.j
lUiB, L. J. %. 75. >
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£iii ladiviilaaBi mehrm llaionan kimeiiy and indem »«ni
mm dieses Verliiitoifs iierorsnheben) eleh beim Wiederer-
lihlen so ausdrücken nifäte, dafs in Einem Menschen
mehrere Dämonen sich bfunden haben, so lionnte dlefs
leicht Veraniassnng werAn» dafs naeh und nach dem Piu-
ral der OXmonen ge^^enOler der Besessene in den Singular
gesezt wurde. Im Ubrign ist in diesem ersten Eingang
die £r2ähinng des Matth. us kurz und allgemein, die der
beiden andern ansfahriiel malend^ woraus man gieichfalls
aichs ennangelt hat, auf tte grölsere UrspriinglichlLeit der *
lesteren nn schliefsen ' °). Gewifs aber iiann ebensowohl
die AnsHihrang, in welcYe sich Lukas und Markus thei-
len, ciais der Besessene kein Kleid an sich geduldet» alle
Fesseln nerrlssen, nnd siel sellist mit Steinen geschlagen
habe, eine willkührliche Ausmalung der einfachen ßezeich» '
Dung xcdsTioi Uav sein, welche Matthäus nebst der Folge,
dab Niemand Jenen Weg labe gehen können , giebt^ als
diese eine nngenane Znsammenfassung Ton Jener.
Die Eröffnung der Scene zwischen dem oder den Dä-
Bonischen und Jesus geschieht hier wie oben durch einen
sngstrollen Znmf des Dämonischen in der Person des ihn
bssitienden DlsMinsi dals er mit Jesus, dem Messias, von
welchem er nur Qualen sn erwarten hätte, nichts nn sehaf*
fen haben wolle. Die eur Erklärung der Erscheinung,
dafs der Dämonische Jesnm sogleich als Messias erkannt,
gemneblen Postnlate, dafs Jesus damals wohl auch schon
auf dem perillschen Ufer als Messias genannt werden sei '
oder dafs dem Menschen (welchem seiner Wildheit wegen
Mismand nahe kommen konnte!) einige von den mit Je«
m aller den See Gekommenen gmgt haben, dort sei der
Meseiai na*s Land gestiegen ' sind gleicherweise gmnd«
M) Scnms, s« s. O.
11) SeaLanaK&CMUi, 6ber den Lukas, 8. 127*
12) VkMVO^y h, J. 1, S. 2il,
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t ■
9»
»
Zweiter Abtemilt
los, alt oifenbar iit, wie anch iiir diieseibe jAdisch-chriit-
liche Voraussetzung Aber das lerhfiitnils der DXmonen
zum Messias wie oben diesen Zi^ der Erzählung hervor-
gebracht bat*^). Indefs tritt bleinoch eine Differenz der
fieriebte ein. Naeb Mattbtta« ntaUcb rufen die Besetie-
nen, wie sie Jesu ansicbtig werdet : ti t^fuv xal aol — ; 7]^*
O^eg — ßumvioai rjfiug; nach Lulas fällt der Dämonische
Jesu sa Fufsen, und bittet ibn; ju^ /le ßaaccvtafis' nach
Markus endlicb itfnft er von ferne berbd, um Jesum fufs-
ftiiig bei Gott SU beschwören, difs er ibn nicht quälen
möchte. Wir haben also vviedei einen Klimax : bei Mat-
thäus ein schreckenvolles Abwehren des unerwünscht kom- '
»enden Jesus: bei Lukas eine bittende Annäherung an
den geurenwärtioren ; bei Markuf sogar ein eiliges Aufsu-
chen des noch entfernten. Die Erklarer, von Markus aus-
gehend, müssen selbst angeben, dafs das Hersulaufen eines
Dänoniscben su Jesu, den er dsch fürcbtet, etwas Wider-
sprechendes sei, wefswegen sie sich durch die Annahme
helfen, der M ensch, als er sich gegen Jesnni liiii in Hewe-
gung seete, sei in einem lichten Augenblick gewesen, in
welchem er vom Dämon befreit au werden wünschte , und
erst durch die Erhitaung des Laufens , oder durch die
Anrede Jesu sei er in den Paroxysmus gerathen, in
w^elchem er in der Rolle des Dämons um Unterlassung der .
Austreibung bat. Aliein in den susammenbängenden Wer-
ten bei Markus: Idtav — B^Qnine — iraJ nnooBiev rfit — »al
y^Qa^ug — fJrr«* ist keine Spur von einem Wechsel seines
Zustandes zu finden, und es bleibt so das Unwahrschein-
liche seiner Darstellung; denn der wirklich Besessene hät-
te sich, wenn er den gefürcbteten Messias Ton ferlie erkann-
te, eher so schnell wie möglich davon^cmaclit, als 6ich ihm
15) s. FaxTCtciii, in Mittb. S. S39.
14) Natürliche GcKchiclitc, 2, 174.
15) Fallus, cz. üandb. b. S. 473 \ Ommaussm, S. S02.
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fenihcrt} und wean aioh die£t', fo konste er^ der alch
darch einen Gott feindeeligeD Dimon beeeteen fknlkte,
Jesom doch gewifs nicht bei Gott beschwören, wie 3Iar«
lins den Dämonischen thun läfst Kann demnach sei-
ne Darstellung hier die ursprüngliche nicht sein, so iat die
dee LoJk«« Ihr so Yerwtndt, nnd eigentlich nur um d}e
Züge dee flensulaafens «nd Beschwörens einfacher, als dafs
wir sie für die dem Faktum nächste ansehen könnten. Son-
dern die au reinsten i^aitene ist ohne Zweifel die des
Matthias 9 deren edureclienrelle Frage: r^lO$g aidt oqo
xatQH ßccoariaai rjtag; einem Dfimon, der als Feind des
Messiasreichs vom Messias keine Schonung zu erwarten
hatte, weit natürlicher steht , als die Bitte um Scbonniig.
• bei Marliu« ond Luliasy wenn gleich Phiioetratna in ein^r
firaffhlong , die man als Nachbildung dieser evangelischen
ansehen könnte, sich an die ieztere Form geiialten hat '
Während man nach dem Bisherigen glauben rnalstf ^
die Dfimonen haben hier wie in der ersten £rslihian|^ oh^
ne dafs etwas von Seiten Jesu vorangegangen war, ihn anf «
die beschriebene Weise angesprochen: so holen nun die
ewei mittleren Evangelisten nach, Jesus habe nämlic|i
dem nnsanbem Geiste geboten gehabt, den Menschen mvt
verlassen. Ks fragt sieh, wann Jesus dieis getban h^
ben soll. Das Nächste wäre: ehe der Mensch ihn anre-
dete ^ aber mit dieser Jinrede ist bei Lukas das nQOffifUQSf
nnd mit diesem weiter rflcl(wlirts das avecMQa^as sa eng
verbunden, dafs man den Pefehl Jesu vor den Schrei und «
Fufsfall als deren Ursache setzen müCste. JSun aber i.nt
als Lirsache davon vielmehr der blofse Anblick Jesu ange-
geben, so dais oMui liei Lukas nieht sieht, wo jene! Gebot
16) Dies» fiadea auch Fauv» S, 474. und OuRUitxx S« BOh auf-
fallcad«
* 17) ]Es ist diess die EnXhlaag von der EaHarvnog einer IHnposa
durch Apollonias von Tyana^ vit. Ap.49 35$ hei fiiva $• 145«
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Ii Zweiter Abtehnitl.
Jera seine Sielle finden teil. Neeh sehlimmer Itt et fiel
Markus, wo der Zuruf Jeto rfnrch eine fihnliche Verket-
tung der S.'itze sogar vor das td()ufte eurückgeschoben
winl| flo dafs Jesus londerbarerweise schon ans der Feme
dem Dämon das i^eX^s eugeruftn haben mOfsle* Wenn
auf diese Weise bei den beiden nittleren Evangelisten ent-
weder die vorangescliickte Eusammenh/mgende Darstellanj^
oder der daraaffolgende Zusas unrichtig sein mufs: so
fingt sieh nvr, was von beiden eher den Schein des DnhI-
storischen wider sieh habe? Und hier hat selbst Schlbibr-
MACBBR eingeräumt, wenn in der ursprünglichen Erzählung
Ton einem vorausgegangenen Gebote Jesu die Rede gewe-
sen wirO) so wQrde dieses gewifs in seiner reehten 8teiie
Tor der Bitte der Mmonen^ nnd mit AnfiBhmng der elg*
nen Worte Jesu gegeben worden sein ; wogegen seine je-
nige Stellung als Nachtrag, und ebenso seine abgekUrsto
Fassang in der oratio obliqua (bei Lnlias; erst Markus
wandelt sie naeli seiner Welse In oratio recta um) sehr
stark die Vermuthung begründe, dafs es auch nur ein er-
iLiirender Nachtrag des Referenten ans eigener Conjektur
sei '*)• Und Bwar ist es ein lifielist störender, indem er
der gansen Scene nachträglleh eine andee Gestalt glebt,
als sie von vorne herein zeigte. Zuerst nämlich war sie
auf ein Euvorkommendes Erkennen und Bitten des Dämo*
nisehen angelegt: nnn aber Mit der £rsfihler ans seiner
Rotte 9 und in der Meinung) der Bitte des Dftmons um
Schonung müsse ein harter Befehl Jesu vorangegangen sein^
iS} a. s* O. S. 128. Wenn er nun aber diese unrichtige Ergän-
•ung voA Seiten des Lukas daraus erklärt, dass sein Bericht-
erstatter vermuthlich beim Schift' beschäftigt und etwas au.
rttckgeblieben) dem Anfang der Sceae mit dem DSmonischea
JUht angewehat habe) so ist dicss ein gar tu neugieriger
charftina aeben der Teraltelaa Annahme eines mtfglichst
nnmiltelbarcn Verlililtnisses der eTangeliscbea Berichte an
den Tkatsachea.
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,31
beaierkt er iMchAiIgend, da(s Jesat Tielmehr mit telneai
Gebote «iiTorgekoniiien.
An die Nachholnng dieses Gebots schliefst sich nnn
bei Markus und Lukns die Frage Jesu an den JDtimon an:
ti aoi orofta; worauf sich eine Mehrheit von Dfimonen
Bo erkennen giebt, und als Ihren üamen XeyBiov beceleh-
nct, — eine Zwischenhandlung, von welcher Matthäus nichts
hat. Wie wiire es nun, wenn, wie der vorige Zusas ei-
ne naehtrftgiiclie firkilirong des Vorhergehenden, so diese
Frage and Antwort eine vorausgeschickte Einleitung des
Folgenden wäre? und ebenso nur aus den eigenen Mitteln
der Sage oder des Referenten ? Der sofort von den Dtt-
monen ansgesproehene Wonach nämlich, In die Schweine»
heerde m fahrei^, sest swar auch bei Matthias eine Mehr-
heit von DSmonen in Jedem der beiden Besessenen voraus,
weil doch die Zahl der bösen Geister beiläufig der Zahl
der Sehweine entsprechend gedacht werden mafs: eben
dieses Entsprechen aber der beiderseitigen Annahl schien
noch' besonders hervorgehoben vrerden ca müssen. Was
nun bei Thieren eine Heerde, das ist bei Menschen und
höheren Wesen ein fleer, oder genauer eine Ueeresabthei-
lang, and da lag, wenn eine gröfsere AbtheUung beseich-
net vrerden sollte, nichts nSfier, als die rSmIsehe Legion,
welche Matth. 26, 53. auf die Engel, wie hier auf die Dä-
monen nngewefidet ist. — Dafs es nun aber, auch abgese-
hen von dieser niheren Bestimmung, mehrere Dämonen ge-
Hesen sein sollen ', welche hier in £fnem Individuum Ihre
Wohnung aufgeschlagen hatten, ist als undenkbar eu be-
leichnen. Denn wenn man Ewar so viel etwa noch sich
forscdlig 'machen kann, wie Ein Dffmon mit Dnterdrfickung
des loenschlichen BeWurstselns, sich eines menschlichen Or-
gflnismus bemflchti..en könne: so geht einem doch alle Vor-
fteiiang aus, soh.-tld man gar viele einen Menschen besi-
senda dämonische Persdniichkeiten sieb denken soll. Denn
da dieses Beiitsan nichts Andres Ist, alsj sich cum Sab-
uiyui^cG Google
^2 Z w ei t er , Absc hnitt.
jekt des Bcwnfstselns in einem Individnnm machen, dns
' Bevriifstsein aber in der Wiridichkeit nur Eine Spitze, Ei-
nen Mitteiponkl haben kann : so itt jedenfalis das achleeh»
terdings nicht su denken, daCi su gleicher Zeit mehrere
Dämonen von einem Menschen sollten Besiz nehmen kön-
nen 9 und ea könnte die mehrfache Besitaung immer nnr
Ton einem auceeasiven Wechaei dea Beaeaaenaeina dnreh
Terachiedene DXmonen veratanden werden, und nicht wie
hier ein ganzes Heer derselben zugleich im Menschen sein
vnd sugleich ihn verlassen.
Darin nun atimmen weiterhin alle £rsfthlai^|en fibereiny
dafs die DiMnonen (um nicht, wie Markua^agr, auaser Lan-
dea, oder wach Lukas in den Abgrund verwiesen zu wer-
den) Jeaum um die Erlaubnils gebeten haben, in die h^-
nachbarte Schw^neheerde zu fahren, dala ihnen diefa von
Jesu gestattet worden , und aofort durch ihre Einwirkung
afimmtliche Schweine (Markus, man darf nicht fragen, aus
weiphen Mitteln, bestimmt ihre Zahl auf 2UÜ0) in den See
goftllret und ersoffen aeten. Bleibt man hier auf . dem
fikandpunkt der Berichte , welche durchaus wirkliche Dfi-
monen voraussetzen, stehen, so fragt es sich; wie können
Dämonen, — eingeräumt auch, dals sie von Menschen Be-
ain nehmen kdnnen, — wie können ale aber, ala in jedem
Fall TernOnfrige Geiater , den Wnnaeh haben and errel«
chen , in thierische Bildungen einzugehen ? Jede Religion
und Philosophie, welche die Seelenwanderung verwirft,
mala aua demselben Grunde anch die Möglichkeit eines aol-
chen Uhergangea läugnen, und Olshausen atellt vollkom-
men richtig die gadarenischen Säue im N. T. mit Blleams
£sel im alten als ein ähnliches OHavdtdov -/ml niioaxo^cc
Boaammen '^). Diesem ist er aber durch die Bemerkung,
dafa hier nicht aii ein Eingehen der einseinen Dämonen in
die einaelnen Schweine, sondern an ein bloröcs Einwirken
^ • • •
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lieonte« Kapitel. $.89. 33
tiamtllcher bdsen Geister auf die TJUermusse . mn denken
sei, mehr aus«rovv!chen, als dafa er diiHiber hinwegg^konl-
meii wiire. Deiiii dan dotliytlv eig z«,' x^>^i!^S^ ^ ®*
i^eK^uv ise th ävl^qvmH gegenübersteht, kann doch uiiioog«
lieh etwas Anderes bedeuten^ als da(s die Dänlonen In das-
selbe yerhSltnifs, in welchem sie bisher isn den besessenen
Menschen gestanden, nunmehr zu den Solmelnen getre-
ten seien ^ auch konnte sie vor der Verbannung ausser
Landa oder in den Abgrund nicht ein blo&es Einwirken^
sondern nur ein wirkliches £inwohnen in den Leibern der
Thiene bewahren: so dafs jenes a/Miiialov stehen bleibt.
Unmöglich also kann jene ßitte von vvii klichen Dämonen,
sondern nur etwa von Jüdischen Wahnsinnigen vorgebracht
worden sein, nach den Vorstellungen ihres Volks, Ohne
leibliche UOlle zU sein, macht diesen zufoJgc den bösen
Geistern Uuai, weil sie ohne Leib ihre sinnlichen LUste
nicht befriedigen können waren sie daher ans den
Menschen ausgetrieben , so mnfsten sie in Thierleiber sa
fahren wünschen, und was taugte für ein jcv^v^ict uxu^uorov
besser, als ein ^üov ctxdl^aQTOv, wie das Schwein war ? -»)
So weit könnten also die Evangelisten in diesem Punkt das
Faktische richtig wiedergeben, indem sie nor ihrer Vor-
stelUtno: »emäCn den Dämonen sd schrieben . was vielmehr
die Kranken aas ihrem Wahne heraus sprachen, ^uu
aller, wenn es weiter heilst, die Dämonen seien in die
Sehweine gefahren, berichten da die Evangelisten nicht,
eine offenbare Unmöglichkeit? Paolos meinte auch hier,
wie sonst immer, identiticircn die Evangelisten die besesse-
nen Menschen mit den sie besitzenden Dä.uioneu, undsclirei«
ao) Clem. ^om. 9, 10« .
21) Fmmtciat, in Matth, p. 3^« NSch EltiicMiRsaa 2, 447 C hal-
ten sich, der jüdischen VortteUuag gemSst» die Dämonen
überhaupt gern an unreinen Orten auf^ und in ^slkut Rubc»
ni f. 10, 2. (bei WmTSni) findet sich die Notii : Anima ido-
lolalraruin, quae venit a tpirittt inunundo, Yocatur pofcut.«
JJas Liehet Jtsu Jl. Band.
üiyilizeQ
Zweiter Abschnitt.
lien also das ila^X^Blv tig Tsg xo/^a^ den lezteren cu, wäh-
rend doch in der WirliiichJfteU nnr die ertteren ihrer
iiteii Idee geinäfs auf die Schweine iotgemnnt seien ^-').
Hier liefse sich zwar des Matthäus dntjk^ov eig tüs* yß^'
QBijy für sich genomnieu, etwa noch von einem Losrennen
auf die Heerde verstehen; aber nicht nnr mufs Paulos
selbst einräumen, dafs das etaBl^vreg der beiden andern
Synoptiker ein wirkliches Hineingehen in die Schweine
i>ezeichne^ sondern es hat auch Matthäus^ wie die beiden
andern , vor dem anr^l&0¥ ein i^el&ivzBg oi daifiorfg (se.
' in ttav av9^omfa¥)j wodurch also die in die Schweine fah-
renden Dämonen von den IVlenschen , aus welclien sie vor-
her wichen^ deutlich genug unterschieden sind ^^). So er«
sählen also unsre Berichterstatter hier nicht bios wirklich
Vorgefailenes 9 gefärbt durch die Verstellungsweise ihrer
Zeit, sondern hier haben sie einen Zug, der gar nicht auf
diese Weise vorgefallen sein kann.
Neuen Anstois macht die Wirkung, welche die Dä-
monen in den Schweinen hervorgebracht haben sollen*
Kaum in dieselben gefahren nämlich sollen sie die ganze
Heerde angetrieben haben , sich in den See zu stttraen,
wobei man mit Recht fragt, was denn die Dämonen nun
durch das Fahren in die Thiere gewonnen haben, wenn
sie diese alsbald vernichteten , und sich somit der so sehr
j^rbetencn leidlichen Interimswohnung selbst nieder be-
raubten S Die Vermuthung, die Absicht der Dämonen
bei Vernichtung der Schweine sei gewesen, die Gemüther
der £igenthümer durch diesen Verlast gegen Jesum einsn-
nehmen, was auch erfolgt sei*^), ist zu weit hergeholt;
dio andre, dafs der mit Geschrei auf die Heerde losstttr-
22) a. a. O. S. 474. 485. Ebenso Wwbs, b. Realw. 1, S. 192,
2^) FbitsschSi in Matth. S. .050.
24) Favivs, a. a. O. S. 475 L
2S> Qlsuavssii, S. 307.
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NeiMitet KapiteL §. 89. Zfk
sende Dämonische samrat den im Schrecken davonlaufen-
den Hirten die Schweine sehen gemacht und ins Walser
gejagt habe würde, wenn «ieaaehnielit naeh demObi*
gen den Texl aawlder wäre, .doeh nicht hinreichen, um
das £rtrinlLen einer Heerde von 2000 Stücken nach Mar-
kus, oder überhaupt nur einer grofsen Heerde, nach Mat-
thAoa, m erJdären. Die Antflnoht, dafii wohl nur ein Theü
der Heerde ersoffen sei '7), hat in der etangeliaehen £r-
Bihinng nicht den mindesten Halt — Vermehrt wird fdr
diesen Punkt die Schwierigkeit durch die nahe liegende
Reflexion auf den nicht geringen Schaden ^ weichen das
Ertrinken der Heerde den £igenthflmem braehte, and des- •
•en nrfttelhaver Drheher Jesus gewesen wire« Die Ortho-
doxen, wenn sie Jesum in irgend einer W^endting dadurch
rechtfertigen wollen, dafs durch Zulassung des Übergangs
der Dämonen in die Schweine die Heilung des Besessenen
möglleh gemacht worden sei, ttnd dafs doch gewifs Thiere
getüdtet werden dürfen, damit die Menschen lebendig wer-
den ^*), bedenken nicht 5 dafs sie hiedurch auf die für ih-
ren StandpnniU ineonseqnenteste Weise die absolnte Macht
Jesn Aber das dtoonisehe Releh liesoiirlnken« Die Ans-
kanft aber, Jesus habe, sofern die Schweine Juden gehör-
ten^ diese fßr ihre gewinnsüchtige Übertretung des Gesetzes
strafen wollen ^'), ttberhaupt liabe er aus göttlicher Voll-
■aelit gehandelt 9 weiehe oft sn lidheren Zweclien £insel*
nes ausrstöre, and durch ßÜe, Hagel nnd Überschwemmung
fieler Menschen Habe vernichten lasse worüber Gott
26) Paulus, S« 474«
' tO Paüujs, 8. 48S; Wmaa, a.' a. O.
28) OuHAUSUf, a. a. O.
29) Ders. ehendss.
50; UtLMARw, Über die üntündlichkeit Jeiu, in ieinen Studien,
1, 1, S. 51 f.
üiyilizuQ
3S
Zweiter Absctinitt.
der Ungerechtigkeit anztiklAgen, albern wÄre ' , — iliefs
Sit wieder die auf orthodoxem Standpunkt unerlaubteste
Vermischong det Standes der fimiedrlgimg Christi mit dem
seiner Erhöhung, ein sehwlmerisehies HinensgeKeii Uber
das besonnene pauiinfsche yerouevov rrro vouov (Gal. 4, 4.)
ttiid kav^OP iximae (Phil. 2, T.)? welches uns Jesiim völlig
•ncfremdet) indem es ihn auch in Besag auf die sitdielie
Bell rtheilung seiner Handlangen Uber das Maafs des Mensoh«
liehen hinaushebt. Es blieb daher nur noch übrig, das vom
Standpunkt der natürlichen Erklärung voraiisgesezte Hin-
einrennen der Dämonischen anter die Schweine and deren
dalnrch herbeigeführten' Untergang als etwas Jesa selbst
Unerwartetes , für das er also auch nicht verantwortlich
sei} darzustellen ^^): im offensten Widerspruch gegen die
erangeiische llarsteliung, weiche Jesam die Erfolge, sofern
er sie auch nicht geradesa bewirkt, doch anfs Bestimmte*
ste vorhersehen läfst''). Es seheint daher auf Jesu die
Beschuldigung eines Eingriffs in fremdes Eigenthum liegen
sn bleiben, wie denn Gegner des Christenthums diese Jidp-
Bihlang sich Iftngst gehörig sn Motie gemacht haben ^^>;
wenigstens wäre Pythagoras in ähnlichem Falle weit btlli«
ger verfahren, da er die Fische, dei*en Loslassung er von
den Fischern, die sie gefangen hatten, auswirkte, ihnen
baar besahlt beben soll ^
' Bei diesem Gewebe von Schwierigkeiten , welche na*
mentlich der Punkt mit den Schweinen in die vorliegende
Eneählung bringt, ist es kein Wunder, dals man in Besag
auf diese Anekdote frttber als bei den meisten andern ans
dem öffentlichen Leben Jesu angefangen bat 9 die dorch-
gängige historische Realität der Erzählung zu bezweifela^
31) Olsraussk, a. a. 0*
52) Paului.
33) 8. Ullmaivn.
34) 2. B. WooLSTOK, Disc. i, S. 32 ff.
35) «lambUck. vita F>thag. no. 36. cd. Hiessüag*
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I
Neuutes KapittL $.81^. 17
md iMbetondcte den Uatorgaiig der Schweine mit der
Aneh Jeernn bewirkten Auttreibong der Dümonen aue-
ler Beziehung zu setzen. So fand Krug in der Stellung
beiiier Erfol^rc ein in der Tradition entstandenes vgtQuif
n^iQor» Die Scliweine seien schön Tor der Landung Je-
aa darch den Starm, der wlihrend seiner Überfahrt wtt«
tfcete, in den See gestürzt worden , und als Jesus nachher
den Dämonischen heilen wollte, habe entweder er selbst,
•der einer ans seinem GefoigC) «ien Menschen lieredet, sei-
ae Dämonen seien bereits in jene Sehweine gefaliren) and
•Uen sie in den See gestürzt; was dann als wirlillch so
erfolirf auf (genommen und weiter gesagt worden sei ^^),
L Ch. L. Schmidt lälst, als Jesns an*s Land stieg » die
Hirten ilim entgegen gehen, indessen von den sich selbst
tberlassenen Schweinen mehrere in das Wasser stfirxen,
und da nun um eben diese Zeit Jesus dem Dämon auszu-
fahren geboten habe, so haben die Umstehenden Deides in
CsQsalsusanamenliang geseat'^. Oline iveitere Bemerkung
crkeant man in diesen EriiiSningsyersnchen , an der gros-
sen Rulle y welche in denselben das zufitliigo Zusammen-
treffen verscliiedeaer Umstünde spielt , die angeschicLte
Venaischang der mjtliischen £rlLiämng mit der natttrÜ-
then, wie aie den ersten Unternehmungen aitf dem mythi-
schen Standpunkt eigen gewesen ist. Da diese Vermischung
darin besteht , dafs von dem Unglaobiichen in einer £r-
Uhiung, statt es ans Zeitvorstellongen herzuleiten , eine
bterische aber wunderlose Grundlage angenommen wird :
10 fragt sich^ ob In der Zeit der 'muthmafslicheu Bildung
Sl) la der Abbtndlung Hher genetische oder formelle Rrkiyrungs-
trt der Wunder, in Hrxki's Museum 1, 3, S. 4l() ff. 7.u lo-
ben ist hier auch das Bewusstscin davon, dass die Darstel-
lung bei IVIatthäus die einfachere, die der beiden andern
Evangelisten die susgeschmUsktere ist«
Vi) Kteg. Beiträge, 2, m S.
S8 Zweiter Abtehnitt.
fier «vnrij^elischen Erz/ihlanven fleh Vorstellangen finden,
aue weJohen eieh der Zog mit den Schweinen in der Tor-
liegenden Geechiohte erldXren liefee ?
Eine hieher gehörige Zcitmeinung hatten wir schon ^
n«Imiich die, daCs Dümonen nicht obn^ Leib sein wolien,
nnd, daf« sie gerne nn unreinen Orten aeieni weltwegen
ihnen die Leiber ¥on Sehweinen am betten fangen mnla-
ten : (ndefn erkiffrt sich hieraus der Zag noch nicht , dafs
BW die Schweine in das H^asser gestürzt haben sollen«
Doch auch hlefUr fehlt es nicht an eriilfirenden . Notinen.
JoseplHie berichtet von einem Jfldiechen Besehwdrer , der ,
duroh Salomonische Formeln und Mittel die Dimonen aue*
trieb, dafs er, um die Anwesenden von der Realität sei-
ner Anstrei hangen eu (iberftlhren, in die Nähe des Beses-
•anen ein WassergeflKfa gestellt habe, welches der aasfah-
rende Dimon umwerfen und dadurch den Zuschauem au«
^erischcinUch zeigen mnfste, dafs er aus dem Menschen
heraus sei '^)* Auf ähnliche Weise wird von Apoiloniua
Ton Tjana ersflhit} dafs er einem OfimoU) der einen Jttn(p«
ling bcBesten hatte, befohlen habcy sich mit einem dcht»
baren Zeichen zu entfernen , worauf derselbe sich erbot,
ein in der Nähe b?ündi!olie$ Standbild umzuwerfen, wei*
cbea dann num grofsen Erstannen ailer Anweaenden wirk*
lieh in dem Aagenblick umfiel, als der Dimon den Jdng-
ling verliefs Galt hienach das in Bewegung Setzen ei«
nes nahen Gegenstandes ohne körperliche Berührung als
die sicherste Probe der Realität einer Dtimonenanstreibung 2
CO durfte dieae Probe auch Jeea nicht fehlen, und swiTi
SS) Antiq« 8, f, 5l (hUfurOf ih irtlte* aal ffaf«rfsa« frcfa«
iwyxitMijp 6 jB(ffif{>fo<> 9n rmdnfr Ix^t iff/vr, hi9§$ fumfir
faifiortfo n^oat'roTTir i^idyr^ tS äri^^tSnM ravt* avar^ty/at , xal
TiffQaaxiiy «riyvfSya» toTj o^tuaiy, Sri watttXilotvt ror Sr^ftmQr*
ifü) f hiioslr« V, Ap., 4» 80 1 bei £40«« a* a« O. S« 39.
Digitizcü by
N«ant«s KapiteL f. 89. t9
wenn Jener Oflgenttend bei einem Eieemr nur ftixoov von
dem Beschwörer und dem Kranken entfernt, mitliin der
Gedanke nn eine ittuschnng nicht ganz ausgeschlof«en war,
M rftumt in Besug auf Jetom Matthüus, hierin anamalen-
der als die lieiden andern, dnreli die Bemerknngi dafa die
Scliweineheerde ftaxQav geweidet habe, auch den leaten
Rest einer solchen Möglichkeit hinweg. Dafs nun aber
diese Prolie hier nicht bios an Einem Gegenstände, son-
dern an mehreren sieh neigte, dieft hatte seinen Gmnd in
dner andern Rlleluieht, welehe mit der bisher ausge fahr-
ten sich verband. Jesus sollte nämlich nicht blofs gewühn-
licbe Besessene , wie den der ersten von uns betrachteten
Geacbiehte, gelieilt Imben, sendern die 'sehwierigsten Ka-
ren dieser Art sollten ihm gelungen sein» Den gegenwlr-
tigen Fall als einen von äusscrster Schwierit^keit darzusrel-
ien, darauf ist von vorne herein die ^anzc CrzA'hliing mit
ihrer grellen SebUdemng von dem furchtbaren Znstand des
Gadarenprs angelegt. Zn dem Comfiliclrten eines solchen
Falles gehörte nun aber besonders, dnfs die Besitzung kei*
ne einfache, sondern wie bei Maria Magdalena , ä(p i^g.
im§Mnrta inta {^tkrjlv&u {Lue* 8, 2.) 9 oder bei der dlmo-
nisehen Recldire, wo der ausgetriebene Dlimon mit sieben
ärgeren wiederkommt (Matth. 12, 45.), eine mehrfache war,
wefswcgen denn hier selbst diese Zahlen noch überboten,
nnd der Darstellung des Markus zufolge gegen 2000 Dä-
monen in Einem Mensehen so denken sind. Daher nnn
Itor die mehreren Dllmonen die mehreren Gcgenstffnde, als
welche durch den Zutritt oben erwähnter Vorstellungen
Thiere und nfiher Schweine bestimmt wni*den. Die Ein-
wirkung der ans dem Menschen vertriebenen Dümonen
aber, wie sie an einem WasaergeflKrs oder Standbild durch
nichts angensciieinlich(M' sich zeii;en konnte, als dadurch,
dafs dasselbe gegen sein nntOrJiches, durch das Gesea «ler
Schwere bestimmtes Verhalten umfiel: so lionnte sie an
Thieren doreli niehts sieiieffer sich bethfitigen , als wenn
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40
Zweiter Abichuitt.
cUe«e, ibrem nntürlichen Lebenstrieb zuwider, sich sn er-
•Jlafen TemniiaCil worrfen» üar diese £iit8tehong onserer
EnsRhlonflf nas dem Zatainiiientrefien verschiedener Zeitvor-
stelhinjjen nnd Interessen erklärt nuch den oben bemerkten
Widerspruoli , dafs die Dämonen zuerst die Schweine als
Anfenlhalt sich erbitten, vnd anmifttelbar darauf diesen
Aufenthalt selbst serstOren. Jene ßitte nimllch ist, wie
gesajjt, aus der Vorstellung von der Soheae der Dämonen
vor Kdrperlosigkelt erwachsen , diese Zerstörung aber aus
der. hiemit gar nicht £usammenhingenden von einer Ans-
trelbungsprohe; was Wunder, wenn ans so heterogenen
Vorsiellunoren ewei widersprechende Züge in der Erzäh-
lung hp|»vorgieiigen ?
Die dritte und Iczte ausführlich erssählte Dämonenans*
treibung hat da^ Bigenthilmltche , dafs snerst die Jünger
vergeblich die Heihinv versuchen, hierauf aber Jesus dl^
selbe mit Leichtijjkeit vollbringt. Sämmtliche Synoptiker
nämlich (Matth. 17, I I ff.; Marc, 9, Uff.; Luc. 9, 37 ff.)
berichten einstimmig, wie Jesus mit seinen drei Vertraute*
sten vom Verklärungsberge berabgekommen sei, habe er
seine übrigen Jü:iger in der Verlegenheit gefunden, dafs
sie einen besessenen Knaben, welchen sein Vater zu ih-
nen gebracht hatte, nicht im Stande gewesen seien sn
heilen.
Auch In diese** Erzählung findet eine Abstufung statt
von der grtifsten Einfaelilieit bei I^Intthäns bis zur gröfsten
Ausführlichkeit der Schilderung bei Markus, was denn
auch hier wieder die Folge gehabt hat, dafs man den Be-
richt des Matthäus als den derThatsache am fernsten ste-
llenden den Iu'lati(i u'n dt r IjchIimi andern nachsetzen zu
mü.*iben glaubte im Eingang lüfst Matthäus Jesum,
vom Berge hcrab^psttegen « sn dem ox^og stofsen , hierauf
den Vater des Knahea zi| ihp freten nud Ihn fubfU^ nm
40) Sgaum, S. 949t
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Menntes Kapitel. $.'89. 41
Heilung desselben bitten ; naeh Lukas boramt ibm der oyXog
entgegen; nach Markus endlich sieht Jesus um die Jün-
ger viel Volks und iSchriftgelehrte , die mit ihnen streiten^
das Volk) wie es seiner ansichtig wird, i&uft hinea und be-
grO&C ihn, er aber fragt, was sie streiten? worauf der
Vnter des Knaben das Wort nimmt. Hier haben wir in
Bezug auf das Benehmen des VulU^, nieder einen Klimax:
svs dem sufaliig^n Zosammentrefifen mit demselben bei
Matthäus war schon bei Lukas ein Entgegenkommen des
Volks geworden, und dieses steigert nun Markus zu einem
Herbeilaufen, um Jesum zu begrü fson, wozu er noch das
abenteuerliche i^B^fiß^a^ fügt. Was in Mler Welt hatte
das Voik^ wenn Jesus mit einigen J Ungern daherkam, so
sehr Bu erstaunen ? Diefs bleibt dureh alle andern ErklS-
rungsgründe, die man aufgesucht Iint, so unerklärt, dals
ich den Gedanken des Enthymius nicht so absurd £tidea
kamt, wie Fritzschb ihn dafür ausgiebt, es sei an darn-
eben Tom VerklXrnnvsberg herabgestiegenen Jesus noch et-
\\R8 von dem huniDlischen Glanz, der ihn dort umleuchtet
hatte, sichtbar gewesen, wie bei I^loses, als er vom Sinai
herunterkam (2 Mos, S4, 20 f.)« Dafs unter diesem Volks-
gedränge euftfllig auch 8chrifl^gelehi*te sich befunden ha«
heil, welche den Jüngern wegen der mifslungenen Heilung
zusezten und sie in einen Streit verwickelten, ist zimr^aii
und für sich gar wohl denkbar, aber im Zusammenhang
mit Jenen Übertreibungen hinsichtlich des Verhaltens der
3Ienge mufs auch dieser Zu« vei'daclitig werden, zumal
die beiden andern ßerlclUerstatter ihn nicht haben ; so dnfs,
wenn sich seigen Ififst, auf welche Weise der Referent
daso kommen konnte, ihn aus eigener Combinatlon hinan»
zufügen , wir ihn mit höehster Wahrschelnliehkeit fallen
hissen dürfen.^ In Bezug niif die Tühigkeit Jesu, W under
au thun, hlefs es bei Markus früher einmal (8, lU) bei
Gelegenheit der Forderung eines himmtischen Zeichens von
den ' Pharlsüern I fj()^wzo av'^i^itlv alttitf und so liels er
üiyilizeQ
denn hier, wo die Jttngw atoh anfkliig Boin Wandertkiiii
seigteiij die grofseiitheiU zur pharisäischen Sekte gehör!«
gen YQaf4fiaTi7g «Is ov^rjiiTTag %oig fia&tjffoig auftreten. —
Aoeh in der folgenden Sehildernng der Ümstlnde dee Kna-
ben findet diesellie Abelnfang in Besag auf die Antführ-
iichkeit statt, nur dafs Matthäus das aBXtp^tal^EraL eigen
hmtj welches man ihm nie hätte zum Vorwurf machen sol-
len^*)> Herleitung periodiacher Krankheiten rom
Blonde im Zeitalter Jesu nichts Ungewöhnliches war
Dem Markus ist die Bezeichnung des den Knaben besitzen-
den Ttveöfia als akakov (V. 17.) und xatq^op CV< 25.) eigen-
thamllch; es lionnte nämlich daa Anastosaen nnartiknlir-
ter Laote während des epileptischen Anfalles als Stamm-
heit, und das für jede Anrede unzugängliche Verhalten
des Kranken als Taubheit des Dämons angesehen werden.
Wie der Vater Jesttn von dem Gegenstand des Streits
und der Unfähigkeit seiner JOnger, den Knaben su hei-
len, unterrichtet hat, bricht Jesus In die Worte aus : yersa
amgog xal SugQa/nftsvt^ x, r. iU Vergleicht man bei Mat-
thäus deirSchlurs der Kraähiung, wo Jesus den Jüngern
anf die Frage, warum sie den Kranlien nicht liaben hel-
len können, cur Autwort givbt: dia rtjv uniclay vfioh,
und hieran die Schilderung der bergeversetaenden Maclit
. achliefsti welche ein auch nur senfkorngrofser Glaube iia-
be (V. t9 ff.): so kann man nicht sweifelhaft sein, dafa
nicht auch Jene nnwilllge Anrede sich auf die Jttnger be-
aiehe, in deren Unfähigkeit, den Dümon auszutreiben,
Jesus einen Beweis ihres noch immer mangelhaften Glau-
bens fand Diese achHefsiiche Erklärung des Unrer-
Biügens der Jünger aus ihrer omg/tf läfst Lukas weg, und
41) Wie ScHüM a. a. O. su thua tcheint.
42) s. die vontPiVLVt ex. Handb. 1, b, S. 569 1 und tob Wnisai
1« S. 191 f. «ngcführten Stellen.
43) KaiTxsciu s. d. St.
t)igitized by Googl(
Murkas that iiim nicht nur dieses nach, sondern flicht auch
V. Sl— i4« eine Üm eigenthttiBimie ZwitchentoeM rnmU
•eben Jetos und dem Vater ein, In welcher er noerat El«
iii^es Ober die Krankheitsumstünde theils aus Matthäus,
theiU aiu eigenen Mitteln nachholt, hierauf aber den Va*
ter mmr al^tg anfgeferdert Warden, und aofort aütThrMnen
die 3^hwiehe aelnec Glanbene und den Wnnach einer Stir-
kung desselben aussprechen Ififst. Dieses susammengenom-
men mit der Notia von den streitenden Schriftgelehrten^
wird auui nicht Irre gehen, wenn nan hei Markus und
wohl auch ^ Lukas die Anrede ; ca ämgog, anf das
Poblikum Im Unterschied von den Jttngern, nach Mttrkva
namentlich auch auf den Vater des Knaben besieht , des-
sen Unglaube hier als der Heilung hinderlich ^ wie ander-
Wirte CMatth. 9, S.) der Glaube der Angebdrigen als der-
selben filrderiieli dargestellt wird. Da aber beide Evange-
Bsten diesen Sinn dadurch hervorbringen, dafs sie die £r-
kilrung der Unwirksamkeit der Jünger ans ihrer amgla
saamt den Ausspruch Aber die Berge Tcrsetiende Blaelit
dee Glanbens hier weglassen : so fragt slch^ ob die an»
dern Verbindungen, Jn welche sie diese ReddVl stellen, pas-
sender als die bei Matth&ns sind? Bei Lukas nun steht
der Ausspruch: wenn Ihr Glauben habt, wie ein Senfkorn
u. a. f. (denn das Sta T^r amglop iftm haben lielde gar
nicht}, nur mit der geringen Variation, dafs statt des Ber-
ges ein Baam genannt ist, 17, 5. 6. ausser aller Verbin-
dung weder mit dem Vorhergehenden noch Folgenden als
ein Teraprengtes Bedestftck kleinster Grdfte, mit der ohne
Zweifel nach Art von Luc. 11, 1. und 13, 23. gemachten
Einleitang, dafs die Jünger Jesum bitten: nQoax^es T^fiif
fdgii^ Markus giebt die Sentens Ton Berge versetaen»
den Glauben als Nutianwendung an der Geschichte yom
verfluchten Feigenbaum, wo sie auch Matthfius wieder hati
Aller daau pafst , wie wir bald sehen werden , der Aos-
aprueh gar nicht, aondeni) wenn wir aicht gans darauf /.
44
Zweiter Abtchnilt
Tersichten wollen, eCwM yon dem Anlels sn wiffen, bei
welchem er gethan worden Ist, so müssen wir die Ver-
bindung bei Matthäus als die ursprttngiietie annehmen;
denn zu einer den Jüngern mifslungenen Kur pafst er vor*
trefiflicb. ^ Ausser dem Zwiscbenspiel mit dem Vater hat
Markus 'die Seene aneh dadnreh nooh effisktvoUer mt ma-
chen gesucht, dafs er wührend jener Zwischenhandlung ei-
nen Volkszulauf entstehen, nach Austreibung des Dämons
den Knaben üael ftir^y, eo dais Viele tagten, ort «mi^a»
fsey, hinsinken, und von Jesu, wie er sonst bei Todten diat
(Matth. 9, 25 ), durch ein yncrreTv T^g X^^Qog aufgerichtet
und ins Leben zurückgerufen werden iafst.
Während naeh vollendeter Kur Lukas durch eine
knrse Uiiiweisung auf das Erstaunen des Volkes sehlielst,
iass^n die ersten Synoptiker beide die JOnger, als sie mft
Jesu allein sind, die Frage an ihn richten, warum sie nicht
im iStande gewesen seien, den Dämon aussntreiben ? was
er nun bei Matthäus sunächst airf die erwähnte Weise aus
ihrem Unglauben, bei Markus aber daraus erklärt, dale
Töro ro ytvog iv ödirt dvvcaai i^flS^eTv, fi //^ *V naoof rxfj
xal VTjzüq^ WAS auch Matthäus nach den Reden über Un-
glauben und Giaubensmacht noch hinauf ttgt* Diefs scheint
nun bei Matthäus eine ttble Zusammensetsung su gehen ;
denn wenn /.u der Heilung Fasten und Beten erforderlich
war: so hätten die Jünger, falls sie nicht vorher gefastet
hatten, auch mit dem festesten tilauben den Dämon nieht
ausButreiben vermocht Ob nun die Auskunft genüge,
die beiden von Jesu namhaft gemachten Gründe der Un-
wirksamkeit der Jünger dadurch zu vereinigen, dafs man
Fasten und Beten eben als Stärkungsmittel des Glaubens
betrachtet ^'), oder ob mit Schlbiermacbbr eine Zusam-
menstellung von nicht zusammengehörigen Auäsj>rüchen au-
44) ScMLBtiitaAcnsR, S. 150.
45) Htfitsa, Imaumuel, 8r 107 ) FamtciB s. d. St.
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NevBt«t KapIteL f. 89. 45
nmetmieii sei, Ueibe hier diihingestell^. OaTt llbrlgviit ei-
ne solche geistige und leibliche Diät des Exorcisten auf den
Besessenen von Wirkung sein sollte, Jiat man befremdlich
gefunden , and indem nan eine solche mit Porphyrint
eher dem Kranken angemeeeen dachte, hat man die nQOfh
gi^X^ xal VTjcsla als eine dem Besessenen, nm die Knr ra-
dikal zu machen , gegebene Vorschrift angesehen Al-
iein In offenbarem Widersprach gegen die Erz&hiang«
Henn wenn Fasten und Beten von Seiten des Kranken cum
Gelingen der Kar erforderlieh gewesen wftre: so hltten
\% ir ciiie allmählige Heihing und keine plözliche, was doch
alle Karen sind, die in den Evangelien von Jesu ersähit
werden, and wie namentlich diese darch das ual i^eQamV'^
O-r^ o naig otto %r^g üqag Ixe/vj;^ Matthias, so wie durch
das zwischen ei(£iifi?-ae z. und aniö(t)X€ x. r. X. hin-
eingestellte idouxo bei Lukas deutlich genug bezeichnet
ist. Freilich will Padlds jenen Ausdruck des MatthAoa
gerade so seinem Vortheil wenden , Indem er Ihn so ver-
steht, von jener Zeit an sei nun der Knabe durch Anwen-
dung der vorgeschriebenen Diät alimfihlig vollends gesund
geworden. Allein man darf nur dieselbe Formel, wo sie
sonst In den Kvangelien a|s Schloisformei von Heilongsge«
schichten vorkommt, betrachten, um sich von der Unmög-
lichkeit jener Deutung au überzeugen. Wenn a. B. die
ISeschichte von der Heilung' der BlutÜttssigen mit der De-
merkong sehlielst (Matth* 0, 28.): nal ioik^f} f> yiyr^ md
xrjg wQag ixdvr^g, so tvlrd man diefs doch nicht llberse-
zen wollen: et exinde muhcr pauUitim ^trvabutur ^ son-
dern es kann nur heilsen : servata erat^ servatam ^€ pruem
buitj ab illo temporU mtmento* £in Anderes , worauf
sieh Pavlds beruft, am mi beweisen, dafs Jesus hier ein
fortausetcendes Heilverfahren eingeleitet habe^ ist das oiii-
46) de abstineiit.^ 2, p. 204 und 417 f. s. Wiksa, 1, S. 191.
47) Falxls, ex. Handb. 2, S. 471 f.
M Zw«lt«r Abtftlisitl.
AoMfir imar narQl aSkB bei Lnka«, wa« nMh iha siem-
lieh ttberflOssig wfire, wenn es nicht ein Übergeben zn be-
sonderer Fürsorge bezeichnen sollte. Allein a/iodiöiout
heifst nieht sanüchst Übergeben, sondern surttckgebeni und
so liegt in den Satse nur der Sinn: puerum^ quem «o-
nandum acceperai^ sannfum reddidity oder, diifs er den
einer fremden Gewalt, des Diimons, verfallenen Sohn den
Eltern als den ihrigen surflcligegeben habe. Endlich, wie
wilikttrlieh «ist et, wenn Paulos das imoQevitm (Matth.
4r« 21.) in der engeren Bedentnng eines TöUlgen Weggehens
Tom vorläufigen Ausfahren, was schon auf das Wort Jesa
(V. 18.) geschehen sei, unterscheidet. So dafs nns anch
hier iieine sneeessi?e Kar berichtet ist, sondern, vpie sonst
inmier, eine momentane, wefswegen denn anch die nQoaevx^
und vr^ctla nicht als Vorschrift für den Patienten gefaf^t
werden können.
Zu dieser gannen Geschichte rnnfs eine analoge £r-
■Ihlung aas 9 Kdn. 4^ 89 ff. verglichen werden* Hier wUl
'der Prophet Elisa einen gestorbenen Knaben dadurch wie-
der zum Leben bringen, dafs er seinen Knecht Gehasi mit
seinem Stabe sendet, weichen dieser dem Todten auf das
Angesicht legen soll; aber das Vornehmen des Knechts
Ideibt ohne Erfolg, und Elisa mafs selbst kommen nnd den
Knaben in's Leben rufen. Das gleiche Verhültnifs, wie in
dieser A. T.iichen Geschichte zwischen dem Propheten und ,
seinem Diener , sehen wir in der N. T. liehen ErsAhlnng
■wischen dem Messias nnd seinen Jüngern, dafs diese oh-
ne ihn nichts thun können, r^ifs aber er, was ihnen zu
schwer ist, mit Sicherheit vollbringt. Ebendamit aber se-
hen wir nach die Tendenn beider Ersälilangen : sie ist,
dnreh Hinweisnng aaf den Abstand swisehen ihm und
selbst seinen vertrautesten Schülern den Meister zu heben ;
oder, wenn wir die vorliegende evangelische Ersfthlung mit
der von dem gadarenisohen Besessenen snsammenhalten,
so iLtanen wir sagen: wie Jener früher erviogene Fall an
*
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Ht«Btet Kapit«!. S. 8tf. 47
steh selbst als einer von höchster Schwierigkeit geschildert
wurde, so dieser durch das Verhiütnils, ia weJche« die
deoMelben gewachsene Kraft Jesu eu der^ wenn auch tonst
noch so grofsen, doch hier nicht aaireichenden Kraft sei-
ner Jünger gestellt wird.
Von den übrigen^ iiürzer erzählten Dämonenanstrei*
bongen ist die Heiiang eines dXmoniscIi Stummen und ei«
nes ebenso BÜndstnmmen oben bei Gciegenheit des daran
sich iiilüpfenden Vorwu-fs eines hüllischen Bündnisses, so
wie die der susammengebückten ii'rau in der aligemeinen
Betrachlnng Uber die Dflmonischen liereils genügend snr
Sprache gelKommen; die der besessenen Tochter des liana-
naiächen Weibes aber (Matth. 15, 22 ff. Marc. 7, 25 ff.)
hat nur das Eigenthttmliche , dafs sie von Jesu durch ein
Wort aus der Entfernung bewirlit wird^ wovon s^ter.
Wenn nun den evangelischen Berichten sufolge In
sllen diesen Fällen die Austreibung des Dämons Jesu ge-
lungen ist: so bemerkt Paulus, dafs diese Art von Heilun-
gen 9 onerachtet sie für das Ansehen Jesu bei der Menge
das Hebte gewirlLt balra, doch an sich die leichteste ge-
wesen sei, und auch OB Wette will fDr die Heilung lier
Dämonischen, aber auch nur für sie, eine psychologische
£rliilirung gelten lassen ^^); ßemerkungen, welchen wir
nicht werden umhin können beisutreten« Denn sehen wir
als die wirkliche Grundlage des Zustands der Dimonlschen
bald eine Art von Verrückung, bald krampfhafte Stimmung
des Nervensystems an^ so wissen wir, dafs auf psychische
und Nervenkrankheiten an ehesten auch psychisch eineu«
wirken ist, eine £inwlrkang, au weicher bei dem über*
wiegenden Ansehen Jesu als Propbeten nnd später selbst
als des Messias alle Bedingungen vorhanden waren. Ntiu
aber findet mit^ solchen Zuständen eine bedeutende Abstu-
48) Pavivs, ex. Handb. 1, b, S. 438. L. J. 1, a, S. 223^ ob
WsTTS, bibl. Dogm. ^. 222> Anm. c.
48
Zweiter Abichnitt.
fang stiitt, {e nachdem eich die pejehische Verrficknng
mehr oder weniger auch schon körperlich fiiirt hat, und
die VerstimraiiMg des Nervensystems mehr oder minder Ii.i-
bituell geworden und in die übrigen iSysteme übergegangeu
Ist. £8 stellt sich also der Kanon: Je mehr das Übel blos
in einer Verstimmung des Gemttches lag , auf welches Je-
sus unmittelbar durch sein Wort geistig wirken konnte,
oder in einer leichteren des Nervensystems, auf welches
er durch Vermittlung des Gemütlis gewaltigen Eindruck
EU machen im Stande war: desto eher war es möglich,
dafs Jesus ?.6y(i) (Matth. IG.) und nancr/nffta (Luc. 13, ^•
13.) dergleichen Zustünden ein Ende machen konnte ; je
mehr aber umgekehrt das Übel sich auch schon als. kör-
perliche Krankheit festgesest hatte, desto schwerer ist an-
sunehmen, dafs Jesus im iStande gewesen sei, auf rein p.sy-
chologische VV^else und augenblicklich Hülfe zu scliaÜen.
I^in Eweiter Kanon ergieblsich daraus, dafs, um bedeutend
geistig einwirken eu können, das gauEe Ansehen Jesu als
Propheten mitwirken mufste, wefswegen er in Zeiten und
Gegenden, wo er längst in diesem Rufe stand, leichter auf
Jene Weise wirken konnte, als wo nicht«
An diese beiden Malsstlibe die evangelischen £rElih«
lungen gehalten, steht der ersten von dem Vor<^aiig in der
Synagoge zu Kapernaum, sob/i(d man nur davon abgeht, .
sie als durchaus historibcii zu Letrachten, nicht mehr ail-
Euviel entgegen. Denn ob sie gleich so lautet, als Ji£tte der
Dlimon Jesum aus sich selbst erkannt, so kann doch theÜs
der in jenen Gegenden bereits sich au&breitende Ruf Jesu,
theils seine gewaltige Rede in der »Synagoge auf den l>li*
monisciien den Jbandruck, wenn auch nieh^ dafs Jesus der
Messias sei, wie die Evangelisten sagen, doch, dafs er ein
Prophet sein müsse, gemacht, und so seinem Worte Aach-
druck gegeben haben. Was aber den Zustand des Kran*
ken lietrifft. so wird uns nur von der fixen Idee desselben,
besessen zu sein, und von krampfhafteu Anfällen gemeldet,
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K.euDtes Kapitel, % 89. .49
welche mtfgiiclierweise Ton der leichteren ,JKvt 'gewesen
«ein könnten, der sich «nf psychologisoliem Wege.bei|Koei«
men liel's. Schwieriger in beiden ilindichteJi ist die Hei-
lung der Gadarener. Denn einmal war Jesus am jenseiti-
gen Ufer •nicht ao bekannt, und dann wird uns der,/2natand
deneliien als ein ao heftige und eingewnraelter Wahnsinn
geschildert, dafs hier schwerlich ein Wort Jesu genügen
konnte, um dem schrecklichen Zustand ein Ende au ma-
chen. Hier, reicht aomit die natürliche £rkltirung Ton Pa|j-
urs nicht hin, aondem, wenn ttlierhaupt nocii etiles Ton
der Eratthlnng stehen bleiben soll, so müfste man anneh-
men, dalis, wie andre Theile derselben, so namentlich die
Schilderung von dem Zustande des Kranken sagenhaft Über-
trieben seL £bendlef8 wäre in Beslig auf die Heilung des
mondsQchtigen Knaben anaunehmen , da eine von Kindheit
an (Marc. V. 21.) dauernde, so heftige und in bestimmten
Periode/i sich wiederholende Epilepsie etwas zn aehr im
Ktfrper ejnge%irurseites Ist, als dafa die Mdglichkeit einer
so schnellen reinpsychologischen Holfe glanhlUh sein könn-
te. Dals aber selbst Stummheit und yieljährige Verli.rüm-
mung , welche doch nicht mit Paulus aJs blofse närrische -
Kinbildung^ man dOrfe nicht reden oder sich aufrichien^^),
genommen werden kenn, anf ein Wort i^ewichen sei,
wird man ohne vorgefafste dogmatische Meinungen sich
nicht überreden können. Am wenigsien endlich iäfat sich
denken 9 data auch ohne das Imposante seiner Gegenwart
der WuoderthltAr aus der t*eme habe wirken können, wie
diefs Jesus auf die Tochter des kananäischen Weibes ge<
than haben soll.
So sehr sich alio der Natur der Sache nach annehmen
Üdke, dals Jeans manche an vermeintlich dflmonlscher Ver^
rfleliong oder Nervenstörung leidende Personen auf psychische
W eise durch die Übermacht seijies Ansehens und Woi*tes ge-
i
49) ex. Handb. t. d. St.
Uai L,eben Jesu II, Band^ 4
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t
90 Zweiler Abschnitt.
'telft hUbe^ 80 rttigcnscheinlich ist es doch (wenn mun nfehc mit
V'KNTtRiNi und Kaiser*«) annehmen will. Kranke die-
ser Art haben sich nicht selten geheilt geglaabt, wenn nur
durch Jesu Einwirkung die Krisis gebrochen wsr^ und die
'Refei*dnien haben sie dafflr ausgegeben, weil sie nichts
Weiteres von ihnen erfuhren und also von der wahrschein-
lich wiedergekehrten Krankheit nichts uulsten}^ daiis die
Sage auch in diei^em Felde nicht gefeiert, sondern die
leichteren Täile, welche allein auf Jene Weise kurirt wer-
den konnten , mit den schwersten und complieirtesten ver-
tauscht hat, auf welche eine psychologische Heilnrt gar
keine Anwendung finden konnte ^ Ob sich hiemit diu
obige Verweigerung jedes Zeichens von Seiten Jesu verei* '
nigen lasse , oder ob, um diese begreiflich eu finden, auch
solche psyclkologisch erklärbare Heilungen, welche aber
doch nur als Wunder erscheinen konnten, Jesn abgespro-
chen werden müssen, und ob hinwiederum nach fintsie-
hung auch dieser (irundlage die Ausbildung so vieler Wun«
deret'/ahlungen von Jesu sich erklären lasse ? soll hier nur
als Frage aufgestellt werden.
Werfen ivir schllefslich noch einen Blick auf das jo-
hanneische Evangelium, welches von Dümonischen und de-
ren Heilung durch Jesum nichts hat, so ist diefs dem Apo-
stel Johannes, dem voransseslichen Verfasser, nicht selten
als ein Zeichen gelftutei*ter Ansichten cum Vortheil ange-
rechnet worden '^). Allein, wenn der genannte Apostel
I"
50) Natttriicbe Geschiebte u. t. f. 2, S. 429.
51) Bibl. Theologie, 1, S. 196.
52) Zu den vorübergehenden Verstimmungen, auf welche Jesus
psychologisch eingewirkt haben kann, lässt sich vielleicht
such der Fieberanfall der Scbwiegermutter Petri sahlen, wel-
chen Jesus nicli Matth. 8, 14 ff. parali. gehoben hat.
53) So mehr oder minder von Eichhorn, in der allg. Bibliothek,
4, S. 455 i UsJU>iA, von Gottes Sohn u. s. f. , S. 20 ^ >Vfi«-
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Neuntes Kapitel.. $. 89. 51
an wirkliche Teufelsbesitzungen nicht glaa' te^ so hatte ei*
als Verfasser des vierten Evangeiittuis , der gewöhnlichen
Ansicht Ton seitien Verhältnils mu den. Synoptikern ienfol-
ge, die bestimmteste Vemnlassdng, sie ku berichtigen, und
der Verbreitung einer nach seiner Ansicht falschen Mei-
Aiing durch eine Darsteilnng dieser Heilungen vom richti-
gen Gesiehtiponkt aus vonenbeugcn. l)ecli wie könnte der
Apostel Johannen snr Verwerfung deto' Ansicht, dafs jene
Krankhelten ihren Grund in dämonischen Besitzungen ha-
ben , kommen ? Sie war nach Jof ephus jüdische Volksan-
sicht in Jenei* Zeit, von der ein pal&stinUcher Jude^ der,
wie Johannes, erst in spätei^en Jähren in dus Ausland
wanderte, nicht mehr im Stande war, sich loszumnchen ;
sie war, der Natur der Sache und den synoptischen Be-
richten sufolge, Andoht Jesu selbst, seines angebeteten Mei-
sters , von welcher der LiebiingsjUnger gewlfs keinen Fin-
ger breit abzuweichen geneigt war. Theilte aber Johan- .
nes mit seinen Volksgenossen und Jesu selbst die Annnh-
me wirklicher DlUnnnenbesitiangön , und bildete die Hei-
lung solcher Personen ein^ Qauptthetl, ja vielleicht die
eigentliche Grundlage der angeblichen VVuuderthiitigkeit
Jesu: wie kommt es, da/s er dessenuno rächtet in seinem
Evangelium ihrer keine Erw^nung thut ir Dals er sie
übergangen habe, weil die übrigen Evangelisten, genug der-
gleichen Geschichten aufgenommen hatten'5 sollte man doch
endlich aufhören zu sagen, da er ja mehr als £iiie von ih-
nen schon berichtete Wandergeschichte wiederholt hat,
und sagt mau, diese habfe.er wiei^rholt, weil sie der Be-
richtigung bedurften; so haben wir bei Erw«^ung der syn-
optischen Relationen von den Heilungen der Diimonisohen
gesehen, dals bei menchen derselben eine Zurückfülirung
auf die einfache gesf^hichtUche Gntn41age gar sehr am Orte
scuKiusa, B.inl. in das fcvang. Joii. S. ^15* i Wettk, bibl.
Pogm. $• 269. . , . .
' 4^
5t Zweiler Albtelihitt.
gewesen w&ife. Se bliebe noeh, dafii Johimiies etie Anbe*
quemung an die griechische Coitar der Kleinasiaten, antcr
welchen er geschrieben haben soll, die ihnen unglaublichen
oder anstössigen Dämonengeschichten aus seinem Evange«
linm «Weggelassen hätte« Aber konnte und durfte wohl,
rnnfs man auch hier fragen , ein Apostel aus blolser Ae-
commodntlon an die feinen Ohren seiner Zuhörer einen so
wesentlichen Zug des Wirkens Jesu zurUckbebalten ? Ge*
wUs Tielmehr deutet auch dieses Stillschwelgen auf einen
Verfasser hin , welcher die WlrlKsamkeit Jesu nicht aus
eigener Anschauung, sondern nur aus einer durch helle-
nischen Einflufs modificirten Tradition kannte^ in welcher
daher die der höheren griechischen Bildung weniger ent-
sprechenden Dftmonenaustreibungen entweder gans ver-»
schwunden, oder doch so BurUckgetreten waren, dafs sie
vom Verfasser des Evangeliums übergangen werden konnten.
S. 90.
HsHungen vea AustVtsIgeB«
Unter den Kranken, welche Jesus heilte, spielen ge«
mäfs dem leicht Hautkrankheiten ersengenden Klima von
Palästina die Aussfitaigen eine Hauptrolle. Wo Jesus der
synoptischen firsthlung zufolge die Allgesandten des Täu-
fers auf die faktischen Beweise seiner Messianitüt hinweist
(Matth. 11, fuhrt er unter diesen auch das lingoi xa* '
(hxQiianai auf; wo er seine Jünger bei der ersten Ans-
sendung nu allerhand Wunderthaten bevollmlehtigt, stellt
er die Reinigung der AussStelgen oben an (Matth. 10, 8.),
und ewei Fälle von solchen Heilungen werden uns Im Ein-
seinen ersähit.
Der eine fall ist allen Synoptikern gemefaisehafUieh,
wiewohl sie Ihn in verschiedenen Zusammenhang stellen.
Matthäus nümlich iäfst Jesu bei m Herabgehen von dem
Berge, anf welchem er die Bergrede gehalten (8, 1 ff.)»
übrigen in unbestimmter Stellung am Anfang seiner gall-
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Neunte« Hapilei. $• 90, ' ftä
iCaclien WirksamkeU CMarc. 1, 40 ff. Loc 5, 12 ff.) einen
ABsigfigen begegnen, der ihn foieflüllg am Heilung «n«
tefat, and diese aaeh doreh eine Bertthrnng Jesu erhSle,
welcher ihn sofort anweist, sich dem Gesetze (3 Mos. 14,
% iL} gernüfs dem Priester cur Reinerklärung su stellen.
Der Zustand des Menselien wird yon Blatthfias und Mar-
kos eiiifaeh dareh Ijtni^ii^ , von LuIum sogar dareh nkr^^ri^
Xlnoix^ bezeichnet. Nach Paulus freilich war eben dieses
Vollsein von Aassaz ein Sjrmptom der Heilbarkeit, indem
daa Ausschlagen and Abblättern des Anssataes auf der gan-
aen Haot die Relnigungslirisis beseichne, und demgemfffs
stellt sich jener Ausleger den Hergang folgendermafscn vor
Her Aussätxige geht Jesum als den Messias um ein Gut-
achten aber seinen Zustand and nach Befund um eine Rein-
erkJSrang an Cc^ ^^ert;, dwtjsaal fi^ xa^aQlaaOy welche
ihm den Gang zum Priester entweder ersparen, oder doch
eine tröstliche Hoffnung auf denselben mitgeben sollte. Je>
saa, indem er sich an einer Untersuchnng bereit eridürt
{OiluOy streckt die Hand aus, nm ihn au befiBliien, ohne
dafs doch der vielleicht noch ansteckende Kranke ihm zu
nahe käme , und nach genauer Untersuchung «|iricht er als
£i!gebnira derselben die IJbersengnng ans, dals die Krank-
heit nicht mehr ansteckend sei Ofo^oQla&tjOi worauf sich
denn wirlüich bald und leicht (ev^tug) der Aussaz vollendä
ganjB verlor. ^
Hier ist ror Allem die Behauptung, der Auasitzige sei
gerade in der Reinigungskrise gewesen, dem Texte fremd,
welcher bei den zwei ersten Evangelisten von Aussuz
sdileehtweg spricht, während das nki^ipr^s ^'inQog des drit-
ten nichts Andres liedeaten kann, als das A. TJiche
h'^ inisO (2 Mos. 4, 6. 4 Mos. 12, 10. 2 Köu. 5, 27.),
was dem Zusammenhang nach Jedesmal den hdchsten Grad
I) Eieg. Hsadb. 1, b, S« 698
uiyui^ca GoOglc
94
Zweiter Abfohnitl.
lies AoMat^es beseiphnet« Dafs das imlHiQl^Biv nach he-
bräischem und hellenistischem {Sprachgebraueh auch blofs
ITinerklären bedeuten könne, ist zwar nicht in Abrede zu
atellen, nop mttrsle es diese ßedeutong in dem gansen Ab-
schnitt beibehalten« Dafs nnn aber^ nachdem von Jesa
erzählt war, er habe das xadccqia^r/ti gesprochen, Mat-
thäus nqch ein aal evi^mg ixoc^anioO^ij y< X* in dem Sin-
ne, dafs also der Kranke wirklich Yon Jesu reiner klfirt
worden sei, hinangefttgt liaben sollte, ist der albernen Tan-
tologie wegen sn undenkbar, dafs hier, aber dann aach
im ganzen Abschnitt, das xa^ctQi^ea^m von wirklichem
Gerein igt werden au nehmen ist. An das IsnQol xa^ccQit^ov^
%€» (Matth. |1, 5«) and XmQag jta^Ql^ete (Matth. 10, 8.),
wo doch das leatere Wort weder blolse Reinerklürnng ,
noch auch etwas Anderes als in der vorliegenden Erzäh-
lung bezeichnen kann, genügt es zu erinnern. Woran aber
die natOrliobe Deutung der Anekdote am entschiedensten
scheitert^ das ist die Zerreissung des %^ilta, xaiyuQio&r/^t.
Wer wird sich überreden Können, dafs diese in allen drei
Berichten unmittelbar verbundenen Worte durch eine ziem-
liche Paiise getrennt gewesen, dafs das ^iha bei oder ei«
gentlich vor dem Befählen, das tto^t^aqla^fiti aber nach
demselben gesprochen worden sei , da doch sämmtliche
Evangelisten beide Worte ohne Unterschied während d^r
Berührung gesprochen sein lassen? Gewifs würde, wenn
der angegebene Sinn der nrsprUngliche wire, wenigstena
Einer der Evangelisten, statt des r^if'cao aviü 6 ^Ir^mig Ae-
yct«^ ^ilio^ xa^ßQia'yrji , sagen; o 'A anexQlraro' ^iho, xai
atffiftevoQ cr^8 elTs* itai>aQia97;in^ Ist aber das xate^
ü&i^rt in Einem 2qgo mit &iXta gesprochen, so dafs Jesus
lediglich in Folge seines Willens, ohne dazwischeneinget
tretene üntersuchuriir, das xu(>^e()li^€oOai eintreten Üefs; so
kann die(k unmöglio ) eine Keinerklttmng, wozu es einer
Yoi^Knglgen Vntersuehung b^urflte, sondern mufs ein wirk-
liches Reiimniqhen gewesen sein« In dl^s^m 24asilMeahau^
ijiu^ jcl by Googl
Neuntes Kapitel. $• 90*
ist Hann auch das ujiTeaOai nicht von uiitcrtjUebl^ttier Be-
rüliruiig 211 ver^teiiciiy sondern, wie sonst illiiMit itt
cbea Crsühlungen, von heilonder.
Für seine nstüpIicKe Erkltf rung dieses Vorgangs beruflt-
sich Paulus auf den Kanon , dafs überall in einer Kneäh-
iung das Gewöhnliche und Ordentliche vorausgcseat wer-
den mfisse, wo nieht das Gegontiieii ausdrtfckUoli a^fego-
ben sei ein Kanon, weleher an der der ganEon rationa-
ilsrischen Auslegung eigenthüinliohen Zweideutigkeit leidet,
was für uns, und was für die auszulegenden So|ii*iftsteller
gewöhnüoh und ordentlich ist, iiieht so wnlenoheiden*
Allerdings, wenn ich einen GttBOR vor mir haiiey so darf
ich in seinen Ersählungen , sofern er nicht ausdrücklich
das, Gegen theil anmerkt, nur natürliche Ursachen und Vor-
gSnge voranssetsen, weil von der Bildung einea sololien
SefariHtotellers ans das ÜbenlatQrliohe hdchsterts* Als /selten-
ste Ananahme denkbar ist: schon anders verhiiit sieh dieia
bei einem Uerodot, in dessen ViU-stcUungs weise das Ein-
greifen höherer Mächte keineswegs uagewühnUch und ans-
ser der Ordnung ist, und voUenda in einer anf JOdisübenii
Boden gewachsenen Anekdoteni*eihe, deren Zweck ist,- ein
Individuum als höchsten Propheten , als mit Gott innigst
verbundenen Menschen dni ziistellen, versteht sich «las Uber-
aatariicho so sehr von selbst, daiii Jetoor rationaÜatia^he
Kanon sich dahin unkehrt: wo in sok^ien KrMthlungen-
auf Erfolge Gewicht gelegt ist, welche, als natürliche be-
trachtet, keine Wichtigkeit haben wUrden, da mttfsten
fiberaatarlielie Ursachen ausdrAeklich ausgeschWkM» sein,
wenn nicht , dafs solche im Spiele gewesen , als Ansicht
des Erzählers vorausgesezt werden sollte. In der vorlie-
genden Geschichte ist übcrdlefs das Ausserordentliche des
flerganga dadurch hinlänglich angedeutet, dafs es heilst,,
auf Jesu Wort habe den Kranken der Aussas alsbaid ver*
2) a. a. O. S. 705 o. sonst.
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66 Zweiter Abfchultt.
lüMisn, l'Veillch weifs Paulus, wie schon bemerkt, diese
Angftbe äui eine nllmähllge netfirliehe Genesung sv deuten^
ila 9v^wg, wodurch die Evengellsten die Zeit derselben
besHmmen, je nach dem verschiedenen Zusammenbände das
einemal sogleich bedeute, das andremai nur bald und un-
gehindert* Diefii eingeräumt) soll nun das bei Markus in
nnnineHMireni Znkanimenhang folgende tv&ifog , i^ißaltp
avzdv (V» 4S.) sagen wollen, bald und nngehlnderf habe
Jfsns den Geheilten hinausgetrieben? Oder soll in zwei
aufeinander foigeoden Versen das Wort in veraebiedenem
Sinne genrannen werden*?
Ist tonrft naeh der Absieht der erangellsehen Referen»
ten von einem augenblicklichen Verschwinden des Aussatzes
auf das Wort und die Berührung Jesu hin die Rede: so
Ssty sieh dieib denkbar zu maehen^ freUieh noeh eine gans
andre Aufgabe, als die, das augenbiiekliene Znreehtbria*
gen eines mit fixer Idee Behafteten , oder einen bleibend
stärkenden Eindruck auf einen JNerven kranken sich vorsu-
, stelien, Dals cAne, in Folge tiefer Verderbnifs der Säfte
daveh deq hartnäokigsten und bösartigsten aller Anssdiläge
serfressene Haut durch ein Wort und eine Berührung au-
genblloklicb rein und gesund geworden sein sollte, diele
ist, weil es etwas einer langen Reihe von Vermittlungen
' Biediliifldges als unmittelbar eingetreten darstellt, so undenk*
bar^), dafs es jeden, der ausserhalb gewisser Vorurtheile
steht (was der Kritiker immer soll), unwillkUhrüch a|i das
Fabelreich erinnern mufs. Und im fabelhaften Gebiet mor*
genländiseliev, näkev Jfidiseher Sage finden wir wirklieh
das plttsliehe sowohl Entstehen - als Versehwindenm neben
des Aussatzes zueilst. Als Jehova den Moses eum Behuf
seiner Sendung naeh Ägypten mit dev Fähigkeit, allerlei
Zetehen sn thun, aosrttsfete, hfefli er Ihn unter Anderem
aaeh seina Hand in den Rnsen steeken, mi als ?r sie
9) ?gi* IUm» U 4. |. ^«
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Neuntes Kapitel* {• 90« 57
hermuaMogf war de ton Aatsas bedeckt: er diiifiile de
noch einmal hineinstecken , oni! heim ahermallgon Heraas-
ziehen war sie wieder rein (2 Mos. 4, 6. 7.)- Später, we-
gen eines Empörungsversuchs gegen Moses , wurde seine «
Sehweeter Mirjam pilialieh mit Aussäe gesehlagen, aber auf
die FOrhItte des Moses bald wieder geheilt («Mos. It^ 10 ff.).
Besonders aber spielt unter den Wundertliafen des Pro-
pi)eten £li8a die Heilung eines Aussätzigen, deren auch Je-
sus (Lue. 4f 27.) gedenkt, eine bedeutende Rolle. Der sy-
risefae Feldherr NaCman, welcher am Aussau litt, wandte
sich an den israelitischen Propheten nm Hülfe ; dieser liefs
ihm die Weisung geben, er solle sich siebenmal im Jordan
waschen, woradT auch wirklieh der Aussas wich, welchen
aber der Prophet spiter Teranlafst war, auf seinen betrü-
gerischen Diener Gehasi fibersutragen (2 K6n. 5. ). loh
wfiiste nicht, was wir ausser diesen A. T. liehen Vorgän-
gen noch weiter bedttrfen sollten, um die Entstehung der
evangultechen Anekdote erlüXrbar su finden. Was der er-
ste GolÜ In Jehe^aV Auftrag vermochte, das, wie gesagt,
mufste auch der zweite zu thun im Stande sein , und oh-
nehin hinter einem Propheten durfte der Propheten gröfs-
ter mleht curllekblelben. Waren hienaeh ohne Zweifel schon
In dem Jttdisoheii Messlashjlde dergleichen Belinngen mit» •
begriffen , so waren noch bestimmter die Christen, welche
den Messlas in Jesu wirklieh ei^schienen glaubten, veran-,
kfat, adne Gesehlehte dureh solche aus der mosaischen
und prophetlsehen Sage genommene Kflge sn verherrHehen,
nur dafä sie dem milden Geiste des neuen Bundes ( Luc.
9, 55 f.) gemlüs die strafende Seite Jener alten Wunder
weglieiaen.
Etwas mehr Schein hat die ratlonallstisehe Berufung
auf den Mangel einer ausdrücklichen Angabe, dafs eine
wunderbare Reinigung vom Aussaa gemeint sei, bei der*
£rsftblnng von den aehn Aussätaigen, wdche dem Lokaa
eigentbanüioh Ist C17} 12 ff.), Bier ntaJich verlangen w«-
oiyui^ca GoOglc
Zweiter Abschnitt.
der die Ki*nnkeii Ausdrücklich die Heilung, sondern sie ru-
. fen nur: iXir^ov rjfiügj noch thut Jesus ein hierauf sich
besiebende« Machtwort, soodem er weist «ie nnr mI| eich
den Priestern su zeigen, was man denn rationalistischer-
seits nicht säumt, dahin zu erklären, dafs Jesus, nach ge-
nommener Kenntnifs von llirem Zustand, sie ermuntert ha-
be, sich der priesterlichen Visitation su unterwerfen ; dieis
habe wirklich ihre Reinsprechang snr Folge gehabt | und
der Samariter sei umgekehrt, um Jesu für seinen ermuthi-
genden Rath zu danken '^). Allein so angeiegentUch , wie
es hier beschrieben wird, darch ein nlmw isünqoowmi
dankt man nicht fttr einen bloTsen Rath, noch weniger
konnte Jesus verlangen, dafs um des Erfolgs dieses Kä-
thes willen alle Zehne hätten umkehi*en sollen , und zwar
um Gott die Ehre zu geben — soU man nun sagen dafür,
dafs er Jesnm heflKbigt habe, Ihnen einen so guten Ratli
< ma erthellenf Nein, sondern hier wird eine reellere Lei-
stung vorausgesezt, und diese giebt die Erzählung wirklich
an, wenn sie sowohl die Umkehr des Samariters durch
Um flif« ial>ri hegrfindet, als aueb Jesnm den Qrund, wa-
rum er von Allen Dank erwartet hfttte, durch i^i oi dexa
ixuO-uQiad-r^aav ; aussprechen läl'st, was Beides doch nur
höchst gezwungen so erklärt werden kann, dafs, weil sie
gesehen, dals Jesus mit seiner fteinerklAmng recht gehabt,
der eine wirklich umgekehrt sei, ihm len danken, die übri-
gen aber hätten umkehren sollen. Entscheidend aber ge-
gen die natürliche Erklärung ist der Saz i if %^ vniy€t»
WfHg ixa^aQla9'r^a¥. Wollte hier nach Jener Oeatnng
der Referent bloCs sagen : wie die Kranken, beim Priester
angekommen, sich ihm zeigten, wurden sie für rein er-
klärt: so mufste er wenigstens setzen : noftf r^tm-i; txw
3^fQiaO'tfia¥i wogegen nun die absichtsvolle Wahl des er
vnu'^uv anwidersprechllch selgt , dals von einem Rcüih
4) Padmmi Lr. J., l,.b, S. 6g.
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Ifeantes KapIteL S* 90» 99
werden wBbrend de« Hingehen« die Rede Ist Äueh hier
also haben wir eine wunderbare Aussazheilang , welche
eben denselben Schwierigkeiten unterliegt, aber auch eben*
•e in ihrer Entstehang erJdfirbur acheint, wie die vorige
AneiKdote.
Doch es Icomint bei dieser Erzlihlnng noch etwas Ei-
genthümliches in Betracht, das sie von der vorigen unter-
scheidet* Es ist Iiier l&eine simple Heilung, Ja die Hei-
lung lit nicht einmal eigentlich die Hauptsache, diese Hegt
Tielmehr in dem verschiedenen Betragen der Geheilten,
und die Frage Jesu: ö/t oi ötaa ixax>aQio^fjaav x, t. L
(V. 17 f.) bildet die Sjjitse des Gänsen, welches hiemit
gans moralisch sohlieftt und eam fiehof der Belehrung
ersfllilt mn sein seheint Namentlich dafs der als Master
der Dankbarkeit Erscheinende gerade ein Samariter ist,
mufs hei demjenigen Evangelisten auffallen, welchem auch
^ Lefarrede vom barmhenlgen Samariter elgenthllmlioli
Ist. Wie nXmlich In dieser zwei Juden, ein Priester und
ein Levit, sich unbarmherzig beweisen, ein Samariter da-
gegien musterhaft barmhereig; so steht hier neun undank«
baren Juden ein Samariter als der einzig Dankbare go*
genllber« Wie daher, sofern doch die piddiehe Heilung
dieser Kranken picht historisch sein kann, wenn wir auch
hier, wie dort, «ine von Jesu vorgetragene Parabel vor
mu hätten, welche die Danklmrkeit« wie Jene die Barm«'
heniigkeit, am Beispiel eines Samarltera darstellen sollte,
nur aber geschichtlich verstanden worden wäre ? Diefa
wäre dann so, wie man schon behauptet hat, dafs es mit
der Versuchungsgeschichte sich verhalte« Doch eben in
Benug auf diese haben wir gesehen , dafs md warum Je«
sus nio sich selbst unmittelbar in einer Gleichnifsrede auf-
treten lassen konnte, und diefs miiis^ er hier gethan hal-
ben, vrem er tmi gßbm AussIMgeii erdUilt kfttte, die er
5) SciMJUsaMACitsa, über den Lukas, S. 215*
iO Zweiter Abaclmltt
flinMl geheüt habe. Wollen wir daher den Gedanken^
hier etwa« orsprAnglieh Parabolisches wm liaiieii, nieht fal>
leii lassen, so hätten wir uns die Sache so zu denken, dafs
aus der Sage ¥on HeilungCQ) welche Jesus auch an Ans-
sülsigen voUbrachC habe, einerseits, und andrerseits aas
Parabeln, In welchen Jesus, wie In der Tom bamiber^gen
Samariter, Individuen dieses angefeindeten Volkes als Mu-
ster versclüedener Togenden aufstellte, die urchristliche
Sage diese Ers&hlong susammengewoben habe, welche eben-
daher halb Wanderersihlan§^ lialb Parabei Ist.
i. 91.
Bliodenbeilun^ea«
Eine der ersten Steilen anter den won Jesu geheilten
Kranken nehmen, gleichfcills nach der ^atur des Landes'),
die Blinden ein, von deren Heilung wiederum nicht blofs
in den aÜgenielnen Schilderqngen, welche die £vangelisten
(Hatth. 15, SO f. Lue. 7, 81.) oder Jesus selbst (Matth.
11, 5.) von seiner messianischen Thätigkeit geben, die Re-
de ist, sondern auch einige einzelne Fülle aosführlich be-
richtet werden. Und awar iMhrere als Fon den Ueiiun-
gen der anlest beschriebenen Art, ohne Zweifel weil die
Blindheit, als ein Leiden des feinsten und compiicirtesten
Organs, mehrere abweichende Behandlungsweisen Euliels.
&ine dieser Blindenheilnngen ist sfimmtlichen Synoptikera
gemeinsaai; die andern sind (sofern wir den dXmonisehen
Blindstnmmen des Matthias hier nicht wieder Efihlen) je
eine dem ersten, aweiten nnd vierten Kvangelisteu eigcn-
thttmlich.
Gemeinsaai ist den drei synoptisclien brangelien die
Kmlhlnng , dafe Jesus auf seiner leaten Reise nach Jeru-
salem bei Jericho eine ßlindenheilung verrichtet habe (Matth,
ao, 29. paraiL); aber bedeutende Diffierennen finden statt
1} s. Wiraa, Bealw« d. A. Blinde. -
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Nenntet Kapitel, f. 91. tl
•owohl In Beetlmninng des Objekts der Heilung, indem
Matthiias zwei Blinde hat, die beiden andern nnr £inen,
als auch in Besug auf das Lokal derselben , inctem Lukae
•ie bei'm £insng, Matthäus und Markus berm Anssug
aus Jericho vor sieh gehen lassen; auch wissen von der
Bcftihrung, mittelst welcher nach dem ersten Evangelisten
Jesus die Blinden heilt , die beiden andern Berichterstat-
ter nichts. Von diesen DifTerenaen mag sich die leete
durch die Bemerkung, dafs Markus und Lukas die Berflh«
run«^, die sie verschweigen, darum nicht ISngnen, etwa lö-
sen lassen: schwieriger ist die erste, welche die Zahl der
Geheilten betrifit« Hier hat man bald mit Zugrundlegnng
des Matthins gesagt, es mOge sieh einer von beiden Blln*
den besonders ausgeBelehnOt haben, welswegen in die er-
ste Überlieferung er allein gekommen sei ; Matthäus aber
als Augenzeuge habe ergänzend. den a weiten Blinden hin«
BagefUgt So widersprechen weder Lukas und Markna
dem Matthäus, d^nn sie IXugnen nirgends , dafs nicht noch
mehrere als nnr der von ihnen hervorgehobene Blinde ge-
heilt worden seien; noch Matthäus den beiden andern^
denn wo Zwei seien , da sei auch £lner *)• Allein wenn
der einfache £rsahler von £inem Individuum spricht (und
sogar, wie Markus, dessen Namen nennt), an welchem et-
was Ausserordentliches geschehen sei: so hat er oifenbar
der Angatie, es sei an swei Individuen voigegangen, still«
schweigend widersprochen, was ausdrücklich au thun er
keine Veranlassung hatte. Wenn man sich aber auf dio
andre Seite wendet, und, die Einzahl des Markus und Lu-
kas snm Grunde legend, von Matthäus, der hier wohl nicht
Augenseuge gewesen sei, vermuthet, sein Referent habe
vielleicht den Führer des Blinden für einen zweiten Blin-
den angesehen^): so ist damit schon ein wahrer Wider-
2) Garn, Goaun. s. Matth. 2, S. '32S.
3) Favuis, es. Haadb. 3; S. 44.
üiyilizeQ by
d2 Zweiter Abschnitt«
■
Spruch zubegeben, nur unnöthigerweise eine höchst unwahr-
scheinliche Veranlassung desselben erdacht. DaCk die drit-
te DifFerenz, des tmoQivoftlvm ino und ^ zi^, ty/l^uv $lg
%QiX(a^ onlffsbar sei, kantig wen die Worte nicht überzeu-
gen 5 aus den ge\% ah^aineii Ausgleichungsversuchen lernen^
welche von GftOTius bis Paulus darüber aufgestellt wor>
den sind»
Besser haben daher die IClferen Barmonisten ^) gcthan,
welchen defs wegen auch neuere Kritiker beigefallen sind^),
wenn sie mit Kücksicht auf die zulezt besprochene Difi'e-
rens hier cweieriei Begebenheiten unterschieden ^ und an*
nahmen, Jesus habe zuerst bei*m Eineug in Jericho (nach
Lukas), dann wieder beim Auszug (nacli Matthaus und
Markus) einen ßliuden geheilt. Mit der andern Abwei^
chnng) rücksichtlich der Zahl, glauben diese Uarmonisten
durch die Voraussetsung fertig sn werden, Matthäus habe
die beiden Blinden , den vor und den hinter Jericbo ge-
heilten , zusammengezählt , und die Heilung von beiden
liinter Jericho versezt. Allein, wenn man c?er Angabe des
Matthlius rücksichtlich der Lokalitfit der Heilung so viel
Gewicht beilegt, um ihr und der des Markos eufulge zwei
Heilungen, die eine vor, die andre hinter der )Stadt anzu-
nehmen: so weifs ich nicht, warum seine abweichende
Zahiangabe nicht ebensoviel Geltung liaben soll, und Storu
scheint mir conseqoenter su verfahren, wenn er, auf bei-
de Differenzen gleiches Gewii lit legend, annimmt, dals Je-
sus suerst bei m Einzug nach Jericho Einen Blinden (La*
Ims), dann bei^m Ausjsug von da swei Blinde cMatthäns)
geheilt habe^*). Kommt nun aber hiebei Matthäus sn sei-
nem vollen Rechte, so ist diel's hingegen dem Marlvus ver-
weigert. Denn wenn dieser^ wie hier geschieht, um «ei«
4} Schulz, Anmerlaingen zu Michaeus, 2, S. 105*
5) SiKFFKRT, a. a. C>. S. 104.
6j Über den i^wcck der ev, Geschichlc und cer ür. Joii« S* 345«
0
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Nevntet ftapHel« f. 91
■er Ort«ing«be willm mit Btafttlbiiw sammiiiengetliBt itt,
so geschieht hiebei seiner Znhlangabe Gewalt, welche fUr
•ich vielmehr eine Zusammenstellung mit Lukas erheischen
würde : ao da£i 9 wenn man keine seiner Angaben beein-
Mektfgen will, waa man bei dieser Verfiihrongaarl nfeht
darf, er von beiden gleicherweise getrennt werden mufs.
So hätten wir drei verschiedene ßlindenheilungen bei Je-
rteho : 1> die Ueiinng Eines Bünden bei'ai filnimg, ^ 3) die
einee weiteren bei'm AnsEug, ond S) die HeUnng sweler
Blinden bei'm Auszug, also zusammen vier Blinde. Den
Kweiten und dritten Fall non aiiseinandersahaiten^ ist frei-
üeb aebwierig. Denn wenn doch Jesos sa nwei verschie-
denen Tbet«n nu gleieber Zeit niebt ansgezogen sefai kann^
so will sich ebensowenig das vorstellen lassen, dafs er,
biofii auf der Durchreise begriffen , nach dein ersten Ana»
sng wieder in die Btadt aurückgekebrt , und qpäter noeh
einmal ausgesogen wäre« Überhaupt aber, drei so gans
ihniiehe Vorfftile hier sasammentreffen au lassen, will
kaum angehen. Schon die Häufung von ßlindenheilungen
aittla befremden. Besonders aber wird das Benebmen der
Begleiter Jesu aabegreiflieb, weieliey hatten sie einmal bd'm
Einzug gesehen, dals das inrnpi^ nTt Tvg^hi), im otümijarj
nicht in Jesu Sinne sei, indem er ihn ja zu sich rief, diels
doch nicht bei dem Auszug, und zwar aweimalj wieder«-
lioit haben werden. SxoRR'n freilich stdrt diese Wiederho-
lung ni^t in der Annahme von wenigstens ewei VorfÜl«
len dieser Art, denn Niemand wisse ja, ob diejenigen,
weiclie hiater Jericho Stille geboten, nicht ganz andre ge«
weaen seien, als die Tor der Stadt das Gieiobe getban
hatten ; wenn aber aneh , so wire eine solche Wlederho-
long eines von Jesu faktisch mifsbiliigten Benehmens zwar
ansehicklich gewesen, aber darum nicht unmöglich, da
aoeb die Jünger, welche der ersten Speisung angewohnt
betten, doch vor der aweiten wieder gefragt haben, wo
Brot für so Viele herzunehmeji sei ? — allein das heifst aus
üiyilizeQ
I
M Zweiter Alschnitt.
dir WirkHekkeit «iner ünmSglidikelt auf die dar andern
argoiMntfrt, wie wir bald genug bei Be^chtang daa
.doppelten Speisungswnndcrs sehen werden. Doch nicht
allein das Benehmen der Begleiter, sondern überhaupt fatt
alle Züge der Begebenheit mttfalen sieh auf ciie unbegreif«
.Hebele Weite wlederliolt haben. fiSnaal wie daa andere
der Ruf der Blinden: iXerjaov 7]fiag, oder //f, vle Javiö\
hierauf (nach dem ihnen von der Umgebung auferlegten
•SliUachwelgen,) der Befehl Jean, ale so Ihm sa bringen;
aeine Frage, was sie ven Ihm wollen? ihre Antwort : ae-
hend werden; seine Gewährung ihres Wunsches, worauf
aie ihm dankbar nachfolgen. Daia sich diefs Alles drei«
. mal 9 oder aaeh nnr swelmal ao wiederholt haben •eilte,
.iat eine der Unmöglichkeit gleiehfcommende Unwahrsobein-
Jichkeit, und es inüsste entweder nach der von Sieffert
In solchen Fällen angewandten Hypothese eine sagenhafte
AselmÜation yeraehiedener Fakta ^ oder eine traditioneile
Variation einer einnigen Begebenheit angenommen werden.
Fragt man sich, um hier zu entscheiden : was konnte, ein-
mal eine Vermittlung durch die Sage vorausgesezt, leichter
l^esehehen, daa Eine, dafa dieselbe Geschichte bald toh
lEllnemy bald Ton Hehreren, bald vom fiinaag, bald vom Aue-
Bug eralihlt wnrde? so braucht man das Andre gar nicht
erst dazuKudenken , da jenes £rstere so ohne Vergleichung
wahracheiniich ist, dafii man keinen Augenblick swei^ela
kann» ea als wirlüich venuttsuaetien. Redneirt man aber
ao die scheinbar mehreren Fakta anf wenigere , so bleibe
man nur nicht mit Sii>ffert bei der Reduktion auf zwei
stehen, da hiebei nicht allein die Schwierigkeiten hinsicht-
lich der Wiederholang decaeiben Hergangs bleiben} aon»
dem auch die Consepenn reriangt, wenn man die eine
Abweichung (in der Z.thl) als unwesentlich aufhiebt, auch
von der andern (im I^okal) zu abatrahiren. Stellt sich
nnn, wenn hier nur J^ne Begebenheit emAhit werden seil,
die weitere Frage , welche der vertohiedenen firalihlungen
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Nennte« Kapital, f. 91. itft
•wolü cUe arsprfingliche sei? eo wird die Ortsangabe an
keiner fintaehefdn ng helfen, da «[enan eliensegnc vor als
hinter Jericho ein Blinder au Jesu stofsen konnte. Eher
wird man in fiezng auf die Zahl Grund Imbcn, sich zu
entscheiden, und zwar zu Gunsten des Lukas und Markus
ftr Mofa £inen Blinden. Keineswege nwar aus dem von
ScHLSmMACHBR angegebenen Gmnde, weil Markos, der
durch die Angabe, wie det* IMlnde gcheifsen, eine genauere
Bekanntschaft mit den Verhältnissen beurkunde, auch nur
Einen habe^), da dem so oft auf eigne Hand IndividuaH-
afananclen Markos am wenigsten bei den ihm elgenthilroll-
ehen Namen zu trauen sein dürfte; sondern aus dem Grnn-
de , weil sich denn doch, diesen Fall mit der Erzählung
foa dem Gadarenlseben Besessenen snsanunengehalten) ei-,
ne Neigung des ersten Evangeliums sa Verdoj)pluiigen
nicht verkennen iäfst.
Vielleicht war die Verdoppelung des Blinden bei Mat-
tblos durch die £rinneming an die demselben Evangelisten
eigenthClmliehe Ersählung von einer früheren Heilung sweier
Bünden (9, 27 ff.) veranlafst. Hier, gleiehfalls im Wegge-
ben, nämlich von dem Ort, wo er die Tochter des uq'j^iov
wiedererweekt hatte, folgen Jesu zwei Blinde nach, (die
bei Jericho aitaen) und rnfen ähnlich wie dort den Da«
▼idaeohn um Erbarmen an, der sie sofort auch hier, wie
dort nach Matthäus, durch linndauflegung heilt. Daneben
Jinden sicli freilich nicht geringe Abweichungen : von ei-
nem Slillegebot der Begleiter Jesu steht hier nichts f und
während bei Jericho Jesus die Blinden sogleich so sich
ruft, kommen sie in dem früheren Falle erst zu ihm, als
er wieder au Hause istj ferner, während er dort sie fragt,
WAS sie von ihm wollen? fragt er hier gleich, ob sie das
Vertraoen haben, dafs er sie heilen iKÖnne? endlieh das
Verbot , Niemand etwas zu sagen , ist dem frftheren Fall
7) a. a. O. S. 237.
JJoi LtUn J0ia i/. JBomf • 9
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Oft
Z IV e 1 1 • r A h s 6 h n i U«
•igenthttmilch* Bei diesem Verhahnifs beider Erzähliin»
gen könnte wohl eine AssimiUtion in der Art staetgefomlen
haben, daüs dem Matikfine die swei Blinden and die Berfih-
rang Jesn ans der ersten Anekdote in die sweite, die
Form des Rufs der Kranken aber aus der sweiten in die
erste hineingekommen wäre*
Wie beide Geschichten angelegt sind^ scheint fSr ei-
ne natilrliehe firklürung sieh wenig dareubieten. Dennoch
haben die rationalistischen Ausleger eine solche zu veran-
stalten gewufst. Dalis Jesus in dem früheren Falle die
Bünden fragt, ob sie Vertranen na ihm hallen, erklärt rnnm
dahin, Jesus halie sich Abersengen woüen, ob sie ihm
wohl bei der Operation festhalten und seine weiteren Vor-
schriften pünktlich befolgen würden^}; erst zu üanse hier-
auf, um ungestört- SU ^ein, habe er ihr Übel untersucht,
und als er in demselben ein heilbares (nach Vbnturiiii')
durch den feinen Staub jener Gegenden bewirktes) Lbel
erkannte, die Leidenden versichert, dai's ihnen nach dem
Maafs ihres Zutrauens geschehen solle* Hierauf sagt Pao»
Lüs nur kum, Jesus habe das Hindernifs Ihres Sehens eni*
fernt ; aber auch er mufs sich etwas Ähnliches mit Vkn-
TtiRiMi denken, weicher Jesum die Augen der Blinden mit
einem scharfen , von ihm vorher subereiteten Wasser be*
streichen, und sie so von dem entsttndefeen Staube reini-
gen läfst, worauf in Kureem ihr Gesicht zurückgekehrt
sei« Allein auch diese natürliche £rklärung hat nicht die
mindeste Wursel im Text ; denn weder kann in der von
den Kranken' geforderten ni^ig etwas Andres, als, wie
immer in ähnlichen Füllen, das Vertrauen auf Jesn Wun-
dermacht, gefunden werden, noch in dem r^ipcao eine chii**
urgische Operation, sondern lediglich jenes Berühren,
welches bei so vielen evangelischen fleilnngswnndem , sei
8) Pavhjs, L. J. i, My S. 249.
9) Natürliche Geschichte des Propheten von Nas. 2, 5. 216.
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M «U Züihan oder a1« Leiter der beilendeii Kraft Jesn^ tt*
•chsint; von weiteren Voreehriflteii sur v4Üligen fierstel^
long iet ohnehin nichts so bemerlien« Nicht ender« terhfilt
et sich mit der Heilung der Blinden beiJericho) wo über«
diefs die xwei mittleren KvangeiUten iiicht einmal einer
BorüLrnng gedeniien«
Sollen aller auf dieie Weise nach dem Sinne der lle«
ferenten auf das biofse Wort oder die Berührung Jesu hin
Blinde augenblicklich sehend geworden sein: so werden
wohl «hnliehe Bedenlüiehiieiten hjer eintreten, wie in dem
vorigen Fall mit den AnsslKEigen« Denn ein Augenübel,
es niag noch so leicht sein^ wie es nicht ohne manchfneho
Vermittlung entstanden ist, so wird es noch weniger jan*
mitleU»Ar auf ein Wort oder eine BertShrung hin weichen
wollen, sondern es erfordert sehr compllcirte theils ehiror»
gische thells medicinische Behandlung, und so vornehmlich
die Blindheit , wenn sie Überhaupt heilbarer Art ist« Wie
sollten wir uns auch die plöaliche heilende fiinwirirnng ei-
nes Wortes und einer Bend auf ein erblindetes Aoge vor-
stellen? rein wunderbar und magisch f das hicfse das Den-
ken über die Sache aufgeben; oder ma^^netisch? allein es
ist ohne Beispiel, dafs aof dergleichen Übel der Magnetis-
«ns von Einflofs gewesen; oder endli|oh psychisch? aber
die Blindheit ist etwas rem Seelenleben so Dnabhiingiges ,
selbststündig Körperliches, dafs an eine, nitmcntlich j)iüz-
liehe, Hebung derselben von geistiger Seite her nicht ca
denlien Ist. Wir müssen folglich bekennen, dafs eine ge^
sehiehtllche Auffiissung dieser EraUhlungen 'uns mehr als
nur schwer fallt, und es kommt nun darauf an, oh wir
die Entstehung unh|storischer Sagen dieser Art wahrschein*
Üeli omehen können.
Die Stelle ist heroits angeführt t wo nach dem ersten
und dritten Evangelinm Jesus den Gesandten des TÄuferi
l^eniiber , welche ihn zu fragen hatten , ob er der t(>/o-
liifog sei, sich auf seine Theten beruft, und vor allem An*
5 •
oiyui^ca GoOglc
I
(MI Zweiter Abtehnitt.
dern hervorKebt, def« wvq^iol avaßlinsütf smn dentli-
lichen Beweis , ilais namenllich' eoeh solche, an Blinden
verrichtete Wunder vom Messias erw artet wurden , w ie
ja jene Worte ans Sd, 5^ einer messinnisch gedeuie-
leiB Weissagung, genommen sind, and anch in einer oben
angefAhrten rabbinisehen Stelle anter den Wandern, wel-
che JehovA in der messianischen Zeit ausführen werde,
das hervorgehoben ist, daCs er oculos tot cor um aperii
id quod per LUiumffcit Eine eigentliche Blindheit
nun hat EBsa nicht geheilt, sondern nnr einmal seinem
Diener die Augen Dir eine Wahrnehmung ans der über-
sinnlichen Weit eröffnet, und dann eine in Fujge seines
Gebets über seine JTeinde verhängte Verblendong wieder
aufhören lassen (3 Kön. 17*— 20.)< Diese Theten des £lisa
nun fafste man , ohne Zweifel in ROebsIcht auf die Jesaia-
nische Stelle, ^'cradezu als Eröffnung erblindeter Augen
auf, wie wir aus jener rabbinisehen Steile sehen, und so
wurden vom Messias auch Biindenbeilungen erwartet *
10) s. Band 1, S. 75, Anm.
11} Auch sonst linden wir, das» in jener Zeit Männern , die für
Lieblinge der Gottheit galten , das VeraOgen vruaderbarer
Heilung, namentlich aocb der Blindheit, sugetchrteben su
werden pflegte. So ersShIen uns Tacitut, Bist. 4, 81. , und
Sueton, Veepat* 7, in Alexandrien habe sich an den kttrxlich'
Imperator gewordenen Vespasian ein Blinder, angeblich nach
einer Weisung des Gottes Scrapit, mit der Bitte gcwcndft,
ihn durch Benetzung seiner Au^cn mit scinrin Speichel 7ii
heilen, was N'cspasian mit dem Krfolrrc gellian habe, dass der
Blinde auj:;cnblicklich das Gesicht wieder erhielt. Da Tsci*
tus die (Dichtigkeit dieser Erzählung ganz besondert ver«
bürgt , so dürfte Paulus wohl nicht Unrecht haben, wunn er
die Sache ait Veranttaituag tehmeichleritcher Priester an-
•iebt, welche durch tulioniirte Scheiakranke den Kaiser in
den Ruf det WunderthMters, und dadurch ihren Gott, dessen
Rath den Vorgang Teranlasst hatte, bei ihm in Gnnst setzen
wollten. £xeg. Uandb. 2, S. 56 f. Jedenfalls aber sehen wir
»
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ff
Mahm nun die «rchristliclie Gemeinde , wie sie eos den
Joden liervorgega Ilgen war, Jesam fittr des nessfnniflche
Subjekt, so inufste sie die Tendenz haben, ihm auch nlio
■essianischen PrAdikate^ und so auch das in Rede stehen*
de^ Busosehreiben.
|>ie dem Markos eigenthttmliche Ersihlftng Ton einer
Bllndeiiheilung bei Bethsaida (S, 22ir. ) ist j iiel>t)ii der
gleichfalls nur bei ihm zu findenden von der llrihing ei-
nes scliwerredenden Tauben Cfy 32 ff.) , weiche wir defs-
wegen hier mitberüeksiehtigen, die Lieblingseraiihinni^ailer
mtiuiialistlschen Ausleger. Wären uns doch, rufen sie aus,
such sonst bei den evangelischen Heiiungsgescbichten wie
iiier die erklärenden Nebenumstände auf i>ekaJten ^ so wür-
de, dafs Jesus nicht durch hlofse Maohtsprficlie heilte, hi«
itorisch EU erweisen, und für tiefer Forschende sogar
die natürlichen Mittel seiner Heilungen zu entdecken sein' -} !
2^ ist 9 vorziigiioh aus Veranlassung dieser firaUhlungeOi
weichen sich dann aber auch einseine Züge aus andern
TheiJen des aweiten Evangeliums anschliefsen , Markus In
neuester Zeit auch vou solchen, die sonst dieser Ausie-
gnngsweise nicht eben geneigt sind , als Patron der aatOr-
liehea ErldXrnng dargestellt worden^').
Was nun unsre beiden Heilungen betrifft , so ist den '
raitoualistisehen Auslegern schon das eine gute Vorbedeu-
tung, dafs Jesus beide Kranke vom Volke weg besonders
nimmt 9 aus keinem andern Grunde, wie sie glauben, als-
um ihren Znstand toBtUch stt unteimdien , und m sehen,
liierau«, was mmn in jener Zeit auch ausserhalb Parasti«a*t
TOn einem Manne erwartete, welcher, wie Tacitus sich hier
über Vespasian ausdrückt, einen favor e coelis imd sine in*
ctinatio nuaunum genoss. «
12) So ungefähr Pavlüs, ex. Handb. 2» S. 312. 391.
nf n Wrrw, Beilrag sur Charakteristik des Evangelisten Blar-
kus, in Uu.«Aicit*t und Umbuht*« Studien 1, 4, 739 ff. Vgl.
KösTCR, Immanuel, S. 72.
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70 Zweiiar Abtehttikl.
ob sieb helfen liuie oder ntefat. Eine solche Uiilertiiehiiiig
iSnclen die bezeichneten £rklärer vom Evangelisten selbst
imgeKeigt, wenn nach ihm Jesus dem Tanben die Finger
in ilie Ohren steokte* wobei er die Taubheit als eine heil-
bare, vielleieht nnr dorch xrerhlrtete Feuchtigkeit Im Ohr
entstandene 9 gefunden, und hierauf, gleichfalls mit den
Fingern y da« Uindernlf« des Gehörs entfernt habe. Wie
das (ßcila vig Sdtxtvlas fi^^f wird auch das ^0a-
%o tr^g yltiaar^g von einer chlrurglsehen Operation verstan-
den , durch welche Jesus das Zungenband bis auf den er-
forderlichen Punkt gelöst I und dem erstarrten Organ sei-
ne GeienJiigkeit wieder gegeben habe, und ebenso wird
das iTtt^ds 'tag tßtiictg avti^ bei dem Blinden dahin erklflrt,
Jesus habe vielleicht durch ein Drücken der Augen die
verdickte Linse herausoebracht. Eine weitere Hülfe findet
diese Erklfirungsweise darin, dafs Jesus bcidemale, an der
. Zunge des Schwerredenden und an den Augen des Blin-
den, Speichel anwandte. Schon für sich hat der Speichel^
besonders nach filteren Ärzten eine für die Augen heilsa-
me Kraft; da er indefs so schnell in keinem Falle wirkt,
um eine Blindheit und einen Fehler der Sprachorgane mit
£inemmale entfernen su können , so wird fllr beide Fülle
vermuthet, Jesus habe den Speichel nur gebraucht, um ein
Arsneimittel , wahrscheinlich ein äteendes Pulver, aiisu-
fenehten, wobei sowohl der Blinde nur das Ausspucken ge-
hört, Ton den eingemischten Medikamenten' aber nichts ge-
sehen, als auch der Taube nach dem Geist der Zeit dio
natürlichen Mittel wenig beachtet, oder die Sage sie nicht
weiter aufbewahrt habe« Wird hierauf in der £r]Bählung
vom Tauben die Heilung nur einfach angegeben, so «dch*
net sich die vom Blinden noch dedurch aus, dafs sie die
Wiederherstellung seines Gerichts umständlicii als eine suc-
cessive bescbrcibt« 2^Acluiem Jesus die Augen des
14) Piia« B, t»i 7« w, «. St, bei WsTSTsnr,
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kea auf lUe betobriebone Weise bebendell bette, fragte er
deaeelbeii, ti ßllnei; gar nicbt, bemerkt Paulus, wie
ein WtiiidertliHter, der de» Erfolges sicher ist, sondern
recht wie ein Arzt, der nach gemachter Operntion deu
Palienten probiren itflat» eb ibm geboileii sei« Der Kran-
ke erwiedert, er aebe, aber erat nndeadieb^ ao dafii ihm
4ie Metischen wie Bäume erscheinen. Hier kann nun der
r.itiuiiali8tische Erklärer siegreich, wie es scheint, den
artbodoxfin fragen: wenn Jesu die göttiicbe Krafi au Be-
wirkuiy Ton Heilungen an Gebole atand, warum heilte er
den Blinden nicht sogleich vollständig? Wenn ihm das
Übel einen Widerstand entgegensezte ^ den er nicht schon
ket*m ersten V^ersuobsu überwinden vermochte, wird daraus
liefat klar, dafs seine Kraft eine endliche ^ gewühnlicb
BMsaehliehe geweaen ist? Hierauf legte Jesus noeh ein-
nmi Hand an die Augen des Kranken, um der ersten Ope-
ration nachzuhelfen, und nun erst war die Kur vollendet ^^).
Die Freude der rationaiistisehen Ausleger an diesen
Ersllilunge» des Markus ist durch die trockene Bemer-
kung zu stüron , dal's auch hier die Umstände, welche dis
natürliche Erklärung möglich machen sollen ^ nicht vom ^
Kvangeiisten aelbat angegeben, aondern von den Auslegern
aatergeschoben sind« Denn liei beiden Heilungen giebt
3I«rIins nur den Speichel her, das wirksame Pulver oher
streuen Paulus und Vemturiiii darein, wie auch nur sie
es sind, die aua «lern Leg^ der Finger in die Ohren an-
srst ein Sondiren , dann ein Operiren , und aua dem
iil^hat Tag ytTnceg ItÜ lüg 6(p(}ulfidg sprachw idrig statt
eines Handauflegens ein clürurgisches llandanlegen machen«
Auch das Beiseitenehmen der Kranken besieht sich dem
Znsammeniiang aofolge (7, 3C. 8, 26«) auf die Absicht Je-
ftu, den wunderbaren Erfolg geheim zu iiaiten, nicht auf
15) Fmvs» a« «• O. S. 312 f. SdSff.; itatMicbe Gctchichte, 3 9
S. 51 ft. 216 f. HötTsii, Immanuel, S. 188 IT.
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71
Zweiter Ab«ehjiitt.
das Verlangen I in Anwendung der natllrliehen Hitteft nn«
gestftrt BQ sein: eo dafs der retlonalisdschen EriilArong^
alle Stützen sinken und die orthodoxe sich ihr auf 8 Neue
gegenüberstellen kann. Diese nimmt die Berührung und
den Speiehei entweder alt Herabiaasong bh den Kranken^
welehen dadoreh nalie geiegt werden aoiite, wessen Macht
«ie ilu'e Heilung zu verdanken hätten oder als ein lei-
tendes Medium der geistigen Kra£t Christi, an dessen Ge-
liraach er jedoch nicht gebunden gewesen sei ' ^) ; das Sne-
cesslre der Heilung kber suclit man dann theils so bb wen-
den , dafs JesQS dureh die halbe Heilung envor den Glan-
ben des Blinden habe beleben wollen, und erst als dieser
gewachsen war, den nunmehr Würdigen ganz wiederher-
gestellt habe ^*); oder vermuthet man, dem Blinden, hei
seinem tfef^ifewnrBellen Leiden, wffre eine pltaliehe Hei-
lung vielleicht scliäcllich ofewescn
Aliein durch diese Versuche, namentlich die iezte Ei-
genheit der erangellschen ErBühlung b'u denten, begeben
sieh die sapranaturalistlschen Theologen , welche sie vor»
bringen, selbst > auf Einen Boden mit den Rationalisten, in-
dem sie nicht minder als J^ne in den Text hineintragen,
was in demselben nicht ron ferne angedeutet ist* Denn
wo ist In dem Heilrerfahren Jesa mit dem Kraniien Irgend
eine Spnr, daft er zuerst nur daranf ausgegangen sei, sei-
nen (ilauben zu pr.'ifen und zu stärken? in welchem Falle
statt des nur seinen flussern Zustand betreffenden invjQtiva
aiviv et ri ßUsm ; vielmehr wie Matth. 9» S8. ein mgiveig
Ott dvvaum r8vo noitjoai; stehen mttftte. Vollends aber
die Vermuthung, eine plüzliche Kur möchte schädlich ge-
wesen sein! Dw heileade Aiit eines Wunderthütera ist
!()) Hess, C.rsrli ( htr Jesu, 1, S. ?;! 0 f,
17) Oi.sKiVSKN, b. CiMjini. 1, S. 510,
18) l)t't Hui^^UL, in Maro« J>, tlQ«
Digitizod by Gü*..'
6meh CnaMaUkii nach OlshausbhV Ansicht) nloht ais der
bloTs negatSire der WegrüiiiMing einet Übels , sendern bo*
gleich als der positive einer MittheiJang ncoen Lebens und
frischer Kraft an das leidende Organ zu betrachten , .bei
weleher Ton Seblidliohkeit ihres phlsÜchen Eintritts niehl
die Rede sdn kann. Da somit kein timnd sieh ansfin-
dig machen läCst, aus welchem Jesus absichtlich dem äu-
gen blioklicben Wirken seiner Wunderkraft £inhait getban
bitte « so nttiste sie nor ohne seinen WÜien Ten attssen
dnrcfa die Macht des eing ewnraelten Übels gefieainit wop- '
den sein, was aber der ganzen evangelischen Vorstellung*
von der selbst dem Tod überlegenen Wundermacht Jesu
entfegen ist^ folglich nicht Meinung unsres EvangeÜsten
sein kann. Sendern ' die Absieht des Markus j wenn wir '
seine ganse schriftstellerische £lgenthtimlichkeit erwägen,
kann aucli hier auf nichts Anch'es als auf Veranschauli-
ehnng geben. Alles Pluaiiohe aber ist schwer sich nur
Anschannng sa bringen: wer eine gesehwinde Bewegung
einem Andern dentlich machen will, der macht sie Ih«
zuerst langsam vor, und ein schneller Erfolg wird nur
dann recht vorstellbar , wenn ilin der £raähier durch ai«
ie seine HooMnte hindnrehftthrt ; weiswegen denn ein Re-
ferent, dem es darum an tbnn ist, In seiner Era^lhlong der'
Vurstellnngski'aft seiner Leser möglichst so Hülfe zu kom-
Bien, auch die Neigung zeigen wirdj wo möglich (iberall da«
Unmittelbare au Termittela und an dem plüaliohen £rfoig doch
das Snoeessive seines Eintritts hervoraukehren. 8e glanb*
te hier Markus oder sein Gewährsmann rlel Air die An«
schaulichkeit zu thun, wenn er zwischen die Blii|dheit des
Mannes und die völlige Herstellung seiner Sehkraft die
halbfertige Heilung oder das Sehen der Mensehen wie Bin«
me einschob 9 und das eigne GefiShl 'wird Jedem sagen,
(iafs dieser Zweck vollkomiuon erreicht ist. Darin aber
liegt 9 wie auch Andre bemerkt haben -^Jl, so wenig eine
20) Faitzicui^ Coutm. la Marc. ^. XLXU«
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74 Zw«itiir AbiakiiitC.
Ihnnctgang des Markos su natürlicher Auffassang solcher
Wiiiilkry lUla er Ja yieimehr nlelU selten die Wottder mn
TergHtosem bemüht ist, wie wir theili bd*» Gadarener
gesellen haben, theils noch öfters werden bemerken kön-
nen. Auf Ähnliche Weiae wird dann auch da« mu beur-
tfaellen aeiii| da(a Alarkiia lumentlleh indieten tkm eigenen
Eraihlnngen (aber aueh tonst, wie 6, 13, wo' er benrarkt,
dafs die Jünger die Kranken mit Ol gesalbt haben) die
Anwendung äoaserer Mittel und Manipulationen bei den
Hellnngawnndem henrerhebt. I>a£i diese Mktel, wie lie»
sonders der Speichel, in der damaligen Voüuansicht nicht
als natürlichwirkeiide Ursachen der Heilung galten, davon
ka/ia schon die oben angeführte Ersählong ?on Yespasian
fthemei^gett, se wie Stellen jüdischer und rlhnisehsr Ante*
veny nach welchen das Anspucken als magiselMS Mittel,
vornehmlich gegen Augenübel, galt Sondern Olshau-
bXH giebt ganz die damalige Vorstellung, wenn er Bertth*
mngi Speichel dgk fttr die Condaktoren der dem Wnn-
dermann inwehnenden höheren Kraft erklirft. Nur frei-
lich diese Ansicht auch eu der unsrigen machen könnten
wir nur dann, wenn wir mit Olshausen von einer Parallele
M
der Wnnderkraft Jesu mit der animalisch - magnetischen
ansgiengen, eine Tei^ileichangy welche snr KHilirung der
Wunder Jesu, insbesondere des Torliegenden, onanreichend
und darum überflüssig ist. Wir schreiben daher jene Mit-
tel lediglich auf Rechnung des Evangelisten. Auf diese
kommt dann ohne Zweifel auch das BesondemehaMn der
Kranken j die übertreibende Beschreibung der Verwunde-
rung des Volks (vTiBOTiFoiaaoig i^eulrjaaotto afimTfg, 7,
S70i und das strenge Vei*bot , Niemand von den Heilun-
gen etwas sn sagen. Diesee Gehelmhalten gab» der Sache
ein mysteriStes Ansehen , welches auch nach andern SteN
len dem Markus gefallen au haben scheint« Zu demMj«-
81) $• d. St. bei Watssst« uad LtsavraoT sn Job. 9f 6.
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tteriSsen gehört bei der Heilung des Tauben auch das
ivaßXiijfCLg eig zov tsQavov igna^e (7 , 34.). Denn woza
hier seofken I Uber das £lend des Menschengeschlechts^
das Jeso aos viel franrigeren Füllen langst bekannt sein
nnlste? oder wollen wir dnrch die Erkllfming, dafs Jener
Ausdruck nichts vreiter, als stilles Beten oder lautes Spre«
eben bedeute ^')} der Schwierigkeit ausweichen? Wer
den Harkos kennt| wird vielmehr den flbertrelbenden Er*
dhler darin erkennen, dafk er Jesu eine tiefe Oemaths*
bewegung bei einem Anlafs zuschreibt, der eine solche gar
nicht herforbringen konnte, aber von derselben begleitet
sich nor vm so gehelmnifsvoller ausnahm. Gans Torsflg*
Hefa aber seheInt mir etwas Mysteritfses darin sn liegen,
dafs Markus das gebietende Wort, mit welchem Jesus die
Ohren des Tauben aufthut, in seiner ursprünglichen syri-
sehen Form : iqfqM&a^ wiedergieb^ wie b^i der firweekang
der Toehter des Jaims nnr onser Evangelist (5, 41.) das
talid-a utHf-U hat. Man sagt wohl, diefs seien nichts we-
niger als Zauberformeln gewesen*^); allein, dafs Markus
diese Machtworte so gerne in der seinen Lesern, denen er
sie Ja erklären mois, firemden Ursprache. wledergiebt, be-
weist doch, dafii er eben dieser Ihrer nrsprtingKehen Form
eine besondere Bedeutung beigelegt haben mufs, welche
dem Zusammenhang anfolge nur eine magische scheint ge-
wesen sein so können. Diese Neigung snm Mysteriösen
können wir rflekwörts blickend nan auch in der Anwen-
dung jener äusseren Mittel ßnden, welche zum Erfolg in
keinem Verhültnirs stehen; denn eben darin besteht ja
das Mysterium, dais mit einer inadäquaten, endliehen Form
ein vnendlieher Inhalt, mit einem scheinbar untrlrkaamen
Mittel die kräftigste Wirkung sich verbindet«
tXi so nach Enlhymiot Fansaa», in Marc« p« S04»
th) Ertteret KviKtft, Lesteret ScMorf*
24) UkMi Gesch. Jesu, l, ii^l« Aua. 1,
Digitizc'ü
76
Zwitter Abtiohnltt
Babeo wir non oben die einfacbe £i«ibiiiiig tlmaift-
lieber Synoptiker von der Blindenhellung bei Jeriebo niebt
für historisch halten können, so sind wir diefs bei der ge«
heimnifsvollen Schilderung des Einen Markus von der
lieünng eines Blinden bei fietbsaida noeb weniger im Stan-
de, sondern wir railssen sie als ein Produkt der Sage mit
mehr oder weniger Zuthaten des evangelisclien Referen-
ten ansehen , und ebenso die von ibm mit gleicher Eigen-
tbilmlicbkeit eraäbite Heiiong des rnnyog ftayikalog^ Denn
nueh bei, dieser iesteren Geeebicbte febien uns nel»en den
schon ausgeführten negativen Gründen gegen ihre histoi*i-
sehe Glaubwürdigkeit die positiven Veranlassungen ihrer
mjrtblschen Entotebnng nicbt, da die Weissagung auf die
messianisebe Zeit: voVs-cJra x(aq>iav axAeowrai — ItQcmj
i^ca ylojoou fioyi?, tiliov (Jes. 35, 5. 6.) vorbanden
war, und nach Matth. 11, 5. eigentlich verstanden wurde.
So günstig der natttrlicben £rkiArnng auf den ersten
Anblick die eben betracbteten JElrsäUnngen des Markus sn
sein sebienen: so nngOnstig und verniebtend, sollte man
glauben, müsse die johanneische Erxlfblung, Kap. 9., auf
sie fallen , wo nicbt von einem ßiiiiden scblecbtweg , des-
sen Bufäilig eingetretenes Übel ietcbter wieder an beben
sein moclite, sondern von einem Blindgeborenen die Rede
ist. Doch wie die Ausleger dieser Richtung scharfsichtig
sind, und den Muth nicht bald verlieren, so wissen sie
aucb bier manches ihnen Gfinstige tsn entdecken» Vor Al-
lem den Zustand des Kranken finden sie» so bestimmt aaeh
das TKf/.üv ix yersri'g rii lauten scheint, doch nnr unge-
nau hezelt'hnet. Die Zeitbestimmung zwar, welche darin
liegt, entb< sieb Paclüs, wiewobl nngem and- eigentücb
nur lialb, omaustolsen : um so mebr mala er dann aber an
der QunÜtlttsbestlmmung des Zustandes zu rütteln suchen.
Yr<f).(i^ müöse nicht gerade totale Blindheit bezeichnen ^
und wenn Jesus den Kranken anweise, sum Siloateicb au
j^ebon, nicbt sieb fttbren an lassen, so müsse derselbe noch
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Neuntes Kapital* $• $U
einigen Schein des AngenlichU gehabt haben, nm selbst
den Weg dahin finden so kdnnen« l^och mehr Hülfe sehen
die rationallstisehen Ausleger In dem Heilverfahren Jesn.
Gleich Anfangs (V. 4.) sage er, er müsse wirken nög
^fiiQa iglvy in der Nacht lasse sich nichts mehr anfangen:
Beweis genug » dafs er den Blinden nicht mit einem blo«
sen Machtwort en heilen im Sinne gehabt habe, was er
auch bei Nacht hätte aussprechen können, dafs er viel-
mehr eine künstliche Operation habe vornehmen wollen^
XU welcher er (ireilich das J'ageslicht bedurfte. Der m^Xag
femer, welchen Jesus mittelst seines Speichels 'macht und
dem Blinden auf die Aii<rcn streicht, ist ja der natürlichen
Auslegung noch günstiger als das blofse mvoag hei m vo«
rigen Fall, wefswegen denn aus' demselben die Fragen
und Vermuthungen wie Pilse in üppiger FdUe aufschies*
sen. Woher wufste Johannes, fragt man, dafs Jesus nichts
weiter als Speichel und Staub zu der Angensalbe nahm ?
war er selbst dabei , oder hatte er es hlos aus der £rE&h*
lang des ge hellten Blinden? IMeser lionnte aber bei dem
schwachen Schimmer, den er nur hatte, nicht genau se*
hen, was Jesus vornahm, er konnte vielleicht, wenn Je-
sus 9 wlihrend er aus andern Ingredienzien eine Salba
mischte 9 sufiillig auch ausspuckte, auf den Wahn yerfal*
len, aus dem Ausgespuckten sei die Salbe entstanden.
Noch mehr: hat Jesus, während oder ehe er etwas auf
die Augen strich, nicht auch etwas aus denselben wegge-
nommen,' weggestrichen, oder sonst etwas daran verffn-
dert, was der Blinde selbst und die Umstehenden leicht
flir Nebensache ansehen konnten? Endlich das dem Blin-
den gebotene Waschen im Teiche dauerte vielleicht mehrere
Tage, war eine längere Badekur, und das ßUnm
sagt nicht, dafs er nach dem ersten Bade, sondern dafii
er KU seiner Zeit, nach Vollendung der Kur, sehend wie-
derkam
25) Paulust, Coinin. 4, S. 472 ff.
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7H Zweiter Abpehnitt
Allein I am von vorne ansufangen, so wird hier dem
ijfiiQct und yv£ eine Bedeutung gegeben, welche eelbst ei-
Dem VxMTVRim »■ seieht gewewn ist '^)) «nd nMMntlioh
dem Zaeaadienluuig mit V« & sawiderliafl^ welcher dareh«
aus eine Bezicliung der Worte auf den baldigen Hingang
Jesu erheischt ^^)« Wßg aber von etwaigen medicinischen
Ingrodiensien des fgtjlog Teraintliet wird, ist an 'so boden-
loser, als hier nicht wie bei dem Torigen Fall gesagt wer»
den liann , es werde nor das angegeben , was der Blinde
.durch das Gehör oder einen leichten Lichtschimmer wahi*-
nehmen konnte, da ja dieisnud Jesus den Kranken nicht ,
•ilein, sondern In Gegenwart seiner Jünger vomaha«
Über die weitere Vermuthang vorangegangener ehirargi*
scher Operationen , durch welche die im Texte allein an-
gegebene Bestreichung und Waschung cur Nebensache wird,
ist nichts Mn sagen, als dafs man an diesem Beispiele sieht,
wie sUgellos die einmal eingelassene natürliche Erkiffrung
«ich alsbald gebärdet, und die klarsten Worte des Textes
durch die Gebilde üirer eigenen Combi na tion verdrängt.
Wenn ferner daraus, dals Jesus den Blinden cum Tei-
che gehen hiefs, gefolgert wird, er müsse noch einen
' »Schein des Lichts gehabt haben, so ist dagegen cu be-
merken, dafs Jesus demselben nur angab, wohin er siv.h
liegeben ivnayu») solle; wie er diefs nfiher angreifen
wollte, ob allein gehen oder einen Führer nehmen, daa
überliefs er ihm selber. Endlich wenn das engverbun-
dene anf^lHv w xcd iviipcno xcd rkS^e ßkmittv CV. 7,
^Tgl. V.U.) SO einer mehrwöchigen Badekur auseSnander-
gecogen wird, so Ist dlels' gerade, wie wenn auin das
i^eni, vidi, vici übersetzen wollte: nach meiner Ankunft
recognoscirte ich mehrere Tage, lieferte hierauf in gehöri-
gen Zwischenseitea nnterschiei^liche Schlachten, und blieb
andlioh Sieger*
26) Natürliche Gesch. 3, S. 215.
27> XaouiCR und LUcas s. d. St. ^ '
4
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t
ll««ii4tt KapiteL f. 91. 7§
Sa iMüi mit «bo Meh hier die mitflrlielie Erklftmiig
in Stiehe, «ml wir behelten einen Ton Jeea wonderbeF
geheilten Blindgeborenen. Dnfs unsre obigen Zweifel ge-
gea die Realitüt der Blindenheilungen hier, wo es sich
ron angeborener Blindheit liendelt, in veretttfiiteBi Biaefee
wiederkehren, iet natfirlleh. Und swar kommett Iiier noch
einige besondere kritische GrQnde hinzn. Keiner der drei
ersten Evangelisten weifs etwas von dieser Heilung. Naii
aber, wenn doch in der Gestaltung der apostolischen Tra-
dition und in der Aoswahi, weiche sie nnter den Ton Jean
BS ersählenden Wandern traf, irgend ein Verstand gewe-
sen sein soll, so mufs sich diese nach den zwei Gesichts-
punkten gerichtet haben: erstlich, die grüfseren Wunder
▼or den scheinbar minder bedeutenden ausanwihlen, und
- sweltens diejenigen , an Welche eich erbauliche Erdrterun*
gen knüpften, vor denen, bei welchen diefs nicht der Fall
war. In der ersteren Rücksicht war nun offenbar die Hei-
lung eines ron Geburt an Bünden, als die ungleich schwie-
rigere, ror der eines Blinden schlechthin ausauwihlen, und
man begreift nicht, wenn doch Jesus wirklich einen Blind-
geborenen sehend gemacht hat, warum davon nichts in
die erangelische Tradition und also in die synoptiseheii
firangeiien gekomnien Ist. Freilich konnte mit dieser Rflek«
sicht auf die Gröfse des Wunders die andere auf die Er-
baulichkeit der daran sich knüpfenden Reden nicht selten
coliidiren, so dal« ein minder auffallendes, aber durch die
Gespriehe, die es Toranlafste, Iruchtbareres Wunder et*
nein auffallenderen , aber bei welchem das Lestere weni-
ger autraf, vorgeeogen werden mochte. Allein die Hei-
lung des Blindgeborenen bei Johannes ist von so merk w Ar-
digen Gesprächen, suerst Jesu mit den ^Ungern, dann
des Geheilten mit der Obrigkeit, endlich Jesu mit dem
Geheilten, begleitet, wie von dergleichen bei den synopti-
schen Blindenheilungen keine Spur ist, Gesprüche, von
welchen, wenn auch nicht der ganae dialoglaehe Verlauf f
ff
N
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0i. Zweiter Ahscii aitt. /
so doch gnomiiohe Perlen, wie V. 4. 5. SO., eich nnch für
die DwPBteLLang der drei erefen EvengelieleB trefflich cig*
neteii. Dieee hätten aleo nleht imhin gekonnt, etatt der
sowohl weniger roerkwdrdigen , aIs auch minder erbauii*
ehen BJindenbeUungen, welche sie haben, die Heilung
des Blindgeborenen aufsnnehmen , wenn dieeeibe in der
evangdlachen Ubertiefeningy aas welcher ale aehffpften)
beHndlich gewesen würe. Der allgemeinen evangelischen
' Verkündigung konnte sie möglicherweise unbekannt blei-
ben, wenn aie an einem Orte und unter Umatfinden yor-
gefallen war, die ihre Ambreitang nicht l>egOnatigten, aJao
wenn sie In einem Winkei de* Landes ohne weitere Zeu-
gen verrichtet worden wnr. Aber Jesus vollbringt sie ja
Tieimehr zu Jerusalem, im iireise seiner Jünger, mit gröls-
tem Aufsehen in der Stadt, and sam höchsten Anstoft hei
der Obrigkeit: da mufste die Sache bekannt werden, wenn
sie anders geschehen war, uinl da wir sie in der ^(nvohn-
Üchen Evangelientradition nicht als bekannt antreffen, so
mteteht der Verdacht, sie möchte vielieicht gar nicht ge-
. aebeken sein*
Aber der Gewährsmann ist doch der Apostel Johan-
nes* Wenn diels nur nicht, ausser dem unglaublichen,
also schwerlich won eineip AugenBcugen herrQlirenden In-
halt des Berichts, auch noch aas einem andern Grand an*
wahrscheinlich würde. Der lieferen t erkl/Srt nämlich den
I^amen des Teiches 2^i?Aoafi durch das griechische dicegaii''
fihog (V. 7.): eine falsche ErkJiftrUng, denn ein Abge*
sehickter heifst l^lW» wogegen nS'^ der wahrscheinlich-
sten Erklärung zufolge einen Wassergufs bedeutet -^). Der
£?angelist wählte aber jene Deutung, weil er zwischeji
dem Ifamen des Teichs und der Sendung des. Blinden bq
demsellien eine bedeutangsrolle BcBiehung sachte, und sicli
also vorgestellt cu haben scheint, der Teich habe durch
^} s« fAiiujt uad I^UcKB n. d. St.
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Neunte« Kapitel $. 91.
81
beten^ere FOgong den Namen des Gesendeten bekommen^
weil dereinst vem Messias nur Offielibarung seiner Herr-
lichkeit ein Blinder zu demselben gesendet werden sollte
Kuji konnte allerdings ein Apostel eine grammatisch nn-
nebtige Erklärung geben, sofern er nur nicbt als inspirirt
ferausgesest wird^ nnd «neh ein geborener Palfistinenser
konnte sieb in fitymologieen bebräiscber Worte irren, uie
das A. T. selber zeigt: doch aber sieht eine Spielerei die-
ser Art eber wie das Macbwerk eijtes entiernter Stehen-
den als eines Angeniengen ans« Der Angenzeuge batte an
dem angesebanten Wunder und den vernommenen Reden
genug Uedeutnngsvolles : erst bei dem entfernter Stehen-
den konnte die Mikrologic eintreten, dais er aucb aus den
Ikleinaten Nebenattgen eine Bedeutung beranssnpressen sucb-
te. TnOLUCK nnd LOckk stossen sieh starit an einer sol-
chen, wie der Lestere sich ausdrückt, an Unsinn streifen-
den Alle^^orie, welche sie ebendets wegen sich nicht für jo-
iianneiscb aufreden lassen woilen^ sondern als eine Glosse
betrachten. Da jedoeb alle iLritiseben Anktorit&ten, bis
auf £ine, minder bedeutende, dieselbe bieten, so ist eine
suiche Behauptung die baare VVillkühr, und man hat nur
die Wahl, ob man mit Olsuaussn aucb an diesem Zug als
einem aposiplisehen sieh erbauen oder mit den Probe-
bUien denselben mit nnter die Merkmale Ton dem nicht
;tpustulischen Ursprung des vierten Evangeliums aahlea
Was nun aber den Verfasser, des vierten Evangeliums^
oder die Überlieferung, aus welcher er schffpfte) veran-
lassen konnte, unzufrieden mit den ßlindenheilungen, von
welchen die Synoptiker berichten^ die vorliegende Üoraäh-
2y) so Euthymius und Pavlvs z. d. St.
50) b. Conuu. S. 230, wo er jedoch das antgaXftiyoi sof den
von Gott autgehendea Gei«ie»«trott J»«zi«ikk»
31) S. 9S.
Dat LthtH Jgi» II, Hand. 6
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Zwtit^v Abschnitt.
lang aasBubÜden, Üfgl tchon in dem bisher Ausgeführten.
Es ist schon von Andern die Bemerkung gemacht, wie das
vierte Evangelinm Ewar wenigere, aberum so stiricere Wen-
der VOif Jesu erzähle ' So, wenn die übrigen Evange-
lien simple Paralytische haben, welche Jesus heilt, hat das
vierte Evangelium einen, der 38 Jahre lang gelähmt war;
vvenn Jesus in jenen eben Verstorbene wiederbelebt, ruft
er in diesem einen schon vier Tage in der Gruft Gelege-
nen bei weichem bereits der Eintritt der Verwesung zu
vermuthen war, in das Leben snrfick; ebenso hier statt
e/nfacher ßlindenheihmgen die Heilung eines Blindgebore-
nen, eine Steigerung der Wunder, wie sie der apolo-
getisch - dogmatischen Tendenz dieses Evangeliums ganz
angemessen ist. Auf welchem Wege hiebei der Verfasser
des Evangeliums oder die particuläre Tradition, welcher
er folgte, zu den einzelnen Zügen der ErzäiAung kommen
konnte, ergiebt »ich leicht. Das mveiv war bei magischen
Augenkuren gewöhnÜch; der mjldg Ug als Surrogat einer
Auoensaibe nahe und kommt auch sonst bei Eauberhaften
Proceduren vor der Befehl, sich im Siloateich BU wa-
fchen, kann der Verordnung Elisas, dafs der aussätzige
Nataan sich siebenmal im Jordan baden solle, nachge-
bildet sein. Die Verhandlungen , weiche sich an die Hei-
lung knüpfen, gehen theils aus der, auch von Storr bc-
merkiich gemachten Tendenz des johanneischen Evangeliums
hervor, sowohl die Heilung als die angeborne Blindheit des
Menschen möglichst urkundlich zu machen und zu verbür-
gen, daher das wiederholte Verhör des Geheilten selbst und
sogar seiner Eitern; theils drehen sie^ sich um die symho-
lische Bedeutung der Ausdrücke: %vg>log und ßk^non; i)filncc
und vi}^, wie sie zwar auch den Synoptikern nicht fremd
ist , noch specifischcr jedoch in den Johanneischen Bilder-
kreis gehört.
52) KösTKF, Immmuel, S. 79 i Bmwmmn, Frobsb. S. IM.
33) WsTSTsui s. d. St.
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Ntvntes /(rapltel. |. 92.
8S
5. *
HeUcmgen Ton Paralytischen. Ob Jesus Krankheiten als
SUndenttrafen betrachtet habe«
ßn wichtioer Zug in der johanneischen HeÜiingsffC-
•chichte des Blindgeborenen ist übergangen worden ^ weil
er erst in Verbindung mit einem entsprechenden in der
sjnoptisclien Ers&hlong von der Heilung eines Paralyti-»
sehen (Matth. 9, I ff. Mare. % 1 ff« Luc« 5, IT ff.)j die wir
demnächst zu betrachten haben, richtig gewürdigt wenien
kann. Uier nümlich erkl&rt Jesus dem Kranken zuerst :
atftmtid ao$ (d ifiaq^Uxi aOf und hierauf, als Beweis,^ dafs
er so solcher Sflndenvergebong VoUmaeht habe, heilt er
ihn 5 wobei die Beziehung auf die jüdische Ansicht nicl t
verkannt werden kann, dafs das Übel und namentlich die
Krankheit des Kinaelnen Strafe seiner Sünde sei ; eine An«
siebt 9 welche 9 In ihren Gmndsflgen Im A« T. angelegt ,
(S Mos. 16, 14 ff. 5 Mo«. 28, 15 ff. 2 Chron. 21, 15. 18 f.),
▼on den spjiteren Juden auf s Bestimmteste ausgesprochen
wurde Hätten wir nun blofs jene synoptische Erz&h-
IiiBg) so meisten wir glauben^ Jesus habe die Ansicht sei*
ner Zelt* and Volksgenossen Aber diesen Punkt getheilt,
indem er ja seine Befugnifs, Sünden (als Grund der Krank-
heit) zu vergeben, durch eine Probe seiner Fähigkeit,
Krankheiten (die Folgen der Sünde} so heilen ^ bevtreist.
Allein, sagt man, es finden sieh andre Stellen, wo Jesus dfe^ v
ser jüdischen Meinung geradezu widerspricht, und daraus
folgt, dafs, was er dort zum Paralytischen sprach, hlofse
Aecomnuidation an die Vorstellungen des Kranken Bor Fbr^
demng seiner Heilung war
Die Ranplstelle, welche man hiefttr anzufiihren pflegt,
1) Nedarim f. 41, 1. (bei Sca^irssir, I, 8. 93.) t Diait B. Chija
liL Abba : nuUua aegrotut a morbo tno sanatur , donoc ipsi
OBinia peccata remissa tint«
3) Hask, L. J. §. 73. FanrsscBS, in Mattb. S. 335«
5 •
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94 . Zw«Uer Abaclinill,
ist eben die fiinleitung der ealest beernchteten GeKchichfe
toni Blindgeborenen (Job. 9, 1 — 3). Hier nimlleb logen
die Jnnger, wie sie den Mann, den sie als von (lebiirt
an Blinden kennen, am VV^ege stehen sehen, Je«u die Fra-
ge vor 9 ob sein^ Blindheit Folge seiner eigenen , oder der
Sfinde seiner £item sei? Der Fall war fiir die jttdische
Vergeltungstheorie besonders schwierig. Von tbeln, wel-
che einein Menschen erst im Verlauf seines Lebens znge-
stossen sind , wird der auf eine gewisse Seite sich einmal
neigende Beobaehter leicht iigend welche eigne Verschul-
dungen dieses Menseben als Ursache ausfindig machen oder
doch voraussetzen. Von angeborenen Übeln dagegen gab
swar die aithebräische Ansicht (SlUos. 20,5. 5 Mos. 5,^9.
S Sam. 3, 29.) die £rklftmng an die Hand, dafs durch die*
selben die SOnden de|* Vorfahren an den Nachkommen
heimgesiiclit werden j allein, wie tür das inerisehliehe Heelit
das mosaische Geses seihst festseate, dnls Jeder nur t'üv
eigene Vergehungen solle gestraft werden können (5 Mos*
24, 16. 2 Köo. 14, 0.) , und auch in Besug auf die göttli-
che Strafgerechtigkeit die Propheten ein Gleiches aliiiteit
(Jer. «H, 30. Ezech. 15, 19 f.) : so ergab sich für angebo-
rene Ubel dem rabbinischen Scharfsinn der Ausweg, sol*
ehe Menseben mttgen wobi schon in Mutterleibe gesfiudigt
haben und diese Meinung war es ohne Zweifei juich,
welche die Jünger bei ihrer Frage V. *X, voraussezten
Wenn ihnen nun Jesus cur Antwort giebt, weder um ei-
ner eignen, noch um einer Sünde seiner filtern willen sei
jener Menscb blind nur Welt gekommen, sondern um durch
3) Sanhedr. F. 91, 2. und BcrcschJth Rabbaf. 38, 1. (bei Ligiit-
FOOT S. 1050) : AntoninuR interronavit Rabbi (Jiidam) : a quo-
nam tempore imiplt malus ailiclus prarvaltTP in bomine?
an a tempore formationis ejus (in utero), an a tempore pro-
ccstionis ejus (ex utero} l Dicit ei Babbi : a tempore for-
mationis ejus.
ijiu^ jcl by Googl
r^auHto« Kapitel«' §• SIS.
65
die Heilung, weiche er als Messiiis nn ihm vollsiehen soll»
le, die yTondemiacht Gottes rar Annchauung so bringen :
wird dief« insgemdn so verstanden , als hKtte damit Je-
sus jene gnnze Meinung^ dafs Krankheit .und sonsfiorrs L bei
wesentlich Sündenstrafe seiy verworfen. Allein aiisdrüeU-
üeb sprielit hier Jesus nor von dem Falle, der ihm ehen
Vortag, dals« dieses bestimmte Obel hier nicht in der Ver^
sehuldung des Individuums , sondern in höheren göttlichen
Absichten seinen Grund iiaboi einen allgemeineren Sinn und
die Verwerfung der gansen Jüdischen Ansicht in jenem
Ausspruch su finden, liönnte man nur durch andre be-
stimmter dabin lautende Aussprüche ein Recht lM*kommen.
J)a nun aber dem Obigen zufolge in dc ji synoptischen i'^van-
geiien eine Erzählung sieh findet, welche, einfach aufge-
ftSgt j vielmehr ein £instimmen Jesu In die herrschende
Meinung enthxit , so würde sieh fragen , was leichter mn-*
gehe, jenen synoptischen Aussprneh Jesn als Aecommoda-
tion , oder den johanjieiüchen nur mit Bezug auf dvn vor-
liegenden Fall au fassen? eine Frage, welche Jeder bu
Gunsten des losten Gliedes entscheiden wird, der einerseie»!
die Schwierigkeiten der Acconimoilntlonshyiiothesc in ihrrr
Anwendung auf die evangelischen Aussprüehe Jesu kennt,
und andrerseits sich klar macht, dafs in der betreffenden
Stelle des vierten Evangeliums eine allgemeinere Besiehung
deb Ausspruchs gar nicht angedeutet ist.
Freilich darf nach riebt i^^cn liiterjiretationsgrundtiatKen
ein ßvangelist nicht unmittelbar aus einem andern erläu-
tert werden, sondern es bliebe in unsrem Falle wolil mög-
lieh, dafs, wihrend die Synoptiker Jesu jene Zeitansieht
Eiischreihen , der höher gebihlote \ri l'asser des vierten
Evangeliums ihn dieselbe verwerten liefse : allein dafs auch
sr jene Abweisung der Zeitansicht von Seiten Jesu niir
•vf den eineeinen rall bezo«^' , beweist er durch die Art,
w'w er ein .uiderTial Jesnm reden lafst. M eun dieser näm-
lich SU dem achiunddrcifi»lgjährigeu Ki'ankcn Joh* 3* nach
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Zweitor Absclmilt*
seiner Wiederhrratellung warnend tagt: fujkki iftaqrapef ^ .
iVa ftrj xBiQOv tl aoi yh-rp^m (V. 14.) » «o iit dlef» eo gut,
als wenn er einem zu Heilenden zuruft : acftmiai ool ai
ifAU^lai (Jff, beidemale nämlich wird Krankheit als Sün-
denstmfe hier aufgehoben, dort angedroht. Doch anch hier
' wissen die ßrUXrer, denen es anwÜlkonftmen ist, von Jeaa
eine Ansicht, welche sie verwerfen, anerkannt au finden,
dem natürlichen Sinne auszuweichen. Jesus soll das he-
sondre Ubei dieses Menschen als eine natürliche Folge
gewisser Anssehweifongen erluinnt, und ihn vor Wiedep»
holunsf derselben gewarnt haben , weil diefs eine gefUhrii-
chere Recidive Ijorbciführen könnte Allein der Denlc-
weise des Zeitalters Jesa liegt die Einsicht in den natürii-
ehen Zusammenhang gewisser Ausschweifungen mit gewla-
'sen Krankheiten als deren Folgen weit ferner als die An-
sicht von einem positiven Zusammenhang der Sünde über-
haupt mit der Krankheit als deren Strafe ; es mülste also,
wenn wir dennoch den Worten Jesu den ersteren Sinn
sollten unterlegen dürfen, dieser sehr bestimmt in der Stel-
le angezeigt sein. Nun aber ist in der ganzen Erzählung
von einer bestimmten Ausschweifung des Menschen nicht
die Rede, das von Jesu ihm augerufene fujxizi ifiiqtan be-
aeiehnet nur Sflndigen fiberhaopt, und eine Unterredung
Jesu mit dem Kranken, in welcher er denselben über den
Zusammenhang seines Ijcidens mit einer bestimmten Sünde
. belehrt liütte, zu suppiiren, 0> die wiilkührltchste Fik«
tion. Weiche Auslegung, wenn man, um einem dogmatiscli
unangenehmen Ergebnifs ausauweiohen, die eine Stelle CJob,
9.) zu einer niclit in ihr liegenden Allgemeinheit erweitert,
die andere (Matth. 0.) durch die Accommudationshypothe«»
se eludirt, der dritten (Job, 5.) einen modernen Begriff
gewaltsam aufdrängt: statt dafs, wenn man nur die ante
4) FiVLVi, Comm. 4, S, 2f4 LCcai, 2, S« 2t,
5) Wie Taema s. d. St, Ihut.
Steile nicht mehr sauren l/ifst als sie sagt, die beiden tin-
dern in ihrem sonfichst liegenden Sinn nicht im Miiideften
•agetiittel so werden brauchen !
Doch man bringt noch eine weitere, und /.war syn-
optische Steile herbei, am Jesn die t^i hübenheit über die
ftcseiehnete Volicsmeinong xii vindiciren. Wie ihm nflmlich
einmnl von Galilflem erslhlt worde, welche Pilatos bei'm
Opfern hatte niederhauen lassen, nnd von andern, welche
durch den Einsturs eines Tburmes verungiUckt wnreii (Luc.
IZj 1 ffO) wobei die Eriefihler) wie mm% glauben mafs, xu
erkennen gaben, dafa sie |ene UnglilcktCKile für göttliche
Strafen der beeondem Verworfenheit Jener Leute anseheni
cpwiederte Jesus, sie möchten ja nicht glauben , |>ne Men-
•chen seien besonders schlecht gewesen ; sie selbst seien
■m nicht« besser, nnd sehen daher, falls sie sich nicht be-
kehren, einem gleichen Untergnntr entgegen* Es Ist in der
Tliat nicht klar, wie man in dieser Äusserung Jesu eine
Verwerfung jener Volksansicht finden kann. Vl^olite Jesus
gegen diese sprechen, so mnCste er entweder sagen: ihr
seid ebenso grofse Sflnder, wenn ihr anch nicht auf die
gleiche Weise leiblich zu Grunde gebet; oder: glaubet
ihr, daf« jene Menschen ihrer SUnde wegen xu Grunde ge-
gangen seien? nein! diefs sieht man an euch, die ihr im-
erachtet eurer Schlechtigkeit doch nicht ebenso nu Grunde
gehet. So dagegen , wie der Ausspruch Jesu hei Lukas
lautet, kann der Sinn desselben nur dieser sein: djifs jene
Menschen schon jezt ein solcher Unfall betroffen hat, be-
weist nichts flBr ihre besondre Schlechtigkeit, so wenig das,
dafs Ihr bisher von dergleichen verschont geblieben seid,
für eure grofsere Würdigkeit beweist ; vielmelir werden
früher oder später über euch kommende ühnlirhe Strafge-
richte eure gleiche Schlechtigkeit beurkunden — wodurch
^also das Genes des Zusammenhangs swischen Sfinde und
rngliick jedes ßinxelnen bestätigt, iiicl;t umgestofsen wür-
de. Diese vulgär -hebräische Ansicht % on Krankheit und
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1
Zweiter Abtohnitt«
Übel steht onn Allerdings Widerspruch mit jener esote-
rischen y essenlsch-ebionitlsehen , die wir im Eingang der
Bergrede, im GJeichnffs vom reichen M»nn und sonst pe-
fiinden hnbon. nnch welcher vielmehr die Gerechten in die-
sem Äon die Leidenden, Armen, Kmnken sind: sllei.n bei-
de Ansichten liegen einmal in den Anssemnffen Jesa flBr
eine unbefangene Kxepese en T«ge, and der Widerspmeh,
welchen wir zwischen beiden finden, berechtigt nns we-
der, die eine Klasse von Anssprficben gewaltsam zu dea-
ten, noch nach, sie Jesa abeusprechen , da wir nicht be-
rechnen Itdnnen , wie er den Widerstreit eweler Ihm von
verschiedenen Seiten der dnmnli<jen jüdischen Bildong her
gebotenen Weltaiiscbniiungen für sich 'gelost haben mag.
Was nun die oben erwAbnte ITeiInng betrifft, so las-
sen die Synoptiker Jesam den Hofen des Tünfers gegen-
über sich namentlich auch darauf berufen , dafs durch sei-
ne Wnndermacht yroXol netfinctrSaiv (Matth. II, 5.) 9 und
ein andermal wundert sich das Volk, wie es neben andern
Geheilten auch yjf)' TjeniTicaiivraQ und y.vkk^g vyuTg CP-
% blickt (Matth. 15, 31.). An der Stelle der 'xoAo^ werden
anderwürts naQaXtrnxo} aufgeAihrt (Matth. 4, 24.), und
namentlich sind in den detaillirten ireilon<Tsnescbichten,
welche wir über diese Art von Kranken haben, (wie IMatth.
0, 1 fi. paraiL 8, 5 ff. parall.) nicht x^/iAof, sondern Trance*
IvTtxol genannt. Der Kranke Job. 5, 5. gehörte wohl zu
den 3ff'iAo"p, von welchen V, 8. die Rede gewesen war;
ebendaselbst sind ^ 00/ afifpfcfiihrt, und so finden wir Matth.
12i 9 ff. parall. die Heilung eines Menschen, der eine yjiQ
f'iQi hatte. Da jedoch die drei zulest antreführten Uei-
lunifen von Gliederkranlcen nnfer andern Rabriken nns
wiederkehren werd mi : so bleibt Iiier nur die Ileilunj^^ des
Paralytischen Matth, ü, 1 ff. parall. eu beleuchten übrig.
Da die Definitionen , welche die alten Ärzte von der
TUtQakvaig geben, swar alle aafi^hmuug, aber uuentschio«
Digitizod by Gü*..wtL
liaaiit«f KapiteL f. . 89
lim , ob totale oder pnrtiafe, gehen ^) , and llberdiers von
ilen ErAngelisten kein strenges Festhalten an der medicini-
ffcben Kunstsprache zu erwarten ist^ so müssen wir, was
sie unter Paralytiscben Terstehen, ans ihren eignen Be-
ifhreibnngen von dergleichen Kranken entnehmen. In
vnsrer Stelle nun erfahren wir von den jraoaAiTixo^, da(i
er auf einor xKvi^ getj'agon werden mufste , und dnfs , ihn
mal Aufstehen and Tragen seines Bette« ea befähigen ,
ftr ein nie geaehenea naQddo§ov galt| worana wir also anf
eine LXhmnng wenigstens der Fttfae aehliefsen mttsaen«
Während von Schmerzen und einem hitzigen Charakter der
' Krankheit in unsrem Falle nicht die Rede isty wird ein
solcher in der Geschichte Matth. 8| 6. anrerkennbar ror*
aasgeaeaty wenn der Centnrio ron seinem Knechte sagt:
ßt ilr^ai — TtanaXmixng , (hmog ßaanri-^niiti ogy so dafs wir
lUo unter der naocxlraig in den Evangelien bald eine
whmeraios ifihmende, bald eine schmerahafit gichtische
Gliederkrankheit an verstehen hfitten 7).
In Schilderung derScene, wie der Paralytische Matth,
f, 1 ff. parail. zu Jesu gebracht wii-d, findet zwischen den
drei Berichten eine merkiiche Abstufung statt. Matthäus
Mgt einfach 9 wie Jeans von einem Ansflng an das Jensei-
tige Ufer nach Kapemanm eurttckgekehrt sei, habe man
i'im einen Paralytischen, auf einem langer hingestreckt, ge- •
bmcht. Lukas beschreibt genau, wie Jesus, Ton einer
frolfen Menge, namentlich von PharisXern and Schrift*
feiehrten, amgeben, in einem Hanse lehrte und heilte, nnd
wie die TrSger des Paral) tisc hen , weil sie vor der Volks-
menge nicht durch die Thüre zu Jesu gelangen konnten^
<ien Kranken diirch das Dach an ihm niederliefsen« ße-
6) Man sele sie bei Wctstsih, N. T. 1, S. 2a4, und in Wahles
CUvis u. d. A. nacli. ' ♦
7) Tgl. Wnun, Realw. 1 Aufl. S. 776. und Famscas, in Matth«
p. 194«
Digitized by Co^wte
90
Zweitor Abschnilt.
denkt man die Straktor jni>rgeniändischer Häuser , auf de-
ren plattes Dach ans dem oberen Stockwerk eine Öffnung
fahrte and nimmt man den rabbinisehen Sprachgebraach
hinzu, in welchem der via per portam (D^nnD "pi) die
via per tectum (fxi "pT) nicht minder ordentlicher
Weg) namentlich am in das VTUQffw bu gelangen , gegen-
übergestellt wird: eo kann man anter dem na^Uvai diu
%(üv xBQif.i(ssv echwerllch etwae Anderes Terstehen, als daCs
die Triiger, welche entweder mittelst einer unmittelbar von
der Strasse dahin führenden Treppe, oder vom Dache des
Ifachharhaoses ans aof dae platte Dach des Hauses, in
welchem Jesas sich befand, gelangt waren, den Knuiken
■amtnt seinem Bette durch die im Dachboden bereits be-
Endliche Offnang, wie es scheint an Stricken, eu Jesu her-
ebgelassen haben* Markus, der in der Verlegung derSce-
ne nach Kapemaaoi mit MatthttaS| in Schilderong des gros-
sen Gedrfinges nnd der dadurch veranlafsten Besteigung des
Daches mit Lukas eusammenstimmt, geht, ausserdem, dafs
er die Zahl der Tr^iger auf viere festsezt, darin noch wei-
ter als Lukas I dafs er dieselben, ohne Rlicluicbt auf die
schon torher Torhandene Thttre, das Dach abdecken nnd
durch eine erst aufgegrabene Öffnung den Krauken Mnun-
terbefördern ilifst«
Fragen wir auch hier, in welcher Richtung, ob auf-
wärts oder abwXrts, der Klimat wohl eher entstanden sein
möge, 60 hnt die auf der Spltre desselhen stehende Ercfih-
lung des Markus so viel Schwieriges, dafs sie wohl kaum
ffir die der Wahrheit nüchste wird angesehen werden kön-
nen. Denn nicht allein von Gegnern ist gefi*ngt worden,
wie denn das Dach habe aufgegraben werden können, oh-
. ne die darunter Befindlichen au beschädigen * °) ? sondern
8) Wiker, a. a. O. u. d. A. Dich.
9) LiCHTrooT, p. GOl.
10) WooLSTox, Disc. 4«
Neuntes K«piteL {• M*
aaeh OtsnAiMBM rflomt ein, daftdie ZentHrbngder oberen,
Btft Ziegeln bedeckten Fläche etwas Abenteiicrliclics ha-
be ' Diesem aasznwelchen nehmen manche Erklärer an^
Jesus liabe entweder im inneren Hofe > '"') » oder tot dem
Hause untef freiem Himmel gelehrt, und dieTrliger faa*
ben nur von der Brustvrelir des Daches ein Stück heraus-
gebrochen , um den Kranken bequemer herunterlassen sa
können« Allein sowohl die Beseiehnong ; dut %u$9 »egafim
bei Lniuis, als die Ansdrfleke des Markus maehen diese
Auffassung unmöglich, indem hier weder ciy?] Brustwehr
des Dachsi noch anogeyd^iü das Durchbrechen ron dieser^
i^oQvwTta aber doch nur das Aufgraben eines Loches be*
deuten kann. Bleibt hiemit das Aufbrechen des oberen
Dachbodens, so wird diefs auch noch defswegen unwahr-
scheinlich , weil es bei der in jedem Dache befindlichen
ThUre völlig fiberflüssig war. Daher hat man sieh durch
die Annahme nn helfen gesucht^ dals die TrSgSf ewar die
im Dache schon rorher befindliche ThOre benOat, diese
aber, well sie für die Lagerstatt de« Kranken eu eng ge- «
Wesen, durch Wegbrechen der umgebenden Ziegellagen er-
weitert haben allein auch hiebel bleibt das Geffihrli-
ehe, und die Worte lauten Ton^einer eigens gemaehten)
nicht blos erweiterten Öffnung im Dache.
So gefährlich und Überflüssig aber ein solches Begin-
nen in der Wirklichkeit war, so leicht lAftt sich erklären,
wie Markos, in weiterer Ausmalung des Berichtes von
Lukas begriffen, auf diesen Zug verfflllcn konnte. Lukas
hatte gesagt, man habe den Kranken hinabgelassen, so dnfs er
fynfjoa^f» %H ^brfiH herunterkam. Wie konnten die Leute ge*
11) i, S. 310 f.
12) Kttma, Imminoel, 8. 166. Ana. 66. ^
13) So scheint es Pavuts xu meinen, L« J. i, a. 8. S36- Anders
cx. Handb. 1, b, S. 505.
1-4) So LieUTfOOT, KUIAÖI., OLtHAUiSn z. d. St,-
. ij ^ .d by Google
9% Zjnraiter Absohuitt.
nida diete Steile treffen , fragte sich Markos, wenn Jesus
nieht snftilig unter der Thflre des Oaehes stund, eis de-
dnrch, dafs sie das Daeh in der Gegend, «nter welcher
sie Jesnm befiiidiich wursten, aufbrachen, iaTiegeyaaav
Ti/v ^iyijP OTftf ijv '.0^ ^'^^ Markus um so lieber
anfnahnii weil er den keine Mflhe aehenenden Eifer, wel-
. chen das Zutranen an Jesa den Leuten elnflöfate, in das
stärkste Licht zu setzen geeignet war. Aber eben aus dem
ieztek*en Literesse scheint auch schon die Abweichung des
l4ukas ron Matthäus henrorgegangen an sein. Bei Mat-
thäus nXmlich, der die Trifger den Paralytischen auf dem
gewöhnlichen Wege zn Jesu brinj:^en J/ifst, indem er oline
Zweifel das mtihseiige Herbeischleppen des Kranken auf
seinem Lager fSr sieh sehen als Probe ihres Glaubens an-
sah, tritt es doch minder bestimmt hervor , worin Jesus
ihre rcictg gesehen haben soll. Wurde nun die Geschichte
ursprünglich -so, wie sie im ersten Evangelium lautet, vor-
getragen, so konnte leieht der Reis entstehen, ein mehr
hemrortretendea Zelelien ihres Zutrauens für die Trffger
ausfindig en machen ^ welches, sofern man die Scene zu--
gleich in grofsei^ Volkagedrünge vor sich gehen liefs, am
angemeasenaten in dem ungewöhnlichen Wege bestanden
cn haben scheinen, konnte, welchen die Leute einschlugen,
um ihren Kranken cu Jesu so bringen.
Doch auch die Dnrsteilung des Matthäus können wir
nicht für treuen Bericht von einem Faktum halten. Man
«
bat Bwar den Erfolg dadurch als einen natttrllchen darsu-
ateilen gesucht, dafs man den Zustand des Kranken nur
für ^Vrvenschwäche erklärte, bei \vol<hcr (Ins Sciilliiimste
die Einbildung des Kranken, sein Lbel mfisse als Sünden-
Strafe fortdauern, gewesen sei '^); man hat sich auf ana-
loge Fslle schneller psychischer Heilung von Lähmungen
15) s. Famsciui, in Marc. S. 52.
16) PAmSs, ex. Uaadb. 1, b, S. 498. 501.
%
N«iiiift«s Kapifttl. f. HS.« M
bernfen und eine Iffnger fortgetesto Nuehknr ange-
nommen allein das Erste und Lezte ist reine Will-
iLühr; wenn aber an den angeblichen Änalogieen auch et-
was Wahi*ea sein sollte, so ist es doch immerhin ohne
Tergleichnng leiehter mdglich gewesen, dafs Hellungsge-^
schichten von jfftiAof^ und naQaXxniTtolg den raessianischen
Erwartungen gemäfs sich in der Sage bilden', als dafs sio-
wirklich erfolgen konnten. In der schon angeführten Stelle
dei Jesaias nffmlich, 35, 0, war Ton der messianlschen
' Zeit auch verheifsen : tüts ikättm tag iXaq^og 6 x^^^^Sy ""d
in demselben Zusammenhang, V. 3., war den ymcacc na^
^Islvfiha ein iaxvaine zugerufen, was,, wie die Übrigen
damit snsammenhUngendenZttge, splter eigentlich Terstan«
den und als Wnnderielstnng vom Messlas erwartet worden
sein mufs, da sich, wie schon erw.'ihnt, Jesus, zum Be-
weis, dals er der iQxofi^yog sei, auch darauf, dals x^f^^ol
iSiQgnatfäoiy berief.
g. 93.
UnwillkUhrlichc Heilungen.
Etllchemale in ihren allgemeinen Angaben Über die hef«
lende Thfitigkeit Jesu bemerken die Synoptiker, dafs Kranke
aller Art Jesum nur zu berühren, oder am Saum seines
Kleides sa fassen gesucht haben, um geheilt zu werden^'
was dann auf die Berührung hin auch wirklich erfolgt sei
(Matth. 14, 36. Marc. 3, 10. 6, 50. Luc. 6, 19.). Hier
wirkte also Jesus nicht, wie \^ir es bis jczt immer gefun-
den haben, mit bestimmter Richtung auf ein/eine Kranke,
sondern, ohne dafs er von jedem besondre Notis nehmen
konnte, auf ganse Massen; sein Vermögen au heilen er-
scheint hier nicht, wie sonst, an seinen Willen, sondern
17) BaNfrEL , Gnomon , 1 , S. 24.'>. ed. 2. Paulus , S. S02 , nimmt
auch hier wieder ein ofTcnbarcs Mährchen ans Liviut 2, 36,
als natürlich erklärbare Getchichle«
IS) Psmos, s. s.. O. S. 501.
Dii
I
M . Zweiler A^J^tchnitt.
tH eeinen Leib und dessen Uinhttlliii^j;en gebunden; er
^ndel lüeht eelbstthäUg Kräfte a«e| eondem mutk eieh
dieselbea «nwillkäbrlieb abgewinnen lassen.
Auch von dieser Gattung der Heilungswunder ist uns
ein detaillirtes Beispiel aufbehalten, in der Geschichte von
der bintflüssigen Fma^ weicbe sämmtUche Synoptiker wie*
dergeben, nnd sie auf eigenthfimliebe Welse mit der Ge-
schichte Ton der Auferweckung der Tochter des Jairus so
verflechten I dafs auf dem Hinweg zu dessen Hause Jesus
die fran gebeilt haben soll (Matth. 9, 20 ff. Marc. 5,
- S5 1^ Lac. 8^ iS if.)« Vergleichen wir die Darstellung
des Vorgangs bei den yerschiedenen Evangelisten, so kann-
ten wir diefsmai versucht sein, die des Lukas für die ur-
sprüngliche zu halten, weil aus ihr die gieichmlifsige Ver*
Ündang der beseichneten ewei Geschiebten sieb vielleicht
erblSren liefse. Wie nSmllch die Leidenseeit der Frau von
fiämmtiichen Referenten, so wird von Lukas, ucJchem
Markus folgt^ auch das Lebensalter des Mädchens auf zwölf
Jabre geseat, eine Gleichheit der Zahl, welche wohl 'im
Stande gewesen kdnnte, die beiden Geschichten in der
evangelischen Uberlieferung zusammenzugeselien. Doch die-
ses Moment steht viel Ku vereinzelt, um für sich eine £nt-
sebeidung herbeiauführen , weicbe nur aus. einer durchge-
Ibhrten Vergleichung der direi Berichte nach ihren einael-
nen Zügen hervorgehen kann. Matthäus nun bezeichnet
die frau einfach Als^yvv^ al^OQnoüoa ötodey.u tir^y was ei-
nen so lange andauernden starken Blutverlust, vermutb-
lich in Form an reichlicher Menstruation, bedeutet. Lu-
kas, der angebliche Arzt , zeigt sich hier seinen Kunstver*
wandten keineswegs liold, sondern sezt hinzu, die Frau
habe ihr ganses Vermögen an Arzte gewendet, ohne da(s
diese ihr hICtten helfen können. Markus, noch ungünsti-
ger, fügt bei, dals sie von den vielen Arsten viel habe
leiden müssen, und dafs es durch dieselben, statt hessiM*,
vielmehr schlimmer mit ihr gewoinien sei. Die Umgebung
Nenaftet KapIt^L f. tS. f S '
Jesu, als die Fnui cn tkm tritt, bilcten mueh MattMw
seine Jünger, nach Markus und Lukas drängende Volks«
massen* JHnchdem nnn alle drei Berichterstatter ercihit
kaken, wie die Frau, ebenso cchilchteni als Tertraaent-
ipell, xon hinten herangetreten sei nnd denSatini von Jesu
Gewand berührt habe, melden Markus und Lukas, sie sei
alsbald gehellt worden , Jesus aber habe das Ausgehen ei-
ner Kraft gefühlt nnd gefragt, wer ihn bertthrt habel? Ale
die JSnger befremdet erwiedem, wie er denn bei so ali-
geineincin Dräiigen und Drücken des Volks eine einzelne
Berührung habe unterscheiden können? beharrt er nach
Lnkas auf seiner Behauptung, nach Markus blickt er so*
ehend am sieh, die ThXterin ausfindig mu machen« Auf
dieses kommt nach beiden die Frau zitternd herbei, fällt
ihm zu Füfsen und bekennt Alles, worauf er ihr die be*
ruhigende Versicherung giebt, dafs ihr Glaube ihr gehol*
fen imbe. Diesen complicirten Hergang hat Matthäus nicht,
sondern Ififst nach der Berflbrung Jesum sich umschauen,
die Frau entdecken, ihr die Rettung durch ihren Glauben
verkündigen, und sofort ihre Heilung erfolgen.
Die vorgelegte Differens ist so erheblich, dais man
^h nicht eu sehr wundem darf, wenn Stork ew^ vee»
stliiedene Heilungen blutflüssiger Frauen annehmen woll-
te Wurde er aber hiezu noch mehr durch die bedeu*
tenderen Abweichungen bestimmt, welche in der mit vor*
liegender Heilnngsgeschichte verflochtenen ErsShlung von
der Auferweckunt{ der Tochter des Jairus sich finden : so
wird es eben durch diese Verflechtung vollends unmöglich,
sich vorsustellen, dafs Jesus sweimal, beidemale im Hin«
weg nur Wiederbelebung der Tochter eines jOdischen Sq*
XCiiy, eine zwölf Jahre lang mit dem Blutflufs behaftete
Frau geheilt haben solle. Wenn in Betracht dessen die
lüritik längst fftr die Einheit der faktischen Grundlage no-
1) Über den Zweck der evang. Gesch. und der Bi;« Job. S. 351 f»
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Zweiter Abfchnitt
aerer drei firzählangen sich entschieden hat, so hat ain
sngle&ch den Beriohten des Markaa und Lukas, ihrer grös-
seren Ansehauliehkeit wegen, den Vorsog gegeben ^> Al-
lein , gleich von vorne , wenn doch von Markus Jeder zur
geben wird, dais sein Zusaz: d/J.cc fj.äkkov eig %d ^Uf*
QO¥ iX&öaaf als Ausmalung des ix ioxva^v vn idevog
QonevOijvai bei Lukas, auf seine eigene Reehnung kommt:
so scheint dieser Zug bei Lukas gleichfalls nur eine selbst-
, erschlossene Ergänzung des alfiO^lwüaa äudaxu ttrj zu seui^
welches Matthäus ohne Zusan' wiederglebt. War die Fraa
so lange krank, dachte man, so wird sie In dieser Zelt
viel mit Ärzten zu thun gehabt haben, und \veil zugleich
im Contrast ^egen die Arzte, welche nichts ausgerichtet
hatten, die Wundermaeht Jesu, welche augenblicklich
Hülfe schaffte, in um so glänsenderem Lichte erschien ; so
bildeten sich in der Sage oder bei den Referenten jene
Zusfitze. Wie nun, wenn es mit den Übrigen DillVienzen
sich ebenso verhielte? Dais die Frau auch nach Alatthaas
Jesnm nur vqu hinten berflhrte, drückte das Bestreben und
die Hoffnung aus, verborgen su bleiben; daCs Jesus sieh
sogleich nach ihr umsah, darin lag, dafs er ihre Berüh-
rnng gefühlt haben mulste. Jene Hoffnung der Frau wurde
erklttrlicher und dieses GeflQhl Jesu um so wundervoller,
Je mehr Mensehen Jesum umgaben und drängten; daher
wurde aus dem Geleite der ftaO'jjai bei Mattliüus von den
beiden andern ein aw^U^^adtii durch die o/Aoi gemacht.
J}a sugleich in dem auch von Matthäus erwähnten Um-
schauen Jesu naoh der ßerffhrung die Toraussetaung lag,
daCs er diese auf eigenthümliche Weise empfunden habe,
so bildete sich weiterhin die Sceno aus , wie Jesus , oh*
gleich von allen Seiten gedrängt, doch jene einzelne Be-
rfihrung an der Kraft, die sie ihm entlockte, herausfühlt,
und so wurde das einfache im^Qa^eig xai iöioy iivii]v des
9) Scan», a. a. O. S. OLtiuvsiii, 1, S. '322.
1
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Neunte« Kapi'teL 97
§
Mattblnt sn eaneai fragenden und die Thüterin aus der
Menge heransauchenden Sichnmwenden, weichet das tie*
stindnifs der Frau stir Folge hatte, umgebildet. £ndlieh,
weil als das Eigeiithümlichc dieser Heilungsgeschiehte^ auch
nach ihrer Gestalt im ersten Evangelium, das Ausgehen ei-
ner Beilkraft ao8 Jesu noch ehe er die httlfesnchende Per»
•on gesehen hallte, sich bemeVkllch macht: so bestrebte man
sich bei'm Weitererzählen der (leschichte immer mehr,
anmittelbar nach der Berührung den Erfolg eintreten, und
Jesnm aach nach demselben noch längere Zeit über die
TiiSterin in Ungewifsheit sein an lassen Cl^^^res im Wi-
derspruch mit der sonstigen Voraussetzung eines höheren
Wissens Jesu)) so dafs sich von allen Seiten die Erzäh-
lung des ersten Evangeliums als die frühere nnd einfachere,
die der fateiden andern als spätere und ausgescbmficktere
Formation der Sage zu erkennen gicbt.
Was nun den gemeinschaftlichen inhalt der Ereäiilungen
betrifft, so ist in neuerer Zeit beiden, orthodoxen wie ra-
tionalistischen Theologen das Onwillktthrliche des heilenden
Einwirkens Jesu ein Anstofs gewesen. Gar zn sehr — hierin
stimmen Paulus und Olshaus£N zusammen ^) — werde
liiedurch die Wirksamkeit Jesu in das Gebiet des Physi-
tehen herabgesogen; Jesus erscheine da wie ein Magne-
tfsenr, welcher bei der heilenden BerOhrung nervenschwa-
cher Personen einen Abgang an Kraft verspürt 5 wie eine
geladene elektrische Batterie, die bei'm Betasten sich ent-
ladet. Eine solche^ Vorstellung von Christo, meint Ols-
HAOSBN, verbiete das christliche ßewufstsein, welches sieh
vielmehr genöfhfgt finde, die in Jesu wohnende Kraftfiille
als durchaus beherrscht durch seinen Willen , und diesen
geleitet durch das Bewufstseln von dem sittlichen Zustande
der stt heilenden Personen, sich an denken. Defswegen
i) ex. Handh. 1, b, S. 524f. ; >ibi. Gomm. 1, S. 324 f.; v^.
KötTBR, Immanuel, S. 201 IT*
Dat Leben Jesu IL Band, 7
Zweiter Absehniti
wird nun voraoagesezf , Jesus habe die Fniii aueh ai^gese*
heil wohl erkannt, und mit Rücksicht auf ihre Fähigkeit,
durch diese leibliche Hülfe aiieh geistig gewonnen eu wer*
den, seine heilende Kraft wohlbedacht In sie aosstrdmen
lassen, sich aber, am ihre falsche Scham su brechen und
sie zum offenen Bekenntnifs eu treiben, gestellt, als ob er
nicht Wülste, wei* ihn berührt habe. Allein das christllclte
Bewufstsein, d. h. in dergleichen Fällen nichts Anderes,
als die fortgeschrittene religiöse Bildung unsrer Zeit, wei*
ehe die alterthO etlichen Vorstellungen der Bibel nicht sa
den ihrigen raachen will , hat zu schweigen , wo es eben
nicht auf dogmatische Aneignung, sondern rein auf exege*
tische Ermittlung der biblischen Vorstellungen ankommt»
Wie von der iSinmischu ng dieses angeblich christiiehen Be>
wufstäcins alle Verimingen iler Exegese herrühren, so hat
es auch hier den genannten Ausleger von 4eni offenbaren
Sinn der Berichte abgeführt* Denn nicht nur lautet in
den lieiden ausführlicheren Enefiblnngen die Frage Jesu:
tig pta r^Af'UTO; in der Art, wie er sie bei Lukas wieder-
holt und bei Alarkus durch ein suchendes Umherblicken
bekräftigt, durchaus als eine ernstlich gemeinte, wie Ja
aberhaupt die BemUhung dieser l>eiden Evangelisten dahin
geht, das Wunderbare an der Heilkraft Jesu dadureli in
ein besonders helle^s Licht zu setzen , dai's durch blofse
gläubige Uerüiirung seines Gewandes, ohne dafs er die be-
rfihrende Pei*son erst r.u kennen, oder ein Wort »u ihr ku s|ire-
eben brauchte, Heilung von ihm zu erlangen gewesen sei:
sondern auch ursprünglich sclyin In der kürzeren Darstel>
lang* des Matthäus liegt in dem nQOOik^yHaa OTiiad-ev r^^fu^
to und iui^Qaq^dg IStav tnit^v deutlich dlels, dafs Jesus
erst nachträglich die Frau kennen gelernt habe, nachdem
bereits die heilende ICraft in sie ausgeströmt war. Läfst
sich somit eine der Heilung vorausgegangene Kenntnifs der
Fraa und ein speeieUor Wille, ihr mn helfen, bei Jesu nicht
nacjiwdsen, so bliebe für denjenigen, welcher keine un-
*
NeiHites Kapitel. 9X 99
wllikiihriiche Äusserung der Heilkraft Jesu aniieilineti will,
aar Qbrig, einen bestfindigen «ligemeinen .Willen, Boheilen,
ia ihiD yoraasEusetsen , mit welchem dann nur der Glau*
be im Kranken zusnmnu'ntrefifcn durfte, um die H'irkliehe
Heilung hervorzubringen. Allein dnfs, unerachtet eine specielle
Willeoarichtung auf die Ueilnng dieser Frau in Jesu nicht
vorhanden war, sie durch ihren, blofsen Glanben, auch oh-
ne Berührung seines Kleides gesund geworden wfire, ist
gewifs nicht die Vorstellung der Evangelisten , sondern es
tritt hier an die Stelle des indi?iduellen Willensaktes yon
Seiten Jesu die Berfihmng von Seiten des Kranlien ; diese
fet es, welche statt des enteren die in Jesu rohende Kraft s
zur Äusserung bringt: so dafs mithin das Materiali8tis4,he
der Vorstellung auf diesem Wege nicht cu vermeiden ist.
Einen Schritt welter mufs die ratlonalistisehe Ausle-
gung gellen 5 welcher nicht blofs, wie dein modernen Su-
pranatural Ismus , ein unbewulstes , sondern überhaupt das
Ansgeheu heilender Kräfte von Jesu nnglanblich ist, wel-
che dber doch die Evangelisten geschichtlich wahr erstth ^
len lassen will. Nach ihr wurde Jesus zu der Frage, wei*
ihn berührt habe, lediglich dadurch veranlafst, dafs er sich
im Vorwärtsgehen aufgehalten falilte i dafs die Empfindung
einer dvfa^ig i^iXO'Saix die Veranlassung gewesen sei, is«
hlofser Sclilufs zweier Referenten , von welchen der eine^
Markus, es auch blufs als eigene Bemerkung giebt, und nur
Lukas es der Frage Jesu einverleibt ^ die Genesung der Frau
wurde durch ihr eialtirtes Zutrauen bewirkt, ' vermöge
dessen sie bei der Berührung des Saumes Jesu in allen
Nerven zusammenschauderte, wodurch vielleicht eine plüzli^
che Zosammensiehung der erweiterten BlutgefüCiie herbei«
gefilhrt wurde; tibrigens konnte sie im Augenblick nur
meinen, ;iicht gewifs wissen, gehdit mu sein, und erst
nach und nach, vielleicht in Folge des (lebrauchs von J>Jit-
tela, die ihr Jesus anrieth, wird das Übel sich völlig ver^
7 •
oiyiii^cG Uy Google
/
2weit«r Abschnitt»
loren fiftben ^> Allein wer wird tleli die «ehllehteme Be-
rührung einer kranken Frau, deren Absicht war, verbor-
gen za bleiben, und ileren Glaube auch durch das leiseste
Anstreifen lleilung Bu erlangen gewifs war, als ein Anfas-
sen, das Jesam im Gehen aofhielt, vorstellen ? was fbr ein
mächtiges Vertrauen ferner auf die Macht des Vertrauens
gehürt zu der Annahme, dafs es ohne Hinzutritt einer rea-
len Kraft Ton Selten Jesu einen BwdlQ'ihrigen Blutfluls
geheilt oder auch nnr gemindert habe? . endlieh aber, wenn
die Evangelisten einen selbstgemachten Schlufs (dafs eine
Kraft von ihm ausgegangen) Jesu in den Mund gelegt, und
eine nur saccessiv eingeti*etene Wiederherstellnng als eine
mpmentane beschrieben haben sollen: so fffllt mit dem Auf-
geben dieser Züge die Bttrgschafit fttr die historische Rea*
lität der ganzen Erzählung, aber ebendainit auch die Ver-
anlassung hinweg, sich mit der natüriiciien Krklfiruiig Ter»
gebUcho Mflhe eu machen.
In derThat auch, betrachten wir nnr die vorliegende
Erzählung etwas naher, und vergleichen sie mit verwand-
ten Anekdoten , so können wir über ihren eigentlichen Cha*
rakter nicht im Zweifel bleiben. Wie hier und an eini-
gen andern Stellen von Jesu erefiblt wird, dafs durch blo-
86 ßerührnng seines Kleides Kranke genesen seien : so be-
richtet die Apostelgeschichte, dafs die üwh'cota und ai/ji^
xh&ia des Paulus, wenn man sie auflegte Cl^i 1^ fO>
von! Petrus selbst der Schatten, wenn er auf einen fiel
(5, 15.), Kranke aller Art gesund gemacht habe, und apo-
kryphische Evangelien lassen durch die Windeln und das
Waschwasser des Kindes Jesu eine Masse von Kuren vei^
. riehlet werden ^> Von diesen lesteren Geschichten weift
Jedermann^ dala er sich mit denselben auf dem Gebiet der
4) Faiilvs, es. Hsndb. 1, b, 6. 524 f. 530; L. J. 1, a, S«244f.;
VaaiuatNi, 2, S. 204 C ; RVstsr a. 's. O.
5) das Evangelium infantiae arabicum«
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Neunte)» Kapitel. §.1I3. 401
Smge und Legende betiiidet ; aber wodurch sollen sich von
diesen Kuren durch die Windein Jesu die Heilungen durch
die SehweiCitllcher Pauli unterscheiden, als etwa dadurch,
dafd jene von einem Kinde y diese von einem Erwachsenen
ausgehen? Gewifs, stliiide die le/tei*e ^achriclit nicht in
einem kanonischen Buche, so würde sie Jedermann für fa*
belhaft haiten: und doch toU die Giaubwflrdiglieic der Er-
cHhlumgen nicht aus dem vorausgesessten Ursprung de« Buchs,
das sie enthält, sondern «lie Ansicht von diMii Hii(:!u> nmU ^
mmB der liescliaffenheit seiner einzelnen Erzählungen er-
•ehlosaen werden. Zwischen diesen Heilungen durch die
Schwei IstQcher aher und denen durch die B<*rOhrnng des
Maurus am Kleide fiinlet wieder liein wesentlicher Uiitei-
echied si^tt. i^idemale eine ßerühruiig von Gegenständen,
wekhe nur in Süsserem Zusammenhang mit dem Wunder- *
thiter stehen; nur dafs dieser Zusammenhang bei den
abgelegten Schweifstücliern ein unterbrocliener^ bei dem
Gewände noch ein fortdauernder ist; beidemale aber
werden Erfolge,* welche doch auch der orthodoxe Stand-
ponkt nur aus dem geistigen Wesen Jener Mfinner ablei-
ten, und als Akte ihres mit dem göttlichen einigen Willens
betrachten kann, zu physischen Wirkungen und Austliis-
•en gemacht. Steigt hiemlt die Sache vom religiösen und
theologischen Standpunkt auf den natarlichen und physi-
kalischen herunter, weil ein Mensch mit einer solchen sei-
Bern Körper inwohnenden und ihn als Atmosphäre umflies-
senden Heilkraft zu den Gegenständen der Naturkunde,
nicht oMhr derReiigion, gehören würde : so findet sich die
Naturwissenschaft auss^ Stands, eine solche Heilkraft ^
durch sichere Analu^ieen oder klare Begriffe festzustellen,
und es fallen also jene Heilungen , vom objektiven Gebiet
auf das subjektive vertrieben, der Psychologie sur Begutach-
tung anheim. Diese wird nun allerdings, wenn de die
Macht der Einbildung und des Glanbens in Rechnurg
nimmt, fOr möglich erachten, dsi's ohne eine wirkliche
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Zweiter Abcchnitt.
Ueikraft in fiem vermeiiitiiclien Wiinderthäterj einzig durch
4m ttbmciiweii^liche Zutraaen des Knmiken so demMl-
lien, körperliche Leiden, welche mit dem Nervensystem in
engerem Zusnmmenhang stehen, j^eheilt werden können:
wenn «nun aber die Psychologie geschichtliche Belege hie-
Ittr «ttlkaehfcy siv wird die Kritik, weiche sie hiebe! cq Hül-
fe RH nehmen hst, hsld linden, dsls eine weit gröfsere Zehi
von dergleichen Kuren durch den Glanben Anderer erdich-
tetj als durch den angeblich dabei Betheiligter verrichtet
Wördes ist. So wllre es swor keineswegs an sich vn«
möglich, diifs dnreh den Sterken Glauben an eine selbst
den Kleidern und THchern Jesu und der Apostel inwoh-
nendc Heilkraft manohe Kranke bei Berührung derseli^en
wirklich Besserung verspürt hätten: aber mindestens eben«
sogut llllkt sich denken 9 dafs man erst später, als nach
dem Tode Jener Mfinner ihr Ansehen In der Gemeinde im-
mer höher stieg, dergleichen sich glaubig erzählt habe, und
es kommt auf die Beschaffenheit der Berichte hierüber an,
für welche von beiden Annahmen man sich so entscheiden
hat. An den allgemeinen Angaben nmi In den Evangelien
und der A. G. , welche ganze Massen auf jene Weise ku-
rirt werden lassen, ist eben diese Häufung jedenfalls tra-
ditionell; die detaiUirte Geschichte aber, welche wir bis-
her nntersncht haben, hat darin, daft sie die Frau ganae
ewülf Jahre lang an einer sehr hartnäckigen und am we-
nigsten blos psychisch zu heilenden Krankheit leiden, und
dicHeiinng, sti^t durch die Einbildung der Kranken, durch
eine Jesu fjflhlbar entströmte Kraft vor sloh gehen Mkt^
so viel Mythische?, dafs wir eine historische Grundlage
gar nicht mehr herausfinden können, und das Ganzem als
Sage betrachten müssen.
Was diesem Ztvelge der evangelischen Wnndersage Im
Unterschied von andern sein Dasein gegeben hat, ist nicht
schwer su sehen. Oer sinnliche Glaube des Volks, unfä-
hig, das Göttliche mit dem Gedanken au ergreifen , strebt,.
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Iiieuntes Kii|iitei. $. y4. 16S
et immer mehr in da« niAterielle Sein herabcnxlehen. Da«
her miifite nach der späteren Meitiang der heilige Mana
alt Knocbenreliqole Wunder thuii, ChriaH Leib in der ver*
wandelten Hostie gegenwirtig sein, und ebeiiflnlier nnch
jinch einer schon frühe ausgebihleten Vorstellung die Ueii-
knh der neuteatamentücheii Männer an -ihrem Leib and
denen Bedeckungen haften. Je weniger man Jean Worte
fiilite, desto mehr hielt man auf .das FaKsen seines Man«
(eis, und je mehr man sieii von der freien lieistcsiiraft des
AposteKs Paulus entfernte ^ fiestd (>^utroster Uels man seine
üeiiJuraft im Scbweifstuch naeh Hause tragen,
f. M.
Heilungrn in die Kerne
Von jenen onwilikühriichen Ueiiungen sind nun sei-
dWy welche ans der Entfernung bewirkt werden , ' eigent-
lich das gerade Gegeiitlieii. Geschehen jene durch blofse
körperliche Berührung, ohne besondern \V illensakt : so er-
folgen diese durch den blolsen Wiliensakt olme leibliche
ScrAhmng oder auch nur räumliche Iffihe. Zugleich aber
Muts man sagen: war die Heilkraft Jesu so materiell, dafd
lie bei der blofsen leiblichen Berührung unwilikührlicli sich
cadiid, so kann sie nicht so geistig gewesen sein, dafs der
IjlsCie Wille sie auch Über bedeutende Entfernungen hin-
ibergefragen hätte; war sie aber so geis(i(>;, um auch oh-
ne leibilclie Gegenwart zu \>irken, so kann sie nicht so
oMiteriell gewesen sein, um olnie \V illea sich su entladen.
As wir nnn Jene reinphysische Wirkungsweise Jesu be-
sweifelt haben : so bliebe uns für diese geistige freier Raum,
und die £ntscheidunaf über dieselbe >\ird also rein von der
Untersuchung der Berichte und der Sache selber abhängen.
Als Proben einer solchen In die Ferne wirkenden Heil-
kraft Je^n berithten uns Matthäus nnd Lnkas die Heilung
kranken Knechts eines ilauptmanns ku lia|iernaum ,
Johannes die des kranken Sohns eines ßaailutig ebenda-
Diyitiz
1114 Zweiter Abschnitt )
•ellwt (Matth.; S, 5 ff. Lue. 7, 1 ff. Joh. 4, 46 ff.); Denier
Matthäus (15, 22 ff.) und Markus (7, 25 ff.) die Heilung der
Tochter des kananäischcn Weibes , wovon , da die leztere
in der sammarischen Relation nichts ÜÜgenthttmiiches hat,
unr die enteren beiden Iiier so untersuchen sind« Die
gewöhnliche Ansicht nämlich über die bezeichneten Erzäh-
lunsren ist die, dafs swar Matthäus und Lukas dasselbci
Johannes aber ein von diesem Tcrschiedenes Faktum mel«
de, da sein Bericht von dem der beiden andern in folgen-
den Zügen abweiche: 1) der Ort, von wo ans Jesus hei-
le, sei bei den Synoptikern der Aufenthaltsort des Kran-
iien, Kapernaumy nach Johannes ein davon verschiedener,
. n&mÜch Kana; 2) die Zeit, in welche die Synoptiker die
Begebenheit setzen, ntfmlich beide unmittelbar hinter die
lli iiiikc'lir Jesu nach der Bergrede, sei von der im vierten
Evangelium angegebenen^ ebenso unmittelbar nach der Rück-
kehr Jesu vom ersten Pascha und seiner Wirksamkeit in
Samaria, verschieden; 3) der Kranke sei nach Jenen der
Sklave, nach diesem der Sohn des Bittstellers; die wich-
tigsten Abweichungen aber finden 4) in Hinsicht des Bitt-
stellers selber statt, indem er im ersten und dritten Evan-
gelium eine Milltftrp'erson (ein ixai6vTaQxos)9 Im vierten ein
Hofbeamter CßoaiUxcg') y nach Jenen (laut V. 10 ff. bei
Matth.) ein Heide, nach diesem ohne Zweifel als Jude xu
denken sei; liauptsüclilich aber werde er nach den Synop-
tikern von Jesu aU Muster des innigsten, demüthlgsten
Glaubens belobt, weil er ja Jesum in der Zuversicht, dafs
er auch aus der Ferne heilen könne, verhinderte, in sein
Haus zu gehen : nach Johannes dagegen werde er umge-
kehrt, weil er die Gegenwart Jesu in seinem Hause Bum
Behuf der Heilung für nöthig hielt, wegen seines schwa«
chen , der ot^fttla und %tQaicc bedürftigen (iluubens geta-
delt ').
i) s. die AutfUhriingcn von Paulus, Lvckb, Taoivcx und Oli«
MAUisn s. d. St.
4
•Neuntes KapiteL 94. M
Diese Abweichungen tlnil elierdfn^ bedeutend genug,
am von einem gewissen Gesichtspunkt aus um ihretwilieu
auf der Verschieden heit des dem synoptischen und des dem
jolianneischen Berichte sum Grunde liegenden Faktischen
SU beharren : nur soiite man, wenn man es ron dieser Seite
80 genau nimmt, sich über die Abweichungen, welche auch
zwischen den beiden synoptischen Berichten stattfinden ^
nicht Terblenden. Schon in Bezeichnung der Persen des
Leidenden stimmen sitf nicht gans susammen : Lulias heifst
ihn einen di}).og liitfiog des Ilati])tmanns , bei Matthäus
nennt dieser ihn fS Tnug ti^i, was ebensowohl einen Sohn
als einen Diener bedeuten iiann, und dadurch, daTs der
Hauptmann V* 0, wo er von seinem Knechte spricht, den
Ausdruclc: dsXog gebraucht , wfihrend der Geheilte V. 13.
wieder als S naig aiiu bezeichnet wird, eher im ersteren
Sinne erkh'irt eu sein scheint. In Betreif seines Leidens
wird der Mensch von MatthSus als ein naQaXwixog dsi—
vojg ftaaavitoiievog geschildert, von welcher Kranliheitsform
Lukas nicht allein^schweigt, sondern, indem er zu dem unbe-
stimmten : xaxiog eycov noch zeXivz^ sest. Manchen
eine andere Kraniiheit voranssusetsen scheint , da die Pa*
ralyse sonst nicht als schnell tOdtende Kraniiheit vor^
komme -). Als die bedeutendste Differenz aber geht durch
die ganze Er/ählung diese hindurch, dais Alles, was iiach
Matthfius der Centurio unmittelbar sellist thut, bei Lulias
doreh Gesandtschaften vermittelt Istj indem er hier suerst
schon, nicht wie bei Matthiius persönlich, sondern durch
die 7Li)eoßi^iQHQ %wv ^lüöaluiv Jesum um die Heilung ersncht,
dann aber von dem Betreten seines Hauses Ihn wiederum
nicht selbst surlickhlllt, sondern durch einige Freunde al»-
mahnen läfst. Zur Ausgleicliung dieser Differenz pflegt man
sich auf die Regel : quod quis per alium facit etc. zu be-
2) SciaiiXMUCMSJi, Uber den Lukas, S« 9f«
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Zweiter Abschnitt;
rufen Soll damit 9 wie es auf dem Sfandpiinkt der so
urdieüenden £rkiXrer nicht anders denkbar ist, gcMgt
•ein, Matthfins habe wohl gewafst, dals swisehen dem
Hauptmann und Jesu Alles durch Mittelspersonen verhan-
delt worden sei, dennoch aber habe er der Kttrse wegen
mittelst Jener Redefignr Ihn selbst mit Jesu sprechen las-
sen : so hat Storr vollkommen recht mit der Gegenbemer-
kung^ dafs wohl schwerlich irgend ein Geschichtschreiber
jene Metonymie so beharrlich» durch eine ganze Erzühlung
.kindurchfiihren würde ) und swar in einem Fallej wo et-
nerseits die Redefignr sieh keineswegs so von selbst f^irathe^
wie B* B. wenn einem Feldhemi sugeschrleben wird, was
seine Soldaten thun, und wo andrerseits gerade auf den Um-
stand, ob die Person selbst oder durch Andere gehandelt
haboi nur vollen Erkennbarkeit ihres Charakters etwas an-
komme Mit Idbllcher Conseqnens hat daher Storr, wie
er der bedeutenden Differenzen wegen die Erzählung des
vierten Evangeliums auf ein anderes Faktum beaiehen au
inOssen glaubte, als die des ersten and dritten, ebenso um
der Abweichungen willen, welche er awisehen den Berich-
ten der lezteren beiden fand , auch diese für Erzalilungeii
aweier verschiedenen Be«;ehenhei(en erklärt. Wundert man
sich, dafs su drei verschiedenen Malen ein so gana ähnli-
cher lleilungsfall an dem gleichen Orte vorgekommen sein
soll (denn auch nach Johannes lag und genas der Kranke
in Kapernaum) : so verwundert sich Storr seinerseits* wie
man im Mindesten unwahrscheinlich finden könne, dafs in
Kapernaum an verschiedenen Zeiten awei Hauptlente einen
kranken Knecht, und wieder ein andermal ein Hofbeamter
einen kranken Sohn geiiabt, dafs der zweite lianjitniann
Cdes Lukas^ von der Geschichte des ersten gehört, sich auf
S) Augustin, de consent, cvang. 1^ 20) Faulus, ex. Uandb. i, b
S. 709; KöRTKR, Immanuel, S. 65.
4) Über den Zweck u. f. S. 35l«
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M.eaaU« KiipiteL S* M« ' 107
ihatiche Art «n Jmub gewendee, und tebi Beltpiel ebem
durch Denulh so übertreffen gesacht habe, wie der erste
Hanptmann (Matth.), dem die frühere Geschichte des Hof-
manns (Joh.) bekannt gewesen sei, das schwache Vertrauen
dieeee lauteren habe ttbertreff»iii wollen, nnd dafs- endlich
Jesus alle drei Patienten auf dieselbe Weise aus der Feme
geheilt habe. Allein der Vorfnll,' dafs ein vornehmer Be-
amter von Kaperna um Jesam um die Heilung eines Ange-
hörigen bat> und Jesus aus. der Kntfemung so auf diesen
einwirkte, dals nai di^eselbe Zeit, da Jesus das heilende
Wort sprach, der Kranke zu Hause genas, ist so einzig
in seiner Art, dafs eine dreimalige Wiederholung dessel-
ben unmöglich angenommen werden kann, und auch schoA-
eine blofs sweiaMdige Schwierigkeiten hat; wefs wegen der
Versuch gemacht werden mufs, ob nicht die drei Berichte
auf £ine Grundlage sarttckgefUhrt werden können.
Hier ist nun die am allgeoMinsten fttr verschiedenartig
gdialtene Emihlung des vierten Evangelisten nicht allein
in den schon angegebenen GrundsUgen der synoptischen
verwandt, sondern in manchen bemerkenswerthen Einzel-
lieiten stimmt einer oder der andere der beiden sjnopti-
schen Relerenten genauer mit Johannes susammen alr mit
dem andern Synoptiker. So, wlihrend in dem Zuge, dals
er den Kranken als 7i;ct7g bezeichnet, Matthäus mindestens
ebensowohl mit dem johanneischen viog übereinstimmend
gefunden werden kann, als mit dem dnlog des Lukas, tref-
fen Matthäus und Johannes darin entschieden susammen,
dafs nach beiden der kapernaitlsche Beamte sich unmittel-
bar an Jesum selber wendet, und nicht, wie bei Lukas, ^
durch Vermittler. Dagegen stiaunt der johanneisohe Be-
rieht mit dem des Lukas ^egen den Blatthflns in der Be-
aohreibung des Zastandes überein, in welchem der Lei-
dende sieh befunden haben soll : beide wissen nichts von
der nandlvatSy von welcher Matthjius spricht, sondern be-
seiehnen den Kranken alk dem Tode nahe, Lukas durch
1^ Zweiter AbscliDiit.
t^fislla tilew^f Johannes durch ^ftelXer ano&vr^axnv^
WQsa der lestore V. 51 naehtrXgiieh bemerkt, 4alk die
Krankheit ron einen nvQerog begleitet gewesen/ In Dar-
stellung der Art, wie Jesus die Heilung des Kranken voll-
isog, und wie dessen Genesung erfolgte | steht Johannes
wieder auf Seilen des Matthias gegen den Lukas* Wäh-
rend nISuilleh dieser ^ne ansdrllckllehe Versleheirung Jesu,
dafs der Knecht geheilt sei, gar nicht hat, lassen jene bei-
den ihn sehr Übereinstimmend su dem ßeamten sagen, der
eine: maye^ Mfd wg iTÜgBvaag y&n^&iim aoif der andere:
noQBVüy 6 vlos ÜB U], nnd adch derSetduft des Matthias;
xal uttyr^ o 7icil(; ariü h tfj wqa ixiivjjj stimmt wenigstens
der F,orm nach mehr zu der johanneischen Angabe, bei ge-
haltener Naehfrage habe der Vater gefunden^ dafs ixUvfi
%fl al^. In welcher Jesus Jenes Wort gesprochen, sein
Sohn gesund geworden sei, als zu der des Lukas, dafs die
eurtfckgekchrten Boten den kranken Knecht gesund ange-
troffen haben» In einem andern Punkte dieses Schlusses
wendet sich nnn abl^r die Zustimmung des Johannes roa
Matthias ' wieder sn Lukas Eurfick. Bei beiden nimlleh
ist von einer Art ron Gesandtschaft die Rede, welche Kn-
iest noch aus dem Hause des ßeamten tritt: bei Lukas
eine Ansahi Ton Freunden des Uauptnuinns, welche Jesom
abhalten sollen, sich selbst su bemOhen; bei Johannes
Knechte, welche jubelnd ihrem HeriMi entgegen zie Ihm i und
ihm die Kunde von der Genesung seines Sohnes bringen.
Gewils, wo drei ßrsihlungen so durcheinander Tersclilon-
gen sind., wie diese, darf iMn nicht biofs nwei derselben
für identisch erklären und eine als rerschiedene stehen las-
sen > sondern man muls die drei Berichte entweder alle
auseinander halten, oder alle sasammenwerfen, wie Les-
teres nach Üteren Vorgängern Sinlbr gcthan 0, und Tho-
lüCK wenigstens für möglich erklärt hat, es »u thwn. Nur
suchen solche Ausleger dann die Abweichungen der drei
»_ . *
5} s* hei LücKB, 1, S. 552*
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«
Helmtes Kapi taL f. 04. 109
Beriehte eo mn erkUren, dafe keiner der fivenigelitten et-
was Falachea getagt haben eolL Den Stand des Bittstet-
lers betreffend sncht man den ßaaihxog des Johannes zum
Militarbcamten zu machen, wovon dann das kxcttoyraffxos
der beiden andern nnr nähere Bestimmung wire; was aber
den Hanptpunkt) das Benehmen des Bittstellers, betrifft,
99 kannten, meint man, die rersehiedenen firefihler ver-
schiedene Seiten der Sache in der Art hervorgehoben ha-
ben, dais Johannes nur das Frühere wiedergäbe, wie sieh
Jeana Aber die anftngiiehe Sehwiehe des Gianbens in deas
Bittenden beklagte, die Synoptiker nnr das Spitere, wie
er seinen schnell gewachsenen Glauben belobte. Wie man
aaf noch leichtere Weise die Hauptdifl'erenz swischen den
beiden ajnoptisehen Berichten, in Hinsicht der mfttelbaran
eder unmittelbaren Bittstelinng, ausgleichen su können
meinte, ist bereits ai\gegeben worden. Dieses Bestreben,
die Widersprüche der drei Relationen auf gütlichem Wege
ausangieichen, Ist ein falsches. Es bleibt dabei: ^e Sjih
optiker haben sich den Bittsteller als einen Centurio ge»
dacht, der vierte Erangeilst als einen Hofbeamten; jene
als glaubensstark, dieser als der Stärkung noch bedürftig^
Johannes und Matthäus stellten sich vor, er habe sich an*
mittelbar, Lukas, er habe sich aus Bescheidenheit nur mit*
talbar an Jesnm gewendet ^«
Wer stellt nun die Sache auf die rechte, und wer auf
irrige Weise dar? Nehmen wir zuerst die beiden Synop-
tiker fflr sich, so ist nur Eine Stimme der Erkiirer, daib
Lukas die genauere Darstellung gebe. Schon das will man
unwahrscheinlich finden, dal's der Kranke nach Matthäus
ein Paralytischer gewesen sein sollte, da bei dem Ungefähr-
lichen dieses Leidens der bescheidene Hauptmaiin schwer-
€) FamtcMs, in Maltk* p. 310: diserepat aotem Lucas ita a
Mattbaei narratione« ut centurionem non Ipsum venisse ad
Jesum, aed per legatoa cum eo egiise tradat ^ qulhns disai-
dcnUbus paeem obtmdere, boni aego interpretii ette«
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IM
7weit«r AbBobnitt.
Heb Jotom glelcb bet'm Eintritt in die Stadt in Betchlag
'genommen haben wUinle als ob ein sehr schmerzhaf«
tes Übel 9 wie das von IVlatthäus beschriebene, nicht mög«
Üeiift schnelle Abhülfe wttnschenswerth machte , and ala
ob' et ein nnbeselieidener Ansproeb gewesen wtfre« Je*
fium noch vor seiner Nachhauselianft um ein heilendes
Wort ea ersuchen. Vielmehr das umgekehrte Yerhfilt«
aÜs Bwischen Matthäas und Lukas wird durch die £e* ^
awrkang wabrscbeinlicb, dafs das Wunder nnd also nach
das Übel des wunderbar Geheilten in der Überlieferung
sich nie verkleinert, sondern stets vergrölsert, daher eher
der arggepiagte Paralytische zum /niXXtjv relBut^ gestei»
gerty als dieser sn %nem blofs Leidenden berabgesest wer-
den mochte. HaoptsflcbÜch aber die do])pelte Gesandtschaft
" bei Lukas ist nach Schleiermacher etwas, das nicht leicht
erdacht wit*d. Wie^ wenn sich dieser Zug vielmehr sehr
deutlieh als einen erdachten su erkennen gtfbe? Wfihrend
bei MattliXus der Hauptmann Jesum auf sein Erbieten,
mit ihm gehen zu wollen, durch die Einwendung zurück-
Euhalten sucht: xvQts, ux el/ui Ixavdg, iva fiu vtio Tt]v s^Y^^
ütMdjiQf lälst er bei Lukas durch die abgesandten Freunde
noch liinausetsen ; dio iÖe ificevrov ^^Itaaa nqog ae iX^cIr,
womit deutlich genug der Schlufs angegeben ist , auf wel- •
chem diese Gesandtschaft beruhte. Erklärte sich der Mann
für unwürdig, dafs Jesus su ihm komme, dachte man, so
hat er wohl auch sich sellist nicht fiBr würdig gehalten, an
Jesu BU kommen, eine Steigerung derDemuth des Mannes,
durch welche sich auch hier der Bericht des Lukas als
der secundfire zu erkennen giebt. Jien ersten Anstofs au
diesen Gesandtschaften scheint übrigens das andere Inter-
esse gegeben eu haben, die Bereitwilligkeit Jesu, Iii des
Heiden Haus zu gehen, durch eine vorgängige Empfehlung
desselben su motiviren. Das ist ja das Erste, wns die
nQBaßunQOi tww ^Maim^ nachdem sie Jeait den Kranlibeit»»
7) ScauniaMAcasK, a. s. O* S, 92 f«
NeHBUt Kapitel. % U. ' Ul
IkU beriehtet» liimEiiMtBeii, Sri ä^wg igip f ytOQtiti rSro*
ayan^ yaQ ro idifog r^ficSv sr. t. Shnlich , wie gleiehfftlls
bei Lukas, in der Ä. G. 10, 22., die Boten des Cornelius
dem Petrus 9 nm ihn su einem Gang in dessen Haus sii
TermSgeii} aoseinandertetiBeii, da(s er ein ow^q dlxaiog xoi
q:oßijitevog top ^ov, fiaQTVQilfievog re vnd oXe t8 l&vag twv
^ladalov sei. Dafs die doppelte Gesandtschaft nicht ursprüng-
lich sein kann, erhellt am deutlichsten daraus, dafs durch
diesalbe die firaUhiang des Luiias aile Haltung verliert.
Bei MatthSnt hüngt Alles wohl sasamineii : derHaoptmann
seigt Jesu zuerst nur den Zustand des Kranken an, und
fiberlüfst entweder ihm selber, was er nun than wolle, oder
et kommt ihm, ehe er seine ßitte ltellt| Jesus mit seinein
Anerbieten, sieh in sein Hans au begeben, anvor, was nun
der Hauptmann auf die bekannte Weise ablehnt. Welches
Benehmen dagegen, wenn nach Lukas der Centurio Jesu zu«
•rat durch die jüdischen Ältesten sagen läfst, er möchte hom-
men (£l5ttffO und seinen Knecht heilen, hierauf aber, wie
Jesus wirklich kommen will, gereut es ihn wieder, ihn
dazu veranlafst su haben, und er begehrt nur ein wunder-
thätiges Wort yon ihm. Dals die erste Bitte nur von den
Altesten, nicht von dem Centurio ausgegangen diese Aua»
knnf^ läuf^ den ausdrücklichen Worten des Evangelisten
entgegen, welcher durch die vW^endung: a/ftgtUe — nQ^oßv-^
tigog iifunon' aviov die ßitte als vom Hauptmann selber
ausgegangen darstellt; dafs aber dieser mit dem ik^hav nur
gemeint hallen sollte, Jesus mScIite sich in die Mähe •eittCU
Hauses begeben, und nun wie er gesehen, dafs Jesus so«
gar in sein llaus treten wolle, dicfs abgelehnt habe, wfire
doch woiii au ungereimt , als dals man es dem sonst ver-
standigen Manne «utrauen könnte, von welchem aber eben«
defshalb noch weniger eine so wetterwendische Umstim«
mnng au erwarten ist, wie sie im Texte des Lukas liegte
8) KviKÖL, in Matth. S. 221 f.
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112 Zweiter Abschnitt.
Wie aber dieser dazukam, die Bitte der ersten Gesandt-
schaft durch eine zweite surttcknehmen zu lasse diefs ent-
deckt Qn8 ein iinseheinbarer Verrfither^ der Aasdmek:
ytQi€ , ^r^ axvXXo nSmlieh j weicher in nntrer ErKlEhinn|r
dem Lukas eigenthUmlich ist. Diese Formel erinnert an
die ähnliche, welche derselbe Evangelist, und nach ihm
Markus, in der Gescbichto Ton der Tochter des Jaims
gebraucht, wo, nachdem vor Jesn Ankunft im Hanse das
Müdchen gestorben ist, ein Bote von da dem mit Jesu sich
nähernden Vater mit der Erinnerung : /urj oxvkle joy dido»
CxakWf en^egenkommt (ß, 490* Der Hauptmann, welcher
Jesnm nicht in sein Hans tiemfiben will • erinnerte ihn an
den Boten, der dem Jairus wehrte, den Lehi*er in sein
Haus zu bemühen, und wie hier, so iiers er nun auch dort
der Ablehnung eine Aufforderung, in das Haus xu kom-
men, vorangehen* Da an einer solchen Contre» ordre nnr
bei Jairus, in dessen Hause sich seit der ersten A'ufTorde-
rnng durch -den Tod der Tochter die Lage der Dinge ver-
ändert hatte, keineswegs abe^* bei dem Centurio , dessen
Knecht noch immer im gleichen Zustande war, ein Grund
▼erlag, so kann der Zug mit der widerrufenden Botschaft
nur aus jener Geschichte , wenn sie gleich erst nach der
unsrlgen kommt, in diese herübergewandert sein, nicht aber
umgekehrt«
Da von der Identification aller drei Geschichten die
neueren Erklarer sich hauptsächlich durch die Furcht ab-
gehalten finden, Johannes möchte dabei in das Licht eines
solclien gestellt werden, der die Scene nicht genau genug
anfgefafst, und wohl gar das Hauptmoment übersehen ha-
be so würden sie niso , wenn sie eine Vereinigung
dennoch wagen wollten , dem vierten Evangelium so viel
möglich die ursprünglichste Darstellung der Sache vindici*
ren, ^e VoranssetBung , die wir sofort aus der Beschaf*
9) TaOiVCK, S. 102 f. Hase, ^. 68. Aom. 2*
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Nenntes Kmpiteh S* te. 113
fenheit Her BericHte heraitB so prftfeii hnben. Das nun,
dafs dein viertt'ii Evangelisten der Bittende ein (iaoi?,ixog
ist, nicht, wie den übrigen, ein kxtetoviaQxoQy ein in«
differenter Zog, ans weleJiem sich füv keinen TheÜ etwas
sehKefeen Ixist, ond ebenso kann es mit der Abweichang
in Betreff des Verhältnisses des Kranken zum Bittsteller
sich zu verhalten scheinen. Indessen, wenn man in Bezug
aof dtn leateren Ponkt sieh iragt: welche, der drei BeaeicJi* -
mmgaweisen eignet sieh am ehesten daan, die bdden an*
dern aus sich haben entstehen zn lassen ? so wird man wohl
schwerlich annehmen können , dais aas dem jobanneischen
ri6$ in absteigender Linie snent anbestimmt ein naig^^
dann ein dölog geworden sei, and aach die umgekehrte
aufsteigende Richtung ist hier minder wahrscheinlich , als
das Mittlere, dais aus dem sweideutigen naigy welches wir
im ersten EvangeUnm finden, in zwei Richtungen das ei-
nemal ein Knecht, wie bei Lukas, das andremai ein Sohn,
wie bei Johannes, gemacht worden sein. mag. Bafs die Bo
Zeichnung des Zustandes, in welchem sich der Leidende
iiefand, bei Johannes wie bei Lukas sich au der bei Mat«'
thXas als Steigerong, mithin als die spätere yerhahe, ist
bereits oben bemerkt. Der Unterschied in der Ortsan«
gäbe würde auf dem jetzigen Standpunkt der verglei-
ciienden Evangeiienkritik ohne Zweifel so beurtheilt wer«
den, da(s in dar apostolischen Tradition, ans weleher die
Synoptiker schöpften, der Ort, von weichem aus Jeisua
das Wunder verrichtete, mit dem, in welchem der Kranke
lag, zusammengeflossen, das minder bekannte iiana* von
däm iierttJunten Kapemaum versaiiiungen worden sei, Jo*
hannes aber, als Angenseuge, das ivenauere aufbewahrt
habe. Allein so erscheint das Verhültnifs nur, wenn man
den vierten Evangelisten als Aogenaeugen schun voraus-
sest: sacht man, wie man coli, rein aus der Beschaffen«
hak der Barichto k^rana m entsokeidou, so atelit sink ein
ganz anderes Ergebnifs heraus; £s wird hier eine Hei« *
JJai lieben Jtiu II, Band* 8
■
114 aw«itev Abtehnill.
lung au d«r Penie beriehtet , in wcÜehcv das Wunder nn
so gröfser erscheint, je weiter die Distans swischen doia
Heilenden und Geheilten ist. Wird nun die mötidiiche
Überlieferung 9 wenn sich die £caälüung in dieser fori-
pflenst, eine Neignng baben, Jene Entfernung , und daadt
das Wunder y zu verlileinem , so dafs wir in der Darstel-
lung des Johannes, der Jesuin die Heilung von einem Orte
aus verrichten läfst , von welchem der Hofbeamte erst am
andern Tag bei dem GebeÜten ankommti die urtprüngiielie^
in der der Synoptilier dagegen, welebe Jesum mit dem
kranken Knecht in derselben Stadt sich befinden lassen, die
traditionell umgebildete £rsäblnng b&tten? Kur dae Um-
gekebrte kann der Sage gemäfs gefunden werden | und
aoeb liierin alte neigt sieb der Jelianneiteiie Berieht als
ein abgeleiteter. Besonders gemacht eelgt sich noch die
Fttnktlichkeity mit weicher im vierten £vangelium die Stun-
de der Geneenng des Kranken autgemittelt wird* Aua dem
einfiiehen, aneb aenat am Scblusse ron Heilungsgeseblebten
vorkommenden la^/; tfj di()^ ixtivt] des Matthäus ist ei-
ne Nachfrage des Vaters nach der üjqu iv rj xofitl'OTiQW
fg^Bf eine Antwort der Knechte: .oci x^^» ißdofiipf^
aqi^Mtw ovror o nvQitigf und endlich daa Resultat, dala
iv ixeivt] xfj a»()^, iv t] flnev aitt^ 6 V. 6 viog oa ^fjj die-
ser wirklich gesund geworden sei , gemacht : eine üngstU«
die Genauigkeit, eine Quälerei mit der Rechnung | welche
weit mehr das Streben dea Referenten | das Wunder an
eenftaCiren, als den ursprfinglichen Hergang der Sache zu
eeigen scheint. Darin, dafs er den ßctOikiKos persönlich mit
Jean verbandeln läfst, hat der Verfaafer dea vierten Rvan-'
gelluma mehr ala der dea dritten die nraprOngllebe Ein»
fiiebbelt der firaKhIung bewahrt, wiewohl er, wie bemerkt,
in den entgegenkommenden Knechten einen Anklang an
die aweite Botschaft des Lukas hat. In dem Hauptdiffe-
renspmkt aber, der den Gharakler des BIttotellera beCrifily
kteale nmn mit Amwendnng unsen eigenen BlaAftabea dem
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«
neuntes Kapitel. §.94. ' IIS
Johannes den Vorzag vor den beiden andern Referenten
juierkennen h ollen. Denn wenn diejenige ErzHtiiung die
nehr sagenhafte Uty welche ein Bestreben iiaeh VergröPse-
ning oder Verschöneriung wn erkennen giebt: so konnte
man sagen, es zeige sich der Bittende, der nach Johannes
aiemiich schwach im Glauben gewesen sei, bei den Syno|w
tikem ni einem CUanbensamster verschönert. Allein nicht
Mif Verschdnerung ttberhaupt, sondern nar In Bealehung
mmi ihren Haaptsweck, welcher bei den Evangelien die
Verherrlichung Jesu ist, gebt die Sage oder ein dichten der
Referent ans, and bienach wird man in doppelter Ulnsicb^ '
die Versehtfaerung auf Seiten des vierten Evangelloms fin«
den. Einmal, wie es überfaaapt darauf ausgeht, die Über-
legenheit Jesu durch den Contrast mit der Schwäche de-
rer, die mit ihm an tbun haben, hervorzuheben, konnte es
aneh hier sein Interesse sein, den Bittsteller eher schwach-
als starkgläubig daransteilen, wobei liim Jedoeli die Erwie-
derung, welche es Jesu in den Mund legt : idv ///} oijitla
uai %iQaxtt idt^Sf i fu^ m^BvavjffBf doch wohl zu hart ge-
mthen Ist^ welswegen.sie denn auch die meisten Erklärer
in Verlegenheit seat. Zweitens aber konnte es anschick-
lieh erscheinen , dafs Jesus von seinem anfänglichen Vor-
saz, in das Haus des Kranken zu gehen, sich nachher
wieder abbringen liefs^ and so fremdem Einfluls na folgen
sebieii; man konnte.es fiBr angemessener halten, die llei-
long aus der Ferne als seinen arsprOnglichen Vorsaz, und
nicht erst durch einen Andern ihm eingeredet, darzustel-
len. Sollte nun aber, wie diefs die Überliefernng an die^
Hand gab, «ier Bittsteller doch eine lünrede gethan haben,
so moTste diese die entgegen^esezte Richrang als bei den
Synoptikern bekommen, nämlit:li, Jesum zu einem Gange
in das Haas des Kranken bestimmen zu wollen.
Fragt es sich nun um die Möglichkeit und den nüiie-
ren Hergang des vorliegenden Ereignisses, so glaubt die
natürliche Erklärung am leichtesten mit der Erzählung
8 ♦ ■
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11(1 Zweiter Abschnitt '
des vierten £vangeliams zurecbtsukommen. Hier, wirf) be-
merkt, sage Jesnt niclits diifon, dafs er die Heilung des
Kranken bewirken wolle, sondern er Tersiehere den Vater
nur, dafs das Leben seines Sohnes ausser Gefahr sei (o
wid^' Oü ^ij)> und auch der Vater, wie er finde, dafs das-
Besserwerden seines Sohnes mit der Zeit, am weiche er
mit Jesus gesprochen, susammenfaUei sciiBelse keineswegs,
dafs Jesus die Heilung aas der Ferne bewirkt habe. So
sei diese Geschichte nur die Probe davon, dafs Jesus, ver-
möge gründlicher Kenntnisse in der Semiotik , im Stande
gewesen sei, auf gegebene Beschreibung der Umstände ei»
nes Kranken hin eine richtige Prognose Ober den Verlauf
seiner Krankheit zu stellen ; dafs jene Beschreibung hier
nicht mitgetheilt sei, daraus folge nicht, dafs sie Jesus
sich nicht habe geben lassen; ein ai^fistov sber werde
diese Frohe (V. 54.) genannt, als Zeichen einer Ton Jo-
hannes zuvor noch nicht angedeuteten Fertigkeit Jesu, die
Genesung eines besorglich Kranken vorauszusagen AI«
lein, abgesehen von dieser Mifsdeutnng des Wortes Wf^fiHw
und jener Einsehwiireung eines im Text niobt angedeute*
tcn Gesprächs , erschiene bei dieser Ansicht von der Sa-
che der Charakter und selbst der Verstand Jesu Im
sweideutigsten Lichte. Denn, wenn wir schon denjenigen
Amt fdr unyorsiehtig halten würden , welcher auf selbst-
genommenen Augenschein hin bei einem Fieberkranken,
den man so eben noch für erbend hielt, die Genesung
verbürgte, und dadurch seinen Kredit auf das Spiel see-
te: um wie viel vermessener hfitte Jesus gehandelt, wenn
er auf die blofse Beschreibung eines Laien hin die (Se-
fahrlosigkeit des Uinstandes versichert hätte? Ein solches
Qenehmen können wir uns an ihm defswegen nicht den«
keni weil es der Analogie seines sonstigen Verfahrens, md
10) Favlvs, Comm. 4, S. 2S3f. Vsanrana, 2, S. 140 ff. Vgl.
Hsw, 6S.
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117
4Mi Eindruck , welchen sein ChiuniiiCer bei den Zeifgeno«-
sea surückliefs ) geradezu widersprechen uiirdo. Hat al-
so Jesns die Genesung «ies ileberliraniLen auch nur vor-
aosgessgtv ohne sie sn bewirlien, so muis er doch auf so-
Yorilfsigere Weise als durch natttrlitflies RSsonnemenC ron
derselben versichert gewesen sein, er niufs sie auf über-
nalflriicJie Art gewufst haben. Diese Wendung hat der
neaeata firlüfirer daa Johannas der Sache an gaben versucht.
Kr ateilt die Frage , ob wir hier ein Wunder des Wissens
oder des Wirkens haben ? und da nun von einer unmit-
telbaren Wirkung des Wortes Jesu nirgends die llede sei,
sonst aber iui vierten Evangelium gerade das höhere Wis-
san Jesu l»esonder8 liervorgehoben werde 9 so erldirt er
sich dahin, Jesus habe vormuge seiner höheren Natur nur
gewufst, dafs in jenem Augenblicke die Krankheit sich zum
Lalieo entschied ' Allein die öftei*e Uervorhebuiig des hö-
heren Wissens Jesu in unserem Evangelium lieweist \de*
her nichts, da es ebenso oft auf sein höheres WirlLon auf-
merksam macht. Ferner, wenn von übernatürlichem Wis-
sen Jesu die Rede ist, wird dlefs sonst deutlich angegeben
(wie i) 49. 2, 25. ö^ 64.)» und so würde Johannes, wenn
eine AliernatOriiehe Kunde von der ohnehin erfolgten Ge-
neitung des Knaheu gemeint wäre, Josum wohl aucli
hier auf ähnliche Weise, wie dort au Nathanael, zu dem
Vater sprechen iaasen, dals er seinen Sohn bereits in ar- .
trigÜelierem Zustande auf seinem Bette erblicke. Nicht
nur aber ist von höherem Wissen nichts angedeutet, son-
dern eine wunderbare Wirksamkeit deutlich genug zu ver^
stehen gegeben. Wenn nämlich von einem /i£Uow ano^
Or^axuv die piöaiielia Genasung gemeidet ist, so will man
aanichsl die Ursache wissen, welche diese unerv> artete
Wendung herbeigeführt habe, unti >%enn nnn ein ßericht,
der auch sonst auf das Wort seii.es lielden hin Wunder
erfolgen i&lst, eine Versicherung des»elbau^ dals der iiran-
IJ) LScaa I, S. WO f.
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US Zweiter Abschnitt.
ke lebe, mittheilt, 80 kann nur das falsche Bestreben, das
Wonderbare en veraindem, der Anerkenntnifs im Wege
stehen,' dafs der ErzShIer in diesem Worte die Urseelie
Jener Veränderung anheben wolle.
Bei der synoptischen Erzffhlang ist mit der Annahme
einer blofsen Prognose nicht nbznkommeny da hier der Vater
(Matth. V. 8.) eine heilende Einwirkung verlengt, and Jeras
ihmCV. 130 eben diese seine Bitte ^fewllhrt Dadoreh schien
sich bei der Entfernung Jesu von dem Kranken, welche «lle
physische wie psychische Einwirkung nnmöglich machtey
der natprliehen Erklffrang jeder Weg en Tersehliefsen :
wenn nicht Ein Znir der finsllhlong unerwartete Hfllfe ge-
boten hätte. Die Vergleichung nM'mlich , welche der Cen-
tnrio zwischen sich und Jesu anstellt, dafs, wie er nur ein
WoK spreohen cttirfoi vm dnreh seine Soldaten and Die-
ner diefs and jenes ausgerichtet bu sehen , so aneh Jesam
es nnr ein Wort koste, seinem Knechte zur Gesundheit zu
verhelfen, konnte man möglicherweise so pressen, dafs, wie
auf Seiten des Kii^iptoiannsy so auch anf Seiten Jesa an
mensehliehe Mittelspersonen gedacht wurde» Demnach
soll nun der Hauptmann Jesu haben rorstellen wollen , er
dürfe nur zu einem seiner Jünger ein Wort sprechen, so
werde dieser mit ihm gehen und seinen Knecht gesund
mnehen , was sofort aueh wirklieh geschehen sein 'soll ■
Allein, da dlels der erste Fall wire, dafs Jesus durch sei-
ne Jünger heilen liefs, und der einzige, dafs er sie unmit-
telbar zu einer bestimmten Heilung abschickte: wie konn*
te dieser eigenthUmiiohe Umstand sogar in der sonst so
ausflihrilehen ErsXhlung des Lukas stillschweigend Tor^
ausgesezt werden ? warum , da dieser Referent in Aus-
spinnung der ttbri«fcn Rede der Abgesandten nicht spar-
sam ist| geiEt er mit den paar Worten j welche Allee auf*
III) Paulus, ex. Haodb. h, S. 710 f.} natUrliche Geschichte,
a, S. 28S ff« y '
Digitizca by
Neuntes Kapitel. $. M.
119
gekUUrt haben worden, wenn er näaÜoh so dem dns Xdytih
tA tiöv fta^tjinh OB oder dergleiehen etwas getest hfttte?
VoUende aber an Sehioate der BrafiMimg^ wo der Erfolg ge-
■Mldet wird , kommt diese Deutung niebt blos durch das
Seilisch weigen der Referenten, sondern durch einen positi-
ven Zug bei Lukas in die übelste Verlegenheit. Lukas
aehliefst nllmUeb aüt der Motis, dafs die Frenade des Häuft-
maniBs bei Ihrer Rüekkehr Iib< deisen Haas deii Kneeht be>
reits gesund gefunden haben. Soll ihn nun Jesus dadurch
wiederhei^esteilt haben, dafs er den Abgesandten einen
•der BMhrere seiner Jttnger mitgab, so konnte es mit dem
Kranken erst von da an, als die Abgesandten mit den
Jüngern iiu use Ankamen, allmfihlig besser werden,
nicht aber konnten sie ihn bei ihrer Ankunft schon her-
gestelit i|nden. Paom» freilieb sent vorans, dieAbgesandtsn
haben sich bei den Reden Jesn noeh etwas verweilt^ nnd so
seien die Jünger vor ihnen angekommen : aber wie sich
jene so unnöthig haben verweilen mögen, nnd wie der
Evangelist neben der Absendang der Jfinger mm aueli
noeh das Zorflekbleiben der Abgesandten habe verseliwei-
gen kennen, enthllt er sich an erkliCren. Mag man nnn
statt dessen als dasjenige, was den Soldaten des Haupt-
manns auf Seiten Jesu entspricht, KrankheitsdäoMnen *'>,
oder dienstbare fingei*^), oder blos das Wort nnd die
Heilkrüfle Jesa denken: JedenlSills bleibt ans eine
wunderbare Wirksamkeit in die Ferne.
Diese Art des Wirkens Jesa nun hat nach dem Zuge-
stlndnilb seilist soleher Aasleger, welche sonst das Wan-
derbare nicht sehenen, darin etwas liesonders Sebwierl*
ges , dafs durch den Mangel der persönlichen Gegenwart
Jesu und ihres wohlthfttigen Eindrucks auf den Kranken
IS^ so ichon Clem. homil. 0, 21; jezt Fritzkchk, in Matth. M3*
14) Wbtstkik, N. T. 1, p. 349; vgl. ÜMMA^ssir» 1» S. 269.
15) üttSTsa, laiaManel, S. 186. Anau
Uü
Zweiter Absehnitt«
ans jede Mügllehkeit genommen ist, die Heilang dnrch ein
Analogon des KAtüriichen uns denkbar su maclien '^)*
Naeb OwAUSBH «war hut aaeb dieae Femwirknng Um
Analogleen y niaalieh Ina ihieriaelien Hagnetianiaa Iah
will diefs nicht geradezu bestreiten , sondern nur auf die
Schranken anfmerksam roacben, innerhalb deren sich met-
aea Wiasena dIeae l!a*sehainiiiig im Gebiete dea JMagnetia-
Moa lauaer bftit. In ilia Feme bin wIrben bann nneb den
bisherigen Brfahmngen nnr theils der Magnetiaenr oder
ein anderes im magnetischen Rapport mit ihr stehendes In-
dividimoi auf die aomnaoibüle Person, wo aJao der Fern»
wirbnai; laMier eine imnültelbare Berfibrnng. veranagegaii*
gen aebi «inft, waa In dem Verbiltnira Jean m» dem Kran-
ken unsrer Erzifhlung nicht gegeben ist; thells kommt eine
solche Wirkungsart bei den Somnambulen selbst oder an-
dern in ■endMetem N^BnrenBaatand befindlieben Menaebon
vor, waa nHedemm auf Jeaum belne Anwendung findet.
Geht also ein solplies Heilen entfernter Personen, wie es
In unaem firnäUiuno^en Jesu zugeschrieben wird, über je-
nes AiiaaeMto natUrliebmp Wirlisaaibeit, wie wir es im
Magneliamoa nni den verwandten firsebeinnngen finden ^
noch weit hinaus: so wird uns durch jene Ersählungen,
aofern sio historisnlie Geltung ansprechen, Jesus zu einem
übernatürlichen Wesen , und ebe wir ein solches uns
ak wirklieb denlien, verlohnt et «ich aa£ nnaeram krili-
aeben Standpunkt , auvor noeb sn unteraUcben , ob 'die
betraehteto KvaU iIuii«t nicht auch ohne historischen
Grai\d dennoch habe entstehen können? Eumal sich| dala
alo aagenbafte In^rediensien enthalte, aehon an den ver-
acbledenen Formationen aeigt, welohe aicf In den dcoi evan-
gelischen Berichte i erhalten hat. Und hier erhellt es nun
von selbst, dals da« wuaiierJjiu*eUeUea Jesu durch Berüh-
16} Lt^oifB, 1, 8. SSO.
17) b. Comm, S.
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I
rung des Kranken , wie wir e8 2. B. bei den AuMülcigm
lUttb. 8» I. «nd dm Blinden Matth* 9, natreffiin, veiv
Büge einM nahe Uegfenden Klimax aanlohat sum Heilan
Gegenwärtiger mlttelist des blofsen Wortes, wie bei den
Dumoniaohen» dan Aiusftteigen Luc. 17 ^ 14. und andern
Krankafty dann abav nnr llerttelkilig aeibst Abwasandar
dnrah ein Wort tiah «telgern konnte, wie denn aohan in
A. T. ein Analogen hievon besonders herausgehoben ist.
Wie n6inUoh nach 2. Kön. 5 , !) ff. der syrische Feldherr
Na^flum vor die Woknttng das Frepiiaten fiiftta ium, un
•ich vom Ansaas keilen sn lauen, gieng dieser nicht aelbat
EU ihm heraus, sondern sandte ihm einen Boten und Hefa
ihn zu siebenmaliger Waschung im Jordan anweisen. Dar-
filier wurde der Syrer so ungehalten, da(a er, ohne die
Anwelning dea Propheten nn berflekdohtigen, wieder hein-
sfiehen wollte. Er hake erwartet, erktSrt er, der Prophet
werde zu ihm hertreten und unter Anrufung Gottes mit
der Hand über die auss&taige Stelle fahren;- dafs nnn aber
der Prophet, ohne aelkat etwas an ihn Torsnnehnen, ihn
an den Jordan verweist, das maeht ihn nothlos und ärger-
lich, weil, wenn es auf W^asscr ankäme, er solche zu
Uause besser als hier hätte haben können. Man sieht aus - .
dieser A. T,liehen Darsteiiong: das Ordentliehe, was man
ron einem Propheten erwartete^ war, dafs er anwesend
mit körperlicher Berülnuing heilen könne; dafs er es auch
entfernt und ohne Berührung vermöge, wurde nicht vor-
ausgesetet. i)a£i Elisa dennoah auf die lectere Weise die
Kur des anss&tsigen f'eldherrn vollbringt, (denn das Wa-
schen wsr es auch hier so wenig als Job. 9. , was den
ICmnken gesund machte, sondern die Wundermacht dea
Propheten, welche ihre Wirksamkeit an diese äussere
Handlung «n knfipfen fllr gut fand), dadurch bewies er
sich als einen besonders ausgezeichneten Propheten, — und
nnn di'r ^lessias, durfte der auch in diesem Stücke hinter
fiijui Propheten «ni'üfikbieibeu ir ISo aeigt sieh unsre Ii. T.Uehe
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122 Zweiler Abschnitt.
£r£ühlung als nothwendiges Gegenbild Jener A. T.lichen.
Wie dovl der KmniLe an die Mligtiehkek aeiner Wiedel
berstellanf nieht glaahea will, wenn der Frephet nkin evn
seinem Hause heraus £u ihm trete: so zweifelt hier nach
der einen Redaktion der für den Kranlien Bittende ebenso
nn der MdgliehlMit dSw Ueiinngi wenn nicht Jesoe in sein
Baas tretay naeh der andern im Ctegentbeii ist er Ton der
Wu*l&8amkeit der Heilkraft Jeso aneh ohne das Obei-seugt,
und nach beiden geiiiigt hief Jesu wie dort dem Preplietea
' aneh dieser besonders sdiwierige WnnderalU«
f. M.
Sabbatheilttiigett«
Grofsen Anstofs erregte den evangelischen INachricliCeii
nfolge Jeans dsidnrehi dals er nicht seiten seine HeÜnngs-
wunder am Sabbat yerrichtetey weven ein Reispiel den drei
Synoptikern gemeinschaftlich Ist, swei dem Lukas eigen-
thämlichy und awei dem Joluinnes*
In fener den drei ersten ETangellslen gemetnsehaftK*
eben Erzählung sind zwei Fälle vermeinter Sabbatsenthei-
ligung verbunden, das Ährenraufen der Jflnger (Matth.
12) 1. paralL) nnd die durch Jesum yollbracble Heilung
des Menschen mit der verdorrteif Hand (V. 9 IF* parali*).
j^ach der auf dem Felde vorgefallenen Verhandlung Uber
das Ährenraufen fahren die beiden ersten Evangelisten so
fort) wie wenn Jesus unmittelbar von dieser Scene weg
In die Synagoge desselben nieht niher beaeichneten Orts
sich verfügt , und hier aus Anlafs der Heilung des Men-
schen mit der verdorrten Hand abermals einen Streit über
die Heiligung des Sabbats gehabt hütte. Offenbar aber
waren diese iieiden Geschichten arspranglich nur der Ahn-
llebkeit des Inhalts wegen zusammengestellt, wefswegen
hier Lukas au loben ist, dafs er durch die Worte: iv Iti'
Qtf üaßßar^ den ehronaiogischen Zusammenhang swisehen
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*
beiden aasdrücklieh eerschnitten hat Die weitere Un-
lemicliaiig) wessen Erzlihlong hier die arsprttngiiclieffe s^
JÜiaiieii wir dareh lUe BemerlLaiig erledigen , dele, wenn
Ae von Bfatthios den Pharislem In den Mund gelegte
Frage, ob es erJaabt sei, am Sabbat zu heilen, als ein
Stficli Ton gemachtem Dialogisiren bezeiehnel wird
deeeen eliensognl diesellie Fmge Imelinldigt werden kenn»
welehe die nwei mittleren Eimngelisten Jeta leihen, nnd
noch dazu ihre belobte ^) Schilderung, wie Jesus den
Kranken in die Mitte treten heifst, and spSter strafende
Biieke ringsumher wirft, einer gemeehten AneelmnUehiieit.
Dm Üiiei des Kranken war nach den llbereinstinnien*
den Nachrichten eine x^^^Q ^^^Q^ oder i^rjQaftfiivTj. So un-
liestimmt diese Beaeichnung ist, so macht es sich doch die
Mtfirliche £rkiämng ailsnieieht, wenn sie mit Pilülüs nnr
eine durch Hitne angegriffene oder gar nach Vsimmiin's
Ausdruck eine verstauchte Hand ^) darunter versteht. Son-
dern wenn wir, um die ßedentung der N. T. liehen Be-
leiebnungsweise sn bestimmen, .biliig auf das A. T. so*
rOekgelien^ so finden wir 1* Kdn« 18, 4. eine Hand, wel«
che im Ausstrecken i^ijQovd-r^ C^^^J?^)? aIs unfähig geschii»
dert, an den Leib anrOckgezogen au werden, so da(s also
an Lshmung und Starrheit der Hand, and, bei Verglei*
chung des von einem Epileptischen gebrauchten ^r^oalrfalhaL
Maro. 9, 18», augieich an ein Saftioswerden nnd Schwin-
den SU denken ist Dafbr nun aber, dafs Jesus dieses
und andre Übel mit natürlichen Mitteln behandelt habe,
wird aus der vorliegenden £rzählung ein sehr scheinbares
1) ScMLsiBRAiACHKR, Ubcr den Lukas, S. 80 f.
2) ScMKBCKSKBVR«BR, Über den Ursprung u« s« f. S« 50.
3} SCHLKIBÜMACHBR, B. B. 0.
4) r». Handb. 2, S. 48 ff.
5) NalürUcbe Getcbiclite, 2, 8. 431«
6) Wiaia, b. Redw. t, 8. 796«
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124
Zweiter Abschnitt
Argument abgeleitet. Nur ein solches Heilen , sagt man ,
war »m Sabbat verboten , weiohet out irgend einer Be»
■ohllitignng rerbunden war: also mllasen die Phariifer,
wenn sie, wie es hier heifst, von Jesu eine Übertretung*
»der Sabbatsgesetze durch Heilen ern arteten ^ gewuüt ha-
ben, dafo er nicht durch das bloiae Wort, aondem durch
Medieaikiente und diirorgische Operationen sn helien pfleg*
te Da indessen, wie Paulus selbst anderswo anf&hrt,
am Sabbat das Heilen auch nur durch eine sonst erlaubte
Beschworung verboten war da femer Bwischen den
Schulen HiUei's und Sctuunmara ein Streit obwaltete , ob
ancb nur das TrSsten der Kranken am Sabbat eriaubt sei
und da überdiefs nach Paulus eigener Bemerkung die äl-
teren Rabbinen im Punkte des Sabbats strenger waren als
diejenigen, von weichen die uns Torliegenden Schriften
über diesen Gegenstand^ herstammen so konnten die
Heihingen Jesu , auch ohne dafs natürliche Mittel dabei
ins Spiel kamen, von chicanirenden Pharis&ern unter die
Kategorie von Sabbatsverletsungen gesogen werden. Dem
Baopteinwand gegen die rationalistisehe Krklfirung, der ano
dem Schweigen der Evangelisten von natürlichen Mittein
hergenommen wird, glaubt Paulus für unsorn Fall durch
die Wendung nn begegnen, dafs damals in der Synagoge
keine cur Anwendung gekommen seien, sondern Jesus
habe sich die Hand vorzeigen lassen, um zu sehen, wie
die bisher von ihm angeordneten Mittel (also werden der»
gleichen doch fingirt) geholfen hätten, und da habe er sie
bereits Tdllig geheilt gefunden ; denn dafs sie bereits wie»
derhergestellt gewesen sei, nicht dafs sie nun plözlich ge-
sund gewoi*den, bedeute das anoxaiiga^ti stimmtlicher ile- .
7) Pavius, a. a. O. S. 49. 54. KKjjtkk, Immanuel^ S. ISo 1.
8) a. a. f). S. 8). , aus tract. Scliabhjt.
0) Schal)bat, f. 12, 1, bei ScHöms», 1> p. 123. .
lu; a. d. sulezt «. O.
Nemitta KiipUeL f. m
fcrmten* Allerdings sagt dieser Aorist; sie war herge*
stellt und wurde es nicht erst wffhrend des Aasstreckeiis ,
weJches ohne vorangegangene Heilung so wenig möglich
gewesen wäre als 1. Kön. 13, 4L dns Ansiehen: aber sie
war es geworden dureh das Wort «leso, welches die £vsn-
geiisten mittheilen , nicht darch natfirliehe Mittel , welche
nur von den ErkJärcrn ersonnen sind
tiieich sehr entscheidend aber^für die Kothwendlgkeit,
hier eine Wonderheilung ansonehmen^ wie für die Müg*
liehkeit , die Entstehung der Anekdote sn erklären, ist die
nähere Vergieiclinng der bereits erwähnten A. T. lieben Er-
sählung 1. Kön. 13, 1 ff. Als ein Prophet aus Juda dem
MB Götaenaitar rüuchernden Jerobeam jnit dem Untergang
des Altars und des Gfftaendlenstes chrohte, und der König
mit ausgestreckter Hand den Unglückspropbeten zu grei-
fen befahl, da vertrocknete plötzlich seine Hand, so dafs
er aie nicht mehr anrflckaiehen konnte^ und der Altar aer«'
fieL Wie aber auf £rsnehen des Königs der Prophet Je-
hova um Wiederberstellung der Hand bat, konnte sie jener
wieder an sich ziehen, und sie wurde, wie sie vorher ge*
weaen war Auch Paulus vergleicht hier diese £rafih-
long, aller nur um auch auf sie seine, Jiatttrliche Crklämngs-
weise durch die Bemerkung ansuwenden, Jerol>eams Zorn
habe leicht eine vorübergehende krampfhafte Erstarrung
der Moskoln u. s. w. in der gerade mit Heftigkeit aus»
gestreckten Uand henrorbringen ktfnnen« Wem Mit ea
11) Fmvxscasy in MtHh. p. 427 ; in Marc. S« 79*
12) 1 Rtfai. 13, 4. LXX : ««V 2Si
rS ßmotiäm^ sr|o« «^or, jwl
MaHh. 12, 10; wA tS^ Sr^
^aV (Marc, i^rj^afj ft^vr^v)»
13: roV« i4f9i ttr9^n^*-
ttn Mtlr andmr Verliliidiiii|^ mkomm^ii kdimfe; <den«(
auch noch einer dritten Heilungsgeschichte Ist ein lihnlichep
Ausspruch beigesellt. Luiias nümlich erzählt 13, 10 ff. die
mm Jesa am Sabbat vollzogene Heilung einer dfimonisch
MaanmengobOekten Fraa, wo aaf die Beschwerde des Sjh-
agogenvonrtehers Jeans die Pragpe snriickgieht , ob denn
nicht jeder am Sabbat seinen Ochsen oder Esel von der
Krippe löse and cur Trünke fühi*e? eine Frage, in wel-
oher die Variation der obigen nicht an verkennen Ist 80
gann jden tisch erscheint diese Gescliiehte mit der snleat er-
wähnten , dafs Schleiermacher daraus, dafs bei der zwei-
ten nicht auf die vorhergehende surück gewiesen , und so
die Wiederholung durch das EingestXndnifs entschuldigt ist,
aeklieCst , es könne Luc. 13^ 10 — 14^ 9» nicht von demsel-
ben Verfasser hintereinander geschrieben sein '
Haben wir hienach gleich nicht drei verschiedene
Verfälle hier, sondern nur drei versehiedene Rahmen, in
welche die Sage das nnvergefsllche, v^abi*haft Tolksthftmll-
che Diktum von dem am Sabbat zu rettenden oder au ver*
Borgenden Hausthier gefaist hat: so mufs doch, scheint
es, wenn wir Jesu eine so originelle und angemessene He*
de nicht absprechen wbilen, irgend eine, am Sabbat ver-
gefallene Heilung enm^ Grunde liegen. Nur nicht gerade
eine wunderbare. Sondern wie Lukas in der zulezt an-
geführten Stelle jenen Ausspruch mit der Heilung einer
dUmenisehen Frao verbindet, so konnte er von Jesu bei Ge-
legenhelt einer jener Heilungen von Dämonischen,' deren
natürliche Möglii hkeit wir unter gewissen Einschränkun-
gen sugegcben haben, gethan worden sein \ oder kann Je-
ans anofa , wenn er bei KrankheitsfKllen unter seiner Ge-
sellschaft in Anwendung der Üblichen Medikamente auf
den Sabbat keine Rücksicht nahm , jene A])pellation an
den praktisohen Menschenverstand au «einer iUehtfertigung
n) a. a. O. S. 196.
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Nemit^s Kapitel. $,9!^ 19$
waMg gthßkt haiMB.; «dar andlieii, wemi an dar Annahme
»tioiialiatisclier £rklarer afwaa Wahre« itt, dnfs Jesus in
orientalUcher, namentlich essenischer Weise neben der
Seelenheilang auch mit leiblicher sich befafst habe, so
kann er hiebei, wenn er der Anffordemng hieao auch am
Sahbat niehc widerstand so einer solchen Apologie ver>
ania(^t gewesen sein; nur dais wir dann immer nicht mit
jenen Auslegern in den einzelnen übernatürlichen Heilun*
gen, welche die lüvangelien melden, die cum Gmnde lie*
gendan natttrliehen au&nchen dttrflen, sondern wir mlüs»
ten eingestehen, dafs ans diese gaits verloren, und jene an
ihre Stelle betreten seien Lbrigens müssen es nicht
^nmal Heilungen überhaupt gewesen sein, an welche sich
Jener Ausspruch Jesu knüpfte, sondern Jeder als Lehens- .
rettong oder Lebenserhaltung sn betrachtende nnd mit äus-
serer Geschäftigkeit verbundene Dienst, ilen er oder seine
Jünger leisteten , konnte ihm der pliarisüiscben Partei ge»
genfilier Anlafs au einer solchen Vertheidigung Vierden.
Von den awel Sabbatheilungen des vierten Erenge-
Hame ist die eine schon mit den Blindenheiluniien betrach-
tet worden; die andere (5, IffO) welche unter den iiei-
inngen der Paralytischen vorgenommen ^ werden konnte,
llelä sich, well doch der Kranke nicht mit jenem Ausdruck
bezeichnet ist, hieher versparen. In den Hailen des Teichs
Üethesda in Jerusalem fand Jesus einen schon u8 Jahre,
wie aus dem Folgenden erhellt, an Lühmung kranken Men-
achen, welchen er mit, einem Worte sum Aufstehen und
HalBiUragen seines Bettes beflfthlgt, dadurch Jedoch, weil es
i6) Treffend Wikkr, b. Realw. 1, S. 796: „man sollte sich doch
betcheidein , [von den Heilungen Jesu] nicht in den ein-
seinen Fällen eine natürliche Erklärung ^ebea su wol*
teil) und immer bedenken, dass die Verbanauag des Wua«
derharea aas der Wirksamkeit Jesu, to lange die Evan-
gelien geschichtlich betrachtet werden^ nie*
mais gelingen kann,** ^
IIa« l^hgn J€au IL Band. * 9
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130 Zweiter Abtehnltt.
Subb«! wnr, die FVlndteheft der JlfdiMheii Rlemreben auf
sich Indet. Auf ei^' ne Weise glaubten seit Woolston
JMaiiche mit dieser Cie8chichte durch die Annahme fertig
SU %vei*«l«ii, daf« Je<oe hier nicht einea wirklieh Leiden*
den. geheilt, sondern nur einen verstellten Krenlien entlenri
habe**). Der einzige Grund, der mit einigem Schein hie-
fttr angeführt werden kann, ist, dafs der tiesandgemachte
Jesum seinen Feinden als denjenigen angebe, der ihm an
Sebbat sein Bettesa tragen befohlen habe (V. IS. vgl. 11 ff.),
was sich nur dann erklSren lasse , wenn Jesus ihm etwas
Unwillkommenes erwiesen hatte. Allein jene Aneeige konnte
er auch entweder in guter Meinung nachen, wie der Blind-
geborene CJoh. 9f 11. Sft»), oder wenigstens in der unschul-
digen , den Vorwarf der Sabbatsverletzung von sich auf
einen Stjirkeren abzuwälzen '^). Dals der Mensch wirk-
lieh krank I und swar an einem langwierigen Übel krank
gewesen sei, giebt ipvenigstent der Evangelist als seine
Ansieht, wenn er ihn Als T^icnrortcr xal oxttj etri tx!^
iff uai^tveiri bezeichnet (V. 5.)j wovon Paulus seine früher
vorgetragene gewaltsame Erklärung, nach welcher er die
S8 Jahre auf das Lebensalter^ nicht auf die Krankheitsseit
des Mannes besog, neuerlich selbst nicht mehr vertreten
mag^°). Unerklärlich bleibt bei jener Ansicht von dem
Vorfall auch, was Jesus bei einer späteren Begegnung au
dem Geheilten sprach CV. 14.): ide vyt^g yi/owas* f^iti
uftccQTcn'ey tva /nrj ytlQOv tlaoi yivr^tat* Paulus selbst sieht
sich durch diese Worte g'eniithigt, ein wirkliches, nur un-
bedeutendes Unwohlsein bei dem Menschen vorauszuse*
Ben, d. h. daj ünsureichende seiner Grundansicht von
dem Vorfall selbst einzugestehen, so dafs wir also hier ein
Wunder, und zwar keines der geringsten^ behalten.
17) Ditc. •
18) Paulus, Comm. 4, S. 263 ff. L. J. 1, S. 298 It
19) s. Lücke und Tholuck z. d. St.
20) vgl. mit Comm. 4^ S. 290. das L. J. 1^ S. 298.
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Neuntes Kapitel. 95.
131
Was nan die historische Glaubwürdigkeit der Erzäh«
logn betrifft) so kann man es allerdings auffallend finden^
fUfii einer «o grolaartigen WohlltaligkeitMBatelt, wie io»*
hennei Betflieeila beselireibt) weder Jeeephoe noeh die SUJk*
binen Erwähnung thun , ramal, wenn die Volksmeimmg
* an den Teich eine wunderbare Heilkraft knüpfte -'): doch
flliirt diedi noeh keine Entseheidung herbei« üafs in der
fiesclirelbang des Telokee ein- fabelluifter Veiksglauke Jiegl^
«nd vom Referenten aceeptirt cn werden scheint (wenn
auch V. 4. unächt ist, so liegt jener Glaube doch in der
tdmfitg t5 vdcezog V. 3. und dem woQax^fjy* '^Of beweist
gegen die Wahrheit der Ersüliliing trfehtt» da «neb ein-
Aogenieeuge und Jünger Jeiu den betreifenden Voiksglau»
ben getheiit haben kann. Dafs nun aber ein seit 38 Jah»'
ren in der Art gelähmter Mensch, dafs er zum Gehen nn->-
£lhig anf eineooi BeUe liegen mofate^ dnreh «in Wort vttlllgi
wiederhergestellt worden sein soll, dSefa denkbar na hm-
eben, reicht weder die Annahme psychologischer Einwir-
kung (der Mensch kannte ja Jesum nicht einmal, V. 13.}>
Boeh irgend welebe phyaiache Analogie (wie Magnetismue
Mm dergl«) auch nur von ferne biny aondern wenn dielb
wirklich erfolgt ist, so mflssen wir den, dnreh welchen re
erfolgte , über alle Grenzen des Menschlichen und Natürli-
chen hinausheben. Dagegen hätte man das, dafs Jesus aus
der Menge von Kranken, welche in dei^ Hallen von Be-
theeda sieh befanden, nur diesen einsigen aar Heilong aus-
erkor, niemals bedenklieh hndcn nullen da die Heilung
dessen, der am längsten krank lag, aur Verherrlichung der
Mesian&sehen Wunderkraft nicht nur besonders .geeignet ,
sondern anch hinreichend war. Dennoch knüpft sich an-
drerseits eben an die.sen Zug tlie V ermuthung eines m)thi>
sehen Charakters der is^rzühlung. Auf einem gruisen Schau-
21) Bhktschnbidkr, Probab. S. 69*
22) Wie Hass^ h. J. ^.
%
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0
Itt
pUrs der Knifikliett, wo all^ inl)|[r|{ehe Ulileiiile aiitfetfellt
^suifi, tritt «Icr grofse Wuiicierarzt Jesas auf, und Mählt
tioh HcnfonWen, der um lfai*tniickigsten leidet , heraus, um
lUnrcli Wieäerhersteilotig desselben die gUCnmendsto Probe
seiner Hellkrsflt »bsulegen. Wie wir es bereits als die
Weise des vierten Evangeliums kennen, statt der extensiv
gröfsoren Masse synoptischer Wundergeschiohten ^enigOi
aber desto intensivere cu gelien : so hat es aaeh hier darch
die Erafihiiing von der Heilung eines 88 Jahre lang Ge*
lähmten alle synoptischen Berichte von Heilungen giicder»
kranker Personen, von weichen die am längsten leidende
bei Lukas 11. nur als eine yv^i^ nnvftai'xHaa aa&tviiag
fnf dixa tt<ä onrii beseichnet war, liei Weitem ftberbo*
ten. Ohne Zweifel war dem Evangelisten eine 9 obwohl,
wie wir diefs auch sonst schon fanden> eiemlich onbestimpite
Kunde von dergleiciien Heilungen Jesn, namentlich der dee
Paralytisclien Matth. 9, 2 parall., zugekommen , da der
heilende Zuruf und der firfuig der Heilung hier bei Jo-
hannes fast wörtlich ebenso, wia dort namentlich bei Mar-
kus, angegeben ist *^). Auch davon, dafs in der synopti-
aehen Arsählnng Jene Heilung cuglelch als ein Akt der
SSndenvergelMing erscheint , ist in der vorliegenden jolmn-
neischen Geschichte noch eine Spur^ üidem Jesus ^ wie er
Marc. 2, 9:
Mfdßfimrvt ivf |tjrcfrti ;
10; — fyriQt^ aQov rov
m^äßßajor am xttX Snayt ilf
tir •tniw 99,
12* jmI ^tY*\9rj 9v9^(y »m
Joh. 5, 8:
4MI* n§ffnärt*»
9: MaX fSSitft %fhtT9 ^tri%
S 9p9^ta9to;j xat i]Qf rov x^dß^
ßaiov mveä xai nt^itnaxit.
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NeaAtei Kapitel. 96, 1)S
dort den Kranken ror der Heitang mit einem ccq)i(t}vral
ul ufia4f$iai beruhigt , aQ hier n*Qh der lieiiang.ihii
durch das ^/itiith^ ofHi^am r« L rerw^mL Die ao «fip-
l|e«chnaokte HeilangsgeMhichte aber wvrde sugleieh' s«r
•Sabbatheilung gemacht, weil das darin Torkoinmende Ge-
heifs y das Bette hlawegs^utragen , ai« der geeignetate Aa-
lidasiinVorvriicf derSdbiMMillH)!^^ wmbim.
tu«..-.''
, Todtenorwecliuagen.
0rtti Tedtentrmcbtingwi wkaen Ufo Bnftifellitoii
Jean w erslhlen, dafon eine den drei SynoptUtem ge*
. iiiein^cliHftlich, eine dem Lukas , und eine deo^ Johannea
eigeuthüiolicii ist* *
Die yainta«o iat diejenige, welche tob Jean. an ei-
nem Mffdchen verriehtet worden, und In allen drei Berieh»
(en mit der Erzählung von der biutflüssigen Frau verbun-
den ist CMatth. 9, 18 f. 23— '26. Marc. 22 ff. Luc. 8, 41 ff.).
In der nfiheren Beeeichnn^g des Müdchena «nd ihrea Ve*
(era welchen die Synoptiker ab, indem Ihltbilia den Va-
ter, ohne einen tarnen zu nennen, unbestimmt als an^wv
^iSt beiden andern aber als Synngogenvorsteher Na-
mena *laai(MS einfilhrefi) und ehendieseibeii aoch die Tech-
ter ala awfilQlihrlg, Lokiia.'nech entoerdem ala daa einnige
Kind ihres Vaters, bestimmen, wovon Matthfna nicfata
weifs. Bedeutender i^it die eitere Differenz , dafs nach
Mattbäna der Vater das Müdchen Jesu gleich Anfange ala
gestorben ankündigt, nnd ihre Wiederlieiebung Tcrlai^,
während er nach den beiden andern aie noch lehend, ob-
wohl in den legten Zügen, vei liers, um Jesum zur Verhü-
tung ihres wirklichen Todes Jierbei/u holen, und erst, wie
Jeaoa mit ihm auf dem Wege war, Leute auif MnemHau-
ae mit der Nachricht kommen, dafs daa ^tfidchen indefa
gestorben, und nun jede weitere licnuihuii^ Jesu vergeb-
lich ael. Auch di« Umlfijije bei dc4' W ietlci'helebMJPg .h er-
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154
Zweiter Abiohnitt.
den verschieden beschrieben , iitdem Mntthtins nunientlich
'dävon nlehtt düfs Jesu« nach den beiden nndern
Referenten nur den enffsten AassehnA seiner Jflnger, den
' Petrus und die ZeheHaiden , als Zeugen mit/grenomineit hn-
ben soll. Diese Abweichungeil' hat z. B. Storr so bedeu-
tend ffefnndeii dafs er zwei verschiedene F&ile annahm,
tn Welchen linter IhnÜ^hen UteetffndeR die Toebter das
nemal einea weltlichen oq/m^ CMatthilas') , das andremal
eines Syna^ogarchen Jairus (Markus und Lukas) vom To-
de erweckt worden sei Oafs nan aber, was Sroaa
"noch deiMi. nnntnMnt, and was nnf diesem Standponkt an-
genommen wet*den mnft, Jesos nicht biet eweimal ein Mid-
chen vom Tode erweckt, sondern auch heidernale unmittel-
bar vorher eine Frau vom Blutflufs geheilt haben soll, ist
ein Zneemmentreffeni welches sich d«rch die Tafte Bemer-
knufir Sreaa*», es können sich an verschiedenen Zeiten gar
wohl sehr Ähnliche Din^e KTTtragen, um nichts wahrschein-
licher wird. Muf^ man somit einrünmen, dafs die Evan-
gelisten inir*Cllne Begebenheit evaShlen, so sollte man doch
dl>s welehliMKen Bestr44>en9 sich entschlagen, eine ydllige
llbercinstlmmnufr ihrer Erziihlungen herauszubrinffen. Denn
weder kann das iiiti ijekevTVOs bei Matthäus, wie Kuinöl
wiil->| est morti proxtma heifseni noch Ittfat sich daa
iftxiifta^ ffH und afttSmjtnn bei Markus und Lukas von .
bereits erfolo^tem Tode verstehen, zumal bei beiden die
Todesnachricht den Vater später als etwas Neues iünter-
k*aoht wird 0..
I) tUber den Zwee\ des Joli, 8. SSiff«
ty Conun. in Matth, p. 263. Welche Argmaentatioii: verlis [NB.
Matthaci]: Jon hfltvrijntr non possunt latine roddi : |am
mortua est; nam , »iictorc [NB.] Luca, palri aiihuc cum
Christo coUoqiiontk nuntiabat servus, filiam jam cxspiraste,
ergo [auctore Matthaeo?] nondMui mortua erat^ cum pater
ad Jesum aeccdcrct. '
$) Vergt Uber diese falschen AnsglelohaagSTersnehe Seattom«
Neuntes Kapitel. $. 96
135
Hat daher die neuere Kritik mit Recht hier eine Ab-
wekbung der^Kelationeii zubegeben, so findet sie die ge-
nmmere Darstellung des Hergangs einstimmig auf Seiten der
milderen Evangelisten, sei esj dafs nnn mit Schonung des
Matthäus in seiner Darstellung eine Alikurzung findet, wie
sie auoh von einem Augenzeugen veranstaltet sein könn»
te oder da£i man diese mindere Genauigkeit als Zeiciien
eines niclitapostoiisclien Ursprungs des ersten Evangeliums
ansieht Dafs nun Markus und Lukas den von Matthäus
verschwiegenen Namen des Bittstellers angeben ^ und auch
seinen Stand geAaner als jener bestimmen > kanii ebenso-
wohl na Ungunsten ) als 9 wie gewöhnlich ^ so Gonsten Je-
ner beiden ausgelegt werden, da die namentliche Bezeich-
nung der Personen^ wie schon früher bemerkt, nicht sel-
ten Zutliat der spffteren Sage ist, wie die blutflüssige Fran
eref In der Tradition eines Job. Halala Veronika das
kananiische Weib erst in den Klementinen Jtistn helfst
und die beiden Mitgekreuzigten Jesu erst im ICvartf^t Uum
i^icodemi Gestas und Denias ^> Das fiovoytr^s des Lu-
kas ohnehin dient nar| ^die Scene rOhrendcr mu maclienf
und das irw MÜBna konnte er und iwch Ihm Markos ans
der Geschichte der Biutflüssigen heraufnehmen. Die Dif-
ierena, daCi nach Matthäus das Mädchen schon Anfangs
als gestorben, nach den Kieiden andern erst als sterbend
angekUniligt wird, mOfste man sehr olierflfchUch angese-
hen haben , wenn man dieselbe nach unserem eigenen Ka-
non EU Ungunsten des Matthäus unter dem Vorwand go*
MAona, über dea Lukas ^ 8« iSI« uad Faimon» in Msttb.
p. 347 f.
S} ScHLKiKRBiACHsa, s. «. 0. S. 131 ff. y ScuuLz, über das Abendm.
S. 316 f.
6) s. Fabaicius, Cod. aj^ocr. N. X. S. 449
7) Homil. 2, 19. . *
8) Gap. le.
DigitizC'ü by
135 Z\r«iter Abachnitl*
brauchen eu können gjaubfe, dafs bei ihm das Wnnder
Tergrössert seL Denn auch bei den beiden andern wird
hernach der Tod des Mxdchena gemeldet, und daft er naoh
Matthäus einige Auo;enblicke früher eingetreten aeln apttfa-
te, kann keine VergröCserung des Wunders heifsen. Um-
gekehrt mufii man sagen, dafs bei den kreiden andern die
Wiindermaeht Jean, swar nicht objeictir, wohiaber anbjek*
tlv gröfser, weil gesteigert durch den Contrast und da«
Unerwartete , erscheine. Dort, wo Jesus gleich Anfangs
am eine Todtenerweckung gebeten wird, leistet er nicht
mehr, als yon Ihm verlangt war : hier dagegen, wo er, nnr
nm eine Krankenhellung ersacht, eine Todtenerweckung Toli-
bringt, thut er mehr als die Betheiligten bitten und ver-
stehen; dort, wo das Vermögen, Todte zu erwecken^ vom
Vater bei Jesu vorausgesest wird, ist das Ungemeine eines
solchen Vermögens noch nicht so hervorgehoben", als hier,
wo der Vater zunächst nur das Vcrm(>o*en, die Kranke zu
heilen, voraussezt, und als der Tod eingetreten ist, von ^
jeder weiteren Hoffnung abgemahnt wird« In der Art, wie
die Ankunft und das Verfahren Jesu Im Leichenhause be-
schrieben wird, ist Matthäus bei seiner Kürze wenigstens
klarer als die andern mit ihren weitläuftigen Berichten.
Denn dafs Jesus, im Hause angelangt, die bereits cur Lei-
che versammelten Pfeifer sammt der fibrigen Menge aus
dem Grande weg^ewiesen habe, ^eil es hier keine Leiche
geben werde, ist v ollkommen verständlich ; wai;um er aber
nach Markus und Lukas ausserdem auch seine Jünger liia
auf jene drei von dem voruunehmenden Schauspiel ausge-
schlossen haben soll, davon Ist ein Grund schwirr ein an*
seilen. Dal's eine gröfsero Anzahl von Zuschauern phy-
sisch o<ier psychol >a[isch ein Uindernifs der Wieder b^le-
bnng gewesen wävi , kann man nur unter Voraussetsnng
eines natilrlichen Hergangs sagen: war es ein Wunder,
«o könnte miin den Grund jener Ausschlicfsung nur in
der iuinderen ü'ühigkeit der Ausgeschlossenen suchen» wel«
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Neuntes Kapitel. $. 96. 137
eher aber eben dnrcli die Anscbnanng eines solchen Wun-
ders liätto aufgeboifon werden . tollen. Vielmehr ecbeiot'
es fMeh Allem, als hfilten die swei späteren Synoptiker,
welche auch im Ge^ensaz gegen die Schlufsforinel des Mat-
thias ^ dafs das Gerücht von diesem Ereignifs sich, im
ganaen Lande Terbreitet habe, den Zeegen desselben Ton
Jesn das strengste Stillschweigen auflegen lassen , den
Vorgang als ein Mysteriam betrachtet, zu welchem ausser
den nächsten Angehörigen nur der engste Ausschufs der
iäMtger gesogen worden sei. Vollends auf das von Scnqui
iMraasgehobene, dafty wfihrend Matthüns Jesam das Hfid*
eben nur einfach bei der Hand nehmen lüfst, Markus und
Lakas uns die Worte, welche er dazu gesprochen, der er-
tiere sogar in der Ursprache, au überliefern wissen, kann
entweder kein Gewiobt .gelegt if erden, oder nor in entge-
geiigeseatem Sinne. Denn dals Jesus, wenn er bei Anfep*
weckung eines Mädchens etwas sprach, sich ungefähr der
Worte: ?; Ticclg iyuQH bedient haben werde, dlefs konnte
wohl auch der Tom Faktum entfernteste £rsfthler i^nf ei-
gene Band sich vorstellen, und bei Markus gar das
%aXi^^a xQfti als Zeichen einer besonders ursprünglichen
Qnelle, aus welcher der Evangelist geschöpft habe, anse-
hen, heilst das Käherliegende vergessen, dais er es ebenso
leicht aas dem Griechischen seines Gewährsmanns über-
tragen haben kann, um, wie bei jenem iqcpciD^u, das geheim-
nifsvoile Lebens^^ort iu seiner ursprünglichen fremden iSipra-
ehe, also nur um so mysteriöser klingend, wiedersugeben.
Gerne werden wir uns demnach dessen bescheiden, mit
ScBLBiERMACHER*8chem Scharfsinn auszumachen, ob der ur-
sprGngliehe Gewährsmaun der Erzählung des Lukas einer
von den drei angelalsenen Jüngern gewesen, und ob der-
selbe, der sie ursprMngUoh berichtete) sie auch niederge«
schrieben habe')?
9) «• s, O. 8. 119 f.
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m
Zweiter AbeehnUt.
In Bezii^ non anf den Toraossosefsenilen wUliehen
Hergang der Sache tritt die natürliche Erklärung hier
gan^ be8onde;*8' zuversichtlich auf, indem sie Jesu eigene
Veniohernng fdr sich sn Unhen glaubt, dafs das Mlidcben
nicht wirklich todt sei, sondern nur tn einem schlafkhnifchen
Zustand der Ohnmacht sich befinde, und nicht blofs entsclHe«
den rationalistische Ausleger, wie Paolos, oder halbratio*
naiistische, wie Schlbibrmachsr, sondern aoch entseliieden
snpranatnralistische Theologen, wie Olshaosbn, glilvbeii
nm der bezeichneten £rklärun£f Jesu willen hier an keine
Todtener%veckung denken zu dürfen''^). Der sulest ge-
nannte £rklftrer legt besonders auf den Gegensae in der
Rede Jesa Gewicht, nnd meint, weil ma dem we miSutve
noch das uXXd xce^tiöeL gesezt sei, so könne der erstere
Ausdruck nicht blois so' gefafst werden: sie ist nicht todt, *
indem ich den Vorsas habe, sie bq erwecken wvnder-
lieh, da doch dieser Zusas gerade anseigt, dafa sie nnr in-
sofern nicht gestorben sei, als Jesus sie en erwecken yer-
möge. Man beruft sich ferner auf die Erklärung Jesu i|ber
den Lasarns, Job. 11, 14, welche mit ihrem jti^a^Stnt'
dwf9 der gerade Gegensas bu unserem m^j^e- vo >ro^-
mov sei. Aber Torher hatte Jesus doch auch von LaBaHis
gesagt: ain:r^ r< aaO-iveia öx igt fiQOi; O^caaTOv (V. 4.) und:
^d^aQog 6 q^iXog rjmV xfxolfiJ^rai (V. Ih), also ganz die-
selbe Lengnnng des Todes and Behaoptnng eines blofsen ^
Schlafes, wie hier, ond doch bei einem wirklich Gestorbe-
nen. Gewifs hat demnach Fritzsche recht, wenn er den
Sinn der Worte Jesu in unsrer Stelle so angiebt : pue2-
lam ne pro martua habetote^ sed dormire esistimßtoUf
quippt in vitam mox redituram. Ohnehin , ' wenn Mat-
th^Cus 1 1 ,5. Jesuni sagen läfst: rexQol iyeiQorTaif so scheint
er, der sonst keine Todteiierweckmig eraählt, eben an die-
se gedacht haben Btt mttssen*
10) Tallls, ex. Handb. 1, b, S. 526. 51 f. SeHLKiKiUftACiUJi , a.
«. ü. 5. 132. Oi.9iuusiK, 1, S. 527.
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I
lleiiiiles KapiteL $• 96.
0och Meh abgeiMiwii von der falsohen Oeotong dar
Worte Jeea hat diese IMlürnniif neeh manche andere
Schwierigkeiten. Zwar, dafs souolil an sich bei manchen
Krankheiten Zustünde eintreten künnen, welche dem Tode
ttaeebend ähnüeh «eben, ale aack inabiseondere bei dem
eebJeehten Zuatand der HeÜbiinde onfer den damaligen Ja*
den eine Ohnmacht leicht für wirklichen Tod genommen
werden konnte, ist nicht in Abrede zu stellen. Nun aber,
woher soll -Jesns gewnfst haben , dala gerade liei diesem
Mädchen ein Uofter Scheintod stattfand? Ersfihlte ihm
aoeh der Vater den Gang der Krankheit noch so genau ,
Ja, war er mit den Umständen des Mädchens vielleicht
Torher schon beliannty wie die natürliche £rblärang sap-
ponirt^ iflsmer fragt sicliy wie er iileraaf «o viei banen kenn«
tC) am, eline da» Kind noch gesehen sa haben, im Wi-
derspruch gegen die Versicherung der Augenzeugen, es,
nach der rationalistischen Deutung seiner Worte, bestimmt
ftr ideht geaterben m erfdüren? Diels witro Vermeasenheit
gewesen and Unfclaghelt dam, wenn nicht andere Jesus
auf tibernatürlichem Wege von dem wahren Thatbestand.
sichere Kenntnifs iiatte, womit aber der Standpunkt der
aatariielien £riilänin|^Terlaa6en wire. Nach Jesu Ankunft
\ßk der angeblich Bchelntodten schiebt nun Pauli» bwI-
sehen das ixQcerT^üB rrjg x^«oo^^ avii^g und das ?]ytQ^'T^ to
xooaaiovy was, bei Matthäus schon enge genug rerbunden,
die beiden andern fSfangelisten dnroh tidimg and mtQO^
jlQrj^a noch niher sasammenrücken , eine* längere Zelt der
irztiichen Behandlung ein, und Ventürini weifs die ange*
wandten Mittel sogar im Einzelnen namhaft zu machen '
Mit Recht h4it gegen solche Willkührlichkeiten Olshausen
daran fest, dals nach der Ansiclit der fimihier der bele-
bende Ruf Jesu, und wir liönnen hinsMsetBcn, die Bcvttb-
11) Natttriidie Gescbicbte, 2, S. 212«
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140 Zweiter Absehniic
rmig seiiier mit gtfttUcher Miicht gerilstcteii Uend, das Me-
dium der £rweckiiiif de« Hldchens geweteti eeL
Bei der dem Lukas eigenthiimlichen Erweckungsge-
«chichte (7, 11 ff.) fehlt der natürlichen Erklärung die
Hendhabe, die in der aalest, betrechteteii der Anssprucb
Jeett bot) kl weiebem er den wirklich erfolgten Tod dee
Mfidchens eu leugnen schien« Dennoch fassen die ratle-
nalistischen Ausleger Muth, und knüpfen ihre Hoffnungen
hauptsüclilich daran | dafs Jesus V« 14. den im 5arge lie-
genden Jttngling anredet: anreden aber» aagen sie, ittfnne
man doeb nlebt einen Todten , «ondem nur einen lolelien, ^
den man des Hörens füliio: erkannt habe oder vermuthe ' *).
Allein dieser Kanon würde auch beweisen ^ dals die Tod
len alle, welehe am £nde der Tage CJiritlae anferweeken
wird, nur Sebeintodte a^en, da sie sonst nieht, wie es
doch ausdrücklich heifst (Joh. 5, 28. vgl. l. Thess. 4, 16.)}
seine Stiuime hören könnten, — - er würde also zu viel be-
> weisen« Allerdings mufs, wer angeredet wird, ak lU^rend
und in gewissem Sinne lebend yorausgesest werden, aber
hier nur insofern, als die Stimme des Todtenervreckep^
auch in erstorbene Ohren dringen kann. Nächstdem wer-
den wir zwar die Mögliehkeit, dafs bei der jüdischen Un-
•Itte, die Todten schon einige Stunden naob «deren Ver-
sebeiden en begraben, leicht ein blofs Scheintodter eu
(irabe getragen werden konnte, zugeben müssen alles
Weitere aber, wodurch geseigt. werden soll, dafs diese
MtfgUebkeit hier Wirkiiohkeit« gewesen, Ist- ein Gewebe
Ton firdiohtungen. Um sn erklären, wie Jeeua, aneh ebne
den Vorsaz, hier ein Wunder zu tluin, sich mit dem Lei-
chenauge einlassen, wie er auf die Vermuthung,, der su
Begrabende möchte vielleicht nieht wirklieh lod| sein,, kom-
men kennte, wird cuerst fingirt, die beideii Züge, dar
IS) PAVI.V8, ex. Handh. 1, b, S. 7 16« Anai. had 719 1
13} 4)«ri. a. s. O. S. 723.
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Irenaus KftpiuL S* M. IH
iMthmmMig md der Zog der Begleiter Jee« , etleo gemdo
»Nter dem Stadtther Basanunengetroffen, und de sie einen-
der den Weg sperrten, eine Weile aufgehniten worden:
geradeau gegen den Text, der erst als Jesus den Sarg
«afefete, die Träger atilieetohen liOst. Durcl» die firslh*
lang der nSheren UmetÜnde des Todesfidls, die er sieh
während des Stillstands habe geben lassen, gerührt, sei
nun Jesus zu der Mutter gejtreten^ und habe^ oline Uezug
mm£ eine ami veilbriagende Todtenerweekang^ rein nnr alt
Metenden Zuspruch, die Werte: ftij nXine an ihr gespro*
eben '^}. Allein was wäre doch das für ein leerer, an- ^
■Mifsender Tröster, welcher einer Mutter, die ihren einzi-
gen Sehn iiegrftbly nur geradezu das Weinen verbieten
wollte I ohne weder reale Uttife dnreh Wiederbeiebung dee
Gestorlienen , noch ideale dnreh eosgesnehto Trostgrflnde .
ilur SU bieten? Das Lcztere thut nun Jesus nicht: soll er'
also nicht gana unzart aufgetreten sein, so mufs er daa
Krstere Im Sinn gehabt liaben, und daau maeht er auch
alle Anstalt, indem dr abslehtllch den Sarg anhält und die
Träger zum Stehen bringt. Vor dem erweckenden Ruf '
Jesu schiebt nun die natürliche Erklärung den Umstand
ein 9 dala Jesus an dem Jüngling irgend ein Lebensaeichea
bemerkt, und auf dieses hin entweder unmittelbar, oder
nach vorgängiger Anwendung von Medikamenten '^), jene
Worte gesprochen habe, weiche ihn vollends erwecken
halfen* Aliein abgesehen davon, dals jene Zwischenmo«
BMnte in den Text nnr* eingesehoben sind, und das' starke; *
vfavlaxe, ooi Uycoj iykq^^rjfii, eher dem Machtbefehl eines
Wunderthäters als dem Belebungsversuch eines Arztes ühn-
lieh sieht: wie konnte Jesus, wenn er sich bewulst war^
den Jflngiing ab lebenden sehon angetroffen, nicht aelbst
erst ihn vom Tode surückgemfen ra haken, mit gutem Ge-
I4) so such Hais, L* h 87.
13) Vsinrvai&i, 2, S* 293. *
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US Zweiter Abeehnilt,
wkMB dla Lobprekimgen hinneimeii, welehe den fieriolit
sufulge He Boeehauende Menge dieser Thel wegen flkn ids
grofsein Propheten sollte? Nach Paulos war er selber an-
gewii^9 wie er den Erfolg anzusehen habe; aber eben
wenn er nieht Ubersengt wer, den £rfolg eich selber nn-
sobreiben n dürfen, eo erwnelis ihm «tte PAleht, allee
Lob in Besag auf denselben absalehnen, und er kommt ,
wenn er diefs nicht that, in ein eweideuciges Licht, in
welcheni er nach der übrigen eTangelischen Gescbiebte,
99§Bm sie nnbefangen anfgefalst wird, iteineswegs seeht.
Auch hier also mflssen wir anerkennen , dafs der Evan-
gelist uns eine wunderbare Todtenerweckung erzählen
wiii> und dals nach ihm auch Jesus seine Tiiat als ein
Wunder angesehen haben mala
Je Mreniger bei der driften Todtenerweekongsgesehleh»
iBj welche dem johanneischen Evangelium (Knp. IL) ei-
genthfimlich ist, weil wir an Lazarus keinen eben Gestor>
bonen, oder auf dem Weg nnm Grabe Befindlichen-, son-
dern einen schon melirere Tage Begrabenen vor nns im*
ben, an eine natürliche Erklärung gedacht werden zu kön-
nen scheint: desto künstlicher und ausfttlirlicher hat sie
sich gerade in Besag auf diese Brsählnng ansgebildel» Und
«war ist hier neben der streng* ond conseqnent ratienaii«
stischen Anslegungsweise , welche den evangelischen Be-
richt durchaus als geschichtlich festhaltend, alle Theile des-
selben natOrlich au deuten sieh anheischig nmcht, «nck
noch Jene andere aufgetreten, welche einnelne Zige des
Beriehts als solche ausscheidet, die erst nach dem Erfolg
hinzugesezt seien, womit also schon ein Schritt in die my*
thische Erklärung hinüber gemacht worden ist.
Auf die iifimlichen Prftnnssen wie bei der vorigen fii^
nihiung gestüzt , dafs sowohl an sich als wegen der jlidi*
sehen »Sitten ein Begrabener wolil nach viertägigem Auf-
a&y Tgl« 8cmsfS««4Caiay a» a. O. 8. iOS t-
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CBlIiAlt in eiiMT Feltengnift wieder mam Leben bebe ko«-
Men kffnnen — eine Mdglicbkeit, die wir als «olcbe aooli
hier nicht bestreiten — , beginnt die natürliche Erkliirang
mit der Voraussetzung, die wir vielleicht schon njcht mehr
abeneo passiren lassen sollten, dafs bei dem Boten, den
Ihoi die Sekwestern mit der Rrankheitsnaehricht sandten,
Jesus sieh genan nach den Umständen der Krankheit er-
Jknndigt haben werde, und nun soll die Antwort, weiche
er dem Boten gab (V. 4«): avz?^ fj ia&i»€ia At igt ngog
^oMTVor n. 2. eben nnr als Schluis aus den yon dem Bo*
ten eingezogenen Naehriehten seine Uberseugung ansdrfi«
cken, dafs die Krankheit nicht tödtlich sei. l\lit einer sol-
eben Ansicht von dem Znstande des Freundes würde aller*
dinge das anfs Beste nnsammenstimmeii, dals Jesus naek
erhaltener Botsehaft noch nwei Tage in Perla blieb (V. 6.),
indem er nach jener Voraussetzung seine Anwesenheit in
Bethanien für nicht so dringend noth wendig erachten konnte.
Mnn aber, wie kommt es, dafii er nach Abflul's dieser swei Tai»
ge nieht nnr entseklessen ist, daliin anreisen CV«8.)9 sondern
auch von dem Zustand des Lazarus eine gans andre Ansicht, ja
die bestimmte Kunde von seinem Tode hat, welchen er den JUn-
gsrn snerst rerblUmt CV. 110> dann offen C V. 14.) ankündigt ?
ffier eriiAlt die beseiehnete Brldtfrungsart einen bedeuten-
den Rils, den sie durch die Fiktion eines aweiten Boten
welciier nach Veriluls der zwei Tage Jesu die Nachricht
fun des Laaarus indeia erfolgtem Ableben gebracht habe^
nnr om so auffallender maokt Denn von einem sweitea
Boten kann wenigstens der Verfasser des BTangeliums
nichts gewufst haben, sonst raüfste er seiner Erwähnung
tbnn, da die Verscbwelgung desseliten der ganaen Era&l^. ,
J7) Paulus, Comm. 4, S. 535 ff. L. J. 1, b, S. 55 ff.
IS) im L. J. 2, b ( TeztUbersetzung ) S. 46* scheinen gar nach
der im Evangelium erwühnten Sendung noch drei weitere
▼orauigetest xu werden, .
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144 Zweiter Abechnltt.
lung eine andre Farbe gfebt, die tiSmlich, dafs Jesns auf
wunderbare Weise von dem Tode des Lazarus Kenntnil's
gehabt habe. Dais sofort Jesos^ ai« er entschlossen ysavy
nach Bethanien eu reiseni sn den Jflngern sagte^ er wolle
den eingesehlamnierten Laearos aufwecken ixexolfut/Fai — *
i^vnviao) — V. II.)? wird auf diesem JStaiulpmikt so er-
klfirt, Jesus müsse aus den Nachrichten des Boten , der
den Tod des Lasams meldete, irgendwie abgenommen Ila-
ben, dafa derselbe nur in einem soporösen Zustand sieh
befinde. AJlein hier so wenig als oben können wii^^Jesu
die unkluge Vermessenheit sutrauen , ehe er noch den an-
geblich Verstorbenen gesehen hatte, die bestimmte Versi-
ehemng, dafs er noch lebe, cu geben Aach das hat
auf diesem Standpunkt seine Schwierigkeit, daCs Jesus ku
seinen Jüngern (V. 15.) ««'tgt, er freue sich um ihretwillen,
vor und bei des Lasarns Tode nicht engegen gewesen an
•ein, mgdaijTe. Die PAULUs^sche ErklXrong dieser
Worte^ als ob Jesus gefttrehtet hfitte, der in seiner Gegen*
wart erfolgte Tod hätte sie im Glauben an ihn '^vankend
machen können , hat nicht allein das von Gabler Bemerk*
te gegen sich, dals mgtvia nicht geradesa nur das Mega-
Üre: den Glauben nicht 'Terlieren, bedenten kann, was
vielmehr durch eine Phrasis, wie : /Vot //3y ixltinji rr/c/^*
Vftüy Cs* Luc. 22, 32.) ausgedrückt sein mfifste *^), son-
dern es ist auch nirgendsher eine solche Vorstellung der
Jünger von Jesu als dem Messias naehtfuwelsen, mit wel-
cher das Stci beii eines Mensclieuj oder näher eines Freun-
des, in seiner Gegenwart unverträglich gewesen wftre*
Von Jesu Ankunft in Bethanien an wird die evange»
Usche Krsfthlnng der natttrlichen BrkÜmng etwas gllnstl-
idj v^l. C. Ch. Flatt, etwas cur Vertheidigung des Wundert der
AMcdti btitbung des liazaiu«», in Silsmiiii^s Magazin, l-itct
Stüch, S. 93 ff.
20} Gablsa's Journal für auserlesene tbcoL Literatur, S, 2} S. 261>
Anm.
ll« aBt«t KapIteL $• M. 14$
get* Zwar die Anrede der Martha an Ihn (V» Slf.) ; wft>
re er zugegen gewesen, so würde ihr Bruder nicht gestor-
ben sein, aXXa xai vin^ olda, ikiy oaa av ahr^oji %6v ^eovy
daSoM oof d ^eoffy eeheint onverkennhar die Uefiin^g aua-
«i^reehen, dala Jeana aaeh den aehon Oeatorbenen in daa
Leben aurfickzurafen vermöge; allein dafs sie auf die fof»
gende Zusicherung Jetn: avag^^'aerat o adeAydg aa, klein*
ttfllhig erwiedert: ja, am jUngsten Tage CV.M.)^ thut al-
lerdings einer firlüamng'Vorsebnby weiehe nun rliokwitrta
anch der obigen Äusserung der Martha (V. 22.) den unbe-
stimmten Sinn unterlegt, auch jezt noch, unerachtet er
i|iren Bruder nicht bei'm Leihen erhalten habe, glaube aie
an Jeanm ala an denjenigen, welcheai 6ott Alles, waa kat
bitte, gewähre, d. h. als den Liebling der Gottheit, den
Messias. Allein nicht m^evo) sagte Martha dort, sondern
o?da, und die Wendung: ich weifs, da£s das und das ge-
eehieh^ wenn da nur willst, ist eine gewdhnliehe indirelLte
Form der Bitte, und hier nm so nnverlLennbarer, da der
Gegenstand der Bitte aus dem vorausgeschickten Gegensatze
daliin klar wird, dafs Martha sagen will: den Tod des
Bruders swar hast du nicht veriiinder^ aber anch Jeat ist
es noch nicht au apit, sondern auf deine Bitte wird ihn .
Gott dir and uns wieder schenken. Ein Wechsel der Stim-
mung, wie er dann in Martha angenommen werden mufs,
deren tLanm geäusserte Uoftiiung in der Erwiederung V. 24.
heretta wieder erloachen ist, kann bei einem Weibe, wel-
ches hier und sonst als von sehr beweglicher Natur sich
neigt, nicht zu sehr befremden, und wird in unserem Falle
durch die Form der vorangegangenen Zusicherung Jesu
(V. tL) hinltinglich erklärt. Auf ihre indirekte Bitte näm-
Üeh liatte Martha eine bestimmte gewälirende Zusage er-
wai'tet : da nun Jesus nur ganz allgemein und mit einem
Ausdruck antwortet, welchen mau auf die Auferstehung,
am finde der Dinge an beaiehen gewohnt war (oyagi^'oiTai^,
so giebt aie halb empfindlich halb kleinmflthig jene £rklä-
JJas Lihen Jttu JJ, ßand. iU
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146 2&weiter Ab<«:huitft.
rmng ^')« £ben fene so allgemein lantende Äasserung Je-
su aber, so wie «Be noch onbestimmteren ^ V. 25t*: *>«
> dfit Ti ivdgaaic: y. t. A., glaubt man nun raHonaiiatischer-
•eito Afi^^^ deuten au können, Jesus selbst sei von der Er-
• Wartung elnea anaserordentlichen Erfolgs noch entfernt ge-
wesen, deiawegen trö«te er die Hartha blofa mit dei* allge-
meinen Hoffnung, dafs er, der Messias, den an ihn Glau-
bigen die einstige Auferstehung und ein seliges Leben ver-
sehaffen werde. Da jedoch Jesus oben (V. 11.) zu seinen
Jttngem euverslelitlich von einem Aufwecken des Lazarus
gesprochen hatte , so möfste er indessen umgestimmt wer-
den sein, wozu kein Anlafs zu finden ist. Auch beruft
sich Jesus V. 40, wo er, im Begriö', «ur Erweckung des
Lasaros bq sehreiten, so Martha sagt: ix äninf aoiy Oth
tav iiigtvQng, oipei Tr> do^cn^ w ^5; offenbar auf V. «3,
in weichem er also schon die vorzunehmende Wiederbele-
bung Torhergesagt haben will. Dafs er diese nicht be-
stimmter beseiehnet und das kaum gegebene Versprechen
in Bezug auf den idtlifog V. 25 f. wieder in allgemeine
Verheifsungen für den 7iige!to¥ überhaupt TcrhOllt, ge-
schieht , um den Glauben der Martha 2U prüfen und zu
stirken
Wie nun Mari» mit Begleitung heraoskomiiit , und
• durch ihr Weinen nuch Jesus bis «n Thrffnen erscbOttert
wird, das ist ein Punkt, auf welchen sich die natürliche
firkifirung^mit besonderer Zuversicht beruff und fragt, ob
Jesus, wenn ihm die Wiederbelebung des Freundes jeat
schon gewifs gewesen wSre, nicht vielmehr mit der innig«
sten Freude sich seiner Gruft genähert haben würde, aus
der er ihn I» nächsten Augenblick lebend wieder hervor-
Tulen BO kftnnen sich bewufst war? Hiebei wird dann das
ivsßQifi^oato (V.M.) und i^jß^i^-iiof^evog t^. 38.) Ton ge-
Sl) TtMT, a. a. O. S. 102 f.
12) Fi4XT| a. a. O. , LUcn und Tioudck x. d. St*
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Neuntes Kapitel. $. 06. 147
walfsnmem Zurückdrängen des Sclimerzons über den Tod
des Freundes verstanden, der sich hierauf in dem idaxQv^
09 Luft gemacht habe. AUein sowohl nach der fitymolo*
gie, nach welcher es fremere in nliquem oder in se heifst,
«Is nach der Analogie des N. T.liclicn Sjirachgcbrauchs, wo
es Matth. 9, 30. Marc. 1, 43. 14, 5. immer nur im Sinne
von increpare aliquem verkomm^ heaeichnet ifißQtfiua^i
eine Bewegung des Zorns, nicht des Schmersens, und «war
mufste es hier, wo es nicht mit dem Dativ einer andern
Person, sondern mit %q mevficcfi und iv iaint^ verbunden
ist, 7on einem stillen, verhaltenen Unwillen verstanden wer-
den, in diesem Sinne würde es ¥.38, wo es som swei-
tenmnl vorkommt, gane wohl passen, denn in der voran-
gegangenen Äusserung der Juden: &x t^dvvavo ^cog^ 6
woi^ag tag '6q>l^alfiäg tö rt^is, noiijaM iW jro^ wog fi^
uno&opfj; liogt jedenfalls ein atavdaXl^eodixi , indem Jes«
frühere That sie an seinem jetzigen Benehmen, und dieses
hinwiederum an jener irre machte. Wo aber das erstemal
von einem ifiß{iiftäa&ai die Eede^ist, V. 33| scheint ewar
das allgemeine Weinen Jesum eher sa einer wehmOthlgen
als on willigen Bewegung haben teranfassen to kOnnen :
doch war auch hier eine starke Müsbiiligung der sich zei-
genden okiyomsiu möglich. Da(s hierauf Jesus selbst in
Thränen ansbraeh, beweist nur, dafs sein Unwille über
die yevta äm^og um ihn her sich in Wehmath anüdste,
nicht aber, dafs Wchmuth von Anfang an seine Empfin-
dung war. Endlich, dafs die Juden (V. 36.) die Thränea
Jesa als Zeichen auslegten, ndig itpl^i avtov^ diefs scheint
eher gegen als HUr diejenigen sn sprechen, welche die Ge*
müthsbewegung Jesu als Schmri'z ii[>ei* den fod des Freun-
des und Mitgefühl mit dessen Schwestern bctra<'hten , da,
wie der Charakter fler Johanneischen Darstelinng überhaupt
eher einen Gegensais awischen dem wirklichen Sinn des Be-
nehmens Jesu und der Art, wie die Zuschauer es auif'afs-
ten 9 erwarten i^isi , so insbesondere oi litöunn iu diesem
lU ♦
%
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I4ft Zwtitsr Abschaut.
Ev«nÄeK«n aonsi immer diejenigen tSnd, weleko Jera Worft
«nd Thaten theils miCsverstelien , theils mlfsrfevten. M«n
ktmft «Itl^ freilich noch «uf den sonst «o milden Chnrak-
t«r Jesu, welohem die Härte nicht Rngemcssen sei, mit wel-
eher er hier der VinritL und den Übrigen ihr so nAtOriiehei
Weinen übelgenommen haben müfste '^): eileln dem jo-
hanneiwhen Christas ist eine solche Denkweise ki ineswogs
fremd. Derjenigei welcher dem ßaaiUxosj <*er ihm mit der
unverfänglichen Bitte, «ur Heilung seine« Sohnes i^ sein
Hans »u kommen, entgegentrat, den Verweis gab: iav /iiy
Ctjft^ «ol tiqoeta ?<)r,Tf, ö (a^ m^evarje (4, 48.); der die
Jtlngeri welche sieh en der harten Rede des 6ten Kapitels
gestossen hatten, so schneidend mit einem turo vfiag axav^
&aU^€L; und firj xal vfieig Meiere vndyfiv; aniiers (6, 61.
IW.); der seine eigene Mutter, als sie bei der Hocheeit an
Kann ihm den Weinmangei klagte, durch das harte: %l
ifioi nm aoU yiW; ehwies (Jfc, 4.>5 der also jedesmal dann
am unwilligsten wurde, wenn Menschen, sein höheres Thun
und Denken nicht begreifend, sieh kleinmüthig oder 8U.
dringlieh aeigten: der war hier ganz besonders zu «hnli-
them Dnwilien veranlallrt. ist bei dieser Erklärung der
Steile von einem Schmers Jesu «her den Tod des Laaams
gar nicht die Rede, so fällt auch die Hälfe weg, welche
die natürliche Erklärung des gansen Hergangs in diesem
i^ttge sa finden glaubt; indels auch bei der anderen Deu-
tung l«(st rieh die angenbÜ^Ulche Rtthrung durch das Mit-
gefiihi mit den Weinenden gar wohl mit der Voraussieht
der Wiederbelebung vereinigen ^^). Und wie hätten sich
auch die Worte der Juden V. 37. nach der Behauptung
natarlieher Erklirur geeignet, die Hoffnung, dals Gott auch
jezt vielleicht etwas Ausaeichnendes fÄr ihn thun werde,
in Jesu cuerst anzuregen? JNicht die iiofihungi dals er^
33) Li7CKC, 2y S. 388.
24) Vlatt b. 0. S. 104 f. Li;€MB, a. a. 0.
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IfeKNte« K.»|»itel. $. 96. 149
den Todten wiedererw ecken könne y sondern nur die Ver-
xuuthuiig, dar« er vielleicht den Kranken «m Leben su er->
li«lteu im Stande gewesen wäre, ipnicben Ja die Juden
•OS ; et hatte abo sehen frUher Martha dorch die Ansse*
rang, dafs auch Jest noch der Vater ihm gewiihren i^erde,
\vAs er bitte, mehr gesagt: so dafs, wenn dergleichen
Hoffnungen erst von aussen in Jesu angeregt wurden, die-
selben eehen früher, angeregt sein mufsten, nnd nanentlick
▼er jenem Weinen Jesu, auf weichte man sieh dafllr, dafs
sie noch nicht angeregt gewesen, zu berufen pflegt.
Dafs die Äusserung der Martha, als Jesus den Stein
?om Grabe so nehmen befiehlt: xvQttf ijdij o^u (V* 99*%
ftr die wirklieh schon eingetretene Verwesung und also
gegen die Möglichkeit einer ntitürlichen Wiederbelebung
nichts beweise, da sie auch blolser Schlufs aus dem r6f
tttlos sein kann^ ist aueh ¥on supranaturalistischen Aue-
legem eingerCumt worden Hierauf aber die Worte,
mit welchen Jesus , die Einrede der Martlia ablehnend,
auf der Öffnung des fiyt^fitiov besteht (V. 40«) ^ dali» »ic^
wenn sie nur glaube 9 %^ do£ap fö %^sa sehen werde, wie
konnte er> diese aussprechen, wenn er sich seitier MadH^
den Lazarus zu erwecken, nicht auf s Bestimmteste bewnlst
war? Mach Paulus sagte fener Ausspruch nur allgemein,
dals der Vertranensvoile auf irgend eine Welse eine herr-
Helle Äusserung der Gottheit erlebe. Allein welche herr-
liche Äusserung der Gottheit war denn hier, bei Eröffnung
der Gruft eines seit vier Tagen Begrabenen au erleben,
wenn nicht die, da(a er auferweckt werden sollte? und
im Gegensas vollends gegen die Verdieherung der Martha,
dals den Bruder bereits die Verwesung ergriffen haben müs-
se, was können jene Worte für einen Sinn haben» als,
hier sei der Mann , der Verwesung zu wehren ? Um aber
gans «ioher m erAJiren, was ^e dd|a tS in unserer
25) F&ATT, S. 106; OuMAoasj«, 2, S. 269.
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150 Zweiter Absolinitt.
Stelle sagen will , darf mnn nur auf V. 4« zinrfleksehen, •
WO JeäuB gesagt hattet die Krankheit des Lasani« sei nicht
nQOQ Siivctrovj sondern vn^Q t% ^o^fiQ tu &$S, t. iL
Hier erhellt doch wohl ans dem Gegensaz: nicht zniii To-
de, unabweisbar, dafs die öo^a tu d-tH die Verherrlichung
Gottea durch das Leben , aico ^ aofem er jest bereits todt
war, durch die Wiederbelebung des Lasaras bedeutet, —
eine Hoffnunsf, welche Jesus gerade im entscheidendsten
Augenblick nlclit anzuregen wagen konnte, ohne eine hü-
here Gewifsheit bu haben, da(s sie in firffiliung gehen wer-
de Dafs er sofort* nach Eröffnung der Gruft, noch
ehe er dem Todten das devQO eio) ! zutjerufen, bereits dem
Vater für die Erhörnno^ seiner Bitte dankt, dicfs wird vom
Standpunkt der natürlichen Erklärung als der Idarste Be-
weis dafUr angeführt, dafs er den Lasarus nicht durch Je-
nes Wort erst in das Leben gerufen, sondern beim Hinein-
bliok in die Gruft ihn bereits wiederbelebt gefunden haben
nflsse« Ein solches Argument sollte man von Kennern des
Johanneischen Erangeliums in der That nicht erwarten.
Wie gewöhnlich Ist es diesem nicht, b. B. in dem Ausspruch :
h^n^aoO-i] o woffr. a., das erst noch Bevorstehende und nur
. erst Angelegte als bereits Verwirklichtes darzustellen : wie
passend war es namentlich hier, die Gewifsheit der Erliö-
rung dadurch herrovanhelien', dafs sie * alt bereits o^esche-
hene beaeichnct wurde? Und welcher Fiktionen bedarf es
nun ferner, um zu erklären, theils wie Jesus das in den
Laeanis surttckgekehrte Leben bemerken , theils wie er
wieder cum Leben gelangt sein konnte ! Zwischen dem Weg-
nehmen des Steins, sai^t Paulus, und Jesu Dank^ebet liegt
der Moment des überraschenden Erfolgs; damals mufs Je-
sus, noch um einige Schritte entfernt, den Lasarns als ei-
nen Lehenden erkannt haben. Woran? mCIssen wir fra-
gen, und wie so schnell und sicher? und warum nur er
26) ViaWf S. 97.i,
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und Nieouiod «onst? £rkannt m^e er ihn huhea an Be-
wegungen, Ternnthel aen. Abe^ wie Jeicht konnte er
eich hierin tXaechen bei einem in d'onkJer Feieengrnft lie-
genden Tüdten; wie voreilig, wenn er, ohne erst gf'nauer
untersucht zu haben , so schnell und bestimmt die Über-
^^g^^gf er letiey «af8)irech! Oder, wenn di^ fiewe
gungen des Tod rgoglaabten* stark und unverkennbar waren,
wie konnten sie den Umstehenden eiit»ehen? £ndlich, wie
konnte Jesus in seinem üebet 'das bevorstehende Faktum
als-£rkennangSEeichen seiner göttlichen Sendung darstel-
len, wenn er sich bewurst war, die Wiederbelebung des
Lasarus nicht bewirkt, sondern nor entdeckt sn haben?
Für die natürliche Möglichkeit eines Wiederautlebens des
schon Begrabenen wird unsrelinkenntnifs der nälieren Um-
stlnde selnee Temeintliciien Todes , das schnelle Begraben ,
bei den Jaden, hierauf die kühle Umft, die Jtark duften-
den Specereien, und endlich der warme Luftzug angeführt,
welcher mit der Abwälzung des Steins belebend in die Gruft
strft^rttt. Alle diese Umstände jedoch führen. nicht über defn
niedrigsten Grad der Möglichkeit, welcher der höchsten
Uli Wahrscheinlichkeit gleich ist, hinaus, womit dann die
Gewifsheit, mit welcher Jesus den £rfolg vorausverkUn-
digt, unvereinbar bleiben muls J^).
Eben diese bestimmten Vorhersagen, als das Haupthin-
demifs einer natürlichen £rklfirung dieses Abschnitts, sind
es daher, welche man, noch vom rationalistischen Stand-
punkt aus, durch die Annahme beseitigen wollte, dafs sie
nicht von Jesu selbst herrühren, sondern ex evtntu vom
Referenten hinsogefttgt sein mögen. Paulus selbst fai^d
wenigstens das l^vrtvlata airov (V. IK) gar nn bestimmt,
und wagte daher die Vermuthung, clafs der Erzähler nach
dem Erfolge ein milderndes Vielleicht, das Jesus hinzuge-
i7) vgl, auch hierülNtr Torsttglich Futt und LUcas.
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1^2
Zweiter Abschnitt
fest iMMe, wegiKelftmi habt ^*>. Diese Äoekmift -het
Gablie In emelterte Anwendang gebracht. Nicht blofs
über den bezeichneten Ans«prnch theüt er dfe PAüLUs'sche
Vermuthangy sondern schon V. 4. ist er gtnelgt, dns vniQ
xjqg do^fjg tS O^bh nar auf QUchninig dee Erangelisten sn
schreiben ; ebenso V. li^., bei desi yctlQta dl viiag, fm mcev*
atp:€j ort. rjurv fxfT, vermuthet er eine kleine, von Jo-
hannes nach dem Erfolg Angebrachte Verstürkang; endlich
nnch bei den Worten der Martha} V* SS.: akU iroi yvr
ol^cr jr« t, X, glebt er dem Gedanken an einen eigenen Zu-
«ftz des Referenten Raum *^). Durch diese Wendnng hat
die natürliche Auslegungs weise sich selbst als unfKhig be-
kannt ^ mit der johanneischen Ersfihlang fertig sn wer«
den. Denn wenn sie 9 am sich an derselben geltend ma-
chen cu können, mehrere , gerade der bezeichnendsten
Stellen ausmerzen mnfs, so gesteht sie damit eben, dafs
die islrsählung, so wie sie vorliegt, eine natfirliohe I>eD*
tung nicht sitläfst. Zwar sind die Stellen, deren Unfein
trilglichkeit mit der rationalistischen Erkllmngsart durch
Au'sscheidung derselben eingestanden wird, sehr sparsam
gewKhlt: allein ans der obigen Darstellung erhellt, dafs^
wollte man alle in dieni^m Abschnitt vorkommende ZOge,
welche der natürlichen <• nicht vom gansen Hergang wi-
derstreben , auf Rechnung des Evangelisten schreiben, am
Ende nur nicht gir Alles, was hier verhandelt wird, als
spXtera Erdichtun :r angesehen werden miifste. Hiemit ist,
was bsi den frtther betrachteten swei Berichten von Tod-
J8) So im Commcntar, 4, S. 557; im L. J. 1, b , S. 57 , und 2f
b, S. 46. wird diese Vcrmuthung nicht mehr angewendet.
29) a. a. 0. S. 272 ff. Wie Gablbk diese Äusserungen nicht von
Jesu» tondern nur von Johfnnet) so glaubte sie DuFPSTtBACB»
in BiRTKotai^i krit. Journal, Bf S. 7 ff. ) «nck nickt Ton Jo*
haanet ableiten tn kttnneni und da er das Übrige Evang«lium
lllr jokanaeitck liidt^ so erUXrte er jsae Steilen für Inter«
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Nennte« KupiteL f. 96p Iftt
tenerwecknngew wir gethan haben, bei der festen vnd
merl^wffrdigsten Geschichte dieser Art von Hon verschiede-
nen auf einander gefolgten Erkliinm^rsversiichen selbst voll«
sogen worden, nämlich die Sache auf die Aitemative sn
treilieny da(a man Ton der evan^llschen Ensffhlang enCwe*
der den Hergnng als fibematflrlichen hinnehmen ,t oder,
wenn man ihn als solchen unglnublich findet, den liifitori-
aehen Charakter der firsAhlung leugnen mufs.
Um in diesem Dilemma fdr alie drei hiehergehSrIge
Errffhliingen eine Entscheidung en Ünden, mflssen wir auf
den eigenthümlichen Charakter derjenigen Art von Wundern
saHIcltgehen , welche wir hier vor uns haben« Wir sind
bis Jest darcli eine Stufenleiter des Wunderbaren anfge»
stiegen. Zuerst Hellungen von 6ei8fes1[ranl(en; dann von
allen Arten leiblich Kranker, deren Organismus aber doch
noch nicht bis £um £ntwcic}ien des Geistes und Lebens
•errfittet war; nanmehr die Wiederbelebung soieher Kör-
per, ans welchen das Leben bereits geflohen ist. Dieser
Klimax des Wunderharen ist zugleich eine Stufenreihe des
Undenkbaren. Das nämlich haben wir uns swar etwa noch
. Terstellen liönnen, wie eine geistige Störung, hei welchier
von den kdrperÜehen Organen nur das dem Geiste sunKchst
angehorige Nervensystem sich einigermafsen angegriffen
aeigte, auch auf dem rein geistigen Wege des biofsen Wor-
tes, AnbiiclKSy EindruclKs Jesu gehoben werden mochte:
' Je weiter Bhw in das Körperliche eingedrongeh das JJM
sieh seigte , desto undenlcbarer war uns eine Heilung die-
ser Art. Wo bei Geisteskranken das Gelurn bis zur wil-
desten Tobsucht, bei NervenlLranlien das Nervensystem bis
so periodischer fipÜepsie »errfittet war, da i&onnten wir
uns sehon schwer vorstellen ^ wie durch Jene geistige £in-
wirknnsf bleibende Hülfe geschafft worden sein sollte; noch
schwerer 9 wo die Krankheit ausser allem unmittelbaren
Znsammenhang mit dem Geistigen sich seigte, wie bei Aus-
säe, Biindheiti Lfthmung und dergleichen. Immer aber
154 ' Zweiler A^bsebnilt.
urar doch hier noch etwas rorhimdeiiy wenm die Wonder»
knilt Jeen, sofern wir sie ans doch geistiger Art denlien
müssen, sich wenden konnte; es war doch noch ein Bc-
wufstsein in den Menschen , auf weiches Kiitdruck zu ma-
chen ^ and durch dessen Vermittlung möglicherweise euch
aaf den Körper soicher Personen bu wirken war. Nun
aber bei Todten ist das anders. Der Gestorbetie, dem mit
dem Leben auch das Bewuf^tsein entflohen ist, hat den lez-
teil AnkiHipfnngspunkt für die Einwirkung des Wunder-
thftters yerloreni er nimmt ihn nicht mehr wahr, bekommt
iieinen Eindruelt mehr ron ihm, da ihm selbst die Fiihig*
Icelt, Eindrücke zu bekommen, aufs Neue verliehen wer-
den mufs. Diese aber su verleihen , oder beleben im ei-
gentlichen Sinn 9 ist eine schöpferische Thitigkeit, Welclie
Ton einem Menschen ausgeübt sa denken , wir ans^ Un-
fähigkeit bekennen müssen.
Doch auch innerhalb nnsrer drei Todtenerweckungs-
geschichten sellMt findet ein anverkennbarer Klimax statt/
Mit Heclit liat schon Woolstom bemerkt, es sehe aas, «wie
wenn von diesen drei Erzählungen jede zu der vorange-
henden an Wunderbarem hätte hinzufügen wollen, was
dieser noch fehlte Die Jau*u8tochter erweckt Jesus
noch auf demselben Lager, aaf welchem sie so eben ver-
schieden war; den nainitischen Jüngling schon im Sarg
und auf dem Wege zur Bestattung^ den Lazarus endlich
Mch viertägigem Aufenthalt in der Gruft. War es in je-
ner ersten Geschichte nar darch ein Wort angeseigt, dafa .
das Mädchen den onterirdischen Mficbten verfallen gewe-
sen : so wurde diefs in der zweiten Geschichte durch den
Zug, dafs man den Jüngling bereits vor die Stadt hinaus
sa Grabe getragen iube, auch fttr die An^hauong ausge-
prägt , am entschiedensten aber ist der längst in der Gruft
verschlossene Lazarus als ein bereits der Unterwelt aii-
50) DiM. 5.
i- ijiu^ jcl by Googl
Neuatoa Kapitel. $. Oü«
1»
geböriger. gecchiidert , so d«(«, ^enn die Wirklichkeit des
Todes im ersten Falle bezweifelt werden konnte , diefs
bei*ai »weiten sehon sehwerer, be{*m dritten so viel wie
uiiinu^lich ist In dieser Abstufung steigt dann auch
die Schwierigkeit y die drei Begebenheiten sich denkbar zn
machen : wenn anders, wo die Sache selbst nndenkbar ist,
zwischen Terselriedenen Modificationen derselben eine Stel-
gerung der Lndenkbarkeit stattfinden kann. Wäre näm-
lich eine Todtenerweckung Uberhaupt möglich , so mül'ste
sie wohl eher möglieh sein bei einem so eben Terschiede-
nen , noch iebenswarmen Individunm , als bei einem erkal-
teten 5 das schon zu Grabe getragen wird, und wiederum
bei diesem eher als bei einem solchen, an welchem wegen
bereits Tiertllgigen Aufenthalts im Grabe der Anfang, der
Verwesung als eingetreten voransgesezt , nnd dafs sieh
diese Voraussetzung bestätigt habe,^ wenigstens nicht ver-
neint wird.
Doch auch abgesehen ron dem Wunderbaren ist tob
den betraehteten Geschichten immer die folgende thells In-
nerlich unwahrscheinlicher ) theils änsserlich unverbürgter
als die vorhergehende. Was die innere Unwahrscheiniich-
keit betrifft 9 so tritt ein Moment derselben, welches an
sich Bwar in allen, nnd somit auch in der ersten liegt,
doch bei der zweiten besonders hervor. Als Motiv, war-
um Jesus den Jüngling zu !Nain erweckte, wird hier das
Mitleiden mit seiner Mutter bezeichnet (V. 13.)- Damit
Ist nach Olshaüsbii eine Beziehung dieser Handlung anf
den Erweckten selbst nicht ausgeschlossen« Denn der
Mensch, bemerkt er, kann als bewufstes Wesen nie blofs
als Mittel behandelt werden, wie es hier der Fall wäre,
wenn man die .Freude der Mutter als alleinigen Zweck
Jesu bei der Auferweckung des JOnglings betrachten woll«
te ^ Hiedurch hat Olsuausen auf dankcuswerthc Weise
31) BaBTSCiniBnisa, Frob«b, S.Bl.
32) 1, S. 170«
Zweiter Abschnill.
Hie Schwierigkeit dieser atid Jeder TodtenerweelLong nicht
gehoben I sondern in's Lieht gestellt. Dekin der Sehiols^
dafsy was an sich, oder nach geläuterten Begriffen, nicht
erlaubt oder schicklich ist, von den Evangelisten Jesu nicht
Bogeschrieben werden könne, ist ein durchaus unerlaubter:
Tielmehr sfllstey die Reinheit des Charakters Jesu vorans-
gesezt, wenn ihm die Evangelien etwas Unerlaobtes no*
schreiben^ auf die Unrichtigkeit ihrer Erzählungen ge-
schlossen werden. Dafs nun Jesus bei seinen Todtenervie-
ekungen darauf Rfieksicht genommen hitte, ob sie den so
erweckenden Personen | Tcrmöge des Seelensnstands , ki
welchem sie gestorben waren, zu Gute kommen oder nicht,
davon finden uir keine Spur; dafs, wie Olshausen an-
nimmt} l>ei den leiblich Jiirweckten auch die geistige Erwe-
ckung habe eintreten sollen und eingetreten sei 9 wird nli^
gends gesagt; überhaupt ti'eten diese Erweckten, auch den
Lazarus nicht ausgenoiamen| nach ihrer Erweck ung durch-
aus surUcki welswegen Woolston fragen konnte, warum
doch Jesus gerade diese unbedeutenden Personen dem Tode
entrissen habe, und nicht einen Täufer Johannes oder ei-
nen andern aligemein nüzlichen IVIann ? Wollte man sagen,
er habe es als den Willen der Vorsehung erkannt, dafs
diese Männeri einmal gestorben, im Tode blieben : so hatte
-er 9 scheint es, von allen einmal Gestorbenen so denken
mUssen, und es wird in lerJer Beziehung keine andere Ant-
wort übrig bleiben, als diese: weil man von beHihmten
MAnnern urkundlich wulste, dafs die durch ihren Tod ent-
standene Lücke durch kein Wiederaufleben ausgefüllt wor-
den war, so konnte die Sage, was sie von Todtenerwe-
ckungen su erzählen Lust hatte, nicht an solche Namen
knUpfen, sondern mulste unbekannte Subjekte wählen^ bei
welchen Jene Controle wegfiel.
Ist dieser Anstofs allen drei Erzählungen gemein, und
tritt bei der aweiten nur eines zufälligen Ausdrucks we-
gen sichtbarer henror: so ist dagegen die dritte ErsAhiung
licanftes Kapitel, f. ^ 157
▼oll TOn gans «igenthttnüiclien Schwierigkeiten, imlem das
ganae Benehmen Jean und anm TheÜ aueh der llbrigep
Pertonen nicht wohl an begreifen Ist. Wie «letus die
Nnohricht von Her Krankheit des Lazarus und die darin
enthaltene Bitte der Schwestern^ nach Bethanien zu koni<
Mn, erbttit, bleibt er noch awei Tage an Ort and ^teiloi
vnd aest aleh erst, nachdem er seines Todes gewlfs gewor-
den , nach Judfia in Bewegung. Warum diefs ? Dafs es
nicht geschah, weil er etwa die Krankheit für ungefährlich
gehalten hatte^ Ist oben geaeigt, da er ylelnehr den Tod
des Laaarua yoranssah. Oafs es ebensowenig Gleichgültig»
keit gegen diesen war, wird vom Evangelisten (V. 5.) aus-
drücklich bemerkt. Was also sonst? Lt}CKE verniuthet,
Jeaoa sei ?lellelcht eben in einer besonders gesegneten Wirlt«
aamkeit In PerXa begriffen gewesen, welche er um des La*
aama willen nicht sogleleh halw abbrechen wollen, indem
er fiir Pflicht gehalten habe, seinem höheren Beruf als
Lehrer den geringeren als heilender Wunderthäter und
helfender Freund nachavsetaen Allein neben dem, dala
er hier gana wohl das KIne thnn und das Andre nicht las-
sen konnte, nämlich entweder einige Jünger zur Fortse*
aung seiner Wirksamkeit in jener Gegend aurlicklasseOj
oder den Laaarua, aal es durch einen Jünger, oder dnroh
die Macht seines Willens in die Ferne hellen, schweigt ja
unser Referent völlig über eine solche Veranlassung des
lungeren Vcrweilens Jesu, es darf sich also diese Ansicht
Ten demselben nur dann erst, und awar ala bioise Ver-
mothong, hfiren lasten, wenn vom ETangeliaten kein aa^
derer Grund von Jesu Verweilen angedeutet Ist. Dieser
liegt aber, worauf auch Olshausen aufmerksam macht,
gans offen in der Erklärung Jesu V. 15. , delswegen aal
es Ihm lieh, dals er bei Laaarua Tpde nicht gegenwirtig
gewesen sei, weil lür den Zwaek, den filanben der Jto-
SS) CeaHtt. 2, 8. S76.
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198 Zweiter Abschnitt.
ger sa stärken, <Ue Wieiterbelebang des Gestorbenen wirk-
sstmer sein werde, als die Heilang des nnr erst Kranken
hätte sein können. Absichtlich also liatte Jesus den La-
zarus erst sterben lassen , um durch seine wunderbare Er-
weckung sich um so mehr Glauben zu. verscbaffen. Das«
selbe im GkuEen fassen Tholügk und Olshaüsbn nur Au mo-
ralisch , wenn sie von einer pftdngogischen Absicht Jesu
reden , den Seelenzustand der ßethanischen Familie und
seiner Jünger ma Tollenden 3^), da es doch nach Ausdrtt-.
eken, wie %va So^aadfj 6 viog ▼ieimehr mes-
sianisch um Verbreitung und Befestigung des Glanbens an
Jesum als Gottessohn, zunäclist freilich in jenem engsten
Kreise, eu thun war. Hier ruft zwar Lccke: nimmer-
mehr! so wlUkiihrlich und eigensinnig hat der Helfer in
der Noth, der edelste Menschenfreund, nie gehandelt ^^),
und auch de Wette macht darauf aufmerksam, dafs Jesus
sonst niemals seine Wunder absichtlich herbeigeführt oder
rergröisert habe Allein wenn beide hieraus schliefsen, '
es mtfsse also Jesum irgend etwas Äusseres, ein anderwei-
^ges ßerufsgeschäft, abgehalten haben: so ist diefs im
Obigen schon als dem Bericht zuwiderlaufend erwiesen, so
dais, wenn Jene Männer mit Recht darauf beharren, der
wirkliche Jesus habe so nicht himdein können, das aber
nnr mit Unrecht leugnen, dafs der Verfasser des vierten
JSvangeliums seinen Jesus so handeln lasse, nichts Ande-
res übrig bleibt, als aus dieser Incongruens des Johannei-
wd^n Christus und des denkbar wirklichen mit den Pro-
babillen auf den unhistorischen Charakter der }oban-
Jieischen Erzählung zu schliefsen.
Auch das angebliche Benehmen der Jünger V. 12. f»
imils befremden. Wenn ihnen Jesus doch^ sofern Jeden-»
8^) TnoLVGir, S. 202. Otnuutsir, 2, S. SßO.
SS) a. a. O.
86) Andtchttbuch, 1, S. 292 f.
97) S. 59 f. 79.
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Neuutei Kapitel. $• 96,
159
üUls ihre drei Koryphäen dabei gegenwftrtig gewesen wa-
ren, schon den Tod der Jainutochter als einen blofsen
Schlaf dargestellt hatte: Vfle konnten sie dann, wenn er
nun von Lazarus sagte: ^ey.oitnjca und i^invioco arror,
an einen natürlichen Schlaf denken ? Aus einem gesunden.
Schlaf weckt man doch wohl einen Patienten nicht, und
so mafste den Jüngern alsbald einfallen, dafs hier vielmehr
in dem Sinn, wie bei jenem Mädchen, von einer xolfii^oig
die Rede sei. Dafs statt dessen die Jünger das tiefer Ge*
meinte so oberflächlich verstehen, das ist ja gans nnr die
Lieblingsmanler des vierten Evangelisten, die wir schon
an einer Reihe Von Beispielen kennen gelernt haben. Es
war ihm traditionell der Sprachgebrauch Jesu zu Ohren
gekommen, den Tod nur als einen Schlaf zu bezeichnen^
nnd alsbald ergab sich in seiner, bq dergleichen Antithe«
sen geneigten Phantasie filr diese Bilderrede ein entspre«
chendes Mifsverstfindnlfs.
Was die Juden V. 37. sagen ^ ist, die Wahrheit der
synoptischen Todtenerwecknngen voransgesent^ schwer be-^
greiflich« 'Die Jnden berufen sieh anf ,die Heilung des
Blindgeborenen (Joh. 9.)) und machen den Schlufs, dafs
derjenige, welcher diesem s.um Gesicht verholfen, wohl
nach Im Stande gewesen sein mttfste, den Tod des Las»«
ms sa verhindern. Wie verfallen sie anf dieses heterogene
nnd unsareichende Beispiel , wenn ihnen doch in den bei-
den Todtenerweckungen gleichartigere vorlagen, und so!«
che, welche selbst noch fUr den Fall des bereits erfolgten
Todes Hoffnung sn geben geeignet waren? Vorangegangen
waren aber jene galilliisehen Todtenerweckungen dieser
judäischen in jedem Fall, weil Jesus nach dieser nicht
mehr nach Galiläa kam; auch konnten jene Vorgänge in
der Hauptstadt nicht unbekannt geblieben sein, sumal ee
ja von beiden ausdrücklich heilst, das Gerficht von densel-
ben habe sich eig olrpf tt^v yr^v ixelvr^v, iv olji tfj lijöaif^ xai
iv naofi tfi ni^ixoiQf^ verbreitet. Den wirklichen Juden ^
100
Zweiter Absehnitt.
abo hlitten diese Fülle nüher gelegen: da der vierte Evan-
gelist sie aaf ehvas weit weniger Maheliegendet sich be-
rufen IXfst, so wird wahrscheinlich, dafs er van jenen
Vorgängen nichts gewafst hat j denn dafs die ßerufung nur
ihm, nicht den Juden selber angehört, zeigt sich schon
darini dals er sie gerade anf diejenige Heilung sich beaie-
hen Isfst, welche er nXchstenvor ersflhlt hatte»
Ein starker Anstofs liegt auch in dem Gebete, welches
V. 41 £• Jesu in den Mund gelegt wird. Nachdem er dem
Vater für die Erhörung gedankt, seat er hinan, er für sich
wisse wohl, dafi der Vater ihn Jederaeit erhöre, und nur
um des Volkes willen, um ihm Glauben an seine göttliche
Sendung beizubringen, spreche er diesen besonderen Dank
aus. Zuerst also giebt er seiner Rede eine Beaiehung auf
Gdtl, hinterher aber sest er diese Beaiehung su einer nur
um des Volks willen gemachten herunter. Und diefs nicht
nur so, wie Lücke will, dafs Jesus für sich zwar blofs
still gebetet haben würde, um des Volks willen aber sein
Gebet laut spreche (denn für das blols stille Beten liegt In
der GewiTsheit der £rhf mng kein Grund), sondern In dem
Sinne, dafs er für sich dem Vater nicht für einen einzelnen
Erfolg, wie gleichsam überrascht, au danken brauche, da er
der Gewährung Im Voraua gewUs sei, also Wunsch und
Dank ausammenfallen, überhaupt sein Verhfiltnils cum Vater
nicht in einzelnen Akten der ßitte, der Erhörung und des
Danks sich bewege, sondern ^in beständiger und stetiger
Austausch dieser gegenseitigen Funktionen sei, ans wel-
chem an und für sich kein einselner JDankakt in dieser
Weise sich aussondern wOrde. Wenn nun allerdings in
Besug auf die Bedürfnisse des Volks und aus Sympathie
mit tUmselben In Jesu ein solcher einselner Akt hervorge-
tretoni sein könnte : so mlllste doch , wenn In dieser Stel-
lang Walirheit gewesen sein soll, Jesus gana im Mitgefühl
aufgegangen sein, den Standpunkt des Volks zu dem sei-
nigen gemacht, und so in jenem Augenblicke doch auch
Digitizod by Gü*..'
•
' Nenntet KapiteL $« 00. 161
eas eigenem Trieb und für sich selber gebetet I nben. Hier
aber bat er kaum sn beten angefangen, so steigt ibm schon
die Reflexion auf, dais er lileht in eigenem Bedürfnisse
bete, er betet also nicht aus lebendigem Gefühl, sondern
ans kalter Accommodation, und diefs mufs man nnstöl'sig, ja
widrig ünden. In keinem Falle d^rf, wer anf diese Wei«
se nur Eur.£rbauung Anderer betet, es diesen sagen, es
geschehe nicht von seinem, sond.ern nur ron ihrem Stand*
punkt ans 5 «veil ein lautes Gebet auf die Hörer nur dann
luindruck machen kann, wenn sie voraussetsen, dafs der Spre«
ehende mit ganser Seele dabei sei. Wie mochte also Je-
sus sein angefangenes Gebet durch diesen Zusae unwirk« •
sara machen? Dranüte es ihn, vor Gott ein Bekennt-
nifs des wahren Bestands der Sache abzulegen, so konnte
er die& im Stillen thun; dajs er es laut aussprach, und
in Folge dessen auch wir es hier lesen, diels kOnnte nur
auf die spätere Christenheit, anf die Leser des Evange-
liums, berechnet gewesen sein. Während nauiUch zur ^
Er\f eckung des Glaubens in der umstehenden Menge ei*
klärtermaCben das Dankgebet nöthig war, konnte der fprt-
geschrittene Glaube, viie ihn das vierte fivangeiium Toraus*
sezt, sich an deuisclbcn stossen, weil es aus einem zu un-
tergeordneten, und namentlich leu wenig stetigen Verhält«
nifs des Sohns Bum Vater hervorgegangen scheinen konn-
te; es mnlste folglich Jenes Gebet, das f^r die gegenwär-
tigen Hörer nöthig viar, für die späteren Leser >\i<"(lrr
annuliirt, oder auf den Werth einer bioii<en Accommodation
restringirt werden. Diese Rücksicht aber kann |tnmOglich
•clion Jesus, sondern nur ein später lebender Chnst ge-
habt haben. Diefs hat schon frdher ein Kritiker geffihlf,
und daher <ien 42. Vers als unäciiten Zusaz von spän rer
Hand aus dem TeiLte werfen wollen ^ Da jedoch dieses
58) DiKKrK\BACif, Über einige walirschoinlichc Inlerpolatloncn im
Kvan^f'liiim Johannis, in Bcatiioldi's lirit. Journal^
Da$ Lebon Jt$u JU ßand^ 11
üiyilizeQ by ^üOglc
161
Zw«it<r Absalmitt.
UrtheU rcn rHmi iuiiercn Gpünden TerlMaen Irt, ao mürsta
man, wenn jene Woüe doch nicht von Jesa sein kftnnen,
annehmen, woeu Lücke früher nicht ganz ungnuMot war 9),
der Evangelist habe Jesu jene Worte nnr geliehe», um die
in V. 41. vorangegangenen bu erläutern. CJan« geKifs ha-
ben vrip hier Worte, die Jesu vom Evangelisten nur gelie-
hen sind: aber, wenn einmal diese, wer steht uns dann
auch hier dafür, dafs et nur. mit diesen sich so verhalt?
In einem Evangehuip, in welchem wir schou so viele Re-
den als blofs geliehene erkannt haben, im Zusammenhang
einer Erzühlung, welche an allen Enden historische ün-
denkbarkeiten h u , ist die Sclnvierigkeit eines einzelnen
Verses nicht ein Zeichen, dafs er nicht snm übrigen, son-
dern in Verbindung mit dem Übrigen davon, dafii das Ganse
nicht in die Isiasse historischer Compositionen gehdrt
Was fürs Andere die Abstufung zwischen den drei
ErsKhlungen in Rücksicht auf die «ussere Beglaubigung be-
trifft, so hat schon Woolston richtig beobachtet, wie auf-
fallend es sei, dafs n*ir die Erweckung der Jairustochter,
in welcher das Wunderbare am wenigsten hervortrete, I i i
drei Evangelisten vorkomme, die beiden andern aber je
nur bei Einem ^»)> swar, indem' es liei der Erweckung
des Lazarus noch weit weniger begreiflieh Ist, wie sie bei
den übrigen fehlen kann, als bei der Erweckung des naini-
tischen Jünglings, so ist auch hier ein voilst&ndiger Ivli-
max vorhanden«
Dafs die znlezt genannte Begebenheit nur allein vom
Verfasser des Lukasevangeliuins erzählt ist, dafs insbeson-
dere Matthäus und Markus sie nicht neben oder statt der
ErsShlting von dem erweckten Mädchen haben , macht in
mehr als Einer Hinsicht Schwierigkeit Schon über-
S9) Comm« s. Job. Ite Aull. 2, S. 310.
4u) So auch der Verf. der ProbabiUen S. 6f .
4!) Dise. 6*
42) Vgl. ScaLmtamcasa, Uber den Lukas, S. 103 C
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Kennt«« KapiteL S« 96. 16S
hanpt als Todtenerwecknng , soUle nuin glanben, da deren
nach unscrii Berichten nur wenige vorgekommen waren,
und diese von ausgezeichneter Beweiskraft sind ^ es müfste
die Evangelisten nicht verdrossen haben | neben der einen
auch noch die sweite aufaunehmen, da es Ja Matthäus fflr
der Mühe werth gehalten hat, e. B. von Blindenheilungen
drei Proben zu berichten , welclie doch weit weniger Ge-
wicht hatten ) wo er also weit eher mit Einer h&tte ab-
kommen , ond statt der fibrigen noch eine oder die ande*
re Todtenerweekong aufnehmen können. Gesest aber auch,
die zwei ersten Evannfelisten wollten aus einem nicht mehr
SU ermittelnden Grunde nicht weiter als Eine Todtener-
wecknngsgesehichte geben ^ so sollten sie^ mnfs man mei«
nen, weit eher die vom Jflngiing zn Nein, sofern sie von
derselben wuPsten, ausgewählt haben, als die von der Jai-
rustochter, well sie, wie oben ausgeführt, eine en^ächiede*
nere und auffallendere Todtenerweckung war. Geben sie
dessen ungeachtet nur die leatere, so kann von der andern
wenigstens Matthäus nichts gewufs't haben; dem Markus
freilich lag sie wahrscheinlich im Lukas vor, aber er war
schon 3, 7. oder 20. von Lukas6, 12. Ci7.) zu Matthäus 12, 15.
übergesprungen, und kehrt erst 4, 35. (21 ff.) an Lukas 8, 22^
(16ff.)2(i<*''ck^'), wo er dann dieErweckong des Jünglings
(Luc. 7, 1 1 ff.) bereits hinter sicli hat. Die nunmehr entstellen-
de zweite Frage: wie kann die Wiederbelebung des Jüng-
lings, wenn sie wirklich vorgegangen war, dem Verfasser
des ersten ßvangeliums unbekannt geblieben sein? hat,
aucii abgesehen \on lieni voraussez-licli aj)Ostolischen Ur-
sprung dieses Evangeliums, doch nicht geringere Schwie-
rigkeiten als die vorige. Waren doch ausser vielem Vol-
ke auch /la^Tal Inctvol dabei; der Ort Nain kann, wie
Jusephus seine Lage im Verhältnifs zum Thabor bestimmt,
nicht fern von dem gewöhnlichen galilälschen Schauplaa
4S) SAimim, iibcr die QucUea de» Markus, S. 66 IT.
11 *
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104 Zweiter Abschnitt.
der Thafi/^Ucit Jesu gewesen sein ; endlich verbreitete
sich ja du«Gei ficSf ^on dem Ereignifs, wie natürlich, weit
noiher CV. 17.). Sculbiehmacher meint , die nichtapostdli-
eehen Verf«««er dir ersten Aofiteichiinngen aus dem Le-
ben Jeüu haben weniger gewn-^f, die vielbeschlifrlgten Apo-
stel um Notizen anzugehen, sondern mehr die Freunde Je-
su Bwelter Ordnung aufgesucht, und liiebei haben sie sich
naturlich am meisten an diejenigen Orte gewendet, wo sie
die reichste Ernte hoffen konnten, nach Kapernaum und
Jerusalem: was sich, wie die in Rede stehende Todtener-
weckung, an andern Orten zugetragen, das liabe nicht so
leicht Gemeingut werden können. Allein diese Vorstellung
der Sache Ist theils su subjektiv, indem sie die Verbreitung
der Kunde von Jesu Thaten durch Nachfrage einselner
Liebhaber und Anektlotensammler gehen läfst, theils, was
damit susammenhängt, liegt Ton dergleichen Geschichten
die irrige Ansieht Bum Grunde, a& wären -sie an den
Plätzen, wo sie vorgegangen, wie träge Klumpen Bu Boden
gefallen, desselben Orts als todte Schätze verwahrt, und
nur denen, die sich an Ort und Stelle bemühten, vorgezeigt
worden: statt dais dieselben vielmehr von dem Ort, wo
sie sich begeben oder gebildet haben, lebendig auiliiegen,
allenthalben umherschweifen, und nicht selten das Band,
das sie mit dem Ort ihrer Entstehung verknüpft, ganz zer-
reissen, wie wir an unsähllgen wahren oder erdichteten
Gesehichten titglich sehen, welche als an den verschieden-
sten Orten vorirefallen dargestellt werden. Bat sich ein-
mal eine solche Erzählung gebildet, seist sie die Substanz,
die angebliche Lokalitfit das Accidens, keineswegs, wie Schlm-
BRMACMBR CS wendet, der Ort die SubstanB, an welche die Er-
Zählung als Accidens gebunden wlire. Lflfst CS sich dem-
nach nicht wohl denken, wie eine ßegebcnheit dieser Art,
wenn sie wirklich vorgefallen war, ausser der allgemei-
nen Oberaeferung bleiben , und daher dem Verfasser des
44) vgl. WiKBA, h. Rcalw. d» A. .
Digitizod by Gü*..wtL
^«UMtet Kapitel. $. 96. 16ft
ersten £?angeliu ms unbekannt sein konnte: so ergiebt sieh
aas der Thatsachei dafs er niehts von derselben weiis) ein
Sehinfs gegen ihr wirkliches Vorgefiillefisefn.
Doch mit ungleich schwererem Gewicht fällt dieser
Zweifelsgrund auf die £reäblung des vierten Evangeliums
Ton der Anferweeknng des Laaams. Wülsten ilie Verfas-
ser oder Sammler der drei ersten Evangelien Von dieser, so
konnten sie aus mehr als Einem Grunde nicht umhin , ^le
in ihre Schriften aufzunehmen. Denn erstlich ist sie unter
sammtliehen von Jesu vollbrachten Todtenerwecknngen , ja
nnter seinen simmtliehen Wandern flberhaapt dasjenige,
dem der Charakter des Wunderbaren am unverkennbarsten
aufgeprägt ist, und welches daher, wenn es gelingt, einen
von seiner historischen Realität an Qberseagen, eine vor>
BligÜeh starke Beweiskraft Imt ^')| wefswegen die Evan-
gelisten , sie mochten schon eine. oder ewei andre Todten-
erweckungen erzählt haben, doch nicht (iberflüssig hiuicii
konnten 9 auch diese noch hinzusufUgen. Zweitens aber
griff sie, laat der Johannelselien Darstellung , entscheidend
In die fintwiekelung des Schicksals Jesu ein, indem nach
11, 47 if. der vermehrte Zulauf zu Jesu und das grofse
Aufseilen, >vas die Wiederbelebung des LsEarus herbeige-
üDhrt hatte I das Synedrium so Jener Berathschiagang* ver-
anlafste, hei welcher der hlutige Rath des Raiphas gege-
ben wurde und Eingang fand. Diese doppelte, dogmatische
sowohl als pragmatische Wichtigkeit des Ereignisses mufste
die Synoptiker nöthigen, es an erzählen, wenn sie davon
wafsten. Indels die Theologen haben allerlei Grfindd aus-
findig (gemacht, warum jene Evangelisten, auch wenn ih*
neu die Sache bekannt war, doch nichts von derselben sol-
len haben erzählen mögen. Die einen waren der IMcinung,
cur Zeit der Abfassung der drei ersten Evangelien sei die
Gescliichte noch In aller Munde, mithin Ihre Anfseiehnuii|>
\ 45) Man crSnnsre sieb der bckanatea Xusseruag voa Smosi.
Digitizc'ü
Ilki Zweiter AbicUnltt.
fiberflUssS^ g^ewesen *'^) ; Andre veriniitheten umgekehrt, man
habe daif weitere ßeknnntwerden derselben ?e^b{iten wollen,
um dem noeb lebenden La«ini«y welcher nach Job. 12, 10»
' we^en lies an ihm fresehehenen Wundert von den jOdiachen
Hiernrchen verfolgt wurde, oder seiner FAmilie, keine Ge-
fahr /u bereiten , wns in der späteren Zeit , als Johannes
sein Evangelium sehrieb, nicht mehr cn liefUrchten gewe-
« sen sei ^^)« Zwar heben sich nun diese beiden GrOndo
aufs Schönste ge^enseifinf auf, und sind auch jeder fftr
sich kaum einer ernsflmfren Widerlegung werth : doch sollen»
weil fihnÜche Ausflüchte auch sonst noch öfter ala man
glauben mSehte , angewendet werden , einige Gegenbemei^
kan^ren nicht (r^'^pnrt sein. Die Rehauptang^ als in ihrem
Kreise allgemoiii bekannt sei die Wiederbelebung de« La-
saros von den Synoptikern nicht anfgezeichnet worden ^
beweist sn viel, indem auf diese Weise gerade die Uaupt»
punkte im Lehen Jesu, seine Taufe im Jordan, sein Tod
und seine Aufersteljung, hätten unbesrhrleben bleiben müs-
sen. £8 dient aber eine solche Sciirift, die, wie unsre
Evangelien^ in einer religiösen Gemeinde entsteht, keines--
wegs blofs dasu, Unbekanntes bekannt so machen, son-
dern auch das bereits Bekannte festzuhalfen. Gegen die
andre l'^rkiäriintr ist schon von Andern bemerkt worden ^
das Bekanntwerden dieser Geschichte unter NichtpalA'sti-
nensem, für welche Markus und Lukas schrieben, habe
dem Lazarus nichts schaden können; aber auch der Ver-
fasser des ersten Evangeliums, falls er in und für Palästina
geschrieben, würde wohl schwerlich aas Rücksicht auf La-
sarus, welcher, ohne Zweifei Christ geworden, wenn er
auch Im unwahrscheinlichen Fall nur Zeit der Abfassung
des ersten Evangeliums noch gelebt haben sollte, so wenig
46) Wmrwr, Aanat. 2. d. St.
47) So Gnonut, Hkudir; such OtiRAVtnv bekennt sich vermu«
tkungsw eise zu dicicr Anticbtj 2; S. f. Aninerk.
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als seine Familie sich weigern durfte | um des fCamene
CiiHati willen su leiden , ein Faktum Tmehwiegmi haben,
iii welchem sieh dessen Herrlichkeit so besonders geoffen-
bart hatte. Die geflihrlichste Zeit für LaEarus war nach
Joh. 12, 10. die gh^ich nach seiner Wiederbelebung ^ und
schwerlich konnte eine so sp&t kommende Ersählung diese
Gefahr erhöhen oder erneuern; ttberheopt mnlste in der Ge-
gend Ton fiethanlen und Jerusalem, Ton weher de« La«
CHrus *lie Gefahr droKte, der Vorgang so bekannt sein und
iiu Andenken bleiben, dafs durch Aufseichnung desselben
nichts Bu verderben war
Bleibt es also, dals die Synoptiker von der AnfSerwe-
ckvng des Lazarus, von welcher sie nichts erzählen, auch
iiicJits gewuDit haben können, so entsteht auch hier die
sweUe Frage, wie die^ Nichtwissen möglich war? Die
mysteriöse Antwort Hasb's, der Gmnd dieser Auslassung
sei in den gemeinsamen Verhöltnissen verborgen, anter
\vi*U Iien die Synoptiker überhaupt von allen früheren Vor-
lalleu in Judäa schweigen, lafst wenigstens dem Aus-
druck nach ungewils, ob damit nu Ungunsten des .vierten
£%angellums oder der übrigen entschieden sein soll. Ge*
raile «lieses Beste an der ÜASE'schen Antwort hat die neue-
ste ikritik des MatthäusevangeUums etwas cufaln'eud ver-
4Ss) s- diese Argumente xcrstrcuk bei Favlvs und LI'ckk z. d.
Absch. ; bei GABi.aa in der ahgcf. Abhandl« S. 23S ff« und
Hisc, L. J. §. 119. Einen neuen Grund, warum namentlich
MatthMuf von der Auferweckung dot Lazarus schweige, hat
HcfnanaaiCR (über die UnzulStsigkeit der mythischen Auffat- .
tung, 2tet Stfick, S. 42.) ausgedacht. Der Evangeliit habe
•ie Oberg angen j weil sie mit einer Zartheit und Lebendig-
keit des CjefühU riarpestellt und Lcliandelt sein wolle , zu ,
wrlrlirr er sich niciil fiifiig gefitlilt habe. Daher habe der
brsf Iii idonc Mann sich lirbcr £^ar nicht an die Geschichte
\va^(Mi wollen, als .^ic in seiner l^rzählung an rührender Hratt
und h>habcnheit verlieren lassen. — Welche eitle Betchei*
denheit daeat gewesen wäre!
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Zweiter Abschnitt.
dorbaii} 'indem sie jene gemeinsamen Verhältnisse eili^rst
ilAhin beetfninite, dafe dareh die Unbekenntachaft mit einer
Geschiehte , die einem Apostei habe bekannt sein müssen ,
die Synoptiiier sich sämmtlicli als Nicht aposfel beurkun-
den ^'). Durch rUese Versichtleistung auf den »posto-
llschen Ursprung des ersten l^vangeliunu wird sein und
der andern Nichtwissen um den Vorgang mit LaBams hoch
iieineswegs erklärlich. Denn bei der Merkwürdigkeit des
FaktnmS} da es ferner .im Mittelpunkte des jüdischen Lan-
des Torgefaiien war, grofses Aufsehen erregt hatte, und
die Apostel als Augeneeugen nngegen gewesen waren: Ist
gar nicht einsusehen, wie es nicht in die allgemeine übei^
lieferung, und aus ihr in die synoptischen Evanirelien hätte
kommen sollen. Mau berief sich darauf, dafs diesen £van*
gellen galiiälsche Sagen, d. h. mandliche Ersählongen und
schrtfitllehe Aufsfitse der galllSlsohen Freunde und Beglei-
ter Jesu Kum Grunde liefen; dlpse seien bei der Anferwe-
okung des Lazarus nicht zugegen gewesen, und' haben sie
also nicht in ihre Jlenkwttrdigkeiten ani^nommen; die
Verfasser der ersten Evangelien aber, Indem sie sich streng
an diese galiläischeii Nachrichten hielten, haben die Bege-
benheit gleichfalls übergangen ^ Allein so streng läfst
sich die Scheidewand swischen 6alil£ischem und Judäi-
ichem' nicht nlehen, dafs der Rnf eines Ereignisses wie die
Anferweckung des Lazarus nicht auch nach GalilKa bStte
hinübertunen mUsSvMi; war es auch nicht in einer Festzeit
vorgefallen, wo (wie Job. 4, 45.) viele Gaiil&er Augen-
seugen sein konnten, so waren doch die JSnger, gröfcern-
thells GalilXer, dabei (V. 160} vnd mufsten, sobald sie
nach Jesu Auferstehung wieder nacli Galiläa knnion , das
Faktum überall auch in dieser Provinz ausbreiten; oder
vielmehr mafsten schon vorher^ an dem lesten von Jofu
49) Scii.NKCKKKBUHGKK, ubcT (Icn Urspr. S. 10*
iO) Oabum, a. s. ü. S. 240 f.
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JSeuutes Kapitel. §. 95.
besuchten Paschafest, die festbesiiohcnden Gniliäer die
stadtkandige Begebenheit erfahren haben. Daher findet
auch LOcKB diese 6ABLBR*8che £ridlErnng nneenUgend ; wenn
er aber seinerseits das Hädiscl durch die Bernerkniifif losen
will, daCs die urspriiuuliche evangelische Uberiieferungf ,
welcher die Synoptiker gefolgt seien, die Ijetdenageschichte
weni;^ pragmatisch, also aach ohne Rücksicht auf diese
Begebenheit, als das geheime Motiv des Mordbefehl« ge-
gen Jesum, dargestellt habe, und erst der in die innere
Geschichte des Synf)driuais eingeweihte Johannes im Stande
gewesen sei, diese Ergfinsong so -geben '0* *^ kSnnte
«war hiemit der eine Grund entkriflet an sein scheinen,
der die Synoptiker nöthigen mufste, jene Begebenheit auf-
Kiinehmen , der nämlich, welcher von ihrer pragmatischen
Wichtigkeit hergenonnien ist; wena aber hinaugeseat wird,
als Wunder an sich ond ohne Jene nXhereri Umstünde be»
trachtet, habe sie sich leicht unter den (ihrigen \V underer-
B£hlangen verlieren k<innen, von welchen wir in den drei
ersten Evangelien eine anm Theil anfällige Auswahl ha-
llen: so erscheint die synoptlsclie Wnnderauswahl eben nur
dann als eine zufällige, wenn man, was hier erst bewie-
sen werden soll , schon voraussezt , dafs die johanneischen .
Wunder historisch seien, und ist sie nicht bis eum Vor-
standidsen anföllig, so kann sie ein solches Wunder nicht
' verloren haben ^2). -
51) Comm. s. Job. 2, S. 402.
St) Darf Ich mich auch auf eine erst zu dmcliende Schrift hezie*
hen , 80 werden wir in den SciiLEiER.MACHKR'schcn Vorlesun-
gen über das Leben Jesu zur lOrMärung des fraglichen Still-
•chweigons darauf vorwiesen werden, dass die synoptischen
Evanfrolien überhaupt das Verhältniss Jesu zur Be^lhanischen
Familie ignoriren , weil ^nelleicht die Apostel eine vertraute
persönliche Verbindung dieser Art nicht in die allgemeine
Tradition haben tUbergehen' lassen wollen , aus welcher jene
evangelisten schSpften; mit dem Verhiatniss Xetu au dieser
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17»
▼ •rark , » »^n - aaic w«»tivit*i" 31.1.1 ■lo»;^» frn^r^ iainrr
lior znm Sj^^t^jittii 4cr ^'-aii'^r^wi^r uci aaait^ntUcii fies
rli»—» Mike ciae inm mmm Cvul£«Iim fvfilhHKW Aat-
ißf^rt »n«! VTLf frkr^ies Lccsi*^ Baniutrah.
len^ Vi ei< r.'^r iJi <^.er »eae« A&ie<Jkbe dem jettigea , der
«M ileM ikJmeif e« der Sitpiifcfi'
•«lifieCtt. eine AkrUie sonder Gkirhn vm! siBsiielwii Man-
gel an ILiuMeUt in da» \ erf.äirnii*» on^rer £Fan£elIen zu
elfiüfider (tt ie es niMlich die eeutliehe Sl« herfielt der Theo-
hgen, äueh dmrtk die amm TkeU tiiftadia Winke dar JPMa-
Vtmilit überbaupl sei nun Mick dieses einzelne aaf sie sich
kezSf'hrnde Faktm mibckaiiBt gckiirkca. AUob was soIHe
die Apostel tu einem tolcheB ZaruckbaltcB kewagt« kaken?
•ollen wir denn an gckenscy oder adft Vanvam an sarle
Verkifidungen denken? sollte kei Jesn nickl anck ein soU
cfim )'rivatvcrhältniis des Crkanlicken Tid gekabt babcn?
Wil l lit li < nllialti n ja die Proben, welche uns Johannes und
Lnl'.as \on (!< ni \ < rl)allniss Jt »su zu der bezeichneten Fami-
lie g< },rn, (Jefcs« n \U:\, und aii^ der Erzählung des Lezteren
von dem Besuch Jesu hei Martha und Maria sehen wir zu-
gleich , daii auch die apostolische WrKündigung heinetwegs
abgeneigt war^ etwas von {enem Verhäitniss sehen ma lassen,
•ofern es allgemeines Interesse gewahren konnte. In dieser
Hinsicht ragte ntin aber die Auferweckvng des Luams ^s
•iiiinentes Wunder okne Vergleickung weiter als jener Be*
•ueh mit seinem irSs rc^^« das PriTstverhSiltniss Je-
lu zur Jiethaniiichen Familie hinaus: das vorau^^esezte Stre-
ben , dirsrn f^eheini zu halten, konnte der Verbreitung von
jener ni» ht in d» n Weg treten.
S3) Krsk, iihi^r den Ursprung des Evang. Matth. Ttib. Zeitichrift^
ibUf Zf ö. 110.
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I^euutea Kapitel. $. 96. 171
bil'ien nicht aufgerüttelt ^ noch immer festfiäU) vorwirft,
nicht 60 sehr, um uns von der bestimmten £rklftrang *a*
rQcksnhalten y dafs wir die Erweck angsgeachichte des La-
zaras für die wie innerlich unwahrscheinlichste, so üusser«
lieh am wenigsten beglaubigte halten, und auch »sen Ab-
schnitt in Verbindung mit den bisher belencüteten als Kenn«
teichen der Unfichtheit des vierten Evnngeiinms betraehten.
Sind auf diese Weise alle drei evancrelischo Todtener*
weckungsgcscliichten durch negative Gründe mehr oder
minder zweifelhaft gemacht, so fehlt jezt nur nocli der po-
sitive Nachweis y dafs leicht aach ohne historischen Grand
die Sage, Jesos habe Todte erweckt, sich bilden konnte.
Vom Messias wurde bei seiner Ankunft nach rabbini-
sehen ^'^j wie nacli N. T.lichen Stellen (z. B. Joh. 5, 28 f.
6, 40. 44. 1. Kor. 19. 1. Thess. 4, 16.) die Anferweckung
der Todten erwartet. Nun war aber die naQHola des Mes-
sias Jesus in der Ansicht der ersten Gemeinde durch sei»
Den Tod in swei Stücke gebrochen: in seine erste vorbe-
reitende Anwesenheit 9 welche mit seiner menschlichen Ge-
bort begann nnd mit der Anferstehong nnd Himmelfahrt
schlofs, und in die zweite, noch zu erwartende Ankunft
in den Wolken des Himmels , um den aiiov {.dlkuiv wirk-
lich ea eröffiien. Da es der ersten Parasie Jesa an der
von einem Hesslas erwarteten Herrlichkeit gefehlt hatte ^
so Warden die grofsartlgen Bethätigungen messlanischer
Macht, wie namentlich die allgemeine Todtenervveckung,
in die sweite^ noch bevorstehende Parusie verlegt. Doch
mofste, cum Unterpfand fitir das sn £rwartende, auch
schon doreh die erste Anwesenheit Ae Herrlichkeit der
zweiten in einzelnen Proben hindurchgeschimmert, Jesus
seinen Beruf, einst alle Todte zu ei*wecken, schon bei sei-
ner ersten Anknnft durch firweckung einiger Todten be-
urkundet haben 9 er mulstei um seine Messianit&t gefragt,
54) BaafMOUiTi Ghristol. Jud. %. S5.
Zweiter Abschnitt.
unter den Kriterien derselben auch das y$x(^l ^iyelQOvrai
(Matth. 11| S.) haben aufflBhrön und seinen Aposteln dieselbe
Vollmacht ertheilen können (Matth. 10, 8. vgl. A. 6. 9, 40.
20, 10.) I namentlich aber als genaues Yorsiilel davon, dafa
einst ndAig ol h roTg fivijuelo^g axoaovrai tf^g funrng avtS
»cd ixnoQivaovtai (Job. ft, SS f.) 9 einem riaaa(iag ^fUQttg
Ttp f4V}jpel(i) qxüvfj peyah] das SevfM f^ia nu-
gerufen haben (Job. 11, 17. 43. )• die Entsteluing de-
tailiirter £rzHltlungeii von einzelnen Todtenerweckungoii
lagen aberdiefs im A. T. die geeignetsten Vorbilder. Die
Propheten Elias (1. KOn. 17, 17 ff.) und £lisa (S. K5n.
4, 18 if.) hntteii Todte erweckt, und darauf berufen sich
jüdische Schriften als auf ein Vorbild der messiaiiischen
Zeit ^^). Objekt ihrer Todtenerweckungen war bei bei*
den ein Kind, nur. ein Knabe, wie in der den l^^n optikern
gemeinsamen Erzählung ein Mädchen ; beide erweckten es,
wie Jesus die Jairustochter, noch auf dem Bette ^ beide
so, da(s üie sieh allein In die Todtenkammer begalien, wie
Jesus dort Alle ausser wenigen Vertrauten liinauswiea;
nur braucht wie billig der Messias die mühsamen Mani-
pulationen nicht vorzunehmen, durch welche die Prophe-
ten an ihrem Zwecke zu gelangen suchen. £lia im Beson-
dern erweckte den Sohn einer 'Wittwe, wie Jesus un Nain
that; er begegnete der Sareptanlschen Wittwe (aber yor dem
Tod ihres Sohnes) am Thor, wie Jesus mit der Nainitiselicn
(nach ihres Sohnes Tod) unter dem Stndtthor zusammentraf;
endÜeh wird mit denselben WoHen beidemale gemeldet^ wie
der Wnnderthflter den Sohn der Mutter unrlick gegeben ha-
be ^<^). Seihst ein bereits in's Grab Gelegter, w ie Lazarus, wur-
de dui*ch Elisa erweckt (2Kön. 13,21.), nur dafs damals der
Prophet längst todt war, und die Berührung seiner Gebeine den
55) s. die Band ], S. 73. angeführte Stelle aus Tancliuma.
5U) 1 Hön. 17, 23. LXX: xal ?Soixsv auro rj /i^r^l av«i. I^uc.
«
L/iyiii^cG by Google
I
Menntes Kapitel. % 97. 173
BofUlig diiniuf geworfenen Leicbiijam belebte; swiecben den
Bovor engeflihrten A. T.lichen Todtenerwcckiingen aber
und der des Lazarus besteht darin eine ÄJuiiichkeU, dafs
Jesus, während er bei den beiden andern geradesu gebie-
tend auftritt, bei dieser ca Gott betet| wie £l!sa und
namentiicb £lla getban batte. Wahrend nnn Paulus auch
auf diese A. T.lichen Erzählungen seine an den evangeli-
schen vollzogene natürliche Erklärung ausdehnt: haben Hei-
tersehende Theologen iftngst bemerkt, dafa die T.lichen
Todteherweckungen nichts Andere» als Mythen seien, ent-
standen aas der Nei<ruiig der ältesten Christengenieinde ,
ihren Messias dem Vorbilde der Propheten und dem mes-
sianischen Ideale gemäfs bo machen
$. VT.
Sturm See- und l^iscbgcscbichtea.
Wie fibierhaopty wenigstens nach der Darstellnn^ der
drei ersten Evangelisten ^ die Umgegend des gallläischen
57) So der Verf. der Abhandlung über die verschiedenen Rücksich-
ten , in welchen der Biograph Jesu arbeiten l^ann, in Beh-
tmoldt's kril. Journal, 5, S. 257 f. Kaiser, bibl. Theol. 1,
S. 202. — li'ine der Erweckung des Jünglings zu Nai^ auffal«
lead Übnliche Todtenerweckung weist Fhilostratus von tti*
nem ApoUoniut zu ersMhlea: >»'Wie es nach Lukas einJiiag-
^ lingy der einsige Solm einer "Wittwe^ war, der schon vor
die Stadt liinautgetragen wurde: so ist es bei Fliilostratns
ein erwachsenes , schon dem Brüutigam verlobte» MSdchen,
dessen Bahre Apollonius begegnet. IHr Befehl, die Bahre
niederzusetzen, die blosse Berührung und wenige ausgespro-
chene Worte reichen hier wie dort hin , den Todlen wieder
zum lieben zu bringen" (Baur , Apollonius v. Tyana und
Ciuristus, S. 145). Ich m'öchte wissen, ob vielleicht Paulus
oder wer sonst Lust hatte, auch diese Erzählung natürlich
zu erbUren ; wenn man sie aber ^ wie man wohl nicht um-
hin bsnn, sls NacbbHdung der evangelischen fassen nuss :
m
Zweiter Abtebnitt.
Sees IIauptschau])Iaz der Thütigkeit Jesu war: so steht
aach eilte ziemliche Anzahl seiner Wunder mit dem See in
unmittelbarer üesiehung. Eines von dieser Gattmig^ der
dem Petras beseheerte wunderbare Fisebzug^ hat sich uns
bereits sar Betrachtung dargeboten; übrig sind nun noch
die wunderbare Stillung des Sturms, der, wahrend Jesus
aciiliefy auf dem See entstanden war, bei den drei Synop»
tifcem; das Wandeln Jesu auf dem See, gleiclifalls wäh*
rend eines Sturms, bei Matthfius, Marlius und Johannes,
die ZusamiiuMifnssung der meisten dieser Momente, welche
der Anhang des vierten Evangeliums in die Zeit nach der
Auferstehung verlegt; endlich deryon Petrus mn erangein«
de Stater bei MatthXus.
Die zuerst genannte Erzählung (Matth. 8, 23 ff. jiaralL)
will uns ihrer eigenen Schlulsiurmei zufolge Jesum aia
denjenigen darstellen, welchem oi oVc/iOi xcti ^ ^ulaaaa
vnaxssaiv* £s wird also, wenn wir den bisherigen Wun-
derklimax verfolgen, hier nicht bloi's vorausgesezt , dais
Jesus auf den menschlichen Geist und durch diesen auf den
Kdrper psychologisch^ oder auf den vom Geist verlassenen
mensciüichen Organismus neu belebend, auch nicht blofs,
wie in der früher erv\ogenen Eischzugsgeschiclite , dal's
er auf die vernunftlose aber lebendige JNatur, sondern,
dals er selbst auf die leblose unmittelbar bestimmend habe
einwirken können.* Durch ein richtiges Bewufstseln davon,
wie eine solche Gewalt über die äussere Natur mit der
ßestimmung Jesu für die Menschheit und ihre Erlösung •
so gehört schon eine vorgefisste Meinung von dem Charsk*
ter der N. T.licben Bilchcr dazu, um der Contequens aus-
suweichen , datt ebenso die in Urnen sich findenden Todlen-
erwecltungen nur minder absichtlich entstandene Nacbbüäun-
gen jcncr A. T.lichen seien, welche selbst aus dem Glaal>en
des Altcrlhums an die den Tod hezwingcndc Kraft gott^e-
liebter Männer (Herkules, Asculap), und naher aus den jü-
dischen üe^riffen von einem Propheten abxuieitcn sind.
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Neuntep Kapitet {• 97. 17ft
an sich nicht nnsAmmenhfinge, Ist Oj.8hau8EN tmf den Ver-
sach gpfQhi*t woi'den y das Natarereignifs , welchem Jesns
hier Einlialt thut, in eine Beziehung zur Sünde, und da-
mit zum ßeruf Jesu £u setzen. Die IStürme sind ihm die
Krümpfe and Zackungen der Natar, und als solche Fol-
gen der SOnde, welche in ihrer forchtbaren Wirksamkeit
auch die physische Seite des Daseins zerrüttet hat Al-
lein nur eine Naturbeobnchtung, welche über dem Einzel-
nen das Allgemeine Tergifst, kann StUrme, Gewitter n. dgl.
die im Znsammenhang des Gänsen ihre noth wendige Steile
und wolilthätige Wirkung haben, als Übel und Abnormi-
tüten betrachten ) und eine VVeltansicht , weicKo im Ernst
der Meinung ist, vor und ohne den SündenfuJi würde es
keine Stürme und Gewitter , wie andrerseits keine Gift-
pflanzen nnd reissende Thlere, gegeben haben, streift
man weifs nicht, soll man sagen, an das Schwärmerische
oder an das ICindische. Wozu aber, wenn sich die Sache
auf diese Weise nicht fassen iiiist | bei Jesa eine solche
Macht über die Natnr? Als Mittel, ihm Glanben en erwe-
cken, war sie unzureichend und überflüssig: denn einzelne
Gläubige fand Jesus auch ohne diese Art von Maciit bewei-
sen, und allgemeinen Anhang ▼erschafiten ihm auch diese
nicht. Als Bild der ursprünglichen Herrschaft des Men-
schen über <lie äussere Natur, zu deren Wiedererlangung
er bestimmt ist, kann sie ebensowenig betrachtet werden,
denn der Werth dieser Herrschaft besteht eben darin, dala
«ie eine Termittelte, durch das fortgeseste Naclidenken und
die vereinigte Anstrengung von Jahrhunderten der Natur
abgerungene, nicht aber eine unmittelbare, magische ist,
weiche nur ein Wort kostet. So ist in Besug auf den
Theil der Natur, von welchem, hier die Rede ist, der
Rompafs, das Dampfschiff, eine ungleich wahrere Verwirk»
lichung der UeiTschaft des Menschen über dieselbe^ als
t) I». CoflEun. 1, 8. ae7*
176 . Zweiter Abschnitt
die Betchwichtignng des Meeres dareh ein blofses Wort
gewesen wäre. Die Sache hat aber noch eine andere Sei-
te^ indem die Herrschaft des Menschen über die Natur
nicht blofs eine in sie eingreifende ^ praktische ^ sondern
anch eine immanente oder theoretische ist^ vermöge wei*
eher der Mensch, auch wo er änsserlich der Macht des
Elementes unterliegt ^ doch innerlich nicht von derselben
besiegt, wird y sondern in der Überseogong, dafs die JNi^
targewait nur das Natflriiche an ihm so serstären vermd-
ge, sich in der Seibstgewifsheit des Geistes Uber den mög-
lichen Untergang seiner Natürlichkeit emporliebt. Diese
geistige Macht, sagt man, bewies Jesus , indem er mitten
im Starme rahig schlief, und, von den sagenden J fingern
anfgeweclit, ihnen MuTth einsprach. Da jedoch, wenn
Muth bewiesen werden soll, wirkliclie Gefahr vorhanden
sein mufs, für Jesnin aber, sofern er sich als die unmit-
telbare Macht Uber die Natur wuCste, eine solche gar nicht
vorhanden war: so hfitte er anch von dieser theoretischen
Macht keine wahre Probe hier abgelegt.
In beiden Hinsichten hat die natürliche Erklärung in
der evangelischen Ersählnng nur das Denkbare und WUn-
schenswerthe Jesu sugeschrieben finden wollen, nämlich
einerseits verständige Beobachtung des Gangs der Witte-
rung, andererseits hohen Muth bei wirklicher Gefahr des
Untergangs. Das £m%ifi$v ToTg dvifiotg soll nur in einem
Sprechen Ober den Sturm, in einigen Ausrufungen Aber
seine Heftigkeit, das Stiliegebieten in der auf Beobachtung
gewisser Zeichen gegründeten Voraussage bestanden haben,
dafs der Sturm sich nun wohl bald legen werde, und der
Zuspruch an die Jünger soll, wie jener bekannte von Cl«
sar, nur aus dem Vertrauen hervorgegangen sein, dafs ein
Mann, auf welchen in der Weltgeschichte gerechnet sei,
nicht so leicht durcli Zufälle aus seiner Bahn herausge-
wrorfen werde. Dafs hierauf die im Schiff Befindlichen die
StÜlnng des Sturms als Wirkung der Worte Jesu angese-
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Nennte« KepiteL S* 177
hen haben, l>ewebe nichts ^ da Ja Jesn^ ihre Deutung nir-
gends bUlige Boeh aneh miTsbUligt hat er sie nicht,
nnerachtet er den Eindmcli wohl liemerken mnfste, wel«
eben von der bezeichneten Ansicht aus der Erfolg nuf die
Leute gemacht hatte; er rnüfste also absichtlich^ wie Yen«
TOJiiNi wirklieh annimmt , ihre hohe Meinung yon seiner
Wnndermaeht nicht haben stören wollen, > um sie desto
fester an sich zu knüpfen. IN och ganz abgesehen hieron
aber, wie sollte die natürlichen Vorzeichen von dem Ende
des Sturmes Jesus, der nie einen Beruf auf dem See ge-
habt hatte, besser verstanden haben, als ein Petrus, Ja-
kobus, Johannes, M'elche von Jugend an auf demselben
einheiinisch waren Endlich^ wie konnte, wenn Mat-
thäus , zwar ' damals noch nicht in der Qeselischaft Jesu,
doch ohne Zweifei von den ttbrigen Jüngern als Augen-
sengen den Hergang vernommen hat, von diesen dem bie-
ten Rüsonnircn Jesu über das Wetter der Sinn eines iju^
tift^ gegeben werden ?
£s bleibt also dabei: so, wie die Evangelisten uns
den Vorgang erzählen, müssen wir In demselben ein Wun-
der erkennen; dieses nun aber vom exegetischen Ergcb-
nils zum wirklichen Faktum su erheben, fttllt nach dem
oben AusgeflUhrten äusserst schwer, woraus gegen den hi-
storisehen Charakter der ErsXhlung ein Verdacht erwächst.
Näher jedoch Ififst sich, den Matthäus zum €h*nnd gelegt,
gegen die Erzählung bis zur Mitte von V. 2(>. nichts ein-
wenden, sondern Jesus kannte bei seinen öfteren Fahrten
auf dem galilftischen See wirklich einmal geschlafen haben,
als ein Sturm aasbrach, die Jünger kUnnten* ihn mit Schre-
cken erweckt, er aber ruhig und gefafst dns ti\ ötihn tze,
UtfOTU^O^l uu ihnen gesprochen haben. Was dann wei-
J) so Vämxtj ex. Handb. 1, b, S. 468 ff. Vkwturim, 2, S. 566 ff.
iUuaa, hibL Tbeol. 1, S. 197. Auch JUm, ^. 74» findet die-
se Ansicht mVgltch.
3) Hub, '«, a. O.
Ifoi Mm Jam ih üsfur, 12
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ns Zweiter Abschnitt.
ter folgt, das h:TtTiu(v rf^ ^a/.(<(ror^, welches Msrkns wie-
der mit seiner bekannten Vorliebe für solche Machtworte
mit den angeblich eigenen. Ausdrücken Jesu nach griechi-
scher Übersetsung (atcma, ^^//ictKro!) wiedergiebt, der
Erfolg und der Eindruck, könnte in der Sage hineugefDgt
worden sein. Dai's ein solches inniin^n' if] ^aXuooi] Jesu
angedichtet werden konnte, dazu lag die Veranlassung im
A. T« Hier wird In poetischen Darstellungen des Durch-
gangs der Isra^SlIten durch das rothe Meer Jehova als der- *
jenige bezeichnet, welcher inert fny^oe rfj e()ii}Q(c dakdaarj
4 (Ps. 106, 9. LXX* vgl. ^ahum 1, 40» dafs sie zurückwei-
chen sollte» Da nun das Werkzeng dieser Zurfick Weisung
^ des rothen Meers Moses gewesen war CSMos. 14, 16. tl.)}
so lag es nahe, seinem grofsen Nachfolger, dem Messias,
•elni Ähnliche Funktion zuzuschreiben ^ wie denn wirklich
« ____
nach, rabbinischen Stellen in der messianischen Zelt ein
ihnliches Austrocknen des Heeres, von Gott ohne Zwei-
fel durch den J\lessias — bewirkt, erwartet wurde, wie
einst Moses eines herbeigeführt hatte '^). Dnfs Jesu hier
statt des Anstrocknens nur ein Stillen des Meers snge-
schrieben wird, erklArt sich, wenn man den Sturm und
die dabei von Jesu bewiesene Fassung historisch jüniint,
eben aus dem Anknüpfen des Mytiiischen an diese ge-
schichtliche Grundlage 9 wo ein Austrocknen des Sees, da
sie ja sa SchiflEe waren, nicht an der Stelle gewesen wäre.
immerhin indefs ist es ohne sicheres Beispiel , und
auch an sich unwahrscheinlich, dafs auf den Stamm eines
wirklichen Vorfalls ein mythischer Zusas in der Art ge-
pfropft worden wXre, dals jener vdUfg nnverfindert blieli»
Und Ein Zug ist schon in jenem bisher als historisch vor-
ausgesezten Stücke, welcher, nüher angesehen, sich doch
elier dafür giebt, in der Sage gedichtet, als wirldlch so
vorgefallen cn sein. Dals nSmiich Jesus vor dem Aua-
4} 8. Band I, S. 75, Anmerk.
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I
JNeantes Kapitel. $. 97. 179
briich des Sturmes einschlief , und auch als er ausbrachi. '
nichr sogleich erwachte, das war flicht seine That, son«
dem Zafall; eben dieser Zufall aber ist es, welcher der
ganzen Seene erst ihre volle Bedeutung giebt; denn der '
im Sturm schlafende .Jesus ist durch den Cuntrast, wel-
cher darin liegt, ein nicht minder sinnvolles Bild, als delr
nach 80 vielen Stürmen Im Schlaf an der heimische|i Insel .
landende Odyssens. Oafs nnn Jesus wirklich bei'm Aas-
bruch eines Sturms geschlafen , kann zwar von Ungefiibr
in Kinem Falle unter sehn geschehen sein: auch in den
nenn Fällen aber, wo es nicht gesehehea war^ sondern Je-
sus nur überhaupt im Sturme gefaftt und 'muthig sieh seig-
te, würde, glaube ich, die Sage ihren Vortheil so weit ver-
Stauden haben, dal's si^ den Contrast der Seelenruhe Jesu
mit dem Toben der Elemente, wie er sich für den Ge-
danken in den Worten Jesu ausdrückte, so fittr die An-
8ctiauung in das Bild des im Schilfe (oder wie Markus
malt auf einem Kissen im üintertheil des Schiffs) schla-
fenden Jesus susammenfafste. Wenn so , was in i^iiiem
Falle vielleicht sich wirklieh ereignet hat, In neun Fxllen
von der Sa<^e produeirt werden mufste: so ist doch wohl
wahrsclieinlicher, dafs wir hier einen dieser neun, aia
dala wir jenen Einen Fall vor uns haben. Bliebe auf die-
se Weise als historische Grundlage nichts mehr übrig, als
dnfs Jesus im Gegensaz zu tobenden Meereswellen den
Glaubensmuth seiner Jünger in Anspruch genommen, so
mufs er diels nicht gerade mitten in einem Seesturm oder
überhaupt zur See gethan haben, sondern, so gut er bild-
lich sagen konnte : wenn Ihr Glauben habt nur eines Senf-
korns grofs, 'so seid ihr im Stande, zu diesem l>er<> zu
sprechen: hebe dich weg und wirf dich ins Meer (Matth.
21, 21.), oder zu diesem Baume: entwurzle dich und pflan-
ze dich In den Meeresgrund (Luc. 17, 6.}> und beides mit
S) vgl. Siivina, Uber di« Quellen des Markus, S. 52.
n *
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180
Zweiter Absclinitt
Erfolg Cxcel vny]y.aoiv av vfiiVj Luc): so konnte nach, sei
es er sich des Bildes bedienen, oder die Sage es ihm nnoh-
bildend leihen, dafs demjenigen, der Glauben habe. Wind
und Wellen auf das Wort gelioraam teien (Sri xal Tolg
avliioig tTtiiauoei xcci nl» \ ()un^ xai tmaxHHOiv am([) Luc.).
Bringen wir nun noch in Rechnung, was auch Olshauskn
bemerkt, und Scumkckbnbo&okr belegt hat^), dafs der
Kampf des Gottesreicha mit der Welt in der ersten chriat-
liehen Zeit gerne mit einer Fahrt durch einen stürmischen
Ocean verglichen wurde: so sieht man, wie leicht die Sa-
Je dasn liommen Jioonte, aus der Parallele mit Moses, aus
kttssemngen Jesu, und ans ihrer Vorsteliung Ton ihm als
demjenigen, welcher daa Schliflein des Gottesreichs durch
die empörten Wogen des xoofiog sicher hindurchsteuert,
eine solche Erzählung cusammenausetzen. Uder, abgese-
hen hieven, die Sache nur allgemein vom Begriff einet
Wunderthfiters aus betrachtet, findet man e. B. auch ei-
nem Pythagoras ähnliche Macht über Sturm und Unwetter
sugeschrieben '^).
Verwickelter als diese erste ist die andere See- und
Sturmgeschichte, welche dem Lukas fehlt, dagegen aber
neben Matth. 14, 22 ff. und Marc. 6, 45 ff. sich auch bei
Johannes, 6, IG ff., findet, wo der Sturm die in der JNacht
aliein schiffenden J (Inger Überfällt, und sofort Jesus, über
den See daherwaiidelnd, an ihrer Rettung erscheint Wäln
rend auch hier mit Jesu Eintritt in das Schiff wunderba«
rer Weise der Sturm sich legt, bildet doch den eigentli-
chen liiioten der i^ra&hiung dieüs, dafs in derselben der
6) Über den Ursprung u. f. S* 68 f«
7) Ntch Jinriilick. Tita Pyth. 135, ed. RnssttNS, wurden von
Fytbagorat ertählt Svfßtttr ßiattay x^^**^^^ /Jmäc naftaurCxa
nartvrijaeit »a\ »v/uärwy noTa^i'toy je xa\ ^alaanttoy antvSiaa uo\
n^ot tvfia^fj jüv haiqtm dtöfiagip. Vgl* f orpbyr. V. ^. ZB»
ders. Ausg. '
Digitizod by (J>o<^j
Meuiito«. Kapitel. $. 97.. Itil
Leib Jesu von einem Gesetze, welches sonst ausnahoMio«
alle menschlichen Leiber in seinen Banden hält, von dem
Oeses der Schwere, so sehr ans|(enomnien erscheint , dals
er im Wasser nicht nur nicht unti r-, sondern seihst nicht
einsinkt, vielmehr über die Wellen wie über festen ßoden
sich emporhält* JDa miir«le man sich den Leib Jesu in ir-
gend einer Art als einen itheriscben Schelnitörper denkeni
wie die Doketen thaten, eine Vorstellung, welche, wie
von den Kirche nvütern als eine irrelij^iöse, so von uns als
eine abenteuerliche suriick gewiesen werden muls. Zwar
tagt Olsbaosem , an einer höheren Leiblichkeit, geschwän-
gert mit Kräften einer hftheren Welt, dOrfe eine solche
Erscheifuiiifj nicht befremden^): doch das sind Worte, mit
welchen sich kein bestimmter GcdniiUe verbindet. Wenn
man die den Leib verldärende und« vollendende Thäcigkeit .
des Geistes Jesu, statt sie als eine solche so fassen, welche
seinen Leib den psychischen (leset/cii der Lust und Sinn-
lichkeit immer vollständiger entnahm, vielmehr 80'versteht|
da(s derselbe durch sie den physischen Geseteen der Schwe-
re enthoben worden sei: so istdiefs ein Materialismus, ron
welclicm, wie oben, schwer zu eiitschejden ist, ob man ihn
mehr phantastisch nennen soll oder kindisch. Ean Jesus,
der im Wasser nicht einsänke, wäre ein Gespenst , und
die JOnger in unserer Ersählung hätten ihn nicht nüt Un-
ivcht dafür gehalten. Auch daran müssen wir uns erin-
nern, dnfs bei seiner Taufe im Jordan Jesus diese Eigen-
schaft nicht aeigte, sondern ordentlich wie ein anderer
Mensch untertauchte. Hatte er nun auch damals schon die
Fäfn'gkeit, sich über der Wasserfläche «u halten, und wollte
sie nur nicht gebrauchen? und war es also ein Akt seines
Willens , sich schwer oder leicht itu mac)ien ? oder aber,
wie Olsbausiii vielleicht sagen würde, war er cur Zeit
seiner Taufe im Procels der Läuterung seines Kärpers noch
8) a. a. O. S. 491.
Diqiti^ed by Google
l%% Zweiter Abselinitt.
nfoht so weit gekonmen , dafs ihn das Wssser frei gfetra-
gen hatte, sondern so weit hätte er es erst später gebracht S
^ Fragen, die wir nur mechen, nm eii^ui Blick in den
Ab^und von üncrereimf helfen zu eröffnen, in welche msn
sich bei der supranaturaiistiscben Deutung dieser Erzäh-
lang verwickelt«
Sie SU vermeiden, hat die natflrllche Erkiäning man»
üherlei Wendiing^en genommen. 'Am kflhnsten hat PAüLUft
geradeza behauptet, es stehe gar niclit im Text, dafs Je-
las auf dem Meere gegangen, das Wunder in dieser Sreile
sei lediglich ein philologisches, Indem das mQinox&v inl
ri^g S^alaaarjg nur, wie 2 Mos. 14, 2. Jas cifctromSevetr inl
tr^g ^akaoar^g ein Ladern, so ein Wandeln über dem Meer,
d« h* am erhabenen Ufer desselben, bedeute Der Be-
deutung der einzelnen Worte nach ist diese iiirklämng mög-
lich: ihre wirkliche Anwendharkelt aber mnPs sich erst
aus dem Znsnmmenhang ergehen. Dieser nun läfst die Jün-
ger 2.5 — 50 Stadien weit gefahren sein ( Joh.) oder mitten
Im See sich befinden (Matth, u. Mark«), nnd nun heifst es,
Jesus sei auf sie «n«, nnd swar so nahe, dafs er mit ih»
nen spi*echen konnte, an das Srliiff herniin;(»kommen, jrfo«-
nccToiv^ inl rrjg O-celctoat^g — wie konnte er dicis, wenn er
am Ufer bheb? Dieser Instans ausenweichen , Tcrmuthet
Paülüs , die Jttn?er seien In der« stOrmlschen Nacht wohl
nur am Ufer Inrifrefahi'on : was dein ir itiöo) irg O^a^MO"
ar^g^ wenn es auch allerdings nicht mathematisch genau,
sondern nach populärer Redeweise cn nehmen ist, bu ent«
schieden widerspricht , um In weitere Rflcksicht kommen
stu können. Tüdtlioh aber verlezt sich diese AufTassun^s-
weise an der Stelle, wo Matthäus auch von Petrus sagt,
dafs ei* »araßag utco tS nXoi» TtfQundtf^sv inl %u vdata
(V. 2909 waSj da unmittelbar darauf von xavanovrl^eadttt
9) Paulus, Memorabilien, 6. Stück | No. V. ^ ex. Hsadb. 2, S«
238 ff.
üiyiiized by
Meujites Kapitel. $. tf7<
18S
die Hede ist, doch wohl kein Wandeln am Ufer sein kann,
und wenn dieses nicht, dann aooh nicht das wesentÜch'
ebenso beeeichnete Wandeln Jesu '^).
Aber, wenn Petrus bei seinem ntQincnHv inl ra vöiaa
SEU sinken anfieng, könnte da nicht bei ihm sowohl als bei
Jeans an ein Schwimmen auf dem See od^r an ein Waten
dttrch seine Untiefen sn denken sein ? Beide Ansichten
sind wirklich aufgestellt worden Allein das Waten
mtifste durch niQinaxuv diu r. ausgedrückt, um das
Schwimmen zu beaeichnen aber doch irgend einmal in den
parallelen Stellen der nne(gentliche Ausdruck mit dem ei-
^reiitlichen yertanscht sein; abgesehen davon, dafs 25 — SO
iStaiiien im Sturm zu schwimmen, oder bis gegen die Mitte -
des gewifs nicht so weit hinein seichten Sees zu waten,
beides gleich nnmttgüoh sein mufste} femer ein Schwim*
mender nicht leicht ftlr ein Gespenst gehalten werden konn-
te, und endlich die Bitte des Petrus um besondere Erlaub-
iiii's, es Jesu nachzuthun, und dafs er wegen Mangels an
Glauben es nicht ▼ermöchte, auf etwas libematttrliches
hinweist 'O*
Das ftfisonnementj worauf aneh hier die natürÜclie Ausle-
gungsweise beruht, hat bei dieser Gelegenheit Paulus in
einer Weise ausgesprochen, an welcher der zum Grunde
liegende Irrthum besonders glficklich in die Augen iäiiL
Die Frage, sagt er, bleibe in solchen Fällen immer die,
ob die Möglichkeit eines nicht ganz genauen Ausdrucks von
Seiten der Schriftsteller, oder eine Abweichung vom Na-
tuHauf das Wahrscheinlichere sei? Man sieht, wie falsch
das Dilemma gestellt ist, da es Tielmehr nur heilsen sollte^
10) Gegen die höchst gewaltsame Auskunft, wulcbe hier Pav&vs
traf, t. Stork, Opusc. acad. 3, p.
Ii; Jciip von BoLTKK, Bcricbl des IVlatth'aus s. d. St., dictc in
llK^KK^s neuem Ma^^azin, 0, 2, S. 327 ff.
12) vgl. Paulus und I'AtiAsciiK z. li. Si.
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> *
Zweiter Absehaltl.
ob e« wahrscheinlicher sei, dafs der Verfasser sich nnge»
naa (vielmehr widersinnig) ausgedrückt, oder ^lals er eine
Abweichang vom Natarlauf habe^ ersählen wollen; denn
nur von dem, was er geben will, ist sunffebtt die Rede:
was wirklich zum Gmnd gelegen, das Ist, selbst nach dem
immerwährenden PAULUs'scben Reden Ton Unterscheidung
des UrtheUs vem Faktoui eine ganc andre Frage* Dar*
aas 9 dafs unserer Ansicht snfelge eine Abweichung tohi
Natnrlaaf nicht vorgekommen sein kann, folgt keineswegs,
dafs ein Erstthier aus der christlichen Urzeit eine solche
nicht annehmen und berichten konnte ■^): um also das
Wunderbare ans dem Wege sn rinmen, dürfen wir es
nicht ans dem Bericht hinaus erkittren, sondern das müssen
wir versuchen, ob nicht der ganze Bericht aus dem Kreise
des Geschichtlichen aussuschiiefiicn iat. Und in dieser Hin-
sicht hat nun zuvörderst jede unsrer drei Relationen el-
genthttmliche Zttge, die in iiistorisclier Hinsicht verdächtig
sind.
Am auffallenclsten sticht ein solcher Zug bei Markus
hervor I wenn er V. 49. von Jesu sagt, er sei auf dem
Sieer gegen die Jünger dahergekommen, noX ^ile fiageJi^Zv
crrrut:, nur Ihr angstvolles Rufen habe Ihn vermocht, von Ihnen
^utiz zu nehmen. Mit Recht deutet Fritzsche diese Stelle
so, daf« Markus dadurch anzeigen wolle, Jesus habe im
Sinne gehabt » durch göttliche Kraft unterstüst, über den
gansen See, wie über festen Boden, hfnübersugehen. Aber
uiit eben so vielem Rechte fragt Paulus : hätte etwas zweck-
loser, abenteuerlio ler sein können, als ein so seltsames
Wunder au thnn, ohne dafs es gesehen werden sollte?
Nur dafs man defswegen nicht mit diesem Ausleger den
Worten des Markus den natürlichen Sinn geben darf, als
hätte Jesus die in der Nähe des Ufers Schiffenden zu Lande
vorübergehen wollen | aumal die wunderhafte Deutung der
13) t. die treffliche Stelle bei FaiTztcius, Comm. ia Matth, p. 505«
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Neuntes. Kapitel. $•
1S5
Steile dem Geist unsres Schriftstellers vollkommen tmf^
mesMii ist. Nieht sofrieden mit der DarsteUnng seines Ge-
währsmanns, dafs JesQS mit besondrer Rttclisi^ht aaf die
Jünger diefsmal einen so ausserordentlichen Weg gemacht
habCf giebt er durch jenen Zusnz der Saclie die Wendung,
als wire Jesn ein solches Gehen auf dem Wasser so na-
tflrlieb und gewöhnlich gewesen, dafs er auch ohne Rflek-
sicht auf die Jünger, -vvo ihm ein Wasser im Wege lag,
seine Strafse über dasselbe so unbedenklich , wie über fe-
stes Land, nahm« Dals nun ein solches Gehen bei Jesu ha-
bitoeil gewesen, dlefs würde am entschiedensten eine Ols-
HAUSEN'sche Leibesverkllirung, mithin das Undenkbare, vor-
aussetzen, wodurch sich dieser Zug als einer der stärk-
sten von Jenen zu erkennen giebt, durch welche das sweite
Evangelium sich hin und wieder der apokryphischen Über^
treibung nähert • •
Auf andre Weise findet sich bei Matthäus das Wun-
derbare des Voi^angs, nicht sowohl gesteigert, als verviel-
fiicigt, indem er ausser Jesu auch den Petrus einen, wie-
wohl nicht gans gut abgelaufenen, Versuch im Gehen auf
dem Meere maclien läfst. Diesen Zug macht ausser dem
Stillschweigen der beiden Correterenten auch seine eigne
Natur verdächtig« Auf das Wort Jesu hin und durch sei-
nen anfönglichen Glauben vermsg Petrus wirklich eine
Zeit lang auf dem Wasser zu gehen, und erst als Furcht
und Kleingläubigkeit ihn ergreift, fängt er unterzusinken
an. Was sollen wir nun hieven denken? Vermochte Je*
aus mittelst e^nes verklärten Leibes auf dem Wasser su ge-
ben: wie konnte er dem Ferrus, der eines solchen Kör-
14) Des Marlens Neigung zum übertreiben rcigt sich auch in der
Schlussformel, V. 51 (vgl. 7, 37): »al Xiay e* m^ioan (v
imyroif eit^arro xat i&av^ta^oy , worin man doch nicht mit
Tkwn C2, S. 266) eine Mittbilligung des imverhiUtnistmXs«
•igen Erittuneat wird finden woliea«
9
18d Zweiter Abschuitt.
pars sicli nicht erfreute, zusprechen, ein Gleiches zu thun ?
oder wenn er durch ein blofseeWort den Leib des Petrus
vom Geses der Schwere dispensiren lionnte, ist er denn
noch ein Mensch? und wenn ein Gott, wird dieser auf
den £infall eines Menschen hin so spielend Naturgesetze
eeeeiren lassen? oder endlich, soll der (ilaube die Kruft
haben, augenblicklich den Körper des Glfiubi^en leichter
zu raachen? Der Glaube hat freilich eine solche Kraft, näm-
lich in der kaum erwähnten bildlichen Rede Jesu, naeh wel-
cher der Gläubige Berge und Bfiame in's Meer mu Tersetsen, —
und warum nicht anch auf dem Meere ma wandeln? — im
Standeist. Und dafs nun, sobald der Glaube weiche, auch
das Gelinrren aufhöre, diels konnte in keinem der zwei er-
steren Bilder so geschickt dargestellt werden, wie in dem
losten durch die Wendung: so lange einer Glauben habe,
vermönfc er ungefährdet auf dem wogenden Meere einher»
zuschreiten, sobald er aber Zweifeln Kanin ^ebe, sinke er
unter, wenn nicht Christus helfend ihm die Hand reiche.
Das also werden die Grandgedanken der von Mi^tthäus ein-
geschobenen Erzählung sein, dafs Petras auf die Festigkeit
seines Glaubens zu viel vertraut habe, durch das jilö/Iiche
Schwachwerden desselben in grofse Gefahr gekommen,
aber durch Jesus gerettet worden sei, ein Gedanke, wel-
cher sieh Luc. 22, 31 f.* wirklich ausgesprochen findet,
wenn Jcius zu Simon saut: q auiavag i^i^ujoazo Vftü^ zu
avnaaai ('tg zov aizor' tyia dt ISft^d^f-v ntQl a&, ivcc fit^
btltimn 1/ ni^is <F&. Diefe sagt Jesus dem Petras mit Be»
sag aof seine bevorstehende Verleugnung: diese war der
Fall, wo sein Glaube, kraft dessen er sich so eben noch
erboten hatte, mit Jesu xcil Big q>vXaxr^v xal ffV xh'crcaov
nogeisat^aif wankend wurde, wenn nicht der Uerr durch
seine FOrbitte ihm neue Stärke yerschafflt hätte. Nehmen
wir dazu die schon erwähnte Neigung der ersten christli-
clien Zeit, die den Christen aufechteude Welt unter dem
Bilde eines wilden Meeres darsustellen : so werden wir
Neu Utes Kapitel. 97. 187
nicht umhin können 9 mit einem der neuefiten Kritiker in
dem sich muthif nnm Gehen auf dem Meer anaehickenden, ^
bald Jedoch kleinmOthig ariteralnkenden , aber von Jesu
emporgehalfenon Petrus eine in Her Snjre ^ebllflefe alle^o-
rtach- mythische Darstoiliin^ jener (ilaubensprobe zu fin-
deiii welche der ao atark aioh dfinkende Jünger ao ach wach
beatanden, und nnr durch hdberen JMatand glficklieh iber-
alanden hat '^}.
Doch auch der Relation des vierten Evang^ellums fehlt
ea nicht an einigen eigenthHoiÜchen Zflgen^ die einen nn*
biatoriaeben Charakter rerratben. Ton Jeher bat ea den
Harmonisten Kreuz gemacht, dnfs nach Matthäus und Mar-
kus das Schiff erst un^refähr in der Mitte des iSees sieb
iiefand, ala Jeaua demaeiben begegnete : nach Johannes aber
bald Tollenda das Jenseitige Üfer erreicht gehabt haben aoll |
dafs nach jenen Jesus wirklich noch in das Schiff stieff ,
und darauf der Sturm sich lejg^te : nach Johannes dagegen
die Jfinger ihn ewar in daa Schiff nehmen wollten , die
wirkliche Anfhabme aber durch daa sogleich erfolgte An*
Janden üherflüssig" gjeraacht wurde. Zwar fand man aucb
hier Ausßrieichungen in Menge : das zu kaßhlv gesezfe r^O^i-^
Xav aollte bald abundiren, babi, w^'e wenn ea i^'hhXnmc
Sjtßw hiefse, die freudige Aufnahme beaeiobnen, bald nnr
den ersten Bindruek liesch reiben , welchen das Erkennen
Jesu auf die Jünger gemacht habe, wobei die später wirk-
lich erfolgte Aufnahme in das Schiff verschwiegen sei
Doch SU einer solchen Deutung liegt der elnaige Anlafs in
der unbefugten Vergleiebnng der Synoptiker: in der Er-
zählung des Johannes für sich liegt niclit nur kein (inind
dafür, sondern ein entschiedener dagegen. Denn der hin-
sngefiUgte Sas: sv^ioig vo nXoiov iyifevo 47U tijg y^Qj
vnY/ovy wenn er aneb nicht durch di, sondern durch
15) jVcRHScxBKBVaetn) über den Ursprung Ur t« f. S. 68 f.
IQ s. bei LOcaa und Taetvca, «
«
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s
I
f
ISS Zweiter Abaohnitt.
«Oft angeknüpft Ut» kann doch nar adversativ in dem Sinn
Ijenommen werden, dafa es cur wirklichen Aafnahine Jesu in
das SchliF oneraohtet der BereitwUIf^keit der Jünger doch
nicht gekommen sei, weil sie sich bereits am Ufer befunden
haben. In Betracht dieser Diflei*enz hat Chrysostomos snei
Terschiedene Gänge Jesu anf dem Meer angenonmen^ und
wenn er sagt, bei dem aweften Fall, den Johannes ensfih-
le, sei Jesus nicht in das Schiff gestiegen, ha z6 O^avffce
fiBi^ov iQyaaijrai '^^'): so werden, wir diese Absicht auf
den Eyangelisten Übertragend sagen , wenn Markus das
Wunder dadurch vergrüssert habe, da(s er Jesu die Ab-
sicht, an den Jüngern vorbei über den ganzen See hinüber-
Euwandeln, unterlegte: so gehe Johannes noch weiter, in-
dem er ihn diese Absieht wirklich ausfitthren, und ohne •
Aufnahme in das Schiff bis an das Jenseitige Ufei^ gelan-
gen lasse. — Doch nicht nur zu vergrössern, sondern auch
fester zu begründen und zu constatiren hat der vierte Evan-
gelist das vorliegende Wunder gesucht. Mach den Syn-
optikern sind die einsigen Gewihrsmftnner desselben die
Jünger, welche Jesum auf dem Meer daherschrelten sa-
hen: Johannes fügt zu diesen wenigen unmittelbaren Ge-
wfihrsmAnnem eine Masse von mittelbaren hinan , näm-
lich das Volk, das bei der Speisung versammelt gewesen
war. Dieses nlimlich, wie es am andern Morgen Jesum
nicht mehr an Ort und Stelle findet, berechnet nach ihm,
1) suSchiff könne Jesus nicht über den See gekommen sein,
denn a) 'das Fahrseug der Jünger habe er nicht raitbestie-
gen (V, Ä), b) ein andres Fahrzeug sei nicht dagewesen
(ebendas.); dafs er aber 2) auch nicht zu Land hinüber-
gekommen sei, ist darin enthalten, dafs das Volk, als es
sofort über den See fiShrt, ihn bereits am Jenseitigen Ufer
findet (V. 25.) , wohin er EU Lande In der kurzen Zwi-
schenzeit schwerlich gelangen konnte* So bleibt in der
17) Honll. in Joann. 4S.
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• Neuntes RapiteL $. 97«
189
Dmteliong des vierten ETengeliams^ indem alle natürlichen
Wege des RinQberkommens Jesn abgesehnitten werden^
mir ein übernatürlicher Übrig, und diese Folgerung ist von
der Menge in der verwunderten Frage wirklich gezogen,
welche sie an Jesnm, als sie ihn am Jenseitigen Ufer ün^
det, macht: note wde ytyovag; Da diese ganae Controle des
Munderbaren Übergangs Jesu an der sclinellen Überfahrt
der Menge hängt: so beeilt sich der Evangelist, zum Be<
hnf von lUeser älka nloutqia herbeisnschaffen (,V* 23*).
If an Ist die Oberfahrende Menge (V. 2S. 26 ff.) als dicjeni*
ge bezeichnet, welche Jesus wunderbar gespeist hatte,
und diese belief sich (nach V. 10. Jt auf 5000 Menschen.
Wenn von diesen auch nnr ^> Ja nur hinüberfuhr, so
b^urfte es hiesn, nach der richtigen fiemerliang dmr^Pro-
babilien, einer ganeen Flotte von Schiffen, namentlich wenn
man an Fischernachen denkt; nimmt man aber FrachtscJiiÜ'e
an 9 so werden diese nicht gerade alle die Richtung nach
Kapemanm gehabt, oder dem Begehren des Volks aniieb
Ihre nrsprOngliche Richtong abgeändert haben. Es scheint
also dicise ganze Volksüberfahrt nur gemacht zu sein'^),
theils um das Wandeln Jesu auf dem Meer durch eine
Controle an bestätigen, theils, wie wir später noch sehen
werden, um Jesnm, welcher der allgemeinen Oberlieferung
zufolge unmittelbar nach der Speisung an das andre Ufer
des Sees sich begeben hatte, noch mit dem Volk über die
Speisong reden lassen sn können«
Nach Hinwegnahme dieser, den elnaelnen Eraählnngen
eigenthümlicheji Auswüchse des Wunderhaften bleibt im-
mer noch der Stamm des Wunders, dafs nämlich Jesus
eine bedeutende Strecke weit auf dem Meer gewandelt ha-
be, mit aller oben aoseinandergeseaten Unwahrscheinlich«
keit eines solchen Faktums zurück. Doch hat uns die
Auflösung jener £)ebenaüge, indem wir die Anlässe ihrer
18) Baaiscaaamaa, FrebsbiL S. 81.
I
100 Zweiter Abschnitt
•
nnhistorisehen Entstehang entdeckten, <!ie Aaflindung sol-
cher Anlässe nucli für die IlaupterzHhlting erleiehtert, und.
damit die Auflösung auch dieser selbst möglich gemacht.
Dafa die Gewalt Gottes und des mit ihm einigen mensch-
lichen Geistes Ober die Natar von den HebrKem nnd er-
steil Christen gerne unter dem ßihle einer Übermacht über
die tobenden Meereswellen vorgestellt wurde, haben wir
ans dem vorigen Beispiel^ gesehen. In der Erzählung des*
Exodus stellt sich diese Übermacht so dar , .dafs das Meer
durch einen Wink aus seiner Stelle verjagt, und so dem
Volk Gottes ein trockener Weg durch seinen Grund geöff-
net wurde; in der snvor betrachteten N. T.Uchen £rBäh*
lung so, dafs das Meer an seiner Stelle blieb , und nur so
weit zur Ruhe gewiesen wurde, dafs Jesus und seine Jün-
ger zu Schiff gefahrlos über dasselbe hinübergeiangen konn-
ten : in der jest vorliegenden Anekdote wird aus der zwei-
ten der Zug beibehalten, ,dafs das Meer an seiner Stelle
bleibt, zugleich jedoch aus der ersten der herbeigeholt,
dafs zu FuFs, nicht zu Schiffe hinübergevvandelt w ird, doch,
mit Rücksicht auf den andern Zog, nicht durch seinen
Grund, sondern Ober seine Oberfläche. " Dals sich auf sei-
ehe Weise die Anschaunng der Ubermacht des Wunder-
thaters über Wasserwogen fortbildete, dazu läfst sich theils
im A».T., theils in den Meinungen des Zeitalters Jestt
noch nfihere Veranlassung finden. Unter den Wundern
des Elisa wird neben dem, dafs er mittelst seines Mantels
den Jordan getheilt, und so trockenen Fufses habe hin-
durchgehen können (2 Kön. 2, 14.) > auch das erzählt, dala
er ein in*8 Wasser gefallenes £isen schwimmend gemacht
habe C2 Kdn. 6, 0.): eine Übermacht Uber das Gesez dep
Schwere , welche der W^underthäter wohl auch am eige-
nen Leibe geltend machen, und so, w ie es Hiob 9, S. LXX. von
Jehova heifst, tbJs rngmosKay wg in idaqtug &ü ^ttldaar^g
eich darsteilen Itonnte. Ton Wnnderthätem , die auf dem
Wasser gehen konnten, wufste man Sich um die Zeit Jesu
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\
Neuntes Kapitel, ii 97. 191
Vieles SQ erssJihlen* Abgesehen von (>!gentha milch grieehi»
sehen Yoi-stellnngen '^)) so schrieb die orientalisch - grie-
clüsche Sage dem Hyjierboreer Abarls einen Pfeil ru,
auf welchem er über Flüsse, Meero und Ab^a'iiiuie schwe-
bend seete ^°>; der gemeine Volksn^Iaube lieh manchen
Thanmaturgen die Fiihigkeit, auf dem Wasser bu gehen
und es erscheint so die Möglichkeit, dafs sich aus allen
diesen Elementen und Veranlassungen eine gleiche Sage
auch über Jesum bilden konnte, ungleich gröfser, als die
eines wirklichen Vorgangs dieser Art, — womit nnsre
Rechnung geschlossen ist.
Mit den bisher betrachteten Seeanekdoten hat die Joh.
21. erzählte q>ca'fQ<ttaig Jesu inl rr^g ^alaaarg irg Ti/^ioti»
Sog so auffallende Ähnlichkeit, ^dafs wir, obwohl das vierte
£vangellnm den Vorfall in die Tage der Auferstehung Je-
su verlegt , doch nicht umliin können , wie wir sie schon
frühe^ ihrem einen Theile nach mit der £rzählung vom
Fischsug Petri in Verbindung brabbten, so nun ihren an-
dern BestandtheÜ mit dem Wandeln Jesu und Petri auf
dem Meer in Parallele zu setzen, ßeidemale wird in dem
noch nächtlichen Dunkel des Frübmurgens Jesus von den
im Schiffe befindlichen Jüngern erblickt, nur dais er bei
dem spfiteren Falle nicht wie in dem früheren auf dem
Meere geht, sondern am Ufer steht, und die Jünger nicht
durch iSturm, sondern nur durch die Fruchtlosigkeit ihrer
Fischerarbeit in Verlegenheit gesezt sind. Beidemaie fürch-
ten sie ihn: dort, weil sie ihn für ein Gespenst halten, '
hier wagt es keiner, su fragen , wer er sei , eidoTtgy ozl 6
Kviftog tctv» Im Besondern aber findet die dem ersten
Evangelium eigenthümüche Scene mit Petrus in der genann-
ten Stelle des vierteir ihre Parallele. Wie Petrus dort«
19} s. die Steiiea bei Wmn», p. 417 f.
2tg) Jamblicb. vita Pylhagorse 136, vgl« Porphyr. 29»
21) Lucisn. VliUopiendes, 19*
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m Zweiter Absehnitt
als der fiber den See -elnhersehreitende Jesae sieh so er»
kennen giebt, ihn um die Erlaubnifs bittet, zu ihm über
das Wasser hingehen zu dürfen: bo wirft er sich hier^
eobald der am Ufer stehende Jesus erkannt ist» in das
Wasser, om auf dem kttrzesten Wege sehwlmroend bu ihm
Ell gelangen. Da auf diese Weise, was in jener früheren
Erzählung ein wunderbares Wandein auf dem Meere, in
I der vorliegenden in Bei^ug auf Jesnm ein wunderloses Ste-
hen am Ufer, in Beeng auf den Petrus aber ein natttrli*
, dies JSchwimmen ist, somit die leztere Geschichte fast wie
eine rationalistische Paraphrase der ersteren lautet: so hat
es nicht an solchen gefehlt, welche wenigstens von der pe-
trinischen Anekdote im ersten £vangelinm behaupteten, daft
sie eine traditionelle Umbildung des Zugs Joh. 21, 7. in*s
Wunderhafte sei ••). Diese Vermuthung auch auf das
Meerwandeln Jesu ^useudehnen, wird die jetsige. Kritik
dadurch abgehalten 9 dafs diesen Zug das als apostolisch
▼orausgesesste vierte £vangeitum selbst in der fraberen Er^
sahlung hat; M'ogegen wir auf unserem Stnmlpunkt es
gar wohl möglich finden werden, dafs demselben vierten
Evangelisten dieselbe Geschichte in swiefacher Form mu
Ohren gekommen, und von ihm an verschiedenen Orten
seiner Erzälilung einverleibt worden sei. Indessen, wenn
beide Gescliichten verglichen werden sollen, so dürfen wir
nicht schon cum Voraus die eine 9 Job« 21., als die nr-
eprfingliche, die andere, Matth. 14. parail., als die abge-
leitete setzen, sondern müssen erst fragen, welche von bei-
den sich eher zum Einen oder Andern eigne ic Allerdings
nun, wenn wir dem bewährten Kanon folgen, dafs die
wunderhäftere Erzählung die spätere sei, so erscheint die
von Joh. 21. in Bezug auf die Art, wie Jesus in die Nahe
der Jünger, und Petrus zu ihm gelangt, als die ursprüng-
liche. Aber aufs Engste hängt mit Jenem Kanon der an-
r
22) ScBXBCHBHBURMR^ übct dcn Urspr. S. 68.
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Keuntes Kapitel. $. 97*
193
dre sasammen, dafs die einfachere Ersählang die frtilierei
die coMmmengesestere die spätere iat, wie das Conglome«
rtii spfiter als die einfache Stelnbildung, — und nach die-
sem Kanon wMre nmgekehrt die Ereühlung Job. 21. die ab-
geleitete, da in ihr die bezeichneten Züge noch mit dem
wanderbaren Fiscbzug verflocbten sind, während sie In
der früheren Eralihlang HUr sich ein Ganses ansmaehem
Allerdings swar kann auch ein grfifseres Ganse In kleinere
Stücke zersplittern r doch solchen Bruchstücken sehen die
getrennten Erzählungen vom Fischzug und vom Wandeln
aof dem Bleere keineswegs Mhnlieb, welche vielmehr Jede als
wohlgeschlossenes Ganse sich verhalten. Aus dieser Ver-
flechtung mit dem Wunder des Fischzugs, Vfozu noch kommt,
dafs der ganze Vorgang um den auferstandenen Jesus, der
an sich schon ein Wunder ist, sich dreht, nird nun auch
erklArlich , wie , gegen die sonstige Regel, die oft beseieh*
neten beiden Züge in der späteren Diirstellung ihr \\ iin-
derhaftes verlieren konnten , indem sie nämlich durch die
Verbindung idit' anderweitigem Wunderbaren an blofsen
NebensOgen, snr natfiriiohen Staffage heruntergesest'vmr»
den. Ist aber auf diese Weise die Erzählung »Joh. 21. oi-
ne durchaus abgeleitete, so ist sie in Bezug auf ihren hi-
storischen Werth bereits mit denjenigen Eraählungen be«
nrtheilt, welche ihre Grandlage bilden«
Sehen wir, ehe wir weiter gehen, auf die bisher durch-
laufene Reihe von Sturm-, See - und Fischgeschichten zu-
rück, so ünden wir, dafs Ewar die eine finsserate der an«
dern dordiaus nn&hnlich ist, indem in der einen blofs von
Fischen , in der andern blofs vom Storm gehandelt wird :
doch aber, je nachdem man sie aufstellt, hängt jede mit
der folgenden durch einen gemeinsamen Zug zusanimon«
0ie£nBihlttng von der Berufung der Menschenfischer (Matth«
4, 18 ff. paraU.) erdffnet die Reihe; mit>dieser hat die vom
Fischzug des Petrus (Luc. 5, 1 ff. ) die Gnome von ]\u ii-
^benfischern gemein , aber das Faktum des Fläciizug^ ist
JJms L§k§n Jna iL JUmA. iZ
9
194 Zweiter Abscknitt.
ihr eigontliiimlioh 3 dieser lezfcre kehrt Joh. 21. wieder,
wo noch das morgenliche Stehen Jesu am Ufer und da«
HinOberachwimnitfii de« Petra« damkomnit ; diel« Stehen
und Schwimmen erscheint* Matth. 14, 22 ff* parall. eis Ge*
hen aaf dem Meer, uüd zugleich ist ein Sturm und dessen
Aufhören mit Jesu Eintritt in das Schiff hinzugefügt;
Matth. 8} 23 ff. parall. endlich ateht dieStiUiing dea Starma
durch Jeaara ffir aieh allein.
Entfernter von den bisher betrachteten Erzählungen
steht die Geschichte Matth. 17, 24 ff. Zwar findet sich auch
hier wie bei einigen von Jenen eine Anweiaung Jesu an
den Petrua cum Fischfang, welcher, wie swar nicht aua-
drOcklich gesagt ist, doch yoransgesezt werden mufs, der
Erfolg entspricht : aber theils soll nur Ein Fisch, und zwar
mit dem Angel, gefangen werden, theils ist die Hauptsache
die, dafa in aeinem Manie ein Geldatllck gefunden werden
soll, am damil die Tempelateuer Ulr Jesus und Petrus, um
welche der leztere angegangen war, zu bezahlen. Diese
Ereählung, wie aie sunfichst sich giebt, hat eigenthümliche
Schwierigkeiten, welche pAULua gut anseinandersest, und
auch Olshausbn nicht in Abrede stellt. Wenn nfimllch
Fritzsciie mit Recht bemerkt, zwei wunderbare Stücke
seien in dieser Geschichte: da« eine, ^vSh der Fisch einen
Stator im Maule haben sollte, das andere, dala «leana füe£s
Torherwnlste, so erscheint theils jenes und damit auch die«
ses als abenteuerlich, theils das ganze Wunder als unnö-
thig. Zwar, dafs Fische Metalle und Kostbarkeiten Im
Leibe gehabt haben, wird auch sonst ersähit-^), und ist
nicht unglaublich; dafs aber ein Fisch ein GeldstOok im
Maule haben und darin behalten sollte, während er zu-
gleich nach 4cm Angel 8chnn})|)t, das fand auch Dr. Schkap-
PlMOER nnbegreiflich. Der Anlafs des Wunders aber
23) Die Beispiele s. bei WiTSTirt z. d. St.
24) Die heU. Schrift des a. Bundes 1, S. 3i4. 2te Aufl.
I
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m
konnte weder Oeldmiingel sein : denn wenn «aeh damflla
gerade kein Vorrath in der gemeinsRmen Kasse war, so
befand sich doch Jesus in dem befreundeten Kapernaumj^
WO er auf DaiÜrlicbem Weg au dein nöthigen Gelde gelan-
gen konnte, man mflfste denn mit Olsbaussn das Entleh*
nen dnreli Zusammenwerfen mit dem Betteln gegen das
von Jesu zu beobachtende decorum divinum finden; noch
konnte Jesus nach so vielen Proben seiner Wonderkraft
anch dieses Wunder noch nöthig finden, am den Petras
im Glauben an seine Messianität an bestärken.
Defswegen ist es nicht zu verwundern, wenn ratio«
nalistische Ausleger gesucht haben, eines Wunders, das
auch Olshauskn das schwierigste in der gansep eyangeli-
scben Geschichte nennt, um jeden Preis sich an entledigen:
es liommt nur auf die Art an, wie sie diefs angegrifTeii
haben. Der Nerv der natürlichen Erklärung des Faktums
liegt darin, dais man in der Anweisung Jesu das tvQi^aHg
nicht Tom unmittelbaren Finden eines Staters im Fische,
sondern Ton einem mittelbaren Erwerben dieses Geldbe-
trags durch Verkauf des Erangelten versteht^'). Dafs das
angeseigte Wort auch diese Bedeutung haben kann, ist zu-,
angeben, nur mufs, dals es diese und nicht seine gewöhn-
liche Bedentong habe , im einaelnen Falle aus dem Zusam-
menhang erhellen. Wenn es also in unsrem Fall hicfsc:
nimm den ersten besten Fisch, trage ihn auf den Markt,
jraxsl €Vfija€tg gm^qa^ io wlire Jene Erklärung an der
Stelle; da stett dessen dem evQijaeig vielmehr ein avol^ag
TO auiij vorhergeht, da also nicht ein Ort zum Ver-
kaufen, sondern nur ein Ort am Fisch angegeben ist, \^o
der Steter erlangt werden sollte, so kann nur an ein
unmittelbares Finden des Geldstttcks in diesem Theile des
Fischs gedacht werden ^^). Woau wäre auch das Öffnen
25) Paulv«, ex. Handb. 2, 502 ff. vgl. Hasb, L. J. ^. Iii.
26) vgl. Stojui hof^ FLATT*schen Magazin, 2, S. 68 ff.
* 13 •
Zweiter Abschnitt
lies Fischraanls ausdri ckÜch bemerkt , wenn nicht eben in
demtelben da« Begehrte gefanilen werden sollte? Paulus
findet darin nur die Anweisong, den Fisch onge^lamt vom
Angel lösen, um ilin lebendig so. erhalten und desto
eher verkäuflich zu machen. Zu dem Befehl, das Maul
des Fisches eu öffnen, könnte allerdings, wenn sonst nichts
dabei stünde, die Uerausnahme des Angela als Zweck und
£rf(>lg hinzugedacht Vierden: da aber evQtlaeig gaiijQa da*
beisteht, so ist unverkennbar dieses als nächster Zweck
des Mauiöffnens bezeichnet. Das Gefühl, dafs, so lange
▼on einem Aufthun des Maules am Fisch in der Stelle die
Itede sei, auch der 8tater als in denselben mn findender
vorausgesezt wer le, bewog die rationalistischen Erklärer,
das gofiu wo möglich auf ein anderes Subjekt als den^Fisch
mu beEiehen, und da war nnr der Fischer, Petras, ttbrig*
Da nun aber das gofta durch das dabeistehende autö an
den Fisch gebunden scheint, so hat Dr. Paulus, den Vor-
schlag eines Freundes, statt ar/&, eiQfjOfig geradezu av&—
iVQ^OBtg BO lesen, mildernd oder ttberbietend, das stehen
gelassene atSftf von cd; a getrennt, adverbialisch genommen,
und iibersczt: du darfst dann nur deinen Mund aufthun,
um den Fi-ich feilzubieten, sov^ irst du auf der Stelle iuvtS)
einen Stater für denselben ausbeaahlt bekommen. Wie konnte
aber, mulste man noch fragen, in dem fischreichen Kaper-
iiaum ein einaiger Fisch so theuer beaahlt werden? daher
nahm dann Paulus das %dv uraßuviu UQunov ixO^iv ^()0v
collectiv: nimm allemal den Fisch, der dir ftuerst aufstöfst,
und maehe so fort, bis du eines Staters werth eran-
gelt hast
Werden wir durch die Reihe von Gewaltthätigkeiten^
welche aur natürlichen Erklärung flieser Erzühlung nö-
thig sind, wieder eu derjenigen siirttckgewiesen , welche
hier ein Wunder findet, und Erscheint uns doch nach dem
früher Bemerkten dieses VV iiimIi i' als abenteuerlich und
nnnötiug, mithin als unglaublich; so bleibt nichts übrige
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ffeuattts Kapitel. $• ^* I9T
«Is auch hier ein sagenhaftes Element vorauszusetzen.
Diefs hat man so versucht, dafs man ein wirkliches aber
Mlfirliclies Faktnm als suiii Grande liegend annahm , daft *
Bimlich Jesus einmal den Petras angewiesen habe, so lan-
ge zu fischen, bis die Tenipelsteuer erangeit würe, woraus
dann die Sage entstanden sei, der Fisch habe die Steuer»
mttnse im Manie gehabt'^)« Diesen immer ungenttgenden
Mittelweg Bwischen natfirlicher und mythlseher £rklfirung
so vermeiden, denken wir uns lieber als Veranlassung die-
ser Anekdote das vielhenUzte Thema von einem Fischfang
des Petrus auf der einen^ und die bekannten £rsähiungen
Ton Kostbarkeiften, die im Leibe von Fisehen gefunden
worden, auf der andern Seite« Petrus war, wie wir ans
Matth. 4, Luc. 5, Job. 21. wissen, in der evangelischeu
Sage der Fischer, welchem Jesus in verschiedenen Forracnf
sanfiebst symboliseh, dann eigentlich, den reichen Fang
beseheerft halte* Das Werthvolle des Fsngs tritt nan hier
als Geldniünze heraus, welche, wie dergleichen Dinge sonst
im Bauche von Fischen , so durch eine Steigerung des
Wunders gleich im Maule des Fisdhes gefunden werden
sollte. Dals es gerade der nur Tempelsteuer erforderliehn
Stater ist, könnte durch eine wirkliche Äusserung Jesu
über sein Verhältnifs zu dieser Abgabe, welche zufällig
mit Jener Anekdote in Verbindung kam| veranlafst sein^
oder kdnnte umgekehrt der iii der Sage vom Fischfang cn«
fkllig vorhandene Stater an die Tempelahgahe, welche för
awei Personen eben so viel betrug , und den darauf he*
Bfiglichen Ausspruch Jesu erinnert haben.
in diesen mährchenhaften Ausläufer endigen die See - lud
fisch- Anekdoten.
S. 98.
Die wmiderbsre Speisung.
Wie in den suleat betrachteten üeschicht^n Jesos be-
27) KATt^KR. bibl. Tbeol. 1; S. 200. vgL Uass s. «. O.
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4
198 Zweiter Abschnitt.
•ttniBeiid nnil besXnfti|(eiiil auf die vernanftlose and selbst
auf die leblose Kntnr einwirkte; so wirkt er in denjenigen
Erzfihlungeii, zu deren Befrachtung wir jezt fortschreiten,
sogar vermehrend nicht allein auf Naturgegenstände , son-
dern selbst auf künstlich verarbeitete Natarprodnkte.
Dafii Jesus subereitete Nahrungsmittel auf wunderbare
Weise vermelirt, mit wenigen Broten und Fischen eine
grofse Menschenmenge ^speist habe, erzählen uns mit seU
teuer Einstimmigkeit sSmmtliche Evangelisten (Matth. 14,
IS ff. Mare. 6, 30 ff. Lue. 9, 10 ff. Joh. 6, 1 ff. >. Und
glauben wir den heiden ersten von ihnen , so hat Jesns
diefs nicht hlofs Einmal gethan, sondern Matth. 15, 32 ff.
Marc 89 1 ff. wird eine Kweite Speisung eralihlt, bei der
es im Wesentlichen ebenso wie bei der ersten uusieng«
Sie fKlIt der Zeit nach etwas später; der Ort ist etwas an*
ders bezeichnet, und ^ie Dauer des Aufenthalts der Menge
bei Jesu abweichend angegreben; auch ist, was mehr besa-
gen will, das GröfsenverhältniCi swischen dem Speisevor*
rath und der Menfchenmenge ein verschiedenes, indem das
erstemal mit 5 Br iten und 2 Fischen 5000, das zweitemal
mit 7 Broten und wenigen Fischen 4000 Mann gesättigt
werden, und dort 12, hier 7 Körbe mit Brocken übrig
bleiben. Demungeachtet Ist nicht nur die Snbstans der
Geschichte auf beiden Seiten ganz dieselbe: Sättigung ei-
ner Volksmenge mit unverhältnifsmäfsig wenigen Nahrungs-
mitteln , sondern auch die Ausmalung der Seene ist in den
ürundsagen gans analog: beidemale das Lokal eine einsa-
me Oegend in der Nffhe des gafiläischen Sees; beidemale
die Veraiihissuii^ des Wunders ein zu langes Verweilen
des Volks bei Jesu; beidemale beseigt Jesus Lust, die
Menge ans eigenen Mitteln su speisen, was die JOnger als
eine unmögliche Siehe betrachten; lieldemale besteht der
disponible Speisevorrath Im Broten und Fischen; beidemale
lAfst Jesus die Leute bieli lagern und theilt ihnen nach
gesprochenem Dank^ebet durch Verokittlnng seiner Jünger
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ans; befdenale werden sie Tellkommen satt, and e« kann
noch eine unverhaltnirsmürsig groAie Menge übrior gebliebe-
ner Brocken ih Körbe geMumelt werden ; endlich einmal
wie das andere aesl Jetos naeh voilbrachter Speisang Uber
den See.
Bei dieser Wiederholung desselben Faktums macht na-
mentlich die Frage Schwierigkeit, ob es wohl denkbar seii
dnis die Jünger , nachdem sie seibst mitangesehen hatten ^
wie Jesus mif wenigen Nahrungsmitteln eine grofse Menge
zu speisen vermochte , dennoch bei einem zweiten ähnli-
chen Fall jenen ersten spurlos vergessen gehabt ^ und ge-
fragt haben sollten: aoi^&f ^fur iv iQtjfiig ÜQVOi %oa5%otf
üga XOQfaaai oxlov toaövov; Wenn man sich ÜBr eine sol-
che Vergefslichkeit der jHnger darauf beruft , dafs sie auf
Ähnliche unbegreilliche Weise die Erkl^trungen Jesu über
sein bevorstehendes Leiden und Sterben vergessen gehabt
haben, als dasselbe eintrat so ist es ja ebenso noch eine
olischwebeiMie Frage , ob nach ' so deutlicben Voraussagen
Jesu sein Tod den Jüngern so unerwartet hätte sein kön-
nen! Denkt man sich aber zwischen beide S^ieisungen eine
lingere Zeit und eine Ansahi analoger Fülle iiineln , wo
aber Jesus nicht fiHr gut gefunden habe, auf wunderbare
Weise zu helfen so sind diefs theils reine ErdichtoJigen,
theils bliebe auch so unbegreiflich^ wie die gar su spi*e-
J) Olsmauskh, 1, S. 512. Die ebcndas. in der Anmerkung gel-
tend. gemachte Instanz, dass laut des a^ruf eiaßo/zer Matth.
i6y 7. die Jünger auch nach der zweiten Speisung noch sich
nicht gemerkt hatten y wie man in der N'ihe des Menschen -
sohns keine Speise für den Leib mitsunehmen brauche > be-
weist desswegea nSchtt, weil die ümstXnde hier gsns andere
waren. Dats aus der wunderbaren SXttigung des zufalUg in
der Wüste vertpMteten Volks die Jünger nicht den beque-
men Schluss sogen , welchen der bibl, Cooiau darsus sieht,
kann ihnen nur zur Khrc gereichen*
2) i>cr8. ehendas.
iOO Zweiter Absohuilt.
• ■
ehende Ähnlichkeit der Umttffnde vor der eweiten BfMt-
sung mit denen vor der ersten auch nicht Einen der Jün-
ger an diese sollte erinnert haben. Mit Recht beliaupteC
deher Paulus, hätte Jeeue schon einmal die Menge daroh
ein Wnnder «respeist gehabt, so wttrden'bei'm Eweiten Mal
die Jünger nnf seine Erklärung, er möge das Volk nicht
nüchtern entlassen, ihn getrost zur Wiederholung des vo-
rigen Wunders aufgefordert haben«
Jedenfalls daher, wenn Jesas ra Bwei verschiedenen
Malen eine Volksmenge mit unverhältnifsmÄrsig" geringem
Vorrath gesättigt hat, müfsfe man mit einigen Kritikern
annehmen,^ dafs aus der Ersählang von der einen Bege-
benheit viele Züge in die von der andern flbergegangen ,
und 80 beide, nrsprOnglieh sieh unfthnÜcher, In der mQnd-
liehen Überlieferung immer mehr ausgeglichen worden seien,
wobei also namentlich die zweifelnde Frage der Jünger
nur das erste, nicht aber aneh das eweitemal vorgekem^
^men seih kSnnte Für eine solche Assimilation kann
der Umstand eu sprechen scheinen , dafs der vierte Evan-
gelist, der namenflieh in den Zahlangaben auf Seiten der
ersten Speisung dei Matthäus und Markus ist, doch von
deren sweiter Speisunisragesehichte die Züge liat, dais eine
Anrede Jesu, nicht der Jünger, die Scene eröffnet, und
dafs das Volk zu Je>u auf einen Berg kommt. Allein wenn
man hiebei die Grnndzüge: Wüste, Speisung des Volks ^
Aufsammeln der Brocken, auf beiden Seiten stehen Ififst,
so ist auch ohne jene Frage der Jünger immer noch un*
wahrscheinlich genug, dafs eine solche Scene sieh auf so
ganz ähnliche Weise wiederholt haben sollte; läfst man Iiin-
gegen auch jene allgemeinen Züge bei der einen Geschichte
fallen , so ist nicht weiter eincusehen , wie man die Treue
der evangelischen £rzühlung in ßezug auf den Hergang der
i) Grati ) Com». Matlh. S, S. 90 1 Sonsrnnr, über den
ürspr. S. 97.
NeuHtei Kapitel. $. 98. SOI
«weiten Speisiin^r nuf allon Punlifen in Anspruch nehmen,
und doch an des Angabe, dafs eine Bolche vorgefallen^
feethiilten kann , saioal nor Mattl^tts und der ihm folgen-
de Markus von derselben wissen.
Daher haben neuere Kritiker, mit mehr ^) oder weni-
ger ^) Entschiedenheit, die Ansicht ansa^esprocben , es sei
bier einfand dasselbe Faktom durch Mifsverstand des er-
sten Evangelisten, welchem der swelte folgte, verdoppelt
worden. Von der wunderbaren Speisung seien verschie-
dene Erzälilungen im Umlauf gewesen , welche namentlich
in den Zahlangaben von einander abwichen, und nun. habe
der Verfasser des ersten Evangeliums, welchem Jede Wnn-
derfreschichte weiter ein willkommener Fund, und der defs-
halb zu kritischer Reduktion sweier verschieden lautenden
£rs£hlnngen der Art wenig geeignet war, beide in seine
Sammlang aafgenommen. Dann erklärt sich vollkommen,
wie bei der zweiten Speisung die J<inger noch einmal so
nngliiubig sich A'ussern können : weil iiänilich auch die
■weite Geschichte da, wo der Verfasser des ersten £van-
geliama sie hernahm, die elnelge and erste gewesen war,
and der Evangelist verwischte diesen Zog nicht, well er
fiberhaupt die beiden Erzählungen ganz so, wie er sie
hörte oder las, seiner Schrift einverleibt en haben scheint,
was sich anter Anderem auch in der Constana neigt, mit
welcher er and der Ihm nachschreibende Markus nicht nur
in der Darstellung der Begebenheiten selbst, sondern auch
in der späteren Erwähnung derselben Matth. 16, 9 f. Maro.
8, 19 f. bei der ersten Speisung die Körbe durch notftvot^ -
bei der .nwelten durch anvqidB$ beeeichnet ^ Freilich
4) This&s, krit. Commcntar, f, S. 168ff. ScnüLZ, über d. Abendfli,
S. 311. vgl. l'KiTr.scnK, in IVTalth. p. 523.
5) ScHLKiRRMACHKR, Über dcii LuktSy* S. 145* SismaT a. a. O«
S. OS ff. Ha8«, ^. 97. *
6} vgl« Saujosa a. a* O. S* 105*
Zweiter Abschnitt
wird mit Recht behauptet, dafs der Apostel Matthäus an«
mögiieh einerlei für eweierlei habe aufgreifen , und eine
gar nicht vorgefallene neue Geschichte erEXbIen können ^) ;
aber die Wirklichkeit einer doppelten Speisung folgt nur
dann hieraus , wenn man den apostolischen Ursprung des
ersten Evangeliums schon voraussesti der doch erst su be-
weisen Ist. Wenn ferner WuLua einwirft, die Verdoppe-
lung jenes Faktums wfire ohne allen Vortheil flBr die Sache
des Evangelisten gewesen, und Olshausen diefs naher da-
hin entwickelt, dal's die Sage die sweite Speisungsgescliichte
nicht so einfach und nüchtern , wie. die erste, gelassen ha*
l»en würde; so kann dieses begehrliche Reden, et sei et-
was keine Erdichtung, weil es als solche noch ausge-
schmückter sein müfstc, eigentlich geradezu abgewiesen*
werden, weil es, Jedes bestimmten Mafsstabs entbehrend,
anter allen Umstffnden wiederkehren, und am Ende das
Mührchen selbst nicht • mährchenhaft genug finden wird;
insbesondre aber hier ist es defswegen völlig leer, weil es
die Eraühlung von der ersten Speisung als eine historiscli
genaue voraosseatr' haben wir In dieser schon ein sagenhaf-
tes Produkt, 80 braucht sich die Variation davon, die «weite
Speisuiigsgesohichte, nicht noch durch besondre traditio-
nelle Züge ausBuselchnen. Doch nicht blofs nicht in s Wun-
derbarere ist die ErsShlung von der «weiten Speisung ge-
genüber von der ersten ausgeschmückt, sondern, indem
sie, die Menge der Nahrungsmittel vermehrend, die Zaiii
der Gesfittigten vermindert, verringert sie damit das Wun-
der, und in diesem Antiklimax findet man die sicherste
Bürgschaft für die Wirklichkeit der eweiten Speisung, in*
dem , wer zu der ersten noch eine weitere hinzudichten
wollte, dieselbe wohl auch überboten, und statt der 5000
Menschen nicht 4000, sondern 10,000 gesest haben würde
7) Paulus, ex. Handb. 2, S. iiS. Ouaussaa» 1, S. 512*
8) OMauutSH, S« ,
KeaiiUt Kapllel. (• 98.
Aach diese Arfamentation bernht auf der nnbegründeCen
VorauMetsung, dafs die erste Speisang historisch sei, wo-
bei Olshaüsen selbst den Gedanken hat, dafs einer wohl
auch die zweite für die historische Grundlage, and die er-
ste für die sagenhafite Zutliat ansehen kOnnte, und dann
Terhielfe sieh die erdichtete aar wahren, wie gefordert wflr*
de, als Steigerung. Wenn er nnn aber hiegegen bemerkt,
wie unwahrscheinlich es sei, dafs der unlautere Referent
das ftchte Fälitani als das geringere nachbringe, and das
falsche voranstelle, yielmehr wolle ein solcher die Wahr»
heit überbieten, und stelle defshalb immer das Erdichtete
als das Glänzendere hinten an: so zeigt er damit auFs
Neue , dafs er sich aaf die mythische Ansicht yon den bi-
blischen Ersfihlungen nicht einmal soweit yersteht, als sn
ihrer Benrtheilung nöthig ist. Denn von einem unlauteren
Referenten, welcher absichtlich die wahre Speisungsge-
aehichte hätte überbieten wollen, spricht hier Niemand,
and am wenigsten erklftrt ii^end wer den Matthias fClr ei-
nen solchen, sondern, mit vollkommenster Redlichkeit, Ist
die Meinung, hatte der eine von 5000, der andre von 4000
Gesättigten geschrieben, ebenso redlich schrieb der erste
Evangelist Beides nach, nnd eben well er völlig arg- and
absichtslos aa Werke gieng, kam es Ihm aoeh nicht dar*
auf an, welche von beiden Gescliichten voran- oder nach-
stehe, die bedeutendere oder die von minderem Belange, son-
dern er llefs sich hierin durch sofälllge Umstffnde, wie dafs
er die eine mit Begebenheiten aasammcngesteüt fand, die Ihm
die früheren, die andre mit solchen, die ihm die späteren
schienen, bestimmen. Hiemit haben wir indefs blofs das
negative Resultat dafs der doppelten Ersühlnng der ersten
Evangelien ' nicht awel verschiedene Begebenheiten können
aam Grunde gelegen haben : welche , nnd ob flberhaapt
eine von beiden historisch begründet sei, mufs Gegenstand
einer eigenen Untersachang werden.
Wenn, um dem magischen Scheine aatBavreiehen, wel-
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. , Zweiter Absehnitt. /
eben das vorliegende Wander vor andern bat, Olshaussh
dasseibe mit «Lern Gemfithssostand der betheiÜgten Pereo-
neu in Besiehong sest, und die wunderbare Speisung durch
den geistlichen Hunger der Menge vermittelt wissen will :
80 ist diefs nur ein zweideutiges Reden, das bei dem ersten
Veranoh, den Sinn desseiben featsusteiien, in Nichts sep-
ftilt. Denn bei Heilungen e. ß« besteht naeh der hier Tor>
ansgesesten Ansicht jene Vermittlung darin, dafs das 6e-
mUth des Kranken sich der Einwirkung Jesu gläubig öff-
liet| so daüs bei fehlendem Glauben auch der Wunderkraft
Jesu der erforderiiche Ankntfpfiingspunkt im Menschen
fehit: hier also ist die Vermittlung eine reale. Sollte nun
hier dieselbe Art von V^ermittlung stattgehabt, und also
bei denjenigen von der Menge^ weiche etwa ungläubig wa-
ren , die stfttigende Einwirkung Jesn keinen Eingang ge-
funden haben: so mOfste hier die Sfittigung wie dort die
Heilung als etwas von Jesu geradezu und ohne vorange-
gangene Vermehrung der äiisserlich vorhandenen Nahrungs-
mittel in dem Leibe der Hungrigen Gewirktes angesehen
werden. Allein eine'solehe Vorstellung von der Sache wird,
wie Paulus mit Recht erinnert, und auch Olshausen an-
deutet, durch die Bemerkung der K\angeiisten abgeschnit-
ten, dafs tinter die Menge wirklich Speisen Tertbeiit wor-
den aeien, dala, von diesen jeder, so yiel er wollte, genos-
sen habe, und dafs am Knde noch miehr als ursprünglich
vorWUhig gewesen, übrig geblieben sei. Die hierin liegende
Ausserlich und objektiv vorgegangene Vermehrung der Nah-
rangsmittel kann nun doch nicht durch den Glanben des
Volks auf reale Weise vermittelt gedacht werden , so dafa
jener Glaube zum Gelingen der Brotvermehrun^ mitwirken
muistey die Vermittlung kann vielmehr nur eine teleologU
•ehe gewesen sein, d. h. da(a upi eines gewissen Gemtttha*
^ «istands der Menge willen Jesus die Speisung vornahm.
Eine solche Vermittlung aber giebt mir nicht die mindeste
Uülfe I mir den fraglichen Vorgang denkbarer su machen .
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t
Bf Kapital, f • M. Mi
denn ntdit, warom es aoi aondeni wfo aa sagegangan aal,
Ist Hie Frage. So beruht mithin Allee, was Oii8haü8BN hier
gcthan KU haben glaubt, um das Wunder denkbarer eu
machen, auf der Ämphibolie des Ausdrucks: Vermittlangy
md et bleibt die Undenkbarkeit einer nnmlttelbaren Ein-
wirkung dee Willens Je«n anf die vemonlUeee Natur die»
•er Geschichte mit den aulest erwogenen gemein.
« Doch eigenthOmlich Tor den andern iet Ihr die Schwie-
rigkeit^ dafs hier nicht blofs wie bisher von einer den
liiaturgegenständen ertheilten Richtung oder Modifikation^
aondern von einer Vermehrung derselben, und «war in'a
Ungeheure 9 die Rede ist. Zwar ist uns nichts alltagficher,
als Wachsthum und Vermehrung der !Natiiruegenstttnde,
wie sie a. ß. ?om Samenkorn in den Parabeln vom 8iie-
mann und vom Senfkorn dargestellt ist« Allein diese ge-
achieht erstlich nicht ohne Zutritt anderer Naturdinge, wie
Erde, Wasser, Luft, so dafs auch hier, nach dem bekann-
ten Saa der Natarlehre, nicht eigentlich die Substana ver-
mehrt, sondern nur die Accidensien verwandelt werden;
sweitens geschieht dieser Proeefs so, dafs er seine verschie-
denen Stadien in entsprechenden Zeitdistanzen zurücklegt.
Hier dagegen , bei der Vermehrung der Nahrungsmittel
dnrch Jesus, findet weder das Eine noch das Andere statt:
das Brot In der Hand Jesu hXngt nicht mehr, wie der
Halm, auf welchem die Frucht wuchs, mit dem mOtterli-
chen Boden zusammen, noch geschieht seine Vermehrung
aümähllgi sondern plöaÜch«
Das aber eben soll das Wunderbare an der Sache selfj^
wd namentlich nach der ieateren Seite hin das gegenwXiw
tige Wunder ein beschleunigter Natnrproeefs genannt wer»
den können. Was von der Aussaat bis zur Ernte in drei
Vierteljahren geschieht, soll da in Minuten unter der Aus-
theilang der Speise geschehen sein; denn einer Beschleu-
nigung aeien ^ Natnrentwlckinngen lUilg, und einer wie
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Zweiter AbiobAitl.
groTsen, dM sai nicht mu bettimaien Kiii bcwhlflwnig"
ter Niitar|irooert wXre es gewesen, wenn in Jesa Hanil
je ein Korn hundertfältige Frucht getragen und Eur Reife
gebracht, und er die vermehrten Körner ans imfiier vollen
Binden dem Volke hingeschaitet hätte, um eie von diesen
serreiben, kneten nnd backen, oder in der Wüste, wo sie
waren , roh aas den Hülsen heraus geniessen zu lassen ;
wenn er einen lebendigen Fisch genommen, und die £ier
in dessen Leibe plösUch hervorgerufen, befrochtet^ and sa
ausgewachsenen Fischen gemacht htftte, welche dann die
Jünger oder das Volk hittten sieden oder braten mögen.
So hingegen nimmt er nicht Korn in die Hand, sondern
Brot, nnd auch die Fische mfissen, so wie sie in Stücken
ausgetheilt werden, irgendwie eubereitet, vielleicht, wie
Luc. 24, 42. vgl. Joh. 2i, 9. gebraten, oder eingesalsen ge-
wesen sein. Hier ist also auf beiden Seiten kein reines,
lebendiges Naturprodukt mehr, sondern ein todtes und durch
Kunst modificirtes; am ein solches in einen Naturproceft
Jener Art ea verseteen, hMtte Jesus vor Allem durch seine
Wunderkraft aus dem Brot wieder Körner, aus den Brat-
fischen wieder rohe und lebende machen, dann geschwind
die beschriebene Vermehrang vornehmen, endlich sAmmt-
liches Vermehrte vom NaturEustand in den kOnstlichen sn-
rückversetzen müssen. So würe mithin dieses Wunder zu-
aammeiigesezt 1} aus einer Wiederbelebung, welche alle
•onst in den £vangelien ersählte an Mirakulositit flbertrft«
fe; 2) aus einem höchst beschleunigten Naturproeefs , and
3) aus einem unsichtbar vorgenommenen und ebenfalls höchst
beschleunigten Kunstprocefs, indem alle die langen Proce-
daren des Müllers and Bäckers auf der einen, and des
Koelis anf der andern Seite durch Jesa Wort In einem Au-
genblick müfsten vor sich gegangen sein. Wie mag also
Olshauskn sich selbst und den glaubigen Leser durch den
9) Se nscb ?tamniitia, OuHAVttii, f , S* 499 f. vgl. Hasb, f. 97.
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Neuntes KapileL i« 98. 207
annehiBlieh klingenden Aoedruck : beschleunigter Natnrpro-
eefs, tXnaehen, wenn doch dieser die Sache', Ton der die
Rede ist, nur zom dritten Theil bezeichnet?
Wie sollen wir uns nun ein solches Wunder zur An-
aeiiaunng bringen, and in welchen Moment des Hergangs
es Tersetaen ? In Betreff deis Lesteren sind, nach der An^
Behl der in unsrer firafihlang handelnden (üruppen drei
Ansichten möglich , indem entweder in den Händen Jesu,
oder in denen der austheilenden Jünger, oder endlich erst
in denen des empfangenden Volks die Vermehrung vor sich
gegangen sein kann, '0ie lestere Vorstellung Ist theils bis
zum Abenteuerlichen minutiös, wenn man sich Jesum und
die Apostel denken will, mit Behutsamkeit, da ('s es doch
]a ausreichen mtfge, Krümchen yertheilend, die in den Hän-
den der £mpftnger au Stflcken anschwellen, theils wlire
es nicht wohl möglich gewesen, fUr eine Masse von 50011
Alann aus 5 Broten, welche nach hebräischer Sitte, und
da sie Ja ein Knabe trug, nicht sehr grofs können gewesen
sein, und vollends aus 2 Fischen fttr Jeden ein, wenn aueii
noch 80 kleines, Stückchen herauszubringen. Unter den
swei übrigen Vorsteilungsweisen linde ich es mit Olsuau«
SBN am angemessensten, dals unter den schöpferischen Hftn«
den Jesu sich die Nahrungsmittel vermehrt , und er neue
und immer neue Stücke den vertheilenden Jüngern gebo-
ten habe. Zur Anschauung kann man sich dann, den Vor-
gang auf die doppelte Art au bringen suchen, dals man
entweder sich vorstellt, so oft ein Brotkuchen und ein
Fisch zu Ende war, sei ans den Bünden Jesu ein neuer
gekommen, oder man denkt sich, die einzelnen ßrotku-
ehen und Fische seien gewachsen, so dafsj^wie ein Stück
abgebrochen wurde, es sich so lange wieder erginate, bia
berechnetermafsen die Reihe an den folgenden kommen
konnte. Die erster^ Vorstellung scheint dem Texte fremd
SU sein, welcher, wenn er von Brocken ix tuv nivrt a^ary
^richt (Joh. 6, 130^ schwerlidi eine Vermehrung dieser
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Zweiter' Absetmltt.
Anzahl ToransseKt, und so bleibt nur die zweite, durch
deren poetische Ausmalung Lavater der orthodoxen An-
sicht einen schlechten Dienst erwiesen het'^). Denn die*
•es Wunder gehört £D denjenigen, welche nur so lange
efnlgermafsen glaublich erscheinen können , nls man sie
, im Uaibdunkei einer unbestimmten Vorstellung zu halten
weifs: sobald man dieselben an 's Licht Biehen und In al-
len Theilen genau anschauen will, lösen sie sich In Nebel-
gebllde auf. Brote, die in den Hffnden des Austheilendeii
wie angefeuchtete Schwämme auf(|uellen, ßratiische, wel-
chen, wie dem lebendigen Krebs die abgerissenen Scheeren
•llmAKlig, so die abgebrochenen Theile plözlich wieder wach*
•en , gehören offenbar nicht in das Reich der Wirklich-
beit, sondern in ein ganz anderes.
Wie grofsen Dank verdient daher aucli liier die ratio-
nalistische Auslegung, wenn es wahr ist, dafs sie uns von.,
der Zumuthung, ein so unerhörtes Wunder anzunehmen,
auf die leichteste Weise zu befreien weifs. Hören wir
Dr. Faulvs * *), so wollen die Evangelisten gar kein Wun-
der erstfhlen, und das Wunder ist erst von den £rklli-
rem in ihren Bericht hineingetragen worden« Was sie er-
zählen, ist nach ihm nur so viel, dafs Jesus seinen gerin-
gen Vorratli an Lebensmitteln habe austheilen lassen, un^
dals in Folge dessen die ganze Menge genug zu essen be-
bommen habe. Hier sei jedenfnUs das Mittelglied ausge«
lassen, weiches näher angebe, wie es möglich gewesen,
dafs, unerachtet Jesus nur so wenige Lebensmittel zu bie-
ten hatte, dennoch die grofse Volksmasse habe ges&ttigt
werden können. £in sehr natflrliches Mittelglied aber er^
gebe sieb aus der historischen Combination der Umstände.
Da nach Vergleichung von Joh. 0,4. die Menge wahrschein-
lich zum greiseren Xheil aus einer i'estkaravane bestan-
10) Jesus Messias, 2. Bd. No. 14. 15 und 20*
11) eieg. Uandb. S. m iT.
Digitizoü by G<L
f
»
Neuntes Kapitel. S< 03. 20»
ilen hnbe^ so kSnne sie nicht ohne nlle Spelsevorrnthe ire*
Wesen ) und nur einigen Armeren vielleicht der Vorrath
bereits ansgegnngen gewesen sein* Um nun die besser Ver*
eehenen bot Mittheilung an die^ denen et fehlte ^ so Ter»
anlassen) habe Jesus ein Muhl reranstaltef ^ und sei mit
eigenem Beispiele in der Mittheilung dessen, u^ns er und
seine Jünger von ihrem geringen Vorrath entbehren lionn*
ten, Torangegangen I dieser Vorgang habe Nachahmung
gefunden 9 und so sei, indem Jesu Brotaustheilung eine
allgemeine Mittheilung veranlai'ste , der ganze Volkshaufe
satt geworden* Allerdings müsse man dieses natürliche
Mitteiglied In den Text erst hineindenken; da jedoch das
fibernatürliche^ welches man gewöhnlich annehme^ die wun-
derbare Brotverinehrung, ebenso wenig ausdrücklich ange*
gehen sei^ sondern beide gleicherweise lunzugedacht wer-
den mOssen: so könne man nicht anders, als für das na*^
tlirliche sieh entscheiden* — Doch das hier behauptete gle!*
che Verhältnifs der beiden Mittelglieder zum Text findet
in der That nicht statt. Sondern, während zum fioluif
der natürlichen £rkilirnng ein nenes austheilendes Subjekt
(die besser Versehenen unter der Menge) , und ein neues
Ausgetheiltes Objekt (deren VorrÜthe), sammt der Handlung
des Austheilens von diesen hinzuirodacht werden mufs: be-
guügt «icli die snpranaturalistische Ülrklärung mit dem vor>
handenen Subjekt (Jesu und seinen Jüngern), Objekt (de-
ren kleinem Vorrath) und dessen Austhellung, und Ififst
nur die Art liinzudenken , wie dieser Vorrath zur Sätti-
gung der Menge zulänglich gemacht wurde, indem er sich
nlimlich unter Jesu (oder seiner Jünger) üönden wunder«
bar yermehrte» Wie kann man hier noch behaupten, dem
Teit liege keines von beiden Mittelgliedern naher als das
andere? Dal's die wunderbare Vermehrnng der Brote und
Fische verschwiegen ist, erklärt sich daraus, da ('s dieser
Vorgang selbst sich nicht für die Anschauung festhiUten
lassen will, daher besser nur nach dem £rfolg bezeichnet
JJmi Leben Jesu JL Band» 14
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210 Zweiter Ab«clinitt.
wird : wie aber will man erklären , dafs von der durch
Jetnoi hervorgerofenen Mittheilsamkeit der übrigen mit Vor-
rath Versehenen niehts gesagt Ist? Zwischen das Sdiaxa
To7s fiaD^r]T(xlgf oi öe ftad-rjTai roTg ox^oig CMatth. 14, 19.)
und xal %(payov JTamg xal ixoQidad'f^aav (V. 20.) jene
Mittheilnng der Andern hineinzudenken, ist reine Wilikühr,
wogegen durch das nai vag dvo ixS^vag iftiQiaa nSai (Marc,
6, 41.) unverkennbar angezeigt ist, dafs nor die 2 Fische
— und also auch nur die 5 lirote — das Objekt der Thei-
lang für Alle waren Ganz besonders aber kommt die-
se natürliche Erldffrang mit den Körben in Verlegenheit,
weltfhe, nachdem Alle satt geworden, Jesus noch mit den
übrig gebliebenen Brocken füllen liefs. Wenn liier der
vierte l^Ivangeiist sagt : am'ryayov ivy xcri iyifttaw dftiJfxtt
nwplfas xkaaftavpmf ix %£y nivta u^m xtSh xQi^hwr^
S ine(f(aaev(f 8 ro7g ßeßQVJxoatv ((», 13.): so scheint doch
hiedurch deutlich genug gesagt zu sein, dnfs eben von je-
nen 5 Broten, naclidem 500U 3Iann sich von denselben
gesättigt, noch 12 Körbe voll Brocken, also mehr als der
ursprüngliche Vorratlh betragen hatte, Obrl«; geblieben seien.
Hier hat datier der natürlicJie Erklärer die abenteuerlich-
sten Wendungen nüthig, um dem Wunder aussuweichen.
Zwar, wenn die Synoptiker nur schlechtweg sagen, man
habe die Uberreste des Mahls gesammelt, und mit densel-
ben 12 Körbe gefüllt, so könnte man vom Standpunkt der
iiatUrliclien Erklärung etwa denken, Jesus habe aus Ach-
tung für die Gottesgabe auch das, was die Versammlung
von den eigenen Vorrathen liegen liels, durch seine Jün-
ger aufsammeln lassen. Allein, wie das, dafs das Volk
das übrig Gebliebene liegen liefs und nicht zu sich steckte,
ansndeuten scheint, dafs es die gereichten Nahrungsmittel
als fremdes Eigenthum behandelte: so scheint Jesus, In-
dem er es ohne Weiteres durch seine Jünger einsammeln
f
12) OLSMJUJtsa, J, S. 488.
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Neuntes Kapitel. 9$. ^tl
lüfst, es als sein Eigentham zu befr^hten. Daher nimmt
4enn Fauios das rjQcer v> X. der Synoptiker nieht to«
einem auf das Essen erst gefo igten Aufsammeln des naoh
Sättigung der Menge Ubriggebliebentn , sondern von dem
Gbertlufs ihres geringen Vorraths, welchen die Jünger,
nachdem sie das für Jesnm und sie selbst Erforderliehe
Eurliekgethan , vor dem gemeinsamen Mahle und um ein
solches zu veranlassen, herumgetragen haben. Wie kann
aber, wenn nach tfpayov xal ix^Qfda&f^av unmittelbar xoi
^Qtof folgt ^ damit auf die Zeit vor dem Essen snrllekge»
Sprüngen sein? mUfste es nicht nothwendig wenigstens ij^Hn»
yao heifsen? Ferner, wie kann, nachdem eben gesagt war,
das Volk habe sich satt gegessen, to neQtaaavaav ^ vollends
wenn 9 wie bei Lukas ^ tnkdig dabei steht , etwas Anderes
als das vom Volk Übergelassene bedeuten? Endlich, wie
ist es möglich, dafs von 5 Broten und 2 Fischen, nachdem
Jesus und seine Jünger ihren ßedarf genommen, oder selbst
- ohnediers, 12 Körbe zur Aostheilung an das Volk gefoUt '
werden konnten ? Doch noch seltsamer geht e« bei Erklll* .
rang der johanneisehen Stelle su. Wegen der Anweisung
Jesu, das Übriggebliebene zu sammeln, ivaf.ii] Ti mioh^zai^
scheint der folgenden Angabe, dafs sie von dem Uberschofs
der 5 Brote IS Körbe gefAllt haben, die Eesiehung auf die
Zeit nach dem Mahle nicht entzogen werden bu kttnnen,L
wobei dann ohne wunderbare ürot Vermehrung nicht absu-
hommen wäre. Lieber reifst daher Paulus von dem arr-
tffcefw iv das in Einem fortlaufende xai iyifuaaw diidmta
xfHphsg jr* r. X, ab, und Iffftt nun hier die Rede, noch hXr-
ter als bei den Synoptikern, ohne alle Andeutung auf Eii -
mal in das Plusquamperfeciutn und in die Zeit vor dem
Mahle snrttckspringen.
Anchr hier demnach löst die natürliche ErklXrung ih-
re Aufgabe nicht: dem Texte bleibt sein Wunder, und
wenn wir Gründe haben, dieses unglaublich zu finden, so
müssen wir untersuchen/ ob die ErnUhlnng des Textes
14*
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Sli Zwtitrr AbscIiiiKn
wirklich Glmilien venÜeaef Für ihre misgexelehiiete Gliinh«
Würdigkeit gführt iuhii gewöhnlich die Lbereinstimniuiig
sinuBtlicher 4 ISivangeiUten in derselben an: aber diese
fibeffeinslifliniaiig iat lo vollständig nicht. Zwar die Dif«
ferensen, welche awiachen Hatthfina nnd Lnkaa, und wie-
der zwischen diesen beiden uitd dem auch hier ausmalen-
den Markus stattfinden, ferner swischen sämmtlichen 8yn*
eptilMni und Jobannea darin , da£i Jene den Vorgang
sehleehtweg an ^en %inog tQrjftogt dieser ihn auf ein oqos
verseht, und dafs den Synoptikern sufolge die Handlung
durch eine Anrede der Jünger, nach Johannes durch ei-
ne Frage Jesu eröffnet ist (zwei Züge, worin, wie bereits
benerkt, die Johanneisehe £rsählnng sich den Bericht des
Matthüns und Markus Ton der «weiten Sprung nähert),
endlich noch die Differenz, dafs die Reden, welche die
drei ersten Evangelist^ unbestimmt totg fta^t^atg in den
Mund logen, der vierte in -seiner individnaiisirenden WeK»
se naoMudich dem Philippus und Andreas leiht, welcher
leatere auch als Träger der Brote und Fische bestimmt ein
fUuduQiOV angiebt, — diese Abweichungen können wir als
minder wesentlich ttbergehen, um nur an Eine uns au hal-
ten , welche tiefer eingreift. Wfihrend nlfmlich nach den
synoptischen Berichten Jesus die Volksmenge zuerst lange
belehrt und ihre Kranken geheilt hatte, und erst durch
den einbrechenden Abend und die bemerkte Verspätung
veranlalst wurde, sie noch au speisen; ist bei Johannes,
sobald er nur die Augen aufhebt und das V olk heranzie-
hen sieht, Jesu erster Gedanke der, welchen er in der,
Frage an den Philippus anssprieht; wober Brot nehmen,
am diese su speisen f oder, da er diefs nur mtQa^iüv frag-
te. Wühlwissend, ti r^iiirkle noulv, der Vorsaz, hier eine
wunderbare Speisung au veranstalten. Wie konnte denn
aber Jesu bel'm ersten Herannahen des Volks sogleich die
Auffalle entstehen, ihm sn essen au geben? Deishaib
lumi es ja gar nicht zu ihm, sondern um seiner Iiehre und
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Neuntes KapiteL U8. ti3
Heilkraft willen. £r mufste sich ai^o ganz aus eigenem.
Anlrieb jene Anfgabe steilen, am seine Wundemuiciit in
•iner reebt ansgeseiefaneten Probe bu beweisen. Aber that
er auch je sonst ein Wunder so ohne Noth und selbst oh-
ne Veranlassung, ganz eigenwillig, nur um ein Wunder au
▼erricbten? lob weifs es nicht staHi genug ausinspreefaeni
wie nnmöglioh liier das Essen Jesu erster Gedani&e sein,
wie anmöglicli er dem Volk sein Speisungswunder in die«
ser Weise aufdringen konnte. Hier geht also die synopti-
sehe Üarstellang, in welcher das Wunder doch ^en An* -
lala liat| der des vierten Evangelisten fiedentend vor, wei«
eher, sum Wandereilend, die nöthige Motivirung dessel-
ben überspringt, und Jesum die Gelegenheit zu demseibeu
machen, nicht abwarten lAlst* So konnte ein Angenaeage
nicht eraXhien, and wenn somit der Bericht desjenigen
Evangeliums, welchem man jezt die grtifsie Aulitoritfft ein-
räumt, als unlüstorisch bei Seite gestellt werden muls:
so sind bei den (Ihrigen die oben beregten Schwierigkei-
ten der Thatsaehe hinreiehende Gründe, ihre historische
Zuverlflssigkelt so beewelfeln, besonders wenn sieh neben
diesen negativen auch positive Gründe auffinden lassen,
welche eine anhistorische Entstehung uuarer Ers&hlung
denlibar maehen«
Solehe Veranlassungen linden sieh wirlUch- sowohl
innerhalb der evangelischen Berichte selbst, als ausserhalb
ihrer in der A. T« liehen Geschichte und dem jüdischen
Vollisgiaaben. In ersterer Besiehung ist es bemerkenswerth,
dafs sowohl bei den Synoptikern als bei Johannes an die
durch Jesum vollzogene Speisung mit eigentlichem Brote
mehr oder minder unmittelbar Reden Jesu von Brot und
Brotiftassa in anelgentliehem Sinne angehXngt sind, näm^»
lieh hier die Aassprdehe vom wahren Himmels- and Le-
bens b rot, das Jesus gebe (Job. 6, 27 ff.)j dort die vom fal-
schen Sauerteig der Phnrisäer uiul Sncldiicäer, nümlich ili-
m labehen Lehre and Heuehelei (Matth* 16^ d ff. Marc*
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214
Zviuirer Abächiiitt.
8, 14 ff, vffl, Lno. 12, !.)> and beiderseits wird diese bild-
liche Rede Jesu* irrig von eigentlichem Brot verstanden«
Hienaeh lilge die Verniathang nicht allsnfeffi, wie in den
angefnhrten Stpffen das Volle vnd die Jfinger, so habe auch
die erste christliche l berlieferung das von Jesu nneigent*
lieh (temelnfe eigentlich gefafst, und wenn He steh etwa
In bildlicher Rede biswellen als denjenigen dargestellt hat*
te, welcher dem verirrten und hungernden Volke das wah-
re Lebensbrot, die besfe Zukost, zu reichen vermöge, wo-
mit er vielleicht den Snuertelcr der Pharisüer in Gegensas
stellte : so habe dlefs In der Sage, ihrer realistischen Rich-
tung gemiirs, die Wendung genomnken, als ob Jesus wirk-
lich einmal in der Wilsfe hungernde Volksmassen wunder-
bar gespeist h/ttfe. Wenn das vierte Evangelium die Re-
den vom Himmelsbrot als veranlafst durch die Speisung
hliistellt, so kdnnte das VerhSltnirs leicht umgekehrt dlefs
gewesen sein, dafs die l^ntsteliung dieser Geschichte durch
Jene Rede veranlafst war, zumal auch der Eingang der jo-
banneischen GrsftSlung mit seinem: ni&ev ayo(Hiaofiep Sq^
ws^^ya tpaycotfiv üroi; sieh gleich bei*m ersten Anblick
des Volks in Je?u Munde eher denken lüfst , wenn er da-
mit auf eine Sponunor durch das Wort Gottes C^S^- Joh.
4f S3 ff.) , aof eine Stillung des geistigen Hungers CMatth.
ft, 6«) aiisplelte, um das höhere Verstindnifs seiner J fin-
gen BU fiben (Ttsio {^on/)^ als wenn er wirklich an leibliche
Sättigung gedacht, und seine Jünger nur in der Hinsicht
auf die Probe gesteilt haben soll» ob sie sich dabei auf
seine Wanderkraft verhssen wfirden. Weniger ladet sa
einer solchen Ans'cht die ErzMhIung der Synoptiker ein:
durch die bildlich«^ i Reden vom Sauerteig f ür sich konnte
die Entstehung div Speisungsgeschiclrte nicht veranlafst
werden^ und da somit das Johanneische Evangellom in Be-
sag aaf fenen Schein eigentlich allein steht, so ist es dem
Charakter dossolheti floch angemessener, zu vermnthen, dafs
es die traditionell überkommene Wundeversäliiung zu büd-
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Bieuiites Kapitel. $. Vb. 213
liehen Reden im alexandrinischen Gesclimacke verwendet,
als da£B ea un» die ursprünglichen Reden aufbewahrt ha-
be y aot welchen die Sage jene Wundergeachichte gespon^
nen hitle.
Sind nun vollends die ausserhalb des N. T.s liegen*
den möglichen Veranlassungen 2ur Entstehung der Spefc-
•ong^eachichte aehr atark : ao werden wir den anf|[enoni*
menen Veraueh, dieaelbe ana N. T.lichen Stoffen mu eon-
atruiren, wieder fallen lassen müssen. Und hier erinnert
Ulla gleich der vierte Evangelist durch die dem |Volke in
den Mand gelegte £rwfthnnng des Manna, Jenea Hlmmela*
brofta, welchea M oaea in der Wüste den Vorfahren au ea-
aen gegeben habe (V. 31. einen der berühmtesten Zü-
ge der israelitischen Urgeschichte Mos. 10.), welolier
sich ganz dazu eignete, dafa in der messianiachen Zeit ein
Machbild deaaelben erwartet wurde , wie wir denn wirk«
lieh aua rabblnlaehen Schrillten wieaen, dafa unter denjeni-
gen Zügen, welche vom ersten Goel auf den Eweiten über-
getragen wurden, daa Verleihen von fiimmelsbrot eine
Hauptatelle einnahm ' Und wenn daa moaalaehe Manna
aieh dasu hergiebt, ala Vorbild dea von Jean auf wunder-
bare Weise vermehrten Brotes angesehen zu werden: so
könnten die Fische, welche Jesus ebenso wunderbar ver-
mehrte, daran erinnern« wie auch durch Moaea nicht nur
in dem Manna ein Brotaurrogat , aondem auch in den
Wachteln eine Fleischspeise «lern Volk zu Theil geworden
war (2 Mos. 16, S. 12. 13. 4 Mos. 11, 4— £nde> Ver-
gleicht man dieae moaaiachen £raJihlungen mit unarer evan-
gelischen, ao findet alch auch in den einaelnen Zügen ei-
ne niifTailende Ähnlichkeit. Das Lokal ist beidemale die
Wüste; die Veranlassung des Wunders hier wie dort die
Betorgnifa, daa Volk möchte in der Wüste Mangel leiden,
oder gar durch Uni^er an Grunde gehen: in der A. T.-
13) S. den 1« Band, S. 73, Anm.
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' %lü Zweiter Abi»cliiiit(«
liehen Geschichte die vorlaute, mit Murren verbundene dett
VolkS| In dep N« T.liohen die iLanMichdge der Jttnger and
die menscfienfVeandliehe Jeftn. Steht blereuf ni^t der An«
ivelsung dcH hztevcn an die Jünger, sie sollen dem Volk
KU essen geben ^ in welcher schon sein Vorhaben einer
wanderbaren Speisung liegt, die Zusage parallel, welche
Jehova dem Moses gab, da« VoIIl mit Manna (% Mos. 16,
4.) und mit Wachteln (2 Mos. 16, 12. 4 Mos. 11, 18—20)
l^u speisen: so ist gans besonders sprechend die Ahnlich-
Jichkeit des Zopfes der evangelischen Ersählnng, dafs die
Jünger es als Unm5flr||ehkeit ansehen, fiDr eine so ^rofse
Volksmasse in der Wüste Nahrungsmittel herbeizuschaffen,
Hiit dem, WHS der A, T.liche Bericht den Moses gegen
dl« Verheifsnng Jehova S| das Volk mit Fleisch ca sfitti-
gen, awelfelnd einwenden ISfst Mos. 11, 21 f.)* Wie
nümlich die Jünger, so findet auch Moses die Menge des
Volks 9U grofs, als dafs er für möglich halten könnte, es
hinreichend mit Nalirnngsmltteln so versQrgen ; wie Jene
f^rageni woher In der Wüste so viele Brote nehmen ? sö fragt
Moses ironisch, ob sie denn Schafe und Rinder (wss sie
flicht hatten) schlachten sollen ? und wie die Jiin«:er ein-
wenden t dafs nicht einmal durch die erschöpfendste Aus-
gabe von ihrer Seite dem Bedürfiiifs gründlich nbgehoHen
werden kannte: so hatte Moses In einer andern Wendang
erklärt, um das Volk so, wie Jehova verhiefs, s«ttit;en zu
können, müfste das Unmögliche geschehen (die Fische aus
dem Meer herMkammen), Einwendungen , auf welche
dort Jehova, wie hier Jesus, nicht achtet, sondern das
Volk )Kur Em|)faiignabmü der wunderbaren Speise sich rQ<»
sten heifst«
8q analog (Ibrigens der Hergang der ausserordentlichen
Sj>eisung auf beiden Selten Ist, so findet sich doch der we-
sentliche Unterschied, ds(^ Im A. T. beldemale, bei dem
Manna wie hei den Wachteln , von wunderbarer Beischaf-
i'aii|^ fiiivar nicht vgrhaodeaer «Speise, im neuen aber von
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Nenntet KepIteL 98. 317
wunderbarer Vermehmng eines lehon Torhendenen, aber
unsumchenden Yomths die Rede Ist, so dafs die Kluft
zwischen der mosaischen Erzühlung und der evangelischen
SU grois wäre, um diese unmittelbar aus jener ableiten eu
können* Sehen wir uns hier nach einem Mittelglied um,
so trifift es sich gana sachgemäfs, dafs cwlschen Moses und
den Messias auch in diesem Stüclc die Propheten eintreten.
Von Elias ist es bekannt , wie dnrch ihn nnd um seinet-
willen der geringe Torrath an Mehl und Ol 9 den er bei
der Wittwe an Zarpath fand, wunderbar vemiehrt, oder
näher während der ganzen Dauer einer Hungersnoth eu«
reichend erhalten wurde (1 Kön. 17, S — 10.)* ^och wei-
ter, nnd mehr snr Äliniichkoit mit der CTangelischen £r-
ji^hlnng entwickelt findet sich diese Wnndergeschichte b^
Elisa (2. Kön. 4, 42 ff.). Dieser will, wie Jesus in der
Wüste mit 5 Broten und 2 Fischen .5000 ^ so während ei-
ner Hungersnoth mit 20 Broten ( welche, wie die yon Jesu
vertheilfen bei Johannes, als Gerstenbrote beaelchnet wer-
den) ucbst etwas Iseniebenem Getreide (S^np^ LXX: tto*
lu^S) 100 MeiAchen speisen, ein Mifsverhliltnifs swischen
Vorrath und Mannschaft, welches sein Diener, wie dort
Jesu Jünger, in der Frage ausdrückt, was denn für 100
Mann diefs Wenige solle '^)? Elisa wie Jesus läfst sich
dadurch nicht irren, sondern befiehlt dem Diener, das
Vorhandene dem Volk an essen au geben, und wie in der
evangelischen Er^^hlung das Sammeln der übriggebliebenea
Brocken, so wird auch in der A. T.llchen am Schlüsse
das besonders hervorgehoben, da(s nnerachtet von dem Vor^
rath so Viele gegessen hatten | doch noöh Überscbniä ü<dk
S4) 2. Ktfn. 4, 43. LXX:
Job. 6, 9:
I
%
Zweiter Absokoitt»
lierausgestellt habe Die einzige Differenz ist hier ei-
gentlich noch die geringere Zahl der Brote ond die grüftere
dea gesKttigten Voika anf Selten der evangelischen £rsffh-
iung; allein wer weiCs nicht, dafs überhAupt die Sage nicht
Jeicht nachbildet, ohne zugleich zu überbieten ^ und wer
•lebt nicht, dafa es inabeaondre der Stdlang dea Meaaiaa
Tdilig angemessen war, seine Wnndericraft ea der eines
£lisa, was das Bedürfnifs natürlicher Mittel betiMfift, in
das Verh/iltnifs von 5 zu 20, was aber die übernatürliche
. Leistung, in das von 6000 sn 100 sa setaen? Paulus frei-
lieh, am die Folgerung absnschneiden^ dafa, ivie die bei-
den A. T.Iichcn, 80 auch die ihnen so auffallend ähnliche
evangelische Erzätilung mythisch zu fassen sei, dehnt auch
• auf jene den Versuch einer natürlichen Erkliirung aus, den
er an dieser durchgefahrt, und iäfst den Olkrng der Witt-
we durch Beiträge der Prophetenschüler voll erhalten wer-
den , die 20 Brote aber für 100 Mann vermöge einer lo-
benswerthen Mafsigkeit derselben zureichen eine £r-
. kllmng, weiche in dem Maafae noch weniger verffihi*e-
risch ist, ala die entsprechende der N. T.Üchen Ereilhlung,
in welcliem bei jener vermöge ihrer gröfseren Zeiteiitfer-
nung weniger kritische (und vermöge ihres nur mittelba-
ren Verhältnisses sum Christenthum auch weniger dogma-
tische) Beweggründe vorhanden eind, an ihrer historischen
Richtigkeit festzuhalten.
Diese mythische Deduktion der Speisungsgoscluchte
Tollständig mn machen, fehlt nichts mehr, als die Nach-
, Weisung, dafs auch die spfiteren Juden noch von besonders
heÜigeu Männern glaubten, es werde durch ihren £iullufs
15) Ebendas. V, 44 : Mal ^tfayoy^
16) es. Hamlb. 3, S. S37 f.
Matth. 14, 20: xalttfayov Ttdr-
Ttf «o* Ijjfo^TM^^oar» Mai gfur
»• r. i.
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Neuutes Kapitel. §. 99.
219
porinorer Speisevorrath zureichend gemacht, — und auch
mit solchen Notizen lint uns der uneigennützige Sammler*
fleifs Ton Dr* Pau;«ij8 bescheokt , wie nnmentlich, daft stir.
Zeit eines besonders heiligen Miinnes die wenigen Sehao»
brote zur Sättigung der Priester bis zum Überflufs zuge-
reicht haben'''). Consequenterweise sollte .der genannte
• Ausleger auch diese £rsAhluog natürlich, etwa gleiehfalla
durch die Mfifsigkeit jener Priester, 8u erldHren suchen:
doch die Geschichte steht ja nicht im Kanon , daher kann
er sie unbedenklich für ein Mährchen halten, und r&umt
ihrer auffallenden Ähnlichkeit mit der evangelischen ,nur
•o viel ein , dafs vermöge des dorch Jene rabbinische Nor
tiz dokumentirten (fllauhons der Juden an dergleiclien S])ei-
severmehrungen auch die N. T. liehe Erzählung von judai-
airenden Christen frtthseiüg in gleichem (wunderhaftem)-
Sinne habe aufgefafst werden können. Allein laut unsrer
Untersuchung ist der evangelische Bericht in diesem Sinne
schon abgefafst, und lag dieser Sinn im (je ist der jüdischen
Volkssage, so ist die evungeiische £r£ählung ohne Zweifel
ein Produkt derselben.
S. 99.
Jesus verwaodeU Wasser ia \\ ein.
An die Speisnngsgeschichte ififst sich die ErEKhIung
des vierten Evangeliums (2, 1 ff.) anreihen, dafs Jesus
bei einer Hochzeit zu Kana in Galiläa Wasser in Wein
verwandelt habe. Nach Olshausbn sollen beide Wunder
unter dieselbe Kategorie susammenfalien , indem beidemale
ein Substrat vorhanden sei, dessen Substanz modificirt
17) Jörns f. 39, I : Tempore Siaieoiiis jnsti beaedictio erat super«
duos pancs pentccostslcs et super dccem panes n^o^tneuK'» ut
singuli sacerdotfs, tjiii pro rata parle accipcrcnt qiinntlt.Ttcin
olivao, ad saticUlcm comcdcrcnt , imo ut adbuc relii|uiac
•upercsscat.
Zweiter Abeohnitl.
werde Allein hiebe! ist der logisehe Unterschied fiher-
sehen, dals in der Speistingsgesohlehte die Bfodilication des
Sabstrats eine blofs quantitative, eine Vermehrung des be-
reite in dieser Eigenschaft Vorhandenen ^ ist (Brot wird
aar mehr Brot, aber bleibt Brot): wogegen bei der
Hoehselt so Rena das Substrat qualitativ modÜicirt, am
etwas nicht hluf^ mehr dergleichen , sondern ein Anderes
(aus Wasser V^ein) wird, somit eine eigentliche Trans«
•nbstantiation vor sich geht« Zwar giebt es qualitative Ver^
indem ngen, welche naturgemlls erfolgen, und deren plds-
Bebe Hervorbringung von Seiten Jesu noch leichter denk-
bar wfire, als eine ebenso schnelle Vermehrung des Quan-
tums, wie B. wenn er plöslich Most zu Wein, oder
Wein sn Essig gemacht . haben wfirde: denn dieCs wXre
nur ein beschleunigtes Hindurchf&hren desselben vegetabi-
lischen Substrats, des Traubensafts, durcli verschiedene
ihm natürliche Zuständlichkciten ; wogegen es schon wun-
derbarer wUre, wenn Jesus dem Saft einer andern Pflan-
senfirneht, e. B« des Apfels, die QuaÜtfit des Traubensafte
ertheilt hätte, ob er gleich hiebei doch immer noch inner-
halb der Grensen desselben Naturreichs stehen geblieben
wäre. Hier nun aber, wo Wasser in Wein verwandelt
wird, ist von einem Naturreich in das andere, vom Ele-
mentarischen in das Vegetabilische öbergesprungen , ein
Wunder, weiches so weit über dem Speisungswunder steht,
als wenn Jesus dem Rath des Versuchers Geh((r gegeben ^
qnd ans Steinen Brot gemacht bitte«
Auch auf diese, wie auf die vorige Wundererzählong
wendet Olshausen, nach Augustin die Kategorie eines
beschleunigten Natarprocesses an, so dals hier nichts An-
dres geeehehen sein aoii, als In aeoelevirter Weise dassel-
1) b. CoauB» 2^ S. 74«
1) In JoaiMi. tract. 8 : Ipte viamn lecit in nuptUs , qui omni
aaao Iwc focit in vitibus*
Nennte« Kapitel. S* 09.
Iie^ was in lAngsamer Entwickelong sieh Jltbrlieh am Wein*
atock dareteile. SHeae Betniehtnngeweise wSre in dem Fall
gegrttndet, wenn des Substrat, auf welches Jesus ein-
wirkte, dasselbe gewesen wäre, aus weichem naturgemäfs
der Wein iiervoraagehen pflegt: hätte er eine Weinrebe
snr Hand genommen ^ und diese plöBlich anm. Blühen vnd
Tragen reifer Trauben gebraeht, so liefse sich dlefs ein
beschleunigter Naturprocels nennen. Auch so Übrigens h&t*
ten wir noch i&einen Wein, und brachte Jesus ans der cur
Hand genommenen Rebe sogleich auch diesen henror, so«
mufste er noch ein unsichtbares Surrogat des Kelterns, also
einen beschleunigten Kunstprocefs hinzufügen, so dafs auch
80 schon die Kategorie des beschleunigten ^aturprocesses
nnsureichend würde. Doch wir heben ja keine Rebe als
Substrat dieser Weinproduktion, sondern Wasser, und
hiebei könnte von einem beschleunigten ^Natnrprocefs nur
dann mit Fug gesprochen werden , wenn jemals aus Was-
ser, sef es auch noch so allmühlig, Wein entstinde. Hier
wird nun der Sache die Wendung gegeben, dafs allerdings
aus Wasser, aus der durch Regen u. dgl. in die £rde ge«
brachten Feuchtigkeit, die Rebe ihren Saft ziehe, den sio
sofort zur Produktion der Traube und des in ihr enthal«
tenen Weinet verwende, so dals folglich allerdings jahr>
lieh vermöge eines natürlichen Processes aas Wasser Weiu
entstehe Allein abgesehen davon, dafs das Wasser nur
£ine der elementarischen Potenzen ist, welche die Rebe
SU ihrer Fruchtbarkeit ndthig hat, und daüs an demselben
noch Erde, Luft und Licht hinaukommen mflssen: so könnte
doch weder von einer, noch von allen diesen elementari-
schen Potenaen ansammen gesagt werden, daüs sie die
3) So, von Omhavssiv gebilligt , Augustin a. a. O« : sicat enim^
4|uod misemnt adnistri in hydrias , in viaum coaversum est
. opere Domini, sie e| quod wahw funduat, ia viaum ceaver*
tttur ejusdem opere Domiai.
i
. ij ^ .d by Google
Zweiter Abschnitt
Traube oder den Wein hervorbringen, dafs also Jesus,
wenn er aus W asser Wein hervorbrachte, dasselbe* nur
schneller 9 getlian habe, was sich in aUmühligem Processe
jährlich wiederhole ^ sondern such hier wieder sind we-
sentlich verschiedene logische Kategorieen rerwechselt.
Wir mögen nämlich das V^erliäitiiifs des Produkts zum Pro-
ducirendeni von welchem es sich hier handelt, anter die
Kategorie Ton Kraft und Äusserung, oder von Drsache und
Wirkung stellen ; niemals wird gesagt werden können, dals
das Wasser die Kraft oder die Ursache sei , welche Trau-
ben und Wein hervorbringe, sondern die Kraft, welche
deren Entstehung verursacht, ist immer nur die vegetabi-
lische Individnalitiit des Weinstdcks, en welcher sich das
Wasser nebst den übrigen elcmentarischen Agenzien nur
.wie die Solicitation zur Kraft, wie die Veranlassung zur
Ursache verh<. D. h. ohne Einwirkung von Wasser,
liuft u. s. f. kann allerdings die Ti^aube nicht entstehen,
so wenig als ohne die Rebe; aber der Unterschied ist,
dafs in der Kebe die Traube an sich oder dem Keime nach
bereits vorhanden ist, welchem Wasser u. s. f. nur cur
Entwicklung verhelfen: in diesen elementarischen Wesen
dagegen ist die Traube weder actii noch potentia vorhan-
den, sie können dieselbe auf keine Weise aus sich, son-
dern nur aus einem Andern, der Rebe, entwickein. Aus
Wasser Wein machen heifst also nicht, eine Ursache schnel-
ler als auf natfirlichem Wege erfolgen würde, Eur Wirk-
samkeit bringen 5 sondern ohne Ursache, aus der blofsen
Veranlassung, die Wirkung entstehen lassen, oder bestimm-
ter auf das Organische belogen, ein organisches Produkt
ohne den producirenden Organismus aus dem blofsen un-
organischen Material, oder vielmehr nur aus Einem Re-
standtheü dieses Materials, hervorrufen : ungefähr wie wenn
Einer ans Erde, ohne Daawischenkunft der Getreidepflan-
Be, Brot, aus Brot, ohne es vorher durch einen thlerischen
Körper assimiiiren eu lassen, Fleisch, aus Wein auf eben
Neuntes Kapitel. S. 119. n$
ilieiielbe Weite Blot gemacht haben sollte. Will man sieh
daher nicht blofs aaf das Unbegreifliche eines Allmachts-
>vürts Jesu berufen, soiulerii mit Olshausen den Procefs,
deir in dem fraglichen Wunder enthalten sein mül'ste, nach
Art eines Natnrprocesses sich nfiher bringen : so mafs man
nur nicht, am die Sache scheinbarer au machen , feinen
Theil der dazu gehörigen Momente verschweige/i, sondern
alle hervorstelien, welche dann folgende gewesen sein mttfs-
ten : 1) Zu dem elementarlschen agens des Wassers mfliste
Jesns die Kraft der Übrigen oben genannten Elemente ge-
fügt, dann aber 2) was die Hauptsache Ist, die organische
Individualitlit der Hebe ebenso unsichtbar herbeigeschafft
haben; 3) hatte er nnn den natttrllchen Proccls dieser Ga-
ge nstande mit einander, das Eiflhen und Fmehttragen der
i^cbe sammt dem Reifen der Traube bis snm Augenblick-
lichen beschleunigt; 4) hierauf den iKunstprocefs des Pres-
sens n. 8. f. unsichtbar und plösllch geschehen lassen, und
endlich 5) den weiteren üaturprocels der Gfthrnng wieder
bis «um Attgenbiieklichen beschleunigen mllssen. Auch hier
demnach ist die Bezeichnung des wunderbaren Vorgangs
als beschleunigten Maturprocesses nur von awei Momenten
unter fttnfen hergenommen, während deren drei unter die-
sen Gesichtspunkt sich gar nicht bringen lassen , von wel-
chen doch <lie beiden ersten, namentlich das zweite, von
einem Belange sind, der selbst den bei der Speisnngsge*
schichte von dieser Vorstellungsweise vernachlässigten Mo-
menten nicht ankam: so dafs also von einem beschleunig-
ten Naturprocefs hier so wenig wie dort die Bede sein
kann Da aber allerdings diese Kategorie die einaige
4} Auch LücKJi, 1, S. 405* findet die Analogie mit dem beieich'«
neten Naturprocess mangelhaft und undeutlich, und weiss
sich hierüber nur dadurch einigermassen su beruhigen, dats
ein MimUcher ttbelstaad auch bei dem Spc isungswühder statt-
I finde.
Digitized by
tM Zweiter AbsohnUt.
»»
oder fioe»er8te ist , unter welcher \vir dergleichen VorgiJn-
ge unserem Vorstellen und Begreifen näher bringen lidn-
nen : so ist mit der Unsnwendbsrkeit jener Kategorie auch
die ündenkbarkcit des Vorgangs dnrgethan.
Doeh nicht allein in Bezug auf die Möglichkeit, son-
dem aoeh auf die ZweckmäfiiiglLeit und SchickÜchkeit ist
das vorliegende Wunder in Anspruch genommen worden.
Zwar der in älteren ^) und neueren Zelten gemachte
Vorwurf, dafs es Jesu unwürdig sei, sich nicht allein in
Gesellschaft von Trunkenen betreten zu lassen, sondern
ihrer Trunkenheit durch seine Wunderkraft noch Vorsehuh
£u thun, ist als übertrieben ebsuweisen, indem, wie die
£rkiärer mit Recht bemerken , aus dem otav fu^voi^vfoi
<V. 10.)> welches der aQX'^^Q^^^'^y^S i" Bezug auf den ge-
wöhnlichen Hergang bei dergleichen Mahlen bemerkt, fttr
den damaligen Fall nichts mit Sicherheit gefolgert werden
kann. So viel jedoch bleibt immer, was nicht allein Fau-
I.U8 und die Probabilien 7) bemerklich machen, sondern
auch LüCKS und Olshaussn als eine bei m ersten Anblick
sich aufdringende Bedenklichkeit sugestehen, dsls nimlleh
Jesus durch dieses Wunder nicht, wie er sonst pflegte,
irgend einer ^oth, .einem wirklichen Bedürfnifs abhalf,
aondem nur einen weiteren Reis der Lust herbeischaffte;
nicht sowohl httlfrelch, als vielmehr geföUig sich erwies;
mehr nur so zu sagen ein Luxuswunder, als ein wirklich
wohithätiges verriclitete. JSagt man hier, es sei ein hinrei-
chender Zweck des Wunders gewesen, den Glauben der
Jfinger bu befestigen ^) , was nach V. 11. auch wirklich
die Folge war: so mufs man sich erinnern, dafs bei den
ttbrigeu Wiiiidern Jesu in der liege! nicht allein das For-
5) Bei Chrysostomus, homil. in Joann. 21.
6) 'WooLSToa, Disc. 4*
7) p. 4«.
8) Taoiucs, s. d. St.
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Neanteg Kapitel, i. in 2-i5
mal« «l^raelbeti , il* h. dur» sie misftfrordentlfche ßffnige
waren, etwas Wiinschenswertlies , njimlich den (ilnuben
der Anwesenden , 2ur Folge hatte^ sondern auch ihrem
Materialen, d. h* dafs aie in üeiinngen, Speisungen u« dgl«
bestanden) eine wohlth2itige Absicht enm Grande Jag. Bei
dem gegenwärtigen Wunder fehlt diese Seife, und Paulus
hat so Unrecht nicht, wenn er auf den Widerspruch auf«
lAerksam macht^ welcher darin iiege^ dafs Jesns jßwar dem
VersQcher gegenüber Jede Aoffordetnng zn solchen Wnn«
dern, die, ohne materiell 'wohlthfttig, und durcli ein drin-
gendes Bedürfnifs gefordert zu sein, nur formell etwa Glau*
ben und Bewunderung wirken iiönntcn, abgevriesen, und
nun doch ein solches Wunder gethan haben sollte ^>
Man war daher supranaturaltstlscherseits auf dfe Wen*
dung angewiesen, niclit Glanben iiberhaii])t, welcher eben-
so gut oder noch besser durch eine auch materiell wohl*
thätige Wnnderhandlang £u bewirken war, sondern chie
gane specielle, eben nur durch dieses Wunder su bewir*
kende Überzeugung habe Jesus durch dasselbe hervorbrin-
gen wollen« Und hier ing nun nichts näher, als durch den
Gegensac von Wasser und Wein, am welchen sich das
Wander dreht, an den Gegensas swischen dem ßanrl'Cmv
iv vöurt (Matth. 3, tl.), der zugleich ein o? vor fu] ritrov
war (l^uc. 1, 15. Matth. 11, 18.), und demjenigen, wel-
cher, wie er mit dem heiligen Geist und mit Feuer taufte,'
•o auch die feurige, geistreiche Frucht des Weinstocks'
•ich nicht versagte, und daher nivu.n'nr^g gescholten ward
(Matth. 11, 19.), erinnert zu werden, um so mehr, da das
vierte £vangeÜhm, welches die £i*sählang von der Hoch«
seit sa Kana enthXlt, in seinen ersten Abschnitten beson«
ders die Tendene eeigt, vom Tfiufer sn Jesu herd herauf Oh«
ren. Daher haben denn Herder * °j ujid nach ihm einige
9) Cemm. 4» S« 151 f.
10) Von Gottes ?$oha u. s. f. nach Johsimet Evangelium, 131 f.
Da$ Leben Jetu IL JSand, 15 .
I
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Zweiter Abtelmilt.
Ander«"') ungenomiDeD, Jetns bjibe durch Jenes Vomeb»
men «einen Jüngern , von welchen mehrere vorher SehO-
Jei* des Tftufers gewesen waren, das Verbiltnifs seines
Geistes und Amtes zu dem des Johannes versinnlichen,
und den Anstois 9 welchen sie etwa an seiner liheraJerea
fjebenswelse nehmen mochten, durch das Wunder nieder*
schlagen wollen. Allein hier tritt nun dasjenige ein, was
gleichfalls selbst Freunde dieser Auslegung als aufialieiul hei*-
Torheben dais Jesus das sinnbildliche Wunder nicht be-
nÜBt) um dnrch erlfintemde tfeden seine Jünger üiier sein
Verbiltnifs nnm Tinfer aufsnliliren. Wie nftthig eine sol-
che Auslegung war, wenn das Wunder nicht seinen spe-
cielieu Zweck verfehlen sollte, erhellt sogleich daraus, dals
der Referent nach V« 11. dasselbe gar nicht in diesem
Sinn, als VeranschauUehung einer besondem Maxime Je-
su, sondern ganz allgemein, als q^aveQioaig seiner do^a, ver-
standen hat^^). War also doch jene specielle Verständi-
gung Jesu Zweck be} dem Torliegenden Wunder, so bat
Ihn der Verfasser des vierten Evangeliums, d« h« nach der
Voraussetzling jener £rklfirör sein empffinglichster Schüler,
mifsverstanden t und Jesus, diesem Mifs^erstundnifs vorzu-
lieugen, auf unzweckmürsige Weise versfiiimt; oder, wenn
man dieses Beides nicht annehmen will, so bleibt es dabei,
dafs Jesus den allgemeinen Zweck , seine Wunderkraft za
zeigen , gegen seine sonstige Weise durch eine Handlung
nu erreichen gesucht hätte, an deren Steile er eine nttali-
chere sclieint haben setsen nu kdnnem
Auch das unverhttitnifsmftfsige Quantum Weins, wel-
ches Jesus den Gästen gewährt, mufs in £rstaunen setzen«
«
II) C. G. Flatt, Uber die Verwandlung des Wassers ia Wein,
in SSsKiim's Msgssin, 14. Stück, S. 86 f. , Oi^usm s« a.
8. 75 f. ^
19) OLSBADIKIf a. s. O«
iS) Anch LOcas fiadcl jeae synboUscbe Deotoag tu. well berge*
holt, und SU wenig imToncder ErsXUuagbegrtiadsl. 8.'4e6»
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m
Neuntes Kapitel. 227
6 Krüge, jeder 2 bis 3 fiexQrjag fassend, gäben^ wenn der
dem hebrfiischen Bath entsprechende attische fuvQijrr^s^
so 1{ rtf mischen amphorh oder 21 Wfirtembergischen
Maafsen, verstanden Ist, •252—378 Mnafs VV^elches Qnan«
tum für eine Gesellschaft, die bereits ziemlich getrunJieu
hatte! Welche ongehenren Krüge! ruft auch Dr. Paulus
moM^ und wendet nun Alles an^ tim die Maalsangabe des Tex«
tes 8Q Terkleinem. Aaf die sprachwidrigste Weise giebt
er dem drd statt seiner distributiven eire zusammenfassen-
de fiedentong, so dafs die 6 Uydrien nicht jede^ sondern
Bttsammen 2 bis 3 Metreten enthalten haben sollen ^ nnd
auch OtSRAUSBN getröstet sich nach Ssmler dessen ^ dafs
ja nirgends bemerkt sei, das Wasser aller Krüge sei in Wein
verwandelt worden* Allein das sind Ausflüchte : wem die
Uerbeischaffong eines so verschwenderisch nnd gefHhrlich
grofsen Ctoantoms von Seited Jesu unglaablleh ist, der roofs
daraus auf einen unhistorischen Charakter der ganzen Er-
zählung schliefsen.
£igenthamliche Schwierigkeit macht bei fieser Er*
clhlang aach das VerhiltnÜs, in welches sie Jesnm sn sei*
iicr Mutter und diese en ihm seet. Nach des Evangelisten
ausdrücklicher Angabe war dieses Wunder die d()Xf} tojv
Ofi^siatw Jesu: und doch zählt seine Mutter so bestimmt
darauf, er werde hier ein Wander thnn^ dafs sie ihm den
eingetretenen Weinmangei nnr aneelgen ea dürfen glaubt,
.um ihn zu übernatürliciier Abhülfe zu bewegen, und selbst
als sie eine abweisende Antwort erh<^ verliert sie diese
HoflEhang so wenig, daCs sie den Dienern Anweisung giebt,
der Winlie ihres Sohnes gewSrtig bu sein C^« 3. 5.). Wie
«ollen wir diese Erwartung eines Wunders bei Jesu Mut-
ter erklären !^ sollen wir die joiianneische Angabe, die Was*
aerverwandlung bA das erste Zeiehed Jesu geweeen» nur
14^ Wohm, de pondenim, mensurarum etc. rAtionibut sp. Rom.
tt Graec. p. 113. 126. Vgl. hUum, z. d. St.
15 •
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22S
Zweiter Abtchniif.
flnif die Kelt aetnes dffentiSelieii Lebene beslelMii, filr «eine
Jugend nber flie ^pokryphUchcn Wunder der Kindheits-
evangelien vorausietzen ? odei* i^ enn diefs schon Chrysosto«
' mat mit Rechl mu unkritisch gefanden hat ^ aollen wir
lieber yermotheni Maria tiabe, Termdge Ihrer doreh die
Zeichen bei Jesu Gebart bewirliten Uberseugang, dafs er
der Messias sei, auch Wunder von ihm erwartet, und, u ie
vielleicht schon bei einigen früheren, ao nan auch bei die*
aem Anlafai wo die Verlegenheit grofa war,' eine Probe Je-
ner Kraft von ihm verlangt ' ^) ? Wenn nar Jene IrAbe
Uberzeugung der Angehörigen Jesu von seiner Messiani«
tüt in etvvas wahrscheinlicher^ und namentlich die äusserer*
dentliehen £reigniaae derKindheit| durch welche ale hervoi^
gebracht worden aeln aoll, mehr beglaubigt wSren! wom
noch kommt, dafs, auch den Glauben der Maria an die
Wunderkraft ihres Sohnes vorausgesezt , immer nicht er*
hellt, wie aie unerachtet aeiner abweiaenden Antwort doch
noch suvemlehtlich erwarten konnte, er werde gerade bei
dieser Gelegenheit sein erstes Wunder thiin, und bestimmt
zu wis.sen glauben, er t%erde es gerade so thun, dafs er
die Diener daau gebrauchen würde. Diefa beatimmte Wia*
aen der Maria aelbat um die ModalitSt dea au vemlchtenden
Wunders scheint auf eine vorangegangene Eröffnung Je*
SU gegen sie zu deuten, und so sezt Olshausen voraus,
Jesus habe seiner Mutter Uber das Wunder, das er vor-
hatte, einen Wink gegeben gehabt. Wand aber aollte die*
ae Krtfflbiung geschehen aein ? achon wie aie cn der ffoch«
zeit glengen? da mtifste also Jesus vorausgesehen haben,
dafs es an Wein gebrechen wttrde> In welchem Falle dann
aber Maria nicht wie von einer unerwarteten Verlegenheit
ihn von dem alvov ^Sh (xoai in Kenntnifa aeteen konnte* ■
Oder erst nach dieser Anzeige, ah»o in Verbindung mit den
15) Homil. in Joaan. s. d. St.
ib) Tmoluck, z. d. St.
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Worten: tl iftol xai aot fvim; jr.«;Jt.? aber hiemil läSat
eleh eine eo enfgegengeseete Erdfllnung gar nicht In Ver-
bindung denken, man mafste sich denn die abweisenden
Worte Jaut, die eusagenden aber leise, blofa für Maria ,
gesprochen vorstellen ^ was eine Komödie veranstalten
liieree. Begreift man somit aof lieine Weite, wie Maria ein
Wunder, und gerade ein solehes, erwarten iLonnte, so
liefse sich der ersteren Schwierigkeit zwar durch die Äntiah-
jne scheinbar aosweichen, dals Maria nicht In £rwartuiig
einea Wanders , sondern, nur so, wie sie aieli in allen
acliwierlgen Fftileh bei ihrem 8ohne Raths erholte, sich
auch in diesem an ihn gewendet habe '^): aber seine
Erwiederung aeigt, dafs er iu den Worten seiner Mütter
die Aufforderang au ^em Wander gefanden hatte , und
die Anweisung, welche Maria den Dienern giebt, bleibt
ohnehin bei dieser Aiinahnic unerklärt.
Die Erwiederung Jesu auf die Anmahnung seiner Mut-
ter CV. 4.) ist ebenso oft auf fibertriebene Weise getadelt ^ '
als aöf ungenttgende gereohtfertigt worden« Man mag im-
merhin sagen, das hebrftische rj^^ ^^~nO > ^^s tl ifioi
»al ,aoi entspreche^ komme s. B« Sam. 16, 10. aoch' als
gelinder Tadel vor oder sich darauf berufen, dafs mit
drni Amtsantritt Jesu sein Veriialtnifs zur Mutter, was die .
Wirksamkeit betrifft, sich gelöst habe^''): gewÜa durfte
doch Jesus auf die Gelegenheiten , seine Wandermacht in
Anwendung au bringen, mit Bescheidenheit aufmerksam
gemacht werden, und f.o wenig derjenige, welclier ihm ei-
nen Krankheitsfall mit hinzugefügter Bitte um Hülfe an*
seigte 9 eine Sehmtfhaiig verdiente^ so wenig und noch we-
niger Maria, wenn sie einen eingetretenen Mangel mit bleib
17) Hess, Gescliicbte Jesu, 1, S. 135* Vgl* auch Ciumc, s. d. St.
^8) z. van WooitTOa a. a« O.
19) Fun, a. s. 0. 8. 90^ THotxcuj t. d. 81*
30) OksaAvsmt, s. d. 8t.
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^ Zweiter Abiohuitt.
liiiiEu^odachter BU|e um Abhülfß ku seiner KenntnUs brach-
te. £in Anderes wXre es i^ewesen, wenn Jesus den Fall
nlohl geeii^ef, oder gar nnwQrdig gefanden bitte, ein Wun-
der an denselben ku km'ipfen : dann hatte er die auffor-
dernde Anzeifire als Reizung zu falscher Wunderthiiti|;keit
(wie In der Veranebangsgesehlehte) hart abweisen mtfgen;
so hlngeit^n, da er baid darauf durch die Tliat seigte,, dafii ,
er den Anlafs allerdings eines Wunders werth finde, ist
schleohterdings night eineusehen, wie er der Mutter ihre
Aneeige^ die ihm nur vielleioht ein^ A^genliiicke sn frO^
he kaai| Terdenken konnte").
Den sahireichen Schwierigkeiten der sopranafnralisii-
sehen Auffassung hat man auch hier durch natürliche Deu-
tung der Geschichte nn entfliehen yersncht. Von der Sitte
ansgehend, dafs bei jüdischen Hochselten Geschenke an
Wetn oder Ol gewöhnlich waren, und davon, daft Jesus,
der 5 neugeworbene Schüler als ungeladene Gäste mitbrach-
te, einen Mangel an Wein voraussehen konnte, nimmt man ,
an , des SohenBCS wegen habe Jesus sein Geschenk auf un-
erwartete undgeh^lmnirsTolle Welse anbringen wollen. Die
dofa, welche er durch diese Handlung offenbarte, ist hie-
naoh nur seine U'imanität, welche gehörigen Ortes auch
^en Spafs nu michen nicht verschmfihte; die fr/ci^,- die
er sich dadurch bei seinen Jdngem suwege brachte, ist
das freudige AnscMiefsen an einen Mann, welcher nichts
von dam drücken len £rnste zeigte, den man sich vom
Messias prognestloirte« Die Mutter wnfste um den Ver-
sa« des Sohnes und mahnt ihn, wie es ihr Zeit schien,
denselben snr Ausführung zw bringen; er aber erinnert
sie scherzend, ihm nicht durch Vorschnelligkeit den »^pafs
verderben. Dafs er Wasser einschöpfen lieis, scheint
so der acherehaften Täuschung gehört au haben, welche
er beabsichtigte ; dais , als auf Einmal Wein statt Was*
. Jl) VgU auch die ^obabiUsa, p. 41 f.
■
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ü^umiuB ILapitol. (• 99. Sil
r
wen in dm Krttgen sich iuidy dieft fflr dne wonderbtre
Verwandlaog gehalten wurde, ist leicht begreiflloh in ei-
ner spfiten Nachtstunde, wo man schon ziemlich getrunken
hatte ; dud endlich Jesus die Uochseirleute über den wah-
ren Thatbettiind nicht aufklärte , war die natfirllche Cen*
•eqnenn, die hervorgebrachte tehershafte Tineehung nicht
selbst Eerstören zu wollen ^ *)• Wie übrisens die Sache
nogegangen, durch welche Veranstaltung Jesus den Wein
nn die Stelle des Wassers gehraeht, diele, meint Paulvs,
laese sich nicht mehr ausaachen ; genug, vi«nn wir wb-
sen, dafs Alles natürlich vor sich gegangen sei. Da aber
nach der Annahme dieses Auslegers der £vangelist sich der
Natürlichkeit des Erfolgs im Allgemeinen liewnist war,
wnmm hat er uns iteinen Wink darüber gegeben f Weilte
er auch den Lesern die Überrasch ong bereiten, welche Je^
BUS den Zuschauern bereitet hatte, so mufste er sie doch
hinterher auflüsen, um die Tftuscbu ng nicht bleibend su
maeiien. NamentÜch durfte er nicht den irreführenden
Ausdruck gebrauchen I dals Jesus durch diesen Akt t:^
dd^'ay CfVTöCV. 11. )> was in der Spraciie seines Evangeliums
nur dessen höhere W'^ürde bedeuten kann, geoffenbart ha-
be; er durfte den Vorfall kein at^fiBtw nennen, was eui
Übematüriiches involvirt; er durfte endlich nicht durch
den Ausdruck: to vöoiq olvov yfyevrjttvov (V. 9.)? noch we-
, niger unten (4, 46.) durch die Bezeichnung Kanas mit -
Ulfa mobjaep vöwq ohnwy den Schein err^n, als stimmte
er der wunderhafiten Auffiissungdes Vorgangs liei ^'). Die-
se Schwierigkeiten suchte der Verfasser der natürlichen
Geschichte durch die Eaar&umung zu umgehen, dafs -der
Beferent selbst, Johannes, die Sache für ein Wunder an«
gesellen liabe und als solches eraUhie. Indefs, abgeseiien
li) Finios, ConuB. 4, 8. 150 ff. $ L. J. I, a, 8. 169 ff.; Natür-
liche Geschichte, 2, S. 61 ff.
33) Vgl. hierüber Kiatt a. a. O. S. 77 ff. und LSckb, «. d. Abtch.
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Zweiter Ab^ciiiiAtt«
von der nnwttrdigen Art, wie er diesen Irrthnm des
gellsten erklärt '^'), wäre es Ton Jeso nidit wohl denkbar,
dafs er auch seine Schüler in der Täuschung der übrigen
Gäste erhalten, und nicht wenigstens ihnen eine Anfkiä-
mng über dfen wirklielien Hergang der Sache gegeben ha-
ben seifte. Man mUfste daher annehmen, der Referent dfe»
SOS Vorfalls im vierten Evangelium sei keiner von Jesa
SohUiern gewesen, was jedoch über die Sphäre dieser Er»
klämngswelse hinausgeht. Doch auch Bogegeben, dafs der
Referent selbst, wer er Immer sein mde^e, in der Täosehan^
derer, welche in dem V or^ann^ ein Wunder sahen, befan-
den gewesen sei, wobei also seine Darstelhingfsweise und
die Ton Ihm gebrauchten Aasdrttcke begreiflich wOrden:
so Ist Jesa Verfahren nnd Handlungsweise desto unbegreif-
licher, wenn kein wirklicljes Wunder im Spiel war Warnm
rirlifcte er die Dnrhringung des Geschenks mir rafüiiirtem
Fleifse SO ein, dafs es als wunderbare Bescheemng eiv
scheinen mnfste? warum ttefs er namentlich die Geflifse^
in welche er sofort den Wein eo brin^ren Im Sinne hsfte,
vorher mit Wasser voll machen, dessen nothweiidigre Wie-
derentfernung am unbemerkten Vornehmen der Sache nur
hinderlich s^in konnte? wenn man nicht mit Woolston an«
nehmen wll^, er habe dem Wasser nur durch ent^egfossene
Liqupure einen Wcinoosehmack ertheilt. Das (jcfHhl die-
ser doppelten Schwierigkeit, theiis das Hineinbringen des
Weins in die bereits mit Wasser gefällten Krüge denkbar
isn machen, thells Jesum von dem Verdacht freisusprechen^
!«!•< hh'tte er den Schein einer wunderbaren V rrw niHlliing'
de« Wassers erregen wollen, inajr es gewesen sein, was den
V erfasser der natürlichen Geschichte bewog, den Zusnm^
menbang swlschen dem ein gefeilten Wässer nnd dem spH^
ter Eum Vorschein gekommenen Wein ganz zu zerreissen
. *
94) Er giebt dem f$i»d0ino9m$ V, 10, eine Bcslebung su«k auf
. den Johaanes«
üiyiiized by
%
doroh die Ammlimy d«6 Wasser liabe Jesus hoien les^ea^
vreil es auch daran fehlte, und er den wöhlthiStigen Ge-
brauch des VVasciiens vor und nach der Tafel euipfehleii
>vollte9 den Weiu aber liabe er hernach aus einer anstos«
senden Kammer, wohin er ihn gestellt hatte ^ herheibrin*
gen lassen — eine Äufibssung, bei welcher freilioh entwe-
der die Trunkenheit sfimmtiicher Gäste nnd namentlich des
Referenten als ziemlich bedeutend angenommen werden
müftite, wenn sie den aus der Kammer gebrachten Wein
fOr einen ans den WasserkrOgen geschöpften angesehen
haben sollen, oder die tfiuschende Veranstaltung Jesu täk
sehr fein angelegt, was mit seiner sunstigen Geradheit sich
nicht vertrügt.
In dieser Klemme swischen der supranaturalen nnd der
natitrllohen firldfirung , von welchen auch hier die eine so
wenig als die andre genügen kann, müfsten wir nun mit
dem neuesten Aubleger des vierten Evangeliums warten,
^hiB es Gott gefällt, dui*ch weitere Entwicklungen des be-
sonnenen christlichen Denkens die Ldsung dieser Rfithsel
SU allgemeiner Befriedigung herbeizuführen ^^) ' , wenn
uns nicht ein Ausweg sclion dadurch angezeigt wäre, dafs
wir die betretende Geschichte nur bei dem Einen Jo*
bannes finden. War sie, eineig In ihrer Art ^ie sie ist,
Euglelch das erste Zeichen Jesu, so mufste sie, wenn auch
diiinals noch nicht alle Zwölfe mit Jesu waren, duch die-
sen allen bekannt werden, und wenn auch unter den übri-
gen Evangelisten kein Apostel ist, doch in die allgemeine
Tradition und von da in die iiojitischen Aufseichnungen
übergehen; so, da sie nur Johannes hat, scheint die An-
nalime, dafs sie in einem den Synoptikern unbekannten Sa-
gengebiet erst entstanden, leichter als die andere, dals sie
ans dem ihrigen so frlihseitig verschwunden sei; es kommt
nuv darauf an, ob wir im Stande sind, nachzuweisen, wie
tS) L0CICB, S« 407.
i
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«4
Zwailer Abtekiiilti
auch ohne Mttoilsdieii Grund eine «okhe Sage sieh gettal-
ten konnte. Kaiser verweist hiefHr auf den abenteuerli-
chen Geist des verwandelnden Orients : aber diese Instanz
ist so unbestimmt, dafs Kaiser allerdings noch die Voraoa-
aetsnng einet wiriüicb Forgefalienen bamanen Scberses Jesu
ttüthig hat womit er in der nnglücklieben Mitt» ewi-
schen mythischer und natürlicher Erklärung stehen bleibt!,
ans welcher man nicht eher herauskommt, als bis man be- ^
atfmmterei näher liegende mjtblsobe Anlialts« nad £ntste-
* hnngspunllte fdr eine Brallilttng beri»eisasefoaffen im Stande
ist. Im gegenwärtigen Falle nun braucht man weder berm
Orient überhaupt, noch bei Verwandlungen im Allgemei-
nen stehen an bleiben, da sieb bestimmt Wasserverwand-
lungen Im engeren Kreise der hebriisehen Urgeseblehte
finden. Neben einigen £rsfihlungen, dafs Moses den Isra€->
Ilten in der Wüste aus dürrem Felsen Wasser verschafft
habe (2. Mos. 17. 1 & 4. Mof. 20, 1 ffO> «ine Wasser-
bescheemngy welche , nachdem sie In modificircer Weise
sieb in der Geschiebte Simson's wiederholt liatte (Riclit. 15,
16 f.)) auch in die messianischen Erwartungen übergetra^
gen wurde '^), ist die erste dem Moses zugeschriebene
Wassenrerwandlnng Jene Umwandlung alles Wassers In.
Ägypten In Blnt, welche unter den sogenannten sehn Pla-
gen aufgeführt wird (2. Mos. 7, 17 If. ). Neben dieser
mutatio in deteriu:t findet sich aber in der Geschichte des
Moses ancb eine- am Wasser voUsogene mutatio in melius^
indem er bitteres Wasser nach Jebova's Anweisung sfifs
machte (2. Mos. 14, 23 flf. )> wie später auch Elisa ein un-
gesundes Wasser gut and unschädlich gemacht haben soll
26) bibU Theol. 1, 8. 200.
27) In der Baad 1, S. 73* Annu sagcittlirtea Stelle aus Midratch
Hoheleth hetsst es unter Aadercn : GoM primut — atcendere
fMät puteum: sie c|uo<iue GoiA poftrenuis asceadere ladet
aqnas etc*
^ d by Google
Heuntet Kapital. {• Ml SA
0. Kffn. % 19 £)• Wie» lant der angefahrten rabblnlsehen
Srelle, die WasAerbescheerung, so seheint unsrer fohannei-
scheii Erzählung ziifolne auch die WasserverwaiuUung von
Moses und den Projiheten auf den Messias Übergetragen
worden so sein, mit denjenigen Modificationen Jedoeh, wel-
ehe in der Natur der Saehe iagen. Konnte nSmlich auf
der einen Seite eine Veränderung des Wassers in's Schlim-
mere, wie Jene mosaische Verwandlang desselben in Blut,
konnle ein soiehes Strafwunder^dem miiden Geiste .des ala
Messias erl^annten Jesus nicht wohl angemessen gefiinden
wei*den : so konnte andrerseits eine solche Veränderung ,
in's Bessere, welche ^ wie die Vertreibung der Bitterkeit
oder Sehädiichl&eit, inneibalb der species des Wassert ste*
hen blieb, und nicht, wie jene Verwandlung in Blut, die
Substanz des Wassers selbst änderte, für den Messias
ungenügend erscheinen ; beides eusammengenommen aber^
eine Veränderung des Wassers in's Bessere , weiche so-
fieich eine speeiüsehe Veränderung seiner Snbstann wärej
mafsto beinahe selbst eine Verwandlung in Wein ge»
ben. Diese ist nun von Johannes so eraählt, wie es zwar
nicht der WirkÜcbkeit, um so mehr aber dem Geist seines
Evangeliums angemessen gefunden werden mufs. Denn
so undenkbar, geschichtlich betrachfet, die Härte Jesu ge-
gen seine Mutter erscheint : so ganz im Geiste des vierten
Evangeliums ist es, seine Erhabenheit als des göttlichen
Xoyog durch ein solches Benehmen gegen Bittende (wie •
Job. 4, 48. und selbst gegen seine Mutter, auf die Spitae
SU stellen ^^). Ebenso im Geiste dieses Evangelisten ist
es auch, den festen Glauben, welchen Maria unerachtet
der abweisenden Antwort Jesu behielt , dadurch herauscn«
beben, dafs er sie in einer historisch unmöglichen Ahnung
selbst von der Art und Welse, wie Jesus das Wunder ver*
28) Vgl. die FtobabiUca, s. «. O.
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viehton wfirde, die oben beaprociiene Aaweitung den Hie*
Qeni geben lifo«
{• 100.
Jesus verwünscht einen unfruchtbaren Fcigcnbamn.
Die Anekdote von dem Feigenbanm welchen Jetae,
weil er, hungrig, keine FrOchte «nf ib« fend, dopcb aeln
Wort verdorren machte, ist den zwei ersten Evangelien
elgenthttmlieh (Matth. 21, 18 ff. Marc. 11, 12 ffOi wird abei-
von ihnen mit Abweichungen ersählt, welclie enf die An-
eicht von der Sache von Einflafa aind. Cnd nwar achlen
die eine dieser Abweichungen des Markus von Matthäus
der natürlichen Erklärung so günstig zu sein, dafs man
namentlich auch mit RUckaicht auf sie dem Evangelisten
neuerlich eine Tendena sn natfirllcher Anaieht von den
Wundern Jesu zugeschrieben, und um dieser einen, gflnati-
gen Abweichung willen ihn auch bei der andern, /.iemlich
unbequemen, die aich in vorliegender Ercfthlung ündet, in
Schnts genommen hat.
Bliebe es nämlich bei der Art, wie der erste Evange-
list den Erfolg der Verwünschung Jesu angiebt: xal t^r^—
QiivÖr^ nuQax^^fia ij awoy CV. 19.], so würde es wohl schwer •
halten, hier mit einer^natüriichen Erklärung ansukommen,
da auch die gewaltsame PAüLU8*sehe Deutung, naeh wei-
cher das :na()axQfjftcc nur weiteres menschliches Ziithuii ,
nicht aber eine längere Zeitfrist ausschliefsen soll, doch
nolr auf unbefugtem Herttbertragen des Markua in den
Matthäus beruht Bei Markua nämlich verwänscht Jeans
den ßaum am Morgen nach seinem Einzug in Jerusalem ,
änderst am folgenden Morgen bemerken die Jünger im V or-
übergehen, dafa der Baum verdorrt ist. Durch diese Zwi-
aehenseit, weiche Markus swiaehen der Rede Jesu nnd
dem Verdorren des Baumes ofl'en Ififst, drängt sich nun
die natürliche Erklärung der ganzen Geschichte ein, darauf
fniaend, dafii in dieser Frist der Baum Wohl auch durch na-
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Neuntes KepiteL S* 100«
Iflrikfae Ureachen Jiabe verdorren können« Dcmgemfile
soll nnn Jesae an dem Baome neben dem Mangel an FrBeli«
ten aneh eonit noch eine Beschaffenheit bemerlct haben ,
aus weicher er ein baldiges Absterben desselben prognosti*
eirtej und dieses Prognostiken soll er ihm in den Worten :
▼an dir wird wolil Niemand mehr f rflehtje sa esaen be*
konmen, gestellt haben« Ale die Hitse des Tages die Vor-
aussage Jesu unvermuthet schnell verwirklichte, nnd die
Jünger dieis am andern Morgen bemerkten ^ da erst ses*
ten sie diesen £rfolg mit den Worten Jesu vom vorigen
Morgen in Verbindung, nnd begannen diese als Verwfln»
•chang aufzufassen; eine Deutung, welche übrigens Jesus
nicht bestätigt, sondern den Jüngern zu Gemüthe führt,
mit nnr einigem Selbstvertranen werden sie nieht bJofs
sekhe Sebon physiologiseh bemerkbare Erfolge voranssa«
gen, sondern noch viel Schwereres wissen und bewirken
können Allein gesezt auch , die Angabe des Markos
Ware die richtige, so bleibt doch auch so die natürliche Er»
kUbmng nnmüglieh. Denn die Worte Jesu bei Markna
(V. 14.): ^r^nthi ix an dg tov aU3m fnr^(h}g xaqnov rpdyoi,
rnüfsten, wenn sie blofs eine Verrauthuiig, was wohl ge-
schehen werde, enthalten sollten, nothwendig ein äv bei
sieh haben, nnd in dem ftfpik$ i» ü& xa^nog yhtjrm des
Natthäns ist ohnehin der Befehl nicht sn verkennen, ob»
gleich Paulus auch hier mit einem blofsen „mag wei^den'^
Abkommen möchte. Auch dafs Jesus den Baum selbst an*
ledet, so vrie das feieriiche eig,%a¥ akava^ welehes er hln^
sefBgt, spricht gegen eine simple Voraussage nnd fftr die
Verwünschung; Paulus ftfthlt diefs wohl, und deutet daher
ait onerlaubter Gewaltsamkeit das Aiyu avifj zu einem
Sagen in Besiehnng auf den Baum nm, wfthrend er dae
tlg rdv auam durch die Übersetsung: in die Folgeneit hin^
abschwficht. Doeh gesesl auch, die Evangelisten hätten aus
1) PAinet, sx«lUadb., 3, s, S. 157 &
Dl
SM
Zweiter Absebnitt
. ihnr irrigeii Aneiebt ron den Vorgang hemiif.die Worte
Jeen über dem Feigenbaom In etwet'Terindert, und Jeeas
also wirklich dem Baum nor ein PrognosHkon gestellt: so
hat er doch, als das Vorausgesagte eingetreten war, den
Erfolg «einer ttbematürliehen Einwirkung Kogeschrieben«
Denn wenn er das, was er In Besog anf den Feigenbaoo^
geleistet, als ein noielv beseichnet (V. 21. bei Matth.), so
kann schon diefs nur gezwungen auf eine blofse Voraus-
sage beaogen werden; namentlich aber, wenn er es den&
Berge?erselsen gegenüberstellt, so miils, wie dieses nach
Je4er mügllehen Deotang doch Immer ein Bewirken Ist,
ebenso auch jenes als eine Einwirkung auf den Baum ge-
fa£it werden; jedenfalls mufste Jesus dem xan^Qcicfa des
Petms (V. Sl. Marc.) entweder widersprechen, oder war
sein Stillseh weigen darüber Znstimmung. Schreibt demnach
Jesus das Verdorren des Baums hinterher seiner Einwir-
kung SU, so hat er entweder auch schon cluroh seine An-
rede an denselben eine Einwirkung beabsichtigt, oder er
hat den cofiilligen Erfolg zur Tftosebang seiner Jünger ehr> *
geizig mifsbraucht, ein Dileuima, in welchem uns die Worte
Jesu, ^ie sie von den Evangelisten refei'irt sind, entschie-
den auf die erstere Seite hinweisen«
Unerbittlich also werden wir Ton diesem natürlichen
ErklärungSTcrsoeh auf die snpranataralistlsche Avflkssnng
Eurückgedrängt, so schwierig diese auch gerade bei vorlie-
gender Geschichte ist. Was sich gegen die physbche Mög«
lichkeit einer soleben Einwirkung sagen liefse, übergehen
wir, niebt swar, als ob wir mit Hasb uns anheischig ma-
chen könnten , sie aus der natürlichen Magie zu begrei-
fen sondern weil eine andere Schwierigkeit die Unter-
•nehttng schon vorher abschliefst, und gar nicht bis mm
Erwägung der physischen Mffglichkeit kommen Itffst. Die-
ser entscheidende Anstois betrifft die moralische Möglich-
J) L. J. V IIS.
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I
i
^ Meunlat KiipUeK §«109.
kek «Iner aolfüieii llandliing Ton SeSten Jeto. Was er hlM^
vollsiehr, isl ein Sitnifwaniler. Ein lekllee iindet sieh tenet
in den kanonischen Berichten Ober das Leben Jesu nicht:
nur die apokryphischen £yangelien sind, wie oben bemerkt
warde, toU davon. < In einem der kanonischen Evangelien
findet sich vieinehr eine gieiclifalis schon öfters angefahr-
te Steile, Loe. 9, 55 f., welche es als Bewnfstsein Jesu
ausspricht, dafs eine Benützung der Wanderkraft, um Strai-
fe Ktt üben und Bache zu nehmen, dem Geiste seines Be*
ruU widerspreche 9 und dasselbe Bewnfstsein spricht der
Evangelist Ober ihn ans , wenn er das Jesaianisebe : ttaX»^
ftov airvrejQtufttvov « xcaea^ei x, t. X, auf ihn anwendet
(Matth. 12| 20). Diesem Grundsae und seinem sonstigen
Verfahren genftis bitte Jesas vielmehr einen dflrren Banni
nenlieielien, als einen grflnen verdorren machen müssen ,
und um seine diefäinaligo Ilandlungsweise zn begreifen,
mOfsten wir Gründe nachsuweisen im Stande sein^ wel-
che er gehabt haben iLönnte, von dem dort ausgesprocilenen
Grundsas, welcher keine Zeichen der DnSchtheit gegen
sich hat, in diesem Falle abzugehen. Die Gelegenheit,
bei welcher er Jenen Grundsas aufstellte, war die aus An«
lala der Weigerung eines samarischen Dorfs, Jesnm und
• seine Jünger gastUch anfunnehmen, an ihn gerichtete Fra-
ge der Zc'bedaiden, ob sie nicht nach der Weise des Elias
Feuer auf das J)orf herabregnen lassen sollen? worauf sie
Jesus an die Eigenthttmiichkeit des Geistes mahnt , dem
sie angehdren, mit welcher ein se verderbendes Thun sich
nicht vertrage. In unserem Falle hatte es Jesus nicht wie
dort mit Menschen, die sich unrecht gegen ihn betragen
iiatten, sondern mit einem Baume ßu thun , den er nicht
. i;« der erwünschten Verfassung traf» Statt dafs nun liierin
ein iiesonderer Grund läge, von ;fener Regel absugehen ,
ist vielmehr der Hauptgrund, welcher in jenem ersten Falle
müglicherweise cur Verh&ngung eines Strafwnnders iiütte
iMwegen künnen, bei diesem pweltea nicht vdrimodeo» Der
240
Zweiter Abschnitt.
mornlische Zweck der Strafe nMmlich , den Gestraften zur
£in^ht und Anerkenn tinfs seines Fehlers zu bringen und
dadarch «o bessern ^ Mit einem Baume gegenüber rölitg
weg, und selbst von Strafe als Vergelfung liannl>ei einem
unfreien Nnturgegenstande nicht die Hede sein Sich
gegen einen leblosen G egenstand ^ den man eben nicht im
erwilosißhten Zustand indet^ mn ereifern , wird mit Reeht
als Mangel an Bildung ausgelegt ; in solcher Entrfistung
bis zur Zerstörung des Gegenstandes fortzugehen , wird
selbst für roh und unwürdig angesehen, und VV golston hat
•o Unrecht niebt, wenn er bebaaptet, an Jedem Andern
als an Jesn würde eine solche Handlung streng getadelt
werden Zwar l;ei wirklich objektiv und habituell feh-
lerhafter BeschaÖenheit eines ^aturgegenstandes kann ea
wohl etwa g^ohehen, dafs der Mensch ihn aas dem Wege
räumt y um einen bessern an seine Stelle an setaen^ woe«
übrigens immer nur der Eigenthümer die ochörige Auffor-
derung und Befugnifs bat (vgl. Luc. 1,1, 7.)* ^^f^ aber
dieser Banm^ weil er eben damals keine Früchte bot, auch
im folgenden Jahre keine getragen haben würde, verstand ,
sich keineswegs von selbst , und auch in der £rzlihlnng
wird da« Gegentheil angedeutet, wenn Jesus seine Verwün-
achnng so ausdrückt, dafs auf dem Baume nie mehr Früch-
te wachsen sollen, was also ohne diesen Finch voransses-
lieh doch noch geschehen sein wüide.
War so die iibie Beschaffenheit des Baums keine ha-
bitnelley sondern nur eine vorübergehende, so war sie,
wenn wir dem Markus weiter folgen, nicht einmal eine ob-
fektive, sondern rein subjektiv nur in dem sufhUigen 'Ver-
hältnifs des Baums zu dem augenblickliclien Wunsch und
3) Augustin, de rerbis Dominl in ev. tec. Joann. sermo 44:
Quid arbor fecerat, fructum non affcrcndo? quac culpa ar-
boris infoecundittt ?
4) Oisc 4.
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NenaUs Kapitel, f. 100. Ul
Bedürfnifii Jesu gegyHndet, Denn nech einem Zusac, wel-
eber die swelte Kigenthflmllehkeit des Marbnt in dieser
Erzählung bildet, war eben damals nicht Feigenzeit (V. 13.),
es war also kein Fehler^ vielmehr ganz in der Orduujigy
da£i aneli dieser Baum damaJs keine hatte) und Jesus, an
den es sehen Wunder nehmen mufs, dafs er so aur Un-
zeit Feigen auf dem Baum erwartete, hatte wenigstens, als
er keine fand, sich auf das UngegrUndete seiner ilirwnr«
tnng besinnen 9 und eine sa gans unbillige Handlung, wie
die Verwfinsehung war, unterlassen sollen. Sehen Kirehen-
Yäter stiefsen sich an diesem Zusaz des Markus, und fan-
den unter Voraussetzung desselben das Verfahren Jesu ganz
besonders r&tiiselhaft V^Toolston aber spottet nicht mit
Unrecht, wenn ein Kentlseher Bauer im Frfihjahr Obst in
seinem Garten suchte, und die B.'iume umhiebe, welche kei-
nes haben, so würde er von Jedermann ausgelacht wer-
den« Die Ausleger haben durch eine bunte lieihe von Con-
s J^ktnren nnd, Deutungen der Schwierigkeit dieses Zusataes
tn entgehen gesueht. Von der einen Seite hat man den
Wunsch, dafs doch die schwierigen Worte lieber gar nicht
dastehen möchten, geradezu in die Hypothese verwandelt,
sie mdgen woU spfttere Glosse sein Andrerseits , da ,
wenn ein Zusaa der Art dastehen sollte, eher die umge-
kehrte Angabe zu wünschen war , dafs damals Feigenzeit
gewesen, um nttmiich Jesu Erwartung, und seinen Unwil-
len, als er sie getliuseht sah, begreifen an können: so bat
■lan aof Tersehiedene Weise die Negation ans dem Satae*
5} Orlg. ConuB. in Matth. Tom. 16, 29: 1t> Sh Md^mo^
Tm Mtrru rdnor , int fi<futy6y Ti Tr^of t6 ^qxov rr^iootv^/^xt,
nonjaafy Srt — « yoQ tjv xaiqoi avxuv' — Einot yao ay iii'
tl fiii 6 matqof avxtav r^v^ niSg ^i9er o 7. iS; tuQtjatoy t» ir avrfj ,
Mok näs ii*»t»s ttTiiv aJr.7' f*ti»iT^ tig ror a»wr« im am ^^diU,
nofnop f^yni Tgl« Augustia a. «• O.
6} Toimi emcndd. in Suidsm, 1, p. 330 f.
Ua$ lieben Jssu IL Band^ lÖ
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S4i Zweiter ÄbnehiiÜt.
211 tntferriffn gcsoclif, thelli guns ge^valtSAin, Inileiii mnn
statt i H lasj nach i:V iiiterijungirte, hinter avy.iov ein zwei-
les toppUrte^ und ttbersezte: ubi enim tum versaba^
iurj tempuM ßcuum erat theils ab|fe«chiiiackt, durch
Verwandlung des Satzes in einen Fragesas: nonne enim
etc, theiis dadurch, dafs das xaioog ovxcov von der Zeit
der Feigenärnte genommen , und so in dem Zusnz die An-
gabe, die Feigen seien noch nicht weggelesen , d* h, noch
Hof den Bliamen gewesen , gefunden wird ^) , wofRr man
sich auf das xatnog tiöv xan ioji' Matth. 21,34. beruft. Al-
lein wie nnter diesem Ausdruck, der eigentlich nur das
antecedens der Arnte, das Vorhandensein der Früchte auf
Ackern oder BSnmen besetchnet, wenn er in einem «flfirma*
tiven Satze steht, das con.scquens, die mögliche Fruchtcin-
sammlungj nur in der Art verstanden sein kann, dafs das
antecedens^ das Dasein der Früchte anf dem Felde ^ mit-
eingeschlossen bleibt, folglich Ici xwQog xaQnuiv nur so viel
bedeuten kann ^ die (reifen) Früchte stehen auf den Äckern,
und sind demnach zur Einsammlung bereit: ebenso wird^
wenn jener Ausdruck in einem negativen Satze steht, eu*
erst das antecedens, das Be6ndiichsein der Früchte anf dem
^ Acker, Banm u. dgl. , und erst mittelst dessen das conse»
' quenSf die Einsammlung der Früchte, aufgehoben; ux egi
natf^og arxoiy heiist also: die Feigen sind nicht auf den Biin*
■■'^n gegenwärtig, und somit auch nicht cum Einsammeln
bereit, keineswegs aber umgekehrt; sie- sinil noch nicht
eingesammelt, und stellen also noch auf den Bäumen. Aber
nicht nur diese unerhörte Kedeiigur, dafs, wührend der
Form nach das antecedens aufgehoben wird, dem Sinne
nach nur das cmsequens aufgehoben, das antecedens aber
7) RsiKtiüS u. A., bei FamiciuB s* d. St,
8) Maji Obt. t. bei demt.
9} Dammi, in Hknkk's n. Magazio^ 2. Bd. <2. Heft, S. 252. Aach
KuixttL, in M«rc. p. 150 f.
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N0^Bter Kapitel. 100* S4S
IKMest «ein toll, sondem noeh ^Ikoß. andei^i die mn bald
SyAehysie, bald Hyperbaton .nennt, nrafii bei dieser Erldl«^
mng angenommen werden. Denn als Angabe^ dafs damals
die Feigen noch auf den Büumen gewesen^ giebt der in
JRede etebende Zneas nicbt den Grund , warum Jesus auf
Jenem Baume lielne fand, sondern, warum er welche er^
vrartete, er sollte also nicht hinter idtv fVQtv x, x. A.,
sondern nach ijkd^ev y ei ilga iVQ^ati x, t, L stehen, eine
Versetanng, weiche aber nnr^ beweist,. da£s diese ganüe
Erfclftrnng gegen den Text Ittnft. Überaeugt einerseits, dafs
der Zosas des Markus das Obwalten günstiger Umstände
fUr das Vorhandensein von Feigen auf jenem Baume ver-
neine, aber andrerseits doch bemüht, Jesu Erwartung so
reebtfertigen, suebten andre Erldfirer jener Verneinung statt
des allgemeinen Sinns, dafs es tiberhanpt nicht an der Jahrs*
r^eit gewesen sei, wovon Jesus notliwendig hatte Notiz ha-
ben müssen, den particuläreji zu geben, dafs nur (»esondre
UoMtSnde^ welche Jesu niebt nothwendig beiiannt sein mufs*
ten, der Fruehtbarkelt des Feigenbaums entgegengestanden
haben. Ein ganz specielles llindernifs wäre es gewesen,
wenn etwa der Boden, in welchem der Baum wurzelte,
ein anfruehtbarer gewesen wfire, und . wii*klich soll nach
£inigen xaiQog aitewr einen fUr Feigen günstigen Boden he-
aeichnen ' 5 Andere , mit mehr Achtung vor der Wortbe-
deutung von xaiQOSf bleiben zwar bei der Erkl^irung von
günstiger Zeit, nur dafs sie diese nicht universell von ei«
ner stehend und alljlihrlich der Feigen ermangelnden Jah-
reszeit, sondern nur von einem einaelnen, zuftfllig den Fe!-. >
" gen ungünstigen Jahrgang verstehen Allein yaiQOi; ist
Bunächst die rechte Zeit im Gegensaa aur Unzeit, nichteine
günstige gegenüber einer ungünstigen; nun aber kann, wenn
10) s. bei KmMh, s. d. St.
SS) PAVun, ex. Hsadb. 3, a, S. 175* Olsmav»», b. Coaun. t,
$. 782 f.
16*
Digitizod by Gü*..wtL
U% Zwtiur AbBtlinilC
diitr, mmeh In eineni rnifrnolillNiVMi Juhrgnng, mm der Ztit,
in .welcher sonst die Früchte BO reifen pflegen, solche siichf,
doch nicht gesagt werden, dafs es eur Unseit sei, viei*
mehr könnte ein Mir«jahr gerade dadurch beteiehiiet wei^
den, dafa, ote ^l&ep o xaiQog ttUf xaQnw, mmn Rirg«ndl|
welche gefanden habe. Jedenfalls, wenn der ganze Jahr-
gang die Feigeil, eine in Palästina so häufige Frucht, nieht
begünstigte , mnfste Jesus dieüs fast ebensogut wissen , als
wenn Sie unrechte Jahrsseit war: ao dafa daa Rithael
■
bleibt, wie Jesus j|aber^ine Beaehafienhelt desBaoms, wel-
che in Folge ihm bekannter Umstände nicht anders sein
konnte , ' so ungehahen sein mochte.
Allein erinnern wir uns doch noT] wer es tat, itm .
wir jenen Zota« Terdanben« Es ist Markus, welcher in
seinem erläuternden, veranschaulichenden Bestreben so Man-
ches ans seinem £ignen sosest, und dabei, wie iüngst an*
erkannt ist, und auch wir auf unsrem Wege achon nur
Genüge gefunden haben, nicht immer auf die 'übet legteste
Weise au Werlte geht. So hier nimmt er gleich das erste
Aufifaliende, was ihm begegnet, dafs der Baum keine
Frftchte hatte, und Ist eilig mit der Erklärung bei der
Hand, es werde die Zelt nicht gewesen sein; merkt aber
nicht, dafs er, indem er physilinlisch die Leerheit des Baums
erklürt, dadurch das Verfahren Jesu moralisch unerklär»
lieh maeht. Auch die oben erwähnte Abweichung von Mat^
thäua in Betreff der Zeit, innerhalb welcher der Baum
verdorrte, ist, weit entfernt, eine gröfsere Lrliiiiidliehkeit
des Markus in dieser Erzählung oder eine I^ieigiing ^
EU natttriicher Erklärung des Wunderbaren su beweisen^
wieder nur aus demselben veranschaulichenden Be8fi*ebeii,
wie der suiezt betrachtete Zusaz, hervorgegangen. Das
i2) Wie Siamar meint , über den Ursprung u. t. f. S. IIS IP.
Vcrgl. dagegen meine Recent. in den Jahrb. f. wist. Kritik,
^ov, 183*.
Neaiit«s Kapitel. $. 100. 24i
Bilti eines auf ein Wort hin plöelich TerdoiTenden Bunins,
f&Ut der Einbildungskraft schwer eq yollziehen: wogegea
6f nicht übel dramalisch genannt werden kann, den Pro*
ceft des Verderrens hinter die Scene sn verlegen, and erst
Ton dessen Resultate die 8|Wtter Vorübergehenden Ansicht
nehmen zu lassen. — Mit seiner Behauptung übrigens | es
sei damalsy etliche Tage vor Ostern, keine Zeit für feigen ga*
vireseny liitte, anf die Idimatlschen Verhältnisse PalSstIna*s
gesehen, Markus insofern recht, als in so früher Jahrs seit
d^?,^ frisch getriebenen Feigen jenes Jahrgangs noch nicht
nSf ^aren, indem die Frühfeige oder Bocco^ doch erst
mm die Mitte oder gegen £nde Jnnl'S| die eigentliche Fei-
ge, die Kel*mas, aber gar erst' im Aagnstmonat reff wird.
Dagegen konnte um die Osterzeit noch vom vorigen Herbst
nnd Uber den Winter her die dritte Frucht des Feigen*
baumS| die spfite Kermiis, hie and da auf einem Baume
angetroffen werden '^), wie denn nach Josephus ein Theil
von Palästina (das Uferiand des galiläischen Sees, freilich
fruchtbarer], als die Gegend um Jeiusalem, wo die frag-
Üche Geschiohto Toigieng) ovxov dina fiiyAp Hiakilmwg
^ Doch wenn wir auch auf diese Welse die allerdings
erschwerende Notiz des Markus , dals der Mangel des
Banms kein wirklicher gewesen, sondern nur Jesa ver«
mdge einer Irrigen Erwartung so erschienen sei , [auf dio
Seite gebracht haben : so bleibt uns doch auch nach Mat-
thftus^noch das Mifsverhaltnirs , dnfs Jesus wegen eines
vielleicht blols vorfibergehenden Mangels einen Naturgegen-
stand SU Grunde gerichtet hätte. Well ihn hiesu weder
ökonomische Rücksichten, da er nicht Eigenthfimer des
Baumes war, noch auch moralische Absichten — auf einen
13) s. rAiiif, a. a. O. S. 168 f.; Wuvls, b. Realw. d. A. Fei-
genbaum.
14) bell. jud. 5, 10, 8«
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i4tt Zweiter Abschnitt
^wnljdofaa Katui*^^ — bewogen liabeii kSnlhto^
•o hai nun den Antweg ergriffen y als das eigentliehe Ob^
jeUt, auf welelies Jesas hier wirken wellte, die Jünger
eu siibstltiüi'pn , den Baum aber und was Jesus an ihn
that) als biofses Mittel seiner Absicht auf Jene zu betracli-
ten. iDiets ist die symboÜsohe Auffassung, durch welche
schon die Kirchenvater , und nun auch die meisten ortho«
doxen Theologen unter den ^Neueren, die Handlungsweise
Jesu von dem Vorwurf des Unpassenden zu befreien ge-
meint haben. Nicht Erbofsung fiber den Baum, der sei-
nem Hunger keine Stillung bot, war hienach die Stfimmuni;
Jesa bei diesem Akte, sein Zweck nicht schlechtweg die
Vertilgung des unfruchtbaren Gowüchses : sondern mit Be«
•onnenheit hat er die Gelegenheit eines frllchteleer befun-,'
denen Baumes dasu benOisty den Jttngem durch eine sym-'
bolische Handlung anschaulicher und unvcrgefslicher als
durch Worte die Wahrheit su machen > die nun entweder
speciell so gefaüst werden kann, dais das Jüdische Volk^
weiches beharrlich keine Gott und dem Messias gefUligen
Früchte bringe, sn- Grunde gehen werde, oder allgemeiner
so, dafs überhaupt jeder, der von ^uten Werken so ent-
biöfst sei, wie dieser Baum von Früchten, einem ähnlichen
Strafgerichte entgegensnsehen habe ■^)* Mit Recht indds
fordern andre Ausleger^ wenn Jesus mit der Ifandlung
diefs heaweckte^ so hätte er sich irgendwie darüber erklä-
ren müssen '^); denn war bei seinen Gleichnifsrcden eine
Auslegung ndthlg, so war sie bei einer finndlung um
$o nnentliehriicher, je mehr diese ohne eine derartige Hin»
Weisung auf einen ausser ihr liegenden Zweck als Zweck
fiUr sich selbst gefafst werden mulste. Zwar liefse sich auch
ii) ULLMATm , Uber die Unsiindlichkeit Jesu , in seiiien Studien ,
iy S. 50. SurtiRT, a. a. O. S. 115 iT. Omhaosik, l,S.78Sf.
16) Paulus, s. a. O. S. 170$ Hais, L. J. §• 138; auch SmitsaTi
a. tu O.
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Mountd« KapiteL iOO. 147
hier , wie sonst , annelimeii , Jesns hübe wohl nnr Tersf in*
digung seiner Jünger über das von iliui Vollzogene noch
ef was gesprochen , was jedoch die Referenten , mit dem
Wuiiderfaktiii^ Bafrieden, weggelassen haben. Allein sollt«
Jesns eine Deutung seiner Handlung im angegebenen sym-
bolischen Sinne gegebeji haben, so hätten die Evangelisten
diese Rede nicht blofs verschwiegen, sondern eine falsche
an deren Stelle gesest; denn sie lassen Jesum nach seinem
Vornehmen mit dem Baume nieht schweigen, sondern ans
Anlafs einer verwundrungsvollen Frage tciner Jünger, wie
es mit dem Baume zugegangen, eine Erläuterung geben,
welche, aber nicht jene sypibolische , sondern von ihr Ter-
schieden , ja ihr entgegengesest ist. Denn wenn Jesus ih*
nen sagt, sie sollen sich über das Verdorren des Feigen»
baunis auf sein Wort hin nicht wundern, mit nur weni-
gem Glanben werden sie noch tiröfseres ftu thun im Stande
sein : so legt er. das Hauptgewieht auf sein Thun in der
Sache, nicht auf den Zustand und das Leiden des Baums
als Symbole; er hätte also, wenn doch auf das Leztere
sein Abschen gieng, xweckwidrig £u seijien Jüngern ge-
sprochen, oder vielmehr, wenn er so sprach, kana jenes
seine Absicht nicht gewesen sein. Ebendamit flillt auch
SitKFERTS, ohnehin aus der Luft gpunflcne Flyimthese,
daf«i Jesus zwar nicht nach, wohl aber v<»r jenem Akte,
auf dem Weg cum Feigenbaum hin, über den Zustand und
die Zukunft des israelitischen Volks mit seinen Jüngern
Gespräche geführt habe, zu welchen die .symbolische Ver-
wünschung des ßaums nur als von selbst verständlicher
Schlufsstein geftfgt worden sei; denn alles durch jene Ein-
leitung etwa angebahnte Verstündnifs des fraglichen Akte«
häftp, zumal bei der Neigung der Zeit zum Mirakulösen,
darch jenes Nachwort, welches nur die v iindcrbare Seite
des Faktums berücksichtigte, wieder zu Nichte gemacht
werden müssen. Mit Recht hat daher Ullmahii den hin-
zuuefügteu Worten Jesu so weit nachgegeben, dalk er der
246 Zweiter Abicliiiitt.
von Ihm KHUäslg (gefundenen symbolischen AufTfl^^Kun^r die
andere noch vorzieht, welche auch sonst schon vor^fctra«
gfitmgpn wiir '^), Jesus hübe durch die Wonderhnndlnni^
den Seini^en einen neocn Beweis seiner Meehlvollkoninien-
heit geben wollen, um dadurch ihr Vertrauen auf ihn filr
die bevorstehenden Gefahren ku stfirken. Oder vielmehr ^
du eine speeielle ßesiehung nqf das Kievorttehende Leiden
nir|i[ends benrorj^ehoben , and in den Worten Jesn nicble
enthalten Ist, was er nicht auch schon früher gesa&rt hlitte
(Matth. 17, 20. Luc. 17, 6.): >o mufs man mit Fritzscue
als die Ansicht der Referenten ipins ail||[eniein diese ans*
•preebeni Jesus habe seinen Unwillen Uber die Unfrueht-
barkeit des Feifrenbaums als Gelegenheit nur Verrichtung
eines Wnnders benUzt, dessen Zweck nur der allgemeine
alier seiner Wunder war, sich als Messias beurkun*
den Gans in dem Ton FaitzscRB geaeiehneten Geist
der Referenten spricht daher Enthymins, wenn er alle«
Grübeln über den hesondern Zweck der Handlung verbie-
tet, and nur im Allgemeiuen auf das Wunder in ihr zu
sehen ermahnt '^j. Keineswegs aber folgt daraas , dafa
aneh wir ans des Nachdenkens hIeHlber enthaften, anit
ohne Weiteres das Wunder gläubig hinnehmen niüfsten:
vielmehr liöuneii wir uns der üemerkuug nicht erwehren ^
17) HtTamaitCHt In den tbeot. Nscbrichten, 18i4| Mai, S. I2f ff«
18) Comm. in Matth, p.
19) Comm. im Marc. p. 4SI: Male — w. dd. in eo haescrunt,
quod Jesus sine ri'ione innocenlcm (Icum aridam reddidisse
vidcrclur , mirisquc argutiis usi sunt, ut aliqi»od hiijiis rei
consilium fuisso ostcndercnt. Niminun apostoli, cvangclittae
et omnes primi t 'mporit Cbristiani, cpia erant ingeniorum
simpUcitatOy quid quantumque Jesus porteatese fecisse dice-
retur » cnrarunt tantuaunodo , aon quod Jesu ia edendo aii*
rsculo coatilium fuerit^ subtiliter et argute quaesiverunt.
l
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Meuutef Kapitel. {• IttO*
dais iIm besondere Wunder ^ welches wir hier haben » Wie-
der ans dem allgemeinen Zweck des Wunderthons fiber-
haupt, noch aus irgend einem besondern Zweck und Grund
als wirklich von Jesu verrichtet sich erklären l&fst, viel-
mehr in Jeder Hinsicht seiner Theorie wie sonstigen Praxis'
widerstrebt 9 und deiswegen mit gröfserer Bestimmtheit ab
irgend ein andres, anch abgesehen von der Frage fll>er die
physische Möglichkeit, für ein solches erklärt werden maIS|
weiches Jesus nicht wirlüich verrichtet haben kann.
Indem ans non aber noch der positlfe Nachweis der*
Jenigen Veranlassung obliegt, durch welche, anch ohne ge-
schichtlichen Grund, eine solche £rzählung entstehen konn«
te: so finden wir in unsrer gewöhnliehen Quelle, dem A*
T.y swar wohl manche biidiiche Reden und Ensälilnngea
Ton Bfinmen und von FelgenbXumen Insbesondere, aber
keine, welche zu unsrer Erzi&hlung eine so specifische Ver-
wandtschaft hätte, dal's wir sagen könnten, diese sei jener
nachgebildet. Statt dessen aber dürfen wir im N« T. nicht
weit bifittem, so finden wir schon, nuerst in des TXnfers
CMatth. 3, lO.); dann in Jesu eigenem Munde (7, 19.) die
Gnome von dem Baum, der, weil er keine gute Frucht
trägt, abgehauen und ins Feuer geworfen wird| und wei-
terhin CLine. 15, 6 ff.) findet sich dieses Thema eu der fin-
girten Geschichte eines Herrn ausgeführt, welcher auf ei*
nem Feigenbaum in seinem Weinberge drei Jahre lang ver-
geblich Früchte sucht, und defswegen denselben niuimuon
lassen wili| wenn nicht durch die Fürbitte des Ulirtners
ihm noch eine einjährige Frist ausgewirkt würde. Schon
Kirchenväter haben in der Verwünschung des Feigenbaums
nur eine thatsächliche Ausführung der Parabel vojQ Fei-
genbaum gefunden freilich in dem Sinne der vorhin
angeführten Erklärung , dafs Jesus selbst den damaligen
Zustand und das bevorstehende Scliicksal des jüdischen
21) Aad>roiitts, Caaua. ia Luc. s. d. St.
Digitizc'ü
^ Zweiter Ab«ehuitt.
Volks wie früher durch eine bildliche Rede, so damals durcU
^na tymboliache HaiidioDg habe darstellen wulleii; was ^
wie wir gesehen liebeiiy ondenlLbar ist. Dennoch werden
wir uns der Vermathan|r nicht erwehren kdnnen , defs
wir hier ein ond dasselbe 1 Iiema in drei verscliiedenen
Gestalten vor uns haben , zuerst in concentrirtester Form
eis Gnomei dann snr Pambei erweitert, ond endiich cor
Geschichte realisirt; wobei wir nnr nicht annehmen, dafs
Jesus, >va8 er zweimal durch Worte, zulezt auch noch
durch eine Handlung dargestellt , sondern , dafs die Tradi»
Cioni was sie ais Gnome nod parabolische Geschichte vor-
fand, auch vollends snr wirklichen Begebenheit gemacht
habe. Dafs in dieser wirklichen Geschichte das Ende des
Baums ein etwas andres ist, als was ihm in der Gnome
und Gleichnilsrede angedroht wird , nSrolich Verdorren
statt des Umgehanenwerdens , darf nicht aum Änstofs ge
reichen. Denn war die Parabel einmal aar wirklichen
Geschichte, mit dem Subjekt Jesus, geworden, war also
ihr ganzer didaktischer und symbolischer Gehalt in der äus-
seren Handlung aufgegangen: so mufste diese, sollte sie
noch Gewicht und Interesse haben, als Wunderhandlung
sich bestimmen, also die durcli Axt und Hauen natürlich
Termittelte Vertilgung des ßautns in ein unmiUelbnres Vcr>
dorren auf das. Wort Jesu sich verwandeln. Zwar scheint
gegen diese Ansicht von der Ersffhiung, nsch welcher ihr
innerster Kern doch kein andrer als ein symbolischer blie-
be, sich ebendasselbe, was ge«^en die oben erwogene, ein-
wenden EU lassen, dals nämlich die daran sich knüpfen-
de Rede Jesu einer solchen Auffassung 'widerstrebe. Al-
lein bei nnsrer Ansicht von den Berichten sind wir befii<;t,
au sagen , dafs mit der Umwandlung der Parabel zur be-
schichte in der Tradition auch der ursprüngliche Sinn von
Jener verloren Ifl^ng, und, indem das Wunderbare als der
Nerv der Sache betrachtet an werden anfien^, irrigerweise
|ene, die TV undoriuncht und (xlaubenskraft betreil'ende Ue-
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da damit vcriuifipft wurde. Sogar die beeondere Vemnlee*
•«ng, wuram gerade die Rede vom fiergoTertelBen an die
Erzählung vom Feigenbaum angeknüpft ist, läfst sich mit
Wahrscheinlichkeit nachweisen. Die Glaubenskraft, wei«
che Iiier* durch ein Ton£rfoig begleitetes Sprechen su einem
Berge : aQd^rjrt xal ßXr^^^rpci etg Trjv t^aXaaow dargestellt ist,
findet sich anderswo (Luc. 17,0.) versinnbildlicht durch ein
eiienao wirksames Sprechen eu einer Art von Felgenbaam
C<nwtt/fi909): ixq&^iidfji^i qwrev&t^i iv T17 ^aXttoa^. So
erinnerte der rerwAnsehte' Felgenbaam, sobald sein Tep-
dorren als Wirkung der Wunderkraft Jesu gefafst wurde,
M den durch die wunderbare ikrafit des Glaubens zu ver-
pflenaenden Baum oder Berg» und ao wurde dieses Diktnm
5eoem Faktam angehängt. Hier also gebflhrt dem dritte»
Evangelium der Prcifs, welches uns die Parabel von der
nnfrochtbaren avxjj^ und die Gnome von der durch den
Glaaben sa ferpflansenden aimifisvog getrennt und rein»
Jede in Ihver vrsprfingllcliea Form und Bodenlang, erlial«
ten hat: während die beiden andern Synoptiker die Para*
bei zur Geschichte umgebildet, die Gnome aber Cin etwas
andrer Form) ma einer falschen JDeatang jener angeblichen
Seiehiehte Terweiidet liaben«
Digitized
Zehnt«! Kapitel.
Jesu Verklärung und lezte Reise nach
Jerusalem.
f. 101.
VerMMruaf Jet« alt wamdtghvf» Xnttercr Vorgang.
Hit den bisher nntenuchten Wanderenliliinngeii
konnte die Gesehiclite ron der VerUärung Jesu auf den
ßergc nicht mehr verbunden werden, nicht biofs ueil sio
kein von Je«u verrichtetes Wunder, wie jeiie^ vielmehr ein
an Ihm Toi*gegangenes betrifft , sondern- aneh weil sie ab
ein ftkr sieh stehender Moment im Leben Jesu hervortritt^
welche der Gleichartigkeit wegen nur etwa mit der Taufe
und Auferstehung susammengestellt werden könnte; wie
denn UBRDin mit Reeht diese drei Begebenheiten als die
drei lichten Punlite himmlischer BenrlLundung im Lelien •
Jesu bezeichnet hat
So, wie sich die sjnoptische £rzählung (Matth. 17^
1 ff. Marc. 9p 2 ff. Luc. 9, 2S ff.) — denn im vierten £van-
gelinm fehlt die GeselUehte — dem ersten AnliiielL darbie-
tet, haben wir hier einen wirklichen äusseren und uwar
wunderbaren Vorgang: als Jesus ß — S Tage nach seiner
ersten Leidensverkündigung mit seinen drei vertrautesten
Jttngem einen hohen Berg bestiege waren diese Zeugen,
wie ml( Einem Male sein Angesicht und selbst seine lÜel-
der in überirdischem GlanKe sich verklärten, wie zwei
ehrwürdige Gestalten aus dem Geisterreich, Moses und
1} Vom firlötsr der Measchea eadi uatera drei ersten Evan*
geiieB, 5. Uh.
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Z«liiit(i^kKApltet 1. 101. m
*
Blbfl» €fi>lilMicn,"tfeh »ItA» ni witemd«li) «ml lirk
•endlich aus einer lichten Wolke eine himmlische Stimme
Jesnm für Gottes Sohn« dem «ie Gehör cu eobenJien liiit*
teii| erklftrtib
DleM wenlgvn' Ztigv der Geedilchte regen eine Me«- «
ge Fragen an, um deren Sammlang sich Gabler ein be-
sonderes Verdienst erworben hat *). Bei jedem der drei
Momente des Vorgänge^ dem Glanse^ der Todtenerschel«
nong^ and der 8tlmiie> ilKst aiefa .eowolil neeh der Mtt|ft-
llehkek) eh neeli dem sarelbhenden Zwecke fragen. We-
her soll vorerst der ausserordentliche Glanz an Jesum ge*
kommen sein? Bedenkt man, daCs von einem fiezafiOQ^pH^
aSta 4eio die Rede iet| eo selieint nicht an ein bloleee
eeUenenworden fon evteen her, eondem an eine von innen
kommende Verklarung gedacht werden zu müssen , so eu
legen an ein momentanes Durchleuchten der göttlichen dofa
dnrek die mensehiieke HttUoi wie anek Omhavsm diM
Begebenheit ab einen Hanptmoment in dem Lituterange-
und Verklärungsprocesse fafst, in welchem er die Leibiich-
keit Jesu während seines ganzen Lebens bis £ur üimmel-
faiurt begriffen denkt ^> Aiiein^ ohne das selion.obeB
Geengte hier w^ter aossaflDkren, dals Jeens entweder Leia
wahrer Mensch war, oder die mit ihm während seines Le-
bens vorgegangene Läuterung eine andere gewesen sein
mofsy ais weiche 'in einem Licht - und Leichtwerden des
Kör|iere bestand ; so ist in keinem Falle su begreifen | wie
an einem solchen Verklärungsprocers ansscr seinem Lei-
be auch seine Kleider theilnelmien konnten. Mochte man
dieses lestereu Pttnk|es wegen lieber an eine Beleochtong
Ton anssen denken^ so wäre diels dann keine Metamerpho*
2') In einer Abhandlung Uber die Verklürungsgeschichte , in t*
neuesten thcoL Journal, 1. Bd. 5. Stück ^ S. 517 & Vgl* •
Bavbk, bebr. MythoL 2, ft. 1950*
3) b. Coflun. J| S. S34 £.
DigitizC'ü by
» *
«e^ f0li'w«l«hir do«li dil» fi¥«iigeUttoii.|fMcAaiit «o dMi
also diete Soene fcn kölner in rieh' «faaii— lemtiainmdaw
Anschauung gebracht Vierden kann, wofern man nicht et-
wa mit Olshausen beides verbunden^ Jeanm.sowobl strali*
lend alt bestrahl^ sich denken wÜL • Akcr war dieser Glans
auch mttglick: imnier docli dia Frage, wem er denn
gedient haben soll? Sagt man, was am nächsten liegt:
um Jesom zu verherrlichen, so war der geistigen Verherr-
lichung gegenüber, welche Jesus > durch Rede und That
'rieh selber gab, diese phjaische'dnreh 'günsende Beleuch-
tung eine sehr unwesentliche, und Ihst liindisch mm nen-
nen ; soll 8ie aber dennoch zur Erhaltung des allzuschwa-
chen Glanbens nüthig gewesen sain^ so müfste sie vor*der
Menge, oder doch Ter dem weiteren Kreise der Jl&ger,
nicht aber ¥or den engsten Ausseblurs der krifrigsten vor-
genommen, mindestens den wenigen Äugenzeugen nicht
die Mutheilung gerade für die am meisten kritische Zeit,
bis nur Auferstehung, untersagt worden sein« — Mit ver-
ntlrkter Kraft keliren dieae beiden Fragen bei dem sweiten
Moment in unserer Geschichte, bei der Erscheinung der
beiden Verstorbenen, wieder. Können abgescliicd^e See-
len den Lebenden erscheinen? nnd wenn, wie es scheint,
die i»eiden GottesmXnner mit ihrem vormaligen , nur ver-
klKrten , Leibe sich zeigten , woher nahmen sie diesen
nach biblischer Vorstellung — vor der allgemeinen Auf-
mtehung? Zwar bei Elias, der ohne Ablegung des Kdr- •
pers gen Himmel fuhr, macht diefs weniger Schwierig*
keit: allein Moses war doch gestorben, und sein Leich*
nam begraben worden. Vollends aber zu welchem Zweck
sollten die beiden grofsen Todten er^ienen sein? Die
erangelische Darstellung, indem sie die beiden Gestal*
ten als avXXakHvtfg tiTt V. darstellt, scheint den Zweck der
Erscheinung in Jesum zu setzen; nälier, wenn Lukas recht
hat, bezog sich dieselbe auf das Jesu bevorstehende Lei-
den und Sterinen« Aber angekündigt können sie ihm diefa
Zehntes KapIteL S« IUI. 259t
flicht erst haben, da der einstimmlgeii Angabe der Syno]>-
tiker zufolge schon eine Woche vorher er «elbst es voraus»
Ipisasgt hatte (Matth. 16, 21 parall.)« Daher ^Termnthet fliiui|
«lytpch Mosek nkid £lias sei Jesus nnr Ton den nfiherefi
Omüiiiid^ii'Wd VerhiCitntssen seines Todes genauer nnter^
richtet worden ^) ; nllein einerseits ist es der SteJJung^
welche die Evangelien Jesu eu den alten Propheten geben,
nieht nn^äessen , dafs er von ihnen Belehrung bedurft
hsthen soll, andrerseits hatte Jesns schon frOher sein Lei*
den mit so genauen Zügen vorliergesagt , dafs die speciei«
leren Eröffnungen aus der Geisterwelt nur etwa das n<»^
Qadlioadttt tdig B&yeaiv und ifimvsa&ai^ wovon er erst
spJiter'sagt (Matth. 20, 19. Marc« 10, <14.)9 betroffen habeii
könnten. Oder sollte die an Jesnm zu machende Mitthet-
long nicht sowohl in einer Belehrung, als in einer Star*
kkng IlDr sein bevorstehendes Leiden bestehen: so Ist um
Jl^i8e SEeft noch keine Spur eines GemdthsEusCands bei Je*
SU vorhanden , weicher einen Beistand dieser Art zu er-
heischen scheinen konnte; für das spütere Leiden aber
bitte diese so frühe Stärkung doch nicht hingereicht, wif
w4)p 'üsnins sehen, dafs in Gethsemane eine weitere nöthig
war. Werden wir so , wiewohl bereits gegen die Anlage
des Textes, zn dem Versuch veranlafst, ob sich der Er-
•dietnimg nicht vielleicht eine Beziehung auf die Jünger
gisttl»4f Josse, so reicht der Zweck der Glaubensstfirkung
fiberhanpt zur Begründung einer so* besondern Veranstal-
tung theils als zu allgemein nicht aus, theils miifäte Jesus
in der Parabel vom reichen Mann den leitenden Grundsas
dM>^|^ttlichen Fttgungen in dieser ßesiehung falsch gedeu«
ttft'hfiben, wenn er Ihn dahin aussprach, da(^, wer den
Scliriften des Mosses und der Proplieten — und wie viel
mehr, wer dem gegenwärtigen Christus — kein Gehör
schenke « auch durch einen wiederkehrenden Todten nicht
4} Olnuvssr, a. s. 0. S. 557*
ttS Z.weiter Abtelmitt.
hmm GJaiilien gebracht werden wür^e» weftwegen denn .
eine solche Erfchehinng, wenigstens nn jenen Zwecke, von
Gott nicht verfugt wei*de. Der speciellere Zweck, die
Jünger von der Cbereinstimmung der Lehre und Schick-
seie Jesu mit Moses und den Propheten zu ttberseugen^
War nnm Theil schon erreicht , snss TheÜ aber wurde er
es erst nach dem Tode und der Auferstehung Jesu und der
Ausgiefsung des Geistes, ohne dafs die Verklärung in die-
ser Hinsiclit irgend Epoche gemacht hätte. — Endlich die
Stimme ans der lichten Wolke (ohne Zweifel der Schtchi»
nah) ist, gleich der bei der Taufe, eine Gottesstimme;
aber wie aiithropomorphistisch muCs die Vorstclhing von
Gott sein, welche ein wirkliches hörbares S|irechen Got-
tes für möglich hfilt: oder wenn hier nur von einer Mit-
theiinng Gottes an das geistige Ohr die Bede sein soll
so ist damit die Sache in das Visionäre hiiiübergespielt, und
in eine gans andere Betrachtungsweise übergesprungen«
«.102-
IMe aatUrlicIic AufTassung der Erzählung in verschiedenen Formen.
Den ausgeführten Schwierigkeiten derjenigen Ansicht
^fvetehe die Verkigrung Jesu als wunderbare und «war Kna*
eere Begebenheit betrachtet, hat man dadurch eu entgehen
gesucht, dafs man den ganzen Vorgang in das Innere der
dabei betheiligten Personen verlegte. Uiebei braucht das
Wunderbare nicht sogleich angegeben zu werden, nur
ncheint es als ein Im menschlichen Innern gewirktes Wun-
der einfacher und denkbarer zu sein. Man nimmt daher
an, dafs durch göttliche Einwirkung das geistige Wesen
der drei Apostel, und wohl auch Jesu selbst, bis nur
Ekstase gesteigert worden sei, in welcher sie entweder
wirklich mit der höheren Welt in Berührung traten,
oder deren Gestalten aufs Lebendigste selbst produci-
5) CHtNiutsx, 8. 539. vgU t78.
.-ijiu^ud by
Zehnte« K«piteh .102. >S67
rfu konnten, d. h* .ouiffi deaM. «ieli defi Voi^iligjiU
•ion Aileiii. die eirtte Stitae dieser AftfEsssvng, 4#lsi..jft
Mstthfias selbst dorch den Ausdruck: oQafiu (V. 9.) die
Sache ala einen blofs subjektiven , visionären Vorgang .he|*
seiebne, weicht alsbald, wenn man sh^ erinnert, dafs we*>
der in der M^ortbedenhuig .Ten pQßfm das Uerknud des
Mola Innevllchen liegt, noeh auch der N» T.llehe Sprach-
gebrauch den Ausdruck nur für innere, sondern, wie A. G.
7,31., ebenso auch für äussere Anschauungen vf^rwendet -J^
P^f Sa^ selbst betreffend aber ist es ■mp^aJ^^b^inilsht^
und auch in der Schrift beispielles^ dak Hehrerf^ wie hier
Drei oder \ iere, an demselben Gesichte Theil gehabt hät-
ten woeu noch kommt, dafs die gaoae M^wierjge f r^gie
nach der Zweck mälsigkeit eisusr solchen wwMbribaren.Vefv
a^staltung iwch bei dieser Auffassung der Sa(alie.wjMsderkehvt;
Diesen Anstois zu vermeiden, haben daher Andere den
yorgang awar im Innern der betheiligten Personen belast
sen, aber als Pi;odi»kt einer natürlichen Tl^igkeit der
Seelci das Ganse nithin für efnen Traign CirMf^ ^> . Wäh-
rend oder nach einem von Jesu oder ihnen selbst gespro-
chenen Gebete, in v^eichem jdes Moses und üllias gedacht,
nnd ihre Ankunft als messianischer/Verlüufer gewünscht
worde^ war> schliefen dieser Auffassung snfolge dip drei
Jünger ein, und trSnmten, indem wohl aueh die von Jesu
genannten Namen jener Beiden in ihre schlaftrunkenen Oh-
ren iiineintönten , als ob Moses,. und Elias gegeoH&rtig wä-
ren luid Jffsna siph niit ihnen anterhieite^ was ihnen anoh
1) So Tcrtull. adv. Marcion. 4, 22; Hkrdsa, a. a. O. S. 115 f.y
welchen auch Gratz, Comm.. Matth. 2, S. 1^3 f. bei-
stimmt.
3) FnmscBi, in Matth, p. 552. Ouhausui« 1, S. 553.
^ 3> Olsuahsbii, a. a. O.
4) lUv, «yaüiola ad illuttrandam £w. de metamofphosi J. Cbr.
narrationem} Gaslss, O, S* 539 HutaÖL, Comm. s.
Matth, p. 459 ff. , • . . H .
JJai Leben Jetu IL Jiand, IT
Ichwcbte» Wie 1R0 vorige
Matthias, so stüet sich diese darauf, dafs Luiias die Jün-
ger «k ßeßaQijfihoi vmfifif and erst gegen das £nde der
iSeene wieder «Ii di«}^q9^0ttMff beielehnel (V. 92.).
A«f die Hendhflbe,* welehe di^r dritte Brengellsl kieeill der
natürlichen Erklfirang bietet, wird nan ein bedeutender Vor»
sag seiner £rsäJilung vor der der beiden ersten begrfiiidet^
Mm die nemren Kritiker erkUtren, deft ddrcb diei^ «Ad
•Mdre Züge, weiche die Begebenheit dem Natttriieben nK->
her bringen, die Darstellung bei Lukas sich als die ur-
sprüngliche, die des Matthäus dagegen durch Weglassung
derselben sich als die abgeleitete erweise, da bei der wnnder*
aSehtigen Rlehteng Jener Zeit woU Niemand aoieiie, dae
Wunder mlAdMttde Züge, wie das Schiafra der Jünger,
hinzugedichtet haben würde Diese Schlufsweise wür-
den wir an dar nnsrigen machen müssen , wenn wirklich
der beeeiehnete £vg nur im Sinne der natflriicben Briilg«
rang avfgefafiit werden kannte. Hier dflrfbn wir nnt ab^
nur erinnern, wie bei einer andern Scene, in weicher das
nach Luluis bei der Verklärung Jesu angekündigte Leiden
infirflüinng an geiien aniieng; und bei weiebeip naeh dem-
selben Brangelisten gleiobfalls eine himmlische Erscheinung
Jesu zu Theil wurde, in Gethsemane nff milch, die Jünger
ebenso^ und zwar nach sämmtlichea Synoptikern, als »a^-
tüiäoißnß erscheinen (Matth. 26, 40 parall.). Konnte hißr
schön die blolil inssere, fbrmelle Ähnlichkeit lieider See-
neu einen Referenten zur Übertragung des Zugs vuin Schlaf '
In die Verkiärungsgeschichte veranlassen: so konnte ihm
noch mehr der Sinn nitd Inhalt dieses Zugs auch hier aa
adnem Orte scheinen. Durch das Schlafen der Jünger
uämÜch, eben wfihrend mit ihrem Meister das Wichtigste
6) ScBUfts, Über das AbendmaU, S. 319; 8cNi.ktKa««ciiKR , Über
den Lukas, S. 148 f.^ vgl. auch Köstss, Immanuel, S. 60 f.
kju,^ jd by Googl
Zehntes Kepilel. f. m. Sft9
vorgeht, wird ihr unendlicher Ahetand Ton ftn, ihreUü*
f^higkeit, seine Bshe eti erretelien, nnd seine ÜbeHegenheft
bezeichnet; der Prophet, der Empfänger einer Offenba-
rung, ist unter den gewöhnlichen Menschen wie ein Wa«
eilender unter Schlafenden: welswegen es sich gan% von
seihst ergab, wfe bei dem tiefsten Leiden, so auch h!er
bei der höchsten Verherrlichung Jesu die Jünger als schlaf-
trunkene darzustellen, ist somit dieser Zug so weit ent-
fernt, der natttrliehen £rkiämng Vorseh|ib en thon, daft
er vleimelup das an Jesn vorgegangene Wunder durch ei-
nen Contrast heben will: so sind wir auch nicht mehr be-
fugt, den ßericht des Lukas als den ursprünglichen anzu-
seilen, und anf seine Angabe eine Erklirung des Vorfalls
ftu lianen , sondern umgekelnrt werdeh wir an jenem Zu-
saz, in Verbindung mit dem schon erwähnten V. 31., seine
Darstellung als abgeleitete und ausgeschmückte erkennen
ttnd uns mehr an die der beiden ersten Eyangelisten hai- *
tan müssen. Füllt auf diese Weise die Hauptstfltee derje-
nigen Auffassong, welche hier nur einen natürlichen Trninu
der Apostel sieht, so hat diese ausserdem hoch eine Menge
Innerer Schwierigkelten. Sie sest nur die drei Jünger als
trionMd Toraus, und HCfst Jesum wechen, also nicht in
der Illusion tiegrlflen sein. Die ganze evangelische Dar-
stellung lautet aber so, als ob Jesus so gut wie die Jiin- .
ger die Erscheinung gehabt hätte ^ namentlich konnte er,
wenn das Ganse nur ein Traum der Jünger war, ihnen
nicht hernach sagen: ftr.Stt'l e^lnr^s to o^a^tay wodurch er
sie ja ehen in der Meinung bestärkt hätte , dafs es etwas
Besonderes und Wunderbares gewesen sei. Hatte aber
•nch Jesus keinen Theil an dem Traum , so bleibt es doch
immer noeh nnerhdrt, dafs drei Personen eu gleicher Zeit
einen und denselben Traum haben sollten. Diefs haben die
Q Diese Einsicht hat Bauer, a. a. O..S.2379 Famt^MK^ p. 556»
ond zum TheH auch Faulv«^ ex. Handb.'2, S. 447 f.
17 ♦
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2M Zweiter Absehiiitt.
I
Fi*eunde dieüer, Erklärung eingesehen, und daher soll nun
tllfenliiob nur der feurige Petru«^ der ja auch alJein spre-
che, so geirftamt, d^e Referenten aber vermdge dner %n-^
ekdoche allen drei Jüngern Bogeschrieben haben, was nur
Einem von ihnen brgegnet war. Aliein daraus , dafs Pe-
,tru8 auch hier wie «onst den Sprecher macht, folgt nicht,
da(a auch er allein Jenea Ciesipht gehabt habe, woTon das
Gegentheil ans den klaren Worten der Evangelisten durch
keine Redefigur entfernt werden kann. Doch die in Rede
Steheode Erklärung der Sache bekennt ihre LnzulHngiich-
keit noch dentlieher. Mieht nur das lante Anssprechen der
Namen des Moses und Elias von Seiten Jcto mnfs in den
Traum der Jünger unterstützend hineinspielen, sondern
auch ein Gewitter wird zu Hülfe genommen, welches iß
denselben durch sein* Blltae das Bild von dberirdischepi
Glans, und durch seine Donnerschläge das von Gespräche«
und üiuinielästimmen hineingebracht, und sie auch nach
ilirem Erwachen nocli einige Zeit in der Täuschung erha|7
ten haben soll. Doch dals die Jünger nach Lukas ,e|MN|
bei ihrem Erwachen ifiiayQr^yot)r^a(xyi(^ die nwei Männer
bei Jesu stehen sahen, sieht nicht wie eine biofse aus dem
Traum in das Wachen herUbergenommeue Täuschung ans,
wefswegen denn Kuinöl die weitere Annahme heriieiBie^
dafs, während die Jünger schliefen, wirklich swel unbe-
kannte Männer an Jesu gekommen sfelen, welche die Er»
wachenden ' sofort mit ihren Trh'umen in Verbindung ge-
bracht, und für Moses und Elias gehalten haben. Durch
diese Wendung der Ansicht sind nun alle diejenigen Mo?
"uiente, vrelche die auf einen Traum eurllckgehende Auf-
fassung als innerlich vorschwebende betrachten soUte, wie-
der nach aussen getreten, indem die Vorstellung ..ciiii,ej|-
JLiiebtglamiet durch die Biitse, die Meinung , Stimmen si^
htfran, durch den Donner, endlieh die Vorstellung von
Bwei bei Jesu anwesenden Personen durch die \M'rkliche
Gegenwart cweier Unbekannten iiervorgebracht worden
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V
Zehntes KapileL S* 102. S6i
eeiit «olK Das Allee konnten die Jünger eigen<lleh nur in
Wachen wahmebmen, und fiKllt somit die VoreuesetEung
eines TrAiims als eine überflüssige hiimeir*
Besser daher, sofern sie darin, dafs ihrer Drei an
lÜiieni Traume theilgeneni^en haben ntllfsten, eine eigen-
thOmliehe Schwierigkeit bat, den Faden, welcher nach
dieser Erklärungsart den Vorgang noch an das Innere
knüpft, ganz abgerissen, und Alles wieder in die Aussen-
welt verlegt, so- dafs^wir, wie soeret einen flbematfirli.
ehen, so nun einen natürlichen iosseren Hergang ror nne
haben. Den Jüngern bot sich etwas Objektives dar: so
erklärt sich, wie es mehrere zugleich wahrnehmen konn-
ten ; sie täuschten sich wacbeiid über das Wahrgenomme-
ne: natOrlich, well sie alle In demselben Vorstellungtkreis,
in derselben Stimmung und Lage vsich befanden. Dieser
Ansicht aufolge ist das Wesentliche der Sceae auf doai
Berge eine geheime Zusammenkunft, welche Jesus beab-
•iehfigte, and uu diesem Beliufe die drei «iverlissigsten
seiner Jünger mit sich nahm. Wer die ewei Minner wa-
ren, mit welchen Jesus zusammenkam, wagt Paulus nicht
SU b**stimmen; KuiKöL yermuthet heimliche Anhänger in
der Art des Nikodemas ; nach Vsntorimi waren es Esse-
ner, Jesu geheime Verbündete. Ehe diese noch ^eintrafen,
betete Jesus, und die Jünger, nicht zur Theilnahme gezo-
gen , schliefen ein ; denn den von Lukas an die Hand ge-
gebenen Schlaf, wiewohl tranmlos, behält diese Erklärung
gerne bei, am bei eben erst Erwachten die Täusohnng
wahrscheinlicher zu machen. An fremden Stimmen, die
sie bei Jesu hörten, wachen sie auf, sehen Jesum, der
wahrscheiniieh aal einem höheren Punkte des Berges , als
wo sie sieh gelagert hatten, stand, In einem angewühnli-
chen Glanz, der von den ersten Morgenstrahlen, welche,
vielleicht durch nahe Schneelagen zurückgeworfen, auf Je-
sam fielen, herrührte, von ihnen aber in der ersten Über-
Iraschung fttr ttbeni^türliche Verklärung gehalten ward«,
/
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#
252 Zweiter Abschiiitt
8»«* prbÜcken die beiden MiSnner) welche aus anbeknnnfen
QrOndeii der eohliiftninkene PetroSy ond imeh ihm die Übri-
gen , flHr Metes und Elias halten ; Ihre BeetÜrciinflf steigt,
aIs sie die beiden Unbekannten in einem lichten Mnrfren-
nebeiy der sich, wie sie wegj^ehen wollten, hcrabsenkte,
▼ersehwinden sehen, nhd aas dem üebeigewliik einen der«
selben die Worte: Stög iciv x. t» X, rafen hUren , welche
sie unter diesen Umstünden für eine Himmelsstimme halten
mnfsten Diese Erklärung, welcher auch ScHLSlSRMACHSR
sich geneigt leigt*), findet, wie die vorige, besonders in
Lukas eine Sttttse, well bei diesem die Behanptan^, die
beiden Männer seien Moses und Elias gewesen , weit we-
niger Eurersichtlich als bei Matthäus und Markus ansge-
aproehen werde, und mehr n«r als fiinlsU des sclilaftran-
kenen Petras erscheine« Olefs besieht sieh darauf, dals,
I wlihrend die beiden ersten Evangelisten geradezu sagen :
oiq^S'ijaaif avtc£g Mtaa^g xai ^Hkiag, Lukas, wie es scheint
behutsamer, von SvSQeg dvo spricht, oHnißeg ^ifm Moinijg
t ««ri ^BklaCf wobei dann die erstere fieeelchnang den objek-
■ tiren Thatbestand , die sweite dessen snbjektlre Deutung
I enthalten soll. Allein dieser Deutung pfBchtet der Refe-
rent, wenn er doch o&m^^mxr, und nicht eM)^/fayro, si^gt^
oflenbar bei; welswegen er also suerst n«p Ton uwei MSjk
nem spricht, und erst nachher ihre Namen nennt, daron
kann die Absicht nicht gewesen sein, dem Leser eine be-
liebige andere Deutung offen su lassen , sondern nur die,
das GeheimniCsroile der ausserordentlichen Scene dureh
die anfkngllche DnbelBtlmmthelt des Ausdraeks nachBubll-
den. Hat somit diese Erklärung ebensowenig als die bis-
her betrachteten in einer der evangelischen Erzählungen
eine Stfltue: ao hat sie sngleich nicht mindere Schwierige
7) Paulus, ex. Handb. 2, 436 L. J. 1, b, S. 7 ff. NatUrUckc "
Getcbichte, 5, S. 256 ff.
Q a« a« O.
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Zehutei Kapitel. S* 103. f».
ketten als jene in sich selbst. Die Morgenbeleuchtung
auf ihren Yaterlündischen Bergen mufsten die Jünger so
vreit kennen, um sie Yon himmlischer Qlorie untertcheideia
mm kdnnen; wie sie auf die Meinung kamen, dafs die liei«
den Unbekannten Moses und Elias seien, ist awar bei kei-
ner der bisher vorgelegten Ansichten leicht, am schwersten
nber bei dieser, sn erklären; wie Jesna, dem ja Petmt
dnreb aetnen Antrag,* die an erbanenden mtrpmg betreffend^ '
die Täuschung der JOnger zu erkennen gab, ihnen diese
nicht benahm, ist unbegreiflich; wefswegen Paulus sich
Bo der Annahme flflchtet, Jesna habe die Anrede des Pe- '
tma flberhtfrt; die ganae Ansicht von gehdnmn VerbOn«
'deten Jesu ist eine mit Recht verschollene, vnd endlich
kitte derjenige dieser YerbOndeten, welcher aus der Wolke
kenias fene Worte na den Jangem apracb, sich eine un«
würdige HyatifieaCion erlaubt.
$. 103.
Die VerklÜraagsgetchichtc als MytbuSi.
Wie immer also, so finden wir ans ancli liier, nach-
dem wir ^en Kreis der natürlichen Erklärungen durchfau-
len haben, EU der tthernatttrÜchen Burückgeführt ; aber
ebenso entschieden von dieser abgestolsen, mOssen wir, da
eine nntürliche Auslegung der Teit Tcrbletet, die teztge-
mäCse supranaturale aber historiscli festzuhalten aus ratio-.
Baien Gründen unmöglich fällt, uns dazu wenden, die
Aniaagen des Textes kritisch an untersuchen. Diese sollen
Bwar bei Toriiegender Erslhlung besonders auverläfsig sein,
da das Faktum von drei Evniigelisteii , welche namentlich -
auch in der genauen Zeitbestimmung auffallend zusammen- •
treffen, erslhl^ and aberdiela vom Apostel Petrus (2 Petr. ^
1, 170 beaeogt werde 0- fibereinstimmende Zeiten« .
f
I) pATOUt, ex. Hdb. S. 446^ Gassi, 2, U OiMUVsm, 1>
. . S. 59S.
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264 Zweiter Absehn.itt
Kühe, (sofern, die i^fifQm oxrm ^es Lvkas, je naehdem man
«nfilt, mit den j]ftlQatg derjandern dasselbe sagen) ist *
allerdings iniffitllend ; sie UiCst sich aber, sammt dem, dafs
nar-b allen drei Referenten aof die VerkOndi^ngsacene die
Heilung dea dUmonlsohen Knaben folgt ^ den die Jttn^er.
nicht hatten heilen können, schon durch die Entstehung
der synoptischen Evangelien aus stehend gewordener evan-
geiisolier Verkündigung erklftren, toh welcher .ea nicht
h5her Wander , nehmen darf| dafo sie manche Anekdoten
ohne objektiven Grand auf bestimmte Weise zusammen
gruppirty aU dafs sie oft Ausdrücke, in. welchen sie hätte
variiren kdnoeni diipch alle drei Redaktjonen hindarch
festgehalten bat *)• Die Beurknndang der Geschichte durch ^
die drei Synoptiker aber wird wenigstens für die gewöhn-
liche lAnsicht von dem Verhältnifs der vier Evangelien
durch das Schweigen des Johanneischep sehr geschwücht.
Indem nicht eininsehen ist» warpm dieser Evangelist eine
ao wfehttge BegeSenheit, welche zugleich seinem System
80 anapmessen, u id eigentlich die anschauliche Verwirkli-
chung seines Ausspruchs im Prolog (V* 14.) : xal i^eaad^
pB9a r^v (fo|ay aorOf d6$av tig fiOvoyevSg noQa naTQog^
war, nicht aafgen »mmen haben soll. Der ahgennzte Grund,
er habe die Begebenheit als durch seine VorgHii«,u»r bf-
kannt voraussetzen können, ist neben seiner allgemeinen
Unrichtigkeit hier noch besonders defswegen unbrauchbar,
weil Ton den Synoptikern dlefsmal keiner Augenzeuge ge-
wesen war, also an ihren Erzüliliingen durch einen, der,
wie Johannes , di3 Sccne miterlebt hatte ^ noch Manches
sn berichtigen nnd- an erläutern sein mufste. Man hat
aich daher nach einem andern Grund für diese und iihnli-
che Auslassungen \\n vierten Kvnngelium umgesehen, und
einen solchen in d u* antignostischen, näher antidoketischen
Tendenn m finden geglaubt| welche man ans den Jobannel-
D V|^. s« Wim, Elalail« in das N, T. 79,.
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Zehntes KepiteL %. 103. 805
Milien Briefen auch Anf ilns Evftngelinm dbertrug. In der
Verklärungsgescliicfite, wird hicnach bolinuptct^ habe der^
Jesum tiinleuchtende Glanz, die Verwaodiuiio[ seines Aus«
Sehens in das Überirdische, der Meinung Vorschob lei«
sten können, als sei seine menschliche Gestalt nur eine Schein-
hülle gewesen, durch welche zu Zeiten seine wahre, Uber-
menschliche Natur hiodurchgeleuchtet habe; sein Verkehr
mit alten Prophetengelsfem habe auf die Vermuthnng fuh«
ren können, er mu^c vielleicht selbst nor eine solche wie*,
dergekorainene Seele eines A. T.lichen Frommen sein , —
und um solchen irrigen Meinungen, welche unter gnosti-
slrenden Christen sich frilhseitig su bilden anHei^en, kei-
ne Nahrung an geben , habe Johannes diese und Ähnliche
Geschichten lieber unterdrückt'). Allein abgesehen davon,
dafs CS der apostolischen fia^nr^oia nicht entspricht, mög-^
liehen Mifsbrauchs bei fiinselnen wegen Hauptfakta der
erangelischen Geschichte su unterdrücken, so mUlste Jo*
hannes hiebei doch mit einiger Consequenz verfahren sein,,
und alle lilrzähfungen, welche eiiie doketische Mifsdeutung
in gleichem Maafse mit der gegenwärtigen herrorrufen
konnten, ans dem Kreise seiner Darstellung ansgeschlos**
sen haben. Nnn erinnert sich aber sogleich Jeder an die
Geschichte vom Wandeln Jesu auf dem See, welche min-
destens ebensosehr wie die Verklfirungsgeschichte die Mei-
nung von einem blofsen Scheinkdrper Jesu hervorruft^
and doch anch von Joha'nnes aufgenommen ist. Die Wich*
tiokeit freilich eines Vorfalls konnte hier noch einen ün-
terschied begründen, so dafs von zwei Erzählungen mit
gleich stark doketischem Schein Johannes dennoch grdfse-.
rer Wlchtlgkc/t wegen die eine aufnahm, die minder wich*
tfge aber wegliefs. Hier nun aber wird doch wohl Nie-
mand behaupten wollen , der Gang Jesu auf dem See ste-
he an Wichtigkeil der Verkläraogsgesehichte voran oder
3} So ScH.NKCKSKDua6Ea, Beitrüge, S, 62 ff.
266 Zweiter Abschnitt.
auch nar gleich; Johannes mu£ste, wenn es ihm nm Ver-
meidang des doketifoh Scheinendes sn thun war, in jeder
Hinsicht yor AUem J^ne erste Geeohiehte nnterdriieken :
dK er es nicht gethan hat, so liann er auch jenes Princip
nicht gehabt haben ^ weiches daher nie als Grund der ab-
sichtlichen Auslassnng einer Geschichte im vierten £van-
gelinm gebraucht werden darf» sondern es bleibt^ was na-
mentlich diese Begebenheit betrifft, dabei, daft sein Ver-
fasser nichts oder doch nichts Genaues von derselben ge-
wufst haben i&ann« Freilich kann dieses firgebnifs nur
denen eine Instann gegen den historischen Charakter der
Terkiffrungsgeschichte sein, welche das vierte Evangeliom
als Werk eines Apostels betracliten , so dafs also wiv aus
diesem Stillschweigen nicht gegen die Wahrheit der £r-
sfihlung argnmentireli können: aber nns beweist ancli
umgekehrt die Obereinstimmnng der Synoptiker nichts Air
dieselbe, indem wir schon mehr als Eine Krzjthlung, in
welcher drei, ja alle vier Evangelien susammenstimmen ,
|iBr onbistorisch haben erldären mflssen. — Was endüch
das angebliehe Zengnlfs des Petms betrifft, so bt wegen
der mehr als Kweifelhaften Ächtheit des eweiten Briefs
Petri die allerdings auf unsre Verklärungsgeschichte be-
Bttgiiche Stelle als Beweis fttr die historische Wahrheit
derselben jeat auch Ton orthodoxen Theologen aufgegeben
worden
Dagegen haben wir ausser den oben angezeigten Schwie-
rigkeiten, weiche in dem wnnderfaaften Inhalt der £r-
sihinng iiegen, noch einen weiteren Gmnd gegen die
s. historische Geltung der Verkllrungsgesehiehte , die Un-
terredung nämlich, welche den beiden ersten Evangelisten
nufolge die Jänger unmittelbar nachher mit Jesu geführt
haben sollen» Wenn nffmiich im Heraiisteigen vom Verklä-
Miiigsberge die Jünger Jesam fragen: tl iif oi y{»afifimtlg
4} OuMAOTs», 8« Aam«
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Zehiito« Kapitel, f. lOS. 2§7
IhTHaiv^ ort, ^Hliw d&L il^p ugmov CHitOHh. ¥« 10.) 9
küngt dief« gMis, wie wenn etwas vorangegangen wäre,
woraos sie Mtten abnehmen mltoeen, EUae werde nieht er*.
scheinen, und ^ar nicht, wie wenn sie eben von einer Er«
scheinung desselben herk&men, da sie in diesem Falle nicht
vnbefriedigt fragen y sondern sufriedengesteilt sagen mufe«
ten : ehtawc ol ygafufdccrdg Xtyaaw ar« h llah^
wird denn die Frage der Jünger von den £rklXrem so ge-
deutet, als ob sie nicht eine £lias- Erscheinung überhaupt,
sondern an der eben gehabten nur ein gewisses Meri^mai
Teraifst bitten, das nimlich, dals nach de« Ansicht der.
Scbriftgelehrten Elias bei seinem^ Auftritt wirksam und re*
formatorisch in das Leben der Nation eingreifen sollte, wo-
gegen er bei der eben gehabten Erscheinung ohne weitere
Wirksamkeit sogleich wieder yersehwnnden war ^> Diese
ErklXrung wÄre nnlllss^r, wenn das ccnmttnugviou navta
in der Fra^e der Jünorer stünde: statt dessen aber stellt
es bei beiden Aeferentcn (^^»(^1^* V. 11. Marc. V. 12.)
nur In der Antwort Jesn^ so dals die Jttnger auf fiusserst
▼erkehvte Weise das, was sie eigentlich vermifsten, das
a7ioxu(}igayeiv , verschwiegen, und nur das e^x^aS-ai ge-
nannt haben müfsten, wat sie nach der gehabten Erschei-
nung nicht vermissen konnten« Wie aber die »age der^
JOnger keine gehabte Elias- Erseheinung, vielmehr das Ge-
fühl des Mangels einer solchen voraussezt: so auch die Ant*
wort, weiche ihnen Jesus giebt. Denn wenn er erwie-
dort: wohl haben die Schriftgeiehrten recht, wenn sie sa«*
gen, Elias mttsae vor dem Messias kommen; diels Ist abev
kein Grund gegen meine Messianltät, da, mir bereits ein
S) Rav im aiigef. Frogrsaua, bei Gisua, aeuetl. theo!« Ibiir-
nal 1, 3, S. 506.
6} FntTzsciis, in Matth, p. 555; OtSHAVtsif, 1, S. 541. Noch
weniger genHgeads Aualittnfte bei Gmaa, a* s. O* und bei
MsTtKAst, ReÜgionigL der Apostel, I, 8. 596»
Z-welter Abschnitt
r
Elias, in der Person des Tttnfers vorangegangen ist, —
wenn er somit seine Jfinger gegen den aus der Erwartung
der yQuitfiCcretg zu ziehenden Zweifel durch Verweisung
auf den ihm vorangegangenen u neigen tiichen Elias zu ver-
wahren «acht: «o kann eine Erscheinung des elgentiichen
'Ellas niimdgitch vorausgegangen sefn^ sonst mttfste Jesus
zu allererst auf diese Erscheinung, und nur etwa weiter-
hin auch auf den Täufer, hingewiesen haben Die un-
aiitteibare Verbindung dieses Gesprächs mit Jener Erschei-
nung kann also nicht historisch sein, sondern nur der Ähn-
lichkeit enÜeb gemacht, weil in beiden von Elias die Rede
ist ®). Doch nicht einmal mitrelbar und durch Zwischen-
begebenheiten getrennt kann einer solchen Rede eine Er-
scheinung des Eifas vorangegangen sein^ da, veenn auch
noch solange nachher ^ sowohl Jesus als die drei Augen-
zeugen unter seinen Jüngern sich derselben erinnern mufs-
ten, und nie so sprechen konnten, als ob eine solche gar
nicht stattgefunden hätte. Selbst aber auch nach einer
solchen Unterredung kann eine Erscheinung des wirklichen
Elias der orthodoxen Vorstellung von Jesu gemfifs nicht wohl
stattgefunden haben. Denn zu deutlich spricht er hier
seine Ansicht aus, dals der eigentliche Elias gar nicht su
erwarten, sondern der Täufer Johannes der verheilsene
Elias gewesen sei : wäre also dennoch später eine Erschei-
jiung des wirklichen Elias noch eingetreten , so hätte sich
Jesus gein*t , was gerade diejenigen , weichen an ' der hi-
storischen Realität der Verklärungsgeschichte am meisten
liegt, am Wenigsten annehmen können. Schliefsen sich so-
mit Jene Erscheinung und diese Untcrreduiij^ geradezu aus,
SO fragt sich, welches von beiden Stücken eher aufgegeben
werden kann? Und hier Ist der Inhalt der Unterredung
dnreh Matthe tl, 14. vgl« Luc« 1, 17. , so bestätigt, die
7) Diets gesiebt such pAViOt su, 3, S. M.
ä) ScMi«isaiuGMsa, über den Loks«, 8« 149«
Digitizod by Gü*..wtL
Zehnte« Kupitei. 103. SM
yerkllirangBgeschichte. aber durch alle Arten ton Schw!^
ahWahrseheinlieh gemacht) dal« die fint8,cV$|r
duiig nicht eweifelhafit sein kann« fis'sehehien deniiieen'9
wie oben schon einige Male, so auch hier zwei von ganz
verschiedenen Voraosseteungen aasgehende und wohl auch
la >enehiedenen Zeiten entstandene EntShlungsstficke auf
sfefolich ungeschickte Weise susammengesezt worden zii
sein; das die Unterredung enthaltende Stück n^imlich geht
Ton der^ wahrscheinlich früheren, Ansicht aus, die Weis-
sagung in Betreff des Kiias sef eben nur in Johannes in
EHttiiong gegangen; wogegen das StOck von der VerklS«
rung, oline Zweifel späteren Ursprungs, sich damit nicht
begnügt, dafs in der mcssianischen Zeit Jesu Elias unei-
gj^^üri^h in^TKufer aufgetreten sei: er muiste auch persttn*
Itelt und eigentlich , wenn auch nur in vorfibergdiender
^l^scheinung, sich gezeigt haben. ^
Um .nnn zu begreifen , w ie eine solche £rzfihlang auf
sagenhaftem Wege entstehen konnte | ist der suerst eu er*
wägende Zug, an dessen Betrachtung sich die aller librl-
«gen am leichtesten anreiht, der sonnenartige Glane des
Angesichts und das helle Leuchten der Kleider Jesu*
Das Schöne und Majestätische ist dem Orientalen, und ins-
besondere dem Hebräer I ein Leuchtendes \ der Dichter des
hohen Lieds vergleicht seine Gellebte mit der MorgenrÖthe,
dem Monde, der 8unne C^>5 ö.); die von Gottes Segen un-
terstüzten Froramen werden der Sonne in ihrer Macht
Verglichen (Riebt* ft) 31.) 9 vnd namentlich das Jenseitige
Leos der Gerechten wird dem Glans der Sonne und der
Gestirne zur Seite gesezt (Dan. 12, 3. Matth. 13, 43.) ^>
Daher erscheint nicht allein Gott im Lichtglaoa^ und isngei
mit glänsendem Angesiebl und isoohtenden GewAndem (Fs.
9) Vgl. Jalkut Sioieoni P. 2, f. 10| S. (bei Wststs», p. 435.):
Facies jnttorum liituro tempore siittUes eruat sqU et lunse,
coelo et steUis^ lulguri etc; ^
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\
4
STU * Zweiter Abschnitt*
Im, t. S. Dan. 7, 9 f. 10, 5. 6. Luc. 24, 4. Oflfenb. 1,
IS sondei^ii auch die Frommen des hebr/iischen Alter«
thumB, Yfle Adam vor dem Fall, and anter den folgenden
namenttieh Moaes nnd Joaaa, werden ikiit einem solchen Lieht*
gfans vorgestellt * wie denn die spfitere jüdische Sage auch
ausgezeichneten Rabbinen in erhöhten Augenblicken über-
irdischen Glanz verlieh ' *). Am berühmtesten ist das ieuch«
Sende' Antlis des Aloses geworden , von welchem % Mos.
S4, 29 ff. die Rede ist, and von ihm wurde, wie in »an«
dern Stücken, so auch in diesem ein Schlufs a minori ad
majus auf den Messias gemacht, was schon der Apostel
Paulas % Kor. 3, 7 ff. andeutet, wiewoKü er dem Moses
als dem diaieovas yna(.if.icaog niclit Jesum , sondern , ge-
mäfs der Vcranlasäuiig seines Schreibens, die Apostel und
christlichen Lehrer als diay.6vsg zh mevfiarog gegenüber*
I jBtelit, ond die den.Glans des Moses überbietende do^a die-
ser lesteren erst als Gegenstand der iknlg Im eulianf t igen
Leben erwartet. Eigentlich aber war doch am Messias
selbst ein dem des Moses entsprechender, ja ihn übei^trah-
' iender Glans su erwarten, and eine Jüdische Schrift, wel-
che Ton unsrer VerklArungsgeschichte .Iceine Notis nimmt,
argumentirt gans im Geiste der Juden der ersten christli-
chen Zeit, wenn sie geltend macht, Jesus könne nicht der
Messlas gewesen sein, da Ja sein Angesicht nicht den Glans
dies Angesichts Mosis, geschweige einen höheren, gehabt
habe Solche Einwürfe, wie de ohne Zweifel schon
10} Bereschith Rabba 20, 29 (b. Wetstbiä) : Veslcs lucis vcstes
Adami primi. Focockb, ex Nachmanide (ebcndas.): Fulgida
facta liiit faciet Mosis instar solis, Josuae instar lonae; quod
Idem «filimanmt vetsres de Adame«
il) In Firke Blieser, 2, findet sich nach WartTsnf die Angal>e,
inter docendiun radios ex fscie iptius , ut olim e M Otis fa-
cie, prodiisse, adeo ut aoa dignosceret quis, utnmi diea -
esset an nox.
ii) Nizsschon vetus, p. 40, ad Exod. 34, SS* (b. Wststsu«) : Ecco
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Zehntes KepIteL S* IML TT!
flile ersten Christen diells iron Joden hdren, theils sieh
selber machen mufsten, konnten nicht anders, als in der
Altesten Gemeinde eine Tendenz erzeagen, jenen Zug aus
deni Leben des Meses im Leben Jesu naehsobilden, ja am
lllierbieten, nnd stAtt eines lenehcenden Ängesiehts, das
sich mit einem Tuche verdecken liefs, ihm einen auch fiber
die Gewünder sich ergiefsenden Strahleugiaiiz^ wenn auch •
nur vorübergehend) Bususchreiben.
Daft die VerlilSmng des Angesichte ven Meses sa^
Torbild fttr Jesu Verklfirung gedient habe, beweist aber
überdiefs eine Reihe einzelner Züge. Moses bekam seinen
Glans auf dem Berge Sinai : auch von Jesu VerklSimng ist
ein JBerg der Schanplas; Moses hatte bei einer Irfiheren
Besteigung des Bergs , weiche mit der spffteren , nach deie»
sein Angesicht glänzend wurde, leicht zusammenfliefseilt
konnte^ ausser den 70 Ältesten besonders noch drei Ver»
tränte 9 Aaren ^ Nadah nnd AbihU| nur TheUnalune an def
Anseiiaanng Jehova's mit sich auf den Berg genommen
(2. Mos. 24, 1. 9 — 11.): so nimmt nun auch Jesus seine
drei vertrautesten Jünger mit sich, um, so viei üure Krüft^
es vermtfchten, Zeugen des erliabenen Schauspiels so seii^
nnd ilure nichste Absicht war nach Luc« V. 38. Tiqoaev*
^aa^ai: gerade wie Jehova den Moses mit den Dreien und
den Aitesten auf den Berg kommen heifst, um von ferne
annnbeten* Wie iiernach, als Moses mit Josna den Sinai
liestieg, die do|a KvqIb als vefikjj den Berg bedeckte
CV» 15 f. LXX)^ wie Jehova aus der Wolke heraus dem
Moses flissl*^^ aost«r felicis memoriae, qui liomo xneros erat,
quia Dens de Itcie ad faciem com eo locutus est, vuttum tarn
Ittcentem retulit, ut Judaei verereatnr accedere: quanto igt«
tur magis de ipsa divinitate hoc tenere oportet ^ atque Jsyu
laciem ab uno orbis Cardiao ad alterum fulgorem dilAmdere
coaveniebat? At Bon praeditut fuit ullo tplendore, sed re*
liquis mortalibus fuit tinüUijiius. QuaproptCT COttStat^ noo
esse lA cum crcdendum.
Zweiter Abschnitt.
Moses rief, bis dieser endlich in die Wolke zn ihm hin<-
eingieng C^* 10—18«): so haben wir auch in iinsrer Et*
sählang eine yeg>ll^ gKordg^ welche Jesum and die hloin^
'liachen firscheinangen beschattet, eine qonrj ix Tjjg veg'ü.r^g,
tind bei Lukas ein doü.d^dv der Drei in die Wolke. Was
die Stimme aus der Wollte eu den Jüngern spricht ^ ist
^ ersten Theil die messlanische Deklaration ^ welchoi aas
Tis. % 7. nnd Jes. 42, 1. Bosammengesezt , schon bei Jesa
Taufe vom Himmel erscholl; im zweiten Theil ist sie. aus
den Worten genommen , mit welchen Moses in der früher
Ingeftthrten Stelle des Deuteronomiuni (18, der ge-
wöhnlichen Deutung sufolge dem Volk den künftigen Mes*
Sias nnkiiiKÜ^t und es zur Folgsamkeit gegen denselben er- n
mahnt '^).
Durch die Verkjilrong auf dem Berge war Jesus sei-
nem Vorbild) Aloses^, an die Seite gestellt, und da es ia
den Erwartungen der Juden lag, dafs nach Jes. 52, 6 ff*
die messianische Zeit nicht nur Einen, sondern mehrere
Vorläufer haben und unter Andern namentlich auch
'der alte Geseigelier cor Zeit des Messias erscheinen soll-
te ■ ^) : so wai' ffir dessen Erscheinung kein Moment ge-
■ 13) Aus dieser Vcrglcicbung mit der Bergbesteigung de» Moses
lässt sich vicLlcicbt auch die Zeitbestimmung der j^/i»'^a« t%
ableiten, durch welche die swoj ersten KvangcUsteit das ge-
genwärtige Ertignist von dem aalest eraShlten trenaen. Dean
auch die eigeallicbe Gescbichte ▼oa den Bcgs^ssen des
Sioies auf dem Berge beginnt mit der gleichen ZeitbesUm«
mungy indem et heistty aichdem 6 Tage lang die Wolke den
^ Berg bedeckt hatte , sei Moses cu Jebovs berufen worden
(V. 16.) , eine Zeitbestimmung, welche, obgleich der Aus-
gangspunkt ein ganz anderer war , für die liroffnung der Je-
sum belrelTenden Vcrhrdrun «^sscene beibehalten worden mochte.
, 44) 8. BF.r.Tiioi DT, Christologia Judacoriim %. 15. S. 60 ff.
15) Debarim Rabba 5. (Wststsdi): Dijiit Deut S. B. IVIos: : per
vi tarn tusm, quemadmodum \ilam tusm posuisti pro itrsclitis
in hoc muado, ita tempore futuroj^ quaado Eliim prophetsm
1
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zehntes Kapitel. $. 103. S7S
eignetor, als der, in welchem der Me«8ia£ niif dieselbe Wei-
se y wie einat er^ «of einem Berge verlieci*ilcJit wurde.
Zu ihm gesellte sieh denn von selbst derjenige, welcher
nach Mal. 3 , 23. nm bestimmtesten als messinnisclier Vor-
läufer^ und zwar nach den llabbincn znglsidi mit Moses ^
envnrtet warde. Erschienen beide Männe^ dem JHessias^
so ergab sieh von selbst) .<Ia(s sie sieh mit ihni onrerredet
haben werden, und fragte siehs um einen Inhalt dieser
Unterredung, so lag vom lezten Abschnitt her nichts näher^
als das bevorstehende Leiden und. Sterben Jesn, welches
ohnehin als das eigentliche messianische GeheifBnÜs des
N. T. sich am ehesten zu einer solchen Unterhaltung mit
VV esen einer andern W elt eignete, wefswegei). man sich
wundern mufs, wie Olsuauskn behaupten .kann ^ auf die-
sen Inhalt des Gesprftchs hfitte d|e Mythe nicht komme»
kSnnen. So hlitten wir also hier einen Mythus, dessen
Tendenz die gedoppelte ist, erstens, die Verklärung des Mo-
ses an Jesu in erhöhter VV eise zu wiederholen, und zwei-
tens, Jesum als den Messias mit seinen beiden Voriftufem
susammensubringen , dnrch diese £rscheinung des Gesetie-
gebers und des Proplieten, des Gründers und des Reforma-
tors der Theokratie , Jesum als den Vollender des Gottes-
reichs, als die £rfililung des Gesetzes und der Propheten,
darsostelien, und seine messianische Würde noch aberdiefs
durch eiue Himmeisstimme bekräftigen zu lassen^*''').
ad iptoi mittam, to« dao eodem tempore venietit. Vgl. Tan-
chiuna f. 43, 1, SotbrnsN, 1, S. 149*.
16) Tllr einen Mythus erklXrt diese EraSblung Bskthoiat, Chri-
stoloßia Jiid. $. 15. not. 17; Schvlz, über das Ahendmahl,
S. 519. gicbt wenigstens ein Mehr und Minder des Mythi-
schen in den \ or»chiL'dcnen evangelischen Rolationt n der Ver-
klärungsgeschichte zu, und Fritzschk , in ISIalth. p. 448 f.
'II. 456, führt die mythische Ansicht von derselben nicht oh-
ne Zeichen von Beistimmung auf. N'ergl. auch KuuiUl, in
Matth, p. 459, und Ghatz, 2, S. i6i ff.
Das Lghßn Jetu iL Band, IS
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374 Zweiter Abeehnllft.
An Mhsem IMepMi Ifilit deh schliefslich besonders
e^geneeliefaillch sei^ili wie die netflrlielie EriüXning, in-
' dem sie die histöHsche Gewiftlieit der Ereihlungen fest-
halten will, die ideale Wahrheit derselben verliert, ge^eii
die Form den Inhalt aufgiebt : wogegen die mythische durcli
Aafopfenirtg dei gesehiehtlieheii Leihea aoleiier firsühiiiii«
gen doch die lÜee dersellveii, Vrelehe ihr Geilt und ihre
Seele ist, erhült und rettet. War nämlich der natürlichen
£rklärDng siifoige der Lichtglanz um Jesum ein snfUUigee
optisehea Pliinbrnen, and die beiden £rsebienenen entwe-
der Trattubllder oder anlieitannte Menaehen : wo bleibt
da die Bedeutung der Begebenheit? wo ein Grund, eine
aolche Ideenlose, gehaltleere, auf gemeiner Täuschung und
Aberglauben liernliende Anelidote in die Evangelien aufaa-
nehmen? Dagegen, wenn ieh nach der mythlaehen Auffas-
sung In dem eyangelit^chen Berichte zwar keine wirkliche
Begebenheit finden kann, so behalte ich doch einen Sina
und Inhalt der Erailhiung, weifa, waa die erste Clu-iateii-
gemeinde steh heii derselben gedacht, und warum die Ver-
fasser der Evangelien ihr eine so wichtige Steile in ihren
Denkschriften eingeräumt haben
f. IM.
Abweichende Nackricliten Uber die Icztc Reise Jesu nach Jerusalem«
Bald nach der Verklärung auf dem Berge laasen die
Erangeiiaten Jesum die ▼erbingnüsToUe Reise antreten.
17) Auch Plato im Symposion (p. ^23. ff. Steph.) yeriiarriicht
seinen Sokrates dadurch, dast er auf natürlichem und ko-
mischem Grunde eine Slmlicke Gruppe ▼ertnsUltet| wie die
Evangelisten hier auf tragischem und ttbernatttrlichem. Nack
einem Trinkgelage Überwacht Sokrates die Freunde, welche
schlafend um ihn liegen: wie hier die Jünger um den Herrn;
mit Sokrates wachen nur noch zwei grossarlige Gestalten,
der tragische Dichter und der komische, die beiden Elemen-
te des frUbcrea griechischen Lehcas^ welche Sokrates in sich
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'I
Zehntes KapileL f. 104. 27$
• • •
wetehe ihn eeliieni Leiileii entgegenftthrtiB. Üb#r den Orf^
Ton wetehem er fiel iBeeer Reise «ntgleng , and den Weg,
welchen er nahm, weichen die evangelischen Nachrichten
von einander ab» Stimmen über den Ausgangspunkt die
Syneptifcer Basanunen» indem eie 'Mmitlfeh Jesnm ven
liiXa «nfbreehen lassen (Matth. 19, 1. Mare. 10, !• Loe.
9, 51., in welcher lezteren Stelle zwar Galiläa niclit aus-
drückliob genannt ist, aber aus dem Vorhergehenden, wo
nor von Oalillla mid GaÜlÜsehen Orteehaften die Rede
war, so wie ans der im Folgenden erwihnten'fteise dnreh
Samarien, sich von selbst ergiebt')): so scheinen sie doch
fiber den Weg) welchen Jesus von da nach Judüa ge-
wäliit ludbe^ i^on Lander abmigehen* 2wer -sind die An-
galpen sweier von ihnen in diesinn Paukte s6 denke!, daft
sie der harmonisirenden £xegesc Vorschub zu leisten schei-
nen könnten. Am klarsten und bestimmtesten sagt Mar-
kus ^ Jesus hahe seinen Weg fll»er Peräa genommene aber
sein ^araf bIq ta OQta tijg ^ludtdag Sti rS fÜQOP tö Vo^
öuvs ist schwerlich etwas Anderes, als die Art, wie er
sieh den schwerverständlichen Ausdruck des Matthäus,
dem er in diesem Abschnitt folgte erki&ren uu dürfen glaub«
te. Was dieser mit seinem fierffQsv im tfjg raktXaUtg seoi
fp.^yev elg zu OQia Tfjg ^Isöaiag mQav i5 ^Ioqöccvö eigentlich
sagen will, ist in der That dnnkei. Denn wenn die Er-
Idtfmng: er kam in den Theii von Judtta^ welcher Jenseits
•des Jordans liegt'), gleieherwdse gegen Geographie wie
▼ereinigte : wie mit Jesu der Gesergehcr und der Prophet
•ich unterreden, die beiden Süulen des A« T.licben Lebens,
welclie Jesus in Ikttluirer Weise in sich «usammenicliloss ;
wie bei FIslo eadttsb ^Mok Agathen und Aristophsnes eia-
•chUfea, und Sokrstes sUeia dtt Feld liehflt : so verscbwSa«
den im Evsagdium Moses und ISliss ndesty und die JUnger
sehen nur noch Jesum allein.
1) SciiLEiKRMACHiA, Uber den Lukas, S. 160.
2) KuiMöL und ÜKktz z. d. St.
Oigitized
•176 f Zweiter Absebnitl.
Grnmmatik Terstöfst, so ist dio Deutnng, co welclier dio
Vergte&ebiifig de« MarkM die Mieten Aveieger geneigt
flUMhft, delW Jeene naeh Jndia gekemnen eel doreh dne
Land jenseits des Jordans auch nach der von Fritzschk
angebrachten Modiiikation wenigstens nirht ohne gramma-
lieehe Scliwiengkeit. Aleibt indelli eo viel in jedeoi Faliy
dafe aneh Mattliftns wie Harkaa Jesnm Ton GaiUXa naek
Judua den weiteren Weg über PerSa nehmen iäfst: so
scheint dagegen Lukas ihn den näheren, durch Samaria^ eu
fahvem Zwar ist sein Ansdrack . 17) 11, dala Jesus auf
•einer RelM naeli Jemaalea di^^fjffM dia fdaa SaftoQiiag
xal FaXikaiaSf kaqm klarer, als der eben erwogene dee
JUatthfius« Der gewöhnlichen Wortbedeutung nach scheint
er anasoaagen, jus habe suerst Samarien, dann Galiiiia^
i|veer dnteliaehnittcn, w ao nael» Jemealmn mu komsen.
Aber diese Aufeinanderfolge ist yerkeiirt; denn gieng er
von einem gAÜläischen Orte aus, so mufste er euerst dna
fibrige l»aiÜÜ% und dnnn erßt Samarien durchreisen* Jüan
lial deiawegen dem SuQXia^m fäotf die Bedeutung ei-
nes Hinatebena auf der Grense nwiscben Galillia und Sa*
marien gegeben^), und nun den Lukas mit den beiden er-
sten Evangelisten durch die Voraussetaung vereinigt, Jesus
aei auf der gaitiliseb'-samarischen Grense Ida cum Jordan
lilngereist, halle hierauf diesen lliersciuitten, und sei so*
fort durcli Peräa nach Judän und Jerusalem gewandert,
. Diese leztere V^uraussetzujig vertrügt sich aber mit Luo*
9) AI ff. nicht; denn wenn dieser Stelle sufolge Jesus nach
dem Aufbruch aas Galiläa alsbald einem samarischen Dor-
fe zugeht, und hier iibehi Eindruck macht, ort ro nQoao)^
nov uin^ j^v nuQtvöftevuv eig Uf^wjah'ft : so lautet diefs
gans, wie wenn er die Bichlang von GalüMa durch 8ama-
3) So z. B. XieaTPoer, s. d. St«
• 4) Wattn»! Oi^aaDtsa s* d. St^; Scamanieaaa^ a* a* 0.
s. 164. au.
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Zeii.iita» Kupitel. 104. 277
rien luich JttcÜia gehabt hätte ^ uod wir jprerdeii »m bestea
ihm, Bit onbefangenen £iegefe9» hier «ine AbwciohiiJig
der «ynoplischen Evangelien ansiüBrfcenneii Erst gegen das
£nde des Weges Jesu vereinigen sie sich wieder, indeia
laut ihres übereinstimmenden Berichts Jesus nach Jerusa-
lem von Jericho her gekomoien ist (Mattli* 20^29. fNunUL)^
ein Ort| welcher Übrigens mehr dem Aber Poris, als dem dBreh
Sanmrien gekommenen Galiläer auf der geraden Strafse lag.
Ist auf diese Weise unter den Synoptikern Kwar in /
Rücksicbt auf den von Jesa eingeschlsgeneii Weg ein Streit^
aber doch in Besag auf den Ansgangs|ianbt and das leslo
St0(4t des Wegs Übereinstimmung: so weicht der johan-
neisehe Bericht in beiden llinsieliten von ihnen ab« ihm
ftufolge nfimllch ist ea gar nicht Galiläa, von wo Josos mar
leslen Paschareiso aufbricht, sondern schon vor dem Laub*
hflf teufest des vorigen Jahrs hatte er jene Profins, sum
lestenmal, wie es scheint, verlassen (7, 1. 10.); dafs er ewi«
sehen diesem und dem Fest der Tempel weihe (10^ 91») wie-
der dahin gekomsMn wXre, wird wenigsfens nicht gosagt;
nach diesem Feste aber begab er sieh nach Perla und blieb
daselbst (JLOj 40.), bis ihn die Krankheit und der Tod des
Lasaros nach Judüa, und in die nächste Nähe Jerosslems,
mich Bethanien, rief Cll> Sft). Oer NachsteliaiigeB seiner
Feinde wegen zog er sich von hier bald wieder Borllek,
doch, we\l er das bevorstehende Pascha hesuchen wollte,
nur bis in das Städtchen Ephraim, unweit der Wüste (11,
54»), von wo ans er dann , ohne da(s eines Aufenthalts in ,
Jericho gedseht wflrde, das auch von Ephraim ans, wie
man dessen Lage gewohnlich bestimmt, nicht im Wege lag,
imch Jerusalem cum Feste sich begab«
S) IfaiTsscaB, ia Marc. p. 415: Msrcut Mattba*i 19, f* le au-
ctaritsti h. L adstriagit , diGitque , Jesum e Galilaes' ( cf. 9,
33.) P^A^tum esse per l^eraesm. Sed auctore Lues 17, II.
id Judaeam coatcadit per Samsriam itlnere brevimiBW.
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378 Zweiter Abschnitt.
Eine so totale Abwefchmig mofste die Harmonlsten
in uii§ew6hiillelie Oesehiftiirkete Tmetsen. Der Aofhnteh
«HS llAlilitR, ilestMi die Synoptiker gedenken, soll nitch ih-
nen nicht der Aufbrach zum lesten Pascha, sondern znm
Fest der TeiD|iel weihe gewesen sein nnerachtet er von
Lokus dureh das h tqi av^mlr^imn^m vttg ^filgag trjs ara«
Xr^tpFfog ctvvH (9, 51.) unverkennbar als Aufbroch zu dem-
jenigen Feste, auf welchem Leiden nnd Tod Jesu warte-
ten, iMielehnet ist, ond sfimmtllohe Synoptiker die hier be-
gonnene Reise mit J^nem lestllehen Einzog in Jemsalem
endigen lassen , welcher auch dem vierten Evangeflnm zu-
folge unmittelbar vor dem leeten Paschafest erfolgt ist'^).
Soll hienach der Aufbruch ans Galiläa ^ von welchen sie
•rallileny der nnni EnkJInlenfesty die Anknnft In Jerusalem
aboTi welche sie melden , die zum späteren Pascha gewe-
sen sein: so mdPsten sie das nach dieser VoraiissefKiinor
swisolien beiden Punkten Liegende, nämlich desn Ankunft
und Anfenthall in Jemsalem com Fest der Tempeiwefhe,
•eine Reise von da nach Peräa, von Peräa nach Bethanien,
nnd von hier nach Ephraim, ganz übergangen haben. Scheint
hieraus na folgen, da(s jene Berichterstatter von allem
\ Diesem auch nichts gewnfst hatien: so soll vielmehr, wie
geltend gemacht wfrd, Lukas dadorch, dafs er bald nach
der Abreise ans Galiläa Jesum auf Schriftgelehrfe stofsen
lasse, die ihnanf die Probe stellen wollen (10, 25 ff.), dann
ihn in dem Jerasalem benachbarten Bethanien neige (10,
S8ff.)9 hierauf ihn wieder rflekwttrts an die Grensseheide
von Samarien and Galiläa versetze (17, 11.)? ^*'st als-
dann ihn zum Pascha in Jerufalem einziehen lasse (19,
S9 ff.)» dentiloh genug darauf hinweisen, dafs swischen Je-
ner Abreise nnd dieser Ankunft Jesus schon einmal nach
Jnd^ia und Jerusalem, und von da wieder zurück gereist
Ii tm
6) Pmos, S, 99 u 854. Vgl* Ouasvsiir, I, S.'sSS«
7) Scaimatufiasa, s. s. 0. S* 159«
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ZeJinles KapileL $.104.
■
«ei Alkin, wenn die Schriftgelebrten olmehio nichts
beweisen, so ist auch von Bethanien nirgends die I^ede,
sondern nur von einer Einkehr Jesu bei IMnrtha und Ma-
ria, welche der vierte Ev^ingeiist in jenes Dorf veneat,
woraus fedoeli nicht folgt, dafs anch der dHtte sie ebenda-
selbst wohnhaft, und also Jesum, wenn er bei ihnen war,
in der Nähe von Jerusalem sich gedacht habe. Daraus
alieri da(s so sehr lange nach der Abreise (9, AI — 17, 11.)
Jesus erst auf der .Grenae f wischen GaÜlfia und Samariea
erscheint, folgt nur, dafs wir hier keine geordnet fort-
schreitende Erzählung vor uns haben. Doch selbst Mat-
thäus soll nach dieser barmonisironden Ansicht Ton Jenen
Zwiscbeul>egebenbeiten gewufst, und sie ftir den genauer
Zusehenden angedeutet haben \ sein ^(srfjQev und tijg Fa-
XikuLug nämlich soll als Andeutung der Heise Jesu auf die
£niiämen eine Diegese abschliefsen , das noi ^k&&ß eis w
OQta r^g *isdalag tÜqop %H*loqiaini dagegen mit Angalie der
Ausweichung von Jerusalem nach Perän (Job. 10, 40.)
einen neuen Abschnitt eröffnen ; wobei übrigens angestan-
den wird, dafs ohne die Data des Johannes Niemand auf
eine solche Zerreissung der Worte des Matthfos kommen
würde Dergleichen Künsteleien gegenüber ist lÜr denje-
nigen, weicher die Richtigkeit des johanneischen Berichts
Yoraussext, kein anderer Weg übrig, als der von der neue-
aten Kritiic eingeseiiiagene » nXmlich die Autopsie des Mat-
thäus, der die Reise nur gans iLura bebandelt, aufeugeben,
von Lukas nber, der einen ausführlichen Reisebericht hat,
ansunehmen, dafs er oder ein von iiim benüzter Sammler
Bwel Tcrschiedene Berichte^ von welchen der eine die frü-
here Reise Jesu auf das Fest der Tempelweibe, der andre
seine Iczte Paschareise betraf, zusammengefügt habe, ohne
au ahnen, dafs awischen die Abreise Jesu aus Galiläa und
8) Paülu», 2, S. 294 IT.
9) FAVurs, a. s. O. m U 384 1.
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I
SSO Zweiter Abioiinitl.
seinen Euixug In Jerusalem vor dam Paieha noch ein frü-
herer Anfenthalt in Jemtalem., saaunt andern Reisen und
Be^benhetten , fiel ■ ^.
Auf eigene Weise kehrt sich nun aber im Verlauf des
Rorichts von der oder den leaten Reisen Jesu das Verhalt*
nifs awitohen den synoptischen Evangelien and dem Jofcan-
fleischen nm. Wie nämlich snerst avf Seite der ersferen .
eine grofse L'Ucke sich zeigte, indem sie eine Masse von
Zwisohenbegeh'^nheiten und Zwisohenaofenthaiten Qbergien-
l^eny welche Johannes glebt: so scheint non gegen das fin-
de des Reiseberichts anf Seiten des lesteren eine , wenn
auch kleinere, Lücke einzutreten, indem er nichts davon
hat, dafs Jesus Aber Jericho nach Jerusalem gekommen
Ist« Man kann swar sagen , Johannes habe^ nnerachtet
den Synoptikern sufol^^e eine Blindenheilong' nnd der ße-
such bei Zacchäus in dieselbe fiel, doch diese Durchreise
tibergehen können ; allein es fragt sich , ob In seiner Dar- ^
Stellung ein Dnrehgang dorch Jericho überhaupt Raum ha-^
be? knf dem Wege von Ephraim nach Jemsalem liegt die
genannte Stadt nicht, sondern bedeutend östlich ab; mau
hilft sich daher durch die Voraussetzung, von Ephraim
ans habe Jesns allerlei Nebenreisen gemacht^ auf einer von
diesen sei er nach Jericho gekoouneni und von hier dann
nach Jemsalem gebogen >
Jedenfalls herrscht hienach in den evangelischen Nach-
richten von der le//en Reise Jesa eine besondere Dneinig-
keit) indem er der vnIgKren, synoptischen Tradition snfol*
ge aus Oalillla ftber» Jericho, und zwar nach Matthffns und
Markus durch Per ia, nach Lukas durch Samaria, gereist
wärei dem vierten Evangelium nnfolge aber von Ephraim
10) ScittKiiaiubaBay a. a. O. S. 161 ff. SnrrsaTt Uber den Urtpr*
8. 104 ff. Dem er^teren itiaunt ia Besiehung auf Lultst auch
OLSHAOtaR bei a. a. O.
iQ Tainoo^ Goaua. s. Job. 8« 219 > OLsaAUtsw, 1^ 8. 771 f.
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Zehnte« KepileL f. ll»5w 2bl
her gekoAnnen tein mUCgte : Angaben, twischen welehen*
eine Verein^nng unmOgUdi ^ aber aiidi die Wehl «dir
eehfvierig ist
f. 105.
Abwetdiungen der Evangeliea in Hlnsiclit auf den Amgangt.
puilkl des Einmugfl Jetu In Jeruialeai.
Selbst über den Schlufs der l^eise Jesu, aber die ieste
Station Tor Jemaalem, aind €Üe £vangeliateu nicht' gana el-**
nig. Während es nach den Synoptikern das Anaehen hat,
als sei Jesus von Jericho aus ohne längeren Zwischenauf-
enthalt an fleiuselben Tage bis nach Jerusalem gekommen
(Matth. 20, 34. 21^ 1 ff. parail.): Iil(at4hn daa vierte £van*
geliun von fipiwaim snnCehat nur bia Bethanien gehen, iiier
übernachten, und erst am folgenden Tag seinen Einzug in
die Hauptstadt halten (12, 1. 12 if.)* Um beide Darstel*
lungen an rereinigen, aagC man| l>ei der nnr «ammariachen
firaihlnng der Synoptiker sei es nicht an vernrnndem,
dafa sie das Ubernachten in Bethanien nicht ausdrflcklich
berühren, ohne es defswegen leugnen zu u ollen; es finde
somit kein Widerspruch swiachen ihnen nnd Johannes statt,
sondern, was Jene kara snsammenfiissen, lege dieser in
seine weiteren Momente anaeinander Allein wilhrend
Matthäus Bethanien gar nicht nennt, thun die beiden an-
dern Synoptiker dieser Ortaciiaft auf eine Weise Erwäh-
nung, welche dqnr Annahme, dafa Jeana daselbst 0ber-'
nachtet habe, entschieden widerstrebt Wenn sto nlmlfch
erzählen, o)s yjyytoev i/V Jh^&fpayij y,ai Br^^avlccv, habe sich
Jesus aus dem nächsten Dorf einen Esel holen lassen, und"
sei sofort auf diesem in die Stadt eingeritten : so kann man
aleh swiachen die so rerbundenen Vorgänge nnrndgÜch eine
^acht hiru'Indenkon , sondern die Erzählung lautet so, als
ob unmittelbar auf die Sendung Jesu der üdgenthümer den
1) Taoi.ucK| S. 218 i OuaAUtaa, 1, S. 771.
üiyilizeQ
9
m Zwaiter Abtclinilt.
E^el verabfolgt, und unmittelbar nach der Ankunft de«
ÜUeisJwii« «ich zum Einzug angeschickt hätte. Auch läfst
•loh 9 wen» Jesus in Bethanien Aber Nacht sn bleiben im
Sinne hatte ^ auf keine Welse ein Zweck seiner Sendunff
nach dem Esel ausfindig machen. Denn soll das Dorf, in
welches er schioiuei eben Bethanien gewesen sein : so hatte
er, wenn erst auf den andern Htfi^gea ein Reittbier «i> be*
stellen war, nicht ndthig, die Janger vomnssnschielLen ,
sondern konnte füglich warten, bis sie in Bethanien ange-
iLQmmen waren; dafs er aber^ ehe er noch in Bethanien
Attgeleiigt war, nnd sieh a angesehen hafte, ^b nicht hier
ein Esel eu finden sei, Uber dieses niehstgelegene Dorf
hinaus nach ßethphago geschickt haben sollte, um dort auf
den andern Morgen einen Esel aufzubieten, entbehrt vol-
iends aller Wahrscheinlichkeit, und doch ipgt wenigstens
Hatthftns entschieden,, dals« der Esel in Bethphage geholt
worden sei. Dazu kommt, dtifs, der Darstellung des Mar-
kus sufolge, als Jesus in Jerusalem ankam, bereits die
wfßla angebroehea C^^} ^^0» «uid es ihm deis wegen mir
noch möglich war, sich in Stadt und Tempel TorlAufig nm-
suaehen, worauf er mit den Zwölfen sich nach Bethanien
narUckzog. Nun lälst sich zwar das nicht beweisen, was
schon behauptet worden ist, dals das vierte Evangelinm
den Elnsug Tlelmehr auf den Morgen ferlege: aber das
muHl man fragen, warum denn Jesus, wenn er nur von
dem nahen Bethanien kam, nicht bälder von da aufgebro-
eben Ist, am in Jerusalem auch noch etwas, das der Rede
Werth Wlre, thnn an können? Die spfite Ankunft Jesu in
der Stadt, wie sie Markus behauptet, erklirt sich offen-
bar nur ans dem längeren Wege von Jericho her: kam er
Uols von Bethanien, so gleng er von hier schwerlich so
•pit erst weg^ dafs er, nachdem er die Stadt sich nur
angesehen, wieder nach Beihanien umkehren mnfste, um
am folgenden Tag zeitiger von da aufzubrechen, woran
Ihn aber auch schon am vorigen nichts gehludert hatte.
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Zehntes Kapitel. S« i05*
Fi^iiich ist in seiner Verleg« ngr der Ankanft Jesu in Je-,
rasaiein auf den späten Abend Markus von den beiden im-»
dern Synoptikern nicht anfiaratOsI, indem diese Jeeoiii noch.
aiD Tage seiner Ankunft die Tempelreinigung vornehmen y
ond Matthäus ihn selbst noch Heilungen verrichten und
sich gegen die Hohenpriester und Schriftgelehrten verant-
worten lAist (AfAtth. ai, l2S.)i «ilain noeh ohne Jena &it*
angaba entiehaidet die ContinuRftf der Uomenta des Hin«
kommens gegen jene Flecken ^ der Sendung der Jünger ,
der Ankunft des Esels, und des Einreitens^ gegen die Mög*
iichkeiti in die £rafihluog der Synoptiker ein Bethaniecboft
Nachtquartier einautchieben«
Bleibt es auf diese Weise dabei , dafs die drei ersten
Evangelisten Jesum geradezu von Jericho ausj ohne Auf-
enthalt in Bethanien, der vierte aber ihn nur von Betha*
nien her nach Jerusalem siehen Ülat: ao mfiaien aie> wenn
sie beiderseits recht haben sollen, von s\vei verschiedenen
Einzügen reden, vi^ie diefs neuerlich von mehreren Kritikern
vermotliet worden ist Ihnen zufolge zog Jesus aaerst
(was die Synoptiker ersählen), mit der Festkarawane ge^
radesu nach Jerutalem, und es erfolgte hlebei, wie er alek
durch die Besteigung des Thiers bemerklich machte , von
Seiten der Mitreisenden unvorbereitet eine lante Huldigung,
welche den £incug in einen Trtnmphsug verwandelte* Itach*
dem er sieh am Abend nach Bethanien Burilckgesogen ,
gieng ihm dann nm folgenden Morgen (^y\aa Johannes' er-
zählt), eine grolse Volksmenge entgegen, um ihn einzu-
liolen, und als er auf dem Weg von Bethanien her mit
derselben eusammentraf, wiederholte sieh, diefsmal vorbe-
reitet von Seiten seiner Anhänger, die Scene des gestrigen
Tags in noch gi'öfserem Mafsstabe. Dieser Unterscheidung
eines froheren Einsnga Jean in Jemaalem, ehe man hier
2} Paulos, ex. Handh. S9 s, 8« 93 ff. 96 ff. ScauaaaascMaa, über
den Lttitst, Si. 244 f.
Zweiter Abscbuitt.
von seiner Ankanft wafste, und eines spfitercn, nachdem
Mit scbon erfmJmn hatte, daft er in Bethanien sei, lai
die Olllerene günstig j dm(k naeh der synoptisehen Eralh-
Jung die Huldigenden nur nQOayfnTBg und axoh}^5)reg
(IVfatth. V. 9. ), nach der johanneischen aber inavu^aavies
(V* 13* IS») «Ind. Fragt man nvn aber: wamni geben
denn nntre simoidlehen Referenten jeder nnr Einen Ein-
zug, und findet sich bei keinem derselben Ton eweien eine
Spur? 80 bekommt man in Bezug auf den Jobannes die
Antwort, dieser fersehweige den ersten Einsng wahrsehein-
Heh defswegen, weil er ihn.nieht nitgeraaeht habe, indem
er wfihrend desselben nach Befhnnien möge verschickt ge^
^e.Hen sein, um die Ankunft Jesu anzumelden Da in-
defs nach onsem Gmndsätsen, wenn vom Verfasser des
vierten Evangeliums, dann aneh von dem des ersten vor-
ausgesezt werden darf, dafs er der in der Uberschrift ge-
nannte Apostel gewesen: so fragt man vergebens, wohin
denn nun bei'm sweiten Einsng Matthäus solle verschiekc
gewesen sein, dafs er von diesem nichts sn ersffhlen wufs-
* te? da sich bei dem wiederholten Gang von Bethanien nach
Jerusalem kein Anlafs einer solchen Sendunsf denken läfst«
Übrigens aueh in Besng auf den Johannes Ist sie reine Er*
dichtung; abgesehen davon, daft, aneh wenn die beiden
Evangelisten nicht persdnlich zugegen waren, sie doch von
einer im Kreise der Jünger so vici besprochenen Begeben-
heit, wie der feierliche Einsog gewifs aneh in seiner Wie-
derholung war, ^as Genaueste erfahren mnlsten« Hanpt-
allchllch aber, wie die Erzählung der Synoptiker nicht so
lautet, als ob nach dem von Ihnen beschriebenen Einzug
noch ein zweitei^ erfolgt wäre: so ist die Johann cisehc von
der Art, dafs vor dem Einsng, dessen sie Meidung thut,
ein anderer onmSglich gedacht werden kann. Ihr snfolge
gehen n/imlich am Tng vor dem johnnneischen Rin/,ug, nisu
der Voraussetsung geniäls an demselben Tage mit dem syu-
1
üiyiiizea by
Zehnties KefilteL j. IM. 1»
optischen, Tiefe Jmkn von JepnMileni neeh Bethenlen hin-
ausj weil sie von Jesu Ankunft gehört hatten, und non
ihn nnil den Ton ihm erweckten Lanii^ns sehen wollten •
- (Y. 9. FgL 1S.> Allein vvle konnten sie am Tag dee syn-
optischen EinsQfs hUren, diife Jetne In Bethanien sei? an
jenem Tage gieng ja Jesns Bethanien vorbei oder durch^
und zog gerade nach Jerusalem, von wo er nach allen Eis
sählnngen ei^ ao spät Abends nach Bethanien hinausge-
gangen sein liann, dafa Juden, die nnn erst von JernsA-
lem aus dahin giengen , nicht mehr hoffen konnten, ihn
noch sehen zu können Wofür mocI)tcn sie aber nnr
sieh die Mttiie nehaMn ^ Jesnni in Bethanien' anfsusneheny
d* sie ihn doeh an Jenem Tag in Jeraaalem seiher hatten?
gewifs müfäte es in diesem Falle nicht blofs heifsen , sie
seien i dia %6v ^L^ow fiovovy aki^ %va xai ^^agov
idwfh gefcemnnw, sondern, Jesnm liaben sie nwar in Jem*
aalem seihst gesellen gehah^ nnn eher hahen sie aneh noeh
den Lazarus sehen wollen, und seien defsveegen nach Be-
thanien gegangen^ wogegen der Ü^vangelist, welcher Leuto
von Jemsaleni ans, um Jesnni sn sehen, nach Bethanien
gehen Ififst, nnmdgiieh Toransgesent hahen kann, dttfk eben
an diesem nämlichen Tage Jesus in Jerusalem zu sehen
gewesen sei. Auch das Weitere, wenn es bei Johannes
heüät, am folgenden Tag hahe man In Jernsalem gehttr^
dala Jesns dalidn iieaune (V. 1%^ klingt gar nicht so, wie
wenn Jesus schon am Tag vorher daselbst gewesen wäre,
sondern als ob man von Bethanien aus erfahren hätte, dafs
er hente vollenda herdnkonunen würde; ao wl^ aneh der , ^
Bmpfang , den man Ihm sdfort hereitet , nnr als Vorherig
lichung seines ersten Eintritts in die Hauptstadt einen rech-
ten Sinn hat, bei seiner sweiten Dahinkunft aber nur et-
wa dann fttglleh. hätte veranstaltet werden können, wenn
Jesns Tag» nnror nnbemeriLt nnd nngeehrt hereingekoni»
4} vgl. LUcKi, 2, S. 432. Anin.
i^ giu^ud by Google
' • Zweiter AM^hflUt» •
men wfire^ und mmn dlA M Iblydfeif fm% hffH« iMch-
holen wollen : wogegen , wenn schon der erste Kiiizug so
gltfnisend war 9 der Pomp des eweiten eine miissitre Wie-
devheUing geweees wii«» Und cwur morftten sieh bei*a
Bweiten alle Züge det ereteii wiederhole heben, wae, nng
.man es mehr als absichtliche Veranstaltung Jesn, oder nis
•MflKlüge Fügung der Umstände betrachlen, immer höchat
vnwahrteheiiilaeh hleibt. Von Jeea Ut es nieht wohl m
fcegreifen , wie er ein Sehaaeplel wiederfaoien BMiehce,' dliia,
Binmai bedeutsam, in seiner Wiederholung matt and zweck-
-Joe war die Umstände aber mttfsten auf unerhörte Wei-
ie nnsanunengetrolfen lieben^ wenn beftdenuiie dieeelben £ii-
Milieeeagungen von Seiten det VoUu, dieeeiben Aiisseran-
gen des Neides von Selten seiner Gegner eingetreten sein,
Moh lieidemale ein an die Weissagung des Zacharias erin*
jMmdei Reklhier m Gebote gestanden haben aoiife« Mnn
JUinnle daher die Sarpser^selie Assimilationshypochese ra
iiülfe nehmen, und voraussetzen, die beiden Einzüge, ur-
.eprUngÜch mehr verschieden^ seien darch traditionelle Ver*
ivliehnng sieh so lihniioh geworden: wenn nieht «berhanpt
die AnnahnM, dals «Ken erangeiisdien Ernihlnngien hier
jswei verschiedene Fakta Eum Grunde liegen^ eines andern
UjBStands wegen unmöglich würde»
Anf den ersten Anbiieii nwar seheint es die Amiaii-
me von sweirerseliiedenen£inBagensttQnlsrsllltnen, wenn
man bemerkt, dafs Johannes seinen Einzug den Tag nach
jenem Bethanischen Mahle, bei welchem Jesus unter merk-
würdigen Umständen gesalbt wurde, ror sieh gehen iäfst,
die beiden ersten Synoptfter dagegeh (denn Luluis weife
Ton einer eu Bethanien und in dieser Periode des Lebens
Jesu gehaltenen Mahlzeit bekanntlich nichts] ihren Ein«
jrag diesem Mahle vorangehen lassen; wodoroh aisoj gans
der obigen Voranssetsnng gemüTs, der synoptische ISinnug
5) Uasb, L. J. U4«
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1
I
»Is der frflhere, der joliRfih^fiAeill» lier spITIm mchSeiw.
Diefs wäre gut 5 wenn nur nicht Johannes seinen Einzog
M früh, die SytiopllkeiP dagegon Mir Bethanisches Malti
M spXt Mtmii' wflhMaiiy dlnfii jtfiMr otiiBliglieh imoli- diMM
erst erMgt selii kiNiti. Niivh-i^fifinines irihBlfoh''koaiBit Je-
sos 6 Tage vor dem Pascha nach Bethanien^ und rJeht am
folgenden Tag in JerMaiem «in (12, 1. 12.>c das Bethani-
«eiie Mniii der %noytikei» ^ngegmi (ilcltlu2i^«ffi pÄraMo
kann -bOektlemi t Tag» rov'^ilem PmoIir' fskulten worden
sein (V. 2.) , so dnfs , wenn der synoptische EiriKug Tor
dem jokaniieischen Mahl und £inaiig slatlgefonden hnken
woü^ Amn natk aUem IKeamn den Synoptikern cafilf^
neeh eine swelte Belhaniteke Mahlnelt angenoniMri- wer-
den roUfste. Allein zwischen den hiebei vorauSKusetisen-
den zwei Mahlzeiten fände nun ebenso, wie zwischen den
keiden Einnigen, kle in'« £inaekl» hinein* die anffitiien^
AhnlfekkeH «Mt, nnd das SiehfeHkeh^ von swel 'der-
gleichen Doppelbegebenheiten ist so verdächtig, dnfs man
kier sckwerüch die Auskunft wird anwenden mögen^ ^e
•cie» vwel fiinatge nnd Afahiaeften, die einander «nqwBllgw
Üek'weil'vnilMiileher geeehen haken, in der Tradition dofdi .
Übertragung von ZOgen aus der einen Begebenheit in die
andere ii€h «o ähnlieh geworden > wie wir sie jezt ha-
Imn: eendeni blev^ wenn >rgendwi>> ist es ieichier, eoMn
eihnMf die Drlumdlkdikelt ^er BerioiHe aufgegeben wfi<d)
*ich vorzustellen, dafs in der Uberlieferung Eine Bege-
benheit variirt , als dafs durch dieselbe awei Begelienhei-
ten aesimilirt worden seien ^>
Näherer Hergang bei dem Einzug. Zweck und historische " *
Realität desselben.
Während das vierte Evangelium zuerst die Jesn ent»
gegenstrdniende Menge Ihm ihre Huldigung darhnngen^
6) Vgl. Bd. 1^ $. 85. •
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Zweiter Absehnite/
m$A 4tmm «ffit iU# kmw Angube iolßtn Mu^ cbr« Jems
«inen Junge« KmI^ deaten er habhaft wurtle, bestiegen ha-
be: ist bei den Synoptikern das Erste, was »ie geben, ein
.aHaimbrlicher ßeriebt, wie Jesus «u dem Usei kam. Xis
•r niaüidi im die Mühe ven Jerasalcn, BeUiphai^
iwd Bethanien am ölberg hingekoMien, habe er awei aei-
ner Jünger in das vor ihnen liegende Dorf geschickt, mit
der Weisung, wenn sie bineinkümen, würden sie — und
"jmn sagt Malchftna, eine Eselin angebenden » und ein* Fol*
Jen bei ihr^ die beiden andern | ein Fttllen, auf weleheaa
noch Niemand gesessen habe, angebunden — finden, das
(diß} soÜeu sie losbinden und ihm bringen, etwaige Üdji-
Wendungen des £igenlhttmers aber durch die Bemerfcni^ ,
.der Herr bedlirf» seiner (ihrer), niedefeehiagen ; diefs aei
BO gesehehen, und die Jünger haben — auf die Thiere
nach MaUbäns , nach den beiden andern auf das i^ine
.Thier — *} ihre Kleider nnterbreiitend, «lesuni geseal.
Das Auflhilendstei in dteeen Berichten ist ofenbar die
.Angabe des Matthüus, dafs Jesus nicht blofs, dn doch nur
.er alleitt reiten wollte, zwei £sei requirirt^ sondern da£s
«er auch wirklich auf beide sieh geseat ludben aolL. Zwar^
•wie natttriiehy iiat es nicht an Veteneben gefehlt, das Er>
stere zu erklüren, und das Leztere zo beseitigen. Das
Mottertbier soll Jesus mit dem Füllen, auf welchem er ei-
.jgentÜch reiten wollte, haben helen lassen, damit dto jon-
.ge, noeh saugende Thier deste. eher gellen mtehte oder
4oii die an das Junge gewöhnte Mutter von selbst nachge-
laufen sein allein ein noch durch iSaugen an die Mutter
gewöhntes Thier gab der £igner schwerlich enm Reiten
lier. Das noch fiblere Reiten auf swei Thieren suchen die
einen dadurch- an beseitigen, dals sie sehr schwachen Au-
ctoritäten zufolge und gegen alle ki'itiscben Grundsätze bei
1) Pauius, S. 115 ; KviNÖL, in Matth, p. 541.
2} ÜL»iuu&KK, 1, S. 776.
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Zehntes Kapitel. {. IM. fSB
Her An^be rom Auflegon Klekler «tiitt bnciYV) carvtv
le -.en: tTi airöv (jov Tiujlov)^ worauf sodann bei der Anga-
be, dafs Jesus sich darauf geseat habe, das inivm avtw
HQf die Uber das Eine TMer gebreHeten KMder beaogen
wird Ohne Andenmg der** Lesart glaubten Andere
durch Annahme einer Enallage numeri ^) oder dadurch
Aassnkomasen , dafa^sie ?or aärtav hdg snppiirten , Con«
atmetioaeii, die den Zeiten des Faustrechts In der N.
liehen €h«ainiatik angehören, von welchen man sich freuen
konnte, dafs sie durch Winer und Fritzsche vorüber seien,
wenn nicht auch OLSHiiüSKN noch bemerkte, das inavat ai^ *
%wp sei nichts als ungenaver Ansdmiek, indem die beiden
Thiere als svsammengehörig betrachtet, und daher, was
das eine betraf, auch auf das andere übergetragen worden
aeL Laut seiner Worte mufs sich der Evangelist vielmehr
vofgesteilt haben , Jesus sei auf awei Thisren geritten j
was als abwechselndes Reiten anf dem einen vnd andern
gedacht*), für eine so kurze Strecke eine unncitliige Un-
bef|uemlichkelt gewesen wäre, auf jede andre Weise aber
Tttlilg undenkbar ist, und uns an die ttl^rtgen Evangelisten .
▼erweist, deren Angabe nur Eines Reitthiers sich mit der
des Matthäus durch die gewöhnliche Bemerkung, sie nen-
nen nur das Füllen, auf welchem Jesus geritten sei, und
lassen die Eselin, als Nebensache, weg, nicht ausgleichen
Ififst. — Fragt sich somit, wie denn MatthXus Hut seine
abenteuerliche Vorstellung gejcwnmen ist? so haben, ob-
wohl auf wunderliche VV^eise, diejenigen auf den rechten
Funkt hingi^wiesen , weiche vermutheten, Jesus habe in
seiner Anrede an die Jfinger, und MatthJfas In setner Ur-
schrift, der Stelle des Zacharias (9, 9.) zufolge fttr den
3) Pavlvs, a. a. O. S. 143 f.
4) Glas8ius, Phil. s. p. 172. A.
5) Klinöl, a. «. O. S. 545 j (.ratz, 2y S. S47.
6) fto FarrzscH«, in Matth. p^G30.
Dai Lehen Jesa Ih Band, 19
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^ Zw^iUr Abschnitt»
»Inen Begriff dee Esel» «ehferer Ansdrücke •ich bedient,
woi au« sofort dep grieehiiehe ÜbewetÄer des ersten Ernn-
geÜums mifsveruänaiich mehrere Thiere gemsoht hsbe^).
AUerdingS^inddiegehÄMftenßeaeiclmuii^en des Esels in je-
•ner Stelle: ntohK;!-) T»1 itoq, imSifiw atahw viop^
LXX der Anlafs Her Verdoppelung desselben im er-
sten Evangeliom, indem nXmlich die copula, welche im
Hebräischen erWUreiid gemeint vrer, eis hinsofUgend
genommen, und sfatt „ein Esel, d.h. ein EselsfÜllen
n. S. w." vielmehr ..ein Esel sammt einem Eselsfüllen«
iii der Stelle gefunden wurde Allein diesen Fehler
kann nicht erst der griechische Übersetser gemscht haben,
welcher schwerlich, wenn er in der ganeen ErsUhlung des
Tfintthäns nur Einen Esel gefunden hätte, rein aus der Pro-
phetenstelle heraus ihn verdoppelt, und so oft sein Original
von Einem Esel sprach, den nwelten hinnugefllgt, oder statt
des Singulars den Plural geseet haben würde: sondern
ein solcher mufs den Verstois begangen haben, dessen ein-
ige schriftlich fixirte ttuelle die Piophetenstelle war, aus
welcher er mit Zuciehnng der mündlichen Tradition seine
ganKC Erzählung hernusspann, d. h. der Verfasser des er-
sten Evangeliums, welcher sich freilich hiedurch , wie die
neuere Kritik mit Recht behauptet , unwiederbringlich um
den Ruhm eines Augenzeugen bringt
Itt dieser Mlfsgriff den ersten Evangelium eigen, so
haben liinwiedemm auch die beiden mitüeren einen Zug
,für sich, welchen vermieden zu liaben dem Verfasser des
ersten som VortheÜ gereicht. Auf das Schleppende zwar
7) EiCMHORn, allgcm. Bibliothek, 5, S. 896 f. vgl. Boltek, Bs-
rieht des Matthäus , S. 517 f.
8) Famtcmt, «. d. St.
9) Schuld, über das Abendm. S. 510 f. j SiSflSST, Uber den
Urspr. S. 107 f.
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Zehnte» Kajiitel. {• 106. S91
soll nur beilinfig eufmerksam gemacht werden , was darin
liegt, dafg, nachdem bei «Heu drei Syiiojjtikern Jesus ileii
zwei abgeschickten Jüngern genau vorIierl)c>aeichi»et hatte»
wie sie den Jb;sei ^den, und womit sie den Eigenthamer
daaselben snfrieden «teilen aoUten, nnn Markus und La*
iiiia sich and dem Leser die Muhe nicht sparen, aitsfuhr-
iich und genau das AlJes als eingetroffen zu wiederholen
CMarc. V. 4 ff. Lue. Y. ^^ISL}^ während MattliAus CV. 6.)
geschiclit durch ein mi^ccifzeg xa&wg jtQoaiia'^iv uhotg » V. '
sich abfindet diefs, als blors die r orm betreffend , soll
hier nicht weiter geltend gemacht werden. i)as aber be-
trifft den Inhalt der Sache, dafs nach Markos and Lukas
Jesus ein Thier verlangte, i^^ o ädels nwme äv&Qwntav
ina^iae^ ein Zug, von welchem Matthfius nichts weifs.
Man begreift hier nicht, wie sich Jesus das Vorwärtskom-
men durch dte.Waiü eines noch nicht siigerittenen Thiers
nbsicbtÜch erschweren mochte, welches, wenn er es nicht
dnreh gdttllche Allmacht in Ordnung hielt (denn bei dem
ersten Ritt auf einem solchen Thier reicht auch die giM'ifs-
- te menschliche Ileltkunst nicht aus) , gcwifs manche «Stö-
mng des festüclien &igf herbeigeführt haben wii*d, sumal
Ihm kein Vorangehen des Mutterthiers tfu Statten kam 9
• welches nur im Kopfe des ersten Evangelisten mifgelanfcn
ist. Dieser Lnannehmlichkeit hat Jesus gewil's nicht ohne
triftigen Grand sich aasgesest, and ein solcher scheint na-
he genug zo liegen in der Ansicht des Alterthnms, wel-
cher zufolge, nach Wetstein's Ausdruck, (inimaliaj imibus
humanis nondum mancipatUf sacra habebantur : so dafs
idso Jesus für seine geheiligte Person und eu dem hohen
Zwecke seines messianischen Einsugs auch nur ein heili-
ges Thier hatte gebrauchen mögen, ^äher erwogen jedoch
%vird man diefs eitel finden, und wunderlich dazu^ denn
dem £sel konnte men es nicht ansehen, da£i er noch nicht
|peritten war, ausser an der ITngebanligkeit, mit welcher
er den r uliigen Fortschritt des feierlichen Zuges gestört
^ * ' 19* '
üiyilizeQ
292 Zweiter Abschnitt
haben würde •®). So wenig wir auf diese Welse begrei-
fen, wie Jesus in dem Besteigen eines nicht eugeritteneii
Thiers eine £hre gesncht liaben kann ^ * so begreiflich wer-
den wir es finden, dafs schon frühe die christliche GenetiH
de es seiner Elire schuldig za sein glaubte, ihn nur auf
einem solchen Thicre reiten ^ wie später ihn nur in einem
ungebraachten Grabe, liegen so lassen , was in ihre l>enk«
Würdigkeiten aufeunelimen , t^ie . Verfasser der mittleren
Evangelien kein Bedenken trugen, weil ihnen freilich bci'm
Schreiben der niclitzugerittene Esel nicht die Unbequem-
lichkeit Terarsachtei wdche er Jesa beim Reiten Temr»
sacht haben mübte»
Wenn tn die bisher erwogenen beiden Schwierig k ei*
ten die Synoptiker hich theilen , so ist eine andre ihnen
allen gemeinschafdicb, die nämlich, welche in dem üan*
stand liegt^ dafs Jesus so ko versichtlich swei Jünger nach
einem Esel sendet, den sie im nXchsten 0erf In der und
der Situation finden würden, und dnfs der Erfolg seiner
Voraussage so genau entspricht. Das Natürlichste kdnnto
scheinen 9 hier an eine Torangegangene Verabredung m
denken, welcher eufolge nur bestimmten fknnde am be*
seichneten Orte ein ileitthier für Jesum bereit gehalten
10) Dats jener Grund für die MMtsregel Jesu nickt geattge, hat^
• auch Paulus geßihit; denn nur aus dem veriweifelndea Su-
chea nach einem reellerien und mehr tpecifischen Grunde ist
et SU erklüren, dats er hier dat einzige Mal mystisch wird,
und an dieErklXrung Justins des Märtyrers (die als {,no:uY»or
bezeichnete Eselin bodtatc die Juden, der noch nicht gerit-
tenc Esel die Heiden, dial. c. Tryph. 55.), den er sonst im-
m. r als Urheber der verkehrten kirchlichen BiheldeutUBgen
bekämpft, sich anschliesscndf wahrtcheialich lu machen tuckt^
Jesus habe durch Qetteigung einet noch nicht gerUteaen
Thiers sich als Stifter und Regentea einer neuen Religiont-
gcselltchaft aokUndigea waUea. £aeg. Uiadb. 3, a, S. 116 ft
«
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worden sei allein wie konnte er eine solehe Verabre-
dong In Bethphage getroffen haben, da er eben von Jeri«
cho kan? Daher findet auch Padlus diorsmal et%Tai An-
deres wahrscheinlicher, ilafs nämlich in den nn iler Hnnjit-
atralae nnch Jerusalem gelegenen Düriern um ilie Fest*
aeiten yiele Laatthiere cum Vermietheu an die Wallfahrer
bereit geatanden haben werden; wo^^egen Jedoeh so be-
merken ist, dnfs Jesns gar nicht wie vom nächsten besten,
aondern von einem bestimmten Thiere spricht. Man wun-
dert aieh daher, wenn man ea bei Olsbadsbn niir als ver-.
malhiiehen Sinn der Referenten beseichnet findet, dala dem
einziehenden Messias Alles durch Fügung Gottes cur Hand
gewesen sei, wie er dessen eben bedurfte, so wie, dafs
derselbe Ausleger die Voranasetsung nothwendig findet, die
Beaitser des Thiers aeien mit Jesu befreundet gewesen, da
rielmehr die gleichsam magische Gewalt hier dargestellt
frerden soll, welche, sobald er nur wollte, dem blofson Na-
mmn des Kvgiog in wohnte, iiei dessen Nennung der fiesi-
ser des Esels den Esel, wie spXter (Matth. S6, 18. parall.)
der Inhaber des Saals den Saal unweigerlich en seiner
Jiiapusition stellte. Za dieser göttlichen Fügung eu Gun«
&lffll^ des Messias , und der nnwiderstehlidien Kraft seines
Ha— ns komml noch das höhere Wissen, durch welches
Jesu hier ein entferntes Verhültnifs , das er für seine Be-
dilrünlsse benützen konnte, offen vor Augen lag.
^ laC diefs der Siiin und die Absicht der ETangelisten
bei den angegebenen Zügen ihrer £rzA'hlung: so kann man
nieh nieht verhehlen, dafs gerade eine solche Anwendung
and Probe des höheren Wissens «lesu, welche in dem ße-
merken eines im nächsten Dorf angebundenen Eaels he-
uteht , so wie eine solche Macht seines IVamens, welcher
der Üagenthümer eines Lasttluers nicht widerstehen kann,
11} NsttfrUchc Gesehicbte, 3^ S. 566 f.
0
i
Oigitized
1
201 Zweiter Abschnitt.
als Bicnilicli kleinlicht erscheinen mnfs. Za gut kennen wir
ettrh bereits die Neifnnfr der nrchristlicben Sa^e, solche
Proben der höheren Nafnr ihres Messias zu geben ( man
denke nn die Berufung der zwei Brüder paare; die genaue-
ste Analogie aber hat die eben angeführte, onten näher su
betrachtende Art^ wie Jesus das Lokal fdr seine leste
Mahlzeit mit den Zwölfen bestellen läfst), als dnfs wir uns
der Vermiitbuntr enthalten könnten, auch hier nur ein Ge-
bilde Jener Neigong vor nns sa haben. Diefs wird nm so
wahrscheinlicher, wenn wir nachrawelsen fm Stande sind,
warum sieh Iiier das Fernsehen Jesu geraiie als Wissen um
einen angebundenen Esel zeigt, wie eine solche Nacbwei-
•nng allerdings möglich ist. Uber der im ersten und vier-
ten Evangelium citlrten Stelle ans Zacharlas nilmlich, wel-
che vom Einreiten des sanftmüthigen Königs nur überhaupt
auf einem Esel bandelt, versäumt man gewöhnlich, eine
andere A. T.liche Stelle su berücksichtigen, welche nliher
den angebundenen Esel des Messias enthlllt. Es ist
diefs die Stelle 1 Mos. 49, 11, wo der sterbende Jakoh «n
Juda von jenem ht^^ sagt (LXX) : ötoftevcjv :rtQds «//wT€—
MV Tov nvilov avvH xal &Uki %ov nwXav %i;g aurS.
JInstin der Mürtyrer fafst auch diese mosaische Stelle, wie
Jene prophetische, als Weissagung auf den Einzug Jesn,
und behauptet daher geradezu, das Füllen, welches Jesus
holen liefs, sei an einen Weinstock gebunden gewesen ^
Auch die Juden deuteten nicht nur Oberhaupt Jenen Schi*
lo vom' Messla«, wie sieh schon in den Targumim nach-
weisea läfst sondern namentlich auch das Anbinden
12) Apol. I, 52 : to J«" dtafi(vu>v rtQot aunrlov tov TTM/Lor aCxH
vn* aurS n^x^tiaoftivmv' n»Xo^ yd^ rtg ov tiff^««« rair*
». r. 2.
13) t. ScitörrcsN, borac, 2; p. 146*
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Zehnte« KajiAtei* $• 1^6. 29^
des EmU wurde von Messiai8 erwiirtel, and sw«r, weil
Bui ail der Stelle eus der tienetU die de» Zacharias comp
binirte, bei seinem fiinzng in Jerusalem *'^). Dafs jene
Weissagung Jakobs von keinem unsrer Evangelisten ange«
J&brt wird, beweist höchstens, dafs sie bei'm Niederschrei-
ben der vorÜegenden fircKhlung sich derselben nicht an«*
drllckiieh bewufst waren: dafs sie aber auch demjenigen
Kreise, in welchem die Anekdote sich zuerst bildete, nicht
rorgesebwebt iiabe, iiann ea keineswega beweisen« Für
einen Dorehgang der firaftlilang doroh mehrere ll&nde von
solehen, welche sich der ursprünglichen Beaiehung auf die
Steile der Cienesis nicht mehr bewufst waren, spricht al-
lerdings auch diefs, dafs sie der Weissagung nicht mehr
gann.ihnlich ist» Sollte eine vollkommene Übereinstimmung *
stattfinden, so müfste Jesus, nachdem er dem Zacharias
aufulge auf dem £sel in die Stadt geritten war, diesen
bei*m Absteigen an einer Weinrebe angebunden haben, statt
dafs er ihn Jost im nächsten Dorf (t%heh Markus von einer
Thttre am Wege) losbinden lurst, wodurch aber suglefeh diefs
noch erreicht wurde, dafs mit der Erfüllung jener beiden
Weissagungen noch eine Probe des Übern ntUrlichen Wis-
sens Jesu und der magischen Kraft seines Namens verbun»
den werden konnte. — Im vierten Evangelium fehlt mit der
liexiehiing auf die mosaische Stelle der Zug vom angebun-
denen Esel und dessen Ablioluiig, und es wird mit allei-
niger Rflclmicht auf die des Zacharias fcnrs gesagt: ei^gtäp
üm()iovj hcdO^ioev iu uuio (V. 140»
Das Nächste, was nun in Betracht kommt, Ist die
Huldigung, weiche Jesu vom Volke dargebracht wird« Nach
14} BercscUlb Rabba ad Gen. 49, II. (bei Scimmm, 2/ 8. 105) }
quaado Messias Hicrosolymam ventet ad redimcndum Itraifli-
tasy tuub ligat asinum suum eique insidet et Hierosol^mom
venit.
üiyilizeQ
t
t^Htt . Zweiter Ab«ckiiitt«
allen Relationen ausser der des Lukas bestand diese ioi
Abhauen Ton Banmewei^en , welehe^ man nach den beiden
Synoptikern auf tleii Weg streute, nRch Johannes, der nä-
her Falmzweige angiebt, Jesu, wie es scheint, entgegen-
trug; ferner nach allen ausser Johannes im Breiten von
Kleidern auf den Weg.' Dazu iiam ein jfnbelnder Zuruf,
von vreichem alle mit unbedeutenden Mudiiicationen die
Worte: evkoyt^fiivog 6 iQyn/nfvog iv orditari Kvqus haben,
femer alle ausser Lukas das (ia€cmi , alle endlich die Be»
grafsung als König oder Sohn Davids« Hier ist ewar dna
n^n"* K'^n ■m'^HS «"^ Ps* ^O, eine gewöhnliche ße-
grttfsungsformel für Festbesuchendo gewesen, Und auch
das dem vorhergehenden Verse desselben Psalms entnom*
mene niTIt^H war ein gewöhnlicher Ruf am Laubhütteii-
fest und am Pascha ; aber das hiuEUgeseste t0 vU?
JafA6 und 0 ßaatXsvg TS^InQarl zeigt, dafs man Jene all-
gemeinen Formeln hier speclell auf Jesum als den Messias
anwandte, ihn in eminentem Sinne willkommen heifsen,
und seinem Unternehmen Glück wttnschen wollte. In Be-
treff der Subjekte, welche die Huldigung darbringen, bleibt
Lukas im engsten Kreise stehen , er knüpft nfimllch das
Breiten der Kleider auf den Weg (V. 3ö.) an das Vorher-
gehende so an, dafs es scheint, als schriebe er es, wie das
Legen der Kleider auf den Esel, nur den Jüngern eu, wie
er denn die Loblieder ausdrücklich nur an:av rn 7t)Jj>oc:
ton' //a.7;;Ton' anstimmen lufst; Matthäus ui^d IMarkus da-
gegen lassen diese Huldigungen von den begleitenden Volks-
massen ausgehen. Diefs vereinigt sich indessen leicht; denn
wenn Lukas von dem TtltjS'og rotv ftaO^t^mv spricht, so ist
diefs der weitere Kreis der Anliänner Jesu, und antlrci»-
scits ist der nWzoi oylog bei Matthäus doch auch nur die
Qesammtheit der ihm Gttnstigen unter der Menge. Wäb*
15) vgl. FAVtif;«' s« d. St.
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Zehntes Kapitel. 100. m
»
rend nun aber die Synoptiker innerhalb der Grennen de«
mit JesQ reisenden Festnogs bleiben, lüfst Johannes, wie
schon oben erwähnt , die ganze Feierlichkeit von solchen
.nosgehen, die von Jerusalem aus Jesu entgegensogen (V. 13.)»
wogegen dann die mit Jesu kommende Menge den Einho-
lenden die von ihm vollbrachte Anferweckun^ des Lasa*
rus bezeugt, um deren willen nach Johannes die feierliche
Einholung von Jerusalem aus veranstairet war (V. 17 f.)»
Diesen Beweggrund können wir, da wir die Wlederbele*
bung des Latsarus oben kritiseh besweifelt haben ^ nicht
gelten lassen; mit seinem angeblichen Grunde aber wird
auch das Faktum der Einliolung selbst erschüttert, zumal
wenn wir bedenken, wie die Würde Jesn es pi erfordern
schmnen konnte, dafs ihn die Davidsstadt feierlich einge-
holt liabe 5 und wie es auch sonst zu den Eigenthtimlich-
keiten der Darstellung des vierten Evangeliums gehört, vor
der Anknnft Jesu so den Festen die erwartungsvollen
den des ToIIls Uber ihn su referiren (7, lifL 11, 50.).
Der lezte Zug in dem vor uns liegenden Gemälde ist
der Unwille der Feinde Jesu über die starke Anliänglicli-
keit des Volks an ihn, welche sich bei dieser Gelegenheit
Eeigte. Nach Joliannes (V. 19.) sprachen die PharlsÄer
£u eiiiaiiilir: da sehen wir, dafs unser bisheriges (scho-
nendes) Verfahren nichts nöst; alle Welt hüngt ihm ja an
(wir werden anders einschreite müssen). Nach Lukas
(V. 39 f.) wandten sieh einige Pharisffer an Jesam selbst
mit dem Ansinnen, seinen Schülern Stiilscijw eigen aufzu-
legen, worauf er ihnen sur Antwort giebt, wenn diese
nicht mfen, vrürden die Steine schreien. Wübrend Lukas
und Johannes diefs noch anf dem Ztigi> vor sich gehen las- .
sen, ist es bei MatthA'us erst nachher, als Jesus mit dem
Festzug im Terajiel angekommen war, und d!c> Kinder auch
hier fortfuhren. Hosianna dem Sohne Davids eu rufen,
daCi die Hohenpi*ie8ter und Sehriftgelehrten Jesum auf den .
üiyilizeQ by
Zweiter Abschnitt.
Oiifiig, wofttr sie es hielten, anfmerksam machten, worauf
er sie mit einer Sentenz nus Ps. 8, 3. (6x gofttnng vr^niwt
xal ^?;>laJowt»' xati^oTioai ahov} zurücli weist (V. 15 f.),
eine Seiitens, die also hier, unerachtet sie im Original sich
anvenscheinlich auf JehoTa beaieht, auf Jesum angewendet
wird. — Die von Lukas an den Einzag angeknüpfte Klage
Jesu über Jerusaiem wird unten noch in Betrachtung
kommen*
Unzweideutig sprechen Johannes und Insbesondere Bfat-
thfius durrli sein lijio oloy ylyoiev, ha 7ilr^Q(i)!>f, x. r.X.
den Gedanken aus, die Absicht zunächst Gottes, iiv^dem er
diese Scene veranstaltete, dann aber auch des Messias Je-
sus, als Mitwissers und Thellnehmers der göttlichen Rath-
schh'isse, sei «Gewesen, durch diese Gestaltung seines £in-
Kugs eine alte Weissagung zu erfüllen. Wenn Jesus in
der Stelle des -Zacharias, 9, tf« eine Weissagung auf
sich als den Messias sah, so kann diefs nicht Erkenntnils
des höheren Princips in ihm gewesen sein, da, wenn die
Frophetensteiie auch nicht auf einen historischen Fürsten,
wie Usia * 7) oder Joliannes Hyrcanns ■^), sondern auf
ein messlanlsches Individuum bu beslehen ist '^), dieses
wohl als friedlicher, aber doch als weltlicher Fürst, und
swar im ruhigen liesiz von Jerusalem, also ganz anders
16} So wie MattbVut das Orakel anltlbrt, itt et eine Zutaauaen-
Setzung einer jcsaianischen Stelle mit der des Zacharias. Denn
das elTtare rij SvyaTQt S^'iur ist aus Jcs. 62, 11, das Weitere
aus Zach. 9, 0., wo die LXX, etwas abweichend, hat: ISi
i fiMiMt 9» tfX^'^ iUmot mV vd^ttp avrog mV
17) HiTsis, ttbsr die AbfsMoagsseit der Orakel Zach. 9*14., in.
den fheel. Studien, 1B30, 1, 8. 36 ff« besieht die Torangehen-
den Verse auf die Kriegtthaten dieses Httnigt, also den ^e-
gtnwärti gen wohl auf seine friedlichen Tugenden.
18) Paulus, ex. Haadb. 3, a, S. 121 IT.
19) UotBswl'Li BR, Scbol. in T. T. 7, 4, S. 274 IT.
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Zelinief KapiteL f. 100. SUtI
* •
Iiis JesDs , geiliicht werden mofs. Wohl aber scheint Je«
stis auf natürliclieiii Weg^e zu Jener Beziebtiii^ liabeii kum*
lueii SU künneii, indem die Rabbinen die Stelle des Zadui»
rias mit gro&er Ubereinstimmung auf den Messias deute-
ten Namentlich wissen wir, dafs, weil die unsehein*
bare Ankunft, welche hier vom Messias vorhergesagt war,
iin VV^idersprucli zu stehe» schien mit der glänzenden^ wei-
che Daniel vorherFerkfindlgt hatte, diefs dabin aosgegU«
chen EU werden pflegte ^ dafs, je nachdem sich das jttdl-
sehe Volk würdig beweisen würde oder nicht, sein Mes-
sias in der herrlichen oder in der geringen Gestalt erschei-
nen solle ^0* ^^r nun aueb- aur Zelt Jesu diese Unter»
Scheidung noch nicht aus!*ebildet, sondern nur erst über-
haupt eine Beziehung der Stelle Zach. 9, 9. auf den Mes-
sias: 80 konnte doch Jesus sich etwa die Vorstellung ma-
chen, dafs jeat, bei seiner ersten Parusie, die Weissagung
des Zacharias, einst aber bei seiner aweiten die des Da-
niel an ihm in Erfüllung gehen müsse. Doch wäre auch
das Dritte möglich, dals entweder eiji zufälliges £lni*eit4Bn
20) In der Thl. 1. S. 73. Anm. citirteil CardinaUtclle aus Mi-
t drasch Cobcleih wird gleich Antangs das Zacharianiacbc pau-
per et insidest ssino auf deo Goi^l pottremut bezogen. Die-
ter Esel des Messias wurde sofort mit dem des Abrabam und ^
Moses für identiseb gebalten, s. Jalkut Rubeni f. 79 > 3. 4»
bei Scatfmaiii !• S. 169, vgl. EuaiiMBxsmi) entdecktes Ju-
denthum, 2, S. 697 f.
21) Sanliedrin £. 98, 1 (bei Wstswik) : Dixit R. Alexander : R.
Josua f. T.cvi duobus inter se coUatis locis tanquam cootra-
riit visia objccit: acribitur Dan. 7j 15: et ccce cnm nubi-
bua coeli Telut fiUua boadnia renit. Et acribitur Zach. 9» 9 :
pauper et inaidens ssino. Vertun bsec duo loca ita inter ae
coaciliari poaaunt; nempe» si juatitia aua meresntar laraiOi-
tae, Mesaiaa veniet cum nublbua coeil: si autem non mere-
antur^ veniet pauper, et vebetur aaino.
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I
^0 Zweiter Abichnitt.
Jesu «af einen £iel ron den Cliristen später aaf diese Weiss
gedeutet 9 oder dafs, damit kein nessianlsehes Attribut Ihsi
fehle, der ganse fitneng frei nach den beiden Welsssgvn*
frpii und der dogmatischen Voraussetzung eines höheren
Wissens in Jesu ansgenult worden wäre.
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Dritter Abschnitt
Geschichte des Leidens, Todes»
und der Auferstehung Jesu.
- t
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Erstes KapilaL ,
^ erhältniss Jesu zu der Idee eines lei«
deiuleu und sterbenden Messias; seine
Reden von Tod, Auferstehung und
Wiederkunft
S. 107.
Oh JTcfiit Uüm Lddeft o&d teinen Tod in iMttiaialeii Ztigen
▼•riiergetagt habe?
Den Evangelien zofolge bat Jesus seinen Jüngern mehr
•U Einmal, und schon geranne Zeit Tor dem £rfoJg
Torausgesagt, dais ihm Leiden und gewaltsamer Tod he-
▼orsfehe* Und ewar blieb er, wenn wir den synoptischen
Nachrichten trauen, nicht bei Voraussagung dieses Schick-
'•ais im Allgemeinen stehen, sondern bestimmte den Ort
seines Leidens rorber, nXndich Jemsalem; die Zelt dessel»
ben : dafs eben anf dieser Festrdse ihn sein Sehieitsal er-
eilen würde; die Subjekte, von welchen er zu leiden ha-
ben wUrde ictQxitQUs^ y^aftficntlig f «ih'?;); die wesentllehe
Form seines Leidens:' Krenslgnng in Folge eines Richter»
Spruchs ; auch Nebensüge sagte er voraus ; dals es an Gefs-
selhiebcn, Spott und Verspeien nicht feiileii würde (Matth.
16^ 21. 17, 12. 22 f. 2U, 17 ff. 26, 12. mit den Parail.,
Luc« 13, 33.). — Zwischen den Synoptikern und dem Veiv
fsscer des vierten Evangelinms findet hier ein dreifacher
1) Was er guix in der Nähe des Erfolgs, in den lesten Tagen '
seines Lebens, noch von einselaen UmsIXndea seines Lei-
dens vorhersagte, lisnn erst weiter unten, in der Gescbiobte
jener Tage, in Betrachtung koameo«
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Dritter Abschnitt.
Unterschied statt. Für s Erste lauten bei dem Lexteren die
Voraussn^en Jesn nicht so klar und deutlich, sondern sind
meistens in dnnkler Bilderi'ede vorgetrogen , von welclu r
der Referent wohl auch selbst gesteht, dals sie den Jün-
gern erst nach dem Erfolge klar geworden sei (2,
Ausser einer bestimmten Änsseruncr, dnls er sein Leben
freiwillig lassen werde (10, 15 ff.j, spielt in diesem Evan-
gelium Jesus auf seinen bevorstehenden Tod besonders ger-
ne durch den Ausdruck vtfmVf vt/föadtxij an, welcher swl-
schen Erhöhung an das Kreus und cur Herrlichkeit schwankt
(5,14. S, 28. 12, S2.)5 und vergleicht die ihm bevorstehen-
de Erhöhung mit der der ehernen Schlange in der Wüste
(3, .14«)9 wie bei Matthlius sein Schicksai jnit den des Jo-
nas ( 12, 40.}; dann spricht er auch von einem Weggehen,
wohin man ihm nicht folgen könne (7, 3.'5 ff. 8, 21 f . > ,
.wie bei den Synoptikern von einem Kelch, den er trinken
aillMe>^ und welchen mit ihm su theilen seinen Jüngern
eehwer fallen dOrÜte (Matth. 20, 22. parall.); Sind auf
diese Weise die johanneischen Leidensverkündigungen min-
der deutlich als die synoptischen : so föngt dagegen bei Jo-
hannes Jetnt weit früher mit diesen Verkündigungen^ an*
Bei den Synoptikern fallen die bestimmteren Vorhersagen
alle theils unmittelbar vor, theils auf die Iczfe Reise; nur
die dunkle Rede vom Zeichen des Jonas fiele früher;
vogegen im vierten £vangelium Jesus bereits bei seinem
' ersten Festbeauch auf seinen bevorstehenden Tod hinsndeu-
ten anfängt. Endlicli, wenn den drei ersten Evangelisten zu-
folge Jesus jene Voraussagnngen nur dem vertrauten Kreise
der Zwölfe mlttheilt| spricht er sie bei Johannes dem Volli
und selbst seinen Feinden gegenüber aus.
Bei der kritischen l^röfnng dieser evangelischen Nach-
richten werden wir \ om Speciellen zum Allgemeinen in der
Art fortscJireiten, fUfs wir zuerst fragen : ist es glaublich, dafs
Jesus so viele einselne Züge des auf ihn wartenden Schick-
eais voransgewulst habe? hierauf untersuchen, ob über-
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£rtu« KapIteL f. 107./
ti6
kiipt dn YonuMwUmn und VnrauttiigeB aeliM LMnm
TOB Selten Jen wahneheljilleh let; wobei denn der Un* .
terschied zwischen der synoptischen und JohanneiBchen Dar^
atellung von selbst zur Sprache kommen wird.
Wie Jeeof die eiüBelnen DoMtfinde ednet* Leidens naA
Sterbens .so genau vorherwlssen iLonntOi deren giebt es eine
doppelte Crklfirungswelse, eine supranaturale und eine na-
türliche. Die erstere scheint ihre Aufgabe dnrch die ein*
faelie Bemfong daranf ittsen an künhesi dais rar den pre-
piietlsehen Geiste, ireieber Jesa In hdehstsr FftUe Inwobn*
te, von Anfang an sein Schicksal in allen einzelnen Zügen
ausgebreitet gelegen haben mtts^* Da indessen Jesus selbsi
bei seinen Leidens? erkttndignngea aasdrflelUieb sieh aaf das
A. T. berief} dessen Weissagungen auf Ihn In allen SMI-
cken erfüllt werden müfsten (Luc. IS, 31. vgl. 22, 37.
24, 25 ff. Matth. IG, 21. 2ü, 54.): so darf die orthodoxe
Betrachtungsweise diese Hülfe nicht verseluuflhen, sondern
mmSk der Saehe die Wendung geben | Jeaua habe, lebend
und webend in den Weissagungen des Ä. T. , ans ihnen
Biit Hülfe des ihm Inwohnenden Geistes jene Specialltüten
sehäpfen können Deauiach mttiste Jesus y während die
Kunde ?on der Zelt sehies Leidens^ wenn pt diese nieht
etwa aus Daniel oder einer ihnllehen Quelle bereelmet ha-
ben soll, seinem prophetischen Vorgefühl überlassen bliebe,
auf Jerusalem als den Ort seines Leidens und Totes
dureh fietraehtung des Sehickaals firttberer Jhepheten ala
Tjrpus des setnlgea In der Art gekoiinien sein, dala der
Geist ihm sagte, wo so viele Propheten, da müsse nach
höherer Conse^nens auch der Messias den Tod erleiden •
(Lue. 13, 33.); auf seinen Unteifang In Folge lörmüe&er
VerurtheUung mlllbte ihn etwa diels geführt haben , dals
Jes. 53, S. von einem über den Knecht Gottes verhängten
JäSfft^i und V. 12. daTon dioRede ist, dals er iv zoifi uvo-
2) vgl. OLBuAvsirt, h. Cmam. i, S. 528.
Vat L^M Juu //. Band. HO
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Dritter Abschnitt
0
fiOic: iXoyla^fj C^gl. Luc. 22, 87. ^ ; »eine Venirfheiliing darrh
die Obcvaten des eiyneo Volks* bütte er vielleicht aus Fs.
118» HX i^eseliloiseny wo obtoäofi&nfs ^ welche den £ck«
stein rerworfen bftben,.nech epostoliseber Deafung (A. G«
4, 11.) die jüdischen Obern sind; seine Übergabe hu die
Heiden konnte er darin finden, dafs in mehreren A. T.li-
ehen Klagiiedem, die ti^h aeseimiieeh deoten liefsen, diei
plagenden Sabjekte eis D'^J^l^, d. h* elf Heiden, ersehelp>
nen; dafs sein Tod gerade der Kreuzestod sein würde^ könn-
te er theile an« dem Typoi der am Hek an^binften eher*
enge 4. Hot» 21, 8 f. (vgl. Joh. i, 14.), tbeile aoa
dem Durchgraben der Hände nnd FüCse Ps. 22, 17. LXX.
abgenommen haben; endlich den Hohn und die Mlfsband«
long aoe Stellen, wie \m angefiBhrlen Paaki V. 7 & Jee»
(•^ «• dgl. 8oU nan der Jesu inwohnende Geist, wet
eher ihm der orthodoxen Ansicht zufolge die Beziehung
dieser Weissagangen und Vorbilder aufsein endliches Schick*
eai erkennbar naekte, ein Geist der Wakrkait gaweeatt
eeini aa aiole aick die Besieknng anf Jeenai ab dar wakra
und nrsprUngliche Sinn jener A. T.lichen Stellen nachwei-
sen lassen. Um aber iiar bei den Hauptstellcn stehen za
klelbetti aa kat Jest eine gründliaka, gppmMiaatisak-liistari-
sehe Aaslegung fdr Alle, die siek ans dogmatlsekan Vor»
aassetzungen hinauszusetzen im Stande sind, überzeugend
nachgewiesen, daf« in denselben nirgends vom Leiden Chri-
sti, sondern ^ee. 50, Ii. von den MÜshandiungea , weleka
der Prophet mi ardnlden katta Jee. iS. von den llrang-
salen des Prophetenstandes, oder noch wahrscheinlicher
des israelitischen Volks, die Rede sei **); dafs Ps. 118. voa
der unerwarteten Rettung und ErbiMinng des Volks oder ainea
Forsten desselben gehandelt werde so wie, da(s Ps« SS.
3) Obibhivs, Jessiat, 3, S. 137 IT. ; Hitsss, Comm. z. Jes. 8« SSO»
4) (istsrais, O. S. 158 ff. j Hmie, 8* 577 IL
ft) Ds Wbits. Comm. su den Psslmea, 8. 124 ff«, 3te Aufl.
Krsttf« Kftpitei. f. 107.
ein bedrängter Exulant epreehe dafe nber gar in ITten
Vers dieses Psalms von der Kreuzigung Ciirlstf die Rede ,
sei (da doch, auch die unwahrscheinlichäte Erklärung des
n20 durch perfoderunt vorausgesext, diel« in keinem Faile
eigentlich, sondern nur bildlich so Yorstehen, dasBiid aber
aicbt von einer Kreusigung, sondern von einer Jagd oder
einem Kampf mit wilden Thieren hergenommen wäre } ,
dieCi wii*d jezt nur nuch von jSolchen behauptet, mit wei-
chen es sich nicht verlohnt nur streiten. Sollte deoinneil
JMds auf abemattlrllciie Weise vermdge seiner höheren
Natur in diesen Stellen eine Vorandeutung der einzelnen
Züge seines Leidens gefunden haben: su wäre, da eine
solche JBesiebung nicht der wahre Sinn Jener Stellen ist,
der Geist in Jes« nicht der Geist der Wahriieit gewesen;
es wird also der orthodoxe firltlftrer, sofern er sich nnr
dem Lichte unbefangener Auslegung des A. T* nicht .ver-
schliefst, aus eii;enem Interesse an der natflrlielien Ansicht
liingetrieben, dais nicht höhere £ingebang| sondern eigene
Combination Jesom auf eine soldbe Auslegung der A. T.li-
chen Stellen und auf die Voraussicht der einselnen Zii^e
seines künftigen Schicksals geführt habe*
Dals es <iie herrschende Pnesterpartei sein würde, der
er unterliegen mttfste, diefs, liann man idenach sagen*),
war leicht vorauszusehen, da diese theils vorzü^licli gegen
Jesum erbittert, theils im iiesiz der erforderlicheu Macht
war; dals sie Jerusalem cum Schaupias seiner Verurthei>
iung und Hinrichtung machen würde, ebeuialls, da hier
der Mittelpunkt ihrer Stärke war; dafs er, \on den Ober-
sten seines Volks verurtheilt, den Hümern zur iüjirichtung
wür^e ttbergebea werden ^ folgte aus der damaligen lie>
6) Ders. ebendss«, 8« 514 ff.
7) Paulos, exeg. Handb. 3, b, S. 677 ff. und db Warn «• d. 81.
8) diese Ansicht susgeilihrt bei iPatrstcMS, Csbub. Sa|M«rcl
p. 381 f.
20 ♦
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Dritter Absehnltt
schWIiikiiiig der jüdischen GerichtsbarkeU ; dafs gerade der
KrettseeCod Aber ihii verhfingt werden würde, konnte ver*
■lathel werden, du dieee Todetnrt bei den Riemern ne«
mentlich gegen Äufriilirer verfügt sn Vierden pflegte; Hafs
endlich Geifselung und Verspottung nicht fehlen w<irde,
Utd «ieh gleiebfelle römiseber Sitte und der Hoheit
damaligen Geriebtsrerfahrene snai Vorant liereehnen» ^
Doch, genauer die Sache erwogen, wie lionnte denn Je«
ans so gewifs wissen, ob nicht lierodes, der eine gefährli-
«Im Aufmeriuambeil auf ihn geriebtet hatte (Luc. 1^ 310,
der Priesterpartei sovorkoninien , nnd an dem Horde dea
Täufers auch den seines Nachfolgers fttgen würde? Und
wenn er auch gewU's sein zu dürfen glaubte, dafs ihm nur
von Seiten der Hierarchie her wirkiicbe Gefahr drohe,
wer yeraieharto ihn denn, dafii nieht einer Üirer tnmnltua-
risehen Mordrereaeiie (vgl. Job. Sj 80. 10, SlO ^oeh end«
lieh gelingen, und er also, wie später Stephanus, ohne
weitere Förmlichkeit, und ohne vorglingige Ablieferang an
die Eümer, aein'en Tod auf gana andre Weise, als dnreh
die rdmisehe Strafe der Kreusigung, finden könne? End-
lich, wie konnte er so zuversichtlich behaupten, dafs ge-
rade der nächste Aiisehlag, nach so vielen mifslungeiien, sei«
nen Feinden giüeken, und eben die Jeat lievorsteiiendo
Festreise seine leate sein würde ? — Indessen kann aaeh
die natürliche Erklärung hier die A. T.lichen Stellen eu
Uttlfi^ nehmen nnd sagen, Jesus liat»e, sei es durch An-
wendung einer anter seinen Voiksgenossan damais übii«
eilen Ansiegungsweise, oder ron eigenthflndieben Ansiebten
geleitet, in den sclion angeführten Schriftstellen näheren
Aufschi ufs über den Hergang bei dem ihm als Messias iio-
Torttelienden gewaltsauMn £nde gefunden^). Ailein wenn
sehen diels sehwer an lieweben sein müehte, dafs liereita
au Lebaeiten Jesu alle diese verschiedenen Stellen auf dea
9> t. Famseaa, a. a» O«
f
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Erstes Kaplt«ll f. m. MI
Mettiat betfofsn, worden defe über Jetve eelMslitt*
dig) ?or dem Erfolg, auf eine eelehe Besiehun^^ gans hete-
rogener Stellen gekommen sei, ebenso schwer denkbar ists
so würe riaa vollends dem Wunder ähnlich, wenn einer
falsehen Deatnng der Erfolg doeh wirklleh entspreel^n iMben
sollte; Itberdieis aber relehen die A. T.llehen Orakel «nd
Vorbilder nicht einmal hin, um alle einzelnen Züge in der
Vorherverkiindigung Jesu, namentlich die genaae Zeiths
etimmnng, nn erklären*
Kenn somit Jesas weder enf ttbemotflrilelie ned^
auf natürliche Weise eine so genaue Vorkenntnifs der Art
ttud Weise seines Leidens und Todes gehabt haben : so
Im! er sie ttberhenpt nieht gehabt, nnd was Ihm die Eran-
geiisten davon In den Mund legen, Ist akoaflclnlttm post
rventum anzusehen ' Uiebei hat man nicht ermarif^elt,
den synoptischen Berichten gegenüber den johanncischen
sn erheben, Indem eben die speelelien Züge der Voraossa-
gu ng, wetbhe Jesns nIeht so gegeben haben kann, nnr bei
den Synoptikern sich linden , während Johannes ihm nur
anbestimmte Andeutungen in den Mund lege, and von die-
sen seiiie^ nach dem Erfolg genlaehte Auslegung dersetben
nntersehelde , anm deutliehen Beweis, dsfs wir In seinem
Kvangelium allein die Reden Jesu unverfalseht in ihrer ur-
sprünglichen Gestnlt besitzen Allein näher betrachtet
▼erhält es sieh nicht so, dals auf den Verfasser des vier-
ten Bvangelinms nur die Schuld Irriger Deutung der übri-
gens unverfölscht erhaltenen Aussprüche Jesu fiele, son-
dern an £iner Steile wenigstens hat er, zwar dunkel, aber
doch unverkennbar, die Voraasbeaeiehnung seines Todes
it) Paüujs, ex. Handb. 2, S. 415 fT. ; Aniwoif, bibU Theoi. 2, S77f.>
RAiiiR, btU. Threl., I, S. 246. Aach li'amscsB , a« a« O.,
rSemt diets anm Thetl ein.
11) Bkrtkoldt, KinlHhifi» m H. N. T. S. 1305 ff. $ WsSSCBSiasa^
JflialeH« in da» b\ ao^. Joliannis , S. 271 f.
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J)ri tt«r AbsolftiiHi.
nl« KrMmtlmiM Ihm fn <l«n Hand üfel^c^ mithin die ei|ft*
nen Wi»r(e ^etn niieh dem Brfbiff Terffndert. Wenn nffm-
il^h Jesus hei Johfinnes tonst passivisch von einem rif)"}"
^inu den Menschensohns spricht, so konnte er hiemit itwnr
ttSerfleherweTse seine Erhehnnjr 'isnr Herrlichlceii^ meinen,
i^iewohl dtof«? 3, 14. wporpn der Verorleichnng' mif Hpr mo-
snischen Schlanze 9^ die bekanntlich an einer Stan^ er-
h5ht worden ist«' bereits schwer fRlIt: nher wenn er non
28. das Erhöhen des Mensehensohns eis Thet seiner
Feinde darstellt (^nrav rifn')f7}-rF rnv vinr r. a.^. so koiui-
ten diese ihn nicht unmittelbnr zur Herrlichkeif . sondern
nnr sam Kren^ erheben, und Johannes mnfs also', wenn
itnüer obij^res Re^nftat freiten soll , diesen Ausdruck selbat
p«hildef, oder doch die aram?ilschcn Worfe flesii schief
IlHep^ezt hahoa , nnd er fällf daher mit den Synoptikern
Im We^ent1ich<*n nnter eine Katejsforie. Dafs er übrigens
(^»•Bri^enfhMIs das Restimmte, was er sich dabei dachte, Je-
«im in dti'ikeln /V'isdrnckcn vorfrajrpti ilors , dicO? Iiat in
d«r cr<^naen Manier* dlo^jcs Evangelisten seinen GrnnH, des-
sen Nelfl^n|( isn-n Rfith^el haften und Mysteriösen hier der
Porflemns^, Weiwsrnn?en, die nicht irerstanden worden
w^r^n , auch nnv ^rstftndlich einzurichten^ auf erwünschte
Art enffiregenUam.
Je^n auf diese Weise eine Vorherverkiindiirnnflr der
e*n9seln<»*i Zfl«e seines Leidens, namentlich der schmaehvol«
len '•Krenz'^un^ , ans dem Krfolge heraus in den Mund
SU legen, dazu war die urchristlichc Sa^e hinlänglich ver-
anlafst Je mehr der gekreuzigte Christus %dafotg fth
antl '(la\'iv^'*Ellf^m Si fiojolet war (l Kor. 1, 230? desto
mehr that es N'oth, diesen Anstofs auf alle Welse hlnwej^-
zu<»chalTen , und wie hiezu unter dem Nachhergoschehenen
heionder^ die Auft^rst^hang, als gleichsam die naohträg-
liehe AiiHiebiin!f fenes sohmachTollen Todes, diente: so
muikte es erwflfki^ht sein. Jener anstSleli^n Katastrophe
auch schon vorläufig den Stachel en benehmen | was
Sritei KapiieL f. lOS. III
w^tht Mttsr, ab 4mb eine eeWie Voriierveililliidlgwig^
geschehen könnte. Denn wie das linbedeofendste, prophe-
tUch Yorausrerkiindigt, durch solche Aufnahme in den Zu-
•eoiiBenheng eines höheren Wissens Bedeutung gewinnt:
ee hArt des SehmihlichaCe , lolNild et eb Menent ei-
nes gdttttehen Heilplans irerhergesagt wird, auf, tehniib»
lieh so sein, und wenn dann ToUends eben derjeni-
ge y über welchen et verhängt ist, sogleich den propheU-
aelMR 6eiat beaist, ea yeniiiaMiaelieii and TeranaBoaagen:
ao beweiat er aleh, indem er nieht Uefa leidet, aondem aneii
das güttliche Wissen um sein Leiden ist, als die ideale
Macht (Iber dasselbe« Noch weiter lat hierin der vierte
EvangelUt gegangen , indem er ea der Ehre Jean aebuldig
sifaein glaabte, Ihn anoli ala die reale Maeht elier aein
Leiden, als denjenigen, welchem nicht fremde Gewalt die
t/füX^ entreisse, sondern der sie mit freiem Willen hinge-
be^ darmoatellen ilO^ 17^0» eine Daratellnngy sn weicher
•brigena Matth. wo! Jeaaa die HOgllehlieit beha«|^
tet, EU Abwendung seines Leidens den Vater nm Engelle-
gioueii «u bitten^ bereite ein Anaas ißU
f. loa.
Jesu TodesverKUndigung im Allgemeinen; ihr Vcrhaltniti zu den
jüdischen Afessiasbegriffen; Auitprüche Jeiu Uber den Zwecli
und die Wirkuagan laiBCi Todes.
Ziehen wir aof diese Weise Ten den Anaserangen,
w elche die Evangelisten Jesu über sein bevorstehendes Schick-
sal in den Mund legen, alles dasjenige ab, was die nähere
Beatlmmtheit dieser Katastrophe betrifft : ao bleibt ans doch
noch ae viel, dafs Jesus ffberhaupt ^orherTerlLAndigt habe,
ihm stehe Leiden und Tod bevor, und zwar insofern in
den A. T.lichen Orakeln dem Alesslas ein solches Schick-
aal TeraesbestiaBmt sei. Da nvn aber die angefahrten A.*
T.iieben Hanptslellen^ welche von Leiden und Tod handeln,
nui* uiit Unrecht auf den 31oddiu5 bezogen werden ^ und
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I
M Dritlcr Abtehnitl.
9mA nmlMy wie Dun. Zuch. IS, 1«, dieM Bcsi^
•lung nidbc iMibMi M werim ütk wfeibrM |i;eni4e ilie
OrthoHoxon am meisten hUtm müssen , dem iibernnttirli-
chen Princip in Jesu eine so faltche Oentnng der betre'*-
fenden Weiseefonfen BOMuiehfeiben. Dtdk statt deeeen Je»
•ne mSiflleherweise dnveh rein netArttehe Comblnetionen
das allgemeine Resultat herausgebracht haben könnte: da
er die Uiererchie seines VoUks sieb cor nnversöbnlicben
Feindin gMMoht| io bebe er, eefern er rae der Buhn eei*
nee Bemlb nieht m weichen fest enteefaioeeen wer,* toii
Ihrer Rachsacht and Ubermacht das Äusserste zu fürch-
ten (Job* IO9 11 ff*) 7 ^^^^ Schicksal mehrerer
friheren PM^heten (Matth. 6, IS, 21, M ff. Lae. IS, SS f.),
nnd einnelnen dahin gedentaten Wielatagnngen aneh^eiek
ein fibnilehes Ende pregnosticiren, and demgemäfs den Sei-
nigen voraussagen konnte, es stehe ihm früher oder spä-
ter ein gewaltsamer Tod berer^ — • das sollte num nicht
Mhv mit nnnSthlger Überspannong dee supranatorallstl-
eehen Standpnnkfs lengnen, sondern der rationalen Be-
trachtungsweise der Sache einriiumen
£s kann anftallen, wenn wir nach diesem Zugeständ-
nis noch die Frage machen, ob es der N. T.liehen Dar>
steltnng nnfolge auch wahrschelnileh sei, dafii Jesos wirk-
lich jene Voraussage gegeben habe? da {a eine allgemeine
VorbenrerkQndigung des gewaltsamen Todes das Mindeste
Ist, was die erangellschen Nachrichten am enthalten sehei-
nen. Die Bblnang mit dioser Frage ist aber die, oh der
£rfolg, namentlich das Benehmen der Jünger, In den Evan-
gelien so beschrieben werde, daU eine vorausgegangene Üir-
ttffniing Jean Aber sein bevorstehendes Leiden dami^ fer-
I) baaisly Ubarsest nnd erUVrt Toa Bimour, S, 8. 541 If.
660 ff. Rofnodfiiam, Schol. la V. T* 7,' 4, 8« SS9ff.
S) 9m Warm, de aMrte Christi expiaieris, in dessea Opuicola
thsel., p. 150. Uass, L. J. 106.
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I
Erstes Kapitel, f. lOS. M
* I
elnber sei. Ten den JOngern nnn besAerken Ae Bvenge-
listen fiasdrficklich , dafs sie In die Reden Jesa Ton dem
ihm bevorstehenden Tode und der Anferstehung sich nicht
allein nicht haben finden können , In dem Sinne | dmis sie -
die Ssehe sieh nielit «neehtsnlegen , mit ihren Tergefiifs-
ten Messlesbe^ffen nicht en reimen wofsten, wie Petrus,
\Tenn er Jesu auf die erste Todesverkandigun|r hin zurief:
Haag cot KvQur h ntj egai aoi raro CMatth. Id, 22.) 9 Sen-
dern wenn Lukas das ol di ^yvoew to (irjfiü des Harkns
(9, 32.) so welter aasfDhrt; rai 7:v naQaxfxalvfiftifOv an
ccinTtv %va f/yj oto^omai avjo (9, 45.) J «o ist hiemit selbst
das einfache Wortverstfindnifs,. das Fassen» wovon die Re-
de Ist^ den Jflngem abgesprochen. So trifft denn auch
hemaeh die Vemrthellang nnd Hinrichtung Jesn TttUIg nn»
vorbereitet, und vernichtet defswegen alle Hoffnungen, die
sie aaf ihn als Messias gesezt hatten ( Luc. 24 , 20 f. :
igwQiüaw aweiir ^ftdg di ^iT^oftiv, an avT6g igw 0 ^ifiU I
Xm XvtfmüStti %Qv ^lüQariX'^, Allein hatte Jesus mit den
Jüngern so ganz 7ia^[ir^oLre (Marc. 8, 32.) von seinem Tode
gesprochen, so mufsten sie seine klaren Worte nothwen^
dig aneh fassen^ nnd hatte er ihnen seinen Ted als gsgrfln-
det In den- messlanlsehen Weissagungen des A. T., mithin
cur Bestimmung des Messias gehörig, nachgewiesen, so
konnten sie nach seinem wirblich erfolgten Tode den Glau*
ben an seine Messianitit nicht so gana verlieren« Mit Un-
recht »war hat der Wolfenbflttler Fragmentist In dem Be-
nehmen Jesu, wie es die Evangelisten schildern, Spuren
auffinden wollen, dafs auch ihm selbst sein Tod nncrwar-
tet gekommen sei: aber das Resultat, vrelches er nieht^
behalt, aneh wenn Uoft anf das Benehmen der Jünger ge-
sehen wird, seine Gültigkeit, dafs nämlich, nach demsel-
ben eu urtheilen, Jesus den Jiingern keine vorläufige Mit-
theilung Über seinen bevorstehenden Tod gemacht haben
kenne, sondern sie scheinen bis auf die leste Zeit hinaus
In diesem Stttck die gewöhnliche Ansicht gehabt, und,erstv
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314 Dritter Abcuhttitt.
•
nachdem sie der Tod Jesa anerwartet getroffen, nus tiem
Erful^ das Merkmal de« Leidens und Sterbens in ihren
BfeMiAsbegriff aafgenonoien su haben Allerdings mOa-
•en wir Jiier das Dilenuna «teilen : entweder sind die Ai»-
gaben der Evanfrelfsten Ton dem Nfebtveritelien der Jlln*
ger and ihrer Überraschung bei'm Tode Jesu unhistorisch
übertrieben, oder sind die bestimmten Aossprficbe «lesn
über den ihm berorstebenden Tod ex eventu gemaeht, nnil
er kunn nicht einmal Im Allgemeinen seinen Tod als so
seinem messinnischen Schicksal gehörig vorhergesagt haben.
In beiden Hinsichten konnte die Sa^e zu unhlstoriscbeu
Daratellnngen Teranlafst sein: mnr IMiebtang einer Vor»
aussage seines Todes Im Allgemeinen darcb dlesellien Grün-
de, welclie oben als Motive geltend gemacht worden sind,
ifim die VorherverkCindignng der einzelnen ZOge seines
Leidens in den Mond sn legen; Bur Fiktion eines so vttl-
ligen UnTerstandes von Seiten der JUnl^er aber konnte man
sich theils dnrcli die Neigung veranlafst sehen , die Tiefe
des von Jesu eröffneten Mysteriums von einem leidenden
Messias mittelst des Nicbt?erstebens der J Anger mn beben,
theils dadurch, dafs man in der e?angelischen Verkündl»
gung die Jünger vor der Ausgiefsung des Geistes den eu
bekehrenden Juden und Heiden verühnlichte, welche Al-
les eher, als den Tod des Messias , begreifen konnten«
Um dieses Dilemma einer Kntseheldung entgegensnÜRb»
ren, müssen wir eavörderst die damaligen Zeitvorstellun-
gen über den Messias darauf ansehen, ob wohl das Merk-
mal des Leidens und Sterbens schon ror vnd nnabhfingig
Ton Jeso Tod in denselben enthalten war oder nicbt. War
es sebon bu Lebeeiten Jesu Jüdlsehe Vorstellung, dafs der
Messias eines gewaltsamen Todes sterben müsse : so hat
es alle Wahrscheiiilichkeiti dals auch Jesus diese Vorstel-
lung in seine Überaengung au^nomoMn und seinen JOa*
i} Vom Zweck Jesu und iciacr Jünger, S. 114 £ 155 f*
Eritet Kapitel, f. IttS.
gern mitgetheiit htkbey welehe dann um «o weniKor In die-
aem Stiicke so unbelehrt bleiben und ?cin wirkitcban Er-
folg so gfina dnrniedergeschJngen werden konnten; war
dagegen jene Vorstellung vor Jesu Tode nicht unter aeinen
Landslenten verbreitet, ao bleibt ea swar Immer noeh m8g-
lieh, data «lesoa durah elgenea Ralaonnemeiit auf dieselbe
kommen Itonnte, aber eben so mö<rllcli ist dann, dnfs die
Junger erst nach dem Erfolg das Merkmai des Leldena und
Todes in ihren Measlasbegriff aufgenommen haben.
Die Frage I ob die Vorstellung von einem leidenden
lind sterbenden Hesslas au Jesn Zeit bereits unter den Ju-
den verbreitet gewesen sei , gehört eu den schwierigsten,
und über welche die Theologen noch am wenigsten aum
flnverstlEndnirs gekommen sind. Und swar Hegt die Sehwie-
rigkelt der Frage nicht in theologischem Parteiinteresse, so
dafs man hoffen könnte , mit dem Aufkommen unparteii-
scher Forschung werde sich die Verwicklung lösen, da
Tielmehr, wie StXudlin treffend nachgewiesen hat ^ , ao-
wohl das orthodoxe als das rationalistische Interesse Jedes
auf beide Seiten hintreihen kann , wefswegen wir denn
auch auf beiden Seiten Theologen von beiden Parteien fin-
den'): sondern die Schwierigkeit der Sache liegt in dem
Mangel an Naehrfehten, und in der Unsicherheit derjeni-
gen, welche vorhanden sind. Wenn das alte Testament die
Lehre von einem leidenden und sterbenden Alessias ent-
hielte , ao würde hlerana allerdings mit mehr aia bloiser
4) Über den Zweck und die Wirkungen des Todes Jesu, in der
Göttingischcn Bibliothek, 1, 4, S. 252S.
5) s. das Verseacknits bei »s Witts a. a. O. S. 6 (T. Die bc-
dealendtten Stimmen IBr das VorbaadeateiD der IraaUcbea
Vorstellung schon su Lebseitea Jesu haben abgegeben Stavd-
un in der angcf. Abb. in der Glitt. BibUoth. 1, 8. 233 ff. und
HairstrsKiiKRS , Christologie des A. T. , 1, S. 270 ff. b|
S. 290 ff. ; für die entgcßcngesexle Ansiclit dk Wstt«, in der
angef. Abb. ^ Opusc. S. 1 ff.
oiyui^ca GoOglc
Driller Akschaiiu
Wnlinialitiiiltohkeil lolgwiy d»ü «le •«eh unter den Juden
M Jesu Zell rerbenden geweeen: te hin|(ipgen, da naeh
den neuesten Untersnehnngen wohl die Lehre ron einer In
der messianischen Zeit voreunehmenden Siihnung des Volks
CKeech. 36, 25. 37, S3. Zach. 13^ 1. Dan. tf, 24.) sich im
A. T* findet, eher heine Spter .deren, dalli dleae Sllhaong
dnrch Leiden ond Ted des Meeaiee ra Blende kämmen tol-
le ^) : so ist von dieser Seite her lieine Entscheidang der
irorgelegten Frage au erwarten. Mäher liegen der Zeit Je-
an die A« T.Üehen Apekryphen: aber da diese ttherhanpt
Tom Bfessias sehweigen, so kann aveh ron Jenem speelellen
Zug im Bilde desselben keine Rede sein ^) ; so %vie auch
von den beiden das fragliche Zeitalter am nlichsten berfih-
renden Sehriftslellem, Philo luid Joeephne, der lasiere dli*
messlanisehen Hoffnungen seiner Halion versehweigt d^r
erstere Hohl messianlsche Zeiten and einen oies^iasartigen
Helden, aber nichts ron einem Leiden desselben hat^). Es
bidben also nnr das N. nnd die spiteren Jfidisohen
Sehriften eb Quellen übrig.
Im N. T. hat es fast durchaus das Ansehen, als hätte
an .einen leidenden and sterbenden Messias unter den mit
Jestt lebenden Joden Mlemand gedaehl. Wenn der Mehr>
■ahl der Juden die Lehre rem gekrenslgten Messias ein
axdvda) Ol' war; wenn die Jünger Jesu in seine wiederhol-
ten deutlichen TodesverkUndigungen sieh nichl finden konn-
ten: so siehl diefs doch gar niehl aus, als ob die Lehre
von dnem leidenden Messlas unter den Juden jener Zeil
im ümlaof gewesen w6're; vielmehr stimmt mit diesen Um-
ständen die Behauptung völlig ttberein, welche der vierte
fivangeUsl dem Jttdlsehen ox^ in den Mund legi (12,34.),
6) OS WsTRy bibl. Dogm. ^. lOtf. BiiMAStaii • Cavtnt, bibl.
Theol. ^. S4.
7) «. »» WiiTTK, a. a. O. 189 ff.
8) vgl. HB Wktt«, n. a. O. ^. 19J.
9) GimönsAy fhilo^ 1, S. 493 ff.
I
sie haben ans Hern voficg gelernt, uzi 6 XQ^gog yhu itg tw
mSm ^^}m Doch eine aUgeneiiie Gellung der Idee des leU
denden Meeslee nnCer den damaligen Juden liehaapten aneh
jene Theologen nicht, sondern die Hoffnung auf einen welt-
lichen, endlos regierenden Metsiae ab die herrechende
einrlnaend, halten tie nnr daran ftet» werin aelbat der
WolfenbOttler Fregmentiet mit Ihnen flbereinttimmt ■ ' ), dafs
eine minder zahlreiche Partei, nach StÄudlin namentlich die
£ssener, nach Henosunbbro der bessere, erleuehtetere Tiiell
des Volke ttberhaupt, einen eolohen Meeeiat angenommen
liabe, weleher nnniehtt in Niedrigkeit erseheinen, nnd erat
durch Leiden und Tod zur Herrlichkeit eingehen würde,
liiefür beruft man sich besonders anf awei Stellen , eine
nus dem dritten , nnd eine ans dem vlerCen fivangeltnaiu
"Wie Jesne als nnmündiges Kind Im Tempel nn Jemsalem
dargestellt wird, spricht der greise Simeon unter andern
Weissagungen, namentlich über den Widerspruch, welchen
ihr Sohn einst linden werde 9 «1 Haria aneh die Wertes
Mtä Ott di avrrjg rijv ^vxrjv SteXivonm (fOfiqftda (Lve. S, S5.)f
wodurch ihr mütterlicher Schmers über den Tod ihres Soh«
lies beaeichnet, also die Ansicht, dafs dem Messias ein ge*
walteaflMr Tod hereretehoy nie eine lehon wor Ghriate vor*
handene dargestellt sn werden edieint» Noeh dentlteher
liegt die Idee von einem leidenden Messias in den Worten,
welche das vierte £vangelium C^» Tliufei% bei'm
Anbliek Jeen apreehen Ufiity er ael d aftvig w ^ea 6 §£•
^tof tri» äfiaQtUtP tS »oofiBf ein Antepmeh^ weleher, in
seiner Beziehung auf Jes. 53., im Munde desTXafers gleich-
falls dafür sprechen wfirde, dafs die Vorstellung eines sfth-
nendcn i^j^fff^f dee Metaias OThiw yinp Jew Torh enden ge*
10) Eine Stelle aus dem eigentlichen r^^ot mtfchte hie^ tchnrer ^
SU finden teiaj na Warn , de morte, S. 72. denkt an Jes«
9, 5» UTcKB, s..d. St, sn Ft. 110, 4. Dan. 7, 14« || 4ir
11) Vom Zweck Jesu und seiner JUngcr, S» 179 U
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Dritter Abtohnitt.
weten «et. Allein beide Stellen tind bereits oben als un-
liistoHiich iinehgewiesen , nnd et darf daraus, dafs die ur-
clirUtliche Shoc geraume Zeit nach dem Erfolge sich be-
trogen fand, Personen, welche sie für gottbegeisterte hielt,
eine Vorkentitiiifs des göttlieben Rathschiusses hinsicbtiich
des Todes Jesu in den Mund so legen , keineswegs gefol*
gert werden, dafs wirklich schon vor dem Tode Jesu die-
Einsicht vorbanden gewesen. — Schiieiiilich wird das
noeh geltend gemaoht, .da(s die Evangelisten nnd Apostel
die Idee eines leidenden nnd sterbenden Messlas im A. T«
nachweisen, woraus man schliefsen zu dürfen glaubt, dafs
diese Deutung der betreffenden A. T.iichen Stellen damals
unter den Juden nicht unerhört gewesen sei« Allerdings
berufen sich Petrus (Ä. G. 3, 18. 1. Petr. 1, 11 f.) und
Paulus (A. G. 20, 22 f. 1. Kor. 15, 3.) auf Moses und
die Propheten als Verkündiger des Todes Jesu, nnd IMii-
lippus deutet dem äthiopischen Eunuchen die Stelle J es.
auf die Leiden Christi CA. G. 8, SS«): allein, da die ge-
nannten Münner alles dlefs nach dem Erfolg sprachen und
schrieben, so haben wir keine Sicherheit, ob sie nicht auch
blefs ans dem Erfolg heraus, nnd ohne sich an eine unter
Ihren jüdischen Zeitgenossen übliehe Anslegungswelse an-
Euschliefsen , jenen A. T.iichen Stellen eine BeElebniig auf
das Leiden des Messias gegeben haben ^•),
Wenn auf diese Weise die Annahme, dafs die in Frage
stehende Idee schon zu Jesu Lebeeiten unter seinen Volks-
genossen vorhanden gewesen sei, im T. keinen festen
Grund hat: so fragt sich Jost, ob ein solcher Tielleicht in
den späteren jüdischen Schriften zu finden Ist. Zu den äl-
testen uns übrigen Schriften dieser Klasse gehören die bei-
den chaldftiscben Paraphi*asen von Onkelos und Jonathan,
und Ton diesen j^flegt das Targum des lesteren^ der rab-
ii) t. PS Wbtts, de morte Chr. p. 73 1
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Erstes Kapitel. $. 108. Z19
binischen Tradition Kofolge eines Schnlers vonüIüold.Ä. »'),
fiir die Yorsteliang von einem leidenden Messias defswegen an*
g^hrt Bu werden, weil ee Hie Stelle Jet. 5S, 13— ftS, 19U «uf
den Messlas beilehe. Allein mit der Auslegung dieser Stelle
im Targum Jonathan hat es die eigene ßewandtnifs, dafs
dasselbe swar den Abschnitt im Allgemeinen messianisch
deutet, se oft aber von Leiden und Tod die Rede wird, ,
recht absichtlich und meistens htfchst gewaltsam entweder l
diese Begriffe vermeidet, oder auf ein anderes Subjekt, das
Volk Israel, ansbeugt: zum dctttlichen Beweise, dafs dem
Verfasser Leiden und gewaltsamer Tod mit dem Begriff
des Messlaä unvereinbar geschienen habe ■^>. Hoch diele
soll eben der Anfang der Abirrung vom wahren Sinn des
Orakels sein, zu welcher die späteren Juden ihr fleischii*
eher Sinn und die Opposition gegen das Christenthum ver»
leitet habe: die ilteren Ausleger haben, sagt man, In der
13} vgl. GitiNiui, Jetaiat, 2 Thl. , S. x>s WettSi Einleitung
in das A. T. §. 59. Ste Ausg.
14)
\V)trtliclie übert. nach Hrrzx«:
' 52» 14: Glticbwis sieh
Vido vor ihm eatsets*^
teai also eatttelit, aicht
meatcliUcb| war s ei a Anas*
hsoy oad teias Gestalt
nicht die der Meascbsahla«
der u. t. f.
5S, 4: AUeiaoasre Krank-
heiten er trug sie, undua-
sere Selmiertsa ind er
sich auf^ and wir scbtetea
ihn geschlagen, getrolfea
Targum Jonathan:
Quemadmodum per mnltos
dietiptam eatpectlrnnt Is*
raVlitacy quorum contabutt
later gentet «dtpectoa et splea*
der (et evanuit) c filiis hsmi*
nuB etc.
Idcirco pro delictis aottria
ipte deprecabitur, et iai-
quitstes nostrae propter eum
coadoaabuatnri licet aas
reputati simos contttsi| plagis
aftcti et affllcH.
▼OB Gott nnd gequ'ilt.
Auch Origenes erzahlt, c. Cch. 5, 55, wie ein i«^o>fKO( noQti
*IiiSaioif aofot seiner christlichen Deutung der jesaianiscben
Stelle eatgegeag^haitea liabe: taht« asn^^nw^af 4f nt^ ^
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310
Dritter Abschnitt.
jetJiIiinUchen Stelle einen leidenden nnd «terbenden Messias
gcifandeik Allerdiiige beseagen Abenetrti Abarbaoel und
Andre , manche alte Lehrer haben Jea. 53* anf den Mea-
aias bezogen *^): allein einige dieser Angaben lassen dan-
ke!, ob nicht ebenso blofs stückweise, wie Jonathan, und
bei allen bleibt sweifelbafe, ob die £rklfirer, von denen
sie sprechen, «um Alter Jonafhan'a hinanfreichen , was
ohnehin von den Theilen des Bnchs Sohar, welche die
beseiebnete Stelle auf den leidenden Messias deuten * ,
mwahrscheiniich ist Diejenige Schrift aber, welche ne-
ben Jonathan noch am nichsten an die Zeit Jesu hinanrei-
chen möclite, das pseadeplgraphlsche vierte Bnch Esra^
der wahrscheinlichsten Rechnung zufolge kurz nach der
ZerstHrong Jemsalems anter Titus abgefafst '7), erwiihnt
Bwar des Todes des Messias, aber nicht eines leidensvollen,
sondern nur eines solchen, wie er nach der langen Daner
des messianischen Reichs der allgemeinen Auferstehung vor-
angehen sollte Die Vorstellung von grolsen Drangsa-
kn allerdings, vrelche gleichsam als Gebnrtswehea des
Messias (n^lTOH ^Snn> vgl. aQj^ wdlwn^ Matth. «4, «.) der
messianischen Zeit vorangehen würden, ist ohne Zweifel
■ehon vor Christo verbreitet gewesen und ebenso frU-
Im seheInt an die Spitie dieser, besonders das Volk Israel
bedrfingenden Übel der inixqigog gestellt worden so sein,
weichen der XQ''5^S bekämpfen haben würde (2 Thess.
\va noXloX n^oa^Xurot yhtavrat,
15) s. bei ScHürrcKN, 2, S. 182 f. EitsiOBKm > entdecktes Ju-
denthiim, 2, S. 758.
16) bei ScHöTT«Biv, 2y S. 181 f.
17) I» >Ybttk, de morke Ghn expiatoria, a. a. O. S. 50.
18) Cap. 7, 29.
19) SeattmsK, S, S. 509 ff. Scumiot, Chrittologitcke Fragmcate,
in seiner BibUothefc, 1, S. 24it Baaiaouir, ChristoU Ju<t
$. 13.
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£rsles KiipiteK S* 108. Ui
S ft) «ImTi imlein er deiMclben mui Mhmuktawbielm
Welte, ifp fmvffttf» f S ^o/iores tfvf «f, Tendohten «oMte, m
%%ar hierin noch kein Leiden füv den Messias enthalten«
Dennoch finden sich Steilen) in welchen von einem Leiden
lies Messias, und Bwar voa einem stellvertretenden fUr das
Volk, die Rede ist^'J): eilein tfieils ist diefs nor ebi Lei-
den, kein Sterben des Messias; tlieÜs triffit es denselben
entweder vor seiner Herabkunft in das irdische Leben^ in
eeiner Priezistens ^^O, oder in der Verinurgenheit ^ in wel»
elier er aicli Ten seiner Gebort bis so seinen meesianiscliea
Aofb*itt hilt ^'); theiis ist das Alter ilieser Verelellnngen
zweifelhaft, und sie könnten nach einigen Spuren erst von «
der Zerstörung des jüdischen Staats dai*ch Titos sich zu
datiren eeheinen ^^). Indessen fehlt es in jadlseben Schrif-
ten keineswegs an Stellen, In welchen geradesu liehavp»
tvt wird, dafs ein Messias auf gewaltsame Weise umkom-
men werde: allein diese betreifen nicht den eigentlichen
Messias, den Abkömmling Davids , sondern einen andern,
nns der Naehkommenschaft Joseplis and Ephraims, wel-
cher dem ersteren in untergeordneter Stellung beigegeben
wurde. Dieser Messias ben Joseph sollte dem Messiaa
bei» Dovid vorangehen, die nelin Stftmme des ebmaligen
Reiehs Israül mit den swei Stimmen des Reiehs Jude ver-
einigen, hierauf aber im Kriege gegen Gog und Magog
durch das Schwert umkommen, worauf die Stelle Zacii.
12, 10. besogen VForde^^). Doch von diesem sweiten, eter«
20) Schmidt, s. a. 0. ; BBRniOLDf, a. a. O. §. 16.
21) Fesilita in Abkath Rocbcl, hei Schmidt, S. 47 f>
22) Sohar, F. 2y 85, 2.y bei Schaiidt, S. 4S f.
23) Gemsr« Ssnhedrin f. 98^ bei ob Wans, de Beerte Chr.
p. 95 f. ) und bei HsKStraHSs/si S«
14) Sohar^ S» f. 82» 2. bei es lYxm, 8. 94: Cnm ItrsITtitae
esaent in terra sancia; per cultus reli^osos et lacrilicia quae
faciebsaty omnet ilios morbot et pocnat e mundo tuttule-
rnnt ; nunc vero Messias licbet auferre eai ab hominibut.
25) Rkküioiht, a. a. O. ^. 17.
Ua* l^öttn Jgsu iL Hand. 2t
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022
Dritter Abschnitt.
benden Heaiias fehirn Tor der babylonischen Geniiini) weU
•he im Stell mnd ttten Mirluinderl nach i^hriito gesiioinelft
Ui, «nd den In Berug nitf fein Allev liflehit wfeilellMifte«
Buch Sohar, die sicheren Spuren ^'').
Obschon es hienach nicht nachweislich und selbst nicht
wahrscheinlich ist , dafs die Vorstellung von einem leiden* .
den Nessiet sn Jecu Zeit echon nnter den Juden vorhen*
den gewesen: lo bliebe doch Immer mdgllehy delt euch
ohne solchen Vorgang Jesus selbst durch Beobachtung der
VerbfiltniMCy und Vergleichung derselben mit A. T.lichen
ErajÜlinngen und Weleaegungen, auf den Gedanken gekom»
Ben wire^ dafs Leldto und Sterben cum Amt' und bup
Bestimmung des Messias gehöre; wobei dann aber na-
türlicher wäre, dafs er nllmählig erst im Laufe seiner üf-
fentlichen Wirksamkeit diese Überaeugung ge|ilst9 und sie
hauptslehlleh nur seinen Vertrauten mitgetheilt, als dala
er sie schon von Anfang an gehabt, und sie vor Gieich-
gilltigen, ja Feinden | ausgesprochen hütte: dieses die Art^
wie Johannes I Jenesi wie die Synoptiker die Sache daf^
steilen.
Auch in Bezug auf die Äusserungen Jesu Über den
Zweck und die Wirkungen seines Todes können wir, wie
oben<liei der Vorher verkttndigung des Todes selbst ^ einen
nmkr natflrllehen Gesichtspunkt von einem nwhr suprana»
tnralistischen unterscheiden. Wenn Jesus im vierten Evnn«
gelium sich mit dem treuen Hirten vergleicht, der für sei«
ne Schafe das Leben lasse ilO^ IL Id.): so kann diels
den gans natllriichen Sinn haben, dals er von seinem Hir-
ten- und Lehramte nicht eu weichen gesonnen sei, sollte
auch in Führung desselben der Tod ihm drohen (morali-
sche Nothwendigkeit seines Todes) '^); der ahnungsvolle
Ausspruch In denmelben Evangelium (12^ 24.) ^ wenn das
26) DB Witts, de morte Ckr« p. IIS. vgl. 55 fl.
^ «MS, L. J. t. 108.
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firttdt Kapital* S. MM. tU
*
Sanienkom nicht in die Erde fallend ersterbe, bleibe es
einsam, ersterbe es aber, so bringe es viele Frucht, Ififst
•ine ebenso rationale £rkl&raiig ron der alegeiidefi Kraft
Jedes MXrCyrertods Ith* eiüe Idee nnd Uberaetigting zn (mo«
ralisehe Wirksamkeit seines Todes) 3^); endlich, was sich
in den johanneischen Abschiedsreden so oft u iederholt , es
sei den Jüngern gut, dafs Jesus hingehe, denn ohne s^i»
9en Hingang kfinnte der mtQcnJii^ag nieht an ihnen kom-
men, der ihn in ihnen wrkICren, tind sie in alle Wahrheit
leiten werde, darin könnte man die ganz natürliche Llber-
iegung Jesu finden, dafs ohne die Aufhebung seiner sinnli-
eben Gegenwart die bis daliin noch so ainniiehen messiar
nischen Vorstellangen seiner Jttnger nicht vergeistigt wer-
den würden (psychologische Wirksamkeit seines Todes) ^^).
Mehr der supranaturalistischen ßetrachtungsweise gehört
dasjenige an, was Jesus bei der Stiftung des Abendmahls
spricht. Denn wenn awar daS) was die beiden mittleren
Evangelisten ihn hiebci sagen lassen, dafs das dargereichte
notr^Qiov TO ai^ia rijg xaivtjg dia^jjxj^g (Marc. 14, 24.) >
^ xoiv^ diaS^arj w %i} fäfim avvö (Lue. 22920.) sei, nur so
viel an bedeuten scheinen könnte : wie durch die blutigen
Opfer am Sinai der Bund des alten Volkes mit Gott, so
werde durch sein, des Messias, Blut in höherer Weise
der Bund der neaen um ihn sich sammelnden Gemeinde
besiegelt : so verschmilzt hingegen In der Relation des Mat-
thäus, wenn er (26, 28) Jesum hinzusetzen lüfst, sein Blut
werde vergossen für Viele etg uipeaiv ufiaQVittJVf die Vor-
steiiang des Bandesopfers mit der ton einem Sühnopfer,
nnd auch bei den beiden andern Ist durch den Zusaa: td
neQl tiokIlüv oder vtiiq v/nuiv ixxvvofievov ^ über das blofse
Bundesopfer zum Sühnopfer hinausgegangen. Wenn fer-
ner im ersten Evangelium C^O, 28.> Jesna sagt, er müsse
28) Dcrs. ebenda«.
2U) Ders. ebendas. und §. 109.
2i ♦
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St4 OrlUtr Aittkiiitr.
Mm» tyr ^vx^ uir6^^ Apd mMAt m Ut dfieft ohiw
ZwtiM mmi 69. r.« besieben, W0| niieli «iiier, dem He-
brffer ooeh sonst gelKwigeii Vortlellmig (Jec 41, X ProT.
31 , ]8*) dem Tode des Knechts Jehova s eine sühnende
Beaiehiing auf die ttbrige Menschbejt gegeben wird*
Hienach könnte Jesns dui*Gh psychologische Reflexion
deranf gekomnien sein, wie sutrigiieh der geistigen EnU
wiekiang seiner Jflnger eine solehe Katastrophe sein wer*
de, nnd nationalen Vorstellnngen gemlils mit Berflekslehtl-
gung A. T.licher Stellen selbst auf die Idee einer sühnen-
den Kraft seines messianischen Todes. Indessen iiönnte
doeh namentlieh das, was die Synoptiker Jesnm Ton sei-
nem Tod als Slihnopfer sagen lassen , mehr dem nach Je-
SU Tode ausgebildeten System anzugehören, nnd \«r8 iler
Tierte Evangelist ihm über die Besiehnng seines Todes
nnm Parakiet in den Mund legt, rar eventu gesagt na sein
sehelnen , so dafs such bei diesen Aussprüchen Jesu Über
den Zweck seines Todes eine SonHerung des Allgemeinen
vom Specielien vorgenommen werden mUliste.
S* 109.
Bcitimmte Aussprüche Jesu über »eine künftige Aufrrstcbung.
Mit nicht minder klaren Worten als seinen Xod, und
mit einer besonders genauen Zeitbestimmung, hat den evnn^
geiisciien Nachrichten zufolge Jesus auch seine Anferste*
hnng veransverkiindigt* So oft er seinen Jfingern sagte,
des Menschen Sehn werde am Kreuse getüdtet werden,
sezte er hfneu : xcci rf; fQirj] r^{.dQ(^ avaci'^oticci oder iyeQ—
Or^aiim (Matth. 10, 21. 17, 23. 20, 19. parail. vgl. 17, 9.
26^ 32. paraii.)« .
Aber auch von dieser Vorherverkündignng heilst es,
die Jflnger haben sie nicht gefafst, so wenig, dals sie sogar
milelnandar stritten ^ tl i^i %o w w^fm wag^vai (Mar«»
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§oH naoh imm l*ode 4esii keine Spui* ciaer IMnwanmgy
dafs ihnen ein auf das Sterben folgendes Auferstehen Je-
su vorhergeaagt war, feinen Faiiken von Hoffnung ^ da£i
diese Zusage in £rflBllaiig gehen werde. Als .die fveuiide
den wom Kreos ebgenoannenen Leicknem la das Grab
gelegt hatten, nahmen sie (Job. 19, 40.) — - oder behielten
sich die Frauen (Maro. 16, 1. Lac. 23, de.) — die£inbai-
sanüruBg vorj was man doch nar «bei einem sokhen tkuly
welchen man als eine Beate der Verwesung betrachtet;
als an dem Morgen, welcher nach ^. T.ilcher Rechnung den
Torausbestimmten Auferstehungstag eröffnete | die Frauen
cum Grabe giengen, dachten aie so wenig an eine Torher«
gesagte Auferstehung, daCs ihnen die Termutidiehe Sehwie-
riglieit, den Stein vom Grab zu wlilzen, Besorgnifs mach-
te ^Marc. 16j 3/ ; als Maria Magdalena und spfiter Petrus
das Grab leer fanden f hfttte ihr erster Gedanke sein mis^
sen, dafs nun die Auferstebnng wirklieh erfolgt sei, wenn
eine solche vorausgesagt war: statt dessen vermfithet jene,
der Leichnam möchte gestohlen sein (Job. 20, ^.), Petrus
aber rerwundert sieb biofs^ ohne auf eine bestimmte Ver*
mntbuiig an kommen (Lne. 24, IS.); als die Weibmr*den
Jüngern von der gehabten Engeierscbeinung sagten, und
sich des Auftrags der £ngel entledigten, hielten die Jün-
ger ihre Aussage theils liBr leeres GesehwXe Q^Qog Lue»
%Ay 11.), theils wurden sie su sehreekenTollem Erstaunen
erregt («^icra&v rjivcg, Luc. 24, 21 ff.) ; als Maria Hagda»
lena, und hernach die Emmauntischen Jünger, die Eilfe
versicherten, den Auferstandenen selbst gesehen jeu haben^
schenkten sie auch «Ueser Aussage keinen Glauben (Mare.
10, II. 13.) 9 wie spXter Thomas sogar der Versicherung
seiner Mitapostel nicht (Joh. 20, 25.)^ endlich, als Jesus
selbst in Galiläa den Jüngern erschien, gaben noch nicht
alle den Zweifei auf iol diidigaaw^ Marc. 28, 17.). Diels
Alles mnb man wohl mit dem Wolfeoblittler.Fxagmenti«
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•M llritter Abseliiiitt^
ited iiiite|rr«i1flfoh 'finden, y^ettn JemtnMne Anferstehanff
40 klar nnd bestimmt vorher^esa^t hafte.
Zwar, wie dag Benehmen der Jüng^er nach Jesu Tod
g^n eine solche von Jesu gegebene Vomassage spricht,
•o scheint' ifas seiner Feinde dafHr eq sprechen* Denn
dafs nach Matth. 27, 62 ff. die Hohenpriester und Phn-
|ils/{er an das Grab Jesu sich von Pilatus eine Wache
erbitten , hat nach, ihrer eigenen firldftrang darin seinen
Gronly dalk Jesus liei seinem Lelien noch gesagt haben
sollte ; //fra tofTq ^tteoag Fyslootiai, Allein diese Erzäh-
lung des ersten Evangeliums, die wir erst unten näher
wflrdigen iLttnnen, entscheidet noch nichts, sondern tritt
nur auf die etne Seite des Odemma , so dafb wir nun sa-
gen mUssen; wenn die Jünger nach dem Tode Jesu sich
wirklich so benahmen« dann kann weder er seine Aufer-
stehnng vorheiffesagt, noch lidnnen die Juden aus Rflck*
steht auf eine solche Vorherverkflndignng eine Wache an
sein Grab bestellt haben; oder, wenn die beiden lezteren
Angaben richtig sind, können die Jttngec sich nicht so be-
nommelt'&abenV
, Hie* Schürfe dieses Dllenlma hat man dadurch absu«
stumpfen versucht, dafs man den oben nns^eführten Vorher-
verkündlgungen nicht den eigentlichen Sinn einer Wieder-
kehr des gestorbenen Jesn ans dem Grabe, sondern hnr
den* mielgentliohen eines neuen Aufschwungs seiner unter-
drOokten Lehre und Sache unterlegte Wie die A. T.-
iichon Propheten, wurde gesagt, die Wiederherstellung des
Israfliitisohen Volks sa neuem Wohlergehen unter dem Bil-
de einer Aufbrstehung der Todten daratelien (Jes. 2d, 19*
Ezech, 37«)) wie sie die kurse Frist« innerhalb welcher
1) Vgl, seine beleSte uad «obUgcado Auaftlhrung, vom Zweck
u. t. f. S, 121 ff,
i) So namentlich KsMiBa, vom Erlöser der M^nschcA) S« 133 l(t
Ygl« üviMtti., Co.11111« ta M«tth. p« 444 f«
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«ator gmiMeü Bedlagiiagwi dimm WeniUuif fler IHiige m
•rwMPtan wii«, d«reb den Äuidnick bmieiclnieii , in suvei
bb drei Tagen werde JehovA das Geschlagene aufrichtea
und da« GetödteCe wiederbeleben (üoa. 6, 2. 0)» «in«
«ngabei welche aaeb Jesu aabeelimiiit fttr eine knne Zeit
febraoebe (Lue. la, 32.) : eo woUe er mit dem Antdmek,
er werde nach aeiiiem Tode %fj iQltrj ^fitQtf amgrjah nicht«
Anderes sagen, als, wenn euch er der Gewalt seiner Feinr
de unterliegen and getddtet werden solite, so werde das
¥on Ibm bcuaaaene Werli doeb niebt nntergehen , sondern
In fcnrser Zeit einen neuen Aufschwung nehmen. Diese
▼OH Jesu blofs bildlich gemeinten Redensart^ haben die
Apostel, nacbdom Jesns leiblicb auferstanden war, eigeut-
lieb genomnien, und für Weissagungen auf seine persön-
liche Wiederbelebung angesehen. Dafs nun in den ange-
füJirten Prophetenstellen das iTl^t und f nur den an-
gegebenen ftreiriaeben fiinn bebe, Ist riebtig, aber In Steilen,
deren ganser Zuaammenbang tropiseb ist, und wo namentÜeb
das dem Wiederbeleben vorangegangene Schlagen and Töd*
ten selbst nur einen figttrlicben Sinn hatte« Dafs dage-
gen Iiier, wo die ganse vorbergebeHde Reibe Ton AnsdrA-
eken, das naQadidoad-ai> xcciaxQiveaOai , ^avf8a^ai, ono-
intheaO^ai u. s. f., eigentlich au nehmen war, auf Einmal
mit dem iytQdi'-pai und arapjvai eine nneigentliche ßedeu-
long eintreten sollte, wttrde doeb ein merbltrter Abapnuig
•ein; dessen niebt an gedenken, dafs Stellen, wie Mattb«
26, 32, wo Jesus bagt: fitja t6 iyeQÜi^vai fte nQoa^ia vf^ag
ilg TJjr DxhlaiaVf nur bei der eigentlichen ßedentung dea
ifdgea^itt einen Sinn beben. £benao steht die Zeltbe- .
stfmninng des dritten Tages an den beiden Stellen, auf
welche man sich für die ungenaue und sprichwörtliche Be-
deutung einer kuraen Zeit llberbaupt beruft, in einem 2
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üiMcnlMUig, w^lelMT won mIImI ««f elMl MUhtn Sinn
«Iph A«8flraok0 Mlirt, IndM in der ProphateiftelW iror
dpm Ti^ 17/'^^ t^/tj;— ficra ^00 i^fteQaQf in der evnn-
pfivliKebeii über tot tQhrj-mjfiegw tuA avoinv steht:
woire^ In allen Stellen , wo Jesus seine Avlerstehmtf
irwrkdndi^f, Jede solche Veninliiffran^, von den besthnnten
Smiii des An«tr{rticks abzugehen , fehlt Hat also Jesos
wirklich die Aosdrttckei und In dem Zosammenhnn^, ge*
bnineh^ wie die Eranfellston de ihm in den Mund ieppen,
SA kann er dnrch 'dieselben nicht blos miel||;entlleb den
baldigen Sie^ seiner Sache haben verköndlgen wollen, son-
dern seine Meinnng mufii die gewesen sein, er seihst wer-
de drei Tage nach seinem gewaltsamen Tod aaf s Nene in
das Leben anrackkebrem
Da jedoch Jesasi dem Benehmen seiner Jfing^er nach
seinem Tode «nfidi^e, seine Anferstebong nlefat mit dentii«
eben Werfen voeherverklindigt haben kann : so balien sieb
an»l»*e Aiisle^fer zu der l^iinWiiimuniv verstanden, die Evan-
g«'ilsten haben dea Reden •Je.'^n nach dem Erfolg eine Be-
st Immtheil gegeben y welche sie in Jesn Mond noch nicht
gf»habt haben; aie Imben das, was Jesns bÜdlieb vom Auf-
sehwanof seiner Stiche nach seinem Tode gesagjt habe, nicht
biiiCs eigentUoh verstanden, sondern es dieser Auffassniig
gemAf« anoh so na^peformt, dafs, wie wir es Jest lesen |
wir es alierdin^ HgenCÜdi ▼erstehen mfissen floob
niobt alle betreffenden Reden Jesu seien auf diese Weise
verhindert, sondeP'i hie und da auch noch seine ursprüiig«
liehen Ausdrücke stehen geblieben.
k) vgl. SU^KixD) eilige Bemerkungen Uber die Frage, ob Jesus
seine Auferstehung bettimnit vorhergeiagt habe? in Klatt's
MagMiOy 7, S, 203 ir,
S) PAOfcVi, e, Ö, 2f S» 41$ II. H4t«, U J. 109.
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£rAU4 JLapiieL |. 110.
f. im
Bildlkbe BßAcm, ia welchen Jesus teine Auftrttehimg votImv«»
verkündigt haben loU.
fikhoo Sil Anfang «einer affiralUeheii Wirksamkeit hnl
des vierCen 8van|eieiiini Mfolge Jeans die Ihm MwMieh ge-
sinnten Joden in bildlicher Rede auf seine künftige Anf-
V erstehang hingewiesen (2^ 19 ff.). Nachdem während sei-
nes ersten MssisnisolieB Festbesnciis der Msrktanlag iss
Teaspei Hin su jenem Sefaritte lieillgen Kifm iiewogen ka*>
te, von welchem oben die Rede gewesen, und wie nun die
Juden ihn uro ein Zeichen angiengen y durch welches er
sich als einen Goltgesandten Jegitimiren sollte , der sar
Vornahme solclier Gewaltmalsregeiii Befngnifs bitte, gSebt
ihnen Jesus die Antwort: ?aocxtf tov raov thxov^ xöl 4r
tQialv jjfUQatg iycQ^ avtov. Die Juden nahmen diese Wor-
te in dem Sinn, welcher , da sie Im Tempel gesprochen
Warden, am nftehsten lag, and hielten Jesa entgegen, daCs
er diesen Tempel, w.n dessen Bau man 46 Jahre gebraoelil
habe, Svohl schweriichj wenn er zerstört w/ire, in 3 Ta^en
wieder aufzurichten im Stande sein dtlrfte; aber der£van«
gellst iielehrt ans, diefs sei nicht die Meinang Jesa gewe»
sen, sondern dieser bal>e, wie übrigens den Jflngerti erst
nach seiner Auferstehung klar geworden sei, von dem rao^
tö aiiftttrnci ctii^ gei*edet, d. h. also durch Hns Abbrechen
nnd Wiederaufbaaen des Tempels auf seinen Tod and seine
Attferstehong iilngedeatet. Glebt man hieliei aaeh so, was
indessen gemft'fsigte Ausleger leugnen '), dnfs Jesus die Ju
den mit ihrer Forderung eines gegen w/irt igen Zeichens (wie
er es aaeh Matth. 13, gethan haben soll) DUglieh auf
seine einstige Anümtehang, als das grOfste and namenllleh
für seine Feinde besohKmendste Wunder In seiner Ge»
schichte, habe verweisen können: so roufste diese Hinwel»
sang doch von der Art seio, daüs sie möglicherweise ?«r>
]) X« B« LOcKB, U S. 42Öi vgl. dsgegeo Tmolvc«, S. 75.
oiyui^ca GoOglc
' llritlter Ai»#chniit.
stMwIefi werde» konnte (wie Mattb. n, d. n« 8c. JecnM
gami unwnwiNiden sieh erklXren lllat)« So hingegen, wto
Yfiv Iiier den Ausspruch Jesu haben , iLoiinte er, als ihn
JoBue thßtf unmöglich in diesem Sinne begriffen werden.
Denn wer in Tenpei' von der Zeretömng dieeee Tempelo
OfMieht, dauoa Rede Mrird JedeKo^niui euf oben dae To«»
gebüude, in welchem er sich befindet, beziehen. Es mOfo-
le demnach Jesus 9 als er das %op vaov tözov sprach, auf
meinen Leib gedenfteft, haben ^ was aneh die Frennde dieser
£rUlmng meistene roninsiotien Aüoln Uhr'a Erste
aagt der Evangelist von einem solchen Gestns nichts, nil-
erachtet es in seinem Interesse lag, cur Unterstützung sei-
ner Deutung denselben hervorsnbelien« Filr't Andere hat
Gablbk mit Reehft darauf aufmerliMni genuieht^ wie mtl
Md sohaal es gewesen wXre, einer Rede, welche naeh AI-
iein, was in ihr Wort, also Logisches war, sich auf das
Tempelgebiude besogy durch einen blo(sen Zusae von Mi-
misehom eine gans andere Beaiehu^g su geben. Hat sieh
aber Jesus dieser Hülfe bedient, so konnte sein Pin|ereeig
nicht unbemerkt bleiben; es mufsten die Juden eher dar-
über mit ihm rechten 9 wi^ er au den Ubermuth komme^
aeineo Leib mig su neniiHMi, oder wenn aueh dlefii aiehl,
ao konnten doeh in Folge jener Aktion die JOnger nicht
bis nach der Auferstehung Jesu über den Sinn seiner Re-
de in Dunkeln bleiben
Durch dieeo Sehwiorigheilen fand eich die neuere
Eiegese gedrungen, die johanneieehe Aualegung der Wor-
te Jesu als eine ex eventu gemachte Mifsdeutung zu ver-
lassen, und au Yersnchen, noabhängig von der J^iüäruj^
9) s« Tmoluoc, s« s« O.
3} Hsiwa, Josonos apostolus nonmiüorum Jesu spephtbegmatum
In cv«ng. suo et ipse interpres. In Porres und Rvrsm'n's Syl-
loge Comm. throl. 1, S. 9> GABtim, Recension des Hbkkb*>
sehen t'rograiiims im aeuettea tbeol. Journal, 2, 1, S. Süi
iiöcMS, a. d. St«
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Eritei Kapitel, f. «10. J||
if« Refbi%iif«ii ftf den Sfnn der rJfthsefhnften Rede elnza*
dringen, welche er Jesi* in den Mund Jegt^). Der Auf-
faMong der Juden, welche die Worte Jesn mif ein wirkIt-
ehe« Abbrechen nnd Wledemnfbeaen des NtltionaHi^Ilg^
*fhuni8 bezogen, kann man nicht beistimmen wollen, ohne
Jesu gegen seinen sonstigen Charakter eine in s Ungeheu-
re getriebene leere Grofssprecherel Enmsehreiben* Siebt
man sieh deftwegen nach dnem irgendwie oneigentliolien
Verstände des Anssprochs um, so begegnet man in demsel-
ben Evangelium zuerst der Stelle 4, 21 ff. , wo Jesus der
Samariterin verkündigt, es komme nitchstens die Zeit, we
man nicht mehr iv *liQoaoXvfioig den Vater anbeten i soi^
dem ihn als Geist geistig verehren werde. Eine Abro-
girung des vermeintlich allein gültigen Tempeicoltus ru Je- '
rusalem könnte das Xveiv des vaog aneh in rnisrer Stelle
nrsprflnglich bedeutet haben. Diese Anffassvng wird ditreh
eine Erelhlnng der Apostelofeschichte , 6, 14., bestätigt;
Stephanns, welcher, wie es scheint, den in Frage stehen-
den Ausspruch Jesn adoptirt hatte, warde von seinen An*
klägern beschuldigt, gefiussert an haben, on ^rfiog i Na^
^MQaTog iSTog xoTalvGFi tov tottov T»ror, yal aV.d^fi ra
ei>r, « TxctotöiDy.e DTcn'oijs, wo demnach als Folfi^o des Tem-
pelabbruchs eine Änderung der mosaischen Religionsver^
fassnng, ohne Zweifel eine Vergeistigung derselben, 'f»e*
Belehnet wird. Oaeo kommt noch eine Stelle in den '
synoj)tischen Evangelien, Dieselben Worte beinahe, wel-
che bei Johannes Jesus seihst ausspricht, kommen in den
swei ersten Evangelien (Matth« 25 , 60 f. Mardi 14, "57 f.)
als Anklage falscher Zeugen gegen ihn vor nhd* hier hat
Markus den Znsaz , dafs er den abeubrechenden vavg als
X^cQmQlr/fog f den von Jesos neu cu bauenden als äklogf
4) So, ausHcr Hr^KK im anfjcf. Programm, Hbhdkr, von Gottes
Sohn nach Jolianncs Evang. , S. 155 t". j Pauli s , Gbmm» 4y
165f< I«. J. i, a, S, 17Sf.i hücMM, s. d. SU
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I?frtipomityf0r lnwitotuwii wm domlbe Oegwni«« fon.aimi-
lieher mil g«bciger RellglonavcfrfasranK mi «ei« Mkeinf*
Demgeinfifs luf&t sieb iiuii auch die johaniieische Stelle so
•rkiüren : da« ist das Zeichen meiner Vollmackti dafs ich in
Süad» bin 9 u die Steüe das mosaiichen CereMowaidieii»
«t6t in iillneator Frist einen neuen , geistigen GoCIeadieuet
Ea setzen« Aliein , abgesehen von der minder bedeuten*
.den Schwierigkeit, dafs bei Johanne« nicht wie bei den
Sjnoptilwrn daa SubJelLt gewechselt | und der nennuer-
richtende vaig als aHog^ sendern durch nitog als derael»
he mit dem zerstörten bezeichnet wird ^)| so lüfst sich na-
mentlich das tv %Qiö)v T^^ikmag nach dem oben Ausgeführ-
ten auch hier nicht ohne Weiteres in dem unbestinuntea
Sinne Ton kurser Zeit fiusen^): in seiner genauen Beden*
dung genommen aber {lafst es nur als Termin der Aufer-
stehung Jesu, nicht aber der Vei^eistigung des Heligiomi-
Wesens«
So fon beiden Erlüimngen in gleicher Welse angeso-
gen und abgestolsen, flfichtet sich Olshausen eu einem Do|>-
jielsinn, walcher indefs nicht swiscben der johanneischea
und der uuieat dargelegten sjmbolischeui sondern swischew
der jolmnneiachen Deutung und der jttdischen die Mitte
hält, indem Jesus nur, um die Juden abeuwelsen, sie eum
Abbrechen ihres Tempels, als zu etwas Unmöglichem} auf-
geforderty und unter dieser nie eintreflfenden Bedingung
sich «im Bau eines neuen erboten haben aoU; so Jedoch,
dals deben diesem ostensllmln Sinn HBr die Bfen^c noch ein
▼erborganer hergieng, der den J fingern erst nach der Auf-
erstehung iilar wurde I nach welchem vuog den Leib Jesu
beueiolinete« Aliein Jene an die Juden gerichtete Aufforde»
rung sammf dem darangehüngten Erbieten wäre ein un-
würdiger Mnthwiile, die darin verborgene Andeutung für
S) Svaaay In fuxf% Msgasin, 4, S. 199.
0) Taeimc uad Oittuotas» %. d. St«
X
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/
£r«l«ft IL«pU«i S> Iii» Ui
48« Ji«fMP ntmloae Spielei«! ßBWtmnf vnd äbcvliMqil
Ul ^ DoppeMim iliMr Art la ier Rede ciiie»*v«r«liiHtt>
l^en Menschen nnerhürt« J)a man auf diese Weise an der
£rkllirlNirkeit der Johanneischen Stelle ganz TereweifelA
iB^chto« ao beruft «ich der Verfetter der Prolmbilieii dtafi»
mmtj itJk die Synoptiker die Zeogen, welehe vor Qerieht
behaupteten, Jesus habe jenen Ausspruch gethan, als tpav
dofuxQrgvQag bezeichnen, woran« er folgert, daf« deMis so
etwM, wie Jobanne« ihn iiier sprechen iaeset gar nicht
getagt habe) und aieh aonit einer £rldirong der johannei-
aeben Stelle überhebt, Indem er sie als ein Figment des
vierten Evangelisten betrachtet, weicher die Veriäumdung
jene^ Ankläger aoi^ohl erklären , als durch eine mystische
Jlentang der Worte Jean belie abwenden wollen 7> AI*
Jeln thella folgt ana der aynoptlschen Beselchnnng Jener
Zeugen als falscher nicht, dafs der Ansicht jener Evange-
listen zufolge Jeane gar nichts von deni| wessen aie ihi|
beaebnldigten, geaagt liabey dn er ea Je anch n«r etwaa an*
dera geaagt oder andere gemeint haben iiann, theila lat,
wenn er gar nichts der Art gesagt haben soll, schwer zu
erkl&ren, wie die falschen Zeugen auf jene Auaaage, und
nnmentlieh anf daa aonderbare ^ s^ir ^fdQatg gelionuneii
aein aollen.
Wenn hienach bei jeder Deutung des Ausspruchs, aus-
ser bei der unmöglichen auf den Leib Jesu, das ey tqigIv
^fiiffotg einen Anftof« bildet: aö werden wir, wie ea aeliein^
nof diejenige Relation dea Anaspmeba blngewieaen, In wel-
cher jene Zeitbestimmung fehlt, d. h. auf die Relation der
Apostelgeschichte. Hier wird Stephanos nur beschuldigt ,
geeagt nn haben, Sti^L o NaC. aros Morakvaei %w %inw
tStop ifw aytov"), md ilXa^ei Tcr l&ij a nagiSantB Mü»vaijgm
Das Falsche an dieser Aussage — denn auch die Zeugen
gegen Stephanua werden als fia{izv(fes ip^vdüg beceichnet —
^7> rkrobabU«:p.
uiyiii^cG Uy Google
IM Dritter AbteknUt.
MbiiC» Anr Aweila Sas «ein» wekber mit eigendiclieii Wor-
101 «SDü dner Aadenuif der »oMUeheM Ad%temvfM^
Mng spricht, iumI ttutt dosMD St«|ihMitts wohl in der obM
auigeiübrten ligtirlichen Bedeutung gesagt haben: xcA
fiahr ohtodo^Tfiu aUoVp oder »uu aUop iaxj^i(foaoui%ov)
RtkUe nun In dieaeni Sinne eneb eebon Jesnt jenen
An8spi*uch, aber ohne die ßestiaimtiiig der drei Tage, ge»
thnnf Hnd. dadurch unter den Juden bedeutenden Anstois
cmgt, so leg e« neeb feiner Anferstehong nahe, den m
Borstdrenden nnd wiederaufcnbanenden Tempel als Beaeicb-
nnng des Leibes Jesu aufzufassen, um iheils den Jlldieeben
Beschuldigungen auszuweichen, theils eine Weissagung der
Anferstehnng mehr sn haben* Kinmal aber /den Ausspruch
•■f die Anferstehnng benogen, ergab es aich von seibat,
dafs «oerst auch das bei der Bestimmung von dieser solenne
4V TQiaiv j]fitQaig hineingetragen, und dann weiterhin das
oiUey in avtiv^ das olxodofir^aia in iyeQOf verwandelt wui-de*
Wie hier dnreb das Bild rem abaobreehenden und neu
anfKuhaoenden Tempel, so soll Jesus bei einer andern Ge«
legenheit dui*ch das Vorbild des Propheten Jonas auf seine
Auftrstehung im Voraus hingedeutet haben (Matth. 12,^ if.
Tgl* 16, 4. Lne. 11, 29 ff.)* Als die Schriftgelebrten und
Pharisäer ein atj^eiw von ihm bu sehen verlangten, soll
Jesus ihr Ansinnen durch die Erwiederung zurückgewiesen
haben, dals einer so schlimmen yavBa kein Zeichen gege-
ben werde, als %6 a^fiiUW ^iiavä %ö n^ofijtUf welches in dw
ersten Stelle bei Hattbttos Jesus selbst dahin erlüfirt: wie
Jonas drei Tage und drei Nächte iv tfj xoüure tu xtjiug ge-
wesen sei, so werde auch des Menschen Sohn drei Tage
twd dr^ Nächte xoQdl^ fijg anbringen* An der
zweiten Stelle, wo Bfattbäns Jesu diesen Ausspruch leiht,
wiederholt er die angegebene Deutung nicht; Lukas aber
Sn der Parallelsteile erklärt denselben nur so: xaOiog ycc(}
ijfhno *kmt$ tn^imw tiXg Nmtitms, S§wg Ssai xiu 6 wog
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£r«tei KapiteL f. im. Stt
v8 äpSifiSm tfj yevB^ tairrj. Gegen die M^fiMMtf ddb
Jesus die Auslegung des Jonaszeichens , welche ihm Mat*
thaosy V. 40., in den Mund iegt^ selbil gegeben hnbe^
Jilet sieh Venehiedeoet einwenden» Dea swari daA Jene
Ton drei Tagen nnd drei Nlehten, welehe er In llemen
der Erde anbringen werde, defswegen nicht habe sprechen
können, weil er nur einen Tag und zwei iNüehte im Grabe
gewesen sei*)! aehweriieh entgegenbalteil laa*
een, da der N. TJIehe Spraehgebranch enteehleden die KU
genheit hat, den Aufenthalt Jesu im Grabe, weil er den
Tag vor dem Sabbat durch den Abend, und den nach den
Sabbat durah den Morgen noeh berührte, einen dreltllglgen
mu nennen; wnrde aber einnal dieser Eine Tag aannt
zwei dächten fOr drei volle Tage genommen, so war es
nur eine Umschreibung dieses Vollseins, dafii an den Ta»
gen aneh noch die JNichte gesent wnrden, waa sieh ohne»
hin In der Vergtelehnng nit den drei Tagen nnd Niehteif
des Jonas von selbst ergab '^). Dagegen wfire es, wenn
Jesus von dem at^^aiov Vctfya die Islrklarung gab, welche
Ihn Matthina leiht, eine so klare Voranssagnng seiner
Anferstehung gewesen, dafs ana denselben GrOnden, wel-
che nach dein Obigen den eigentlichen VoransverkOndlgun«
gen derselben entgegenstehen, Jesus auch diese Erklärung
nieht gegeben haben kann. Jedenfalls mufste sie die naeh
V. 49. anwesenden Jünger an einer Frage an Jeanm ver»
anlassen, wo sich dann nicht einsehen Ififst, wartim er Ih*
nen die Sache nicht vollends klar gemacht, also mit eigent*
liehen Worten seine Anferstehnng vorhenrerkflndlgt haheii
sollte. Kann er aber diels nicht gethan haben, weil sonst
die Jflnger nach seinem Tod sich nicht so benommen Ha-
ben konnten, wie sie sich den evangelischen Nachrichten
»ufolge benahmen: so kann er auch nicht dnreh Jene Ver-
8) Paulvs, es. Handb. z. d. St«
9) vgl« FamiCBB und O&uuvtaa, s« d. St«
Bogeo2i. i>t S. SS5u. 536 ausxuschocidcnu. dieses Blatt elnsublnJfiea!
m
Dritter Abschnitt.
.gleichung des ihm, bavor«tehenfi(»n Seiiicluiils mit dem des
.JoiMif eine Frage der Janger licrvorgerafen heben, welche
er, wenn sie en ihn gestellt wtirde, euch beentwerten
muffite, aber dem Erfolg nach nicht beantwortet haben kaun.
Aus diesen («rüiMleii hat sich die neuere Kritik dahin
nometproehen, dafs die Matchiiisehe Eriilümii^ dea tnifiÜQr
^bam eine poMt eventum vom Evangelisten gemachte Den-
tung sei, welche er fülschlich Jesu in den iMund lege '^).
Wohl hat hienach Jesus die Pliarisäer auf das atjftüov ^korü
verwiesen, aber nur in dem Sinn, in welchem ea Lnkae
ihn eriilliren lülst, dafs, wie Jona» selbst, eelne blofse Ge-
genwart und seine ßufsjiredigt, ohne Wunder, den Ninevi-
^tcn als göttiiühes Zeichen genügt habe: so aueli seine Zeit«
genossen, statt nach Wunderaeiohen sn haschen, sich an
seiner Person und Predigt getiOgen lassen sollen» Diese
Auffassung ist die eineige deii Zusammenhang der Rede
Jesu — auch hei Matthäus — und näher der Parallele zw i-
scfien dem Verhältnifs der !Kineviten ku Jonas und dem der
Königin des Sttdens so Salome angemessene. Wie es die
aocfiu 2:ü/Loiior^üg war, durch welche die leetere von den En-
den der Erde sich herbeigezogen fühlte: so hei Jonas auch
neeh dem Ausdruck des Matthäus lediglich sein ynjQvyfiaf
' Mif welches hin die Mineviten Bufse thaten* Das Fatumm
in dem Sat^e bei Lukas; arco^ egai. ttal 6 viog t. er. tf^
^SV%{f Wült] C'//,/i«wy)> welchem man glauben möchte,
fß kdnne nicht auf den gegenwärtigen Jesus und seine Pre-
. digt, sendem mCIsse auf etwas Künftiges,' wie seine Aufei^
stehung, bexogen werden, geht in der That nur anf die
künftige y.Qiüi^ y iu welcher «ich liervorsteilen wird, dafs,
wie für die Mineviten Jonas, so für die damals lebenden Ju-
den Jesus elf atiiuiop berechnet war* Frühseitig mufs Jedoch, .
wie wir aus dem ersten Evangelium ersehen, dem Schicksal dee
Jonas eine typische Beziehung anf den Tod und die Auforste-
hnng Jesu gegeben worden sein, indem die erste Gemeinde für
10^ i'Ai«i.t;^) ex. liandb. 2, S. 97 ff. Scuulz, über das Abeudüi. f.
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f
Erstes Kaplldh 110. 307
4
4le so snsHlssige Kttiislrophe Aves Messins mit Ängstlich*
keit übersll im A. T. Vurbiidui* und Weissaguiigeu aal*
Moch ^aige AossprOche Jesn indes sioh im vierten
Evengelium) weiche schon eis verbfliile Weissagungen der
Auiei'ätehung gefalät worden sind. Die Uede vom Wai-
■enJiora zwar, 12, 24, bezieht sich zu augenscheinlich jior
auf ftss durch seinen Tod bu fdrdemde Werk Jesn^ als
dafs sie hier weiter in Betracht kommen ktfnnfe. Aber in
den jolianneischen Abschiedsrcden finden sich einige Aus-
sprüche, weiche noch immer Manche von der Auferstehung
verstellen m6cliten« Wenn Jesos sogt: Ich werde ench
nicht verwaist iassen , ieh komme nn ench; noch kurse
Zeit, so sieht die Welt mich Jiicht mehr, ihr aber sehbt
mich; über ein iüeiues, so werdet ihr mich nicht mehr
sehen , nnd wieder ttl>er ein lüeines, so werdet ihr mich
sehen n. s. f. (14, 18 ff. 16, 10 ff.): so glauben Manche, die-
se Reden, mit dem V erhältniis von fuyQov xai nu 'uv fiixQOVf
mit dem Gegensaz zwischen ifiq>cafi'Qii'P i^plv Qtoig fuid-r^"
%mg) KM «x^ xiaflify mit dem von ganä persKniichem
Wiedersehen iautenden jtaltv oipoftai und itpead^fy kennen
auf nichts Anderes, als auf die Auferstehung bezogen wer-
den, weiche eben das kurz auf das ^ichtsehen gefolgte
Sehen, und swar ein perstfniiches nnd auf die Freunde
Jesu eingesdwänktes, gewesen sei AÜein diescfs ver-
lieifsene Wiedersehen beschreibt Jesus hier zugleich auf
eine Weise, welche für die Tage der Auferstehung nicht
gans passen will. Wenn das äti iyd (14, 19« ) seine
Auferstehung bedesten soU, so weife man gar nicht, was
in diesem Zusammenhang das xai vfieTg C?joeaOe heifsen
wili; wenn Jesus sagt, bei jenem Wiedersehen werden
seine Jinger sein VerhttitnÜs aum Vater erkennen, und
Um nichts meiir an fragen branclien (14, 29. 16^ SS.): so
II) SOiKiim, a. a. O. S. 1S4 CT.
, Öaj l^en J0tu JI. Band. 22
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Drilter Abuchnitl. ^
■Midileii «ae Ja noth mm leaten Tilge ihm ZmumMiiti^liis
mic ihm mieli 4er Aiiftnlehnng eine» nnii mwmr Im Sinn
' lies vierten Evangeliums recht anverstündige , Fmge mn
ihn (A. G. 1, 0.)^ endlich, wenn er verspricht, dafd su
denjenigen, der ihn liebe, er und der Vater kommen
und nTehnnng bei ihm mecben werden: so wird rollende
klar, dnfs Jesus hier nleht von einem leiblichen, sondern '
von seinem geistigen Wiederkoramen durch den naQaxlt^^
t9g redet* ^)« Hat jedoch auch diese Erklärtuig ihre Schwie-
rigkeiten, indem hiiiwiedenim das o^maM fte nnd ätpo^u^
vfutg auf Jene blofs geistige Wiederknnfl nleht ganz passen
will: so müssen wiv die Lüsung dieses scheinbaren VVi-
der^pruchs auf die genauere jUeleuchtojig dieser Aussprii-
ehean einer spXteren Stelle versjiaren, and erinnern einst-
weilen nnr, dals ans den johanneisoben Abschiedsreden,
deren Untermischiing mit eignen Gedanken des Evangeli-
sten jest selbst von Freunden des vierten Evangeliums zu*
gestanden ist, a« wenigsten ein fiewels in dieser Sachn
genommen werden kann.
Nach allem diesem könnte der Ausv^eg noch übrig
an sein seheinen, dafs Jesus zwar allerdings (Iber die ihm
bev,erttehende /kufentAmmg sieb niebt geCnssert, niebts ^
desto weniger aber sie fÖr sieh vorhergewnfst habe. Wnfe-
te er seine Auferstehung vorher, so wufste er sie entwe-
der auf übernatürliche Weise, vermöge des ihm inwohnen-
den pcophetisehen CU^istee, höheren Prine^ — - wenn man
will, seiner güttllehen Natinr: oder er wnAte sie auf na*
türliche Weise, durch verständige menschliche Überle-
gung. Allein ein übernatürliches Vorherwissen jenes Er-
eignisses ist auch hier, wie in Beaiehnng anf den Tod, we-
gen der Beniehinig undenkbar, In welche Jesus dasselbe
Eum A. T. sezt. Nicht blofs in Stellen nämlich, wie Luc.
'8, dl, welche, als Vorhersagungen, nach dem Ergebniin
2) s. LUcn X. d. St.
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Erstes Kapitel» HO. 3«»
nnarer leslsiiiDiiteswicbiing, wn» sohon nicht, nehr ak^U«
sturiseh gelten können, stellt Jesus seine Aufersteliuitgy
wie «ein Leiden und seinen Xod| als ein zehod^fj^m ndv-^. '
HB dar, sondern^ aoeh nacli dem Erfolg hält er den an
seiner Auferstehung zweifelnden Jüngern vor, sie hfittea
glauben sollen iiu nuaiv ois ÜMh,aav OL.nQOfffjjai, dafs
aHmUoh %cnit9t üdu nudelt %w Al^göy/. tuA wiX&Hy eig^
Ti^V dofftr «vra (LecM, 9ftf«> l^ant des Verfolgs der
Erzählung hat Jesus sofort dieseji Jüngern (den Eminaun-
tischen) alle von ihm handelnden Scji]u£(ste;|lenj a^a^ey(^
uno MuHtitag wiimto niimm %m.nq9ißfrßfip^ wean i/i^eifer.
unten aoeh noch die ^ceil^oi gasest, werden .(V. 45O9 'mis-^
gelegt; im Einzelnen jedoch wird uns keine Stelle angege-
ben , welche und wie sie Jesus auf seine Wieder beiebung
gedentet liAttei Msaer dais ans Matfb« 4% V^,^* folgen v^ttr«
de 9 er habe das Seliicksal des^ Prophetwni Jonas als Vor-
bild des seinigen betrachtet, und aus der späteren aposto-
lischen Deuinng, als mathmafsUcheoi vNacbdall der seinigcn^
geaeliiessen werden kdaate» daTs er,* nie nae|iaia|f die iVpo-
atel, hanptsftsUleh In Pa. 16,^ 8 & 8»:!Kiiff. 13, 35.)9
Jes. 53. (A.Gf. 8, 32 (f.), JeK 55, 3. (A.G. 13, 34.), und
dann etwa noch in Uos. (i, 2. solche Weissagungen gefipi- *
den habe» Allein das Sebioiual. dse Jeeaadiat. mit, dem
Sehleksal Jesn nidit einaial reekt ^ne iiifpeifli^lie Ahn-
iiclikeit, nnd das ihn betreffende Buch trfigt seinen Zweck
% so sehr in sich selber, dafs derjenige es gewifs nicht nach
aeinem wahren {Sinn nnd der Absicht seines Va^^ass^ den*
tat, der ihm oder einem Znge desselben eine vorbildticbe
Beziehung auf Ereignisse der Znkanft nnterlegt : Jes. 55, 3.
ist so augenscheinlich heterogen, dafs man kaum begreift|
wie die Stelle aar mit der Anfemtehong Jesu hat in ße-
slehnng gehraoht werden, kttnnsn; Jes» 9SU beaalelit sich ent-
schieden anf ein in Immer neuen Gliedern wiederaufleben-
des Coilektivsubjekt j Hosea <i. unverkcnnh.n* luidlieh auf
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SI0 * t^tU ee> Aksehnitt;
Volk ttiMl Stmft Itmltl; enMeh die Hiiiiplifelle, Pn. 1«.,
kann nur auf einen Frommen gedeutet werden, welcher
durch JeliovA*« Hülfe einer Todesgefahr zu entrinnen hoffr,
und swar nleht in der Alt, diils er, wie Jetoe, ans dem
Grabe wieder benrorgelien , , eondem gar nieht wiriilieh
in dasselbe versext werden würde, versteht sich, diefs nur
vor der Hand, und mit dem Vorbehalt, seiner Zeit aller»
dingt der Nator den Tribut na enftriebten was auf
Jetam wtederom nicht paaien wSrde. Hütte alae ein flber-
natüriiches Princip in Jesu, ein prophetischer Geist, ihn
in diesen A. T.Üchen Geschichten und Stellen eine Voran-
dentang aelner Anferetehnng linden laaaen: ao ktante, da
in keiner deraelben eine aeiehe Beaieknng wirklieh liegt,
der Geist in ihm nicht der Geist der Wahrheit, sondern
er mUfste ein Lügengeist gewesen sein, das übernatürliche
Princip in ihm nicht ein göttÜchea, aondem ein dXmeni*
achcfl« Bleibt, um dieaer Cemeqnens sn entgehen, dem
ftfr verstfindige Auslegung des A. T.s euglfnglichen Supra-
naturaiisten nichts übrig, als das Vorherwissen Jesu von
aeiner Anferstehung aii ein natürlich •nMnaehlicliee nn be*
haupten: ae war die Anferetehnng, ala Wnnder betrach-
tet, ein Geheimnift des göttlichen Rathaohlusses , in wel-
ches einaudringen dem menschlichen Verstand vor dem Er-
folg nnmöglich war; als natürlicher Erfolg angetehen aber
war sie der vnbereohenbaraCo ZoMI, wenn man nicht ei-
nen von Jesu niid seinen Terbandeten. planmAfidg herbei*
geführten Scheintod annehmen will.
Also nach dem £rfolg erst ist so Venmasleht wie
Voraussage der Auferstehung Jesu beigelegt, und nnu
war es auch bei der bedenlosen WiUkfibr jüdischer
Exegese den Jüngern und Verfassern der N. T. liehen
Schriften ein Leichte», im A. T. Vorbilder und Weisse*
gnngen auf die Wiederbelebwif Ihrea Messiaa anfisufinden.
15} t. OB Warn, d. St,
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I
^rsca« Kapilai f. III. Ui
Hicht ab ob «ia diala mH tah^wnr Abaiekdieliliail , «imI
adlMt Ton der Ntchtigkeil ihfar Aaslegungs- inid SehlvfW
weise überzeugt, gethan hfitten , wie der Wolfeiibüttler
Fragmenüftt und Andre seine« gleieben lästern : sondern
wie es deai) der In die Sonne gesehen, ergeli^ dals er noah
lüngere Zelt, wo er hinsteht, ihr Bild erbliekt: so sahen
«ie , durch ihre Begeisterung für den neuen Messias ge-
blendet, in dem einaigen Buche, das sie lasen, dem A. T.,
ihn flberall, und ihre, Iii dem wahren Gefülil iler Befrie-
digiing tiefster BedArfbiise gegründete Vberseugung , dafa
Jesus der Messias sei, ein Gefühl und eine Überzeugung,
die auch wir noch ehren, griff, sobald es sich um refle-
xionsmifaige Beweise handelte, naeh Stütaen, welehe iSngst
gebroehen sind, und selbst dureh das eifrigste Benllhen
einer hinter der Zeit zurückgebliebenen £zegese nicht
melur haltbar geaiaeht werden kttnnan.
f. III.
Die Reden Jesu von seiner Parusie. Kritik der vertchie-
denen Auslegungen. ^
Doeh nieht allein daTs er drei Tage naßh aalnam To-
de wieder aufleben werde, um sieh arinen PrevuideR an
zeigen, sondern auch, dafs er spüter einmal, mitten in der
Drangsalszeit, welche auch die 2iersttfrung des Tempels in
Jerusalem herbeillttlupen sollte^ In den Wolken des Hlmaieie
kommen werde, um die gegenwXrtIge Wellperlode abao*
schiiefsen, und durch ein allgemeines Gericht die künftige
zu beginnen, hat Jesus den evangelischen Xfaehriehten sn-
folge Toraiisgeaagt (Matth. M. nndttw Blare» 13* Lna» 17)
St-OT. 21, 5-^36.).
Als Jesus zum leztenraale ans dem Tempel gieng (Ln«
kas hat diese Bestimmung nieht) und seine Jünger (Ln«
has nnbesHmflit: Binig^ Ihn auf den herrliehen Bau be-
wundernd anfmerksam maehten, gab er Ihnen die Venl- ^
cheriuig, dadi alles, wie sie es tla «eheuj von Grund aus
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*34S Dritter Abschnitt.
em^rt werden würde* fMafffi* i4, 1. f. pAnill.>. Anf
die Frage der Jdn^r, wann Hiefs geschehen, und was das
Zeichen der ihrer Ansicht nach damit snsAmmenhäniion^en
Ankunft; des Messias sein werde (V. S.^ 9 wsrnt sie Jesus,
sieh nicht durch Leute, welche sich fillschllch fOr den
Messlas ausgeben , und durch die Meinung, gleich nach
den ersten Vorzeichen müsse die erwartete Katastrophe
folgen, irreführen ru lassen; denn Kriege und Kriegsge»
rllehte, K^impfe ron Vülicem und Reichen gegeneinander,
Hungersnoth, Pest und Erdbeben da und dort, seien nur
die ersten Änfän j^e des der Ankunft des Messias vorange*
henden Elends (V. 4-— 8.). Auch sie selbst , seine Anhiln-
ger, werden nuror noch Hsfs, Verfolgung und Mord Üher
sich ergehen lasson müssen; Treulosigkeit, Verrath, Thu-
^ schung durch falsche Propheten , Lieblosigkeit und allge-
meines Sittenverderben* werde unti^ den Mensehen ^inreis»
•en, Bugleioh aber müsse die Botschaft vom Mesiiasrelch
noch voi'Iier in dor ganzen Welt verkilndiort wci'den : nacli
allem diesem erst könne das Ende der jetzigen Weltperio-
de eintreten, anf weiches mit Standhaftlgkeit harren müs-
se, wer an dem Ghfcice der künfH^n Antheil bekommen
wolle fV. 9 — 14. >. Ein näheres Vorzeichen schon von
dieser Katastrophe sei die Erfüllung des Danielischen Ora-
kels 27.) von' dem an heiliger Stütte aufsnstellenden
Verwüstnngsgrlluet ^naeh Lukas, 21, 20, die Umstellung
.Jerusalems durch Kriegsheere); wenn dieses eintrete,
dann, sei es Tnach Lukas, weil die Verödung Jerusalems be-
vorstehe, welche Lue« 19^ 43 f. In einer Anrede Jesu an
die -Stadt' durch mQißa^aiv. ot fx^()o/ ou yaQaxa aoi^ xal
TtBQtyvy.hiauai as y.al ovrt^<jol os Ttavro^evy y.cd idacfrsal
US xal za rexvcc a i iv ool, y.al hx Cupilauoiv iv aoi U^ov
nfth^r bestimmt Ist) die höchste Zeit schien-
nlgtfton Plnoht^'bei welcher alle am schnellen Fortkommen
flehinderte zu b?d.iaern, und von welcher, dafs sie In kei-
ne ua^ünsti^e Zeit f;iilen möge, angelegentlich eu wünschen
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0
Erste« KapiteL f. III. MS
•ei; denn et trete ilMm efaw bdtpielloee DnmgMilsaelt «ein
(neeh Lue* V. 24. haupttiehlieh diiriii bestehend, daf« vom
Volk Israel viele uoikoinmen, andere geiaiigeii weggeführt,
Jerusalem aber eine vorberbeatiminle Periode hindurch
Ten Meiden sertreten werden werde)» welehe nnr dnreh
gnedenirolle Abkflreung Ihrer Dauer von Seiten Ciottes aus
Kücksichtaufdie Erwählten ertriiglich werde (V. 15—
Um diese Zeit werden falsche Proplieten und Afessiaiie
dnreh Wunder nnd Zeiehen sn tXnsdien anchen, nnd da
oder dort den Messias au aeigen versprechen: da doch
ein Messias, der irgendwo verborgen wäre und nnfgesucht
w erden rnüfste) kein wahrer sein klinne^ indem dessen An-
kunft wie das Leoehten des Blitnea eine piaalielie» OberalU
hin dringende Offenbarung sei, und ebrnsoliald sieh um
ihn die ihm bestimmten Anhänger sammeln werden (V.
—28.). Unmittelbar nach dieser DrangsalsKeit werde sich
nun du^ Verfinsterang von Sonne nnd Mond, dnrrh
Herabfailen der Sterne nnd ErsehAtterung alierKrüfle des
lliiiiiiiels, die Erscheinung des Messias einleiten, welcher
sofort zum Schrecken der Erdenbewohner mit groÜMsr
Uerriiehkeit in den WoMmu des Himaels dalierkoMnen »
nnd alsbald dnreh Engel mit TronipetensehaU seine Er-
wählten von allen Enden der Erde eusanimenrufen lassen
werde (V* 29 — 31«). An den voi^enannten Zeichen sei die
JiHlie der angegeheaen Katastrophe so sieher) wie an den
Anssehlagen des Feigenbauns die Mibe des Sommers, an
erkennen; nuch das gegenwärtige Zeitalter werde, bei al«
iem was sicher sei, das Alles erleben, obgleich der genaue-
re Termin nur Gott allein bekannt «ei (V.92— 3«.). Wie
aber die Menschen seien (das Foln^ende haben Markus und
ijükas theils gar nicht ^ theils niiiit in diesem Zusammen-
hang), so werden sie aach die Ankunft des Messias, wie
einst die der Silndlluih, mit. ieiehtsinniger Sicherheit her-
anHIeken lassen fV. 37 — 39.): m d doch werde es ein
äuüdcrttt LrUiöcher Zeilpunkt sein 9 der diejeni^eu^ welche
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' Drltfr Abtohnitt;.
in ilea nMmt&n Verfiff Itniiteii gestanden , guns enfffe&fen-
ge»er.tem Loos riheranfworfen werde (V. 40. 410« Darum
sei Wachffamkeif noth fV. 42.)-. wio immer, wenn von ei-
nem epi^cheideiiHen £rfalge der Zeilponkt «einet Eintre^
f^ns unbeknnnt sei, wus sofort doveh das Bild vom Hsns-
liorrn und Dieb (V\ 43. 440? vom Knechte, dem der ver-
reibende H<^rr die Aufsicht über das Uaasvi^esen anver-
trant ( V. 41^51.) | ferner von den klagen and thöriehten
Jiineffranen (25, 1 — 13.), endlich Ton den Talenten (V. 14
— 30.), veranselianlielit wird. Hiernnf folgt eine Beschrel-
biinir des feierlichen Gerichts, weiches der Messins Ober
alle Vtlilter halten, an^ in welchem' er nach der Rücksicht,
ob einer die Pflichten der Menschenliebe lieobaehtet oder
hintan nre'^o/.t habe, Seligkeit oder Verdammnirs zuerkennen
werd.^ fV. 31—46.). «).
In diesen Reden kündigt also Jesus bald ievO-iiag^ 34|
99.) nach derjenisren Dran^rsal, in welcher wir (nanent-
lieh nach der Darstellnnfr des LnkasevanjE^elinrns") die Bela-
gerung von Jerusftlein and die Zerstörung des Tempels er-
kennen müssen, und so, dafs es die Generation seiner Zeit-
genossen (i; yevpti aStfj V. 34.) noch erleben werde, seine
sichtbare Wiederkunft in den Wolken nnd das Ende der
gegen wjirti^en Zeitperiode an. Da nun bald vor 1800 Jah-
ren die Zerstilrun^ des Jüdischen Tempeis erfolgt, nnd ebeii-
aofange her die Zeitgenossensehaft Jesa aosgestorben, seine
sichtbare Wiederkunft aber nnd das von ihm mit dersel-
ben in Verbindung gesezte Weltende noch immer nicht ein-
getreten ist: so scheint insofern die Yorherverkündigung
Jesn eine Irrige gewesen mu sein. Schon in der Ältesten
christlichen Zeit, da die Wiederknnflt Christi sich langer-
▼erzog, als man sich gedacht hatte, standen, nach 2. Petr.
3, 3 f*y Spötter mit der Frage auf: nü igi¥ ma^yelia
1) Vgl. lilior f'rn Inhalt und Zusammenhang dieser Reden
Famiciui ia Alst h. p. 695 if.
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£rftte8 Kapitel. S. III. 845
Tjfc naQnalctg cnV«; a(p yao ol nartQfg iy.otfijj^r^aaVf
ndiia ino) (hautvn an oiQX^S ytionog. In neuerer Zeit ist
die naehlbeiiige Folgerongi ivelche aat dem bezelohnetcn
Verhiltnir« gegen Jeaam uiad die Apostel sieh seheinlNV
ziehen läfst, von Niemand schneidender ausgesprochen wor-
den, als von dem WolfenbUttler Fragmentisten. Keine
Verheiiswig in der gansen Schrift, meint er, sei auf
einen Seite bestimmter yorgetragen , auf der andern offen- •
barer falsch befanden worden, als diese, welche doch eine
der Grandsäulen des gesammten Christenthums bilde. Und
mvmr sieht er darin nicht einen blolsen Irrthum, sondern
einen absichtlichen Betrog der Apostel (denen, und nicht
Jesu selbst, er jenes Versprechen und die es enthaltenden
Reden zuschreibt), hervorgegangen aus der Noth wendig-
keit, die Leüte, von deren Beiträgen sie ihren Unterhalt
stellen wollten, durch das Versprechen einer nahen Beloh-
nung anenlocken, and kennbar an der Kahlheit, mit wel- /
eher sie den aus dem allzuiangen Verzug der Wiederkunft
€bristi erwachsenden Zweifeln , wie Paulas Im 2ten Thes- i
salonicherbrief durch Ventecksplelen mit dunkeln Redens-
arten , und gar Petrus In seiner ew^ten Epistel dureh das • .
Ungeheure einer Berufung auf die göttliche Zeitrechnung,
in weicher 1000 Jahre = einem Tage seien, su entgehen .
suoben 2).
Der tddtllchen Wunde, welche man dureh solche Fol*
gerungen aus dem vor uns liegenden Abschnitt dem Chri-
stenthum beibringen wollte, roufste natfirlich die Exegese
auf |ede Vi^eise aussubeugen suchen* Und nwar nfiher, in-
dem der ^anae Knoten darin besteht, dals Jesus mit etwas
nunmehr längst Vergangenem in unmittelbai*eii Zeitzudam-
menhang etwas noch immer Zukünftiges au setzen scheint^
so waren die drei Auswege möglich : entweder su leugnen,
dafn Jesus sum Theil auch von etwas Jost schon Vergan-
Ji) Vom Zweck Jesu und seiner Jünger, S. 184. m IT. 2« 7 &
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MH Dritter AbvcliMit^ '
gwMfli spreehe, «nd ihn von innler noeli ininier ZvfcttnW-
gein reden sii lassen; oder leugnen, dafs ein Theil sei>
Aer üede etwa« noch jezt Zukünftiges betreffe 9 sumit die
genne Vonio«Mgiuig auf etwM bereite binter nne Liegea-
des BH beslehen; oder endJieh swer ensttgeben, deCi der
Vortrag Jesu theils auf Solches, was uns schon ein Ver-
gangenes, theiU auf Solches, was nns noch ein Zuiiiiiif*
tiges iaty «ieh besiebe, aber so iengnen^ ciais er swisebe«
beUe« eine nnmttleibere Zeitfolge behenpCet bebe.
In der urchristlichen Erwartung der Wiederkunft Christi
noch lebend, und zugleich in geregelter £xtfgese nicht so
gettbty WB fiber einige Birten einer aonet erwUnsebten Er^
ktimng nicht hinwegsehen nn können, tieeogen einige Kir»
clienväter, wie Irenaus und Hilarius den ganzen Ab-
•chnitt von seinem Anfang Matth. 24, bis zti seinem Ende
Kefi. 25, auf die noch bevorstehende Wiederliunft Christi
«um Gerieht* Aliein, indem diese Anslegungs weise so-
gleich einräumt, von vorne herein habe Jesus als Tyjius
dieser ieeten Katastrophe die Zerstörung Jerusalems ge-
branebt: eo glebt sie damit sieh seihet wieder auf, denn
was lieMst jenes Zngestindnift anders, als dafs der Anfang
der fraglichen Reden zunächst den Eindruck mache, wie
wenn von der Zerstörung Jerusalems, also etwas bereits
Vergangenem, die Rede wäre, und dais nnr eine wettere
Reflexion and Conibination demsellien eine Beslebung aof
etwas n6ch in der Zukunft Liegendes geben könne?
Der neuere Ri^tionalismus , weichem in seinen natura-
Üstiseben Anfängen Jede Hoffnung auf die Wiederkunft
Christi na Nichte gewof^en war, und weleber, um das
ihm Mifsfallige aus der Schrift wegzubringen, jede exege-
tische Gewaltthat sich erlaubte, warf sich defswegcn auf
3^ Jener adv. Harros. 5, 25 ; diestT Conini. in IMaüh. x. <l. St.
Vcrgl. iibtT die verschiedenen Auslegungen dieses Absclinllls
das Verseichni!:«» Uc'i ScIiott,' (^nmmenlarius in cot J. t>i>r>
semoaes, qui de reditu ejus ad judicium — sguot, p. 7Sfi'*
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%
Erste« KapiteL S* Hl* M7
d?^ entgege II ^eseiBf» Seite, oml wagte den Versveb, die be-
treireiideii Reden Jesu in ihrem ganzen Verlauf nur auf
die Zerstörung Jerusalems, und was ihr «uniiciMt voran-
gieng und folgte, mu Imielieti ^> Uleter Aualegmig m-
folge soll dss Ende, ron welehem die Rede ist) mir dee
Aiifliören der jüdisch -heidnischen Weltgestaitung ; das von
der Ankunft Christi in den Wolken Gesagte nur bildliche
Beseiehnang der Verbreitung nnd des Siegs seiner ^Lehre;
die Versammlung der Vttllier sam Gerieht und die Terwel-
suiig der einen in die Seligkeit, der andern in die Ver-
dai^mnifs ein Bild für die beglückenden Folgen sein, wei-
elie die Aneignung dep Lehre und Saehe Jesn, nnd iür die ^
Übel > welehe die Gleiehgttitigkeit oder gnr Peindsehaft ge-
gen dieselbe mit sich führe. Allein hiebei wird ein Ab-
stand der Bilder von den Ideen angenommen, der sowohl
an sieb nnerböri, als im Besondern hier nioht denkliar ist,
wo Jesus au jüdisch Gebildeten redend, wissen nofste, dalb
sie, was er von Ankunft des Messias in den Wolken, vom
Gericht und Ende der gegenwärtigen VVeltperiode sagte ^
im elgentliciiston Verstände nehmen würden.
Leist auf diese Weise die Rede Jesu ihrer ganaen
Länge nach weder auf die Zerstörung des Jüdischen Staats,
noch auf die Vorgänge am t)nde der Dinge sich beaiehen;
so mdlste sie auf etwas von beidem Verschiedenes iieBOgen
werden, wenn jedesmal an einem und eliendemseUien Zig
jene gedoppelte Unmöglichkeit haften würde. So aber i'n\^
die Sache nicht^ sondern während auf das ferne Ende der
Welt nicht besagen werden kann, was Matth. 24 » 2. 3*
15 iL Ton Verwüstung des Tempels n* s« w* gesagt wird:
kann umgekehrt auf die Zerstörung Jerusalems das nicht
gehen 9 was 25, 3i ff« von dem durch des Menschen Sqhu
4) Bahrdt, Übersetzung des N. T.s, 1, S. 1105, 5le Aiisfj. ; (f^
KeNKRMA>i\, Handbuch der (jlaubenslehref 2« S. 579* 3yS. 427*
447. 709 ft,f und Andere » bei ScHonr, «. a. ü.
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^48 Dritler Abtohniit.-
n halrenden Gericht verkfliuligt iuL Indev hieimch in dar
Rede Jeia TOfi Vom herein die fieniehting auf die Ze^t5-
ruiig Jerusalems 9 nach hinten zu aber die auf das Ende
der Dinge die vorwiej((ende ist: so wird eine Theilung mög-
lich, in der Art, da& der ersM» Tiieii der üede anf Jenen
niiheren, der nweite «of diesen entfernteren Erfolg beco-'
gen werden kann. Diefs ist der von den meisten neuei*en
Kxegeten eingeschlagene Mittelweg, bei welchem es sich
nur fragt, wo der Blnsehnitt na machen ist, weicher beide
Theiie von einander trennt Da es eine Spalte sein nfile-
te, in welche voraussezlich die ganze Zeit von der Zerstö-
rung Jerusalems bis sum Jüngsten Tag, also niuthmafsiich
ein Zeitraom von melireren Jalirtansenden hineinfiele: so
sollte sie, mala man denken, itenntlieh l»eseichnet, nnd ^
folglich leicht und mit Übereinstimmung zu finden sein.
Es ist kein gutes Vorzeichen für die ganze Voraussetzung,
dais man diese Übereinstimmung vergeblich sucht, vielmehr
an den* verschiedensten Örtem der Rede Jesu jener Ab-
schnitt gefunden worden ist.
Da auf der einen Seite so viel entschieden zu sein
•ehien, dafs wenigstens der Schlafs des 25ten Kapitels,
von ¥• 31. an, mit den Reden von dem feierlichen Gericht,
welciies der Messias, von den Engeln umgeben, über alle
Völker halten werde, nicht auf die Zeit der Zerstörung
Jerusalems besogen werden könne: so glaubten manchd
Theologen hier die Orenne abstecken, nnd bte i5, SO. nwar
die Beziehung auf das Ende des jüdischen Staates festhai>
ten 2U können^ von da an aber sum Weltgericht am Ende
der Dinge ttbergehen «a massen An&UeA mnis bei die»
5) So LisiiTfooT, s. d. St. Flatt, Cosun. de notione vocit ßm»
mUia rwr tS^rtSv^ in VstTRVSiN^t tt. A. SaBunlung, 2, 461 ff.
Jahn, BrklSrung der Wdssagungca Jesu von der Zerttörung
Jerusalems u. s. w. , in Bskokl^s Archiv 2j 1> S. 79 ff. , und
Andere^ f. bei Schott^ S. 75 f»
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Evstei Kapitel, i. III. 949
•er ErkUSrnng sckon diefiiy die grofte Kluft, weiche der»
eelbeii snfolge swisebeti 25, 30. und Sl. «tntifinden mafste,
durch ein einfaches öt bezeichnet za selten. Dann aber
wird hiebei nicht iior das von Sonnen- und Mondafinster«-
nieten, firdbeben^'und herabfallenden Sternen Gesagte als
blelaes Bild für den Untergang des jüdischen Staats ond
Cultus erkUrt, sondern, dafs 24, 31. vom Messias gesagt
ist, er Vierde auf den Wolken kommen, das soll heis-
•en: nnsichtlnur; mit Macht, das heifse; nur durch seine
Wirkungen beoMrfciiar; mit vieler Herrlichlieit, d. In mit
einer solchen, die aus jenen Wirkungen Merde crschJosseii
werden können; die alle Völker eusammen trompetenden
SyyBim aber sollen die predigenden Apostel sein ^>
FMllt hiemit der Versuch, von hinten herein gebend
bei 2.J, 30. Rbsutheilen, durch die Unfähigkeit, das weiter
vorwürts Liegende nn erklaren, in sich selbst susammen:
so lag es nahe, von vorneherein zu sehen, bis wohin die
Benlehnng auf die nfichste Zukunft nothwendig festsuhal«
ten sei, und da ergab sich' der erste Rubepunkt hinter
24, 28; denn was bis dahin von Krieg und andrer Noth,
Tom Gräuel Im Tempel, von der ^othwendigkeit schleuni«
ger Flacht , am beispiellosem Elend sa entgehen , gesagt
ist, das kann ans der Besiehnng nur Zerstörung Jerusa«
lenis ohne die gröfste Gewalt nicht gerissen werden ; was
nl»er folgt, vom Erscheinen des Menschensohns in den Wol«
ken a.a« f», erheischt eben so dringend^ eine Besiebang anf
itte leden Dinge Hiebei jedoch scheint es envörderst onbe»
greiflich, wie man den ungeheuren Zeitraum, welcher auch
iiei dieser Erklärung «wischen den einen und andern Theil
der Rede fällt, gerade awischen swei Verse hineinlegen
kann, welche Matthäus dnrch eine Partikel der kttrsesten
Q So asmentUch Jaih, in der angeliihrten Abb.
7) So. Stokr, Opute. acad. 3, S. S4ft PMOS, excg. Hsndb«
3; a, S. 34« f. 402 f.
üiyilizeQ by ^üOglc
)30 Dritter Abschnitt.
Zeit ifv&iotg) verb;ndet. Man hat dicsom UbelstamI dnreh
die Behauptung ^u$iBQweicheli versuclir, dal's f vOnog hier
nicht die schnelle Folge der einen Begebenheit aal* die an-
dere, so nd 01*11 nuir das unerwartete Eintreten eines £reif^-
nisses bezeichne, und also hier nur so viel gesagt werde:
plösiich einmal ( unbestioimt, wie lange) nach jenen lie«
driingnissen bei d^r Zersttfrong Jemsaleins werde der IMee»
Sias sichtbar erscheinen. Abgesehen deren Jedoch, dale
eine solche Deutung von n)Mojgj wie Olshausen riclitig-.
•iebty ein blolser« Nothbehelf ist, so ist durch dieselbe nicht
einmal wirklich geholfen , indem nicht allein der parallele
Markus V. 24. durch sein ip inelvaig raig r^i^itQaig fttta
%rpf ^UijJiv ixiivrpf die von hier an gemeldeten Erfolge in
dieselbe Zeitreihe mit den zuvor erzühiten verlegt, sondern
aneh kurs hernach (ibereiiistimmend in allen Relatiene»
(Matth. V. 34. parall.) die Versicherung sich findet , daCi
alles diefs noch von der gegenwärtigen Generation erlebt
werden würde. Da auf diese Weise der Annahme, daCk
Yon V. 29. an Alles auC die Wiedecknnflt Christi «noa
Weltgericht gehe, durch den 84ten Vers Vernichtung
drohte: so wurde nrnimehr, wie schon der Wolfenblittler
kiiigt')! das Wort ytv^d gefoltert, dafs es der Voraus-
aetsnng nicht mehr entgegen sein sollte. Bald mnlste ea
die JAdische Nation ^ , bald die Anhängerschaft Jesu ' <*)
bedeuten, und von der einen oder andern sollte Jesus sa-
gen, sie werde, unbestimmt in der wievielten Generation,
l^i*m Eintritt Jener Katastrophe noch vorhanden sein. ISo
den gedachten Vers so erkllbren, dals er eine Zeitbestini-
mung gnr nicht enthalte, soll selbst nothw endig sein in
Rücksicht auf den gleichfolgejiden 35ten : da nämÜeli in
diesem Jesus den Zei^unkt jenee iUtastrophe sn bestim«
8) a. a. O. S. 188.
9) SfORR, a. a. O. S. dO* 116 ff.
10) Panwt, s. d. 8t.
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Kriles Kapitel, f. »t
iMn für minoglich erlklürey so kSnne er nleht anmiftlelber
vorher eine solche ßestlmniung gegeben hnben durch die
Yersiclierung, dnfs seine Zeitgenossen noch Alles erleben
wOnlen. Inilere diese engebliißhe Nörhigon|r, des yma so'
sn deuten, ist llnpfst aas dem Wege gesehaift dareh dM
Unterscheidung zwischen der ungefähren Bezeichnung des
ZeitraumS) über den das fragliche Kreignifs nicht hinaus-
feüen werde (/ma)» welche Jesos giebr, and der genao^
bestioMiang des Zeitpunkts aal mqu), in weleheni
es eintreten werde, die er nicht geben zu können versi-
chert ' Doch selbst die Möglichkeit, yti tu auf eine der an«
gegebenen Arten ea deaten , verschwindet , wenn man er-
wfigt, dafs in VMEndang mit einem Verbam der Zeit and
ohne sonstiges Prltdilcat yfvea unmöglich eine andre als
seine ursprüngliche Bedeutung: Generation, Zeitalter, ha-
llen liann; da(s in einen Zasammenhang, welcher die Za*
linnllt 'des Messias durch Zeichen an liestiijbmeh sacht , ein
Ausspruch übel passen würde, der, statt über den Ein-
tritt jener Katasti^ophe etwas auszusagen, vielmehr von der
Dauer des Jüdischen Vollis oder dei^ christlichen Geraeindo
iMindelte^ Ton weicher gar nicht die Rede war; dafi» aneli
schon V. 83. in dem vu€ig, orcxv Idr^ze ndvta ravtay
ytniaxete x. r. jU vorausgesezt ist, die Angeredeten wür-
den die Annftiierong des fraglichen Ereignisses noch erle»
Im«; endlieh da(s an einer andern SteUe (Matth. 16^ S8*
parall.) die Versichernng, die Anlionft des Menschensohns
noch BU erleben, statt von der yeveu avrfj geradezu voa
Tfol rcSy (ade igtkm gegeben wird^ wodurch aufs £nt-:
seileidendste dargetha» ist, dafs Jesus auch an unsrer Steile
unter Jenem Ausdruck das Geschlecht seiner Zeitgenossen
verstanden hat, welches noch nicht ausgestorben sein soll-
te, bis jene Katastrophe eintreten würde ' ^)»
11) 8. KüixÖL, in Matth. S. 649.
12) vgl. den WolfcnbUttlcr b ragmeatisten , s. a. O. S. 190 ffi
S^CMOTTy a. a. O. S. 127 ff.
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2^2 Urifcter Abs«linitt.
Findet sich demnach nach V. 34. etwas, das auf ein
Zfiitalter Jesu «eiir nahes fiveignifs zu beudien ist;
to kann nicht schon von ?• äl).«an die Rede J«$b auf daa
entfernte Ende der Welt gefipn^ sondern man mota de»
£inschnitt noch etwas weiter hinaus, etwa nach V. 35. oder
42. setzen Allein hiebei behält man dann AuasprttcJia
Im Rttoken, welche der Dentnng auf die Zeit von Jmrvaa»
Icms Zerstörung, die man dem Abschnitt bis an den be*
seichneten Versen geben will, widerstreben, man ronfs in
den Reden von dem herrlichen Kommen Christi auf den
Woücen und dem Versammeln aller Völker durch £ngei
(T. 30 f.) dieselben tm geheuren Tropen finden, an welekeni
yßfie wir oben gesehen haben ^ eine andere Abtheilung ge-
aoheitert ist.
Hat auf diese Weise der Aussprach V..34| welebar^
aammt der vorangehenden Bilderrede vom Feigenbaum (V.
31f.) und der angehängten Bekräftigung (V. 35.), auf ein
sehr nahes Ereigniis sich beziehen mufs, sowohl ohnehin
Torwftrts Reden, welche nur auf die ferne Kataatrophe ge»
hen kennen, als auch rOckwfirts bereits eben solche: ao
scheint er in dem Context der Qbrigen Rede als Oase von
eigenthümlichem Sinn mitten inne eu liegen. So nimmt
Schott an, nachdem Jesus bis V« 26* Ton der Zerstörung
Jerasalems gesprochen , sei er awar V. 27. auf die Ereig-
nisse am Ende der jetzigen Weltperiode übergegangen,
Y. 32. aber komme er auf das die Zerstörung Jerusalems
Betreffende curfick, und fahre erst V. 30. wieder Über das
Weltende au sprechen fort^^). Allein das heifst in dar
' Veraweiflung den Text serhaeken; denn so unordentlich
und springend kann Jesus, noch dazu ohne in der Ah-
dnanderreihung der Sätae eine Andeutung au geben, ua«
möglich gesprochen haben«
13) Jeaet Süskikd, vermischte AufsMtse, S. 90 ff. ^ dieses KvuiSl,
in Mallh. p. (355 ff.
14) s* dessen Commenttrius, z. d. St.
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• ■
Dm uolk «r RMh 9khty Mint 4fo nftteaC» Kritik» mik
dkm tmi lUdMiDiig der Re€»reiiteii «oll et konaum, ver^
scliicdeiie, nicht M:u8aiuiuengehöi*ige Aussprüche Jestt aiieht
in der besten Ordnung anetnajideirgefUgt zu haben« Mat«
ikftM MUohy «tfiMit ^cmiui ein, stelle aieh diese Redem
ab In GineM Zuge gespreeben vor, vnd nur WllikAkiv ade»
Gewalt ktfnne sie in dieser Hinsicht auf^einanderreissen:
aokwerlich aber habe Jesus selbst sie in dieseia Zusammen-
ktng «nd mit diesem XotolgepWlge .vergetragen üta
fwschiedhnen Meaente seiner ZnluMift, aieüit SiMman^.
atüie unsichtbare :ParDsie sur Zerstörung Jerusalems, und
seine eigentliche am £nde der Dinge ^ müge Jeims zj^ar,
nlchti^iausdHickUek geaondert kaben f deck, kak« er sie elf
ekeri aaflk#ntQkt[#|ioellittferkMid0n, »aendem, was er stiilr
sebweigelid<*ftn^nanderreihte, das sei den £?Angeiisteiff der
Dunkelheit des tiegenstajides wegen in einander verflossen.
Uiid indem hier «wis^^ben Matthäus und Lukas die Jiiffe».
tfew sHsdtrkakviy .dailiy was Mattblins In lüaem Znsam-^
taenhang gesproehen sein llfst, bei laikas an verschiedene
Stellen vertheilt ist, wozu noch kommt, dafs er manches
von Mattkäus Mitgetheilte thskils gar «nicht , theiis anders
gifkt: ae glaubte sIek SoHUKERMACHKit ber^ckttgti dif
Composition des Mattklns geradeau ans Lukas bu reetifi»
oiren und zu behaupten, während bei Lukas die zwei ge* .
ti*ennten Reden^ 17, 22 «ind 21, 5 ff., jede ilii^en guten
Znsammenhang und Ihre nnsweifelbafte Beeiekfing habeniy
«el Matthäus C^^p* ^ und 25«) durcb V^rmcngung
jener beiden Vorträge und Hinzufiigung anderweitiger lle-
fiestttckjS sovTQkl der Zusammeniian^ verdorben, als die Be-
j|iekn^g v^rdnnkalt i^owdßn» * iSioll. nun, aker,.in der Rede
1^.91. 1^ ^ genpniii|e# t^tfftM ffln, yrp» Mhft B«;
iS) Uber da» Abendmdily 8.i^l«>f^ i . • .
gg) VboF dsn Umpnmg.^etreni^i». k$t^oj^ JSvsng. $• lld ff. , .
17) t>kfJtdeaJ-ukj|f,.Sl..21&m.?65ff.. ; . ^
Das LAtn 'Jttm //• Band. 23
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Sil - Brlir#y Akielmitt.
cMiaiif Mf «Kft Blnniiim JtrmidiBW «ml «kii liiMilft Z«-
sainmenhUngenfle hiiiNUtgieiige; Im ünHet ticb fio«h «uch
liier { V« 27. ) das tdtt oipovtui tov viov tö urO^(}vmn tQxi^
litvov er wq>(kiif nad wenn diefii 8€iii.BiBUiACHiR iilt blofset
Mia fiBr «lie Sil Tage koaiaieii4* rattgUfM Mmumtg iImp
i»rwb6tehrteb6iieii polIciMliefi mmi Wiimi4>egc Wwhcllen «v
klfirt: so ist dielii eine Geu aitsainkeit , an welcher seine
ganee Ansicht von dem Verhjiltnifs der beiden Bericbia
aclmilert» Wenn auf diete Weite In der Verkna|ifang
des Endet aller Dinge ntl der ZertlVr«ng det Teon
peU SU Jerusalem Matth jius keineswegs allein steht, son*
dem Lakas sie gleichfalls machte und ohnehin Markus, dar
In dietem AWlinItl einen Antsag ana MattlUtet giabi: aa
mag awar ▼fellefeht a«eh In dietcr llade*Jetaywla kr an*
dem, die sie mittheileii, Manches su verschiedenen Zeiten (le-
tprochene ausamraengestellt sein; aber au der Aanahaia liat
WM kein Beebt, dafii gerade dat auf Jene Mden naeh an*
trer VertCething se weit anteinanderltegenden' Megt^eniiel*
ten sich Beziehende das Nichtxusauimengehörige sei, euaiai
wir aus der Ubefeinstinuienden Darstellung der ÜbHgen
N. T.liehen Sehriften eneken, da(t die ertte Gemeinde dia
Wiederkunft Christi sammt dem Knde der gegenwirdgen
Weltperiode als nahe b vorstehend erwartete (s. 1. Kor.
10, 11. 15, dl. Phil^ 4, jf, 1. Thess. 4, 15 Ii. Jac. 5, 8.
t. Peer. 4, 7. I. Job. % 18. Offenik 1, 1. S. U. tt^
T. 10. It. 10.,.
Ist hiemit der lezte Versuch gescheitert, die grofse
lUut't, weiche auf untrem beutigen 8rand|iiinlit »wischen
der ZerttOranfjr Jemtalemt und dem Knde aller Dinge be^
festigt Ist, auch in die varliegenden Reden liin^lnanbrin«
gen: ao sind wir thntsächlich belehrt, dafs jene Trennung
eben nur uiisre Vorstellung ist, die wir in die Darstellung
det Testet nicht hineintrage dürfen. Und w«nn wir er>
^igen , dafs wir die VartteUang Ton Jener Khift nur der
Ei'fahrung der vielen dahrhunderte verdanken, welche seit
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I
Erttei Kupitel« % Iii. SSA
der Zefitdrang JeraMilemt verfloMen tind; ao nrnft et titi«
Meht werden 9 nne mu denken ^ wie der Urheber dieser
Beden, welcher diese Erfahrung noch nicht hinter sich
hatte, die Vorstellung hegen i^onnte, dnfs bald nach dem
Fall des jüdischen UeiiigthttM, nach |ttdiacher Vorsteüung
dea Mittelpunlia der {etaigen Welt, ea auch mit dieaer
eelbat ein Ende nehmen^ und der Messiaa sup Gericht er-
aelieinen werde«
i. 112.
Vrapnuig der Reden üJbcr die Panitie.
In dem eulezt gezogenen Resultat über die unsrer Be-
tmcblnng vofUeganden Reden ist non aber, etwna enthal*
len^ weiebea « rermelden alle biaher benifheiiten faiichen
EHülrungsyeraiiehe gemacht worden alnd« Bat nffmüch
Jesus sich vorgestellt und ausgesprochen , dafs bald
nach dem Falle des jüdischen iJeiligtimms ipine sichtbare
Wiederluinft mi^ji daa Ende der.Wejt erfolgen werde, w^h-
vend mm aeit Jener eraten Katastrophe fast 1800 Jahre
hingegangen sind, ohne dafs die andere eingetreten v^äre:
ao hat er in diesem Stücke geirrt, und lyer nun auch der
tiegetiaehea Evidens ßo viel nacbgiebt,. um in, jenem Re-
anltateHber den Sinn djar vorliegenden Reden mit nns Aber-
einzustimmen, der sucht doch aus dogmatischen Rücksich-
ten dieser Conse^nene desselben .auszuweichen. Bekannt-
lich hat ÜBMesTKMBKKo. in Beauff an^ die . tiesiebte der he-
brXiachan Propheten die Ansicht ai^fgf bracht» welche anch
bei Andern , z. B. bei Olshausen, Beifall gefunden, es ha-
ben sich dem geistigen Schauen dieser Männer die zukünf-
tigen Dinge nicht in dem Medium der Zeit, sondern dea
Raaaia> glelohaam ais.groCie Tiibleana, dargeboten, wo-
bei , wie dlelb iiel Qemftlden oder Femaiehten der Fall Ist,
das Entfernteste oft unmittelbar hinter dem Mticbsten zu
atehen geachienen, Vorder- und Hintergrund sich miteinan-
der wrmengt haben , nnd dieae Theorie von einem per-
23 ♦
L.iyiü^i.ü Oy Google
DrUfer Aburhwttt
s|iprtiv!sol)en Schauen ftoTf nnn AOch anf Jesutn , nnmont
lic:li in Be/.iig auf ilie vorÜe^nden Reden, ihre Armen-
dting finden *> Alielti, was Paulus schlagend bemerke
hat y wie derjenige ^ welcher in einer ttnsserllch gegebe-
nen Perspective die Distansen nicht en nnterseheldefl weift»
sich in einer ojitischen Tituschiing befindet, d. h. irrt:
ebenso wird bei einer innerlichen Perspective von Vorstel-
langen , wenn es so etwas giebt , das übersehen der IN«
stansen ein Irrthum genannt werden müssen, nnd es ceigt
somit diese Theorie nicht, dafs jene Männer nicht geirrt
haben 9 sondern eriilärt vielmehr nur^ wie sie leicht irren
konnten* Auch Olshausbh hftit daher diese» TOn ihm sonst
adoptirte 'Betrachtungsweise nicht fflr snveiehend, in ge*
gcnvvürtigem Fall allen Schein des Irrthums von Jesn en ent-
fernen, und sucht deis wegen aus der eigenthttmlichen Natnr
des FaktaoM» von dessen Voraussage es sich handelt» nocik
besondere BeehtfertIguhgsgrOnde absulelten Fllr*s Brsle
soll es eur ethischen Bedeutsamkeit der Lehre von Christi
Wiederkunft gehören , dafs diese jeden Augenblick für
mögüchyja wahrscheinlich» gehalten wenle. Allein hiedurch
sind bloß Anssernngen» wie Mutth. S4» 37 ff. gerechtfer-
tigt , wo Jesus zur Wachsamkeit ermahnt, weil Niemand
wissen könne» wie bald der entscheidende Augenblick kom-
me i keineswegs aber solche» wie 24» 34» wo er versichert»
noch vor Ablauf eines Meiischenallers werde alles in Er-
füllung gehen; denn das Mögliche denkt sich, wer eine
richtige Vorstellung hat, eben als möglich, das Wahrschein-
liche als wahrscheinlich » und wenn er bei der Wahrheit
bleiben will» stellt er es eben so dnr: wer hingegen das
nur Mögliche oder Wahrschelnflehe als Wirkliches sieh
vorstellt, der irrt, und wer es. ohne es selbst so vorzu-
1) HiN«tTiMiKii», Christologie des A. X.» 1» a, S. 305 ff.
2) cx. Handb. 3, a> S. 403.
3} i>« Comm. 1» S. 874 II.
Digitiz«d by Google
Il^riito« Kapitel. Si- 3d7
«fcelieii) (iocii au eines religiösen oder moralischeB Zw ecl&es
vilieii dafiOr «Ofgiebly der hat sich eioe pia ff aus erlaobl.
Weiter bemerkt Olsnaossm, die Ansieht, daÜi die Zniinnfl
Christi Kuiiäclist bevorstehe, Jiabe ihre VVnhrlieit darin,
dafs wirklich die ganze Weltgeschichte ein Kommen Chri-
sti aei, ohne dala Jedoeh hiedvreh aein abschÜefsendea Ko»
men am £nde der Dinge attsgeschlosaen wXre. Allein ,
neun Jesus als nfichstbevorsteheiid bewieseiieriiiarseii sein
eigen tlichea, abacidieasendes Kommen darstellt, in Wahr-
lieit aber mir aein «neigmitliehea, fortwihreiidea Kommen
Auch in der nächeten Zeit aebon eingetreten iat; ao hat er
dteae beiden Arten seines Kommens verwechselt. i)a8 Le/-
te, was OtsUAusEN anführt, weil die BesciileuMigang oder
Yersagentng der Wiederliiuift Cliriati von dem Benehmen
der Bf enaehen, alao von der Freiheit, abhünge, so ael aeine
Weiasagung nur bedingt zu verstehen , steht und i^Wi mit
dem Ersten : denn etwas ßedingtes unbedingt darstellen y ^
heilat eine irrige Vorateliung verbreiten.
Aneh Sieffkrt h«lt in fihnlicher Welae die Gründe,
durch welche Olsuauskn die Bestimmungen Jesu über sei-
ne VV^iederikuoft dem Gebiete des Irrthums zu entnehmen
nuebt, fUr nngen<lg^nd| dennoeh aber meint er^ dem chrlat-
llehen Bewnlataein aei ea onmtfglleh, Jean eine getlnachte
Krwartung susttschreiben In lieinem Falle würde diefs
herechtigen, in der Rede Jesu diejenigen Elemente ^ wel-
che auf den näheren ^ und welehe auf den naeh unaerer
lüinaieht entfernteren Erfolg sieh hesiehen, willkUhriieh von
•inander an scheiden: sondern wenn wir Gründe hitteui
einen solchen Irrthum von Seiten Jesu für undeniibar an
lullten, ao würden wir überhaupt di^ Reden von der Par-
osie ihm ahtpreohen müaaon. Indofa^ vom orthodoxen
Standpunkt betrachtet^ fragt man nicht nuerat, waa einem *
heutigen ohriatlichen Bewufstsein beliebe ^ von Christo au-
4> Ober den fTrsprung u, a. f. 8. 119.
Digitized by Google
Dritter Abschnitt.
ftunehmen oiler niolit', •onitern, wat Von Christo gosehrle-
ben stehe, ist die Frage, worein sich dann das ßewiifst-
ieln wird »a schicken suchen mttssen so gut es geht; ra-
tloniil die Sache Angesehen eher hat ein soiches anf Vor-
aussetzungen ruhendes Geftthl« wie das sog, chrisdtche Be-
wufstsein ist , in wissensohaftiichen Verhandlungen lieine
Stiminey nnd ist, so oft es sich in solche mischen will,
daroh ein einfaches : mulier taceat in eccUtia \ cor Ord-
nung zn weisen.
tVagt es sieh nun, ob wir vieüeicht andre Gründe
haben I die Weissagungen Matth. 24. 25. parail« Jesu ab-
msprecheni so iiönnen wir ansre Untersachnng an die Be-
hftuptfini^ supranatttralistlscher Theologen anknüpfen , was
JcsiM hl(*r voraussaore, habe er nicht auf dem natürllclien
Wege v(M\s|jindiger Berechnung) sondern nur auf übernatür»
ilohe Weise vorherwlssen können Schon das Allgemel-
nOy dafs der Tempel nerslört, ond Jerusalem verwfistet
werden würde, konnte nach dieser Ansiclit niclit so sicher
. vurAUsgewufst werden. Wer hätte vermuthen können, fragt
man^ dafs die Juden so weit in ihrer Raserei gehen Wör-
den, dals Jener Ausgang herbelgefltihrt werden mufste ? wer
konnte berechnen, dafs gerade solche Kaiser äolehe Prucu-
ratoren schioke.n wttrden, welche durch Niedcrträehtio^keic
nnd Schwiiehe nur fimpärung' reisten? Koch auffallender
Ist dann, da(« manche einselne Z(lge> die Jesus yorbersag-
te, wirklich eingetroffen sind. Die Kriege, Seuchen, Erd-
beben, HungersnOthen, welche er prophezeihte, lassen sich
In der folgenden Geschichte wirklich nachweisen; die
Verfolgungen seiner Anhänger sind ohnehin eingetreten;
die VoranssAgung toh falschen Propheten, und swar na«
mentlich von solchen, die durch Versprechen von Wun*
dei*zeIohea d.u Volk in die Wüste locken würden (Matth,
)14> 11^ 94 ff. parall.), UUst sich mit einer aniEsUend fthnli«
5) •« s. fi« Uji4i«i Uoium, AUuU, 2^ ff«
L/iyiii^cG by Google
&r«le« KapiteL {• 112.
SM
dh«n Stelle aus Joatplw» Sebiideniiig f|rr Jesten Zeiten
ites JAditelien 8tMitt fitrgleieliMiO.^yt«'.«'/^''*^ viso s:^-
Ton^Jcov liQHaaXf^fi bei Lukiis, woaiic iler x^Q^?
gleichen isty welcher nach Lue* 19^ 43 f. um Jerii»alein ge*
mögen werden sollte, iLann In dem Umsrnnd m iedergefua«
. dm werdeiiy daft, naeh Juaaphiia ZtufiiÜa Titrn JcnitaleM
dureh eine Mauer eisfehliefteii lieft'); to wie endlieh
»UGh das Auffallen kann, dafs die Angaben: bx uqii^tlot%ai
kiiHig ini Ai^f/i in Besag auf den Tempel, «nd iSaq^tual ag
CLne. 19, 44.) in BcMg anf die Stadt, In wCrtUcha £rAll-
Inng g^gANgen find.
Wenn nun aus der Unm(»gtiehkeit , dergleichen In na-
tfirlieher Weise voraussusehcn, auf orthodoxeap Standpunkt
•ine UbernalUrliche £infielit Jesu gefolgert wird: ao an*
terliegt die Annalknie einer aolelien aueli Iiier den gleieben
Schwierigkeiten , wie oben bei den Vurliei Verkündigungen
deti TuHes und der Auferstehung. Oeiiii nach Matthäus
124, 1&.) und Marina Cl^ 14.) bat Jeaoa daa Eintraten der
Kataatroplie an die ErfiBlInng des dnreh Daniel von einem
fiiUlryfia if^g «(i/^/ictiafojt; Geweissagten geknüpft, fotglieh
Dan. 9, 17. (ygL 11, 31. 12, II.) auf ein Ereignifs bei
der Zerstdrnng Jemaalenit dnreh die Römer benagen. Denn
was Paulus behauptet, Jeaua liabe hier nur einen Auadmck
%'on Daniel entlehnt, ohne fenen Ausspruch dea Propheten
als VV^eissagung auf etwas eu seiner Zeit noch Künftiges
Bu betraehten , wird hier besonders durch den Znsae : o
amygwiimuM fnibar, undenkbar. Nun aber darf •§ auf den
6) Antiq. 20, S, 6 (vgl. bell. Jod. 2, 13, 4.)* Of A )^9r«c mA
fnta9au ^C^ttr yä^ Sfaaar ri^ara «a» anfitTa^ «ara
T^v x9 nfifroiar ytrS/ttra. JT«* noHo\ rttta9errtf 77;
df^oWrff T$fu»füit iniöjfüv* 4rax94vta$ fi^ mvti$ ^^ijUl ia^
7) BelL }ud. 5» 11, !• 3.
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jetsstf^n Sfiindpiitilii Her Krtttk üb enfaehMen mgeMw^k
werden , dafs die An£[eKeigten Stellen im Daniel auf die
EiiUreihnns: des Heiii^fhums unter Antiochus £piphiines
»ich besiehen^, iilso ilie Oeotang^' derselben, weiche 4sm
EFunprelfsten hier Jeso leihen, efo§ Ibisehe ist fine sof-
cho ahor kann ihm nicht uns seiner höheren Natur gekoni*
men , sondern er mülste hierin seiner menschlichen Gei-
steskraft (iberisssen gewesen sein. Doch eben, wie er
mittelst dieser tm Stande gewesen sein sollte, einen ron
so vielen ZuMligkeiten abhängigen Erfolg mit sefnen Ein«
selheiteii voraas /.a sehen , ist unbegreiflich, und man \Tird
von hier aiis atlf die Vermothüng geführt, dafs diese Re-
den In der Bestimmtheit, wie wir sie iiier lesen, nicht
▼er dorn Erfolg, mithin nicht von Jesn, gesprochen, son^
dorn nach dem Erfolg ihm als Weissasj^ung In den Mund
gelegt worden seien. So nimmt z. B. Kaiser an, Jesus ha-
be nur bedtn'sft, IMr den Fall, dafs die Nation sich nicht
dnrch den Messias retten Itefse, dem Tempel ond der Stadt
ein schreckliches Schicksal durch die Römer gedroht, und
dieC« in prophetischen Bildern beschrieben: die unbedingte
Haltung aber and die genaneren Bestimmnngen seien sei-
ner Hede erst posf eyentitm gegeben worden
Im Gegensaz gegen diese beiden Ansichten, von einer
ttbernatOrlichen, und einer erst nach dem Erfolge gemach-
ten Welssainnng, sucht man von einer dritten Selto her die
Mtfglichkett darsnthnn, dalk, was hier vorausgesagt wird,
wirklich schon Jesus natürlltiherwelse habe vrissen k6n»
nen '^). Auf das Allgemeine, die Zerstörung des Tem* ^
pels und die Einnahme Jerasalems, konnte er, sagt man,
darcb den Schiufii kommmty data Oott alle Blndernlsse des
8) BRa<nioi,trr« Daniel Ubersest und erklärt, 2; S. 668 IT. J FaV«
tvs, exeg. Handb. 3, a, S. S40 f.
9) bibl. Thcol. 1, S. 247.
10) PAUiV«! l?HiTi«miK, z. d. Abick.
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£r8tet Kaj^iteL % IIS.
von Htm begoiiifiMeit W«i4et, wIm «iwh ileii Teaipel «i
Jerusalem, in welchem, als der Basis des Priestercultas,
•r eines der sHIrksteii erkannte^ aas dem Wege rfiames
Würde. Allelii eaf einen 9 wenn er nns bteft meMoMielier
Bereehmin^ hervor^Ien^, se iesserst «nsiehem Milnik
konnte Jesus ohne die keckste Vermessenheit keine so felei^
lictie Versicherung, und namentlich die Gewifsheit nicht
imiien ^ da A die ZmntBrwng nooli im Lauf eines Mensoiien»
alters einti^een werde. «Wenn mah aber das liesondere be»
fremdlich gefunden hat, dafs mit einzelnen Zügen der Weis-
sagung Jesu der Erfolg aasammengetroffen sein soll: se
wird eben dieses Znsammentrsfien in Ansjwneh genonunea» - .
Das Jerasalein propheeelbte ntntXöaihn ino coterorMm
werde von Titus bei Josephus gerade als nnausfUhrbar beN>
aeichnet ebenso, wenn das Auf werfen eines x^Q^^
die Sladt- rorattsgesagt werde, so melde Joseplias, daCsi
nachdem der erste VeiMch eines x^u/f« doreh Brandsttf'
fang ron Seiten der Belagerten vereitelt worden , Titus
Tora Anfwerfen weitei*er Dämme abgestanden sei '^); von 1
falschen Messiasen, die in der Zeit von Jesu Tod bis aar
Zerstörung Jernsaieau anfgeetanden wffren , melde die Ge»
schtchfe nichts; die Volkerbewegungen und Naturerschei^
niingen in jener Periode seien bei Weitem nicht so beden*
tend gewesen, wie sie hier geschildert werden; namentlich
niier sei in diesen Reden gar fc^ne ZerstOmng Jenisaleau^
sondern nnr des Tempels, der Stadt aber blofs iQi^fmatg
lind 7xcatia!}aL uao iO-yiov vorhergesagt: lauter Abweichun-
gen der Weissagung vom Erfolg, weiche nicht stattlinden
wArden, wenn entweder ein ttbematttrlielier filiefc in die
Zttknnf^ oder ein vatlolnlum posi euentum im Spiele wire.
II) b. )• S, 12, I: Xvmlma9ü9ü$ rr ya^ rjf g^ariS r!;v nolip, Sitt
V2) b. j. 5, 11, lif. 12, 1.
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J>rlu#ff Ali«Bliiiil(.'
Immp indafr bleHbt Ml die »erkwivdlie TbetsMbe vm
Heil Meeheii Propheten, die des VeUi in die Wfistie leeii*
ten, und ungenau wohl aoch als tpsvdoxQi^oi beseiclinet
werden konnten $ dne m^olöci ^qlsiku behält seine ftjcik*
tigkelt, dn Jn vor de« HeuerlMiii wirklieh piftum laffg^
HKhrf worden weron; die nnf nMhveren Mton von dctt
Feinden umlagerte Stadt konnte wohl xvxX&ftivjj vno ^(hz*
tmsidwv heifsen; der Stadt wird wenigstens bei Lukas ^
wnnn ainn die ai, M. Ikr godrokle ^f^fiums den ido*
vergleicht, offenbar die wirkliche Zerstömnj^ vorhergesngt,
«nd da(s der bei IVlatthjjus und Markus, wenn auch nur
dem Tempel) gedroble UnCergnng doeb in der hostimmtea
FHel erfolgte, iel ein enfifellendea ZnsomeMntreilen: eo dofsy
Alles zusaminengenommen , geurtheilt werden miiCs, ohne
soii8ti(re Hülfe, als verständige Combination der üsMtiinde»
Wäre Jesus In seiner Zell nicht Im Stande gewesen , eino
•o besCimmCo Voranseego mit solehm* Sieherlieit u geben»
Eine solche Hülfe soll nun aber die jUdisclie Zeitvor»
Stellung von den Umständen gewesen sein, welche der An-
kunft des Messias voransgelien wttrdon. lelsche Proplie»
tan nnd Messlase, Krieg, Tlieorung und Senohcoi, Ifirdlm-
hen und Bewegungen am Himmel, überhandnehmende Sit-
tenlosigkeit, galten als die nächsten Vorboten des Messias*
reiches daher, sagt man , finden wir sie euch hier vorene-
geeegt, nnd dttrlon nleht kleinlich von Jedem Zi^ die Er*
llllinng in der Geschichte auffinden wollen Wirklich
finden sich nun bei den Propheten in Bezug auf die Tage .
des Kommens Jehovn's (Jes. 13, 0 if. Jo^l 2, 11. 4, Id.
Zeph. I, 14 ff. Hagg. % 7. Zeeb. 14» l.ff« BbLS» I ff.)
•o analoge Besrhreibungen der demseliien vorangehenden
und CS beglcifcn(l<Mi Draiigsnle, und ohnehin in s{)H(('i't'n
Jüdischen Schriften Aussprüche , welche mit diesen evaii-
13) FaiTUCus, in Matth, p. 699 CT.
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geltscfien §• yhtwmdUmhikft tmbefi '^), MirMit wIefiC
Kweifeln kann, es sei liier flus einem Kreise von Zeitvor-
•teliungen heraus Uber die ZeU der Ankunft d^s Messias '
gesprochen. Aber oh 4er liatapteag in «le«i ^verliejfeaHe«
Genillldei die Zerstdrang dee Tempeli- undl VeHkhing der
Stndt , sich ebenso als ein Theii der allgemeinen VorsteU
langen zur Zeit Jesu nachweisen lüfst, ist eine andere
Frage. ZwAr bindet sieh in jidltohen Schriften die Me»>
nung, die Gehurt dea Meniiaa treib nill der Zenttfrung dec
Heiliu^thums zusammen *^): aber diese Vorstellung hat sich
offenbar erst nach dem Untergang des Tempels gebildet^
am aaa dem tiefetea Pnnhte des linglttcke die ^neUe dec
Trostes entspringen vn lascen. «iosephnc Undnt im -Daniel
neben dem aof Antiochus BerOglichen auch eine Weissa-
gung auf die Vernichtung des jüdischen »Staats durch die
Römer '^), dnd| an wenig dlefs die ttrsprttB|[licho Bcfie-
hung Ton irgend dneipi der Umdcüccbs« ücsidilc
14) 8. die Stellen bei Sch»tt«kiv, 2, S.509iL} BuxHOUiTy $. I3i
ScMMioT, BU)iioth. 1, S. 24 ff.
15) 8. bei ScU<iTT6KM, 2y S, 52^ f.
IC) Aatiq«, 10» il, 7« Nachdem er das Ideiae Horn auf Aatiochus
gedeutet > seat er kiirs hinsu: Tor uiror A t^dnov J^vn^ios
Mi ntg\ rf« rthr *Pt»/u$imf Ijyi/uoviag dyt'y^aftf Mtti St$ d»* «J*
• T«5r 9(tfju»9t}iim» (ro f^yoc jyVwy). Auf die Bbmer bezog er
ohne Zweifel die vierte, eiserne Monarchie, Dan. 2, 40, wie
ausser dem x^arj/a«* tts Snay , was er ihr zuschreibt, beson-
ders daraus erhellt, dass er ihre Zerati^ruag durch einen
Stein für etwas acdi ^ukiiniUges crlUMrt, Antii|. IC, 10, 4$
mimt m4 ssfl vi mm 4wiiH9 rf jtaUtr, M l/roi /Av
»im I^Ht «iro Ifdfffr, vii nm^l&iprm m\ ytytvijfiita avyY^"
9*trf « ra fitllovia oiptUorTt. Den Stein nämlich deutet Dantd
2, 44. auf das himmlisclic Königreich, welches das eiserne
zerstören, selbst aber ewig bleiben werde, — ein mcssiani-
scher Zug, auf welchen sich Josephua nicht weiter einlassen
will. Das« nach richtiger Auslegung die eisernen Schenkel
des Bildet du nacedcnischc , die aus Tlion nod Kisea ge-
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Mi DfitMir Ate«cliiiitt.
m
mmm «mm wmt nhmnif ati «üMf wtiebM Gmiide hrnmer,
mmt ZAt Jmm dkmk^ Theil Jtpar Weissag iingen auf etwas
noch BeForsteheiideä bezog, so scheint nichts mehr im Wege
SB stehen, daXii aicht auch «lesus dieee Ansicht seiner Zeit
aettte gtlMk Mben kl&Mitii« Wie nn die Juden mmr Zeit
Jesa den weit IHllieffe ZeitverbAltniese betreffenden Wele-
sagungen Daniels eine Beziehung auf noch bevorstehende
Ereignisse geben lionnten, erklärt sich aus dem gleichen
liniBde» wie dne, dids die Cyiritten }eteiger Zeit der vel*
len Verwirktteking yen Mnllh* M SS. neeh entgegensehen.
])a nfimlich nach dem Untergang der aus Thon und Eisen
gemisehten Reiche ^ und des Hernes , das die Gottesläste-
Mnfeh nnastoleeii md gigen die Belügen streiten sollte,
•MaM das Keniiew des Mensebensoline In den, Wqlken
und der Eintritt des ewigen Reichs der Heiligen geweis-
sagt, diese Erfolge aber nach der Überwindung des Antio-
cims keineswegs sofort eingetreten waren; so war aian Ter>
anlaist, mit diesem himmllsehen Reiebe aoeh die ihm nn*
mittelbar vorangestellten Drangsale durch das gemischte
Reich und das HorUi worunter namentlich die Entweihung
de» Heiiigthoms genannt war, erst noch einmal Ten der
Zukunft an erwarten* Schwerer an erklären« Ist, wie die
vorausgesagte Entweihung des Tempels und Verwüstung
der Stadt zur Erwartung einer völligen Zerstörung werden
konnte. Zwar iiefs sich das hebräische JXMD bei Daniei
und ifnjfuaaig der LXX. In dieser Bedeutung fasten : aber
es fragt sich, welches Interesse die Juden au Jesu Zeit
haben konnten, gerade das Schrecklichste aus dem Pro*
pheten heransnulesen? fiel der abgttttiechen Anhängiiehkeit
vnd Ehrftireht des ^den Hat seinen Tempel ist ee nieht
begreiflich j wie er^ ohne durch einen Text geawungen au
^ t
•
aiiscktea FUsse aber die aus dem maceiloBischeB entsfaade-
nea Reiche, aUo nammtlichdas syrische, bcxcicbnen, darlilier
VgL t>s >Vj(ri£, hmL in da« A. T. 234.
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Erttes Kapital. %. IIS. MS -
«etil, sich iliiisn ▼ergehen kAtmte, eliie Z4)nrtllnin^ «einet
linch^pnclifpten llciligthiims nis bevorsfehend xn denken
ISujt in piiipr dem Judentlnim und namentlich dem Tempel*
dienst feindlichen Piirtei, scheint et, konnte sieh forder
wirklichen Zerstörung des Tempels,'-— hei den Juden
selbst erst mit diesem Erfolg — eine solche Aaslegnng der
I>anielischen Stelle bilden. Zn Jesa Lebseiten aber war
•ein and seiner Anhänger Gegensnn g^gen den Temptldtensl;
noch nicht entwickelt, da je «r seihst sieh fielmehr des
Tempels gegen Entweihungen annehm (Matth. 21, 12 f.
parall.)? und nach seiner Himmelfahrt die Jflnger im Tem-
pel sich versammelten (Loc* Von hier aus also
kann die Vermothung entstellen, es mSgen diese Reden i«
der BestioNnthelt, wie sie jeat tot mit liegen, ntefct
Jesu selbst, noch aus seiner Zeit, herrühren, sondern splh
ter in einer Periode entstanden sein, in welcher Jener Ge<- •
gensaa entwickelt oder die ZerstOning des Tempeis bereits
arlbigt war«
Dafs die Weissagungen, wie wir sie im ersten £van«
gelium lesen, noch vor dem Falle des Jttdischen Heiligthums
anfgeseichnet sein müssen, hat man daraus gesehlossen^
daft^ diesem firangeHlim rtfoige unmittelbar naeh diesem
Ereignifs die Zuliunft Christi eintreten soll, was, nachdem
der Tempel bereits zerstört war, nicht mehr ebenso erwar-
tet werden konnte Vergleteht flMin die Darstellnng im
dritten Erangdium, so ist hier nleht allein das ti^ksQ irer-
mieden, sondern auch zwischen die Zerstörung Jerusalems
und die Zeiclien der Ankunft des Messias ausdrücklich eine
Zwisehenaeit eiageaeboben, wAbrond weleher ^hqaaal^ii'
(21, 24.)- DacQ kommt, di^ das Öemülde der Verwü*
stung, soweit es Jerusalem betriftt, hei Lnkas weit bc^
17) Tkolvck, CoauBu s. Joh. 8. S0S«
IS) Ds Witts, £>nl. In das N. T. $.97. ' t .
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«. Dnitter Abschnitt.
«MpAter iilsrlii&:M«Miiliiiaf.g«d)iiltf»n Ut. Zwar, dnCa dem
Tenpsl' diu 9fi«Wmng b«?9ffitabe» iat bei beiden tehon in
der erstell kqrneii Antwert Jesa an die Jflnger eafs Be-
gtimmteste erklärt. Aber im Verlaut der entwickelnden
Rede JieÜAt ^ nun bei Mattbäa« bloi«, wenn des von Da-
ftiet ?onM|Sfa9e^fe ßöihr/fia trjs iQt^wamg an beiliger
Sll|tte..etehe., "denn eoile mM selileaiiige Fioehl ergreifen,
denn es trete eine beispiellose (yXiipig ein (24, 15 — 'i2,).
Gans anders Lukas: lUs gebeimnUii volle Zeichen aus Da«
■iei luit er in die Mar .aatg^proelieii^ CaiBingeiong Jerq«,
a»leQi8 dnreb feiiidliebe Heere rerwandeit; die aledann nö>
thige Flucht durch die iievoi'stehende i{ii]f.iwois d^r Stadt
nptivirt; die eintretenden Drangsale als Rache über das
jadieehe.Volk lOihec besttaMUlr; dieeea bbitige. JNiederlag»
md jtigrtreitwng unter alle Vlilker, der Stadl ßeeianahnie
. durch die Heiden vurliergesagt (21, 20 — 24.)* Dasselbe
Verhfiltnils fsyiischen den beiden Evangelien üiidet bei der
Weldilage Jeeu über Jemeaiem statt, deren, in der Form,
wIa 4« LvMa wi^dergiebt, ti^neitetErwähnang gesehehen
kt. Bei Matthias schliefst das den Reden über die Parasie
unmittelbar verangebende 23te Kapitel. V. 37. mit einer An-
rede an Jemeideni . in weiahfiv de#ae Jüagt, daOi diese
Stadt «ein.e tceoonfifMiHlbimgen iMar*eie ondnniLbar soracit-
gewiesen habe, woffH* Ihr nun auch iitfjfujaig ihres olxogy
Verödung ilires ileiligthuais , bevorstehe. W/ihrend den
gleichen Ai^sspruph Lukas früher, 13, 34 f., stellt, legt
er .iles«, wie er am Scldnla seiner ieaten Festreise Jem-
side« erUleiit, eine Anrede In den Bf und, welche nnr als
die bestimmtere Ansfüiirung jenes Ausspruchs ersciicinen
kann, indem hier, wie schon oben angegeben, voa eiueni
mm Jenisaleai aoAHiflihBeüdeii ^cf^, ven m^unnüim^ aw^
ixßtv navto^iv, idaq^iöv, die Rede ist (19, 41 ff.)* Da so«
mit Lukas einerseits dasjenige, was in der Weissagung des
Matthäus niebt in firfttUung gehen zu wollen schien (das
9v9img') beseitigt, andreneits das Ungenaae derseüwn in
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Erstes Kspilel. f. Ut. ÜT
ÜbersimtfmwHing mit 6mm Mklgo nMk&p hsMmmt hsift se
wiipd' Mn Riobt uailiinliOiiiieii , iiit geprOften Krilikisni te
fieai Uiitersebieil iHeser beSden Dsrttellniigen den eines va^
ticinium ante und post tsjenium zu finden *^). Scheinen
wir hiednreh in die Annahne, weiehe wir e^n ?wct*
den «rsUtSMi dsfs nXialfoh vor den ¥rirkiieJMn ZersUtniHg
Jnmsulean nnd de» Tempele «ine enlebe Ketastroplie gi^
weissagt worden sei, in Beziitr auf die Darätellung des ei%
•ten.EvsMgeÜums curUcksufiiilen : so bleibt es uns doch un*
bansMMSh» Üe £«tttshnng des Oral&sis in ssinsr Form «M
MaHliflns eo-ndhet nb mdgiieh an die ZerstÖmng Jernss^
iems hinRnsurticken , und uns ku denken , wie Her Verfas*
ser des Buciis Daniel mitten unter den Kämpfen seiner Na*
tion »it AnOeelins £|il|iJHinesi ^•^^ ^ « sieh für die Isml^
Iken sehen snm Sieg en wenden begann, den baldigen
Sture des Tyrannen, die Ankunft des IVIenschcnsohns in
den Woiiien, und den Eintritt des ewigen Reichs der ile**
ligen gew«isssj|l bette ^**>: ebenso seien nütten unter der
BedrSngnIfs des Jlldisehen Kriegs nnd der fieJagerung der
Stadt, doch da die Sache der Juden sich schon xum Unter*
gange neigte 9 und naiiientlich der Tempel, als der den
ttömcm wohibebennte Herd des * jadisehen Metionalgefiibls^
▼offleeen gegeben leerden nrafttO)- die rerliegenden.Oreiul
mit dem Tröste des segieich nach der gegenwärtigen Drang*
sal eintretenden messianischen Reiches in der Form, wÜ
das. essts Evangelinm .sie <glebt| entstanden^ luid iiierenf
neeb dem IMeig in 4er. Art, wie wir sie .Jeat im- dritten
Evangelium iesen , umgebildet worden: so' 'dafs wir also *
bei Lukas ein vaticinium post eventumj bei Matthäus aber
niebt sowohl eines ante eventum^ als in evi ntu vor uns hätten*
Eine andere Einwendung gegen die Aehtheit der syn«
optiselien Reden fther die Pernsie iiat enf unsrea theud*
19) BS Warn, a. 9u O. uod $. lei.
20) OB Wansi EiaL ia das A. T. JI7«
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MS ' Dritter Abschnitt.
pmikt tiiebt dieselbe Kraft, die sie auf dem jMt gew5linli«
«hea der ¥ergleiclie«deii fivaiifilieiiliritik hal» Bäadish' des
VMw Jeder •aiiUhrlielwii Sehilderung der küiiftigeit * Pev^
vsie JeSQ im johanneischen £vaiigeiium ^'). Zwar die
Graiidbestandthetle der Lebre von der Wiederkiinft Chgi*
Uli aind eiH»b in vierten Evangeiiimi niebl tm verkeM«en^'>
^esne aehreibt slek in demelben des einstife- Gerieht and
die Auferweckung der Todten zu (Joh. 5, 21 — 30.); weW
ehe iestere eis Moment der Zukunft Christi in den eiien
enregeiieii ejn^itisebeii Aedes nieiit herfettrili^ aber leueü
Uä 1SL T. niebl selten in Jenen Znsedinenhnif verkoMit
(n. B. 1 Kor. 15, 1%. 1 Thess. 4, 10.> Wenn Jesus im
vierten Evangelium bisweilen leugnet, zum Gericht in die
Welt gebenmen na sein (S, 17. %y 16. III, 47.) > se güs
diefe theils nnr von seiner mten AnvrssenlMil^ tbeils wirJ
es durch entgegengesezte Äusserungen, wo er vielmehr be-
hsuptet, zum Gericbtigekommen zu sein, (9, 3Ü vgl. 16,)^
nnf den Sinn eingesebrünkt, dafii nnr. din Üeideses, pnu
tlknlnristleBkes ftiehten seine ISaehe nioht seL - Wenn*fbr>*
ner der Jobanndsebe Jesns von den Glaubenden sagt : ;]
nQiverai C^, IS. 5, 24.) ? *o ist diefs in demselben iSiiiii zu
verstehen, wie wenn es von dem Ungläniligen heilst:
ndnetent (8, tS.\ defs nAmÜc^ die Anweisung des fvrdien-
Sen Looses fttr Jeden nieht erst 4en kinfilgen (Bericht am
J£nde der Dinge aufbehalten sei, sondern mit seiner in-
nern Beschaffenheit sehen jezt jeder das ihm grbflhrcnde
Ikbieksel in Sieh trage, nnd win Jeeas in desweiben fiea»*
gelinn ela andermai dnreh die.¥ersiehenmg, denjenigen,
welcher s ein Wort gehört habe, ohne zu glaubeji , richte
nieht er, sondern 6 loyog^ ov ikalf^, ttQtvß kuMp-^ip tff
• I
21) s. Hask, L. J. §. 130. • • • »
2i) Die hiehergchörigea Stellen finden sich znsammengesteUt und
erläutert bei Sckoit, ConsMBtsnitts sie. p. K^B^
s« deas.
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t0Xii%ri rjfiiQ(f (12, 48.) > viel ausdrücken will, dab
4ie Verdamitoifii 4er l}nglft|ilijlgofli iiicbt..e^n wiUktthi-licher
•abjekdver Akt Meiner Person^ gondern ein nothwendiger,
objektiver der Sache selbst sei. Dadurcb ist ein bevorste-
hender solenne iiisrichtsakt , an welchem. dai|, j^.si^ «rat an
Mbl VoffbiuidaiM «ir feiMRÜdiea OjKevbarnipg^eliuigli nicbt
«usgesehlosMM, wia denn in der salest angefulirten Stella
die Zuerkennung der Verdammnifs, und sonst auch die Er-
theilung der Seligkeit C^, 2$i^ 6, 39£1 54.)$ an den ji)/j^«ten
Teg unA dia Anfioralebiuif geluiüpft . wMr^» T£bento. «igt
Je aoob bei Ldkee ^ewie *iA.deinfelbeo.Ziuaiwenbang, in
weichem er seine Wiederkunft als eine noch bevorstehen-
de ünasere Jiatastropbe be«fibreib^ 17» 20 f., das Reich Got-
let kemaa Qiehl /imx m^äv^^'aec^ iditdQ6ai»\,id» mde^
Fl idä ÜKM* M yuQy ^ ßixaikUtL w 'dctt inog vfnä» igh.
Auch dafs seine Wiederkunft in Kurzem bevorstehe , soll
JiApb einer>, ^wissen Deutung seiner Worte der johanneir
e^lif JesM geäoetert haben. Pie aelipn erwüJinten Aus*
spraeiMi,ia den Absebiedsreden BAmMeb, wo ^eeiie seinen
Jüngern verspricht, sie nicht verwaist suriickzulassen, son-
dern ^ biog^angen cum Vater, in Kurzem Ci6> M'tO
der sn ihnen ankommen (14) 3* sind nicht selten aueb
iM.dm.Wltdarkoflft CiuRiati am JSnde..fier Tage vmtan*
den worden'^); aber wenn man von dieser nfimlichen
Wiederkunft .Jesnm sagen hört, dafs er bei derselben nur
aolian Jttngam, niebt aber der Weit sich ofienbarcn wer-
flo U4» 1^ vgl. 220: ao kaj^n man .unmdgUcb an «iie Wie-
derkunft £um Gericht denken, wo Jesus sieb Guten und
ßüsen ohne Unterschied zu ofien baren gedachte. Beson-
ders rlitbselbfijGt ist nocb im. i^hang des vierten Evange-
linma» K« 21 1 von dem KpmmoA. Jesu die Rede. Auf die
Frage des Petras, was i;s mit dem Apostei Jobannes wer-
den solle j erwiedert iiier Jesus: iay aivov ^iha iiivtiv^
23) h9\ THOuror, S. 259.
JJat L€hM Jtiu IL Band. 14
üiyilizeQ by
Driller Abacliaiil.
Sus Sw^iy tl ni^g 9k; CV. IS.) wm» wie hkinffeiit
wird» die Chrblen so fwiUndeny alt eellle JehMieet |i[wp
nicht sterben , indem sie das tQXf^oO^ai auf die lezte VV ie-
derkuiift Christi beeogen, bei welcher die sie Erlebeiideu^
ohne den Tod am «efaMekeA , yerwendell werde« eoUteii
(1 Rer. l&j-ait). Aber) aesl der Verlbeter beriehtlgend
h'uiy.u , Jcsns hebe nicht gesagt, der Jünger u'erde nicht
•terben^ sondern nur, wenn er wolle , dafs er bJeihe, bis
er komMi wlie et den Petrus -angebe I Uiedureb kenn
der Evengellat sweieriel berlehtigen wollen. * Kniweder
schien es ihm unrichtig, das Bleiben, bis Jesus komme, ge-
radezu flut nicht sterben eu identificiren, d* b. also das
KomaMU) ron wekhtni hier Jesne speaeb^ ffer das ieatei
welehes dem Tod ein Ifinde nwohen soUle^ an nebmn, und
dann möfste er sich ein nnsiehtbares Kommen Christi , et-
wa in der Zerstörung Jerusalems, darunter gedacht haben'**).
Uder hielt er es fttr irrig, was Jesus nnr bypotbetiscb ge*
sagt bfttte : Ivenn er aneb etwa das Angegebene wollte^ so
gienge das doeb den Petrus nichts an, kategorisch zu fas-
sen, als ob es Jesu wirldicher Wille gewesen wäre, wo-
bei cbnn dM iQxopa$ seine gew6bnliebe Bedentnng be*
bielle
Finden sich hienach allerdings dieChrandstfge der Leb*
re von der Parnsie auch im vierten £vangelium Jesu in
den Manftj;elegt, so finden wir doeb nkgends etwas von ^
der ausfittbrlieben sinnlichen Sebtfderung des änseeni Her»
gangs bei derselben, und der mit ihr eusemmenhliiigenden
Vorgänge, wie wir sie in den synoptischen Evangelien le-
sen. Dieses Verhältnils macht bei der .gewlibnlieben An-
sicht von dem Ursprung der Evangelien , namentlieh des
vierten, nicht wenig Schwierigkeit. Wenn Jesus wirklich
so ausführlich und feierlich, wie ihn die Synoptiker davon
^14) vgl. Tholuck, z. d. St.
* 25 j ^ l'tciut, auch Tnomcs, s. d. St. Schott, p. 409«
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£ w^0' K»p1 1 e I.- 1 1, IIS. mv
vtdsiiHllMMi^ :inMi MiMBiWiedoiteiifl ges)ii«dilieiiy..wiil ii^
iidhlig«ifirk«iNliMi'Md BeolMolih^ dersel*
beH'Alt'etwas so Wichtiges behandelt hat:Fso ist es ujil^vt
gi-eiflich, wie .fIdr. Veriasaer dea vlericM MivmMkgMmk' i$§
vmr.aoMihriJmrMur. 0as -gewöhnliche Reden , er hnhe
4»tferlipt3defti%iioptiJiern oder der müjidÜchen . Vejrkaiidif
gang: aj», bekannt voransgesezt, reicht iuer.Ofli »».mm^§m
•ti«> }je!mielii> «lles^ wad WeiseagMig.ill^^iaaiWillMi «Mw
e» ftrtefy^ ämA,tg/B&lm^ der. Mifsdeu^
t«ng« MelMteht, Ilde wir aus der zniezt erwähnten Bericht»
tigthg sehen, weiche der Verfasser j6n Joh. M^'^kAdn
M^u|igk («eijiidr ZeitgenpsMin' ttkev. üie dM J«li«iinft.T«ii
«lemi^gdbalie Vierkeifining diuraiiHiigeii «Kr nMiig fand.
iUeh'^ls^ilifair^rstftndigendes Wort eu reden, wie zweciir
miifsig kiiid verdienstiich wäre eS' geweeen, besendersida
die Darstellung dei ersten fiftatagdiii^aii .weiciei« sogIcMl
l|n$۟e 2enl0riia|f^e8Y3httpaM.dae^ibdaAddrfOiiige foir
gen iiefs, je -nltli^r jenes fk^ignifs kam, undi noch mehr A
es .Moriiber war, immer bedenklicher niü atistössigeu» wi^
den mu&le^i und/w^ war eher ini &Mdi^»iriiiO(«iikhe dbr
ip^MfiingiBa faken|^;dJ8 4tit LieWingtjfingei», ^taMd-^enn
«r.»daoh'Afdre«;<f8y'8iMder eihElge Evangelist, war. f der den
Erörterungen Jesu über diesen Gegeii«i«id: «agewoknt kat*
tel . Daher sucht ':nafli(adek/ kisr «ifMi( iMBiniihndl<0niiii
Hi^M S«iU«^e^[eBtete idti» ansuchen JfaetimaiQngfMi^
ftaMiBvkngi^liiidiA^ldüidicliijttdlsches idealisirehde Gjiostiker,
für dwen iStandpunkbijebe Schilderujigen nicht ge|jai'8t.hn^
han^ und defehalk . wc^oiniiMi ; wMßgt* aeimj^^)Ü lAlkfa
gMad^ aollyhen Leeim gpgaatUa- iNtav.iae« «iMlJfdfeMvif
*4jfe Baehj^ybiBketVnete fleaairlDonjr.in ihrer idealisireni*
den. Richiuiig gewesen, wenfi Jobahhes ümen zuiieb die
raaidM&ette/ an der« WiedeiBbäi^'ilkrjkUitettouniH^ibM
26) OisvAiJSiii. 1, S. 870. Toi « ...
^4 * •
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uchichtlinhe ileii ("hrlstenthoBM tm verflOcbttj^en, mofsfe der
A|MY(trel flficliirch entgegentreten, dafe er eben HieM 8ett«
pk9/tmmA licrfwiwb; wie er in seineM JUtf UirMi D»«
iiittoaww gegenfibsr ilto LMikkMit4mm ynmibH^ — «dtt^
te er in Gegentas gegen lliwn Mi«lh—tf tl der Wieder^
knnft ChrUti die änsseren Momente ihres Eintritt« mit be«
<t»dw— * f kÜSie ihervorltehrem Statt detaen spriet^^tn
OilrUti voiT'der B^^deiilnng einet' Jbatbm, «AMUgen Vor»
gangs immer wieder in das Innere and die Gegenwart /ir-
»AbkMnÜNW £a Ist also nicht «» übertrieben, wie Ois*
mnmw mdn^ wwm> jBuMä* bghiwpIK^ ddr die ^miHtioibi
imdl die )aiuiiiiieiMlio BukwUelkmg <ler Lilir» ^n''Ml»
ffi4rr Wiederkunft sich au88chlie(«end au effhaader rerhal*
tiin-*?); aondern, wana der V«r6iMer des riertM Evange^
Ihmiv oiiiuApoatoi itl» m kBtmmk dit fUdeii, wddM
drti üi'iUfa ' Jfc— gqflbtm- Je»« >ftlwr aelM Fimala In* Am'
Hund legen y nicht go von ihm gesprochen worden sein,
uigekebrtA. .Doch, wie gesagt, dieses Ayguaowta ii&i«
.nM <#ir 'Mgtäiobl* birflimin^^dh wii» die 'VenNmetmuigfiii
ittM' •pwloliMilMpi'-iJreprm^ -Mr 'llaan vierte EvangeiiiMi
langst aufgegeben haben. Anf unserem Standpunkt kön«
IM wii^oan« sMubi Aber das Verbäitniis t^er johanneiseheo
PwelMiiil -«»tbyiieyliechairf I iriiiiiwwiii dddirw. In Fe«
UMna, we eiilh dlb.lb4eii duM t/htm^EtmgäS^ri ao^t«
zeichnete Trodition bildete, wardb' £röhteitig die daselbst
verbreitete Lelure« viMi einer feierliehen Ankunft des Mes^
rfeii in ibrcrigeneeii pekitieb<iheejijiMiiid>k«it in die ekntt^
liehe »V^OiMligu II g aufgeaeemenvu «ndr naoh.dbr gfcwitf
rang Jerusalems noib nihei^ bestiisunt: wogegen in dem
iM^ilenistiach- thebsophischen ikreise, in welchem diis tierte
»yeegrttwiMtoiJt>iid>.die«iAdeB'ltf jineiiihee Ge^pendieht
9,7) WtmoLf de refae divina, fu 48S.
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streifte, und die Wiederkunft Christi bb den Bwitehen hi-
nein realen und idealen, gegenwärtigen und künftigen Vur«
fang aoiiw«benden Mittelding wnrdni wie sie im vierteti
£Tangellnni evtdieint. k ; i : . ' .
Können nach dem Obigen die aasfUhrllchen Reden,
vrelche die drei ersten Evangelisten Jesu über seine Par-
naie I» den Mund legen, nicht v<on lfmk acfber iierrihren :
an fragt aieliy ob er nieht deeb ia Allgemeinen gehelft nnd
Terbeifaen hat, einat als Messiaa herrlich nu eracheinen?
Hielt er sich in irgend einem Abschnitt seines Lebens für
den Measias, woran nieht nn nweifein iat, nnd beseicbnetn
er aieh als den tidg t9 ir&i^iimt ae mnlate er, acheInt ea,
•neb' daa Koannen In den *Wollm erwarten , welehea die-
sem bei Daniel zugeschrieben ist: nur fragt es sich, ob
er diefii als eine Verherrlielittng gedacht haliei weiche noch
Wftbrend aeinea Lebens eintreten wfliibi oder ida etwna^
4tm Ihm enl nnoh aelnem Tode b^roratXnde f Nach Ans-
Sprüchen wie Matth. 10 , ^a. 16, 28. könnte man das £r-
atere vermuthen; dabei bleibt jedoch immer möglich, dafa,
wenn Ihm s|i<ter sein Tod giwils wurde, seino Vorsts!-
long die lentere Form nnnnbm, nns wMust hsrana dann
Mütilu 26, 64. geaprocben würe.
üiyiiized by
374 ' Dritter Abschnitt.'*
»
• • '• * 'T * . ♦ • ! :
:
Zweilas Kap-iteL *
Anschläge der Feinde Jesu; Verrath des
' Jndas} lezteA Mahl mit den Jüngern.
• •• . 'i . .. * « * •
• . ■ ^ ' • •
i. 118.
Batwickluag de« VccliiUtaiMM Jota f u teiaeA Feind^iu
Ali iK» Reinde Jm «»^0106« In den dral ertten Eva»-
Ipilien am häufigsten die fPaoiaaXoi xal yQaufiaretg *)>
ehe in ihm den verderblichsten Feind ihres Satznngswe-
•ene erk«n»ftoii, und neben fliesen beiden die o^is^d!^ nnd
n^ßiSteQoi, welche als<Htfnpiler des VaiMeren Tempelenl»
tnU und der auf diesen gegründeten Hierarcliie mit demje-
nigen , der bei jeder Gelegenheit auf den inneren Gottes-
dientt fies Aemllth« eis fUe HAupttaohe hinwies, sieh nieht
kefreondatt'f kenhSefw Senst Sreeni. weU eneh die SaSSa'
wxioi aitter den Gegnern Jesu auf (Matth. 16^ I. 22, 23 (F.
pRrnil. vgl. Matth. 16, 6 ff« paraii.), deren Materiniismns
Manches an seinen Ansichten nnwider sein mnlste, nnd die
Hepodiscbe Partei (Maro. S, Ü. . Matth« 22, 10. paraiL),
welche, wie dem Tünfer, so anch seinem Nachfolger ab*
hold wni'. Das vierte EVangeliam , obwohl es einigemalo
die doYif.neZ$ und ftkjLQiüCÜot nennt, beaeichnet die Feinde
Jesu doch am hltaflgslen doreh den ailgemeinen Ansdmolc
ol V&(fff*of, was vom späteren, christlichen Standpunkt aus
gcsproclien ist.
Uboi*eInstin[imend berichten sämmtlicbe vier £vangeii«
sten, dals flie bestimmteren Anschläge der pharisfiisoh» Iiier*
1) ■/ Wnvtn't bibl. Rcalw»rterh. d. A. A..
Zweit«« IkapileL AJa. a7a
gegen JeMi« ve» elnm VevUeb dieitel-
ben gegen die den Sabbat betreffenden SatKungen ihren
Anfang genomoien haben. Als Jesus den Jlleiischen luit
der Tertreckneten Uend «ai fiabbefc wiederhergeetelll betfe^
amt MtktthHus hins«: ei Si OaQiaafa^ 0Vfi^tkiW iXmßov
xar avtHj (l.TO)g avtov uTiokiootoiv ( 12, 14. vgl. 1\1äi*c. 3, 6.
Luc. 6, II.)) und ebenso bemerUt Johannes bei der sabbat*
liehen Heilung «m Teich Belhetda: jcoi Jus tuto tdifimm
%w Y. oe ^Mmöi^ und fähHj neehdeui er neeh einen Ans*
Spruch Jesu gemeldet, fort: Jta töjo fiäkkov t^i^üM oJ-
toy ol ladaioi aisoxfeimi (5, 16. IS*)*
Sogleieh neeh «lietMi Anfeiigtponkt aber gehen die
tynopdaehe und die Jebenneitelie Dersitllung des ftmgliehen
Verhältnisses auseinander. Hei den S^rnoiitikerii glebt den
nächsten Anstois die Vernaclilässigung de« Waschen« ?er
Tiach ¥on Seiten Jem und «einer Jünger «nd die ediar-
fen Au«lklle, welehe er, darffbcr nor Rede ge«teilt, ge-
gen den kleinliohten Sateangsgeist and die damit rerbnii-
dene Heuchelei und Verfoiguag««ueht der Pharisäer und
Cseaeskundigen «neht^ we ee denn eai finde lieiftt, «le he-
ben fielen Grell gegen ilm gefeCeft, nnd ilui «nemdieleni Ibni
TerfSngliche Reden abaulocken gesucht, um Grund eur An-
lilngo ^egpn ihn zu gewinnen (Luc. 11, 37 — 54. vgl. Matth.
15, i Maro. 7, llf. )• Auf «einer leaten Reiee neeh Je-
ruaalem liefsen die Pheri«ier Je«n eine Wemnng f<er Be-
rodet Bukommen (Luc. 13, 31.), die wahrsehelnlleh mir
den Zweck hatte, ihn aus der Gegend wegsubringen. Den
nächsten Hauptanstofs nioMut die biererchitche Partei an
der auffallenden Huldigung, welehe Jeeo bei*» fiinrag in
JeruMlem vom Volke dargebreebt wird, nnd an der TenH
pelreinigung, zu welcher er sofort schreitet: doch etfra« Ge-
waltsames gegen ihn sn nntemebflsen, hielt sie sein «tar-
ier Anhang unter dem Veik neeh nnrllek (Mattik fl| l&f.
Maro. II, 18. Lue. 19, 39. 47 f.), wa« eneh der einzige
Grund war^ warum «ie nach der scharfen Zeichnung durch
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W Dritter Ab'selmiit
M» SMtkmH» fm -dem WMngKrtMm gioh seiner Person
nicht bcmächti^rte ( Matth. 21 , 45 f. parall.}. Nach diesen
Vor^Mn^en bedurfte es kaam mehr der antipiMria«iadMii
R«de Mcith. 13, um kam v«ir .dein P«tcha die Hohenfirle-
•ler, SehriftgreMrton und Altestm, d. h. das Synedrium,
in den Palast des Hohenpriesters bu einer Berathung so*
«aromenzufähren , JV« tov Y. dcX^ »(fcmjamai md atWK^dr
mmtiv (Matth* ^ ^ iL ptumiL).
Anoh im Tieften Evangeli«» www wird der groCse An-
b»iif Jesu unter dem Volk eini^remale als der Grund be-
■eiohnet, warum ihn seine Feinde haben wollen ftetnehmen
loM^ii (7, 3ft. 44. wgL 4, 1 Ä), mid eein Merlfeher Btneoi;
inJeruaaleMerblitortaleanelibiep (12,19.); bisweilen wird
Hirer Mordanschläjsre ohne Angabe einer Veranlassung ge-
dacht (7, 1. 1». 25. 8, 40.): aber den Hanptanstofe geben
in diesem Evangelium die Anetagen Jeiii Uber seine höhere
WOfd«. Heben bei Jener Sabbatheilung reizte das Iinii|,t-
Ülehlfcrfi die Juden auf, dafs Jesus dieselbe durch Beru-
fung auf die ununterbroehene Th«tigkeit Gottes, als seines
Vaters, rechtfertigte, worin naeh ihrer Mkdming ein Mas-
phemisehee W kmm noeätp tio &e(Ji lag (5, 19.); wenn
Ol» solner göttlichen Sendung sprach, suchten sie ihn
«u greifen (7, 30. vgl. 8, 20 ); auf die Behauptung, ror
Abraham sei er, hoben sie Steine gegen Ihn anf C8, »!>.);
dasseiho thatea slo^ als er «nsserte» er nnd der Vater seien
Klos (10, II.), imd wie er behauptete, der Vater sei in
Ihm, und er im V«ter, suchten sie sich abermals seiner
au bemUchtigen (10, a90. Was aber den Aossehlag giebt
«ach der DaretoUong des Werten Evangellnms, nnd die
«Blndllohe Partei so ftrmlleher Beschlufsnahme gegen Je-
som veranlafst, ist die Auferwockung des Laaarus. Als
diese That den PharisÄern gemeidet wnrdo, Teranstalteton
ide nnd die Hohenpriester eine Synedriomssltoong, In weU
eher sie In Bnrftgung zogen, wenn Jesus fortfahre, so
riolo (T^ijta au thun, werde ilim miemt Alles anhangen,
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Zw«iMii Kttpitab. :fi IIS. .iSR
Hohepriester Kalphas den verhängnifsvoUen.'Aussprach thii(,
es sei beMOTi dafs £in Mensch iMVi. da« iV^ih MfT^» ^
«bf« dM gRiiM Volk M.Oiwide.giile» .NiNi wipr m^,T4|A
bOTclilMteii, mid et wmifa JedelR. mii^ Pflicht geouidbit^ mir
neii Aufenthaltsort anzuzeigen, um siqli #^ai^: Pei^spii
mftchtigen za iLönnen (11, 46.)* M*: •
la Besag mmi diete.AiffiMM^ b««Mrk|i.4(fi .»awiffe JBai>
tik, daif wir Mit den tyaoptlteliMi.BeHelil^i^ldie t^pyigiicb^
Wendung des Schicksals Jesu gar nicht begreifen würdei^
und nur Johaoaet eisen Blick in die stufenweise Steige«
rang der SfMUMmng a^iteliea' der 4^m'«tMiche^, Perlel
and JetQ ont erttflne, kwm^ defii fli^flif^alUoh' uneh lar«K^
sem Stück die Darstellung des vierten Evangeliums als eine
pragmatische tiok seige , was die der übrigen nicht sei
Allein) wat hier an ttnfenweiteai Fn^rtoeiirekeii die jahan-
naitohe Kislliiaag varaatlialben toll, ist tehwfur ^nfoteh^
da ja gleich die erste bestimmtere Angabe filier das sick
liildeiide Alifsverhältnifs ( 5, 18. ) 4" dem Vaov .iavzQjt T^Ofoir
Tfo das Eüektte det AntiofiKa, (ii, 4m, i^^T*^ 9^^^
issrnnOmt. aker dat Hdditfte der Faiadteiigkeit enikSll, to
dafs Alles, was weiter von der Feindschaft der ^lödaini, ei^
eählt wird, blofse Wiederholung ist, and nur der Syne-
drioflstketeklaft Kap. 11. als Fortschritt auni Bestimaiterai
alak davttellt. In diätem Sinne faUt aber aoek dar tyn-
optischen Oarttellang der Fortschritt nicht, von dem un-
bestimmten ivBÖQBvety und öiakcclalv^ %L av nottjaeiav
Ytos (Loa. 11, 54. UO» oder, wie es bei UatlhAot
Clt» 14.) and Maikut ^) kattioMater laatatt o^t$fti-
hov Xa/iißaveiv oncog avrov anoXiaiooLv , bis su dem In Be?
zug auf Art (ddü^) und Zeit (jurj iv trj tOQtfj') nunmehr
genan kattinualan Betcklotta C Matth. 26, 4 f. paraü.)*
SciiMccKKM)vii6BR , Ubcr dcA UrspFung I S. 9 f. Lücai , I ,
S. m. 159. 2f S. 4oa.
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978
•i 't Dritter Ab«cliaitt.v
Pffiher wird nun aber den drei ersten Evangelisten beson-
ders das zum' VotNirarf gemncht, dafs sie in der Auferwe-
eknng de« hittärim diefenige B^bflibiwil -flbtgyuigea W-
Wfi,"weM4r ftr' die'faatcr Wendung des' Sehieksai Jm
entscheidend geworden sei Müssen dagegen wir, mit
Rücksicht auf das obitre Resultat ansrer Kritik dieser Won-
dererafthlung, Tielinehr die Synoptf ker lokcn, dmtk da nlekft
elAe Bf^gebeiinheil Buni Wendeponkt des . ScMekeele Jet«
machen, welche gar nicht wirklich vorgefallen Ist: so be-
vrkandet sich der vierte Evangelist auch durch die Artf
iHe er den dednreh ipemnieffieD ilerdbeieidwft iierlchtet}
tetn^wegs ntn elileh iofch«!!, -desees A«kcorltil «na die
Wahrheit seiner Erzählung verbürgen könnte. Das zwar,
dafs er, ohne Zweifel nach einer abergläubischen Zeitvor-
Wiiang dem Hobenprietter die ttuke der Prephetie wm-
eefireibt, und aefnen Aasspmeh Rlr eine Weieaagung aof
den Tod Jesu hält, diefs würde für sich noch keineswegs
beweisen, dafs er nicht ein Aug^neeuge und Apostel könnte
gewesen aein Oae aber let mU Reebl bedenkJicb cefm-
den werden, dafk onaer Evangeliat den Kaiphae als dnx'^
Qsvg inai tö ly.ElvH bezeichnet (11, 49.)) vorausjKo-
setzen scheint, diese Würde sei, vrie auinche röviacbe Ma-
gistraturen, eine Jäbrige gewesen, da sie deeb nreprttng*
Ach eine lebenslängliche war, and aneh in jener Zeft der
römischen Oberherrschaft nicht regelm/ifsig jährlich, son-
dern so oft es der Willkühr der Römer getiei, abwechselte.
Auf die Auktoritttt des vierten Bvangeiioaia liin gegen die
sonstige Sitte and uneracblet des Scillaehweigena dei Jost-
phus nnzunehmen, Hannas und Kaiphas haben vermöge ei-
ner Privatttbereinkunft Jährlich gewechselt dasti mag
^) Vgl., ausser den angefUhrteO) Bcitikera, Rua, £anlcit. in das
N. T. 2, S. 215.
4) Hierüber am richtigsten LOckb, 2, S. 407 IT.
'5} Wie die Probabilicn meinen^ S. 94.
6) Hva, a. a. O. S. 221.
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ZwtUiif'KVpiteL $.11$.
«iohj wer Lu«t iMt, entschliefsen : iviavrö unbeatsmint fär
XQOVB KU nehmen ist wegen der doppelten Wiederbo-
ian^- ileaMib6n''AiMdrilekt V. 51« omi 18,-13. umvIiMjf;
dnfir te Jener ZAlt das HoheprlegtortfaüM to ta0fiy» inJi
eeltef und einige Hohepriester nieht Jünger als ein' Jfthr In
üii'er Stelle belassen wurden berechtigte unsern Schrift-
«tellttr nicbt^ den KnipkM nbUohenpriMter einM Jnhra sab«»
seidiiien, wsMiev gmde TielniMir eine Reih» v^en Jeinwi^
tumientlieh withrend der gansen Dauer von Jesu Öffentli-
cher Wirksamkeit,' jene Stelle bekleidete; dafs aber endlich
Johannes soll tagen wollen, im TodetJefarJeM-eei Kaiphae
Hoherprlester gewesen, ohne dadnrtb üriiiere und apitwe
JahfTO anSBUschliefsen , in welchen er dieses Amt gictefc
falls bekleidet habe geht ebensowenig. Denn wenn
die Zeit, in weiche eine Begebenheit föllt, nie. ein gewiiete
Jahr ' beeeleimet wind, eo mnfe dlefii darin seinen Oinnd
haben, dafs « entweder die Begebenheit, deren Zelt'bestUnnft
werden soll, oder das Datum, nach welchem man dieselbe
lieetimraen will, mit dem Jahreswechsel nosammenhfingl;
Entweder nmla also der EraXhler im Tierten Bimfsliafli
der Meinung gewesen sein, ton Jesu Tod, ««'''Weieheii
sie damals dei^ Anschlag machten, sei auf jenes ganae flahr^
aber weiter nicht, eine Fülle von Geistesgaben, unter we^
eben aneh die prophetische Gabe des damaligen fiohenpri^
sters, ausge^Mseh *^); oder, wenn dfefs eine gesnohte Bau
klftrung ist, so mufs er den Kaiphas als Hohenpriester eben
nur Jenes Jahrgangs sich vorgestellt haben. Wenn als^
LüOKB spfailelal) da nach 4osephns der damalige «Heheprid»
ster dieses Amt sehn Jalire hintereinander verwaltet habe,
so könne Johannes mit dorn uQyjLBQii^ %ü ivucv%ö ixiim
7) KuiNOL, f. d. St.
8) Paulus, Conun. 4, S. S79 f.
9) LücHS, t. d. St.
JU) LisMTrooT,* s. d. St.
9
t
t
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'üteiH pmlilt lüWw» das holioprlttwIltM hmt mI daiMb
-Jfihrig gewesen : so kehrt sich dieser Schlufs , da das Zo-
'tiigeliegen dieser Meinung ia den Worten dct Kvmngciiww
ifahtrer lit, ab 4alt Letten \m§umt Johtamn gavrMfi^
Ih *d«i der FnhMIkn mmi im da» vIerCs firangeliaai hkr
eine Vorstellung von der Dauer des Uohenpriesteremtes
steige, die man in Palästina nicht habea iu^nii^^ so könne
das V^aeier daaselban kein PaUstiiieiMer ifeHraMn #ti» f
.i)t. • Aaab von den weiteren Angaben tfber die Paalita,
durch welche Jesus der Hierarchie seines Volkes anstöfsig
geworden sei, sind nur diejenigen glaublich, welche die
•fiynoptiber aiiein eder mit Johannea gemein iiaban: die
•dkm leatofen elgentliAmlielien nteht. Ton dem GeaMin**
schaftlichen war der Anstofs an seinem feierlichen Eineug
und der starken Anhinglichkeit des Volks an iboj die aich
dabei neigte) ebenso natflrlioh} als die Erbittemg Aber eeÜi
f SLeAm und Thon gegen die Sabbatavenebrillany worin Im-
wer leateres bestanden haben mag; dagegen ist die Art,
wie dem vierten £vaiigeiiam zufolge die Juden an denAna-
aonlngen dem Aber aleh aie Solm Gottea Anatoft genom-
beben aoüen, naeh einer frOheren Auaeinanderietaung*
ebenso undenkbar, als es in der Ordnung ist, dafs die Po-
lemik gegen den Pbarisäismus, welohe ihm die drei ersten
Slrangetien leihen^ die Getroflfonen ferdrieisen mniäta» So
kt Aber Ae Unaohen und MaHvo der BoakHon^ weleiie
gegen Jesma sicK bildete, In der Johanneischen Darstellung
kein neuer und tieferer AnfecMnfs bu holen: aber waa
die S)fnoptiker bieten | reielit aadb voilliommBii Un^ jene
SndioiMiDg BD begrdlSBn.
f. 114.
Jesus und sein VerrStber.
Unorachtet im tlatbe der Uoheu|irie«ter und Aice^toii
m
IJ) Probabil. a. a. O.
12) 1. Baad, 59.
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ZwVffiei KkpiteL' S;H4. igt
füMbn, weit eiri« in iH^ii'Tkgen an Jesu' vörtibte GewAll*
that unter der Masse Ihm günsriger Festbesiicher leicht e?*
neh Aufstattil erregen 'konnte (Matth. 216, 5. Mai*c.-^14y 2l|) :
iri«Hil^4i««»KifokUülit -doeh durch dteLdeht)gkiH'|ft&
wogen, infr wri«li#r ilner seiner JOnger ihn in ihre H/ini
de ZQ lieftrii aich anfieischig^ machte. Judas nämlich, oh-
ne ZweiM V0ri tiekk9ft Ab8täiiiitiäii|g kns der JfldlSiidien Siadk
Kmptotli (4'i^i**i§f\B*Tf%3ttt^icitf;g genannt, g^iong den S^ni
•Irtikehl' MVfblg^ wehige 'fage T^r^ dem Paschnfest zu den
Vorstehern der Priesterschaft, und erbot sich, Jesitm ih-
mn i« der Stille zu flberliefem, wofth^ sie ikm Geld, nach
Bli|tlii«ii«4reiili%4MiNrt#kel (a^;/tt^/a), veHj^rachen (Malth«
UiC ^aMlfl.>' Ydif ^ei< solcherr ToriHnligen Verband-
lonj^ des Jndas mit den Feinden Jesü meldet das vierte
lüfvangeliiioi' nicht nur' nichts , sondern scheint' auch «oikst
die Suche ftor dlMastelitti,' tis hätte Judas erst bei derfe«.'
tvn ÜAhlMlt-'deii fintscMtdk gefätkt und sogleich ausge-
führt, Jesum an die Priesterschaft zu verrathen. Dassel-
he iiaekd^ip des Sallan in Jndas nämlicli , welches Lnkai
CtS, S.) 'Tor MiMn lifstcn Ganj^ sn den Uohenp^eitern^ imä
idM lHMh Bum f^hHM^stAns^^ gieMcht tsi^ s^t, lafst
der Vel^fasser des vierten Evangeliums bei diesem Mnhie
eintreten^ ehe Judas die Gesellschaft verliefs (13, 2*7.):
IMMtfiJfeWefs^ wiift es scheint, dafr nach der Ansicht dÜesca
Ev«M|eritoten Judas' i$rst jesi den Tcrriltherlschen'Gang g^
iiia«ht hat. Zwar schoh vor dem Mahle, bemerkt derselbe
(13, 2.)) habe der Teufel dem Jndsfs in's Herz jregeÜen
geliabt, JcsttBi so Terrathen, und dieses tö diafloXa fifßU^
imog.eljs njv nagdlav wird gemeiniglich dein eioijkO^e pcma-
vag bei Lukas gleichgesezt, und von dem Entschlüsse zum
Vervatib .v^jnst^ndeo, in dessen Folge Judas au den . Hohen-
ytlcsMHi||cg<»gMi'»eig allein, vmr er aehon dauiab mit
dcnaellMB einig gevmden, sonrar dcr-Verrath heirelli toU-
sogen, und man weifji dann kaum, vias das eio^kOtv üg
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39^1 . Drltttp ;A.b4ch;»U^/ '
avtov o occTcei'ag bei m fcztcii Malile noch bedeuten soll , da
das Hinausführen derer^ welche Jesum greifen sollten, kein
neuer Teufelsentschlurs , sondern nur die Vollziehung des
bereits gefufsten war. Der Ausdruck bei Joliannes V. 27.
bekommt im Unterschied von V. 2.. . nur dann einen gnna
passenden Sinn, wenn man das ßdkUiv tlg zlijv yMQi)tczv
von dem Aufsteigen des Gedankens, ins eloikd^eiv aber von
dem Keifen desselben zum Entschlufs versteht, also nicht
voraussezt, dafs Judas schon vor dem Mahle dfen Hohen-
priestern eine Zusnge gemacht liabe '}. Stehen sich aber
auf diese Weise die Angabe der Synoptiker, dnfs Judas
schon einige Zeit vor der Ausführunff seines Vei'raths mit
den Feinden Jesu in Unterhandlung gestanden, und die jo-
hanneischc , dafs er erst unmittelbar vor- iler That sieh
mit ihnen in Verbindung gesezt habe, entgegen«* so ent-
scheidet sicli zwar Lücke In der Art für den Johannes,
dafs er behauptet, erst nach dem Aufbruch vom lezt«n.
Mahl (Joh. 13, 30.) habe Judas den Gang zu den Holien-
prIestern gemacht, welchen die Synoptiker ( Mattli. 26,
14 f. parall.) vor d.is Malil versetzen -): aber er thut dief«
nur der vorausgesezten Auctorität des Johannes zolieb;
denn wenn auch, wie er bemerkt, bei eben einbrechender
Nacht Judas mit den Priestern noch; recht gut unterhaiiT
deln koinite: so ist doch, die Sache ohne Voraussetzung
betraclitet, die Wahrscheinlichkeit ohne Vergleichung mehr
auf Seiten der Synoptiker, welche der Sache doch einige
Zeit lassen, als des Johannes, bei welchem Alles Knall
und Fall geht, und Judus, allerdings wie besessen,, nach
1) Dass nach der johanncischcn Darstellung Judas erst vom
.1 Mahle weg zum erstenmal tu den Höhenj*>riestei*n *ge<»iin^errf
'sei, hat auch Lightfoot anotkannt (horac^' p.' 4€5.y, mti
dcsswegcn das von Johannes crzühlte Mahl far. ein(frUherM|
^als das synoptischo gehalten. - »... /, • ^M.ii'i iri »1 Ai\ th
^ Corom. z. Joh. 2^ S. 4^4. ' "<- .'« ; tinn h.in (lu^' v
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Zweite)^ Ki^|Ht^L{.f,,(^.
£uitinich der Naciit nocJi ^mV^^m
Über die Motive, wekhe den J^da^ .bewogen haben,
sich mit den Feivden Je^iu gegQo ^l^9<^:.yf^h|jid^n| ^lijüif?
ren wlr<aM den drei etn^n l^iraagieJjeii Wl^,4^'9i[^Xfn
rien Hohenpriestern Geld bek^oin^n ,]ui^/^«,.^jpier«^ M);<lr,dV)
besonders nach der ErzähJaiig b^i ]^a^|i|^|if , wp,J,uda|i4
ehe er d^n Verrath zusagt^ ,4^e Frage ina^ht : ^Üt^,4/I!i^
döwij fllrJUab- und G^wii|^^ht ,ivis/i>i,^£edf^ 98^^
Bestimmtem LkLt jHktk hiei^)r, >|DQb.).4«e Angabe
vierten fiyangeliums ^tf.)? schon b^i dein Betha^i^9hen
Mahle habe Judas Bkih über SalLupg,, als ^jll^^i^Qi^
Iluge Versehwendvag» ge&i|g)9rl;; ^. ^<4^i«^MUfi|i •fiffiBen*
tei geführt, ec& «hef- ml. 4ms«lben jsniili J4ifib.ge:w.^dei)i
wornach also anzunehmen wlire, dafs 4ie Habsucht des
Jindas,. durch das, was er der Gesellscl^aftscasse ab^^l4^
Jioluiite) aiebfcieeb« befriedigt,, diireii die.ÜhDßÜefeii^qp Jit^
•a aa die reiche und Intiichliga Pfieptexparf^^ aeol^l^jU
tigeren- Gewinn zu machen gehofft babe. Man wird es
dem Verfasser des vierten Evangeliums Dank wissen m(j^
MUi «liift eruna .duMh.die Ayfbeyvahiraiiig jdiesiiir Jjfo^iaeni
wdehe den fibrigea fiTangellüeii ftW^.^ iUb Tbat^ dfts Jur
das einigernuifsen begreiflich gemacht hat^ v"* s^^^^^ sich
eeiae Angaben als historisch begi^Mnd^t eeigen. Hier i^)
MM «ber in ßezug darauf] da£i >ifi*fde J^di^i iß^/^^^i^§§
unsgesproehen babe, jMiou ii»bei^.#4isgefm^# ippHen.,
«nwahrscheiniich es sei , dafs die Sage diesen Zug vcfior
ren haben sollte ^) : wie wahi:scheiniich dag^en ei^e
genliafte Entstehung 4e«#i9l||ei| iM,-.^h^{|^|i^<^t« : D^s jSer
thanfsche Mabi «teiid. (u 4fiK. «V*90liU(^ihHi),UltfBS^
dem Ausgang des Lebens 'Jesu diurqh den, Verrath, de^ tljif
das nahe: wie ifgksht W^^a «MM)P.4^A\i*^4M)^.Aafi^^{filH
S) i. Bsttdy S» 911 f«< ** ' ^ . - jMr./.il #iub ei»rr.* '«« * ih
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384 '^VrUter Abcchnitt.
Jeifftr^ivghMii^'Tidel eito Froigdligkeit könne nnr Ton
ikum häUAh&is^ J«NtM'«4Mgegluigeii sein l Odfa der Tadel
KDgleieh «of VerkavfM dar Selbe Mm Beeten der Arne«
.drä'ng, konnte im Munde des Judas nur ein Vorwand ge-
iraed äehtiy hinter ^elehea eieh «ein fiigennus irersteckte :
Minnen TeHheii^ arber kenMe er Yen dem Verluaf Jener Sei»
be nur' denki* erwerten, wenn %r drieoble, von dem «r-
lösten Geide etwas eu unterschlagen, und diefs konnte er
niederem nnr, wenn er Cass^nAlhrei^ wer» Zeigt sieb so
ätuAittwn dem Zuge, deft MiaiM'^HUntrs h nti to yltMh^
<To%<ov <7ze, «Hl«tinhl.törfKli« tatmho^ .1. «flglMi: -
ist nun SU untersuchen , ob sich Gründe eu der Annahme
finden, dafs es sieii wirklich so verhake S
'Itter mnle tin «Adrer Pnnkt hinsugenomiMtt werden^
Iii' welchem die SytooplMier nnd Joiiaimee düferhen ^ nlnn
lieh das Vorherwissen Jesu von des Judas VerrÜtherei.
Bei den Synoptikern neigt Jesne diese Kunde erst am len-
teil Mebie, mk^ am einer Zeit^ wo dio Thal dea Jndne ei-
^entlM' eekon gesebehen war, «nd noeh Icom forher, wie
es scheint, ahnte Jesus noch so wenig davon, dafs einer
defe* Zwölfe ihm verloren gehen würde', daU «r ihnen ai-
leii, ivle Me de waren, bei der Pailngenerfe eb» SMen anf
rt RKÄ^tOhleH ^rl^ (Matlh. 19^ 98. ). Naeb Jobam
nes dagegen versichert Jesus schon um die Zeit des vor»
lekten Pascha, also ein Jahr vor dem £rfoig, einer von
A«i''Z#9lfen tel ehi dia/ftfAbffi wtfmlt er, laut der Bn-
)li«rfcung deV BViKAg«llMen>;^ deti Nlndai, alr aeiiien btnf.
tigen Veri'Hther, meinte (6, 70.); denn, wie kurs vorher
(V. 64.) bemerkt war, jjdei äff^ji^ 6 ^Ir^aög, — f/ff iggp
6 nagadviaiar tturovi BienAch *bätte aleo Jeeiia vonAnlanj[^
Mnei> BekiintoteelMft - Ml 'dte indes geilrufet, dafs dieeer
ihn verrathen würde, und nicht biofs diesen äussern Erfolg
hfitte er 'Vorhergesehen, sondern,' da er jawufste, was ioi
Menaoben war (Job. 3, SS.), eo hAtte er aneh dio Triebfe-
dern dee Jndaa dnrebaeba«^ daft er nimUeb ana Hahanebt
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^ Zweites Kapitel. S* 114. ISft
iiimI Geldgier Jene Thet begeKen wOvde« debei toll er
ilin Bnm CiistefiDhrer gemaofat, d. h. ihn auf einen Posten
gestellt haben, auf welchem sein Hang, sich auf jede, wenn
anch uni*echte Art Gewinn zu schaffen , die reichste ^ab-
rang bekommen mufste? er soU ihn durch Gelegenheit cum
Dieb gemacht, nnd sich, wie absichtlich, an ihm einen Ver-
rüther grofs gezogen haben ? Schon vom ökonomischen
Standpunkt aus betrachtet : wer vertraut denn einem eine
€asse an, Ton dem er welTs, dals er sie bestiehitH dann
]>lldagogiseh : wer stellt den Schwachen anf einen Plaz,
der gerade seine schwache Seite so beständig in Anspruch
nimmt, dafs vorauszusehen ist, er müsse früher oder spfi«
ter nnterliegen? Nein in der Tliat| so hat Jesus mit den
.ihm sunXchst anvertrauten Seelen nicht gespielt, so nicht
dns Gegentheil von dem ihnen erwiesen, was er sie beten
lehrte: ftrj eiatviyxi^g ^fiäs tig aaiQaofidv (Matth.6, 13.),«ials
er den Judas, Ton weichem er Torauswufste, er werde aus
Gewinnsucht sein TerrUther werden, nnm Cassefllhrer er^
nannt haben könnte; oder wenn er ihn dazu machte, so
kann er jenes Vorbervvissen nicht gehabt hnben.
Um in dieser Alternative su einer Entscheidung sn
gelangen, mfissen wir jenes Vorherwissen für sich nehmen,
lind sehen, ob es abgesehen von dem Cassenamt des Judas
wahrscheinlich ist oder nicht? Auf die Frage nach der
psychologischen Möglichkeit wollen wir uns nicht einlassen,
da es ja immer frei steht, sich auf die göttliche Hatur In
Jesu SU lierofen ; aber von der moralischen Möglichkeit
wird es sich fragen, ob es bei jener Voraussicht zu recht-
fertigen sei, dafs Jesus den Judas unter die Zwölfe ge-
wUhlt, nnd In diesem Kreise behalten habe? Da durch
diese Bemfbng sdn Venrath als solcher erst möglich i^nr-
de, 80 scheint Jesus, wenn er diesen vorherwufste^ und
den Judas doch berief, ihn absicbtlich in jene Sünde hin-
eingenogen mn haben. Man wendet ein , durch den Um«
gnng mit Jesu sei dem Judas Ja auch die Möglichkeit ge*
Dai Leben Jesu U. ßand, 25
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386 Dritter Ab«chiiitt«
geben, worden^ jenem Abgrund eii entgehen^): aber Jesvi
hatte Jn vorausgesehen, fiafe eich diese Mdglichlieit nicht
verwirlilielien würde; man sngt weiter, aoch In andern
Ki*ei8en würde d^s in Judas gelegene Böse sich , nur in
andrer Forni) entwickelt haben, uns schon stark determi*
nistisch klingt ; so wie vollends die Behauptung, es sei kei«
ne wahre Hsife fllr den Menschen, wenn das Böse, woxn
der Keim in ihm iiei^t, nicht zur Ausbildung koinaic> nuf
Conseij Uenzen su fnhren scheint, wie sie Rom. 3, S. 6, 1 f.
verworfen sind. Und auch nur von der gemCithllchen Sei-,
te angesehen, — > wie konnte Jesus es ertragen, einen Men« «
sehen, von welcljem er wufste, dafs er sein Verrfifhcr
werden, und alle Unterweisung an ihm fruchtlos bleiben
vyttrde, die gense Zeit seines öffentlichen Lebens bin*
durch um sich nu haben ? mufste ihm * durch denselben *
nichiu jede Stande traulichen Zusammenseins mit den ZwüU
fen verkttnuBcrt werden? Gewifs triftige Gründe miilsren
es gewesea eeia» am deren wUlen Jesus sidi dieses Widri«
ge and Harte aufgelegt hfttte. Solche Grdnde und Zwecke
konnten sich entweder auf den Judas beziehen, und hier
also in der Absicht bestehen, ihn zu bessern, welche aber
durch die liestimnte Voraussicht seines Verbrechens cum
Voraas abgeschnitten war; oder sie bezogen sich auf Je*
snro selbst und sein Werk , so dafs er die ü herze nüunar
gehabt hätte, wenn die Erlösung durch seinen Tod zu iStan-
de kommen solle, müsse auch einer sein, der ihn verra-
the Allein xu jenem Zwecke war nach christlicher Vor-
aussetzung nur der Tod Jesu ein uneiitbehrliclies ^iiifcl:
ob dieser aber mittelst eines Verraths, oder wie sonst, liei*«
beigeftihrt wurde, hatte für den £rlösungsBweck kein Mo-
ment, and daft es den Feinden Jesu auch ohne den Judas
4) Diesea und die. fotgeaden GrUade s. bei OuaAVsaa, 2, $.
458 ff.
5) OuNAVtiif, a. a. O*
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t
Z#eit»s Kfipiteh $. 114. W
frfiher otlnr fpKter gelangt sein würde y ihn in ihr» Go* .
wall so bekomnen, ist niileagbiir; daf« aWr der Verrft*
thei* unentbehrlich gewesen, um Jesu Tud eben nm Pascha-
fest, das sein typisches Vorbild enthält, zu blande stt
bringen ^) : — mH söJehen Spielereien wird nuin uns deolt
lleutiges Tag» nioht mehr hinhalten woJlen.
Läfst sich somit auf keine Weise eine genügende Ab-
sicht ausfindig machen, welche Jesum bewegen konnte^ in
. der Peraon des Jnda« wisaentiich seinen Verr&ther an sich
BQ siehen and vm sldiBn behalten: so seheint entsehieden,
dafs er ihn als solchen nicht im Voraus gekannt haben .
kann. Schl£iermach£r, am nicht durch Lengnung dieses
Vorherwissene der johanneischen Anetoritäl bq nahe bu tre^
len, BweÜelt lieber daran, dals Jesus die Zwdtfs rein
selbststündig ausgewählt habe, und indem nun dieser Kreis
sich mehr durch freies Anschliefsen der Jünger von selbst
gebildet haben soll, so könne Je^os leichter darüber ge-
reehtfertigt werden, diafs er den sieh Badvingenden Jndas
nicht zurückvvies, als wenn er ihn aus freier Wahl ea
sich gezogen hätte Allein die Auctorität des Johannes
wird hiedureh doch veriezt, da |a gerade er Jesum zu den
Zwölfen sagen Mkt: 8% ifistg /ue i$Bli^aad€f al£ iyd e|f-
le^dtir^y vuctg (15, 16. vgl. 6,70.); übrigens einen bestimm*
ten Wahlakt auch weggedacht, so brauchte es ducli , da-
mit einer beständig um Jesum bleiben durfte, seiner Lriaub-
nffs and Bestätigung, and sehen diese konnte er menseh-
lieherweise einem Manne nteht geben, von welehemerwurste,
dafs er durch dieses Verhältnii's zu iliui der schw ür/.uAtiii
Frevelthat entgegenreife ^ sich aber ganz, wie man sa<^ t, in deji
Standpunkt Rottes na versetsen, und um der Möglichkeit
der Besseraog willen, ren der er doeh vorauswofrte, dalb
» _ t
6) Ein solches Argumeat lieste sich aus dem sbleitea, wss Oit-
■AVSBN, 2, S. 587 unten und 388 obea ssgl«
' 7) Über dun Lukas, S. 88.
\
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'9» * Driller Abselmilt.
* sie nie ftor WIrkliehkdl wenlen wAniey den JimIm In mS«
ner Geitellschoft ff» liissen, duf wäre eine göttliche Tn.
menschlich keit j luchfs GottroenscJiliches j gewesen« So
sckwnr et hieniicli hült, die Angabe des vierten Evenge*
Hunwy dnf« Jesus von Anfang an den Jadas als seinen Ver«
Fächer geliannt hnbe, als hislorlseh festnnhalten ; so leiebl
entdeckt sich, was auch ohne geschichtlichen Grund sti ei-
ner solcben Darstellung bewegen konnte. Dais der von
einem seiner ^gnen SehOJer an Jesu begangene Verratk
ihm in den Angen seiner Feinde eem Maehth<^ gei*eichbp,
Ist natürlich} wenn wir auch nicht von Ceisus wiifsten^
dafs er in der Rolle eines Juden Jesu vorwarf, ort
m (üwoft^B fiad-^iSv ngädo&t^f nnm Beweis ^ dals er we»
niger als jeder Rffnberhanptnann die Seinigen an sich nn
fesseln v ^rmocht habe Wie nun die aus dem schmähli-
chen Tode Jesu eu ziehende üble Folgerung durch die
Behanplung, er habe seinen Tod lange vorhergewalsli am
besten «bgesehnllten en werden sehien: ebenso das, was
man aus dem Verrath des Judas Schlimmes gegen Jesum
ableitete } dorch die Angabe | dafs er von Anfang an den
Verrither dnrohsehaul habe, ond dem, was ihm dieser, he*
reilete, bitte entgehen können, mithin mit Freiheit und
ans höheren Rücksichten sich seiner Treulosigkeit nusge-
seftl habe^); womit zugleich noch der Vortheil zu gewin«
nen war, der in jeder angeblich eingetroffenen Voranssn»
gung flBr den Vorausverkflndigenden liegt, und weleheit
der vierte Evangelist naiv seinen Jesus aussprechen läfst,
wenn er ihm nach der Bezeichnung des Verrfithers bei m
lernen Mahle die Worte leiht: an s^« Xfyta iftlp.fgQo tä •
ym4a9m9 Iver, otwyiin^ai, mgevat^tSf Sti iym tlfu (13,
10.) — in der That das beste Motto zu allen vaticiniis
pBSt eventum» Diese beiden Zwecke wurden desto voll*
: 8) Orig. c. Cels. 2, 11 f.
9) vgl. FrobabiL p. 139.
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Zweites KafiiteL f. 114.
kommeiier erreicht, je weiter Burilck im Lehen Je^u dieses
Vorherwisseii gesest wurde^ woraas sich also erklärt^ wih
11IBI der Verfssser des vierten fivengeliiiiu , aieht »nffi^
4mk «hiaiit, defs neek der ^ewtthnliehen Oerstelltiiig Jesus
bei'm leeten Mahl den Verrath des Judas vorherverküiidio^t
haben sollte, sein Wissen um denselben schon in die An-
fänge des Zusamaenseins Jes« mU Judas ?erle|Ktf
Ist hleuiit ein so frühes Wissen Jesu um die Ver^
rätherel des Judas als unhistorisch beseitigt, so wÜre Raum
für die Angabe geniacht, dais Judas den Beutel der Ge-
Seilschaft Jesu geftthrt iiabei was sich nur mit Jenesi ,Vor-
auswisseii nieht so rertragen selüen, wogegen nnni wenn
sieh Jesus überhaupt in Judas irrte, er in eben diesem Irr-
thum ihm auch die Casse anvertraut haben könnte. Allein
dnreb die Maohweisong, da(s die Joiiannoftscbo Darstellung
In Beeng unf das Wissen Jesn um seinen Vmitber eine
gemachte sei , ist die Glaubwürdigkeit derseüien In dieser
Sache so erschüttert, dafs man auch leu jener Angabe kein
rechtes Vertrauen fusen kann. Hat der Verfasser des
vierten fivangelinms das VerliSitnils swisehen Jean und
Judas an der Jesum betreffenden Seite ausgemalt ? so wird «
er schwerlich die Seite des Judas unverzieFt gelassen ha-
ben; iiat er die Tiiatsnoliflt| dais Jesus verrathen worden
iO) Noch weiter rückwärts wird, nicht das Wissen Jesu um sei-
nen VerrXtheT) aber doch ein bedeutssai^ Zussmmenireffea
mit demtelbeay im ifekryphiichen evsageltum inlintiae ara-
bicum c. SS. 9 bei Fsaatcms p. 197 f.^ bei TanA, I, p.lOSlf.
gesest. Hier wird ein dSamniidier Knabe, der im Aafali mit
den ZMkaen um sieh bist , su dem Kinde Jesus gebracht , er
heisst nach ihm, und weil er es mit den Zahnen nicht errei-
chen kann^ Tersczt er ihm einen Schlag auf die rechte Scitc^
worauf das Jesuskind weint, der Satan aber einem wiithcn-
den Hunde simiich aus dem Knaben iährt. Hic autcm puer,
qui Jesum percussit et ex quo Salanas sub forma canis cxi-
¥it, iuit ^udas Isdiarietes , qui iiium Judseis prodidit.
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S90 Arltetr AktaliMUt. .
iüt, dadurch eingeleitet, Hüf« er Jesum (iici's Scliickftnl voi^
hersehen lief^, go mhz leicht das Andere, dafu er den Ja«
iliu aeliie OevrStMMoeht dan4i ontreve Fflhmn^ des Beateis
«ehon eeffren IXltt, nur Einleitun^r daen tein^ dafe
•Itfdrifl Je«tim vprrwthen hat. Doeh, müssen wir niirh die
fnhannei.^c^en Winke äber den Charakter and die Motive
de« Jadas aufj^eben: imaerhin behalten wir eneb in den
oben dari^elee^n Anifaben der Synoptiker die bettiaiiBte-
ste Uinweisung auf Habsucht als Grundtriebfeder seiner That.
»
f. 113.
VertoMedeBe Aotfcliten Uber den Gbarakter des Jodas und die
Motlre seines Verrstbs«
Von den älteston his mif die neuesten Zeiten hat es ;:ol-
ehe ifegeben^ welehe mit dieser Ansieht der N. T.liehen
Sehrifttteiler von ifen Betfpgjgrund des Joda« nnd mit ili-
rom durchaus verwerfenden Urtheil über dons*»lhen C^^l.
A. (i. l}l(»ir. ) nicht übereinstimmen zu können e;lanhfen,
und «war können wir sagen, daffii diese Abweichung theilo
ana Qbertrlebenefn Snpranahiralismoa, theils ana einem ra-
tionalistischen Ifan^^e horvorpfosrangen ist.
Ein flherspanuter Supranaturalismus konnte von dem
Im N. T. selbst an die Hand (gegebenen Gesichtspunkt aoa^
dafa der Tod Jasn« Im göttlichen Weltplan beschlossen,
anm Hell der Menschheit efedi^nt habe, nun aach den Jn-
das, durch desseti Vemth der Tod Jesu herbeiijof«ihrt wor-
den ist, nur als ein Werkseaflf In der Hand der Vorseliniifr,
als einen Miterbelter an der Briöanng der Menschheit be-
traohten. In dieses Licht konnte er dadurch ifesfellt wer-
den , dnfs man ihm ein Wissen um jenon gföttlicheii Rath-
schlufs lieh, und die Vollziehung desselben als bewufsten
Zweck seines Verrathes seate. Diese BetrachtnnKSwelse
linden wtr wirklich bei der gnostisehen Partei der Rainl-
t*»n , welche deti alten H i»*r»<i(do4oii /.nfolire den J«i las für
loi\|enigea hioltaii, welcher siolt aber die bosoiuüukte jtt«
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Zweites Kapitel. 115. 391
dische Ansicht der Übrigen Jünger kui* (inosis erhoben, und
dieser geniürs Je^uin verrathen habe, \^'eil er erkannte, dnfs
durch seinen Tod das Reieb der die Welt behemcheudi^
niederen tieisfer gestUret werden wOrde ' ). Andere in der
ültercn Kirche räumten zwar ein, «ial's Jutlns Jesuni iius
Gewinnsucht veri*atlicn habe^. doch soll er nicht erwartot
haben, dafs Jesus gettfdtet werden würde, sondern der
Meinon«^ gewesen sein, er werde, wie schon Cfters, so
auch diefsmnl, durch seine dbernatürliche Macht seinen
Feinden entj^chea ^^"^ Ansicht, welche bereits den
Übergang En den neueren ftechtfertigungen des Verrithert
bUder.
Wie Hie bezeichnete snpranaturalistischc Erhebung des
Judas bei den Kainiten zunächst von ihrer Opposition ge>
gen das Judenthum ausgieng, kraft deren - sie sieh uuni
Ctrundsas gemaeht hatten, alle von den jttdiaehen Verfas-
sern des alten, oder den judaisirenden des neuen Testa-
ineuts getadelte Personen zu ehren und umgekehrt : so ver-
spürte der «Rationalismus, besonders in seinem ersten Un-
willen Ober die lange Knechtschaft der Vernunft In den
Fcö^elu der Auetorität, einen gewissen Reiz in sich , wie
I) Irea« adr« liaer, fl, 35 : Judsm proditorem — solum prse ce^
leris cognotcentem Terititem perfecisse proditlonis myste-
rium , per quem et terrent et coetettia omnla^^ dltflolata di-
cunt. Epiphan. 58, 3: Einige Kainiten sagen, Judas habe
Jesum als einen noytjQor verrathen , weil er daa gute Gesez
auflösen woUte; iUoi Se reu»' aCriSy, j//, fMir, uJUa aya^Qr
avrop Srwm na^Swtt Mura r^p hta^rtop yvSwp* tfvmaar yrff
uvTttP ^ a9&tris Stfvafttf, mrl tSrS, if f;aij yyjJj S *Maef Mmtvm
Wik ftttyra iM^ytjot yy oj^f na^tadHrat oiroy, uya&ov T^yor Tt oi^aag
ijf^lv eis oMTtjqiav. »a\ Jei ^fiät (nairfiv xat anoötdörai uur^
TOP inatrorj Srt dC auiS Mmrtamfvda^^ ^filp 9 xi go»^« 0mt^
2) ThcopliyUct. ad Matth. 37, 4.
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SM Dritter Abschnitt
V
die von der orthodoten Ansicht seiner Meinung nach so
sehr vergötterten biblischen Personen ibres Nimbus eu ent-
kleiden, so die in eben dieser Ansicht verdammten oder
ftarfickgesesten sa Fertheidigen und su heben. J)aher| was
das A* T. betriffib, die Erhebung Esau*s Aber Jalcob, Saul's
• (Iber Samuel; im neuen der Martha über die Maria, die
Lobreden auf den zweifelnden Thomas, und nun sogar die
Apologie des VerrUthers «ludas« Den Einen war er ein
Verbrecher aus beleidigter Ehre: die Art, wie Jesus Ihn
bei der Bethanischen Mahlzeit gezüchtigt, die Zurücksezung
überhaupt, die er im Vergleich mit andern Jüngern erfuhr,
verwandelte seine Liebe su dem Lehrer in Hafs und Rach-
gter Andere haben sieh mehr der ron Theophjlakt auf-
behaltenen Vei'muthung angeschlossen , dafs Judas gehofft
haben n^öge, Jesus werde auch diefsmai seinen Feinden
entgehen. Diele feisten die Einen noch sopranaturalistisch
so, als bitte Judas erwartet, Jesus werde sich durch An-
wendung seiner Wunderkraft in Freiheit setzen **) ; conse-
ijuenter iauf Üirem Standpunkt muthmafsten Andere, Judas
müge woU erwartet haben, wenn Jesus gefangen wäre,
werde Volksanfstand nn seinen Gunsten ausbrechen und
Ihn befreien ^3* Judas wird hienaoh als ein solcher vor-
gestellt, der, darin übrigens den andern Jüngern gleich,
das Messiasreich irdisch und politisch sich dachte, und
daher nnsnfrieden war, dafs Jesus die Gunst des Volks so
lange nicht lienOzte, um sich zum messianisohen Herrscher
aufisuwerfcD. Yeranlalst nun entweder durch Besteohungs-
S) Kaissr, bibl. Theol. 1, S« 249* Xbnlich auch Hlomtocx im
Messits.
4) K. Ca. !«• Schmidt, cxcg. Beiträge, 1. Thl. 2ter Versuch,
S. 18 IT.; TgL dentelbea ia SctuaiDT*t Bibliothek, S, 1, S.
les ff.
5) Paütui, ex. Hdb. 3, b, S. 451 CT. I». J. 1, b, S. 145 IT. Üasb,
L. J. 152.
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Zweltei KaplleL S. IIS.
IM
yersoche des Synedriimt, oder durch da« Gei*acht run dei«
sen Plane, Jesan nach dem Fest insgeheim zu verhaften,
hnbe Judas diesem Anschlag, der Jesum verderben mufstey
Kuvorzakouimeu, und eine Verhaftung noch während des
Fesrs «tt Stande cu bringen gesucht, wo er gewiTs hoffen
SU litf nnen glaubte, Jesum durch einen Volksaufttand befreit,
ebendninit nber genöthigt zu sehen, sich endlich dem Volk
in die Arme su werfen, und sur Gründung seiner Herr«
•ehaft den entscheidenden Schritt su thnn« Da er Jesum
Ton der Nothwendigkelt seiner Gefangennehmung, und
dafs er in drei Tagen sich wieder erheben werde, spre«
eben hörte, habe er diels als Zeichen der Einstimmung Je«
•u In seinen Plan genommen. In diesem Wahne dessen
fibrige abmahnende Reden thells fiberhtfrt, theils ftJseh ge*
deutet, namentlich das o noieig, noir^oov tdxcov als eine
wirkliche Ermunterung Jesu zur Ausführung seines Vor-
habens aufgefalst. Dia SO SÜberlinge habe er von den
Priestern genommen, entweder um seine wahre Absicht
hinter den Schein der Habsucht zu verbergen, und ihnen
dadurch jeden Verdacht su benehmen, oder habe er neben
der Erhebung sn einer der ersten Stellen im Reich seines
Heisters, die er erwartete, auch fenen kleinen Vorths
noch mitnehmen wollen. Aber Judas habe sich in zwei
Punkten verrechnet: einmal, indem er nicht bedach-
te ^ daCs nach der durchschmansten Paschanacht das Volk
nicht frflbe nn einem Aufstand wach sein würde ; zweitens,
indem er nicht erwog, dafs das Synedrium eilen würde,
Jesum in die Hftnde der Römer zu bringen, denen ein
Volksaufstand Ihn schwerlich su entreissen im Sunde war.
So soll , nun Judas entweder dn verkannter braver Mann
(Schmidt) ; oder ein Getäuschter sein, der aber kein gemei-
ner Charakter, vielmehr in seiner Verzweiflniig noch ein
Trümmer apostolisclier Grftfse war (HAftS); oder soll er,
zwar durch ein aehleehtes Mittel, doch einen guten Zweck
haben erreichen wollou (Pailus).
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Dritter AbüchnitU
Gegen die Kuerst ausgeführte Ansicht nun, weiche den
Vemlh des Judas aus gekränktem Ehrgois ableite^ ist in
Besog auf den Verweis berm Bethanlschen Mahle, anf den
man so groCses Gewicht legt, schon bei andrer Gelegen-
heit die Bemerkung der neuesten Kritik gekehrt worden|
dais die Milde fenes Verweises, wie sie namentlich ans
der Vergleicfiung mit der weit schärferen Zurechtweisung
des Petrus, Matth, lö, 23, erhelle, in gar keinem Verhalt-
nifs zu dem Groll stände 9 den er in Judas erregt haben
Söll dais dieser aber sonst Zurttcksetsnng gegen seine
Mitjffnger erfahren habe, davon fehlt uns jede Spur. Die
andre Ansicht, welche dem Judas die Hoffnung auf Befrei-
ung Jesu unterlegt, fufst hauptsächlich darauf, dal's er.
nachdem ihm flie Ablieferung Jesu an die Römer und die
Unvei;meidliclikeit meines Todes en Ohren gekommen , in
Vereweiflnng gerathcn sei, als Beweis, dafs er einen eiit-
gegengesezten Erfolg erwartet hatte* Allein nicht blofs der
ungittckiiche £rl'oig, wie Paulus meint, sondern ebenso
aoeh der gittckiiche, oder das Gelingen des Verbrechens,
„zeigt dasselbe 9 welches man sich vorher unter tausend
' £ntschuldiguiigi<grijnden verschleierte, in seinejj si-.hwnr/en,
eigenthümlichen Gestalt.^^ Das real gewordene Verbrechen
wirft die Maske ab, die man dem nur erst idealen, im Ge-
danken vorhandenen, leihen konnte, und so wenig die
Reue manches Mörders, wenn er den Gemordeten vor sich
liegen sieht, beweist, daf« er den Mord nicht wirklich be-
abslohtigt lMl)e: ebenso wenig kann die des Judas, als er
Jesam ohne Rettung sah, beweisen, dafs er nicht voraus-
berechnet hatte, e« werde Jesum das Leben kotiten. L'n-
ndglich aber, sagt man ferner, kann Uabsucht die Triehic-
der des Jndas gewesen sein; denn wenn es ihm um Ge-
winn BU thon war, so konnte ihm nicht entgehen, daf«
die fortdauernde Ca^isenführung in der GcäclUchnit Jesu
6) 1. Bandy S. 714. Vgl. noch H.\sr, a. a. O.
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I
ZweUes Kapitel. $. 115. 3d5
ikuk vfkehv abwerfen würde, als die eJeiideii 30 SUberlinge,
unsres Ci^lda 20-^25 Tli|iler, die er bekam ^ vas bei deji
Juden die Vergütung für einen verJesien SlLiaven, ein Tag
John auf 4 Monate war. Allein eben die 30 Silberlinge
sucht man vergeblich bei allen Berichterstattern ausser Mat-
thüiM. Johannes schweigt völlig Über einen dem Juda«
von den Priestern eu Theil gewovdnen Lohn ; Markus und
Lukas sprechen unbestimmt von uttyvQioVy das sie ihm ver-
sprochen haben, und auch den Petrus iül'st die Apostelge*
sciehte (1, 18.) nnr von einem fual^og reden, der dem Ju-
das zu Theil geworden sei. ^ Ml^tthüus aber, der allein jene
bestimmte Summe hat, lüfst uns zugleich keinen Zweifel
über den histürisclien Werth seii;er Angabe. Er citirt nämlich,
nachdem er das Ende des Judas beriehcet (27, 9 f. eine
Stelle ans Zacharlas (11, 19 f.; aus Irrthum schreibt er Jere-
mias), in welcher ebenfalls 30 Silberlinge als Preifs vor-
kommen, zu welchem einer angescl»lan;en worden sei. Zwar -
sind in der Prophetenstelle die 30 Silberlin|[e^ kein Kauf-
preifs, sondern ein Lohn, der damit Beeahlte ist der Je-
hova's Person vorstellende Prophet, und durch die geringe
Summe wird die Geringschätzung angezeigt, welche <iie
Juden gegen so viele göttliche Wohlthaten sich zu Schul-
den kommen Uefsen ^)« Wie leicht aber konnte ein christ-
licher Leser durch diese Stelle, in welcher von «einem
schmählich geringen t^reifse (ironisch l[5^ri "IlK ) die Rede
war, um welchen die Israeliten einen im Orakel Redenden
angeschlagen haben, an seinen Messias erinnert werden,
der um ein seinem Werthe gegenüber jedenfalls geringes
üeid seinen ITeinden verkauft worden war, und er konnte
nun ans dieser Steile heraas den Preifs bestimmen, der
dem Judas filr die Überlieferung Jesu hesahlt worden war*
liienach geben die tqiuxoitu ccQyvQice durchaus keinen Funkt
ab, auf dei^ sich der jeuige stützen kdnute, welcher bowel;
"* ■ •
7) BossMMOujta, SchoU In V. T. 7, 4, $18 ff.
'ff * «
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a9G Dritter Ab^choitt.
BMI will y der geringe Lohn ktfnne es nicht gewesen sein ,
WM den Jodes Bvm VerriUier seehte; denn wie gering
•der bedeutend der Lehn wer, weielien Jodes beiuin^ wis-
een wir geschichtlich gar nicht.
Da alle andern Grllnde| welche für edlere Triebfedern
dee Jndee spveeiien sollen , noch sebwieber eis die on(er>
enebten sind: se finden wir ans immer wieder aof die6e*
winnsucht sarflcligewiesen , welche uns durch die evange-
lischen Nachrichten an die Hand gegeben Ist, und sollte
diese eis MoHr no einem soieben Schritte nicht genügen,
so Ist es besser gethen , die Unmdgllchkelt , hleHlber in*s
Klare zu kommen, offen zu bekennen, als durch luftiges
Pregowtislren die mengeihaften Data aufonpotaen
Bestellung des Faschamahtt.
Am ersten Tag der angesAuerten BroiO| an dessen
Aliend das Paselmiamm geschlachtet werden mofstoy also
den Tag vor dem eigentlichen Feste, welches aber an dem-
selben Abend noch seinen Anfang naiim, d. h. den 14ten
Kisan, soll Jesos^ nach den awel ersten Evangelien auf
eine von den Jtfngem an Ihn gerichtete Anfrage, nach Mat*
thios unbestimmf, welche ond wie viele, nach Markos awei
Jünger, welche Lukas als den Petrus und Joliannes be-
neichnet| oor Stadt geschickt haben C vielleicht von Betha-
nien ans), om Air die Festmahlselt ein Lokal so bestellen,
und die weiteren Anordnongen oo treffen ( Matth. S6, 17 ff.
paralL). Was Jesus diesen Jüngern für eine Weisung ge-
geben, darin stimmen die drei l^richterstatter nicht ganz
llberein» Meeh allen schickt er sie an einem Manne* bri
welchem sie nor Im Aoftrag' des StSaaxalog ein Lokal sur
Paschnfeier begehren dürften, um sogleich eines eingcrjuimt
Eli kckommen: aber theil« viivd dieses Lokal von den bei-
8) VgL auch Kaivtscas , in Matth, p. 7S9 f.
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Zweite« KapiteL f. IIC
ilen Riiileni näher eis ron Metthlns bespleliiiel, nXalleh
ele ein grofses oberes Zimmer, welches bereits mit Polstern
Tersehen, und cum Empfang von Gästen sugerlchtet
tlwih wird namentlich die Art^ wie sie den fiigenthOaMf
desselben evflinden teilten, van Jenen enders als ?en die-
sen angegeben. Metthlns nffmlieh Ififst Jesum nar sagen,
sie sollten hingehen TiQog %ov dtlva, die übrigen aber^ sie
würden, in die Stadt getreten, einem Menschen liegegnen^
welcher ein xeQUftiov vdctfos trage, dem seilten sie In das
Hens, in Welches er gehe, folgen, und daselbst mit dem,
Hausherrn unterhandeln.
In dieser firsfihlung hat man eine Menge Ton Anstö»»
een gefonden, weiche Gablbr In einer eigenen Abhandlun|r
sosamniengestellt bat *)• Sehen das Ist aufgelhllen, dafs
Jesus erst am lezten Tage an die Bestellung des Mahles
denken soll, Ja .nach den beiden ersten Evangelisten noch
dureh die Jttnger daran erinnert werden mufs, da deeh
bei dem grofsen Andrang von Mensehen in der Pasehaeelt
(2,700,000 nach Josephus 0) ^'^^ städtischen Lokale
bald vergeben waren, und die meisten Fremden vor der
Stadt onter Zellen eampiren nnfstem Um so eonderfaerne
ist dann, dafs demuneraehtet die Boten Jes« das verlengte
Zimmer nicht schon besest finden , sondern der £igenthfi«
mer, als hätte er Jesu Bestellung geahnt, es für ihn auf-
gehoben, «nd bereits DHr ein Gastauhl sagerichtet hatte.
Und dessen versieht sieh Jeeus so gewUs, defs er den Heae*
eigenthUmer nicht erst fragen läfst, o b er bei ihm ein Le*
kal Eur Fasehamahlzeit bekommen könne, sondern ohne
Weiteres, wo das Ar ihn geeignete Lokal sei! oder iiaeh.
BfaCthlns Ihm nur ansagen iilst^ bri Ihm werde er das Fe»
sehe essen ^ woau noch kommt, daüs nach Markus und Lu-
1) Ober die Aeerdanng des leslen PstcliimsUs Jesoj In tsinsm'
neuesten theo!. Journal, 2> S| S. 441 ff*
i) beil. jud. 6, 9| 3.
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•I
kas Josns soofar dicfs vreifs, was f(ir ein Zimmer und in
i)relchoiii Theil des Hauses ihnen eingerfinmt werden würde.
BeBonflerii aaftallend ist nun aber nach dieien beiden die
Art, wie die Jflnger den Weg ma dem betreffenden Heute
linden sollen. Lautet nfimlich bei Matthäus das i nuyfTE
elg Tijy nnhv 7cn(]g zoy ddva einfach so, als hätte zwar Je-
su! den Namen dessen, sn dem sie gehen sollten, genannt,
der Referent aber ihn nicht mehr angeben wollen oder *
können : so bezeichnet bei den beiden andern Berichter-
stattern Jesus den Jüngern das Haus, in das sie zu gehen
hätten, durch einen Wasserträger, dem sie begegnen Wör-
den. Wie konnte nun Jesus In Bethanien, oder' wo er
war, diesen zuflilligen Vmstand Torherwissen , wenn an-
ders nicht vorher verabredet Wörden war, dnfs um diese
Zeit ein Knecht aus jenem Hause mit einem Krug Wasser
Ach sefgen, und auf die Boten Jesu Vrarten volhe? Auf
^Ine Torhergegangerle Terabredung schien den raffönaflstl-
sehen ErkJärern Alles in unsrer Erzählung hhi/.uweisen ,
und durch diese Voraussetzung zugleich alle Schwierigkei-
ten derselben sich sn lösen. Die so spät erst ausgeschick-
ten Jünger konnten nur dann noch ein Lokal unbesezt Hu-
den, wenn diefs von Jesu \ oi lior hostcllt worden war, nur
dann konnte er dem Hausbesitzer so kntoi^orlsch sieh an-
sagen lassen , wenn er mit ihm schon frtther Abrede ge-
nommen hatte; aus einer solchen erklärt sich auch Jesu
genaue Kenntnifs von dem Loknl, und endlich, wovon aus-
gegangen wurde, seine Gewii'sheit, dafs die Jünger einem
Wässerträger aus |enem Hause begegnen würden. ' Den Dm-
scbweif dieser Bezeichnung des Hauses , der durch einfa-
che Nennung des Namens vom Eigenfhiiinor zu vermelden
war, soll Jesus gemacht haben, um das Lokal des abzu-
haltenden Muhles nicht vor der Zeit dem Verräther bekannt
werden zu lassen , der sonst vielleicht adMin dort ihn euf
störeiulc Weise überfallen haben würde
3) so GAau», a. a. O. ^ ilbolich PAViut,. es. Handb. 5, h, S. 481.
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Zweicei KnpiteL {.11«. 999
AYfetfi itleseri ßltiilrack mneht itte ertin^lisrlie ErsUfi-
liing fliji'ciiaiis nicht. Von einer Vernbreching, vorgängigea
Bestellungy hat sie nichts; vielmehr scheint eins f^^oy ]tcr,j9^
iig fjfifrxf'V avtoig bei Markus und Lukas darauf hinwei-
sen iBf sollen,* dnfs Jesns Alles, wie es sieb spffter wirk-
lich fand, voranszusagen im Stande war; eine furchtsame
Vorsicht ist nirgends angedeutet, vielmehr weist Alles auf
eine wundersame Voraussicht hin. Ntther ist hier, wie
oben l>ei der Bestellung des Reitthieres* com £SnzDg in
Jerusalem, das zwiefache Wunder vorhanden, dafs ei-
nerseits fiUr Jesu Bedürfnisse Alles bereit ist^ und der
Gewalt seines Namens Niemand su wiederstehen vermag;^
nndrerselts aber Jesus in entfernte Vei* hültnisse . einen
Bück EU werfen , und das Zufälligste vorherxusagen im
Stande ist '^). £s mufs befremden, dafs diese so unab-
weisbar sieb darbietende supranaturalistiscbe AnfiPassnng
des vorliegenden Berichts dlefsmal selbst Olshavsbn isn
umgehen sucht, mit Gründen, durch welche die meisten
Wandergescbichten umsustorsen wären, und welche man
aonst nur von Rationalisten su hören gewohnt ist. Dem
unparteiischen Ausleger, sagt er^), gebe die ErKühlting
nicht das Geringste an die Hand, das die uuncierhafte
Auffassung rechtfertigte — man glaubt sich bereits in I^au*
LOS Commentar versest; wollten die Referenten ein Wun-
der ereXhlen, so bitten sie ausdrücklich bemerken mfissen,
es habe keine Verabredung stattgefunden — ganz das ra-
tionalistische Begehren, wenn eine Heilung als wunderba*
re anerkannt werden solite, so müfste die Anwendung na-
4) Riektig, nur mit xu tpecieller Besiebung auf das Jesu beror«
•lebeade Leiden, gicbt Bisa, zu Matth. 26y 18.> ab Zweck
dieser Vorhcrbeieichnung an, ut magis ac magis intelligc-
rent discipuli, nihil temerc in urbo nin^istro ov«'nturuni, sed
quac ad minutissimas usque circumstaulias puaitus |)erspücta
habert't. j ^
5) b. Comm. 2, S. S85 f.
•
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4M Dritter Absclinitt.
tttrlicher Mfttel ausdrücklich gelcngnet sein : Auch ein Zweck
dieses Wunden sei nicftil einsusehen, insbesondere eine
Glaubensttlirkung der Jünger sei damals nieht nüthig, und
imch den früheren erhabeneren Wundem durch dieses we-
niger bedeutende nicht zu erreichen gewesen ~ (irütide,
dureli welche ebenso namentlich auch die gsne ähnliche
Sraihlung von der Vorkerbeselchnnng des Esels bei*m Ein«
7.ug, welche docli Olshausen als wunderbar festhfilt, nns
dem Kreise des Übernatürlichen ausgeschlossen werden
würde.
Eben dieser früheren ErcXhlung 'nun aber ist die ge-
genwärtige so auffallend analog, dafs über die historische
Realität der einen nicht anders als über die der nndern geiir-
thelit werden kann, flier wie dort hat Jesus ein ßedürfnirs^
für dessen schleunige Befriedigung von Gott so gesorgt
ist, dafs Jesus die Art dieser Befriedigung aufs Genauste
Torherweifs: hier bedarf er einen Speisesaal, wie durt ein
Reittbier^ hier wie dort sendet er ewei Jünger aus^ um
die Bestellung bq machen; hier giebt er ihnen einen lie*
gegnenden WassertrSger als Kennsetehen für das Haus
an^ wie dort der angebundene Esel das Zeichen war;
hier wie dort weist er die Jünger an, dem Eigenthümer
nnr ihn, hier als didamaXos » ^ort als xvQtogt cn nen-
nen, um sogleich die unweigerliche GewXhrung seines Ver«
iangens auszuwirken ; beidemale entspricht der Erfulg sei-
ner Voraussage genau. Auch bei dieser Erzählung, wie
bei der früheren , fehlt der hinreichende Zweck, weichem
nlieb ^n solches melufaches Wunder künnte veranstaltet
worden sein ; wogegen der Grund ebenso leicht wie bei
jener in die Augen fällt, vermöge dessen sich in der ur-
diristüchen Sage die Wunderersfihlung ausgebildet ha-
be» mag.
W^as schliefälich das Verhältnifs der Evangelien in
dieser Erzählung betrifft, so wird gewöhnlich die des Mat»
lilius tief unter die derswei andern Synoptiker gesest, und
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I
I
Zn^eitei «kupIt^L. &. 116. Mi
als die spätere and abgeleitet« bfl^achtet ^'). Vor AUeni toU .
Unttiiml mit den WaMerftrfiger, welehen Jen« beiden
geben, dem 'arsprünglichen Faktura angehören, In dei* Sage
aber, bis sie an Matthfius kam, verloren gegangen, und
nun daa rftthselhafte vndysre n^s deivcr nn seine Stei«.
Je geseat worden eeln* AUein, wie mrfr ifefnhdea liaben^.
iet der diim vielmehr anverAlnglich , dei* • Waeserlräger
aber im höchsten Grade räthselha ft Noch weniger lüfaC
sich darin , dafs Matthüas die abgesohickten Jttiiger niolift
wie Lukas als den Petms vnd Johannes •henelehnety eina
SSpnr finden, daft die £rsihlang des dritten fivangelloms
die ursprünglichere sei. Denn wenn Schleiermacher sagt,
dieser Zug habe wohl im Hindurchgehen dnrch mehrere
Uftnde Torloren geben^ nicht leicht aber dnreh eine spStero
Band liinsttkommen können, so ist die lestere Behauptung
ohne Grund. 80 unwahrscheinlich cä ist, dafs zu einer
so rein ökonomischen Bestellung Jesus gerade die beiden er^
4ten Apostel yerwendet haben, sollte^ so leicht Ififst sich
«lenken, dais nnerst unbestimmt, wie wir bei Matthäus
lesen, eine Sendung der oder einiger Jünger erenhit wur-
de, deren Zahl hierauf, vielleicht aus der £rzlihiung von
der Sendung nach dem. £sel, auf swei festgeseat^ und di^
se Stellen endUcb, da es yon fiknpt Aaswahl .jbq einem Ge-
schäft von späterhin holier Bedeutung der Bereitung des
legten Mahles Jesu — sich hudelte, durch die beiden ersten
Apostel aniigefilllt wurden. So dafs hier selbst Markus
•ich der arsprfingÜchen Wahrheit wieder mehr genJibert
BD haben scheint, indem er die yon Lukas nn die Hand
gegebenen Namen der beiden Jünger in seine Erzählung
nicht mtfflahmt
6) Schulz, iihcr d«$ AlNmdmshli S« i2%9 SfiKimninas» y.übcr
den X«iüuit, 8« 180«
7) 8.THSILB, Uber die leite BisblseilJesU) in Wnia^s und Eacsb-
■Aaw't neuem krit. Jonnud, 2, 8. 169« Aam.
Dai Lthßn Juu II, Band. 26
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40i DriiteV A Im« Ii n i f •
f. 117.
Aburticheade Angaben über die Zeit dct lestea Mablci Jepo.
»
Meldet der vierte Evangelist von der bisher bespro*
cHenen Bestellung der Pascharnnhlreit nichts, so weicht
er tMk In B«feag iwf das JUalii selbst «ufflilleiKi von den
ttbrigen ab« Abgecehen nloilieb von der dorchgehenden
Differenz im Inhalt der Scene, von welcher erst spiiter
die Rede werden kann, scheint er, was die Zeit de« Mah-
le« bekriffity et . mit eben der Beatimaitheit als eine vor dem
Paadia gehaltene^ Mahkeit so geben , wie die Syno|)tiker
als das Paschamahi selbst.
Wenn diesen sufolge der Tag , an welobea die JOa»
ger von Jesu nur Bestello ng des Mahles angewiesen wor-
den , bereits ^ notoif^ twv d^vfKov war, iv rj idei ^ttui/uL
fo Tidaxa (Matth. 26^ 17* parail.) : so kann das darauf
gefolgte Mahl liein tl^deres als eben das Pasehamalil ge»
wesen sein; wenn leriior die Jünger Jesom fragen: nn
^iXtig itoi^idow^ilv ooi (paytlv zo nuaya (ebendas.); wenn
OS hierauf von denselben heifst: r^ioifAaacev to nuaxa
(Matth. V* 19« parail.)} und sofort fon Jesa: i^ag ytvofii*
t-r^g ivixuvo ftita %Ch deSdsira (V. SO.) 9 so vrire das Mahl,
KU welchem man «ich hier niederliefs, schon iiberflnssig als
das Paschamahi beseichnet, wenn auch nicht Lukas {ß.*!^
Ift.) Jesom dasselbe mit den Worten eröffnen iiefse : inüh)^
fu<f mt^vfir^aa tato %onaaya qaytiv ^ttSf vftw» — Wenn
, dagegen das vierte Evangelium seine £r£ühlung von dem
lezten Mahle mit der Zeitbestimmung: nQO dt %T-g iof^t^g
tö naax€tf eröffnet Cl^l^ I«)» so seheint das tünvwi dessen
es unmittelbar darauf (V« S.) gedenltt , eiienlSilis noeh vor
das Paschafest r.u fallen, eumal in der ganzen juhannei-
sehen Schilderung dieses Abends, welche namentlich iii
Beeng auf die an das Mahl sich iinfipfenden Reden höchst
ansfahrüeh ist, jede Erwihnnng und sellist jede Anspie-
lung darauf, dais hier das Paschamahi gefeiert werde j
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Zweitea Knpilei {. 117.
40S
fehlt. Wenn ferner die Auffordern ng Jein jin den Verrll*
ther nach dem Essen, was er tluie, sciniell zu timn , von
den Jüngern daliin miföverstanden wird, on llyu uvki»*
ayoQaüöVf tav XQ^lccp t'xoft^v elg ti^v toQi^v (V« 29») : so be*
sogen sich die FestbedttrfnUse doch haupfcsficlillch auf dae
Pascinimnlii, und kann folglich die so eben vollendete Mahl-
iseit nicht wohl schon das Paschamahl gewesen sein* Wenn
OS dann (I89 28.) i^eiter heilst, am folgenden Morgen seien
die Juden nicht in das heidnische Prfitorlum gegangen ,
/V« 117] i.iLav'Jv)OLV ^ u)X %va (fuytf)üL 16 tcu j/cc: so scheint
auch hienach die Paschamahlzeit noch bevorgestanden eu
haben« Daso komniti dafs 09| 140 ®hen dieser folgende
Tag, an irelehem Jesus gekreoEigel wurde, als naqaaxevi^
%ij siuOj^u bezeichnet wird, d. h. als derjenige Tag, an des-
-$en Abend erst das Paschalamm verzehrt werden sollte:
aucti, wenn von dem «weiten Tag nach Jener MahlseiC, wei-
chen Jesus im Grabe subrachte , gesagt wird : t-v yuit fiB-
yulr^ f) rjteQa ix(ln! tu aaßßdnt (10, 31.) J so scheint die-
se besondere Feierlichkeit eben daher gerührt zu haben ^
dafs auf Jenen Sabbat der erste Paschatag fiel, also das
Osterlamm nicht schon am Abend der Gefangennehmung
Jesu gefeiert worden war, sondern erst am Abend seines
JBegrffbnisses gehalten wurde.
Diese Abweichungen sind so bedeutend , da(s manche
Aasleger, um dif £Tangelisten nicht in . Widerspruch mit*
einander kommen eu lassen, auch hier die alte probate
Auskunft angewendet haben, sie reden gar nicht von der-
selben Sache, Johannes meine eine gans andre Afahl«eit
als die SynoptilLer« Das Johanneische ditavov i%t hienach
ein gewöhnliches Abendessen , ohne Zweifel in Bethanien ;
Lei diesem nahm Jesus die Fufswaschung vor, sprach vom
Yerr&ther, und fügte, nachdem dieser die Gesellschaft ver-
• lassen , noch andere Reden tröstenden und ermahnenden
Inhalts hinsn, bis er endlieh am Morgen des 14ten Nisan
durch die Worte: iy€lQ€a%^€f ayu)iitv twevd'ev (14, Zh), die
au ♦ *
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104
Dritter Abschnitt
JOnger eam Anfbruch von Bethanien nnd cum Gung nneh
Jernsüle» ermahnte. Hier fallen nnn die SynppUlter ein^
indem sie ihn auf dem Wege nach Jerusalem die swei
Jttnger zur Bestellung des Mahls aussenden lassen^ hierauf
dai Paachamahi einfügen, von welchem Johannes schweigt,
und seinerseits erst wieder mit den nach dem Paschamahi
gehaltenen Reden (15, Iff.) eingreift •)• Diesem Versuch
gegenüber I durch Beziehung der beiderseitigen Erzählun-
gen anf gane verschiedene Vorfälle den Widerspruch stt
vermeiden, liehrt sich nnn aber die in mehreren Zügen
unverkennbare IdentitKt beider Mahleeiten heraus. Ahsfe«
sehen nümlich von einzelnen Stücken, die sich gleicherwei-
se in beiden Relationen finden, uill otfenbar Johannes wie
die SynoptÜLer das leste Mahl schildern, welches Jesu«
mit seinen 8ehfllem gehalten hat. Darauf deutet schon die
iüinleitung der johanneischen Erzählung hin : denn der Be-
weis, der ihr zufolge hier gegeben werden soll , wie Je-
sus die ISeinigen €lg rikos geliebt habe , iiefs sich am paa*
aendsten aus seinem leaten geselligen Zusammensein mit
denselben entnehmen. Ebenso weisen die nach dem Mahle
geführten Reden anf unmittelbar bevorstehenden Abschied
liin, nnd an die Mahlseit nnd die Reden achliefst sieb auch
bei Johannes unmittelbar der Hingang nach Gethsemane
und die Gcfangennehniung Jesu an. Freilich sollen dieser
Ansicht zufolge die zuleat genannten Vorgänge nur an die-
jenigen Gespriche sich nnmittellMir anlinttpfen, weiche bei
dem spüteren, von Johannes Übergangenen, Mahle gefBhrt
. worden sind (Kap. 15 — 17.): allein, rlafs zwischen 14. 31.
und li^, 1. der Verfasser des vierten Evangeliums auf be-
wulste Weise das ganse Paschamahl ausgelassen habe,
diefa, obwohl es das wunderliche iyfiQBade^ äyioftep ip^
lav^cv nicht übel zu erkl&ren scheinen könnte, wird wohl
1) So iMRfooT, horse, p. ttass, Gesdddite Jesu, 3, 8.
27Sff., auch Vbmt0mni, 3, 8. 6S4ft
Pini'izod by Gü
t
Z weile« KaplleL 117. 4t5
Mleaand mehr im Ernst heheepten wollen« Ooeb, diefe
aoeh cugegeben, eo sagt Ja schon 13| 3d* Jesus dem Petras
•eine Verleognnng mit der Zeitbestimmung; e fn; üUxrotQ
fptovijarp voraus, wie er nur bei der lösten Malilxeit spreolieii
konnte I nnd nicht | wie hier yomusgesest wird, bei einer
firttberen
Dieser Ausweg also mu6 ?erlassen , nnd Eugestan- ^
den werden, dafs sümmtliclie Evangelisten von der gleichen
Mahlxeity der ieeten, welche Jesus mit seinen JUngem iiieit^
reden woHem Und hiebet schien die BiÜigfcelty die man
Jedem Autor schuldig ist, and besonders den bibllseheu
schuldig zu sein glaubte, den Versuch zu erfordern, ob
nicht, ungeachtet sie Einen npd denselben Vorgang in meh-
reren Besiebnngen Husserst abweichend darateiien^ dennoch
beide Theile recht haben könnten. Es roOfste sieh alsO|
was die Zeit betrifft, zeigen lassen, entweder , dafs auch
die drei ersten Evangelisten wie der vierte nicht ein Pa«
acliamaliiy oder^ dais auch dieser wie Jene ein soiches ge-
ben woUob Ein altes Fragment liat die Aufgabe auf
flem ersteren Wege zu lü^en versocht. Indem es leugnet,
dais Matthäus das lezte Mahl Jesu auf den Abend des
14ten Nisan, als die eigentiiche Zeit fttr das Paschamalily «
und sein Leiden auf den iSten Misan ^ als den ersten Tag
des Pascliafestes, setze; allein es Ist nicht abzusehen, wie
die aasdrücklichen Hinweisungen auf das Pascha in den
Synoptikern lieseitigt werden seilen* Weit aügemelner ist
daher in neuern Zeiten der Versuch gemacht werden^ den
Johannes auf die Seite der übrigen herüberzuziehen
Sein ftQOtflg tOQxrjg iü naa^a (13, 1.) glaubte man durch
die Beobachtung beseitigen sa können, wie Ja an diese
•
~~ " t
2> Eiae UDgeaügsnde Aatkuaft giebt Lisirvoot, p. 482 f.
3) Frsgnu es Ciaudü ApoUinarit libro de Psscbatc» ia Chroa.
Fasebai. ed. du Fretne. Paris 1688. ^. 6 L praef.
4) s« asmcatUch Tmolvck und Ulsmausk», s. d. Absclu
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40«
Worte nicht anmlttelbfir da« ^fTTtvnv^ sondern nur dicT Be-
merk ntig sich aiisolilielse 9 daf« Jesus gewufst habe, nun
•ei seine Stande, irekoninien , nnd dafs er die Seini|(en bis
sn's Knde celiebt habe; erst in folgenden Vers sei dann
vom l\fali(e die Rede, auf welches also jene Zeitbestimmun|(
sich nicht besiehe. Worauf soll sie sich dann aber besie-
hen? auf das Wissen, dafs seine Stunde ufekomnien sei?
dlefs ist nur eine NebenbemerlcanjBf ; oder auf die bis com
KiiHe bewahrte Liebe? zn dieser aber kann eine so spe-
cieile Zeitbestimmung; nur dann gehören, wenn sie als ein
Ausserep Liebesbewefs geneint ist, und als solcher berhX-
tlgte sie sieh eben bei Jenem Mabfe, welches also immer
der Punkt bleibt, der durch jene Tao^sbestimmung fixirt
werden soll« D.'<her vermuthet man ferner, das non rrc
togtrit: sei ans Anbequem ung an die Griechen geredet, für
welohe Johannes pesehrieben habe: weil diese den Tai|r
nicht wie die Juden mit dem Abend be^^annen: so sei ih-
nen das am Anfang des ersten Pasehata^s gf^haltene Mabi
als eine Mahlzeit am Vorabend des Pascha erschienen.
Allein welcher verstilndlge Sohriftsteller, wenn er einen
mA^^Iiehen Mifsverstand des l-jesers vermuthet, schreibt
dann lieber i(!eicl» so, wie der Leser ihn mifsverstehen
wird? — • Schwieriger nech ist 18, 28, wo die Jbden am
Moriien naoh Jesu Gefangennehmung das PrXtorium nicht
betreten, um sioh ntoht zn verunreiniofen, aXJC ha q^ayroat
rn ndtjxct* Doch o^laubte man nach Stellen, wie 5 Mos,
lA, 1. 2., wo sftin ntilche In der Pasohaseit en schiachten«
de Opfer dnroh den Ausdrudi noD betelobnet sind, to
fdaxct hier von den dbrlgen w/ihrend der Paschawoche
daraubrlo Brenden Opfern, namentlich von der gegen Ende
des ersten Pesttags an rensehrenden Chaglga, rerstehen
an dOrlbn, Allein schon MosHEinr hatte richtfgr bemerkt,
daraus, daf* biiiwellen das rasrlialamm einschliefülich der
übrigen In der Paschaxeit eu bringenden Ofifer durch nci^
ax« beifteiohuet werde | folge keineswegs , iiab auoh diese
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»
Zweii9« K«|i&cel. y 117. 49?
flhr^ieii Opfer mäx AuMeUitls de« PAfelmijiniii» fo genanal
werden ktfiinen Dagegen eochteii iionni«hr die Freun-
de Jener Ansicht zu ilii'er Deutung der juhanneischen No*
tue durch die Bemerkung eu nüthigen , dafs an der Pa«
aehemiihiseit, die in den Spätabends aleo eehou in den
Anfang dee folgenden Tages fiel, dag Betreten eine« heid-
jiischen Hauses am Murgen , als eine nur den lanfendeii
Tag hindurch dauernde Verunreinigung, nlcltt veriündert
. habea wJNrde: wohl aber am Gefiuate der Chagiga, welche
am Naehmittsig, also, noch au demaelben Tag mit der am
J^lurgen zngexugciieii Veruni*eiiiigung, gegessen wurde , so
dnfs also nur diese^ nicht jene gemeint sein könne. AUriu
theila wiasen wir nieht^ yb der Eintritt in ein heidnisches
Haue nnr forden Tag veronreinigte, theils waren, wenn
aich diefs auch so verhielt , die Jufleii durch eine Terun-
reiiiigung a<n Moi;gen doch an der Selhstrornahme der Tor-
bereilenflen Uetchüfte^ die in den üaehmlttag dea I4fen
.Viaau fielen , wie an Sehiaehten der Lünm^r im Tempel<«
Vorhof, verhindert. — Um endlich auch die Stelle 19, 14. in
Jliffjem S^n JUi deuten^ nehmea die Harmonisten auqaaxhVii
«ü ffoaga von dem Rtttttag aiif den Sabbat in der Oater>
woehe, eine Gewaltsamkeit^ welche wenigstens In 19, 31,
iio die 7i(/(>ceax€t7^ "1^ Rüsttag auf den Sabbat bezeichnet
Ist, keine Hülfe findet ^ weit hieraus nur erhellt ^ dafs der
Evangelist die Vorstellung hat^ der erste ißascl^tag sei da-
nab auf den Sabbat gefallen^).
Im Geftthi der Unmöglichkeit, die Vereinigung der Syn-
optiker mit Johannes In« dieser einfachen Weise so Stan»
de SU bringen liaben andere Ausleger eine complicirtere
5) Diss. de Tera netlsae ceeaae Doariniy su .Oovwoatn« syst,
iatell. p. SS* not. 1...
6^ Dicie Gef^cnbemerKungcn s. hcsonc!« rs bri Lvcke z. d. Abscb.
und bei SuurtaaT^ über den Urtpr. S. 127 .if* ^
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408 ' Dritlar Abtebhitt
Auskunft' ergi^W. ' iiier SebäiiV «i« ^ ifc R^wgultttoi
das IcEte Mahl Jesu auf verschiedene Tage verlebten, soll
i$nn seine Wahrheit baben , dafs wirklich damals entwe-
IUbt die Juden oder Jesus das Paecbamabl auf eineii andern
Tag verlegt batten« Die Joden y sagen die einen , um der
Unbei^uemlichkeit auszuweichen, welche darin lag, dafs in
Jenem Jahre der erste Pascliatag auf den Freitag ^el, also
«wei Tage binteretnander als Sabbate bätten gmUiH wdp-
den müssen, haben das PascharaabI anf den frMl^^ Abend
verlegt, wefswegen sie am Tag der Kreuzigung sich noch
vor Verunreinigung in Aciit zu nehmen hatten; Jesus aber^
streng am Gesetse haltend, habe es aar gehörigen Zelt| am
Donnerstag Abend , gefeiert , so' dafe sowohl die Synoptl»
ker recht haben, wenn sie das lezte Mahl Jesu als ein
wirkliches Paschaessen beschreiben , als auch Johanner^
ivieiiii er die Jaden erst Tags darauf dem Osterkmm ent->*
gegenseben 'lasse IhdeA Mtth In dteseili Fall Marlms
mit seiner Angabe, dafs an dem Tag, ort t6 nuaxce id-vor
(V. 12.)^ auch Jesus es habe zurichten lassen^ doch nicht
recht; was aber die Hauptsache ls6| so gleiig es swar Üa
gewissen PkUen an, das Paseba dnen Monat Ritter, dasm
aber auch am löten desselben, zu feiern, von einer Verle-
gung auf einen späteren Tag desselben Monats hingegen
flndel sich nirgends eine Spar« ^ Lieber wandte man sieb
daher auf idle andre Seite, und nahm an, Jesos habe das
Pascha auf einen früheren Tag verlegt. Aus rein persOn*
Hohem Bedttrfnifsy meinten Einige, in der Voraussicht,
dafs er am die eigentUohe Zeit des Paschamahla schon im
Qrab« mben werde, odsr. doeb seines Lebens bis dalila
nicht mehr sieher sei, habe er in fthnlloher Weise, wie
von jeher diejenigen Juden, welche an der Festreise ge-
blodert waren, und wie die jetzigen Juden alle, ohne ein
geopfertes LsbuBi mit blofsen Somgaten desselboo, ein
7) CäLwtM tu Matth« 26, 17«
Zweit«« KapileL f. UT. M»
Jesus nicht, wie Lukas sa^t, das Pascha an dem Tag, iy ^
tdu d^vtad^viL TO Tidoxcc, auch gefeiert, dann aber hält, wer
die blote GedäelitnIMriefi bcgslit, nit Aofgebmif der Ükt
dM P«geiui beitimtttMl ÖrtBciifcrft (JeniMlem) doeh
Zeit desselben (Abend vom 14ten auf den loten Nisan)
unverbrüchlich fest: wogegen Jesus dasselbe gerade umge*
lielirt, mwmt den gewöhaUche« Ori, aber iingewdhn»
ttefae^ Zeit, geftiert Imham mttfiite) was etme Beispiel ist.
Gegen diesen Vorwurf des Unerhörten und Eigenmfichtigen
hat man die von Jesu angeblich vorgenommene Verl^guütg
dadareh sa eehfltsen geMiehli da6 laaa ihn mit einer gan»
son Fartet seiner ¥olitsgeiiossea das Paseha IrOiier als dl«
Obrigen feiern liefs. Wie nlimlich von der jüdischen Par*
tei der Karäer oder Scriptorarier bekannt ist, da(s sie von
den Rabbanilen oder Traditionariem namentUeh aneh in
der Sesümasang des MeoaMnda abweleiieny Indem sie be-
liatf)iten, die Art der iesteren, den Neumond nach dem
astronomischen Caicul festausetzen, sei eine ^Neuerung, wo-
gegen sie 9 der alten, gesezliohen Sitte getreu, denselben
nach der eiapirisohen fieebaohtung der Phase das Nenlichts
bestimmen: so sollen sehen an Jesu Zeit die Saddueler,
von welchen die Karäer abstammen sollen, den Neu-
mond nnd mit ihm das Yen deamelben abhängige Oster*
fest enders ab die Pharisier bestlsuit, und Jesn^.als Gcf»
ner der Tradition nnd Freund der Schrift, sich hierin an
sie angeschlossen haben Allein abgesehen davon , dafs
der Zusammenhang der Karäer mit den alten SaddnoXern
elne blelse VermutlMuig Ist^ so* Ist es Ja eben der gegrOn-
dete Vevwnrf der Karier, dafs die Bestimmung des Nen*
monds durch den Caicul erst nach der Zerstörung des Tem* •
peis durch die B4»aier angekommen sei: so dals also sur
S) Grotiu«, zu Matth. 26, 18.
9) iasKj Diis. f büoL tbcol. \ oi. 2, p. 416 ff.
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ftuMlen haben kann; ohnehin rmm Pnsehnfest faAet ans je-
ner Zeit aieh keine Spor^ dalli es von Terschiedenen Par-
teicB firadiiedenen Tafsn ggfahrt worden wfira
AagesMMtt Jedoch, jeno SMßutmk im dar Bartiw««ng
dea Menmonds habe aebon danuils obgewaltol, ao würde die
Festsetzung desselben nach der Phase, welcher Jesus ge-
folgt sein soll, eher ^ apiloi^ ala aia Mhere« PaaeliR
mr Folge gehabt fanben; weftwofn doM wirbiiah BhdgB
Tomintheten , Jeaot Mge sich TiHnwhr an ^tm aatiaiiaMj
actien Calcul gehalten haben '*).
Anaeer dea, waa aich anf diaye Weiaa gegen JedM
nselnea der TermMhOf dio Angaben dar Krangelislcii Aber
die Zeit des ieaten Mahles Jesu gütlich s« rerelnigeji , sa-
gen läfst, entscheidet gegen alle Eusammeu ein Umstand,
'Welehen erat dio nouaato KritÜL gohiiri^ herfognabobon iiat*
Ea rerhült lieb nindieh dieeeai Wideratreifte niobt am,
daft nntar grüfstentheils harmonirenden Stellen nnr atwm
Eine Äusserung von scheinbar enIgegeiigeseEteni Sinne vor-
kXaie, wobei man dann engen könnte, der YerCuuer iiabn
eieh hier einee vngennnan Anadnieka bedienty der ana den
Übrigen Steüan an erklären sei: sondern alle Zeitbestiai*
mungen der Synoptiker sind von der Art, dafs nach ihnen
Jesus daa wahre Pasoba noeb nitgefiiiert haben «Oiste^
ülle jobenneiaehen dagegen ao, dafii er ee niefaft «itge-
Mert haben kann Da aieh auf diese Weise nwei un-
ter sieh differirende Gesammtbeiten evangelischer Stellen
gegenüberstehen, die aof awei verschiedene Grundanaieb-
len der Referenten über dio Saebe Jdnweiaen: ao kann oe>
wie SlimtT eehr wahr bemerkt, nicht mehr nla wiasen-
achaftiiche Auslegung, sondern nur als unwissen^ehaftliclio
10) s. Paulus^ exc^. Handbuch 3| S. iT.
11) Michaelis, Aniu. zti .It>ii. 13.
12) SiassaaT, a. «. (i.; Hask, L. J. ^. 124.
üiyiiized by Google
Zweites Kapitel, f, 117. ^ <U
Wfllkfihr and Eigensinn betrachtet Bierden, Kenn man auf
I*l!chtanerkennung der Differenz swUchen den syii optischen
£TAngelieii und dem rlerten bestehen will«
So iiet sieh denn dte^ neuere Kritik dasn Terstehen ailli^
•en, auf einer oder der andern Seite einen Irrthnin ansa-
jiehinen, und zwar war es, ausser den gangbaren Vorur-
Iheilen für das Johanneisehe Evangelium, ein bedeutender
timnd , welcher »u nSthigen schieil , den Irrthum auf dio
Seite der Synoptiker zu verlegen. Schon jenes alte, an-
gebiicK ApollinarisQhe Fragment wendet gegen die Mei-
nung, dafs Jesus (i^i^-fl ^ff^Q^ a^vftw ina&8Vf ein,
dafs sie aaififfiavog xiT» se!, und so ist auch neuerlich
wieder bemerkt worden , der auf das lezte Mahl Jesu fol-
gende Tag werde von allen Seiten so^ werktäglich behan-
delt, dafs sich nicht denken lasse, er sei der erste Pa-
tchatag, und folglich das Mahl am Abend vorher das pa-
schamahl gewesen. Jesus feire ihn nicht, indem er, was
in der Paschanacht verboten war, sich aus der Stadt ent-
ferne; seine Freunde nicht. Indem sie seine Bestattung
noch EU besorgen anfangen, und sie nur wegen Anbruchs
des nffchsten Tags, des Sabbats, unvollendet lassen; noch
weniger die Mitglieder des Synedriums, indem sie nicht
nur ihre Diener aus der Stadt cur Verhaftung Jesu sen-
den, sondern auch persönlich Gefichfisitcung, Verhök*, Ur->
theÜ und Klage bei dem Procurator vornehmen ; Oberhaupt
zeige sich durchaus nur die Furcht, den folgenden Tag,
der am Abend nach der Kreusigung anbrach , zu entheili-
gen, nirgends eine Sorge für den laufenden: liiuter Zei-
chen, dafs die synoptische Darstellung jenes Mahls als ei-
nes Pascha ein sp/iterer Irrthum sei, da in der übrigen
firsShlung dieser Evangelisten selbst das Richtige, dafs Je-
•ue den Tag vor dem Pascha gekreusigt worden^ noch un-
Terkennbar durchschehie Diese BcmerluiageB sind nl-
13) TaiitE, a« a. O. 157 ff. » Sumar und LScas a. ü.
üiyilizeQ
41»
kHiflfi VW Gewicht Zvrar 4ie ento lOtante md dpnii
dm Widerttrelf der |idiielieii BetdMsoiifeii iber jenen-
Pankt vielleicht entkräften *^); der lezten und stärksteit
die ThatMohe entgegenhalten, dafs Verhdren und Richten
•n Sehbelea und Festen bei den dnden nicbt nur erleiibly
MMideni für eelehe Tage wegen dee VeUuendninge eelbet
ein gr^fseres Gerichtslokai vorhanden gewesen sei, wie
denn auch nach dem T* selbst die Jaden an der ^ftlQa
ItMfah^ des Lanbbttttenfests Diener ansseiiiekleny na Je*
•nni nn greifen (Job* 7, 44 f.)» vnd aoi Feste der Teni-
pelweihe ihn steinigen wollten («'oh. 10, Sl.)? Herodes aber
wübrend der ^fiinai vtUv a^vfiutv den Petrus gefangen se^
nen lllst, nnd vielieielit in eiien diesen Tagen JaiLobns den
Alteren hatte hinriehten lassen (A. 6. IS, S f.) '^). Dals
Jesu Hinrichtung am Paschafest hahe vorgenommen werden
dürfen, dafür beruft man sieb tbeils darauf, dafs die J^xe-
«ntlon dnreb rdmisebe Seidaten geschehen ^ abrigens auch
. nach jlidWeher Sitte Hblicb gewesen sei, die Binrtchtuiig
bedeutender Verbrecher auf eine Festzeit zu verspanen, uui
durch dieselbe auf eine desto gröfsere Menge Eindruck ku
machen AUein nur se tIcI ist erweisUci^ da(s w&hread
der Festaek^ abe bei'm Pascha an den fünf adttlcffen, we-
niger feierliehen Tagen, Verbrecher verurtheilt ond hinge-
richtet werden konnten, nicht aber, dafs diels auch ank
ersten nnd .leaSNi Paschatag^ weidie Sabbatsrang hatten ,
l4) Fcfachid A 65, 2, bei Li^arrooT, p. 654: Pascbatc primo te-
nctar qulcpfam sd pernoctationem. Glösa. : Faschatizans ttne-
tur ad pernociaadum la Hieroiolyma nocte prima. Dagegen
Tosspbotb ad IT. Pssadkia gl la Paschate Aegyptiaco dici-
tur: aenc cxesC-* Ctque sd mane« Sed sie ooa luit in se-
queatibCi gcaeratloalbtt^t — quibos tonedebatur id uno loco
et perasctabsiit la slle« Vgl« ScHaacmmoasBa, Beitrüge, S. 9.
Ift) Vmminsk, 8. tu f.
16) Tract. Sanhcdr. f. 89, 1. bei Scmöttckn, 1, p. 224, vgl. Tai;
iiVS^ a. a. U. S. 492. und Tuoluck, a. a. O.
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Zweites KapiteL f. 117. 41S
9
miliMlf gewesen sef ); wie denn eaeh neeh dem Telnrad
«letas nm D"U^ d. h. am Vorabend des Pasehai gekren*
«igt worden ist ' Ein Anderes würe e«, wenn, wie Dr»
Baue nachzuweisen sucht , in dem Wesen und der Beden*
tnng des Pascha als eines Sttbnfestes die Hinriehtang ron
Verbrechern, als blutige Sflhne für das Volk, gelegen hüt-
te, und die von den Evangelisten angemerkte Sitte, anf
das Fest einen Gefangenen loszulassen, zu der tiinriehtnng
eines andern nur als fÜe Kehrseite 9 wie die beiden Bteke
vnd Speriinge Jlldiseher Sühn- und fteinigungsopfer, eich
verhielte '
Ijeieht konnte freilich die urchristliche Tradition auch
nnf uniiistorisehem Wege dasukomnien, Jesn Jestes Mahl
mit dem OsteHamm, and seinen Todestag mit dem Pasebn*
fest zu combiniren. Da nämlich sclion in der apostolischen
Zeit der Tod Jesu mit der Schlachtung des Paschalamras
verglichen wurde (1* ^or. ft, 7«) 9 das christliche Abend*
mahl aber von selbst an die Pasehamahlseit erinnerte: ao
Jag es nahe genug, die Hinrichtung Jesu anf den ersten
Faschatag zu verlegen , und seine lezte Mahlzeit, bei weU
eher er das Abendmahl gestiftet haben sollte , als daa Pa«
•ehamahl sn betrachtem freilleh) wenn der Verfasser des
ersten Evangeliums als Apostel und Selhsttheilnehmer an
dem lezten Mahle Jesu vorausgesezt wird, bleibt es schwer
Bu erklären, wie er au einem solchen Irrtliam konunen
konnte« Wenigstens reicht es nicht hin, sich mit Thku
darauf au berufen, je mehr das leete mit ihrem Meister
gehaltene Mahl den Jüngern über alle Paschamahle gegan«
gen sei, desto weniger sei ihnen auf die Zeit desselben, ob
es am Pascbaabend seibst, oder einen Tag frftber gehalten
17) FainscKBy an Matth, p. 7€Sf. vgl. 755. LOco, 8. 614.
18) Sanbedr. f. 43, ly bei ScMVmniy 3, 8. 700.
19) Uier die ortprilagllcbe Bedeutnag des Fatsabfestas n. s. w.
Tttbiager Mtsebrill f. TheoL 1832; 1| 8. 90ft
üiyilizeQ by
414 Dritter Absrhnitr^
worden mry «ageJuiminen ^^). Denn der erste Evangelist
liftt liiere nielrt etwe n«r unJbettieinit, sondern er epriciit
MMdHIcklich von einem Peeebanehl, nnd so konnte steh
ein wirklicher Theilnehmer desselben, wenn er auch noch
•o lange Zeit naeh Jenem Abend gehrieb, unmöglich tüu-
sehen. Die AvgenBeogensehaft des erfiten 'Evangelisten .al-
so wird man bei dieser Ansicht aufgeben , nnd Ihn sammt
den beiden mittleren aus der Tradition schöpfen laFson
»ttssen-'). Der Anstods daran, dafs sämmtiiche Synopti-
ker , also alle diejenigen , welehe nns die volglire Evange-
iientradition der ersten Zeit anfhehalten haben, in eineoi
solchen irrthum iihereinstimmen sollen **)5 läfst sich viei-
ieicbt dui'ch die Bemerkung aus dem Wege räumen, daf«,
so allgemein In den Judenchristliehen Gemeinden , in wei-
chen ' doeh die evangelische Uberliefemng sieh nrspranglieh
gebildet hat, das jüdische Pascha noch mitgefeiert wurde,
so allgemein sich auch der Vcrsach darbieten mufste, dem-
seihen durch die Besiehnng anf den Tod nnd das leste
fUM Jesn eine christliche Bedeatnng nn geben.
Ebensowohl aber liefse sich, die Richtigkeit der syn-
optischen Zeitbestimmang vorausgesest , denken , wie Jo-
bnnnes Irrig danokommen konnte, den Tod Jesn auf den ^
nachmittag des 14ten Nisan , nnd seine lesle Mahtnelt anf
den Abend vorher eu verlegen. Wenn nämlich dieser
Evangelist in dem Umstand, dafs dem gekreuzigten Chri-
stas diie Beine nicht serschiagen wurden, eine Erfüllung
des dgSr i avriQtßijaewai aw^ (2 Mos. IS, 46.) findet:
so konnte ihn die^e Beziehung des Todes Jesn auf das
Osterlamm zu der Vorstellung veranlassen, dafs um die-
sslhe Zeit, in welcher die Paschalanuner gesolllachtet wnr-
30) ■. «. O. 167 ff.
31) SumKTf a. s. O. S. 144 ff. Lücxa, S. 628 ff.
22) f^amscas, in Matth, p. 768. Msaa , Uber dea Ursprung des
.Bvang. Matth, in der Tilh. Zeilschrift, iMi 2, S. 96.
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Zw^Um &«pit0j. f. lia 4101
4Umj am Nacfimittiig Jim lUen Nimb» JaMiM Kgewm
irrlitteB whI den Geist niifgegebe» Iwhe 3'), «lio die mm
Abend vorher gefeierte Mahiceit noch nicht das Pascha*
nalil gewesen sei -
Ist auf diese Weite eine mdgliehe Yeranlassnng mum
Irrthnm aof beiden Seiten vorhanden, and lindet die Inne»
wm Sehwierigiteit iler aynoptisehen Zeitbestimniang , die
vielfache Verletzung des ersten Paschatags, theils in den
angeführten Bemerkungen einigeraiarsen ihre £iJedigungy
tlieiit in der Zusamaienstiniaioag dreier fivangelieten ein
Oegengewieht : so Ist vor der Hand nnr der nnanüftsÜche
Widerstreit der beiderseitigen Darstellungen anzuerkennen^
eine £ntscl(eidung aber, weiohe die riehüge sei, aooli nicht
SU wagen« \
HS.
DiHbrensen in Betreif der Vorgänge beim festen Msble Jesu*
•
Doch nicht aiiein in Beaog auf die Zeit jlee ieatea
Mahlea Jesu, sondern auch anf dasjenige, %vas liei demsel-
ben vorgegangen sein soll, gehen die Evangelisten von
einander ab. Die Uauptdifiierena findet auischen den syn*
•pdschen und dem vierten £vangeiinm statt; n&lier aber
verlUllt ea sich co, dafa nnr Matthäua und Marlina genas
zuänmuienstininien , Lukas schon siemlich abweicht, doch
iiu (langen mit seinen beiden Vorgängern immer noch ein-
aiimmigir ist» aia mit aeiilem Nachfeiger.
Gemeinsam ist sOmmtUolien Evangelisten, auaaer deai
Mahle selbst, dafs Aber demselben von dem bevorstehenden
Verrath des Judas gesprochen wird, und dafs während
oder nach demaeiben Jeena den Petrus seine Verleugnung
vorherverkandigt Aber abgesehen davon, dal« bei Johan-
13) vgl. Smcia, tbessor. 3, 8. 61S« '
24) Kiae andere. Ansteht Uber die Versalastuag des Irrthonu im
4ten Evangelium gd>ca die Probabiiita, 8« MC
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416
Dritter Ab^chaUl*
Ml die iieeeiehimng 4es Verrüthers eine «ädere und gt»
UMMfe, eseh ?en eineei Erfolg begleitet kt^ von wticlni*'
die fibrigen nichu wiMen ; dafs femer bei deaitell»en nneh
dem Meble gedehnte Äbtcbiedsreden sich finden, welche
den andern fehlen: so itl der Hanptontertchied der 9 deie»
während den Synoptikern sofolge Jesne bei dieser leste«
Mahlseit des Abendnabl eingeseet hat, er bei JohaniMO
vielmehr eine Fufswaschung mit den Jüngern vornimmt.
Die drei Synoptiker unter sich haben die Stiftung dee
Abendnuddasamnit der Veri^findigongdee Vemtlie nnd der
Yerlengnung gemein; aber Aliwelehung findet ewische-i
den beiden ersten und dem dritten schon in der Anord<
nung dieser Stüclie stntt, indem bei jenen die Verkfindi-
gang dee Verrathg, bei diesem die Stiftung des Abendmahls
Yomnsteht; die Vorhersagung der Verleugnung des Pefms
eher nach Lukas, wie es scheint, noch im Speisesnnl, nach
den beiden andern aber erst auf dem Hinweg zum Oelberg
tor sieh geht Dann alier bringt Lnkas «aeh einige Slilcke
bei j welehe die beiden ersten Emigelisten entweder gar
nicht| oder nicht in diesem Znsammenhang haben: in ganz
anderem Zusammenhang steht l»ei ihnen der Rangstreit ond
die Verheifsnng des Sitnens anf Tinronen; wogegen die
Rede von den Sehwertem rergeblleh bei ihnen gesnebt wird.
In seiner Ahweichnng von den beiden ersten Evan-
gelisten hat der dritte einige Annäherung an den rier>
ten* Gemeinsam nAmlieh ist dem Lobas nnd Johannes ,
dafiiy wie dieser In der Fnfswasehnng eine auf Rangstrelt
sieh l>eziehende symbolische Handlung nebst angehängten
Demothsreden hat : so Lukas wirklich einen Rnngsdreit nnd
darauf besttgÜelie Reden meldet, welehe niebt gann ohne
Analogie mit den johanneisehen irind; * dafs femer auch bei
ihm wie bei Johannes die Reden vom VcrrÄther das Mahl
nicht erö£Pnen, sondern erst nach einer symbolischen Hand-
lung eintreten; endlich dafs andi er die Verleugnung des
Petras noeh Im Lokal der Hahbrnit rerkttndigt werden lifst.
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Zw^Uab^ K'«)»Ueli .$««918. i|f
Am Mtefen Sthwlerrgketi rVfMMMMAnillliMrrdfe
IHfrerPiiz, dnfs bei Johunnes die von deli Synoptikern ein-
«tlmmig berichtete EinsetKUUg des AbendmnhWfeliit , uni
"Mit' ihl^er 'Sunt «Ine gatls »ndka» itwndiuiigilietii^ dae-FiiAh
^Mdfung, geitti^M^t urtnL 'FVelllcb, w0dI» mttmMA ddpdb i
4Äen ganzen bisherigen Verlauf der evangelischen (jksbhichr
, %e mit dei^ Annahme hindarchgeholfen. htt, iiabi
•deii-Zweek i^bubt', die abrtf»n*tefAiigdtte»;^a'«rgAnfe6ii^
•o 'kmnwl iliftii Blich Obdfh dtoie'Sbhfrlerijjflwit;'^ gut oder
so schlecht vrie über die andern alle hinweg.- Die Ein«
sctzang des Abendmaliky heiCst es^ fand Johannes bei den
äni «iteteif 1£fHmi^Mm^^mtit-^ime Weise wtiitiSt tseh«»
•«relekel iiitt MMei^ elgeneii fMinimiig'*?9lUf *.ltlM^
te, wer^^egen ei^ sich denn nicht be%vogen fand, sie zn
iviederhoieii Aliein, wenn wiridich der vierte Ü^vange-
ilst Ten dtfn s^theki 'in den drei ersten Jß^tei^ien aa%e-
celehnetCfn-Geiehlehten nin^ dlejenigen noek eidniei :erBil»>
Jen wollte, an deren DarstelliHig er etwas zu hirichtigen
öderen ergüneen land: warum erzählt er dann die Spm-
eangsgesebiefate 9 an der.-^ nii^hts irgend £i*bebliches.;ta
bessern weMi, nach eimiial, die Stifteng des iAbendmayb
dagegen nicht , hei weicher ihn doch sehon die Dlfibrdn-
sen der Synoptii&er Iii Anordnung der Scenc und Fassung
•der -Werte Jesa, hauptsüdhiieh aber .ideir Djnstaody dals
•iie, nach sdner Daretellmg irrig, jine filheetniog ifn^^Pa-
eebaabend vorgehen- lassen f aar NltthelinAg eines authen-
tischen Berichts hätte veraiÜassen müssen if Mit Rücksicht ■
•«€ diese Schwierigiieit giebt man «nun wohl lUa fiehaup-
fang auf, der Verfasser dse 'visrten fieengalianisr.'iiabe eine
Kenntnife fen deil-'4i«l eretenv und dle^ Absiebt, sie «i
ergänzen und bi\ berichtigen, gehabt: doch aber soll er
die vulgäre «mflndiiolie liivangeiientmditionifeiiannt und bei
eelnen Lceem veraasgeseat, ond in dieser Rifcciuicht die
i) Favlus, 3y b, S. 499. Olshaussm, 2,. 3. •
DmM LtUm Jum II. Bmd^ f7
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tiU ^' I AU i t ifetf I i^'Wh tiJhn Utrr
SMlNniiir'^^^^*^'^ »Ifl fiJtgMtl» b^nntf (h^hteh-
fo, ilborgangen Iwibcii Allein, dieser Zweck einer e%*ftl|-
geiisclien Schrift^ nur da« raüider Bekannte ku erKählen^
-dä» iMUinnt»jybs;r mit. ttber^elMfi > Wtt iwoh iCvifeaUMi fUT
iliohi» dML«fi^.; Dipi »cluHMiefc^ Anfseiellifmig geht fn him
von MiCsitrftnen |(egeu die inandlictl^ IJberliefernng^j^ie will
fliese nicht bk^fs ei^;^HniSen , sondern, au^h beie5t)g^n^ un^
«ezt sind, so idie genanteste AMfbei;«^flbrun^ M^^nscbenswerrh
JuMiiiM.flie i8ftiAi»iij^ 4ef /At«9diliihjAjiiipb,ty,^n. dessen M%*
Aeklionen venglelcheri , iifilih^Uig 0ntv%^deir Ziv^|89.. oder
WegUisQu^n nttssfön ^eniDQht ; Horden /^ei(). f.ANiT)
weitfer^i did &(iftung.v4esi' Ab«i|dp#M« llAi eiMhitib
keiner iBedentang Wie I I !üttr den, , j^lgeineineM . Zweek
defselben ^ • :«eine Leser cn iUiertEcugen ^ ini ^Is/iföüi t^^y 6
iXQtg&g, i UöshH.;/ut U9^:310> ^tp.4ie^.Mji«Muii« et-
Mit- t&eonÜBtnkht reu.. Belauf g/rnttm '«ehi» M weblier er
-eb* •Stifter' einer ÖMr<yr} Stc^^xf^ ersoheini^ imd-iftfr .den bf*
sonderen Zweck des betretiünden Absciuiitts, Jesu his ans
Ende eieh jgJfeicK jgebliebeM iLiebf . ins i4«bt Mi .eetenii
ClByJ*)^ eoüle^CA «iel^ta A«i|[elre||ea be^n so erwähne«,
%¥ie er seinen Lcik'Und seia Binl den- ,8einen eis 8|ieim
und Trank dargeboten, und duniit seinen Horten Job. G.
Realität gegeben. - habe i( JJlpck>ideiD dohaiuies. soll es hi«r
wie ttbend^teiinMigim^lte ntr im die CiefiBiw fteden dee«
'Bo tbun geweeeto telh, «nd de6neeg#it«lKiU-dr dl» filteetomig
des Abendmahls übergangen, und erst mit den auf die Fufs-
waeckang iiesügiicheoKedea.fcüuiiefcgiilUiiiig «begeui^
' ' . 'V.:' • .*.,.." I'.».
2) LtCKi, 2, S. 484 f.
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Zweites Kapitel. (. 118. 410
ben Allein diese Demiithsreden kann iiin* ein verbür-
tetes V^rortheil für das vierte Eviingeliini für tiefer aut-
gebeii} als dasjenige^ was Jesüs bei Kinsetoniig des-Abeiid-
fiiahli Ton dem flenutie seines Leibes 'und Blutes 'im Ui ut
und Weine sagt. ' ' •* :*
Die Hauptsadie ist nun aber, dals uns die Harmonl-
sten nacbwelsen, wo denn Johannes , wenn! er docli selbst
vomnssetisen soll, Jesus hulbe bei dieser iestbr.Mabioeit das
Abendinniii gestiftet, diesci» übersprungen liabu, — dai^
sie uns in der johaimeisehen Daräteilung dieses iexten
Abends die Fuge selgenj 'ln weicfte sich Jener Vorgang ein-
passen Itifst. "Sehen wir 'uns in den Commentareir um , so
scheint mein* als Eine Stelle sich zu solcher Kijiscliiebung
Tortrctllich zu eignen. Olshadskn meinl!, am Ende, dos
1 Uten Kapitels I nach der VerJLttnctigung der * VeinieugMuig
äet Petrus, sei die Sttftuitg des AbeiMlMiiris IhineiNniden-
lion: mit dieser habe sich die Mahlzeit geschlossen, und
die folgenden Reden von 14, 1. an habe Jesus nach dem
Anfbruoh vom Tisebe stehend im Saaie hoch ges^nroehen ^>
Allein hiev seheint sieh OLSHAOSBif ^ um swieciien.ld, 3S.
und 14, 1; einen Ruhepunkt zu bekommen, der Täuschung ^
hinzugeben , als ob das eyeioto^e^ afit^itv evttbi^ey^ b^i
weicbeai er Jesum vom (Tische sieh erheben und dne folgen-
de noch stehend sj>reehen lifst^ sehe« Iiier y''anL £ade*des
ISten Kapitels, stände, da ed'doch erst lAn 'Ende des 14ten
sich findet. An unsrer Stelle ist kein Ilauui, um eine See-
ne wie das Abendmahl' 'eiOKUschalten. Jesus iwtte von sei-
nem Hingang, wohin ihm. die fieinlgen nicht ifolgen könn-
ten, ges]>roehen, und^* dus vermessene Erbieten des Petras,
das Leben für ihn zu la^sen^ durch die Voraussage seiner
Verleugnung zurückgewiesen r nun^ 14 ^ Iff», beruhigt er
die hiednrah mchlltterteB 'Oemüther wieder. Indem er sie
4) SiEKKKRT, Uber den Urtpryi' S. 152*
5) 2, S. Siü. 381 f.
27 ♦
uiyui^cG Google
420
DviX ter. A hsclmitjt.
auf ficn Glauben und Hie segpiisrclrlien Wirlinnfjon somes
llin^niigs vcrMetot» — Durch den festen ZusflnimeuliAft die-
Ml* iiedetheüe «uHIckgewiesen , rficken nndre Aatieger
woUer hiniiaf, und glnoben iMoh dem Abgang det Verrff»*
tlier«, 13. 30, die scbickliobste Sfrllp zur Einscbiebung Hee
Abendmnbls %a finden , indem der Hingang des .hidns, um
seinen Verrfith.«'>t vollenden » Jeioht die Todesgediinlkeii in
JesQ rege machen konnte, weldh^ der Stiftung des Abend-
mahls zum (jrundc liegen Allein nicht nur wenn man
mit LCcKE u. A. das laa f '^ij'/.ih zu dem folgenden //-m o
JKieht) sonderti «neb ohne.diefsbet das vvv ido^tiaDt^
o Ving T«f «Sy^JOiTW Je. r. L (V* ond was Jesus wei-
terhin (V. 33.) von seinem baldigen Hingang 8j»richt, sei-
ne nächste Beziehung unverkennbar auf den Weggang des
Judas. Denn iwenn das öa^aiHv .im vierten Evangelium in-
mar die Veilhei*rlieluiiigJesQ bedentet, weleher Ibn sein Lei-
den entgegenfobrf, so war eben mit dem Gang des verlore-
nen Jüngers zu denen, welche Leiden und Tod über Je-
sum brachten^ seine Verhen4iebang nnd sein baldiger Hin-
gang entscbieden. — Uüngen aaf diese Welse die Verse Sl
—33. untrennbar mit V. SO. rnsammen : so kann man sieh
bevi'ogen finden ^ mit dem Abendmahl wieder etwas herab-
Kvrllcken, und es dahin tu steilen 5. wo dieser Zueamman*
hang ein Ende m haben scheinen kann: nnd so Ifffst denn
LücKB die ElnseUsung desselben swfschen V. 33. nnd S4.
in der Art fallen, daf«, nachdem Jesus V. 31 — 33. die
durch das Hinausgehen des Verräthers zerstreuten und er*
schrockenen Gemüther beruhigt > und auf das Abendmalü
vorbereitet habe, er nnn V« A4 f. an die Aostheilong dessel-
ben das neue Gebot der Liehe knüpfe. Allein, wie sonst
schon bemerkt worden ist"), wenn V. 36. Petrus, mit Be-
«iehung avf V. Sft. Jesum iragt p wo er denn liingehe If so
6) FAeivSi ex. Hsndb. 3, b, S. 497»
7) MsfSR» Conun. Uber den Joh. s. d. St.
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k«iii — MigUA mdi JeBMi Auttprueh J«ta V. 33. du«
Ab«iMhuJil eingeMBt wonbii aein , weil tonst Petras das
i;7fa;'oi durch das auifiLc (^Ldduevov u» I uifta ^xyvpdftevov er-
klärt, jedeiitails aber sich eber xu einer rrn<!e über dt<t
Bedeutung dieser lesteren Ansdrücite remniiirst finden nurs-»
to» Man mu(k daher abermals aufwärts gehen, nur noch
weiter als Paolus gethati hat; hier aber hUtv.t sich, Ha
von V. 30. bis hiiiaaf zu V, 18. in Einem Zuge vom Vlm*-
fither die Eede ist^ das Gespräch aber diesen aber sich
wiedemm untrennbar an die Fufswasehnng und die Deu-
tung derselben sehiiefst, bis zum Anfang des Kapitels liei-
ne Stelle dar, an welcher die Abendmahlsstiftung ein>;e-
f> werden kdante. Hier jedoeh soll sie sich naeh ei*
nem der neuesten Kritiker auf eine Weise einreihen las-
aen, welche den Verfasser dea Evangeliums ron dem Vor-
wurf i^aiiz befreie, durch eine scheinbar continnirlich foi*t-
schreitende, und doch das Atiendauihl Überspringende Dar-
ateüaog den Laser irre gemacht su haben. Denn gleich
Ten Anfang mache sich Johannes gar nicht anheischig, vom
Mahle selbst und was dabei vorgefallen, etwas au ersäh-
len^ soudem ii«r waa aach dem Halde sich begeben, wol-
le ar herlehtan; wie dann das ielnm yevo^iüa nach seiner
naiVrfiehtCan Bedeutung heifse : nachdem die M ahlseit vor-
über war, das iyeiQ€%ai ix %ö dunvH aber deutlich zeige,
dais die Fuiswasehnng etwas erst nach dem Essan Vorge-
nomaMnas gewesen sei *)• Allein, wenn es Yon Jesu nach
vollbrachter Fufswasehfing heifst: dvantOLov 7iuhv (V. 12.),
ao war folglich die Mahlzeit lioch nipbt vorüber, als er
aioh nur Fufswasehnng erheb, nnd das iytlQ^tu in zu öebtvH
will sagen, daia er ans dem Mahle heraus, das Essen,
oder wenigstens das vorläufige eu Tische Sitsen nnterbre-
(diend, zu jenem Geschäfte aufgestanden^ sei. Das ddriü
y&fOfävu aber haüst ao wenig : nachdem ein Mahl gehal-
8) SisvrsaT, S. 152 ff.
Oigitized
teii war, nU tS Y. ysmuM «V «jihr»^^' cRirttli. IS,«.)
gen will: nnchdom Jesns Iii BefliiHiien gevr^nen war, MM«
drrn, iri^pni uns durch jene WpnHiinrr Johnnnes Hen VeP»
lanf der Mahlei^it selbst wie Matthttas durch dieae die
Dauer des Bethanlschen Aufenthalts Jesu, vorfthrt, aA
innoht er sich damit anheiscliiir , uns alles, was während *
Jener Mahlzeit Merkwürdiges vorfiel, zu berieliten, und
wenn er non die bei derselben vor^refallene Stiftung det
Abendmahls nicht meldet, so hfeibf dlefs ein Spmng, der
ihm den Vorwurf zuzieht, Ifi«Konhaft erzählt, und gerade
das Wichtigste übergangen zu haben.
Wie sich also im Allgemeinen kein Grund denken
Heft, warum Johannes, wenn er etnmat yon diesem leg-
ten Abend sprach, die Stiftung de« AbemlrnfifUs übergan-
Gfen haben sollte: so findet sieb auch im Einzelnen keine
Stelle, wo sie in den Verlauf seiner Darstellung* elngrscho-
hen werden kftnnte , und es bleibt soratt nichts flhrtg , als
die Annahme, er erzÄble sie nicht, weil er nichts von der-
selben gewufst habe. Nämlich von dem Abendmahl nis
ohriatliohom Ritus wuftte er woM, wie sein 6tes Kapitel
seisrt, und ranftte davon wissen, da es, wie Wir au» den
paullnischen Bricfi»n abnehmen können , schon in der er-
sten Zeit allgemein in der Christenheit verbreitet war: das
aber kann Ihm anbekannt gewesen seln^ dafs und unter
wetofien ümstSnden Jesus das Abendmahl förmlich elnge-
sezt haben sollte. Einf^n so bochsfehaltenen Gebrauch anf
die Auotorität Jesu selbst zurückzunibren , lag zwar auch
ihm nahe, nur that er dlefs ans Unbekanntschaflt mit Je-
ner synontischen Stiftungsfoene, so wie ans Vorhebe für
da^ Geheimnifsvolle , verimige welcher er Jesu gerne Ans»
sprUche in den Mund legte, die, för den Augenblick nn-
verstäadUoh, erst aus dem späteren Erfolge Licht bekommen
heben totltei^ ntoht so. dab er Jesilm wIrkUdi schon den
9) Vgl. l.i'o<ci, S. 468.
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tum 9imMiUmfMnimm mw^^m^bArig^^ ikut Atfi^jiS^l^^
Blut mu trinken, «preciien lie(«, welche, nur aus dem nach
•^iacmTode in Gemeinde auf^^ekoudiieu^n^ Abeuc^puilil««
Datsy 90 wenig aU Johannes von df!^*. Eins^tzang de%
, Abendmahls, die Sj^noytÜkor voii der Fuijijkyasq^HJlg etwas
gvwilfiit 'IuUmhi köniifn'^. we^l 8M^'4®WlU^B.Jifejiiie Erwäli-
^mgAmf dl«ft,Jui9iiriib«iI«;Wegß|i .Heil mii^refi, WicU;.
tigkeU 4ftep Saoht. <iiiifi -d«r hijer mehr fragment^riacheiit
Darstellung dieser Evangelisten n^cl^^üo liej»t|inuit beha«i|»-^
tet.«|^rfkii,:theüii hi^'^ wfe'ob^iv b^m/rrkt, Lukas in den
KMigfIreil V« Mffl etWAf, dai qiti {eii«r FiifrvMchvng^.
als AiilaCs derselben, suaammensuhttngen , roanehen Ei4lli*
rem gescliienen hat '^). Ist nun aber in Bezug auf diesen
ftangali'eit bereitl.oboa darg^bgtf wie. »r^ in d<ui Zos^W";
Mübttiig der Torliegwideu 809116 Diol|t peipeiid^^f .tihei»,
MillUigea IdeeiMMoeiiitioii des £nfthlers sq|i|Bt S|?Il9 va>
danke ''): so könnte diu Fufswaschungsscene bei Johan-
ne« aur die eeganbafte AiufMbriui|^ leider optischen De- «
antbarede «o aeifi seliaiiien« Mf[<}nn nümlicb.bei |AAtth£as.
C2ü, 26 ff.) Jmw aelne Jünger ermahnt, wer mpfjr ihnen,
grofs sein wolle, der solle der andern diaxovpg sein, gleich-
wie er mßht gel^ummen sei , di(miv>}Oilvui , aXXä öiuxovr^ .
ovtt, ttiid wMH er/dielk Wer.bol Lvk%M Ca2»2T.]| in der..
FrAge «nadHIekl: Wt; ftsl^m^ 6 avamelftivogy rj 0 dia- .
xovwv; und mit der llin Weisung verbindet: tyw dt HfAi iv
^§ig(fi Vftioy (ig c diaxovwv : so JUionte swfir s^br.wohl Je-
am u\lmU f^gut gefunden hab«n| dknw Ansspm^b. d«rcb
ein wirklichee duotweit inmitten seiner, die Relle, der itw »
xH^utM spielenden Jünger eu veranscbaullcben , ebeni|ugut
iP) j^uumfT, 8* 153» • Pavim und Ouhausih, s» d« St.
11) i. Band, 8. 689 f.
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4M ' Df'ii»M A4#e4#ilPCs«
sei es H?o Sa^o , wie sie dem vierten EvRiirrolisten «o Oh-
rai kaoiy oder er selbst, aas jenem Dlktura dieses Faktaai
kmuMgetponiieii httben 'Und' ebne -itifs *llMt f(MHld,
d«r DiiPstollaii^ d«t Lukas jEremfirs, jitntßt Aussprufft #m«
als während der testen Mahlzeit ^ethan eagekommen kb
•ein brancbtä , ergab es sich aus dem ai'axeta^i and Stct^
xovuv Ton Mlbsl, difCk die Vertiiinlidlnii||^ dlMM Verhilft>
Hisset eM ' efrr Mehl g^ktiffpft wurde,* weMiet dMtii'etit
leicht denkbaren Gründen am schicklichsten des 'leste ge-
wesen zu sein scheinen konnte.
' Da(s hiemnf nach der DersteUtog bei Lukas Jmw
die JOnger als scrfche anredet, wefehe bei Ibn In seine«
Be'lrflngntssen beharrt haben, und ihnen dafür verheifst,
dnCd sie mit ihm in seinem Reich xu Tische sitzen, und aaf
Throftsn die It Smmme Israels riehlen sotten (V. )8--M.),
das sebttnt in deii Znsannnenkang einer Seene ideht mm
passen, In welcher er anmittelbar vorher einem der Zwölfe
den Verrath, unmittelbar nachher einem andern die Ver-
lengnnng Torhorgesagt haben sdl, and in einen Zeiipwnkty
In Welobem die eigentlichen mtQutaftol erst befotnfndew»
So wie nach cffner-fHIhereh Betracbtnng dle8eene bei Lu-
kas von vorne herein angelegt ist, dürfen wir den Grand
der Rinsohaltnng dieses Redestfloks schwerlich in etwan
Anderem t als In einer sniMllgen Ideenassodtiin, enehen^
irkrmSge welelier etwa der Rangstreit der Jingnr den Re-
ferenten an den Ihnen von Jesa verheifsenen Rang, und
die Rede tobs Aufwartenden und zn Tische Sitaenden ai^
dns Ihnen Teraprochene nn Tische Siinen ia aisslsnisshen'
Heidie* erftinem oioohie.
In 15ezag auf das folgende Gespräch, wo Jesus sei-
II) Zn weit bergebolt Ist, was d)c Probabllicii| S. 70 f.; fibcrdle
Entstehung dieser Anekdote veruiutben«
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tW«» fcn^ftha äMi. ^Aimrt», m Undlidi werde mM
ihnen von allen Seiten entgegentreten, sie aber ihn eigen!»
lieh vmlelMMi» «umI jMif cwei in der GcseUt^hfiCfc ^Q^irithif^
€WUt*n fciiirtnnin% wekberdwMelaang ist, nm da« in dae
Mfenden £r:&ählung vorkommende Hauen de« Petrus mit
dem Schwert ßu be.vorw orten > liabe der Aefereofl (dttatßt
Iii» übrigw OiffmMm ioBmf auf des lesto MaU
werden im Verlauf der folgendeii Uatex*«uchiiJigea siar Spca^
eil« ko^en*
S. 119»
Terkttndigung dte Verratht und der VerleugamigA
Wenn mit. dei) Angabe , dafa Jesus von Jeher seinaii
Varrfttlicr gakamn mad dusehiQliaiii habe^ dar vierte finaa*
ftlitl ailaiii alebt: ao atimiaan darin alia Tiere «otaauatfli
dafs er bei seinem leiten Mahle vorbergesagt liabe j eine»
aekier Jünger werde ihn verrethen.
Dooli ündit mment aahea darin eine Diffmens atnü^
da6, wifcnend dan beiden artlen Bvangeliatan. nnf^lgii dii^
Reden vom Verräther die Soene eröffnen, und namentlich
der Stiftung des AbendaudiU vorangehen CMaUht^21 ff^
Mare* 14^ 18 &)9 Lukaa emt naeb eingtntMaaiencni Hnbi
und gesHfiMarOediehlnilafalai» (St^Slft) Jesnn.jron.dan^
bevorstehenden Verrathe sprechen läfst ; bei Johannes geht
daa auf den VerrUtber sich Beeiehende wäliren4 tuid na^h.
dar Fnlawaaehnng vor C^^i ll^dO.> Die an 9I0I1 nnb»*
dcntonde Frage, welcher Evangettat.lii«r reeb^rh^» m
den Theologen aas den Grand Oberaos wichtig, weil Je
naab der fintscheidung derselben sicii die andere Frage zu
beantworten aebelnt| ob anoh dar Verrätber daa Abend-
IS) Uber den Lukai, S. 275.
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Mhf iMb M^a^w&n klMft Weder Jifoe 4m
Abendmahls^ «Is des Mahls der innfgtfteH^'iMl« md V«r-
«Ihigang, schien sich die Theilnuhnfie eines so fremdnrri-
gen ttte^ an 'demselben ^tt vertftigM) Wh auch aril der
Liebe und BnrmherBigkeit de* Herrn dni^' ^fe er eeMle
einen ünwCHnlipen zur Erhöhung seiner SehnM deeAbend-
ittRhi haben mifgeniefsen lassen *> Diesem gefnrrhteten
VnMMnd glfinbte nian dednrch tn entgehen , dafs man ,
der Anordnung des MatthSos and Mtirkwi' fiilg|end, dieBn-
«elchnung des Verräthers der Stiftung dÄ AbeMdmnbb
Torangehen iiediy und da man nun aus Johannes vrofste,
dafii, nachdem er eich entdeckt nnd beseichnet sah, Judns
not der tteselltcheft gegangen sei: eo flanble man anneh-
men ru dürfen , dafs erst nach dieser ISntfemiing des Vet^
räthers Jesus die Einsetzung des Abendmahls vorgenoniuiei»
babe» Allein ^diese Abhülfe kommt nur darob nnerlautiii*
V«r«iisehiin|r de« Johannes mit den.Synojitiftei^a sn «Stande»
l>enn von einer Entfernung des Judae ans dffr öeeelleehall
treifs eben nur der vierte Evangelist, und er nllein hat
noch diese Annahme ndthigi weil nacli ihm Jodas erst jezt ,
aeiff» UnterimndliiWgeil mit den Feinden^ ^lemi anknApft,
also, um mit ihnen einig eo werden, uwk Bede Anng wtm
ihnen nu erhalten, eine etuas längere Zeit brauchte: liei
den Synoptikern dagegen ist keine Spar, dnfs der Verrli.
«her die Geeelifchaft verla««en hflttei e« iet AH«« so ersAlilC»
wie wenn er erst hei dem allgeniethen Anfkimeh^' «tatt di-
rekt in den Garten, £U den Hohenpriestern gegangen wfirc,
Ton welchen er dann, da die Unterhandlungen schon vor-
her angeknöpft waren, nnverBiglicb die ntttbige Mannmibalt
dor Verhaftung Jean erhalten konrtte. Mag aieo In Anot^
nung der Scene Lukas oder Matthäus recht haben: nneii
aimmtttcbeii Synqitlkern bat Jndas, der ihnen aufolge sieb
1) Olshaukkn, 2, S. 380.
a) So LÜCHSi FAVtUS, ÜLSMAUSKA.
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I
- ' Aber auch in der Art und Welse, wie Jesus sein^ii
Verräther besetchnet liiitieii -aoU) weiclien di^ Evangeiiat«||^
»laht'iMibodbiitMUI VM.^iuimkr «k^ ^oil«aJ(#s giabe ^fff/atk
mur.kwtm ^'Vtmliih&tmig, dalSi-^Hand VenrftthwH
mit ihm Uber Tische sei, \^^'auf iUe Jünger unter sich fr^
gen, wer es wohl sein müge, der so Qtw4A ^li tbui%«ji||^
«iMep -diAp AnvptMHilmt'fmrde .Ihnnvesr^^b^ 9 Hnc) ^Ig von
den Jüigern ihn jeder einzeln fragt, ob er es sei? erwie-
dert er: der mit ihm in flie Scbü/itel tauche; bi« eiidJUoli
tmoli Mmm'Hk^r 4»n VerHItlMr aMsgeiprochenen W^be.dl^
MüCiIiSqs s«Mge iidek*J«dM j^M Frage ,thut, worauf Üipi
^esns eine bejahende Antwort gicbt. Bei Johannes deu-*
tet Jesus zuerst während und pach «der Fii£».wa»cbimg %n ,
«Iftft ntobl* iüie «nwetendaii Jünger rdn aefoni^ ibdi .tM^t
ilielii* Sdhrift erlSnllt. werden iMlitfe: der mi^ mir dtß,
Rrot ifst, erhebt die Ferse gegen mich. Dann sagt er ge*
radezu, einer von ihnen werde ihn veri*a|UcyPf ߥ^d. jaU dii|
JlHi^r foraehend- einander iMibJklienj .ttmi nii.iFr^U melne^
MArt Petratrdnreli tlen imiäehit aa Je^u? liegenden JohanT
lies fragen, wer es sei? worauf Jesus erwiederf, der, wel-
chem er den Bissen eintauche und g0he>«|vas er sofort
Jndaa ihntr mit beigef)^gt«rrJM«IMM(iii* ,di6:^iiafOhrnnft
aelnea Vorhahem ao-beaehlaonigeil^ .ji^ratf d{eefr
•elischaft verlÄfst. ' • t
Die Uarmonisten sind auch hier schnell damit fertjig^
gtireseiii die irertehiedeii€n.S0CMRlen..i9j|inaaid|ir ;^in«ttacl||eit
i>en und mitelnder vertrXglieh BOr melie^^ . Pa . aaU Jeana
auf die Frage der einzelnen JUnger, ob sie es seien, zn-
erst mit iaater Stimme (eridärt haben , einer seiner Tisch*
genotaen werde ihn Terrathen (Matth.)» hierauf aoii Jo-
hannee lebe gefragt haben, wer ea nihw eci, und Jesna
ihm ebenso leise die Antwort ei'tlieilt: d«r, dmm er d^n
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Dritter |tli«#li«itti
Bbaea gvibe (Job.); dwiii mM mA JaiUtt, glafekfalb Iii-
«e, gefragt haben, ob er es sei, und Jesus ebenso seine
Frage bejaht haben (Matth.); endlich aber soll auf eiao
iiitreibeiide Meimiing JetoF der VertiUiier Mi der fieseü
wihmh gegangen aein CMi.^ AileiR iele die weiieli—
Jesus und Judas gewechselte Frage und Antwort , weiche
Matthäus mitthellt, leise gesprjhien worden sei, davon be-
äierkt der fifMigeUtt niefalt f aaoli lAfiil es «iok niehl welil
d^iwn, wem men niebt dm UnwelweebainlldM wrinate
iXNi wUly dafs Judas auf der andern Seile wie J#liannes
auf der einen neben Jesu gelegen habe; war aber die Ver-
handlong lauf, ao konnten die Jttnger nickt^. wie Johannes
erdhlt-, dee S fsotetg mltjoai^ titm «af m wedqrHehe
Weise mifsverstehen, — und mit einer stotternden Frage von
Seiten des Judas und leichthin gesprochenen Antwort Jesu
wird man aich nieht im £rnst beruhigen können Anelft
iIm iaC aiohe wehieeheiniloh, delli Jeww, mehdrai er eekem
die- Erkiflrung gegeben: der mit mir in die Schüssel
tHucht, wird mich ?emithen, zur bestimmteren Beseich-
Hung des VerrKthera niut noek selbst ihm einen Bissen ein-»
geceoebl ludieA MÜtet eondem beides iü wyii daateibey
nur vertchieden referirt. Erkennt man aber einmal diele
mit Paulus und Olshaüsbii an, so hat man bereita dem ei-
nen'oder andern Berielil ee fiel fefgelien^ dala man aieb
naeb aber die gebwürigkelt^ • weicbc in der anadHIekJiebeii
Antwtnt liegt 5 die Matthffus Jesnm dem VerHither geben
l&fsty nicht mit Zwang hintiberhelfea, sondern eingestehen
eallley hier swcff abweichende Berichte ver aich zu ha-
ben ^ deren einer Mtkt daranf - beraobnet laty doieb den
andern ergft'nrit*en Werden.*
Ist man mit SiErrfiRT und FaiTUCHE su dieser Einsicht
giakemmen: äo fragt aleh nur äoeb^ welokam ven beiden
3) KuiNÖt, in Matth, p. 707.
4) Wie OMMAViaKi 2, S. 402. S. dagegen SiavimiT, 6.J4ftf.
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f^wmmt 4M dkm Fmge all giviMr.'filrtMMwMMl m
(jiinsten des Johannes bentit%vortet, nicht blofii, wie er bo-
jMiAplifti k Vermöge desi Vnrarlbeü^iÜUk »ilie.juig»lilioh» ;An-
WAhrheit uud maieriHcbe Anschaulichkeit aafs UnverJieim-
bai'ste, vaQl4§r des M^tthüus ausseichn«) weicher leeteim
4ißtiifm9fhi4^ Amoff^ liier.ikiNiMMia Uk^J WMh
gen wiMe, wie Jesus ft#fli V'errtfther beaelchnet habe ; UUw^
.die EraUibiung des ersten Jbvftngeiiüms so, aU. ob «eii«d0i
i^eQ würe ^> Wenn / in dieser Hinsicht allerdifigii vton
der rundeil Aut wort, fUe tJesqs bei Matthltais (V. 25.) dem
Jmlfift.§f#bf|. nicht gjBi«|§n«ft. werde« , dafs sie g»||ii
4wMmh mpHioiit,. »»oh; jß^ HitUm mt ti/bmUoh.trmkßm
.W«j^. geinAcht B« sehi ) jund v in: sefbm 'der Tepbidmteren,
also doch immer wahrscheinlicheren Art, wie Johannen
diese .fte^eichnung «ii^d^ty jaachstebt; so.'ist dagegen zwi*
sweiri ei-^^D Evangelisten , und dem lefaeAneiechen ^ iy»
fiUfffq^ %6 ^iOfiioy emi^itjaofy das Verhältnifs ein gans ari-
ileres; hier fp^mlioh ist ofi^nbar die grültiere Bestimmtheit
<ler .J|ieMiidiJBfnig|,ipUUii die gertpfw . W»hiw<ihsiiiÜfMeit
des Berichts, auf : Seiten. 4iee viorlen firiitgsliums. . Bei
i^ukas bezeichnet Jesus den Verräther nur als einen der
mit ihm Ji^ei Tische Sitseoden, und auch tou dem d ^tßa^
yffog it. hei Metthtfue ond Mevkne ifti die Deoinng,
. ^elehe KouiOii «nd VbaasMUM^} yms» demselhm geb^i
5) a. O. 8. 147 fll
•) Cumm. »Über die Qesslds&le des LeideM ^ Xedet Jesu,
9ff. dl 4M%
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«o Irrelellend ni^ht^ wie
-üerni auch auf die Frage der einzelnen Jünger: bin ich's?
^idbaiv Jv40MM*4lMilt'4fliiBCi^' noch^ eine ausweichende /km^
'frühereit: ek i^ v^t^^na^tudtS^B^ fiB (V. 21.)^
'Tichti|[er< Bemerkung jt iM' Anrw oi-r nucfi in (Üesem vSin-
fttaigerung, indem sie das den^Ven'ntli
^ 'iMiide MeÄeÄt**ÄB|p*'Weelm^iiiMPÄ|ÄfciiÄ
-Jierrerbob« ^V^e•ll^ sImIi (die* Vei^Äi#iW^*ÄiÄp drttf^^H^ediMIk
«ilvangelien den frn«,dichen AuÄdrufck bei-eits sr» ver^t^i'^^en,
«di*'«|b gerade «ladaa mit Jets- die ikind in die Schirs^el <;e.
4Meli»» wid Mtok Jene kmtmmg Üii f^ianiltli >fcie»eiefc-
itet iiMte? ee seift do^h die Amdleit bel-^M) ' iilftd M
iMerkns da« dem 6 ^ti^crtTOufvog vorgesezte ex Tfjr ()VJ-
deie nraprünglich jenes nnr Epeiegeie <Vdn diesem
^^rat, wea»'ee fleieb iwBdge'4^ WuneelMj' tellle^'reelit
'Ibekmue «MierbeMleliiiang des IMunClhere iPttfrSeillHi /<0.
•eu eu haben ^ früheeitlg in jenem anderh Sinne genommen
i^Hirde. Haben wir aber so einmal eine sagenhafte Steige-
•fnig «Itr Bintunihill jener > HeielelmUny:' Mch die
htt i erfe dae vierte Ee«ngeyniii"deii VwiriAir ^ytkMkumt
werden llifst, in diese Reihe ku ziehen, utiÄ »¥i^a> niofsfe
sie nachSiEFFERT die arsprttngltche gewesen sein, von wel^
«her falle ObHgen ansgegungen wftrea. iNaa «b6r iat eid,
mwn Wir* dae Blnag Malthlliisi'aaal 'fWans ptei^e-
ben, die bestimmteste Beeeichnungsweiae, «En 'wefehw- sieh
'dar 'Aaedruck : meiner Tischgenossen einer, nur als ganz
imiiesIlMBi v^rhfift, and auoh der Wimk: derf^Ai^/
•eher jest eben mlt» adr in die SehAesef tahM^^) %ai; noch
weniger direkt, nls wenn Jesus selbst Ihiri d^n Bissen *eM-
tauchte und reichte. Ist es denn nun im Geist der alten
Sage 9 die bestimmteste Beeeichnung, wei^n «lesas «ijne soi-
ehe gegebe» bette, fallen, au lassen, und aaf' nnbeetfnwate-
re au reduciren , also das Wunder dee VorheHviasens -Je*
V
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m
Btigteich noch dus ur8prftfi||liche UnbeitlmnUe aofl^wabrt,
•Onlicher B«eeicbii|ing des^^V^rfit^i*« dio.roH Jeappii, eridfj^t
.ii^U*di ^9 post t'V,4fJittuni gebildet, auf, so bleibt uns
)^en. :Dars J^sus auf 4«xi im Kreise 8i iiier V c rl;riiate8te|i
4itftttt9ll4Mtr Vmta^^ TOH Andern a^jffiierksain gemacht wg^^
49n'>1itM0»'4lii^ |wk»<i4^«ill 4(|i).KirAmeUm i^f^iSlM:
^nr aaff detfSebriß. Kcheinl; el*.aiMh diesfto K^^rbär^nifii.lK^Q-
t^Msgelesen jzu haben. Wiederholt erklärt J^sivs, dur/ch
dett übin .b^v^r^iehendan V«irra(h werde die -^O'ift erfüUt
V«. Worte an : 6 TQcr/iov fttt* i/jQ jov u{noH^
dn^it^ih W dfii tijv mtQvuv cciiu. Die W<«lmstelle bezieht
.|)avjdi.sch i^t , auf Unbekannte, die mit 4cm Dichter; de8^
4^ibef^ in .fihnlichem Y^rilültnirH standen^)* Von raessiai»-
,Mmiin4; OiMAOW^ . fl0|k -.«ngegeb«D«n .Stiiui .^to 4fli\«iw
sprUnglicilien anerlieniien. ^tun soll aber nach dem Lezte-
xi9B;iii dem Schickaal Dnvida aich jdas des JUcssias abspi^
fpeeteVii Hioi^euiuqgeiivauf .die Schicksale- Jesu entluelten.
yie^fK ß\mp/ÜMo^<^ii 4aftn%ift^ David acklbst haiisi. i« di»
, 7) «< an YfMmtf.*» 4« Vi* ' • • . .f
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«
«Bc^dMriiiiif dlaioB llefereii 8iiifi tefner AnaipiWlie liklic
«tfitidni(ji , dnfs (lui*ch die Deutung auf Christum solchen
*lkelleii ein linderer Sinn gegeben werde, als den der Ver-
fmer nrtpHliigiteh in dieseliien gelegt hat? DeCi nHir Je»
'Ihm MM dteier PiMilniitelle Wi^ Am Ki*fol|f dereb'Mtfirli-
-che Überlegung sollte hemilsgeleBen haben, Ihn' idehe Ver- *
^Srath durch einen Freund bevor, ist am so undenk barer ,
eich keine S]ior findet, du ft 4fir fMtt mter den J«.
-deli ttfleüHnfieh'^edeytel woiiden \nb^v4iA%Mf .dee'OMI.
liehe in Jesu Ihm eine soleHe Deutolig fin die Hend gege-
ben habe, ist defswegen unmöglich, weil es eine falsche
Belitiing Ut. Vielmehr iieeb dem £rfolg erst^ wui*de der
^PielmiteHe eine Beeidung ebf' den- Verrech de«« Jade» ge>
-geben* Oet dM^ den f^idMilien Tod der W eMie« flhei^
raschte Gemfith seiner ersten Anhänger roufs man sich
in Ingitikher Gescbfifitigl&eit denken, dieses SchiciuMd 4lei-
%elbeii Em begrelfei^ wee aber bei jatUMdi Gebadeien^nleill
'iMb, et mit Bewiiirtfieln and- Vemanft, tender» adt der
Schrift in Einklang bringen. So fanden sie nicht nur sel-
•Hen Tod, sondern auch, dafii er darch die Treulosigkek
«tne» eeiner Frennde so Grande gelum w«rde*, and «eibet
«iee weitere 8diieh«al and Ende de» Verritbüre (Matlk
•57, !)f. A. G. 1, 20.) im A. T. vorhergesagt, und um für
«len VerriUh eine A. T.Uebe Auctoritüt sn finden, bot lieb
«ai-aieieten jfene Stelle aae Fe. 41> Wo der Verfeeeer'Sber
-Mlfebimdlang dai^b einen «etiler Vertrawlcilen Klege führt.
Diese Belöge aus dem A. T. konnten die Schreiber der N.-
T.iichrn Geschichte entweder als ihre und Andei*er Refleiio»
Mn bei Neidang dee Erfolge binnaeetaeil) wie die Verfiiieer
dee ereten fiifengellMne and^de»* Apeilelgeeehiehle,i w6<^
das Ende des Judas referiren : oder, M^as nOch schlagen-
der war, sie konnten eie Jesu selbst sehoii vor dem £r-
f folg in den Maad legen, wie der Verfeeeer dee vierten
KTajigelinaM hier thnt Der Pealaiiet hatte mll eeineai
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N
X
f
Zweit«« Kapitel. %. 119.
»
"J^ff? «inen Mic^n gemeint, der ab«rii«vpt d«e
Bvol mit Ihm so theÜen pffege: leicht aber konnte es al«
die Bezeichnung eines solchen angesehen werden^ der je%t
eben mit dem in der Weissagung Gemeinten esse, und
«o wnHle «isSeene der Vorberbeseiebnnng ein Mahl Jeiu
mit seinen Flingern , und wegen der NShe dee Erfolge am
schicldichsten das lezte, gewählt. An die Worte der Psalm-
etelle übrigens band man sich in der Art, wie man Jesum
<l«n Verrither beaeiehuen lieie, weiter nieht, eondem nahm
atntt dee o z^ojyuv fiit ifiö zov aqtw entweder da» eyno-
nyme //er i^tu inl rf^g TQant^r^g^ wie Lukas, oder, da den
ISynoptü&ern «ufolge dieses lezte Mahl ein Paschamahl war,
«o wAhlt« man mit.Be«ng «uf die dem Pasebamehi eigen-
thamÜebe Tunke das o dftßanTOftevos fwc tftö e& to t^v-
[i)düv, wie Markus und Matthäus. Olefs, zuerst ganz syn-
onym dem o TQütytav it* iL, als Bezeichnung irgend ei«
nee eelaer Tieebgenossen , wurde bald, da man eine pei>
«ftniiehe Beseiebnnng haben wollte, dureh Mlft verstand so
gewendet, als ob Judas zufällig zugleich mit Jesu in die
&hU8sei gegriffen hätte ^ und endlich wurde, um die^Be*
seiebnung mdgliebet nnmitteiber sa machen, der von Ju*
dfw Bttgleiefa mit Jeen In die Sebfletei getauchte Bisten
vom vierten Evangelisten in einen solchen verwandelt, den
Jesus dem Verräther eingetaucht und gegeben habe.
^uch sonst ist in der Jobanneiscben Darstellung die-
ser Seene Manches, was gar nicht natürlich, wie SixmRT
will, sondern vielmehr ^^eniacht erscheint. Die Art, wie
Petrus sich der Vermittlung des Schoo fsjüngers bedienen
muis, um von Jesu einen näheren Wiuk über den Verrü-
ther heranssubringen , wie sie den Synoptikern fremd ist,
so gehört sie auch nur zu der unhistorischen Wendung,
welche, wie oben auseinandergesezt, das vierte Evangelium
dem Verhültnifs der beiden Apostel giebt. Die unter ei*
ner Handlung der FreundscbaÄ^ wie das Reichen de« Bi«-
sens, verborgene Bezeichnung im schlimmen Sinne ferner
JJoi L§b€n J$iu IL Mand^ 28
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4S4
Dritter Abschnitt.
hat imoier etwas Unwahres ond Widr^^et^ waa nuan aneh
TonaamChniiide liegenden Absieh ten, den VerrSther neeh na
rühren ti. dergl., erdenken rong. Endlich auch das S noing^
nolr^oov raxiov^ mag es zu mildern suchen, wie man will
ist doch immer harf, und mit einem gewissen Troz dem herein*
brechenden Schicksal gegenOber gesprochen, and ehe ich die
Worte durch irgend eine Künstelei als von Jesu gesprochene
rechtfertige, stimme ich lieber dem Verfasser der Probabiiien
hei 9 weicher in denseil)en das Bestreben des vierten Evan^
gellsten sieht , die gewöhnliche Darstellong, welcher na*
folge Jesus den Verra^h Toranswurste und nicht hinderte ,
durch die Wendung, er liabe den Verräther sogar zur
Beschieonigang seines Vorhabens aufgefordert, cu Über-
Ue&n«>
Wie dem Jndas den Verrath , so soll Jesus dem Pe-
trus die Verleugnung vorliergesngt haben, und zwar mit
.der besonders genauen Zeitbestimiuung, dais, ehe am näch-
sten FrOhmorgen der Hahn (nach Markus Eweimal) krtihe^
Petrus Ihn dreimal verleugnet haben werde ( Matth. , SO,
33 ff. parall.)) was den Evangelien zufolge aufs Genauste
eingetroffen ist. ^icht mit Unrecht ist hier von rationa-
listischer Seite bemerkt worden , die Erstrecknng der Se-
hergabe auf solche Nebenaiige, wie der Hahnenschrei, mBs-
se Befremden erregen; ebenso, dafs Jesus, statt zu war-
nen, vielmehr den Üa*folg wie unvermeidlich vorhersage'^},
was allerdings gans nach der Art des tn^chen Fatuma
der Griecheii lautet^ wo der Mensch In das Ihm vom Or»-
8) •• LOcKB und Troivcx, z. d. St.
9) p. 62: reliqui quidem narrant cvangclistae , scrvatorcm sei«
vissc proditionis consilium, ncc impedivisse J ipsum vero ex-
citasse Judam ad ^roditionem^ nemo eorum dicit, neque con»
Tsnit lioc Jesu.
10) PAiAvt, «xeg. Handb. 3^ h, 8. 538. L. J. 1, 8. 192. Hiss,
L. J, 137.
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I
Zweites Kapiiei. S- 435
kel Vorhergesagfe , indem er es vermeiden will, dennoch
hinclngerüth. Fi*eilicliy wenn dann Paulus weder das a
gnavi^H oijfieQOv aXixttOQ^ noch das. mceQpela^^at^ .noch diis
vaig in der genauen, wifrdichen Bedeutung gesprochen wis^
sen will, «ondern der ganzen Rede nur den ungefähren
und problematischen Sinn giebt : so leicht zu erschüttern
•ei die vermeinte Festigkeit des Jüngers, daie . swiichen
jest und dem nächsten Morgen schote Ereignisse eintreten
iidnnen, die ihn veranlassen würden, mehr als Einmal an
ihm irre und ihm untreiu zu werden : so ist dicls nicht
die rechte Art, die SchwierigJieit des evangelischen Be- .
richte aus dem Wege su rfiumen; die Jesu in den Mund
gelegten Worte stimmen mit dem nachherigen Erfolg so
genau überein, dafs hier an ein blofs zufälliges Zusammen-
trefifen nicht gedacht werden Icann. Sondern in diesem
Zusammenbang von lauter i^aticin/f« post eventum werden
wir auch hier annehmen müssen, dafs, nachdem wirklich^
Petras in jener Nacht Jesum mehrmals veriengnet hatte,
die Vorherverkündign ng davon Jesu in den Mund gelegt
wurde, * mit der Üblichen Zeitbestimmung vom Hahnen*
schrei ' ' ), und mit der Reduktion auf die runde Zahl von
drei Verlcugnungsfällen. Dafs diese Zeit - und Zaldbe-
stimmung In der evangelischen Uberlieferung stehend blieb
(ausser dafs Markus, ohne Zweifel durch eine wiiikfihrli-
che Künstelei , um VIem ifug der Verleugnung gegenüber
auch den Hahnenschrei durch eine Zaiil zu bestimmen, von
einem zweimaligen Rufen des Halms spricht), iliefs scheint
sich ans der Anschaulichkeit und Behaltbarkeit jener früh-
Eeitig gewühlten Ausdrücke, die sich ganz bu einer ste-
henden Bestimmung eigneten, ohne allzu grofäe Schwierig«
keit zu erklären.
Dafii endlich Jesus auch den übrigen Jüngern vor-
aussagt, de werden in der bevorstehenden Nacht alle an
11) ▼fll* LienTvooT und Pavivs, s. d. St.
28 *
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4:^6 Dfitler Abaithiiitt.
ihm Irre werden, ihn verlassen nnd sich Eerstrenen fMiiftb.
.26, 31« paraiL vgl. Joli. 16, 32.)) wohl ebensowenig
Ansprneliy als Mrirkliche Weimgong festgehalten aa wer-
den, anmal hier die awel ersten Evangelisten in dem yi-
yQantai yocQ' Ttcerd^o) %6v noiftha, xal öiaaxoQnia&r^afrai
ta TCQoßava %r,g Tioluvr^gj «i»e A. T. liehe Stelle (Znch. 13,
7.) selber an die Hand geben , welche , sonlichst von den
Anhängern Jesn cur eigenen Verständigung Uber den Tod
, ihres Meisters und dessen sanffehst fraorlge Folgen anf>
gesacht, bald Jesu selbst als Vorhersagang dieser Erfolge
in den« Mond gelegt wnrde.
S. IM.
Die Einsetsung des Abendinshls*
Bei dem lezten Mahle war es, nach dem Bericht der
drei ersten Evangelisten, mit welebem auch der Apostel
Paulus (1 lior* 11, 23 ff.) sttsamnienstiniiati dafs Jesus deas
angesftuerten Brat und dem Weine, was naeh der Sit»
te des Paschafestes ^) er als Faroilienhauj)t unter seine
f Schüler au vertheilen hatte, eine Beaieliung auf seinen na«
he bererstehenden Tod gegeben hat» Wührend des Essens
nXmlleh soll er einen Brotkuehen genommen, naeh gesjiro*
ebenem Dankgebet ihn gebrochen und seinen Jüngern ge-
reicht haben, mit der Erklärung: töri egt zo awftd fis^
woutt Paulus und Lukas noeh setaen: %e vtÜQ Vft^ dido-
ftBffOP oder xhiftevWi — und ebenso hierauf, bei Paulus
und Lukas nach dem Essen, soll er ihnen einen Becher ^
Weins mit den Worten hingegeben haben: t^6 igito atftd
fi9f fd T^g wuv^g dtai^rjxrjQf oder, naeh Paulus und La*
luis: ^ xaivrj dia^}xT^ tv tt{t ai/nati /un, to fUQl noHuv^
oder vniQ vfiuivy ixxovo^Evov^ woau Matth&us noch sest: •
1) vgl. Uber diese vornämlich LiOHrrooT, horae p. 474 ff. , und
Pavuis, ex. Handb. 3, b, S. 511 id
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«
ßt$ OfmtUß afiaQtiur^ Paulaii aber^ waa er und Lukas auch
adioa oben bei*» Brole hatten: %SrosMi7t9 (Panlns bei'm
Wein oamnd Sp nlvi^it) tis %fjv ifti}r utafn r^atr').
Der Streit der Cuiifessionen Über die Cedeutun^ die-
ser Worte, ob nie eine Verwaiidiuiii^ von Brot and Wein
in den Leib und das Biut Chriati, oder ein Vorhandeneein
Ton Leib und Blut Chrlutl mit und unter jenen Elementen,
oder endlich dieCs ausdrüclien, dafs Brot und Wein Chri-
ati Leib und Blut bedeuten sollen, iüt aU obsolet su he*
aeiehnen, und tollte wenigsten« exegetlseh deswegen nieht
mehr naebgefflhrt werden, well er auf einer nnrlehtlgen
Disjunktion beruht. Nur in der Übertragung in das ab-
straktere ßewufstsein des Abendlandes und der neuern Zeit
BerfiUt dasjenige 9 was der alte Orlentale sieh unter sei-
nem %5i6 tgt dachte j In Jene rersehledenen MOgllehkeiten
der ßedeutung, welche wir, wenn wir den ursprünglichen
Gedanken in uns nachbilden wollen, gar nictit auf diese
Welse irAinen dflrfen. Erklärt man die fragUchen Worte
▼on Verwandlung: so Ist das sn viel und nn bestimmt;
nimmt man sie von einer Ezisten« cum et sub sptvie etc:
so ist diels SU künstlich ^ überseht man aber: dlefs bedeutet:
so hat man nn wenig und sn naehtem gedacht« Den Schrei- ^
bern nnsrer Evangelien war das Brot im Abendmahl der
Leib Christi ; aber hätte man sie gefragt , ob also das Broc
verwandelt sei? so würden sie es verneint; hätte man ih-
nen von einem Gennls des Leibes mit and anter der Gestalt
des Birots gesprochen: so wttrden sie diels nicht versten«
den ; hätte man geschlossen , dafs mithin das Brot den
Leib bloi's bedeute: so würden sie sich dadurch nicht he»
liriedigt gefunden haben.
Uierllber also verlohnt es sich nieht, welter sn sirei-
ten; eher kann die Frage interessiren , ob Jesus jene ei-
genthiimUch bedeutsame Brot- und Weinaustheilung nur
als einen Akt des Abschieds von seinen Jüngern, oder ob
er dieselbe In der Absieht vorgenommen habo^ dals sie
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438 Dritter Ab«ohnritt.
«ach* imch seinem Hingaim; von seinen Anhünffem «um Äii-
denken nn \hn gefeiert werden sollte? HXtten wir I1I0& die
Berichte »lei* beiHeii ersten Evungelisten — diefs ^eben hier
selbst orthodoxe Theologen su — so wfire kein entschei-
dender Grund zn der leeceren Annahme vorhshden: allein .
entscheidend scheint bei Pauhis nnd Lnkas der Znsaz: tSto
Tcntptre ng r^v iurjv ävccjiiVT^aiv ^ welchem zufolge Jesns of-
fenbar die Absicht hatte, ein Gedftchtnifsmahl sn stiften«
das nach Panlus tlle Christen feiern sollten, axQtg 5 ar
flS-rj, Allein eben von diesen Zusätzen hat man neuerlich
vermuthet, sie möchten nicht ursprüngriich Worte Jesu ge-
iiresen sein, sondern bei der Abendmahlsfeier in der ersten
Gemeinde m(l$[e der anstheilende Vorsteher die Gemeinde*
g-Iiodor aufgefordert haben , dieses Mahl aurh forner Kum
Andenken Christi zu wiederholen, und aus diesem nrchrist*
liehen Ritaal seien dann die Worte eq der Rede Jeso fife-
sehlagen worden 'V Gegen diese Vermnthnner sollte man
nicht mit Olshauskn die Auetorität df»s Apostols Paulus in
M
der Überspannung urolfend marhcn, daPs laut seiner Versi*
/chernng: 9rcro4lnrW cr.TO th Kvoia^ er hier ans einer nn-
rolttetbaren Ollenhfiranfif Christi, ja dnfs Chrlstns seihst
hier aus ihm spreche: da doch, wie selbst Stskind zutjoa^e-
ben, und neuerlich Schulz aufs Bündigste bewiesen bat
naQceXaßßaveiv an 6 rtvo$ nicht ein nnmittelbnres Bekom-
men von einem« sondern nnr ein mittelbares Überkommen
von einem her, also durch Uberlieforun» , bedeuten knnii.
Hat aber Paulus jenen Zusaz nicht von Jesu selbst gehabt :
so glaubt «war SOskind beweisen so ki^nnen, er mflsse
Ihm von einem Apostel mitgetheilt oder mindestens bestH-
tigt worden sein^ und meint in der Weise seiner Schule
2) Sü8HZNO| in der Abhandlung: bat Tosu«; das Abondm^iM als
cinenmnoxnoniscbcn Ritus angeordnet ? in Magazin 11, S. 1 ff»
3) Piutui, cx, Handb. 5, b, S. 527.
4) Ober das Absndmahl, S. 217 ff.
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Zweite« Kapitel« si* VIO.
dprcli eine Reihe abstrakter Disjonküonen sichere Hanth-
linien sielieii u iLtfnnen, welche das Eindringen einer un«
historischen Sage in diesem Stttcke verhindern sollen; ai-
iein die strenge Urkandiichkeit unsrer Tage clarf von einer
werdenden ReÜgionsgesellschafc nicht erwartet werden, de-
ren an verschiedenen Orten hefindiiche Theile noch keinen
geordneten Zusammenhang and meistens nur mOndltchen
Verkehr hatten. Ilienach das jüto nouize it. r. k, für ei*
nen spftteren Zusaz za den Worten Jesa zu halten , dacn
darf man sich aiierdinga nicht .durch falsche Gründe bewe-
gen lassen, wie dafs es gegen die Demnth Jesn wentfAen
haben würde, sich selbst eine Gedächtniü$feier 2u stifte ^)
u. flergi.: wohl aber wird neiien dem Stlllschweigei^ der
iieiden ersten Evangelisten das in Betracht kommen^ dbfs y
wie nberhaupt eine Ged.^chtnir8feier natfirlicher am dem
ßedtirfnjfs der Zurückbleibenden, als aus dem Plane des
^Scheidenden henrorgeht, so auch jene Worte weit eher dar-
nach lauten, das Bewufstsein der ersten tiemeinde^ aife eine
Verordnung Jesu ansBusprechen*
Demnach soll nun bei'm Anblick des gebrochenen Brots
und ausgegossenen Weines Jesum eine Ahnung seines na«
ben gewaltsamen Todes angiiwandeit^ er soll in jenem ein
Bild seines htnauriebtenden Leibes, in diesem seines sn
vergiefsenden Blutes erblickt, und diesen augenblicklichen
Eindruck gegen seine Jünger ausgesprochen haben £I-'
nen solchen tragischen Eindruck aber konnte Jesus nur be-
kommen , wenn er seinen gewaltsanien Tod mit Bestimmt
heit in der Nähe sah. Er müfste also namentlich um den
Verrath des Judas gewufst haben, der sein Ende beschleu-
nigte: aber elien liievon haben wir uns kritisch noch nicht
flberseugen können, sondern eine Zurttcktragung aus dem
5) KutBK, bibi. Tbcol. 2, a, S. 31*. S»piiarz, das b« A]>endn.
S. 61.
6) PAV1.1IS, a. a. Q. ö. jlLiü. Kais^u, a. a. 0. S. 37 iT.
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444 Orllt«r Abtehnltt
ErMg vmnithen nOtien. Spricht nan Jesus hef der
Darreichunfij des Brotes und Kelches so bestimmt von dem,
was ihm bevorstand, als ob es schon geschehen wäre: wle^
wenn y^ir hier wirklieh nnr die Worte von solchen hät-
ten, denen der Tod Jesu ein schon Geschehenes wsr, and
welche nun ihre Gedanken über denselben dem scheiden-
den Meister in den Mund legeten? Wein und Brot hatte
Jesus 4 wenn er wirklich noch das Pascha mit seinen Jün-
gern Merte, sammt dem Fleisch des Lamms fhnen aasge-
theilt. und nach jüdischer Sitte erklärende Worte daen ge-
sprochen, welche der Erinnerung an den Aussn^ ans Ägyp-
ten ifewidmet waren Als nun so flherraschend schnell
nnf fenes Pascha der gewaltsame Tod «lesn gefoffirt war; da
wurde seinen Anh^lns^ern am Paschnfest eben das das Wich-
tigste, dafs es Jesns noch kurs vor seinem Tode mit ihnen
l^feiert hatte; die ErklXrungen , welche er ihnen nach der
Sitte des Festes von dem alten ürsprun? desselben greorehen
hatte y fielen hinwe?, und an ihre Stolle traten Erklärun-
gen | welche gleichsam den neuen, christlichen Ursprnnif
dieser FetcPy nllmllch den Tod Jesu , betrafen. Der ersten
Christengfemetnde war hinfort das am Pascha gebrochene
Brot nicht mehr Erinnerunfir an die Dranffsnl ihrer Väter
in Ägypten, sondern an die Leiden ihres Messias, ebenso
war der Becher ein nD"Qn UO insofern , als sie in
seinem rothen Weine das vergossene Blut ihres Messias er-
7) 2 Mos» 12, 26 n ist den Israeliten geboten, wenn ihre Kinder
sie fragen werden. Was sie da feiern, sollen sie antworten:
es ist das Faschaopfer Jehova's , der die Hiader Israifl ver-
schonte in Xgypten, u. s. U IMets wurde nmn tum Ritual
bei der Paicbsfoier, s. Lieanoor, p. A75f.: adsievettir ite*
rnm mensa, et tum dioit ille Cpat'er familils): boc est Pa-
scba , quod comedimus idoo , qiiia Deu« trtnsüt per domoa
patrum nostronim in Aogypto. — Klevat manu tut t«yiB« et
dicit : a/yma har?c como limus , qina non erat sj>!»tiiim fari«.
aae coasperaae patrum aostrorum ut fcrmeatarctur etc.
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Zwelle« KftpIttL f. m 411
bückten , und dfcM Devtangen vmtim Jm» «liitl imfmA»
gen, welche er der Sitte gemäfs bei Jenem lesten Mahl
gegeben hatte, in den Mond gelegt Dafs zur Vergege»»
♦warligmg des Leibe« Jeea niebt das FatokaluiBy eondem
das Brot geneniHieii wurde, hatte lelneii Orand viellelekt
in der Scheue, dem Haopt bestand theil des Paschamahls sei-
ne jüdische Bedeutung zu nehmen , so wie in der frühaei*
tig hervortretenden Neigung, dieoea GedSehtnilanMihl VMi
Paaeha sn iSeen, vnd in Ufterer WMerholang an begehen«
Dafs aber bei dem das Blut Jesu vorstellenden Weine die
Bezeichnung: %o alfta T^g xaivijg dict&ijxr^g gewählt wurde,
hat seinen Grand in der Ettoksicht anf die Steile t. Mea»
94, 8, wo Moses Ton dein Blnt, mit weleiiein er rar Ali*
schliefsung des Bundes zwischen Jehova und dem Vollt in
Bezug auf das Sinaitische Geses die Israeliten besprengte,
sagt: iSn to al/ta t^g dtad^m^f dU&9r6 KvQiog ofis
Doch dafs Jesus bei jenem Mahle bereits sein anmit-
telbar bevorstehendes £nde vorhergesehen, scheint die Ver-
sichernng nn liewelsen, welehe er nach sfimoitliehen syn»
optischen Berichten seinen Jangern giebt, dals er Ton dem
Gewtfchs des Weinstocks nicht mehr trinken werde, b!s
er es neu geniefsen werde im Reich seines Vaters. Sehen
wir Jedoch, wie bei Lukas dieser Versichernng in Bezug
auf den Wein die ErkKrong Jesn'Torangeht, das Pascha
werde er nicht mehr geniefsen bis zur Erfüllung im Got-
tesreich, so ist wolil ursprünglich auch unter dem yEwr^f.iu
T^g ifiniia nicht Wein ttberhanpt, sondern speciell der
Pasclmtrnnk Terstanden gewesen, wovon man auch bei Mat-
thäus und Markus in dem r»Ta, welches sie zu ysmfT^ftarog
setzen, eine Spur entdecken kann. Von Mahlzeiten iia
messianischen Reich sprach Jesus, gemftCs den Vorstellu i«
gen seiner' 2Seit, öflters, und so mag er erwartet hallen «
dafs in demselben namentlich das Pnschamahl mit besonde-
rer Feierlichkeit werde begangen werden. Wenn er nun
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44:1 Diriuer Abteiinitt.
vmkJiart, iÜmm MaU sieht Mkr diww, aondeni «nt
i. Jen« Am wiedw M gmieAea: m Hegt durfn errtem
nich^y wie, wenn er von Essen und Trinken überhaupt
spräoiiey dnü schon in den nächsten Tagen, sondern niury
dmtb vor Abkaf eiiM Jdm das Varwailaii in dieacr vor-
ifiMfinlMhn WebovdnQiig ftr ihn ein £nde haben wer-
de ; dieses Ende abet^ zweitens , mufs er sich lieineswegs
; durch seinen Tody sondern kann sich dasselbe auch durch
.den Eintritt des messianieehen Aeiohs herheigeftthrt gedaeht
haben 9 und die beeCimmle Versieherong, welebe die Evan« •
gelisten ihm in den Muad legen, kann vielleicht nur ein
Wunsch gewesen sein« Wie nämlich die späteren Jaden
l»ei der Pasehamalüaeit sprachen: dieia Paseha fetem wir
praeUnii anno hele» faturo in terra liraH so lionnta
vor der Zerstörung des Tempels und der Zerstreuung des
Volks der messianisch- gesinnte Israelit beim Pascha wün-
schen, es nnr dleismal noch im niH thVf ^ mschstesud
im Bntehe des JHsssins n fetem ^
9y PiüLTOy ex. Hdb. 3, b| 8« 5i4f aas RnrAHSSty übra jreritatia
et de Patcbafe tratfcttit.
•0) Wenfigstenr bei den tpVtereif Juden wurde das Paschafett in
eine Bexichun^ tum Messias gesect, und die Befreiung Israels
durch ihn »beft in der Faschanacht cruartet. Tanchum«
p. 75 , 1 (bei Wetstcin) t XV die Nisan nalus est Isaacus,
eo liberal tuat ex Acgfpto , et codom libcrabuntur ex Ser-
vitute regnorum. Vgl. Schemoth R. 18. und iXosch haschan«
IL Ii) 1. bei WsTSTSnr su Matth. 26, 26« und BimxsBL bei
PiVKDSi tu a* O. 8. 515*
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Ürittas JüaplleL 121.
443
Orittas KapiteL
Gang nach dem Oelberg 9 Oefangeniieh-
mung;yt Verhör 9 Verurtheilung und
Kreuzigung Jesu.
$. nu
Jesu Scclcnkampf im Garten.
Den STnoplischen BerioJitenaufolgegieiigJeiiifiogleleh
naeh Beendigung des Mahles und Absingnngdes Hallel, wie
er| iibei'Iiaupt während dieser Festzeit ausserhalb Jerusa-
lems £u übernachten pflegte Cl^Iatth. 21, 17. Luc. 22, 39.)) lun-
«OB an den Oelbergs in ein xtt»C^oy (bei Jeh. u^Oßh üeibsaaut«
ne genannt (Bfatth. 26, 30. 36. parall.), wohin tfiA Johaa^
nes, mit der ausdrücklichen Erwähnung, dafs es über den
Bach Kidron gegangen sei, erst nach einer langen Reihe
von Absehiedsreden (Kap. 14 — 17.), anf welche wir später
KU reden Icommen werden, aufbrechen lüfst Wahrend an
die Ankunft Jesu im Garten Johannes unmittelbar die Go-
fangennelimung knüpft: schieben die Synoptiker noch die-
jenige Scene daawischen, welche ma als den iSefdeniuinipf
Jesu au beaeiehnen pflegt. ,
Ihre Berichte hierüber sind nicht gleichlautend. Nach
Matthäus und Markus nimmt Jesus^ indem er die übn^reu
Jünger aarUckbleiben heifsti seine drei Vertrautesten, den
Petrus und die Zebedaiden, asit sieb^ wird von Bangigkeit
und Zagen Uberfallen, erklflrt den Dreien, bis cum Tode
betrübt zu sein, und reifst sich auch von ihnen, indem er
sie wach au bleiben ermahnt, los, um für sich ein Gebet
verrichten au lidnnen, in weichem er » das Angesicht auf
die Erde gebeugt, in der bekannten Weise um Abwendung
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i/U Dritter Ab«eliaitt,
det LeUbMkdeh« drht, ibrlgm» AUm dm Witten «eüm
Vaters anhelinstellf«* Wie er wieder an den Jangem keannt,
findet er sie schlafend , ermahnt sie sbermals xur Wach-
•Asalieit) entfernt sicli dann nocli einmal und uiederhoit
des Terige Gelietf n^mof er aeine Jünger wieder aebln-
Ibnd antrifft Znin drittenm 1 onlf^mt er nnn, um
das Gebet zu wiederholen) und w iederlLommend findet er
nnm drittenmal die Jfinger schlafend , erweciit aie aber
Jes^ um dein nalienden Verritiier entgegensngehen. — Von
den beiden Dreieahien, weleiie In dieser Brsllilang der bei-
den ersten Evangelisten eine Rolle spielen, hat Lukas nichts,
aondem nach ihm entfernt sich Jesus von sümmtlichen JUn-
gerny neelidem er ale nur Waeliaamlielt ermahnr, nngefiiir
anf einea Steinwnrfa Welte » nnd betet linleend j nur Ein-
mal, aber fast mit denselben Worten, wie ihn die beiden
andern lieten lassen ^ kehrt dann eu den Jüngern euriiciL
fuid erweekt aie^ weil Jadae mit der t^eiiaar aieh nAliert.
OalBr hat non aber Lnkaa In der einsfgen Oebefasoene^
von welcher er weifs, ewei Umstünde, die den tfbrigen Be-
richterstattern fremd sind, dafs nXmlioh wührend des (te*
bafts^ nnmittelbar elie der befitigate Seeienbampf eintrat,
ein Engel ersehlenen sei, Jeanm en atlrken, wahrend der
darauf gefüllten ayoma aber Jesüg SehwelTsj wie cor Er-
de £illeade IMtitstropfen ^ vergossen habe.
Von Jeher Ut nn dieaem Vergeiig in Getbaemane An-
•tofii geii6nmien worden^ well fn demaelb'en Jeaaa eine
Schwache und Todesfurcht zu zelf^en* scheint, weiche man
ihm imnngemessen glauben kdnnte« Ein Celsus und Ju-
lian heben, m Rtfefcalebt ohne Zweifel «of die grofsen Mu-
iter elneä aterbeilden Sokraiea und anderer heidniaeben
Weisen^ das Zagen Jesü vor dem Tode gedchmüht *')\ ein
I) Orlg. i. CaU. 1, S4: i^« (4 JUU^y
Üii^tratf Mm\ vor tS iU^fit ^dflm^ «jTjftrm na(taSfia/t9ir ^ Ityrnr
IT. r. i. ; — JutiSn in eiaem Frsgmenl Theodar's van Mop»
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*
Drittes Kapitel. {. 121. 445
Vanini sein eigenes Benehmen bei bevorstehender Hlnricb-
tnng ktthn Olier das von Jesa gestellt 0.> in evong«*
tium Nieodemi MKliefst der Satan «na dieser Seena, dafii
f'hristaa ein Uofiier Menseb gewesen'). DieAusfloeht dee
Apokryphums, die BetrUbiürs Jesu sei nur Verstellung ge-
wesen, um defli Teufel aum Kampf mit ihjn Muth zu ma-
chen ist nnr das £iii|{ietindnUsy dafii ea eine wirkliehe
BetrObnifs Jener Art hei Jesu nieht b« denken weifa» Oa»
lier berief man sich au^ den Unferscined der bilden Na«
tnren In ChristO| und schrieb die Betrübnifs und die Bitte
um Abnahme des nori^^iey der mensehilcheni die Ergehang.
in daa ^tki^ia des Tatera aber der göttlSehen Datnr an
Da Jedoeh diefs theils eine unzulässige Trennung im We«
aen Jesu eu setseni theils das Zagen auch nur seiner
nenaehlichen Natnr ?er * heTorstehenden körperlichen Lei-
den ihm nicht wehl anavstehen schien : so gab man aelner
Bangigkeit einen geistigen Bezug, und machte sie au einer
aympathetiscfien, indem es nun die Ruchlosigkeit des Jn-
daa, die Gefahr, weiche seinen Jttngeni drohte 9 und daa
Sehieksaly weieiiea seinem Velke lieTentandi gewesen aeia
▼esHs , bei MOma » Frsgm. Palr. grsec. Fatc« 1 , p. lil :
wVf gyta/vtTat,
2) Gramond. hi«l. Gill, ib exc. Hcnr. IV. L. 3, p. 211: Lu-
cilius Vanini — dum in patibulum trahitur — Christo illudit
in hacc ««dem Terba : iili in extremis prae timore imbeUii
sudor: ego imperterritus morior.
3) Eysng. Nicod. €• 30, bei Thuo, 1, S, 702ff. : iym yttf •ISm^
4) Ebcndas. S. 706 , erwieilert Htdcs dem Salan! ,? ,Ji i/yf«f,
£ri ^MKoas avrS tpoßmftivH jov ^dyaror^ nai^tay at «a» ytlüiy ifn
5) Se schon Urigeaas, c« Cels.
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4M ürtttet Absohnitt.
soll 9 WM flim solche Traurigkeit venirtfiohte Seine.
tipitae erreichte dieses Streben, den Schmerz Jesu von al-
ler sinnikben Beimischung und Beziehung auf seine eigene
Person m reinigen | in der kirchlich gewordene^ Ansicht,
dsfs Jesus in des Mitgefühl der Sündenscliuld der gnneen
Menschheit verseet gewesen sei, und Gottes Zorn (Iber die-
selbe stellvertretend empfunden habe '^') ; wobei nach der
Ansicht f on Einigen sogar der Teufel selbst mit Jesn ge-
rungen heben solM)«
Doch Von einem solchen Grunde der Bangigkeit Je-
Stt steht nichts im Texte, vielmehr, wie sonst (.Matth. 20,
SS f. parallO» *o mnCt anch hier das nonfQiWy um dessen
Ahnahme Jesus bittet, von seinem eigenen körj)erlichen
Leiden und Tode verstanden werden. Zugleich liegt jener
kirchlichen Ansicht eine unbiblische Vorstellung von der»
Stelivertretnng cum Grunde. Jesu Leiden ist allerdings
anek schon in der Vorstellpng der S} nojitlker ein stell-
vertretendes für die Sünden Vieler 5 allein die Stellvertre-
tung besteht nach ihnen nicht darin ^ dafs Jesus unmittel-
bar diese Sünden und das ihretwegen der Menschheit ge>
bohrende Leiden nn empfinden bekXnie : sondern fdr jene
»Sünden, und um ihre Strafe aufzuheben, wird ihm ein per-
sönliches Leiden aufgelegt. Wie ihn also am Kreuse nicht
6^ Uicron. Comm. in Matth, z. d. St. : Contristabatur non ti-
morc paticndi, qiü ad hoc vcncrat, ut pateretur, scd proptcr
infelicissimum Judam, et scandaium omnium apostolorum, et
rejcctionem popuii Judaeorum, et erersionem miserse Hieru-
salsm.
7) CxLVTK , CoauB. in Bann, evangg. su Matth. 26, 37 : Non —
mortem horruit simpliciter, quatenus transitus est e mundo,
sed quia fonBidahile Dei trihnnal Uli erat ante oculos, judex
ipso incomprehensibili vindicta armatus, pcccata vcro nostra,
quorum onus illi erat impositum, sua ingcnti niolc cum prc-
ixiebant. Vgl. Lvthsa's üauspostille, die erste Tassionsprcdigt.
S) LisuTfooT, p. 884 f» '
üiyilizea by
Dritt«« KapIteL f. m. 44T
direkt die SOndeii der Welt, und der «of dIeM Mk W
Kiehende Zoro Gottes, sondern die ibm beigcbrechten WufH
den, eammt seiner ganj&en jammer vollen liage , In welche
er freilich «m 4er Üflnden der MenBchheit willen rerml
war, schmeraten : ao war es der Voratellong der firangeli« ^
sten zufolge auch In Gethsemane nicht unmittelbar das Ge«
fühl des Elends der Menschheit, sondern das Vorgefühl
seines eigenen, allerdings an der Stelle der Menschheit sa
llbernelimendea Leidens^ was ihn in jene Bangigkeit Ter-
seste.
Von der unhaltbnr befundenen kirchlichen Ansicht des
Seele nhampfs Jesn ist man in neaerer Zeit einerseits in
rohen MateriaÜsmas enrUckgefallen , indem man die Stloi*
mang, welche man ethisch rechitfertigen za;kdnnen ver»
zweifelte, zu einer rein physischen machte, und Jesu in
Gethsemane eine Übelkeit zustossen liels'); eine Ansicht,
weiche Paulus mit einer Strenge, die er nur fieissiger aaek
gegen seine eigenen Erklttmngen hfitte kehren soUen, für*
eine unschickliche, textwidrige Umdentung erklärt , dabei
aber dennoch die ilEUMAMNSche Hypothese nicht unwahr«
scheinlioh findet, dafs au dem innern Schmers eine ieiln
iiehe Erkältung in dem vom Kidron durchschnittenen Thal-
grund wenigstens hinzugekommen sei*°). Von tlcr andern
Seite hat man der Scene mit moderner Empfindsamkeit auf* -
Btdieifen gesneht^ und das Freundschaftsgefühl, den Treu-
nungssohmers, dleAlMcIdedsgedanken, als dasjenige betrach-
tet, was Jesu Inneres so zei*rissen habe**); oder ein trü-
bes Geroisch von dem Allem , von selbstischem und theil-
nehmendem, sinnlichem und geistigem Sehmem roransge-
sesf > Paulus deutet das elduimw igh naQel&km ti
9) Tinsts, kiit« Goaun« S. 418
10) a. a. O. S. S54 f. Anm. 549.
11} Sghustba, zur Erläuterung des N. T., in EicuHOiui^t Bibiiotb»
9, S. 1012 ff.
12) Hsss^ Geschichte Jesu, 3, S, 322 IT. HviM^ih, ia Matth, p. 719L
Oigitized
448 Dritter Abschnitt.
nmjfi» ab Tnbk mmmhmht AofstUebkclt JeM, ob es
wirMieb Gottes Wille sei, dbft er sieb des aidistbevMw
Btehenden Angriff hingebe , ob es irieht Tielniehr gottgefül-«
liger Ware, dieser Gefahr noch auszuweichen: er macht
umr Weisen Anfrage an Gott, was eflbnbnr die dringendste
Ktle ist.
Wfihrend OtSBiüStir sieb in die liircbliche Ansicht so-
rllclLwirft| nnd den Machtspmch thut, die Ansicht, als
bitte das insserüebey kSrperlicbe Leiden den Kaaipf in Jee«
iMTforgemfen, afisse eis eine des Weeen seiner £rsebei-
nnng remlehtende entfernt werden: liaben Andere richti-
ger anerkannt) daCs hier allerdings der zum Affekt ge-
wordene Wnnscb) des bevorstehenden furchtbaren Leidens
Uberboben sn eein, die Seliener der sinnllclien Netor ror
ihrer Vemiehtong, sieh seigen*'). Was nun aller euch
von jeher bemerkt worden ist^ um eine solche Weichheit
der Stiomung Jesu Ton jedem Vorwurfe sn befreien: dafs
die sebleunige Überwindung der widerstrelienden Sinnlidi-
lieit jeden 8eh^ des Sündbeflen wieder entferne *^);
dafs das Beben der sinnlichen Natur vor ihrer Vernichtuncr
M Ihren wesentlichen Lebensfiussernngen gehdre'^); daCs,
Je reiner die aenseblicbe üetnr in eineni ssl^ dssto en»
pftndlieber sie gegen Sehmem nnd Vernichtung sieh ver»
lialte*^); dafs das Dorchempfinden und Überwinden des
ISchmerses grdlser sei als eine stoische UnempfindÜehlteli
gegen denselben la^vuat bleibt doeh die eueb ron Oia*
haosbk getbellte Bedenkllebkeit, dsls ein solches Zagen vor
körperlichem Schmerz und Tod Jesum unter einen Sokra-
tes und numche Andere hernnterniisetsen scheinen ktonte.
IS) VuMATtny über die UnsUndUclikeit Jesu^ in s. Studien , 1^
8* 61* HASsaT) ebenda«. 3i Ij 8. <{6lil
14) Uujttinri s. a« O*
15) 'Hasisv« s* s« O«
i€) ImmMf in der Predigt vom Leiden Christi im Gsrten*
17) Anbroiiui in Luc. Tom. 10, 56.
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i)rittes Kapitel. $• 12K 449
Defsweg^pii sollfe wohl derjenige auf den Dank besonders^
der Orthodoxen rechnen dilrfon, der e« linteniillimt, die
GlaabwUrdigkeit der betreffenden £rslihlangen kritisch su
vntersachen.
Auch hier indessen dürfen wir die Kritik nicht erst an-
fangen, welche vielmelir, namentlich darch die eigenthilaili^
ehe DiKrstellang des dritten Erangeliums, schon ISngvt her-
vorgerufen worden Ist. Der stärkende Engel hat, wie noe /
dogmatischen Gründen der nlteii Kirche, so der neueren
Auslegung niis kritischen Gründen, eu schaffen gemacht.
Ein altes Sciiollon,-ln JBetracht, ovi t^g iaxoog tö ayyika
ex inediero 6 vnd ndür^ tnuQavlu dwij^tBog cp6ß(p xal tqo^
fiof 7i()og'/{n'ij((Crog xai <So^cc'^nf{(-rog, fafst dns dem Kngel
cugeschrlehene ivia'/veiv als ein für stark Erklären, d. h.
als Darbringung einer Ooxologie *^); wogegen Andere lie-
ber, als Jesnm einer Stfirkong durch einen Engel bedliri^
tig sein 7A\ lassen, den uyyf?,og iyio/j'cov zum bösen Engel
machen, welcher ^egen Jesum Gewalt brniiohrn wollte '
Wenn nun auch die Orthodoxen durch die Unterscheidung
des Standes der Erniedrigung und Entllnsserung bei Christo
Ton dem Stande seiner Erhöhung, oder auf Xhnfiche Wei-
se, den Stachel der dogmatischen ßedenklichkeit längst ab-
gestumpft haben: so hat sich an deren Stelle nur um so
entschiedener ein kritisches Bedenken- ausgebildet. In Ei»
wägung des Verdachts, welchen nach früheren Bemerkun-
gen angebliche xVngelophanicn jederzeit get^en sich haben,
hat mnn auch in dem hier erscheinenden Engel bald einen
Menschen bald ein Bild für die Ton «lesn wiederge*
wonnene Rohe linden wollen. Doch der efgentliehe
Ort für den kritischen Angriff auf die Engele röcheln ung
IS) In MATnum*s N. T. p. U7.
19) LtOMTfOOT, s. O. <
20) Vkrtüriki, 5, 677. «nd "vermuthungsireise such FiiÄW 8.561.
21) KicMHORN, allg. Bibl. 1, S. 628. Taitii, «. d. St.
Das l^h§n J§ta II. Hand, 29
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4S0
wnr dareh den Dmjitand Anorc/Pi^r, dnfs Lttfenii der elnw.tge
ist, von welchem wir dieselbe erlnliren ^■). SimI i>mt der
gewöhiiUcben Vomus^eUang da« ernte und vierte Ev»nge->
liam apostolischen Ursprungs ; warnm scliweigt dann Mal«
thütis, der doch- im Oarten war, von dem Kugel, warom
besonders Johannes, der unter den Dreien in (irr ^älie
Jesu sich befand? man: weil sie, schlafCiMiuken, wie
sie waren) and immerhin in einiger fintfernungl noch dnett
bei Macht, ihn nicht bemerkten, so fragt sich, woher Lu-
kas die Notiz bekommen haben soll -5)? Dafs, sofVrn liie
Jünger die [^Erscheinung nicht selbst beobachtet hatten, Je-
sus ihnen noch in jener Macht von derselben sollte ersäbit
liaben, Ist viegen der gespannten Stimmung jener Stun»
den, und der unmittelbar nach der Znrttckkunft Jesu zu
seinen Jüngern erfolgten Annäherung des Judas wenig
wafarscheiaüch ; ebenso ^ dafs er in den Tagen der Auf»
erstehung es ihnen sollte mitgetheilt, und diese Kunde
nnn nur dem dritten Evangelisten, an welchen sie doch
blofs mittelbar gelangte, der Aufzeichnung werth geschie-
nen haben. Oa auf diese W eise Alles gegen den histori-
•sehen Charakter der EngelerscheiMong sich vereinigt: war«
um sollten wir nieht atieh sie, wie alle, namentlich In der
Kindheitsgeschichte Jesu uns vorgekommenen Erscheinun-
gen dieser Art, mythisch fassen tScbun Gablkr bat die
Ansieht vovgetragen, dafs man in der ültesten Gemeinde
den schnellen Übergang von der heftigsten (vemathfibe%>e*
gung 2U der ruhigsten Ergebung, welcher in jener JNacht
an Jesu bemerkiich war, sich der jüdischen Denkv^eise ge-
mäls durch die Oaswischenkunft eines stärkenden Eiigele
erklärt, und diese £rklärung sich iu die Ersählung ge-
22) vgl» hierüber und Uber das Folgende Gasim, Ini aeuectea
IhsoL Jourasl, 1« 2, S. 109 ff. 3| S. 217 ff.
23) vgl. Julian hei Theod« v. Mopsv. in MCktsr's Fragm. Fatr.
p. 121 f.
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Dritti98 Kapitel. S* l^i
451
iDKscht haben möge, und Schleirrmacher findet »Is «Ins
W«uhi*jicheiulich8te, daü man fliege, von Jesu selbst als.
«chwer befwielmeten Aogeiil>lksk0 wiüg durcU Kiigtlef>8«lieiT
nonjven hymniBch verherrlicht, und d#r ^farent im driN
ten t^vaiioelidin dieses ursprünglich hlofs poetisch Gemeinte
geschicinlicli genummfu habe ''^). Ob dueaei^^uffassung ge^
nttgt, ob «ie nicht etuM «Ii gesohiebtUcI) mw C^nuid« legf^'
WM selbst noch som Mythischen gerechnet jwcrdcii; owls^
kann sich erst weiter unten zeisfen.
CS
P^icht minder anstüfsig aU die Stürkung durch dea
Engel ist schon frUhseitig der andere dein Lukas eigen-
thlimliche Zog, der blotige- SchweÜs, geCunde^.jijrorden«
Wenigstens scheint es dieser vor Allem gewesen zu sein,
welcli(M* die Weglassung der ganzen Einschaltung bei Lu-
kas V. 43. und 44. aus mehreren alten Evangelicnexempia-
rcn veranlafst hat« Denn wie die Orthodoxen, welche nach
£pi|)hanius die Stella ausmerzten, liauptsächlieh den
tiefsten Grad der li.mgigkcit, der sich in dem ßlutsciiweirs
nusdriiclit, gescheut zu haben scheinen: so köJinen beson-
ders die doketisch Gesinnten unter denen^ wdchn die Stob*
|e nicht lasen '^), nur jenen Schweifs perhorrescirt haben«
Er!;oh man anf diese Weise früher aus dogmatischen RUcIt-
sichten gegen die Schicklichkeit des 13iutscbweifses Jesu
Zweifel : so hat man diefs In nenerer Zeit aus physiologi-
schen Grflnden gegen die Möglichkeit desselben gethan.
Zwar werden für das Vorkoininen von blutigem Schweifs
von Aristoteles * bis auf die neueren JSatuj forsrhor herun-
terAnctoritftten aufgeführt: aber man findet eine sol-
che Erscheinung immer nur als höchste Seltenheit und als
24) über den Lukas, S. 288.
25) Ancoralus, 31.
2b) s. hei W etstki.n, S. 807.
27) De pari, animal. 5; 15.
. 29} 8, bfu Micjusus, Amu. z. il. St. und Kuiinöl, in Luc. p. 691 f.
St9 *
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454
Dritter AbsehDitt.
telst c1er:ParcTit gemaohten Angriffo den drei Anirrffl^n
mittelst Her Last m der Versuohiingsgosohiclite parallel
•t^heiw Diese Parallele ist gegründet, oor fuhrt sie eaf das
e^t^ecrensresesfe Resultat ron demjenigen , welches Olshad-
SEN aus ihr ziehen will. Denn was ist nun wahrseheinli-
oher: daCs in beiden Fällen nie drelmalig^e Wiederholung
des An^ri^s ihre« objektiven G^nd in einer rerborgenen
GeseEBiXrsigkeit des Geisterreichs gehabt habe * >> , mithin
al« wirklich historivsch anzusehen soi : oder dnfs ihr hlofs
aabjektiver Gründl in. der Manier der Sno^e liege, und dem-
afioh d/u ; Vorkpoimen dieser Zahl ons hier so sicher wie
oben bei . ^ei; ypjrsachn^cisgeschichte auf etwas H jthisches
hinweise? '
^ Rechnen wir , also Engel , BIutschweiTs , und die drei-
ff^lige Wied^^holiing. der £ntfernnng and des Gebets Jesa
.el0,f]fjt|i|^Qh|9. Zv^hate« ab: so bliebe yorlSulig als hlstori-
seber, Kern das Pnktnm^ dafs Jesus an jenem Abend im
.Garten in ein heffige« Zarren hiiieingerafhen sei, und f^ott
vtin 4 ^!^|?ndai)g. feines Leidens, mit Vorbehalt jedoch der
|{;iteriirerftMtf .UlO^^'r seinen Wülen^ gebeten habe: vcoM
et .fndefe unter Voratissetznnw der gewöhnlichen Aiisi*»bt
; vom VerhfiltniCi unserer Kvan^jellen nicht wenig hpfr»»mden
fllu(i((,dArs dem johanneischen Evangelium selbst diese Grund-
«H^fe.dpr ii) Reje.tteheiidea Geschichte fehlen.
VcrhäUai»^ des vJprton P^vangeliums zu don Vorgängen in Goth-
scm&ae^ ioK^nneisohcn AJjschiodsrcdeii und die Scene
I bei Anmeldung der Hellenen,
Das Verhelf d«^ Johannes sa den bisher erwnirenen
Erzählungen der Syn«>j)tlker hat zunächst die zwei Seifen,
daf». er* er«tiloh von dem, was diese geben, hichts hat, und
'<.&!) Wia etwa Mep|u«topkf)k^. droim«! .k^0]ß(9a |md hcruini^crufon
werden muti«
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DriUe« K«pitel. i4 JltU 465
siveitens statt dessen etwas hnt^ was mit deoi voa den Sja«
«iitik«rn ErBäUten unvereinbar tchelnt.
Wt» die erste, negative, Seife betriSit, so M M" dir
gewöhnlichen Voraussetzung Uber dtMi Vei-fHSser des vier-
ten Evangeliums und die Richtigkeit des syiioptisohen. Be-
richtes SU erklären y wie et üoniBit^ 4a(a iJohanne«) -dar
jloeh ilen lieiden ersten Evangelien infolge !.4in»r.dei'.ihii
gewesen ist, welche Jesus als die njihei*«iir Zeugen seinee
Kampfes mit sich nahm , den ganzen V orgiing mit Still'
schweigen abergehsi^ A«f seine SohläfHgbett während dei-
jaalben darf aMin aidh nieht berafen^ da^ m4hn dlfae titi
Hindernifii war, aHmndMie Evangelisten^ biehftl'MialiMa
allein, von der Sache schweigen müfsten. Daher steht maii
auoh hier das Vulgäre berani ör llb^gehe «die Seene^ wjejl
•er sie sehon bei' den Synoptikern aargMUg gdnngiklargf-
stellt gefunden habe *>' Allein swiseben il^ belden.Mten
Synoptikern und dem dritten findet ja eine so bt?deotende
DitTerena statt, da(s sie den JohanneS| wenn er auf illre
Darstellungen Raeksioht nabn, aufs Jlrteg^dale* nnffurilci'n
nufste, in iBeseai Streit ein vermittelndes • Wort nn spre-
chen. Wenn aber auch nicht aus den vor ihm liegenden
Arbeiten seiner Vorgänger, so soll Johanneii «doch haben
vnraussataen können,. daTs ans der eviangeÜseben Tradilbm
jene Gesobiohte seinen Lesern blnlinglich bekannS sein wer-
de Doch, da aus dieser Tradition die so sehr abwei«
ohenden Darstellungen der Synoptiker hervorgegangen sind,
•o aniis in ihr aelbst sehen frttbaeitig ein Sehwaiiken ge-
wesen, und die Saebe bald so bald andere ersählt worden»
folglich auch von hier ans an den Verfasser des vierten
Evangeliums die Aufforderung ergangen sein, diese schwan-
kenden Evnäbiiingen dnreh seine Auetorität au bericlitigen.
Jl>alier bat* auu nenestena anf etwas gann Besonderes ge-
I) OuHADSBir, 2, S. 42P. ,
t) Tholvck, S. LUcKs, ^, 8. 591*
%
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.« l)rittei* Abschniit.
vathen, d«£ei näinlioh Johannes die Vorgänge in Gethseni«*
m «iefswegen übergehe, um nicht diircb £i*ivihn«iig Am
adlrlMhdeti Kitgttis ilo^f^ioniliseheii Meinnng Vonehnb m
thun^ das Hithere in Christo sei Bngel gewebten, der
sieh mit ihm bei der Taufe verbanden habe, und Hnmals,
4eHi'AiitMtt des Leidiens, wie man glauben lionnte,
'wiaihf' TM.Him 'fMihiedeii tei 3). Ali«iO| «oeh abgeteheii
i^UffiKi , düfitVwir «ttcfe HypolkMe ibliMi aoiitt «Ii viissrei-
«hend gefunden haben, die Auslassungen im johanneischen
'£4aiifelioiii so erlii^ren^ so mufste Johannes, wenn er ei-
fiMiebiing Jetn auf Engel ▼erawidcii w^Mca,
mwafc >wlch •kdef' Bi*Ueii a«s MAnm Krangefluoi wegl aa-
sen: Vor allen, worauf Lücke aufmerksam macht**), 1, 52.
den Aosspi'uob von den äber ibm auf* und absteigendea
-£ng«lii^ 'dann 'aber Mich das^ «rar imif ala Vermutbmg
etlfaiher Cmstahanden gegebene , ayyel^ aSrtti Xslihpnw
12, 20« Nahm er aber aus irgend einem Grunde an dem
Engel kn .Garten {(anz besondern Anstofs: so konnte doch
hierin Mr*e&n Ctrwnd. ii^ii) mit Mattbflna itad Marfcua
dieDaswItehenbolift des fingela, nkht aber die genae, Ten
der Angelophaiiie wohl trennbare Geschichte wegzulassen.
Will sioh nun schon das ^Fehlen der ßeg^ebenheit bei
Jehannea nieht erkJüran lasaes: ao wAebat die Sebwierif-
keie, wenn wir dasjenige ermdigen, waa derselbe etait die-
aer Soene im Oarten iber die Stimmung Jesu in den fes-
ten Stunden vor seiner Gefangennehmung mittheiit. Nfim-
Üoh an der gieiohen äteUe ewar, welcbe die Synoptiker
dem Seelenkampf anweisen, bat Johannee nlebta, indlem er
nach Jea« Ankunft im Garten togleiob die Verhaftung er-
folgen liiCst: aber uiitnitteibar voi-her, bei und nach i\vm
leaten Mahl, hat er Heden , von einer Stimmung beseelt,
ajif weiche -dergleiehen.Sceiaen, wie aie buit der sjnefiti«
4J Comai, 1, S, 177 1. '
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MhM Berichte Im Garten. TorgcgMge»''Säit''ei»Uen| nieht
Mpohi geldgt mIb ktaieii. In den AAioUedtMUn M^lo-
hannes nftmllch , Kap. 14 — 17 , sp .it J«stts gani? wie ei-
ner, der das beversteheDde Leiden innerlich schon völlig
ttbervmnden hat; Toa einem Standpnnkt, «reichem* der Tod
•In den Strahlen ^ler auf ihn folgenden HerrMAnlt ver*
eehwimmt; mit einer göttlichen Rohe, die in der GewifiH
heit ihrer UnerschOtterlichkeit heiter ist: wie konnte ihm
unmittelbar darauf dieae Rnhe in der heftigsten Gemflthi-
bewegung, diese Heiterkeit In TedeibetrObnÜs nntefgehei^
vnd ep ani dem schon gewonnenen Sieg wieder cum sehwa»
kendeii Kampf, in welchem er der Stärkung durch einen fin-
ge! bedurfte, aurtfcksinken I? ^ In jenen Absehiedsreden ist
er es doffchaos, welcher ans der'Fflüe seiner Inneren Klar»
fceit und Steherhelt die sAgenden*' Freunde beruhigt: und
nun soll er bei den schlaftrunkenen Schülern geistigen Bei-
atand gesucht haben, indem er sie mit ihm au wachen bat ;
. dort Ist er der heilsamen Wirkungen seines bevorstehenden
Todes so gewifs, dals er die Jflnger versichert, es sei gut,
diii's er hingehe , sonst käme der naQuxhjog nicht zu ih-
nen : nun soll er hier wieder gezweifelt haben , ob sein
•Tod auch wirklich des Vaters Wille sei; dort aelgt er
ein Bewußtsein , welches in der Nothwendigk'elt dee Td-
des dadurch , dafs es diese begreift^ die Preili«it wieder-
findet, so dals sein Sterbenwollen mit dem göttlichen Wil-
len, dafs er aterben solle, eins ist : hier gehen diese bei-
den Willen so auseinander, dals sieh dei" subjektive unter
den absoluten swar freiwillig, aber deck nur schmershaft,
beugt. Und dieso beiden so entgegengesesfen Stimmungen
sind nicht etwa durch eineswischeneingetret#ne sehrecken-
de BsgebenhelCy sendem nur durch de« geringen Zettranni
getrennt, welcher während des Mangs alie Jerusalem iber
den Kidi'oii nach dem Oelberg ferliff: ganz al:* wäre Jc-
»u in jenem Bache, wie den t^eelen iiu Lethe^alle Liiuiierung
an die vorange^ungeiieii iUtleii und Stimmungen versunken«
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.'s.! IMMteurf^'-sich zw*r aaf den Wechsel der Stimmina-
^^W^UMWlMMilrliAh, jß näher dem enteheideiiden Mo*
menty deato eehdelkr werde'); «nf die ThntMebe, dmC^
nicht selten im Leben gläubiger Personen eine plözliche
E/itziehuii^.idet* höheren Lebenskräfte, eine Gottverlassen-
iief^ nirttveteir^frelohe-ideii doeh eifii^enden Sieg erst wehr-
Jwft grofs und bewiiiMl«rM«#el«h tnaehe ^> Allein diene
Jkstere Ajisiciu verriith ilu'en ungeistigen Ursprung aus et-
juein ij^p^^iliirenden Dmilian- Cw^lehem die Seele etwa wie
;^'^ee enoheinen iHuiny dery Je nnehdem die nuftthren-
4en; Kanttie vertcbloMen» odeü deren Sehleneen geöffnet
>verden , ebbt oder fluthet ) sogleich durch die WldempHI-
c'he, in welche sie nach allefi Seiten sich verwickelt. Der
.Sieg Christi ilher diu Todeefuwdit eoU ersi dadurch seine
•l^hta Bedeo^ung gevrlnnen^ dnfs, vtthrend ein JMiniiee
iinr siegen konnte, Indem ler im vollen Beels seiner gei-
stigen Kraftfülle blieb, Christus über die ganee Macht
der Finsteruifs aueh in . der VerlaMeuheit von Gott und
der FüUe seinee Qeistes, dnreh aeine liiofse nenseiilielie
rf)vyS}^ Bu siegen Im Stande irar — x Ist dlefs nleht der
rolieste Pelagianismus, der grellste Widerspruch ge«jen
^J^rcheiilehre wie gegen gesunde Philosophie , welche glei-
.ehecweise' daranf beateheo, dals ebne Gott der Mensob
uiehts Gntee tliun, nur dvreh seinen Uamiseb die Pfeile
des Bösewichts eurückschlagen könne? üoi diesem Wi-
derspruch gegen die Ergebnisse eines wirklichen Denkens
SU enl||ehen , mufs jenea pbantasirende Denken einen Wl-
.dertpmeb mit sieb selbst hinnufügen , eofern nun tn dem
•tfirkenden Engel (welcher beiläutig auch gegen allen Wort-
verstand der Stelle £u einer blofs innerlichen Erscheinung,
die Jeans hatte, umgedeutet wird) dem in der böehslea
ViN^aaaenheit ringende Jeau ein Zufluls geistiger Krfifte
5) LÜCKK, 2y S. 592 ff.
(i) Oftsaaussir» 9, $. 439 f.
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SU' Tina gcwdwieä Min tolf , so* dal« w alio daab nlalil,
'vftir f ohne 9 aondera mifi Häl-
fe göttlicher Kräfte gesiegt hA'tte: uenn njimilch nach La-
kas der £ngei vor dem leaien, heltiftten MooEienfee daa
Kämpft^ nm 9tiüm iBr denselben' m aHtebte, eradhlflncii
sein ftoH.'** DMk 'elie man so 'oflmbap aiab aalbet itMav-
spricht, widerspricht man lieber versteckt dem Text, und
HO verdreht nun Olsuausen die Stellung der Momentoy in-
'deai' er ^bbiie Wafte^a tfnditaiart, 'dia'StHahw^' aall naah
dem dreimaligen Gebete', also naeb' bereite iarranganbai Sie-
ge , eingetreten, zu welchem Behuf dann das nach ErwAb^-
iiuag des £ngela stehende xctl yevousvos ceyomt^ iKzm$$*
Ooy ^t(ioaf^Jx^to nüt btfebater WiUkObr aia 'Piaaqnampa^
fectum gedeutet- wird« ' • ' . . i . . ..»
Doch auch abgesehen von dieser sinnlichen Ausnmlung
^es Grundes, welcher den schnellen Wechsel in Jesu StiUi-
munglierbeigeftthrt haben soU^ fiat die Ahnahme eineaaolahan
auch an sFcb von* vielen Sebwler ig kelien gedrttebt. ülbar
' nämlich wfire, was hier hei Jesu stattfinde, iiiebt «in bio-
ser Wechsel , sondern ein Rückfall der bedenklichsten Art.
Nhmeutiich in denn sogenannten hohenpriesterlichen Gebete,
'Sil!. IT, batte Jesus seine Reohuang mit dem. Vatar 'völlig'
abgeschlossen; jedes Zagen in Beang auf das, was tbm ber
vorstand, lag hier bereits so weit hinter ilini, dals er über ,
aeln eigiines Leiden kein Wort verlor, und nur der Drang-
adle'gedacbte, welofae seinen Freunden drobten; den Haupt-
inhalt s^in^ Unterhaltliifg ndt dem Vater bildete die Herr-
flchkeit. In welche er sofort einzugehen , und die Seliif-
keit, weiehe er den Seinigen erworben 2u haben hoffte:
ao dÄfs seinHrngang aum •SehanplaiB dar Qefiingannehmttng
ganis^ den Chkrakter bat, dem Innerlleb uiid weaendiah be-
reits Vollzogenen nor noch die äussere V erw irklichung als
accidentelle ßeigabe hin/usufugen. Wenn nun Jesus nai^h
di^sto AbsabluaM dl» Raebnung mk Gott uuoU einmal er-
öffnete, wenn er, aaehilem er sieh sobon Sieger gameint,
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460 ürituv Ab««hoi|l.
t»A einoud In «ogadieheii Kampf warififcuaniK mOlkltt er
d« uleht «leh IvAgen lassen: wsmai Kmt du, stJitt in eUelii
Hoffiiungeii (ier Ilerrlichkeit «u schwelgen, dich nicht lie-
ber boi iCeit mit dem «rnsten Gedankeii des bevorstehenden
Leldsns besebAfUgti «n dir durch solche Vorb^itnng die
fefilbrllohe Übevraseliaiig diwcb des Bmniulben desselben
«II ersparen? warum hast du Triumph gerufen, ehe da
gekämpft hattest I um dann bei Annüherung des Kampfs
•mit BeschJUMing ob Moifo rafen so rnttssen? In der Thal«
Baebder in jenen Abeehledsreden, und besonders im Schlnl»-
gebet, ausgesprochenen Gewifsheft dea bereits errongenen*
Siegs wäre das Herabsinken in eine Stiinmung, wie sie dii*
'fijrnoptiker schildern^ ein sehr demttthigender Rückfall ge-
wesen, welchen Jesus nicht Toraasgeaeben haben iidnnte.
sonst wfllrd« er sich Torher nicht so selbstgewils ausgespro-
chen haben, welciier demnach beweisen würde, dafs er
sich ttber sich selbst getäuscht, dafs er sich für stärker
genommen liXtley als >r äicb wirklleb fafid, «nd dais er
Jene an Indw Mdnnng tos sieh nfeiu ohne einige Vermeo-
senheit ausgesprochen hätte. VTer nun diefs dem sonstigen^
ebenso besonnenen als bescheidenen Wesen Jesu nicht an-
geipMssen findet , de^ wird sieb an dem IHlemma gedmn*
gen liHblen) dafs entweder die Johauneischen Abachiedsre-
den, und namentlich das Schlufsgebet , oder aber die Vor-
gänge in Gethsemane nicht htotorisch sein können.
Schade 9 dafii der firttadieidung äierfibeir die Tbeo-
logen mehl* Ton dogmallsebmi 'Vontrlheiletty als ron kriti*
sehen Orflnden ausgegangen sind. Usteihs Behauptung we-
nigstens, dafs iiUr die Johanneische Darstellung der Stim-
mung Jeso in seinen lefeten Stenden die ricbtige, die der
Synoptiken aber onhlslorlsch sei 7), wird man nur aus der
Anbinglicbkeit ihres Urhebers- afi die Paragraphen .der
7) Commeotat&o critica, qua Kvangfliiun Joaaals gieaviamn esae
— osteoditur, p. 57 It '
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Dritles KapiUl. S> IM.
4«!
ScnuBttWACHKii'aelMii DogoMtik^erklirlSoti fimlctt. In ml*
eher der Begriff der UnettndllehlieiC Christi «nf eine Welm
gegpAnnC wiihI, die nplbsl; das Kleinste von Kampf aus«
echliefst; 'deiin dfifs, nbge$«hen yon solchen Vorausset/.un«
gen^ die Johunneiache Dertttellung der lenlen Standen Jem
eine netftriiehere nnd eacbgeniffreiBre wXre, mSehfe echwer
Nnehcvweleen «ein. Eber konnte amvekehrt Brrtschneidbr
rocht KU hat>en scfieiuen, wenn er für die Synoptiker die
gröTuere Mattfrlkbkeit und innere Wahrheit der Schiide-
riHig in Ani|»raeh nimmt weiin nnr nieht die Art, wie
Ihm «n den veti Johnnnee In diesen Zeifpnnkt gestellten
Reden han))t8iichlich das Dogmatische und Metaphysische
Buwider ist, en den Ursprung seiner ganzen Polemik gei-
gm den Johminee nne dem Widerwillen seiner kritisehen
BefleiSonsphllosepfaie gegen den epeenlntlTeB Gehalt de»
vierten Evangeliums erinnerte.
Gans ttbrigens hat, wie auch die ProbabUien bemer«
ken 9 Jehnnnes die Beüngstignng Jeso in Beeng auf seinen
bevorstehenden Tod nicht Übergangen , nur defs er sie
schon an einer fr(ihei*en Stelle, Joh. 12, 27 iT. , eing^fllj^
hnt. Bei aller Verschiedenheit der YeHiMltnisse (da «Üe
von Johannes insschriebene Scene nnmittelhar nach dem
EluKug Jesu In Jerusalem vorgeht, als ihn mitten unter
der Menge einige sum Fest gekommene Hellenen, ohne
Zweifel Proselyten des Thors, zu sprechen wünschten} und
des Hergangs selbst, findet doch swischen diesem Vorfaii
nnd demy welchen die Synoptiker In den lesten Abend dea
Lebens Jeen nnd fai die Einsamkeit des GaHens versetsen,
eine auffallende Übereinstimmung statt Wie Jesus hier
seinen Jttngem erklärt: m^vnog sgir ^ ^vjsi ^t()ff
S) Frohab. p. SSff. In einer etwaigen dritten Ausgabe nttgO
doch Olsmavskh endlicb den Verf« der Probahilien tus der
Reibe derer wegttreicheni welche die ayaeptiscbe Ersüliiung
vom Rsoipf in Getktemsoe aiit RUdisicbt auf das Stüisckwei.
gen des Augenieugca Jskanaes «r irrig hsitea (1^ 5. 428.) •
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462 Dritter Ab«c)iutr/i.
9(ko C^tk^h. 26, 38. ) : so sagt er dort : vvv i] ipvxi
iraQOinai CJoh. Dft) 3X); wwie er bier betet, IW, «i.dt'voK
t^cJr &c/, ^aQek&fi in aäxH 3j €3(ia (Marc. 14, 85.): to bie-
tet er ^rt: ndteo, awoov /<e ix rrg loQag lavrrg (Joh.
^bds. )) ^'^^ aber hier sich durch die Restriktion: uuX '
& tL^ ^ütoy iUa %i av, bemhigt (Mevo. 14, 16.):' w
dort ilarcli die ReAeiion : all» dta %Sto cig zrt^ uincof
tavxTpf (Joh. ebendas.); endlich, wie hier ein ayyü.og tvt^
äj^vofP Jesu erscheint (Luc. 22, 43.): so ereignet sich aud^
dort etwas, das einige der Umetehenden bh der Anfservag
Ulalijuev (Job. V. SO.)* Dnrch
diese Ähnlichkeit bewogen^ haben neuere Theolos^en den
Vorsang Joh. 12, 27 ff. mit dem in Gethsemane liir iden-
tiseh erklftrt; wobei ea nur danuif ankam, a«f weielie
beiden Seiten der Vorwarf ungenaner firaililnng und na»
mentiich unrichtiger Stellung fallen sollte.
Der Richtung der neueren £vangelienkritik geinüfs ist
Bunlichst den Synoptikern anfgebttrdet worden, in dietav
Saeha aieb geirrt au baben« Die wahre VeranlatMing daa
Seelenkampfs Jesa aoUte nur bei Jobannet mm ^den sein,
in der AnnHherung jener Hellenen nümlich, weiche ihm
dui^h Phiiippns und Andreas den Wunsch zu erkenne«
gnhen, ihn an sehen. Diese liaben ibm obne Zweifel An-
träge raachen wollen, PalistSna an verlarisen, und iinler
den auswärtigen Juden fortzuwirken ^ ein solcher Antrag
habe einen Reiz für ihn enthalten, sich der drohenden Ge-
fahr an entaiehen, nnd diefs ihn auf einige Aogenblieke
in einen Znstand von Zweifel «nd innerem Kampf geseat,
welcher jerlocli damit geendigt habe, dafs er die Hellenen
nicht lor sich liefs ^). Das heilist nun niclits Anderes, als
mit einem, durch doppeltes, kritisches wie dogmatisebea
9) GoLDHORTT, Uber da» Schweigen des Joh. Kvukg» Uber den
Seelenkampf Jesu ia Getlisemaae, in TsscuMOBi'ft Msgasin
•f. cbristl. Prediger, 1, 2^ 8. i £
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Dritte« Kii(^tleht1.«S.
Vorurtheil GfeRcliffrflreii >'6<iiVehl'üwtlN;h#ii AeH Xelle«l'
Textes gelegen; denn von einem Bolchen Afitrag, den die
Hellenen beabsiehri^t hätten, ist bei Johntmes Itelne Spur: .
fU ev doch, gesesC mtcby 4kr £vangeliflt**hablt TOn deitt
Pinn der Hellenen- doreh diese «elber nIehVv gi^wnrst'^ den
Reden Jesu an/,iimeij;en soin miifste, dafs sich seine (le-
niütbibewegung auf einen solchen Antrag bezog. Nach dem
j^usammenliani^ der jehanneiselien Darstellung hatte das Be-
kehren der Hellenen keinen andern (irnnd, als dafs sie
durch diMi feierlichen VAuzua und das viele lleden der Lonte
von Jesu begierig geworden waren 9 den gefeierten Mann
sa sehen nnd kennen sur lernen, und die! Gemfi tbsbewe-
gMng, in weldle Jeeas bei diesem Anlafs hinein gerieth,
iiieng mit ihrem Begehren nur so znsammen , dafs Jesns
dadurch veraniafst wurde, an die baldige Verbi*eitung sei-
nes Reichs in der Ueidenwelt, imd an die nnerlfifsliche
Bedingnng von dieser^ an seinen Tod, sn denken. Je Ter-
inittelter und entfernter aber hienach die Vorstellung sei-
nes bevorstehenden Todes Jesu vor die Seele trat: desto
weniger ist sa begreifen^ wie sie ibn so stark erschüttern
konnte, dafs er sich gedrungen fOhlte, den Vater n)n Ret-
tnng R4J8 dieser Stande anzuflehen, und wenn er eininal
im Vorgefiiiil des Todes im Innersten erbebt haben soll, so^
•cbeineii die Synoptiker dieses Zagen an eine richtigere
l^elle, in die unmittelbarste Nfthe des beginnenden Lei-
dens, SU verlegen. Auch das fiillt bei der johanneischen
Darstellung weg, was die Synoptiker zur Rechtfertigung
der Bangigkeit Jesa an die Hand geben, dafs in der £in-
eamkeit dee Gartens nnd der Nacht, de^n Schaner ihn
überfielen, sich eine solche OemÜthsbewegung eher hegrei-
fen, und ihre unverholene Äusserung im Kreise von lauter
Vertrauten and Würdigen sich wohl rechtff>*'tlgen »n las- ,
•en scheint. Denn nach Johannes befiel Jene ErschOttemng
Jesam am hellen Tage, mitten anter dem euströmenden
Volke, wo man sqnst leicUter die Fassung behält^ oder vor
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464 . JDritter Abachnitt.
welcben man doch, des mSgUahen.MirsvmtiinHnigses we-
gen, «tftrker^ QßjB^M^h^imgmgBn in Mi T«i«6hlier«e.
Welt eher wird mei^^iilier 4i&t AnMit* Tbbilc's wmttm*'
men kcinnen, dafs der Verfasser des vierten Evangeliums
flie von den Synoptikern richfig eingefügte Begebenheit <in
einen lelechen Ort geetoUt bebe * ^> De Jesus cor Eii:lei-
tnng einer AntweK en -die Hellenen, welche den dnrrli
den Eincng Verherrlichten sprechen wollten, gesackt hatte:
ja, die Stunde meiner Verherrliclunit^ ist da, aber der \ er-
berrlicboiig durch den Tod (12, id. f.)3 so. habe diefs dm
Ersähler verieitet, statt die wirhJBehe Antwort Jesv an die
Hellenen sammt dem weiteren Verfolg anzugeben, vielmehr
Jesuin sich ausführlich über die innere Noth wendigkeit sei-
nes Todes verbreiten bu lassen, wo er dAms fast nnbewofst
aaeh die Schilderung des inneren Kampfs, den Jesus rttcli-
sichtlich seiner freiwilligen Aufopferung zu bestehen hatte,
eingeftochten habe, welchen er defswegen später, an sei-
ner eigentlichen Stelle, übergebe. Eigen ist hiebei mir,
dals Thkilb der Meinung ist, eine solche Umstelinng habe
dem Apostel Johannes selbst begegnen können. Dafs sich
ihm der Vorgang in Gethsemane, da er wührend desselben
echlaftrunken gewesen, nicht tief eingeprägt habe, nnd
dafs derselbe Qberdem dnroh den sehneil deranf erfolgten
Krenxestod In den Hintergrund seines ßewnlstseins gerllclit
worden sei, dadurch könnte man etwa erkljirt linden,
wenn er ihn gane fibergangen, .oder nur stimniariscb dar-
gestellt hütte, keineswegs aber, da(s er ihn an anveehter
Stelle eiiijcreriigt hat. So viel meiste er doch, wenn er on-
erachtet seiner damaligen Schlafrigkeit von dem Vorgang
!Notis genommen hatte, behalten, dafs jene elgenthümllehe
Stimmnng Jesnm hart vor dem AnfiMig seines Leidens, und
in Naeht and Einsamkeit bdUlen beher wie konnte er fe-*
iO) «• die Becens. von Umiu*i Gemment. erit^ ia Wnma^s und
KxesuuatiT^s n. kr. Journal, 2, S. 359111.
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I
Drittes Kapitel. S- 122. 465
innls seine Erinnerung so weit verleugnen, dafs er die Sce-
ne in weit ii'üherer Zeit, nm hellen Tng und unter vielem
Yolke Torgeheo ii^s ? Um nicht «uf diese Weise die Ächt-
heit des johanndsehen Evangeliums so geflKhrden, bleiben
Andere dabei, mit Berofung darauf, dafs eine solche Stim-
mung im lezten Ahschnitte des Lehens Jesu mehrninU ba*
be vorkommen l&önnen, die Identitfit der beiden Scenen
BD leugnen '
Allerdings finden Kwiscben der synoptischen Darstel-
lung des Seelenknmpl's Jesu und der johanneischen , aucli
ausser der verschiedenen üusseren Stellung, im Inhalt bei-
der Vorgänge noch bedeutende Differensen statt, indem
namentlich die Johanneiscbe Ercithlung ZOge enthflit, wel-
che in den Berichten der drei ersten lüvangelisten über
den Vorfall in Gefhsemnne keine Analogie finden. Wenn
nämlich swar das Flehen des Johanneischen Jesus um Ret-
tung aus dieser Stunde bei den Synoptikern vollkommen
anklingt : so fehlt es doch für die bei Johannes hinzuge-
fügte Bitte: TcdiSQy do^aaov Oü %6 üiofta (12, 28.) > an ei-
ner Parallele; ferner^ wenn swar in beiden Darstellungen
von einem Engel die Rede Ist, so Ist doch von einer fllm-
melsstimine, welclie im vierten Evangelium die Meinung,
es sei ein Engel im Spiel gewesan, veranlafst, bei den Syn-
optikern keine Spur. Sondern solche Himmelsstimmen fin-
den wir in diesen Evangelien nur bei der Taufe und wie-
der in der Vcrklürungsgeschichte , an welche leztere auch
die Bitte des johanneischen Jesus: ndzeQ, dc^aüöv oii lo
Svoftaf erinnern kann. In der synoptischen Beschreibung
der Verklärung zwar findet sich der Ausdruck : do|a und
Jolaij'fiv nicht, dagegen läfst der zweite Brief Petri Jesu
bei der Verklärung tifii^v xai do^cev zu Theil werden, und
die Himmelsstimme ans der ne^ukon^m^s ^o|a erschallen
CI9 17f«> So bietet sich denn sa den beiden bisdaher be-
ll) Bask, L. J. 154. LücKB, 2f S. 591 f. Anm.
JJui L§ben J$su II. Band. SO
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t
466 Uritt«!" Abselmitt.
traehteten Enifthluii|*en noch eine dritte als Pnmllele dnr,
indem die Scene Joli. 12, 27 6*., wie einerseits durch «Ue
HckUmmernifs und rl« n Engel mit dem Vorgang in Ger!i-
semane, so andrer.^eiss durch die ßitte um VerklHrnng und
die gewährende liin nieisstininie mit der Verklürungsge»
schichte sussoinienhäiigt. Und nun sind swei Fülle mög-
lich: entweder ist die johanneische firzJihlung die einfa-^
che Wurzel, aus welclier auf* traditionellem Wege durch
Scheidung der in ihr enthaltenen Elemente die beiden syiw
optischen Anekdoten von der Verklärung und dem Seeleiir
kaupf hervorge%vAcli8en sind: oder sind diese lesteren die
ursprünglichen Geätaltungen, aus deren Aunö!»ung und Ver-
schvvemmnng in der Sage die johanneische Erzählung als
gemischtes 'Produkt .susammengeflossen Ist; worttber nur
die BeschaflPenheit der drei Anekdoten entscheiden kann.
Dafs nun die synoptischen Erzählungen von der Verklä-
rung und dem Seeleiikampf klare Gemälde mit bestimiat
Ausgebildeten Zttgen sind , kann für sich nichts beweiseiiy
da, wie wir sur Genüge gefunden haben, eine aus sagen-
haftem Boden erwachsene Erzählung ebensogut, als eine rein
historische, jene Eigenschaften besitseii kann« Wäre also
die johanneische Darstellung Jenes Auftritts nur minder
klar und bestimmt gehalten, so kffnnte sie defs wegen doch
für den ursprüiiglichiMi , einlHchen Bericht gehalten wer-
den, aus welchem sich durch die ausschmückende und ma-
lende Arbeit der Überlieferung jene farbigeren Gebilde
herausentwickelt hätten. Nun aber fehlt es der johannei«
sehen Erzählung nicht hlofs an Bestimmtheit, sondern an
Ubereinstimmung mit den umgebenden Verhältnissen und
mit sieh selbst. Wo Jesu Autwort auf das Gesuch der
Hellenen bleibt , und wo diese selber hinkommen , weifs
Niemand; die plözliche Beklemmung Jesu und die Bitte
um eine Ehrenerklärung von Seiten Gottes sind nicht ge-
hörig motivirt. ihln solches Gemisch unsusammengehorl»
ger Theile ist aber Immer das Kenmelehen eines seonndä-
üiyilizea by GöOgle
Drittes KApitei. §. 122. 407
Pen Produkts, eines zusammen o^escllwemmten Conglomernfs :
und 80 scheint denn der Sehlors gerechtfertigt, dafs iii der
Johanneiaehen £rsähluDg iiie beiden synoptiaclien Aiiekdo-
teti Ton der Verkllrailg und ?eni Seelenkampf eusnmitieti-
geflossen seien. Hatte dem Verfasser des virrten E\iiiige-
liums die Sage^ wie es scheint, schon sieiulich« vei*wa-
schen und nur in unbestimmten Umrissen, von Jenen bei-
den VorMien Kunde Kiigefßhrt: so konnten ihm leicht,
wie sein IJegriti \<»n Jfii'ciiVa' diese Zweiseirigkcit \ün I^ei-
den und lierriichkeit hat, beide sich vermengen; v^as er
in der En&fihiung des Seelenkampfs von einer Anrede Jesu
nn den Vater vernommen liatre, konnte er mit der göttli-
chen Stimme aus der Verklärungsgeschichte als Antwort
darauf verbinden ; dieser Stimme, deren näherer Inhalt,
wie die Synoptiker ihn geben, ihm nicht berichtet war,
gab er aus der allgemeinen Vorstellung von dieser Gegeben-
heit t als einer Jesu zu Theil tjewordenen tjdifa , den In-
halt: xai hdoiuaa^ xai ndhv do^uuo) ^ und jum auf diese
göttliche Erwiederung su passen, muiste der Anrede J'CbU
ausser der Bitte um Rettung noch die um Verklfirnng hin-
eugefHgt werden ; der stärkende Engel , von welehem der
ylerte Evangelist vielleicht auch etwas vernoiumen hatte,
wurde als Ansicht der Leute von dem Ursprung der Ulm-
melsstimme mit aufgenommen; in Betreff des Zeitpunkts
wurde s wischen dem der Verkiftrnng und- dem des Seelen-
kampfs die ungefähre Mitte gehalten, wobei die Wahl der
Verhältnisse aus Unkenntuiis der ursprünglichen übel ausüel.
Sehen wir von hier auf die Frage surllck, von wel-
cher wir ausgegangen sind, ob wir eher die fohanneischen
Abschiedsreden Jesu als historisch festhalten, und (ingetren
die synoptische Darstellung der Scene in> Gethsemane auf-
geben wollen, oder umgekehrt: so werden wir vermöge
des Ergebnisses unsrer eben geführten Untersuchung bu
der lezteren Annahme geneigter sein. Die Schwierigkeit,
welche schon darin liegt, dals man kaum begreift, Mfie
30 ♦
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46S
Dritter Abuchnitt.
JofuuiiiM dfete Irnifpeii Recten Jesu genau behellen konntry
hat Paulus durch die Vermuthuiig eu lösen geglniibf, dal«
4er Apostel wohl schon am nächsten Sabbat^ wiihi*end Je-
•ni in Grabe leg, die Getpriche des vorigen Abende «ich
in die Erinnerung surllckgerufen, und sie vielleicht euch
niedergeschrieben habe**). Allein in jener Zeit der Nie-
dergeschlagenheit, weiche euch Johannes theilte, wlire er
wohl nicht im Stande gewesen, diese Reden wiedersuge*
ben, oluie Ihr eigen thfimlichef Colorit der rahigsten Heiter-
keit zu verwischen; sondern, wie der VV^olf'enbCittler s^gt,
wenn die Evangelisten in den paar Tagen nach Jesu Tode
die firsAhlung von seinen Reden und Theten hatten su Pi^
pier bringen sollen, so würden, da sie selber keine flotl^
nung mehr hatten, auch alle verheifsenden Reden aus ih-
ren Evangelien weggeblieben sein'^). Daher hat auch LO-
CU, in Betecht dereigenthfimlichjohanneischen AusdruckiH
weise, welche sich namentlich in dem Schlufsgebet findet ^
die Behauptung, dafs Jesus mit denselben Worten gespro*
chen habe, welche ihm Johannes in den Mund legt, oder
die Behauptung der Authentie dieser Reden im engsten
Sinn, aufgegeben, aber nur um ihre Authentie im weiteren
Sinn, die Achtheit des Gedankeninhalts, desto fester sa
halten ' Doch auch gegen diesen hat der Verfasser der
Probabilien seinen Angriff gewendet, indem er namentlich
In Besug auf Kap* 17* fragt, ob es denkbar sei, dafs Je*
BUS in der Erwartung des gewaltsamsten Todes nichts An*
gelegeneres eu thnn gehabt habe, als mit Gott von seiner
Person, seinen bisherigen Leistungen, und der su erwarten»
• den Herrlichkeit eich su unterhalten? und ob es defswe-
I
gen nicht vielmehr alle Wahrscheinlichkeit habe, dafs die-
ses Gebet nur aus dem Sinne des Schriftstellers geflos-
12) L. J. 1, b, S. 165 f.
13) Vom Zweck Jesu und seiner JUnger, S. 124*
14) 2f S. 598 f.
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Dritte« Kapitel, f. 122. '469
«
sen fei, welcher durch daeselhe thciU seine Lehre von Je-
sus alf desi fleitehgewordenen ilofOff bestitigen^ Iheils das
Aneehso der Apostel befestigen wollte*')? In dieser Aus-
stellung liegt das Richtige, dafs das fragliche Schlufsgebet
nicht als ein nnmittelbarer Ergufs, sondern als 'Produkt
der Reflexion 9 eher als eine Kede aber Jesum, denn als
. eine Rede Ton ihm erscheint. ^ Überali neigt sieh in dem- '
selben das Denlcen eines solchen , der schon weit vorwärts
im Erfolge steht, und defswegen die Gestalt Jesn liereits
in fernem, Terld&rendem Dul^ erblickt, ein Zauber , wel-
chen er dadurch Terumhrt, dab er seine, auf der Hdlie
einer fortgeschrittenen Entwicklung der christlichen Ge-
meinde entsprungenen Gedanken von dem Gründer dersel-
ben selion vor ihrer eigentlichen £ntstehun||^ ausgeeprochen
sein lAlst. Aber auch In den verhergehmiden AtMchiedsrie-
den erscheint Manches aus dem Erfolg heraus gesprochen.
Der ganse Tun derselben erkittrt sich doch am natflrlicli-
steii, wenn die Reden WeriL eines solchen sind, welchem
der Tod Jesu Imreits ein Vergangenes war, dessen SehreclL-
iichkeit in den segensreichen Folgen und der andächtigen
Betrachtungsweise der Gemeinde sich gelind aufgelöst hat-
te. Im Einselneii ist, abgesehen von dem fiber die Wieder»
fcunft Gesagten, auch diejenige Wendung der christlichen
8ache, welche man als Sendung des heiligen Oelites sn
bezeichnen pflegt, in den Äusserungen über den Paraklet
und dessen über die Welt au hsltendes Gericht (14, 16 ff.
25 f. 15, 2i. 10^ 7 £ ISfl^) mit einer Bestimmtheit voraus-
gesagt, welche auf die Zdl nach dem Erfolge hinsuwei-
seii scheint.
ludern aber auch von dem nüchstbevorstehenden Er-
folge, dem Leiden und Ted Jesu, das bestimmte Voraus-
wissen in diesen Absehiedsreden liegt (13, IS 33. 3a
14, aof. 16, öfi. 16. ;i2fO} tritt die johauneische Darstel-
15) a. a. O.
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47ü Dritter Abüchaitt.
iuii^ mit der 8yiio|Ui8chen auf Einen Boden, auch die-
se naf der Vomnisetsung der geneuesten Voranetieht der
Stunde nnd des Anf^nblleke, wenn des Leiden eintreten
werdi* , ruht. Niehl allein bei*in leisten Mahle nnd bei*«
Hinausgehen an den Olberg zeigte sich dieses Vorherwis-
een nach den drei ersten Evangelien , indem, wie im vier»
teil« dem Petrus eine Verleugnung, ehe der Hahn krfthen
werde, vor hergesagt wird; nicht nur bemht Her gunee
Seelenkaaipf im Garten auf der Voraussicht des in den
ntfchsten Augenblicken bevors teilenden Leidens: sondern
en Ende dieses Kunipfes weif« Jesve sogiir auf die Mina*
te hin su sauren, dafe jest der Verrffrher herenrllcke fMntth.
45f.^. Zwar behauptet Paulus, Jesus habe die Trup-
pe deriläsoher von ferne schon aus der S.adt heranrücken
' itehen, was äUendinge^ da sie Faekeln iuitten, ven eine«
Garten am ölberir aos Tiellelobt nilfglieli war;- allein ohne
vorher von den Planen seiner Feinde nnterriohtet ru sein,
kennte Jesus nicht wissen, dafs es auf ihn ahgesehen s^,
«nd jedenfalls berichten es die Evangelisten als Probe des
Ubematilrllehen Wissens Jesu. Vom höheren Princip in
iiim kann nun aber, weiui dem Obioren Kufolge nicht das
^ Vorherwissen der Katastrophe überhaupt und ihrer einsel«*
mm Momente I dam auch nicht das ihres Zeitpunkte, a«^
gegangen «ein ; dafs ihm aber auf natürliehem Wege, durdi
geheime Freunde im Synedrium, oder wie sonst, die Kun-
de von dem vernichtenden Schlage snorekommen wäre, wel-
eben die |fidisehen Herrseher mit Hülfe eines seiner JOiio
g^r In der nleh^ten Nacht gegen Ihn an Itthren beabsichtig»
ten , dftvoa haben wir keine Spur in unsern Berichten,
und sind also auch nicht befugt, der*rleiehen etwas voraus-
flneetuen. Sondern so, wie ea'uns die Referenten als Be^
weis eelnes hOherea Wlseehs geben, .mUesen wir ee en^>
weder hinnehmen, oder, wenn wir diefs nicht können, so
folgt vorerst nur das Negative , dafi sie uns hi«r mit Un-
recht eine solche Probe eraXhlen, woran dann suiiiiclist
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Dritt«« Kapitel. §.
471
nicht das Positive greii&t, dals jenes Wissen u ohl mir ein
na tiiriichet gewesen 9 sondern das, dafs die evangelischen
Emühler ein Interesse gehabt haben müssen , eine tiberna«
tSrliehe Kunde Jesu von seinem bevorstehenden Leiden eu
behaupten, ein Interesse^ welches schon oben auseinander--
gesest worden ist.
Was nan aber der Grand war» das yorherwtsten «l
cineai wirkliehen VergefiBhl sn ste!|(ern, und so die Scene
in Gethsemane auszubilden, liegt gletehfalls nahe. Einer-
aeits nfimlich giebt es keine angenseheinlichere Probe, dafa
Ton einem Erfolg oder Zustand ein Vorherwissen etattge-
fiinden hat, als wenn es bis nur Lebendigkeit eines Vor-
gefühls gestle;;en ist, andrerseits mufs das Leiden um so
furchtbarer erseheinen , wenn es schon im blofsen Vorge-
ffihl dem d^Bo Bestimmten Angst bis cum blutigen SohwelTs
und die Bitte um Entliebung ausprefst. Ferner aeigte sieh -
das Leiden Jesu in höherem Sinn als ein freiwilliges, wenn
er| ehe es iiusserlich an ihn kam, sich innerlich in dnssiei-
fce ergab; und endlieh mufste es der urelirisllichen An-
dacht erwünscht sein, dei| eigentlichen Kern dieses Lei-
^dens den jirofanen Augen, welchen er am Krenze ansge-
seaetwar, ku entziehen, und als ein Mysterium in den engei*en
Kreis einiger Geweihten »n vorliegen. Zur Ausstattung
«Iteser Seene bot sieh neben der Schilderung des Sehmei^
eens und Gebets, welche sich von selbst ergab, theils das
von Jesu selber (Matth. 20, 22 Lj zuv Bezeichnung seines
Leidens gebrauchte Bild eines n(»Tr^QinVf theils A.. T.ll^he
Stellen in Klagepsalmen, 42, 6. 12. 4.1,5., wo in derLXX«
i\w 7i6ni/.r:iog vorkommt, wobei das /( »c Itavatit Jon.
4} tf. um so näher lag, da Jesus hier wirklich dem Tode
«"^g^g^gl^ng* FriIhBeitIg mufs diese Darstellung entstan-
den sein, weil sieh sehon Im Hehrfterlnief (5, 7.) eine An-
sjticlung, ohne Zweifel auf diese Seene, findet. — Es war al-
so zu wenig gesagt, wenn Gabler die Engelserseheinung
für mythische Einkleidung der Thalsache erklärte, dafs
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\
»
47% Dritter Abiohnitt.
Jesus sich im tiefsten Schmerze jener Nacht pfSelich ge-
.ttJirkt gefühlt habe : da vielmehr jener ganze Seelenkampf^
weil auf nnorweisücheo Voraiuaeteiiiigeii niheod, «n^ie-
geben werden mafs.
Hieinit fallt das oben gestellte Dilemma weg, indem
wir nicht bioü eine von beiden, sondern beide Darstellun-
gen der lesten Stunden Jeto vor seiner Geffuf^gennehnang
als ^unhistoriseli beseiehnen müssen. Nor so viel bleibl voa
einem Unterschied des geschichtlichen Werths zwischen
der synoptischen Erzählung und der johanneischen, dals^
wlihrend Jene, so mn sagen, eine mytfaisebe Bildung erster
Potens ist, diese die sweite Polens traditioneller Gestal-
tung zeigt, oder naher ist jene schon eine Bildung
sweiten, und somit diese des dritten Grades« Ist nümlich
die den Synoptikern und dem Jobannes gemsinsaBie Dsufw
Stellung, dafs Jesus sein Leiden Torbergewufst habe, die
erste Umgestaltung, welche die fromme Sage mit der wirk-
lichen Gescluchte Jesu vornahm: so ist die Angabe der
Synoptiker, er habe sein Leiden sogar vorberempfnnden^
die swelte Stufe des Hythisohen ; daß er es aber, obwoiil
eres Torhergewufst, und auch frtther einmal (Job. 12,
271!'.') vorhergeschmeckt, doch schon lange zum Voraus
völlig überwunden, und demselben , als es unmittelbar
vorstandi mit ttnersehütterter Rnbo in's Auge gebückt he»
bo, — diese Darstellung des johamieisehen EvangellneM
ist die dritte niid hfjchste Stufe andfiobtigerj aber nnge»
schicbtiiober , Verschönerung.
S. 123.
Gefangen nchmung Jesu.
Genau susammentreifend mit der Erklärung Jesu M
die seblafenden Jttnger» dafs eben Jost der Verrjitber aalie^
ioll, wfthrend er noch redete, Judas mit einer bewaffbef^n
Macht herangerilckt sein (Mntth. *26, 47. parall. vol. Joli.
IS| Itiese Schaar kam den Synoptikern sufolge von
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tDrittea Kapitel. S* 473
den HoiienpriMtern und Ältesten^ and war nach Lukas toh
den gqwoffdlg wS IwffS angeftlhrt, also wabraehelnUeh ein«
Abdwttang Tempeltoldateii) an welehe tieh ObrSgens, ans
der Bezeichnung als ox^og und ihrer theilweisen Bewaff-
nung mit ^vloig au achlielaen , ^ noeh anderes Gesindel
tanialtaarisoh aogeaehlossen ma haben teheint; der Darstel-
lung bei Johannet sufolge, welcher neben den vTvrjQktaig
%wv aQxuQuov xal q>aQiaalwv von einer aneiQa und einem
Xß^^W^i ohne Erwähnung tnmnltuarischer Bewaffnung ^
aprioht, aeheint ea» ala hätten sieh die Jtfdisehen Obem
aueh eine Abthetlung rändselien Hilltärs aar Unterstfitanng
ansgebeten gehabt
Während sofort nach den drei ersten Evangelisten Ju-*
das Tortritt nnd Jesnm kfilst, nm ihn doreh dieses Terab»
redete Zelehen der anrSekenden Schaar als denjenigen kennt-
lich zu machen, welchen sie ku greifen hA'rte: geht Jaut
des vierten £vangeliums umgekehrt Jesus ihnen ^ wie es
scheint) Ter den Garten hinaus (^cit^ctfy)} entgegen, nnd
beaeiehnet sieh selbst als denjenigen , welehen sie soehen*
Diese abweichenden Darstellungen zu vereinigen , haben
Einige den Hergang sich so gedacht, dafs, nm eine Ver-
haftnng seiner Jänger an Terhttten, Jesns gleich anerst dem
Hänfen entgegengegangen sei, nnd sieh an erkennen gege>
ben habe; hierauf erst sei Judas hervorgetreten, und habe
ihn durch den Kufs bezeichnet *). Allein, hatte sich Je-
sns berdts sellMt an erkennen gegeben, so kannte Judas
den Knfs ersparen; denn dafs die Iiente der Angabe JesUi
er sei es, den sie suchen, nicht geglaubt, und noch auf
die Bekräftigung derselben durch den Kufs des bestoche-
nen Jdngers gewartet haben, kann nicht gesagt werden,
' wenn nach der Angabe des vierten Erangeliams Jenes iyii
üfu' so starken fiindmck anf sie maohte, dals sie an Bo-
1) s. LOeKB, s. d. St. Bass, L. J. §. 135*
f) Pavuis ex., Haadb. 3, b/$. 567.
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\
474 Dritter Abschnitt.
den Mwlien. Defit wegen haben Andere die Ordniiog der
firwMMt in der An nngelielirti dab Miem ündati yonu^
tretend I Jetn». durch den Knie beieiehnet| denn aber,
noch ehe der Haufe in den Garten eindringen lLonnte7 ^e-
eua cu ihnen hinaustretend sich zu erkennen gegeben ha-
be Allein^ wenn ilin Jndas bereite durch den Knie b^
seiehnelf und er den Zweck dee Knstee eo gut verefnnden
hiitte, wie es sich in seiner Ei*wiederung anf denselben
Luc V« 4S. ausspricht; so brauchte er sich nicht noch be-
eoiidere sn erkennen tu gelieny de er ecken iienntllch ge»
»HchC wer; ee nun Schutne der Jflnger nn thnn, wnr eben-
so überflüssig 9 de er an dem rerrätherischen Kusse mer-
ken mufste, es sei darauf abgesehen ^ ihn aus seinem Ge>
foJge hereussufangen ; that er et blofr um seinen Muth eu
neigen, eo wer diefe Inet etwee echnnipielertsch; Oberhaupt
eber kommt dadurch, daie Jeena nwlaehen den Judeikuis
und Ars gewifs unmittelbar darauf erfolgte Eindringen den
Schaar hinein dieser noch mit Fragen und Anreden entge-
gengetreten eeln eoU, fa» sebi Beneltmen eine Hast und £ü-
fercigkelt, welehe Ihm unter dieson- Umafinden eo Abel an-
steht, dafs die Evangeliäteii schwerlich beabstchri^cii ^ ihm
eine solcher aneuschi*eiben. Man sollte demnach iinerken-
»Ml, daft ren den beiden DareieOmigen keine daranf be-
rechnet Ist, dni*oli die andern erglnst cu werden indem
jede die Art, vtle «lesua erkannt wurde, und wie Judas
dabei thütig war ^ auf alidere Weise faist. Dafs JuiUs
5) Ll'cKK, 2, S. 50n. Has^, «. i. U. Olsmaüukk, 2, S. 435.
4) "VMe mag LCckm die Auslassung des Judaskusses ini johan-
neischea Evangelium daran» L'rAlärcn, dass er gar zu bekannt
gewesen sel| und wie Ikiesu ais Analogie das anfuhren« dass
lohaaaes auck die VcrkSndluUg des VerrMthers mit dem Syn-
edrium ttbergch^? ds swar diese Verkiadlung als etwas
hinter der Scene Vorgegangenes woM übergangen werden
konnte 9 keinesiivegs sber etwas, das, wie jener Kuss, so
gans im Vordergrund und Mittelpunkt der Handlung gesche-
hen war.
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Drittes KapIfteJ. |. IfS. m
Mr^g Ttifg mfXXetfiSm tw^fja5v gewaaen f O* f , IH.*),
darfn stimmen alle Evangelien zusammen. Nim aber, wäh-
rend nach der synoptischen Darsteliun|f aöm Gesohlift dea
JiiHaa amaar dar Orttbafiatohnang anoli naah die Besaieh*
niYviir derParsan ||[ati9rt, walahä dorah danKnft |vesahfafit:
lur^t Johannes die Thütieflceit des Verräthers mit der Be-
f^eiohnung des Orts ihr Ende erreichen, und ihn naah dar
Anknnft an Ort und Stella »afalg baf dan Übrigen atehen
^rxft Sk sr«r) IßSifitQ — » finf afmop. 5.^ Warmn die Je*
hanneische Darstellungf dem Judas das Geschäft der per-
aSnlichen Beseichnunor Jean nicht ertheilt, Ist leicht nn aa*
lian: damit ntmliah Jaana nicht ala ain Übarliafarter, aon-^
darti alt ain afch aalbat Übarllafamdar, *aonitt aaln Ijaldan
In höherem Grad als frei iibernonimenes erscheinen möchte.
Man darf sich nur erinnern, wie Ton Jebar die Gegfuer dea
C^hrifftenthoma Jara aalnan Weegnng ava dar Stadt In dan
ftbtfala^anan Gartan ala aahimpfliaha Vinaht var aatnan Pafn*
den aufrechneten um es bee^reiflioh xu finden, dftfs früh-
fseitig unter den Christen eine Neigung entstand, die Art|
wta er aich bai seiner Varhaftnn|f benahm | noch in höhe-
rem Grada, ala dle(b In dar ufawShnffchen ETaneralien tradi-
tio n der Fall war, im Lichte einer freiwiJligen Hingabe er-
acheinen zu lassen»
Reiht sieh nnn bei dan Sjnoptikam an den Joda-sIcnH«
elna ainsahneidanda Fm^e Jean an dan Varrither« aa tchlierat
sich bei Johannes an das von Jesu gresprochene : iyd fifti
die Erwfthnan|(y daCs vor diesem Machtworte die aü geiner
Varhaftong geliemmene Schaar enrackgawiaheri vnd r.u Bo-
den gafallan sei, ao daft Jesus seine Erkilirnna' wiaderho-
len , und die Leute gleichsam ermnthigen mnfste, ihn BU
greifen. Hierin will man neuerdings kein Wunder mehr
$) 8a tagt der Jude des Celsut bef Orig. c. Cels. ^9: hrrtif
Oigitized
erbttekMi» fondmi psyehologboh ioll der l^indnick Jesu
aaf diejenigen unter der Sehaar, welche ihn «eben eoast
iifters gesehen und gehört hatten, gewirkt heben; wobei
Man sich anf die Beispiele au« dem Leben eines Marius,
einet Coligny u. A. beruft Allein weder nach der eyii-
optischen Darstellung, laat deren es der tteceiehnmig Jee«
durch den Kufs, noch auch nach der johanneisehen, imeb
welcher es der Erklürung Jesu, dais er es sei, bedurfte,
war Jesus dem Haufen genauer, um wenigsten auf eine
tiefere Weise, beliannt; fene Beispiele aber beweisen nur,
^afs bisweilen der gewaltige Eindruck eines Mannes naHr-
derische Hände Einzelner oder Weniger gelähmt hat, nicht
aber^ dafii ein ganies Detaohement von Oerichtsdienem und
Soldaten nieht blofs BurOekgewIehen , sondern su Bodes
gefallen wäre. Was soll es nOtEcn, wenn LüCiff eneret
£lf|ige, dann den ganzen Haufen ^ niederstürzen läfst, wo-
dureh es vollends, unnttglich wird, sieh die Sache auf ernatp
hafle Weise rorsustellen? Wir Itehren daher un den Akea
Eurück , welche hier allgemein ein Wunder anerkannten«
Der Christus, welcher durch ein Wort ^eines Mundes die
feindlichen Sehaaren niederwirft, ist kein anderer, als der-
jenige , welcher nach % Theas. ^ , 8« den Antichrist am»
Xt'KJei Tij} nvtvttctti TU cofiaTog avi^^ d. h. aber nicht iler
historische, sondern der Christus der jüdischen und ur-
ehristlichen Phantasie. Der Veirfasser dlea vierten Evange-
liums insbesondere, der so oft bemerkt hatte, wie die Feinde
Jesu und ihre Schergen ausser Stands gewesen seien, Hand
an ihn su legen, weil seine Stunde noch nicht gekommen
gewesen sei (7, 30. 92« 44 ff« 8» 200» war veraniafii^ nan,
als die Stunde erschienen war, den wirklich gemachten
Tersuch zunächst noch einmal auf recht eklatante Weise
mifslingen cu lassen, sumal dieis guiia mit dem Interesse
6) LucKK, 2, S. 5971* OusADssK, 2, S. 455. Vgl. Thmgk,
S. 310.
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Orittei KapiteL f. 11$» ^iTV
MaaMi ewatfM»le, welehea fn-ikr BflMlwdUiif «Ifewr gaii*
eeii Sceiie ilui beherrscht, die Verhaftung Jedu i*ein nlg
Akt seines fi*eien Willens darzustellen. Indem Jesus die
Soldatefi durch die Maehl aeiaet Wortes lOederwirl^ g&ehl
er ihnen eine Probe, was er vemdeble, wenn- es «ihm um
Befreiung eu thun wäre, und wenn er sich nun unmittel-
bar darauf greifen iäfst, so erscheint diefs als die freiwil«
ilgste Hingabe« So gieiit Jesus im vierten Jbvangeünm eine
fiilLtische Probe jener Macht, welche er im ersten nnr mit
Worten ausdrückt, wenn er zu einem seiner Jünger sagt:
öoxtlSf oii i dvvcc/nixi a{nL naQaxccliacu %üv nazi^a
Nachdem hierauf der Verfasser des vierten Evangeliniiis
einen früher richtig auf die geistige Bewahrung seiner Schtt-
ier bezogenen Ausspruch Jesu (17, 12.), dafs er keinen der
ihm von Gott Anvertrauten verloren habe, sehr nnricbtig
in der 8oiffalt erfittllt gefunden, welche Jesas angewen-
det habe, dafs seine Jünger nicht mit ihm verhaftet wür-
den, stimmen nun sümmtliche Evangelisten darin eusam-
men, dals, als die Soldaten Hand an Jesnm nu legen an»
fiengen , ^er seiner Anhänger das Sehwert ge^ogen^ nnd
des Hohenpriesters Knecht ein Ohr abgelmuen habe, was
von Jesu raifsbilligt worden sei. Doch haben Lukas und
Johannes Jeder einen eigen thümliehen Zog. Abgesehen de«
von, dafs lieide das von den Vormiinnern unbestimmt go»
iassene Ohr als das rechte nffher bestimmen, nennt der lez*
tere nicht blofs den verwundeten Knecht mit !Namen, son*
dorn bemerkt auch| dafs der iiauende Jünger Petrus ge-
wesen sei. Warna die Sjnoptlker den Petrns nicht nen-
nen, hat man auf verschiedene Weise suerfciliren versucht«
Dafs sie den zur Zeit der Abfassung ihrer Evangelien noch
lebenden Apostel nicht durch Nennung seines Namens li»-
lien eompromittiren wollen gehört wa den mit fteeht
7) Faulus, ex. Hdb. 3, b, S. 570.
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408 Dritter Abiclinftt.
fiBMehallMiaii Fiktionen einer ftilteh pregietieirendrti JSi»
gese^ daf« sie aber auch sonst die Manien meistens Über-
geben'), Ut in dieser AilgemeinbeSt nicht einmal von Mnf-
thini welir» ipveteher wehi nnberiihnite) gieiehgAitige Pei^
' ^onen ongenennt lUlet, wie einen Jelmiy einen Baitinillus :
defB aber aas einer PetnisHnelcdote, welche so sehr in die
Rolle dieses Apostels pai'stoy der wirkliche MatthHus. oder
n«üli nnr die vulgäre J^Tengelientredition, so frttiineitig und
•ilgemdn den Nomen rsrloren lioben sollte, wird mnii niebt
. sehr glaublich finden. Weit eher könnte ich mir das l in-
gekehrte denkbar machen, da£B die Anekdote ursprünglich
ohne. Nomensengebe nnigelonfen wSre (nnd wornin solits
nicht oneh ein sonst minder ensgezeiehneter unter den An-
hfi:ngem Jesu ^ denn nach den Synoptikern »clieint es
Hiebt einmal nothwendig einer der Zwölfe gewesen sein
nu nillssen — dessen Nemo daher eher sn rergeseen wsr,
Marth nnd Übereilung genug gehabt Imhen, in Jenem Zeil-
pnnkt das Schwert su ziehen ?), ein späterer Referent aber
eine solche Handlungsweise dem raschen Ctmrakter def
Pe tnm besonder! angemessen gefunden, und sie doTswegcii
auH eigener Combinatlon ihm nngesehrleben blitto. Daas
brauchen wir uns auch nicht für die Möglichkeit, dafä Jo-
hannes den Namen des Knechts wissen konnte, auf seine
ßokannlsebaft im hohenpriesterliehen Hanse au berufen %
ao wenig Markus, um cur Kenntnift des Namens ron )e-
ne;m Blinden su gelangen, einer besondern Bekanntschaft
iffi Jericho bedurfte.'
Lukas hat bei dieser Sehwertseene das fiigenthflmli-
«eho, dais naeh ihm Jesus das Ohr des Knechts, %^ie m
scheint durch ein Wunder, wieder geheilt hat. Während
Olshadsen die snfriedene Anmerkung macht, dieser Lm-
•tand erkläre am hosten, wie Petrus sieh nnrerlett
8) Dert. ebendss.
9) 1/Vic L8cKS, XaMca und Olssaussh s. d. St.
«
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Dritt«» Kftpttel. §. 123. 479
*
rflckr.iehen Jionnte — H.is Kr.^tannen ilhor ilie flelliiTigr wor-
Hi* die Allgemeine Aut'iuerk8anikeit in Ansprach genommen
hüben: verfolgt Paolus selbst bU nach fiethtemne <len
Herrn mit natarilojier Erklfirong «einer Wunder* Jetot
soll ilas vervviindete Ohr Hnrch Hofüliinn^ Ccf^'cri/frOs) nn-
forsncliti und sofort angegeben haben, wns zum Bebnf iler>
Heilung sn thun* sei Ctaacno aivov) : hätte er ihn ^nrch
ein W^iiiider geheilt, so rnüfste doch «neh ein Erstsnnen
der Anwesenden g<'meldet sein. Solche ttu^lere! ist Hicfs-
mal besonders unnüthig, da das Alleinstehen des Lukss
mit dem frsglicJien Zug und der gsnse ZussmmenbAng
derSceneuMS deuflieh genng sngf, was wir Ton der Ssnhe
ea halten haben. Jesns, der so vieles Leiden, an M'elchem
er unschuldig war, durch seine Wunderkrsft gehoben hst-
te^ der sollte ein Leiden^ welehes einer yon seinen JAngem
aus Anhingliehlieit an Um, also mittelbar er sellist, verms
«acht hatte, ungeheilt gelassen haben? Diefs mufste man
bald undenkbar linden , und so dem Schwertstreich des
Petrus eine Wunderheilung von Seiten Jesu die ieste
in der evangelischen Gesehichte — sieh anschiiefsen«
Hieher, unmittelbar vor seine Abf&hrung, stellen die
Syno|Uiker den Vorwurf, welchen Jesus den ku seiner
Gefangennehmung Gekommenen machte, dafs sie ihn, der
Ihnen durch sein tägliches tfffentliches Auffcreten Im Tem*
pel die beste Gelegenheit gegeben habe, sieh seiner auf die
einfachste Weise zu bemüchtigen , — ein schlimmes An-
• seichen für die Reinheit ihrer Sache — mit so vielen Um-
ständen, wie einen Räuber hier aussen aufsuehen« Das vier*
te Evangelium läfst ihn etwas Ähnliches später cn Annas
sagen, dessen Erkundigung nach seinen Schülern und sei-
ner Lehre er auf die Öflfentlichkeit seines ganeen Wirkens, aujf
sein Lehren In Tempel und Synagoge, verweist C18, S§ f.).
Wie wenn er von ßeidem vernommen hätte, sowohl dafs
Jesus so etwas dem Hohenpriester, als da ('s er es bei sei-
ner Gefangennehmung gesagt habey läfst Lukas die Ho-
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britler Abtchitite.
henpriestir und Aitetten selbst bei der Verhafhin^ gf'^^n-
wArtig sein , and Jesum hier auf jene Weise zu iliaen
afurechen , was gewÜs nur Irrtham ist * °).
l^ech den swel ersten Evangelisten fliehen non alle
Jänger, wobei Markus den specleüen Zug hat, daft ein'
Jflngling , der eine Leinwand um den hlofsen Leib ge-
worfeni iiatte, als man ihn greifen wollte, mit ZuriiclL-
lassung der Leinwand naeJit davongeflohen seL Abge-
sehen von den mllssigen Vermnthangen Xiterer nnd sellist
neuerer Erklärer, wer dieser Jüngling gewesen sein mö-
ge, hat man mit Unrecht aus dieser Notiz auf nahe (ileich-
neitiglieit desMarlinsevangellamsgesehloesen, weil eine sol-
che iiieine, namenlose Anelidote nnr in der Nähe der Per-
sonen und Begebenheiten habe interessiren können"): da
doch dieser Zug selbst uns, in der weitesten Zeitferne ,
noch eine lebendige Anschauung von dem panischen Schre-
cken und der schnellen Flucht der Anhiinger Jesu giebt,
und also dem Markus, woher er ihn auch bekommen, und
■wie spät aneh geschrieben haben mag^ willkommen sein
muCste»
I. 114.
Jesu Vcrhbr vor dem Hohenpriester.
Von dem Orte der Gefangennehmnng lassen die Syn-
optiker Jesum warn Hohenpriester, dessen Namen, Kaiphas,
jedoch hier nur Matthüos nennt, Johannes aber zu Annas,
dem Schwiegervater des damaligen Hohenpriesters, und
von diesem erst su Kalphas. geführt werden (Matth. 26,
57 ff. paralL Job. IS, 12 fty. Und nwar wird, wie es
scheint, von dem Verhör bei Kaiplias, welches den Syn-
optikern Eufolge das Entscheidende war, im vierten Evan-
gelium nichts ersählt| nur aus der Verhandlung vor Anna»
10) ScuLBisiuiACHKii , Uber den Lukas, S. 290..
• 11) Pävuis, es. Uab. b, S. 576.
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Drilles l^apileL i. iU. 481
wird afaiifM N«h«re mkgelbeiiu Kiohli % daher der Hmp-
Monitllk näher, ale die Annehme, wie eie sich £• lehen
bei £uthyinius findet, Johannes habe vermöge seines Et*
gänsnagaewecks da« von den Synoptikern ttbergaageoe Ver*
hör rar Annas naehgeheil| daa Yor Keipha» aberi weil ea
Ten seinen Vorgin||[em ansMiriieh genug beschriel>en war,
tibergangen Diese Ansicht, dafs Johannes und die Syn-
optiker von gana verschiedenen Verhören reden, uird auch
iiaduMh betlftligt, dala der lahaU des Verbürs auf beiden
Seiten dhi gana verseiiiedener ist. Während nimUch hei
dem, welches die Synoptiker beschreiben, nach Matthäus
und Markus zuerst die fai&chen Zeugen gegen Jesum auf-
treten,-hierauf derHoliepriestar ihn fragl^ ob er sich wir^i*
lieh für den Messias ausgebe, und auf die Bejahung da*
von ihn der Blasphemie und des Todes schuldig erklärt,
woran sich Milsbandiungen schiieisen so wird in dem von
Johannes gesohiiderlen Verbiir Jesus nur naoh seineii Jün-
gern und «ach seiner Lehre gefragt , worauf er sich auf
die Öffentlichkeit seines Wirkens beruft, und nachdem tr
hierüber von einem Diener miCsliandeit worden wai^^ ohne
dals ein ürtheU gefäiit wäre^ weiter gpsoliiakl.]
Doch, wenn gleich der eigentiiche, Jesum betreffende
Inhalt der beiden Verhöre ein verschiedener ist, scheint
die Identität einer nebenherspieienden Begebenheit sie wie-
der an identifieiren , Inden sowoiii Joiiannes als die Syii-
optilKer, jeder Tiieil während des von ihm bescliriebenen
Verhörs, Jesum von Petrus verleugnet werden läfst. Lim
dem Widersprocb zu entgehen, dafs die Verleugnung des
Petrus nach den drei ersten £vangeüen wälirend des Ver-
hörs vor KaiphaS) nach dem vierten hei Annte vorgefal*
Jen sein müfste, hat man in der Darstellung des leztercn
£vangelinms Spuren zu entdecken gewufst, welche darauf^
isa deuten schienen, dals auch sein Berieht von einem Ver* .
1) Paulus, a. a. 0. S. 577. OUHAVSSS^ S. 244.
i^o« Jtäu iJ. Mond. 31
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49) Drieier ^»clinUtb
Mr M KaipliM so vet^ben wi. Gleieh von Aiif«iif nln-
tUihf nachdem von Amins, «Is fiem ntv^t()o^ lij Käiutfa,
die Rede gewesen ^ land mau et wunderbar, dafs nun eÜAe
nfihef« BeMichnuiig det iesteraii als üriieber» von Jenem
' verhfingniftvollen Rath^ Jek ll, 50, folge, wenn doch ao-
fort nicht ein von ihm, sondern von dem ersteren vorge-
nommenes Verhör erzählt werden sollte. Dann sei anch
in der Besehreibong des Verbör« selbst durohans vom Pa-
laste nnd von Fragen tS u()xt^Qitog die Bode, wie doeh
Johannes sonst nirgends den Annas, sondern nur den Kai-
pbas nenne. Dafs aber auf diese Weise schon von V. 16,
«n von etwas bei Kaipbas Vorgegangenem die Rede sein
follfte, seheInt vregen V. 24** nnmtfglicb, weil es hier erst
fieifst, Annas habe Jcsum ea Kaiphas geschickt, so dals er
jalso bis dahin bei Annas gewesen sein mufs. iScbneii be»
aonnen Msfe man daher den 24ten Vers dabin, wo man ihn
Jbranehte, nKmlicb hinter V« IS, nnd schob die 8ebnld,
dafs er Jeat weit später gelesen wird , auf die Nachläs-
' sigkeit der Abschreiber^). Da diese Umstellung, in ihrer
Veriamenbeit von icritisehen AnetoHUttn» als die willktihr^
liebste Oewalthllllb erteheinen mufke, so hat man sofort
versucht, ob sich nicht der Notiz V. 24, ohne sie wirk-
lich aus ihrem Orte zu rücken, doch eine solche Dentnng
geben lielse, dafs sie dem Sinne nach hinter V. 13« sn eie*
hen kSme, d. h. man nahm das ani^stk^p als Plusquamper-
fekt, und stellte sich vor, Johannes wolle hier nnehhulen,
was er bei V. 13. zu bemerken vergessen, dafs nämlich
Annas Jesnm alsbald sn Kaipbas gOBchickt habe , folglieh
das beschriebene Verbdr von diesem vorgenommen worden
sei Hiebei muTs man die allgemeine Möglichkeit einer
solchen enaUa^e temporuni nugeben, aber ebenso mufs
darauf beharrt werden , dafs dieeelbe nicht ohne Anden-
2) So z. B.' EmticDt s. d. St.
5} So Tmolvck, LCcn s. d. St.
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Oriltes Kftpitel. $. m.
48S
tnng im Zasammenhang sein darf. So, wenn hier «twa
V« 23. auf £inmai Kaiphas als gegenwärtig genannt wfire,
und non V. 24. folgte : an^eüia yoQ iL » ao Btäude
einer solclieii Aoffassniif nUikU im Wege: mm dbtr ist
sie durch niehts der Art nnterstÜBt. ÜberfcMpt, wie Ols-
HAUS£N richtig bemerkt, wer sich dem Eindruck der jo-
hanneisclien Erzählung alieiM filieKUefse, würde nie auf eine
andere Ansicht iiommen Iidnnen ^ als daie sie ein VerhClr
Tor Annas geben wolle; nur die Vergleichung der Synop-
tiker kann auf eine andere Deutung führen: zu einem so
achleehten Schriftsteller aber ,wh'd man dooh den Johannes
nicht machen wollen ^ da£s er durah seine OarsteUnog nn-
vermeidUehe Mifsverständnlsse Teranlafst haben sdUte, die
nur durch Zuhüifenehmen anderer Berichterstatter über
denselben Ciegenstand zu losen wären*
£s bleibt also dabei: Johaaaes ersälilt ein anderes
Verlidr als die Synoptiker, jener eines vor Annas, diese
eines vor Kaiphas. ^^Qyjenevg konnte er den gewesenen
Hohenpriester, der sugleich der Schwiegervater des regie-
renden war , so gnt nennen als Lnkas, 2 ; die ausführ-
liche Beseichnnng des Kaiphas aber konnte bei desien erst-
maliger VViedererwähnung nach dem berühmten ilathsclilag
passend scheinen, auch wenn* unmittelbar darauf nicht et-
was bei ihm Vofgefaüenes mu beiiolUen wafv Waram man
. «lesnm anerst an Annas führte, lälst sieh ans dem fiinflufs
erklären, welchen dieser Mann, auch laut A. G. 4, 6, nach
seinem Rücktritt von der hohenpriesterlichen Stelle noch im-
. mer aosgefibt an liaben aeheint. Dals nun aber der vierte
. Evangelist von dem VerhOr vor Kaiphas nichts Häher^s
angiebt, ist um so aullallender, da in dem vor Annas, nach
seiner eigenen Darstellung, nichts entschieden worden ist,
mithin die Gründe und der Akt der Vernrtheilnng Jesn
durch das jüdiselie Gwieht in seinem Evangelium durchaiis
fehlen. Diefs aus dem l^irgänzungszweck erklären, heifiit
dem Johannes ein gar s&u verkelirtes Verfahren aur Last
81 *
id4 Dritter Abschnitt.
legen, iIa, wwin. er da« Otiergieng , was die Andern sehon
hntten, ohne nneudeiiteii , dnfs er es nur defswegen wo^.
ÜeOi} er berechnen konnte, dadurch nur Verwirrung, und
' liegen sieh den Schein eines falschen Bericht«) sawege m
bringen» Die Meinnng, da(« de« Verhör Ter Annes des
Hauptverhör gewesen sei, and defswegen das andre über-
gangen werden dürfe, kann er auch nicht wohl gehabt
liaben^ da er [(einen Beschiolsy der in Jenem gefalst wor-
.den wäre^ anaugeben weil«; wufste er aber endlieh da«
Verhör vor Kaipbes als das Hanptyerhör, und gab doch
keine nfihere Auskunft darüber^ so ist freilich auch die(s
iMin geschicktes Verfahren su nennen«
In der Darstellnng de« Verhör« iiei Kalpha« finden
. swischen den beiden ersten Synoptikern und dem dritten
mehrfache Abweichungen statt. VV ährend nach jenen bei«
deui als man Jesum in den liohenpriesterlichen Palast brach-
te 9 die Scliriftgelehrten and AiteSten bereit« ▼er«ammelt
waren, und nun noch In der Nacht Ober ihn Gericht hiel«
ten, wobei zuerst Zeugen auftraten, dann der Hoheprie-
ster ihm die entscheidende fvti^ vorlegte, auf deren
Beantwortung hin die Versammlang ihn des Tode« «cbnl*
dig erklärte: wird nach der Darstellung im dritten Evan-
gelium Jesus die Nacht über im Palast des Hohenpriesters
nur einstweilen verwahrt nnd von der Dienerschaft mifs-
liandelty Iii« er«t mit Tageaanbmch da« Synedrium «ich ver-
sammelt, und nun, ohne dafs vorher Zeugen auftreten,
der Hohepriester durch jene eutscheidende Frage die Ver-
nrtheÜnng beschleunigt* Dafs 'non die Mitglieder des ho-
hen Raths schon ' in der Naoht, wfthrend Jude« mit der
Wache ansgerückt war, eur Empfangnahme Jesu sich ver-
«ammelt haben , könnte man unwahrscheinlich finden, und
inaofern die Darstellnng des dritten Evangeliums vorziehen
woUen, wetelie« «ie er«t liei Tagesanbruch sosanunenkoW
men lAfiit^): wenn sich Lukas nur nicht diesen Vortliell
4} So 8eaft«ttaMAcasR| über den Lukst,.S. ^5«
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Drillea KaplUL {. 124. 48S
düifamh selbtt wieil«r entetfge « daft er die tiobenpriester
und Ältesten bei der Gefangeniiehinung im Garten zugegen
seiniüüiti ein £ifer, der sie wohl auch getrieben haben
wArdeji eich aUbald sar eehleunlgen ßeflchlnftnahaie su-
aaauBensolhoii. Indefe aiieb bei Matthäus und Markus ist
das wunderlich, dafs, nachdem sie uns das ganze Verhör
SM mm t der Beschlaisnahme erafthit babeiii sie deck noch (ST^ !•
vnd 15| l.)Mgen: fgQtatag di yfvoiiivr>g avftßäUw ilaßoyyS»
dafs es scheiiVt, die Synedristen haben, wenn nicht gar sich
am Morgen wieder versammelt, da sie doch die gan»e
Nacht beisammen gewesen waren, doch Jost evst einen Be-
tehinls gegen Jesnm gefalsl, der schon in .der niehdichen
Versammlung gefafst worden war Dafs Lokas die Ver-
handlung mit den ip€vöofid(nvQeg Ubergeht, erklärt Schleier-
MACHBR ans dem Umstand, dals der Verfasser dieses Stücks
im dritten Evangelium »war vom Garten herein demZnge,
der Jesum geleitete, gefolgt, vom hohenpriesterlichen Pa-
iast aber mit de» meisten Übrigen ausgeschlossen worden
sei, mithin das in diesem Vorgefallene nnr vom Hörensagen
ersfthie. Aliein ein so nahes VerhültnÜs des Beriehterstat-
ters in diesem Abschnitt des Lukaserangeliums zur Thatsa-
che kann,, um aus dem Folgenden nichts zu anticipiren,
•nchnnr nm des£inen 2«ngs willen ron der Heilung des ver.
wnndeten Knechts nicht angenommen werden. Sondern in
der Uberlieferung, bis sie zu ihm gelangte, mnfs jene
Kotis abbanden gekommen sein, von weicher schon oben
hei einer andern Gelegenheit hat gehandelt werden müssen^
Wie Jesus anf die Aussage der falschen Zeugen niclils
erwiederte, fragte ihn den beiden ersten Evangelisten zu-
folge der Hohepriester, im ^Iritten isvangeiium ohne jene
Veranlassung das Synedrinm, ob er wirklich der Messias
Cder Sohn Gottes) nn sein behaupte? was er nach Jenen
5) ScHi.Ei£R]iu€ttsa a* a. 0«, vgl« Fanzscas, z. d« St. det Mattli«
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iM Dritter AbsehiiitL •
lief<leii'«bne WeU«pe9 ilsroh av elnag vimI iytS et fit befiifif,
and hinznsext, dafs sie ron jezt an , oder demnächst iari
SgtOfde* Menschen Sohn znr Rechfen der o^üttiicben Alacht
ittceiiy und in den Woiken dee Hioiinels kommen sehen
wttrden ; niieh Laka« hin|»e^n erklirt er snersf, dafs Ihn
'«eine Antwort doch nichts nützen werde, fiij^t Übrigens
hinsoi ¥on jezt an werde des Menschen Sohn zur Rech-
ten der gSttUehen Macht sitsen, worauf ihn Alle gespannt
f rächen, ob er demnach der Sohn Gottes sei? was er be-
jaht. Hier spricht also Jesus die Erwartung aus, durch
•einen Tod nonmehr sn der Herrlichkeit des messianischen
CHtsens sar Rechten Gottes, nach Ps« 110, 1, den er schon
Matth. 22, 44. anf den Messias gedeatet hatte, einzucrehen.
Wie lange er auch vielleiclit seine messianische V orlierrli-
ebong sich ohne Vermittlung durch den Tod gedacht fü-
llen mag, weil eine «olche Vermittlung in den Vorstei-
iiingen der Zeit ihm nicht scheint an die Hand gegeben
gewesen za sein: jezt, frefnngeny von seinen Anhängern
verlaüony dem erbitterten Synedriom gegenüber, nnfste
er einsehen, dafs, wenn er überhaupt noch die Überseo-
gung ron Betner MesslanftSt festhalten wollte, er su seiner
messiajuschcn Verherrlichung nur durch den Tod eingehen
kffnnej so dafs vielleicht eben jene lezte Noth des gefan-
genen Jesus die Gehnrtsstunde der Idee eines sterbenden
ttesstit War. Wenn den ewel ersten Evangelisten sofolge
Jesus zu dem xcfihjftevov ix de^iwv rrg Svmfiewg noch xal
iQXOfiCvov ifA t&f veq^eXwv rH iincofS seat, so sagt er, wie
aAbmi Mher, seine baldige Pamsle, und Ewar hier be-
sUnmit als Wiederkunft, voraus. Nach Olshaüsbn soll das
(in c(OTc des Matthäus nur auf xad-rjie^nv x, r. A. beaogen
werden, well es au eQxopevoy ir. t; A. nicht passen würde,
indem sich nicht denken lasse, wie Jesus sich damab schon
als demiiffehst Kommenden habe darstellen liönnen: eine
ledi^^lich dogmatische HedenkJichkeit , welche auf unsrcm
Utaadpuakt nicht stattiindet, auf keinem aber die gramma-
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l>r.iMe« Kii|»iteL S« lU.
tUche Auslegung so wett| wie hier bei OishausbH) Tevder«
ben sollte* Auf diegedschte Erklffrong Jesu eerreifst nach
Matthäus und Markus der Hohepriester seine Kleider, er«
klärt Jesum der Blasphemie für überwiesene und die Ver-
snmmlung erkennt ihn des Todes schuldig, wie aach naclk
Lukas die Versammelten bemerken | nnn brauche es kein
weiteres Zeugnifs mehr, dn die Terbrecherische Aussage
von Jesu selbst vor ihren Ohren gethaii worden sei»
Hieran sobiieist sich dann bei den beiden ersten Eran*
gellsten die Mifshandlung Jesu , welche Lukas schon vor
das Verhör, Johannes in das Verhör des Annas verlegt, —
^wahrscheinlicher y weil man nicht mehr genau wofste, wo
diese Mifshandlungen vorgefallen waren , als weil sie su
verschiedenen Zeiten und unter verschiedenen VerhXltnis-
SCJi wiederholt worden waren. Die Verübong dieser Mifs-
haiidiungen wird bei Johannes und Lukas ansdrflckiich
dort einem vnr^nhiiig^ hier den äifdQig awi%9nfs ^ov iL an*
geschrieben ; dagegen müssen bei Markus , wenn' er Im
l'oigenden die lnr^{tii(X(; von ihnen unterscheidet, die rfveg
i^mvovz^ einige von den namg sein, welche ihn eben
vorher verurtheilt hatten, und auch bei Matthäus, der^ oh-
ne ein neues Subjekt au setaen , nur durch rcts 7]Q^avTo
fortfahrt, sind es offenbar die Synedriston treibst, welche
sich Jene unwürdigen Handlungen erlauben, was Schlbikr-
MACHBE mit Recht unwahrscheiidich gefundeni und insofern
die Darstellung des Lukas der des Matthäus vorgeeogeu
hat Die Mifshandiung besteht bei Johannes in einem
ßackenstreich Qtinio^a^ welchen ein Diener, wegen einer
versMintiich unbescheidenen Rede gegen den Hohenprie-
ster, Jesu giebt; bei Matthäus und Markus ist es Verr
8)ieinng des Angesichts Ctytmi oav f/V id 7iQüUmioy c<tTö)>
•Schläge auf den Kopf und liackenstreiche , wozu, auch
nach Lukas, das kam, dals er bei verhalltem Haupt ge-
7) a. a. O.
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488 Orltier Abiehnltt
schlni^en und höhnend auffljefordert wurde, seinen messia-
nisehen SeherbMck durch Angabe des Thfifers zn beurkun-
den ^ Nach Olshaüsbv hat der Geiet der WeisM|[[iing
•I nicht unter seiner Wfirde gehelten, diese Rohhetten \m
Einzehien vorherzuverkÖndigfon, und zugleich die GerafUhs-
verfassung eu seichnen, welche der Ileih'ge Gottes der un-
heiif$[en Menie« entgeKenttellte. Richtig wird hiesa Je«.
50, df. enorefnbrt (LXX); xw vtSrov fiB SiSt&tta elc fiict^
yag, tag aiayovag ftö dg ()amaficiTa j zu 6i nQoatonov
fis we ani^QBilfa aTto alayv%ijg ifiTttvCftatafv x, t, vgL
Mich« 4, 14 9 and HBr die Art, wie Jesus das Alles ertrag,
die bekannte Stelle Jes. 53, 7, wo yom Rneebt Gottes des
Schwelgen unter den Mifshandliingen hervorgehoben wird.
Allein, dafs Jes. 50, 4fr. eine Weissagung auf den Mee>
elas sei, Ist ebenso g^n den Znsammenbang des Abscbnitts,
wfebel Jes. 53.'*>; foffrlleh mOfste das Zasamnentrefifen des
Erfolgs mit diesen Stellen entweder menschlich beabsich-
tigt, oder rein sufKlllsf gewesen sein. So wenig nun die
Diener and Soldaten bei Ihren Hifshandlongen die Absieht
gehabt haben werden, Weissagungen an Jesa In Erfilllang
gehen zu lassen: so wenig wird man diesem selbst das
Atfektirte easohreiben wollen, aus dieser Absicht geschwie-
gen in haben ; ans dem blolsen Zafali aber ein solches, aller-
dings, wie OLSRAüSBif sagt, in's Einzelne gehendes, Znsan*
mcn treffen heranlelten, ist immer mirslicb. So wahrschein-
lich es also auch der rohen Sitte {ener Zeit sufolge is^
dals der gefangene Jesas mißhandelt, ond nnter Andrem
auch so mlfshandelt worden Ist, wie die Evangelisten es
beschreiben : so läfst sich doch kaum verkennen, dafs ihre
ScIiUderungea nach Weissagungen gemacht sind , welche
mnn% da Jesas einmal als Leidender and UlTshandelter ge-
/
8) Dass MatAXns hier der VsrliUlloBg nickt gedeakt, ist eine
NseMüttlgkeil seiner Dtrttellung , da ohne jene Notit das
nfpqnfrf^v ». r. i. keinen reckten 8tan hat.
9) Gmwiui s. d. Aksck,
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Dritte» K^apiteL {.IM. 4S»
geben wih^ a«f ihn liesof ; ebente, wie nngenieeeen eemoh
dem Charakter Jesu ist, diese Mirshandliingeii geduldig er-
tragen, nnd unbefugte Fragen mit edlem Schweigen eorOck-
gewieten sa haben : te bitten doeh sebwerüch die Kran*
geileren dieCt ao oft nnd angelegentlieb bei^orgeboben
wenn es ihnen nicht darum zu tliun gewesen ware^ da-
durch A. T.iiche Orakel aia erfiUiit au aeigen.
f.
Die Verleugnung de» Petrui»
Bei der Abfflhrang Jeta a^s dem Oarten laaien die
swei tmten Evangelisten im Ängenblleii «war alle Jflnger
die Flucht ergreifen, doch folgt auch bei ihnen, wie bei
den übrigen I Petrus von ferne, und weifs sich mit dem
Zuge Eingang in den Hof des hohenpriesterlichen Paiastt
an verschaffen. Wahrend den Syno])tikem anfolge Petms
allein es ist, der diese Probe von Muth und Anhänglichkeit
an Jesum, die ihm aber bald genug lenr tiefsten DemQthi-
gnng ausschlagen sollte, ablegt: gesellt ihm das vierte £van*
geilnm den Johannes bei, nnd swar so, dals es dieser ist,
welcher durch seine Bekanntschaft mit dem Hohenpriester
dem Petrus Zutritt zu dessen Palast verschafft — eino Ab-
weichung) die mit dem ganaen elgenthfimlichen Verhältnilsy
in welches dieses Evangelium den Petras an Johannes sea^
schon früher erwogen worden ist
Sfimmtlichen Evangelisten sufolge war es in dieser avh^^
daCs Petras» eingeschflchtert durch die bedenkliche Wen-
10) Matth. i6, 63. vgL Markos 14, 61: 4 *j. i^idn:
Matth« 17| 12 : i9k¥ in§Mfiraro»
Matth. 27) 14* vgl« Marc. 15, 5 s mrV in Jhttx^fyn^ aOtf
fr l^/wö , <^'i Sav/Jai^iir ror ^yffiova Xtav,
Job. 19, 9 : 6 7* aaoM^toir m» tSauur tnh^
1) 1. Bd. 9, m.
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I
490 Dritter Abtelmitt.
f
iung iee SmIm JaM und die kehenpriMterlicbe Mcmar
8chaft, die -ihn amgab, den entstandenen rnid wiederhok
geffosserten Verdacht, daCi er zu den Anhängern des ver-
hkfleten GaUlXert gehöre, doreh wiederholte Versicherun«
gen, ihn nleht au kennen, nledersuschlagen anehte. Doeb,
wie bereits angedeutet 9 schon in Beeav anf den Inhalier
dieses Lokals findet eine Abweichung zwischen dem vier-
ten E?angeliam und den übrigen ataU, indem die Verieug-
nang naeh diesen im Palast des regierenden Hohenpriesterii
Kaiphas, vorgeiit, nach jenem im Palaste des Annas we-
nigstens begonnen, und wahrscheinlich auch fortgesezt wird,
£iitsehieden £üUt bei Johannes die erste Verleugnung ( IS,
170» wenn wir die im lösten §• beurtheiüen Aosgleichengs-
versuche als abg^than betrachten, während des Verkdrs
vor Annas, da sie nach der Notiz, dafs Jesus zu Annas
CV. 13.)> oimI vor der, dals er su Kaiphas geführt worden
ert (V* 24*)y steht; da non aber die swei weiteren AJile
der Verleagnnng auf die Erwihnnng der Abf^lhrnng ea
iCniphas ei*st folgen 25 — 27.) > und unmittelbar nach
Ihnen, die Abiiefemng an den Piiatns erzählt wird CV.äd.);
aa aeheioen der «weite nnd dritte Verleognungsakt aiieb
nach Johannes wffhrend des Verhörs vor Kaiphas , in des-
sen Paläste, vorgegangen zu sein. Allein diese Versohle-
deiihek der LokaÜt&t für die erste Verlengnnng und die
beiden foljgendeni welche ein theilweises Zasammentreffea
des vierten Evangelinms mit den Qbrigen würe, hat in der
Johanneischen Darstellung selbst ein lilnderiiirs. Nachdem
die erüe^ stihon eil der Pforte des Palastes von Annas vcr»
gefallene Verlad jpiung gemeldet ist, heifst es) die Diener>
aehafk hahö sich der Khite wegen ein Kohlenfeuer ange-
facht^ Si xai avtcjv 6 lUcQOi; tgwg xai r^e^fiaufo-
CVi 19^ > Wenn huii i|>liter die firaühlniig von der
nWdimi und dritten Terleugnung fast mit den nimlieiien
Worten : ijy de ^lfi(x)v fltiQog tcwg xal i}eQiitaiv6f(€rog (V. 25.)
sieh eröffnet: so kann man nicht anders denken, als durch
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%
Drittes Kapitel. ISS. 401
Jene ertte Brwilimitig dee KoMenfeners , und d^fs Petrns^
SU demselben getreten, solle der Umstaad eingeleitet wer-
den^ dal« die sweite and dritte Verlengnoiig an dieteai
Feaer,. also gleiehüdls noch im Hanse des Annas ^ rwg^
füllen seL Zwar sprechen die Synoptiker (Marc. V. 54.
Luc. V. 55.) auch im Hofe des Kaiphas von einem Feuer^
an welchem Petrus (nur hier sitzend , wie bei Johannes
•tehend) sieh gewinnt habe: doch daraus folgt nicht, dafs
auch Johannes im Hofe des regierenden Hohenpriesters ein
Shnliches Feuer sich gedacht habe, wie er nur bei Annas
eines seichen gedenkt. Wer daher die Vermothang des
Enthymlns so künstlich findet, dsfs'die Wohnongen dee
Annas und Knijihns vielleicht einen gemeinschaftlichen Hof^
räum gehabt, und folglich Petrus nach der Abführung Jesu
▼oni ersteren aum ieateren an demselben Fener iuibe ste«
hen bleiben können , der nimmt lieber an , die sweite und
dritte Verleugnung sei dem Johannes zufolge nicht nach,
sondern eben während der Abführung Jesu Ton Annas an
iUiphas geschehen
Bleibt somit die Differena der Evangelien in Beang aof
die Ortlichkeit der Verleugnung eine totale, so haben die
Einen zu Gunsten des Johnnnes sich dahin entschieden,
dals die versprengten Jünger über diese Scenen nur frag-
mentarische Nachrichten gehabt, und der In Jemsalem nicht
einheimische Petrus selbst nicht gewufst habe, in welchen
Palast er au seinem Unglück hineingekommen war, son-
dern er^ und nach ihm die eraten Evangelisten,, haben ge-
meint, die Terleugnungen seien im Hofe des Kaiphas vor-
gefallen, was jedoch der in der Stadt und dem hohenprie-
steriichen Palast bekanntere Johannes berichtige^). Al-
lein auch daa Unglaubliche sugegeben^ daia Petras irrig
2) So ScHLiTHMiCMia, über den Lukas, S. 289* Ouiuvsm, 2,
S. 445.
3) So Favujs, a. a. O. S. 577 f.
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t
49% Drittel* Ab«ciiiiitt«
fi»iint hfhm mdUty im PdMte dts Kaiphnt pl««g«el wm
ImJmii, so liiCte doeh gewUii JotumneSf der in dieaea Ta-
gen Qm den Petrus war, seine Aussage gfeich dnmaJs be>
richtigt, «o dal« jene irrige Meinung sich ger nicht häUm
fisirai JUtaatn. Ümgakehrt, den Sfnoptikern recht gefo»
ken bei ouia noeRetpect vor Johanne« immer nor to, dab
man durch eine jener Künsteleien diesen gütlich auf ihre
Seite so sieben, and auch das von ihm Berichtete als et.
was Im Lokal des Kaiphas Vorgefallenes darsastelien snelila»
Statt dessen mfiCite aber Tielniehr) wer den Synoptikem
recht geben wollte | den Johannesides Irrthums beschuldi-
gen j wie j wer Ihm beistimmt , die Synoptiker ; ein Dilem»
mukj In welehem uns für die eine oder andere Seite n ent*
•eheiden) wir nieht die erforllehen Mittel haben«
Li Bezug auf die einzelnen Akte der Verleugnung stim-
men s&mmtilche £vangeiisten darin susammen^ dafs es de>
mi gMBila der Vorhersage Jeso, drei gewesen seien; aber
in der Besehrelbang derselben weichen sie ron einander ab.
Zuerst Orte und Personen betreffend, geschieht nach Jo>
hauMOS die erste Verleugnung bereits heim Eintritt des Pe-
tras gngmi aifia noidlant^ ^hffmQog (V. 17.): bal den Syn-
eptikem erst im Innern Hofranm, wo Petras am Fener
safd, gegen eine natdlayefj (Matth. V. 69 f. parall.). Die
Eweite geschieht nach Johannes (V. 25.) und auch nach
^Lokasy der wenigstens keine Veränderung des SUndpunkts
anmerkt (V. JÜl), am Feuer: bei Matthias (V. 71.) nnd
Markus (V. ÖS ff.), nachdem Petrus in den vorderen Hof
(nvXtiwf tSQOtnliw) hinausg^egangen war; ferner nach Jo>
l kanries gBfnt mehrere , naeh Lukas gegen Einen Mann;
naek Müthlas ^egea eine andere, naeh Markos gegen die-
selbe Magd, rDr welcher er das erstemal geleugnet hatte.
Die dritte Verleugnung geschah nach Matthäus nnd Mar-
^kaS| ^e k^ne Ortsrerinderang g^en die aweite bemer-
kon, glelohfaOs Im rorderen Hof: nach Lukas nnd Jolwn*
neS| iofe^ sie gleichfalls keines Lokal Wechsels gedenken,
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Driteps KApit"^!. S« 125.
*
ahne Zweifel noch im inneren , am Feuer; femer nAeh
MntthMMS und MarlLus gegen mehrere Umstehende e nueh
JLakas gegen Einen: nach Johannes bestimmt gegen einen
AnvervTandten des im Garten verwundeten Knechts«^ Was
far*e Andere die Reden betrifft | welche bei dieser Gele»
genheit gewechselt werden, so slrid die Anreden der Leute .
bald an Petrus selbst, bald an die Umstehenden gerichtet^
um sie auf ihn aufmerksam zu machen, und lauten die bei»
den ersten Male siemlich gleich dahin, da(s auch er einer
▼on den Anhfingem des eben Verhafteten an sein scheine;
nur bei*m drittenmal, wo die Leute ihren Verdacht gegen
Petrus motiviren wollen, gebrauchen sie nach den Synop«
tikem als Beweisgrund seinen galilftischen Dialekt^ bei Je*
hannes beruft sich der Verwandte des Malchus darauf, ihn
in Garten bei Jesu gesehen zu haben ^ wo die erstere Alo-
tivirung ebenso natürlich, als die eweite,. sammt der Be-
aelchnung dessen, der sie vorbrachte, als eines Verwand*
ten Jenes Malchus, kllnstllch und gemacht klingt, um die
Beziehung jenes Schwertstreichs auf Petrus recht fest in
die Erzählung zu verweben. In den Autworten des Petrus
findet die Abweichung statt, dafs er nach Matthäus schon
die Bwelte, nach Markus erst die dritte, bei den beiden
andern gar keine seiner Verleugnungen durch einen Schwur
bekrtiftigt; bei Matthäus ist dann an der dritten Verleug^
nnng die Steigerung dadurch hervorgebracht, dafs sn dem
Oftpvcw noch das utaram^eftcai^aiv gefügt ist, was den an«
dern gegenüber allerdings als übertreibende Darstellung
erscheinen kann» *
Diese so verschieden erzfihlten Verleugnungen derge« ,
atalt ineinander einsuschiebeu , dafs kein £van(;elist einer
unrichtigen, ja auch nur ungenauen Darstellung beschuldigt
werden mülste, war nun ganz ein Geschäft für die llarmo-
nisten. Piicht nur die filteren, supranaturalistischen Aus-
leger, wie Bbrobl, haben sieh diesem Geschttft unterzo-
gen, sondern auch neuestens noch hat sich Paulus viele
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Dritter Ab^chuitt
'Mühe gesehen , die verscliiedenen , von den £vaigeiisteti
enähitea Veriet]|i^aiiiigMkte in •chickiiclie Ordnung mmd
pragmacischeo Zamnienhagg wm Mog^a. Haeh ihm Tcr-
kognet Petras den Herrn
1) Tor der Pförtnerin Clte Verleugnung bei Johannes) ;
2) vor mehreren am Feoer Stehenden (2te bei Job.) 9
5) ¥or idoer Magd am Feuer (Jkte bei den Synoptikeni) ;
4> Tor einem, der nielit niher beseichnet mird (Stn
bei Lukns) ;
beim Ilinausgehen in den Tordem Hof vor einer
Magd (.2ie iiei Matthlna vnd Markus« Ans dieser
Verleugnnng mfilsfe Paitlds eonseqnenterweise nwei
DLacbeii, da die Magd, welche die Luistchenden
aaf den Petrus aufmerksam macht, nach Markiu
dieselbe mit No. 3.^ nach Mattbäns aber eine anders
war);
6) vor dem Verwandten des Malchus (dritte bei Joh.);
7) ¥or einem, der ihn am gaiiläischen Dialekt erkennen
will (dritte bei Lnkas) , welchem sofort . |
S) mehrere Andere beistimmen, gegen welche sich Pe- j
trns noch stärker bethenert, Jesum nicht za kennen
(dritte bei Matthäus und Markus).
Indefs durch solche vom Reqpect vor der Glanbwfir-
digkeit der Evangelisten eingegebene Auseinanderhaltung
ihrer Berichte kam man in Gefahr, die noch wichtigere '
I
Glaubwürdigkeit Jesu anzutasten^ denn dieser hatte von 1
dreimaligem Verleugnen gesprochen: nun aber soll Petrus,
je nachdem man mehr oder minder consequent im Ausein-
anderhalten ist, 6 — 9 mal verleugnet haben. Die ältere
Exegese half sich durch den Kanon: abn^^atio ad plures
plurium interrogationes facta uno paroxy^mof pro una
nwneraiur^y Allein auch die Znifisslgkeit einer solchen
Zählung eingeräumt^ so müfsten^ da jeder der vier Rciereii-
4) Basssiy im Gaomon*
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Drittes Kapitel. $. Vli
495
ten zwischen den eiiiseliion von ihtu berichteten Verl^ag-
niuigen mtdstßoa gröfnerm oder kleipei'e J&%vi8clienzeiten be«
merklich miMsliCy nUemal gerade die voii verschiedenen Evan-
gelisten ersühlren, also eine von MatthlUis berichtete mit
einer von iMarkus u. 8. f., in Einem Zuge geschehen sein:
was eine durchaus wilikührliche Voraussetzung ist. Daher
hat .man sich neqerlicli lieber dai*anf berufen, dafs das TQ§g *
im Munde Jesu nur eine runde Zahl fOr eid wiederholtes
Verleugnen gewesen sei, und dafs Petrus, einmai iu ilie
\ erlegenheit vermeintlicher ^otiiliigen versunken, seine Be*
, theurungen eher ge^eu 6—7^ als blo£» gegen di^ei argwtfli«
. nisch Fragende wiederholt haben möge Allein , wenn
man auch nach Lukas (V. 09 f.) die Zeitdi.stanz von der
ersten Verleugnung his zur lezten zu mehr als einer Stun«
de anschlägt, so ist doch ein solches Fragen aller licnto.
an allen £nden and Ecken* und dafs bei diesem so allire-
meinen Verdacht Petrus doch frei ausgieng, höchst unwahr-
scheinlich, und wenn die Erklärer die »Stimmung des Pe«
trns während dieser Scene als eine völlige Beiäubnng be-
echreiben so geben sie hiemit vielmehr die Stimmung
an, in welche der Leser hineingeräth , der iu ein solches
Gedränge von immer sich wiederlioleuden Jt'ragen und Ai^
werten gleichen Inhalts, dem sinn* nnd endlosen Fort-
achlagen einer in Unordnung gekommenen Uhr vergleich«
bar, sich hineinversetzen sull. Mit Kccht hat Olshausen
die Bemühung, dergleichen Diiferenzeji weg»ttschaä'en^ ala
eine unbelohnende von der Hand gewiesen: doch sucht er
theils selbst unmittelbar darauf an einigen Punkten dieser
Krzähiung die Abweichungen auf gezwungene VV^ei^e aus-
sugleichen, theils^ wenn er dai'auf besteht, dafs gerade
drei Verleugnungen vorgefallen , so hat doch wieder PÄl*
Lus das Richtigere gesehen ^ wenn er das absichtliche Be*
5) PiUivSi a. a. O. 8. 57B.
6) UsM^ Getddaiite Je^u, 2, & 343.
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0
AM Dritter Absckaitt.
atnhen der EwtmgeUUm hoMfrUifh macht, eben eine drei-
st» scnlehst Biit Kltffcdchf mmt die Veifcuieg— g Jcm:
eUeifi, daf« dieser gerade so bestimBit Ton drei Verleognongt»
filUea gesprochen bebea teilte , Ist ebenso anweliraelien-
lieb, ab dele er, weM er iem A— dhroek; tgts^ gebnaelite,
Jhü Meie eprtiehwdrtllch gemeiat hebe. Seadeni beide
Dreisehlen sind wobl aach hier, wie sonst so oft, in der
ftege entstanden , so dafii^ was an jenem Abend riellekkt
mm wiederholten Helen Cnnr nicht 8—9 mal) Torgekoauaca
war, aaf dreimal ixirt, ond demgemlft aach Jesa eine
Torherverkiindiguiig eben dieser Zahl von Verieugnongen
in den Mond gelegt wurde.
Den Endpunkt und gleiditeni die Katastrophe der
ganeen Verleugnun^-i/e schichte Aihrt nach allen Bericbtea
iler Vorhersagung Jesu gemäfs das Krähen des Hahns her-
bei. I9ach Markus kriiht derselbe schon nach der ersten
Verlengnong (V. 68.)) nnd dann nach der dritten sum swei-
fcnmal: bei den Übrigen nnrEInmal, nach dem lesCen Ter-
lengnungsnlit. Während mit diesem Datum Johannes sei-
ne Darstellong beschliefst, fügen Matth£us und Markös
poch hinan ) dafe Fetme hei dem Hahnenschrei sich der
Voranssngung Jesu erinnert und geweint habe ; Lokas aber
hat die elgenthtimliche Ansführung, dafs bei'm Krähen des
Hahns Jesus sich umgewendet, und den Petrus angesehen
habO} worauf dieser, der Voraussage Jesu eingedenk, in
bitteres Weinen ausgebrochen sei. Da nun aber nach den
beiden ersten Evangelisten Petrus nicht in demselben Lo-
kal mit Jesu, sondern e^cj C^Iatth. V. 69.) oder xario CMaie.
V« 60.) er rfj ftvlff j also Jesus Innen oder oben Im Palast
war, so mufs man fragen, wie denn Jesus die Verleognan-
gen des Petrus habe mit anhören, und liierauf ihn ansehen
können? Auf das Lestere bekommt man gewöhnlich die
Antwort I Jesus sei Jost eben aas dem Palast des Annas
In den des Kalphes abgefilihrt worden, nnd habe im Vor>
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I
Drittes Kapitel. $• 407
•
fibergehen den schwachen Jünger bedeutend angesehen 7).
« Allein von dnem solchen Abführen weifs Lukas nichts;
«neh lantet scfbi CQaq^elg o KvQiog iyißleipe t(p Tlk^qf nicht
sowohl, wie wenn Jesus im Gehen, als wie wenn er,
abgewendet stehend, sich naeh Petrus umges^en hätte;
endlich aber ist durch jene Voranssetxnng noch nicht eif>
klärt) wie Jesns mnr Kenntnlfs von den Verlevgnnngen
des Jüngers gekommen war, da er bei dem Getümmetdle^
ses Abends doch nicht wohJ , wie Paulus meint, im Zim*
»er den auf dem Hof lavtredenden Petrus hören konnte.
Freilich iindet'^ich Jene aasdrfickiiche Unterseheidnng des
Ortes, wo Jesus, Ton dem wo Petrus war, bei Lukas
nicht, sondern nach ihm könnte auch Jesus einige Zeit im
Hsf sich haben aufhalten müssen: allein theils ist hier die
J^arstellnng der andern an sich wahrscheinlicher, theils '
macht auch die eigene Erzählung des Lukas von den Ver-
leugnungen von vorne herein nicht den Eindruck , als ob
Jesus in onroittel barer Nähe gewesen wäre. Man hätte
sich übrigens die Hypothesen snr Erklämng Jenes Blicks
ersparen können, wenn man auf den Ursprung dieses Zugs
einen kritischen Blick gerichtet hätte. Schon die Unklar-
heit, mit welcher der in*der gansen früheren Verhandlung
hinter die Seene gerilekte Jesus hier auf einmal einen Blick
In dieselbe wirft, hättOj susammengenommen mit dem Still-
schweigen der übrigen Evangelisten , ein Fingerzeig sein
sollen, wie es mit dieser Notis steht. Dann, wenn hinzu-
gesest wird, als Jesus den Petras anblickte, habe sieh. die-
ser des Worts erinnert, welches Jesns Mher über seine
bevorstehende Verleagnang zu ihm gesprochen hatte: so
hätte man bemerken kännen, wie der Blick Jesu nichts
Andres ist , als die sor äussern Anschauung gemachte Er-
innerung des Petras an iie Worte seines Meisters. Zeigt
die hierin einfachste johauiieibche Erzählung nur objektiv
7) pAOUrs und OLtiuvtsu x. d. St. ScmrasMAcatSi #. a. O. S. 289.*
Dmt LäUm Juu iL Bamd. 33
Digitized by Google
498 Dritter . Abtchnittt
' das ElntrefFen der Vcrbeifsung Je«« dureh diia KrJllien di»t
Hahnes an; fügen die Bwe! ersten Kvnngellsten liie/u mich
den subjektiven Eindruck, \%'e|cheii dieses .Zusamnientrpf«
fen aof den Petrus m nebte: to wendet Lnkaa diefs wieder
objektiv » und Jlifst die sehmerabaflte Erinnemng «n die
Worte des Meisters als einen dnrch bohrenden Blick von
diesem in das Innere des Jüngers dringen«
Der Tod des VerrHtbers.
Anf die Nachricht ^ daia Jesus zum Tode verurtheiit
aei) IlUat das erste Evangelinm (27, 3 ff*) den Judas, von
Reae ergriffeni mu den Hohenpriestern und Altesten eilen,
um die HO Silberlinge, mit der Erklärung, dafs er einen
Unschuldigen verrathen habe, ihnen zurückzugeben. Ais
aber diese bdhnlscb alle Verantwortlicbkeit Air jene Tbat
anf ihn allein sebieben: geht Judas, nachdem er das Geld
iai Tempel hingeworfen, von Verzweillung getrieben, weg,
und erhängt sich. Die Synedristen hierauf kaufen um das
von Judas nurttekgegebene Geld, welches sie als Blutgeld
nieht In den Tempelsebaa legen an dttrfen glauben, einen
Tüpfersacker, zum ßegräbnifä f ür Fremde. i*iezu bemerkt
der Evangelist zweierlei : erstlieh, dafs eben dieser Art der
£rwerbnng wegen das Grundstück bis anf seine Zeit Blut-
aeker genannt worden sei , und sweitens , da(s durch die*
sea Gang der Sache eine alte Weissagung sich erfüllt ha-
be. — Während die übrigen Evangelisten über das Ende
des Jndat aekweigenj finden wir dagegen in der Apostel*
gesehiehte (1, 16 (F.) einen Berieht über dasselbe, welcher
von dem des Matthäus in mehreren Stücken abweicht.
Petrus, wo er die Ergänzung der ajiostolisclien Zwölfzalil
dnreh die Wahl eines neuen Mitgliedes in Antrag bi*ingtj
findet angemessen, nuvor an die Art, wie die LOeke im
Apostelkreise entstanden war, d. Ii. an den Verratli und das
£nde des Judas, zu erinnern, und sagt in iezterer Bezie-
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Drittes KapiteL $. 126.
Illing, der Verrjither habe für den Lohn seiner Schandrhat
^^in Urundstdck sieh erworben » sei aber jtJÜiiigft faerabge«
stArst, und nltCen enteweigeborsten , so dafs alle iKnge«
weide herausgetreten seien; das Grundstück aber habe
man) well die Sache in ganz Jerusalem beiNumt gewor» /
den, aHBUaftcif d* h« Biatiand, geheifseit« Weso- dann der'
Referent den Petros bemerken läfst, dafs dtdoMb*»»!!
Psalmstellen in Erfüllung gegangen seien«
Zwischen «^esen beiden ßerichten findet eine doppelte
Abweichnng statt : die ein« Aber die Todesare des- Judar ,
die andere darüber, wann nnd von wem das Gmhdstflek
erworben worden sei. Was das Erstere betrifft, so ist es
nach Matthäus Judas selbst, welcher aus lleue und Veiv
ftweiflang Hand an sich iegt: wogegen in der A*'G. ^im
keiner Rene des VerrUthers die Rede ist, «nd sein Tod
nicht als Selbstmord, sondern als zufälliger , oder näher
vom Hinunci zur Strafe verhängter Unglücksfall erscheint^
ferner ist es bei Matthäus der Strick , darch weichen er
sieh den Tod giebt: naek der DarsteUnng des Petrus ist
es ein Sturz , der durch ein gräfsliches Bersten des Lei-
bes seinem Leben ein lünde macht. Wie thätig von jeher
die Harmonisten gewesen sind, diese Abweiehkibgen anssu»*
gleichen, mag man' bei Suicbr >) nnd KüihÖl nacklesen:
iiier sollen nur kurz die Hauptversuche aufgeführt wer-
den. Da die bezeichnete Abweichung iiiren Uauptsiz in
den \Yorten mt^y^ca^o bei Matthäus, nnd nftpfi^g ^evofiepog
bei Lukas hat : so lag es am nächsten, nunnsehen, ob nickt
der eine dieser Ausdrücke auf die Seite des andern zu
eiehen wäre. Diefs hat man mit anr^y^aro auf verschie-
dene Weise versucht, indem dieses Wort bald nur die
Beängstigungen des bösen Gewissens bald eine Krank«
1) Tkeiaurtts, t. v. andyx«*
uy Gaonvi.
ZI •
Digitized by
500
Dritter Abschnitt.
heit in Folge derselben bald jeden aus Schwerinuth und
Vemwelflong gewühlten Tod bedeuten sollte^), wozu dann
erst das itQipf^e yarofavog ir» L der Apottelgetcbiehte da«
Geniiaere naehbringe, dafii die Todesart, so welcher den
Judas das bose Gewisi^en and die Verzweiflung trieb, der
^ Stars von steiler Uöhe herunter gewesen sei. Ander«
haben imgabebrt das nQr^vi]g jy€v6§i9vog imjySato aa^
anpassen gesucht, In der Art, dafii es nichts Anderes ana«
drücken sollte, als dasjenige als Zustand, was das un/^y^Ldo
als Handlung : wenn dieses dnreh <e suspendii , so sollte
Jenaa d«vch dii^peajus tfbaraeaft werden — Der offenlin-
ren Gewaltsaailieit dieser Versuche >gegenllher haben An-
dere mit Schonung der natürlichen Bedeutung der beider-
seitigen AnsdraeiLe die abweichenden Berichte durch die
Annabne Tereinigt, dais Matthäus einen frOberisn, die A. G.
einen späteren Moment In dem Hergang bei dem Ende dea
Judas berichte. Und zwar hielten einige der älteren Er-
klärer beide Momente so weit auseinander, dafs sie in deaa
ani^Y^awo nur einen milalungenen Versuch cum Selbstmord
sahen, welchen Judas, indem der ßaomast , an den er
sich hängen wollte, sich bog, oder aus sonst einer Ursa-
.ehe, fiberiebte, bis später die Strafe des Himmels durch
das ngrjvijg yevofiBvog ihn ereilte'). Allein, da^Matthäua
sein aTVi^y^aTO offenbar in der MeinOng und Absicht sezt,
von dem Verräther das Lezte zu berichten: so hat man in
neuerer Zeit die beiden Momente, In deren Bericht sich
daa erste B?angelium und die A« G« theilen sollen , näher
ausammengesogen, und angenommen, Judas habe sich auf
3) Hkiasius. ^
4) Pbrizonivs.
5) So die Vulgata und Erasmui. S. gegen alle diese Deutungen
HuintfL, in Matth, p. 743 ff.
Q Oekumeaius tu A» G. 1: 6 *Mmt im %nai4^9 r| iy^ivn,
ilt hfiflUt^ mmt§¥9X^*U "f^ ino/mny^a». Vgl. Thcophy*
^ lakt SU Matth. 27, und eüi Schal. *AnoltvaQ{» hei MAmtAai.
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Drittet KapiteL (» 120. 501
einer Hohe an einem ßaome aafliängen wollen, da aber
derSlrick rifty oder der BaanMt bmeh, ael er UberMbrof*
fe Klippen onA spltise GesMaehey die Minen Leib ner-
fleischten, bis in*s Thal heruntergesttiriet Doch schon
der Verfasser einer Abhandlung über die ieelen Schiclitaie
des Jttdaa in Schmidt*« Ilibliothek bat et anffallend ge-
funden, wie getrealioh «leb naeh dieser Annahme die bei-
den Erzfihler In die Nachricht getheilt haben mUfsten, In«
dem nicht etwa der eine das Unbestimmte, der andere das
Bestimmtere berichte, sondern beide em£[den bostiaimty
■nr der eine den ersten Theil der Begebenheit ohne den
Bweiten, der andere den sweiten, ohne den ersten an be-
rühren , und Ha8B behauptet mit Recht , beide Berichter-
statter liaben Jeder nur den von ihn anfgenomnMnen Thab-
bestand gekannt, da sie sonst die andofe' HülAe alcht hlt»
ten auslassen können
Nachdem wir so an der ersten Dififerenn die Vereini'* ,
gwngsversnche haben sclieitem sehen, fragt sich nnn, oh
die andere, die Erwerbung des Orondstttcks hetreffBnde,
sieh leichter beilegen läfst. Sie besteht darin, dafs bei Mat*
thäus erst nach des Judas Entleibung die Synedristen füt
das Ton ihm enrflckgelassene Geld einen Acker (und awar
▼on einem Töpfer — eine Bestimmung, die In der A« G.
fehlt) erkaufen: wogegen nach der A. 6. Judas selbst
noch das Grundstück für sich erwirbt, und auf demselben
irem j&hen Tode ereilt wird; so da(s nach diesem Bericht
7} So, nach Casaubonus^ Paulus, 5, b, S. 457; Küiköl, in Mallh.
747 f., lind mit halber Beistimmung Olsiiaüskk , 2, S. 455 f.
Selbst Fritzsciik ist durch den langen Weg bis zu diesen
Iczten Kapiteln des Matthäus so matt gemacht, dass er sich
bei dieser Ausgleichung beruhigt, und unter Voraussetzung
derselben behauptet , dass die beiden Berichte smicissiaM
conspiriren,
£ 8} 2. Bandy 2. Stttck, 8. M f.
9) L. h 152.
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, Dritter Abschnitt.
fian Granditllok von dem darauf verpoggenen Blnfp des
VerHlthert , naeh Jenem von dem «m Knofpreifs desselben
klebenden Bhite Jeen ay(uiq oder x^'^qIow uSfwros genannt
'Worden r.n sein scheint. Hier ist nnn die Aiitdrvefctwei-
fe des Matthilus so bestimmt, dafs an ihr nicht wohl zu
-Gunsten der andern Nachricht gedeutelt werden kann : weh}
eber hat das hnriaaro in der A. 6. eingeladen, ea nach
Matthäus nmzndenten. Dörch den VerrÄthcHohn, soll lÄe
Stolle der A. G. sagen wollen, erwarb er einen Acker:
nfeht nnnitteibar, sondern mittelbar, indem er dorch die
Znrffeklrabe des Geldes Veranlassung bqoi Anka^ eines
Grundstücks firah; nicht ftlr sich, sondern fflr das Syne-
d<*inm oder das allgemeine Beste ^^)* Doch so viele Stel-
len ikan anoh auffuhren mag, in welchen das tnaa^m in
der Redentong: Air einen Andern erwerben: TorkomW,
so miifs doch in diesem F'alle nothwondifj die andre Per-
son, für welche einer erwirht, anfjefireben oder angfedentet
sein, md wenn dieCi, wie in der Stelle der A« G«, nicht
der Fall Ist, so bleibt es bei der Bedeutung : fBr sich selbst
erworben'«) Diefs hat Paulus p^ofühit, und daher der
Sache die Wendung gestehen, von Judas, der durch den
sekattderhafikefi Störs auf eine Leimengrobe der Anlafs ge-
worden seif dafs dieses Gmndstflek den Synedristen Ter»
kauft wurde, habe Petrus wohl ironisch sagten können, er
habe noch im Tode durch den Fall seines Leichnams ein
sekttnea Beslathoai sich angeeignet *^). Doch diese Den-
tnng ist theils an sich ifeschraubt, thells aelfirt das '^'rvT^rt»
7(0 fj irtccvXi^ ctinii '^Q'ji'OQ^ welches der Petrus der A. (». im
Folgenden aus den Psalmen anführt, dafs er sich das Grund-
stdek als wirkliches Eigenthom des Judas gedacht habe, wel-
ches nur Strafe dnroli seinen Tod verttdet worden aeL
10) ■. Kenrth., in Msttk. p. 748.
in I- Seniii>T*t Biblidtb. a. a, O. S. 291 f.
• It) Faiii.9«, S, b, 8» 487 f. Fjinrzfcas , p. 799«
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Dritte« Kapitel. ^. 502
I>a sich hienach weder die eine noch die andre Dif«
lerens aaf gütUehein Wege ausgleichen läfst, sö hnt lohon
S^LHAaius eine wirkiidi* Abweichung der beiden Beriehto'
nngestemlen, ond Hasb* glenbt die«e KmeheSnung, ohne
den apostolischen Ursprung der beiden Angaben eu geflihr-
den^ ans der gewaltigen Bewegung jener Tage ei41ären sa
kimien , in weleiier nnr dae Faktum des iSeibetiiioifds ton.
Jndas bekannt geworden, über den nilieren Hergang des-
selben aber verschiedene Gerüchte geglaubt worden seien«
Aliein in der A. G. ist von einem Selbstmord gar nicht
die Rede^ «nd da£i iina swei Apostel « wie Mattblas nnd
Petras, wenn das erste Evangettum Ton Jenem, die Rede
in der A. G. aber von diesem herrühren soll, über ddn
in ihrer nficbsten Mähe erfolgten Tod ihres ebmaligen Mit-
npostals so sehr im OonlLeln geblielien wii%n, dals der ei-
ne ihn eines safKlligen, der andre eines selbstgewShIten
Todes sterben liefs, ist schwer zu glauben. Dafs daher
nur eine ^r lieiden Uelationen als apostoiisob festgehalten
werden liönne, liat der Verfasser der sehen erwähnten Ab-
handln ng in ScHMioT^s Bibliothelc richtig eingesehen. * Und
Bwar ist er bei der Wahl zwischen beiden von dem an
«nd ftr sich richtigen Grundsaz ausgegangen, dafs die
Minder anf Verherrliehnng eingerichtete Kreahlung die glanl»-
wördigere sei ; wefswegen er denn der Darsteilnng der
A. G«, welche den verherrlichenden Zug der Reue des
Judas und seines Bekenntnisses von Jesu Unschuld nicht
bat, ror der des ersten Bvangelinms den T^rsog ^elit.
Doch wie es Immer ist bei nwei sich widerspreehembn
Berichten, dafs der eine den andern nicht nur durch sein
Bteben aossohliefst, sondern auch durch sein Fallen mlterschilt-
tert: so haben wir aoeli hier, wenn diejenige Darstellnng der
Sache, welche das Ansehen des Apoistels HattbKuslllr sieh gel-
tend macht, aufgegeben ist, keine Bürgschaft mehr für die
andere, welche sich dem Apostel Petrus in den Mund legt»
Dttrfon wir somit beide Berichte auf einen falb be-
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handeln, nfimlich als Sagen, von welchen erst aassaroacben
Ist, wie weit ihr geMhicbtlicher Kero, und wie weit das
trftdilioneil Anfgetmgeiie geht: Mflnea wir diaAnluit»»
.pankte betrwehten, an weloha dia ErsSiüangeii alah Iwtt-
. Hier zeigt sich ein beiden gemeinsamer, neben zwei
andern, )deren einen jede für sich eigen hat« Gemeinschaft-
iieh tot' b^idan Ralatlonao daa Datan, dafii aa in «dar bai
Jamaalam ain GrandatOek gegeban haba, daa ayQog oder
XioQtov aiftarng, in der Ursprache nach der Angabe der
A. G« oxcida^a» hiafs. Da in dieser ^otix ewei sonst ao
gans auaainandergahanda Bariahta BpaamaiantraffBay md
flbardiala dar Tacfaaaar daa aratan RvangalioaM alah daran!
beruft, dafs noch zu seiner Zeit fener Name des Aclters
rorhaodeo gewesen sei: so darf die fizistens eines so be-
nanntan Gmndstlicka wobi niabt ^aswaifalt werden« IMa
aa aina wirfcllaha Basiehung anf dan Farrltbar Jaan ge»
habt habe, ist sehon weniger gewifs, da nnsre beiden Re*
latlonen diese Beziehung verschieden angeben : dar aina«
den Jadaaaaibst daa Gut arwarban; dar andara aa arat
naab aalnaoi Tad mm die 90 Silbarlinge gafcanft wardaa
iüfst. Wir können daher nur so viel sagen , dafs die ur-
christllche Sage jenem Blutacker frUbaeitig eine Baciebnng
auf dan Verrätbar gageban haben mnft. Warna aber In
teraabiedenar Waiae » davon tat der. Gmnd In dea andarn
Anhaltspunkt nnsier Erzählungen zu suchen, in den A.-
T. liehen Steilen nämlich , welche die Referenten , jeder
ttbrigana andere^ aia arfttilt dnrcb daa Babiokaai daa Jndaa
anfUbren.
In dar Stelle der Ä. G. w ird Ps. 69,26. und Ps. 109,8.
in dieser Weise angeführt« Der ieztere ist ein Psalm, wel-
ehen dia ersten Christen ana den Juden gar niabt ofnhin
konnten, auf daa Verbältnila dea Jndaa an Jean an beaia-
henu Denn nicht nur spricht der Verfasser (angeblich Da-
vid, ohne Zweifel alj^r ein weit apäterer * von vorne her-
' 13) t. BB WsTTc, a. d. Ft.
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Drillet üftfiileL {• »0. .SM
ein Ton teklieii, die HUsdi and gifdg wider lfm reden,
md Arn lir lefaie Lklie Hefe sorflcligrben, «ond^rn toh
V. 6. an , wo die Verwünschungen angehen , wendet er
•ich gegen eine einzelne Person, so dafs die Jüdischen Aus*
leger an Doüg^ Davids Verleomder bei Seni, dachten, rnid
dbeneo nalttrUeh die Christen an den Judas. Aas dieseqi
Psalm ist hier derjenige Vers herausgelesen, welcher, von
der Übertragung des Amts an einen andern liandelnd, gans
•af den Sali <ies Judas ma passen seldeii« Der andre Paaia
vedel Bwar unbesümaiter' ron seleiien, die den Verfksser
ohne Ursache hassen und verfolgen: doch ist er, ebenfalls
angeblich Davidisch, dem andern an Inhait und Manier so
Jlliaiich, dafs er aie Paraiieie su Jenem gelten, und wenn
•US jenem, dann aueh aus diesem Verwünschungen auf den
Verräther angewendet werden konnten Hatte nun
Judas wirklich um seinen Verräthersold ein Gut gekauft,
weleliea hemadi wegen seines auf demseihen erfolgten
gHÜsliclien Endes 6de liegen hÜeh: so ergab es sich ron
selbst, aus diesem Psalm gerade diefenige Stelle, welche
den Feinden Verödung ihrer mavhi: anwünscht, auf ihn
SU Iwsiehen. Wie es Jedoch bei der Abweichung des Sfat-
tbäus sweifeihaft Ist, ob Judas selbst sich Jenes Grundstück
erkauft habe und auf demselben verunglückt sei: so war
auch schwerlich den Juden das Stück Land, auf welchem
der VerrAlher Jesu geendet hatte , so abscheulich , um et
nie Biulland üde liegen au lassen, sondern diese Benen-
nung hatte wohl einen andern, nicht mehr zu ermittelnden,
Ursprung gehabt, und die Christen haben sie in ihrem Sin-
ne umgedeutet, so' dats wir nicht aus einem wirklichen
Beeialhnm des Judas die Anwendung der Psalmstelle und
die ßenennung Jenes öden Platzes, sondern aus diesen bel-
li) Auch 80B8I im N. T. sind SteUen dletet Ptalms mettianisch
angewendet, wie V. 5. Joh. 15^ 25; V. 10. Job. 2, 17« und
Job 19, 2S f.. wahrscheinlich V. 22.
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den Momenten die Sage von einem Besis des «lad«« ablei-
ten mOicen. Waren nämlich die genannten beiiien Penl-
mm einmal «nf den Venither Jesu bcnogen^ «ad in d^
IM einem ihm VerSdung leiner fismiiliff (LXX) gewaneeiit:
•o mufste er vorher im Besiz einer solchen gewesen sein,
nnd diese, dachte man sich, wird er wühl um den LoJin
feines Vemthe eriuinlt lialiea. Oder vielmeiur, deie nuui
nne Jenen PMdinen gerade die Verddnng der enavltg be-
sonders hervorhob, scheint in der nahe liegenden Voraus-
Metzung «einen Gi*und gehabt su haben ^ dmü eben an et-
wnty des er eieh na sein Sttndenfeld erworlMni der Flneh
•ieh geüttsserl halien werde: etwas Erwerblieiies alier ist
unter dem, was die gedachten Psalmen aufführen , nur die
ijKxvXig. Dieser Wendung der Sache kam non auf erwünsch-
Ce Weise das in der Mibe JemsaJenis gelefsne -wislda-
/id entgegen, welciies, Je weniger man den wahren Ur-
sprung seiner Benennung nnd des an ihm haftenden Ab-
sclieas kannte, desto leichter sipb dann hergab, von der
nrehristiiehen 8age für sich verwendet, and als die snavXiS
r^Qrjuoftivr^ des VerrXthers lietraehtet sn werden«
Sfatt dieser Fsalmstellen führt das erste Evangelium
als erfüllt durch das endliche Benehmen des Judas eine
Stelle angeblich aus Jeremias an, f&r welche sich aber
nur bei Zacharias, II, IS f., etwas Entsprechendes findet,
wefswegen man je/.t ziemlich allgemein eine Verwechslung
der Namen \ un Seiten des Evangelisten voraussezt * ^J. Wie
Uatthäus durch den Grundgedanken dieser Stelle — einen
vnblllig geringen Preife für den im Orakel Redenden —
zu einer Anwendung auf den Verrath des Judas, der um
ein schnödes Geld seinen MeLiter gleichsam verkauft hatte,
sich veranlalst finden konnte, ist schon olien auseinander*
gesest *^). Nun war In der Prophetensteüe dem Urheber
IS) Doch 8. andere Vermutbungen hei Kuiatfii s« d« St«
• 16) J. 113.
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des Orakels vonJebova befolilen, dns schlechte G^d, womit
er nbgelohnl worden war. In dae GoUesbaMS, und swar
"1$Vn''SK, an werfen, und er benerkt, diift er diafa ge*
thaii habe. Der Hinwerfende ist im Orakel dieselbe Pet*-
aon udt dem Spreobenden, alao mit dem dea gerinj^en Prri-
•aaa werth Geaehteten, weil hier daa Geld nieht Kanfpreifa,
aondem Lohn ist, folglich eben von dem so schlecht Be-
lohnten eingenommen wird, und nur von diesem wieder
Jiingeworfen werden kann: In der Anwendung dea £vaii*
geliaten dagegen, wo daa Geld ein Kaufpreifa iat, war ein .
anderer ab der so gering Angeschlagene als derjenige zu
denken, welcher das Geld eingenommen nnd wieder hin-
geworfen habe. . War der um ao geringen Preifii Verkaafto
Jeans *: so konnte der, weleher daa Geld eingesogen hatte
«nd wieder hinwarf, nur sein Verrlither sein. Daher heifat
es nun von diesem, er habe die i(()yinta iv rot vu<Jf hinge-
worfen, entsprechend dem nST n^;^ TiM 'ipt'f ^)
phetenatelle, obwohl gerade diese Worte in der hOchst ent*
stellenden Anffihrung des Matthäus felilen. Nun aber stand
neben dem rtlTl^ ^T^y wohin das Geld geworfen worden
war. noch der Beisaa: n!S^Vi*SM Die LXX. fiberseat: cic
to Xf'Ji f tTT^^loy, in den Schmel«:ofen ; je^^t verntaitict man
mit Grand, ea ad "tt^VV^M) In den Scliata, au leben ^^>;
der Verfasser iinsres Evangeliums blieb bei der wörtlicLen
Ubersetzung durch xt()ufui(;. Was aber der Tüpfer hier
thun, warnm Ihm daa Geld gegeiien Werden sollte, molate
Ihm Eunfichst ebenso unverständlich sein, wie uns, wenn
wir bei der gewöhnlichen Lesart bleiben. Nun fiel ihm aber
der Blutacker ein, welchem, wie wir aus der A. G* sehen,
die christliche Sage eine Beaiebung auf den Judas gegeben
hatte, nnd ao ergab sich die wUikonmene Combinatlon, je-
17) HiTzia, in VuMMmt** und UMSRirr^s Studien, 1830, 1| S. 35.
Gksbmus, im Lea., vgl. RoiBanOuaa*s SchoUs in V. T. 7, 4,
S, 320 ir.
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Üritf9 AliaeJftAicc
MT Adler lef et wM gciPMMij Ar welchen dem xegafievg
«e M 8tf berlliig» mtegt wwfai ■■ftlwi. On aber dhr
Tupfer flieht Ifli Teapel wm imkern war, md dUeh iMit
der Pro|ibeceiutelle die Silberlinge in den Tem|iel ge\vor>
iM wrde» waren : m wnrda das Hinwerfen In den Tea»»
pal wmm da« Ahgaban aa daa Tipfier gciiaanr Mnläla
nee deai Jttdae safeeehrlehen werden, hatte er alw» alnaal
da« Geld «uf der Hand gegeben: so konnte nicht mehr er
selbst des limndstück von dani Tdpler kanfen, sondern
diefe audelan nüt deai hlngewarfentn Gelde Andere th—
Wer dfeee geweeen aefn nraftten, ergeh sieh ran aelhat;
warf Judas dns Geld hin , so wird er es denen hingewor-
fam haben y von welchen er es erhalten hatte} warf er es
In den Taaipalt ia fiel ae daeian Varataheni In dia Btede^
nnf beide Welia alsa den Sfnadrittan. Der Zweek^ wal-
ehen diese bei dem Ankauf des Grundstücks gehabt haben
■uCsten^ ergab sieh vielleicht aas der wirklichen Benit^nng
Jenas lidan Piatias. Salita endlich Jndas den Lolin seinen
Verraths von sieh gewarfen haben: so konnte dlefs, mnlata
man schllef^en, nur aas Reue geschehen sein, and wie
wird sich diese ferner geftussert haben? Dafs er sich anai
Gnten sorOekge wendet bitte ^ davon wnfste man niebis:
folglich wird die Reue in Ihm cur Verewelflang geworden
sein, und er das Ende des aas Davids Geschichte bekann-
ten Verrütliers Ahitophel genomsMn haben) von welchem
as % Sam. 17» S3. halfst: arigt^ »ai imjl&BP — iroi OTnjy-
ftnOf wie van Jndas hier : avex^Qf^oa xal antlOatv ajirj^azo.
Eine auf den Paplas eurfickgefahrte überliefemng
aeheint sieb mehr nur an die Relation der Apostelgesehichte
anBasehilefsen* Ökumenins ftohrt aas dem genannten Tra-
ditlonensamnUer an, dafs Judas eum abschreckenden Bei-
spiel der Gottlosigkeit dermafsen am Leibe aufgeschwoUen
seil dafs er, wo ein Wagen durchfahren konnte» nicht
mehr durchkam^ und endlich^ von einem Wagen gequetscht,
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Drittes RapiteL. 1 IM. 500
mmhamk und iille EIngewoido «mtehttttiie *^ JXe htüm
Angnbe ist ohne Zweifel ein MifsversUmt der filten Sage^
denn der dorchfahreode Wagen war ursprOnglicb in keine
vninittelbare Bertthrang mit den Leib des Judas gebmcbti
sondern nur ele .Maefii fiBr dessen Dieke gebraaeht, ond
diefs wurde spfiter irrig so aufgefefst, als ob ein vorQber-
fahrender Wagen den aufgeschwollenen Judas zerquetscht
hätte. Wirklich finden wir daher nicht allein bei Tiieo«
phyiakt and in einem alten Scholien ohne bestimmte
ZorUckftthrang auf den Papias, sondern anch in einer Ca*
tene mit genauer Anführung seiner i^t^i^aeiSf die Sache
ebne Jenen Zusas ersühlt Das ungeheure Anschwel-
len des Jndas, von welchem in diesen Stellen die Rede
ist, sollte wobl nrsprflnglich nur eine Erklärung für
das Zerplatzen und Ausschütten der Eingeweide seiuj und
ebenso könnte man die Wassersacbt| In welche Theophy«
lakt ihn Tcriallen lilst^ wledemm nur als eine Erkllmng'
18) Oecumta* sd Aet« f. : rSto oo^/gf^or Uo^§7 JT^ntaty i *tmdmt
ntQitndrijatr ^J^Sag, IT(t^a9f\s ToaUror r^r aoQxa ^ t'ijf
19) s. oben Anm. ۥ
20) In MOinni*s Fragm. Psir. I, p. 17 IMe Stdie lautet Ukri-
gsas ssjir Xlmlick dsr des Oekumeniut, oad ttl>erl>ietet sie
so» Tbeil noch :
* Ädymr ju/ya ^ßtUi vnditiyfM h rit^ rtp adt/tf si#fifsrtf*
SßmXß (fSiiH ^i/f/m«, l«t»9»r S4v9^m S$§lMrj aUm fi^Sk
mvTOP ^^or Tor Synop r^t utipaZijs a^S* t« /uir yafi /3itipaf>a
TtSv otf^aXfiiZv avTH (Cod. Venet. : ipaa\ roaiiov iiotS^aaiy tag
muTov fttv Ma^olm %q föif fi^ ftltmtv) fttjSe vno lar^S Stdnr^g
Ir fm^ X*^^ rfitvr^fMiref r. t. !•
•
Oigitized
DrUt«r Abtehnltt.
dieses Ahsdllwellens betrachten: Indessen, wenn man in
den 9 A. G. I, 20. auf den «ladas angewendeten Ps. 109.
unter andern Vorwfirfeii «oeli den lieel: da^l^ inmth
dem Hebriiichen rlelleielit bester daBX^hm^ sc« xcrr Joa>
(t)oH löi'iQ £ig zu lyxiua ui't5 (V. 18. LXX.): so könnte
doch möglicherweise die vooog rJ^uxaJ auch aus dieser
Stelle geholt sein, wie der Zng der monströsen Beschrei*
bong, welche der •ngebllche Paplas von dem Zostande des
Judns macht, daf^i er n^iralich we^en ungeheuren Anschwel-
len« der Augenlieder das Tageslicht nicht mehr habe sehen
können^ an V« 24« des andern Jodaspsalms erinnern dürfte,
wo anter den VerwGnschongen namentlich aoch die Tor-
kommt: ay.oi tuffilriwur oi ccfOa)^ftoi aiTvh' lü [n] p).i7ifiYy
eine Verhinderung nni ^^ehen, welche ^ ciiimal den »e-
acbwolleiien Leib des «lu^as Toransgesest, als Zuscfawellen
der Angehlieder sich gestalten molste. Rat so die an
A.G. 1. sich anschliefVende Tradition ihre Ansicht von dem
Ende des Judas hnnjitsiichiich nach Ausdrücken der be*
seiehneten beiden Psalmen weitergebildet, und ist In jener
Stelle ficr A. 6. selbst die Angabe von dem Verhfiltnifs des
Jtidas /.(i dem Landgut ebendaher entnommen: so liegt die
Vf>rmnthang niclit all/.ufern, dafs auch schon, was die A. G.
über das Ende des Verriithera sagt, ans derselben Uoelle
geflossen sein möge. Dafs er eines frOhseitigen Todes ge-
storben, kann historisch sein: aber auch wenn nicht, so
var ein früher Tod schon Ps. 109, in demselben 8ten Vers^
welcher die Verleihung der inianim^ an einen Andern ent-
hielt, In den Worten: ytvrl^ritfaaaaf al rjiiQai avrs oXlyai^
ihm verkündigt, und fast möchte man glauben, dafs auch
der Tod durch einen jähen Fall aus Ps. 69, 23., wo es
heifst: yinjO^tm ^ zQttJu^aavvwp — elg axavdakov illf^^ohif
entstanden sei«
Schwerlich also wissen wir von Judas auch nur soviel
gewilS) flafs er aaf gewaltsame Weise vor der Zeit ums
Leben gekommen : sondern wenn er^ wie nach seinem Aas^
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«
J
0
Drittes KnpireJ; f. m. 5Ü
tritt «OS lier GetellMliiift J^Hi nntllrlieh wnr 'y fffir in
dio Dunkpllieit eurficktrat, in welcher die historische Kun-
de von seinem weiteren Schicksal erlosch: so konnte die
. ckristlieilo Siige angebindert aües das nn ihm in firfdliung
gehen lassen, was die Weissagungen nnd TorbÜder des
A. T. dem falschen Freunde des Dnvidssohnes drohten, und
ikonnte seihst an eine behannte unheiiige Stntto in der Nfihe
Jcfrttsalems das Andenken seines Verbreehens Jinapfem
Jesus vor Pilatus uiid Herodes.
Nach sSnimtliehen Evangelisten war es Btorgens, als
die jüdischen Obern Jesum, nachdem sie ihn des Todes
schuldig erknnnt hatten ( fesseln — nach Job« 18, 12. war
er schon im Garten bei der Gefangennehmnng gefesselt wor-
ded) Lukas erwühnt des ßindens gar nicht und) bii dem
römischen Procurator Pontius Pilatus führen liefsen (^'ntjli.
27, 1 if. parall. Joh. 18, 28.}* Hiezu nötliigte sie nach «
Job* IS, dl* der Umstand, dafs dem Sjnedrium dieBefug-
nifs, Todesstrafen (ohne römische Genehmigung) zu voli-
siehen^ abgenommen war ^) : jedenfalk indei's mufste dicfs-
I) kach Babyl. 3«nbedrin, bei Lishttoot, p. 486; wo esbeisst:
)udicia de capitallbus finiunt eodem die, si' sint ad absolu*
tionem ; si toto sint ad damnationem , finiuatur die s^ivea»
tc — wäre dicss \ erfahren ungesczlich gewesen,
S) Ausser dem johanncischen : «x fh^iy dnoxTflrai hSiva,
spricht für diesen Stand der Dinge nur noch eine dunkle
uad sckwanliead ausgelegte Tradition , Avoda Zara i. 8 , 2
(LiSKTFooT, p. 11231«) : XUbli Gahna dicit| cum aegrokarct 1».
IsmaüL bar Joscy adserunt ad enm, dicentes: dio aobis, o
Donuoei duo aut tria^ quae aliquando dixisti nobis aomibe
patHs tui. Dielt ils — — qusdraginta annis aifte exddium
tempU migravit Synedrinm et sedit in tabernit. Quid sübi
Tult hacG traditio? I\abh Isaac, bar Abdimi dicit: hon ju»
dicarunt judicia muUtativa. Dicit R. >iachman bar Isaac:
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ftia Dritter Abtchnitt.
■
nmi die jttdiiebe ü^fiamm wSstehen^ die lUMer in die-
Sache sn Biehen, weil nur deren Maeht llir gegen einen
^OQvßog iv X(p itcrtp, den sie von einer iiinrichtung Jesu
führend der Festzeit befürchtete CAIetth. 26 , 5. perelL), .
Sicherheit gewähren iieonte.
Bei*m PrAtorina engelionimen y blieben) neeh d^ Dev*
eleilung des vierten Evangeliums , die Juden aus Scheue
ver levitischcr Veronreinigung aussen^ Jesus aber wurde
in das Innere des Gebftudes geflihrty ae dafs Pilatus ab-
wechsln tigsweise» wenn er. mit den Juden verhandeln well»
te, herausiiominen , wenn er aber Jesuin iiu|uirirte, hin-
eingehen mufste (i8, 28 fLy Die Synoptiker stellen im
Verfelg Jesum mit Pilatus und den Juden In Einem und
demseilien Lokal ror, da l»ei ihnen Jesus die Anlilagen der
Juden unmittelbar hört, und vor Pilatus beantwortet. Da
siC| wie Johannes, die Verurtheilung unter freiem lilmmei
Tergeben lassen (nach derselben lassen sie Ja Jcsum in
das PrXtorlum hlneingefitthrt werden , Matth* 27, 27« , und
Matthüus wie Johannes 19, 13., läfst den Pilatus das ßtjta
besteigen, V. 1!)., welches nach Josephus ^) unter fi*eiem
Himmel stand )| ohne Im VerhAltnlfs cum Verhör einer
Ortsrerlnderung nu gedenken: so haben sie sich wahr-
scheinlich die ganee Verhandlung, aber, abweichend \on
Johannes I auch Jesum selbst ^ auf Jenem Vorplaa gedacht.
BS dicat , quod aaa {odlolmel judlcBS nmlotativa, sed quod
non judioiruiit judicia capitalia — womit noch 4ie Notiz bei
Jotephuft, Antiq. 20^ 9, 1., verglichen werden kann, dass es
3i* «|or fjv l-ivdrty (dem Hohenpriester) j^ia^U r^c txfira ( des
Frocurators) Y^^^fis »<*9^oo* aurtS^tor. Dagegen könnte zwar
die ohne Zumieliiuig der Rttmer erfolgte Hiarichtung des Ste«
pbaaut, A. G. 7, sii tpreclieii tcheiAea : alleia diett war ein
tumultttariteher Akt, uBtemoaunea Tielieiclit im Vertrauea
auf die Abweaeahdt das Filatus. Vgl. Uber dietea Puafct
Leen, 8. 6S1
3) De bell. jud. 2, 9, 3.
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«
Drittes KapiteL W* 513
Die erste Frage des Pilatas an Jesum ht nach allen
Evangelien: av d 6 ßaaileig twv ^lödaicovy d. h. der. Mes*
•iM ? Bei den s«rel mten Evangelisten ist die«e Frage ohne
Einkitong dnrch eine Klage der Jaden (Mattb» V. 11«
Marc. V. 2.); bei Johannes fragt Pilatus, aus dem Prufo*
rinm heraustretend, die Juden, was sie gegen Jesum
klagen hXtten (18» 19*)? worauf «ie ihm ndt einem kaum
begreifliohen Tree erwied^ haben seilen t 9I ftrj otog i}y
xaxoTioidgf öx av oot TcaQeöajxafitf avTOVy wodurch sie kei-
neswegs sich versprechen konnten, dem Römer die liest ü-
tigung auf die schnellste Welse abandringen ^) , sondern
nnr Ihn sn erbittern» Naohden ihnen PÜatna hieranf mit
ebenso unglaublicher Gellndigkeit enr Antwort gegeben:
ao mögen sie ihn nehmen und nach ihrem Gesez richten —
indem er an ein todeswttrdiges Verbrechen nicht gedacht
sn ha^n aeheinc and die Juden ihm ihre Incompetens
BOT VoUelehang von Todesstrafen entgegengehalten' nahen:
geht der Procurator hinein, und legt Jesu gleich die he-
atimmte Frage vor, ob er der König der Juden sei? wei^
ehe somit hier gleichfalls nicht gehörig eingeleitet iat Nor
bei Lukas Ist diefs der Fall , weicher sfierst die Anklagen
der Synedrlsten gegen Jesnm aufführt, dafs er das Volk
anf wiegle, und aar Verweigerung der Steuer an den Cü-
aar rdbci indem er sich fflr xQ^ov fiaaüia anhebe 2.)*
Begriffe man anf diese Wdse ans der Relation des
Lukas, wie Pilatus sofort die Frage an Jesum richten
konnte^ ob er der König der Juden seii^ so ist bei ihm um
ao dankler, wie anf die bejahende Antwort Jesu hin^ Püa-
tna ohne Weiteres den Anklügern erldfiren konnte, an dem
Beklagten keine Schuld zu linden. Er mufste doch erst
den (jrund oder Ungrand der Anklage auf Volksaufuioge-
Jung nntersochen, and auch fiber den Sinn, In i^eichem
aieh Jesnt fiBr den ßamlevg twv ^Judatiov aasgab , sich mit
4) Wie LvcxB annimmt, 8. 631.
Dmg LAm J§$u iL Sand. ^
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M4 Dritter Aksehaltt^
ihm verständigen 5 ehe er sein ödh evQlaxta alitnr ir tm
ardx^umif tiitt^ «iw^precLen konnte. Bei Matthias and
MeriiM Mgt MW dim Befftlmig Jmm^ der Kteig der
Jade« n sein, noeh sein den PiletM htfi-eadeudci Sekwei*
gen gegenüber den gehäuften Anklagen der Synedristen,
•oeh wird hierauf nicht eine bestimmte Erklärung, dafs an
Jesu keine Sebald an luden sei, eonden biols der Versack
des Proenrators gemeldet, Jesnm dnreh die Znsenunenstci*
lang mit ßarabbas in Freiheit zu setzen : doch auch nur ,
was ihn su diesem Versach bewog, geht aus den genann-
ten Erengelien niebt kenror. Binlingiiek klar dagegen wird
^eser Pnnkt Im rierten £vangelinm. Naek der Frage des
Pilatus 9 ob er wirklich der Judenkönig sei, befremdet
awar die Gegenfrage Jesu, ob er diefs Ton siek selbst |
oder anf £ingebong Änderer rede? Man luum einen Be>
idagten, B5ge er immer sieb nnseimldig wissen, an einer
solchen Frage nicht befugt finden, wefswegen man denn
auch auf allerlei Arten versacht hat, derselben einen er-
triglieberen Sinn an geben; allein, nm blois eine Znriiek«
weisang der Besebnldigu ng als einer widersinnigen an sein
ist die Frage Jesu zu bestimmt: als Erkundigung aber, ob
der Procura tor das ßaailevg zur ^htdaiuv im rönuscben
iwp ktvrSi oder im JOdiseben Sinne iaUoi aoi äno^y
meine an unbestimmt; Aneb falst es Pilatus nicbt se,
sondern als unbefugte Frage, auf welche es noch sehr milde
Ist, dals er aunftchst zwar ungeduldig die zweite Gegen-
frage maebt, ob er denn ein Jude sei, nm durch sieb selbst
▼on einem so speeifiseh Jüdischen Verbrechen Notiz haben an
kßnnen? hierauf aber gutwillig erklärt, die Juden und de-
ren Obere seien es ja, durch weiche er ihm fiberiieferi
worden, er möge also Uber das ihm von diesen aur Last
gelegte Vergehen sieb nftber ansspreeben. Auf dieses nun
5) Gaithii s. d. St.
6) LOcHB und Tamm», i. d. St«
Driuea KapiteL $. il7. fild
über giebt ihm Jesus eine Alitwort, Mrelche, znsannBenge*
nommen mit dem Eindruck seiner gansen firseheinang} dem
Proeamtor ailerdings die Überseagung von seiner Unschuld
beibringen konnte. Er erwiedert nHinllch, seine ßaaiXtta
•ei nicht & %H xoafAH tiiOf und fuiirt den Beweis lüeÜUr
ans dem rahigen) passiiren Verhalten seiner Anhänger bei
seiner Gefangennehmnng (V. 36.). Auf die weitere Frage
des Pilatus 9 da Jesus sich hieinit eine ßaaikeia, wenn
gieich keine irdische, sugeschrieben hatte, ob er also doch
für einen König sich ausgebe? erwiedert er, ailerdings sei
er das, doch nnr insofern er cum Zengnifs der Wahrheit
geboren sei; worauf von Seiten de«» Pilatus das bekannte:
%l igiv äk^x^ua; erfolgt. Ob nun gieich an dieser leateren
Wendung das eigenthttmlich Johanneische Coiorit Im Ge-
brauch des Begriffs von aX^&eia^ wie weiter oben das Un-
gefügige in der Gegenfrage Jesu, auffällt: so begreift man
doch nach dieser Darstellung, wie Pilatus sofort hinauf^
treten, und den Juden erklären konnte, keine Schuld an
ihm EU finden. Doch könnte leicht ein andrer Punkt gegen
diesen Bericht des Johannes bedenklich machen. VVenn
ihm zufolge das Verhör Jesu im innern des Prätoriums vor
^ch gieng, welches kein Jude betreten mochte: wer soll
ilann das G^sprSch des Procurators mit Jesu gehört, und
als Gewährsmann dem Verfasser des vierten Evanueliunis
angebracht haben? Die Ansicht älterer Erklärer, dals Je-
sus selbst nach der Auferstehung den Jüngern diese Ver-
handlungen erafthlt habe, ist als abenteuerlich aufgegeben;
die neuere, dafs vielleitlit Pilatus selbst die Uuelle der
Nachrichten über das Verhör gewesen sei, ist kaum min-
der unwahrscheinlich, und ehe ich mir, wie LOckb, damit
hSife, dafs Jesus am Eingang des Prätoriums stehen ge-
blieben sei, und somit die aussen Zunächststohenden bei
einiger Aufmerksamkeit und Stille (?) die Unterredung
haben hdren können, wOrde ich mich noch lieber auf die
Umgebungen des Procurators, der schwerlich mit Jesu al-
33 ♦
«
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516
Dritter Abfiehnilt.
laiii war» bemfim. Leieht UnnCeii wir Imtefii hier ein de-
tprieh haben, ilaii nnr iler eignen Coaibinalion det Kraii»
gellsten seinen Ursprung verdankt, und in diesem Falle
dürfte man sich dann nicht so viele Mflhe in Beeng aaf
den eigeatliehen Sinn der Frage det PUaCns : was ist Wahr»
heitf geben, da dieft nnr die beliebte dialogisehe Figur
des vierten Evangeliums wäre, bei tiefen Eröffnungen von
Seiten Jesu die Zuhörer Fragen entweder des Milsverstands
oder des gar nieht Veratehens aaehan sa lassen ; wie 12, 34.
die Joden liragen: %ig igiv wog 6 vios v5 iiß&igmut; so
liier Pilatus : ti igtv aXrj&eut ^) ;
Vor der Diversion mit ßarabbas, welche nun bei den
flbrigen folgt, hat Lukas ein eigen thflmliches Zwischen-
spiel. Anf die Erklärung des Pilatus nKmlieh, an dem
Beklagten keine Schuld zu linden, bleiben hier die Hohen-
priester sammt Ihrem Anhang unter der Menge dabei,
Jesus rege das Volk anf dnreh seine Wirlisamkeit als
Lehrer Ton Galiläa bis Jemsalem ; Pilatus fafst GalilSa
in's Ohr, fragt, ob der Beklagte ein Galiljier sei? und \^ie
diefs bestfitigt wird, ergreift er es als eine uiiikommene
Gelegenheit, sich des onwülkommenen Handels so entlo*
digen , sehlekt also dem Tetrarehen von Galilla , dem aar
Festzeit in Jemsalem anwesenden Herodes Antipas, Jesum
SU, mit der Nebenabsicht vielleicht, was wenigstens der
Erfolg war, den kleinen Fürsten durch solchen Reqpeet
▼or seinem Forum sieh an verbinden* Herodes, keifst es, |
sei d arOber erfreut gswesen, well er nach dem Vielen, was ,
er schon von Jesu gehört hatte, lüngst wünschte, ihn zu
sehen, in der Hoffnung, er würde vielleicht ein Wunder
cum Besten geben« Oer Tetrareh habe nun Terschiedeno
Fragen an ihn gerichtet, aneh die Synedristen harte Kla-*
gen gegen ihn erhoben , Jesus aber keine Antwort gege-
ben : worauf dann Herodes mit seinen Soldaten sich aum
7) Vgl. KAissa, 1)0)1. Theol. 1, S. 262.
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Dritte« Knpitfel. §. 127.
617
Spotte gewendeti nud endiieh Jesom in einem PmehtgiewMid
«Ii Mctai «nrflckgcschiokt habe (SS, 4flro* Bieee Enslli-.
lang de« Liikiie hat, sowohl in ihr seihst, als in ihrem
Verhältnifs zu den übrigen Evangelien, niehrei*ei Befreind-
liehe. Gehörte wirlilioh Jesus als Galiiller «iiter die Ge-
riehtsbarkeil des Uerodes, wie Pilatus- dardl die Ubergalie
des Bcilagten an ihn ananerkennen scheint: wie kam es,
dnCs Jesas, nicht nur der sUndlose des urthudoxen Systems^
aondeirn aneh der' gegen die bestehende Obrigkeit imtei^
wCirfige der ffesehichte Tom Zinsgreeohen , ihm die sehal-
dige Antwort versagte? wie, dafs ihn Herodes ohne Wei-
teres wieder von seinem Forum snriickschickte? Mit Ol»-
»AOSSK aa sagen, es habe sieh im Verhöt* bei Herodes er^
geben, dalk Jesas nicht in Kanaret tmd GalÜla, sondern
in ilethlehem, also In Jndlia, geboren war, ist theils eine
unerlaubte üezagnahme auf die Gebnrtsgeschichte, von de-
ren Angaben sich im gannen seitherigen Verlauf des Lv*
fcassfvangelinma keine Spur mehr gefnndcil liat, ttieila wflis
de wühl eine so ganz SßufÜillige Geburt in JudXa, wie sie
Lukas darstellt, w&hrend die Eltern Jesu vor- und nachher,
«ttd auch Jesus selber, in GaliiHa ansäs&ig bÜeben^ Jesum
m keinem Jndicr gemacht haben; hauptsiciilich ab^r
muls man fragen , durch wen denn die judaische Abkunft
Jesu an den Tag gekommen sein soll, da es von Jesu heifst,
er habe keine Antwort gegeben, den Juden aber Jene Ab-
knnft nach Allem, waa wir wissen, unbekannt war? fiher
mag man das Stillschweigen Jesu aus der unwürdigen, nicht
den Emst des Richters, sondern blofse Neugier verrathen*
den Art der Fragen des üerodes, ond die ZnrIIcksendung
an Pilatus daraus erklSren, dafs doch nicht allein die Veiv
haftung, sondern auch ein Theil der Wirksamkeit Jesn in
das Gebiet des PÜatua gefallen war. Warum aber berich-
ten die übrigen Evangelisten von dieser gansen Zwischen*
acene nichts? Namentlich wenn man den Verlasaer des
vierten Evangeiiumä eA^ den Apostel Johannes sich denkt,
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4
al8 Dritter Abschnitt.
ist schwer einsasehen, wie man diese Aaslassung erklüren
will. iHo gewtfbnlicbe Hülfe, Nr habe die Abfühmng mm
Herodee am den Synoptikent und überhaupt ale bekannt
vorausgesezt, schlügt hier nicht an, da ja nur der Eine
Lukaa die Üescbi^bte meldet, sie also nicht sehr verbrei-
tet gewesen 9n sein seheint; die Vernnthongy sie ^6*
ge ihm wohl n« unerheblich gewesen sein t), verllevt da-
durch ihren Boden , dafs Johannes auch das Verhör bei
Annas, das doch ebenso wenig entscheidend war, zu be-
schreiben nieht yersohsiaibt; überhaopt ist, wie auch Schlu-
BRlIACRBR zugesteht, die johanneisehe Ernühlung dieser
Vorgänge so zusammenhängend, dafs sich nirgends eine Fu-
ge Beigen will, um eine solche Zwischenscene einzuschie-
ben«, flüchtet sich daher aneh Schlbixbiiacbbr nuient ra
der Veminthung, es müge wolil dem Jobannes itte Abfth-
rung Jesu zu llerodes entgangen sein , weil sie auf einer
entgegengesehen .Seite, als wo der Jünger stand, durch ei-
ne Hintepthüfjsiy gecehehen sei» dem Lukas aber eine Kun-
de von derüelbeii: nngelKemmen, weil sein Oewfihfsmann
ebenso eine Bekanntschaft im Hause des Herodes gehabt
habe, wie. Johannes in dem des Annas : so ist jene erstere
VerfDutbung eben nur eine Uinterthüre, die lentete aber ei-
ne vemwelfeiie Fiktion. Seinen wir freilieh den Ver^
ser des vierten Evangeliums nicht als Apostel Foraus : so
verlieren wir die Unterlage ^ um gegen die Erzählung des
Lukas . den. Uebei annusetseui welche Jedenialisy da sehen
Jortlo Ton dar Abfiilirang m Harod« weift»), na wAw
frühem Ursprung ist. Immerhin indessen bleibt tbeils das
Stillsohweigen der übrigen Evangelisten in einem Abschnitt»
wo sonst über .die Hauptstadien der Entwicklung Ten Je-
su Saehe lAereinstimmnng su lierrsehen pflegt , theÜs die i
innere Schwierigkeit der Ü^r^ählung so bedenklich, dafs die
«eauuMumcB, Über den Lukas, 8. SM.
9} Disl. .«. Tryph. lOS.
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Drittes Kapitel. §• 127. , 519
Vermuthnng offen bleiben mal« , die Anekdote sei aas dem
Bestreben entstanden, Jesum vor alle mfigliolierweise inJe-
rnsalem «nseBunennabrlrtgende RichlentAlile nt stellen, von
allen niehc Iderarehlsehen Beb6rden ihnnwar verHehtlich be-
handelt, aber doch seine Unschuld laut oder stillschweigend
anerkannt werden ^ ihn selbst aber For allen seine gleieh-
nUlfiilge Haltung nnd Warde behaupten m lassen. Wäre
diefs Ton der vorliegenden Eratthlnng, mit weicher der drit-
te Evangelist allein steht, anzunehmen : so würde sich eine
lUmliche Vermuthang auch für das Verhör vor Annas er-
geben, mit welchem wir den vierten Evangelisten allein-
atehend goAuid^n haben«
< Nachdem er Jesum von Herodes zurückgesandt be-
kommen hatte, berief nun dem Lnkas zufolge Pilatus die
Syoedristen nnd das Volk wieder nn sieh, nnd erklärte,
auf das ndt dem seinigen llberelnstininiende Urtheil des
Herodes gestüzt , Jesum mit einer Züchtigung loslassen zu
wollen, wozu er die Sitte, am Paschafest einen Gefange-
Mn frei nn lassen bentttnen konnte. Dieser bei Ln-
kas etwas verkürate Unwtand tritt bei den fibrlgen, na»
mentlich bei Matthäus, deutlicher heraus. Da nämlich die
Befagni(s , sich einen Gefangenen losaubitten , dem
snkam: so snehte Pilatus, wohl wissend, dals nur der
Meid der Grofsen Jesum verfolgte, die bessere Stimmung
des Volks für ihn zu benutzen, und um dasselbe zur Be-
freiung Jesu eigentlich zu nöthigen, stellte t'r ihn, den er,
«Um Tbeil nwar aus Spott geg^n die Juden, cum Theil
aber um sie von seiner Hinrichtung, als ffir sie selbst schimpf-
lich, absubringen, Messias oder Judenkonig nannte, nur
10} Man zweifelt, ob diese Sitte, von welcher wir ohne da»
T« nichts wissen würden, rtoiischcn oder jüdischen Ur.
Sprungs war; vgl. Fritzschb und Paulus z. d. St. Bavs,
über die urtprttngUcbe Bedeutiuig des Fassahiestes n. s. f.
m. Zelttchr. t TheoL 1832) i, S. 94.
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Mi Driifv Abichuitu
Aotwabl mit einem Siofdiog iniaij/nogy Barabbas so*
«ammen, weioben JolMuiaea als Markus and Lukas
•ber als einen seloben, der Wifsn Anfrnbfe mai MoMle
verhaftet fmr, beeeiehnsn. Der Plan seblug aber HbU, dn
das Voiii, suburiiirt, wie die zwei ersten Evangelisten an-
merken, von seinen Oberen^ mit grofser £instimmigkeit die
• Frelgebnnf des Becebbae^ und fttr Jesnm die Krensigii^
veriangle.
Als ein besonderes (iewicht, das bei Pilatus noch in
die Wagscbale Jesu fiel, und ihn bewog, den Versaob
mil Bafebbes eaf e JlacbdiAekilehste geitend mi mmAem,
wird von Mattliäas das angeführt, defii, wie der Procnra-
tor auf dem Richterstuhi safs , seine Gemahlin * *) ihn in
Folge eines ftugstigenden Traomes warnen iiei« , sieb ja
niebts gegen Jenen Grereohten sn Scbniden immmen an Ine-
seil (27v 19.)* Niehl allein Pavlvs, sendem aneh Olsbau-
eiv erklärt diesen Traum als natürliches Ergebnifs aus dem-
jenigen, was die Frau des Pilatus von Jesu und seiner am
verigen Abend erfolgten Oefengennehmnng geb6rl haben
moehte ; woen man noeh die Notie des fivangel* Nioodeml
sls erklärende Vermnthung «iehen kann, dafs dieselbe eine
%^eooaß^g und Mm^oa^i gewesen sei Indessen ^ wie
11) Einer Lesart naoh hiess dieser Mensch mit seinem vollen Namen
*Iiiais9«^flßStf vs» hier nur desswegen bemerkt wird, vveü OiA-
aAOSSR es y,merkwilrdig<< gefunden htt. Indem aümlichbar Abba
Soim des Vaters bedeutal, so ruft O&saAvstM aus: Alias y
was an dem ErIVser Weaen war , erseliien bei dem BliSider
als Garricatur! und findet den Vers anwendbar: Indtl in hu-
manis divina potoiilia rebus. Wir könnua in dieser Olsmau-
SK^schen lictrachtuüg nur einen lusus humanat' imj)otcntiae
finden.
12) Im Evang, Nicodemi und bei späteren Kirchengeachichtscbrei»
bcrn heisst sie Procula, Jl^ättZ^, Vgl. hierüber Thilo, Cod.
Apoor. N. T., p. S2if Pjmuos, ea, Uaadb. 3, b, S. 640
IS) Ciyp. J, S. bei Tnoo«
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Dritte« KapiteL f. 197. MI
IniiMr ÜB N. T.| nanentBeh im Matthiaflemiigelln^ Tri«*
mm ab hUime Sdtfekanf betraehtet werden ; ee Itt aiiolk
dieser ^ewifs in der Ansicht de« Referenten non Aine nu-
mine gewesen , und es miils sich daher ein Grund seiner
Zotehickung denken lassen, ttolite der Traam wirkitefi
den Tod Jesn hirftertrelben, so milfste man Tom orthodoxen
Standpunkt aus, auf welchem dieser Tod zur Seligkeit der
Menschen nothwendig war, auf die Vermothang einiger.
Alten kommen, der Teniei mdge es gewesen sein, weleher
der Pran des Procnrators Jenen Tranm eingab, itm den
Vers(|hnung8tod zu verhindern sollte der Tod Jesa
nicht verhindert werden, so könnte der Zweck des Trau«
mes nur auf' Pilatus oder seine Gattin gehen. Allein dem
Pilatus konnte eine s6 spft' kommende Warnung wöhl nur
die Schuld vermehren, ohne ihn von dem bereits halb ge-
thanen Schritt zurückbringen zu können ^ dafs aber seine
Gattin dnreh den Traum bekehrt worden sei, wie Blanehe
angenommen haben ^ ^) , Ist thells nirgendsher bekannt*,
theils spricht sich in der Erzählung nicht dieser Zweck
AUS. Sondern, wie schon die Figur des Pilatus in der
erangelisehen firsXhlAng so gehalten ist^ dals dem blinden
Hasse der Volksgenossen Jesu das unparteUsehe Drtiiell
eines Heiden gegenüberstehen soll : so wird nun auch sei*
ner Gattin ein Zeughifs für Jesum abgewonnen, um, wie
naeh Matth. 21, Itt. aus dem Munde der njnUnf jmI ^9-^
Xa^oPvWf so nunmehr aus dem Munde* eines eehwaehen
Weibes, ihm ein Lob zu bereiten, welches, zur Mehrung
seines Gewichts, aus einem bedeutungsvollen Traume ab«
14) Ignat. ad Philippens. 4: tpoßtl Sh (der Teufel) ro ^ra«or,
ir orti^oig auro xaTaTaQairutv Mai nautiv nttQurat rä »ata roif
qavqor. Vgl. Thilo, p. 523. Die Juden im Evang. Nicod.,
C. 2* p* 524, erklären den Traum fUr ein Zauberstiick von
Jesu; —I6m irufdnM/mru in§/nfß9n'q»6 vf*^ fyruiMdwm.
15) s. B. Theophy lallt, t. Taue p. SU>
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Dritter Abscüaitt
fekket wifd* Je nebr man, nu diesen wahrscheinlich
m. maehen,. imeh ans dar Pvofangeaoliiahle ileigleiclieB
Triane anfthrt, weleha ainer Untigen Katastrophe be-
ängstigend und warnend vorangeschritten sind '^): desto
mehr wird der Verdacht angeregt« dafs^ wie die meisten
Ton diasapy ilo anch dar Traam in nntrar Steile naeli dem
Erfolge geiaaeht sein aidge, tun daiien tragische ^Iriknng
wa erhöhen.
Wie nun die Juden aaf wiederholtes Befragen des Pi-
latos die Loslastniig Dttr Barahbas, fittr Jasnai aber die Ktm^
sigung, stflnaiaeb and baharrlieh verlangen: laaaen die bak
den mittleren Evangelisten ihn in ihr Begehren sofort wil*
iigen , MatthA'us aber schiebt noch eine Ceremonie und ei- |
M Weobseirada daawiseben (27, 24 ffi> Naeh ihoi albn- !
lieh llftt sieh PÜatna Wasser geben, waaehl aieh daaft
die Hände vor dem Volk , und erklärt sich für unschuldig
am Blute dieses Gerechten. Die flandwaschung als Rein-
arfclimag Tan einer Bintaebuki war apaeüiseb jadiaohe
Sitte, naeb ft.Mos* Sl, 6f« '7). Man bat nnwabraebein-
lieh gefunden , dafs der Römer diese jüdische Gewohnheit
hier nachgeahmt habe, und defs wegen sich darauf berufen,
ivia Jedeas, der aeine Unsobnid feierliab erklären will,
nielite lelebter, als eine aolebe Handiwasebang , einfillen
könne '^). Allein, um ohne Anhalt an einer gewohnten
Sitte eine symbolische Handlung gleichsam im Augenblick i
an erfinden, oder aneb nnr in einen fremden Voiksge-
braneh sieb liinelnsnwerfeny daau gehört, dais dem, wel-
cher eine solche Handlung vornimmt, an demjenigen, was
er durch dieselbe beaeichnen will, ungemein viel gelegen j
16) Wie Pai»os und Hvw'öl z. d. St. , welche munentlich an den
Trsnm van CSCtsr^s Gemshlia ia der Nacht vor seiner Bvmer-
duag eriaiiera.
17) Vgl, Sota, 8, 6.
18) Faiftseaa, in BIstth. p. S08.
I
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Driueft Jt^apiteL $. 127. &U
sei. So oQi^BieUi viel aber konnte nicht sowohl dem Pi-
latuc daran gelegen eetn^ leine Unsehuid an der Hinriehp
long Jeen su besengen , all vielmehr den Chrbten darai^
nnf diese Welse die Unschuld Ihres Messias bezeugen zn
lassen; woraus der Verdacht erwüchse, dafs vielleicbt erst
ihnen die Handwaaohung des Pilatus ihre Entstehung ver-
danken m5ge. Dleee yermnthnng bestitlgt sieh, wenn wir
den Ausspruch erwägen, mit welchem Pilatus jene sym*
bolische Handlung begleitet haben seil; ai^wog il/ni and
%H aifiorag %6 datala tm» 0enn , M^alk der Riebter
fentlieh und enphatieeh den , welehen er doeb der bXrte» .
sten Bestrafung hingab , einen dixaiog genannt haben soll-
te^'^ findet auch Paulus so in sich widersprechend ^ dals
er hier, gegen die eonstige Weise seiner Äneiegnng, an»
nimmt, der £rsihler interpreCire selbst, vrtm Pilatne seiner
Meinung nach bei der Handwaschuiig gedacht haben müs-
se. Zu verwundern ist) dals ihm das ebenso ünwahrscheia-
licbe nieht anffiKüt, was den Juden bei dieser Gelegenheil
in den Hnnd gelegt ist» Naelidem nimlieh Pilatns sich
für unschuldig an dem Blut Jesu erkl/irt, und durch das
hinzugefügte: vfdeig oipea&ßi die Verantwortung auf die
«luden ttbefgewälst hatte, seil nach Matthiins nug u lang
gerufen haben: %o alfta aitS itp tj^ag wrl ifü %a tbnm
i^ftwv. Aliein diefs ist doch augenscheinlich nur vorn Stand-
punkt der Christen aus gesprochen, die in dem Unglück,
weiches bald naeh Jesu Tode in immer verstürkten SchlÜT
gen fiber die Jfldisehe Nation liereinbraeh , nichts Andres,
als die Blutschuld von der Hinrichtung Jesu her erblick-
ten : 80 dafs also diese ganze dein ersten Ü^vangelium ei-
genthOmiiehe Episode im höchsten Grade verdjiehtig ist»
Nach MatthSus und Markus liefs nun Pilatn» Jesna
gsisseln , um ihn sofort zur Kreuzigung abführen zu las-
sen» Die Geisselnng erseheint liier gans so, wie nach ru-
mitcher Sitte das virgis coedere dem securi percutere^
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#
SM llritter Abcohnill.
und bei Sclaven die Geisselipng der Kreosiguiigy ymamgAem
pflegte"'). Bei Lakmtersehelnttiegansfindera. Wihrendee
dort heifst : jov ffQaye?Mt)oag naQedwxev 7va gav(Hi}^
^ffi erbietet sich hier Pilatus wiederholt, V. IG und 22:*
naidevaas avtoif arnkvata, d* h. wie dort das Geiseein ale
einleitendes Aecidena der Hinrichtung eracheint: so Iiier als
ableitendes Surrogat derselben; Pilatus will durch diese
Züchtigung den Uass der Feinde Jesu befriedigen, und sie
bewegen i von dem Verlangen seiner Hinrichtung absiiato-'
lien. Wflhrend es aber bei Lnltas cur wirkliehen Geisse-
Jung nicht kommt, weil auf den wiederholten Vorschlag
des Pilatus die Juden in keiner Weise eingehen wollen:
so iä&t dieser bei Jobannes Jesom wlriiiich geissein, stelle
ihn sofort mit dem Pnrpurlileid and DornenliranB dem
Volke vor, und versucht, ob nicht sein kläglicher Anblick,
mit der wiederholten Erklärung seiner Unschuld verban-
den, einen fiindraclL auf die erbitterten Gemfither machen
mOelite; aber auch* diefs ist vergeliens (19, 1 ff.)» Es be-
steht somit zwischen den Evangelisten in Betreff der Geis-
seiung Jesu ein Widerspruch , welchen man nicht mit
Paulus dadurch ausgleiehen darf, dafs nmn das iror *L fpQCf
ftXliaifag naQidmtev free gavQio!yfj bei MattliMusr und Mar-
kus so umschreibt: Jesus, den er schon vorher hatte geis-
sein lassen, um ihn au retten, hatte diefs vergeblich er-
duldet, indem «r non doch mir Kreusigung hingegeben
wurde« Sondern, die Differenu der Berichte sugebend,
niufs man nur fragen, welcher von beiden die gröfsere hi-
storische Wahrscheinlichkeit für sich liahe? Wiewohl sich
nun freilich nicht nachweisen Itffst, dafs Geisselung vor
der Kreuaigung ausnahmslose rttmische Sitte gewesen wl*
re : so ist es doch andrerseits auch einzig aus harmoni-
stisohem fiestreben, wenn behauptet wird, dais nur, wenn
19) Vgl. l>esonderfl die voa Wststsu xu MtUh. 27, 26* angc-
fiilirtca Stellen.
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Dritte« Kiif itei. t..Jtt7. Mi
einer bemnders hart feetreft werden soUl^ Ter 4er Kren»
sigmig neoh die Geieeekiiif lerhfingt worden «ei-^), n«d
folglich Pilatas, der gegen Jesuiii nicht grausam sein woll-
te ^ ihn nur in dei* beaoodern Absicht, welche Lukas und
Jobennee meldeii) nnd welebe eueh bei ihren beiden Vor-
»Jlnnern hinBunndenken eel| kBnne lieben geiueln ieaaen*
Welt wahrscheinlicher ist es vielmehr, dafs in der Wirk-
Üohkeit zwar die Geisselnng nur so^ wie die zwei ersten
Jivai^^iaten berichten^ ale Vorspiei tmr ttnrichtongi ror«
.gettoemen werden Ist, die ehrietilelie Sege aber, #ie ihr
.nnm Zeugnifs gegen die Jaden am Charakter des l^ilntns
.diejenige Seite besonders willkommen war, Termöge wel-
cher er Jesnm so retten eicb anf verschiedene Weise b»*
etrebt iieben eoü, eo nun aueh die Neüs.Ton der Geitie-
long benüet habe, um an ihr einen neoen* Befreiongsver-^
.such des l'ilatus zu gewinnen. Diese Benützung erscheint
in dritten üivengeiinni nur erst als eine begonnene^ indem
liier dae. GeiMelniaseen bloAe Erbietnng dee Filalve iett
wogegen Im vierten die Gdetelnng wiriitteb roUcegen, nnd '
na einem weiteren Akt des Drama verwendet wird.
An die Geisselung schÜeiBt sich bei den nwei ersten
JBtanfeÜeten and dem vierten die Mifahandinng nnd Vei^
.^ttnng Jeen dnreh die Soideten^ welehe ihm ein Pui^
parkleid umlegten, einen ICranz von Dorngesträuch ihm auf
das Haupt seaten ^ naeb Matth&as ihm anob einen üobr-
■tab In die Hand gaben, nnd In dieeer Vermnnannng iLm
theÜe als Jndenlitoig begriUbten, theils eehlugen wA mib-
20) Paülüi, I. a. O. S. 647.
21) Durch die Auseiaandersetcnng von TAWn, S. 6^9t, gewinnt
es alle Wahrscbeinlicbkeit, dass der giftn^ot H aMttr9mv nicht
ein Kranz aus spitzen Domen war^ sondern von dem nach»
sten besten HechengestrHucb genommen^ vm durch die vilis-
sima Corona, spincola (Flin. H. N. 21, 10.) Jesnm ZQ ver-
höhnen.
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9
imiiiietoeii Lakai weift Msr von keiner Verkdhnvng
dnrek die jSoidnten, wohl eker hat or in eelner KrsihlMg
von der Abführung Jesu zu Merodes etwas Ähnliches, in-
dem er liier den Merodes avy xoi^ ^^oxtvnoai» wih Jeea«
forepoiteni and ihn in>einer iß^iß htfinQi wn Pilatne sn-
rdekeenden lilef; Hanehe nehnwn an, diefe eei daeeelke Paf^
pnrgewand, welches nachher die Soldaten des Pilatus Je-
an Eum aweltenmai aogesogen haben; aber vielmehr
mal müfirtei wenn wir den Johannee daaunehmeni nnd
gleieh keinen dar Sym^tlkar des Irrthnms beeekoldlgen wal*
len, mit Jesu diese Vermummung vorgenommen worden
•ein: soerst bei Merodes C^nkat); hierauf ehe Pilatus Je-
anm den Juden TorfiDlnEtie) nm d»rek dae: tde 6 mfSffom^Sf
ihr Mitleid rege an maehen (Jok.); endlich noeh einami,
nachdem er den Soldaten zur Kreuslgong überlassen war
(Matth, und Markus). Diefs ist nun ebenso unwahrscbein«
lieh, ale ea wahreeheinlieb lüi dala die £fangellsten
luid dieialke Verannunnng, Ton dar eie gehört, an
schiedene Orte and Zeiten verlegt und verschiedenen Per*
aonen angeschrieben haben.
Während bei den awei ersten Brangdleten vor der
Ceieselung Jeen ^die Geriehtevarlmndlung bereite geeehlee-
een ist, bei'm dritten auf die Ilichtannahme des naidsvaag
avtop ünolvOiü von Seiten der Juden Pilatus Jesum zur
Krennigttnf hingiabi: qpinnt aieh im vierten 'fivangeilwa
die Oeriehteseene folgendermalsen naeh wettere Ah aueh die
Vorstellung des gegeisselten und vermummten Jesus nichts
fruchtet, sondern beharrlich seine Kreuzigung verlangt
wird) ruft der Praeniator entrOstet den Juden au, so mö-
gen sie selbst Ihn hinnehmen und Iwenaigen, denn er in-
de keine Schuld an ihm. . Die Juden erwledern^ nach ih-
22) Eine ähnliche Vcnnummung eines Menschen, um einen Drit-
ten XU verhöhnen, fuhrt aus TliUo, in iflaccum, WsTSism
sn, p. 5SSf.
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r
Drillet Ka^ieeÜ S. m. 597
rem Oeies aitae m atoifcm» de er tteh mlktlt «am fuios
^f-Q gemftcht habe; eine Bemerkung, welche dem Pilatus
«berglüubische Furcht einjagt, wefswegen er Jesom noch-
mals in des Prfttorinm Jiieeinfilhrl, nnd nach seiner ( ob
wirklieh kinmlisdienf) Abkunft tftigtf worsvf Üm eher Je»
sus iieine Antwort giebt, und, als ihm der Procnrator mit
cler ihm zustehenden Gewalt über sein Leben Schrecken
einjagen will, ihn auf die höhere Maehl, die ihm diese
Gewalt gegeben habe, verweisi; Zwar strebte in Folge
dieser Reden Pilatus (noch angelegentlicher als bisher),
Jesum zo befreien: endlich aber fanden nun die Juden das
reehte Büttel, ihn nach ihrem Willen sn stimmen, indem
sie die BeoMrknng hinwarlbn , wenn er Jesum loslasse ,
der sich dem Cüsar als Usurpator gegenüberstellte, sei er
kein q>Uios iref KaiaaQos. So, durch eine mögliche An«
aehwärsang bei Tiberina eingesehfichtert, besteigt er den
Riehteitatnhl, nnd greift, da er seinen Willen nicht dnrch«
setzen kann, zum Hohn gegen die Joden, in der Frage,
eb sie denn wollen, dafs er ihren König kreuzigen solle?
worauf sie aber, die snlest esil io sichtbarem £rfolg an-
genommene Stellung behauptend, «^klären, von keinem Kö-
nig, als von dem Casar, wissen zu wollen. Jezt willigt
der Procnrator darein , Jesum zur Kreuzigung führen zu
lassen ,ssa welchem Behuf man ihm, wie «Ue swel ersten .
fi?angelislen benMrken, den Purpurornntel aussog, nndseU
ne eigenen Kleider wieder anlegte*
S. 128.
Die Kreuzigung.
Schon Aber den Hingang Jesu cum Ort der KreuBi-
gung diffsriren die Synoptiker und Johannes, indem dem
lesteren zufolge Jesus das Kreuz selber dahin trug (19, 17.),
w&hrend die ersteren melden, man habe es an seiner statt
einem Simon von Cyrene angelegt (Matth. 27, 32« parall.)*
Die Commenlatoren swar, wie wenn es sich Fon selbst
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M$ Dritter 'Abschnitt
Madti^ fwdnSgen dieie AngakM dahiii: «Mvst iMibe Je-
MW tflllitt 4m Krem wm trafen Tmncht) hlermif «ber, nb
et sich seigte, dsfs er so erschdpft war, bsbe man es dem
Sinoii «»geladen Allein wenn Johannes sagt: xai //o-
ptCm for gottfor «mw dg rokfa&a' am ai%im
igavfHjMtoißt w» sest er oilbnber nieiit rorens, dels eaf de»
Weg dahin Jesu das Kreue abgenommen worden wäre -'f.
Jbis scheint aber die y^ojfk den Synoptikern so einstimmig ge*
geliene Notis ? en dem untergesobobenen Simon nm so
niger abgewiesen werden an kfinnen , Je weniger eiel^ ein
Aniafs, aus dem sie erdichtet worden sein könnte, auffin-
den iälst. Wohl aber iiönnte dieser individuelle Zog im
Kreise. der der Entstehung des vierten firangeiiums nnbe»
bannt geblieben sein, und der vVerfasser desselben sich ge-
dacht haben, dafs der allgemeinen Sitte sofolge Jesus selbst
das Kreuz werde haben tragen mflssen. Siimmtliche Syn-
optiker beseichnen Jenen Simon ab einen KvQtflfatagf d. Ii*
wahrseheiniieb einen, ans der iibysehen Stadt Cyrene, wo
viele Juden wohnten com Fest nach Jerusalem Gekon-
inenen* Nach allen wurde er auf gewaltsame Weise com
Tragen des Kreues gebraebt, was alier weder fitaPy noeh
gegen die Annabme» dals er Jesn günstig gewesen, lientnS
werden kann Nach Lalcas nnd Markus kam der Mann
gerade aii dygö , und wie er am lüreoeigungszug ror über-
geben wollte, verwendete man ihn snr Unterstatsung Jeso*
Markus beasidinet ibn noch bestirnntsr als naz^Q ^Ale^ip'
Sqs xai ^P^q^s, ohne Zweifel, well diels in der ersten 6e-*
meinde bekannte Männer waren (vgl. A. G. 10, 33. Röm*
i$f IS» 1. Tiuu I, 20. 2. Tim. 4, U.) an welche er,
• J) So PiUQiss, HomSL, Tmoujok und OLSBAVtsir in den Conau
2) Fanucas , in Marc. 6S4 : Signlficat Joannes , Jcsum suam
cmcem portivisf e , donec sd cslvsrise locum penrenisset.
3) Joseph. Antiq. 14, 7, S«
4) Dafür h«n)1!zt es <• B. Gnortus ; dagegen Olshavseh 2, S. 4SI.
5) Vgl. Paulus und Fkitzscms z. d. St.
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Drilte» KapiteL f. 128.
i«l nkfat mm mtaohMm ^ «b ndl. ixbr oba« fBidiiybiit
phen tinind, den SiiBoB MknAfill.
Aaf dem Hinweg cum RichtpIaS) meldet Lukas, sei
eine grofae Volksmasse, namentlich auch Weiber, wehkla-
gend Jean nachgefoJgt| deren Klagen er aber aof Miß salbet
und ihre Kinder verwieeen habe», ndt Hlnaicbt amf die
schrecklichen Zeiten, welche hald über sie hereinbrechen
^würden (23, 27 ff.)* Züge, sind theils aus der Rede
über die Parusie^ Lac. 21, 23^ entlehnt, da, wie dert den
Sehwangeren und Sängenden in jener Zelt Webe gerafisn
war, 80 hier gesagt wird, es kommen ^jueocre, in welchen
cri SitiQaif xal xoiXiai dt sx iyiwr^aav^ xal fiagol di ux i&rf
Xaauy, werden glAckilch gepriesen werden ; theiis ist ans
Hosea 10 , 8. geborgt, denn das %o%e a^gbyros kiyew %d(g
hi)tat X. I. L ist beinahe wörtlich die alexandrinische Über-
setzung jener Stelle.
Den Pia» der Hinrichtung nennen slBUBtliehe Evange-
listen Golgatha, das chaldüsebe HPh^h^ , und erkiiren diese
Bezeichnung durch xQcn ln tonog oder xQarlov (Matth. V. 3?.
parall.). Der ieateren Beaeichnnng nach könnte es schei-
nen ^ der Ort sei von seiner sehlidelfdrnilgen Figur so ge-
nannt gewesen ; wogegen dfe erstere Erkiiironv ufid wohl
auch die ^atur der Snclie wahrscheinlicher macht, dafs
er seiner Bestimmung als Richtplnz und den daselbst he*
iindiiehen Gerippen ond Schädeln der Hingerichteten seine
Benennung verdankte. Wo dieser Fla e gelegen habe, Ist
nicht bekannt, duch ohne Zweifel ausserhalb der Stadt ^
auch dafs er ein Hügel gewesen, wird nur vermuthet
Den Hergang nach der Ankunft Jesn auf dem Kicht-
plas ersählt Matthffus (V. S4iF.) in etwas sonderbarer Fol-
ge. Zuerst erwähnt er des Jesu angebotejien Tranks; dann,
daCij nachdem sie ihn an das Kreua geschlagen , die Sol-
*. * . .
6) t. VäW09 und FaiTsscus s. d. Abtchn. Wmsi^ ^ b. Reslw.
d. A. Golgatha.
Das i^ben Jesu JJ. Band, 34
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.tlZO Dritter Abschnitt*
ilaten seine Kieider ^«rtheiit liehen; hiernufi vie sie sich
niedeneslenf nm ihn co be%TAebQB;'9iiiiQb diesem die deai
Krans gegebene Uhersehrifti und- nun erst wird, vnd swiir
nicht als Nacbholong, sondern durch eine Partikel der Zeit-
folge Crorc) die ^otiz angeknüpft, dafs man mit ihm suei
Räuber gekreii/lgt habe. Wfihrend Markus flem Matthäus
folgt 9 nur dais er statt der Angabe «ler Bewaehiuig des
Kreuzes eine Zeitbestimmung hat, berichtet Lahes richti>
ger suerst die Kreu/.i^^ung der beiden Verbrecher mit Jesu,
«lena ers^ die Kleiderverlposnng} und in ähnlicher Abfolge
Meh Johannes» Deitwegen aber die Verse bei Matthäus
umzustellen (34. 37. 38. 35. 36.)9 wie schon ▼orgeschl'ngpn
>vurde^), ist unerlaubt, und man mofs vielmehr aiit dein
Verfasser des ersten Evangeliums hier die Beschuldigung
liegen lassen, da(s er fiber dem Bestauben, von den Haopt-
Vorgängen bei der Kreuzigung Jesu nur keinen zu überge-
hen, die natürliche Zeitfolge vernachltissigt habe
Was die Art der Kreuaignng betrifft, ist jezt kaum
mehr etwas streitig, als nur die Frage ^ ob dem Gekreu-
zigten ausser den Händen auch die Fttise angenagelt wor-
den seien Die Bejahung dieser Frage liegt ebenso ita
Interesse der orthodoxen» wie die Verneinung In dem der
rationalistischen Ansieht. Von Justin dem Märtyrer an
bis auf Hbnostbvbero ' ^) und Olshausen finden die Ortho-
doxen in den angenagelten Füllen Jesu eine Erfüllung der
Weissagung Ps. 22, 17, wo die LJÜC. cS^t;|or z*^Q^ i*^
woiL nodag ftbersest : allein Im Grundteit Ist schwerlich von
Durchbohren, in keinem Fall von einer Ki*euzignng die
Bede, auch wird die Stelle im JN. T. nirgend» auf Chri-
' /■
7) von WassBHBBRtn , in der Dist. de trajectioaibut T. zu
Valckenaer*s schoiae in U. quosd. N. T. 2, p. 31.
8) Vgl. ScNLBiBaaucHBa, ilber den Lukas, S. 295« und FarritCHa,
in Matth, p. 814.
9) Apol. I, 35. Dial. c. Tryph. 97.
10) Christoiogie des A. T. 1, a, S. 182
t
#
0fa» MifBwtiidht; Det^ EatUmaliitoii hüifqfni wM et
tlieil* leichler, den Tod Jmq fBr blofteitf ScMirtod mm er«
kliiren, theiiä nur dann möglirh, zu begreifen, wie er nach
\ci6r Auferstehung sogleich wieder gehen konnte, wenn an
den Folfen keine Verwundung etettgeAinden hatte: allein
%ielDiehr, wenn ee sieh gieeehlehtiieh ergibe^ daft wirklieh
aach die Füfse Jesu angenagelt waren, müfste gefolgert
werden } dafs die Wiederbelebung und das Wandeln nach
derselben entwader nnf ttbematttrliche Welae^ oder gar
nicht, geeehehon aoL Neueetena atehen aleli besondere
swei gelelirte und grflndliche Untersuchungen dieses Punk*
fes, von Paulus und von Bahr, jene gegen, diese fttr die
Annagelung der Ffliaey gegenflber dmr evangeH-
scben EmAhlnng kann die erstere Änsiobt Tor Alleoi das
für sieb geltend machen, dafs weder jene Psnimstelle, die
doch unter Voraussetzung einer Fuisannagelung dem Prag*
■Mtlsnins der Erangelisten so nahe Jag 9 irgendwo benlist, "
noeh In der AoferstehongsgesehSebCe neben den KXgelmah-
len in den Händen und der Seitenwunde einer Wunde in
den Fül'sen gedacht ist (Joh. 20, 20. 25. 27.): wogegen die
-andere Ansicht sich nioht ohne Grand darauf beruft, dafs
Lnc. 24, 39. Jesus die Jttnger auffordert: Jdtte tag x^l^
Qug fJB xal Tsg nodag /uö, wo zwar, dafs die Füfse durch-
bohrt gewesen , nicht gesagt, aber auch schwer zu begrei-
fen ist 9 wie, biols um Ton der Realität seines Körpers
überhaupt su flberseugen , Jes^is gerade die Fblse YOi^
SBeigt haben soll. Dafs unter den Kirchenvätern aneh sol-
die, weiche, vor Constantin lebend, die l^renzigung noch
nun eigener Ansehauung kennen konnten, wie Justin und
Teituillan, die Falsa Jesu angenagelt werden lassen, ist
Ton Gewicht, und wenn man auch aus der Bemerkung des
lästeren: qui iChriUui) ^tolus a populo $am imi^niUr
ii) Paulus, im cxeg. Handbuch 3, b, S. 669 — 754; Bähr, in
Tttofcvcx't liter. Anxeigcr für christL Theol. 1835 > No. 1—6.
34 »
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6Si Driner AbK^lmill.
orucifixuM €H '0) M*liUe(Mft ktenCe, iler PMittstcUe
lieb hnbaiiclietsiViVte- «ngenonnieiiy Chvistus tri iiiMiiiihaf-
welte mit Durchbohrang nuch der Fiifse gekretiKi^t Mor-
den: so wird doch, wenn er vorher die Durchbohrung
der Hfinde und FttCse die propria atrooia cruciM nannte^
klar, dur« Jene Worte niehl eine ausgeseichiiete Art der
Kreuzigung, sondern die so Auffallend mit der Weissagung
EiuammentretTende Todesart der Kreuzigung bedeuten. Un-
ter den Steilen der Profanscribenten ist die wichtigate die
Plaotifliaehe, wo, allerdinfi nie ansnahrnweite ?erschftrfte
Kreuzigung, ojfigantur bis pedeSf bisbrachia vorkommt' 3).
liier fragt es sich : soll das Ungewöhnliche in dem bi.s be-
atehen, ao dafii ait daa auch tonst Übliche die einfache
Anhefitang aowohl iron Fäften ala Händen Toraoageaest wird;
oder soll das bis ofßgtre der Hfinde, d. h. dal's beide lian-
de angenagelt wurden, das Gewöhnliche gewesen, das An-
nageln beider Ffifae aber als ausserordentliche Veraehir-
f«ng hinsugekonmen sein? wovon Jeder das £rstero den
Worten anuremessener finden wird. Hienach scheint sich
mir dermalen das Ubergewicht der historischen Gründe auf
Seiten derer sn neigen , welche behaupten , dafs Jesu am
Krens beides , Bünde und Fafse, angenagelt worden aeirn.
Noch vor der Kreuzigung war es laut der beiden er-
sten Evangelisten, dafs Jesu ein Getrjink angeboten wur-
de, welches Matthäus CV« 34.) eis o^og fii%a X^^S ft^pif-
lihov^ Markna (V* 23.) als iafix Qviö^ivw AvO¥ beseiehnet,
das aber beiden zufolge Jesus, bei Matthäus nachdem er
es vorher gekostet^ nicht zvl sich nehmen mochte. Du man
nieht liegreifik, nv welchem Zwecke man ojiter de» Essig
Galle gemischt haben möge, so erklärt man gewtfbniieh die
XoXfi des Matthüus, aus dem iafivQviOfdvov des Markus,
Ton bittern vegetabilischen Ingrediensien ^ wie namentlich
J2) Adr. Marcion. 3, 19.
13) MotteUariA 2, 1.
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Dritt«*. KupiuL f. 198. MS
■^irb«,- und liett dann aiiGh itiitt o^og ontweclftr gmile^
SU olvovy oder versteht doch jenes Ton, saareiu Wein^'*},
nm so das betüubende Getrünk aus Wfiii und 8tHrken S|)e«
ceralen beraussubringen, welches nach jüdischer Sitte den
UinBariehtenden snr Abstuuipfnng des Sehmerzgefflbls ge*«
reicht jsd werden pflegte ' Allein wenn auch der Text,
diese Lesart, und die Worte diese Erklärungen suliefseup
•0 wfirde docb wohi Matthäus* geguii die tünAusdeniaiig
der wirklichen Gaile und des Essigs uns feiner Emfihiung
sehr protestiren, weil ihm dadurch die Erfüllung der Wor-
te des auch sonst messianisch gebrauchten Unglttckspsalnis
09, V. 22. (lAX) : xai tdfßnw Big %o ßqiifti 4iH g^A^ri xcci
ffV di^lHxv iminizwav /le S|a^9 verloren gienge. Diesem
Orakel gernüfs meint Matthäus unstreitig wirkliche Galle
mit £ssig} und aus der VergJiQichung des Markus darf nur
die Frage genommen wecden, ob. et wuhrsnbeinlicber sei,
dnis der Vorgang, wie ihn Markns davsteUt, das Ursprüng-
liche gewesen, was erst Matthäus zu genauerer Ähnlichkeit
mit der VVoi^sagung umgefurmt, oder ob Matthäus urspHin^-
lieb den Zug aus der Psalnwtelle gescböplty Markus aber
Ihn hinterher su gröfimrer geschlcbtlloher Wahrscfaeiniioli»
keit umgebildet habeH
Um hierüber entscheiflen icu können, rodssen wir aocfi
die beiden andern fiTangeÜsten mit In die Betrachtung
nioben. Von einer Träniuing Jesu mit Essig nimlich mel«
den alle viere, und auch jene beiden, welche den mit 6ai*
ie vermischten Essige oder den Myrrbenwein, als den er-
sten Trank I der «lesn gelMiten wurde ^ haben, wissen sp&-
tei^ noch toh einer Trtokniig mit Uolsem £s«% sn sagen.
14) s. Kuinöt, Paulus, z. d. St.
15; Sanhedrin, f. 43, 1, bei Wbtstbi« , p. 655 : Dijclt R. Chaji,
f« R. Ascher, dixisse R. Chasdam: excunti, ut capitc plecta-
tur, dant bibendum graniim turis in poculo vini , ut aliene-
tur mens efut, sec. d. Frov. 3if 6: dsie ticeram percunti
et vinum amsris «mam..
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634 Urltter AlTsehaitt
Nacli Lukas war das o^og TtQoaq^iQeiy eine Verhöhnang,
welche die Soldaten gegen Jesam, wie es scheint, nicht
•ehr lange niieh der Kreosigniig) noeh Tor der Fintteniil«,
Yopnehmen (V. Sil f.) ; nach Markos reichte hars vor dem
£nde, drei Stunden nach Entstehung der Finstemifs, ei-
ner der Umstehenden auf den Ruf Jesu : mein Gott u. s« w«,
ihm, gleichfalls in spöttischer Absicht, mittebt eines aof
ein Rohr gesteckten Sehwammes Essig dar C^. 360 ; nach
Matthäus bot ihm einer der Umstehenden auf eben jenen
Ruf hin und auf dieselbe Weise den Essig, aber in guter
Absicht, wle^tban darans sieht, dafii die Spötter ihn daron
abhalten i^ofiten (V. 49 f) "^); wogegen es bei Johannea
«uf den ausdrücklichen Ruf: duptj, ist, dafs einige einen
iSehwanim in ein in der ^ähe stehendes GefMfs mit Essig
lanohlen,' und 'auf einem Ysepstengel snm Monde Jeso
"brachten (Y. Mati hat daher drei yerschledene Yer-
snche, Jetamzu tranken, ans^enommen: den ersten vor der
1Ci*enEignng, mit dem betäubenden Tranke (Matth, ond
Jlarkos)| den'Bweiten nach der Kreusigong, wo ihm die
Soldateti nom Hohne von Ihrem gewöhnlichen Oetrlnk, el»
ner Mischung aus Essig und Wasser, posca genannt »7^,
boten (Lukas), und endlich die dritte Tränkung, welche
aof defi klagenden Ruf Jeso einigte (Matth. Mark, ond
Mb.]f'*>4 Allein, will man einmal Cngl^lchlaotendes aoa*
einatiderhalten , so mufs man auch folgerecht verfahren:
soll d|e ron Lukas berichtete Tränkung von der des Mat-
thAisr ond Markos wegen einer Zeitdifferens Tersehieden
aMa» io- Iii dl0 des MatthXns ron der des Markna doreh
ethe* Differ&na der Absicht verschieden, und wiederum ist
das, was «Johannes berichtet, nicht dasselbe mit dem was
dfo-Mdeir^enten Synoptlkeri d* es Ja aof einen gans an-
I6> % PutrSteae, t. d. St.
17) YgU T£ülSn t. d. St.
Ii) Sa RvmQ% in Los. p. 7IOf. Tmtmm^ p» Wk%»
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dm ftnf Jam erfolgt. So bdkioMn wir Im GiiBTCfi Alnf
Tränkungen, nnd konnten wenigstens nicht wohl begreifeni
wnrnin Je«u8, nachdem ihm «cbon dreimal Ebsig cum Mun-
de geführt war^ noch cum viertenmal su trinken verlang!
Ii&tle» . Milsten wir demnach aal Vereinfaehang bedacht
fein: so ist aber keinetwegd nur die Tränkung bei den
awei ersten Evangelisten und dem vierten wegen des Zu-
•ammenirefiens der Zeit und der Art der Darreichung flQr
£iue SU erkllireiiy aondem ebenso die des Markus (nn4
mitteist dieser die übrigen) mit der des'Lnkas wegen Gieieli*
heit der hühnischen Absieht. So bleiben uns £wei Trän-
kungeoi die eine vor der Kreuaigangy die andre nach der-
selben , nnd beide haben^ die erstere an der jOi|isciien Sit-
te mit dem betäubenden Trank flBr Hinanrichtendey die an*
dre an der romischen, vermöge welcher die Soldaten zu
Jbl&|ieditionen y deigieiehen auch die Vollziehung der Uiii-
richtuiig eine war, ihre posca mit sieh na führen pflegtenj
einen historischen , an der Weissagung Ps. 69. alier einen
prophetischen iialtpunkt. Beide Haltpunkte wirken entge-
gengeseat : der prophetische erregt Verdaclit^ ob anch wirk«
lieh der EraAhlung etwas Gesehiehtiiches sum Gmnde Ii»-
ge; der historisclie macht es sweifelhr.ft , dafs die ganse
Sache nur aus Weissagungen sollte herausgesponnen sein.
Doch ttberblioken wir noch einmal die vertehiedenen
Bericlite) so sind ilire Abweichungen gans von der Artj
wie sie aus verschiedener Anwendung der Psalmstelle ent»
stehen konnten. Da in derselben von Gnlleessen nnd
Essigtrinken die Hede war, ao scheint die Sage annfichst
fias firsiere» ais nndenkliary bei Seite gelassen 9 und die ,
Eraählung gebildet zu haben, die wir bei allen vier Evan-
gelisten finden, dafs Jesus am Kreuz mit Essig getränkt
worden seL Diefs konnte man entweder als Handlung des
Mitleids, wie Matthffus nnd Jolmnnes, oder des Spottei»
mit Markns nnd Lukas , betrachten. Da auf diese Weise
zwar das eWiiacb^ ^£ 6^ 1 noch nicht aber auch das
Oigitized
5M Oriiier Abaalmitl.
fig trv flhlßav Hift Om^cIi •mdrioklieti MfMt wvp, m
hielt es der Verfasser des vierten ETan^elinms für wahi—
neheintteh y dafs Jesus nach wirklich die Emptindnn^ des.
iKiniPt i^ünmert; d. b. di%ff6 fenrfea habe; ein Ruf» den
er nusdrtteHfeh flis ErfWImi^ der yoorfjri; , woronler ofiiie
Zweifet die genannte Psalmstelle (vgl. Ps. 22, 16.) ver-
itmiden ist, bezeichnet, und Kwar, indem er das Xva re*
Imo&fj r yQctfpf} dorcb tidäg S VtjoSg^ 8» nma f^Stj re—
riXfcai einleitet, so scheint er fast Bagren bq wollen, die
Erfüllung der Weissagung sei die eigene Absicht Jesu bei
fenem Antraf ifeweten:* allein* mit tolchem typologischen
Spiel wird kein «n'Kvebs Im'Todeakam|kf Begriffener sieh
abgeben, iondi^rn nur sein in ruhiger Lage befindltcher
Biograph. Indefs, auch hiedurch war iihmer nur die eine
Hälfte Jenes messlanischen VerseA , die auf den Essig be«
sflghcbe, el^llt: die Ten der Halte handelnde ^ welche als
Inbegriff affer Bitterkeit en einer Besiehu ng auf den lei-
denden Messias gnnx besonders geeignet schien ^ war noch
fibrig. Zwar^ dafs ^oX^ als ß(mjfia gegeben worden seiy
was dlePtaloistellestrertgoenommen verlangte, blieb alton-
denkbar bei Seite gestellt: wohl aber schien es dem ersten
Evangelisten, oder wvm er hier folsft, thunlich, die Galle
als Ingrediens anter den Essig so mischen, eine Mischung)
welche dann f^peillrh Jesus, des llbeln Geschmacks wegen^
nteht trinken kennte. . Der ewelte Evangelist, mehr auf
den pragmatischen nfs auf den prophetischen Zusammen-
hang bedacht, muchte dann, mit Bexiehang auf eine jfldi«
sehe Sitte, snt dem Btsig mit Galle bittem Rf yrrhenwein ,
und Ifefii Jetnm diesen, ohne Zweifel aut Scheue Tor Be>
tlabuni;, anssrhl ttrpn. Da aber diesen beiden Evanorplfsten
neben der Erzählung von dem mit (Talle gemischten Essig
•och nooh die urtpHIngliehe, ren bjofsem Essig, cugekem-
men war* so wollten sie diese dnreh jene nicht Terdrltn-
gf u lassen , und 8fellf»Mi Hahrr beide nebeneinander. Ilit*-
jasi soU keineswegs geleugnet werden, dalt Jesu vor der
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m
Uetfef^ng ein soleher IMiscberank, uni) nnohhei* noch Es«
•ig möge gereicht worden sein, da Jenea^ wlo es scheint,
w^UHiÜeh, rnid dieses bei dem Oiirsty welcher die QArtmr
slf^ten plagt, netllrlieh war? nur so iriel soll gesil^* ttin^
dnfs Hie Cvaiia^ellsteii diesen Umstand, und swar in so rer«
schiedenen VV^endungen, nicht defs wegen erzählen, weil sie
hislorisoh wofsten, er sei eof diese oder Jene Weise wirk«
Heb vorgekommen, sondern well sfe dogmadsch OberBeogt'
wr^ren, er mflsse jener Weissagang zufolge, dietleabei^ t«p-
schieHentlich anwandten, sich ereignet haben.
Wlbrend oder anmitlelbar naeh der Krenslgnng lifiil
Lukas Jesnm sprechen; ntneQ, arpec: avjois' « yccQ fHS€ta$
tI Ttntijai (V. 34.) > eine Fürbitte, die man bald anf die
Soldaten, die ihn kreuzigten, beschWinkt bald auf die
elgenHiehen Urheber seines Todes, die Sjnedristen und
latus, ansdehnt So angemessen eine solche Bitte den
sonstigen Grundsätzen Jesu über Feindesliebe ist (Matth.
5, 44.), und so viele innere Glaubwürdigkeit ron dieser
Seite die Nöda des Lnkas hat: so ist doch, ftumal er mit
dersellien allein sieht, darauf anftnerksam so maehen, daft
uiüi^Iicherweise dieser Zug aus dem für messfanisch gehal-
tenen Abschnitt Jes. 53. genommen sein könnte, wo es im
losten Vers, In demselben » aas welchem auch das fierä
ävoftitrtß iXoylüfh^ tntlehnt Ist, heiftt: S^^tP^tZ^^n, waa
zwar die LXX. unrichtig durch dfcr tag avoftlag avTt^w.n€tQ^
£dd5i7» aber bereits das Targum Jonathan durch pro pee»
cdth (sollte heiften peocatoribus') deprecatus est wie-
dergiebt.
Dafs mit Jesu zugleich JJo xaxsQyol, welche Mal-
thffns und Markus als Ifi^ag bezeichnen | In der Art ge-
kreuzigt worden seien) dafs sein Rreos In der BOtte stand^
darin stimmen die Krangelisten zusammen ^ und Markus |
•i
19) KuiatfL, in Luc. p. 710.
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wenn teiti 191er Vm IdH iMt Ante «Ine wgriltoba
Erfüllung des jesaiaiiischeii : fittu drofiory iXoyiüi^r^^ \%elches
Midi. Lee 22» ft7« Jesus schon aio Abend vonUer als ciM
dennAehet m ihm va erftfUende WdtMgiiiif «ngfAlhii bitte«
Von dem weiteren Verhalten dieser Mlfgekreosigieii berieb-
tet ans JohAinics nichts; die beiden ersten Synoptiker las-
sen eie Schmtthungen gegen Jesuin afisstofrea CM^ttli*
9f7y 44. . Marc. IS, Si.)s wogegen Lukas ersftUt, mir dnr
eine ron ihnen habe sieh dieft erismbt, sei aber von dena
andern sureelitgewiesen worden (23)39 ff.}« diese Dif-
fierenn anssugleiehen, haben die Erklärer die VoransseCsung
genuitthtp noerst mSgen wohl beide Verbreeher Jeeun ge-
aehmiht haben, dann aber doreh die aosserdrdentliehe Fln-
aternifs der eine umgestimmt worden sein *^); neuere ha-
ben sich auf eine enaUage numeri berofen *^): gewifs aber
imr diejenigen recht gesehen, welelie eine wirlüleiie Dlffe-
renn nwiaelien Loltas nnd seinen Tomfinnem augaiien
Offenbar haben Ton dem Genaueren , was jener über das
Verbültnifs der beiden Mitgekreuzigten zu Jesu ,bu berich-
ten weils, dif» nwei ersten fivai^elisten niclits gewofat. Nf -
her erslfilt nUmlich Lvkaa, als der dne der beiden Ver*
brecher Jesum durch die Aufforderung höhnte , wenn er
wirklich der JUesslas sei, sich ond sie so befreien , habe
ihm der nndore selchen Hohn gegen einen, mit dem er
doch da» gleiche Sehlcksal, und swar als Sebiddiger mit
dem Unschuldigen, theilei ernstlich verwiesen, Jesum aber
gebeten, wenn er in seiner ßaothia kommen werde, «ei-
ner nn gedenken; worauf ihm Jesus daa Versprechen ge-
geben habe , noch heote werde er mit ihm iv t(ti naQudei^
sein. An dieser Stene ist von vorn herein nichts An-
std(slgeS| bis stt der Anrede des «weiten MUgeiLreusigten
21) So CHnrsosTOMUS u. A.
22) Bkca und Grotius.
23) ^AUUüS, S. 765. Famsuu, in MaIUi« j^, 817.
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•n ieiwi. O011Q up. TMi ftlaeiü m Krau Xim^t^mt^.
eintHgds Koamcn mf Enpiehloii|f ilet Me«ti)sreIolit m ei^
warten , daita gehörte das ganze Systeiu von einem ster»
henden MestiaS) w«lclias die Apcistel T«r^ der Auffftintthaiigj
nltlit begriffen^ mnd weMiet «omit ein mr iliimh
gefafst haben mfifste. Diefs ht so unwahrscheinlich, dafa»
es kein Wunder ist, wenn Manche in der Bekehrung dea-
fiüttbera am Kreuz ein Wunder haben aehen wolle» ^^)^
lyid et wird flnreh die Annehme 9 welelie die SMüirer Mi
Hfllfe rufen, der Mensch werde wohl kein gemeiner, aon«i
dorn ein politischer Verbrecher, vielleicht einer der oiM
gaaiagw dea ßarabbaa, geweaen aeln nwr noob. miHi
denkbaren OeM.wer er ein snm Aoinibr geneIgMr* Jm^
ra^lit, der auf Befreiung seines Volks vom römischen Jo^
che hinarbeiten wollte: so war gewifs auch aeine Idee»
vom Meaaiaa am weiteeten davon entfemty einen politiacJi
ao gans vemiehteten^ wie Jeaua damala vrar, ala aolohei«
anzuerkennen. Man darf aber nnr ein Auge f<ir Sageiir
blldung haben, so wird man sie hier besonders kenntlidii
wiederfindon. Zwei Ubelthäteir waren mit Jesu gekreuaigt^
ao viel iiatte di% GeaehicbtO) oder aaoh diefa achon di%
Weiasagung Jea« 53, 12, an die Hand gegeben. Sie blenden
Eunäclist als stumme Personen da, wie wir sie im vierten
Evangelium finden, in dessen Entstehnngsgebiet nnr die
oinfaelie Naebriehtf dafä aie mit Jeao gekrennigt ifFonlani
gedrungen war. So. unbenSnt alier konnte aie die Saf^e In
die Lfinge unmöglich lassen : sie öffnete ihnen den Miund,
und da sie übrigens nnr von SchmKhungen der lJmg«3ben*
den nberiektan iiatt^ ao lielaaie in den aügpmainen Ifloim
24) s. Thilo, Cod. apocr. I. S. 143. Weitere apokryphische LVach-
richten ▼on den beiden Mitgekreuzigten finden sich im crang.
Infant, arab. c. 23, bei Thilo, p. 92 f. , vgl. die An m. p.l45|
im er. Nicod. c. 9. 10, THao» p. 581 ff. C 26, p. 7QbüU
25) Paulus und KowttLi a. d. St.
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♦ f
gegen Jotuio nach die beiden ÜbelthXter, rnnuchst ohiMi
■ifcene Angabe ihrer Rede»} «IneliaMWR (Miitcii. nnd Bf«r*
lwe>. Doeli die MlCgekreneigten llcAen eieh neeh beeeer
benutzen. Hatte ein Pilatus Zeugnifs für Jesuin nbgelegf^
■engte bald darauf ein r^tnuacher CenturiO) ja die gaiise
, wunderbar «nfgeregtn Netnr für Ihn : an werden aneli aai-
m beiden Lefdentgeneeeen^ wiewohl Vei^reeher, gegen den
Sindruck setner Gröfse nicht ganz verschlossen geblieben
sein, sondern, wenn nwar der eine ^ der nrsprfingUclieii
i^eelnltwng der Sage gemifty lJUtertei ao mnrate wohl dar
andere eleh In entgegengeaestem Sinn gel «ieert, nnd Gla«>
ben an Jesus als den Messias bewiesen haben (Lukas},
(lana iniGeial der {idlaohen Henk- und Redeweise ist dann
aeine Anrede nnJeanm and deaeen Antwert; denn dna Pn*
radle« wnr naeh damaliger VeraCelInng derjenige Tbell der
Unterwelt y welcher die Seelen der Fromuien in der Zwi-
eehenneife awisoben Ihrem Tod ond der Anferatehnng be>
tatbetgen aollle; am eine Stelle im Paradiea and efai gnidi-
gea Andeniten hn kdnfitigen Aon bittet der larafllte Gott,
und so hier den Metalas^*}, and fon einem aasgeaeich-
net fromaMn Manne glanbie man, dafs er den In aeiner
Siafbettonda Aaweeendift mü'rfeh in daaPamdlea elolUi-
ren könne
Dem Krenz Jesu worde nach rffmisoher Sitte eine
inty^affT (Marc« Lno.) , ein thXog (Joh«)^ angeheftet^ der
cthlop aitS (Maltik Hare«) eitllifei^ welehe naei aimmt»
liehen Evangeliaten dnrah die Worte: o ßaailevg tcjy ^la-
96) Confetf io Jadsd iegrod , bei y^mrän , p. 820 : — da por«
tioamt meam in barfa £deait| et meaiento mei in tecuio fti-
turo , i|ttod abfaaadititm ml jattit. Andere Steilea bei
ebeadoMt.» flft«
i7> Oatabalb I. JOS, bei Wafttata^ p. 819:? Qna die fUbbi mo-
rttwmi erat, teall da aa^la« ditilquet cfoi pfaetent
adaril mariaatl lUbbi, ille intrabit in paradUum.
28) WcTtTEiM z. d. St. des Matthäu». '
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I •
, 1
I
9faitw hesdchnet war. LiiIia« «nd Jofumim mlilen^ Aifr
fliese Avffefcrift In drei fipreehen c« leteii gewesen iel,
lind Hei* Jexfere gtebt noch die NotiE| dAfs die jtiditfchen
Obern den Sporr , der in dieser Fassung der IJberschrill
gegen ihre Setion ieg, wehl gefttlilt| und defshelb des
Pilahis, Jedoeh vergeblich | noi Äi»inderang derselben ge*
beleii haben (V. 11 f.).
Von den Soldaten, welche Jesum gekreiixigt hatten^
deren Zaiü «lohannes anf vier anglebt, bc«*iebten die fivaii-
gellsten einstlninig , dafs sie die Kleider Jesv mit Anwen»
dung des Looses nnfer sich vertheilt haben. Nacli dem
römischen Gesez dt bonU damnatorum ^ ) fielen die Klei«
dungtstaoiie der Hingerichteten als Mpölia den Vollstreckem
des Urtbeils bu ^ and Insofern bat Jene Angabe der! £raa-
gelisten einen historischen Anhaltspunkt. Doch, wie die'
meisten Züge dieser iezten Scene im Leben Jesu, hat sie
ancb einen prophetischen, üei JHatthän« swar ist die An»
fdhrung der Stelle Ps. 22, IV. ohne Zweifel eingeschoben,
sicher ficht dagegen dasselbe Citat bei Johannes (19, 24. ):
üa yQii^^ nhjQwO-fi fj kiyaaa (wörtlich nach der LXXj*
dufSBQlaano iftami fin iavuHgj xoi igü %w ifimoftov
fi» hßcAw nJJj^w» Aach hier hat nach der Versichemng
der orthodoxen Ausleger der Verfasser des Psalms, David,
nach einer höheren Leitungi im Zustand der Begeisterung
aolche büdilehe Aaadrttcke gewAhlt| welche bei Chr^to in
eigentlichen Sinne sugetroffen aind VielBehr aber
gab David, oder wer sonst der Urheber des Psalms ist,
als ein Mann von dichterischem Geist jene Ausdrücke nur
bildlich, im Sinne von gännücheni Unlerliefen; aber die
kleinlichte, proaalaehe Anslegnngsweise der apiteren Ju*
29) Angeführt bei IVamsui , p. 536 , womit Übrigens die Text-
berichtigung von Pirovs, es* Hsndb. 3, b, S. 761 > au ver-
gleichen ist.
30) Tholuck, S. 341.
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:ft4ä Dritter Abscliiiitt.
»ikn^ waloiie die EFangeÜsteo ohne ihre Schuld thetiten,
. luid 'VOtt weleher alelt die ortiiedoxeii Theologien , «ber
4iordl eigne Schuld ^ nneh 16 Jahrhonderten noch Joinier
nicht fi*e4 gemacht haben, glaubte jene Worte eigentlich
nehneui und in diesem Sinn eis am Messias erfüllt nach-
wehien so mOssen« — Ob non die Evangelisten die Klei-
derverioosong mehr aus historischen Nachrichten, die Ih-
nen zu (lebute standen, oder ans der prophetischen Stelle,
weielie sie verschiedentlich auslegten ^ geschöpft haben ^
moCi aus der Vergleichnng ihrer Berichte sieh ergeben«
Diese weiehen darin von einander ab j dafii , während den
Synoptikern zufolge sämmtliche Kleider durch das Loos
vertheiit wurden, was schon aus dem dufiiQiaavro %a
wtu aiTU, ßulXomg n)S^Q09 bei Matthäus (V. 35.) und der
ihniiehen Wendung des Lukas ( V« 34.)} entschieden-
sten aber aus dem Zusaz des Markus: tig il /7m; (V. 24.)9
erhelle : bei Johannes die Übrigen Stücke ohne Loos ver-
theilt, und nur nm das Unterkleid geloost wird (V. 23 f.).
Diese Abweichung wird gewtfhnlleh viel so leicht genom-
men, und stillschweigend so behandelt, als ob die Dar-
stellung der Synoptiker cur Johanneischen sich nur wie die
unbestimmtere cor bestimmteren verhielte. KmsdL fiber«
sest mit Rücksicht auf den Johannes das Matthfiische
öiiutQi^ovio ßuklovttg geradezu durch: partim divide^
boiU^ partim in sortem conjioiebant^ allein so i&£it sich
nicht theilen, sondern das iiefiegt^oim giebt an» was, das
ßikkoineg xA., wie sie es gethan haben : ohnehin über das
%lg %i f/()f] schweigt Kuinöl still, well hierin unverkennbar
liegt, dafs sie um mehrere Stüdko geloost haben, während
sich nach Johannes das Loos nnr auf filn Kleidnngsstttek
lieBOg. Fragt es sich nun, welche. von beiden widerspre-
' chenden Angaben die richtige sei^ so wird auf dem jetzi-
gen Standpunkt der vergleichenden £vangelienkritik die
Antwort ohne Zweifel so lauten, dais der Angenueuge Jo-
hannes das Richtige gebci den Synoptikern aber sei nur
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DrkleA Kapitel. $.1:^. M
ilfts rnbestimmfo «a Ohren ^'ekomnien , Hnfg bei der Veiv
tlMfiiuiig fier Kleider Jesu die Soldaten ilns Leos in An*
ifrendong gcbmchr haben, und dieis haben aieaiit Unkenttl»
Mir« der nüheren VerhSlfnisae so verstanden, als ob Über
siinimtliohe KIpifiun^sstü( ke Jesu das Loos "feworfen wor-
flen wäre. Aliein, wenn schon der Uiusfnnd, daCs gerR<le
Johannes allein es ist, dei* die Psaimstelle attsdrficklich
aiifülirt, eine vorsOgllche BerOoksichtigung derselben von
seiner Suitu beweist, so ist ülierlinnpt diese Abweichung
der Evangelisten eine solche, weiche einer verschiedenen
Anslegnng Jener Stelle aufs Genaueste entspricht Wenn
der Psalm von einem Vertheilen der Kleider und Verloo-
sen des GewRiifies redet, so ist im Sinne des hebWiischen ^
Parailelisuius dns /.weite nur niihere Bestimmung des er*
atoH) und in riehtigem Verständnifs hievon setsen die Syn*
o|itiker das eine der beiden Verba In's Partieipiom. Wer
aber entweder diese Eigenheit des hebrfiischen Sprachige-
brauehs nicht berücksichtigte, oder ein Interesse hatte, Je«
den einnelnen Zug der Weissagung als besonders erlüill-
ten herausBubeben , der konnte jene näher bestimmende
copula als hinzufügend fassen, und so in dem Verloosen
einen von dem Vertheilen verschiedenen Akt finden. Dann
■lalatn aneli der litotufiios (Q^S)» weleher orspranglich
ein synonymum von ifidriu iwy^) war, ein von diebcii
versehiefienes Kleidungsstück werden , dessen nähere ße-
•timmung, well sie im Wort auf keine Weise lag , dem
Belieben überlassen blieb. Der vierte Evangelist bestimmte
es als yizufVf und vi^eil er seinen Lesern auch einen Grund
schuldig SU sein glaubte, warum auf dieses Stttck ein von.
der Verthelln ng der dbrlgen so verschiedenes Verfahren
angewendet worden sei, brachte er heraus, der Grund,
warum man das Unterkleid lieber verloosen als zertheilen
wollte ) werde wohl gewesen sein, dafs es keine das Zer-
trennen begünstigenden Nähte gehabt (a(){>ayo$)> ans Einem
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M4
Dritter AbsohnitC
;5tilck gewoben (i(f avt6g olis) gewesen eei ' « )•
ben wir »Isu bei dem vierten Evangelisten gane daaselli«
Verfahreiii wie wir et in der tteaebiohte des Einsuga n«f
Seiten des ersten gefanden haben s beidenaie die Verdopp-
inng eines ursprünglich einfachen Zugs aua falscher Faa«
sang der copula im hebräischen Parailelismus ; nur ist der
erste Evangelist an Jener Steile darin noch weniger wÜÜLfihr-
lieh, als hier der Tlerte, daCs er ons wenigstens mit der Anf*
spürung des Grundes verschont, warum damals für £inen Rei-
ter Kwei Esel haben rccjuirirt werden müssen. Je mehr sich
anf diese Weise die Darstellnng des beseichneten PnnkU
|>ei den Krangelisten 'abhängig zeigt von der Art, wie Je*
der Jene vermeintlich prophetische Psalmstelle verstand: de-
sto weniger scheint eine sichere historische Kunde an ih-
rer Darstellung Theil gehabt au haben, und wir wissen
dennaeh nicht, ob bei der Vertheilnng der Kleider Jesa
«ins Leos angewendet, ja ob überhaupt unter dem Krense
Jesu eine Kleidertheilung vorgenommen worden ist; so
smvcrsiehtlieb sieb Justin gerade auch für diesen Zug auf
die Akten des Pilatns bern^ welche er nie gesehen hatte' ^>
Von dem Benehmen der bei'm Kreuae Jesu anwesen-
den Juden meldet uns Johannes nichts j Lukas iäfst das
Volk anschaaend dastehen , nnd nar die aff%ontg nnd die
Soldaten Jesom dnrch die Anffordemng, sich su retten,
wenn er der Messias sei, wozu von Seiten der leateren
noch das Anbieten des Essigs kommt, verhöhnen (V. 35 ff.) \
Matthäus and Markus haben von einem Spott der Solda-
ten hier nichts, dafür aber lassen sie ausser den oQX'^ Q^'^St
yi^fificciüi; und nQtoßvit()Oi noch die nctqaTiOiitvo^itvoi La-
31) Die Ausleger merken biesv an , dast-aocb das Kleid des }il-
diichen Hohenpriesters von dieser BeschafTenheit war. Jo-
seph, antiq. 3, 7, 4. — Die richtige Ansicht von obiger Dille-
rens ist bereits in den Frohabiiien aufgestelifc, p. 8Uf*
32} ApeL I, 35.
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Drittes Kapitel. 128. 545
sterangen gegen Jesnm ausstofsen (V. 39 ff. 29 ff.). Die
AoMerangen dieser Leute besiehen «ich theile auf frahere
Reden ond Thaten Jesu , wie der Spott : o xcna).v(ov tov
vaov xai iv tqioIv ?]fiiQaig oixoi^o/iion', oiZauv oaamüv (Matth.
Mark.) auf die gleichlautende llede, die man Jeso eu-
schrieb, der Vorwurf aber: älX&g i'awaev, iainov ä Svvccrat
awaat eder üfoaarta ictvrov (bei allen dreien) auf seine Ilci-
langen sich bezieht. Theils aber ist das Benehmen der
Juden gegen den Gekreuzigten nach demselben Psalm ge-
seichnet, von welchem Tertuülan mit Aecht sagt, dafs er
totam Christi passionem in sich enthalte ^3). Wenn wir
nSmlich bei Matthäus und Markus lesen: oi di rnxQa^
noQevofievot ißkaa^^fisv (Lukas von den aQxoneg: ©f«-
iivmjQi^ov) avvoVf xivöptbq %äg xBq>aXag ovraiv xal liyov^
Tesr so ist diefs doch gewifs nichts Anderes, als was Ps.
2«, 8. (LXX.) steht: ndvzeg oi {^ewQÜnlg f4€ t^finxrrQi^
adv fify ildh;auv iv ydUotv, Mv^aav x€(paXi-v, und hierauf
bei Matthüus die den Synedristen geliehenen Worte : ni^
noi&Bv inl rot» ^eov, nvaaa^ vvv avrov, et &elu avn)v,
sind ganz dieselben mit den Worten des folgenden Verses
in jenem Psalm: ^Imoev tm Kvqiw^ ^vcia^ia «woV 0ai-
aazia amw^ ovi &ilei tdzov. Kann nun «war jenes Sjiot-
ten und Kopfschfitteln der Feinde Jesu, unerachtet die
Zeichnung desselben nach einer A. T. liehen Stelle abge-
schattet ist, dennoch gar wohl wirklich so vor sich gegan^'
gen sein : so verhült es sich dagegen mit dieser den Sp5c.
tem geliehenen Rede anders. Worte, die, wie die ange- =
gebenen, im A. T. den Feinden des Frommen in den Mund j
gelegt sind, konnten die Synedristen nicht adoptiren, oh- '
ne damit sich selbst als GoUlose hinEustelien , wovor sie
sich wohl gehütet haben werden. 79ur die christliche Sage,
wenn sie einmal den Psalm auf das Leiden Jesu, und na-
mentlich auf seine iezten Stunden, anwandte, konnte auch
33) Adv. Marcion. a. i. 0.
IJas LebM J§su iL Band. SS
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i
545 Dritter Abaehnitc
diese Worte den jüdi^^chen Obern in den Mund legen^ and
darin die KrfUllung einer Weissagung finden.
Haft ven den Zwölfen einer bei der Krensigung Jeta
eugegen gewesen wllre, daven melden die swel vorderen
Evangelisten nichts ; sie erwfihnen bloft mehrerer galilfflschen
Frauen , von weichen sie drei namhaft machen y nfimlicii
Maria Magdalena, Maria, die Matter des kleinen Jako-
bat and des Joses, nnd Matthins die Matter der Zeiie-
daiden, nach der gewöhnlichen Ansicht dieselbe, welche
Markus Salome neni>t CAl^tth. V. 55 f. Marc. V. 40f. ):
die Zwölfe sehelnen sieh nach ihnen von ihrer Flucht bei
Jesu GefangennehmuBg noch nicht wieder gesammelt ge-
habt eu haben '^j. Bei Lukas dagegen sind unter den
ndvteg oi yvotgol ai iuy welche er der Kreuzigung zaselien
i«(st (V. 49.) I wohl anch die Zwölfe mitsabegreifen : das
vierte Evangelinm aber nennt von den Jflngem ansdrilck-
iich denjenigen , ov iyccTia 6 V. , d. h. den Johannes , als
anwesend, und unter den Franen, neben Maria Magdalena
und der von Klopas benannten, statt 'der Matter der Ze-
bedaiden lUe eigene Mutter Jesu. Dnd «war, wXhrend
nach allen übrigen Berichten die Bekannten Jesu ftax()(ll^ev
stehen, rnüfsten dem vierten Evangelium zufolge Johannes
md die Mutter Jesu in der nächsten Mähe des Kreaset
gestanden haben, da nach dessen Bericht Jesus vom Krem
herunter den Johannes zum Stellvertreter in dem kindliciien
VerhKltnifs au seiner Mutter beruft (V. 25 ff.). W^enn ülsm ao-
SSM den Widerspruch , welcher »wischen der synoptiftclien
Angebe nnd der johanneischen Voraussetsung von der Siel-
lung der Bekannten Jesu su seinem Kreuze stattfinilvt ,
durch die Vermuthung zu heben meint, dafs dieselben An-
fangs swar ferne gestanden, späterhin aber einige nahe
mm des Krens limngeCreten seien : so ist hiegegen bu be-
S4) Justin, Apol. I, 50. und sonst , spricht gar von Abfall and
Vcfflcimattag aller Jliager nacä der Hreurigimg Jesu.
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Drittes Kapitel. $. 12S
547
merken, dafs die Synoptiker gerade am Schlufs der Kreu-
ts- und Todesscene, unmittelbar vor der Kreueabnahinei
Jener Steilnng der Angehörigen Jeso gedenken > also vor-
aaflsetsen , dais «ie dieselbe bis som Ende der Scene ein-
genommen haben, was wir der furchtsamen Stimmung der
Jünger in jenen Tagen ^ und namentlich der ; weiblichen
Behachtemheit , gans angemessen finden müssen. Könnte
nan awar von der mtttterlichen Zärtlichkeit Tielielcht den
Heroismus eines näheren Hinzutretens erwarten : so macht
dagegen das völlige Schweigen der Synoptiker, als der In*
terpreten der gewöhnlichen evangelischen Tradition, die
historische Realität Jenes Zuges zweifelhaft. Die Synopti-
ker können weder von der Anwesenheit der Mutter Jesu
bei*m Kreuz etwas gewufst haben : sonst würden sie vor
allen andern Frauen sie als die Hauptperson iiamhaft ma-
chen; noch scheint von einem engeren Yerhältnirs dersel*
ben zn Johannes etwas bekannt gewesen «u sein : wenig-
stens läfst die Apostelgeschichte (Ij 13 f.) die Mutter Jesu
mit den Zwölfen fiberhanpt, seinen Brüdern und den
Frauen sosammensein. Wie aber die Kunde von jener röh-
renden Gegenwart und diesem merkwürdigen Veriiältnifs
verloren gehen konnte, begreift sich wenigstens nicht so
leicht) als wie sie in dem Kreise, ans welchem das vierte
ifevangelium hervorgegangen ist, hat entstehen - können.
Müssen wir uns nach früher erwogenen Sjiuren diesen
Kreis als einen solchen denken^ in welchem der Apostel
Johannes besondere Verehrung^genofS) wefswegen ihn denn
unser Evangelium aus der Dreieahl der genaueren Ver-
trauten Jesu heraushebt, und allein zum Lieblingsjüiiger
macht: so konnte «ir ßesiegeiung dieses Verhältnisses
nichts Schlagenderes gefunden werden, als die Angabe, dafs
Jesus die theuerste Hinterlassenschaft, seine Mutter (in
Beziehung auf welche, wie auf den angeblichen Lieblings-
jttnger, ohnehin die Frage nahe lag, ob sie denn in dieser
lasten Noth von der Seite Jesu gewichen seien?;, dem Jo-
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MS Dritter Abschnitt.
hanncs gleichsam lp/.(%viliig ßbergcben, diesen somit an aoU
ne Stelle gesest, ihn zum vivariu.% Christi gemacht habe*
ist die Anrede JeM an die Motler nnd den Jfinger
dem Tierten ETangeliom eigenthfimlich r io findet steh um-
gekehrt der Ausruf: j^U, i^jj^ ?Mftd ou^)uyßaYi ; nur in den
swei ersten Evangelien (Matth. V. 46. Mure. V. 34.> Die»
ter Animf und der innere Zastand, ana welchem er her»
vorgegangen, wird, wie der Seefenlianipf in Gethse-
mane, von der kirolilichen Ansiclit als ein Theil des stell-
vertretenden Leidens Jesu gefaiat. Da man aich jedoci
nneh hier daa Anffallende nicht verbergen lionnte, weichet
darin liegt, dafa das blofa Xasserliche, iiSrperllche Leidr .
Jesum bis zum Gefühl der Gottverlassenheit nieder^edriickt
haben aollte , vrährend es vor und nach ihm solche gege-
ben hat, welche unter ebenso grofsen Martern doch die
Passang und StSrke des Geistes beibehalten haben: so hat
die kirchliche Ansicht auch hier zu dem körperiicficn Lei-
den als den eigentlichen Grund jener Stimmung Jesu ein
ZnrfielLweiehen Gottes von seinem Innern , eine £mpfin*
dang des- göttlichen Zorns, hinaugefiUgt, was an der Stelle
der Menschen, die es eigentlich als Strafe verdient hätten,
über ihn verhängt worden sei ^ Wie aber bei den kii ch-
liehen Voraussetsungen Aber die Person Christi ein ZurOcii*
welchen Gottes von seinem Innern gedacht werden kann,
mögen die Vertheidiger dieser Ansicht selbst zusehen. Soll
es die menschliche Mator in ihm gewesen sein, die sich so
verlassen fahlce : so wire ihre £inheit mit der göttlichen
nnterbrochen, also die Grundlage der Persönlichkeit Chri*
sti nach jenem System aufgehoben gewesen 5 oder die g^itt-
iicbe: so hfitte sich die sweite Person in der Gottheit von
der ersten losgerissen ; der aus beiden Naturen bestehen«
de Gottraensch aber kann es ebensowenig gewesen sein^
35) a. CAiiViify Gonmu io barm. erv. lu Matth. 27 9 46. Oumau*
am X. d. St.
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I
Dritte«» Kn|iitei. ^ 128. 549.
was sich gottverlassen fühlte, da dieser ja eben die Ein-
belt ond Unzertrenntheit des Götüichen mid JUenachiicheii
Ist. 80 durch' den Widersprach dieser sopranafaralitfti-
scheti Erkiürung su der natffriichen Ableitung jenes Aus-
rufs aus dem GefUhl des äusseren Leidens zurückgewor-
fen, und doch von der Annahme, dafs durch diese« Jesus
so tief sollte gebeugt gewesen sein, abgestossen, hal man .
dem Ausruf einen milderen Sinn unterzulegen versucht.
Da es die AnfangsvvorCe des für diesen lezten Abschnitt im
Leben Jesu classischen Ps. 22. sind, dieser Psalm aber mit
klagender Schilderung tiefsten Leidens ewar beginnt, doch
im Verlauf zu froher HofTnnng der Rettun«^ sich nufseliwingf :
so hat man angenommen, die Worte, nelche Jesus unmit*
teibar ausspricht, geben nicht seine ganse Empfindung,
sondern, indem er den ei^sten Vers ausspreche, citii^ er .
damit den ganzen Psalm, namentlich auch seinen freudi-
gen Schlnis, gleich als wollte er sagen: auch ich zvrar,
wie der Verfasser Jenes Psalms, scheine jezt von Gott ver-
lassen, aber an mir, wie an ihm, wird sich nur um so
luclir die Hülfe Gottes verherrlichen'*). Allein, fthat Je-
sus jenen Ausruf in Bezug auf die Umstehenden, um sie
der baldigen Wendung seines Schicksals so Versichern:
80 hätte er es auf die sweckwidrigste Welse angegriffen,
wenn er gerade diejenigen Worte des Psalms ausgespro-
chen hätte, welche vom tiefsten Elend handeln, und er
hfitte statt des ersten Verses eher einen der Verse vom
loten bis 12ten, oder vom 20ten bis sum Ende anfuhren
müssen; wollte er aber durch jenen Ruf nur seiner eignen
Empfindung Luft machen : so würde er nicht diesen Vers
gewlihlt haben, wenn nicht eben das In diesem, sondern
das In den folgenden ausgesprochene Gefühl sein eigenes
in diesem Augenblick gewesen wäre. War es aber sein
S6) 80 Timm, Gam a, d. St. 8chliissmi«msm, GUubenAehre,
2, S. 154. Anm.
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DriiCer Absehnitl.
eil^onety ond, nach BeMiligang lllMniatlirUelMr Erkllrungs-
gründe, aas seiner damaligen lassern Calamiffit henrorge-
gangen: so konnte derjenige, v^elcher, wie die £vange>
lien Ton Jesa berichten^ das Leiden rnid Sterben Unget in
seinen Mewietbegriff no^enomnen, micliiB als gdttliebe
Führung begriffen hatte , das nunmehr wirklich eingetre-
tene schwerlich als eine Gottrerlassenheit beklagen, son-
dern der Gedaniie wOrde sehr nahe liegen, Jesns bal>e sieb
in früher gehegten Erwartungen diireb die nngldcIdkAe
Wendung seines Schicksals getäuscht gefunden, und so in
Durchführung seines Plans von Gott verlassen geglaubt ^^)«
Ooeb anf soiebe Vermntbnngen liltteo wir dann erst ms
elnsnlassen , wenn Jener Aasmf Jeso bistorlseb sieber lie-
^'flndet wäre. In dieser Hinsicht würde uns ewar das
Stillschweigen des Lukas und Johannes nicht so sehr an-
feebten, dafs wir au £rkl£mngen desselben «nsre Zoflncbt
nlboieny wie die: Johannes habe den Aasmf verscbwie»
gen, um nicht der gnostischen Ansicht Vorschub sn thnn,
als hfitte der leidensunfähige Äon Jesum damals schon ver-
lassen gehabt ^ ; wohl aber naebt das Verbältnifs der
Worte JesQ soni 2Sten Psalm diesen Zog verdiehtig. War
nfimlich der Messias einmal als leidender aufgefafst , und
wurde jener Psalm gleichsam als ein Programm seines Lei*
dens benast, woso es keineswegs des Anlasses bedurftei
dafs «lestts am Krens eine Stelle desselben wirklieh ange-
führt hatte? so mufsten die Anfangsworte des Psalms, wel-
che das Gefühl des tiefsten Leidens aussprechen, sich ganz
besonders eignen, dem s^ekrensigten Messias in den Mund
gelegt Btt werden. In diesen Fall könnte dann aneb die
anf Jenen Aosrof Jesu sich hesiehende Spottrede der
37) So der Wolfenbttltler , vom Zweck Jesn und seiner Jttnger,
H. I5S.
58) Sonwa^icsKBüaoBR, Beiträge, S. 06 f.
59) Nach Olimavssh, S, 435 j ist «iu «olcher Sinn der Bede mit
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Drillet» Kaiiitel. I». 128. 6Ö1
Umstehenden! Sri *HXlav ipoml ozog u. s. w. , nnr so ent-
standen fein) dafii dem Wunseh, für diese Seene dem
Psalm gemlls versehiedene Spotlreden sn bekoninien ^ der
Gleiebklang des i^iU in dem Jesu geliehenen Ausruf mit
dem auf den Messias besogeneu £Üas entgegengeliommen
m
Uber den lenten Lnat, welehor von dem sterbenden
Jesus Temommen wurde^ dllferiren die Evangelisten. Naeli
den beiden ersten war es blofs eine (fintTj fifydXrjt mit
weicher er verschied (V* 50.370) nach LuIlss das Gebet:
nate^ elg oh naQad^aonai %6 smvfui fiu (V* 46.) ;
iiaeh Johannes das knrae tiziXBcuij worauf er das Raupt
neigte und verschied (V. 30.)* Hier lassen sich die zwei
ersten Evangelisten mit je einem oder dem andern der fol-
genden dureh die Annahme vereinigen: was Jene unbe-
stimmt als lauten Selurei beaeiehnen, und was man naeh
ihrer Darstellung für einen anartikalirten Schmersenslaut
halten iLönnte^ davon geben diese nliher die Worte an*
Schwerer hingegen HKllt die Vereinigung der swrt lasten
Evangelien miteinander. Denn soll nun Jesus uuerst sei-
ne Seele (jott befohlen, und hierauf noch : es ist vollbracht!
gerufen haben, oder umgekehrt: so ist beides gleichsehr
ß/bguk die Absicht der EvangeÜsteiiy da des Lukas ttni vao-
ketncr Sylbe angedenlety vielmsbr soll schon jest sich ein
lieimlicber Scbander Uber die Gemittber ausgebreitet^ ond
die Setter bei dem Gedanken gebebt haben , Elias mtfchte
im Wetter ertcbeinen. Allein wenn sofort unter dem Vor-
wand, zuselicn zu wollen^ fft/frat ^HKac, utSatar avioVy ei-
ner, der Jesu zu trinken geben will, davon abgemahnt wird,
so ist doch hiedurch jener Vorwand deutlich genug als ein
höhnischer Jbeaeichnet y und gehört also der Schauder und
das Beben nur der unwissenschaftlichen Stinuanng des hibl.
Commentators an , in welcher er sieb namentlich der Lei-
densgescbichtei als einem mysterium tremendum gegenüber
befindet 9 ünd welche ihn auch schon in Pilatus eine Tiefe
finden iicsS| die ihm die Evtagelistcn nirgends gehen.
\
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Dritter Absehnitt.
%a stmiv i^B7f¥eva€V9 nicht mit Paulus doreh „bald naeh-
dom er dieses gesprochen , verschied er wiedergegeben
werden kann, und Johannes schon dem Worte nach einen
lexten, abscliliefsenden Auaruf geben will, welchen aber
der eine so,* der andre anders dachte. Dem Lukaa acheint
die für das Sterben Jesu gewöhnliche Formel : naQldwxe
vo ftv$vfiaf SU einer ausdrücklichen Übergabe des Geistes
an Gott Ton Seiten Jesa geworden bq sein, und mit Rfick-
icht aaf die Stelle Ps. 31, 6. (LXX) : (yvQie^ eig x^fQ<is
an TranaS^tjaofitai rn nveviia. fiH — eine Stelle, die sich we-
gen der genauen Ähnlichkeit dieses Psalms mit dem t!2ten
Jeioht darbot) sich so Jenem Rnf ansgebildet bu ha^n«
Wogegen der Verfasser des vierten fivangelinms mehr ans
der Situation Jesu heraus ihm einen Ausruf geliehen so
haben scheint) indem er ihn durch das Tszikegai die Voll-
•ndmig aelnec Werka, |oder die £rfullung sKmmtlicher
Weissagungen (mit Aasnahme natfirllch dessen, was sich
erst noch in der Auferstehung volleoden und erfüllen soll-
te) aussprechen läfst.
Doeh nicht blofs diese lesten, sondern aach schon die
froheren Reden Jesu am KreoE lassen sich nicht so, wie
man gemeiniglich {>lanbt, ineinanderschieben. IVIan zählt
gewöhnlich sieben Worte Jesu am Kreuze : allein so viele
hat kein einBebier £vangelist, sondern die beiden ersten
haben nnr Eines: den Ruf rjXt, tcT.Ly Lukas hat drei:
die Bitte für die Feinde, die Verfieifsung an den Mittle-
kreuzigten, und die Übergabe des Geistes in des Vatera
Hinde; Johannes hat gleichfalls drei, aber andere: die
Anrede mn Mutter und Jünger, das diipio, und das teril^
cat. Hier liefsen sich die Fürbitte, die Verheifsuno^ , und
die Anempfehlung der Mutter wohl in soiciier Aufcinan»
derfolge denken : aber das dty/ti und das i^U verwickeln
ilch bereits, Indem nach beiden Ansruftingen das Gleiche,
die TrUnkung* mit Ülssisf durcli einen auf ein Rohr «^'esreck-
Ion Schwamm^ erfolgt sein soll. Kimmt mau lüeau die
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Drillet K«p.;^leL $* 12S. 6S»
Verwicklung des miligüti and des naieo iL: so eoli-
te man wohl einsehen nnd sugeatehen, dsfo lieiner der
JÜvangelisten bei den Worten, welche er Jesn am Kreuz
in den Mund legt, auf diejenigen ^ welche der andre ihm
leihi , gerechnet j i^d von denselben etwas gewufsl habe ;
Tielmehr mahJt diese Scene Jeder aof seine Weise, je naeh*
dem er oder die ihm zu Gebot stehende Sage nach dieser
oder jener Weissagung oder sonstigen Rttck«ichl die. Vor-
steilong Ton derselben ausgebildet halte*
£igenlhttmliehe Schwierigkeit macht hier noch Sm
Stundenzühiung. Naeh sfimmtlichen Synoptikern fand ano
Ixrr^g ojQctg tiog ÜQug tn'car^g (nach unsrer Rechnung von
Mittags 12 bis Nachmittags Z Uhr) die ITinsternila statt;
nach Mattlilas und Markos war es am die lestere Ston-
de, dafs Jesus Ober Gottver lassen heit klagte nnd bald dar*
auf den Geist aufgab; nach Blarkus war es üqa tqiijj
(.Vorm. 9 Uhr) gewesen, als sie Jesnm krenaigten CV. 2d.)-
Dagegen bat nach Johannes (19, 14.) am die sechste Stun-
de, wo nach Markos Jesns bereits drei Standen am Kreu-
ze hieng, Pilatus erst über ihn zu Gericht gesessen. Diefs
ist, wenn nicht, wie zu Uiskias Zeiten, der Sonnenzeiger
rOckwSrts gegangen sein soll, ein Widersprach, der
sich weder durch gewaltsame Änderung der Lesart, noch
durch Berufung auf das uau bei Jobannes, oder auf die
Unf&higkeit der Jünger, unter so schmerzvollen Eindrü-
cken die Stande genan so beobachten , heben iüÜBl \ höch-
stens vielleicht dadorch, wenn sich beweisen Üefse, dafs
das vierte Evangelium durc US von einer andern Stuudeu-
zählung als di^ übrigen ausgehe ^°).
40) So Rettxo, exegetische Anaickten, in Ulluaiih^s und Uhbrsit^i
Studien, 1830, 1. S. 106 if. Vgl. über die verschiedteaen Aos-
» gleichungsversuche ^ücai s. d« St. des Joh.
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Dritter Abscliait^
t
Viertes KapiteL
Tod und Aufeirstehimg Jesu.
f. 1S9.
Die Nliturerscheiiiiiiigea bei*Bi Tode JeMU
Der Tod Jesu war nach den «evangelischen Berichten
▼on aiiMerordeiitlieheii Erscheinungen b^leitet. Schon drei
. Standen vorher soll eine Finetemirt sieh yerbreitet, ond
bis zu seinem Verscheiden gedauert haben (Matth. 27, 45.
paraii.); im Augenblick des Todes sei der Vorhang ins
Tempel von oben an bis nnten aas serrissen, die £rde ha-
be gebebt, die Felsen sieh gespalten, die Gril»er sieh aof*
gethan, und viele Leiber helliger Verstorbenen seien aufer-
standen, in die Stadt gekommen, und Vielen erschienen
(Matth. V. 51 fL paraü.). in diese Naebricbten theiien
sieh'fibrigens die Kvangelien sehr ungleich: nor das erste
enthält sie alle; das zweite und dritte blofs die Finster-
nÜs und den zerrissenen Vorhang; das vierte aber wei(s
Ton allen diesen Zeichen nichts«
Nehmen wir sie elnieln nach der Reihe rovj so kann
zuerst das oxoiog^ welches, während Jesus am Kreuze hieng,
entstanden sein soll, keine gewölinliche, durch Daawi-
achenkonlt.des Mondes vermittelte Sonnenlinsternils gewe»
ten sein da es Ja am Pasehai also um dfo ^t des Voll-
i) Dst Evang. Nicodemi liUit die Juden sehr oaverskändig be-
banptea: hU^yn^ fa^ ffyöp* »ora to tM6p c. 11, p. 592
bei Tkns.
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Viertes KapileL f. 120. m
inonds , war. Indem nun aber aoch die Evangelien nicl I
bestimmt von einer i'xXeixpig %h i^Un aprecheu^ sondern die
beiden ersten nur fiberhaopt yon oxofOff, woso das dritte
etwas genaaer: x^A iaxotla&j] 6 i]liog aest, was aber gleieh-
falls von jeder Art der Verdunkelung des Sonnenlichts ge-
BHgt werden kann: so lag es nahe, statt einer astronomi-
■eben an eine atmospbäriscbe Ursaehe dieser Finsterniis
au denken, und de Ton verdunkelnden Dfimpfen in der
Luft , wie sie zumal vor Erdbeben herzugehen pflegen ,
absuleiten *). Dafs solche Verdankelungen der Luft über
ganse Lfinder sich auabreiten kfonen^ ist richtig; aber wenn
auch die 0^37 oder naacr ^ liber weiche sich diese Finster-
nifs erstreckt haben soll, nicht mit Fritzsche als der ganze
i^rdki*eis genommen wird, so zeigt doch der Zusammen*
hang, in welche sie die Evangelisten stellen, deutlich genüge
da(s sie sich etwas Wunderbares dachten ; wobei dann aber
das Suchen nach einem denkbaren Grund und Zweck des
«
Wunders in die Fraire nach seiner historischen Realität sich
verwandeln mnfs» Für diese beriefen sich die lürchenvti«
ter auf Zeugnisse heidnischer Schriftsteller, von welchen
namentlich Phlegon in seinen y^ovi-xoTg Jene Finsternifs
angemerkt haben sollte^): allein wenn man die bei Euse-
bius wahrscheinlich aufbewahrte Stelle des Phlegon ver-
gleicht, so ist in dieser nur die Olympiade, schwerlich das
Jahr, in keinem Fall die Jahrszeit und der Tag dieser
Finsternifs bestimmt Neuere berufen sich auf fihnliche
Fälle ans der alten Geschichte, von welchen namentlich
Wbtstbiii eine reiche Sammlung angelegt hat Er bringt
aus griechischen und römischen Schriftstellern die Notizen
von den Sonnenfinsternissen bei, welche bei der Wegnah-
S) So PAI11.OS und RuniSft, s. d. 8t. ; Hasb, L. J. $• 143«
3) Tertull. Apologet, c. 21. Orig. c. Cels. 2, 33. 59.
4} Euseb. caa. cbron. ad Ol. 202. sna. 4. Vgl. Faslus, S. 765 ff.
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556 Dritter Abschuitt.
jne des Romulns, beim .Tode Cäsars and filinÜchen Er-
eignissen, etattgefunden ; er ftthrt Steilen «n, welche die
Vorstellong aossprechen, dafs Sonnenfinsternisse den Stars
von Reichen, den Tod von Königen bedeuten ; endlich weist
er A. TJicbe (Jes. 50, 3. Jo^l 5, 20« Arnos 9. vgl. Jer.
15, 9«) und rabbinische Stellen nach, in vrelchen theila die
Terfinsternng des Tageslichts als das göttliche Tranerco-
stüm beschrieben^}, tbeiis der Tod grofser Lehrer mit dem
plöalichen Untergang der Sonne am Mitta^f verglichen
theila die Ansicht vorgetragen wird, dafs bei dem Tode
hoher hierarchischen Beamten , wenn ihnen die lezte Eh-
re nicht erwiesen werde, die Sonne sich zu verfinstern
pflege *)• Aber statt StUtaen der GiaubwttrdiglLeilr der
evangelischen Ersählnng na sein, sind diese Parallelen eben-
so viele Prämissen zu dem Schlüsse, dnfs wir auch hier
nur eine aus verbreiteten V orsteliungen entsprungene christ-
liche Sage haben, welche den tragischen Tod des Messias
von der gansen Natar dorch ihr solennes Traoercostfim
mitfeiern lassen wollte
Das sweite Prodigium ist das Zerreissen des Tem-
(lelvorbangs, ohne Zweifei des inneren, vor dem Allerhei-
ligsten, indem das diesen beseichnende PD'ID von der LXX.
durch xataniTaOfia wiedergegeben zu werden pUcgt. Auch
diels Zerreissen des Vorhangs glaubte man als natürliches
5) Scrv. ad Virgil. Georg. 1,465 ff.: Constat, occiso Cacsarc in
Scnatu pridie Idus Martiarum, soUs fuisse defcctum ab bo-
ra scxta usque ad nociem.
6) B:rha R. 5, 28.
7) Bechai Cod. Ualikema : Cum intignis Rabbinus fato con-
cederet, dixit quidam: iste dies gravis est Israiüi, ut cum
sol,occidit ipso meridie.
8) Succa, f. 29» 1 : Dixeront doctores : quatuor de causit sol
deficit: prima, ob patrem domus judicii mortuum, «ui eae-
quiac non fiunt ut dccct etc.
9) 8. i?MZZ«GBSj Z. d. St.
vierte« Kapitel. S* W
EreigniA deoten sn kdnnen, Indem mmn es als Wlrknng
der ErHerschfitterting Aiiseh. Allein von dieser ist, wie
schon LiGHTFOOT richtig bemerkt, eher begreiflich, wie sie
feste Körper, dergleichen die' nachher erwähnten 7i(('T()a^
sind, «le wie tSe einen dehnbaren, freihingenden Verhäng
sn aerrelssen im Stunde war. Daher seil nun naeh Paulus
Annalime Her Vorhang im Tempel ausgespannt, unten und
auf den Seifen befestigt gewesen sein. Allein theils ist
diefs blofse Vermuthnng, theils, wenn das Erdbeben die
Wsiide des Tempels so starli ersehotterte , dafs ein, ob
aneh nusgespnnnf er , doch immer nocii dehnbarer Vorhang ^
xerrifs: so wäre von solcher Ü^rscbütteruntr \^(>hl eher et-
was am Gebünde eingefallen, wie nach dem Uebräerevan»
geliom geschehen sein soll'^): wenn man nicht mit Kotn« ^
Ol <lie weitere Vermutlning hinzufügen will , der Vorhang
sei Tor Alter mürbe, und daher auch durch eine kleine Kr-
sehiltCemng an aerreissen gewesen. Dafs in keinem Fall
iinsre Berichterstatter an einen solchen Causalausammen*
hang gedacht haben, beweist de* zweiten mul driften E\an-
gelisten Schweigen von dem ErdstoCs, und bei dem er-
sten das, dafs er desselben erst nach dem Zerreisseii des
Vorhangs gedenkt. Müssen wir demnach dieses Ereignifs,
wenn es sich wirklich zugetragen haben soll, als wunder-
bares festhalten : so müfste der göttliche Zweck bei desseu
Hervorbringnng dieser • gewesen sein, auf die jlldischeu
Zeitgenossen einen starken Eindruck von der Bedeutsam«
keit des Todes Jesu hervorzubringen, und den ersten Vei»-
kündigern des £vangeliums etwas an die lland zu geben^
worauf sie sieh in ihren Beweisführungen stataen kdnnteii*
Allein, wie aneh Schlkhimacber herausgehoben hat, nir-
10) Hieron. ad Hcdib. ep. 149, 8. ( vgl. Comai. s. d. St. ) : in
evangelio autem, quod bebraicit literit scriptum etk, Icgimus«
non vcluin templi scissiim, sed supcrliminarc icmpli mirae
magnitudiois corruisse«
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I
35S Dritter Abschnitt.
gends sonst im N. T. y weder in den apostolischen Brie-
feii| noch in der A. G., noch im Brief an die Uebriieri nuf
dessen Wege es fast nieht amgangen werden lionnte, ge-
schieht dieses Faktnms eine £rwfihnang: sondern bis auf
die.se trockene synoptische ^otiz ist jede Spur desselben
' Terioren, was schwerlich der Fall sein iLönnte, wenn et
wirldich einen Sldspuiilit apostolischer Beweisfittlirang ge-
bildet hStte. Es mOfste also die göttliche Absicht bei
Veranstaitung dieses Wunders durchaus verfehlt worden
aeln) oder, da diefs undenkbar ist, so kann es niclit
um dieses Zweeiies willen, d« h. aber, da sieh ein andrer
nicht denken iSfst, gar nicht geschehen sein. In anderer
Weise kommt freilich ein eigenthümiiches Verhältnifs Jesu
sam Jüdischen Tempelvorhang im Uebräerbrief zur Spra-
ehe« Wfthrend vor Christo nur die Priester in das Heiii>
ge, in das Allerheiligtte aber nur der Hohepriester £in*
jnal des Jahrs mit dem Sühnungsblute Zutritt gehabt habe,
sei Christus als ewiger Uoherpriester mittelst seines eignen
Blutes Big %o ioiinBqw %& Movceiuziafiotogt in das Aller>
heiligste des Himmels, eingegangen, womit er der nQoÖQO*
ftOg der Christen geworden sei , und auch ihnen den Zu-
gang dahin eröffnet, eine aiwvtov kvtQwaiv gestiftet habe
(H, 19 f. 9, 9—12. 19, 19f.> Diese Metaphern findet aneh
Paulos unsrer Ersfthiung so verwandt, dafs er es möglieh
findet, diese zu den Fabeln zu rechnen, welche nach dem
HKNKRschen Programm e ßgurato genere dicendi abzulei-
ten sind; wenigstens sei die Sache, wenn auch wirklieh
vorgefallen, doch den Christen vorzüglich Wegen Jener, den
Bildern des Hebröerbriefs verwandten symbolischen Be-
deutsamkeit wichtig gewesen, dafs nämlich durch Christi
Tod der Vorhang des jfidischen Cultus serrissen, der
Zutritt Bu Gott ohne Prieater durch nQooxinJv iv nvev^
ficrrt Jedem eröffnet sei. Ist aber, wie gezeigt, die liiato-
risehe Wahrscheinlichkeit des fraglichen Ereignisses so
tehwaeh^ dagegen die AnlXsaei aua welchen die t^iraUhlu^g
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Viertes Kupitel. |. liU.
ohne hUtorkehen Grand sich bilden iionnte, so bedeutend:
so ist es folgoriehtiger , mit ScHLBiBRMACHBB den Vorgang
als geschichtliehen ganz Aufzugeben, in Erwägung, dais
y,8obald man anAeiig, das Verdienst Christi unter den lok
Brief an die Hebräer herrschenden Bildern darBosteUea •
je schon bei den ersten, leisesten UbergXngen eo dieser
Lehrweise, bei der ersten Aufnahme der Heiden, die man
sum jüdischen Cultus nicht verpflichtete^ und «lie also auch
ohne Antheii an den jüdischen Stthnongen blieben , solciie
Darstellungen in die chrisdichen Hymnen [und die eran-
gelischen Erzählungen] kommen mulsten ' ^}."
Über das folgende: i^ ioBia&rj^ xai ai nhqai iax^t*
^ufiatfy liann nnr im Znsammenhang mit dem Vorhergehen«
«hn geortheiit werden. Ein Erdbeben, weiches Felsen bot-
raffst, ist als natürliche Erscheinung möglich: nicht sel-
ten aber kommt es auch als mythische AusschmUckuiig^ei«
nea, greisen Todesfalles vor, wie Virgil bei Cfisars Todo
nicht allein die Sonne sich Tcrlinstera, sondern anch von
ungewohnter Erschütterung die Alpen erzittern läfst ' -)•
Da wir nun die vorhergemeldeten Prodigien nur aus die«
•em lesteren Gesichtspankt haben fassen können, ond da
llberdlefs gegen die historische Begründung der Jost yorlie«
genden Züge ihr alleiniges Vorkommen bei Matthäus spricht:
so werden wir auch sie nur so ansehen, wie FmiTZSCHB
sagt: Mti^iae obitum atracibus ostentUt quihus^ quantus
vir quummaxime extpiräuetf orbiterrarum indhareturf
illu.strem es^e oportebat.
Das lezte, gleiehfalls dem ersten Evangelium eigen-
thttmliche Wttnderseichen bei'm Tode «lesa ist die £i*öff*
nung der Gril»er, der Hervorgang vieler Todten ans den«
selben, und deren Erscheinung in Jerusalem. Diesen Vor-
gang sich denkbar au machen, füllt beso^iders schwer* An
^^^^^^^^^^^^^^ /
11) Uber den Lukas, S.
12) Georg. 1, 46i iE.
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560
Dritter Abschnitt
«i«h wcban ist weder kler, wie es diesen «ithebrttisehea
ayioig^^') nach dieser Anferstehung ergangen seinsoU'^)
noch auch ist über den Zweck einer so ausserordentli-
chen Veranstaltung etwas Genügendes auszumitteln '^).
Rsin in den Anferwecl&ten selbst scheint der ZwscIl nicht
gelegen so haben , da sich soiist kein Grund denken lies* ,
sc j warum sie alle eben im Momente des Todes Jesn aufer-
weckt wurden, und nicht jeder in dem durch den Gang sei-
ner eigenen Entwicklung bedingten Zeitpunkte. War aber
die üeberseugung Anderer der Zweck: so wfire dieser
noch weniger erreicht worden als bei dem Wunder des
xerrissenen Vorhangs, da auf die Erscheinung der Heili-
gen nieht nur in den apostolischen Briefen und ReUen fede
Berufung fehlt, sondern auch unter den Evangelisten
thfius mit seiner Erwiihnung derselben allein steht. J^itne
besondere Schwierigkeit erwächst aus «ier wunderlielien
Stellung, weiche zwischen den scl^einbar eusammengehöri*
gen Momenten der Begebenheit, die Zeitbestimmung^ ftfra
tfjv i'ysQOiv amQ einnimmt* -Oenn wenn man diese Wurte
Eum Vorhergehenden zieht , also die verstorbenen from-
men im Augenblick des Todes Jesu nur wied^riielebt wer-
den, ans den Gräbern aber erst nach seiner Auferstehung
gehen läfst: sowSre diefs eine Qual ftlr Verdammte, nicht
ein Lohn für Heilige gewesen j verbindet mau dagegen jene
13) Nur an solche, nicht an scctatorcs Christi, wie Rui^öl will,
ist zu denken. Im cvang, Nicodomi, c. 17, sind es allerdings
auch Verehrer Jesu , welche bei dieser Gelegenheit auferste-
hen, nämlich Simeon (au» Luc. 2.) und seine bcidca Söhne $
die Mehrzahl aber bilden such nadi diesem Apocryphum ,
wie nach der irafo^a /TijU^r« (Thilo , p. 810.)} nach Epiphs-
ninsy erat, in sepulcrupi Chr. 275 , Ignat. ad Magncij. 9. u.
A. (vgl. TiuLOy p. 780ff.) A. T.Iiche Pertonen, wie Adam und
ErMy die Patritrchen und Propheten. ,
l 14) Vgl. die verschiedenen Meinungen bei Thilo, p. 785 f.
15) Vgl. besonders Eichhorm^ Kinl. in d. X. 1, S. 44^ If .
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viertes Kapitel. $.129.
Zeitbestimiiinng mit dem Folgenden^ eo dafs die Aofei^
weckten swar gleich nach ihrer bei*m Tode Jesa erfolg«
ten Wiederbelebung auch aus den Grabern hervorgegan-
gen sein, aber erst nach seiner Auferstehaog sollen in die
Stadt haben gehen dürfen: so sacht man Fon dem Lezle-
• ren Tergebtieh irgend einen Grund. Diese Schwierigkei-
ten zu vermeiden, ist es eine grobe GewalthüJfe gcMesen,
die ganze Stelle ebne kritische Gründe für eingeschoben
Btt erklären feiner ist die Art, wie die rationalisti-
sehen £rUirer durch Beseitigung des Wunderbaren in dem
Kreignifs auch die übrigen Schwierigkeiten wegzuräumen
suchen. Wie bei m Zerreissen des Vorhangs wird auch
hier meistens an das Erdbeben angeknüpft: durch dieses
sollen mehrere Grabmfiler, namentlich auch von Proph^
ten, geöffnet worden sein , in welchen man , sei es , dafs
sie verschüttet^ oder verwest, oder von wilden Thieren ge-
raubt worden waren y keine Leichen mehr gefunden habe.
Als nun nach Jesu Auferstehung die ihm Geneigten unter
den Bewohnern Jerusalems voll von AufersteJiungsgedanken
gewesen^ so haben diese Gedanken, zusammen mit den Jeer-
gefundenen Gr&bern, Tr&nme und Visionen in ihnen er-
regt, in welchen sie die in Jenen Grübem beigesest ge-
wesenen froQimen Vorfahren zu sehen geglaubt haben ''').
Allein die leergefundenen Gräber hätten auch mit der
Kunde von Jesu Auferstehung Busammen schwerlich sol-
che TrSnme hervorgebracht, wenn nicht schon vorher un-
ter den Juden die Er\Aartung geherrscht hätte, der Mes-
sias werde die verstorbenen frommen Israeliten anferwe-
efcen. War aber diese Erwartung vorhanden , so konnte
aus derselben, eher als Träume, vielmehr dlie Sage von
^* 16) Stroth, von laterpolationsn im ICvsag. Bfattb. la EicaaoMi^t
Repertorium, 9, S. 139.
17) So Paitlus und Ruin'öL, z. d. St., welcher lottere diese Er
lilärung eine mythische ncnn^.
Dai Ltkw J§tu JL Hand» 9^
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34» üriller Abehaitt
II
einer bei*m Toite Je^n geschehenei^ Aaimlehiin|[ der Hei-
ligen hervorgehen, wefswegeii Hasb mit Recht die Voraua-
setKung voq Träumen iallen iaCst, und allein mit den leer-
gefundenen Grübern auf der einen und Jener Jfidiecben
Erwartung ihif der andern Seite auaeureiclien au^bt
Nfiher angeselien indefs, ivenn einmal diese Vorstellung
vorhanden war, so bedurfte es keiner v^irkiichen Eröff-
nung der Gräber^ um einem solchen Mythus Entatebnag
SU geben, und ao hat ScHNBCiu^NBUROBa die ieergefundenen
Grfiber aus seiner Reebnnng weggelassen Wenn nun
aber er statt dessen von visionären Erscheinungen spriclit,
weiche, durch Jesu Auferstehung angeregt, aeiae Anhfinger
in Jerusalem gebebt haben : ao . iai; diefa ebenao einseitig, wie
wenn Hasb^ die Trfiuilie weglassend, an der Graböffnung
festhält; da, wenn einmal das eine, dann auch das andere
dieser engverbundenen Momente als historisch aufgegeiwB
werden muls«
Freilich ist hiegegen nlcbt ohne Schein bemeritt wor-
den , da Ts zur Erklärung des Entstehens eines solchen My-
(hns die angeführte jüdische Erwartung nicht ausreiche ^^)«
Die Erwartung war nfiber dieae» Vom Äpostei Paalos
(1 Th'ess. 4, m. vrgl. I Kor. 15, f.) und bestimmter aus der
Apokalypse (20, 4. f.j wissen wir, dafs die ersten Christca
iiei der Wiederiiunft Christi eine Auferstehung der Froai*
men erwarteten, weiehe mit Cliristo 1000 Jahre regiere«
aofiten ; erst nach dieser Zeit sollten dann auch dUe Obii-
gen auferstehen, und von dieser zweiten Auferstehung^
wurde jene als ]J avägaaig ?} n^yanr^, oder T(i»r. Amvim (Luc.
14, 14.) wofttr Justin ^. uylu arogaa/^ hat onterscbie-
den. Doch dieis ist ichon die cbristianisirte Form der
J8) L. h f. 148.
19) tfber den Ürsprung, S. 67.
2o; Paulus, ex. Haudb. 5; S. 798.
2i) Diai. c. Tryph. 113.
Digiti?pd bv Google
Vierte» Kapitel. §. lt!>. / iW
jfldischen Vorstellung; diese bezog sich nicht aiif die Wie-
derkunft , sondern auf die erste Ankunft des Messias, und
envartote bei dieser nur die Aoferetehung der lemi^'ll-
to» >')b In die Zelt der ersten Pamsie dee MesslM ver-
legt nun Kwar auch die Nachricht bei Matthäus jene
Anferweckung: aber warum sie dieselbe gerade an seinen
Ted knüpft , dafttr Üegt allerdinge In der Jüdischen Er-
wartang an nnd ftr efoh kein Gmnd, nnd in der Modifl-
eation , welche die Anhänger Jesu an dieser Erwartung
anbrachten, hätte, wie es scheint^ eher ein Anlafs g^^'lt^'geii,
die Attferweeknagt der Frommen mit seiner Auferste-
linng sn rerUnden y tniaal die Anknl^^ng ah seinen Tod
ndt der sonstigen nrohristliehen Vorstelin^g in ^der-
sprueh au kommen scheint, welcher zufolge JeSus nQwzonoxoj;
isttünf vex^cov (KoL 1, 16. Offenb. 1, 5), otuta^fu^ t£h mtutotitif'
fibfm O i^^r« 1^9 SO«) Ist. Doch wir wissen Ja nicht, ob
diese Vorstellung die allgemeine war, und wenn die Ei-
nen der eminenten Würde Jesu schuldig zu sein glaub-
ten, ihn als den ersten der Auferstandenen aü betrachten,
ao bieten sieh deeh aneh Gründe dar^ wtolehe^ 'Andere be-
wegen konnten , schon bei seinem Tod einige Frt)ili«le auf-
erstehen zu lassen. Einmal der äussere: da unter den
Prodigien bei Jesu Tod auch ein Erdbeben heifVorgebeben
ist, und In der Besebrelbung seiner Uefiijfkelt dtnA nbQctt
iaxLod^r^ocev sieh leicht das auch sonst bei Schildemvig hef-
tiger Erdbeben vorkommende f.ivrjiüa dvefoxO-r^aav bei-
gesellen konnte: so war hier ein einladende Ankhttpfnnga-
pnnkt flir die Anfentehnng der Frommen gegeben; Aber
aneh ans dem Innern der Vorstellung vom ToHe J< sn her-
aus, wie sie sich frühzeitig in der christlichen Gemeinde
ausbildete, dals nämlich dertelbe das eigentlich erlösende
22) 8. die Sammlung hi ehergehöriger Stellen bei ScHÖmiH, 2,
p. 570 ff., und in BBitTH0t.DT*8 Ckristol. $. 55... '
13) die von WtcrtTRiN getoamiclten Stellen.
3G *
Oigitized
Dritter Abtuliiiitt
1ll««6iit Mimr WlrksankA MMaftbo, und MUMnttteli ilnreh
den dnrA» ^eknapfteii HlfiabgAngBum Hudes (1 Petr. 3, 19. f.)
die frOher Verstorbenen aas demselben befreit worden
•eien konnte siclr ein Anlnfs ergeben | gerade dnrek
ilen Tod Jmi die Bande das Grabes llto die ehen Fremami
gesprengt werden sn lassen. Ohnehin wui*de dui*cli diese
Stellung noch entschiedener als durch eine Verbindung
mit Jesn Wiederbelebung die Anferweeknng der Gerecb»
ten naeh JUdiseber Verstellong in die erste Pamsie dee
Messias geseat, eine Vorstellung, welche in jodaisirenden
Kreisen der ersten Christenheit gar wohl noch in einer solchen
Erafihhing nachklingen konnte, wAhrend ein Paulus und
aaeh der Verlasser der Apokalypse bereits aneb die amgamg
tj TtQükrj in die ewdte, erst an erwartende Ankunft des
Messias verlegten« Mit Rücksicht auf diese Vorstellung
seheint es dann , dafs y wahrscheinlich vom Ver£Mser dee
ersten £vangettuas selbst ^ das fteta %^ eyaQat» airi nb
Restrietlon angebraeht worde.
Ihre Beschreibung der Vorgiinge bei dem Tode Jesu
aehliefsen die Synoptiker mit einer Aiigabe des Eindrnclief
weiehen dieselben , soniehst enf den weelibabenden rtaü.
sehen Centnrio, gemacht haben. Naeh Ltrkas (V. 47.)
war dieser Eindruck durch %d ytvofdivQV^ d. h. , da er die
FinsternÜs schon frUheri snieat aber nur das Versclioi*
den Jesn mit lan^ Gebet feneldet imt, dnreb eben die»
aes festere hervorgebracht-, wie denn Markos, den Lukas
gleichsam aaslegend j den Hauptmann dadurch , daXs Jeans
Svw x^afoff i^htnvowj sn dem Ausruf: o £w9Q(&nog izog
vtog rpf ^bS , reranlaist werden iä6t (V. SO.}. Bei Lukns
nun, der als die lezten Laute Jesu ein Gebet giebt, ist
wohl etwa sn begreifen ^ wie durch dieses erbauliche Ende
der Hauptmann sn einer vortheilhaften Ansicht rpa Jesn
14) •• diese Vorstellung weiter ausgeführt im evsng. Nicod.
cap. 16 ff.
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0
gi4inieht werden noohte: wie hiii|{Cfen «ae dea Vembei-
den mit lautem Gesehrei auf «tte Wfirde einee GotteMohns
geschlossen werden konnte , will nuf keine Welse einleuch-
ien. Die paMendste Besiehung aber giebt dem Ausruf
des CenHirio MatthXa« , welcher deoselben dareh daa Erd-
beben nnd die flbrigen Verffille bei'm Tode Jesu vemn-
lafst sein läfst : wenn nur nicht die historische Realitiit dieser
Hede des Haaptoianns mit der ihrer angeblichen Veran-.
laasnngen atinde ond fiele. In der Angabe der Worte
dea Centario hingegen hat hinwiedemai Lokaa die hi/ito-
rische Wahrscheinlichkeit besser, als seine beiden Vor-
inänner, beobachtet. Denn Jesum als vio^ Q-tH erklA'rt im
jOdiaehen Sinne hat der rtfmlaehe Krieger aehweriloh: er
hiHinte et niir In Sinne der heldniaeben Gdttemeugungen ;
in diesem Sinne aber melden die Evangelisten wenig-
atena «einen Ausspruch nicht, sondern sie wollen hier
•elbal einen Helden fiBr die Metaianitllt' Jean sen||en laa-
sen: wogegen, dala er, wie Lnkaa beriehtet, * Jeanm ala
av^Qwnog dixawg bezeichnet hätte, an sich i?vohl möglich
wäre^ wenn nicht «it der ganzen Darstellung der Kreu-
nignnga- nnd Todeaaeene aneh dle^r Schiaraateln ilerael-
ben, Terdlehtig wttrde — nnaial bei Lnkaa, der nn dem
Eindruck auf den Hauptmann noch den auf die fibrige
VollLaaMnge fflgt, und diese mit Zeichen der Reue und
Traner In die Stadt nnrttekkehren UUaty ein ^ogy weieher
nlelil aowehl ansogeben aeheint, waa die Jnden wirklich
empfunden und gethan , als was sie nach christlicher An-
aieht hätten thnn nnd empfinden sollen«
S. 1311.
Der Laaaeutick In die Seite Jesu.
Wfihrend die Synoptiker Jesu» von der wQa indifjf
d. h. Nachmittage 3 Uhr, wo er vertchied, bia sn der ot/^taf
d. h« wohl bia gegen 6 Uhr Abende, am Krense hinjsen
lassen , ohne daC» weiter etwas mit Ihm vorgienge : schiebt
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956
Oriller Abschnitt.
<f er vierte Evangelist eine merkwflrdige ZwfeehenaMie ein.
Nacli ihm baten nämlich die Jaden, nm za verhüten, daCs
nicht durch das Hängenbleiben der Gekreusigten der be-
vorstehende besonders heilige Sabbat entwdht wtfrde^ 4ea
Procurator, es müchte darch Zersehla^ng der Beine Ihr
Tod beschleunigt, und sie sofort abgenommen werden.
Die hiezn beauftragten Soldaten vollzogen diela an den bei-
den neben Jesu gekrensigten Verbreohern: wie sie Aer
an Jesa die Zeieben des bereits eingetretenen Tod^ bemerk-
ten, hielten sie bei ihm ein solches Vornehmen für über-
flüssig, und begnügten sichi in seine Seite einen S(>eerstaeh
mn machen y woraaf Biat und Wasser heraasflofii Sl
ST»*)»
Diese Thatsache wird gewöhnlich als Hauptbeleg für
die Wirklichkeit des, Todes Jesa angesehen , und im Ver*
hültnifs cu ihr der ans den Synoptikern sn f&hrende tfb-
weis fttr qnenlSne^llch gehalten* Nach derjenigen Reell»
nung nämlich, wf^Iche den Ifingsten Zeitraum giebt, der des
Markos ) lueng Jesus von der dritten bis neunten, also 6
Stunden, am Kreuse, ehe er starb; wenn, wie Manchen
wahrscheinlich gewesen Ist, bei den beiden andern Synop-
tikern die mit der sechsten Stunde eincretretene Finsternifs
sugleioh den Anfang der Kreuzigung bezeichnet, so hieng
nach ihnen Jesas nar drei Stunden lebend am KreoEC,
und wenn wir bei Johannes die jüdische Stundennühlonir
voraussetzen, unti ihm die gleiche Ansicht vom Zeitpunkt
des Todes Jesu zuschreiben: so müfste, da er um die
sechste Stunde den Pilatus erst das Urtheil sprechen läfsty
Jesu« nach nicht viel über ewei Stunden Kreusignng be-
reits gestorben «ein. So schnell aber tödtet die Kreuzigung
sonst nicht: was tfieiis aus der Natur dieser Strafe, wel-
che nicht durch starke Verwundung ein schnelles Verbin«
t'en, sondern mehr nur durch Ausspannung der Glieder
.ein allmfihliges Erstarren hervorbringt, sich ergiebt; thells
aus den elgenea Angaben der Evangelisten erhellt, nach
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Viertes Kapitel, i^. ISO« h&7
welchen Jesus unmltteibar vor dem AogBnbiick , den sie
für den iesten hielten, noch Kr^ft cum lenien Rufen hat-
te, aneh die beiden Mitgeknensigteh naeh jener Zeit noch
am Leben waren; theils endlich durch Beispiele von sol-
chen zu belegen ist, welche mehrere l äge lebend nm Kreus
Mogebraeht haben, und erst dnrch Hunger v. dgl. allmfihlSg ge-
tOdtet worden sind *)• Daher haben ^RirehenVIiter und ältere
Theologen die Ansicht aufgestellt, Jesu Tod, der auf na-
türlichem Wege noch nicht so bald erfolgt sein würde, sei
auf übematarliche Weise, entweder durch ihn telber, oder
durch Gott, beschleunigt worden Ar«te und neuere
Theologen haben sich auf die geliiiuften kürperlichen und
Seelenleiden berufen, welche Jesus den Abend und die
Macht vor seiner. Kreusigung so dulden hatte'): i|och auch
ale lassen noch die Möglichkeit effeii, 'dafs, was den
Evangelisten der Eintritt des Todes schien, iinr eine durch
Stockung des Biatumlaufs herbeigeführte Ohnmacht gewe-
aen «ei, und erst der Speeratioh in die Seite den Tod Je-
eo entschieden habe.
Doch eben Ober diesen Spoerstich , über den Ort, an
welchem, das Instrument, durch welches, und die Art und
Weise, wie er beigebracht worden, über seinen Zweck und
■eine Wirfcang, waren von Jeher die Meinungen sehr ver-
schieden. Das Instrument beeeiehnet der Evangelist als
eine l6yxQ9 ^^^^ ebensogut den leichteren Wurfspiefs, als
die achwere Lance bedeuten kann: so dafa wir über den
Umfang der Wunde im Ungewissen bleiben« Die Art, wie
die Wunde beigebracht wurde, beschreibt er durch vvaoeiv:
diels bedeutet aber bald eine tödtliche Verwundung, bald
1) Das Hiehergehörige findet sich zusammengestellt bei Paulus,
ex. Handb. 3, h, S. 7S1 iT. ; Wuss, bibl. Bealwörterbuch 1,
8. 672 ff. ; und Uasm, iU.
2) Jenes Jertnlllsn, dieses Gaovtus, s. bei Pivurs, 8. 784, Aam.
3} so Gamma u. A« bei Paiwus, 8. 78aff. Hasb, s. «. O.
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508 Dritter Abscbnltt.
«
rin leichtes RiUen, ja einen Stöfs, der nicht einmal Blat.
gie|>t; wir wkseu also nicht, wie tief die Wunde gieng:
wiewohl, wenn Jesus naeh der Auferstehiuig den ThoBMC
in die Nffifelaiahle swar den Finger, in, oder aoeh nur mm
die Seitenwuiide aber die Hand legen läfst (Joh. 20, 27.),
der Stich eine bedeutende Wunde gemacht zu haben scheint»
Dock dabei kommt et vor AUem aoeh auf die Stelle der
Verwondosg an.' Diese bestimmt Johannes als die nXivQa^
wo freilich, wenn der Stich an der linken Seite swischen
den Ribben bis in das Hers drang, der Tod unaosbieibüek •
erfolgen mulste : allein jener Ansdmek kann ebensowohl
die reehfe Seite eis die linke, nnd an beiden Jeden Ort Ton
der Schulter bis zur Hüffe bedeuten. Die meisten dieser
Punkte wQrden sich freilich von selbst iiestimmen , wenn
die Absieht des Kriegers mit dem Lannenstleh gewesen
wftre, Jetnm, sofern er noeh nieht gestorben wäre, sn t5d-
ten ; denn in diesem Falle würde er ohne Zweifel am todt»
lichsten Plaz und so tief wie möglich gestochen haben*
Allein diese Absicht ist sweifelhaft^ nnd der Zosammen-
hang der Stelle seheint elier daflBr nn spreehen » dafs der
Soldat durch den Stich vorerst nur erforschen wollte, ob
der Tod wirklich schon eingetreten seij was er aus dem
tterrorflieCien won ßlnt nnd Wasser aas der Wnnde slebsr
abnehmen sn k^fnnen glaubte*
Aber freilich Hber diese Folge des Speerstichs ist
man am aderwenigsfen einig. Die Kirchenväter haben, in
. Betracht, dafs ans Leichen kein Blnt mehr füefse, in dem
ans Jesn Lelehnan| henrorgequoUenen aljua xal vdatQ ein
Wunder j ein Zeichen seiner LüUern Natur ^ gefunden
4) Orig. C. Ccis, 2, 36 1 rSiv y^r «y aHtor rexQwr ütaftartoy ro
aX^a ff^yrtnat , mml jrJw^ itaSagor «f oino^V rS dt «ara rdr
yr «T/f« tm\ Mmf rth nUv^p wfi[¥M^. Vgl. Eutkyauus
«. d. Si.:
• ♦
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Vierte« Ji«piuL > UO. .
Heuere , Ton der gleichen Erfahniiig «asgehend ^ baliett
dem Antdrsek eine Hendiadyt geeehen^ und denseftben ¥M '
neeh flüssigem Biote, eioem Zelelieii dei noeli nleht , oder
doch eben erst erfolgten Todes, verstanden J)a jedoch
das Blut fftr eich schon ein Flüssiges ist, so Itann das bu
«2)ua gese&le vdotg nteht liloft den flfleeigen Zoetand ?oi
fenem liedeaten, sondern mnb eine beeendere Beimiaehnng
bezeichnen, welche das aas der Wunde Jesu fliefsende
Blut enthielt. Um sich diese su erkltfren^ und Eogleieb
die mtfgliehst siehere Todesprpbe «i bekommen ^ sind Aifr»
dere «nf den Einfall gemfben j das dem Blnle belgemisek*
te Wasser sei wohl aus dem von der Lanze getroffenen
lierttbeatel gekommen, in weichem sich, nameatiich bei sol-
eben, die anter starker fieingstigviig sterben, eine Qnaji«
titit Flüssigkeit sammeln soll Allein ansserdem, daft
das Eindringen der Lanze in das Pericardium blofse Vor-
aussetsang ist , so ist theiis, wo keine Wassersncbt statt-
liadeti das daantnm J^ner Flüssigkeit so gering, dals-
ihr Ausflnfs nleht in die Angen fiele ; theils ist es nur ein
einziger kleiner Fleck vorn an der Brust, wo das Pericar-
diom so getroffen werden kann , dals eine Entleerung naoh
aussen mOglicb ist: in -allen andern Fällen würde, was
aosflierst, in das Innere der Bmsthdble sieh ergiefsenr'^
Ohne Zweifel geht vielmehr der Evangelist von der bei
jeder Aderlässe au machenden Erfahrung aus, dals das
Bint, sobald es an%ehürt hat, im Lebensproeeese begriffim
mm sein, sich in Blutknohen, pUicenfa^ ond Blatwasser,
Acrum, zu zersetzen anfängt, und will nun daraus, dafs
am Blute Jesu sich. bereits diese Scheidung gesengt habe.
5) ScMPfrsB, ia Eieaaoaa's Bibl. 9, S. 1086 ü^
10 Gaimsai Gomm. de morte Glur. vei», p. 47«
7) Vgl. Hass, s. a« 0«
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üriiter Albaelmiic.
desmi wirUSoh erfolgtoo Tod beweiseii Qh am aber
diBM Anaflieftea von Blut und Wasser In bemerkbarer
Sondemng eine mögliche Todesprobe ist, ob Hase und Wi-
NKR recht haben , wenn sie behaupten y bei tieferen £in-
eehnitten in Leichen qaelle bisweilen des so aerseste Biel
* kenne y oder die KIrebeayICer, wenn sie diefs Uhr eo nn-
erhört hielten, dafs sie es bei Jesu als ein Wunder anse-
hen sa müssen glaubten, ist noch eine andere Frage. Mir
bat ein ansgeaeiebneter Anatom den Stand der Sache fol^
gendermafsen angegeben. Für gewöhnlich pflegt hinnen
einer Stunde nach dem Tod das Blut in den Geföfsen zo
gerinnen I und sofort bei Einschnitten nichts mehr ausso-
fl&elsen; nnr ansnahmsweise ^ bei gewissen Todesarten,
wie Nenrenfieberi £retiefcung, behalt das Blut Im Leieh
nam seine Flüssigkeit. Wollte man nun den Tod am Kreat.
etwa unter die Kiltegorie der Erstickung stellen, — wa>
Jedoch wegen der langen Zelt 9 welche die Gekreusigten
oft noch am Leben blieben, and bei Jesu. Insbesondere,
weil er ja bis eulect gesprochen haben soll, unthuniicb
scheint, oder wollte man annehmen, so bald schon nach
dem Angenblick des Todes sei der Stich in die Seite erfolgt,
dafii er das BInt noch flSesIf fond, — Was den Berichten
fuiangenessefl ist,, welchen enfofge Jesus schon Nachmil»
ta^s drei Uhr gestorben war, die Leichen aber erst Abends
Uhr abgenommen sein mnisten t so wAroi wenn der Stich
ein grSfterei Blntgeftrs traf| Blnt, aber ohne Wassery ana-
geflossen;; war aber der Tod Jesu vor etwa einer Stunde
erfolgt, and sein Lielchnam im gewöhnlichen Zustand: so
flofii gar liichts ans. Also entweder Blut, oder nichts :
Waaser uhA Blot In ieinrm Fall, weil sich serum and pla*
cenfa In den HeDirsen des Lelchnicms gar nicht so sondert,
wie Im Geschirr naeh der Aderllsse« Schwerlich also hat
der Uiheber dieses Zugs im flerten Brangeliom daa
e) Wusa, s. a. O.
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not Sdm^ irfkü-Aw ihr (hte JmIi t^ ZMkm im m§6lg-
ten Todes kommen sehen: sondern weil er bei BlutJässen
schon Jene Scheidung im ersterbenden Blute gesehen haCe
te, nmd ihm anlag, eine tkb&te Probe Ukr den Tod 4mm
am bekonmen, lieft er ans deseen vervMUMlelem l<eielMmei
jene geschiedenen Bestandtheiie kommen.
Dafs sich diels mit Jesa wirklich sngetragen liabO}
und sein Berieht daran, ab A«f Antopile gegrOndet, w
Torllsslg sei, Tertfehert* flbr^Hene der Evangelist anfi An»
^ gelegentlichste (V. 35.)« Nach Einigen defswegen, um dor
ketische Gnostiker, welche die wahre Leibiichkeit Jesu
leugneten, so widerlegen ^) : allein wenn dann die finväb^
nnng des Üdiogt Naeb Andern wegen der aMrkwttrdigen
Erftlliang zweier Weissagungen durch jenes Vornehmen mit
der Leiche Jeso ■ ^) : aber, wie LOcks selber sagt, wenn
allerdings anch sonst Johannee selbst In Nebenpnnklen ei-
ne Eifkülung der Schrift sneht, so legt er doeb nirgends
ein so ausserordentliches Gewicht darauf, wie er hiernach
dieser Auffassung thun würde. Daher scheint es immer
noch die natfirliehsto Annahme bb eefai, dafs Johannes
darcb Jene Vertlcberungen die Wahrbeit des Todea, Joe«
bekräftigen wolle die Hin Weisung auf die Scbrifterfdl-
Inng aber nur als weiteren, erl&oternden Zosae beifüge.
Der Mangel einer historischen Spur, da(a schon nur Zeit
der Ablassnng des Johanneiseben EvangeUnnis der Verdaebt
eines Scheintods Jesu rege gewesen, beweist bei der Man-
gelhaftigkeit der Nachrichten, die uns über jene Zeit zn
Gebote stehen, nicht, dafs ein so nahe liegender Verdacht
nicht wirklich in dem Kreise, in welchem das genannte
Evangelium entstand, su bekämpfen gewesen ist, und dafs
dasselbe nicht, wie cur Mittheiiung von Auferstehungs-
9) WSTSTKITT und OttHADtSH, Z. d. St. ; Vgi. ÜAiB, S. S. 0«
10) Lih^KR, z. d. St.
11} •(> Idtt«, AuferftekuBgigetchichte, S. 96 U Xiioivca «• d. 8t.
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Mi Uritter Ali»4skAitc
proben, ao nuok elnie Toilef|mbe BltwitbBilM rwrtadtüt
fBWMen sebi kann <0* Mhon im Amnge-
lium des Mafkos ein fihnlichec Bestreben sichtbar. Wenn
dieser von Pilatu«, als Joseph sich den Leichnam Jesu ans«
bat, sigl: i^ftua&f^ d tiOrt^xe (V. 44.): •o.ientet
dieft gans , alt wellte er den Piletna eine Verwnndemaf
leihen, die er von manchen seiner Zeitgenossen über den
ao gar schnell erfolgten Tod Jesu mnfste äussern hören ,
nnd wenn er sofort den Froenmtor ron dem Centnrio sl-
ehere Knndaehaft elnsiehen iäüij dafii Jesus nüai onci-
-^ccve: so scheint er mit der Bedenlilichkeit des Pilatus so-
gleich die seiner Zeltgenossen beschwichtigen su wollen |
wobei er «lier von einem Lansenstich nichts gewnlst ha-
ben kann, sonst bitte er Ibn, als die sieherste Bfirgsebaft
des wtrItHeh erfolgten Todes, niebt «nerwihnt gelassen;
so dafs die Darstellung bei Johannes als weitere Ausbil-
dung eines schon bei Markus sichtbaren Triebs der Safe
erseheint.
Diese Ansieht Ten der folianneisehen Ersihlnng wird
sock noch durch die Anführung A. T.licher Weissagungen
bestütigt, weiche der Referent in diesem Vorgang erfiBllt
sieht. Durch den Lensenstleh sielit w Zaoh* IS, Itt. ei^
fdiit , wo das von Jobannes rieh% und besser als ?on dar
LXX. flberseate: lic^j* nK ^» lO^^JTI Jehova zu
den Ismilliten geredet ist« in dem Sinne, dafs sie an ibn,
den sie ao schwer gekrinkf, steh efnst wieder Wenden wCr»
den Ist sahen das *yj^i duejchbohren, etwas, das, ei-
gentlich gefafsl, eher gegen einen Menschen, als gegen Je-
korn seliefne unternommen wercfen su können, und wird
diese Deutung durch die abweichende Lesart: vSm,
testünt; so mnl^te das Folgende in dieser AuffiMSui^l be-
ii) RitSBa, bibL TheoL 1, 8. 25S.
13} BMimneusa, Scbol. ia V. T. 7> 4> p. UO.
uiyitized b/ Google
•Ifirkeiii lU nun Ui. der drillcii. Fereoo fiirtgefAfiren vtiimI^
«imI sie willen i« ihn^iiliifeni wie 'um ein eineigiBe lUnd
«nd Hin einen Erstgeborenen. Oeker wnrde diese Stelle
Tüll den Rnbbinen Auf den Messias ben Joseph gedeutet,
weicher im Krieg vom Schwert durchbeliri werden soii^
tö nnd Ton Christen iionnte sioi wie so nanche Stei*
ien in Ungldckspselnien , auf Ihren Messias besogen W9W^
den, Indem das Durchbohren zunächst vieJieicht entweder
tropisch, oder von dem Durchnageln der Bünde (und Füfse)
bei der Kreoeigung verstanden wnrde (vgL Offenb. 1,
bis es endlich einer , der eine nnrerlirssigere Todesprobs^
als die Kreuzigung an sich ist, eu haben wünschte, als
ein besondres Dui*chbohren mit der I^anze fafste«
Ist aus den ausammentreffenden Interessen, eine To*
desprobe» und eine buehstäbliehe. £rfittlli|iig der Weiss»*
gung EU gewinnen, der Zuf mit dem Lansenstleh hervor»
gegangen : so gehört das Übrige nur zur Motivirung die-
ses Zuges. Ein Stich als Todesprobe war /lur. nöthig, wenn
Jeans frtthseitig Tom Krens abgenoBMuen Wiarden sollte,
was naeh Jttdisebem Geses (4. Mos. 21, 2% JoSi S, 29. 10,
26 f. — eine Ausnahme 2. Sam. 21, Ciff.) ' ^) jedenfalls vor
^acht. Insbesondere aber diefsuial, was Jobannes allein
lieraushebty vor Anbrneh des Pasehafesles> g^sehohen mnlSi*
te. War Jesus nngewöhnlieb schnell gestorben, und soll«
ten doch auch die beiden mit ihm Gekreuzigten abgenom«
men werden, so mnfste man bei diesen den Tod gewail*
anai beschleunigen, was etwa durch das crurifragium ge«
sehehen konnte, weiches sich auch sonsl^ theiis. in Verbln«
dung mit der Kreuaigung, theiis als Todesstrafe für sicli
findet '^). Da diels an dem bereits gestorbenen Jesus nicht
14} s. bei RosKNMÜLum, z«d. St* SchVttcxk, 2, p. 221. Bsatholot,
§. 17, not. 12.
15) vgl. Joseph, b. j. 4, 5* Saahedria 6, 5* bei LitavfooT,
p. 499.
16) Wimsm uod LOchb b« de St.
§84 OtllUt. AJ»Aolinilt. .
m y Mfuhi« t— ■cfita , to gtb dielt cor Anwendong dut
i-mmQbpeirs in mM ßon 4mi PMdHHPftniiI, t Mm
12, ■'-.H*'., nift so mehr Venmleesttiif > de, wie eehmi
früher bemerkt > der getödtete Jetui mit dem Paschalamm
^efgUel es m weiden jpflegte.
BegrVbniM 'Jeiit.
Während der Leichnam Jean nach römischer 2}itte am
Kmn LiTtte hingen Reiben mteeen, hie Witfernng, Vtfgd
Md Vemenmg ihn venehiien nach jOdiacher aber
"Wor Aßenr abgenommen anf dem unehrlichen Begrabnifs-
ylug der üingerichteten verscharrt worden wäre ^) erbat
iieb den «vangelieeben Naefariebten nnfolge ein angesehe-
ner Anhänger des Getödteien vom Proettmter ieinen Leieh.
nara , cic/ ihm nach römischem Gesez nicht verweigert,
sondern alsbald verabfolgt wurde (Matth. 27| 5f7, pareli»),
Meter Di ann,. welehen alle firangellen %lote|>h nennen und
Ton Ailmetiiila ttnmmen latten, war nach Mkttli^oa ein
reicher Mann «:Rd Schüler Jesu , doeh diefs, wie Johannes
hinzufügt, blofs heimlich) gewesen; die beiden miteieren
Avnngelltlen heneicbnen ihn alt ein ehrenwenhes Mitglied
det hohen Ratht, alt webhet er Ahriigent , wie LniuM be-
merkt, SU der Vemrthellttng Jesn seine Stimme nicht ge-
geben hatte, und lassen ihn messianischen Erwartungen
■ngedmn sein. Daft wir hier eine alimühlig in*t Bestimm*
tere autgearbeilete Pertonalbecefiehmuig haben , ÜUlt in
die Augen. Im ersten Rrangelinm ist Joseph ein Schüler
Jesu — nnd das mufs wohl derjenige gewesen sein , der
tieh nnter to ungünstigen Umständen nicht scheute, seines
Leichnamt. tieh anannehmen $ dalt er nach demselben Eran*
I) Vgl. WxNiK, 1, S. 602.
3) Sanhedrin, bei LiCHTfOCT, p. 489*
3} Ulpian. 48> 2^ 1 ff.
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Viert#« lUpitei. Iii. MI
gvliinii ein äpäQtung fgUmog gcnpetea ioin äolly IHtt tiheii
nn Jes. SS^ 9. iknken, wo m hiMut Yop WJ^WlTr^ |rfj
-Trtä^ 'y^jrr^y möglkhemeise ron einem BegribnUs
bei Relehen yersUinileii , mi so die Qoelle menlifiten» Voll
diefleiii Pridikat des Joseph von Arimathfia werden konn-
te. Dafs er messianischen Ideen er||eben war, was Lukas
und Markos kinsuAlgen , folgte ans seinem VerhiÜtnlfs sa
Jesa von selbst ; dafs er ein ßaUvt^g gewesen , was die*
selben ffvangelisten irersichem , ist freilich eine neue No-
tiz: Hnfs er nbcr als solcher nicht in die Verurtheilung
«lesn eingestimmt haben konnte, ergab sich wieder von
selbst ; endlich y dafs er seine Anhänglichkeit an Jesam
bither geheim gehalten, was Johannes anmerkt,. hSngt mit
der eigenthfimlicheii Stellung zusammen , welche dieser
Evangelist gewissen vornehmen Anhängern, wie nament*
lioh dem im Folgenden dem Joseph beigesellten Nikode-
mos, so Jesu giebt: so dafs 'nicht elien angenommen wer-
den mnfs , was Jeder folgende Evangelist weiter als der
vorhergehende giebt, beruhe auf eben so vielen histoH«
sehen liloliven, die er vor den übrigen voraus liatte«
Wihrend die Synoptiker die Bestattung Jesn dnreb
Joseph allein verrichten, und nur noch die 'Frauen zu-
sehen lassen , führt Johannes als GehUlfen dabei , wie
gesagt, den Nikodemus auf, eine Notis, Uber deren Ver*
lifslleli'kelt schon oben, wo Nikodemus cum erstenmal
vorkam , gehandelt worden ist Dieser bringt som Be^
huf der Einbalsamirnng Jesu Specei elen , nämlich eine ]^li-
sehung von Myrrhen und Aloe, in der Uuantitftt von nn-
gefiihr 106 Pfänden, herbdw* Vergeblich hat man sich be*
miiht , dem von Johannes hier gebrauchten XirQa die ße*
deutung des lateinischen Libra zu entziehen und die eines
kleineren Gewichts nntersuschieben 'j: indels möge für
4) U Baad, S. 652.
5) MiqiASUSi Begr äbniss • undAuferstehungsgesckichte, S.68 ff.
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$Iß Dritter Abcc^Mitt,
jene ••IfiillMd groTie Oowitilit einstweilen die Benerkonf
Oi.eH4V»iK's genügenj daA 4m Übermefd netfirlicher Aut-
druck der Verehran|^ jener Männer für Jesiiin gewesen
sei. Im vierten £vangeliani volleieiien nun gleich nach
der KreBMbnalme die beiden Minner die Kinbelteniining
nach jadifcher Sitte, indem sie den Leiebniim mit den
Specereien 4n LcintOcher wickeln; bei Lukas sorgen die
f rauen nacli ihrer Heimkehr vom Grabe Jesu für Spece-
relen nnd Salben, nm nach dem Sabbat die EinbalsamI«
liing •▼orsnnehmen (2S, 56. 84^ h); bat Markus kanfen sie
die uQwftaTa erst nach Verflnfs des Sabbats (16, 1.) ; bei
Matthiius aber ist von einer Einbaisamirung des Leichnams
Jesu gar nicht j sondern nur von £inwickeiung in reine
Leinwand die Rede («7, M.).
Hier hat man suerst die Dlfferenn nwlseben Markns
jand Lukas in Bezug auf die Zeit des Einkaufs der Spe-
eerelen dadurch ausgleichen au können gemeint, dafs man
den einen von beiden Referenten auf die Seite des andern
herflbersog. Am leichtesten schien Markus nach Lukas
umgedeutet Vierden au können , durch die Annahme einer
enailane temporum^ indem sein vom Tag nach dem Sal»-
.bat gesagtes fjycQoam^^ <^ Plusqnamperfectnm genoaunen,
dasselbe an sagen schien, wie des Lukas Angabe, da£s die
Frauen schon vom Begräbnifsabend her die Specereien in
Bereitschaft gehabt hai>en Allein gegen diese Aosglei-
ehung Ut bereits ?om Wolfenbdttler FragsMUtlsten mit
siegreichem Unwillen bemerkt worden, dais der Bwisehea
eine Zeitbestimmung und die Angabe eines Zwecks hin-
eingestellte Aorist unmöglich. etwas Anderes, als das um
jene Zeit au diesem Zweck Geschehene, also hier das swir
sehen diayfvofiipH tä aaßßa%9 nnd int iMuaai oXütfHoaw
avTCv gestellte rjyoQaaav aqutficna nur einen nach Verflufs
des Sabbats vorgenommenen Einkauf bedeuten könne ^>
6) So GnoTivsj Lkss, Auferstchungsgeschichte, S. 165.
7} t. das fünfte Fragment^ iu Lisisk«'« viertem Beitrag zur Ge-
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«
Viertes Kapitel. $• 131. 577
Dnher hat Michaelis, welcher die Widersprochsloslgkeit
der iU^grübnifs • und Auferstehungsgeschichte gegen die
Angriffe des tTragmenlisten sa retten nnternahni} sich auf
die andere Seite geschlagen , nnd den Lukas dem Markos
zu conformiren gesacht. Wenn Lukas schreibt : vTtogQt'
tf aaai di ^tolfiaaav aQoif^cera xäl fivQai so soll er damit
nieht sagen wollen , da(s sie unmittelbar nach der Rück-
kehr, also noch am BegrSbnIfsabend, diese £inkffafe ge-
macht hatten, vielmehr durch den Zusaz : xai zo fdr Oiri-
ßazov r^aixaaotv xccrd trv irtoh]r, gebe er selbst zu verste-
hen^ dals es erst nach Verflnfs des Sabbats geschehen sei^ <la
swisohen ihrer Rückkehr vom Grab nnd dem Anbruch des
Sabbats mit 6 Uhr Abends keine Zeit zum Einkaufen mehr
übrig gewesen war Allein^ wenn Lukas zwischen
ino^Ql^aai nnd ^avxoffov sein ^tolfiaaav stellt: so kann
diefs ebensowenig etwas erst nach der Sabbatruhe Vorge-
fallenes bedeuten, als bei Markus das auf Ähnliche Art
in die Mitte gestellte rjyoQaoav etwas, das vor dem Sab-
bat würe geschehen gewesen. Man hat daher neuerlich
Bwar eingesehen, daft man Jedem dieser beiden Evangeli-
sten In Betreff des Ankaufs der Specereien seinen eige-
nen Silin lassen müsse: ducli glaubte man den Schein des
Irrthnms auf der einen oder andern Seite durch die An-
nahme entfernen sn können , die noch vor dem Sabbat .
bereiteten Specereien haben nicht angereicht , nnd defswe-
gen die Frauen dem Markus zufolge wirklich nach dem
Sabbat noch weitere dazugekauft Das mülste aber
doch ein ungeheurer Specerdverbranch gewesen sein, wenn
snerst der von Nikodemus herbeigebrachte Centner . nicht
gereicht, und defswegen die Frauen noch Abends vor dem
schichte und Literatur, S.467f. Vgl. Uber diese Differensen
auch LKS8iKi»*s Duplik.
8) MiCHAKLis, a. a. O. S. 102 ff.
9) KuiKÖL, in Luc. p. 721.
Vas LȤb$n Jtsu iL Band, 37
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578
Dritter Abachnitt
'SfiblMt w#it0i« Sjierereieii bereit gelegt lilton, itmiii aber
wKre eaeh dieCi ale bu wenig befanden nvorden , und sie
hatten am Morgen nach dem iSabbat noch etwa« Weitei*es
dasogduioft.
So nimlieh rnttfete man doch conse(|oenterweise aoeh den
•weiten Widev^roeh löten , welcher swisehen den swri
mittleren Evangelisten zusammen und dem vierten statt«
findet, dafs nümlieh nnch diesem Jesus bei seiner Grable«
gang mit lOQ Pfund Salben einbalsamirt worden , nach Je-
nen dii^egen die Einbaleamirang bis nach dem Sabliat vor-
behalten war. Nun waren aber der Materie nach die 100
Pfund Myrrhen und Aloe mehr aU genug: was fehlte, und
naeb dem Sabbat nachgeholt werden sollte, könnte n«r
etwa die Form gewesen sein, d. h, dala die Specereien noeb
nicht auf die rechte Weise an dem Leichnam angebracht
waren, weil hierin der Anbruch d^s Sabbats unterbro-
eben hatte ' ^> Allein , wenn wir den Johannes hören, ao
war die Beisetanng Jesn am Abend seines Todes xaMs
tO-og igi loig ^lüSalotg tvxarpia^nv ^ d. h. rite ^ in aller
Form, vorgenommen worden, indem der Leichnam ^i%a
%tap aQfaftif(ap in o^via gebunden wurde CV* 40.), waa
eilen das Ganse der Jttdiseben fiinbalsamirung war, wei-
cher somit nach Johannes aneh in Betreff der Form nichts
mehr fehlte abgesehen davon, dafs, wenn doch die
Weiber nach Markus und Lukas neue S|iecereien kaufen
und in Bereitschaft stellen die fiinbalsamirang des ^iko*
demns aneh materiell nnvollstlfndig gewesen sein mttfste.
Da somit an der Bestattung Jesu, wie sie Johannes er-
alihlt, objektiv nichts gefehlt haben kann: so soll sie doch
anbjekti? fttr die Weiber eine nicht vorgenommene gewe*
aen aein, d« h« sie sollen nicht gewafst. haben, dafi^ Jesua
10) So Tholvcx, s. d. St»
11) s. den F^sgmeatisten, a« a, O«, S. 469 ff«
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Vierlet KapiteJ, §. 131. 579
bereits doreh Nikodenas und Joseph einbalsamirt wur >
Man erstaunt über eine solche Behauptung , da mai^ doch
bei den SynoptiJMrn ausdriiciilich lieety daHi die Fraaen
bei der ßetlaltang Jesa sugegen gewesen seien, und niebt
blofs den Ort inQ tl&fcai , Markos), sondern auch die Art,
wie er beigesei^t wurde {jjjg izi^t^ , Lukas) mit angesehen
bai>en.
Die dritte diesen Punkt betreffende Abweichung, wei«
ehe swisehen Mfttthäns und den übrigen insofern stattfin*
det, als jener überhaupt von keiner lliinbaiäainirun^ , we-
der vor noch nach dem Sabbat, weils, hat man, weil sie
Idofii in Schweigen eines Referenten besteht, bisher wenig
berücksichtigt, und seihst der Wolfenbüttier gab nu, dafs in
der von Matthäus gemeldeten Einuickelung in reine Lein-
wand die jüdische Linbakamirung bereits mitenthalten
seL Aliein dielsmai möchte doch wohl tx sileniio ein A^
gunent sich eichen lassen. Wenn man in der firslhlung
von der iU>tliaiiischen Salbung ilas W ort Jesu liest, durch
ihre That habe die Frau die Salbung seines Leibes zum
fiegräbnifs anticipirt (Matth. 26^ 12. parelL) : so hat diefs
•war allerdings in allen Relationen seinen Sinn, feinen
ganz besonders treffenden aber doch bei Matthäus , nach
dessen weiterer Erzählung beim BegräbniCs Jesu keine
Salbung stattfand, und nur hieraus scheint sich auch das
liesondere Gewicht, welches die efangeÜsche Tradition
auf jene Handlung der Frau legte, genügend su erklären.
War dem als Messias Verehrten bei seinem liegräbniCs im
Drang der ungünstigen UmstHnde die gebührende Ehre der
£lnbalsamirnng nicht geworden: so mulste freilich der
Blick seiner Anhänger mit besonderem Wohlgefallen auf
einer Begebenheit aus dem lezten Abschnitt beines Lebens
ruhen, wo eine demuthsvoUe Verehrerin, wie weni^sie
12) MicHAKi.18, a. a. O., S. 99 f. , Kuin'öl und Lücki lassen xwi
sehen dieser Ausiiuiifk und der vorigen <lio Wald«
37 * ^
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I
560 Dritter Abschnitt*
geAhnct hätte , dnfs dem ToiUen diese Ehre versagt sein
werde, sie dem Lebenden emicsen hatte. Von hier aas
wttnle tich dann «oeh die verschiedene Darstellung der
lesten Selhang bei den fibrigen Evangelisten in das Licht
einer stufenweisen Entwiclielang der Sage stellen. Bei
Markus und Lukas steht es noch, wie bei Mntthiius, fest,
dafs der Leichnam Jesu nicht wirJ&Iich einbslsamirt wor-
den ist: so war ihm aber doch , sagte man Ober das erste
Evangelinm hinaassehreitend , die fiinbalsamirong äuge«
dacht, dem Hiiigan«^ der Frauen zo seinem Grab am Mor-
gen nach dem iiabbat lag diese Absicht zum Grunde » de-
ren Ansfühmng nur seine Anferstehnng suvorkam« Im
vierten Evangelium dagegen flols Jene bei dem Lebenden
anticipirte, und diese dem Todten zugedachte Salbung in
eine mit dem Todten vorgenommene zusammen, neben
wdohcr abrigensi nach der Art der Sagen bildung , die
ßeeiehnng auch der früheren Salbung aof das fiegräbnifa
Jesu stehen blieb.
Der Leichnam Jesu wurde sofort nach säromtlichen
Heferenten in einer Fels^ngruft beigeseat , welche mit ei-
nem grofsen Stein verschlossen wurde* Matthius KicBeiehp-
net dieses Grabmal als xanvv, was Lukas und Johannes
genauer dahin bestimmen , dafs noch l^iemand in demsel-
ben beigeseat gewesen sei« Beilfiufig gesagt, hat man ge-
gen diese Neuheit des Grabes ebenso Ursache, midtrau*
ischausein, wie bei der Geschichte des Einzugs. Jesu gegen
den ungerittenen Esel , da hier wie dort die Versuchung
unwiderstehlich nahe lag, auch ohne historischen Grund
das heilige Behältnifs des Leibes Jesu als ein noch durch
lieine Leiche verunreinigtes voraustellert. Auch in Bezug
auf dieses Grabmal indefs zeigt sich eine Abweichung der
Evangelisten. Mach Matthäus war es das Eigenthum den
Joseph , welches er selbst hatte in Felsen hauen lassen,
und auch die beiden andern Synoptilier, indem sie den
Joseph ohne Weiteres Uber das Grab verfügen lassen, schei-
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Viertes Kapitel. 131.
561
«
iion von i!er gleichen Voranssetzung ansctigehen. Nach
Johannes hingegen war niclit das Kigentbunisrecht des Jo-
aeph auf das Grab der Grand, warom man Jetom in daa-
selbe legte, sondern, weil die Zelt driingte, legte hmir
ihn in die frische Graft, welche in einem benachbarten
linrten sich befand. Auch hier hat die Harnionistik auf
beiden Seiten ihre Kttuste versueht. Mattbünt tollte sar
llbereinstimmang mit Johannes gebracht werden dnreh die
Observation , dafs eine Handschrift seines Evangeliums das
zu ^ivt;fiei(i> gesezte avtS weglasse, eine alte Übersetzung
aber statt o ilaTCfir;aey — o ijv lerarofirjfiivov gelesen ha-
be *^): als ob nicht diese Änderongen wahrscheinlich
aelbst schon dem harmonlstlschen Bestreben ihr Dasein na
verdanken liütten ! Daher hat man, auf die andere Seite
sich wendend, bemerkt, die johanneischen Worte sohliefsen
gar nicht ans, dmSk nicht Joseph Ittfnnte der ElgenlhfimW*
der Grufl gewesen sein, da Ja beide Gründe, die Nihe,
und dafs das Grab dem Joseph gehörte, zusammengewirkt
bähen können '^). Vielmehr aber schliefst die Nähe alslier-
nnsgeholiener Beweggrund das Eigenthamsverhtfitnifs ans: -
ein Dans, in welches ich bei einfallendem Regen der Nä-
he wegen trete , ist nicht mein eigenes , ich raüfste denn
Besitzer mehrerer U&user, eines nahen und eines ent*
femtefen, selni von welchen das leatere meine£ eigentli-
che Wohnung wffre, und ebenso ein Grab, in welches
einer einen Verwandten oder Freund, der filir sich kein
Grabmal hat, der Nähe wegen legt, kann nicht sein eige*
nes sein, er mflfste denn mehrere Gräber besitaen, und
den Todten bei ' besserer Mufse in ein anderes bringen
wollen , was aber in onserm Falle , da das nahe Grab dnreh
seine Neuheit zur Beisetzung Jesu in demselben vor allen
andern sieh eignete, nicht wohl denkbar Ist» Bleibt so
15) MicaAKiis, a. a. O. , S. 45 ff.
14) VivMi^ ia aiaiib. p. 7.86. Hais, §, 145.
5S2
Dritter Abschnitt.
auch hier der Widersprooh, so scheint im Innern beider
en^geipengieteBfen Angaben kein Urond rar Entecheidnng
fiBr die eine eder andere mu liegen
§. 132.
Die Wache am Grabe Jesu.
Am folifenden Tngy als am Sabbat sollen non nach
Matthäus C^7, 62 £f.) die Hohenpriester und Pharisäer bei
Pilatus ensammengekommen sein, ond ihn, mit Rücksicht
•nf die Voranssafl^e Jesn, er werde nach dreien Ta^n aof-
•rsteben, gebeten haben, eine Wache an sein Grab eu stel*
len, damit nicht seine Aiih^ins^er von der durch jene Vor*
anssai^ erregten Erwartung Gelejvenheit nehmen, seinen
Leichnam sn atehleni nnd Ihn sofort fttr auferstanden ane-
encfeben. Pilatos efewShrt ihre Bitte, ond so ^hen sie hin,
versiegeln den Stein, und stellen die Wache vor das Grab.
AI« non (dlefs roufg hier anticipirt werden) die Anferste-
' bong Jean erfoli^te, aeete die mit derselben verbundene
Eno^pleraohelnun^ die Wffchtm» so In Pnreht, dafa ale taael
reieool wurden, iibrigfens doch sofort in die Stadt eilten,
und den Hohenpriestern die Anzeige von dem Vorfall mach-
ten« Olesoj naohdem sie sieh In einer Versammlung darll-
iS() Ans einer Verwechslung des dem Richtplaz benaclibarten
ir^TTo?» wo Jesus, nacli Johannes« begraben wurde« und des
Garten« Gethsemane, wo er gefangen worden war, scheint
die Angabe de« evang. Nieodemi geflossen zu sein , Jesus ael
gekreusigt worden Ir »4«^, $nm hi»t^9i, C. 9, p. 580.
bei TaiiiO«
wund«rliche ünischrcfbung de« Sabbats, da es eine Verkeb-
roag ist, einen fciorlichon Ta^ als den Tag nach dem Vor-
tag SU bezeichnen: doch muss man bei dieser Deutung blei-
btn, so lange man derselben nicht auf natürlichere Weise,
als SotmccHsasfraaea In seiner Chronologie dar LeidansMroche^
Beitrüge S. SiP«f aassaweioben weUi«
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Viert«;«» Kapitel.' ^. 132. im
In* bei'Afhen, bestachen die Soldaten, Hnfs sie vorgeben
. «oUten, die Jünger biibeii bei Nacht den Leichnam gesteh«
len; woher sieh,* wie der Referent hineosest, dieses tie*
rficht Terbreitete, und bis auf seine Zeit erhielt (28, 4. 11 ff.).
Bei dieser, dem ersten Kv.ingeltuiii eigenthfimlicheii
Erxähluiig hat man aileriel Bedenken gefunden, welche der
Wolfenhattler Fragmentist und nach ihm Paulus am scharf-
N sinnigsten in*s Lieht gestellt haben Die Schwierigkei-
ten liegen zuvörderst darin, dafs weder die erforderlichen
Bedingungen dieses Vorgangs, noch seine nothwendigen
Folgen in der «brigen TJlehen Geschichte gegeben sind.
In ersterer Hinsicht ist es nicht an liegreifen, wie die Syn-
edristen «u der Notiz kommen konnten , dafs drei Tage
nach seinem Tode Jesus wieder in das Leben nm*ückkeh«
ren solle: da selbst bei seinen J Angern ?on einer solchen
Kunde Iteine Spur sich findet« Sie sagen: iftn^Ox^rjav m i
ixHvog 6 nkui'og tintv tti Qo)v yt. t, Soll diefs heifsen ,
sie erinnern sich, ihn selber davon reden gehört nu haben :
so sprach laut der evangelischen Machrichten Jesus seinen
Feinden gegenlllier nie liestlmmt von seiner Auferstehung;
die bildlichen Reden aber, welche seinen vertrauten Schü-
lern unverstiindlich blieben, konnten die an seine Denk-
und Ausdrucksweise weniger gewöhnten jüdischen Hierar*
eben gewifs noch weniger verstehen. Wollen aber dieSyn- *
pdristen blofs sagen, sie haben von Andern gehört, dafs
Ji'sus jenes Versprechen gegeben habe: so könnte diese
Nachricht nur von den Jüngern ausgegangen sein; alier
fliese^ welche weder vor noch nach dem Tode Jesu eine
Ahnung von bevorstehender Waederlielebnng hatten, lionn-
fen auch in Andern diese Vorstellung nicht erregen — ab-
gesehen ^davon^ dafs wir die Jesu geliehenen VorherrerkUn-
digungen sduer 'Aofentehung sXuimtlicli als unliistorisch
J) Eriterer s. a« O. S. 457 ff., lezUrer im exeg. Uaadb. 3, b,
S». 837 fl: Vgl. ÜAMsa, blbl. Theo]. S. 253.
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584 Dritter Abfohnitt.
huben von der Hand weben rattiten. Wie aber bei den
Feinden Jesu diese Kenntnifg , so ist bei seinen Freiiiiden,
den Aposteln und ttbrigen Evangelisten auMer Matthäus,
ihr Schweigen Ten einem ihrer Seehe ee gflnetifen linetaMl
nicht m begreifen« Zwar des tat so nedem, wea der
Woifenbüttler den Jüngern anmuthet, sie hätten sich dar-
über, dafs eine Bewachung des Grabes angeordnet worden,
•Jabald Brief nnd Siegel Ton Piletne erbitten maeaen : doeh
ao Tlel bleibt, dafa es anffallen mnla, in der apeateliaelieii
Verkündigung nirgends eine Berufung auf eine so schla-
gende Thatsache £u finden, und auch in den Evangelien,
nnaaer dem ersten ^ Jede Spnr davon «i vermlsaen. Man
hat diefs StIUsehwelgen daraus ra erkKren Tersnehl, dafii
Ja durch die Bestechung der Wache von Seiten des Syne* |
driums die Berufung auf sie eine fruchtlose geworden sei'):
allein am soleher offenbaren I^äge willen giebt smui die
Wahrheit nicht sogleich auf, nnd Jedenfidis in der Ver-
antwortung der Anhänger Jesu vor dem Synedrinm mnfs»
te die £rwähnung {ener Thatsache eine schlagende Waffe
sein. Halb verloren giebt man schon, wenn man sieb da^-
hin Borfleksiebt, die Jfinger haben wohl von dem wahren
Ifergang nicht sogleich, sondern erst spXt, als die Wiehter
anfiengen, denselben auszuschwateen , Kenntnifs bekom-
men Denn brachten die Wächter im AugenbiiciL auch
blofa das Mährchen von dem Oiebstahi Tor, und gaben al-
so SD, da(s sie bel'm Grabe aufgestellt gewesen : so konn-
ten die Anhänger Jesu sich den wahren Thatbestand schon
eonstruiren, und sich dreist auf die Wächter berufen, wel-
che Ton etwas gans Anderem, als einem Leichendiebstahl,
mfilsten Zeugen gewesen sein. Doeh damit man nicht
etwa die UugCiitijj;keit des Arguments aus der blofs negati-
8) BCteaABuSy BegrXbnist- und Auferstekungs geschickte, 8.206.
OuaAOtaiv, 2, 9. I06.
» BltCMABuSy a. t. O.
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VierUt KupiteL f. UL
ren TlmtiMlie des StUbehweigeiw mnvmU, wo wM v«i
einem Theil der ÄnbMiigerschaft Jesu, njimlich von dtm
Frauen, etwas positiv erE&hlt, was sich mit der Wache
am Grabe niebl vertrügt. JUkht blofii wollen nünlieli dif» .
Franen^ welehe äm Morgen naeh dem 'Sabbat som Grabe
giengen, die Salbnng vollenden, was sie nicht hoffen konn-
ten, thun zu dürfen, wenn sie wnOiten, da(s eine Wache
vor das Grab gestellt, und dieses noch dasn versiegelt
war^): sondern naeh Harkns bestellt ihre ganae Bedenk»
llchkeit wehrend des Hinausgehens darin, wer ihnen wohl
den St^'in vom Grabe wälaen werde? snm deutlichen Be*
weiS| da(asie von den Wfichtern nichts wnisteiiy wekhe
entweder einen aveh noeb so leiehten Stein wegsnnehmen
ihnen nieht gestattet, oder, wenn diefs, dann wohl aneh defi
schwereren ihnen hdlfreich weggewülzt, in jedem Fall al«
so die Bedenklichkeit wegen der Schwere des Steins Aber*
llttasig gemaebt beben würden. Dafs aber die Anfsteilnng
der Waebe den Weibern sollte unbekannt gehlleben srtn,
ist bei dem Aufsehen, welches alles das Ende Jesu Betref-
fende in Jerusalem machte C^uc» 24 1 18.)| sehr unwahr*
acheinlieb*
l>oeb aneh innerhalb der ErsXhInng ist Alles voll
von Schwierigkeiten, indem nach dem Ausdruck von Pau-
lus keine einzige der in derselben anftreteiiden Personen
ihrem Charakter gemlifs handelt* Schon dais Pilatus den
jadiseben Obern ihr Gesneb um eine Waebe — ieh will
nicht sagen, ohne Weigerung, aber so gana ohne Spott,
gewftlirt haben soll, muis nach seinem bisherigen Beneh-
men -gegen sie aufiidlen obwohl dleis von Matthäus in
5) Dea lesteren Funkt ühersicht Olshivssii , wenn er a. a. O.
•agt, die Wache habe ja nicht dea Befdd gsbabt, die voU-
stMadige Bestattung Jesu su hiadera.
6) OtsKAVSsir frellieh ist es auch hier neck iamer so tcbaaer*
lieh zu Muth, dass er dea Pilatus bei dieser Mittkeüuag
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888 Dritter Abschnitt.
Mner iiinimariscfien Darstellung auch nnr Übergangen sein
könnte, liefreindender ist, dafs die Wichter xu der bei
di»r Strenge rdniseher Kriegssacht sehr gelülhrlicheii LOge^
sie haben ihren Dienst dnreh' Schlafen irerslamt, sich so
ieicht hergaben, ^umal sie bei dem gespannten Verhältnifs
des Synedriums zum Procurator nicht wissen konnten j
wie viel ihnen die von dem ersteren sogesagte Vermittlung
nlltien würde. Am andenkbarsten aber ist das angebÜelie
fienehmen der Synedristen* Zwar die Schwierigkeit, wel«
che darin liegt) daf« sie am Sabbat zu dem heidnischen
Procurator giengen, sich am Grabe vernnreinigten, und ei-
ne Wache ausrilcken Helsen , Imt der Welfenbflttier nnf
die Spitze gestellt ; aber ihr Benehmen , als die' vom 0rab
zurückgekehrte Wache die Auferstehung Jesu meldete, ist
in der That ein unmögliches. Sie glauben der Aussage
der Seidaten, dals Jesus auf wnnderfelle Weise aus eei-
nem Grabe auferstanden sei. Wie konnte dlels der hohe
Rath| der eines guten Thells aus Sadducäern bestand,
glaublich finden? Nicht ehimai die Pharisäer in demselben,
weiche im thesi die MdgUchkeit der Aoferstehnng behnup-
lefeuy konnten bei der geringen Meinung, die sie von Jesu
hatten, an die seinige eu glauben geneigt sein, eumal die
Aussage im Munde der weggelaufenen Wfichter ganz wie
eine nur ßnCMshnldignng eines Dienstfehlers ersonnene Lo-
ge lautete^ Start dafs somit die wirklichen Synedristen bei
einer solchen Aassage der Soldaten erbittert gesagt haben
wärden: ihr lügt! ihr habt geschlafen und ihn stehlen laa-
seui aber das werdet ihr thener besahlen müssen, wenn es
erst mi Froeorator untei^ucht werden wird, — statt dee>
Iren bitten sie dieselben noch schön t lügt doch , ihr habt
geschlafen und ihn stehlen lassen , bezahlen sie noch daj&u
tbeoer filr diese Lüge^ und verspredieni sie bei*ai Frocim*
der Syaedrisleu von mÜMacbreihlichen Gefiihlea durchsdian-
ert werden Vtttt, 8« 505*
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Viertel KapiteL 132. AS7
tor KU entschuldigen. Man sieht, AieC» ist ganz, aasf der
ehrlstlioben VoranssetBWif Ton der fteiilitXt der Aafersto-
hang Jm gesprochen, eine VomiMseCsuuff, welith* »bef
ghriK mit Unrecht aof die Mitglieder des Synedriams llberr
getragen wird. Auch darin liegt eine, nicht blofs Vfim
Fragmentisten aufgesoehte , sondern seihst von orthodoz«*ii
Anslegem?) änerkannte Sehwierlgkeit,* dafs das Syna-
drium In einer ordentlichen Versamodiing und nach Utra^
iicher ßerathung sich entschlossen haben solJ, die Soldaten
en bestechen, und ihnen eine Lüge in den Mund so geben*
Dafs auf diese Weise- ein Colieginm ¥on 70 Mliman «In
FaIshid KU begehen aratlleh beschlossen haben sollte, Ist,
wie Olshausen richtig sagt, zu sehr gegen das Decorum,
dns nntHrliche Anstandsgefühl, einer solchen Versammlung.
Die Auskunfti es sei eine biofse FrivatTersammiong gewa»
sen, da Ja nur von den oQyjeQaTg und nQenßvrF{)Oi , nieHt
auoli von den ynaiiftarfls gesagt sei, sie haben die Solda-
ten EU bestechen den Beschiufs gofafst liefe auf da«
Wonderliche hinaus, dais bei dieser Zusammenkonft die
ymeftfiardg^ bei dem knrs rorher in derselben Angelegen-
heit gemachten Gang zum Procnrator aber, wo die Schrift
gelehrten durch die ihre Mehrheit bildenden Pharisüer vei^
treten sind, die nQeafivriQOi gefehlt haben mdfsten : woraus
aber vielmehr erhellt, dafs das Synedrium , well, es Jedes-
raal durch rollstMndige Aufxühhing seiner Bestandtbeile mt
bezeichnen, unbequem war, nicht selten durch £rwähnung
nur einiger oder Eines von denselben angezeigt wnrde. BieÜit
^ somit dabei, daft nach Matthius der hohe Ri^ in Idrndl-
eher Sitsung die Bestechung der Wiehter beschlossen ha^
ben müfste: so lionnte eine solche INicderträchtigkeit doch
wohl nur die Erbitterung der ersten Christen, nttter denen
nnsre Anekdote entstanden ist, dem CoUeginm als solehefli
sutraaen.
7) OLSaAUSs», $. 906.
8) MxcaABus, a. «« O. 8. fttC
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688
Drittel* Abschnitt.
Diese Schwierigkeiten der vorllegenilen Erzfihlung des
ersten BTangeliums hat man schon so drückend gefandeny
dtSk mum sie dereh die Annehme einer Interpoletioii mm
entfernen snehte^, wm neuerlich dahin gemildert worden
ist, dafs die Anekdote zwar nicht vom Apostel MatthJloe
•eibsti doch anch nicht von einer ansrem £vRiigeiium sonst
l^mden Hend herrfiluren^ sondern von dem grieeliieclieB
Uiiersetsor des hebrileclien Hetlhlus eingeschoben eeia
eoUte *°). Gegen das Erstere Ist der Mangel Jeder kriti-
schen Begründung entscheidend; die Berufung der andern
Ansicht eaf den nnapostoÜschen CheralLter der AnelLdete
^ trflrde eine Ansscheidnng derseliien ens dem Gontext der
übrigen £rsShlang nur dann begründen , wenn der apo-
stolische Ursprung des Übrigen schon bewiesen wäre; Man«
gel an Znsammenhang mit dem Übrigen aber findet so we-
nig statte dafs vielmehr Pauli» recht hat mit der Bemer-
kung, ein Interpolator (oder einschiebender ÜberseCser)
würde sich schwerlich die Mühe gegeben haben, sein Ein-
schiebsei an drei Orte (87,62-^. 78, 4. Ii — 16.) au ver>
Iheilen» iondern.er bitte es an Einer, höchstens swelSiet
ien sasammengedrK ngt. Auch so leichten Kanfs lüftt stefa
die Sache nicht abmachen, wie Olshausen will, dafs nSm-
Ücli die ganee Crzfihlung apostolisch^ end im Übrigen rich-
tig sein aoll| nnr darin habe der Evangelist .geirrt, da(e er
die Bestechnng Im tollen Rath besoblossen vrerden Inssei
da die Sache wahrscheinlich von Kaiphas allein unter der
Hand abgemacht worden sei: als ob diese Rathsversamm-
lonf die einsige Sehwierigkeli der firalhlong wire, and
als ob, wenn In Bea'dg auf sie, dann nicht auch In andern
Beeiehangen Irrthümer sich eingeschlichen haben könn-
ten
0
9) SraotH, in EicimonK^t Rcpcriorium, 9, S. 141.
• 10) Kkr«, über den Ursprung des Ev. M«tth. Tüb, ZciUchrifl,
1854, 2, S. ]()0 f. vgl. 125.
11) lUsB, 1^ J. §. 145.
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Vierte« JLepIteL {. US. Wt
Hit Reeht wMcht BAvm demiiif enfiiMrimfli» ifvie
Matehaus selbst durch seine JNotiz: xcd dutj t^ftiaO^t^ 6 Ao-
yog öTOff naQu ^/adalotg ffiy,Qi tr^g ajlfjfQov, «uf ein verlfiuui»
tieriaelies Jttdisehet GeHlohl mü die Qiieile «einer Ermüli-
iung hinweite. Wenn nun eber Paulus der Melnang ist,
die Juden selbst haben ausgesprengt, sie hlitren eine Wa-
che an Jesu Grab gestellt) diese aber seinen Leichnam steh*
ien lassen: so ist dlefs ebenso verlLehrt^ wie wenn Base
▼ermnthety das beseichnete Gerfleht sei snerst von den
Freunden Jesu ausgegangen, und hernach von seinen Fein-
den niodiücirt worden. Denn was die erstere Annahme
lietrifft) so hat schon KuimOl richtig darauf hinge wiesen^
dals Matthias blols die Aossage vom Lelchendiebstahl, nicht
die ganee ErsShIung von Aufstellung einer Wache, als JO«
disches Gerücht bezeichne ; auch läfst sich kein Grund deiv»
lien, warum die Jaden sollten ausgesprengt haben | es sei
am Grabe Jeso eine Wache aufgestellt gewesen. Wenn
Paulus sagt, man habe dadurch die Behau])tung, der Leib
Jesu sei von seinen Jüngern gestohlen worden, den Leicht-
gläubigen um So glaublicher machen wollen:. so müCsten
das allerdings sehr LeichtglHubige gewesen sein ^ die nicht
iiemeriit hitten, dafs eben dureb die aufgestellte Wache
die Entfernung des Leichnams Jesu mittelst eines Diebstniils
unwahrscheinlich werde. Paulus scheint sich die Sache etwa
ee vorsustellen : die Juden haben für die Behauptung eines
Diebstahls gleichsam Zeugen stellen gewellt, und hlesu die
aufgestellten Wächter fingirt. Aber dafs die Wächter mit
offenen Augen ruhig Eugeschen hätten ^ wie die Anhängei*
Jesu dessen Leichnam wsgnahmeni konnte doch den Ju-
den Niemand glauben; sahen sie aber nichts davon y weil
sie schliefen, so gaben sie auch keine Zeugen ab, indem •
sie dann nur durch einen Schlufs zu dem Resultat kom-
men konnten) der Leichnam möge gestohlen weiden sein:
das aber konnte man ohne sie ebensogut. Keineswegs alse
luina die Wache seilen cum jüdischen Grundstock der vor»
Oigitized
*9M
Dritter Absclmitt; •
^flf^iiAii Sage gehSrt hüben 9 tondern Hiis anter ilen Jo-
. den rei'brelfete (ierücht bestand, wie niicli der Text sja»»t,
nur durifi) dnfa die Jünger den Leichnani gestohlen haben
folltttu Indem die Christen diese VerlXomdong so widet^
legen wflnsehten, bildete sieh anter Ihnen die Ssge von ei-
ner am Grnb Jesu aufgestellten Wache, und nun kunnten
sie jener Verleumdung dreist durch die Frage entgegentre-
ten! wie kann der Leichnam entwendet worden seln^ da
Ihr fa eine Wache am Grab sofgestellt, nnd den Stein Ter-
siegelt hattet? Und weil, wie wir Im Verlauf der Unter-
suchung es selbst erprobt haben , einer Sage erst dann ih- '
re Grundlosigkeit völlig nachgewiesen ist, wenn es gelingt,
na neigen I wie sie auch ohne historischen Grund sich hil*
den konntet so versuchte man von christlicher Seite, ne*
ben der Aufstellung des vermeuitiich wahren Thatbestan- ^
«les, Buglelch die Genesis der falschen Sage nachsuweisen,
indem n|an die Terhreitete Jüdische LOge ans einer Anstif-
tung des Synedrlnms nnd seiner mit der Wache voi-getiom*
menen Bestechung herleitete. Gerade das Umgekehrte von
dem ist also wahr, was Uass bagt, die Sage sei wohl un-
ter den Freunden Jesu entstanden , and 'von seinen Fein-
den modlfieirt worden : die Freunde hatten nnr dann erst
Veranlassung, eine Wache bu erdichten, wenn die Feiode
vorher von einem Diebstahl gesprochen hatten.
Erste Kunde der Auferstehung.
Da(s die erste Kunde von dem eröffneten and leeren
Grab Jesn am swelten Morgen nach seinem Begribnlfs
durch Frauenmund an die Jünger gekommen , darin stim*
men die vier Kvarrgelisten überein: aber in allen näheren
Umstinden weichen sie auf eine Welse von einander ab^
welche der Polemik eines WolfenbQttler Fragmentlsten den
retehsten Stoff gebotiBn, nnd dagegen den Harmonisten und
Apologeten vollauf au thnn gegeben hat, ohnedafs bisjest
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•Ine befriedigmid^ Vernlttlnng awlacfoen bckign Parteien
»a Stunde gekommen wXre.
Sehen wir von der an die Abwelchongen der Begräb*
nif^geschichte sich Anscliliefsendeii Differens in Angube de«
Zweckes ab 9 welchen die Fraoen bei ihrem Gnng «om
Ctrebe biilten , indem sie nach den beiden minieren Evsn-
isten eine Salbung mit dem Leichnnro Jesu vorzuneh-
men gedacliteuy nach den beiden andern nur einen Besuch
am Grabe machen wollten^ so findet Eoerst in Beeng
auf die Zahl der Frauen, weiche diesen Cinng machen, die
raanchfachsfe Abweichung statt. Nach Lukaj$ sind es uu-
bestimmt viele, nlimlich nicht allein diejenigen, welche er
23, 55. als avveki^lvi^vtcti V. ix rr^g f uXiXaiag beKeich-
netf und von welchen er 24, 10» Maria Magdalena, Johan«
na und Maria Jakobi namhaft macht, sondern auch noch
rivbs oi v aihulg (24, Bei I^larkus sind es blofs drei
Frauen 9 ntfmlich swei von denen, die auch Lukas nenn^
die dritte aber, statt der Johann«, Salooie (16, !•)• Ma^
fhüns hat diese dritte, über welche die swei mittleren
Evangelisten differiren, gar nicht, sondern hlofs die beiden
Marien, Über welche sie einig sind (28, l.> Johannes
endlich hat nur die l£ine von diesen, die Magdalenerin
(20, ].)• — Die 2<eit, in welcher die Frauen sum Grabe
gehen, wird gieichfalU nicht ganz gleichförmig bestimmt^
denn wenn auch des Matthäus utl'i außßaiiov^ %fi imq>wa^
xtttfi; eis i»la» aaßßuitar keine Differens macht , so Ist
doch der Zusaa des Markus : Amillavtag tu ijXIb mit den
johanneischen axoiiag tzi iiar^g und dem oQd-Qö ßu(}to)g des
Lukas im Widerspruch. — Uber den Zustand, in welchem
die Frauen auerst das Grab erblickten, scheint wenigstens
awlschen Matthftus und dea drei Übrigen eine Abweichung
stattzufinden, ^ach diesen sehen sie. wie sie n&her kom-
I) Vgl. Famscas s. d. 8t, und Hm, Tllb. ZeitMhr, |gS4, ^ .
* s.mt
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in
'Dritter Ab«cttiiitt *
men ^ und nach dem Grabe hinblirkon , den SfoSn boreifs
durch unbekannte Hand von demselben abgewtiii&t: woge-
gen die £rs&hlung des ersten Evangelisten gans eo luBfet,
«1» hitten sie sellMt noch die Abwilsong durch einen En-
gel mitangetehen« — MenchfiiltigeF werden die Abwei-
chungen in Bezug auf dasjenige , was die Frauen weiter
m tiral>e sahen und erfuhren. Nach Lukas gehen sie in
das Grab hinein ^ ünden den Leib Jesn nicht , und indem
•ie hierfiiier betroffen sind, ateben swel MXnner in afrah-
lenden (iewHndern bei ihnen , welche ihnen seine Autei^
atehung verkündigen. Bei Markus y der sie gleichfalla in
die Gruft hineingehen iäfst, sehen sie nur Einen Jüngling
In welfsem Kleide auf der rechten Seite nicht stehen, aon»
dern sitzen, der ihnen dieselbe Kunde ertheilt. Bei Matthäus
bekommen sie diese Nachricht ehe sie in das Grab hineingehen
von dem Engel, der nach AbwXlanng des Steins sich auf den-
aeiben gesest hatte. Nach Jobannes endlich IXoft Maria
Magdalena, sobald sie den Stein abgenommen sichte ohne
eine Engelers ch ei nnng gehabt eu haben, in die Stadt su*
rUclu — Auch das VerhftltnÜs | in welches die Jünger
Jesu Bu der ersten Kunde Ton seiner Auferstehung gesent
werden , Ist In den verschiedenen Evangelien ein verschie-
denes. Nach Markus sagen die Frauen aus Furcht Nie-
mand etwas von der gehabten Engelerscheinnng ; nach Jo-
hannes welfs Maria Magdalena dem Johannes und Pelms,
EU welchen sie vom Grabe hinweg eilt, nichts zu sagen,
als dafs Jesus daraus weggenommen sei; nach Lukas be-
richten die Frauen den Jüngern flberhaupt^ nicht blora
sweien derselben, die gehabte Erscheinung; nach Mn^
thüus aber kam ihnen , wie sie mu den JOngem eilen woll-
ten, Jesus selbst noch in den Weg, und sie konnten auch
diels schon den Jüngern mittheilen. Dals einer von die*
aen auf die Naehrieht der Fraoen selbst cum Grab gegen«
gen wire, davon sagen die swel ersten Evangelien nichts;
imch Lukas gieng Petrus hinaus j fand es leer, ujid kelu*te
Viertes Kapitel. 1^3. ' 593
verwundert wieder nuiy und aus Lac« 24| 24. ist zo erse-
hen, dafs noch aiidere Jünger aosser ihm In ähnlicher
Weise daliin gegangen waren ; nach dem vierten Evan«
gclium war Petrus von Johannes begleitet, welcher sich
liiebei von der Auferstehung Jesu überzeugte. Diesen Ganff
machte dem Luitas nnfoige Petrus, nachdem er bereits
durch die Weiber von der fingeierscheinnng benachrich-
tigt war: laut des vierten £vangeliums aber giengen die
beiden Jünger sum Grabe, ehe ihnen Maria Magdalena
von einer solcl)|Bn hatte sagen Jtönnen ; denn erst , als die-
se mit denselben Beiden den eweiten Gang cum Grabe ge-
macht hatte, und die Apostel wieder nmgekehrt vvnien,
sah sie nach dem vierten Evangelium, sich in das. Grab-
mai bückend, zwei £ngei in weissen Kleidern, oben und
unten an der Stelle, wo Jesus gelegen hatte, sitzen, wel-
che sie fragten , warum sie weine? und als sie sich um-
wendete , erblickte sie gar Jesum selbst, wovon auch l)ei
Markus, V* 0« eine abgerissene Notie sich findet, mit dem
Beisae, dafs sie diese Nachricht seinen ehemaligen Beglei-,
tern gebracht habe.
Die meisten von diesen Enantiophaniecn glaubte man
auch hier durch Auseinanderhaitung des versciiiedcn Lau*
tenden cn lüsen, indem man statt £iner manchfaltig dar-
gestellten, eine Manehfaltigkeit verschiedener Scenen her-
ausbrachte; wozu dann noch die gewöhnlichen gramiiiati- /
sehen u. a. Kunststücke dur ilarmonistik. kamen. Damit v
Markus dem axorlas tu äotjs Johannes nicht «wider-
•prXche^ entblddete man sich nicht, sein ivardktntos tS
tJuh durch orituro sole zu übersetzen damit Matthäus
nicht im Widerspruch gegen die übrigen zu sagen schie-
ne, die Weilier haben dieAbwftlaung des Steins durch den
finge! mitangesehen : so soUte xal tdä eine Nachhoiung von
etwas früher Geschehenem einleiten , und unexi kiot für
2) HuinVl, in Marc. p. 194 f*
i^es L§b£n Jgtu //• Band,» 39
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SIH Urittep Abaohnitt.
dfts Plotqaaaiperfektum stellen ^ eine Aasflocbt, welche
swar Lbssino noeli getstetten wollte, die neneste Kritik aber
nicbt mehr gestatten wiJl — In Bezug auf die Zahl und den
Gang der Frauen wurde sun&chst geltend gemacht, d^fs
aneh nach Johannes , ob er gleich die Magdalena allein
namhaft mache, mit dieser noch mehrere Pranen com
lirab geg«"g*?" sein müssen, da er sie ja nach ilirer Rück-
kehr von demselben zu den beiden Jüngern sagen Infst:««
tädafieVf nö S&i^xav aitov^ ^) ein Plural, der allerdings
auf rersehwiegene weitere Personen deutet, mit welchen
Magdalena , sei es am Grab selbst , oder auf dem lliiek-
weg, ehe sie ku den Aposteln kam, über den Gegenstand
verhandelt hatte« So gieng also, sagt man, Magdalena
mit andern Weibern, yon denen die Obrigen Evangelisten,
dieser mehrere, jener wenigere, namhaft machen, zum
Grabe: da sie aber zurückkommt, ohne dafs sie, wie die
abrigen Frauen, einen £ngei gesehen hatte, so wird nun
angenommen, sie Vei, sobald sie den Stein weggewftist
sah, allein zurückgelaufen, was man durch ihre hefrii^e
Gemüthsart, als einer ehedem Dämonischen , motivirt
Während sie nur Stadt Eurilckeilte, hatten nun die ttbri-
gen Frauen «die Erscheinungen, von welchen die S}no|)tt*
ker sprechen. — Allen, wird behauptet, erschienen die Kn-
gel innerhalb des Grabs ; denn dafs einer aussen auf liem
Stein gesessen, ist bei Matthäus nur Plusquampei*fektttm:
als die Frauen kamen, hatte er sich bereits in das Grab
zurückgezogen , da ja nach ihrer Unterhaltung mit Ihm die
3) MiCHAius, a. s. O. 8. 113.
4) ScHifiCMiKBURGBii, Uber den Ürspr. des ersten kanon. Evang.
S. 62 f. Vgl. den Wolfenbiilticr bragmontisten in Les8i>&*s
viertem Beitrag , 8. 472 ff., und Lsssufr's Dupiili, Werlte,
Carltr. Auig« 2k. Tbl. S. 137 f.
5) Mtcaasut,. S. 150 ff»
6} I'aulus, cxeg. Handb. 5, h, S. 825*
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Viertes. Kapitel« $.123. 695
Frauen als i^sl&Saoi & tS ftnjftelH beeeichnet werden
wobei nur Abersehen Ist) itkb swischen der ersten Anrede
des Engels nnd dem ^eX^hOai seine Aufforderung an
die Fr.iuen steht, mit ihm (in das Grab) zu kommen^
und den Ort zu betrachten , wo Jesus gelegen hatte«
Wenn nach den beiden ersten. Evangelisten die Frauen nur
Einen , nach dem dritten al»er ewei £ngel sehen : so behilft
sich selbst Calvin mit der ärmliciieii Auskunft der Synek-
doche ^ so dals zwar sämmtiiehe Evangelisten von zwei
Engeln wissen, Matthfins und Markus aber nur desjenigen
von ihnen , der das Wort ftthrte, Erwähnung thun sollen.
Andere lassen verschiedene Frauen iiier V t'rschicdenes se-
hen: die einen 9 von u eichen Alatthüus und Mari^us spre-
chen, sahen nur Einen Engel , die andern, von' welchen
Lukas ersliblt, nnd welche frtther oder auch spfiter als
die vorgenannten kamen , ^ahen zwei ^} ; allein Lukas lafst
dieselben beiden IVIarien den Aposteln von einer Erschei-
nung Bweier Engel referiren , welche nach seinen Vorman*
nern nur Einen Engel gesehen hätten. ~ Auch den ROck-
weg sollen die Frauen in getrennten Gruppen gemacht ha-
ben, so dals denen, von weichen Matthäus spricht, Jesus
begegnen konnte, ohne von denen des Lukas gesehen so
werden , und die des iHarkns vor Sehrecken Anfangs Nie*
mand etwas sagen, die übrigen aber, und auch jene selbst
später, die Jünger in Kenntiiifs setzen konnten^). — Auf
die durch mehrere Frauen erhaltene fiachricht hin geht
dem Lukas sufolge Petrus mm Grab, findet es leer, and
7) MicuASUs, S, 117.
8} Michaelis, S. 146. — Schon Cclsui stielt sich «n dieser die
Zahl der Engel betreffenden Differenz, und Origenes Terwies
ilm daraaf, dass die Evaagelistett ▼erscbiedene Engel mei-
nen: MatthSus und Markus dea, der den Stein abgcwältt
hatte, Lukas und Xdiannes diejenigen, wdcbe alt Berichler-
Stattev lUr die Franzi aufgestellt, waren, c. Ccis. 5,56.
0) Paulus, z. d. St. des Matth.
38 *
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\
&06 Dritter Abuclinitc
kehrt ^erwandert wieder an. Akier eebon geraviM Zeit
vor den Hbrigen Weibern war neeh dieser Ilypotlieee M«^
dnlena surückgelaufen , and hatte den Petrus und Johan-
nes mit heraasgeHihrt. £s miifste also suerat auf die un-
▼oilatäiidige Kunde der Magdalena vob leeren Grabe bin
Petras mit Jobannes binausgegangen «ein, bemaeb auf die
Kachricht der Fraaen von der fingelersebelnung noch ein-
mal allein : wobei besonders auffallend wäre, dafa, wäKi-
rend sein Begleiter gleich beim ersten Gange namGlanbea
an Jesu Wiederbelebniig gelangte, er selbst durch den
awelfen Gang nlebt weiter als bis nnr Verwnnderong es
gebracht haben sollte. Uberdiefs sind, wie der Wolfcnbütt-
ler Fragmentist schun gut herausgehoben iiat, die tlrzüb^
Inngen des dritten Evangeliums von dem Gang des Petras
allein , und des vierten von dem des Petras nnd Johannes
so auffallend selbst bis auf die Worte einander ähnlich
daCs die meisten Ausleger hier biofs Einen Gang , nur bei
Lukas den Begleiter des Petras versebwiegen, linden, wo-
fdr sie sieh auf Lue. i4 , S4. berafen können, kt aber
der durch Magdalena s Zurückkunft veranlafste Gang der
I
»
10) Ich setze die vom WoIfenbUttler (a. a. O. S. 477 f.) entwor«
lene Tabelle hichcr :
,,1} Luc. 24, 12 : Fetrut lief zum Grabe , fS^ftrr*
Job« 20, 4: Petrus und JoliaBnet liefen, fr^tj^or«
20 Luc. V. fs: Petrus liockte hinein, ira^nttymt,
Job. V» S : JobaaBea kuclite hinein , TVff^vjrvy«;.
3} Luc. V. 12: Petrus sähe die Tücher allein liegen, /SJU^
Tie* rd o^oyia xtluera ^6va.
JoIl«V.6«7* Petrus sähe die Tücher liegen, und das
Sckweisstuch duicht mit den Tückcra lie*
gern: ^9Uftt TU i&^ritt Mt(fitpmf mal ro
4) Luc V* 12t Fetrni gicng heim, an^l99 n^of iavtir,
Jab* 'V. 10 S Petrus und Johanne« giengen wieder heim.
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Vierte« KapUei. ^, 133*
697
beiflrn A|io8teL mit dem durch die Rückkehr der Weiber
verMr.lafeteii des Petrm ein iwd deraelbe: dünn ist auch
die ROckkehr der Fnioen keine doppelte; sind eie eher
miteinander umgekeiiK: so sollten sie aneh das Gleiche ge-
sehen haben y und dn die Evangelisten sie Verschiedenes
sehen lassen , so ist rlieU ein Widerspruch. — Nachdem
jian die beiden Apostel aBgekehrt sind, ohne einen £ngel
gesehen mu haben, erblickt die surfieligebliebenefiflaria, wie
sie in das Grab hineinsieht, auf Eiiimnl deren zwei. Welch
v^underlicbes Versteekspieien der Engel nach der harmoni-
•tischen Zosamraenfligung dieser Ercählongeu ! Zuerst neigt
«ich dem einen Tmpp der Wellier nur £iner; dann einen
andern deren xwei; vor den Jüngern hierauf verbergen
sich beide; nach deren Abgang aber kommen beide wie-
der cum Vorschein* üni dieis unterbrechende Verschwin-
den SU entfernen, hat Paulus die der Magdalena sa Theil
gevfordene fitrscheinong vor die Ankunft der fielden Jfln-
ger gestellt: aber durch diese gewaltsame Umstellung der
vom Berichterstatter gevrfihlten Ordnung nur ein Bekennt-
nKs der Unnitfgliebkeit abgelegt, die ErsJibInngen der ver-
schiedenen Evangelisten auf diese Welse Ineinander einsu-
schieben.' — Hierauf, wie sich Magdalena vom Hineinse-
hen in das Grab aufrichtet und ulnschaut, sieht sie Jesum
hinter sieb stehen» ^'acb Mstthllns ersehien Jesos der
Magdalena und der andern Maria, als diese bereits auf
dem Ilückweg in die Stadt begriffen , mithin vom Grabe
entfernt waren. So würe also Jesus zuerst der Maria
Magdalena allein bart am Grabe, hierauf ihr in Gesell-
schaft einer andern Fran auf den Wege ersehlenen. Um
das Zweck! (/.^e dieser in so kurzer Frist wiederholten Er-
scheinung Je.su vor derselben Person zu vermeiden, hat
man die obige ßebaoptong benllst, von den Frauen, von
welchen Matthins spreebe, habe sieb Magdalena schon
früher getrennt gehabt allein dann w£re es, da Mat-
11> nvu»h ia Alsitb. p. 800 t
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508
Dritter Abschnitt.
tliä'us ansser der Mn^rHaleiia nur noch die anHerc Moria
hat, nor eine einiige Fraa gewesen, welcher auf dem Rfiek-
wesr Jesus ersehlen : wJihrend doeh MatthJias doi^hatie Ton
mehreren spriohf (aTri iTi^rrfv avTaJg n. s. f.")»
Um diesem unsteten Hin undherrennen der Jtinger and
Frauen, dem phantasmagoriachen Erscheinen, Verschwin«
den nnd Wiedererscheinen der Engel, und der sweekJosen
Häufung der Erscheinun^rcn Jesu vor derselben Person,
wie sie bei dieser harmonistlsehen Methode herauskommt,
SO entgehen , mflssen wir jeden Evangelisten flir sich be-
trachten, dann bekommen wir von Jedem ein ruhiges BUd
mit einfachen , wflrdigen Zügen : Einen flang der Fraoen,
oder nach Johannes zwei; Eine Engelersoheinnng; Eine
Erscheinung Jesu nach Johanne« und MatthA'us, nnd Ei-
nen Gang Eines oder sweler Jünger nach Lukas und Je*
fiannes. .
Doch SU Jenen materiellen Schwierigkoiton der h«r-
monistischea Einsohiebungsmethode gesellt sich noch die
Ibrmeile Frage^ wie es denn unter den Voranssetsungen Jener
Ansicht l[omme^ dafs aus der Pflile des Geschehenen jeder Re-
ferent ein andres Stück für sich herausgeschnitten, von den
vielen Ufingen und Erscheinungen keiner alle, und fast
keiner dieselben wie sein Nachbar, sondern meistens nur
Jeder Eine, und jeder wieder eine andere cur Darstellung
susgewählt habe? Die plausibelste Antwort auf diese Fra-
ise hat Grirsbach in einem eigenen Programm über diesen
Gegenstand gegeben ^ ^) , indem er annahm, jeder Evange-
list gebe die Art nnd Weise wieder, wie ihm gerade eu-
erst die Auferstehansf Jesu bekanntgeworden war. Johan-
nes iiabe die erste Nachrioiit durch Maria Magriaicnn er-
kalten, nnd so emähle er auch nur, was er von dieser er-
tS) Progr. de fontibus , unde Evangclistac suas de resnrrcclionc
Domini narratiaacs hauscriut. Opusc. acad. cd. Gabi^k,
Vol. 2, p. 241 ff.
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•
Vitirte« Kapit(?l. §. 133. IM
fahren. Imbe;^ dem Matthäus Cdeiiii die JUnger haben, aU
fa«tbe«Bcbande Fremde, ohne Zweifel in verschiedenen
' dnartieren der Stadt gewohnt) sei die eitete Kunde durch
-diejenigen Weiber zugekoniaien , welehen auf dem Rflek-
weg vom Grabe Jesus selbst erschienen nar, und so thei-
Je er denn nur das von diesen Erlebte mit. Doch hier
sehellert diese £rkiltp«jig bereite daran, dafs theila bei
MatthMvs unter den Frauen, welehe auf dem Rttchweg die
Christophanie haben, auch Magdalena ist, thcils bei Johannes
Alagdalcna nach ihrem zweiten Gang^ auf welchem ihr Jesus
ereehienen war, niehl mehr sn Johannes und Petms allein, son- *
clem so den fta&tp^atg fiberhaujit gieng, und ihnen die gehabte
Erscheinung und den erhaltenen Auftrag mittbeilte : so dal's
also Matthlius in jedem Fall auch von der Erscheinung Je-
an vor Magdalena wtesen mufste ' Wenn dann ferner
naeli dieser Hypothese Markos die Aaferstehnngsgeschleh*
te 80, wie er sie im Hause seiner sn Jerusalem lebenden
Mutter CA. G* 12, 12.)) Lulias, wie er sie von der bei ihm
allein genannten Jo^ianna erfahren hatte, erafihlen soll:
so mols man sich fiber die Zfihigkeit verwundern, mit virel-
cher hienach jeder an der snfililig enerst vernommenen
Erzlihlang hängen geblieben wäre, tla doch gerade über
die Auferstehung Jesu der Austausch der Erzählungen un-
ter seinen AnhAngem der lebhafteste sein, und so die Vor-
st^Hungen Über das erste Bekanntwerden derselben sich
ausgleichen mufsten. Diese Schwierigkeit zu lieben, hat Gries-
bach weiter angenommen, €Ue Jünger haben wohl im Sinne
gehabt, die nnaosammenstimmenden Berichte der Frauen wn
vergleichen und in Ordnung zu In'ingen, als aber der wie-
derbelebte Jesus selbst in ihre Milte getreten sei, haben
sie dlefs unterlassen, weil sie nun nicht mehr auf ilie Aus-
sagen der Weiber, sondern auf die selbstgehabten Erschei-
nungen ihren Glauben gegrfindet haben: allein eben, je
IS) Vgl. ScuxBCiuwBvaSBA «. a. Ü. S. ti4 L Aum.
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000
t
Dritter Ab«ciiiiitt.'
mehr unf c1ie«e Weise die Nachrichten der Weiber in den
iliiitorgriiiiii traten, desto weniger ist zu begreifen, wie
fernerhin jeder so starr .an demjenigen hängen bleiben
konnte, was ihm cofliiiig coirst diese oder jene Fraa be-
richtet hatte.
Es ist also die Abweichung der evangelischen Er«Äh-
iungen hier von der Art, da(s immer der Urheber der ei-
nen Ton den in der andern gemekieten Umst&aden nielits
gemißt haben kann. Oa aber dieae DmttXnde den Apo*
stein vollständicr bekannt gewesen sein mQssen: so können
wenigstens nicht ewei Berichte unter unsern vieren aposto-
Ütchen Ursprungs sein, sondern wir müssen entweder einen
eis apostolisch mum Grunde legen, nnd nach ihm die übri-
gen, als saj^enhaft, berichtigen, oder alle ünseeMieii in die
Kateg*-rie schwankender Sagen verweisen ''^).
Aus der Zatil derjenigen Berichte über das erste Kund-
werden der Anferstehnng Jesu, welclie auf den lUng eot-
optischer Urkanden Ansprach haben, ist der v des erste«
Kvan^reliuras durch die neuere Kritik weggeräumt worden '
ohne dafs wir uns über diese Ungunst, wie in andern Fäl-
len, als (Iber eine ongereehte, beklagen könnten. Denn in
mehrerlei Besiehongen eeigt sich diefsmai die Erelhlong
des ersten Evanireliums um eine Stelle weiter vorwärts in
der Ausbildung der Tradition, als die der übrigen Kvan-
gellen. Einmal, dafs die wunderbare Eröffnung des Gra-
bes von den Frauen noch mitangesehen worden, wefem dleCb
Matthäus sagen will, diefs konnte sich, wenn eswirkücK der
rail gewesen war, s(?|i\veriich so, wie bei den übrigen Evange-
listen, wieder verlieren, wohl aber sich nach und nach frei
in der Uberlieferung bilden; ferner, daisdie AbwAleungdes
Stdns durch den Engel geschehen sei, bernht oflfeilbar nur auf
J4) So KAisia, bibL TheoL 1, S. 354 ff.
15} ScavLS, über das Abendmahl, S. 521 d Scmoimtmm «•
4. O. S. 61 ff. .
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Viertes. Kauitel. $• 193. Mi
der Combinatlon eines solchen, welcher die Frage, wie denn
wohl der groiae Stein rom Grube gekomiBen^ und die Wfic|iter
bei Seite gesehaffit worden seien, nleht besser beantworten •
eu können glaubte, als wenn er zu Beideni den Engel be-
nüzfe, welchen ihm die umlaufenden £reählungen von der
dfn Franen sa Theil gewordenen Erscheinung boten 9 wp-
Bo er ferner das Erdbeben, als weitere Verherrliehnng der
Sceoe , sezte. Aber auch ausserdem ist in der Erzählung
des Matthäus noch ein Zug, der nichts weniger als histo-
risch klingen will« IVachdem den Frauen bereits der En-
gel die Auferstehung Jesu Terkflndigt, und sie 'mit dem
Auftrag an die Jünger gesendet hatte, dafs' sie nach Ga-
liläa ^ehen sollen, dort werde ihnen der Auferstandene er-
scheinen: begegnet ihnen dieser selbst, und wiederholt den
Auftrag an die Jünger. Dlefs ist ein wunderlicher Uber-
flufs« Zum Inhalt des Auftrags, den die Engel den Franen
gegeben, hatte Jesns nichts nielir hinzuzufügen; mithin
iiiüfste er denselben nur noch haben bekräftigen und glaub-
hafter machen wollen. Alleii) l>ei den Frauen bednrüte es
weiterer ßeglanbigung nicht, denn sie waren Ja schon
durch die Machricht des Engels y^uQug jueycdi^g voll, also
gläubig; bei den Jüngern aber reichte auch jene BeLräf-
ti^nng nicht hin, denn sie blieben selbst auf den Bericht
derjenigen, welche JesniA gesehen bu haben ^versichei^
ten , bis sie ihn selbst zn sehen bekamen, ungläubig.
Es scheinen sich also hier zweierlei Relationen über die
ei*ste Kunde der Auferstehung in einander verwickelt sn
haben, von welchen die eine die Weiber durch Engel, die
Andre durch Jesum selbst von seiner Wiederbelebung in
Kenntnifs gesezt und an die Jünger abgeschickt werden
liefs — die leztere offenbar die spätere«
Der dem Berichte des Matthäus entnogene Vorrang der
Autopsie wird auch hier wie sonst dem Johannefschen bu-
crkannt. So chnraktcrlätische Züge, sagt LüCKK, wie, dafs
hei^m Gang sum Grabe der ÜJilos fiaO'f^t^ schneller als Pe-
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«02
'Dritter Abtclmiit.
Inur gegangen , und ror ihm an Ort und Steile gekommen
•ei I . beorliitnden die Aclitheit des fivangeiiams .aaeh dem
Zwdfelsfichtigsten. Allein hier hat Lücki^ bei uns wenlg-
•tens j gniiz die unrechte Saite angeschlagen. Denn eben
diesen Zug haben wir oben als einen von denjenigen ans
gemerkt, weiche dem eigenthUmlieben Bestreben des ficf^
ten B^angelhims engehdre») den ilohannes Aber den
trns zu stellen ' Wir haben diefs hier genaner cu be*
trachten, indem wir den Bericht des Lukas aber den Gang
des Petrus mit dem Berfclite des Tierten £?Migettiims Ober
den Gang der lieiden JOnger vergleichen« Mach Lakas
(24, 12.) liiuft Petrus zum Grabe: nach Johannes (20,3fr.)
Petrus und der Lieblingsjünger zusammeni doch so, dafs
der ieatere scbneiier läuft, und anerst aum GratM koauat.
Im dritten ETangeiinm bOckl sich Petrus in das Grab hin-
ein, und sieht die leeren Tücher: im vierten thnt Johan-
nes diefs, und sieht dasselbe. !Nttn von einem Hineinge-
hen in die Gruft hat der dritte firangelist gar nichts: der
vierte aber läfst aaerst den Petrus hineingehen und die
Tücher genauer besichtigen, dann anch den Johannes, nnd
diesen mit dem Erfolge , dafs rr an die Wiederbelebung
Jesu SU glauben anfängt ^^j« Dafs hier von Einem und
demselben Verfall die Rede 'sel| ist oben durch die genaue
Analogie selbst des Ausdrucks wahrscheinlich gemacht wor-
den. Es frngt sich also nur, welches wohl die urspröng-
iiche, dem Faktum nähere Eraählung gewesen seilr Wenn
die des Johannes s dann mfifste sich also dessen Name all-
mShIig aus der Überlieferung verloren haben, und der Gang
dem Linen Petrus zugeschrieben worden sein, was sich
bei dem alle andern verdunkelnden Ansehen des Petrus
gar wohl denken liefse. Hiebe! würde man ^ diese beiden
16) Band 1, S. 560.
17) tiher diesen Sinn des in(gtua9¥f und dass üun das Snm fif
jdtuMr rjr Yua^ir «. r, 2. nicht widerspricht, das Richtige
bei LCcKS z. d. St.
I
Viertes üapUeL $.13$. Jm
imraUelen Erzählungen für sieb beü*aciilel, üol» beruhigen
JUkmen : eUebi im Zmimi— nheng mit der gmiMii rndfieb^
tigen Stellung , welehe da« vierte fiTangelium dem Jehm^
nes , gegenüber von Petrus, ertheilt, mufs auch hier das
umgeJiebrte Verhäitnifs der beiden Berichte wahrsotieinli-
dier werden. Wie bei dem Gang In den bohenpriestttdt»
dien Palast j so wird aneh bei dem anm Chwbe «lesn nnr
allein im vierten Evangelium dem Petrus Johannes beige-
geben ; wie er dort den Petrus einführt , so läuft er ihm
hier voran, nnd wirft den enten Bliclt in das Grab^ wat
wiederholt hervoiKehoben vHrd. Daili sofort Petnw mienft
in das Grab hineingeht, ist nnr der Schein eines Vorzugs,
der ihm aus Rücksicht auf die vulgäre Vorstellung von
ihm eingeräumt wird; denn nach ihm geht ja anch Johan-
t es Iiineln i nnd zwar mit einem Erfolg, wie Pelme sieh
dessen nicht rühmen konnte , dafs er nämlich an die Anf*
eivstehung Jesu — als der Erste — gläubig wurde. Ans
diesem Bestreben, den Johannes sum Erstgebornen der
Gläubigen an Jean Anferstehnng nn machen erklärt sieh
dann aoeh die Abweichung, dafs nach dem Berieht des ein^ •
eigen vierten Evangeliums Magdalena, noch ehe sie einen
Engel gesehen, sn den beiden Jüngern zurücl^eilt. Denn
hätte sie schon vorher eine Engeierscheianng gehabt, wei-
cher sie dann so wenig als die Frauen bei Matthäus mifs*
traut haben würde , so wäre ja sie die erste Gläubige ge-
%%'esen, und hätte vor Jotiaiines einen Vorzii^^ gewonnen:
WAS nnn dadurch vermieden ist, dafs sie blofs mit der
Wahrnehmung des leeren Grabe und der hiedorch erreg-
ten Unruhe zu den beiden Jünirern kommt. Auch das er-
klärt sich unter dieser Voraussetzung, dafs das vierte
Evangeiinm die vom Grab aurttckkehrende Fran nicht nn
den JOngern fiberhanpt, sondern nor an Petrus nnd J<h
hannes gehen läfst. Da nämlich die der ursprünglichen
Er/Jihlung nach an sämmtliche Jünger gebrachte Nach-
richt nach Lukas suuächst nur den Petras nn einem Gang
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fiM Dritter Absoimitt. ^
an das Grab yemnlafste, wie denn ancb nach Markm
CV. 7.) die Aot^bafft der Fniiieii gaiis betender« für Fe-
tme beetfonDt war : «o kennte sieb leiebt die VnrslellMig
bilden , die Nachrieht sei nur an diesen gekommen , wel*
ebem dann der vierte Evangelist seinen Zwecken gemifs
aeeb den Johannes beigeseilen araiste» Dal» derselbe Evan*
gelist statt der nebreran Franen nur die Eine Magdaleat
hat, diefs könnte freilich anter andern Umständen ab
da« Ursprüngliche angesehen werden, worans die synopd-
scbe Darstellung darcb Generalitimng entstanden wSre:
ebensegnt Jedoeb iidnnen die übrigen Franen als aundsr
> bekannt hinter Magdalena surOekgefreten eein. — Hat
erst, nachdem die beiden Jünger bei'm Grab gewesen wa-
ren, and sein Jobannes Glanben gewonnen hatte, konote
der Verfasser des vierten Evangeliwns die firscheinoag
der Engel and Jesn selbst einfügen , welebe den Weibers
mu Theil geworden sein sollte, and weiche entweder er,
voder schon die ihm eu Gebote stehende Tradition auf die
Eine Maria Magdalena besebränkt hatte. Die Ansnudai^
• der Seene, mit dem anfkngücben Niebterkennen v* s.
macht der geistreichen und gefühlvollen Manier des Ver»
fassers Ehre : Indefs findet sich auch hier ein ähnlicher un-
historiseher Überflufs , wie bei Mattblios* Denn hier ba-
llen die Engel der Magdalena niebt, wie bei den llbrigm
Evangelisten den Frauen, die Auferstehung Jesu su ver*
kündigen f und ihr einen Aufscblufs zu geben» sondern sie
fragen sie nor: tl uXaUig; worauf sie ihnen das Ve^
sebvlrinden des Lelehnams Jesn klagt, aber, ohne weiten
Aufschlufs abzuwarten, wendet sie sich sofort nm, on^
sieht Jesum stehen. Wie also bei Matthäus die Erschei-
nung Jestti welebd dooh noch nicht die eigentliche und
rechte sein soll, eino überflOssige Zugabe sn: der Engeler-
. sebelnung ist : so hier die Engelerscheinung eine mfllsig
prunkende Einleitung eur Erscheinung Jesu.
Sehen wir hieraiBf den dritten Bericht, den des Mar-
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VierUt |L«pifi»L f. 133.
kns, daninf im, db nlclit er vielkielit iler iba Fiiktmi
iiNcliste sein möchte: so ist er mnf eine Weise in sieh eer-
rissen und aus ungefügigen Bestandtheilen cnsammenge«
sest, dtkSk an ein solches Verhültnil« oicht ma denken ist.
Maohdem nAnllcli berrits «rsShlt war 9 daft am FrOhnuir-
gen des Tags nach dem Sabbat die Vraiien Eom Grabe
Jesu gekommen, und durch einen Engel von seiner Aufer-
stehung benachrichtigt worden seien, aus Fnrcht aber
Niemand, etwas Ton der gehabten £rscheinang gesagt ha-
ben (16, 1 — 8.) : wird nan (V. 9.) 9 «Is ob weder ron der
Auferstehung, noch von der Zeit derselben, die Rede ge-
wesen wlire } fortgefahren : avagag di nqan nqi^ri aafißu^
%m iqxhjj ngoiww MaQlg tj] Maydohp^^» Dieser Zmg palkt
auch defshalb su der rorangegangenen' EreShlong nicht,
weil diese gar nicht auf eine der Magdalena besonders
Bogedachte k^rscheinung eingerichtet ist, sondern, da sie
mit swel andern Franen dorch einen £ngel von Jeau Auf*
erstehong benachrichtigt wird ^ ao konnte Ihr vorher Jesna
noch nicht erschienen sein , nachher aber , auf dem Weg
cur Stadt 9 war sie mit den Übrigen Frauen zusammen,
wo sie dann wirJdleh nach Matlhftna miteinander die Chri«
atopbanie hatten» Ob man deltwegen den Schlnfa des
Markusevangeliums , von V. 9. an , als einen spliteren Zu-
saz ansehen darf , ist zwar wegen des Mangels an hin*
reichenden kritischen Gründen nweifelhaft; in Jedem Fall
aber haben wir hier einen Bericht , welchen der yerfbt^
ser aus verschiedenartigen Elementen der umgehenden Sa-
ge , welche er nicht zu beherrschen wufste , ohne klare
Anschanong yon dem Hergang der Sache and der Anfelii-
anderfolge der Momente , eilfertig soaammengeaeat hat.
In der Erzählung des Lukas wfire awar dbrigens kein
besonderer Anstofs : doch aber hat sie ein verdächtiges
fiiementy die fingelerscheinnng, nnd «war in der Zwc|-
18) Wie r. B. Paulus und Fritzscus.
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I
Djrltter Abschnitt. <
suhl^ fliit fleir t(brig«n gemelii. W«9 sollten die Vjngei b>i
dieser Soene ? Mfttthftiis sagt ans : den Stein ron der Urufc
wal/cn ; wogegen schon Ceisus bemerkt hat y dafs Jinoh der
orthodoiben Voraussetftong der Gottessolm hieeu keiner eol-
•faen H4lfe benöthigt sein lionnte: nnr etwa sebiokllch
noehte er sie linden. Bei Markos nnd Ltikas erscheinen
die Engel mehr nur als diejenigen, welche den Weibern
Nachric^bt und Aufträge ertheÜen sollten: allein da naeh
Matthins nnd Johannes nnmitteibar daranf Jesus selber
ersehien nnd jene Auftr/i^e wiederholte, so war die Be»
Stellung durch En^el überflüssig. Ks bleibt dalior nichts
übrig) als EU sagen: die Engel geborten zur Verherrfi-
•famig der groften Scene, als himmlische Dienersehaft,
weiolie dem Messias die Thür aufsnthnn hatte y dnrch
welche er ausgehen wollte 5 als Ehrenwache an der Stelle,
welche der tietödtete so eben lebendig verlassen hatte.
Hier ist non aber eben die Frage: giebt es einen solchen
PrnnlL in dem wirkliehen Haushalt Gottes , oder nnr in
der kindlichen Vorstellang, welche sich die Vorzeit von
demselben machte?
Man hat sieh daher Tertohledentiieh Mühe gegei»en|
die Engel der Anferstehnngsgesehiohte in natOrliehe Er-
scheinungen zu verwandeln. Gieng man hiebei von dem
Bericht des ersten Evangeliums aus , nnd erwog, dafs dem
Sngei eine Uia füg dg^m^j als Wirkung die Abwftisong
des SCeine and die Betlnbang der Httter Engesehriel>en,
auch mit seiner Erscheinung eine Erderschütterung in Ver-
bindung gesezt wird: so lag es nicht mehr fern, entwe-
der an einen ßlic sn denken , welcher mit erschatterndem
Sehlage den das Grabmai sehlieisenden Stein auf die Seite
geseluneltert und die Hfiter su Boden geworfen habej
19) Bei Orig. c. Gelt. 5, 52: a x«e 9ot*tr, Sm
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^yiertes Kapitel, n\
607
oder an ein Erdbeben, welches , begleitet von ana cter.JJjrrfa
schilpenden Fiammn dieaefiien Wirkungen bervorgebinchl
habe, wobei denn das Feurige ond Ubermficbtlge der Ef*
scheinung von den wachhabenden Soldaten für einen Ifln*
gel gehalten worden sei ^°). Allein theils der Umstand^
dafs der Engel sich auf den abgewälzten Stßin gesesl|
theils und noch mehr die JNotiz , dafs er mit den Wei<*
bern geredet haben soll, macht diese Hypothese unEO-
reichend. Man hat sie defswcgen durch die Anualiinc za
ergänzen gesucht) der hohe Gedanke, Jesus sei auiV^rstan«
den, welcher aus Veranlassung des leergefbndenen Graba
in den Frauen entstand, und allmfa'biig der anfffuglichen
Zweifel Meister wurde, sei von den Frauen nacli orionta-
liscber Denk- und l^edeweise einem Engel zugepchrieben
worden Wie aber, dafs in sümmtlichen Evangelien
die Engel als gekleidet in weisse, strahlende (rewünd^r
dargestellt werden ? soll auch das orientalische Pulderredo
sein? Der Orientale kann wohl etwa einen guten (;edaji-»
hen, der ihm kommt, als einen beseichnen, den ihm ein
£ngel sugeflastert habe : aber nun noch die Kleidung und
das Aussehen dieses Engels zu beschreiben, das geht Über
das Maafs des bloisen Bildes auch im Orient hinaus» Bei
der Beschreibung im ersten Evangelium könnte man etwa
den angeblichen Blis so Hülfe nehmen und vermuthen, was
den Frauen berm Anblick desselben durch den Sinn fuhr,
das haben sie einem Engel zugeschrieben , welchen sie mit
Rücksicht auf jenen Bliz als einen glänzend gekleideten
schilderCen« Allein nach den Übrigen Evangelisten sa-
hen die Weiber die Abwälzung des Steins ex hypotheH
durch den ßliz nicht mehr mit an, sondern, wie sie in
das Grab giengen oder schauten, erschienen ihnen ganz
20) ScNUSTKR, in ExcHHOaü's allg. BibUotli. 9, S. lOS4ff. Kuiiiiii;
in Matth« p. 799.
Sl) FauDKtcH, Uber die Engel in der Auferstehungsgeschichte.
In EicHH0R3i*s s. Bibt 6, S. 700 IT. Hmifi, s. s. O.
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608 ' Dritter Abchnitt.
nili% die weiiten Geetaiten* Hienach ■uDi ee etwas in
Grabe gefreaen sein ^ waa in Urnen den Gedanken an welfa-
gekleidete Engel erregte; im Grabe aber lagen naeh Lukas
und Johannes die weissen Leintücher, in welche der Leich-
nam Jean gewickelt gewesen war: diese > welche von den
tnbigeren und bettersteren Minnem elnfaefa als solche er-
kannt worden , konnten , sagt man , ron fnrchtsamen und
aufgeregten Weibern in der dunkeln Gruft bei täuschen-
der Morgendämmerung gar wohl für Engel gehalten wer-
den --)• Doch wie soUten die Frauen , welche doch
erwarten mnfsten , einen welTseingewickeiten Todten in
der Gruft ku linden, durch den Anblick jener Tücher auf
SO gane^besondei'e Gedanken gekommen seinj und ewar
gerade darauf , was ihnen damals am fernsten lag, diels
mögen wohl Ifingel siein, welche die Auferstehung ihres
liingerichteteii Lehi-ers ihnen ankündigen wollen? — Wie
sonderbiir aber, muCste man von anderer Seite her den-
ken ^ hier so viele künstliche Vermuthungen auf»ustellen,
was wohl die Rngcl gewesen sein mögen , da doch unter
den vier Berichten zwei uns ausdrücklich satrpHj was sie
gewesen sind, nämlicli natürliche Mensclien , wenn ja
Markus seinen Engel als yeay/cricoy, Lukas die seinigen als
ä'*ilQag di'o beseichnet Wer sollen nun aber diese
JWänner gewesen sein ? Hier ist wieder Thür und Thor
^eöftnet für die Annahme von geheimen Verbündeten Jesu,
welche diefsmal aelbst den Jüngern unbekannt gewesen
sein mflssten: es werden dieselben gewesen sein, welche
bei der sogenannten Verkfürnngsgescliiclite mit ihm zusam-
menkamen, vielleicht Essener, welche sich weifs zu klei-
den pflegten — und was dergleicben aus der Mode ge-
22) So eine Abhandlung in EicanoftR^s a, Bibl. Sy S. 629 IT. , und
in ScaauiiT^t BibL 2, S. 545 f.; auch BAVsai hebr. Mythoi.
2, S. 259.
25) l'AVtus, cx. Handb. 5, b, S. 829. 55. 6u. 02.
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kommme Vwlhmgen eiiiM BARiArfseh- l^TVRiMf sehen
Pragniatisnias mehr sind. Oder Hill man lieber ein rein
sttflÜÜge6 ZusammentrefTen postuiiren } oder, endlich biU
Pavu» 4i0 Aaek» Ib ekmm DmM iMseo, . avs- wdefamn^
iabaM man m dnreh bettemle CMMiiten nifstthellen ve^^
sucht, doch immer wieder die Gestalten der geheimen V er»
bfindeten hervortreten 'i Der richtige Sinn wini anoh hiev
iMmAr die Qmtalü^ 4flr JOditehen V^htromdlung eiw
kmen , dnreh finldw die urefarfelllelie Tradition die Auf*
erstehung ihres Messias Terherrlichen za müssen glaobte;
eine Ansicht, durch welche aieh sugleich die DifferenKen
in Zahl nnd £nelieiBnngtweiae Jener iherivdiaehen 'We^
aen Ten aeibal anf die iinnatieaeite idsen fiben
hiemit ist aber auch anerkannt, dafs wir in sfimmtÜchen
erangeiiaehen DarstellnngeB dieser ersten Kunde der Auf-
eriiihnng nnr mdilioneüe Aerielile Tor nna ImbeBb'
.f. .104.
GalUSßsche und jndliiscbe, pauUnische und apoliryphitclie Br-
«eliefnungen des Auferttaadeneri!. ' "
Wohl die bedeutendate von allen in der Auferstehunga-
gesehlehte voriioamenden Diflferennen lietrifft die Frage
weiehea der ron Jean lieabalchtigte Hauptachauplas aeiner
Erscheinungen nach der Auferstehung gewesen sei? Die
beiden eraten Evangelien lassen Jesum noch vor seinem'
14) FamiCMi, in Marc. s. d. St. Nqmo — qi^ispiam primi tem-
poria Cbrialiania itm dignus videri poterat, <iu^ de .Mes»ia
ia vitam r«verto nuntiom ad hoipines perferr^^t, quam ange-
Itts, Dei minister, divinorumque constUonun int^rpres et ad- *
jutor. ~ Dann Ober die Differensen in B^ccug auf die AnsaU
der Enge) u. t. f. : Nimirtun inspcrato Jesu M^ttiae 'in yi'
tarn reditui miracula adjeccre alM alia, quae£vangelitt«e r§*
ligiose, qucmadmodum ab suis auctoribus acceporant, litcrit.
maodaruot. * . ,
Dms L§k9H Jum II. Hand. ^iO
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Dritter Abschnitt.
Todo beim Hiiiausgaiig an den ülberg den Jüngern Hie
Zusage machen fH:tu to tysQ*Jivai //« ngou^u vftag ti;
JMiiUi&rr (Mmtk dA. Mm SS.); * dinelk
Vmiflbffrttng giebt «m AiifenlehangtM«rgeii der fingcl dn
Webern mit dem Zu^ae: exet avrov oipsaO^e (IVIatth. 28,
7* IMarc. 16, 7.»)y>und bei MaUhfius ertbeiit Über alles die*
aee Jeaw. liii ei^anev Penon 4M Weibeni de» Avfttag,
den .Jlingern«'B»lbagen : Stvr anil9fim¥ et^ Trjr - Taktlaiaft
xfixel //e oipovtai (28, 10.). Bei Matthaus wird sofort
wirklich die i^breiso der Jünger nach Galiläa , und die
Kreebeinttfeigy Welebe <ie dort ven. Jbtn betten (die einiige
den Jungem wTKtii gewordine^-deMh Meltbftoa gedenit),
gemeldet; Markus bricht, nachdem er die Bestürzung Im-
schrieben^ in welche die Ü^iigelerscheinung die Frauen vei-
sest habe, svf Idie scbon erwäbnt» vftlbselhafte Art ab,
bingt einige £nebelnangen Jesu leelshe , dn swissbca
der ersten , die als unmittelbar nach der Auferstehunif er*
folgt, noth wendig in Jerusalem. eu denken ist, und den
folgenden lu^ine Orts Veränderung be^ierkti und der Zum*-
nenbnng ndt der/|r0l)|eren Weisni^ naeb tialilSa aufgebt*
ben ist, sämmtfich als Erscheinungen in and um Jerass*
lern betrachtet werdet müssen. Johannes weifs von eimT
Weisnng[ der Jünger nach G^liiiia ivcbts^ und Itifiit Jssuis
m Abend des Anferstehnngsta|[es find acht Tage spfilsi^
den Jflngern in Jerusalem sich eeigeu; doch wird in den
angehängten Schlufsknpitel eine Erscheinung am gaiiiaisclK'n
See beschrieben. Bei Lukas dagegen ist nicht blois von
einer galltxiscben Ifirscbeinnng iLdne 8por,'ttnd Jemsatoii
mit der Cmgegerfd snm alleinigen 'St^treu^lae der €hristo-
phanieeni welche dieses Evangelium hat, gemacht, soniiera
CS wird auch Jesa. wie er am Abend nach der Anferste«
bnng den versammelten Jflngern in Jerusalem erscbeinti
die Weisung in , den Nnnd gelegt: vf-itli; öi xa'^iaate
%fi tioXbl (was die* A. G. 1, 4. bestimmter negativ durch
am *is^oooi4;/iair /i^. xi»^«a%^oi ausdrIiciLt), liv^ « Mi^
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t
Viertes Kapitel. $. 1^4. 611
m;ai^p dvrafuv j| Sipog (24, 49.)* Hier mofs sweierlei ge-
fhigt werden; 1) wie l^anii Jesus die Jfinger mn einer
Heise nach Galiläa angewiesen ^ and ihnen doch lEUgleich
geboten haben, bis Pfingsten in Jerusaiem zu bleiben 'i und
S) wie iionnte er iie darauf verweisen, in Gaiiiüa sich ih-
nen Bu «eigen, wenn er doch im Sinn hatte, nocli'am
nämiiehen Tag ihnen in nnd'bef Jerusalem bu' erscheinen?
Den ersteren Widerspruch , weicher zunächst «wi-
schen Matthüits und Lukas stattfindet, hat Niemand schiiiv
fer hingesteilt, als der WolfenbOttier Fragmentist* Ist es
wahr, t^h'reibter, was Lnlcas sagt, dafs Jesus gleich am
ersten Tage seiner Auferstehung seinen Jüngern in Jeru-
salem erschienen i8t^ und befohlen hat, da su bleiben, und
nleht Ton da weg so gehen bis Pfingsten: so ist es falsch,
dafil er Ihnen befohlen habe, in derselben Zeit nach dem
/tussersten Gaiiljia zu wandern, um ilinen da zu erscheinen,
und umgekehrt Die Marmonisten gaben sich zwar die
Biiene, 'als wJIre dieser Einwurf unbedeutend, und bemerk«
ten nur Icnrz, die Anweisung, In einer Stadt an bleiben,
sei kein Stadtarrest, und schliefse also Spaziergange und
Nebenreisen . nicht aus, sondern nur die Verlegung des
Wobnsitees Ton Jerusalem' weg und das Ausgehen alle
Welt mr Predigt des Evangeliums habe Jesus' den' 'Jbn-
gern bis zu jenem Termin verbieten wollen Allein ein
ßpaeiergang ist die Reise von Jerusalem nach Galiläa doc|i
irehi nioht, sondern der weiteste Zug, den der Jude im
Infand maehen konnte ;* ebenso wenig war es fhr die Apo*
ntei eine Nebenreise, yielinehf eine Rückreise in ihre Hei«
inath ; was aber Jesus durch jene Weisung den Jüngern
lintersagen wollte, kann weder das Ausgehen In alle Welt
mm Verlillndigung des Evangeliums gewesen sein , wosa
•leTor der Anigielsung des Geistes gar lieinen Trieb in
1) In T«s8tiiis*t Beitrügen, s. a* O« S« 485«
2) MnAiABLis, S. 239 f* Klixül, in Luc. p. 74$.
39 • ,
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I
. tfit Dritter Almisliiiitl.
sieh vamplirteii ; nm^i die Verlegung det WehnftlCitet veii
Jcrusaleni weg, \to sie nur als festbesucheiide Fremife sich
Muthielten : sondern eben von der ^ise naab sie Jesus be-
llen snrftelibelcen weüeii, welche M aeeheii Ihnen mm
iilehsten lag, d. h. ren der RHeliliehr In Ihre Heimath 6»-
lilla nach Verflar« der Festtage. Uberdiefs — worOber auch
MiCHAKLis gesteht, sich wundern eu müssen — wenn La-
Ims durch jenes Verbot Jeea die Ueiie nach üaÜUa nielH
anteehliefsen will) wamm enrihnt er deraeUien mit hei*
nem Wort? und ebenso, wenn Matthias sieh bewofst war,
dals seine lliiiweisung nach Galiläa sich mit dem Befehl,
In der Haaptstadt nu bleiben, vertrage, warum liat er die»
sett) sammt den Jerasalemasolien Eraehelnungen, idiergan*
gent genriie ein dentlleher Beweis, dafs Jeder von beiden
einer andern Grundansicht vom Schaupias der Krscheinun-
gen des auferstandenen Jesos gefolgt ist*
In diesem Gedrünge^ nwel nn demeeUito Tag gegebene
entgegengesente Befelde nneammennnreimen, bet die Ver«-
g^leichung der Apusteigeschichte eine erwünschte Hülfe durch
Unterscheidung der Zeiten dar. Hier findet sieh nämiich
der Befelil Jeea, Jemsalem nicht sn ferlnteen, In eeine
lente firteheinung , 40 Tage noch der Aaferstehang , on*
mittelbar vor "der Himmelfahrt, verlegt; aoi Schlüsse des
Lukasevangeliums ist es gleichfalls die leate mit der Him*
mellahK eehüefiwnde Znaemmenknnft , In weleher Jener
Befehl erthellt wird, nnd wenn man nnn gleich, die ge>
'dringte Darstellung des Evangeliums für sich genommen,
giaulien mttfste, da» Alles sei noch am Tage der Auferste-
hnng seliMf vergegangen: eo ersehe num doch, lieilst ea^
ans der A* G« desselben Verfaaaers, dafs swiaehen V« 4S
und 44. im ieeten Ka})itel seines Evangeliums die 40 Tage
von der Auferstehung bis £ur Himmel taiirt mitten inne lie-
gen. Uiemit aiier verschwinde anch der scheinbare Wider*
sprach Jener lieiden Weisungen: ienn gar welü lidnne,
wer Boerst zwar au einer Heise imch Galiläa angewiesen
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Viert«« Kapilel. IM.
hatte, 40 Tage wfüttr, mcInIm diese Rete geaaeht mnA
mmn 1« die Ueaplitadt «Mrfiekfekifrhrt wer, »unBiebr Jede
weitere Etitfem«ii|; ▼en da verboten haben AHein so
wenig der eu befnhrende Widerspruch veraebiedener N. T.-
liebeii ScbrilUteller ein Gnmd eein darf, von der nattirli-
aiieii Dmknng ibrer AaeeprSehe absogeiien, aa wenig kann
»an hiean dureh die Farebc berechtigt sein, et aiöehte
sonst ein und derselbe Autor in verschiedenen Sebriften
sich wideraprecben , da, wenn die eine etwa« t|ilCter al«
die andere getebrieben ial, der Sebriftsteller in der Zwi-
aebenseil lilier Manebes anders berichtet worden sein kann,
als er es bei Abfassung der ersten Schrift vrnr. Dafs rliefs
in Beaug auf die Begebenbeiten vor und snnfieiitt naeb der
Attfeff»t#bttng bei Lnliaa wiriUieli der Fall war, werden .
wir B. B, aaa der Vergleiebnng von Lue. 24, 53. mit A.C>.
1, 13. später noch sehen: womit denn Jeder Grund ver-
aebwindet, awiscben das eq)ayw V. 41. and dfu di \.44.
fagan da» Angantebei« einea onaiittelbaraa Zneaaiaien-
liangs beinabe • Wachen Zwiaebenaeit elnaatebieben, eben-
so aber auch die Möglichlieit, die entgegengesesten Befehle
Jesu bei Matthfiut nnd Lukaa dnrab ÜBtartalMidang der
ZaUen na vertinigaB.
Indefs, geseet auch, dieser Widerspruch liefse sich
auf irgend eine Weise beben, so würden dennoeb, telbtt
•bne Jenen antdrOeklieben Beiebl, weleben Lokaa meidet,
aneh die blelten Fakta, wie ale bei Ibm und seinem Vor-
mann nnd Nachfolger erzShIt sind, mit der Weisnng, wel-
ebe Jesus bei Matthäus den Jüngern ortheilt, unvereinbar blei-
ben* Uenn balien ibn, Iragt der Wolfenbttttier, die tXmmt-
Hellen Jfinger an awelen Malen in Jerasalem grseben, ge-
sprochen, betastet und mit ihm ges) eist : w ie kann es sein,
da£i tie, um iba au sehen, die weite Reise nach Galiläa haben
di) Scaiaittnicaf», über den Lukas, S. 399 f. Psvtvt, S. 910.
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Dritter ikbaoiiuiti.
ihyn oitftien^^K Die UmMMitlen erwiederii /.war dreiety
4mmltf defii Jetns den Jlagern segen Imm^ in GelUl«
den gie Ihn sehen, sei lieln^swegs gesngt, defssle Um sonst
iitrfirends, namentlich nicht in Jerasniem, sehen würden
Allein 9 se wenig, wer mu mir sagt: geh* nach Romy dort
wiret da dea-PnlMft telMn, meinen Ii Ann, der Pelbie werde
ewar savor noch darch meinen jetzigen Anfenthaltsort kom-
men, und da von mir gesehen werden können, hernRch
aber aoü ich eoch noch nach Rom gehen, um ihn dort
wieder su eehen t so wenig wOrde der fingei bei MntthJtaa
und Markus, wenn er Ten der jeruselemtsehen Erseliefnang
noch am nämlichen Tage etwas geahnt hätte, den Jüngern
gesagt haben : geht nach Galiläa, dort wird aieh .euch Je-
eoe neigen, eendera: seid nur getrost, lilerselbst in JervaiK
lem werdet Ihr Ihn vor Aliend noeh sn sehen bekoanen.
Wozu die Verweisung auf das Entferntere, wenn ein gleich-
artiges Nftheres dazwischenlag? und wozu eine Bestellong
der Jünger aeeh GalUlta dnreh die Weiber, wean Jena
lerbersah, am nUnllehen Tage noeh die Jftnger perefa-
Jich KU sprechen? Mit Recht beharrt die neuere Kritik
auf dem, was schon Lessing geltend gemacht hat^}, dafs
kein Vernflnflfciger seinen Freunden daroh ekie dritte Per-
son eine spätere Zasammenknnft an Ivendigem Wiederse-
hen an einem entfernten Ort anberaumen lasse , wenn er
noch an defaselbea Tag und öfters gegen wiiir eigen Or-
te sie an sehen ifewifs sei lUnn mithin der Engel and
Jrsns selbst, als aie am Morgen dnreh die Freaea die Jtta-
ger nach Galiläa bescbieden, noch nichts davon gewulst
» ' ■ •
4) a. a. O. S. 486.
5} GmissBAüM, Vorlesun^pn über Hermeneutik dea N. T. , mit
' Anwendung auf die Ijcident* und Aufcrstehuagtgesch. Chri*
Bti , berauigegeben von Stbirsk, S. 314«
6) Dopitk, Werke, 14. Band, S. 204.
7} ScMMBcaaicainMtay Uber ilea Urtpnwg des ersten kaaea. Evsng.^
S. I7f.
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bibeii, lUfs er Abend deaieUien Tugs beif ui|4 int Jeru-
«•lem ihmn «eigen werde: eo nuirf. er. ea Mor-
gen Boeh im Sinne gehabt haben, sogleieh naeh Galilfia
eil gehen, im Verlaufe des iags aber auf aiiflre Gedanken
gekoiumen sein. Von jenem anffingJichei^,. Versaz findet
•ieb naeh Fadlvs«) nndi bei Lnkaeeine Spi^r^ in der Wan-
derang Jetu naeh dem in der Riohtnng gegen GalilXa hin
gelegenen Euimaus^ als Grund der Abünderuiig des Pinns
aber vermuthet dersrlbe Ausleger, >«elcbem. hierin Olskai -
SKN beislimmt^ den üi^auben dei* Jünger ^.^>Y^e ^r.^^
Jean namentlieh l»ei Gelegenheit des Gangs naeh Eromaus
nu erkennen gegeben hatte. W ie eine stdrbe irrige
.J^i*echnung von Seiteu> Jesn mit der orthodoxen Aiisichl
von feiner Peraen veriryge, m%e biebei UtsiiAvaEM, suae-
hen; aber nueh rein menaeblich betraelitel, liegt kein ge*
nügender Grund jener Umstiniiiiiing vor. Namentlich seil
Jesus von den beiden Emmauntischen Jüngern erkannt wor-
den war, durfte er g^witß aein» daia daa Zengnifs der Mün-
ner die Anaaage der Weiber ao brglanbigen würde » nm
die Jünger wenigstens mit glimmenden Funken des Glau-
tiena und der Hoffnung naeh Galiläa £u führen. LIbt>rliiiii|i(
aber, wenn eiiM Umatimmnngy ufid eine Verachiedenheii
dea Piana Jean vor und nneb deraeibBO atfitUand : warum
giebt dann kein Ü)vangel!st von einem solchen Wendepunkt
JNaohricbt, sondern 8|>richt Luiias so, wie wenn er von
dem urapriingliclien Plan ; Matthiiuai wie wenn er y on i;i-
ner späteren AbAnderung deaaeibea nieb,ts .wülate} Joban-
nes, als ob der Hauptschauplaa der Erscheinungen des Auf-
erstandenen Jerusaleni «>ewesen, und er nur naihtTHglicii
auttb einmal haob Galiläa gekommen wärje; endlich Mar-
liua ao ) dafa man wobi aiebt, er bat die anftingliebe Wei-
sung nach Ifaliliia, weiche er aus MattliXuai und die foi-
8) ca. Handb» 3, 8w SIS.
D) b. CoBuu. 2| S. jZk.
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g&m&m fimrhehiaiifrm In JwwuA&m iiimI dfer Vmf^Kimi^
«relelie er m Lskas , mNl woher eonet neeli , eeli5pfle,
mif keine Welse zn vereinigen ßfewofst oder auch nur ge-
fiocht, eondern sie roh and widersprechend ^ wie er sie
fnnd, sniMfliiiienifieeleiltf ^
Mnft HMn dbomeek mit di^ weneeten Krltllr des M et^
tliHUsevan^eliumR den Widerspruch ewischen diesem und
den flbrieff^n in Bezog aar die Lokaiitit der Erscheinungen
Jeen nneh der-Aufersteknng anerkennen; so fregC ee Heb,
ek Ben «lereelken nneh derln befstlninien kenn, dels ein
ohne Weiteres die Dnrstellunef des ersten Eyangelinins ge-
gen die der übrigen anfjgiebt? Steilen wir, abgesehen
Ten 'veninsgeseeteni npestollseheii Orepmng des einen oder
•ndem Rrangeliams, die Pmge: welche der holden ehwel>
chenden Dnrstelinngen eignet sich mehr daen, als traditio- ^
neHe Um- und Weiterbildung der andern angesehen sn
werden f to kVmion wir hler^ nasser der aUgemelnen Be»
sehafTenhelt der Bmihlongen« noch anf einen dnnelnen
Pnnkt sehen, an welchem beide sich auf charakteristische
Weise Kiertthren« Diefs ist die Anrede der Engel an die
Frauen, in welcher nach simaitllehen Synoptikern Göll»
llla's. erwthnt wird, aber auf fersehledene Welse. Bei
Matthüus sagt der Engel, wie schon erwühnt, von Jesn :
nonayei vtiäg üg t^v Falilala» — tSs elnor v$iiv (28, 7.)- ^
Bei Markos sagt er dasselbe, nur daft ^ statt des leste-
ren KosatneSf dnreh weichen bei Matthins der Engel seine
eignen Worte den Frauen einpHlgen will, den Znsae hat:
jfüf^fjg tiTCBv vfuVf mit welchem er sie auf die frühere Vor*
hersage Jesn filier diesen Gegenstand surdckweist. Ver-
glelohon wir snnXehst diese beiden llarsletinngefl t so künnto
leicht das bekriIHgende bItiov viuv flberflflssig und nichts-
sagend erscheinen , und dagegen die Zurfiokweisong auf
M) We SeuMi Uber dss Abeodauihi, S/SSl. SsasamsjiwmsKii,
s. a. O.
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4immf kM»m mm iU Vwihiag teirtate, ibfii ktar
fielleieht Markn« das Richtige und Ursfirfliigliclie, MnU
thffus aber ein nicht ohne Mifsverstündnirs Abgeleitetes hm^
be " ). Ziehen wir nwi «ker Meli den Berioht dm Lakai
kl 4la VaifloMang k&Himt m wM «Mb bter, wi« M
Markiia, darch ein fxvr^od-rjftBj dg iXdXr^atv vfuv izi uv iv
%f] r vltlal4jt 9 Uyofy n. %, L anf eine frühere Vorhersage
«Imi snrfidigQwItMny aber nicht aof «Im naeh Galiläa
wcfaeMk, iaadeni Mf «Im Ib OftUlla gegohf <■ Hier fri^
•itobs iat aa wahraeheiniicher , dafa das nrtprUnglith swr
Bestimmong des Lokals, in weichem die Weissagung der
Auferstehung gegeben wnrda^ hlnsugesenla GnlUfta apftter
itiiniiene eraebeincs weUto, «mgedeoteC worden iat, eder
umgekehrt? Dieft muH» sich darnach entscheiden, in wel-
cher von beiden Stellungen die Erwähnung Galiläa 's iniii*
ger in den ZneenNnenkeng |ielal. Heia nnn ,bei VerlUta*
dlgnng der Anferatahnng AUea derenf enfceei , ob und #o
der Auferstandene zu sehen sei , erhellt von selbst ; weni-
ger lag 9 wenn anf eine frähere Weissagung nnrfickfewie-
een werden aoUie, denuiy wo dieee gegeben woeden wevw
Blaneeb kitointe nnui aebon von dieaer Vergldcbnng der
Stellen aus es wahrscheinlicher finden, dafs es ursprttng*
Üeb geheifsen haben müge, der Cngei habe die Jttngor
neeb Gaülie gewieaen , , naa dort den Anforefeendenen nn
eeben (Bletth»); biereef ober, eli die Ewiblnngen von Jn*
däischen Erscheinungen Jesu die galiläischen verdrängt
iiatten, habe nun das Galiläa in der Engelrede dahin nair
fasteUl^ defr ee nnn bißßh bi GntiiKe hebe Jc(mm aeU
ne Anftratebung verbeiyaagt (Lnbae) ; weranf dann BIm^
Lus vermittelnd eingetreten au sein soheiut^ indem ev
II) Weaswagea MiCHiaus, 8. 118 f. , aeeb bei Ifallbllaa itSMir
fdr die «rspriingliibe Leiarl bHU.
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•IS • Hrit»er Ad^svbivHt. *
fMlIibi ttber Mit Mrttliaw dt 8dto«pi— »Mit der Mbe-
reu Vorfiersnguiig, sondern der bevorstehenden firscbei-
Mog JesQ beibehielt.
Ziehen wir bierenf d&e eilgeMine BeM>beffMibeli der
Mden finilikiiifpe» nd die Netor der Mie 'ia Belnebt,
•e stehen der Annahme, dafs Jesus nach seiner Aufente*
livng den Jflngero wirklich mehreremale in und bei Jeni-
uhm OTtebieim eeii die Knude hiefeii aber nns der Tra-
dMen j wie iie dem ereCen Bfengelin« wmm brande
sich verloren habe , dieselben Schwierigkeiten entgegen,
und die entgegengeseste hat eben so viel fttr sjch| wie wir
diefii bei einer frtberen Unlerinebang In Benng enf die
meiwereit Feetnieen nnd Jndilselien AnlbnllMite Jetn ge-
funden häben Da(s die jerusalemischen Erscheinun-
gen des Auferstandenen in Galiläa, wo dieser Vorausse-
tsung nach die MatthAnetraditien eieh bildete, onabsiebt-
Jieby alen dnreb Wtfttgee Vereeinrlnden der Knnde van
denselben, in Vergeseenlieif gekomnea wiren, lifst sieh
^K>ei der Wichrigkett gerade dieser Erscheinungen, welche,
wie die ver den vareaamieiten Eiifen und vor Thomas, die
eieherslen Zengniaaa Hat die RaaUtil • der AnflnMlnnig
enthieleen , nnd fiel dem organisirenden EinfluTs der ^
nieinde in Jerusalem , nicht wohl denken ; dafs man aber
in Galiläa von den jndüaelien Ereebeinaagen Jesa awar
getMilee, der Verfaeeop dee ereten EtrangalinM aber rfe
abslelbdieli »ateeiiwiegtia beben sollte , nai seiner Provina
allein die Ehre derselben eu erhalten, diefs sest einen ga-
liläischen Partieularismus , eine Opfieeition der dortigen
Cbrielen g^gen die GanMinde aa detindem Temne, waven
•ne feda geeelbiehliiehe Spar ahgolit Das andre Mdglieba
hingegen, dafs vielleicht, nachdem urspriingfich blofs ga-
liJüecbe EfieheinaBgeB dee Anferstaadenea iMkaani ga»
12) 1. Baad, S. 440 f.
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I
VUlile* Mpilel^ 104. •»
WMtn MWfmy kl <kr ühorMwrqiiy •IJnttMig Jmmp »abr «
JudAitolie «nd jenwileirteohc bliiMigef> , «ftd «hmh 4i«M
endlich jene ganK verdrängt worden sein inügen , Jifst tivll
durch mancherlei Grtfnde Bur Wfthrscheinliohkeit erheben;
S^lbm der Zeil iMtll war die Kunde von der Anferste-
^ fcvng ie«a nm m eeMegender, je onnältelbfirer seine fir*
eeheinungen auf Begrübnifs und Wiederbelebung gefolgt
.waren : sollte er aber erst in Galiläa erschienen sein j so
fiind eine selebe nnndtlelbere Aufeinanderfolge niebt statt}
ferner wer es efaie nafflrllebe VorsteHong, dafs sieb dto
Auferstehang Jesu an Ort und Stelle seines Todes durch *
* Erscheinungen dooumentirt haben müsse; endlich aber der
•Vei'wurf , daft Jesus naeh seiner angeblieben Wlederlieie-
bung nur den Seinigen j und awar in rinem Winkel von
Galiläa, erschienen sei, war dadurch eintgerroafsen Burflcb*
gewiesen, wenn man sich darauf berufen konnte ^ dafs er
vielmehr* in der Hauptstadt, iklHen unter seinen ergrfmm-
len Feinden, aber freillcb von diesen weder nu sefaeil noeh
Ott greifen 9 als Auferstandener gewandellr bebe. '* Hatte
man aber einmal mehrere Erscheinungen Jesu nach Jadila
und Jerasalem verlegt, so verloren die galilillschen Ihre
Wicbtigkelt, und konnten binfort entweder In der unter-
geordneten Weise, wie Im vierten £vangellam, naebge-
tragen werden, oder auch, wie im dritten, gans ausfallen.
Da diesem, vom Standpunkt mdglleher fikigenbildung aus
fisb etgsbondan Resultat bier niebt wie oben In der
tersuebun^ 4lber den Sehaupla« der Wirksanikeit dee le*
boiiden Jesus vom Gesichtspunkt der Verhältnisse und Ab-
sichten Jesu ans ein umgekehrtes sich entgegensest: so
breueben wfa» bier die fintsebeldung nicbt dabfaigestellt mm
lassen, sondern ddrfbn fan Widers prueh gegen die Jetafge
Kritik zu Gunsten des ersten Evangeliums entscheiden,
dessen Bericht Uber das . Erscheinen des Auferstandenen
obnebin aib der elAfaefaere und nrfnder sebwierlge sieb
empfehlen winL
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Wm mmm BiiufciMiMgi« 4m — fawtimdenen Jesus
fai KiMeUMM betffifl, M hak dacM 4m ante finmgeliM
swei; eine am Aufer^tehiingsmorgen vor den Frauen (28^
9L f.), und eine, unbestimmt wann , Tor den £ilfen in Ga-
UUm (19, 16. &> MarkM In iMgem blofs
viMhar Angabe, drait dia ania, walehe am Mary 4&t
Auferstehung der Maria Magdalena (16, §• f.) 9
4are, weiche swei aufs Land gehenden Jüngern (16, 12.),
Md aina drittot walaba da« m TMba aitsenden EÜfea,
dnia Zwaifal in'JaraailM» n TImU gawardanlüd«! 14.>
Lnlias ersfthlt swar nur swei firscheinangaii : dia wwt de»
fimmauntischen Jüngern am Auferstehungstag (24, 13. ff.)
«itd dia lasla^ var dan liillan und andern Jüngern an Je-
mala«, Mab 14» 36. aai Aband daaaalba« Taga, unk
A. G. 1, 4. ff. vierzig Tage sptfter; aber wann dan
ji^nntiaehen Wanderern bei ihrem Eintritt eu den Aposteln
dÜBMi naab aba Jasaa in Ibra Mitte getreten Ut, entgegen-
mÜM I i^yiQ&fi o antag, mqfßtj Üftam (14,14.)*
so wird hier eine dritte Eraehainung vafanagaaant, walaba
dam Petrus allein su Theil geworden war. Johannes hat
vitr dafgiaiaban Eraabainnngan : dia artte , welche der Maria
Magdabna am «raba m TbaU wnrda CM» ^
nweite, welche die Jünger an JemaalaBi bat laiaibiaaaa
nan Thüren hatten (20, 19. ff.); die dritte, acht Tage spfi-
lav, abanfalla In Jamsaleai, bei welcher Tbonn« «ich
■barnangta («1^ 16. f.); die Herta, «nbatteMt wann, am
galiliischen See (ll.> Hier fei nnn aber anab eine Naab*
rieht des Apostels Paulus an berücksichtigen, weleher
1 Rorl 1$, 5. ff., wenn man die ihm selbst eu TbaU ge-
wardena Cbrittophanle abreabnel , IlDnf Kraabainnngan dea
Aalmtandenen aofeiblt , ohne sie jedoeb nlbar an bn-
schreiben : euerst eine dem Kephas gewordene ; dann eine
Tar dan Zwölfen ; hierauf eine vor mehr als fünfhundert
Brfldam anf aInnMl; weiter eine for Jabebna, nnd andliob
eine ?or äftauntlleben Apeateln«
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Viertes Kepitel. f. 134. itl
Wie lügen wir mmn dieit yemlitodewen Enehciniin*
gen kl elmmder ein? Den AnefMeh demef, iKe ertto im
sein, macht bei Johamies, and ausdrücklicher noch M
Marku«) die der Maria Magdalena eu Theil gewordene.
Die sweile niaMle des ZaMOUMiitreffen Jeen oiit den toAi
Grub Mriekkeiwenden Wetbem , bei llatf hins , gewesen
sein ; da aber anter diesen Magdalena gleichfalls war, und
ikeine Spar vorhanden ist, dafs sie schon vorher den Aiif-
cvetendeeen kälte gesehen gehabt: se können, wie'bereili
bemerkt, dieee beiden firsekelnangen niekt anselnanderge-
halten werden, sondern wir haben Uber Eine und dieselbe
eine schwankende Relation. Dafs Paulus, welcher in der
angeführten Stelle ipriekt, als weilte er alle firscheinon»
gen des wiederbelebten Gkrlstni aofslblen, ven denen tut
Wulste, die beeeicknete Übergeht, kann man daraas erkü-
ren, dafs er Weiber nicht als Zeugen aufführen wollte»
Da die Ordnung, in welcher er seine Gkristophanlen wie»
derglebt, 4er Reihe ven slm nnd imtta nnd dem Seblnfii
mit jb^oser naeb nn nrtiiellen, die ZeilMge «i Sein
scheint so wiire nach ihm die Erscheinung vor Ke-
phas die erste einem Manne sa Theil gewordene gewesen«
Dieft würde sieb mit der Darsteüang des Lobas gnt f er-
tragen , beirweiebem den £mmanntiseiien Wanderern bei Ik*
rem Eintritt die Jünger au Jerusalem mit der Nachricht
entgegenkonunen , dals Jesiie wirklich auferstanden nnd
dem Siosen enebleMB eel, was mdglielwi weise neek rer
dem ZnsammeMtiefcn mit jenen kelden der Fall gewesen
sein klinnte. — Als die nächste Erscheinung müfste aber
hierauf nach Lukas die aalest genannte gesähit werdenj
welehe Pauins niekt erwiknen würde, etwa weil er nnr
die Aposteln sn Tlieil gewordenen , and ven den übrigen
blofs solche, welche vor gröfseren Massen erfolgt waren,
auÜBufttkren gedachte , oder wahrselMinlioker , weil er von
13) «. Biaaeta*s CoamieBtar s. d« St.
DrilUr AlMelmitti
.4fjrailfcn niehft waliili^ Harko« 11^ ISL t wHit «ffenb* r
M Lttluift ill» vtnmmvuitm ^finger den von Kramaos Kom-
nendeii mit den gliiubigeii Ruf : i^ytQ^f^ o KvQtog x. t.
.Milig«g0iitreteii , Kei Markus die Jünger «odi auf die NiksIi-
Hdbl jenier beide« büi »eeb^ niebt gegUabt bsbeir selleii,
Hihrt wohl nvr von einer Übertreibiuig des Merkus her,
welcher den Contrast der überzeugendsten Erscheinungen
Jeni mit dem fortdeuernden Unglauben der Jfinger nielit
we defi HAnden lii«seB wiA. -—An die EMewititobe lehHelei
.«leb bei Lukas nnnlttellNir die Erselieinung Jesv In der
Versammlung der itdtxa und andei*er an. iiiese hUit man
ymeWgiieli ffir identisch mit der . pinÜniscben Ersehei-
•iMwy var den diidfMUf «nd mic deni^ wm Johnnnes iNwIei^
Itfl*, dels am Abend naeh der Anferstebuny Jeeas bei tcr-
sehlosseiiei) Thüren xu den JCingern , in deren V ersamm-
lang übrigens Thomas fehlte ^ eingetreten sei. Hiegegen
jd#rf naw «wur.dae Ifdcnsr des LnkiM^ .dsi doeh naeh Jo-
lianiiea nur aeiui. Apostel dabei geweaen. alnd , «licfiao we-
nig urgiren, als bei Paulus das d(oSexa^ wo doch in joHem
JTali Judas abgerechnete werden mufs; auch scheint die bei
' den baide» EvangeÜatan §mui giaiebe JUsekreibung tles üer-
iMdlwMiani 4aatf dorob ip ftimt^ ervittfr und ^ ug
id f/HJov <i und die Anführung des Grufses : ft{)fV7^ 'V^'»'»
auf Identität beider ü^rscbeinungen Jiinsawelsen ; indefs^
vmn mmm .badeakti wia dna Bataaüii' .ftoa Latbea Jesu^
fsiiabaa bei JebiMiMa eiat in die aobl* Tage s|»Mere fip-
seheinung füllt, und das Kssen vom Bratfisch, welches Jo-
bannes erst bei der noch späteren galiläisohen Erscheinung
hal } von Lukaa Iii Jane Jeraaaiaflüaelie am Tag der Aafer-
atobang verlegt wkd : ao »erbalit , dafa — wie uian nan sa*
gen will — entweder der dritte Evangelist hier mehrere
.Vfltfgiiige in Einen, auaanunengesogen ^ oder der vierte Ei-
mh In uMkreva aaaeiaander geaeblagen lial. Diaso Jaraaa*
lailsaha Kvaebeiming ror den Apoaleln bp5wila<aber j wie
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oben bemerkt, nach Matthäi^ gfnt nicht ^t^ttn^ehabt ha^cys^
d« dieser £v«ngeii»t die iMaw, um desun i^beii| neel^
Gaiilto w^edern WtiL . Markitt «nd Lakaf kiifiiifefi mi
dieselbe liie Himmelfahrt an, schliefsen also alle spüteren
Erscheinungen aq«. — jper Apostel Pi^hIqb hat db di0
nifebale Eneheinnng die Tor,..500 Brüdern |, weiche mang^
wiihnlleii nlk derjenigen für identlieh hllt^ die Meilhlne
auf einen i)erg In Galiläa verlegt «Hein bei dieser
sind nur die tydexcc als gegenw&rtig angegeben , und auc||
die Gespriehq, .welcbe Jeans mit ihnen fiüut^ acbeUiep»
nie vorwiegend. amtiiehe Inatrnl&denen, mehr ftir diesen. en»
geren Kreis xn passen. — Oennfiehst fitthrt Paulus eine flefp
Jakobus zu TheÜ gewordene Erscbelnung auf, von dev
■
nneh im Hebrfierevangellnm des ttiei^nymns sieii eine, Mm*
krjphisehe Nnelu*iehc findet^ naeb weleiier sie nber .41^
erste von allen gewesen sein mOfste — Hiemnf wiire
fflr Jene Erscheinung liaum, bei welcher dem vierten Evant
gjdkm snlir|ige^%chl Tage neob der Anferstebnng J^ Tbf^
■ • ■ .
14) PAVLYTt, cx.* Handb. 3, b, S. 897. OuaAUsan 2,' S. 541. '
15} Hieron. de viris illustr. 2: Kvangeliujn quoque, quod appcl*
latur sccufidum Hebraeo«, — |>o«t resurrectionem Salvaioria
rcfert : Dominus autcm , postquam dedisset sindoncm scrvö
sAcerdotiV (^wahrscheinUeh Iii Betug auf die WicHe 'amGrab^
wclcb^ Uc¥ ras eiaer rfhuTiclIea ili -M^e priesterUcben ge*
Maobl wiffe; s. GaSania, Beiträge iSinisfiaBg in*>daa
' T»i6*406f.) ed JansJhim ei.apparuil eli >.iuraveral
. enim Jacpbut , le non comestufum panem ab illa hora , qua
biberat caticem Domini , donec vidcrct euxn rfsurgrntem a
dorjnientibus (wie umlcnkbar ein solches OelUbdc bei drc
Hofi'iiungslosigkeit der Jünger, darüber vergl. IVIichakus ^
S. 122,)» Rurtusque post pauluhim: AfTerte, ait Dominiit^
' menssfli et panem. Statimque additurt 'Tiilit 'paiiem et be-
Aedillil SS fregK) et dedit Jacdbo }usto et dküt itt; traf er nü^
canwde panem tman^ qnls esinrssjdl iüns Wminis Avdev»
laisBlilms« • • i
L/iyui^cG Google
«24
Dritter Abselmill.
mM flberse^gt worden lein soll ; womit Paulas genaa iliier-
einetiiliiieii urflnle, Wemi wirklieb sdn raig dnogalotg mt^
0fr (V. 7.), Ter f^efehen er aebie Anfte Bncfbelnoii^ vor-
gehen iMfgt, von einer Plenarversammlung der Eilfe, im
Unterschied von der früheren , bei weicher Thomas gefehlt
"hatte, ra verMhen wire: wiis eher» weil Penlea eneh
Aeae lila eine Srsehetnang Tof tdig dtaSexa beselehnet hat-
te, unmöglich angeht, sondern der Apostel versteht sowohl
nnter diiÖ€*a als anter oi änogoloi tfdvfsg die sfiraratti*
ehe» 5 damata Qbrlgena um Einen Mann nnfellnihllgen Ape-
atel Im Gegensas gegen dte einnelnen Individuen (Kephaa
and Jakobus), von welchen er beidemale unmittelbar vor-
her als von solciien gesprochen hatte, denen eine Christo«
{ihenie nn TheÜ gewendem Soli aber dennoch die fünfte
{»anlinlaelie Eraehelnifng Jean mit der dritten Jehennei-
schen Identisch sein : so würde nur am so deutlicher er-
hellen ^ dafs die vierte paulinisohe , vor den 500 ßrfidemi
nieht die gnÜlftlaehe dee MettblUa aein kenn. 'De ninüleh
bei Johennea die dritte in Jeroeelea atett fand, die Werte
aber in (iaiiliia: so müläten also Jesus und die Zwdife nach
den ersten jerusalemischen Eracheinungen nach Galiläa ge-
gangen nnd enf dem Berge saaneinieiiigekoniflien aeln; Idar-
anf bitten ale eieh wieder nach Jerpaeleni begeben , we
Jesus sich dem Thomas aeigte ; dann wieder nach Galiläa,
wo die £rsche^nng an See erfolgte ; endlich cur Himmei-
lahrt wieder neeh Jewneiei» Um dieia nweckioae Hi»-
Midherwendem ne renneidatty nnd deeh feM' Inddeii Bin
scheinungen combinlren au Ii9nnen, verlegt Olshausbii die
Erscheinung vor Thomas nach Galiläa : ein unerlaubter
Gewaltsti*eich ^ da nicht ' nnr swiachen dieser und der vor»
hergehenden^ eingeatendnemalsen Jemaalemiaoheny Erscliei-
nung keiner Ortsverfinderung gedacht} sondern der Ver-
aammlungsort gana anf dieselbe Weise beschrieben lit , Ja
der S&naas: ^hfQä» mAmüfdißmf mir an die Hauptstadt
denken llAt ^ weil In de» von prieit^riieiienr Unfii gegen
yiu^ jd by Googl
Viertes Kapitel. $• 134.
625
tlosnm weniger Inficirtcn (jaIiIür »ich der Griiiiil jenes Ver-
schliefsens , der <f 6 ßog twv^ Ikidaiow j nicht ebenso d^nk««
läüL — Erst d« also^ wo mit d^r acht Tage nach der
Auferstehung erfolgten dfe frflhern judXischen Erscheinan*
gen KU £n(ie sind , bekämen wir Raum , die gnlilnischen
des Matthäus und Johannes einzufügen. Mit diesen hat
es nun Aber die eigene Bewandtnifs, dais jede von beiden *
die erste, and die des Matthüus noeh ausserdem zugleich
die iezte zu sein den Ansprucli macht Durch seine
ganze Darstellung nicht nur, sondern ausdrücklich durch den
Zusass itra^atoaitoig o^L su dem galiläi sehen ogogy auf
welches die Eilfe giengen , beeeichnet MatthAns diese Er-
scheinung als diejenige, auf welche Jesus am Auferste-
hungsinorgen , zuerst durch den Engel , dann persönlich|
verwiesen hatte; non aber verabredet man nicht eine sweite
Zosammenitunft In einer Gegend , indem man die erste iin«
bestimmt liiTst; folglieh mofs, da ein onvorhergesehenes
früheres Zusainmeiitreffen bei der evangelischen Vorstellung
von Jesu sich nicht denken läfst, jene Zusammen kunft, weil
die verabredete 5 auch die erste gaiilälsche gewesen seil «
Kann somit die Erscheinung am See Tiberias bei Johan*
nes unmöglich vor die auf dem Berg bei Matthäus ge-
sczt werden : so will die ieztere jene ebensowenig nach
sich dulden, da sie einen förmlichen Abschied Jeso von
seinen Jlingem enthfflt; auch wQ(ste man gar nicht, wie man
die juhanneische Erscheinung nach der eigenen Angabe
des Evangelisten als die dritte q'urH^nwig des aufersfande-
nen Christus vor seinen fia&tp^aig (21 1 14.) herausbrin-
gen Wollte^ wenn auch noch Jene des ersten Evange-
linms Ihr vorangegangen sein sollte. Indefs, auch wenn
man jene voranstellt, bleibt die Verlegenheit mit die-
aer johanneischen Erzählung grofs genug. Zwar die Er«
•eheinnngeii vor den Weibern dürfen wir abrechnen, weil
16) Lbssix© , Duplik, S. 199 ff.
Das Ubm Jwm II. Jkmd. 40 ,
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Dritter Abunhiiitt.
4ohmiiie« telbtt ilfe der Mngdiileiia so Theil gewonfm
woM ersifilt, über ntclit sSbU; nun über, wenn Mir <iie
dem Keplias gewordene als die erste zühJen, und die £ai-
naantiscbe als die »Helte : so wOrde swischen diese und
die vor den £ilfen ani Abend des Aoferatebnngstags in
Jernsalem diese gelilffiscbe eis die dritte fsllen, was eine
ganE uiiniöglich schnoMe Ortsverfinderiing v()r8u>sctzen Mür-
de^ ja , wenn jene £r8clieinang vor den versaaimelten Kil-
fen diejenige ist, bei weicher naeb Johanne« Thomas fehl-
te: so fiele die dritte Erscheinung bei Johannes vor seine
erste. Vielleicht nher, wenn wir den AnsdnicK : njau-
Qiiid^rj To7.s' fnad^t^iaig aitu betrachten, dürfen wir nur si»!-
ehe Erscheinungen von Johannes geeahlt nns denken, wel-
che yor mehreren Jüngern engleichsich ereigneten, m dafs
also die Erscheinnngen vor dem eiuKigen Petrus und Ja-
Iiobas abzurechnen wären. Dann wäre als die erste eu
Bähien die den beiden Einmauntischen Jüngern geworde-
ne, als die Eweite die vor den versammelten £ilfen am Abend
des Aaferstehungstngs : so dafs nunmehr in die acht Tage
swischen dieser und der vor Thomas die Reise nach Ga-
lilSa Bwar etwas bef|uemer fiele ^ aber auch so die drit«
te Bnehelnifng bei Johannes wenigstens vor seine sweite.
Es erschienen also wohl dem Verfasser des vierten E^nn-
geiiums ewei Jünger, wie die, denen Jesus auf dem Wrg
nach Emmaus begegnete, als eine su geringe Zaiii, um ei-
ne nnr^so vielen su Theil gewordne Lhristophanie als ein
qnxpeQSad-ai tolt; ^ia^r;^uig en eählen. Dann wRre also der
Eintritt in die JOngerversammlung am Abend die ersfe Kr-
scheinnng ; hierauf wftren die 500 Brüder, welchen sieh
Jesus auf Einmal neigte, gewils nahlreich genug, um in
Ansehlag gebraebt su werden : so dafs also nach dieser ,
dann aber immer wieder vor der dem Thomas und den
Jtsiogokoig nuai gewordenen, welche Johannes als die swei*
(e sXblt, seine dritte, die galilülsche, eingeschoben werden
inAlste» - Vielieleht aber ist Jene Erscheinung Jesu vor den
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I
Viertes Kapitel. §. 134. 627
Ftiiiflinndprten später zu setzen, so dfifä nac'i jt'jicm Ein-
tritt Jesu iu die Jüngerversaiiimlung zunaciist die Sceiie
mit Thomas, nach dieser die am galiiicIscKen See, unc)^ fiiei*-»
aof erst der den Pllnfhondertefn geVä1ih*tV^Xn1ili^
würde. Daun aber miifste, wenn doeli ctie Erscliciaung
vor Thomas dieselbe sein soll mit der i'üufti'n beiW hpu«
stei Paulus, dieser die beiden lezten Ei*si;()ejuühgen, 'wel-
che er aufzählt, umgestellt haben wizu Kehl Grund
vorhanden war: >it'lniehr big uälicr, ilie Ei-^chelnnng
vor 500 Brüdern 5 als ilie gev% ichtigst'ej ziHezt zu sfellen.
£s bliebe also nichts übrig, als zii 'sagen, Johannes' habe
unter den /itax^t-tulg Immer nur eiA*e' groTsere odeV kleine-
re Versammlung von Aposteln vcrstandenj unter den Fünf-
hunderten aber seien keine Apostel gewesen, dcfswegea
habe er auch diese übergangen, und so mit Recht die Er-
scheinung am lAee TSbiirias als die dritte gc>z£h!t: Vfenn
diese namiich vor der auf dem galiläischen ßcige statt^^oo
f'unden haben könnte, was nach dem Obi<,en undenkbar
ist. £s bleibt also nichts übrig, als zu bekennen, der Vier-
te Evangelist Eähle nur diejenigen Erscheinungen Jc-u
vor seinen Jflngern, welche er selbst erzfihlt hatte, und ,
davon wird der (irund schwerlieh gewe.sen sein» dnis ihm
die übrigen aus nirgend welehcn Ursachen minder bedeu-
tend schienen, sondern, dafs , er nichts von denselben h ufi« •
te. Wie denn auch wiederum MatthSus mit 'seiner lez-
ten galiläischen Erscheinung^ nichts von den jerusalenusehen
des Johannes gevvufst haben kannj d'jnii wenn sich in der
ersten von diesen beiden sehn Apostel, in der «weiten aber
selbst Thomas Ton der Realitüt der Auferstehung Jesu Über-
zeugt hatten: so konnten nicht bei jener sji-iit i ea iJi >(hei-
uung auf dem galiläischen Berge noch e'uiii^c \un den ial-
fen Zweifel haben Cot di idicuaav V. 17.)« Endlich 'aber,
wenn Jesus hier seinen Jüngern schoh die lezten Befehle,
lehrend und taufend in alle Weh zn gehen, und die Zusa-
ge, alle Tage bis zum liude des gegenwärtigen Aon bei ih-
40 *
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tt
£29 Dritter Abschnitt.
noa mm miüy mmu g^in Worte einet Scheidenden sind, fp>-
freben hiitte c eo bann er niebt apiler noch einmel, wie die
Apostelgeschichte im Eiiignng mehief, bei Jerusalem ihnen
die iei&ten Auftrüge ertheilt, und Abschied von ihnen ge»
nemnen balien. ^«eh dem Sehiodi dee Luba<e?iingeÜnM
fttlit dieeer Abschied im Gegentbeii viel frfiher, ait er nach
Matthäus KU denken wäre, und der SchJufs des Markus-
evangeiium« le^t dem noch am Tag der Auferstehung zu
Jemsaiea Ton seinen Jüngern Scheidenden Enm Tlieil die-
selben Werte fn den. Mund, welche nach Mattblius in Ga-
liläa, und jedenfalls Fpfiter als am Auferstehungstag, ge-
sprochen sind« Darauf, dafs die ewei ßiicher des iii-
nen Lukas in Besug auf den Zeitraum, während dessen
Jesus nach seiner Anlerstehwng noch erschien, so weit yon
einander abgehen ^ dafs 'das eine diesen Zeitraum als ein-
tägig, das andere als vierzigtagig bestimmt, kann erst tie-
fer unten nähere Rücl&sicht genommen werden.
Wenn so die yerschiedenen evangelischen Referenten
der Krsobeinungen Jesu nach seiner Auferstehung nur In
wenigen derselben zusammenstimmen; wenn die Lukalbe-
Beichttung des einen die von den Übrigen i>erichteten Er-
selieinttngen ausschliefst; die Zeitbestimmung eines, andern
flBr 'dieEraibiangen der «brigen keine Frist läfst; dieZl.h*
lang eines Dritten ohne alle Hüoksicht auf die andern an*
gelegt ist; endlich unter mehreren von verschiedeneu Ke*
ferenten berichteten Erscheinungen jede die loste sein will^
und doch mit den Übriuen nichts gemein hat: so mOfste
.nan absichtlich blind sein wollen, wenn man nicht aner-
ieiinen würde, dafs keiner der Berichterstatter das, was
der andere berichtet, kannte und voraussestei dafs je-
ler diu -Sachet wieder anders gehört liattOi dafs somit
•Iber die Erscheinungen des auferstandenen Jesus frffhKei-
tig nur schwankende und vielfach variirte tieröchtc im Um-
lauf waren
17) V|(l. Kaissa^ bibL. Theol. i, S. 254 ff.
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Viert«« Kapiiei. |. 620
Diiiliirrti wird fibrigens <tie Stelle ans den ersten Ko*
rintlierbrief nicht erschiltterti welcberi nnsweifefthiift Acht^
etwa mm das Jahr 99 naeh Christo, mithin noeh keine SO
Jahi'e iinch seiner Auferstehang, geschrieben ist'*}. Die-
ser Nachricht mfissen wir das glauben, dafs viele zur Zelt
der Abfassong des Briefs noch lebende Mitglieder der er-
sten Gemeinde, namentlieh die Apostel, fibersengt waren,
ii^rsciiei Hungen des auferstandenen Christus gehabt r.u haben.
I>M jedoch Paulus keine dieser Erscheinungen n&her beschreibt^
so Ist ans ihm aber die Abweichung der Evangcllste»» nament-
Üeh in Rinaiehi der JLokaÜt&t^ keine Enticheidmig so ent-
nehmen.
Die Qualität des Leib« und Wandels Jesu nach der Auferstehung.
Wie haben wir nns nnn aber diese Fortsetsnng des
J^ebens Jesu nach der Auferstehung, und namentlich die
Beschaffenheit seines Leibes in dieser Periode ^ vorzostel«
Jan? Zn dem £nde müssen wir die einnelnen BraXhlnn« .
gen von den Erseheinnngen des Auferstandene« neeh ein-
mal durchsehen. !Nach Matthäus begegnet ia7ir%t7^oev) Je-
sus am Auferstehungsmorgen den vom Grabe cnrfickeilen-
den Weibern^ .sie erkennen ihn, umfassen TeiehrangtroU
eeine Fifse, worauf er sn ihnen spricht. Bei der nweiten .
Zusammenkunft auf dem galiläisehen Berge sehen ihn die
Jfinger iid6vweß)f doch sweifeln einige Aoch,|Und auch hier
cpricht Jesus un ihnen« Von der Art,' wie er Itam and
gieng, wird hier nichts; Nxheres gesagt. Bei Lukas gesellt
sich Jesus zu zwei Jüngern , die auf dem Weg von Jeru-
salem in das benachbarte Dorf Emmens waren. (^;^/aa^
avHmQmStwo cniroff); diese erkennen ihn unterwegs nicht,
was Lnkae einem dureh höhere lÜnwirkung in ihnen her*
18) an Wem, Cial. in das N. T. $• 132.
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Dritter Abfe^siic
r^Tf^t'hr^ehf^n tifbvhflrea HiiMfcniils ( o/ rKf^aJ.uoi crrtMr
'r Qiggöno, %a /ij; i:u'pt'niu uliot}^ iumI ctäI VarLn«, der
dicM* Ereieni^* i» «rnige Worte soMUMfidriiigt , einar
obJ^tiiTOTi Wi'Snfl(*nin^ »einer Gestalt snsrbreibl iiv iri^
ff'Offr}, \ut ihm \V(2 unfprhalt sich Jesus mit den bcH
den, bpjlpifet s'e nach der Anliuutt im Dorf auf ihre Ein-
ladung in ihr UiMrtier, sect sieb Mit ihnen sa Tische nad
fibemiamt nech seiner Gewohnheit dns Breehen md Ycr*
fheilen Hc'. Brotps. In dipspm Aujenblick weicht von den
Ao^en Hpj' Jiiiiiipr der wuncicrbare Bann, and .«ie erkee-
nen ihn aber in demselben Moment wird er ihnen pUte-
ficfa «nslehtbsr (jaqarrog fyivtro mTt aiw¥)* £benso pl9s-
lleh, wie er hier verschwand, scheint er sich nnmitteibar
nschher in der V ersammlung der Jünger geÄcigt 711 haben,
wenn es h<^if«t, er sei mit Einem JVIaie in ihrer lUitte ge-
standen (ßgrj iv fihtff ait(uiv\ ond sie, hierüber erschroekcBi
haben gefirlaabt, einen Geist so sehen, ün ffinen dieie
fin(rRt!srende Meinnncr za benehmen, seeigte ihnen Jesns
seine Bünde and Füfse, and forHerte sie com Betasteti
auf, damit sie dnreh die Wahmehmoni^ seines aaQUta tA
ocfo enthaltenden Leibes sieh llberseasron 'ItSnnten, dsft
er ItPiM Gespenst sei ; auch liefs er sieh ein Stück Brnt- i
fisch und etwas von einem Honigkuchen gehen, und ?er- |
•ehrte es top ihren Augen, worauf sieh PetroA in der
A. 6* einmal sn berafeit scheint, wenn er 4bh und die
flhWfiren Jt'Hwer Jesu als solche bezeichnet , dinvfg nvrf-
tfuyofttv yid nm'fTiloii^v rtvTO) neid to aracfjvat avzor W
rsMorSr (10. 4 1.)« Die dem Simon sn Tbeil fewordene Er-
f etieinmig Iftlst Lnlras durch. iorrf^T^ beeeichnen , was auch
Paulus im ersten Korintberbrief für alle dort aufgesählten
1) Dan% CS flic b»;i'ni Bröl hrft lirn <;ich rntliiillendon Nhor!miM*
in Hen Ifandrn fr<^^<'Tn sr'm , nn wclchrn hier Jrs\is rr-
kinnt wurde ( rAUius , ex. Ha:)f!h. 3, b, S. 9.S2. KuiAÖi,
Luc. p. 7S4.)| i«t ohne alle Aadculunf im Te^K.
V
«
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Vicrio Kujiitel. §. 135. 631
i'tuistoijljaisii'cn gelii'aiichf, und sämintJiche Erschein ungpii
do« Aulei*«tajideneii während der vierzig Tage fafst Lukas
A«G. If S. in dem Aiiadruek imwofieros^ A. 10, 40b
durch t^iffitvi] yeria^uiy Kuiamnieii; ffhiilieh wie Markus
die Erscheinung vor Magdalena durch iifdt j^y die vor deji
wandernden Jüngern und vor den Eilfen durch ig^miQW—
^tj^ «Inhamiea abw die Encheinung am See Tiberias dureh
itfaniiomr jovfor beaelehneft , und allmmflfche Christopha-
iiieen, die er erzählt Iiat, unter den Ausdruck HfartQiol^fj
fafat. Bei Markus und Lukas kommt iiierauf r\s tSchiufs
dea irdisciien Wandeia des Auferstandenen diefa hinxn, dals
er vor den Attgen der Jünger weggenommen , und c<iun*h
.eine Wolke, nach A. ü. 1, 9.) zum Ilinimel emporgetragea
wurde. — Im rierten Evangelium steht Jesus suerst, als
Maria Magdalena sich ?om Grabe umwendet, liinter ihr,
doch erkennt sie ihn auch auf eine Anrede hin nicht, son-
dern hält ihn für den (lärtner, bis er sie (mit dem ihr so
wohl bekannten Tone} bei bauten nennt. Wie sie ihm
hierauf ihre Verehrung beselgen will, hAlt sie Jesus durch
die Worte fii^ ante ab, uad sendet sie mit Botschaft
SU den Jüngern. Die zweite johanneische Erscheinung Je*
SU fiel unter besonders merkwürdigen Umstanden vor. Die '
Jünger waren aus Furcht vor den feindlich gesinnten Ju-
den bei verscliiossenen ThOren versammelt: da kam auf
einmal Jesus, stellte sich In ihre Mitte, beorüfste sie, und
seigle ihnen — wahrscheinlich biofs dem Gesicht — seine
iiände und seine Seite, um sich als den Gekreuaigten kennt»
lieh Bu machen. Als Thomas, der damals nicht sugegen
gewesen war, durch den Bericjit seiner Mitjtinger von der
Uealitüt dieser Erscheinung sich nicht überzeugen liefs,
und £u dem Ende die Wundenmaie Jesu selbst zu sehen
und BU betasten verlangte: gewührte ihm Jesus bei einer
acht Tage darauf unter denselben Umstünden wiederholten
Erscheinung auch diefs, iii(ietii vr ihn die ^ägeJroale in
seiuea üftaden und die i^iiklivi uüdc iu seiner «Seile bei'üh-
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leii lief». Endlich bei der Erscheinung am j^MilüischM
See stand Jesus in der MorgendiiDiermig, nnerUaimt vom
dm im SädM befindÜclien JSsfeni, mm üf«r, fiygt» ile
M eia GerSebt Fi«ehe, oad wurde hirnnf mm dem ntAtm
FischKug , den er ihnen gewährte, von JoliainiM erkannt,
doch «Oy daCi die an« Laad ge«tiegenen Junger nicht wa^-
tMi, ihn H ünigai, ob er et wirkiidi mL flfamnf y er»
tliaÜto er Brot and FIwAb onler lio, wufon «rolMe 2w«l-*
fei selbst aaeh mitgenofs, ond hatte hernach mit Johannes
und Petras eine Unterredung
2) Von demjenigeo Theü dieser Uaterreduag, wJcImt dm. Je-
bsnaes betrifft, ist schotn obeo die Rede gewesen. Dea Fe»
trus «nlingend besieht sieb die dreimal wiederholte Frmgs
Jesu! oder «piitt; ftt ; der gewUhalicbea Aasicbt aadi
•uf seine Verleugnung; dem ort rftJrfao;^ Kt^lrrvc atav" *
ror xa% ne^tfrtdrti{ Snm ^^tZe;' orar St yr^Qo'^ni * ixTtrfl; raf
j^tt^S 09 »a» ttJtio; at t^tSaft xai o7(jft Stth « 9iJLti9 C^* IS f.)
aber wird vom h^Tangelisten selbst die Deutung gegebea. Je*
sns bebe et an Petrus gesprocbea, #9^«/n»r, noi^ ^mf^f
i#s$dbt* TOT Mr, Oiess ^iisste auf die Hreozlgattg geben,
was der kircblicben Sage sufolge (TertnlL de praeter, beer.
36. Euseb. H. R.*2> 25.) die Todesart des' Petrus wsr, and
auf welche !m f^inne des Evangelisten auch dax axoU9tt
V. 20 und 22. ( A. h. folge mir in der gleichen Todesart)
hinzuweisen scheint. Allein gerade der Hanptzug hei dieser
Deutung, das txrfrtt; Tai x^'^^'f» »«^ ^»^^ *® gestellt, dast
die Beziehung auf die Kreusigung onmUglich wird, nämlich
vor die Abführung, wohin mau nicht will; umgekehrt das Gür-
ten» was doch nur das Biadeasum Behuf der Abführung bedeu*
ten baaa, tollte ror dem Antstrecbea der ^ado am Hrense
tteben. Sieht man von der Deutung ab « welche der Befe«
renty wie auch LiTcaa (S. 703.) zugesteht, ex eveatu, den
Worten Jesu giebt : so scheinen diese nichts als den Ge*
melaplac von der HGlflosigkeit des Alters im Gegensa« «u
der BUstigkeit der Jugend zu enthalten , worühcr auch da«
••a«« Ercft M 94Xn<; Bieht hinausgeht. Der Verf. ron Joh. 21-
aberj dem die Worte , sei et alt Ausspruch Jesuj oder wie
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V.iertea KapiuL 135. 6^^
Sind nun die beiden Huuptvorstelliingcii, die man von
dem. Leben Jesu nach seiner Aufersteliting haben .kanny
die, dai« man daaeeibe entweder als ein Jieillriieliee) veil^
ikommen nentehliehea, demgemift anoh seinen Leib fmp^
während den physischen ond organischen Gesetsen nnter-
wDrfen , sich denkt , oder dais man sein Leben bereits als
^in höheres, ühermenschiieheey und aeinen Leih als eine«
ibernatarlidien^ Terldfirten, tieh vofeteUli,ao aind die sn»
•ammengeatellten Berlehte ron Ider Art, diife nnnlelilit jede
der beiden Vorsteilungswelsen sich auf gewisse Züge in
denselben berufen kann* Die menschliche Gestalt mit ihren
aatttriichen Gliedmafsen, die MOgliohkeit, an derseibeil
wieder ericannt en werden, die Fortdaaer der Wundenaa*
le, das menschliche Reden, Gehen, ßrotbrcchen : das Alles
scheint für ein völlig natürliches lieben Jesu auch nacb
* der Auferstehung nn sprechen. Könnte man doeh aoeb
Zweifel hegen , und vermatbeii , es möge wohl aueh eine
höhere, himmlische Leiblichkeit ein solches Au»sehen sich
geben nnd solche Funktionen verrichten können: so wer*
den doch alle Bedenklichkeiten durch die nwei weiteren
Züge niedergeschlagen , dafs Jesus nach der Anieretehnng
Irdische Nahrung genossen unfl sich hat betasten lassen.
Wenn dergleichen wohl in alten Mythen auch höhe-
ren Wesen sugescbrieben sein mag^ wie das £ssen
den drei bimmliscben Gestalten, von weichen Abraham
einen Besuch erhiilt CL Mos. 18, 8.)f 'ia Tastbarkeit
dem mit Jakob ringenden Gott (J. Mos. 32, 24 ff.) : ^o
muls doch darauf beharrt werden, da(s ip dßr Wii'klich-
kelt Beides nur bei Wesen mit materiellem, erganlsehem
Leibe vorkommen kann. Daher finden denn nicht allein
die rationalistischen j sondern auch orthodoxe Ausleger in
tonst, bekannt waren, glaubte sie In der Welse des vlerleB
Evangeliums als verdeckte Weissagung auf den Kreuzestod
des Feirua verwenden au können.
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Drüter Ab«cbuict.
diesem Zo^eu den aiiQni8tör«lichen Beweis, dnf:» Leib un4
LebM Je»u nach der Auferstehung noch immer als natür*
lieh MiMchlicba gedMiit werdaB sOtMB 3> DieMBehwp-
f»Bg ■MtinHiit muok Doeb doreh die BeawrkoRg , da6 fa
dem Befinden des Auferstandenen sieh cunx derjenige Feit-
•cbiitt weicher bei der allmühiigen natüriiciien tt-
«n>«g eiac« aebwer VerwimdeteB so crwaran tci* bi
4m trrte« 8anid«i nach der AafenCehwi^ vlMe er dcb
Meh in der Nähe des Grabes halten ; am Naehmictag rei-
chen seine krafte ku einem Gang nach dem benachbarten
Emmw ; erst später finde er sieli im Stande^ die weitere
Reiae neeli Gaiilfia su onternehmea. 0aao aoeh ia dum
Betastenlassen ünde der bemerlientwertbe Fertaeliritt ttatl^
dafs am AuferäiehungsiDurgen ewar Jesus der Maria Mi^
dalena verbiete , ihn ansurOhren , weil sein verwundeter
Leib aeeli bq leidend und empfindlich war: acht Tsge
A spiter aber, nachdem seine Heilung weiter fertgeschritlta
war, fordre er selber den Thumas stur Berührung seiner
Wunden auf« Selbst auch das, da£i Jesus nach seiner
Aaferetebunf so selten ond kars mit seinen JAngera aa*
aamoMH war, sengt nach dfosen ErklXrmi daflir, dafii er
seinen natCirlichen menschlichen Leib aus dem Grabe wie-
dergebracht hatte, indem eben ein soidier von der Vertun*
dang and Qual am Kreuse her sich so sehwach fuhld
mofste, um nach koraen Momenten der ThJitigkeit inuatf
wieder längere Zu ischenperiuden ruhiger Zurückgesogeii-
heit nöthig zu haben.
Da indefii, wie wir fesehen haben, die N. TJicben
£rsihlaagen ebenso auch Zage enthalten, welche die cal-
fegengeieate Vorstellung von der Leibliehkeit JeMi nach der
Auferstehung begünstigen: so mufs die bisher dargelegte
3) Piuiut, cx. Handb. 5, b, S. 8^4 ff. L. J. 1, b, S. 265 ff.
Vgl. Habe, L. J. §. 149. — Micuakus, a. a. 0. S. 261
Thojacx, S. ddlt«
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Viertas Kapitel. $•
Aiiisicht es über sich oelimeii, auch diese, Ihr scheinbar
f 'iiKilichen Züge so deuten , dafs «in ibi* niclit uieUv
>vider«prechen. Hier nun aoheinen aebou din
dvreh welche die Erscheinungen 'Jeaa eingefOhrt sa Wttr>
den j)fle^'en, namentlich (jjtf (}r^, wodurch auch die Erächei-
iiuitg im feurigen Busch, 2 Mos. 3, 2. LXA; QjizaWfUPOS^
wie die Ülrachcinang des Engels Tob. 12| 19.^ i^AfTj ^ wie
die Gn|{eleracheiniiiigen MaUh. 1. und S« heseiehnel aind| Mif
etwas Ubermehschiiches hinzuweisen. Bestimmter aber steht
dein natürlichen Gehen und Kummen j welche«, bei ei|ilgen
Scenen voraosgesezt werden kann, in andern ein.pitall*
ches Erscheinen and Versühwindon ; der Aimahip« eiiMM^
gewöhnlichen menschlichen Körpers das öftere Nlohter»
kannlwerden, ja die au;»driicUiiche Erwähnung einer tztQa
fiOQfft] y entgegen : hauptsfichh'ch aber scheint der iieCast*
barkeit des Leibes Jesn die Eigenschaft su wideretrahai^,
V eiche Ihm «lohamies, dem ersten Eindruck seiner Worte
zufolge , leiht, durcii verschlussene Thüren einzugehen.
Allein, dafs Maria Magdalena Jesuui Anfungs fUr deii
xr^TsaQog hielt, davon glauben selbst solche AuaU^pBr, wel-
che sich sonst vor dem Wanderharen keineswegs scheuen,
den Grund darin suchen zu dürfen, daCs Jesus von dem
Gärtner, der wohl in der Mähe der Gruft seine Wohnung
gehabt haben möge, sich einen Anaag habe geben lassen;
wosa sowohl hier als bei dem Gang nach fimnaus die
Entstellung des Angesichts Jesu durch die dualen der
Kreuzigung beigetrnc^'un Jiabcn möge, und eben nur diese^i
beides soll auch durch die iziifa giOQ^ bei Markos ana-
gedrflckt werden ^> Denselben fimmaoatlsohen JOofDrn
habe sich Jesos sofort in der freodlgen Bestürzung, wel-
che das plösliche Wiedererkennen des Todtgegiaubten ver-
4) Tmoluck t, d. St., vgl. Paii.us, exeg. Handb. 3, b, S. 8C6.
881. Kino ähnliche natürliche Erklärung hat ncucskcnf LU-
636
Dritter Abüciiuitt.
ursachte, leicht auf die nat(lrlich<te Weise «nbemerkt enu
sielieii iLönnen, wm dano Ton ibnen, denen die ganw
Saehe mit Jesu Wiederbelebong ein Wander war, ftr
ein fiberirdUcbet Verschwinden gehalten worden sei
Anch in dem igjj iy fiioi^f (xvttJV oder itg ro fjtnnv iiegej
Bomai bei Jobannetf wo daa ordentliehe ^Idiv und tQxßrta
dabeistehe f niehts Cbematflrliehes« sondern nur die Aber-
raschende Anicunft eines Solchen, von dem man gemde ge-
sprochen hat , ohne ihn au erwarten , und ftUr ein nvtv^a
haben ihn die Ven3immelten gehalten^ niebt weil er aaf
wnnderbare Weise eingetreten war, sondern weii sie aa
die wirklirfie Wiederbelebung des Gestorbenen nieht glae-
ben konnten Selbst der Zug endlich , Ton welchem
man meinen sollte ^ er sei gegen, die Ansicht von dem Lie-
hen des Auferstandenen als einem natOrlieh menseblichen
enCselMtdendy das {(r^ßo^ai d'VQuh nenXtiaftivm bei Johan-
nes, Ist längst sogar ron orthodoxen Theologen so gedeutet
worden , dal^ es Jener Ansicht nicht mehr entgegen ist.
Abgesehen von £rklimngent wie die UsoiuNii'schey die
^tgai seinen nIeht die des Versammlungshauses der «l6n-
ger, sondern Uberhaupt die Thflren in Jerusalem, und die
Allgabe y dafs sie verschlossen gewesen, sei eine Bej&eich-
BOng derjenigen Stunde in der Hachti in welcher man die
Thoren sn seUieften gepflegt habe, der g^oßog %wv ^liidaium
aber gebe nicht den Grand des Thiirschliefsens , sondern
des Zusammenseins der Jänger an, — so bezeichnet selbst
CaIiTIM die Meinung 9 da(s der Leib des Auferstandenen
per medium ferrum ei aeeeree hindurehgedmngen sei, nie
pnerjies argutiae^ mu welehen der Text keine TeranMs-
sanggebei welcher nieht sage, Jesus sei ptr junua\- clau-
sas eingedmngen^ sondern nu^i er sei plözlich unter seine
J6nger getvefeen, cum clauioe exsent januae 7> Dennoch
5) PAULVty a. a. O., S. 882.
6) Paulus, a. a. O., S. 885. 93. Luckr, 2, S. 684 f.
7) Galtix, Cornau ia Joli. s. d. St. p. 565 f. ed* Taeujcn.
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viertes KapiteL 135. tfg
hült Calvin den Eintritt Jesn , von iPFelehem hier Joh«»>
nes spricht 9 alt «in Woiider fest^ welchfs dann j^Aut
dahin nn beatimnien wär»^ Jasos aei ainfHratany eumfo^
res claugae fuittentf sed quae Domino venienle subito
patuerunt ad nutum divinae majestatis ejus Wfih-
rend neuere Orthodoxe nur das Unbestimmte festhalten, da£»
bei diesem Eintritt Jesu etwas Wnnderbnrea<— «nansgemaclity
welcher Art — stattgefunden habe ^: hat der Ra ionaUi»
mus ans demselben das Wunderbare vollends ganz zu vei^
bannen gewufst. Die verschlossenen Tliüren seiey
yon Bienschenhünden geöffnet worden , was Johaniies nnr
defswegen nn berichten unterlasse, weil es sich von scIImI
verstehe, fa abgeschmackt gewesen wäre, wenn er gesagt
liütte : sie machten ihm die Thüren auf, und er gieng
hinein
-
Allein bei dieser Deutung des t^am %&f ^ugw if^T
yhtofih'oiv sind die Theologen iieineswegs unbefangen gewe-
iten. Am wenigsten Calvin; denn wenn er sagt, die Pa^
pisten behaupten ein wirkliches Durchdringen des Lejlbeis
Jesu durch geschlossene Thflren defswegen, ut oorpu$
Christi immensum esse nulloque loco contineri ohiine-
ant : so sträubt er sich mithin gegen jene Auslegung der
johanneischen Worte nur defswegen so, um der ihm an«
stftfsigen Lehre Ton der Ubiquitlit des Leibes Jesu iLcino
StOtse SU geben« Dip neueren Ausleger dagegen hatten
das Interesse, dem Widerspruch auszuweichen , weichet*
nach unsern Einsichten darin liegt, dafs ein Körper zu-
gleich aus fester Materie bestehen, und doch durch andre
feste Materie ungehindert sollte hindurchgehen ktf nnen ;
nilein, da wir nicht wissen, ob diefs auch auf dem Stand*
8) So SoicsA, Thei« t. t. ^^a. Vgl. Micmaius, S. 26S»
9) TholOCK und Olskaosiv s. d. St.
10} («missBACH, Vorlesungen Uber HermeaetttUi , S. 30i« Pams;
8. 8SS. VgL LOom, 3, S. 68$ &
MS Dritter Abtehiiite.
'ponkt der N. T.liehen Schriftttelier ein Widersproch war,
•o ijMyt OOS >iiie Seliette vor elneiii 8olcheB keiii Recht, je-
ner Deutung , sofern sie als die textgemfifse sich Keinen
lollto, uns EU entziehen. Hier könnte man non nllerdiii<^s
das fctfr O^if^nZv xixXuaftiinav sonfiehst lediglich als Beseieh-
'nnng det ICngstlieben Zastandes la&aeu, in welchen die
Jünger durch die Hinrichtung Jesu verseht wnren. Doi.Ii,
*schon dnfs dicäe Notiz bei der Erscheinung Jesu vor T!io«
mat wiederiiolt ist | erregt Bedeniien 9 da , wenn darcli die-
telite welter nichts 9 als das Angegebene, gesagt sein soll,
es sich kaum verlohnte, sie eu wiederholen "). Wenn
nun bei diesem Eueltea FaU jener Grujul^ Marum die Thu-
Sren Tersehlossen waren , weggelassen, dagegen mit dea
tah ^v'fjf^ xfxXeta/iirwv diu ifix^tai onmittelbar verbunden
ist: so wird der Schein cur Wahrscheinlichkeit, da Ts durch
Jene Notiz Eugleich die Art des Kommens Jesu nälier be-
stimmt ^Verden solle ' Ist ferner mit der wiederhol-
t^ii Angab«, Jesus sei bei Ferschlossenen Thiiren gekois-
inen, wiederholt das egr^ elg tu ftiaop verbunden ^ was,
auch in Verbindung mit jjli}tv ^ wozu es sicli als n^ihcre
Bestimmung verlifilt , immer ein plöslicbes Dastehen Jesu,
ohne dafs man ihn hatte iiommen sehen, ausdrOckt: so er<>
hellt aus diesen Zügen susammen unleugbar wenigstens so
viel, dafs hier von einem Kommen ohne die gewöiuili-
^ chen Vermittlungen, mithin von einem wunderbaren, die
Rede ist» Dals aber dieses Wunder nicht in einem Drin*
gen durch die Dielen der ThOre bestanden habe, daf&r
berufen sich auch die Wunderfreunde unter den Auslegern
selir Euvertiichtlich darauf, dafs es ja nirgends heiise ^ er
sei dia tdtv ^vqwv xexXeiofdvm hereingekommen ' Al-
lein das m ollen die Evangelisten auch gar nicht bestimmen.
11) s. Tuoi.rcic, X. d. St.*
12) Vgl. OisaAVSSK, tf S. 531. Aam.
15) S0| ausser CMvm, LOckb, a. s. O.; Olshaosbh, SSO f.
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Viertes KupiteL f. J35.
dafd Jesus 9 wie M1CI14UI8 sieh sesdHIekt, gemkie dbreik
die Poren des Halses SN der Tbiire In des Zlmner
diningen sei , sondern ihre IMelnang ist viiir^ die Thttreli
.seien verschlossen gewesen und gehlieben, und doch habe
Jesus auf £iniDai Im Zimmer gestanden , welchem aise
- Wände, Thoren, knrs alle materleUen Zwlselmiliii;eii,!lLela
Hindemifs gewesen seien^ hereinenlftnmmen. Statt, ilirdr tm^
billigen Forderung an uns also, ihnen im 'I'e\te des Jo*
hannes eine Bestimmung nachzuweisen 9 weiahe dieser gar
nieht geben \füif nfissen wir vielmehr iron Ihnen "vergangen,
lins WM erklären, warum er das wnnderbare Anfgeheh
der TliüreUj wenn er ein solohrs voraiis.Nczte . nicht her*
vorgehub^ hat? In dieser Hinsicht ist es sehr unglücklich^
dafs. Calvin sich aof A» G. ]2| ff« beruft , wo von As*
trus eriBühlt werde, erjaei ans dem verscbknaeaen Kbrkeb
entkommen, olmc dafs jemand daran denke, die Tli(iren
seien verscliios&en geblichen, und er durch die Bretter iiin»
durchgedrungen* . Natttriidi nicht ^ weil hier von der eU
sernen GeDKngnlfspforte, wdohe nor Stadt fahrte, ansdrfiek^
lieh gesagt wird: jjng avTOudtr^ 7jvolx')^J] avrotg (V, 10)^
eine Bemerkung^ weiche, weil sie eine sciione Anschaucjug
des Wunders giebt, gewifs anch unter liifvangeiist nicht
beldenuile weggelnssen kabea würde, wenn er an ein wui^
derberes Aufspringen der ThOre gedaoht bitte. ^ So we-'
nig aber in dieser johanneischen Erzählung das Überna-
türliche sich beseitigen oder vermindern läfst: so wenig*
will die natttrilche £rklXmng der Ansdrdcke genügen, mit
vvelehen Lukas das Kommen nnd Gehen Jesu beeeiehnei.
Denn wenn nach diesem li)vani;elisten sein Kommen ein
igaa&ai iv fUm^ tuv ^al^iyiuiv^ sein Gehen «ein uq^anog
ylrea^ai an aivm war: so Ittlst das Zusammentreffen die»
ser Znge , niiteingereehnet noch der Schrecken der Jün*
ger und ihren Wahn, er sei ein Gesj>cjist , schwerlich an
etwas Anderes, als an ein wunderbares Ersciieineii den-
ken. Ohnehin, wenn man sich das swar etwa noch vorstel-
üiyilizeQ by ^üOglc
MO DriUer Abschnitt.
Im kannte, wie Jm« In alo ?oii Menschen erfülltet ZimoM»
tmt nntariloht Welse ttnbeawrkl binelnkenmen konnte: so
lifst sich doek doi* «vf k^e Weise ensehsttllch mnchon,
wie es ihm sollte möglich gewesen sein, den zwei Emron«
ontischen Jüngern, mit welchen er, wie es scheint, allein
eti Tlseke sels, nnbenMrkt nnd ohne dels sie ihsi neefage»
ken kennten slck sn entsiehen i^).
Dafs Markos unter der ersQa fio^q^r^ eine wunderbar
Tcrinderte Gestsit verstehe, hätte man niemals leugnen
tollen *^>; doeh hat diefii weniger Gewicht, weil es nur
des Referenten eigene firkifrong des Umstandes Ist, wel-
chen Lukas, aber anders erklärt, an die Hand gab, dafs
Hie beiden Wanderer Jesom nicht erkannt haben« Dals
Maria Magdalena Jesuni fiSr den Gärtner hielt , war nach
der Ansicht des Evangelisten seliwerliek Folge enttehnter
Glirtncrkleider: sondern, dafs sie ihn nicht kannte, wird
man sich dem Geist der £riftählung ^emhTs entweder durch
ein TtQawtia^Nu der Augen Magdalenas, oder ans einer
hiQa finQ(ff^ JosQ eriditen müssen ; dals sie ihn aber fUr
den GA'rtner ansah , kam dann einfach daher, dafs sie Ihn
im Garten traf. Auch eine Entstellung Jesu durch die
IjP^ Opalen der Kreuaignng, nnd ein ailmfihliges Ueiien seiner
Wanden annnnehnien, sind wir dnroh die evangelischen
Machrichten nicht berechtigt. Das Johanneisehe fijj a^rra,
wenn es Abwehr einer schmerzlichen Berührung sein soll-
te , stünde im Widerspruch nicht blofs mit Matthäus, nach
weiclieni Jesas an deoselben Aüferstehnngsmoffen dureh
die Frauen seine Fäfse umfassen llefs, sondern auch mit
Lukas, welchem SBufolge er noch am nämlichen Tage die
Janger auffordert, ihn au betasten, und es früge sich als*
danui weiohe Darstellung die richtige wäre ? Aber es
liegt ja im ZnsaaiiBenbang gar nlehtii was darauf bin-
14) t)LfaAVtBS| a« a. O» S* 530.
15) vgL Famscasi ia Msre«, p. 7SS.
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Viertes Kapitel.' S- 1219^ 64i
wiese, diifs Jesos sieh das amea^ai eben als etwas Sehmcrs-
haftes \ erbitte, sondern diefs kann aus verscliiedenen
<rrUnden geschehen sein: aus wclcbeio, bei <Ier Dun*
lieiheit der Stelle bis Jest nleht aar Entscheidung ge-
braeht <^
Die wunderlichste Verkehrung aber ist es , wenn ge-
sagt wird, die seltenen und kurzen Zusammenkünfte Jesu
«it seinen Jflngem nach der Auferstehung beweisen, dafs
er - fitlr Jüngere und häufigere Anstrengungen noch an
schwach, also ein natürlich Genesender, gewesen sei. Eben
wenn er auf diese Weise körperlicher Fliege bedürftig
war , se sollte er nicht selten , sondern Immer bei seinen
Jüngern gewesen sein, welche die nfichsten waren, von
denen er eine solche Pflege zu erwarten hatte. Denn wo
soll er nnn in den langen Zwischenzeiten zwisclien seinen
Erscheinungen sich aufgehalten haben? in der Einsamkeit?
im Freien ? In der Wflste und auf Bergen ? Das war kein
Aufenthalt für einen Kranken , und* es bleibt nichts übrig,
als er mUfste bei geheimen Verbündeten, von welchen
selbst seine Jünger nichts wufsten, verborgen gewesen
sein* Ein solches Gehelmhaiten seines ri||entlichen Aufent-
halts aber selbst vor seinen Schillern , denen er nur sel-
ten, und mit Absicht plüzlich sich einstellend und wieder
entfernend, sich neigte, wäre ein Spielen unter der Decke,
ein falscher Sehein des Übernatflrilchen gewesen, welchen
er ihnen vorgemacht hfitte, der uns Jesum und seine
ganze Sache In einem Lichte erscheinen liefse , welches
dem Gegenstand selbst, wie er in den Quellen vor
uns liegt, fremd, nur durch die Blendlaterne knoderner,
übrigens bereits wieder verschollener Vorstellungen auf
denselben geworfen ist. Die Ansicht der Evant^elisten ist
keine andere, als dals der Auferstandene nach jenen kur-
16) Die vcrflchiedenen BrIiDlmngcn s. bei TaotvcK und Lücrb
welcher Iczltr».' i l.ic Änderung der Lcftart nothig findet.
JJai LebM Jtta iL Jiand, 41
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Dritter Abschnitt*
«en Endieifittiigtn unter den Seiuigen ticJi w'ic eni höhe-
VM Weien fai ille UndcbtlNurkeit sorilekmeBOfeii Imbe, nm4
HU8 dieser wieder, wo «od WMIIl CT es mwtekwUUig f«nd,
hervorgetreten sei.
Endlieh, wie will man sich bei der VorauMet/.iing,
daft Jetas dvreh die Anferstehnng in ein rein natOriirhes
Leben «arückgekehrt ael, det Ende desselben denbeH ?
Conseqnenterweise roufs man ihn, sei es Ifingere oder
kflrsereZeit naeb seiner Wieder beiebong eines nRtni liehen
Todee sterben lassen, wie aoeh Pauli» andeutet, da(s der
allzu heftig afficirte Leib Jesu, nneraehtet er sich von der
todtühnllcheii Erstarrung am Kreuz wieder erholt hatte,
doeh durch natürliches KrÄnkeln und verzehrendes Fieber
Tollends anfgerleben worden sei Dafs diefii wenigstens
die Ansicht der Evangelisten vom Ende ihres Christas nlehl
sei, ist offenbar, da ihn die einen von ihnen wie einen
Unsterblichen von den Jüngern Abschied nehmen, die an-
dern Ihn siehtbar in den Himmel sich erheben iassen. Vor
der HiinroelfahrC also splkestens rnüfste , w nn bis dabia
Jesns'einen natürlich menschlichen Leib beibehalten hatte
eine Veränderung mit demselben vorgegangen sein, welche^
ihn mam Anfentbalt In den himmlisehen Regionen belühigte^
es rnüfste die Sehlaeke der groben Leibllehkeit nieder»
gefallen, und nur etwa der feinste Extrakt derselben init-
enporgestiegen sein. Davon aber, dafs^von dem zum Him-
mel sieh ei^hebenden Jesns Irgend ein materieller Überrest
zurückgeblieben, melden die Evangelisten nichts, nnd da
es die zuschauenden Jünger doch bemerkt haben müfsten,
so bleibt für diese Ansicht am Ende nichts, als die Aus-
kunft jenes Theologen ans der Tübinger Schule^ das Resl-
17) Basimaa», bibliteher Beweit, dass Jetut nach seiner Aufer-
stehung noch 27 Jahre leibhaftig auf Erden gelebt, und snm
Wohle der Menschheit in der Stille fortgewirkt habe. S810.
18) a. a. O« S. 79$. 925. ^
by GoOgl
VieWes KapIteL % '64$
4
ilunm Toii Jesn Leiblichkeit sei Jene Wolke gewesen ^ die
Üiii bei tlei' iliiumeliahrt umhüllte, in welche sich, was
materiell an ihm war, aufgelöst habe und gleichsam ver-
pufft sei De somit die £Fangeiistej| das Kniie des iiv
diseheu Wandels Jesn nach der Auferstehung weder ele*
einen natürlichen Tod sich vorstellen, noch bei der Him-
melfahrt irgend einer mit seinem Körper vorgegangenen
Veränderung gedenken, tfberdieis aus der Zeit awischea
der Auferstehung und flimmellahrt Dinge von Jesn bericL*
teil , welche von einem natürlichen Leib undenkbar sind :
so können sie sich sein Leben seit der Auferstehung nicht
als ein natariiches^ sondern • nur als ein tthernatttrlichesy
und aeinen Leib nicht als einen organiscih - mateiiellea^
sondern nur als einen verklärten vorgestellt haben.
Dieser Vorstellung widersprechen auf dem Stand-,
punkt der Evangelisten auch diejenigen Züge nicht, weK
ehe die Freunde 4®r rein natürlichen Ansicht^ vom Lehen,
des Auferstandenen für sich geltend au machen pÜegen«
Unis Jesus afs und trank, das sezte in dem bezeichneten
Vorateliungskreise so wenig ein wirkliches Bedttrfni^is bei
ihm voraus 9 als das Mahl| welches Jehova mit awei En-
geln bei Abraham einnahm: Essenkdnnen Ist hier kein Be-
weis für Essenmüssen. Dafs er sich betasten iiefs, war
der einzig mögliche Beweis gegen die Vermuthuug) jeiu
lidrperloses Gespenst möge den Jüngern erschienen .sein;
auch Götterwesen erschienen In altertham(icher , 'Uicht.
blola griechischer, sondern (nnch der oben angeführten
mm ^
Steile, 1 Mos. 32, 24.) auch hebrüischer Voj;&tellung, bis-
i^ellen bcitastbar, im Unterschied von wesenlosen Schatten^
unerachtet sie sonst an die Gesetae der Materialitfit so we-
i9) Noch etwas ttber die Frage; wsrnm haben dicf Apostel Mat-
thüMS imd Johannes nicht ebenso wie die zwei Evangelisten
MarJAii'J und Lukas die Himmelfahrt autdriicklich erzählt?
In SüSKwi) s Magazin, 17, S. if.
4i ♦
AU Driffer AbschnSff«
tilg gdbonilea sieh selEtrn, mh der beCfttAiii« Jetot, wnm *
er doch plözlich vcrsdiwinden , und in versclilossene Zita-
»er ohne Hindernifi eindringen konnte ^^).
Eine fpME andere Frage ob «neb mui piieere«,
dereh genenera Netnrkenntnlfe gebildecen Standpunkt Jene
beiderlei ZOge sich vertrugen? Und da werden wir fret-
iich sagen müssen: ein Leib, der sichtbare Speise geniefst,
mala aoeh aelbst ein aichtbare^ aein; der Gennfa der 8pet-
ae aest elneii Orgatiiamoa Tonioa, d^ Organlanma aber iat
organiiirte Materie, und diese hat die fiigensefiaft nicht,
in beliebigem Wechsel verschwinden und wieder sichtbar
werden ißu können. Ganz besonders aber, wenn der Leib
Jesn aieh betaaCen lieft • und fleiaeh nnd Knoehen sa fth-
len gab, ao' eeigte er damit die Wideratandafcraft der
Materie, und zwar wie sie ihr als fester eigenthümiich
iat: wenn er dagegen in verschlossene Hfiiiser und Ziaunary
«ngehlndert dnreh daswiaebenJlegende Wände nnd TbÜreOf
efnangehen im Stande war, ao bewiea er hlednreh, dala
eben diese Widerstandskraft der festen Materie ihm nicht
Bukam; indem er also nach den evangelischen Berichten
dieaelbe fiigenaehaft um dieaelbe Zeit gehabt nnd nieht ge-
habt haben nfffate; ao aeigt sieh die evangeÜsehe Daratel-
Inng der Leiblichkeit Jesu nach der Auferstehung als eine
in sich widersprechende. Und awar ist dieser Wieder-
apmeb nielit etwa ron der Art, daCi er aieh unter die Ter*
aehiedenen Berlehteratalter yertbeilte, aondem der Be»
rieht Eines und desselben Evfingelisten schliefst jene wider-
sprechenden Züge in sich. Der kurae Bericht des Mat-
thioa Bwar enthftitin deai iMQow^OixifaitHtignodagC^.fky
90) Das Unbestimmte der lüer zum. Grunde liegenden Vorstel*
- long drückt Origenat gut aus, wenn er, e. Celt. 2, 62. von
Jesu tagt : ««l fr yt /ctt« rfr «rrfpnr«» Wtlr ^ant^X Ir
yv^y^y zot^r*» aoi/daTOf ^{yta^at V'Vjjf^V.
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I Vierte« Kapital. > ißii. 64&
iiiii* (las Moiuciit der ßetasrbnrkelt, ohne dafs ebenso ein
etttffagengese^tes hervorgehoben wiii*e; bei Markus aiuge-
kehrt spHctit «ela Mg^ /<o^S,(V* 1^) Air etwM Uber-
. natarltcItMy* ohne d»ti «ndrerMits «iieli wieder dbs G«g«A-
^theil bestimmt vorausgesest würde: dagegen s])richt bei
Lukas d<is Sichbetastenlassen und Essen ebenso bestimmt
• luid iVertdiwiiideii gegen eine selche ; gans besondere hart
aber stofsen die Glieder dieses Widerspruchs im vierten
.Jkvaiigeiloai i&usaai»eii| wo Jesas, unmittelbar nachdem er
- ' flu' das veMeUessene ttemaeh iinberfibrt dorch Wände und
.'Jjhfiren eingedriiDgen' isl*>>| sieh voa dem awellblndeii
'i homa^.beriUiren liilst.
'.A%JM|atte Uber die Realität des Todes and der Aufer-
*.•»'. ''%>■>♦ • stchutt« Jesu.
Der.Sae: ein Xodter ist wiederbelebt worden , ist
aof aw^i '. wifterj p|Pe(chenden üestandtheilen Eusamneii-
gesesl^ daft ilnlBef^j|^l'^w.c^n, ma den einen festhalten will,
der andere an T^rsehwinden droht.- Ist er wlrklieh wie-
der anm Leben gekommen 3 so If^gt es nahe, an denken,
er werde nicht gaiia |o€k.gewefen sein; war er aber wirk-
lieh todt^ se.b|lU,w<scbw^» *sa.gUubra dals er wieder
lebendig gewonten sei. ; .. « ^ ^
' ßei einer rjohtigen Ansicht üb^r das Veorhiltnirs van
Seele und Leib). welelie diese beiden nicht abstrakt aiisain-
_ «
21) filit\«kv«f1A^k^il>le8u, durch- verscUasm sndrla-
gjsn^ fanden .laaache ,HireheaTXter und orlhodoae Theelagen
das nicht recht vereinbar, das» zum Behuf der Auferttchung
Jesu vorher der Stein vom (irabo ^cwäizl wordt-n stin solle,
und behaupteten daher : resurrcxit Cliristus clause scpulcro,
sivc nonduin ab ostio scpulcri revoluto per angeium iapidc.
^^ssMisaT^ tbsui«.didacU polen. 3^ p. 642«
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646 Drilter AbieiiBlit*
alg die Innerlichkeit des Leibs, den Leib als die Jlusserltcb-
kait der Seele hetrr^ift^ weUs omn schon gar nicht, wie
mmn sieh. d«i> ^•V'tiNlerlielebBiif «Ia^ Todtm n«p ▼»rstpIlM,
creseWolire denn sie vereti^eii seile. Ilebeii die Krüfte
nnd ThlHitxkpitpn des Leibes einmal aDfe^ehört, in denjento^pn
reefierenden Mittelpunkt stiMiBneiisiiJeofflD, welebcn ifvir die
8eele nennen, deren ThSHfflieU, eder vielaelir eie eefheCy
In der nnonleriiroelienen Niederhwltnn^ «Her ' end«»m im
Körper möglichen Procesae onter der höheren Einheit
det nr|rani<$chen Lebentproeestes, welche bei'm Meneehen
sngleioh die Beste dee GeUHfen ist, heeteht:« no tre-
ten In den rerseWedenen Theilen des Körpers jene «ndpm,
niedriß^ern Prlnclpien als herrschend auf, deren Gesohüft
In seiner Fortsetznng die Verwesnnif ist. Heben diese da-
nel die Herrschaft anffetreten : so werden sie nicht fpeneigt
sein, sie an den Torieen Herrn, die Seele, enHIelcsnirehen ;
oder vieiraehr ist diefs defsweßfen unmöfflirh, veil, gnnz
ahgresehen von der Fraire Aber die Unsterblichkeit des mensch-
licheo Geistes, mit Ihrer Herrschaft und Thlti^keit, wel-
ehe Ihre ETlsten« Ist, die Seele als solche r.n sein anfhM:,
mithin bei einer Wledcrholehnnfif , selbst wenn man sich
auf ein Wunder berufen wollte, diefs freradesn in der Er-
schaffung einer neuen Seele bestehen tottf^te.
Nor der popufffrsrewordene Dnallsmos In Besag anf
' d«8 VerhRftnifg von Loib nnd Seele hcffiinstifift die Mei-
■ung yon der Mönrllolikeit einer eigentlichen Wlederhelc-
bnng. Da wird die Seele in ihrem TerhXltnlfs Bvn Kör-
per wie der Vogel rorgestellt, welcher, wenn auch eine
Weile aas dem Kaficr entflonrpn , doch wieder einffefangren
u»»d in denselben eiiriickfirehrncht werden kann, und an der-
r^clchen Bilder h«lt sich ein Imaginirendes Denken^ nm die
TorstellQng der Wlederbelebnni^ lestsnhalten. Doch selbst
a*^ dem Standpan'cte dieses Dnalismns versteckt sich die
Undenkbarkeit eines solchen Vorgangs mehr, als dals sie
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647
älvh (Mgeiitllch verringerte. Deiiii so gleicligfilti|^ und an-
iel»eiidig, wie bei einer Schachtel und deren Inhalt, darf
imiu flieh doch das Zuflaninenaein des. Leibfl ond der Seele
«ueh bei der abelnikceflleii Trennung nicht denken, scmi-
dern die Gegenwart der Seele bringt im Körper Wirkun-
|;ca hervor, welche hinwiederum die Möglichkeit jener Ge-
genwart der Seele in ihm bedingen* Sebald also die Seele
den Kftrper verlaaten hat, werden In dieaeni diejenigen
Tb/itigkeiten stille stehen , welche nach der dualistischen
Vorateliungs weise die unmittelbarsten Äusserungen des Elii«-
iliissea der Seele waren, ebendanit werden die Offene
iiieaer Thätigkeiten, Gehirn, fiiut n. f., so etoeken nnd
atarr 2u werden beginnen, und swar wird diese VerKnde-
j'bng mit dem Augenbilek des wirklichen Todes ihren An-
lang nehmen. Könnte et alto auch der entflohenen Seele %
einfallen, o4er aie dureh einen Andern dann genMilgt wer-
den, ihren vorigen Wohnsis, den Körper, wieder aufsv-
.anehen: so würde sie ihn doch nach den ersten Augenbli-
cken aehon in aeiiien edelsten Theilen unbewohnbar und
für ihren Dienst nntanglteh finden. Wiederherstellen aller,
wie ein kranket Glied, kdnnte tle die nnbranehbar gewor*
denen unmittelbarsten Organe ihrer Wirksamkeit auf kei-
ne Weise, da sie, um irgend etwas im Körper an wirken,
det Oienttet eben dieter Organe bedarf: aie mttitte altt^
ob «nek wieder in den Leih Burtfckgebannt, dentelhen
doch geradezu vermodern lassen, well sie keinen Einflufs
auf ihn auszuüben im Stande würe; oder es müfste au
dem Wunder ihrer Znrttekfahmng in den Körper da8»swei-
te einer Rettaurirung ihrer abgestorbenen k6rperliohen Or*
gane hinzukommen — ein unmittelbares Eingreifen Gottet
in den gesezlichen Verlauf des Naturlebens, wie es geiHu«
terten Antiehten von dem Verhältnift Gottet avr Weit wi-
der^rieht.
Sehr bestimmt hat daher die neuere Bildung In Be-
nug auf «letnm da« Dilemma aufjgeftteilt , da£i er cniwecier
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nUiawiMkh gtstarbea , oder aidbl wirUfalg aoferstAii-
4» fei.
AmmImm imcvwMHlei. Die km Zeit, ipeldbe Jeew «■
Krenz« hieng, zusammens^enommen mit der .«on^t bf*kann-
t/>n Langj^amkeit de« ikreuzettodefy die ongewUse Beschaf-
fefideü aiül WiriaM|r dm f ■■■■■UlBhi (welebai wir aiefat
•tniMil Dir kUtorleeli hake« kemtea), tehieMi 4Se Wirk-
lichkeit de« Todeg rweifelhaft zn machen. Dafs die Voll-
strecker Her KreuzÄggngf wie die Jünjg^er seUMty ke&neai
atieilf 2Welfei iUra ge fcwi, wflr4e eieb der att-
H^Bairfaea Sehnv leri^tietty tiefe OluMMadbles ud eyaticptbefte
Er«tjirrnncren vom wirklichen Tode ea onterscheiden , aas
deai niedrigen Stande der awdicinieelien Kenntnisse in je-
mr Zeit erkllrea; wogegen weaigsteae Eia Beispiel, dals
«Iii vaai Kveaa Abgeiioaiiewer wieder ganae, «In «rMg^
te» Wieder» ri flehen «ach bei Jesu denkbar zu machen
•chien. Dieses Beispiel findet sich bei Josephos, welcher
Wriehtat,^ daie van drei galLreoaigtan Beiiaantan, dia er
vali Titae lo^gabatea habe, naeh der AbnehaM voai Kreaae
awe! gestorben, einer aber mit dem Leben davonsfekom-
men sei. Wie lans^e diese Leate am Kreaa gehangen
battea, beiarkt Josephas sieht; doek da er eia aiit sei-
iier Expeditiaa naeh Tkekoa in der Art in Verlrfndaaf
bringt I da(s er sie bei seiner Rflckkehr von da erblickt
i) Joseph. Vita, 75 : ntßn^tU 3h fni Tin XmUm^^ 0^ KtffUm
T#4f vr Jmt ^if Mr«irtf«#r0«, i r^frot IC9«tr« Aus dieser Stelle
sTfooMoHrt bessadert Vmnt, ex« Hsadb. 3, b^ S. 786, und
im Aaksog, 8. 929 IT.
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hübe, M iBttaMn üb wohl eben wfihmd dleierJhpadiHtai
g^limsift wmbii' eelii) und ilieety wwfcHf dar gsfkir«
gea Bmfemiing de« genenaten Om van JeiMile% fli%r
licherwei^e in Einem Tage beendigt lein konnte, so h«ti>«
ten sie wohl nicht über liiinei» Teg^ Tielleicht nochkiinwi»
mm Krem gebengen« Wenn min vom drei GelireNSigieii^ :
welehe aebWerlidi Tiel länger gehangen hatlM ^ ale JhM%
der nach Marlene von Morgens 9 Uhr,bie Abends gegen 6 Uhr.
am Ki^eoee sich befand, und welcboy wie es scheint, noch
mit den ZeicJien des Leiwens herabgenoanMn Warden, iieli
der eei^gfidtigeten Jrfetliehen Pflege nnr Kiaer daran haau.
wie anwahrseheinlieb oMile es werden^ dafs Jesos, vrelcherf
liereits mit allen Zeichen des Todes vom Kreiise gcnom«
mea worden war, ohne Anwendung Amtlicher Mittel goM.
Tiaa aalbel wieder warn Lefaaa.gakaaiMo talf
IMeea beiden Mommlas. ein Rest dea bewpfeten La»«
bans, and sorgfältige KrEtliche Behandlung, haben indefs«
naeii einer gewissen Ansicht auch bei Jeans nich$ gefehlt .
wana eie gleieb van dea l&rangellttaa vamabwlegea war-i
duu Hienaeh hat Jeeae^ well er lmiae» andira Weg .aah^
die herrschende Messiasidee von ihren si»iiiiich - politischen.
Beiaisc hangen au reinigen , sieh der Kreuzigung ansge«.
aaat) «Ubei abeiv.eieb daraaf vevlaitaRy dareb ala ffAhaal^.
tigas. Nelgea dee. Haaplee eelaa- baldige Abaataet vaai&
KreuE KU bewirlien, und hernach von heilkundigen MCn^«-
neen imtri srinnn geheimen Verbündeten wiederhergestellt -
8a< werden', an auglaicb durek den Sehein einer Wiederr-
batabnng das^VallL an begeletam:'). Von diaeer Ahelik^
lichkeit haben Andere wenigstens Jeeum frelgespraailan^^
^JX) B«)(TSCHAKiDSR, Ubef.den aQgebHchen Scheintod Jesu am Kreu-
.se, in Uu.MANii*j ued.UmvRKiT's Studien, 1832, S> S. 625 ff^
Hut, Beiträge zur Geschichte des Verfahrens bei der Todes*
strafe der Hreusigung, Freiburger Zeitschr. 7, S. M S.
S) BAMaoTi AuslUiraargdes-Fians'and-ZweekeJosar VgL d^g«»
gen Pavivs, ei. Haadb. ^h^79I^L
Mtized by Google
RotfpnA« u*a iJAA- lusA »imKutcbaeideiiu« dieses Aisttciosubiadea*
UritUF Abschnilt;
ottd ihn wirklich in todftlinlichea Schlammer versinkea
bmen^ seinen Anhliugern aber ron v'era kereia den Pimm
wagBmhMbmn, den doreb ^eiaae TrMik «cbeintoile geauieh-
ten and frtba vom Krens nbgenoamenen in das Leben
nnröckzurufen Allein Ton allem dem denCen die Uuei-
Inn nichts an^ nnd et nn Termutben, haben wir lieine«
Grttnd« Verütodige Frennde der nntfirlieben KMSnng^
welchen derglefeben Ausgebnrten eines eOgeilosen Prag-
niAtisirens zuwider sind, haben daher zur Erklärung von
Jeen Wiederbelebung, statt eines Rests yon bewnlstem La»
ben In Ibm^ mU der Lebenskraft eieb» begnOgt, weicba
aneh nacb dem Sebwlnden dee Bewufttselne ini Innersten
des jugendkraftigen Körpers Jesu zurückgeblieben war^
nnd statt absichtlicher Püege durch Meiiscbenbände auf den
wobllhitigen fiinUdls auliMrfcsaa gemaefat, webdien die am
•einen Leib gelegten snm Thell wohl -uligten Snbetansen
auf Heilung seiner Wunden , und , zusammengenommen
mit der von dem Dufte der Specereien geschwängerten
Lttft in der Btfble, anf Wiedemrwaeknng des Gefiibis und
Beflnfiitielne Joeu gehabt haben aHaeen ^) ; woan amn wohl
' atich noch als entscheidendes Moment die Erschütterung und
den Blizstrabl fügte, welcher am Auferstebungsmor^en das
Grabmal Josa eröffnet iiabe ^> iiiegegan haban jedoeh
Andere daf«nf aafmerksaat gemacht, wie die kalte Lnft
in einiüp Höhle am wenigsten etwas Belebendes haben
konnte; wie starke Arome in einem verschlossenen Aauope
vielmehr betäubend und erstickend wirken die gleiche
Wlriiang mftfiice ein in die Gruft sohlageader BUntrahl
4} Xenodoxien (nicht Xenodochlcn, wie Wuksr und Hasb citi*
* rea ) > in der Abh. : Joseph und Nikodemus. Vgl. dagegen
HLAnsa^t Studien der würtemb. Geistlichkeit, 2, 2, S. 84 IT.
S) Favlus, ex. Uandb. 3, h, S. 78S ff. L. J. 1, b, S. 281 ff.
. . 6) ScuvtTsai in is^iomioiui^s s* üihL 3« lUdi»
. 7} yfam, h. Bcilw. 8. 674.
j^hAbt J^skoA^ W9Mi dktMv stelii Utffts AndlbliMhi^
Mitolbelier Aflii^^tr wiM
UnerachteC aller dieser Unwahrtcheinlichkeiten j^oc^,
Welche die Ansicht gegen «ich hat, dafs Jem Hua elnm
bloCMn Sckeintode fhmli mufirüdie UmidMn wk4^ tai
Leben gekeMen iei, bleibt sie ileeb fmeweil »ögliebt
dafs, wenn ans die Wiederbelebfing Jesu sicher yerlyOi^
wfire, wir ans der Entschiedenheit des Erfolgs die Lttekea
der Berifihle aber den Uergeng der Secbe eigSnMn^ mid
der bisher vorgetragenen Aneielil) mit 'AbweiMmg JedeA
Aller bestfnimten Vermuehnngen , beitreten kdnnten. Ver-
bürgt wäre «ns die Auferstehung Jesu^ wenn sie t&n un-
parteiischeo Zengen «of iieelioMBle «nd AosanflkemlSeiMeii-
de Weise besrkniidet wire. Aber eben die UnpeiteiUeh«'
beit der engebUeben Zeagen fttr die Attferstehnng J^m bsts-
ben die Gegner des Christenthums ron Celsns bis anf den
Wolfenbattier Fmgmentislen liereb in Anspmeh genon»-
■lem Mur eeinen Anbingem beiie sieir Jcsne geneigte*
tfverom nicht euch seinen Feinden y nm eneh sie nn flhw»
eeogen, und durch ihr Zeugnifs der JNachwelt Jede Ver-
niuthuiig einer absichtlichen Täuschung von Selten seiner
Jünger nn benehmen ? So wenig ieb nm eneh Ten den
Erwiederungen der Apologeten anf diesen Einwand helten
ki«nn, von dem Origeneischen iq^Biötto yaQ xui la xcrra—
dixuaaviog xai %utv inr^Qeaaa^tiDv o Xf^goßf &o li^ funax^
^üHßiv iolfüBaif ^) an^ bis anf die Meinttngtn Aat Menere^
8) Orig« 4. Üelt. 1^ 63! J&rJ tmiftm 6 Küao§ im ^dturrffor^^
SJvapitv iitfUrtn ij^fltr ^ V,, mvroiq roig ffttjQfaaMt ttni
TW Mararftxadavrt »oi oZtog nBatr o(p07,¥at. — 67 ! S yoq —
T«r"* ivf^ipi^ii tijv an/tjVf 'ira ielOtj. Vgl. dm AVolfenbiillltT,
bei Lms9ii%0y S. 450. 60» 02 ff. Wool^tok, Disc. 6* SmosAy
ep. 23. ad Oldenburg, p. 558 f. ed. Gsatfasa«
9) a. a. O. 67.
J by Google
Bogen 4J . ist S. 651 u. 6^2 sussuidiAeiden u. «Uc»r6gJ|ti e;nzuLiAdco.
üi DriUer Absehaitt*
waAtbe dmnk das Sefawanben mmhuWen der Behaoptiifi^y
durch eine soldie Enebeiiiiiiig wiren die Feinde Jeni 'nm
Ginuben ifezwon^en worden, and der andern, sie wurden
Stich Aaf eine solche hin nicht geglaubt haben, sich selbst
wldei*leg|<tii so kann doeh jenem Einwarf das entge*
gengehaften werden , daft die Anhinger Jetn dardi Um
floffnonorsIonIgkeiN welche, wie sie aus der Zosammenstim-
Binng der Berichte erhellt, so der Nator der Sache toU-
JumuMD angemessen bl, hier snm Range nnparteüscher
Zengtn sieh erheben. HStten sie eine Anfersfehnng Jem
erwartet, and sollten wir diese nun allein auf ihr Zea^*
nifs hin glauben: so wUre allerdings die Möglichkeit, and
TieUeieht WalirseheinÜchkeit , wenn nicht eines absichtÜ*
eben Betrags, doeh anwiJIkOhrlicher Selbsttlnsehang tos
liirer Seite Torhanden; diese verschwindet aber In dem
Grade, als die Jünger Jesu narh seinem Tode alle Hoff-
nong Terloren hatten. Zwar rtthrt nnn nach den Krc^eli-
idfien «rarer bisherigen Dntersnchnngen keines der ETan-
g eilen anmHtelbar von einem JOn^er Jesa her: doch, da
«US den panliniRchen Briefen und der Apostelgeschichte
gewifs ist, dsHt die Apostel selbst die Übersengong hatten,
den AttfefMadenen gesehen en haben, so konnten wir ans
Ml den N. TJIehen Zeft^nissen fiHr die Anferstehnng immer-
hin genügen lassen, w^nn nur diese Zeugnis«;o theils be-
stimmt geimir wffren, tbeiU anter einander, und jedes mit sieb
•ellMli sasaoimnitimmten. Nnn aber ist da« in sicheinatiaH
mige and aneh «otist ge-^iehficrgte Zengnifs des Panlns aa
allgemein und nnhesf Im f. dnfs es ffirsioh uns lil'prdie sub*
jektive Thatsache, die Jünger seien von der Auferstelt ung
Jestt ftberaeugt gewesen, nicht binaasfUhK; die bestimm*
feren Erclhlnngen der Evangollen dagegen, in welchen die
IG) Vgl. Mosttsi«, in seiner Übertctcung der Schrift des Orige*
aes gegen den Celsus, s. d. sngef. St. Bbcaisiis, Aam. %vm
lilafleii rsgment, S. 407.
V
Digitizi: oglc
<
Viertes Kapitel. $• 136»^' 6da-
Anferstehong Jesu als objektire Timtoach^ erscheint, «ind,
ihrer a4fgeseigten Wiider8|frUctie wagen nicht fla* 2j6ng-
niaae so gebranehen ^ flberhanpt iat ihr Bericht Ober den
Wandel Jesu nach seiner Auferstehung kein in sfch zu-
aammenhüngender 9 der uns eine klare iiistoriiche An-
aehannng der£^acheg8be, sondern ein fragmentarischer ^^)|
der nna mehr eine Eeihe iron Viaionen y als eine fertian-
fende Geschichte cur Ansehannng bringt.
Vergleiciit man mit diesem Bericht über die Wieder*
belebung Jesu den bestimmten in sich einstimmigen über
seinen Tod: so mnfs man in dem oben gestellten Uülemm«
aof die andre Seite sieh neigen , und eher die Realität der
Auferstehung 5 als die des Todes in Anspruch zu nehmen
sich veraniaü»t finden. Auf diese Seite ist daher schon Gel-
aus getreten, indem er die angeblichen Erscheinungen Jesu
naeh der Anferatehung entweder aus Selbsttffnschnng sei«*
ner Anhänger, namentlich der Weibfer, im Traum oder«
Wachen, oder was ihm noch wahrscheinlicher war, aus ab-
aichtlichem Betrug ableitete ^-j^ und ^Neuere, wie nä*
mentlieh der Wolfenbattler Fragmentist, haben sich, an die
jttdisehe Besehnldlgung bei Matthäus angesehlosscfn , dafii
die Jünger den Leichnam Jesu gestohlen, und hernach
die £rntthlungen von seiner Auferstehung und den Erschei-
mmgen naeh derselben auf übel snaanimenstiittmende.W<eiie
11) Ejm, h. J. 149.
12) Bei Orig. c. Cels. 2, 55: t/; thto tlSt', (die durclibolirtm
Hände Jesu, und Uberhaupt seine Erscheinungen nach der Aui-
erstchung) ptv^ nof^oi^^of, c$s y«ri, mal tl nt alio<; rwv ttt
rilf avT^i yoijTtiaii irot nard tkpa i$d9tonf ortt^tS^aSy uard
reuc Tavrtj 9ei^aa; j xat dta ri x^tixtt y/eua/iarog afoq/^t^r Sl^
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ftiifMil IKeMv Verdficht ist schon «forch Mb
ihputniig 4#i OrigcaM niedergotohltigen , dtktk «ine •eiWt-
«teMbni LOf» die JSiiger MnOgllch wi- «iMer- •» «tMl*
hAftefi VerkSndigtjng dfo» Anferscdiang Jm mMier 4m
giH>f»ten Gefahren liHite begeistern können oim! mit
RfttiU bestehen noch jest die Apalugeten darauf, dmCs der
ttHfvhenre Uasehwaitg dev-tieÜBn Nicrfavi^eaelilagenheit
und gMnslicheii Hoftnvtigslosi^ kell der- Jfinger M dem Tuda
Jesu SU der Glauben.^krnft und Begeisterung, mit welcher
sie am folgenden Pfingstfest ihn als Messias Terkündigteii,
•ioli niehl •rklfiren. iielaa, wenn nicht- iis der Zwischen-
nelt etuuw gan« unssererdentUeh firmathlgendee wyfal
len wäre, und rwar nfiher etwas, das sie WMi •lur WW»
derbelebung des gekrenaigten Jesus fibereeugte '
aber dieses Überseugende gerade eine wirklklw Kreehen
nttug dea Aoieretandeiien , ' daia es Oiierhavpt ete lusiurir
Vorgang gewesen sein nflsse, ist dauill neeb keineeenge k^
wiesen. Man könnte, wenn man auf supranaturaleai-Bodeu
bieikeU'WoUte, etwa mit Spinoza, eine im Innern dur- Jün-
ger', mit wunderbare Weise bei^irkte Viaioii — nehwiuj
weiche, dbu Zweek gehabt hf cte , ifaneu naehF fkrer Vn^
sungskraft und der Vorstelliiiigsweise ihrer Zeit aiischau-
lieh. uu. machen, dafs Jesus durch sein tngeiidhaftea-Le-
beia veoi^feiatifeii Tode- aufertcandeii ael, uud deuepj i|el»
che aeinen Beispiet folgen, eine ShnlSehe Äuferatehnng
Terleihe '^j. Lm aus dem Zauberkreis des Supraaatura«
i%,I^M9(^;a| 4^m.,Qc^fgw yfomm^H
14) a, t. ü. 56.
i3) VLLMkKVy was sett,dijS Stiftung der chritilichen Kirche durch
einen Gekreuzigten voraus? In s. Studien, 1S52, 3, S. 5i>9 f.
(i\öuR) Bricic iibt-r den i\ationalisinus, S. 2$. 23t>. V^vuCBf
ex. HanJb. 5, b, S. 826 f. Ha8k, 146.
16) SriHOZA, a. a. O. : Apostolos omucs omnino crcdiditse^ ^mod
Clurittus s morte resurrexerit| et ad codum rcvcra asceade-
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Vierte« Kepitel. {• lii6. «55
liMPS in Betreff dieoer ErschelnaAgfii limMslBekinRitimiy
haben Anilere andi natAriiolien Xniseren Vemnlesstf ngen
gesucht j welche die Meinung erregen ' lionnreii , Jesu«
sei auferstnnden und als Auferstandener gesehen worden^
Den ersten Anetofs , vermuthete man , habe dae gegebehy
ciAili am zweiten Morgen neeh dem Begräbnifs sein Drab
leer gefonden wurde , dessen IieintBeher suerit filr En^el,
dann für eine Erscheinung des Auferstandenen seihst gel. al-
len \^urden seien : allein, wenn der Leib Jesu nieiit
oeubeiebt ans dem Grabe hervorgegangen ist, wie soll' eip
denn herausgekommen sein? Da mttfste man Ja wieder
an Diebstahl denken: wenn man nicht aus der Andeutung
bei JohnniieSy dafs Jesus der Eile wegen in ein fremdes
Grab gelegt worden, die VermntlMUBf herMteh wlli| daib
vielleieht der Eigenth)lmer der Groll den Leiehnam habe
entfernen lassen, was aber die Jünger nachträglich heilten
erfahren müssen, und was in jedem Fall an der vereinael-
len Angabe des vierten EvaageÜiuna eine am sdiwaoke
Grundlage iuil. ^ .
Ungleich fruchtbarer ist die Uinweisnng auf die pau-
linische Stelle 1. Kor. 15^ d ff^ als den geeignetsten Aus-
rit — ego nen nego. Nsm ipte etSam Abrabsmus crcdidit,
<|uod Dens spud ipium prantut fuerit — cum timea bsec et
plura alia bujuamodi apparitionet aen revelatioeea fnerint^
captui et opinionibua eorum hominum accommodatae, quibua
Deus mcntcA suam iitdem revelare voluif. Concludo itaquc
Christi a mortuis rcsiirrcctioncm rcvcra spiritualem , et so-
lis iidclibus ad corum captiim revclatam fuisse , ncmpe quod
Christus aeternitate donatus fuit, et a mortuis (mortuos hic
intcUigo eo aeaauy quo Christus dixit: sinite mortuos scp«}*
lire mortuoa aaoa) surrexit« aimulatqoe vita et morte singu-
laria sanctitatia exemplum dedit, et eatenua diacipuloa suoa
a mertuia auacitat, qnatenua ipai hoc vitae ejus et mortis
exemplum aequuatur«
17) Versuch Uber die Aulnratehung Jetu^ in Seunur's BibUethek^
2, 4, S. 545 ff. '
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' OrltUw ilfc«ebiiScr«
ilisten AoApruch liaiieii. Die cwei ersten Krun^elien, nn4
iler flaiipCgew&brtiiuuiii in dieser Sache, der ApoeCel Pne-
laty •mihi— SM TM .4«rgleicbeii ProlM nicbct, «mI et
ist gßnm iMtarfieli, dufii die Chrisfofiliiiiiieen, welebe^ nie
sie den Frauen und Agoftteln wirklich vorgeschwebe bat-
CeAy laehr da« visionäre Gepräge derjenigen gehabt habe«
■flgoo , welelie F^alot auf deM Wege necb DeBmtktts hmt-
*te) efiiMiiI in die Tradition enfgenoMien, sieb fennu^e dee
ajiologeUtchen Bestrebens, alleZueifel an der Realirjit der-
•elben absaicbneiden. immer mehr consolidirfen. von «tum-
anen £Mheinnngen sv redenden |' von geisterhefien m ct-
eende I , von aiebtbnren' mm bendgreiflieben wnrdenl
liier kehrt sich jedoch ein Unterschied heraus, \mU
eber den Voi^aiiii mit Paulus zur Erklärung jeuer frohe-
ren Ertebeinnnoen mit Einein Meie unbmnebbnr mt^
eben scbeinl. Demi Apostel Penine nteileh wer die
Stellung, dafs Jesu^ auferstanden und mehreren Personen
encbienen sei. als Glaube der Sekte, die er «erfolete, £e-
g^beni er bette sie nur noch in seine Uberaengung' «nnn-
neluBen* nnd ^uneii ^ie* Pbantasie' bis nur eigeneir BirtmH^
rung au belebenj: die älteren Jünger hingegen hatten le-
diglich den Tod ihres Measias als Faktum vor sich^ die
Ansieht einer Auferstehung desselben Ikonnten' sie
gendslier nehmen^ sondern niufsten dieselbe, naeK niistfrer
Vorstellung von der Sache, erst produciren ; eine Aufga-
boi welche über alle Vergleichung hinaus schuieriger zu
sein eebeinl, als die, welehe sich später dem Apostel Pau«
Ins stellte» Dm liierttber richtig urtbellen aii kdnned^ mlOs«
sen wir uns noch genauer in die Lage und Stimmung der
Jünger Jesu nach seinem Tode hineindenken. Er hatte
während seines mehrjährigen Zusaanienseins mit Ihnen imn
mer mehr und entschi^'ener dien Eindruck des Ulesstne
auf sie gemacht: sein Tod aber, den sie mit ihren Mes-
siasbegriiTen nicht reimen konnten, hatte diesen Eiiubruck
fttr den Augenblick wieder Ternichtet. Wie sich noii, uneb-
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I
Viertes Kapitel. $•
dem Her erste Schrecken vorüber war, der frflhere Kln-
dnick wieder su regen begann: entstand in ihnen vonteiii<l
da« psyclioiogiiche B^dürfnifs, den WidersprucJi der Jes«
ten Schicksale Jesu mit ihrer früheren Ansicht von ihm
aufzulösen, in ihren Begriff vom Messias das Merkmal des
Leidens und Todes mitaut'zunithmen. Da aber Be^reilen
bei den «Inden jener Zeit eben nur biei«, etwas aus den
heiligen Schriften ableiten: so waren sie an diese geviie*
sen, ub nicht in ihnen vielleicht Andrufungeit eiiiv» It^i-
denden und sterbenden Messias sich landen. Dergleichen
Andeatungen mufsten sieb den J Ungern Jesu^ welche sie
SU finden -wllnaehten, so frexd auch die Idee eines solchen
Messias dem A. T. ist, dennoch in allen denjeiti^t n poeti-
schen und prophetischen Stellen dai*bieten, w eiche , wie
Jes. 63) Ps. 2t f die Männer Gottes als ge|.lagt und ge-
bengt bis Bom Tode darstellten.' Da» Ist es auch, wsh LiV
kas als das Hanptgeschfift des anferstat dt> neu Je^us lu-i
seinen Zusammenkünften mit den Jüngern Lfrausl.cbt, du 's
er a^aftivog ind Miaoitag xal and stdnm ttuv nQoqr^iun'^
dir^{>uflvevev avttHg naoaig %tug y^acpaTg tu n^^i uviüj
dafs nämlich tuvta iöei 7iai}s7vtdv X()ignv (24, t*. 44tf.j.
Hatten sie auf diese Weise iSchmach, Leiiicn und Tod ia
ihre Messiasidee aufgenomitaen : so war ihnen der schniaeb-
Toii getödtete Jesus nicht verloren , sondern geblieben , er
war durch den Tod nur in seine messianihche Ou-u einge-
gangen (^Luc. 24, 26.)> i'i welcher er. unsichtbar mit iiineu
war näaag tag ^/u^(w$9 ^f»fS ovvttktiag tö aiwrog
(Matth. 28, SO«). Aus dieser Herrlichkeit aber, in welcher
er lebte, wie konnte er es unterlassen, den Seini^^en Kun-
de von sich zu geben? und wie konnten sir. v^tiui ihnen
der Sinn für die bisher verborgene Lehre der hcitiift vom
sterbenden Messiaa aufgieng, und in ungewohnter Begei»
. Störung ihre xaQÖia xuwfthTj war ( Luc. 24, 32. j , umhin,
diefs als £inwirjkung ihres verherrlichten Christus auf bie,
als ein von ihn ausgehendes dicanAytiV %w tuv CV. 45.), ja
411 ♦
Uiyiiized by
I
Dritter Abschnitt.
«IS aia RtfVff" mit Ihnen «ufsufiiMen ? wie denkbar end-
Uk iit Mf 4iete Einilracke bisweileii bei EuiBeiiiea,
HuMOiifllrh FnMwa^ «nd bei gmiSM Vwwhi^tm bb
sar wirklichen \U\on sich steigerten, eine BXhe dee froM-
■Mfli l^nthasiasiBus , weiche auch sonst bei religiösen Ge-
wilgtihefUi« 9 batoiiders gedrfickten und yerfolgten , von«»
iLwmctn pflegt. Solite aber der gelmMsigte MessiM wabr-
h^ft in Hie höchste Form des seflgen Lebens eint^^egangen
sein: so durfte er seinen Leib nicht im Grabe gelassen
hnlien^ «nd wann non gerade in solciiea A. T. liehen Srrl«
len, weieba aina varbiidüalia BaaiahMi^ auf daa Leiden des
Messias Euliefsen, sugleieh die Holfoang sieh anagespra-
eben fand; izi i» ifxceialtiipui «Jr V^Z'J»' i"« «'V f<^a>
ddi dtaattg top oatow oh Uu» duup^Qav (Ps. 16, 10. A. G.
% f7.); SebiaabtbaalL Gefübr-
ten, Get5dteten und Bagrabanan naebber naeb ein langfs
Leben verheifsen war: was lag den Jüngern nüher, als
Ibra ^rfibare Jftdiselia Vorstellung, o%t 6 Xqigog ftivu m
aar mmm (Job. 11, 34.)» die ihnen in Tode Jean nntcr-
gegangen war, dnrcb Vemiltlang das Gadanbena eiasr
wirklichen Wiederbelebung des GetöHreten wiederherica«
atwMefi| md swar, da es nessianisches Attribut war, eiuat
die Tadten leibiieb au erweebeui ihn gieiebfaUa In Fora
dar aragaoig in daa Leben nnrOekbehren an laasan ?
Indefs, wenn doch der Leichnam Jesu an einem be-
kannten Piatxe beigesest war, nnd an diesem (sofern wir
weder einen IMebstahi, noch eine sniWige Entfernung des*
selben postnliren mögen) aufgesnebt und naebgewieMn
werden konnte , ist es schwer zu begreifen , wie die Jfla»
gar In Jemsalen selbst , and nicht volle awei Tage nach
der Beerdigung, meinen nnd anssagen kannten, Jesns sei
auferstanden , ahne dnreb den Angensebeln am Grabe sieb
selbst SU widerlegen , und von ihren Widersachern (de-
nen sie freilich erst an Pfingsten etwas von der Auferste-
knag Ihraa Bfassiaa eröffnet sn haben scheinen); widerlegt
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Viersfrs KiipileL f. 136. Ml
WM werden ^'). Hier Ut et nun, wo der mit Unreeht sii-
rttckgeneste Bericht des ertten Evmigelittnit lösend nnd be-
friedigend eintritt. Auch nach diesem Evangelium erscheint ^
«war der Auferitandene einmal noch in Jernsaleni , aber
Dar den Weibern, und «o «ehr blofe nnf eine folgende Zu-
oeniinenlLmfty nnd swnr nof flIierflOssige Welse, vorbereitend,
dofs schon oben diese Erscheinung bezweifelt, und nur als ei-
ne spfitere Umgestaltung der Sage von der Engelserscheinangy
welche Mnttbine . neben ihr noch nofonha, liingettelll wur-
de ^^). Die Eine Hanptertcbelnnng Jeea neeh der Anfer-
stehiing f^llt bei Matthäus nach (laliJfia, wohin ein En-
gel und Jesni selbst am iezten Abend seines Lebens und
mm Aufersiehangsmorgen'nnf s Angelegendiehste verweisen,
and wollin aneh das vierte Evangellnni Im Kaeiitmg eine
^pavi(Hi>ots des Wiederbelebten verlegt. Dafs sich die durch
den Schrecken über die Hinrichtung ihres Messias ver-
sprengton Jünger in ihre Ueisiath GalUin nnrieknogen,
wo sie nicht, wie In der Baaptstadf Jodln's, dem Sin der
Feinde ihres gekreuzigten Christus , ndthig hatten, did %ov
q:6ßov %LJV ^Judaiw die Thüren nn verschliefsen , war na- ^
tflrllch; hier war der Ort, wo sie niiaiAhllg wieder
freier nnfathmon, nhd Ihr damledefgeschlagener Olaubo
an Jesum sich wieder in den ersten Regungen erheben
koiinte; hier aber auch, wo kein im Grabe nachzuweisen-
der Lekhnnfli die liahnen Voraossettnngen widerlegte,
lionnte sieh allafthlig die Vorstellnng von der Aoferstehang
Jesu bilden, nnd bis diese Überzeugung den Muth und die
Begeisterung seitier Anhänger so weit gehoben hatte, dafs
sie es wagten. In der Hauptstadt mit derselben aufEUtro»
ten , war es nicht mehr mdglich, durch den Leldinani
sn sich selbst au überffihren, oder von Andern llberlllbrt
nu werden«
9$) Vgl« FaiiaaicM , ia BtamoaaN lUbtletheli, 7, S. 82S.
24) Vgl. ScaMuiv*s Bibl. 3, 8. 548.
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Dritter Abse'hnitr. .
Nnrh Her Apofitplfi^eschichte rwur «ind die Jffngrer »difin
AID näch<fen PfingsffoRf, tieben Wochen nach dem Tode
Jpi>a , mit der Verkflndigmig seiner Aofenttehang in Jem-
Mileai henrorifetreten , nnd iinf die eigene Übereeagonr vom
derselben borelfs am zweiten Morgen nach seiner Grahle-
gnngr, durch Erscheinungen ^ die sie hatfen, gekomneii.
Allein wie lange wird es noch enstehen, bis die Art, wie
die A. O. den ersten RerrorCritt der Jflneer Jesu mit
VprUiindIgung der neoen Lehre gerade auf das Fest der
Verkündigung des alten Gesetzes verlegt, als eine solche
erkannt wird . welche iediglich aaf degnaHflchem Grunde
ruht , mithin historisch werthlos , uns auf keine Weise
bindet, jene ZoU der stillen Vorbereitoner in GalilaA so
knr« En setzen? Was aber das Andere betrifft — wenn
•leb aueh die Stimmung der Jünger erst nmsh Verflnfs eini-
ger Zeit bis. Bu der Höhe erheben hatte , welche dam ge-
hörte, dafs dieser oder jener Einzelne und <rnnze bes^ei-
•terte Versa mmtungen den. erstandenen Christus sich auf«
▼islonXre Weise rergegenwXrtigten : so mufste mau sicli
doch denken, daP« er, xa^^nri ix f(y Simtrnr tefutrfTtf^h»
ftSrnv V!tn th f^r^vr^ra QA. G. %, 24.)- nur t'iry.e Zeit im
Grabe cngebrac'it habe. Zur nüheren Bestimmung diV^e^
Zeitraums y wenn* man sich nleht damit beirnfigen will, daf«
dle^solenie Drei' iM von Tagen am nUchsten !a^, mochte
sie*' , nrmsr CS n i'i hi<torI*?ch sein oder niolif. dnC«? Je<!iis
•Ol Abend »»Inem Sabbat begraben wor Ion , dio Vor-
' ««c** '«vg btetem« dafs er Im Grab nur eine Sabbatruhe fgb*
halfen habe, alei rro'ot Tooirr} trafUforrtfv auferstanden sei,
Was mit der m iden Zahl von drei Ta^en durch die be-
eiymle Z^hipng reretnigt werden konAt^ '
S5) l«t elvrt auch ier dreitägige Aufenlhalt des Jonas im Wali-
fitek Toa Kitiftu«! auf diese Xcitbcslimmung gewesen , wcl-
cker frelltok aiur in Einem ETangeUum in Beziehung mit dr^-
seilMa geieU wird? nad die, Ubrifses im ^. T. gar ak^t
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MS
Hütte «ieh muf dtew Webe die VontellaRg efawp Auf-
erstehung Jesu gebildet, so konnte liieFe nicht so einfach
Yor sich gegangen »ein , sondern laufste mit allem Geprüft* .
ge, welcliM dib jadis«h# V^omteUci^g^cii« bot, nmgebea
and verherrlieht werden« Der HeoptBiermChi weieher im
diesem Behuf eu Gebote stand, waren Engel: diese mofs-
ten daher da« Grab Jesu eröffnet, nachdem er hervorge-
•tlegen war | an der leeren ^ Stfftte Wache gehaiten , mid
den Weibern 9 welche »' gleiehaam alt der beweglichere
Vortrab der AnhängeriKfhaft Jesu, nnd weil ohne Zweifel
Weiber die ersten Visionen gehabt hatten , cuerst aum
Grabe gehen anraten, %'on dem Vorgefallenen Nachricht
gegeben haben« J)a es Gälillla war, wo ihnen aplter Je-
ans erechlen , so wurde die Reise der Jünger dabin , wei-
che nichts Anderes, als ihre durch Furcht beschleunigte
Rückkehr in die Ueimath war^ Ton der Weianng eines
£ngela abgeleliet, ja ^een« eelbat nnfato aclion Yor «einem
Todoi nnd , wie ^atttifius gar an eifrig hinauf <igt , auch
nach der Auferstehung noch einmal, die Jünger dahin ge-
wiesen haben. Je weiter sich aber diese Craählumron in
der Uberliefemng fortpflansten , desto mehr antäte die
Vertchiedenheir der Loltalität der Anferstehung selbst nnd
der Erscheinungen des Auferstandenen als unbequem ver-
schwinden ^ nnd| da die Ot'tlichkeit des Todes nnd der
Anferstehnng festetandy die firscheinungeh aliaählig in
diesellie Loltalitlt att der Anferstehnng, nach JerosaleB|
Tcrlegt werden, welches als der glänzendere Schauplae und
als Sic der erstien christlichen Gemeinde besonders daan
geeignet war«
% ■ • • • •
■ ■ Uli '
beaiUte» Stella» Hos. ^ 1» LXX :|^«Vt» |/rif fmm 4^ hi^-
nier mhi-l .
. V., •
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IM4 Dritter Abiohnitt. ■
t
*
Die Himmelfahrt. .
' S. 137.
Die leitem AMfdmiefeii ued Vetiieittvigeii Jet«.
Bei der ' lesten ZosMieenkanft mit nbim Jüngeriiy
welche iieeh Merkot und Lnkee mit der'HimnelMifft
•chloFs, lassen die drei ersten Evangelisten (der vierte liiit
etwae Ähnliches schon bei der .ersten Zusammenkonft) Je-
Mm lesiwillige Verordnungen ond V^rhebtnnfei^ g^beni^
welche sieh anf die Stiftung und Vierbrettnng dec messla*
ntschen Reichs auf Erden besogen. — Was die Verord-
nungen betrilR, so ernennt bei Lnkas, 24, 47. f. A. G. 1,
&) Jeitti eeheldend eelno Jdnger so Zßogtn eelfier Met*
•Innttlty nnä jkeauftpagt sie, von Jerusalem an bis an diu
Enden der Erde In seinem Namen ittsrdvotctv xat ufpeaiv
afia^ruh sn rerkrindigen. Bei Markus (16, 15. f.) weist
er «tu ai^i^ in alle Welt antsngelieny und die frohe Bo^
■ohaft des 4nreh Ihn gesCifleCen Meinfaeretehe aller Creu>
tur Bu bringen ; wer glaube und sich taufen lasse, wer-
jd& gerettet, wer aber nicht glaobey (im bevorstehenden
m*»«^lanlsehea Guriehft) remriheile.werdeii. Bei Matth«««
(IH, 10.f,> werden die Jflnger ebenfalls beaufitragt, mryfo
ta Sfhij SU SchQlern Jesu sa machen , und dabei wird die
Teufe nicht blofs beiläufig', wie bei Markus , erwfthnt, son*
dfim uls mMdrflokiiehe Vererdnuni^ Jesu herrt>rgohobeHf
md nook dami ule Twh tlg ri tSpöfia vi wvqog mi fS
rflö xai fa ayla Ttnvjuctrog nfiher bestimmt.
Wun hiebe! der unirersellen Tendenu, welche Jesus
n^BT Tinfo «nd aetnem Roloka gefeben haben aoü, Im
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/
Fttntiet Kapilel. ^. 117. Mft
WetfF stehty and wie sie Umltirt werden miiOi, Ut tcheii
frnher beMerkHeh gemaehl worden >> Aber «neb der imlesl
angegebenen nffheren Besh'mmnnar der Taiifo steht das ent-
gegen, dnCa sie im gansen N, T. einsig in der angenihr-
ten Stelie des ersten Erengelinms ansatreffen Ist, wftfafrend )l ...
In den apoetolisehen Briefen and der A* 6. die Tanf» nur ab ^4 1 t
ßccTtil^ftv eig Xqicov ^[rauv oder flq to ovofia tu KvQia
^Tr^au und auf fihnliche Weise bezeichnet wird (A. 6. 2,
38. 8, 16. 10, 48. 19, 5. R5m. 6, S. GaK STOt «nd
erat bei Kirchenschriftstellem, wie Jattfn ')f dieselbe drei-
faehe Beslebong auf Gott , ''Jesoni nnd den Geist rfeb
findet. Auch lautet die Formel bei MatthXos schon so
gans wie aus dem kircliÜchen Ritnal , dafs es niebt wenig
Wabrseheinliebfcelt bal^ sie ans dietea in Jesn Mand
übergetragen so denben. Defswegen aber diese Stelle als
Interpolation aas dem Text an werfen ist man nicht
bereclitigt, da, wenn man Alles dasjenige in den fivange*
tien, was Jeao nieht begegnet ^ Ton Ihm nieht ao gethan
vnd gesprooben sein bann , filr eingescboben erbltren well»
te, der Interpolationen leicht zu viele werden dürften«
Insofern ist mit Recht von Anderen die Ächtheit der Tauf-
JPoraiel vertlieidlgt worden aber Indem ihre Grande für
die Behaoptnng, dieselbe aei aehon Ton Jean aelbat anf
diese Weise vorgetragen worden, nicht ausreichen: ver-
einigen sich beide Ansichten in der dritten, dafs diese nü*
bere Beatimmnng der Taufe «war dem ursprftngiiehen Coa^
text ilea ersten fivarigellnms'angebtfre, ebne Jedoeh sehen
TOB Jesa so vorgetragen worden an sein« Überhaupt ^ sei •
1) Bd. 1. 64.
2) Apol. I, 6i«
S} Wie TiLUR, im OMors« 2« ad Burnett L de fide et oiBc«
Chntt. p. S62.
4) Die Schrill von Baeaam, Ober die Xchtheil der sog. Tsol-
iennety I794| luid allgsmslne gwstlawmng«
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MI
ft^ AA bat das Herten Svenfriivne dim Jingw eefcew
Lebeeitea Jesu Uttften , oder daft sie eret mieli eeltieai T«J
diesen Ritus xiim Zeichen der AufnAhnie in die neue ine«-
eiMiieclie GenelUcluift amchten: Jedenfiill« w«r et |^«nx im
der Art der SSage ^ die Anwebung des« , wie stifli Att-
gang tu alle Weit, dem aelieideiiden Chrietiie ele lesle
WiilenserkUrung in den Mund zu legen.
Die Verheissungen , weiche Jesus scheidend den Seip
idlgien giebt, Kieeebrinlien eij(h l»ei MatthXaa^ wo eie
eehliefilich an die Kilfe gerichtet sind, etnfaeli darauf, daft
er, dem nU Messias nlle Gewalt im Himmel und auf Er-
den übertragen worden, auch wälirend des gegenwärtigen
abiv immer uneiehtbar bei ihnen sei , bis er mit der atmi-
Itia desseilien in liestftndige sichtbare Gemeinschaft mit Sli-
nen treten werde: ganz der Ausdruck des BewuTstseins
wie es sich nach Ausgleichung der Schwankungen , welche
der Ted Jesu erregt imtte, in der ersten Gemeinde bil-
dete» — Bei Marlins erscheinen die leeten ^erheissungen
Jesu ans der Volksmeinung genommen , wie sie zur Zeit
der Abfassung dieses i^vangeiinms über die wunderbarea
Gaben der Christen gangbar war. Von den m^fuSoig^ wel-
ehe den Gliubigen dberhaopt hier rerheifsen sind , mag
das laleJv yh )aauig xaivalg im Sinne von I Kor. J4., nur
Aiicbt In dem bereits mythischen von A. G. 2. in der
ersten {Bemeinde wirliiieh vorgekommen sein, ebenso das
imftovut itßakXjfiv, nnd auch dafs Kranke durch den. Glan-
ben an die Kraft der tniO^iatg xfiQiTiv eines Christen gena-
sen, Ififst sich auf natürliche Weise denken: dagegen hat
das o^jisi^ ^ÜQU^ (vgl. Lue« 10| 19») und der Genufs tödiit*
efter Getrinke^- ohne Sehaden sn nehmen, wohl fmsMr mm
in der abergliiabischen Volksmeinung eine Steile gehabt,
•nd am wenigsten hätte Jesus auf dergieioben Dinge alt
S> Vgl. Bavk, ia der TüMager Zeitschrift Ittr Theologie , Jähr
gang iSSO, 2, S. 75 ff.
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FOnfte« KüpiteJ. 137. tgl
Zeichen »einer Jüngergchaft enipn Werfh gclej^t. — Bei
Lukas Ut der Gegenstand der legten Verhei^suHg «fe«i dif
dvrafttg «| üy^t weiche er, geiRäfs di*r imty/tUa tS
natQog, den Aposteln tehioken^ mid deren Mlfth^nni»
sie IM JerusAlem abwarten sollten f24, 49.)> und A. G. 1-
5. IT. beKtimmt Jesus diese Kraftmiteheiiung näher als eine
Teofe mit dem mevfra SyiOTf welche nach wenigen Tegeo
den Jfingern sn Tbeil werden , nnd sie nnr Verkllndlt/ung
des £vnn£reliuuis befähigen werde. - — Mit diesen Stollen
des Lukas ) welche die Mitrheilung des heiligen (•cIst/*<< ui
die Tage nach der Himmelfahrt eetsen, scheint die ]iaeJv>
riebt des vierten £vaiigelittms- Im Widerspruch sv stehen,
dafs Jes!i8 schon in den Tagen seiner Aufersfohang , und
Itwar bei der ersten Erscheinung im Kreise der Eilfe, ih-
nen den heiligen Geist mitgeth'eilt hsbe^ Jeh. ^
lesen wir nAmlich, dafs Jesns, bei verschlessenen ThOren
erscheinend, die Jünger an^ebfasrn und ^espiochen habe:
Xd^$%e nvtif^ta üyiov^ womit er dio Befuguili^, SSilndeA av
erlasien nnd su behalten, verbunden imbe»
Hatte man ttber die Mittheiln ng des nmftm blels «IlfMe
Stelle, so würde jedermann glauben , die JOnger haben
es schon, damals von dem persönlich gegcnwürtigen Jesus,
nnd nicht erst später nach seiner Erhebang aum lümoMl,
mltgetheiit beliommen* Aber In barmonlstisehem Interee^s
hat schon Theodor von Mopsvestia , wie Jest Troluck , ge-
schlossen, das ld߀te bei Johannes müsse inderBeden-
tnng von hjiffta^e genommen werden^ weil ja nach Lukas
der heilige Geist den Jüngern erst «|>iter, am f fiiigttftat^
mitgethdlt worden seL Allein, wie wenn er einer selchen
Verdrehung vorbeugen wölke, fi'igt der johanneische Jesus
seinen Worten die sinnbildliche Handlang jdes. Anbandet
- hlnmi) Welche aufs UnTerkennberste das läfißaniv das
nnvfia eie «in gegenwirtiges darsüHt Dfo Annleger
6) Löcas, Cooun. s. Job. 2, S. 686.
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MB Driller Abicliiiiic
freilleh wissen anch dieses Anblasen so eladiren , indem
•ie ihm den Sinn unterlegen: so gewifs sie Jesoa Jesl ao-
fcMMlM, ao gewila aellen aia künftig den heiligen 6elat he-
kommmt Allein daa Anhlaaen ist ehen ao entaeUe»
«den Symbol einer gegenwärtigen Mittheilung, als die Hand-
"autlegung, and wie also diejenigen^ anf welche die ApcMlsl
die flinde legten, auf der Stalle voai nnSfia erfBllt wvnlan:
ao anA aieh dleaer Stelle snfolge der Verfasaerdea yiertaa
JBTangellums gedacht haben, die Apostel haben eben damaU
Ton Jesu den Geist mitgetheilt bekommen. Um nnn weder
gogon den klaren Sinn dea ^ohannea lengnen wn müasea,
dafa wirklieh aehon naoh der Auferatehong eine GelalN- ,
mitthellung an die Jünger stattgefunden | noch auch mit
. JLnkaa in Widersprach an kommen, welcher' dte Aosgies- j
mng dea Heiataa apätor aest t nehmen Jeat die Analagw
gewMinlieh Beidea an, dalk aowohl daauda ala apitor dea
Aposteln nvBv^a verliehen, die frühere Mittheilong am
Pfingstfest nur vermehrt und vollendet worden seL *) Oder
nAhoTi indem aehon Blattti. ltt,10. von dem miev/<a w tmfof
die Rede lal, wolchea die Apostel hei ihrer eraton Mlesiaa^
reise unterätüteen sollte: so wird angenommen, einige ho- I
here Kraft haben aie aehon vor Jener Reise, bei Lebaeitea
Jean, hokommen; Uer, naeh der Anferatehnng, habe ar
Ihnen dioM Kraft erhöht ; die gomo Falle dea Geiatoa aber
ael erst am Pfingstfest Ober sie ausgegossen worden ^
Aber was nun die Unterschiede dieser Stufen gewesen seien^
«nd worin namentlieh die dielämallge Vermehrung der Geitlei-
gahoa bestanden haben aolle, lat, wie sahen HicMAiua le>
Merkt hat, nieht abaasehen. War den Aposteln das o^
atemal die Wnnderkraft (Matth. 10, 1. 8.) nebst der Gab«
der Parrhoaio ror Gerieht CV« 20.) mitgetheilt worden, sa
7) Lisss, AaferstahoogsgeschiclMla, f^. »ii HmaVa, a. d. 8t.
« 0) LOoai, 687.
8) s« hei BlicNABus, BegrVbniss- «ad Aaferstehnagsgascbldrts,
S. J68« OuBSVSaa, 2*
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Fünftem KilpiteL S- .137« H»
könnte es nur etwa noch die richtigere Einsicht In die
Geistigkeit seines. Reichs gewesen sein, um ihnen Jesne
dnreh das Anblaeen verlieh : «Hein diete Junten sie Ja nn»
mittelbar yer der HlmmelfHhrc noeh nichts wo sie nach
A. 6. 1, 0. fragten, ob mit der Geistesmittheilung in den
nächsten Tagen die Wiederherstellnng. des Reichs Israel
Terbnndea fein werde I ^inial man aber an j nicht nene
Vermögen seien den J tingern bei Jeder folgenden Iveittee-
mittheilung verliehen, sondern das mit allen Vermögen schon
in ihnen Vorhandene nur erhöht wurden: so mui's es doch
. anffalleiiy dafe kein Kvangellat neben einer .fraberen Blil»
thellung noeh einer epileren Vernehrung gedenke, ton*
dern, ausser einer beiläufigen Erwähnung des apologetischen
nrtvfia bei Lukas (12, 12.), welche, weil fi^ hier nich^
wie bei Matthänfi mit einer Anttendanf rasaaunenbängti
nor alt Hinweliung auf die Zeil naeh der tpSteren Ane*^
giefsung des Geistes erscheinen kann , gedenkt jeder hlofs
£iner solchen , und läfst diese die erste und ieste sein t
mmm deutlieben Beweis , dafs jene Zusaauieneleliung dreier
derselben, als versebiedener Stufen, nur durch das bar*
Mnlstlsche Bestreben in die Urkunden hineingetragen ist.
Drei verschiedene Ansichten also über die MittheiJung
des trHVfia an die Jünger Jesu finden sich im N. 1\, wel-
ehe In uweifaeber Hinsiebl einen Kllnuis bilden. Oer Zek
nach niaüleh seat M attbius die Mitthrflung am frflhsten :
noeb in die Periode des natürlichen Lebens Jesu ; Lukas
am spätesten : in die Zelt nach seinem völligen Abschied
von der Erde; Jobannes in eine mittlere Zeit: In die Tage
der Auferstebang. Die Fassung des Faktums dieser Mll»
thellung aber ist bei Matthfius die einfachste, am wenig«
aten sinnliche, indem er keinen hesondem und äosseriicb
ansebaulieben Mittbellungsakt bat; Jobannes bat bereits
einen solchen In der Handlung des Anblasens; bei Lukas
in der A. G. ist das sanfte Anhauchen aum heftigen Stur-
me geworden, der das Raus bewegt, und mit welchem
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•7« ' Dritter 'Abtehnitt
ilehf iHieh niiilore nvsnderlMire ErMheinongen verbinden.
Yen flietrii bellen Scafenveihen steht die eine snr fiUtori*
sehen Wahrscheinlichkeit in amgekehrtem Verh/iltniftf als
die andere. Dnfs so frOh ^ wie Matthfios berichtet , des
ffFft^ttf welches ) Abernetllrlich oder netfirlieb gefiirsl,
doch Inmep die begeisternde Kreffc des ehrlstllch modlli-
cirten Metuiiaiiii»mu8 ist, den Anh^ingern Jesu zu Theil ge-
worden sei 9 wir<l durch seine eigene weitere Dnrsrellang
'widerlegt, leut welcher sie eben Jene christliche Modlfiee-
tioii , das Moment des Leidens und Todes im Begriff des
Messias ) noch hinge nacli jener Aussendung I^latth. 10.
sieht begriffen hatten , und, da Jene Instrukiionsrede nueh
sonst Bestandtheile enthilJtj welche erst anf spfttere Zelten
und VerhfilrnUite fNissen, so kann leicht auch die fragliche
Verheifäung ans dein späteren Erfolg in jene frühe Zeit
Burllekgetmgen sein. Erst nach dem Tod und der Auf-
erstehung Jesu lüfst sieh die Entwicklung de!<sen , was das
N* T« das nvfviiu aytov nennt, In den Jüngern denken,
und insofern steht die johaiineische Darstellung der \\ ahr-
heit.n&her« als die des Matthäus; doch| da gewlfs nicht
'schon Bwel Tage nach dem Kreuaestode Jesu der Im vori-
gen beschriebene Umschwung in der Stimmung seiner
Anhänger erfolgt war, so trifft auch der Bericht des Jo-
hannes die Wahrheit nicht so nabe^ wie der des LokaS|
welcher doch wenigstens 50 Tage cur Ausbildung der
neuen Ansichten in den Jüngern Frist giebt. - Umgekehrt
stellen sich die KraAhlungen zur geschichtliehen Wahrheit
durch den andern Klimaz* Denn Je sinnlicher uns dis
Mlttheiluiig euier geistigen Kraft , Je mlraknldser die Aus-
bildung einer Stimmung, welche auf natffrliehe Welse ent-
stehen konnte, je moroentauer eiuilich die Entt»tehung ei-
ner Tfichtigkeit, welche nur ailmählig sich ausgebildet
haben kanU) dargestellt Ist: desto weiter liegt eine solehs
Darstellung von der Wahrheit ab, und in dieser Hinsicht
Stünde ihr also Matthäus am aächwteu^ Lukas am entfern-
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fftlcfk ErkeiiiMii Wh» mMüt ki dcrDuntcMoiif di» IcaMMi
«Ife «n weitesten fbrtgesehrttltoiiefrriNKtioti) »olmin esWui^
der nehmen, wie hienach die Überlieferung in entgrgeii^e-
Bester WeUe gewirkt haben mfilete: in Besug auf die ße»
ittnniiing iler Art and Fom Jentt* Mltdieikinf von der
WnMiett entfernend , In Betreff der Zekbettimninng «ber
den Richtigen annähernd. Doch dleft erkllirt sich, sobald
van bemerkt , dafs auch sn den Änderungen in der Zeii-
bettlinniillig die Tmditlon nieht doreh kritieehee Fererken
naeh Wahrheit , weichet freiJich an ihr befremden inOfiite,
sondern durch dieselbe Tendenz, jene Mittheilung aU ein-
selnen Wunderakt binsustellen , verleitet wurde, wie wm
der andern Abindemng. Seilte ntollek Jeeoe diireli ei-
nen besondem Alit seinen JOngem das nvevfia verliehen
haben: so mufste es angemessen erscheinen^ diesen Aktj in
den Stand seiner Verberrlichnng', d. h. alao entweder mit Je»
bannet In die Zeh naeh der Anlkratehung, eder noeli bes-
ser mit Lnkat aveb' noch naeh der Himmelfahrt ku ver-
setzen, wie ja das vierte Evangelium aosdrücküch bemerkt^
SU' Jesu Lebseiten habe es noch kein' rnivpa äytw g«gB*
ben 9 on ^ir^dSg "idima idoSuaSr^ (7, Z9).
Diese Fassung der Ansicht des vierten Evangeliums
ttber die Mittheilung des Geistes an die Jünger bewährt
sieh' als dbo richtige noch dadurch , dait sie auf eine ftü*
her nnenttclileden. gelassene Dünkelheil in dietem Evange«
lltfv ein unerwartetes Licht EnrOckwirft. In den Abschieds«
reden Jesu nämlich konnta der Streit nicht geschlichtet
werden, ob das, wai Jetut dort von teiner Wiederkunft
tagt, auf die Tage seiner Auferstehung, oder auf die Ans«
giefsung des Geistes ku beziehen sei, weil für das Erstere
die Beschreibung jener Wiederkunft als eines Wiederse-
hens, fttr das Lästere die Bemerkung, dalt sie in Jeuer
Zeit ihn nichts mehr fragen, ihn gans verstehen würden, gleich
entscheidend su sprechen schien: ein ZMiespalt, der nufs
Erwünschteste geschlichtet ist, wenn nach der Ansicht des
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f7S Dritter AbaebiiitU
Aafeveaten di« GelstesnUtheilang in die Tage der Anfer-
«tebang i«L ZmiHditt swar sciüte maii freilich deiOie«|
4foM Mlftthellnng, mmI nit datMilm M Joluuum dit
fttrinliche Ernennung der Jdnger so seinen Abgesandteii
und die Ertheilung der Vollmacht zur Vergebnng und Be-
Utang der Sttoden verbunden ist (vgl. Matth. 18 ,
jBöge sieh eher an den Sehials , de iBr den Ai^eag der
Erscheinungen des Auferstandenen , and In rine Pleneiw
veVsanuttiung der Apostel eher^ als In eine, wo Thomas
«iildte) geeignet haben; allein deswegen mit OLSHAoau
«nsunehnen, der fi¥engeÜtt hinge nur der Kttme wegen
die Geistesinittheilu ng gleich der ersten Ersehebiong an,
führend sie eigentlich in eine splitere Zufiammenkunft ge-
jMire» Ueibt iaioier eine a%erla|ibte Wiilkühr, statt deren
.num Tlelaiehr anerhenneii Binlef dab der Vei^frsser des
vierten Evangeliums diese erste Erscheinung Jesu als
die Hanpterscheiunngt die nach acht Tagen nur als eine
.Maehhelnng nn Onntten des TbeoMt angesehen liat. Dia
Knehelnttng Kap. tU Itl ehnehln eitt JNaehtragi .der de«
Verfasser, als er das Evangeliam schrieb, entweder neeh
nicht K»ekannt| oder doch nicht gegenwärtig war.
IHe sogeasaate Himmelfsbrl als libemstttrllches uad sIs na-
tUrüchei Ereigniss.
Über die Himmelfahrt Jesu haben wir im N. T. drei
Berichte , welche In Uinaleht der AnefiDhrllehhelt nnd Ai^
schanliclikeit eine Sfufenreihe bilden. Markus, in seinem
leaten Abschnitt Uberhaupt sehr kurs und abgebrochen,
aagt aar, nachdem Jesne anm leatenmai eilt seinen dfln*
gern gesprochen hatte, sei er In den HlB»el aufgehoben
worden iunhlqi/t;^ und habe sich zur Rechten Gottes ge-
•eat (16, lU.). Kaum anschaulicher heifst e^ im Lukas-
•fangeUum: Jesus liabe seine Jüii^er s^'m ß^i^tmair
. hinaaigefiBhrt, nnd wAhrend er himr alt aufgehobenen
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Ftanftes Kapitel, i. 138, «673
Hilnden ihnen den Segen ertheilte, habe er sich von ihnen
entfernt C^egj;), und sei enm Himmel erhobenivoi'den («yt*
'^infniiif ^0 JttMfAr »nbtteml * nicdtrfifliüaii ^ will
•ofeirt ttit*fVmi4leii "nüA imvmihm «mgefeeNrl! Mhii
50 i)'.)* Eingang det* Apostelgeschiehte f&hrt diefs Lu-
•käs weiter nus. Auf dem Oiberg, w0 J^tus seinen Jttt|*
g«ni dto liMt«ni «BefeMe' uhd^ Verh^aiMiilgm4j[«b)«9foiMb ür
▼tfr ihren *Aiigeft nnfgehohm iinr;ff9fjy \ '
nahm ihn auf, die ihn ihren Blicken entzog. Die Jünger
schauten ihm nach, wie er auf de^ Wolke iir tieh sUimmai
hinein aieh eniferntoi 'da' MmdeH unri^ UftfiMif i ih
welfeen CtowMnderti bbllhiAn, nndr bratfeWtev^^al^ »voin IUmb
Ntiehsehen durch die Versioherang ah, -dafs der ihnen
entnommene Jesus auf dieselbe Weise^ ^ivieier* aoikiien im
«den HteiBiei sieh eriiobeny ^wieder i^in^lliBnel« J«M|p»if
(1^ 1— 12.). •« ' 't'-. •♦•..^i mi r ( :•
Mr erste Eindruck dieser Kmlihlinig :l^t<' ofiienbari
dafii siA einen wnnderbmn Vorgang y ' einet wirfiM» Mk^
'btobunf • Jeto In *<hMi Binin«i^ nkr«Ueh %iFidlnieln?ttoMe%Mite4
i0lne BeslMgintg desaelben' dOTichctfingd 'beilelffeiißii^Dlle^, -
wie filtere und neuere Orthodoxe mit Retht Ubaupten«
£• fragt sich nur, eb sie un» anchl libeei'dfaii&Gliwierjl^
kelten IMlberheiftnf timieni welcbr ee het^ nitumtdlehnn
Vorgang sich denkbar en neehem - Die eine 'Hanpt^f^wie-^
•i^gkeit ist, wie ein tastbarer Leib, welcher tnbchi c^Ma xa)
'S^ta hat, und materielle Mabrnnf geniefiil^.liür^elvmFr4Ml»t9r
frdisehen Anfentbak tenge, wt^ er'eteb.niloU lünejbttbiigy
•es der Sehwere so weit nn encnliben»fe»a(ige,f!«Miije>nea
Aufsteigens durch die Lüfte fähige an seinen nodiwie. Gott
eine, so wideritatAriicbe Fühi^keit^demiJLeilriJttiqijtorchi'ein
Wmider kAe geben" mUgM Daenfilbng^i. -iiM nnü^
i) GABLBa» Ip neuesten tfaeöl/ Jöumal 3^"9.''4I7, inid-4n «te
Vorrede ra -GantaACiifs 0^Ulc.- iciAi^|^;''XGVi; Vigh Sl^:nitVf , ^
in Marc. p. 222. * ' ' ' 1 •
Das Lü&tf/i Jgtu II, Hand, 43
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L.' . • ft
.1 ,PrUtmr. Ar>iieJi|«ji^^
Uirettni Mcb MfM kann, Ut, die grfl|w»on TMk, wd-
che der Leib Jesu auch nach der Aufer8tehun|[ noph biic-
•te» seien vor der Himmelfahrt noch . entfernt worden, und
UV dtm MtU^.J&strakt mMp« M9|HvrlM4bBlt «1« Hilb
4» Bade gM. BiaiaMl gefniuw?). Allein da die Jan-
ger, welche- beL der Himmelfahrt Jesu ijogegan w^reii|
nickt« ida von benierk,ten , dal« von seinem Leibi ein ftati»
fhinai siuHiakgahli^ii v^Ara: ao. fldirt dMa ^twader aaf '
dl» olen 6i*w«liiila.Ab«wndMt aSmir Vardimttiing des Leibs
Jeso in Form der Wollte , orier auf den ÜLSHAusEN^scbea
Lästerung äprooe£ii we^bariAttcb nach der Auferstehnag
•aaht nicht .^sandam . - artt in^ • Anganbli^ tdar HhamalftilMr
trallbadai»gal«b8anfseij.ialn FpoeafS). arelaliar nor wundai^
lieh schnell in dieser lezten Zeit adit retrograden Bewfr'
gangen'' gewechselt haben millsta^ .wann idooh JasHa.baÜM
Klwdri^iwi'in 4iaa 4eriaMo<tane YmnumimgßfOmmm dar
Jünger einen immateriellen, nnnittelbar hierauf, ala Tii^
raat ihn befühlte, einen materiellen, endlich bei der Hin-
OMdfahrt fwieder einen immateriellen Leib gehabt habea
Mlta^'4«. Hie andehb 8«»hwtiec|gfcalr liagt;*darin^>ll^a:iiaab
riahtigen*Mreltadrdlelln*|^ imt Sla. Gottes nnd da« Seligen,
au weichem Jesus sich erlioben haben soll, keineswegs im
oberen Lnftraum^ überhaupt an keinejpi Jiestimmten Orti
m -mmlbmt iwiy aander». dled .fehlfit «nr» mr idiadlieh
•alHFlnlatfn .'Voi«telliülgsweStoe ,der altm We^^ Wer aa
OetC and in den Bezirk der »Seligen Koramen will, der, das
wissen wir, macht einen Überflüssigen Umweg, wenqi er
B«*dlaiilni 0eliaf in die' böberea*l4iift«QbiohteA #ieh empor-
aeliwingen an mttssen aüinty «nd. 'diesen -.wbpd . Jeaoa^
vertrauter er mit Gottvund göttlichen Dingen war. gcwila
nicht geaMioht haben, noch Gott ihni d^^nsalban haben lua-
aheM Ia«ien ^> ^ Mmn AttAta aiap .m v^lwa 4iai» ^öulkeim
i) SiibBR, bei KuifibLi a. a. O., S. 225. ^ '
Vgl. Pauujs, ex. llandb, a, bf 921. aa Wltra^ l\cligioa
nnd Theologie, S. 161.
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F « II f r ^ r Rh jji It « I.* • f ! ^ 138.. * 6f 5
Accommodation an die damalige^ W^IhrM^^lung^ aHnt^Hiiiefty
und 8ni>eii , um die Jünger von dem ZurOckgailg Jesviti
die bollere Welt su .überaetffirtf^ iMilie 4i«>l^'»lgteich'die(^
tW«ll ^ «WMÜohkeit iiaek t^isil^e^if 'tMt'iibMit* Lsfl-
räum zu suchen sei^'doek das Bpictftkd'^^ei' ftöt^tn -Kr-
iiebung .yeranstairet : was aber OoU zum taaschenden {Sckau-
tpielef «ladien haflSitv ' - ' 'if.
Als «ine« Versnob, •oiobeR*8eli^ri||k^ltt»ii"iiiid"IJii-
gereSmtbeiten vns so entheben , ittUMett' itü* '^e n«rt<ll*lidl|B
Erklärung dieses Faktums willkommen heiisen '^j;** «liie on-
llerscbeidec in den evangeÜteben &iEi&hiang^if ^bH^de^'iyiK-
-Mlfabrt dae Angesebaiiile* v«W llifii ><dnrdi^)ftf|{bdlHiMeMt
firsehloseenen. Preilieh, ihdem^ ^ 'in *4^^Al 'O.« heirel»:
ßktnövtiov avzwv inriQ^i' «ö scheint hier eben die Erh4-
•bbng in- den Himmei al« a^j|eeehAliiee''l^ktM dtf^Mleik
stt werden. Hier aoll-'nnn' 'abei^^|;r]f^^77^i«lM'*eliitf*£ii^
-bnng Uber den Boden ^ sondern' Mr'*diclil'*bddMiten ,' dMik
Jesus ) um die Jünger eu segnen^ sich hoch aufgerichtet
•habe, und ihnen dadurch erhabener eM^bieneh 'aeif. ' 'S!!-
fMrt aiM'deaiSebMk dea'Lnkateiranil^ndle-das-ii^
'iwrabergeholt, itf der Bededltthg, daft"Je)in^, inlleitf er tleh
von seinen Jüngern verabschic(li,*te, sich entfernter Von ih-
nen gesteilt habe* 'iüeraai aei in äbliUeher Weise^ «He^kilf
^den Verkilrnngsbeigi ^Gew«ik 'MlMbey»*'dneani"ii«/d
'dlle Jenger getreten, ofidMlkabb'^Ihny in'VeirfrtiMlali^i*iti>)den
•nahlreichen Ölbäumen deä i^rgs, ihren Blicken entzogen,
waa sie 'dann auf - die Vtertieherung 'zweier ' unkiekannteii
.Bfünnei« tdn Hr tHast Aiifndhme 'J^u'inp dei» ttaMnei gehai-
«en haben.* 'Allein, wenn Lukas ivr 'der A. O;« d*e eVrif^^?/
unmittelbar mit der An^jabe verbindet: xal VKft'k?^ xmtXa-
ß$v atStiv : i6 aoil doch wohl Jene Erhebung die üiinlelinng
nn den^AufgenAnunenwerden dnt^lrdie Wolke* sein, w«s
4) Wie sie namentlich Paulus ^icbt, a. a. O. S. 910 IT« '^L. J«
if h, S. 31S m ...
4.1 ♦
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iOritUr Ab^ehnllt.
ai», nUil Ut, mm^'^ln nmr eis Si^hMofiMiteii , atndewi
nur, ^enn sie eine Erhebung über den Boden war, du
nur in diesem Faiie eine Wolkesich ihm tragend und ver-
iMlUosd jttntomiohiebe^ ioyintey was in vatimßt» MtballMi
iÜ. ,t WMiW^hMÜWPl» Jbi ImkasevMigQliaa «Im Jiecjr m ov-
%^ als etwa« tV »c^> tvXoyeiv avzov avtug Vorgegangenes
dargestellt wird , so wird doch KieflMUuif während er ci-
4icln j9ai4«rA i^a^i^i^a ertbeik, Ton ibm woggeliea: w*-
gegen m. •9«ps||i|f| «wclisiiit , dafs Jcms wXbiwkl dtr
Ü4*theilung des Segens an die Jünger in die Höhe gehoben
.Hriurd9»> upd so noch von oben herab die segnenden Hände
4khw^ 4l» J>r#iteO, JM6,4iitia«Ualie.firiaäriii^ des VmchwiiH
cImis in iUr ,Wi||ke jßük, UM», vo» mUmI liinweg ; &i dsr
Voraussetzung abeif, dafs die zwei WeiCsgekleideten natür-
liche Menseln .gewesen 9^ieA, tritt sohlieislich noch ein*
jmßk b««#9dsi^ (itarji dif BAWl^Tiseli- VsiiT wvisehei Pa9*
MTB Rur Tetfdeekte, Apsidit licwnror, dafs mehrere Haupt-
epochen im Leben Jesu, besonders seit seiner Kreuzigung,
dwoh geheiiae Verbündete bewirkt gewesen seien. Uod
Jeevs.selhaly. wie si^l m ibm dwi dieser VerscaUnag ^
a^tfa «aeb Jeaer leplaii Entfonrang von seinen jAnfem
weiter ergangen sein? Wollen wir mit Bahrdt eine Es*
senerloge träomeny. in welche er sieh nach foUbrachteai
Wank «arUdkgasogan liaba?.nari asil Baaimii» dalür,
daft «lesns neob IXngere Zeil* Stillen anm Besten dsr
Menschheit fortgewirkt habe 9 auf seine Erscheinung zum
Behuf der Bekehrung des Paulus uns berufen , weiche
deob I die BraHblnng. dar A* G« .geseUebMßb isenaamea,
mit Uaistlnden vnd Wirkungen Terbnnden war, die liein
natürlicher Mensch , wenn auch Mitglied eines geheimen
Ordens, hervorbringen konnte« Oder will man mit I^ac-
m annabmefi, bald naeb dieser ieaten Znaammenkonüt aai
der angegriffene ^ib Jesu den erhaltenen Verletnnn^en
erlegen : so kann diefs doch nicht vvuhi in den nächstiMi
Augenblickeni nachdem er so eben noch rüstig mit seiuen
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FiBfta« Kapilet f. 189. m
JflngeHi — iWBwn gvweieti war, geschehen «ein, so
die zwei luiixutreteiideii Mfinnor Zpugeii seines VerscFiPi-
den« gewesen wäreii) welche übi*i|{en8 auch in die«ein Füll
gfir flieht der Wahrheit gemlifa gecproehen hätten; leht«f
er aber nooh längere Zeit^ se nfifiee er die Ahsleht gehabt
Indien, voll jenem Zeitpunkt an bis sn «einem ICnde in
der Verliorgenheit einer geheimen Gesellsehaft cu leben ^
der dann wohl aneh die awei Welfiigekieideten angehftr-
totty weleiie den Jtingern, ohne Zweifel mit eeinem ^or«
wissen ) seine Erhebung Kum Himmel einredeten j — eine
Vorstellung, von weicher sich auch hler^ wieimaiery der
geaiuida 8inn aüt Widerwillen abvi endet.
Das UogcnUgendc der Nachrichten über Jesu Iliflu&elfalirt.
Deren mythische Auffassung*
An wenigsten «nter allen T. liehen Wunderge-
schichten war bei der Himmelfahrt ein solcher Aufwand on*
iiAtOrlichen Scharfsiiiiis nöthig, da die historische Geltung
dieser EmAhlung ao Jbeaonders aehwaeh verbürgt ist» Mat-
thias nnd Johannes, der gewdhnllehea Vorstelinag naeh die
beiden Augenzeugen unter den Ii y angeÜsf en , erwlhnen
ihrer nicht; nur Markus und Lukas berichten dieselbe;
wfihrend auch in den übrigen T* liehen Schriften be-
atiaaita Hinweisungen «nf sie fehlen. Deeh eben dieses
l'ehlen der Himmelfahrt Im übrigen N. T. leugnen die WS
thodoxen Ausleger. Wenn Jesus Lei Alatthlius (20, 64.)
Tor Gericht versichere, von Jost an werde man des Man-
sehen Sohn nur Raehtra der Kraft Gottea altsen aahen : so
sei hiebet doch wohl auch eine Erhebung dahin , mithin
eine HimmeÜahrtj vorausgesezt ; wtiin er bei Johannes (3>
IX) sage, keiner .sei in den Himmel gestiegen, ausser dem
vom Ilimmel gefcommened Hensehensohn , und ein andere
niai ü2.) die Jünger darauf ver%Tc Ise, dafs sie ihn einst
dahin wünica ai^fsteigien sehen, uo er \ui'hcr gcMcseu sei'
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ferner, wenn er am Morgen niieb 4er Anfaralelwitiy «rklS-
tf^ nocJi nicht z'i seinem Vater niif«je«tie^pn zn «ein, nber
ilrn|nlfchftt 8ici|^,idiihin «d erheben f20, 17.>: so könne ^
deatliehare Hinw^iMitV^eii «■£ die Himmelfuhit niefat woM
ff^ben: ebenso, wenn die Apostel- In den Akten ee oft tm
42)rh(ihuqg Jesu zur Rechten Gottes sprechen (2, 31.
Tgl*. 7) 4MK>i)|:iiiifi PjiuIbs ihn aU avmßag imoim advmp
%m HQom» CB|>ll. 4, lO.X Petras nie mimvMg elg s^oiw
darstelle (1 Fett*. 3, 22.): so k#nne kein Zweifel sein,
dlld sie 'nicht alle von seiner Himmelfahrt gewofst ha- '
ben% AUe diese Steilen jedoeh, ndt Ansnahaie etw* der
eineigen Job. II, welehe von einem ^
vninra rov rlnv t5 di f>Qr'')mi spricht, enthalten nur überhaupt
eine Erhebung in den Himmel, ohne Andeutung , dals sie
ein inaserBS, eielitbaret, nnd swar ron den Jlingeni niitan*
gesehaates Falitom gewesen. Vfelmefir, wenn wir 1 Kor.
13, 5 (F. finden, wie Paulos die ihm ea Theil gewordene
Erscheinung Jesu, welche lange nach der vorausseslichen
Hlamelfallrt' stattfand I mit den Christopimnieen Tor dieser
Epeehe so oline alle Unterbreehang oder Andentong Ir-
gend eines Unterschieds zusammenstellt: so mnfs man
•weif ein, nicht b'ofs, ob alle Erscheinungen, die er aosser
der seinigen anfs'ihlt, vor die Himmelfahrt fallen ^1 • son-*
dem, ob der Afiostel fiberhaopt von einer Himmelfaiirt
als Äusserem , dß'i irdischen Wandel des Auferstandenen
besnhliersenden Fuktnrn etwas gewufst haben könne? in
Beeng auf den Verfasser des yierten - Evangeliums aber
iMringt «ns bei seiner Bildersprache das ^nQt^ft schwer»
itch| ihm ein Wissen am die sichtbare Himmelfahrt Jesu
5) Skilkr, bei Kur\(iL, a. a. O., S. 221. Olshaüskii, S. 591 f.
Vgl. GaiBSBACif , locorum N. T. ad atceosionem Christi ia
coclum «pcctantiiim tylloge. In s. oputc» acad« ed. Gabum, <
VoL 2, S. 484 if. I
10 SeaasoaBRMiaaiR, ftber den 0rspr. u« t. f. 8. 19*
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«iHHMlvetbcbi, da er von iitner'«DlfJieii.iiQi,j^9l}|uf«p JN^P^
Kvuiigelluins nichts er/.ähit. * ^
Dia AiMleger freilich haben sich alle erannitoh« IVIÜ-
Um gBg^lbifn 9 du« FeUeii eiver tiiu^hlung vpn der Hi4Qii|«i-
imhvt im ertten .and vieHtn Evangdinm Aiif eine, der A«-
ctoritHt dieser Schriften, wie der Iiistorischen Geltung Jenes
Faktum. iiii»chjidiiche Weise £u erkllu'eii., ..Die iliminel-
fiibrl Jm. sn «niüileiiy «oU de» Kvangel^eeiii. wde|i« «9
Terieipweigeni theile ale ii|in$tbig} tbeil^,ab anfli5g||)eh er-
schienen sein. Als nnnöthig entweder nn und ^f(ir sich^ He-
gen der minderen Wichtigkeit de.« Kreigujlssps odj^i* mit
Uacksieht iml die evaageii^he lJbfriieferpn|^9 ,diijPtih wel-
che sie Allgemein bekennt ninr*); Jobeones inebje^ondrf
soll sie aus Markus und Lukas ToraussetEen ^) ; oder end-
lich 4(i^ileji sie dieselbe, als nicht ^ehr ^nm ird|bcbeii Le-
lieii Jesu gehörig, In ihren {Schriften) die juir der Uesofayceir
bong dieses Lebens gewidmet waren. Abfangen liajien'**)»
Allein sum Leben Jesn, undiswar namenflieb en dem radi»
seihaflen, nie er es nach der lliickkehr aus iiein Cirabe '
gefiUhrt haben soll , gehörte die Himmelfahrt so nothw.en-
dig «Is |^hltt(spuiikt| dafii dieselbe, gleiehviss^, 9b allgemein
bekannt oder nicht, ob wichtig oder onwlclillg, schon nm
d^s üstheti^chen Interesses uillen, das auch der ungebildete
&brift)iteUer bat, seiner Ery.iihlung einen SdiiiiÜBc cu ge-
b^n, Ton jedem .£vangeliensclurelber» der ' von derselben
wnlste, am finde seines üerichts, v^enn anch npoh so snm-
marisch) erwälmt, werden muistej um den sonderbaren Kjn-
• • »
7) OueAVSBir, fi93 f.
O Selbst Fatnscn, ermattet am Scblutse seines GescliXfts,
schreibt In Matth, p. 8S5 : Matthi« ut Jesu in cocium abitum
non contmcmoravit, quippc ncniiiä ignotiun.
9) MiCHAKLis, a. a. O. S. 352.
10} nie Alhandlung: Warimi haben nicht ahc Evangclistm dn-
Uinuue falirt Jesu aiasdrückUch miavsaliUif in FitAiTa Idi^a-
sia, 8, 67, . -
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/
'^vwimMmI) vpdftli^ii 4ci snitoy MMfc wttik^
das vierte Evangelium , als In's Ünbestimmfe an.<lRtifpfif)e
Rrz£hliin^on , machen. Daher sollen nun Her erste und \
* <ipi« Tiefte EyangeUst einen Bericht «ber die iÜnunelfiibrt
ifcf8a*aac4i"^ar*'nfeht 'fir mS^lüch gehalten haben, hn4em
die Ao^^iiised^n , so lange sie ihm anch nachsahen, doch
nur sein Emporsch weben auf der Wolke, nicht aber aei*
nen Eingang'' In den Himmei and sein Plasnefamen nr
Rechten 'Üetttes hahen mit ansehen können ' *)• Allein In
der Vorsfellun'gsweise der alten Welt, welcher der Him-
mel nfiher war als uns, galt ein Auffahren in die Wolken
lehon flBr eine wirkliche Himmelfahrt y wto wir an Rom»»
lut und Bflat' sehen«
Das hienaoh unleng^bare Nichtwissen der genannten
Evangelien am die Himaiel fahrt nun aber mit der neueren {
Kritik dea ersten Efangeilnma diesem als Zelehen alelit
|ipost6llsehen Ursprungs nnm* Vorwarf «a machen lit
hier utn so weniger am Ort, da das fragliche Ereig^nifs
nicht biofs durch das Stillschweigen eweier Evangeliaten^
sondern anoh durch die Nichtllbereinstimmttng' derer, dto
es boriehton, YofdXehiig wird. Markos atfanmt ntofcf mH
Lnkas, ja dieser nicht mit sich selbst flherein. Nach dem
Bericht dea erstercn bat es den Anschein , als hätte Je-
sus unmittelbar von dem Mahle , bei welchem er den £il-
fen erochlen y aho yen einem Hanse In Jemaalem aoa, aSch
1h den Hlmibel erhöben ; denn das ävaxeiftivoig — iq^tzve"
Qo't^i^* xai (iveldias — xal elnev — . *0 fuev ev KvQiog , //fzo
?o Xcd^cu cn)roijp9 äpal^Sij ». t. L hingt «nmitteihor
■HsaBMien, und os llfst sieh hier nor mit Gewalt ^no
Ortsverffnderonv nnd Zwischeneelt einschieben Frei-
lich ist eine Himmelfahrt vom Zimmer aus nicht gut sich
11) Die sulest Angeführte Abb. des FLArr'tcben MaguioS«
12) SCHNaCHITIBUHßKR, «. «. O. S. 19 f.
t3) Wie s. B. Kratfi. thut , p. 208 f. J17.
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VorsoitaUttiy i^hßv läüt sie Lakaa im l^wim vvr fit^ g«-
licifi. Die Differeus ia der Ortsangabe, diirf er lm,E?«i^
gelium Je^um mit den Jüngern nog eig Br^Oaviav hinausge«
hen läfac, in den Akten aber die Scene auf das cqog %q
müüiuww ilmma verJegt, kann dem Lokas nicht al« Wl*
;imp.n«h .ngerm^hmt werden, d. Bethani.» •« Ölb««
lag ; woLl aber die bedentcnde Abweichung in der Zeit*
ai^he^ dafa in seinem Kvangelium , wie bei Markus^ as ^
dan Aaaehain hat, als wflre die flimmeifahrt noeh aai
nftadlohan Tag mit der Anferstehnng erfolgt: wogegen in
der A. G. ausdrücklich bemerkt ist, dafs beide Erfolge
durch eine Frist von 40 Tagen getrennt gewesen. £s ist
schon angamarkt worden, dals die leatere Zeithesümmnog
dem Lukas in der Zwisehenselt nwisehen der AbAisainig
des Evangeliums und der A. G. zugekommen sein mois. '
Von je mehreren Erscheinungen des Auferstandenen man
sich eraüiitey und an Je verschiedenere Orte man sie vevf
legte, desto weniger reichte fernerhin die korae frist ei«
nes Tags für den irdischen Wandel des Auferstandenen
MA\ dafs aber die nothweudig gewordene iängere Zeit ge-
rade auf 40 Tage festgesast wurde, hatte in der ßoiie sei-
pan finuid, welche bekanntlieb diese Zahl in der Jttdi*
sehen und bereits auch in der christlichen Sage spielte.
Wie das Volk Israel 40 Jahre in der Wüste, Moses 40
Tage auf dem Sinai gewesen war, er und £lias 40 Ti^
gefastet, und Jesus selbst vor der Versuchung so lango in
der Wüste ohne Nahrung sich aufgehalteil hatte, wie
alle diese gelieioinifsvolieu Mittelzuatiinde und Durchgangs«
Perioden durch die Zahl 40 bestimmt waren: so Iwt ai»
sich gans basondera auch nur Bestimmung der myateriftsoii
Zwischensdt zwischen Jesu Auferstehung und Himmelfahrt
dar
' 14) Die Rücksicht auf eine Danielischc Rechnung bei FadlVS,
ex* Usadb. 3| 1>, S« 923. scheint mir su künUlich«
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Was die Schilflerung de» Vörgvings selber betrHRy so
konnte man das Schweifen des Markos und Lukas im
EvAngieUnin von Wolke und Engeln led;glic!i der Kdrae ib.
rih- Brsfihluiigen nutchreiben wollen; doch du Lukas nm
Schlüsse seines Evangeliums da« Verhalten der Junger,
wie sie dem in den Himmel entrückten Jesus fufsfüllige Vereb-
rung gebmekl and mit grofter Frende sieb nach der Scadt
sorüekbegeben baben, nnelindliob genug «rsflldt: eo wflr>
de er ohne Zweifel die ihnen durch Engel eu Tkeil ge-
wordne Kunde als nächsten Grund ihrer Freude bemerk-
lieh gemacht haben ^ wenn er schon bei Abfassung seiner
ersten Sehrift etWss von derselben gewofst hütte, welebe
sieb hiernach vielmehr allmfihlig in der Überliefermig mvs-
gebildet zu haben scheint, um auch diesem lezten Punkt
des Lebens Jesu seine Ehre ansnthnni und das unzuling-
Uchö menschliche Zeugnlfs Aber seine Erhebung in den
Himmel durch sweier himmlischen Zeugen Mnnd bekrif
tigt werden zu lassen. Endlich auch in der Angabe (Iber
die RHekkehr der JUnger und was sie nach derselben Tor-
genemmen, findet eine DIserepans der Berichte statt. Vn*
gerechnet nfimlich , dafs man nach dem Schlüsse des Mar-
kus: ixHvoi i^tli/oiif^g txrjQV^av x. r. iL, glauben könnte,
die JOnger seien unmittelbar von dem Schauspiel der
Himmelfahrt aur Verkttndigung in alle Welt ansgegangen,
was* doch vielleicht nur ein Schein ist , der aus der Klircr
und Abgebrochenheit des Schlusses am zweiten Evangi^
ilum entsteht: bestimmt Lukas den Aufenthalt der Jcinger
von der Himmelfahrt bis sum Pfingstfest In seinen beide«
Sehriften auf verschiedene Weise. Nach dem Scblnfs des
Evangeliums nämlich waren die aurttckgekehrten Jünger
tumcevTog ir iBQfj^j tdimmg nci BvtoySvrig %w ^iw:
Bseb dem Eingang der A. G* dagegen ioßißrjaa» €lg vis»-
Q<(iov , 5 ^acey xutafiivotteg» Diese Abweichung könnte man
durch die Bemerkung ausgleichen wollen, dsSa ja der
Aofenlhall im Tempel den im oberen Steelmpvk eines
I
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Fünftes Küpitei. $• m.
üaoses nicht AUHschliefse : aber, die meiste Zeit im Ten^
pei tein (liietli tagt dook • wokl' dua dioyri»rn}s)9'-irti4, ge»
wfihiiiieii Im oberen :Scol»kwe#k4ieh Mrflmlten («ttrcr/zeii^
TC^) schliefst einander ans. Man kann in dieser Dlff^renie
ein Fortschreiten der christlichen Seib«tst^indlflrkeit erbli-
dieft* Znnidiet fand man kein Arget ^rin , die 4(knger
iweh der Rttekkehr to«i Jesii HlmmelMirr liii alten Matio«
nalheiligthum ihre and^chrioren Zusammenkünfte halten eu
iasseo; bald aber erschien dieis sa jüdisch, «nd sie mnfs-
%m sä- dem JBUide ein eigenes ydti9Q(^ beniehent Ton de«b
jidieehen Tempel trennte sieh der ohHslliohe VersaitanH
lungssaal. « • • •
■ Wie btenach diejenigen , welche von einer Himmel^
fbliH Jettt wußten» dieee in Bentg nof die* nUberen Vn*
alinde eidh keineswegs adf dieselbe Welse vorstellten : so
uiufs es überhaupt vom lezten Schlufs des Lebens Jesu
eweieriei Vorstellnngsweisen gegeben haben, indem die Einen
diesen Sehlnfii als eine siebtbare Himmelfahrt daehten, die
Anilem niefat Wenn MatthJlus Jesom vor Oerletit
seine Erhebung Eur Rechten der gottlichen Kraft vorher-
sagen (26, 64.) 9 und nach seiner Auferstehung ihn versi-
chern lüfirt, daia ibm min Ttuaa i^Hoia i» ägwt^ nal.ifü y^g ge*
geben sei (28, IS.)^ dennoeh aber von einer sIehtbsTen Hirn*
meifahrt nichts hat, vielmehr Jesu die Versicherung In
den Mund legt : iyai fisd^ vftwv elfu nacag rag r^ftfQag F(af
tfjs' avn€lsiag %6 tdvivog (V. fO.); so liegt hier «Sienbar
die yorsteliong so Oronde, dafs Jesos, ohne ZwMfel
schon bei der Auferstehung, unsichtbar zum Vater aufge-
stiegen, eugleich unsichtbar immer um die Seinigen sei,
lind ans dieser Verborgenheit herans sieh ) so oft er es
ütfthig finde, In Cbvistopbanlen oftobsve; aoeh der Verfaa-
15) ffierliber vgl/ besonders Amhos, Atcensus S, C. in coelmn
bistoria biblica. In s. opuss. aot. p. 43 It ; soch Kuiia,
bibi. TheoL 1, S. 83 IT.
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ter des vierten Evangeiinms und die übrigen N. T.licheii
Sritrifutelier setzen nur. das voraus, was nach ileiii mesaia-
laiadiQii ytiC^'^K ih§Hir -fWy P«> 1. ToraiMgesase wer-
daa aafita, dk(k latui aidi «wBaebtaii Gottat erhohM
habe, ohne über das Wie etwas r.n bestimmen, oder sieb
die Auffahrt dabin als eine sichtbare vorsustellen. Doeb
BMfata #• 4er. uvabütotUdfaM Piiaiilaaie aehr nahe liege«»
4iete Brhebaiif .aeak svm gUneendaii Sehaospiela aeaM»
aalan. Lfefs man den Messias Jesus an einem so erhabe-
- Vae Ziele angekommen aeie: so wollte man ihm auch auf
deoi Wage dahin glaiabaani naehtabae« fimrartela eMie aaiwe
elnatlfe Wiederkenft tobi Htminel naah Daniel ala ciehtba«
res Hernbkommen in den Wolken : so ergab es sich von
aeibat, seinen Uingang aum Himaiel ala aiabtbares Aufatei-
gen anf einer Wolke vereiraMen ^ und wenn Lnkaa sUe
beiden Weifscre kleideten , welehe naek der Wegnahne lean
an den Jüngern traten, sagen läfst: 5zag 6 ^If^OHg^ o ava*
Xr^tf&Eig d(p vfiöiv uß %6p HQoifOVj ÜTwg ikevaerat , ov tgonm
i&^igaade avwop mftviftevw etß tiv SQoifiw (A. G. 1, II«):
ae darf man dleft nnr nmkekren,' um die Geneaia der Ver»
ateliung von der Himmelfahrt Jesu zu haben, Indem nA'mlich
geschlossen wurde: wie Jesus dereinst ¥om Himoiel wie-
derkoainMn wird: ee wird -er weU anek dabin gegangen
nein
Neben diesem Ilauptmoment treten die A. T.iichen
Vorgänge , welche die Himmelfahrt Jesu an der Hinweg-
•nabuM des Henoeb (I. Moa. 6, 5MU vgL Sir. 44, lg. 49,
16. Hebr. 11, 5.) und keaondera an der Hiiaaielfiikrl des
£lia (2. Kon. 2, 11. vgl. 8ir. 48, 9. I. Macc. 2, 58.) hat,
sammt den griechischen und römischen Apotheosen eines
UerakJea nnd |lomnlna , In den Himetgrund anrOck. Ob
ven den ieateren die Verfasser dea nweilen nnd dritten
£vangeiinm9 Kunde hatten j| steht dahin ^ die Notia von
16) 80 auch Hssa, L. J. 150.
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f ttnftes KapiteL i, ^
Heiiooh itl an anbestimmt ; bei £lia aber ei^ete sich der
Flennenwagen mit den Feaerroesen liBr den müdereii Geiet
Christi nieiit, tCiitt dessen die Wolke ans der spjfteren
Darstellung der Wegnahme des Moses genommen zu sein
scheinen könnte ^ wenn diese nur sonst nicht sa verschie-
den wttre Mnr £in 2ug In der firnihiimg der A. 6.
erklärt sich vielleicht ans der Geschichte des Elias. Als
nftmlich dieser vor seiner Hinwegnahme von seinem Die-
ner Elisa gebeten würfle y ihm sein ftvavfia in verdoppel-
tem Maalse snriicksulassen: knBpfte der Prophet die Ge-
wJlhrong dieses Wunsches an die Bedingung : iav tdr^g //a
ava^aft^iavofteyov ano aa, xal tgai oot liiiog' xai idv ftrj, u /i^
yivr/saL (V. 9. f. LXX.) 9 woraus erhellen könnte , waruia
iinkas (A. G. I9 90 ^»f das filwai/na» aitä» ia^^ih} 6er
wicht legt, weil nXmllch gemlle dem Vorgang mit Elia dida
erfordert zu werden schien, wenn die. Schüler d^i Ifplst
des Meisters bekoiQjnen aoUten«
17) Joseph. Antiq. 4, 8, 48. helftst es von Metes* r/pw^ al^vtSiop
tt^8 fi^rrof aftn^tvai »«ml nro« yrffgyyggy er häkt aber
■bsichtllck getchriebsny er sei gestorben | damit' asa alokt
•einer TrefÜchheit wegen bebanptea «Mite» er iisbe •i€h
n^of Mop begeben. Pane sber, .ds Vita yqsls, üpp. od.
Mangcy, Vol. 2y p. 179, IMsst bloss dif Sepie des Moses
•ich in den Himmel erheben.
«
. • *
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Oigitized
»
.. ,* .XA •»! »«f ; ' . » ♦* '
i » • M ♦ » Ul».# ♦ * • . 1 ' •
' $chlussabhandlung:.
Die dogmatische Bedeutung des
Lebens Jesu.
Nothwcndigcr Übergang der Kritik in das Dogma.
Dnreh die firgebnitee de(r bisherigen Ontersuehang iat
^an, wie es seheint, Allee, wAe 'der Christ von «einem Je*
flU8 glaubt, vernichtet, alle Ermunterungen, die er aus die-
Sem Giftuben schöpft, sind ihm entzogen, alle Tröstungen
gereubl. Der unendliche Schm Ton Wahrheit nnd lieben,
an weichein seit achtsehn Jahrhunderten die Mensehheit
sich grofsgentihrt, scheint hieinit verwüstet, das Erhaben*
•sta In den Staub gestürzt^ tiott seine, Gnade , dem Men-
^sehen seine Würde genommen , das fitnd nwlsdiett Uim-
iael und ürde nerrissen «in sein Mit Abschen wendet
sich von so ungeheurem Frevel die Frömmigkeit ab, und
aus der unendlichen Selbstgewilsheit ihres Glaubens herans
thnt sie den Machtspruch: eine ireche Kritik' möge rersn-
chen , was sie wolle, dennoch bleibe Alles, was yon Chri-
sto die 8cliritt aussage und die Kirche glaube, ewig vi^ahr^
und ddrfe ikcin Jota davon fallen gelassen Vierden. Socr-
giebt sich Ilm Schlüsse der Kritik Ton Jesu Lebensge»chichle
die Aufgabe, das kritisch Vernichtete dogmatisch wieder-
hersustelien.
I) Theologen, welche etwa jhnli( hc >\ ('n<!tiiji;rn j.;(*f:en ii.ich in
Bereitschaft haben, sehen hier, dass icli düs iicibci wcibj»,
und nicbt erst durch sie darin erinnert zu werden i>raucbe.
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• |>ieae .Aii%ibe.ai»h«iiit Mi^Xehst nvr ei w Füirfiipiig
da» GlXobigen «n den Kritiker sn sein, jedeni dieeer «bei-
den für 8ich aber sich nicht zu stellen: der Glliubige als
solcher, scheint es, bedarf keiner Wjederherstellung d^s
6i«tlbeiis', vreil dieser in ihm durch lieine Kritik vernich-
tel worden bt; der Kritiker «Is solcher nichts weit ir
ee Vernichtong ertragen kann. So gewinnt es das Anse-
hen , als ob der Kritiker, \^enn er aus dem Brande, den
'ieino Krilik angerichtet, doch des Dogma nocli retten wiU^
'lllr eeiindft Standpunkt etwas Unwahres untemHlioie, so*
'Hern er, was ihm selbst kein Kleinod ist, aas Accommo-
dation an den Glauben als solches behandelt; in Bezug auf
den Standpunkt des Glliobigen aber etwas Uberflllssigesy
indem er äleh aüt de^ Rettung von. etwas bemflhl^ was fittr
'den, welchem es angehört, gar nicht geföhrdet ist.
Dennoch verhfilt es sich bei näherer Betrachtonff an-
'den. Wenn gleich nicht entwickelt, so ist doch an eich
fn Jedem" Glauben , der noch nicht Wissen ist, der Zwei-
fel mitgesezt; der gläubigste Christ hat doch die Kritik als
Verborgenen Rest des Unglaubens, oder besser als negati«
>en Keim' des Wiisene, in sich, und 'nur aus dessen be«
etftndiger Niederhaltung geht ihm der Glaube hervor, der
also auch in iiim wesentlich ein wiederliergestellter ist.
Ebenso aber wie der Gläubige an sich Zweifler oder Kri-
tiker, iet auch umgekehrt der Kridker an sich der Glllu-
Mge. Sofern er ileh nIAnHch'vom Naturalisten und. Frei-
geist untcrsciieidet, sofern seine Kritik im Geiste des neun-
sehenten Jahrhunderts wurzelt und nicht in frUheren , ist
er mit Aehtitog vor Jeder Religion erfüjlt, und namentlich
des Inhalts der höchst^ Religion, der christliclien, als ideiK
tisch mit der höchsten pliilosophlschen W ahrheit sieh be-
Wnfet^ Wid wird also, naeiidem er im Verlauf der Kritik
durchaue nur dieiSei^. dee Untersehieds seiner Überceu-
giiiig ?0A ijiristlicben CUaehlehtsglauben liuitwgehehrt hat,
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tes SelilariftblimiidUiig. i 140.
•dMäBtinMA fMibn^ non ebentö aneh dieSeite der Iden«
Ütät ma ihren Rechte sa bringen« '
ZunXchtti Indem unere Kritik swar In aller Analdbr-
liehkeit vollKogen worden, aber nunmehr an demRefrufat-
aein TorQ bergegangen ist, fällt sie demselben wieder
£infaehbeit des unentwickelten Zweifel« soaammeiii
welelien sieh das gläubige Bewufttsein mit einem ebena»
einfachen Veto kehrt, und nach Zurfickweisong desselben
das Geglaubte in unverkUmmerter Fülle wieder ausbreitet*
Indem aber hiemit die Kritik nur beseitigt| nich( ttberwiUH
den Ist^ wird das Geglaubte nicht wahrhaft vermittele eoi^
dern bleibt in seiner Unmittelbarkeit. Seheint so, .Indem
gegen diese Unmittelbarkeit abermals die Kriti^ sich kel^
ren mnfs, der eben vollendete Procefs sich s|| vir^derhole^
ond wir sum Anfang der Untersuchung nurllekgeworfea
SU sein: so thnt sieh doch sogleich eine Differens iieryor,
welche die Sache weiter führt. Bisher war Gegenstand
der Kririk der christliche Inhalt, wie er in den orange
lisehen Urkunden als Geschichte Jesu Torllegt: nua dieser
durch den Zweifel in Anspruch genommen ist, reflectirt er
sich in sich , suclit eine Freistätte im Innern der Giaubi-
geoi wo er aber nicht als Idofse Geschichte, sondern als
'In sieli reflectirte Gesebicbte ^ d. b* als Bekenntpils und
Do'gma , vorhanden Ist* £rwaeht< daher allerdings auch ge*
gen das in seiner Unmittelbarkeit auftretende Dogma, wie
gegen Jede Un mittel barkeit ^ die Kritik als ^egatirit£t and
Streben naeh Vermittlung: so Ist diese doch nicht mehr,
wie bisher, historische, sondern dogmatische Kritik, und
erst durch beide hindurchgegangen, ist der Glaube wahr-
liaft vernutteltj oder sum Wissen geworden.
Dieses s weite Stadium, welches der Glaube sn durch-
laufen bat, mttiate eigentlich ebenso Wie das erste Ge-
genstand eines eigenen Werkes sein: * hier soll es nur In
seinen GrundsAgen rerseichnet werden^ um die historische
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KHtIk Mkt ^me AimmMü mmt ttr leMsZIel dbmbmhen,
%fveiches erst jenseits der dogmatischen Üegt.
$. 141.
Die Cliristolegle des orlbodoien SysteoM.
Der dogmntische Gehalt des Lebens Jesa in seiner 13 n-
nittelbarkeit festgehalten und aaf diesem Boden ausgebil»
dst^ ist die orthodoxe Lehre ron Christo. ^ ^
Ihren Grandsttgen neeh findet sie deh sehon Im N. T»
Die Wurzel des Glaubens an Jesum war die Uberzeugung
▼oa seiner Auferstehung. Der Getödtete , schien es , wenn
Mch noeh ao grefs einst im Leben , könne der . Messias
•nieht gewesen sein: die wnndenrolle Wied^rbelehang he»
wies um so stärker, dafs er es war. Durch die Aufer-
weckung aus dem Schattenreich befreit ^ and eugleichüber
die Sphäre irdischer Mensehheit liinaosgehoben ^ war er
ana In die hlmmlisehen Regionen Terseatf hatte seinen
nessianischen Siz zur Rechten Gottes eingenommen (A. G.
2, 32. ff. 3, 15. ff. 5, 30. ff. und sonst). iNun ersoiiien
aein Ted als Haupttheii seiner nessianischen Bestimmung:
nach Jes. SS. hatte er ihn für die Sflnden des Volks und
der Menschheit erlitten ( A. G. 6, 32. ff. vgl. Matth. 20, 28. '
Joh. 1, 29. 36. 1 Joh. 2, 2.); sein am Kreus vergossenes
Blut wirkte 9 wie dasjenige, welches am Versöhnungsfest
der Hohepriester gegen den Deckel der Bundeslade sprengte
CRüm. 3, 25.); er war das reine Lamm , durch dessen
Blnt die Gläubigen losgekauft sind (1 Petr. 1, 18. f.); der
ewige ) sttndlose Hohepriester , der durch Darbringung sei*
nes eigenen Leihas mit Elnemmale bewirkt hat, was die
jadischen Priester durch unendlich wiederholte Thieropfer
nicht aussnrichten im Stande waren (llebr. 10, 10. f). u. s.j.
Aber auch ron Jeher schon konnte der jeat • nur Rechten
Gottes erhöhte Messias kein gewdhnlioher B|ensch gewe-
sen sein : nicht blofs war er mit dem göttlichen Geiste
in höherem Maais, als je ein Prophet, gesalbt (A. G. 4, 27.
D«f Ltbm J4tu II. Band. 44
*
/
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61HI SohiuisabbAiifiUiig. 141«
lUy nnd hatte fiurcli Wunder und Zeiciieii aieh «J«
gttttliclMii GetuMbtn enrlMan lü» % SS.), uondun^iriu
mnn es sieh nun ▼orttellen mochte , war er entweder übema*
tUrlich durch den heiligen Geist erzeugt (Matth, u. Luc. ].),
oder als Gottes Weisheit und Wort in einen irdischen
Leib iierabgekoanien (Job, !•)• Ba er aeboa vor autneiA
menschllcben Auftreten In SehooTa des Vaters, in gdttiieher
Mafestät, gewesen war (Joh. 17, 5.): so war sein Herab-
koinmen iii die Menschenwelt und besonders seine Uiogabe
in den sehmaebTollen Tod eine fimiedrigmig,' die er mm
freiem Triebe anm Beaten der Menschen auf aieh nahm
{Vha. 2, 5 If.)- J^ci* Auferstandene nnd zum Himmel Ge-
fahrene, wie er einst ^ur Auferweckung der Todten und
Bum Gerichte wiederkehren wird (A* G. 1» 11. 17, ^Uyz
so nimmt er auch jeat achon ala TlwÜhaber an dar
Weltregierung (Matth. 28, 180 Gemeinde sich an (Rom.
Sf 34« 1 Joh. 2, L) 9 und wie jezt an der Weltregierui^
so hat er auch achon an der Weitachöpfung Theii genom*
mea (Job. 1, 3, 10. Kol. 1, I«.).
Welche Fülle vun beseligenden und erhabenen, er-
munternden, und trüstiicben Gedanken Üofs der ersten Ge-
meinde ans diesen Vorsteliungen über ihren Cliriatual
Duroh die Sendung des Sohnes Gottes in die Welt, dvreh
seine Hingabc für die VV^elt in den Tod, i>iri(i Himmel und
Erde versühnt (2 Kor. 5, 18 ff. Lph. 1, 10. Kol. 1, 20.);
durch diese höchste Aufopferung ist den Menschen die Lie-
be Gottes sicher verbürgt (Höm. ft, 8if. 8, Slffi* 1 Job.
4, 9.), und die freudigste Hoffnung ihnen eröfinet. Ist Her
Sohn Gottes Mensch geworden : so sind die Menschen sei-
' ne Brader, ais aoiche gleiclifaUa Kinder Gottes ^ und Mit-
erben Christi an dem Sehatae göttlicher Seligkeit (Rom.
16 f. 29.). Das knechtische Verhältnifs der Mensehen
Mtt Gott, wie es unter dem Gesea stattfand , hat aufgehört,
an die Stalle der Furcht vor den Strafen, mit welehea
das GescK drohte^ ist tiebe getreten (ilöm. 89 IS. Gal. 4|
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Schlnfsabhandlang. $• 141* G91
I fr.)* Vom Fluch des Gesetzes sind die Gläubigen dadurch
losgekauft) dnCs Christus sich für sie demselben hingab«
Inciem-er eine Todeaart erduldete) auf welche das f^eeei
den Pineh gelegt hat (Gal. IS»)» Nun haben mht nksht
mehr das Unmögliche au leisten ^ dafs wir alle Forderun-
gen des Gesetzes erfüllen müfsten (GaL 10 f.) — eine
Aufgabe^ welche der fir&hrung nnfolf» kein Mensch Ittsl
(Rdm. 1) 18--3, 20.) ) seiner sandigen Natur nach 4einer
lösen kann (^Röm. 5^ 12 ff*)) und welche den^ der sie bu
lösen strebt, nur immer tiefer in den unseligsten Kampf
mit sich selbst varwiekelt (ftta* 7^ 7ft)t aondern wer an
Christum glaubt, der -versUhnenden Kraft seines Todes ver»
traut, der ist von Gott begnadigt; nicht durch Werke und
eigene Leistungen , sondern umsonst durch die freie Gna-
de Gottes wird der Menscii| der sieh ilir bingiebt^ Vor Gott
gerecht, wodurch nugleieh aUo Selbsterhebimg aosgesohlos»
sen ist (Röm. 3, Slff.)» Indem das mosaische Gesee, dem
er mit Christo gestorben ist^ den Gläubigen nicht mehr
mbinden kann (Röm» 7, Iff.)» itidem namentlich durch
das ewige nnd roligHitige Opfer Christi der jÜdiBehe Opfitt^
und Priesterdienst aufgehoben ist (Hebr.)) ist die Schei-
dewand gefallen, welche Juden und Heiden trennte: diese^
sonst fern und fremd der Theokratie , gottverlassen nnd
' hoffiiungslos in der Welty sind nur Theiinahme an dem nenen
Gottesbunde herbeigerufen, und ihnen freier Zutritt aum
väterlichen Gott verschafft worden; so dafs nunmehr die
beiden, sonst feindlich getrennten Theile der Menschheit
• In Frieden miteinander Glieder am Leibe Christi^ am gel«
stigen Bau seiner Gemeinde sind (£ph« 2, 11 ff*). Jener
rechtfertigende Glaube an den Tod Christi aber ist we*
ientlich sogleich ein geistiges, mit ihm Sterben 5 nümlieh
dn Absterben der Stfndoy nnd wie Christus ans dem Tode
eu neuem unsterblichem Leben auferstanden ist : so soll
auch der an ihn Gläubige aus dem Tod der Sünde au ei«
nem nenen Leben der Gerechtigkeit nnd Heiligkeit anfer*
44*
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SehluUlikhciiillttiig« % 14]
«taSeii) den Alten MefMehen abthnn iiiid einen neoen an*
sieben CRöm« 6, 1 ff.)* Dam etebt Ihm Christvs selbst mit
fieinein Geiste bei, welcher diejenigen, die er beseelt ^ mit
geistigem Streben erfüllt und immei* mehr von der Knecht»
iehaft der Sftnde frei maebl (Röm. 8, 1 ff.> Ja niebt blofs
geistig jeet, sondern einst aoeh lelblieh werden diejenigen,
in welchen der Geist Christi wohnt, durch ihn belebt, in-
dem ijoU durch Christum am £nde dieses Weltlaufa ilm
Leiber auferwecken wird, wie er den Leib Christi aote-
wecitt bst (Röm. S, II.)* Christus, den die Bande des To*
des und der Unterwelt nicht halten konnten (A. G.
iiat beide auch fflr uns besiegt, und den GlHubigen die
Fnrd(t vor diesen hfiehsten MXcbten der EndÜehkelt bu-
nommen (R5m. 89 S8f. 1 Kor. 19, 55 ff. Hebr. t, 14 f. \
Seine Auferweckung, wie sie seinem Tod erst die versdh*
•nende Kraft verleibt ^Rdm. 4 9 25. so Ist sie sugleleli die
ßftrgtehaft untrer eigenen kAnftIgen Aulentelning, mmgm
Antbeilf an Christo in einem kllnftfgen Leihen, in seinem
messianischen Reiche, eu dessen Seligkeit er bei seiner Wie-
derkunft alle die Seiuigen einfiibren wird (1 Kor. I5.>.
Inswisehen aber dflrfen wir uns getrtfsteni an Iba rineu
Fürsprecher bei Gott au heben, der aus eigener Erfah-
rung von der Schwäche und Gebrechlichkeit der Menschen-
natar, die er selbst angelogen hatte ^ und in der er in al*
loa Stfieken versueht wurde, doch ohne HAnde, weUsy
wlo rieler Neehsicht und NaehhAllb wir bedOrfen (Hebr.
S, 17 f. 4, 15 f.).
Den Ralehthnm dessen , was der Glaube an Christo
hatte I In beatimmte Formeln ausammensnfassen, war ed-
nen Anbingem sehen frOhe BedOrffilfs. Sie firielben Iba
als Xgigog 6 anol>avtaVf fiäkkov de xai iy€Q%^fiSf <'>är ^oi
i^iP i» 6eSif tö ^ctf f cg xot invyx^vH vniQ ( Rom.
8, S4.); oder genauer biefs er X o migioß^ yfvd/atvog it
oniQficeiog Javiö xctia aaQxcty 6()ia!)f}^ riog 0<it tv di vu'^
s
t
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iieiiiolViibiiAndluiig. $. 141«
ond als das ofioloyofthiog fiiya rr^ iiaeßiiag fivc((iiov
if»«flliil dte Wahrheiten hingestellt: ^Bog i^avfQti^i^ «V
vanxt^ idutmm^fj b ftmifiaii, ui(px>j] uyyiXotgj ixr^Qvxl>i^ iv
AnaohJiAbend an die TiMifibrmel (Meltb. 18» 19.), wel-
che durah die Zoflemnensleilling ren Veter, Sehn and Geist
gleichsam ein Fachwerk darbot, um den neuen Glauben in
dasselbe einzuordnen, bildete sich in der Kirche der er-
ettp dehrbvoderie .die segeeemafe regula jMcl eat» welche
in veieehledepen FerMii, bald eiinuBMrieeher, bald aatfdiir-
Ueher, populfirer oder subtiler, sich bei den yerschiedcnea
YAt«)rA findet und nach ihrer populären Form endlich
im eegeMnuM apoftelisebeii Syiabol ser Ruhe fcaai| wel«
eitee, in der Qeetelt, in weleher es aneia von der evange-
lischen Kirche aufgenommen worden ist , im zweiten, niis-
ftthrlichsten». Artikel vom Sohn folgende Glafibensmomi^nte
iierrerbelii: et (credo} in Jesfun ChrUtum^ ßUum €juß
(DHpaMs) unieum^ Dominum nostrum; qui canoeiim
tus est de spiritu sanctOy natus ex Maria i'irgine; pa^-
sus sub Pontio PilatQj, crucißxusf mortuu* et sepuUuji,
dMSC€ndit ad it^rnai tertia die re^arrexU a mortui^it
üMomndit ad coelost sedel md dexlram Dei. patris omni»
potentis; inde venturus est y judicare vh^ös et mortuoM,
Neben dieser volksrafifslgen Form des filaubensbekennt-
nisses in Bei^g auf Christum gieng aber nugieieh die Aue»
bÜdnng einer selilU^brett tiieelogiseben Fiistung desselben
iMr, verenlefst derch die Dlffereneen und Streitigkeiten,
welche sich frühseitig über elnaelne Punkte desselben her-
Torthaten. Das Grnndthema des ehristÜchen Glaubens, das:
t koyogaagS fytntOf eder: ^eo$ i(i fne(w)&fj ipcaitxiy war
Tou allen Selten gefährdet, indem bald die Gottheit, bald
I) Iren. adr. baer. 1, lO. Tertull. de pracscr. hacr. 1$, adv.
l'raji. 2f de veland. virg. 1. (Jrig. de pri»€ipp..(|i;iovcm. 4«
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die 9fensohhelt, bald die wahre Verelnl|^ii|( beider in An-
#|iriich genomnien wqrde, 0le|eiiigen «war, welche, wie
iHe EbtonHeiH die Gotlbelt, «de«^ wie Ae deketieeben Sar
•tikeis dl^MenathbeliC^fiitl dorehaiia aofbehen ^ aoMo*>
aen sich eu entschieden von der christlichen Gemeinschnft
aus, welche ihreneita den Grandaas festhielt: daft
f)^'/fecift^'Mi tB icai i^S^mtm diu tdkiQ ngag laori^
ytlv^ «Ofi ^eij fih TVCeQacijüai rov Sv^Quinnv^ avS'Qionot; 61
yiM^fm TOT ^edr 'X Aber weaa etwa bloOi die Veliieia>
digfccffc «fer «tuen 'oder Imdern KiiHir gelettgnat wmdai
wenn Arloa vroKI ein iftfttHehea, aber geaflliallenea ondlitt
'bächsten Gott untergeordnete« Weten In Chrlato Mensch
fje^orden sein liel^i ^^ji wenn derselbe ChHalai «war einen
fMuaehdeheai Lelb'misehrieby Ki welobe« *db^* die Mb |
der Seefe eben Jenes htfhere Wesen <lngeneiafcni»n haiie^))
vnd Apolilnarla a iaser dem Leih auch noch die Seele Jesn
wahrhaft menaohlloh aeln, nnd nnr an die Stelle des drit>
tau Prln6i|w im -Nenaohen, dea ifSg$ daa gttulklie Wem
treten lleAi^); sa konnte aelehen Analohfen sohon eher «Ii
Schein des ChrUtliohen gegeben werden. Dennoch wlet
da« BewiilklBein der Kirche sowohl die arianlsche Venlfli-
Innif ehiMi^tn' Jean Menaoh fawordnen OaforgqitM*
^ben andern minder weaendlehen QrOnden anoh deftwegM
aoHlok, wotl anf «ilese Weise in Christo nicht das anschao-
bare Ebenbild der G >ttbeH er«ohiaiten wlii« 7) ; al« di«
arianlaeb«apoiltnnrlaliaehe tqq elrier der menaehildhen ^Hft^
odier, de« menadhllohen eresanfvelnden Bfenaehanaatw
Ghriatt nnter An^lreoi na« dem Groodes weil nur durch
f) t. MtfNftCHKR*t Boga»enge«alu9 ii«rwnpf» T«a Ohu^ Is
O Irtn« «dr* batr, 8| ta, 7«
4) «« MOasaiwa» f « Hfl t« ^
I) Sbendas. |, 79« Am, t,
40 Bheadas. Anm« 9% ' '
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I
ScbliirsAbliaudlung. $• 141
die. Veraiiiigung mit einer gany.eii und voUstMiicligeii IVIen-
•clMniiatiir duite juvok alleA Xiudieu habe erlöst iv€V«Un
Doeh et konnte nleht Uofs die eine eder andere SUSH9
im Wesen Christi zarückgestellt , sondern nuch in Bezug
ml ihre Vereinigung in ihm , und zwar wieder auf entge-
gengneite Weite 9 gefehlt werden. Die andftebtige Beg^
etmiinf Vieler glaubte, das neugetohlungeife Band nwiachen
Himmel und Erde nicht eng genug anziehen zu liönnen :
in Christo wollten sie Gottheit und Mensoliheit nicht mehr-
vnterscbeiden, and erkennten In ihuu wie er alaJÜne Per*
•Oll ertehienen war, aneh nor Eine Natur, die do«:fleiteli>
gewordenen Gottessuhnes, an Der Besonnenheit Ände*
ri*r wer eine solche Vermischung des Göttlicheniuui A^eiiach-
Jioheni anttöaelgi ea eeblen- ihnen frevelbaflt||sn'p#gfi|i9 4füa
eine Mentehllehe Matter Gott geboren haiie; nar den
sehen habe sie geboren, welchen sirh der Sofin Gottes zum
Tempel auserwählt hatte, und es seien in Christo zwei Na-
turen nwar der Merehranj| naeh veriuitt|ift, aber den We-
sen nach neehjBoier rerechieden '^). Her kirelie aetdea
auf beide Weise das Mysterium der Menschwerdung ge-
fälirdet: wurden beide Maturen bleihend getrennt gehalteOf
eo war die Vereioigang des Göttliehen imd M^iffoUieheo»
der innertte Lebenapankt dea Cfarl»tentbnaia, oiraMKrt^ war>
de eine Vermischung angenommen , so war keine von bei-
den Naturen als solche einer Vereinigung mit der andern
l&big, somit gieiehlalU keine' Walire Kiaheit beider emieht.
Beide Meinungen worden daher) die lestere In Entyches,
für die erstere nicht ebenso mit iieeht Nestorius, ver-
h) Gregor. Naz. Or. 51. p. 740. B. (iti Mi)»sciiKR, S. 275^) :
9} Ii. M0asaiifa»i..80«: ...
10) Ebcadas.'
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dämmt y und nnchdem schon im nlcfinischen Symbol fife
wabre Gottheit Christi festgetest worden wnr, naninehr in
•tifilr#ilonensi«chen «neh telne wahre oiifl foU«limllg<B
' Meiiaehhell^, und iNe Verelnl^n^ beider Naturen In Einer
iinzerfrpnnfen Person, festjs^estellt * Und Als «Ich spÄter ^
Uber den Willen in' Christo eine äbnliehe Differenz her-
Terstotfte, wie filier seine Natur: eo wurde auf dieeeihe
VTette enttehleden,' daf« In Christo als deei Ootttoeneellen
rwel nnterschipflone Willen, aber nicht iineins, sondern
der menschliche dem göttlieben sich unterordnend , anstf-
«ehmen' i^teil >
De«t Streitigkelten über das Sein und Wesen Cbrleli
gegenüber gfien^ die Entwicklung^ der andern Seite , der
{jehre von seinem Thun and Wiriten, rerhXltnUsmKsig
flüU und fkiedlieh vor sieh. Did umibnendtle AnnohBrnng
^ Ji) tra val j^r mStop Sft9iof§tr vier r3r «if(i«r ißt^r ^. X*
ma\ riXttor r^r avror tr arS^Qtmdrrjrtj &§or al^9tSs arar« Sr&^m»
nor altjStSf roy avroy t* y^^X*}^ ioytjtij; Mal atiftQtOi^ 6fto4ator
rß narqk xara ri^r ^§Stijra, araV 6ßtoi!aiov ror ttvtov ^fttr ttari
Itfjjra'rMT 9h Hh ij/ui^tSi^ m9tir St ijfiSq tnii M r^r >7««t^
^fmdrtjta} trm xo\ rir avror X^tgor , wor^ jrt/^ior, ftor^tr%^
9m iJo fifwtmp i9VfX^*Hf mrfdnwg^ odiaip/riap, J^rüf/gtic y^m-
fiC^f^^w'^ i40f»8 «ff fiift«r l dnyo^aj ivffiif^f Stm
§U tr fffdat^op mi> fiiar üno^aotr «orr^ix^fvift' 3m tig 9v%
n^dattTxa /uf^tt^durroy ij Siat^it/mtrov^ aXjC Vra Mal ror avror vlor
ma\ fioyoytyfi ^ &f6y loyoy , xvqtor V. X.
iX) Die 6te ökumeniicbe Synode sn Gonstantinopel texte fest:
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ächlufsahliAiiiiiiag. S- 141. mS
davon war die , dafs der S<iKn Gottes durch Aonaiinie der
ÜMMobamMtur diese geheiligt wmd vtl^uUtbl h«JM.^^]b
w«M üMMOtiicli JSMmÜiiiv der Bniterhliehteir hm-
vorgehoben wurde ' ^) , und In gemüthlicher Weise fafste
man dieia Verhältnifs auch so, Gott habe dui*ch den an-
varkooMMMMbn Liabesbaweiay ilar in dar Settdarig splnt
.SaluM litg«9 dia Hanaehea aafa kriftigste .aar fiaganll^-
be erweclit*^). An dieser Einen grofsen Wirkung des £r«
acheinens Christi wurden aber auch einaelne Seiten her-
Targakobaa: auf saiaa heilsaaM Labrai aafai arhabanea BitU
apial aafsarktam gaanaht«*), baaandara ab«r a«£ dt« ge-
waltsamen Tod, den er erduldet hatte, Gewicht gelegt.
Der .Begriff der Stellvertretung , der schon im N. T. gege*
bau war 9 wurde weiter aosgafilbflt: der Tod Jaa« bald
ab aia Lgsegeld balraohlal, wakhaa ar daai.TevM dIa
durch die Sünde seiner Gewalt verfallene Menschheit »-be-
gaben habe, bald sollte iiott dadurch die Schuld abgetra*
gaRji nad er in den Stand geseat worden sein, nnbeselllh»
jdal idnar W^ahrhaftigkell dia dar Saude gedfobcfn fttma«
fen der Mensehbeit au erlassen, well Christus sie auf sieh
genommen hatte Diese lestere Vorstellung wurde durilb
.▲vaaLM in aainar Schrift: Cur Deus hamoy ander bekaiuH
«an SatSslkbliaoadleafia aaagebildae^ dweli walithaaaglaWi
die Lehre von dem Erlüsungsgeschlift Christi mit der voo
13) Albanstl de lacsrn. 54: avros Irrjt^QciTrtiatr y lya tj/utTs 9to^
not^i^wfJtr. HiUr. Pictav. de trin. 2y 24: huxnani gencris
caas« Dei filiiis natus et virgine est — ut homo factus ex
virginc naturam in sc carnis acciperet , perque hujut admix-
lioaU secietatem sanctificatuia ia ea aaiversi generis humani
corpus eaifterel. Andere Xasseraagea dar Art bei Mite*
scuaa, 97« Aam. 10«
14) Mfbrscaaa, $• 96» Aaau 5*
15) i. ebendas. 8« AtU
16) Ebendas. §. 96.
17} Ebendas. 97. ' '
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im SohliifsAbhaiiiiiiiog. S* 141.
Feiner Person in die engste Verbinduno^ ^esezC wurde. Uer
kfeiisoh UtGott ▼ollstündigen Gehorsam sohnidig; der 5ün.
4er aber — mnd diefr «ind aUe Mtiimfcan — eiitsMt 6«tt
die iehaldige Letdivag und Ehre. Da iHm fielt «ine Be>
letdigung seiner Khre veraiöge seiner Gerechtiglieit ntciiC
tlolden kann : ao muf» eatvpodar dar Mansch freiwiiiig Gott
wiedarfabaiiy waa Qkiltof J« sar fanitiwag. Ikm
-Boob mehr leisten^ ala ar Ihm eataagen bat, odap »»feOstt
dem Menschen mit Gewalt nehmen, was de» Menschen ist,
d. h. dia Glückseligkeit, au der er geschaffen ist, ihm rar
flcnfb antsiahan« Janas sv tbim Im dar Mamak nicht Im
Ikande; dann da ar alias CInta, laaa «r thun kann, Gatt
schuldig ist, um nicht in Sünde zu verfallen, so kann er
nichts Gntaa äbrig haben, um durch diesen überschals dIa |
bagnnfana Sfinda «i dachen» Halb amdrarsaim Gott dwnb
ewige Stmlbn aiebflenngthoung wachafib, dagegen Ist sei-
ne unrerfinderliche Güte, kraft weicher er den zur Seiig-
heit bestimmten Menschen anch wirklich au dieser fahren
uHU« Web bann aber Termtfge der gttttUehan Geracbtif-
holt nicht gesehalian, wenn nteht Genagthnnag Ar den
Menschen geleistet, und nach Maafsgabe dessen, was Gott
entaogen worden Ist, ihm etwas gegeben wirdy das grKfiiar
•isti nie Alhm ansscr Gott. IHsiä aber lat nnr Gern aelbs^
«ad da nndrsrsella Ilh> d0n Mnttschen «inb der Mensch ge-
nngthnn kann: so mnfs es ein Gottmensch sein, der die
Genngthuang leistet» Diese kann nfther nicht In thütigem
Gaharaam» In aflndlosam Leben« bestehen, well diefs jedes
Tcmanf^ige Wesen Gott für sich selbst schon schuldig ist;
aber den Tod, der Sünden Sold, auf sich eu nehmen, ist
der Sündlose nicht schuldig , und besteht also die Gennf>
thnnng fttr die Sünde der Menschen Im Tod des Gottmen>
sehen, dessen Belohnung, weil er als Eins mit Gott nicht
selbst belohnt werden kann, der Menschheit au Gute kommt
Dieses altkirchliche Lehrsystem über die Fefaoa und
Th&cigkoit Chrisa gieng auch In die Bekehntpjlsqdirlftmi
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der iatherbchen Kirche aber, «nil ivfHrdft.rvip. d»n,Tht^
Ugm denalbo« Koeh fciwitltdMr wiig^Mbi ' t)> *
•on ChrisH betvtfl^dl wiird» mm 4mt V«teinigvng der gött-
lichen und inenachiichen Natur in Einer P^r^of^ {ettgehair
ten: im Akte ü^me^^M^ dim umtiapßrsontUUf Mtebhe «1$
«kr EmpAliignift staiMuMaiM,! wm 4h fWfiebe BfaMp
•dbt Sfllmet Gottes, welche die inenwiliiohe sur £inheit ih-
rer PmttniiohJieit «afiiahin ; der Zustand d»s Vereinigt*
-Mint» die unia pgrjoiieto.,!aellie. wede» ^ine w^eetUehe,
Meh ' flieh eliie blefe ee^idtmeUe,- iaek Mse joyttliobe »
oder moralische, am wenigsten eine nur verbale, sondern
eine reale und (Ihematürliohe, ihrer Dauer nach aller eine
#wige Vertio^sng ecia. Vemilge .dieeer VerMndwg mt/^
der götdMMn kemmen der ilMMUleheo Udler gewieee
etgenthUmliche Vor£ttgesn, namentlich, was eonücbst als
Mangel erscheint y lAr sich unpersönlich su sein, und nur
kl der Vereinlganf irsit der ftfttliehen MMr-Berüleaek-
kelt'm tmkkm^ ftmeh Stodknigkeit, .«ed die.Möglichkelly
nicht EU sterben. Doch ausser diesen eigenthamliohen.,
hat die menschliche :Natur Christi li^ ihrer . Vereinigoiig
fldt der gdtdiehen eoeb gew^ von dieetfe g^jUeheM' Vor-
'sOge. Dm VeiUkeile der keides. NnkM lft.:B««liflb
nicht ein todtea und fiusseriiches, sondern eine gegenseiti-
ge Dorckdringangj neQtxoj(yriatg% ■ aieht^ die Verbindung
awelir »ek— pm^feMten Arettofv e0admMeiMife«ir
nd* Mfeiill If glakewden Eieen», oder «vie lü IMtMehiii
TOn liCib und Seele. Diese cammunio naturarum Sussert
sich als communicatio idiomatum^ kraft welcher die mensch-
18} y$U Venu Concorde, E|»lt« und toL deä,.VI|I* p.6eslt' und
' 761 C ed. HssB. Cwaotn» de dusbus asturis üi' dbHsle 11^
' bellus, und loci IbeoL^'toe. 2, de fifio. 'OKaiuuui,' 'tt.'lb« 1»
p. 640 IT. (ed. 16150* Quehstidt, theol. didaci. pol. P. S*
«• 9« Vgh et Wnr«! bibU- pogm. ^. ^ff« •<•' i ''Ui ii
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900
äcitiui:««bli«ttdiuiig. S- Ul
«n den die EFlöBolig betreffenden Tbüti^keiten der menscli
ttehen Tbeil iilMmCw OiiM Verbältnifii •priekt üek iu
dfon pr^poiiU&ki^Mi petsimaMur imd idioinaUeU
Jenes Stifse, In wetehen das Concreedn der einen Natur,
, d. h. die eine JNatiir, ^sofern sie in Hei* Person tlirUti be-
griffen iiif) röm difuh dar «ndem pridieirt wird, wie 1 Ke«.
1S| 47: 4ler «froite'JIdMn.lse dar Sebn des fliksiMtwi; die-
ses SffCee, in welchen theils Bestimtnungen der einen oder
andern Natur auf die' gsnae Person igttnwt idiomatic-um)^
theils ThXdgfceltan dar. gänsen Barsän auf die abaa «der
•ndara Jitdw^ - (^emus, apoUieimaHcum) , ]tbdUa andlidi
Attribute der einen Natur auf die andre übergetragen wer»
- -den, waa aber nur von der göttiichan anf die inenschUclini
wkit mngakahrt, nOgUali ist (genus. amohetmaUcum},
In der Bewegung sainar Paraaii aftf fhmm s#ai Hn-
taren durch die verschiedenen Momente des £rlöäongs-
warks hat Christus nach dem an PhiL ^ 6 ff. anschUelsen-
den AnsdmaiL dar -Dagmatikar ainan sweifiMhan Zustand,
jaolum twimtmManU und exaltmHoni^y ditrohlaiifon. Sa-
fern seine menschliche Natur in ihrer Vereinigung mit der
göttlichen gleich bei der EmpfiingnÜs in den Mitbesix gütt-
liahar filganaelinDton kan^ aber* van diasan «rilnaad seinta
-IManlaliana kaina« «asasMcitkinglmden Qakranak maak-
te, so wird dieses Irdische Leben Jesu bis cum Tod und
BegHibnifs als ein Stand der ttniiadrlgong mit ▼ei-schic*
danan StatUnen katraaktat^ wogegen mit dar AntmleliMg,
-adar selian «M^dar^ ttallwiAikrt, der Stand der Sriilihnng
eintrat, welcher imt der ses4io ad dextran^ pa/rM .seine
Vaüenduitg erreichte.
^ Was das Werk Christi katriffit, aa aakreikt ika dia
Dogma tik nnsrar Kirche ein drailaehea Amt sv. Ais Pro-
phet hat er die höchste Wahrheit, den göttlichen Grlosungs*
rat^scblnfs, unter Bekräftigung dur/ch Wunder, derHenseh-
fcail gaoSanliart, und .ist fiPlr. Jeron VefkOnd^gnng noeh
Immer kasorgt ; ab Hahapfriaalv, hat, or thallf uk aainaa
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Schlnftakkiuidiaii«, 148. Itf
ttnstrKflitheii Wand«! das GaMs w .«umt .Statt erfQJlt
iabedi9ntia activa")^ theik in atlnasa Lekkn «nd* Tod dla
Strafe getragen, die ons gebohrte (obedientia pat/tiva)^
und vertritt ans nun fortwährend bei dem Vater; ^Is Kö-
nig endlich re^ert er die Welt und inabesondre die Kirche,
welche er ana. den Klaipfen der fivda snr Herrlichkeit dea
HioiBela führen, and dnrch Aaferstehiing and Wahgeriahl
Tollenden wird.
t. 142.
Bestreitiuig der hirchlichen Lehre von Christo.
In der Lehre von dar Person Christi giengen schon
die RafamiirtaB nicht aa weit wie die Latheranar adt, im»
dew.aia deren ieata, itOhnMa Fdgerang ana dar Varainl»
gung des Göttlichen und Menschlichen in ihr, die conitnu»
nicatio idiomatum, nicht zugaben. Die lutheritohen Dog-
■wtiher aelbet lieiaan die fiigenechaftan der meniehtichen
Katar eich nicht an die göttUcha, nnd Ton dleaer wenig»
stens nicht alle Eigenschaften , wie z, B. nicht die Ewig-
keit, an die menschliche sich asittheilen was die Kc«
fomiirten an der £inwandang t eranlaiata : die MittiMÜaing
der £Igentehaflen mflata eine gegenseitige nnd roliatXndige
sein, oder sei sie gar lieine; Übrigens werde auch schon
durch die blofs einseitige Mittheil ang von Eigenschalten ei*
nar nnandiichen Natnr an eine andliaha diata nidit aünder
in ihren Wesen anfgehaban, ab Jiena, wann da mn die*
aar Eigenschaften annehmen müfste *). Wenn sich hlege-
gen die lutherischen Dogmatilier dadurch zu decken such-
ten | dafa aie die eine JNatnr die Eigenaehirfiten der andern
nar aa weit nitbealtaan liefaen^ uH per suam indoUm
I) s. die dem loeus de pers« et elllc. Chr. angehXagte Oratio
bei GniBAaB, a« a. O. p. 7i9 f.
D^s. GsacAa», II. th. 1^ p. (iSSff« MsiaannRa, iastit. symb.'
71 U
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m 8«ii4«(Ji«bli«nilliinf. f. 141.
poiest to war hiednreh dlfe ^onmmicatio iäiamatum
hk der Thiit ««fgebob«ii| wi6 sie d^n «neli tefb^t ron 4em
lApthoilowiir DogmAtikmi nach Rbikhard fast dorchaas auf-
gegeben worden Ist.
Aber atich die einfache Warsel dlem vemiekeflea
Idlonentauschea, die Vereiiiigiiiigdergtfitlleheii und menscli.
Ilüheii Nafyr Bfner Person, traf der Widerspruch. * Schoo
•die Sücinianer leugneten sie, weil awei Naturen, deren Je-
de far aich aohon eine Person ansMaehe, namal wenn flb-
nen ad entgegengeeeste Efgeniehallten nnkomnen, wie hier
die eine nntterblieh, die andere sterblich, die eine anfungi-
•los, die andere entstanden sein solle, aioh nicht an einer
-Peraon bereinigen können^), nnd ihnen actamen dte R*.
ttonaltaten bei, Uiden aie noeh beaondera hervorheben,
liieila daft die kit%hHehen Formeln, durch welche jene Ver-
einigung bestimmt werden solle, fast darchaus nur vernei-
nend seien, und die Sache nieht anachaniidi nmehen, thedi
dnfii an einem Chrietna, der milHflifii einer einwohnenden
g6ttliehen Natnr dem Bosen widerstanden und sich ohne
'8inde erhalten hätte, der von solcher Hülfe verlaaaeM
' Menach kein wahrhafte! Yorhiid haben könnte ^>
3) Reinhard, Vöries, über die Dogm., S. 354. Gemäss dem tob
den Rcformirlen gegen die Lutheraner geltend gemachten
Grundiaz : nulla natura in sc ipsam recipit oontradadeija»
Puma, Getck. des protast« Lahrb. fid. \L S.
4) Ftasli Soom de Christi aatura disputilio. Opp. Bibl. Fr.
FtoL i , p. 784. Catech. Racov. Q. % IT. Vgl. Marhk»kks,
instit. symb. 96. Auch Spinoza, ep. 21. ad Oldenburg.
Opp. cd. Gfrörkr, p. 55G, sagt : quod quacdam ecclesiae his
addunt, quod Dcus naturam humanam aisumpserit^ aonol
exprease, me, quid dicant, aescire; ini0| tit vernai faleary
noa »iaus absurde aühi loqui fidentnr, quam si qoia aihi
diceret , quod drculns aaturam quadvati iadaerit.
5) (Röhr) Briefe über den Rationalismus, S. 578 ff. Wkgschki-
PSA| last, theol. ^. 128* BaiTSCHMSXoaa | Handb. der
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Das Wesentliche und Hiiltbare der mHonnllstislshefi
MkcmM, — MiBiangwtfiit» > wd mwb Merliiy. wie In vIibImi
»Stücken , die negative Kritik des kirchlichen Dogma ßnm
Abschlufs geführt Vor Allem findet er bedenklich, dafa
durch den Ausdruck: göttUcbe^andmensQUicheMiilar^
Uehei wd MeusekUiihei mler £ine Kulagerie gesollt wioh'
de, und swar anter die Ketegovie roit Netur, was doeh
wesentlich nur ein beschränktes ^ im Gegensaz begriffenes
Seia hedeate« l>enn aberi suu dafii soaet kaue Netur ne-
len Elfiaelweeea oder Peneaea geaielaeaai eel»- aeile Udr
umgekehrt £ine Person an awet verschiedenen Nntaren
. Theil haben. Sei nun Person eine stetige Lebenseinheit,
Katlir ebec der labegriff voa fleMtaea» aaeb wekbea die
Lebeneaaetiade eieh veriaa&ai eo eei aiekt.aa begreifea»
i¥ie zwei darcbatis verschiedene Systeme von Ltebenssustan«
den in Einen Mittelpunkt zusammenlaufen können, ßeson«
dcrs klar wird neeh 2kBLaiaRiiACHER diese Uadenklierkeit
la der BohaapCaag elaet aweifaohea Wiileas la CMete,
weichem man folgerichtig anch einen doppelten Verstand
zur Seite steilen müfste, wobei dann, wie Verstand und
Wille die PeradaiiehkeUeoBstiluiiea^ die Zerspaitang.Ckri»
ati ia Bwei Penonea aataehiedea triia. Zwar aolfea die
tf V t$7C; anck Rsjiti Rellg* InaerkalB der Grenten der
blossea VerniiBll, 2tes Stttck, 2ter Absch« b).
6) Glankeiislekre , 2 , §§. 96-^98. — ' ladcm Ick diese Seaumm-
MACHKK^sche Kritik als vollkommen berechtigt anerkenne, stel-
le ich mich in direkten Widerspruch mit dem Urtheil von -
RosKAKRAKX, wclcher (Jahrb. für wiss. Kritik, 18S1« Dec.
S. 955—41.) „seinen Unwillen nicht zurückhalten kann über
die theologisch seichte und philologisch kleinlichte Manier^
aiit welcher ScmjiiiaHACiisa in diesem Lehrstück das Haupt«
dogma des ckristUcken Glanbeas toa der Mfensckwerdung
Gottes IQ tmtergrsben snckt.*^ Die Verweekslong , auf wel-
cker dieses Urtheil bernkti wird tick weiter «aleaaniieckett«
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704 Scbiiir«abbaiidiang. 142.
beiden Willen Immer dasselbe wollen : allein theil« giebt
diefii INHP mmUeebe, nieblt fMNöaboho EkilMli, tbcüi iit
von götdlcbeai und mmtMlAem Wille» «Mt cIumI
möglich^ indem ein roenseblicher Wille, der wesentlich nur
Eineelnc« «nd eines am des andern willen will, mit einem
giltliebeift, imum GegeaetAmi dee Ummt In ediwr
wfeklang bt, eo wenig iIm Gleielie weile« keiiii, nie «in
discuvi>>ver tnenschllcbcr Verstand mit dem intoitiven gött-
iiehea dasselbe denlien ; woraos Eugleich von aelbst ber>
WfaiUi M «im Milthcilung der £igeMebeAeii swiedmi
4m Mitm HeMmi eieli nlelM lumokMea lifrt.
Einer fiholichen Kritik entgieng auch die Lehre von
der Tbäiigkeit Chrleti nicht Abgesehen von dem, was in
imtHer JUneiebt gegen die fiantbeilmig dereelben in die
dffei Anüereingewendet woide, waren «e im propbeliseim
bauptjiächücb die Begriffe von Offenbarung und Wunder,
die man in Anspruch fmbrn, weil sie weder objektiv mit
rftelMlgen VonteUangea Ten Gott ond Weit in ibrea gegen I
ieltigefi yeHtfUtniTe, aoeh subjektiv mit den Getetaen dci
menachlicheo Krkenntnifsvermögens sich eu vertragen schie-
nen« Unmöglich könne der vollkommene Gott eine ^atnr
geeeheffen beben, <lie von Zeil an.Zelt einer ameerordent»
lieheft KaeidMMB dee 8eh«|ileM bedOrfte, neeh inebeeende-
re eine menschliche Natur, die nicht durch Entfaltung ih- '
rar mitgegebenen Anlagen ihre Bestimmung zu erreichea
Tenagelite ; nnmögÜeb könne der ünverinderüeiie baid anf
dleee, liald anf Jene Wdee^ das einemal mittelbar, daa aa-
dremal unmittelbar, auf die Welt einwirken, sondern im- '
mer nur auf die gleiche^ nämlich an sich und auf das Ganze |
unmittelbar, für ans aber ond anf das fiinaelne nüttelbar»
Eine Unterbrechong des Natnrcnsammenbengs ond der
Entwicklung (ier Meiischliclt durch unmittelbares Eingrei-
fen Gattes «nsunehraen , hiefse allem verndnftigen Denkea
anftsagen ; im einaelnen Fall aber sei eine Ofbnbamag ond
Woodar als eoioba nialit einmal «nrerUTsig an erkannea,
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Sehlur«ii>bhandlniig« $• 142. ' Ttfft
weil, Din tlchcr ra Miii| düb gewiaia ßrsohdnnngvir niokl
MM 4en KrMen NniQir »mI den Aiiliig«n> dee «mnaeh-
lieben Gattes henrorgegan|[en seien, eine rolltMUidiKe Kennt-
nifs von diesen , and wie weit sie reichen , erfordert wür-
de« deren der Mensch sieh nicht rflhmen kann ^>
Dock der liiiü|ilaRtlefs wurde an dem hohenprMterÜ-
clien Ante Jesn, an der Lehre ton der Versöhnung, ge-
iiuiiiinen. Zunfichst war es die anthropopathische Fürbungi
reiche dem Verhältniis Gottes mur Sünde der Menschen
Sfltt Anselnileehen Sytitem gegeben war, was £lnwirfo her*
Yormfen oralste. Wie et dem Mensehen wohl anstehe,
Beleidigungen ohne Rache eu verEcihen : so, meinte Socin,
könne auch Gott ohne Genngthaong die Belekligungen,
welche Ihm die Meneehen dnroh Ihre Sflnden anfügen,
▼ergehen *)• Dfeeer Einwurf -warde ton Bugo Grotiüs
durch die Wendung beseitigt, dafs nicht gleichsam in Folge
persönlicher Beleidigung, sondern um die Ordnung der
moralischen Welt nnrerleat so erbaltien, oder rerrnttgo
ariner fuMtifiü reotoria , Gott die Sgaden nicht ohne:
nugthuung vergeben liönne Indefs, die Nothwendig-
keit einer Genugthuung auch sugegeben, schien doch der
Tod Jesu eine aolche nicht sein an können» Während
Ansatii, und noch entschiedener Tuomas ron A^ulno
Ton einer salhfuctio superabundans sprachen , leugnete
SociN, dafs Christus auch nur gleichviel Strafe getragen
habe, als die Menschen verdient hätten ^ denn die Men-
eehen hätten, jeder einaelne, den ewigen Tod rerdleii^
7^ Sfinoza, tract. theol. polit. c. 6. p« 133. ed. Gfkörir, und ep.
23. ad Oldenburg, p. 558 f. Briefe Uber den Bat«» 4ter, 5ter,
6ter, 12ter« WasscasuiBii , II. 12« Sca&nssHACasa,
1*. 47.
8) Prselect« fhcol« c 15.
9) In dem Werk: defsaslo ädel estk de sstislictloae Chr. sdv.
F. Sosimvm.
. 10) Smma, P. 3. Q. 48. A. 2.
Dai Lebgn Jggu II. Band, 45
Oigitized
TIS S«iilttl'sii bhimflittfif. ti MS.
folgUoh hatteti ebeiiM»«Mfai SteUrertrctar jOs Staiirr lU
ewIfM T«d irbithn *itteii t ' wogagwi niM ibr cittsige
CkrMit Ud« ikii acitlfolwii fAefdkls ab fiii>«3ii«
Eur höchsten Herrlichkeit, erduldet habe, und suar niclu
■ul seiner güttliobea ^atar , dafs man Mgen küpiitey
M Leiden liabe antntteben Werlb^ Mndeni Mit eeiMr
aentehlichen. Wenn hiegegen eebon Mber dem TnonAS
gegenüber Ddns Scotus^'), and nun wieder E\%i«cheii den
Orthodoxen and den Soelnienern Geotids und die Armin iaarr
den Atttweg eryiffan, en sieh war ael Gbrisli ¥'erdieai4
endiieh geweten^ wie daa Snhjekt desselben) seine wmm%mfk»
liehe Natur, und daher Eur Geiiugthuung ftir die Sündeu
der Welt ansureichend^ aber Gott habe es aua Irekr
Gnade littr anreiebend aeaeplirt x ae folgte ana der £iiirin-
■inng , data Gott mit ttnanlfinglicber Genugtbuung sieb b^
gnOgen, also einen Theil der Schuld ohne Genugthuong
■vergeben könne , nothwendig , dal« er auch die ganze m
an rergfben im Stande sein artkse» l>eeh aneb abgsscbta
von allen diesen nffheren Bestimmungen wnrde die Graad-
Torstellung selbst , dafs Jemand für Andere Sündenstia-
fen auf sich nehmen könne, als eine rohe Ühertragang
niedrigerer Verhältnisse anf iiftbeie angegriffisa. SittÜcU
Vefeehnldnngen seien keine transmissible VerbindÜebkeV
ten, es verhalte sich mit Ihnen nicht, wie mit Geldifchul-
den 9 wo es dem Gläubiger gleichgültig ist, wer sie be-
^aablt, wen» sie nur 4lberban|it beaalilt werden; der Sie-
denstrafe sei es rieJmebr wesentiieb, eben n«r Aber dm
verhängt zu werden , der sich ihrer schuldig gemacht hat
Kann hienaoh der sogenannte leidende Gehorsam Christi
lieia stellvertretender gewesen sein : eo naeh weniger dar
11) Comm« in Seatt. L. 3. Oitt. 19.
IS) sttsier Socor besonders Hakt, ReKg. innerlialb der Grca-
sea der klasieA Vernunft, 2tes Stück, iter Absdui., c).
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fteklsftabhttmillttiig.' 1.^141» NT
' tMtige, im illefm di MeMcli Ittr steh srffctft iehon m'
Jiialen 'tehddfg war
In Betreff de^ königlichen Amtes Christi tmt die
Uoffmmg auf seine eiiMlige Wiederkunft suni Gericht im .
Bcfraleiwiii' der deMlmle In de« MaaAe siirllek) als die
Anheilt Tan einer gleich naeb 4mA Tade j<[dea Eineeinen
irollständig eintretenden Vergeltung erstarkte ^ wodurcli
• Jeiier aligeoMina Oariobtaaki ala tthertUlM^ araclielnan
I. MI.
Die Cliristologie des J^tioiuUsnnit»
* An die Steile des kirchlichen Dogma ron Christas,
seiner i^erson and seiner Wiriisamkeit, weiches sie als in
•ieii widerspreehendeai naslosea^ Ja der waluran norali«
achen Religiusitit acliXdliehea verwarfan» aesten niin die
Rationalisten, eine Lehre, welche, mit Vermeidung jener
W idersprüclie , Jesum doch noch als eine in gewissem
Sinne göttliche Erscheinung festhalten, ja, recht erwogen^
Hin weit erhabener hinatellen, und dabei die kriftigatan
Antriebe su praktischer Frömmigkeit enthalten sollte
Ein göttlicher Gesandter, ein besonderer Liebling und
Pflegling der Gottheit ^ sollte Jesus bleiben , sofern er
durch die Vcfranstaltung der Voraahung mit einem aoago-
nelehneten Maafsa geistiger Vorsüge ausgerüstet, unter dn
Volk und in ein Zeitalter rersezt, und sein Lebensgang so
geleitet wurde , wie es seiner Entwicklung an dem^ was
er werden aoUte, am gHoatigaten war; aofera namanlÜeh
gerade diejenige Todesart fiber ihn hefbeigefilbrt Wurde,
welche die Wiederbelebung, ?on der das Gedeihen seines
IS) TtfLuin, der thSUge GeBorssm Christi untersudt« 176S*
14) WssscaamsM, 199. '
• i) \ gl. tll>er das' Folgende betoaders dle 'BHefe ttber- den Rat.
' S. 372 ff. WttscuaiDKR, 128. 133«: 140.
4« *
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7«S i&chlyr««bli«»4tang. |. liS.
gMum Werbet «bhSetrgp fliö^cb, «ihI ÜMtiiMle, welriM
dieeelbe wivklldi «Mehleik Dlaubt hiMril, mwt eeine »
tiirliohe Begabun|( m¥ä Mliie iMeren SelileliMlB genelM,
die rationalistische Vorstellong von Christo hinter Her or-
ihttdoien niebC imentlich BurQeksubleiben, indem er «aob
ihr der erhebemte MeMeh iiC, iler Je ILt&tm lebte,
ein Rer iä, In detien Seblekaelen eleh Ale VoreelraMi! be
höcheten (imde verherrlichte: so glauhr sie, wenn auf die
innere lüntwicklonsr und freie rhütit^keit Jp^q gesehen
* wird 9 die kirehliehe Lehre w^ntlieh sq ftberbieten. Wäh-
rend der kirehliehe Chrlefm ein onlreiet AnCenet eef, Ae^
seil Men<)chheit todtes Organ des Göttlichen sich ve^
halte y sittlich yollkommen handle, weil sie nicht sOndigee
kttnnei and ebender»w^en weder tittliebes Verdienst habe%
neeh Gegenstand der Aehtting vnd Verehrung sein fcHnnet
habe nach rationalisrij.cher Aiii»icht die Gottheit in Je^um
nar die natürlichen ßedingnngen dessen, was er werden soü-
te, gelegt I dal's er es aber wirklich wurde, sei das Re-
sultat seiner freien Selbstthütigkelt gewesen. Seine be»
wundermij^s würdige Weisheit habe er sich durch eweckmi-
fsige Anwendung seiner Verstandeskrüfte und gewissenhaf-
te Bentttsung der ihm sn Gebot stehenden Halfsmittel, sei*
ne sittttehe Grölse dureh eifrige Ausbildung seiner meraB-
schen Anlagen, Bezähmung seiner sinnlichen Neigungen und
Leidenschaften, und carte Folgsamkeit gegen die Stimme sei-
nee GewistenS| erworben, und eben nur hierauf lierohe
das Erhabene seiner Persönllehkeit, das Emuntemde sei-
nes Vorbildes.
Die Thtttigkeit Jesu anlangend, hat er sich um die
Menschheit vor Allem dadurch verdient gemacht, dals er
Ihr eine Rellglonslehre mitthellte, welcher um Ihrer Rein-
heit und Trefflichkeit willen mit Recht eine gewisse gört-
liehe Kraft und Würde xuge^chrieben wird, und dnfs er
diese durch das glün sende tteisyiei seines eigenen Wnndels
anf die wirksamste Weite enUnterle und bekniaigte. Die*
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SM prophetitche Amt Christi ist bei Socininnern and Ra-
cimiaiiatMi «br Mklei|iiiiikt Mln«r TlüUigkei^ «ilf «eldwn
•ie «Um Andere, iieiurNtlieli wm die KlrebenltlM.'ttiilev
dem hoheiipriei^terliclien Amte begre ft ^ iaioier wieder eu«
. rflckfiihren« Der sugeiiannte ihiieiide. tieborflAm hat hier
ohnehin nur aIs Beispiel Werth j aber ench deii Ted Je»
eil ieUte die SAndeaverfebiiiig «uur dovob Verailtlleaf der
Beuernng bewirken, entweder so, d^iOf^.fyf eis ßesiegelan|^
seiner Lehre, und Vorbild iKlfp|iferndeF PAiohterfüilung^
den Tugeiideifer belebe,, ofijer im, .^eri^,e|??f)e Qeiceii.de»
JLiebe Gottee m den Menacben j. .«eii|fur ^tM^filgtbeitf : depi,
Cletiesserfen stt vergeben, den sittlichen IMnfh ephehe^,*^.
Wenn Christus nicht mehr gewesen ist und gethan
fallt, eU diese retionelistische Lehre .ihn sein und tbun lüel;
ee siebl ann nleht, wie die FvAiiiaiii^kelf deea kepiMl^ Ihn
•« ihrrni besondem Gegenstand su mechen, und die Dug-
niatikj^ eigene Sütze über ihn eufstiKi eilen. Wirklieh hadeii
daher eonsequente Ratieiialisiei| 9rkiürt^.«vitas die orthoiloie
Def aatik Christei^gie i|eiifie| ti^te im radofiaiislisehen 8/7
ete« gar nlohc nie ein iategrlrender Thell deteelbeii aof/on
dieses System ewar ans einer Religion bestehe, die Christus
gelehrt habe, nicht aber aus einer, der«A Objekt « r fflbst
wireb Heilee Christelegie Messietlehre t ee eel diese ii«r
eine Halfelehre fülr die Jipden gewesen; eher eoeh hm ed-
leren Sinn, als Lehre ton dem Leben, den Tbaten und
Schicksalen deeil als göttlichen Gesandten, gehöre sie nicht
mum Giaubenaeyateeit aligettehi« religiö se WahrheiCeo
Büt den Veratellnngen ttber die iPerseii dessen,' der sie av*
erst aiisgesprochen, ebensowenig Eu.'nuiinenhffiigen, als man
in dem iS^htem der LEiBNiz-WoLFlMhen , oder KANTischen,
eder Fican'eeheii and ScHBLUNq'sel.en Phi^sephie als phL
lesopfütehe SHtee dasjenige aafstel.e, was man feu der '
Jf> die versddedeaca Aasiehtea Jbti BaBTSouiamaa, Degm. 2,
8. SSS, sjrstemsüssh^ Entwicklung, ^ 107«
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710 SSoiiUfsübhaiKlIttiig. $• 144.
Pi»rg8nllohke!t Ihr^r fTrheher kq h»lf*»n hnhe. Nur «or Re-
llglont(Stf8ohlohtey nic^t wmv Religion k'inm» dus Hie Ppr«ii«
ml WMsmnlii^H '4Mr Befreffwida ffihBr^ni nnA iIm» R«>
l!ir(oni>f#tii^ nifr<«h*W«d«f» uls ^M^hMiflfche Etnl^htitf wp-
angesohlokt^ oder als erlftaternder Nachtrag beigegeben
werden • > - ^ . -i .
' Rfemft Mit min' mhtif 4«r Ratfotialtmita fn öflWtiMi
Wfi^erstreit mit dem christlichen Glfliihen, indem er dasl^
nlg^e, WAS diesem der Mittelpunkt and Eckstein ist, di«
L^hre Chti^ii in > d4»n' Hintercrrtind * mi rSeken , ja
fltif deW'TlbfffiiAinl kd''ii4»rbannen mwtht Ük^ndamff nfier
Ist auch die ün«'dÄnfirfiohUeit des rationalistischen Systems
^ntsehtpdon, we*t es das nicht leistet, was fede Glaobens-
J^hre leisten anll: dein Glaoben^ der Ihr Oegmahind ift»
erstltoh dfen adlV«f*i'ntp'n' Atisdmetc so ireben, snd Ihn nwM-
tent mit der Wi^'^enschaft in ein — «et es positive«, oder
nea^atives ^ Verh^ltnlfg an setzen. Hier nun ist Aber dem
Beiftrebent den Olaoben mit der WIsaensebaft In Einklang
mi brincren, der AnsdHiek diNAelb^* Tet^kllmm^r^: it^nn da
rhrista», nur als atisfi^ezeichneter Mensch, macht rwar deia
Be^ifen keine Schwieriekeit, al»er lat niobt derjenige j
lui weloliea die Klrehe
Ffne eklektiftche ChH^toloele. ScMtniMiAcaam.
*
Beide Übaiatilnde nn vermelden« nnd die Lehre
f Christo ohne Bee-nträchtigfanor des (iinnhens so an fa«^#n,
daPt die Wissens'^hafr ihr nicht den Krie^ r.n erklürcn
branobt>), ist nnn das Bestreben drsfeniiren Theoloi^n fe-
wesen, welcher elfimeltä die negatlire Kritik des Ratlona-
Hsnins gegen die Kirobenlehre vollständig in sich aofge*
S) Rllaa» BHefe, S. 1t». 405 It^
• * ■ *
0 SftaliaMi«tcn«\,"1Vbar seine ntrabeasTeM«, aid 1H*. Li7i
Zweites Seadsdkrelbea. Studie«, 2, 3, S. 48f
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ii€liliiis«bbiLii4UagK S* 144. 711
MMinen , Ja noch geschürft , andrerseits aber doch noch
dM WesaiMiUcbe iks pocitiv cbriatiichen (i ehalte«^ der deiu
IUii«iii4llHMni4rtfloiiMi gegaagMi wiii^ feafmb^lt^ ?4;rtnebt
ImiI) imd iMiMP VielMi in der leslan Zeit der Reiter ent
der Cn^^e iles Saiiraiiaturalisintis und der Leere des Ratio-
naii)$inii8 gewcMpdea iat. Jene Vereinfachung dea Glaubene
briiigt^ScmWMacHKifc^iMtareb so Stimde^ dele er ffe4er]Nro»
teilen tiaek ven.der Sebriftlebre« neeh «ach betboJiseh ron
den BestimiDungen der Kirche aiiRgeht, da er auf beide
Weise einen beatiinmt entwickelten Inhalt bekommen w(irde|
der» In frttbiM^ Jebrbonderfen rntalendeo« ait lier beutir
gen WiipeiMMibef^^eieb mitbweiulig verwlekehi nureterisoii**
dern er geht vom christlichen Bewufstsein, von der inneren
fc4*febrafig aus^ di^ jeder Ober daa, was er tm Christen-
Ibiim lMKt».ifi eieb aelber neeht» und bekpom^ ae.eiiieii
Sieff , der ele CUftUütee ein Minder Beetiaortoi Ist , dea
daher durch dialektische Entwieklm g leichter eine Form
isegeben werden kanui welche den ForderiMifsn der Wis-
eeneobeft ^änngtbnt»
Ale. Glied der dupfalUeben tieminde dielii Ist der
■Ansgangspanbt der SciiLEiEBiiAC0KR*sohf?n Christologle ^
bin ich mir der Autliebung meiner bttiidhaftigkeit und der
Miltbeiliuif sebleebtblnlger VollkoinRienhelt Iwwulst) d« lu
Ml robk in dieser 6eneinseh|dl die SinflOsse eines sftndp
Insen nnd vollkoDiiDenen Princips auf . mich. Diese £inllllsse
biinneii von der christlichen Gemeinschaft nicht in der Art
ensgehen, dale die Weebselwirkung . ihrer Mitglieder sie
berforlräelrte; dsnn In Jedm einigen yon diesen Ist
Sftnde nnd Onr»UkoB.nienbelt gesest, nnd das Znaanioen-
wirken von Llni^einen hat nie etwas Reines cum lleäultat
• gebebt« Sondern der £influfs einest solchen muls es sein,
dar elneslbeüs Jene UnsAndUebkeit nnd. VollkonHaenheit als
.feraMlehe Elgenaohnften besaliiy nnd anderirtheils mit der*
a) Gisnhaiwlahri^ J, $V
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7U 8okl u rsabhandiiiiigr« 144.
rlirlstlichen Gemeinschaft in einein Vprli/titiiirs steht, rer-
iD{jge detten diese Eigensohnflcn von ihm sich ihr mitthei*
len kdimen} d. k., da rsr dkmt MktkMiukig ^rtt»- ^rtotlidM
CrnnetvMPeliftft alt aotelie triebt m*haiideii gew«lMtf 'telii kaiNiy
jhr Stifter W«r. Was wir in uns nU Christen bewirkt
linden, darans acbllefsen wir, wie immer von der Wirkmig
aaf die- Ur«Mke gesebtoMn wird» auf diii Wiffkaaaakait
Cbrfiti miHlek, tmd ««• aetner WlrkaHiakalt auf «ciw
Ferson , welche die Fähigkeit gehabt haben mu(a ^ aolchet
n bewirken.
Aiher tat ami, wea wftr in der ehrhidtoken Oeiehi
Ulla ^htdeii) eide KrSflt|i(Bfi|^ dni 0 etleebewii fbiaetaa
In seinem Verh?Jffnlf« rum sinnlichen , d. h. wir finden es
uns erleichtert, die Uhermacht der &innliekkeit In nnc aa
kreehaii, aüa fiindrac^ke, die wir empfang, auf daa »a»
Ugiöea Gelllbl mi besiehcn*, und hffnwiedmiai alle Thllti|^
kelten ans demselben hervorgehen eu lassen. Nach den
Obigen Ut diefs die Wirkung Christi auf uns, welekar die
UMti^keh eainet Gottoebewuretaelna nna oiHthettt, -vim dar
Kaeomaehaft dar Stnnllekfcelt vnd Sünde nna berrett * vnd
bieinit der Erlöser ist. In dem Geffthl des gekrffftigten GoC-
teabewolatieins , .welches der Christ in der Gemetnsclialt
«It aainaai firlSeer' bat , wardan *die HammiiBgan aetnei
milftrttabaii «nd feaeflfgvn liebaiha nfobt migffeieli ala Oaai^
ainngen dea Ootfesbewufstselns empfunden ; sie nnterbre-
eben nicht die Seligkeit, welche er in seinem innersten re-
JigiAaan lieben ganieiät; wae maii aonat Obel nnd ^tcUake
StrAfba aannty tet ee Ittr Ihn niefct, ttnd inablkm ea Cbrl-
afna ist, der Ihn durch Aufnahme in die Gemelfischaft sei-
ner Seligkeit hieron befreit, kommt diesem neben der er-
Iffseaden auch die versöhnende ThfftigkeH M. — Hienadi
allein ist denn anek die klrehKeke Lehre reti dem draiCi-
afcan Aaita Cbrtefl an Teratehen. Prophet isf er, sofVm er
nickt anders, als durch das Wort, durch Selbstdarsrei-
lang nbarkanpii die Hamebkail an.alak aiakaa kaaata; «a
Y
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1
* 4t4k fbr Hlinp(/re^iijiUtui tflnfir Lffamt eben. Mlae^ ^^Tif®*
war ; Hoher)ji*ieJiter und »ugleieh Opfer ist er^ ^of^/]^et*,
dtr S^iulloa^t MM. dqncn Uaseiii wiak daher ajioi^iJ|fiji ubd^
entwiekoln konnte, In ilie G«Miat«Wft 4m . ]||||4itebei»
ligfcuBt der MeMobhcIl etiitni*, und dii* iu .deq^i^lVn «r-
Beugten Übel auf sich nahm, um sofort uns in die (Jeuieior
•ehaft «eine« adndlosen und seiigiBn Lebens «ttfBQV|f?Muio%
Al k., -fliade MnA Übel nvob I» «nd filr «pe etifsampn,
Mid .Ime «per €eftt rein derEiisteUen ; KSnig endlleb iet CTt
•ofeni er diese Segnungen eben in Form eines Gemeinif^
eeiis, dessen Bmupt er isl| an die Mensebbeit bringt
Ane diesen nnn, «res Chiistae wirkl^, ei^gfebt sie|i|
IMS er geifeeen Irt. Verdenbeii «rtr timi die tener stel*
gende Kräftigung unsres Gottesbewufstseins : so mors dief«
In ihm in absoluter Krüftiglteit gewesen sein , so dais es»
•der Gete ilt fem dee iewfiitseitte» dee elMit Wlrksasie
i« ilMn wer 9 and diele ies der" Sinn des blrebliebeit Aoe»
di'uclis, dafs Gott in Christo Mensch geworden ist. Wirkt
Ceriier Christus in uns die immer veltstündigere tIberMiin-
M^i der ttinnüebkeil; so iniifii diese bi ihei e^Mecbtb«n
überirnndsü gnweeen. eein, in helneei AugenbUek eelaee
Lebens kann das sinnliche Bewufstsein dem Gottesbewofst-
sein den Sieg streitig gemacht,. Jile ein Sriiwfoken und
limm^ bt Ibee sMtgefunden bebei»| d« k die aenseiiUobe
ilMnr I» ibsi «per unsandlleb, «nd s%vMir In deas strnngs
ren Sinn, dafs er, vermöge des wesentlichen Übergewichts
•der höheren Kräfte in ihm über die niederen, nnniö^tich
Sündigen kennte, ist er doech diese EigenlhaeUii^bkeit seV-
nse Weeen» des Urbild, saelebeM eelne Gemeinde sieb 1»
mer nur annfihern, nie über dasselbe hinauskoeimen kann:
so mu£i er doch - sonst könnte ewiüchen ihm und Ulis
keine wehrhafte Gemeinsebeflt stattfinden — enter d^n ge-
wöhnlichen Bedingungen des mensebUeben Lebeiia sieb eti^
wickelt haben, das Urbildliche mnfs in ihm vollkommen ge-
seiuebtliiob jiewttrden seiu^ jeder seiner gescbichtiichen Mo*
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714
Sohlui'sabh and lang« $•144.'
mente Euglelch das UrbUdlicbe in sich |^etragen haben, ond
die(^'1sr der eigentliche Sinn der kivehii«bMi Pormfl, dmCt
die ^'«titlfbb<» Und metitebliebe Jtmtmr in ÜMi s« Einer Pier>
•on veH^ge g^wemt üel^n.
Nur^^o weit lüfst sich die Lehre von Christo aus der
inneren Erfahrung des Christen ableiton^ und so weit wl*
derstt^eMt nneh ScBLBiiftMAOHift, MMih dtr WiMen
•eürft'nldiC; wa«' im ktreMidien Dogmn dartihn hlMiiia»
geht, — und gerade das ist es, was die Wissenschaft an-
Ibchten niaGi^ - wie namentlich die a)iernatüriiche Barmtm»
gang Jmu nnd seine Wander^ nnek die Thntaeehen 4cr
Atiferstehnny «nd Hinnnelflifcpl , so wie die Verlierrtiignn-
gen von seiner Wiederkunft Rum Gericht , können nicht
aJs eigentliche Bestandtheile der Lehre von Christo aofge-
itellt werden. i>enn derjenige, veil dessen Eimwkrkmt^
vns «ile Rrlftigung nneras OettietmwfsSieins kenMnt, Iuuhi
Christus gewesen sein , auch wenn er nicht leiblich aofer-
stand und in den Himmel sich erhob u. a» X: so da£s war
'diese Tbatsaeiieii nieln delesregen gieniienj weil sie in nn-
ierer inneren KrAiiiHRig mitgeeeal wJWen, eendem nur weil
sie in der Schrifc stehen, also nicht sowohl auf religitee
und dogmatische, als vielmehr nar auf historiscbe Weise.
Gewiis ist diese ChrisSeiegie eine eehr sehfinn Km-
wieblnng, nnd in ilir, wie wir epiter sehen werden, des
Möglichste geleistet, um die Vereinigung des Göttlichen und
Bleiischiichen in Christo als einem Individunn aea^liaaÜete
m maehen allein wenn dieseibn Beidee» aeweld 4m
tilanben nnrerlUlm^ eis die Wissenseinift unveriem mm er-
llalten meint : so mufs gesagt werdeoi dais sie sich in Bei-
deia täuscht
3^ Auch hier befinde ich mich im Gegcnsaz gecen Bo!l|i:^KllA}vx,
. welcher t. a. O. die SeHLSucMiACiiaji^sche Chrittologie eiae
gequälte Entwicklung nennt.
4) Dicst ist such bereits in dea aaadiallsslea Beortbeilm^
des ScHbaisaHJicata*sdiea Systems amn Bewusstssin gebeai-
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behlnraa^baiidioiit. 144/ 7lft
Der Wiflersfreif mit der Wl8tmfeHfrf^"'!(^^9ll iU^b bo-
nffulMit nn dit F*iwl'^ lü Gliriiiffift tri ilns UHUHMiA^
Punkt tei, ist ScHl'BiRKiKACHER*n selhf^i Stellt entgangen.-
Katim hat er den beseiehiieten Sas auf^eiifellt , »n .«pot er
Hieb Mieb iieh^n, wie mUmmp W'isa detik^ew iil^,^iifii ilfiM
UMdMeli» in einenr fUMhlebiKelieii BHnmIh^ii • tdUmm-
dig enr Wirklicbkeit gekoiitilien > fehl sollte^ da wir daf
Urbild sonst nie in einer einselnen Ertebeinnng, ReYidern
nar In eineai gunseti Krebi« ren mMm^ 4i» 'iiei^'g»^!^
«i4ll^ ergffnmn, vemlrklMit^'AlNieii. übM 'nwi -^l«
Urbildliehkeit Christi keineswegs enf düe tnnsenderlei Be^
yiebnngen des inensrhlichen Leliens sieb erstrecken, so dafs
«r MHdi'liHr «lies WiM«n> «difl^ «He Kunst und fSMohiek-
ftebfc^lr, iHe alKh in dn- mnnMbUeiien <i wMsiiWill wntwüii
kelt, iirbifdlicb seinmOftf»; ^somltfm nur lir füis Gebiel
des Gottes bewufstseinr: Allein dlefs linderC, wie SoiMID
mit Reebt bemerkt, niebts, da auch das GottesbewnfiiCaelil
in tcflner 'BiltwiebInnf nnil £Meheinnng( ilen üedlngvngtfll
ilrr findÜekMl nnd PnfeMhemnicnheit * nnterweribn lif^
nnd wenn Rveh nur In diesem Gebiete das Ideai in einer
einselneo historischen Person als wirJiilch anerkannt wef^
den mMf diele ntebt geeebebcii ^n',* ebne* die' Geeeiie
der MiMar dnreli Annabara einee Wvnden Mi dnidib>e»
eben. Doch dlefs schi«eekt Schleiermacher'h keineswegs
aaHtek, sondern eben hier, meint er, sei der einzige Oi^
WO' die ebristüebe Glanbenalebre dem Wimder in sieb- ftenm.
»
neben nrfiese. indem die Ifinfsieho ng der Persen OknlBii
tiur als Resultat eines schöpferischen göttlielien Akts be-
griffen werden könne. Zwar soll nun das Wunderbare
Mor enf den ereien Eintritt Umleti in lU^-fteibe dee Dft-
neily Tgl. BnANist, über ScHLKiKRaucaaii^s Gtaubrnslehre; H.
ScNMiei ttber Raa». GUmbensi* S« Mit* Bao«, die dnistt.
Gaesls, 8. 618 ft> nad die ili§sl.-RseeM#'««n ilsse»ftaun<.
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Mlend«ü ^«iMtiriiikc werden, ond seine ganse weitere fiat-
iviQlüili|g^4{||Mi; Bediogungea dee endlichen PM^f^in« nttter-
W4irte ig^yfmen ^Hß^, aber difib Z^ffeUndnilii lumn im
dir diMli Jßm Abmfttmg in die geiuw wteMi»
•ehafldicb« Weltansicht geeiaoht ist, niehl heilen, nnd mm
weniifTsten lipiiiien vage. Analogiecn etwa« helfen, ««ie die:
••.fttl .fs noch jest mtfglidi jei, <Ui« Mutevia eleii JbaUe
•nl iü'ttiiliidlkk»!! Bif sii iNitlm beginne» «a«e» die
Wiigenschafl. aseli einHImnen y es gebe eine Eineheinancr
im Geblf t des geistigen Lehens , die wir eben so i^ur aU
reinen AnfSang einer hfibeiipa |itiftig«i iielMnaeiilwielÜMif
Znml! me« dnnoli Horn » Vergleiebang an dae eriniwrt
wird, was Br\niss besonders geltend gemacht hat, dafs es
dep» Gi|iafsa aller KntwtcMlung sawider würe, den A»*
ffiiigiipiiilkt aiaer Meiba aia ein Brftftiat Mi .denbani mmi
alaa Mev in Cbriato, dem Slifter dee Qeaanuatiabeaay das
die Kräftigong des Gotteshewafstseins eum Zwecke hat,
die lirliftigbaili dessalben als sehlechthlnige varaaateiieny
wsn daeh nnr das pn^diiahe Ziel der fintfiümng daa van
Ihm getCiileean OaeaaMnllabana lalbZwargiebeaiiahSesueii»-
MACH RR in gewissem Sinn eine Perfektibilitiit des Christen-
tbaaiS' aii4 aber nicht über das Wesen Christi hinaus, son»
daHt.nn» ttbar .aaina Kraaiieinnnfr IK h«, die Sadingibait
•nd UnraMkaaiHMlieil der Verbillnlsse Clirlsii, der 8|MPtt-
che, in welcher er sich ausdrückte, der Natioiialitiic, inne^
halb daran er stand, habe anab.aain Danken nnd Tban
nfBairti aber nur die Anssanaellaa dar inneta Kam dh^
aelban sei dannaah wahrkafe nrbÜdlioii ge^reswn, nnd wenn
non die Christenheit in ihrer Fortentwicklung in Lehre
nnd Leben immer mehr jene temporellen und nationalen
Schranken niederwerfei in welehen Jesu Thun nnd Raden
fleh bewegte : sa aei diei« kein Hinausgehen iber Cfariatnai
Im Ma Seodsebtalban*
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Seliliir«Abli«itdI»ng. f» 144; ^117
•omleni nar eine um «o ToUstAndigere DnrJegvng seinet
Ifinerai Wetona. Allein, wle^mtl» grimMieb'^ebgdWto»
oeii bei, ein geiehkMIebee IndMdMto itf '^ftbiMi «er düf
mm Ton Ibn eriebMnt, seift ieneres Weeen whni In spinen
Reden and HanHInngen erkannt, ea seiner £igenthüiiilich*
keit gebttrf die Bedinglheit dmrch Zeit* «ad Volksverbfilf.
aiste nit, and wee bini^ dieser fireebelnnng «Is An sfeb
nvrffkHegt, Ist irfebt d«e Wtieen diese* Individnums, son-
dern die allgemeine menschliche Kator iiberhaa|ir, uelcho
in den filnaeinen darch IfidtridiielllAt, 'Zeit und Umttllfitlo
beeebrinkt, nur WirkHehklrtfr koaint Über die geeebirhi-
Hebe ISnekcinang Cbriell*- bfneosgehen , heifst also nicht
esen Christi sich erheben ^ sondern sur Idee dei*.
Meneebbeit Überhaupt, und wenn es Cbristna noeb sein
eoll, deesen Weeen eieb wenn ilile Wegwer»
fung des TeroporeNen- md Nettonelen das Wesentlicfte
a'as seiner Lehre und seinem Leben fortgebildet wird: «o
könnte es nicht eehwer fallen, dorch Ähnliche Abstraktion
noeb einen Sekrntea nie denjenigen datHtttateilen, *Übir wel-
eben in dleaer Weiae* lilebi liinaosgegangen werden könne.
Wie aber weder überhaupt ein Individuum, noch ins-
besondre ein geacbiditlicher Anfangspunkt nugieicb urbild-
•Üeb aeln lüinnt ae will eneb, Cbrlacuni beatintat «la Men» ,
aeben geftifat, die nrbÜdllebe Entwiekhing und Beschaf-
fenheit, welche ihm Schlkiermacher Euschrelbt, mit den
Geseteen des menschlichen Daseins sich nicht vertragen«
Die UnattndHebkell, «la «Aaillgllebkeit dea Sandigens ge-
itkkitf wie aie in Cbriafo geweaen aelb 'soll, ist eine mit
der menschlichen Natur ganz unvereinbare Eigenschaft,
da dem Menschen vermöge seiner von sinnlichen wie ver-
nünltigen Antrieben bewegten* Freiheit die Möglicbk'eic dea
Sündigena weaentiieb ist. Und w^nn 'Christus sogar von
allem Innern Kampf, von jeder Schwankung des geistigen
Lebens zwischen Cut und Böse, frei gewesen aein soiJs
ao könnte er foUenda knin Menaeb wie wbr goweadn aein^
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7(8 ^chUr^abhaitdlnüg. . (. 144.
da ;die Weohaelwirkang , ii| welcher berm Menschen
«owohl ,42ci laaeri di^Mienkraft überhaupt mit der auf A.e
•lebt 9 Botbweiidig aU Kampf cur Erscheinung kooimt
So ^^nig aber auf dieser Seite der Wissenschaft, bo
wetAg Ibiit diß in Bade ■tohand» jükaUlalqgia aaf dar mm»
^rn Saite 4m Glaaban ^enug. Uoi-tmi denjenigen PluilLiaa
abftuseheii| wo sie iür <lie kircbiicJien ßestiiuuiungen %venig*
lana aonehmiiohe Surrogate au bletaa weifd, über weiche
iiab Ja4a% gtaifhlalU «imÜP» IMm» ab^ aia vfiUig^
aaa gewihran ^) ^ tiitt diüb am adweiamlilafi in dar Jk*
hauptung hervor, die Ihatsachen der Aufersteliung uad
Hlmmeifahrt gehören nicht wesendiab som christlichen
Claabaii. W4lirai|d doch dar (Uaaba aadia Auferatehaii^
Chrieti der OraadstaiB itt,* akae «vakkeii die abritftlidie
Gemeinde sich niciit liürte aufhauen iLönnen, auch jest
noch der chrbtliche Festcyclns , die äussere Darstellung
das chrisliiohefi Sawtii«ti«ii|ei . keine tädiüehere Ver«riUa>
Mlang erleiden iUtnafa, ala weün aaadeai^clben das Oeter>
fest ausgebrochen >%'üi*de; iiberhaupt im Glauben der Ge-
BMiinde der geiytorbene Christus nicht sein könnte) was
er iei» wenn er. iiielil %^giaioli dej». Wiedareniandene
wira»
Zeigt tlch an der ScKLEiKRiiAOHiii'schen Lehre von der
Person und den Zustünden Christi besonders ihre doppelt«
Unsulünglichkeit y, in Bezog aitf Kjreliengiaiiben nnd Wit-
•elwfi: fo wird ane der Lelire ve» der Wir^easkak CM-
ed erheiieii, dafii, um dem ersteren nur to weit genug sa
thun, als hier geschieht, ein solcher Wider^rneh g^eo
die Grundsätze der ieateren gar nicht nöthig, sondern eis
ieiehteres Ver£siirfn m^ifliah waiw Ntaliah biala auf dm
6) Scnuoy a» •• O*
7) .VgL Aoi^wuMl.a. «..Ob S. Mifll /
\
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Aückschlofa von der inn^ni Krfaknuig des Chrlste% iil«,fh|r
Wirkung, auf die Person CJiritiü, «Js die IVsaclie, gegrin*
der» steht dto SkHijttfiMACHK&'iichc CJiri^tologie m^t,B^UwBl»
, Am F^fttn« Mmk aldit ktmimm wenfui. Imim» 4ll|b
jene innere Erfalurung uar dnnn ^ch erklären lasse, w^f^n
ein solcher Christus wirklich gelebt hat. ScHUCiBRMAciypa
. mih&t bmi dMi Agsiveg bemerkt^ ibiä man ja sagen könn*
Uf mat fmiiJaltt dank Jmi nlntiv« Vortrtfiiiabkeit liilia
die fvemeind« da Idenl nhtoliiter VoilkoMinefilieit entiiHiP*
ian, und auf den historischen Christus Ubergetragen, aus
ifelcbem sie nun fortwährend ihr ti^tteabewuistsein stfirka
«imI um M*h«: doeb diwMi Ausweg «oU die Jleaieriuiiig
•bichnaiden , die aflndhafta Meotehlwlt linlie vmndge des
Zusammenhangs von Willen und Verstand gar niciit das
Vmii^en, ein lleckeaiosts Urbild su erseugen* AUfin^f
wie treffend benerkl wevden ist» wenn ScHUHmucmca
Ulr die Entstehung seines wirUielien diristns ein Wunder *
postulirt : so könnten ja wir für die Entstehung des Ifieitls
von einem Christus in der menschlichen 8eele dssseüie
Reehl 1» Auspmoli nebmefi Judefiiy es is^ fer nieht
einmal wahr^ dafs die sflndliafte Menseliliehe Matur aor
isrzeugung eines sllndiosen Urbilds unftihig ist. W irtl un-
ter diesem I^eal nur die allgemeine Vorstellung vcrstan«
den: se Ist vielawhr jmit dem Bewnfslsebi der UnveiUMim«
BMnhelt und Sflndballtiglieit die Vorstellung des Voilkem-
menen und Sündlosen ebenso notliwendig gegeben , wie
mit dem def Endlichkeit die des Unendlichen , indem beide
Vorstellungen aicli gegenseitig liedingen, die eine ohne die
andere gar nieht adglieh ist. Ist aber die eonerete Aus*
führting des Bildes mit den einzelnen Zügen gemeint: so
kann man zugeben, dafs einem sündhaften Individuum und
Zeitalter diese Ausmalung nieht fleekenlos gelingen, kfyan;
allein dessen Ist ein solches Zeitalter , weil ea selbst afcht
S) Bava, a. a. O. W.
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^0 -Schlursabhandlang. $. 145.
tfiirOber hinaus ist, sich nicht bew^fsC, und wenn dat
WM mw skisMnhaft auügefitthrt Ist , «nd der Belecielrtwg
-mll' viel S|ileinin 'lilkt «o luum m iieieht «mIi mh «i-
ner spfiteren, scharfflichti^r |^wordenen Zelt, so innge
Me den guten Willen der ganstigstenBelenchtang hat, noch
^Ifii Eeokanlot betnehtet werden.
Hlemit sehen wir, wet «n Atm Vorwoif itt, Abt
BcHLEiERMACHBR'n 80 Ungehalten machte, dafs sein Ck4>
•loa kein historischer, sondern ein idealer sei: er ist nn-
gereehl, wenn auf die Meiming Schlbibrmacher^s geechen
wird 9 denn er glaubte steif und fest, der Chrbtosy wie
er Ihn construirte, habe wirklich so gelebt; aber gereekt
ist er einerjieits in Berug auf den geschichtlichen l liAibe-
* stand I weil ein solcher Christos imilier nor In der Idee
vorhanden ge%resen ist, In welehen Sinn üreilieh dSB
' kfrekHelien System derselbe Vorwurf noeh stUrker gemacht
werden inüfste , well sein Christus noch viel weniger exi^
'•Urt liaben kann; gerecht endlich rilcksichtllch der Coa-
seqiteiis des Systems, Indem, um das su bewiHien, wss
SentmiiMACMEa Ihn' bewirken llfst, 'kein anderer Christus
norhig , und nach den ScuLEi£RMACHER*8chen Grundsfitcen
Ober das Verhültnifif liottes Bur Welt, des Übemactirii»
eben sum NatArllehen, auch kein andrer mdglleh ist, als
N ebi Idealer — und In diesem Sinne triflit der Vorwurf die
Schlei KRMACHER*srhe Ginnbenslehre specifisch, da nach dea
Prämissen der Kirchenlehi*e allerdings ein historiscbsr
Chrlstua sowohl mtfglieh als nothweiidig war. '
«
Die Christologie , symboliücb gewendet. I-Unt. dk Wsxts.
Ist hiemit der Versneh gescheitere, das UrbildBeks
fai Christo mit dem fiesehiehtlieben nosammencohalten : so
scheiden sirli diese beiden Elemente, das lestere fällt «is
natilrüche^ Residuum au Boden, das erstere aber steigt s'f
voiaea Sabiimat lu den Äther der ideenweil empor» <jc>
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Schi ai'sabh and iung. {•
721
schichtlich kann Jesns nichts Anderes gewesen «ein, al«
eine zwar sehr ausgezeichnete, aber damoi- doeh der Be*
•ebrüiiktlieit alles £iidüeheii unterworfene Pertdniiehkelt :
venndge dieser . aQt|ifeBeichneten PertJönliolikeit nber reß^te
er das religiöse Gefühl so mächtig an , dafs diocs in ihm
ein Ideal der Frömmigkeit anerkannte; wie denn flber-
iiaopt eine bktorisebe Tbatsacbe oder Perton nur dadurch
Grundlage einer posillTen Religion werden kann, dafs «ie
in die Sphäre des Idealen erhoben wird *).
Schon i^PUiozA hatte diese Unterscheidung gemaehl In
der Bebauptung, den bistorischen Christus uu kennen, so
Bur Seligkeit nicht nothwendig, wohl aber den idealen
die ewige Weisheit Gottes nümiich , welche sich in allen
Dingen, im Besondem im menschüehen Gemtttb, und ai-
lurdlngs in ausgeselchnetem Grad li| Jesu Christo geoffen-«
hart habe, nnd %Telche allein den Menschen belehre, was
wahr und falsch , ^ut und böse sei -).
Auch nach Kant darf es nicht uur Bedingung der
Seligkeit gemacht werden, dals man glnnb^, es habe ein-
mal einen Mensehen gegeben, der, durch seine Heiligkeit
und «ein Verdienst sowohl für sich als auch für alle an-
dern genuggethan habej denn da?on sage uns die Ver-
nunft niehtt; wohl aber sei es allgemeine Menschenpflicht,
BU dem Ideal der moralischen Vollkommenheit , welches in
der Vernunft liege , sich zu erheben , und durch dessen
Vorhaltung sich sittlich kri&ftigen sn lassen: nur eu diesem
1) So SciiMiD, a. a. O. S. 267.
2) Ep. 21. ad Oldenburg;. Opp. od. Gfrörkr, p. 556 : — dico,
ad salutem non esse omnino nccessc^ Christum sccundum
carnem noscure^ ted de aeterno illo filio Dei, h. c. Dci ile-
tema sspieAtia, quae aeae in omnibua rebus, et maxime in
mente bumaiui, et oauiium maxime in Chriato Jesu manife-
atavit,' longe aliter aenticndmn. Nam nemo abaque hac ad
slatum beaUtudinii polest penrenire, utpote quae aola docct,
quid verum et falium , bonum et malum Sit«
Düt Lßb€n Jua IL ßand^ * 4G
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Sehltifsabliiincilung. $• 14Sb
moralischen, niehr 7.11 Jenem historisehen Ginnben «et ikr
•NenMli verpflichret
Auf diesem Ideal tfieht nun Kaut die efnsetnen Zii^e
tier biblischen und kirclilichen Lehre vop Christo unuuh
deuten« Die Mensohlieit oder das vernfl nfrige Weltwean
•Aberhaupr in «einer i^ancen slrtliehen Vollkoainienheil kl
es allein , was eine Welt sum Gesfenstande des g6ttlickce
llathsclihisscs und ztiin Zuerk der Schöpfung machen
kann; diese Idee der gottvrohigefÄÜigen Menschheit iel-k
Gott Ton Ewigkeit hrr, sie geht von seinem Wesen am^
ntid ist insofern kein erschaffenes Ding, sondern mein eia*
gebonier Sohn, das Wort, durch welches, d. h. um det-
sen willen, Alles gemacht ist, in welchem Gott die Wfk
geliebt hat. Sofern von dieser Idee der moraliechen Vett-
kommenlieit der Mensch nicht seihst der Urheher ist, son-
dern sie in ihm i'laz genoutnien hat, ohne daf« man be-
grififci wie seine Natur für sie habe empftfnglich aeinköa»
taen : so iliCit sich sagen , dafs Jenes Urbild vom BubomI
KU uns hernbgekommen sei, dafs es die Rfenschheit nnsi^
iiominen habe, und diese Vereltii«>tirig mit uns kann ali
ein Stand der Erniedrigung des Soimes Gottes nngcsehts
werden« Dieses Ideal der moralischen VoUkommenbeil^
wie sie in einem von ßedfirfuissen und Neigungen ahhia*
gigen Weitwesen möglirh ist , können wir uns nicht aa*
dert vorstellen I als in Form eines Menschen ^ ond swar,
weil wir uns von der Stärke einer Kraft, und so mmtk
der sittlichen Gesinnung, keinen Begriff machen können,
als wenn wir ^ie mit Hindernissen ringend, und unter
den gröfsten Anfechtungen dennoch lil>erwindend nne vor
•tollen • eines solchen Menschen , der nicht aliein «lle Mc»
schonpilieht selbst aussuliben, nnd- durch Lehre ttud Bei-
spiel das Gute in grüfstmüglichem üuifang um sich her
^ Religion innerhtlb derCrensca der blossen Vernunft, drittfi
Stück, Itv Ablhl. VII.
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Bohlnfsiibbiinilliiiig. % UlL 723
«afmilireiteii , tondern Auch, obgleich durch die stärksten
Anlockungen versucht, dennoch alle Leiden bis zum
aobmfihlicbaten Tode am de« Weltbesten willen ra über»
Mlimen bereitwillig wire.
Diese Idee hiit ihre Realitflt in praktischer Bexie*
hung volUttfndig in sich selbst , und es bedarf keines Bei«
•pieis in der üdrfabrung, om dieselbe sam verbindenden
Vorbild für ont ma machen y da sie als solches schon in
unserer Vernunft liegt. Auch bleibt dieses Urbild wesent-
lich nur in der Vernunft, weil ihm kein Beispiel in der
äusseren Erfabrong adüqoat sein lianU) als welche das
Innere der Gesinnung nicht aufdeckt 9 sondern darauf nur
mit schwankender Gewifsheit schllcfsen llifst. Da jedoch
diesem Urbilde alle Menschen gemäfs sein sollten , und
folglich es auch können müssen ; so bleibf immer möglich^
dafs in der Erfahrung ein Mensch vorkomme, der durch
Lehre , Lebenswandel und Leiden das Beispiel eines gott*
wohlgefUlligen Menschen gebe; doch auch in dieser Er*
seheinung des Gottmei.sshen wäre nicht eigentlich das,
was von ihm in die Sinne flült, oder durch Erfahrung
erkannt werden kann, Objekt des sei ig machenden Glau-
bens) sondern das in unsrer Vernunft liegende Urbild,
weiches wir Jener Erscheinung unterlegten , weil wir sie
demsellien gemfifs ftCnden^ aber freilich immer nnr4n so-
weit , als diefs in Süsserer Erfahrung erkannt werden kann«
Weil wir alle, obwohl natürlich erzeugte Menschen, uns
verbunden und daher im Stande fühlen, selbst solche Bei-
spiele absugeben; so haben- wir keine Ursache > in Jenem
ninsterhaften Menschen einen übernatürlich eraeugten an
erbÜckeu; ebensowenig hat er au seiner Beglaublt^nTig
Wunder ndthig^ sondern neben dem* moralischen Glauben
an die Idee ist nor noch die historische Wahrnehmung erfor-
derlich , dafs sein Lebenswandel ihr gemäls sei^ um Ihn
als Beispiel derselben zu beglaubigen.
Derjenige nun, Welcher sich einer solchen morali«
46«
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fi4 SchUfaiibliAndlang. f. 14».
sehen Getinnang bewnfst ist, dmU er gcgHlndetee Vc^
traven enf tleh «efcen kmnn^ er wflrde unter Xhnliebee
Versuchungen iinii Luiden , wie sie an dem Urbilcte der
Menschiieit aU Prubierstein seiner moralischen Gesinnong
vorgestellt werden , diesem onwendelber enbingi^ iiii4 in
trener Maehfolge lihnlieh bleiben ^ ein soleher Menseb al»
i lein ist befugt^ sich iür eilten Gegenstand des göttlichen
Woblgefaiiens eu halten. Um su solcher Gesinnung sidi
sa erbeben, mofs der Mensch vom Bösen eosgehen, dee
nlten Menschen ensitlehen , sein Fleisch fcreoBigen ; eine I
Umänderung, welche wesentlich mit einer Reihe Ton
Schmersen unil Leiden verbunden ist. Diese hat der alte
Mensch «Is Strafen verdient: sie treffen aber den aeM%
indem der Wiedergeborene, der sie anf sich nimmt, nnr
noch physisch, seinem emjiirischen Charakter nach, als Sin-
nenwesen, der alte bleibt, moralisch aber, als inteiligib-
les Wesen, In feiner veränderten Gesinnnng, eio never
Mensch geworden ist i^fern er nnn in der Slnneetnde-
rung die Gesinnung des Sohnes Gottes in sich nufgenooH
men hat , so kann , was eigentlich ein Stell vertreten des
alten Menschen fttr den neuen Ist, als Stellvertretung des
Sohnes Gottes, wenn man die Idee personificirt , vorf^e-
stellt und gesagt werden, dieser selbst trage fUr den I^Ien«
sehen, für alle, die an ihn praktisch glauben, als SteJIveiw
freier die Sandenschuld , thue durch Leiden rnid Tod der
hliehsten Gerecfitigkeit als Erlöser genug, und mache
als Sachverwalter, dafs sie hoffen können, vor dem Rich-
ter als gerechtfertigt eu ersriieinen, indem das Leiden, wd-
ches der nene Mensch, indem er dem alten abstirbt, im
• Leben fortwührend fibernelimen mofs, an dem ReprAsen-
tauten der i^lensehheit als ein für allemal erlittener Tod
vorgestellt wird
4) a. a. O. 2tet Stück; Iter Abscbn. 3tct Stück, Ite Abthig.
f
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öchlttTf «bhandinug. $. 146. 7SUft
Auch Kant, wie Schleiermach er, dessen ChrUtologie
Überhaupt in manchen Beziehungen an die KANTische er-
innert ^)| keoml In der Aneignung der kirchiicben €hri-
etolof|[le nnr bis nnni Tod Christi: von seiner Auferstehung
und llimmelfHhrt aber sagt er, sie liünnen zur Religion ,
innerhalb der Grenzen der blofsen Vernunft nicht benüst
werden I weil sie auf Materialität aller Weltwesen flBhren
wfirden. Wie er indefs auf der andern Seite diese Thal*
Sachen doch wieder als Symbole von Vernunftideen , als
Bilder des Eingangs in den Sic der Seligkeit, d« h« In die
(veneinschaft mit allen Guten, gelten läfst: so hat noch
bestimmter TiBPTRimK erlilKrt, ohne die Auferstehung wür-
de die Geschichte Jesu sich in ein widriges £nde verlie*
ren, das Auge sich mit Wehmuth und Widerwillen ?on
einer Begebenheit abwenden, In welcher das Muster der
Menschheit als Opfer nnheiliger Wuth fiele, und die
•Scene sich mit seinem ebenso unschuldigen , als schmerzli-
chen Tod beschlöfse; es müsse der Ausgang dieser Geschich-
A% mit der Erfttllui^ der Erwartung gekrdnt sein, nn wel-
cher sich die moralische Betrachtung eines Jeden unwider-
stehlich hillgezogen fühle; mit dem Übergang In eine ?er-
^ geltende Unsterblichkeit
Auf ihnllche Weise schrieb nt WsTfiy wie Jeder
Geschichte, und insbesondere der Rellglonsgesehlehte, so
auch der evangelischen , einen symbolischen , ideflfen Cha-
rakter HU, vermöge dessen sie Ausdrucli und Abbild des
menschlichen Geistes und seiner Thätigkelten seL Die Ge^
achichce Von der wunderbaren Erseugung Jesu stelle den
göttlichen Ursprung der Religion dar ; die Erzählungen
von seinen Wunderthaten die selbststündige Kraft des
Menschengeistes und die erhabene Lehre des geistigen
Selbstrertmuens ; seine Auferstehung sd das Bild des
5) Wie disst Bavr nschweist, chritti. GnosiSy S, 660 ff.
^ ü) Censur des christL protefttsntisebcn Ldirbsgrifl«^ 3 , S. ISO.
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7^ Sohlufaabhandiung.
Sl0gf der Wahrheit I das Voraeiohen des künftig sa Tott-
endenden Triomphs des Guten Über des ß^ise; seine Hi»
Mi^lfnhrt das Symbol <ler ewigen Herrlichkeit der Religion.
Die religiösen Grinulideen , welche Jesus in seiner Lehn
aasgesprochen, drücken sieh ebenso klar in seiner Ge-
schichte ans. Sie Ist Ausdruck der Begelsteron^ , in im
mathvollen Wirken Jesn nncl der slegreiohen Gewalt s«-
ner Erscheinung; der Resignation, in seinem Kampf mit
der Bosheit der Menschen , der Wehmnth setner wamea»
den Reden, und vor Afleni in seinem Tode; Chpiataa an
Kreoe ist das BÜd der dui*ch Aufopferung geläutertei
Menschheit: wir sollen uns alle mit ihm ki*euzigen , xm
mit ihm ma neuem Leben anfsnstehen. Endlich die Idcs
der Andaoht ist der Orundton der Oesehiehte Jeeo, indes
Jeder Moment seines Lebens dein Gedanken an seinen hinua-
lischen Vater gewidmet ist 7>
Bsionders klar hatte schon früher Horst diese ty»
bolisehe Ansteht ron der Geschieh te Jesu ausgesprochen.
Ob Alles, was ron Christo er/fihlt wird, sagt er, genau >o
als Geschichte rorgefallen ist^ das kann uns jezt eiemliek
gleiehgdltig aeln| auob kdnnen wir es nicht mehr nasaul-
feln. Ja , wenn wir es uns gestehen wollen , so ist de«
gebildeten Thell der Zeitgenossen dasjenige , was den alt-
gläubigen Christen hellige Geschichte war, nur noch Fabel:
die EraAhInngeo Ton Christi abematarlicber Gebart, vaa
seinsii WündeTOy seiner Auferstehung und Hlmmelfahit,
müssen , als den Ge^set^-en nnsres ErLenntnifsvennöfjen?
widersprechend , rerw&rfen werden. Aber man fasse aie
nur aicht mehr blofs teratäiidlg, als Geschichte, sondera
mit Gefllhl und Phantasie, als Dichtung, auf: so wtW
man finden, dafs nichts in diesen Erzfihivngeii willkühr-
lieh gemacht ist» sondern Alles seine Aaknflpfungspjuikte
7) RelSgion und Theologie, Her Abachnftt, Kap. 3. Vgl. biU.
Dogmatik, §. 255^ kirchiichu, $. 64 (F.
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ScblB/sabliiuidlttiig. §. 145. ' 7S7
in dem Tiefsten nnd Gottverwandten des meiischiielieii Ge-
mOthes hst. Von diesem 2^tniic(|ittniic aus betrachtet, iüüt
•Ich an die Geschichte Christi Alles anknOplen , was flür
das religiöse Vertrauen wichtig, für den reinen Sinn hele-
Jbeud, für das zarte Gefühl anziehend ist. Ks ist jene
fveschichtc eine heilig schöne Dichtung des alii^emeinen
Menscliengeschlechts , in der steh alle ßedfirfnisse unseres
religiösen Triebs vereinigen , und diei's ist eben die höchste
Kl.re und der {stärkste Beweis für die nilgemeine Gültige
keic des Christenibnms. Die Geschichte des £vangeiiuui8
i»t Im Grunde die Geschichte der idealiseli gedachten ali-
geuieinen Menschennatur, und zei^^ir uns in dem i.eben des
Kinaigen, was der Mensch sein soll, und mit ihm verhun-
zten durch Befolgung seiner Lehi-e nnd seines Beispiels
wirklich werden kann. Oaiiel wird nicht geleugnet, daft
tlem Paulus, Johannes, Matthüus und Lukas das That-
sache und gewisse Geschichte war, was uns jestnur noch
•la lieiüge Dichtung erscheinen kann. Aber es war ihnen
auf ihrem Standpunkt ans eben dem Inneren Grunde heill*
ge Thatsschc und Geschichte, aus welchem es uns jezt auf
unserem Standpunkt heilige 1\1 ythe und Dichtung ist. Nur
die Ansirhten sind verschieden : die mense hliehe Natur,
nnd In Ihr der religiöse Trieb, bleibt Immer derselbe. Jene
l^lanner beduriten in ihrer Welt, zur ßelebun^ der rciigiöheji
und muraiischen Anlagen in den Menschen ihrer Zeit, Ge«
schiebten nnd Thatsacheii, deren innersten Kern aber Ideen
bildeten ; uns sind die Thatsaehen veraltet nnd ewelfelhafit
geworden, und nur noch um der zum Grunde liegenden
Ideen willen die Eraählungen da>un ein Ge^^enstand der
Verehrung •
Diese Ansicht traf snnffchst von Selten des kirchlichen
BewulbUeins der Vorwurf, dal's sie btait de^ iicichthuiu»
8) Ideen Uber Mythologie u. s. w. in Hbakb^s neuem Msgsfc&u,
6, S. 434 ff. vgl. Ubnss^s Museum, 3^ S. 455.
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*
728 8«liiorsAbbandlong. {. 145.
göttlicher Realität , wie sie der Glaube in der GeschScbte
Christi iinde^ eioe Swinlang leerer Ideen ond Ideale m-
tortehiebe) etalt ein trostreiehee Sein n gewihiw^ «i
bei in »Irückcnden Sollen bewenden lasse« Pflr die Oewils-
heit, dafs Gott s'icb einmal wirklich mit der menschlichen
Malar yereinigt hat^ bietet die Anasabnang ecblechten Er»
MB, daft der Menseh göttliehen SInnea werden «eile; Ar
die Bertihigungr, welche dem Glfiabigen die dareb Gfaii*
atum vollbrachte Erlösung gewährt, ist ihm die Veran-
•chaoliehang der PHicht kein Äquivalent, sieb selbst roa
der Sünde losBamachen* Ana der TeraSbnten -Welt, in
welehe ihn das Christen tham versezt, wird der Bfeneeb
durch diese Ansicht in eine unversöhnte Eurückgeworfen,
Ana einer seligen in eine «nselige ; denn wo die Versob-
nnng erat nu Tollbringen , die Seligkeit erat bd erringen
ist , da ist vor der Hand noeh Feindsekafit und ünaelif-
keit. Und zwar ist die Hoffnung, aus dieser je ganz her-
ensKukommen, nach den Principien dieaer Ansicht, weicba
nur Idee nur eine unendllehe Ann&berung kennt, eine
tlCusehende; denn das nor im endloaen Progrela sa £rrsi-
cheude ist in der That ein Unerreichbares.
Doch nicht allein der Glaube, aondörn auch die Wi$-
•enaebaft in ihrer neuesten Entwicklung hat dieaen Stand-
punkt nnaureiehend befunden. Sie hat erkannt, dafa, die
Ideen enm blofsen Sollen machen , dem kein Sein entspre-
che, sie auflieben heifse: wie das Unendliche als bleiben-
des Jenseite des Kndliehen feathalten , es verendliehen ; sie
liat begriffen , dala das Onendliehe im Setaen und Wie»
deraufliebeij des Endliclien sich selbst erhält, die lilec in
der Gesammtheit ihrer Erseheinungen sich verwirklicht,
«iafa nichts werden kann , Was nicht an aicb aobon ist:
also auch vom Mensoheo sieh nicht rerlangen Ififst, aiek
mit Gott SU versöhnen und gottlichen Sinnes zu werden,
wenn diese Versöhnung und Vereinigung nicht an aieh
achon vollbracht iat.
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Soiilnaabliandlaai^ S* 146. 310
«
^ $. 14Ö.
Die tpeciiUtive Cbristologie»
Schon Kant hatte gesagt , das gute PrincSp tei nieht
bloCi au einer gewissen Zeit, sondern vom Ursprung
des nantohUchen Geschleebtt an' unaiahtbararweiae wom
Hiauael In dia ManaeUMÜ JiaralifekaBuiian and Sohl»
LiNG Stellte den Sas auf: die Menschwerdung Gottes
ist eine Menschwerdung von £wigkeit ' )• Aber wüb- *
rcnd dar eralara nnter Janen Ausdruck nur die morall-
aehe Anlage veratanden hatte , welche mit Ihrem Ideal nnd
ihrem Süllen von jeher dem Menschen eingepflnnat gewe*
aan sei : verstand der ieztere unter dem menschgeworde«
nen Sohn Gottea daa £ndiiche aeibat, wie es im Menachen^
cum Bewttfstseln kommt, nnd In seinem UnCeraehIed von
dem Unendlichen, mit dem es doch Eins ist, als ein lel*
dander und den Verhältnissen der Zeit unterworfener Gott
I
erMheInt*
In der neneaten PhUoaophle Iftt dlefa weiter ao apa*
gefiBhrt woi*den Wenn Gott als Geist ausgesprochen
wird| 80 liegt darin, da auch der Mensch Geist ist, be-
reite, dafs beide an sich nicht verschieden sind. Mäher
tat In der ErkenntnUa Oottea ala Geiatet, da der Gelat we-
sentlich diefs ist, in der Unterscheidung seiner von sich
idcntiscli mit sich zu bleiben, im Ändern seiner sich selbst
mi haben , diela enthalten , dafs Gott nicht ala aprüdea
Unendliche anaser nnd aber dem Endliehen rerharrt, aun-
dern In dasselbe eingeht, die , Endlichkeit , die Natur und
den menschlichen Geist, nur als seine Entfiusserung sezt,
•na der er ebenao ewig wieder In die Einheit oüt eich
1) Voriesungen Uber die Methode des acadeouschea Stadium ^
S. 192.
9 Hasit^^FltiCnoaienologie ^s Geistes, 8. 501 tt ; desseUben Vor-
Icsuagea Uber die Fhilos. dar Relig. 1 , 8. 234 ff« Msaais»
fm», Gruadlebren der eMstL Dogmatlh, 8« 174 ff* Ros«*
RüAMZ, EncyUopädie der th^ol. WiMeoschaften, S.38ii^l4SiL
Digitized by
7aa SchlaUabhaudluiig. $• 146.
■elbtt mtrOckkehrC« So wenig der Mensch als blofs eiid-
lieher und en feiner Endlichkeit festhnicender lieictt Wahr-
heit hef : to wenlf hat Gott eis blofe nnendlleber » In eet->
ner Unendlichkeit sich absohliefsender Geist Wirklichkeit:
eondern wirklicher Geist Ist der unendliche nur, wenn er
EQ endlichen Geistern sich erschliefiit: wie der endliehe
Geist nur dann wahrer Ist, wenn er in den nnendliehen
'sich vertieft. Das wahre und wirkliche Dasein des Ivel«
stes iilso ist weder .Gott ffir sich, noch der Mensch für
sich, sondern der Gottmenseh; weder allein seine Unend-
lichkeit, noch allein seine Endlichkeit, sondern die Be-
we((ung des Sichhingebens und ZurHcknehmons r.wischen
l>eiden , welche von ^ttlicher Seite Offenbarung , Toa
menschlicher Rell||[lon ist.
Sind Gott find Mensch an steh Eins, und Ist die Re-
ligion die meuichliche Seite, das werdende ßev% iifätstMU
dieser Einheit: so mufs diese In der Religion auch für den
Menschen werden , in ihm snm Bewafstseln und rar Wirk-
lichkeit kommen. Freilich, so lange der Mensch eich seihst
noch nicht als Geist weifs, kann er auch Gott noch nicht
als Menschen wissen; ist er noch natürlicher Geist, se
wird er die Natur Tcrgtfttem; als geseclicher Geist , der
seine NsKIrllchkelt nur erst auf iusserllehe Weise benwi-
stert, wird er Gott als Geser.geber sich gegentibersi eilen;
aber sind nur einmal im GcdrXnge der Weltgeschichts
heide. Jene Matllrliehkeit ihres Verderbens, diese Gesen-
llchkeit Ihres Unglficks , Inne geworden $ so wird sowohl
jene das ßedfirfnifs empfinden, einen Gott eo haben, der
sie Aber sich erhebe, als diese einen, der sich su ihr her>
'Unterlasse. Ist. die Menschheit einmal reif dasu , die Wahr»
heit , defs Gott Mensch , der Mensch göttlichen Geschlech-
tes ist, al4 ihre Religion au haben: so mufs, da die Ueli-
giott die Form ist , in weicher die Wahrheit für das ge>
meine Bewufstseln iivird, Jene Wahrheit auf eine geseia»
veretändliehe Weise, als sinnliehe -Gewilsheit , erscheineo,
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' Schla.riabhandlnng. $. 146. -731
d. h. es maf« ein meMchliehes iiidlfidiMiai'iiiiflrreteiii wd»
ehes iilft der gegenwlrtt^e Gott gewufiit wird. BöH^ntdle-
*ser Gottmensch das jenseitige göttliche Wesen und das
diesseitige mcnsohliclie Selbst in Eins Eusammcnschiiefst,
kann Ton ihm ge^sj^t werden , dafs er den göttliehen Geist
mum Vster, und eine menschliche Mutter hebe; sofern
sein Selbstsich nicht in sich, sondern in dieslisoIuteSubstiins
reflektirt , nichts für sich , sondern nur für Gott sein will}
ist er der Siindlose nnd VollJLommene ; als Mensch von
göttlichem Wesen ist er die Hecht aber die Netar «nil
Wunderthäter ; aber als Gutt In menscliiicher Erscheinung
Ist er von der Natur ahhlinn^ig, ihren Bedürfnissen und
Leiden unterworfen , befindet sich im Stand der Erniedri-
gung. Wird er der Platur auch den leiiten Tribut besab-
len müssen ? Hebt die Thatsache , daTs die menschliche
Natur dem Tod verfallt , nicht die Meinung wieder auf,
dafs sie an sich Eins mit der göttlichen sei ? Nein : der
Gottmensch stirbt , und seigt dadurch , dafs es Gott' mit
seiner Menschwerdung Ernst ist; dafs er ru den unter«
sten Tiefen der Endlichkeit berabxusteigen nicht ver-
echm&ht, weil er auch aus diesen den Rttckwe|^ so sich
SU finden weilb , auch in der völligsten Entümserunit mit
sich identisch zu bleiben vermag. Nfiher, sofern der Gott-
mensch als der in seine Unendlichkeit reflektlrfe Geist
den Menschen als an ihrer EndliehlLeit festhaltenden ge-
genObereleht: Ist hiemit ein Gegeasas ond Kam;»! getieft,
und der Tod des Gottmenschen als gewaltsamer, durch
der Sünder Hfinde^ bestimmt, wodurch eu der physischen
Koth noeh die moralische der Schmach ud . ßeeobuidl- •
gun^ des Verlireehens liommt. Findet eo Gelt den ^ rg
vom Himmel bis eum Grabe : so mufs fiUr den Menschen
auch aus dem Grabe der Weg cum Himmel sn finden sein ;
das Sterben dea LebenafttMlen ist das Leben dee. Sterbli«
eben. Sebon durch sein Blngeben in die WuU eis GoCh
■Masch neigte sich Gott mit der Welt veraöbot: nüber
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73% 8ehlar«abhandUttg. $• 147.
•beri indem er sterbend seine NAtOrlichkeit «lisCreifte,
Beigte er den Weg , wie er die Versöhanng ewig ku Stan-
de Mmgtf ataileh darch £nlä«Menu^ Mr MatOriidÜMfl
«ad Wiadeniafhebmg denelben idealiseh mit sieh mm Uei*
ben. Insofern der Tod des Guttmenschen nur Anfhebung
seiner £nt£asterang und Niedrigkeit ist ^ ist er in der
Tbat firböbimg aad Kflekkebr aa Gott, aad ao fo^ aaf
daa Tod wataatlieh die Aaferstehang and Hiamalfaki«.
Indem der Gottmensch, welcher während seines Le-
bens, den mit ihm Lebenden sinnlich als ein Andrer gegen-
ilberttandy dareh den Tod ilirea Sinnea eataoai«en wird,
gebt er ia ibro Vorttellong aad Erinnerung ein, wird aa*
mit die in ihm geseste Einheit des Göttlichen und Mensch-
liehen aligemeines Bewufstsein, und die Gemeinde mufs die
Moamte seiaae Lebeae, welche er Susserlleb darcblief , ia
•leb aaf geistige Weite wSedorboiea. . Im MatOrlioben «lali
schun vorfuiilend, mufs der Glaubige, wie Christus, dem
Ii^atilrlioben — aber nur innerlich, wie er äusserUcb —
•terbfn^ geistig, wie Christa« leibliob, sieh kreaalgen aad
hegrabea laatea, an dareb Aafbe^ang der Natdrlichkeit
mit sich als Geist identisch zu sein , and an Christi Selig-
keit und UerrÜohkeit Antbeil au bekosuaea*
f. 147.
Lestes Dilemma«
Hieait eeheiae aaf hihera Wete, aae deai Begriff
Gottes und des Mensehen Ia Ikraai gegenseitigen Verblli-
nifs heraus, die Wahrheit der kirchlichen Vorstellung Ton
Cbrietae iiostätigt, and so auM orthodoxen Standpunkt,
wiewohl aaf aaigekelnrtaai Wega» aarückgalaakt aa eela;
wie nXmIicb dort «ot der Rlehtigkeil der eeangelisehea
• Geschichte die Wahrheit der kirchlichen Begriffe von Chri*
eto deducirt wurde : so hier aae der Wahrheit der Begrif-
üi die Riehtigkait der Historie. Das VarkOamge Ut aaeh
wiriüiob, die Idee nicht ein KAiiTiscbea Solieu iilols, «oa-
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Sehlufsablmiidlang. % 147« 79M
dern ebenso ein Sein; als Vernnnftidee nachgewiesen al-
so mufs die Idee der Einheit der göttlichen und menscbli*
eilen Detter «nch ein geeeliiebtlieliee Dasein heben» Die
Einheit Gottes mit dem Mensehen , sagt daher Marhkiiib*
U ist in der Person Jesu Christi offenbar und wirk«
Jich als ein Geschehensein ; in ihm war^ nach Rossnk&anz-)^
die gdttlielie Macht ttber die fiatnr coneentrirt, er lionnte
nleht anders wirlten, als wonderbar^ ond das Wnnderthnn,
WH8 uns befremdet, war ihm nntdrilch ; seine Auferstehung,
sagt CoMRAOi^)) ist die noth wendige Folue der Vollendung
seiner Pei*s6nli€hkeit, und darf so wenig beiremden^^dalä
es vielmehr befremden mdlste, wenn sie nleht erfolgt wfive.
Allein sind denn durch diese Deduktion die Wider-
eprllche gelöst, welche an der kirchlichen Lehre ?on der
Person und Wirksamkeit Christi sieh heransgesteUl ha-
ben? Man darf nnr mit dem Tadel 9 welehen gegen die
8cHLEiERMACHER*8che Kritik der kirchlichen Christologie
RosKNKEANZ in seiner Recension ansgespröehen hat, dasje-
»ige ▼ergleiehen, was der lentere In seiner EneyklopXdie an
lUe Stelle seat : so wird man finden , dafs dnreh die allge-
meinen Sft'tze von Einheit der göttlichen und menschlichen
I9atur die Erscheinung einer Person, in welcher diese
JÜnheil auf ansschlieCiende ViTeise individuell vorhanden
gewesen wire, nleht Im Mindesten denkbarer wird. Wenn
ich mir denken kann, dafs der göttliche Geist in seiner
Entäusserung und Erniedrigung der menschliche, und der
mensehllehe In seiner Kinkehl* in sieh und Erhebung über
sieh der göttllebe Ist: so kann Ich mirdefswegen noch nicht
vorstellen, wie göttliche und menschliche Natur die verschie-
denen i/nd doc^ verbundenen Bestandtheiie ^iner geschicht-
lichen Person aoigemacht haben können; wenn ich den
1) Dogmatik , 326.
2) Encyklopädie, S. 160.
ö) Sclbfttbcwussttein und OfTenharung , S» 295 f«
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Sdklufi Abb «nd lang. $• 147
Geist der MengrMieit in seiner Einheit mit dem göttlichen
im VerUiif der 'VVHt^eschichte immer yoll«tfindiger als die
Miieiit aber die Natur eich beihäligen eelie: eo imt tliafe
«twet gen» And^r^s. nie pfn^n c4nKeliieii MenM*hen fnr ria-
seine willkülirliche IIaii<iluii<^cn mit sulcher Macht ausge*
rüstet KU dtMiLen: voHlmkU au:i der Wahrltelt, du!« die auf-
gehobene NaHIrliehkeit daa Auferateben dea Geiatea aei, vrird
die leibliehe Aoferstebang einea IndividunaM iiiemala foigeiu
Hiemit wft'ren wir also wieder nuf den KAKTixelien
Standpunkt zurückgesunken, den wir selbst nngetiügeud
beftiiideu babeii; deuu vrenn der Idee keine Wirkliebkeil
«nkoninit, so Ist sie l^erea Sollen und Ideal* Aber heben
wir denn alle Wirklichkeit der Idee auf? Keiiie&weg«,
sondern nur fitpjenl«:e, Melrhe aas den Prämiaaen nicht
folgt. Wenn der Idee der Einheit von göttlicher und menaeli-
lieber Natvr Realitllt sugeschrieben wird, hellst diel«» sii-
viel, dnfs ak» einmal in einem IndiviHiinm, wie vorher ond
hernach nicht mehr, wirklich gewurden sein mllaael llaa
ist ja gar nicht die Arf, wie die Idee sieh reallairt, in Ein
Exemjilnr Ihre ganne Fülle aoasnschQffen , nnd gegen alle
andern 7.n geixen, f«ondern in einer Manchfaitigkeit von
Exemplaren, die aich gegenseitig erg^naen, im Wccfaaei
aleh aetsender ond wiederanfhebender Individuen, liebt aie
ihren Reichthnm ausxubreiten. Und d.i« .«oll keine \5:ilire
Wirklichkeit der Idee sein? die Idee der Einheit von gött»
lieber und menschlicher Katur wiire nicht vielmehr in nn-
endlleh htfherem Sinn eine reale, wenn Ich die ganae Ulenaeb-
helt als Ihre Verwirklichung betjreif'e , als wenn ich ei-
nen ein/einen Menschen als solche aussondere? iJaof
Menschwerdung Gottes von Ewigkeit nicht eine wahrere,
nia eine In einem abgeschloaaenen Punkt der Zeit?
Das ist der Schlüssel der ganzen Christolo^ie, Hafs als
Subjekt der Fr^idikate, welche die Kirche Christo beilegt,
statt etnea Individunma eine Idee , aber eine reale, nicht
lUmiaeh onwirUlehe, geaest wird. In einem Individnom,
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Schlnrtabliiindliing. i. 147* %i$
einem fiottmenschen , gedaclit, wiilefRpvwhen sich die Ei-
genschnfteii und Funktionen, welche «ii« Klrcbenlebr«
Chrif sntebrelbt : In der Idee der tiaiuuig ellnnta ale
Rotenimen. Bie Mentehbeit Ut die Verelnlgong der bei*
den Nfitui*en, der menschgewordene Gott, der Kur End-
lichkeit entüusserte unendliche, und der seiner Unendiicb-
keit Sieb erinnernde endliebe GeUt; sie Ut das Kind der
elebtberen Mutter tind des onsiebtberen Vetert: des GeU
8tes und der Natur; sie ist der WunderthMtcr : sofern Im
Verlauf der Menschengeschichte der Geist sich immer voll*
•ftündiger der Netnr bemüobtigt, diese ihm gegenflber suai
»nebtlosen HeteriAl seiner TbStigbeit bernntergese et wird ;
sie ist der UnsUndiiche : sofern der Gang ihrer Ent%virk*
lang ein tadelloser ist, die Verunreinigung iromrr nur am
Individonin klebt, in der Gattung aber und ibrer Gesebieiile
«nfgehoben ikt; sie Ut der Sterbende , *Aiiferttebende imcl
gen Himmel Fahrende : sofern ihr aus der Negation ihrer Na-
türlichkeit immer höheres geistiges Leben, aus der Aufhebung
ihrer Endllcbkeit als persönlicben, nationalen und weltU-
eben Geistes ibre Einigkeit mit dem nnendlicben Geiste de«
Himmels hervorgeht. Durch den Glniihen an diesen Chri-
stus, nnmentlich an seinen Tod und seine Auferstehung,
wird der Menseh vor Gott gcreebt: d. h. dureb die Bele-
bung der Idee der Mensebheit In sieh, namentlich nach
dem Momente, dafs die Negation der Natürlichkeit^ wel-
che selbst schon Negation iles Geistes ist, also die Nega«
tion der Negation , der elninge Weg sum wahren geistigen
Leben fOr den Meneeben sei, wird auch der elnselno dea
' gottmenscbllchen Lebens der Gattung theilhaftig.
Diefs allein ist der absolute Inhalt Her (Niristolosie :
dafa derselbe an die Feraon nnd Gescbiclite eines Einael-
nen gelinjipft erscheint, hat nar den subjektiven Grund|
dafs dieses Individuum durch seine Persönlichkeit und seine
»Schicksale Anlafs wurde, jenen Inhalt in das aligemeine
Bewnfstsein so ertieben^ und dala die Geiateistufe der al«
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fM
S«hl vftabhanfllang. Iff.
teil Welti «imI dM Vollr« bo jeder Zeit| dfe Hee 4fr
Menschheit nur in der concrefen Figur eines IndividuosM
anzoschnueii ?eriiing. In einer Zeit der tiefsten 7iniimi
heil, (ter kSehtten leibliehen und geistigen Noth, mtfiikk
ein reines , ele gOff Ifeber Geiandeer verekrtes IndiTidmi
in Leiden ond Tod, und bildet sich in Kursem der GIsnito
an e^ne Wiederbelebung: da mafste Jedem das tua m '
agitur einfiiüen ^ und Cbritlna alc derfenige ereefacinei,
weteiier, wie Glenens Ton Alexandrien in etwas aadmn I
Sinne sagt, td öfiäfta rijg av^Qomorijiog vnexQivaio. VVtr
In seinem Leiden die finssere Noth, wclehe die Mensdh
fielt iiedriiekte, eoneentrirt^ und die innere «bgebildet: m
lag in seiner Wiederbelebung der Trost, dafs in solchen
Leiden der Geist sich nicht verliere, sondern erhalte)
dnreli die Negation d**r Natürlichkeit sich niclit verneis«|
«andern In bttherer Weise affirmire. Hatte Gott seiaea A«- !
pbeten , Ja seinen Liebling nnd Sohn , in solehee Elead 4-
lüngegeben um der Sflnde der Menschen willen : so vv.ir
aneh diese fiusserste Grense der Endlichkeit als Mninpnt
Im gdttiieken Leben erkannt^ und lernte der von Notk wi i
Sfinde damiedergedHIekte Menseh sieh in die g6ctlldn
.Freiheit aufgenommen fühlen. ^ Wie der Gott des Pinto
auf die Ideen hinscliaoend die Welt bildete : so list dar
Gemeinde 9 Inden sie, Tminlafst durch die Person sid
Schicksale Jesu , das Bild Ihres Christus entwarf, aahs-
wufst die Idee der Menschheit in ihrem Verh<mls zur
Gottheit vorgeschwebt.
Die Wissensehaf^ nnsrer Zeit aber kann das Bewalil-
sein nicht iNnger mehr anterdrOcken , dafs die Bestehest
auf ein Individuum nur zur zeit- und vulksmäfsigen t'urm
" dieser Lehre gebort. Schukuamacher hat gans recht ge-
liabt, wenn er sagfe, es ahne ihm, dalli bei der speealati-
Tcn Ansicht für die geschichtliche Person des KriMn
nicht viel mehr als bei der cthionitischea übrig bleibe ^> ^
4) Zweites Scndtchr. I
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Sthlnfsabhandliing. i. 147. 737
' Die sinnliche Geschichte rfet IfiifMdaanit, sagt Iiiott, Iii
nur der Ausgangspunkt flUr den Geist. Indem der Glaube
von der sinnlichen Welse anfängt, hat er eine aeitliche
Geseiüehte vor sich; was er fiBr wahr bilr, ist losiMBray
gewöhnliche Begebenheil | und die Beglaubigung ist die
historische, juristische Weise, ein Faktum durch sinnliche
GewiPsheit und moralische Zuverlufäigkeit der Zeugen an
beglaubigen. Indem nnn aber der Gelsl Ton diesem Ana*
seren Veraniessong nimmt, die Idee der mit Gott. einigen
Menschheit sich zum ßewnfstsein zu bringen, und nun in
Jener Geschichte die Bewegung dieser Idee anschaut: hat
aich der Gegenstand vollkommen Torwandei^i ist ans ai»
nem* sinnlich empirisehen an einem geistigen und ggttllchan
geworden , der nicht mehr in der Geschichte , sondern in
der PiiUosophie seine ßeglanbigung hat. Durch dieses
.Hin aasgehen Ober die sinnliche Geschichte aar absoluten
wird Jene als das Wesentliehe aufgehoben | sum Unterge*
ordneten herabgesezt , über welchem die geistige Wahrheit
auf eigenem Boden steht, zum fernen Traumbild, das nur
noch in der Vergangenheit, nnd nicht wie die Idee in dem
aieh schleehthln gegenwirtigen Geiste Torhanden kl ^>
Schon Luther hat die leiblichen Wunder gegen die geistll-
chen,2als die rechten hohen Mirakel, herabgesezt : und wir
aollten ans fär einige Krankenheilungen in Galiläa auf hö«
Imre Welse Interessiren kdnneti , als liHr die Wunder der
Weitgeschichte, fÄr die In's Unglanbllehe steigendö Ge-
walt des Menschen über die Natur, für die unwider-
etehliche Macht der Idee, welcher noch so grofse Massen
des Ideenlosen keinen Widerstand entgegenausetEen ver-'
mögen? ans sollten Torelnaeke, ihrer Materie nach unbe-
deutende Begebnisse mehr sein, als das universellste Ge-
schehen, eineig deüswegen, weil wir bei diesem die Nn-
tSrlicbkeit des Hergangs, wenn nicht begreifen, doch vorw
5) iVA. rhii. 2, s. 2 :> rr.
Vm L$b€ii Xiu IL Band. 47
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73S ScIiliifiiAbkiinfiliiii^. {. 147.
murMtsen , bei Jenen« über diis Gegentheii ? DmM wire 4w
besneren BewoHtruein onierer Zeit in*« Ange^ht wkli^
sjirochen, welches Schleiermacher richtig and absehlicfspnH
so ausgedrückt hat : aus dem Interesse der Fronunigkeit
lifinne nie mehr das BeddrfnÜe entstehen ^ eine Thatsarbe
•o anfsttfAMen, dafs durch ihre Abhängigkeit ron Gott ihr
Bedingtseiii durch den Naturxnsammenhang aufgehoben
würde, da wir üher die Meinung hinausseien, aU ob die
güttlicbe Allmacht sich griifser seigte in der Unterbrechung
des Natursttsamnenhangs , als in dem geordneten Verlauf
desselben ' ). Ebenso, w^enn wir das Menschwerden, Ster-
ben und Wiederauferstehen, das: duplex ne^atio (fjjirtntitf
als den ewigen Kreislauf, den endlos sich wiederholenden
Pulssehlag des göttlichen Lebens wissen : was kann an
einem einzdnen Falttom, welelies diesen Preeels dacn
hlofs sinnlich darstelle, noch besonders gelegen sein? Zur
Idee im Faktum, zur Gattung im Individuum, will nnsns
Zeit in der Chrit|oiogie geführt sein: eine Oogniatik| wel«
che im Locus von Christo i>ei ihm als Individaam atehcs
bleibt, ist keine DooniHtik, sondern eine Predigt.
Aber eben die iVedigt, wie diese sich dann sur Dog-
natili verhalten solle^ und wie überhaupt noch eine ehris^
liehe Predigt möglich sei , wenn die Dogmatik jene Ire»
stalt angenommen, ist die bedeiikliciic Fritge , fiie sich uns
hier sciiÜersiich noch entgegenstellt. &culei£rmaciirr hat
gesagt) wenn er sich die immer mehr herannahende Krt«
sis in der Theologie denke, und stelle sich vor, er nOfs*
te dann zwischen einem von beiden wühlen , entweder die
christliche Urgeschichte wie jede gemeine üescliiclite der
Kritik preifssugeben , oder seinen Olauben von der Specn-
Jation SU Lehen sn nehmen : so wttrde er fOr sich allein
Ewar das Lestere wühlen; betrachte er sich nber in der
Gemeinde j und vorzüglich als Lehrer derselben: so werde
6} Glaubsatlelirc, 1, f. 47*
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Schlaff ab ha n diu ng, S* 147«
799
er von dieser Seite fort und auf die enf gegengeteilte hin*
llbergesogen. Denn der Begriff der Idee ^ottee und des
Meniehen , «nf welehem nach der apeeulaclf en Ansieht die
Wahrheit des christlichen (jlniibens beruht, sei freilich
ein iiöatÜcheB Kleinod, nlior nur Wenige können es be*
eitsen, nnd ein solcher Privilegirter wolle er nicht sein lii
der Gemeinde, dafs er unter Tansenden den Grund des
Glaubens allein hätte, liier könne ihm nur wohl sein in
der völligen Gleichheit, in dem Bewofstscin, dafs wir alle
auf diesislbe Weise von dem £inen nehmen und dasselbe
an ihm haben* Und als Wortführer und Lehrer fn der
Gemeinde könnte er sich doch unmöglich die Aufgabe stei*
len, Alt und Jung ohne Unterschied den ßegrÜT der Idee
Gottes nnd des Menschen beiaubringen : vielmehr müfstu
er ihren Glaolien als einen grundlosen In Ans|imch neli»
roen , und könnte ihn auch nur als einen solchen stMrken
nnd befestigen wollen, indem so in der gemeinsamen An-
gelegenheit der i^eligion eine nniibersteigliche Kluft befe-
stigt werde, bedrohe uns die speculative Theologie ndt
einem Gegensas von esoterischer und exoteriseher Lehre,
welcher den Äusserungen (>Iiristi , es sollen AJIe von Gott
gelehrt sein, gar nicht gomäls sei: die Wissenden haben
•Hein den Grund des Glaubens , die Nichtwissenden imben
nur den Glaulien , und erhalten ihn nur auf dem Weg der
Überlieferang. Lasse hingegen die ebionitische Ansicht
nur wenig von Christo übrig, so sei diefs Wenige doch
Allen gleich ragingUch nnd erreichbar, und wir bleiben
dabei bewahr! vor Jeder immer doch in's Rdmische hin*
überspielenden Hierarchie der Sjieculation Hier ist
auf gebildete Weise dasjenige ausgesprochen, was man
Jen! Ton Vielen, nur in ihrer Art ungebildet, su hören be-
kommt, dafs der speculatire und nugleich kritische Theo-
log der Gemeinde gegenüber sum Lügner werde« Der
7) Im swcitea Sendschreiben.
47*
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740 ScIiliirsabhAndlang. $. 147.
\Tirkltc1ie Tiintbe^rnnd ist hiebe! dieser. Die Gemeinde
bMittbt die kircbiicht Cbristologia auf ein tu gev^ ieeer /jeit
getchichdieb das^ewt^seiiet Individauoi: der epeeulativa Tb*»
oluifittif eine Idee, di; nur in der Gesuninitheitder Indiridae«
«um Dasein gelangt; der Gemeinde gelten die evangeli-
acben £ralUilttngen alt Geschichte : dem kritiscben Tlicolo-
gen guten TbeÜi nnr als Mythe. Soli er sieb »ob der
Gemeinde roitthetlen , so stehen ihm vier Wege offen :
Krstlich der schon in den obigen Äusserungen Schlei-
xuiacbsr's abgeschnittene Versuch, die Gemeinde auf «ei-
nen Standpunkt sn erbeben, das Geeebicbtlicbe «tieh fUr
sie in Ideen anfaulSsen — ein Versacb,der nothwendig felil-
schlngen mufs, weil der Gemeinde alle l^rämissen felilni,.
durch welche in dem Theologen seine speeulative Anairbt
vermittelt worden ist, den ebendeiswegen nnr ein Dumh
tisch gewordener Anfklimngstrieb maelien litfnnte.
Der Eweite, entgegengesezte Ausweg wäre, sich
-durchaus auf den Standpunkt der Gemeinde au versetzen,
und fdr die kirebliebeMittbeilung sieb aus der Spbtfre des
Begriffs gans4n die Region der yolkUhOmliehen Vorstel-
lung herabzulassen. Dieser Ausweg wird gewöhnlich zu
roh gefaist und heurtheilt. Die Differenz zwisch^ dem
Tbeoiogen und der Gemeinde wird für eine totale angese-
hen: er mllfste, meint man, aof die Frage, ob er an die
Geschichte Christi glaube, eigentlich nein «»agen, sage aber
ja , und diefs sei eine Lüge. Allerdings , wenn bei m gei&t-
iicben Vortivig und Unterriebt das Interesse ein geschicbt-
liebea wAro, retbielte es sieh so: nnn aber ist das Intev»
esse ein reUgiüse«, es ist wesentlich Religion, was hier
mitgetheilt wird, erscheinend in Form von Geschichte, und
da kann , wer cwar an die Geschichte als solche nicht
glaubt I deek daa Religllise in ihr ebensogut anerkennen,
wie wer auch die Geschichte als solctie annimmt; es Ut
nur ein Unterschied der Form, von welchem der Inhalt
anbertthrt bleibt* Delswegeir ist es un^ebiidet, es scUceht*
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SeliliirtaJllittnilliiug. $. 147.
741
vreg Lüge mm nennen , wenn etn 6 •hfl'oVier e. B. von der
Auferstehung Christi predigt, indem er diese zwar als
einzelnes sinnliche« Factum nicht für wirklich ^ über doch
die Aneohauung dei geistigen Lebensprocettet i welche
darin liegt , fiBr wahr hilt Näher jedoch Ist diese Iden-
titiit des Inhalt;! nur für denjenigen vorhanden , welcher
Inhalt und Form der Religion zu unterscheiden wei(s> d» b»
Idr. den Theologen, nicht aber für die Gemeinde , sn w^l*
eher er spricht: diese kann sich keinen Glanben an die
dogmatische Wahrheit s. B. der Auferstehung Christi den*
keil f ohne Überzeugung von ihrer historischen Wlrklici^
keit) und konmt sie dahinter, dafs der Geistliehe die len*'
tere nicht annimmt , und doefi noch von Anferstehnng pre*
digt, so mufs er ihr als LOgner erscheinen, \i odurch das gan
se Verhältnifs swischen ihm und der Gemeinde eerrfssen ist.
So fttr 'sleh swar kein Lagner , aber der Gemeinde
ab solcher cvsehelnend' nnd sieh dessen bewnftt, mafste.
der Geistliche , wenn er demunerachtet eu der Gemeinde
in der Form ihres Bewufstseins zu reden fortführt, am
£nde doch auch sich selbst als Lügner erscheinen, und sähe
sirh somit auf den dritten, Tersweifelten Answeg binge-
trieben, den geistlichen Stand so verlassen. £s hälfe
iiichts, zu sagen , er solle nur von der Kanzel herab, und
statt dessen auf den Katheder steigen, wo er vor solchen,
die Bum Wissen bestimmt sind, seine wissenschafÜlehe
Ansicht nicht surflckBuhalten brauche ; denn wenn derje»
nige , welchen der Gang seiner Bildung nöthigte, diegeist«
liehe Praxis aufzugeben, nun viele solche heranzubilden
bekäme, die durch ihn nur geistlichen Praxis unfähig
wOrden, so wäre diefs ans Cbel nur ärger gemacht. Den-
noch könnte es andrerseits nicht gut für die Kirche gesorgt
. heifseii, wenn alle diejenigen, welche der Kritik und^Sjie-
enlation bis sn den oben dargelrgten Krgebnissen In sich
Ranm versfatten , ans Ihrem Lehrstai.de heraustreten soll»
teil. Daun da würde sich bald kein Geistlicher mehr mit
Dl
941 S^lilartabhandUag. {• 147.
•oMieii FonehonfBii «bgvlwii wollen, wemi er dadneli Ge-
fahr liefe, auf Resultate gefOhrt eo werden, weleha ihm
flSthigten , aas dem geistlichen Stand zu treten ; die Kri*
tik und Philosophie würde £igenthaai der !Nichttheologea
werden I den Theoloj^en aber bliebe nnr der Glaube» wd-
•her dann den Angriffen der lirltifehen nnd speealaHreH
Laien unmöglich in die Länge widerstehen könnte. Doch
der nUigÜohe £rfol|; hat da, wo es Wahrheit gilt, kein
6ewieht| und eo foll dai eben Gesagte nicht getagt aeüi»
Dae aber bleibt doch , wenn wir auf die Sache telbet le-
ben I dafs, wen seine theologischen Studien auf einen
Standpunkt gefuhrt haben, auf welchem er glauben muCk^
binter die Wahrheit gekommen , In das Inaerste Hjsterium
der Theologie eingedrungen an eeln, der sieh nicht ge-
neigt oder verpflichtet fühlen kann, nun gerade die Theolo-
gie zu quittlren, dafs diefc vielmehr {ür einen solchen eine
onnatllrllohe Znmuthnngi Ja geradesu unmdgüeh sein mnfib
Er wird also nach einem andern Ausweg suchen,
und als solcher bietet sich ein vierter, der, wie die zwei
•raten einseitig, der dritte nur eine negative Vermittlung
waTi so eine positive Vermittlung awischea den beiden
Extremen, dem Bewnrstseln des Theologen und der Ge-
meinde, ist Er wird sich in seiner Mittheilnng an die
Gemeinde zwar In den Formen der populären Vorstellung
halfen, aber so, dafs er bei jeder Gelegenheit den geistigen
Inhalt, der ihm die einsige Wahrheit der Sache ist, durch*
scheinen Ifffst, und so die allmihlige Auflösung jener For-
men auch im Bewtifstsein der Gemeinde vorbereitet. Er
wird also, um hei dem gewählten Beispiel au bleibe n , am
Osterfest «war von dem sinnlichen Faktum der Auferste-
hung Christi ausgehen, aber als die Hauptsacbd jenes mit
Christo Begrabenwerden und Auferstehen iiervorheben,
worauf schon der Apostel dringt. Diesen Gang nimmt ei-
gentlich Jeder Prediger, auch der rechtgläubigste, so oft
er aoa der evangelischea Perikope, Aber welche er predigt,
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2icliluiiialiliA JiiUajig. 147. 743
eine Moral zieht: auch darin Ist der Lber^aiig von etwas
äuMerlicb UistorUcheni eu einem inneren, Geistigen, Tor-
bandea. Freilich itt der Unterschied nieht so Obersehen ,
dele der orthodote Prediger die sogenannte Moral derge-
stalt auf die Historie seines Textes baut, dn(8 diese als
gescliichtlicbe Grundlage liegen bleibt: wogegen bei dem
speenlatiren Prediger der Übergang von der biblischen Ge-
eehlehte oder kirehllchen Lehre so der Wahrheit, die er
daraus ableitet, die negatl?e Bedeutung einer Aufhebung
Moii jener hat. Genau betrachtet jedoch feiilt auch im Uber-
gang des orthodoxen Predigers vom evangelischen Text ssr
Nntnanwendung dieses negative Moment nicht ; Inden er
Ton der Geschichte nur Lehre fortschreitet , sagt er damit
wenigstens so viel : mit der Geschichte ist es nicht gethan,
sie ist die Wahrheit noch nicht, sie mufs von einer ver-
gangenen snr gegenwärtigen, von einem euch fremden,
Süsseren Geschehen an eurer eigensten Inneren That wer-
den : so dafs es sich mit diesem Ubergang auf ühnliche Wei-
se verhält, wie mit den Beweisen für das Dasein Goites,
yßfo das weltliche DuKinj von welchem ausgegangen wird,
auch scheinbar cum Grunde liegen bleibt, in der That aber
ais das vtatirc Sein negirt, und zum Abüuiuten aufj^chohen
wird. Immerhin indes;ien bleibt es noch ein merklicher
Unterschied} ob ich sage: da und sofern diefs geschehen
i^t, habt ihr das so thnn nnd euch dessen su getrdsten, —
oder: diefs ist zwar erzählt als einmal geschehen, das
Wahre aber ist, dafs es immer so geschieht, und auch an
und durch euch geschehen soll* Wenigstens wird die Ge-
meinde beides nicht Iflr dassellm nehmen, nnd es kehrt
somit auch hier die Gefahr snrifck, dafs sie hinter diese
Diflferen/ komme, und der Prediger ihr, und dadurch auch
aiuh selbst, als Lügner erscheine«
Von hier ans kann dann der Geistliche sich wieder ge-
trlelien finden, entweder direkt mit der Sprache herausmi-
geheu, und das Volk «u seineu Begriffen erheben an woi-
\
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I
744 Scbiiiftabliaadiiiog. f. 147.
Im; oder, dä dk& aofthwendlg arfftglfleken moA, Mk
behutsam ganz an die Tontelfungswette der GeMlnde aii-
soschmlegen ; oder endlich, sofern er auch hier sich leicht
Terrfith , am £nde doch aus der GeitUiohkeit mu treten.
Hlenlt itl die SchwierigfceU eingettanden, welche die
krititoh - tpeeiilatlTe Auslebt in der Theologie filr das Ter»
hfiltnifs des Geistlichen zur Gemeinde mit sich führt: die
Collision dargelegt y In welche der Theoiog gerjith, wena
et sieb fragt, was nun für ihni sofern er auf solche Ab*
siebten gekommen, weiter an than sei? and geseigt, wie
unsere Zeit hierüber noch nioht £ur sichern Entscheidung
gekommen ist. Aber diese Coliision ist nicht durch den
Fdrwis eines Einzelnen gemacht, sondern dureh den Gang
der Zeit and die fintwieklung der ehrlstlichen Tbeologit
notbwendig herbeigeftthrt ; sie kommt an das IndlTidaam
heran und bemliohtigt sich seiner, ohne dafs es sich ihrer
erwehren könnte. Oder vielmehr, es knnn diels mit feich»
ler Mobei wenn es sich nämlieh des Stndirens und Den*
kern enthilt, oder wenn dieses nicht, doch des freien fCe-
drns und Schreibens. Und deren ^iebt es schon genug
in unserer Zeit, und man brauchte sich nicht cu bemühen,
Ihrer lihmer mehrere sa maehca dHrch Veraagllmpfaag
derer, welche sieh im Geiste der fortgeschrittenen Wissen-
Schaft vernehmen lassen. Aber auch deren giebt es noch,
welche unerachtet solcher Anfechtungen doch frei bekennen,
was nicht mehr verborgen werden iuina — and die Zeit
wird lehren, ob mit diesen oder mit jenen der Klreha^
Uenschheit, der Wahrheit besser gedient ist.
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Register
der erlfiaterteo evangeliseheii Absdbnitto.
CDie fVmltche Zifller bedeutet den Baad, die erabUche die
Sdlentehi.)
Matthüu t.
I» 1—17 I, 105—128.156—166.
lö— 25 l, 129—156. 166—191.
22 f. 1, 143-151.
25. I, 180—191.
81 i— 23. 1, 220-259.
' 22. 23. I, 265 - 278.
9y U 1» S09-319.
2-12 I| 319-331-355-363.
t3-l7
4> l-lt
12.
15-17
18-22
23.
24.
5-7.
5, 17.
61 1—18
«1-4
8—13
14. 18
18-20
I» 369. 396.
Ii 396-428.
I, 353 f.
I, 429. 445 f. 474.
I, 520-526.
I, 429 ff.
II, 5. 88.
If 569-587.
I9 497 ff.
I» 49S.
n, 62-57.
JI| 103—122.
U» 50.
1} 29d.
8> 21. 22.
23-27
28-34
9, l-Ö
9-13
14-17
II, 173-180.
11^ 17 f. 25-40.
11, ÖÖ-93..
1, 541-547
I, 359-361.
Ifl. 19. 23-26 11, 133-140.
153-156. 171-173.
11» 94—103.
Uf 65-69.
1, 686 ff. If, 6.
I, 678.
. 1, 589.
I, 548-566.
1, 5ü2-5i9..
1, 5Ö7-591.
' I, 465. 467.
. I9 587 f. 678.
I, 331—355.
I9 359-361.
I, SOl f.
I» 592 t.
20-22
27- 31
32-34
35
56-38
10, 1-4
5. 6.
7-42
23
11» 1.
2-6
7-19
20-24
28- 30
12, 1 -8 I, 498. 645 f. II» 122.
9-13 l, 495. U, 122-129.
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mtg det \ crräthert weUt OiJJuutM lu geben, wenn er bibl.
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Comm* 3> 458 Ann. tagt : Vielleiclil tot 1 Mot. 49, 17. [:Dm
%rird eine SeMkage sein auf dem Wege, ein Cerait auf dem FD«t-
fttcigo , der das Pferd in die Hufen sticht , dass sein Heiter rück-
wärt« fillt] der V'errath des Judas prophetisch angedeutet , wor-
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finb folgende @(!()tiften etfc^unen unb In aOe» ^\xii*
nacb ten iQu^Uen neu untc(G»c6t iml nMdiH
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Serbinanb S^rifliatt Q3aur,
•tbenlL Vrofcffor ^cr CY)ang. ^tcologic an t>tt Unlmfit^t in Wiltingen.
Mu gv« 8. 4 f • 13 fr. ober 2 ^Ir« 5 01,
©icfe (Scftrift cntbält tticfjt niir eine üellflanbißc (intiricflung ^c3
ninnicl)ätftl)cn ignftcmo, fon^crll \iul)t aud) ^ic gan^c €rfd}cinunij tc6
cD^antct)aijnuisJ in i)cr Q3cbcutuug, Mc Dcrfclbc fowobl für Die 0c»
fcbict}tc M ^bnfuutl^um^ aucf) für bie alte Sieligion«^ ^ 0cfil;:cl}t(
h<it, bon einem neuen 6tantpunft ou^ oufpfnifcn. ^ai lauall
(efännte URtcrfn4un0en für vemanMc $(»ciU Altern ifttrc()enoe*
Micftte genorben ftnb/ foOtc biefe ^c^rift für ben in oiclfacbcr
^InMt f» mcrf»9rbt0(ii ^onicbfiilmud »erben. S)af 0e ibre Zuf»
0abe ntcbt oerfei)lt l)at/ bciveifen bie gunjitscn Qenrtbcilnngen / bie
fic fcitbem in ben onocfcbcnfrcn, in t>er ^nerfcnnung ibre« SQ3ertbe*
eiuflimmigen, Uterarifdjcn 3ctti'd;riftcn öcfimtcn bat- 5i?an ücrgl. Q)crl.
3al;rl>. für njiHenfcbaftl. ^ritif i832. 9iro. i86 f. 3un. ©. R4t f.
857 f. S)a\ki >2iag. £it. Jcit. i832. «Dlcr.j ?nr. 54- ©.426 f. Z\)Co\.
etub. u. .ierit. IÖ33. Ö75f. e. l2Uf. eUU tllt|.
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S)n Su^legung talber tjl ia 9U»fd^a |fie(()if4e Urtcrt, loß
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(gftbdtcii Zctt, ftnteriaft el itbec» nid^l/ bic übrigrii, tag Set»
(8»^if Mterjitt^entoi nnh fict)ernben, ()!))omcnfe ^ülfc in rnfcR,
nimmt ouf bie Altere neuere Literatur geeignete 9mtifid}t/ unb
«atbSlt in Solgc bcr anKivcnbeten «DJetboDe aun'cblüjfe unb vfrßrter»
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9wU M 4«iAUc()ca iCbcologca nidli nirb obff ucbctt (dosou
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TONShKVED
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